Curare 94 Probe.indb - Curare - AStA der MHH
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Doktorarbeiten von klassisch über Strucmed bis BMEP<br />
Werdegänge Interview mit Dr. Forstmeyer ...<br />
Erfahrung Famulaturbericht aus Thailand<br />
Ausgabe <strong>94</strong> Mai 2009<br />
Zeitschrift des <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Macht Politik!<br />
Erreiche etwas für bessere Studienbedingungen! Möglichkeiten an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> .
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, Redaktion <strong>Curare</strong><br />
- OE 9542 -<br />
Carl-Neuberg-Straße 1<br />
30623 Hannover<br />
Die <strong>Curare</strong> erscheint regulär drei- bis viermal jährlich. Die Ausgabe erfolgt<br />
kostenlos.<br />
Aufl age: 1700 Stück<br />
Druck: Gedruckt wird auf Umweltschutzpapier, mit Ausnahme des Um-<br />
schlags und eventueller Son<strong>der</strong>publikationen, mit umweltverträglichen<br />
Lösungsmitteln.<br />
Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Sie werden nur auf ihre verfassungsrecht-<br />
liche Unbedenklichkeit unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> §§ 129-132<br />
StGB hin kontrolliert, nicht aber auf ihre politische Erwünschtheit. Die Re-<br />
daktion behält sich vor, Artikel zu kürzen.<br />
Nachdruck: In selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Zeitschriften ge-<br />
gen Belegexemplar frei und erwünscht. An<strong>der</strong>nfalls zur Vermeidung von<br />
Rechtsnachteilen Rücksprache erfor<strong>der</strong>lich. Bitte beachten Sie Copyright-<br />
Angaben!<br />
Beiträge und Artikel von Studierenden, Lehrenden, Beschäftigten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>,<br />
PatientInnen, LeserInnen je<strong>der</strong>zeit erwünscht. Artikel bitte in den Briefkas-<br />
ten vor dem <strong>AStA</strong> einwerfen o<strong>der</strong> zu den Sprechzeiten abgeben. Alle Bei-<br />
träge können auch unter folgen<strong>der</strong> Adresse per E-Mail eingereicht werden:<br />
presse@mhh-asta.de<br />
Die Entscheidung über den Abdruck nicht namentlich gekennzeichneter<br />
Beiträgeliegt bei <strong>der</strong> Redaktion.<br />
Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2008. Modalitäten bitte zu<br />
den Sprechzeiten erfragen.<br />
<strong>Curare</strong>-Sprechstunden:<br />
Jeden Mittwoch von 12.15-13.45 Uhr im <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Tel.: 0511/532-5409 o<strong>der</strong> -5414<br />
Fax: 0511/532-8414<br />
eMail: presse@mhh-asta.de<br />
Internet: www.curare.mhh-asta.de<br />
V. i. S. d. P.<br />
Alexandra Kleimann<br />
Franziska Baier<br />
Layout: Ingo Volkmann, Yuliya Osipova, Franziska Baier<br />
2
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Editorial<br />
Hallo allerseits,<br />
nach langem Warten ist es endlich soweit und<br />
wir sind wie<strong>der</strong> da!<br />
Der Monat Mai beginnt mit einem politischen<br />
Datum und so beginnen auch wir das neue Semester<br />
mit dem Motto: Macht Politik!<br />
Wir berichten euch von den Möglichkeiten<br />
euch zu engagieren und <strong>der</strong> Bemerkung unseres<br />
Präsidiums in einer <strong>MHH</strong>-Info des letzten<br />
Jahres, es sei ihm <strong>der</strong> „anhaltende Wi<strong>der</strong>stand<br />
einer kleinen Zahl von Studierenden in offiziellen<br />
Positionen, die in destruktiver Kritik verharren,<br />
statt konstruktiv vorhandene Schwachstellen<br />
zu beseitigen“ unverständlich, entgegen<br />
zutreten. Wir sind nicht destruktiv wir sind<br />
engagiert. Nicht wenige, son<strong>der</strong>n ALLE Studenten<br />
sollen durch unser Interesse vertreten<br />
werden!<br />
Außerdem haben wir in dieser Ausgabe ein<br />
weiteres Special, diesmal zum Thema Doktorarbeit.<br />
Viele Infos warten darauf von euch gelesen<br />
zu werden.<br />
Doch das ist noch lange nicht alles: Für vom<br />
Fernweh Geplagte gibt es Famulaturberichte,<br />
für den Sommer einen Festivalüberblick und<br />
nicht zu vergessen: Zwei neue Serien, einerseits<br />
zum Thema Ärzte auf Abwegen und an<strong>der</strong>erseits<br />
eine Interviewreihe mit <strong>MHH</strong>-Ärzten.<br />
Wir hoffen euch gefällt das neue, noch leserfreundlichere<br />
Layout und wünschen euch im<br />
Namen <strong>der</strong> ganzen Redaktion:<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Eure Pressereferentinnen<br />
Alexandra Kleimann und Franziska Baier<br />
3
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Macht Politik! Doktorarbeit Werdegänge Hochschule<br />
Titelthema 7 Special 30 Serie 44 <strong>MHH</strong><br />
<strong>AStA</strong>-Vorstellung<br />
Unipolitik<br />
Obama<br />
Prinzip Hoffnung<br />
IPPNW<br />
Banksy<br />
4<br />
8<br />
16<br />
19<br />
21<br />
25<br />
28<br />
Klassische<br />
Promotion<br />
StrucMed<br />
BMEP<br />
Rezension<br />
Interview<br />
Auslandbericht<br />
S.7 Macht Politik<br />
32<br />
34<br />
39<br />
40<br />
41<br />
42<br />
Interview mit<br />
Dr. Forstmeyer<br />
Ärzte auf Abwegen<br />
46<br />
50<br />
Dr. med.<br />
Studiengebühren<br />
Zahnmobil<br />
Gegendarstellung<br />
E-Bücher<br />
Wunschzettelauswertung<br />
S.31 Special Doktorarbeiten<br />
54<br />
54<br />
55<br />
57<br />
58<br />
60
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Humor<br />
Wusstet ihr schon? 61<br />
Hannover hautnah 62<br />
Belletristik 65<br />
Emperium 68<br />
Lehrbücher<br />
Frag die Raap!<br />
HPV<br />
70<br />
72<br />
74<br />
S.54 Hochschule<br />
Auslandsfamulatur<br />
77 Festivals 82<br />
Bil<strong>der</strong>rätsel 84<br />
Kochen 85<br />
Stardust 86<br />
Modemensch 88<br />
Leo Hoftempel 90<br />
S.62 Kreuzkirche<br />
5
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Rückblick :<br />
Was ist passiert seit <strong>der</strong><br />
letzten <strong>Curare</strong>?<br />
Das wir mehr sind als eine „Studenten-superillu“<br />
haben die Ereignisse<br />
nach dem Erscheinen unserer letzten<br />
Ausgabe gezeigt. Hier die wichtigsten<br />
Punkte :<br />
• Durch den Druck auf das „Cafe<br />
Kanne“ ist <strong>der</strong> Studentenkaffee seit<br />
einigen Monaten günstiger geworden<br />
und wir haben das Versprechen<br />
für gesün<strong>der</strong>es Essen bekommen.<br />
• In dieser Ausgabe gibt es eine Gegendarstellung<br />
zu dem Artikel über<br />
die Gleichstellungsbeauftragte Frau<br />
