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September 2008 (PDF) - an.schläge

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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09/<strong>2008</strong><br />

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september<br />

thema<br />

WahlWirbel<br />

Lass Dich nicht verschaukeln:<br />

Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />

kultur<br />

KärntnerKunst<br />

Meina Schell<strong>an</strong>der schaukelt<br />

ein Blaues L<strong>an</strong>d-ei


RAT.<br />

INFO.<br />

SERVICE.<br />

RECHT.<br />

IM INTERNETANGEBOT DER AK WIEN<br />

Arbeit und Recht Frauen Beruf und Familie<br />

Bildung Steuer und Geld Wohnen Konsumentenschutz<br />

AK Onlineratgeber und Servicerechner<br />

AK Broschüren und Publikationen<br />

wien.arbeiterkammer.at<br />

Linke Politik ist<br />

feministisch oder<br />

sie ist nicht links<br />

– mit Sicherheit.<br />

Links.<br />

Mit Sicherheit.<br />

www.kpoe.at<br />

Melina Klaus


auf.takt<br />

Im Sommer 1848 nahm er in den USA seinen<br />

Anf<strong>an</strong>g: der Kampf ums Frauenwahlrecht.<br />

Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer hat sich <strong>an</strong>lässlich<br />

dieses Jubiläums auf die Frage konzentriert,<br />

welche Alli<strong>an</strong>zen und Antagonismen es zwischen<br />

US-Frauenrechts- und Schwarzer Bürgerrechtsbewegung<br />

in der Geschichte gab. (S. 32)<br />

160 Jahre später ist mit den Errungenschaften<br />

dieses zähen Kampfes in Österreich<br />

scheinbar wenig <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen. Denn wen soll<br />

ein/e FeministIn nur wählen? Diese Frage stellt<br />

sich deshalb auch das Thema dieser Ausgabe<br />

und präsentiert euch die Antworten der<br />

einzelnen Parteien auf zentrale frauenpolitische<br />

Forderungen. Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest verrät ihre<br />

Positionen bei wichtigen frauen-, sozial, bildungsund<br />

migrationspolitischen Anliegen. (S. 18)<br />

Den Newcomerinnen dieser Wahl fühlen wir<br />

im Interview außerdem noch mal gesondert auf<br />

den Zahn. Wie feministisch ist das neue linke<br />

Wahlbündnis? (S. 8) Und was will Heide Schmidt<br />

bei ihrem Comeback nun <strong>an</strong>ders machen? (S. 20)<br />

Neben der Suche nach dem geringsten Übel<br />

gibt es im aktuellen Heft aber selbstverständlich<br />

auch jede Menge gewohnt kompromisslosen<br />

Feminismus. Jenny Unger freut sich auf ein neues<br />

queer-feministisches Event in Wien. In Berlin<br />

trafen sich AktivistInnen und WissenschaftlerInnen,<br />

um Debatte und Praxis des Antisexismus<br />

weiterzubringen – Lena Zamzow berichtet auf<br />

S. 10 – und Birgit Pestal war auf der Queer-Parade<br />

in Jerusalem. ( S. 14)<br />

Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

politik<br />

thema<br />

gesellschaft<br />

kultur<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Alphafeminismus<br />

Harald Schmidt und <strong>an</strong>dere FeministInnen<br />

linkes.wahlbündnis.interview<br />

Trotzkis Töchter<br />

Der Kapitalismus ist unreformierbar, sagt das neue linke Wahlbündnis<br />

a nti.sexism<br />

practice makes <strong>an</strong>tisexist<br />

Eine Berliner Konferenz erprobt Antisexismus in der Praxis<br />

jerusalem.march<br />

Gay for a day<br />

Party und Polit-Propag<strong>an</strong>da auf der Queer-Parade in Jerusalem<br />

neu.wahlen<br />

Frauenpolitische Baustellen<br />

Wie stehen die Ch<strong>an</strong>cen wichtiger frauenpolitischer Forderungen?<br />

neuwahl.test<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />

SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ, LINKE – wer ist wohl am feministischsten?<br />

heide.schmidt.interview<br />

„Die Dinge sind differenziert“<br />

Die LIF-Lady über schützenswertes Leben und plakative Forderungen<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Zuhause ist’s am teuersten<br />

Klage abgewiesen: Hausgeburten bleiben weiterhin teuer<br />

feminismus.<strong>an</strong>tirassismus<br />

Brüchige Alli<strong>an</strong>zen<br />

Die US-Frauenbewegung und ihr schwieriges Verhältnis zum Antirassismus<br />

meina.schell<strong>an</strong>der<br />

Kärntner Kunststücke<br />

Ein blaues Ei zum Thema Em<strong>an</strong>zipation und Konfrontation<br />

queer.feministische.tage<br />

Und zu den Festen …<br />

Wien hat einen weiteren queer-feministischen Pflichttermin<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

We got the Flow<br />

Basslastige Beats, Queer-HipHop und eine p<strong>an</strong>sexuelle Hymne<br />

<strong>an</strong>.lesen<br />

Nachprüfung in drei Gegenständen<br />

Wie rassistisch und sexistisch sind Schulbücher heute noch?<br />

ge.sehen<br />

Konkurrierende Posen<br />

Ladies only: Frauenbilder einer Ausstellung<br />

05<br />

08<br />

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42


<strong>an</strong>. uns<br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Koordinierende Redakteurinnen:<br />

Saskya Rudigier, redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,T. 01/920 16 76<br />

Lea Susemichel, office@<strong>an</strong>schlaege.at,T.01/920 16 78<br />

Buchhaltung, Abos:<br />

Svenja Häfner, buchhaltung@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

abo@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Termine, Tipps:<br />

Mia Kager, termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />

Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Bettina<br />

Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung,<br />

Irmi Wutscher/trude<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Juli<strong>an</strong>e Alton, Lina<br />

Dokuzovic ´<br />

, Beate Hammond, Gabi Horak/GaH, Kathrin<br />

Iv<strong>an</strong>csits/kaiv, Mia Kager/miaK, Birge Krondorfer, Pun<br />

Ngai, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Andrea P<strong>an</strong>zer, Birgit Pestal,<br />

Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer, Lisi Schleicher/liS, Eva Steinheimer,<br />

Michèle Thoma, Irene Tischler/it, Li W<strong>an</strong>wei, Lena Zamzow<br />

plus.minus: Lea Susemichel<br />

Cartoon: Mel<strong>an</strong>ie Letschnig<br />

Cover: Luca Fasoli<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Antigone Magazine, Magdalena<br />

Blasczuk, Norma Deseke, Hossam el-Hamalawy,<br />

Bettina Frenzel, Florence Henri, Karl Killi<strong>an</strong>,<br />

Kunstmuseum St. Gallen, Ralf Leonhard, M<strong>an</strong>on, Saskya<br />

Rudigier, Eva Steinheimer, Gerda Taro<br />

Layout: Lea Susemichel<br />

Homepage: Mirjam Bromundt, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />

Kürzungen vorbehalten.<br />

ISSN 1993-3002<br />

In 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in Stockholm<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

Fo t o : S a s k y a Ru d i g i e r


Lea Susemichel<br />

Alphafeminismus<br />

Ausgerechnet der alte Chauvie Harald Schmidt ist es,<br />

der im jüngsten Feminismus-Streit kurioserweise<br />

beiden Lagern als Gewährsm<strong>an</strong>n dient. Denn es war<br />

Schmidt, der Alice Schwarzer <strong>an</strong>lässlich ihrer Börne-<br />

Preis-Ehrung die Laudatio halten durfte. Mit Fr<strong>an</strong>z<br />

Beckenbauers Bedeutung für den Fußball hat er ihre Lebensleistung<br />

darin verglichen. „Wir werden nie vergessen, dass sie<br />

den Feminismus nach Deutschl<strong>an</strong>d geholt hat, aber aus dem<br />

Tagesgeschäft soll sie sich bitte raushalten“, sagt er. Allerdings:<br />

Nicht Harald Schmidt selbst sieht das so. Er gibt hier<br />

lediglich wieder, was jene „neuen Girlies“ vermutlich denken,<br />

denen die Preisträgerin in der darauf folgenden D<strong>an</strong>kesrede<br />

gehörig einschenken wird. Und er soll Recht behalten. „Wir<br />

hätten es nie so schön sagen können“, bestätigen J<strong>an</strong>a Hensel<br />

und Elisabeth Räther, die attackierten Autorinnen von<br />

„Neue deutsche Mädchen“ (ein, zugegebenermaßen, saublöder<br />

Titel), in einer Antwort auf die Rede. Als „kaltherzige<br />

Wellness-Feministinnen“, die sich für „Fair-trade-Puffs“ einsetzen,<br />

Sexarbeit und Pornos „geil“ finden und sich nur für<br />

Männer und Karriere interessieren würden, waren sie darin<br />

diffamiert worden. Und nicht sie alleine waren gemeint. Der<br />

„Verluderung des Feminismus“ und des egozentrischen Karrierismus<br />

zieh die Emma-Chefin – die nebenher übrigens gerade<br />

mit der Absetzung ihrer Kurzzeit-Nachfolgerin Lisa Ortgies<br />

beschäftigt war – quasi die gesamte „dritte feministische<br />

Welle.“ Deren Vertreterinnen kommen in der sich<br />

nochmals ausführlich in diesen Anschuldigungen ergehenden<br />

Sommerausgabe der Emma erwartungsgemäß nicht zu<br />

Wort. Stattdessen darf Harald Schmidt humorlos schreiben:<br />

„Warum ich in den Feminismus eingetreten bin.“<br />

Das auf diesen Schlagabtausch folgende Tosen in den<br />

Feuilletons ist gewaltig – gemessen zumindest <strong>an</strong> der Reson<strong>an</strong>z,<br />

die das Thema Feminismus sonst hervorrufen k<strong>an</strong>n.<br />

Eine Reihe der Süddeutschen Zeitung entdeckt interessiert<br />

die neuen Feministinnen à la Charlotte Roche und Alphamädchen<br />

und lässt arriviertere Vertreterinnen fragen: „Sind<br />

sie denn auch wirklich welche?“ Nein, findet Julie Zeh, die<br />

Intimrasur darf nicht zum politischen Problem erhoben<br />

werden. Auch Kerstin Grether mokiert sich in der Zeit über<br />

Roches unfeministische Fäkalgeschichten und Heide<br />

Oestreich mahnt die Schwarzer-Abtrünnigen in der taz:<br />

„Alphagirls, die ihre Mutter töten, stehen d<strong>an</strong>n mit dem Papa<br />

allein da. Wenn den Muttermörderinnen am Ende nur<br />

noch Harald Schmidt bleibt, d<strong>an</strong>n werden sie g<strong>an</strong>z schön<br />

nach der Mama weinen.“<br />

Die relativ einmütige – wenn auch mal mehr, mal weniger<br />

hart vorgebrachte – Kritik dabei: Probleme wie Einkommensschere<br />

und gläserne Decke bleiben bei den „Mädchen-<br />

Feministinnen“ weitgehend unbeachtet. Ihr Feminismus sei<br />

außerdem weiß, heterosexuell und elitär. Was freilich nicht<br />

heißt, dass sich die Kritikerinnen deswegen auf Schwarzers<br />

Seite schlagen – g<strong>an</strong>z im Gegenteil.<br />

Das alles mag verwirrend klingen. Es ist jedoch endlich<br />

einmal vor allem eines: vielstimmig. Und es ist eine willkommene<br />

und seltene Gelegenheit zur feministischen Problemund<br />

Positionsbestimmung jenseits der obligatorischen<br />

Schwarzer-Statements zur aktuellen Lage der Frau, mit denen<br />

sich die deutschsprachigen Medien sonst begnügen. Die<br />

Gelegenheit zu einer Grundsatzdebatte, die noch dazu die<br />

Ch<strong>an</strong>ce hat, über die Grenzen der üblichen Kreise hinaus<br />

wahrgenommen zu werden.<br />

Doch kaum ist der Streit entbr<strong>an</strong>nt, warnt nicht nur die<br />

sonst gar nicht zimperliche Oestreich vor dem Muttermord,<br />

weil es dabei eben bedauerlicherweise meist einen lachenden<br />

Dritten gebe – und der sei männlich. Auch T<strong>an</strong>ja Dückers<br />

fürchtet den Blick von außen auf die Schlacht und prophezeit<br />

in der Jungle World das unausweichliche männliche Urteil:<br />

„Zickenterror.“ Dückers gibt sich deshalb alle Mühe, die Grabenkämpfe<br />

als bloße Scheingefechte zu entschärfen. „‚Wir<br />

Alphamädchen‘ liest sich streckenweise wie die coole Version<br />

eines Schwarzer-Buchs“, so ihr Urteil. Warum also die g<strong>an</strong>ze<br />

Aufregung?<br />

Weil es äußerst begrüßenswert ist, dass Feminismus<br />

ausnahmsweise aufregend ist, lässt sich ihr <strong>an</strong>tworten. Und<br />

überhaupt nicht einzusehen, weshalb sich Feministinnen<br />

mit ängstlichen Solidaritätsforderungen gegenseitig zum<br />

Schweigen bringen, sobald ein offener Konflikt auftritt. Es<br />

gibt eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung – wunderbar! Reißt die Gräben<br />

auf und schüttet Öl ins Feuer, auf dass sie das Sommerloch<br />

hoffentlich überlebt. „So what?“, hatte ja auch Oestreich<br />

mal geschrieben. „Es ist schließlich noch genug Patriarchat<br />

für alle da.“ Selbst für Harald Schmidt. ❚<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich <strong>an</strong>.riss<br />

kriminalisiert<br />

Weiter in Haft<br />

Die am 21. Mai bei einer österreichweiten Razzia in Untersuchungshaft<br />

genommenen TierschützerInnen bleiben weiterhin in Haft. Das Wiener<br />

Oberl<strong>an</strong>desgericht (OLG) hat sämtliche Haftbeschwerden zurückgewiesen.<br />

„Sowohl der Tatverdacht zu Paragraf 278a als auch die Verdunkelungs-<br />

und der Tatbegehungsgefahr wurden in allen Fällen bestätigt",<br />

erklärte ein Sprecher des OLG. Als sogen<strong>an</strong>nter „Anti-Mafia-Paragraph“<br />

s<strong>an</strong>ktioniert 278a die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, die „unternehmensähnlichen“<br />

Charakter und Einfluss auf Politik oder Wirtschaft<br />

hat. Ein Tatbest<strong>an</strong>d, der bei den Beschuldigten mitnichten gegeben<br />

sei, so der Anwalt zweier Inhaftierter. „Der Staat ist dabei, einen Kapitalfehler<br />

zu begehen und Aktivismus mit Terrorismus gleichzusetzen",<br />

kritisiert auch Brigid Weinzinger von den Grünen. Von New York über Tel<br />

Aviv bis Helsinki und Indien f<strong>an</strong>den weltweit Solidaritätskundgebungen<br />

für die österreichischen Tierrechts-AktivistInnen statt. Neben der Kriminalisierung<br />

von politischem Engagement wurde dabei vor allem auch<br />

gegen die massiven Überwachungsmaßnahmen, denen die TierschützerInnen<br />

im Vorfeld ihrer Verhaftung ausgesetzt waren, protestiert. les<br />

http://<strong>an</strong>tirep<strong>2008</strong>.lnxnt.org<br />

10.oktober<br />

Tag des Bleiberechts<br />

Mehrere österreichische Hilfs-, Flüchtlings- und Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />

haben den 10. Oktober <strong>2008</strong> zum l<strong>an</strong>desweiten „Tag des Bleiberechts“<br />

erklärt. Neben zahlreichen Aktionen wird derzeit auch <strong>an</strong> einem<br />

Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) hat ja<br />

auch bisher keinen Zweifel dar<strong>an</strong> aufkommen<br />

lassen, dass sie ihrem Amtsvorgänger<br />

Platter durchaus das Wasser reichen k<strong>an</strong>n.<br />

Um ihr Law-<strong>an</strong>d-Order-Image im Wahlkampf<br />

weiter zu schärfen, gibt es von ihr nun einen<br />

neuen Vorstoß. In Zukunft sollen religiös<br />

oder kulturell legitimierte Taten, die in<br />

Österreich strafrechtlich relev<strong>an</strong>t sind, als<br />

„Kulturdelikte“ bezeichnet werden. Sogen<strong>an</strong>nte<br />

„Ehrenmorde“, Genitalverstümmelung<br />

und Zw<strong>an</strong>gsverheiratung sind damit<br />

von ihr z. B. gemeint. Für gutösterreichische<br />

Verbrechen wie Vergewaltigung, Missh<strong>an</strong>dlung<br />

und Mord tun es hingegen wohl weiterhin<br />

die alten Bezeichnungen.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

„Kulturdelikte“<br />

wahlwerbung grün<br />

Blockade blockieren<br />

Nachdem bereits g<strong>an</strong>z Wien von offizieller Seite<br />

mit Plakaten überschwemmt wurde, auf denen<br />

„Plakatieren Verboten“ steht, ist m<strong>an</strong> <strong>an</strong><br />

performativen Widersprüchen im Stadtbild ja<br />

schon einiges gewohnt. Eigentlich ist das nicht<br />

mehr zu toppen. Und dass Parteien sich in<br />

Wahlkampfzeiten zu allerlei sinnlosen Slog<strong>an</strong>s<br />

verleiten lassen, ist auch bek<strong>an</strong>nt. Doch nun<br />

setzen die Grünen neue Maßstäbe in Sachen<br />

Widersinn. „Blockieren? Nicht mit mir“ lächelt<br />

Alex<strong>an</strong>der V<strong>an</strong> der Bellen süffis<strong>an</strong>t von den Plakaten<br />

herab. –<br />

„Weißbuch“ gearbeitet, das die menschenrechtlichen und praktischen<br />

Voraussetzungen einer Bleiberechtsregelung aus Sicht der NGOs festlegt.<br />

Zu den zwei wichtigsten Forderungen der Org<strong>an</strong>isationen zählt eine einmalige<br />

Regelung zur S<strong>an</strong>ierung der offenen Asylverfahren für alle, die fünf<br />

Jahre hier sind, sowie eine menschenwürdige Bleiberechtsregelung mit<br />

Antragsrecht und Inst<strong>an</strong>zenzug, wie auch vom Verfassungsgerichtshof<br />

(VfGH) gefordert. Der VfGH hat Anf<strong>an</strong>g Juli in einem wegweisenden Urteil<br />

entschieden, dass Betroffene ein Bleiberecht auch persönlich be<strong>an</strong>tragen<br />

dürfen.Womit der bisher geltende bloße Gnadenakt des/r InnenministerIn<br />

gekippt ist. Der VfGH formulierte in seiner Entscheidung, dass „es im<br />

Hinblick auf das Rechtsstaatsprinzip verfassungswidrig ist, dass das Gesetz<br />

keine Antragsmöglichkeit des Einzelnen vorsieht“. Somit liegt der Ball<br />

bei der nächsten Regierung, die die Grundlagen für ein rechtsstaatliches<br />

Verfahren zum Bleiberecht schaffen muss. Ein Ausg<strong>an</strong>gspunkt könnte dabei<br />

das „Weißbuch“ der NGOs sein. Die Grünen werden jedenfalls in der<br />

ersten Parlamentssitzung nach der Wahl wieder einen Antrag auf Bleiberecht<br />

einbringen. GaH<br />

www.tagdesbleiberechts.at<br />

asyl.gerichtshof<br />

Strittige Altersgutachten<br />

Geben junge Asylsuchende im Asyl<strong>an</strong>trag <strong>an</strong>, noch minderjährig zu sein,<br />

k<strong>an</strong>n der Asylgerichtshof im Zweifelsfall ein Altersgutachten <strong>an</strong>fordern,<br />

um diese Angaben zu prüfen. Ein Asylgutachter, der sechzigjährige Kinderarzt<br />

Karl Klabuschnigg im Burgenl<strong>an</strong>d, fällt Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />

bereits seit einiger Zeit un<strong>an</strong>genehm auf. Er bekommt jede Woche<br />

rund ein dutzend Flüchtlinge zur „Begutachtung“ und bescheinigt ihnen<br />

in neunzig Prozent der Fälle ein Alter von über 18 Jahren. Die Methoden:<br />

Messen des Kopfumf<strong>an</strong>gs, Zahnzählung, Beschreibung der Körperbehaarung,<br />

Nieren- und Schilddrüsenvermessung. Erst im Juli hat der Asylgerichtshof<br />

wieder eines seiner Gutachten nach Beschwerde von zwei<br />

wahlwerbung schwarz<br />

Blau-Or<strong>an</strong>ge imitieren<br />

Klar, deutlich und unmissverständlich sind dagegen<br />

die Aussagen der ÖVP-Wahlplakate:<br />

„Wer bei uns lebt, muss unsere Sprache lernen.<br />

Ohne Deutschkurs keine Zuw<strong>an</strong>derung.<br />

Keine Rechte ohne Pflichten“ pr<strong>an</strong>gt es Weiß<br />

auf Dunkelblau. Die konservative Farbgebung<br />

ist somit das Einzige, was die Plakate noch von<br />

den altbek<strong>an</strong>nten BZÖ- und FPÖ-Affichierungen<br />

mit ihren ähnlich griffigen Slog<strong>an</strong>s unterscheidet.<br />

Bis auf den unverwechselbar originellen<br />

ÖVP-Spruch in der Sprechblase darüber<br />

natürlich: „Es reicht!“ –


jungen Asylsuchenden aus Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> zurückgewiesen, mit folgender<br />

Begründung:„Das Gutachten ist kursorisch gehalten, Angaben über die<br />

Qualifikation des Gutachters und die Verlässlichkeit der von ihm verwendeten<br />

Methoden fehlen.“ Die Folgen für als volljährig erklärte Asylsuchende<br />

können massiv sein: Sie müssen aus der jugendgerechten<br />

Betreuungseinrichtung ausziehen und können leichter in <strong>an</strong>dere – mitunter<br />

als unsicher geltende – EU-Staaten abgeschoben werden. Die<br />

Wiener Ärztekammer hat nun eine „Expertenkommission“ eingesetzt,<br />

die bis zur Vollversammlung im Spätherbst österreichweit geltende<br />

St<strong>an</strong>dards bei Altersgutachten erarbeiten will. Darin sollen künftig auch<br />

PsychologInnen und KinderpsychiaterInnen einbezogen werden. GaH<br />

grüne.listenplätze<br />

Frauensprecherin nicht wiedergewählt<br />

Brigid Weinzinger, bisher Frauen-, Menschenrechts- und Tierschutzsprecherin<br />

der Grünen, wird bei der Nationalratswahl im <strong>September</strong><br />

nicht mehr auf der K<strong>an</strong>didatInnenliste stehen. Sie wurde bei der Erstellung<br />

der Liste für Niederösterreich Anf<strong>an</strong>g August nicht wiedergewählt.<br />

„Eine Entscheidung, die ich respektiere“, sagte Weinzinger und<br />

wird ihre politische Karriere damit beenden. Alle K<strong>an</strong>didatInnen auf<br />

den Grünen Listen werden bei den L<strong>an</strong>desversammlungen bzw. spätestens<br />

bei der Bundesversammlung am 7. <strong>September</strong> demokratisch<br />

gewählt – zumindest theoretisch. Behindertensprecherin Theresia<br />

Haidlmayr kritisiert, dass hingegen alles schon im Vorfeld ausgemacht<br />

sei. Sie hat sich der Wiederwahl gar nicht erst gestellt, weil sie es für<br />

aussichtslos hielt. Die Grünen Listen werden nach dem Reißverschlusssystem<br />

aufgestellt: einmal M<strong>an</strong>n, einmal Frau. Für <strong>September</strong> wurden<br />

mehrere NeueinsteigerInnen bzw.„junge Gesichter“ <strong>an</strong>gekündigt. GaH<br />

Gewaltschutzgesetz gescheitert<br />

Anf<strong>an</strong>g August – mitten im Wahlkampfgetöse – ist das von Justizministerin<br />

Berger (SPÖ) vorgelegte „Zweite Gewaltschutzgesetz“ vorerst<br />

endgültig am Widerst<strong>an</strong>d der ÖVP gescheitert. Der Kompromiss, die<br />

Anzeigepflicht bei Verdacht auf Kindesmissbrauch fallen zu lassen, war<br />

Innenministerin Fekter und Familienministerin Kdolsky zu wenig. Die<br />

Dachorg<strong>an</strong>isation der autonomen österreichischen Frauenhäuser<br />

(AÖF) und die Interventionsstellen gegen Gewalt sind „sehr bestürzt“<br />

über diese bremsende Haltung – denn „jahrel<strong>an</strong>ge Erfahrungen und<br />

die Arbeit mit Gewaltopfern zeigen, wie dringend erforderlich die Novellierung<br />

des derzeit geltenden Gewaltschutzgesetzes ist“, so Maria<br />

Rösslhumer, AÖF-Geschäftsführerin. Mit den Gesetzesänderungen hätten<br />

notwendige europäische und internationale Richtlinien realisiert<br />

werden können. Etwa eine Verbesserung der kostenlosen Prozessbegleitung<br />

für alle Gewaltopfer im Straf- wie auch im Zivilrechtsverfahren.<br />

Besonders notwendig sei auch der gepl<strong>an</strong>te Ausbau der einstweiligen<br />

Verfügung (EV) gewesen, sowohl im Wohnbereich als auch außerhalb,<br />

um Opfer auf längere Zeit vor wiederholter Gewalt und Stalking zu<br />

schützen.„Die derzeitige Regelung von EV im Wohnbereich von drei Monaten<br />

ist viel zu kurz“, so Rosa Logar, Obfrau der Wiener Interventionsstelle.<br />

Die Opferschutzeinrichtungen fordern alle Parteien auf, Opferschutz<br />

als zentrales Anliegen in die politische Arbeit aufzunehmen. GaH<br />

www.aoef.at<br />

wahl.kampf<br />

Seit 1.8. ist die Erweiterung des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes in<br />

Kraft. Mia Kager wollte von Christa Pölzlbauer, der Vorsitzenden<br />

d es Österreichischen Frauenrings, wissen, was sich geändert hat.<br />

Spielarten von Gleichstellung<br />

<strong>an</strong>.riss österreich<br />

Worin liegt für Sie der Erfolg dieser Erweiterung? Und <strong>an</strong> welcher Stelle<br />

muss noch etwas geleistet werden, damit das Gesetz seinen Namen<br />

verdient?<br />

Positiv ist, dass das Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz auf weitere Bereiche<br />

außerhalb der Arbeitswelt ausgeweitet wurde, so z. B. auf Versicherungen,<br />

bei Kreditvergabe usw. Sehr schade ist, dass der Gesetzgeber<br />

Werbung und Bildung explizit aus dem Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz<br />

ausgenommen hat – zwei Bereiche, wo im Hinblick auf Geschlechtergleichstellung<br />

alle Hände voll zu tun wären.<br />

Außerdem ist im Gesetz kein explizites Ziel der GLEICHSTELLUNG der<br />

Geschlechter vorgesehen, was zu Verwirrungen führt, da sich nun viele<br />

fragen, ob Frauenförderung gesetzlich weiterhin möglich ist. Die<br />

Gefahr besteht nun, dass Errungenschaften zurückgedrängt werden<br />

und alles auf reine Gleichbeh<strong>an</strong>dlung reduziert wird.<br />

Bis heute bietet das Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz nur individuellen<br />

Rechtsschutz – d.h., dass die einzelne Betroffene sich bei Diskriminierung<br />

mit Schadenersatzklagen wehren k<strong>an</strong>n. Das bringt aber keine<br />

echte Veränderung im Hinblick auf Gleichstellung, sondern ist nur eine<br />

Spielart im Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen.<br />

Österreich hält sich nicht <strong>an</strong> die CEDAW (Übereinkommen zur<br />

Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ). Meinen Sie,<br />

eine S<strong>an</strong>ktion von Seiten der EU würde helfen?<br />

Der Österreichische Frauenring hat in seiner Stellungnahme zur Novelle<br />

des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes darauf hingewiesen, dass nicht<br />

nur EU-Richtlinien umzusetzen sind, sondern auch die Verpflichtungen<br />

der CEDAW einzuhalten wären. Die CEDAW wird immer noch ignoriert,<br />

auch in den Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzgebungen der EU, obwohl<br />

alle Mitgliedsstaaten der EU die CEDAW unterzeichnet haben.<br />

Daher k<strong>an</strong>n es keine EU-S<strong>an</strong>ktionen geben, da die EU selbst die<br />

CEDAW ignoriert.<br />

Ein Aus für „Ladies Nights“ u. ä. sind Folgen des erweiterten Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes.<br />

Glauben sie, dass frau sich darüber ärgern sollte?<br />

Ich glaube, das ist wieder einmal der bek<strong>an</strong>nte Backlash, wenn reine<br />

Gleichbeh<strong>an</strong>dlung zwischen den Geschlechtern eingeführt wird. Sofort<br />

werden vermeintliche Bevorzugungen von Frauen von der hegemonialen<br />

Männlichkeit als Diskriminierung gegen Männer dargestellt.<br />

So ist es auch bei der Einführung der Quote im Bereich der Arbeitswelt<br />

geschehen. Das passiert d<strong>an</strong>n, wenn nicht klar ist, dass es<br />

um GLEICHSTELLUNG und nicht um reine Gleichbeh<strong>an</strong>dlung im jetzigen<br />

patriarchalen Status Quo geht.<br />

www.frauenring.at<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


linkes.wahlbündnis interview<br />

Trotzkis Töchter<br />

In Österreich tritt bei der Nationalratswahl am 28.9. ein neues linkes Wahlbündnis <strong>an</strong>. Doch auch eine gelungene<br />

Initiative für einen heißen Herbst würden sie bereits als Wahlerfolg verbuchen, sagen Nina Gunic, Sonja Grusch<br />

und Selma Schacht. Ein Interview von Saskya Rudigier und Lea Susemichel<br />

Wahlbündnis Linke<br />

http://linkewaehlen.at<br />

1 Arbeit & soziale Gerechtigkeit –<br />

Die Wahlalternative<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Verglichen mit der deutschen<br />

Linkspartei fehlt euch die<br />

Masse von enttäuschten SozialdemokratInnen<br />

und Gewerkschafter-<br />

Innen, die sich in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zunächst in der WASG 1 gesammelt hatten.<br />

Glaubt ihr, sie noch mobilisieren zu<br />

können?<br />

Nina Gunic:Wir sind ein Wahlbündnis,<br />

das schon jetzt auch aus AktivistInnen<br />

und Org<strong>an</strong>isationen besteht, die von<br />

der Sozialdemokratie enttäuscht sind.<br />

Die Sozialdemokratie befindet sich in einer<br />

historischen Krise. Es gibt eine massive<br />

Enttäuschung unter GewerkschafterInnen,<br />

Angestellten und Jugendlichen.<br />

Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, bis<br />

wir auch diese Leute verstärkt in unsere<br />

Aktionen einbinden können.<br />

Sonja Grusch: Bald beginnt die<br />

Herbstlohnrunde. Die Löhne sind heute<br />

auf einem Niveau von 1991. Das ist eine<br />

Katastrophe. Wir Linke haben das Ziel,<br />

im Wahlkampf die KollegInnen zu unterstützen,<br />

die für ordentliche Lohnerhöhungen<br />

eintreten und sich nicht mit<br />

0,2 Prozent begnügen wollen. Wir wollen<br />

dem ÖGB, unfreundlich gesagt, in<br />

den Arsch treten. In diesen Bewegungen<br />

hebt die Linke sozusagen ihre Fähnchen<br />

hoch, um zu sagen:Wir wollen mit<br />

euch gemeinsam was machen. Und genau<br />

auf dieser Basis ist in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

auch die WASG entst<strong>an</strong>den – nämlich<br />

über große Protestkundgebungen gegen<br />

Hartz IV.<br />

Selma Schacht: Und das ist auch<br />

der grundsätzliche Unterschied: Die Linke<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d hat sich als Partei<br />

konstituiert und ist wirklich eine Wahlpartei.<br />

Das Linksprojekt hat sich hingegen<br />

schon vor der Neuwahlausrufung<br />

als Projekt konstituiert, um Aktivitäten<br />

zu setzen und etwas in Bewegung zu<br />

bringen.<br />

Ihr würdet also auch enttäuschte<br />

SPÖ-WählerInnen aufnehmen?<br />

S. G.: Haben wir schon. Es gibt innerhalb<br />

des Bündnisses Leute, die vorher<br />

bei den Grünen waren oder die<br />

noch in der KPÖ, aber stinksauer auf die<br />

eigene Partei sind. Es gibt Leute aus der<br />

Sozialdemokratie, es gibt BetriebsrätInnen.<br />

Ich glaube, dass es gerade in der<br />

SPÖ einen Haufen von Leuten gibt, die<br />

genau beobachten, was wir machen,<br />

und die sich auch beteiligen werden,<br />

wenn sie sehen, dass wir es ernst meinen.<br />

Deswegen beginnt für uns die eigentliche<br />

Arbeit auch erst nach dem<br />

28.9. Wir stehen heute am Anf<strong>an</strong>g einer<br />

Wirtschaftskrise. Das, was wir in den<br />

letzten Jahren erlebt haben, sind Pe<strong>an</strong>uts<br />

im Vergleich zu dem, was auf uns<br />

zu kommt. Und dafür braucht es<br />

tatsächlich viele starke linke Kämpfe.<br />

Verteidigungskämpfe aber auch offensive<br />

Kämpfe für Lohnerhöhungen, gegen<br />

Sozialabbau …<br />

Bei diesen Themen wird m<strong>an</strong> sich<br />

vielleicht auch mit SPÖlerInnen einigen<br />

können, aber wenn es bspw. um Asylpolitik<br />

geht, büßt so ein Bündnis vermutlich<br />

schnell <strong>an</strong> Radikalität ein …<br />

N. G.: Ich glaube, was uns auszeichnet,<br />

ist, dass wir jetzt schon ein sehr<br />

breites Bündnis sind, in dem nicht unbedingt<br />

alle radikale Linke sind. Wir haben<br />

durchaus auch gemäßigtere „linke<br />

Kräfte“, die im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Org<strong>an</strong>isationen<br />

konservativer sind. Und<br />

natürlich wird es da auch Diskussionen<br />

geben. Das ist aber in jeder Partei so ...<br />

S. S.: Aber wir sind keine Partei ...<br />

N. G.: Ja, wir sind ein Bündnis, aber<br />

wir wollen eine Partei aufbauen – das<br />

g<strong>an</strong>ze Projekt läuft auf eine neue aktivistische<br />

Partei hinaus.<br />

S. S.: Das ist deine Meinung, aber<br />

nicht die Meinung des Linksprojekts.<br />

S. G.: Das Ziel, das haben auch viele<br />

so formuliert, ist es, mittelfristig eine<br />

neue Partei für ArbeiterInnen und Jugendliche<br />

aufzubauen. Eine Partei, die<br />

g<strong>an</strong>z klar <strong>an</strong>tirassistisch ist. Ich selber<br />

komme aus einer Org<strong>an</strong>isation, die seit<br />

Jahren massiv <strong>an</strong>tirassistische Arbeit<br />

macht. Wir sind froh und bereit, mit jedem<br />

und jeder zusammenzuarbeiten,<br />

der/die unsere Interessen und Ziele<br />

teilt. Aber wir sind nicht bereit, um des<br />

Bündnisses willen auf unsere Positionen<br />

zu verzichten.<br />

Es wurde kritisiert, dass euch als<br />

Sammelbecken für unterschiedliche AktivistInnen<br />

eine klare und einheitliche programmatische<br />

Positionierung fehlt. Ein<br />

überstürztes und unkoordiniertes Antreten<br />

bei der Nationalratswahl könne die<br />

Linke insgesamt außerdem auch längerfristig<br />

diskreditieren.<br />

S. G.: Es gibt eine g<strong>an</strong>ze Reihe von<br />

linken Projekten, die damit begonnen<br />

haben, dass sie k<strong>an</strong>didiert haben. Das<br />

ist eine Möglichkeit für den Aufbau einer<br />

neuen politischen Kraft. Der Vorwurf<br />

ist außerdem in erster Linie von einer<br />

Partei gekommen, die selbst k<strong>an</strong>didiert,<br />

nämlich von der KPÖ. Das mag jedeR<br />

selbst beurteilen, wie diese Kritik zu<br />

bewerten ist. Wir haben programmatische<br />

Eckpunkte, die sehr klar sind:Wir<br />

sind für Mindestlohn, für Arbeitszeitverkürzung.<br />

Wir sind dafür, die systematische<br />

Diskriminierung von Frauen endlich<br />

zu beenden. Wir sind gegen Ausl<strong>an</strong>dseinsätze<br />

des österreichischen Militärs.<br />

Wir sind für eine <strong>an</strong>dere, für eine<br />

solidarische – wir sagen auch sozialistische<br />

– Gesellschaft.<br />

S. S.: Für uns ist ein Scheitern nicht<br />

mit Prozentpunkten verbunden. Gescheitert<br />

sind wir d<strong>an</strong>n, wenn es dem<br />

Linksprojekt nicht gelungen ist, Aktionen<br />

zu starten, um Veränderungen durchzu-


setzen, wie z.B. bei den Herbstlohnrunden,<br />

gegen ein neues Sparpaket oder gegen<br />

eine Verschärfung der Asylgesetze.<br />

Was unterscheidet euer Programm<br />

von dem der KPÖ?<br />

S. G.: Unsere Praxis unterscheidet<br />

uns vor allem. Die KP hat viele Worte,<br />

aber wenn ich mir ihre Politik <strong>an</strong>schaue,<br />

d<strong>an</strong>n ist das entweder eine Stellvertreterpolitik,<br />

die sagt:Wählt uns, wir machen<br />

für euch. Oder es ist eine Politik,<br />

die versucht, sich wesentlich <strong>an</strong> der Politik<br />

der SPÖ der 1970er Jahre zu orien-<br />

tieren. VertreterInnen der KPÖ haben<br />

dezidiert kritisiert, dass wir für ein sozialistisches<br />

Programm sind. Eine Partei,<br />

die sich kommunistisch nennt, ist dagegen,<br />

dass „sozialistisch“ im Programm<br />

steht … Aber der Hauptpunkt ist:Wir<br />

sind eine aktive Partei und beschränken<br />

uns nicht nur darauf zu k<strong>an</strong>didieren.<br />

In eurem Programm schreibt ihr, ihr<br />

wollt weiterhin Teil von sozialen Bewegungen<br />

und Protesten sein. Mit solchen<br />

basisdemokratischen Ansprüchen, als<br />

„Anti-Parteien-Partei“, sind die Grünen<br />

einst auch <strong>an</strong>getreten. Welche Mech<strong>an</strong>ismen<br />

