EnEV 2009 Energie-Einsparverordnung Adobe PDF-Format
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Bild 2.3: Beispielhafte Brutto-<strong>Energie</strong>bilanz eines Niedrigenergiehauses.<br />
ist, desto kürzer wird die Heizzeit, desto<br />
weniger arbeitet die Heizanlage, aber um<br />
so geringer wird deren Nutzungsgrad!<br />
Der Wohnungsnutzer beeinflusst durch<br />
das gewählte Temperaturniveau und<br />
durch sein Lüftungsverhalten maßgeblich<br />
die <strong>Energie</strong>bilanz und damit den Heizenergieverbrauch.<br />
Eine Vielzahl wissenschaftlich<br />
verfolgter, d.h. gemessener<br />
und ausgewerteter Niedrigenergiehausvorhaben<br />
der letzten Jahre zeigt, dass<br />
der Nutzer entscheidend in die <strong>Energie</strong>bilanz<br />
eingreift [L9].<br />
Es zeigt sich z.B., dass über viele Objekte<br />
gemittelt, der Mittelwert der Innentemperatur<br />
bei etwa 20° C liegt. Die Abweichung<br />
von der Mitteltemperatur zwischen<br />
den ausgewerteten Vorhaben beträgt<br />
allerdings ca. 5 Kelvin. Die Temperaturen<br />
zu Beginn und Ende der Heizperiode liegen<br />
ca. 1 Kelvin über den Werten in der<br />
Mitte der Heizperiode. Betrachtet man<br />
typische Temperaturverläufe getrennt<br />
nach Ein- und Mehrfamilienhäusern,<br />
kann man feststellen, dass in Einfamilienhäusern<br />
ein um ca. 2 Kelvin niedrigeres<br />
Temperaturniveau vorliegt. In der Hauptheizzeit<br />
beträgt die mittlere Raumlufttemperatur<br />
der Einfamilienhäuser ca.<br />
19° C, die der Mehrfamilienhäuser ca.<br />
21° C. Ein Temperaturunterschied von<br />
1 Kelvin Raumtemperatur bewirkt einen<br />
Mehr-/Minderverbrauch von durchschnittlich<br />
5 Prozent.<br />
Das Lüftungsverhalten der Bewohner<br />
hängt neben der erforderlichen Lufterneuerung<br />
von vielen weiteren Parametern<br />
wie Kontakt mit der Außenwelt,<br />
Außenlärm und vielem mehr ab. Es kann<br />
durch die Fensteröffnungszeiten, die sich<br />
über Magnetkontakte erfassen lassen<br />
beschrieben und quantifiziert werden.<br />
Diese täglichen Fensteröffnungszeiten<br />
als Produkt aus Zeit und Summe aller<br />
Fenster einer Wohneinheit zeigen ein<br />
Spektrum mit einem Mittelwert von ca. 2<br />
Stunden pro Tag während der Heizperiode.<br />
Dabei verhalten sich die Bewohner<br />
in fenstergelüfteten Häusern sehr ähnlich<br />
zu denen, die eine Wohnungslüftungsanlage<br />
einsetzen. Ein lüftungssystembedingter<br />
signifikanter Unterschied<br />
ist nicht zu erkennen. Die Fenster werden<br />
in den kalten Wintermonaten etwa<br />
1,5 Stunden pro Tag in ausschließlich<br />
fenstergelüfteten und weniger als<br />
1 Stunde in mit Lüftungsanlagen ausgestatteten<br />
Häusern geöffnet. In den<br />
Übergangsjahreszeiten werden die<br />
Fenster grundsätzlich sehr viel häufiger<br />
geöffnet, nämlich zwischen 3 und 5<br />
Stunden pro Tag. Man erkennt, dass<br />
bei allen Gebäudearten und Lüftungssystemen<br />
große Schwankungsbereiche<br />
auftreten. Der Mittelwert hat bei allen<br />
Systemen tendenziell den gleichen Verlauf.<br />
Es bleibt allerdings festzuhalten,<br />
dass in allen Gebäudetypen mit oder<br />
ohne Lüftungssystem zu jeder Jahreszeit<br />
ein Fensteröffnen stattfindet.<br />
2. <strong>Energie</strong>bilanz eines Wohngebäudes<br />
Die Auswertung der umfangreichen<br />
Messvorhaben [L10] zeigt, dass sowohl<br />
in fenstergelüfteten als auch in mechanisch<br />
belüfteten Wohnungen der Luftaustausch<br />
durch Fensteröffnen eine dominante<br />
Größe beim Heizenergieverbrauch<br />
darstellt. Er bewirkt im Mittel über die<br />
Heizperiode einen Luftwechsel von 0,2<br />
bis 0,4h -1 . Der Infiltrationsluftwechsel<br />
durch Undichtheiten der Gebäudehülle<br />
ist diesem Luftwechsel untergeordnet.<br />
Mit zunehmend besserer Bauqualität<br />
wird er künftig 0,1h -1 nicht mehr übersteigen.<br />
Die Wohnungslüftungsanlagen<br />
erhöhen den Luftwechsel um ca. 0,3<br />
bis 0,4h -1 .<br />
Der tägliche Trinkwarmwasserbedarf<br />
von Wohnungen mit 3-4 Personen liegt<br />
bei einer mittleren Speichertemperatur<br />
von 50° C zwischen 70 und 150 Litern.<br />
Es sind allerdings auch hiervon stark<br />
abweichende Verbrauchswerte bekannt,<br />
so dass in diesem <strong>Energie</strong>verbrauchssektor<br />
die Nutzereinflüsse bestimmend<br />
sind.<br />
Die höchsten <strong>Energie</strong>verluste im Heizanlagensektor<br />
entstehen im Bereich der<br />
Verteilverluste. Liegen die Heizungsund<br />
Warmwasserverteilleitungen vorwiegend<br />
in unbeheizten Gebäudezonen<br />
und herrschen hohe Systemtemperaturpaarungen<br />
und eventuell lange Zirkulationszeiten<br />
vor, werden erhebliche <strong>Energie</strong>mengen<br />
ungenutzt verschwendet.<br />
Obwohl die Heizkessel heutzutage<br />
durchwegs außentemperaturgesteuert<br />
sind, hat auch der Nutzer noch Einfluss<br />
auf eine z.B. frühzeitige Heizungsabschaltung<br />
in warmen Perioden oder<br />
aber auf eine nur zu bestimmten Zeiten<br />
eingeschaltete Zirkulationspumpe für die<br />
Warmwasserversorgung. Die Nutzungsgrade<br />
der Zentralheizungen lassen<br />
sich durch benutzergesteuerte Eingriffe<br />
erheblich beeinflussen, wenngleich<br />
abgesicherte Zahlenangaben in diesem<br />
Bereich kaum verfügbar sind.<br />
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