Miemitz von Herrn Bitter-Suermann<br />
persönlich.<br />
• Herr Prof. Günther ist nach seinem<br />
offenen Brief, in welchem er die<br />
Lehre <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> kritisiert, nun nicht<br />
mehr offiziell für die Lehre verantwortlich.<br />
Dies tut uns aufrichtig<br />
leid.<br />
• Auch die Hannoversche Allgemeine<br />
Zeitung hat in Ihrer Ausgabe vom<br />
17.12.2008 über unsere Kritik und<br />
die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> berichtet.<br />
Wir sind neben <strong>der</strong> Distel das einzig<br />
öffentlich-kritische Organ <strong>der</strong> Hochschule<br />
und hoffen auch weiterhin<br />
etwas bewegen zu können.<br />
Also helft mit!<br />
6
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Macht Politik!<br />
Es liegt in deiner Hand.<br />
!<br />
Du denkst, du kannst nichts erreichen?<br />
Es wird sich sowieso nichts än<strong>der</strong>n?<br />
- Nichts da!<br />
Wenn wir genau hinsehen, gibt es nämlich viele Mög-<br />
lichkeiten unsere Studienbedingungen zu verbessern<br />
o<strong>der</strong> sich für an<strong>der</strong>e stark zu machen.<br />
Gut, dass es die <strong>Curare</strong> gibt:<br />
Für Euch haben wir einige Wege, darunter Ämter und<br />
Organisationen, herausgesucht, die nur auf Euer Engagement<br />
und Eure Ideen warten. Dabei schauten wir in<br />
Sachen Politik auch über den Tellerrand nach Amerika.<br />
Zudem findet ihr in diesem Teil alle aktuellen Infos von<br />
<strong>AStA</strong>, StuPa, Senat und <strong>der</strong> Studienkommision.<br />
7
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Der <strong>AStA</strong> stellt sich vor...<br />
Von manchen Studenten hört man immer wie<strong>der</strong>: „Der <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> sei so komisch und naja und was genau die da<br />
machen, wisse man auch nicht.“ Doch wir sind euer <strong>AStA</strong> und unsere Arbeit für jeden von euch wichtig, deswegen:<br />
Lesen und mitmachen!<br />
vorsitz@mhh-asta.de<br />
Mein Name ist Tobias<br />
Laue, zur Zeit bin ich im<br />
4. Semester Humanmedizin<br />
und führe seit Februar 2009 den Vorsitz im <strong>AStA</strong>. Wer mich<br />
nicht über den <strong>AStA</strong> kennt, hat mich vielleicht schonmal beim<br />
StuPa, <strong>der</strong> GEA o<strong>der</strong> dem Teddybärkrankenhaus gesehen. In<br />
meinem Semester bin ich außerdem Semestersprecher. Im letzten<br />
Jahr war ich im <strong>AStA</strong> Referent für Erstsemester und habe die<br />
Auswahlgespräche <strong>der</strong> zukünftigen Erstsemester mit betreut.<br />
Zu meinen Aufgaben gehört die Koordination <strong>der</strong> einzelnen<br />
Referate. Darüber hinaus stehe ich euch gemeinsam mit den<br />
hochschulpolitischen Referenten mit Rat und Tat bei Problemen<br />
im Studienalltag zur Seite. Zusammen mit Michael Grimme<br />
gehöre ich dem Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> als studentischer Vertreter an<br />
und bin Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission. In meiner Freizeit kann man mich beim Laufen in <strong>der</strong> Eilenriede<br />
antreffen o<strong>der</strong> bei Unternehmungen mit meinen Freunden. Falls Fragen vorhanden sind, kommt in<br />
meine Sprechstunde, sprecht mich in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> direkt an o<strong>der</strong> schreibt einfach eine Mail an mich.<br />
Tobias Laue<br />
8<br />
Ich studiere seit dem Win-<br />
tersemester 2006/2007 Hu-<br />
hopo@mhh-asta.de<br />
Martin Mueller<br />
manmedizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und wurde in <strong>der</strong> neuen Legislatur 2009/2010<br />
vom Studierendenparlament als <strong>AStA</strong>-Referent für Hochschulolitik II im<br />
Amt bestätigt. Auch in den letzten Legislaturen war ich bereits im <strong>AStA</strong><br />
tätig (2007/2008 als Erstsemester-Referent und 2008/2009 als Referent<br />
für Hochschulpolitik II). Ferner bin sich seit 2007 Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission<br />
Humanmedizin und seit 2008 studentischer Vertreter<br />
im Prüfungsausschuss. Mein Aufgabengebiet ist vor allem die Betreuung<br />
und Beratung <strong>der</strong> Studierenden in hochschulpolitischen Belangen.<br />
Sei es bei Prüfungsunstimmigkeiten, <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Gleitklausel<br />
o<strong>der</strong> Problemen mit dem Studiendekanat o<strong>der</strong> Studentensekretariat. Aktuelle Informationen - insbeson<strong>der</strong>e<br />
juristischer Natur - habe ich den Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> bislang im Info-Fyler „HoPo aktuell“ mitgeteilt und<br />
beabsichtige dieses Informationsmedium auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen <strong>der</strong> Studierendenschaft<br />
zukommen zu lassen.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Mein Name ist Micha-<br />
hopo@mhh-asta.de<br />
Michael Grimme<br />
el Grimme und ich<br />
studiere seit 2005 an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> Humanmedizin. Über das Amt<br />
des Semestersprechers und an<strong>der</strong>e Engagements kam ich relativ<br />
bald mit dem <strong>AStA</strong> in Kontakt. Vom StuPa wurde ich 2006<br />
zunächst zum Referenten für Erstsemester gewählt. Danach<br />
besetzte ich das 2. hochschulpolitische Referat, gefolgt vom 1.<br />
HoPo-Referat, womit man gleichzeitig Stellvertreter des <strong>AStA</strong>-<br />
Vorsitzenden ist. Außerdem bin ich Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission<br />
Humanmedizin sowie <strong>der</strong> Sektionen I und IV. Zusammen<br />
mit Tobias Laue wurde ich Anfang 2009 für eine erneute<br />
Amtszeit von zwei Jahren in den Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> gewählt. Als Hochschulpolitiker versuchen wir, die<br />
Studienbedingungen an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu verbessern und Missstände zu beseitigen. Das ist, gerade weil<br />
es an unserer Hochschule so einiges zu verbessern gibt, keine sehr dankbare Aufgabe. Etwas „off<br />
topic“ für meinen eigentlichen Zuständigkeitsbereich ist die Kooperation mit Hannover 96. Hier laufen<br />
gerade die Vorbereitungen für die Dauerkarten-Aktion <strong>der</strong> Saison 09/10. Für die kommenden Monate<br />
haben wir uns vorgenommen, die „Nicht-Humanmediziner“ verstärkt in die studentische Vertretung zu<br />