– z.B. Rotationsprinzip, Imperatives<br />

M<strong>an</strong>dat – habt ihr gegen Institutionalisierung<br />

eingebaut?<br />

N. G.:Worauf wir uns bis jetzt geeinigt<br />

haben, sind Abwählbarkeit und Erhalt<br />

eines Durchschnittsgehaltes statt<br />

hoher PolitikerInnengehälter. Strukturell<br />

gesehen gibt es ja derzeit die Alternative:<br />

Entweder macht m<strong>an</strong> Parteipolitik<br />

oder m<strong>an</strong> macht aktivistische Politik.<br />

Wir als Wahlbündnis sehen die Notwendigkeit,<br />

beides zu machen.<br />

S. G.: Es gibt nicht nur einen strukturellen,<br />

sondern auch einen ideologischen<br />

Unterschied zu den Grünen. Die<br />

Grünen waren immer, von Einzelnen abgesehen,<br />

eine Org<strong>an</strong>isation, die es als<br />

ihre Aufgabe gesehen hat, Nischen im<br />

Rahmen des Kapitalismus zu finden<br />

und ihn ein bisschen sozialer, ökologischer<br />

etc. zu machen. Das unterscheidet<br />

uns:Wir glauben nicht, dass m<strong>an</strong><br />

den Kapitalismus reformieren k<strong>an</strong>n.<br />

Und welchen sozialen Bewegungen<br />

fühlt ihr euch verbunden?<br />

S. G.: Aufgrund meiner politischen<br />

Verg<strong>an</strong>genheit ist mir die Haltung ge-<br />

genüber radikalen AbtreibungsgegnerInnen<br />

sehr wichtig. Es gibt beunruhigende<br />

Vorstöße von der FPÖ und ÖVP in<br />

diesem Bereich und das geht einher mit<br />

dem neoliberalen Druck auf Frauen und<br />

Familie. Das ist keine diskutierte Forderung<br />

der Linken, aber ich nehme <strong>an</strong>,<br />

dass es die meisten so sehen: Das uneingeschränkte<br />

und kostenlose Recht<br />

auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch, kostenloser<br />

Verhütung, und die Notwendigkeit<br />

offensiver Aktionen gegen radikale AbtreibungsgegnerInnen.<br />

Ein Thema ist die Gesundheitsreform,<br />

die ja auch einer der Knackpunkte<br />

für den Bruch der Regierung war. Es<br />

sind in erster Linie die Frauen, die im Bereich<br />

der Pflege in 95 Prozent der Fälle<br />

unentgeltlich arbeiten. Wir sagen: jeder<br />

Mensch der in Österreich lebt, egal welcher<br />

Nationalität, hat das Recht auf umfassende<br />

Gesundheitsvorsorge und umfassende<br />

Pflege. Es gibt eine Milliarde<br />

Euro <strong>an</strong> offenen Schulden, die allein bei<br />

der Kr<strong>an</strong>kenkasse da sind. Wenn m<strong>an</strong><br />

nur diese eine Milliarde eintreiben würde,<br />

wäre schon genug Geld vorh<strong>an</strong>den,<br />

um im Gesundheitsbereich einiges zu<br />

fin<strong>an</strong>zieren<br />

S. S.: Es gibt im Gesundheitsbereich<br />

die Forderung, den Leitkollektivvertrag<br />

um zw<strong>an</strong>zig Prozent <strong>an</strong>zuheben. Weil<br />

dort zementiert ist, dass ein „typischer“<br />

Frauenberuf auch einer ist, der typischerweise<br />

schlechter bezahlt wird als<br />

durchschnittlich <strong>an</strong>dere Kollektivverträge<br />

in Österreich.<br />

N. G.: Grundsätzlich ist es eine<br />

Sch<strong>an</strong>de, dass wir in einem L<strong>an</strong>d leben,<br />

in dem 41 Prozent der Frauen teilzeitbeschäftigt<br />

sind, aber nur sechs Prozent<br />

der Männer. Gleichzeitig fehlen 46.000<br />

Kinderbetreuungsstätten. Wir brauchen<br />

längerfristig Strukturen, die es Frauen<br />

ermöglichen, auf gleichberechtigter<br />

Ebene arbeiten zu können.<br />

Ihr seid auch für eine Abstimmung<br />

zum EU-Vertrag. Wie grenzt ihr euch dabei<br />

vom nationalistischen Mehrheitsösterreich<br />

von Strache bis Kronenzeitung<br />

ab? – oder auch nur von der SPÖ?<br />

N. G.: Ich war als eine Sprecherin<br />

der Liga der sozialistischen Revolution<br />

(LSR) bei den EU-Reformvertragspro-<br />

testen bei der Abschlusskundgebung<br />

vor dem Parlament. Und wir haben gezeigt,<br />

wie wichtig eine <strong>an</strong>tirassistische,<br />

<strong>an</strong>tikapitalistische Kraft ist, um das Feld<br />

nicht irgendwelchen Rechten oder<br />

rechtsgehenden Sozialdemokraten zu<br />

überlassen.<br />

S. G.:Was z. B. in den Medien in Irl<strong>an</strong>d<br />

vor allem als rechte Kampagne dargestellt<br />

worden ist, wurde in Wahrheit in<br />

erster Linie von den Linken getragen.<br />

Denn wer gegen Privatisierung ist, wer<br />

gegen Lohndumping ist, wer gegen die<br />

Das unterscheidet uns: Wir glauben nicht, dass m<strong>an</strong> den Kapitalismus<br />

reformieren k<strong>an</strong>n.<br />

Aufweichung der Arbeitszeiten ist, der<br />

muss gegen den EU-Reform-Vertrag sein.<br />

In den Medien f<strong>an</strong>d vor allem eure<br />

Forderung nach „Enteignung der oberen<br />

10.000“ Niederschlag – meint ihr das<br />

ernst?<br />

N. G.: Ich habe bei dieser Pressekonferenz<br />

dezidiert gesagt, dass das eine<br />

Forderung der LSR ist, und nicht des gesamten<br />

Bündnisses. Wir sind für die<br />

Verstaatlichung von Betrieben, wo massiv<br />

Lohnabbau betrieben wird oder die<br />

vor der Schließung stehen.<br />

S. S.:Wir können bis jetzt keine fertige<br />

Position präsentieren. Gerade die<br />

Fragen nach Verstaatlichung bzw. Übernahme<br />

von Betrieben in die öffentliche<br />

H<strong>an</strong>d bzw. wie das mit einer systemüberwindenden<br />

Perspektive in Österreich<br />

überhaupt ausschauen k<strong>an</strong>n erfordern<br />

intensive Diskussionen. Das<br />

sind Grundthemen, weil sie die Grundfesten<br />

des Kapitalismus erschüttern.<br />

S. G.: Konkretes Beispiel: Gl<strong>an</strong>zstoff<br />

soll dichtgemacht werden, hat aber<br />

ausreichend Subventionen von der öffentlichen<br />

H<strong>an</strong>d bekommen. Wieso sollen<br />

die Leute, die dort arbeiten, ihren<br />

Job verlieren? Sie haben das Recht, ihn<br />

zu behalten. Ein Großteil aller Konkurse<br />

in Österreich ist auf Unfähigkeit des<br />

M<strong>an</strong>agements zurückzuführen.<br />

Schlechter können es die Leute in dem<br />

Betrieb dort auch nicht machen, im Gegenteil,<br />

die meisten innovativen Vor<strong>schläge</strong><br />

kommen von den Leuten aus<br />

dem Betrieb. Warum sollen nicht die<br />

Leute, die den Wert in den letzten Jahren<br />

vom Betrieb geschaffen haben, ihn<br />

in Zukunft selber leiten, kontrollieren<br />

und entsprechend davon profitieren? ❚<br />

interview linkes.wahlbündnis<br />

Nina Gunic, Liga der Sozialistischen<br />

Revolution (LSR)<br />

Sonja Grusch, Sozialistische<br />

Linkspartei (SLP)<br />

Selma Schacht, Kommunistische<br />

Initiative (KI)<br />

Fo t o : Ra l f Le o n h a rd /<br />

d i e a n d e r e ze i t u n g .<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


<strong>an</strong>ti sexism<br />

practice makes <strong>an</strong>tisexist<br />

Männerforschung im Mehringhof: Wie k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>tisexistische Praxis aussehen?<br />

Ein Tagungsbericht von Lena Zamzow<br />

Der neue AS.ISM#3 – Streitschrift<br />

gegen sexistische Zustände vom<br />

Antisexismus Bündnis Berlin ist<br />

herausgekommen und k<strong>an</strong>n im<br />

Internet als pdf eingesehen oder<br />

bestellt werden (kostenlos):<br />

http://maedchenblog.blogsport.de/<br />

<strong>2008</strong>/07/20/asism-3-release<br />

Links:<br />

www.<strong>an</strong>tisexist-perspectives.so36.net<br />

„Pat-Ex“ nichtidentitäre Jungenarbeit:<br />

www.pat-ex.de<br />

Die ersten beiden Ausgaben des<br />

Männerrundbriefs gibt es hier:<br />

http://mitglied.lycos.de/rbonline/<br />

index.html<br />

Die Gruppe LISA:2:<br />

http://lisa2.blogsport.de<br />

Wildwasser Marburg:<br />

www.wildwasser-marburg.de<br />

GAP – Gruppe Antisexistische Praxen:<br />

http://kritikderpraxis.blogsport.de<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

Viele verschiedene Menschen<br />

finden sich Mitte Juli zur „Antisexistische<br />

Praxen Konferenz II“<br />

aus Hamburg, H<strong>an</strong>nover, Wien,<br />

Kassel, Leipzig, Göttingen, Marburg<br />

und natürlich Berlin ein. Die Konferenz<br />

ist grob in drei Workshop-Phasen<br />

gegliedert, die Anzahl der Themen überwältigend<br />

vielseitig. Zum Kennenlernen<br />

gibt es das World Café, bei dem sich alle<br />

hundert Teilnehmenden auf einzelne<br />

Tische verteilen, um darüber zu reden,<br />

welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Konferenz<br />

haben und was ihre Verbindung<br />

zum Thema Antisexismus ist. Währenddessen<br />

sind im selben Raum die VoKü-<br />

Menschen schon beim Gemüse schneiden.<br />

Die Stimmung ist gut. Es ist nicht<br />

leicht, sich bei sechs Workshops zu entscheiden,<br />

welcher der richtige und<br />

sp<strong>an</strong>nendste ist.<br />

Die ersten Workshops sollen sich<br />

mit den „Grundlagen“ beschäftigen: Eine<br />

Gruppe diskutierte <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von bestehenden<br />

– sehr unterschiedlichen –<br />

Definitionen über eine neue Begriffsbestimmung<br />

von Sexismus. Andere finden<br />

sich zusammen, um über Probleme von<br />

geschlechterspezifischem und domin<strong>an</strong>tem<br />

Redeverhalten zu sprechen und<br />

Strategien dagegen zu entwickeln. Arbeitsgruppen<br />

zum politischen Konzept<br />

der Definitionsmacht, <strong>an</strong>tisexistischer<br />

Männerpolitik und der feministischen<br />

Forderung „Mein Bauch gehört mir“ versus<br />

§218 – ein Workshop, bei dem Sarah<br />

Diehl ihren Film „Abortion Democracy“<br />

vorstellt – werden außerdem <strong>an</strong>geboten.<br />

Patriarchale Dividende. „Männer entdecken<br />

sein Geschlecht“ heißt der Text, den<br />

Sebasti<strong>an</strong> Scheele zum Thema „Antisexistische<br />

Männerpolitik und Alltag“<br />

vorstellt (veröffentlicht in Gender Killer:<br />

„Das gute Leben“). Scheele kommt aus<br />

dem Bereich der kritischen Männerforschung<br />

und beschäftigt sich mit dem<br />

Konzept der hegemonialen Männlichkeit<br />

(von Raewyn – vormals Robert –<br />

Connell). In der kritischen Männerforschung<br />

wurde davon Abst<strong>an</strong>d genommen,<br />

Geschlechtergruppen als homogen<br />

zu betrachten, da mit Geschlechter-<br />

konstruktionen auch Unterordnung<br />

und Marginalisierung über Klassenbezug<br />

oder Rassisierung einhergehen und<br />

sich damit verschiedene Männlichkeiten<br />

ergeben. Bei Männern allerdings<br />

kommt generell die Komponente der<br />

„Komplizenschaft“ hinzu, die g<strong>an</strong>z konkrete<br />

Privilegien bedeuten: die patriarchale<br />

Dividende. Diese besteht einerseits<br />

schlichtweg materiell über z. B.<br />

(hohes) Einkommen und <strong>an</strong>dererseits<br />

symbolisch über die normative Wirkungsmacht<br />

der Konstruktion von<br />

Männlichkeit. Hinter zwei Erkenntnisse<br />

dürfe nicht mehr zurückgefallen werden,<br />

so Scheele:„Geschlecht“ ist sozial<br />

konstruiert und es gibt unterschiedliche<br />

Männlichkeiten, die hierarchisiert<br />

sind. Scheele präsentiert exemplarisch<br />

drei männliche Identitäten, wovon die<br />

erste besonders gruselig ist: die Mythopoeten.<br />

Diese Männer begreifen sich als<br />

Opfer und Unterdrückte einer feministischen<br />

Welt, dabei sollten Jungen ihrer<br />

Ansicht nach doch einfach nur die Möglichkeit<br />

haben,„Ritter“,„König“ oder<br />

„Krieger“ zu werden. Zu sehen sind


solche ungetrübten Maskulinisten z. B.<br />

einmal jährlich in Berlin, wenn der konservative<br />

Verein „Väter-Aufbruch“ eine<br />

glücklicherweise nicht sehr gut besuchte<br />

Demo ver<strong>an</strong>staltet.<br />

Als zweite Gruppe identifiziert<br />

Scheele eine bestimmte Form klassischer<br />

Männlichkeit, die vornehmlich in<br />

den Bereichen Politik und Wissenschaft<br />

zu finden ist. Herbert Haupt, der österreichische<br />

„Frauenminister“ der FPÖ, der<br />

2001 eine „Männerpolitische Grundsatzabteilung“<br />

gründete, dient ihm<br />

hierfür als Beispiel. Diese Gruppe<br />

spricht vom „wunderbaren Pl<strong>an</strong> Gottes“,<br />

männlichen Genen, die das „Jagdverhalten“<br />

und die heterosexuelle „Paarung“<br />

stärken und natürlich vom<br />

„Schutz ungeborenen Lebens“.<br />

Das dritte Beispiel zeigt, dass es<br />

auch <strong>an</strong>ders geht: die dekonstruktivistische<br />

Jungenarbeit von „PAT-EX“:„Es<br />

geht nicht darum, dass die Jungen zu<br />

<strong>an</strong>deren Jungen werden, sondern dass<br />

sie gar keine Jungen sind“, beschreibt<br />

Scheele die ermutigende Arbeit des<br />

Vereins. Erfolglos blieb hingegen das<br />

Projekt „Männerrundbrief“, eine Zeitschrift,<br />

die es von 1993-2002 gab, die<br />

sich laut Selbstverständnis als feministisch<br />

und <strong>an</strong>tisexistisch verst<strong>an</strong>d und<br />

die <strong>an</strong> die linke Szene gerichtet war. Genau<br />

dar<strong>an</strong> ist sie d<strong>an</strong>n auch gescheitert:<br />

<strong>an</strong> der fehlenden Reson<strong>an</strong>z der<br />

Zielgruppe.<br />

Antisexismus üben. Nach dem Mittagessen<br />

und intensivem Studium des<br />

Info- und Büchertisches startet mit<br />

„Politikfelder & Praxen 1“ der nächste<br />

Schwerpunkt – und auch er hat wieder<br />

viel zu viel zu bieten. Um verfehlte<br />

Sexualaufklärung bei Übersetzungen,<br />

in denen äußerst sexistische Aussagen,<br />

z. B. religiöse Behauptungen, einfach<br />

übernommen werden und wie dem<br />

entgegengewirkt werden k<strong>an</strong>n, geht es<br />

zum Beispiel. Oder es wird überlegt, wie<br />

<strong>an</strong>tipatriarchale/feministische/queere<br />

Perspektiven in Zeiten der Globalisierungskritik<br />

(wieder) sichtbarer gemacht<br />

werden können. Die Gruppe IFADE-<br />

Gender org<strong>an</strong>isiert einen Workshop,<br />

in dem die Verschränkung von<br />

Klasse/„Rasse“/„Geschlecht“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

von Aufenthaltsregelungen von Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

und der Entrechtung ökonomisch<br />

benachteiligter Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

erörtert wird. Die Gruppe „LISA:2“ hat<br />

ein Rollenspiel vorbereitet, in dem<br />

geübt werden k<strong>an</strong>n, wie mensch aus sexistischen<br />

Alltagssituationen, die sich<br />

meistens auf verbaler Ebene abspielen,<br />

heraus kommt, ohne sich mal wieder<br />

nicht-verhalten zu haben. Der Workshop<br />

dauert viel länger als gepl<strong>an</strong>t und<br />

die BerlinerInnen verabreden einen Zusatztermin<br />

zum Weiterüben, das zeigt,<br />

wie groß der Bedarf <strong>an</strong> solchen Hilfestellungen<br />

ist. Jene, die noch können,<br />

besuchen die Abendver<strong>an</strong>staltung zum<br />

Thema Unterstützungsarbeit bei sexualisierter<br />

Gewalt. „Wildwasser“ aus<br />

Marburg und die Contact- und Awarenessgroup<br />

der G8-Proteste aus dem<br />

letzten Jahr sind hierzu eingeladen.<br />

„Es geht nicht darum, dass die Jungen zu <strong>an</strong>deren<br />

Jungen werden, sondern dass sie gar keine Jungen<br />

sind“<br />

times they are a-ch<strong>an</strong>gin’? Am nächsten<br />

Morgen geht es um zehn Uhr schon<br />

wieder weiter. Von wegen:„Yeah, the<br />

times they are a-ch<strong>an</strong>gin’.“ Sexistische<br />

Werbung und rassistische Bildstrategien<br />

belehren uns eines besseren –<br />

aber das k<strong>an</strong>n sich ändern, so das Credo<br />

dieses Vormittags. Während die GAP<br />

(Gruppe Antisexistische Praxen) <strong>an</strong> die<br />

Diskussion des Vorabends <strong>an</strong>schließt<br />

und sich zu Schwierigkeiten in der Unterstützungsarbeit<br />

austauscht, wird <strong>an</strong>derswo<br />

<strong>an</strong> einem kreativen Umg<strong>an</strong>g<br />

mit dem öffentlichen Raum „gebastelt“.<br />

Und im Workshop „Drag und Sexismus“<br />

wird inzwischen die Frage debattiert,<br />

auf welche Weise und w<strong>an</strong>n Drag heteronormative<br />

und sexistische Verhältnisse<br />

durch Grenzüberschreitungen<br />

aufbrechen k<strong>an</strong>n und w<strong>an</strong>n genau das<br />

Gegenteil bewirkt und zur Reproduktion<br />

beigetragen wird.<br />

Eine sehr diskussionsreiche und<br />

höchst interess<strong>an</strong>te Konferenz – die im<br />

nächsten Jahr hoffentlich wieder stattfindet.<br />

Aber für alle, die dieses Jahr<br />

nicht in Berlin sein konnten: Es soll ein<br />

Reader veröffentlicht werden, in dem<br />

die Anregungen, Ideen und Diskussionen<br />

festgehalten werden. ❚<br />

Beate Hammond<br />

Piepsen und Hüpfen<br />

sexism <strong>an</strong>ti<br />

Neulich f<strong>an</strong>d ich eine Art Ziegelstein aus Plastik in einem alten<br />

Karton. An der Antenne rechts oben erk<strong>an</strong>nte ich, dass es sich<br />

um mein erstes H<strong>an</strong>dy h<strong>an</strong>delte. Das hatte ich damals mit einem<br />

Zeitschriftenabonnement bestellt, für den Notfall. Ich legte<br />

es ins H<strong>an</strong>dschuhfach, falls ich einmal nachts mit dem Auto<br />

liegen bleiben sollte. Es war wochenl<strong>an</strong>g ausgeschaltet. Als es<br />

nach Monaten einmal eingeschaltet war und d<strong>an</strong>n auch klingelte,<br />

zuckte ich vor Schreck zusammen.<br />

Nach einiger Zeit nahm ich es schon zum Ausgehen mit, allerdings<br />

nur im Winter, wenn ich Jacken trug, die es nicht zu sehr<br />

ausbeulte. Im Privatleben wurde es wichtiger, besonders als<br />

ich durch einen verliebten M<strong>an</strong>n die SMS Funktion entdeckte.<br />

Auf einmal piepste es, und d<strong>an</strong>n st<strong>an</strong>den da Sachen wie „Freue<br />

mich auf dich“,„Du fehlst mir“ etc. Wie ein dressierter Hund<br />

machte mein Herz bei jedem Piepsen einen freudigen Hüpfer.<br />

Schon wieder eine Nachricht! Mit großer Hingabe verfasste ich<br />

meine Antworten, Buchstabe für Buchstabe. Wie ich ihn um<br />

sein automatisches Wörterbuch beneidete!<br />

Mit dem Kauf einer neuen Kaffeemaschine kam die Wende.<br />

Haben Sie ein H<strong>an</strong>dy? fragte mich der junge, nicht unattraktive<br />

Verkäufer. Ja, wieso? fragte ich mit strengem Blick. Wir<br />

schicken Ihnen ein SMS, wenn die Maschine geliefert worden<br />

ist, <strong>an</strong>twortete er ohne jegliche Gefühlsregung. Nein, wollte<br />

ich schreien, SMS ist doch etwas Privates! Stattdessen sagte<br />

ich nur: Okay. Es war der Anf<strong>an</strong>g vom Ende.<br />

Inzwischen nervt nicht nur der Mobilfunkbetreiber mit Werbeaktionen<br />

oder, im Grenzgebiet, mit Meldungen darüber, wie<br />

viel mich das Telefonieren dort kosten wird. Wenn ich irgendwohin<br />

hetze, bekomme ich ein „Bin schon da“ oder noch besser,„Hast<br />

du’s vergessen?“ Wenn ich warte, erhalte ich ein hilfreiches<br />

„Komme gleich“. Und zu Festtagen kommen vorgefertigte<br />

Massengrüße (Muss m<strong>an</strong> darauf eigentlich <strong>an</strong>tworten?).<br />

Mein Herz jedenfalls hüpft schon l<strong>an</strong>ge nicht mehr, wenn es<br />

piepst.<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international <strong>an</strong>.riss<br />

ägypten<br />

Schüsse auf streikende ArbeiterInnen<br />

Anf<strong>an</strong>g August beg<strong>an</strong>nen in Kairo Schauprozesse gegen 49 MitarbeiterInnen<br />

einer Textilfabrik in Mahalla al-Kubra (Nildelta). Die ArbeiterInnen<br />

waren im April dieses Jahres bei einem Streik verhaftet worden. Die<br />

Verhafteten berichteten über gewalttätige und sexuelle Übergriffe<br />

durch die Sicherheitskräfte, die Regierung lies sogar auf die Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />

schießen. Rund hundert Personen wurden bei Tumulten<br />

verletzt. Die Ereignisse in Mahalla führten l<strong>an</strong>desweit zu Protesten. Die<br />

Bewegung „Kifaya“ (Es reicht!) kündigte einen „Tag des Zorns“ <strong>an</strong>, bei<br />

dem ÄgypterInnen ihren Unmut über unzumutbare Arbeitsbedingungen<br />

und hohe Lebensmittelpreise ausdrücken sollten. Doch Proteste<br />

und Demonstrationen werden systematisch unterbunden, im Falle einer<br />

Verurteilung drohen den Streikenden bis zu zehn Jahre Haft. Über 800<br />

Mal wurde die Arbeit im verg<strong>an</strong>genen Jahr in Ägypten aus Protest niedergelegt.<br />

Der Widerst<strong>an</strong>d gegenüber der autokratischen Führung<br />

durch Hosni Mubarak wächst trotz der Gewalt durch Exekutive und<br />

Sicherheitskräfte, die scheinbar wahllos AktivistInnen verhaften.<br />

Hauptforderung des Arbeitskampfes war und ist die Erhöhung des<br />

Mindestlohns. Dieser liegt seit Mitte der 1980er Jahre bei 3,26 Pfund<br />

und wurde zu keiner Zeit <strong>an</strong> die explodierende Inflation <strong>an</strong>gepasst. Die<br />

Forderung der Vereinigung der Mahalla TextilarbeiterInnen beläuft sich<br />

auf 112,- Pfund. Kamal al-Fayoumi, Aktivist der inoffiziellen Gewerkschaft<br />

der TextilarbeiterInnen, sagte in einer Ansprache vor der Menge:„Wir<br />

fordern soziale Gerechtigkeit für alle Arbeiter in Ägypten! Wir wollen,<br />

dass alle Ressourcen gerecht zwischen Arbeitern und Kleinbauern verteilt<br />

werden und nicht für diese Regierung der Businessleute aufgezehrt<br />

werden.“ Viele Menschen geraten aufgrund der ras<strong>an</strong>ten Steigerung der<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

Foto: Hossam el-Hamalawy<br />

Lebensmittelpreise in Bedrängnis. Laut Weltb<strong>an</strong>k leben mehr als dreißig<br />

Millionen ÄgypterInnen unter dem Existenzminimum.<br />

16 RegimegegnerInnen wurden bei einer Demonstration am 6.<br />

August in Alex<strong>an</strong>dria verhaftet. Die Studierenden sind Mitglieder der „6.<br />

April Jugendgruppe“, die sich nach den Arbeitskämpfen im April gegründet<br />

hatte. Amnesty international (ai) gab bek<strong>an</strong>nt, dass zwei Aktivistinnen<br />

<strong>an</strong> einem unbek<strong>an</strong>nten Ort festgehalten werden, es bestehe der<br />

Verdacht auf Folter. „Wir brauchen so viel internationalen Druck wie<br />

möglich!“, fordert eine Studentin. In Österreich f<strong>an</strong>d bereits im Juli vor<br />

der ägyptischen Botschaft in Wien eine Kundgebung statt, bei der eine<br />

Protestnote übergeben wurde. besu<br />

http://arabist.net/arabawy, http://abtalelmahalla.blogspot.com, www.socialistworker.co.uk/art.php?id=15695<br />

berlin<br />

Kontinuität und Aufbrüche<br />

Vom 25. bis 27. Juli <strong>2008</strong> f<strong>an</strong>d im Friedrichshainer Frauenzentrum „Frieda“<br />

das „Dritte Symposium deutschsprachiger Lesbenforschung“ statt:<br />

Org<strong>an</strong>isiert von Ilse Kokula, die im Frieda seit Jahren einen Lesbenforschungsstammtisch<br />

betreut.<br />

Das Programm sp<strong>an</strong>nte einen Bogen über hundert Jahre Lesbenforschung:<br />

Sabine Kröner, emeritierte Professorin der Uni Münster, trug<br />

über Charlotte Wolff (1897-1986) als eine Pionierin der Lesbenfoschung<br />

vor. Die junge Kunsthistorikerin Fr<strong>an</strong>ciska Schubert referierte über „Lesben<br />

im Schwulen Museum Berlin“. Die Historikerin Claudia Schoppm<strong>an</strong>n<br />

(Berlin) und die Politologin Gudrun Hauer (Wien) sprachen über<br />

Lesben in der NS-Zeit. Neue Forschungsarbeiten über die Lesbenbewegung<br />

in der DDR rundeten den historischen Teil ab. Darunter die beachtliche<br />

Seminararbeit „Warum wir so gefährlich waren“: Ein Dokumentarfilm<br />

über das Engagement von Lesben in der DDR der 1980er<br />

Jahre für das Gedenken <strong>an</strong> lesbische NS-Opfer im ehemaligen KZ Ravensbrück.<br />

Schließlich berichteten Doris Haubreger und Helga P<strong>an</strong>kratz über<br />

den St<strong>an</strong>d der Beschäftigung mit LBST-Thematiken <strong>an</strong> Österreichs Schulen<br />

und Brigitte Menne aus Linz sprach mit ihrem pointierte Essay „Aufbruch<br />

zu <strong>an</strong>deren Ufern“ perfekte Schlussworte zu dieser Länder und<br />

Generationen verbindenden Ver<strong>an</strong>staltung. p<strong>an</strong><br />

deutschl<strong>an</strong>d<br />

Unterhalt<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat zwei neue Urteile zum Unterhaltsrecht<br />

gefällt. In einem Grundsatzurteil wurde entschieden, dass alleinerziehenden<br />

Müttern auch d<strong>an</strong>n nicht zw<strong>an</strong>gsläufig eine Vollzeitbeschäftigung<br />

zugemutet werden k<strong>an</strong>n, wenn ihr Kind bereits über<br />

drei Jahre alt ist. Die Mutter zweier Kinder im Alter von sieben und<br />

zehn Jahren hatte geklagt, nachdem der Vater der Kinder die Unterhaltszahlungen<br />

einstellen wollte. Das seit 1. J<strong>an</strong>uar <strong>2008</strong> geltende Unterhaltsrecht<br />

gestattete Alleinerziehenden nur bis zur Vollendung des<br />

dritten Lebensjahres ihrer Kinder eine Berufsunterbrechung. Dem widersprach<br />

der BGH und kam stattdessen zu dem Schluss, dass die<br />

Doppelbelastung auch bei im Kindergarten betreuten oder schulpflichtigen<br />

Kindern unter Umständen lediglich eine Teilzeitarbeit<br />

zulasse.


