Kaum hat - Anna-Freud-Oberschule
Kaum hat - Anna-Freud-Oberschule
Kaum hat - Anna-Freud-Oberschule
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe 13 - April 2011<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Wer sind wir? Aus dem Schulleben Was denkst du?<br />
Das Heft zum Glück
2<br />
<strong>Kaum</strong> <strong>hat</strong> es angefangen, ist es schonwieder<br />
vorbei...<br />
Ja, das war das Foto, mit dem wir damals als<br />
Nachwuchs vorgestellt wurden...<br />
Auch wenn sich unsere Gruppe inzwischen minimal verändert <strong>hat</strong>, so ist es doch<br />
auch einmal schön damit aufzuhören, womit man einst anfing. Wir alle <strong>hat</strong>ten eine<br />
schöne Zeit als Redaktionsteam und daher ist es für uns auch schade, dass die zwei<br />
Jahre so schnell vorbei gegangen sind. Wir hoffen, dass euch Lesern die Zeitung<br />
noch genauso gefallen wird wie vorher, auch wenn wir (als eindeutig lustigste<br />
Truppe) weg sind, schließlich ist das nachfolgende Team ja auch ganz schnieke ;)<br />
Soviel dazu ... wir verabschieden uns somit von der Vorherrschaft über die Redaktion<br />
und überlassen den Befehl unseren Nachfolgern. ;)<br />
Eure Ex-Redaktion<br />
— April 2011 —
Liebe Leser,<br />
Von Neuling an Leser!<br />
Wer hätte gedacht, dass ein Zuspätkommen<br />
zur ersten Unterrichtsstunde<br />
mich dazu brachte,<br />
leidenschaftlich Artikel zu verfassen?<br />
Leidenschaftlich, ja das hört sich sehr<br />
übertrieben an, aber wenn man bedenkt,<br />
dass man sich selbst ein Thema aussuchen<br />
kann, seinen eigenen Interessen nachgehen<br />
darf, sich dann hinsetzt und Wort für Wort<br />
bis zum Schluss ein kleines Werk kreiert,<br />
in dem die eigene Meinung zum Ausdruck<br />
kommt und zugleich auch immer ein Stück<br />
der eigenen Individualität, dann kann man<br />
vielleicht verstehen, dass das Schreiben<br />
von Artikeln durchaus Spaß macht. Und<br />
wenn man dann das gedruckte Werk in<br />
der nächsten Ausgabe der Schülerzeitung<br />
in den Händen hält, mit seinem Namen am<br />
Ende des Artikels, dann schwingt schon so<br />
etwas wie Stolz auf die eigene Leistung mit.<br />
Zwar war das bei meinem ersten Artikel<br />
nicht mein Hauptgedanke, aber<br />
als ich mich hinsetzte, mit einem leeren<br />
Blatt und einem Bleistift bewaffnet, um<br />
eigentlich einen „normalen“ Tag im Winter<br />
mit einem schrecklich vollen Bus durch<br />
ironische Elementen zu einem unterhaltsamen<br />
Text formte, merkte ich, wie viel<br />
<strong>Freud</strong>e es mir bereitete. Jedoch hätte ich<br />
nicht gedacht, dass der so gut werden<br />
würde. Leute, die ich nach langer Zeit<br />
wieder- gesehen habe, waren erstaunt, dass<br />
mein Name unter diesem Artikel stand.<br />
So kam es dazu, dass ich nun als Neuling<br />
in der Schülerzeitung landete. Inhaltlich<br />
orientieren wir uns in den Ausgaben immer<br />
an einem besonderen Thema, das uns alle<br />
— April 2011 —<br />
interessiert. So war das Thema „Zivilcourage<br />
und Widerstand“ des letzten Heftes<br />
für mich schon davor ein sehr bewegendes<br />
Thema, aber selbst zu recherchieren<br />
und dann einen eigenständigen Artikel<br />
zu diesem Thema zu verfassen, war für<br />
mich eine Bereicherung. Das Verfassen der<br />
Texte sollte nicht nur als Arbeit betrachtet<br />
werden, die man erbringen muss, weil man<br />
sie aufgedrückt bekommt oder denkt, dass<br />
man mit dem Zusatzkurs auf diese Weise<br />
eine bessere Noten auf seinem Zeugnis<br />
erhält. Ein Artikel ist nicht einfach nur<br />
ein beliebiger Text, von irgendjemanden<br />
geschrieben, sondern beinhaltet Neues,<br />
interessante Informationen, überraschende<br />
Meinungen, berührende Geschichten, Aktuelles<br />
usw. Es sollte dem Schreiber <strong>Freud</strong>e<br />
bereiten, dem Leser dieses Wissen zu übermitteln<br />
und ihn an der eigenen Begeisterung<br />
für das Thema teilhaben zu lassen.<br />
Kurz und knapp gesagt: Artikel sind von<br />
Menschen für Menschen und, wenn sie gut<br />
sind, bereiten sie dem Leser <strong>Freud</strong>e beim<br />
Lesen, regen zum Nachdenken an oder<br />
klären über so manches Interessante auf.<br />
Also dann, viel Spaß beim Lesen<br />
unserer neuesten Ausgabe!<br />
Isil Ortaalan<br />
3
4<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Lernkultur an<br />
der <strong>Anna</strong> <strong>Freud</strong><br />
— April 2011 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Erinnert ihr euch<br />
noch, wie’s diesmal anfing,<br />
im neuen Jahr?!<br />
Weiße Weihnacht? Toll! Auf das Glatteis<br />
hätte ich getrost verzichten können. Unsicher<br />
und rutschend tapsen die Schüler über<br />
die vereisten Straßen. Aufs Eis gelegt habe<br />
ich mich diesen Winter zum Glück noch<br />
nicht, dafür sind meine modischen Winterstiefel,<br />
die Frau nun mal braucht, trotz sensationellem<br />
Imprägnierspray durchnässt.<br />
Als wenn wir nicht schon spät genug zur<br />
Schule kämen. Wo es doch laut Bahnchef<br />
Rüdiger Grube hieß, dass die S-Bahn sich<br />
noch nie so umfangreich auf den Winter<br />
vorbereitet hätte wie im Jahr 2010, darf<br />
sich nun ein Großteil der Schülerschaft<br />
morgens damit begnügen, auf dem frostigen<br />
Bahnsteig zu warten und zu hoffen,<br />
dass die Züge doch bitte den angegeben<br />
20-Minutentakt einhalten. Wie bei den<br />
meisten zu erwarten: Enttäuschung pur.<br />
Eine leichte Genugtuung breitet sich nun<br />
unter den U-Bahnfahrern aus – bis sie ihre<br />
geliebte gelbe Tube erblicken und feststellen<br />
müssen, dass diese bis zum Rand gefüllt<br />
ist. Mein Glück ist es hierbei wieder, dass<br />
ich nur eine Station bis zur Schule fahren<br />
muss. Unverschämt drängele ich mich vor,<br />
quetsche mich in eine der verbliebenen,<br />
engen Lücken und lasse die Hälfte der<br />
Wartenden am Jakob-Kaiser-Platz hinter<br />
mir. Schüler mit Wohnsitz Brandenburg<br />
schaffen es teilweise gar nicht bis zur<br />
Schule. Ob das nun <strong>Freud</strong>e oder Ärgernis<br />
ist, überlassen wir den Betroffenen.<br />
— April 2011 —<br />
Eine Frage stellt sich mir hierbei jedoch:<br />
Warum ist mir bisher noch kein Lehrer<br />
über den Weg gelaufen, der aufgrund<br />
des Winterchaos zu spät gekommen ist?<br />
Die eigentliche Überraschung aber, die<br />
uns der diesjährige Winter bescherte, kam<br />
jedoch dann ganz überraschend am Ende<br />
der Weihnachtsferien. An den Feiertagen<br />
Facebook mal überwiegend außer Acht<br />
gelassen, loggte ich mich am 02.01.11 ein<br />
und sah die Nachricht einer Mitschülerin:<br />
„Yeaaaah, bis Donnerstag frei!“<br />
Bitte was? Bei anfänglicher Skepsis<br />
hielt ich mich mit meiner <strong>Freud</strong>e noch<br />
vornehm zurück. Dann ein Blick auf die<br />
AFO-Homepage und tatsächlich – dort<br />
verkündete die frohe Botschaft in Pink:<br />
„Aufgrund eines Wasserschadens ist<br />
die Schule bis einschließlich Mittwoch,<br />
dem 5.1., geschlossen.“ Wenn das nicht<br />
mal ein guter Start ins neue Jahr ist!<br />
Auch wenn die Lehrer nicht ganz mit<br />
Facebook mithalten konnten, erhielten wir<br />
von ihnen im Laufe des Tages die Information<br />
per Mail, die uns aber mitunter<br />
nicht weniger erheiterte. Herr Behrens<br />
beispielsweise leitete seine Nachricht mit<br />
dem Betreff „Drei Tage der geschlossenen<br />
Türen“ ein und ließ es sich nicht nehmen,<br />
ein paar sarkastische Bemerkungen<br />
hinzuzufügen. Wie heißt es in einem<br />
deutschen Sprichwort doch: „Wenn das<br />
Glück anpocht, soll man ihm auftun.“<br />
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen<br />
und genossen die uns noch verbliebene<br />
Zeit – bis wir am Donnerstagmorgen in<br />
den eisigen Unterrichtsräumen saßen,<br />
die teilweise nur über 13,9° C verfügten.<br />
Die 0. und 1. Ebene waren gesperrt, dort<br />
5
6<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
roch es etwas unangenehm und Frau Nissen<br />
und Herr Alex mussten notgedrungen in<br />
die 2. Ebene umziehen. Gerüchten zufolge<br />
litten einige Schülerakten unter den<br />
Folgen des Wasserrohrbruchs. Für einige<br />
vielleicht nicht übermäßig bedauerlich.<br />
Umso schöner war nach den ganzen<br />
Strapazen mein erster Thermenbesuch am<br />
zweiten Wochenende nach den Weihnachtsferien<br />
in der Kristalltherme Ludwigsfelde.<br />
Mit dem Feierabendtarif (9,50€) genoss<br />
ich 135 Minuten lang die entspannende<br />
Atmosphäre der wirklich elegant gestalteten<br />
und vielseitig ausgestatteten Therme.<br />
Mit seinen Liebsten ein wahrer Genuss!<br />
Abseits des Alltagsstress <strong>hat</strong> man auch<br />
so die Möglichkeit, für einige Zeit<br />
die – äußere, sowie innere – Kälte zu<br />
verbannen und selber Glückshormone<br />
zu fabrizieren. Mit ein bisschen Eigeninitiative<br />
kommt auch das Glück zu Dir!<br />
Jasmin Lohmann<br />
Von der Decke fallende<br />
Marder – sibirische<br />
Kälte – Land unter!<br />
Als Schüler/in der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> lernt<br />
man abgesehen vom Stoff auch viel fürs<br />
Leben. Besonders Flexibilität und hohe<br />
Toleranz sind Eigenschaften, die man<br />
sich schleunigst aneignen sollte, wenn<br />
man sich dem Schulalltag für eine längere<br />
Zeit stellen möchte. Doch man darf nicht<br />
— April 2011 —<br />
vergessen, dass sich nicht nur Schüler mit<br />
den Mängeln der Schule auseinandersetzten<br />
müssen, sondern dass auch Lehrer sowie<br />
die Schulleitung sich damit rumschlagen.<br />
Aber bevor ich noch jemanden anklage,<br />
erzähle ich vielleicht erst einmal,<br />
welchem Abwechslungsreichtum und<br />
Survival-Training ich mich innerhalb der<br />
3 Jahre stellen musste. Plötzliche Raumänderungen<br />
und ausfallende Blöcke<br />
sind hin und wieder nervenaufreibend,<br />
aber gut zu bewältigen. Schwieriger sind<br />
Lehrer, bei denen man zweifelt, ob sie<br />
auch selbstständig wieder nach Hause<br />
finden, geschweige denn es doch jeden<br />
Tag erneut in die Schule schaffen. Auch<br />
zwei Lehrerwechsel innerhalb eines Jahres<br />
oder gestrichene Blöcke können zu einem<br />
inneren Ungleichgewicht führen. Aber das<br />
Glück muss nicht jeder haben, es gibt auch<br />
so einige Lehrer, die man schätzt, besonders<br />
führt diese legere Atmosphäre auch zu<br />
Gesprächen mit Lehrern, die man auf an-
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
deren Schuler sicherlich so nicht <strong>hat</strong>. Einige<br />
Lehrer erklären einem die Herkunft der<br />
Missstände in der Schule und zeigen auch<br />
Verständnis uns Schülern gegenüber. Das<br />
zwischenmenschliche Verhalten gleicht sich<br />
meistens aus, sodass es doch angenehm ist.<br />
Erschreckend ist eher der Zustand<br />
des Schulgebäudes. Abgesehen davon,<br />
dass die vorhandene Farbwahl für viele<br />
Schüler nicht unbedingt ein angenehmer<br />
Anblick ist, erfährt man auch von herab<br />
fallenden Wandplatten, die das Begehen<br />
des Schulhofs, den wir tatsächlich besitzen,<br />
zum Risiko machen. Dann gab es schon<br />
Geschichten von einem toten Marder in<br />
der Decke, der für eine unappetitliche<br />
Überraschung für den Hausmeister sorgte,<br />
kleinere Wasserschäden durch eingefrorene<br />
Rohre und womöglich Asbest im Gebäude,<br />
das jedoch nur für Probleme sorgt, wenn<br />
die Klimaanlage benutzt werden würde.<br />
All dies macht jeden Tag noch schöner.<br />
Das heftigste Ereignis war allerdings der<br />
Wasserschaden, der in den Weihnachtsfe-<br />
— April 2011 —<br />
rien zustande kam. Mehrere Gänge und<br />
Räume waren nicht mehr begehbar und<br />
die Wiederherstellung <strong>hat</strong> für viel Arbeit<br />
für unsere Schulleitung gesorgt. Diese<br />
allgemeine Anspannung <strong>hat</strong> man, wenn<br />
man Glück <strong>hat</strong>te, auch mal zu spüren bekommen.<br />
Tja, und wer gedacht <strong>hat</strong>, dass<br />
es nach dem Wasserschaden das erste Mal<br />
wirklich kalt in der Schule war, und damit<br />
eine Ausnahmesituation, den muss ich enttäuschen.<br />
Dieses Glück <strong>hat</strong>ten wir auch<br />
schon ein Jahr zuvor. Dass die Heizung<br />
bei dem Wasserschaden ausgestellt werden<br />
muss, ist durchaus nachvollziehbar. Verstehen<br />
konnte ich ja auch, dass die Heizung<br />
das Jahr zuvor in den Weihnachtsferien<br />
ausgestellt wurde. Doch dass wirklich erst,<br />
nachdem die Schule wieder beginnt, die<br />
Heizung wieder angestellt wird, nachdem<br />
das Gebäude innerhalb von 2 Wochen auf<br />
ca. 0 Grad, gefühlte -8 Grad auskühlen<br />
konnte, will ich auch nicht verstehen.<br />
Fortsetzung folgt. Ihr werdet es erleben!<br />
Viel Glück, Freunde!<br />
Charlott Paulus<br />
7
8<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Das Herz der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong><br />
Mit Kameras und Fotoapparaten stürmen<br />
wir das Sekretariat und zerren Frau Gehse<br />
vor einen Kassettenrekorder mit Aufnahmefunktion,<br />
um sie ins Kreuzverhör zunehmen.<br />
Halt, nein, ganz so war es nicht! Sondern<br />
mehr eine gemütliche Plauschrunde in der<br />
Schulpause. Cagla und ich wollten unsere<br />
allseits bekannte Schulsekretärin über<br />
ihren Beruf ausquetschen. Eine unserer<br />
blendenden Ideen war es, das Gespräch auf<br />
der guten alten Kassette aufzunehmen, um<br />
die waschechte Berlinerin, die mit Leib und<br />
Seele an unserer Schule hängt, im O-Ton<br />
aufs Band zu pressen. Zum Glück habe ich<br />
dem Rekorder nicht getraut und fleißig<br />
mitgeschrieben, denn zuhause musste ich<br />
zu meinem Entsetzen feststellen, dass die<br />
— April 2011 —<br />
Kassette leer war! Meine Vermutung: Der<br />
Recorder <strong>hat</strong>te kein Mikrofon. Also bitte ich<br />
vielmals, fehlende Fragen zu entschuldigen!<br />
Wir sitzen also zu dritt vor dem angeblichen<br />
Aufnahmegerät und beginnen Frau<br />
Gehse zu löchern. Bevor sie 2008 an die<br />
Schule kam, <strong>hat</strong>te sie in der Buchhaltung<br />
des Jugendaufbauwerks gearbeitet <strong>hat</strong>,<br />
und ohne jemals etwas mit Schulen zu tun<br />
gehabt zu haben, fiel ihr zufällig die Ausschreibung<br />
für eine Schulsekretärin in die<br />
Hände. Nach dem kurzen Bewerbungsgespräch<br />
war ihr sofort bewusst, dass dies für<br />
sie der Arbeitsplatz wäre, an dem sie sich zu<br />
100% verwirklichen könne. Mit 3 Kindern,<br />
die sie alle schon „durchgefüttert <strong>hat</strong>te“,<br />
verfügte sie natürlich auch schon über so<br />
einige Kompetenzen, wie z.B. Flexibilität,<br />
Gelassenheit, Begeisterung und Belastbarkeit.<br />
„Umso mehr Bewegung im Sekretariat<br />
herrscht, umso besser kann ich arbeiten“,<br />
erzählt uns Frau Gehse. Mit einer <strong>Freud</strong>e,<br />
die es einem warm ums Herz macht, versichert<br />
sie uns, dass sie alle Schüler, „kreuz<br />
und quer“, gerne mag, es gäbe keinen Typen,<br />
den sie aussortieren würde. Sie liebt ihre<br />
Arbeit so sehr, dass sie gerade während<br />
der Bewerbungszeit viele Gedanken noch<br />
mit in die Freizeit nimmt. Das geht wohl<br />
soweit, dass sich der Kopf manchmal gar<br />
nicht ausgeschalten lässt. Die Begeisterung<br />
über ihren Job lässt sich kaum durch Worte<br />
näher bringen. Durch ihre Erzählungen<br />
lässt sich wohl aber sagen, dass, wenn unsere<br />
Schule ein Mensch sein würde, so wäre<br />
Frau Gehse bestimmt das Herz. So, nachdem<br />
nun alle Grundfragen geklärt sind,<br />
gehen wir in zu den Speedquestions über:<br />
Welche drei Gegenstände würden
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?<br />
Meinen Mann<br />
Ein Radio<br />
Lebensmittel für die ersten Wochen<br />
Was ist Ihre Lieblingsfarbe?<br />
Rot<br />
Ihre Lieblingsmusik?<br />
Techno<br />
Heavy Metall (z.B. Rammstein)<br />
Ihr Lieblingsessen?<br />
Curry-Wurst<br />
Hühnchen<br />
Ihr Berufswunsch als Kind?:<br />
Hebamme<br />
Wohin würden Sie gerne verreisen?<br />
Aufgrund meiner Flugangst bleibe ich<br />
lieber in Deutschland<br />
Oder Ungarn<br />
Nennen Sie uns ein besonderes prägendes<br />
Erlebnis in der Schule?<br />
Um den Sportplatz sprinten, beim Abi-<br />
Streich<br />
Was fehlt Ihnen zum 100%igen Glück<br />
an Ihrem Arbeitsplatz?<br />
Neue Jalousien!<br />
Als nun auch diese Basics geklärt<br />
sind, wollen wir gerne von Frau Gehse<br />
wissen, wie sie die Zeit nach den<br />
Weihnachtsferien empfunden <strong>hat</strong>, wie<br />
es war, als sie die Schule nach der Katastrophe<br />
zum ersten Mal betreten <strong>hat</strong>.<br />
Obwohl sie vorher bereits eine Nachricht<br />
über die Schulsituation erhalten <strong>hat</strong>te, war<br />
es doch ein Schock, als sie in die Schule<br />
kam. Das Wasser stand teilweise noch 10cm<br />
hoch. Aber dass ihr Büro anschließend<br />
— April 2011 —<br />
in ein Großraumbüro umfunktioniert<br />
wurde, fand sie dann doch mehr abenteuerlich<br />
als anstrengend. Nur dass es<br />
dort nur ein funktionierendes Telefon für<br />
4 Personen gab, störte schon etwas. Und<br />
was war mit den Schülern, wollen wir<br />
von ihr wissen. Da stürmen doch in den<br />
Pausen immer auch noch Scharen von<br />
Schülern ins Büro. Ach, das wäre schon<br />
gegangen, meint sie, die wuselten einfach<br />
zwischen Herrn Alex und Frau Nissen hin<br />
und her. Sie habe das mit Fassung getragen<br />
und auch da noch für jedes Problem ein<br />
offenes Ohr gehabt, auch wenn sich ein<br />
Schüler einfach mal beschweren musste<br />
und jemanden brauchte, der ihm zuhört.<br />
Welche Schule wünscht sich so eine Schulsekretärin<br />
nicht? Und dann ist die Pause<br />
auch fast schon zu Ende. Zum Abschluss<br />
wollen wir aber noch wissen, was sie sich<br />
denn von den Schülern wünschen würde?<br />
Die Botschaft: „Wisst die Namen eurer<br />
Lehrer!“<br />
Natürlich ist das am Anfang nicht so ganz<br />
einfach, aber wer die Schule schon länger<br />
besucht und weder seinen Unterrichtsraum<br />
noch den Namen seines Lehrers kennt,<br />
sollte sich dies zu Herzen nehmen. Also,<br />
tut unserer Sekretärin diesen Gefallen und<br />
seid einfach glücklich, dass ihr nicht da<br />
vorne am Tresen steht und erst alle Namen<br />
der Lehrer durchdeklinieren müsst!<br />
Um ein Foto kam Frau Gehse dann<br />
doch nicht herum, dafür war das Gespräch<br />
wohl furchtloser als erwartet.<br />
Cora Verdenhalven, Cagla Beyaz<br />
9
10<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Hurra, wir haben<br />
einen Chor!!!<br />
Im Chor <strong>hat</strong> man es nicht nur mit zwei<br />
überaus engagierten und talentierten<br />
Lehrern zu tun, sondern lernt eine Menge<br />
Leute kennen, die man sonst im Schulalltag<br />
kaum zu Gesicht bekommen würde. Wenn<br />
man einfach nur Spaß an Musik <strong>hat</strong>, ist<br />
man da genau richtig. Herr Grünberg und<br />
Herr Hamann sind immer für Vorschläge<br />
offen und schaffen stets eine angenehme<br />
Atmosphäre, sodass man sich auch ohne<br />
Aussicht auf eine große Gesangkarriere<br />
wohl fühlt und gerne mitmacht. Gefordert<br />
sind nur Engagement und Spaß am Singen.<br />
Charlott Paulus<br />
— April 2011 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
3 Jahre DS - so wars:<br />
„Bitte laut und<br />
deutlich sprechen“<br />
In den drei Jahren DS habe ich mit<br />
Sicherheit sehr viel dazugelernt. So viel,<br />
dass es gar nicht so leicht ist, dieses Thema<br />
auf einer Seite zusammenzufassen.<br />
Ich denke, man kann den Fortschritt<br />
in zwei große Kategorien einteilen: in die<br />
physische und psychische Entwicklung,<br />
die stets im Verbund miteinander erfolgte.<br />
Mit physischer Entwicklung meine ich die<br />
Darstellung verschiedener Personen oder<br />
Elemente mit dem Körper, der sehr viel<br />
