Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz
Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz
Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz
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VORWORT<br />
Liebe Mitglieder und Freunde,<br />
Das vorliegende <strong>Bulletin</strong> hat auf sich warten lassen, doch wird<br />
der Umfang dieses Heftes dafür entschädigen. Über 60 Seiten<br />
mit Informationen und Geschichten rund um den <strong>300</strong> <strong>SL</strong> zei-<br />
gen, dass der Mythos unverändert lebt und von vielen Menschen<br />
geprägt wurde und wird. Die Tradition der Marke <strong>Mercedes</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> hat im Geburtstagsjahr sehr viel Aufmerksamkeit welt-<br />
weit erfahren und auch der Konzern selbst hat eine erfreuliche<br />
Anzahl von Events rund um die Schätze des Weltkonzerns ins<br />
Leben gerufen. So darf ich auch an dieser Stelle auf das große<br />
geplante Treffen im August in Berlin hinweisen, wo auf 280.000<br />
qm die Faszination der Marke <strong>Mercedes</strong> erlebt werden kann.<br />
Das diesjährige Jahrestreffen in Würzburg hat gezeigt, dass<br />
Licht und Schatten sehr häufig nah beieinanderliegen.<br />
Die Irritationen und unschönen Anfeindungen im Vor-<br />
feld sollen nunmehr der Vergangenheit angehören, das<br />
<strong>Club</strong>leben wieder in den gewohnten Bahnen der vielen<br />
Jahre weiterentwickelt werden, die diesen <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong><br />
über 30 Jahre zu einem Besonderen haben werden lassen.<br />
Ausdrücklich möchte ich mich bei den zahl-<br />
reichen Zuschriften und anderweitig formulierten Unterstütz-<br />
ungen bedanken, die diese unschöne Phase begleitet haben. In<br />
einem persönlichen Gespräch mit der Leitung des Classic Cent-<br />
ers in Stuttgart, wurde uns darüber hinaus bestätigt, dass die<br />
kolportierte offizielle und bereits vollzogene Anerkennung eines<br />
weiteren <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s in keinster Weise der Realität entspricht.<br />
Die langjährige Verbundenheit und Unterstützung unseres<br />
<strong>Club</strong>s mit dem Konzern wurde in Würzburg abermals ganz<br />
deutlich unter Beweis gestellt. Das Niederlassungsteam, unter<br />
der Leitung, von Herrn Niederlassungsleiter Joachim Schlereth<br />
und dem Centerleiter Thomas Klein hat den <strong>Club</strong> über drei<br />
volle Tage mit einer perfekten Organisation, Freundlichkeit und<br />
Leidenschaft begleitet, die uns alle noch lange in Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Herzlich,<br />
Ihr Thomas Rosier<br />
Präsident des<br />
MB <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> Deutschland<br />
DER VORSTAND<br />
Thomas Rosier<br />
<strong>Club</strong>präsident<br />
Tel. 0441 / 77 07 - 2100<br />
Hans Kleissl<br />
Abtlg. Technik & Rennsport<br />
Tel. +49 (0) 881- 92 56 090<br />
Michael Rapp<br />
Abtlg. Events & Messen<br />
Tel. +49 (0) 7162 - 33 22<br />
Dr. York Seifert<br />
Schriftführer und Chefredakteur<br />
Tel. +49 (0) 841 - 62640<br />
Martin Semm<br />
Schatzmeister<br />
Tel. +49 (0) 6622-41<strong>01</strong>1
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> e.V.<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Dr. York Seifert<br />
E-mail der Redaktion: bulletin-redaktion@web.de<br />
LAYOUT<br />
Vanessa Fast-Kleissl<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> e.V.<br />
CLUB-ADRESSE<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> e.V.<br />
Ammerländer Heerstraße 166-176<br />
26129 Oldenburg<br />
Sekretariat Präsidium: Bettina Gräbel<br />
Telefon: 0049 (0) 441 7707-2100<br />
Telefax: 0049 (0) 441 7707-21<strong>01</strong><br />
E-mail: info@mercedesbenz<strong>300</strong>sl-club.de<br />
Internet: www.mercedesbenz<strong>300</strong>sl-club.de<br />
DER VORSTAND:<br />
Präsident: Thomas Rosier<br />
Schriftführer: Dr. York Seifert<br />
Abtlg. Technik & Rennsport: Hans Kleissl<br />
Abtlg. Events & Messen: Michael Rapp<br />
Schatzmeister: Martin Semm<br />
Kassenprüfer: Dr. Ulrich Knapp und Günter Daiss<br />
BANKVERBINDUNG<br />
Bremer Landesbank<br />
Konto-Nr.: 3<strong>01</strong>4 232 005, BLZ: 290 500 00<br />
<strong>Club</strong>beitrag EURO 180,-<br />
Aufnahmebegühr EURO 150,-<br />
USt.-IdNr. DE 170 479 553<br />
Geschäftsjahr 1. Januar bis 31. Dezember<br />
Bildernachweis: Die Bilder stammen aus den Archiven von Dr. Seifert, Dr.<br />
Bayer, H. Kleissl und dem Archiv des MB <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s in Oldenburg sofern<br />
nicht anders angegeben. Bericht S. 60: OLDTIMER MARKT 05/2<strong>01</strong>1 mit<br />
freundlicher Genehmigung<br />
Redaktionsschluss für BULLETIN 2/11: 10.09.11<br />
INHALT BULLETIN 1 - 2<strong>01</strong>1<br />
Albrecht Lorenz - Der <strong>SL</strong> Papst<br />
Due laghi bellissimi - Zwei wunderschöne Seen<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> & Friends - April 2<strong>01</strong>1<br />
Daimler feiert den 125. Geburtstag des Automobils<br />
Auf nach Tempelhof<br />
Techno Classica in Essen<br />
Retro Mobil in Stuttgart<br />
Ein Wechselbad der Gefühle - Das Jahrestreffen in Würzburg<br />
Flügeltürer gewinnt die Kitzbüheler Alpenrallye<br />
Planai Classic - Im offenenen Tourer durch Eis und Schnee<br />
Nicht nur für <strong>300</strong> <strong>SL</strong>: Oldtimer-Genuss für alle Sinne<br />
Nachruf auf Helmut Schmidt<br />
25-jähriges Jubiläum von Andy Warhols “Cars”<br />
50 Jahre TÜV - Plakette<br />
E10 - Verträglichkeit im <strong>300</strong> <strong>SL</strong><br />
Mitglieder / Events / Die anderen MB <strong>Club</strong>s<br />
Titelbild: Albrecht Lorenz auf der Solitude 1954<br />
Seite<br />
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A. Lorenz Anfang der 80er<br />
ALBRECHT LORENZ - DER <strong>SL</strong> PAPST<br />
Albrecht Lorenz wurde am 9. März 1922 in Fellbach geboren<br />
und wuchs dort in einer echten „Daimler“-Familie mit 3 Brüdern<br />
und 2 Schwestern auf. Die Begeisterung für Motoren wurde ihm<br />
quasi in die Wiege gelegt. Es stand eigentlich immer fest, „dass<br />
der Bub natürlich zum Daimler kommt“. Von 1928 bis 1936 be-<br />
suchte er die Volksschule in Fellbach und begann am 15.April<br />
1936 bestimmungsgemäß beim Daimler, wo Vater Lorenz Kom-<br />
pressormotoren zusammenbaute, eine Motorenschlosserlehre,<br />
die er im April 1939 mit der Gesellenprüfung abschloss. Als frisch-<br />
gebackener Geselle arbeitete er vom 15. April 1939 bis zum 24.<br />
Mai 1940 zuerst als Motorenschlosser im Großmotorenbau in<br />
Stuttgart- Untertürkheim. Der Meister, der den Stiften die Mo-<br />
toreneinstellung beibrachte, überzeugte den jungen Albrecht als<br />
Mensch und Lehrer am meisten und so ist er im Mai 1940 in das<br />
Flugzeugmotorenwerk nach Berlin-Genshagen versetzt worden.<br />
Vielleicht eine gütige Vorsehung, Flugmotorenexperten wur-<br />
den nämlich bald allerorts dringend gebraucht. Hier arbeitete<br />
Alb-recht Lorenz in der Motorenwartung. In Berlin Ludwigs-<br />
felde nun bestens ausgebildet, wurde er denn auch zur Luftwaffe<br />
zum Außendienst abgezogen und nach Nord-Norwegen an die<br />
Murmanskfront versetzt, um dort an Ort und Stelle <strong>Mercedes</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> Flugmotoren zu reparieren und zu montieren. Die Welt ist<br />
doch klein, denn genau zu jener Zeit war der Vater von Willibald<br />
Oehl, seinem späteren Chef, der zivile Leiter der Flughafenleit-<br />
stelle. Sein Geld hat Albrecht Lorenz aber immer vom Daimler<br />
bekommen, der Militärdienst blieb ihm erspart. Bei Kriegsende<br />
des 2. Weltkrieges geriet er dennoch in englische bzw. ameri-<br />
kanische Gefangenschaft, aus der er im November 1945 entlas-<br />
sen wurde. Nach kurzer Erholungspause trat er dann am 18.
Lehrlinge AMS<br />
Albrecht Lorenz, Murmanskfront in Norwegen<br />
Januar 1946 wiederum bei seinem geliebten „Daimler“ an, um<br />
mitzuhelfen, die im Krieg total zerstörten Fabrikanlagen wieder<br />
aufzubauen. Morgens wurden da noch verwendbare Backsteine<br />
von altem Mörtel befreit und Heizungsrohre mit der Stahlbürste<br />
vom Rost gereinigt, um am Nachmittag dann von der Besatz-<br />
ungsmacht requirierte Vorkriegs-<strong>Mercedes</strong>wagen zu reparieren.<br />
Das „Reparaturwerk 15“ in Untertürkheim begann fortan da-<br />
mit, wieder Geld zu verdienen. Am 27. September 1947 heira-<br />
tete er seine geliebte Frau Klara Huber, genannt Kläre. Seine<br />
Töchter Renate wurden 1949, Gisela 1950 und Ingrid 1953 ge-<br />
1. Lehrgang Kundendienstleiter 1957<br />
boren. Nun „schaffte Albrecht Lorenz also wieder beim Daim-<br />
ler“, wie sich das für einen ordentlichen Schwaben ja wohl auch<br />
gehört. Für ihn „war der Daimler sein Leben“ und nicht nur für<br />
ihn, sein Vater (der brachte es immerhin auf 48 Jahre Betriebs-<br />
zugehörigkeit), seine Töchter, einer seiner Brüder, ein Neffe –<br />
alle schafften sie beim Daimler. Das Schaffen kennzeichnet eben<br />
den Schwaben, der dies als etwas Kreatives, Schöpferisches be-<br />
greift und die Verwandtschaft zum Wort „erschaffen“ keinesfalls<br />
als zufällig betrachtet. Nur auf Gelderwerb abzielende Maloche<br />
hingegen ist dem Schwaben fremd. In diesem Sinn schaffte er<br />
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6<br />
Schulung 1960
Solitude 1954<br />
A. Lorenz 50er Jahre<br />
als Schlosser noch bis 1950 in der sogenannten Schnellreparatur,<br />
was nichts anderes besagte, als dass die Autos überhaupt irgend-<br />
wie zum Laufen gebracht werden mussten, Kreativität war da ge-<br />
fragt. Am 18. August 1950 wurde er dann zu Höherem berufen,<br />
fortan leistete er nämlich bei der VO/ZK Schulung seine Dienste<br />
für den Daimler. Am 22. März 1952, zur Zeit der Premiere des<br />
ungewöhnlichen neuen Rennsportwagens <strong>300</strong><strong>SL</strong> mit den selt-<br />
samen nach oben öffnenden Türen, legte er schließlich seine<br />
Meisterprüfung im Mechaniker-Handwerk ab und wurde am<br />
1.August 1952 zum Werkmeister für Schulung ernannt. Dies war<br />
nun sein zukünftiges Betätigungsfeld, seine Berufung, die Ver-<br />
mittlung von Theorie und Praxis, der er sich von nun an mit<br />
viel Hingabe widmete. Früh hatte man seine didaktischen Fähig-<br />
keiten entdeckt. Als es schließlich Mitte der fünfziger Jahre galt,<br />
einer anspruchsvollen Kundschaft die für damalige Verhältnisse<br />
hochtechnischen Autos vom Schlage eines <strong>300</strong><strong>SL</strong> zu verkaufen,<br />
entwickelte sich Albrecht Lorenz zum Experten für dieses Mo-<br />
dell. Immer mehr Daimler-Mannen drängten ins Schulungszent-<br />
rum, die nahegelegene Solitude-Rennstrecke gab den passenden<br />
Rahmen für die Fahrerprobungen ab. „A Teststrecke hot dr´<br />
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8<br />
Daimler damals no net g’het. Drom sen mir emmer uf die Soli-<br />
tude-Rennstrecke g’fahra! Dort hen mir d’Schulungsteilnehmer<br />
no zeigt, was em <strong>300</strong><strong>SL</strong> so alles drensteckt. Ab und zu isch oiner<br />
käsweiß ausg’schdiga!“ wusste Albrecht Lorenz in einem Inter-<br />
view zu seinem 70. Geburtstag in seiner urschwäbischen Art zu<br />
berichten. Der <strong>300</strong><strong>SL</strong> hatte ihn seither nicht mehr losgelassen.<br />
1961 konnte er sein 25-jähriges Dienstjubiläum beim Daimler<br />
feiern und wurde am 1. Juli 1965 zum Gruppenleiter ernannt.<br />
Albrecht Lorenz war mit seinen Instruktoren in der Kunden-<br />
dienstschulung für die Inlandsschulung zuständig. Auch führte<br />
er sogenannte Schleuderlehrgänge durch, die der Erlernung<br />
und Verbesserung der Fahrzeugbeherrschung dienten. Am 1.<br />
Juni 1972 wurde er zum Hauptgruppenleiter ernannt und fei-<br />
erte 1976 sein 40.jähriges Dienstjubiläum. Zu dieser Zeit waren<br />
über ganz Deutschland, u.a. in Gaggenau, Mannheim und Un-<br />
tertürkheim insgesamt 7 Kundendienstschulen verteilt. 1977, zur<br />
Zeit der Gründung des <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s, fand dann auch der erste<br />
Kontakt, damals noch als Untersektion der Gullwing Group,<br />
mit Albrecht Lorenz statt. Richard Koch, der Gründer dieser<br />
Sektion, wandte sich im Frühjahr 1977 an die Daimler <strong>Benz</strong><br />
AG mit der Bitte um Werksunterstützung beim geplanten Tref-<br />
fen in Bünde. Technische Auskünfte, vielleicht ein Referat über<br />
den <strong>300</strong><strong>SL</strong> und möglichst eine Durchsicht der teilnehmenden<br />
Fahrzeuge und bei Bedarf Einstellarbeiten vor Ort wurden an-<br />
gefragt. Nun trat der <strong>300</strong><strong>SL</strong>-Spezialist Albrecht Lorenz auf den<br />
Plan. Dieser entsann sich seiner aufbewahrten Spezialinstru-<br />
mente und seiner langjährigen Kenntnisse und Fähigkeiten alle<br />
technischen Belange dieses Jahrhundertsportwagens betreffend.<br />
Fortan entwickelte sich zwischen dem <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> und Albrecht<br />
Lorenz eine enge und tiefe Verbundenheit. Bei Treffen des seit<br />
1978 eigenständigen und eingetragenen Vereins (unabdingbare<br />
Voraussetzung für eine weitere Unterstützung durch den Her-<br />
1986 zum 50. Firmenjubiläum<br />
A. Lorenz + Willibald Oehl mit Instruktoren<br />
A. Lorenz + Willibald Oehl
Bünde, 1978<br />
A. Lorenz in Bünde 1978<br />
steller – eine bloße Interessengemeinschaft hätte keinesfalls auf<br />
ein derartiges Engagement setzen können) war er eine gefragte<br />
und gern gesehene Person. „Der Albrecht“, wie ihn fortan das<br />
weltweite <strong>SL</strong>-Klientel nur kurz titulierte, war von Stund an un-<br />
trennbar mit dem legendären <strong>300</strong><strong>SL</strong> verbunden, ohne diesen<br />
konstruiert, vermarktet oder auch zu ruhmvollen Siegen ge-<br />
fahren zu haben. Er hat dieses faszinierende Auto einfach nur<br />
den Leuten nähergebracht, erst den Profimonteuren von Daim-<br />
ler-<strong>Benz</strong> aus der ganzen Welt, dem Personal der Niederlassungen<br />
in Deutschland, den Großkunden und den Neuwagenkäufern,<br />
ob nun prominent oder auch unbekannt, dann den Oldtimeren-<br />
thusiasten und Hobbyschraubern. Es war einfach seine Mission.<br />
1978/79 wurde Willibald Oehl, der Chef von Albrecht Lorenz,<br />
damit beauftragt die 7 Kundendienstschulen Deutschlands in<br />
einem Zentrum zusammenzuführen. Das Zentrale Kunden-<br />
dienst Zentrum (ZKD) in Brühl bei Esslingen wurde aus der<br />
Taufe gehoben. Das Schulungszentrum entwickelte sich schnell<br />
zu einem florierenden Unternehmen mit täglich 400 Schülern<br />
aus der ganzen Welt. Unterrichtet wurde nicht nur in Deutsch<br />
und Englisch, sondern auch in Französisch, Spanisch, Portugie-<br />
sisch, ja sogar in Arabisch. Schon 1978 von Richard Koch anvi-<br />
siert und seit der offiziellen <strong>Club</strong>gründung unter dem Präsi-<br />