Gestärkt wurden auch die Rechte verheirateter Mütter – zulasten der<br />

Ansprüche der Ex-Frauen ihrer Ehemänner. Der BGH entschied über eine<br />

neue R<strong>an</strong>gordnung bei der Unterhaltspflicht. Konnten aufgrund eines<br />

zu niedrigen Einkommens nicht alle Unterhalts<strong>an</strong>sprüche bezahlt werden,<br />

war früher die Ex-Ehefrau die Erstgereihte. Nun hat die neue Ehefrau<br />

Vorr<strong>an</strong>g. Das Recht auf Unterhalt der Kinder bleibt davon unberührt.<br />

les<br />

china<br />

Arbeitsrechtliche Vergehen werden ignoriert<br />

Anf<strong>an</strong>g des Jahres haben sich weltweit 168 NGOs zu „Playfair <strong>2008</strong>“ zusammengeschlossen<br />

und es sich zum Ziel gesetzt, sich für bessere Arbeitsbedingungen<br />

in der Sportartikelindustrie einzusetzen. Die Hoffnungen,<br />

dass sich durch die Vergabe der Olympischen Sommerspiele<br />

<strong>2008</strong> <strong>an</strong> China die dortigen eklat<strong>an</strong>ten Verletzungen internationalen<br />

wie nationalen Arbeitsrechts verbessern würden, haben sich nicht erfüllt.<br />

Die meist jungen Frauen, die in den Fabriken zwischen siebzig und<br />

achtzig Euro im Monat verdienen, leben teilweise unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen, erklärt Michaela Königshofer von der Cle<strong>an</strong> Clothes<br />

Kampagne (CCC) Österreich. Vierzig Cent von einem 100,- Euro teuren<br />

Sportschuh bekommt die Näherin in der Fabrik, die dort bis zu 16<br />

Stunden täglich arbeitet. Sogar die Gestaltung der Freizeit (Ausgehzeiten)<br />

der ArbeiterInnen wird von der Firmenleitung diktiert.<br />

Die internationale Initiative „Playfair“ hat gemeinsam mit großen<br />

SportartikelherstellerInnen eine Arbeitsgruppe gegründet, die l<strong>an</strong>gfristig<br />

die Lohn- und Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten verbessern<br />

soll. Im Vergleich dazu hat das Internationale Olympische Komitee (IOC)<br />

seine Zusagen bis dato nicht eingehalten, so Guy Ryder, Generalsekretär<br />

des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Im Gegenteil: Kritik <strong>an</strong> der<br />

Vorg<strong>an</strong>gsweise des IOC im Rahmen der Olympischen Spiele in China<br />

wird <strong>an</strong> die Ver<strong>an</strong>stalterInnen weitergegeben. „Anstatt sich <strong>an</strong> die Berichte<br />

von ‚Playfair‘ zu halten, die die arbeitsrechtlichen Verstöße beleg-<br />

playgrrround.com<br />

<strong>an</strong>.riss international<br />

ten, hat das IOC diese Ver<strong>an</strong>twortung auf die Org<strong>an</strong>isatoren in Peking<br />

abgeschoben, ohne das Grundproblem bei der Wurzel zu packen“, kritisiert<br />

Esther de Ha<strong>an</strong> von Cle<strong>an</strong> Clothes Campagne International.<br />

2007 hat „Playfair“ in chinesischen Fabriken, die Merch<strong>an</strong>dising-Artikel<br />

für Olympia produzieren, Untersuchungen durchgeführt und stellte<br />

neben einer extrem hohen Anzahl <strong>an</strong> Überstunden zu niedrig <strong>an</strong>gesetzte<br />

Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen fest. Das IOC hat auf<br />

den Bericht nicht reagiert. Es ist demnach nicht gar<strong>an</strong>tiert, dass Produkte,<br />

die das Olympialogo tragen, unter arbeitsrechtlich unbedenklichen<br />

Bedingungen hergestellt werden. besu<br />

www.cle<strong>an</strong>clothes.at, www.playfair<strong>2008</strong>.org<br />

eu<br />

Quote is nicht!<br />

Im kommenden Jahr werden vier Spitzenpositionen der EU neu besetzt.<br />

Ein Umst<strong>an</strong>d, den die dänische Europaabgeordnete Christel Schaldemose<br />

zum Anlass nimmt, das Missverhältnis zwischen männlichen und<br />

weiblichen ToppolitikerInnen in der EU zu kritisieren und eine Initiative<br />

für mehr Geschlechtergleichheit zu starten. Mehr Frauen sollen in Entscheidungspositionen<br />

vordringen, so das Ziel des Internetaufrufs. Alle<br />

EU-BürgerInnen sind aufgerufen, sich mit ihrer Unterschrift <strong>an</strong>zuschließen.<br />

Konkret geht es um die Besetzung des Chefpostens des Rats,<br />

des Europaparlaments, der Kommissionspräsidentschaft und des neu<br />

ins Leben gerufenen Postens der/des Vertreterin/Vertreters für Außenund<br />

Sicherheitspolitik der EU. „Es gibt 250 Millionen Frauen in Europa,<br />

da sollte es nicht zu schwierig sein, geeignete K<strong>an</strong>didatinnen zu finden“,<br />

schreiben die Grünen in einer Aussendung. Ob Methoden wie z. B. das<br />

von der EU so hoch geschätzte Gendermainstreaming dar<strong>an</strong> etwas ändern<br />

könnten oder ob nicht vielleicht doch die gute alte Quotenregelung<br />

hierbei eine effektivere Form der politischen Durchsetzung wäre,<br />

lässt die Initiative offen. besu<br />

www.femalesinfront.eu<br />

Von sogen<strong>an</strong>nten „Take away Shows“ und der Video-Plattform „Shoot<br />

The player“ inspiriert, hat sich nun auch in Wien eine Gruppe von Leuten<br />

gefunden, die MusikerInnen dazu einladen, ihre Songs als spont<strong>an</strong><br />

gesungenes Ständchen zum Besten zu geben. Ob im Zuckerlgeschäft,<br />

im Hinterhof, in der U-Bahn, auf der Straße oder im Wald: Spont<strong>an</strong>eität<br />

ist das Zauberwort der kreativen, akustischen Mini-Perform<strong>an</strong>ces,<br />

die unvorbereitet und wie’s kommt, g<strong>an</strong>z ohne Tricks und Perfektionismus<br />

umgesetzt werden. Die Idee zu den Take away Shows entst<strong>an</strong>d<br />

2006 in Fr<strong>an</strong>kreich mit Vincent Moons Website „La Bloqotheque“.<br />

Seine „Concerts-a-emporter“ findet seither weltweit d<strong>an</strong>kbare<br />

NachmacherInnen. Die Videos von „Wiener“-VertreterInnen des charm<strong>an</strong>ten<br />

Ansatzes können auf playgrrround.com bestaunt werden. Das<br />

bisherige Angebot <strong>an</strong> Interventionen im öffentlichen Raum umfasst<br />

„Acts“ von Lezzies on X, Veda Hille, Ursula Rucker, Bunny Rabbit, Scott<br />

Matthew, Clara Luzia, Noisy Pig, Allison Wolfe, Norm<strong>an</strong> Palm, Kevin<br />

Blechdom, Paperbird, Nina Nastasia, The Poem Is You, Laura Imbruglia,<br />

Geoff Berner <strong>an</strong>d D<strong>an</strong>iel Kahn & The Painted Bird. sr<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r jerusalemmarch<br />

Gay for a day<br />

Orthodoxe GegnerInnen wollen Homosexuelle „zurück auf’s Klo“ schicken. Die gehen stattdessen auf die Straße.<br />

Birgit Pestal war auf der Queer-Parade in Jerusalem.<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

Am Donnerstag, dem 26. Juni<br />

<strong>2008</strong> f<strong>an</strong>d die Queer-Parade<br />

„Jerusalem March for Pride <strong>an</strong>d<br />

Toler<strong>an</strong>ce“ statt. Zwischenfälle<br />

gab es diesmal keine, auch<br />

wenn orthodoxe Juden und Jüdinnen<br />

Gegendemonstrationen starteten.<br />

Wie schon bei verg<strong>an</strong>genen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

wurde auch dieses Jahr versucht,<br />

die Parade bis zum letzten Tag zu<br />

verhindern. Das Höchstgericht hat den<br />

Antrag der Ultra-Rechten auf Verbot in<br />

letzter Minute abgelehnt. Ort und Zeit<br />

der Demonstration wurden auf der Homepage<br />

des „Jerusalem Open House“,<br />

Zentrum der israelischen LBGT-Community<br />

seit 1997, erst am selben Tag bek<strong>an</strong>nt<br />

gegeben. Die Nachricht verbreite-<br />

te sich ras<strong>an</strong>t über Mobiltelefone und<br />

E-mails.<br />

„I am a proud dog“. Eine Stunde vor offiziellem<br />

Beginn der Parade trifft das Teen<br />

Team des „Open House“ beim Independence<br />

Park ein. Seine Aufgabe ist es, homophobe<br />

Graffitis auf der Demonstrationsstrecke<br />

mit Plakaten zu überkleben.<br />

„Turning Filth into Pride“ steht etwa mitten<br />

am Gehweg geschrieben. Oder:„I<br />

am a proud dog“. Etwa alle hundert Meter<br />

pr<strong>an</strong>gern entsprechende Botschaften<br />

auf der von Regenbogenflaggen gesäumten<br />

Gehstrecke. Ein einziges positives<br />

Aushänge-Schild ist zu sehen:„Es<br />

gibt viele Wege jüdisch zu sein“ verkündet<br />

das „Center for Jewish Pluralism“ auf<br />

Fotos: Norma Deseke<br />

einem drei Meter l<strong>an</strong>gen B<strong>an</strong>ner. In Kürze<br />

werden hier rund 3.000 Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />

entl<strong>an</strong>gw<strong>an</strong>dern und rund 2.000<br />

Securities werden das Gelände vor ultraorthodoxen<br />

GegnerInnen der Parade absichern.<br />

2005 kam es im Zuge der Parade zu<br />

einer Messerattacke, der Angreifer war<br />

ein orthodoxer Jude, der laut eigener<br />

Aussage im Namen Gottes töten wollte. 1<br />

Es gab einige Verletzte. 2006 wurde die<br />

Parade in ein Stadion verlegt, da dieses<br />

Gelände leichter zu sichern war. Damals<br />

gab es im Rahmen orthodoxer Gegenbewegungen<br />

eine Demonstration vor der<br />

Knesset, bei der Schafe, Esel und Ponys<br />

mitgebracht und mit Tr<strong>an</strong>sparenten versehen<br />

wurden:„Proud to be <strong>an</strong> <strong>an</strong>imal“.


Ihr Ziel war es, die „Bestialität“ von Homosexualität<br />

aufzuzeigen.„I think we<br />

m<strong>an</strong>aged to push them back into the<br />

closet“, meinte damals der Anti-Parade-<br />

Kläger Yehuda Meshi-Zahav. 2<br />

Derartige Vorfälle steigern allerdings<br />

die Medienpräsenz der Parade –<br />

zum Missfallen der Orthodoxen. „Es ist<br />

wichtig, dass die Parade zur Routine<br />

wird“, heißt es auch im richterlichen Beschluss<br />

<strong>2008</strong>. Viele der heute Anwesenden<br />

sind daher recht locker, <strong>an</strong>dere hingegen<br />

sind <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt, besonders diejenigen,<br />

die das erste Mal zu einer<br />

Queer-Parade nach Jerusalem kommen.<br />

Die Rhetorik m<strong>an</strong>cher jüdischer<br />

Persönlichkeiten schreckt ab:„Homosexualität<br />

ist eine Kr<strong>an</strong>kheit, die beh<strong>an</strong>delt<br />

werden sollte“, meinte etwa der<br />

Rabbi Ratzon Arussi in einem Schreiben<br />

(April <strong>2008</strong>) <strong>an</strong> das Onlinemedium „Ynet“.<br />

„Schwule verursachen Erdbeben“,<br />

meinte allen Ernstes Knesset Mitglied<br />

Shlomo Benizri im Februar <strong>2008</strong> – nachdem<br />

ein Beben der Stärke 5,3 Israel erschüttert<br />

hatte. Viele Beispiele solcher<br />

Äußerungen sind bek<strong>an</strong>nt. Offenbar ist<br />

die Sexualisierung der Thematik ein wesentliches<br />

Problem. Orthodoxe Juden<br />

und Jüdinnen nehmen die Parade als<br />

peinliche Zurschaustellung pervertierter<br />

Sexualität wahr und nicht als Aufruf<br />

für Toler<strong>an</strong>z und Menschenrecht, Liebe<br />

und Respekt. 2007 verlautbarte die „Jerusalem<br />

Post“, dass rund drei Viertel der<br />

Bevölkerung in Jerusalem gegen eine<br />

solche Parade seien. 3<br />

„Die Leute sagen, wir provozieren.<br />

In Tel Aviv etwa sind viele Teilnehmer<br />

bei der Parade halbnackt, das gibt es in<br />

Jerusalem nicht. Wir sind uns sehr darüber<br />

im Klaren, dass Jerusalem die heilige<br />

Stadt für Juden, Moslems und<br />

Christen ist. Die ultra-orthodoxe Nachbarschaft<br />

hier ist gegen uns. Dieses<br />

Jahr wirkt es aber beruhigter auf mich.<br />

Ich glaube sie haben eingesehen, dass<br />

es kontraproduktiv ist, wenn sie zu extrem<br />

gegen uns demonstrieren“, meint<br />

D<strong>an</strong>iel D. (22), ein Mitglied des Open<br />

House.<br />

Propag<strong>an</strong>da. Im Independencepark wurde<br />

indes ein Gelände eingezäunt. TeilnehmerInnen<br />

der Demonstration wer-<br />

den von Securities am Eing<strong>an</strong>g durchsucht<br />

und mit einer rosa Armschleife<br />

ausgestattet, die „bezeugen soll, dass<br />

m<strong>an</strong> nicht homophob ist“, wie hier erklärt<br />

wird. Der Park füllt sich schnell,<br />

überall schimmern Regenbogenflaggen<br />

und Luftballons, JournalistInnen<br />

umkreisen aufgeregt <strong>an</strong>wesende Drag-<br />

Queens und schießen Fotos von sich<br />

umarmenden Pärchen. Verschiedenste<br />

Org<strong>an</strong>isationen verteilen Flyer, laden zu<br />

Partys ein oder benutzen die Demonstration,<br />

um variationsreiche <strong>an</strong>dere<br />

Botschaften unter die Menschen zu<br />

bringen. Das Spektrum reicht von propalästinensischen<br />

Stickern über Thora-<br />

Interpretations-Infoständen bis hin zu<br />

Gruppenkundgebungen der sozialistischen<br />

Jugend.<br />

Eine Gruppe, die sich „st<strong>an</strong>dwithus“<br />

nennt, verteilt zudem Flyer mit<br />

klaren pro-israelischen Zügen. Palästinensische<br />

Schwule, so wird hier verlautbart,<br />

werden von Extremisten zu<br />

Selbstmordattentaten gezwungen, um<br />

so „ihre Seele zu reinigen“. Jegliche<br />

Quelle oder Grundlage für diese Unterstellung<br />

fehlt. 4 Gleichzeitig wird mithilfe<br />

verzerrter und propag<strong>an</strong>distischer<br />

Darstellungstechniken und schlicht<br />

„In Jerusalem ist es ein Horror, lesbisch zu sein.“<br />

falschen Informationen zu beweisen<br />

versucht, dass Israel das liberalste L<strong>an</strong>d<br />

im arabischen Raum ist: Ein deutlicher<br />

Versuch die LGBT-Demonstration für<br />

nationalistische Zwecke zu instrumentalisieren.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite gab es auch<br />

Aufrufe zum Boykott der World-Pride-<br />

Parade (2006) in Jerusalem von Gruppen,<br />

die zwar für LBGT-Rechte sind,<br />

aber gegen die Unterdrückung der<br />

PalästinenserInnen. Sie sehen sich<br />

nicht imst<strong>an</strong>de im Umfeld politischer<br />

Unterdrückung für LGBT-Rechte zu demonstrieren<br />

und riefen 2006 auch allgemein<br />

zum Israel-Boykott auf. 5<br />

In einem L<strong>an</strong>d, in dem soviel Propag<strong>an</strong>da<br />

und Gegen-Propag<strong>an</strong>da auf der<br />

Tagesordnung zu stehen scheint, bleibt<br />

sichtlich auch die LGBT-Community<br />

nicht verschont. Tatsächlich gibt es eine<br />

latente Schwulen- und Lesben Szene in<br />

der Westb<strong>an</strong>k, auch wenn diese Menschen<br />

doppelt unterdrückt sind und die<br />

Orte dieser Szene streng geheim gehal-<br />

ten werden. Unter den <strong>an</strong>wesenden Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />

ist die Meinung weit<br />

verbreitet, dass viele homosexuelle<br />

PalästinenserInnen versuchen, nach Israel<br />

zu kommen. Eine Anlaufstelle für<br />

sie ist ebenfalls das „Jerusalem Open<br />

House“.<br />

Queer-Metropole Tel Aviv. Die israelische<br />

Gesetzeslage erlaubt keine Ehe zwischen<br />

Homosexuellen, erscheint aber<br />

deutlich liberaler als in den palästinensischen<br />

Gebieten. Israel k<strong>an</strong>n eine lebendige<br />

und offene LGBT-Szene vorweisen.<br />

In allen großen Städten gibt es<br />

Zentren oder Paraden. Tel Aviv ist dabei<br />

die Queer-Metropole schlechthin:<br />

Clubs bewerben queere Parties auch in<br />

Zeitungen und mit Plakaten. In Tel Aviv<br />

entfliehen viele junge Israelis nicht nur<br />

dem militärischen Druck und dem<br />

Palästina-Konflikt, sondern auch der<br />

Heteronormativität:„Hier gibt es jeden<br />

Tag Partys. Als Schwule können wir uns<br />

in Tel Aviv fast überall frei bewegen.“<br />

sagt etwa der Paradeteilnehmer Yoav<br />

(26), der aber auch schon Opfer von<br />

Diskriminierung und Gewalt in Tel Aviv<br />

wurde.<br />

„In Jerusalem ist es ein Horror, lesbisch<br />

zu sein“, meint Il<strong>an</strong>a (21), die<br />

früher in Jerusalem gelebt hat und<br />

heute zwischen Haifa und Tel Aviv pendelt.<br />

„Ich und meine damalige Freundin<br />

konnten nicht einmal händchenhaltend<br />

auf der Straße gehen. Die Leute<br />

starren dich <strong>an</strong>. Sie schreien dich <strong>an</strong>. Sie<br />

werfen Steinchen. Sie geben dir das<br />

Gefühl, dass du etwas furchtbar<br />

Falsches tust. Es ist sehr bedrohlich. In<br />

Haifa und Tel Aviv schauen die Leute<br />

halt, aber das ist auch schon alles. Das<br />

Schlimme ist das Gefühl des Eingesperrtseins.<br />

Viele Leute verheimlichen<br />

ihre Sexualität und leben ihr g<strong>an</strong>zes Leben<br />

damit. Ich will mir gar nicht vorstellen,<br />

wie furchtbar das ist.“ Auf die<br />

Frage wie sie sich heute bei dieser Parade<br />

fühlt meint sie:„Ich bin o.k., ich bin<br />

geoutet. Meine Familie hat zwar l<strong>an</strong>ge<br />

gebraucht, um mich zu verstehen, aber<br />

sie haben es geschafft, auch wenn sie<br />

es nicht einsehen, dass ich mich der<br />

Gefahr dieser Parade aussetze. Es ist so:<br />

Einen g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g ist es o.k., homosexuell<br />

zu sein. Einen. Den lass’ ich<br />

mir nicht verderben. Ich bin sehr, sehr<br />

froh, heute hier zu sein und werde es in<br />

vollen Zügen genießen.“ ❚<br />

march jerusalem<br />

Fußnoten:<br />

1 http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/4653655.stm<br />

2 2007 wurde in der Israel Today<br />

bereits von 7000 Polizisten zur<br />

Sicherung des Demonstration berichtet.<br />

Gleichzeitig f<strong>an</strong>d 2007 die erste<br />

Gayparade in Haifa statt.<br />

3 www.jpost.com/servlet/<br />

Satellite?pagename=JPost/JPArticle/<br />

ShowFull&cid=1181570267443<br />

4 www.st<strong>an</strong>dwithus.com/pdfs/<br />

flyers/LGBT_booklet.pdf<br />

und www.st<strong>an</strong>dwithus.com/pdfs/<br />

flyers/LGBT_Booklet.pdf<br />

5 www.boycottworldpride.org.<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


neu wahlen<br />

Frauenpolitische Baustellen<br />

Stell dir vor es ist Wahlkampf und keine hört hin. Dabei dürfen wir doch endlich wieder wählen (zumindest jene<br />

StaatsbürgerInnen mit Wahlrecht) und uns für das geringste Übel entscheiden. Hier einige wesentliche Baustellen<br />

aus feministischer Sicht im Überblick. Von Gabi Horak<br />

Illustrationen:<br />

„Dreams for Women“ ist ein feministisches<br />

Postkarten-Kunstprojekt des<br />

k<strong>an</strong>adischen „Antigone Magazine“.<br />

Mädchen und Frauen zwischen zehn<br />

und dreißig Jahren werden aufgefordert,<br />

ihre Träume von Gleichberechtigung<br />

zu zeichnen, zu malen und<br />

aufzuschreiben. Nähere Infos unter:<br />

www.<strong>an</strong>tigonemagazine.blogspot.com<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

Am Anf<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d die<br />

Empörung über gebrochene<br />

Wahlversprechen. Es folgten<br />

zumindest ein paar Verbesserungen<br />

vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gener<br />

rechtsrechter Politik, etwa die Flexibilisierung<br />

des Kindergeldes. Die SPÖ hat<br />

sich in der „großen Koalition“ mit der<br />

ÖVP in frauenpolitischen Bel<strong>an</strong>gen zumindest<br />

ein paar Mal durchsetzen<br />

können, aber es bleiben zahlreiche<br />

frauenpolitische Baustellen. M<strong>an</strong>che<br />

durchaus ambitionierte Vorhaben sind<br />

erst in der Zielgeraden gescheitert –<br />

am Widerst<strong>an</strong>d des konservativen<br />

Koalitionspartners.<br />

Kinderbetreuung. Zur Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie – für Frauen und<br />

Männer – braucht es u.a. ausreichende<br />

Angebote außerfamiliärer Kinderbetreuung.<br />

Im Wahlkampf kam dazu zuletzt<br />

insofern Bewegung in die Diskussion,<br />

als plötzlich sogar die ÖVP sich<br />

für ein verpflichtendes und kostenloses<br />

letztes Kindergartenjahr ausgesprochen<br />

hat. Der Haken: Im Gespräch<br />

ist nur die Betreuung am Vormittag.<br />

Flächendeckende und leistbare G<strong>an</strong>ztagsbetreuung<br />

(nicht nur im Kindergarten)<br />

bleibt ein Streitthema. Einzelne<br />

Bundesländer stellen auf Gratis-<br />

Kindergarten um, <strong>an</strong>dere gehen den<br />

Weg der sozialen Staffelung. Eine bundesweite<br />

Lösung, die uns dem „Barcelona-Ziel“<br />

der EU näher bringt (siehe<br />

Interview rechts) und endlich auch die<br />

Betreuung nach der Schule gar<strong>an</strong>tiert,<br />

ist wohl nur in einer linken Koalition<br />

möglich.<br />

Alle Parteien links der Mitte inklusive<br />

der SPÖ wollen das Kinderbetreu-<br />

ungsgeld wieder durch ein einkommensabhängiges<br />

Karenzgeld ersetzen.<br />

Das scheint in einer Koalition ohne<br />

ÖVP also durchaus realistisch. Die<br />

Christlich-Sozialen hingegen werden<br />

sich weiterhin dagegen wehren –<br />

schon allein, um nicht das Gesicht zu<br />

verlieren. Zumindest die geforderte Arbeitszeitgrenze<br />

beim Kindergeld statt<br />

bzw. zusätzlich zur Verdienstgrenze<br />

scheint als „Kompromiss“ möglich.<br />

Und auch beim Papamonat ist ein<br />

Schwenk der ÖVP – wie zuletzt beim<br />

Gratis-Kindergartenjahr – nicht auszuschließen.<br />

Gewerkschaften und Arbeiterkammer<br />

sind übrigens bereits mit<br />

gutem Beispiel vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen: AKund<br />

ÖGB-Mitarbeiter können seit Juli<br />

einen betriebsintern vereinbarten „Papamonat“<br />

be<strong>an</strong>tragen. Zumindest das<br />

Interesse der Mitarbeiter war von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> groß.<br />

Gewaltschutz, Homo-Ehe, Bleiberecht. Eigentlich<br />

ist es unterschriftsreif. Justizministerin<br />

Maria Berger (SPÖ) hat eine Novelle<br />

des Gewaltschutzgesetzes vorgelegt,<br />

die laut Opferschutzvereinen wie<br />

den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern<br />

überfällig war: Ausweitung<br />

der Einstweiligen Verfügung, höhere<br />

Strafen bei L<strong>an</strong>gzeit-Gewaltbeziehungen,<br />

verbesserte Opferrechte etc. Der<br />

Koalitionspartner hat bis zuletzt die<br />

Unterschrift verweigert. Eine jener frauenpolitisch<br />

dringenden Maßnahmen,<br />

die sofort umsetzbar wären.<br />

Auch das Eherecht gehört im<br />

mehreren Punkten reformiert, finden<br />

die Grünen. Die Öffnung für gleichgeschlechtliche<br />

Paare mit allen Rechten<br />

inklusive Adoption von Kindern wäre<br />

Illustrationen: „Dreams for Women“, s. u.<br />

da nur eine der Novellen. Tatsache ist,<br />

dass das mit einer ÖVP in absehbarer<br />

Zeit nicht möglich sein wird. Zumal<br />

aus dem Innenministerium g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere<br />

Töne kommen: Da wird sogar<br />

über ein dezidiertes Adoptionsverbot<br />

für Homosexuelle nachgedacht, das<br />

mit einer rechten Koalition wohl auch<br />

kommen würde. In einer linken Koalition<br />

wäre hingegen das ebenfalls fix<br />

und fertige Konzept der eingetragenen<br />

PartnerInnenschaft sofort umsetzbar.<br />

Eine Baustelle mit vielen Fallgruben<br />

ist die Asylpolitik. Aus feministischer<br />

Sicht ist hier endlich für menschenwürdige<br />

Regelungen zu sorgen:<br />

Vom Bleiberecht bis zum Arbeitsrecht,<br />

vom Recht auf Familienzusammenführung<br />

bis zum vom Ehem<strong>an</strong>n unabhängigen<br />

Aufenthaltsstatus für Frauen.<br />

Was in der politischen Diskussion hier<br />

teilweise unter „Integration“ verst<strong>an</strong>den<br />

wird ist schauderhaft. In kaum einem<br />

<strong>an</strong>deren Politikfeld scheint ein Verschieben<br />

der Kompetenzen von ParteipolitikerInnen<br />

zu ExpertInnen und Betroffenen<br />

so dringend notwendig.<br />

Warum kein „Migrationsministerium“<br />

mit parteiunabhängiger/m MinisterIn,<br />

der/die sich <strong>an</strong> internationalen Vorgaben<br />

und Menschenrechten orientiert?<br />

Die Agenden bei einer Innenministerin<br />

Maria Fekter (ÖVP) zu lassen, die sich in<br />

der Diskussion über Ausländerkriminialität<br />

für die Einführung des Begriffes<br />

„Kulturdelikt“ ausspricht, wäre fatal.<br />

Schnelle Verbesserungen sind auch hier<br />

wohl nur in einer linken Koalition denkbar,<br />

in der die linken Kleinparteien die<br />

konservativen Kräfte in der SPÖ gehörig<br />

unter Druck setzen. ❚


„Bestenfalls Good Will“<br />

Ohne grundlegende Reflexion der Geschlechterfrage wird sich auch nach der Wahl wenig<br />

ändern, sagt Mariam Irene Tazi-Preve. Die Sozialwissenschafterin über die Ch<strong>an</strong>cen<br />

einiger frauenpolitischer Forderungen im Gespräch mit Gabi Horak.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Die EU hat sich das<br />

„Barcelona-Ziel“ gesteckt: Bis<br />

2010 sollen Kinderbetreuungsplätze<br />

für 33 Prozent der Unter-3-<br />

Jährigen sowie für neunzig Prozent<br />

der 3 bis 5-Jährigen geschaffen<br />

sein. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine Umsetzung in Österreich?<br />

Mariam Irene Tazi-Preve: Das Barcelona-Ziel<br />

der EU ist generell nicht<br />

unumstritten. Die höhere Erwerbsbeteiligung<br />

der Frauen dient in erster<br />

Linie der Produktivitätssteigerung der<br />

EU, um im Wettbewerb mit Südostasien<br />

und den USA konkurrenzfähig zu<br />

bleiben. Meine Kritik richtet sich hier<br />

besonders darauf, dass die Vereinbarkeitsfrage,<br />

die dar<strong>an</strong> geknüpft ist,<br />

hauptsächlich <strong>an</strong> den Frauen hängen<br />

bleibt, und die Väter außen vor bleiben.<br />

Die Kinderbetreuungsfrage wird<br />

damit wieder nur zwischen dem Staat<br />

und den Frauen ausgeh<strong>an</strong>delt.<br />

Müttern werden in diesem gesellschaftspolitischen<br />

System folgende<br />

Optionen offeriert: Erstens das<br />

Hausfrauendasein, das den männlichen<br />

Ernährer voraussetzt. Zweitens<br />

ein Modell, in dem mittels Teilzeit Berufstätigkeit<br />

und Familie vereinbart<br />

werden können, was wiederum aufgrund<br />

des geringen Einkommens den<br />

Partner als „Ernährer“ voraussetzt.<br />

Oder, drittens, die durch Mutterschaft,<br />

Haushalt und Beruf dreifachbelastete<br />

„Karrierefrau“. In jeder dieser Vari<strong>an</strong>ten<br />

gibt es eine Beeinträchtigung hinsichtlich<br />

fin<strong>an</strong>zieller oder immaterieller<br />

Ressourcen. In der Frage Barcelona-Ziel<br />

lösen sich d<strong>an</strong>n auch bisher<br />

widersprüchliche Positionen in unerwartete<br />

Alli<strong>an</strong>zen auf, weil die Christ-<br />

lich-Sozialen unter den Druck der EU<br />

und der Wirtschaftslobby geraten<br />

und damit auch den Druck haben,<br />

diese Ziele umzusetzen. Die SPÖ ist<br />

traditionell der Meinung, dass der<br />

Ausbau der Kinderbetreuungsplätze<br />

Frauen „freistellt“ für den Arbeitsmarkt.<br />

Die Liberalen waren ohnehin<br />

aufgrund „wirtschaftlicher Notwendigkeit“<br />

immer schon dafür.<br />

Ist eine Rückkehr zum einkommensabhängigen<br />

Karenzgeld in den<br />

nächsten Jahren möglich bzw. wahrscheinlich?<br />

Immerhin geben das alle<br />

Parteien links der Mitte als Ziel <strong>an</strong>.<br />

Die Frage der Einkommensabhängigkeit<br />

wird <strong>an</strong> der traditionell niedrigen<br />

Beteiligung von Vätern wenig ändern.<br />

Das Grundproblem ist die Ungleichverteilung<br />

<strong>an</strong> „Care-Work“ und<br />

die daraus resultierenden schlechteren<br />

Ch<strong>an</strong>cen am Arbeitsmarkt und die<br />

geringe Pensionshöhe, da die Sozialpolitik<br />

nur das Engagement am Arbeitsmarkt<br />

honoriert und nicht das in<br />

der Familienarbeit. Darüber ist aber<br />

auch am Arbeitsmarkt eine Tendenz<br />

feststellbar, jede Frau als (potenzielle)<br />

Mutter einzuschätzen und darum ihre<br />

Arbeit geringer zu bewerten.<br />

Die Rückkehr zum einkommensabhängigen<br />

Karenzgeld ist wohl nur<br />

in einer Koalition SPÖ/Grüne vorstellbar.<br />

Diese wird aber am Grundproblem<br />

der geschlechtsspezifischen Ungleichverteilung<br />

von Arbeit und Einkommen<br />

wenig ändern.<br />

Ist der Papamonat eine sinnvolle<br />

(Überg<strong>an</strong>gs)Lösung?<br />

Wie die Ergebnisse zahlreicher<br />

wissenschaftlicher Studien belegen,<br />

zeigt sich in der Frage der Vaterschaft,<br />

die als zeitliches Engagement und aktive<br />

Involviertheit von Vätern in die<br />

Betreuung und Erziehung ihrer Kinder<br />

definiert ist, eine eklat<strong>an</strong>te Diskrep<strong>an</strong>z<br />

zwischen Fakten und Einstellungen.<br />

Aus der Forschung zu Vaterschaft<br />

ist bek<strong>an</strong>nt, dass sich traditionelle Geschlechterrollen<br />

insbesondere nach<br />

der Geburt eines Kindes verfestigen,<br />

selbst wenn dies von Paaren nicht so<br />

gepl<strong>an</strong>t war. Die Gründe dafür sind<br />

vielfältig: höheres Einkommen der<br />

Männer, Erwerbszentriertheit der<br />

Männer, stark wirkendes Mutterbild,<br />

Frauen sind vielfach in wenig attraktiven<br />

Berufen u.v.m. Derzeit pl<strong>an</strong>e ich<br />

eine Studie zu den generellen Barrieren<br />

für Männer. Das Wertesystem hat<br />

sich nämlich durchaus gegen die traditionellen<br />

Geschlechterrollen verschoben,<br />

die faktische Umsetzung<br />

entspricht jedoch nicht dem Einstellungsw<strong>an</strong>del.<br />

Die Gründe dafür liegen<br />

den Analysen nach nicht nur <strong>an</strong> der<br />

Erwerbszentriertheit und dem höheren<br />

Verdienst von Männern, wie häufig<br />

argumentiert wird. Die Problematik<br />

liegt u. a. darin, dass in die Sozialpolitik<br />

selbst Geschlechterstereotype<br />

eingeschrieben sind – der M<strong>an</strong>n wird<br />

als Ernährer wahrgenommen, die<br />

Partnerin als Hausfrau –, die den aktuellen<br />

politischen Forderungen nach<br />

aktiver und präsenter Vaterschaft entgegenstehen.<br />

Aus Sicht der Forschung<br />

und einer feministischen Sicht auf geschlechteregalitäre<br />

„Care-work“ k<strong>an</strong>n<br />

daher der Papamonat bestenfalls als<br />

„good will“ interpretiert werden, der<br />

aber ohne grundlegende Reflexion<br />

der Geschlechterfrage wenig nachhaltig<br />

wirken k<strong>an</strong>n. ❚<br />

wahlen neu<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


neu.wahl test<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />

Irgendwo im Wahlkampfgetöse liegen gut versteckt die harten Fakten. Wir haben sie. Welche Partei steht wofür?<br />

Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Test verrät die Positionen der Parteien bei einigen wichtigen feministischen Forderungen <strong>an</strong> Frauen-,<br />

Sozial-, Bildungs- und Migrationspolitik. Zwischen Antworten von SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ und LINKE könnt ihr euch<br />

entscheiden. 1 Die Auflösung auf Seite 21 zeigt euch die Übereinstimmungen.<br />

1 Grundlage für den Wahltest war<br />

ein frauenpolitischer Fragenkatalog.<br />

Die Fragen waren klar und konkret,<br />

um auch möglichst klare St<strong>an</strong>dpunkte<br />

zu bekommen. Befragt haben<br />

wir SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ, LINKE und<br />

ÖVP – die Anworten der <strong>an</strong>deren<br />

wollten wir uns ersparen. Weil die<br />

ÖVP trotz mehrmaliger Nachfrage<br />

keine Antworten geschickt hat, kommen<br />

auch ihre Positionen bei uns im<br />

Test nicht vor.<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

1. Papamonat und Elternteilzeit:<br />

Brauchen wir das und was muss<br />

besser werden?<br />

1a Papamonat sofort einführen,<br />

Elternteilzeit unabhängig von Betriebszugehörigkeit<br />

und -größe<br />

1b Papamonat ist Signal in die<br />

richtige Richtung, aber derzeit erhält<br />

nicht einmal eine Mutter in Karenz vollen<br />

Entgeltersatz, hier muss Gleichstellung<br />

<strong>an</strong>gestrebt werden; derzeitige Elternteilzeitregelung<br />

ausreichend<br />

1c Papamonat sofort einführen,<br />

Elternteilzeit unabhängig von Betriebsgröße<br />

oder Dauer der Beschäftigung<br />

1d Wieso sollen Männer für die<br />

gleiche Aufgabe einen Sonderbonus erhalten?<br />

Elternteilzeit derzeit ausreichend<br />

1e Papamonat ist ein Anf<strong>an</strong>g,<br />

aber viel zu wenig; Recht auf Elternteilzeit<br />

für ALLE Beschäftigten, wäre d<strong>an</strong>n<br />

auch einfacher in der Durchsetzung<br />

2. Wie soll es konkret mit<br />

Kinderbetreuungsplätzen (KBP)<br />

weitergehen?<br />

2a Recht auf einen kostenlosen<br />

g<strong>an</strong>ztägigen Kinderbetreuungsplatz<br />

2b Notwendig sind kostenlose<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

2c Kinderbetreuung muss ausgebaut<br />

werden, verpflichtendes und kostenloses<br />

letztes Kindergartenjahr einführen<br />

2d Nicht grundsätzlich gratis Kinderbetreuung,<br />

aber nach Einkommen<br />

gestaffelte Beiträge; letztes Kindergartenjahr<br />

gratis wäre o. k.<br />

2e Ausbau der KBP auf flächendeckendes<br />

Angebot in g<strong>an</strong>z Ö dringend<br />

notwendig, gratis Kindergarten ab dem<br />

1. Lebensjahr und verpflichtendes Vorschuljahr<br />

3. Wie soll es mit dem<br />

Kindergeld weitergehen?<br />

3a Kindergeld derzeit viel zu gering,<br />

auf Mindestlohn-Höhe <strong>an</strong>heben,<br />

Zuverdienst- und Arbeitszeitgrenze<br />

3b Arbeitszeitgrenze alternativ<br />

zur Zuverdienstgrenze sofort, eigentlich<br />

aber ersetzen durch einkommensabhängiges<br />

Karenzgeld<br />

3c Bei Arbeitszeitverkürzung um<br />

mind. 2/5 keine Zuverdienstgrenze,<br />

l<strong>an</strong>gfristig ersetzen durch einkommensabhängiges<br />

Karenzgeld<br />

3d Das Leben mit Kindern muss<br />

in jeder Phase materiell abgesichert<br />

sein, deshalb braucht es das bedingungslose<br />

Grundeinkommen.<br />

3e Kindergeld soll Teil der bedingungslosen<br />

Grundsicherung werden,<br />

ohne Beschränkungen der individuellen<br />

Lebenspl<strong>an</strong>ung<br />

4. Wirtschaftsförderung <strong>an</strong><br />

Frauenförderung knüpfen? Verpflichtende<br />

Frauenquote in börsennotierten<br />

unternehmen?<br />

4a Je nach Zumutbarkeit, aber<br />

keine verpflichtende Quote<br />

4cb Ja! Frauenquoten in allen Bereichen,<br />

wo möglich<br />

4c Frauenförderung soll als Maßstab<br />

für die Höhe der Wirtschaftsförderung<br />

her<strong>an</strong>gezogen werden. Und Frauenquote<br />

von 40% in Aufsichtsräten und<br />

Vorständen nach norwegischem Bsp.<br />

4d Öffentliche Gelder nur für<br />

öffentliche Unternehmen! Wirtschaftsförderungen<br />

<strong>an</strong> Belegschaften statt <strong>an</strong><br />

M<strong>an</strong>agement übergeben. Statt Quotenregelung<br />

müssen Gewerkschaften zu<br />

Kampforg<strong>an</strong>isationen für die Interessen<br />

von Frauen werden<br />

4e Wirtschaftsförderung <strong>an</strong> Frauenförderung<br />

knüpfen. Eine verpflichtende<br />

50%-Frauenquote in Aufsichtsrat<br />

und Vorst<strong>an</strong>d von Unternehmen, die <strong>an</strong><br />

die Börse gehen wollen<br />

5. Steuerreform vorziehen?<br />

5a Umverteilung von Reich zu<br />

Arm sofort!


