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Kaum hat - Anna-Freud-Oberschule

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Ausgabe 13 - April 2011<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Wer sind wir? Aus dem Schulleben Was denkst du?<br />

Das Heft zum Glück


2<br />

<strong>Kaum</strong> <strong>hat</strong> es angefangen, ist es schonwieder<br />

vorbei...<br />

Ja, das war das Foto, mit dem wir damals als<br />

Nachwuchs vorgestellt wurden...<br />

Auch wenn sich unsere Gruppe inzwischen minimal verändert <strong>hat</strong>, so ist es doch<br />

auch einmal schön damit aufzuhören, womit man einst anfing. Wir alle <strong>hat</strong>ten eine<br />

schöne Zeit als Redaktionsteam und daher ist es für uns auch schade, dass die zwei<br />

Jahre so schnell vorbei gegangen sind. Wir hoffen, dass euch Lesern die Zeitung<br />

noch genauso gefallen wird wie vorher, auch wenn wir (als eindeutig lustigste<br />

Truppe) weg sind, schließlich ist das nachfolgende Team ja auch ganz schnieke ;)<br />

Soviel dazu ... wir verabschieden uns somit von der Vorherrschaft über die Redaktion<br />

und überlassen den Befehl unseren Nachfolgern. ;)<br />

Eure Ex-Redaktion<br />

— April 2011 —


Liebe Leser,<br />

Von Neuling an Leser!<br />

Wer hätte gedacht, dass ein Zuspätkommen<br />

zur ersten Unterrichtsstunde<br />

mich dazu brachte,<br />

leidenschaftlich Artikel zu verfassen?<br />

Leidenschaftlich, ja das hört sich sehr<br />

übertrieben an, aber wenn man bedenkt,<br />

dass man sich selbst ein Thema aussuchen<br />

kann, seinen eigenen Interessen nachgehen<br />

darf, sich dann hinsetzt und Wort für Wort<br />

bis zum Schluss ein kleines Werk kreiert,<br />

in dem die eigene Meinung zum Ausdruck<br />

kommt und zugleich auch immer ein Stück<br />

der eigenen Individualität, dann kann man<br />

vielleicht verstehen, dass das Schreiben<br />

von Artikeln durchaus Spaß macht. Und<br />

wenn man dann das gedruckte Werk in<br />

der nächsten Ausgabe der Schülerzeitung<br />

in den Händen hält, mit seinem Namen am<br />

Ende des Artikels, dann schwingt schon so<br />

etwas wie Stolz auf die eigene Leistung mit.<br />

Zwar war das bei meinem ersten Artikel<br />

nicht mein Hauptgedanke, aber<br />

als ich mich hinsetzte, mit einem leeren<br />

Blatt und einem Bleistift bewaffnet, um<br />

eigentlich einen „normalen“ Tag im Winter<br />

mit einem schrecklich vollen Bus durch<br />

ironische Elementen zu einem unterhaltsamen<br />

Text formte, merkte ich, wie viel<br />

<strong>Freud</strong>e es mir bereitete. Jedoch hätte ich<br />

nicht gedacht, dass der so gut werden<br />

würde. Leute, die ich nach langer Zeit<br />

wieder- gesehen habe, waren erstaunt, dass<br />

mein Name unter diesem Artikel stand.<br />

So kam es dazu, dass ich nun als Neuling<br />

in der Schülerzeitung landete. Inhaltlich<br />

orientieren wir uns in den Ausgaben immer<br />

an einem besonderen Thema, das uns alle<br />

— April 2011 —<br />

interessiert. So war das Thema „Zivilcourage<br />

und Widerstand“ des letzten Heftes<br />

für mich schon davor ein sehr bewegendes<br />

Thema, aber selbst zu recherchieren<br />

und dann einen eigenständigen Artikel<br />

zu diesem Thema zu verfassen, war für<br />

mich eine Bereicherung. Das Verfassen der<br />

Texte sollte nicht nur als Arbeit betrachtet<br />

werden, die man erbringen muss, weil man<br />

sie aufgedrückt bekommt oder denkt, dass<br />

man mit dem Zusatzkurs auf diese Weise<br />

eine bessere Noten auf seinem Zeugnis<br />

erhält. Ein Artikel ist nicht einfach nur<br />

ein beliebiger Text, von irgendjemanden<br />

geschrieben, sondern beinhaltet Neues,<br />

interessante Informationen, überraschende<br />

Meinungen, berührende Geschichten, Aktuelles<br />

usw. Es sollte dem Schreiber <strong>Freud</strong>e<br />

bereiten, dem Leser dieses Wissen zu übermitteln<br />

und ihn an der eigenen Begeisterung<br />

für das Thema teilhaben zu lassen.<br />

Kurz und knapp gesagt: Artikel sind von<br />

Menschen für Menschen und, wenn sie gut<br />

sind, bereiten sie dem Leser <strong>Freud</strong>e beim<br />

Lesen, regen zum Nachdenken an oder<br />

klären über so manches Interessante auf.<br />

Also dann, viel Spaß beim Lesen<br />

unserer neuesten Ausgabe!<br />

Isil Ortaalan<br />

3


4<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Lernkultur an<br />

der <strong>Anna</strong> <strong>Freud</strong><br />

— April 2011 —


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Erinnert ihr euch<br />

noch, wie’s diesmal anfing,<br />

im neuen Jahr?!<br />

Weiße Weihnacht? Toll! Auf das Glatteis<br />

hätte ich getrost verzichten können. Unsicher<br />

und rutschend tapsen die Schüler über<br />

die vereisten Straßen. Aufs Eis gelegt habe<br />

ich mich diesen Winter zum Glück noch<br />

nicht, dafür sind meine modischen Winterstiefel,<br />

die Frau nun mal braucht, trotz sensationellem<br />

Imprägnierspray durchnässt.<br />

Als wenn wir nicht schon spät genug zur<br />

Schule kämen. Wo es doch laut Bahnchef<br />

Rüdiger Grube hieß, dass die S-Bahn sich<br />

noch nie so umfangreich auf den Winter<br />

vorbereitet hätte wie im Jahr 2010, darf<br />

sich nun ein Großteil der Schülerschaft<br />

morgens damit begnügen, auf dem frostigen<br />

Bahnsteig zu warten und zu hoffen,<br />

dass die Züge doch bitte den angegeben<br />

20-Minutentakt einhalten. Wie bei den<br />

meisten zu erwarten: Enttäuschung pur.<br />

Eine leichte Genugtuung breitet sich nun<br />

unter den U-Bahnfahrern aus – bis sie ihre<br />

geliebte gelbe Tube erblicken und feststellen<br />

müssen, dass diese bis zum Rand gefüllt<br />

ist. Mein Glück ist es hierbei wieder, dass<br />

ich nur eine Station bis zur Schule fahren<br />

muss. Unverschämt drängele ich mich vor,<br />

quetsche mich in eine der verbliebenen,<br />

engen Lücken und lasse die Hälfte der<br />

Wartenden am Jakob-Kaiser-Platz hinter<br />

mir. Schüler mit Wohnsitz Brandenburg<br />

schaffen es teilweise gar nicht bis zur<br />

Schule. Ob das nun <strong>Freud</strong>e oder Ärgernis<br />

ist, überlassen wir den Betroffenen.<br />

— April 2011 —<br />

Eine Frage stellt sich mir hierbei jedoch:<br />

Warum ist mir bisher noch kein Lehrer<br />

über den Weg gelaufen, der aufgrund<br />

des Winterchaos zu spät gekommen ist?<br />

Die eigentliche Überraschung aber, die<br />

uns der diesjährige Winter bescherte, kam<br />

jedoch dann ganz überraschend am Ende<br />

der Weihnachtsferien. An den Feiertagen<br />

Facebook mal überwiegend außer Acht<br />

gelassen, loggte ich mich am 02.01.11 ein<br />

und sah die Nachricht einer Mitschülerin:<br />

„Yeaaaah, bis Donnerstag frei!“<br />

Bitte was? Bei anfänglicher Skepsis<br />

hielt ich mich mit meiner <strong>Freud</strong>e noch<br />

vornehm zurück. Dann ein Blick auf die<br />

AFO-Homepage und tatsächlich – dort<br />

verkündete die frohe Botschaft in Pink:<br />

„Aufgrund eines Wasserschadens ist<br />

die Schule bis einschließlich Mittwoch,<br />

dem 5.1., geschlossen.“ Wenn das nicht<br />

mal ein guter Start ins neue Jahr ist!<br />

Auch wenn die Lehrer nicht ganz mit<br />

Facebook mithalten konnten, erhielten wir<br />

von ihnen im Laufe des Tages die Information<br />

per Mail, die uns aber mitunter<br />

nicht weniger erheiterte. Herr Behrens<br />

beispielsweise leitete seine Nachricht mit<br />

dem Betreff „Drei Tage der geschlossenen<br />

Türen“ ein und ließ es sich nicht nehmen,<br />

ein paar sarkastische Bemerkungen<br />

hinzuzufügen. Wie heißt es in einem<br />

deutschen Sprichwort doch: „Wenn das<br />

Glück anpocht, soll man ihm auftun.“<br />

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen<br />

und genossen die uns noch verbliebene<br />

Zeit – bis wir am Donnerstagmorgen in<br />

den eisigen Unterrichtsräumen saßen,<br />

die teilweise nur über 13,9° C verfügten.<br />

Die 0. und 1. Ebene waren gesperrt, dort<br />

5


6<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

roch es etwas unangenehm und Frau Nissen<br />

und Herr Alex mussten notgedrungen in<br />

die 2. Ebene umziehen. Gerüchten zufolge<br />

litten einige Schülerakten unter den<br />

Folgen des Wasserrohrbruchs. Für einige<br />

vielleicht nicht übermäßig bedauerlich.<br />

Umso schöner war nach den ganzen<br />

Strapazen mein erster Thermenbesuch am<br />

zweiten Wochenende nach den Weihnachtsferien<br />

in der Kristalltherme Ludwigsfelde.<br />

Mit dem Feierabendtarif (9,50€) genoss<br />

ich 135 Minuten lang die entspannende<br />

Atmosphäre der wirklich elegant gestalteten<br />

und vielseitig ausgestatteten Therme.<br />

Mit seinen Liebsten ein wahrer Genuss!<br />

Abseits des Alltagsstress <strong>hat</strong> man auch<br />

so die Möglichkeit, für einige Zeit<br />

die – äußere, sowie innere – Kälte zu<br />

verbannen und selber Glückshormone<br />

zu fabrizieren. Mit ein bisschen Eigeninitiative<br />

kommt auch das Glück zu Dir!<br />

Jasmin Lohmann<br />

Von der Decke fallende<br />

Marder – sibirische<br />

Kälte – Land unter!<br />

Als Schüler/in der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> lernt<br />

man abgesehen vom Stoff auch viel fürs<br />

Leben. Besonders Flexibilität und hohe<br />

Toleranz sind Eigenschaften, die man<br />

sich schleunigst aneignen sollte, wenn<br />

man sich dem Schulalltag für eine längere<br />

Zeit stellen möchte. Doch man darf nicht<br />

— April 2011 —<br />

vergessen, dass sich nicht nur Schüler mit<br />

den Mängeln der Schule auseinandersetzten<br />

müssen, sondern dass auch Lehrer sowie<br />

die Schulleitung sich damit rumschlagen.<br />

Aber bevor ich noch jemanden anklage,<br />

erzähle ich vielleicht erst einmal,<br />

welchem Abwechslungsreichtum und<br />

Survival-Training ich mich innerhalb der<br />

3 Jahre stellen musste. Plötzliche Raumänderungen<br />

und ausfallende Blöcke<br />

sind hin und wieder nervenaufreibend,<br />

aber gut zu bewältigen. Schwieriger sind<br />

Lehrer, bei denen man zweifelt, ob sie<br />

auch selbstständig wieder nach Hause<br />

finden, geschweige denn es doch jeden<br />

Tag erneut in die Schule schaffen. Auch<br />

zwei Lehrerwechsel innerhalb eines Jahres<br />

oder gestrichene Blöcke können zu einem<br />

inneren Ungleichgewicht führen. Aber das<br />

Glück muss nicht jeder haben, es gibt auch<br />

so einige Lehrer, die man schätzt, besonders<br />

führt diese legere Atmosphäre auch zu<br />

Gesprächen mit Lehrern, die man auf an-


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

deren Schuler sicherlich so nicht <strong>hat</strong>. Einige<br />

Lehrer erklären einem die Herkunft der<br />

Missstände in der Schule und zeigen auch<br />

Verständnis uns Schülern gegenüber. Das<br />

zwischenmenschliche Verhalten gleicht sich<br />

meistens aus, sodass es doch angenehm ist.<br />

Erschreckend ist eher der Zustand<br />

des Schulgebäudes. Abgesehen davon,<br />

dass die vorhandene Farbwahl für viele<br />

Schüler nicht unbedingt ein angenehmer<br />

Anblick ist, erfährt man auch von herab<br />

fallenden Wandplatten, die das Begehen<br />

des Schulhofs, den wir tatsächlich besitzen,<br />

zum Risiko machen. Dann gab es schon<br />

Geschichten von einem toten Marder in<br />

der Decke, der für eine unappetitliche<br />

Überraschung für den Hausmeister sorgte,<br />

kleinere Wasserschäden durch eingefrorene<br />

Rohre und womöglich Asbest im Gebäude,<br />

das jedoch nur für Probleme sorgt, wenn<br />

die Klimaanlage benutzt werden würde.<br />

All dies macht jeden Tag noch schöner.<br />

Das heftigste Ereignis war allerdings der<br />

Wasserschaden, der in den Weihnachtsfe-<br />

— April 2011 —<br />

rien zustande kam. Mehrere Gänge und<br />

Räume waren nicht mehr begehbar und<br />

die Wiederherstellung <strong>hat</strong> für viel Arbeit<br />

für unsere Schulleitung gesorgt. Diese<br />

allgemeine Anspannung <strong>hat</strong> man, wenn<br />

man Glück <strong>hat</strong>te, auch mal zu spüren bekommen.<br />

Tja, und wer gedacht <strong>hat</strong>, dass<br />

es nach dem Wasserschaden das erste Mal<br />

wirklich kalt in der Schule war, und damit<br />

eine Ausnahmesituation, den muss ich enttäuschen.<br />

Dieses Glück <strong>hat</strong>ten wir auch<br />

schon ein Jahr zuvor. Dass die Heizung<br />

bei dem Wasserschaden ausgestellt werden<br />

muss, ist durchaus nachvollziehbar. Verstehen<br />

konnte ich ja auch, dass die Heizung<br />

das Jahr zuvor in den Weihnachtsferien<br />

ausgestellt wurde. Doch dass wirklich erst,<br />

nachdem die Schule wieder beginnt, die<br />

Heizung wieder angestellt wird, nachdem<br />

das Gebäude innerhalb von 2 Wochen auf<br />

ca. 0 Grad, gefühlte -8 Grad auskühlen<br />

konnte, will ich auch nicht verstehen.<br />

Fortsetzung folgt. Ihr werdet es erleben!<br />

Viel Glück, Freunde!<br />

Charlott Paulus<br />

7


8<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Das Herz der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong><br />

