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Labor_Sammlung_Videopdf - Kunst + Vermittlung - Hochschule ...

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<strong>Labor</strong> <strong>Sammlung</strong>: Video<br />

IV Rezeptionsgeschichte 19.1.-17.2.2008<br />

Zur Geschichte der Videokunst in Luzern<br />

von 1970 bis 1990<br />

<strong>Kunst</strong>museum Luzern Museum of Art Lucerne


Zur Geschichte der Videokunst in Luzern von 1970 bis 1990<br />

Orte – Vermittler – <strong>Kunst</strong>schaffende<br />

Ammann, Jean-Christophe<br />

Von 1968 bis 1977 ist Jean-Christophe Ammann Direktor<br />

des ➔<strong>Kunst</strong>museums Luzern. Während seiner Kuratorenzeit<br />

werden zum ersten Mal Werke mit Videotechnik ausgestellt.<br />

In der Ausstellung „Visualisierte Denkprozesse“<br />

(1970) ist von ➔Dieter Meier die Installation "Simultanzeit"<br />

zu sehen. Die Ausstellung sollte das aktuelle Klima<br />

der Schweizer <strong>Kunst</strong>szene wiedergeben. Sie befasste sich<br />

besonders mit dem Wandel des <strong>Kunst</strong>begriffs und der<br />

Darstellung von Raum, Zeit und der eigenen Wahrnehmung.<br />

Neben ➔Urs Lüthi gehörte auch ➔Aldo Walker zu<br />

den Künstlern der Ausstellung, die sich, wenn auch nicht<br />

in dieser Ausstellung, zeitweise mit Video beschäftigten.<br />

Apropos<br />

Der 1971 von ➔Ruedi Schill gegründete Ausstellungsraum<br />

an der Sentimattstrasse 6 in Luzern zeigt lokale wie internationale<br />

Gegenwartskunst. Einen Schwerpunkt bilden in den<br />

70er und 80er Jahren Audio-<strong>Kunst</strong>werke. Verschiedentlich<br />

werden auch Videos gezeigt. 1978 dreht Ruedi Schill mit<br />

seiner Akai-Videokamera während Manons Ausstellungsaufbau<br />

das Video „La dame au crâne rasé“. Zu den bedeutenden<br />

Künstlerinnen, die im Apropos Videos präsentierten,<br />

gehört die Amerikanerin Ida Applebroog, die 1980 eine<br />

Installation mit Video zeigt.<br />

Felder, Pius<br />

1979 gründet Pius Felder mit ➔Valerian Maly, ➔Christoph<br />

Settele und Beat Linder die ➔Krienser Filmtage, die 1986<br />

in die ➔VIPER übergehen. 1997 steigt Felder aus der Organisation<br />

der VIPER aus.<br />

Frei, Max<br />

Der Künstler und Performer Max „Mäggi“ Frei ist an den<br />

➔Krienser Filmtagen als Gestalter beteiligt. Mit Stephan<br />

Eicher tritt er als Performer auf. Im ➔Rägeboge-Zentrum<br />

– Raum für aktuelle Schweizer <strong>Kunst</strong> organisiert er in den<br />

80er Jahren mit ➔Luigi Kurmann regelmässig Videovorführungen<br />

im sogenannten Kuck-Klub.


Frutiger, Tello (Heinz)<br />

Seit 1982 besteht die von Tello Frutiger und ➔Charles<br />

Moser gegründete Video One AG als audiovisuelle Produktionsfirma<br />

mit Standort in Aarau. Zu den Künstlern,<br />

mit denen Video One Videos produzierten, gehören auch<br />

<strong>Kunst</strong>schaffende aus der Zentralschweiz wie ➔Rose Ineichen,<br />