5b Massive Entlastung durch<br />

Reform des Einkommenssteuertarifs<br />

schon 2009<br />

5c Steuerreform so schnell<br />

wie möglich, damit die unteren und<br />

mittleren Einkommen entlastet<br />

werden<br />

5d Sofortige Lohnsteuersenkung,<br />

Abschaffung aller Steuerprivilegien<br />

für Vermögende<br />

5e Steuerentlastung 2009<br />

notwendig<br />

6. Familienbeihilfe erhöhen?<br />

6a Erhöhung sofort und für alle<br />

Familien (tatsächliche Inflations<strong>an</strong>passung)<br />

6b Alle staatlichen Leistungen<br />

mindestens um Inflationsraten der<br />

letzten Jahre erhöhen und automatisch<br />

<strong>an</strong> aktuelle Inflation <strong>an</strong>passen<br />

6c Grundsicherung ersetzt<br />

Familienbeihilfe<br />

6d Erhöhung sofort und für alle<br />

Familien<br />

6e Familienbeihilfe sofort<br />

verdoppeln als Schritt zum<br />

bedingungslosen Grundeinkommen<br />

7. Gemeinsame Schule der<br />

10- bis 14-Jährigen?<br />

7a Ja, aus bestehenden Modellversuchen<br />

soll l<strong>an</strong>gfristig eine gemeinsame<br />

Schule werden<br />

7b Ja, überfällig<br />

7c Differenzierte Gesamtschule,<br />

die individuelle Talente<br />

fördert<br />

7d Ja, schnell einführen<br />

7e Sofort gemeinsame integrative<br />

allgemeinbildende Schule aller<br />

6-18-Jährigen verbunden mit Erlernen<br />

eines Flächenberufs<br />

8. Sollen gleichgeschlechtliche<br />

Paare (ggP) heiraten und adoptieren<br />

dürfen?<br />

8a Ja, alle Lebensformen müssen<br />

rechtlich gleichgestellt werden<br />

8b Gänzliche Gleichstellung<br />

homosexueller Paare in jeder Hinsicht.<br />

Keine Benachteiligung von<br />

Partnerschaften ohne Trauschein<br />

8c Grundsätzliche Reform der<br />

Ehe, dadurch u. a. Öffnung der Ehe für<br />

ggP. Zusätzlich alternativer Zivilpakt<br />

für alle Paare. Adoptionsrecht für alle<br />

Paare ohne Einschränkungen<br />

8d Gleichstellung homo- und<br />

heterosexueller Partnerschaften<br />

(Ehe auf dem St<strong>an</strong>desamt, Eingetragene<br />

Partnerschaft inklusive Adoptionsrecht)<br />

8e Eingetragene PartnerInnenschaft<br />

ohne Adoptionsrecht auf dem<br />

St<strong>an</strong>desamt für ggP<br />

9. Was muss bei der Gesetzeslage<br />

rund um Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

geändert werden?<br />

9a Fristenlösung derzeit sachgerecht,<br />

keine Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein,<br />

aber jederzeit offener<br />

ExpertInnendiskurs möglich. Schutzzonen<br />

vor Abtreibungskliniken sind<br />

ein mögliches Mittel, jedoch sicherlich<br />

nicht das einzige und wahrscheinlich<br />

auch nicht das verhältnismäßigste<br />

9b Raus aus dem Strafgesetzbuch,<br />

Schutzzonen vor Abtreibungskliniken,<br />

Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />

– sofort!<br />

9c Raus aus Strafgesetzbuch,<br />

B<strong>an</strong>nmeilen müssen von Betroffenen<br />

in demokratischen Strukturen gemeinsam<br />

verteidigt werden: Hier ist<br />

kein Verlass auf die Polizei. Abtreibung<br />

kostenlos in jedem Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

9d Raus aus dem Strafgesetzbuch,<br />

Schutzzonen vor Abtreibungskliniken,<br />

Abtreibung in jeder L<strong>an</strong>desklinik<br />

auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />

9e Raus aus Strafgesetzbuch,<br />

Schutzzonen vor Abtreibungsklinken,<br />

Abtreibung in allen Bundesländern<br />

ermöglichen, kostenlose Verhütungsmittel<br />

10. Mindestlohn/Grundeinkommen?<br />

10a Mindestsicherung nur Minischritt<br />

in die richtige Richtung, es<br />

braucht einen Rechts<strong>an</strong>spruch für<br />

Grundeinkommen für alle; Mindestlohn<br />

von 1.000 Euro<br />

10b statt Mindestsicherung bedarfsorientierte<br />

Grundsicherung, Erhöhung<br />

von Mindestlohn auf 7,25<br />

Euro brutto Stundenlohn<br />

10c statt Mindestsicherung bedingungsloses<br />

Grundeinkommen,<br />

Mindestlohn erhöhen<br />

10d Aktuelles Konzept der bedarfsorientierten<br />

Mindestsicherung<br />

über der Armutsgefährdungsschwelle<br />

ist ein wichtiger Schritt in die richtige<br />

Richtung<br />

10e Einführung eines Mindestlohns<br />

von 1.000 Euro netto, Arbeitszeitverkürzung,<br />

Recht auf Vollzeitarbeitsplatz,<br />

unbefristeter Bezug von<br />

Arbeitslosengeld in Höhe des<br />

Mindestlohns<br />

11. Bleiberecht für<br />

AsylwerberInnen und sonstige<br />

dringliche migrationspolitische<br />

Forderungen?<br />

11a Bleiberecht nach fünf Jahren,<br />

Verbesserungen bei Qualität und<br />

Dauer der Asylverfahren, Existenzsicherung<br />

für mittellose Asylwerber-<br />

Innen<br />

11b Bleiberecht statt Abschiebungen!<br />

Abschaffung aller diskriminierenden<br />

„Ausländergesetze“, gleiche<br />

soziale und demokratische Rechte<br />

(inkl. Zug<strong>an</strong>g zum Arbeitsmarkt)<br />

11c Bleiberecht für Alle statt<br />

Rassismus!<br />

11d Rechtliche Basis für hum<strong>an</strong>itäres<br />

Bleiberecht unter konkreten<br />

Voraussetzungen wie z. B. Integrationsbereitschaft<br />

(Sprache, Arbeitswille);<br />

Recht auf Familienzusammenführung,<br />

Recht auf Beschäftigung<br />

und Ausbildung<br />

11e Bleiberecht nach fünf Jahren,<br />

wenn AsylwerberIn strafrechtlich<br />

unauffällig, Deutsch lernt, europäische<br />

Grundwerte <strong>an</strong>erkennt; eingerichteter<br />

Asylgerichtshof wird deutliche<br />

Verkürzung der Verfahren bringen<br />

12. Studiengebühren<br />

abschaffen?<br />

12a L<strong>an</strong>gfristig abschaffen<br />

12b Kurzfristig abschaffen, weil<br />

das universitäre Angebot derzeit nicht<br />

passt; l<strong>an</strong>gfristig Studiengebühren<br />

aber <strong>an</strong>zudenken, abgefedert durch<br />

Grundsicherung für Studierende<br />

12c Gleiche Bildungsch<strong>an</strong>cen<br />

für alle: Studiengebühren abschaffen<br />

und Stipendien erhöhen!<br />

12d auf Dauer abschaffen<br />

12e Sofort und ersatzlos abschaffen,<br />

Stipendien erhöhen und<br />

Altersgrenze dafür abschaffen ❚<br />

test neu.wahl<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


heide.schmidt interview<br />

„Die Dinge sind differenziert“<br />

LIF-Spitzenk<strong>an</strong>didatin Heide Schmidt über schützenswertes Leben, plakative Forderungen, die ihr Denkvermögen<br />

unterschätzen, und ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ein Interview von Gabi Horak und Verena Fabris.<br />

20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Sie haben in einem Interview<br />

mit den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n nach<br />

Ihrem Ausstieg aus der Politik gemeint,<br />

Sie wüssten nicht, was Sie<br />

in der Politik besser machen hätten<br />

können. Was hat sich geändert?<br />

Heide Schmidt: Ich glaube, es haben<br />

sich zwei Dinge geändert: Einerseits<br />

die Bedürfnislage der Menschen.<br />

Sie sehen, was nicht funktioniert, sie<br />

sehen, was fehlt. Das ist eine starke<br />

Motivlage, die Liberalen zu wählen.<br />

Und auf der <strong>an</strong>deren Seite ein Abst<strong>an</strong>d,<br />

der auch aus der Gelassenheit heraus<br />

einen <strong>an</strong>deren Umg<strong>an</strong>g ermöglicht.<br />

Was sagen Sie zur Forderung<br />

„Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch auf Kr<strong>an</strong>kenschein“<br />

und der Errichtung von<br />

B<strong>an</strong>nmeilen vor Abtreibungsklinken?<br />

B<strong>an</strong>nmeilen halte ich für notwendig.<br />

Bei der Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />

habe ich ein Problem: Es ist für<br />

mich selbstverständlich, dass die soziale<br />

Frage bei der Entscheidung für eine<br />

Abtreibung keine Rolle spielen darf. Das<br />

war mir und ist mir immer noch ein engagiertes<br />

Ziel. Ich bezweifle nur, dass<br />

der Kr<strong>an</strong>kenschein das richtige Instrument<br />

ist, denn Schw<strong>an</strong>gerschaft ist<br />

keine Kr<strong>an</strong>kheit.<br />

Unterstützen Sie die feministische<br />

Forderung, Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

aus dem Strafrecht zu streichen?<br />

Dieses grundsätzliche Signal des<br />

schützenswerten Lebens halte ich ehrlich<br />

gest<strong>an</strong>den schon für wichtig. Ich<br />

würde diese Forderung nicht unterstützen.<br />

Foto: Magdalena Blaszczuk<br />

Sie meinten, Sie könnten sich mit<br />

der Koppelung von Wirtschaftsförderung<br />

<strong>an</strong> innerbetriebliche Frauenförderung<br />

<strong>an</strong>freunden. Das heißt, Sie unterstützen<br />

diese Grüne Kernforderung?<br />

Das ist eine Forderung des Frauenvolksbegehrens<br />

gewesen, die wir<br />

damals schon unterstützt haben.<br />

Natürlich ist es eine Frage von Größenordnungen<br />

und von Br<strong>an</strong>chen, wo das<br />

auch wirklich realistisch ist. M<strong>an</strong> muss<br />

ein Regulativ finden, das nicht so<br />

schwammig ist, dass es nichts bringt<br />

und nicht so restriktiv, dass es nahezu<br />

fundamentalistisch jene benachteiligt,<br />

die nichts dafür können. Das klingt<br />

sehr offen, aber die Dinge sind differenziert.<br />

Mir sind diese vereinfachten<br />

Forderungen der Politik lästig, ich füh-


le mich in meinem Denkvermögen unterschätzt.<br />

Wäre es eine LIF-Forderung, dass börsennotierte<br />

Unternehmen eine Quote im<br />

Aufsichtsrat erfüllen müssen?<br />

Nein, das würde ich mich ehrlich gest<strong>an</strong>den<br />

nicht trauen, obwohl es ein erstrebenswertes<br />

Fernziel ist. Aber bei uns<br />

muss m<strong>an</strong> weiter unten <strong>an</strong>setzen, dass<br />

z. B. eine Förderung <strong>an</strong> einen bestimmten<br />

Anteil von Frauen oder ein internes Frauenförderungsprogramm<br />

gekoppelt ist.<br />

Eine Maßnahme für die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie ist Kinderbetreuung.<br />

Wie stehen Sie zur Forderung<br />

nach Gratiskindergärten?<br />

Ob es wirklich gescheit ist, dass die<br />

Kinder vom Herrn Haselsteiner oder<br />

Herrn Bartenstein einen kostenlosen<br />

Kindergartenplatz haben, weiß ich nicht.<br />

D<strong>an</strong>n würde m<strong>an</strong> das gesellschaftliche<br />

Anliegen des Kindhabens in den Vordergrund<br />

stellen, was die Konservativen ja<br />

tun. Für mich ist die Entscheidung, Kinder<br />

zu bekommen, immer noch eine individuelle.<br />

Ich würde meine Kraft nicht<br />

in eine Forderung nach Gratiskindergärten<br />

für alle investieren, sondern vielmehr<br />

dafür, dass es ernsthafte Befreiungsmöglichkeiten<br />

gibt und zwar nicht<br />

nur für jene, die gar kein Einkommen haben,<br />

sondern auch faire Einschleifregelungen<br />

nach oben. Wenn hingegen ein<br />

Kindergartenjahr verpflichtend ist, muss<br />

es kostenlos sein. Abgesehen von den<br />

Kindergartenplätzen würde ich mir aber<br />

noch eine <strong>an</strong>dere Weichenstellung wünschen.<br />

Wenn nämlich das Karenzgeld erstens<br />

steuerfin<strong>an</strong>ziert wird und sich<br />

zweitens am letzten Einkommen orientiert,<br />

ist das für mich der familienpolitisch<br />

und auch frauenpolitisch richtigere<br />

Weg. Deutschl<strong>an</strong>d hat gezeigt, dass diese<br />

Regelung die Zahl der Männer in Karenz<br />

in eineinhalb Jahren verfünffacht hat.<br />

Das Liberale Forum ist immer schon<br />

für ein Grundeinkommen eingetreten.<br />

Die Mindestsicherung sei ein Schritt in die<br />

richtige Richtung, aber nicht das, was es<br />

sein soll. Was soll es sein?<br />

Der Rechts<strong>an</strong>spruch auf eine<br />

Grundsicherung soll <strong>an</strong> keine Bedin-<br />

gung geknüpft sein, ausgezahlt wird sie<br />

aber de facto nur <strong>an</strong> jene, die sie wirklich<br />

brauchen. Sie soll den gesamten Lebensbogen<br />

von der Grundsicherung des Kindes<br />

bis zur Grundsicherung in der Pension<br />

umsp<strong>an</strong>nen.<br />

Wie hoch müsste ein Grundeinkommen<br />

sein und wie hoch müssten gesetzlich<br />

festgelegte Mindestlöhne sein, damit<br />

es sich auch noch „auszahlt“ zu arbeiten?<br />

Ich behaupte, dass es ein Bedürfnis<br />

der Menschen ist, einen eigenständigen<br />

und bezahlten Beitrag für dieses<br />

Gemeinwesen zu leisten. Ich lasse mir<br />

das nicht disqualifizieren als Sozialrom<strong>an</strong>tik<br />

oder als Naivität. Das ist<br />

„Ob es wirklich gescheit ist, dass die Kinder vom Herrn<br />

Haselsteiner oder Herrn Bartenstein einen kostenlosen<br />

Kindergartenplatz haben, weiss ich nicht.“<br />

nicht wahr, dass sich alle zurücklehnen<br />

und sagen: D<strong>an</strong>n brauche ich nicht<br />

Putzen zu gehen. Jetzt ist Putzen gehen<br />

nichts Lustiges, das weiß ich schon,<br />

aber es ist auch nicht zulässig, es als<br />

eine Arbeit zu disqualifizieren, die m<strong>an</strong><br />

nur aus der Überlebensnot heraus<br />

macht. Und vor allem wird die Grundsicherung<br />

bei einem Zuverdienst nicht<br />

gleich gestrichen.<br />

Hat ein Grundeinkommen geschlechtsspezifische<br />

Auswirkungen?<br />

Das glaube ich schon, das ist ja<br />

auch ein Einw<strong>an</strong>d von vielen Feministinnen<br />

am Anf<strong>an</strong>g gewesen: das sei<br />

wieder nichts <strong>an</strong>deres als die Frau daheim<br />

zu lassen. Alles in allem ist für<br />

mich die Ch<strong>an</strong>ce für die Frau, die mit einem<br />

solchen Netz auch eine g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere<br />

Trennungsmöglichkeit vom M<strong>an</strong>n<br />

hat, größer. Sie hat nämlich einen eigenständigen<br />

Rechts<strong>an</strong>spruch auf Existenzsicherung,<br />

der nicht vom M<strong>an</strong>n<br />

abgeleitet ist.<br />

Was halten Sie vom Entwurf zur<br />

Homo-Ehe?<br />

Ich habe ihn im Detail noch nicht<br />

gelesen. Meine Wahrnehmung aus der<br />

Zeitung nach ist die Eingetragene Partnerschaft<br />

mit allen Rechten und Pflichten<br />

ausgestattet bis auf die Adoption<br />

und die st<strong>an</strong>desamtliche Trauung. Das<br />

halte ich für notwendig und für richtig.<br />

Dass ich mehr will, das ist ein <strong>an</strong>derer<br />

Kaffee. Wir sehen, dass nicht einmal das<br />

durchsetzbar war. ❚<br />

interview heide.schmidt<br />

Auflösung des<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltests:<br />

1a SPÖ<br />

1b LIF<br />

1c GRÜNE<br />

1d KPÖ<br />

1e LINKE<br />

2a LINKE<br />

2b KPÖ<br />

2c SPÖ<br />

2d LIF<br />

2e GRÜNE<br />

3a LINKE<br />

3b GRÜNE<br />

3c SPÖ<br />

3d KPÖ<br />

3e LIF<br />

4a LIF<br />

4b KPÖ<br />

4c SPÖ<br />

4d LINKE<br />

4e GRÜNE<br />

5a KPÖ<br />

5b LIF<br />

5c GRÜNE<br />

5d LINKE<br />

5e SPÖ<br />

6a GRÜNE<br />

6b LINKE<br />

6c LIF<br />

6d SPÖ<br />

6e KPÖ<br />

7a SPÖ<br />

7b KPÖ<br />

7c LIF<br />

7d GRÜNE<br />

7e LINKE<br />

8a KPÖ<br />

8b LINKE<br />

8c GRÜNE<br />

8d LIF<br />

8e SPÖ<br />

9a LIF<br />

9b KPÖ<br />

9c LINKE<br />

9d GRÜNE<br />

9e SPÖ<br />

10a LIF<br />

10b GRÜNE<br />

10c KPÖ<br />

10d SPÖ<br />

10e LINKE<br />

11a GRÜNE<br />

11b LINKE<br />

11c KPÖ<br />

11d LIF<br />

11e SPÖ<br />

12a SPÖ<br />

12b LIF<br />

12c KPÖ<br />

12d GRÜNE<br />

12e LINKE<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


forum wissenschaft<br />

Lina Dokuzovic ´<br />

studiert Kunst <strong>an</strong><br />

der Akademie der Bildenden Künste in<br />

Wien und interessiert sich für<br />

Praktiken der Konzeptkunst, zeitgenössische<br />

Theorie und Aktivismus.<br />

Ihre Arbeit „Sex Works" beschäftigt<br />

sich mit der Situation einer Studentin<br />

ohne EU Staatsbürgerschaft in<br />

Wien – Ein prekäres Leben zwischen<br />

beschränkter Arbeitserlaubnis und<br />

künstlerischer Wegfindung.<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong>


wissenschaft forum<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


Lass Dich nicht<br />

verschaukeln<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abonnieren.<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at


Zuhause ist’s am teuersten<br />

Juli<strong>an</strong>e Alton hat die Vorarlberger Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse geklagt. Bei einer Hausgeburt übernehmen die Kassen<br />

nämlich nur die Kosten von Vertragshebammen zur Gänze – davon gibt es aber in g<strong>an</strong>z Vorarlberg nur zwei.<br />

In Österreich sind zwei Formen der Geburt gesetzlich legitimiert:<br />

die Geburt im Spital und die Hausgeburt. Bei einer Hausgeburt<br />

ist die Frau verpflichtet, eine Hebamme beizuziehen. Die gesetzliche<br />

Kr<strong>an</strong>kenversicherung sieht für beide Formen der Geburt den<br />

Ersatz der notwendigen Kosten vor. Bei einer Geburt im Spital<br />

verläuft die Verrechnung ohne Zutun der Versicherten ebenso wie bei der<br />

Konsultation einer Vertragsärzt/in. Ebenso ist es für die Geburt zu Hause<br />

vorgesehen: Die Frau konsultiert eine niedergelassene Hebamme, die mit<br />

der Kr<strong>an</strong>kenkasse einen Vertrag hat. Die Hebamme verrechnet ihr Honorar<br />

d<strong>an</strong>n direkt mit der Kr<strong>an</strong>kenkasse. Soweit die Theorie.<br />

Doch so sieht die Praxis aus: In Vorarlberg gibt es genau zwei Hebammen,<br />

die mit der Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse einen Vertrag haben und Hausgeburten<br />

betreuen – elf Hebammenvertragsstellen wären für eine flächendeckende<br />

Versorgung eigentlich vorgesehen. Beide haben ihren Sitz in<br />

entlegenen Bergregionen (Kleines Walsertal, Montafon). Was also macht<br />

eine Frau, die im Rheintal wohnt, wo fünf Sechstel der Vorarlberger Bevölkerung<br />

leben? Es soll ja nicht Stunden dauern, bis die Hebamme <strong>an</strong>gereist<br />

ist. Sie konsultiert eine Hebamme in ihrer Nähe, auch wenn diese<br />

keinen Kassenvertrag hat – es gibt ja (außer dem Spital) keine <strong>an</strong>dere<br />

Möglichkeit.<br />

Die Hebamme macht Vorbetreuung, leistet Beist<strong>an</strong>d während der<br />

Geburt und betreut Mutter und Kind – je nach Wunsch – ein oder zwei<br />

Wochen nach der Geburt: Sie sorgt dafür, dass die zwei mit dem<br />

Stillen/Trinken zu Recht kommen. Sie berät, wie wunde Brustwarzen und<br />

Brustentzündungen zu vermeiden bzw. einfach zu beh<strong>an</strong>deln sind, sie<br />

pflegt die in Mitleidenschaft gezogenen Org<strong>an</strong>e der Mutter, sie leitet die<br />

Rückbildungsgymnastik <strong>an</strong>: Sie bietet vollen Service.<br />

Ihr Honorar bezahlt die Frau direkt <strong>an</strong> die Hebamme und reicht die<br />

Honorarnote bei der Kr<strong>an</strong>kenkasse ein. Doch die bezahlt – in meinem konkreten<br />

Fall – die Hälfte der Kosten, die sich auf 1.200,- Euro beliefen. 600,-<br />

Euro soll ich also selbst tragen.<br />

Die Kr<strong>an</strong>kenkasse bedauert, sieht darin aber keinen Grund, aktiv zu<br />

werden. Ich hätte ja ins Spital gehen können.<br />

Die Spitalsgeburt kostet in Vorarlberg 2.700,- Euro (siehe Der St<strong>an</strong>dard,<br />

4.8.08, S. 8). Die Kr<strong>an</strong>kenkasse ersparte sich gemeinsam mit <strong>an</strong>deren<br />

Spitalserhaltern also 1.500,- Euro, wenn sie meine Kosten zu hundert Prozent<br />

ersetzt. Angesichts dieser – auch wirtschaftlich unsinnigen – Ungleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />

von Haus- und Spitalsgeburten habe ich Klage beim<br />

zuständigen Arbeits- und Sozialgericht erhoben.<br />

In der ersten Inst<strong>an</strong>z habe ich den Prozess erwartungsgemäß verloren,<br />

weil das Gericht nur überprüft, ob die Kasse gesetzmäßig geh<strong>an</strong>delt<br />

hat. Das hat sie, denn das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz sieht vor,<br />

dass achtzig Prozent des Tarifs zu ersetzen sind, wenn jem<strong>an</strong>d im Gesundheitsbereich<br />

eine/n Dienstleister/in ohne Vertrag konsultiert, egal<br />

wie die Umstände sind (§ 131).<br />

Außer Betracht bleibt dabei:<br />

❚ dass der Vertragstarif bei 390,- Euro für die Geburt (ohne Vor- und<br />

Nachbetreuung) liegt – ein un<strong>an</strong>gemessen niedriger Betrag für die ver<strong>an</strong>twortungsvolle<br />

und schwere Arbeit (doch das trifft ja nur Frauen)<br />

❚ dass die Kr<strong>an</strong>kenkasse in ihrer Satzung vorsehen k<strong>an</strong>n (aber nicht<br />

muss), dass genau in solchen, von den Versicherten nicht zu ver<strong>an</strong>twortenden<br />

Situationen, hundert Prozent Ersatz geleistet werden können und<br />

dies der Allgemeinheit Kosten ersparen würde<br />

❚ dass die Leistung der Hebamme normalerweise nicht nur kostengünstiger,<br />

sondern auch umf<strong>an</strong>greicher und nachhaltiger ist als jene im<br />

Spital (es wird z.B. mehr gestillt)<br />

❚ dass die Kaiserschnittraten in den Spitälern stetig steigen (in<br />

Vorarlberg von 2001-2007 um ca. zehn Prozent), ohne dass dies medizinisch<br />

begründbar wäre, auch das höhere Alter der Erstgebärenden mit<br />

dreißig Jahren ist kein stichhaltiger Grund (ich war beim ersten Kind<br />

dreißig, beim dritten Kind 41 Jahre alt – alle drei sind problemlos zu Hause<br />

zur Welt gekommen).<br />

Es scheint schwierig zu sein, das Thema Geburt einigermaßen sachlich zu<br />

diskutieren. Sage ich „Hausgeburt“ assoziieren fast alle meine Gesprächspartner/innen<br />

dazu „Risiko“. Ich stehe demnach als ver<strong>an</strong>twortungslose<br />

Person da, welche die Gesundheit ihrer Kinder aufs Spiel setzt und ohne<br />

Bedenken die Mehrkosten im Fall einer Schädigung des Kindes der Allgemeinheit<br />

<strong>an</strong>lastet (Kommentar von M. Rohrhofer im St<strong>an</strong>dard vom<br />

4.8.<strong>2008</strong>).<br />

Dabei ist es so: Frauen können „einfach“ gebären – ohne ärztliche<br />

Eingriffe. Es ist keine große Kunst, auch kein besonderes Risiko (was statistisch<br />

belegt ist), sondern vor allem eine große Mühe und eine große<br />

Leistung. ❚<br />

Juli<strong>an</strong>e Alton ist Kulturarbeiterin, derzeit karenzierte Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg und Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der IG<br />

Kultur Österreich. Ihre Klage wurde in erster Inst<strong>an</strong>z vom Arbeits- und Sozialgericht Feldkirch abgewiesen.<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 25


<strong>an</strong>. zeigen<br />

Gefährtin gesucht<br />

Zu zweit ist das Leben reicher –<br />

Suche lebensbejahende, wache<br />

Gefährtin, menschlich gereift und<br />

unabhängig für gemeinsamen<br />

Weg. Biete gleiches plus 53,<br />

Charme und Herz. Zuschriften<br />

unter Chiffre 874 <strong>an</strong>: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>,<br />

Untere Weißgerberstr. 41,<br />

A-1030 Wien<br />

Frauenportraits – Ausstellung<br />

Herbst 2010<br />

Die verlorene Geschichte der<br />

Frauen aufzuschreiben war das Ziel<br />

der Feministinnen der 2. Frauenbewegung<br />

der 1970er. Ich sammle<br />

Fotos & Kurzbiographien von<br />

Frauen, die sich in der Zeit von 1945<br />

bis heute, frauenpolitisch betätigten.<br />

Bitte schicken Sie mir/schickt<br />

mir Namen, Fotos und Kurzbiographien<br />

von Frauen die ihr in<br />

diesem Archiv finden wollt. Nach<br />

Abbau der Ausstellung erhält die<br />

gesammelten Materialien das<br />

„Stichwort – Archiv der Frauenund<br />

Lesbenbewegung.“<br />

Fotos und Texte <strong>an</strong>: Elfie Resch, 1030<br />

Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12,<br />

Mobil: 0676-9704961,<br />

elfie.resch@chello.at<br />

Literaturausschreibung<br />

Texte zum Thema FRAUEN.<br />

REISEN.ANDERS können ab sofort<br />

einges<strong>an</strong>dt werden. Reisen in nahe<br />

und ferne Länder, Reisen am Tag, in<br />

der Nacht, Reisen im Kopf, ins eigene<br />

oder in fremde Herzen, von hier<br />

nach da und wieder zurück oder<br />

26 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

suche<br />

Reisen ohne Wiederkehr? Alles ist<br />

möglich!<br />

Einsendeschluss ist der 21. <strong>September</strong><br />

<strong>2008</strong>. Infos über Ausschreibungskriterien<br />

und Teilnahmebedingungen<br />

www.frauenzentrum.at<br />

Schlafplätze gesucht!<br />

Diesen Herbst, am 27.9.08, findet<br />

zum achten Mal der große Turniert<strong>an</strong>zevent<br />

der lesbischwulen Community<br />

– der Vienna D<strong>an</strong>ce Contest<br />

<strong>2008</strong> – statt. Details siehe auch<br />

www.viennad<strong>an</strong>cecontest.at.<br />

Daher unsere dringende Frage und<br />

Bitte <strong>an</strong> Euch:Wärt Ihr bereit, TeilnehmerInnen<br />

dieses Turniers bei<br />

Euch wohnen zu lassen, indem Ihr<br />

für unsere Bettenbörse Plätze zur<br />

Verfügung stellt?<br />

Die meisten GästInnen bleiben von<br />

Freitag (26.9.) Abend bis Sonntag<br />

(28.9.) Mittag, also zwei Nächte.<br />

In Einzelfällen kommen TurnierteilnehmerInnen<br />

aber schon am Donnerstag<br />

oder bleiben bis Montag.<br />

Als kleines D<strong>an</strong>keschön laden wir<br />

alle GastgeberInnen unserer Bettenbörse<br />

am Vorabend des Turniers,<br />

am 26.9.<strong>2008</strong> ab 19.00,<br />

zusammen mit allen Turniertänzer-<br />

Innen zu einem Glas Sekt Or<strong>an</strong>ge<br />

in die ROSA LILA VILLA.<br />

Wenn Ihr bereit seid, Schlafplätze<br />

zur Verfügung zu stellen, bitte<br />

raphaela.g@chello.at kontaktieren.<br />

Kostenlose Klein<strong>an</strong>zeigen<br />

<strong>an</strong>: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at oder:<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, Untere Weißgerberstr. 41,<br />

A-1030 Wien<br />

Autonome österr.<br />

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Wien 01/523 22 22<br />

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www.frauenhotel-berlin.de


Foto: Gerda Taro, Sp<strong>an</strong>ischer Bürgerkrieg<br />

tagung<br />

Krieg und Geschlecht<br />

Anf<strong>an</strong>g Oktober findet <strong>an</strong> der Universität Salzburg eine Tagung „zum<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g von Medien, Krieg und Geschlecht“ statt:„Das erste<br />

Opfer des Krieges ist die … Em<strong>an</strong>zipation“, so der Titel der Konferenz, deren<br />

Ziel es ist, den vielfältigen Zusammenhängen zwischen Krieg, Medien<br />

und Geschlecht nachzugehen. Beleuchtet werden soll dabei unter<br />

<strong>an</strong>derem die stereotype Darstellung von Frauen in Kriegssituationen.<br />

Frauen als Akteurinnen des Krieges, z.B. als Kriegsberichterstatterin<br />

oder Friedensaktivistin, werden ebenso Vorträge gewidmet wie der Frage,<br />

welche medialen Bilder von Männern und Frauen bei aktuellen Konflikten<br />

in den unterschiedlichen kulturellen Kontexten tr<strong>an</strong>sportiert<br />

werden. pix<br />

2.-3.10., Universität Salzburg, Hörsaal 381, 5020 Salzburg, Rudolfskai 42, Anmeldung bis 10.9.: T. 0662/8044-4194,<br />

michaela.waldm<strong>an</strong>n@sbg.ac.at, www.medien-krieg-geschlecht.info, Kosten: 40,-/ 20,- Euro<br />

armut<br />

Arbeitslosigkeit macht arm<br />

Die mit einer Arbeitslosigkeit einhergehenden realen Einkommensverluste<br />

sind ungleich höher, als m<strong>an</strong> gemeinhin erwartet. Auch vor der<br />

Mittelschicht macht die Armutsgefährdung auf Grund eines Arbeitsplatzverlustes<br />

nicht halt, besagt eine neue Studie der Arbeiterkammer<br />

(AK) Niederösterreich. Fällt ein durchschnittliches bis geringes Einkommen<br />

weg, tritt Armut völlig unvermittelt ein.<br />

Besonders Frauen sind davon betroffen, da sie sich vermehrt in<br />

prekären Arbeitssituationen befinden. Diese sind sozial schlecht abgesichert<br />

und zudem unterdurchschnittlich bezahlt. Wenn Frauen in Arbeitslosigkeit<br />

geraten, werden nicht nur Miete und Heizung unerschwinglich,<br />

auch Lebensmittel werden zu Luxusgütern. Die steigenden<br />

Lebenserhaltungskosten treffen aber nicht nur die Frauen, zw<strong>an</strong>gsläufig<br />

<strong>an</strong>.riss arbeit.wissenschaft<br />

sind auch deren Kinder die Leidtragenden. Aufgrund der strengen Regelungen<br />

der Notst<strong>an</strong>dshilfe, die nur ausbezahlt wird, wenn der Partner<br />

unter 1.090,- Euro netto verdient, rutschen generell aber auch immer<br />

mehr Familien unter die Armutsgrenze. Das geforderte Maßnahmenbündel<br />

der AK sieht neben Bildung auch die Umsetzung einer bedarfsgerechten<br />

Mindestsicherung vor, sowie eine Inflations<strong>an</strong>passung der<br />

Arbeitslosenbezüge. liS<br />

AK-Studie: http://noe.arbeiterkammer.at/pictures/d73/Armutsgefaehrdung_AL_08.pdf<br />

symposium<br />

Fokus Frauenh<strong>an</strong>del<br />

Obwohl in den letzten zehn Jahren einige Maßnahmen gegen Frauenh<strong>an</strong>del<br />

gesetzt wurden, ist das Problem heute dringlicher denn je. Daher<br />

lädt der Verein LEFÖ eine Reihe ExpertInnen zu einem internationalen<br />

Symposium mit dem Titel „Arbeit – Migration – Rechte“ ein. Von 22.<br />

bis 23. Oktober werden in zehn Vorträgen Strategien zur Bekämpfung<br />

von Frauenh<strong>an</strong>del aus verschiedenen Staaten <strong>an</strong>alysiert und evaluiert.<br />

Neben der Rechtslage auf EU-Ebene oder am Beispiel Italiens werden<br />

etwa auch Berichte von NGOs in Nigeria und Weißrussl<strong>an</strong>d zur praktischen<br />