denten Robert Bayer wurde an Daimler-<strong>Benz</strong> immer wieder der<br />
Wunsch nach technischen Lehrgängen im kleinen Kreis herange-<br />
tragen. Es gab zu dieser Zeit einfach zu wenig kompetente Werk-<br />
stätten, die sich noch mit dem <strong>300</strong><strong>SL</strong> auskannten und hätten<br />
helfen können. Im Schulungszentrum in Brühl konnte diesem<br />
Wunsch dann schließlich erstmalig im März 1981 für 10 Mit-<br />
glieder des <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s entsprochen werden. Diese Kunden-<br />
dienstschulung fand größten Anklang und so bringt denn auch<br />
Robert Bayer hierfür seinen besonderen Dank im <strong>Bulletin</strong> 3/81<br />
mit folgenden Worten zum Ausdruck: „ Endlich konnten ein Teil<br />
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unserer Mitglieder ihr technisches Wissen nicht nur auffrischen,<br />
sondern auch ergänzen. Es wurde hart geschuftet, ausgiebig<br />
diskutiert bis auch die letzte Unklarheit beseitigt war, selbst in<br />
den Pausen und abends beim gemütlichen Beisammensein gab’s<br />
nur ein Thema: Was meinst Du? Wie macht man das? Hast Du<br />
Herrn Lorenz auch so verstanden?” Leider konnten, so das Fazit<br />
aller Kursteilnehmer, in den wenigen Tagen nur ein Teil der<br />
Fragen beantwortet werden, weshalb alle Teilnehmer mit dem<br />
Gedanken nach Hause fuhren: Der Anfang war hervorragend,<br />
aber es darf nicht dabei bleiben, denn wir müssen noch mehr<br />
wissen. Dazu kommt die Gewissheit, dass es nur ganz wenige Ex-<br />
perten gibt, denen man nicht nur Fragen stellen kann, sondern<br />
auch eine Antwort erhält. Herr Lorenz gehört zu den wenigen!<br />
An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders für die Durch-<br />
führung der Kurse bedanken und meine Hoffnung auf Wieder-<br />
holung zum Ausdruck bringen.“ Tatsächlich fanden zahlreiche<br />
Folgekurse statt. Einer bleibt den Mitgliedern als sogenannter<br />
„Weißwurschtkurs“ sicher wohl für immer in Erinnerung. Herr<br />
Luttner, einer der Teilnehmer, ein zünftiger Bayer aus München<br />
in Lederhosen hatte nämlich extra für den Kurs Bier, Weiß-<br />
wurst und Brezn „eingeflogen“ - zur Begeisterung der <strong>Mercedes</strong>-<br />
Mannen und Kursteilnehmer. Intern bei Daimler mussten diese<br />
„komischen Vögel“ als konzernfremde Lehrgangsteilnehmer<br />
dann irgendwie vom übrigen Ausbildungsklientel abgegrenzt<br />
werden, man sprach kurzerhand von der sogenannten Mafia. Es<br />
bildete sich schnell eine kleine, aber eingeschworene Gemeinde<br />
von ständigen Teilnehmern, eben eine Mafia, in deren Phalanx<br />
kaum vorzudringen war. Die Kursplätze waren äußerst begehrt<br />
und schnell belegt, hier sind damals Freundschaften entstanden,<br />
die bis heute anhalten. 1982 wurde dann auch ein spezieller<br />
Frauenlehrgang durchgeführt, der auch bei den <strong>300</strong><strong>SL</strong> Damen<br />
großen Anklang fand. Der <strong>SL</strong>-Papst, wie Albrecht Lorenz fort-<br />
Zufrieden, ausgeglichen & immer alles im Griff<br />
Bei seiner Verabschiedung im ZKD<br />
Zentrum in Brühl<br />
Bildzeitung 1986
Kläre bei der Griechenland Rallye 1980<br />
1986<br />
Albrecht Lorenz mit Willibald Oehl auf der Teststrecke<br />
an ehrerbietig und voller Aner-kennung genannt wurde, war<br />
ein stets lächelnder und freundlicher älterer Herr, obwohl selbst<br />
schon fast ein Oldtimer, gab es für ihn keinen Feierabend, kein<br />
Wochenende, nie ein „Nein“! „Geht nicht“ waren Fremdworte<br />
für ihn und Zuverlässigkeit eine Selbstverständlichkeit. Man kon-<br />
nte den Albrecht zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen, wenn<br />
es mal unter den Fingernägeln brannte. Albrecht Lorenz hatte<br />
ein unwahrscheinliches Gefühl für den Menschen, ein Gespür<br />
für den richtigen Umgang nicht nur mit der Maschine, sondern<br />
auch mit dessen Besitzer. Stand da einer abends in seiner Garage<br />
und wusste nicht weiter, der Albrecht stand den <strong>Club</strong>mitgliedern<br />
stets mit Rat und Tat zur Seite. Selbst, einem Landarzt gleich, zu<br />
nächtlicher Stunde ans Telefon geholt, reagierte er nicht etwa mit<br />
Verärgerung, sondern folgte seiner Weisheit, „ dass man den Leu-<br />
ten doch helfen müsse“ mit stoischer Ruhe und Gelassenheit und<br />
einer unerschütterbaren Freundlichkeit, dem Patienten musste<br />
schließlich auf die Beine, äh die Räder geholfen werden. Am 1.<br />
Oktober 1984 wurde Albrecht Lorenz wegen seiner immensen<br />
Erfahrung mit der Technik sämtlicher <strong>Mercedes</strong>- Baureihen der<br />
letzten Jahrzehnte zum Werksbeauftragten für Oldtimer (PKW) er-<br />
nannt. Wenn er auch ebenso Kurse für den MVC, den Kompres-<br />
sor- und den 190<strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> anbot, so war doch sein „Lieblings-<br />
patient“ der <strong>SL</strong>, gemeint war damit der <strong>300</strong><strong>SL</strong>! Mit Erreichen<br />
des 50-jährigen Dienstjubiläums am 15. April 1986 schied Al-<br />
brecht Lorenz dann aus dem Konzern aus. Spaß hatte ihm die<br />
Arbeit immer gemacht. Als Zeugen benannte er hierfür seine<br />
Frau : „Wenn Sie die Kläre fragen, die weiß, dass ich in den 50<br />
Jahren keinen einzigen Tag ungern ins Geschäft gegangen bin“,<br />
so sein Resümee damals nach einem langen aber erfüllten Beruf-<br />
sleben. Man muss nicht Schwabe sein, um das Wesen von Albre-<br />
cht Lorenz verstehen zu können, aber es erleichtert die Sache<br />
wohl schon. Denn der Veteranenbeauftragte der Daimler-<strong>Benz</strong><br />
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12<br />
Schulung Damen 1982<br />
ZDK Weißwurstkurs 1986<br />
AG war so urschwäbisch arbeitsfreudig, dass die großen alten<br />
Bosse aus seiner Heimat, ob nun Gottlieb Daimler oder auch<br />
Robert Bosch, ihre wahre Freude an ihm gehabt hätten. Wer<br />
nun glaubt, dass mit seiner Pensionierung, dem Ausscheiden aus<br />
dem aktiven Arbeitsleben, auch sein Engagement für den <strong>300</strong><strong>SL</strong><br />
aufhörte, der kannte Albrecht Lorenz schlecht. Er war nach wie<br />
vor ein äußerst gefragter Mann, ob für Lehrgänge, Seminare,<br />
Ausfahrten oder als „technischer Notarzt“ in Begleitfahrzeugen<br />
bei Rallyes. Gut 30 Jahre im Dienste des <strong>300</strong><strong>SL</strong> machten ihn<br />
damals unumwürflich zum unersetzbaren Fachmann, einem<br />
Freund und Helfer. War Ehefrau Kläre zu früheren Lehrgangs-<br />
zeiten im heimischen „Maultaschenlokal“ der guten Stube des<br />
Hauses Lorenz noch voll eingebunden bei den Feierabend- und<br />
Wochenendaktivitäten ihres Mannes – keiner konnte besser<br />
Kalbssteak, Spätzle und die abschließende Mousse zubereiten als<br />
die rührend umsorgende Kläre, so war die „Strohwitwe“ Klara<br />
fortan immer öfter am Wochenende alleine. Ihr Mann war so<br />
sehr gefragt, dass sie ihn von nun an „abschreibe konnt – jetzt<br />
ko ich mei Garte alloi mache“ musste Kläre damals bedauernd<br />
feststellen. Ihr „Gütle“ mit den Kirschbäumen sah ihren Mann<br />
kaum noch. Was blieb der armen Kläre also übrig, wollte sie<br />
ihren Albrecht halt mal wieder etwas öfter sehen, als auch mit-<br />
zufahren bei den vielen Veranstaltungen. Sie fand Spaß daran,<br />
war von Stund an immer mit dabei, hat einfach dazugehört zur<br />
<strong>SL</strong>-Gemeinde. 1975, 1977 und 1986 wurden die Enkelinnen<br />
Sabine, Julia und Stephanie geboren, 2008 die Urenkelin Marie.<br />
Nach einem langen und erfüllten Leben, er lebte bis zuletzt in<br />
Fellbach, ist also seiner Heimat treu geblieben, konnte Albrecht<br />
Lorenz den Tod seiner geliebten Kläre am 15. April 2<strong>01</strong>0 nicht<br />
verwinden und folgte ihr nicht einmal 3 Monate später. Er starb<br />
am 10. Juli 2<strong>01</strong>0 im Alter von 88 Jahren.<br />
Albrecht Lorenz, unser <strong>SL</strong>-Papst wird dem <strong>300</strong><strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> stets<br />
in bester Erinnerung bleiben und wir gedenken ihm in tiefster<br />
Dankbarkeit für seine großen Verdienste in Sachen <strong>300</strong><strong>SL</strong>.<br />
P.S. Ich danke ganz besonders Herrn Willibald Oehl, dem dama-<br />
ligen Chef von Albrecht Lorenz sowie den Töchtern von Klara<br />
und Albrecht Lorenz, insbesondere Frau Ingrid Haverkamp, für<br />
deren freundliche Mitarbeit und die Bereitstellung von Doku-<br />
menten und dem umfangreichen Bildmaterial.<br />
Quellenhinweise: u.a. AMS 12/1986, BILD-Zeitung vom<br />
22.4.1986 und diverse alte <strong>Bulletin</strong>s<br />
Dr. York Seifert<br />
Albrecht und Kläre Lorenz<br />
1992 zum 70. Geburtstag
DUE LAGHI BELLISSIMI<br />
- ZWEI WUNDERSCHÖNE SEEN<br />
Vom 28.04. bis zum <strong>01</strong>.05.2<strong>01</strong>1 fand die diesjährige Frühjahrsausfahrt<br />
des deutschen MB <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s in enger Kooperation<br />
mit unseren Freunden des italienischen <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s am Lago<br />
d’Orta und Lago Maggiore statt.<br />
Vor allem der malerische Lago d’Orta war dabei für viele Teilnehmer<br />
noch ein Geheimtipp und alleine schon eine Reise wert:<br />
Der „kleine Bruder“ (13 km lang und bis zu 2,5 km breit) liegt<br />
westlich des Lago Maggiore, er hat sehr schöne, romantische<br />
Ufer, ein besonders mildes Klima und findet seinen Namensgeber<br />
in dem gleichnamigen Fischerdorf. Hoch über dem See liegt<br />
der heilige Berg „Sacro Monte d’Orta“, der übrigens als Teil der<br />
Sacri Monti seit 2003 in der Liste des UNESCO Weltkulturerbes<br />
geführt wird.<br />
Die Teilnehmer mit ihren fast zwanzig <strong>300</strong> <strong>SL</strong>s waren in zwei<br />
verschiedenen Hotels untergebracht, eines war direkt am See,<br />
das andere nicht weniger reizvoll im Hinterland und mutete<br />
durch seinen orientalischen Baustil an wie ein ebensolcher Palast.<br />
Am Freitag führte die Route entlang dem Lago Maggiore, wo<br />
wir ihn bei Verbania mit einer Fähre überquerten. In Stresa<br />
machten wir dann Station und fuhren mit einem kleinen Boot<br />
zur Isola Bella, auf der ein beeindruckender Fürstenpalast mit<br />
einem englischen Garten und weissen Pfauen zu bewundern<br />
war. Tags darauf führte die Route rund um den besagten Lago<br />
d’Orta. Nachmittags war Gelegenheit für eine Bootsfahrt auf<br />
dem See mit Besichtigung der malerischen Insel San Giulio, benannt<br />
nach dem griechischen Diakon Julius, der dort schon im<br />
4. Jahrhundert lebte, eine Kirche erbaute und das Christentum<br />
ins Piemont brachte.<br />
Abends ging es dann wieder zurück an den Lago Maggiore.<br />
Dort traf man sich zum Abendessen auf der Fischerinsel, der<br />
„Isola Pescatore“. Die Teams - unter den Teilnehmern waren<br />
übrigens erfreulich viele neue Gesichter im <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong> und<br />
gleich sechs Kinder – waren erfüllt, zufrieden und sich einig,<br />
dass man ein sehr schönes und erlebnisreiches Wochenende<br />
zusammen verbracht hatte.<br />
H.Kleissl<br />
Fotos : Falkeskog / Grotzki<br />
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MERCEDES-BENZ & FRIENDS<br />
AUF DEN SPUREN VON MERCEDES JEL-<br />
LINEK BEI “MERCEDES – MON AMOUR”<br />
AM 21. – 24. APRIL 2<strong>01</strong>1<br />
Im Jubiläumsjahr hatte <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Classic sich mit den<br />
„<strong>Mercedes</strong> <strong>Benz</strong> & Friends“ einen besonderen Event ausge-<br />
dacht, es sollte eine Steigerung der letztjährigen Veranstaltung<br />
rund um den Bodensee werden.<br />
Gibt es etwas Schöneres als mit einem <strong>Mercedes</strong> Oldtimer über<br />
die grandiose Uferstraße der Cote d`Azur zu cruisen?<br />
Es gibt nicht viele Fortbewegungsmittel, die mit der Aura eines<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Klassikers mithalten können, eine Mega Yacht<br />
gehört vielleicht dazu. Und genau solch eine hatte <strong>Mercedes</strong> ge-<br />
chartert, um den Teilnehmern jede erdenkliche Bequemlichkeit<br />
zu ermöglichen.<br />
Wir checkten in einer der 132 luxuriösen Kabinen ein und<br />
genossen den atemberaubenden Komfort an Bord der „Le Bo-<br />
real“, dort wurden wir nach Strich und Faden von der Crew des<br />
Schiffes, das erst 2<strong>01</strong>0 vom Stapel gelaufen ist, verwöhnt. Und<br />
wir brauchten uns während der Ausflüge entlang der Küste nicht<br />
mehr um unser Gepäck zu kümmern, unsere Suite fuhr immer<br />
mit, folgte uns quasi wie ein Schatten.<br />
Der erste Tag mit unseren Autos ging in die Berge von Mar-<br />
seille Richtung Cassis und von dort auf die atemberaubende<br />
und ebenso kurven- wie aussichtsreiche Corniche des Cretes.<br />
Durch kleine Dörfchen, Laubwälder und Olivenhaine führte die<br />
Strecke uns weiter bis an den Lac de Sainte-Croix, wo man sich<br />
bei einem Picknick stärken konnte.<br />
Ob ein Auto Angst hat, wissen wir nicht, aber jetzt wurde es
abenteuerlich, wir lenkten unsere Lieblingsstücke an den Rand<br />
der längsten und tiefsten Schluchten Europas rund 20 Kilo-<br />
meter lang und bis zu 700 Meter hoch. Hinter Grand Canon<br />
du Verdon legten wir eine kleine Rast ein und danach wurde<br />
die Strecke deutlich romantischer, aber nicht weniger reizvoll.<br />
Die Gorges du Verdon öffnete sich und wir fuhren durch weite<br />
Landschaften zum Ziel unserer ersten Etappe nach St. Tropez.<br />
In diesem legendären Ort parkten wir unsere Autos in der ersten<br />
Reihe am Hafen, quasi Kotflügel an Kotflügel mit Brigitte Bar-<br />
dot und Gunter Sachs. Draußen in der Bucht lag unsere Yacht<br />
„Le Boreal“, zu der wir mit Beibooten übersetzten.<br />
Am frühen Morgen erreichten wir Korsika, und immer in Sicht-<br />
weite der Küste schließlich Bonifacio. Am Abend lichtete die<br />
„Le Boreal“ wieder ihre Anker und begab sich zurück Richtung<br />
Festland. Sturmstärke 8 und Wellen von über 5 Metern Höhe<br />
sorgten hier und da für gemischte Gefühle. Vorsorglich waren<br />
alle zwei Meter in den Fluren Ko…tüten deponiert, selbst auf<br />
dem Bett erwarteten uns quasi als Betthupferl der besonderen<br />
Art diese nicht gerade aufmunternden „Auffangbehälter“.<br />
Am dritten Tag machten wir einen richtig schönen Sonntags-<br />
ausflug und fuhren an der Küste entlang von St.Tropez nach<br />
Cannes. Gegen Mittag erreichten wir Cannes, die Stadt der<br />
Filmstars. Und dort hatten wir auch einen spielfilmreifen<br />
Auftritt, als wir auf den für uns reservierten Parkplatz zurollten.<br />
Das Wachpersonal garantierte uns, dass wir unsere Fahrzeuge<br />
unbesorgt abstellen konnten. Nach einem kleinen Dèjeuner<br />
direkt an der Plage de la Croisette ging die Fahrt nachmittags<br />
weiter nach Nizza. Von Cannes nach Nizza war es nur noch ein<br />
Katzensprung, dort näherten wir uns dann erst dem Höhepunkt<br />
- in Nizza rollten unsere stilvollen Fahrzeuge nämlich über his-<br />