integrieren. Außerdem stehen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Studien-und Prüfungsordnung an und wir wollen<br />
uns intensiv mit den Curricula <strong>der</strong> einzelnen Fächer beschäftigen, bevor wir diesen für das Studienjahr<br />
09/10 zustimmen.<br />
zahnmedizin@mhh-asta.de<br />
Nauka Goener<br />
So, also ein kurze Vorstellung:<br />
Ich bin Nauka, bin<br />
noch 22 Jahre jung und<br />
studiere noch im 4. Fachsemester Zahnmedizin. Hauptsächlich studiere<br />
ich natürlich, aber als Ausgleich zum Studium beschäftige ich mich sonst<br />
noch mit Theatergruppen, sozialkritischer Literatur/ Biographien und ich<br />
bin gerne n bisschen kreativ…Ich bin jetzt zum zweiten Mal ins StuPa<br />
gewählt und das erste Mal offiziell Referentin des Referat Zahnmedizin.<br />
Wenn also irgendwelche Probleme mit dem Studium <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />
bestehen, zahnmedizinische Projekte entwickelt werden o<strong>der</strong> sonst<br />
irgendwas, was mit Zahnmedizin zu tun hat, wendet Euch an mich. Ich<br />
arbeite mit <strong>der</strong> Fachschaft Zahnmedizin, und auch mit dem Referat HoPo III eng zusammen!Außerdem<br />
beschäftige ich mich gerade mit einem Projekt zur kostenlosen zahnmedizinischen Grundversorgung von<br />
Obdachlosen/ Nicht-Krankenversicherten. Hmm, jetzt ist gut, das wars, noch Fragen? Wenn ja, einfach<br />
mal bei mir in <strong>der</strong> Sprechstunde (Montags 12.15 Uhr- 13.15 Uhr) vorbei kommen, mir schreiben o<strong>der</strong> mich<br />
anquatschen! In dem Sinne, bunten Gruß!<br />
9
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
hopo@mhh-asta.de<br />
Yasin Rezay Moosavi<br />
Hallo. Ich bin Jana.<br />
Ich studiere im 6. Semester<br />
Humanmedizin und bin seit Februar 2008 für das Referat<br />
Soziales, Frauen und Auslän<strong>der</strong> im <strong>AStA</strong> zuständig. Ich bin daher<br />
gerne für euch da, wenn ihr irgendwelche Probleme habt und<br />
jemanden braucht, mit dem ihr reden könnt. Einmal in <strong>der</strong> Woche<br />
könnt ihr zur Sozialsprechstunde vorbeikommen. Dort ist auch<br />
Frau Tschepke vom Studentenwerk anzutreffen und gemeinsam<br />
können wir über das Studieren mit Kind, finanzielle o<strong>der</strong> organisatorische<br />
Fragen zum Studium und sonstige Probleme aller<br />
Art sprechen und versuchen eure Probleme zu lösen. Ihr könnt<br />
mir natürlich auch je<strong>der</strong> Zeit eine E-Mail schreiben. Ich kümmere mich außerdem um die Vergabe <strong>der</strong><br />
Freitische des Studentenwerks. Einen Freitisch zu besitzen bedeutet, dass man Geld vom Studentenwerk<br />
zur Verfügung gestellt bekommt, um in <strong>der</strong> Mensa essen zu können. Wenn ihr also wenig Geld zur<br />
Verfügung habt und euch um einen Freitisch bewerben wollt, schreibt mir gerne eine Mail. Wir haben im<br />
letzten Jahr gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Gutenbrunner ein Projekt zur För<strong>der</strong>ung des medizinischen<br />
Sprachverständnisses ausländischer Studierenden ins Leben gerufen. Das möchten wir in diesem Jahr<br />
gerne noch weiter ausbauen. Wenn jemand Lust hat sich in diesem Bereich einzubringen und vielleicht<br />
einen Tutorjob übernehmen, nette Menschen kennen lernen und seinen Horizont erweitern möchte<br />
und somit ausländischen Kommilitonen den Einstieg ins Studium erleichtern will, würde ich mich sehr<br />
freuen. Meldet euch einfach bei mir.<br />
Wenn ihr sonst noch irgendwelche Fragen habt o<strong>der</strong> Anregungen o<strong>der</strong> sonst irgendwas, das ihr gern<br />
loswerden wollt, ich freu mich über nette Mails an: soziales@mhh-asta.de<br />
10<br />
Hi,<br />
ich bin Yasin Rezay Moosavi und studiere im 4.<br />
Semester Zahnmedizin. Ich bin 26 Jahre alt und komme<br />
aus Hannover und fühle mich hier und in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
sehr wohl.<br />
Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zum<br />
Zahntechniker gemacht und im Anschluss begonnen,<br />
zu studieren. Ich erhoffe mir mit meiner Wahl in das<br />
StuPa, die Zusammenarbeit und Kommunikation <strong>der</strong><br />
Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu verbessern. Zusätzlich engagiere<br />
ich mich im <strong>AStA</strong> als Hochschulpolitik-Referent<br />
und versuche meinen Kommilitonen mit Rat und Tat zur<br />
Seite zustehen.<br />
In meiner Freizeit bin ich viel und gern in Gesellschaft<br />
von meinen Freunden und schau gern Filme und bin,<br />
wenn denn Zeit dafür ist, auch gern feiern.<br />
soziales@mhh-asta.de<br />
Jana Kaszian
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
ausland@mhh-asta.de<br />
Sinje Hage<br />
Hallo,<br />
Ich bin Sinje und studiere<br />
im 6. Semester Humanmedizin<br />
in <strong>der</strong> Tertialabfolge CAB. Dies ist mein zweites Jahr im<br />
<strong>AStA</strong> als Auslandsreferentin. Wenn ihr Fragen zu Famulaturen o<strong>der</strong><br />
PJ im Ausland habt, könnt ihr mir gerne eine e-Mail schreiben o<strong>der</strong><br />
donnerstags in meine Sprechstunde kommen. Auch bei Fragen zu<br />
ERASMUS kann ich euch weiterhelfen. Auβer im <strong>AStA</strong> engagiere<br />
ich mich noch im StuPa und in <strong>der</strong> Studienkommission Humanmedizin.<br />
Und zur Zeit bin ich zusammen mit Bernhard Schierbaum<br />
Vorsitzende <strong>der</strong> GEA (Gruppe Erstsemesterarbeit). In meiner<br />
Freizeit mache ich gerne Sport und ihr werdet mich im Sommer bestimmt auf unseren hauseigenen Beachvolleyballfel<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> im Annabad finden. Im Winter geh ich Snowboarden, wenn Geld und Zeit nicht<br />
ausreichen auch mal für nur einen Tag im Harz. Auβerdem reise ich sehr gerne und war auch schon für<br />
längere Zeit im Ausland. Im April habe ich gerade eine Famulatur in Cusco, Peru gemacht. (Den Bericht<br />
könnt ihr in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe <strong>der</strong> <strong>Curare</strong> lesen.) Für das Jahr 2009 ist wie<strong>der</strong> ein Tropenseminar geplant,<br />
voraussichtlich am 5. und 6. Juni. Dies werde ich zusammen mit <strong>der</strong> IPPNW-Gruppe organisieren.<br />
Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch gerne an <strong>der</strong> Planung beteiligen. O<strong>der</strong> ihr kennt jemanden, <strong>der</strong><br />