Arbeit mit Mädchen und Frauen vorgestellt. Präsentiert werden<br />

zudem erste Ergebnisse aus einer laufenden Studie zu Indikatoren zum<br />

Erkennen von Betroffenen. Zu den Themen Arbeits- und sexueller Ausbeutung<br />

im Kontext von Frauenh<strong>an</strong>del referieren Vertreterinnen brasili<strong>an</strong>ischer<br />

und nepalesischer NGOs. Auch die globale Perspektive wird<br />

durch den kritischen Beitrag des Netzwerks von Org<strong>an</strong>isationen gegen<br />

Frauenh<strong>an</strong>del (GAATW) eingebracht. it<br />

22.-23.10., 8-17.30, Palais Eschenbach, 1010 Wien, Eschenbachgasse 11, T. 01/79 69 298, ibf@lefoe.at, www.lefoe.at<br />

forschungs.plattform<br />

in{}fem: Jour Jetzt<br />

in{}fem, die Forschungswerkstatt für feministische Interdisziplinarität,<br />

ver<strong>an</strong>staltet einen „Jour Jetzt“, um Interessierten den Verein vorzustellen<br />

und auch die Möglichkeit zu geben, selbst bei der Forschungswerkstatt<br />

aktiv zu werden. Gegründet wurde in{}fem 2007 mit dem Ziel, Wissenschafterinnen<br />

aus verschiedensten Bereichen zu vernetzen, gemeinsame<br />

Initiativen zu ermöglichen, Rahmenbedingungen für die Umsetzung<br />

von Projekten zu schaffen, eigene Publikationen zu fördern etc. be<br />

1.10., 18.30, Republik<strong>an</strong>ischer Club, 1010 Wien, Rockhgasse 1, www.forschungswerkstatt.org, Anmeldung bis 20.9.:<br />

markom@forschungswerkstatt.org<br />

online.publikation<br />

Geschlechtliche Em<strong>an</strong>zipation<br />

Die wissenschaftliche Online-Publikation „Liminalis – Zeitschrift für geschlechtliche<br />

Em<strong>an</strong>zipation“ hat ihre zweite Ausgabe (Thema:„Pathologisierung<br />

und Em<strong>an</strong>zipation“) veröffentlicht, die auf der Homepage heruntergeladen<br />

werden k<strong>an</strong>n. Liminalis ist ein Projekt des Wissenschaftlichen<br />

Beirates des Tr<strong>an</strong>sgender Netzwerkes Berlin TGNB und unterstützt<br />

die em<strong>an</strong>zipatorischen und widerständigen Ziele der Tr<strong>an</strong>sgender- und<br />

Intersex-Bewegungen und begleitet sie wissenschaftlich. be<br />

www.liminalis.de, www.tgnb.de<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


arbeitende schwestern<br />

dagongmei.<br />

Eine Arbeiterin<br />

erzählt<br />

Seit sich China zum „Fließb<strong>an</strong>d der Welt“ entwickelt, ziehen<br />

dort jedes Jahr Millionen von W<strong>an</strong>derarbeiterInnen vom<br />

L<strong>an</strong>d in die Industriestädte. Zu den Subjekten dieser neuen<br />

ArbeiterInnenklasse gehören die dagongmei, wörtlich:<br />

arbeitende Schwestern. Pun Ngai und Li W<strong>an</strong>wei haben<br />

ihre Geschichten aufgeschrieben. 1<br />

Fußnoten:<br />

1 Wir dokumentieren einen gekürzten<br />

Auszug aus der Geschichte von<br />

Qiuyue.<br />

2 10 Yu<strong>an</strong> entsprechen derzeit etwa<br />

1 Euro<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />

Die jungen Frauen kommen als<br />

Teenager in die Städte, auf der<br />

Suche nach Unabhängigkeit<br />

und einem besseren Leben.<br />

Dort müssen sie sich behaupten<br />

– gegen Diskriminierung und Isolation,<br />

gegen das brutale Ausbeutungsregime<br />

der Fabriken und gegen den l<strong>an</strong>gen<br />

Arm der patriarchalen, familiären<br />

Kontrolle. Es ist ein schwieriger Kampf,<br />

den sie führen. Mit Mitte zw<strong>an</strong>zig kehren<br />

viele, von der Arbeit ausgelaugt,<br />

aufs L<strong>an</strong>d zurück.<br />

Qiuyue ist neunzehn Jahre alt und<br />

kommt aus einem Dorf im Kreis Pengxi,<br />

Provinz Sichu<strong>an</strong>. Gleich nach Abschluss<br />

der Unteren Mittelschule kam sie nach<br />

Shenzhen und wurde dagongmei.<br />

Aufgrund ihrer guten Leistungen<br />

hatte sie Ch<strong>an</strong>cen, auf die Schwerpunkt-Mittelschule<br />

zu kommen. Aber<br />

ihr Vater wies sie darauf hin, in welchen<br />

wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Familie<br />

steckte. Qiuyue blieb keine Wahl.<br />

Nach ihrem Abschluss der Unteren Mittelschule<br />

beendete sie die Schule. Die<br />

Ch<strong>an</strong>ce einer weitergehenden Schulbildung<br />

musste sie ihrem kleinen Bruder<br />

überlassen. Ihr großer Bruder war damals<br />

schon seit über einem Jahr fort<br />

zum Arbeiten. , viele gleichaltrige<br />

Mädchen waren ebenfalls losgezogen.<br />

Auch Qiuyue dachte darüber nach. Als<br />

d<strong>an</strong>n ihr Vater vorschlug, sie könnte arbeiten<br />

gehen, hatte sie keine Einwände.<br />

„Zu der Zeit zogen viele junge Frauen<br />

aus dem Dorf los, um zu arbeiten.<br />

Auf dem Dorf liefen sie in hässlichen<br />

Klamotten rum, aber wenn sie zurückkamen,<br />

trugen sie schöne Sachen. Sie<br />

hatten weißere Haut und waren hübscher<br />

geworden. Das hat mich fasziniert!<br />

Ich spürte, dass sich zu Hause wenig<br />

verändert und m<strong>an</strong> dort kaum was<br />

erlebt. Wir sahen auch im Fernsehen,<br />

welche Möglichkeiten der eigenen Entfaltung<br />

es da draußen gibt.“<br />

Im Jahr 2001 kam sie mit ihrer älteren<br />

Cousine nach Shenzhen. Damit beg<strong>an</strong>n<br />

ihr Leben als dagongmei.<br />

Erste bittere Erfahrungen. Im August 2001<br />

schulterte Qiuyue ihr Gepäck und fuhr<br />

mit ihrer Cousine und deren Ehem<strong>an</strong>n<br />

in den Süden. Bis heute k<strong>an</strong>n sich<br />

Qiuyue noch genau <strong>an</strong> die Erlebnisse<br />

dieser Reise erinnern:<br />

„Von zu Hause brauchten wir mit dem<br />

Bus einen g<strong>an</strong>zen Tag bis nach Chongqing.<br />

D<strong>an</strong>ach wollten wir mit dem Zug<br />

bis nach Gu<strong>an</strong>gzhou fahren. In Chongqing<br />

versuchten wir drei Tage l<strong>an</strong>g,<br />

Fahrkarten zu kaufen. Es war schwierig,<br />

weil viele Menschen nach Gu<strong>an</strong>gzhou<br />

wollten. Schließlich kauften wir uns nur<br />

Bahnsteigkarten. Nachdem wir in den<br />

Zug eingestiegen waren, steckten wir<br />

dem Schaffner Geld zu. Jede musste<br />

ihm neunzig Yu<strong>an</strong> geben, um einen<br />

Sitzplatz zu bekommen. (…)<br />

Ihre Cousine ging d<strong>an</strong>n nach Shekou in<br />

Shenzhen, wo sie Arbeit in einer Armb<strong>an</strong>duhrenfabrik<br />

f<strong>an</strong>d. Weil Qiuyue<br />

noch keine Arbeitserfahrung hatte, wurde<br />

sie nicht eingestellt.Vorübergehend<br />

musste sie im Wohnheimzimmer der<br />

Cousine wohnen. Die <strong>an</strong>deren Arbeiterinnen<br />

nahmen sie nicht gut auf.<br />

„Im Wohnheim wurden die Strom- und<br />

Wassergebühren auf alle umgelegt. Meine<br />

Anwesenheit bedeutete, dass sie alle<br />

etwas höhere Gebühren zahlen mussten.<br />

Deswegen mochten sie mich nicht. Hätte<br />

mich der Werkschutz erwischt, wäre eine<br />

Strafe von fünfzig Yu<strong>an</strong> fällig gewesen.<br />

Jeden Tag hatte ich Angst!“<br />

In einer Elektronikfabrik. In einem der Industriegebiete<br />

von Shenzhen stellte sie<br />

sich in einer Hongkonger Elektronikfabrik<br />

vor. Die Firma suchte gerade Leute<br />

ohne besondere Voraussetzungen.<br />

Qiuyue brauchte nur ein Formular auszufüllen<br />

und konnte d<strong>an</strong>n sofort mit<br />

der Arbeit beginnen. Der Lohn lag bei<br />

14,5 Yu<strong>an</strong> 2 am Tag, die tägliche Arbeitszeit<br />

betrug neun Stunden. Selber kündigen<br />

durften die Arbeiterinnen erst nach<br />

einem halben Jahr. Qiuyue nahm die


Stelle <strong>an</strong>, weil sie die Bedingungen einigermaßen<br />

erträglich f<strong>an</strong>d. Aber darin<br />

hatte sie sich getäuscht.<br />

Die Firma gehörte zu einer <strong>an</strong> der Hongkonger<br />

Börse notierten Unternehmensgruppe<br />

und hatte Fabriken sowohl in<br />

Donggu<strong>an</strong> als auch in Shenzhen. In<br />

Shenzhen arbeiteten über zweitausend<br />

Beschäftigte, die alle Arten elektronischer<br />

Produkte herstellten, darunter Telefonapparate,<br />

Radios und Videorekorder.<br />

Die Waren wurden alle <strong>an</strong> eine H<strong>an</strong>delskette<br />

in den USA verkauft. Qiuyue arbeitete<br />

als Montiererin am Fließb<strong>an</strong>d für<br />

Radios. Ihre Arbeit best<strong>an</strong>d hauptsächlich<br />

darin, <strong>an</strong> einer Maschine zwei Platinen<br />

zusammenzustecken.<br />

„Am Fließb<strong>an</strong>d musste ich in einem fort<br />

mit den Händen arbeiten. In einer Stunde<br />

sollte ich über zweihundert Teile<br />

schaffen. Oft arbeiteten wir ohne Pause<br />

von Arbeits<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g bis -ende durch. Am<br />

Schichtende stapelten sich die Geräte.<br />

Ich erinnere mich, dass wir damals zwei<br />

große Kisten voll kriegten. M<strong>an</strong>chmal<br />

war die Vorarbeiterin schlecht gelaunt.<br />

Wenn wir was falsch machten oder die<br />

Maschine kaputt ging, beschimpfte sie<br />

uns. Die Arbeitszeit war sehr l<strong>an</strong>g. Jeden<br />

Tag machten wir bis 22 oder 23 Uhr<br />

Überstunden. Der Monatslohn lag bei<br />

nur vier- bis fünfhundert Yu<strong>an</strong>. Mehrere<br />

Monate l<strong>an</strong>g ging das mit den Überstunden.<br />

Sogar am 1. Mai mussten wir<br />

arbeiten!“<br />

Qiuyue erklärt uns, warum sie nach<br />

über zwei Jahren Arbeit in Shenzhen<br />

kaum Geld hat. Normalerweise gibt sie<br />

nie leichtsinnig Geld aus, aber die Preise<br />

in Shenzhen sind hoch. Sie hat über das<br />

Jahr nur wenig Geld zurückgelegt und<br />

konnte der Familie nur einige hundert<br />

Yu<strong>an</strong> schicken. Als wir das Interview<br />

machen, zeigt uns Qiuyue einen Brief<br />

ihres Vaters. Er schreibt ihr, dass das Leben<br />

der Familie immer schwieriger wird<br />

und beschwert sich, dass seine Tochter<br />

nur so wenig Geld geschickt hat.<br />

„Er glaubt, die Löhne in Shenzhen seien<br />

besonders hoch und hier würde überall<br />

Geld herumliegen. Dass das Leben hier<br />

für mich auch nicht einfach sein könnte,<br />

kommt ihm gar nicht in den Sinn.“<br />

Seufzend beklagt Qiuyue, dass ihre El-<br />

tern die Schwierigkeiten, die mit der Arbeit<br />

hier draußen verbunden sind, nicht<br />

verstehen. Sie erzählt, dass einige Arbeiterinnen<br />

aufgrund der l<strong>an</strong>gen Überstunden<br />

in der Werkhalle ohnmächtig<br />

umfielen. Die Bedingungen im Wohnheim<br />

der Firma waren auch schlecht.<br />

Mehr als zw<strong>an</strong>zig Arbeiterinnen wurden<br />

in ein Zimmer gepfercht, ohne eigenen<br />

Waschraum. Die mehr als zweihundert<br />

Arbeiterinnen eines Stockwerks<br />

mussten sich ein Bad teilen. Die Flure<br />

waren voll mit Müll und Kakerlaken.<br />

Ständige Beurlaubungen. Nach Monaten, in<br />

denen viel zu tun war, gingen die Aufträge<br />

ab November 2001 zurück. Die Arbeiterinnen<br />

mussten abwechselnd pausieren.<br />

Drei Tage die Woche hatten sie<br />

Arbeit, vier Tage keine. Für die nicht gearbeitete<br />

Zeit gab es keinen Lohn, aber<br />

die Miete und die Gebühren für Wasser<br />

und Strom wurden weiter eingezogen.<br />

Die Arbeiterinnen traf das hart:<br />

„Der Lohn war äußerst niedrig. Der<br />

Grundlohn für eine einfache Arbeiterin<br />

lag bei nur 350 Yu<strong>an</strong>. Gruppenleiter bekamen<br />

etwas mehr. Ihr Grundlohn plus<br />

Zulagen betrug etwa 700 Yu<strong>an</strong>, ihre<br />

Stellvertreter bekamen 504 Yu<strong>an</strong>.“<br />

Später hörten die Arbeiterinnen das<br />

Gerücht, die Firma solle im Jahr 2002<br />

nach Donggu<strong>an</strong> umziehen. Alle bekamen<br />

Angst, aber niem<strong>an</strong>d forderte von<br />

der Geschäftsleitung eine Klarstellung.<br />

Schließlich steckten Meister und Gruppenleiter<br />

die Köpfe zusammen und diskutierten,<br />

welche Auswirkungen das Vorgehen<br />

der Geschäftsleitung auf sie haben<br />

könnte. Sie wollten die Situation<br />

nicht einfach hinnehmen. Am 13. November<br />

stoppte eine Montagelinie die Arbeit.<br />

Meister und Vorarbeiter forderten die Arbeiterinnen<br />

in dieser Abteilung, einige<br />

Hundert, auf, zusammen zur Arbeitsbehörde<br />

zu gehen und Beschwerde einzulegen.<br />

Sie sollten fordern, dass die<br />

Behörde interveniert und für die Bezahlung<br />

der Beurlaubungszeiten sorgt.<br />

Qiuyue war sofort Feuer und Flamme,<br />

als sie davon hörte. Wenn früher einige<br />

wenige Arbeiterinnen zur Arbeitsbehörde<br />

geg<strong>an</strong>gen waren, um sich zu beschweren,<br />

hatten sie nie etwas errei-<br />

chen können. Aber dieses Mal hatten<br />

die Arbeiterinnen ihre Kraft gebündelt.<br />

Das war eine gute Gelegenheit. Qiuyue<br />

k<strong>an</strong>nte sich ein bisschen mit dem Arbeitsgesetz<br />

aus und gab ihr Wissen <strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>dere Arbeiterinnen weiter. Am Abend<br />

besuchte sie g<strong>an</strong>z aufgeregt ihre Vorarbeiterin<br />

im Wohnheim, um etwas über<br />

die Pläne für den Besuch bei der Arbeitsbehörde<br />

am nächsten Tag zu erfahren.<br />

Nachdem Qiuyue in ihr Wohnheim<br />

zurückgekehrt war, setzte sie einen<br />

Brief der Belegschaft <strong>an</strong> die Personalabteilung<br />

mit ihren wichtigsten<br />

Forderungen auf, unter <strong>an</strong>derem: Anhebung<br />

des Lohns auf den gesetzlichen<br />

Mindestlohn, Abschluss von Arbeitsverträgen,<br />

Fin<strong>an</strong>zierung der Lebenshaltungskosten<br />

während Beurlaubungen,<br />

Verbesserung der Bedingungen im<br />

Wohnheim, Senkung der Strom- und<br />

Wassergebühren. Für Qiuyue und die<br />

<strong>an</strong>deren waren das wichtige Punkte.<br />

„Ich hoffte, dass die Geschäftsleitung<br />

Jeden Tag machten wir bis 22 oder 23 Uhr Überstunden. Der Monatslohn lag bei<br />

nur vier- bis fünfhundert Yu<strong>an</strong>. Sogar am 1. Mai mussten wir arbeiten!“<br />

unsere Forderungen ernst nimmt.“<br />

Am nächsten Morgen um sechs Uhr<br />

früh mobilisierte Qiuyue die Arbeiterinnen,<br />

um zusammen zur Arbeitsbehörde<br />

zu gehen. Um bei der Geschäftsleitung<br />

keinen Verdacht zu erregen, versammelten<br />

sie sich zunächst in einem nahegelegenen<br />

Park. Qiuyue war <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt.<br />

Für sie war es die erste direkte Konfrontation<br />

mit der Geschäftsleitung. Mit<br />

lauter Stimme las sie den vor ihr versammelten<br />

Arbeiterinnen den Brief vor.<br />

Ohne zu zögern unterschrieben ihn alle.<br />

Qiuyue war begeistert, als sie sah, wie<br />

eifrig sie unterschrieben. Sie musste<br />

dar<strong>an</strong> zurückdenken, wie schwierig es<br />

im <strong>September</strong> gewesen war, die <strong>an</strong>deren<br />

Arbeiterinnen zur Unterschrift zu<br />

bewegen, als sie mit einer Kollegin einen<br />

Brief <strong>an</strong> die Geschäftsleitung aufgesetzt<br />

hatte, in dem sie die Verbesserung<br />

der Wohn- und Arbeitsbedingungen<br />

forderten. Damals war Qiuyue sehr<br />

enttäuscht. Sie erinnert sich:„Sie hatten<br />

Angst, rausgeschmissen zu werden.<br />

Deswegen trauten sie sich nicht zu unterschreiben.“<br />

Dieses Mal reagierten die Arbeiterinnen<br />

begeistert und Qiuyue fühlte sich ermutigt.<br />

[...] ❚<br />

schwestern arbeitende<br />

Vorabdruck mit freundlicher Genehmigung<br />

des Verlags aus:<br />

Pun Ngai, Li W<strong>an</strong>wei: dagongmei. Arbeiterinnen<br />

aus Chinas Weltmarktfabriken<br />

erzählen.<br />

Verlag Assoziation A <strong>2008</strong>, 18,- Euro<br />

ISBN 978-3-935936-73-6.<br />

Das Buch erscheint am 10. <strong>September</strong>.<br />

Am 14. Oktober wird Pun Ngai,<br />

Herausgeberin und Aktivistin, in Wien<br />

unter dem Titel „Gendering the Dormitory<br />

Labor System“ über das Regime<br />

der Arbeitskraftverwertung in den<br />

Weltmarktfabriken referieren.<br />

Weitere Termine, Informationen und<br />

Materialien unter www.gongchao.org<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


F l o r e n c e H e n r i | S e l b s t p o r t rät | 1 9 2 8 , S t a at l i c h e M u s e e n z u B e r l i n , Ku n s t b i b l i o t h e k © G a l l e r i a M a r t i n i I & Ro n c h e t t i , G e n o a , I t a l y<br />

kultur <strong>an</strong>.riss<br />

ausstellung<br />

female trouble<br />

Die Schottin Lady Clementina Hawarden griff 1857 zum ersten Mal zur<br />

Kamera, um sich und ihre Töchter in immer wieder neuen Rollen und<br />

Maskeraden abzulichten. In der groß <strong>an</strong>gelegten Münchner Schau<br />

„Female Trouble – Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen“<br />

ist ihr Werk zum ersten Mal in Deutschl<strong>an</strong>d zu sehen.<br />

Kuratorin Inka Graeve Ingelm<strong>an</strong>n gel<strong>an</strong>g es, 150 Arbeiten von – vornehmlich<br />

weiblichen – KünstlerInnen für die Ausstellung zu versammeln,<br />

die <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Fotografie und Videokunst „einen pointierten<br />

Überblick zum W<strong>an</strong>del des Frauenbildes“ bieten will. Nicht weniger als<br />

die „biologischen, sozialen, kulturellen, politischen und medialen Einflüsse,<br />

die das Bild des Weiblichen wie des Männlichen bestimmen“ sollen<br />

in der Schau aufgezeigt und Fragen nach Identität und dessen Konstituierung<br />

be<strong>an</strong>tworten werden.<br />

Selbstverständlich sind die Parodien einer Cindy Sherm<strong>an</strong>, die amüs<strong>an</strong>ten<br />

Provokationen Pipilotti Rists oder die Valie EXPORTschen Gegen<strong>an</strong>griffe<br />

ebenso Teil dieser zeitgenössischen Weiblichkeitsuntersuchungen<br />

wie Selbstinszenierungen weniger bek<strong>an</strong>nter Feministinnen – etwa<br />

Florence Henri, W<strong>an</strong>da Wulz oder Marta Astfalck-Vietz. sr<br />

bis zum 28.10.,„Female Trouble – Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen“, Münchner Pinakothek der<br />

Moderne, Kunstareal München, 80333 München, Barer Str. 40, www.pinakothek.de/pinakothek-der-moderne/<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

plattform<br />

Café Mel<strong>an</strong>ge<br />

Ein mobiles und interkulturelles Café wird es im <strong>September</strong> und Oktober<br />

in Wien geben: Serviert werden aber nicht Mel<strong>an</strong>ge und Sachertorte,<br />

sondern neue, interess<strong>an</strong>te und diskursive Ansätze zum „cultural<br />

mix“ in Bild und Wort. An den St<strong>an</strong>dorten Wallensteinplatz und Urb<strong>an</strong><br />

Loritz Platz präsentieren kooperierende Institutionen ihre Aktivitäten<br />

und Projekte, geladene Gäste stellen sich zu öffentlichen Interviews und<br />

offene Werkstätten werden vor Ort von KünstlerInnen, Jugendorg<strong>an</strong>isationen<br />

und NGOs eingerichtet.<br />

Körper, Sprache und Lebensräume sind die drei <strong>an</strong>regenden Schwerpunktthemen<br />

dieses interkulturellen Dialogs und sollen durch „Tagesmenüs“<br />

aus der Mediathek leichter verdaubar werden. sr<br />

bis 06. 09., St<strong>an</strong>dort Wallensteinplatz, 1200 Wien<br />

2.09.-05.10., St<strong>an</strong>dort Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz, 1070 Wien, Infos zum Programm unter www.cafemel<strong>an</strong>ge.net<br />

call.for.submissons<br />

Red Dawns<br />

Im März 2009 wird zum 10. Mal das feministische und queere Festival<br />

„Red Daws“ stattfinden. Gesucht werden noch Arbeiten und Ideen von<br />

KünstlerInnen und AktivistInnen, die sich mit Fragen nach Sexualität,<br />

Geschlecht oder Identitätsüberschreitungen ausein<strong>an</strong>dersetzen. Präsentiert<br />

werden die Happenings, Ideen, Installationen usw. im autonomen<br />

Kulturzentrum Metelkova mesto in Ljublj<strong>an</strong>a und <strong>an</strong>deren slowenischen<br />

Städten. Der Name für das Festival ist durch die widerständige Heldin<br />

von Kurt Held’s „Die Rote Zora und ihre B<strong>an</strong>de“ inspiriert worden. sr<br />

Deadline für Bewerbungen ist der 1.10.! Kontakt: rdece.zore@gmail.com, www.kudmreza.org/rdece/ oder: Red Dawns, Kud<br />

Mreza, Masarykova 24, 1000 Ljublj<strong>an</strong>a, Slovenia<br />

theater<br />

Love me Gender<br />

Die ewigen Rollenzuschreibungen für Frauen sind immer noch bedrohlich<br />

beengend, als „M<strong>an</strong>agerinnen des Lebens“ sind Frauen nach wie vor<br />

überfordert und gnadenlos unterbezahlt. Sabine Herget, Monika Pallua,<br />

Claudia Seigm<strong>an</strong>n proben in „Love me Gender“ unter der Regie von<br />

Brigitta Waschnig den Aufst<strong>an</strong>d und rappen gegen Ungleichheit: Eine<br />

feministische „Theatersatyre“. miaK<br />

29.9.-18.10., LOVE ME GENDER – Sag mir wo die Frauen sind. Gastspiel von Theaternyx, Theater Drachengasse und Bar&Co.,<br />

1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, THEATER@DRACHENGASSE.AT, Kosten: 16,-/ 10,- Euro<br />

konzert<br />

Gustav kommt in die Stadt<br />

„Verlass die Stadt“ heißt das wunderbare aktuelle Album der Wiener<br />

Musikerin Eva J<strong>an</strong>tschitsch. Um die charm<strong>an</strong>te Darbietung live erleben<br />

zu können, solltet ihr nicht eure Städte verlassen, wenn demnächst<br />

Gustav & B<strong>an</strong>d auf ihrer Herbsttour darin halt machen werden. sr<br />

Vom 20.-27.9., Stationen: Ballhaus in Klagenfurt, Brut in Wien, Schlachthof in Wels und Treibhaus in Innsbruck.


M artina Spitzer, Doina Weber, Foto Bettina Frenzel<br />

theater<br />

Mädchenzimmer mit Soldaten<br />

Ein Kinderzimmer mit Puppenhaus, eine Wohnküche (Videoprojektion),<br />

Frauen, Männer, Mädchen, Puppen.<br />

Es ist 2. Weltkrieg. Der Vater kämpft <strong>an</strong> der Front, die Mutter empfängt<br />

ihren einbeinigen Liebhaber, die Schwestern H<strong>an</strong>ne und Elfi entwerfen<br />

im Kinderzimmer eine <strong>an</strong>dere Welt: Sie spielen sechs verletzte<br />

Soldaten im Lazarett. Der Liebhaber der Mutter, der eigene Vater und<br />

auch die Mutter nehmen ihre Plätze im f<strong>an</strong>tasierten Raum ein, bis das<br />

Spiel kippt.<br />

„Mädchenzimmer mit Soldaten“, das erste Theaterstück der<br />

deutschen Autorin Anna Pein, war 2007 zum Heidelberger Stückemarkt<br />

nominiert. Katrin Schurich bringt es nun in Wien auf die Bühne.<br />

Beeindruckt von der g<strong>an</strong>z eigenen Welt, die im Stück erschaffen wird,<br />

meint Schurich:„Mich fasziniert, wie der Text die Ambivalenz von<br />

Sexualität mit dem Motiv des Krieges verbindet. Die beiden Mädchen<br />

spiegeln in ihrem Lazarett-Kosmos ihre Ohnmacht und erspielen sich<br />

Positionen der Macht, der Rache, die in ihrem unmittelbaren Erleben<br />

nicht erreichbar sind. Es scheint, dass der Text hier eine Utopie formuliert,<br />

in dem Sinne, dass das Spiel – das Kinderspiel der Mädchen als<br />

Aneignung der Welt – die Möglichkeit eröffnet, abgespaltene, vernichtende<br />

Schrecken in einer ertragbaren Form zu erkennen und zu<br />

integrieren.“<br />

In den Rollen der Schwestern sind Martina Spitzer und Doina Weber<br />

zu sehen, in der Rolle der Mutter Sonja Romei, das Puppenspiel<br />

übernimmt Karin Bayerle. Über die Puppen werden H<strong>an</strong>ne und Elfi mit<br />

ihren Verletzungen konfrontiert, sie sind aber auch Vehikel ihres Humors<br />

und Anarchismus. Sich erinnern ist in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zentral: Für Schurich funktionieren die Puppen als Katalysatoren der<br />

Erinnerung. Aber auch vonseiten der Autorin sieht sie das Thema Erinnern<br />

auf verschiedenen Ebenen durchdekliniert:„Auf der sprachlichen<br />

Ebene, im Puppenspiel und im Medium des Films. Der Film zeigt die<br />

Erinnerungen der Mädchen <strong>an</strong> die Mutter in einem Moment, in dem<br />

diese ihre Sexualität lustvoll und positiv erlebt.“ be<br />

17.-27.9. und 1.-4.10. (Mi-Sa), 20.30, KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />

Karten: 16,-/13,-/1,- Euro<br />

Eva St einheimer<br />

Fernschau<br />

<strong>an</strong>.riss kultur<br />

Ob Sommer oder Winter, früh oder spät, der Fernseher übt auf Lenni eine<br />

große Anziehungskraft aus. Und macht uns immer wieder klar, wie<br />

sehr sich die Ansprüche, wie wir als Eltern sein wollten, ständig relativieren.<br />

Ich hätte jedenfalls früher nicht gedacht, dass ich Lenni <strong>an</strong> einem<br />

frühen Wochenendmorgen nicht nur ohne schlechtes Gewissen,<br />

sondern geradezu froh Kasperl & Co <strong>an</strong>schauen lasse. Hauptsache ich<br />

k<strong>an</strong>n noch etwas dösen – was gleichzeitig den Vorteil hat, dass ich den<br />

Petzi-Schwachsinn nicht hellwach ertragen muss. Denn das, was so alles<br />

als Kinderprogramm über den Bildschirm flimmert, ist leider allzu<br />

oft ewig-gestrig bis reaktionär und vor allem sexistisch ohne Ende.<br />

Wie habe ich zum Beispiel selbst als Kind die Barbapapas geliebt und in<br />

der Erinnerung jahrzehntel<strong>an</strong>g verklärt, nur um jetzt beim Wiedersehen<br />

festzustellen, dass sie g<strong>an</strong>z unerträglich sind! Und zwar so sehr,<br />

dass ich die DVD mehr oder weniger dezent verschwinden ließ. Aber<br />

wundern muss ich mich auch über aktuelle Produktionen. Und da meine<br />

ich gar nicht die neunzig Prozent hirntötenden Schrott, sondern die<br />

zehn Prozent, die auf den ersten Blick g<strong>an</strong>z gut ausschauen. Wie kürzlich<br />

eine Kurzgeschichte über Familie Schwein (zuerst englisch, d<strong>an</strong>n<br />

deutsch, also eigentlich recht nett): zu Beginn muss Mama Schwein am<br />

PC arbeiten, Papa kocht derweilen Lunch. Oh wie schön! D<strong>an</strong>n kommen<br />

die Schweinekinder ins Arbeitszimmer und wollen und dürfen bei Mama<br />

auf dem Schoß sitzen. Hab ich selber ausprobiert – unmöglich!<br />

D<strong>an</strong>n stürzt der PC ab: Mama holt Papa. Er „repariert“ den Computer,<br />

sie kocht die Suppe fertig. Hiiiiilfe!!!<br />

Und d<strong>an</strong>n gibt es noch die Sendungen, bei denen ich mich sehr gespalten<br />

fühle. Ein moment<strong>an</strong>es Highlight von Lenni ist „Angelina Ballerina“<br />

– ja, fast so schlimm wie es klingt. Trotzdem f<strong>an</strong>d ich es irgendwie<br />

niedlich, als Lenni letztens eine Ballerina-Pirouette drehte und rief:<br />

„Schau, wie die Angelina Ballerina!“. Aber was soll ich machen,<br />

schließlich bin ich mit den Barbapapas aufgewachsen – Spätfolgen<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31<br />

Fo t o : Eva S t e i n h e i m e r


feminismus <strong>an</strong>tirassismus<br />

Brüchige Alli<strong>an</strong>zen<br />

Das Duell Clinton-Obama hat es wieder offenbart: Das schwierige Verhältnis von Feminismus und Antirassismus.<br />

Eine Chronik <strong>an</strong>lässlich 160 Jahre Frauenbewegung in den USA. Von Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer<br />

1 „Schwarz” und „weiß” werden, wo sie<br />

sich auf Hautfarben beziehen, groß<br />

geschrieben, um zu markieren, dass<br />

es sich dabei um sozial konstruierte<br />

Zuschreibungen h<strong>an</strong>delt.<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

Gerade weil es ihnen um dasselbe<br />

geht, waren sich die Schwarze<br />

1 Befreiungsbewegung und<br />

Frauenrechtsaktivistinnen in<br />

den USA bisweilen keine treuen<br />

Gefährtinnen. Dabei hätte es durchaus<br />

auch <strong>an</strong>ders kommen können.<br />

Vom 19. bis 20. Juli 1848 f<strong>an</strong>d in<br />

Seneca Falls im Bundestaat New York die<br />

erste „Women‘s Rights Convention“<br />

statt. Sämtliche Org<strong>an</strong>isatorinnen<br />

stammten aus der Antisklaverei-Bewegung,<br />

wo sie sich die zur Gründung einer<br />

Bewegung notwendigen Kenntnisse<br />

<strong>an</strong>geeignet hatten. Entschlossen, die innerhalb<br />

dieser Bewegung erfahrene sexistische<br />

Diskriminierung nicht länger<br />

hinzunehmen, hatten sie neben Kontrahenten<br />

dort auch ihre wichtigsten Verbündeten.<br />

Am zweiten Tag der Versammlung<br />

stellte die 33-jährige Elizabeth<br />

Cady St<strong>an</strong>ton ihre „Declaration of<br />

Sentiments“ vor – ein Plädoyer für die<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern,<br />

formuliert nach der „Declaration of<br />

Independence“. Damit beg<strong>an</strong>n die erste<br />

US-amerik<strong>an</strong>ische Frauenbewegung, die<br />

im Laufe der Zeit vor allem mit einer Forderung<br />

ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />

rückte:Wahlrecht für Frauen.<br />

Dreißig Jahre später schien dieses<br />

Ziel ferner denn je, lag die Alli<strong>an</strong>z zwischen<br />

Antirassist_innen und Frauenrechtlerinnen<br />

in Brüchen<br />

„White Supremacy”. Durch den 1870 ratifizierten<br />

15. Zusatzartikel zur Verfassung<br />

waren zwar alle Schwarzen Männer ermächtigt<br />

worden zu wählen, nicht aber<br />

Frauen, weder Schwarze noch Weiße.<br />

Schuld dar<strong>an</strong> war die nach dem Bürgerkrieg<br />

veränderte politische Ausg<strong>an</strong>gslage.<br />

Oberste Priorität war es, der befreiten<br />

Schwarzen Bevölkerung zivile und<br />

politische Rechte zu sichern, um sie gegen<br />

die rassistische Willkür des Südens<br />

G loria Steinem, Malcolm X, Fotos: Archiv<br />

zu wappnen. Die progressive, als Plattform<br />

gegen Sklaverei gegründete Republik<strong>an</strong>ische<br />

Partei befürchtete aber, dass<br />

ein universales Frauenwahlrecht vor allem<br />

im Süden die rassistische Demokratische<br />

Partei stärken könnte und entschied<br />

sich daher gegen die Forderung<br />

eines allgemeinen Wahlrechts.<br />

In ihrer Einschätzung der prophylaktischen<br />

Wirkung des Wahlrechts für<br />

Schwarze Männer waren die Republik<strong>an</strong>er<br />

dennoch zu optimistisch. Bald nach<br />

der Verabschiedung des 15. Zusatzartikels<br />

beg<strong>an</strong>n die Phase der „Jim Crow”-<br />

Gesetze – der Segregation und rassistischen<br />

Diskriminierung der Schwarzen<br />

Bevölkerung. Ihre grausigsten Ausmaße<br />

nahm diese Zeit in rassistisch motivierten<br />

Lynchmorden <strong>an</strong>, denen alleine von<br />

1882 bis 1951 mindestens 4730 Menschen<br />

zum Opfer fielen.<br />

Angesichts ihrer Niederlage beim<br />

Versuch, das Frauenwahlrecht in den 15.