Mit Kameras und Fotoapparaten stürmen<br />

wir das Sekretariat und zerren Frau Gehse<br />

vor einen Kassettenrekorder mit Aufnahmefunktion,<br />

um sie ins Kreuzverhör zunehmen.<br />

Halt, nein, ganz so war es nicht! Sondern<br />

mehr eine gemütliche Plauschrunde in der<br />

Schulpause. Cagla und ich wollten unsere<br />

allseits bekannte Schulsekretärin über<br />

ihren Beruf ausquetschen. Eine unserer<br />

blendenden Ideen war es, das Gespräch auf<br />

der guten alten Kassette aufzunehmen, um<br />

die waschechte Berlinerin, die mit Leib und<br />

Seele an unserer Schule hängt, im O-Ton<br />

aufs Band zu pressen. Zum Glück habe ich<br />

dem Rekorder nicht getraut und fleißig<br />

mitgeschrieben, denn zuhause musste ich<br />

zu meinem Entsetzen feststellen, dass die<br />

— April 2011 —<br />

Kassette leer war! Meine Vermutung: Der<br />

Recorder <strong>hat</strong>te kein Mikrofon. Also bitte ich<br />

vielmals, fehlende Fragen zu entschuldigen!<br />

Wir sitzen also zu dritt vor dem angeblichen<br />

Aufnahmegerät und beginnen Frau<br />

Gehse zu löchern. Bevor sie 2008 an die<br />

Schule kam, <strong>hat</strong>te sie in der Buchhaltung<br />

des Jugendaufbauwerks gearbeitet <strong>hat</strong>,<br />

und ohne jemals etwas mit Schulen zu tun<br />

gehabt zu haben, fiel ihr zufällig die Ausschreibung<br />

für eine Schulsekretärin in die<br />

Hände. Nach dem kurzen Bewerbungsgespräch<br />

war ihr sofort bewusst, dass dies für<br />

sie der Arbeitsplatz wäre, an dem sie sich zu<br />

100% verwirklichen könne. Mit 3 Kindern,<br />

die sie alle schon „durchgefüttert <strong>hat</strong>te“,<br />

verfügte sie natürlich auch schon über so<br />

einige Kompetenzen, wie z.B. Flexibilität,<br />

Gelassenheit, Begeisterung und Belastbarkeit.<br />

„Umso mehr Bewegung im Sekretariat<br />

herrscht, umso besser kann ich arbeiten“,<br />

erzählt uns Frau Gehse. Mit einer <strong>Freud</strong>e,<br />

die es einem warm ums Herz macht, versichert<br />

sie uns, dass sie alle Schüler, „kreuz<br />

und quer“, gerne mag, es gäbe keinen Typen,<br />

den sie aussortieren würde. Sie liebt ihre<br />

Arbeit so sehr, dass sie gerade während<br />

der Bewerbungszeit viele Gedanken noch<br />

mit in die Freizeit nimmt. Das geht wohl<br />

soweit, dass sich der Kopf manchmal gar<br />

nicht ausgeschalten lässt. Die Begeisterung<br />

über ihren Job lässt sich kaum durch Worte<br />

näher bringen. Durch ihre Erzählungen<br />

lässt sich wohl aber sagen, dass, wenn unsere<br />

Schule ein Mensch sein würde, so wäre<br />

Frau Gehse bestimmt das Herz. So, nachdem<br />

nun alle Grundfragen geklärt sind,<br />

gehen wir in zu den Speedquestions über:<br />

Welche drei Gegenstände würden


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?<br />

Meinen Mann<br />

Ein Radio<br />

Lebensmittel für die ersten Wochen<br />

Was ist Ihre Lieblingsfarbe?<br />

Rot<br />

Ihre Lieblingsmusik?<br />

Techno<br />

Heavy Metall (z.B. Rammstein)<br />

Ihr Lieblingsessen?<br />

Curry-Wurst<br />

Hühnchen<br />

Ihr Berufswunsch als Kind?:<br />

Hebamme<br />

Wohin würden Sie gerne verreisen?<br />

Aufgrund meiner Flugangst bleibe ich<br />

lieber in Deutschland<br />

Oder Ungarn<br />

Nennen Sie uns ein besonderes prägendes<br />

Erlebnis in der Schule?<br />

Um den Sportplatz sprinten, beim Abi-<br />

Streich<br />

Was fehlt Ihnen zum 100%igen Glück<br />

an Ihrem Arbeitsplatz?<br />

Neue Jalousien!<br />

Als nun auch diese Basics geklärt<br />

sind, wollen wir gerne von Frau Gehse<br />

wissen, wie sie die Zeit nach den<br />

Weihnachtsferien empfunden <strong>hat</strong>, wie<br />

es war, als sie die Schule nach der Katastrophe<br />

zum ersten Mal betreten <strong>hat</strong>.<br />

Obwohl sie vorher bereits eine Nachricht<br />

über die Schulsituation erhalten <strong>hat</strong>te, war<br />

es doch ein Schock, als sie in die Schule<br />

kam. Das Wasser stand teilweise noch 10cm<br />

hoch. Aber dass ihr Büro anschließend<br />

— April 2011 —<br />

in ein Großraumbüro umfunktioniert<br />

wurde, fand sie dann doch mehr abenteuerlich<br />

als anstrengend. Nur dass es<br />

dort nur ein funktionierendes Telefon für<br />

4 Personen gab, störte schon etwas. Und<br />

was war mit den Schülern, wollen wir<br />

von ihr wissen. Da stürmen doch in den<br />

Pausen immer auch noch Scharen von<br />

Schülern ins Büro. Ach, das wäre schon<br />

gegangen, meint sie, die wuselten einfach<br />

zwischen Herrn Alex und Frau Nissen hin<br />

und her. Sie habe das mit Fassung getragen<br />

und auch da noch für jedes Problem ein<br />

offenes Ohr gehabt, auch wenn sich ein<br />

Schüler einfach mal beschweren musste<br />

und jemanden brauchte, der ihm zuhört.<br />

Welche Schule wünscht sich so eine Schulsekretärin<br />

nicht? Und dann ist die Pause<br />

auch fast schon zu Ende. Zum Abschluss<br />

wollen wir aber noch wissen, was sie sich<br />

denn von den Schülern wünschen würde?<br />

Die Botschaft: „Wisst die Namen eurer<br />

Lehrer!“<br />

Natürlich ist das am Anfang nicht so ganz<br />

einfach, aber wer die Schule schon länger<br />

besucht und weder seinen Unterrichtsraum<br />

noch den Namen seines Lehrers kennt,<br />

sollte sich dies zu Herzen nehmen. Also,<br />

tut unserer Sekretärin diesen Gefallen und<br />

seid einfach glücklich, dass ihr nicht da<br />

vorne am Tresen steht und erst alle Namen<br />

der Lehrer durchdeklinieren müsst!<br />

Um ein Foto kam Frau Gehse dann<br />

doch nicht herum, dafür war das Gespräch<br />

wohl furchtloser als erwartet.<br />

Cora Verdenhalven, Cagla Beyaz<br />

9


10<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Hurra, wir haben<br />

einen Chor!!!<br />

Im Chor <strong>hat</strong> man es nicht nur mit zwei<br />

überaus engagierten und talentierten<br />

Lehrern zu tun, sondern lernt eine Menge<br />

Leute kennen, die man sonst im Schulalltag<br />

kaum zu Gesicht bekommen würde. Wenn<br />

man einfach nur Spaß an Musik <strong>hat</strong>, ist<br />

man da genau richtig. Herr Grünberg und<br />

Herr Hamann sind immer für Vorschläge<br />

offen und schaffen stets eine angenehme<br />

Atmosphäre, sodass man sich auch ohne<br />

Aussicht auf eine große Gesangkarriere<br />

wohl fühlt und gerne mitmacht. Gefordert<br />

sind nur Engagement und Spaß am Singen.<br />

Charlott Paulus<br />

— April 2011 —


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

3 Jahre DS - so wars:<br />

„Bitte laut und<br />

deutlich sprechen“<br />

In den drei Jahren DS habe ich mit<br />

Sicherheit sehr viel dazugelernt. So viel,<br />

dass es gar nicht so leicht ist, dieses Thema<br />

auf einer Seite zusammenzufassen.<br />

Ich denke, man kann den Fortschritt<br />

in zwei große Kategorien einteilen: in die<br />

physische und psychische Entwicklung,<br />

die stets im Verbund miteinander erfolgte.<br />

Mit physischer Entwicklung meine ich die<br />

Darstellung verschiedener Personen oder<br />

Elemente mit dem Körper, der sehr viel<br />

ausstrahlen kann. Während ich in der 11.<br />

Klasse eher steift und wie ein Klotz wirkte<br />

und mit Grimassen, Klischees und Zeichensprache<br />

arbeitete, begann ich mit der<br />

Zeit auf Körperhaltung und Spannung zu<br />

achten, wodurch ich sehr viel differenzierterer<br />

Aussagen treffen konnte. Auch habe ich<br />

gelernt, mit dem Körper etwas darzustellen,<br />

das mir anfangs gar nicht so leicht fiel, zum<br />

Beispiel Wasser oder Nebel, also weiche fließende<br />

Bewegungen. Ich kann meinen Körper<br />

jetzt sehr viel variabler im Spiel nutzen.<br />

Unter psychischer Entwicklung verstehe<br />

ich die Dinge, die in einem vorgehen, während<br />

man spielt: Dazu zählt zum Beispiel<br />

Aufregung, Lampenfieber etc.. Früher war<br />

noch große Scham da, vor dem Kurs etwas<br />

darzustellen. Man machte irgendwelchen<br />

Quatsch, die Konzentration war nicht<br />

— April 2011 —<br />

sehr gut und die Vorstellung, vor einem<br />

größeren Publikum zu spielen, war unerträglich.<br />

Mit der Zeit lies dieses Gefühl<br />

jedoch nach, man schämte sich nicht mehr<br />

und als wir am letzten Tag der offenen<br />

Tür gespielt haben, war mir das „popelige<br />

Publikum“ auch egal, wodurch man sich<br />

natürlich noch besser auf seine Rolle konzentrieren<br />

kann und dadurch besser spielt.<br />

Ebenfalls die Nutzung der Stimme<br />

erlebte Veränderungen, sodass es einem<br />

schließlich keine Probleme bereitete LAUT<br />

und DEUTLICH zu sprechen, ja sogar zu<br />

rappen. Schließlich war die Herangehensweise<br />

an die zu spielende Figur eine andere.<br />

Durch die Rollenbiografie entstand eine<br />

Art Identifikation mit der Figur, die durch<br />

das Proben verstärkt wurde, sodass ich<br />

schließlich nicht Anton war, der Kostylew<br />

spielt, sondern Kostylew selbst, zu dem<br />

ich jederzeit switchen konnte. Zu guter<br />

Letzt noch die wichtigsten Grundlagen, wie<br />

Lücken füllen, verschiedene Ebenen nutzen,<br />

niemals dem Publikum den Rücken zudrehen<br />

und und und... Diese gingen einem in<br />

Fleisch und Blut über, sodass man sie zum<br />

Teil bereits unbewusst angewandt <strong>hat</strong>, wenn<br />

zum Beispiel beim Spiel eine Lücke auf<br />

11


12<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

der Bühne entstand, die es zu füllen galt.<br />

Das Fach DS führte bei mir also nicht nur<br />

zu einer Entwicklung, sondern praktisch<br />

zu mehreren, und das auf verschiedenen<br />

Ebenen. Ich bereue es nicht, das Fach<br />

Darstellendes Spiel gewählt zu haben.<br />

Anton<br />

PS. Anmerkung seiner DS-Lehrerin:<br />

Anton <strong>hat</strong> sich in der Tat zu einem<br />

talentierten Schauspieler entwickelt,<br />

der sich auf Knopfdruck in verschiedene<br />

Figuren verwandeln kann und<br />

darin die Zuschauer überzeugt!<br />

Vorwürfe halte<br />

ich für unnötig!<br />

— April 2011 —<br />

Insgesamt empfand ich meine 4 Semester<br />

in dem Fach Darstellendem Spiel als eine<br />

gute Erfahrung, erfreuend und lehrreich.<br />

Als erstes wurde mir allerdings der doch<br />

große Unterschied zwischen Theater und<br />

Darstellendem Spiel klar. Während im<br />

Theater eine Geschichte dem Zuschauer<br />

mittels Rhetorik, Bühnenbild und vieler<br />

Requisiten präsentiert wird, müssen wir<br />

Spieler beim Darstellenden Spiel auch ohne<br />

viel Sprache und dafür mit mehr Körpereinsatz<br />

auskommen. Der Gebrauch von<br />

Sprache zur Vermittlung fällt mir nicht<br />

besonders schwer, doch Aussagen mit<br />

meinem Körper ernsthaft und möglichst<br />

nicht immer klischeehaft zu vermitteln,<br />

stellte mich vor eine neue Herausforderung.<br />

Auch nach 4 Semestern <strong>hat</strong> sich mir diese<br />

Technik noch nicht ganz erschlossen, was<br />

hauptsächlich an meiner mangelnden<br />

Kreativität in dieser Sache liegt. Wie bei<br />

so vielen Dingen sollte man auch die<br />

Theorie beherrschen, um in der Praxis<br />

leichter und besser zu arbeiten. Das fiel<br />

mir besonders auf, da ich in der Theorie<br />

immer ein wenig hinterherhinkte, die ich<br />

mir in der 11. Klasse nicht aneignen konnte.<br />

Aber das wurde innerhalb der jeweiligen<br />

Gruppe meistens wieder wettgemacht.<br />

Die Aufwärmphase am Anfang der Stunde<br />

fand ich sowohl gut als auch wichtig, um<br />

mich auf die neue Unterrichtssituation einzustellen,<br />

da es nach 3 Blöcken doch recht<br />

eingeschränktem Schulalltag nicht leicht<br />

ist, sowohl den Körper wieder zu nutzen<br />

als auch die Kreativität anzukurbeln. Die<br />

Übungen haben einem immer wieder einen<br />

guten Start in den Unterricht ermöglicht.<br />

Wirklich klar und auf einem direkteren


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Weg als es mir lieb war, ist mir vermittelt<br />

worden, wie wichtig die Mitarbeit der ganzen<br />

Gruppe beim Darstellenden Spiel ist.<br />

Unmotiviertheit, Desinteresse und absolute<br />

Disziplinlosigkeit wie auch fehlendes Sozialverhalten<br />

führen zu Frustrationen und<br />

schlussendlich zu vielen Problemen, die bis<br />

zum Bruch einer Gruppe führen können.<br />

Dafür ist unsere DS-Gruppe leider ein<br />

fantastisches Beispiel gewesen, in jeglicher<br />

Hinsicht. Dass es zu solchen Problemen<br />

kam, lag wohl an jedem Einzelnen von<br />

uns. Vorwürfe halte ich für unnötig und<br />

nicht gerechtfertigt. Dennoch ist es schade,<br />

wie viele Arbeitsschritte mehr nervig<br />

waren als Spaß machten und zu sehen, wie<br />

eine Gruppe am Ende mehr auseinander<br />

driftet, statt an der Arbeit zusammenzuwachsen.<br />

Auf diese Erfahrung innerhalb<br />

der DS-Gruppe hätte ich gerne verzichtet.<br />

Dennoch muss man auch betonen, dass,<br />

wenn es bei Aufführungen darauf ankam,<br />

alle an einem Strang gezogen, sich<br />

unterstützt und als Gruppe bestärkt haben.<br />

Charlott Paulus<br />

Die Höhen und<br />

Tiefen im DS-Kurs<br />

Nun, kurz vor unserem Abitur schauen<br />

wir stolz auf fast 3 Jahre Unterricht im Fach<br />

Darstellendes Spiel zurück. Zwei dieser<br />

Jahre habe ich mit Frau Maier verbracht,<br />

einer engagierten und sehr begeisterten<br />

— April 2011 —<br />

Lehrerin, die einem ehrlich die Meinung<br />

sagt, auch wenn es einem nicht passt!<br />

Zu Beginn der 12. Klasse war es schwierig<br />

alle auf einen Stand zu bringen, da wir aus<br />

unterschiedlichen Kursen kamen. Durch<br />

Gruppenarbeit haben wir alles aufgearbeitet<br />

und konnten schnell mit unserem Projekt<br />

„Nachtasyl“ beginnen. Wir <strong>hat</strong>ten viele<br />

Freiheiten und trödelten manchmal sehr<br />

und zögerten somit alles aufs Äußerste<br />

hinaus. Sogar einen Riesenstreit gab es:<br />

Den einen <strong>hat</strong> das Ergebnis einer Gruppe<br />

nicht gefallen und schon war alles, was<br />

sich bis dahin angestaut <strong>hat</strong>, raus und wir<br />

stritten uns gewaltig. Durch die pädagogische<br />

Maßnahme, uns in einen Kreis zu<br />

stellen und einfach ruhig zu sagen, was<br />

einem nicht passt, haben wir uns aber ausgesprochen<br />

und konnten weiterarbeiten.<br />

Zumindest die Fronten waren jetzt geklärt!<br />

Zur Halbzeit, dem Tag der offenen Tür,<br />

lieferten wir ein so gutes Ergebnis, dass<br />

Frau Maier unseren Kurs doch nicht aufgab<br />

und wir arbeiteten hoch motiviert weiter.<br />

Mit dem Ergebnis unseres Stückes am<br />

Schuljahresende konnten wir uns sehen<br />

lassen: Von lustigen Rap-Einlagen über<br />

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14<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

tanzende Müllsäcke und schreiende Menschen<br />

auf der Bühne <strong>hat</strong>ten wir alles dabei!<br />

Nur das mit der Technik klappte da nicht<br />

so ganz, was aber wiederum witzig war.<br />

In der 13. Klasse <strong>hat</strong>ten wir dann weiter<br />

einen angenehmen und entspannten Unterricht.<br />

Manchmal ein wenig zu entspannt.<br />

Wir trödelten, wie bereits gesagt, sehr viel<br />

und Frau Maier fiel das irgendwie nicht<br />

auf und sie war meistens zufrieden mit<br />

den Ergebnissen. Doch ich bin mir sicher,<br />

wir hätten diese auch in kürzerer Zeit<br />

geschafft. Dem nächsten Kurs kann man<br />

also mehr auf die Finger gucken in der<br />

Gruppenarbeit – das spart sicherlich Zeit!<br />

Insgesamt gefiel mir die entspannte und<br />

auch persönliche Atmosphäre in diesem<br />

Kurs enorm. Im 4. Semester fehlte mir die<br />

Führungsperson ein wenig. Erst nachdem<br />

die 5. PK-Leute mit ihren Vorbereitungen<br />

fertig waren, konnten auch die Komparsen<br />

etwas tun. Davor haben wir uns die Zeit mit<br />

Impros vertrödelt oder sind nach Hause<br />

gegangen. Die Struktur fehlte da ein wenig.<br />

Was ich allerdings immer in guter Erinnerung<br />

behalten werde, sind die Improvisationsübungen,<br />

sehr lustig und motivierend.<br />

Ich habe dort meine Schulkameraden auf<br />

einmal von einer anderen Seite gesehen und<br />

die unterschiedlichen Facetten an ihnen<br />

sind mir erst dort aufgefallen. So etwas<br />

hätte ich gerne schon in der 11. oder 12.<br />

Klasse gehabt. Als Aufwärmübung ideal!<br />

Auch das gemeinsame Feiern auf unserer<br />

kurzen Kursfahrt und nach dem<br />

letzten Auftritt waren schöne Erlebnisse.<br />

Ich kann jedem empfehlen, den<br />

DS Unterricht zu besuchen. Nachdem<br />

man die Peinlichkeit ablegt <strong>hat</strong>, ist es<br />

— April 2011 —<br />

sehr interessant und das Spielen auf der<br />

Bühne fängt auch an Spaß zu machen.<br />

Julia Cyranowski<br />

Aller Anfang ist schwer!<br />

Diese Beschreibung umfasst ziemlich<br />

präzise den Beginn von etwas Großem im<br />

Kleinen, nämlich den Kurs Darstellenden<br />

Spiel an unserer Schule. Diese Art von<br />

Unterricht unterscheidet sich grundlegend<br />

Englisch, Deutsch und den anderen<br />

Schulfächern. Denn in diesem Unterricht<br />

lernt man nicht Vokabeln oder Stilmittel<br />

der deutschen Grammatik auswendig,<br />

sondern man versucht, mithilfe seines<br />

Wissens und Ideen an der Vollendung<br />

einer Szene oder einem Theaterstück zu<br />

arbeiten. Hierbei <strong>hat</strong> das gängige Schulwissen<br />

jedes Einzelnen keinen Wert, da<br />

selbst die kleinste Idee eines Schülers den<br />

Arbeitsvorgang enorm vorantreiben kann.<br />

Zurück zum Anfang. Ein viel zu<br />

großer Kurs erschwerte den Fortschritt<br />

erheblich. Oft wusste man, nachdem man<br />

eine Aufgabenstellung erhalten <strong>hat</strong>te,<br />

nicht, wie diese zu bearbeiten war und<br />

unterhielt sich stattdessen lieber mit seinen<br />

Mitschülern. Denn wer weiß schon,<br />

wie man sich zum Element „Erde“ zu<br />

bewegen <strong>hat</strong>. Unsere Lehrerin Frau Maier<br />

<strong>hat</strong>te also alle Hände voll zu tun, Tipps<br />

zu verteilen, die Gruppen zusammenzufügen<br />

und alle Fragen zu beantworten,<br />

von denen es weiß Gott genügend gab.


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Anfangs war das Misstrauen gegenüber<br />

den anderen Kursteilnehmern sehr<br />

groß. Jedoch lernte man Block für Block<br />

seine Mitstreiter besser kennen, und auch<br />

wenn man nicht immer alle schätzte, lernte<br />

man sie doch wenigstens zu respektieren, so<br />

dass eine Zusammenarbeit möglich wurde.<br />

Verschiedene Übungen stärkten wurde<br />

das Vertrauen innerhalb der Gruppe. Die<br />

Fertigkeiten jedes Einzelnen verbesserten<br />

sich und es entstand ein zusammen gewürfelter<br />

Haufen, der sich nun ohne Sprache<br />

auf der Bühne auszudrücken vermochte.<br />

Ein Jahr verging und die Reihen<br />

lichteten sich. Nun war nur noch der<br />

harte Kern verblieben, dessen Willen es<br />

war zu beweisen, zu was er auf der Bühne<br />

im Stande war. Die Gelegenheit ließ nicht<br />

lange auf sich warten und die Bearbeitung<br />

des Theaterstückes „Das Nachtasyl“ von<br />

Maxim Gorki begann. Bei dieser einjährigen<br />

Beschäftigung gab es oft Augenblicke,<br />

die den Zusammenhalt des Kurses auf die<br />

Probe stellten. Jeder Schüler <strong>hat</strong>te nicht<br />

nur an sich, sondern auch an dem Theaterstück<br />

zu arbeiten und es gelang dem Kurs<br />

letztendlich, eine bühnenfertige Fassung<br />

auszuarbeiten. Die <strong>Freud</strong>e über den Erfolg<br />

am Ende war groß und das zu Recht. Es<br />

wurden Freundschaften geschlossen, man<br />

lerne Kritik zu äußern und aufzunehmen,<br />

man lernte das Einsetzen seiner Körpersprache<br />

und letztendlich <strong>hat</strong>te man es geschafft,<br />

ein Langzeit Projekt zu realisieren.<br />

Diese und viele weitere Bereicherungen<br />

brachte der Kurs mit sich. Es war Woche<br />

für Woche eine erfreuliche Abwechslung<br />

zum restlichen Wochenplan und, das ist<br />

— April 2011 —<br />

jedenfalls meine Meinung, auch eine viel<br />

bessere Alternative als Kunst oder Musik.<br />

Die Zeit, die man in diesem Kurs verbracht<br />

<strong>hat</strong>, wird nicht spurlos an den Persönlichkeiten<br />

der Teilnehmer vorübergehen.<br />

Bei mir <strong>hat</strong> sie ihre Spuren hinterlassen<br />

und ich bin froh, Teil dieser<br />

kleinen Gemeinschaft gewesen zu sein.<br />

Lenn Ollenberg<br />

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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Auf die Gruppe<br />

kommt es an!<br />

Nach drei Jahren in diesem Kurs, nach<br />

ein paar Aufführungen und so einigen<br />

Proben, kann man schon sagen, dass<br />

wir etwas gelernt haben, auch wenn<br />

manche nichts gelernt haben. „Wie geht<br />

das?“, fragt man sich an dieser Stelle sicher<br />

und ich möchte es gerne erklären:<br />

Wir haben in der Zeit alle gelernt, dass<br />

manche Sachen auf der Bühne besser aussehen<br />

als andere, dass es beispielsweise nicht<br />

sonderlich überzeugend wirkt, wenn man<br />

nach seinem letzten genuschelten Satz ohne<br />

ein Standbild schnell die Bühne verlässt.<br />

Auch haben wir gelernt, dass man die Bühne<br />

auskosten soll und sich nicht nur auf den<br />

Mittelpunkt konzentrieren soll. Neben all<br />

diesen Sachen haben wir jedoch vor allem<br />

Folgendes gelernt: Keinem von uns muss<br />

auch nur irgendetwas peinlich sein - kein<br />

Ausrasten auf der Bühne und kein gestellter<br />

Kuss oder keine gespielte Liebeserklärung.<br />

All diese Sachen werden uns allen im<br />

Gedächtnis bleiben, doch gibt es, wie vorhin<br />

erwähnt, auch Dinge, die viele von uns nicht<br />

begriffen haben. Anfangen könnte man damit<br />

dem Respektieren anderer Meinungen,<br />

denn leider geht es vielen in unserer Gruppe<br />

noch immer so, dass sie neben ihren Ideen<br />

stur keine andere als gut empfinden. Auch<br />

fällt es noch immer manchen sehr schwer,<br />

Besprechungen zu folgen, wenn sie doch<br />

gerade Privatgespräche führen und ihren<br />

Snack genießen. Zudem war und ist die<br />

— April 2011 —<br />

Arbeitsbereitschaft oft nicht einmal auch<br />

nur in der Nähe ihres Höhepunkts, was<br />

das Vorankommen von Projekten leider<br />

oft behindert(e). Neben all diesen Problemen<br />

sollte man noch hinzufügen, dass es<br />

manchmal auch zu respektlosen Konversationen<br />

innerhalb der Gruppe kam, was die<br />

Bereitschaft, mit manchen Leuten zusammenzuarbeiten,<br />

zusätzlich beeinträchtigte.<br />

Wenn ich so darüber nachdenke, sind<br />

diese negativen Aspekte sehr schade,<br />

denn man ist am Ende doch eigentlich<br />

eine Gruppe gewesen und natürlich gab<br />

es auch erfolgreiche Momente, nur oft war<br />

der Weg zu diesen sehr schwer, was sehr<br />

traurig ist, denn hätten wir uns alle etwas<br />

zusammengerissen und wären über unseren<br />

Sc<strong>hat</strong>ten gesprungen, dann hätten wir nicht<br />

nur eine angenehmere Arbeitsatmosphäre<br />

gehabt, sondern wären wahrscheinlich auch<br />

leichter zu unseren Ergebnissen gekommen.<br />

Sophia Kirchberger


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

„Nur, wer genau hinschaut<br />

und Dinge hinterfragt, kann<br />

die Welt verstehen lernen“<br />

In der Süddeutschen Zeitung erschien am<br />

20.12.2010 ein Leserbreif einer Studentin,<br />

in dem sie ihrem ehemaligen Lehrer in<br />

ironischer Weise vorwarf, sie falsch auf<br />

das Studium vorbereitet zu haben, da es<br />

an der Universität im Wesentlichen auf<br />

das Auswendiglernen und die Reproduktion<br />

von Wissen ankäme, und nicht<br />

auf das Verstehen von Zusammenhängen.<br />

Marleen Brombosch antwortet ihr<br />

in dem folgenden, fiktiven Leserbrief:<br />

Sehr geehrte Charlotte Haunhorst,<br />

gestern habe ich ihren Brief an ihren<br />

ehemaligen Lehrer, Herrn Bode, in der<br />

Süddeutschen Zeitung gelesen. Da ich<br />

Schülerin des 4. Semesters bin und bald<br />

mein Abitur absolvieren werde, um mich<br />

dann für ein Studium zu bewerben, <strong>hat</strong><br />

mich der Artikel sehr interessiert. Mich<br />

beschäftigt in letzter Zeit vor allem<br />

die Frage, welchen Weg ich nach dem<br />

Abitur einschlagen werde und welcher<br />

Studiengang für mich der Richtige ist.<br />

Ihren Brief fand ich sehr amüsant und<br />

aufschlussreich, da mir ebenfalls in den<br />

letzten 2 Jahren aufgefallen ist, dass es in<br />

der Schule seit der Oberstufe nicht mehr<br />

immer nur auf stupides Auswendiglernen<br />

ankommt, sondern das Transferleistungen<br />

immer mehr gefragt sind. Dass einige<br />

Lehrer es sich immer noch sehr leicht<br />

— April 2011 —<br />

machen, Auswendiggelerntes abzufragen,<br />

um nicht so viel korrigieren zu müssen, ist<br />

allerdings auch eine Tatsache. Um mich<br />

bestmöglich auf das bevorstehende Studium<br />

vorzubereiten, habe ich angefangen, mir<br />

diese Lernmethode des Transferdenkens<br />

anzugewöhnen, da es in der Schule immer<br />

heißt, nur so käme man durchs Studium.<br />

Mittlerweile zweifle ich jedoch daran, ob ich<br />

mir überhaupt diese Mühe machen müsse<br />

und ob ich mein Gehirn nicht doch lieber<br />

wieder auf Auswendiglernen umpolen sollte.<br />

Schließlich erreicht man mit dieser Methode,<br />

laut Schilderungen ihres Textes und<br />

ihrer Erfahrungen, mehr Erfolg im Studium<br />

und letztendlich auf der Karriereleiter. Das<br />

ist wohl das, worauf es in unserer heutigen<br />

Gesellschaft ankommt. Ein Realschulabschluss<br />

oder gar ein Hauptschulabschluss<br />

mit anschließender Ausbildung, sind schon<br />

längst nicht mehr erstrebenswert, werden<br />

meist sogar nur müde belächelt. Man ist<br />

schließlich nur Jemand, wenn man Abitur<br />

und Studium absolviert <strong>hat</strong>. Dass deshalb<br />

die Universitäten und Hörsäle überquellen<br />

und keine Zeit und kein Raum zum Weiterdenken<br />

und für Transferleistungen vorhanden<br />

sind, erscheint mir ziemlich logisch.<br />

Diese Entwicklung lässt sich an sehr vielen<br />

Beispielen in unserem Leben nachweisen.<br />

Geht man heute wegen irgendwelcher<br />

Beschwerden zum Arzt, muss man sich<br />

schon davor darauf einstellen, dass man ein<br />

Patient von vielen ist und dass der Doktor<br />

sich eben nur 8 Minuten für einen Zeit<br />

nehmen kann. Ja, was kann man in diesen<br />

8 Minuten machen? Patient schildert Symptome,<br />

Arzt untersucht vielleicht, wenn noch<br />

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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

genug Zeit vorhanden ist, den Patienten<br />

kurz und verschreibt ihm daraufhin ein<br />

Antibiotikum. Auf mögliche Ursachen,<br />

wie psychischen Faktoren, falsche Angewohnheiten<br />

und falsche Lebensstile kann<br />

nicht mehr eingegangen werden, da eben<br />

die Zeit fehlt. Man ist schließlich nur ein<br />

Patient von vielen. Genauso stelle ich es<br />

mir, nach dem Lesen ihres Briefes, an den<br />

Universitäten vor. Man ist ein Student<br />

von vielen, und damit das Korrigieren<br />

der Klausuren, bei der hohen Anzahl an<br />

Studenten, möglichst schnell geht, soll<br />

eben nur das aufgeschrieben werden, was<br />

auch vom Professor gesagt worden ist.<br />

Eigentlich ziemlich schade, wenn man<br />

bedenkt was unser Gehirn so alles leisten<br />

kann und dass mit dieser Lernleistung<br />

eigentlich nur ein Bruchteil unseres<br />

Könnens beansprucht wird. Bedenklich<br />

finde ich diese Art des Studierens deshalb,<br />

weil es die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />

sehr einschränkt. Das eigene<br />

Können und Talente gehen somit unter<br />

und werden vermutlich säuerlich in einem<br />

verkümmern. Wenn keiner mehr weiterdenkt<br />

und vor allem dazu auch nicht mehr<br />

anregt wird, wo werden wir dann laden?<br />

In einer Welt voller Oberflächlichkeiten,<br />

mit mehr Schein als wirklichem Sein?<br />

Ich persönlich hoffe, dass irgendwann<br />

die Menschen erkennen, dass Reichtum im<br />

Leben nicht der ach so tolle Karrieregang,<br />

der mehr oder minder auf Anpassung und<br />

Auswendiglernen basiert und anschließend<br />

ein volles Bankkonto bedeutet, sondern dass<br />

der wirkliche Reichtum im Kopf beginnt.<br />

Ich danke Ihnen für diesen Brief,<br />

weil er mich zum Nachdenken an-<br />

— April 2011 —<br />

geregt <strong>hat</strong> und mir eine Verständnishilfe<br />

auf meinem weiteren Weg ist.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Marleen Brombosch<br />

