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BuMa_2011_01 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

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1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

BUNSENMAGAZIN<br />

Leitartikel<br />

Die DBG in Bunsens Jubiläumsjahr S. 1<br />

Unterricht<br />

Small-angle x-ray and neutron<br />

scattering<br />

Two complementary methods to<br />

study soft matter structure S. 4<br />

Aspekte<br />

Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie:<br />

Messung von Adsorptionsenergien<br />

auf wohldefinierten Oberflächen S. 17<br />

BBPCAX 1<strong>01</strong> (8) 1083-1196 (1998)<br />

ISSN 0005 – 9021<br />

No. 1 – JANUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong>


IMPRESSUM<br />

Bunsen-Magazin<br />

Heft 1 Jahrgang 13<br />

Herausgeber:<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Martin Quack<br />

Wolfgang von Rybinski<br />

Wolfgang Grünbein<br />

Schriftleiter:<br />

Rolf Schäfer<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Petersenstr. 20<br />

D-64287 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 / 16 27 07 oder 16 24 98<br />

Fax: 06151 / 16 60 24<br />

E-Mail: bunsenmagazin@bunsen.de<br />

Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Florian Ausfelder<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

D-60486 Frankfurt<br />

Tel.: 069 / 75 64 620<br />

Fax: 069 / 75 64 622<br />

E-Mail: ausfelder@bunsen.de<br />

Technische Herstellung:<br />

VMK-Druckerei GmbH<br />

Faberstraße 17<br />

D-67590 Monsheim<br />

Tel.: 06243 / 909 - 110<br />

Fax: 06243 / 909 - 100<br />

E-Mail: info@vmk-druckerei.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Martin Quack<br />

LEITARTIKEL<br />

DIE DBG IN BUNSENS JUBILÄUMSJAHR<br />

Liebe Mitglieder und Freunde der<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Zum Jahresbeginn <strong>2<strong>01</strong>1</strong> wünsche ich<br />

Ihnen alles Gute, natürlich Gesundheit,<br />

Erfolg und Freude in und an der<br />

Wissenschaft. Es ist <strong>für</strong> mich eine besondere<br />

Freude, das Jubiläumsjahr<br />

des Namensgebers unserer Gesellschaft<br />

mit diesem Leitartikel zu eröffnen.<br />

Robert Wilhelm Bunsen wurde<br />

am 31. März 1811 in Göttingen geboren, wir feiern also im<br />

Jahre <strong>2<strong>01</strong>1</strong> seinen 200. Geburtstag. Das gibt zweifellos Anlass<br />

zum Rückblick auf Bunsens Leben und Leistung, und die Bunsen-Gesellschaft<br />

plant einige Anlässe zu seinem Gedenken im<br />

Jubiläumsjahr, von denen ich hier die von Michael Grunze organisierte<br />

Tagung „Robert Bunsen’s 200th Birthday: Frontiers<br />

in Physical Chemistry“ hervorheben will, die am 12. Oktober<br />

<strong>2<strong>01</strong>1</strong> in Heidelberg stattfi nden soll, dem Orte, wo Bunsen 36<br />

Jahre seines Lebens, von 1852 bis 1888 als Professor an der<br />

Universität lehrte und forschte und schließlich auch noch bis<br />

zu seinem Tode am 16. August 1899 lebte. In Verbindung mit<br />

dieser Tagung soll auch die erste Robert-Bunsen-Vorlesung gehalten<br />

werden, die neu von der Bunsen-Gesellschaft zum Jubiläumsjahr<br />

gestiftet wurde und die danach jährlich stattfi nden<br />

soll. Der erste mit dieser Vorlesung ausgezeichnete Vortragende<br />

wird unser Ehrenmitglied Jürgen Troe sein, der auch das<br />

erste Bunsenmagazin im Jahre 1999 mit seinem Leitartikel<br />

eröffnete 1 . Auch die Bunsentagung vom 2. – 4. Juni <strong>2<strong>01</strong>1</strong> in<br />

Berlin über ultraschnelle photoinduzierte Prozesse hat eine offensichtliche<br />

thematische Beziehung zum wissenschaftlichen<br />

Wirken von R. W. Bunsen – aber welches physikalisch-chemische<br />

Thema hätte das nicht?<br />

Auch kann man sich fragen, mit welchem Recht die Bunsen-<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie den „Chemiker“ Bunsen<br />

<strong>für</strong> sich in Anspruch nimmt. Diese Frage gibt mir Anlass,<br />

auf einige Aspekte des wissenschaftlichen Wirkens von Bunsen<br />

einzugehen, auch in Bezug auf die Entwicklung der physikalischen<br />

Chemie. Tatsächlich hat Bunsen ja wissenschaftlich<br />

gearbeitet, bevor die <strong>Physikalische</strong> Chemie als eigenständige<br />

Disziplin begründet wurde (Ende des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen<br />

durch Svante Arrhenius, Jacobus Henricus van’t<br />

Hoff und Wilhelm Ostwald). Diese Tatsache fi ndet sich auch<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Quack<br />

ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Wolfgang-Pauli-Str. 10, CH-8093 Zürich, Switzerland<br />

Telefon: +41 44 632 44 21, Fax: +41 44 633 15 98<br />

E-Mail: quack@ir.phys.chem.ethz.ch<br />

in einem Satz wieder, der von Bunsen in seinen späteren Jahren<br />

berichtet wird: „Zu meiner Zeit studierte man Naturwissenschaften<br />

und nicht, wie es jetzt so häufi g geschieht, nur eine<br />

derselben.“ Bunsen hat zu vielen Bereichen der Naturwissenschaften<br />

Bedeutendes beigetragen, zu erwähnen sind hier seine<br />

Studien in der metallorganischen Chemie und besonders<br />

auch der organischen Arsen-Verbindungen, die zu späteren<br />

pharmazeutischen Anwendungen durch Paul Ehrlich führten,<br />

aber auch zu der unglücklichen Episode in Bunsens Leben<br />

1836 in Kassel, wo er ein Auge durch eine Explosion verlor und<br />

fast an Arsenvergiftung starb. Bunsen setzte diese Arbeiten zunächst<br />

in Marburg fort, verließ aber später dieses gefährliche<br />

Forschungsthema, das von seinem Schüler Edward Frankland<br />

weitergeführt wurde.<br />

Bunsens Entdeckung und Isolation der Elemente Rubidium<br />

und Caesium kann man der Anorganischen Chemie zuordnen,<br />

die Arbeiten zu den Geysiren Islands gehören in den Bereich<br />

der Geologie, die Kohlenstoff-Zink-Batterie (auch „Bunsen-<br />

Zelle“, „pile de Bunsen“) zur Elektrochemie, seine Arbeiten mit<br />

Roscoe zur Chlorwasserstoffreaktion und ähnlichem gehören<br />

zu den Grundlagen der Photochemie, und sein Photometer mit<br />

den photometrischen Arbeiten kann man der Physik zuordnen,<br />

wie auch seine Arbeiten zur Kalorimetrie. Auch sein Buch über<br />

gasometrische Methoden (1857) und den „Bunsenbrenner“<br />

darf man hier nicht vergessen, der allerdings eine kompliziertere<br />

Entstehungsgeschichte hat, mit mehreren „Vätern“ (auch<br />

Michael Faraday zählt dazu).<br />

Ein weiteres von Bunsen berichtetes Zitat: „Ein Chemiker, der<br />

kein Physiker ist, ist gar nichts“ identifi ziert ihn zweifellos als<br />

Physikochemiker und führt uns auch zu seiner wohl bedeutendsten<br />

Entdeckung, die er nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit<br />

mit dem Physiker Gustav Robert Kirchhoff machte.<br />

Die Entdeckung und Entwicklung der Atomspektroskopie (nach<br />

1859) mit der Zuordnung charakteristischer Spektrallinien zu<br />

bestimmten Elementen in der durch Zusätze angereicherten<br />

Bunsenbrennerfl amme gehört zweifellos zu den größten und<br />

folgenreichsten Leistungen in der physikalischen Chemie überhaupt,<br />

mit Ausstrahlung in alle Bereiche der Naturwissenschaften.<br />

Auch hier gab es Vorläufer in den Untersuchungen von<br />

John Frederick William Herschel (dem Sohn des aus Hannover<br />

stammenden Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel), in den<br />

Arbeiten von Ångström, Alber, Wheatstone, Melville, Brewster,<br />

1 Jürgen Troe, Bunsenmagazin 1 (1999) 1<br />

1


LEITARTIKEL<br />

Talbot, Swan and Gladstone sowie besonders Fraunhofer mit<br />

den nach ihm benannten Fraunhofer-Linien im Sonnenspektrum,<br />

die bis 1860 eines der ungelösten Rätsel der Physik darstellten.<br />

Bunsen selbst schreibt in einem Brief an Roscoe im<br />

November 1859: „Im Augenblick bin ich und Kirchhoff mit einer<br />

gemeinsamen Arbeit beschäftigt, die uns nicht schlafen lässt.<br />

Kirchhoff hat nämlich eine wunderschöne, ganz unerwartete<br />

Entdeckung gemacht, in dem er die Ursache der dunklen Linien<br />

im Sonnenspektrum aufgefunden und diese Linien künstlich im<br />

Sonnenspektrum verstärkt und im linienlosen Spektrum hervorgebracht<br />

hat und zwar der Lage nach mit den Fraunhofer’schen<br />

identischen Linien.“ Bunsen und Kirchhoff ordneten nun diese<br />

Linien den Atomen der Elemente zu. Die Feststellung, dass auf<br />

der Sonne Natrium existiert, war eine unmittelbare Konsequenz,<br />

später folgte die Entdeckung von Rubidium und Caesium durch<br />

die Spektroskopie von Mineralwasser und ihre Isolierung in der<br />

Folge, und schließlich die spektroskopische Entdeckung eines<br />

neuen Elementes Helium auf der Sonne durch Jules Jansen und<br />

Norman Lockyer (1868/69) war noch spektakulärer (erst 1895<br />

von Ramsay im Labor bestätigt). Die Arbeiten von Bunsen und<br />

Kirchhoff sind der Ausgangspunkt der chemisch-spektroskopischen<br />

Analytik und der astrophysikalischen Spektroskopie mit<br />

einem ununterbrochenen Strom von Entdeckungen bis in unsere<br />

Tage. Weitere Anwendungen strahlen schließlich in die Biologie<br />

und Medizin aus, aber auch in die Archäologie, Kriminalistik<br />

und viele weitere Gebiete menschlicher Tätigkeit.<br />

Vermutlich noch höher zu wichten ist die Atomspektroskopie von<br />

Bunsen und Kirchhoff als Grundlage der späteren Deutung der<br />

Spektrallinien der Atome im Rahmen der Quantentheorie durch<br />

Bohr 1913 2 , die schließlich heute das Fundament des gesamten<br />

mikroskopischen Verständnisses der Materie bildet. Spektroskopie<br />

allgemein und die quantentheoretische Interpretation hochaufgelöster<br />

Spektrallinien ist ein wesentlicher Teil der heutigen<br />

Teilchen- und Kernphysik einerseits und der Physik und Chemie<br />

der Atome und Moleküle andererseits 3 . Sommerfeld verwendet<br />

den poetischen Ausdruck der „Sphärenmusik des Atoms“ 4 . Ostwald<br />

hat die zwei berühmten Arbeiten „Chemische Analyse durch<br />

Spektralbeobachtungen“ von Kirchhoff und Bunsen in seine<br />

„Klassiker“ aufgenommen, deren Lektüre hier empfohlen sei 5 ,<br />

und hat sie mit dem Kommentar versehen „Die vorstehend abgedruckten<br />

beiden Abhandlungen haben einen außerordentlich<br />

großen Einfl uss auf die Entwicklung der Wissenschaft ausgeübt,<br />

indem sie die Chemie mit einem Forschungsmittel beschenkten,<br />

dessen Ergiebigkeit trotz der mehr als dreißig seitdem verfl ossenen<br />

Jahre bei weitem noch nicht erschöpft worden ist“. Dies<br />

bleibt auch nach 150 Jahren noch wahr 3 und betrifft nicht nur<br />

die Chemie, sondern viele weitere Wissenschaften. Mit dem<br />

200. Geburtstage von Bunsen feiern wir auch die 150. Jährung<br />

der Geburtsstunde der physikalisch-chemischen Spektroskopie<br />

in den beiden Arbeiten aus den Jahren 1860 und 1861.<br />

Sehr zu Recht wurde deshalb auf der achten Hauptversammlung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Elektrochemischen Gesellschaft 19<strong>01</strong> auf<br />

Vorschlag von Wilhelm Ostwald der Name Bunsen-Gesellschaft<br />

eingeführt, der seither beibehalten wurde. In diese Zeit fällt eine<br />

weitere Anwendung der Spektralanalyse, eine spektroskopische<br />

Entdeckung, die von höchster Aktualität auch heute ist. Svante<br />

Arrhenius als Mitbegründer unseres Faches hatte 1896 durch<br />

seine spektroskopischen Untersuchungen des Infrarotspekt-<br />

2<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

rums von CO 2 die Hypothese der Bedeutung dieses Spurengases<br />

<strong>für</strong> den Treibhauseffekt auf das Erdklima aufgestellt 6 , und dies<br />

ist neben all den laufenden politischen Diskussionen auch Gegenstand<br />

einer von unserer Gesellschaft mit herausgegebenen<br />

Broschüre, die auch rechtzeitig zum Bunsen-Jubiläum erscheint 7 .<br />

Ich will mit einer Episode aus neuester Zeit schließen. Mein<br />

Vorgänger im Amt, Wolfgang von Rybinski, hat an der vergangenen<br />

Bunsentagung beiläufi g die Frage aufgeworfen, ob das<br />

Logo der Bunsen-Gesellschaft wohl eine Flamme oder eine<br />

Spektrallinie darstelle. Sicher kann man beides darin sehen,<br />

aber eine genauere Analyse dieses Symbols unserer Gesellschaft<br />

zeigt die mathematisch nahezu perfekte Darstellung<br />

einer Cauchy-Lorentzlinienform – die ideale „natürliche“ unverfälschte<br />

Form einer Spektrallinie, die durch nichts anderes<br />

verbreitert ist als durch den exponentiellen Zerfall mit spontaner<br />

Lichtemission. Der Unterschied zu einer Gaussfunktion in<br />

der Dopplerlinienform ist leicht zu erkennen, und eine Flamme<br />

bildet kaum eine solche ideale Form ab.<br />

Abb. 1: Bunsenlogo als Lorentzspektrallinie,<br />

die „natürliche Linienform“<br />

Abb. 2: Abgeändertes Logo mit<br />

Dopplerlinienform, der Unterschied<br />

dieser Gaussfunktion zur Lorentzfunktion<br />

in 1 ist gut zu sehen 8<br />

Wenn ich das Jahr <strong>2<strong>01</strong>1</strong> mit diesen Gedanken beginne, die an<br />

das Wirken von Bunsen erinnern, dann auch mit dem Wunsch,<br />

dass manche von seinen physikalisch-chemischen und darüber<br />

hinaus allgemein naturwissenschaftlichen Beiträgen und<br />

Ideen auch weiterhin Früchte tragen in den wissenschaftlichen<br />

Bestrebungen der Mitglieder und Freunde der nach ihm benannten<br />

Gesellschaft.<br />

Martin Quack<br />

2<br />

Niels Bohr (1913), Phil. Mag 26, 1-25, 476-502, 857-875<br />

3 Handbook of High-Resolution Spectroscopy, Martin Quack and Frédéric<br />

Merkt eds. Wiley, Chichester (<strong>2<strong>01</strong>1</strong>), im Druck<br />

4<br />

Arnold Sommerfeld „Atombau und Spektrallinien“ Vieweg, Braunschweig<br />

1919, im Vorwort schreibt er: „Was wir heutzutage aus der Sprache der<br />

Spektren heraushören, ist eine wirkliche Sphärenmusik des Atoms, ein Zusammenklingen<br />

ganzzahliger Verhältnisse, eine bei aller Mannigfältigkeit<br />

zunehmende Ordnung und Harmonie.“<br />

5<br />

Ostwalds Klassiker der Exakten Wissenschaften, Band 72 (zwei Arbeiten<br />

von G. Kirchhoff und R. W. Bunsen), Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt<br />

am Main, 1996<br />

6<br />

„On the infl uence of Carbonic Acid in the Air on the Temperature on the<br />

Ground, Svante Arrhenius, Philosophical Magazine Series, 5, 41 (1896) 237<br />

7<br />

Feuerlöscher oder Klimakiller? Kohlendioxid CO2 – Facetten eines Moleküls,<br />

Herausgegeben von der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie unter Mitwirkung der DECHEMA, der GDCh und des VCI, im<br />

Druck <strong>für</strong> <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

8<br />

Die Bilder wurden von Alexander Kushnarenko angefertigt.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Leitartikel<br />

Unterricht<br />

Tagungen<br />

Aspekte<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Nachrichten<br />

Nachruf<br />

GDCh<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Martin Quack<br />

Die DBG in Bunsens Jubiläumsjahr 1<br />

Martin Engel, Tinka Spehr and Bernd Stühn<br />

Small-angle X-ray and neutron scattering<br />

Two complementary methods to study soft matter structure 4<br />

Timo Jacob<br />

Internationale Tagung: Electrochemistry 2<strong>01</strong>0 –<br />

From microscopic understanding to global impact<br />

13. – 15. September 2<strong>01</strong>0, Ruhr-Universität Bochum 16<br />

Ole Lytken und J. Michael Gottfried<br />

Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie:<br />

Messung von Adsorptionsenergien auf wohldefi nierten Oberfl ächen 17<br />

Inhalt Heft 10-12 (2<strong>01</strong>0) 25<br />

Helmut Baumgärtel und Klaus Rademann<br />

Bernd Brutschy zum 65. Geburtstag 26<br />

Buchbesprechung<br />

Gerd Buntkowsky<br />

„Lehrbuch der Thermodynamik<br />

Eine verständliche Einführung“ 27<br />

Personalia 28<br />

Veranstaltungen/Events 29<br />

Ankündigungen 29<br />

Günter Grampp<br />

Prof. Dr. Walther Jaenicke (1921-2<strong>01</strong>0) 30<br />

Chemiestudiengänge in Deutschland<br />

Statistische Daten 2009 32<br />

Zum Titelbild<br />

Reversible und irreversible Adsorption. Oben reversibel: CO auf Pt(111). CO<br />

desorbiert intakt, so dass die molare Adsorptionsenergie, ΔU ads, aus der Desorptionsaktivierungsenergie<br />

E des abgeschätzt werden kann. Unten irreversibel:<br />

Benzol auf Pt(111). Benzol adsorbiert bei 300 K als intaktes Molekül,<br />

dissoziiert jedoch oberhalb von 500 K unter Desorption von H 2. ΔU ads kann hier<br />

nur kalorimetrisch bestimmt werden. Siehe den Artikel von Ole Lytken und J.<br />

Michael Gottfried, Seite 17 .<br />

3


UNTERRICHT<br />

Martin Engel, Tinka Spehr and Bernd Stühn<br />

4<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

SMALL-ANGLE X-RAY AND NEUTRON SCATTERING<br />

TWO COMPLEMENTARY METHODS TO STUDY SOFT MATTER STRUCTURE<br />

METHOD SUMMARY<br />

Small-angle X-ray scattering (SAXS) and small-angle neutron scattering<br />

(SANS) are experimental techniques that allow to determine<br />

the structure of condensed matter. Both methods yield information<br />

about shape, size and spatial organization of scattering<br />

objects with sizes in the order of a few Ångströms to hundreds of<br />

nanometers. The accessed length scales are especially of interest<br />

for soft condensed matter including e.g. polymeric samples,<br />

colloidal particles or surfactant aggregates. The present article<br />

aims to provide the reader with a simple introduction to smallangle<br />

scattering in soft matter. On the next pages we will give a<br />

brief overview of the physical basics necessary to understand the<br />

outcome of a general small-angle scattering experiment.<br />

We will compare SAXS and SANS and point out their respective<br />

advantages and fi elds of application.<br />

The article will end with the presentation of two exemplary<br />

SANS and SAXS studies. We intend to provide the reader with a<br />

brief and comprehensible introduction to the subject of smallangle<br />

scattering (SAS), an exhaustive discussion of SANS and<br />

SAXS can be found elsewhere 1,2,3 .<br />

1. INTRODUCTION<br />

The classical fi eld of application for X-ray scattering certainly<br />

was the study of crystalline structures. With typical inter-atomic<br />

distances in the Ångström range, the scattered X-ray intensity<br />

was observed at wide and easy accessible scattering angles.<br />

From Bragg‘s law, nl = 2dsin(q), we know that for a given wavelength<br />

l the larger the investigated distances d are, the smaller<br />

is the angle 2q at which the corresponding scattered intensity<br />

is observed. (n is an integer denoting the order of the refl ection).<br />

If one is interested in mesoscopic structures the scattered<br />

intensity has to be collected at smaller angles. As we will<br />

motivate in the following, both, neutrons and X-rays, are powerful<br />

probes that can yield complementary information about the<br />

shape and spatial organization of particles or aggregates having<br />

typical length scales in the order of several Ångströms to<br />

hundreds of nanometres. Thus the objects are too small to be<br />

seen by ordinary light microscopes. These structures are not<br />

based on a periodic lattice but display liquid like order.<br />

Prof. Dr. Bernd Stühn, Dr. Tinka Spehr<br />

Institut <strong>für</strong> Festkörperphysik<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