einen Vortrag halten könnte? Auch Erfahrungsberichte von Studenten sind gerne gesehen. Das Thema<br />
des diesjährigen Tropenseminars wird Afrika und Lateinamerika sein. Auβerdem soll es auch an unserer<br />
Uni endlich einen Medical English Kurs geben. Allerdings fehlt dafür noch <strong>der</strong>/die Dozent/in. Ideal wäre<br />
jemand aus Hannover o<strong>der</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung, dessen Muttersprache englisch ist und <strong>der</strong> in einem<br />
medizinischen Beruf arbeitet o<strong>der</strong> gearbeitet hat. Wenn ihr jemanden kennt, auf den diese Beschreibung<br />
in etwa zutrifft, dann meldet euch bitte bei mir.<br />
Einen Spanisch-Anfängerkurs wird es im Herbsttertial wie<strong>der</strong> geben. Im Sommertertial werden erstmal<br />
die Fortgeschrittenenkurse zuende geführt, damit die ERASMUS-Teilnehmer best möglich auf ihren Auslandsaufenthalt<br />
vorbereitet sind. In diesem Sinne hoffe ich auf ein erfolgreiches Jahr 2009.<br />
internet@mhh-asta.de<br />
Felix Martens<br />
Vor 2 Jahren habe ich cheefy.de als Online-<br />
portal für <strong>MHH</strong>- Studenten gegründet, jetzt<br />
trete ich das schwere Erbe von Sascha an und<br />
übernehme das Referat Internet/EDV. Zuständig bin ich für<br />
alle Themen von WLAN,Studmail,VPN über die EDV im <strong>AStA</strong><br />
bis hin zu kleinen alltäglichen Problemchen. Im nächsten Jahr<br />
möchte ich unbedingt möglichst viele <strong>der</strong> offiziellen und inoffiziellen<br />
Internetangebote <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> unter einem Dach vereinen,<br />
seien es Studmail, cheefy, ILIAS. AUsserdem möchte ich<br />
die WLAN-Abdeckung weiter ausbauen und erneuern.<br />
In meiner Sprechstunde und per Mail kümmere ich mich<br />
immer gerne um die großen und kleinen Wi<strong>der</strong>spenstigkeiten<br />
eurer Rechner, Mailaccounts und was sonst noch so an<br />
Fragen zu Computern anfällt.<br />
11
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
12<br />
Mein Name ist Hen-<br />
drik Rott und ich bin inzwischen in meiner 2. Amtszeit als<br />
Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Ich studiere im 8. Semester<br />
Humanmedizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Ich bin vor allem mit den<br />
täglichen Emails an den <strong>AStA</strong> beschäftigt und versuche<br />
jedem so gut wie möglich weiterzuhelfen. Wenn Ihr eine<br />
Frage habt, dann schreibt doch einfach an info@mhhasta.de.<br />
Weiterhin kümmere ich mich um die schwarzen<br />
Bretter in <strong>der</strong> Vorklinik und vor <strong>der</strong> Kanne, wenn Ihr etwas<br />
aushängen wollt, dann seit Ihr bei in meiner Sprechstunde<br />
Mittwochs von 12:15-13:45Uhr an <strong>der</strong> richtigen Adresse. Zudem unterhalte ich Kontakte zu<br />
Firmen wie <strong>der</strong> Deutschen Ärztefinanz o<strong>der</strong> MLP, hier versuche ich in Zusammenarbeit mit den<br />
Firmen viele studentische Aktivitäten wie zum Beispiel die Fahrt zu den Medimeisterschaften im<br />
Sommer zu ermöglichen und zu unterstützen. In meiner Freizeit bin ich großer Fussballfan und<br />
häufig in <strong>der</strong> AWD Arena anzutreffen. Bei irgendwelchen Anliegen schreibt mir doch einfach ne ´ne<br />
Mail o<strong>der</strong> kommt in <strong>der</strong> Sprechstunde vorbei.<br />
Viel Erfolg im neuen Semester, Hendrik!<br />
sport@mhh-asta.de<br />
Cornelius Krusche<br />
Hallo Sportbe-<br />
geisterte!<br />
info@mhh-asta.de<br />
Hendrik Rott<br />
Mein Name ist Cornelius Krusche, ich bin nun das 2.<br />
Jahr <strong>der</strong> Sportreferent <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und werde euch gerne<br />
weiterhelfen euren Uni-Alltag und Freizeit in Hannover<br />
sportlich zu gestalten. Ich studiere im 3. Jahr an <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong>, wirke in <strong>der</strong> GEA mit und bin sonst meist sportlich<br />
aktiv (Laufen, Schwimmen, Volleyball) o<strong>der</strong> mache Musik<br />
und Fotos.<br />
Als Sportreferent des <strong>AStA</strong> bin ich zuständig für die Beratung<br />
in Fragen zu Sportangebot und -arten, die Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentrum für Hochschulsport Hannover und an<strong>der</strong>en Hochschulen. Auch<br />
dieses Jahr werden wir wie<strong>der</strong> in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> TiHo ein Sportfest mit Fußball- und<br />
Volleyball-Turnier veranstalten und trotz <strong>der</strong> Baumaßnahmen versuchen, das Sportangebot an<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> attraktiv zu halten und auszubauen.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
presse@mhh-asta.de<br />
Alexandra Kleimann<br />
Hallo,<br />
ich bin Alex , seit 10 Semestern hier an <strong>der</strong> Uni und<br />
inzwischen endlich scheinfrei. Außerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
interessiere ich mich sehr für Geisteswissenschaften und<br />
Literatur . Als Pressereferentin bin ich seit November<br />
2008 zusammen mit Franziska für das, was ihr grade in<br />
den Händen hält verantwortlich. Wenn euch also ein spezielles<br />
Thema unter den Fingern brennt, o<strong>der</strong> ihr einfach<br />
Spaß am Schreiben o<strong>der</strong> Layouten habt, wendet euch<br />
an uns! Unsere Pläne für das nächste Jahr bestehen vor<br />
allem darin eine Redaktion aufzubauen und auch für die Erstsemester eine <strong>Curare</strong>-Tutorgruppe<br />
einzurichten.<br />
presse@mhh-asta.de<br />
Franziska Baier<br />
Mein Name ist Franziska<br />
Baier und ich bin mittlerweile im 6.Semester.<br />
Der Schwerpunkt meiner Arbeit für die <strong>Curare</strong> liegt beim Layout.<br />
Allerdings dreht sich bei uns auch viel um die Organistation<br />
<strong>der</strong> Zeitschrift. So müssen Alex und ich Anzeigenpartner<br />
gewinnen Artikel ein-/auftreiben und die Rezensionsbücher<br />
anfor<strong>der</strong>n und verwalten.<br />
Eine große Leidenschaft von mir ist die Fotografie. Ich würde<br />
mich freuen, wenn in den zukünftigen Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Curare</strong><br />
zu den aktuellen Artikeln auch eigene Fotos von euch eingebracht werden könnten, damit<br />
die <strong>Curare</strong> noch persönlicher und auf unsere Uni zugeschnitten ist.<br />
Also, wenn ihr Lust auf Fotografieren, Zeichnen, Schreiben o<strong>der</strong> Layouten habt, bloß keine<br />