Strenge Lehrer - gute<br />

Lehrer? Wie streng sollten<br />

Lehrer sein? Wie lernt<br />

es sich am besten?<br />

Nun sind wir ja eine Schule mit pädagogischem<br />

Schwerpunkt. Erst neulich<br />

habe ich gelernt, wie Montessori die „Rolle<br />

der Lehrperson“ sieht. Eine Hilfskraft<br />

im Schulalltag! Und da frage ich mich:<br />

„Was will ich?“ „Wie sollte der Lehrer<br />

sein, bei dem ich am besten lernen kann?“<br />

Eine Lehrerin meinte neulich zu mir,<br />

dass die Schüler am Ende ihres Schullebens<br />

häufig über ihre Lehrer resümieren und es<br />

gäbe den einen Lehrertyp, über den alle<br />

sagen, der war schrecklich, streng, selbstverliebt,<br />

mit schwierigen Klausuren etc.,<br />

aber was ich bei dem gelernt habe, werde<br />

ich mein Leben lang behalten. Dann <strong>hat</strong><br />

sie geflucht und gesagt, diesen Satz könne<br />

sie gar nicht leiden, diese Schüler hätten<br />

nie gelernt, mit Freiheit umzugehen und<br />

aus ihrem eigenen Antrieb zu arbeiten.<br />

Ich denke, da liegt der Punkt. Lehrer,<br />

die dir auf einer Ebene begegnen und dich<br />

begeistern, etwas für ihren Unterricht zu<br />

tun, sind die Lehrer, nach denen wir uns


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

richten sollten. Natürlich ist eine zu lockere<br />

Atmosphäre auch nicht immer hilfreich. Es<br />

müsste der gesunde Ausgleich gefunden<br />

werden, sodass die Schüler Pflichtbewusstsein<br />

entwickeln, ihre Aufgaben vernünftig<br />

und mit Engagement anzufertigen, ohne<br />

Angst, sondern für sich und nicht für<br />

die Schule. In der 8. Klasse meinte ich zu<br />

meiner Deutschlehrerin, dass ich es nicht<br />

verstehen könne, warum sie mich duzen<br />

dürfe. Ich teile diese Meinung bis heute.<br />

Ich denke, dass die Lehrer, die nicht auf<br />

ihre Anrede pochen, diejenigen sind, mit<br />

denen ich am besten zusammenarbeiten<br />

konnte, von denen ich auch am meisten<br />

menschliche Kompetenzen mitgenommen<br />

habe. Natürlich brauche ich, allein schon<br />

aufgrund unseres Schulsystems (welches<br />

hier nicht zu Debatte steht), einen Lehrer,<br />

der mir zeigt, wo der „rote Faden“ lang<br />

läuft. Mit einer bloßen Hilfskraft wäre ich<br />

wohl überfordert. Aufgrund von Lehrern<br />

hingegen, die mir ihr Fach einprügeln,<br />

werde ich nie Lust bekommen, dieses zu<br />

studieren, wie schade eigentlich. Vielleicht<br />

wäre es ja interessant geworden.<br />

Da fragt man sich doch, warum diese<br />

Lehrer nicht gleich vom Schuldienst befreit<br />

werden, angeblich gibt es in den Niederlanden<br />

eine Regelung, die besagt, dass die<br />

Schüler die Lehrer bewerten, und falls die<br />

Lehrer zu schlecht Kritiken bekommen,<br />

heißt es „Adios“. Nun so einfach ist das<br />

nicht, gerade wenn Schüler in dem Alter<br />

sind, in welchem sie auf nichts Lust haben.<br />

Der Lehrer muss sie zwar an dem Punkt<br />

auffangen und versuchen, ihre Begeisterung<br />

zu wecken, aber der Stoff sollte trotzdem<br />

— April 2011 —<br />

vermittelt werden. Vielleicht sollte ein<br />

Zwischending aus Lehrer-, Schüler- und Elternbenotung<br />

in Betracht gezogen werden,<br />

warum nicht? Und die verbeamteten Lehrer,<br />

die die Kriterien nicht erfüllen, sollten ein<br />

gewisses Pensum an Pflichtfortbildungen<br />

besuchen (natürlich unbezahlt - am besten<br />

sollte dafür ihr Gehalt verkürzt werden), bis<br />

sich ihre „Quoten verbessern“, wie bei den<br />

Schulinspektionen in Großbritannien. Die<br />

schlechten Schulen werden nämlich dort<br />

geschlossen, wenn sie sich nicht verbessern.<br />

Also strenge Lehrer könnt ihr euch<br />

gerne wüschen, wenn ihr den Stoff in<br />

euer Gehirn gehämmert haben wollt, da<br />

kann ich durchaus ein paar Gymnasien im<br />

Norden empfehlen. Aber wer über seinen<br />

Horizont hinaus blicken möchte und lernen<br />

möchte, mit den Schulanforderungen<br />

aus eigenem Antrieb zurechtzukommen<br />

(schließlich steht im Beruf auch niemand<br />

hinter euch), sollte sich überlegen, ob das<br />

strenge Regime der richtige Ausweg ist.<br />

Cora Verdenhalven<br />

Projekttag zum<br />

Thema „Widerstand<br />

und Zivilcourage“<br />

Der diesjährige Projekttag fand mit<br />

der Enthüllung der Gedenktafel für den<br />

Widerstandskämpfer Nikolaus von Halem<br />

am 7. September des vergangenen Jahres<br />

seinen Auftakt. Sie hing gerade einmal<br />

6 Wochen lang im U-Bahnhof, bis sie<br />

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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

von unbekannten Tätern zerstört und<br />

entwendet wurde. Die Enthüllung einer<br />

neuen Tafel ist für den 28. Mai geplant.<br />

Widerstand und Zivilcourage,<br />

was <strong>hat</strong> das mit uns zu tun?<br />

Lässt sich Zivilcourage erlernen?<br />

Die Redaktion<br />

Ein Projekttag – wider<br />

Erwarten!<br />

„Widerstand und Zivilcourage“ lautete<br />

das Thema des diesjährigen Projekttages<br />

am 16.02.11<br />

Bis es nun endlich zu den Vorbereitungen<br />

kam, waberte Wochen vorher die leise<br />

Ahnung zwischen den Schülern umher,<br />

dass es im Frühjahr eine solche Veranstaltung<br />

geben sollte. Und selbst ein paar<br />

Tage vorher waren sich viele nicht sicher,<br />

denn von einigen Lehrern hieß es, dass<br />

dem Projekttag offiziell gar nicht zugestimmt<br />

wurde und wir zum Unterricht<br />

erscheinen sollen. Man ließ uns aber, und<br />

siehe da: Was in meinen Vorstellungen<br />

eine trockene Veranstaltung mit max. 20<br />

Schülern werden sollte, entpuppte sich<br />

wider aller Erwartungen als eine ausgesprochen<br />

differenzierte und anschauliche<br />

Darstellung des Themas auf der 5. Ebene in<br />

freundlicher Atmosphäre und mit einem<br />

ganz offiziellen Eröffnungsgespräch von<br />

Herrn Alex. Danach herrschte dort reges<br />

— April 2011 —<br />

Treiben. Es erwarteten uns Filmsequenzen,<br />

plakative Darstellungen, kleine gespielte<br />

Szenen, Zeitzeugen und Inszenierungen der<br />

DS-Kurse. Mir persönlich fehlte die Zeit,<br />

um alle Räume zu besuchen, da ich ganz<br />

besonders interessiert an den Aufführungen<br />

war und es mir am Ende auch nicht nehmen<br />

ließ, einmal beim Büffet zuzugreifen.<br />

Ich finde es schön, dass sich die Lehrer<br />

und Schüler auch mal unabhängig<br />

vom Lehrplan zusammenfinden und<br />

sich einem selbst ausgewählten, aktuellen<br />

und wichtigen Thema widmen.<br />

Was mir an dem ausgestellten Material<br />

und auch an den Theateraufführungen<br />

aufgefallen ist, dass es für denjenigen,<br />

der Zivilcourage zeigt – ausgenommen<br />

in den Kinderbüchern, die ich sehr verlockend<br />

fand – immer schlecht ausgeht.<br />

Das beste, und auch sehr tragische Beispiel<br />

dafür war die Theaterinszenierung<br />

des Falls „Dominik Brunner“, welcher<br />

2009 beim Versuch Hilfe zu leisten, starb.<br />

Ich persönlich fand die Inszenierung sehr<br />

gelungen. Da ich so nah am Wasser gebaut


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

bin, trieb es mir beinahe die Tränen ins<br />

Gesicht, aber aufgrund der Anzahl des Publikums,<br />

riss ich mich doch zusammen und<br />

widmete mich, wie gesagt, dem leckeren<br />

Büffet, das um 12.30 Uhr eröffnet wurde.<br />

Jasmin Lohmann<br />

Szenen einer Freundschaft<br />

im 3. Reich<br />

Max Einstein, ein amerikanischer Jude,<br />

und Martin Schulse, ein Deutscher, sind seit<br />

vielen Jahren gute Freunde und betreiben<br />

zusammen in San Fransisco eine Kunstgalerie.<br />

Da Max keine Familie <strong>hat</strong>, verbringt<br />

er viel Zeit mit Martin und dessen Familie.<br />

1932 kehrt Martin Schulse mit seiner<br />

Ehefrau und den drei Kindern nach<br />

Deutschland zurück, weil er seine Kinder in<br />

seiner Heimat zur Schule schicken möchte.<br />

Von nun an schreiben sich die Freunde<br />

regelmäßig und beschreiben in Briefen<br />

ihren Alltag und die Geschäftsabläufe.<br />

Als die Nationalsozialisten in Deutsch-<br />

— April 2011 —<br />

land an die Macht kommen, verbreitet<br />

sich auch in Amerika die Angst vor einer<br />

antisemitischen Ideologie. Max ist sehr<br />

besorgt und versucht in einem Brief an<br />

Martin die Wahrheit über die Nazis zu<br />

erfahren. Jedoch weist dieser ihn kühl<br />

zurück, denn er ist von den Ideen der<br />

Nationalsozialisten begeistert und <strong>hat</strong><br />

sich schon längst in deren Bann ziehen<br />

lassen. Daraufhin versucht Max in vielen<br />

Briefen ihm deutlich zu machen, was die<br />

Nationalsozialisten vorhaben. Aber Martin<br />

will die Meinung seines Freundes nicht<br />

akzeptieren, weil er schon eine gute Position<br />

im neuen Regime inne<strong>hat</strong>. So erkennt Max,<br />

wie sehr sich sein Freund verändert <strong>hat</strong>.<br />

Dennoch glaubt er an ihre Freundschaft,<br />

allerdings irrt er sich da ganz gewaltig.<br />

Als Maxs Schwester Griselle, mit der<br />

Martin vor einiger Zeit eine Affäre <strong>hat</strong>te, bei<br />

einer Theateraufführung in Berlin auftritt,<br />

rät man ihr als Jüdin von dem Auftritt ab.<br />

Max bittet daraufhin Martin, ihr Schutz zu<br />

gewähren. Aber dieser möchte seinen Ruf<br />

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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