Zusatzartikel zu integrieren, suchten<br />

St<strong>an</strong>ton und <strong>an</strong>dere prominente Feministinnen<br />

Zuflucht bei rassistischen Argumenten<br />

oder der rassistischen Demokratischen<br />

Partei. Auch wenn diese<br />

Phase nur kurz dauerte und auch wenn<br />

derartige Auswüchse nie von der Mehrheit<br />

der Feministinnen getragen wurden,<br />

markierte diese Alli<strong>an</strong>z doch die Erste<br />

einer Reihe von Hinwendungen zur<br />

Politik der „White Supremacy”, die wiederholt<br />

Schwarze Feministinnen vor<br />

den Kopf stieß.<br />

Als 1920 schließlich das allgemeine<br />

Frauenwahlrecht durchgesetzt wurde<br />

gingen dem erneut Alli<strong>an</strong>zen mit<br />

Weißen, oft rassistischen Südstaatlerinnen<br />

voraus. In den meisten Fällen ging<br />

das bewusst zu Lasten Schwarzer Aktivistinnen,<br />

denen die Einführung des nationalen<br />

Frauenwahlrechts im Übrigen<br />

wenig brachte: Noch bis 1965 sollten in<br />

vielen Bundesstaaten Schwarze mittels<br />

abstruser Zulassungstests oder <strong>an</strong>tiquierter<br />

Gesetzesklauseln <strong>an</strong> der Ausübung<br />

ihrer politischen Rechte gehindert<br />

werden.<br />

Picking up the Pieces. Es war ein wegweisendes<br />

Statement, mit dem im April<br />

1977 die Bostoner „Combahee River<br />

Collective“ – ben<strong>an</strong>nt nach der einzigen<br />

Schlacht des Bürgerkrieges, die von einer<br />

(afroamerik<strong>an</strong>ischen) Frau <strong>an</strong>geführt<br />

wurde – <strong>an</strong> die Öffentlichkeit trat:<br />

Es ginge darum,„eine integrative<br />

Analyse und Praxis zu entwickeln“, war<br />

dort zu lesen,„die der Tatsache Rechnung<br />

trägt, dass die bedeutendsten Unterdrückungssysteme<br />

inein<strong>an</strong>der übergreifen“.<br />

Unter <strong>an</strong>derem, so das Statement,<br />

sei es die Pflicht Weißer Feministinnen,<br />

sich mit ihren rassistischen<br />

Ressentiments ausein<strong>an</strong>derzusetzen.<br />

Die Geschichte der Combahee River<br />

Collective zeigt deutlich, welche Vielzahl<br />

<strong>an</strong> Feminismen sich im Rahmen<br />

der zweiten Frauenbewegung in den<br />

USA formierte. Als Abspaltung der<br />

„National Black Feminist Org<strong>an</strong>ization“<br />

dist<strong>an</strong>zierte sich die Combahee River<br />

Collective von den für sie zu pragmatisch<br />

agierenden liberalen Feministin-<br />

nen – selbst wenn diese speziell <strong>an</strong>getreten<br />

waren, um die Position afroamerik<strong>an</strong>ischer<br />

Frauen zu vertreten. Sie<br />

dist<strong>an</strong>zierte sich von der Schwarzen<br />

Bürgerrechtsbewegung, die feministischer<br />

Kritik oft mit dem Vorwurf des<br />

Verrates <strong>an</strong> der Bewegung begegnete<br />

und sie dist<strong>an</strong>zierte sich von der mehrheitlich<br />

Weißen radikalen Frauenbewegung,<br />

die das Primat sexistischer Unterdrückung<br />

vor allen <strong>an</strong>deren Formen von<br />

Diskriminierung postulierte.<br />

Mit dem Konzept der „Identitätspolitik“<br />

forderten die Mitglieder der Combahee<br />

River Collective eine differenzierte<br />

Sichtweise auf Diskriminierungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

ein, die ihre Alltagserfahrungen<br />

als Frauen, Afroamerik<strong>an</strong>erinnen,<br />

Angehörigen einer <strong>an</strong>deren<br />

ethnischen Minderheit, Arbeiterinnen,<br />

Lesben oder Körperbehinderte widerspiegelte.<br />

Auch wenn sich Identitätspolitik<br />

gegen die Idee einer „universalen” weiblichen<br />

Erfahrung w<strong>an</strong>dte, gab es im Zuge<br />

der zweiten Frauenbewegung durchaus<br />

Alli<strong>an</strong>zen zwischen Weißen und<br />

Schwarzen Frauen. Allerdings: diese waren<br />

oft fragil und brüchig, wie der Fall<br />

von Shirley Chisholm zeigt, die 1972 als<br />

erste afroamerik<strong>an</strong>ische Frau bei den<br />

US-Vorwahlen k<strong>an</strong>didierte. Mit dem Anspruch<br />

<strong>an</strong>getreten, zwei Minderheiten<br />

in einer Person zu vereinen, war ihr Vorhaben<br />

zum Scheitern verurteilt, als ihr<br />

sowohl afroamerik<strong>an</strong>ische Interessensverterter_innen<br />

die Unterstützung versagten<br />

als auch prominente Feministinnen<br />

wie Bella Abzug und Gloria Steinem,<br />

die sich für einen ihrer Meinung<br />

nach aussichtsreicheren K<strong>an</strong>didaten<br />

entschieden hatten.<br />

Enger zusammen rückten<br />

Schwarze und Weiße Feministinnen<br />

d<strong>an</strong>n im Zuge der Reag<strong>an</strong>-Legislatur,<br />

als es im harschen politischen Klima<br />

unabdingbar wurde, Koalitionen zu bilden.<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g beg<strong>an</strong>nen<br />

Weiße Feministinnen in den<br />

1980er Jahren auch, sich intensiver mit<br />

den eigenen Rassismen zu beschäftigen<br />

und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />

internen Differenzen wurde zu einer<br />

strategisch wichtigen Ressource im<br />

Kampf gegen Unterdrückungssysteme.<br />

Letztendlich veränderte sich auch der<br />

Blick auf Identitätspolitik. Identität war<br />

keine feststehende Einheit mehr und<br />

der Protest gegen Zuschreibungen von<br />

Außen rückte in den Mittelpunkt. Widerständige<br />

Praxis war in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

nicht mehr das Einfordern<br />

partikularer Identitäten, sondern<br />

das bewusste Spiel mit unterschiedlichen<br />

Identitätskonzepten.<br />

How to become a universal figure. Auch die<br />

diesjährigen US-Vorwahlen spiegeln<br />

diesen Trend. Während der Praxis, rassistische<br />

und sexistische Diskriminierung<br />

gegenein<strong>an</strong>der aufzuwiegen, nur eine<br />

untergeordnete Rolle zukam, war es<br />

vielmehr die Fähigkeit zum flexiblen<br />

und spielerischen Umg<strong>an</strong>g mit Identitäten,<br />

die entscheidend für den Ausg<strong>an</strong>g<br />

der Vorwahlen war. Ein Ergebnis<br />

jenes Dilemmas, das Jo<strong>an</strong> Scott vom<br />

Institute for Adv<strong>an</strong>ced Studies in der<br />

New York Times so zusammenfasst:<br />

Angesichts ihrer Niederlage beim Versuch, das Frauenwahlrecht in den 15. Zusatzartikel<br />

zu integrieren, suchten St<strong>an</strong>ton und <strong>an</strong>dere prominente Feministinnen<br />

Zuflucht bei rassistischen Argumenten oder der rassistischen Demokratischen Partei.<br />

„The question is, how do you become a<br />

universal figure when you represent<br />

movements that have claimed the right<br />

of equality for you in your difference?“<br />

Während Barack Obamas Versuch zu<br />

universalisieren als „tatkräftig” interpretiert<br />

wurde, wirkten Hillary Clintons<br />

Bemühungen „verdächtig“, so Nora Bredes<br />

vom Sus<strong>an</strong> B. Anthony Center for Women’s<br />

Leadership. Das mag zum einen<br />

damit zu tun haben, dass Clinton eine<br />

Menge Altlasten in ihr Rennen um die<br />

K<strong>an</strong>didatur mitbrachte. Ausschlaggebend<br />

für Bredes waren aber vielmehr<br />

normative Erwartungshaltungen, mit<br />

denen Frauen konfrontiert sind. Es ist<br />

Sus<strong>an</strong> B. Anthony, die engste Freundin<br />

und Mitstreiterin Elizabeth Cady<br />

St<strong>an</strong>tons, die sie in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zitiert. Echte Veränderung gäbe es<br />

nur, wenn sich auch etwas <strong>an</strong> tradierten<br />

Haltungen ändern würde, meinte diese<br />

bereits Ende des vorletzten Jahrhunderts.<br />

Sie wusste aber auch damals<br />

schon:„The habits of the ages die hard." ❚<br />

<strong>an</strong>tirassismus feminismus<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


meina schell<strong>an</strong>der<br />

Kärntner Kunststücke<br />

Sperriges Kunstwerk Kärnten: Widerständige Geister bevölkern die Kunstausstellung K08 „Em<strong>an</strong>zipation und<br />

Konfrontation. Kunst aus Kärnten 1945 bis heute“. Meina Schell<strong>an</strong>der zeigt ihre wehrhafte „Eta“ und baut<br />

den „Raum Omega“ mit verführerisch blauem Ei auf. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

Es ist schwer, im dunklen Klagenfurt<br />

neben dem Stadttheater<br />

einen Parkplatz zu finden.<br />

Das Unwetter ist vorbei, doch<br />

es fallen noch einzelne dicke<br />

Tropfen vom Himmel. Unter dem beleuchteten,<br />

von Säulen getragenen Vordach<br />

des Künstlerhauses stehen dicht<br />

gedrängt schöne Kärntnerinnen und<br />

eleg<strong>an</strong>te Kärntner. K08 ist mit seinen<br />

acht St<strong>an</strong>dorten die größte Ausstellung<br />

Kärntner Kunst seit 1945. KünstlerInnen,<br />

die alle möglichen Grenzen durchlässig<br />

machen können und medienübergreifend<br />

arbeiten, wurden in den Schauplatz<br />

Künstlerhaus eingeladen, um ihre<br />

Installationen einzubringen. Drinnen<br />

geht es rund: Aufgeregt läuft Meina<br />

Schell<strong>an</strong>der hin und her, die wenigen<br />

Stiegen im Ausstellungsraum auf und<br />

ab.„Da darf ich mich aber wohl aufregen!“,<br />

ruft die „Versp<strong>an</strong>nungs-Künstlerin“<br />

und beschwert sich mit großen Gesten.<br />

Die Künstlerin Bella B<strong>an</strong> versucht sie<br />

zu beruhigen, die Runde der Krastaler<br />

Bildhauer schaut hilflos. Zur Eröffnung<br />

der Ausstellung wurden draußen im<br />

Garten Holzbänke und Holztische aufgebaut,<br />

damit das Kärntner Publikum<br />

sein Gläschen Sekt im Sitzen schlürfen<br />

k<strong>an</strong>n. Doch als plötzlich ein Platzregen<br />

niedergeht, verlegt m<strong>an</strong> in Zeltfest-M<strong>an</strong>ier<br />

die Sitzgelegenheiten nach innen in<br />

den Ausstellungsraum. Eine Entwürdigung<br />

des Kunstraumes, befindet Meina,<br />

deren Bilder und Skulpturen genau im<br />

Ausg<strong>an</strong>gsbereich zum Garten stehen.<br />

Tagel<strong>an</strong>g hat sie geschuftet, um die<br />

Fotos: Magdalena Blaszczuk<br />

Raum-Figur „Eta“ aus Aluminium, Acrylglas<br />

und Nylon aus der Reihe<br />

„Figur/Raum“ aufzustellen. Ein Teil der<br />

Figur, ein fünf Meter l<strong>an</strong>ger Zaunbogen,<br />

besteht aus 3.000 beweglichen Teilen<br />

und ist mit metallischen Stacheln nach<br />

außen versehen. Wehrhafte Kunst, die<br />

sich gegen die festselige Vereinnahmung<br />

nicht behaupten k<strong>an</strong>n. Die Künstlerin<br />

unterbricht die Entschuldigung<br />

des Eröffnungsredners mit Zwischenrufen.<br />

Später ist der schöne hohe Saal mit<br />

dem Holzboden wieder frei, vor Meinas<br />

großen Himmelsbildern mit den gestrichelten,<br />

straffierten Zeichnungen, den<br />

„inneren Frequenzen“, spielt eine Jazzb<strong>an</strong>d.<br />

Diese tumultartige Szene spiegelte<br />

die Ambivalenz der Ausstellung „Em<strong>an</strong>


zipation und Konfrontation. Kunst aus<br />

Kärnten 1945 bis heute“ wider. Kuratorin<br />

Silvie Aigner gel<strong>an</strong>g es, in diesem Ausmaß<br />

bisher nie vorh<strong>an</strong>dene Geldmittel<br />

des L<strong>an</strong>des Kärnten für die zeitgenössische<br />

Kunst zu requirieren und diffamierte,<br />

zum Teil politisch verfolgte<br />

KünstlerInnen g<strong>an</strong>z selbstverständlich,<br />

und ohne viel Aufhebens davon zu machen,<br />

einzubeziehen. Cornelius Kolig,<br />

Bella B<strong>an</strong> oder der verstorbene Viktor<br />

Rogy hatten bisher von offizieller Seite<br />

her wenig zu erwarten, doch nun hielt<br />

L<strong>an</strong>deshauptherr und Kulturreferent<br />

Jörg Haider die Eröffnungsrede. Das<br />

künstliche Händchen, das Kolig schuf,<br />

um Haider nicht die H<strong>an</strong>d geben zu<br />

müssen, kam nicht zur Anwendung. Ein<br />

B<strong>an</strong>d des umf<strong>an</strong>greichen Kataloges ist<br />

auf slowenisch, italienisch und englisch<br />

im Springer Verlag erschienen. Wie<br />

Silvie Aigner und ihrem Team dieses<br />

Wunder <strong>an</strong> Integration gelungen ist,<br />

bleibt ein Rätsel, doch eigentlich leben<br />

ja alle Beteiligten seit Jahrzehnten in<br />

Kärnten vereint mitein<strong>an</strong>der und die<br />

Atmosphäre scheint widerständige<br />

Geister zu erzeugen.<br />

Verführerisches L<strong>an</strong>d-Ei. Ein weiteres Kärntner<br />

Wunder wird das Liaunig Museum<br />

in Neuhaus bei Lavamünd nahe der<br />

Grenze zu Slowenien bei Bleiburg sein.<br />

Eine der größten privaten Kunstsammlungen<br />

Österreichs wird hier in einer eigenwilligen<br />

Architektur gezeigt. Das<br />

Museum liegt quer wie eine Röhre in<br />

der L<strong>an</strong>dschaft. Meina Schell<strong>an</strong>der baute<br />

in dem neugeschaffen Ort ihre Installation<br />

„Raum Omega. Ruhe s<strong>an</strong>ft –<br />

du blaues L<strong>an</strong>d“ auf. Ein riesiges, leuchtend<br />

blaues Ei aus Polyesterguss liegt in<br />

einer schwarzen Gummiwiege und<br />

wird geschaukelt. „In den Raumwinkel<br />

ragen vier in der Rückw<strong>an</strong>d eingehängte<br />

Raummesser, aus der Rückw<strong>an</strong>d<br />

quellen beschwörend schwarze Nylonschwänze“,<br />

beschreibt Schell<strong>an</strong>der. Dahinter<br />

hängen blau eingefärbte Österreicher<br />

und Kärntner Fahnen von der<br />

Decke bis zum Boden. Ein drei Meter hoher,<br />

einem Golf<strong>schläge</strong>r ähnlicher Aluminiumstab<br />

ist <strong>an</strong> der Rückw<strong>an</strong>d ver-<br />

<strong>an</strong>kert und schiebt einen Ball ein.<br />

„Raum Omega charakterisiert einen politischen<br />

Tatbest<strong>an</strong>d und bezieht offensiv<br />

Stellung; eine sperrige und wehrhafte<br />

Haltung wird darin vermittelt.“ Meina<br />

Schell<strong>an</strong>der geht mit Humor <strong>an</strong> die<br />

Kombination von Kunst und Politik her<strong>an</strong>:„Das<br />

ironisierte Ambiente wirft Fragen<br />

auf:Was hat das blaue Ei wohl <strong>an</strong>wachsen<br />

lassen? War es das schaum<strong>schläge</strong>rische<br />

Rundumspiel um eine hohe<br />

Trefferquote bei denen, die am Ball<br />

waren?“, schreibt sie. „Ein strahlend<br />

schönes blaues Ei, ein L<strong>an</strong>d, dem m<strong>an</strong><br />

leicht verfällt, wiegt sich in einer ge-<br />

sp<strong>an</strong>nten Sänfte. Daraus folgt ein mögliches<br />

Schlussbild: Das Reißen der Sänfte<br />

ist vorstellbar, das L<strong>an</strong>d-Ei rollt und<br />

stürzt ab.“ Die Galerie Holzer in Villach<br />

hatte bereits 1999 das blaue Ei unter ihre<br />

Fittiche genommen und ausgestellt.<br />

„Brigitte Holzer fürchtete sich damals<br />

so wenig wie ich“, meint Schell<strong>an</strong>der<br />

heute zufrieden dazu. Doch nach der<br />

Präsentation in Villach wurde ein Ankauf<br />

einer <strong>an</strong>deren Installation, der Figur<br />

Eta, durch die damalige Kärntner<br />

L<strong>an</strong>desgalerie von Seiten des L<strong>an</strong>des<br />

Kärnten abgelehnt. Nun hat Herbert<br />

Liaunig den Raum Omega für sein quer<br />

liegendes Museum gekauft und die stachelbewehrte<br />

Figur Eta steht, aus Wien<br />

nach Kärnten heimgekehrt, im Künstlerhaus.<br />

Bei Eta sind linksseitig in eine<br />

zwei Meter hohe Aluminiumw<strong>an</strong>d achtzig<br />

Worte negativen Inhalts von „abblockend“<br />

bis „zerstörend“ graviert,<br />

rechtsseitig achtzig positive „Mittelworte<br />

der Gegenwart“ von „<strong>an</strong>nähernd“ bis<br />

„zuwendend“.<br />

Die wilde Figur Zeta zum Thema<br />

„Krieg: innen und außen“ (1999 bis<br />

2003) würde auch gut nach Kärnten<br />

passen. Vielleicht auf die Universität<br />

Klagenfurt?<br />

Gelber Erinnerungs-Faden. „Das Nähen hat<br />

sich in den Sommermonaten, als ich<br />

auf der Akademie war, weiter entwickelt.<br />

Das hat mich geprägt. Erstens<br />

von der harten, nervös besetzten Arbeit<br />

her, für die m<strong>an</strong> sehr wenig Geld bekam,<br />

und zweitens durch diese Fäden,<br />

die überall waren, wo du hingeschaut<br />

hast, im g<strong>an</strong>zen Haus. Vielleicht<br />

stammt daher dieser lineare Duktus in<br />

mir“, erzählt Meina Schell<strong>an</strong>der. Die<br />

Künstlerin hängt in Ludm<strong>an</strong>nsdorf fest,<br />

wo sie ihre Installation, die ein Jahr<br />

l<strong>an</strong>g den Maria Saaler Dom umsp<strong>an</strong>nte<br />

und vernähte, am Dach des alten Häuschens<br />

ihrer verstorbenen Mutter, der<br />

Schneiderin Maria Schell<strong>an</strong>der, befestigt.<br />

Ein Gemeindebediensteter wurde<br />

ihr vom Bürgermeister aus abgestellt.<br />

Eine l<strong>an</strong>ge Leiter lehnt am Dach. Das<br />

Feld hat sie gemäht, im Acker Ver<strong>an</strong>kerungen<br />

befestigt. „Es hat was von L<strong>an</strong>d-<br />

„Raum Omega charakterisiert einen politischen Tatbest<strong>an</strong>d und bezieht offensiv<br />

Stellung; eine sperrige und wehrhafte Haltung wird darin vermittelt.“<br />

gewinnung“, meint sie. Eine Gedichtzeile<br />

von Gustav J<strong>an</strong>us „Z rumeno nitjo<br />

sem zasil(a) konca nastajocega dneva/Mit<br />

gelbem Faden habe ich vernäht<br />

die Enden des werdenden Tages“ inspirierte<br />

die Künstlerin den riesigen Felsendom<br />

mit einem 900 Meter l<strong>an</strong>gen<br />

gelben Seil zu verknüpfen. Eine fünf<br />

Meter hohe Nadel aus Holz und die im<br />

Boden ver<strong>an</strong>kerten Holzbuchstaben<br />

des Wortes „HomMmage“ waren vernetzt<br />

und verwebt mit dem sakralen<br />

Gebäude.<br />

Meina Schell<strong>an</strong>der hat sich nie als<br />

Malerin oder Bildhauerin bezeichnet,<br />

sondern immer als „Bauerin“. Obwohl<br />

viele ihrer Werke, wie die Vorplatzgestaltung<br />

„Flucht in die Dist<strong>an</strong>z“ der HTL<br />

Ferlach, der Film „Wir in die Zeit verb<strong>an</strong>nt<br />

und in den Raum gestoßen …“ zu<br />

Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n, die sie als Leitfigur<br />

des Dichtens und des Feminismus der<br />

Nachkriegsjahrzehnte bezeichnet, oder<br />

die <strong>an</strong> Simone Weil erinnernde temporäre<br />

Rauminstallation „Konnexion 2.<br />

Schwerkraft und Gnade“ in der Wiener<br />

Jesuitenkirche (bis November) <strong>an</strong> die<br />

Kunst des Feminismus erinnern, sagt<br />

sie im Gespräch:„Diese Kategorien von<br />

Frauen oder Männern in der Kunst hat<br />

es bei mir nie gegeben. Ich habe einen<br />

seriellen konzeptuellen Ansatz. Ich bin<br />

eher eine ziemliche Einzelgängerin, die<br />

von ihren Ideen bestimmt und besetzt<br />

ist.“ „Kmalu, ko bom zunaj, bom spet<br />

tukaj“, endet das Gedicht von J<strong>an</strong>us.<br />

„Werde bald auswärts sein, werde da<br />

wieder hier sein.“ ❚<br />

<<br />

<<br />

schell<strong>an</strong>der meina<br />

Kataloge und Kunstbeispiele von<br />

Meina Schell<strong>an</strong>der im Lokal<br />

„Deew<strong>an</strong>“ ihrer Tochter Natalie<br />

Deew<strong>an</strong> in Wien.<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


queer.feministische tage<br />

St<strong>an</strong>ding up in a c<strong>an</strong>oe<br />

Und zu den Festen …<br />

Mitte <strong>September</strong> finden in Wien die „Queer-Feministischen Tage“ statt. Jenny Unger freut sich darauf.<br />

www.queerfemtagesind.org<br />

1 www.queerfemtagesind.org<br />

2 www.queerfemta.de<br />

3 www.queerfemta-marburg.de<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

Wieder ein Festival. Ein feministisches.<br />

Nach „Lust am Verrat“<br />

und der „Ladyzzz' Mile“ heuer<br />

jetzt also auch noch ein Herbstfest.<br />

Oder ein Spätsommerfest.<br />

Ladyfest gibt’s ja keines in diesem Jahr.<br />

Dafür aber dieses hier: die Queer-Feministischen<br />

Tage. 10.-14. <strong>September</strong>. In<br />

Wien. Wo genau? Überall. An den üblichen<br />

verdächtigen Orten. Wahrscheinlich<br />

mit den üblichen verdächtigen Leuten.<br />

Wahrscheinlich passt der Begriff<br />

Festival gar nicht, denn im Untertitel<br />

nennt es sich Projekt. Subversives Projekt.<br />

„Subversives Selbstermächtigungsprojekt,<br />

das 2003 entst<strong>an</strong>den ist und<br />

sich als Plattform für den Austausch<br />

queerer, feministischer und <strong>an</strong>tirassistischer<br />

Positionen aus Praxis und Theorie<br />

versteht.“ 1 Workshop, Vorträge, Marches<br />

und Partys. Ja das Übliche eben.<br />

Aber ich bin so froh, dass es kommt. Leben<br />

in der Stadt. Wildsein in der Stadt.<br />

Feministisches Abenteuer.<br />

Auf einem Haufen. Ich werde zu keiner<br />

Diskussion gehen. Die sind meistens<br />

tagsüber und da arbeite ich. Ein March<br />

wird sich auch nicht ausgehen. Da ist<br />

bestimmt irgendetwas <strong>an</strong>deres. Ein Geburtstag<br />

zum Beispiel. Oder schiaches<br />

Wetter. Zu den Konzerten werde ich<br />

aber gehen. Und zu den Festen. Ich bin<br />

eine Partygängerin. Ich oute mich hier.<br />

Und frage mich, ob es viele solche wie<br />

mich gibt. Solche, die wie ich genau diese<br />

Feste mögen: die üblichen verdächti


gen Leute, die so schön feministisch<br />

sind. Und jetzt d<strong>an</strong>n auch noch subversiv<br />

und <strong>an</strong>tirassistisch und neben dem<br />

feministisch auch noch queer. Diese aktionistischen<br />

Personen, die sich politisch,<br />

künstlerisch, aktivistisch, basisdemokratisch<br />

und org<strong>an</strong>isatorisch<br />

betätigen. Die mag ich. Und ich mag<br />

die Ver<strong>an</strong>staltungen, die diese Leute zusammenbringen.<br />

Auf einen Haufen.<br />

Denn in diesem Haufen fühl’ ich mich<br />

so wohl. Und muss nicht mehr viel<br />

diskutieren. K<strong>an</strong>n einfach splitten und<br />

veg<strong>an</strong> sein. K<strong>an</strong>n meine Haare überall<br />

wachsen lassen. Ohne erklären zu müssen,<br />

warum sie da wachsen. Brauch mir<br />

nicht dumme Sprüche <strong>an</strong>hören. Sondern<br />

k<strong>an</strong>n so schön entsp<strong>an</strong>nt einfach<br />

über nix reden. Weil das Wichtige ohnehin<br />

im Raum steht. Meistens jedenfalls,<br />

wenn schon nicht immer.„ ... der<br />

geschaffene Ort frei sein soll von Homophobie,<br />

Tr<strong>an</strong>sphobie, Sexismus, Rassismus,<br />

Antisemitismus, Diskriminierung,<br />

Ignor<strong>an</strong>z, Respektlosigkeit, Macht, (sexueller)<br />

Belästigung, Größenwahn, …“ 2<br />

Den theoretischen Tellerr<strong>an</strong>d überblicken.<br />

Was queer ist und was feministisch ist,<br />

muss ich <strong>an</strong> den Abenden nicht mehr<br />

diskutieren. In eurer Vorbereitung habt<br />

ihr das Queer-Feministische sicher zur<br />

Genüge untersucht. Ist es Vieles und für<br />

Viele unterschiedlich und d<strong>an</strong>n doch<br />

wieder gleich? Für Marburg, wo ihr<br />

2006 wart, bedeutete das Queer-Feministische<br />

das: „Queer-feministisch bedeutet<br />

für uns also … die Pole ‚Frau –<br />

M<strong>an</strong>n‘,‚homosexuell – heterosexuell‘,<br />

‚schwarz – weiß‘ etc. kritisch zu hinterfragen<br />

und den Versuch zu unternehmen,<br />

damit verbundene Diskriminierungen<br />

aufzulösen. Gleichzeitig wollen wir<br />

vermeiden, dass die real existierende Benachteiligung<br />

von Frauen und Homo-/<br />

Bi-/ Tr<strong>an</strong>ssexuellen u. a. aus dem Blickfeld<br />

gerät.“ 3<br />

Und was bedeutet das Queer-Femi-<br />

Schwarze Frauen Community, Bild: Petja Dimitrova<br />

nistische in Wien? Was war es in Ham-<br />

burg, Freiburg und Berlin? Finden wir es<br />

im <strong>September</strong> raus? Wie funktioniert<br />

das Queer-Feministische? Praktisch,<br />

mein’ ich? Geben die Queer-Feministischen<br />

Tage in Wien „vielfältigen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />

um queere und feministische<br />

H<strong>an</strong>dlungspraktiken einen<br />

Raum?“ 2<br />

Werden sie, wie es das Ziel in Berlin<br />

war, auf „gerade die h<strong>an</strong>dlungspraktische<br />

Dimension der Diskussion über<br />

queer und Feminismus fokussieren,<br />

mithin einen theoretischen Tellerr<strong>an</strong>d<br />

überblicken?“ 2 Wird es also praktisch<br />

werden?<br />

Den Heimweg leuchten. Queer-Feministische<br />

Tage kommt schnell und auch<br />

gleich im nächsten Jahr wieder. Zeigt<br />

Filme. Schaut Filme. Und macht welche.<br />

Macht Kunst. Und Gegenkunst. Perform<strong>an</strong>ces.<br />

Und verqueert euch. Lest. Ich<br />

hör’ zu. Diskutiert. Vielleicht diskutiere<br />

ich doch mit. Bastelt. H<strong>an</strong>dwerkt.<br />

Marcht. Seid verkettet und interveniert.<br />

Macht Ausstellungen. Enteignet hetero-<br />

Zeigt Filme. Schaut Filme. Und macht welche. Macht<br />

Kunst. Und Gegenkunst. Perform<strong>an</strong>ces. Und verqueert<br />

euch. Lest. Diskutiert. H<strong>an</strong>dwerkt. Marcht. Seid<br />

verkettet und interveniert. Macht Ausstellungen.<br />

Enteignet heteronormative Privilegien. Zerlegt die<br />

alten Sprachen und findet neue. Spielt Theater.<br />

Unsichtbar und sichtbar. Seid aktionistisch.<br />

normative Privilegien. Zerlegt die alten<br />

Sprachen und findet neue. Spielt Theater.<br />

Unsichtbar und sichtbar. Seid aktionistisch.<br />

Volxküche, Spaß, Austausch und<br />

Vernetzung sind das meine. Ich bin froh,<br />

Queer-Feministische Tage, dass ihr mir<br />

das bietet. Ich muss nichts tun und k<strong>an</strong>n<br />

dabei sein. Macht alles, was euch sonst<br />

noch einfällt. Ich bin mir sicher, ich k<strong>an</strong>n<br />

euch applaudieren und schau euch gerne<br />

zu. Ich bin nur zu müde, selbst etwas<br />

zu tun. Einen Schlafplatz k<strong>an</strong>n ich <strong>an</strong>bieten.<br />

Für die Queerfeministische Besucherin<br />

in Wien. Hilft das?<br />

Liebe Queer-Feministische Tage.<br />

Ich bin euch schon d<strong>an</strong>kbar für die<br />

Straßenfeste, die mir den Sommer versüßt<br />

haben. Für Camp Baptism im marea<br />

alta. Für euren bestialischen Stadtschmuck,<br />

der mir abends den Heimweg<br />

leuchtet. Und ich weiß genau, dass da<br />

noch Gutes kommen wird. ❚<br />

<strong>an</strong>drea p<strong>an</strong>zer<br />

pärchennest<br />

I am not only a lousy writer, I am also a fabulous musici<strong>an</strong>. And<br />

when one has a b<strong>an</strong>d that goes well, one tries to support other<br />

musici<strong>an</strong>s by taking them on tour as support act or whatever. I<br />

know this smartass cool chick. She is not only a hot babe with <strong>an</strong><br />

attitude, but she c<strong>an</strong> also write. Like, really write. That is why she<br />

tells you the story this time. Proudly presenting my support act:<br />

gestern bin ich in ein lesbennest gefahren, wer hätte das gedacht.<br />

m<strong>an</strong> glaubt es kaum, aber ich mache gerade pärchenurlaub.<br />

„pärchen“. ich bin ein pärchen. natürlich trägt meine freundin<br />

ihres dazu bei, trotzdem geht's jetzt grad um mich. das ist in<br />

meiner ged<strong>an</strong>kenwelt übrigens meistens so, auch wenn ich sie<br />

grad zu papier bringe und ob des fehlenden protests – wer<br />

außer mir soll denn auch – vermutlich auch gut so. vermutlich.<br />

ich muss mir meine fingernägel feilen, seh ich grad. ein nachteil<br />

beim denken, vermut(l)ich, ist ja auch, dass m<strong>an</strong> sich so<br />

schnell ablenken lässt. also bei mir ist das so. möglicherweise,<br />

weil es gelegentlich erstaunlich viel zu bedenken gibt, oder einer<br />

schnell fad wird mit sich selbst allein im eigenen kopf (zumal<br />

das bei mir zusätzlich gar eine sehr skurrile umgebung<br />

ist.) da ist so eine pärchenidentität schon auch eine bereicherung!<br />

bei zunehmender fadesse k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zur abwechslung in<br />

eine <strong>an</strong>dere, sp<strong>an</strong>nendere welt eintauchen, ohne sich allzusehr<br />

von sich selbst zu entfernen und voller vorfreude auf kommendes<br />

in erinnerungen schwelgen, oder so was. oder was auch<br />

immer. ach herrje, was bin ich grad schmalzig, das trieft ja fast<br />

schon. das ist das pärchen. so.<br />

und ich schweife ab, ich wollte doch ... ja, lesbennest. also. mit<br />

meinem geeichten und durchs erschreckend l<strong>an</strong>ge single-dasein<br />

sensiblen gaydar, hab ich sie hier ja gleich erk<strong>an</strong>nt, die vielen<br />

lesben auf dieser kleinen kroatischen insel.<br />

da fühl ich mich doch gleich wohler beim rumlesben, richtig<br />

aufgehoben, das ist schön, wer hätte das gedacht, ein lesbennest<br />

also! und wer hat sich das noch nicht gedacht. vor einem<br />

urlaub nämlich. wer hat den gayfaktor noch nicht in seine<br />

überlegungen miteinbezogen, in wie weit m<strong>an</strong> selbst im urlaub<br />

dazu bereit ist, sich zu verstecken, oder sich zumindest zu<br />

erkundigen, wo die nächste gaybar ist.<br />

ich wär vermutlich nirgends dazu bereit gewesen, immerhin<br />

ist das mein erster pärchenurlaub; ich will hier nicht kämpfen,<br />

sondern mein mädchen küssen und schnorcheln gehen. meine<br />

arena ist der alltag und da schlag ich mich <strong>an</strong>strengender weise<br />

eh gut. und, lucky me, hier ist es herrlich, ich k<strong>an</strong>n nach lust<br />

und laune rumlesben, keine bösen blicke, nachstellungen, <strong>an</strong>passungszwänge<br />

oder unpassende zwischenrufe. ich hab<br />

tatsächlich urlaub. das ist gut, dovidenia.<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


