BuMa_2011_01 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
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1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
BUNSENMAGAZIN<br />
Leitartikel<br />
Die DBG in Bunsens Jubiläumsjahr S. 1<br />
Unterricht<br />
Small-angle x-ray and neutron<br />
scattering<br />
Two complementary methods to<br />
study soft matter structure S. 4<br />
Aspekte<br />
Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie:<br />
Messung von Adsorptionsenergien<br />
auf wohldefinierten Oberflächen S. 17<br />
BBPCAX 1<strong>01</strong> (8) 1083-1196 (1998)<br />
ISSN 0005 – 9021<br />
No. 1 – JANUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong>
IMPRESSUM<br />
Bunsen-Magazin<br />
Heft 1 Jahrgang 13<br />
Herausgeber:<br />
Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Bunsen-Gesellschaft<br />
Martin Quack<br />
Wolfgang von Rybinski<br />
Wolfgang Grünbein<br />
Schriftleiter:<br />
Rolf Schäfer<br />
Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische<br />
und <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
Petersenstr. 20<br />
D-64287 Darmstadt<br />
Tel.: 06151 / 16 27 07 oder 16 24 98<br />
Fax: 06151 / 16 60 24<br />
E-Mail: bunsenmagazin@bunsen.de<br />
Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Bunsen-Gesellschaft<br />
Florian Ausfelder<br />
Theodor-Heuss-Allee 25<br />
D-60486 Frankfurt<br />
Tel.: 069 / 75 64 620<br />
Fax: 069 / 75 64 622<br />
E-Mail: ausfelder@bunsen.de<br />
Technische Herstellung:<br />
VMK-Druckerei GmbH<br />
Faberstraße 17<br />
D-67590 Monsheim<br />
Tel.: 06243 / 909 - 110<br />
Fax: 06243 / 909 - 100<br />
E-Mail: info@vmk-druckerei.de
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Martin Quack<br />
LEITARTIKEL<br />
DIE DBG IN BUNSENS JUBILÄUMSJAHR<br />
Liebe Mitglieder und Freunde der<br />
Bunsen-Gesellschaft<br />
Zum Jahresbeginn <strong>2<strong>01</strong>1</strong> wünsche ich<br />
Ihnen alles Gute, natürlich Gesundheit,<br />
Erfolg und Freude in und an der<br />
Wissenschaft. Es ist <strong>für</strong> mich eine besondere<br />
Freude, das Jubiläumsjahr<br />
des Namensgebers unserer Gesellschaft<br />
mit diesem Leitartikel zu eröffnen.<br />
Robert Wilhelm Bunsen wurde<br />
am 31. März 1811 in Göttingen geboren, wir feiern also im<br />
Jahre <strong>2<strong>01</strong>1</strong> seinen 200. Geburtstag. Das gibt zweifellos Anlass<br />
zum Rückblick auf Bunsens Leben und Leistung, und die Bunsen-Gesellschaft<br />
plant einige Anlässe zu seinem Gedenken im<br />
Jubiläumsjahr, von denen ich hier die von Michael Grunze organisierte<br />
Tagung „Robert Bunsen’s 200th Birthday: Frontiers<br />
in Physical Chemistry“ hervorheben will, die am 12. Oktober<br />
<strong>2<strong>01</strong>1</strong> in Heidelberg stattfi nden soll, dem Orte, wo Bunsen 36<br />
Jahre seines Lebens, von 1852 bis 1888 als Professor an der<br />
Universität lehrte und forschte und schließlich auch noch bis<br />
zu seinem Tode am 16. August 1899 lebte. In Verbindung mit<br />
dieser Tagung soll auch die erste Robert-Bunsen-Vorlesung gehalten<br />
werden, die neu von der Bunsen-Gesellschaft zum Jubiläumsjahr<br />
gestiftet wurde und die danach jährlich stattfi nden<br />
soll. Der erste mit dieser Vorlesung ausgezeichnete Vortragende<br />
wird unser Ehrenmitglied Jürgen Troe sein, der auch das<br />
erste Bunsenmagazin im Jahre 1999 mit seinem Leitartikel<br />
eröffnete 1 . Auch die Bunsentagung vom 2. – 4. Juni <strong>2<strong>01</strong>1</strong> in<br />
Berlin über ultraschnelle photoinduzierte Prozesse hat eine offensichtliche<br />
thematische Beziehung zum wissenschaftlichen<br />
Wirken von R. W. Bunsen – aber welches physikalisch-chemische<br />
Thema hätte das nicht?<br />
Auch kann man sich fragen, mit welchem Recht die Bunsen-<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie den „Chemiker“ Bunsen<br />
<strong>für</strong> sich in Anspruch nimmt. Diese Frage gibt mir Anlass,<br />
auf einige Aspekte des wissenschaftlichen Wirkens von Bunsen<br />
einzugehen, auch in Bezug auf die Entwicklung der physikalischen<br />
Chemie. Tatsächlich hat Bunsen ja wissenschaftlich<br />
gearbeitet, bevor die <strong>Physikalische</strong> Chemie als eigenständige<br />
Disziplin begründet wurde (Ende des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen<br />
durch Svante Arrhenius, Jacobus Henricus van’t<br />
Hoff und Wilhelm Ostwald). Diese Tatsache fi ndet sich auch<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Quack<br />
ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Wolfgang-Pauli-Str. 10, CH-8093 Zürich, Switzerland<br />
Telefon: +41 44 632 44 21, Fax: +41 44 633 15 98<br />
E-Mail: quack@ir.phys.chem.ethz.ch<br />
in einem Satz wieder, der von Bunsen in seinen späteren Jahren<br />
berichtet wird: „Zu meiner Zeit studierte man Naturwissenschaften<br />
und nicht, wie es jetzt so häufi g geschieht, nur eine<br />
derselben.“ Bunsen hat zu vielen Bereichen der Naturwissenschaften<br />
Bedeutendes beigetragen, zu erwähnen sind hier seine<br />
Studien in der metallorganischen Chemie und besonders<br />
auch der organischen Arsen-Verbindungen, die zu späteren<br />
pharmazeutischen Anwendungen durch Paul Ehrlich führten,<br />
aber auch zu der unglücklichen Episode in Bunsens Leben<br />
1836 in Kassel, wo er ein Auge durch eine Explosion verlor und<br />
fast an Arsenvergiftung starb. Bunsen setzte diese Arbeiten zunächst<br />
in Marburg fort, verließ aber später dieses gefährliche<br />
Forschungsthema, das von seinem Schüler Edward Frankland<br />
weitergeführt wurde.<br />
Bunsens Entdeckung und Isolation der Elemente Rubidium<br />
und Caesium kann man der Anorganischen Chemie zuordnen,<br />
die Arbeiten zu den Geysiren Islands gehören in den Bereich<br />
der Geologie, die Kohlenstoff-Zink-Batterie (auch „Bunsen-<br />
Zelle“, „pile de Bunsen“) zur Elektrochemie, seine Arbeiten mit<br />
Roscoe zur Chlorwasserstoffreaktion und ähnlichem gehören<br />
zu den Grundlagen der Photochemie, und sein Photometer mit<br />
den photometrischen Arbeiten kann man der Physik zuordnen,<br />
wie auch seine Arbeiten zur Kalorimetrie. Auch sein Buch über<br />
gasometrische Methoden (1857) und den „Bunsenbrenner“<br />
darf man hier nicht vergessen, der allerdings eine kompliziertere<br />
Entstehungsgeschichte hat, mit mehreren „Vätern“ (auch<br />
Michael Faraday zählt dazu).<br />
Ein weiteres von Bunsen berichtetes Zitat: „Ein Chemiker, der<br />
kein Physiker ist, ist gar nichts“ identifi ziert ihn zweifellos als<br />
Physikochemiker und führt uns auch zu seiner wohl bedeutendsten<br />
Entdeckung, die er nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit<br />
mit dem Physiker Gustav Robert Kirchhoff machte.<br />
Die Entdeckung und Entwicklung der Atomspektroskopie (nach<br />
1859) mit der Zuordnung charakteristischer Spektrallinien zu<br />
bestimmten Elementen in der durch Zusätze angereicherten<br />
Bunsenbrennerfl amme gehört zweifellos zu den größten und<br />
folgenreichsten Leistungen in der physikalischen Chemie überhaupt,<br />
mit Ausstrahlung in alle Bereiche der Naturwissenschaften.<br />
Auch hier gab es Vorläufer in den Untersuchungen von<br />
John Frederick William Herschel (dem Sohn des aus Hannover<br />
stammenden Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel), in den<br />
Arbeiten von Ångström, Alber, Wheatstone, Melville, Brewster,<br />
1 Jürgen Troe, Bunsenmagazin 1 (1999) 1<br />
1
LEITARTIKEL<br />
Talbot, Swan and Gladstone sowie besonders Fraunhofer mit<br />
den nach ihm benannten Fraunhofer-Linien im Sonnenspektrum,<br />
die bis 1860 eines der ungelösten Rätsel der Physik darstellten.<br />
Bunsen selbst schreibt in einem Brief an Roscoe im<br />
November 1859: „Im Augenblick bin ich und Kirchhoff mit einer<br />
gemeinsamen Arbeit beschäftigt, die uns nicht schlafen lässt.<br />
Kirchhoff hat nämlich eine wunderschöne, ganz unerwartete<br />
Entdeckung gemacht, in dem er die Ursache der dunklen Linien<br />
im Sonnenspektrum aufgefunden und diese Linien künstlich im<br />
Sonnenspektrum verstärkt und im linienlosen Spektrum hervorgebracht<br />
hat und zwar der Lage nach mit den Fraunhofer’schen<br />
identischen Linien.“ Bunsen und Kirchhoff ordneten nun diese<br />
Linien den Atomen der Elemente zu. Die Feststellung, dass auf<br />
der Sonne Natrium existiert, war eine unmittelbare Konsequenz,<br />
später folgte die Entdeckung von Rubidium und Caesium durch<br />
die Spektroskopie von Mineralwasser und ihre Isolierung in der<br />
Folge, und schließlich die spektroskopische Entdeckung eines<br />
neuen Elementes Helium auf der Sonne durch Jules Jansen und<br />
Norman Lockyer (1868/69) war noch spektakulärer (erst 1895<br />
von Ramsay im Labor bestätigt). Die Arbeiten von Bunsen und<br />
Kirchhoff sind der Ausgangspunkt der chemisch-spektroskopischen<br />
Analytik und der astrophysikalischen Spektroskopie mit<br />
einem ununterbrochenen Strom von Entdeckungen bis in unsere<br />
Tage. Weitere Anwendungen strahlen schließlich in die Biologie<br />
und Medizin aus, aber auch in die Archäologie, Kriminalistik<br />
und viele weitere Gebiete menschlicher Tätigkeit.<br />
Vermutlich noch höher zu wichten ist die Atomspektroskopie von<br />
Bunsen und Kirchhoff als Grundlage der späteren Deutung der<br />
Spektrallinien der Atome im Rahmen der Quantentheorie durch<br />
Bohr 1913 2 , die schließlich heute das Fundament des gesamten<br />
mikroskopischen Verständnisses der Materie bildet. Spektroskopie<br />
allgemein und die quantentheoretische Interpretation hochaufgelöster<br />
Spektrallinien ist ein wesentlicher Teil der heutigen<br />
Teilchen- und Kernphysik einerseits und der Physik und Chemie<br />
der Atome und Moleküle andererseits 3 . Sommerfeld verwendet<br />
den poetischen Ausdruck der „Sphärenmusik des Atoms“ 4 . Ostwald<br />
hat die zwei berühmten Arbeiten „Chemische Analyse durch<br />
Spektralbeobachtungen“ von Kirchhoff und Bunsen in seine<br />
„Klassiker“ aufgenommen, deren Lektüre hier empfohlen sei 5 ,<br />
und hat sie mit dem Kommentar versehen „Die vorstehend abgedruckten<br />
beiden Abhandlungen haben einen außerordentlich<br />
großen Einfl uss auf die Entwicklung der Wissenschaft ausgeübt,<br />
indem sie die Chemie mit einem Forschungsmittel beschenkten,<br />
dessen Ergiebigkeit trotz der mehr als dreißig seitdem verfl ossenen<br />
Jahre bei weitem noch nicht erschöpft worden ist“. Dies<br />
bleibt auch nach 150 Jahren noch wahr 3 und betrifft nicht nur<br />
die Chemie, sondern viele weitere Wissenschaften. Mit dem<br />
200. Geburtstage von Bunsen feiern wir auch die 150. Jährung<br />
der Geburtsstunde der physikalisch-chemischen Spektroskopie<br />
in den beiden Arbeiten aus den Jahren 1860 und 1861.<br />
Sehr zu Recht wurde deshalb auf der achten Hauptversammlung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Elektrochemischen Gesellschaft 19<strong>01</strong> auf<br />
Vorschlag von Wilhelm Ostwald der Name Bunsen-Gesellschaft<br />
eingeführt, der seither beibehalten wurde. In diese Zeit fällt eine<br />
weitere Anwendung der Spektralanalyse, eine spektroskopische<br />
Entdeckung, die von höchster Aktualität auch heute ist. Svante<br />
Arrhenius als Mitbegründer unseres Faches hatte 1896 durch<br />
seine spektroskopischen Untersuchungen des Infrarotspekt-<br />
2<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
rums von CO 2 die Hypothese der Bedeutung dieses Spurengases<br />
<strong>für</strong> den Treibhauseffekt auf das Erdklima aufgestellt 6 , und dies<br />
ist neben all den laufenden politischen Diskussionen auch Gegenstand<br />
einer von unserer Gesellschaft mit herausgegebenen<br />
Broschüre, die auch rechtzeitig zum Bunsen-Jubiläum erscheint 7 .<br />
Ich will mit einer Episode aus neuester Zeit schließen. Mein<br />
Vorgänger im Amt, Wolfgang von Rybinski, hat an der vergangenen<br />
Bunsentagung beiläufi g die Frage aufgeworfen, ob das<br />
Logo der Bunsen-Gesellschaft wohl eine Flamme oder eine<br />
Spektrallinie darstelle. Sicher kann man beides darin sehen,<br />
aber eine genauere Analyse dieses Symbols unserer Gesellschaft<br />
zeigt die mathematisch nahezu perfekte Darstellung<br />
einer Cauchy-Lorentzlinienform – die ideale „natürliche“ unverfälschte<br />
Form einer Spektrallinie, die durch nichts anderes<br />
verbreitert ist als durch den exponentiellen Zerfall mit spontaner<br />
Lichtemission. Der Unterschied zu einer Gaussfunktion in<br />
der Dopplerlinienform ist leicht zu erkennen, und eine Flamme<br />
bildet kaum eine solche ideale Form ab.<br />
Abb. 1: Bunsenlogo als Lorentzspektrallinie,<br />
die „natürliche Linienform“<br />
Abb. 2: Abgeändertes Logo mit<br />
Dopplerlinienform, der Unterschied<br />
dieser Gaussfunktion zur Lorentzfunktion<br />
in 1 ist gut zu sehen 8<br />
Wenn ich das Jahr <strong>2<strong>01</strong>1</strong> mit diesen Gedanken beginne, die an<br />
das Wirken von Bunsen erinnern, dann auch mit dem Wunsch,<br />
dass manche von seinen physikalisch-chemischen und darüber<br />
hinaus allgemein naturwissenschaftlichen Beiträgen und<br />
Ideen auch weiterhin Früchte tragen in den wissenschaftlichen<br />
Bestrebungen der Mitglieder und Freunde der nach ihm benannten<br />
Gesellschaft.<br />
Martin Quack<br />
2<br />
Niels Bohr (1913), Phil. Mag 26, 1-25, 476-502, 857-875<br />
3 Handbook of High-Resolution Spectroscopy, Martin Quack and Frédéric<br />
Merkt eds. Wiley, Chichester (<strong>2<strong>01</strong>1</strong>), im Druck<br />
4<br />
Arnold Sommerfeld „Atombau und Spektrallinien“ Vieweg, Braunschweig<br />
1919, im Vorwort schreibt er: „Was wir heutzutage aus der Sprache der<br />
Spektren heraushören, ist eine wirkliche Sphärenmusik des Atoms, ein Zusammenklingen<br />
ganzzahliger Verhältnisse, eine bei aller Mannigfältigkeit<br />
zunehmende Ordnung und Harmonie.“<br />
5<br />
Ostwalds Klassiker der Exakten Wissenschaften, Band 72 (zwei Arbeiten<br />
von G. Kirchhoff und R. W. Bunsen), Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt<br />
am Main, 1996<br />
6<br />
„On the infl uence of Carbonic Acid in the Air on the Temperature on the<br />
Ground, Svante Arrhenius, Philosophical Magazine Series, 5, 41 (1896) 237<br />
7<br />
Feuerlöscher oder Klimakiller? Kohlendioxid CO2 – Facetten eines Moleküls,<br />
Herausgegeben von der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie unter Mitwirkung der DECHEMA, der GDCh und des VCI, im<br />
Druck <strong>für</strong> <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
8<br />
Die Bilder wurden von Alexander Kushnarenko angefertigt.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Leitartikel<br />
Unterricht<br />
Tagungen<br />
Aspekte<br />
Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
Nachrichten<br />
Nachruf<br />
GDCh<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Martin Quack<br />
Die DBG in Bunsens Jubiläumsjahr 1<br />
Martin Engel, Tinka Spehr and Bernd Stühn<br />
Small-angle X-ray and neutron scattering<br />
Two complementary methods to study soft matter structure 4<br />
Timo Jacob<br />
Internationale Tagung: Electrochemistry 2<strong>01</strong>0 –<br />
From microscopic understanding to global impact<br />
13. – 15. September 2<strong>01</strong>0, Ruhr-Universität Bochum 16<br />
Ole Lytken und J. Michael Gottfried<br />
Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie:<br />
Messung von Adsorptionsenergien auf wohldefi nierten Oberfl ächen 17<br />
Inhalt Heft 10-12 (2<strong>01</strong>0) 25<br />
Helmut Baumgärtel und Klaus Rademann<br />
Bernd Brutschy zum 65. Geburtstag 26<br />
Buchbesprechung<br />
Gerd Buntkowsky<br />
„Lehrbuch der Thermodynamik<br />
Eine verständliche Einführung“ 27<br />
Personalia 28<br />
Veranstaltungen/Events 29<br />
Ankündigungen 29<br />
Günter Grampp<br />
Prof. Dr. Walther Jaenicke (1921-2<strong>01</strong>0) 30<br />
Chemiestudiengänge in Deutschland<br />
Statistische Daten 2009 32<br />
Zum Titelbild<br />
Reversible und irreversible Adsorption. Oben reversibel: CO auf Pt(111). CO<br />
desorbiert intakt, so dass die molare Adsorptionsenergie, ΔU ads, aus der Desorptionsaktivierungsenergie<br />
E des abgeschätzt werden kann. Unten irreversibel:<br />
Benzol auf Pt(111). Benzol adsorbiert bei 300 K als intaktes Molekül,<br />
dissoziiert jedoch oberhalb von 500 K unter Desorption von H 2. ΔU ads kann hier<br />
nur kalorimetrisch bestimmt werden. Siehe den Artikel von Ole Lytken und J.<br />
Michael Gottfried, Seite 17 .<br />
3
UNTERRICHT<br />
Martin Engel, Tinka Spehr and Bernd Stühn<br />
4<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
SMALL-ANGLE X-RAY AND NEUTRON SCATTERING<br />
TWO COMPLEMENTARY METHODS TO STUDY SOFT MATTER STRUCTURE<br />
METHOD SUMMARY<br />
Small-angle X-ray scattering (SAXS) and small-angle neutron scattering<br />
(SANS) are experimental techniques that allow to determine<br />
the structure of condensed matter. Both methods yield information<br />
about shape, size and spatial organization of scattering<br />
objects with sizes in the order of a few Ångströms to hundreds of<br />
nanometers. The accessed length scales are especially of interest<br />
for soft condensed matter including e.g. polymeric samples,<br />
colloidal particles or surfactant aggregates. The present article<br />
aims to provide the reader with a simple introduction to smallangle<br />
scattering in soft matter. On the next pages we will give a<br />
brief overview of the physical basics necessary to understand the<br />
outcome of a general small-angle scattering experiment.<br />
We will compare SAXS and SANS and point out their respective<br />
advantages and fi elds of application.<br />
The article will end with the presentation of two exemplary<br />
SANS and SAXS studies. We intend to provide the reader with a<br />
brief and comprehensible introduction to the subject of smallangle<br />
scattering (SAS), an exhaustive discussion of SANS and<br />
SAXS can be found elsewhere 1,2,3 .<br />
1. INTRODUCTION<br />
The classical fi eld of application for X-ray scattering certainly<br />
was the study of crystalline structures. With typical inter-atomic<br />
distances in the Ångström range, the scattered X-ray intensity<br />
was observed at wide and easy accessible scattering angles.<br />
From Bragg‘s law, nl = 2dsin(q), we know that for a given wavelength<br />
l the larger the investigated distances d are, the smaller<br />
is the angle 2q at which the corresponding scattered intensity<br />
is observed. (n is an integer denoting the order of the refl ection).<br />
If one is interested in mesoscopic structures the scattered<br />
intensity has to be collected at smaller angles. As we will<br />
motivate in the following, both, neutrons and X-rays, are powerful<br />
probes that can yield complementary information about the<br />
shape and spatial organization of particles or aggregates having<br />
typical length scales in the order of several Ångströms to<br />
hundreds of nanometres. Thus the objects are too small to be<br />
seen by ordinary light microscopes. These structures are not<br />
based on a periodic lattice but display liquid like order.<br />
Prof. Dr. Bernd Stühn, Dr. Tinka Spehr<br />
Institut <strong>für</strong> Festkörperphysik<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
64289 Darmstadt<br />
E-Mail: stuehn@fkp.tu-darmstadt.de<br />
tinka.spehr@physik.tu-darmstadt.de<br />
Many kinds of different samples can be investigated by smallangle<br />
scattering, including polymeric samples, surfactant aggregates,<br />
colloidal particles or samples of biological relevance, e.g.<br />
model membranes or protein solutions just to mention a few. Figure<br />
1 shows the length scales d accessible by SAXS and SANS together<br />
with some typical soft matter samples being of that size.<br />
Figure 1: Accessible length scales d that may be studied by SANS and SAXS.<br />
The larger the size d of scattering objects is the smaller is the scattering vector<br />
q = 2π/d , where the intensity has to be collected. Note that the probed<br />
length scales are of special interest for soft condensed matter samples.<br />
Small-angle X-ray (SAXS) scattering was pioneered and exploited<br />
by Guinier in the 1930s. His classic book covers both,<br />
theory and practice of SAXS 1 . Small-angle neutron scattering<br />
(SANS) was developed about 40 years later in the 1970s when<br />
the necessary neutron detection and production techniques<br />
were available 4 .<br />