torisch bedeutsamen Asphalt. Wie die Vorbilder des Rennsports,<br />
21
Zur Sache Schätzchen - Uschi Glas<br />
22<br />
Möwentreff an der Côte d´Azur
wenn auch nicht so rasant, fuhren wir auf der Promenade des<br />
Anglais das Meilenrennen nach und nahmen dann die legen-<br />
däre Bergstrecke Nizza-La Turbie unter die Räder, um dann im<br />
Hafen wieder auf unsere „Le Boreal“ zu treffen. Beim abend-<br />
lichen Gala- Diner fuhr unsere Yacht mit uns in die mondäne<br />
Spieler- und Prominenten-Hochburg nach Monaco, wo wir<br />
noch durch die magische City von Monte Carlo flanieren und<br />
unser Glück im Casino versuchten konnten. Allerdings mussten<br />
wir hier mit den einarmigen Banditen Vorlieb nehmen, da just<br />
an diesem Abend die Croupiers streikten.<br />
Am Montagmorgen endete dieser beeindruckender Event, für<br />
den wir dem gesamten Team von <strong>Mercedes</strong> <strong>Benz</strong> Classic und<br />
der Crew der „Le Boreal“ danken möchten. Es war ein Erleb-<br />
nis, das wir nie vergessen werden:<br />
Danke <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>.<br />
Johanna und Winfried Schmidt<br />
Fotos: Winfried Schmidt , Guido Hommel, Dr. York Seifert<br />
und <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
19 23
24<br />
Die Patentschrift<br />
DAIMLER FEIERT DEN 125. GEBURTSTAG<br />
DES AUTOMOBILS<br />
Auf den Tag genau, 125 Jahre nachdem Carl <strong>Benz</strong> im Jahr 1886<br />
sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ unter der Patentnum-<br />
mer 37435 beim damaligen Kaiserlichen Patentamt in Berlin<br />
einreichte, hat die Daimler AG mit einem Festakt den Geburts-<br />
tag des Automobils gefeiert.<br />
Rund 1400 Gäste folgten am 29.Januar 2<strong>01</strong>1 der Einladung des<br />
Erfinders des Automobils in die <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Welt in Stutt-<br />
gart. Besondere Ehrengäste des von Desirée Nosbusch moderi-<br />
erten Abends waren die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel,<br />
und der damalige Ministerpräsident des Landes Baden-Würt-<br />
temberg, Stefan Mappus. Sie trafen auf internationale Gäste aus<br />
Automobilbranche, Politik, Wirtschaft, Sport, Gesellschaft, Me-<br />
dien und auf die Vorstände, Aufsichtsräte und zahlreiche Mit-<br />
arbeiter der Daimler AG sowie die Rennfahrerlegenden Eugen<br />
Böhringer, Hans Hermann und Dieter Glemser.<br />
Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstandes der Daimler AG<br />
und Leiter von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Cars, betonte die Bedeutung des<br />
Automobils: „Die Erfindung von Daimler und <strong>Benz</strong> hat die Welt<br />
zum Besseren verändert – und sie wird es auch weiter tun. Die<br />
Geschichte hat gezeigt: Wenn eine Gesellschaft automobil wird,<br />
dann wird sie auch sozial mobil und wirtschaftlich erfolgreich.“<br />
Gleichzeitig richtete Dr. Zetsche den Blick nach vorn: „ Als Er-<br />
finder des Automobils hat Daimler den Anspruch, die Zukunft<br />
der Mobilität von der Spitze weg zu gestalten.“<br />
Eine wesentliche Herausforderung liege dabei im Übergang<br />
zur Elektromobilität. Dr. Zetsche zeigte sich überzeugt: „Wenn<br />
Daimler und <strong>Benz</strong> noch lebten, dann würden sie uns raten,<br />
grüne Autos noch faszinierender und faszinierende Autos noch
Nicht nur Stuttgart, sondern<br />
auch Daimler wird grüner<br />
Stefan Mappus, Kanzlerin Angela Merkel, Dr. Zetsche<br />
Drei F-Cell B-Klassen auf World-Drive<br />
grüner zu machen. Nur attraktive Innovationen sind wirksame<br />
Innovationen.“<br />
Ein konkreter Beleg für die Innovationskraft von Daimler und<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> im Bereich grüner Technologien wurde im Rah-<br />
men des Festakts auf eine Weltreise geschickt. Gemeinsam mit<br />
der Bundeskanzlerin, den Motorsportlern Michael Schumacher,<br />
Nico Rosberg und David Coulthard sowie drei Ingenieurinnen<br />
der Daimler AG startete Dr. Zetsche symbolisch den <strong>Mercedes</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> F-Cell World Drive. In 125 Tagen fuhren drei Modelle der<br />
B-Klasse mit Brennstoffzellantrieb rund um den Globus, die in-<br />
zwischen nach 30.000km auf vier Kontinenten ohne Probleme<br />
nach Stuttgart zurückgekehrt sind. Das Brennstoffzellenauto<br />
ist, wie man sieht, bereits alltagstauglich und eine Alternative<br />
zum E-Mobil, das von Wasserstoff angetrieben wird, mindestens<br />
genauso emissionsfrei und lautlos fährt und in puncto Fahrverh-<br />
alten einem klassischen <strong>Benz</strong>iner in nichts nachsteht.<br />
Genau 125 Jahre nach der Patenteinreichung durch Carl <strong>Benz</strong><br />
und mehr als 80.000 erteilte Patente später erhielt die Daim-<br />
ler AG im Verlauf des Abends ein weiteres Technologie-Patent.<br />
Cornelia Rudloff-Schäffer, Präsidentin des Deutschen Patent-<br />
und Markenamtes, übergab Dr. Zetsche die Urkunde für die so<br />
genannte Bipolare Rahmenflachzelle. Deren Technologie ist bei<br />
Daimler aktuell im Forschungsstadium und bietet das Potenzial,<br />
ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Industrialisierung<br />
der Lithium-Ionen-Batterie zu sein.<br />
Pünktlich zum 125. Geburtstag des Automobils und nach 65<br />
Jahren Nachkriegsproduktion hat die Marke <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
eine neue Rekordmarke erreicht. 30 Millionen Fahrzeuge der<br />
Marke mit dem Stern wurden seit 1945 an Kunden ausgeliefert.<br />
Dr. Dieter Zetsche: „ Das Erreichen dieser Absatzmarke ist<br />
ein weiterer wichtiger Meilenstein unserer Unternehmensges-<br />
chichte und ein eindrucksvoller Beleg für die Beliebtheit unserer<br />
Fahrzeuge bei Kunden in der ganzen Welt.“<br />
Erstmals vorgestellt wurde während des Festakts auch die Skulp-<br />
tur „Aesthetics 125“, die das Designerteam von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
entworfen hat. Die Skulptur führt die einzigartige Philosophie<br />
der Designer „<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Design ist Kunst“ fort und baut<br />
auf den zuvor präsentierten Skulpturen „Aethetics No.1“ und<br />
„Aesthetics No.2“ auf. Wie diese gibt auch „Aesthetics 125“<br />
einen Ausblick auf die künftige Designsprache der Marke Mer-<br />
cedes-<strong>Benz</strong>. Die Skulptur verbindet dabei Elemente des Inter-<br />
ieurs wie Exterieurs eines Automobils mittels ästhetischen, fast<br />
schwebend anmutenden Formübergängen.<br />
Der Festakt in der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Welt war der offizielle Start<br />
25
26<br />
in das Jubiläumsjahr 2<strong>01</strong>1, das Daimler unter das Motto „125<br />
Jahre Erfinder des Automobils“ stellt. Die Marke <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
würdigt das besondere Datum unter der Überschrift „125 Jahre<br />
Innovation“. Im Jahresverlauf ist eine Vielzahl von Veranstalt-<br />
ungen rund um den 125. Geburtstag des Automobils geplant.<br />
Zu der wohl wichtigsten Veranstaltung in diesem Jahr dürfen wir<br />
Sie im Namen der Daimler AG vom 26. bis 28.August nach Ber-<br />
lin Tempelhof einladen. Es wäre schön, wenn der <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong><br />
mit möglichst vielen Fahrzeugen in unserer Hauptstadt präsent<br />
wäre! Anmeldungen bitte über das Internet:<br />
www.mercedes-benz-classic.com/tempelhof<br />
Quelle Fotos: Frank Erbeck, Daimler-Chrysler
AUF NACH TEMPELHOF<br />
26.- 28. August 2<strong>01</strong>1<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> veranstaltet in Kooperation mit den offiziellen<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Markenclubs vom 26. - 28. August 2<strong>01</strong>1 auf<br />
dem Flughafen Berlin-Tempelhof ein internationales Treffen<br />
anlässlich des 125jährigen Automobiljubiläums. Es soll das größte<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Treffen aller Zeiten werden. Die Anmeldung zu<br />
diesem exklusiven Event finden Sie im Internet unter:<br />
www.mercedes-benz-classic.com/tempelhof<br />
Auf dem Flughafen-Gelände werden in zwei Hangars verschie-<br />
dene Themen präsentiert. In Hangar 4 findet eine „Zeitreisen“-<br />
Fahrzeugausstellung statt, in der die Meilensteine der 125jährigen<br />
Automobilgeschichte von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> mit dem Schwerpunkt<br />
Innovation gezeigt werden. In Hangar 5 präsentieren sich die<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Markenclubs unter dem Motto „<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
& Friends feiert 125 Jahre Innovation“. Auf dem Vorfeld feiern<br />
wir das größte <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Treffen aller Zeiten. Durch Ihre<br />
Anmeldung haben Sie die Berechtigung, Ihr Fahrzeug auf dem<br />
Vorfeld zu präsentieren. Wenn Sie Ihr Fahrzeug auf das Vor-<br />
feld stellen, können Sie bereits am 26. August 2<strong>01</strong>1 anreisen. Am<br />
Abend lädt <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> zum <strong>Club</strong>abend die Mitglieder der<br />
anerkannten <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>Club</strong>s ein. Der offizielle Beginn der<br />
Veranstaltung ist der 27. August 2<strong>01</strong>1. Am Samstag und Sonntag<br />
werden Sie durch ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm<br />
unterhalten, das am Samstag-Abend durch die <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
& Friends-Party abgerundet wird.<br />
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Legenden verdienen besonderen Schutz:<br />
die <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Oldtimer-Versicherung.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
10 % Versicherungsrabatt für Inhaber<br />
der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>Club</strong>Card<br />
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MIT CHARME UND ÖLFLECKEN -<br />
VORSICHT ANSTECKUNGSGEFAHR!<br />
23. TECHNO CLASSICA IN ESSEN<br />
30.03.- 03.04.2<strong>01</strong>1<br />
Die Techno-Classica baut ihren internationalen Vorsprung aus.<br />
178.<strong>300</strong> leidenschaftliche Automobil-Enthusiasten, noch einmal<br />
gut 3 Prozent mehr als im Vorjahr, bescheren der Klassik-Welt-<br />
messe ein Rekordergebnis. In den vergangenen 10 Jahren hat<br />
sich die Zahl der Besucher fast verdoppelt, ganz zur Freude der<br />
über 1200 Aussteller, die aus mehr als 30 Ländern nach Essen<br />
gekommen waren und eine lebhafte Nachfrage registrierten.<br />
Motorisierte Klassiker sind so begehrt und umschwärmt wie<br />
noch nie – das zeigt auch die große Nachfrage nach Oldtimer-<br />
Wandern, Rallyes und Ausfahrten. „Eine auf hohem Niveau<br />
stabile Marktlage kennzeichnete den Messeverlauf“, so Anton l.<br />
Franssen, Geschäftsführer des Veranstalters SIHA. „Vor allem<br />
international haben wir noch einmal zulegen können. Auffal-<br />
lend viele Fahrzeuge in der hochpreisigen Kategorie ab 100.000<br />
Euro wurden ins Ausland verkauft – ein deutliches Zeichen für<br />
den Stellenwert der Techno-Classica als Welt-Leitmesse in ihrem<br />
Sektor.“ Wie immer war auch das Angebot an <strong>300</strong><strong>SL</strong> Fahrzeu-<br />
gen in Essen wieder riesengroß, angefangen beim vollrestau-<br />
rierungsbedürftigen Schrott-<strong>SL</strong> über perfekt restaurierte, zum<br />
Teil äußerst hochpreisig angebotene Spitzenfahrzeuge in neu-<br />
wertigem Zustand bis hin zum Nachbau des <strong>Mercedes</strong>-Renn-<br />
transporters, der blauen Flunder, als adäquates Transportmit-<br />
tel für den anspruchsvollen <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-Besitzer. Auch dieser wurde<br />
übrigens nach Übersee verkauft, der Käufer aus Arizona kommt<br />
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30<br />
aus unseren Reihen und ist dem <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> durch seine häu-<br />
fige und treue Anwesenheit bei den Jahrestreffen bestens ver-<br />
traut. Auch ein nicht schlechter <strong>300</strong><strong>SL</strong>R Nachbau auf R107-<strong>SL</strong><br />
Basis fand einen Käufer. Die einschlägig bekannten Restaura-<br />
tionsfirmen, der Oldtimerhandel wie auch das Classic Center<br />
von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> nutzen die TC nach wie vor als beliebte<br />
Plattform zum Verkauf ihres Fahrzeugbestandes. Aber auch<br />
Brot-und-Butter Autos erfreuen sich größtem Interesse. Dass<br />
durchaus auch ein erschwinglicher Einstieg ins Klassiker-Hobby<br />
möglich ist, zeigten die Angebote auf den Schnäppchenmärk-<br />
ten in den Freigeländen der Messe. Attraktive Youngtimer und<br />
Young Classics zum Beispiel waren hier bereits ab etwa 5000<br />
Euro zu haben.Dass sich die Techno-Classica „zum Leitstern<br />
für alle Messen auf dem Sektor der historischen Fahrzeuge ent-<br />
wickelt hat, betont auch Horst Brüning, Präsident der FIVA und<br />
Vizepräsident der FIA. Leidenschaft, so die Veranstalter, ist die<br />
Triebfeder, sich mit diesem anspruchsvollen Hobby zu beschäfti-<br />
gen. Begeisterung und Faszination seien Auslöser des Klassik-<br />
Fiebers, damit verbundene positive wirtschaftliche Effekte wie<br />
zu erwartende Wertsteigerungen würden gerne mitgenommen.<br />
Der ausschlaggebende Grund jedoch, sich in ein klassisches<br />
Fahrzeug zu verlieben, sei hauptsächlich Leidenschaft. Wer von<br />
uns ist nicht schon von diesem Klassikervirus infiziert, vielleicht<br />
schlimmer und hartnäckiger als das EHEC-Bakterium, weil des-<br />
sen Ausbreitung wohl offensichtlich schon fast epidemiologische<br />
Formen annimmt ? In meinem Freundeskreis gibt es jedenfalls<br />
kaum jemanden, der nicht befallen wäre. Besonders unsere<br />
Frauen werden das bestätigen und können davon wohl ein mehr<br />
oder weniger schmerzvolles Liedchen singen. Auf die Art: „Jetzt<br />
kommt der schon wieder mit einem neuen Auto nach Hause!“<br />
Aber hier möchte ich nun ein hoffentlich tröstendes Wort an alle<br />
leidgeplagten Frauen richten: „seid doch froh – besser er kommt
mit einem neuen Auto nach Hause, als mit einer neuen Freundin<br />
- oder?“ So wurden beim Anblick der über 2500 Sammlerau-<br />
tomobile aus allen Epochen wohl bei einem jeden Besucher<br />
Emotionen geweckt, ob nun durch einen Fiat 500 als Liebes-<br />
nest, einen Käfer „als Fernlenkauto“, einen Bulli als Scheunen-<br />
fund oder auch einen 319er <strong>Mercedes</strong>-Fensterbus mit originaler<br />
Bestuhlung, es war für jeden Geschmack etwas dabei. Und das<br />
meine ich wirklich wörtlich: Selbst das schrillste und wohl häss-<br />
lichste Auto der gesamten Messe fand irgendwie dennoch Be-<br />
wunderung, insbesondere durch seine „Dokumentation“ auf der<br />
Fahrertür (Anzahl der Polizeikontrollen). In diesem Jahr stand<br />
die Messe aber ganz im Zeichen der Erfindung des Automobils<br />