nicht schädigen hilft Griselle nicht. Sie wird<br />

von den SS-Leuten festgenommen. Martin<br />

<strong>hat</strong> Max schon meh-mals gebeten, ihm keine<br />

Briefe mehr zu schreiben, weil er weiß, dass<br />

die Nationalsozialisten ihn kontrollieren. Er<br />

möchte nicht, dass er als Spion verdächtigt<br />

wird. Aber Max schreibt ihm weiterhin<br />

Briefe mit merkwürdigen Andeutungen.<br />

Das kleine Buch „ Adressat Unbekannt“<br />

der amerikanischen Werbetexterin und<br />

Journalistin Kathrin Kressmann Taylor<br />

wurde 1938 als Fortsetzungsgeschichte<br />

in der amerikanischen Zeitschrift „Story“<br />

veröffentlicht. Die erste deutsche<br />

Ausgabe publizierte der Hoffmann<br />

und Campe Verlag im Jahr 2000.<br />

Kressmann Taylor war tatsächlich auf<br />

einige originale Briefe gestoßen. In einem<br />

Interview sagte sie damals, dass sie die end-<br />

— April 2011 —<br />

gültige Form der Geschichte in einem Gespräch<br />

mit ihrem Ehemann gefunden habe.<br />

Der Roman ist einfach und schnell zu lesen,<br />

die Wirkung auf die Leser sehr intensiv. Er<br />

zeigt, wie schnell sich die Menschen manipulieren<br />

lassen. Am Beispiel von Martin<br />

wird deutlich, wie schnell sich damals die<br />

Menschen unter diesem Re-gime verändert<br />

haben, das neue Regime die Beziehungen<br />

zwischen den Menschen vergiftet <strong>hat</strong>.<br />

Auf dem Buchumschlag findet sich ein<br />

Zitat aus einer Rezension: „Selten ist so viel<br />

in solcher Dichte ausgedrückt worden.“<br />

Diesem Zitat schließe ich mich an, denn der<br />

Roman bietet dem Leser viel Spannung und<br />

Emotionen. Ich empfehle jedoch den Lesern,<br />

das Vorwort nicht zu lesen, bevor sie das<br />

Buch gelesen haben. Denn dort zitiert Elke<br />

Heidenreich bereits aus den Briefen und die<br />

Leser erfahren schon viel über den Inhalt.<br />

Sie empfiehlt das Büchlein als Schullektüre<br />

und für die Studenten als Pflichtlektüre.<br />

Dieses Buch muss vielen bekannt werden,<br />

deshalb möchte ich meiner Deutschlehrerin<br />

empfehlen, dass sie es nächstes Jahr in ihren<br />

Unterrichtsplan einbezieht. Es ist zeitlos und<br />

das Thema Verrat ist immer wieder aktuell.<br />

Buch: Adressat Unbekannt Autorin:<br />

Kressmann Taylor Verlag:<br />

Rowohlt Taschenbuch Verlag<br />

Kosten: 4,90 Euro, ISBN<br />

3 – 499 – 23093 – 3<br />

Palwasha Karim


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Primo Levi – Ist<br />

das ein Mensch?<br />

In seinem autobiographischen Bericht<br />

„Ist das ein Mensch?“ beschreibt<br />

der italienische Schriftsteller Primo<br />

Levi (* 31. 7 1919 ; † 11.4. 1987) seine<br />

Gefangenschaft im KZ Auschwitz<br />

vom Februar 1944 bis Januar 1945.<br />

Als Jude und Mitglied der antifaschistischen<br />

„Resistenza“ wird der 24-jährige<br />

Primo Levi im Dezember 1943 von der<br />

faschistischen Miliz festgenommen und<br />

in das Durchgangslager Fossoli bei Modena<br />

gebracht, bis er Ende Januar 1944<br />

nach Auschwitz deportiert wird. Von<br />

knapp über 600 italienischen Juden,<br />

die sich zur Ankunft Levis im KZ befinden,<br />

erleben ein Jahr später nur fünf<br />

die Befreiung durch die Rote Armee.<br />

Wie die erste Seite des Buches verrät,<br />

schrieb Levi diesen Bericht nicht „um neue<br />

Anschuldigungen vorzubringen, sondern<br />

als Dokument für das Studium einiger<br />

Aspekte des menschlichen Seelenlebens“.<br />

So erhält der Leser auf 176 Seiten in 17<br />

Kapiteln zusammengefasst eine beeindruckende<br />

Schilderung über das entsetzliche<br />

und unfassbare Leben im KZ. Denn obwohl<br />

dies Realität für Millionen von Menschen<br />

war, so erscheint es dem ahnungslosen<br />

Leser völlig absurd. Grundlegende inhaltliche<br />

Aspekte wie die Sozialisation,<br />

die eigene Wirtschaft und Hierarchie<br />

innerhalb des Lagers, die dem Laien in<br />

dem Ausmaß und der Genauigkeit wie<br />

es Levi beschreibt, bis dahin unbekannt<br />

— April 2011 —<br />

sein dürften, haben nicht weniger Einfluss<br />

auf die Wirkung des Lesers wie der ausgeprägte<br />

Wortsc<strong>hat</strong>z und Schreibstils Levis,<br />

der sich durch Präzision und Sachlichkeit<br />

auszeichnet, sodass das Geschilderte den<br />

Leser umso härter trifft und in dessen<br />

Vorstellung erschreckende Bilder entstehen.<br />

Unumstößlich kommt es dabei zu der erhofften<br />

Wirkung, die Levi mit seinem dem<br />

Romans vorangestellten Gedicht verfolgt,<br />

und zwar dass „[wir], die [wir] gesichert<br />

lebe[n]“ uns bewusst machen, welche Unmenschlichkeit<br />

die Deportierten durchlebten<br />

und uns daran erinnern, „da[ss] solche<br />

gewesen“ sind, sprich dass sie existierten.<br />

Neben Kapiteln wie „KB“ (=Krankenbau),<br />

„Unsere Nächte“, „Die Arbeit“,<br />

„Diesseits von Gut und Böse“, die überwiegend<br />

chronologisch die verschiedenen,<br />

elementaren Zustände beschreiben, die<br />

das Lagerleben bestimmen, greift Levi<br />

immer wieder auf das zentrale Thema<br />

der „Entmenschlichung“ zurück. „Kein<br />

Experimentator könnte sich etwas Rigoroseres<br />

ausdenken, um zu ermitteln, was<br />

vom Verhalten des Lebewesens Mensch im<br />

Kampf ums Leben wesensbedingt und was<br />

erworben ist“, schreibt er im Kapitel „Die<br />

Verlorenen und die Geretteten“ in Bezug auf<br />

die Gefangennahme und Ausbeutung von<br />

unzähligen Individuen unterschiedlichster<br />

Herkunft im KZ. Aber nicht nur Folter und<br />

Demütigung, die unter Menschenwürde liegenden<br />

Räumlichkeiten und Ausstattungen,<br />

ja die nicht mal eines Tieres würdig sind,<br />

bestimmen die so genannte „Entmenschlichung“.<br />

Es sind die Individuen selbst, die<br />

ohne Erbarmen und Rücksicht auf andere<br />

23


24<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

ums Überleben kämpfen und ohne jede<br />

Gefühlsregung den Alltag beschreiten, minimiert<br />

auf die Bedürfnisse Essen, Schlafen<br />

und das Verrichten der Notdurft. Selbst das<br />

erweist sich im Lager als problematisch.<br />

„Im Vernichtungslager entwickeln sich<br />

Überlebensstrategien, wie sie sich wahrscheinlich<br />

nur hinter solch furchtbarem Stacheldraht<br />

entwickeln können“, formuliert<br />

Martin Stauder, der sich ebenfalls mit dem<br />

Buch auseinandergesetzt <strong>hat</strong>. Dieses Zitat<br />

beschreibt wie fernab „des Menschseins“<br />

sich das Verhalten der Häftlinge entwickelt,<br />

je länger sie dort gezwungen sind zu leben.<br />

Letztendlich beantwortet Levi auf den<br />

letzten Seiten seines Berichts selbst die<br />

Titelfrage: „Mensch ist, wer tötet, Mensch<br />

ist, wer unrecht zufügt oder leidet; kein<br />

Mensch ist wer jede Zurückhaltung verloren<br />

<strong>hat</strong> und sein Bett mit einem Leichnam<br />

teilt. Und wer darauf gewartet <strong>hat</strong>, bis sein<br />

Nachbar mit Sterben zu Ende ist, damit<br />

— April 2011 —<br />

er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann“.<br />

Auch wenn der Inhalt des Buches erschütternd<br />

ist, liest es sich aufgrund der<br />

Eloquenz des Autors angenehm und flüssig.<br />

Es hinterlässt Eindruck, und gerade weil<br />

es die erschütternde Realität vergangener<br />

Ereignisse demonstriert, sollte es weiterhin<br />

von Menschen gelesen werden und<br />

sie über die Zustände aufklären, die der<br />

Wahnsinn der nationalistischen Ideologie<br />

mit sich zog. Ich kann es nur empfehlen.<br />

Die italienische Originalausgabe von<br />

„Ist das ein Mensch?“ erschien erstmals<br />

1958 und gehört somit zu den ersten<br />

Erfahrungsberichten aus Auschwitz.<br />

Heute ist die Ausgabe vom Deutschen<br />

Taschenbuch Verlag für 7,90€ erhältlich.<br />

Es ist Primo Levis erster Roman, auf<br />

den weitere autobiographische Berichte<br />

folgen, wie z.B. „Die Atempause“, vom<br />

selbigen Verlag gedruckt. Dabei handelt<br />

es sich um die beschwerliche Heimreise<br />

Primo Levis von Auschwitz nach Turin<br />

vom Tag der Befreiung an (27. Januar<br />

1944): „eine neunmonatige Odyssee aus<br />

dem Alptraum des KZ zurück ins Leben“<br />

(http://w w w.dt v.de/buecher/<br />

d ie _ atempau s e _117 79. ht m l).<br />

Wer also interessiert an weiteren<br />

Romanen des Autors ist, kann diesen<br />

lesen und gerne Bericht erstatten!<br />

ISBN von „Ist das ein Mensch?“:<br />

978-3-423-12395-2<br />

Jasmin Lohmann


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Engel für Arme<br />

und Kranke<br />

Im Bürgeramt Moabit-<br />

Tiergarten macht unsere<br />

Reporterin Isil eine unerwartete<br />

Entdeckung.<br />

<strong>Kaum</strong> ist man volljährig, schon beginnt<br />

das Erwachsensein mit dem gefürchteten<br />

Papierkram. Deutschland ist bekannt<br />

für seine ausufernde Bürokratie. Schon<br />

am Morgen mache ich mich mit meiner<br />

Lieblingslehrerin, meiner Mutter, auf den<br />

Weg zum Bürgeramt in Moabit-Tiergarten.<br />

Vorsichtshalber stelle ich mich schon darauf<br />

ein, Unmenge an Formularen auszufüllen.<br />

Aber ich weiß noch nicht, dass mir<br />

eine beschriftete Wand, die am Eingang<br />

eigentlich nicht zu übersehen ist, begegnen<br />

wird, die die Vergangenheit aufleben lässt<br />

und meinen Tag lehrhaft bereichern wird.<br />

„Zur Ehren der Opfer des<br />

Nationalsozialismus<br />

Sie haben für uns gelitten, damit<br />

wir in Freiheit leben können.“<br />

Ein Blitzgedanke folgt dem anderen.<br />

Da mir sowieso die Aufgabe erteilt war,<br />

als Junior-Journalistin in meinem Bezirk<br />

nach Orten des Widerstands gegen das<br />

NS-Regime zu suchen, kommt mir das<br />

Schicksal sozusagen zuvor. Aber was <strong>hat</strong><br />

das Moabiter Bürgeramt mit dem deutschen<br />

Widerstand im III. Reich zu tun?<br />

— April 2011 —<br />

Als ich meine Mutter darauf aufmerksam<br />

mache, folgte der Satz der geborenen<br />

Berlinerin: „Im oberen Stock gibt’s Tafeln<br />

mit Bildern und Texten darüber.<br />

Also mache ich mich auf den Weg zu den<br />

Tafeln. <strong>Kaum</strong> gehen die Fahrstuhltüren auf,<br />

erblicke ich an beiden Wänden des langen<br />

Ganges Tafeln, auf denen das Moabiter<br />

Krankenhaus zu sehen ist. Nun frage ich<br />

mich erneut, was <strong>hat</strong> denn das Krankenhaus<br />

wiederum mit dem Bürgeramt zu tun?<br />

So viel erfahre ich zuerst einmal zur Vorgeschichte<br />

des Krankenhauses: Im 19. Jahrhundert<br />

war diese Universitätsklinik ursprünglich<br />

ein Lazarett mit Seuchenstation.<br />

Das Krankenhaus entwickelte sich als eines<br />

der größten städtischen Krankenhäuser, das<br />

in einem Problemviertel lag. Hier wurden<br />

all die Kranken, Verletzten, Sterbenden<br />

oder Gebärenden rund um die Uhr von<br />

zahlreichen Ärzten und Pflegepersonal<br />

betreut. Sie arbeiteten rund um die Uhr<br />

so hart, dass dabei die wissenschaftliche<br />

Arbeit oft auf der Strecke blieb. Ärzte mit<br />

gutem Ruf gingen ein und aus, so auch<br />

Dr. Georg Klemperer, ein Arzt jüdischer<br />

Herkunft, der nach Moskau gerufen wurde,<br />

um eine Kugel aus Lenins Hals zu entfernen,<br />

dass ihn bei einem Attentat traf.<br />

Nicht nur gute Ärzte besaß dieses Krankenhaus,<br />

sondern auch eine vielfältige<br />

Ausstattung: Beratungen für Schwangere<br />

oder Fürsorgestellen für Alkoholiker oder<br />

Behinderte. Das soziale Engagement war<br />

das Grundprinzip für dieses Krankenhaus.<br />

Im Jahre 1933 begann die Zerstörung des<br />

sozialen Krankenhauses. Hitler war von nun<br />

an der Führer. In dem von den Nationalsozialisten<br />

als „rot & jüdisch“ bezeichneten<br />

25


26<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Krankenhaus arbeiteten 70 Prozent Ärzte<br />

mit jüdischer Herkunft und 10 Prozent<br />

Schwestern, Pfleger etc., die der KPD oder<br />

SPD angehörten. Sie alle wurden entlassen<br />

oder, wie die Nationalsozialisten es vorerst<br />

nannten, „beurlaubt“. Eine „Säuberung“ begann,<br />

Schritt für Schritt, damit es nicht zu<br />

offensichtlich wurde. Ihr Leben endete im<br />

Konzentrationslager, jedoch als Engel für<br />

Arme und Kranke, die sie gesund pflegten.<br />

Die Chef- und Oberärzte oder auch<br />

Assistenzärzte mit langjähriger Erfahrung<br />

wurden ersetzt durch NS-Ärzte,<br />

die jenen jedoch nicht das Wasser reichen<br />

konnten. Ein gutes Beispiel dafür ist der<br />

SS-Arzt Kurt Strauß, dem die Menschen,<br />

einer nach dem anderen, bei Operationen<br />

regelrecht wegstarben. Meiner Meinung<br />

nach könnte man ihn gleichstellen mit<br />

einem Fleischer. Oder würdet Ihr euch von<br />

einem Arzt anfassen lassen, der unter einer<br />

nur örtlichen Betäubung eure Bauchwand<br />

aufschneidet, mal hier und da etwas wegschneidet<br />

und dann euren Blinddarm an<br />

die Bauchwand näht, aber die Bauchwand<br />

nur mit Wattebällchen abtupft? So sieht er<br />

aus, der reinrassig deutsche Arzt. Der Ruf<br />

des Krankenhauses wird Stück für Stück<br />

zerstört, denn nicht nur Ärzte waren der<br />

Grund für die Menschen, nicht mehr dort<br />

hinzugehen, sondern auch Zwangssterilisation.<br />

Die Menschen, die für die Erbgesundheitsgerichte<br />

nicht dem Ideal des arischen<br />

Volkes entsprachen, standen auf der Liste.<br />

Doch trotz der brutalen Machtausübung<br />

der Nazis gab es Mitarbeiter, die<br />

Widerstand leisteten. Sie gründeten die<br />

Widerstandsgruppe namens Europäische<br />

— April 2011 —<br />

Union. Als Ärzte <strong>hat</strong>ten sie die Chance,<br />

Soldaten für wehruntauglich zu erklären,<br />

was verhinderte, dass sie in den Krieg<br />

ziehen mussten. Zudem unterstützen sie<br />

russische und französische Zwangsarbeiter,<br />

indem sie medizinische Beihilfe leisteten<br />

und Instrumente beschafften. Während<br />

des Krieges leitete Doktor Groscurth<br />

militärische Informationen der Nazis<br />

weiter an die Alliierten, die er von seinen<br />

Privatpatienten wie dem Staatssekretär des<br />

SS-Obergruppenführers erhalten <strong>hat</strong>te.<br />

Im Dezember 1943 wurde Groscurth mit<br />

seinen Mitgliedern zum Tode verurteilt mit<br />

der Begründung, dass sie Juden gemästet<br />

und unterstützt und sogar gefälschte Pässe<br />

besorgt hätten. Für die Nazis waren sie<br />

Verräter. Für die Menschheit heute sind<br />

sie Retter der Humanität. Im 2. Weltkrieg<br />

wurde dieses einst soziale Krankenhaus<br />

im Armenviertel von Bombenangriffen<br />

beschädigt, aber hier endete auch das<br />

Unheil der antihumanistischen Medizin.<br />

Die tragische Geschichte des Moabiter


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Krankenhauses stammt aus den Erinnerungen<br />

vieler beteiligter Ärzte, Pfleger,<br />

Schwestern, sogar Putzfrauen und Kantinenarbeiter,<br />

die teils tatenlos zusehen mussten,<br />

um ihr eigenes Leben zu retten, oder<br />

von Ärzten, die ihr Leben hergaben, um<br />

dem treu zu bleiben, was sie im Studium der<br />

Medizin und im Aufenthalt im Krankenhaus<br />

gelernt <strong>hat</strong>ten: Leben zu retten. Auf die<br />

Frage zurückzukommen, warum das Bürgeramt<br />

nun diese Bildergalerie beherbergt,<br />

bekam ich zu hören, dass das Gebäude in<br />

der NS-Zeit erbaut wurde und die Architektur<br />

in H-Form ist. Das, was Hitler für seinen<br />

Eigennutz erbaute, wird in heutiger Zeit<br />

als Gedenken und Dankbarkeit für all die<br />

Retter, die gegen den Nationalsozialismus<br />

kämpften, genutzt. Und ich bewundere<br />

diesen Widerstand, aus einem eigentlich<br />

ganz normalen Krankenhauses heraus.<br />

Es gibt Meinungen, die besagen, dass<br />

diese Geschichte nicht mehr aktuell sei<br />

und man verstanden hätte, was in der<br />

Vergangenheit passiert sei und jedes<br />

Land auch eine negative Vergangenheit<br />

besitze. Meine Meinung ist, dass es nicht<br />

nur wichtig ist, aus Fehlern zu lernen,<br />

sondern die Menschen in Erinnerung zu<br />

behalten, die unter diesem Terror gelitten<br />

haben, sei es Opfer oder Retter, sie alle<br />

haben es verdient, ein paar Gedanken an<br />

sie zu verschenken. Egal wie lang es her ist.<br />

Isil Ortaalan<br />

— April 2011 —<br />

Berlinale<br />

„HaDikduk HaPnimi“<br />

Dies ist eine Geschichte eines Jungen, der<br />

nicht erwachsen werden will und dem Betrachter<br />

einen Blick in seine Seele gewährt.<br />

Grelle Hitze und sandige Atmosphäre.<br />

„Warum musst du immer so anders<br />

sein?“, fragt Aarons bester Freund Gidon.<br />

Seine Gedanken passen plötzlich nicht<br />

mehr in die Vorstellungen der anderen.<br />

Der elfjährige Aaron Kleinfeld steht vor der<br />

größten Herausforderung seines Lebens: Er<br />

muss erwachsen werden. Allerdings sind<br />

seine Mutter, die mit einem unbarmherzigen<br />

und kalten Ton die Familie zu regieren<br />

versucht, und sein Vater, der sich kaum<br />

Mühe gibt, dem Jungen ein Vorbild zu sein<br />

und lieber stattdessen sich mit der Nachbarin<br />

beschäftigt, ihm keine bedeutende Hilfe.<br />

Immer mehr scheint Aaron sich in seiner<br />

Gedankenwelt zu verlieren. Trost findet er in<br />

27


28<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

der Wohnung der schönen Nachbarin Frau<br />

Blum, mit Gemälden, Büchern und Klaviermusik,<br />

bis ihn sein Vater dort vertreibt.<br />

Der Film „HaDikduk HaPnimi – Der<br />

Kindheitserfinder“ des israelischen Regisseurs<br />

Nil Bergmann ist ein Porträt einer<br />

Generation. Eine Generation, die durch<br />

Eltern gezeichnet ist, die direkt vom<br />

Holocaust betroffen waren und durch die<br />

sich anbahnenden Unruhen im gelobten<br />

Land in den frühen sechziger Jahren.<br />

Neben der eigentlichen Geschichte<br />

gibt es viele kleine Nebengeschichten,<br />

wie die der Schwester Aarons. Zudem<br />

überzeugt Roee Elsberg mit seiner<br />

Darstellung des Protagonisten: Der gedankenverlorene<br />

Blick des 13-Jährigen<br />

versetzt den bereits erwachsenen Betrachter<br />

in die eigene frühe Jugend zurück.<br />

Nicht zu vergessen ist der feine,<br />

aber spritzige Humor und die langen<br />

Bilder, die es erlauben, den Film zu genießen<br />

und auf sich wirken zu lassen.<br />

Katrin Busch und Lena Collmann<br />

Ein Film über philippinische<br />

Straßenkinder<br />

Der Film „Sampaguita, National Flower“<br />

ist ein Dokumentarfilm und wurde 2010<br />

vom Regisseur Francis Xavier E. Pasion auf<br />

den Philippinen gedreht. Er handelt von<br />

verschiedensten Schicksalen von armen<br />

und teilweise elternlosen Kindern, welche<br />

— April 2011 —<br />

einen ganzen Tag und eine Nacht lang<br />

von einem Kamerateam begleitet werden,<br />

wie sie die Blume Sampaguita pflücken<br />

und versuchen, diese als Geflecht auf der<br />

Straße zu verkaufen, damit sie sich und<br />

ihren Familien und Freunden etwas zum<br />

Essen kaufen zu können. Zwischendurch<br />

werden Interviews von jedem einzelnen<br />

Kind eingeblendet. Ziel des Filmes ist<br />

es, auf die verschiedenen Schicksaale<br />

der Kinder aufmerksam zu machen und<br />

deren täglichen Kampf um für unsere<br />

Verhältnisse selbstverständliche Dinge<br />

wie Nahrung deutlich werden zu lassen.<br />

Den ganzen Film über ist auffällig,<br />

dass die Kameraführung sehr dokumentarisch,<br />

also schnell und ruckartig<br />

ist und die meist sehr langen Sequenzen<br />

selten mit Filmmusik untermalt wurden.<br />

Die Kameraeinstellungen sind größtenteils<br />

Total, Halbtotal und während des<br />

Interviews Nah bzw. Halbnah gehalten.<br />

Meiner Meinung nach ist der Film sehr<br />

gut gelungen, da er ungeschönt und realistisch<br />

das Leben der Kinder wiedergibt<br />

und das Publikum über ihren schweren<br />

und nicht kindgerechten Alltag auf der<br />

Straße aufklärt. Ich war sehr berührt und<br />

teilweise den Tränen nahe, als die Kinder<br />

im Interview über ihre Zukunftswünsche<br />

und ihre Ängste gesprochen haben. Allerdings<br />

finde ich eine Altersempfehlung<br />

von 8 Jahren für eine solche Art von<br />

ernstzunehmenden und aufklärenden Film<br />

nicht vorteilhaft, sondern würde diesen<br />

erst für Kinder ab Oberstufenalter (11-12<br />

Jahren) vorschlagen, da Jüngere häufig noch<br />

nicht die nötige Ernsthaftigkeit besitzen.<br />

Nicole Pirch


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

„Street Kids United“<br />

Im Sommer des vergangen Jahres fand<br />

in Südafrika zum ersten Mal die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft der Straßenkinder statt.<br />

Wie kann man Straßenkindern wieder<br />

neue Hoffnung geben? Tim Pritchard zeigt<br />

in seinem Dokumentarfilm „Street Kids<br />

United“, dass auch diese Kinder ihr Leben<br />

verändern und neue Hoffnung schöpfen<br />

können. Der britische Film handelt von<br />

fußballbegeisterten Straßenkindern aus<br />

Südafrika, um die sich Sozialarbeiter bemühen,<br />

um sie von der Straße wegzuholen, sie<br />

zu ihren Eltern zurückbringen oder ihnen<br />

die Möglichkeit eröffnen, eine Schule zu<br />

besuchen. Sie bekommen ihre Chance, als<br />

sie ihr Land beim Street-Children-World<br />

Cup repräsentieren dürfen. Der Fußball<br />

soll den Kindern neue Hoffnung im Leben<br />

geben. Wird es der Sport schaffen, das Leben<br />

dieser Kinder aus Afrika zu verändern?<br />

„Street Kids United“ ist ein sehr<br />

emotionaler Film, mit viel mitreißender<br />

Musik und bunten, farbigen Bildern. Mit<br />

schönen, - wie auch unschönen Momenten.<br />

Der Zuschauer fiebert den ganzen Film<br />

— April 2011 —<br />

mit den Kinder mit, ob sie es schaffen<br />

werden, der Straße zu entkommen.<br />

Tim Pritchard gelingt mit dem Film eine<br />

sehr spannende Dokumentation, und das<br />

über den ganzen Film hinweg. Er zeigt,<br />

dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern.<br />

Dass am Ende der Erfolg stehen kann, aber<br />

eben auch nicht. Durch die tolle Arbeit<br />

der Betreuer im Team wird den Kindern<br />

die Möglichkeit gegeben, nach vorne zu<br />

schauen und die Vergangenheit zu verarbeiten.<br />

Der Film wird nicht nur speziell<br />

Fußball-Fans begeistern, sondern alle, die<br />

an die Chance für arme Kinder in aller<br />

Welt auf ein besseres Leben glauben wollen.<br />

( Street Kids United, ab 9 Jahren,<br />

Großbrit., Südamerika 2010, 75 min)<br />

Sebastian Mientus<br />

w<br />

„Tomboy“ -<br />

Ein französischer Film, der von der Identitätssuche<br />

eines jungen Mädchens handelt,<br />

beginnt mit dem Umzug einer kleinen Familie:<br />

Mutter, Vater und zwei Töchtern. Die<br />

29


30<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Hauptperson ist die ältere Tochter Laure.<br />