Even though the scattering process is fundamentally different<br />
for neutrons and X-rays, the calculation of the interference phenomena<br />
is identical for both and can be discussed jointly. We<br />
will start this article with a brief summary of the theoretical basics<br />
of SAS in general and provide the reader with the main formulae<br />
necessary to understand the outcome of an experiment.<br />
For the quantitative analysis of SAS curves we will introduce<br />
the notation of the form factor as the quantity containing the<br />
information about the geometrical form of the scattering object<br />
and the structure factor as a measure for spatial correlations<br />
between different scatterers. Besides this rigorous description<br />
Dr. Martin Engel<br />
Merck KGaA<br />
Frankfurter Str. 250<br />
64293 Darmstadt<br />
E-Mail: engel@merck.de
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
of the intensity demanding a minimum of knowledge about the<br />
sample structure we will also discuss model-free approximations<br />
valid for certain limiting cases, allowing to extract more<br />
general information from a scattering profi le, e.g. the radius of<br />
gyration or the surface of the scattering objects.<br />
We will then focus on the underlying interactions for both, scattering<br />
of X-rays and neutrons, and we will discuss the technical<br />
realization of an experiment and aspects of production and<br />
detection of neutrons and X-rays.<br />
We will conclude the article with two instructive examples for<br />
SAS investigations of condensed matter structure, namely<br />
SAXS on highly oriented nano-pores and SANS on a water-in-oil<br />
microemulsion in the droplet phase.<br />
All in all we want to show that both techniques are powerful<br />
tools to study the structure soft matter samples having both<br />
their respective merits and optimum fi elds of application. This<br />
article should put potential users with no experience in SAXS<br />
and SANS in the position to estimate the scope of these techniques<br />
in the frame of their research area.<br />
2. BASIC THEORY OF SMALL-ANGLE SCATTERING<br />
Whereas the scattering mechanism itself is very different for<br />
X-rays and neutrons, the basic calculations of interference phenomena<br />
are identical for both probes and may be discussed<br />
within the same formalism.<br />
We will show that the scattering experiment makes extensive<br />
use of the wave-particle dualism for both X-rays and neutrons.<br />
The scattering process and the development of the interference<br />
pattern are understood for waves whereas the detector is<br />
mostly operated in particle count mode.<br />
For the sake of simplicity we will therefore fi rst develop a common<br />
expression for the scattered intensity ignoring the nature<br />
of interaction between probe and sample. A discussion of the<br />
underlying interactions will then follow separately for X-rays<br />
and neutrons.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Figure 2: Left: Basic scattering geometry showing the incident plane wave<br />
impinging on the sample. The scattered intensity is detected in the phase<br />
space element dΩ at an angle of 2θ. Right: Defi nition of the scattering vector<br />
q as the difference between wave-vectors of the scattered and incoming<br />
wave, k o and k i respectively. Here we consider elastic scattering, the magnitude<br />
of the wave-vector does not change during the scattering process,<br />
|k o|=|k i| and |q| = 4π/λ sin(θ).<br />
Figure 2 shows a simple sketch of the basic scattering geometry<br />
displaying the incoming beam, the sample and the detector.<br />
Intensity is measured by the detector as the number of photons<br />
or neutrons counted per time at a specifi c scattering angle 2q.<br />
The detected interference pattern then permits to draw conclusions<br />
concerning composition and structure of the sample.<br />
For the following calculation of the scattered intensity we will<br />
make a few assumptions:<br />
1. The incoming plane wave with wave-vector k i and wavelength<br />
l = 2p/|k i| excites spherical waves at all positions r of<br />
scatterers within the sample.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
UNTERRICHT<br />
2. There exists a defi ned and fi xed phase relation between the<br />
incoming plane wave and the emitted spherical wave. All interfering<br />
scattered waves are detected in the far fi eld at the detector.<br />
3. No multiple scattering takes place – every wave is scattered<br />
only once. This approximation is called the fi rst Born approximation.<br />
4. The magnitude of the wave-vector is not changed during the<br />
scattering process, |ko|=|ki|, the scattering process is elastic.<br />
The measured quantity of a general small-angle scattering experiment<br />
is the scattered intensity I(q) as a function of momentum<br />
transfer q (Equation 1):<br />
q = ko – ki q is commonly called scattering vector and it is a function of<br />
the scattering angle 2θ between the incident beam and the<br />
detector and the wavelength l of the incoming radiation. The<br />
construction of q is illustrated in Figure 2. For elastic scattering<br />
its magnitude simply calculates to (Equation 2):<br />
|q| = 4p sin(q)<br />
l<br />
In the following we will discuss how I(q) relates to the distribution<br />
of scattering centres within the sample; for a more comprehensive<br />
treatise of the subject we refer to e.g. 1,2,4 .<br />
2.1 CALCULATION OF THE INTERFERENCE PATTERN<br />
We consider an incoming plane wave of amplitude A i.<br />
The amplitude A(q) of the scattered wave as received by the<br />
detector calculates from the summation over all scattering<br />
centres at positions r i in the sample volume V (Equation 3):<br />
A(q) = bi e –iqri i<br />
Note that A(q) denotes the amplitude of the scattered spherical<br />
wave normalized with respect to the amplitude of the incoming<br />
plane wave Ai. The proportionality factor b depends on the<br />
specifi c interaction between radiation and sample; it describes<br />
the scattering power of the scattering centre for the used probe<br />
and it has the dimension of a length. We will later come back to<br />
specify b for the case of X-ray and neutron scattering.<br />
Going from discrete scattering centres to a continuous dispersion<br />
of those, the summation in Equation 3 is replaced by an<br />
integral over the sample volume and we obtain (Equation 4):<br />
A(q) = r(r) e –iqr dr<br />
V<br />
For the sake of simplicity we discuss a system of only one kind<br />
of scatterers. We see that the amplitude of the scattered wave<br />
is proportional to the Fourier transform of the scattering length<br />
density distribution r(r) = n(r) b, with the number density of<br />
scatterers n(r).<br />
It is useful to split the scattering length density distribution r(r)<br />
of the sample into a sum of a constant mean value and<br />
the position-dependent deviation from it (Equation 5):<br />
r(r) = r + dr(r)<br />
It can easily be shown that the average value only contributes<br />
to the scattering in forward direction, q=0, called null scat-<br />
5
UNTERRICHT<br />
tering and it is experimentally unobservable. We may therefore<br />
rewrite the scattering amplitude, Equation 4, as (Equation 6):<br />
6<br />
A(q) = dr(r) e –iqr dr<br />
V<br />
Measured at the detector is the intensity I(q) which is the absolute<br />
square of the amplitude of the scattered wave (Equation 7):<br />
I(q) =<br />
δρ(r)e −iqr ˛<br />
˛2<br />
dr ˛<br />
+<br />
„ «<br />
dσ<br />
= 〈|A(q)|<br />
dΩ<br />
2 * ˛˛˛˛ Z<br />
〉 =<br />
V<br />
Where denotes the thermal average. The differential<br />
cross section (ds/dW) hence only depends on the fl uctuation<br />
of scattering length density and not on its absolute value.<br />
As a quantity independent of the sample geometry one often<br />
discusses the scattered intensity normalized to the sample volume<br />
in units of inverse length (Equation 8):<br />
In(q) = 1<br />
V<br />
„ «<br />
dσ<br />
dΩ<br />
2.1.1 SCATTERING FROM A SOLUTION OF PARTICLES<br />
We fi rst consider the scattered intensity of one particle of constant<br />
scattering length density r p embedded in a continuous<br />
matrix of scattering length density r m. Figure 3a) pictures the<br />
situation for the case of a spherical particle.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Figure 3: Solution of spherical particles of scattering length density ρ p in a<br />
matrix with ρ m. In the dilute case the particle positions are uncorrelated, at<br />
higher concentrations a short-range order develops and shells of its neighbouring<br />
particles surround the central particle.<br />
Let vP be the particle volume, then the intensity I(q) calculates<br />
to (Equation 9):<br />
I(q) =(Δρ) 2<br />
*" Z<br />
e −iqr # 2+<br />
D<br />
2<br />
dr =(Δρ) [F (q)] 2E<br />
Vp vP with the contrast, Dr = r p–r m, being the difference of scattering<br />
length density between particle and matrix. F(q) is called<br />
the particle form factor; it contains the information about the<br />
geometry of the individual scatterer. The system is isotropic<br />
and we may replace q by q.<br />
As a next step we increase the number of dispersed particles<br />
from one to N particles, as it is shown in Figure 3b). The solution<br />
of particles should be dilute so that one particle does not<br />
„sense“ the others. The particle positions are uncorrelated and<br />
therefore there is no fi xed phase relation between waves scattered<br />
by different particles so that the overall scattered inten-<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
sity is the sum of the intensities scattered by each particle. If<br />
the N particles are identical we obtain (Equation 10):<br />
D<br />
2<br />
I(q) = N (Δρ) [F (q)] 2E<br />
The overall intensity is thus proportional the number of particles.<br />
Upon further increasing of the particle density their positions<br />
are no longer independent from each other. Figure 3c) shows<br />
a concentrated solution of spherical particles. If we take the<br />
particle with a white dot as the central particle we see that the<br />
neighbouring particles form shells, emphasized by the dotted<br />
white circles. Going further away from the centre the shells are<br />
becoming more and irregular; there is no long-range order like<br />
in crystals. Waves scattered by different particles interfere and<br />
Equation 10 becomes to (Equation 11):<br />
I(q) =N (Δρ) 2 〈[F (q)] 2 〉 S(q)<br />
with the structure factor S(q) describing the spatial correlations<br />
of N individual scatterers with rij being the distance between<br />
particles i and j (Equation 12):<br />
S(q) =1+ 1<br />
*<br />
NX NX<br />
e<br />
N<br />
−iqr +<br />
ij<br />
i=1 i=j<br />
The structure factor can be rewritten for a continuous medium<br />
as (Equation 13):<br />
Z<br />
S(q) =1+n [g(r) − 1]e −iqr dr<br />
with the pair correlation function g(r) between particle centres<br />
and their number density n.<br />
We summarize: the coherent SAS intensity of a solution of particles<br />
is proportional to the product of the squared form factor<br />
|F(q)| 2 , which refl ects the geometry of the individual particle,<br />
and the structure factor S(q) as a measure for spatial correlations<br />
between different particles due to their interactions. F(q)<br />
is the Fourier transform of the particle‘s scattering length density<br />
distribution r(r) while S(q) is via a Fourier transform related<br />
to the pair correlation function g(r).<br />
For a dilute system the structure factor is S(q)®1.<br />
Another important parameter for the calculation of the scattering<br />
pattern is the particle size distribution. The effect of polydispersity<br />
will be discussed in the application section 4.<br />
We will now list a few examples for form factor of simple objects.<br />
* Homogeneous sphere of radius R (Equation 14):<br />
F (q) = 4<br />
3 πR3 3[sin(qR) − qR cos(qR)]<br />
(qR) 3<br />
* Homogeneous thin circular disc of radius R and volume vP (Equation 15):<br />
F (q) =v 2<br />
„<br />
[sin(2qR) − 2qR cos(2qR)]<br />
1 −<br />
qR<br />
(2qR) 3<br />
«<br />
vP * Homogeneous thin rod of length L and cross sectional<br />
area a (Equation 16):<br />
2<br />
F (q) =aL<br />
q cos(Θ) sin<br />
„<br />
qL<br />
2 cos(Θ)<br />
«
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
q is the angle between q and the axis of the rod.<br />
* Gaussian polymer coil with chain volume v c and radius of<br />
gyration R g (Equation 17):<br />
r<br />
2(e−x + x − 1)<br />
F (q) =v<br />
x2 = v p vc vc D(x),<br />
x = q 2 〈R 2 g〉<br />
D(x) is called Debye-function as it was fi rst derived by Debye 5 .<br />
D(x) may over the whole q-range fairly well be approximated by<br />
D(x)=1/(1+1/2x).<br />
Figure 4 shows the SANS curves of a dilute solution of a homopolymer.<br />
Figure 4: SANS curves for varying concentrations φ POL of polyethyleneoxide (PEO<br />
with molecular weight of 3000 g/mol) dissolved in heavy water. Solid lines show<br />
fi ts with Equation 10 and a form factor for a Gaussian coil, given by Equation 17.<br />
In the following we will discuss some approximations for certain<br />
limiting cases, which allow extracting information about<br />
the sample structure without using a specifi c model.<br />
2.1.2 GUINIER APPROXIMATION<br />
In the limit of small scattering vector q the scattering shows a<br />
universal behaviour, called Guinier‘s law (Equation 18):<br />
«<br />
I(q) ≈ Δρ 2 v 2 p exp<br />
„<br />
− 1<br />
3 q2 R 2 g<br />
If the intensity is measured in absolute units and the contrast<br />
Dr is known one may moreover extract the particle volume<br />
. The combined knowledge of the radius<br />
of gyration R g and the volume v P of the particles allow to draw<br />
conclusions about the geometrical form of the particles.<br />
This approximation is valid given that the following conditions<br />
are fulfi lled:<br />
1. The scattering vector q has to be smaller than the inverse<br />
of the radius of gyration 1/R g of the particle.<br />
2. The system has to be diluted such that no inter-particle<br />
correlations infl uence the scattering and S(q) ≈ 1.<br />
3. The scattering objects are randomly and isotropically oriented.<br />
4. The matrix/solvent is of constant scattering length density<br />
and does not contribute to the scattering.<br />
UNTERRICHT<br />
Figure 5 illustrates Equation 10 and the Guinier approximation<br />
for small scattering vectors, i.e. Equation 18, using as example<br />
the scattering from a homogenous sphere of radius R = 20 Å.<br />
Plotting the logarithm of the intensity ln(I) versus the squared<br />
scattering vector q 2 one obtains a straight line whose slope<br />
2 equals -1/3Rg . In the case of homogeneous spheres with radius<br />
R, Rg =√ 3/5 R.<br />
Figure 5: Illustration of Guinier‘s law: the red line shows the intensity of a<br />
solid homogeneous sphere with radius R = 20 Å (calculated using Eq. 10 with<br />
Eq. 14 for the form factor. Note the intensity minima at scattering vectors satisfying<br />
the relation qR = tan(qR). The inset shows the Guinier regime where<br />
qRg < 1 holds. Plotting the logarithm of the intensity ln(I) versus the squared<br />
scattering vector q 2 2<br />
one obtains a straight line whose slope equals -1/3 Rg .<br />
2.1.3 ZIMM APROXIMATION<br />
Zimm 6 and Flory and Bueche 7 derived another useful approximation<br />
for the scattering of monodisperse macromolecules in<br />
solution. They showed that the scattered intensity extrapolated<br />
to infi nite dilution can be written as (Equation 19):<br />
Kc 1<br />
lim ≈<br />
c→0 I(q, c) M<br />
1+ (qRg)2<br />
3<br />
with a material constant K and the polymer concentration c.<br />
This approximation may be used to determine the radius of<br />
gyration R g and molecular weight M of the polymers.<br />
2.1.4 POROD LAW<br />
For an ideal two-phase system the scattered intensity at large<br />
q decreases as q -4 (Equation 20):<br />
lim<br />
q→∞ I(q) = 2π (Δρ)2S q4 with the proportionality factor containing the total surface S<br />
between the two phases 8 .<br />
When the contrast Dr between the two phases is known Equation<br />
20 thus allows to determine S.<br />
3. X-RAYS AND NEUTRONS<br />
After having discussed the general outcome of a SAS experiment<br />
we now want to describe the specifi c sample-probe interactions<br />
for X-rays and neutrons. We will furthermore briefl y out-<br />
!<br />
7
UNTERRICHT<br />
line the production and detection techniques for these types<br />
of radiation.<br />
3.1 X-RAYS<br />
X-rays are electromagnetic radiation with wavelengths l in the<br />
range of 0.<strong>01</strong> to 100 Ångströms. In many languages X-rays are<br />
called Röntgen radiation, after Wilhelm Conrad Röntgen, their<br />
discoverer.<br />
X-rays propagate with the speed of light c ≈ 3x10 8 m/s and their<br />
wavelength l and frequency n are related according to (Equation<br />
21):<br />
λ = c<br />
ν<br />
The photon as the particle corresponding to the X-ray wave is<br />
of energy (Equation 22):<br />
E = hv<br />
with the Planck constant h. The energy of X-ray photons thus<br />
lies in the range of 0.1 – 100 keV. SAXS experiments are usually<br />
carried out using so-called soft X-rays where l is in the<br />
order of Å, which is comparable to the inter-atomic spacing in<br />
condensed matter.<br />
3.1.1 SCATTERING LENGTH FOR X-RAYS<br />
After the Thomson-formula the angle-dependent scattered X-ray<br />
(unpolarized) intensity of a free electron reads (Equation 23):<br />
„ «<br />
dσ<br />
I(θ) = = r<br />
dΩ<br />
2 „ 2 «<br />
1 + cos (2θ)<br />
e<br />
= b<br />
2<br />
2 e<br />
with the classical electron radius (Equation 24):<br />
8<br />
re = μ0 e 2<br />
≈ 2.818 · 10<br />
4 πme<br />
−5 Å<br />
where e and m e are the electric charge and the mass of the<br />
electron and µ 0 is the vacuum permeability.<br />
The scattering length b e gives the scattering power of a free<br />
electron for unpolarized X-rays and we may identify b e with b<br />
in Equation 6.<br />
The scattering length density distribution for X-ray scattering is<br />
equal to the electron density distribution multiplied by the scattering<br />
length r(r) = n(r) b e. The dependence on scattering angle<br />
2q is contained in the factor ½(1+cos 2 (2q)). For small scattering<br />
angles it is very close to one, consequently in the smallangle-range<br />
the scattered intensity of a free electron shows<br />
practically no angle dependence and r e ≈ b e.<br />
3.1.2 GENERATION AND DETECTION OF X-RAYS<br />
We will now briefl y discuss X-ray tubes and synchrotron accelerators,<br />
which are the two principle methods of generating Xrays<br />
for application in research 2 .<br />
Synchrotrons: Here the basic principle to obtain X-rays is that<br />
the circular motion of charged particles is equivalent to an acceleration,<br />
which leads to emission of electromagnetic waves<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
tangentially to their orbit. Since the ratio of radiation intensity to<br />
particle energy depends strongly on the ratio of charge to mass,<br />
electrons or positrons are usually accelerated to high energies<br />
in the order of GeV. 1977 this was fi rst realised at the Stanford<br />
Synchrotron Radiation Laboratory (SSRL) and nowadays there<br />
are more than 20 synchrotron radiation sources all over the<br />
world. Schematically such an installation consists of an injection<br />
unit where electrons are created and injected into the evacuated<br />
trajectory unit where the electrons are forced to circulate<br />
by means of bending magnets. Focusing magnets fi ne-tune the<br />
electron trajectories. Energy losses are compensated in a cavity<br />
system and tangentially to the trajectory several beam lines are<br />
attached to transfer the synchrotron radiation into experimental<br />
chambers. Synchrotron radiation is usually polarised and<br />
ranges from infrared (l = 10 -2 cm) to hard X-ray (l = 10 -2 nm)<br />
depending on the energy of the electron beam and on its trajectory<br />
curvature. In order to take infl uence on the resulting<br />
wavelength without changing the electron energy, undulators<br />
and wigglers are used along some segments of the accelerator.<br />