ausstrahlen kann. Während ich in der 11.<br />
Klasse eher steift und wie ein Klotz wirkte<br />
und mit Grimassen, Klischees und Zeichensprache<br />
arbeitete, begann ich mit der<br />
Zeit auf Körperhaltung und Spannung zu<br />
achten, wodurch ich sehr viel differenzierterer<br />
Aussagen treffen konnte. Auch habe ich<br />
gelernt, mit dem Körper etwas darzustellen,<br />
das mir anfangs gar nicht so leicht fiel, zum<br />
Beispiel Wasser oder Nebel, also weiche fließende<br />
Bewegungen. Ich kann meinen Körper<br />
jetzt sehr viel variabler im Spiel nutzen.<br />
Unter psychischer Entwicklung verstehe<br />
ich die Dinge, die in einem vorgehen, während<br />
man spielt: Dazu zählt zum Beispiel<br />
Aufregung, Lampenfieber etc.. Früher war<br />
noch große Scham da, vor dem Kurs etwas<br />
darzustellen. Man machte irgendwelchen<br />
Quatsch, die Konzentration war nicht<br />
— April 2011 —<br />
sehr gut und die Vorstellung, vor einem<br />
größeren Publikum zu spielen, war unerträglich.<br />
Mit der Zeit lies dieses Gefühl<br />
jedoch nach, man schämte sich nicht mehr<br />
und als wir am letzten Tag der offenen<br />
Tür gespielt haben, war mir das „popelige<br />
Publikum“ auch egal, wodurch man sich<br />
natürlich noch besser auf seine Rolle konzentrieren<br />
kann und dadurch besser spielt.<br />
Ebenfalls die Nutzung der Stimme<br />
erlebte Veränderungen, sodass es einem<br />
schließlich keine Probleme bereitete LAUT<br />
und DEUTLICH zu sprechen, ja sogar zu<br />
rappen. Schließlich war die Herangehensweise<br />
an die zu spielende Figur eine andere.<br />
Durch die Rollenbiografie entstand eine<br />
Art Identifikation mit der Figur, die durch<br />
das Proben verstärkt wurde, sodass ich<br />
schließlich nicht Anton war, der Kostylew<br />
spielt, sondern Kostylew selbst, zu dem<br />
ich jederzeit switchen konnte. Zu guter<br />
Letzt noch die wichtigsten Grundlagen, wie<br />
Lücken füllen, verschiedene Ebenen nutzen,<br />
niemals dem Publikum den Rücken zudrehen<br />
und und und... Diese gingen einem in<br />
Fleisch und Blut über, sodass man sie zum<br />
Teil bereits unbewusst angewandt <strong>hat</strong>, wenn<br />
zum Beispiel beim Spiel eine Lücke auf<br />
11
12<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
der Bühne entstand, die es zu füllen galt.<br />
Das Fach DS führte bei mir also nicht nur<br />
zu einer Entwicklung, sondern praktisch<br />
zu mehreren, und das auf verschiedenen<br />
Ebenen. Ich bereue es nicht, das Fach<br />
Darstellendes Spiel gewählt zu haben.<br />
Anton<br />
PS. Anmerkung seiner DS-Lehrerin:<br />
Anton <strong>hat</strong> sich in der Tat zu einem<br />
talentierten Schauspieler entwickelt,<br />
der sich auf Knopfdruck in verschiedene<br />
Figuren verwandeln kann und<br />
darin die Zuschauer überzeugt!<br />
Vorwürfe halte<br />
ich für unnötig!<br />
— April 2011 —<br />
Insgesamt empfand ich meine 4 Semester<br />
in dem Fach Darstellendem Spiel als eine<br />
gute Erfahrung, erfreuend und lehrreich.<br />
Als erstes wurde mir allerdings der doch<br />
große Unterschied zwischen Theater und<br />
Darstellendem Spiel klar. Während im<br />
Theater eine Geschichte dem Zuschauer<br />
mittels Rhetorik, Bühnenbild und vieler<br />
Requisiten präsentiert wird, müssen wir<br />
Spieler beim Darstellenden Spiel auch ohne<br />
viel Sprache und dafür mit mehr Körpereinsatz<br />
auskommen. Der Gebrauch von<br />
Sprache zur Vermittlung fällt mir nicht<br />
besonders schwer, doch Aussagen mit<br />
meinem Körper ernsthaft und möglichst<br />
nicht immer klischeehaft zu vermitteln,<br />
stellte mich vor eine neue Herausforderung.<br />
Auch nach 4 Semestern <strong>hat</strong> sich mir diese<br />
Technik noch nicht ganz erschlossen, was<br />
hauptsächlich an meiner mangelnden<br />
Kreativität in dieser Sache liegt. Wie bei<br />
so vielen Dingen sollte man auch die<br />
Theorie beherrschen, um in der Praxis<br />
leichter und besser zu arbeiten. Das fiel<br />
mir besonders auf, da ich in der Theorie<br />
immer ein wenig hinterherhinkte, die ich<br />
mir in der 11. Klasse nicht aneignen konnte.<br />
Aber das wurde innerhalb der jeweiligen<br />
Gruppe meistens wieder wettgemacht.<br />
Die Aufwärmphase am Anfang der Stunde<br />
fand ich sowohl gut als auch wichtig, um<br />
mich auf die neue Unterrichtssituation einzustellen,<br />
da es nach 3 Blöcken doch recht<br />
eingeschränktem Schulalltag nicht leicht<br />
ist, sowohl den Körper wieder zu nutzen<br />
als auch die Kreativität anzukurbeln. Die<br />
Übungen haben einem immer wieder einen<br />
guten Start in den Unterricht ermöglicht.<br />
Wirklich klar und auf einem direkteren
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Weg als es mir lieb war, ist mir vermittelt<br />
worden, wie wichtig die Mitarbeit der ganzen<br />
Gruppe beim Darstellenden Spiel ist.<br />
Unmotiviertheit, Desinteresse und absolute<br />
Disziplinlosigkeit wie auch fehlendes Sozialverhalten<br />
führen zu Frustrationen und<br />
schlussendlich zu vielen Problemen, die bis<br />
zum Bruch einer Gruppe führen können.<br />
Dafür ist unsere DS-Gruppe leider ein<br />
fantastisches Beispiel gewesen, in jeglicher<br />
Hinsicht. Dass es zu solchen Problemen<br />
kam, lag wohl an jedem Einzelnen von<br />
uns. Vorwürfe halte ich für unnötig und<br />
nicht gerechtfertigt. Dennoch ist es schade,<br />
wie viele Arbeitsschritte mehr nervig<br />
waren als Spaß machten und zu sehen, wie<br />
eine Gruppe am Ende mehr auseinander<br />
driftet, statt an der Arbeit zusammenzuwachsen.<br />
Auf diese Erfahrung innerhalb<br />
der DS-Gruppe hätte ich gerne verzichtet.<br />
Dennoch muss man auch betonen, dass,<br />
wenn es bei Aufführungen darauf ankam,<br />
alle an einem Strang gezogen, sich<br />
unterstützt und als Gruppe bestärkt haben.<br />
Charlott Paulus<br />
Die Höhen und<br />
Tiefen im DS-Kurs<br />
Nun, kurz vor unserem Abitur schauen<br />
wir stolz auf fast 3 Jahre Unterricht im Fach<br />
Darstellendes Spiel zurück. Zwei dieser<br />
Jahre habe ich mit Frau Maier verbracht,<br />
einer engagierten und sehr begeisterten<br />
— April 2011 —<br />
Lehrerin, die einem ehrlich die Meinung<br />
sagt, auch wenn es einem nicht passt!<br />
Zu Beginn der 12. Klasse war es schwierig<br />
alle auf einen Stand zu bringen, da wir aus<br />
unterschiedlichen Kursen kamen. Durch<br />
Gruppenarbeit haben wir alles aufgearbeitet<br />
und konnten schnell mit unserem Projekt<br />
„Nachtasyl“ beginnen. Wir <strong>hat</strong>ten viele<br />
Freiheiten und trödelten manchmal sehr<br />
und zögerten somit alles aufs Äußerste<br />
hinaus. Sogar einen Riesenstreit gab es:<br />
Den einen <strong>hat</strong> das Ergebnis einer Gruppe<br />
nicht gefallen und schon war alles, was<br />
sich bis dahin angestaut <strong>hat</strong>, raus und wir<br />
stritten uns gewaltig. Durch die pädagogische<br />
Maßnahme, uns in einen Kreis zu<br />
stellen und einfach ruhig zu sagen, was<br />
einem nicht passt, haben wir uns aber ausgesprochen<br />
und konnten weiterarbeiten.<br />
Zumindest die Fronten waren jetzt geklärt!<br />
Zur Halbzeit, dem Tag der offenen Tür,<br />
lieferten wir ein so gutes Ergebnis, dass<br />
Frau Maier unseren Kurs doch nicht aufgab<br />
und wir arbeiteten hoch motiviert weiter.<br />
Mit dem Ergebnis unseres Stückes am<br />
Schuljahresende konnten wir uns sehen<br />
lassen: Von lustigen Rap-Einlagen über<br />
13
14<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
tanzende Müllsäcke und schreiende Menschen<br />
auf der Bühne <strong>hat</strong>ten wir alles dabei!<br />
Nur das mit der Technik klappte da nicht<br />
so ganz, was aber wiederum witzig war.<br />
In der 13. Klasse <strong>hat</strong>ten wir dann weiter<br />
einen angenehmen und entspannten Unterricht.<br />
Manchmal ein wenig zu entspannt.<br />
Wir trödelten, wie bereits gesagt, sehr viel<br />
und Frau Maier fiel das irgendwie nicht<br />
auf und sie war meistens zufrieden mit<br />
den Ergebnissen. Doch ich bin mir sicher,<br />
wir hätten diese auch in kürzerer Zeit<br />
geschafft. Dem nächsten Kurs kann man<br />
also mehr auf die Finger gucken in der<br />
Gruppenarbeit – das spart sicherlich Zeit!<br />
Insgesamt gefiel mir die entspannte und<br />
auch persönliche Atmosphäre in diesem<br />
Kurs enorm. Im 4. Semester fehlte mir die<br />
Führungsperson ein wenig. Erst nachdem<br />
die 5. PK-Leute mit ihren Vorbereitungen<br />
fertig waren, konnten auch die Komparsen<br />
etwas tun. Davor haben wir uns die Zeit mit<br />
Impros vertrödelt oder sind nach Hause<br />
gegangen. Die Struktur fehlte da ein wenig.<br />
Was ich allerdings immer in guter Erinnerung<br />
behalten werde, sind die Improvisationsübungen,<br />
sehr lustig und motivierend.<br />
Ich habe dort meine Schulkameraden auf<br />
einmal von einer anderen Seite gesehen und<br />
die unterschiedlichen Facetten an ihnen<br />
sind mir erst dort aufgefallen. So etwas<br />
hätte ich gerne schon in der 11. oder 12.<br />
Klasse gehabt. Als Aufwärmübung ideal!<br />
Auch das gemeinsame Feiern auf unserer<br />
kurzen Kursfahrt und nach dem<br />
letzten Auftritt waren schöne Erlebnisse.<br />
Ich kann jedem empfehlen, den<br />
DS Unterricht zu besuchen. Nachdem<br />
man die Peinlichkeit ablegt <strong>hat</strong>, ist es<br />
— April 2011 —<br />
sehr interessant und das Spielen auf der<br />
Bühne fängt auch an Spaß zu machen.<br />
Julia Cyranowski<br />
Aller Anfang ist schwer!<br />
Diese Beschreibung umfasst ziemlich<br />
präzise den Beginn von etwas Großem im<br />
Kleinen, nämlich den Kurs Darstellenden<br />
Spiel an unserer Schule. Diese Art von<br />
Unterricht unterscheidet sich grundlegend<br />
Englisch, Deutsch und den anderen<br />
Schulfächern. Denn in diesem Unterricht<br />
lernt man nicht Vokabeln oder Stilmittel<br />
der deutschen Grammatik auswendig,<br />
sondern man versucht, mithilfe seines<br />
Wissens und Ideen an der Vollendung<br />
einer Szene oder einem Theaterstück zu<br />
arbeiten. Hierbei <strong>hat</strong> das gängige Schulwissen<br />
jedes Einzelnen keinen Wert, da<br />
selbst die kleinste Idee eines Schülers den<br />
Arbeitsvorgang enorm vorantreiben kann.<br />
Zurück zum Anfang. Ein viel zu<br />
großer Kurs erschwerte den Fortschritt<br />
erheblich. Oft wusste man, nachdem man<br />
eine Aufgabenstellung erhalten <strong>hat</strong>te,<br />
nicht, wie diese zu bearbeiten war und<br />
unterhielt sich stattdessen lieber mit seinen<br />
Mitschülern. Denn wer weiß schon,<br />
wie man sich zum Element „Erde“ zu<br />
bewegen <strong>hat</strong>. Unsere Lehrerin Frau Maier<br />
<strong>hat</strong>te also alle Hände voll zu tun, Tipps<br />
zu verteilen, die Gruppen zusammenzufügen<br />
und alle Fragen zu beantworten,<br />
von denen es weiß Gott genügend gab.
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Anfangs war das Misstrauen gegenüber<br />
den anderen Kursteilnehmern sehr<br />
groß. Jedoch lernte man Block für Block<br />
seine Mitstreiter besser kennen, und auch<br />
wenn man nicht immer alle schätzte, lernte<br />
man sie doch wenigstens zu respektieren, so<br />
dass eine Zusammenarbeit möglich wurde.<br />
Verschiedene Übungen stärkten wurde<br />
das Vertrauen innerhalb der Gruppe. Die<br />
Fertigkeiten jedes Einzelnen verbesserten<br />
sich und es entstand ein zusammen gewürfelter<br />
Haufen, der sich nun ohne Sprache<br />
auf der Bühne auszudrücken vermochte.<br />
Ein Jahr verging und die Reihen<br />
lichteten sich. Nun war nur noch der<br />
harte Kern verblieben, dessen Willen es<br />
war zu beweisen, zu was er auf der Bühne<br />
im Stande war. Die Gelegenheit ließ nicht<br />
lange auf sich warten und die Bearbeitung<br />
des Theaterstückes „Das Nachtasyl“ von<br />
Maxim Gorki begann. Bei dieser einjährigen<br />
Beschäftigung gab es oft Augenblicke,<br />
die den Zusammenhalt des Kurses auf die<br />
Probe stellten. Jeder Schüler <strong>hat</strong>te nicht<br />
nur an sich, sondern auch an dem Theaterstück<br />
zu arbeiten und es gelang dem Kurs<br />
letztendlich, eine bühnenfertige Fassung<br />
auszuarbeiten. Die <strong>Freud</strong>e über den Erfolg<br />
am Ende war groß und das zu Recht. Es<br />
wurden Freundschaften geschlossen, man<br />
lerne Kritik zu äußern und aufzunehmen,<br />
man lernte das Einsetzen seiner Körpersprache<br />
und letztendlich <strong>hat</strong>te man es geschafft,<br />
ein Langzeit Projekt zu realisieren.<br />
Diese und viele weitere Bereicherungen<br />
brachte der Kurs mit sich. Es war Woche<br />
für Woche eine erfreuliche Abwechslung<br />
zum restlichen Wochenplan und, das ist<br />
— April 2011 —<br />
jedenfalls meine Meinung, auch eine viel<br />
bessere Alternative als Kunst oder Musik.<br />
Die Zeit, die man in diesem Kurs verbracht<br />
<strong>hat</strong>, wird nicht spurlos an den Persönlichkeiten<br />
der Teilnehmer vorübergehen.<br />
Bei mir <strong>hat</strong> sie ihre Spuren hinterlassen<br />
und ich bin froh, Teil dieser<br />
kleinen Gemeinschaft gewesen zu sein.<br />
Lenn Ollenberg<br />
15
16<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Auf die Gruppe<br />
kommt es an!<br />
Nach drei Jahren in diesem Kurs, nach<br />
ein paar Aufführungen und so einigen<br />
Proben, kann man schon sagen, dass<br />
wir etwas gelernt haben, auch wenn<br />
manche nichts gelernt haben. „Wie geht<br />
das?“, fragt man sich an dieser Stelle sicher<br />
und ich möchte es gerne erklären:<br />
Wir haben in der Zeit alle gelernt, dass<br />
manche Sachen auf der Bühne besser aussehen<br />
als andere, dass es beispielsweise nicht<br />
sonderlich überzeugend wirkt, wenn man<br />
nach seinem letzten genuschelten Satz ohne<br />
ein Standbild schnell die Bühne verlässt.<br />
Auch haben wir gelernt, dass man die Bühne<br />
auskosten soll und sich nicht nur auf den<br />
Mittelpunkt konzentrieren soll. Neben all<br />
diesen Sachen haben wir jedoch vor allem<br />
Folgendes gelernt: Keinem von uns muss<br />
auch nur irgendetwas peinlich sein - kein<br />
Ausrasten auf der Bühne und kein gestellter<br />
Kuss oder keine gespielte Liebeserklärung.<br />
All diese Sachen werden uns allen im<br />
Gedächtnis bleiben, doch gibt es, wie vorhin<br />
erwähnt, auch Dinge, die viele von uns nicht<br />
begriffen haben. Anfangen könnte man damit<br />
dem Respektieren anderer Meinungen,<br />
denn leider geht es vielen in unserer Gruppe<br />
noch immer so, dass sie neben ihren Ideen<br />
stur keine andere als gut empfinden. Auch<br />
fällt es noch immer manchen sehr schwer,<br />
Besprechungen zu folgen, wenn sie doch<br />
gerade Privatgespräche führen und ihren<br />
Snack genießen. Zudem war und ist die<br />
— April 2011 —<br />
Arbeitsbereitschaft oft nicht einmal auch<br />
nur in der Nähe ihres Höhepunkts, was<br />
das Vorankommen von Projekten leider<br />
oft behindert(e). Neben all diesen Problemen<br />
sollte man noch hinzufügen, dass es<br />
manchmal auch zu respektlosen Konversationen<br />
innerhalb der Gruppe kam, was die<br />
Bereitschaft, mit manchen Leuten zusammenzuarbeiten,<br />
zusätzlich beeinträchtigte.<br />
Wenn ich so darüber nachdenke, sind<br />
diese negativen Aspekte sehr schade,<br />
denn man ist am Ende doch eigentlich<br />
eine Gruppe gewesen und natürlich gab<br />
es auch erfolgreiche Momente, nur oft war<br />
der Weg zu diesen sehr schwer, was sehr<br />
traurig ist, denn hätten wir uns alle etwas<br />
zusammengerissen und wären über unseren<br />
Sc<strong>hat</strong>ten gesprungen, dann hätten wir nicht<br />
nur eine angenehmere Arbeitsatmosphäre<br />
gehabt, sondern wären wahrscheinlich auch<br />
leichter zu unseren Ergebnissen gekommen.<br />
Sophia Kirchberger
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
„Nur, wer genau hinschaut<br />
und Dinge hinterfragt, kann<br />
die Welt verstehen lernen“<br />
In der Süddeutschen Zeitung erschien am<br />
20.12.2010 ein Leserbreif einer Studentin,<br />
in dem sie ihrem ehemaligen Lehrer in<br />
ironischer Weise vorwarf, sie falsch auf<br />
das Studium vorbereitet zu haben, da es<br />
an der Universität im Wesentlichen auf<br />
das Auswendiglernen und die Reproduktion<br />
von Wissen ankäme, und nicht<br />
auf das Verstehen von Zusammenhängen.<br />
Marleen Brombosch antwortet ihr<br />
in dem folgenden, fiktiven Leserbrief:<br />
Sehr geehrte Charlotte Haunhorst,<br />
gestern habe ich ihren Brief an ihren<br />
ehemaligen Lehrer, Herrn Bode, in der<br />
Süddeutschen Zeitung gelesen. Da ich<br />
Schülerin des 4. Semesters bin und bald<br />
mein Abitur absolvieren werde, um mich<br />
dann für ein Studium zu bewerben, <strong>hat</strong><br />
mich der Artikel sehr interessiert. Mich<br />
beschäftigt in letzter Zeit vor allem<br />
die Frage, welchen Weg ich nach dem<br />
Abitur einschlagen werde und welcher<br />
Studiengang für mich der Richtige ist.<br />
Ihren Brief fand ich sehr amüsant und<br />
aufschlussreich, da mir ebenfalls in den<br />
letzten 2 Jahren aufgefallen ist, dass es in<br />
der Schule seit der Oberstufe nicht mehr<br />
immer nur auf stupides Auswendiglernen<br />
ankommt, sondern das Transferleistungen<br />
immer mehr gefragt sind. Dass einige<br />
Lehrer es sich immer noch sehr leicht<br />
— April 2011 —<br />
machen, Auswendiggelerntes abzufragen,<br />
um nicht so viel korrigieren zu müssen, ist<br />
allerdings auch eine Tatsache. Um mich<br />
bestmöglich auf das bevorstehende Studium<br />
vorzubereiten, habe ich angefangen, mir<br />
diese Lernmethode des Transferdenkens<br />
anzugewöhnen, da es in der Schule immer<br />
heißt, nur so käme man durchs Studium.<br />
Mittlerweile zweifle ich jedoch daran, ob ich<br />
mir überhaupt diese Mühe machen müsse<br />
und ob ich mein Gehirn nicht doch lieber<br />
wieder auf Auswendiglernen umpolen sollte.<br />
Schließlich erreicht man mit dieser Methode,<br />
laut Schilderungen ihres Textes und<br />
ihrer Erfahrungen, mehr Erfolg im Studium<br />
und letztendlich auf der Karriereleiter. Das<br />
ist wohl das, worauf es in unserer heutigen<br />
Gesellschaft ankommt. Ein Realschulabschluss<br />
oder gar ein Hauptschulabschluss<br />
mit anschließender Ausbildung, sind schon<br />
längst nicht mehr erstrebenswert, werden<br />
meist sogar nur müde belächelt. Man ist<br />
schließlich nur Jemand, wenn man Abitur<br />
und Studium absolviert <strong>hat</strong>. Dass deshalb<br />
die Universitäten und Hörsäle überquellen<br />
und keine Zeit und kein Raum zum Weiterdenken<br />
und für Transferleistungen vorhanden<br />
sind, erscheint mir ziemlich logisch.<br />
Diese Entwicklung lässt sich an sehr vielen<br />
Beispielen in unserem Leben nachweisen.<br />
Geht man heute wegen irgendwelcher<br />
Beschwerden zum Arzt, muss man sich<br />
schon davor darauf einstellen, dass man ein<br />
Patient von vielen ist und dass der Doktor<br />
sich eben nur 8 Minuten für einen Zeit<br />
nehmen kann. Ja, was kann man in diesen<br />
8 Minuten machen? Patient schildert Symptome,<br />
Arzt untersucht vielleicht, wenn noch<br />
17
18<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
genug Zeit vorhanden ist, den Patienten<br />
kurz und verschreibt ihm daraufhin ein<br />
Antibiotikum. Auf mögliche Ursachen,<br />
wie psychischen Faktoren, falsche Angewohnheiten<br />
und falsche Lebensstile kann<br />
nicht mehr eingegangen werden, da eben<br />
die Zeit fehlt. Man ist schließlich nur ein<br />
Patient von vielen. Genauso stelle ich es<br />
mir, nach dem Lesen ihres Briefes, an den<br />
Universitäten vor. Man ist ein Student<br />
von vielen, und damit das Korrigieren<br />
der Klausuren, bei der hohen Anzahl an<br />
Studenten, möglichst schnell geht, soll<br />
eben nur das aufgeschrieben werden, was<br />
auch vom Professor gesagt worden ist.<br />