64289 Darmstadt<br />

E-Mail: stuehn@fkp.tu-darmstadt.de<br />

tinka.spehr@physik.tu-darmstadt.de<br />

Many kinds of different samples can be investigated by smallangle<br />

scattering, including polymeric samples, surfactant aggregates,<br />

colloidal particles or samples of biological relevance, e.g.<br />

model membranes or protein solutions just to mention a few. Figure<br />

1 shows the length scales d accessible by SAXS and SANS together<br />

with some typical soft matter samples being of that size.<br />

Figure 1: Accessible length scales d that may be studied by SANS and SAXS.<br />

The larger the size d of scattering objects is the smaller is the scattering vector<br />

q = 2π/d , where the intensity has to be collected. Note that the probed<br />

length scales are of special interest for soft condensed matter samples.<br />

Small-angle X-ray (SAXS) scattering was pioneered and exploited<br />

by Guinier in the 1930s. His classic book covers both,<br />

theory and practice of SAXS 1 . Small-angle neutron scattering<br />

(SANS) was developed about 40 years later in the 1970s when<br />

the necessary neutron detection and production techniques<br />

were available 4 .<br />

Even though the scattering process is fundamentally different<br />

for neutrons and X-rays, the calculation of the interference phenomena<br />

is identical for both and can be discussed jointly. We<br />

will start this article with a brief summary of the theoretical basics<br />

of SAS in general and provide the reader with the main formulae<br />

necessary to understand the outcome of an experiment.<br />

For the quantitative analysis of SAS curves we will introduce<br />

the notation of the form factor as the quantity containing the<br />

information about the geometrical form of the scattering object<br />

and the structure factor as a measure for spatial correlations<br />

between different scatterers. Besides this rigorous description<br />

Dr. Martin Engel<br />

Merck KGaA<br />

Frankfurter Str. 250<br />

64293 Darmstadt<br />

E-Mail: engel@merck.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

of the intensity demanding a minimum of knowledge about the<br />

sample structure we will also discuss model-free approximations<br />

valid for certain limiting cases, allowing to extract more<br />

general information from a scattering profi le, e.g. the radius of<br />

gyration or the surface of the scattering objects.<br />

We will then focus on the underlying interactions for both, scattering<br />

of X-rays and neutrons, and we will discuss the technical<br />

realization of an experiment and aspects of production and<br />

detection of neutrons and X-rays.<br />

We will conclude the article with two instructive examples for<br />

SAS investigations of condensed matter structure, namely<br />

SAXS on highly oriented nano-pores and SANS on a water-in-oil<br />

microemulsion in the droplet phase.<br />

All in all we want to show that both techniques are powerful<br />

tools to study the structure soft matter samples having both<br />

their respective merits and optimum fi elds of application. This<br />

article should put potential users with no experience in SAXS<br />

and SANS in the position to estimate the scope of these techniques<br />

in the frame of their research area.<br />

2. BASIC THEORY OF SMALL-ANGLE SCATTERING<br />

Whereas the scattering mechanism itself is very different for<br />

X-rays and neutrons, the basic calculations of interference phenomena<br />

are identical for both probes and may be discussed<br />

within the same formalism.<br />

We will show that the scattering experiment makes extensive<br />

use of the wave-particle dualism for both X-rays and neutrons.<br />

The scattering process and the development of the interference<br />

pattern are understood for waves whereas the detector is<br />

mostly operated in particle count mode.<br />

For the sake of simplicity we will therefore fi rst develop a common<br />

expression for the scattered intensity ignoring the nature<br />

of interaction between probe and sample. A discussion of the<br />

underlying interactions will then follow separately for X-rays<br />

and neutrons.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Figure 2: Left: Basic scattering geometry showing the incident plane wave<br />

impinging on the sample. The scattered intensity is detected in the phase<br />

space element dΩ at an angle of 2θ. Right: Defi nition of the scattering vector<br />

q as the difference between wave-vectors of the scattered and incoming<br />

wave, k o and k i respectively. Here we consider elastic scattering, the magnitude<br />

of the wave-vector does not change during the scattering process,<br />

|k o|=|k i| and |q| = 4π/λ sin(θ).<br />

Figure 2 shows a simple sketch of the basic scattering geometry<br />

displaying the incoming beam, the sample and the detector.<br />

Intensity is measured by the detector as the number of photons<br />

or neutrons counted per time at a specifi c scattering angle 2q.<br />

The detected interference pattern then permits to draw conclusions<br />

concerning composition and structure of the sample.<br />

For the following calculation of the scattered intensity we will<br />

make a few assumptions:<br />

1. The incoming plane wave with wave-vector k i and wavelength<br />

l = 2p/|k i| excites spherical waves at all positions r of<br />

scatterers within the sample.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

UNTERRICHT<br />

2. There exists a defi ned and fi xed phase relation between the<br />

incoming plane wave and the emitted spherical wave. All interfering<br />

scattered waves are detected in the far fi eld at the detector.<br />

3. No multiple scattering takes place – every wave is scattered<br />

only once. This approximation is called the fi rst Born approximation.<br />

4. The magnitude of the wave-vector is not changed during the<br />

scattering process, |ko|=|ki|, the scattering process is elastic.<br />

The measured quantity of a general small-angle scattering experiment<br />

is the scattered intensity I(q) as a function of momentum<br />

transfer q (Equation 1):<br />

q = ko – ki q is commonly called scattering vector and it is a function of<br />

the scattering angle 2θ between the incident beam and the<br />

detector and the wavelength l of the incoming radiation. The<br />

construction of q is illustrated in Figure 2. For elastic scattering<br />

its magnitude simply calculates to (Equation 2):<br />

|q| = 4p sin(q)<br />

l<br />

In the following we will discuss how I(q) relates to the distribution<br />

of scattering centres within the sample; for a more comprehensive<br />

treatise of the subject we refer to e.g. 1,2,4 .<br />

2.1 CALCULATION OF THE INTERFERENCE PATTERN<br />

We consider an incoming plane wave of amplitude A i.<br />

The amplitude A(q) of the scattered wave as received by the<br />

detector calculates from the summation over all scattering<br />

centres at positions r i in the sample volume V (Equation 3):<br />

A(q) = bi e –iqri i<br />

Note that A(q) denotes the amplitude of the scattered spherical<br />

wave normalized with respect to the amplitude of the incoming<br />

plane wave Ai. The proportionality factor b depends on the<br />

specifi c interaction between radiation and sample; it describes<br />

the scattering power of the scattering centre for the used probe<br />

and it has the dimension of a length. We will later come back to<br />

specify b for the case of X-ray and neutron scattering.<br />

Going from discrete scattering centres to a continuous dispersion<br />

of those, the summation in Equation 3 is replaced by an<br />

integral over the sample volume and we obtain (Equation 4):<br />

A(q) = r(r) e –iqr dr<br />

V<br />

For the sake of simplicity we discuss a system of only one kind<br />

of scatterers. We see that the amplitude of the scattered wave<br />

is proportional to the Fourier transform of the scattering length<br />

density distribution r(r) = n(r) b, with the number density of<br />

scatterers n(r).<br />

It is useful to split the scattering length density distribution r(r)<br />

of the sample into a sum of a constant mean value and<br />

the position-dependent deviation from it (Equation 5):<br />

r(r) = r + dr(r)<br />

It can easily be shown that the average value only contributes<br />

to the scattering in forward direction, q=0, called null scat-<br />

5


UNTERRICHT<br />

tering and it is experimentally unobservable. We may therefore<br />

rewrite the scattering amplitude, Equation 4, as (Equation 6):<br />

6<br />

A(q) = dr(r) e –iqr dr<br />

V<br />

Measured at the detector is the intensity I(q) which is the absolute<br />

square of the amplitude of the scattered wave (Equation 7):<br />

I(q) =<br />

δρ(r)e −iqr ˛<br />

˛2<br />

dr ˛<br />

+<br />

„ «<br />

dσ<br />

= 〈|A(q)|<br />

dΩ<br />

2 * ˛˛˛˛ Z<br />

〉 =<br />

V<br />

Where denotes the thermal average. The differential<br />

cross section (ds/dW) hence only depends on the fl uctuation<br />

of scattering length density and not on its absolute value.<br />

As a quantity independent of the sample geometry one often<br />

discusses the scattered intensity normalized to the sample volume<br />

in units of inverse length (Equation 8):<br />

In(q) = 1<br />

V<br />

„ «<br />

dσ<br />

dΩ<br />

2.1.1 SCATTERING FROM A SOLUTION OF PARTICLES<br />

We fi rst consider the scattered intensity of one particle of constant<br />

scattering length density r p embedded in a continuous<br />

matrix of scattering length density r m. Figure 3a) pictures the<br />

situation for the case of a spherical particle.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Figure 3: Solution of spherical particles of scattering length density ρ p in a<br />

matrix with ρ m. In the dilute case the particle positions are uncorrelated, at<br />

higher concentrations a short-range order develops and shells of its neighbouring<br />

particles surround the central particle.<br />

Let vP be the particle volume, then the intensity I(q) calculates<br />

to (Equation 9):<br />

I(q) =(Δρ) 2<br />

*" Z<br />

e −iqr # 2+<br />

D<br />

2<br />

dr =(Δρ) [F (q)] 2E<br />

Vp vP with the contrast, Dr = r p–r m, being the difference of scattering<br />

length density between particle and matrix. F(q) is called<br />

the particle form factor; it contains the information about the<br />

geometry of the individual scatterer. The system is isotropic<br />

and we may replace q by q.<br />

As a next step we increase the number of dispersed particles<br />

from one to N particles, as it is shown in Figure 3b). The solution<br />

of particles should be dilute so that one particle does not<br />

„sense“ the others. The particle positions are uncorrelated and<br />

therefore there is no fi xed phase relation between waves scattered<br />

by different particles so that the overall scattered inten-<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

sity is the sum of the intensities scattered by each particle. If<br />

the N particles are identical we obtain (Equation 10):<br />

D<br />

2<br />

I(q) = N (Δρ) [F (q)] 2E<br />

The overall intensity is thus proportional the number of particles.<br />

Upon further increasing of the particle density their positions<br />

are no longer independent from each other. Figure 3c) shows<br />

a concentrated solution of spherical particles. If we take the<br />

particle with a white dot as the central particle we see that the<br />

neighbouring particles form shells, emphasized by the dotted<br />

white circles. Going further away from the centre the shells are<br />

becoming more and irregular; there is no long-range order like<br />

in crystals. Waves scattered by different particles interfere and<br />

Equation 10 becomes to (Equation 11):<br />

I(q) =N (Δρ) 2 〈[F (q)] 2 〉 S(q)<br />

with the structure factor S(q) describing the spatial correlations<br />

of N individual scatterers with rij being the distance between<br />

particles i and j (Equation 12):<br />

S(q) =1+ 1<br />

*<br />

NX NX<br />

e<br />

N<br />

−iqr +<br />

ij<br />

i=1 i=j<br />

The structure factor can be rewritten for a continuous medium<br />

as (Equation 13):<br />

Z<br />

S(q) =1+n [g(r) − 1]e −iqr dr<br />

with the pair correlation function g(r) between particle centres<br />

and their number density n.<br />

We summarize: the coherent SAS intensity of a solution of particles<br />

is proportional to the product of the squared form factor<br />

|F(q)| 2 , which refl ects the geometry of the individual particle,<br />

and the structure factor S(q) as a measure for spatial correlations<br />

between different particles due to their interactions. F(q)<br />

is the Fourier transform of the particle‘s scattering length density<br />

distribution r(r) while S(q) is via a Fourier transform related<br />

to the pair correlation function g(r).<br />

For a dilute system the structure factor is S(q)®1.<br />

Another important parameter for the calculation of the scattering<br />

pattern is the particle size distribution. The effect of polydispersity<br />

will be discussed in the application section 4.<br />

We will now list a few examples for form factor of simple objects.<br />

* Homogeneous sphere of radius R (Equation 14):<br />

F (q) = 4<br />

3 πR3 3[sin(qR) − qR cos(qR)]<br />

(qR) 3<br />

* Homogeneous thin circular disc of radius R and volume vP (Equation 15):<br />

F (q) =v 2<br />

„<br />

[sin(2qR) − 2qR cos(2qR)]<br />

1 −<br />

qR<br />

(2qR) 3<br />

«<br />

vP * Homogeneous thin rod of length L and cross sectional<br />

area a (Equation 16):<br />

2<br />

F (q) =aL<br />

q cos(Θ) sin<br />

„<br />

qL<br />

2 cos(Θ)<br />

«


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

q is the angle between q and the axis of the rod.<br />

* Gaussian polymer coil with chain volume v c and radius of<br />

gyration R g (Equation 17):<br />

r<br />

2(e−x + x − 1)<br />

F (q) =v<br />

x2 = v p vc vc D(x),<br />

x = q 2 〈R 2 g〉<br />

D(x) is called Debye-function as it was fi rst derived by Debye 5 .<br />

D(x) may over the whole q-range fairly well be approximated by<br />

D(x)=1/(1+1/2x).<br />

Figure 4 shows the SANS curves of a dilute solution of a homopolymer.<br />

Figure 4: SANS curves for varying concentrations φ POL of polyethyleneoxide (PEO<br />

with molecular weight of 3000 g/mol) dissolved in heavy water. Solid lines show<br />

fi ts with Equation 10 and a form factor for a Gaussian coil, given by Equation 17.<br />

In the following we will discuss some approximations for certain<br />

limiting cases, which allow extracting information about<br />

the sample structure without using a specifi c model.<br />

2.1.2 GUINIER APPROXIMATION<br />

In the limit of small scattering vector q the scattering shows a<br />

universal behaviour, called Guinier‘s law (Equation 18):<br />

«<br />

I(q) ≈ Δρ 2 v 2 p exp<br />

„<br />

− 1<br />

3 q2 R 2 g<br />

If the intensity is measured in absolute units and the contrast<br />

Dr is known one may moreover extract the particle volume<br />

. The combined knowledge of the radius<br />

of gyration R g and the volume v P of the particles allow to draw<br />

conclusions about the geometrical form of the particles.<br />

This approximation is valid given that the following conditions<br />

are fulfi lled:<br />

1. The scattering vector q has to be smaller than the inverse<br />

of the radius of gyration 1/R g of the particle.<br />

2. The system has to be diluted such that no inter-particle<br />

correlations infl uence the scattering and S(q) ≈ 1.<br />

3. The scattering objects are randomly and isotropically oriented.<br />

4. The matrix/solvent is of constant scattering length density<br />

and does not contribute to the scattering.<br />

UNTERRICHT<br />

Figure 5 illustrates Equation 10 and the Guinier approximation<br />

for small scattering vectors, i.e. Equation 18, using as example<br />

the scattering from a homogenous sphere of radius R = 20 Å.<br />

Plotting the logarithm of the intensity ln(I) versus the squared<br />

scattering vector q 2 one obtains a straight line whose slope<br />

2 equals -1/3Rg . In the case of homogeneous spheres with radius<br />

R, Rg =√ 3/5 R.<br />

Figure 5: Illustration of Guinier‘s law: the red line shows the intensity of a<br />

solid homogeneous sphere with radius R = 20 Å (calculated using Eq. 10 with<br />

Eq. 14 for the form factor. Note the intensity minima at scattering vectors satisfying<br />

the relation qR = tan(qR). The inset shows the Guinier regime where<br />

qRg < 1 holds. Plotting the logarithm of the intensity ln(I) versus the squared<br />

scattering vector q 2 2<br />

one obtains a straight line whose slope equals -1/3 Rg .<br />

2.1.3 ZIMM APROXIMATION<br />

Zimm 6 and Flory and Bueche 7 derived another useful approximation<br />

for the scattering of monodisperse macromolecules in<br />

solution. They showed that the scattered intensity extrapolated<br />

to infi nite dilution can be written as (Equation 19):<br />

Kc 1<br />

lim ≈<br />

c→0 I(q, c) M<br />

1+ (qRg)2<br />

3<br />

with a material constant K and the polymer concentration c.<br />

This approximation may be used to determine the radius of<br />

gyration R g and molecular weight M of the polymers.<br />

2.1.4 POROD LAW<br />

For an ideal two-phase system the scattered intensity at large<br />

q decreases as q -4 (Equation 20):<br />

lim<br />

q→∞ I(q) = 2π (Δρ)2S q4 with the proportionality factor containing the total surface S<br />

between the two phases 8 .<br />

When the contrast Dr between the two phases is known Equation<br />

20 thus allows to determine S.<br />

3. X-RAYS AND NEUTRONS<br />

After having discussed the general outcome of a SAS experiment<br />

we now want to describe the specifi c sample-probe interactions<br />

for X-rays and neutrons. We will furthermore briefl y out-<br />

!<br />

7


UNTERRICHT<br />

line the production and detection techniques for these types<br />

of radiation.<br />

3.1 X-RAYS<br />

X-rays are electromagnetic radiation with wavelengths l in the<br />

range of 0.<strong>01</strong> to 100 Ångströms. In many languages X-rays are<br />

called Röntgen radiation, after Wilhelm Conrad Röntgen, their<br />

discoverer.<br />

X-rays propagate with the speed of light c ≈ 3x10 8 m/s and their<br />

wavelength l and frequency n are related according to (Equation<br />

21):<br />

λ = c<br />

ν<br />

The photon as the particle corresponding to the X-ray wave is<br />

of energy (Equation 22):<br />

E = hv<br />

with the Planck constant h. The energy of X-ray photons thus<br />

lies in the range of 0.1 – 100 keV. SAXS experiments are usually<br />

carried out using so-called soft X-rays where l is in the<br />

order of Å, which is comparable to the inter-atomic spacing in<br />

condensed matter.<br />

3.1.1 SCATTERING LENGTH FOR X-RAYS<br />

After the Thomson-formula the angle-dependent scattered X-ray<br />

(unpolarized) intensity of a free electron reads (Equation 23):<br />

„ «<br />

dσ<br />

I(θ) = = r<br />

dΩ<br />

2 „ 2 «<br />

1 + cos (2θ)<br />

e<br />

= b<br />

2<br />

2 e<br />

with the classical electron radius (Equation 24):<br />

8<br />

re = μ0 e 2<br />

≈ 2.818 · 10<br />

4 πme<br />

−5 Å<br />

where e and m e are the electric charge and the mass of the<br />

electron and µ 0 is the vacuum permeability.<br />

The scattering length b e gives the scattering power of a free<br />

electron for unpolarized X-rays and we may identify b e with b<br />

in Equation 6.<br />

The scattering length density distribution for X-ray scattering is<br />

equal to the electron density distribution multiplied by the scattering<br />

length r(r) = n(r) b e. The dependence on scattering angle<br />

2q is contained in the factor ½(1+cos 2 (2q)). For small scattering<br />

angles it is very close to one, consequently in the smallangle-range<br />

the scattered intensity of a free electron shows<br />

practically no angle dependence and r e ≈ b e.<br />

3.1.2 GENERATION AND DETECTION OF X-RAYS<br />

We will now briefl y discuss X-ray tubes and synchrotron accelerators,<br />

which are the two principle methods of generating Xrays<br />

for application in research 2 .<br />

Synchrotrons: Here the basic principle to obtain X-rays is that<br />

the circular motion of charged particles is equivalent to an acceleration,<br />

which leads to emission of electromagnetic waves<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