When the electron beam passes these units it is forced along a<br />
much stronger systematic acceleration path resulting in higher<br />
energetic radiation. In order to select a defi ned wavelength the<br />
radiation passes monochromators.<br />
New large facility X-ray sources in future will be X-ray Free Electron<br />
Lasers (XFEL) available in USA, Japan and Hamburg. Here<br />
a linear accelerator and the principle of wigglers and undulators<br />
will be used to create short pulses of highly coherent waves.<br />
X-rays tubes: Traditional laboratory X-ray tubes, invented by<br />
Coolidge in 1913, produce X-ray beams that are of much lower<br />
intensity compared to those obtained on accelerators. Depending<br />
on the construction method, X-ray tubes produce photons<br />
with energies up to several 100 keV. In an X-ray tube electrons<br />
are evaporated from a hot spiral-wound tungsten fi lament heated<br />
by a current of typically 10 to 100 mA. These electrons are<br />
then accelerated via high voltage of 20 to 60 kV onto a metal<br />
anode in an evacuated tube.<br />
This anode consists of a high atomic number material, e.g.<br />
copper (Cu) or molybdenum (Mo).<br />
In the anode material there are two different mechanisms creating<br />
radiation: the continuous Bremsstrahlung due to the deceleration<br />
of the electrons when they reach the electromagnetic fi eld<br />
of the material and secondly the characteristic radiation. The latter<br />
is caused by transitions in the electronic system of the anode<br />
material following the excitation of atomic electrons by the impinging<br />
electron beam. This results in specifi c peaks in the intensity<br />
spectrum sitting on top of the continuous part. For example<br />
the Cu-K a peak with 1.54 Å arises from the L to K shell transition<br />
in copper. Incoming electrons knock out K-shell electrons. The<br />
electrons with the highest transition possibility come from the<br />
neighboured L shell. In the course of this transition the energy<br />
difference is emitted as an electromagnetic wave, the X-ray.<br />
Since most of the power leads to heating of the anode material<br />
and only partially to radiation, there has to be an effi cient<br />
way to cool the anode. The fi rst way to do so was realised with<br />
the so-called Sealed Tube, where the anode material has direct<br />
contact to cooling water fl ow. Another technique is realized<br />
with a rotating anode, a cylindrical block that rotates rapidly, so<br />
that heat is distributed over a large area and much higher current<br />
can be used. Generally the focal spot on the anode has a
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
rectangular shape resulting from the projection of the fi lament<br />
of typically 1x10 mm. The resulting non-polarised radiation<br />
exits the tube through windows perpendicular to the electron<br />
beam direction. Two of the windows are square and the two<br />
others line focus, leading to a slit formed primary beam in the<br />
fi rst case and to a point like primary beam in the second case.<br />
The latter has the advantage of much higher intensities but<br />
leads to a smeared scattered interference pattern as there is<br />
a line of neighboured scattering centres scattering at different<br />
sample positions. The resulting smearing effect can be treated<br />
theoretically. This set-up is used (e.g. in the Kratky Camera Setup)<br />
especially when high primary beam intensities are needed.<br />
Detection: To detect X-rays, for a long time fl uorescent screens<br />
and photographic fi lms were used. Nowadays electronic counters<br />
(proportional and scintillation counters) that convert the impact<br />
of an X-Ray to a short electronic pulse are used. Detectors can be<br />
classifi ed in 0D, 1D or 2D groups on one hand or in pulse counting<br />
or integrating groups on the other hand. Proportional and<br />
scintillation counters are typical pulse-counting representatives.<br />
0D means that the detector is set at a position where a counting<br />
event is to be measured. The measurement of the angular<br />
dependence has to be realised with a controlled positioning of<br />
the detector along the angular range of interest. 1D detectors<br />
collect events along a line of a detector window and relate these<br />
events to the different height positions. 2D detectors generalise<br />
this concept from a line window to an area formed window.<br />
Lets have a look at the working principle. A proportional counter<br />
consists of a cylinder fi lled with doped rare gas and a wire along<br />
its centre. A high voltage is set between the cylindrical shell and<br />
the wire. When X-rays enter the counter, they ionise the gas. The<br />
resulting electrons and positive counter ions move to their favoured<br />
potential (shell or wire). Along their way to the anode the<br />
electrons are accelerated and create waves of secondary ionisations.<br />
If the potential has the correct magnitude, the pulse<br />
height is proportional to the energy of the X-rays. Scintillation<br />
counters on the other hand consist of a doped crystal (e.g. sodium<br />
chloride with thallium). Here the ionisation of atoms of the<br />
crystal by an X-ray results in a photon of visible light.<br />
Synchrotron radiation is so intensive that it would destroy the<br />
pulse-counting detectors. There the X-rays are for example detected<br />
by integrating detectors like CCDs (charge-coupled devices),<br />
image plates or TV cameras.<br />
In the case of a laboratory set-up and with the aim to detect<br />
non-isotropic scattering patterns, a 2D multi-wire detector will<br />
be the best choice. Here the basics of a proportional counter is<br />
used in a chamber fi lled with doped rare gas intersected by a<br />
sequence of three planes of wires that are alternately perpendicular<br />
arranged to each other. The resulting ionisation from a<br />
detected event is traced back by the electronics to cross-points<br />
of the different wires.<br />
3.2 NEUTRONS<br />
Neutrons are spin-1/2 particles with a magnetic moment of<br />
µ = -1.923 nuclear magnetons.<br />
Not bound inside the nucleus, a free neutron decays into a<br />
proton, an electron and an antineutrino with a lifetime of about<br />
15 minutes. Neutrons can be described either as classical par-<br />
UNTERRICHT<br />
ticles with a mass of m=1.675 10 -27 kg or via the de Broglie<br />
formalism as a wave whose wavelength l relates to the wavevector<br />
k and the neutron velocity v as (Equation 25):<br />
λ = 2π<br />
|k|<br />
h<br />
=<br />
v m<br />
with the Planck constant h. The energy E of a free neutron then<br />
reads (Equation 26):<br />
E = 1<br />
2 mv2 = ω = 2k 2<br />
h2<br />
=<br />
2m 2mλ2 Classifi ed after their energy one speaks of hot, thermal or cold<br />
neutrons when their average energy corresponds to about k BT<br />
with average temperatures of T ≈ 2000 K, 300 K or 25 K respectively.<br />
The corresponding range of neutron energies E and<br />
wavelengths l are presented in Table 1. SANS experiments<br />
mostly make use of cold neutrons. When comparing neutrons<br />
and X-rays of the same wavelength we note that the energy of<br />
neutrons is about a factor of 10 6 smaller than that of X-rays.<br />
This is of special importance for inelastic and quasi-elastic<br />
scattering, which is not further discussed here.<br />
Table 1: Classifi cation of neutrons after their range of energy together with<br />
the corresponding temperatures T and wavelengths λ 9 .<br />
hot thermal cold<br />
temperature T (K) 1000 - 6000 60 - 1000 1 - 120<br />
energy E (meV) 100 - 500 5 - 100 0.1 - 10<br />
wavelength l (Å) 1 - 0.4 4 - 1 30 - 3<br />
3.2.1 SCATTERING LENGTH FOR NEUTRONS<br />
Neutrons are uncharged and therefore – contrary to X-rays and<br />
electrons – they do not interact with the atomic charge distribution<br />
but directly with the atomic nucleus via the strong nuclear<br />
force and with magnetization density fl uctuations via their magnetic<br />
moment µ. In the following we will limit the discussion to nuclear<br />
scattering * . The range of the nuclear force is orders of magnitude<br />
smaller than the neutron wavelength and therefore the<br />
scattered wave is isotropic with its amplitude being proportional<br />
to the scattering length b. The value of b does not only depend<br />
on the element but also on its isotope and the spin-state of the<br />
neutron-nucleus system ** . In the absence of a theory for nuclear<br />
forces b is an experimentally determined quantity. Contrary to Xrays<br />
where the scattering strength increases with the number of<br />
electrons, b varies in a random way from element to element *** .<br />
Even for a sample consisting of only one chemical element the<br />
neutron wave is scattered from an ensemble of fl uctuating scattering<br />
lengths. We therefore introduce the coherent and incoherent<br />
scattering cross sections s coh and s inc as (Equations 27):<br />
* We nevertheless want to mention that small-angle neutron scattering is<br />
also widely applied in order to investigate magnetic structures.<br />
** b may be complex with the imaginary part of b corresponding to absorption.<br />
Here we will only deal with nuclei having an imaginary part negligibly<br />
small. This justifi es taking b as a real quantity.<br />
***<br />
For thermal and cold neutrons b is practically independent of the incident<br />
neutron energy.<br />
9
UNTERRICHT<br />
10<br />
σcoh = 4π 〈b〉 2 =4πb 2 coh<br />
σinc = 4π<br />
“<br />
〈b 2 〉−〈b〉 2”<br />
=4πb 2 inc<br />
Accordingly the differential cross section of a system of N scatterers<br />
at positions r can be expressed in terms of a coherent<br />
and an incoherent contribution (Equation 28):<br />
„ «<br />
dσ<br />
= b<br />
dΩ<br />
2 NX NX<br />
coh · 〈e −iqrij 2<br />
〉 + N · binc =<br />
i<br />
„ «<br />
dσ<br />
dΩ<br />
coh<br />
j<br />
+<br />
„ «<br />
dσ<br />
dΩ inc<br />
Whereas the information about form and spatial correlation of<br />
the scatterers is contained in the fi rst term, the second term<br />
arises only from fl uctuations in scattering length b. (ds/dW) inc<br />
is independent of the position of the scatterers and therefore<br />
it does not contain any structural information about the sample.<br />
It is independent of q. Going to a continuous distribution<br />
of scatterers we introduce the coherent scattering length density<br />
**** (Equation 29):<br />
ρcoh(r) = 1<br />
v<br />
X<br />
b i coh(r)<br />
where b i<br />
coh(r) is the scattering length of atom i at position r<br />
within the volume V. As for SAXS this step is also for SANS justifi<br />
ed because at small q we are not able to resolve positions of<br />
individual electrons or atoms.<br />
In Table 2 we list scattering length densities and electron densities<br />
for water, decane and polyethyleneoxide (PEO) and the<br />
respective deuterated compounds. Note the large difference in<br />
r coh between deuterated and protonated compounds.<br />
Table 2: Comparison of coherent scattering length densities ρ coh and electron<br />
densities for water, decane and polyethyleneoxide (PEO). „d-“ denotes<br />
the deuterated compounds.<br />
compound r coh [10 -14 cm -2 ] electron density [e/nm 3 ]<br />
water -0.56 334<br />
d-water 6.38 334<br />
decane -0.49 254<br />
d-decane 6.64 254<br />
PEO 0.64 3<strong>01</strong><br />
d-PEO 6.46 3<strong>01</strong><br />
3.2.2 CONTRAST VARIATION TECHNIQUE<br />
One special advantage of SANS over SAXS is the possibility of<br />
contrast variation by selective deuteration. Looking back at<br />
Equation 28 we recall, that for neutron scattering the measured<br />
intensity contains a coherent and an incoherent contribution.<br />
With SANS experiments we are interested in the coherent<br />
part that contains the desired structural information about the<br />
sample. One is therefore interested in maximizing the coher-<br />
**** The incoherent scattering length density rinc is calculated accordingly<br />
by replacing b i<br />
coh in Equation 29 by b i<br />
inc .<br />
i<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
ent part by increasing the coherent contrast Dr coh. At the same<br />
time one should minimize the incoherent scattering, which is<br />
the constant q-independent background.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Figure 6: Illustration of the principle of contrast variation: exchanging protons<br />
with deuterons one may adjust the scattering length density of the substance.<br />
Here the scattering length density of the solvent ρ s is matched to<br />
that of the core ρ 1 (left picture) and to that of the shell ρ 2.<br />
For SANS selective deuteration can be used to label a certain<br />
part of a macromolecule or to create a contrast between dissolved<br />
particles and solvent. The technique exploits the lucky<br />
fact that there is a big difference between coherent r coh and<br />
incoherent scattering cross sections r inc of 1 H and 2 D.<br />
Table 3: Coherent and incoherent cross sections for thermal and cold neutrons,<br />
as defi ned in Equations 26 of some common elements and isotopes<br />
which are contained in our sample compounds. Values are taken from 10 .<br />
(10 -24 cm 2 = 1 barn)<br />
1 H 2 D C O 23 Na S<br />
rcoh [10 -24 cm 2 ] 1.76 5.59 5.55 4.23 1.66 1.02<br />
rinc [10-24cm2 ] 80.27 2.05
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
If one plans a SANS experiment one has to apply for beam<br />
time. At most neutron centres beam time is allocated twice per<br />
year; assistance on proposal writing and help with the organization<br />
of SANS experiments can be found on the respective<br />
web pages of the institutes.<br />
Worldwide there exist about 30 SANS instruments and more<br />
instruments are being constructed continuously. For a listing of<br />
some of the available instruments please have a look at „The<br />
world directory of SANS instruments“ which provides instrument<br />
specifi c information that is updated on a regular basis **** .<br />
Nuclear reactors: In a nuclear reactor, like the ILL or the FRM2,<br />
a sustained fi ssion reaction takes place in fuel elements containing<br />
fi ssile material. This can for example be 235 Uranium,<br />
where the fi ssion reaction leads to two fi ssion fragments<br />
and on average 2.7 fast neutrons carrying energies of about<br />
1–2 MeV. One of these neutrons is needed to sustain the chain<br />
reaction and causes another uranium to fi ssion. The remaining<br />
1.7 neutrons per fi ssion process are either absorbed or they<br />
escape from the core and may be guided to the instruments.<br />
As mentioned before, SANS experiments work with cold neutrons<br />
that have energies in the meV-range. The initially produced neutrons<br />
therefore need to be slowed down. This works with so-called<br />
moderators, for example a tank of liquid deuterium at a temperature<br />
of T ≈ 25 K, where the fast neutrons lose energy through<br />
collisions until their average energy corresponds to thermal energy<br />
at the moderator temperature. These moderated neutrons<br />
are then guided to the instruments where they are further monochromatized<br />
for example by means of velocity selectors.<br />
Spallation sources: An alternative process for the production<br />
of free neutrons is used in particle accelerators where a target<br />
consisting of a heavy metal is hit by a high-energy particle. The<br />
heavy nucleus emits nucleons to reduce its atomic weight; this<br />
process is called nuclear spallation. As target material mercury,<br />
tantalum or other heavy metals are used, and 20 - 40<br />
neutrons are expelled after each impact.<br />
Contrary to neutron reactors the neutron fl ux of spallation<br />
sources is pulsed with pulse durations in the order of microseconds.<br />
The produced neutrons are extremely fast and they<br />
need to be slowed down before being used for scattering experiments.<br />
After this moderation the obtained pulses are considerably<br />
broadened in time.<br />
Detection: Due to their negligible ionization ability thermal and<br />
cold neutrons can only be detected in an indirect way where<br />
neutron absorption leads to secondary ionization events, which<br />
may then be counted.<br />
Gas detectors make use of a neutron absorbing gas, e.g. 3 He<br />
or BF 3. Particles resulting from the nuclear reaction of the gas<br />
molecules with neutrons cause ionization, which is collected by<br />
an anode wire at high voltage.<br />
An alternative way of counting neutrons is by means of scintillation<br />
detectors where a neutron absorbing material like e.g. 6 Li is<br />
homogeneously mixed with a scintillating material like for example<br />
ZnS. A photomultiplier amplifi es the light, which is then in turn<br />
**** www.ill.eu/instruments-support/instruments-groups/groups/lss/more/<br />
world-directory-of-sans-instruments/<br />
UNTERRICHT<br />
detected. Scintillation detectors are faster than gas detectors and<br />
offer a better resolution. One of their disadvantages is their sensitivity<br />
to gamma radiation which means that one has to take special<br />
precautions in order to discriminate a gamma-background 4 .<br />
4 SELECTED APPLICATIONS<br />
We will now describe SAS experiments on condensed matter<br />
carried out by our group. In order to illustrate the power of<br />
neutrons and X-rays as probes we have chosen two exemplary<br />
systems. The fi rst will deal with nano-pores studied by means<br />
of SAXS; this system is highly anisotropic. The second case<br />
discusses the study of a microemulsion as an example for an<br />
isotropic sample investigated by SANS.<br />
4.1 ION-TRACK ETCHED POLYCARBONATE NANO-PORES (ITPC)<br />
Porous materials play an important role for many applications<br />
e.g. as fi lter membranes, ion-exchangers, in chromatography<br />
or as catalytic converters 11 . Examples for porous materials<br />
are nano-porous networks like vycor glass 12 , highly ordered,<br />
parallel running nano-pores in silicon, silica or alumina 13,14 , or<br />
two-dimensional randomly distributed but still strictly parallel<br />
running ion track etched nano-pores in polymers e.g. in polycarbonate<br />
13,15 . Besides application-oriented uses these nanoporous<br />
materials have also been used to study the behaviour<br />
of enclosed materials under confi nement in the nanometre<br />
range. For this purpose pores have been fi lled e.g. with solvents<br />
16 , alkanes 17 , homo-polymers and block copolymers 18,19 .<br />
In every case the porous system itself needs to be structurally<br />
characterized.<br />
Small angle X-ray scattering (SAXS) is a well-suited method to<br />
characterize the structural properties of the nano-porous systems.<br />
The spatial resolution of SAXS matches the dimensions<br />
of these porous systems with diameters from 10 to 150 nm<br />
and similar pore distances. The scattering pattern contains information<br />
on the averages over the scattering volume. In order<br />
to derive this information from the scattering curve, detailed<br />
modelling of the various contributions to the scattering intensity<br />
has to be done.<br />
As an example we will discuss SAXS results obtained on iontrack<br />
etched polycarbonate (ITPC) which is a nano-porous polymer-fi<br />
lm with cylindrical pores perpendicular to the membrane<br />
plane.<br />
ITPC is produced by fi rst irradiating a polycarbonate foil with<br />
swift heavy ions. The foil is then further treated with UV light<br />
and etched with a solution of sodium hydroxide. The size and<br />
density of pores may be controlled by varying the fl ux of the<br />
heavy ion irradiation and the etching time: the pore density<br />
increases with increasing fl ux and the pore radii increase with<br />
increasing etching time. More detailed information on the<br />
preparation of these pores is given in the reference 15 .<br />
Because of the high aspect ratio between the pore length and<br />
radius, the scattering behaviour depends strongly on the orientation<br />
of the sample and results in most cases in strongly<br />
anisotropic patterns. Hence the use of a two-dimensional detector<br />
and accurate control of sample orientation with respect<br />
to the X-ray beam are mandatory. In our experiment the sample<br />