Eigentlich ziemlich schade, wenn man<br />
bedenkt was unser Gehirn so alles leisten<br />
kann und dass mit dieser Lernleistung<br />
eigentlich nur ein Bruchteil unseres<br />
Könnens beansprucht wird. Bedenklich<br />
finde ich diese Art des Studierens deshalb,<br />
weil es die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />
sehr einschränkt. Das eigene<br />
Können und Talente gehen somit unter<br />
und werden vermutlich säuerlich in einem<br />
verkümmern. Wenn keiner mehr weiterdenkt<br />
und vor allem dazu auch nicht mehr<br />
anregt wird, wo werden wir dann laden?<br />
In einer Welt voller Oberflächlichkeiten,<br />
mit mehr Schein als wirklichem Sein?<br />
Ich persönlich hoffe, dass irgendwann<br />
die Menschen erkennen, dass Reichtum im<br />
Leben nicht der ach so tolle Karrieregang,<br />
der mehr oder minder auf Anpassung und<br />
Auswendiglernen basiert und anschließend<br />
ein volles Bankkonto bedeutet, sondern dass<br />
der wirkliche Reichtum im Kopf beginnt.<br />
Ich danke Ihnen für diesen Brief,<br />
weil er mich zum Nachdenken an-<br />
— April 2011 —<br />
geregt <strong>hat</strong> und mir eine Verständnishilfe<br />
auf meinem weiteren Weg ist.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Marleen Brombosch<br />
Strenge Lehrer - gute<br />
Lehrer? Wie streng sollten<br />
Lehrer sein? Wie lernt<br />
es sich am besten?<br />
Nun sind wir ja eine Schule mit pädagogischem<br />
Schwerpunkt. Erst neulich<br />
habe ich gelernt, wie Montessori die „Rolle<br />
der Lehrperson“ sieht. Eine Hilfskraft<br />
im Schulalltag! Und da frage ich mich:<br />
„Was will ich?“ „Wie sollte der Lehrer<br />
sein, bei dem ich am besten lernen kann?“<br />
Eine Lehrerin meinte neulich zu mir,<br />
dass die Schüler am Ende ihres Schullebens<br />
häufig über ihre Lehrer resümieren und es<br />
gäbe den einen Lehrertyp, über den alle<br />
sagen, der war schrecklich, streng, selbstverliebt,<br />
mit schwierigen Klausuren etc.,<br />
aber was ich bei dem gelernt habe, werde<br />
ich mein Leben lang behalten. Dann <strong>hat</strong><br />
sie geflucht und gesagt, diesen Satz könne<br />
sie gar nicht leiden, diese Schüler hätten<br />
nie gelernt, mit Freiheit umzugehen und<br />
aus ihrem eigenen Antrieb zu arbeiten.<br />
Ich denke, da liegt der Punkt. Lehrer,<br />
die dir auf einer Ebene begegnen und dich<br />
begeistern, etwas für ihren Unterricht zu<br />
tun, sind die Lehrer, nach denen wir uns
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
richten sollten. Natürlich ist eine zu lockere<br />
Atmosphäre auch nicht immer hilfreich. Es<br />
müsste der gesunde Ausgleich gefunden<br />
werden, sodass die Schüler Pflichtbewusstsein<br />
entwickeln, ihre Aufgaben vernünftig<br />
und mit Engagement anzufertigen, ohne<br />
Angst, sondern für sich und nicht für<br />
die Schule. In der 8. Klasse meinte ich zu<br />
meiner Deutschlehrerin, dass ich es nicht<br />
verstehen könne, warum sie mich duzen<br />
dürfe. Ich teile diese Meinung bis heute.<br />
Ich denke, dass die Lehrer, die nicht auf<br />
ihre Anrede pochen, diejenigen sind, mit<br />
denen ich am besten zusammenarbeiten<br />
konnte, von denen ich auch am meisten<br />
menschliche Kompetenzen mitgenommen<br />
habe. Natürlich brauche ich, allein schon<br />
aufgrund unseres Schulsystems (welches<br />
hier nicht zu Debatte steht), einen Lehrer,<br />
der mir zeigt, wo der „rote Faden“ lang<br />
läuft. Mit einer bloßen Hilfskraft wäre ich<br />
wohl überfordert. Aufgrund von Lehrern<br />
hingegen, die mir ihr Fach einprügeln,<br />
werde ich nie Lust bekommen, dieses zu<br />
studieren, wie schade eigentlich. Vielleicht<br />
wäre es ja interessant geworden.<br />
Da fragt man sich doch, warum diese<br />
Lehrer nicht gleich vom Schuldienst befreit<br />
werden, angeblich gibt es in den Niederlanden<br />
eine Regelung, die besagt, dass die<br />
Schüler die Lehrer bewerten, und falls die<br />
Lehrer zu schlecht Kritiken bekommen,<br />
heißt es „Adios“. Nun so einfach ist das<br />
nicht, gerade wenn Schüler in dem Alter<br />
sind, in welchem sie auf nichts Lust haben.<br />
Der Lehrer muss sie zwar an dem Punkt<br />
auffangen und versuchen, ihre Begeisterung<br />
zu wecken, aber der Stoff sollte trotzdem<br />
— April 2011 —<br />
vermittelt werden. Vielleicht sollte ein<br />
Zwischending aus Lehrer-, Schüler- und Elternbenotung<br />
in Betracht gezogen werden,<br />
warum nicht? Und die verbeamteten Lehrer,<br />
die die Kriterien nicht erfüllen, sollten ein<br />
gewisses Pensum an Pflichtfortbildungen<br />
besuchen (natürlich unbezahlt - am besten<br />
sollte dafür ihr Gehalt verkürzt werden), bis<br />
sich ihre „Quoten verbessern“, wie bei den<br />
Schulinspektionen in Großbritannien. Die<br />
schlechten Schulen werden nämlich dort<br />
geschlossen, wenn sie sich nicht verbessern.<br />
Also strenge Lehrer könnt ihr euch<br />
gerne wüschen, wenn ihr den Stoff in<br />
euer Gehirn gehämmert haben wollt, da<br />
kann ich durchaus ein paar Gymnasien im<br />
Norden empfehlen. Aber wer über seinen<br />
Horizont hinaus blicken möchte und lernen<br />
möchte, mit den Schulanforderungen<br />
aus eigenem Antrieb zurechtzukommen<br />
(schließlich steht im Beruf auch niemand<br />
hinter euch), sollte sich überlegen, ob das<br />
strenge Regime der richtige Ausweg ist.<br />
Cora Verdenhalven<br />
Projekttag zum<br />
Thema „Widerstand<br />
und Zivilcourage“<br />
Der diesjährige Projekttag fand mit<br />
der Enthüllung der Gedenktafel für den<br />
Widerstandskämpfer Nikolaus von Halem<br />
am 7. September des vergangenen Jahres<br />
seinen Auftakt. Sie hing gerade einmal<br />
6 Wochen lang im U-Bahnhof, bis sie<br />
19
20<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
von unbekannten Tätern zerstört und<br />
entwendet wurde. Die Enthüllung einer<br />
neuen Tafel ist für den 28. Mai geplant.<br />
Widerstand und Zivilcourage,<br />
was <strong>hat</strong> das mit uns zu tun?<br />
Lässt sich Zivilcourage erlernen?<br />
Die Redaktion<br />
Ein Projekttag – wider<br />
Erwarten!<br />
„Widerstand und Zivilcourage“ lautete<br />
das Thema des diesjährigen Projekttages<br />
am 16.02.11<br />
Bis es nun endlich zu den Vorbereitungen<br />
kam, waberte Wochen vorher die leise<br />
Ahnung zwischen den Schülern umher,<br />
dass es im Frühjahr eine solche Veranstaltung<br />
geben sollte. Und selbst ein paar<br />
Tage vorher waren sich viele nicht sicher,<br />
denn von einigen Lehrern hieß es, dass<br />
dem Projekttag offiziell gar nicht zugestimmt<br />
wurde und wir zum Unterricht<br />
erscheinen sollen. Man ließ uns aber, und<br />
siehe da: Was in meinen Vorstellungen<br />
eine trockene Veranstaltung mit max. 20<br />
Schülern werden sollte, entpuppte sich<br />
wider aller Erwartungen als eine ausgesprochen<br />
differenzierte und anschauliche<br />
Darstellung des Themas auf der 5. Ebene in<br />
freundlicher Atmosphäre und mit einem<br />
ganz offiziellen Eröffnungsgespräch von<br />
Herrn Alex. Danach herrschte dort reges<br />
— April 2011 —<br />
Treiben. Es erwarteten uns Filmsequenzen,<br />
plakative Darstellungen, kleine gespielte<br />
Szenen, Zeitzeugen und Inszenierungen der<br />
DS-Kurse. Mir persönlich fehlte die Zeit,<br />
um alle Räume zu besuchen, da ich ganz<br />
besonders interessiert an den Aufführungen<br />
war und es mir am Ende auch nicht nehmen<br />
ließ, einmal beim Büffet zuzugreifen.<br />
Ich finde es schön, dass sich die Lehrer<br />
und Schüler auch mal unabhängig<br />
vom Lehrplan zusammenfinden und<br />
sich einem selbst ausgewählten, aktuellen<br />
und wichtigen Thema widmen.<br />
Was mir an dem ausgestellten Material<br />
und auch an den Theateraufführungen<br />
aufgefallen ist, dass es für denjenigen,<br />
der Zivilcourage zeigt – ausgenommen<br />
in den Kinderbüchern, die ich sehr verlockend<br />
fand – immer schlecht ausgeht.<br />
Das beste, und auch sehr tragische Beispiel<br />
dafür war die Theaterinszenierung<br />
des Falls „Dominik Brunner“, welcher<br />
2009 beim Versuch Hilfe zu leisten, starb.<br />
Ich persönlich fand die Inszenierung sehr<br />
gelungen. Da ich so nah am Wasser gebaut
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
bin, trieb es mir beinahe die Tränen ins<br />
Gesicht, aber aufgrund der Anzahl des Publikums,<br />
riss ich mich doch zusammen und<br />
widmete mich, wie gesagt, dem leckeren<br />
Büffet, das um 12.30 Uhr eröffnet wurde.<br />
Jasmin Lohmann<br />
Szenen einer Freundschaft<br />
im 3. Reich<br />
Max Einstein, ein amerikanischer Jude,<br />
und Martin Schulse, ein Deutscher, sind seit<br />
vielen Jahren gute Freunde und betreiben<br />
zusammen in San Fransisco eine Kunstgalerie.<br />
Da Max keine Familie <strong>hat</strong>, verbringt<br />
er viel Zeit mit Martin und dessen Familie.<br />
1932 kehrt Martin Schulse mit seiner<br />
Ehefrau und den drei Kindern nach<br />
Deutschland zurück, weil er seine Kinder in<br />
seiner Heimat zur Schule schicken möchte.<br />
Von nun an schreiben sich die Freunde<br />
regelmäßig und beschreiben in Briefen<br />
ihren Alltag und die Geschäftsabläufe.<br />
Als die Nationalsozialisten in Deutsch-<br />
— April 2011 —<br />
land an die Macht kommen, verbreitet<br />
sich auch in Amerika die Angst vor einer<br />
antisemitischen Ideologie. Max ist sehr<br />
besorgt und versucht in einem Brief an<br />
Martin die Wahrheit über die Nazis zu<br />
erfahren. Jedoch weist dieser ihn kühl<br />
zurück, denn er ist von den Ideen der<br />
Nationalsozialisten begeistert und <strong>hat</strong><br />
sich schon längst in deren Bann ziehen<br />
lassen. Daraufhin versucht Max in vielen<br />
Briefen ihm deutlich zu machen, was die<br />
Nationalsozialisten vorhaben. Aber Martin<br />
will die Meinung seines Freundes nicht<br />
akzeptieren, weil er schon eine gute Position<br />
im neuen Regime inne<strong>hat</strong>. So erkennt Max,<br />
wie sehr sich sein Freund verändert <strong>hat</strong>.<br />
Dennoch glaubt er an ihre Freundschaft,<br />
allerdings irrt er sich da ganz gewaltig.<br />
Als Maxs Schwester Griselle, mit der<br />
Martin vor einiger Zeit eine Affäre <strong>hat</strong>te, bei<br />
einer Theateraufführung in Berlin auftritt,<br />
rät man ihr als Jüdin von dem Auftritt ab.<br />
Max bittet daraufhin Martin, ihr Schutz zu<br />
gewähren. Aber dieser möchte seinen Ruf<br />
21
22<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
nicht schädigen hilft Griselle nicht. Sie wird<br />
von den SS-Leuten festgenommen. Martin<br />
<strong>hat</strong> Max schon meh-mals gebeten, ihm keine<br />
Briefe mehr zu schreiben, weil er weiß, dass<br />
die Nationalsozialisten ihn kontrollieren. Er<br />
möchte nicht, dass er als Spion verdächtigt<br />
wird. Aber Max schreibt ihm weiterhin<br />
Briefe mit merkwürdigen Andeutungen.<br />
Das kleine Buch „ Adressat Unbekannt“<br />
der amerikanischen Werbetexterin und<br />
Journalistin Kathrin Kressmann Taylor<br />
wurde 1938 als Fortsetzungsgeschichte<br />
in der amerikanischen Zeitschrift „Story“<br />
veröffentlicht. Die erste deutsche<br />
Ausgabe publizierte der Hoffmann<br />
und Campe Verlag im Jahr 2000.<br />
Kressmann Taylor war tatsächlich auf<br />
einige originale Briefe gestoßen. In einem<br />
Interview sagte sie damals, dass sie die end-<br />
— April 2011 —<br />
gültige Form der Geschichte in einem Gespräch<br />
mit ihrem Ehemann gefunden habe.<br />
Der Roman ist einfach und schnell zu lesen,<br />
die Wirkung auf die Leser sehr intensiv. Er<br />
zeigt, wie schnell sich die Menschen manipulieren<br />
lassen. Am Beispiel von Martin<br />
wird deutlich, wie schnell sich damals die<br />
Menschen unter diesem Re-gime verändert<br />
haben, das neue Regime die Beziehungen<br />
zwischen den Menschen vergiftet <strong>hat</strong>.<br />
Auf dem Buchumschlag findet sich ein<br />
Zitat aus einer Rezension: „Selten ist so viel<br />
in solcher Dichte ausgedrückt worden.“<br />
Diesem Zitat schließe ich mich an, denn der<br />
Roman bietet dem Leser viel Spannung und<br />
Emotionen. Ich empfehle jedoch den Lesern,<br />
das Vorwort nicht zu lesen, bevor sie das<br />
Buch gelesen haben. Denn dort zitiert Elke<br />
Heidenreich bereits aus den Briefen und die<br />
Leser erfahren schon viel über den Inhalt.<br />
Sie empfiehlt das Büchlein als Schullektüre<br />
und für die Studenten als Pflichtlektüre.<br />
Dieses Buch muss vielen bekannt werden,<br />
deshalb möchte ich meiner Deutschlehrerin<br />
empfehlen, dass sie es nächstes Jahr in ihren<br />
Unterrichtsplan einbezieht. Es ist zeitlos und<br />
das Thema Verrat ist immer wieder aktuell.<br />
Buch: Adressat Unbekannt Autorin:<br />
Kressmann Taylor Verlag:<br />
Rowohlt Taschenbuch Verlag<br />
Kosten: 4,90 Euro, ISBN<br />
3 – 499 – 23093 – 3<br />
Palwasha Karim
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Primo Levi – Ist<br />
das ein Mensch?<br />
In seinem autobiographischen Bericht<br />
„Ist das ein Mensch?“ beschreibt<br />
der italienische Schriftsteller Primo<br />
Levi (* 31. 7 1919 ; † 11.4. 1987) seine<br />
Gefangenschaft im KZ Auschwitz<br />
vom Februar 1944 bis Januar 1945.<br />
Als Jude und Mitglied der antifaschistischen<br />
„Resistenza“ wird der 24-jährige<br />
Primo Levi im Dezember 1943 von der<br />
faschistischen Miliz festgenommen und<br />
in das Durchgangslager Fossoli bei Modena<br />
gebracht, bis er Ende Januar 1944<br />
nach Auschwitz deportiert wird. Von<br />
knapp über 600 italienischen Juden,<br />
die sich zur Ankunft Levis im KZ befinden,<br />
erleben ein Jahr später nur fünf<br />
die Befreiung durch die Rote Armee.<br />
Wie die erste Seite des Buches verrät,<br />
schrieb Levi diesen Bericht nicht „um neue<br />
Anschuldigungen vorzubringen, sondern<br />
als Dokument für das Studium einiger<br />
Aspekte des menschlichen Seelenlebens“.<br />
So erhält der Leser auf 176 Seiten in 17<br />
Kapiteln zusammengefasst eine beeindruckende<br />
Schilderung über das entsetzliche<br />
und unfassbare Leben im KZ. Denn obwohl<br />
dies Realität für Millionen von Menschen<br />
war, so erscheint es dem ahnungslosen<br />
Leser völlig absurd. Grundlegende inhaltliche<br />
Aspekte wie die Sozialisation,<br />
die eigene Wirtschaft und Hierarchie<br />
innerhalb des Lagers, die dem Laien in<br />
dem Ausmaß und der Genauigkeit wie<br />
es Levi beschreibt, bis dahin unbekannt<br />
— April 2011 —<br />
sein dürften, haben nicht weniger Einfluss<br />
auf die Wirkung des Lesers wie der ausgeprägte<br />
Wortsc<strong>hat</strong>z und Schreibstils Levis,<br />
der sich durch Präzision und Sachlichkeit<br />
auszeichnet, sodass das Geschilderte den<br />
Leser umso härter trifft und in dessen<br />
Vorstellung erschreckende Bilder entstehen.<br />
Unumstößlich kommt es dabei zu der erhofften<br />
Wirkung, die Levi mit seinem dem<br />
Romans vorangestellten Gedicht verfolgt,<br />
und zwar dass „[wir], die [wir] gesichert<br />
lebe[n]“ uns bewusst machen, welche Unmenschlichkeit<br />
die Deportierten durchlebten<br />
und uns daran erinnern, „da[ss] solche<br />
gewesen“ sind, sprich dass sie existierten.<br />
Neben Kapiteln wie „KB“ (=Krankenbau),<br />
„Unsere Nächte“, „Die Arbeit“,<br />
„Diesseits von Gut und Böse“, die überwiegend<br />
chronologisch die verschiedenen,<br />
elementaren Zustände beschreiben, die<br />
das Lagerleben bestimmen, greift Levi<br />
immer wieder auf das zentrale Thema<br />
der „Entmenschlichung“ zurück. „Kein<br />
Experimentator könnte sich etwas Rigoroseres<br />
ausdenken, um zu ermitteln, was<br />
vom Verhalten des Lebewesens Mensch im<br />
Kampf ums Leben wesensbedingt und was<br />
erworben ist“, schreibt er im Kapitel „Die<br />
Verlorenen und die Geretteten“ in Bezug auf<br />
die Gefangennahme und Ausbeutung von<br />
unzähligen Individuen unterschiedlichster<br />
Herkunft im KZ. Aber nicht nur Folter und<br />
Demütigung, die unter Menschenwürde liegenden<br />
Räumlichkeiten und Ausstattungen,<br />
ja die nicht mal eines Tieres würdig sind,<br />
bestimmen die so genannte „Entmenschlichung“.<br />
Es sind die Individuen selbst, die<br />
ohne Erbarmen und Rücksicht auf andere<br />
23
24<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
ums Überleben kämpfen und ohne jede<br />
Gefühlsregung den Alltag beschreiten, minimiert<br />
auf die Bedürfnisse Essen, Schlafen<br />
und das Verrichten der Notdurft. Selbst das<br />
erweist sich im Lager als problematisch.<br />
„Im Vernichtungslager entwickeln sich<br />
Überlebensstrategien, wie sie sich wahrscheinlich<br />
nur hinter solch furchtbarem Stacheldraht<br />
entwickeln können“, formuliert<br />
Martin Stauder, der sich ebenfalls mit dem<br />
Buch auseinandergesetzt <strong>hat</strong>. Dieses Zitat<br />
beschreibt wie fernab „des Menschseins“<br />
sich das Verhalten der Häftlinge entwickelt,<br />
je länger sie dort gezwungen sind zu leben.<br />
Letztendlich beantwortet Levi auf den<br />
letzten Seiten seines Berichts selbst die<br />
Titelfrage: „Mensch ist, wer tötet, Mensch<br />
ist, wer unrecht zufügt oder leidet; kein<br />
Mensch ist wer jede Zurückhaltung verloren<br />
<strong>hat</strong> und sein Bett mit einem Leichnam<br />
teilt. Und wer darauf gewartet <strong>hat</strong>, bis sein<br />
Nachbar mit Sterben zu Ende ist, damit<br />
— April 2011 —<br />
er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann“.<br />
Auch wenn der Inhalt des Buches erschütternd<br />
ist, liest es sich aufgrund der<br />
Eloquenz des Autors angenehm und flüssig.<br />
Es hinterlässt Eindruck, und gerade weil<br />
es die erschütternde Realität vergangener<br />
Ereignisse demonstriert, sollte es weiterhin<br />
von Menschen gelesen werden und<br />
sie über die Zustände aufklären, die der<br />
Wahnsinn der nationalistischen Ideologie<br />
mit sich zog. Ich kann es nur empfehlen.<br />
Die italienische Originalausgabe von<br />
„Ist das ein Mensch?“ erschien erstmals<br />
1958 und gehört somit zu den ersten<br />
Erfahrungsberichten aus Auschwitz.<br />
Heute ist die Ausgabe vom Deutschen<br />
Taschenbuch Verlag für 7,90€ erhältlich.<br />
Es ist Primo Levis erster Roman, auf<br />
den weitere autobiographische Berichte<br />
folgen, wie z.B. „Die Atempause“, vom<br />
selbigen Verlag gedruckt. Dabei handelt<br />
es sich um die beschwerliche Heimreise<br />
Primo Levis von Auschwitz nach Turin<br />
vom Tag der Befreiung an (27. Januar<br />
1944): „eine neunmonatige Odyssee aus<br />
dem Alptraum des KZ zurück ins Leben“<br />
(http://w w w.dt v.de/buecher/<br />
d ie _ atempau s e _117 79. ht m l).<br />
Wer also interessiert an weiteren<br />
Romanen des Autors ist, kann diesen<br />
lesen und gerne Bericht erstatten!<br />
ISBN von „Ist das ein Mensch?“:<br />
978-3-423-12395-2<br />
Jasmin Lohmann
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Engel für Arme<br />
und Kranke<br />
Im Bürgeramt Moabit-<br />
Tiergarten macht unsere<br />
Reporterin Isil eine unerwartete<br />
Entdeckung.<br />
<strong>Kaum</strong> ist man volljährig, schon beginnt<br />
das Erwachsensein mit dem gefürchteten<br />
Papierkram. Deutschland ist bekannt<br />
für seine ausufernde Bürokratie. Schon<br />
am Morgen mache ich mich mit meiner<br />
Lieblingslehrerin, meiner Mutter, auf den<br />
Weg zum Bürgeramt in Moabit-Tiergarten.<br />
Vorsichtshalber stelle ich mich schon darauf<br />
ein, Unmenge an Formularen auszufüllen.<br />
Aber ich weiß noch nicht, dass mir<br />
eine beschriftete Wand, die am Eingang<br />
eigentlich nicht zu übersehen ist, begegnen<br />
wird, die die Vergangenheit aufleben lässt<br />
und meinen Tag lehrhaft bereichern wird.<br />
„Zur Ehren der Opfer des<br />
Nationalsozialismus<br />
Sie haben für uns gelitten, damit<br />
wir in Freiheit leben können.“<br />