tangentially to their orbit. Since the ratio of radiation intensity to<br />

particle energy depends strongly on the ratio of charge to mass,<br />

electrons or positrons are usually accelerated to high energies<br />

in the order of GeV. 1977 this was fi rst realised at the Stanford<br />

Synchrotron Radiation Laboratory (SSRL) and nowadays there<br />

are more than 20 synchrotron radiation sources all over the<br />

world. Schematically such an installation consists of an injection<br />

unit where electrons are created and injected into the evacuated<br />

trajectory unit where the electrons are forced to circulate<br />

by means of bending magnets. Focusing magnets fi ne-tune the<br />

electron trajectories. Energy losses are compensated in a cavity<br />

system and tangentially to the trajectory several beam lines are<br />

attached to transfer the synchrotron radiation into experimental<br />

chambers. Synchrotron radiation is usually polarised and<br />

ranges from infrared (l = 10 -2 cm) to hard X-ray (l = 10 -2 nm)<br />

depending on the energy of the electron beam and on its trajectory<br />

curvature. In order to take infl uence on the resulting<br />

wavelength without changing the electron energy, undulators<br />

and wigglers are used along some segments of the accelerator.<br />

When the electron beam passes these units it is forced along a<br />

much stronger systematic acceleration path resulting in higher<br />

energetic radiation. In order to select a defi ned wavelength the<br />

radiation passes monochromators.<br />

New large facility X-ray sources in future will be X-ray Free Electron<br />

Lasers (XFEL) available in USA, Japan and Hamburg. Here<br />

a linear accelerator and the principle of wigglers and undulators<br />

will be used to create short pulses of highly coherent waves.<br />

X-rays tubes: Traditional laboratory X-ray tubes, invented by<br />

Coolidge in 1913, produce X-ray beams that are of much lower<br />

intensity compared to those obtained on accelerators. Depending<br />

on the construction method, X-ray tubes produce photons<br />

with energies up to several 100 keV. In an X-ray tube electrons<br />

are evaporated from a hot spiral-wound tungsten fi lament heated<br />

by a current of typically 10 to 100 mA. These electrons are<br />

then accelerated via high voltage of 20 to 60 kV onto a metal<br />

anode in an evacuated tube.<br />

This anode consists of a high atomic number material, e.g.<br />

copper (Cu) or molybdenum (Mo).<br />

In the anode material there are two different mechanisms creating<br />

radiation: the continuous Bremsstrahlung due to the deceleration<br />

of the electrons when they reach the electromagnetic fi eld<br />

of the material and secondly the characteristic radiation. The latter<br />

is caused by transitions in the electronic system of the anode<br />

material following the excitation of atomic electrons by the impinging<br />

electron beam. This results in specifi c peaks in the intensity<br />

spectrum sitting on top of the continuous part. For example<br />

the Cu-K a peak with 1.54 Å arises from the L to K shell transition<br />

in copper. Incoming electrons knock out K-shell electrons. The<br />

electrons with the highest transition possibility come from the<br />

neighboured L shell. In the course of this transition the energy<br />

difference is emitted as an electromagnetic wave, the X-ray.<br />

Since most of the power leads to heating of the anode material<br />

and only partially to radiation, there has to be an effi cient<br />

way to cool the anode. The fi rst way to do so was realised with<br />

the so-called Sealed Tube, where the anode material has direct<br />

contact to cooling water fl ow. Another technique is realized<br />

with a rotating anode, a cylindrical block that rotates rapidly, so<br />

that heat is distributed over a large area and much higher current<br />

can be used. Generally the focal spot on the anode has a


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

rectangular shape resulting from the projection of the fi lament<br />

of typically 1x10 mm. The resulting non-polarised radiation<br />

exits the tube through windows perpendicular to the electron<br />

beam direction. Two of the windows are square and the two<br />

others line focus, leading to a slit formed primary beam in the<br />

fi rst case and to a point like primary beam in the second case.<br />

The latter has the advantage of much higher intensities but<br />

leads to a smeared scattered interference pattern as there is<br />

a line of neighboured scattering centres scattering at different<br />

sample positions. The resulting smearing effect can be treated<br />

theoretically. This set-up is used (e.g. in the Kratky Camera Setup)<br />

especially when high primary beam intensities are needed.<br />

Detection: To detect X-rays, for a long time fl uorescent screens<br />

and photographic fi lms were used. Nowadays electronic counters<br />

(proportional and scintillation counters) that convert the impact<br />

of an X-Ray to a short electronic pulse are used. Detectors can be<br />

classifi ed in 0D, 1D or 2D groups on one hand or in pulse counting<br />

or integrating groups on the other hand. Proportional and<br />

scintillation counters are typical pulse-counting representatives.<br />

0D means that the detector is set at a position where a counting<br />

event is to be measured. The measurement of the angular<br />

dependence has to be realised with a controlled positioning of<br />

the detector along the angular range of interest. 1D detectors<br />

collect events along a line of a detector window and relate these<br />

events to the different height positions. 2D detectors generalise<br />

this concept from a line window to an area formed window.<br />

Lets have a look at the working principle. A proportional counter<br />

consists of a cylinder fi lled with doped rare gas and a wire along<br />

its centre. A high voltage is set between the cylindrical shell and<br />

the wire. When X-rays enter the counter, they ionise the gas. The<br />

resulting electrons and positive counter ions move to their favoured<br />

potential (shell or wire). Along their way to the anode the<br />

electrons are accelerated and create waves of secondary ionisations.<br />

If the potential has the correct magnitude, the pulse<br />

height is proportional to the energy of the X-rays. Scintillation<br />

counters on the other hand consist of a doped crystal (e.g. sodium<br />

chloride with thallium). Here the ionisation of atoms of the<br />

crystal by an X-ray results in a photon of visible light.<br />

Synchrotron radiation is so intensive that it would destroy the<br />

pulse-counting detectors. There the X-rays are for example detected<br />

by integrating detectors like CCDs (charge-coupled devices),<br />

image plates or TV cameras.<br />

In the case of a laboratory set-up and with the aim to detect<br />

non-isotropic scattering patterns, a 2D multi-wire detector will<br />

be the best choice. Here the basics of a proportional counter is<br />

used in a chamber fi lled with doped rare gas intersected by a<br />

sequence of three planes of wires that are alternately perpendicular<br />

arranged to each other. The resulting ionisation from a<br />

detected event is traced back by the electronics to cross-points<br />

of the different wires.<br />

3.2 NEUTRONS<br />

Neutrons are spin-1/2 particles with a magnetic moment of<br />

µ = -1.923 nuclear magnetons.<br />

Not bound inside the nucleus, a free neutron decays into a<br />

proton, an electron and an antineutrino with a lifetime of about<br />

15 minutes. Neutrons can be described either as classical par-<br />

UNTERRICHT<br />

ticles with a mass of m=1.675 10 -27 kg or via the de Broglie<br />

formalism as a wave whose wavelength l relates to the wavevector<br />

k and the neutron velocity v as (Equation 25):<br />

λ = 2π<br />

|k|<br />

h<br />

=<br />

v m<br />

with the Planck constant h. The energy E of a free neutron then<br />

reads (Equation 26):<br />

E = 1<br />

2 mv2 = ω = 2k 2<br />

h2<br />

=<br />

2m 2mλ2 Classifi ed after their energy one speaks of hot, thermal or cold<br />

neutrons when their average energy corresponds to about k BT<br />

with average temperatures of T ≈ 2000 K, 300 K or 25 K respectively.<br />

The corresponding range of neutron energies E and<br />

wavelengths l are presented in Table 1. SANS experiments<br />

mostly make use of cold neutrons. When comparing neutrons<br />

and X-rays of the same wavelength we note that the energy of<br />

neutrons is about a factor of 10 6 smaller than that of X-rays.<br />

This is of special importance for inelastic and quasi-elastic<br />

scattering, which is not further discussed here.<br />

Table 1: Classifi cation of neutrons after their range of energy together with<br />

the corresponding temperatures T and wavelengths λ 9 .<br />

hot thermal cold<br />

temperature T (K) 1000 - 6000 60 - 1000 1 - 120<br />

energy E (meV) 100 - 500 5 - 100 0.1 - 10<br />

wavelength l (Å) 1 - 0.4 4 - 1 30 - 3<br />

3.2.1 SCATTERING LENGTH FOR NEUTRONS<br />

Neutrons are uncharged and therefore – contrary to X-rays and<br />

electrons – they do not interact with the atomic charge distribution<br />

but directly with the atomic nucleus via the strong nuclear<br />

force and with magnetization density fl uctuations via their magnetic<br />

moment µ. In the following we will limit the discussion to nuclear<br />

scattering * . The range of the nuclear force is orders of magnitude<br />

smaller than the neutron wavelength and therefore the<br />

scattered wave is isotropic with its amplitude being proportional<br />

to the scattering length b. The value of b does not only depend<br />

on the element but also on its isotope and the spin-state of the<br />

neutron-nucleus system ** . In the absence of a theory for nuclear<br />

forces b is an experimentally determined quantity. Contrary to Xrays<br />

where the scattering strength increases with the number of<br />

electrons, b varies in a random way from element to element *** .<br />

Even for a sample consisting of only one chemical element the<br />

neutron wave is scattered from an ensemble of fl uctuating scattering<br />

lengths. We therefore introduce the coherent and incoherent<br />

scattering cross sections s coh and s inc as (Equations 27):<br />

* We nevertheless want to mention that small-angle neutron scattering is<br />

also widely applied in order to investigate magnetic structures.<br />

** b may be complex with the imaginary part of b corresponding to absorption.<br />

Here we will only deal with nuclei having an imaginary part negligibly<br />

small. This justifi es taking b as a real quantity.<br />

***<br />

For thermal and cold neutrons b is practically independent of the incident<br />

neutron energy.<br />

9


UNTERRICHT<br />

10<br />

σcoh = 4π 〈b〉 2 =4πb 2 coh<br />

σinc = 4π<br />

“<br />

〈b 2 〉−〈b〉 2”<br />

=4πb 2 inc<br />

Accordingly the differential cross section of a system of N scatterers<br />

at positions r can be expressed in terms of a coherent<br />

and an incoherent contribution (Equation 28):<br />

„ «<br />

dσ<br />

= b<br />

dΩ<br />

2 NX NX<br />

coh · 〈e −iqrij 2<br />

〉 + N · binc =<br />

i<br />

„ «<br />

dσ<br />

dΩ<br />

coh<br />

j<br />

+<br />

„ «<br />

dσ<br />

dΩ inc<br />

Whereas the information about form and spatial correlation of<br />

the scatterers is contained in the fi rst term, the second term<br />

arises only from fl uctuations in scattering length b. (ds/dW) inc<br />

is independent of the position of the scatterers and therefore<br />

it does not contain any structural information about the sample.<br />

It is independent of q. Going to a continuous distribution<br />

of scatterers we introduce the coherent scattering length density<br />

**** (Equation 29):<br />

ρcoh(r) = 1<br />

v<br />

X<br />

b i coh(r)<br />

where b i<br />

coh(r) is the scattering length of atom i at position r<br />

within the volume V. As for SAXS this step is also for SANS justifi<br />

ed because at small q we are not able to resolve positions of<br />

individual electrons or atoms.<br />

In Table 2 we list scattering length densities and electron densities<br />

for water, decane and polyethyleneoxide (PEO) and the<br />

respective deuterated compounds. Note the large difference in<br />

r coh between deuterated and protonated compounds.<br />

Table 2: Comparison of coherent scattering length densities ρ coh and electron<br />

densities for water, decane and polyethyleneoxide (PEO). „d-“ denotes<br />

the deuterated compounds.<br />

compound r coh [10 -14 cm -2 ] electron density [e/nm 3 ]<br />

water -0.56 334<br />

d-water 6.38 334<br />

decane -0.49 254<br />

d-decane 6.64 254<br />

PEO 0.64 3<strong>01</strong><br />

d-PEO 6.46 3<strong>01</strong><br />

3.2.2 CONTRAST VARIATION TECHNIQUE<br />

One special advantage of SANS over SAXS is the possibility of<br />

contrast variation by selective deuteration. Looking back at<br />

Equation 28 we recall, that for neutron scattering the measured<br />

intensity contains a coherent and an incoherent contribution.<br />

With SANS experiments we are interested in the coherent<br />

part that contains the desired structural information about the<br />

sample. One is therefore interested in maximizing the coher-<br />

**** The incoherent scattering length density rinc is calculated accordingly<br />

by replacing b i<br />

coh in Equation 29 by b i<br />

inc .<br />

i<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

ent part by increasing the coherent contrast Dr coh. At the same<br />

time one should minimize the incoherent scattering, which is<br />

the constant q-independent background.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Figure 6: Illustration of the principle of contrast variation: exchanging protons<br />

with deuterons one may adjust the scattering length density of the substance.<br />

Here the scattering length density of the solvent ρ s is matched to<br />

that of the core ρ 1 (left picture) and to that of the shell ρ 2.<br />

For SANS selective deuteration can be used to label a certain<br />

part of a macromolecule or to create a contrast between dissolved<br />

particles and solvent. The technique exploits the lucky<br />

fact that there is a big difference between coherent r coh and<br />

incoherent scattering cross sections r inc of 1 H and 2 D.<br />

Table 3: Coherent and incoherent cross sections for thermal and cold neutrons,<br />

as defi ned in Equations 26 of some common elements and isotopes<br />

which are contained in our sample compounds. Values are taken from 10 .<br />

(10 -24 cm 2 = 1 barn)<br />

1 H 2 D C O 23 Na S<br />

rcoh [10 -24 cm 2 ] 1.76 5.59 5.55 4.23 1.66 1.02<br />

rinc [10-24cm2 ] 80.27 2.05


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

If one plans a SANS experiment one has to apply for beam<br />

time. At most neutron centres beam time is allocated twice per<br />

year; assistance on proposal writing and help with the organization<br />

of SANS experiments can be found on the respective<br />

web pages of the institutes.<br />

Worldwide there exist about 30 SANS instruments and more<br />

instruments are being constructed continuously. For a listing of<br />

some of the available instruments please have a look at „The<br />

world directory of SANS instruments“ which provides instrument<br />

specifi c information that is updated on a regular basis **** .<br />

Nuclear reactors: In a nuclear reactor, like the ILL or the FRM2,<br />

a sustained fi ssion reaction takes place in fuel elements containing<br />

fi ssile material. This can for example be 235 Uranium,<br />

where the fi ssion reaction leads to two fi ssion fragments<br />

and on average 2.7 fast neutrons carrying energies of about<br />

1–2 MeV. One of these neutrons is needed to sustain the chain<br />

reaction and causes another uranium to fi ssion. The remaining<br />

1.7 neutrons per fi ssion process are either absorbed or they<br />

escape from the core and may be guided to the instruments.<br />

As mentioned before, SANS experiments work with cold neutrons<br />

that have energies in the meV-range. The initially produced neutrons<br />

therefore need to be slowed down. This works with so-called<br />

moderators, for example a tank of liquid deuterium at a temperature<br />

of T ≈ 25 K, where the fast neutrons lose energy through<br />

collisions until their average energy corresponds to thermal energy<br />

at the moderator temperature. These moderated neutrons<br />

are then guided to the instruments where they are further monochromatized<br />

for example by means of velocity selectors.<br />

Spallation sources: An alternative process for the production<br />

of free neutrons is used in particle accelerators where a target<br />

consisting of a heavy metal is hit by a high-energy particle. The<br />

heavy nucleus emits nucleons to reduce its atomic weight; this<br />

process is called nuclear spallation. As target material mercury,<br />

tantalum or other heavy metals are used, and 20 - 40<br />

neutrons are expelled after each impact.<br />

Contrary to neutron reactors the neutron fl ux of spallation<br />

sources is pulsed with pulse durations in the order of microseconds.<br />

The produced neutrons are extremely fast and they<br />

need to be slowed down before being used for scattering experiments.<br />

After this moderation the obtained pulses are considerably<br />

broadened in time.<br />

Detection: Due to their negligible ionization ability thermal and<br />

cold neutrons can only be detected in an indirect way where<br />

neutron absorption leads to secondary ionization events, which<br />

may then be counted.<br />

Gas detectors make use of a neutron absorbing gas, e.g. 3 He<br />

or BF 3. Particles resulting from the nuclear reaction of the gas<br />

molecules with neutrons cause ionization, which is collected by<br />

an anode wire at high voltage.<br />

An alternative way of counting neutrons is by means of scintillation<br />

detectors where a neutron absorbing material like e.g. 6 Li is<br />

homogeneously mixed with a scintillating material like for example<br />

ZnS. A photomultiplier amplifi es the light, which is then in turn<br />

**** www.ill.eu/instruments-support/instruments-groups/groups/lss/more/<br />

world-directory-of-sans-instruments/<br />

UNTERRICHT<br />

detected. Scintillation detectors are faster than gas detectors and<br />

offer a better resolution. One of their disadvantages is their sensitivity<br />

to gamma radiation which means that one has to take special<br />

precautions in order to discriminate a gamma-background 4 .<br />

4 SELECTED APPLICATIONS<br />

We will now describe SAS experiments on condensed matter<br />

carried out by our group. In order to illustrate the power of<br />

neutrons and X-rays as probes we have chosen two exemplary<br />

systems. The fi rst will deal with nano-pores studied by means<br />

of SAXS; this system is highly anisotropic. The second case<br />

discusses the study of a microemulsion as an example for an<br />

isotropic sample investigated by SANS.<br />

4.1 ION-TRACK ETCHED POLYCARBONATE NANO-PORES (ITPC)<br />

Porous materials play an important role for many applications<br />

e.g. as fi lter membranes, ion-exchangers, in chromatography<br />

or as catalytic converters 11 . Examples for porous materials<br />

are nano-porous networks like vycor glass 12 , highly ordered,<br />

parallel running nano-pores in silicon, silica or alumina 13,14 , or<br />

two-dimensional randomly distributed but still strictly parallel<br />

running ion track etched nano-pores in polymers e.g. in polycarbonate<br />

13,15 . Besides application-oriented uses these nanoporous<br />

materials have also been used to study the behaviour<br />

of enclosed materials under confi nement in the nanometre<br />

range. For this purpose pores have been fi lled e.g. with solvents<br />

16 , alkanes 17 , homo-polymers and block copolymers 18,19 .<br />

In every case the porous system itself needs to be structurally<br />

characterized.<br />

Small angle X-ray scattering (SAXS) is a well-suited method to<br />

characterize the structural properties of the nano-porous systems.<br />

The spatial resolution of SAXS matches the dimensions<br />

of these porous systems with diameters from 10 to 150 nm<br />

and similar pore distances. The scattering pattern contains information<br />

on the averages over the scattering volume. In order<br />

to derive this information from the scattering curve, detailed<br />

modelling of the various contributions to the scattering intensity<br />

has to be done.<br />

As an example we will discuss SAXS results obtained on iontrack<br />

etched polycarbonate (ITPC) which is a nano-porous polymer-fi<br />

lm with cylindrical pores perpendicular to the membrane<br />

plane.<br />

ITPC is produced by fi rst irradiating a polycarbonate foil with<br />

swift heavy ions. The foil is then further treated with UV light<br />

and etched with a solution of sodium hydroxide. The size and<br />

density of pores may be controlled by varying the fl ux of the<br />

heavy ion irradiation and the etching time: the pore density<br />

increases with increasing fl ux and the pore radii increase with<br />

increasing etching time. More detailed information on the<br />

preparation of these pores is given in the reference 15 .<br />

Because of the high aspect ratio between the pore length and<br />

radius, the scattering behaviour depends strongly on the orientation<br />

of the sample and results in most cases in strongly<br />

anisotropic patterns. Hence the use of a two-dimensional detector<br />

and accurate control of sample orientation with respect<br />

to the X-ray beam are mandatory. In our experiment the sample<br />

11


UNTERRICHT<br />

surface is at fi rst perpendicular to the beam. The pores then<br />

are parallel to the beam. We then rotate the sample by g = 20°<br />

around an axis perpendicular to the beam. The anisotropic images<br />

are seen on the 2D detector as slightly curved streaks;<br />

see Figure 7 for an exemplary scattering image.<br />

For such kinds of samples a model based on Equation 11 for<br />

the scattered intensity has been derived 13 . Since the pores are<br />

2D randomly distributed, S(q)=1. The variation of intensity with<br />

qy is (Equation 30):<br />

* ˛˛˛˛ ˛<br />

j1(qyR) ˛2<br />

I(qy) =c<br />

˛<br />

qyR ˛<br />

+<br />

“<br />

exp −q 2 yD 2”<br />

+ Ibg where denotes the average over different pore radii, here<br />

with the help of a Schultz-Zimm distribution function (see also<br />

next section). j i is the spherical Bessel function of fi rst order. q y<br />

is a component of q (see Figure 7).<br />

R is the mean pore radius; D is a measure of the pore surface<br />

roughness in terms of a continuous transition region from the<br />

PC-matrix to the empty core. I bg denotes the constant background.<br />

The scattered intensity is analysed along a streak on the<br />

detector defi ned as y-direction, illustrated in Figure 7, where the<br />

scattering on the two-dimensional detector is shown. The frame<br />

describes the range of interest in the subsequent discussion.<br />

Figure 7: False colour plot of the two-dimensional detector image showing<br />

the X-ray scattering of ITPC. The white rectangular shows the mask used for<br />

the data analysis (see text for further explanations). Note that the region of<br />

high intensity is slightly curved. Furthermore the shadow of the beam-stop<br />

can be seen in the centre of the detector.<br />

Thus this intensity is extracted from the 2D detector with the<br />

help of a rectangular fi lter and results in the scattering curves<br />

given in Figure 8.<br />

The scattering curves reveal characteristic oscillations and<br />

a general slope excellently described by the model function.<br />

Geometrical parameters like the mean pore radius and the<br />

polydispersity can be identifi ed in the oscillations, whereas<br />

the roughness infl uences the general decay of the curve. With<br />

decreasing radii of the cylinder, the fi rst minimum shifts to<br />

higher q-values. The lower the polydispersity is the stronger<br />

pronounced are these oscillations. The bigger the polydispersity<br />

the more the oscillations vanish beginning with the highest<br />

and proceeding to lower orders. As a general rule the polydis-<br />

12<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

persity has to be smaller than 30% to see at least a shoulder of<br />

the fi rst oscillation. Below approx. 20% the second oscillation<br />

could be seen and below 10% the scattering curve is well pronounced.<br />

Of course the instrumental resolution also infl uences<br />

the strength of the oscillations but in contrast to the polydispersity<br />

it smears out all oscillations in the same way.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Figure 8: Presentation of typical scattering curves from nanoporous PC samples<br />

with different mean pore radii. The lowest scattering curve with lowest<br />

oscillation frequency (blue circles) is measured on a sample representing the<br />

smallest, completely free etched mean pore radii with R = 6.89 nm and a<br />

polydispersity of p = 10.4%. The mean pore radii and polydispersities p of the<br />

subsequent curves are R = 13.18 nm, p = 4.7% (green squares), R = 28.05 nm,<br />

p = 3.8% (grey diamonds) and R = 42.21 nm, p = 1.4% (bright blue down triangles).<br />