Sie gibt sich als Michael bei den Kindern in<br />

der Nachbarschaft aus. Es stellt sich schnell<br />

heraus, dass das nicht nur ein kindliches<br />

Spiel mit der eigenen Identität ist, sondern<br />

wahres Empfinden dieses Mädchens, da sie<br />

sich in ein Mädchen namens Lisa verliebt<br />

und mit ihr den ersten Kuss austauscht.<br />

Laures kleine Schwester bemerkt jedoch<br />

den Schwindel. Doch sie stärkt Laure den<br />

Rücken und wahrt damit ihre vorgebliche<br />

männliche Identität. Eine Szene macht<br />

besonders deutlich, dass es sich nicht<br />

nur um ein Spiel handelt, sondern es ihr<br />

ein dringliches Bedürfnis ist, dem anderen<br />

Geschlecht anzugehören. Denn bevor sie<br />

mit den anderen Kindern zum Schwimmen<br />

geht, formt sie sich aus Knete einen Penis,<br />

— April 2011 —<br />

den sie sich in die Badehose steckt, damit<br />

die Tarnung gewahrt bleibt. Aber irgendwann<br />

fliegt die Lüge doch auf, nämlich als<br />

die Mutter von dem Schwindel erfährt. Sie<br />

zwingt Laure, sich ein Kleid anzuziehen<br />

und den anderen Kindern in der Nachbarschaft<br />

die Wahrheit zu sagen. Die Kinder<br />

reagieren verständnislos und mit Spott.<br />

Durch die häufigen Nahaufnahmen kann<br />

der Zuschauer die tiefe Traurigkeit des Mädchens<br />

spüren. Mir widerspricht es sogar,<br />

über sie als Mädchen zu schreiben, da der<br />

Film von Seline Sciamma unglaublich gut<br />

zeigt, dass es keine Rolle spielt, mit welchem<br />

Geschlecht man auf die Welt gekommen<br />

ist, sondern nur, welchen Weg man für sich<br />

selber einschlägt. Die verbundenen Schwierigkeiten<br />

mit der Transsexualität werden<br />

gut dargestellt und man kann nur hoffen,<br />

dass die Menschen sich dem Thema gegenüber<br />

öffnen und die betroffenen Personen<br />

tolerieren, akzeptieren und respektieren.<br />

Das Faszinierende an dem Film ist,<br />

dass er die ganze Zeit mit so viel Humor<br />

erzählt wird, dass man dabei viel lachen<br />

muss, wobei zu sagen ist, man lacht aus<br />

Verbundenheit zu den Charakteren, nie<br />

über sie. Ich fand es sehr beeindruckend,<br />

dass der Wunsch Laures nie in Frage gestellt<br />

oder bewertet wurde, sondern einfach ein<br />

junges Mädchen gezeigt wird, welches sich<br />

selbst noch nicht sicher ist, was oder gar wer<br />

es ist. Ich kann den Film nur empfehlen!<br />

Jasmin Siebert, <strong>Anna</strong> Hauser


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

— April 2011 —<br />

31


32<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Tag der offenen<br />

Tür<br />

Wie war es damals, als ich<br />

zum ersten Mal die <strong>Anna</strong>-<br />

<strong>Freud</strong>-Schule besuchte?<br />

Ich erhielt einen Brief, in dem ich zum<br />

Tag der offenen Tür eingeladen wurde. Ich<br />

solle mir doch einfach mal die Schule, das<br />

Umfeld und die Angebote angucken und<br />

mich noch einmal persönlich vorstellen.<br />

Als ich ankam, war ich überrascht von der<br />

Größe der Schule, den vielen Menschen, der<br />

Hektik, und mir fielen gleichzeitig sämtliche<br />

Szenen aus „Türkisch für Anfänger“ ein.<br />

Meine Mutter stürmte sofort los, um sämtliches<br />

Infomaterial, das sie kriegen konnte,<br />

in ihre Tasche zu stopfen und zog mich hinter<br />

sich her. Schließlich erreichten wir die<br />

Etage, in der man sich persönlich vorstellen<br />

konnte. Ich bekam eine Nummer in die<br />

Hand gedrückt und dann hieß es warten,<br />

— April 2011 —<br />

lange warten. Doch diese Zeit überbrückte<br />

ich mit den zahlreichen Infoheften und<br />

meiner Mutter, die immer fragte: „Und?“<br />

„Nichts und ...klingt nett“, antwortete ich.<br />

Dann war ich endlich an der Reihe, war<br />

aufgeregt und Herr Nowicki, wie ich jetzt<br />

weiß, bat mich herein und redete kurz mit<br />

mir, bis er mir dann verkündete: „Herzlich<br />

willkommen an der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule,<br />

alles Weitere bekommen Sie zugeschickt“.<br />

Dies machte meine Mutter nur noch aufgeregter<br />

und führte dazu, dass sie mich in<br />

den Fachraum für Psychologie zerrte, wo<br />

ich dann alles fragen sollte, was ich schon<br />

immer wissen wollte. Doch in dem Moment<br />

fiel mir einfach nichts ein. Das einzige, was<br />

in meinem Kopf vorging, war, dass soeben<br />

alles, was ich mir erhofft <strong>hat</strong>te, in Erfüllung<br />

gegangen war und ich nach Berlin ziehen<br />

konnte und auf diese Schule gehen würde.<br />

Meine Mutter war enttäuscht, dass<br />

ich nicht hunderte von Fragen an die<br />

Lehrer und Schüler <strong>hat</strong>te und fragte die<br />

gesamte Fahrt nach Hause „und?“, „nichts<br />

und ist doch alles gut“ antwortete ich. Ich<br />

musste immer noch darüber nachdenken,<br />

dass sich jetzt alles ändern würde.<br />

Die Sommerferien kamen schnell, ich<br />

verabschiedete mich von meinen Freunden<br />

und packte meine Sachen, damit wir alles<br />

nach Berlin in die neue, eigene Wohnung<br />

bringen konnten. Und plötzlich war ich mir<br />

gar nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung<br />

war, zu Hause alles aufzugeben.<br />

Dann kam der letzte Ferientag und meine<br />

Mutter guckte mich an und fragte alle 5 Minuten:<br />

„und?“, „nichts und...wird schon alles<br />

werden“ sagte ich und verabschiedete sie.<br />

Am 1. Schultag fühlte ich mich dann wie


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

in „Türkisch für Anfänger“. Ich kam mir<br />

vor wie Lena, die ganz alleine, umgeben<br />

von fremden Leuten vor dem Eingang der<br />

Schule stand und so gar keine Lust mehr<br />

<strong>hat</strong>te, dort die nächsten Jahre zu verbringen.<br />

Doch jetzt ist alles anders, jetzt könnte<br />

ich mir ein Leben in Mecklenburg,<br />

zu Hause bei meinen Eltern und ohne<br />

Berlin, nicht mehr vorstellen, auch<br />

wenn es hier manchmal nicht leicht ist.<br />

Frauke Schmidt<br />

Kunst-LK<br />

Wem setzte ich<br />

ein Denkmal?<br />

Der Leistungskurs Kunst<br />

vor einer schwierigen Augabe:<br />

Ein Denkmal setzen! Ist er es wert?<br />

Hat er es verdient? Woher weiß ich, ob<br />

er „dafür geeignet“ ist? Was <strong>hat</strong> er getan,<br />

um geehrt zu werden? Bei wem reicht es<br />

nicht? Wer entscheidet das? Wer ist von<br />

Ehrung ausgeschlossen? Wie soll solch<br />

ein Denkmal aussehen? Was passt? Was<br />

passt nicht? Wie setze ich meine Ideen<br />

um? Ist das verständlich? Und dann die<br />

Frage: Findet das auch mein Lehrer gut?<br />

— April 2011 —<br />

Wie kann ich das am besten bauen? Funktioniert<br />

es? Wie wirkt das? Wie sieht es<br />

aus? Ist es mir gelungen? Ehre ich so die<br />

Person? Wird das Denkmal ihr gerecht?<br />

Wo könnte es stehen? Da? Oder doch dort?<br />

Fertig!<br />

Der Kunst-Leistungskurs wurde wieder<br />

einmal vor eine schwierige Aufgabe gestellt.<br />

Der Auftrag lautete, ein Denkmal zu „basteln“.<br />

„Sucht euch einen Ort, an dem ihr<br />

euer Denkmal platzieren würdet“. Das war<br />

der zweite Schritt. Und mit dieser Aufgabe<br />

begannen auch die Probleme und Schwierigkeiten.<br />

Sich zu überlegen wem man ein<br />

Denkmal widmen kann und wie es gestaltet<br />

werden soll, war nicht gerade einfach und<br />

brauchte viel Geduld und Nachdenkzeit.<br />

Doch am Ende <strong>hat</strong> sich der ganze<br />

Aufwand doch gelohnt, denn viele<br />

kreative Ideen kamen zusammen<br />

und es entstanden tolle Denkmäler,<br />

wie ihr den Fotos entnehmen könnt.<br />

Marie-Theres Werner<br />

33


34<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Der Countdown<br />

läuft!!!<br />

Das Ende der Schulzeit<br />

rückt immer näher.<br />

Der Druck wird immer größer. Die<br />

letzten wichtigen Klausuren nahen und<br />

die 5.PK steht auch bald vor der Tür.<br />

Dafür haben wir jetzt endlich mal wieder<br />

sonniges Wetter, wobei wir dieses ja<br />

auch nicht wirklich genießen können. Die<br />

Vorbereitungen, das Lernen, uns fragen,<br />

was kommt nach der Schule, und dann<br />

noch ein wenig von der Freizeit nutzen,<br />

die wir haben, bis es richtig losgeht.<br />

Kennt Ihr das auch? Wenn ich ehrlich<br />

bin, habe ich tierische Angst, dem Druck<br />

nicht standhalten zu können. Es kommt<br />

alles plötzlich so schnell auf mich zu. Ich<br />

weiß manchmal echt nicht mehr, wo oben<br />

und unten ist. Dann die Denkblockaden,<br />

die ich während der Hausaufgaben habe<br />

oder wenn ich vor einer Klausur sitze und<br />

die Aufgabe gar nicht mal so schwer ist,<br />

ich aber keine Ahnung habe, wie ich den<br />

Anfang formulieren soll. Es ist einfach<br />

alles so belastend, alles unter einen Hut<br />

zu bekommen. Aber wenigstens habe ich<br />

dann nach dem ganzen Stress mit den Abi-<br />

Klausuren jede Menge Zeit, mich auf meine<br />

Freunde, meine Freizeit und meine Hobbys<br />

zu konzentrieren. Am meisten freue ich<br />

mich aber auf meine letzten Sommerferien.<br />

Ich habe so viel geplant und würde am<br />

— April 2011 —<br />

liebsten gleich loslegen. Aber das muss noch<br />

warten. Lernen steht jetzt an erster Stelle.<br />

Es gibt so viele Möglichkeiten, was<br />

man nach dem Abi machen könnte. Fange<br />

ich nun eine Ausbildung an, möchte ich<br />

studieren, gehe ich zur Bundeswehr oder<br />

mache ich sogar eine Auslandsreise. So<br />

ein bisschen Freizeit in einem anderen<br />

Land, wo man sogar seine Fremdsprache<br />

ein wenig verbessern könnte, würde mich<br />

schon reizen. Dann stellt sich mir aber<br />

wieder die Frage, welches Land und wer<br />

bezahlt den ganzen Spaß? Eine Ausbildung<br />

hätte für mich auch einige Vorteile. Sein<br />

eigenes Geld verdienen, bald das Elternhaus<br />

verlassen, jedoch fängt das ganze Lernen<br />

wieder von vorne an. Ein wenig Ruhe und<br />

Entspannung nach dem ganzen Schulstress<br />

sollte man sich dann doch schon gönnen.<br />

Also, was sagt ihr? Ihr habt also auch<br />

noch keine Vorstellung, was Ihr machen<br />

möchtet? Dann stehe ich wenigstens nicht<br />

alleine da. Das Gefühl, nicht zu wissen,<br />

was danach kommt, finde ich schrecklich.<br />

Normalerweise bin ich einer von den<br />

spontaneren Menschen, allerdings, wenn<br />

es um die Zukunft geht. denke ich mir,<br />

sollte man nichts dem Zufall überlassen.<br />

Natalie Pohl


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Topthema<br />

Glück<br />

-verschiedene Blickwinkel-<br />

— April 2011 —<br />

35


36<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Freisein bedeutet<br />

Glücklichsein<br />

Freisein –<br />

bedeutet Glücklichsein,<br />

frei von negativen Gedanken wie<br />

Eifersucht, Neid und Hass,<br />

frei von Schmerzen, Zwängen<br />

und Ballast,<br />

frei von Unsicherheit und Ängsten,<br />

frei von Krankheit und körperlichen<br />

Grenzen,<br />

frei von Schüchternheit und Scham,<br />

frei davon, Entscheidungen zu treffen,<br />

um die Person zu sein, die<br />

man sein möchte,<br />

und nicht die, die man ist.<br />

Rafael Luntadila<br />

— April 2011 —<br />

Wenn Glück Schicksal ist<br />

23.12.2010. Wir und unsere Reisegruppe<br />

befinden uns auf dem Weg nach Zagora,<br />

dort, wo für die marokkanischen Menschen<br />

sprichwörtlich das Ende der Welt<br />

ist, weil dort die befestigten Straßen aufhören<br />

und die Wüste und Einöde beginnt.<br />

Ich lehne meinen Kopf an die Scheibe des<br />

Busses, ziehe meine Beine an mich heran<br />

und stelle den IPod auf volle Lautstärke.<br />

Ich werde müde bei dem Gedanken daran,<br />

dass noch 3 Stunden Busfahrt vor uns<br />

liegen und versinke in einen Halbschlaf.<br />

Kurz bevor ich endgültig einschlafe,<br />

bremste der Bus plötzlich und ich bin sofort<br />

wieder hellwach, starre erschrocken auf<br />

meinen blutenden Fuß. Durch den Aufprall<br />

bin ich von meinem Sitz geschleudert<br />

worden. Ich sehe mich um, und noch ehe<br />

ich begreifen kann, was geschehen ist,<br />

bricht Hektik unter den Reisenden aus.<br />

Unser Busfahrer und der Reiseleiter sind<br />

bereits schon auf der Straße, hinter uns


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

bildet sich ein Stau, Einheimische kommen<br />

angelaufen und die Touristen suchen<br />

ihre Habseligkeiten im Bus zusammen<br />

oder pressen ihr Gesicht neugierig gegen<br />

eine der Scheiben, um die Ursache<br />

der abrupten Vollbremsung zu erfahren.<br />

Draußen bietet sich ein seltsames Bild.<br />

Der Fahrer des Busses ist in eine heftige<br />

Diskussion verwickelt und die Männer<br />

bekreuzigen sich und beten zu Allah,<br />

während die Kinder, die sich um den Bus<br />

versammelt haben, weggescheucht werden.<br />

Immer noch weiß niemand, was geschehen<br />

ist, doch ich kann erkennen, wie um etwas<br />

Lebloses, am Boden Liegendes, eine weiße<br />

Silhouette aus Kreide gezogen wird. Nicht<br />

die geringste Panik oder auch nur der Versuch,<br />

etwas an der Situation zu ändern,<br />

zeichnet sich ab. Das Leblose, das dort am<br />

Boden liegt, ist nicht, wie zuerst vermutet,<br />

ein Tier, sondern ein kleiner Junge. Er liegt<br />

reglos da und nachdem man ihn zuerst<br />

geschüttelt <strong>hat</strong>te, beten nun alle nur noch.<br />

Zum Glück befindet sich unter den<br />

Reisenden eine Krankenschwester, die<br />

— April 2011 —<br />

nach einer kurzen Diskussion mit dem<br />

Reiseleiter Hilfe leisten darf, was bisher<br />

niemand getan <strong>hat</strong>te. Stattdessen betrachten<br />

die Einheimischen sie skeptisch und<br />

unternehmen immer noch nichts, um dem<br />

Jungen zu helfen. Die Ambulanz und die<br />

Polizei werden gerufen und jemand wird<br />

losgeschickt, um die Eltern zu holen.<br />

Dann öffnet der Junge endlich wieder<br />

die Augen. Später stellt sich heraus, dass er<br />

lediglich eine Platzwunde am Hinterkopf<br />

und eine leichte Gehirnerschütterung<br />

<strong>hat</strong>. Die Familie des Kindes und die Einheimischen<br />

glaubten nicht an Glück, sie<br />

bedanken sich auch nicht bei der Krankenschwester,<br />

die diesem Jungen das<br />

Leben rettete, denn ohne ihre Hilfe wäre<br />

dieser an seinen Verletzungen verblutet.<br />

Für uns Touristen war es ein Glück, dass<br />

sie da war, und seltsam, dass die Bewohner<br />

des kleinen Dorfes nichts zur Rettung des<br />

kleinen Jungen unternahmen. Doch für diese<br />

war das Ganze Schicksal. Man sagte uns,<br />

dass, wenn Allah gewollt hätte, dass der<br />

Junge stirbt, die Krankenschwester nicht<br />

mit uns gereist und das Ganze sein Schicksal<br />

gewesen wäre. Die Rettung des Jungen<br />

<strong>hat</strong>te für sie nichts mit Glück zu tun, sondern<br />

mit Glauben. Von sich aus hätten sie<br />

nichts unternommen, denn so will es Allah.<br />

Dieses Ereignis werde ich nie vergessen,<br />

denn dass eine Kultur, die westlich orientiert<br />

ist, so modern sein will und ein kleines<br />

bisschen wie Europa scheint, ein Kind einfach<br />

so sterben lassen würde, weil es seine<br />

Bestimmung sei, ist für mich unbegreiflich.<br />

Frauke Schmidt<br />

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38<br />

Glück bei Nacht<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Puro - Spaß ist, was<br />

