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Meer & Küste

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Fischerleben<br />

Eckhard Michelsen ist ein Fischer wie er im Buche steht: Bereits in der dritten Generation fährt er<br />

täglich mit seinem Kutter, der Ecke 4, auf die Ostsee hinaus, um Hering, Scholle und Dorsch zu<br />

fangen. Doch verringerte Anlandemengen, Fangquoten und EU-Verordnungen haben dazu geführt,<br />

dass er nicht mehr ausschließlich Berufsfischer ist.<br />

Noch vor gut 100 Jahren war Eckernförde einer der<br />

bedeutendsten Fischerei- und Fischräucherorte an<br />

der deutschen Ostsee. Im 19. Jh. reihten sich im<br />

Eckernförder Hafen die „Ecke“-Boote der Fischer,<br />

durchnummeriert von 1 bis weit über 100, dicht aneinander.<br />

In den rund 30 Räuchereien wurden u.a.<br />

die begehrten Kieler Sprotten hergestellt und von<br />

hier aus in alle Welt verschifft.<br />

Doch Zeiten ändern sich…<br />

Im einstigen Fischerort Eckernförde wurde die Fischerei<br />

als wichtigster Wirtschaftszweig längst abgelöst.<br />

Von den weit über 100 Berufsfischern sind heute nur<br />

noch fünf übrig. Fischwirtschaftsmeister Eckhard<br />

Michelsen ist einer von ihnen. Gemeinsam mit den<br />

Nebenerwerbsfischern, Freizeitkapitänen und Seglern<br />

prägt er das weiterhin maritime Bild des Eckernförder<br />

Hafens. Für die fünf verbliebenen Berufsfischer wird<br />

es zunehmend schwieriger vom Fisch zu leben. Verringerte<br />

Anlandemengen, EU-Verordnungen und Sicherheitsvorschriften<br />

haben Eckhard Michelsen dazu<br />

veranlasst, im Sommer einer weiteren Beschäftigung<br />

nachzugehen: Von April bis Oktober wird der Berufsfischer<br />

zu einem touristischen Magnetpunkt im Hafen.<br />

Dann bietet sich Jung und Alt, <strong>Küste</strong>nbewohnern wie<br />

Urlaubern die Gelegenheit auf der Ecke 4 mitzufahren.<br />

Dabei geht es nicht um eine Butterfahrt bei schönem<br />

Wetter - vielmehr gewährt Michelsen seinen Gästen<br />

einen Einblick in das einst verbreitete und nun sehr<br />

selten gewordene Fischerleben.<br />

Gemeinsam mit den angeheuerten Leichtmatrosen<br />

steuert Michelsen die Fanggründe an und holt die<br />

Stellnetze ein, die er tags zuvor gestellt hat (vgl. Seite<br />

6). Auf der Fahrt berichtet der Fischwirtschaftsmeister<br />

über die Situation der Fischerei in der Ostsee,<br />

Fangquoten und -methoden. Am ersten Stellnetz<br />

angekommen, wird zunächst die Markierung eingeholt,<br />

dann zieht eine Motorwinde das Netz ein. Nun<br />

ist es an den Mitfahrenden den Fang aus dem feinmaschigen<br />

Wirrwarr zu puhlen. Doch für viele Gäste<br />

ist es das erste Mal, dass sie einen zappelnden Fisch<br />

in der Hand halten. Für den seit über 40 Jahren zur<br />

See fahrenden Michelsen ist das kein Problem - geschickt<br />

befreit er die Fische aus den Maschen und<br />

erläutert den Landratten den Fang.<br />

Nachhaltigkeit an Bord<br />

Selbst anfassen, fühlen, riechen und begreifen – das<br />

ist das Motto von Michelsen. Doch dabei steht der<br />

Fisch nicht nur als wirtschaftliche Ressource im Blick;<br />

auch ökologische und soziale Aspekte werden an<br />

Bord diskutiert. Dabei kann der Berufsfischer auch<br />

von Untersuchungen und Projekten zur Verringerung<br />

von Beifängen und zum Schutz der Fischbestände<br />

berichten - regelmäßig bringt er sich freiwillig und<br />

unter zusätzlichem Arbeitsaufwand in lokalen Projekten<br />

ein, z.B. zum Schutz des Schweinswals. Die Maschenweiten<br />

seiner rund 1.000 Stellnetze liegen im<br />

Übrigen über dem vorgeschriebenen Maß. Schließlich<br />

fungiere er in seiner Funktion als Berufsfischer und<br />

saisonaler Touristenführer auch als Vorbild. Da verstehe<br />

es sich von selbst, als gutes Beispiel voranzugehen.<br />

Und so nehmen die Gäste neben eindrucksvollen<br />

Erinnerungen mit gutem Gewissen auch den<br />

ersten selbst gefangenen Fisch mit nach Hause.<br />

Anke Vorlauf<br />

EUCC - Die <strong>Küste</strong>n Union Deutschland e.V.<br />

75 minütige<br />

Fischereifahrt<br />

Eckernförder Hafen<br />

nahe der Holzbrücke<br />

von April bis Oktober<br />

täglich nach Absprache<br />

Eckhard Michelsen:<br />

Tel. 0171/ 416 6635<br />

Fischer Eckhard Michelsen<br />

Bug des Fischerbootes Ecke 4<br />

<strong>Meer</strong> & <strong>Küste</strong> 7

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