The largest mean pore radii accessible through the limits of instrumental<br />

resolution and polydispersity is represented by the upmost curve with highest<br />

oscillation frequency (yellow up triangles) with R = 51.69 nm, p = 1.5%.<br />

Higher values for the roughness lead to a stronger decrease of<br />

the slope as can be seen from the exponential dependency in<br />

the model function. In this context the rectangular fi lter has to be<br />

applied carefully because of the still slightly curved shape of the<br />

intensity streak. If additional intensity is situated outside of the<br />

fi lter this could be misinterpreted as an additional roughness.<br />

As a general result the analysis of cylindrically shaped ion track<br />

etched polymer membranes with SAXS yield information about<br />

the geometrical ensemble properties in a defi nite and accurate<br />

way. There is a lower limit for the mean pore radii that results<br />

from the size of the traces consisting of the destroyed material<br />

caused by the swift heavy ions, that is in the range of 3 – 5 nm.<br />

In the initial step of the etching process these traces have to be<br />

cleared by the etching solution until the PC matrix is affected.<br />

This results in a minimum of the mean pore radius. This fi rst<br />

step is different for the different pores; this leads to a high<br />

polydispersity of the mean pore radius. Scattering curves from<br />

SAXS experiments with this preparation stage cannot be analyzed<br />

unambiguously. When the etching process affects the PC<br />

matrix the etching rate becomes equal for all pores resulting in<br />

a reduction of the polydispersity. The lowest scattering curve<br />

in Figure 8 (blue circles) exemplifi es the situation of this stage<br />

of process possessing a minimum mean pore diameter and an<br />

acceptable polydispersity (p ≈ 10%, see fi gure caption). The<br />

top scattering curve in Figure 8 with the highest oscillation frequency<br />

(yellow upright triangles) represents a much later stage<br />

with a nearly monodisperse (p ≈ 1.5%) pore radii distribution.<br />

Figure 9 shows the pore radius versus etching time as deduced<br />

from the fi ts of the SAXS curves. As expected the radius


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

increases linearly with etching time. By choosing the appropriate<br />

etching time one may thus control the resulting pore radii.<br />

As mentioned before, the size polydispersity of the pores depends<br />

on the average pore radius, see Figure 10.<br />

With increasing mean pore radius the polydispersity p decreases,<br />

explainable by the production process. The fi lling process of<br />

such pores may be monitored in-situ by time-resolved SAXS 20 .<br />

4.2 WATER-IN-OIL DROPLET MICROEMULSIONS<br />

<br />

Figure 9: Dependency of the mean pore radii on the etching time. The radius<br />

depends linearly on the etching time. Deviations are explained by the dependency<br />

on the UV treatment and etching conditions, i.e. duration and intensity<br />

of exposition and etching solutions temperature and its concentration.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Figure 10: Size polydispersity as a function of the mean pore radii. The polydispersity<br />

diverges for small mean pore radii because of the initial process of the<br />

clearance of the destroyed material of the ion traces. After the etching process<br />

affects the PC matrix material the etching rate is equal for all pores. Hence the<br />

initially very polydisperse radii distribution becomes rather monodisperse with<br />

p


UNTERRICHT<br />

14<br />

»<br />

F (q) = 4π(ρc − ρs)R 3 „ «<br />

j1(qRc)<br />

c<br />

qRc<br />

„ «–<br />

j1(q(Rc + d))<br />

+4π(ρs − ρm)(Rc + d)3<br />

q(Rc + d)<br />

r c, r s and r m denote the coherent scattering length densities of<br />

core, shell and matrix respectively and j 1 is the spherical Bessel<br />

function of fi rst order. Note that we deal with an isotropic<br />

system which means that I(q) = I(q) holds.<br />

The size polydispersity p of the droplets is accounted for by using<br />

in Equation 31 a form factor that is averaged over<br />

Schultz-Zimm distributed radii 29 (Equation 33):<br />

„ « z+1<br />

z +1<br />

f(R, z) =<br />

R<br />

〈Rc〉<br />

z „<br />

z +1<br />

c exp −<br />

〈Rc〉 Rc<br />

«<br />

with the Gamma function:<br />

Γ(x) = R ∞<br />

0 e−t t x−1 dt<br />

1<br />

Γ(z +1) ;<br />

z>−1<br />

The parameter z relates to the droplet size polydispersity through<br />

(Equation 34):<br />

p<br />

〈R2 p =<br />

c〉−〈Rc〉 2 1<br />

= √<br />

〈Rc〉 1+z<br />

Contrary to the Gauss distribution the Schultz-Zimm distribution<br />

is asymmetric and excludes the unphysical case of negative<br />

radii.<br />

Furthermore we want to emphasize that one may evaluate the<br />

absolute normalized intensity. This means, that the droplet<br />

number density n in Equation 30 calculates from the droplet<br />

volume fraction f with the volume of a droplet v d = 4/3p(R c+d) 3<br />

through (Equation 35):<br />

n = f/v d<br />

The big advantage of neutron scattering is that one can adjust<br />

the scattering length densities r of the different components<br />

by means of selective deuteration.<br />

For structural investigations the most appropriate mixture for<br />

the here chosen system would be deuterated oil and deuterated<br />

water and only protonated surfactant AOT, resulting in a<br />

sharp contrast profi le called shell-contrast.<br />

Figure 12: SANS curves of shell contrast water-in-oil droplet microemulsions<br />

(measured around room temperature). From top to bottom the molar ratio ω of<br />

water to surfactant AOT increases leading to increasing micelle radii resulting<br />

in a shift of the form factor minimum to lower q, indicated by the arrow.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

By preparing such samples the scattering is optimized, as the<br />

incoherent fl at background is minimal while the coherent contrast<br />

difference between shell and core and shell and matrix<br />

is maximum.<br />

In Figure 12 we show SANS curves for shell-contrast water/<br />

AOT/oil microemulsions in the L 2 droplet phase around room<br />

temperature. From top to bottom the curves belong to samples<br />

with decreasing water loadings corresponding to molar<br />

ratios ω of water to AOT decreasing from 12 to 3. With decreasing<br />

molar ratio ω the local intensity minimum shifts to<br />

higher q-values, while all curves remain qualitatively similar.<br />

Independent of any model this indicates that all samples contain<br />

scattering particles with similar form but of decreasing<br />

size with decreasing ω.<br />

The solid lines in Figure 12 correspond to fi ts with Equation 30<br />

using the above described core-shell form factor, Equation 31.<br />

These fi ts yield the size of the droplet core R c, the thickness<br />

of the surfactant shell d and the size polydispersity p of the<br />

droplets.<br />

Droplet core radii R c deduced from SANS and small-angle Xray<br />

scattering (SAXS) are shown in Figure 13 a function of ω.<br />

Note that the core radius increases linearly with ω. This result<br />

agrees with the theoretical prediction based on the assumption<br />

of a constant ω-independent head-group area of the AOT<br />

molecule 30 . For this microemulsion system one may thus control<br />

the size water core in a systematic way between few Ångströms<br />

and several nanometres. This feature is especially of<br />

interest for ongoing studies focussing on the behaviour of soft<br />

confi ned liquids enclosed in these micelles 31,25 .<br />

Figure 13: Droplet core radii R c as a function of the molar ratio ω. The dotted<br />

line shows the theoretical predicted linear relation based on simple geometrical<br />

considerations 30 . The fi gure is taken from 32 .<br />

5 CONCLUSIONS<br />

With this article we gave a brief introduction to small-angle X-ray<br />

scattering (SAXS) and small-angle neutron scattering (SANS).<br />

Both, SAXS and SANS, are powerful techniques which allow to analyze<br />

size and shape of complex systems with typical sizes ranging<br />

between several Ångströms and hundreds of nanometres.<br />

A rough listing of the respective advantages can be found in<br />

Table 4.<br />

ω


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Table 4: Pros and Cons of SAXS and SANS<br />

SAXS SANS<br />

+ small amount of sample - larger amount of sample<br />

+ short measuring times - longer measuring times<br />

+ possible in Laboratory or at<br />

synchrotron<br />

- only at reactor possible<br />

- eventual radiation damage + non-destructive<br />

- insensitive to light elements in + sensitive to light elements<br />

presence of heavier elements (soft matter)<br />

- no contrast variation<br />

+ contrast variation by selective<br />

deuteration<br />

Whereas SAXS experiments may be carried out in a laboratory,<br />

SANS experiments can only be performed at large-scale neutron<br />

facilities. SANS beam time is usually very demanded and<br />

therefore restricted.<br />

Due to a much less intense neutron fl ux compared to X-rays,<br />

the required amount of sample is larger for SANS than for<br />

SAXS. For the same reason also the measuring time is usually<br />

much shorter in the case of X-rays. With SAXS on soft matter<br />

samples one needs to take care that the samples do not get<br />

altered - contrary to SANS which is absolutely non-destructive.<br />

The unique advantage of SANS is the possibility of contrast variation<br />

by means of selective deuteration. This is of particular<br />

importance especially in the understanding of soft matter and<br />

biological systems containing predominantly light elements.<br />

Derivation of the Guinier Approximation:<br />

The scattering amplitude A(q) for a particle with volume vp and arbitrary form<br />

may be expanded for very small scattering vectors q:<br />

<br />

<br />

A(q) = (ρ(r) − ρs) 1+iqr −<br />

vp<br />

1<br />

2 (qr)2 <br />

+ ... dr (G-1)<br />

ρ(r) and ρs stand for the particle and solvent scattering length densities respectively,<br />

<br />

...dr denotes the integral over the particle volume. Squaring<br />

vp<br />

Equation G-1 and averaging over all orientations of q we obtain the intensity<br />

I(q):<br />

I(q) =<br />

<br />

<br />

vp<br />

<br />

(ρ(r) − ρs) 1+iqr − 1<br />

2 (qr)2 <br />

<br />

<br />

+ ... dr<br />

<br />

2<br />

(G-2)<br />

The origin of r is chosen to be at the centre of mass of the particle. Terms of<br />

higher order than (qr) 2 can be ignored for q → 0 and:<br />

I(q) =Δρ 2<br />

<br />

1 − 1 2<br />

(qr)<br />

2<br />

<br />

<br />

dr<br />

(G-3)<br />

vp<br />

(qr) 2 =(qr) 2 cos 2 (φ) where φ is the angle between r and q and 〈cos 2 (φ)〉 = 1<br />

3<br />

I(q) ≈ Δρ 2 v 2 p<br />

<br />

1 − 1 q<br />

3<br />

2 <br />

vp<br />

vp<br />

r 2 dr<br />

<br />

(G-4)<br />

We recall the radius of gyration of particle as Rg = 1<br />

<br />

vp vp r2dr. For Rgq ≪ 1,<br />

1 − 1<br />

3q2 R2 g ≈ exp(− 1<br />

3q2 R2 g) and Eq. G-4 becomes the expression known as the<br />

Guinier approximation:<br />

I(q) ≈ Δρ 2 v 2 <br />

p exp − 1<br />

3 q2R 2 <br />

g<br />

(G-5)<br />

REFERENCES<br />

UNTERRICHT<br />

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2054 (1984).<br />

25<br />

T. Blochowicz, E. Gouirand, A. Fricke, T. Spehr, B. Stühn, and B.<br />

Frick, Chem. Phys. Lett. 475, 171 (2009).<br />

26<br />

T. Spehr, B. Frick, I. Grillo, P. Falus, M. Müller, and B. Stühn, Phys.<br />

Rev. E 79, 031404 (2009).<br />

27<br />

T. Spehr, I. Grillo, B. Frick and B. Stühn, J. Phys.: Condensed Matter<br />

20, 104204 (2008).<br />

28 S.-H. Chen, Ann. Rev. Phys. Chem. 37, 351 (1986).<br />

29 M. Kotlarchyk, R. Stephens, and J. Hung, J. Phys. Chem. 92, 1533<br />

(1988).<br />

30 M. Van Dijk, J. Joosten, Y. Levine, and D. Bedeaux, J. Phys. Chem.<br />

93, 2506 (1989).<br />

31<br />

R. Zorn, M. Mayorova, D. Richter, and B. Frick, Soft Matter 4, 522<br />

(2008).<br />

32 T. Spehr, Water Dynamics in Soft Confi nement, PhD Thesis, Technische<br />

Universität Darmstadt, (2<strong>01</strong>0).<br />

15


TAGUNGEN<br />

Timo Jacob<br />

Seit einigen Jahren lässt sich ein verstärktes Interesse an der<br />

Elektrochemie sowie ihren vielfältigen Anwendungs- bzw. Einfl ussbereichen<br />

verzeichnen, eine Entwicklung, die sich unter anderem<br />

auf ein verändertes Bewusstsein mit Energieressourcen und ihren<br />

Umwandlungen zurückführen lässt. Diesen Impuls begleitete<br />

auch die internationale Tagung „Electrochemistry 2<strong>01</strong>0: From microscopic<br />

understanding to global impact”, die gemeinsam von<br />

der GDCh-Fachgruppe Angewandte Elektrochemie, der GDCh-AK<br />

ELACH, der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft, der DECHEMA, der<br />

AGEF, der GfKorr und der DGO organisiert wurde. An der Ruhr-<br />

Universität Bochum konnten die beiden Konferenzorganisatoren<br />

Gunther Wittstock und Wolfgang Schuhmann fast 350 registrierte<br />

Teilnehmer begrüßen, die sich in vier parallelen Themensitzungen<br />

mit den verschiedenen Facetten der Elektrochemie beschäftigten.<br />

Die Bereiche, die in Abb. 1 skizziert sind, reichten hierbei<br />

angefangen von der Elektrokatalyse, über die Festkörper-Elektrochemie,<br />

die Biochemie, die Ionischen Flüssigkeiten, bis hin zu<br />

den anwendungsorientierten Gebieten der Photo-Elektrochemie<br />

und den Batterien. Die Anzahl von insgesamt 103 Vorträgen (inkl.<br />

der eingeladenen Beiträge) und 134 Posterbeiträgen war ein kla-<br />

16<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

INTERNATIONALE TAGUNG:<br />

ELECTROCHEMISTRY 2<strong>01</strong>0 – FROM MICROSCOPIC<br />

UNTERSTANDING TO GLOBAL IMPACT<br />

13.–15. SEMPTEMBER 2<strong>01</strong>0, RUHR-UNVERSITÄT BOCHUM<br />

Abb. 1: Überblick über die Konferenzthemen.<br />

PD Dr. Timo Jacob<br />

Institut <strong>für</strong> Elektrochemie, Universität Ulm<br />

Albert-Einstein-Allee 47, D-89069 Ulm, Germany<br />

Telefon: +49-(0)731-50-25417, Fax: +49-(0)731-50-25409<br />

E-Mail: timo.jacob@uni-ulm.de<br />

Abb. 2: Diskussion an den Postern.<br />

res Indiz da<strong>für</strong>, dass die Elektrochemie verschiedenste Bereiche<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie anspricht.<br />

Trotz der Themenvielfalt kristallisierte sich schnell heraus, dass<br />

<strong>für</strong> alle Bereiche die Grundlagen-Elektrochemie von besonderer<br />

Bedeutung ist und <strong>für</strong> die Weiterentwicklung sowie die Verknüpfung<br />

der unterschiedlichen Disziplinen nicht vernachlässigt werden<br />

darf. Zum Beispiel <strong>für</strong> die Verbesserung bestehender oder<br />

auch die Entwicklung zukunftsträchtiger Batteriesysteme (z.B.<br />

Li−Schwefel oder Li−Luft) ist neben den materialwissenschaftlichen<br />

Aspekten auch ein tieferes Verständnis der elektrochemischen<br />

Abläufe im Elektrolyt, den Elektroden, und vor allem den<br />

diese Reservoirs verbindenden Grenzschichten erforderlich.<br />

Hier<strong>für</strong> stellt die Elektrochemie, die per defi nitionem interdisziplinär<br />

ist, in idealer Weise die nötigen Voraussetzungen.<br />

Neben diesen modernen Aspekten der Elektrochemie darf natürlich<br />

ein weiterer Höhepunkt der Tagung, der Abendvortrag von<br />

Prof. Jürgen Garche zur 50-jährigen Geschichte der Fachgruppe<br />

Angewandte Elektrochemie, nicht unerwähnt bleiben. Beginnend<br />

mit der Darstellung der Elektrochemie vor Christi Geburt bis hin<br />

zu aktuellen Aspekten wie zum Beispiel den Solar- oder Brennstoffzellen,<br />

wurde jeder noch zweifelnde Studierende schnell davon<br />

überzeugt, mit der Elektrochemie einen enorm wichtigen und<br />

auch zukunftsträchtigen Zweig der Wissenschaft zu verfolgen.<br />

Im Ganzen war die Tagung Electrochemistry 2<strong>01</strong>0 ein äußerst<br />

gelungenes Geburtstagsfest <strong>für</strong> die mittlerweile 50 Jahre junge<br />

Fachgruppe Angewandte Elektrochemie. Mit großen Erwartungen<br />

richtet sich nun, nach den Erfolgen in Gießen 2008 und in<br />

Bochum 2<strong>01</strong>0, der Blick auf die Fortführung dieser interessanten<br />

und <strong>für</strong> den Elektrochemie-Standort Deutschland wichtigen<br />

Tagung nach München, dem Veranstaltungsort 2<strong>01</strong>2.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Ole Lytken und J. Michael Gottfried<br />

EINLEITUNG<br />

Die Erforschung von Oberfl ächen- und Grenzfl ächenprozessen<br />

hat in den vergangenen 50 Jahren einen enormen Aufschwung<br />

genommen. Angetrieben wird dieser einerseits durch apparative<br />

und methodische Fortschritte in der Grundlagenforschung, in erster<br />

Linie die Ultrahoch vakuumtechnik und die modernen Methoden<br />

zur Oberfl ächenanalyse [1], anderer seits durch die technische<br />

Relevanz von Grenzfl ächen, etwa in der heterogenen Katalyse [2].<br />

Standen in der „klassischen“ Epoche der Oberfl ächenforschung<br />

(etwa 1960-1990) [3] katalytisch relevante Oberfl ächenreaktionen<br />

von kleinen Molekülen im Vordergrund, z.B. die Oxidation<br />

von Kohlenmonoxid oder die Synthese von Ammoniak [4], so<br />

verschiebt sich das Interesse zunehmend zu komplexeren Systemen,<br />

an denen z.B. Biomoleküle, Metallkomplexe und Metallpartikel,<br />

aber auch Flüssigkeiten, Polymere oder Mem branen beteiligt<br />

sind. Diese neuartigen Systeme, die z.B. auf den Gebieten der<br />

Energieumwandlung und der Informations technologie eine wachsende<br />

Rolle spielen [5], erfordern u.a. eine Weiterentwicklung der<br />

experimentellen Methoden der Oberfl ächen forschung. Hier im<br />

Mittelpunkt stehen soll die Nanojoule-Adsorptions kalorimetrie<br />

(NAC), mit der Adsorptions energien an wohldefi nierten Grenzfl<br />

ächen, z.B. Einkristall ober fl ächen, bestimmt werden können.<br />

Diese Methode ist seit den 1990er Jahren vor allem von D.A. King<br />

[6] und C.T. Campbell [7] entwickelt wurden und hat gerade in<br />

jüngster Zeit zunehmende Verbreitung und Weiterentwicklung<br />

erfahren [8-11], da sie im Unterschied zu desorptions basierten<br />

Methoden [12] auch <strong>für</strong> irreversible Adsorbat systeme, wie sie vor<br />

allem bei komplexen Grenzfl ächen auftreten, geeignet ist.<br />

Adsorptionsprozesse sind von grundlegender Bedeutung in der<br />

heterogenen Katalyse, der Sensorik, bei elektrochemischen<br />

Vorgängen, aber auch bei der Herstellung von dünnen Schichten,<br />

z.B. in der Halbleitertechnik. Einer der wichtigsten Parameter<br />

ist dabei die Adsorptionsenergie als ein direktes Maß<br />

<strong>für</strong> die Stärke der Bindung zwischen dem adsorbierten Teilchen<br />

(Adsorbat) und der Oberfl äche (Substrat) [13]. So setzt<br />

die katalytische Aktivierung eines Moleküls eine hinreichend<br />

starke Wechselwirkung des Intermediates mit der Katalysator-<br />

ASPEKTE<br />

NANOJOULE-ADSORPTIONSKALORIMETRIE:<br />

MESSUNG VON ADSORPTIONSENERGIEN<br />

AUF WOHLDEFINIERTEN OBERFLÄCHEN<br />

PD Dr. Michael Gottfried und Dr. Ole Lytken<br />

Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II<br />

Egerlandstr. 3, 91058 Erlangen<br />

Tel.: +49 9131 85 27320, Fax: +49 9131 85 28867<br />

E-Mail: michael.gottfried@chemie.uni-erlangen.de<br />

E-Mail: ole.lytken@chemie.uni-erlangen.de<br />

oberfl äche voraus (meist Chemisorption); ähnliches gilt <strong>für</strong> die<br />

Bindung eines Moleküls an einen Sensor oder <strong>für</strong> elektrochemische<br />

und elektrokatalytische Vorgänge. Ist die adsorptive<br />

Bindung dagegen sehr stark, kann es zu irreversibler Adsorption<br />

und damit zu einer Vergiftung des Katalysators kommen<br />

(Prinzip von Sabatier) [14]. Die genaue Kenntnis experimenteller<br />

Adsorptionsenergien ist außerdem wichtig <strong>für</strong> die Verbesserung<br />

der theoretischen Methoden der Oberfl ächen for schung,<br />

<strong>für</strong> welche die Berechnung der Grund zustandsenergie eines<br />

Adsorbates zumeist den kritischsten Test darstellt.<br />

Adsorptionsenergien können durch thermodynamische und,<br />

indirekt, kinetischen Verfahren bestimmt werden. Bei letzteren<br />

wird die Desorptionsgeschwindigkeit als Funktion der Temperatur<br />

gemessen und daraus die Desorptionsaktivierungsenergie<br />

mit Hilfe eines Arrhenius-Ansatzes bestimmt (Temperaturprogrammierte<br />

Desorption, TPD [12,15]). Diese Aktivierungsenergie<br />

entspricht bei nicht-aktivierter Adsorption näherungsweise<br />

der negativen Adsorptionsenergie.<br />

Ein anderer Ansatz beruht auf der Gleichgewichtsthermodynamik<br />

und betrachtet die Abhängigkeit des Gleichgewichtsdrucks<br />

p von der Temperatur T bei konstantem Bedeckungsgrad Θ<br />

(Isosterenmethode). Diese Größen hängen über die Clausius-<br />

Clapeyron-Gleichung mit der Adsorptionswärme bei konstantem<br />

Θ (isostere Wärme q st) zusammen [13]:<br />

q st<br />

ln<br />

p <br />

R<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1T Beiden Methoden ist gemeinsam, dass sie nur bei vollständig<br />

reversibler Adsorption anwendbar sind, d.h., wenn die adsorbierten<br />

Moleküle unzersetzt desorbieren können, wie z.B. Kohlenmonoxid<br />

(CO) auf einer Pt(111)-Oberfl äche (Abbildung 1a).<br />

Viele Moleküle, vor allem große organische oder Biomoleküle,<br />

dissoziieren jedoch auf der Oberfl äche ohne zu desorbieren.<br />

Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist Benzol, das auf Pt(111) bei 300 K<br />

zunächst als intaktes Molekül adsorbiert (Abbildung 1b). Bei<br />

Temperaturerhöhung fi ndet jedoch Zersetzung statt, wobei<br />

Wasserstoff (H 2) desorbiert und Kohlenstoff (in Form graphenartiger<br />

Strukturen [16]) auf der Oberfl äche zurückbleibt. Daher<br />

können hier weder TPD noch Verfahren auf Basis der Clausius-<br />

Clapeyron-Gleichung angewendet werden.<br />

Bei derartigen irreversiblen Systemen kann die Adsorptionsenergie<br />

nur durch direkte kalorimetrische Messung bestimmt<br />

(1)<br />

17


ASPEKTE<br />

werden, d.h., durch Messung der Temperaturänderung infolge<br />

der bei Adsorption freigesetzten Wärme. Bei pulverförmigen<br />

Proben (z.B. industriellen Katalysatoren) ist dies gut möglich, da<br />

das Verhältnis von Oberfl äche zu Volumen und damit die adsorptionsinduzierten<br />

Temperatureffekte relativ groß sind [17-19].<br />

Abbildung 1: Reversible und irreversible Adsorption. (a) Reversibel: CO auf<br />