vor 125 Jahren durch Carl <strong>Benz</strong> und so war auch der größte<br />
Austeller der Messe natürlich wieder, wie schon in den Jahren<br />
zuvor, die Daimler AG, die traditionell den Großteil der Fläche<br />
in Halle 1 beanspruchte. Auf einer Art Zeitstrahl der Geschichte<br />
präsentierten der 16 anerkannten <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Marken-<strong>Club</strong>s<br />
sowie die Gäste aus England und der Schweiz in kreisförmiger<br />
Anordnung auf einem Rondell der Sehnsüchte ihre Fahrzeuge<br />
und dokumentierten damit eindrucksvoll die Schlaglichter der<br />
Geschichte der Marke. Im Zentrum dieser vielleicht sogar mer-<br />
cedessternförmigen (?) Anordnung nutzte der Hersteller die<br />
Fläche, um mit seinen eigenen Exponaten den Bogen von den<br />
Anfängen der Automobilgeschichte hin zur Gegenwart, ja mit<br />
einer Skulptur, der Design-Studie „Aesthetics 125“, sogar hinein<br />
in die Zukunft zu spannen. Dass die intensive Beschäftigung mit<br />
klassischen Automobilen im wahrsten Sinne des Wortes zusam-<br />
menschweißt, machte die sehr freundschaftliche Atmosphäre<br />
auf der Techno-Classica deutlich. Der Austausch von Tipps und<br />
Tricks, die Hilfe bei der Teilesuche oder der Suche nach z.B. der<br />
zum Auto passenden Betriebsanleitung, eines Reparaturhand-<br />
buches oder nach dem zur jeweiligen Epoche des Fahrzeuges<br />
passenden Outfits für den Oldtimerpiloten und vor allem aber<br />
das gemeinsame Genießen des Klassikerfahrens stehen vor al-<br />
lem bei den 220 Automobil-<strong>Club</strong>s im Vordergrund, die mit viel<br />
Kreativität wieder um den Titel „schönster <strong>Club</strong>stand“ wetteifer-<br />
ten. Es ist die gelebte Geschichte, die da eine profane Messehalle<br />
in einen Ort des Herzklopfens verwandelt. Blitzender Chrom,<br />
glänzender Lack und herrlich riechendes Leder übertrumpf-<br />
en sich allerorts gegenseitig, selbst der Ölfleck muss sein und<br />
auch der Rost sorgt auf seine Weise für ein Ambiente, das ein<br />
jeden Oldtimer-Fan so fasziniert und unweigerlich in seinen<br />
Bann zieht, nein eher reißt, um ihn dann nicht mehr loszulas-<br />
sen! Durch die heuer sehr günstig angeordnete Cateringfläche<br />
in der Ecke der Halle 1 wurde von Seiten <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> nicht<br />
nur für das leibliche Wohl der <strong>Mercedes</strong>-<strong>Club</strong>standbesucher<br />
bestens gesorgt, nein auch das Standpersonal fand hier einen<br />
Ort der Kommunikation der <strong>Mercedes</strong>-Marken-<strong>Club</strong>s unter-<br />
einander. Freundschaftliche Beziehungen konnten geknüpft und<br />
langjährige Beziehungen intensiviert werden, ein Familientref-<br />
fen der <strong>Mercedes</strong>-Enthusiasten wie es sein sollte, heuer auch<br />
ohne dramatische Zwischenfälle beim Standabbau. An dieser<br />
Stelle möchte ich dem Standpersonal, den schon aus den letz-<br />
ten Jahren jedem bekannten treuen Seelen Hermann Görke,<br />
seinem Bruder und Günther Lindow, die mich ehrenamtlich<br />
und tatkräftig unterstützten, im Namen des <strong>Club</strong>s einen herz-<br />
lichen Dank aussprechen. Ohne diese lieben Helfer wäre ein<br />
so erfolgreicher Messeauftritt des <strong>Club</strong>s, bei dem auch immer<br />
wieder neue Mitglieder geworben werden, schlicht unmöglich!<br />
Sie sollten sich den Termin für das kommende Jahr, für die 24.<br />
Techno-Classica in Essen schon mal im Terminkalender vormerk-<br />
en: 21. (Presse-, Preview- & Fachbesuchertag) bis 25. März 2<strong>01</strong>2.<br />
Hoffentlich kollidiert der Termin nicht tatsächlich, wie man<br />
munkelt mit dem der Retroclassics in Stuttgart. Beide Messen<br />
sind sehenswert und sollten nicht versuchen, sich gegenseitig den<br />
Rang abzulaufen. Ich denke, dass sie in Nord und Süd jeweils<br />
beide ihre Daseinsberechtigung haben. Man sollte den Oldtim-<br />
er-Enthusiasten nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas,<br />
teilweise sogar aus der ganzen Welt nicht die Möglichkeit nehm-<br />
en, beide Messen zu besuchen!!! Mit einem Einbruch der je-<br />
weiligen Besucherzahlen wäre bestimmt keinem der Veranstalter<br />
gedient! Leben und leben lassen sollte auch hier die Devise sein!<br />
31
32<br />
SAISONAUFTAKT MIT DER<br />
RETRO CLASSICS IN STUTTGART<br />
Die Retro Classics Stuttgart fand vom 11. Bis 13. März 2<strong>01</strong>1 bere-<br />
its zum 11. Male statt. Zum Saisonstart der Klassikszene hat sich<br />
die Retro Classics längst von einer Hobbymesse zu einer interna-<br />
tionalen Fachmesse rund um den Oldtimer gemausert und mit<br />
etwa 1<strong>300</strong> Ausstellern und rund 3200 präsentierten Fahrzeugen<br />
im Süden Deutschlands als Gegenpol zur Techno Classica im<br />
Norden etabliert. Sie strahlt bereits weit über die Landesgrenz-<br />
en Baden-Württembergs hinaus, 34% der befragten Messegäste<br />
stammten nicht aus dem Großraum Stuttgart, sondern kamen<br />
aus einem Umkreis von über 100 Kilometern auf das neue<br />
Messegelände, rund jeder 7. Besucher (13%) kam aus Bayern und<br />
10% der Messebesucher nahmen sogar eine Anreise von mehr als<br />
<strong>300</strong> Kilometern auf sich.<br />
Die Retro Classics präsentierte nun schon zum 4. Mal in den<br />
Messehallen am Stuttgarter Flughafen auf rund 100.000 Quad-<br />
ratmetern in verschiedenen Themenhallen Old- u. Youngtimer,<br />
nostalgische Automobillegenden, Concept Cars, Neo Classics,<br />
Modellautos, Retro-Spielzeug, Ersatzteile und Zubehör – eben<br />
alles, was das Herz eines Liebhabers, Sammlers oder Schrau-<br />
bers begehrt. Es kamen wohl alle gleichsam auf ihre Kosten.<br />
Aussteller aus rund 20 Ländern lockten zirka 66.000 Besucher<br />
an und markierten damit trotz herrlichen Wetters einen neuen<br />
Besucherrekord, der das Vorjahresergebnis nochmals um 10%<br />
übertraf. Laut Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth zog die<br />
11. Retro Classics eine äußerst positive Bilanz: „Unsere Oldtim-<br />
er-Messe hat erneut einen Schub an Qualität, Quatität und In-<br />
ternationalität erhalten, sowohl, was Aussteller als auch Besucher<br />
angeht.“<br />
Die Mehrheit der rund 350 in Halle 6 angebotenen Fahrzeuge<br />
fanden auf der Verkaufsbörse neue Besitzer. Auch die Händler<br />
zeigten sich äußerst zufrieden. Diese nutzten wie die Fachfirmen<br />
und die Restaurationsbetriebe und auch die Hersteller (Mer-<br />
cedes-<strong>Benz</strong> Classic, BMW- Classic und das Porsche Museum)<br />
sowie die vielen <strong>Club</strong>s der Szene die Retro Classics wieder als<br />
Forum, um sich und die Fahrzeuge zu präsentieren.<br />
So war der <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong> mit seinem Stand natürlich auch wieder,<br />
wie gewohnt, vor Ort und präsentierte zwei <strong>300</strong><strong>SL</strong> Roadster, ein-<br />
er davon in äußerst heruntergekommenem, unverkennbar „res-<br />
taurierungsbedürftigem“ Zustand. Gerade aber dieses Fahrzeug<br />
war größter Publikumsmagnet und Grundlage vieler Gespräche,<br />
Diskussionen, Fachsimpeleien und vielleicht Auslöser für den ein<br />
oder anderen Traum. Ernüchtert mussten aber die meisten „In-<br />
teressenten“ dann doch feststellen, dass selbst Schrott-<strong>SL</strong>s heut-<br />
zutage eigentlich unerschwinglich bleiben. Dank gesagt sei Gerd<br />
Sehne, dem edlen Spender des dem Besucher des <strong>Club</strong>standes<br />
während der Messe angebotenen Gebäcks sowie natürlich dem<br />
Standpersonal während der 4 Besuchertage, das allen ja bereits<br />
aus den Vorjahren bestens vertraut ist. Neben Michael Rapp<br />
mit Henrike, Hans-Peter Kümmel mit Frau Sigrid und Sohn<br />
Thomas war auch wieder Eva van de Castel mit unermüdlichem<br />
Eifer im Einsatz zum Wohl des <strong>300</strong><strong>SL</strong> <strong>Club</strong>s.<br />
Laut Veranstalter Ulrich Hermann: „hat sich die Retro Classics<br />
in den Köpfen von Fans und Oldtimer begeisterten Menschen als<br />
Pflichttermin festgesetzt“. Schade, wenn dieser in Zukunft mit<br />
einem anderen Pflichttermin, nämlich mit der Techno Classica<br />
in Essen kollidieren sollte. Die 12. Retro Classics ist nämlich zeit-<br />
gleich ebenso für den 22. bis 25. März 2<strong>01</strong>2 anberaumt worden.<br />
Eine Kampfansage zwischen konkurrierenden Veranstaltern?<br />
Sicher jedenfalls keine kluge Entscheidung, sondern bestimmt<br />
eine zu Lasten und zum Leidwesen aller Beteiligten.
34<br />
Dr. Zetsche - Auch ein Bewunderer unserer Fahrzeuge
Ein Teilnehmer nahm via Helikopter<br />
an der Rallye teil, da sich sein <strong>300</strong>er<br />
gerade in Restaurierung bei HK in Polling<br />
befand.<br />
EIN WECHSELBAD DER GEFÜHLE-<br />
DAS JAHRESTREFFEN IN WÜRZBURG<br />
Die Sterne für Würzburg standen nicht unbedingt gut. Viele<br />
Querelen des vergangenen Jahres und besonders im Vorfeld<br />
zum diesjährigen Jahrestreffen ließen nicht gerade hoffen, dass<br />
uns da heuer ein harmonisches Wochenende bevorstehen würde.<br />
Mein inzwischen immerhin 15. Jahrestreffen in Folge, ein kleines<br />
Jubiläum, weckte in mir Erinnerungen an mein erstes 1996 in<br />
München. Damals befanden sich ja schon einmal clubinterne<br />
Streitigkeiten gerade auf ihrem Höhepunkt und veranlassten<br />
mich dazu, darüber nachzudenken, ob dies wohl der richtige<br />
<strong>Club</strong> für mich und mein Hobby sein würde, in den ich damals<br />
zu Beginn des Jahres 1996 gerade erst eingetreten war. Ähnlich<br />
wird es dieses Jahr vielleicht Neumitgliedern auch ergangen sein.<br />
Ein <strong>Club</strong> als Austragungsort für unzählige Streitigkeiten, nicht<br />
Rallye durch die Weinanbaugebiete Frankens<br />
nur für Wortgefechte, nein, die persönlichen Dissonanzen und<br />
Rivalitäten gipfelten damals sogar in Handgreiflichkeiten. Nein,<br />
dachte ich zu dieser Zeit, dass muss ich mir wohl nicht antun.<br />
Ähnlich äußerte sich auf der Hauptversammlung Martin Tobian<br />
in einer Retrospektive. Anders als er kehrte ich dem <strong>Club</strong> damals<br />
jedoch nicht den Rücken. Ich muss betonen, ich habe es bis heute<br />
nicht bereut. Der <strong>Club</strong> legte die Streitigkeiten bei, glättete die<br />
Wogen und veranstaltete in den kommenden Jahren zahlreiche<br />
fantastische, sehr harmonische und mit viel Arbeit vorbereitete<br />
Jahrestreffen, an die sich alle Beteiligten wohl gerne zurückerin-<br />
nern werden. So sollte es auch weiterhin bleiben, Uschi Hillgru-<br />
ber betonte dies in einer Wortmeldung auf der Mitgliederver-<br />
sammlung am Donnerstag sowie bei einer Ansprache auf dem<br />
Galaabend am Samstag. Sie sprach damit vielen Mitgliedern aus<br />
der Seele. Einen nicht unwesentlichen Teil zum Wiedererstarken<br />
des <strong>300</strong><strong>SL</strong>-<strong>Club</strong>s hat Thomas Rosier beigetragen, der unseren<br />
<strong>Club</strong> seit 9 Jahren als Präsident führt und nun auch weiter führen<br />
wird. Sein großes Engagement hat ein harmonisches <strong>Club</strong>leben<br />
induziert. Aber, wie meine Mutter zu sagen pflegte : „es wird im-<br />
mer dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wach-<br />
sen.“ Es scheint wohl tatsächlich so zu sein, dass , wenn es „zu<br />
gut“ läuft, dass da so manch einem offensichtlich nicht mehr<br />
wohl dabei ist. Und : „wenn`s dem Esel zu wohl ist, dann geht er<br />
auf`s Eis.“, auch eine Weisheit meiner Mutter. Nun, das Eis war<br />
dünn, wohl zu dünn, nun ist es gebrochen. Sicher, einige Dinge<br />
bedürfen in Zukunft noch der Klärung und Aufarbeitung, Kor-<br />
rekturen müssen natürlich auch, falls erforderlich, zügig umge-<br />
setzt werden. Aber bei alledem sollten wir nicht vergessen, warum<br />
wir alle in diesem <strong>Club</strong> sind. Wir wollen uns doch wohl nicht an<br />
Paragrafen und in Krümelkackereien ergötzen, sondern wollen<br />
Freude mit unseren Autos haben und unserem Hobby mit Gleich-<br />
gesinnten frönen. Platz für Eitelkeiten, persönliche Rivalitäten,<br />
35
36<br />
übermäßiges Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Selbstbestäti-<br />
gung oder gar Profilneurosen sollten in unserem <strong>Club</strong> keine Rolle<br />
spielen dürfen. Was alle uns verbindet, ist nun mal der <strong>300</strong> <strong>SL</strong>.<br />
Um den ging es natürlich auch in Würzburg. Mit viel Freundlich-<br />
keit und Engagement wurden 86 an der Zahl, darüberhinaus<br />
aber auch viele Nicht – <strong>300</strong><strong>SL</strong> – Fahrzeuge in der Niederlas-<br />
sung Mainfranken in Würzburg empfangen. Ein klares Auf im<br />
Wechselbad der Gefühle in Würzburg, der fünft größten Stadt<br />
Bayerns mit 133.000 Einwohnern. Beginnender leichter Niesel-<br />
regen läutete das 1. Ab des Wochenendes ein: Die nahende<br />
Jahreshaupt-versammlung. Sie fand traditionell am Donner-<br />
stag Nachmittag in der Niederlassung statt, und sorgte für viele<br />
Bauchschmerzen im Vorfeld des Treffens.<br />
Kurzes Resumée: die 12 schriftlich gestellten, inzwischen wohl<br />
allen hinlänglich bekannten Anträge wurden mit überwältigen-<br />
der Mehrheit abgewiesen. Ein Forum für unendliche Diskus-<br />
sionen und Hetzkampagnien wurde den Kritikern verwehrt.<br />
Der Vorstand wurde in der bisherigen Form, Erich Bertagnolli<br />
ausgenommen, wiedergewählt und um einen Schatzmeister,<br />
Martin Semm, erweitert. Entscheidend dabei: Thomas Rosier<br />
wurde mehrheitlich als Präsident weiterhin das Vertrauen ausge-<br />
sprochen. Zwei neue Kassenprüfer, Günter Daiss und Dr. Ulrich<br />
Knapp, wurden gewählt. Damit wurde die Basis geschaffen, die<br />
offenen und ungeklärten Fragen möglichst zügig aufzuarbeiten,<br />
damit sich der <strong>Club</strong> seinem Hauptthema, dem <strong>300</strong> <strong>SL</strong>, wieder<br />
voll und ganz widmen kann. Eher harmonisch klang der Tag<br />
dann aber doch noch mit dem <strong>Club</strong>abend im Gartensaal der<br />
Würzburger Residenz aus, der beim Bombardement 1945 un-<br />
versehrt erhalten blieb und den das vorzüglich erhaltene Deck-<br />
engemälde von Johann Zick ziert.<br />
Wermutstropfen des Abends : Erste Gerüchte über kollektive<br />
Austritte von Mitgliedern sowie die Neugründung eines neuen,<br />
angeblich von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> bereits anerkannten <strong>Club</strong>s,<br />
machten die Runde. Wobei anzumerken ist, dass die angebliche<br />
Anerkennung durch <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Classic jeder Grundlage<br />
entbehrt. Zum anderen bedeutet der Austritt der „Meuterer auf<br />
der Bounty“ für das natürlich nicht sinkende Schiff <strong>300</strong><strong>SL</strong>- <strong>Club</strong><br />
eher wieder ein Auf denn ein Ab. Ruhe kann nun wieder einke-<br />
hren und wir können uns wieder alle eher der konstruktiven Ar-<br />
beit widmen. Sicher, eine steife Brise weht uns ins Gesicht, was<br />