man draus macht<br />

Ein Mädchen zupft sich nach jedem<br />

Powackeln auf der Tanzfläche ihren viel<br />

zu kurzen Rock zurecht, damit der Mann,<br />

mit dem sie später nach Hause geht, nicht<br />

schon vorher alles sieht. Ein Mann, der das<br />

Durchschnittsalter dieser Lokalität erheblich<br />

hebt, fragt an der Bar nach dem besten<br />

Champagner – der Preis ist ihm egal. Zwei<br />

Frauen, die kein Geld dabei haben, da sie<br />

schon vorher wussten, dass sie nicht lange<br />

alleine bleiben werden, folgen seinem einladenden<br />

Nicken und der 9l Champagnerflasche<br />

in den VIP-Bereich: eine ganz normale<br />

Samstagnacht in der Puro Sky Lounge.<br />

Wenn man Geld <strong>hat</strong>, scheint man hier<br />

sehr viel Spaß haben zu können. Ist man<br />

— April 2011 —<br />

jedoch, wenn auch nur vorübergehend<br />

alleine und fällt nicht in das Beuteschema<br />

der Gönner, gestaltet sich das Spaßhaben<br />

etwas schwieriger. Die Demütigung beginnt<br />

schon in der Warteschlange. Während ich<br />

mir die Beine in den Bauch stehe und vor<br />

Kälte von einem Bein aufs andere springe,<br />

gehen wichtige und noch wichtigere<br />

Gruppen mit einem kurzen Grußwort<br />

an den Türsteher rechts an mir vorbei zu<br />

den VIP-Eingängen. „Schön, dass ihr da<br />

seid“, sagt dieser und keiner von denen<br />

muss für den Eintritt zahlen. Als ich dann<br />

endlich meine 10 Euro losgeworden bin,<br />

freut sich jedoch niemand, nicht einmal<br />

der Türsteher, dass ich da bin. Egal.<br />

Jetzt geht es erstmal mit zehn Fremden<br />

und einem „Aufpasser“ mit dem Fahrstuhl<br />

in den 20. Stock. Hoffentlich finde ich<br />

hier meine Freundin. Ihr Handy <strong>hat</strong> sie<br />

ja anscheinend nicht gehört. Als ich den<br />

ersten Fuß in den Club setzte, weiß ich<br />

auch, warum. Die Lautsprecher schreien<br />

mich mit einem Namen einer berühmten


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

US-Schauspielerin an: Barbara Streisand!<br />

Und die Menge auf der Tanzfläche beginnt<br />

zu kreischen. Das ist das dümmste<br />

Lied, das ich je gehört habe, denke ich.<br />

Und wo ist überhaupt meine Freundin?<br />

Erstmal an die Bar. Ich frage nach dem<br />

Preis für ein Glas Sekt. Schock. Ich entscheide<br />

mich spontan erst einmal nichts zu trinken.<br />

Hier geht die Demütigung weiter. Der<br />

Kellner tippt mich an und gibt mir mitleidig<br />

ein Glas Leitungswasser – mit Strohhalm,<br />

damit bloß niemand denkt, ich könnte mir<br />

kein Getränk leisten. <strong>Anna</strong>, wo bist Du?<br />

Erst jetzt fällt mir die atemberaubende<br />

Aussicht auf. Mein Blick schweift über den<br />

weihnachtlich beschmückten Kurfürstendamm.<br />

Die wenigen Menschen, die dort<br />

laufen, kommen mir wie Ameisen vor.<br />

Ich beobachte die anderen Gäste und jetzt<br />

habe ich den leichten Verdacht, dass ich<br />

womöglich zu wenig getrunken habe. Ganz<br />

sicher bin ich mir erst, als <strong>Anna</strong> auf mich<br />

zutorkelt. Sie <strong>hat</strong> ihren Gönner gefunden:<br />

einen neureichen 45-jährigen Schnösel mit<br />

Gucci Schuhen und Louis Vuitton Schal.<br />

Mein Fazit dieses Abends ist: Bis auf<br />

die wunderschöne Aussicht gibt es für<br />

Männer, die Normalverdiener sind, und<br />

für Frauen, die unabhängig sein wollen,<br />

keinen Grund das Puro zu besuchen.<br />

Von den Preisen und der gewöhnungsbedürftigen<br />

Musik einmal ganz abgesehen.<br />

Isabel Kreutziger<br />

— April 2011 —<br />

Sternenzeit<br />

Samstagabend. Ich war feiern mit meinen<br />

Freunden. Wir <strong>hat</strong>ten auch eine Menge<br />

Spaß. Alles war gut. Doch dann sah ich<br />

diese Person. Klar, gibt schon ne Menge<br />

gut aussehender Leute auf Partys. Aber<br />

diese eine Person <strong>hat</strong>te etwas Besonderes.<br />

Ich ließ mir erstmal nichts anmerken.<br />

Ab und zu Blickkontakt, mehr nicht.<br />

Meine Freunde merkten schon, dass<br />

ich diese eine Person öfters angesah.<br />

Man schubste mich zu ihr. Da stand ich<br />

nun und dachte mir bloß: “Los, sprich<br />

mich an!“. Ich setzte mein schönstes<br />

Lächeln auf. Doch die Person drehte<br />

sich einfach um und verschwand.<br />

Ich ging aus dem Club. Wollte nur allein<br />

sein. Die Nacht war angenehm frisch und<br />

nach der lauten Musik tat die Stille jetzt<br />

richtig gut. Auf U-Bahn oder Bus <strong>hat</strong>te ich<br />

keine Lust mehr. Wollte einfach nur laufen,<br />

nachdenken. Vielleicht auch gar nichts denken.<br />

Der Beat steckte noch in meinem Körper.<br />

Müdigkeit und Erschöpfung breiteten<br />

sich aus. Ein Stückchen Sonne machte sich<br />

am Horizont bemerkbar und schenkte der<br />

schwarzen Nacht einen hellblauen Horizont.<br />

Das Datum <strong>hat</strong>te sich geändert. Für mich<br />

war es aber immer noch Samstagabend. Ein<br />

bescheuerter Samstagabend. Doch in der<br />

Nacht lässt es sich gut weinen. Niemand<br />

fragt, wie es dir geht, oder warum man weint.<br />

Niemand bekommt etwas mit. Die schönste<br />

Zeit im Jahr ist doch die Sternenzeit.<br />

Jano Fritz<br />

39


40<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Monolog am Bahnhof<br />

Ein fiktiver Abschiedsbrief<br />

Ich bin ein junges Mädchen, noch grün<br />

um die Nase, Mr. Ganby. Sie wussten das<br />

von Anfang an. Glauben Sie, ich würde aus<br />

der Nähe vollkommen wirken? Und nun,<br />

Mr. Ganby, wollen Sie mir Avancen machen.<br />

Sie sind mir ja einer, können ja selbst<br />

Gefühle nicht in Worte fassen und dann<br />

sind Sie fort, Mr. Ganby, und ich lebe von<br />

der Tinte auf dem Papier. Sie versprechen<br />

mir Sicherheit mit jeder Ihrer Berührungen<br />

und erwarten doch, dass ich Ihnen<br />

die Freiheit lasse, sich zu entscheiden?<br />

Sie, Ganby, sind doch nur verängstigt.<br />

Sie sind nicht anders als Ihr Geschlecht.<br />

Träume sind Ihnen nichts, dagegen hält Sie<br />

die Angst, eine feste Beziehung einzugehen,<br />

fest im Griff. Ein Topf wird niemals ohne<br />

Hilfe den passenden Deckel finden. Sie<br />

glauben an die zwei Seiten einer Medaille,<br />

zumindest in der Beziehung. Ihre Lebensfreude<br />

und Wollust ist nicht zweiseitig?<br />

Die Zweisamkeit ist es wert, geopfert zu<br />

werden, gegen das Bestreben, sich allen<br />

Möglichkeiten offen zu wissen? Ganby,<br />

wenn sie abends Ihr Licht auslöschen, wie<br />

kann Sie der Gedanke, dass eine Frau mit<br />

all ihren Reizen nur an Sie denk, nicht fesseln?<br />

Wie können Sie nur in der Gegenwart<br />

leben? Ist denn ein warmes Bett ohne feste<br />

Bindung auf Dauer nicht so gut wie ein<br />

— April 2011 —<br />

kaltes Bett und ein kaltes Bett mit warmen<br />

Gedanken fast so gut wie das warme Bett?<br />

Oh John, Sie geben mir keine Chance.<br />

In Angst lebend, bin ich gelähmt und Ihre<br />

Forderung erfülle ich in der Furcht, Ihnen<br />

durch das Erfüllen nicht gerecht zu werden.<br />

John, wir leben in keinem aufgeklärten<br />

Zeitalter, wie könnten wir das auch, wenn<br />

die Liebe unsere Ansichten verklärt, so die<br />

meine wie die Ihre. Wahrlich, der Gutmütigste<br />

sind Sie nicht. Hab’ ich doch mehr<br />

Geduld mit Ihnen, Gott weiß, wie ich Ihre<br />

arroganten Gesten positiv wahrnehme.<br />

Zeigen sie Toleranz, doch muss ich mich<br />

für jeden Schritt aus der Reihe schämen?<br />

Liebster, wenn Ihre Lippen sich nur<br />

mir widmen und ihre Worte einen<br />

schönen Moment festhalten oder auch<br />

nur untermauern, gehöre ich vollkommen<br />

Ihnen, wie unwohl mir dabei auch<br />

sei. Stück für Stück verliere ich meine<br />

Vernunft und Sie jonglieren mit ihr.<br />

Bitte, lieber John, lass’ die Bälle nicht


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

fallen. Mein offenes Wesen würde durch<br />

Barrikade verstellt. Doch geh den Schritt,<br />

wenn Du musst. Ich bin stark genug,<br />

auf eigenen Beinen zu stehen und werde<br />

trotz meiner Verbundenheit zu Dir weitergehen,<br />

bis ich sie überwunden habe,<br />

auf dem ständigen wiederkehrenden<br />

Karussell. John seit Tagen ist mir übel.<br />

Immer wieder nimmt es mir das<br />

Bewusstsein, und in den Sekunden der<br />

Schwärze, in denen alles so fremd erscheint,<br />

Liebster, glaube ich, die einzigen Momente<br />

zu finden, in denen ich nicht zweifle. Ich<br />

weiß, Du bist ein Mensch der Tat, und dies<br />

durch und durch. Ade Liebster, es sagt sich<br />

so schön, und doch foltere mich nicht.<br />

Name der Reaktion bekannt<br />

So denke ich mir das Glück<br />

Das Meerwasser umschließt sanft meine<br />

Knöchel. Ich spüre, wie meine Zehen im kühlenden<br />

Sand versinken. Er hält meine Hand.<br />

Bald ist es so weit.<br />

Ich schaue hoch in den strahlend<br />

blauen Himmel, blinzele mit den Augen.<br />

Nach all den Jahren der Verzweiflung,<br />

der Zerrissenheit, der inneren<br />

Unruhe und Leere ist es endlich so weit.<br />

Ich atme ein, nehme die salzige Meeresluft<br />

in mir auf und spüre, dass auch er den<br />

Moment genießt. Sanft streichelt er mir mit<br />

dem Daumen über meinen Handrücken.<br />

— April 2011 —<br />

Ich bin dankbar dafür, dass er bei<br />

mir ist. Dass er zu mir hielt, die<br />

Rückschläge stets auf sich nahm. Sein<br />

Wunsch war größer als der meine.<br />

Ich bin von Glück erfüllt, gerührt vom<br />

Augenblick. Mein großer, kugelrunder<br />

Bauch, gewärmt vom Sonnenlicht,<br />

schlägt einen Sc<strong>hat</strong>ten auf den Sand.<br />

Jasmin Lohmann<br />

41


42<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Ode an die Liebe<br />

Hey, Du kleine Pummelfee,<br />

was soll sie machen, ihr Herz tut weh!<br />

Sie weiß einfach nicht mehr weiter,<br />

denkt, sie wird nie wieder heiter.<br />

Das war alles nur ein Spiel,<br />

er machte das, was ihm gefiel.<br />

Schon bald kamen die Intrigen raus,<br />

und er folg aus ihrem Haus.<br />

Das arme Mädchen weiß nicht weiter,<br />

vor Kummer wird sie immer breiter.<br />

Ihr bester Freund war nun<br />

die Schokolade,<br />

ab und zu auch Marmelade.<br />

Schoko Bongs sind klein und rund,<br />

mit einem Haps in ihrem Mund.<br />

So ging das ein Weilchen lang<br />

und sie verspürte einen Drang.<br />

Dieser war geleitet von ihren Trieben,<br />

denn wie wollte doch nur lieben.<br />

So macht sie sich schnell auf en Weg,<br />

er führt sie zu einem Steg.<br />

Dort stand ein junger Mann<br />

mit Schoko Bongs, die man essen kann.<br />

Sie fand die Schokolade<br />

ziemlich schnaffte,<br />

ihr war egal, wer da so gaffte.<br />

Sie liebten sich ein Leben lang,<br />

mit Glück, Liebe und Schokoladendrang.<br />

Nevzeta Music, Xenia Greber<br />

— April 2011 —<br />

Woran wir unser<br />

Glück festmachen<br />

Innerhalb der letzten Monate entwickelte<br />

sich unser Beziehungsstatus<br />

von „glücklich vergeben“ zu „mehr<br />

oder weniger unglücklich Single“.<br />

Man sagt immer, dass Freundschaft wichtiger<br />

sei als eine Beziehung, doch letztendlich<br />

machen wir unser Glück immer an Beziehungen<br />

fest. Single hieß „unglücklich“ und<br />

„vergeben“ bedeutete automatisch glücklich.<br />

Der Freund, der nun der Ex-Freund<br />

ist, wird automatisch zu unserem neuen<br />

Feind Nummer 1. Ab jetzt muss man<br />

sich aus dem Weg gehen und die Freundinnen,<br />

die ihn immer mochten, dürfen<br />

unter keinen Umständen mehr mit ihm<br />

reden und müssen nicken, wenn man sich<br />

über seine grenzenlose Blödheit aufregt.


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Ab jetzt versinkt man in Liebeskummer<br />

und Schokolade und findet sowieso alles<br />

blöd, denn Veränderungen mag niemand.<br />

Ebenso scheint es, dass den Jungs eine Trennung<br />

leichter fällt, was uns nur noch mehr<br />

verletzt. Es verletzt uns, wenn er bei einem<br />

Mädchen steht, wenn er sein Handy beim<br />

Sms schreiben verdächtig weit weg hält und<br />

wenn er weibliche Personen bei Facebook<br />

addet. Wir machen uns Gedanken um alles<br />

und wollen vor ihm immer den Eindruck<br />

erwecken, dass es uns blendend geht und wir<br />

ihn überhaupt nicht brauchen. Doch dass es<br />

nicht so ist, weiß jeder von uns ganz genau<br />

und dann sind es wieder die Freundinnen,<br />

die einen dazu bringen, nicht vor ihm zu<br />

weinen oder unglücklich auszusehen.<br />

Man postet unsinnige Sachen bei Facebook,<br />

nur damit ihm auffallen könnte,<br />

wie toll man doch eigentlich ist, und in<br />

der Hoffnung, dass er auf Knien zurückkommen<br />

wird. Doch dies passiert nur<br />

selten. Und der letzte Funken Hoffnung<br />

stirbt spätestens dann, wenn er mit seiner<br />

neuen Freundin an uns vorbeiläuft und<br />

dabei so unglaublich glücklich aussieht.<br />

Bis dahin wollen wir einfach nicht<br />

wahrhaben, dass es zu Ende ist. Wir<br />

klammern uns an alles, an jedes Lächeln<br />

von ihm und an jede Geste.<br />

Und das, was einem zum Schluss bleibt,<br />

sind die vielen unbeantworteten Fragen,<br />

ein paar Erinnerungen an die gemeinsame<br />

Zeit, Wochen voller Liebeskummer<br />

und vor allem die Freundinnen, die immer<br />

für einen da waren, einen trösteten<br />

und auf die man sich verlassen konnte.<br />

Man sollte sein Glück nicht an Be-<br />

— April 2011 —<br />

ziehungen fest machen, sondern an<br />

den Freunden, die man <strong>hat</strong> und die<br />

einen dazu bringen, glücklich zu sein.<br />

Name der Reaktion bekannt<br />

„ Glück in der Liebe,<br />

Pech im Spiel“ - oder<br />

doch andersherum?<br />

Ich schätze einfach mal, dass jeder<br />

von Euch das Gefühl kennt, verliebt zu<br />

sein. Bauchkribbeln, gute Laune haben,<br />

in seiner Nähe ganz nervös werden und<br />

man will die ganze Welt umarmen.<br />

Nicht?! Okay dann vielleicht nur das<br />

Bauchkribbeln. Aber jeder von Euch<br />

weiß so in etwa, was ich meine. Zudem<br />

wisst ihr wahrscheinlich auch, dass, wenn<br />

man sich mal wieder so richtig verliebt<br />

<strong>hat</strong>, es einem gar nicht besser gehen<br />

kann, selbst an einem sonst schlechten<br />

Tag sieht man plötzlich nur noch das<br />

Gute. Aber warum ist das eigentlich so?<br />

Das kann ich Euch auch nicht so genau<br />

sagen, aber ich hab gelesen, dass das an so<br />

genannten Hormonen liegen kann. Warum<br />

sind diese Hormone nicht rund um die Uhr<br />

aktiv, sodass man auch ohne verliebt zu sein<br />

rundum gute Laune <strong>hat</strong>? Na warum wohl,<br />

weil unser Leben sonst ja stink langweilig<br />

wäre. Was wäre ein Tag, ohne morgens<br />

unter Stress aufzuwachen und zu merken,<br />

dass man mal wieder verschlafen <strong>hat</strong>, oder<br />

wenn man den Klassenraum betritt und der<br />

Lehrer gutgelaunt sagt: „Überraschungs-<br />

43


44<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

test“, nur um zu sehen, wie sich unsere<br />

Mundwinkel gen Boden bewegen. Diese<br />

Tage wären doch ohne ein wenig Pech im<br />

Leben nicht die, die sie sein sollten. Und<br />

überhaupt, nach einer Weile verliebt sein<br />

und die Welt genießen, geht einem der<br />

Freund oder die Freundin sowieso auf den<br />

Keks und man möchte seine Ruhe haben.<br />

Mein Glückwunsch an alle, die schon<br />

lange glücklich sind, mit dem oder der<br />

„Richtigen“. Aber jetzt schweife ich ab. Also,<br />

lasst Euch nicht die Laune verderben, nur<br />

weil ihr das tolle Gefühl der Liebe nicht<br />

erfahren dürft, dann läuft es aber meistens<br />

in der Schule besser. Woher ich das weiß?<br />

Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.<br />

Hast Du Stress im Liebesnest, kannst Du<br />

den „perfekten“ Tag vergessen. Klar, kann<br />

die Liebe auch schön sein und dann läuft<br />

alles so, wie man es haben will. Bedenkt<br />

man allerdings, dass nicht jeder Tag bedeutet,<br />

dass alles super läuft in der Liebe,<br />

kann man sich da ganz schnell verrennen.<br />

Natalie Pohl<br />

— April 2011 —


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Tanzen – Auf-der-Bühne-<br />

Stehen – das ist Glück<br />

Die Härchen meiner Arme stellen<br />

sich auf, meine Handflächen fühlen<br />

sich feucht an, mein Herz rast und<br />

warum ist es überhaupt so heiß hier?<br />

Das Licht ist aus – gut so! Neben mir sitzt<br />

meine Freundin, in freudiger Erwartung,<br />

denn jetzt beginnt die Show. Obwohl ich<br />

meine Freundin sehr gern habe, würde ich<br />

jetzt alles dafür geben, an einer anderen<br />

Stelle zu sein. Oben auf der Bühne! Da,<br />

wo ich oft schon gestanden habe. Es war<br />

zwar nicht genau diese Bühne, aber eben<br />

viele andere. Egal welche Bühne - ich erinnere<br />

mich an dieses unbeschreibliche<br />

Gefühl! Die Vorfreude, das Kribbeln, die<br />

Anspannung, ob alles gut gehen wird, den<br />

Wunsch, es endlichen allen zu zeigen, was<br />

man monatelang einstudiert <strong>hat</strong>, wofür<br />

man unglaublich viel Zeit, Nerven und<br />

Anstrengung investierte. Und genau diese<br />

Emotionen und Erinnerungen kommen<br />

gerade in diesem Moment wieder hoch.<br />

Gott, wie ich das doch vermisse, das<br />

— April 2011 —<br />

Tanzen in der Company „Kinder tanzen<br />

für Kinder“ an der Deutschen Oper Berlin.<br />

Zusammen mit anderen ballettbegeisterten<br />

Kindern <strong>hat</strong>te ich dort für viele Jahre mein<br />

zweites Zuhause gefunden, unter der Obhut<br />

von Felicitas Binder, der Choreografin.<br />

Meine Lust und Begeisterung am Tanzen<br />

<strong>hat</strong> schon früh begonnen. Glückliche<br />

Zufälle haben mich dann zu diesem Projekt<br />

geführt. Rückschauend finde ich es<br />

wichtig, gerade im jungen Alter Interessen<br />

zu entwickeln, sich auszuprobieren und<br />

irgendwann vielleicht bei einer Sache zu<br />

bleiben. Ich habe Glück gehabt, dass ich<br />

das machen konnte, was ich wollte, denn<br />

meine Mutter fand klassisches Ballett<br />

eigentlich langweilig. Heute kann sie sich<br />

selbst dafür begeistern. Da kann man mal<br />

sehen, Eltern lernen auch dazu. Es kann<br />

eben nicht darum gehen, dass die Eltern<br />

ihre verpassten Jugendträume durch ihre<br />

Kinder nachholen wollen. Meine Mutter<br />

<strong>hat</strong> eben die Zähne zusammengebissen,<br />

mich zum Training gefahren und lächelnd<br />

Interesse geheuchelt, auch wenn sie mich<br />

lieber in einem Malkurs gesehen hätte.<br />

Inzwischen bin ich aus diesem Projekt<br />

herausgewachsen, tue andere Dinge, aber<br />

dennoch war es diese Zeit, die wohl am<br />

meisten prägende, erlebnisreichste und<br />

emotionalste Zeit, die mich in meiner<br />

Entwicklung stark positiv beeinflusst <strong>hat</strong>.<br />

Paula Wohlgemuth<br />

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46<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Bringen uns unsere<br />

Träume dem Glück näher?<br />

Traum – von lateinisch „somnium“,<br />

neutropsychologisch gesehen ist ein Traum<br />

eine bizarre oder halluzinatorisch mentale<br />

Aktivität. Zeitgeschichtlich gesehen<br />

haben Träume einen hohen Stellenwert<br />

in vielen Kulturen der Welt. Doch was<br />

macht Träume für uns so besonders?<br />

Unsere Tagträume verbinden wir mit<br />

unseren tiefsten Wünschen. Anfangs erscheint<br />

uns ein Traum, den wir aufgrund<br />

von Langeweile am Arbeitplatz oder in der<br />

U–Bahn, während wir Musik hören, kreiert<br />

haben, wie ein simpler Zeitvertreib, dessen<br />

Irrealität nicht zu übertreffen ist. Doch mit<br />

der Zeit fangen wir an, uns intensiver mit<br />

diesem Wunschtraum zu beschäftigen. Wir<br />

versuchen, ihn so sehr zu vereinfachen, bis<br />

er für uns erreichbar scheint. Sobald wir<br />

von der Erreichbarkeit unseres Traumes<br />

überzeugt sind, setzten wir all unsere<br />

Handlungen daran, ihn zu verwirklichen,<br />

sei es nun bewusst oder unbewusst.<br />

Ist uns dies gelungen, so erschaffen wir<br />

uns neue Träume, denn das Gefühl, einen<br />

Traum verwirklicht zu haben, ist ein Feuerwerk<br />

unserer positivsten Gefühle, auf die<br />

wir nicht verzichten wollen. Mag man es<br />

Wünsche, Ziele, Visionen, Sehnsüchte oder<br />

Begehren nenne. Jeder Einzelne <strong>hat</strong> Träume,<br />

für die es sich lohnt, alle Bemühungen<br />

der Welt auf sich zu nehmen. Trau’ also<br />

auch Du dich, deinen Traum zu realisieren<br />

— April 2011 —<br />

und deinem Glück näher zu kommen. Denn<br />

sagt nicht schon das altbekannte chinesische<br />

Sprichwort: „Auch die längste Reise<br />

beginnt mit einem Schritt. Fürchte dich<br />

nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen,<br />

fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben.“<br />

Melis Neda Golkary<br />

Das wahre Glück<br />

der Freundschaft<br />

Freundschaft ist das größte Glück für<br />

mich, denn im Grunde sind es immer die<br />

Verbindungen mit Menschen, die dem<br />

Leben seinen Wert geben. Wahre Freundschaft<br />

zu finden und aufrecht zu erhalten, ist<br />

schwer, sie jedoch zu verlieren, geht leicht.<br />

Einen solchen Menschen zu haben, ist<br />

das Kostbarste auf der Welt, denn selbst<br />

wenn es einem schlecht geht und man<br />

denkt, dass die Welt untergeht, kann ein<br />

wahrer Freund Dir ein Lächeln ins Geicht<br />

zaubern. Selbst wenn Du deinen Kummer<br />

verstecken willst und zum Schein<br />

fröhlich bist, weiß er trotzdem, dass es<br />

Dir schlecht geht, denn ein wahrer Freund<br />

nimmt deine Hand, aber berührt dein Herz.<br />

Wenn man einen solchen Freund<br />

gefunden <strong>hat</strong>, kann man sich glücklich<br />

schätzen und sollte dankbar dafür sein,<br />

denn was wäre ein Leben ohne Freunde?<br />

Es wäre sehr einsam und langweilig!<br />

Nathalie Hinz


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Öffne Dein Herz<br />

Glück geht häufig einher mit dem Wunsch<br />

nach Erfüllung materieller Bedürfnisse.<br />

Geld, Wohlstand und der Erwerb teuerer<br />

Wertgegenstände, meinen viele, gehören<br />

zu ihrem Glück dazu. Doch schaut man in<br />

ihre Gesichter, erzählen diese ganz andere<br />

Geschichten. Haufenweise leere und leblose<br />

Augen. Schwer ist es, in einer Welt wie<br />

dieser, das Glück hinter dem Beton, der<br />

vielen harten Arbeit, welche eine Großzahl<br />

der Menschen versklavt und ihnen<br />

wichtige Energien raubt, zu erkennen.<br />

Die vielen Enttäuschungen, die auf<br />

verkorksten zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen, Leistungsdefiziten oder<br />

systembezogenen Angelegenheiten basieren,<br />

lassen die Menschen ein Leben lang<br />

dem Glück hinterherlaufen. Dabei hätten<br />

sie es längst finden können. Wir selbst<br />

entscheiden, welche Begebenheiten wir<br />

— April 2011 —<br />

nahe an uns heranlassen, welche wir wegschieben,<br />

welchen wir uns öffnen und vor<br />

welchen wir uns verschließen. Das Schöne<br />

in allem sehen zu können, anderen mit<br />

Offenheit und Liebe gegenüber zu treten<br />

und sich auf die guten Dinge zu konzentrieren,<br />

ist, wie ich finde, wahres Glück.<br />

Frische Luft mit einem geliebten Menschen<br />

zu genießen und die Mystik und<br />

endlose Schönheit der Natur zu erleben,<br />

um sich auf diese Weise grenzenlose<br />

Energie zu verschafften, ist Glück. Glücklich<br />

sein kann jeder, der es wirklich will,<br />

sich Mühe gibt und sich nicht auf negative<br />

Dinge versteift und sie manifestiert.<br />

Öffne dein Herz, höre auf deine Intuition<br />

und beginne gleich deinen Mitmenschen<br />

Liebe in Form eines Lächelns zu schenken<br />

und Du wirst bemerken, wie gut es<br />

Dir tut, wie glücklich Du sein kannst.<br />

Tim Schwede<br />

„Wenn Du etwas wirklich<br />

willst und dafür kämpfst,<br />

bekommst Du es auch!“<br />

In den meisten Fällen stimmt das,<br />

aber es gibt auch Momente, in denen Du<br />

alles gibst und trotzdem dein Ziel nicht<br />

erreichst. Du bist enttäuscht und traurig.<br />

Aber warum sehen wir uns immer<br />

das Negative und nicht das Positive an?<br />

Wenn Du dein Ziel nicht erreichst,<br />

heißt es noch lange nicht, dass deine<br />

47


48<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

ganze Mühe umsonst war. Du hast durch<br />

diesen Weg, wenn Du ihn auch nicht bis<br />

ans Ende geschafft hast, eine ganze Menge<br />

an Erfahrungen gesammelt. Du hast deine<br />

Stärken und Schwächen gefunden. Durch<br />

deinen Fleiß und deine Mühe hast Du ein<br />

gutes Selbstbewusstsein erobert, das Dir<br />

die Kraft gibt, weiter zu machen. So hast<br />

Du den Mut, neue Sachen auszuprobieren,<br />

obwohl Du eine Niederlage einstecken<br />

musstest. Ein typisches Beispiel dafür ist<br />

die Schule. Wir nehmen an, Du schreibst<br />

morgen eine Englischklausur und sagst<br />

von vorne herein, dass sie nicht gut laufen<br />

wird. Also lernst Du erst gar nicht.<br />

Nun bekommst Du in deiner Klausur nur<br />

eine Drei und, obwohl das eine gute Note<br />

ist, freust Du dich nicht. Du ärgerst dich<br />

darüber und denkst: Mensch, hätte ich<br />

für die Klausur geübt, wäre es jetzt eine<br />

Eins oder Zwei gewesen. Im Gegensatz zu<br />

Dir freut sich eine Mitschülerin über ihre<br />

Vier. Obwohl sie für die Klausur gelernt<br />

<strong>hat</strong>, ist sie mit einer Vier sehr glücklich.<br />

— April 2011 —<br />

Jetzt fragst Du dich: Wie kann<br />

das möglich sein? Ganz einfach!<br />

Sie <strong>hat</strong> ihr Bestes gegeben und sie weiß<br />

auch, dass Englisch nicht ihre Stärke ist. Sie<br />

<strong>hat</strong> aus ihrer Sicht alles richtig gemacht und<br />

sie <strong>hat</strong> auch kein schlechtes Gewissen. Du<br />

warst faul und hast deine Stärke nicht ausgenutzt,<br />

d.h. Du allein bist für deine Note<br />

verantwortlich. Es ist viel schlimmer, wenn<br />

Du etwas erreichen kannst, aber es nicht<br />

erreichen willst, als wenn Du es nicht erreichen<br />

kannst, aber es trotzdem versuchst.<br />

Zum Glücklichsein gehört es auch zu<br />

wissen, dass man sein Bestes gegeben <strong>hat</strong>.<br />

Ohne Fleiß, keinen Preis!<br />

Palwasha Karim<br />

Schöne Töne<br />

Ich komm nach Hause. Der Tag war<br />

anstrengend. Hatte unter anderem Mathe.<br />

Schließe die Tür auf. Zieh die Schuhe aus.<br />

Lauf halb angezogen durchs Wohnzimmer<br />

in mein Reich. Schmeiße meine Tasche<br />

in die Ecke. Mich aufs Sofa. Jacke aus.<br />

Durc<strong>hat</strong>men. Hunger. Durst.<br />

Ich werfe den Laptop an. Während er<br />

hochfährt, mache ich mir in der Küche<br />

etwas zu essen. Man redet mit mir, habe<br />

aber keine Lust zu antworten. Bleibe<br />

beim Kopfnicken und Kopfschütteln.<br />

Wieder ins Zimmer, der Laptop flimmert.<br />

Klicke auf eigene Musik. Player startet.<br />

Schöne Töne.<br />

Blick aus dem Fenster. Die Sonne senkt<br />

sich gen Horizont, vorbei an den großen,


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

grauen Mietshäusern. Am liebsten würde<br />

ich meine Gedanken und Sorgen der Sonne<br />

in die Hand drücken, damit sie mit ihr<br />

versinken und bloß nicht wieder auftauchen.<br />

Gelb-roter Himmel umrandet die<br />

Häuserreihen. Der blaue Teil darüber wird<br />

langsam dunkler. Umrisse, die sich in das<br />

Firmament zeichneten, werden schwächer.<br />

Ich kenne das Lied in- und auswendig.<br />

Gleich ist es zu Ende. Das<br />

nervt mich schon jetzt. Wiederholung.<br />

Wie das Leben, Tag ein, Tag aus.<br />

Obwohl, eigentlich gibt es nur<br />

zwei Sachen, die immer gleichbleiben.<br />

Aufstehen und einschlafen. Das<br />

dazwischen liegt in meiner Hand.<br />

Und das Leben spielt schöne Töne,<br />

auch auf hässlichen Instrumenten.<br />

Jano Fritz<br />

— April 2011 —<br />

Was ist Glück?<br />

Ist es Glück, wenn ich ein Heim habe?<br />

Ist es Glück, wenn ich Menschen<br />

kenne, denen ich vertrauen kann?<br />

Ist es Glück, wenn ich mich<br />

selbst verwirklichen kann?<br />

Glück ist einzigartig, speziell,<br />

wundervoll.<br />

Jeder empfindet es anders,<br />

Glück ist individuell.<br />

Es ist unwichtig, aus welchem<br />

Grund man glücklich ist,<br />

nichts ist falsch daran, dieses Glück<br />

der Vollkommenheit zu genießen.<br />

Es ist Glück, wenn ich frei von<br />

negativen Gedanken bin,<br />

wenn ich mich gehen lassen kann,<br />

die innere Seele vor sich hintreibt,<br />

wenn man jeden Augenblick<br />

des Lebens wahrnimmt, nichts<br />

für selbstverständlich hält,<br />

wenn man die eigenen Träume, auch<br />

die von anderen, verwirklichst,<br />

denn Glück ist allgegenwärtig.<br />

Doch wie erreicht man den<br />

Zustand des Glücks?<br />

Verschließe nicht die Augen<br />

vor deiner Umwelt.<br />

Verschließe nicht dein Herz<br />

vor deinen Mitmenschen.<br />

Erlebe jedes Gefühl, wie Du<br />

es für richtig hältst,<br />

und sehe nicht nur die negativen Seiten.<br />

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50<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Denke positiv und versuche deine Träume,<br />