Pt(111). CO desorbiert intakt, so dass die molare Adsorptionsenergie, ΔU ads,<br />

aus der Desorptionsaktivierungsenergie E des abgeschätzt werden kann. (b)<br />

Irreversibel: Benzol auf Pt(111). Benzol adsorbiert bei 300 K als intaktes Molekül,<br />

dissoziiert jedoch oberhalb von 500 K unter Desorption von H 2. ΔU ads<br />

kann hier nur kalorimetrisch bestimmt werden.<br />

Die Grundlagenforschung ist jedoch vor allem an gut charakterisierten<br />

Einkristalloberfl ächen interessiert, da bei diesen<br />

überwiegend einheitliche Adsorptionsplätze vorliegen.<br />

Problema tisch bei typischen Einkristallproben ist die – relativ<br />

zur Oberfl äche – große Wärmekapazität; die Adsorptionswärme<br />

verursacht dann nur sehr kleine, schwer messbare<br />

Temperatur erhöhungen. In den 1980er Jahren wurden zunächst<br />

wenig erfolgreiche Versuche zur Adsorptionskalorimetrie<br />

an makroskopischen Pt(111)-Einkristallen und mit einem<br />

Thermistor als Sensor durchgeführt; die adsorptionsinduzierten<br />

Temperatur änderungen waren jedoch einfach zu klein [20].<br />

18<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Der entscheidenden Durchbruch gelang Sir David A. King (Cambridge)<br />

in den 1990er Jahren durch die Verwendung von ultradünnen<br />

Einkristallen (Dicke ~0.2 μm) in Verbindung mit einer<br />

gepulsten Molekularstrahlquelle und einem Infrarotdetektor<br />

(Pyrometer) [6]. Infolge der geringen Wärmekapazität einer solchen<br />

Probe bewirkt schon die Adsorption von Bruchteilen einer<br />

Monolage eine hinreichende Temperaturänderung (~1 K) [21],<br />

die anhand der Änderung der abgestrahlten Infrarotintensität<br />

mit einem IR-Detektor außerhalb der Ultrahochvakuum-(UHV)-<br />

Apparatur gemessen wird. Auf diese Weise können Wärmeeinträge<br />

unterhalb von 1 μJ/cm 2 detektiert werden (Box 1). Mit<br />

diesem Ansatz wurden zahlreiche irreversible Adsorbatsysteme<br />

und Oberfl ächenreaktionen untersucht, z.B. NO, O 2, CO und C 2H 4<br />

auf verschiedenen Einkristalloberfl ächen von Ni, Pd und Pt, sowie<br />

die Oxidation von CO auf Pt-Oberfl ächen [6]. Einige dieser<br />

Adsorbate spielen eine wichtige Rolle bei der katalytischen Entgiftung<br />

von Autoabgasen. Die Signal größe hängt stark von der<br />

mittleren Probentemperatur ab, da die Änderung der Strahlungsleistung,<br />

DP rad, dem Stefan-Boltzmannschen Gesetz gehorcht,<br />

DP rad µ T 3 ×DT. Tieftemperaturmessungen bei sind daher nur eingeschränkt<br />

möglich. Nachteilig ist außerdem, dass die ultradünnen<br />

Einkristalle gegenüber makroskopischen Proben zumeist<br />

eine höhere Dichte an Oberfl ächen defekten aufweisen. Da diese<br />

in der Regel bevorzugte Adsorptions plätze mit erhöhter Adsorptionsenergie<br />

darstellen, kann dies die Ergebnisse verfälschen.<br />

Beide Nachteile werden durch das Adsorptionskalorimeter nach<br />

Charles T. Campbell und Mitarbeitern weitgehend vermieden. Da<br />

dieser Ansatz die modernste und leistungsstärkste mikrokalorimetrische<br />

Methode <strong>für</strong> wohldefi nierte Oberfl ächen darstellt und<br />

ein hohes Entwicklungs potential besitzt, soll er hier im Mittelpunkt<br />

stehen.<br />

METHODIK<br />

Wesentlichstes Merkmal des Einkristall-Adsorptionskalorimeters<br />

nach Campbell et al. ist ein pyroelektrischer Polymerdetektor,<br />

der die Probe während der Messung rückseitig berührt (Abbildung<br />

2). Der direkte mechanische Kontakt zwischen Probe und<br />

Detektor bewirkt eine erhöhte Empfi ndlichkeit (im Bereich von<br />

mK), so dass Proben mit einer Dicke von bis zu etwa 130 μm ver-<br />

Abbildung 2: Messprinzip des Nanojoule-Adsorptionskalorimeters. Links: Aufbau <strong>für</strong> einkristalline Proben. Der Detektor enthält eine pyroelektrische Polymerfolie<br />

(β-Polyvinylidenfl uorid, 9 µm, metallbeschichtet) als Sensormaterial und berührt die Probenrückseite während der Messung. Adsorption eines Pulses von<br />

Molekülen führt zu einem Wärmeeintrag, der als Temperaturänderung vom Detektor registriert wird. Gleichzeitig wird die Haftwahrscheinlichkeit gemessen,<br />

indem der refl ektierte Anteil jedes Pulses mittels Massenspektrometrie detektiert wird. Rechts: Aufbau <strong>für</strong> Polymere, organische Filme und andere polykristalline<br />

Proben, die als dünne Filme direkt auf den Detektor (β-PVDF, 25 µm) aufgebracht werden.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

wendet werden können [7,22]. Dies hat große Vorteile, da dickere<br />

Proben potentiell weniger Defekte aufweisen und mechanisch<br />

stabiler sind. Weiterhin fi ndet auch bei niedrigen Probentemperaturen<br />

eine effektive Wärmeübertragung zwischen Probe und<br />

Detektor statt, so dass Tieftemperatur messungen möglich sind<br />

[23]. Während der Probenpräparation, die hohe Temperaturen<br />

erfordert, wird der Detektor von der Probe entfernt.<br />

Für die eigentliche kalorimetrische Messung wird das Adsorptiv<br />

mittels eines periodisch gepulsten Molekularstrahls dosiert. Die<br />

Pulse haben typischerweise eine Länge von 100 ms bei einer<br />

Frequenz von 0.5 Hz. Jeder Puls deponiert Adsorptionswärme<br />

in der Probe und führt zu einem der Temperaturänderung – und<br />

damit der Wärmemenge – proportionalen Detektorsignal (Abbildung<br />

3). (Ein pyroelektrischer Detektor ist eine Stromquelle, wobei<br />

die Stromstärke proportional zur Zeitableitung der Temperatur<br />

ist, I pyro ~ dT/dt. [24]) Zur Kalibrierung des Kalorimeters wird<br />

ein Laserstrahl mit bekannter Intensität und mit derselben zeitlichen<br />

und räumlichen Charakteristik wie der Molekularstrahl auf<br />

die Probe gerichtet. Bei bekannter Probenrefl ektivität, die separat<br />

gemessen werden muss, kann so aus dem Detektorsignal<br />

die absorbierte Wärmemenge berechnet werden.<br />

Abbildung 3: Kalorimetersignal (oben) und Molekularstrahlintensität (unten)<br />

<strong>für</strong> die Adsorption von Cyclohexen auf Pt(111) bei 100 K. Jeder Puls ist 102<br />

ms lang, enthält 2.5×10 12 Moleküle (0.<strong>01</strong>1 ML) [25] und führt zu einem Wärmeeintrag<br />

von ~250 nJ. (Adaptiert von Ref. [23] mit Genehmigung der American<br />

Chemical Society, © 2008.)<br />

Zur Bestimmung der Adsorptionswärme pro Molekül (oder pro<br />

Mol) muss <strong>für</strong> jeden Puls die Anzahl der adsorbierten Moleküle<br />

ermittelt werden. Dies geschieht durch separate Messungen<br />

des Flusses und der Haftwahrscheinlichkeit, die vor und nach<br />

bzw. simultan zur kalorimetrischen Messung bestimmt werden.<br />

Die Haftwahrscheinlichkeit wird anhand des Anteils an<br />

nicht adsorbierten, d.h. refl ektierten Molekülen mit Hilfe eines<br />

Massenspektro meters ermittelt (King-Wells Methode [26], siehe<br />

Abbildung 2). Aus den gemessenen Wärme mengen und den entsprechenden<br />

Stoffmengen kann nun <strong>für</strong> jeden Puls die molare<br />

Adsorptions wärme berechnet werden. Im Limit differentiell kleiner<br />

Pulse (DΘ ® 0) ist dies eine differentielle Adsorptionswärme.<br />

Bei erhöhter Temperatur der Molekularstrahlquelle, z.B. im Fall<br />

von Metallen oder schwer fl üchtigen Molekülen, müssen die<br />

ASPEKTE<br />

Beiträge der absorbierten Wärmestrahlung zum Kalorimetersignal<br />

separat gemessen werden. Dazu kann ein IR-durchlässiges<br />

Filter in den Strahlengang geschwenkt werden. Bei abweichenden<br />

Temperaturen von Quelle und Probe können auch<br />

refl ektierte Moleküle Wärme mit der Probe austauschen und<br />

zum Kalorimetersignal beitragen, was gegebenenfalls berücksichtigt<br />

werden muss (Box 2).<br />

Es wird deutlich, dass die molare Adsorptions wärme als<br />

Endergebnis der kalorimetrischen Messung auf Daten aus<br />

zahlreichen Einzelmessungen beruht. Diese umfassen u.a.<br />

die Kalorimetersignale bei Messung und Kalibrierung, die<br />

Haftwahrscheinlich keit, den Molekular strahlfl uss, die Probenrefl<br />

ektivität, sowie ggf. Korrekturen <strong>für</strong> radiative Beiträge und<br />

Moleküle, die nicht adsorbieren, aber mit dem Substrat thermalisieren.<br />

Da alle diese Größen zum Gesamtfehler beitragen,<br />

sind höchste Präzision bei allen Einzelmessungen und eine<br />

kritische Fehleranalyse unerlässlich.<br />

ANWENDUNGSBEISPIELE<br />

(a) Adsorption von Molekülen auf Metalloberfl ächen:<br />

Cyclohexen/Pt(111) [23]<br />

Cyclohexen (c-C 6H 10) ist ein mögliches Zwischenprodukt bei<br />

der katalytischen Hydrierung von Benzol in der Kraftstoffveredlung.<br />

Das Endprodukt der Hydrierung, Cyclohexan, ist ebenfalls<br />

ein wichtiger Grundstoff <strong>für</strong> die Faserstoffi ndustrie (Herstellung<br />

von Nylon). Adsorption von Cyclohexen auf Pt(111) bei<br />

300 K führt zu einer teilweisen Dehydrierung [23]:<br />

c-C 6H 10(gas) ® c-C 6H 10(ads) ® C 6H 6(ads) + 4H(ads)<br />

Im Bereich 240-260 K wird dagegen nur ein H-Atom abgespaltet,<br />

was zur Bildung einer p-Allylspecies führt:<br />

c-C 6H 10(ads) ® p-allyl C 6H 9(ads) + H(ads)<br />

Bei 100-180 K adsorbiert das Molekül intakt und bildet eine<br />

di-s-gebundene Spezies:<br />

c-C 6H 10(gas) ® di-s c-C 6H 10(ads)<br />

In allen Fällen lassen sich aus den kalorimetrischen Daten die<br />

Bildungsenthalpien und die Adsorbat-Substrat-Bindungsenergien<br />

der adsorbierten Spezies berechnen, ggf. unter Anwendung<br />

von Born-Haber-Kreisprozessen.<br />

Abbildung 4 zeigt als Beispiel die experimentelle differentielle<br />

Adsorptionswärme von Cyclohexen bei 100 K. Im Bereich der<br />

ersten adsorbierten Lage (Θ < 0.24 ML) [25] nimmt die Adsorptionswärme<br />

mit wachsendem Bedeckungsgrad stark ab, was<br />

auf das Vorliegen repulsiver Adsorbat-Adsorbat-Wechselwirkungen<br />

hinweist. Aus dem Kurvenverlauf lassen sich im Rahmen<br />

geeigneter Modelle auch quantitative Aussagen über die<br />

Stärke dieser Wechselwirkungen ableiten [27,28]. Ausgehend<br />

von der Adsorptionswärme bei Θ®0, 130 kJ/mol, können<br />

die Standardbildungsenthalpie von adsorbiertem Cyclohexen<br />

(-135 kJ/mol) und die Dissoziationsenergie der Pt-C s-Bindung<br />

19


ASPEKTE<br />

Abbildung 4: Differentielle Adsorptionswärme von Cyclohexen auf Pt(111) bei<br />

100 K (offene Kreise) und die daraus nach Gleichung 9 (Box 2) berechnete integrale<br />

Adsorptionswärme (gepunktete Linie, im Bereich 0 < 0.24 ML < Θ). (Adaptiert<br />

von Ref. [23] mit Genehmigung der American Chemical Society, © 2008.)<br />

(205 kJ/mol) berechnet werden. Beide Werte sind nur mittels<br />

Adsorptionskalorimetrie zugänglich. Nach Sättigung der ersten<br />

Lage (Θ > 0.24 ML) beträgt die Adsorptionswärme konstant<br />

47 kJ/mol. Da hier Cyclohexenmoleküle auf Cyclohexen adsorbieren,<br />

entspricht dieser Wert der Kondensationswärme des<br />

Moleküls bei 100 K. Unter Einschluss der Ergebnisse <strong>für</strong> die<br />

anderen o.g. Temperaturbereiche, in denen die Bildungen weiterer<br />

Adsorbatspecies stattfi ndet, lässt sich aus den kalorimetrischen<br />

Messungen eine komplexe Energielandschaft <strong>für</strong> cyclische<br />

C6-Kohlenwasserstoff auf Pt(111) ableiten. Solche Daten<br />

sind von großer Bedeutung <strong>für</strong> das quantitative Verständnis<br />

von heterogen katalysierten Reaktionen. Ähnliche Untersuchungen<br />

wurden auch <strong>für</strong> Benzol und Naphthalin auf Pt(111)<br />

angestellt [27,28].<br />

Abbildung 4 zeigt außerdem anhand der Standardabweichung<br />

zwischen den Datenpunkten im Multilagenbereich, dass eine<br />

molare Adsorptionswärme von etwa 5 kJ/mol das Detektionslimit<br />

<strong>für</strong> das verwendete Kalorimeter darstellen würde. Dies entspricht<br />

unter Berücksichtigung der aktiven Fläche der Probe<br />

einer Empfi ndlichkeitsgrenze von etwa 100 nJ/cm 2 .<br />

(b) Adsorption von Metallen auf Polymeroberfl ächen:<br />

Calcium auf Poly(3-Hexylthiophen) [29-31]<br />

Auch die Adsorption auf polykristallinen Substraten, wie Molekülschichten<br />

oder Polymerfi lmen kann mit NAC untersucht werden<br />

[29,31-33]. Wie in Abbildung 2 gezeigt, kann das Substrat<br />

dabei direkt auf dem Detektor deponiert werden, bspw. durch<br />

Vakuum sublimation oder Rotationsbeschichtung (spin coating).<br />

Als Beispiel sei hier die Adsorption von Calcium auf dem<br />

p-konjugierten Polymer Poly(3-Hexylthiophen) (P3HT) besprochen.<br />

Derartige Grenzfl ächen zwischen Metallen und halbleitenden<br />

organischen Materialien spielen eine wichtige Rolle in<br />

elektronischen und optoelektronischen Bauteilen [34,35]. Ein<br />

wichtiger Parameter ist dabei die Grenzfl ächenenergie, denn<br />

sie bestimmt die Stabilität und damit indirekt die elektronischen<br />

Eigenschaften der Grenzfl äche. Bspw. hängen Ladungsinjektionsraten<br />

an der Grenzfl äche vom Überlapp der Wellenfunktionen<br />

und daher vom Charakter der chemischen Bindung<br />

an der Grenzfl äche ab [36].<br />

20<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Die differentielle Adsorptionswärme von Ca auf P3HT als Funktion<br />

des Bedeckungsgrades ist in Abbildung 5 dargestellt. Der<br />

Anfangswert liegt bei 625 kJ/mol (Adsorption an Defekt stellen);<br />

danach fällt die Adsorptionswärme rasch auf 405 kJ/mol, was<br />

immer noch deutlich über der Sublimationsenthalpie von Ca,<br />

178 kJ/mol, liegt. Dies deutet auf eine starke Metall-Polymer-<br />

Wechselwirkung oder eine chemische Reaktion an der Grenzfl<br />

äche hin. In der Tat zeigen spektroskopische Messungen,<br />

dass Ca mit den Thiopheneinheiten des Polymers unter Bildung<br />

von Calciumsulfi d reagiert, und zwar bis zu einer maximalen<br />

Tiefe von 3 nm bei 300 K (oder weniger bei tieferen Temperaturen)<br />

[29,30]. Während dieser Prozess zu Anfang dominiert, bilden<br />

sich bei höheren Ca-Bedeckungen (>0.5 ML) zunehmend<br />

Ca-Partikel und schließlich ein geschlossener Ca-Film auf der<br />

Oberfl äche des Polymers. Aus diesem Grund nähert sich die<br />

Adsorptionswärme allmählich der Sublimationswärme von Ca<br />

an und erreicht diese bei ~5 ML. Oberhalb dieser Bedeckung<br />

tragen also alle adsorbierten Ca-Atome ausschließlich zum<br />

Wachstum der Ca-Schicht bei.<br />

Der dritte konkurrierende Prozess, die Refl exion von auftreffenden<br />

Ca-Atomen, überwiegt bei kleinen Bedeckungsgraden<br />

(S 0 = 0.35), tritt dann aber immer mehr in den Hintergrund.<br />

Dies ist aus der Abhängigkeit der Haftwahrscheinlichkeit vom<br />

Bedeckungsgrad ersichtlich (Abbildung 6).<br />

Abbildung 5: Differentielle Adsorptionswärme von Calcium auf Poly(3-Hexylthiophen)<br />

bei 300 K. Ein Bedeckungsgrad von 1 ML entspricht einer geschlossenen,<br />

dichtest gepackten Ca(111)-Lage (7.4×10 14 Atome/cm 2 ). (Adaptiert<br />

von Ref. [29] mit Genehmigung der American Chemical Society, © 2<strong>01</strong>0.)<br />

Abbildung 6: Haftwahrscheinlichkeit von Calciumatomen auf Poly(3-Hexylthiophen)<br />

bei 300 K. (Adaptiert von Ref. [29] mit Genehmigung der American<br />

Chemical Society, © 2<strong>01</strong>0.)


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN<br />

In den zurückliegenden 15 Jahren hat sich die Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie<br />

als verlässliche, wenn auch technisch sehr anspruchsvolle<br />

Methode zur Bestimmung von Adsorptionsenergien<br />

etabliert und ist insbesondere im Bereich von kleinen Molekülen<br />

und Metallatomen auf Einkristalloberfl ächen sowie Oxid- und Polymerfi<br />

lmen angewendet worden. In jüngster Zeit verschiebt sich der<br />

Fokus zu komplexeren Grenzfl ächen. Exempla risch seinen hier oxidgeträgerte,<br />

planare Modellkatalysatoren [8], Elektrodenoberfl ächen<br />

[10,37] und Grenzfl ächen zwischen großen organischen Molekülen<br />

und Metallen genannt [11]. Kalorimetrische Messungen an solchen<br />

komplexen Grenzfl ächen erfordern häufi g technische Neuentwicklungen<br />

[9-11]. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist das elektro chemische Kalorimeter<br />

von R. Schuster et al., mit dem Wärmeeffekte von Elektrodenreaktionen<br />

im Submonolagen bereich gemessen werden können.<br />

Wie bei den UHV-basierten Kalorimetern wird auch hier als Detektor<br />

ein pyroelektrisches Polymer eingesetzt, das sich hier in direktem<br />

mechanischem Kontakt zu einer dünnen Metallelektrode befi ndet<br />

(Abbildung 7). Mit dieser Methode wurden u.a. Wärmeeffekte bei<br />

der Abscheidung und Aufl ösung von Ag und Cu sowie bei Phasenumwandlungen<br />

in organischen Monolagen gemessen [10,37-39].<br />

Die Kalibrierung erfolgte mittels einer Elektronen transferreaktion<br />

mit bekannter Reaktionsenergie [10]. Die Empfi nd lichkeit der Methode<br />

liegt bei 1 μJ/cm 2 und erreicht damit trotz Anwesenheit der<br />

fl üssigen Phase Werte, die höchstens 1-2 Größenordnungen unter<br />

denen der UHV-Kalorimeter liegen [37].<br />

CE RE<br />

vacuum<br />

PVDFfoil<br />

charge<br />

amplifi er<br />

WE<br />

Abbildung 7: Zelle des elektrochemischen Kalorimeters von R. Schuster et<br />

al. [10,38] Die Probe (Arbeits elektrode, WE) befi ndet sich direkt oberhalb<br />

des Detektors (PVDF foil) und wird, nach Evakuieren des Zwischenraums,<br />

durch den äußeren Luftdruck an diesen angepresst. CE: Gegenelektrode,<br />

RE: Referenz elektrode. (Reproduziert von Ref. [10] mit Genehmigung des<br />

American Institute of Physics, © 2<strong>01</strong>0.)<br />

Auch Adsorptionsstudien an großen organischen Molekülen<br />

oder Metallkomplexen bringen neue technische Herausforderungen<br />

mit sich. Zum einen limitiert die thermische Labilität der<br />

Moleküle den Gleichgewichtsdampfdruck und damit die im Molekularstrahl<br />

erreichbaren Flüsse, wodurch besondere konstruktive<br />

Lösungen <strong>für</strong> die Molekularstrahlquelle erforderlich werden.<br />