vielleicht aber auch gar nicht so schlecht ist, für einen Segler auf<br />
alle Fälle! Es kann weitergehen : volle Kraft voraus! Gullwings<br />
sind schließlich gute Segler!<br />
<strong>Club</strong>abend in der Residenz<br />
Voller Optimismus starteten denn auch alle ins Wochenende. Das<br />
nächste Auf im Wechselbad der Gefühle konnte nun eingeläutet<br />
werden. Zwar waren für den Freitag unwetterartige Stürme und<br />
Regenfälle für ganz Deutschland vorhergesagt, Petrus war uns<br />
dieses Jahr jedoch wieder wohlgesonnen und bescherte uns trotz<br />
aller Unkenrufe eine sonnige Ausfahrt. Start war in der Nieder-<br />
lassung. Die Rallye führte die Teilnehmer durch die herrlichen<br />
Weinanbaugebiete der Landkreise Würzburg und Kitzingen.<br />
Natürlich habe ich mich nun als Chefredakteur zum Schreiben<br />
dieser Zeilen quasi selbst verdonnert, da sich leider, wie schon<br />
so oft, kein anderer für einen Bericht über das Jahrestreffen hat<br />
hinreißen lassen. Auch möchte ich mit möglichst vielen Bildern<br />
zur Dokumentation des Erlebten beitragen, was schon mal an<br />
den Nerven meiner lieben Frau zu zerren pflegt.<br />
Start der Rallye<br />
Auf dem Höhepunkt der Nervensägerei ließ sie sich auf der kur-<br />
vigen Strecke durch die Weinberge dann zu folgendem folgen-<br />
schweren Ausspruch hinreißen: „Lass doch mal die nervige Fo-<br />
tografiererei oder Du musst Dir halt mal ‘nen Roadster kaufen,<br />
damit Du wenigstens nicht ständig die Flügel aufreißen musst!<br />
Residenz von Würzburg
....und dann....“Haaaaaalt! Neeeee, so hab ich das doch nicht<br />
gemeint!“ wollte sie umgehend zurückrudern. Gerade wurde<br />
ihr bewusst, was sie da soeben geäußert hatte. Aber ich habe es<br />
natürlich sehr wohl und freudig vernommen, noch am Abend<br />
hat sie diese Worte wohl oder übel am Tisch den Freunden be-<br />
stätigen müssen. Um ganz sicher zu gehen, will ich dieses Forum<br />
nun nutzen , um das einmal klar und deutlich für alle Zukunft zu<br />
dokumentieren. Da gibt es nun kein Zurück mehr mein Schatz,<br />
so leid es mir tut – gesagt ist gesagt – das ist doch wohl Ehren-<br />
sache.<br />
Dass auch das begeisterte Publikum an der Strecke dem <strong>300</strong><strong>SL</strong>-<br />
<strong>Club</strong> wohl gesonnen war, musste ich natürlich auch im Bild fest-<br />
halten, was hier unten rechts dokumentiert wird.<br />
Auch dass man zur Besichtigung eines schiefen Turmes nicht<br />
unbedingt nach Italien reisen muss, führte allen der Falterturm,<br />
auch „schiefer Turm von Kitzingen“ vor Augen. Den Erbauern<br />
soll dem Vernehmen nach wohl der Alkohol den Sinn vernebelt<br />
und damit die Baukunst beeinträchtigt haben. Der Turm wur-<br />
de nämlich nicht wie in Pisa durch Absinken des Fundaments<br />
im Laufe der Jahre erst langsam schief, sondern war, vielleicht<br />
durch zu viel Silvaner-Genuss, bereits von Beginn an schief.<br />
Über Dettelbach und Schnepfenbach (!) – herrlich, warum<br />
amüsiert nur mich dieser Ortsname so, meine Beifahrerin und<br />
liebe Frau lächelt auf dem obligaten Beweisfoto jedenfalls et-<br />
was verkniffen, oder was meint ihr? – führte uns die Ausfahrt<br />
schließlich nach Untereisenheim. Untereisenheim am Main<br />
blickt auf eine lange Weinbautradition zurück. Die erste urkund-<br />
liche Erwähnung des Ortes stammt von 788 zur Zeit Karls des<br />
Großen. Vielleicht steht hier sogar die „Wiege des fränkischen<br />
Silvaners“, der Rebsorte, die später zum Inbegriff des Franken-<br />
weins wurde. Im Jahre 1659 jedenfalls gelangten Silvanerreben<br />
von Markt Eisenheim nach Castell , der erste offizielle Nachweis<br />
Der jüngste Sieger der Rallye<br />
37
38<br />
Hundertwasser Weingut<br />
dieser Rebsorte in Franken. Auch das hiesige von uns besuchte<br />
Weingut besitzt eine lange Geschichte, nachzulesen im Keller-<br />
buch von 1756. Familie Hirn schuf nach Plänen von Friedens-<br />
reich Hundertwasser zwischen den Weinlagen Untereisenheimer<br />
Höll und Untereisenheimer Sonnenberg , also quasi zwischen<br />
Himmel und Höll, ein kleines Paradies mit lebensfroher Aus-<br />
strahlung. Als Erlebnis- und Märchenland, sicher im Sinne des<br />
im Februar 2000 verstorbenen Friedensreich Hundertwasser,<br />
lädt dieser Ort den Gast dazu ein, die Seele baumeln zu lassen,<br />
lebendige Kunst und aufregende Geschichte sowie feinste kuli-<br />
narische Genüsse zu entdecken und Erholung zu finden. Wenn<br />
ein guter Tropfen Silvaner ein Genuss ist, dann ist der Besuch im<br />
„Weinparadies“ des Weingutes Hirn ein Feuerwerk der Sinne.<br />
Entsprechend angetan waren wohl auch die <strong>300</strong> <strong>SL</strong> Eigner von<br />
dieser „bunten Insel des Rebensaftes“ inmitten grüner Hänge<br />
und im Herzen Frankens.<br />
Richtung Volkach lud im Anschluss ein Kurzstopp an der Aus-<br />
sichtsterrasse der Vogelsburg, die ihre erste geschichtliche Er-<br />
wähnung bereits im 9. Jahrhundert erfuhr, zum Füße vertreten<br />
ein und eröffnete den Teilnehmern einen herrlichen Blick auf die<br />
Weingärten entlang des Mains tief unten und hoch oben an den<br />
ihn säumenden Hängen.<br />
Nach weiterer Fahrt durch unzählige Weinberge lud Graf von<br />
Schönborn auf Schloss Hallburg zur Mittagsrast ein. Eine<br />
frische Brise ermahnte die <strong>300</strong> <strong>SL</strong> Piloten schließlich, sich nicht<br />
zu sehr und ausufernd den Verführungen eines hervorragen-<br />
den Essens zu ergeben, sondern an die Weiterfahrt zu denken.<br />
Diese führte uns zum Münster Schwarzach, der Abtei und<br />
Wirkungsstätte von Pater Anselm Grün. Von den eher welt-<br />
lichen Genüssen des Vormittags wurde nun der Bogen hin zum<br />
eher Geistigen gespannt. Die Visitenkarte der Mönche regt zum<br />
Schmunzeln an (siehe Bild links unten).
Parkplatz der Residenz<br />
Ziel der Freitagsrallye war schließlich der Parkplatz der Resi-<br />
denz in Würzburg, Hauptwerk des Süddeutschen Barock, das<br />
UNESCO-Weltkulturerbe ist. Erbaut wurde der bedeutendste<br />
Residenzbau des Spätbarock 1720 – 1744 nach Plänen Balthasar<br />
Neumanns unter Mitwirkung von L. von Hildebrandt aus Wien<br />
und M. von Welsch aus Mainz, es ist eines der bedeutendsten<br />
Schlösser Europas und steht in einer Reihe mit Schloss Schön-<br />
brunn in Wien und Schloss Versailles bei Paris.<br />
Ein erlebnisreicher Freitag klang schließlich mit dem Fest-<br />
abend in der Niederlassung aus. Im PKW-Center hatte sich die<br />
Mannschaft um Thomas Klein und Joachim Schlereth mächtig<br />
ins Zeug gelegt und bescherte der <strong>300</strong><strong>SL</strong>- Familie einen wohl<br />
unvergesslichen „Spieleabend“. Es konnte mit <strong>300</strong><strong>SL</strong>- Dollars<br />
gezockt, gesetzt , gezecht, eine Cocktailbar erster Güte sorgte<br />
für ständigen Nachschub, geratscht und gefeiert werden. Als<br />
erfolgreichster Oberzocker stellte sich dabei Guenther Arkenau<br />
heraus, wofür er denn auch ausgezeichnet wurde.<br />
Resumée des Freitags : ein klares Auf im Wechselbad der Ge-<br />
fühle, aber wie war das denn gleich mit den Bäumen und dem<br />
Himmel? Auch am Freitag gab es leider wieder ein Ab. Ewi<br />
Rosquist, die an diesem Wochenende ebenso Gast des <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-<br />
<strong>Club</strong>s war wie Eugen Böhringer, musste bedauerlicherweise<br />
verkünden, dass Eugen Böhringer leider nicht an der Rallye<br />
Mittagsrast mit BBQ<br />
Familienkutsche<br />
teilnehmen konnte und auch nicht diesen Abend mit seiner<br />
Anwesenheit berei-chern würde. Er habe eine Herzschwäche<br />
erlitten und befinde sich im örtlichen Krankenhaus, seine<br />
Enttäuschung darüber sei riesengroß und seine Stimmung sei<br />
dementsprechend niedergeschlagen. Nach Rücksprache im An-<br />
schluss an das Jahrestreffen mit Gerhard Badziong , gut befre-<br />
undet mit Familie Böhringer, stellte sich im nachhinein heraus,<br />
dass es sich doch nicht um eine Herzattacke gehandelt hatte,<br />
sein Herz sei top fit, sondern lediglich um eine Magen-Darm<br />
Verstimmung aufgrund falscher Tabletteneinnahme. Inzwischen<br />
geht es Eugen Böhringer wieder bestens. Gott sei Dank – un-<br />
sere Genesungswünsche vom Galaabend übermittelt per Karte<br />
mit den Unterschriften und Wünschen aller Anwesenden haben<br />
offensichtlich gefruchtet. Also doch wieder : ein klares Auf!<br />
Auch der Samstag trotzte den Wettervorhersagen – ein schöner<br />
Sommertag versüßte den Teilnehmern der Ausfahrt den Tag,<br />
natürlich wurden aber auch diejenigen, die das Alternativpro-<br />
gramm mit Stadtbesichtigung und Schifffahrt vorzogen, vom<br />
Wetter verwöhnt. Für das „fahrende Volk“ begann der Tag auf<br />
eigener Achse schon einmal vielversprechend mit dem sonst für<br />
den normalen Verkehr gesperrten Besuch der auf der linken<br />
Mainuferseite gelegenen Festung Marienberg, deren Ursprünge<br />
in die Keltenzeit zurückreichen und die hoch oben über Würz-<br />
39
40<br />
burg , das 2004 bereits sein 1<strong>300</strong>jähriges Jubiläum feierte, thront.<br />
Die Schranken wurden extra für uns geöffnet und zahlreiche<br />
enge Torbögen konnten durchfahren werden bis mitten in der<br />
Festung ein großer gepflasterter Platz zum Abstellen der <strong>300</strong> <strong>SL</strong><br />
Fahrzeuge einlud. Die Festung Marienberg beheimatet die älteste<br />
Marienkirche Würzburgs und das Mainfränkische Museum.<br />
Die Weiterfahrt bescherte den Teilnehmern der Ausfahrt eine<br />
Sonderprüfung und dem ein oder anderen auch Sorgenfalten.<br />
Jedenfalls gestaltete sich die Gleichmäßigkeitsprüfung und an-<br />
schließende Irrfahrt durch die Weinberge als Verwirrspiel ohne<br />
gleichen. Aus allen Himmelsrichtungen kamen an den Weg-<br />
kreuzungen des Weinbergstraßengewirrs <strong>SL</strong>s und so offenbar-<br />
ten sich die Weinberge als einziges großes Labyrinth, aus dem<br />
ein durchschnittlich gebildeter und zivilisierter Mitteleuropäer<br />
offensichtlich gar nicht so leicht herausfand. Irgendwie schaff-<br />
ten es letztendlich doch wohl alle – von dort Verschollenen und<br />
nicht mehr Heimgekehrten kam uns jedenfalls nichts zu Ohren.<br />
Eine willkommene Rast mit Sektempfang und Fingerfood<br />
nach historischer Stadtdurchfahrt in Prichsenstadt kam zur<br />
Beruhigung der Gemüter gerade recht. Prichsenstadt ist ein<br />
Überbleibsel aus der großen Zeit der Städtegründungen des<br />
Mittelalters mit gut erhaltenem Stadtkern, sie zeigt typische alt-<br />
fränkische Kultur und Lebensart. Die herbe Eleganz der winkli-<br />
gen Gassen , Fachwerkhäuser, trutzigen Türme und Stadtmau-<br />
ern luden den <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong> zum beschaulichen Verweilen ein.<br />
Eigentliches Ziel der samstäglichen Ausfahrt war jedoch Veits-<br />
höchheim. Hier trafen sich beide Gruppen, ob zu Lande oder<br />
auf dem Wasser unterwegs, zum Mittagessen.<br />
2 der 3 Zacken der Symbolik des <strong>Mercedes</strong>sterns (zu Luft, zu<br />
Lande, zu Wasser), die im letzten Jahr in Dresden noch kom-<br />
plett abgearbeitet wurden, waren auch diesmal wieder er-<br />
füllt. Die Sache mit der Luft, der geplante Besuch des Flug-<br />
hafens Kitzingen, musste heuer jedoch entfallen. Die Bewe-<br />
gung auf dem Lande fand an diesem Tage mit dem Besuch<br />
der Rokokogärten in Veitshöchheim ihren krönenden Ab-<br />
schluss. Es ist eine der wenigen Gartenanlagen Deutschlands<br />
im französischen Rokokostil, die aus dem Jahre 1760 stam-<br />
mt. Zum heutigen Aussehen des den Park beherbergenden<br />
Schlosses trug maßgeblich wieder Balthasar Neumann bei. Das<br />
Schloss Veitshöchheim war die ehemalige Sommerresidenz der<br />
Fürstbischöfe von Würzburg, später der Könige von Bayern.<br />
Zur Ruhe kam der fahrende Tross an diesem Tag erst wieder im<br />
Hotel Maritim im Herzen Würzburgs, direkt am Mainufer gele-<br />
gen, unserer Herberge für dieses Wochenende. Hier konnte ein<br />
jeder nochmal Kräfte sammeln, bevor der große Galaabend in<br />
der Rotationshalle des Vogel Convention Centers zum Ausklang<br />
des Jahrestreffen rief.<br />
Der Galaabend , diesmal in den ehemaligen Druckhallen des Vo-<br />
gel Verlages, ist immer der Höhepunkt eines <strong>300</strong><strong>SL</strong>- Jahrestref-<br />
fens, nach wie vor wegen seiner hohen Kosten aber Stein des<br />
Anstoßes. Früher wurde dieser komplett von <strong>Mercedes</strong> <strong>Benz</strong><br />
gesponsert, die letzten Jahre aber muss er allein vom <strong>Club</strong> getra-<br />
gen werden, verursacht somit den größten Minusposten , ist also<br />
hauptsächliche Ursache für den negativen Saldo des Jahrestref-<br />
fens. Damit verkörpert also auch der Galaabend gleichsam wie<br />
das ganze Jahrestreffen in diesem Jahr insgesamt das große<br />
Wechselbad der Gefühle, das ständige Auf und Ab dieses Wo-<br />
chenendes. Einerseits war der Galaabend als Abschluss wieder<br />
Ort vieler netter Begegnungen und angeregter Gespräche, mit<br />
der Siegerehrung der Rallye schließlich auch Lohn aller Mühen,<br />
mit dem Tanz verantwortlich für eine fast ausgelassene Stimmung<br />
und mit Vorstellung des <strong>SL</strong>S Roadsters aus dem Hause AMG,<br />
der Weltpremiere um Mitternacht, natürlich ein Highlight erster<br />
Güte. Auch Gerhard Badziong war trotz der Krankheit seiner
Frau eigens für diesen Festabend aus Köln angereist und sorgte<br />
mit seinem beliebten <strong>300</strong><strong>SL</strong>- Song ordentlich für Stimmung.<br />
Andererseits war der Abend mit dem Bekanntwerden weiterer<br />
abstruser Vorwürfe gegen den Vorstand besonders für Thomas<br />
Rosier als Präsidenten nicht nur Ort der Freude, sondern auch<br />
Anlass zur Bekundung seiner Enttäuschung und Verbitterung<br />
über den Beschuss unter der Gürtellinie aus Reihen der Abtrün-<br />
nigen, der jeder Grundlage entbehrt. Letztendlich konnten aber<br />
alle Angriffe nicht die überwiegend positive Stimmung zum Kip-<br />
pen bringen.<br />
Jetzt gilt es zusammenzuhalten und das Schiff <strong>300</strong><strong>SL</strong>- <strong>Club</strong><br />
wieder ins richtige Fahrwasser zu steuern, die Gullwings wie<br />
auch die flügelgestutzen Roadster begleiten natürlich dieses<br />
Schiff. Dabei sollten wir zukünftig aber tunlichst ein solches<br />
Wechselbad der Gefühle versuchen zu vermeiden. Freuen wir<br />
uns also auf Berlin, auf das 33. Internationale Jahrestreffen am<br />
Himmelfahrtswochenende 2<strong>01</strong>2.<br />
41
42<br />
FLÜGELTÜRER GEWINNT DIE<br />
KITZBÜHELER ALPENRALLYE<br />
Er ist genau seit 10 Jahren Mitglied beim <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> und es<br />
war sein 10. Start bei der Ende Mai ausgetragenen Kitzbüheler<br />
Alpenrallye: Dr. Horst Keil holte sich mit Beifahrer Thomas<br />
Linhardt auf seinem roten Flügeltürer, den er vor 10 Jahren<br />
von HK-Engineering erworben hat, den Gesamtsieg bei dieser<br />