Ein Blitzgedanke folgt dem anderen.<br />
Da mir sowieso die Aufgabe erteilt war,<br />
als Junior-Journalistin in meinem Bezirk<br />
nach Orten des Widerstands gegen das<br />
NS-Regime zu suchen, kommt mir das<br />
Schicksal sozusagen zuvor. Aber was <strong>hat</strong><br />
das Moabiter Bürgeramt mit dem deutschen<br />
Widerstand im III. Reich zu tun?<br />
— April 2011 —<br />
Als ich meine Mutter darauf aufmerksam<br />
mache, folgte der Satz der geborenen<br />
Berlinerin: „Im oberen Stock gibt’s Tafeln<br />
mit Bildern und Texten darüber.<br />
Also mache ich mich auf den Weg zu den<br />
Tafeln. <strong>Kaum</strong> gehen die Fahrstuhltüren auf,<br />
erblicke ich an beiden Wänden des langen<br />
Ganges Tafeln, auf denen das Moabiter<br />
Krankenhaus zu sehen ist. Nun frage ich<br />
mich erneut, was <strong>hat</strong> denn das Krankenhaus<br />
wiederum mit dem Bürgeramt zu tun?<br />
So viel erfahre ich zuerst einmal zur Vorgeschichte<br />
des Krankenhauses: Im 19. Jahrhundert<br />
war diese Universitätsklinik ursprünglich<br />
ein Lazarett mit Seuchenstation.<br />
Das Krankenhaus entwickelte sich als eines<br />
der größten städtischen Krankenhäuser, das<br />
in einem Problemviertel lag. Hier wurden<br />
all die Kranken, Verletzten, Sterbenden<br />
oder Gebärenden rund um die Uhr von<br />
zahlreichen Ärzten und Pflegepersonal<br />
betreut. Sie arbeiteten rund um die Uhr<br />
so hart, dass dabei die wissenschaftliche<br />
Arbeit oft auf der Strecke blieb. Ärzte mit<br />
gutem Ruf gingen ein und aus, so auch<br />
Dr. Georg Klemperer, ein Arzt jüdischer<br />
Herkunft, der nach Moskau gerufen wurde,<br />
um eine Kugel aus Lenins Hals zu entfernen,<br />
dass ihn bei einem Attentat traf.<br />
Nicht nur gute Ärzte besaß dieses Krankenhaus,<br />
sondern auch eine vielfältige<br />
Ausstattung: Beratungen für Schwangere<br />
oder Fürsorgestellen für Alkoholiker oder<br />
Behinderte. Das soziale Engagement war<br />
das Grundprinzip für dieses Krankenhaus.<br />
Im Jahre 1933 begann die Zerstörung des<br />
sozialen Krankenhauses. Hitler war von nun<br />
an der Führer. In dem von den Nationalsozialisten<br />
als „rot & jüdisch“ bezeichneten<br />
25
26<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Krankenhaus arbeiteten 70 Prozent Ärzte<br />
mit jüdischer Herkunft und 10 Prozent<br />
Schwestern, Pfleger etc., die der KPD oder<br />
SPD angehörten. Sie alle wurden entlassen<br />
oder, wie die Nationalsozialisten es vorerst<br />
nannten, „beurlaubt“. Eine „Säuberung“ begann,<br />
Schritt für Schritt, damit es nicht zu<br />
offensichtlich wurde. Ihr Leben endete im<br />
Konzentrationslager, jedoch als Engel für<br />
Arme und Kranke, die sie gesund pflegten.<br />
Die Chef- und Oberärzte oder auch<br />
Assistenzärzte mit langjähriger Erfahrung<br />
wurden ersetzt durch NS-Ärzte,<br />
die jenen jedoch nicht das Wasser reichen<br />
konnten. Ein gutes Beispiel dafür ist der<br />
SS-Arzt Kurt Strauß, dem die Menschen,<br />
einer nach dem anderen, bei Operationen<br />
regelrecht wegstarben. Meiner Meinung<br />
nach könnte man ihn gleichstellen mit<br />
einem Fleischer. Oder würdet Ihr euch von<br />
einem Arzt anfassen lassen, der unter einer<br />
nur örtlichen Betäubung eure Bauchwand<br />
aufschneidet, mal hier und da etwas wegschneidet<br />
und dann euren Blinddarm an<br />
die Bauchwand näht, aber die Bauchwand<br />
nur mit Wattebällchen abtupft? So sieht er<br />
aus, der reinrassig deutsche Arzt. Der Ruf<br />
des Krankenhauses wird Stück für Stück<br />
zerstört, denn nicht nur Ärzte waren der<br />
Grund für die Menschen, nicht mehr dort<br />
hinzugehen, sondern auch Zwangssterilisation.<br />
Die Menschen, die für die Erbgesundheitsgerichte<br />
nicht dem Ideal des arischen<br />
Volkes entsprachen, standen auf der Liste.<br />
Doch trotz der brutalen Machtausübung<br />
der Nazis gab es Mitarbeiter, die<br />
Widerstand leisteten. Sie gründeten die<br />
Widerstandsgruppe namens Europäische<br />
— April 2011 —<br />
Union. Als Ärzte <strong>hat</strong>ten sie die Chance,<br />
Soldaten für wehruntauglich zu erklären,<br />
was verhinderte, dass sie in den Krieg<br />
ziehen mussten. Zudem unterstützen sie<br />
russische und französische Zwangsarbeiter,<br />
indem sie medizinische Beihilfe leisteten<br />
und Instrumente beschafften. Während<br />
des Krieges leitete Doktor Groscurth<br />
militärische Informationen der Nazis<br />
weiter an die Alliierten, die er von seinen<br />
Privatpatienten wie dem Staatssekretär des<br />
SS-Obergruppenführers erhalten <strong>hat</strong>te.<br />
Im Dezember 1943 wurde Groscurth mit<br />
seinen Mitgliedern zum Tode verurteilt mit<br />
der Begründung, dass sie Juden gemästet<br />
und unterstützt und sogar gefälschte Pässe<br />
besorgt hätten. Für die Nazis waren sie<br />
Verräter. Für die Menschheit heute sind<br />
sie Retter der Humanität. Im 2. Weltkrieg<br />
wurde dieses einst soziale Krankenhaus<br />
im Armenviertel von Bombenangriffen<br />
beschädigt, aber hier endete auch das<br />
Unheil der antihumanistischen Medizin.<br />
Die tragische Geschichte des Moabiter
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Krankenhauses stammt aus den Erinnerungen<br />
vieler beteiligter Ärzte, Pfleger,<br />
Schwestern, sogar Putzfrauen und Kantinenarbeiter,<br />
die teils tatenlos zusehen mussten,<br />
um ihr eigenes Leben zu retten, oder<br />
von Ärzten, die ihr Leben hergaben, um<br />
dem treu zu bleiben, was sie im Studium der<br />
Medizin und im Aufenthalt im Krankenhaus<br />
gelernt <strong>hat</strong>ten: Leben zu retten. Auf die<br />
Frage zurückzukommen, warum das Bürgeramt<br />
nun diese Bildergalerie beherbergt,<br />
bekam ich zu hören, dass das Gebäude in<br />
der NS-Zeit erbaut wurde und die Architektur<br />
in H-Form ist. Das, was Hitler für seinen<br />
Eigennutz erbaute, wird in heutiger Zeit<br />
als Gedenken und Dankbarkeit für all die<br />
Retter, die gegen den Nationalsozialismus<br />
kämpften, genutzt. Und ich bewundere<br />
diesen Widerstand, aus einem eigentlich<br />
ganz normalen Krankenhauses heraus.<br />
Es gibt Meinungen, die besagen, dass<br />
diese Geschichte nicht mehr aktuell sei<br />
und man verstanden hätte, was in der<br />
Vergangenheit passiert sei und jedes<br />
Land auch eine negative Vergangenheit<br />
besitze. Meine Meinung ist, dass es nicht<br />
nur wichtig ist, aus Fehlern zu lernen,<br />
sondern die Menschen in Erinnerung zu<br />
behalten, die unter diesem Terror gelitten<br />
haben, sei es Opfer oder Retter, sie alle<br />
haben es verdient, ein paar Gedanken an<br />
sie zu verschenken. Egal wie lang es her ist.<br />
Isil Ortaalan<br />
— April 2011 —<br />
Berlinale<br />
„HaDikduk HaPnimi“<br />
Dies ist eine Geschichte eines Jungen, der<br />
nicht erwachsen werden will und dem Betrachter<br />
einen Blick in seine Seele gewährt.<br />
Grelle Hitze und sandige Atmosphäre.<br />
„Warum musst du immer so anders<br />
sein?“, fragt Aarons bester Freund Gidon.<br />
Seine Gedanken passen plötzlich nicht<br />
mehr in die Vorstellungen der anderen.<br />
Der elfjährige Aaron Kleinfeld steht vor der<br />
größten Herausforderung seines Lebens: Er<br />
muss erwachsen werden. Allerdings sind<br />
seine Mutter, die mit einem unbarmherzigen<br />
und kalten Ton die Familie zu regieren<br />
versucht, und sein Vater, der sich kaum<br />
Mühe gibt, dem Jungen ein Vorbild zu sein<br />
und lieber stattdessen sich mit der Nachbarin<br />
beschäftigt, ihm keine bedeutende Hilfe.<br />
Immer mehr scheint Aaron sich in seiner<br />
Gedankenwelt zu verlieren. Trost findet er in<br />
27
28<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
der Wohnung der schönen Nachbarin Frau<br />
Blum, mit Gemälden, Büchern und Klaviermusik,<br />
bis ihn sein Vater dort vertreibt.<br />
Der Film „HaDikduk HaPnimi – Der<br />
Kindheitserfinder“ des israelischen Regisseurs<br />
Nil Bergmann ist ein Porträt einer<br />
Generation. Eine Generation, die durch<br />
Eltern gezeichnet ist, die direkt vom<br />
Holocaust betroffen waren und durch die<br />
sich anbahnenden Unruhen im gelobten<br />
Land in den frühen sechziger Jahren.<br />
Neben der eigentlichen Geschichte<br />
gibt es viele kleine Nebengeschichten,<br />
wie die der Schwester Aarons. Zudem<br />
überzeugt Roee Elsberg mit seiner<br />
Darstellung des Protagonisten: Der gedankenverlorene<br />
Blick des 13-Jährigen<br />
versetzt den bereits erwachsenen Betrachter<br />
in die eigene frühe Jugend zurück.<br />
Nicht zu vergessen ist der feine,<br />
aber spritzige Humor und die langen<br />
Bilder, die es erlauben, den Film zu genießen<br />
und auf sich wirken zu lassen.<br />
Katrin Busch und Lena Collmann<br />
Ein Film über philippinische<br />
Straßenkinder<br />
Der Film „Sampaguita, National Flower“<br />
ist ein Dokumentarfilm und wurde 2010<br />
vom Regisseur Francis Xavier E. Pasion auf<br />
den Philippinen gedreht. Er handelt von<br />
verschiedensten Schicksalen von armen<br />
und teilweise elternlosen Kindern, welche<br />
— April 2011 —<br />
einen ganzen Tag und eine Nacht lang<br />
von einem Kamerateam begleitet werden,<br />
wie sie die Blume Sampaguita pflücken<br />
und versuchen, diese als Geflecht auf der<br />
Straße zu verkaufen, damit sie sich und<br />
ihren Familien und Freunden etwas zum<br />
Essen kaufen zu können. Zwischendurch<br />
werden Interviews von jedem einzelnen<br />
Kind eingeblendet. Ziel des Filmes ist<br />
es, auf die verschiedenen Schicksaale<br />
der Kinder aufmerksam zu machen und<br />
deren täglichen Kampf um für unsere<br />
Verhältnisse selbstverständliche Dinge<br />
wie Nahrung deutlich werden zu lassen.<br />
Den ganzen Film über ist auffällig,<br />
dass die Kameraführung sehr dokumentarisch,<br />
also schnell und ruckartig<br />
ist und die meist sehr langen Sequenzen<br />
selten mit Filmmusik untermalt wurden.<br />
Die Kameraeinstellungen sind größtenteils<br />
Total, Halbtotal und während des<br />
Interviews Nah bzw. Halbnah gehalten.<br />
Meiner Meinung nach ist der Film sehr<br />
gut gelungen, da er ungeschönt und realistisch<br />
das Leben der Kinder wiedergibt<br />
und das Publikum über ihren schweren<br />
und nicht kindgerechten Alltag auf der<br />
Straße aufklärt. Ich war sehr berührt und<br />
teilweise den Tränen nahe, als die Kinder<br />
im Interview über ihre Zukunftswünsche<br />
und ihre Ängste gesprochen haben. Allerdings<br />
finde ich eine Altersempfehlung<br />
von 8 Jahren für eine solche Art von<br />
ernstzunehmenden und aufklärenden Film<br />
nicht vorteilhaft, sondern würde diesen<br />
erst für Kinder ab Oberstufenalter (11-12<br />
Jahren) vorschlagen, da Jüngere häufig noch<br />
nicht die nötige Ernsthaftigkeit besitzen.<br />
Nicole Pirch
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
„Street Kids United“<br />
Im Sommer des vergangen Jahres fand<br />
in Südafrika zum ersten Mal die Fußball-<br />
Weltmeisterschaft der Straßenkinder statt.<br />
Wie kann man Straßenkindern wieder<br />
neue Hoffnung geben? Tim Pritchard zeigt<br />
in seinem Dokumentarfilm „Street Kids<br />
United“, dass auch diese Kinder ihr Leben<br />
verändern und neue Hoffnung schöpfen<br />
können. Der britische Film handelt von<br />
fußballbegeisterten Straßenkindern aus<br />
Südafrika, um die sich Sozialarbeiter bemühen,<br />
um sie von der Straße wegzuholen, sie<br />
zu ihren Eltern zurückbringen oder ihnen<br />
die Möglichkeit eröffnen, eine Schule zu<br />
besuchen. Sie bekommen ihre Chance, als<br />
sie ihr Land beim Street-Children-World<br />
Cup repräsentieren dürfen. Der Fußball<br />
soll den Kindern neue Hoffnung im Leben<br />
geben. Wird es der Sport schaffen, das Leben<br />
dieser Kinder aus Afrika zu verändern?<br />
„Street Kids United“ ist ein sehr<br />
emotionaler Film, mit viel mitreißender<br />
Musik und bunten, farbigen Bildern. Mit<br />
schönen, - wie auch unschönen Momenten.<br />
Der Zuschauer fiebert den ganzen Film<br />
— April 2011 —<br />
mit den Kinder mit, ob sie es schaffen<br />
werden, der Straße zu entkommen.<br />
Tim Pritchard gelingt mit dem Film eine<br />
sehr spannende Dokumentation, und das<br />
über den ganzen Film hinweg. Er zeigt,<br />
dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern.<br />
Dass am Ende der Erfolg stehen kann, aber<br />
eben auch nicht. Durch die tolle Arbeit<br />
der Betreuer im Team wird den Kindern<br />
die Möglichkeit gegeben, nach vorne zu<br />
schauen und die Vergangenheit zu verarbeiten.<br />
Der Film wird nicht nur speziell<br />
Fußball-Fans begeistern, sondern alle, die<br />
an die Chance für arme Kinder in aller<br />
Welt auf ein besseres Leben glauben wollen.<br />
( Street Kids United, ab 9 Jahren,<br />
Großbrit., Südamerika 2010, 75 min)<br />
Sebastian Mientus<br />
w<br />
„Tomboy“ -<br />
Ein französischer Film, der von der Identitätssuche<br />
eines jungen Mädchens handelt,<br />
beginnt mit dem Umzug einer kleinen Familie:<br />
Mutter, Vater und zwei Töchtern. Die<br />
29
30<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Hauptperson ist die ältere Tochter Laure.<br />
Sie gibt sich als Michael bei den Kindern in<br />
der Nachbarschaft aus. Es stellt sich schnell<br />
heraus, dass das nicht nur ein kindliches<br />
Spiel mit der eigenen Identität ist, sondern<br />
wahres Empfinden dieses Mädchens, da sie<br />
sich in ein Mädchen namens Lisa verliebt<br />
und mit ihr den ersten Kuss austauscht.<br />
Laures kleine Schwester bemerkt jedoch<br />
den Schwindel. Doch sie stärkt Laure den<br />
Rücken und wahrt damit ihre vorgebliche<br />
männliche Identität. Eine Szene macht<br />
besonders deutlich, dass es sich nicht<br />
nur um ein Spiel handelt, sondern es ihr<br />
ein dringliches Bedürfnis ist, dem anderen<br />
Geschlecht anzugehören. Denn bevor sie<br />
mit den anderen Kindern zum Schwimmen<br />
geht, formt sie sich aus Knete einen Penis,<br />
— April 2011 —<br />
den sie sich in die Badehose steckt, damit<br />
die Tarnung gewahrt bleibt. Aber irgendwann<br />
fliegt die Lüge doch auf, nämlich als<br />
die Mutter von dem Schwindel erfährt. Sie<br />
zwingt Laure, sich ein Kleid anzuziehen<br />
und den anderen Kindern in der Nachbarschaft<br />
die Wahrheit zu sagen. Die Kinder<br />
reagieren verständnislos und mit Spott.<br />
Durch die häufigen Nahaufnahmen kann<br />
der Zuschauer die tiefe Traurigkeit des Mädchens<br />
spüren. Mir widerspricht es sogar,<br />
über sie als Mädchen zu schreiben, da der<br />
Film von Seline Sciamma unglaublich gut<br />
zeigt, dass es keine Rolle spielt, mit welchem<br />
Geschlecht man auf die Welt gekommen<br />
ist, sondern nur, welchen Weg man für sich<br />
selber einschlägt. Die verbundenen Schwierigkeiten<br />
mit der Transsexualität werden<br />
gut dargestellt und man kann nur hoffen,<br />
dass die Menschen sich dem Thema gegenüber<br />
öffnen und die betroffenen Personen<br />
tolerieren, akzeptieren und respektieren.<br />
Das Faszinierende an dem Film ist,<br />
dass er die ganze Zeit mit so viel Humor<br />
erzählt wird, dass man dabei viel lachen<br />
muss, wobei zu sagen ist, man lacht aus<br />
Verbundenheit zu den Charakteren, nie<br />
über sie. Ich fand es sehr beeindruckend,<br />
dass der Wunsch Laures nie in Frage gestellt<br />
oder bewertet wurde, sondern einfach ein<br />
junges Mädchen gezeigt wird, welches sich<br />
selbst noch nicht sicher ist, was oder gar wer<br />
es ist. Ich kann den Film nur empfehlen!<br />
Jasmin Siebert, <strong>Anna</strong> Hauser
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
— April 2011 —<br />
31
32<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Tag der offenen<br />
Tür<br />
Wie war es damals, als ich<br />
zum ersten Mal die <strong>Anna</strong>-<br />
<strong>Freud</strong>-Schule besuchte?<br />
Ich erhielt einen Brief, in dem ich zum<br />
Tag der offenen Tür eingeladen wurde. Ich<br />
solle mir doch einfach mal die Schule, das<br />
Umfeld und die Angebote angucken und<br />
mich noch einmal persönlich vorstellen.<br />
Als ich ankam, war ich überrascht von der<br />
Größe der Schule, den vielen Menschen, der<br />
Hektik, und mir fielen gleichzeitig sämtliche<br />
Szenen aus „Türkisch für Anfänger“ ein.<br />
Meine Mutter stürmte sofort los, um sämtliches<br />
Infomaterial, das sie kriegen konnte,<br />
in ihre Tasche zu stopfen und zog mich hinter<br />
sich her. Schließlich erreichten wir die<br />
Etage, in der man sich persönlich vorstellen<br />
konnte. Ich bekam eine Nummer in die<br />
Hand gedrückt und dann hieß es warten,<br />
— April 2011 —<br />
lange warten. Doch diese Zeit überbrückte<br />
ich mit den zahlreichen Infoheften und<br />
meiner Mutter, die immer fragte: „Und?“<br />
„Nichts und ...klingt nett“, antwortete ich.<br />
Dann war ich endlich an der Reihe, war<br />
aufgeregt und Herr Nowicki, wie ich jetzt<br />
weiß, bat mich herein und redete kurz mit<br />
mir, bis er mir dann verkündete: „Herzlich<br />
willkommen an der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule,<br />
alles Weitere bekommen Sie zugeschickt“.<br />
Dies machte meine Mutter nur noch aufgeregter<br />
und führte dazu, dass sie mich in<br />
den Fachraum für Psychologie zerrte, wo<br />
ich dann alles fragen sollte, was ich schon<br />
immer wissen wollte. Doch in dem Moment<br />
fiel mir einfach nichts ein. Das einzige, was<br />
in meinem Kopf vorging, war, dass soeben<br />
alles, was ich mir erhofft <strong>hat</strong>te, in Erfüllung<br />
gegangen war und ich nach Berlin ziehen<br />
konnte und auf diese Schule gehen würde.<br />
Meine Mutter war enttäuscht, dass<br />
ich nicht hunderte von Fragen an die<br />
Lehrer und Schüler <strong>hat</strong>te und fragte die<br />
gesamte Fahrt nach Hause „und?“, „nichts<br />
und ist doch alles gut“ antwortete ich. Ich<br />
musste immer noch darüber nachdenken,<br />
dass sich jetzt alles ändern würde.<br />
Die Sommerferien kamen schnell, ich<br />
verabschiedete mich von meinen Freunden<br />
und packte meine Sachen, damit wir alles<br />
nach Berlin in die neue, eigene Wohnung<br />
bringen konnten. Und plötzlich war ich mir<br />
gar nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung<br />
war, zu Hause alles aufzugeben.<br />
Dann kam der letzte Ferientag und meine<br />
Mutter guckte mich an und fragte alle 5 Minuten:<br />
„und?“, „nichts und...wird schon alles<br />
werden“ sagte ich und verabschiedete sie.<br />
Am 1. Schultag fühlte ich mich dann wie
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
in „Türkisch für Anfänger“. Ich kam mir<br />
vor wie Lena, die ganz alleine, umgeben<br />
von fremden Leuten vor dem Eingang der<br />
Schule stand und so gar keine Lust mehr<br />
<strong>hat</strong>te, dort die nächsten Jahre zu verbringen.<br />
Doch jetzt ist alles anders, jetzt könnte<br />
ich mir ein Leben in Mecklenburg,<br />
zu Hause bei meinen Eltern und ohne<br />
Berlin, nicht mehr vorstellen, auch<br />
wenn es hier manchmal nicht leicht ist.<br />
Frauke Schmidt<br />
Kunst-LK<br />
Wem setzte ich<br />
ein Denkmal?<br />
Der Leistungskurs Kunst<br />
vor einer schwierigen Augabe:<br />
Ein Denkmal setzen! Ist er es wert?<br />
Hat er es verdient? Woher weiß ich, ob<br />
er „dafür geeignet“ ist? Was <strong>hat</strong> er getan,<br />
um geehrt zu werden? Bei wem reicht es<br />
nicht? Wer entscheidet das? Wer ist von<br />
Ehrung ausgeschlossen? Wie soll solch<br />
ein Denkmal aussehen? Was passt? Was<br />
passt nicht? Wie setze ich meine Ideen<br />
um? Ist das verständlich? Und dann die<br />
Frage: Findet das auch mein Lehrer gut?<br />
— April 2011 —<br />
Wie kann ich das am besten bauen? Funktioniert<br />
es? Wie wirkt das? Wie sieht es<br />
aus? Ist es mir gelungen? Ehre ich so die<br />
Person? Wird das Denkmal ihr gerecht?<br />