so gut wie möglich, zu verwirklichen.<br />

Hilf anderen, und Du hilfst dir selbst.<br />

Sei einfach Du selbst, lebe dein<br />

Leben, wie Du es willst,<br />

lass Dir nichts vorschreiben.<br />

Erfreue dich an jedem Atemzug,<br />

den zu nehmen kannst.<br />

Erfreue dich an jedem Augenblick, der<br />

in deinen Erinnerungen festgehalten ist.<br />

Sei glücklich, denn das Glück<br />

ist allgegenwärtig.<br />

Chris Fechner<br />

„Mein Vater ist schwul<br />

und das ist auch gut so!“<br />

Schon lustig, aber auch teilweise komisch,<br />

seinen Vater fragen zu können,<br />

ob man sich mal den Maskara leihen<br />

kann, oder mit ihm durch die Stadt zu<br />

schlendern und über andere Männer zu<br />

lästern, wer gut aussieht oder eher nicht so.<br />

Mein Vater und ich leben jetzt schon 14<br />

Jahre alleine und ich muss sagen, einen<br />

schwulen Papa zuhaben kann sehr viel Spaß<br />

bereiten. Dass mein Vater schwul ist, ist für<br />

mich heute eine Tatsache, die zu meinem<br />

ganz normalen Leben gehört. Ich kann dies<br />

offen jedem gegenüber sagen, ohne mich zu<br />

schämen oder irgendein anderes Problem<br />

damit zu haben. Im Gegenteil, ich bin stolz<br />

— April 2011 —<br />

auf meinen Vater, weil er ein toller Vater ist,<br />

meistens zumindest. Er ist zwar nicht immer<br />

einfach, aber welcher Vater ist das schon.<br />

Meine Eltern haben sich getrennt, da<br />

war ich 5 Jahre alt. Damals habe ich das<br />

gar nicht so realisiert, dass meine Eltern<br />

nicht mehr zusammen sind. Ich bin mit<br />

der Situation sehr gut klar gekommen und<br />

könnte es mir jetzt gar nicht mehr anders<br />

vorstellen. Sicher ist es schön, eine Familie<br />

mit Mama & Papa zu haben, aber ich denke<br />

auch, das <strong>hat</strong> seine Vor- und Nach- teile.<br />

Mein Vater ist mein Vorbild, er ist Mama<br />

und Papa in einem. Er <strong>hat</strong> immer alles für<br />

mich getan und es geschafft, den Haushalt,<br />

seine Arbeit und mich unter einen Hut zu<br />

bekommen. Ich denke, für einen Elternteil<br />

ist das sehr viel und man braucht viel Kraft<br />

und Geduld. Gerade wenn ich zurückdenke,<br />

an mich als Mädchen in der Pubertät, das<br />

war bestimmt nicht immer einfach mit mir.<br />

Dass mein Papa schwul ist, habe ich<br />

erst so richtig verstanden, als ich seinen<br />

ersten Freund kennen gelernt habe und<br />

quasi aufgeklärt wurde. Papas erster Freund<br />

war ein netter, großer, sehr gepflegter


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Mann, der immer mal wieder hier war<br />

und auch eine Nacht verbracht <strong>hat</strong>, was<br />

aber für mich nie ein Problem war. Bis<br />

ich die beiden gesehen habe, wie sie sich<br />

auf den Mund geküsst habe. Mir gingen<br />

Millionen Fragen durch den Kopf: „Wieso<br />

küsst mein Papa einen Mann?“ „Darf er<br />

das?“ „Wieso, weshalb, warum???“ Bis<br />

der Mann aus der Tür ging mit einem<br />

netten „Tschüssi, bis zum nächsten Mal!!“<br />

Mein Papa guckte mich mit einem Lächeln<br />

im Gesicht an und fragte: „Was‘n?“<br />

Daraufhin sind alle Fragen aus mir herausgesprudelt.<br />

Mir war total mulmig<br />

im Bauch. Aber gleichzeitig fand ich es<br />

auch total interessant, erklärt zu bekommen,<br />

warum Mama und Papa getrennt<br />

sind und dass mein Papa schwul ist.<br />

Es gab trotzdem immer wieder mal<br />

komische Situationen, in denen ich am<br />

Frühstückstisch saß und dann der Freund<br />

von meinem Papa in die Küche kam, nur<br />

im Bademantel, und ich mir schon komisch<br />

vorkam. Heute macht es mir gar nichts<br />

mehr aus. Ich weiß noch, dass mein Vater<br />

mir mal vom CSD (Christopher Street Day)<br />

erzählt <strong>hat</strong>. Das ist ein Schwulen & Lesben<br />

Straßenfest. Dort läuft mein Vater öfter mit<br />

und kleidet sich sehr weiblich, mit High<br />

Hills, in denen nicht einmal ich laufen<br />

könnte. Das war für mich beim ersten Mal<br />

total komisch, in der Öffentlichkeit mit<br />

ihm auf den CSD zu gehen. Jetzt finde ich<br />

es spaßig und gehe da auch sehr gerne hin,<br />

zeige mich sehr gerne mit meinem Papa<br />

in der Öffentlichkeit. Vor 2 Jahren sind<br />

wir dann beide auf High Hills auf dem<br />

CSD mitgelaufen und <strong>hat</strong>ten viel Spaß.<br />

Ich finde es immer wieder lustig<br />

— April 2011 —<br />

zuzusehen, dass mein Vater in seiner Beziehung<br />

eher die Frauenrolle einnimmt und<br />

in unserer Vater-Tochter-Beziehung eher<br />

den Part des Vaters einnimmt. Wenn wir,<br />

mein Papa, sein Freund und ich, abends<br />

zusammen im Wohnzimmer sitzen und<br />

gemütlich Fernsehen gucken, möchte mein<br />

Vater gekrault werden, während ich als<br />

Frau mir das von meinem Freund wünsche.<br />

Ich finde es klasse, dass mein Vater<br />

schwul ist, es ist einfach total lustig mit ihm<br />

und wir verstehen uns super. Auch in der<br />

Familie und meinem Freundeskreis wurde<br />

es akzeptiert. Auch mein bester Freund lebt<br />

auch mit seinem schwulen Vater zusammen<br />

und wir sind beide stolz, schwule Väter zu<br />

haben und würden sie auch nie eintauschen.<br />

Schwule sowie auch Lesben sind Menschen,<br />

die lieben, und jeder sollte ein Recht<br />

darauf haben, das in der Öffentlichkeit zu<br />

zeigen. Und es sollte auch jeder dazu stehen,<br />

egal ob Du homosexuell bist oder einer von<br />

deinen Elterteilen, es ist immer noch ein<br />

Elternteil von dir, das dich liebt und genau<br />

so respektiert werden möchte wie Du auch.<br />

Vivien<br />

Die etwas andere Familie<br />

Meine Adoptiveltern,Christoph Götz<br />

und Raimund Geene,reden darüber,wie<br />

es war, das erste homosexuelle Paar zu<br />

sein, das Kinder in Berlin adoptierte.<br />

Raimund Geene ist Professor für Kindheitswissenschaften,<br />

Christoph Götz ist<br />

Architekt. Sie haben vier Kinder adop-<br />

51


52<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

tiert: Conrad, Felix,Julian und Riana.<br />

Felix: Wie kamt ihr auf die<br />

Idee, Kinder zu adoptieren?<br />

Christoph:Da wir beide aus großen<br />

Familien stammen, <strong>hat</strong>ten wir immer ein<br />

Bedürfnis danach, selbst eine zu gründen.<br />

Raimund:Wir sahen unsere Beziehung<br />

immer als eine große Chance dafür an.<br />

Während wir hier in Berlin in einer<br />

Wohngemeinschaft lebten, waren wir oft<br />

Ersatzeltern für verschiedene Kinder, also<br />

<strong>hat</strong>ten wir schon eine Ahnung, wie es geht.<br />

Christoph: (lachend) Kinder zu erziehen,<br />

ist eine schwere Aufgabe, aber der Lohn ist<br />

groß. Sobald sie erwachsen geworden sind<br />

und man selbst alt ist, schenken sie einem ihre<br />

Fürsorge oder gehen für einen einkaufen.<br />

Raimund: Irgendwann Großeltern<br />

zu werden, ist auch ein Anreiz.<br />

Felix: Wann kam das erste Adoptivkind?<br />

Raimund: Conrad kam 1992 als eine<br />

Überraschung zu uns. Seine Mutter rief<br />

mich an Sie war überfordert, <strong>hat</strong>te von unserer<br />

WG gehört und davon, dass wir manchmal<br />

Ersatzeltern waren. Sie wollte uns das<br />

Sorgerecht für ihren Sohn übertragen.<br />

Christoph: Wir <strong>hat</strong>ten deshalb viele<br />

Kindersachen, aber ich wollte trotzdem<br />

zuerst nicht, dass wir annehmen.<br />

Raimund:Christoph wollte nicht<br />

enttäuscht werden, falls die Mutter<br />

das Kind zurücknehmen wollte.<br />

Aber letzen Endes konnte ich ihn überreden.<br />

Seine Mutter versicherte uns, dass sie<br />

— April 2011 —<br />

nicht vor<strong>hat</strong>te, ihn zurückzunehmen. Also<br />

fuhren wir zu ihr und holten Conrad ab.<br />

Christoph:Später gingen wir zum Jugendamt<br />

und übernahmen das Sorgerecht.<br />

Felix: Wie alt war er damals?<br />

Raimund: Zehn Monate alt.<br />

Felix:Was habt ihr getan, nachdem<br />

ihr ihn adoptiert <strong>hat</strong>tet?<br />

Christoph:Nachdem wir ihn ein halbes<br />

Jahr kennengelernt <strong>hat</strong>ten, flogen wir mit<br />

ihm nach Amerika. Wir <strong>hat</strong>ten gehört,<br />

dass es dort “Rainbow Families“ gab,<br />

schwule Pflegefamilien. Wir wollten uns<br />

dort Inspiration holen, mit Erfolg (lacht).<br />

Danach zogen wir in ein Haus in Tempelhof.<br />

Felix: Wie kamen die anderen Kinder dazu?<br />

Christoph:1996 kam das Jugendamt<br />

auf uns zu. Felix’ Mutter wollte ihr Kind<br />

weggeben, wollte aber homosexuelle<br />

Adoptiveltern, da diese ihrer Meinung<br />

nach die besseren Eltern waren.<br />

Raimund: (lachend) Die Auswahl<br />

fiel natürlich auf uns... eine Alternativwahl<br />

gab es ja nicht.<br />

Felix: Wie lief die Adoption ab?<br />

Raimund: Wir besuchten eine Menge<br />

Seminare und mussten uns testen<br />

lassen, ob wir auch psychisch stabil<br />

genug wären. Es dauerte zwei Jahre, bis<br />

unser Antrag auf Adoption durchkam.<br />

Christoph: Es warein wirk-


lich komplexer Vorgang.<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Felix: Gab es auch Steine auf dem Weg? Vorurteile<br />

wegen eurer sexuellen Orientierung?<br />

Christoph: Ja, die gab es. Als wir das erste<br />

Mal zum Jugendamt gingen, wurde uns gesagt,<br />

dass wir uns keine Hoffnungen machen<br />

sollten, dass Leute wie wir nicht toleriert<br />

würden. Außerdem wurden wir auch auf<br />

Aids getestet. Ein paar Jahre später stand<br />

das Jugendamt aber voll hinter uns, nachdem<br />

sie uns besser kennengelernt <strong>hat</strong>ten.<br />

Felix: Wann kamen die anderen beiden<br />

Kinder hinzu?<br />

Raimund: 1998 kamen Riana und<br />

Julian hinzu, Geschwister. Bei ihnen<br />

war es eigentlich das gleiche wie bei Felix.<br />

Ihre Mutter wollte homosexuelle<br />

Adoptiveltern und die Wahl fiel auf uns.<br />

Felix: Ich danke euch dür das Gespräch.<br />

Felix<br />

Outing – ein wahrer<br />

Familienkiller<br />

„Und du bist jetzt wirklich lesbisch?“,<br />

fragt mich meine anscheinend sehr interessierte<br />

und rot angelaufene Cousine<br />

auf der Weihnachtsfeier. Verneinen kann<br />

ich das nicht und wieso sollte ich lügen<br />

und es ihr vorenthalten, wenn sie schon<br />

den Mut aufbringt und mich fragt? Meine<br />

— April 2011 —<br />

gesamte Familie ist plötzlich ruhig und<br />

versucht unauffällig mitzuhören. „Ja, bin<br />

ich und vielleicht solltest du auch umsteigen<br />

und die Vorzüge genießen.“, antworte ich<br />

nur mit einem Lächeln im Gesicht und<br />

habe damit voll ins Schwarze getroffen.<br />

Das was nun folgt, ist das typische<br />

Verhör: „Warum? Seit wann? Hattest du<br />

nicht einen Freund? Hast du schon ein<br />

Mädchen geküsst oder gar eine Freundin?<br />

Und wie sieht es mit Sex aus?“ und ich<br />

muss erklären und mich um Kopf und<br />

Kragen reden. Mal davon abgesehen, dass<br />

ich auch niemanden frage, warum er oder<br />

sie heterosexuell ist und ich genau weiß,<br />

dass auch innerhalb der Familie über mich<br />

gelästert wird, sollte ich mich darüber freuen,<br />

denn sie gehen trotz alledem offen mit<br />

meiner Sexualität um und stehen zu mir.<br />

Nachdem ich mich vollkommen geoutet<br />

habe und nun auch gerne jedem erzähle,<br />

wieso ich „das Ufer gewechselt habe“, ist<br />

mein Freundeskreis nicht kleiner geworden,<br />

sondern zahlreicher. Viele meiner Freundinnen<br />

sind lesbisch und haben genau<br />

wie ich keine Scheu davor, es zu zeigen.<br />

Doch nicht jeder kann das auch zu<br />

Hause. Die Lockerheit und Coolness, die<br />

bei unseren Treffen herrscht, verfliegt bei<br />

manchen sofort, wenn sich die Wohnungstür<br />

öffnet. Anscheinend <strong>hat</strong> nicht jeder<br />

das Glück, eine solch tolerante Familie zu<br />

haben wie ich. Ich kenne viele Mädchen,<br />

die sich in ihrer Familie als jemand anderes<br />

verkaufen, nur um den Schein zu<br />

wahren. Sie verstellen sich und geben sich<br />

anders, damit die Eltern stolz sind oder<br />

weil sie Angst vor deren Reaktion haben.<br />

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54<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

„Familie“, das ist ein Wort welches ich mit<br />

Geborgenheit, Vertrauen, Liebe, Zuflucht,<br />

Halt, Verständnis und noch viel mehr verbinde.<br />

Doch warum wird genau diese für<br />

manche Mädchen zu einem regelrechten<br />

„Horrortripp“? Selbst meine beste Freundin<br />

sieht in Familienfesten nichts Erfreuliches<br />

mehr, da sie dort ignoriert und alles andere<br />

als akzeptiert wird und das erst, seitdem<br />

sie sich dort unfreiwillig geoutet <strong>hat</strong>.<br />

Wie soll ein Mädchen, welches vielleicht<br />

noch mitten in der Pubertät steckt, Selbstsicherheit<br />

aufbauen und die neu erkannte<br />

Sexualität entwickeln, wenn es von seiner<br />

eigenen Familie wie ein Außenseiter behandelt<br />

wird? Jeder weiß doch, wie wichtig<br />

es vor allem für Mädchen ist, anerkannt<br />

zu werden. Homosexualität ist schließlich<br />

keine Krankheit, Behinderung, Mutation<br />

oder gar ansteckend! Sollte nicht jeder frei<br />

wählen können, wen er liebt und wen nicht?<br />

Wieso darf ein Vater seiner Tochter oder<br />

auch seinem Sohn vorschreiben, wen er<br />

oder sie lieben darf? Natürlich spielt da<br />

nicht nur die Toleranzgrenze der Familie<br />

eine Rolle, sondern die Religion ist ein<br />

weiterer großer Faktor. In strenggläubigen<br />

Familien herrscht ein noch höherer Druck.<br />

Normen müssen eingehalten werden und<br />

die Ehre der Familie darf auf keinen Fall beschmutzt<br />

werden. Ganz ehrlich, ist das richtig?<br />

Ein lesbisches Mädchen in einer streng<br />

muslimischen Familie wird wohl kaum<br />

offiziell lesbisch sein und eine Freundin<br />

wird sie auch nur heimlich haben können.<br />

Ich kenne solch ein Mädchen und ich hoffe<br />

sehr für sie, dass sie irgendwann so leben<br />

kann und darf, wie sie es für richtig hält,<br />

und nicht wie ihre Familie es gerne hätte.<br />

— April 2011 —<br />

Aber nicht nur solche Fälle sind mir<br />

bekannt. In meinem Freundeskreis gibt<br />

es auch Mädchen, die zuerst Angst vor<br />

ihrer eigenen Neigung <strong>hat</strong>ten und nicht<br />

mehr weiter wussten. Sollten nicht genau<br />

dann Eltern da sein, um das eigene Kind<br />

zu unterstützen, um zu erklären oder<br />

einfach als Ansprechpartner? So wie ich<br />

das mitbekomme, sind sich viele Eltern<br />

gar nicht bewusst, welchen Schaden sie<br />

anrichten, wenn sie genau in diesen Momenten<br />

die Flucht ergreifen. Natürlich<br />

sind viele auch einfach überfordert mit<br />

der Situation, aber das ist für mich kein<br />

Grund, sein Kind im Stich zu lassen.<br />

Da kann ich nur von Glück reden,<br />

dass es hier in Berlin genügend Jugendeinrichtungen<br />

gibt, in denen sich<br />

regelmäßig Lesben und Schwule treffen.<br />

Man kann dort nicht nur die eigenen<br />

Freunde wiedersehen und zusammen<br />

chillen, sondern auch direkt mit einem<br />

dort anwesenden geschulten Ansprechpartner<br />

reden, wenn man Probleme <strong>hat</strong>.<br />

Ich finde aber, dass die Familie in<br />

erster Linie der Ansprechpartner sein<br />

sollte und nicht fremde Menschen. Homosexualität<br />

ist schon schwer genug, da<br />

sollte die Familie es nicht auch noch sein.<br />

Diana


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Verschiedenes<br />

— April 2011 —<br />

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56<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Solche Videos sollte<br />