11
UNTERRICHT<br />
surface is at fi rst perpendicular to the beam. The pores then<br />
are parallel to the beam. We then rotate the sample by g = 20°<br />
around an axis perpendicular to the beam. The anisotropic images<br />
are seen on the 2D detector as slightly curved streaks;<br />
see Figure 7 for an exemplary scattering image.<br />
For such kinds of samples a model based on Equation 11 for<br />
the scattered intensity has been derived 13 . Since the pores are<br />
2D randomly distributed, S(q)=1. The variation of intensity with<br />
qy is (Equation 30):<br />
* ˛˛˛˛ ˛<br />
j1(qyR) ˛2<br />
I(qy) =c<br />
˛<br />
qyR ˛<br />
+<br />
“<br />
exp −q 2 yD 2”<br />
+ Ibg where denotes the average over different pore radii, here<br />
with the help of a Schultz-Zimm distribution function (see also<br />
next section). j i is the spherical Bessel function of fi rst order. q y<br />
is a component of q (see Figure 7).<br />
R is the mean pore radius; D is a measure of the pore surface<br />
roughness in terms of a continuous transition region from the<br />
PC-matrix to the empty core. I bg denotes the constant background.<br />
The scattered intensity is analysed along a streak on the<br />
detector defi ned as y-direction, illustrated in Figure 7, where the<br />
scattering on the two-dimensional detector is shown. The frame<br />
describes the range of interest in the subsequent discussion.<br />
Figure 7: False colour plot of the two-dimensional detector image showing<br />
the X-ray scattering of ITPC. The white rectangular shows the mask used for<br />
the data analysis (see text for further explanations). Note that the region of<br />
high intensity is slightly curved. Furthermore the shadow of the beam-stop<br />
can be seen in the centre of the detector.<br />
Thus this intensity is extracted from the 2D detector with the<br />
help of a rectangular fi lter and results in the scattering curves<br />
given in Figure 8.<br />
The scattering curves reveal characteristic oscillations and<br />
a general slope excellently described by the model function.<br />
Geometrical parameters like the mean pore radius and the<br />
polydispersity can be identifi ed in the oscillations, whereas<br />
the roughness infl uences the general decay of the curve. With<br />
decreasing radii of the cylinder, the fi rst minimum shifts to<br />
higher q-values. The lower the polydispersity is the stronger<br />
pronounced are these oscillations. The bigger the polydispersity<br />
the more the oscillations vanish beginning with the highest<br />
and proceeding to lower orders. As a general rule the polydis-<br />
12<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
persity has to be smaller than 30% to see at least a shoulder of<br />
the fi rst oscillation. Below approx. 20% the second oscillation<br />
could be seen and below 10% the scattering curve is well pronounced.<br />
Of course the instrumental resolution also infl uences<br />
the strength of the oscillations but in contrast to the polydispersity<br />
it smears out all oscillations in the same way.<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
Figure 8: Presentation of typical scattering curves from nanoporous PC samples<br />
with different mean pore radii. The lowest scattering curve with lowest<br />
oscillation frequency (blue circles) is measured on a sample representing the<br />
smallest, completely free etched mean pore radii with R = 6.89 nm and a<br />
polydispersity of p = 10.4%. The mean pore radii and polydispersities p of the<br />
subsequent curves are R = 13.18 nm, p = 4.7% (green squares), R = 28.05 nm,<br />
p = 3.8% (grey diamonds) and R = 42.21 nm, p = 1.4% (bright blue down triangles).<br />
The largest mean pore radii accessible through the limits of instrumental<br />
resolution and polydispersity is represented by the upmost curve with highest<br />
oscillation frequency (yellow up triangles) with R = 51.69 nm, p = 1.5%.<br />
Higher values for the roughness lead to a stronger decrease of<br />
the slope as can be seen from the exponential dependency in<br />
the model function. In this context the rectangular fi lter has to be<br />
applied carefully because of the still slightly curved shape of the<br />
intensity streak. If additional intensity is situated outside of the<br />
fi lter this could be misinterpreted as an additional roughness.<br />
As a general result the analysis of cylindrically shaped ion track<br />
etched polymer membranes with SAXS yield information about<br />
the geometrical ensemble properties in a defi nite and accurate<br />
way. There is a lower limit for the mean pore radii that results<br />
from the size of the traces consisting of the destroyed material<br />
caused by the swift heavy ions, that is in the range of 3 – 5 nm.<br />
In the initial step of the etching process these traces have to be<br />
cleared by the etching solution until the PC matrix is affected.<br />
This results in a minimum of the mean pore radius. This fi rst<br />
step is different for the different pores; this leads to a high<br />
polydispersity of the mean pore radius. Scattering curves from<br />
SAXS experiments with this preparation stage cannot be analyzed<br />
unambiguously. When the etching process affects the PC<br />
matrix the etching rate becomes equal for all pores resulting in<br />
a reduction of the polydispersity. The lowest scattering curve<br />
in Figure 8 (blue circles) exemplifi es the situation of this stage<br />
of process possessing a minimum mean pore diameter and an<br />
acceptable polydispersity (p ≈ 10%, see fi gure caption). The<br />
top scattering curve in Figure 8 with the highest oscillation frequency<br />
(yellow upright triangles) represents a much later stage<br />
with a nearly monodisperse (p ≈ 1.5%) pore radii distribution.<br />
Figure 9 shows the pore radius versus etching time as deduced<br />
from the fi ts of the SAXS curves. As expected the radius
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
increases linearly with etching time. By choosing the appropriate<br />
etching time one may thus control the resulting pore radii.<br />
As mentioned before, the size polydispersity of the pores depends<br />
on the average pore radius, see Figure 10.<br />
With increasing mean pore radius the polydispersity p decreases,<br />
explainable by the production process. The fi lling process of<br />
such pores may be monitored in-situ by time-resolved SAXS 20 .<br />
4.2 WATER-IN-OIL DROPLET MICROEMULSIONS<br />
<br />
Figure 9: Dependency of the mean pore radii on the etching time. The radius<br />
depends linearly on the etching time. Deviations are explained by the dependency<br />
on the UV treatment and etching conditions, i.e. duration and intensity<br />
of exposition and etching solutions temperature and its concentration.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Figure 10: Size polydispersity as a function of the mean pore radii. The polydispersity<br />
diverges for small mean pore radii because of the initial process of the<br />
clearance of the destroyed material of the ion traces. After the etching process<br />
affects the PC matrix material the etching rate is equal for all pores. Hence the<br />
initially very polydisperse radii distribution becomes rather monodisperse with<br />
p
UNTERRICHT<br />
14<br />
»<br />
F (q) = 4π(ρc − ρs)R 3 „ «<br />
j1(qRc)<br />
c<br />
qRc<br />
„ «–<br />
j1(q(Rc + d))<br />
+4π(ρs − ρm)(Rc + d)3<br />
q(Rc + d)<br />
r c, r s and r m denote the coherent scattering length densities of<br />
core, shell and matrix respectively and j 1 is the spherical Bessel<br />
function of fi rst order. Note that we deal with an isotropic<br />
system which means that I(q) = I(q) holds.<br />
The size polydispersity p of the droplets is accounted for by using<br />
in Equation 31 a form factor that is averaged over<br />
Schultz-Zimm distributed radii 29 (Equation 33):<br />
„ « z+1<br />
z +1<br />
f(R, z) =<br />
R<br />
〈Rc〉<br />
z „<br />
z +1<br />
c exp −<br />
〈Rc〉 Rc<br />
«<br />
with the Gamma function:<br />
Γ(x) = R ∞<br />
0 e−t t x−1 dt<br />
1<br />
Γ(z +1) ;<br />
z>−1<br />
The parameter z relates to the droplet size polydispersity through<br />
(Equation 34):<br />
p<br />
〈R2 p =<br />
c〉−〈Rc〉 2 1<br />
= √<br />
〈Rc〉 1+z<br />
Contrary to the Gauss distribution the Schultz-Zimm distribution<br />
is asymmetric and excludes the unphysical case of negative<br />
radii.<br />
Furthermore we want to emphasize that one may evaluate the<br />
absolute normalized intensity. This means, that the droplet<br />
number density n in Equation 30 calculates from the droplet<br />
volume fraction f with the volume of a droplet v d = 4/3p(R c+d) 3<br />
through (Equation 35):<br />
n = f/v d<br />
The big advantage of neutron scattering is that one can adjust<br />
the scattering length densities r of the different components<br />
by means of selective deuteration.<br />
For structural investigations the most appropriate mixture for<br />
the here chosen system would be deuterated oil and deuterated<br />
water and only protonated surfactant AOT, resulting in a<br />
sharp contrast profi le called shell-contrast.<br />
Figure 12: SANS curves of shell contrast water-in-oil droplet microemulsions<br />
(measured around room temperature). From top to bottom the molar ratio ω of<br />
water to surfactant AOT increases leading to increasing micelle radii resulting<br />
in a shift of the form factor minimum to lower q, indicated by the arrow.<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
By preparing such samples the scattering is optimized, as the<br />
incoherent fl at background is minimal while the coherent contrast<br />
difference between shell and core and shell and matrix<br />
is maximum.<br />
In Figure 12 we show SANS curves for shell-contrast water/<br />
AOT/oil microemulsions in the L 2 droplet phase around room<br />
temperature. From top to bottom the curves belong to samples<br />
with decreasing water loadings corresponding to molar<br />
ratios ω of water to AOT decreasing from 12 to 3. With decreasing<br />
molar ratio ω the local intensity minimum shifts to<br />
higher q-values, while all curves remain qualitatively similar.<br />
Independent of any model this indicates that all samples contain<br />
scattering particles with similar form but of decreasing<br />
size with decreasing ω.<br />
The solid lines in Figure 12 correspond to fi ts with Equation 30<br />
using the above described core-shell form factor, Equation 31.<br />
These fi ts yield the size of the droplet core R c, the thickness<br />
of the surfactant shell d and the size polydispersity p of the<br />
droplets.<br />
Droplet core radii R c deduced from SANS and small-angle Xray<br />
scattering (SAXS) are shown in Figure 13 a function of ω.<br />
Note that the core radius increases linearly with ω. This result<br />
agrees with the theoretical prediction based on the assumption<br />
of a constant ω-independent head-group area of the AOT<br />
molecule 30 . For this microemulsion system one may thus control<br />
the size water core in a systematic way between few Ångströms<br />
and several nanometres. This feature is especially of<br />
interest for ongoing studies focussing on the behaviour of soft<br />
confi ned liquids enclosed in these micelles 31,25 .<br />
Figure 13: Droplet core radii R c as a function of the molar ratio ω. The dotted<br />
line shows the theoretical predicted linear relation based on simple geometrical<br />
considerations 30 . The fi gure is taken from 32 .<br />
5 CONCLUSIONS<br />
With this article we gave a brief introduction to small-angle X-ray<br />
scattering (SAXS) and small-angle neutron scattering (SANS).<br />
Both, SAXS and SANS, are powerful techniques which allow to analyze<br />
size and shape of complex systems with typical sizes ranging<br />
between several Ångströms and hundreds of nanometres.<br />
A rough listing of the respective advantages can be found in<br />
Table 4.<br />
ω
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Table 4: Pros and Cons of SAXS and SANS<br />
SAXS SANS<br />
+ small amount of sample - larger amount of sample<br />
+ short measuring times - longer measuring times<br />
+ possible in Laboratory or at<br />
synchrotron<br />
- only at reactor possible<br />
- eventual radiation damage + non-destructive<br />
- insensitive to light elements in + sensitive to light elements<br />
presence of heavier elements (soft matter)<br />
- no contrast variation<br />
+ contrast variation by selective<br />
deuteration<br />
Whereas SAXS experiments may be carried out in a laboratory,<br />
SANS experiments can only be performed at large-scale neutron<br />
facilities. SANS beam time is usually very demanded and<br />
therefore restricted.<br />
Due to a much less intense neutron fl ux compared to X-rays,<br />
the required amount of sample is larger for SANS than for<br />
SAXS. For the same reason also the measuring time is usually<br />
much shorter in the case of X-rays. With SAXS on soft matter<br />
samples one needs to take care that the samples do not get<br />
altered - contrary to SANS which is absolutely non-destructive.<br />
The unique advantage of SANS is the possibility of contrast variation<br />
by means of selective deuteration. This is of particular<br />
importance especially in the understanding of soft matter and<br />
biological systems containing predominantly light elements.<br />
Derivation of the Guinier Approximation:<br />
The scattering amplitude A(q) for a particle with volume vp and arbitrary form<br />
may be expanded for very small scattering vectors q:<br />
<br />
<br />
A(q) = (ρ(r) − ρs) 1+iqr −<br />
vp<br />
1<br />
2 (qr)2 <br />
+ ... dr (G-1)<br />
ρ(r) and ρs stand for the particle and solvent scattering length densities respectively,<br />
<br />
...dr denotes the integral over the particle volume. Squaring<br />
vp<br />
Equation G-1 and averaging over all orientations of q we obtain the intensity<br />
I(q):<br />
I(q) =<br />
<br />
<br />
vp<br />
<br />
(ρ(r) − ρs) 1+iqr − 1<br />
2 (qr)2 <br />
<br />
<br />
+ ... dr<br />
<br />
2<br />
(G-2)<br />
The origin of r is chosen to be at the centre of mass of the particle. Terms of<br />
higher order than (qr) 2 can be ignored for q → 0 and:<br />
I(q) =Δρ 2<br />
<br />
1 − 1 2<br />
(qr)<br />
2<br />
<br />
<br />
dr<br />
(G-3)<br />
vp<br />
(qr) 2 =(qr) 2 cos 2 (φ) where φ is the angle between r and q and 〈cos 2 (φ)〉 = 1<br />
3<br />
I(q) ≈ Δρ 2 v 2 p<br />
<br />
1 − 1 q<br />
3<br />
2 <br />
vp<br />
vp<br />
r 2 dr<br />
<br />
(G-4)<br />
We recall the radius of gyration of particle as Rg = 1<br />
<br />
vp vp r2dr. For Rgq ≪ 1,<br />
1 − 1<br />
3q2 R2 g ≈ exp(− 1<br />
3q2 R2 g) and Eq. G-4 becomes the expression known as the<br />
Guinier approximation:<br />
I(q) ≈ Δρ 2 v 2 <br />
p exp − 1<br />
3 q2R 2 <br />
g<br />
(G-5)<br />
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25<br />
T. Blochowicz, E. Gouirand, A. Fricke, T. Spehr, B. Stühn, and B.<br />
Frick, Chem. Phys. Lett. 475, 171 (2009).<br />
26<br />
T. Spehr, B. Frick, I. Grillo, P. Falus, M. Müller, and B. Stühn, Phys.<br />
Rev. E 79, 031404 (2009).<br />
27<br />
T. Spehr, I. Grillo, B. Frick and B. Stühn, J. Phys.: Condensed Matter<br />
20, 104204 (2008).<br />
28 S.-H. Chen, Ann. Rev. Phys. Chem. 37, 351 (1986).<br />
29 M. Kotlarchyk, R. Stephens, and J. Hung, J. Phys. Chem. 92, 1533<br />
(1988).<br />
30 M. Van Dijk, J. Joosten, Y. Levine, and D. Bedeaux, J. Phys. Chem.<br />
93, 2506 (1989).<br />
31<br />
R. Zorn, M. Mayorova, D. Richter, and B. Frick, Soft Matter 4, 522<br />
(2008).<br />
32 T. Spehr, Water Dynamics in Soft Confi nement, PhD Thesis, Technische<br />
Universität Darmstadt, (2<strong>01</strong>0).<br />
15
TAGUNGEN<br />
Timo Jacob<br />
Seit einigen Jahren lässt sich ein verstärktes Interesse an der<br />
Elektrochemie sowie ihren vielfältigen Anwendungs- bzw. Einfl ussbereichen<br />
verzeichnen, eine Entwicklung, die sich unter anderem<br />
auf ein verändertes Bewusstsein mit Energieressourcen und ihren<br />
Umwandlungen zurückführen lässt. Diesen Impuls begleitete<br />
auch die internationale Tagung „Electrochemistry 2<strong>01</strong>0: From microscopic<br />
understanding to global impact”, die gemeinsam von<br />
der GDCh-Fachgruppe Angewandte Elektrochemie, der GDCh-AK<br />
ELACH, der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft, der DECHEMA, der<br />
AGEF, der GfKorr und der DGO organisiert wurde. An der Ruhr-<br />
Universität Bochum konnten die beiden Konferenzorganisatoren<br />
Gunther Wittstock und Wolfgang Schuhmann fast 350 registrierte<br />
Teilnehmer begrüßen, die sich in vier parallelen Themensitzungen<br />
mit den verschiedenen Facetten der Elektrochemie beschäftigten.<br />
Die Bereiche, die in Abb. 1 skizziert sind, reichten hierbei<br />
angefangen von der Elektrokatalyse, über die Festkörper-Elektrochemie,<br />
die Biochemie, die Ionischen Flüssigkeiten, bis hin zu<br />
den anwendungsorientierten Gebieten der Photo-Elektrochemie<br />
und den Batterien. Die Anzahl von insgesamt 103 Vorträgen (inkl.<br />
der eingeladenen Beiträge) und 134 Posterbeiträgen war ein kla-<br />
16<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
INTERNATIONALE TAGUNG:<br />
ELECTROCHEMISTRY 2<strong>01</strong>0 – FROM MICROSCOPIC<br />
UNTERSTANDING TO GLOBAL IMPACT<br />
13.–15. SEMPTEMBER 2<strong>01</strong>0, RUHR-UNVERSITÄT BOCHUM<br />
Abb. 1: Überblick über die Konferenzthemen.<br />
PD Dr. Timo Jacob<br />
Institut <strong>für</strong> Elektrochemie, Universität Ulm<br />
Albert-Einstein-Allee 47, D-89069 Ulm, Germany<br />
Telefon: +49-(0)731-50-25417, Fax: +49-(0)731-50-25409<br />
E-Mail: timo.jacob@uni-ulm.de<br />
Abb. 2: Diskussion an den Postern.<br />
res Indiz da<strong>für</strong>, dass die Elektrochemie verschiedenste Bereiche<br />
der <strong>Physikalische</strong>n Chemie anspricht.<br />
Trotz der Themenvielfalt kristallisierte sich schnell heraus, dass<br />
<strong>für</strong> alle Bereiche die Grundlagen-Elektrochemie von besonderer<br />
Bedeutung ist und <strong>für</strong> die Weiterentwicklung sowie die Verknüpfung<br />
der unterschiedlichen Disziplinen nicht vernachlässigt werden<br />
darf. Zum Beispiel <strong>für</strong> die Verbesserung bestehender oder<br />
auch die Entwicklung zukunftsträchtiger Batteriesysteme (z.B.<br />
Li−Schwefel oder Li−Luft) ist neben den materialwissenschaftlichen<br />
Aspekten auch ein tieferes Verständnis der elektrochemischen<br />
Abläufe im Elektrolyt, den Elektroden, und vor allem den<br />
diese Reservoirs verbindenden Grenzschichten erforderlich.<br />
Hier<strong>für</strong> stellt die Elektrochemie, die per defi nitionem interdisziplinär<br />
ist, in idealer Weise die nötigen Voraussetzungen.<br />
Neben diesen modernen Aspekten der Elektrochemie darf natürlich<br />
ein weiterer Höhepunkt der Tagung, der Abendvortrag von<br />
Prof. Jürgen Garche zur 50-jährigen Geschichte der Fachgruppe<br />
Angewandte Elektrochemie, nicht unerwähnt bleiben. Beginnend<br />
mit der Darstellung der Elektrochemie vor Christi Geburt bis hin<br />
zu aktuellen Aspekten wie zum Beispiel den Solar- oder Brennstoffzellen,<br />
wurde jeder noch zweifelnde Studierende schnell davon<br />
überzeugt, mit der Elektrochemie einen enorm wichtigen und<br />
auch zukunftsträchtigen Zweig der Wissenschaft zu verfolgen.<br />
Im Ganzen war die Tagung Electrochemistry 2<strong>01</strong>0 ein äußerst<br />
gelungenes Geburtstagsfest <strong>für</strong> die mittlerweile 50 Jahre junge<br />
Fachgruppe Angewandte Elektrochemie. Mit großen Erwartungen<br />
richtet sich nun, nach den Erfolgen in Gießen 2008 und in<br />
Bochum 2<strong>01</strong>0, der Blick auf die Fortführung dieser interessanten<br />
und <strong>für</strong> den Elektrochemie-Standort Deutschland wichtigen<br />
Tagung nach München, dem Veranstaltungsort 2<strong>01</strong>2.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Ole Lytken und J. Michael Gottfried<br />
EINLEITUNG<br />
Die Erforschung von Oberfl ächen- und Grenzfl ächenprozessen<br />
hat in den vergangenen 50 Jahren einen enormen Aufschwung<br />
genommen. Angetrieben wird dieser einerseits durch apparative<br />
und methodische Fortschritte in der Grundlagenforschung, in erster<br />
Linie die Ultrahoch vakuumtechnik und die modernen Methoden<br />
zur Oberfl ächenanalyse [1], anderer seits durch die technische<br />