Wo könnte es stehen? Da? Oder doch dort?<br />
Fertig!<br />
Der Kunst-Leistungskurs wurde wieder<br />
einmal vor eine schwierige Aufgabe gestellt.<br />
Der Auftrag lautete, ein Denkmal zu „basteln“.<br />
„Sucht euch einen Ort, an dem ihr<br />
euer Denkmal platzieren würdet“. Das war<br />
der zweite Schritt. Und mit dieser Aufgabe<br />
begannen auch die Probleme und Schwierigkeiten.<br />
Sich zu überlegen wem man ein<br />
Denkmal widmen kann und wie es gestaltet<br />
werden soll, war nicht gerade einfach und<br />
brauchte viel Geduld und Nachdenkzeit.<br />
Doch am Ende <strong>hat</strong> sich der ganze<br />
Aufwand doch gelohnt, denn viele<br />
kreative Ideen kamen zusammen<br />
und es entstanden tolle Denkmäler,<br />
wie ihr den Fotos entnehmen könnt.<br />
Marie-Theres Werner<br />
33
34<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Der Countdown<br />
läuft!!!<br />
Das Ende der Schulzeit<br />
rückt immer näher.<br />
Der Druck wird immer größer. Die<br />
letzten wichtigen Klausuren nahen und<br />
die 5.PK steht auch bald vor der Tür.<br />
Dafür haben wir jetzt endlich mal wieder<br />
sonniges Wetter, wobei wir dieses ja<br />
auch nicht wirklich genießen können. Die<br />
Vorbereitungen, das Lernen, uns fragen,<br />
was kommt nach der Schule, und dann<br />
noch ein wenig von der Freizeit nutzen,<br />
die wir haben, bis es richtig losgeht.<br />
Kennt Ihr das auch? Wenn ich ehrlich<br />
bin, habe ich tierische Angst, dem Druck<br />
nicht standhalten zu können. Es kommt<br />
alles plötzlich so schnell auf mich zu. Ich<br />
weiß manchmal echt nicht mehr, wo oben<br />
und unten ist. Dann die Denkblockaden,<br />
die ich während der Hausaufgaben habe<br />
oder wenn ich vor einer Klausur sitze und<br />
die Aufgabe gar nicht mal so schwer ist,<br />
ich aber keine Ahnung habe, wie ich den<br />
Anfang formulieren soll. Es ist einfach<br />
alles so belastend, alles unter einen Hut<br />
zu bekommen. Aber wenigstens habe ich<br />
dann nach dem ganzen Stress mit den Abi-<br />
Klausuren jede Menge Zeit, mich auf meine<br />
Freunde, meine Freizeit und meine Hobbys<br />
zu konzentrieren. Am meisten freue ich<br />
mich aber auf meine letzten Sommerferien.<br />
Ich habe so viel geplant und würde am<br />
— April 2011 —<br />
liebsten gleich loslegen. Aber das muss noch<br />
warten. Lernen steht jetzt an erster Stelle.<br />
Es gibt so viele Möglichkeiten, was<br />
man nach dem Abi machen könnte. Fange<br />
ich nun eine Ausbildung an, möchte ich<br />
studieren, gehe ich zur Bundeswehr oder<br />
mache ich sogar eine Auslandsreise. So<br />
ein bisschen Freizeit in einem anderen<br />
Land, wo man sogar seine Fremdsprache<br />
ein wenig verbessern könnte, würde mich<br />
schon reizen. Dann stellt sich mir aber<br />
wieder die Frage, welches Land und wer<br />
bezahlt den ganzen Spaß? Eine Ausbildung<br />
hätte für mich auch einige Vorteile. Sein<br />
eigenes Geld verdienen, bald das Elternhaus<br />
verlassen, jedoch fängt das ganze Lernen<br />
wieder von vorne an. Ein wenig Ruhe und<br />
Entspannung nach dem ganzen Schulstress<br />
sollte man sich dann doch schon gönnen.<br />
Also, was sagt ihr? Ihr habt also auch<br />
noch keine Vorstellung, was Ihr machen<br />
möchtet? Dann stehe ich wenigstens nicht<br />
alleine da. Das Gefühl, nicht zu wissen,<br />
was danach kommt, finde ich schrecklich.<br />
Normalerweise bin ich einer von den<br />
spontaneren Menschen, allerdings, wenn<br />
es um die Zukunft geht. denke ich mir,<br />
sollte man nichts dem Zufall überlassen.<br />
Natalie Pohl
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Topthema<br />
Glück<br />
-verschiedene Blickwinkel-<br />
— April 2011 —<br />
35
36<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Freisein bedeutet<br />
Glücklichsein<br />
Freisein –<br />
bedeutet Glücklichsein,<br />
frei von negativen Gedanken wie<br />
Eifersucht, Neid und Hass,<br />
frei von Schmerzen, Zwängen<br />
und Ballast,<br />
frei von Unsicherheit und Ängsten,<br />
frei von Krankheit und körperlichen<br />
Grenzen,<br />
frei von Schüchternheit und Scham,<br />
frei davon, Entscheidungen zu treffen,<br />
um die Person zu sein, die<br />
man sein möchte,<br />
und nicht die, die man ist.<br />
Rafael Luntadila<br />
— April 2011 —<br />
Wenn Glück Schicksal ist<br />
23.12.2010. Wir und unsere Reisegruppe<br />
befinden uns auf dem Weg nach Zagora,<br />
dort, wo für die marokkanischen Menschen<br />
sprichwörtlich das Ende der Welt<br />
ist, weil dort die befestigten Straßen aufhören<br />
und die Wüste und Einöde beginnt.<br />
Ich lehne meinen Kopf an die Scheibe des<br />
Busses, ziehe meine Beine an mich heran<br />
und stelle den IPod auf volle Lautstärke.<br />
Ich werde müde bei dem Gedanken daran,<br />
dass noch 3 Stunden Busfahrt vor uns<br />
liegen und versinke in einen Halbschlaf.<br />
Kurz bevor ich endgültig einschlafe,<br />
bremste der Bus plötzlich und ich bin sofort<br />
wieder hellwach, starre erschrocken auf<br />
meinen blutenden Fuß. Durch den Aufprall<br />
bin ich von meinem Sitz geschleudert<br />
worden. Ich sehe mich um, und noch ehe<br />
ich begreifen kann, was geschehen ist,<br />
bricht Hektik unter den Reisenden aus.<br />
Unser Busfahrer und der Reiseleiter sind<br />
bereits schon auf der Straße, hinter uns
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
bildet sich ein Stau, Einheimische kommen<br />
angelaufen und die Touristen suchen<br />
ihre Habseligkeiten im Bus zusammen<br />
oder pressen ihr Gesicht neugierig gegen<br />
eine der Scheiben, um die Ursache<br />
der abrupten Vollbremsung zu erfahren.<br />
Draußen bietet sich ein seltsames Bild.<br />
Der Fahrer des Busses ist in eine heftige<br />
Diskussion verwickelt und die Männer<br />
bekreuzigen sich und beten zu Allah,<br />
während die Kinder, die sich um den Bus<br />
versammelt haben, weggescheucht werden.<br />
Immer noch weiß niemand, was geschehen<br />
ist, doch ich kann erkennen, wie um etwas<br />
Lebloses, am Boden Liegendes, eine weiße<br />
Silhouette aus Kreide gezogen wird. Nicht<br />
die geringste Panik oder auch nur der Versuch,<br />
etwas an der Situation zu ändern,<br />
zeichnet sich ab. Das Leblose, das dort am<br />
Boden liegt, ist nicht, wie zuerst vermutet,<br />
ein Tier, sondern ein kleiner Junge. Er liegt<br />
reglos da und nachdem man ihn zuerst<br />
geschüttelt <strong>hat</strong>te, beten nun alle nur noch.<br />
Zum Glück befindet sich unter den<br />
Reisenden eine Krankenschwester, die<br />
— April 2011 —<br />
nach einer kurzen Diskussion mit dem<br />
Reiseleiter Hilfe leisten darf, was bisher<br />
niemand getan <strong>hat</strong>te. Stattdessen betrachten<br />
die Einheimischen sie skeptisch und<br />
unternehmen immer noch nichts, um dem<br />
Jungen zu helfen. Die Ambulanz und die<br />
Polizei werden gerufen und jemand wird<br />
losgeschickt, um die Eltern zu holen.<br />
Dann öffnet der Junge endlich wieder<br />
die Augen. Später stellt sich heraus, dass er<br />
lediglich eine Platzwunde am Hinterkopf<br />
und eine leichte Gehirnerschütterung<br />
<strong>hat</strong>. Die Familie des Kindes und die Einheimischen<br />
glaubten nicht an Glück, sie<br />
bedanken sich auch nicht bei der Krankenschwester,<br />
die diesem Jungen das<br />
Leben rettete, denn ohne ihre Hilfe wäre<br />
dieser an seinen Verletzungen verblutet.<br />
Für uns Touristen war es ein Glück, dass<br />
sie da war, und seltsam, dass die Bewohner<br />
des kleinen Dorfes nichts zur Rettung des<br />
kleinen Jungen unternahmen. Doch für diese<br />
war das Ganze Schicksal. Man sagte uns,<br />
dass, wenn Allah gewollt hätte, dass der<br />
Junge stirbt, die Krankenschwester nicht<br />
mit uns gereist und das Ganze sein Schicksal<br />
gewesen wäre. Die Rettung des Jungen<br />
<strong>hat</strong>te für sie nichts mit Glück zu tun, sondern<br />
mit Glauben. Von sich aus hätten sie<br />
nichts unternommen, denn so will es Allah.<br />
Dieses Ereignis werde ich nie vergessen,<br />
denn dass eine Kultur, die westlich orientiert<br />
ist, so modern sein will und ein kleines<br />
bisschen wie Europa scheint, ein Kind einfach<br />
so sterben lassen würde, weil es seine<br />
Bestimmung sei, ist für mich unbegreiflich.<br />
Frauke Schmidt<br />
37
38<br />
Glück bei Nacht<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Puro - Spaß ist, was<br />
man draus macht<br />
Ein Mädchen zupft sich nach jedem<br />
Powackeln auf der Tanzfläche ihren viel<br />
zu kurzen Rock zurecht, damit der Mann,<br />
mit dem sie später nach Hause geht, nicht<br />
schon vorher alles sieht. Ein Mann, der das<br />
Durchschnittsalter dieser Lokalität erheblich<br />
hebt, fragt an der Bar nach dem besten<br />
Champagner – der Preis ist ihm egal. Zwei<br />
Frauen, die kein Geld dabei haben, da sie<br />
schon vorher wussten, dass sie nicht lange<br />
alleine bleiben werden, folgen seinem einladenden<br />
Nicken und der 9l Champagnerflasche<br />
in den VIP-Bereich: eine ganz normale<br />
Samstagnacht in der Puro Sky Lounge.<br />
Wenn man Geld <strong>hat</strong>, scheint man hier<br />
sehr viel Spaß haben zu können. Ist man<br />
— April 2011 —<br />
jedoch, wenn auch nur vorübergehend<br />
alleine und fällt nicht in das Beuteschema<br />
der Gönner, gestaltet sich das Spaßhaben<br />
etwas schwieriger. Die Demütigung beginnt<br />
schon in der Warteschlange. Während ich<br />
mir die Beine in den Bauch stehe und vor<br />
Kälte von einem Bein aufs andere springe,<br />
gehen wichtige und noch wichtigere<br />
Gruppen mit einem kurzen Grußwort<br />
an den Türsteher rechts an mir vorbei zu<br />
den VIP-Eingängen. „Schön, dass ihr da<br />
seid“, sagt dieser und keiner von denen<br />
muss für den Eintritt zahlen. Als ich dann<br />
endlich meine 10 Euro losgeworden bin,<br />
freut sich jedoch niemand, nicht einmal<br />
der Türsteher, dass ich da bin. Egal.<br />
Jetzt geht es erstmal mit zehn Fremden<br />
und einem „Aufpasser“ mit dem Fahrstuhl<br />
in den 20. Stock. Hoffentlich finde ich<br />
hier meine Freundin. Ihr Handy <strong>hat</strong> sie<br />
ja anscheinend nicht gehört. Als ich den<br />
ersten Fuß in den Club setzte, weiß ich<br />
auch, warum. Die Lautsprecher schreien<br />
mich mit einem Namen einer berühmten
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
US-Schauspielerin an: Barbara Streisand!<br />
Und die Menge auf der Tanzfläche beginnt<br />
zu kreischen. Das ist das dümmste<br />
Lied, das ich je gehört habe, denke ich.<br />
Und wo ist überhaupt meine Freundin?<br />
Erstmal an die Bar. Ich frage nach dem<br />
Preis für ein Glas Sekt. Schock. Ich entscheide<br />
mich spontan erst einmal nichts zu trinken.<br />
Hier geht die Demütigung weiter. Der<br />
Kellner tippt mich an und gibt mir mitleidig<br />
ein Glas Leitungswasser – mit Strohhalm,<br />
damit bloß niemand denkt, ich könnte mir<br />
kein Getränk leisten. <strong>Anna</strong>, wo bist Du?<br />
Erst jetzt fällt mir die atemberaubende<br />
Aussicht auf. Mein Blick schweift über den<br />
weihnachtlich beschmückten Kurfürstendamm.<br />
Die wenigen Menschen, die dort<br />
laufen, kommen mir wie Ameisen vor.<br />
Ich beobachte die anderen Gäste und jetzt<br />
habe ich den leichten Verdacht, dass ich<br />
womöglich zu wenig getrunken habe. Ganz<br />
sicher bin ich mir erst, als <strong>Anna</strong> auf mich<br />
zutorkelt. Sie <strong>hat</strong> ihren Gönner gefunden:<br />
einen neureichen 45-jährigen Schnösel mit<br />
Gucci Schuhen und Louis Vuitton Schal.<br />
Mein Fazit dieses Abends ist: Bis auf<br />
die wunderschöne Aussicht gibt es für<br />
Männer, die Normalverdiener sind, und<br />
für Frauen, die unabhängig sein wollen,<br />
keinen Grund das Puro zu besuchen.<br />
Von den Preisen und der gewöhnungsbedürftigen<br />
Musik einmal ganz abgesehen.<br />
Isabel Kreutziger<br />
— April 2011 —<br />
Sternenzeit<br />
Samstagabend. Ich war feiern mit meinen<br />
Freunden. Wir <strong>hat</strong>ten auch eine Menge<br />
Spaß. Alles war gut. Doch dann sah ich<br />
diese Person. Klar, gibt schon ne Menge<br />
gut aussehender Leute auf Partys. Aber<br />
diese eine Person <strong>hat</strong>te etwas Besonderes.<br />
Ich ließ mir erstmal nichts anmerken.<br />
Ab und zu Blickkontakt, mehr nicht.<br />
Meine Freunde merkten schon, dass<br />
ich diese eine Person öfters angesah.<br />
Man schubste mich zu ihr. Da stand ich<br />
nun und dachte mir bloß: “Los, sprich<br />
mich an!“. Ich setzte mein schönstes<br />
Lächeln auf. Doch die Person drehte<br />
sich einfach um und verschwand.<br />
Ich ging aus dem Club. Wollte nur allein<br />
sein. Die Nacht war angenehm frisch und<br />
nach der lauten Musik tat die Stille jetzt<br />
richtig gut. Auf U-Bahn oder Bus <strong>hat</strong>te ich<br />
keine Lust mehr. Wollte einfach nur laufen,<br />
nachdenken. Vielleicht auch gar nichts denken.<br />
Der Beat steckte noch in meinem Körper.<br />
Müdigkeit und Erschöpfung breiteten<br />
sich aus. Ein Stückchen Sonne machte sich<br />
am Horizont bemerkbar und schenkte der<br />
schwarzen Nacht einen hellblauen Horizont.<br />
Das Datum <strong>hat</strong>te sich geändert. Für mich<br />
war es aber immer noch Samstagabend. Ein<br />
bescheuerter Samstagabend. Doch in der<br />
Nacht lässt es sich gut weinen. Niemand<br />
fragt, wie es dir geht, oder warum man weint.<br />
Niemand bekommt etwas mit. Die schönste<br />
Zeit im Jahr ist doch die Sternenzeit.<br />
Jano Fritz<br />
39
40<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Monolog am Bahnhof<br />
Ein fiktiver Abschiedsbrief<br />
Ich bin ein junges Mädchen, noch grün<br />
um die Nase, Mr. Ganby. Sie wussten das<br />
von Anfang an. Glauben Sie, ich würde aus<br />
der Nähe vollkommen wirken? Und nun,<br />
Mr. Ganby, wollen Sie mir Avancen machen.<br />
Sie sind mir ja einer, können ja selbst<br />
Gefühle nicht in Worte fassen und dann<br />
sind Sie fort, Mr. Ganby, und ich lebe von<br />
der Tinte auf dem Papier. Sie versprechen<br />
mir Sicherheit mit jeder Ihrer Berührungen<br />
und erwarten doch, dass ich Ihnen<br />
die Freiheit lasse, sich zu entscheiden?<br />
Sie, Ganby, sind doch nur verängstigt.<br />
Sie sind nicht anders als Ihr Geschlecht.<br />
Träume sind Ihnen nichts, dagegen hält Sie<br />
die Angst, eine feste Beziehung einzugehen,<br />
fest im Griff. Ein Topf wird niemals ohne<br />
Hilfe den passenden Deckel finden. Sie<br />
glauben an die zwei Seiten einer Medaille,<br />
zumindest in der Beziehung. Ihre Lebensfreude<br />
und Wollust ist nicht zweiseitig?<br />
Die Zweisamkeit ist es wert, geopfert zu<br />
werden, gegen das Bestreben, sich allen<br />
Möglichkeiten offen zu wissen? Ganby,<br />
wenn sie abends Ihr Licht auslöschen, wie<br />
kann Sie der Gedanke, dass eine Frau mit<br />
all ihren Reizen nur an Sie denk, nicht fesseln?<br />
Wie können Sie nur in der Gegenwart<br />
leben? Ist denn ein warmes Bett ohne feste<br />
Bindung auf Dauer nicht so gut wie ein<br />
— April 2011 —<br />
kaltes Bett und ein kaltes Bett mit warmen<br />
Gedanken fast so gut wie das warme Bett?<br />
Oh John, Sie geben mir keine Chance.<br />
In Angst lebend, bin ich gelähmt und Ihre<br />
Forderung erfülle ich in der Furcht, Ihnen<br />
durch das Erfüllen nicht gerecht zu werden.<br />
John, wir leben in keinem aufgeklärten<br />
Zeitalter, wie könnten wir das auch, wenn<br />
die Liebe unsere Ansichten verklärt, so die<br />
meine wie die Ihre. Wahrlich, der Gutmütigste<br />
sind Sie nicht. Hab’ ich doch mehr<br />
Geduld mit Ihnen, Gott weiß, wie ich Ihre<br />
arroganten Gesten positiv wahrnehme.<br />
Zeigen sie Toleranz, doch muss ich mich<br />
für jeden Schritt aus der Reihe schämen?<br />
Liebster, wenn Ihre Lippen sich nur<br />
mir widmen und ihre Worte einen<br />
schönen Moment festhalten oder auch<br />
nur untermauern, gehöre ich vollkommen<br />
Ihnen, wie unwohl mir dabei auch<br />
sei. Stück für Stück verliere ich meine<br />
Vernunft und Sie jonglieren mit ihr.<br />
Bitte, lieber John, lass’ die Bälle nicht
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
fallen. Mein offenes Wesen würde durch<br />
Barrikade verstellt. Doch geh den Schritt,<br />
wenn Du musst. Ich bin stark genug,<br />
auf eigenen Beinen zu stehen und werde<br />
trotz meiner Verbundenheit zu Dir weitergehen,<br />
bis ich sie überwunden habe,<br />
auf dem ständigen wiederkehrenden<br />
Karussell. John seit Tagen ist mir übel.<br />
Immer wieder nimmt es mir das<br />
Bewusstsein, und in den Sekunden der<br />
Schwärze, in denen alles so fremd erscheint,<br />
Liebster, glaube ich, die einzigen Momente<br />
zu finden, in denen ich nicht zweifle. Ich<br />
weiß, Du bist ein Mensch der Tat, und dies<br />
durch und durch. Ade Liebster, es sagt sich<br />
so schön, und doch foltere mich nicht.<br />
Name der Reaktion bekannt<br />
So denke ich mir das Glück<br />
Das Meerwasser umschließt sanft meine<br />
Knöchel. Ich spüre, wie meine Zehen im kühlenden<br />
Sand versinken. Er hält meine Hand.<br />
Bald ist es so weit.<br />
Ich schaue hoch in den strahlend<br />
blauen Himmel, blinzele mit den Augen.<br />
Nach all den Jahren der Verzweiflung,<br />
der Zerrissenheit, der inneren<br />
Unruhe und Leere ist es endlich so weit.<br />
Ich atme ein, nehme die salzige Meeresluft<br />
in mir auf und spüre, dass auch er den<br />
Moment genießt. Sanft streichelt er mir mit<br />
dem Daumen über meinen Handrücken.<br />
— April 2011 —<br />
Ich bin dankbar dafür, dass er bei<br />
mir ist. Dass er zu mir hielt, die<br />
Rückschläge stets auf sich nahm. Sein<br />
Wunsch war größer als der meine.<br />
Ich bin von Glück erfüllt, gerührt vom<br />
Augenblick. Mein großer, kugelrunder<br />
Bauch, gewärmt vom Sonnenlicht,<br />
schlägt einen Sc<strong>hat</strong>ten auf den Sand.<br />
Jasmin Lohmann<br />
41
42<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Ode an die Liebe<br />
Hey, Du kleine Pummelfee,<br />
was soll sie machen, ihr Herz tut weh!<br />
Sie weiß einfach nicht mehr weiter,<br />
denkt, sie wird nie wieder heiter.<br />
Das war alles nur ein Spiel,<br />
er machte das, was ihm gefiel.<br />
Schon bald kamen die Intrigen raus,<br />
und er folg aus ihrem Haus.<br />
Das arme Mädchen weiß nicht weiter,<br />
vor Kummer wird sie immer breiter.<br />
Ihr bester Freund war nun<br />
die Schokolade,<br />
ab und zu auch Marmelade.<br />
Schoko Bongs sind klein und rund,<br />
mit einem Haps in ihrem Mund.<br />
So ging das ein Weilchen lang<br />
und sie verspürte einen Drang.<br />
Dieser war geleitet von ihren Trieben,<br />
denn wie wollte doch nur lieben.<br />
So macht sie sich schnell auf en Weg,<br />
er führt sie zu einem Steg.<br />
Dort stand ein junger Mann<br />
mit Schoko Bongs, die man essen kann.<br />
Sie fand die Schokolade<br />
ziemlich schnaffte,<br />
ihr war egal, wer da so gaffte.<br />
Sie liebten sich ein Leben lang,<br />
mit Glück, Liebe und Schokoladendrang.<br />
Nevzeta Music, Xenia Greber<br />
— April 2011 —<br />
Woran wir unser<br />
Glück festmachen<br />
Innerhalb der letzten Monate entwickelte<br />
sich unser Beziehungsstatus<br />
von „glücklich vergeben“ zu „mehr<br />
oder weniger unglücklich Single“.<br />
Man sagt immer, dass Freundschaft wichtiger<br />
sei als eine Beziehung, doch letztendlich<br />
machen wir unser Glück immer an Beziehungen<br />
fest. Single hieß „unglücklich“ und<br />
„vergeben“ bedeutete automatisch glücklich.<br />
Der Freund, der nun der Ex-Freund<br />
ist, wird automatisch zu unserem neuen<br />
Feind Nummer 1. Ab jetzt muss man<br />
sich aus dem Weg gehen und die Freundinnen,<br />
die ihn immer mochten, dürfen<br />
unter keinen Umständen mehr mit ihm<br />
reden und müssen nicken, wenn man sich<br />
über seine grenzenlose Blödheit aufregt.