Sisters: Gender Riots<br />

Yo Majesty: Futuristically Speaking …<br />

Never Be Afraid<br />

Scream Club:<br />

www.myspace.com/screamclub<br />

Katastrophe:<br />

www.myspace.com/katastropherap<br />

Athens Boy Choir:<br />

www.myspace.com/athensboyschoir<br />

Team Gina:<br />

www.myspace.com/teamgina<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

We got the Flow<br />

Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl geben Anspieltipps für eine Reise durch basslastige Beats,<br />

queer-feministischen Rap und HipHop.<br />

Der Anlass, zu dem sich vor acht<br />

Jahren die Sisters Keepers <strong>an</strong>alog<br />

zu den Brothers Keepers gründeten,<br />

war ein denkbar trauriger: Im<br />

Juni 2000 war der aus Mosambik<br />

stammende Alberto Adri<strong>an</strong>o in einem<br />

Dessauer Park von Rechtsextremen zu<br />

Tode geprügelt worden. Als Statement<br />

gegen Rassismus und Xenophobie aus<br />

afrodeutscher Perspektive veröffentlichten<br />

die Brothers Keepers im Winter<br />

2001 das Album „Lightkultur“, auf dem<br />

auch zwei Stücke der Sisters Keepers<br />

enthalten waren. Knapp acht Jahre später<br />

ist der weibliche Teil des Kollektivs,<br />

unter dem prägn<strong>an</strong>t verkürzten B<strong>an</strong>dnamen<br />

Sisters neu zusammengesetzt,<br />

mit einem ersten kompletten Album<br />

zurück. Der Titel Gender Riots macht<br />

deutlich, dass dem kritischen Blick auf<br />

Fremdenhass noch die Sicht auf die<br />

spezifisch weibliche Form der Unterdrückung<br />

hinzugefügt wurde, um so die<br />

leidige „triple oppression“ aus „race,<br />

class, gender“ kontern zu können. Die<br />

Texte der sieben Musikerinnen, die von<br />

vier Gast-Stars unterstützt werden,<br />

sprechen auf englisch und deutsch von<br />

Solidarität unter Frauen („Ich bin mein<br />

sister’s keeper“), rufen zur Kollektivierung<br />

auf („Unite“) und erinnern <strong>an</strong> die<br />

Lebensrealitäten der weniger Begünstigten<br />

(z. B. <strong>an</strong> „Uschi“, die ihre „Muschi“<br />

verkaufen muss). Musikalisch bewegt<br />

sich die von Matthias Arfm<strong>an</strong>n<br />

produzierte Platte zwischen gängigen<br />

Neu-St<strong>an</strong>dards aus Pop, Reggae, HipHop<br />

und Soul und präsentiert dabei Unk<strong>an</strong>tiges,<br />

das es vielleicht auch in die Hitparaden<br />

schaffen könnte.<br />

Mehr Ecken und K<strong>an</strong>ten haben die<br />

beiden furchtlosen Ladies des aus Tampa,<br />

Florida stammenden HipHop-Duos<br />

Yo Majesty und sind dabei nichts weniger<br />

als eine Sensation. Denn w<strong>an</strong>n hat<br />

es das schon einmal gegeben, dass zwei<br />

schwarze Butch-Lesben unverblümt<br />

über „Kryptonite Pussy“ und <strong>an</strong>geberische<br />

Männer rappen? Noch dazu über<br />

undogmatisch-eklektische Sounds zwischen<br />

Punkrock und Booty Bass, die so<br />

aggressiv zum T<strong>an</strong>zen auffordern, dass<br />

sich der Einladung gar<strong>an</strong>tiert niem<strong>an</strong>d<br />

verweigern k<strong>an</strong>n? Eben. Yo Majestys Futuristically<br />

Speaking … Never Be Afraid<br />

ist jetzt schon eine der Platten des Jahres<br />

– auf keinen Fall verpassen.<br />

HipHop hat in den USA im Unterschied<br />

zu hier schon längst mit Pop<br />

gleichgezogen – Rap dominiert den Mainstream,<br />

die HipHop-Kultur ist in der<br />

US-amerik<strong>an</strong>ischen Populärkulturproduktion<br />

längst kein Minderheiten- oder<br />

gar Außenseiterthema mehr, sondern in<br />

der Mitte der Gesellschaft <strong>an</strong>gekommen.<br />

So verwundert es nicht, dass immer<br />

mehr queer-politische Künstler_Innen<br />

und B<strong>an</strong>ds im Riot-Grrrl-Stil auch<br />

HipHop für sich einnehmen.<br />

Für das Subgenre des Lo-Fi-HipHop<br />

stehen Scream Club, die auch schon<br />

Mal Österreich besucht haben. Cindy<br />

Wonderful und Sarah Adorable kombinieren<br />

Electrosounds mit durchaus <strong>an</strong>rüchigen<br />

und sexuell expliziten queeren<br />

Texten. Nach einer Kollaboration mit Peaches<br />

gibt es demnächst einen neuen<br />

Scream Club-Song, diesmal mit Beth<br />

Ditto of The Gossip-Fame. Scream Club<br />

haben, g<strong>an</strong>z in der Tradition ihrer Hei-<br />

matstadt Olympia/Washington, wo ja<br />

auch K-Records und Kill Rock Stars beheimatet<br />

sind, ein eigenes Label, Crunks<br />

not Death, gegründet, um weitere<br />

queere Künstler_Innen zu featuren und<br />

zu förden:„We w<strong>an</strong>t to make you d<strong>an</strong>ce<br />

<strong>an</strong>d make you think“.<br />

Einer der Künstler auf Crunks Not<br />

Death ist Katastrophe aus S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco,<br />

der derzeit gerade seine dritte CD<br />

fertig stellt und sich als Tr<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n seinen<br />

Platz in der HipHop-Welt hart erkämpfen<br />

musste. Die Beats sind eher<br />

Grime-lastig, die Texte politisch explizit.<br />

Genauso wie die Lyrics vom Athens<br />

Boy Choir, der entgegen seines B<strong>an</strong>dnamens<br />

nur aus Katz besteht, ebenso<br />

wie Katastrophe FTM. Da hören die<br />

Parallelen aber auch schon wieder auf.<br />

Während Katastrophes Musik eher<br />

einen düsteren Grundton hat, ist Athens<br />

Boy Choir beschwingt und ironisch,<br />

wie zum Beispiel beim wunderbaren<br />

„Fagette“ (inklusive noch wunderbarerem<br />

Video): Eine p<strong>an</strong>sexuelle Hymne<br />

„for the girls, the boys, the others“, die<br />

uns neu buchstabieren lehrt: „GLB-<br />

TQILMNOP, apples <strong>an</strong>d or<strong>an</strong>ges, they're<br />

all fruits to me!“ Athens Boy Choir hat<br />

soeben die CD Bar Mitzvah Superhits<br />

of the 80s 90s <strong>an</strong>d Today herausgebracht.<br />

Ein weiterer Anspieltipp sind Team<br />

Gina, mit dem „Butch/Femme Song“<br />

oder gleich der Film „Pick up the mic –<br />

The Evolution of Homohop“, in dem<br />

zwölf queere Artists über ihre Welt, ihre<br />

Musik und – wie k<strong>an</strong>n es <strong>an</strong>ders sein –<br />

auch über ihre Probleme mit homophobem<br />

HipHop erzählen. ❚


Nachprüfung in drei Gegenständen<br />

Rassistisch und sexistisch? Zwei Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologinnen haben aktuelle<br />

österreichische Schulbücher <strong>an</strong>alysiert. Von Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Christa Markom und Heidi<br />

Weinhäupl haben sich die jeweils<br />

drei auflagenstärksten<br />

Geographie-, Geschichte- und<br />

Biologiebücher des Jahres 2005<br />

für die 5.-8. Schulstufe – also für 10- bis<br />

14-jährige SchülerInnen – vorgenommen,<br />

um sie auf Rassismen, Exotismen,<br />

Sexismen und Antisemitismus hin zu<br />

überprüfen.<br />

Die gute Nachricht lautet: Neuere<br />

Schulbücher vermeiden teilweise Klischees<br />

und Stereotype, die noch vor wenigen<br />

Jahren üblich waren. Die weniger<br />

gute Nachricht: Diskriminierung wird<br />

wenig oder nicht ben<strong>an</strong>nt, kritisches<br />

Hinterfragen oder ernsthaftes Analysieren<br />

wird von den meisten Büchern weder<br />

geleistet noch <strong>an</strong>geregt.<br />

Ausführlich widmen sich Markom<br />

und Weinhäupl der Darstellung des<br />

„Orient“, des „Islam“ und der „Dritten<br />

Welt“ in den Geographie- und Geschichtsbüchern,<br />

inklusive der Darstellung<br />

der „Rolle der Frau“ in diesen Kontexten.<br />

Sie konstatieren dabei – neben<br />

einigen positiven Ausnahmen – noch<br />

immer viel M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Objektivität zugunsten<br />

eines eurozentristischen Weltbildes,<br />

<strong>an</strong> dessen Oberfläche kaum gekratzt<br />

wird. Viel zu häufig werden Frauen<br />

in der „Dritten Welt“ generalisierend<br />

und simplifizierend als „Opfer der eigenen<br />

Kulturtraditionen“ dargestellt. Befreiungsbewegungen<br />

gegen den Kolonialismus<br />

finden auch in den fort-<br />

schrittlicheren der Bücher wenig oder<br />

keinen Platz. Hingegen war in zumindest<br />

einem der Geschichtsbücher noch<br />

ein Sprachgebrauch zu finden, in dem<br />

es g<strong>an</strong>z ohne Gänsefüßchen und vollständig<br />

unreflektiert vor Bezeichnungen<br />

wie „Pygmäen“,„Indi<strong>an</strong>er“,<br />

„Buschmänner“,„Eskimos“ und auch<br />

„Zigeuner“ nur so wimmelte.<br />

Gründlich gehen die Autorinnen<br />

dem Umg<strong>an</strong>g mit Antisemitismus<br />

nach: vom christlichen Antijudaismus<br />

über den biologistisch-rassistischen<br />

Antisemitismus im Geschichtsunterricht<br />

bis zum linken und islamistischen<br />

Antizionismus bei der Darstellung<br />

des Nahostkonflikts in Geographie.<br />

Sie bemerken unter <strong>an</strong>derem,<br />

dass Pogrome und Vertreibungen in<br />

der älteren Österreichischen Geschichte<br />

g<strong>an</strong>z einfach ausgelassen sind. Auch<br />

wird die <strong>an</strong>tisemitische Politik Maria<br />

Theresias verschwiegen und stattdessen<br />

das Toler<strong>an</strong>zpatent von Josef II.<br />

ausgebreitet.<br />

Wie schön: Homosexualität wird<br />

nicht mehr ausgeblendet. Bei ihrer<br />

Thematisierung bemühen sich die<br />

SchulbuchschreiberInnen sogar um einen<br />

nicht-pathologisierenden Tonfall.<br />

In der gleichen konfliktscheuen M<strong>an</strong>ier<br />

wie bei der Beh<strong>an</strong>dlung <strong>an</strong>derer Themenfelder<br />

auch, werden allerdings weder<br />

die historische Unterdrückung<br />

noch aktuelle Diskriminierungen von<br />

Lesben und Schwulen erwähnt. Und<br />

auf der Ebene der Illustrationen werden<br />

die freundlichen Worte zudem<br />

mitunter durch tendenziöse Bilder<br />

konterkariert. Geschlechtergerechte<br />

Ausgewogenheit, die der noch weit<br />

verbreiteten Ausblendung von Lesben<br />

beim Thema Homosexualität entgegenwirken<br />

könnten, lassen sowohl die<br />

Text- als auch die Bilder-Ebene vermissen:<br />

So findet sich das Lesbische in der<br />

Analyse sämtlicher Biologiebücher unter<br />

der bezeichnenden Überschrift<br />

„G<strong>an</strong>z im Abseits“, gemeinsam mit der<br />

(Nicht-)Erwähnung von Tr<strong>an</strong>sgender<br />

und Intersexualität wieder. G<strong>an</strong>z allgemein<br />

verwendet leider keines von<br />

sämtlichen untersuchten Büchern<br />

konsequent geschlechtergerechte<br />

Sprache. Die Hinterfragung von Geschlechterrollen<br />

bleibt im Ansatz<br />

stecken.<br />

Im abschließenden Methodenkapitel<br />

legen die Autorinnen ihre Arbeitsweise<br />

dar und liefern LehrerInnen und<br />

interessierten Eltern damit eine H<strong>an</strong>dreichung<br />

zum Selbst<strong>an</strong>alysieren der verwendeten<br />

Schulbücher. Darüber hinaus<br />

finden sich in allen Kapiteln praktische<br />

und tatsächlich sehr praktikable Anregungen<br />

für den Unterricht, um unkritische<br />

oder fragwürdige Schulbuchinhalte<br />

durch Informationen <strong>an</strong>zureichern, in<br />

Forschungsaufgaben oder Diskussionen<br />

zu überzuführen und somit den SchülerInnen<br />

mehr zu bieten als das, was im<br />

Buch steht. ❚<br />

Christa Markom, Heidi Weinhäupl:<br />

Die Anderen im Schulbuch.<br />

Rassismen, Exotismen, Sexismen<br />

und Antisemitismus in österreichischen<br />

Schulbüchern.<br />

Sociologica B<strong>an</strong>d II, herausgegeben<br />

von Hilde Weiss und Christoph<br />

Reinprecht. Braumüller Verlag 2007,<br />

24,90 Euro<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

Beschränktes<br />

Subjekt<br />

Aufschlussreiches zur Differenz<br />

von okzidentalen<br />

und orientalen Geschlechter-<br />

und Subjektvorstellungen<br />

versprach dieses<br />

Buch. Denn gerade der Begriff<br />

des „Subjekts“ (und<br />

all seinen bedeutungsschw<strong>an</strong>geren Konnotationen)<br />

ist ja eine abendländische (Aus)Geburt.<br />

Doch ein Gutteil der Studie beschäftigt sich mit<br />

der Entwicklung des „Werkzeugs“ „für die diskurstheoretische<br />

Analyse von Interviewtexten“, womit<br />

die Autorin „einen Beitrag zur Diskussion der<br />

Diskurs<strong>an</strong>alyse als eigenständiger Methode der<br />

qualitativen Sozialforschung leisten möchte“. Die<br />

Publikation ist also in erster Linie eine soziologieimm<strong>an</strong>ente<br />

Diskussion zwischen Sozialkonstruktivismus<br />

und Diskurs<strong>an</strong>alyse, um beide erkenntnistheoretischen<br />

Labels zusammen zu bringen.<br />

Hierzu wird ein eloquenter kultursoziologischer,<br />

gendertheoretischer, postkolonialistischer<br />

und … und … Parcours geliefert, der auch gegen eigene<br />

Wissenslücken hilfreich sein k<strong>an</strong>n. Das Spezielle<br />

<strong>an</strong> der Lektüre ist der selbstkritische Nachvollzug<br />

des Entstehungsprozesses der Studie selber,<br />

also dass die Autorin ihre eigenen Vor<strong>an</strong>nahmen<br />

durch den G<strong>an</strong>g der diskurs<strong>an</strong>alytischen<br />

AutorInnen hindurch modifiziert.<br />

Anh<strong>an</strong>d von Interviews mit Jugendlichen<br />

verschiedener Herkünfte zur Frage, ob es einem/einer<br />

schon mal passiert sei, jem<strong>an</strong>den als<br />

Frau/M<strong>an</strong>n zu identifizieren, um d<strong>an</strong>n festzustellen,<br />

dass m<strong>an</strong> sich geirrt habe, werden die<br />

unterschiedlichen diskursiven Regeln als M<strong>an</strong>n<br />

bzw. Frau in westlichen und in muslimischen<br />

Vor- und Darstellungen zu gelten, erforscht. Und<br />

hier bei den Schlussfolgerungen wird es für ein<br />

Erkenntnisinteresse <strong>an</strong> der Themenstellung<br />

selbst sp<strong>an</strong>nend. Ein paar Sequenzen daraus: in<br />

der abendländischen „Zivilisationsgeschichte“<br />

ist Sexualität (seit Augustinus und mit Foucault)<br />

immer in der Nähe des Übels verortet,<br />

während im muslimischen Kontext diese den<br />

Vorgeschmack auf das Paradies darbietet. Von<br />

daher geht es dem westlichen Subjekt hier um<br />

den „Willen zu Wissen“, darum, das eigene Begehren<br />

zu <strong>an</strong>alysieren, während es im muslimischen<br />

Rahmen um den „Gebrauch der Lüste“, also<br />

um das „Praxissubjekt“ geht und nicht darum,<br />

seine Regungen zu erforschen. Hier Interesse<br />

am Begehren, dort Interesse am Vollzug – von<br />

daher auch die strikte Geschlechtersegregationsordnung.<br />

In b e i d e n Diskursen jedoch sind<br />

Frau und M<strong>an</strong>n in einer asymmetrischen Struktur<br />

aufein<strong>an</strong>der bezogen: diese Regelung bedeutet<br />

für Frau keine Spiegelbildlichkeit, sondern die<br />

Nachr<strong>an</strong>gigkeit des „Terms Frau“ ist in beiden<br />

„Kulturen“ ähnlich. Mit dem Unterschied, dass es<br />

im muslimischen Diskurs um die Komplementarität<br />

der Geschlechter geht und im Westen um<br />

eine kontradiktorische Struktur. Die weiteren interess<strong>an</strong>ten<br />

Einsichten mögen die LeserInnen<br />

selber haben. Auch diese, dass die aktuell präferierten<br />

Referenzen auf den Diskurs als Rahmenregelung<br />

von allem und jeder/m, wie Foucault<br />

und Butler es einschreiben, selbst totalisierend<br />

sind. Z.B. wird eben nicht jedes Subjekt durch das<br />

Verbot des Begehrens konstituiert; dies ist eine<br />

westliche Genealogie. Und es gibt die Macht<br />

d e s Diskurses ebenso wenig wie die eine Vernunft.<br />

Es ginge darum zu erkennen, dass es heute<br />

keinen Diskurs im Singular gibt, keine Diskursgrenzen<br />

in einer globalen Welt.<br />

Birge Krondorfer<br />

Ursula Mihciyazg<strong>an</strong>: Der Irrtum im Geschlecht. Eine Studie zu Subjektpositionen<br />

im westlichen und im muslimischen Diskurs<br />

Tr<strong>an</strong>script <strong>2008</strong>, 29,80 Euro<br />

Jüdische<br />

Faschistin<br />

Im faschistischen Italien<br />

f<strong>an</strong>d sie höchstens noch<br />

als Mussolinis Biografin<br />

Erwähnung: Die Frau, die<br />

zehn Jahre die Geliebte<br />

des Duce war und seinen<br />

Aufstieg in entscheidender<br />

Weise begleitet und gefördert hat. Denn<br />

Margherita Sarfatti war Jüdin. Als Mäzenin der<br />

kriegsbegeisterten Futuristen um Filippo Tommaso<br />

Marinetti war sie gleichzeitig eine glühende<br />

Anhängerin faschistischer Ideologie. Allerdings<br />

gehörten Juden und Jüdinnen für sie ebenfalls<br />

zur „Herrenrasse“. Die Nazis sahen das bek<strong>an</strong>ntlich<br />

<strong>an</strong>ders und Sarfatti musste in die USA<br />

emigrieren.<br />

Mari<strong>an</strong>ne Brentzel und Uta Ruscher haben<br />

eine beeindruckende Biografie über eine Frau<br />

geschrieben, die sich auch einmal als Feministin<br />

engagiert hatte, bevor sie das Mutterideal des<br />

Faschismus übernahm. „Ich habe mich geirrt.<br />

Was soll’s“ ist ein packendes und aufschlussreiches<br />

Buch, das allenfalls dafür kritisiert werden<br />

muss, das titelgebende, lapidare Zitat Sarfattis<br />

allzu sehr zu beherzigen. Die Frage nach ihrer<br />

Schuld wird von den Autorinnen nur äußerst zögerlich<br />

gestellt und mitunter scheint es so, als<br />

könne sie allein ihr Jüdischsein entlasten.<br />

Lea Susemichel<br />

Mari<strong>an</strong>ne Brentzel/Uta Ruscher: Margherita Sarfatti. „Ich habe mich<br />

geirrt. Was soll’s.“ Jüdin. Mäzenin. Faschistin.<br />

Atrium <strong>2008</strong>, 22,90 Euro<br />

Literaturrevolution<br />

in Venezuela<br />

Teresa de la Parra wurde<br />

1889 als Tochter eines venezol<strong>an</strong>ischen<br />

Konsuls in<br />

Paris geboren. Mit zwei<br />

Jahren zog die Familie<br />

zurück nach Venezuela,<br />

nach dem Tod des Vaters<br />

ging die Mutter mit der<br />

Tochter wieder nach Europa, nach Sp<strong>an</strong>ien, wo<br />

Teresa ein katholisches Internat besuchte. Nach<br />

ihrem Schulabschluss kehrte Teresa de la Parra<br />

1909 zurück nach Venezuela und widmete sich<br />

der Literatur. Bis hierher sind die autobiografischen<br />

Züge ihres Rom<strong>an</strong>debüts „Tagebuch einer<br />

jungen Dame, die sich l<strong>an</strong>gweilt“ stark erkennbar.<br />

Das Buch erschien 1924 und thematisierte<br />

erstmals die Rolle der Frau in Lateinamerika, erzählte<br />

die „Geschichte einer Umerziehung“, so


Maike Albath im Nachwort der Neuauflage:„Die<br />

liebenswert-widerspenstige Maria Eugenia<br />

Alonso wird um den Preis ihrer inneren Vernichtung<br />

zu einer vorzeigbaren Ehefrau in spe verw<strong>an</strong>delt.“<br />

Es empfiehlt sich, dieses Nachwort<br />

vor dem Rom<strong>an</strong> zu lesen, weil darin Vieles erklärt<br />

wird, was die Erzählung verständlicher und<br />

die Ironie sichtbar macht. Mit ihrem Rom<strong>an</strong>, der<br />

schonungslosen Demaskierung der Fremdbestimmtheit<br />

junger Frauen, die schlichtweg das<br />

Eigentum des Ehem<strong>an</strong>nes sind, löste Teresa de<br />

la Parra zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen<br />

Sk<strong>an</strong>dal aus. „Kein <strong>an</strong>deres Buch hat Kritik und<br />

Publikum in Venezuela je so gespalten und wurde<br />

dermaßen kontrovers diskutiert“, schreibt<br />

Maike Albath im Nachwort. Denn:„So streng<br />

war noch nie jem<strong>an</strong>d mit dem Machismo und<br />

den gesellschaftlichen Zwängen Lateinamerikas<br />

ins Gericht geg<strong>an</strong>gen.“ Vor diesem historischen<br />

Hintergrund ist der Rom<strong>an</strong> heute zu lesen, damit<br />

keine L<strong>an</strong>geweile aufkommt. Freundinnen<br />

dicker, l<strong>an</strong>gatmiger Wälzer werden ohnehin ihre<br />

Freude haben.<br />

Gabi Horak<br />

Teresa de la Parra: Tagebuch einer jungen Dame, die sich l<strong>an</strong>gweilt<br />

Aus dem Sp<strong>an</strong>ischen von Petra Strien-Bourmer, Nachwort Maike Albath<br />

M<strong>an</strong>esse Verlag <strong>2008</strong>, 24,90 Euro (D)<br />

Wenn der Feibra-<br />

M<strong>an</strong>n 2x klingelt …<br />

… k<strong>an</strong>n es schon passieren,<br />

dass der eigene<br />

M<strong>an</strong>n aus dem Fenster<br />

fliegt. „Rosenkavaliere“<br />

stürzen vom Balkon und<br />

Väter von der Leiter.<br />

M<strong>an</strong>chmal tut’s auch ein Korkenzieher, um einen<br />

psychischen Terror ausübenden M<strong>an</strong>n aus<br />

dem Weg zu räumen. Leid tut’s den Lesenden<br />

selten um die Dahingerafften in den teilweise<br />

skurrilen Erzählungen von Helga Anderle. Dass<br />

die Autorin „schwarzen Humor à la Ingrid Noll<br />

mit typisch Wienerischem“ kombiniert, wie der<br />

Text auf dem Buchrücken verheißt, ist allerdings<br />

etwas übertrieben. An Nolls bösen Humor, kombiniert<br />

mit deren Fähigkeit, ihre Figuren fein<br />

nu<strong>an</strong>ciert zu zeichnen, reichen Helga Anderles<br />

Geschichten in „A schene Leich“ nicht g<strong>an</strong>z her<strong>an</strong>.<br />

Viele H<strong>an</strong>dlungen sind vorhersehbar, die<br />

Frauen werden teilweise auf sehr platte Weise<br />

dargestellt, mit zwei Ausnahmen:„Das Gesicht<br />

im Spiegel“ und „Liebe Mami“. Im ersten Text gelingt<br />

es Helga Anderle, das Leben einer Obdachlosen<br />

auf eine Art darzustellen, die drastisch<br />

und berührend zugleich ist – auf einem sprachlichen<br />

Niveau, dass frau sich fragt, warum diese<br />

literarische Kompaktheit und Prägn<strong>an</strong>z in den<br />

<strong>an</strong>deren „Mordgeschichten“ verschwunden ist.<br />

Im zweiten Text beginnen die Briefe einer Frau<br />

<strong>an</strong> ihre Mutter mit dem titelgebenden „Liebe<br />

Mami“. Mit jeder Mitteilung wird die Ehekatastrophe<br />

der Tochter immer les- und sichtbarer –<br />

eine nicht unoriginelle Form einer Mordgeschichte.<br />

Leider eine Ausnahme ...<br />

Petra Öllinger<br />

Helga Anderle: A schene Leich. Mordgeschichten<br />

Milena <strong>2008</strong>, 14,50 Euro (Ö)<br />

Madonnism<br />

Madonna und wir?<br />

Die beiden Musikjournalistinnen<br />

Kerstin und<br />

S<strong>an</strong>dra Grether sind<br />

sich einig: M<strong>an</strong> liebt oder<br />

hasst die „Disco-Pop-<br />

Sängerin“, aber ein unterkühltes<br />

Verhältnis zur<br />

„Zeitfensterakrobatin“<br />

ist schier unmöglich. In der von den Grether-<br />

Schwestern herausgegebenen Anthologie wird<br />

sogar behauptet:„Jeder Grund, sich nicht mit ihr<br />

zu beschäftigen, ist zugleich einer, es doch zu<br />

tun.“ (Thomas Groß). Das im Jubiläumsjahr entst<strong>an</strong>dene<br />

„Geburtstagständchen“ für die „Diva<br />

ohne Tragik“ ist dabei wahrlich mehrstimmig,<br />

inklusive rauer, kritischerer Töne.<br />

43 AutorInnen und 16 KünstlerInnen erheben<br />

ihre Stimme in Form von „Essays, Prosa, Musikgeschichten,<br />

M<strong>an</strong>ifesten, Interviews, Songtexten,<br />

Skype-Chats, Glossen“ zu Ehren der seit 25 Jahren<br />

im Popbusiness wütenden und ewig blühenden<br />

Unübersehbaren. Persönliche, journalistische,<br />

d<strong>an</strong>n wieder f<strong>an</strong>tastische, in Frage stellende oder<br />

verehrende Bekenntnisse sind es. Dass die „Vorturnerin<br />

und kapitalistische Fruchtbarkeitsgöttin“<br />

bereits fünfmal auf Gottschalks Couch saß, lässt<br />

sich dabei am R<strong>an</strong>de ebenso erfahren wie etwas<br />

über ihre Rolle als „souveräne Gender-M<strong>an</strong>ipulatorin“,<br />

ihre künstlerische Beeinflussung durch die<br />

New Yorker Schwulenbewegung und vice versa.<br />

M<strong>an</strong>chmal st<strong>an</strong>den die BekennerInnen nur ein<br />

paar Meter vom „weiblichen Dori<strong>an</strong> Gray“ entfernt,<br />

ein <strong>an</strong>deres Mal reichte allein die Vorstellung,<br />

die Queen of „D<strong>an</strong>ceteria“ könnte unter Vorort-Discokugelgefunkel<br />

ihr T<strong>an</strong>zbein in Position<br />

bringen, als Inspiration. Und „natürlich k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

diese Anthologie auch <strong>an</strong>schauen und lesen,<br />

wenn m<strong>an</strong> sich nicht für Madonna interessiert.<br />

Zum Beispiel auch als Versuchs<strong>an</strong>ordnung von<br />

aktuellen Schreibweisen des New Journalism, (...).<br />

Oder als Geschichte eines etwas <strong>an</strong>deren weiblichen<br />

Selbstverständnisses.“<br />

Saskya Rudigier<br />

Kerstin und S<strong>an</strong>dra Grether (Hg): Madonna und wir. Bekenntnisse<br />

Suhrkamp <strong>2008</strong>, 12,- Euro (D)<br />

Blassgrüne<br />

Ballonseide<br />

Wer k<strong>an</strong>n schon von sich<br />

behaupten, mit einer<br />

T<strong>an</strong>te zusammen zu leben,<br />

die Pfeife mit V<strong>an</strong>illeduft<br />

raucht, dabei<br />

bemüht ist, perfekte Ringe<br />

zu paffen und die einen<br />

Blumenladen mit dem Namen „Floras florale<br />

Floristik“ besitzt. Zusätzlich ist diese Frau mit<br />

einem großen Herzen ausgestattet und Gwendolina,<br />

Gwen oder Quentchen, wie ihre T<strong>an</strong>te sie<br />

nennt, ist sehr froh, dass sie nach dem Tod ihrer<br />

Eltern so selbstverständlich von ihr aufgenommen<br />

wurde. Trotzdem ist Gwen sich nicht sicher,<br />

ob eine Katze bei T<strong>an</strong>te Flora auf Gegenliebe<br />

stoßen würde. Doch Mini ist herzlich willkommen<br />

und bald schwirrt in ihrer Wohnung ein<br />

kleines kuscheliges schwarzes Etwas umher, das<br />

sich schnell in seine neue Umgebung einlebt.<br />

Nur nach draußen will sie auf keinen Fall. Daher<br />

k<strong>an</strong>n es sich Gwen auch nicht erklären, warum<br />

ihre Katze eines Tages spurlos verschwindet. Mini<br />

muss entführt worden sein. Und wer außer<br />

Bolek – ein ziemlich komischer und unheimlicher<br />

Typ aus ihrer Klasse – sollte so etwas tun?<br />

Immerhin hat er die Gespräche zwischen Gwen<br />

und ihrer Freundin Paula über ihre neue Mitbewohnerin<br />

belauscht und es sogar fertig gebracht,<br />

eine tote Maus in ihre Jausenbox zu legen.<br />

Doch der Verdacht muss erst mal bewiesen<br />

werden, und so nehmen die beiden, als Spioninnen<br />

verkleidet, nach der Schule die Verfolgung<br />

auf. Paula in einem Jogging<strong>an</strong>zug aus blassgrüner<br />

Ballonseide mit lila und weißen Seitenstreifen<br />

<strong>an</strong> Armen und Beinen und einem gelben<br />

Frottee-Stirnb<strong>an</strong>d. Gwen mit Baseballkappe,<br />

Jogging<strong>an</strong>zug und weißen Turnschuhen.<br />

Während ihrer Verfolgungsjagd erfahren sie einige<br />

aufschlussreiche Dinge über ihren Mitschüler<br />

und auch die nächtliche Suche nach<br />

Mini mit Frau Huschke ist Abenteuer pur.<br />

Svenja Häfner<br />

Rusalka Reh: Mini und die Spioninnen<br />

Verlag Friedrich Oetinger <strong>2008</strong>, 9,90 Euro (D)<br />

lese zeichen<br />

ab 8 Jahren<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


ge. sehen<br />

Ausstellung „Ladies only“, bis 9. November,<br />

Kunstmuseum St. Gallen,<br />

9000 St.Gallen, Museumstrasse 32,<br />

www.kunstmuseumsg.ch<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

M<strong>an</strong>on: Aus der Serie La dame au crâne rasé, 1977-78; M<strong>an</strong>on: Das Ende der Lola Montez, 1975-2006; Frederike Pezold: Aus der neuen Leibhaftigen Zeichensprache Mundwerk, Schamwerk, 1973-76<br />

Konkurrierende Posen<br />

Männerph<strong>an</strong>tasien sind die besten Waffen der Frau, meinte einst Sophia Loren. Eine St. Gallener Ausstellung zeigt mit<br />

„Ladies only“, welche Modifizierungen das Bild des Weiblichen in drei Jahrhunderten erfuhr. Von Saskya Rudigier<br />

„I'm not the girl who misses<br />

much", singt die „Pop-Artistin“<br />

Pipilotti Rist mit gespeedeter,<br />

quietschend-hoher Stimme im<br />

gleichnamigen Video von 1986.<br />

Im tief dekolletierten kleinen Schwarzen<br />

t<strong>an</strong>zt und hüpft sie dabei zur leicht<br />

verfremdeten ersten Strophe von John<br />

Lennon's „Happiness is a warm gun“.<br />

„Video ist wie eine kompakte<br />

H<strong>an</strong>dtasche, da ist von Literatur über<br />

Malerei bis zur Musik alles drin“, umschrieb<br />

die Schweizer Künstlerin und<br />

Mitbegründerin der Perform<strong>an</strong>ce-Damenkappelle<br />

„Les Reines Prochaines“<br />

einmal ihre Beziehung zum Medium.<br />

„I'm not the girl who misses much“ ist<br />

ein ironischer Kommentar zum sexistischen<br />

Frauenbild von MTV. Rists marionettenartige<br />

Bewegungen, Fokusunschärfe<br />

und Bildstörungen durchbrechen<br />

diese Ästhetik.<br />

Auch die Videoinstallation „Becoming“<br />

spielt auf eine MTV-Sendung <strong>an</strong>,<br />

in der die TeilnehmerInnen Videos von<br />

Popstars möglichst exakt nachstellen<br />

müssen. C<strong>an</strong>dice Breitz imitiert im stets<br />

gleichen Outfit Filmszenen mit Hollywoodgrößen<br />

wie etwa Meg Ry<strong>an</strong> oder<br />

Julia Roberts. „Heutige Generationen<br />

lernen vom Fernsehen, wer m<strong>an</strong> ist<br />

oder gerne sein möchte“, begründet die<br />

Video- und Konzeptkünstlerin ihr Interesse<br />

am Abarbeiten <strong>an</strong> medial präsentierten<br />

Ikonen.<br />

Ein möglicher Blick von vielen auf<br />

die Darstellung von Weiblichkeit und<br />

ihren Modifizierungen seit dem 17. Jahrhundert,<br />

die bei der Ausstellung „Ladies<br />

only“ in St. Gallen gezeigt werden. Das<br />

l<strong>an</strong>ge Zeit von Männerph<strong>an</strong>tasien bestimmte<br />