Relevanz von Grenzfl ächen, etwa in der heterogenen Katalyse [2].<br />
Standen in der „klassischen“ Epoche der Oberfl ächenforschung<br />
(etwa 1960-1990) [3] katalytisch relevante Oberfl ächenreaktionen<br />
von kleinen Molekülen im Vordergrund, z.B. die Oxidation<br />
von Kohlenmonoxid oder die Synthese von Ammoniak [4], so<br />
verschiebt sich das Interesse zunehmend zu komplexeren Systemen,<br />
an denen z.B. Biomoleküle, Metallkomplexe und Metallpartikel,<br />
aber auch Flüssigkeiten, Polymere oder Mem branen beteiligt<br />
sind. Diese neuartigen Systeme, die z.B. auf den Gebieten der<br />
Energieumwandlung und der Informations technologie eine wachsende<br />
Rolle spielen [5], erfordern u.a. eine Weiterentwicklung der<br />
experimentellen Methoden der Oberfl ächen forschung. Hier im<br />
Mittelpunkt stehen soll die Nanojoule-Adsorptions kalorimetrie<br />
(NAC), mit der Adsorptions energien an wohldefi nierten Grenzfl<br />
ächen, z.B. Einkristall ober fl ächen, bestimmt werden können.<br />
Diese Methode ist seit den 1990er Jahren vor allem von D.A. King<br />
[6] und C.T. Campbell [7] entwickelt wurden und hat gerade in<br />
jüngster Zeit zunehmende Verbreitung und Weiterentwicklung<br />
erfahren [8-11], da sie im Unterschied zu desorptions basierten<br />
Methoden [12] auch <strong>für</strong> irreversible Adsorbat systeme, wie sie vor<br />
allem bei komplexen Grenzfl ächen auftreten, geeignet ist.<br />
Adsorptionsprozesse sind von grundlegender Bedeutung in der<br />
heterogenen Katalyse, der Sensorik, bei elektrochemischen<br />
Vorgängen, aber auch bei der Herstellung von dünnen Schichten,<br />
z.B. in der Halbleitertechnik. Einer der wichtigsten Parameter<br />
ist dabei die Adsorptionsenergie als ein direktes Maß<br />
<strong>für</strong> die Stärke der Bindung zwischen dem adsorbierten Teilchen<br />
(Adsorbat) und der Oberfl äche (Substrat) [13]. So setzt<br />
die katalytische Aktivierung eines Moleküls eine hinreichend<br />
starke Wechselwirkung des Intermediates mit der Katalysator-<br />
ASPEKTE<br />
NANOJOULE-ADSORPTIONSKALORIMETRIE:<br />
MESSUNG VON ADSORPTIONSENERGIEN<br />
AUF WOHLDEFINIERTEN OBERFLÄCHEN<br />
PD Dr. Michael Gottfried und Dr. Ole Lytken<br />
Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II<br />
Egerlandstr. 3, 91058 Erlangen<br />
Tel.: +49 9131 85 27320, Fax: +49 9131 85 28867<br />
E-Mail: michael.gottfried@chemie.uni-erlangen.de<br />
E-Mail: ole.lytken@chemie.uni-erlangen.de<br />
oberfl äche voraus (meist Chemisorption); ähnliches gilt <strong>für</strong> die<br />
Bindung eines Moleküls an einen Sensor oder <strong>für</strong> elektrochemische<br />
und elektrokatalytische Vorgänge. Ist die adsorptive<br />
Bindung dagegen sehr stark, kann es zu irreversibler Adsorption<br />
und damit zu einer Vergiftung des Katalysators kommen<br />
(Prinzip von Sabatier) [14]. Die genaue Kenntnis experimenteller<br />
Adsorptionsenergien ist außerdem wichtig <strong>für</strong> die Verbesserung<br />
der theoretischen Methoden der Oberfl ächen for schung,<br />
<strong>für</strong> welche die Berechnung der Grund zustandsenergie eines<br />
Adsorbates zumeist den kritischsten Test darstellt.<br />
Adsorptionsenergien können durch thermodynamische und,<br />
indirekt, kinetischen Verfahren bestimmt werden. Bei letzteren<br />
wird die Desorptionsgeschwindigkeit als Funktion der Temperatur<br />
gemessen und daraus die Desorptionsaktivierungsenergie<br />
mit Hilfe eines Arrhenius-Ansatzes bestimmt (Temperaturprogrammierte<br />
Desorption, TPD [12,15]). Diese Aktivierungsenergie<br />
entspricht bei nicht-aktivierter Adsorption näherungsweise<br />
der negativen Adsorptionsenergie.<br />
Ein anderer Ansatz beruht auf der Gleichgewichtsthermodynamik<br />
und betrachtet die Abhängigkeit des Gleichgewichtsdrucks<br />
p von der Temperatur T bei konstantem Bedeckungsgrad Θ<br />
(Isosterenmethode). Diese Größen hängen über die Clausius-<br />
Clapeyron-Gleichung mit der Adsorptionswärme bei konstantem<br />
Θ (isostere Wärme q st) zusammen [13]:<br />
q st<br />
ln<br />
p <br />
R<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1T Beiden Methoden ist gemeinsam, dass sie nur bei vollständig<br />
reversibler Adsorption anwendbar sind, d.h., wenn die adsorbierten<br />
Moleküle unzersetzt desorbieren können, wie z.B. Kohlenmonoxid<br />
(CO) auf einer Pt(111)-Oberfl äche (Abbildung 1a).<br />
Viele Moleküle, vor allem große organische oder Biomoleküle,<br />
dissoziieren jedoch auf der Oberfl äche ohne zu desorbieren.<br />
Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist Benzol, das auf Pt(111) bei 300 K<br />
zunächst als intaktes Molekül adsorbiert (Abbildung 1b). Bei<br />
Temperaturerhöhung fi ndet jedoch Zersetzung statt, wobei<br />
Wasserstoff (H 2) desorbiert und Kohlenstoff (in Form graphenartiger<br />
Strukturen [16]) auf der Oberfl äche zurückbleibt. Daher<br />
können hier weder TPD noch Verfahren auf Basis der Clausius-<br />
Clapeyron-Gleichung angewendet werden.<br />
Bei derartigen irreversiblen Systemen kann die Adsorptionsenergie<br />
nur durch direkte kalorimetrische Messung bestimmt<br />
(1)<br />
17
ASPEKTE<br />
werden, d.h., durch Messung der Temperaturänderung infolge<br />
der bei Adsorption freigesetzten Wärme. Bei pulverförmigen<br />
Proben (z.B. industriellen Katalysatoren) ist dies gut möglich, da<br />
das Verhältnis von Oberfl äche zu Volumen und damit die adsorptionsinduzierten<br />
Temperatureffekte relativ groß sind [17-19].<br />
Abbildung 1: Reversible und irreversible Adsorption. (a) Reversibel: CO auf<br />
Pt(111). CO desorbiert intakt, so dass die molare Adsorptionsenergie, ΔU ads,<br />
aus der Desorptionsaktivierungsenergie E des abgeschätzt werden kann. (b)<br />
Irreversibel: Benzol auf Pt(111). Benzol adsorbiert bei 300 K als intaktes Molekül,<br />
dissoziiert jedoch oberhalb von 500 K unter Desorption von H 2. ΔU ads<br />
kann hier nur kalorimetrisch bestimmt werden.<br />
Die Grundlagenforschung ist jedoch vor allem an gut charakterisierten<br />
Einkristalloberfl ächen interessiert, da bei diesen<br />
überwiegend einheitliche Adsorptionsplätze vorliegen.<br />
Problema tisch bei typischen Einkristallproben ist die – relativ<br />
zur Oberfl äche – große Wärmekapazität; die Adsorptionswärme<br />
verursacht dann nur sehr kleine, schwer messbare<br />
Temperatur erhöhungen. In den 1980er Jahren wurden zunächst<br />
wenig erfolgreiche Versuche zur Adsorptionskalorimetrie<br />
an makroskopischen Pt(111)-Einkristallen und mit einem<br />
Thermistor als Sensor durchgeführt; die adsorptionsinduzierten<br />
Temperatur änderungen waren jedoch einfach zu klein [20].<br />
18<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Der entscheidenden Durchbruch gelang Sir David A. King (Cambridge)<br />
in den 1990er Jahren durch die Verwendung von ultradünnen<br />
Einkristallen (Dicke ~0.2 μm) in Verbindung mit einer<br />
gepulsten Molekularstrahlquelle und einem Infrarotdetektor<br />
(Pyrometer) [6]. Infolge der geringen Wärmekapazität einer solchen<br />
Probe bewirkt schon die Adsorption von Bruchteilen einer<br />
Monolage eine hinreichende Temperaturänderung (~1 K) [21],<br />
die anhand der Änderung der abgestrahlten Infrarotintensität<br />
mit einem IR-Detektor außerhalb der Ultrahochvakuum-(UHV)-<br />
Apparatur gemessen wird. Auf diese Weise können Wärmeeinträge<br />
unterhalb von 1 μJ/cm 2 detektiert werden (Box 1). Mit<br />
diesem Ansatz wurden zahlreiche irreversible Adsorbatsysteme<br />
und Oberfl ächenreaktionen untersucht, z.B. NO, O 2, CO und C 2H 4<br />
auf verschiedenen Einkristalloberfl ächen von Ni, Pd und Pt, sowie<br />
die Oxidation von CO auf Pt-Oberfl ächen [6]. Einige dieser<br />
Adsorbate spielen eine wichtige Rolle bei der katalytischen Entgiftung<br />
von Autoabgasen. Die Signal größe hängt stark von der<br />
mittleren Probentemperatur ab, da die Änderung der Strahlungsleistung,<br />
DP rad, dem Stefan-Boltzmannschen Gesetz gehorcht,<br />
DP rad µ T 3 ×DT. Tieftemperaturmessungen bei sind daher nur eingeschränkt<br />
möglich. Nachteilig ist außerdem, dass die ultradünnen<br />
Einkristalle gegenüber makroskopischen Proben zumeist<br />
eine höhere Dichte an Oberfl ächen defekten aufweisen. Da diese<br />
in der Regel bevorzugte Adsorptions plätze mit erhöhter Adsorptionsenergie<br />
darstellen, kann dies die Ergebnisse verfälschen.<br />
Beide Nachteile werden durch das Adsorptionskalorimeter nach<br />
Charles T. Campbell und Mitarbeitern weitgehend vermieden. Da<br />
dieser Ansatz die modernste und leistungsstärkste mikrokalorimetrische<br />
Methode <strong>für</strong> wohldefi nierte Oberfl ächen darstellt und<br />
ein hohes Entwicklungs potential besitzt, soll er hier im Mittelpunkt<br />
stehen.<br />
METHODIK<br />
Wesentlichstes Merkmal des Einkristall-Adsorptionskalorimeters<br />
nach Campbell et al. ist ein pyroelektrischer Polymerdetektor,<br />
der die Probe während der Messung rückseitig berührt (Abbildung<br />
2). Der direkte mechanische Kontakt zwischen Probe und<br />
Detektor bewirkt eine erhöhte Empfi ndlichkeit (im Bereich von<br />
mK), so dass Proben mit einer Dicke von bis zu etwa 130 μm ver-<br />
Abbildung 2: Messprinzip des Nanojoule-Adsorptionskalorimeters. Links: Aufbau <strong>für</strong> einkristalline Proben. Der Detektor enthält eine pyroelektrische Polymerfolie<br />
(β-Polyvinylidenfl uorid, 9 µm, metallbeschichtet) als Sensormaterial und berührt die Probenrückseite während der Messung. Adsorption eines Pulses von<br />
Molekülen führt zu einem Wärmeeintrag, der als Temperaturänderung vom Detektor registriert wird. Gleichzeitig wird die Haftwahrscheinlichkeit gemessen,<br />
indem der refl ektierte Anteil jedes Pulses mittels Massenspektrometrie detektiert wird. Rechts: Aufbau <strong>für</strong> Polymere, organische Filme und andere polykristalline<br />
Proben, die als dünne Filme direkt auf den Detektor (β-PVDF, 25 µm) aufgebracht werden.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
wendet werden können [7,22]. Dies hat große Vorteile, da dickere<br />
Proben potentiell weniger Defekte aufweisen und mechanisch<br />
stabiler sind. Weiterhin fi ndet auch bei niedrigen Probentemperaturen<br />
eine effektive Wärmeübertragung zwischen Probe und<br />
Detektor statt, so dass Tieftemperatur messungen möglich sind<br />
[23]. Während der Probenpräparation, die hohe Temperaturen<br />
erfordert, wird der Detektor von der Probe entfernt.<br />
Für die eigentliche kalorimetrische Messung wird das Adsorptiv<br />
mittels eines periodisch gepulsten Molekularstrahls dosiert. Die<br />
Pulse haben typischerweise eine Länge von 100 ms bei einer<br />
Frequenz von 0.5 Hz. Jeder Puls deponiert Adsorptionswärme<br />
in der Probe und führt zu einem der Temperaturänderung – und<br />
damit der Wärmemenge – proportionalen Detektorsignal (Abbildung<br />
3). (Ein pyroelektrischer Detektor ist eine Stromquelle, wobei<br />
die Stromstärke proportional zur Zeitableitung der Temperatur<br />
ist, I pyro ~ dT/dt. [24]) Zur Kalibrierung des Kalorimeters wird<br />
ein Laserstrahl mit bekannter Intensität und mit derselben zeitlichen<br />
und räumlichen Charakteristik wie der Molekularstrahl auf<br />
die Probe gerichtet. Bei bekannter Probenrefl ektivität, die separat<br />
gemessen werden muss, kann so aus dem Detektorsignal<br />
die absorbierte Wärmemenge berechnet werden.<br />
Abbildung 3: Kalorimetersignal (oben) und Molekularstrahlintensität (unten)<br />
<strong>für</strong> die Adsorption von Cyclohexen auf Pt(111) bei 100 K. Jeder Puls ist 102<br />
ms lang, enthält 2.5×10 12 Moleküle (0.<strong>01</strong>1 ML) [25] und führt zu einem Wärmeeintrag<br />
von ~250 nJ. (Adaptiert von Ref. [23] mit Genehmigung der American<br />
Chemical Society, © 2008.)<br />
Zur Bestimmung der Adsorptionswärme pro Molekül (oder pro<br />
Mol) muss <strong>für</strong> jeden Puls die Anzahl der adsorbierten Moleküle<br />
ermittelt werden. Dies geschieht durch separate Messungen<br />
des Flusses und der Haftwahrscheinlichkeit, die vor und nach<br />
bzw. simultan zur kalorimetrischen Messung bestimmt werden.<br />
Die Haftwahrscheinlichkeit wird anhand des Anteils an<br />
nicht adsorbierten, d.h. refl ektierten Molekülen mit Hilfe eines<br />
Massenspektro meters ermittelt (King-Wells Methode [26], siehe<br />
Abbildung 2). Aus den gemessenen Wärme mengen und den entsprechenden<br />
Stoffmengen kann nun <strong>für</strong> jeden Puls die molare<br />
Adsorptions wärme berechnet werden. Im Limit differentiell kleiner<br />
Pulse (DΘ ® 0) ist dies eine differentielle Adsorptionswärme.<br />
Bei erhöhter Temperatur der Molekularstrahlquelle, z.B. im Fall<br />
von Metallen oder schwer fl üchtigen Molekülen, müssen die<br />
ASPEKTE<br />
Beiträge der absorbierten Wärmestrahlung zum Kalorimetersignal<br />
separat gemessen werden. Dazu kann ein IR-durchlässiges<br />
Filter in den Strahlengang geschwenkt werden. Bei abweichenden<br />
Temperaturen von Quelle und Probe können auch<br />
refl ektierte Moleküle Wärme mit der Probe austauschen und<br />
zum Kalorimetersignal beitragen, was gegebenenfalls berücksichtigt<br />
werden muss (Box 2).<br />
Es wird deutlich, dass die molare Adsorptions wärme als<br />
Endergebnis der kalorimetrischen Messung auf Daten aus<br />
zahlreichen Einzelmessungen beruht. Diese umfassen u.a.<br />
die Kalorimetersignale bei Messung und Kalibrierung, die<br />
Haftwahrscheinlich keit, den Molekular strahlfl uss, die Probenrefl<br />
ektivität, sowie ggf. Korrekturen <strong>für</strong> radiative Beiträge und<br />
Moleküle, die nicht adsorbieren, aber mit dem Substrat thermalisieren.<br />
Da alle diese Größen zum Gesamtfehler beitragen,<br />
sind höchste Präzision bei allen Einzelmessungen und eine<br />
kritische Fehleranalyse unerlässlich.<br />
ANWENDUNGSBEISPIELE<br />
(a) Adsorption von Molekülen auf Metalloberfl ächen:<br />
Cyclohexen/Pt(111) [23]<br />
Cyclohexen (c-C 6H 10) ist ein mögliches Zwischenprodukt bei<br />
der katalytischen Hydrierung von Benzol in der Kraftstoffveredlung.<br />
Das Endprodukt der Hydrierung, Cyclohexan, ist ebenfalls<br />
ein wichtiger Grundstoff <strong>für</strong> die Faserstoffi ndustrie (Herstellung<br />
von Nylon). Adsorption von Cyclohexen auf Pt(111) bei<br />
300 K führt zu einer teilweisen Dehydrierung [23]:<br />
c-C 6H 10(gas) ® c-C 6H 10(ads) ® C 6H 6(ads) + 4H(ads)<br />
Im Bereich 240-260 K wird dagegen nur ein H-Atom abgespaltet,<br />
was zur Bildung einer p-Allylspecies führt:<br />
c-C 6H 10(ads) ® p-allyl C 6H 9(ads) + H(ads)<br />
Bei 100-180 K adsorbiert das Molekül intakt und bildet eine<br />
di-s-gebundene Spezies:<br />
c-C 6H 10(gas) ® di-s c-C 6H 10(ads)<br />
In allen Fällen lassen sich aus den kalorimetrischen Daten die<br />
Bildungsenthalpien und die Adsorbat-Substrat-Bindungsenergien<br />
der adsorbierten Spezies berechnen, ggf. unter Anwendung<br />
von Born-Haber-Kreisprozessen.<br />
Abbildung 4 zeigt als Beispiel die experimentelle differentielle<br />
Adsorptionswärme von Cyclohexen bei 100 K. Im Bereich der<br />
ersten adsorbierten Lage (Θ < 0.24 ML) [25] nimmt die Adsorptionswärme<br />
mit wachsendem Bedeckungsgrad stark ab, was<br />
auf das Vorliegen repulsiver Adsorbat-Adsorbat-Wechselwirkungen<br />
hinweist. Aus dem Kurvenverlauf lassen sich im Rahmen<br />
geeigneter Modelle auch quantitative Aussagen über die<br />
Stärke dieser Wechselwirkungen ableiten [27,28]. Ausgehend<br />
von der Adsorptionswärme bei Θ®0, 130 kJ/mol, können<br />
die Standardbildungsenthalpie von adsorbiertem Cyclohexen<br />
(-135 kJ/mol) und die Dissoziationsenergie der Pt-C s-Bindung<br />
19
ASPEKTE<br />
Abbildung 4: Differentielle Adsorptionswärme von Cyclohexen auf Pt(111) bei<br />
100 K (offene Kreise) und die daraus nach Gleichung 9 (Box 2) berechnete integrale<br />
Adsorptionswärme (gepunktete Linie, im Bereich 0 < 0.24 ML < Θ). (Adaptiert<br />
von Ref. [23] mit Genehmigung der American Chemical Society, © 2008.)<br />
(205 kJ/mol) berechnet werden. Beide Werte sind nur mittels<br />
Adsorptionskalorimetrie zugänglich. Nach Sättigung der ersten<br />
Lage (Θ > 0.24 ML) beträgt die Adsorptionswärme konstant<br />
47 kJ/mol. Da hier Cyclohexenmoleküle auf Cyclohexen adsorbieren,<br />
entspricht dieser Wert der Kondensationswärme des<br />
Moleküls bei 100 K. Unter Einschluss der Ergebnisse <strong>für</strong> die<br />
anderen o.g. Temperaturbereiche, in denen die Bildungen weiterer<br />
Adsorbatspecies stattfi ndet, lässt sich aus den kalorimetrischen<br />
Messungen eine komplexe Energielandschaft <strong>für</strong> cyclische<br />
C6-Kohlenwasserstoff auf Pt(111) ableiten. Solche Daten<br />
sind von großer Bedeutung <strong>für</strong> das quantitative Verständnis<br />
von heterogen katalysierten Reaktionen. Ähnliche Untersuchungen<br />
wurden auch <strong>für</strong> Benzol und Naphthalin auf Pt(111)<br />
angestellt [27,28].<br />
Abbildung 4 zeigt außerdem anhand der Standardabweichung<br />
zwischen den Datenpunkten im Multilagenbereich, dass eine<br />
molare Adsorptionswärme von etwa 5 kJ/mol das Detektionslimit<br />
<strong>für</strong> das verwendete Kalorimeter darstellen würde. Dies entspricht<br />
unter Berücksichtigung der aktiven Fläche der Probe<br />
einer Empfi ndlichkeitsgrenze von etwa 100 nJ/cm 2 .<br />
(b) Adsorption von Metallen auf Polymeroberfl ächen:<br />
Calcium auf Poly(3-Hexylthiophen) [29-31]<br />
Auch die Adsorption auf polykristallinen Substraten, wie Molekülschichten<br />
oder Polymerfi lmen kann mit NAC untersucht werden<br />
[29,31-33]. Wie in Abbildung 2 gezeigt, kann das Substrat<br />
dabei direkt auf dem Detektor deponiert werden, bspw. durch<br />
Vakuum sublimation oder Rotationsbeschichtung (spin coating).<br />
Als Beispiel sei hier die Adsorption von Calcium auf dem<br />
p-konjugierten Polymer Poly(3-Hexylthiophen) (P3HT) besprochen.<br />
Derartige Grenzfl ächen zwischen Metallen und halbleitenden<br />
organischen Materialien spielen eine wichtige Rolle in<br />
elektronischen und optoelektronischen Bauteilen [34,35]. Ein<br />
wichtiger Parameter ist dabei die Grenzfl ächenenergie, denn<br />
sie bestimmt die Stabilität und damit indirekt die elektronischen<br />
Eigenschaften der Grenzfl äche. Bspw. hängen Ladungsinjektionsraten<br />
an der Grenzfl äche vom Überlapp der Wellenfunktionen<br />
und daher vom Charakter der chemischen Bindung<br />
an der Grenzfl äche ab [36].<br />
20<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Die differentielle Adsorptionswärme von Ca auf P3HT als Funktion<br />
des Bedeckungsgrades ist in Abbildung 5 dargestellt. Der<br />
Anfangswert liegt bei 625 kJ/mol (Adsorption an Defekt stellen);<br />
danach fällt die Adsorptionswärme rasch auf 405 kJ/mol, was<br />
immer noch deutlich über der Sublimationsenthalpie von Ca,<br />
178 kJ/mol, liegt. Dies deutet auf eine starke Metall-Polymer-<br />
Wechselwirkung oder eine chemische Reaktion an der Grenzfl<br />
äche hin. In der Tat zeigen spektroskopische Messungen,<br />
dass Ca mit den Thiopheneinheiten des Polymers unter Bildung<br />
von Calciumsulfi d reagiert, und zwar bis zu einer maximalen<br />
Tiefe von 3 nm bei 300 K (oder weniger bei tieferen Temperaturen)<br />
[29,30]. Während dieser Prozess zu Anfang dominiert, bilden<br />
sich bei höheren Ca-Bedeckungen (>0.5 ML) zunehmend<br />
Ca-Partikel und schließlich ein geschlossener Ca-Film auf der<br />
Oberfl äche des Polymers. Aus diesem Grund nähert sich die<br />
Adsorptionswärme allmählich der Sublimationswärme von Ca<br />
an und erreicht diese bei ~5 ML. Oberhalb dieser Bedeckung<br />
tragen also alle adsorbierten Ca-Atome ausschließlich zum<br />
Wachstum der Ca-Schicht bei.<br />
Der dritte konkurrierende Prozess, die Refl exion von auftreffenden<br />
Ca-Atomen, überwiegt bei kleinen Bedeckungsgraden<br />
(S 0 = 0.35), tritt dann aber immer mehr in den Hintergrund.<br />
Dies ist aus der Abhängigkeit der Haftwahrscheinlichkeit vom<br />
Bedeckungsgrad ersichtlich (Abbildung 6).<br />
Abbildung 5: Differentielle Adsorptionswärme von Calcium auf Poly(3-Hexylthiophen)<br />
bei 300 K. Ein Bedeckungsgrad von 1 ML entspricht einer geschlossenen,<br />
dichtest gepackten Ca(111)-Lage (7.4×10 14 Atome/cm 2 ). (Adaptiert<br />
von Ref. [29] mit Genehmigung der American Chemical Society, © 2<strong>01</strong>0.)<br />
Abbildung 6: Haftwahrscheinlichkeit von Calciumatomen auf Poly(3-Hexylthiophen)<br />
bei 300 K. (Adaptiert von Ref. [29] mit Genehmigung der American<br />
Chemical Society, © 2<strong>01</strong>0.)
