Hintergründe 6 Zur Lage: Bottwartaler Harzberg „Hier pflegt man Freunde“ Trollinger-Reben mit dem Wald als Puffer gegen Kälteeinflüsse. Fruchtig und saftig bei rot und mineralisch mit anregender Säure bei Weiß, so präsentieren sich die Weine der einzellage Harzberg im Bottwartal. Verantwortlich für die Weinqualität ist seit knapp einem Jahr eine Frau, die zuletzt in neuseeland Weinbau betrieb …
Fotos: Faber & Partner „Das ist ein Garant für beste Weinqualität, vor allem für den Trollinger“, urteilt Eberhard Lang, Kellermeister der Bottwartaler Winzer, und deutet auf den über 380 Meter hohen „Hausberg“ von Großbottwar, den Harzberg. Die rund 90 Hektar dieser Einzellage, die zur Großlage Wunnenstein gehört, sind nach Süd, Südost und Südwest ausgerichtet. Die Winzer, die hier vor vielen Hundert Jahren mit Weinbau begannen, wussten wohl ganz genau, was sie taten. Der Hang wurde gerodet, um Platz für den Weinbau zu „Eine Münze steht als Symbol für das, was hinter den Weinen steht. Wertigkeit, Innovation, Kultur, Geschichte, Nachhaltigkeit, Bildung, Glück und Erfolg.“ Anna-Barbara Helliwell schaffen. Die ungeeignete Nordseite blieb bewaldet, sie ist bis heute ein Puffer bei polaren Kälteeinflüssen. Die Rebstöcke wurzeln auf Keuper, der Wärme speichert. Davon profitiert der Wein. Der Kellermeister probiert vom Tank und urteilt über den jungen Roten: „Fruchtbetont und kräftig.“ Der 50-Jährige darf damit wieder spekulieren, ob es erneut zu einem Erfolg beim jährlichen Trollinger- Wettbewerb im Mai reicht. Schließlich war er in der Vergangenheit schon mehrfach gut dabei. Nicht etwa wegen des (Eigen-)Lobes. Er handelt im Namen der 800 Mitglieder, die ihre Weinberge fast ausschließlich im Nebenerwerb in meist kleinen Parzellen bewirtschaften. So übersichtlich, dass sie sich folgenden Slogan zu eigen machten: „Wer seinen Weinstock beim Namen nennt, arbeitet nicht – er pflegt Freunde.“ Kein Grafiker-Trick: Die „Pranke“ von Kellermeister Eberhard Lang hielt in der Tat her für die Ausstattung einer besonderen roten Cuvée. Ihre starke Verbundenheit mit der Weinbautradition im Tal bringen die Bottwartaler Winzer mit ihrem Logo zum Ausdruck; es ist das Abbild einer römischen Münze, die im Tal gefunden wurde. „Sie steht als Symbol für das, was hinter den Weinen steht. Das sind Wertigkeit, Innovation, Kultur, Geschichte, Nachhaltigkeit, Bildung, Glück und Erfolg“, urteilt Anna-Barbara Helliwell. Sie ist seit April letzten Jahres geschäftsführende Vorstandsvorsitzende und somit die Frau am Steuer der Bottwartaler Winzer eG. Unter ihrem Kommando gab es im Herbst nicht nur die Umfirmierung der Bottwartal-Kellerei zu Bottwartaler Winzer eG mit neuem Logo und neuer Ausstattung. Die 47-Jährige war auch Geburtshelferin der neuen Weinserie Edition Cuprum, Platinum und Aurum (siehe Kasten und Interview). Die ursprünglich aus dem badischen Markgräfler Land stammende Pfarrerstochter sah viel von der (Wein-)Welt, bevor sie nach Großbottwar kam. Sie absolvierte eine Winzerlehre, studierte dann Betriebswirtschaft und Önologie und setzte noch eine klassische Sommelier-Ausbildung drauf. Während ihrer Lehr- und Wanderjahre war sie in renommierten Weingütern in Frankreich, Italien und Kalifornien tätig. „Weil dort sehr viel verlangt wurde, habe ich sehr viel gelernt“, resümiert sie. Dem Ruf aus Großbottwar folgte sie von einem großen Weingut aus Neuseeland. „Ich wollte zurück nach Deutschland und suchte eine neue Herausforderung“, erklärt sie den Wechsel. Die Betriebsform Genossenschaft reizte sie: „Hier kann und muss man nicht alles im Alleingang machen, sondern immer im Konsens mit den Mitgliedern.“ Das Bottwartal hat sie inzwischen fest ins Herz geschlossen: „Eine unglaublich schöne Landschaft. Hinter jedem Hügel zeigt sich ein anderes Bild.“ Liebhaber solcher Bilder gibt es viele. „Wir sind ein bevorzugtes Ausflugsziel, vor allem für die Stuttgar- Weiter Sprung von Neuseeland ins Bottwartal: Anna-Barbara Helliwell. 7