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Redebeitarg von Dr. Gisela Penteker - Yek Kom

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Konferenz: Kurden in Deutschland<br />

deutsch- türkische Verhältnis hätte, da die türkische<br />

Regierung eine Förderung als Versuch der Einmischung in<br />

innertürkische Angelegenheiten und als Förderung separatistischer<br />

Tendenzen betrachten würde. Hinzu kommt,<br />

dass nicht auszuschließen ist, dass das Ergebnis der<br />

Maßnahme eher integrationshemmend als integrationsfördernd<br />

ist, da die bestehenden Spannungen zwischen<br />

türkischen Mitbürgern und Mitbürgern kurdischer<br />

Abstammung verstärkt werden könnten und somit der<br />

soziale Frieden zwischen den in Deutschland lebenden<br />

Ausländergruppen beeinträchtigt würde.“<br />

Die Kurden werden <strong>von</strong> der Förderung sozial-kultureller<br />

Rechte ausgeschlossen. Sie erhalten auf Bundesebene<br />

keine staatliche Unterstützung, wodurch die sozial- kulturellen<br />

Aktivitäten der Kurden erschwert werden. Dass<br />

diese und andere Integrationsarbeiten verschiedener kurdischer<br />

Vereine <strong>von</strong> kommunalen und staatlichen Stellen<br />

nicht gefördert werden, beruht auf einem Beschluss bzw.<br />

einer Empfehlung des Auswärtigen Amtes vom 13.6.1990:<br />

„... Aus politischen Gründen hält das Auswärtige Amt an<br />

seiner Auffassung fest, dass Aktivitäten kurdischer<br />

Gruppen im Bundesgebiet nicht mit Bundesmitteln<br />

gefördert werden sollten. ... Jede Förderung auch angeblich<br />

rein kultureller Aktivitäten durch die<br />

Bundesregierung würde in der großen türkischen Kolonie<br />

in der Bundesrepublik Deutschland Zwietracht und<br />

interkommunitäre Streitigkeiten auslösen. Sie würde<br />

außerdem <strong>von</strong> der türkischen Regierung als Versuch einer<br />

Einmischung in innertürkische Angelegenheiten und als<br />

Förderung separatistischer Tendenzen betrachtet werden.“25<br />

Es hat viele Konsequenzen, dass die Kurden seit vielen<br />

Jahren dem <strong>Dr</strong>uck und der starren Haltung deutscher<br />

Politik ausgesetzt werden. Es gibt kein spezifische<br />

Sozialarbeit und keine sozial- pädagogischen Angebote für<br />

Kurden. „Die Forderung nach einem Sozialdienst für<br />

Kurden wurde <strong>von</strong> der Bundesregierung als Zumutung<br />

empfunden, nur geeignet, die deutsch- türkische<br />

Freundschaft zu belasten.“<br />

Wegen dieser unnachgiebigen Haltung - sowohl politisch<br />

als auch gesellschaftlich -, haben die Kurden keine<br />

Möglichkeit, sich in ihren sozialen Angelegenheiten beraten<br />

zu lassen. Damit wird die Integration der Kurden in das<br />

gesellschaftliche System Deutschlands erschwert.<br />

Die Kurden benötigen wie andere Migrantengruppen auch<br />

Familien-, Asyl- und Sozialberatung sowie psychologische<br />

Anlaufstellen.<br />

Es gibt zwar Einrichtungen, die sich mit sozialen, kulturellen,<br />

rechtlichen, asylrechtlichen und psychologischen<br />

Problemen <strong>von</strong> Migranten beschäftigen, aber die<br />

notwendige Sozialberatung und –betreuung, sie berücksichtigt<br />

aber nicht die Bedürfnisse der Kurden.<br />

In den Beratungsstellen werden sie mehr als „türkisches,<br />

arabisches, persisches Klientel“ betrachtet.<br />

Ein erfolgreiches Beratungsgespräch setzt Vertrauen und<br />

in der Muttersprache sprechen zu können, voraus.<br />

Kurdische Dolmetscher sind in den Beratungsstellen nicht<br />

vorhanden bzw. werden nicht finanziert.<br />

Es ist zu hören, dass Kurden immer wieder mit ihren<br />

Problemen zu türkischen Beratern geschickt werden. Doch<br />

Vertrauen haben die kurdischen Klienten bei den<br />

türkischen Beratern nicht, eher große Ängste. Die meisten<br />

<strong>von</strong> türkischer Politik geprägten Berater oder Therapeuten<br />

haben auch kein Verständnis für die Probleme der kurdischen<br />

Klienten. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten<br />

therapiesuchenden Kurden <strong>von</strong> der türkischen<br />

Staatspolitik Betroffene sind.<br />

Alle Versuche hinsichtlich der Einrichtung sozialer<br />

Versorgungsstellen für Kurden schlugen bis jetzt fehl,<br />

obwohl diese Menschen verstärkt wegen ihrer spezifischen<br />

Probleme dringend darauf angewiesen sind. „<br />

Obwohl die Zahl der kurdischen Flüchtlinge seit zwei<br />

Jahrzehnten zu den höchsten überhaupt zählt, findet keine<br />

Beratung und Betreuung speziell für kurdische Flüchtlinge<br />

statt.“<br />

Offiziell wird in Deutschland die kurdische Identität nicht<br />

anerkannt; eine Unterstützung der Integrationsarbeit der<br />

kurdischen Verbände und Vereine findet nicht statt.<br />

Allgemein übernehmen die kurdischen Vereine ehrenamtlich,<br />

unregelmäßig und nach ihren Möglichkeiten die<br />

psycho-soziale Versorgung für ihre Landsleute.<br />

Häufig akzeptieren Standesämter keine kurdischen Namen<br />

und kurdischen Kindern wird kein muttersprachlicher<br />

Unterricht in den Schulen erteilt. Es gibt keine kurdischsprachige<br />

Sendungen in Fernsehen und Rundfunk.<br />

Zur Festigung der Persönlichkeit und zur positiven<br />

Entwicklung des Lebens für Kurden ist es eine menschliche<br />

und rechtliche Aufgabe, diese mit anderen Gruppen gleichzustellen.<br />

III.Empfehlungen zur Integration der Kurden<br />

Zur Normalisierung des Verhältnisses zwischen Deutschen<br />

und Kurden, des friedlichen Zusammenlebens und der<br />

Integration der Kurden sind folgende Maßnahmen<br />

erforderlich:<br />

1.Die Gleichstellung der Kurden mit anderen<br />

Migrantengruppen ist möglich, wenn die Kurden als eigenständige<br />

Volksgruppe anerkannt werden.<br />

2.Die Bundesregierung muss sich für eine politische<br />

Lösung des Kurdenproblems einsetzen und eine offizielle,<br />

gerechte Haltung gegenüber den Kurden einnehmen<br />

3.Die politischen kurdischen Parteien, Organisationen und<br />

Vereine müssen als Vertreter der Kurden seitens der<br />

Regierung anerkannt werden<br />

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