➔Christoph Rütimann oder Walter Fähndrich.<br />

Galerie Mai 36<br />

Die Galerie wird 1987 von ➔Luigi Kurmann und Viktor<br />

Gisler an der Maihofstrasse 36 in Luzern gegründet. Die<br />

Galerie vertritt bis heute Werke von Luzerner Künstlerinnen<br />

und Künstlern wie Pia Fries, Ian Anüll oder ➔Christoph<br />

Rütimann und setzt sich früh für den Verkauf von<br />

Videos ein. 1994 wird die Galerie nach Zürich verlegt.<br />

Ineichen, Rose<br />

Die Gestalterin und Fotografin Rose Ineichen verbindet in<br />

den 80er Jahren in ihrem Schaffen klassische Gestaltungsformen<br />

wie Fotografie mit performativen Elementen. Sprache,<br />

Körper und Theater spielen im 1984 gemeinsam mit<br />

➔Tello Frutiger und ➔Charles Moser produzierten Video<br />

„Limit/Grenze“ eine zentrale Rolle. Das Band wird in den<br />

ersten „Videosampler Schweiz“ der Vereinigung ➔UVS<br />

(Unabhängiges Video Schweiz) aufgenommen.<br />

Keil, Erika<br />

Die in Kriens gebürtige Theaterwissenschaftlerin Erika Keil<br />

ist von 1987 bis 1994 Co-Leiterin der ➔VIPER, danach bis<br />

2002 Ausstellungskuratorin und Direktorin des Museums<br />

für Gestaltung Zürich. Heute arbeitet sie als freie Autorin.<br />

Krienser Filmtage<br />

Im Zusammenhang mit dem geplanten Umbau eines<br />

Spielplatzes in der Luzerner Vorortsgemeinde Kriens bildet<br />

sich 1979 eine politisch engagierte Gruppe, die mit einem<br />

Super-8-Film eine Manifestation realisieren will. Dieser<br />

Gruppenprozess im Spannungsfeld des politisch eingesetzten<br />

Mediums motiviert die Beteiligten, eine öffentliche Veranstaltung<br />

ins Leben zu rufen, die dem Film gewidmet sein<br />

soll. So gründen ➔Pius Felder, ➔Christoph Settele, ➔Vale-


ian Maly und Beat Linder das Festival „Krienser Filmtage“,<br />

die im Krienser Kino Scala durchgeführt werden. Das<br />

Festival öffnet sich rasch Richtung Video und Performance.<br />

Ab 1982 muss die offene Form des Festivals fallen gelassen<br />

und für die Programmierung eine Auswahl getroffen werden.<br />

1984 wird eine Videosektion eingeführt. ➔Roman Signer<br />

ist mit Aktionen vertreten. ➔Christoph Rütimann zeigt<br />

bereits zu Beginn der 80er Jahre Performances, in denen er<br />

Video einsetzt. 1985 wird wegen mangelnder ideeller und<br />

finanzieller Unterstützung der Gemeinde Kriens beschlossen,<br />

das Festival nach Luzern zu verlegen. 1986 werden die<br />

Filmtage als „7. Film-Video-Performance-Tage“ mit dem<br />

Kürzel ➔VIPER in Luzern durchgeführt.<br />

<strong>Kunst</strong>museum Luzern<br />

Seit dem Aufkommen der Videokunst werden im <strong>Kunst</strong>museum<br />

Luzern Installationen und Videobänder präsentiert.<br />

Als erstes ausgestelltes Werk ist eine Installation von<br />

➔Dieter Meier in der von ➔Jean-Christophe Ammann<br />

kuratierten Ausstellung „Visualisierte Denkprozesse“ zu<br />

nennen (1970). Die ersten Ankäufe fallen in die Kuratorentätigkeit<br />

von ➔Martin Kunz, der bereits in seinem<br />

ersten Direktoriumsjahr Arbeiten von Peter Roehr und<br />

Vito Acconci ausstellt und ankauft (1978). Im Rahmen der<br />