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN<br />
In den zurückliegenden 15 Jahren hat sich die Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie<br />
als verlässliche, wenn auch technisch sehr anspruchsvolle<br />
Methode zur Bestimmung von Adsorptionsenergien<br />
etabliert und ist insbesondere im Bereich von kleinen Molekülen<br />
und Metallatomen auf Einkristalloberfl ächen sowie Oxid- und Polymerfi<br />
lmen angewendet worden. In jüngster Zeit verschiebt sich der<br />
Fokus zu komplexeren Grenzfl ächen. Exempla risch seinen hier oxidgeträgerte,<br />
planare Modellkatalysatoren [8], Elektrodenoberfl ächen<br />
[10,37] und Grenzfl ächen zwischen großen organischen Molekülen<br />
und Metallen genannt [11]. Kalorimetrische Messungen an solchen<br />
komplexen Grenzfl ächen erfordern häufi g technische Neuentwicklungen<br />
[9-11]. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist das elektro chemische Kalorimeter<br />
von R. Schuster et al., mit dem Wärmeeffekte von Elektrodenreaktionen<br />
im Submonolagen bereich gemessen werden können.<br />
Wie bei den UHV-basierten Kalorimetern wird auch hier als Detektor<br />
ein pyroelektrisches Polymer eingesetzt, das sich hier in direktem<br />
mechanischem Kontakt zu einer dünnen Metallelektrode befi ndet<br />
(Abbildung 7). Mit dieser Methode wurden u.a. Wärmeeffekte bei<br />
der Abscheidung und Aufl ösung von Ag und Cu sowie bei Phasenumwandlungen<br />
in organischen Monolagen gemessen [10,37-39].<br />
Die Kalibrierung erfolgte mittels einer Elektronen transferreaktion<br />
mit bekannter Reaktionsenergie [10]. Die Empfi nd lichkeit der Methode<br />
liegt bei 1 μJ/cm 2 und erreicht damit trotz Anwesenheit der<br />
fl üssigen Phase Werte, die höchstens 1-2 Größenordnungen unter<br />
denen der UHV-Kalorimeter liegen [37].<br />
CE RE<br />
vacuum<br />
PVDFfoil<br />
charge<br />
amplifi er<br />
WE<br />
Abbildung 7: Zelle des elektrochemischen Kalorimeters von R. Schuster et<br />
al. [10,38] Die Probe (Arbeits elektrode, WE) befi ndet sich direkt oberhalb<br />
des Detektors (PVDF foil) und wird, nach Evakuieren des Zwischenraums,<br />
durch den äußeren Luftdruck an diesen angepresst. CE: Gegenelektrode,<br />
RE: Referenz elektrode. (Reproduziert von Ref. [10] mit Genehmigung des<br />
American Institute of Physics, © 2<strong>01</strong>0.)<br />
Auch Adsorptionsstudien an großen organischen Molekülen<br />
oder Metallkomplexen bringen neue technische Herausforderungen<br />
mit sich. Zum einen limitiert die thermische Labilität der<br />
Moleküle den Gleichgewichtsdampfdruck und damit die im Molekularstrahl<br />
erreichbaren Flüsse, wodurch besondere konstruktive<br />
Lösungen <strong>für</strong> die Molekularstrahlquelle erforderlich werden.<br />
Zum anderer verursacht ihre hohe Emissivität im infraroten Bereich<br />
in Verbindung mit der relativ niedrigen Temperatur einen<br />
ASPEKTE<br />
hohen Strahlungsanteil im fernen Infrarotbereich. Dieser führt<br />
zu einem radiativen Beitrag zum Kalorimetersignal, der separat<br />
gemessen werden muss, indem z.B. die Moleküle durch ein IRdurchlässiges<br />
Fenster geblockt werden. Die üblichen Fenstermaterialien<br />
<strong>für</strong> nahes IR (BaF 2, KBr) sind jedoch wegen des großen<br />
Beitrags an fernem IR hier nicht geeignet. Abhilfe schaffen<br />
können Fenster auf der Basis von Spiegeln mit hoher IR-Refl ektivität<br />
[11] oder aber ein rotierender Geschwindigkeitsfi lter, der<br />
nur die Moleküle passieren lässt und damit den Strahlungsanteil<br />
am Kalorimetersignal vollständig eliminiert [40].<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die Nanojoule-Adsorptionskalorimetrie ist eine vielseitige Methode<br />
zur Bestimmung von Adsorptionsenergien auf wohldefi -<br />
nierten Substraten wie z.B. Einkristalloberfl ächen, Polymer- und<br />
Molekülfi lmen, Elektrodenoberfl ächen etc. Aus den kalorimetrischen<br />
Daten lassen sich direkt oder über einen Born-Haber-<br />
Kreisprozess Standardbildungsenthalpien von adsorbierten<br />
Spezies sowie Adsorbat-Substrat-Bindungsenergien berechnen.<br />
Derartige quanti tative Informationen sind von großer Bedeutung<br />
<strong>für</strong> das grundlegende Verständnis von adsorptiven Wechselwirkungen,<br />
insbesondere in Verbindung mit spektroskopischen<br />
Informationen und ab-initio Berechnungen, aber auch <strong>für</strong><br />
eher anwendungsorientierte Untersuchungen im Bereich der<br />
heterogenen Katalyse, der Sensorik, der Elektrochemie oder<br />
der organischen Elektronik. Die meisten aktuell verwendeten<br />
und weiterentwickelten Ansätze beruhen auf der Verwendung<br />
von hochempfi ndlichen pyroelektrischen Polymerdetektoren in<br />
Verbindung mit Proben geringer Wärmekapazität. Da die gewünschte<br />
Größe, die molare Adsorptionsenergie, aus mehreren<br />
unabhängigen Einzelmessungen berechnet wird, ist die Methode<br />
technisch sehr anspruchsvoll und verlangt eine sorgfältige<br />
Fehleranalyse. Es ist zu erwarten, dass mit wachsender Zuverlässigkeit<br />
und Anwendungsbreite in den nächsten Jahren auch<br />
eine zunehmende Verbreitung der Methode einsetzen wird.<br />
GESCHICHTE<br />
BOX 1<br />
Adsorptionskalorimetrie an dünnen Metalldrähten, die<br />
gleichzeitig als Widerstand thermo meter dienen, wurde bereits<br />
in den 1930er Jahren von J.K. Roberts betrieben mit<br />
dem Ziel, ein grundlegendes quantitatives Verständnis von<br />
Chemisorption und Adsorbat-Adsorbat-Wechselwirkungen<br />
zu erzielen. Mit dieser Anordnung wurden z.B. H 2, N 2 und O 2<br />
auf Wolfram untersucht [41]. Später benutzte P. Kisliuk anstelle<br />
von Drähten Metallbänder, die ein günstigeres Oberfl<br />
äche/Volumen-Verhältnis aufweisen [42]. In der Folge und<br />
bis in die 1970er Jahre wurden ähnliche Verfahren von zahlreichen<br />
weiteren Gruppen verwendet [43], obwohl es sich<br />
als nachteilig erwies, dass die Proben aufgrund ihrer Polykristallinität<br />
eine Vielzahl von verschiedenen Adsorptionsplätzen<br />
aufwiesen und generell chemisch und strukturell<br />
unzureichend defi niert waren.<br />
21
ASPEKTE<br />
Das Dünn schichtkalorimeter, um 1940 von O. Beeck [44] eingeführt<br />
und später u.a. von G. Wedler verbessert und vielfältig<br />
eingesetzt [45,46], ging von aufgedampften Metallfi lmen<br />
aus. Wie in Abbildung 8 dargestellt, wird dabei ein dünnwandiger<br />
Glasrundkolben (1) mit einem Wider stands thermometer<br />
in induktionsfreier Schleifenanordnung umwickelt. Innerhalb<br />
des evakuierten Kolbens befi ndet sich ein Filament (4), von<br />
dem mittels Widerstandheizung das zu untersuchende Metall<br />
verdampft wird, welches sich als dünner Film auf der Innenwand<br />
niederschlägt. Das zu adsorbierende Gas wird nun in<br />
Form von kleinen Pulsen eingelassen und die adsorptionsinduzierte<br />
Temperaturänderung des inneren Glaskolbens<br />
gemessen, während sich die gesamte Anordnung zur thermischen<br />
Isolation in einem weiteren evakuierten Glaskolben<br />
(6) befi ndet, der wiederum in das Wärmebad eines Thermostaten<br />
eintaucht. Die Wärmekapazität des Kalorimeters liegt<br />
bei 1 J/K, wobei noch Temperatur änderungen von 10 -6 K<br />
detektiert werden können [43,46]. Bei einer aktiven Oberfl äche<br />
von ~75 cm 2 können somit absolute Empfi ndlichkeiten<br />
im Bereich von 10 nJ/cm 2 erreicht werden. Zur Kali brierung<br />
des Kalorimeters wird das Widerstand thermometer als Widerstandsheizung<br />
benutzt und damit eine bestimmte Menge<br />
elektrischer Energie zugeführt. Mit diesem Kalorimetertyp<br />
wurde die Adsorption von zahlreichen kleinen Molekülen auf<br />
Übergangs metallfi lmen untersucht [43]. Nachteilig sind auch<br />
bei dieser Methode die polykristalline Morphologie der Metallfi<br />
lme, deren Struktur z.B. von der Aufdampfrate und –temperatur<br />
abhängen, sowie die eingeschränkten Möglichkeiten zur<br />
strukturellen und chemischen Oberfl ächen charakterisierung.<br />
22<br />
5<br />
3<br />
2<br />
7<br />
6<br />
4<br />
1<br />
Abbildung 8: Sphärisches Adsorptionskalorimeter nach Wedler. [46] (1)<br />
Dünnwandiger Glaskolben (Ø 5 cm, Wandstärke 0.1 mm) mit außen anliegendem,<br />
induktionsarm verlegtem Widerstandsthermometer (Wolfram,<br />
Länge 2 m, Ø 10 µm), (2) Pt-Kontaktfolien <strong>für</strong> Widerstandsmessungen an<br />
den Metallfi lmen und (3) die zugehörigen elektrischen Durchführungen,<br />
(4) Evaporant (Metalldraht), (5) Durchführungen <strong>für</strong> Widerstandsthermometer,<br />
(6) evakuierter Kolben zur thermischen Isolation. (Linke Abbildung<br />
reproduziert von Ref. [43] mit Genehmigung von Elsevier B.V., © 1996.)<br />
Erst das bereits erwähnte Einkristallkalorimeter von D.A.<br />
King (1991) machte die Untersuchung wohl defi nierter Oberfl<br />
ächen möglich [6]. Abbildung 9 zeigt schematisch dessen<br />
wesentliche Elemente: Rechts den IR-Detektor zur Temperaturmessung<br />
und das Massen spektrometer zur Messung<br />
der Haftwahrscheinlichkeit, links die gepulste Molekularstrahlquelle<br />
und den gepulsten Laser zur Kalibrierung.<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Nachteilig an der IR-Detektion ist die Beschränkung der<br />
Probentemperatur auf ~300 K. Weiterhin kann nur mit sehr<br />
dünnen Einkristallproben (~0.2 μm) gearbeitet werden, die<br />
in der Regel erhöhte Defekt dichten aufweisen.<br />
Das Adsorptionskalorimeter von S. Černý et al. [47] beruht<br />
auf einem ähnlichen Prinzip wie die Einkristallkalorimeter<br />
von King und Campbell und wurde parallel dazu entwickelt.<br />
Insbesondere kommt hier bereits ein pyroelektrischen Detektor<br />
zum Einsatz (LiTaO 3), auf den die Probe als dünner<br />
(polykristalliner) Film aufgedampft wird. Zum Dosieren der<br />
Adsorbat moleküle wird ein gepulster Molekularstrahl (Überschallstrahl)<br />
benutzt. Die Kalibrierung erfolgt mit einem<br />
Laser, der denselben Weg wie der Molekularstrahl durchläuft.<br />
Dieses Design nimmt bereits alle wichtigen Elemente<br />
des Campbell-Kalorimeters vorweg [7]. Dessen wesentliche<br />
Neuerung besteht in der Verwendung eines beweglichen<br />
pyroelektrischen Detektors, der die Probe nur während der<br />
Messung rückseitig berührt. Dies ermöglicht die Verwendung<br />
von pyroelektrischen Detektoren in Kombination mit<br />
einkristallinen Metall proben, die zur Reinigung und Präparation<br />
auf hohe Temperaturen erhitzt werden müssen [7].<br />
Abschließend sei hier das mikromechanische Kalorimeter<br />
[48-50] erwähnt, bei dem die Verbiegung eines bimetallischen<br />
Cantilevers (z.B. Si/Al, Länge ~400 μm, Breite 35<br />
μm, Dicke ~1.5 μm) bei Temperaturänderung zur Detektion<br />
von Adsorptions- und Reaktionswärmen benutzt wird. Die<br />
Verbiegung wird dabei auf ähnliche Weise wie beim Rasterkraftmikroskop<br />
(AFM) gemessen; auf diese Weise wird eine<br />
absolute Empfi ndlichkeitsgrenze von ~10 -12 J erreicht. Dies<br />
entspricht etwa 10 nJ/cm 2 und damit dem fl ächenbezogenen<br />
Empfi ndlichkeitswert <strong>für</strong> das Wedler-Kalorimeter. Wie<br />
dieses ist auch das mikromechanische Kalorimeter bisher<br />
auf polykristalline Substrate beschränkt.<br />
Für eine detailliertere Darstellung der Geschichte der Adsorptionskalorimetrie<br />
sei auf Ref. [43] verwiesen.<br />
Abbildung 9: Einkristallkalorimeter nach D.A. King. Die Temperaturänderung<br />
der dünnen Einkristallprobe (0.2 µm) wird mittels eines IR-Detektors<br />
außerhalb der UHV-Apparatur gemessen (rechts). Zur Dosierung<br />
wird ein gepulster Molekularstrahl benutzt (links). Weitere Komponenten:<br />
Gepulster Laserstrahl zur Kalibrierung (links), Staurohr zur Flussmessung<br />
(Mitte) sowie Massenspektrometer und Goldfolie zur Messung<br />
der Haftwahrschein lichkeit nach King und Wells [26]. (Reproduziert von<br />
Ref. [6b] mit Genehmigung von Elsevier B.V., © 1996.)
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
BOX 2<br />
THERMODYNAMISCHE GRUNDLAGEN<br />
Aufgrund der annähernd isochoren Bedingungen ist die<br />
kalorimetrisch gemessene Wärme, q cal, äquivalent zur Änderung<br />
der inneren Energie u der Probe, Du p (extensive Größen<br />
werden hier mit Kleinbuchstaben, intensive mit Großbuchstaben<br />
gekennzeichnet). Zu Du p können dabei neben<br />
den adsorbierten Molekülen (Du ↓) auch refl ektierte Moleküle<br />
beitragen (Du ↓↑), sofern während der Verweilzeit auf der<br />
Oberfl äche ein Energieübertrag stattfi ndet:<br />
q cal = Du p = Du ↓ + Du ↓↑ (2)<br />
Der Anteil Du ↓ kann als Summe dreier Terme dargestellt<br />
werden: (i) die eigentliche Adsorptionsenergie Du ads, d.h. die<br />
Änderung der inneren Energie des Systems Gas/Oberfl äche<br />
bei Adsorption eines Gases mit der Probentemperatur<br />
T p, (ii) ein Term ½RT ms <strong>für</strong> den Energieunterschied zwischen<br />
einem Gasfl uss und einem Gasvolumen bei der Temperatur<br />
der Molekularstrahlquelle, T ms [51], (iii) ein Beitrag durch<br />
die Änderung der Temperatur des Gases von T ms auf T p:<br />
<br />
Tp<br />
<br />
<br />
1<br />
u u<br />
<br />
ads nads<br />
2 RTms<br />
C<br />
vdT<br />
(3)<br />
<br />
Tms<br />
<br />
wobei n ads die adsorbierte Stoffmenge und C v die molare isochore<br />
Wärmekapazität des Gases ist. Zu beachten ist, dass<br />
Du ads in Glg. 3 mit negativem Vorzeichen eingeht, da das System<br />
Gas/Oberfl äche Wärme abgibt (Du ads < 0), die hier betrachtete<br />
Probe jedoch diese Wärmemenge gewinnt (Du ↓ > 0).<br />
Der Integralterm in Glg. (3) ist dann relevant, wenn die Temperatur<br />
der Molekularstahlquelle von der Probentemperatur<br />
abweicht und wie oben erwähnt, somit auch refl ektierte<br />
Moleküle zu q cal beitragen (Term Du ↓↑ in Glg. 2). Unter der<br />
Annahme, dass alle refl ektierten Mole küle die Oberfl äche<br />
mit der Probentemperatur T p verlassen, also vollständige<br />
Thermalisierung eintritt, ergibt sich:<br />
Tp<br />
Du↓↑ = nrefl Cv2R Tms<br />
1 dT<br />
(4)<br />
wobei n refl die refl ektierte Stoffmenge darstellt. Der Zusatzterm<br />
½R berücksichtigt, dass ein Fluss eines Gases im<br />
Gleichgewicht gegenüber einem Gasvolumen im Gleichgewicht<br />
einen zusätzlichen Translationsfreiheitsgrad besitzt.<br />
Die Adsorptionsenthalpie, Dh ads, bei T P entspricht der Adsorptionsenergie<br />
Du ads zuzüglich Volumenarbeit, die unter isobaren<br />
Bedingungen aus der Kompression der (als ideal angenommenen)<br />
Gasphase auf das vernachlässigbar kleine<br />
Volumen der adsorbierten Phase resultieren würde:<br />
Dh ads = Du ads n adsRT p (5)<br />
Diese Größe erlaubt den Vergleich mit tabellierten Stan-<br />
ASPEKTE<br />
dardgrößen, wobei hierzu ggf. auf die Standardtemperatur<br />
umgerechnet werden muss.<br />
Die molare Adsorptionswärme wird gewöhnlich defi niert<br />
als die negative molare Adsorptionsenthalpie, DH ads, und<br />
ist damit immer positiv. Aus Gleichungen (2)-(5) ergibt sich<br />
folgender Zusammenhang zwischen DH ads und der gemessenen<br />
Wärme q cal:<br />
<br />
h<br />
qKK ads<br />
H ads <br />
cal ads <br />
nads<br />
nads<br />
mit den Korrekturtermen<br />
K<br />
ads<br />
1<br />
Tp<br />
<br />
<br />
1<br />
nads<br />
<br />
C vdT<br />
2 RTms<br />
RTp<br />
<br />
<br />
T<br />
<br />
ms<br />
<br />
Tp<br />
<br />
K refl nrefl<br />
<br />
v 2<br />
<br />
Tms<br />
1 CR <br />
dT <br />
<br />
DH ads ist eine differentielle Adsorptionswärme, aus der<br />
durch Integration über den Bedeckungsgrad Θ die entsprechende<br />
integrale Adsorptionswärme DH ads,int erhältlich ist<br />
(siehe Abbildung 10):<br />
H<br />
ads int H<br />
ads d<br />
'<br />
,<br />
<br />
<br />
0<br />
Abbildung 10: Differentielle (oben) und integrale (unten) Adsorptionswärme<br />
bei Sättigungsbedeckung. Bei der differentiellen Adsorptionswärme<br />
wird eine infi nitesimale Änderung der Bedeckung betrachtet, bei<br />
der integralen Adsorptionswärme eine endliche Änderung ausgehend<br />
von Θ = 0.<br />
Integrale Adsorptionswärmen und –energien spielen eine<br />
wichtige Rolle <strong>für</strong> den Vergleich mit Ergebnissen von ab-initio<br />
Berechnungen. Für diesen Vergleich kann es außerdem<br />
nützlich sein, die Änderungen der äußeren und inneren<br />
Freiheitsgrade des adsorbierenden Teilchens zu betrachten.<br />
Im einfachsten Fall, bei einem einatomigen Gas (drei<br />
Translationsfreiheitsgrade) gilt <strong>für</strong> die Enthalpie der Gasphase<br />
(mit T = 0 als Bezugspunkt):<br />
refl<br />
(6)<br />
(7)<br />
(8)<br />
(9)<br />
3 U gas pV 2 RT RT<br />
(10)<br />
H gas<br />
gas<br />
Zur Abschätzung der Enthalpie der adsorbierten Phase,<br />
H ads, muss zwischen mobiler und lokalisierter Adsorption<br />
unterschieden werden. Bei mobiler Adsorption gibt es zwei<br />
23
ASPEKTE<br />
laterale Translationsfreiheitsgrade (F trans = 2) und einen<br />
Schwingungsfreiheitsgrad (F vib = 1) senkrecht zur Oberfl äche.<br />
Damit folgt bei vollständiger Anregung aller Freiheitsgrade<br />
(mit T = 0 als Bezugspunkt):<br />
LITERATUR<br />
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1365.<br />
24<br />
H ads ads<br />
U E0<br />
2RT<br />
(11)<br />
wobei E 0 die Adsorbat-Substrat-Bindungsenergie darstellt.<br />
Für die Adsorptionswärme (unter Standardbedingungen)<br />
gilt somit:<br />
1<br />
DHads H gas H ads E0<br />
2 RT <br />
(12)<br />
Im Fall lokalisierter Adsorption (F trans = 0, F vib = 3) erhält man<br />
dagegen bei vollständiger Anregung aller Freiheitsgrade:<br />
E0 2 (13)<br />
1<br />
DHads RT<br />
E 0 kann nun verglichen werden mit berechneten Adsorbat-<br />
Substrat-Bindungsenergien oder (bei nicht-aktivierter Adsorption)<br />
mit der Desorptionsaktivierungsenergie Edes. Vor allem bei größeren Molekülen kann die Situation sehr<br />
komplex werden, da gegebenen falls adsorptionsinduzierte<br />
Änderungen bei der Anregung von inneren Freiheitsgraden<br />
zu berück sichtigen sind. Dies gilt vor allem bei Chemisorption,<br />
da sich hierbei die Bindungs stärken im Molekül und<br />
damit, aufgrund der veränderten Zustandssummen, die<br />
Beiträge der Schwingungen zur Gesamtenergie ändern.<br />
Diese Beiträge sind jedoch im Bereich von RT (~2.5 kJ/mol<br />
bei 300 K) und damit viel kleiner als typische Adsorptionsenergien<br />
von größeren Molekülen. Der systematische Fehler<br />
durch die Vernachlässigung solcher Beiträge ist daher<br />
begrenzt.<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
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[20] D.A. Kyser, R.J. Masel, Rev. Sci. Instrum. 58 (1987) 2141.<br />
[21] Eine 0.2 μm dicke Pt(111)-Probe erwärmt sich bereits um bis zu 3<br />
K, wenn nur 0.03 ML eines Adsorbates mit einer Adsorptionsenergie<br />
von 200 kJ/mol deponiert werden [52].<br />
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[24] S.B. Lang, Ferroelectrics 255 (20<strong>01</strong>) 139<br />
[25] Der Bedeckungsgrad Θ (mit der Einheit ML) ist hier defi niert als die<br />
Zahl der Adsorbatmoleküle geteilt durch die Zahl der Oberfl ächenatome<br />
(bei Pt(111) 1.505×10 15 cm-2 ). Eine geschlossene erste Lage<br />
von Cyclohexen auf Pt(111) bei 100 K ist bei einem Bedeckungsgrad<br />
von Θ = 0.24 ML erreicht.<br />
[26] D.A. King, M.G. Wells, Proc. R. Soc. Lond. A 339 (1974) 245.<br />
[27] H. Ihm, H.M. Ajo, J.M. Gottfried, P. Bera, C.T. Campbell, J. Phys.<br />
Chem. B 108 (2004) 14627.<br />
[28] J.M. Gottfried, E.K. Vestergaard, P. Bera, C.T. Campbell, J. Phys.<br />
Chem. B 110 (2006) 17539.<br />
[29] F. Bebensee, J. Zhu, J.H. Baricuatro, J.A. Farmer, Y. Bai, H.-P.<br />
Steinrück, C.T. Campbell, J.M. Gottfried, Langmuir 26 (2<strong>01</strong>0) 9632-<br />
9639.<br />
[30] F. Bebensee, M. Schmid, H.-P. Steinrück, C.T. Campbell, J.M. Gottfried,<br />
J. Am. Chem. Soc. 132 (2<strong>01</strong>0) 12163.<br />
[31] J. Zhu, F. Bebensee, W. Hieringer, W. Zhao, J.H. Baricuatro, J.A.<br />
Farmer, Y. Bai, H.-P. Steinrück, J.M. Gottfried, C.T. Campbell, J. Am.<br />
Chem. Soc. 131 (2009) 13498.<br />