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Ab jetzt versinkt man in Liebeskummer<br />
und Schokolade und findet sowieso alles<br />
blöd, denn Veränderungen mag niemand.<br />
Ebenso scheint es, dass den Jungs eine Trennung<br />
leichter fällt, was uns nur noch mehr<br />
verletzt. Es verletzt uns, wenn er bei einem<br />
Mädchen steht, wenn er sein Handy beim<br />
Sms schreiben verdächtig weit weg hält und<br />
wenn er weibliche Personen bei Facebook<br />
addet. Wir machen uns Gedanken um alles<br />
und wollen vor ihm immer den Eindruck<br />
erwecken, dass es uns blendend geht und wir<br />
ihn überhaupt nicht brauchen. Doch dass es<br />
nicht so ist, weiß jeder von uns ganz genau<br />
und dann sind es wieder die Freundinnen,<br />
die einen dazu bringen, nicht vor ihm zu<br />
weinen oder unglücklich auszusehen.<br />
Man postet unsinnige Sachen bei Facebook,<br />
nur damit ihm auffallen könnte,<br />
wie toll man doch eigentlich ist, und in<br />
der Hoffnung, dass er auf Knien zurückkommen<br />
wird. Doch dies passiert nur<br />
selten. Und der letzte Funken Hoffnung<br />
stirbt spätestens dann, wenn er mit seiner<br />
neuen Freundin an uns vorbeiläuft und<br />
dabei so unglaublich glücklich aussieht.<br />
Bis dahin wollen wir einfach nicht<br />
wahrhaben, dass es zu Ende ist. Wir<br />
klammern uns an alles, an jedes Lächeln<br />
von ihm und an jede Geste.<br />
Und das, was einem zum Schluss bleibt,<br />
sind die vielen unbeantworteten Fragen,<br />
ein paar Erinnerungen an die gemeinsame<br />
Zeit, Wochen voller Liebeskummer<br />
und vor allem die Freundinnen, die immer<br />
für einen da waren, einen trösteten<br />
und auf die man sich verlassen konnte.<br />
Man sollte sein Glück nicht an Be-<br />
— April 2011 —<br />
ziehungen fest machen, sondern an<br />
den Freunden, die man <strong>hat</strong> und die<br />
einen dazu bringen, glücklich zu sein.<br />
Name der Reaktion bekannt<br />
„ Glück in der Liebe,<br />
Pech im Spiel“ - oder<br />
doch andersherum?<br />
Ich schätze einfach mal, dass jeder<br />
von Euch das Gefühl kennt, verliebt zu<br />
sein. Bauchkribbeln, gute Laune haben,<br />
in seiner Nähe ganz nervös werden und<br />
man will die ganze Welt umarmen.<br />
Nicht?! Okay dann vielleicht nur das<br />
Bauchkribbeln. Aber jeder von Euch<br />
weiß so in etwa, was ich meine. Zudem<br />
wisst ihr wahrscheinlich auch, dass, wenn<br />
man sich mal wieder so richtig verliebt<br />
<strong>hat</strong>, es einem gar nicht besser gehen<br />
kann, selbst an einem sonst schlechten<br />
Tag sieht man plötzlich nur noch das<br />
Gute. Aber warum ist das eigentlich so?<br />
Das kann ich Euch auch nicht so genau<br />
sagen, aber ich hab gelesen, dass das an so<br />
genannten Hormonen liegen kann. Warum<br />
sind diese Hormone nicht rund um die Uhr<br />
aktiv, sodass man auch ohne verliebt zu sein<br />
rundum gute Laune <strong>hat</strong>? Na warum wohl,<br />
weil unser Leben sonst ja stink langweilig<br />
wäre. Was wäre ein Tag, ohne morgens<br />
unter Stress aufzuwachen und zu merken,<br />
dass man mal wieder verschlafen <strong>hat</strong>, oder<br />
wenn man den Klassenraum betritt und der<br />
Lehrer gutgelaunt sagt: „Überraschungs-<br />
43
44<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
test“, nur um zu sehen, wie sich unsere<br />
Mundwinkel gen Boden bewegen. Diese<br />
Tage wären doch ohne ein wenig Pech im<br />
Leben nicht die, die sie sein sollten. Und<br />
überhaupt, nach einer Weile verliebt sein<br />
und die Welt genießen, geht einem der<br />
Freund oder die Freundin sowieso auf den<br />
Keks und man möchte seine Ruhe haben.<br />
Mein Glückwunsch an alle, die schon<br />
lange glücklich sind, mit dem oder der<br />
„Richtigen“. Aber jetzt schweife ich ab. Also,<br />
lasst Euch nicht die Laune verderben, nur<br />
weil ihr das tolle Gefühl der Liebe nicht<br />
erfahren dürft, dann läuft es aber meistens<br />
in der Schule besser. Woher ich das weiß?<br />
Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.<br />
Hast Du Stress im Liebesnest, kannst Du<br />
den „perfekten“ Tag vergessen. Klar, kann<br />
die Liebe auch schön sein und dann läuft<br />
alles so, wie man es haben will. Bedenkt<br />
man allerdings, dass nicht jeder Tag bedeutet,<br />
dass alles super läuft in der Liebe,<br />
kann man sich da ganz schnell verrennen.<br />
Natalie Pohl<br />
— April 2011 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Tanzen – Auf-der-Bühne-<br />
Stehen – das ist Glück<br />
Die Härchen meiner Arme stellen<br />
sich auf, meine Handflächen fühlen<br />
sich feucht an, mein Herz rast und<br />
warum ist es überhaupt so heiß hier?<br />
Das Licht ist aus – gut so! Neben mir sitzt<br />
meine Freundin, in freudiger Erwartung,<br />
denn jetzt beginnt die Show. Obwohl ich<br />
meine Freundin sehr gern habe, würde ich<br />
jetzt alles dafür geben, an einer anderen<br />
Stelle zu sein. Oben auf der Bühne! Da,<br />
wo ich oft schon gestanden habe. Es war<br />
zwar nicht genau diese Bühne, aber eben<br />
viele andere. Egal welche Bühne - ich erinnere<br />
mich an dieses unbeschreibliche<br />
Gefühl! Die Vorfreude, das Kribbeln, die<br />
Anspannung, ob alles gut gehen wird, den<br />
Wunsch, es endlichen allen zu zeigen, was<br />
man monatelang einstudiert <strong>hat</strong>, wofür<br />
man unglaublich viel Zeit, Nerven und<br />
Anstrengung investierte. Und genau diese<br />
Emotionen und Erinnerungen kommen<br />
gerade in diesem Moment wieder hoch.<br />
Gott, wie ich das doch vermisse, das<br />
— April 2011 —<br />
Tanzen in der Company „Kinder tanzen<br />
für Kinder“ an der Deutschen Oper Berlin.<br />
Zusammen mit anderen ballettbegeisterten<br />
Kindern <strong>hat</strong>te ich dort für viele Jahre mein<br />
zweites Zuhause gefunden, unter der Obhut<br />
von Felicitas Binder, der Choreografin.<br />
Meine Lust und Begeisterung am Tanzen<br />
<strong>hat</strong> schon früh begonnen. Glückliche<br />
Zufälle haben mich dann zu diesem Projekt<br />
geführt. Rückschauend finde ich es<br />
wichtig, gerade im jungen Alter Interessen<br />
zu entwickeln, sich auszuprobieren und<br />
irgendwann vielleicht bei einer Sache zu<br />
bleiben. Ich habe Glück gehabt, dass ich<br />
das machen konnte, was ich wollte, denn<br />
meine Mutter fand klassisches Ballett<br />
eigentlich langweilig. Heute kann sie sich<br />
selbst dafür begeistern. Da kann man mal<br />
sehen, Eltern lernen auch dazu. Es kann<br />
eben nicht darum gehen, dass die Eltern<br />
ihre verpassten Jugendträume durch ihre<br />
Kinder nachholen wollen. Meine Mutter<br />
<strong>hat</strong> eben die Zähne zusammengebissen,<br />
mich zum Training gefahren und lächelnd<br />
Interesse geheuchelt, auch wenn sie mich<br />
lieber in einem Malkurs gesehen hätte.<br />
Inzwischen bin ich aus diesem Projekt<br />
herausgewachsen, tue andere Dinge, aber<br />
dennoch war es diese Zeit, die wohl am<br />
meisten prägende, erlebnisreichste und<br />
emotionalste Zeit, die mich in meiner<br />
Entwicklung stark positiv beeinflusst <strong>hat</strong>.<br />
Paula Wohlgemuth<br />
45
46<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Bringen uns unsere<br />
Träume dem Glück näher?<br />
Traum – von lateinisch „somnium“,<br />
neutropsychologisch gesehen ist ein Traum<br />
eine bizarre oder halluzinatorisch mentale<br />
Aktivität. Zeitgeschichtlich gesehen<br />
haben Träume einen hohen Stellenwert<br />
in vielen Kulturen der Welt. Doch was<br />
macht Träume für uns so besonders?<br />
Unsere Tagträume verbinden wir mit<br />
unseren tiefsten Wünschen. Anfangs erscheint<br />
uns ein Traum, den wir aufgrund<br />
von Langeweile am Arbeitplatz oder in der<br />
U–Bahn, während wir Musik hören, kreiert<br />
haben, wie ein simpler Zeitvertreib, dessen<br />
Irrealität nicht zu übertreffen ist. Doch mit<br />
der Zeit fangen wir an, uns intensiver mit<br />
diesem Wunschtraum zu beschäftigen. Wir<br />
versuchen, ihn so sehr zu vereinfachen, bis<br />
er für uns erreichbar scheint. Sobald wir<br />
von der Erreichbarkeit unseres Traumes<br />
überzeugt sind, setzten wir all unsere<br />
Handlungen daran, ihn zu verwirklichen,<br />
sei es nun bewusst oder unbewusst.<br />
Ist uns dies gelungen, so erschaffen wir<br />
uns neue Träume, denn das Gefühl, einen<br />
Traum verwirklicht zu haben, ist ein Feuerwerk<br />
unserer positivsten Gefühle, auf die<br />
wir nicht verzichten wollen. Mag man es<br />
Wünsche, Ziele, Visionen, Sehnsüchte oder<br />
Begehren nenne. Jeder Einzelne <strong>hat</strong> Träume,<br />
für die es sich lohnt, alle Bemühungen<br />
der Welt auf sich zu nehmen. Trau’ also<br />
auch Du dich, deinen Traum zu realisieren<br />
— April 2011 —<br />
und deinem Glück näher zu kommen. Denn<br />
sagt nicht schon das altbekannte chinesische<br />
Sprichwort: „Auch die längste Reise<br />
beginnt mit einem Schritt. Fürchte dich<br />
nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen,<br />
fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben.“<br />
Melis Neda Golkary<br />
Das wahre Glück<br />
der Freundschaft<br />
Freundschaft ist das größte Glück für<br />
mich, denn im Grunde sind es immer die<br />
Verbindungen mit Menschen, die dem<br />
Leben seinen Wert geben. Wahre Freundschaft<br />
zu finden und aufrecht zu erhalten, ist<br />
schwer, sie jedoch zu verlieren, geht leicht.<br />
Einen solchen Menschen zu haben, ist<br />
das Kostbarste auf der Welt, denn selbst<br />
wenn es einem schlecht geht und man<br />
denkt, dass die Welt untergeht, kann ein<br />
wahrer Freund Dir ein Lächeln ins Geicht<br />
zaubern. Selbst wenn Du deinen Kummer<br />
verstecken willst und zum Schein<br />
fröhlich bist, weiß er trotzdem, dass es<br />
Dir schlecht geht, denn ein wahrer Freund<br />
nimmt deine Hand, aber berührt dein Herz.<br />
Wenn man einen solchen Freund<br />
gefunden <strong>hat</strong>, kann man sich glücklich<br />
schätzen und sollte dankbar dafür sein,<br />
denn was wäre ein Leben ohne Freunde?<br />
Es wäre sehr einsam und langweilig!<br />
Nathalie Hinz
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Öffne Dein Herz<br />
Glück geht häufig einher mit dem Wunsch<br />
nach Erfüllung materieller Bedürfnisse.<br />
Geld, Wohlstand und der Erwerb teuerer<br />
Wertgegenstände, meinen viele, gehören<br />
zu ihrem Glück dazu. Doch schaut man in<br />
ihre Gesichter, erzählen diese ganz andere<br />
Geschichten. Haufenweise leere und leblose<br />
Augen. Schwer ist es, in einer Welt wie<br />
dieser, das Glück hinter dem Beton, der<br />
vielen harten Arbeit, welche eine Großzahl<br />
der Menschen versklavt und ihnen<br />
wichtige Energien raubt, zu erkennen.<br />
Die vielen Enttäuschungen, die auf<br />
verkorksten zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen, Leistungsdefiziten oder<br />
systembezogenen Angelegenheiten basieren,<br />
lassen die Menschen ein Leben lang<br />
dem Glück hinterherlaufen. Dabei hätten<br />
sie es längst finden können. Wir selbst<br />
entscheiden, welche Begebenheiten wir<br />
— April 2011 —<br />
nahe an uns heranlassen, welche wir wegschieben,<br />
welchen wir uns öffnen und vor<br />
welchen wir uns verschließen. Das Schöne<br />
in allem sehen zu können, anderen mit<br />
Offenheit und Liebe gegenüber zu treten<br />
und sich auf die guten Dinge zu konzentrieren,<br />
ist, wie ich finde, wahres Glück.<br />
Frische Luft mit einem geliebten Menschen<br />
zu genießen und die Mystik und<br />
endlose Schönheit der Natur zu erleben,<br />
um sich auf diese Weise grenzenlose<br />
Energie zu verschafften, ist Glück. Glücklich<br />
sein kann jeder, der es wirklich will,<br />
sich Mühe gibt und sich nicht auf negative<br />
Dinge versteift und sie manifestiert.<br />
Öffne dein Herz, höre auf deine Intuition<br />
und beginne gleich deinen Mitmenschen<br />
Liebe in Form eines Lächelns zu schenken<br />
und Du wirst bemerken, wie gut es<br />
Dir tut, wie glücklich Du sein kannst.<br />
Tim Schwede<br />
„Wenn Du etwas wirklich<br />
willst und dafür kämpfst,<br />
bekommst Du es auch!“<br />
In den meisten Fällen stimmt das,<br />
aber es gibt auch Momente, in denen Du<br />
alles gibst und trotzdem dein Ziel nicht<br />
erreichst. Du bist enttäuscht und traurig.<br />
Aber warum sehen wir uns immer<br />
das Negative und nicht das Positive an?<br />
Wenn Du dein Ziel nicht erreichst,<br />
heißt es noch lange nicht, dass deine<br />
47
48<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
ganze Mühe umsonst war. Du hast durch<br />
diesen Weg, wenn Du ihn auch nicht bis<br />
ans Ende geschafft hast, eine ganze Menge<br />
an Erfahrungen gesammelt. Du hast deine<br />
Stärken und Schwächen gefunden. Durch<br />
deinen Fleiß und deine Mühe hast Du ein<br />
gutes Selbstbewusstsein erobert, das Dir<br />
die Kraft gibt, weiter zu machen. So hast<br />
Du den Mut, neue Sachen auszuprobieren,<br />
obwohl Du eine Niederlage einstecken<br />
musstest. Ein typisches Beispiel dafür ist<br />
die Schule. Wir nehmen an, Du schreibst<br />
morgen eine Englischklausur und sagst<br />
von vorne herein, dass sie nicht gut laufen<br />
wird. Also lernst Du erst gar nicht.<br />
Nun bekommst Du in deiner Klausur nur<br />
eine Drei und, obwohl das eine gute Note<br />
ist, freust Du dich nicht. Du ärgerst dich<br />
darüber und denkst: Mensch, hätte ich<br />
für die Klausur geübt, wäre es jetzt eine<br />
Eins oder Zwei gewesen. Im Gegensatz zu<br />
Dir freut sich eine Mitschülerin über ihre<br />
Vier. Obwohl sie für die Klausur gelernt<br />
<strong>hat</strong>, ist sie mit einer Vier sehr glücklich.<br />
— April 2011 —<br />
Jetzt fragst Du dich: Wie kann<br />
das möglich sein? Ganz einfach!<br />
Sie <strong>hat</strong> ihr Bestes gegeben und sie weiß<br />
auch, dass Englisch nicht ihre Stärke ist. Sie<br />
<strong>hat</strong> aus ihrer Sicht alles richtig gemacht und<br />
sie <strong>hat</strong> auch kein schlechtes Gewissen. Du<br />
warst faul und hast deine Stärke nicht ausgenutzt,<br />
d.h. Du allein bist für deine Note<br />
verantwortlich. Es ist viel schlimmer, wenn<br />
Du etwas erreichen kannst, aber es nicht<br />
erreichen willst, als wenn Du es nicht erreichen<br />
kannst, aber es trotzdem versuchst.<br />
Zum Glücklichsein gehört es auch zu<br />
wissen, dass man sein Bestes gegeben <strong>hat</strong>.<br />
Ohne Fleiß, keinen Preis!<br />
Palwasha Karim<br />
Schöne Töne<br />
Ich komm nach Hause. Der Tag war<br />
anstrengend. Hatte unter anderem Mathe.<br />
Schließe die Tür auf. Zieh die Schuhe aus.<br />
Lauf halb angezogen durchs Wohnzimmer<br />
in mein Reich. Schmeiße meine Tasche<br />
in die Ecke. Mich aufs Sofa. Jacke aus.<br />
Durc<strong>hat</strong>men. Hunger. Durst.<br />
Ich werfe den Laptop an. Während er<br />
hochfährt, mache ich mir in der Küche<br />
etwas zu essen. Man redet mit mir, habe<br />
aber keine Lust zu antworten. Bleibe<br />
beim Kopfnicken und Kopfschütteln.<br />
Wieder ins Zimmer, der Laptop flimmert.<br />
Klicke auf eigene Musik. Player startet.<br />
Schöne Töne.<br />
Blick aus dem Fenster. Die Sonne senkt<br />
sich gen Horizont, vorbei an den großen,
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
grauen Mietshäusern. Am liebsten würde<br />
ich meine Gedanken und Sorgen der Sonne<br />
in die Hand drücken, damit sie mit ihr<br />
versinken und bloß nicht wieder auftauchen.<br />
Gelb-roter Himmel umrandet die<br />
Häuserreihen. Der blaue Teil darüber wird<br />
langsam dunkler. Umrisse, die sich in das<br />
Firmament zeichneten, werden schwächer.<br />
Ich kenne das Lied in- und auswendig.<br />
Gleich ist es zu Ende. Das<br />
nervt mich schon jetzt. Wiederholung.<br />
Wie das Leben, Tag ein, Tag aus.<br />
Obwohl, eigentlich gibt es nur<br />
zwei Sachen, die immer gleichbleiben.<br />
Aufstehen und einschlafen. Das<br />
dazwischen liegt in meiner Hand.<br />
Und das Leben spielt schöne Töne,<br />
auch auf hässlichen Instrumenten.<br />
Jano Fritz<br />
— April 2011 —<br />
Was ist Glück?<br />
Ist es Glück, wenn ich ein Heim habe?<br />
Ist es Glück, wenn ich Menschen<br />
kenne, denen ich vertrauen kann?<br />
Ist es Glück, wenn ich mich<br />
selbst verwirklichen kann?<br />
Glück ist einzigartig, speziell,<br />
wundervoll.<br />
Jeder empfindet es anders,<br />
Glück ist individuell.<br />
Es ist unwichtig, aus welchem<br />
Grund man glücklich ist,<br />
nichts ist falsch daran, dieses Glück<br />
der Vollkommenheit zu genießen.<br />
Es ist Glück, wenn ich frei von<br />
negativen Gedanken bin,<br />
wenn ich mich gehen lassen kann,<br />
die innere Seele vor sich hintreibt,<br />
wenn man jeden Augenblick<br />
des Lebens wahrnimmt, nichts<br />
für selbstverständlich hält,<br />
wenn man die eigenen Träume, auch<br />
die von anderen, verwirklichst,<br />
denn Glück ist allgegenwärtig.<br />
Doch wie erreicht man den<br />
Zustand des Glücks?<br />
Verschließe nicht die Augen<br />
vor deiner Umwelt.<br />
Verschließe nicht dein Herz<br />
vor deinen Mitmenschen.<br />
Erlebe jedes Gefühl, wie Du<br />
es für richtig hältst,<br />
und sehe nicht nur die negativen Seiten.<br />
49
50<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Denke positiv und versuche deine Träume,<br />
so gut wie möglich, zu verwirklichen.<br />
Hilf anderen, und Du hilfst dir selbst.<br />
Sei einfach Du selbst, lebe dein<br />
Leben, wie Du es willst,<br />
lass Dir nichts vorschreiben.<br />
Erfreue dich an jedem Atemzug,<br />
den zu nehmen kannst.<br />
Erfreue dich an jedem Augenblick, der<br />
in deinen Erinnerungen festgehalten ist.<br />
Sei glücklich, denn das Glück<br />
ist allgegenwärtig.<br />
Chris Fechner<br />
„Mein Vater ist schwul<br />
und das ist auch gut so!“<br />
Schon lustig, aber auch teilweise komisch,<br />
seinen Vater fragen zu können,<br />
ob man sich mal den Maskara leihen<br />
kann, oder mit ihm durch die Stadt zu<br />
schlendern und über andere Männer zu<br />
lästern, wer gut aussieht oder eher nicht so.<br />
Mein Vater und ich leben jetzt schon 14<br />
Jahre alleine und ich muss sagen, einen<br />
schwulen Papa zuhaben kann sehr viel Spaß<br />
bereiten. Dass mein Vater schwul ist, ist für<br />
mich heute eine Tatsache, die zu meinem<br />
ganz normalen Leben gehört. Ich kann dies<br />
offen jedem gegenüber sagen, ohne mich zu<br />
schämen oder irgendein anderes Problem<br />
damit zu haben. Im Gegenteil, ich bin stolz<br />
— April 2011 —<br />
auf meinen Vater, weil er ein toller Vater ist,<br />
meistens zumindest. Er ist zwar nicht immer<br />
einfach, aber welcher Vater ist das schon.<br />
Meine Eltern haben sich getrennt, da<br />
war ich 5 Jahre alt. Damals habe ich das<br />
gar nicht so realisiert, dass meine Eltern<br />
nicht mehr zusammen sind. Ich bin mit<br />
der Situation sehr gut klar gekommen und<br />