Ausstellung „Schweizer <strong>Kunst</strong> ’70-’80 Regionalismus/<br />

Internationalismus“ (1.2.1981 bis 29.03.1981) organisiert<br />

Kunz ein Videoprogramm, in welchem Werke von Jean<br />

Otth, René Bauermeister, Alex Silber u. a. gezeigt werden.<br />

Diese Bänder bilden den Anfang der Videosammlung von<br />

Schweizer Künstlern im <strong>Kunst</strong>museum Luzern. In der<br />

Videosammlung befinden sich heute 1 Band aus den 60er<br />

Jahren (Bauermeister), 11 Bänder aus den 70er und 10 aus<br />

den 80er Jahren, 15 Videobänder und Installationen aus den<br />

90er Jahren und 15 Installationen und Videoarbeiten aus<br />

dem 21. Jahrhundert. Ab 1979 bis 1988 werden regelmässig<br />

Performances von ➔Ruedi Schill durchgeführt, die teilweise<br />

als Videos aufgezeichnet werden. Um einem breiteren<br />

Publikum das Verständnis von Video zu erleichtern, werden<br />

1988 an mehreren Abenden Videos von internationalen


Ponieren der Videokunst wie Nam June Paik oder Ulrike<br />

Rosenberg, aber auch neuste Produktionen von deutschen<br />

Künstlern vorgestellt.<br />

Kunz, Martin<br />

Der zwischen 1978 und 1989 im ➔<strong>Kunst</strong>museum Luzern<br />

tätige Direktor hat sich bereits während seines Studiums an<br />

der Universität Basel mit Experimentalfilm und dann auch<br />

mit Video beschäftigt. Zusammen mit dem Basler Galeristen<br />

Diego Stampa organisierte Kunz verschiedentlich Videoprogramme,<br />

u. a. in Genf. Für die <strong>Sammlung</strong> des <strong>Kunst</strong>museums<br />

Luzern kauft Kunz neben Werken der Schweizer<br />

Videopioniere auch Bänder von internationalen Künstlern<br />

wie Vito Acconci, Jochen Gerz und Terry Fox, denen grosse<br />

Einzelausstellungen gewidmet sind, an. Mehrmals werden<br />

Performances des Luzerner Künstlers ➔Ruedi Schill aufgenommen.<br />

In die Kuratorentätigkeit von Martin Kunz fällt<br />

auch die Präsentation einer grösseren Videoinstallation von<br />

➔Valerian Maly.<br />

Kurmann, Luigi<br />

Nach einer Assistenz bei ➔Jean-Christophe Ammann am<br />

➔<strong>Kunst</strong>museum Luzern von 1974 bis 1977 eröffnet Luigi<br />

Kurmann einen eigenen Ausstellungsraum, das ➔„Rägeboge-Zentrum.<br />

Raum für aktuelle Schweizer <strong>Kunst</strong>“<br />

an der Zürichstrasse 43 in Luzern, der bis 1985 besteht.<br />

Schon früh wird Kurmann auf Künstler aufmerksam, die<br />

mit neuen Medien arbeiten. Im sogenannten Kuck-Klub,<br />

den er mit ➔Max Frei gründet, werden spezielle Videoprogramme<br />

gezeigt. Durch ➔Christoph Settele stösst<br />

Kurmann 1983 zu den ➔Krienser Filmtagen, wo er für<br />

das Videoprogramm zuständig ist. Als Mitorganisator und<br />

später als Präsident der ➔VIPER bleibt er dem Festival<br />

bis zur Auflösung des Vereins im Jahre 2007 verbunden.<br />

Luigi Kurmann ist 1985 auch an der Gründung der Vereinigung<br />

➔“UVS Unabhängiges Video Schweiz“ beteiligt.<br />

1987 gründet Kurmann die ➔Galerie Mai 36, die 1993<br />

nach Zürich verlegt wird und die bis heute Künstler aus<br />

der Region vertritt, die schon zu Beginn der 80er Jahre<br />

mit Video arbeiteten (➔Christoph Rütimann).