[32] R. Murdey, J.T. Stuckless, J. Am. Chem. Soc. 125 (2003) 3995.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
[33] J. Zhu, P. Goetsch, N. Ruzycki, C.T. Campbell, J. Am. Chem. Soc. 129<br />
(2007) 6432.<br />
[34] R.H. Friend, Pure Appl. Chem. 73 (20<strong>01</strong>) 425.<br />
[35] F. Faupel, V. Zaporojtchenko, T. Strunskus, J. Erichsen, K. Dolgner,<br />
A. Thran, M. Kiene. Fundamental aspects of polymer metallization.<br />
In Metallization of polymers 2; Sacher, E., Ed.; Kluwer Academic:<br />
New York, 2002.<br />
[36] C.H. Schwalb, S. Sachs, M. Marks, A. Schöll, F. Reinert, E. Umbach,<br />
U. Höfer, Phys. Rev. Lett. 1<strong>01</strong> (2008) 1468<strong>01</strong>.<br />
[37] K.D. Etzel, K.R. Bickel, R. Schuster, ChemPhysChem 11 (2<strong>01</strong>0)<br />
1416.<br />
[38] R. Schuster, R. Rösch, A.E. Timm, Z. Phys. Chem. 221 (2007) 1479.<br />
[39] K.R. Bickel, K.D. Etzel, A.E. Timm, D. Nattland, R. Schuster, 109.<br />
Hauptversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie, Bielefeld, 13.-15. Mai 2<strong>01</strong>0.<br />
[40] R. Murdey, S.J.S. Liang, J.T. Stuckless, Rev. Sci. Instrum. 76 (2005).<br />
[41] J.K. Roberts, Proc. R. Soc. (London) A 152 (1935) 445; (b) ibid., p.<br />
464; (c) ibid., p. 477.<br />
[42] P. Kisliuk, J. Chem. Phys. 31 (1959) 1605.<br />
INHALT HEFT 10–12 (2<strong>01</strong>0)<br />
M. Burjanadze, Y. Karatas, N. Kaskhedikar, L. M. Kogel,<br />
S. Kloss, A.-C. Gentschev, M. M. Hiller, R. A. Müller,<br />
R. Stolina, P. Vettikuzha, H.-D. Wiemhöfer<br />
Salt-in-Polymer Electrolytes for Lithium Ion Batteries<br />
Based on Organo-Functionalized Polyphosphazenes<br />
and Polysiloxanes 1439<br />
R. Pöttgen, T. Dinges, H. Eckert, P. Sreeraj, H.-D. Wiemhöfer<br />
Lithium-Transition Metal-Tetrelides –<br />
Structure and Lithium Mobility 1475<br />
T. Nilges, M. Bawohl, O. Osters, S. Lange, J. Messel<br />
Silver(I)-(poly)chalcogenide Halides –<br />
Ion and Electron High Potentials 1505<br />
C. Brinkmann, S. Faske, B. Koch, M. Vogel<br />
NMR Multi-Time Correlation Functions of<br />
Ion Dynamics in Solids 1535<br />
M. Schönhoff, Á. W. Imre, A. Bhide, C. Cramer<br />
Mechanisms of Ion Conduction in Polyelectrolyte<br />
Multilayers and Complexes 1555<br />
H. Eckert<br />
Short and Medium Range Order in Ion-Conducting<br />
Glasses Studied by Modern Solid State NMR<br />
Techniques 1591<br />
H. Staesche, B. Roling<br />
Nonlinear DC and Dispersive Conductivity of<br />
Ion Conducting Glasses and Glass Ceramics 1655<br />
ZEITSCHRIFT FÜR<br />
PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />
[43] S. Černý, Surf. Sci. Rep. 26 (1996) 1.<br />
[44] O. Beeck, Rev. Mod. Phys. 17 (1945) 61; (b) O. Beeck, W.A. Cole, A.<br />
Wheeler, Disc. Faraday Soc. 8 (1950) 314<br />
[45] G. Wedler, Z. Phys. Chem. 24 (1960) 73.; ibid. 27 (1961) 388.<br />
[46] (a) G. Wedler, H. Strothenk, Ber. Bunsenges. Phys. Chem. 70 (1966)<br />
214.; (b) G. Wedler, I. Ganzmann, D. Borgmann, Ber. Bunsenges.<br />
Phys. Chem. 97 (1993) 293.<br />
[47] M. Kovář, L. Dvořák, S. Černý, Appl. Surf. Sci. 74 (1994) 51.<br />
[48] J.K. Gimzewski, Ch. Gerber, E. Meyer, R.R. Schlittler, Chem. Phys.<br />
Lett. 217 (1994) 589.<br />
[49] (a) J.R. Barnes, R.J. Stephenson, M.E. Welland, Ch. Gerber, J.K.<br />
Gimzewski, Nature 372 (1994) 79.; (b) J.R. Barnes, R.J. Stephenson,<br />
C.N. Woodburn, S.J. O‘Shea, M.E. Welland, T. Rayment, J.K. Gimzewski,<br />
Ch. Gerber, Rev. Sci. Instrum. 65 (1994) 3793.<br />
[50] J.M. Antonietti, J. Gong, V. Habibpour, M.A. Rottgen, S. Abbet, C.J.<br />
Harding, M. Arenz, U. Heiz, C. Gerber, Rev. Sci. Instrum. 78 (2007).<br />
[51] Dies gilt <strong>für</strong> einen effusiven Molekularstrahl.<br />
[52] R. Kose, New Frontiers in Single Crystal Adsorption Calorimetry,<br />
Dissertation, Downing College, University of Cambridge, 1998.<br />
K. Sunder, M. Grofmeier, R. Staskunaite, H. Bracht<br />
Dynamics of Network Formers and Modifi ers in<br />
Mixed Cation Silicate Glasses 1677<br />
N. A. Stolwijk, M. Wiencierz, J. Fögeling, J. Bastek, S. Obeidi<br />
The Use of Radiotracer Diffusion to Investigate<br />
Ionic Transport in Polymer Electrolytes:<br />
Examples, Effects, and Their Evaluation 1707<br />
L. van Wüllen, T. Echelmeyer, N. Voigt, T. K.-J. Köster,<br />
G. Schiffmann<br />
Local Li Cation Coordination and Dynamics in<br />
Novel Solid Electrolytes 1735<br />
M. Kunze, A. Schulz, H.-D. Wiemhöfer, H. Eckert, M. Schönhoff<br />
Transport Mechanisms of Ions in Graft-Copolymer<br />
Based Salt-in-Polymer Electrolytes 1771<br />
G. Schmitz, R. Abouzari, F. Berkemeier, T. Gallasch,<br />
G. Greiwe, T. Stockhoff, F. Wunde<br />
Nanoanalysis and Ion Conductivity of Thin<br />
Film Battery Materials 1795<br />
A. Schirmeisen, A. Taskiran, H. Bracht, B. Roling<br />
Ion Jump Dynamics in Nanoscopic Subvolumes<br />
Analyzed by Electrostatic Force Spectroscopy 1831<br />
S. Röthel, R. Friedrich, L. Lühning, A. Heuer<br />
Theoretical Description of Ion Conduction in Disordered<br />
Systems: From Linear to Nonlinear Response 1855<br />
K. Funke, R. D. Banhatti, D. M. Laughman, L. G. Badr, M. Mutke,<br />
A. Šantić, W. Wrobel, E. M. Fellberg, C. Biermann<br />
First and Second Universalities:<br />
Expeditions Towards and Beyond 1891<br />
25
NACHRICHTEN<br />
26<br />
BERND BRUTSCHY<br />
ZUM<br />
65. GEBURTSTAG<br />
Bernd Brutschy ist in unseren Reihen eine markante Persönlichkeit.<br />
Sein Alter sieht man ihm nicht ohne weiteres an.<br />
Er wurde 1946 in Waldshut am Hochrhein geboren, einer Gegend,<br />
die durch den Rhein und den südlichen Schwarzwald,<br />
den Hotzenwald, geprägt wird. Am Gymnasium in St. Blasien<br />
hat er sein Abitur abgelegt.<br />
1966 begann er mit dem Physikstudium an der Universität Freiburg,<br />
das er 1973 beendete. Im Rahmen seiner Diplomarbeit<br />
bei Niehaus befasste er sich mit der Penning-Ionisations-Massenspektrometrie.<br />
In der anschließenden Doktorarbeit unter Anleitung<br />
von Helmut Haberland hatte er die elastische Streuung<br />
von angeregten He-Atomen zu bearbeiten. Nach der Promotion<br />
war er als Postdoc am Hahn-Meitner-Institut in Berlin bei Arnim<br />
Henglein.<br />
Schon 1979 wechselte er an die Freie Universität in das Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie. Dies war der Platz, an dem<br />
er seine eigene wissenschaftliche Laufbahn begann. Bernd<br />
Brutschy hat das Arbeitsgebiet seiner Promotion – atomare<br />
Stoßprozesse – nicht fortgesetzt. Er nahm Abschied vom Thema<br />
seiner Promotion und ist zu neuen Ufern aufgebrochen. Er<br />
begann mit Experimenten an molekularen Aggregaten, die er<br />
in Düsenstrahlen herstellte. Teilweise mit Lasern und teilweise<br />
mit der Synchrotronstrahlung von BESSY wurde von ihm die<br />
Photoionisation und –dissoziation der molekularen Aggregate<br />
untersucht. Im weiteren Verlauf hat die systematische Untersuchung<br />
der Energetik und Dynamik in homogenen und heterogenen<br />
Aggregaten eine Fülle von neuen und interessanten<br />
Ergebnissen geliefert. Seine zielgerichteten und anspruchsvollen<br />
Experimente lieferten vertiefte Einsicht in die Stabilität und<br />
Struktur dieser Aggregate, vor allem aber auch neue, teilweise<br />
überraschende Resultate, die <strong>für</strong> die Grundlagen der Chemie<br />
von Interesse sind. Hier seien nur die Stichworte Protonentransfer<br />
und Elektronentransfer in Aggregaten genannt. Als<br />
einer der Ersten hat er nukleophile Substitutionsreaktionen<br />
beobachtet, die im Cluster ablaufen. Im Rahmen dieser Arbeiten<br />
hat Bernd Brutschy seine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut.<br />
1989 hat er sich mit der Arbeit „Energetik und Dynamik in ionischen<br />
Molekülaggregaten“ an der Freien Universität Berlin <strong>für</strong><br />
das Fach <strong>Physikalische</strong> Chemie habilitiert.<br />
Seine Arbeiten wurden im engeren und weiteren Kreis der wissenschaftlichen<br />
Kollegen stark beachtet. Ihre Anerkennung<br />
kam in Einladungen zu zahlreichen Vorträgen und bestellten<br />
„Review-Artikeln“ zum Ausdruck. Bereits 1992 erhielt er den<br />
Ruf auf einen Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie an der Universität<br />
Frankfurt, dem er folgte. In Frankfurt eröffnete sich <strong>für</strong><br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
ihn nicht nur die Möglichkeit, seinen Arbeitskreis zu erweitern,<br />
sondern vor allem auch weiter verfeinerte, anspruchsvolle Experimente,<br />
etwa mit Femtosekunden-Lasern, durchzuführen.<br />
Seine wissenschaftlichen Kontakte ließen das Institut bald zu<br />
einem Ort internationalen Austausches werden, an dem er mit<br />
Kollegen aus verschiedenen Ländern sehr erfolgreich zusammenarbeitete.<br />
Bereits in Berlin hatten ihn Arbeiten zur Solvatation organischer<br />
Moleküle zu laserspektroskopischen Untersuchungen an Flüssigkeitsstrahlen<br />
geführt. Ihren Höhepunkt fanden diese Experimente<br />
jedoch erst in Frankfurt in der Entwicklung des LILBID-<br />
Verfahrens (laser induced liquid beam ion desorption). Mit<br />
dieser Methode gelingt es, Makromoleküle mit Molgewichten<br />
von 100000 und mehr unzersetzt in die Gasphase zu bringen,<br />
wo sie massenspektroskopisch untersucht werden können. Die<br />
Bedeutung dieses Verfahrens <strong>für</strong> die Molekularbiologie kann<br />
nicht hoch genug eingeschätzt werden, erlaubt sie doch die Untersuchung<br />
von Enzymen und anderen großen Molekülen, die<br />
<strong>für</strong> die Molekularbiologie und Medizin von Interesse sind.<br />
Die wissenschaftliche Entwicklung von Bernd Brutschy und<br />
sein Werdegang sind nicht gewöhnlich. Sie haben ihn von der<br />
elementaren Physik atomarer Prozesse über die molekularen<br />
Aggregate in die <strong>Physikalische</strong> Chemie und schließlich mit<br />
dem LILBID-Verfahren in die Molekularbiologie geführt. Bernd<br />
Brutschy ist ein begeisterter Forscher und engagierter Hochschullehrer,<br />
dessen geistiger Horizont weit über das eigene<br />
Fach hinausreicht. Kreativität und Aufgeschlossenheit des Denkens,<br />
Ausdauer und hervorragende Experimentierkunst sind <strong>für</strong><br />
ihn charakteristisch. Sie waren und sind noch immer die Garanten<br />
seines Erfolgs. Seit er den Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong>
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Chemie an der Universität Frankfurt innehat, war er einerseits<br />
in die Lage versetzt, seine wissenschaftliche Aktivität erheblich<br />
auszuweiten und seine zahlreichen internationalen Kontakte zu<br />
pfl egen. Andrerseits wurde er zunehmend in die Pfl icht genommen,<br />
nicht nur in der Lehre sondern auch in der akademischen<br />
Selbstverwaltung, wo er an der Lösung von teilweise heiklen<br />
Problemen beteiligt war. Er hat dies alles ohne Murren auf sich<br />
genommen und zusätzlich als Gutachter gearbeitet, besonders<br />
<strong>für</strong> die DFG. Auch <strong>für</strong> die Belange der <strong>Bunsengesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie hat er sich in uneigennütziger Weise eingesetzt<br />
und in zahlreichen ihrer Initiativen mitgewirkt.<br />
Bernd Brutschy ist Alemanne, ein besonderer Menschenschlag,<br />
der sich nicht nur durch Sesshaftigkeit und gleichzeitig durch<br />
Weltläufi gkeit auszeichnet, sondern auch dem Prinzip folgt,<br />
dass das Gute durch das Bessere ersetzt werden muss. Bernd<br />
Brutschy hat sich immer zu solider, ehrlicher Arbeit bekannt,<br />
das Blendwerk modernen Marketings ist ihm fremd. Dies, sein<br />
Buchbesprechung<br />
Prof. Dr. Ulrich Nickel<br />
„Lehrbuch der Thermodynamik<br />
Eine verständliche Einführung“<br />
PhysChem Verlag, Erlangen, gebunden<br />
ISBN: 9 783 937 744 056<br />
Preis: 29,50 €<br />
Das Lehrbuch der Thermodynamik von Prof.i.R. Dr. Ulrich Nickel<br />
aus Erlangen gibt eine Einführung in die Chemische Thermodynamik,<br />
die zum Basiswissen im Chemiestudium gehört.<br />
Es deckt dabei in etwa den Stoffumfang einer vierstündigen<br />
Grundvorlesung ab. Nach einer Einführung in die Grundlagen<br />
der Thermodynamik diskutiert es ausführlich die thermischen<br />
Zustandsgleichungen, die Hauptsätze, die zentralen Begriffe<br />
Innere Energie, Enthalpie, Wärme und Arbeit, Entropie, Freie<br />
Energie und Freie Enthalpie, Chemisches Potential und Chemisches<br />
Gleichgewicht. Zusätzlich gibt es eine Einführung in<br />
Elektrochemische Gleichgewichte und Phasengleichgewichte<br />
und die Fundamentalgleichungen der Thermodynamik.<br />
Dem didaktisch sehr gelungenen Werk merkt man die langjährige<br />
Vorlesungserfahrung des Autors deutlich an. Es gelingt<br />
ihm, die wesentlichen Sachverhalte ohne unnötigen mathematischen<br />
Formalismus klar herauszuarbeiten, wobei er oft zu<br />
Analogien greift, um komplexe Sachverhalte zu verdeutlichen.<br />
Zusammen mit der sehr fl üssigen und leicht zu lesenden Sprache<br />
und den anschaulichen Graphiken ist es dadurch deutlich<br />
verständlicher als mehr formal orientierte Einführungen, bei<br />
denen der <strong>für</strong> den Anfänger ungewohnte mathematische Formalismus<br />
der Thermodynamik ein Verständnis der zugrunde<br />
NACHRICHTEN<br />
Einfallsreichtum und die Ausdauer, mit der er die einmal gefundenen<br />
Lösungen realisierte, haben ihn auch zum erfolgreichen<br />
und geachteten Lehrmeister zahlreicher Studenten gemacht.<br />
Wir und viele andere Kollegen schätzen ihn wegen seiner Aufrichtigkeit<br />
und Hilfsbereitschaft. Jetzt, da er am Ende seiner<br />
offi ziellen berufl ichen Laufbahn steht, wissen wir bereits: Wir<br />
werden ihn in der Zukunft als Kollegen sehr vermissen.<br />
Wir wünschen ihm <strong>für</strong> die Zeit, die vor ihm liegt, ein gutes Leben,<br />
gemeinsam mit seiner lieben Frau Maren und seinen drei<br />
Söhnen Arne, Malte und Lucas. Seine vielfältigen Interessen<br />
werden verhindern, dass er sich langweilen wird. Und vielleicht<br />
wird er auch seine alte Freude am Reisen und am Besuch von<br />
wissenschaftlichen Tagungen weiter führen. Lieber Bernd, mögest<br />
Du möglichst lange die kommende Zeit als Herr deiner<br />
Tage in guter Gesundheit verbringen und den wissenschaftlichen<br />
Gedankenaustausch mit uns pfl egen.<br />
Helmut Baumgärtel und Klaus Rademann<br />
liegenden <strong>Physikalische</strong>n Chemie erschwert. Durch die am<br />
Ende der einzelnen Kapitel stehenden Kontrollfragen ist es gut<br />
zum Selbststudium geeignet.<br />
Die Ausstattung des Buches ist sehr hochwertig. Sämtliche<br />
Abbildungen sind mehrfarbig gedruckt, es ist sehr gut gebunden<br />
und auf gutem Papier gedruckt. Farbig unterlegte Merktafeln<br />
helfen beim schnellen Auffi nden der wesentlichen Sachverhalte<br />
der einzelnen Kapitel.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es dem Autor mit<br />
seinem Lehrbuch der Thermodynamik gelingt, den oft schwer<br />
verständlichen und <strong>für</strong> den Anfänger verwirrenden Stoff der<br />
Chemischen Thermodynamik auf eine klare und verständliche<br />
Weise zu präsentieren. Das Buch ist als Begleitbuch zu<br />
einer Vorlesung in Chemischer Thermodynamik oder auch zum<br />
Selbststudium sicherlich eine sehr gute Alternative zu gängigen<br />
Standardlehrbüchern der <strong>Physikalische</strong>n Chemie in denen,<br />
wegen der größeren inhaltlichen Breite, die Chemische<br />
Thermodynamik nicht in der gleichen Tiefe und Verständlichkeit<br />
dargestellt werden kann.<br />
Prof. Dr. Gerd Buntkowsky<br />
27
NACHRICHTEN<br />
EHRUNGEN/PREISE/<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Prof. Dr. Joachim Heitbaum, Bonn, Mitglied<br />
der Bunsen-Gesellschaft, erhielt die<br />
DECHEMA-Medaille <strong>für</strong> seine Verdienste<br />
um die technische Elektrochemie.<br />
Prof. Dr. Dr.h.c. Martin Jansen, Max-<br />
Planck-Institut <strong>für</strong> Festkörperforschung,<br />
Stuttgart, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />
erhält die International Medal<br />
for Materials Science <strong>2<strong>01</strong>1</strong> der Materials<br />
Research Society of India (MRSI).<br />
Prof. Dr. Olaf Magnussen, Institut <strong>für</strong><br />
Experimentelle und Angewandte Physik<br />
der Universität Kiel, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />
wurde von der International<br />
Society of Electrochemistry auf<br />
ihrer einundsechzigsten Jahrestagung in<br />
Nizza <strong>für</strong> die Entwicklung von Methoden<br />
zur Untersuchung der Struktur elektrochemischer<br />
Grenzfl ächen auf der atomaren<br />
Skala mit dem Prix Jacques Tacussel<br />
ausgezeichnet.<br />
Prof. Dr. Klaus Meerholz, Institut <strong>für</strong><br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität zu<br />
Köln, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />
erhielt am 15.11.2<strong>01</strong>0 den Innovationspreis<br />
2<strong>01</strong>0 des Landes NRW.<br />
Prof. Dr. Robert Schlögl, Fritz-Haber-Institut<br />
der MPG, Berlin, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />
und Prof. Dr. Jürgen<br />
Lehmann, Lehrstuhl <strong>für</strong> Zellkulturtechnik<br />
der Universität Bielefeld, erhielten die<br />
DECHEMA-Plakette in Titan in Würdigung<br />
ihrer Verdienste bei der Verwirklichung<br />
der gemeinnützigen Ziele der DECHEMA.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Schwarz, Präs.<br />
der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und<br />
Institut <strong>für</strong> Organische Chemie der TU<br />
Berlin, Mitglied der Bunsen-Gesellschaft,<br />
wurde als Mitglied des Präsidiums der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Akademie der Naturforscher<br />
Leopoldina, Halle, aufgenommen.<br />
Frau Dipl.-Chem. Julia Zischang erhielt<br />
am 18.11.2<strong>01</strong>0 anlässlich des Göttinger<br />
Physikalisch-Chemischen Kolloquiums<br />
(Vortrag von Prof. M. Motzkus, Heidelberg)<br />
<strong>für</strong> ihre herausragende Diplomarbeit<br />
„Konkurrierende Wechselwirkungszentren:<br />
Histamin und Imidazol in der<br />
Gasphase“ und <strong>für</strong> ihren insgesamt ausgezeichneten<br />
Diplomabschluss einen<br />
Bunsen-Bücherpreis. Im Anschluss an die<br />
28<br />
Dipl.-Chem. Julia Zischang; Prof. Dr. Martin Suhm<br />
Preisverleihung stellte sie ihre Arbeit in<br />
einem Kurzvortrag der Zuhörerschaft vor.<br />
RUFE, BERUFUNGEN,<br />
ERNENNUNGEN, WAHLEN<br />
Prof. Dr. Martin Kaupp, Institut <strong>für</strong> Theoretische<br />
und <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />
Würzburg, Mitglied der AGTC, hat<br />
den Ruf auf eine Professur <strong>für</strong> Theoretische<br />
Chemie der TU Berlin angenommen.<br />
VERBÄNDE<br />
Dr. Florian Ausfelder, DECHEMA e.V.,<br />
Frankfurt übernahm zum <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2<strong>01</strong>1</strong> die<br />
Geschäftsführung der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
e.V., Frankfurt.<br />
Prof. Dr. Martin Quack, ETH Zürich ist<br />
seit <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2<strong>01</strong>1</strong> neuer Erster Vorsitzender<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V. Er löst turnusmäßig<br />
Prof. Dr. Wolfgang von Rybinski,<br />
Henkel KG & Co. KGaA, ab.<br />
GEBURTSTAGE IM JANUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Michael Schindler, Prof. Dr.,<br />
Bergisch Gladbach:<br />
60. Geburtstag am 23.<strong>01</strong>.<br />
Jürgen Gmehling, Prof. Dr.,<br />
Oldenburg:<br />
65. Geburtstag am 13.<strong>01</strong>.<br />
Bernhard Brutschy, Prof. Dr.,<br />
Frankfurt:<br />
65. Geburtstag am 24.<strong>01</strong>.<br />
Dietmar Frenzel, Dr.,<br />
Bonn:<br />
75. Geburtstag am 17.<strong>01</strong>.<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Walter Endriss, Dr.,<br />
Köln:<br />
80. Geburtstag am 09.<strong>01</strong>.<br />
Fritz P. Schäfer, Prof. Dr.,<br />
Göttingen:<br />
80. Geburtstag am 15.<strong>01</strong>.<br />
GEBURTSTAGE IM FEBRUAR <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Helmut Schacke, Dr.,<br />