Scheu. Je<strong>der</strong> Ist in <strong>der</strong> <strong>Curare</strong>redaktion willkommen!<br />
13
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
kultur@mhh-asta.de<br />
Felix Struebing<br />
Mein Name ist Felix Strübing (23), ich studiere im 8.<br />
Semester Humanmedizin und arbeite seit Anfang<br />
2008 im <strong>AStA</strong> als Kulturreferent. Zu meinem Aufgabenbereich<br />
gehört neben <strong>der</strong> umfangreichen Organisation<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Parties alles, was mit Kultur am Campus zu<br />
tun hat - so koordinierte ich als Vorstand des <strong>MHH</strong><br />
Campus Life e.V. unter an<strong>der</strong>em die After-Hörsaal-Party<br />
und die EM-Ausstrahlungen in <strong>der</strong> Cafete.<br />
In meiner Freizeit beschäftige ich mich sehr gerne mit<br />
Musik, schreibe Songs und bastele am Computer an<br />
Remixes herum. Wenn dann <strong>der</strong> kleine Hunger kommt,<br />
greife ich, wann immer es geht, zum Kochlöffel und<br />
verköstige damit auch öfters mal gute Freunde.<br />
Beson<strong>der</strong>s freut es mich, wenn sich engagierte Studenten<br />
bei mir melden, die Lust haben, auf <strong>MHH</strong>-Parties zu arbeiten. Wenn ihr dann noch mit<br />
beim Abbau helft, ist mein Tag perfekt.<br />
Über Veranstaltungswünsche und -anfragen, Vorschläge und Kritik, die das kulturelle Campusleben<br />
betreffen, freue ich mich je<strong>der</strong>zeit - zögert nicht und kontaktiert mich. Das geht am<br />
Besten über eMail o<strong>der</strong> über den “kurzen Dienstweg”, wenn ihr mich auf dem Campus seht.<br />
14<br />
finanzen@mhh-asta.de<br />
Soeren Koenneker<br />
Seit 2005 bin<br />
ich jetzt schon<br />
Finanzreferent im <strong>AStA</strong>. Als 10.Semester kann ich mein Amt aber<br />
lei<strong>der</strong> nur noch bis August bekleiden, da ich ins PJ gehen werde.<br />
Deshalb ist dringend Nachwuchs für ein interessantes, lehrreiches<br />
und verantwortungsreiches Referat gesucht. Wer also Lust<br />
hat, sich auf dem Gebiet zu engagieren, soll sich bitte melden!<br />
Das Finanzreferat beinhaltet die Aufgabengebiete Finanzhaushalt<br />
inklusive Semesterbeitrag, das Semesterticket, Buchhaltung und<br />
alles was noch irgendwie mit Geld zu tun hat. Die Aufgaben können<br />
manchmal lästig sein. Auch deshalb sollte bei meinem Nachfolger/in die Ordnung einen persönlich<br />
möglichst hohen Stellenwert genießen.<br />
Für meine letzte Amtszeit habe ich mir neben dem „Tagesgeschäft“ vorgenommen, die Arbeit in meinem<br />
Referat zu optimieren, zu vereinfachen und entbürokratisieren.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
ersti@mhh-asta.de<br />
Marten Rase<br />
Mein Name ist Marten Rase und studiere im 4.<br />
Semester Humanmedizin. Ich bekleide das Referat<br />
für Erstsemester und kümmere mich hier um alle<br />
Belange unserer „Neulinge“, sowie Anfragen von<br />
zukünftigen Studenten. Weiterhin organisiere ich die<br />
Auswahlgespräche im August und bin verantwortlich<br />
für die Erstsemester-Zeitung.<br />
Solltet ihr Fragen o<strong>der</strong> Probleme haben, besucht<br />
mich in meiner Sprechstunde am Montag, sprecht<br />
mich in <strong>der</strong> Uni an o<strong>der</strong> schickt mir eine mail an<br />
ersti@mhh-asta.de.<br />
15
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Nelson Mandelas Mutter ..<br />
Die Leere <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>…<br />
Auch unser Präsidium wünscht sich ein solches Engagement<br />
von Seiten <strong>der</strong> Studierenden, wir sollen uns mit <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> identifizieren, stolz sein hier zu studieren und nach<br />
unserem Studium etwas von dem Erhaltenen zurückgeben.<br />
Es bleibt dabei aber fraglich, ob eine schöne Tasche zum<br />
Studienanfang zur Identifikation reicht. Und Identifikation<br />
und aktive Teilnahmemöglichkeit sind Grundbedingung<br />
für jede Art von Engagement, ein geringes Maß an<br />
Eigenbestimmung führt zu Depressionen.<br />
Wir hoffen auf mehr Hilfe von Seite <strong>der</strong> Lehrenden aus.<br />
Denn, dass wir auch eine Stimme haben, geht im<br />
Unialltag oft unter. Dabei sind die Möglichkeiten vielfältig:<br />
Unipolitik ist nicht sinnlos und unsere Macht größer als<br />
wir glauben.<br />
Also lest weiter und informiert Euch!<br />
16<br />
Unipolitik?<br />
hat ihn nicht lieb genug gehabt. Das muss so sein, denn ein <strong>der</strong>art überschießendes, altmodisch formuliert,<br />
selbstloses Interesse am Wohlbefinden wildfrem<strong>der</strong> Menschen ist an sich pathologisch.<br />
Ein Helferkomplex, eine Kompensation, ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.<br />
So jedenfalls ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Erklärungsansatz für ein Engagement, dass nicht direkt einen lebenslaufbezogenen<br />
Vorteil hat.<br />
Man mag die Motivation <strong>der</strong> einzelnen Helden <strong>der</strong> Geschichte gerne in Frage stellen, um den selbstbeweihräuchernden<br />
Gestank zu vertreiben. Aber eines bleibt: Für jede glückliche und erfolgreiche Lebenswelt braucht es<br />
Engagement. Und Engagement zwischen Menschen kann nie unpolitisch sein.<br />
Das Studierendenparlament<br />
Das Studierendenparlament ist das höchste Organ <strong>der</strong><br />
Studierendenschaft und wird jedes Jahr von den Studierenden<br />
neu gewählt. Es hat 21 Sitze. Es führt die Aufsicht<br />
über den <strong>AStA</strong>, beschließt Satzungen und Ordnungen<br />
<strong>der</strong> Studierendenschaft, es überwacht den Haushalt und<br />
nimmt zu allen hochschulpolitischen Themen Stellung.<br />
Alle Gruppen freuen sich je<strong>der</strong>zeit über neue Mitstreiter<br />
aus allen Semestern. Niemand ist zu neu o<strong>der</strong> zu alt,<br />
um etwas bewirken zu können o<strong>der</strong> um einzusteigen.<br />
Beson<strong>der</strong>s die Studierenden des ersten Semesters sind<br />
ganz herzlich willkommen, sich für ihre neue Universität<br />
zu engagieren. Von uns erhalten sie selbstverständlich<br />
die notwendige Unterstützung.<br />
Alle Sitzungen des Studierendenparlaments sind hochschulöffentlich.<br />
Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschule sind zu<br />
den Sitzungen herzlich eingeladen. Dies gilt ausdrücklich<br />
nicht nur für Studierende!