zusammen mit der Ennstal-Classic größten internationalen öster-<br />
reichischen Oldtimer-Rallye. In der sogenannten Sport-Tro-<br />
phy-Kategorie mit 85 Startern (es gab auch eine sportlich<br />
stark entschärfte „Genussfahrer-Kategorie“ mit 119 Teilneh-<br />
mern) gewann der Münchner die 24. Auflage dieser dreitä-<br />
gigen Veranstaltung. Nach 470 großenteils anspruchsvol-<br />
len Rallye-Kilo-metern durch Tirol, Salzburger Land und<br />
Bayern sowie 15 Sonderprüfungen siegte er mit deutlichem<br />
Vorsprung vor dem österreichischen Ferrari-Team von Hei-<br />
denbauer und dem deutschen Porsche-Team Menden/Nord-<br />
meier. Der nächstplatzierte Flügeltürer kam auf Rang 17<br />
mit den Schweizern Limberger/Ohligs. Als bestplatziertes<br />
<strong>300</strong> <strong>SL</strong>-Roadster-Team kamen Lehr/Lehr auf den 30. Platz.<br />
Horst Keil holte sich außerdem den heuer erstmals (in drei<br />
anspruchsvollen Bergprüfungen) ausgefahrenen „Sepp Greger-<br />
Bergpokal“, der von der Familie des im Vorjahr verstorbenen<br />
mehrfachen Berg-Europameisters Sepp Greger und der von ihm<br />
gegründeten „Vereinigung Süddeutsche Automobilsportler“ ge-<br />
stiftet wurde. Der aufwändig gestaltete Wanderpokal ist in der<br />
Halle des Kitzbüheler „Sporthotel Reisch“ zu besichtigen. Bei<br />
seinem Erfolg in Kitz kam Horst Keil sicherlich zugute, dass er<br />
zwei Wochen vorher bei der Mille Miglia ein hartes „Training“<br />
absolviert hatte, denn er erzielte dort - diesmal allerdings nicht auf<br />
seinem Flügeltürer, sondern auf dem Jaguar-Biondetti-Spezial
einen beachtlichen 15. Rang in der Gesamtwertung. Beachtlich<br />
deshalb, weil Keil damit - wie ihm die Italienischen Veranstalter<br />
bei der Siegerehrung in Teatro Grande in Brescia sagten - seit<br />
20 Jahren der erste Deutsche ist, der unter die ersten 20 des Ge-<br />
samtklassements platziert ist. Zum Vergleich: Als bestplatzierte<br />
Flügeltürer-Teams kamen die Italiener Beghetto/Beghetto und<br />
Cefis/Cefis (vom <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> Italia) auf die Plätze 71 und 99 in<br />
der Gesamtwertung der diesjährigen Mille Miglia.<br />
Fotos linke Seite oben: Mit Flügeltürer und Beifahrer sowie mit<br />
„Sepp Greger Bergpokal“ in Kitzbühel<br />
Fotos linke Seite unten: Bei der Mille Miglia nach der Siegerehrung<br />
mit den Pokalen und beim Start in Brescia<br />
Foto diese Seite:<br />
Am Wilden Kaiser auf der Kitzbüheler Alpenrallye<br />
15 43
44<br />
PLANAI-CLASSIC - IM OFFENEN TOURER<br />
DURCH EIS UND SCHNEE<br />
Insgesamt 49 Starter wagten dieses Jahr die Teilnahme bei<br />
der ersten Rallye des Jahres, der Planai Classic die am 4. und<br />
5. Januar im Gebiet des Ennstals, der Radstädter Tauern und<br />
der Dachsteinregion stattfand. Schon eine Sommerrallye durch<br />
die Berge mit zahlreichen Wertungsprüfungen ist anspruchsvoll,<br />
aber falls man es wagt bei einer Winterrallye mit einem offenen<br />
Vorkriegswagen anzutreten, kann bereits das Erreichen des Ziels<br />
als Herausforderung gelten.<br />
Dieser stellte sich Dr. Ulrich Knapp mit seinem <strong>Mercedes</strong> 630<br />
K von 1927 nun bereits zum 3. Mal und ich war gerne bereit,<br />
ihn als Beifahrer dabei zu unterstützen, erstmals das Ziel zu er-<br />
reichen. Sollte dies gelingen, war uns ein Pokalrang in unserer<br />
Klasse sicher, da sich nur zwei Vorkriegsfahrzeuge die Teil-<br />
nahme zutrauten. 47 teilnehmende Fahrzeuge entstammten den<br />
Baujahren 1954 bis 1972.<br />
Mitstreiter in der Vorkriegsklasse waren das Ehepaar Christian<br />
und Margot Baier aus Perchtoldsdorf, die 2007 die Ennstal-Clas-<br />
sic gewannen. Ihr englischer Lea Francis ist ein Renn-Zweisitzer<br />
von 1927 mit 40 PS und sehr geringem Gewicht.<br />
Unser Wagen aus dem früheren Besitz des Hotels Adlon in Ber-<br />
lin verfügt zwar über 110 PS, aber mit uns auch über ca. 2500 kg<br />
Gewicht, so dass nicht wirklich ein Leistungsvorteil vorhanden<br />
war.<br />
Vollgetankt (zu meiner Überraschung über 150 Liter!) und aus-<br />
gerüstet mit speziell angefertigten Spikesreifen sowie bereits auf-<br />
gezogenen Schneeketten auf den Reserverädern traten wir am<br />
4. Januar um 12.00 Uhr auf der Trabrennbahn in Gröbming<br />
zur ersten Wertungsprüfung an. Es galt, die im Qualifying er-<br />
reichte Rundenzeit in der Prüfung exakt zu wiederholen. Trotz<br />
schneebedeckter Fahrbahn eine auf ebener Strecke eher leichte<br />
Aufgabe.<br />
Um 16.30 Uhr erfolgte der Start zur eigentlichen Rallye über<br />
181 km. Die Strecke beinhaltete 9 Sonderprüfungen mit versteck-<br />
ten Kontrollen für die Durchschnittsgeschwindigkeit mit einem<br />
Schnitt von 40 km/h und 6 Zeitkontrollen in den Durchfahrts-<br />
orten. Die befahrenen Strecken waren dieses Jahr durchweg mit<br />
Eis und Schnee bedeckt.<br />
Da es bereits ab ca. 18 Uhr finstere Nacht war und die Tempera-<br />
turen auf -18 °C fielen, ist das Befahren der Strecke für Mensch<br />
(im offenen Tourer ohne Heizung) und Auto (83 Jahre alt) schon<br />
an sich nicht ganz einfach. Als ganz unmöglich stellte es sich her-<br />
aus, auf steilen Bergstrecken einen 40er Schnitt zu erreichen. Im<br />
2. Gang reichte die Durchzugskraft einfach nicht aus und den<br />
Zusatz-PS bei Kompressoreinsatz war es entweder zu kalt oder<br />
sie sind an sich schon etwas altersschwach. Jedenfalls mussten<br />
wir oft den 1. Gang bemühen und der reicht nun mal nicht bis 40<br />
km/h. Trotz der zu erwartenden Strafpunkte verzichtete Ulrich<br />
(zum Glück) auf den Versuch bei den Bergabpassagen dank der<br />
2,5 t Gewicht die verlorene Zeit wieder gut zu machen.<br />
Trotz einiger verpatzter Sonderprüfungen erreichten wir jedoch<br />
um 21.42 Uhr pünktlich das Ziel in Gröbming.<br />
Am nächsten Tag stand um 13.00 Uhr als finale Prüfung der<br />
Berglauf im Planai-Skigebiet von der Mittel- zur Bergstation<br />
über 6 km Länge auf dem Programm.<br />
Hier hatte Ulrich bei den früheren Versuchen immer Probleme<br />
mit der Kraftstoffversorgung und die Bergstation nicht erreicht.<br />
Eine erweiterte <strong>Benz</strong>inleitung sollte das Problem dieses Jahr<br />
lösen.<br />
Das Nachtanken von 110 Litern vor der Anfahrt zur Mittelsta-<br />
tion zeigte, dass ein <strong>Mercedes</strong> Kompressorfahrzeug im Winter<br />
bei Fahrten im 1. und 2. Gang über ca. 200 km einen ordent-<br />
lichen Durst haben kann!<br />
Der Vorteil der bevorstehenden Bergprüfung bestand grundsätz-<br />
lich darin, dass man sich mit dem ersten Lauf die Zeit für den<br />
Wiederholungslauf selbst vorgeben kann.<br />
Falls der Fahrer allerdings über die diesmal funktionierende<br />
<strong>Benz</strong>inzufuhr so begeistert ist, dass er sich im ersten Lauf nicht<br />
zurückhalten kann, dann wird es im zweiten Lauf auf glattge-<br />
fahrenem Belag wirklich schwer wieder die gleiche Zeit zu er-<br />
reichen….!<br />
Auch diese zusätzlichen Strafpunkte hinderten uns jedoch nicht<br />
daran, für´s diesjährige Durchhalten mit schönen Pokalen für<br />
den 2.Platz in unserer Klasse belohnt zu werden.<br />
Fazit:<br />
Die Rallye war ein tolles Erlebnis und eine schöne Heraus-<br />
forderung, die ich als Beifahrer vor allem dem Wagemut von Dr.<br />
Ulrich Knapp zur Teilnahme mit so einem Fahrzeug verdanke.<br />
Von der Veranstaltung an sich würde ich mir wünschen, dass<br />
man sich nicht am ersten Tag tagsüber auf einer Trabrennbahn<br />
aufhält und bei Nacht über 180 km durch die schönsten Land-<br />
schaften fährt, sondern genau umgekehrt!<br />
Michael Rapp
46<br />
NICHT NUR FÜR <strong>300</strong> <strong>SL</strong>:<br />
OLDTIMER-GENUSS FÜR ALLE SINNE<br />
Die erste Kienle Classic Rallye Croatia bot 50 Teilnehmer-<br />
Teams eine Reise in ein unbekanntes Oldtimer-Land mit<br />
viel Fahrspaß über faszinierende Strecken durch herrli-<br />
che Landschaften mit spektakulären Ausblicken.<br />
Kroatien – das ist auf der Landkarte von Oldtimer-Veranstaltern<br />
ein eher weißer Fleck: Während beispielsweise die Alpen zu den<br />
beliebtesten Klassiker-Spielwiesen gehören und nahezu jeder Al-<br />
penpass jährlich von ganzen Scharen klassischer Automobile bei<br />
Veranstaltungen wie Silvretta Classic, Kitzbüheler Alpenrallye<br />
oder Ennstal Classic unter die Räder genommen wird, gehört<br />
Kroatien zu den Ländern, die von mitteleuropäischen Rallye-<br />
Veranstaltern eher gemieden wird. Die Anfahrt in das Land an<br />
der östlichen Adria ist für Mitteleuropäer einfach zu lang.<br />
Klaus Kienle, Mitglied im <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> und<br />
als Restaurierer für <strong>300</strong> <strong>SL</strong>-Flügeltürer und -Roadster bekannt,<br />
wagte sich jedoch auf wenig bekanntes Terrain und veranstalte<br />
vom 22. bis 25. September 2<strong>01</strong>0 die Kienle Classic Rallye Croatia<br />
von Split über Brela nach Dubrovnik. „Nach dem Erfolg des<br />
Alberto Ascari Revival, das wir vor zwei Jahren in Zusammenar-<br />
beit mit dem Ascari Race Resort für unsere Kunden und Freun-<br />
de des Hauses organisiert hatten, war es an der Zeit, eine offene<br />
Ausfahrt für interessierte Oldtimer-Besitzer aller Marken zu ver-<br />
anstalten“, erklärt Klaus Kienle. Kroatien wählte der Schwabe<br />
vor allem wegen der spektakulären landschaftlichen Reize,<br />
fahrerisch anspruchsvollen Straßen mit nur wenig Verkehr und<br />
der ebenso deftigen wie gutschmeckenden Küche als Austra-<br />
gungsort seiner Rallye-Premiere aus: „Mit dieser Rallye wollen
wir den Teilnehmern Oldtimer-Genuss für alle Sinne bieten.“<br />
Deshalb beschränkte man die Tagesetappen auf maximal 200<br />
Kilometer, und um den Teilnehmern einen persönlichen Ser-<br />
vice bieten zu können, wurde die Starterzahl auf 50 begrenzt.<br />
Das am häufigsten vertretene Modell war der <strong>300</strong> <strong>SL</strong> – als<br />
Flügeltürer und als Roadster: Allein acht der Zweisitzer traten<br />
am Morgen des 23. September bei EUROline in Split an, dazu<br />
ein Bugatti 37 Grand Prix, gefahren von Michaela Layher, der<br />
Frau von Hermann Layher, Chef des Auto + Technik-Museum<br />
Sinsheim. Der fuhr einen <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Typ S mit Erdmann<br />
& Rossi-Karosserie. Mit dabei: Ein VW Bully, gemeldet von<br />
Bosch, einen Triumph TR 6, gefahren von den Sterne-Köchen<br />
Frank Oehler und Mike Süsser, Stars der RTL II-Sendereihe<br />
„Die Kochprofis – Einsatz am Herd“. Deren dritter Mann,<br />
Andi Schweiger chauffierte einen Ford Mustang. Ohnehin<br />
war der Anteil prominenter Teilnehmer beachtlich: Christoph<br />
Gottschalk (<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 230 <strong>SL</strong> Rallye), ASC-Präsident<br />
Uwe Brodbeck (Austin-Healey <strong>300</strong> Rallye), Vera Niefer und Dr.<br />
Claudia Kunkel (<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 190 <strong>SL</strong>), Rock-Legende Peter<br />
Kraus mit seiner Frau Ingrid (<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong> <strong>SL</strong> Roadster)<br />
und Retro-Classics Veranstalter Karl-Ulrich Herrmann (Mer-<br />
cedes-<strong>Benz</strong> 250 S), Alex Birkenstock (<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong> <strong>SL</strong>)<br />
sowie die Fotografen René Staud und Christof Sage nahmen<br />
die insgesamt 500 Kilometer lange Strecke unter die Räder wie<br />
auch Ex-Formel 1-Fahrer Jochen Mass. Der machte Furore mit<br />
ˇ ˇ<br />
einem vom <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Museum gestellten <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />
<strong>300</strong> <strong>SL</strong>S: Mit der Rekreation des <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Classic Cen-<br />
ters brachte <strong>Mercedes</strong>-Markenbotschafter Mass echtes Renn-<br />
flair an die kroatische Adria.<br />
Nach dem Übersetzen mit einer eigens für die Ausfahrt gechar-<br />
terten Autofähre auf die Insel Brac führte der erste Rallye-Tag<br />
die 50 teilnehmenden Teams über ˇ spektakuläre Bergstrecken<br />
– nach einem üppigen Mittagsimbiss unter reinblauem Adria-<br />
Himmel im Lokal Nano Ban, das sich als „agrotouristisches<br />
Restaurant“ bezeichnet – wieder aufs Festland in die kleine Ort-<br />
schaft Brela. Dessen kleiner Hafen bot die Kulisse eines Feier-<br />
Abends mit vielen kroatischen Spezialitäten.<br />
Zu den Höhepunkten des zweiten Tages zählte die freie Fahrt<br />
auf den Sveti Jure, mit 1.736 Metern die zweithöchste Erhebung<br />
Kroatiens. Die schmale und steile Bergstrecke war eigens für die<br />
47
48<br />
Klassik-Fahrer gesperrt, so dass sie nach Gusto das Bergrestaurant<br />
auf halber Höhe erstürmen konnten. Gekrönt wurde der Berg-<br />
fahrt-Tag von einem exklusiven Feier-Abend mit fangfrischem<br />
Thun- und Schwertfisch vom Grill in der legendären Beach Bar<br />
von Hochseeangel-Vizeweltmeister Jagso in Trpanj auf der Hal-<br />
binsel Pelješac. Der Grillfisch brachte Star-Koch Frank Oehler<br />
ins Schwärmen: „So frischen Thunfisch bekommst Du nicht mal<br />
in Japan“, freute sich der Chef der Speisemeisterei in Stuttgart-<br />
Hohenheim – „eine echte Thunfisch-Orgie“. Der dritte Tag<br />
brachte eine Überraschung: Monsunartige Regengüsse während<br />
der Fahrt und bei der Oldtimer-Parade in Dubrovnik stellte die<br />
Wetterfestigkeit der Oldie-Teams gegen Ende der Classic Ral-<br />
lye Croatia nach zwei Tagen schönstem Kaiserwetter auf die<br />
Probe. Dennoch: Die Klassiker-Parade in die für alle Automo-<br />
bile ansonsten strikt gesperrten Altstadt von Dubrovnik, seit 1979<br />
zum Weltkulturerbe zählend, war neben der Fahrt auf den Sveti<br />
Jure eines jener besonderen Attraktionen der Rallye, die Nor-<br />
malsterblichen unzugänglich sind – und nur durch langjährige<br />
freundschaftliche Beziehungen zu Politikern, Geschäftsleuten,<br />
wichtigen Entscheidungsträgern und großzügigen Sponsoren<br />
wie AWD, Bosch, Chopard und Gazi möglich sind. Der Bürger-<br />
meister der 44.000 Einwohner-Stadt empfing die Teams im Sit-<br />
zungssaal des Rathauses, bevor beim abschließenden Festabend<br />
im Hotel Grand Villa Argentina, direkt an Dubrovniks Altstadt<br />
gelegen, ein Rallye-Teilnehmer den Teams richtig einheizte: Zu<br />
Steigerung der Spendierfreudigkeit des Charity-Abends gab Pe-<br />
ter Kraus ein kurzes, aber umso knackigeres Privat-Konzert. Er<br />
zeigte – vor allem mit „Sugar Baby“, dass es der „deutsche Elvis“<br />
heute noch genauso gut bringt, wie zu Beginn seiner Karriere in<br />
den 1950er- und 1960er-Jahren. Mit standing ovations endete<br />
diese Rallye durch Kroatien. Hermann Ries
50<br />
NACHRUF AUF HELMUT SCHMIDT<br />
14.05.1920 - 30.10.2<strong>01</strong>0<br />
Helmut Schmidt ist tot. Mit ihm verlieren wir einen Förderer<br />
und Freund unseres <strong>Club</strong>s zugleich.<br />
Gerne komme ich der Bitte der Redaktion des <strong>Bulletin</strong>s nach, in<br />