könnte es mir jetzt gar nicht mehr anders<br />
vorstellen. Sicher ist es schön, eine Familie<br />
mit Mama & Papa zu haben, aber ich denke<br />
auch, das <strong>hat</strong> seine Vor- und Nach- teile.<br />
Mein Vater ist mein Vorbild, er ist Mama<br />
und Papa in einem. Er <strong>hat</strong> immer alles für<br />
mich getan und es geschafft, den Haushalt,<br />
seine Arbeit und mich unter einen Hut zu<br />
bekommen. Ich denke, für einen Elternteil<br />
ist das sehr viel und man braucht viel Kraft<br />
und Geduld. Gerade wenn ich zurückdenke,<br />
an mich als Mädchen in der Pubertät, das<br />
war bestimmt nicht immer einfach mit mir.<br />
Dass mein Papa schwul ist, habe ich<br />
erst so richtig verstanden, als ich seinen<br />
ersten Freund kennen gelernt habe und<br />
quasi aufgeklärt wurde. Papas erster Freund<br />
war ein netter, großer, sehr gepflegter
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Mann, der immer mal wieder hier war<br />
und auch eine Nacht verbracht <strong>hat</strong>, was<br />
aber für mich nie ein Problem war. Bis<br />
ich die beiden gesehen habe, wie sie sich<br />
auf den Mund geküsst habe. Mir gingen<br />
Millionen Fragen durch den Kopf: „Wieso<br />
küsst mein Papa einen Mann?“ „Darf er<br />
das?“ „Wieso, weshalb, warum???“ Bis<br />
der Mann aus der Tür ging mit einem<br />
netten „Tschüssi, bis zum nächsten Mal!!“<br />
Mein Papa guckte mich mit einem Lächeln<br />
im Gesicht an und fragte: „Was‘n?“<br />
Daraufhin sind alle Fragen aus mir herausgesprudelt.<br />
Mir war total mulmig<br />
im Bauch. Aber gleichzeitig fand ich es<br />
auch total interessant, erklärt zu bekommen,<br />
warum Mama und Papa getrennt<br />
sind und dass mein Papa schwul ist.<br />
Es gab trotzdem immer wieder mal<br />
komische Situationen, in denen ich am<br />
Frühstückstisch saß und dann der Freund<br />
von meinem Papa in die Küche kam, nur<br />
im Bademantel, und ich mir schon komisch<br />
vorkam. Heute macht es mir gar nichts<br />
mehr aus. Ich weiß noch, dass mein Vater<br />
mir mal vom CSD (Christopher Street Day)<br />
erzählt <strong>hat</strong>. Das ist ein Schwulen & Lesben<br />
Straßenfest. Dort läuft mein Vater öfter mit<br />
und kleidet sich sehr weiblich, mit High<br />
Hills, in denen nicht einmal ich laufen<br />
könnte. Das war für mich beim ersten Mal<br />
total komisch, in der Öffentlichkeit mit<br />
ihm auf den CSD zu gehen. Jetzt finde ich<br />
es spaßig und gehe da auch sehr gerne hin,<br />
zeige mich sehr gerne mit meinem Papa<br />
in der Öffentlichkeit. Vor 2 Jahren sind<br />
wir dann beide auf High Hills auf dem<br />
CSD mitgelaufen und <strong>hat</strong>ten viel Spaß.<br />
Ich finde es immer wieder lustig<br />
— April 2011 —<br />
zuzusehen, dass mein Vater in seiner Beziehung<br />
eher die Frauenrolle einnimmt und<br />
in unserer Vater-Tochter-Beziehung eher<br />
den Part des Vaters einnimmt. Wenn wir,<br />
mein Papa, sein Freund und ich, abends<br />
zusammen im Wohnzimmer sitzen und<br />
gemütlich Fernsehen gucken, möchte mein<br />
Vater gekrault werden, während ich als<br />
Frau mir das von meinem Freund wünsche.<br />
Ich finde es klasse, dass mein Vater<br />
schwul ist, es ist einfach total lustig mit ihm<br />
und wir verstehen uns super. Auch in der<br />
Familie und meinem Freundeskreis wurde<br />
es akzeptiert. Auch mein bester Freund lebt<br />
auch mit seinem schwulen Vater zusammen<br />
und wir sind beide stolz, schwule Väter zu<br />
haben und würden sie auch nie eintauschen.<br />
Schwule sowie auch Lesben sind Menschen,<br />
die lieben, und jeder sollte ein Recht<br />
darauf haben, das in der Öffentlichkeit zu<br />
zeigen. Und es sollte auch jeder dazu stehen,<br />
egal ob Du homosexuell bist oder einer von<br />
deinen Elterteilen, es ist immer noch ein<br />
Elternteil von dir, das dich liebt und genau<br />
so respektiert werden möchte wie Du auch.<br />
Vivien<br />
Die etwas andere Familie<br />
Meine Adoptiveltern,Christoph Götz<br />
und Raimund Geene,reden darüber,wie<br />
es war, das erste homosexuelle Paar zu<br />
sein, das Kinder in Berlin adoptierte.<br />
Raimund Geene ist Professor für Kindheitswissenschaften,<br />
Christoph Götz ist<br />
Architekt. Sie haben vier Kinder adop-<br />
51
52<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
tiert: Conrad, Felix,Julian und Riana.<br />
Felix: Wie kamt ihr auf die<br />
Idee, Kinder zu adoptieren?<br />
Christoph:Da wir beide aus großen<br />
Familien stammen, <strong>hat</strong>ten wir immer ein<br />
Bedürfnis danach, selbst eine zu gründen.<br />
Raimund:Wir sahen unsere Beziehung<br />
immer als eine große Chance dafür an.<br />
Während wir hier in Berlin in einer<br />
Wohngemeinschaft lebten, waren wir oft<br />
Ersatzeltern für verschiedene Kinder, also<br />
<strong>hat</strong>ten wir schon eine Ahnung, wie es geht.<br />
Christoph: (lachend) Kinder zu erziehen,<br />
ist eine schwere Aufgabe, aber der Lohn ist<br />
groß. Sobald sie erwachsen geworden sind<br />
und man selbst alt ist, schenken sie einem ihre<br />
Fürsorge oder gehen für einen einkaufen.<br />
Raimund: Irgendwann Großeltern<br />
zu werden, ist auch ein Anreiz.<br />
Felix: Wann kam das erste Adoptivkind?<br />
Raimund: Conrad kam 1992 als eine<br />
Überraschung zu uns. Seine Mutter rief<br />
mich an Sie war überfordert, <strong>hat</strong>te von unserer<br />
WG gehört und davon, dass wir manchmal<br />
Ersatzeltern waren. Sie wollte uns das<br />
Sorgerecht für ihren Sohn übertragen.<br />
Christoph: Wir <strong>hat</strong>ten deshalb viele<br />
Kindersachen, aber ich wollte trotzdem<br />
zuerst nicht, dass wir annehmen.<br />
Raimund:Christoph wollte nicht<br />
enttäuscht werden, falls die Mutter<br />
das Kind zurücknehmen wollte.<br />
Aber letzen Endes konnte ich ihn überreden.<br />
Seine Mutter versicherte uns, dass sie<br />
— April 2011 —<br />
nicht vor<strong>hat</strong>te, ihn zurückzunehmen. Also<br />
fuhren wir zu ihr und holten Conrad ab.<br />
Christoph:Später gingen wir zum Jugendamt<br />
und übernahmen das Sorgerecht.<br />
Felix: Wie alt war er damals?<br />
Raimund: Zehn Monate alt.<br />
Felix:Was habt ihr getan, nachdem<br />
ihr ihn adoptiert <strong>hat</strong>tet?<br />
Christoph:Nachdem wir ihn ein halbes<br />
Jahr kennengelernt <strong>hat</strong>ten, flogen wir mit<br />
ihm nach Amerika. Wir <strong>hat</strong>ten gehört,<br />
dass es dort “Rainbow Families“ gab,<br />
schwule Pflegefamilien. Wir wollten uns<br />
dort Inspiration holen, mit Erfolg (lacht).<br />
Danach zogen wir in ein Haus in Tempelhof.<br />
Felix: Wie kamen die anderen Kinder dazu?<br />
Christoph:1996 kam das Jugendamt<br />
auf uns zu. Felix’ Mutter wollte ihr Kind<br />
weggeben, wollte aber homosexuelle<br />
Adoptiveltern, da diese ihrer Meinung<br />
nach die besseren Eltern waren.<br />
Raimund: (lachend) Die Auswahl<br />
fiel natürlich auf uns... eine Alternativwahl<br />
gab es ja nicht.<br />
Felix: Wie lief die Adoption ab?<br />
Raimund: Wir besuchten eine Menge<br />
Seminare und mussten uns testen<br />
lassen, ob wir auch psychisch stabil<br />
genug wären. Es dauerte zwei Jahre, bis<br />
unser Antrag auf Adoption durchkam.<br />
Christoph: Es warein wirk-
lich komplexer Vorgang.<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Felix: Gab es auch Steine auf dem Weg? Vorurteile<br />
wegen eurer sexuellen Orientierung?<br />
Christoph: Ja, die gab es. Als wir das erste<br />
Mal zum Jugendamt gingen, wurde uns gesagt,<br />
dass wir uns keine Hoffnungen machen<br />
sollten, dass Leute wie wir nicht toleriert<br />
würden. Außerdem wurden wir auch auf<br />
Aids getestet. Ein paar Jahre später stand<br />
das Jugendamt aber voll hinter uns, nachdem<br />
sie uns besser kennengelernt <strong>hat</strong>ten.<br />
Felix: Wann kamen die anderen beiden<br />
Kinder hinzu?<br />
Raimund: 1998 kamen Riana und<br />
Julian hinzu, Geschwister. Bei ihnen<br />
war es eigentlich das gleiche wie bei Felix.<br />
Ihre Mutter wollte homosexuelle<br />
Adoptiveltern und die Wahl fiel auf uns.<br />
Felix: Ich danke euch dür das Gespräch.<br />
Felix<br />
Outing – ein wahrer<br />
Familienkiller<br />
„Und du bist jetzt wirklich lesbisch?“,<br />
fragt mich meine anscheinend sehr interessierte<br />
und rot angelaufene Cousine<br />
auf der Weihnachtsfeier. Verneinen kann<br />
ich das nicht und wieso sollte ich lügen<br />
und es ihr vorenthalten, wenn sie schon<br />
den Mut aufbringt und mich fragt? Meine<br />
— April 2011 —<br />
gesamte Familie ist plötzlich ruhig und<br />
versucht unauffällig mitzuhören. „Ja, bin<br />
ich und vielleicht solltest du auch umsteigen<br />
und die Vorzüge genießen.“, antworte ich<br />
nur mit einem Lächeln im Gesicht und<br />
habe damit voll ins Schwarze getroffen.<br />
Das was nun folgt, ist das typische<br />
Verhör: „Warum? Seit wann? Hattest du<br />
nicht einen Freund? Hast du schon ein<br />
Mädchen geküsst oder gar eine Freundin?<br />
Und wie sieht es mit Sex aus?“ und ich<br />
muss erklären und mich um Kopf und<br />
Kragen reden. Mal davon abgesehen, dass<br />
ich auch niemanden frage, warum er oder<br />
sie heterosexuell ist und ich genau weiß,<br />
dass auch innerhalb der Familie über mich<br />
gelästert wird, sollte ich mich darüber freuen,<br />
denn sie gehen trotz alledem offen mit<br />
meiner Sexualität um und stehen zu mir.<br />
Nachdem ich mich vollkommen geoutet<br />
habe und nun auch gerne jedem erzähle,<br />
wieso ich „das Ufer gewechselt habe“, ist<br />
mein Freundeskreis nicht kleiner geworden,<br />
sondern zahlreicher. Viele meiner Freundinnen<br />
sind lesbisch und haben genau<br />
wie ich keine Scheu davor, es zu zeigen.<br />
Doch nicht jeder kann das auch zu<br />
Hause. Die Lockerheit und Coolness, die<br />
bei unseren Treffen herrscht, verfliegt bei<br />
manchen sofort, wenn sich die Wohnungstür<br />
öffnet. Anscheinend <strong>hat</strong> nicht jeder<br />
das Glück, eine solch tolerante Familie zu<br />
haben wie ich. Ich kenne viele Mädchen,<br />
die sich in ihrer Familie als jemand anderes<br />
verkaufen, nur um den Schein zu<br />
wahren. Sie verstellen sich und geben sich<br />
anders, damit die Eltern stolz sind oder<br />
weil sie Angst vor deren Reaktion haben.<br />
53
54<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
„Familie“, das ist ein Wort welches ich mit<br />
Geborgenheit, Vertrauen, Liebe, Zuflucht,<br />
Halt, Verständnis und noch viel mehr verbinde.<br />
Doch warum wird genau diese für<br />
manche Mädchen zu einem regelrechten<br />
„Horrortripp“? Selbst meine beste Freundin<br />
sieht in Familienfesten nichts Erfreuliches<br />
mehr, da sie dort ignoriert und alles andere<br />
als akzeptiert wird und das erst, seitdem<br />
sie sich dort unfreiwillig geoutet <strong>hat</strong>.<br />
Wie soll ein Mädchen, welches vielleicht<br />
noch mitten in der Pubertät steckt, Selbstsicherheit<br />
aufbauen und die neu erkannte<br />
Sexualität entwickeln, wenn es von seiner<br />
eigenen Familie wie ein Außenseiter behandelt<br />
wird? Jeder weiß doch, wie wichtig<br />
es vor allem für Mädchen ist, anerkannt<br />
zu werden. Homosexualität ist schließlich<br />
keine Krankheit, Behinderung, Mutation<br />
oder gar ansteckend! Sollte nicht jeder frei<br />
wählen können, wen er liebt und wen nicht?<br />
Wieso darf ein Vater seiner Tochter oder<br />
auch seinem Sohn vorschreiben, wen er<br />
oder sie lieben darf? Natürlich spielt da<br />
nicht nur die Toleranzgrenze der Familie<br />
eine Rolle, sondern die Religion ist ein<br />
weiterer großer Faktor. In strenggläubigen<br />
Familien herrscht ein noch höherer Druck.<br />
Normen müssen eingehalten werden und<br />
die Ehre der Familie darf auf keinen Fall beschmutzt<br />
werden. Ganz ehrlich, ist das richtig?<br />
Ein lesbisches Mädchen in einer streng<br />
muslimischen Familie wird wohl kaum<br />
offiziell lesbisch sein und eine Freundin<br />
wird sie auch nur heimlich haben können.<br />
Ich kenne solch ein Mädchen und ich hoffe<br />
sehr für sie, dass sie irgendwann so leben<br />
kann und darf, wie sie es für richtig hält,<br />
und nicht wie ihre Familie es gerne hätte.<br />
— April 2011 —<br />
Aber nicht nur solche Fälle sind mir<br />
bekannt. In meinem Freundeskreis gibt<br />
es auch Mädchen, die zuerst Angst vor<br />
ihrer eigenen Neigung <strong>hat</strong>ten und nicht<br />
mehr weiter wussten. Sollten nicht genau<br />
dann Eltern da sein, um das eigene Kind<br />
zu unterstützen, um zu erklären oder<br />
einfach als Ansprechpartner? So wie ich<br />
das mitbekomme, sind sich viele Eltern<br />
gar nicht bewusst, welchen Schaden sie<br />
anrichten, wenn sie genau in diesen Momenten<br />
die Flucht ergreifen. Natürlich<br />
sind viele auch einfach überfordert mit<br />
der Situation, aber das ist für mich kein<br />
Grund, sein Kind im Stich zu lassen.<br />
Da kann ich nur von Glück reden,<br />
dass es hier in Berlin genügend Jugendeinrichtungen<br />
gibt, in denen sich<br />
regelmäßig Lesben und Schwule treffen.<br />
Man kann dort nicht nur die eigenen<br />
Freunde wiedersehen und zusammen<br />
chillen, sondern auch direkt mit einem<br />
dort anwesenden geschulten Ansprechpartner<br />
reden, wenn man Probleme <strong>hat</strong>.<br />
Ich finde aber, dass die Familie in<br />
erster Linie der Ansprechpartner sein<br />
sollte und nicht fremde Menschen. Homosexualität<br />
ist schon schwer genug, da<br />
sollte die Familie es nicht auch noch sein.<br />
Diana
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Verschiedenes<br />
— April 2011 —<br />
55
56<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Solche Videos sollte<br />
man verbieten... oder<br />
etwa doch nicht?!<br />
Ein Mann liegt am Boden, am ganzen<br />
Körper so bandagiert, dass er sich nicht<br />
mehr bewegen kann. Ein anderer Mann<br />
hält ihn zusätzlich fest, da ein dritter gerade<br />
dabei ist, ihm ein Messer an die Kehle zu<br />
halten. Mit einem Mal ist der Boden mit<br />
Blut überströmt, der bandagierte Mann<br />
krümmt sich vor Schmerzen – ihm wird<br />
bei lebendigem Leib der Kopf abgetrennt.<br />
Meine Augen füllen sich mit Tränen,<br />
ich versuche, diese Bilder aus dem Kopf<br />
zu bekommen und verkrieche mich<br />
hinter dem Kissen. Ein Freund von mir<br />
schließt das Video und erwidert meinen<br />
aufgelösten und schockierten Blick..<br />
Ich weiß, das alles hört sich an wie<br />
der Anfang eines schlechten Splatter-<br />
Films, jedoch ist dieses selbstgedrehte<br />
Video unvorstellbarer Weise die grausame<br />
Realität. Und dieses Video ist<br />
kein Einzelfall, es kursieren endlos viele<br />
Horrorszenarien dieser Art im Internet.<br />
Tag und Nacht stelle ich mir die gleichen<br />
Fragen: Wer macht soetwas?Wer<br />
ist so kaputt, ein solches Video zu machen<br />
oder hochzuladen? Wer zur Hölle<br />
guckt sich soetwas an? Wie kann es<br />
sein, dass eine Youtube-artige Seite, voll<br />
mit solchen Videos, existieren kann?<br />
Die erste Antwort, die mir in den Sinn kam,<br />
war, dass auch ich jetzt eine von jenen bin,<br />
die sich ein solches Video angesehen haben.<br />
Über Tage habe ich versucht, dieses<br />
— April 2011 —<br />
Video zu vergessen, es endlich aus dem<br />
Kopf zu bekommen, nie mehr daran<br />
zu denken, was ich gesehen habe...<br />
Aber dann wurde es mir klar: Kann es<br />
sein, dass das Verurteilen des kursierens<br />
solcher Videos nicht der richtige Weg ist?<br />
Bin ich auf dem gleichen falschen Weg,<br />
der von den meisten anderen auch eingeschlagen<br />
wird: den Pfad des Verdrängens<br />
und anschließendem Nichtstuns? Denn<br />
nur so ist es doch im Grunde erst möglich,<br />
dass solch schreckliche Dinge in der Welt<br />
vor sich gehen und dass sich überwiegend<br />
nichts daran ändert, weil ist es letztendlich<br />
nicht so, dass sich Dinge nur ändern, wenn<br />
man sie nicht verdrängt, sondern ihnen gegenübertritt?<br />
Ich weiß, dass ich hiermit jetzt<br />
keine Antwort darauf liefere, wie man die<br />
schlechten Dinge in der Welt besiegen kann,<br />
jedoch wäre ein erster Schritt zur Verbesserung,<br />
den schlimmen Szenarien auf der<br />
Welt nicht immer den Rücken zu kehren,<br />
sondern sich ab und an auch mal damit<br />
zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.<br />
Sophia Kirchberger<br />
Lebst du noch oder<br />
twitterst du schon?<br />
Es gibt doch nichts Schöneres, als gemütlich<br />
mit dem Laptop im Bett zu sitzen<br />
und gerade mit einem Freund zu c<strong>hat</strong>ten,<br />
per Lautsprecher zu telefonieren, in der<br />
rechten Hand das Handy zu halten und<br />
die SMS einzutippen und noch ganz ne-
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
benbei der Lieblingsserie im Fernsehen<br />
zu lauschen. Außerdem noch ein neues<br />
Freundschaftsangebot bei Facebook<br />
anzunehmen von jemandem, dessen Namen<br />
einem unbekannt ist, und nicht zu<br />
vergessen, das lustige Ereignis von heute<br />
Nachmittag zu twittern und inklusive<br />
Foto zu posten. Nach der harten Arbeit<br />
beim Recherchieren für das Schulreferat<br />
bei Wikipedia (die beste Erfindung seit es<br />
Google gibt!) <strong>hat</strong> man sich diese Freizeitgestaltung<br />
ja auch wirklich mehr als verdient!<br />
Nicht ohne Grund betitelt ein schlichter<br />
Sticker meinen Laptop als „Mein Freund“.<br />
Allerdings, sehe mir nur das neue<br />
iPhone4 an und frage mich, was für ein<br />
Mittelaltergerät von Handy ich mir vor<br />
2 Monaten gekauft habe. Die Werbungen<br />
überschütten uns mit den modernsten<br />
Hightech-Geräten und deren immer besser<br />
perfektionierten Funktionen der neuen<br />
Zeit. Ob diese auch nützlich sind, wir sie<br />
brauchen oder uns einfach nur unterhalten,<br />
spielt nur eine Nebenrolle. Hauptsache<br />
man <strong>hat</strong> das Neueste, Teuerste und Beste.<br />
Mit Laptops kannst Du fernsehen, mit<br />
— April 2011 —<br />
dem Handy ins Internet. Ich warte ja schon<br />
ganz ungeduldig darauf, dass mein Fernseher<br />
Fotos schießen kann und meine Kamera<br />
mir das Essen serviert. Kleiner Tipp: Mit<br />
einem Handy kann man auch telefonieren!<br />
Bedauerlicher Weise <strong>hat</strong> mein kleiner<br />
Freund, der Laptop, vor 2 Wochen nach<br />
erst 4 Jahren das Zeitliche gesegnet. Welche<br />
Folgen das <strong>hat</strong>, wurde mir erst die letzten<br />
Tage klar. Dass jegliche Daten, Bilder,<br />
Dokumente, Videos etc. weg sind, bringt<br />
mich schon genügend zur Verzweiflung.<br />
Doch nicht nur persönlich habe ich einen<br />
Ansatz zur Abhängigkeit entwickelt,<br />
sondern auch schulisch bin ich stark<br />
eingeschränkt. Heutzutage wird Internet<br />
von den Lehrern vorausgesetzt. Probiert<br />
