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Projekt GRÜNE INFRASTRUKTUR HAMBURG ... - BUND Hamburg

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Arbeitskreis Naturschutz und Landschaftspflege<br />

des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.<br />

Landesverband <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Projekt</strong><br />

<strong>GRÜNE</strong> <strong>INFRASTRUKTUR</strong> <strong>HAMBURG</strong><br />

20. April 2013<br />

<strong>Hamburg</strong> braucht eine fach- und ressortübergreifende Planung für seine<br />

unversiegelten und vegetationsbedeckten Flächen, - seine <strong>GRÜNE</strong> <strong>INFRASTRUKTUR</strong>.<br />

Der Arbeitskreis Naturschutz und Landschaftspflege des <strong>BUND</strong> <strong>Hamburg</strong> schlägt<br />

vor, eine Diskussion zur Vorbereitung dieser interdisziplinären Planung zu beginnen<br />

und alle <strong>Projekt</strong>betroffenen an einen Tisch zu bringen.<br />

Große Teile der natürlichen Vegetation <strong>Hamburg</strong>s sind in den letzten zehn Jahren zerstört und<br />

ökologisch abgewertet worden. Instrumente dieser Entgrünungspolitik waren: übermäßiger<br />

Flächenverbrauch, umfangreiche Gehölzrodungen, eine systematische "Wildkrautbekämpfung",<br />

mangelhafte Pflege sowie unzureichende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bei Eingriffen in Natur<br />

und Landschaft. Damit wurde vielen Tierarten und ganzen Lebensgemeinschaften in der Stadt die<br />

Lebensgrundlage entzogen.<br />

Aber auch die Menschen in den Siedlungsbereichen <strong>Hamburg</strong>s sind von der Ausräumung der<br />

Stadtvegetation unmittelbar betroffen. In Zeiten des Klimawandels durch globale Erwärmung ist ein<br />

kluger und verantwortungsvoller Umgang mit der Stadtnatur entscheidend auch für das Wohlbefinden<br />

und die Gesundheit der Menschen in der Stadt.<br />

Die Knappheit und die Komplexität der Funktionen und Bedeutungen von unversiegelten, mit<br />

Vegetation bedeckten Freiflächen - Grünflächen - im besiedelten Stadtraum erfordern einen<br />

sorgfältigen Umgang mit diesen Flächen. Zu berücksichtigen sind dabei alle Teilaspekte der<br />

Planung einer <strong>GRÜNE</strong>N <strong>INFRASTRUKTUR</strong>:<br />

1. Grünversorgung: Wohnungsnahe Grün- und Freiflächen spielen für die Lebensqualität und<br />

Gesundheit von Stadtbewohnern eine zentrale Rolle. Das <strong>Hamburg</strong>er Landschaftsprogramm<br />

([1], Anhang) hat daher Richtwerte für die Planung von Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich<br />

festgelegt, die eine ausreichende Freiraumversorgung der Bevölkerung sicherstellen<br />

sollen.<br />

2. Naturhaushalt: Die natürlichen Kreisläufe, Wechselwirkungen und Qualitäten der Medien<br />

Boden, Wasser und Luft/Klima einer städtischen Fläche werden weitgehend von ihrem Versiegelungsgrad<br />

und von ihrem Grünvolumen bestimmt. Vegetationsbestandene Flächen bieten<br />

wichtige Ökosystemdienstleistungen: Schutz der Böden vor Verunreinigungen, Sicherung der<br />

Selbstreinigungskraft von Gewässern, Sicherstellung des Grundwasserhaushaltes und Vermeidung<br />

von grundlegenden Beeinträchtigungen der Luft und damit des Stadtklimas.<br />

3. Klimaanpassung: Angesichts des fortschreitenden Klimawandels durch globale Erwärmung ist<br />

die Stadtvegetation - quantifizierbar als Grünvolumen - von entscheidender Bedeutung für das<br />

Klima in der Stadt. Denn die Stadtvegetation beeinflusst den Temperatur- und Wasserhaushalt,<br />

die Schadstoffgehalte der Luft, die Folgen extremer Wetterereignisse und damit insgesamt die<br />