Lüthi, Urs<br />

Der Krienser Urs Lüthi verlässt als Jugendlicher mit seiner<br />

Familie Luzern, behält aber den Kontakt zur <strong>Kunst</strong>szene<br />

und stellt verschiedentlich im ➔<strong>Kunst</strong>museum Luzern aus.<br />

Sein frühes Videoschaffen ist nicht umfangreich. Mit Arbeiten<br />

wie dem 1974 entstandenen Band „Orgasm“ zählt Urs<br />

Lüthi heute jedoch zu den wichtigsten Vertretern der frühen<br />

Schweizer Videokunst.<br />

Maly, Valerian<br />

Nach einem Musikstudium am Konservatorium Luzern<br />

kommt Valerian Maly gegen Ende der 70er Jahre über<br />

Performance und Video in den <strong>Kunst</strong>bereich. 1979 ist<br />

er Mitinitiant der ➔Krienser Filmtage. 1982 zeigt er in<br />

einer Einzelausstellung im ➔<strong>Kunst</strong>museum Luzern eine<br />

Closed-Circuit-Installation mit einem bearbeiteten, hängenden<br />

Stuhl. Da das Equipment damals noch sehr teuer ist,<br />

werden die Geräte vom Radio/TV-Geschäft von ➔Georges<br />

Späni ausgeliehen. Seit 1984 arbeitet Valerian Maly mit<br />

seiner Partnerin ➔Klara Schilliger zusammen.<br />

Meier, Dieter<br />

Die Installation „Simultanzeit“ in der Ausstellung „Visualisierte<br />

Denkprozesse“ (1970) ist das erste Werk mit der neuen<br />

Video-Technik, das im ➔<strong>Kunst</strong>museum Luzern zu sehen<br />

ist. Es handelt sich um eine typische „Closed Circuit“-<br />

Installation. Eine Videokamera überträgt ihr Bild direkt auf<br />

einen Monitor und stellt somit einen geschlossenen Kreislauf<br />

her. Zu sehen ist eine Uhr mit Sekundenzeiger und<br />

daneben auf dem Monitor die in Simultanzeit übertragene<br />

Aufnahme der Uhr.<br />

Moser, Charles<br />

Nach Luzern kommt der in Bern geborene Charles Moser<br />

über die <strong>Kunst</strong>gewerbeschule Luzern, die er von 1969<br />

bis 1972 besucht. Das Medium Video entdeckt er erst zu<br />

Beginn der 80er Jahre in New York. Von Aarau aus steigt er<br />

rasch in das neue Medium ein. Mit ➔Tello Frutiger gründet<br />

er die Videoproduktionsfirma Video-One. Zu den ersten<br />

Projekten gehört ein Film über Hugo Suter.


1985 wird der erste ➔UVS-Sampler herausgegeben. Charles<br />

Moser ist nicht nur einer der Initianten des Samplers,<br />

sondern auch mit einem, gemeinsam mit Tello Frutiger und<br />

der Luzerner Tänzerin ➔Rose Ineichen produzierten Video<br />

darauf vertreten. Weitere Projekte entstehen mit Walter<br />

Fähndrich und ➔Christoph Rütimann. Seit 1983 ist Charles<br />

Moser an der ➔Schule für Gestaltung Luzern tätig (heute<br />

<strong>Hochschule</strong> Luzern, Design & <strong>Kunst</strong>), wo er mit ➔Tobias<br />