man für die Hausaufgaben dicke Lexika<br />
zu wälzen, merkt man erst, wie sehr man<br />
eine gewisse Suchmaschine vermisst, wie<br />
einen alten Freund. Natürlich habe ich<br />
mein Handy fürs Internet, doch werde ich<br />
das Gefühl nicht los, etwas zu verpassen.<br />
Nicht auf dem aktuellen Stand zu sein.<br />
Glücklicherweise gibt es auch einen Vorteil.<br />
Es dauerte allerdings etwas, bis ich ihn<br />
fand. Ich habe endlich wieder Zeit gefunden,<br />
Bücher zu lesen, auch wenn das einer der<br />
Höllengedanken der heutigen Jugendlichen<br />
ist. Viele meiner Freunde könnte ich eine<br />
Woche lang Handy, Computer, Fernseher<br />
und MP3 Player wegnehmen, was sicherlich<br />
sehr interessant wäre. Aber Freundschaften<br />
zu zerstören, liegt mir nicht im Sinn. Wahrscheinlich<br />
würden sie mich umbringen<br />
oder schlimmeres: Mir dasselbe antun.<br />
Medienabhängigkeit ist weiter verbreitet,<br />
als wir vermuten und kann schlimmstenfalls<br />
zu einer richtigen Krankheit führen.<br />
57
58<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Deshalb sollte man immer versuchen, die<br />
Balance zwischen der Internetwelt und<br />
dem sogenannten „Reallife“ zu finden.<br />
Schließlich sollten wir die Möglichkeiten<br />
der heutigen Technik ausnutzen und das<br />
Beste daraus machen. Spaß haben, aber<br />
nicht das Leben da draußen vergessen.<br />
Schließlich kann niemand ohne Reallife<br />
bei Facebook das neueste posten! Ich<br />
für meinen Teil freue mich darauf, bald<br />
genug Geld für einen neuen Laptop zu<br />
haben und wer weiß, vielleicht kann der<br />
sich bis dahin schon von selbst reparieren.<br />
Wieso gibt’s eigentlich Kühlschränke<br />
mit integriertem Fernseher, aber<br />
keine mit eingebautem Toaster?<br />
Maja Paustian<br />
Interview mit einer<br />
ehemaligen Schülerin<br />
Cagla trifft Dilan bei Facebook<br />
Dilan wurde durch die Plattform youtube.<br />
de zum kleinen Comedy-Star. Sie stellt viele<br />
selbst gedrehte Videos von sich rein, die oft<br />
etwas verrück sind und durch ihre offene<br />
Art begeistern. Durch Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda habe ich von Dilan erfahren<br />
und war gleich hingerissen von ihrer Person,<br />
weil ich sie unheimlich amüsant finde.<br />
Ich <strong>hat</strong>te sie einmal auf der Straße in<br />
Neukölln gesehen, habe sie aber nicht angesprochen,<br />
weil ich nicht wie ein Freak<br />
erscheinen wollte. Doch per Facebook gelang<br />
es mir, umkompliziert mit ihr Kontakt<br />
— April 2011 —<br />
aufzunehmen und so kommunizieren wir<br />
nun hin und wieder miteinander, u.a. über<br />
ihren Werdegang und den Sinn des Lebens.<br />
Merhaba Dilan!<br />
Merhabalar!<br />
Cagla: Danke, dass du dir die Zeit<br />
genommen hast, dich mit mir zu treffen.<br />
Dilan: Du hast gesagt, dass du für<br />
die Schülerzeitung der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<br />
<strong>Oberschule</strong> schreibst. Das war meine<br />
alte Schule. Na klar, sage ich da zu. Ich<br />
habe diese Schule geliebt, ich <strong>hat</strong>te viel<br />
Spaß da und es <strong>hat</strong> mir auch weitergeholfen<br />
zu sehen, in welche Richtung<br />
ich mal gehen möchte, auch wenn<br />
meine Klasse die absolute Katastrophen-<br />
Klasse war. <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> Rulezz!<br />
Cagla: Warum genau<br />
Katastrophen-Klasse?<br />
Dilan: Wir habe nur Blödsinn gemacht;<br />
Zentral-Klausuren fotografiert<br />
und sie an jeden verschickt. Das<br />
kam dann raus. Konferenzen und<br />
so weiter wurden gemacht. Seitdem<br />
<strong>hat</strong>ten meine Klasse und ich einen<br />
schlechten Ruf bei einigen Lehrern.<br />
Cagla: Ich bin mir sicher, wir<br />
hätten viel Spaß gemeinsam.<br />
Dilan: Wenn du das sagst!<br />
Cagla: Du hast gesagt, dass dir die<br />
<strong>Anna</strong>- <strong>Freud</strong> <strong>Oberschule</strong> gezeigt<br />
hätte, in welche Richtung du mal<br />
gehen willst. Wie meinst du das?<br />
Dilan: An der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> <strong>hat</strong>ten<br />
wir viel Freiraum. Klar, kann sich das<br />
auch negativ auswirken, aber man<br />
konnte sich selbst entfalten, weil wir<br />
oft eigenständig arbeitend durften, sei
es bei Projekten, Gruppenarbeiten,<br />
Praktika und so weiter. Der Unterricht<br />
war einfach sehr lebendig.<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Cagla: Und das war davor nicht so?<br />
Dilan: Nein. Ich war, bevor ich an der<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<strong>Oberschule</strong> angenommen<br />
wurde, an mehreren Schulen. Zuerst auf<br />
dem Ernst-Ebbe Gymnasium, danach<br />
übergewechselt zur Gesamtschule, an<br />
der ich meinen erweiterten Hauptschulabschluss<br />
gemacht habe. Für einen Tag<br />
war ich an der Otto Hahn-<strong>Oberschule</strong>,<br />
habe dann zur Carl von Ossietzky<br />
<strong>Oberschule</strong> gewechselt, bis ich dann<br />
an der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> angenommen<br />
wurde und mein Fachabitur erlangt<br />
habe. Aber ich bin in der 12. Klasse<br />
einmal sitzengeblieben, weil ich zu faul<br />
war und ganz andere Sachen im Kopf<br />
<strong>hat</strong>te als Schule. Mir ist dann bewusst<br />
geworden, dass das Leben kein Ponyhof<br />
ist; habe mich dann angestrengt und<br />
meinen Abschluss bekommen.<br />
Cagla: Was ist passiert, dass dir<br />
bewusst geworden ist, dass du was an<br />
deiner Einstellung ändern möchtest?<br />
Dilan: Ich habe gesehen, wie schwer<br />
es ist, ohne Abschluss einen Job zu<br />
bekommen. Ich <strong>hat</strong>te Angst davor,<br />
selbst in so eine Situation zu geraten.<br />
Durch den Unterricht in Pädagogik und<br />
Praktika habe ich gemerkt, dass ich an<br />
sozialer Arbeit interessiert bin. Mein<br />
Interesse wurde also geweckt. Ich <strong>hat</strong>te<br />
etwas gefunden, worauf ich hinarbeiten<br />
wollte. Nach meinem Abschluss wollte<br />
ich nicht dumm rumsitzen und die Zeit<br />
totschlagen, ich wollte etwas machen.<br />
Mir wurde die Alice- Salomon Hoch-<br />
— April 2011 —<br />
schule empfohlen, gleich hier in Berlin.<br />
Ich habe mich dort sofort beworben und<br />
warte seitdem auf meine Aufnahme.<br />
Cagla: Wie ging es in der Zwischenzeit<br />
weiter für dich?<br />
Dilan: Die Alice-Salomon <strong>hat</strong>te mich<br />
nicht angenommen, also dachte ich<br />
mir, dann probiere ich solange etwas<br />
Anderes aus. Da das Bearbeiten und<br />
Erstellen von Videos, Kinofilme im<br />
Allgemeinen ebenfalls ein Hobby und<br />
Interesse von mir ist, bewarb ich mich an<br />
der Fachschule für Medieninformatik in<br />
Gelsenkirchen. Als ich mit dem Studium<br />
angefangen <strong>hat</strong>te, dachte ich nur noch:<br />
„Wo bin ich? Was ist das? Physik und<br />
Mathe!“ - Physik <strong>hat</strong>te ich schon seit<br />
5 Jahren nicht mehr in der Schule! Ich<br />
brach mein Studium ab, kam zurück<br />
59
60<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
nach Berlin und begann mit Praktika im<br />
sozialen Bereich. Ich bekam eine Stelle<br />
bei Gangway e.V. als Straßensozialarbeiterin<br />
in Neukölln, zeitgleich wartete ich<br />
immer noch auf die Zusage der Alice-<br />
Salomon und nahm auch noch eine Stelle<br />
beim Gangway e.V. in Schöneberg an.<br />
Cagla: Das hört sich alles sehr<br />
interessant und spannend an!<br />
Würdest du sagen, dass die Zeit<br />
dich besonders geprägt <strong>hat</strong>?<br />
Dilan: Ja, auf jeden Fall! Ich habe viel in<br />
dieser Zeit über mich und mein Leben<br />
nachgedacht. Ich habe mich oft gefragt,<br />
was ich erreichen will im Leben und<br />
was für ein Leben ich führen will. Ich<br />
kann es jedem nur weiterempfehlen,<br />
die Zeit zu nutzen, um sich bewusst zu<br />
werden, was denn eigentlich der Sinn<br />
des Lebens für den einzelnen darstellt.<br />
Das ist eine schwere Frage, ein langer<br />
Prozess, bis man sich darüber klar wird.<br />
Aber man muss sich drüber Gedanken<br />
machen, sonst wacht man irgendwann<br />
auf, mit 30 oder so, und denkt sich: „War<br />
das das Leben, das ich wirklich führen<br />
wollte?Bin ich eigentlich zufrieden<br />
und glücklich mit meiner Arbeit?“<br />
Cagla: Das sind ermutigende Worte.<br />
Mal sehen, was aus uns wird. Dann<br />
sprechen wir noch einmal in paar Jahren.<br />
Dilan: Aber hallo!<br />
P.S. Dilan wartet noch auf die Zusage<br />
der Alice-Salomon-Hochschule.<br />
Cagla Beyaz<br />
— April 2011 —<br />
(Un) sicher durch<br />
die Nacht<br />
Es ist stockduster, ich laufe die leere<br />
Straße entlang. Ich bin alleine, es raschelt<br />
und knackt um mich herum. Ich sehe niemanden.<br />
Mir ist mulmig im Bauch. Ich<br />
laufe schneller und schneller, in der Hoffnung,<br />
gleich meine Haustür zu erreichen.<br />
Dieses Gefühl kennt doch fast jeder, oder?<br />
Auf dem Weg nach Hause, von einer<br />
langen Nacht im Club, wird so manch<br />
einem ungut im Bauch. Auch mir ging es<br />
oftmals so. Wenn ich nachts alleine unterwegs<br />
war, fühlte ich mich unsicher und war<br />
verängstigt. Denn immer öfter hört man<br />
in den Nachrichten von einem Überfall<br />
in der Nacht, Raub oder Gewalt. Dieses<br />
Wissen gibt uns kein sicheres Gefühl.<br />
Bei meiner Umfrage habe ich herausgefunden,<br />
dass die Mehrheit der Jugendlichen<br />
lieber zu zweit nach Hause fährt, da sie sich<br />
auch nicht überall in Berlin sicher fühlen.<br />
Viele der Befragten antworteten, dass es<br />
vom Stadtbezirk abhängig sei, ob sie sich<br />
sicher fühlen oder nicht. Allerdings wäre<br />
nur die Hälfte bereit, an einem Selbstverteidigungskurs<br />
teilzunehmen. Dies liegt<br />
daran, dass die Befragten glauben, dass das<br />
Training in der Situation nichts bringt und<br />
man auf das Gelernte nicht zurück- greifen<br />
kann. Ich habe an einem Selbstverteidigungskurs<br />
teilgenommen, über 2 Tage. Und<br />
ich kann nur positiv davon sprechen und<br />
es jedem empfehlen. Denn man lernt dort<br />
die Perspektiven des Täters kennen, so dass
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
man sich in ihn hinein- versetzen kann.<br />
Dazu gibt es auch einen praktischen Lehrgangsteil,<br />
in dem man dann alles anwenden<br />
kann und sollte, was man gelernt <strong>hat</strong>.<br />
Seitdem fühle ich mich sicherer, auch<br />
wenn ich noch nie in einer Situation war,<br />
in der ich die Selbstverteidigung hätte gebrauchen<br />
können. Aber dennoch war das<br />
eine sehr interessante und informative Erfahrung,<br />
in der man auch lernt, wie man andere<br />
aus einer brenzligen Situation befreien<br />
kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.<br />
Sophie Gabriel<br />
Untergründig<br />
oder wider besseres<br />
Vergessen<br />
Wer auf die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />
geht, steigt zwar vielleicht jeden Tag am<br />
Halemweg in und aus der U-Bahn, aber<br />
auf dem Weg zur Schule findet man kein<br />
Straßenschild mit der Erklärung des Namens<br />
- das steht eine Kreuzung weiter.<br />
Umfragen zufolge wusste kaum einer,<br />
nach wem der Bahnhof und die Straße<br />
benannt sind, obwohl in der Siedlung<br />
nahe der Gedenkstätte Plötzensee über<br />
30 Straßen und Plätze nach Widerstandskämpfern<br />
gegen Hitler benannt sind.<br />
Der Förderverein der <strong>Oberschule</strong>,<br />
— April 2011 —<br />
Lehrer und Schüler nahmen sich vor,<br />
mehr über Halem zu erfahren und<br />
der Initiative einiger weniger ist es zu<br />
verdanken, dass nach verschlungenen<br />
Genehmigungsverfahren im U-Bahnhof<br />
eine Gedenktafel für Nikolaus-Christoph<br />
von Halem platziert werden konnte.<br />
Am 7.9.2010 wurde die Tafel mit Publikum<br />
und Gottesdienst und Feier enthüllt.<br />
Am 23.10.2010 kam die Tafel wahrscheinlich<br />
weg. Niemand <strong>hat</strong>te etwas gesehen-<br />
niemand? Ein durchfahrender Zugführer<br />
<strong>hat</strong>te Scherben gesehen, bevor Schüler am<br />
Montagmorgen, den 25.10., das Fehlen der<br />
Tafel feststellten. Die Zuständigkeitsarie im<br />
da capo: Meldung bei der Polizei, bei der<br />
BVG. Der Fall wurde nicht aufgenommen,<br />
die Überwachungskameras routinemäßig<br />
gelöscht, dem unbescholtenen Bürger<br />
mag es recht sein, wenn sich die Filmchen<br />
von Bahnsteigen niemand anguckt. Aber<br />
<strong>hat</strong> wirklich niemand etwas gesehen?<br />
Auf das Insistieren, Telefonieren und<br />
Schriftverkehr mit BVG und Polizei, wurde<br />
der Förderverein wiederum tätig und<br />
hängte Plakate auf. Nachdem die Scherben<br />
umgehend weggefegt worden waren, da<br />
sie eine Gefahrenquelle bildeten, so der<br />
Wortlaut der BVG-Verantwort-lichen. Die<br />
Säule im U-Bahnhof war inzwischen mit<br />
Graffiti besprüht. Sollte dieser „Schandfleck“<br />
wohl bedeckt werden? Es wurde ein<br />
Getränkeautomat an die Säule platziert…<br />
Dieses absurde Szenario wurde von<br />
der Morgenpost veröffentlicht, während<br />
alles andere scheinbar stockte: Niemand<br />
war es, niemand <strong>hat</strong>te etwas gesehen,<br />
niemand machte Spurensicherung,<br />
61
62<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
niemand ermittelte… gegen wen auch?<br />
Doch scheinbar funktioniert die Krisen-<br />
PR bei der BVG: Man brachte den Getränkeautomaten<br />
wieder weg, man putzte die<br />
Säule, man versprach öffentlich eine neue<br />
Tafel zu finanzieren, um die unermüdliche<br />
Initiative der SchülerInnen und Schüler<br />
der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule anzuerkennen.<br />
Indes ein fauler Nachgeschmack bleibt,<br />
die Polizei steht zusammen oder wird<br />
ins Glied gepfiffen: „Die Stellungnahmen<br />
der beteiligten Polizeibeamten sind<br />
überzeugend“. Die aufnehmenden, sachbearbeitenden<br />
und vorgesetzten Beamten<br />
sehen andere Fehler: Der Förderverein<br />
habe nicht rechtzeitig Meldung erstattet<br />
(für eine Spurensicherung zu spät), von<br />
einem politischen Hintergrund sei nicht<br />
auszugehen gewesen, „einfacher Diebstahl“<br />
nichts weiter, übermäßige Presseerstattung<br />
behindere die Arbeit der Polizei.<br />
Wie schon Orwell wusste, haben<br />
manche eben mehr recht als andere-<br />
Widerstand entsteht so nicht.<br />
Elisabeth von Haebler<br />
(Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift<br />
„Ästhetik und Kommunikation“,<br />
Heft 151, Winter 2010 veröffentlicht.<br />
PS. Am 28. Mai 2011, um 10.00 Uhr,<br />
wird die Enthüllung einer neuen Tafel<br />
am U-Bahnhof Halemweg stattfinden.<br />
— April 2011 —
Impressum<br />
Chefredaktion: Sophia Kirchberger, Sophia Leu (nachfolgend: Cora Verdenhalven,<br />
Frauke Schmidt)<br />
Redaktion: Sophia Leu, Sophia Kirchberger,<br />
©<br />
Greta Hölker, Marie-Theres Werner, Büsra<br />
Türk, Charlott Paulus, Nathalie Pohl, Jano Fritz<br />
Nachwuchs Redakteure: Falk Freimuth, Frauke Schmidt, Cora Verdenhalven, Steven<br />
Fechner, Sandra Schulz, Jasmin Lohmann, Lea Bethmann, Cagla Beyaz, Lydia Rändel,<br />
Isil Ortaalan, Palwasha Karim<br />
Layout und Design: Sophia Kirchberger, Falk Freimuth<br />
Auflage: 120 (<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture erscheint dreimal im Jahr.)<br />
Kontakt: anna-freud-culture@gmx.de<br />
Druck: ReproBerlin GmbH, Hardenbergstraße 6-7, 10623 Berlin<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule OSZ Sozialwesen<br />
Halemweg 2213627 Berlin<br />
_______________________________________________________________<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture wird herausgegeben von Schülerinnen und Schülern der <strong>Anna</strong>-<br />
<strong>Freud</strong>-Schule. Die Zeitung erscheint außerhalb des Verantwortungsbereichs der Schülervertretung<br />
und der Schulleitung.<br />
Die Redaktion übernimmt zudem keine Gewähr für die jederzeitige Aktualität, Richtigkeit<br />
und Vollständigkeit der Informationen und distanziert sich von Beiträgen; die nicht<br />
redaktionsintern verfasst wurden.<br />
Alle Inhalte wie Texte und Bilder sind geschützt, sofern nicht im Einzelfall anderweitig<br />
ausdrücklich gekennzeichnet. Sämtliche Darstellungen dürfen ohne vorherige schriftliche<br />
Genehmigung der Chefredaktion weder ganz noch teilweise vervielfältigt werden.<br />
Wenn die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture auf Internetseiten Dritter verweist (Links), übernimmt<br />
die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture keine Verantwortung für die Inhalte der verlinkten Seiten.<br />
— April 2011 —<br />
63
Für ein Konto ist man nie zu jung.<br />
Das kostenfreie Startkonto ist der richtige Einstieg für alle Schülerinnen und Schüler.<br />
Denn es bietet ideale Leistungen für Freizeit, Shopping und Reisen.<br />
Kostenfreies Startkonto.<br />
Mit dem Startkonto der<br />
Berliner Sparkasse hast du<br />
deine Finanzen prima im<br />
Griff. Denn es kostet dich<br />
keinen Cent.<br />
Ob Kontoauszüge oder<br />
Überweisungen, alles ist<br />
möglich. Und das Beste:<br />
Außerdem erhältst du eine<br />
SparkassenCard und eine<br />
VISA Prepaid-Karte.<br />
Die VISA Prepaid-Karte fürs Ausland.<br />
Die VISA Prepaid-Karte der<br />
Berliner Sparkasse gibt dir<br />
mehr Freiheit. Ob hier in Berlin<br />
oder im Ausland, mit dieser<br />
Karte kannst du überall dort<br />
bezahlen, wo du das VISA<br />
Zeichen findest. Zuerst lädst<br />
Geldgeschäfte mit der SparkassenCard.<br />
Zu deinem Startkonto der<br />
Berliner Sparkasse gehört<br />
auch eine SparkassenCard.<br />
Mit ihr kannst du Geld<br />
abheben, Kontoauszüge<br />
drucken, Geld überweisen<br />
und sogar dein Handy<br />
aufladen! Alle neuen<br />
Spar kassenCards besitzen<br />
einen Chip. Diesen Chip<br />
kannst du wie deine VISA<br />
Prepaid-Karte aufladen und<br />
damit bezahlen. Ideal auch<br />
du deine Karte auf. Dazu<br />
überweist du einfach Geld<br />
in Höhe von max. 500 € auf<br />
deine Prepaid-Karte, und die<br />
Shopping tour kann beginnen!<br />
Die VISA Prepaid-Karte kann<br />
viel und sieht gut aus.<br />
w w w . b e r l i n e r - s p a r k a s s e . d e / j u n g e l e u t e<br />
für kleinere Ausgaben, wie<br />
zum Beispiel an Fahrschein-<br />
oder Briefmarkenautomaten.<br />
Du kannst überall dort<br />
bezah len, wo du das<br />
Geldkarten-Zeichen findest.<br />
■ Bargeldlos bezahlen<br />
■ Schnelleres und sicheres<br />
Bezahlen mit Chip<br />
■ Kostenlose Bargeldeinund<br />
-auszahlungen<br />
■ Kontoauszüge drucken<br />
Online-Banking.<br />
Mit dem Online-Banking<br />
hast du jederzeit Einblick<br />
in deine Finanzen und<br />
Er sparnisse. Ganz bequem<br />
am Computer. Dort kannst<br />
du auch Geld überweisen<br />
und dein Handy aufladen.