Lebensqualität in der Stadt und die Gesundheit ihrer Bewohner. Wird das Grünvolumen weiter<br />

reduziert, werden viele - vor allem ältere - Menschen in Hitzeperioden sterben.<br />

4. Regenwassermanagement: Infolge des Klimawandels wird die Niederschlagshäufigkeit in den<br />

Wintermonaten in <strong>Hamburg</strong> voraussichtlich deutlich zunehmen. Und es werden vermehrt Starkregenereignisse<br />

erwartet, für die das bestehende zentrale Sielsystem nicht bemessen wurde,<br />

mit der Folge von Straßenüberschwemmungen und unkontrollierten Abflüssen von verunreinigtem<br />

Wasser in Oberflächengewässer. Anzustreben ist daher eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung,<br />

mit Versickerung des Wassers auf neu bereitgestellten, entsiegelten und<br />

begrünten Flächen auch und gerade in den dicht besiedelten Stadtbereichen.<br />

5. Naturschutz / Biotopverbund: Das Arten- und Biotopschutzprogramm <strong>Hamburg</strong>s definiert<br />

"Biotopentwicklungsräume", in denen auch im Innenstadtbereich eine naturnahe Gestaltung<br />

und Pflege von Grünflächen, eine Wiederbesiedlung durch wildlebende Tier- und Pflanzen-


2<br />

arten sowie eine Biotopvernetzung ermöglicht werden soll. Auch "den Grünanlagen kommt<br />

wesentliche Bedeutung im Biotopverbund sowohl im innerstädtischen Bereich <strong>Hamburg</strong>s als<br />

auch mit außerhalb der Kernstadt gelegenen Biotopen zu" ([1], S. 57). Selbst in städtisch<br />

verdichteten Bereichen können "durch Entsiegelung und die Verringerung von Verdichtungen<br />

Freiflächen für die Biotopentwicklung und zur Steigerung des Biotopwertes geschaffen werden"<br />

([1], S. 58).<br />

6. Freiraumverbundsystem: "Das Freiraumverbundsystem soll die Versorgung der Bevölkerung<br />

mit den notwendigen Freiräumen auf Wohngebiets-, Stadtteil-, Bezirks- und gesamtstädtischer<br />

Ebene sichern. Durch die Verknüpfung der Grün- und Freiflächen innerhalb und außerhalb der<br />

Stadt zu einem vernetzten Grünsystem sollen insbesondere der Wohn- und Freizeitwert erhöht,<br />

Biotopverbundsysteme für eine artenreiche Flora und Fauna gesichert, die klimatischen und<br />

lufthygienischen Bedingungen verbessert, die naturräumliche Gliederung und Gestaltung der<br />

Stadt erhalten und die Orientierung und Identifikation der Bewohner mit ihrer Stadt gefördert<br />

werden" ([1], S. 19).<br />

7. Landschaftsbild: "Das Landschaftsbild als sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform von<br />

Natur und Landschaft dient der Orientierung und damit der Identifikation der Bürger mit<br />

<strong>Hamburg</strong>. Im Sinne der Unverwechselbarkeit und Identität dieser Stadt soll das Landschaftsbild<br />

erhalten, gepflegt und entwickelt werden sowie die naturräumliche Gliederung der Stadtlandschaft<br />

erlebbar bleiben" ([1], S. 6).<br />

8. Naturerfahrung: Natur sollte überall in der Stadt erfahrbar sein. Laut Bundesnaturschutzgesetz<br />

(§ 1, Abs. 6) gehören Naturerfahrungsräume in Deutschland zu den Freiräumen im besiedelten<br />

und siedlungsnahen Bereich, die "zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße<br />

vorhanden sind, neu zu schaffen" sind. Naturerfahrungsräume sind, insbesondere für Kinder,<br />

Aktionsräume für Freiheit und Abenteuer, aber auch Rückzugsorte für Ruhe und Entspannung.<br />