Wyss sukzessive das Medium in den Unterricht integriert<br />

hat. Ein eigentlicher Studiengang für Video entsteht 1993,<br />

es ist nach Genf der zweite in der Schweiz.<br />

Rägeboge-Zentrum<br />

1977 eröffnet ➔Luigi Kurmann den Ausstellungsraum<br />

„Rägeboge-Zentrum. Raum für aktuelle Schweizer <strong>Kunst</strong>“<br />

an der Zürichstrasse 43 in Luzern. Das Programm hat experimentellen<br />

Charakter. Ab 1980 werden regelmässig Aktionen<br />

durchgeführt. Auch Video spielt eine grosse Rolle, so<br />

gründet Kurmann mit ➔Max Frei den Kuck-Klub, in welchem<br />

ein internationales Videoprogramm gezeigt wird. Das<br />

„Rägeboge-Zentrum“ bietet vielen lokalen Künstlern (z.B.<br />

➔Christoph Rütimann) die Gelegenheit für erste Projekte,<br />

das Programm ist aber national und international ausgerichtet.<br />

1983 zeigt ➔Anna Winteler ihre Installation „Television<br />

Raum“. 1985 beendet Luigi Kurmann seine Aktivitäten<br />

im „Rägeboge-Zentrum“ und gründet die ➔Galerie Mai 36<br />

an der Maihofstrasse 36.<br />

Rütimann, Christoph<br />

Zu den zentralen künstlerischen Figuren in Luzern gehört<br />

Christoph Rütimann. Ab Ende der 70er Jahre setzt er<br />

das Medium Video ein. Er besucht ab 1979 die ➔Schule<br />

für Gestaltung in Luzern, wo eine portable Videokamera<br />

zwar vorhanden wäre, Rütimann benützt jedoch die Kamera<br />

von ➔Beny von Moos. Zum Video wird er durch<br />

künstlerische Fotografien etwa von Marc Zumstein oder<br />

➔Urs Lüthi inspiriert. Er sieht darin Stills einer filmischen<br />

Vorlage. An den ➔Krienser Filmtagen zeigt er 1979 erstmals<br />

ein Video, später auch an der ➔VIPER. Als Filmer


etätigt er sich für ➔Klara Schilliger oder ➔René Stettler.<br />

Ein wichtiger Vermittler wird für Rütimann der Kurator<br />

und Galerist ➔Luigi Kurmann, der ihn bis heute in der<br />

➔Galerie Mai 36 vertritt. Im ➔Rägeboge-Zentrum führt<br />

Rütimann Performances durch und produziert dazu Videos,<br />

beispielsweise mit ➔Anna Winteler. Mit Video One von<br />

➔Tello Frutiger und ➔Charles Moser produziert er hier<br />

1985 das Video „5 Räume“.<br />

Schill, Ruedi<br />

Der Luzerner Künstler beginnt Anfang der 70er Jahre mit<br />

konzeptuellen Arbeiten, für die er sowohl die Foto- als auch<br />

die Super-8-Filmkamera verwendet. Über Aktionen kommt<br />

er gegen Ende der 70er Jahre zur Performance, für die er<br />

auch Video einsetzt. 1979 führt er im ➔<strong>Kunst</strong>museum<br />

Luzern seine erste Performance, „Meine Imagination: Die<br />

geheimen Wünsche von Marathon“ durch. Für diese Multimedia-Performance<br />

verwendet Schill einen Synthesizer mit<br />

Verstärker, einen Dia-Projektor und einen Monitor, auf dem<br />

zu sehen ist, wie er auf einer Wiese im Kreis schreitend,<br />

langsam eine Spur in die Landschaft einzeichnet. Verschiedentlich<br />

werden Videos aufgezeichnet: für die Performance<br />

„Schönes Wetter heute“ im <strong>Kunst</strong>museum Luzern stellt<br />

1988 ➔Georges Späni einen Techniker seines Radio/TV-<br />

Geschäftes zur Verfügung. Georges Späni verantwortet<br />

auch den Transfer der Aufnahmen auf das VHS-Format.<br />

Ruedi Schill besitzt seit 1978 selbst eine Kamera der Marke<br />

Akai mit entsprechendem Abspielgerät, die er gelegentlich<br />

auch anderen Künstlern zur Verfügung stellt. Neben<br />

seiner Lehrtätigkeit an der ➔Schule für Gestaltung Luzern<br />

(bis 2007) ist Ruedi Schill seit 1971 im Ausstellungsraum<br />

➔Apropos als Kurator tätig.<br />

Schilliger, Klara<br />

Zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit beschäftigt sich<br />

die aus Sursee stammende Klara Schilliger vor allem mit<br />

Tanz. Mit ihrem damaligen Partner ➔Christoph Rütimann<br />

entstehen 1981 Videos von Tanzperformances. Seit 1984<br />

arbeitet Klara Schilliger mit ➔Valerian Maly zusammen.