Zum anderer verursacht ihre hohe Emissivität im infraroten Bereich<br />

in Verbindung mit der relativ niedrigen Temperatur einen<br />

ASPEKTE<br />

hohen Strahlungsanteil im fernen Infrarotbereich. Dieser führt<br />

zu einem radiativen Beitrag zum Kalorimetersignal, der separat<br />

gemessen werden muss, indem z.B. die Moleküle durch ein IRdurchlässiges<br />

Fenster geblockt werden. Die üblichen Fenstermaterialien<br />

<strong>für</strong> nahes IR (BaF 2, KBr) sind jedoch wegen des großen<br />

Beitrags an fernem IR hier nicht geeignet. Abhilfe schaffen<br />

können Fenster auf der Basis von Spiegeln mit hoher IR-Refl ektivität<br />

[11] oder aber ein rotierender Geschwindigkeitsfi lter, der<br />

nur die Moleküle passieren lässt und damit den Strahlungsanteil<br />

am Kalorimetersignal vollständig eliminiert [40].<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie ist eine vielseitige Methode<br />

zur Bestimmung von Adsorptionsenergien auf wohldefi -<br />

nierten Substraten wie z.B. Einkristalloberfl ächen, Polymer- und<br />

Molekülfi lmen, Elektrodenoberfl ächen etc. Aus den kalorimetrischen<br />

Daten lassen sich direkt oder über einen Born-Haber-<br />

Kreisprozess Standardbildungsenthalpien von adsorbierten<br />

Spezies sowie Adsorbat-Substrat-Bindungsenergien berechnen.<br />

Derartige quanti tative Informationen sind von großer Bedeutung<br />

<strong>für</strong> das grundlegende Verständnis von adsorptiven Wechselwirkungen,<br />

insbesondere in Verbindung mit spektroskopischen<br />

Informationen und ab-initio Berechnungen, aber auch <strong>für</strong><br />

eher anwendungsorientierte Untersuchungen im Bereich der<br />

heterogenen Katalyse, der Sensorik, der Elektrochemie oder<br />

der organischen Elektronik. Die meisten aktuell verwendeten<br />

und weiterentwickelten Ansätze beruhen auf der Verwendung<br />

von hochempfi ndlichen pyroelektrischen Polymerdetektoren in<br />

Verbindung mit Proben geringer Wärmekapazität. Da die gewünschte<br />

Größe, die molare Adsorptionsenergie, aus mehreren<br />

unabhängigen Einzelmessungen berechnet wird, ist die Methode<br />

technisch sehr anspruchsvoll und verlangt eine sorgfältige<br />

Fehleranalyse. Es ist zu erwarten, dass mit wachsender Zuverlässigkeit<br />

und Anwendungsbreite in den nächsten Jahren auch<br />

eine zunehmende Verbreitung der Methode einsetzen wird.<br />

GESCHICHTE<br />

BOX 1<br />

Adsorptionskalorimetrie an dünnen Metalldrähten, die<br />

gleichzeitig als Widerstand thermo meter dienen, wurde bereits<br />

in den 1930er Jahren von J.K. Roberts betrieben mit<br />

dem Ziel, ein grundlegendes quantitatives Verständnis von<br />

Chemisorption und Adsorbat-Adsorbat-Wechselwirkungen<br />

zu erzielen. Mit dieser Anordnung wurden z.B. H 2, N 2 und O 2<br />

auf Wolfram untersucht [41]. Später benutzte P. Kisliuk anstelle<br />

von Drähten Metallbänder, die ein günstigeres Oberfl<br />

äche/Volumen-Verhältnis aufweisen [42]. In der Folge und<br />

bis in die 1970er Jahre wurden ähnliche Verfahren von zahlreichen<br />

weiteren Gruppen verwendet [43], obwohl es sich<br />

als nachteilig erwies, dass die Proben aufgrund ihrer Polykristallinität<br />

eine Vielzahl von verschiedenen Adsorptionsplätzen<br />

aufwiesen und generell chemisch und strukturell<br />

unzureichend defi niert waren.<br />

21


ASPEKTE<br />

Das Dünn schichtkalorimeter, um 1940 von O. Beeck [44] eingeführt<br />

und später u.a. von G. Wedler verbessert und vielfältig<br />

eingesetzt [45,46], ging von aufgedampften Metallfi lmen<br />

aus. Wie in Abbildung 8 dargestellt, wird dabei ein dünnwandiger<br />

Glasrundkolben (1) mit einem Wider stands thermometer<br />

in induktionsfreier Schleifenanordnung umwickelt. Innerhalb<br />

des evakuierten Kolbens befi ndet sich ein Filament (4), von<br />

dem mittels Widerstandheizung das zu untersuchende Metall<br />

verdampft wird, welches sich als dünner Film auf der Innenwand<br />

niederschlägt. Das zu adsorbierende Gas wird nun in<br />

Form von kleinen Pulsen eingelassen und die adsorptionsinduzierte<br />

Temperaturänderung des inneren Glaskolbens<br />

gemessen, während sich die gesamte Anordnung zur thermischen<br />

Isolation in einem weiteren evakuierten Glaskolben<br />

(6) befi ndet, der wiederum in das Wärmebad eines Thermostaten<br />

eintaucht. Die Wärmekapazität des Kalorimeters liegt<br />

bei 1 J/K, wobei noch Temperatur änderungen von 10 -6 K<br />

detektiert werden können [43,46]. Bei einer aktiven Oberfl äche<br />

von ~75 cm 2 können somit absolute Empfi ndlichkeiten<br />

im Bereich von 10 nJ/cm 2 erreicht werden. Zur Kali brierung<br />

des Kalorimeters wird das Widerstand thermometer als Widerstandsheizung<br />

benutzt und damit eine bestimmte Menge<br />

elektrischer Energie zugeführt. Mit diesem Kalorimetertyp<br />

wurde die Adsorption von zahlreichen kleinen Molekülen auf<br />

Übergangs metallfi lmen untersucht [43]. Nachteilig sind auch<br />

bei dieser Methode die polykristalline Morphologie der Metallfi<br />

lme, deren Struktur z.B. von der Aufdampfrate und –temperatur<br />

abhängen, sowie die eingeschränkten Möglichkeiten zur<br />

strukturellen und chemischen Oberfl ächen charakterisierung.<br />

22<br />

5<br />

3<br />

2<br />

7<br />

6<br />

4<br />

1<br />

Abbildung 8: Sphärisches Adsorptionskalorimeter nach Wedler. [46] (1)<br />

Dünnwandiger Glaskolben (Ø 5 cm, Wandstärke 0.1 mm) mit außen anliegendem,<br />

induktionsarm verlegtem Widerstandsthermometer (Wolfram,<br />

Länge 2 m, Ø 10 µm), (2) Pt-Kontaktfolien <strong>für</strong> Widerstandsmessungen an<br />

den Metallfi lmen und (3) die zugehörigen elektrischen Durchführungen,<br />

(4) Evaporant (Metalldraht), (5) Durchführungen <strong>für</strong> Widerstandsthermometer,<br />

(6) evakuierter Kolben zur thermischen Isolation. (Linke Abbildung<br />

reproduziert von Ref. [43] mit Genehmigung von Elsevier B.V., © 1996.)<br />

Erst das bereits erwähnte Einkristallkalorimeter von D.A.<br />

King (1991) machte die Untersuchung wohl defi nierter Oberfl<br />

ächen möglich [6]. Abbildung 9 zeigt schematisch dessen<br />

wesentliche Elemente: Rechts den IR-Detektor zur Temperaturmessung<br />

und das Massen spektrometer zur Messung<br />

der Haftwahrscheinlichkeit, links die gepulste Molekularstrahlquelle<br />

und den gepulsten Laser zur Kalibrierung.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Nachteilig an der IR-Detektion ist die Beschränkung der<br />

Probentemperatur auf ~300 K. Weiterhin kann nur mit sehr<br />

dünnen Einkristallproben (~0.2 μm) gearbeitet werden, die<br />

in der Regel erhöhte Defekt dichten aufweisen.<br />

Das Adsorptionskalorimeter von S. Černý et al. [47] beruht<br />

auf einem ähnlichen Prinzip wie die Einkristallkalorimeter<br />

von King und Campbell und wurde parallel dazu entwickelt.<br />

Insbesondere kommt hier bereits ein pyroelektrischen Detektor<br />

zum Einsatz (LiTaO 3), auf den die Probe als dünner<br />

(polykristalliner) Film aufgedampft wird. Zum Dosieren der<br />

Adsorbat moleküle wird ein gepulster Molekularstrahl (Überschallstrahl)<br />

benutzt. Die Kalibrierung erfolgt mit einem<br />

Laser, der denselben Weg wie der Molekularstrahl durchläuft.<br />

Dieses Design nimmt bereits alle wichtigen Elemente<br />

des Campbell-Kalorimeters vorweg [7]. Dessen wesentliche<br />

Neuerung besteht in der Verwendung eines beweglichen<br />

pyroelektrischen Detektors, der die Probe nur während der<br />

Messung rückseitig berührt. Dies ermöglicht die Verwendung<br />

von pyroelektrischen Detektoren in Kombination mit<br />

einkristallinen Metall proben, die zur Reinigung und Präparation<br />

auf hohe Temperaturen erhitzt werden müssen [7].<br />

Abschließend sei hier das mikromechanische Kalorimeter<br />

[48-50] erwähnt, bei dem die Verbiegung eines bimetallischen<br />

Cantilevers (z.B. Si/Al, Länge ~400 μm, Breite 35<br />

μm, Dicke ~1.5 μm) bei Temperaturänderung zur Detektion<br />

von Adsorptions- und Reaktionswärmen benutzt wird. Die<br />

Verbiegung wird dabei auf ähnliche Weise wie beim Rasterkraftmikroskop<br />

(AFM) gemessen; auf diese Weise wird eine<br />

absolute Empfi ndlichkeitsgrenze von ~10 -12 J erreicht. Dies<br />

entspricht etwa 10 nJ/cm 2 und damit dem fl ächenbezogenen<br />

Empfi ndlichkeitswert <strong>für</strong> das Wedler-Kalorimeter. Wie<br />

dieses ist auch das mikromechanische Kalorimeter bisher<br />

auf polykristalline Substrate beschränkt.<br />

Für eine detailliertere Darstellung der Geschichte der Adsorptionskalorimetrie<br />

sei auf Ref. [43] verwiesen.<br />

Abbildung 9: Einkristallkalorimeter nach D.A. King. Die Temperaturänderung<br />

der dünnen Einkristallprobe (0.2 µm) wird mittels eines IR-Detektors<br />

außerhalb der UHV-Apparatur gemessen (rechts). Zur Dosierung<br />

wird ein gepulster Molekularstrahl benutzt (links). Weitere Komponenten:<br />

Gepulster Laserstrahl zur Kalibrierung (links), Staurohr zur Flussmessung<br />

(Mitte) sowie Massenspektrometer und Goldfolie zur Messung<br />

der Haftwahrschein lichkeit nach King und Wells [26]. (Reproduziert von<br />

Ref. [6b] mit Genehmigung von Elsevier B.V., © 1996.)


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BOX 2<br />

THERMODYNAMISCHE GRUNDLAGEN<br />

Aufgrund der annähernd isochoren Bedingungen ist die<br />

kalorimetrisch gemessene Wärme, q cal, äquivalent zur Änderung<br />

der inneren Energie u der Probe, Du p (extensive Größen<br />

werden hier mit Kleinbuchstaben, intensive mit Großbuchstaben<br />

gekennzeichnet). Zu Du p können dabei neben<br />

den adsorbierten Molekülen (Du ↓) auch refl ektierte Moleküle<br />

beitragen (Du ↓↑), sofern während der Verweilzeit auf der<br />

Oberfl äche ein Energieübertrag stattfi ndet:<br />

q cal = Du p = Du ↓ + Du ↓↑ (2)<br />

Der Anteil Du ↓ kann als Summe dreier Terme dargestellt<br />

werden: (i) die eigentliche Adsorptionsenergie Du ads, d.h. die<br />

Änderung der inneren Energie des Systems Gas/Oberfl äche<br />

bei Adsorption eines Gases mit der Probentemperatur<br />

T p, (ii) ein Term ½RT ms <strong>für</strong> den Energieunterschied zwischen<br />

einem Gasfl uss und einem Gasvolumen bei der Temperatur<br />

der Molekularstrahlquelle, T ms [51], (iii) ein Beitrag durch<br />

die Änderung der Temperatur des Gases von T ms auf T p:<br />

<br />

Tp<br />

<br />

<br />

1<br />

u u<br />

<br />

ads nads<br />

2 RTms<br />

C<br />

vdT<br />

(3)<br />

<br />

Tms<br />

<br />

wobei n ads die adsorbierte Stoffmenge und C v die molare isochore<br />

Wärmekapazität des Gases ist. Zu beachten ist, dass<br />

Du ads in Glg. 3 mit negativem Vorzeichen eingeht, da das System<br />

Gas/Oberfl äche Wärme abgibt (Du ads < 0), die hier betrachtete<br />

Probe jedoch diese Wärmemenge gewinnt (Du ↓ > 0).<br />

Der Integralterm in Glg. (3) ist dann relevant, wenn die Temperatur<br />

der Molekularstahlquelle von der Probentemperatur<br />

abweicht und wie oben erwähnt, somit auch refl ektierte<br />

Moleküle zu q cal beitragen (Term Du ↓↑ in Glg. 2). Unter der<br />

Annahme, dass alle refl ektierten Mole küle die Oberfl äche<br />

mit der Probentemperatur T p verlassen, also vollständige<br />

Thermalisierung eintritt, ergibt sich:<br />

Tp<br />

Du↓↑ = nrefl Cv2R Tms<br />

1 dT<br />

(4)<br />

wobei n refl die refl ektierte Stoffmenge darstellt. Der Zusatzterm<br />

½R berücksichtigt, dass ein Fluss eines Gases im<br />

Gleichgewicht gegenüber einem Gasvolumen im Gleichgewicht<br />

einen zusätzlichen Translationsfreiheitsgrad besitzt.<br />

Die Adsorptionsenthalpie, Dh ads, bei T P entspricht der Adsorptionsenergie<br />

Du ads zuzüglich Volumenarbeit, die unter isobaren<br />

Bedingungen aus der Kompression der (als ideal angenommenen)<br />

Gasphase auf das vernachlässigbar kleine<br />

Volumen der adsorbierten Phase resultieren würde:<br />

Dh ads = Du ads n adsRT p (5)<br />

Diese Größe erlaubt den Vergleich mit tabellierten Stan-<br />

ASPEKTE<br />

dardgrößen, wobei hierzu ggf. auf die Standardtemperatur<br />

umgerechnet werden muss.<br />

Die molare Adsorptionswärme wird gewöhnlich defi niert<br />

als die negative molare Adsorptionsenthalpie, DH ads, und<br />

ist damit immer positiv. Aus Gleichungen (2)-(5) ergibt sich<br />

folgender Zusammenhang zwischen DH ads und der gemessenen<br />

Wärme q cal:<br />

<br />

h<br />

qKK ads<br />

H ads <br />

cal ads <br />

nads<br />

nads<br />

mit den Korrekturtermen<br />

K<br />

ads<br />

1<br />

Tp<br />

<br />

<br />

1<br />

nads<br />

<br />

C vdT<br />

2 RTms<br />

RTp<br />

<br />

<br />

T<br />

<br />

ms<br />

<br />

Tp<br />

<br />

K refl nrefl<br />

<br />

v 2<br />

<br />

Tms<br />

1 CR <br />

dT <br />

<br />

DH ads ist eine differentielle Adsorptionswärme, aus der<br />

durch Integration über den Bedeckungsgrad Θ die entsprechende<br />

integrale Adsorptionswärme DH ads,int erhältlich ist<br />

(siehe Abbildung 10):<br />

H<br />

ads int H<br />

ads d<br />

'<br />

,<br />

<br />

<br />

0<br />

Abbildung 10: Differentielle (oben) und integrale (unten) Adsorptionswärme<br />

bei Sättigungsbedeckung. Bei der differentiellen Adsorptionswärme<br />

wird eine infi nitesimale Änderung der Bedeckung betrachtet, bei<br />

der integralen Adsorptionswärme eine endliche Änderung ausgehend<br />

von Θ = 0.<br />

Integrale Adsorptionswärmen und –energien spielen eine<br />

wichtige Rolle <strong>für</strong> den Vergleich mit Ergebnissen von ab-initio<br />

Berechnungen. Für diesen Vergleich kann es außerdem<br />

nützlich sein, die Änderungen der äußeren und inneren<br />

Freiheitsgrade des adsorbierenden Teilchens zu betrachten.<br />

Im einfachsten Fall, bei einem einatomigen Gas (drei<br />

Translationsfreiheitsgrade) gilt <strong>für</strong> die Enthalpie der Gasphase<br />

(mit T = 0 als Bezugspunkt):<br />

refl<br />

(6)<br />

(7)<br />

(8)<br />

(9)<br />

3 U gas pV 2 RT RT<br />

(10)<br />

H gas<br />

gas<br />

Zur Abschätzung der Enthalpie der adsorbierten Phase,<br />

H ads, muss zwischen mobiler und lokalisierter Adsorption<br />

unterschieden werden. Bei mobiler Adsorption gibt es zwei<br />

23


ASPEKTE<br />

laterale Translationsfreiheitsgrade (F trans = 2) und einen<br />

Schwingungsfreiheitsgrad (F vib = 1) senkrecht zur Oberfl äche.<br />

Damit folgt bei vollständiger Anregung aller Freiheitsgrade<br />

(mit T = 0 als Bezugspunkt):<br />

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1365.<br />

24<br />

H ads ads<br />

U E0<br />

2RT<br />

(11)<br />

wobei E 0 die Adsorbat-Substrat-Bindungsenergie darstellt.<br />

Für die Adsorptionswärme (unter Standardbedingungen)<br />

gilt somit:<br />

1<br />

DHads H gas H ads E0<br />

2 RT <br />

(12)<br />

Im Fall lokalisierter Adsorption (F trans = 0, F vib = 3) erhält man<br />

dagegen bei vollständiger Anregung aller Freiheitsgrade:<br />

E0 2 (13)<br />

1<br />

DHads RT<br />

E 0 kann nun verglichen werden mit berechneten Adsorbat-<br />

Substrat-Bindungsenergien oder (bei nicht-aktivierter Adsorption)<br />

mit der Desorptionsaktivierungsenergie Edes. Vor allem bei größeren Molekülen kann die Situation sehr<br />

komplex werden, da gegebenen falls adsorptionsinduzierte<br />

Änderungen bei der Anregung von inneren Freiheitsgraden<br />

zu berück sichtigen sind. Dies gilt vor allem bei Chemisorption,<br />

da sich hierbei die Bindungs stärken im Molekül und<br />

damit, aufgrund der veränderten Zustandssummen, die<br />

Beiträge der Schwingungen zur Gesamtenergie ändern.<br />

Diese Beiträge sind jedoch im Bereich von RT (~2.5 kJ/mol<br />

bei 300 K) und damit viel kleiner als typische Adsorptionsenergien<br />

von größeren Molekülen. Der systematische Fehler<br />

durch die Vernachlässigung solcher Beiträge ist daher<br />

begrenzt.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

[8] J.-H. Fischer-Wolfarth, J.A. Farmer, J.M. Flores-Camacho, A. Genest,<br />

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[20] D.A. Kyser, R.J. Masel, Rev. Sci. Instrum. 58 (1987) 2141.<br />

[21] Eine 0.2 μm dicke Pt(111)-Probe erwärmt sich bereits um bis zu 3<br />

K, wenn nur 0.03 ML eines Adsorbates mit einer Adsorptionsenergie<br />

von 200 kJ/mol deponiert werden [52].<br />

[22] (a) S.F. Diaz, J.F. Zhu, N. Shamir, C.T. Campbell, Sens. Actuators B<br />

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[24] S.B. Lang, Ferroelectrics 255 (20<strong>01</strong>) 139<br />

[25] Der Bedeckungsgrad Θ (mit der Einheit ML) ist hier defi niert als die<br />

Zahl der Adsorbatmoleküle geteilt durch die Zahl der Oberfl ächenatome<br />

(bei Pt(111) 1.505×10 15 cm-2 ). Eine geschlossene erste Lage<br />

von Cyclohexen auf Pt(111) bei 100 K ist bei einem Bedeckungsgrad<br />

von Θ = 0.24 ML erreicht.<br />

[26] D.A. King, M.G. Wells, Proc. R. Soc. Lond. A 339 (1974) 245.<br />

[27] H. Ihm, H.M. Ajo, J.M. Gottfried, P. Bera, C.T. Campbell, J. Phys.<br />

Chem. B 108 (2004) 14627.<br />

[28] J.M. Gottfried, E.K. Vestergaard, P. Bera, C.T. Campbell, J. Phys.<br />

Chem. B 110 (2006) 17539.<br />

[29] F. Bebensee, J. Zhu, J.H. Baricuatro, J.A. Farmer, Y. Bai, H.-P.<br />

Steinrück, C.T. Campbell, J.M. Gottfried, Langmuir 26 (2<strong>01</strong>0) 9632-<br />

9639.<br />

[30] F. Bebensee, M. Schmid, H.-P. Steinrück, C.T. Campbell, J.M. Gottfried,<br />

J. Am. Chem. Soc. 132 (2<strong>01</strong>0) 12163.<br />

[31] J. Zhu, F. Bebensee, W. Hieringer, W. Zhao, J.H. Baricuatro, J.A.<br />

Farmer, Y. Bai, H.-P. Steinrück, J.M. Gottfried, C.T. Campbell, J. Am.<br />

Chem. Soc. 131 (2009) 13498.<br />

[32] R. Murdey, J.T. Stuckless, J. Am. Chem. Soc. 125 (2003) 3995.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

[33] J. Zhu, P. Goetsch, N. Ruzycki, C.T. Campbell, J. Am. Chem. Soc. 129<br />

(2007) 6432.<br />

[34] R.H. Friend, Pure Appl. Chem. 73 (20<strong>01</strong>) 425.<br />

[35] F. Faupel, V. Zaporojtchenko, T. Strunskus, J. Erichsen, K. Dolgner,<br />

A. Thran, M. Kiene. Fundamental aspects of polymer metallization.<br />

In Metallization of polymers 2; Sacher, E., Ed.; Kluwer Academic:<br />

New York, 2002.<br />

[36] C.H. Schwalb, S. Sachs, M. Marks, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach,<br />

U. Höfer, Phys. Rev. Lett. 1<strong>01</strong> (2008) 1468<strong>01</strong>.<br />

[37] K.D. Etzel, K.R. Bickel, R. Schuster, ChemPhysChem 11 (2<strong>01</strong>0)<br />