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Der Senat<br />
Der Senat ist das höchste Gremium <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />
<strong>der</strong> Hochschule. Er berät über alle die Hochschule<br />
betreffenden Angelegenheiten, die von grundsätzlicher<br />
Bedeutung sind. Er beschließt die Ordnungen und Satzungen<br />
<strong>der</strong> Hochschule, er schlägt den Präsidenten <strong>der</strong><br />
Hochschule und die Vizepräsidenten vor. Das Präsidium<br />
<strong>der</strong> Hochschule ist gegenüber dem Senat zur Rechenschaft<br />
verpflichtet.<br />
Da die <strong>MHH</strong> nicht in Fakultäten geglie<strong>der</strong>t ist, nimmt <strong>der</strong><br />
Senat zugleich die Aufgaben des Fakultätsrates wahr. Er<br />
entscheidet daher in allen Angelegenheiten von Forschung<br />
und Lehre. In seiner Funktion als Dekanat ist ihm<br />
das Präsidium <strong>der</strong> Hochschule verantwortlich und sorgt<br />
für die Umsetzung seiner Beschlüsse.<br />
Der Senat hat 13 Mitglie<strong>der</strong> und ist nach Gruppen zusammengesetzt.<br />
Die Gruppe <strong>der</strong> Professoren stellt 7 Mitglie<strong>der</strong>,<br />
die Gruppen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Mitarbeiter,<br />
<strong>der</strong> Studierenden und <strong>der</strong> Mitarbeiter im Technischen-<br />
und Verwaltungsdienst jeweils 2. Alle Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Senats haben dasselbe Rede-, Antrags- und Stimmrecht.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> des Senats werden in direkter Wahl gewählt.<br />
Die Amtszeit <strong>der</strong> studentischen Senatsmitglie<strong>der</strong><br />
beträgt 2 Jahr, die übrigen Mitglie<strong>der</strong> des Senats sind<br />
ebenfalls für 2 Jahre gewählt.<br />
Semesterbeitrag SS 2009<br />
Das Amt des studentischen Senators ist in <strong>der</strong> Hochschule<br />
vielleicht das wichtigste, das den Studierenden<br />
offen steht. Die studentischen Senatsvertreter sind<br />
niemandem zur Rechenschaft verpflichtet und in ihren<br />
Entscheidungen frei. Trotzdem bemühen sie sich normalerweise<br />
um eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>AStA</strong> und dem Studierendenparlament.<br />
Die studentischen Senatoren haben in <strong>der</strong> Regel den<br />
“kürzesten Draht” zu den Entscheidungsträgern <strong>der</strong><br />
Hochschule.<br />
Sprecht sie bei Problemen einfach direkt an.<br />
Studienkommision<br />
Aufgabe einer Studienkommission ist es, für eine bestimmte<br />
Studienrichtung an einer Hochschule o<strong>der</strong><br />
Universität die Studienpläne zu erstellen und laufend<br />
dem Stand <strong>der</strong> Wissenschaften anzupassen. Dabei soll<br />
auch Augenmerk auf den wirtschaftlichen Bedarf gerichtet<br />
werden.<br />
Und was genau heißt dass an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>? Unsere Studienkommission<br />
trägt dafür Sorge, dass die Prüfungen<br />
angemessen sind, die Lehre gut organisiert ist und entscheidet<br />
mit über Neueinstellungen etc.<br />
Neben 500,00 € Studienbeitrag, 75,00 € Verwaltungskostenbeitrag des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen und 36,00 € Studentenwerksbeitrag<br />
setzt sich des Semesterbeitrag an die Studierendenschaft im aktuellen SS 2009 wie folgt zusammen<br />
(Än<strong>der</strong>ung zum letzten Wintersemester in Klammern):<br />
Aussicht<br />
Im kommenden Wintersemester 09/10 wird das Semesterticket um 8,26 € teurer (GVH+5,40 / DB+2,36/ WFB+0,50),<br />
wobei die Westfalenbahn neu hinzukommt. Die Westfalenbahn können wir dann ab dem WS 09/10 auf <strong>der</strong> Strecke<br />
RB61 (Wiehengebirgsbahn) nutzen. Diese fährt auf <strong>der</strong> Strecke von Bielefeld über Herford, Osnabrück und Rheine<br />
nach Bad Bentheim.<br />
Sören Könneker<br />
17
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
News<br />
Infos aus den Gremien<br />
Studienkommision<br />
Zulassungsbeschränkung 4. Jahr<br />
Die momentane Fassung <strong>der</strong> Studienordnung setzt für<br />
die Zulassung zum 4. Jahr die erfolgreiche Teilnahme<br />
am Modul „Propädeutikum II“, also Diagnostische Methoden<br />
II voraus. Dies kann zu erheblichen Verzögerungen<br />
führen. Beson<strong>der</strong>s „übel“ trifft es die Studenten mit <strong>der</strong><br />
Tertialabfolge ABC. Hier ergibt sich nicht mal eine einzige<br />
reguläre Wie<strong>der</strong>holungsmöglichkeit vor Beginn des 4.<br />
Jahres.<br />
Also kurzfristige Lösung wird es eine zusätzliche Wie<strong>der</strong>holungsklausur<br />
im Juli geben.<br />
Zusätzlich bereiten wir eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Studienordnung<br />
vor.<br />
Fragentyp MC-Klausuren<br />
Nach einigen Irritationen haben die Juristen im Prüfungsausschuss<br />
bestätigt, dass „Antwortkombinationsfragen“ (<br />
a: 1 und 2 sind richtig, b: nur 2 ist richtig etc.) nach unserer<br />
aktuellen Prüfungsordnung NICHT ZULÄSSIG sind!<br />
Diese for<strong>der</strong>t nämlich, dass MC-Fragen an den IMPP-<br />
Standard angeglichen werden müssen, welcher diesen<br />
Fragentyp momentan nicht beinhaltet. Wer Fragen hierzu<br />
hat, wende sich bitte schnellstmöglich an die entsprechenden<br />
Referenten:<br />
hopo@mhh-asta.de<br />
Än<strong>der</strong>ung Prüfungsordnung<br />
Der stellvertretende Studiendekan Herr Just hat in <strong>der</strong><br />
Studienkommissioin einen Entwurf für eine neue Prüfungsordnung<br />
vorgelegt. Strittige Punkte sind unter an<strong>der</strong>em<br />
die zugelassenen Fragentypen bei MC-Klausuren<br />
(s.o.) und die vorgesehene aktive Anmeldung zu Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen.<br />
Wir erarbeiten momentan eine erste<br />
Stellungnahme zu diesem Entwurf und werden alles tun,<br />
damit es nicht zu weiteren Verschärfungen für Studenten<br />
kommt.<br />
18<br />
SkillsLab<br />