Schule für Gestaltung Luzern<br />

Durch die Initiative von ➔Tobias Wyss (ab 1981 an der<br />

Schule) und ➔Charles Moser (ab 1983) hält Video sukzessiv<br />

Einzug in die Schule, die heute als Teilschule „Design<br />

& <strong>Kunst</strong>“ der <strong>Hochschule</strong> Luzern angegliedert ist. Eine<br />

16-mm-Filmkamera ist an der Schule für Gestaltung bereits<br />

in den 70er Jahren vorhanden, ebenso eine Portable-Video-<br />

Kamera. Neben ➔Ruedi Schill und weiteren Exponenten<br />

der Luzerner <strong>Kunst</strong>szene ist ➔Roman Signer von 1974 bis<br />

1995 als Lehrer an der Schule tätig. Er zeigt verschiedentlich<br />

an der ➔VIPER seine Super-8-Filme. Ab 1993 ist ein<br />

eigentlicher Studiengang eingerichtet, der bis heute besteht.<br />

Es ist nach Genf der zweite offizielle Studiengang für Video<br />

in der Schweiz.<br />

Settele, Christoph<br />

1979 gründet Christoph Settele mit ➔Pius Felder, ➔Valerian<br />

Maly und Beat Linder die ➔Krienser Filmtage, die 1986<br />

in die ➔VIPER übergehen. Bis zur Dislokation der VIPER<br />

nach Basel im Jahre 1994 ist Settele als Geschäftsführer<br />

tätig. In den Programmheften publiziert er regelmässig<br />

Artikel zu aktuellen Phänomenen der Videokunst.<br />

Signer, Roman<br />

Nicht zur Videoszene im engeren Sinne zählt sich Roman<br />

Signer, obwohl seine Super-8-Filme auch als VHS-Kassetten<br />

vertrieben werden. Dennoch ist er an den für die Videokunst<br />

wichtigen Festivals vertreten. Die ➔VIPER widmet<br />

ihm 1989 eine Werkschau. Von 1969 bis 1971 besucht er<br />

die <strong>Kunst</strong>gewerbeschule Luzern. Als Lehrer ist er hier (seit<br />

1972 ➔„Schule für Gestaltung“ genannt) von 1974 bis<br />

1995 tätig. Signer fördert die künstlerischen Aktivitäten mit<br />

dem Medium Film und Performance.<br />

Späni, Georges<br />

Das Radio/TV-Geschäft von Georges Späni ist in der<br />

Frühzeit der Videoszene in Luzern ein wichtiger Lieferant<br />

technischer Geräte. Noch heute arbeitet ➔Ruedi Schill mit<br />

Georges Späni zusammen.