man verbieten... oder<br />

etwa doch nicht?!<br />

Ein Mann liegt am Boden, am ganzen<br />

Körper so bandagiert, dass er sich nicht<br />

mehr bewegen kann. Ein anderer Mann<br />

hält ihn zusätzlich fest, da ein dritter gerade<br />

dabei ist, ihm ein Messer an die Kehle zu<br />

halten. Mit einem Mal ist der Boden mit<br />

Blut überströmt, der bandagierte Mann<br />

krümmt sich vor Schmerzen – ihm wird<br />

bei lebendigem Leib der Kopf abgetrennt.<br />

Meine Augen füllen sich mit Tränen,<br />

ich versuche, diese Bilder aus dem Kopf<br />

zu bekommen und verkrieche mich<br />

hinter dem Kissen. Ein Freund von mir<br />

schließt das Video und erwidert meinen<br />

aufgelösten und schockierten Blick..<br />

Ich weiß, das alles hört sich an wie<br />

der Anfang eines schlechten Splatter-<br />

Films, jedoch ist dieses selbstgedrehte<br />

Video unvorstellbarer Weise die grausame<br />

Realität. Und dieses Video ist<br />

kein Einzelfall, es kursieren endlos viele<br />

Horrorszenarien dieser Art im Internet.<br />

Tag und Nacht stelle ich mir die gleichen<br />

Fragen: Wer macht soetwas?Wer<br />

ist so kaputt, ein solches Video zu machen<br />

oder hochzuladen? Wer zur Hölle<br />

guckt sich soetwas an? Wie kann es<br />

sein, dass eine Youtube-artige Seite, voll<br />

mit solchen Videos, existieren kann?<br />

Die erste Antwort, die mir in den Sinn kam,<br />

war, dass auch ich jetzt eine von jenen bin,<br />

die sich ein solches Video angesehen haben.<br />

Über Tage habe ich versucht, dieses<br />

— April 2011 —<br />

Video zu vergessen, es endlich aus dem<br />

Kopf zu bekommen, nie mehr daran<br />

zu denken, was ich gesehen habe...<br />

Aber dann wurde es mir klar: Kann es<br />

sein, dass das Verurteilen des kursierens<br />

solcher Videos nicht der richtige Weg ist?<br />

Bin ich auf dem gleichen falschen Weg,<br />

der von den meisten anderen auch eingeschlagen<br />

wird: den Pfad des Verdrängens<br />

und anschließendem Nichtstuns? Denn<br />

nur so ist es doch im Grunde erst möglich,<br />

dass solch schreckliche Dinge in der Welt<br />

vor sich gehen und dass sich überwiegend<br />

nichts daran ändert, weil ist es letztendlich<br />

nicht so, dass sich Dinge nur ändern, wenn<br />

man sie nicht verdrängt, sondern ihnen gegenübertritt?<br />

Ich weiß, dass ich hiermit jetzt<br />

keine Antwort darauf liefere, wie man die<br />

schlechten Dinge in der Welt besiegen kann,<br />

jedoch wäre ein erster Schritt zur Verbesserung,<br />

den schlimmen Szenarien auf der<br />

Welt nicht immer den Rücken zu kehren,<br />

sondern sich ab und an auch mal damit<br />

zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.<br />

Sophia Kirchberger<br />

Lebst du noch oder<br />

twitterst du schon?<br />

Es gibt doch nichts Schöneres, als gemütlich<br />

mit dem Laptop im Bett zu sitzen<br />

und gerade mit einem Freund zu c<strong>hat</strong>ten,<br />

per Lautsprecher zu telefonieren, in der<br />

rechten Hand das Handy zu halten und<br />

die SMS einzutippen und noch ganz ne-


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

benbei der Lieblingsserie im Fernsehen<br />

zu lauschen. Außerdem noch ein neues<br />

Freundschaftsangebot bei Facebook<br />

anzunehmen von jemandem, dessen Namen<br />

einem unbekannt ist, und nicht zu<br />

vergessen, das lustige Ereignis von heute<br />

Nachmittag zu twittern und inklusive<br />

Foto zu posten. Nach der harten Arbeit<br />

beim Recherchieren für das Schulreferat<br />

bei Wikipedia (die beste Erfindung seit es<br />

Google gibt!) <strong>hat</strong> man sich diese Freizeitgestaltung<br />

ja auch wirklich mehr als verdient!<br />

Nicht ohne Grund betitelt ein schlichter<br />

Sticker meinen Laptop als „Mein Freund“.<br />

Allerdings, sehe mir nur das neue<br />

iPhone4 an und frage mich, was für ein<br />

Mittelaltergerät von Handy ich mir vor<br />

2 Monaten gekauft habe. Die Werbungen<br />

überschütten uns mit den modernsten<br />

Hightech-Geräten und deren immer besser<br />

perfektionierten Funktionen der neuen<br />

Zeit. Ob diese auch nützlich sind, wir sie<br />

brauchen oder uns einfach nur unterhalten,<br />

spielt nur eine Nebenrolle. Hauptsache<br />

man <strong>hat</strong> das Neueste, Teuerste und Beste.<br />

Mit Laptops kannst Du fernsehen, mit<br />

— April 2011 —<br />

dem Handy ins Internet. Ich warte ja schon<br />

ganz ungeduldig darauf, dass mein Fernseher<br />

Fotos schießen kann und meine Kamera<br />

mir das Essen serviert. Kleiner Tipp: Mit<br />

einem Handy kann man auch telefonieren!<br />

Bedauerlicher Weise <strong>hat</strong> mein kleiner<br />

Freund, der Laptop, vor 2 Wochen nach<br />

erst 4 Jahren das Zeitliche gesegnet. Welche<br />

Folgen das <strong>hat</strong>, wurde mir erst die letzten<br />

Tage klar. Dass jegliche Daten, Bilder,<br />

Dokumente, Videos etc. weg sind, bringt<br />

mich schon genügend zur Verzweiflung.<br />

Doch nicht nur persönlich habe ich einen<br />

Ansatz zur Abhängigkeit entwickelt,<br />

sondern auch schulisch bin ich stark<br />

eingeschränkt. Heutzutage wird Internet<br />

von den Lehrern vorausgesetzt. Probiert<br />

man für die Hausaufgaben dicke Lexika<br />

zu wälzen, merkt man erst, wie sehr man<br />

eine gewisse Suchmaschine vermisst, wie<br />

einen alten Freund. Natürlich habe ich<br />

mein Handy fürs Internet, doch werde ich<br />

das Gefühl nicht los, etwas zu verpassen.<br />

Nicht auf dem aktuellen Stand zu sein.<br />

Glücklicherweise gibt es auch einen Vorteil.<br />

Es dauerte allerdings etwas, bis ich ihn<br />

fand. Ich habe endlich wieder Zeit gefunden,<br />

Bücher zu lesen, auch wenn das einer der<br />

Höllengedanken der heutigen Jugendlichen<br />

ist. Viele meiner Freunde könnte ich eine<br />

Woche lang Handy, Computer, Fernseher<br />

und MP3 Player wegnehmen, was sicherlich<br />

sehr interessant wäre. Aber Freundschaften<br />

zu zerstören, liegt mir nicht im Sinn. Wahrscheinlich<br />

würden sie mich umbringen<br />

oder schlimmeres: Mir dasselbe antun.<br />

Medienabhängigkeit ist weiter verbreitet,<br />

als wir vermuten und kann schlimmstenfalls<br />

zu einer richtigen Krankheit führen.<br />

57


58<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Deshalb sollte man immer versuchen, die<br />

Balance zwischen der Internetwelt und<br />

dem sogenannten „Reallife“ zu finden.<br />

Schließlich sollten wir die Möglichkeiten<br />

der heutigen Technik ausnutzen und das<br />

Beste daraus machen. Spaß haben, aber<br />

nicht das Leben da draußen vergessen.<br />

Schließlich kann niemand ohne Reallife<br />

bei Facebook das neueste posten! Ich<br />

für meinen Teil freue mich darauf, bald<br />

genug Geld für einen neuen Laptop zu<br />

haben und wer weiß, vielleicht kann der<br />

sich bis dahin schon von selbst reparieren.<br />

Wieso gibt’s eigentlich Kühlschränke<br />

mit integriertem Fernseher, aber<br />

keine mit eingebautem Toaster?<br />

Maja Paustian<br />

Interview mit einer<br />

ehemaligen Schülerin<br />

Cagla trifft Dilan bei Facebook<br />

Dilan wurde durch die Plattform youtube.<br />

de zum kleinen Comedy-Star. Sie stellt viele<br />

selbst gedrehte Videos von sich rein, die oft<br />

etwas verrück sind und durch ihre offene<br />

Art begeistern. Durch Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda habe ich von Dilan erfahren<br />

und war gleich hingerissen von ihrer Person,<br />

weil ich sie unheimlich amüsant finde.<br />

Ich <strong>hat</strong>te sie einmal auf der Straße in<br />

Neukölln gesehen, habe sie aber nicht angesprochen,<br />

weil ich nicht wie ein Freak<br />

erscheinen wollte. Doch per Facebook gelang<br />

es mir, umkompliziert mit ihr Kontakt<br />

— April 2011 —<br />

aufzunehmen und so kommunizieren wir<br />

nun hin und wieder miteinander, u.a. über<br />

ihren Werdegang und den Sinn des Lebens.<br />

Merhaba Dilan!<br />

Merhabalar!<br />

Cagla: Danke, dass du dir die Zeit<br />

genommen hast, dich mit mir zu treffen.<br />

Dilan: Du hast gesagt, dass du für<br />

die Schülerzeitung der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<br />

<strong>Oberschule</strong> schreibst. Das war meine<br />

alte Schule. Na klar, sage ich da zu. Ich<br />

habe diese Schule geliebt, ich <strong>hat</strong>te viel<br />

Spaß da und es <strong>hat</strong> mir auch weitergeholfen<br />

zu sehen, in welche Richtung<br />

ich mal gehen möchte, auch wenn<br />

meine Klasse die absolute Katastrophen-<br />

Klasse war. <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> Rulezz!<br />

Cagla: Warum genau<br />

Katastrophen-Klasse?<br />

Dilan: Wir habe nur Blödsinn gemacht;<br />

Zentral-Klausuren fotografiert<br />

und sie an jeden verschickt. Das<br />

kam dann raus. Konferenzen und<br />

so weiter wurden gemacht. Seitdem<br />

<strong>hat</strong>ten meine Klasse und ich einen<br />

schlechten Ruf bei einigen Lehrern.<br />

Cagla: Ich bin mir sicher, wir<br />

hätten viel Spaß gemeinsam.<br />

Dilan: Wenn du das sagst!<br />

Cagla: Du hast gesagt, dass dir die<br />

<strong>Anna</strong>- <strong>Freud</strong> <strong>Oberschule</strong> gezeigt<br />

hätte, in welche Richtung du mal<br />

gehen willst. Wie meinst du das?<br />

Dilan: An der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> <strong>hat</strong>ten<br />

wir viel Freiraum. Klar, kann sich das<br />

auch negativ auswirken, aber man<br />

konnte sich selbst entfalten, weil wir<br />

oft eigenständig arbeitend durften, sei


es bei Projekten, Gruppenarbeiten,<br />

Praktika und so weiter. Der Unterricht<br />

war einfach sehr lebendig.<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

Cagla: Und das war davor nicht so?<br />

Dilan: Nein. Ich war, bevor ich an der<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<strong>Oberschule</strong> angenommen<br />

wurde, an mehreren Schulen. Zuerst auf<br />

dem Ernst-Ebbe Gymnasium, danach<br />

übergewechselt zur Gesamtschule, an<br />

der ich meinen erweiterten Hauptschulabschluss<br />

gemacht habe. Für einen Tag<br />

war ich an der Otto Hahn-<strong>Oberschule</strong>,<br />

habe dann zur Carl von Ossietzky<br />

<strong>Oberschule</strong> gewechselt, bis ich dann<br />

an der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong> angenommen<br />

wurde und mein Fachabitur erlangt<br />

habe. Aber ich bin in der 12. Klasse<br />

einmal sitzengeblieben, weil ich zu faul<br />

war und ganz andere Sachen im Kopf<br />

<strong>hat</strong>te als Schule. Mir ist dann bewusst<br />

geworden, dass das Leben kein Ponyhof<br />

ist; habe mich dann angestrengt und<br />

meinen Abschluss bekommen.<br />

Cagla: Was ist passiert, dass dir<br />

bewusst geworden ist, dass du was an<br />

deiner Einstellung ändern möchtest?<br />

Dilan: Ich habe gesehen, wie schwer<br />

es ist, ohne Abschluss einen Job zu<br />

bekommen. Ich <strong>hat</strong>te Angst davor,<br />

selbst in so eine Situation zu geraten.<br />

Durch den Unterricht in Pädagogik und<br />

Praktika habe ich gemerkt, dass ich an<br />

sozialer Arbeit interessiert bin. Mein<br />

Interesse wurde also geweckt. Ich <strong>hat</strong>te<br />

etwas gefunden, worauf ich hinarbeiten<br />

wollte. Nach meinem Abschluss wollte<br />

ich nicht dumm rumsitzen und die Zeit<br />

totschlagen, ich wollte etwas machen.<br />

Mir wurde die Alice- Salomon Hoch-<br />

— April 2011 —<br />

schule empfohlen, gleich hier in Berlin.<br />

Ich habe mich dort sofort beworben und<br />

warte seitdem auf meine Aufnahme.<br />

Cagla: Wie ging es in der Zwischenzeit<br />

weiter für dich?<br />

Dilan: Die Alice-Salomon <strong>hat</strong>te mich<br />

nicht angenommen, also dachte ich<br />

mir, dann probiere ich solange etwas<br />

Anderes aus. Da das Bearbeiten und<br />

Erstellen von Videos, Kinofilme im<br />

Allgemeinen ebenfalls ein Hobby und<br />

Interesse von mir ist, bewarb ich mich an<br />

der Fachschule für Medieninformatik in<br />

Gelsenkirchen. Als ich mit dem Studium<br />

angefangen <strong>hat</strong>te, dachte ich nur noch:<br />

„Wo bin ich? Was ist das? Physik und<br />

Mathe!“ - Physik <strong>hat</strong>te ich schon seit<br />

5 Jahren nicht mehr in der Schule! Ich<br />

brach mein Studium ab, kam zurück<br />

59


60<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

nach Berlin und begann mit Praktika im<br />

sozialen Bereich. Ich bekam eine Stelle<br />

bei Gangway e.V. als Straßensozialarbeiterin<br />

in Neukölln, zeitgleich wartete ich<br />

immer noch auf die Zusage der Alice-<br />

Salomon und nahm auch noch eine Stelle<br />

beim Gangway e.V. in Schöneberg an.<br />

Cagla: Das hört sich alles sehr<br />

interessant und spannend an!<br />

Würdest du sagen, dass die Zeit<br />

dich besonders geprägt <strong>hat</strong>?<br />

Dilan: Ja, auf jeden Fall! Ich habe viel in<br />

dieser Zeit über mich und mein Leben<br />

nachgedacht. Ich habe mich oft gefragt,<br />

was ich erreichen will im Leben und<br />

was für ein Leben ich führen will. Ich<br />

kann es jedem nur weiterempfehlen,<br />

die Zeit zu nutzen, um sich bewusst zu<br />

werden, was denn eigentlich der Sinn<br />

des Lebens für den einzelnen darstellt.<br />

Das ist eine schwere Frage, ein langer<br />

Prozess, bis man sich darüber klar wird.<br />

Aber man muss sich drüber Gedanken<br />

machen, sonst wacht man irgendwann<br />

auf, mit 30 oder so, und denkt sich: „War<br />

das das Leben, das ich wirklich führen<br />

wollte?Bin ich eigentlich zufrieden<br />

und glücklich mit meiner Arbeit?“<br />

Cagla: Das sind ermutigende Worte.<br />

Mal sehen, was aus uns wird. Dann<br />

sprechen wir noch einmal in paar Jahren.<br />

Dilan: Aber hallo!<br />

P.S. Dilan wartet noch auf die Zusage<br />

der Alice-Salomon-Hochschule.<br />

Cagla Beyaz<br />

— April 2011 —<br />

(Un) sicher durch<br />

die Nacht<br />

Es ist stockduster, ich laufe die leere<br />

Straße entlang. Ich bin alleine, es raschelt<br />

und knackt um mich herum. Ich sehe niemanden.<br />

Mir ist mulmig im Bauch. Ich<br />

laufe schneller und schneller, in der Hoffnung,<br />

gleich meine Haustür zu erreichen.<br />

Dieses Gefühl kennt doch fast jeder, oder?<br />

Auf dem Weg nach Hause, von einer<br />

langen Nacht im Club, wird so manch<br />

einem ungut im Bauch. Auch mir ging es<br />

oftmals so. Wenn ich nachts alleine unterwegs<br />

war, fühlte ich mich unsicher und war<br />

verängstigt. Denn immer öfter hört man<br />

in den Nachrichten von einem Überfall<br />

in der Nacht, Raub oder Gewalt. Dieses<br />

Wissen gibt uns kein sicheres Gefühl.<br />

Bei meiner Umfrage habe ich herausgefunden,<br />

dass die Mehrheit der Jugendlichen<br />

lieber zu zweit nach Hause fährt, da sie sich<br />

auch nicht überall in Berlin sicher fühlen.<br />

Viele der Befragten antworteten, dass es<br />

vom Stadtbezirk abhängig sei, ob sie sich<br />

sicher fühlen oder nicht. Allerdings wäre<br />

nur die Hälfte bereit, an einem Selbstverteidigungskurs<br />

teilzunehmen. Dies liegt<br />

daran, dass die Befragten glauben, dass das<br />

Training in der Situation nichts bringt und<br />

man auf das Gelernte nicht zurück- greifen<br />

kann. Ich habe an einem Selbstverteidigungskurs<br />

teilgenommen, über 2 Tage. Und<br />

ich kann nur positiv davon sprechen und<br />

es jedem empfehlen. Denn man lernt dort<br />

die Perspektiven des Täters kennen, so dass


<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

man sich in ihn hinein- versetzen kann.<br />

Dazu gibt es auch einen praktischen Lehrgangsteil,<br />

in dem man dann alles anwenden<br />

kann und sollte, was man gelernt <strong>hat</strong>.<br />

Seitdem fühle ich mich sicherer, auch<br />

wenn ich noch nie in einer Situation war,<br />

in der ich die Selbstverteidigung hätte gebrauchen<br />

können. Aber dennoch war das<br />

eine sehr interessante und informative Erfahrung,<br />

in der man auch lernt, wie man andere<br />

aus einer brenzligen Situation befreien<br />

kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.<br />

Sophie Gabriel<br />

Untergründig<br />

oder wider besseres<br />

Vergessen<br />

Wer auf die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

geht, steigt zwar vielleicht jeden Tag am<br />

Halemweg in und aus der U-Bahn, aber<br />

auf dem Weg zur Schule findet man kein<br />

Straßenschild mit der Erklärung des Namens<br />

- das steht eine Kreuzung weiter.<br />

Umfragen zufolge wusste kaum einer,<br />

nach wem der Bahnhof und die Straße<br />

benannt sind, obwohl in der Siedlung<br />

nahe der Gedenkstätte Plötzensee über<br />

30 Straßen und Plätze nach Widerstandskämpfern<br />

gegen Hitler benannt sind.<br />

Der Förderverein der <strong>Oberschule</strong>,<br />

— April 2011 —<br />

Lehrer und Schüler nahmen sich vor,<br />

mehr über Halem zu erfahren und<br />

der Initiative einiger weniger ist es zu<br />

verdanken, dass nach verschlungenen<br />

Genehmigungsverfahren im U-Bahnhof<br />

eine Gedenktafel für Nikolaus-Christoph<br />

von Halem platziert werden konnte.<br />

Am 7.9.2010 wurde die Tafel mit Publikum<br />

und Gottesdienst und Feier enthüllt.<br />

Am 23.10.2010 kam die Tafel wahrscheinlich<br />

weg. Niemand <strong>hat</strong>te etwas gesehen-<br />

niemand? Ein durchfahrender Zugführer<br />

<strong>hat</strong>te Scherben gesehen, bevor Schüler am<br />

Montagmorgen, den 25.10., das Fehlen der<br />

Tafel feststellten. Die Zuständigkeitsarie im<br />

da capo: Meldung bei der Polizei, bei der<br />

BVG. Der Fall wurde nicht aufgenommen,<br />

die Überwachungskameras routinemäßig<br />

gelöscht, dem unbescholtenen Bürger<br />

mag es recht sein, wenn sich die Filmchen<br />

von Bahnsteigen niemand anguckt. Aber<br />

<strong>hat</strong> wirklich niemand etwas gesehen?<br />

Auf das Insistieren, Telefonieren und<br />

Schriftverkehr mit BVG und Polizei, wurde<br />

der Förderverein wiederum tätig und<br />

hängte Plakate auf. Nachdem die Scherben<br />

umgehend weggefegt worden waren, da<br />

sie eine Gefahrenquelle bildeten, so der<br />

Wortlaut der BVG-Verantwort-lichen. Die<br />

Säule im U-Bahnhof war inzwischen mit<br />

Graffiti besprüht. Sollte dieser „Schandfleck“<br />

wohl bedeckt werden? Es wurde ein<br />

Getränkeautomat an die Säule platziert…<br />

Dieses absurde Szenario wurde von<br />

der Morgenpost veröffentlicht, während<br />

alles andere scheinbar stockte: Niemand<br />

war es, niemand <strong>hat</strong>te etwas gesehen,<br />

niemand machte Spurensicherung,<br />

61


62<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />

niemand ermittelte… gegen wen auch?<br />

Doch scheinbar funktioniert die Krisen-<br />

PR bei der BVG: Man brachte den Getränkeautomaten<br />

wieder weg, man putzte die<br />

Säule, man versprach öffentlich eine neue<br />

Tafel zu finanzieren, um die unermüdliche<br />

Initiative der SchülerInnen und Schüler<br />

der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule anzuerkennen.<br />

Indes ein fauler Nachgeschmack bleibt,<br />

die Polizei steht zusammen oder wird<br />

ins Glied gepfiffen: „Die Stellungnahmen<br />

der beteiligten Polizeibeamten sind<br />

überzeugend“. Die aufnehmenden, sachbearbeitenden<br />

und vorgesetzten Beamten<br />

sehen andere Fehler: Der Förderverein<br />

habe nicht rechtzeitig Meldung erstattet<br />

(für eine Spurensicherung zu spät), von<br />

einem politischen Hintergrund sei nicht<br />

auszugehen gewesen, „einfacher Diebstahl“<br />

nichts weiter, übermäßige Presseerstattung<br />

behindere die Arbeit der Polizei.<br />

Wie schon Orwell wusste, haben<br />

manche eben mehr recht als andere-<br />

Widerstand entsteht so nicht.<br />

Elisabeth von Haebler<br />

(Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift<br />

„Ästhetik und Kommunikation“,<br />

Heft 151, Winter 2010 veröffentlicht.<br />

PS. Am 28. Mai 2011, um 10.00 Uhr,<br />

wird die Enthüllung einer neuen Tafel<br />

am U-Bahnhof Halemweg stattfinden.<br />

— April 2011 —


Impressum<br />

Chefredaktion: Sophia Kirchberger, Sophia Leu (nachfolgend: Cora Verdenhalven,<br />

Frauke Schmidt)<br />

Redaktion: Sophia Leu, Sophia Kirchberger,<br />

©<br />

Greta Hölker, Marie-Theres Werner, Büsra<br />

Türk, Charlott Paulus, Nathalie Pohl, Jano Fritz<br />

Nachwuchs Redakteure: Falk Freimuth, Frauke Schmidt, Cora Verdenhalven, Steven<br />

Fechner, Sandra Schulz, Jasmin Lohmann, Lea Bethmann, Cagla Beyaz, Lydia Rändel,<br />

Isil Ortaalan, Palwasha Karim<br />

Layout und Design: Sophia Kirchberger, Falk Freimuth<br />

Auflage: 120 (<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture erscheint dreimal im Jahr.)<br />

Kontakt: anna-freud-culture@gmx.de<br />

Druck: ReproBerlin GmbH, Hardenbergstraße 6-7, 10623 Berlin<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule OSZ Sozialwesen<br />

Halemweg 2213627 Berlin<br />

_______________________________________________________________<br />

<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture wird herausgegeben von Schülerinnen und Schülern der <strong>Anna</strong>-<br />

<strong>Freud</strong>-Schule. Die Zeitung erscheint außerhalb des Verantwortungsbereichs der Schülervertretung<br />

und der Schulleitung.<br />

Die Redaktion übernimmt zudem keine Gewähr für die jederzeitige Aktualität, Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit der Informationen und distanziert sich von Beiträgen; die nicht<br />

redaktionsintern verfasst wurden.<br />

Alle Inhalte wie Texte und Bilder sind geschützt, sofern nicht im Einzelfall anderweitig<br />

ausdrücklich gekennzeichnet. Sämtliche Darstellungen dürfen ohne vorherige schriftliche<br />

Genehmigung der Chefredaktion weder ganz noch teilweise vervielfältigt werden.<br />

Wenn die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture auf Internetseiten Dritter verweist (Links), übernimmt<br />

die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture keine Verantwortung für die Inhalte der verlinkten Seiten.<br />

— April 2011 —<br />

63


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