Odenthal:<br />
65. Geburtstag am 18.02.<br />
Wolfgang Kiefer, Prof. Dr. Dr.E.h.,<br />
Würzburg:<br />
70. Geburtstag am 12.02.<br />
Michael Schlaak, Prof. Dr. rer. nat.,<br />
Emden:<br />
70. Geburtstag am 16.02.<br />
Gerhard Herzog, Dr.,<br />
Regensburg:<br />
75. Geburtstag am 29.02.<br />
Heinrich Rüterjans, Prof. Dr.,<br />
Bad Homburg:<br />
75. Geburtstag am 29.02.<br />
Joachim Liebig, Dr.,<br />
Leipzig:<br />
85. Geburtstag am 08.02.<br />
GEBURTSTAGE IM MÄRZ <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
Hans-Joachim Freund, Prof. Dr.,<br />
Berlin:<br />
60. Geburtstag am 04.03.<br />
Jens Frahm, Prof. Dr.,<br />
Göttingen:<br />
60. Geburtstag am 29.03.<br />
Stephan Kotowski, Dr.,<br />
Seligenstadt:<br />
65. Geburtstag am 18.03.<br />
Cesar Mas, Dr.,<br />
Heidelberg:<br />
65. Geburtstag am 18.03.<br />
Heiner J. Gores, Prof. Dr.,<br />
Regenstauf:<br />
65. Geburtstag am 22.03.<br />
Peter Schuster, Prof. Dr.,<br />
Wien:<br />
70. Geburtstag am 07.03.
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Jörg Tutschku, Dr.,<br />
Dresden:<br />
70. Geburtstag am 14.03.<br />
Frigyes Solymosi, Prof.,<br />
Szeged 67<strong>01</strong>:<br />
80. Geburtstag am 30.03.<br />
Heinz A. Staab, Prof. Dr. Dr. Dr.h.c.,<br />
Heidelberg:<br />
85. Geburtstag am 26.03.<br />
VERSTORBEN<br />
Prof. Dr. Walther Jaenicke, Erlangen,<br />
im Alter von 89 Jahren<br />
Prof. Dr. Kurt Breitschwerdt, Heidelberg,<br />
im Alter von 80 Jahren<br />
NEUANMELDUNGEN<br />
ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />
Dipl.-Phys. Jessica Dielmann-Geßner,<br />
Ruhr-Universität Bochum,<br />
<strong>Physikalische</strong> Chemie II,<br />
Universitätsstraße 150,<br />
44780 Bochum<br />
Dipl.-Chem. Andre Düvel,<br />
Leibniz Universität Hannover, Institut <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie und Elektrochemie,<br />
Callinstr. 3- 3a,<br />
3<strong>01</strong>67 Hannover<br />
VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />
Tagungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Bunsen-Gesellschaft<br />
Bunsentagung <strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
2.-4. Juni, Berlin<br />
Thema: „Analyse und Steuerung ultraschneller<br />
photoinduzierter Prozesse“<br />
Wissenschaftliche und lokale Organisation:<br />
E. Rühl (Berlin)<br />
Bunsentagung 2<strong>01</strong>2<br />
17.-19. Mai, Leipzig<br />
Thema: Ionische Flüssigkeiten<br />
Wissenschaftliche Vorbereitung: F. Endres<br />
(Clausthal-Zellerfeld), P. Wasserscheid<br />
(Erlangen), M. Antonietti (Golm)<br />
Lokale Organisation: B. Abel (Leipzig)<br />
Allgemeine Informationen zu den Bunsentagungen:<br />
www.bunsen.de oder Geschäftsstelle<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />
Internationale Diskussionstagungen<br />
Förster resonance energy transfer in<br />
life sciences<br />
29.-31.03.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Göttingen<br />
Organisation: C. Seidel (Göttingen)<br />
Molecular Modelling of Thermophysical<br />
Properties - Science meets Engineering<br />
Gemeinsam veranstaltet von:<br />
<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft e.V. und<br />
DECHEMA e.V.<br />
15./16.09.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Universität Dortmund<br />
Organisation: G. Sadowski (TU Dortmund);<br />
F. Müller-Plathe (TU-Darmstadt), C. Holm<br />
(Universität Stuttgart)<br />
Bunsen Kolloquien<br />
Grenzfl ächen in Lithium(ionen)batterien<br />
24./25.03.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Goslar<br />
Organisation: Frank Endres (TU-Clausthal)<br />
NACHRICHTEN<br />
5. Gerischer-Symposium<br />
«Photoelectrochemistry: From fundamentals<br />
to solar applications»<br />
22.-24. 06. <strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Berlin<br />
Organisation: D.M. Kolb (Ulm) und H.-J.<br />
Lewerenz, (Berlin)<br />
Robert Bunsen’s 200th birthday: Frontiers<br />
in Physical Chemistry<br />
12.10.<strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Heidelberg<br />
Organisation: M. Grunze (Heidelberg)<br />
Im Anschluss an das Bunsen-Kolloquium<br />
wird in einem Festakt im Rahmen des<br />
GDCh-Programms „Historische Stätten<br />
der Chemie“ eine Gedenktafel am alten<br />
chemischen Laboratorium von Robert<br />
Bunsen enthüllt. Nähere Informationen<br />
hierzu erhalten Sie durch Frau Renate<br />
Kießling (r.kiessling@gdch.de)<br />
ANKÜNDIGUNG<br />
Anlässlich des Bunsen Jahres <strong>2<strong>01</strong>1</strong>, in dem sich der Geburtstag von Robert<br />
Bunsen zum 200. Mal jährt, hat die <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft die Einrichtung<br />
einer Vorlesung zu Ehren von Robert Bunsen beschlossen. Die Vorlesung<br />
wird von dem Preisträger an einer Wirkungsstätte von Robert Bunsen gehalten.<br />
Die erste Robert-Bunsen-Vorlesung wird <strong>2<strong>01</strong>1</strong> in Heidelberg stattfi nden.<br />
Statuten <strong>für</strong> die Verleihung der Robert-Bunsen-Vorlesung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />
§ 1 Zum Andenken an den Namensgeber der Bunsen-Gesellschaft hat der<br />
Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft im Jahre 2<strong>01</strong>0 die Einrichtung<br />
einer Robert-Bunsen-Vorlesung beschlossen.<br />
§ 2 Die Vorlesung wird auf Beschluss des Vorstandes an solche Persönlichkeiten<br />
verliehen, welche die <strong>Physikalische</strong> Chemie in hervorragender<br />
Weise gefördert haben. Der Verleihungsbeschluss ist mit mindestens<br />
zwei Drittel Majorität der Abstimmenden zu fassen.<br />
§ 3 Die Verleihung soll in der Regel jedes Jahr erfolgen. Die Verleihung ist<br />
mit einem Preisgeld in Höhe von 1000,- Euro verbunden. Der/Die Preisträger/in<br />
erhält weiterhin die Möglichkeit, eine hochrangige Vorlesung<br />
oder einen Vortrag aus dem Gebiet der physikalischen Chemie an einer<br />
der Universitäten, Hochschulen oder Institute zu halten, an denen<br />
Robert Bunsen in Deutschland gewirkt hat (Göttingen, Kassel, Marburg,<br />
Heidelberg). Der/Die Preisträger/in spricht mit einer Institution an einem<br />
der Wirkungsorte Termin und Thema der Vorlesung ab und teilt dies der<br />
Geschäftsstelle der Bunsen-Gesellschaft mit.<br />
§ 4 Der/Die Preisträger/in erhält eine Urkunde über die Zuerkennung der<br />
Vorlesung. Die Reisekosten sowie weitere notwendige Kosten, die im<br />
Rahmen der Vorlesung <strong>für</strong> den Geehrten anfallen (z.B. Abendessen am<br />
Ort des Vortrages) werden durch die Geschäftsstelle erstattet.<br />
§ 5 Die Namen der Inhaber/innen der Robert Bunsen Vorlesung werden im Mitgliederverzeichnis<br />
und auf den Internetseiten der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />
aufgeführt.<br />
29
NACHRUF<br />
30<br />
PROF. DR. WALTHER JAENICKE<br />
Am 13. Oktober 2<strong>01</strong>0 verstarb im Alter von 89 Jahren Prof. Dr.<br />
Walther Jaenicke, von 1963 an bis 1988 Ordinarius <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie an der Universität Erlangen. Geboren in Berlin,<br />
aufgewachsen in einer Gelehrtenfamilie, der Vater Johannes<br />
Jaenicke arbeitete zeitweise mit Fritz Haber zusammen, seine<br />
beiden Brüder Lothar und Rainer Jaenicke wurden ebenfalls<br />
Ordinarien, Lothar Jaenicke <strong>für</strong> Biochemie in Köln, einer der<br />
ersten Lehrstühle dieser Art in Deutschland, und Rainer Jaenicke<br />
<strong>für</strong> Biophysik in Regensburg. Walther Jaenicke begann das<br />
Studium der Chemie und Physik 1938 an der Universität in Gießen.<br />
Im Wintersemester 1939 wechselte er nach Leipzig, wo er<br />
unter anderem Vorlesungsassistent bei dem österreichischen<br />
Chemiker H. Kautsky (Kautsky-Effekt) war. In Leipzig hörte W.<br />
Jaenicke Theoretische Physik bei F. Hund und erzählte seinen<br />
Doktoranden oft von dessen brillanten Vorlesungen und den<br />
ausgeklügelten Rechenübungen dazu. Vielleicht waren die Vorlesungen<br />
von Walther Jaenicke deswegen so tiefgehend und<br />
eindringlich. Schwierige Zusammenhänge wurden als solche<br />
beschrieben und behandelt. Die Rechenübungen zur <strong>Physikalische</strong>n<br />
Chemie, die wir als Assistenten zu betreuen hatten, führten<br />
fast regelmäßig zu tiefschürfenden Diskussionen über den<br />
dargebotenen Stoff und seine Darstellungsweise. Promoviert<br />
hat Walther Jaenicke 1946 bei K. F. Bonhoeffer in Leipzig mit<br />
(1921 – 2<strong>01</strong>0)<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
einer elektrochemischen Arbeit. Aus dieser Zeit stammt auch<br />
die enge Freundschaft mit H. Gerischer. Nach der Promotion<br />
folgten Assistententätigkeiten in Jena, an der Humboldt Universität<br />
in Berlin und am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />
Chemie in Göttingen, wohin er seinem Lehrer K. F. Bonhoeffer<br />
folgte. Im Jahre 1953 habilitierte sich Walther Jaenicke an<br />
der Technischen Hochschule in Karlsruhe, war dann an dieser<br />
Hochschule bis 1962 Dozent und apl. Professor bis er 1963<br />
den Ruf auf das Ordinariat <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />
Erlangen als Nachfolge von E. Lange annahm. Leicht mag<br />
es ihm nicht gefallen sein, dem geborenen Berliner nun aus<br />
Karlsruhe in die fränkische Provinz zu übersiedeln. Sein erster<br />
Eindruck von der Ankunft in Erlangen war dementsprechend.<br />
Dennoch blieb er und hat Generationen von Erlanger Studenten<br />
die <strong>Physikalische</strong> Chemie in einer Weise dargebracht, die<br />
viel abforderte, aber nachhaltig wirkte. Der Natur von Walther<br />
Jaenicke entsprechend waren seine Forschungsinteressen weit<br />
gestreut. Kinetik, Elektrochemie, Photochemie, sowie wissenschaftliche<br />
Photographie standen im Vordergrund. Homogen-<br />
und heterogenkinetische Studien, sowie Festkörperreaktionen<br />
wurden anfangs durchgeführt, verschiedene elektrochemische<br />
Verfahren dienten zur genauen Untersuchung unterschiedlicher<br />
photographischer Prozesse. Relaxationsverfahren, wie
DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Druck- und Temperatursprung wurden am Institut etabliert und<br />
zur Untersuchung der Kinetik von Ligandenaustauschreaktionen<br />
angewandt. Die experimentelle Bestimmung von Dipolmomenten<br />
in angeregten Molekülzuständen war ein Teil des<br />
photochemischen Arbeitsgebietes. Stopped-fl ow Messungen<br />
zur Redoxkinetik photographischer Entwicklersubstanzen bildeten<br />
einen weiteren Schwerpunkt der Forschungen. Anfang<br />
der 70iger Jahre wurden die Neubauten der chemischen Institute<br />
bezogen und mit den neu angeschafften magnetischen<br />
Resonanzspektrometern, NMR und ESR, wurden kinetische und<br />
dynamische Experimente durchgeführt. In den Jahren vor seiner<br />
Emeritierung 1988 standen schließlich experimentelle und<br />
theoretische Untersuchungen zur Kinetik des heterogenen und<br />
homogenen Elektronentransfers im Vordergrund. Die verschiedenen<br />
Arbeitsgebiete und vor allem enge Bekanntschaften mit<br />
angesehenen Kollegen brachten stets sehr interessante und<br />
aktuelle Vorträge zu den physikalisch-chemischen Kolloquien<br />
nach Erlangen. Ohne vollständig sein zu können, sollen hier nur<br />
die Beiträge von H. Gerischer, M. Eigen, H. Strehlow, A. Weller<br />
und K. G. Weil erwähnt werden.<br />
W. Jaenicke war Mitglied zahlreicher internationaler Kommissionen,<br />
so der IUPAC-Commission for Physicochemical Symbols<br />
and Units. Von 1978-1980 war er Vizepräsident der International<br />
Society of Electrochemistry (ISE) und ab 1977 Mitglied der<br />
Society of Imaging Science & Technology. Mehrere Jahre war er<br />
als Fachgutachter der DFG tätig. Zwanzig Jahre lang von 1972<br />
bis 1992 fungierte W. Jaenicke als Mitherausgeber der Zeitschrift<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie. Zusammen mit H. Göhr hat<br />
er das Lehrbuch „<strong>Physikalische</strong> Chemie“ von Moelwyn-Hughes<br />
übersetzt. Kein einfach zu lesendes Buch!<br />
Die Selbstironie, die W. Jaenicke eigen war, lässt sich vielleicht<br />
aus folgender Anekdote erahnen: Am Schwarzen Brett<br />
des Instituts stand der „Moelwyn-Hughes“ zum Verkauf an.<br />
Als verkaufsförderndes Argument war die Anmerkung „ungelesen“<br />
angefügt. Ein Institutsmitglied hat darunter geschrieben:<br />
NACHRUF<br />
„Wenn das der Ordinarius liest!“ „Hat’s gelesen, kann’s verstehen“<br />
schrieb dieser dann darunter.<br />
Auch der akademischen Selbstverwaltung hat er sich nicht verschlossen<br />
und wirkte als Dekan der Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät II, als Gründungsmitglied der Technischen Fakultät<br />
und als Fachgruppensprecher.<br />
Große Tagungen wie die Bunsentagung und die ISE-Tagung<br />
wurden in Erlangen organisiert.<br />
Die Betreuung der Mitarbeiter hat sich bei Walther Jaenicke<br />
nicht nur auf wissenschaftliche Diskussionen reduziert, das<br />
aktuelle politische Geschehen und Gespräche über Kunst,<br />
Kultur und Geschichte bildeten einen festen Bestandteil des<br />
Institutslebens. Daher ist es nicht verwunderlich, dass aus der<br />
Feder Walther Jaenicke’s mehrere chemiehistorische Abhandlungen<br />
erschienen sind: „Naturwissenschaften und Naturwissenschaftler<br />
in Erlangen 1743-1993“ beleuchtet nicht nur die<br />
Chemie an der Universität Erlangen im genannten Zeitraum.<br />
Ausführliche Beiträge lieferte er zum Jubiläumsband „250<br />
Jahre Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg“, der<br />
1993 erschien. Viel Zeit, Engagement und Begeisterung hat<br />
Walther Jaenicke in das über dreihundert Seiten starke Buch<br />
„100 Jahre Bunsen-Gesellschaft 1894-1994“ gesteckt. Zahlreiche<br />
Reisen zu den nun geöffneten Universitätsarchiven der<br />
ehemaligen DDR führten zu einer detailreichen Beschreibung<br />
der Geschichte der Bunsen-Gesellschaft und der akademischen<br />
Aktivitäten in dieser Zeit.<br />
Im Jahre 1997 wurde Walther Jaenicke mit der Bunsen-Denkmünze<br />
ausgezeichnet.<br />
Mit Walther Jaenicke verliert die <strong>Physikalische</strong> Chemie einen<br />
jener Vertreter, die das Fach noch in voller Breite vertreten und<br />
geliebt haben.<br />
G. Grampp, Graz<br />
31
GDCh<br />
Die Gesellschaft <strong>Deutsche</strong>r Chemiker (GDCh) hat im Juni 2<strong>01</strong>0<br />
die statistischen Daten 2009 zu den Chemiestudiengängen<br />
in Deutschland veröffentlicht. Danach sind die Anfängerzahlen<br />
in den universitären Studiengängen Chemie, Biochemie<br />
und Wirtschaftschemie im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr<br />
angestiegen, an Fachhochschulen hingegen gesunken. Insgesamt<br />
haben etwas mehr Studienanfänger ein chemisches<br />
Fach gewählt (8315) als im Vorjahr (8261).<br />
32<br />
10000<br />
9000<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
Anfängerzahlen in den<br />
Chemiestudiengängen seit 1991<br />
Summe Chemie/Wirtschaftschemie Summe Biochemie<br />
Summe FH Summe LM-Chemie<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
*Daten an Fachhochschulen w erden seit 1993 erhoben<br />
20<strong>01</strong><br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
© GDCh<br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
CHEMIESTUDIENGÄNGE IN DEUTSCHLAND<br />
STATISTISCHE DATEN 2009<br />
Die Zahl der Bachelor- und Master-Abschlüsse ist in allen chemischen<br />
Fächern deutlich gestiegen, die Master-Abschlüsse<br />
erreichen aber noch nicht die Größenordnung der Diplom-Abschlüsse.<br />
Beide Abschlüsse zusammengenommen, übertreffen<br />
die Absolventenzahlen in Chemie und Biochemie die des<br />
Vorjahrs. Das gilt auch <strong>für</strong> die Fachhochschulen, wenn man die<br />
Zahl der Diplome und der Bachelor-Abschlüsse addiert. Auch<br />
im Studiengang Lebensmittelchemie gab es mehr Absolventen,<br />
allerdings noch keine Bachelor oder Master-Absolventen.<br />
Im Studiengang Chemie stieg die Zahl der Promotionen gegenüber<br />
den beiden Vorjahren weiter an. 2009 promovierten insgesamt<br />
1513 junge Chemikerinnen und Chemiker.<br />
Fast alle Bachelor-Absolventen in Chemie oder Biochemie<br />
schlossen ein Master-Studium an und über 90 Prozent der<br />
Master-Absolventen begannen eine Promotion. Damit gibt es<br />
keine Anzeichen da<strong>für</strong>, dass Bachelor/Master-Absolventen auf<br />
eine Promotion verzichten, um die Hochschule mit einem Bachelor-<br />
oder Masterabschluss zu verlassen. An Fachhochschulen<br />
führt über die Hälfte der Bachelor-Absolventen das Studium<br />
mit einem Master-Studiengang fort.<br />
Die Wirtschaftskrise machte sich 2009 darin bemerkbar, dass<br />
weniger Absolventen eine unbefristete Anfangsposition in der<br />
Industrie fanden. Mehr promovierte Absolventen als in den<br />
Vorjahren nahmen zunächst eine befristete Stelle an der Hochschule<br />
oder Industrie an. Bei den FH-Absolventen zeigte sich<br />
der angespannte Arbeitsmarkt in einer nur geringfügig höheren<br />
Quote stellensuchender Absolventen.<br />
In den kommenden Jahren wird die Zahl der Diplomprüfungen<br />
weiter sinken und die der Bachelor/Master-Abschlüsse ansteigen.<br />
Die Zahl der Promotionen wird in den nächsten Jahren<br />
zunehmen, vermutlich aber nicht die Rekordwerte von über<br />
2000 Promotionen aus den Jahren 1992 bis 2000 erreichen.<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
91<br />
Promotionen im Studiengang Chemie*<br />
97<br />
94 1<strong>01</strong><br />
10 2<br />
14 9<br />
18 5<br />
284 369<br />
2079 2123 2122<br />
1993<br />
2<strong>01</strong>5<br />
19 0 1<br />
1630<br />
1356<br />
119 5<br />
10 19 962<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
* ohne Studiengänge Biochemie, Lebensmittelchemie, Lehramt Chemie<br />
110<br />
2000<br />
14 5<br />
20<strong>01</strong><br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Prom. Ausländer<br />
Prom. <strong>Deutsche</strong><br />
Die Summe ergibt nicht immer die Gesamtzahl der promovierten Absolventen, da<br />
Hochschulen manchmal nicht nach <strong>Deutsche</strong>n und Ausländern trennen können.<br />
381<br />
918<br />
2006<br />
378<br />
894<br />
2007<br />
382<br />
10 0 2<br />
2008<br />
383<br />
113 0<br />
2009<br />
© GDCh<br />
Die Statistik der Chemiestudiengänge in Deutschland ist im Internet<br />
unter www.gdch.de/statistik abrufbar. Eine Zusammenfassung<br />
mit den wichtigsten Daten und Trends wurde in der Zeitschrift<br />
Nachrichten aus der Chemie, Heft 7/8 2<strong>01</strong>0, veröffentlicht.