Stettler, René<br />

Seit 1975 beschäftigt sich René Stettler mit Video. Erste<br />

Impulse kommen aus der Performancekunst. Eine wichtige<br />

Inspirationsfigur ist ➔Beny von Moos. Anlässlich einer<br />

Ausstellung in der Galerie „Nanu“ führt Stettler 1983 in der<br />

Habsburgstrasse eine Performance durch, die von ➔Christoph<br />

Rütimann gefilmt und von der Polizei aufgelöst wird.<br />

In seiner „Red Wall Gallery“ (dem „<strong>Kunst</strong>zimmer mit der<br />

roten Wand“) realisiert er ab Mitte der 80er Jahre verschiedene<br />

experimentelle Ausstellungsprojekte. Neben der<br />

Videokunst rücken zunehmend kunsttheoretische Fragen in<br />

den Mittelpunkt.<br />

UVS (Unabhängiges Video Schweiz)<br />

1985 wird der erste Videosampler mit 17 Videos auf drei<br />

Kassetten herausgegeben. Die Vereinigung „Unabhängiges<br />

Video Schweiz“ setzte sich aus Vermittlergruppen,<br />

Produktionsfirmen und sowie einzelnen Videoschaffenden<br />

zusammen mit dem Ziel, ein schweizerisches Videoinformationsnetz<br />

zu schaffen und die <strong>Vermittlung</strong> des Mediums<br />

zu koordinieren. Als Initianten gelten Jürg Neuenschwander,<br />

➔Charles Moser und der Luzerner ➔Luigi Kurmann.<br />

Produziert wird der erste Sampler von Container TV Bern<br />

und Video One Aarau. 1987 folgt der zweite und 1991 der<br />

mit „Partitions“ betitelte dritte und letzte Sampler.<br />

VIPER<br />

Die VIPER wird 1986 erstmals als „7. Film-Video-Performance-Tage<br />

(VIPER)“ im Kulturpanorama am Löwenplatz,<br />

im ➔Rägeboge-Zentrum und im Genossenschafts-Restaurant<br />

Widder in Luzern als Folgeveranstaltung der ➔Krienser<br />

Filmtage durchgeführt. Bereits in ihrem zweiten Jahr<br />

wird die VIPER in „Internationale Film- und Videotage“<br />

umbenannt. Die Namensänderung ist mit einer Konzeptänderung<br />

verbunden. So profiliert sich die VIPER, in Abgrenzung<br />

zu anderen Festivals, mit einem internationalen<br />

Filmprogramm und mit Video. Es ist das einzige Festival<br />

der Schweiz, das Videobänder und Installationen im Programm<br />

führt. Performances werden in der Folge nur noch


in Kombination mit Video gezeigt. Ab 1987 widmet sich<br />

die „Videowerkschau Schweiz“ den jüngsten Schweizer<br />

Produktionen. 1989 wird eine umfassende Werkschau von<br />

➔Roman Signer präsentiert. Die VIPER entwickeln sich<br />

in den 90er Jahren zu einem international renommierten<br />

Multimedia-Festival mit verschiedensten Veranstaltungen.<br />

Im Jahr 1994 wechselt die VIPER nach Basel, wo sie 2006<br />

zum letzten Mal stattfindet. Das umfangreiche Archiv der<br />

VIPER wird zurzeit in einem <strong>Kunst</strong>lager in Zürich aufbewahrt.<br />

von Moos, Beny<br />

Der Fotograf Beny von Moos ist der grosse Unbekannte<br />

der Luzerner Videoszene. Zwar arbeiten verschiedene<br />

Leute wie beispielsweise ➔Christoph Rütimann mit seiner<br />

Kamera, doch haben nur wenige Personen seine eigenen<br />

Arbeiten gesehen. Von Moos zeigt sie verschiedentlich an<br />

internationalen Festivals. Nach seinem Tod im Jahre 2007<br />

versucht ➔René Stettler eine erste Sichtung von Beny von<br />

Moos’ Werk.<br />

Walker, Aldo<br />

Der Luzerner Aldo Walker hat verschiedentlich die Videokamera<br />

für Werke eingesetzt. Wie andere Konzeptkünstler<br />

zu Beginn der 70er Jahre – zu erwähnen ist beispielsweise<br />

➔Dieter Meier, mit dem er 1970 im ➔<strong>Kunst</strong>museum<br />

Luzern ausstellt – interessiert Walker das Phänomen des<br />

Closed-Circuit. Eine Skizze von 1971 mit dem Titel „now“<br />

sieht eine Videokamera vor, die ein auf dem Boden ausgelegtes<br />

Seil filmt, das den Schriftzug „now“ zeigt. Ein<br />

Monitor im Raum vermittelt den Ausschnitt mit dem Seil.<br />

Durch die Aktivität der Besucher verändert sich der Schriftzug.<br />

Diese Veränderung wird regelmässig mit Fotografien<br />

festgehalten, die neben den Monitor platziert werden.<br />

Walker hat mehrere Videos realisiert, die Bänder, die er an<br />

verschiedene Festivals geschickt hat, sind aber verschollen.<br />

Winteler, Anna<br />

Die in Lausanne geborene Anna Winteler kommt über den<br />

Tanz Ende der 70er Jahre in die <strong>Kunst</strong>szene, wo sie sich als


Performerin, Video- und Installationskünstlerin betätigt. Sie<br />

gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen des frühen Videoschaffens<br />