einem Nachruf über sein Leben zu schreiben.<br />
Helmut Schmidt, am 14.05.1920 in Düsseldorf geboren, legte im<br />
März 1939 das Abitur in Köln ab und begann mit dem Studium<br />
Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften. Be-<br />
reits nach einem Semester wurde er in den Kriegsdienst zu den<br />
Fallschirmjägern eingezogen.<br />
Nach Kriegsende verdingte er sich als Schauspieler in Dortmund<br />
bis er 1952 als Verkäufer in der Daimler <strong>Benz</strong> Niederlassung<br />
Dortmund eine Anstellung erhielt. Hier hatte Helmut Schmidt<br />
– und darauf war er zeitlebens besonders stolz – einen ersten<br />
Kontakt zu unserem <strong>300</strong> <strong>SL</strong>, denn es gelang ihm, dem Nach-<br />
wuchsverkäufer, einen <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong> <strong>SL</strong> an keinen gering-<br />
eren als den bekannten Besitzer einer Dortmunder Stahlhütte<br />
und späteren Präsidenten des NOK (Nationales Olympisches<br />
Komitee) Willi Daume zu verkaufen.<br />
Ende der 60er Jahre lernte ich bei meinen verschiedenen Ver-<br />
bandstätigkeiten Helmut Schmidt persönlich kennen und<br />
schätzen.<br />
Zum Zeitpunkt der <strong>Club</strong>gründung 1978 war Helmut Schmidt<br />
als Direktor Leiter der Zentralstelle Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Wirtschaftspolitik in der Daimler <strong>Benz</strong> AG. Spontan erzählte<br />
er mir von seinem Erlebnis als Nachwuchsverkäufer und den<br />
sich daraus ergebenden Bezug zum <strong>300</strong> <strong>SL</strong>. So war es für mich<br />
eine große Hilfe, besonders in den Anfangsjahren unseres <strong>Club</strong>s,<br />
Helmut Schmidt als dem <strong>Club</strong> wohl gesonnenen Vertreter der
Daimler <strong>Benz</strong> AG wie auch als kompetenten Ansprechpartner<br />
zu haben. Er beauftragte kurzerhand die Werbeabteilung seiner<br />
Zentralstelle ein <strong>Club</strong>logo für unseren <strong>Club</strong> zu entwerfen. Dieses<br />
Logo hebt uns bis heute von allen anderen <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-<strong>Club</strong>s<br />
ab. Die von ihm veranlasste großzügige Unterstützung ließ un-<br />
ser erstes internationales Jahrestreffen im Jahre 1979 in Stutt-<br />
gart zu einem riesigen Erfolg werden. Fortan war er Gastgeber<br />
bei vielen Jahrestreffen. Die Festabende, äußerst stilvoll und im<br />
wahrsten Sinne des Wortes festlich, trugen seine unverwechsel-<br />
bare Handschrift. Seine Festansprachen – er war ein glänzender<br />
Redner und immer ohne Manuskript – waren gehaltvoll und fes-<br />
selnd zugleich, natürlich und ehrlich, rhetorisch absolut spitze.<br />
Einen besonderen Höhepunkt seiner Redekunst erlebten alle<br />
Teilnehmer 1981 bei unserem Jahrestreffen in Berlin, als Helmut<br />
Schmidt spontan auf die beeindruckende, bis ins Detail ausge-<br />
feilte Rede von Matthias Walten, dem Mitherausgeber der Tag-<br />
eszeitung Die Welt, einging. Es war Redekunst mit einem enor-<br />
men Hintergrundwissen auf höchstem Niveau. Auf persönlicher<br />
Vermittlung von Helmut Schmidt konnten wir den Festabend in<br />
den Räumlichkeiten im 9. Stock des Axel Springer Hochhauses,<br />
direkt an der Berliner Mauer, abhalten.<br />
Als 1982 eine kleine Gruppe unserer <strong>Club</strong>mitgliedern an der<br />
Philpa-Rallye in Griechenland teilnahmen, überraschte sie Hel-<br />
mut Schmidt mit einem Kurzbesuch während seines Urlaubs in<br />
51
52<br />
Griechenland. Mit Begeisterung begleitete er uns in einem <strong>300</strong><br />
<strong>SL</strong> Roadster.<br />
Einen großen Meilenstein für den Oldtimerbereich der Daimler-<br />
<strong>Benz</strong> AG setzte Helmut Schmidt 1993: Die von ihm veranlasste<br />
Anmietung der Räumlichkeiten (hausintern „Gebäude Seeger“<br />
genannt) für das OTC Oldtimer Center in Fellbach unterstrich<br />
seine Verbundenheit zu den <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Oldtimer-<strong>Club</strong>s,<br />
deren Werbewirksamkeit er ganz früh erkannt hatte.<br />
Auch ehrenamtlichen Tätigkeiten stand Helmut Schmidt immer<br />
positiv gegenüber. Viele Jahre war er im Aufsichtsrat des VfB<br />
Stuttgart, was uns bei unserem großen Jahrestreffen 1979 die<br />
Möglichkeit bot, mit zehn <strong>300</strong> <strong>SL</strong> Fahrzeugen während der Halb-<br />
zeit des Fußballbundesligaspieles VfB Stuttgart gegen Hertha<br />
BSC Berlin einige Ehrenrunden vor großer Kulisse im Neckar-<br />
stadium zu fahren.<br />
Mehr als 20 Jahre prägte er als Präsident den weltbekannten<br />
Fechtclub Tauberbischofsheim. Seiner Einladung nach Tauber-<br />
bischofsheim folgten wir gerne im Rahmen unseres Jahrestref-<br />
fens 1991 in Würzburg.<br />
Für all seine Verdienste wurde Helmut Schmidt am 04.03.2008<br />
das große Bundesverdienstkreuz verliehen. Mit Helmut Schmidt<br />
verliert der <strong>Club</strong> einen großen Gönner und Förderer. Ich ver-<br />
liere einen persönlichen Freund, dem ich sehr viel zu verdanken<br />
habe.<br />
Robert Bayer<br />
Ehrenpräsident des<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>300</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong> e.V.
54<br />
25-JÄHRIGES JUBILÄUM VON ANDY WARHOLS „CARS“<br />
- DAS AUTO, DER STAR UND DIE KUNST<br />
Vor 25 Jahren produzierte der New Yorker Pop-Art-Held Andy Warhol (1928-1987) für die Daim-<br />
ler-<strong>Benz</strong> AG die aus 35 Siebdrucken auf Leinwand sowie 12 großformatigen Zeichnungen beste-<br />
hende Serie „Cars“. Hier lesen Sie, wie 1986 alles begann.<br />
Am Anfang war ein Schock: „Die Idee für die „Cars“, erinnert sich der heute 73-jährige Hans J.
Baumgart, damals Leiter des Hauptsekretariats der Daimler-<br />
<strong>Benz</strong> AG, „wurde in einer der dunkelsten Stunden der Firmen-<br />
geschichte geboren“. Eine von Michael Phleghar realisierte<br />
Fernsehshow anlässlich des 1oo-Jahr-Jubiläums der Erfindung<br />
des Automobils hatte nicht etwa Glanz verbreitet, sondern war<br />
durch Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet. „Am Tag nach<br />
diesem Fiasko, an dem ich nicht unbeteiligt war“, erzählte Baum-<br />
gart weiter, „rief der Galerist Hans Mayer aus Düsseldorf bei mir<br />
an und sagte, er habe eine Idee.“ Mayer, dessen Karriere in Ess-<br />
lingen begonnen hatte, verwies auf eine Anzeige zum Jubiläum,<br />
die <strong>Mercedes</strong>-Modelle und Autos anderer Hersteller zeigte, die<br />
allesamt Geschichte gemacht hatten. Mayers Vorschlag: Daim-<br />
ler solle Andy Warhol dafür gewinnen, diese Anzeige in Einzel-<br />
bilder umzusetzen. „Hans Mayer schwärmte“, sagt Baumgart,<br />
„Warhol könne das und wäre für einen derartigen Auftrag der<br />
richtige Mann. Noch besser: Wir kämen in den Genuss eines<br />
Bilderzyklus, der gleichsam die Ahnengallerie des Automobils<br />
darstelle. So etwas wäre einmalig in der Welt.“ Baumgart ist be-<br />
geistert. Klar ist aber: Wenn Warhol beauftragt wird, dann kann<br />
es nur um <strong>Mercedes</strong>-Modelle gehen. Schließlich „ist <strong>Mercedes</strong><br />
Automobilgeschichte pur“, wie Baumgart noch immer stolz be-<br />
tont. Ein zweites Problem taucht auf: Die bloße Idee reicht nicht,<br />
um den Vorstand und dessen Vorsitzenden Werner Breitschwerdt<br />
zu überzeugen. Auch hier hat Hans Mayer eine Lösung: „Er bot<br />
an“, erinnert sich Baumgart, „Warhol zunächst von sich aus auf<br />
ein Bild eines <strong>Mercedes</strong>-Oldtimers anzusprechen, das er malen<br />
solle. Ginge Warhol darauf ein, hätten wir quasi ein Testbild.<br />
Warhol malte es tatsächlich“.<br />
Im Mai 1986 verließ das <strong>Mercedes</strong>-Coupé <strong>300</strong><strong>SL</strong> in vier Vari-<br />
ationen. Warhols längst legendäre Factory in New York. Die<br />
Wirkung? „Begeisterung.“ Daimler-Vorstandschef Breitschwerdt<br />
und der damalige Finanzvorstand Eduard Reuter geben grünes<br />
55
56<br />
Licht – und Baumgart übermittelt im September 1986 den<br />
Auftrag von Stuttgart nach New York. Schon die Nachricht sorgt<br />
international für Furore. Hans J. Baumgart: „Es war das erste<br />
Mal, dass Andy Warhol, der bekannteste, umworbenste Künstler<br />
seiner Zeit, einen Auftrag dieser Art, auch diesen Umfangs, an-<br />
nahm. Warhol hatte zwar schon das eine oder andere Auftrags-<br />
bild gemalt, man denke nur an die Portraits, doch einen Auftrag,<br />
der so formuliert war, der nicht nur das Thema, sondern auch<br />
die Art der Abbildungen, die Anzahl und die Formate vorgab,<br />
hatte es bis dahin nicht bei ihm gegeben.“<br />
Was Warhol, der zeitlebens keinen Führerschein besaß und das<br />
Auto einmal als „kanonisches Massaker-Motiv“ bezeichnet hat-<br />
te, so besonders gereizt haben könnte? „Ihn interessierte“, sagte<br />
Baumgart, „dass das Ganze zyklisch angelegt war.“ Tatsächlich<br />
setzt Warhol acht verschiedene Autotypen, ursprünglich waren<br />
20 Typen vorgesehen, in Szene, vom <strong>Benz</strong> Patent Motorwagen<br />
von 1886 bis zum <strong>Mercedes</strong>-Versuchswagen C111 von 1970. Er<br />
lässt sie in Serie anrollen- je ein Modell mal vier, mal acht, mal<br />
zwölf. Renate Wiehager, Nachfolgerin von Hans J. Baumgart in<br />
der Verantwortung für den Kunstbesitz des Konzerns, schreibt<br />
hierzu treffend: „Man muss die Auftragsallianz zwischen Andy<br />
Warhol und <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> als einen Glücksfall gleicher Höhe<br />
bezeichnen.“ Und: „Hier sind sich, merkantil gesprochen, zwei<br />
Spitzenprodukte begegnet, wovon jedes in seinem Bereich abso-<br />
lut top ist.“<br />
Warhol arbeitet für die „Cars“-Serie – wie immer – nach Fo-<br />
tografien. Und der „Peter Pan der modernen Kunst“, wie die US-<br />
Zeitschrift „Newsweek“ Warhol einmal bezeichnete, entwickelt<br />
eine ganz eigene Bildwelt. „Das <strong>Mercedes</strong>-Coupé <strong>300</strong><strong>SL</strong>“, skiz-<br />
ziert Pop-Art-Spezialist Tilman Osterwold in seinem Beitrag für<br />
den Katalog der Andy Warhol Cars- Ausstellung 2<strong>01</strong>0 im Museum<br />
Albertina in Wien, „wirkt wie ein in Hollywood-Licht getauchter
Straßenkreuzer“. Und der Kunstvermittler Werner Spies, der 1988<br />
den ersten umfassenden Aufsatz über die „Cars“ schrieb, formu-<br />
lierte: „Die irrealen Farben entmaterialisieren die Fahrzeuge. Es<br />
sind leere Autos.“ Warhol also überhöht das Auto, das, wie Spies<br />
1988 schrieb, „in seinem Kult am stärksten die Veränderungen<br />
widerspiegelt, die das Zeitalter der Massenproduktion hervorge-<br />
bracht hatte“, macht es zum Sehnsuchtsobjekt, das in so vol-<br />
lendeter Form unerreichbar bleiben muss – und uns in der All-<br />
tagsnutzung doch an der Perfektion des Schönen teilhaben lässt.<br />
Und wie erlebte man nun bei Daimler selbst die Erstpräsentation<br />
der „Cars“ im Januar 1988 in der von Götz Adriani gelenkten<br />
Kunsthalle Tübingen? „Der Vorstand“, erinnert sich Hans J.<br />
Baumgart, „nahm geschlossen an der Eröffnung teil. Das hatte<br />
es bis dahin bei einem Kunstereignis des Unternehmens nicht<br />
gegeben.“ Der „demonstrative Charakter“ signalisierte „Zu-<br />
stimmung, Identifikation“. „Was aber, betont Baumgart, „noch<br />
wichtiger war: Zum ersten Mal wurde durch die Ausstellung das<br />
Kunst-Engagement von <strong>Mercedes</strong> innerhalb und außerhalb des<br />
Unternehmens auf breiter Front bekannt und für gut befunden.<br />
Das war der Durchbruch und die Voraussetzung für die Kunstak-<br />
tivitäten, die danach folgten.“<br />
Welche Kräfte der Auftrag aus Stuttgart bei Andy Warhol<br />
geweckt hatte, zeigt sein Arbeitstempo. Gesundheitlich ge-<br />
schwächt, schließt er das Vorhaben doch nahezu ab, wenn auch<br />
nur 35 der ursprünglich 80 geplanten Bilder zur Ausführung ka-<br />
men. Ungeplant werden die „Cars“ zu Warhols Vermächtnis.<br />
An den Folgen einer Gallenblasenoperation stirbt der vielleicht<br />
letzte Weltstar der Kunst am 22. Februar 1987.<br />
Quellenhinweis: ein Zeitungsbericht von Nikolai B. Forstbauer<br />
sowie das Buch der Daimler-<strong>Benz</strong> AG:<br />
„Andy Warhol - business art - Cars“<br />
57
58<br />
50 JAHRE TÜV-PLAKETTE<br />
Seit 50 Jahren gibt es nun die TÜV – Plakette und genau so lange<br />
fürchten sich auch viele Fahrer vor der Hauptuntersuchung.<br />
Schließlich drohen bei Beanstandungen der TÜV-Prüfer höhere<br />
Kosten, ganz zu schweigen vom zusätzlichen Zeitaufwand. Um<br />
die Prüfer bei Mängeln milde zu stimmen, schrecken manche<br />
Fahrer auch vor den wildesten Ausreden nicht zurück. Der<br />
TÜV-Süd hat aus Anlass des Jubiläums die 50 besten Ausreden<br />
veröffentlicht. Die ermittelten Ausreden sind das Ergebnis ein-<br />
er Befragung unter den TÜV-Süd-Service-Centern in Bayern,<br />
Baden Württemberg, Sachsen und Hamburg.<br />
Dabei werfen die Ausreden ein besonderes Schlaglicht auf die<br />
Beziehung zwischen Mann und Frau, Klischees werden gepflegt.<br />
Gerne verschanzt Man(n) sich angesichts des entdeckten Man-<br />
gels hinter Frau: „Das ist das Auto meiner Frau“, „Damit fährt ja<br />
eh nur meine Frau“, „Damit bringt ja meine Frau nur die Kinder<br />
zur Schule“. Aber auch Frauen sind nicht um Ausreden verlegen.<br />
Frauen verbarrikadieren sich gerne hinter dem Klischee tech-<br />
nischer Ahnungslosigkeit oder auch „Mein Mann hat gemeint,<br />
dass ich vielleicht eher durchkomme als er“, lauten gern genom-<br />
mene Ausreden. Da wird zu diesem Anlass auch schon mal die<br />
aufgebrezelte Freundin vorgeschickt, die von etwaigen Mängeln<br />
mit dem superkurzen Minirock, dem tiefem Ausschnitt und den<br />
High Heels möglichst effizient ablenken soll. Ebenfalls beliebt<br />
sind Ausreden wonach das Auto ohnehin für den Kundendienst,<br />
den Verkauf, die Verschrottung oder die Auslieferung ins Aus-<br />
land vorgesehen sei.<br />
Generell ist aber die Zeit der großen Aufgeregtheiten an den Prüf-<br />
stellen heute wohl vorbei. Längst hat der Dienstleistungsgedanke<br />
an den Prüfstellen Einzug erhalten. Termine werden online ge-<br />
bucht und in den Prüfhallen wird den Autofahrern erläutert, wo<br />
es beim Fahrzeug mangelt und wie dieser Mangel behoben wer-<br />
den kann. Abgesehen davon dürften selbst die Fahrer mit den<br />
schrägsten Ausreden den Sinn der Hauptuntersuchung einsehen,<br />
die wohl einen großen Beitrag zur gestiegenen Verkehrssicher-<br />
heit auf Deutschlands Straßen geleistet haben dürfte.<br />
Für den <strong>300</strong><strong>SL</strong>- Besitzer stellt die Hauptuntersuchung wohl in<br />
den meisten Fällen ein zwar lästiges, weil alle 2 Jahre wieder-<br />
kehrendes, ansonsten jedoch eher kleineres Übel, denn eine<br />
wirkliche Hürde dar. Unsere <strong>300</strong> <strong>SL</strong> befinden sich überwiegend<br />
schließlich in einem Zustand, der den Prüfern leuchtende Au-<br />
gen und dem vorfahrenden Besitzer ohne Probleme die gewün-<br />
schte Plakette beschert.
