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Erziehungsverträge mit Eltern' oder ‚Verhaltensverträge mit Schülern'

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schläge gemacht. Warum sollte, wer Klassenkollegen prügelt, nicht eine Zeitlang zum Schülerlotsendienst<br />

eingeteilt werden?“ (Standard 3.12.). „Ohne Grenzen geht es auch für einen<br />

oststeirischen Hauptschuldirektor nicht, der nicht namentlich zitiert werden möchte. Wenn<br />

jemand eine ‚Verfehlung‘ begeht, dann soll er produktiv etwas einbringen in die Gesellschaft.<br />

Egal ob’s darum geht, Kaputtgemachtes zu ersetzen <strong>oder</strong> die Schule sauber zuhalten‘.“ (Kleine<br />

Zeitung 4.12.). „Strafe muß sein, sonst hauen die Schüler alles zusammen“ (13jähriger<br />

Schüler, ebenda).<br />

Schulratspräsident „Riedl schlägt vor, daß ein klarer, nachvollziehbarer Kodex den Lehrern‚<br />

‚verhaltenstherapeutische Erziehungsmaßnahmen‘ an die Hand geben soll. Da gehe es um:<br />

‚Das Anhalten zum Nachbringen von Leistungen, die Tätigkeiten zugunsten der Gemeinschaft<br />

und die Wiederherstellung von Sachgütern‘. Allerdings stelle sich die Wirkung eines<br />

solchen pädagogischen Konzeptes ‚nur im Klima sozialer Wärme an der Schule‘ ein, räumt<br />

Riedl ein“ (Standard 5.12.).<br />

Je nachdem, ob als „Gesetzgeber“ ein „Diktator“ unterstellt wurde <strong>oder</strong> (im Prinzip) die Gesamtheit<br />

aller von dem Gesetz Betroffenen, wurde gegen <strong>oder</strong> für den Vorschlag gesprochen:<br />

Die Befürworter unterstellten ein Demokratie- <strong>oder</strong> Aushandlungsmodell, die Gegner ein<br />

„Verordnungs- <strong>oder</strong> Erlaßmodell“.<br />

Über die Güte der Regelungen besagen die Quellen der Gesetze („Diktat“ <strong>oder</strong> „Vereinbarung“)<br />

nichts. Die Quellen beeinflussen jedoch die Akzeptanz der Regelungen. Ausgehandelte<br />

Regeln werden besser und nachhaltiger akzeptiert als verordnete. Sie sind auch leichter revidierbar:<br />

Das Demokratie-, Vertrags- <strong>oder</strong> Aushandlungsmodell impliziert „Kündigung“ bzw.<br />

„Wechsel der Mehrheiten“. Deshalb geht in einer Aushandlungskultur die Mehrheit <strong>mit</strong> der<br />

Minderheit auch eher freundlicher um als ein Diktator <strong>oder</strong> Patriarch <strong>mit</strong> seinen Befehlsempfängern,<br />

Sklaven, Untertanen <strong>oder</strong> Kindern.<br />

Die Befürworter und Gegner des Vorschlages der Unterrichtsministerin unterscheiden sich<br />

auch darin, wie sie ihre Rolle beim Aushandeln und bei der Anwendung der Regelungen sehen.<br />

Im ersten Vorschlag spricht die Ministerin nur von einem „Erziehungsvertrag zwischen<br />

Schule und Eltern“, d.h. sie dürfte nur an Vereinbarungen zwischen Eltern und Lehrern über<br />

Normen und Konsequenzen für Schülerverhalten gedacht haben. Am 10.12. spricht sie von<br />

einer „neuen Beziehungskultur zwischen Lehrern, Schülern und Eltern“. Hier sollen alle drei<br />

Gruppen die Regeln gemeinsam aushandeln und sich ihnen unterwerfen.<br />

In den zustimmenden Aussagen der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer ist in Berichten vom<br />

Standard (am 9. und 10.12.) nicht die Rede davon, daß die Lehrer <strong>mit</strong> den Eltern <strong>oder</strong> gar den<br />

Schülern die Regeln „aushandeln“, daß Lehrer es <strong>mit</strong> Eltern <strong>oder</strong> Schülern als Vertragspartner<br />

zu tun haben könnten. Es heißt lediglich, nach Ansicht Helms „seien ‚Erziehungs<strong>mit</strong>tel“<br />

eine ‚dringende Forderung der Lehrer, wobei es nicht um Anordnungskultur, sondern um<br />

„Vereinbarungskultur‘ gehe. Kinder müßten lernen, daß Fehlverhalten nicht ohne Konsequenzen<br />

bleibe. Den Kritikern der Ministerin, die die ‚Rohrstabmentalität‘ geiselten, wirft<br />

Helm ‚Sozialutopie‘ vor“.<br />

Es wird hier also nicht klar, wer <strong>mit</strong> wem etwas vereinbart – vor allem aber fehlt die Reziprozität:<br />

Lehrer (<strong>oder</strong> Eltern) müssen in einer Vereinbarungskultur natürlich auch lernen, daß ihr<br />

Verstoß gegen Verpflichtungen den Kindern gegenüber nicht ohne Konsequenzen bleibt.<br />

Die Distanz Helms zu einem partnerschaftlichen Verständnis einer „Vereinbarungskultur“<br />

zeigt sich auch in der wiederholten Verwendung des Konzeptes „Erziehungs<strong>mit</strong>tel“ und in<br />

seinem Verständnis für eine „Rohrstabmentalität“: Beides impliziert Ungleichheit bzw. feh-<br />

Quelle: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/schulberatung/ Download 2002 - Volker Krumm <strong>Erziehungsverträge</strong> 5

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