bach, Das cello unD DIe kreMlkIrche Von suZDal - DI MONACO ...

wanderer, kommst du nach suzdal,
so hast du entweder in Moskau am Kursker Bahnhof den Zug in das 250 km entfernte Wladimir genommen und bist
dort in ein Taxi gestiegen, hast dir ein Auto oder einen Transportservice bestellt oder du bist auf einer Komplettreise
à la „Moskau und der Goldene Ring“ unterwegs.
Suzdal ist eine der Perlen des Goldenen Rings, der gar kein Ring ist, sondern eine Ansammlung von Städten des
alten orthodoxen Russlands um Moskau herum. ‚Golden‘ heißt er wegen der Vielzahl an goldenen Kirchen- und
Kathedralenkuppeln.
Bist du auf den Spuren deiner Vergangenheit unterwegs, besuchst du den Ort, der deinen Namen trägt. Du suchst
nach einer Kirche. Mit einer Celloaufnahme willst du den Bann des Weltkriegs und seiner Folgen brechen, der deine
Familie mit Russland verbindet. Neue Bande willst du knüpfen, eigene, musikalische. Du klopfst an vielen Kirchentüren
an.
Vergeblich klopfst du an, denn die russisch-orthodoxe Kirche will keine nicht-liturgische Musik in ihren Gotteshäusern.
Du findest vielleicht ein älteres, freundliches Väterchen, das dich mit Gurken und Tomaten aus seinem
Beutelchen füttert, aber abweisen tut er dich trotzdem.
Du willst schon den Zug zurück nehmen, da fragst du dich, ob nicht einige Kirchen, wie zur Zeit des Sowjetkommunismus,
noch in staatlicher Hand sind. Du gehst also in die Museumsverwaltung in Wladimir und triffst auf den
freundlichen Pawel. Er sagt dir, fahr nach Suzdal, der ganze Ort ist Museumsreservat.
Du nimmst ein Taxi, irgendwann geht’s einen kleinen Abhang herunter und über einige Kilometer Breite blitzen zwischen
den Birken Kirchenkuppeln hervor. Glitzern und gleißen und funkeln im Sonnenlicht. Über 50 Kirchen, Kapellen,
Kathedralen und Sakralbauten gibt es noch in Suzdal und noch 5 von einst 15 Klöstern.
Du gehst also in die erste Kirche, die Pawel dir benannt hat, Roschdestwenskij Sobor, Mariae-Geburtskirche, die
Hauptkirche des Suzdaler Kremls, des Sitzes des Erzbischofs.
Du weißt, hier ist es, hier soll es sein.
Du hast einige Kirchen bereits besucht, und fast alle fangen dich mit ihrer tiefen, dunklen Ausstrahlung, aber für
dich ist diese die schönste der Kirchen, die du in Russland gesehen hast.
Du fährst weiter zum Erlöser-Euthymios-Kloster (Spasso-Jewfimijewskij-Monastir) und gehst in die zweite Kirche,
die Pawel dir benannt hat. Mystische Stimmen ziehen dich hinein. Der Chor Blagowest singt.
Zwei Jahre und einige bürokratische Hürden später bist du zurück in der Kremlkirche.
Du fragst die Aufseherin, ob du ihren Hocker benutzen darfst und beginnst zu spielen.
Meinem Vater gewidmet