„Heilige, Furie oder Verführerin“-Frauenbild<br />

bekommt in „Ladies only“<br />

zweifelsohne Konkurrenz. Werke explizit<br />

feministischer Künstlerinnen wie<br />

Valie EXPORT, Ulrike Rosenbach oder<br />

Friederike Pezold sind ebenso Teil der<br />

gezeigten „neuformulierten“ Weiblichkeit<br />

wie Arbeiten von Künstlerinnen, die<br />

l<strong>an</strong>ge im Schatten ihrer berühmten<br />

Männer st<strong>an</strong>den. Unter ihnen die erst<br />

in den 1970er Jahren wiederentdeckte<br />

Angelika Kaufm<strong>an</strong>n oder bedeutende<br />

Vertreterinnen der Klassischen Moderne<br />

wie Sophie Taeuber-Arp oder Madeleine<br />

Kemeny-Szemere.<br />

Eine zentrale Position in der von<br />

Konrad Bitterli kuratierten Ausstellung<br />

nimmt die feministische Künstlerin<br />

M<strong>an</strong>on ein. Sie gilt als Pionierin der<br />

Schweizer Perform<strong>an</strong>ce- und Fotokunst<br />

seit dem „Lachsfarbenen Boudoir“<br />

(1974), der Zurschaustellung ihres nachempfunden<br />

und mit privaten Gegenständen<br />

ausgestatteten Schlafzimmers,<br />

mit der sie das Verhältnis von Privatraum<br />

und Öffentlichkeit verh<strong>an</strong>delte.<br />

Seit über dreißig Jahren instrumentalisiert<br />

M<strong>an</strong>on ihren Körper in Happenings,<br />

Perform<strong>an</strong>ces, Installationen<br />

und Fotografien, um die sozial determinierten<br />

Bilder von Weiblichkeit, die Rolle<br />

der Frau als soziales Konstrukt, auf subversive<br />

Art und Weise zu hinterfragen.<br />

„Ich wollte nicht Kunst machen, ich<br />

wollte mein eigenes Kunstwerk sein“,<br />

ist ihr Anspruch <strong>an</strong> die vielfachen Arr<strong>an</strong>gements<br />

von weiblicher Selbstinszenierung<br />

und Selbstbestimmung. In der<br />

Perform<strong>an</strong>ce zu „Das Ende der Lola<br />

Montez“ (1975-2006) trug sie Catsuit<br />

und Augenmaske und ließ sich wie ein<br />

gefährliches Raubtier in einen Käfig<br />

sperren. Die Rolle der Frau als Lust- und<br />

Schauobjekt wird darin ebenso thematisiert,<br />

wie die Auflehnung gegen patriarchal<br />

geprägte Projektionen und Herabwürdigungen<br />

durch den Einsatz von<br />

Maskierungen. In „Ladies only“ ist von<br />

ihr auch das „Damenzimmer“ zu sehen.<br />

Im dunklen Raum stehen auf 18 Sockeln<br />

mit Seide ausgeschlagene Schatullen.<br />

Sie sind mit Namensschildern von verstorbenen<br />

Frauen versehen, die M<strong>an</strong>on<br />

durch ihre Kraft und Ideenreichtum inspirierten.<br />

Eine Art Tempel der Erinnerung,<br />

um Persönlichkeiten wie Eileen<br />

Gray, Sonja Delaunay, Vita Sackville-<br />

West oder J<strong>an</strong>e Bowles dauerhaft im<br />

kollektiven Gedächtnis festzuschreiben.<br />

„Mädchen wie wir haben keine<br />

Konkurrenz“ wird Pipilloti Rist auf einer<br />

W<strong>an</strong>d in der Ausstellung zitiert. „Ladies<br />

only“ zeigt, dass sie l<strong>an</strong>gsam welche bekommen.<br />


musik.t<strong>an</strong>z<br />

04.09., 19.30, Wien<br />

Monika Stadler & Guests<br />

Theater am Spittelberg,1070 Wien,<br />

Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85 oder<br />

tickets@theateramspittelberg.at,<br />

www.theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />

9.9., 20.00, Wien<br />

Colbie Cailllat<br />

WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />

T. 01/ 401 21 0 oder tickets@wuk.at<br />

11.09., 20.00, Wien<br />

Songs beyond – Syrisch-armenischer<br />

Folk mit Jazzidiom, Lena Chamamy<strong>an</strong><br />

Sargfabrik (Kulturhaus), 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, T. 01/ 988 98/111<br />

oder kulturhaus@sargfabrik.at oder<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 19,- Euro<br />

12.09.,19.30, Wien<br />

„Ein Abend in Jazz“, S<strong>an</strong>dra Pires &<br />

Freunde,<br />

Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />

Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85,<br />

www.theateramspittelberg.at, 22,- Euro<br />

13.9., 21.00, Wien<br />

Giora Feidm<strong>an</strong> Trio,<br />

Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 1,<br />

T. 01/242 002 oder ticket@konzerthaus.at<br />

20.09., 17.00, St. Pölten<br />

9dlinger und die geringfügig<br />

Beschäftigten:„ausgetrixxt“<br />

Die Bühne im Hof, 3100, St. Pölten, Julius-<br />

Raab-Promenade 37, T. 027 42/352291 oder<br />

www.bih.at, office@bhi.at<br />

20.9., 19.30, Wien<br />

Carla Natascha & B<strong>an</strong>d<br />

Sommertheater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />

Spittelbergasse 10, T. 01/5261 385 oder<br />

www.theateramspittelberg.at<br />

film<br />

bis 30.9., Wien<br />

Close to home – Dalia Hager, Verdit<br />

Bitu über den Militärdienst der Frauen<br />

in Jerusalem<br />

Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,<br />

T. 01/ 58 55 888 oder office@topkino.at<br />

bis 30.9., Wien<br />

Weiße Lillien, mit Brigitte Hobmeier,<br />

Joh<strong>an</strong>na Wokalek<br />

Apollo-Kino, 1060 Wien,<br />

Gumpendorferstraße 63, T. 01/ 587 96 51<br />

10.9., 19.00, Wien<br />

SCHICHTEN – Trickfilm: Ingrid Gaier,<br />

Text: Magdalena Knapp-Menzel<br />

WUK Intakt, Stiege 3, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T. 01/ 401 21,<br />

info@wuk.at<br />

12.9., 19.00, Wien<br />

Der Weibsteufel<br />

Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />

T. 01/ 51444 41 40<br />

26.9., Wien<br />

Der Baader-Meinhof-Komplex, mit<br />

Martina Gedeck, Alex<strong>an</strong>dra Maria Lara,<br />

Joh<strong>an</strong>na Wokalek<br />

Cinneplex Wien Auhof, 1140 Wien, Albert<br />

Schweitzer Gasse 6, T. 01/ 577 41 00<br />

theater.kabarett<br />

2.9.,19.30, Wien<br />

Der Weiberstammtisch und das Herr<br />

Bert Trio – „Samma in the city“, Eva D.,<br />

Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Chrsitina Förster,<br />

Gerti Tröbinger,<br />

Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />

Spittelberggasse 10, T.: 01/526 13 85 oder<br />

tickets@theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />

3.9., 20.00, Wien<br />

Der Gott des Gemetzels von<br />

Yasmina Reza<br />

Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />

T. 01/ 51 444 41 40,<br />

10.9., 19.30, Wien<br />

Blickwechsel von Sus<strong>an</strong>ne F. Wolf<br />

Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1,<br />

T. 01 /52111 400, www.volkstheater.at<br />

11.9.-13.9., 10.30, Tulln<br />

Wilde Weiber, Feine Frauen – Frauen<br />

zum spielen? Katharina Kutil<br />

Kunstwerkstatt Tulln, 3430 Tulln,<br />

Albrechtsgasse 18, T. 0699/111 651 75 oder<br />

musca-musca@gmx.at, 12,-/ 6,-Euro<br />

11.9., 19.30, Wien<br />

„Flug<strong>an</strong>gsthasen“, von Nadja Maleh<br />

Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />

Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85 oder<br />

tickets@theateramspittelberg.at oder<br />

www.theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />

11.9., 19.30, Wien<br />

Die Judith von Shimoda, u. a. in<br />

Zusammenarbeit mit Hella Wuolijoki<br />

Theater in der Josefstadt, 1080 Wien,<br />

Josefstädterstraße 26, T. 01/ 42 700 309,<br />

Kosten: ab 7,- Euro<br />

11.9-13.9., 20.00, Wien<br />

Regina Hofer in: Afrika<br />

Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />

T. 01/ 507 06 53 oder office@spektakel.biz,<br />

Kosten: 15,- Euro<br />

17.9., 20.00, Wien<br />

Effi Briest – Regie: S<strong>an</strong>dra<br />

Schüddenkopf<br />

Akademietheater, 1030 Wien, Listzstraße 1,<br />

T. 01/51 444 47 40<br />

18.9., 20.00, Wien<br />

T<strong>an</strong>ja Ghetta in: Schleudertrauma<br />

Kaisermühlner Werkl, 1220 Wien,<br />

Schüttaustrasse 1, T. 676 930 87 85 oder<br />

info@theater-werkl.at, Kosten: 13,- Euro<br />

19.9., 20.00, Wien<br />

Die Ged<strong>an</strong>kenmaschine<br />

Figurentheater Lilarum, 1030 Wien,<br />

Göllnerstraße 8, T. 01/ 71 02 666 oder<br />

lilarum@lilarum.at<br />

20.9., 20.00, Wien<br />

Verbrennungen<br />

Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />

T. 01/51 444 41 40<br />

24.9-27.9., 20.00, Wien<br />

H.A.P.P.Y.: Lagerhause – Zwei Leben<br />

zwischen Cola und Crack<br />

WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />

T. 401 21 0 oder tickets@wuk.at,: 8,- Euro<br />

26.09., 20.00, St. Pölten<br />

Lisa Fitz „Lex Mihi Ars” und Nepomuk<br />

Fitz „Pimpftown – Wie werde ich ein<br />

M<strong>an</strong>n?”<br />

Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Julius-<br />

Raab-Promenade, T. 02742/352291 oder<br />

office@bhi.at<br />

26.9., 19.30, Wien<br />

Jenny Sim<strong>an</strong>owitz: A Communication<br />

Cabaret – in easy english<br />

Interkulturtheater, 1060, Fillgraderstraße<br />

16, T. 01/ 587 05 30, Kosten: 17,- Euro<br />

26.09., 20.00., Wien<br />

Ein sp<strong>an</strong>isches Stück von Yasmina Reza<br />

Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1,<br />

T. 01/52111 400 oder www.volkstheater.at<br />

oder ticket@volkstheater.at<br />

27.9., 20.00, Wien<br />

WILDE MISCHUNG – Mable or the<br />

Queen of Bones/Osmosis <strong>an</strong>d Fries,<br />

mit Liisa Pentti, Mia Kivinen, Paola<br />

Ponti, Paula Karlsson<br />

WUK im Flieger, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder<br />

tickets@wuk.at, Kosten: 7,-/10,- Euro<br />

29.9., 20.00, Wien<br />

LOVE ME GENDER – Sag mir wo die<br />

Frauen sind<br />

Theater Drachengasse, 1010 Wien,<br />

Fleischmarkt 22, Info: T. 01/ 513 14 44 oder<br />

theater@drachengasse.at<br />

30.9., 20.00, Wien<br />

Sus<strong>an</strong>ne Pöchacker in: Grete die<br />

Rakete – ich lebe täglich ihre Sorgen<br />

Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />

T. 01/ 507 06 53 oder office@spektakel.biz,<br />

Kosten: 15,- Euro<br />

bis 4.10., 20.30, Wien<br />

Mädchenzimmer mit Soldaten –<br />

Theaterstück von Anna Pein<br />

Kosmostheater,1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26 oder<br />

www.kosmostheater.at, Kosten: 16,- Euro<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

sauna 08: Aufguss 1: WomenArtists<br />

Eine Ver<strong>an</strong>staltung des brut nach dem „Saunaprinzip“ <strong>an</strong> drei aufein<strong>an</strong>derfolgenden<br />

Wochenenden. Der erste Aufguss widmet sich dabei ausschließlich der Kunst<br />

von Frauen: Kunst, Musik, Perform<strong>an</strong>ce, DJing und Film.<br />

26-28.9.,18.00, sauna 08: Aufguss 1: WomenArtists, brut im Konzerthaus, 1010 Wien,<br />

Karlsplatz 5, T. 01/ 587 87 74, zentrale@brut-wien.at, www.brut.at, 5,- Euro pro Tag<br />

seminar.workshop<br />

6.9., 10.30-16.30, Wien<br />

Frauenrechte – Errungenschaften und<br />

Herausforderungen mit Patricia<br />

Hladschik<br />

VHS Hernals, 1170 Wien, Rötzergasse 15,<br />

Infos.: T. 01/78008-0 oder<br />

ai.academy@amnesty.at, Anmeldung<br />

erforderlich! Kosten: 40,-/30,- Euro<br />

10.-12.9, Berlin<br />

„Menschen – Zahlen –Tr<strong>an</strong>sformation“<br />

– Tagung, Graduiertenkolleg „Geschlecht<br />

als Wissenskategorie“<br />

Auditorium Maximum Nr. 2116, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin, 10119 Berlin, Unter<br />

den Linden 6, violabeckm<strong>an</strong>n@gender.huberlin,de<br />

oder T. 030/2093 8248<br />

18.9., 9.00-14.00, Berlin<br />

Macht, Ermächtigung, Machtmissbrauch<br />

– zur Ambivalenz der Macht in<br />

der sozialen Arbeit<br />

Frauenzentrum Marie e.V., 12689 Berlin,<br />

Fränkische Allee 384, T. 030 93 11 354,<br />

www.frauenzentrum-marie.de<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43<br />

B i l d e r: Ka r l K i l i a n<br />

Cartoon: Mela


<strong>an</strong>. künden<br />

19.9-21.09., 17.00 München<br />

Religiöse Vielfalt, Gender und Anti-<br />

Diskriminierung mit Aliyeh Yeg<strong>an</strong>e<br />

Ar<strong>an</strong>i und Beate Schmidt-Behlau<br />

FAM (Frauenakademie München e.V.),<br />

München, 80469 München, Auenstraße<br />

31, www.frauenakademie.de oder T. 089<br />

721 1881, Anmeldung bis 10.9.<strong>2008</strong>, Kosten:<br />

50,- Euro<br />

29.9., 18-21.00, Wien<br />

Gleich und <strong>an</strong>ders – Workshop Gender,<br />

Gleichheit und Differenz, mit<br />

Karin Meriä<br />

VhS L<strong>an</strong>dstraße, 1030 Wien, Hainburger<br />

Straße 29, T. 01/ 715 08 00 oder<br />

vhs-3gmx.at<br />

vortrag.diskussion<br />

3.9., 9-12.00, Berlin<br />

Rentenrechtliche Zeiten im<br />

Frauenerwerbsleben<br />

Frauenzentrum Marie e.V., 12689 Berlin,<br />

Märkische Allee 384, T. 030 93 11 354 oder<br />

www.frauenzentrum-marie.de<br />

12.9., 20.00, Berlin<br />

„Mütter und Amazonen” – Leben und<br />

Werk der Bertha Eckstein-Diener,<br />

Vortrag von Kira Schmidt<br />

Frieda-Frauenzentrum e.V. – Vorderhaus,<br />

10247 Berlin, Proskauerstraße 7, T. 030 422<br />

42 76<br />

17.9., 10.00, Brüssel<br />

Geschlechtergerechte Mittelverteilung<br />

in der Wissenschaft? – Vor<strong>schläge</strong><br />

für Instrumente des Gender<br />

Budgetings im Hochschulbereich<br />

Vertretung des Freistaates Bayern bei der<br />

Europäischen Union, 1000 Brüssel, Rue<br />

Wiertz 77, Informationen unter:<br />

www.frauenakademie.de oder T.<br />

089/7211881, Schriftliche Anmeldung<br />

erforderlich! Teilnahme kostenlos!<br />

18.-19.9., Cloppenburg<br />

Über den Sinn und Unsinn von<br />

Vernetzung – Vortrag mit Marie<br />

Sichterm<strong>an</strong>n<br />

VHS Cloppenburg/Koord.Vechta, 49661<br />

Cloppenburg, Altes Stadttor 16, T. 04471<br />

94 69 18 oder <strong>an</strong>meldung@vhs-cloppenburg.de,<br />

Kosten: 4,- Euro<br />

24.9., 20.00, München<br />

Luisa Fr<strong>an</strong>cia: Die Spur der Göttin<br />

Atelierhaus München, 81669, Baumstraße<br />

8, T. 089 44 88 511, Kosten: ca. 7,- Euro<br />

27.9., 19.00, Wien<br />

„Morgentsche<strong>an</strong> statt Fußball” –<br />

Präsentation des Morgentsche<strong>an</strong> U20<br />

Kulturclub TSCHOCHERL,1150 Wien,<br />

Wurmsergasse 42, T. 0699 1 913 14 11 oder<br />

office@gamuekl.org, Eintritt: freie Spende!<br />

ausstellung<br />

1.9., Wien<br />

Joh<strong>an</strong>na Kirsch<br />

Kunsthaus Wien: Passagehaus, 1010 Wien,<br />

Karlsplatz 5, T. 01/ 587 96 63 oder<br />

office@k-haus.at<br />

bis 7.9., Wien<br />

Moderne auf der Flucht (les modernes<br />

sénfuient) – Österreichische Künstlerinnen<br />

in Fr<strong>an</strong>kreich 1938-1945<br />

Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />

Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31 oder<br />

jmw@at<br />

9.-21.9., Wien<br />

Lore Heuerm<strong>an</strong>n – auf der Höhe der<br />

Zeit<br />

Künstlerhaus Haupthaus, 1010 Wien,<br />

Karlsplatz 5, T.: 01/ 587 96 63,<br />

office@k-haus.at<br />

bis 12.9., Graz<br />

Hollywood ist ein Verb. Isabell<br />

Heimerdinger und Karina Nimmerfall<br />

Kunstverein Medienturm, 8020 Graz,<br />

Josefigasse 1, T. 0316 74 00 84,<br />

www.medienturm.at<br />

bis 12.9., Wien<br />

Außen – Wien mit <strong>an</strong>deren Augen<br />

gesehen. Von Ursula Neugebauer<br />

Interkulturtheater, 1060 Wien,<br />

Fillgradergasse 16, T. 01/ 587 05 30,<br />

ebru.akcatepe@interkulturtheater.at<br />

bis 14.9., Salzburg<br />

Gülsün Karamustafa<br />

Salzburger Kunstverein/Künstlerhaus,<br />

5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />

www.salzburger-kunstverein.at,<br />

bis 17.9., Wien<br />

„Micmar” – Die Serie zeigt Frauen und<br />

Mädchen in gegensätzlichen Posen –<br />

inspiriert vom ultimativen Begriffsgegensatzpaar:<br />

GUT und BÖSE. Fotoarbeiten<br />

von Christa Zauner,<br />

Galerie „Studio 18”, 1180 Wien, Währinger<br />

Gürtel 75, T. 0664 150 99 55, homepage<br />

der Künstlerin: www.p.-art.com<br />

bis 26.-28.9., Wien<br />

sauna 08: 1. Teil WomenArtists, mit<br />

Bernadette Anzengruber, Anca Benera,<br />

Coelestine Engels, Celine Felga,<br />

Katharina Füßl, Erika Haller-Martinez,<br />

Klub Kohelet Crew, Laminadyz, Sissa<br />

Micheli, Lila Silvia Scheibelhofer u. a.<br />

Brut, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/ 58 78<br />

74, Kosten: 5,- Euro<br />

bis 30.9., Lunz am See<br />

Geliehene L<strong>an</strong>dschaft – Temporäre<br />

Installation von Georgia Creimer<br />

Seepromenade 1, Lunz am See<br />

Michèle Thoma<br />

UNSERE WELT<br />

SIND DIE<br />

BE-ERGE!!!<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

bis 1.10. Wien<br />

LIEBE 2 – IST, mit Claudia Schuhm<strong>an</strong>n,<br />

Brigitte Niedermaier, Marleen Noordergraaf,<br />

Fiona Rukschcio, Angelika<br />

Krinzinger<br />

WUK Fotogalerie Wien, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T.: 401 21 0 oder<br />

info@wuk.at oder tickets@wuk.at<br />

bis 26.10., Burgenl<strong>an</strong>d<br />

Weibsbilder: Frauenträume und<br />

Lebensziele. Skulpturen, Objekte, Bilder,<br />

Videos und Installationen verweisen<br />

auf 150 verschiedene Frauenleben<br />

Schloss Halbturn, 7131 Schloss Halbturn,<br />

T. 02172/85 77, kulturverein@schlosshalbturn.com,<br />

www.schlosshalbturn.com,<br />

www.weibs-bilder.ch, 10/6,-/5,- Euro<br />

bis 31.10, Wien<br />

Die Trophäe für das Siegerl<strong>an</strong>d von<br />

Sylvie Fleury<br />

Kunsthalle Wien public space, 1040 Wien,<br />

Treitlstraße 2, T. 01/521 890 oder<br />

office@kunsthallewien.at<br />

bis 31.10., Hittisau<br />

INTIM: Geburt – Leben – Tod. Griechische<br />

Mythologie für das 21. Jahrhundert.<br />

Installationen von Margit Denz<br />

Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,<br />

T. 05513/ 62 09-50 oder kontakt@<br />

frauenmuseum.com oder<br />

www.frauenmuseum.com, Kosten: 3,- Euro<br />

bis 31.10, Wien<br />

„Dialekt Jubel” – Ö.D.A. feiert das<br />

zw<strong>an</strong>zigjährige Gründungsjubiläum –<br />

Ausstellung El Awadalla, Helga<br />

P<strong>an</strong>kratz<br />

Literaturhaus Wien, 1070 Wien,<br />

Seidengasse 13, T. 0699 1 913 14 11 oder<br />

office@gamuekl.org, Eintritt: freie Spende!<br />

bis 2.11., Bleiburg<br />

Em<strong>an</strong>zipation und Konfrontation.<br />

Ines Doujak, Maria Lassnig, Meina<br />

Schell<strong>an</strong>der, Katarina Schmidl,<br />

Werner Berg Museum, 9150 Bleiburg, 10.-<br />

Oktober-Platz 4,T. 1 524 96 46 oder werner@kunstnet.at,<br />

Eintrittskosten: 8,- Euro<br />

bis 2.11., Lunz am See<br />

Geliehene L<strong>an</strong>dschaft – Temporäre<br />

Installation von Georgia Creimer<br />

1, 3293 Lunz am See, Seepromenade Lunz<br />

am See, T. 2742 9005 13504 oder<br />

katrina.petter@noel.gv.at<br />

bis 2.11., Strobl am Wolfsg<strong>an</strong>gsee<br />

unSICHTBAR – Widerständiges im<br />

Salzkammergut. Zeitgeschichtliche<br />

Ausstellung zum Widerst<strong>an</strong>d im<br />

Salzkammergut<br />

Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfg<strong>an</strong>gsee,<br />

Strobl 84, www.strobl<strong>2008</strong>.at, Kosten: 5,-<br />

/3,50 Euro<br />

bis 5.11., Wien<br />

Parzelle 6 – Dagmar Hugk, Anette<br />

Voigt<br />

WUK Kunstzelle im Hof, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder<br />

info@wuk.at<br />

Bis 9.11., St. Gallen<br />

Ladies only!<br />

Kunstmuseum, 9000 St. Gallen,<br />

Museumsstrasse 32, T. 71 242 06 71<br />

lesung<br />

12.9., 20.00, Br<strong>an</strong>d – Laaben<br />

Ladies Crime Night – mit Edith Kneifl,<br />

Lisa Lerchl, Helga Anderle<br />

Gasthaus zur Post, 3053 Br<strong>an</strong>d-Laaben,<br />

Laaben 33, T. 02774 83 38 oder office@krimiautoren.<br />

20.9., 19.30, Wien<br />

Drei Wege zum See – Elisabeth<br />

Augustin liest Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n<br />

Burgtheater, Vestibül, 1010 Wien, Dr. Karl-<br />

Lueger-Ring 2, T. 01/151 444 4140, 15,- Euro<br />

aktivitäten<br />

13.09., Graz<br />

„Die Etikette verletzt und die Gesundheit<br />

gefährdet!? Frauensport und<br />

Em<strong>an</strong>zipation“– FrauenStadtSpaziergänge<br />

Elise Steinigerweg Steg/Schwimmschulkai,<br />

8020 Graz, T. 0650/80 93 333 oder 0316/<br />

71 60 220 oder office@frauenservice.at,<br />

keine Anmeldung erforderlich!<br />

11.9., 19.00, Hamburg<br />

Th<strong>an</strong>atea – Vernetzungstreffen für<br />

Lesben und lesbenfreundlichen Frauen,<br />

die sich professionell mit Sterben,<br />

Tod und Trauer beschäftigen<br />

Lebensverein Intervention e. V., 20357<br />

Hamburg, Glashüttenstraße 2,<br />

T. 040 24 5002 oder info@lesbenvereinintervention.de<br />

1<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Diskuthek im Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />

Der Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />

dykes.on.bikes@gmx.at,<br />

www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at,<br />

jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />

Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />

www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />

„Zwischen den Welten“ –<br />

Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />

Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />

3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />

Dienstag<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />

Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />

jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />

shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />

erforderlich, kostenlos,<br />

www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />

_Maedchen_un.747.0.html<br />

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />

Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />

den Kinosaal mitgenommen werden<br />

können<br />

Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden 2. Di ab 11.00<br />

Frauenplenum der Grünen<br />

Alternativen Jugend<br />

Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />

jeden letzten Di um 18:30<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

Heidi! Nein, nicht die vom netten Peter und dem verbitterten Almöhi. Die<br />

vom Fritz. Nicht vom Fritzl. Die von hinter den Bergen, da wo die Freiheitskämpfer<br />

tapfer um die Freiheit kämpfen. Die „Löwin des Rebellen“.<br />

So nennt sie jedenfalls die Zeitung, die sich mit dem schönen Namen unserer<br />

schönen Heimat schmückt, und aus der schaut sie uns stolz <strong>an</strong> von<br />

hinter dem Herd, der hinter den Bergen steht, in denen die Kämpfe toben.<br />

So stolz und selbstbewusst und g<strong>an</strong>z sicher keine graue Küchenmaus,<br />

die nur Topflappen häkelt. Nein, in Wirklichkeit hat sie ihren Fritz<br />

in der H<strong>an</strong>d, um die er schließlich <strong>an</strong>gehalten hat. Sie hat ein Händchen<br />

für ihn und wickelt ihn zumindest um den kleinen Finger. Wird sie ihn,<br />

zitterzitter, ziehen lassen in den Wahlkampf und die Schlacht um die<br />

Stimmen, vielleicht sogar bis über die Berge, jenseits, hinüber, bis in den<br />

Nahen Osten vielleicht sogar? Ja, sagt sie, d<strong>an</strong>ke, sagt er, sagen wir, d<strong>an</strong>ke,<br />

Heidi! Er zieht das Strickjäckchen <strong>an</strong>, Wien muss Innschbruck werden,<br />

d<strong>an</strong>ke, Heidi!


ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Mittwoch<br />

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />

Mittwoch, 17.00, Innenministerium<br />

Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />

7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum Agathon,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />

Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />

20.00<br />

Deutsch Konversation<br />

Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />

jeden Mi von 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />

und Fr ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />

Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />

Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00, T. 01/587 67 50<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />

lesbische und bisexuelle Frauen.<br />

Leiterin: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.<br />

15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at, 14tägig,<br />

Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,-<br />

Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />

<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />

Maly Nagl, Foto: Archiv<br />

Feministische Gespräche. Gemütliche<br />

Diskussionsrunde für Feministinnen<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />

Monat, 19.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />

Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />

www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />

regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />

20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />

Salon de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />

24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20 u. 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen!<br />

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />

erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />

www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />

SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-<br />

P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />

Lesben und Freundinnen<br />

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />

Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Mi und Fr ab 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />

19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

g.spot for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />

jeden 1. Fr ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />

L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />

Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue Unigruppe.<br />

Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />

Feizeitphilosophinnen u. <strong>an</strong>dere<br />

blümer<strong>an</strong>te Identitäten<br />

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />

Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch – Treffen für<br />

Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />

Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info<br />

/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />

Orl<strong>an</strong>do-Party<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />

Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Sonntagscafé für Frauen mit und ohne<br />

Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten<br />

und letzten Sonntag im Monat<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Herzausreißer<br />

Die vielseitige Regisseurin Karin Berger beleuchtet in ihrer neuesten Dokumentation das zeitgenössische Wienerlied<br />

seit 1945. Fern von Kitsch und Schmalz porträtiert sie MusikerInnen mit H<strong>an</strong>g zu wilden, undisziplinierten Interpretationen<br />

der österreichischen „Ohrwurmtradition“. Die Zugänge der Interpretinnen sind unterschiedlich:<br />

Viele berufen sich auf H.C. Artm<strong>an</strong>n, einige verehren die Gr<strong>an</strong>de Dame der schwarzen „Populärmusik“ Maly Nagl,<br />

<strong>an</strong>dere mischen zu Wiener Dialekttexten Blues, Jazz oder lateinamerik<strong>an</strong>ische Rhythmen.<br />

29.9., 19.30, Präsentation von Herzausreißer. Nach dem Film Diskussion mit Karin Berger. Aktionsradius Wien,<br />

1200 Wien, Gaußplatz 11, Tel. 332 26 94, www.aktionsradius.at, 7,- Euro<br />

Fo t o : D e vo n S p ro u l e . co m<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.:<br />

sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />

jeden 3. So 16-20.00<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg, D-80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />

70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />

Auch muttersprachliche Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,<br />

Di 17-19.00<br />

Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

zu Verhütung und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des<br />

Frauengesundheitszentrums Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />

u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />

oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>. künden<br />

Homoriental<br />

Der multikulturelle und multisexuelle Klub für ein<br />

lesbisch-schwules-tr<strong>an</strong>s-queeres Publikum kommt<br />

am 19. 9 ins WUK! Für rhythmische Extravag<strong>an</strong>z und<br />

schräge Musik sorgen Oriental-Turkish-Balk<strong>an</strong> Beats<br />

<strong>an</strong>d Tunes.<br />

19.9., 22.00, Homoriental, WUK im Foyer, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder info@wuk.at,<br />

Kosten: 7,- Euro<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring<br />

3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />

erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />

junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />

1. Beratungsstelle für FGM<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />

www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele<br />

Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />

petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />

Weibliche Realitäten in den Ländern<br />

des „Südens“<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die<br />

Sendung für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />

jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />

FrauenForums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City-Radio für Lesben<br />

und Schwule<br />

Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

06.09., 18:30, Graz<br />

Jugendgruppe aquirium<br />

“feel free” Rosalila P<strong>an</strong>thinnen Lokal, 8020<br />

Graz, Annenstraße 26, T.: 0664 5476 042,<br />

info@queerium.at<br />

19.9., 22.00, Wien<br />

HOMORIENTAL<br />

WUK FOYER, 1090 Wien, Währingerstraße<br />

59, T. 01/ 401 21 0, tickets@wuk.at, Kosten:<br />

7.-Euro<br />

20.9., 22.00- 04:00, Innsbruck<br />

Die les-bi-schwule Clubnacht Tirol,<br />

Hafenver<strong>an</strong>staltungszentrum, 6020<br />

Innsbruck, Innrain 149, T. 04351 25 62 222,<br />

www.queertirol.com, Kosten: 2-6.- Euro<br />

22.09., 19.30, Graz<br />

HuG-Steiermark– Plausch-und -Pl<strong>an</strong>abend<br />

“feel free” Rosalila P<strong>an</strong>therinnen, 8020<br />

Graz, Annenstraße 26, info@homo.at<br />

27.09., 22.00, Graz<br />

RoSY Royale, DJ Ina D, Miss Enemy<br />

Dom im Berg, 8020 Graz, www.rosy.at<br />

diverses<br />

bis 24.9.<br />

Viertelfestival Niederösterreich:<br />

„spiel:räume“: Installationen,<br />

Perform<strong>an</strong>ces, Theater u.a.<br />

Verschiedene Orte, Info: T. 02572/34 234-0,<br />

office@viertelfestival-noe.at,<br />

www.viertelfestival-noe.at<br />

bis 21.10., Linz<br />

„Frauen.Reisen.Anders.“-Literaturwettbewerb<br />

(16000 Zeichen)<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Starhenbergerstraße 10/2, T. 0732/60 22<br />

00, postfach.kultur@frauenzentrum.at<br />

11.9., 20.00, Berlin<br />

„Die letzten Wochen der Unidad<br />

Popular, Chile 1973” – Gespräch mit<br />

Alej<strong>an</strong>dra Maas<br />

Frauenzentrum Paula P<strong>an</strong>ke e.V., 13187<br />

Berlin, Schulstraße 25, T. 030 485 4702,<br />

frauenzentrum@paula-p<strong>an</strong>ke.de<br />

12.9., 19.00. Wien<br />

VIERWERK – Claudia Marina Bauer,<br />

Christina Jakl, Elisabeth Blum,<br />

Sieglinde Wagner<br />

WUK Projektraum, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T.: 01/401 21 0,<br />

tickets@wuk.at<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 10/08: 9.09.<strong>2008</strong><br />

Termine 11/08: 9.10.<strong>2008</strong><br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Oktober<br />

thema<br />

Geburtstag<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind 25! Die Jubiläumsausgabe<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

ÖGB Buchverlag<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Frick International<br />

Lhotzkys Literaturbuffet<br />

Buchh. Polycollege<br />

Südwind<br />

Riedl<br />

Facultas am Campus<br />

Kuppitsch am Campus<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Infoladen Treibs<strong>an</strong>d<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Rupertusbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Bertha – Bücher & Produkte<br />

Hacek-Bücherei<br />

kbuch<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

T V<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1020<br />

1050<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

4040<br />

4600<br />

5020<br />

6020<br />

6900<br />

8010<br />

8020<br />

9020<br />

9020<br />

18.09.,<br />

21.00<br />

AUF OKTO<br />

WEBSTREAM:<br />

WWW.OKTO.TV<br />

und auch in vielen deutschen Städten:<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Rathausstr. 21<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Taborstr. 28<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Alser Str. 39<br />

Altes AKH, Alser Str. 4<br />

Altes AKH, Alser Str. 4<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Rudolfstr. 17<br />

Dragonerstr. 22<br />

Dreifaltigkeitsg. 12<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Brockm<strong>an</strong>ng. 15<br />

Siebenundvierzigerg. 27<br />

Paulitschgasse 5/7<br />

Universitätsstr. 90


AUCH DU BIST §278a –<br />

SOLIDARITÄT MIT DEN TIERRECHTSGEFANGENEN<br />

Im Zug von 23 Hausdurchsuchungen in g<strong>an</strong>z Österreich am<br />

21.05.08 wurden 10 Tierrechts- bzw. TierschutzaktivistInnen<br />

inhaftiert und sitzen seitdem in U-Haft. Ihnen wird Bildung einer<br />

„kriminellen Org<strong>an</strong>isation“ laut § 278a vorgeworfen, ein Passus<br />

des Strafrechts, der z.B. auf die Mafia ausgerichtet ist. Die U-Haft<br />

wird mit Tatbegehungsgefahr gerechtfertigt, da die 10 Personen<br />

<strong>an</strong>geblich seit längerem politisch aktiv sind.<br />

UNABHÄNGIG DAVON, WAS DU VON TIERRECHTEN<br />

HÄLTST – GETROFFEN HAT ES EINIGE – GEMEINT SIND<br />

WIR ALLE!<br />

Die Gef<strong>an</strong>genen sollen wissen, dass sie nicht vergessen werden<br />

undunsere Solidarität keine Gefängnismauern kennt!!!<br />

WIR LASSEN UNS NICHT EINSCHÜCHTERN –<br />

SOLIDARITÄT STATT PARANOIA!<br />

Mehr und aktuelle Infos:<br />

http://<strong>an</strong>tirep<strong>2008</strong>.tk, http://at.indymedia.org<br />

ANWÄLTINNEN SIND SEHR TEUER!!! SPENDET GELD UND/ODER<br />

ORGANISIERT SOLIPARTIES: Ktnr.: 01920013682, Blz: 14000, Empfängerin:<br />

GAJ Wien, Zweck: Antirep<strong>2008</strong> (International:- IBAN:<br />

AT551400001920013682, BIC: BAWAATWW)<br />

Reichtum gerecht verteilen<br />

5 Milliarden Euro Vermögenssteuern<br />

Österreich ist ein Steuerparadies für Reiche und Superreiche. Das<br />

Vermögen ist so gut wie nicht besteuert. Gewinne aus Aktien und<br />

Immobilien sind steuerfrei.<br />

Gleichzeitig wird der Sozialstaat abgebaut und das Bildungssystem<br />

ist in einem schlechten Zust<strong>an</strong>d. Eine Million Menschen in Österreich<br />

sind armutsgefährdet.<br />

Das muss sich schleunigst ändern. Daher fordern wir Steuern auf<br />

Vermögen in Höhe des Durchschnitts der EU-15. Das sind 5 Milliarden<br />

Euro, die für die Grüne Grundsicherung und bessere Bildung<br />

eingesetzt werden können.<br />

www.reichtumgerechtverteilen.at


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 09/08, 22. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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