Von unseren Studiengebühren wurden bisher diverse<br />
„Übungseinrichtungen“ angeschafft, zum Beispiel Megacode-Puppen<br />
für den Notfallmedizin-Kurs. Diese und an<strong>der</strong>e<br />
Simulatoren sollen in einem so genannten SkillsLab<br />
gebündelt werden. Hier soll dann das praxisnahe Erlernen<br />
klinischer Fertigkeiten ermöglicht werden, ohne<br />
gleich einen Patienten auf dem Gewissen zu haben. =)<br />
In einem bereits geplanten Gebäude auf dem Campus<br />
hat das Präsidium ausreichende Räumlichkeiten hierfür<br />
vorgesehen. In <strong>der</strong> Zwischenzeit wird es voraussichtlich<br />
eine temporäre Lösung in I2 geben.<br />
Evaluation Biochemie<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> Biochemie sind da<br />
und im ILIAS einzusehen. Vor allem aus den Freitexten<br />
ergibt sich ein gewisser Handlungsbedarf. Dieses Thema<br />
haben wir bereits auf <strong>der</strong> vergangenen Studienkommissionssitzung<br />
angesprochen. Zunächst soll die Abteilung<br />
Gelegenheit haben eine Stellungnahme zu formulieren<br />
und eigene Lösungsvorschläge unterbreiten.<br />
StuPa<br />
Das Referat Presse II wurde gewählt.<br />
Das Semesterticket soll um eine Teilstrecke<br />
<strong>der</strong> Westfalenbahn (Rb 61 von Bad<br />
Bentheim nach Bielefeld) erweitert werden.<br />
Die Kosten hierfür betragen 50 Cent<br />
pro Studierendem. Das StuPa beschließt<br />
die Erweiterung einstimmig zum Wintersemester<br />
2009/2010.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
I<br />
n jenen Tagen, Anfang November, in welchen selbst<br />
Privatsen<strong>der</strong> nur noch Son<strong>der</strong>sendungen zu als his-<br />
torisch versprochenen US-Wahlen brachten, konnte wohl ein<br />
je<strong>der</strong> die im Fünfminutentakt gesendeten letzten Sätze Ba-<br />
rack Obamas Wahlkampfrede im Schlaf.<br />
„…we will not just win (hier bitte jeweiligen Staat einsetzen),<br />
we will win this general election and you and I together we`re<br />
gonna change this country and change the world!”<br />
Sprach´s und löste ein ums an<strong>der</strong>e mal frenetischen Jubel<br />
durchsetzt von ohrenbetäubenden „Yes we can“-Chorälen<br />
aus. Dann folgte ein Ka-<br />
meraschwenk über das<br />
springende, kreischende<br />
Publikum. Als würde die-<br />
se popkonzertreife Massenbegeisterung ob einer gerade<br />
gehörten gut 40-minütigen politischen Rede, den Steinmeier<br />
gewöhnten Durchschnittsdeutschen nicht schon genug ver-<br />
wun<strong>der</strong>n, fällt noch etwas auf, betrachtet man die Gesichter<br />
hinter den „Change we need“-Plakaten einmal genauer. Ju-<br />
gend. Auffallend viele junge Leute stehen in <strong>der</strong> feiernden, ja<br />
ausgeflippten Menge um den mittlerweile amtierenden US-<br />
Präsidenten.<br />
Das mutet schon etwas komisch an, hat man die Worte Ju-<br />
gend, Politik und Begeisterung in Deutschland in den letzten<br />
>>It´s like cool to vote now.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
chen Begeisterung für Obama. Doch sind es wirklich nur die<br />
Inhalte? Ist es möglich, dass sich ein Großteil <strong>der</strong> amerikani-<br />
sche Jugend auf einmal in beson<strong>der</strong>em Maße für Wirtschaft<br />
und Außenpolitik interessiert, wie Levine<br />
es formuliert. Es klingt fast zu schön, um<br />
wahr zu sein.<br />
Sicherlich erreicht Obama als Demo-<br />
krat die von Natur aus meist eher linke<br />
Jugend auch mit seinen Zielen und Vor-<br />
stellungen eines besseren Amerikas. Als<br />
beson<strong>der</strong>s links o<strong>der</strong> revolutionär sind<br />
seine Inhalte im Vergleich mit früheren<br />
demokratischen Kandidaten jedoch nicht<br />
aufgefallen. Dafür erwischt er den richti-<br />
gen Zeitpunkt. Denn diese Wahl verdankt<br />
einen Teil des entstandenen Engagements und <strong>der</strong> Euphorie<br />
dem allgegenwärtigen Kontrast zur katastrophalen Bush-Pe-<br />
riode, mit <strong>der</strong> vor allem <strong>der</strong> sinnlose Irak-Krieg und die deso-<br />
late Wirtschaftslage assoziiert werden.<br />
Obama hingegen, jung, gebildet,<br />
gutaussehend, redegewandt,<br />
charismatisch, humorvoll, in<br />
vielen Eigenschaften also das Gegenteil seines Vorgängers,<br />
spricht die Themen <strong>der</strong> Jugend an, wichtiger noch, erreicht<br />
die Jugend, kommt an und gibt Hoffnung, die glaubwürdig<br />
ist. Seine mitreißenden Reden begeistern und bauen eine<br />
Verbindung zum Publikum auf, wie man sie in <strong>der</strong> Politik seit<br />
Jahren (schwer) vermisst.<br />
So schafft es <strong>der</strong> Ausnahmepolitiker Obama in Kombination<br />
mit <strong>der</strong> mehr als heiklen innen- sowie außenpolitischen Lage<br />
<strong>der</strong> USA, für die George Bush allein verantwortlich gemacht<br />
wird, zu polarisieren und zu mobilisieren, und das vor allem<br />
die Jugend. Daraus ist eine Stimmung entstanden, die das<br />
Gefühl gibt, mit diesem Gang zur Wahlurne wirklich etwas zu<br />
än<strong>der</strong>n, vielleicht sogar die Welt zu verbessern, auf jeden Fall<br />
Teil <strong>der</strong> Bewegung zu sein. Und sind das nicht sozusagen die<br />
20<br />
Urwünsche <strong>der</strong> Jugend, die Welt zu verbessern und Teil von<br />
etwas zu sein?<br />
„If you don´t vote, you´re lame.”<br />
Eine Studentin, zitiert auf „Dr Tom´s<br />
Hip Happy Times“- Blog, bringt dieses<br />
Obama-Gefühl auf den Punkt: “It´s like<br />
cool to vote now. It´s a fashion state-<br />
ment. If you don´t vote, you´re lame.”<br />
Doch nicht bloß eine Stimmung hat Ob-<br />
ama die vielen Stimmen <strong>der</strong> Jugendli-<br />
chen gebracht, es war harte Arbeit und<br />
die richtige Strategie. Beschäftigt man<br />
sich mit Obamas Wahlkampf, stößt<br />
man immer wie<strong>der</strong> auf das Stichwort<br />
Internet. Wie keiner vor ihm nutzte er<br />
die Macht <strong>der</strong> Vernetzung über das<br />