in der Schweiz. In Luzern arbeitet sie mit ➔Christoph<br />

Rütimann zusammen. 1983 zeigt sie im ➔Rägeboge-<br />

Zentrum ihre Installation „Televison Raum“<br />

Wittmer, Stephan<br />

An der ➔Schule für Gestaltung Luzern kommt Stephan<br />

Wittmer mit der Videokamera in Berührung. Hier macht er<br />

seine ersten Videoexperimente. Einer seiner Mitschüler ist<br />

➔Christoph Rütimann. Von den frühen Produktionen sind<br />

verschiedene Werke erhalten. Wittmer (auch „Huitmere“)<br />

fotografiert seine experimentellen Videos und schaffte so<br />

erste Videostills. Früh ist Wittmer als Vermittler tätig. So<br />

organisiert er in der „Galerie auf Zeit“ im Jugendtreff beim<br />

Restaurant Klarahof auch Ausstellungen mit Künstlern, die<br />

sich mit Video beschäftigen, zum Beispiel mit seiner späteren<br />

Partnerin Pat Treyer oder Christoph Rütimann.<br />

Wyss, Tobias<br />

Der in Dielsdorf geborene Tobias Wyss interessiert sich neben<br />

seinem Studium der Romanistik für Film. So besucht er<br />

1969 Kurse an der <strong>Kunst</strong>gewerbeschule Zürich und arbeitet<br />

anschliessend beim Schweizer Fernsehen als freier Autor<br />

und Regisseur. Ab 1981 bis 2007 hat er einen Lehrauftrag<br />

für Video an der ➔Schule für Gestaltung Luzern.<br />

Den Studienlehrgang leitet er gemeinsam<br />

mit ➔Charles Moser.<br />

Diese Informationen basieren auf Quellenstudium und Interviews von<br />

Manuel Weber, Ruth Stofer, Susanne König und Christoph Lichtin im<br />

Zeitraum von September bis Dezember 2007.<br />

Redaktion: Christoph Lichtin; Abbildungen: Videostills aus der<br />

Installation von Manuel Weber, Ruth Stofer und Susanne König;<br />

Gestaltung Handbuch: Manuel Weber<br />

<strong>Kunst</strong>museum Luzern Museum of Art Lucerne<br />

Europaplatz 1 6002 Luzern www.kunstmuseumluzern.ch


VIPER<br />

Rägeboge-<br />

Zentrum<br />

KML<br />

Apropos<br />

Mai 36<br />

Schule f.<br />

Gestaltung<br />

Krienser<br />

Filmtage<br />

Stephan<br />

Wittmer<br />

Charles<br />

Moser<br />

Tello<br />

Frutiger<br />

Rose<br />

Ineichen<br />

Pius<br />

Felder<br />

Klara<br />

Schilliger<br />

Valerian<br />

Maly<br />

Dieter<br />

Meier<br />

Anna<br />

Winteler<br />

Roman<br />

Signer<br />

Max<br />

Frei<br />

Ruedi<br />

Schill<br />

Georges<br />

Späni<br />

Jean-<br />

Christophe<br />

Ammann<br />

Martin<br />

Kunz<br />

Christoph<br />

Rütimann<br />

Tobias<br />

Wyss<br />

Beny von<br />

Moos<br />

Christoph<br />

Settele<br />

Luigi<br />

Kurmann<br />

Erika<br />

Keil<br />

Aldo<br />

Walker<br />

René<br />

Stettler<br />

Urs<br />

Lüthi

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