1416.<br />

[38] R. Schuster, R. Rösch, A.E. Timm, Z. Phys. Chem. 221 (2007) 1479.<br />

[39] K.R. Bickel, K.D. Etzel, A.E. Timm, D. Nattland, R. Schuster, 109.<br />

Hauptversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Bielefeld, 13.-15. Mai 2<strong>01</strong>0.<br />

[40] R. Murdey, S.J.S. Liang, J.T. Stuckless, Rev. Sci. Instrum. 76 (2005).<br />

[41] J.K. Roberts, Proc. R. Soc. (London) A 152 (1935) 445; (b) ibid., p.<br />

464; (c) ibid., p. 477.<br />

[42] P. Kisliuk, J. Chem. Phys. 31 (1959) 1605.<br />

INHALT HEFT 10–12 (2<strong>01</strong>0)<br />

M. Burjanadze, Y. Karatas, N. Kaskhedikar, L. M. Kogel,<br />

S. Kloss, A.-C. Gentschev, M. M. Hiller, R. A. Müller,<br />

R. Stolina, P. Vettikuzha, H.-D. Wiemhöfer<br />

Salt-in-Polymer Electrolytes for Lithium Ion Batteries<br />

Based on Organo-Functionalized Polyphosphazenes<br />

and Polysiloxanes 1439<br />

R. Pöttgen, T. Dinges, H. Eckert, P. Sreeraj, H.-D. Wiemhöfer<br />

Lithium-Transition Metal-Tetrelides –<br />

Structure and Lithium Mobility 1475<br />

T. Nilges, M. Bawohl, O. Osters, S. Lange, J. Messel<br />

Silver(I)-(poly)chalcogenide Halides –<br />

Ion and Electron High Potentials 1505<br />

C. Brinkmann, S. Faske, B. Koch, M. Vogel<br />

NMR Multi-Time Correlation Functions of<br />

Ion Dynamics in Solids 1535<br />

M. Schönhoff, Á. W. Imre, A. Bhide, C. Cramer<br />

Mechanisms of Ion Conduction in Polyelectrolyte<br />

Multilayers and Complexes 1555<br />

H. Eckert<br />

Short and Medium Range Order in Ion-Conducting<br />

Glasses Studied by Modern Solid State NMR<br />

Techniques 1591<br />

H. Staesche, B. Roling<br />

Nonlinear DC and Dispersive Conductivity of<br />

Ion Conducting Glasses and Glass Ceramics 1655<br />

ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

[43] S. Černý, Surf. Sci. Rep. 26 (1996) 1.<br />

[44] O. Beeck, Rev. Mod. Phys. 17 (1945) 61; (b) O. Beeck, W.A. Cole, A.<br />

Wheeler, Disc. Faraday Soc. 8 (1950) 314<br />

[45] G. Wedler, Z. Phys. Chem. 24 (1960) 73.; ibid. 27 (1961) 388.<br />

[46] (a) G. Wedler, H. Strothenk, Ber. Bunsenges. Phys. Chem. 70 (1966)<br />

214.; (b) G. Wedler, I. Ganzmann, D. Borgmann, Ber. Bunsenges.<br />

Phys. Chem. 97 (1993) 293.<br />

[47] M. Kovář, L. Dvořák, S. Černý, Appl. Surf. Sci. 74 (1994) 51.<br />

[48] J.K. Gimzewski, Ch. Gerber, E. Meyer, R.R. Schlittler, Chem. Phys.<br />

Lett. 217 (1994) 589.<br />

[49] (a) J.R. Barnes, R.J. Stephenson, M.E. Welland, Ch. Gerber, J.K.<br />

Gimzewski, Nature 372 (1994) 79.; (b) J.R. Barnes, R.J. Stephenson,<br />

C.N. Woodburn, S.J. O‘Shea, M.E. Welland, T. Rayment, J.K. Gimzewski,<br />

Ch. Gerber, Rev. Sci. Instrum. 65 (1994) 3793.<br />

[50] J.M. Antonietti, J. Gong, V. Habibpour, M.A. Rottgen, S. Abbet, C.J.<br />

Harding, M. Arenz, U. Heiz, C. Gerber, Rev. Sci. Instrum. 78 (2007).<br />

[51] Dies gilt <strong>für</strong> einen effusiven Molekularstrahl.<br />

[52] R. Kose, New Frontiers in Single Crystal Adsorption Calorimetry,<br />

Dissertation, Downing College, University of Cambridge, 1998.<br />

K. Sunder, M. Grofmeier, R. Staskunaite, H. Bracht<br />

Dynamics of Network Formers and Modifi ers in<br />

Mixed Cation Silicate Glasses 1677<br />

N. A. Stolwijk, M. Wiencierz, J. Fögeling, J. Bastek, S. Obeidi<br />

The Use of Radiotracer Diffusion to Investigate<br />

Ionic Transport in Polymer Electrolytes:<br />

Examples, Effects, and Their Evaluation 1707<br />

L. van Wüllen, T. Echelmeyer, N. Voigt, T. K.-J. Köster,<br />

G. Schiffmann<br />

Local Li Cation Coordination and Dynamics in<br />

Novel Solid Electrolytes 1735<br />

M. Kunze, A. Schulz, H.-D. Wiemhöfer, H. Eckert, M. Schönhoff<br />

Transport Mechanisms of Ions in Graft-Copolymer<br />

Based Salt-in-Polymer Electrolytes 1771<br />

G. Schmitz, R. Abouzari, F. Berkemeier, T. Gallasch,<br />

G. Greiwe, T. Stockhoff, F. Wunde<br />

Nanoanalysis and Ion Conductivity of Thin<br />

Film Battery Materials 1795<br />

A. Schirmeisen, A. Taskiran, H. Bracht, B. Roling<br />

Ion Jump Dynamics in Nanoscopic Subvolumes<br />

Analyzed by Electrostatic Force Spectroscopy 1831<br />

S. Röthel, R. Friedrich, L. Lühning, A. Heuer<br />

Theoretical Description of Ion Conduction in Disordered<br />

Systems: From Linear to Nonlinear Response 1855<br />

K. Funke, R. D. Banhatti, D. M. Laughman, L. G. Badr, M. Mutke,<br />

A. Šantić, W. Wrobel, E. M. Fellberg, C. Biermann<br />

First and Second Universalities:<br />

Expeditions Towards and Beyond 1891<br />

25


NACHRICHTEN<br />

26<br />

BERND BRUTSCHY<br />

ZUM<br />

65. GEBURTSTAG<br />

Bernd Brutschy ist in unseren Reihen eine markante Persönlichkeit.<br />

Sein Alter sieht man ihm nicht ohne weiteres an.<br />

Er wurde 1946 in Waldshut am Hochrhein geboren, einer Gegend,<br />

die durch den Rhein und den südlichen Schwarzwald,<br />

den Hotzenwald, geprägt wird. Am Gymnasium in St. Blasien<br />

hat er sein Abitur abgelegt.<br />

1966 begann er mit dem Physikstudium an der Universität Freiburg,<br />

das er 1973 beendete. Im Rahmen seiner Diplomarbeit<br />

bei Niehaus befasste er sich mit der Penning-Ionisations-Massenspektrometrie.<br />

In der anschließenden Doktorarbeit unter Anleitung<br />

von Helmut Haberland hatte er die elastische Streuung<br />

von angeregten He-Atomen zu bearbeiten. Nach der Promotion<br />

war er als Postdoc am Hahn-Meitner-Institut in Berlin bei Arnim<br />

Henglein.<br />

Schon 1979 wechselte er an die Freie Universität in das Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie. Dies war der Platz, an dem<br />

er seine eigene wissenschaftliche Laufbahn begann. Bernd<br />

Brutschy hat das Arbeitsgebiet seiner Promotion – atomare<br />

Stoßprozesse – nicht fortgesetzt. Er nahm Abschied vom Thema<br />

seiner Promotion und ist zu neuen Ufern aufgebrochen. Er<br />

begann mit Experimenten an molekularen Aggregaten, die er<br />

in Düsenstrahlen herstellte. Teilweise mit Lasern und teilweise<br />

mit der Synchrotronstrahlung von BESSY wurde von ihm die<br />

Photoionisation und –dissoziation der molekularen Aggregate<br />

untersucht. Im weiteren Verlauf hat die systematische Untersuchung<br />

der Energetik und Dynamik in homogenen und heterogenen<br />

Aggregaten eine Fülle von neuen und interessanten<br />

Ergebnissen geliefert. Seine zielgerichteten und anspruchsvollen<br />

Experimente lieferten vertiefte Einsicht in die Stabilität und<br />

Struktur dieser Aggregate, vor allem aber auch neue, teilweise<br />

überraschende Resultate, die <strong>für</strong> die Grundlagen der Chemie<br />

von Interesse sind. Hier seien nur die Stichworte Protonentransfer<br />

und Elektronentransfer in Aggregaten genannt. Als<br />

einer der Ersten hat er nukleophile Substitutionsreaktionen<br />

beobachtet, die im Cluster ablaufen. Im Rahmen dieser Arbeiten<br />

hat Bernd Brutschy seine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut.<br />

1989 hat er sich mit der Arbeit „Energetik und Dynamik in ionischen<br />

Molekülaggregaten“ an der Freien Universität Berlin <strong>für</strong><br />

das Fach <strong>Physikalische</strong> Chemie habilitiert.<br />

Seine Arbeiten wurden im engeren und weiteren Kreis der wissenschaftlichen<br />

Kollegen stark beachtet. Ihre Anerkennung<br />

kam in Einladungen zu zahlreichen Vorträgen und bestellten<br />

„Review-Artikeln“ zum Ausdruck. Bereits 1992 erhielt er den<br />

Ruf auf einen Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie an der Universität<br />

Frankfurt, dem er folgte. In Frankfurt eröffnete sich <strong>für</strong><br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

ihn nicht nur die Möglichkeit, seinen Arbeitskreis zu erweitern,<br />

sondern vor allem auch weiter verfeinerte, anspruchsvolle Experimente,<br />

etwa mit Femtosekunden-Lasern, durchzuführen.<br />

Seine wissenschaftlichen Kontakte ließen das Institut bald zu<br />

einem Ort internationalen Austausches werden, an dem er mit<br />

Kollegen aus verschiedenen Ländern sehr erfolgreich zusammenarbeitete.<br />

Bereits in Berlin hatten ihn Arbeiten zur Solvatation organischer<br />

Moleküle zu laserspektroskopischen Untersuchungen an Flüssigkeitsstrahlen<br />

geführt. Ihren Höhepunkt fanden diese Experimente<br />

jedoch erst in Frankfurt in der Entwicklung des LILBID-<br />

Verfahrens (laser induced liquid beam ion desorption). Mit<br />

dieser Methode gelingt es, Makromoleküle mit Molgewichten<br />

von 100000 und mehr unzersetzt in die Gasphase zu bringen,<br />

wo sie massenspektroskopisch untersucht werden können. Die<br />

Bedeutung dieses Verfahrens <strong>für</strong> die Molekularbiologie kann<br />

nicht hoch genug eingeschätzt werden, erlaubt sie doch die Untersuchung<br />

von Enzymen und anderen großen Molekülen, die<br />

<strong>für</strong> die Molekularbiologie und Medizin von Interesse sind.<br />

Die wissenschaftliche Entwicklung von Bernd Brutschy und<br />

sein Werdegang sind nicht gewöhnlich. Sie haben ihn von der<br />

elementaren Physik atomarer Prozesse über die molekularen<br />

Aggregate in die <strong>Physikalische</strong> Chemie und schließlich mit<br />

dem LILBID-Verfahren in die Molekularbiologie geführt. Bernd<br />

Brutschy ist ein begeisterter Forscher und engagierter Hochschullehrer,<br />

dessen geistiger Horizont weit über das eigene<br />

Fach hinausreicht. Kreativität und Aufgeschlossenheit des Denkens,<br />

Ausdauer und hervorragende Experimentierkunst sind <strong>für</strong><br />

ihn charakteristisch. Sie waren und sind noch immer die Garanten<br />

seines Erfolgs. Seit er den Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong>


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Chemie an der Universität Frankfurt innehat, war er einerseits<br />

in die Lage versetzt, seine wissenschaftliche Aktivität erheblich<br />

auszuweiten und seine zahlreichen internationalen Kontakte zu<br />

pfl egen. Andrerseits wurde er zunehmend in die Pfl icht genommen,<br />

nicht nur in der Lehre sondern auch in der akademischen<br />

Selbstverwaltung, wo er an der Lösung von teilweise heiklen<br />

Problemen beteiligt war. Er hat dies alles ohne Murren auf sich<br />

genommen und zusätzlich als Gutachter gearbeitet, besonders<br />

<strong>für</strong> die DFG. Auch <strong>für</strong> die Belange der <strong>Bunsengesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie hat er sich in uneigennütziger Weise eingesetzt<br />

und in zahlreichen ihrer Initiativen mitgewirkt.<br />

Bernd Brutschy ist Alemanne, ein besonderer Menschenschlag,<br />

der sich nicht nur durch Sesshaftigkeit und gleichzeitig durch<br />

Weltläufi gkeit auszeichnet, sondern auch dem Prinzip folgt,<br />

dass das Gute durch das Bessere ersetzt werden muss. Bernd<br />

Brutschy hat sich immer zu solider, ehrlicher Arbeit bekannt,<br />

das Blendwerk modernen Marketings ist ihm fremd. Dies, sein<br />

Buchbesprechung<br />

Prof. Dr. Ulrich Nickel<br />

„Lehrbuch der Thermodynamik<br />

Eine verständliche Einführung“<br />

PhysChem Verlag, Erlangen, gebunden<br />

ISBN: 9 783 937 744 056<br />

Preis: 29,50 €<br />

Das Lehrbuch der Thermodynamik von Prof.i.R. Dr. Ulrich Nickel<br />

aus Erlangen gibt eine Einführung in die Chemische Thermodynamik,<br />

die zum Basiswissen im Chemiestudium gehört.<br />

Es deckt dabei in etwa den Stoffumfang einer vierstündigen<br />

Grundvorlesung ab. Nach einer Einführung in die Grundlagen<br />

der Thermodynamik diskutiert es ausführlich die thermischen<br />

Zustandsgleichungen, die Hauptsätze, die zentralen Begriffe<br />

Innere Energie, Enthalpie, Wärme und Arbeit, Entropie, Freie<br />

Energie und Freie Enthalpie, Chemisches Potential und Chemisches<br />

Gleichgewicht. Zusätzlich gibt es eine Einführung in<br />

Elektrochemische Gleichgewichte und Phasengleichgewichte<br />

und die Fundamentalgleichungen der Thermodynamik.<br />

Dem didaktisch sehr gelungenen Werk merkt man die langjährige<br />

Vorlesungserfahrung des Autors deutlich an. Es gelingt<br />

ihm, die wesentlichen Sachverhalte ohne unnötigen mathematischen<br />

Formalismus klar herauszuarbeiten, wobei er oft zu<br />

Analogien greift, um komplexe Sachverhalte zu verdeutlichen.<br />

Zusammen mit der sehr fl üssigen und leicht zu lesenden Sprache<br />

und den anschaulichen Graphiken ist es dadurch deutlich<br />

verständlicher als mehr formal orientierte Einführungen, bei<br />

denen der <strong>für</strong> den Anfänger ungewohnte mathematische Formalismus<br />

der Thermodynamik ein Verständnis der zugrunde<br />

NACHRICHTEN<br />

Einfallsreichtum und die Ausdauer, mit der er die einmal gefundenen<br />

Lösungen realisierte, haben ihn auch zum erfolgreichen<br />

und geachteten Lehrmeister zahlreicher Studenten gemacht.<br />

Wir und viele andere Kollegen schätzen ihn wegen seiner Aufrichtigkeit<br />

und Hilfsbereitschaft. Jetzt, da er am Ende seiner<br />

offi ziellen berufl ichen Laufbahn steht, wissen wir bereits: Wir<br />

werden ihn in der Zukunft als Kollegen sehr vermissen.<br />

Wir wünschen ihm <strong>für</strong> die Zeit, die vor ihm liegt, ein gutes Leben,<br />

gemeinsam mit seiner lieben Frau Maren und seinen drei<br />

Söhnen Arne, Malte und Lucas. Seine vielfältigen Interessen<br />

werden verhindern, dass er sich langweilen wird. Und vielleicht<br />

wird er auch seine alte Freude am Reisen und am Besuch von<br />

wissenschaftlichen Tagungen weiter führen. Lieber Bernd, mögest<br />

Du möglichst lange die kommende Zeit als Herr deiner<br />

Tage in guter Gesundheit verbringen und den wissenschaftlichen<br />

Gedankenaustausch mit uns pfl egen.<br />

Helmut Baumgärtel und Klaus Rademann<br />

liegenden <strong>Physikalische</strong>n Chemie erschwert. Durch die am<br />

Ende der einzelnen Kapitel stehenden Kontrollfragen ist es gut<br />

zum Selbststudium geeignet.<br />

Die Ausstattung des Buches ist sehr hochwertig. Sämtliche<br />

Abbildungen sind mehrfarbig gedruckt, es ist sehr gut gebunden<br />

und auf gutem Papier gedruckt. Farbig unterlegte Merktafeln<br />

helfen beim schnellen Auffi nden der wesentlichen Sachverhalte<br />

der einzelnen Kapitel.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es dem Autor mit<br />

seinem Lehrbuch der Thermodynamik gelingt, den oft schwer<br />

verständlichen und <strong>für</strong> den Anfänger verwirrenden Stoff der<br />

Chemischen Thermodynamik auf eine klare und verständliche<br />

Weise zu präsentieren. Das Buch ist als Begleitbuch zu<br />

einer Vorlesung in Chemischer Thermodynamik oder auch zum<br />

Selbststudium sicherlich eine sehr gute Alternative zu gängigen<br />

Standardlehrbüchern der <strong>Physikalische</strong>n Chemie in denen,<br />

wegen der größeren inhaltlichen Breite, die Chemische<br />

Thermodynamik nicht in der gleichen Tiefe und Verständlichkeit<br />

dargestellt werden kann.<br />

Prof. Dr. Gerd Buntkowsky<br />

27


NACHRICHTEN<br />

EHRUNGEN/PREISE/<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Prof. Dr. Joachim Heitbaum, Bonn, Mitglied<br />

der Bunsen-Gesellschaft, erhielt die<br />

DECHEMA-Medaille <strong>für</strong> seine Verdienste<br />

um die technische Elektrochemie.<br />

Prof. Dr. Dr.h.c. Martin Jansen, Max-<br />

Planck-Institut <strong>für</strong> Festkörperforschung,<br />

Stuttgart, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />

erhält die International Medal<br />

for Materials Science <strong>2<strong>01</strong>1</strong> der Materials<br />

Research Society of India (MRSI).<br />

Prof. Dr. Olaf Magnussen, Institut <strong>für</strong><br />

Experimentelle und Angewandte Physik<br />

der Universität Kiel, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />

wurde von der International<br />

Society of Electrochemistry auf<br />

ihrer einundsechzigsten Jahrestagung in<br />

Nizza <strong>für</strong> die Entwicklung von Methoden<br />

zur Untersuchung der Struktur elektrochemischer<br />

Grenzfl ächen auf der atomaren<br />

Skala mit dem Prix Jacques Tacussel<br />

ausgezeichnet.<br />

Prof. Dr. Klaus Meerholz, Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität zu<br />

Köln, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />

erhielt am 15.11.2<strong>01</strong>0 den Innovationspreis<br />

2<strong>01</strong>0 des Landes NRW.<br />

Prof. Dr. Robert Schlögl, Fritz-Haber-Institut<br />

der MPG, Berlin, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />

und Prof. Dr. Jürgen<br />

Lehmann, Lehrstuhl <strong>für</strong> Zellkulturtechnik<br />

der Universität Bielefeld, erhielten die<br />

DECHEMA-Plakette in Titan in Würdigung<br />

ihrer Verdienste bei der Verwirklichung<br />

der gemeinnützigen Ziele der DECHEMA.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Schwarz, Präs.<br />

der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und<br />

Institut <strong>für</strong> Organische Chemie der TU<br />

Berlin, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />

wurde als Mitglied des Präsidiums der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Akademie der Naturforscher<br />

Leopoldina, Halle, aufgenommen.<br />

Frau Dipl.-Chem. Julia Zischang erhielt<br />

am 18.11.2<strong>01</strong>0 anlässlich des Göttinger<br />

Physikalisch-Chemischen Kolloquiums<br />

(Vortrag von Prof. M. Motzkus, Heidelberg)<br />

<strong>für</strong> ihre herausragende Diplomarbeit<br />

„Konkurrierende Wechselwirkungszentren:<br />

Histamin und Imidazol in der<br />

Gasphase“ und <strong>für</strong> ihren insgesamt ausgezeichneten<br />

Diplomabschluss einen<br />

Bunsen-Bücherpreis. Im Anschluss an die<br />

28<br />

Dipl.-Chem. Julia Zischang; Prof. Dr. Martin Suhm<br />

Preisverleihung stellte sie ihre Arbeit in<br />

einem Kurzvortrag der Zuhörerschaft vor.<br />

RUFE, BERUFUNGEN,<br />

ERNENNUNGEN, WAHLEN<br />

Prof. Dr. Martin Kaupp, Institut <strong>für</strong> Theoretische<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />

Würzburg, Mitglied der AGTC, hat<br />

den Ruf auf eine Professur <strong>für</strong> Theoretische<br />

Chemie der TU Berlin angenommen.<br />

VERBÄNDE<br />

Dr. Florian Ausfelder, DECHEMA e.V.,<br />

Frankfurt übernahm zum <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2<strong>01</strong>1</strong> die<br />

Geschäftsführung der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

e.V., Frankfurt.<br />

Prof. Dr. Martin Quack, ETH Zürich ist<br />

seit <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2<strong>01</strong>1</strong> neuer Erster Vorsitzender<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V. Er löst turnusmäßig<br />