759
60<br />
E10- VERTRÄGLICHKEIT IM <strong>300</strong> <strong>SL</strong><br />
Gleich im Vorfeld möchte ich erwähnen, dass am Ende dieses<br />
Artikels keine klare Aussage zur Verträglichkeit von alkohol-<br />
haltigen Kraftstoffen stehen wird.<br />
Dies liegt zum Einen daran, dass einem alle Ansprechpartner<br />
aus rechtlichen Gründen davon abraten und zum Anderen an<br />
der Komplexität der Sachlage, welche von Fahrzeug zu Fahrzeug<br />
und je nach Situation zu unterschiedlichen Ergebnissen führen<br />
kann. Sie können sich aber hoffentlich selbst ein besseres Mein-<br />
ungsbild verschaffen, als es über die öffentlichen Aussagen bisher<br />
möglich war.<br />
Während der Recherche musste ich feststellen, dass über 90%<br />
aller Informationen zu E10 kaum geeignet sind, wirkliches Ver-<br />
ständnis zu erzeugen. Beziehen möchte ich mich daher nur auf<br />
die offizielle Herstelleraussage von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> (welche allein<br />
betrachtet leider die Erklärungen vermissen lässt) und zweitens<br />
einen sehr informativen Artikel aus der Zeitschrift „Oldtimer<br />
Markt“ von einem Kraftstoffexperten, den sie komplett hier<br />
im Heft abgedruckt wiederfinden. Ergänzt habe ich das Ganze<br />
noch um einen Selbstversuch im <strong>300</strong> <strong>SL</strong>.<br />
Laut <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> sind Modelle der ersten Generation Direkt-<br />
einspritzung (C 200 CGI BR 203 und CLK 200 CGI BR 209)<br />
der Jahre 20<strong>01</strong> – 2005, sowie Modelle, welche werkseitig ohne<br />
geregelten 3-Wege Katalysator produziert oder mit Vergaser<br />
ausgerüstet wurden, nicht E10 tauglich! Dies umfasst damit auch<br />
alle Oldtimerfahrzeuge.<br />
Erst die Aussagen, welche Wolfgang Dörmer, Ob-<br />
mann im Fachausschuss für die Normung von Kraftstof-<br />
fen, im Interview der „Oldtimer-Markt“ gegeben hat,<br />
liefern die Erklärungen für einen Teil dieser Festlegungen:<br />
1.) Frühe Direkteinspritzmotoren hatten Aluminiumbestandteile<br />
im Hochdruckbereich des Kraftstoffsystems. Bei den vor-<br />
herrschenden konstant hohen Drücken und Temperaturen kön-<br />
nen Korrosionsprozesse zu Schäden und Undichtheiten führen.<br />
Auch der <strong>300</strong> <strong>SL</strong> ist ja ein Direkteinspritzer, aber die Drücke (ca.<br />
48 bar) sind deutlich geringer (zu gering) und auch die sonsti-<br />
gen Randbedingungen liefern keinen Grund anzunehmen, dass<br />
obige Ausschlussbedingung hier eine Rolle spielt.<br />
2.) <strong>Mercedes</strong> unterscheidet zwischen Fahrzeugen mit Katalysa-<br />
tor (tauglich) und Fahrzeugen ohne Katalysator bzw. mit Vergas-<br />
er. Dies macht nur dann Sinn, wenn die Art der Gemischbildung<br />
hier die entscheidende Rolle spielt. Bei geregeltem Katalysator<br />
wird immer ein Lambdawert von ca.1 eingestellt. Da Alkohol ca.<br />
40% weniger Brennwert hat als <strong>Benz</strong>in, kann ein Fahrzeug mit<br />
geregeltem Katalysator dies ausgleichen, andere Fahrzeuge aber<br />
nicht! Abmagerung des Gemisches, schlechter Motorlauf und<br />
Überhitzung können die Folge sein.<br />
Diese Annahme wollte ich durch einen Selbstversuch stützen.<br />
Vor der Überhitzung machte ich mir dabei wenig Sorgen, da<br />
ein Direkteinspritzer gegenüber Vergasermotoren über eine gute<br />
„Innenkühlung“ verfügt.<br />
Die Betankung mit E10 war im Fahrverhalten noch nicht spür-<br />
bar, was vielleicht daran liegt, dass mein <strong>300</strong> <strong>SL</strong> etwas fett<br />
eingestellt ist. Auf der Fahrt zum Jahrestreffen nach Würzburg<br />
hatte ich daher die „Schnapsidee“ an einer Tankstelle ca. 40<br />
Liter E85 nachzutanken. E85 enthält 85% Alkohol, wird von<br />
Flexibelfuel- Fahrzeugen vertragen und an wenigen Tankstellen<br />
in Deutschland angeboten.<br />
Im Tank ergab sich damit eine E40- Mischung und die Folge,<br />
dass der <strong>300</strong> <strong>SL</strong> im Leerlauf lautstark gepatscht hat und eine sehr<br />
schlechte Gasannahme zu verzeichnen war. Die Ausfahrten im<br />
Teillastbereich gingen einigermaßen und durch das Nachtanken<br />
bin ich zwischenzeitlich bei E15 angelangt. Damit ist die Gasan-<br />
nahme immer noch leicht verschlechtert und ein Leistungsman-<br />
gel bei hohen Drehzahlen feststellbar.<br />
Fazit:<br />
Ich bin froh, wenn ich beim nächsten Nachtanken wieder einen<br />
Alkoholgehalt unter 10 % erreiche! Bei höherem Alkoholgehalt<br />
wäre eine andere Gemischeinstellung erforderlich. Bei mager<br />
eingestellten <strong>300</strong> <strong>SL</strong>- Fahrzeugen kann auch E10 aus meiner<br />
Sicht bereits zu Leistungsmangel und schlechterer Gasannahme<br />
führen.<br />
Für grundsätzlich höhere Korrosionssorgen oder mögliche<br />
Schäden durch E10 finden sich keine belegten Anhaltspunkte<br />
(siehe hierzu Artikel aus OLDTIMER MARKT 05/2<strong>01</strong>1). E10<br />
ist laut Experten-aussage nicht aggressiver als E5.<br />
Michael Rapp<br />
Artikel S. 61-62: OLDTIMER MARKT 05/2<strong>01</strong>1
62<br />
KURZ UND BÜNDIG<br />
MB <strong>300</strong><strong>SL</strong> CLUB HERBSTRALLYE<br />
Es sind noch Plätze frei: Die diesjährige Herbstausfahrt unseres <strong>Club</strong>s führt vom 29.09.<br />
bis 02.10. durch das nördliche Schleswig-Holstein und südliche Dänemark. Wir werden<br />
die Schlei, ein durch die Eis-zeit entstandenes Gewässer, umrunden und unsere dänischen<br />
Nachbarn im malerischen Städtchen Sonderborg besuchen.<br />
Die Teilnahmegebühr beträgt 575 Euro pro Person ohne Unterkunft. Die Zimmer im<br />
Hotel Glücksburg ( Doppelzimmer 220 Euro/Nacht) sind selbst zu buchen. Bitte schnell<br />
buchen, da die Frist abläuft.<br />
www.strandhotel-gluecksburg.de 7 tel: +49 (0) 4631 61410<br />
Anmeldungen zur Rallye bitte schnellstmöglich bei:<br />
Nils Burmester, mail: nils@burmester.com, fax: +49 (0) 431 6572 638<br />
(Die Mitnahme von Haustieren nach Dänemark ist nur eingeschränkt möglich, ein Heimtierausweis<br />
muss mitgeführt werden. Im Hotel sind Hunde erlaubt.)
MITGLIEDER<br />
Wir begrüßen unsere neuen<br />
<strong>Club</strong> - Mitglieder:<br />
Dr. Joachim Graf von Finckenstein<br />
Dieter Haas<br />
Thomas Peter Limberger<br />
Hendrik Horstmann<br />
Jochen Wilms<br />
Dr. Rüdiger Fischer<br />
Martin Semm<br />
Michael Mettler<br />
Thorsten Hellwig<br />
Lars Falkeskog<br />
Hans Dieter Kark<br />
Jürgen Sallier<br />
Ludwig Stenau<br />
Joachim Gerdes<br />
Clemens Huck<br />
Winfried Ritter<br />
Jean Claude Biver<br />
Rudolf-Clemens Stinner<br />
Jean-Daniel Walther<br />
Ausgeschieden sind:<br />
Volker Scherenberg<br />
Wolfgang Kaeller<br />
Robert M. Eckelmann<br />
Siegfried Müller<br />
Dr. Wolfgang Dietz<br />
Hans Stock<br />
Uwe Holy<br />
Martin Seddig<br />
Thomas Ehrengut<br />
Heinz Rosier<br />
Holger Birkigt<br />
Jacob de Jonge<br />
Gregor Fox<br />
Dr. Michael Articus<br />
Dieter Beringer<br />
Dr. Helmut Röschinger<br />
Johen Steffmann<br />
Christian Kramer<br />
Gerd Sehne<br />
Herbert Paasche<br />
Jörg Pilawa<br />
Peter Eckardt<br />
Der <strong>Club</strong> trauert um:<br />
Herbert Petry<br />
Heinz Eyckeler<br />
Herbert Paasche<br />
EVENTS 2<strong>01</strong>1<br />
Schloss Dyck Classic Days, Schloss Dyck, 06.08.-07.08.<br />
AVD Oldtimer Grand Prix, Nürburgring, 12.08.-14.08.<br />
125 Jahre Automobil<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Großveranstaltung Berlin, 26.08.-28.08.<br />
Eifelrennen, Nürburgring, 09.09.-11.09.<br />
Goodwood Revival England, 16.09.-18.09.<br />
Automobilmesse Padova, 27.09.-30.09.<br />
MB <strong>Club</strong> Herbstausfahrt, Flensburg 29.09.-02.10.<br />
Jochpass Rennen Hindelang, 29.09.-03.10.<br />
Carrera Panamericana, Mexico, 21.10.-27.10.<br />
Essen Motorshow, Essen, 26.11.-04.12.<br />
DIE ANDEREN MB-CLUBS<br />
DEUTSCHLAND<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Veteranenclub von Deutsch-<br />
land e.V.<br />
www.mvconline.de - mvcd@t-online.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> 190<strong>SL</strong> <strong>Club</strong><br />
www.mercedes-benz190sl-club.de -<br />
f.erbeck@mercedes-benz190sl-club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Interessengemeinschaft e.V.<br />
www.mbig.de - info@mbig.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>SL</strong> <strong>Club</strong> Pagode e.V.<br />
www.sl-club-pagode.de - holger.<br />
widenmeyer@sl-club-pagode.de<br />
Verein der Heckflossenfreunde e.V. /MB-<br />
Strich-Acht IG<br />
www.mercedesclubs.de - stuempfig@merce-<br />
desclubs.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> R/C 107 <strong>SL</strong> <strong>Club</strong> Deutsch-<br />
land e.V.<br />
www.107sl-club.de - j.kreuer@rt-42.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> Kompressor <strong>Club</strong> e.V.<br />
info@kompressor-club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> W123-<strong>Club</strong> e.V.<br />
www.w123-club.de - w123info@aol.com<br />
Unimog-<strong>Club</strong> Gaggenau e.V.<br />
www.unimog-club-gaggenau.de -<br />
peter.rebsdat@unimog-club-gaggenau.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> S-Klasse-<strong>Club</strong><br />
www.mb-w-126-club.de - info@mb-w-126-club.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> R129 <strong>SL</strong>-<strong>Club</strong> e.V.<br />
www.129sl-club.de - president@129sl-club.de<br />
MBMC <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong>-Modellauto-<strong>Club</strong> e.V.<br />
www.mbmc.de - info@mbmc.de<br />
<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>SL</strong>K-<strong>Club</strong> e.V.<br />
www.slk-club.de - info@slk-club.de<br />
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Jeanne Crain, Co-Star von Jane Russel in “Gentlemen marry brunettes” in Monaco 1954; rechts ein monegassischer Polizist im Dienst