9. Wohlbefinden / Biophilie: Nach Erkenntnissen der Soziobiologie [2] brauchen Menschen einen<br />

ausreichenden Kontakt mit der Natur, um gesund zu bleiben, um den Sinn ihres Lebens zu<br />

finden und sich zu verwirklichen. Grün und Natur fördert nachweislich die Genesung bei Krankheiten,<br />

und sie mindert die Kriminalitätsrate in Städten.<br />

10. Umweltgerechtigkeit: Die Lebensbedingungen von einkommensschwachen Gruppen in<br />

Deutschland und auch in <strong>Hamburg</strong> sind nicht nur durch negative sozioökonomische Bedingungen<br />

geprägt, sondern auch durch eine Ungleichverteilung ökologischer Güter, wie zum Beispiel<br />

saubere Luft oder intakte Grünflächen. Besonders für Kinder, die sozial und ökonomisch<br />

benachteiligt sind, bilden Grünflächen im direkten Lebensumfeld häufig die einzige Möglichkeit<br />

zur unmittelbaren Naturerfahrung. Auch für weitere Bevölkerungsgruppen mit geringer Mobilität<br />

– beispielsweise ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung – sollte ein ausreichendes<br />

und wohnungsnahes Angebot zur Naturerfahrung geschaffen werden [3].<br />

Alle erwähnten Funktionen und Bedeutungen von Natur und Grünflächen in der Stadt sprechen<br />

zusammen genommen dafür, dass die Schaffung eines reichhaltigen Ensembles naturnaher<br />

Grünflächen, einer gut geplanten <strong>GRÜNE</strong>N <strong>INFRASTRUKTUR</strong>, von erheblichem Nutzen sowohl für<br />

die biologische Vielfalt als auch für die Lebensqualität der Stadtbevölkerung ist. Es gilt, die auf<br />

das Stadtgrün bezogenen vielen Einzelplanungen in der städtischen Verwaltung zusammenzuführen.<br />

Dadurch können Synergien genutzt und Fachwissen gebündelt und zusammengeführt<br />

werden.<br />

Der Arbeitskreis Naturschutz und Landschaftspflege des <strong>BUND</strong> <strong>Hamburg</strong> lädt alle Interessierten<br />

und Betroffenen ein, sich an der Diskussion über eine <strong>GRÜNE</strong> <strong>INFRASTRUKTUR</strong> in <strong>Hamburg</strong> zu<br />

beteiligen.<br />

Zitierte Quellen:<br />

1. Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm der Freien und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>. Gemeinsamer Erläuterungsbericht,<br />

<strong>Hamburg</strong>, Juli 1997<br />

2. Wilson, E. O.: Sociobiology: The New Synthesis,1975; und: Biophilia, 1984; Harvard University Press<br />

3. Mehr soziale und ökologische Chancengleichheit: Die soziale Dimension biologischer Vielfalt geht uns alle an! - Gemeinsame Erklärung<br />

der Verbände DUH, DNR, <strong>BUND</strong>, NABU und SoVD; Berlin, 3. November 2011<br />

Der Arbeitskreis Naturschutz und Landschaftspflege trifft sich am dritten Mittwoch jedes Monats um 19 Uhr in<br />

der Geschäftsstelle des <strong>BUND</strong> <strong>Hamburg</strong>, Lange Reihe 29. - Kontakt: akNaturschutz@arcor.de, Telefon 43188368


Arbeitskreis Naturschutz und Landschaftspflege des <strong>BUND</strong> <strong>Hamburg</strong>: <strong>Projekt</strong> <strong>GRÜNE</strong> <strong>INFRASTRUKTUR</strong> <strong>HAMBURG</strong> 20. April 2013<br />

Grünversorgung Naturhaushalt Klimaanpassung<br />

Naturschutz,<br />

Biotopverbund<br />

Freiraumverbundsystem<br />

<strong>GRÜNE</strong><br />

<strong>INFRASTRUKTUR</strong><br />

Landschaftsbild Naturerfahrung<br />

Regenwassermanagement<br />

Umweltgerechtigkeit<br />

Wohlbefinden,<br />

Biophilie

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