Prof. Dr. Wolfgang von Rybinski,<br />

Henkel KG & Co. KGaA, ab.<br />

GEBURTSTAGE IM JANUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Michael Schindler, Prof. Dr.,<br />

Bergisch Gladbach:<br />

60. Geburtstag am 23.<strong>01</strong>.<br />

Jürgen Gmehling, Prof. Dr.,<br />

Oldenburg:<br />

65. Geburtstag am 13.<strong>01</strong>.<br />

Bernhard Brutschy, Prof. Dr.,<br />

Frankfurt:<br />

65. Geburtstag am 24.<strong>01</strong>.<br />

Dietmar Frenzel, Dr.,<br />

Bonn:<br />

75. Geburtstag am 17.<strong>01</strong>.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Walter Endriss, Dr.,<br />

Köln:<br />

80. Geburtstag am 09.<strong>01</strong>.<br />

Fritz P. Schäfer, Prof. Dr.,<br />

Göttingen:<br />

80. Geburtstag am 15.<strong>01</strong>.<br />

GEBURTSTAGE IM FEBRUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Helmut Schacke, Dr.,<br />

Odenthal:<br />

65. Geburtstag am 18.02.<br />

Wolfgang Kiefer, Prof. Dr. Dr.E.h.,<br />

Würzburg:<br />

70. Geburtstag am 12.02.<br />

Michael Schlaak, Prof. Dr. rer. nat.,<br />

Emden:<br />

70. Geburtstag am 16.02.<br />

Gerhard Herzog, Dr.,<br />

Regensburg:<br />

75. Geburtstag am 29.02.<br />

Heinrich Rüterjans, Prof. Dr.,<br />

Bad Homburg:<br />

75. Geburtstag am 29.02.<br />

Joachim Liebig, Dr.,<br />

Leipzig:<br />

85. Geburtstag am 08.02.<br />

GEBURTSTAGE IM MÄRZ <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

Hans-Joachim Freund, Prof. Dr.,<br />

Berlin:<br />

60. Geburtstag am 04.03.<br />

Jens Frahm, Prof. Dr.,<br />

Göttingen:<br />

60. Geburtstag am 29.03.<br />

Stephan Kotowski, Dr.,<br />

Seligenstadt:<br />

65. Geburtstag am 18.03.<br />

Cesar Mas, Dr.,<br />

Heidelberg:<br />

65. Geburtstag am 18.03.<br />

Heiner J. Gores, Prof. Dr.,<br />

Regenstauf:<br />

65. Geburtstag am 22.03.<br />

Peter Schuster, Prof. Dr.,<br />

Wien:<br />

70. Geburtstag am 07.03.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Jörg Tutschku, Dr.,<br />

Dresden:<br />

70. Geburtstag am 14.03.<br />

Frigyes Solymosi, Prof.,<br />

Szeged 67<strong>01</strong>:<br />

80. Geburtstag am 30.03.<br />

Heinz A. Staab, Prof. Dr. Dr. Dr.h.c.,<br />

Heidelberg:<br />

85. Geburtstag am 26.03.<br />

VERSTORBEN<br />

Prof. Dr. Walther Jaenicke, Erlangen,<br />

im Alter von 89 Jahren<br />

Prof. Dr. Kurt Breitschwerdt, Heidelberg,<br />

im Alter von 80 Jahren<br />

NEUANMELDUNGEN<br />

ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />

Dipl.-Phys. Jessica Dielmann-Geßner,<br />

Ruhr-Universität Bochum,<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie II,<br />

Universitätsstraße 150,<br />

44780 Bochum<br />

Dipl.-Chem. Andre Düvel,<br />

Leibniz Universität Hannover, Institut <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie und Elektrochemie,<br />

Callinstr. 3- 3a,<br />

3<strong>01</strong>67 Hannover<br />

VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />

Tagungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Bunsentagung <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

2.-4. Juni, Berlin<br />

Thema: „Analyse und Steuerung ultraschneller<br />

photoinduzierter Prozesse“<br />

Wissenschaftliche und lokale Organisation:<br />

E. Rühl (Berlin)<br />

Bunsentagung 2<strong>01</strong>2<br />

17.-19. Mai, Leipzig<br />

Thema: Ionische Flüssigkeiten<br />

Wissenschaftliche Vorbereitung: F. Endres<br />

(Clausthal-Zellerfeld), P. Wasserscheid<br />

(Erlangen), M. Antonietti (Golm)<br />

Lokale Organisation: B. Abel (Leipzig)<br />

Allgemeine Informationen zu den Bunsentagungen:<br />

www.bunsen.de oder Geschäftsstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

Internationale Diskussionstagungen<br />

Förster resonance energy transfer in<br />

life sciences<br />

29.-31.03.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Göttingen<br />

Organisation: C. Seidel (Göttingen)<br />

Molecular Modelling of Thermophysical<br />

Properties - Science meets Engineering<br />

Gemeinsam veranstaltet von:<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft e.V. und<br />

DECHEMA e.V.<br />

15./16.09.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Universität Dortmund<br />

Organisation: G. Sadowski (TU Dortmund);<br />

F. Müller-Plathe (TU-Darmstadt), C. Holm<br />

(Universität Stuttgart)<br />

Bunsen Kolloquien<br />

Grenzfl ächen in Lithium(ionen)batterien<br />

24./25.03.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Goslar<br />

Organisation: Frank Endres (TU-Clausthal)<br />

NACHRICHTEN<br />

5. Gerischer-Symposium<br />

«Photoelectrochemistry: From fundamentals<br />

to solar applications»<br />

22.-24. 06. <strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Berlin<br />

Organisation: D.M. Kolb (Ulm) und H.-J.<br />

Lewerenz, (Berlin)<br />

Robert Bunsen’s 200th birthday: Frontiers<br />

in Physical Chemistry<br />

12.10.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Heidelberg<br />

Organisation: M. Grunze (Heidelberg)<br />

Im Anschluss an das Bunsen-Kolloquium<br />

wird in einem Festakt im Rahmen des<br />

GDCh-Programms „Historische Stätten<br />

der Chemie“ eine Gedenktafel am alten<br />

chemischen Laboratorium von Robert<br />

Bunsen enthüllt. Nähere Informationen<br />

hierzu erhalten Sie durch Frau Renate<br />

Kießling (r.kiessling@gdch.de)<br />

ANKÜNDIGUNG<br />

Anlässlich des Bunsen Jahres <strong>2<strong>01</strong>1</strong>, in dem sich der Geburtstag von Robert<br />

Bunsen zum 200. Mal jährt, hat die <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft die Einrichtung<br />

einer Vorlesung zu Ehren von Robert Bunsen beschlossen. Die Vorlesung<br />

wird von dem Preisträger an einer Wirkungsstätte von Robert Bunsen gehalten.<br />

Die erste Robert-Bunsen-Vorlesung wird <strong>2<strong>01</strong>1</strong> in Heidelberg stattfi nden.<br />

Statuten <strong>für</strong> die Verleihung der Robert-Bunsen-Vorlesung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

§ 1 Zum Andenken an den Namensgeber der Bunsen-Gesellschaft hat der<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft im Jahre 2<strong>01</strong>0 die Einrichtung<br />

einer Robert-Bunsen-Vorlesung beschlossen.<br />

§ 2 Die Vorlesung wird auf Beschluss des Vorstandes an solche Persönlichkeiten<br />

verliehen, welche die <strong>Physikalische</strong> Chemie in hervorragender<br />

Weise gefördert haben. Der Verleihungsbeschluss ist mit mindestens<br />

zwei Drittel Majorität der Abstimmenden zu fassen.<br />

§ 3 Die Verleihung soll in der Regel jedes Jahr erfolgen. Die Verleihung ist<br />

mit einem Preisgeld in Höhe von 1000,- Euro verbunden. Der/Die Preisträger/in<br />

erhält weiterhin die Möglichkeit, eine hochrangige Vorlesung<br />

oder einen Vortrag aus dem Gebiet der physikalischen Chemie an einer<br />

der Universitäten, Hochschulen oder Institute zu halten, an denen<br />

Robert Bunsen in Deutschland gewirkt hat (Göttingen, Kassel, Marburg,<br />

Heidelberg). Der/Die Preisträger/in spricht mit einer Institution an einem<br />

der Wirkungsorte Termin und Thema der Vorlesung ab und teilt dies der<br />

Geschäftsstelle der Bunsen-Gesellschaft mit.<br />

§ 4 Der/Die Preisträger/in erhält eine Urkunde über die Zuerkennung der<br />

Vorlesung. Die Reisekosten sowie weitere notwendige Kosten, die im<br />

Rahmen der Vorlesung <strong>für</strong> den Geehrten anfallen (z.B. Abendessen am<br />

Ort des Vortrages) werden durch die Geschäftsstelle erstattet.<br />

§ 5 Die Namen der Inhaber/innen der Robert Bunsen Vorlesung werden im Mitgliederverzeichnis<br />

und auf den Internetseiten der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

aufgeführt.<br />

29


NACHRUF<br />

30<br />

PROF. DR. WALTHER JAENICKE<br />

Am 13. Oktober 2<strong>01</strong>0 verstarb im Alter von 89 Jahren Prof. Dr.<br />

Walther Jaenicke, von 1963 an bis 1988 Ordinarius <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie an der Universität Erlangen. Geboren in Berlin,<br />

aufgewachsen in einer Gelehrtenfamilie, der Vater Johannes<br />

Jaenicke arbeitete zeitweise mit Fritz Haber zusammen, seine<br />

beiden Brüder Lothar und Rainer Jaenicke wurden ebenfalls<br />

Ordinarien, Lothar Jaenicke <strong>für</strong> Biochemie in Köln, einer der<br />

ersten Lehrstühle dieser Art in Deutschland, und Rainer Jaenicke<br />

<strong>für</strong> Biophysik in Regensburg. Walther Jaenicke begann das<br />

Studium der Chemie und Physik 1938 an der Universität in Gießen.<br />

Im Wintersemester 1939 wechselte er nach Leipzig, wo er<br />

unter anderem Vorlesungsassistent bei dem österreichischen<br />

Chemiker H. Kautsky (Kautsky-Effekt) war. In Leipzig hörte W.<br />

Jaenicke Theoretische Physik bei F. Hund und erzählte seinen<br />

Doktoranden oft von dessen brillanten Vorlesungen und den<br />

ausgeklügelten Rechenübungen dazu. Vielleicht waren die Vorlesungen<br />

von Walther Jaenicke deswegen so tiefgehend und<br />

eindringlich. Schwierige Zusammenhänge wurden als solche<br />

beschrieben und behandelt. Die Rechenübungen zur <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie, die wir als Assistenten zu betreuen hatten, führten<br />

fast regelmäßig zu tiefschürfenden Diskussionen über den<br />

dargebotenen Stoff und seine Darstellungsweise. Promoviert<br />

hat Walther Jaenicke 1946 bei K. F. Bonhoeffer in Leipzig mit<br />

(1921 – 2<strong>01</strong>0)<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

einer elektrochemischen Arbeit. Aus dieser Zeit stammt auch<br />

die enge Freundschaft mit H. Gerischer. Nach der Promotion<br />

folgten Assistententätigkeiten in Jena, an der Humboldt Universität<br />

in Berlin und am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie in Göttingen, wohin er seinem Lehrer K. F. Bonhoeffer<br />

folgte. Im Jahre 1953 habilitierte sich Walther Jaenicke an<br />

der Technischen Hochschule in Karlsruhe, war dann an dieser<br />

Hochschule bis 1962 Dozent und apl. Professor bis er 1963<br />

den Ruf auf das Ordinariat <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />

Erlangen als Nachfolge von E. Lange annahm. Leicht mag<br />

es ihm nicht gefallen sein, dem geborenen Berliner nun aus<br />

Karlsruhe in die fränkische Provinz zu übersiedeln. Sein erster<br />

Eindruck von der Ankunft in Erlangen war dementsprechend.<br />

Dennoch blieb er und hat Generationen von Erlanger Studenten<br />

die <strong>Physikalische</strong> Chemie in einer Weise dargebracht, die<br />

viel abforderte, aber nachhaltig wirkte. Der Natur von Walther<br />

Jaenicke entsprechend waren seine Forschungsinteressen weit<br />

gestreut. Kinetik, Elektrochemie, Photochemie, sowie wissenschaftliche<br />

Photographie standen im Vordergrund. Homogen-<br />

und heterogenkinetische Studien, sowie Festkörperreaktionen<br />

wurden anfangs durchgeführt, verschiedene elektrochemische<br />

Verfahren dienten zur genauen Untersuchung unterschiedlicher<br />

photographischer Prozesse. Relaxationsverfahren, wie


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Druck- und Temperatursprung wurden am Institut etabliert und<br />

zur Untersuchung der Kinetik von Ligandenaustauschreaktionen<br />

angewandt. Die experimentelle Bestimmung von Dipolmomenten<br />

in angeregten Molekülzuständen war ein Teil des<br />

photochemischen Arbeitsgebietes. Stopped-fl ow Messungen<br />

zur Redoxkinetik photographischer Entwicklersubstanzen bildeten<br />

einen weiteren Schwerpunkt der Forschungen. Anfang<br />

der 70iger Jahre wurden die Neubauten der chemischen Institute<br />

bezogen und mit den neu angeschafften magnetischen<br />

Resonanzspektrometern, NMR und ESR, wurden kinetische und<br />

dynamische Experimente durchgeführt. In den Jahren vor seiner<br />

Emeritierung 1988 standen schließlich experimentelle und<br />

theoretische Untersuchungen zur Kinetik des heterogenen und<br />

homogenen Elektronentransfers im Vordergrund. Die verschiedenen<br />

Arbeitsgebiete und vor allem enge Bekanntschaften mit<br />

angesehenen Kollegen brachten stets sehr interessante und<br />

aktuelle Vorträge zu den physikalisch-chemischen Kolloquien<br />

nach Erlangen. Ohne vollständig sein zu können, sollen hier nur<br />

die Beiträge von H. Gerischer, M. Eigen, H. Strehlow, A. Weller<br />

und K. G. Weil erwähnt werden.<br />

W. Jaenicke war Mitglied zahlreicher internationaler Kommissionen,<br />

so der IUPAC-Commission for Physicochemical Symbols<br />

and Units. Von 1978-1980 war er Vizepräsident der International<br />

Society of Electrochemistry (ISE) und ab 1977 Mitglied der<br />

Society of Imaging Science & Technology. Mehrere Jahre war er<br />

als Fachgutachter der DFG tätig. Zwanzig Jahre lang von 1972<br />

bis 1992 fungierte W. Jaenicke als Mitherausgeber der Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie. Zusammen mit H. Göhr hat<br />

er das Lehrbuch „<strong>Physikalische</strong> Chemie“ von Moelwyn-Hughes<br />

übersetzt. Kein einfach zu lesendes Buch!<br />

Die Selbstironie, die W. Jaenicke eigen war, lässt sich vielleicht<br />

aus folgender Anekdote erahnen: Am Schwarzen Brett<br />

des Instituts stand der „Moelwyn-Hughes“ zum Verkauf an.<br />

Als verkaufsförderndes Argument war die Anmerkung „ungelesen“<br />

angefügt. Ein Institutsmitglied hat darunter geschrieben:<br />

NACHRUF<br />

„Wenn das der Ordinarius liest!“ „Hat’s gelesen, kann’s verstehen“<br />

schrieb dieser dann darunter.<br />

Auch der akademischen Selbstverwaltung hat er sich nicht verschlossen<br />

und wirkte als Dekan der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät II, als Gründungsmitglied der Technischen Fakultät<br />

und als Fachgruppensprecher.<br />

Große Tagungen wie die Bunsentagung und die ISE-Tagung<br />

wurden in Erlangen organisiert.<br />

Die Betreuung der Mitarbeiter hat sich bei Walther Jaenicke<br />

nicht nur auf wissenschaftliche Diskussionen reduziert, das<br />

aktuelle politische Geschehen und Gespräche über Kunst,<br />

Kultur und Geschichte bildeten einen festen Bestandteil des<br />

Institutslebens. Daher ist es nicht verwunderlich, dass aus der<br />

Feder Walther Jaenicke’s mehrere chemiehistorische Abhandlungen<br />

erschienen sind: „Naturwissenschaften und Naturwissenschaftler<br />

in Erlangen 1743-1993“ beleuchtet nicht nur die<br />

Chemie an der Universität Erlangen im genannten Zeitraum.<br />

Ausführliche Beiträge lieferte er zum Jubiläumsband „250<br />

Jahre Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg“, der<br />

1993 erschien. Viel Zeit, Engagement und Begeisterung hat<br />

Walther Jaenicke in das über dreihundert Seiten starke Buch<br />

„100 Jahre Bunsen-Gesellschaft 1894-1994“ gesteckt. Zahlreiche<br />

Reisen zu den nun geöffneten Universitätsarchiven der<br />

ehemaligen DDR führten zu einer detailreichen Beschreibung<br />

der Geschichte der Bunsen-Gesellschaft und der akademischen<br />

Aktivitäten in dieser Zeit.<br />

Im Jahre 1997 wurde Walther Jaenicke mit der Bunsen-Denkmünze<br />

ausgezeichnet.<br />

Mit Walther Jaenicke verliert die <strong>Physikalische</strong> Chemie einen<br />

jener Vertreter, die das Fach noch in voller Breite vertreten und<br />

geliebt haben.<br />

G. Grampp, Graz<br />

31


GDCh<br />

Die Gesellschaft <strong>Deutsche</strong>r Chemiker (GDCh) hat im Juni 2<strong>01</strong>0<br />

die statistischen Daten 2009 zu den Chemiestudiengängen<br />

in Deutschland veröffentlicht. Danach sind die Anfängerzahlen<br />

in den universitären Studiengängen Chemie, Biochemie<br />

und Wirtschaftschemie im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr<br />

angestiegen, an Fachhochschulen hingegen gesunken. Insgesamt<br />

haben etwas mehr Studienanfänger ein chemisches<br />

Fach gewählt (8315) als im Vorjahr (8261).<br />

32<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

Anfängerzahlen in den<br />

Chemiestudiengängen seit 1991<br />

Summe Chemie/Wirtschaftschemie Summe Biochemie<br />

Summe FH Summe LM-Chemie<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

*Daten an Fachhochschulen w erden seit 1993 erhoben<br />

20<strong>01</strong><br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

© GDCh<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />

CHEMIESTUDIENGÄNGE IN DEUTSCHLAND<br />

STATISTISCHE DATEN 2009<br />

Die Zahl der Bachelor- und Master-Abschlüsse ist in allen chemischen<br />

Fächern deutlich gestiegen, die Master-Abschlüsse<br />

erreichen aber noch nicht die Größenordnung der Diplom-Abschlüsse.<br />

Beide Abschlüsse zusammengenommen, übertreffen<br />

die Absolventenzahlen in Chemie und Biochemie die des<br />

Vorjahrs. Das gilt auch <strong>für</strong> die Fachhochschulen, wenn man die<br />

Zahl der Diplome und der Bachelor-Abschlüsse addiert. Auch<br />

im Studiengang Lebensmittelchemie gab es mehr Absolventen,<br />

allerdings noch keine Bachelor oder Master-Absolventen.<br />

Im Studiengang Chemie stieg die Zahl der Promotionen gegenüber<br />

den beiden Vorjahren weiter an. 2009 promovierten insgesamt<br />

1513 junge Chemikerinnen und Chemiker.<br />

Fast alle Bachelor-Absolventen in Chemie oder Biochemie<br />

schlossen ein Master-Studium an und über 90 Prozent der<br />

Master-Absolventen begannen eine Promotion. Damit gibt es<br />

keine Anzeichen da<strong>für</strong>, dass Bachelor/Master-Absolventen auf<br />

eine Promotion verzichten, um die Hochschule mit einem Bachelor-<br />

oder Masterabschluss zu verlassen. An Fachhochschulen<br />

führt über die Hälfte der Bachelor-Absolventen das Studium<br />

mit einem Master-Studiengang fort.<br />

Die Wirtschaftskrise machte sich 2009 darin bemerkbar, dass<br />

weniger Absolventen eine unbefristete Anfangsposition in der<br />

Industrie fanden. Mehr promovierte Absolventen als in den<br />

Vorjahren nahmen zunächst eine befristete Stelle an der Hochschule<br />

oder Industrie an. Bei den FH-Absolventen zeigte sich<br />

der angespannte Arbeitsmarkt in einer nur geringfügig höheren<br />

Quote stellensuchender Absolventen.<br />

In den kommenden Jahren wird die Zahl der Diplomprüfungen<br />

weiter sinken und die der Bachelor/Master-Abschlüsse ansteigen.<br />

Die Zahl der Promotionen wird in den nächsten Jahren<br />

zunehmen, vermutlich aber nicht die Rekordwerte von über<br />

2000 Promotionen aus den Jahren 1992 bis 2000 erreichen.<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

91<br />

Promotionen im Studiengang Chemie*<br />

97<br />

94 1<strong>01</strong><br />

10 2<br />

14 9<br />

18 5<br />

284 369<br />

2079 2123 2122<br />

1993<br />

2<strong>01</strong>5<br />

19 0 1<br />

1630<br />

1356<br />

119 5<br />

10 19 962<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

* ohne Studiengänge Biochemie, Lebensmittelchemie, Lehramt Chemie<br />

110<br />

2000<br />

14 5<br />

20<strong>01</strong><br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

Prom. Ausländer<br />

Prom. <strong>Deutsche</strong><br />

Die Summe ergibt nicht immer die Gesamtzahl der promovierten Absolventen, da<br />

Hochschulen manchmal nicht nach <strong>Deutsche</strong>n und Ausländern trennen können.<br />

381<br />

918<br />

2006<br />

378<br />

894<br />

2007<br />

382<br />

10 0 2<br />

2008<br />

383<br />

113 0<br />

2009<br />

© GDCh<br />

Die Statistik der Chemiestudiengänge in Deutschland ist im Internet<br />

unter www.gdch.de/statistik abrufbar. Eine Zusammenfassung<br />

mit den wichtigsten Daten und Trends wurde in der Zeitschrift<br />

Nachrichten aus der Chemie, Heft 7/8 2<strong>01</strong>0, veröffentlicht.

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