World Wide Web. So brachte ihm nicht nur die simple Art auf<br />
barackobama.com zu spenden eine Menge an Gel<strong>der</strong>n und<br />
Adressen ein, son<strong>der</strong>n Accounts auf Seiten, wie facebook<br />
und myspace Bekanntheit, Beliebtheit und Unterstützung un-<br />
ter den jungen Usern. Jemand<br />
<strong>der</strong> gut eine Millionen Freunde<br />
auf myspace und über drei Milli-<br />
onen Kontakte auf facebook hat, erreicht mit einem Klick sehr<br />
viele <strong>der</strong> potentiellen jugendlichen Wähler. Ein unermess-<br />
licher Schatz für einen Politiker, den Obama nur zu nutzen<br />
brauchte und dies auch erfolgreich tat.<br />
Was auch immer in den USA im letzten Jahr passiert ist, mag<br />
man es Stimmung, Bewegung o<strong>der</strong> gar Jugendbewegung<br />
nennen, sei es <strong>der</strong> günstige Zeitpunkt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> clevere Wahl-<br />
kampf, fest steht, dass Barack Obama es geschafft hat, be-<br />
son<strong>der</strong>s unter den Jugendlichen, eine Begeisterung für Politik<br />
zu schaffen, wie man sie vielleicht sogar seit den 68ern nicht<br />
erlebt hat. Fest steht auch, dass in Deutschland in diesem<br />
Jahr wie<strong>der</strong> Bundestagswahlen anstehen. Bleibt zu hoffen,<br />
dass die Amerikanisierung schnell genug ist.<br />
Johanna Schauerte
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Das Prinzip<br />
Im Sommer 1967 besuchte <strong>der</strong> Shah von Persien, Mohammed<br />
Reza Pahlavi, die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Mit militärischen Ehren wurde er vom Bundeskanzler und<br />
dem Außenminister am Flughafen Köln- Bonn empfangen<br />
und über abgesperrte Autobahnen durch Deutschland geführt.<br />
Der kaiserliche Staatsbesuch wurde von <strong>der</strong> breiten<br />
Öffentlichkeit verfolgt, ein Großereignis für alle Schichten:<br />
die Soraya- Presse stillte die Neugier <strong>der</strong> einfachen Leute<br />
mit Berichten über die neue Shahbanu auf dem Pfauenthron,<br />
während geladene Gäste sich in Gegenwart Ihrer<br />
Majestät in <strong>der</strong> Villa Hammerschmidt sonnten. Das diplomatische<br />
Protokoll sah Fachwerkhäuser in Rothenburg<br />
ob <strong>der</strong> Tauber, Stahlwerke in München und als Höhepunkt<br />
„Die Zauberflöte“ in <strong>der</strong> geteilten Stadt Berlin vor.<br />
Während <strong>der</strong> Shah und die Regierungsvertreter den<br />
Abenteuern von Prinz Tameno applaudieren, dringen die<br />
„Shah- Shah- Scharlatan“- Rufe nicht zu ihnen hindurch.<br />
Vor <strong>der</strong> Staatsoper haben sich einige hun<strong>der</strong>t Studenten<br />
unter <strong>der</strong> Leitung des SDS versammelt, um gegen das<br />
Shah- Regime im Iran zu demonstrieren1 . Schlachtrufe<br />
1 Am 1. Juni 1967 hielt <strong>der</strong> Exiliraner Bahman<br />
Nirumand einen Vortrag über das autoritäre Marionetten-<br />
Regime des Shahs und die Konsequenzen<br />
für die iranische Bevölkerung<br />
(Bergmann, Dutschke, Lefèvre, Rabehl: „Rebellion<br />
<strong>der</strong> Studenten o<strong>der</strong> Die neue Opposition“ Hamburg,<br />
1968)<br />
Hoffnung<br />
zerreißen die Luft, vom SVAK bestellte „Jubelperser“<br />
schlagen mit Schlagstöckern auf die Demonstranten ein,<br />
die Polizei zweigt den Studenten den Weg ab und geht<br />
„mit aller Härte“ gegen sie vor. Die Situation eskaliert und<br />
im Gemenge hört man plötzlich ein Schuss. In einer Blutlache<br />
liegt <strong>der</strong> Student Benno Ohnesorg, das erste Opfer<br />
<strong>der</strong> deutschen Studentenbewegung.<br />
Der Tod von Benno Ohnesorg kann als die Wende <strong>der</strong><br />
68er Bewegung angesehen werden. Innerhalb eines Jahrzehnts<br />
brachte dieses Ereignis die „Bewegung 2.Juni“,<br />
„RAF“ und den „Deutschen Herbst 77“ hervor. Die Radikalisierung<br />
<strong>der</strong> Studentenschaft for<strong>der</strong>te noch viele Opfer<br />
bis sie letztlich an den eigenen Wi<strong>der</strong>sprüchen erstickte.<br />
Zuletzt blieben von den ursprünglichen Idealen und For<strong>der</strong>ungen<br />
nach Emanzipation nur noch die Phrasen eines<br />
verstaubten Gedichtes: „Die Revolution sagt: ich war, ich<br />
bin, ich werde sein.“ 2<br />
Zu gern wird auf die medienträchtigen Ereignisse nach<br />
dem 2.Juni verwiesen, wenn von <strong>der</strong> Studentenbewegung<br />
gesprochen wird. Altbundeskanzler Helmut Schmidt verkündet<br />
noch heute in diversen Talkshows, halb verdeckt<br />
von seinem verrauchten Nimbus, sein Unverständnis gegenüber<br />
den damaligen „Wirrköpfen.“ Ihm zustimmend ni-<br />
2 Auflösungserklärung <strong>der</strong> RAF in <strong>der</strong> TAZ<br />
( 22.04.1998)<br />
21
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
ckend, vergessen wir, dass Selbstverständlichkeiten unseres<br />
heutigen Denkens in den Sechzigern erkämpft wurden.<br />
Manch eine Kommilitonin zeigt mit einem Unverständnis,<br />
das an kokettierte Empörung grenzt, auf Ungerechtigkeiten<br />
in Gesellschaften, die mit weniger Verständnis auf<br />
„die Flegeljahre (ihrer) Wohlstandskin<strong>der</strong>3 reagierten.<br />
Die eigenen Privilegien werden als gottgegebene Apriori<br />
angesehen und urteilend auf<br />
an<strong>der</strong>e Verhältnisse projiziert<br />
- nicht selten ist <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />
fragwürdigen Ressentiments<br />
überschritten. So bietet die Ignoranz<br />
gegenüber <strong>der</strong> historischen<br />
Genese <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Verhältnisse den Raum<br />
für mancherlei hitzig geführte<br />
Debatte über Studiengebühren,<br />
die sich in <strong>der</strong> Zitierung wie<strong>der</strong>gekäuter,<br />
unverdauter Schlagzeilen<br />
erschöpft.<br />
Um die damaligen Geschehnisse<br />
wirklich zu verstehen, bedarf<br />
es einer genaueren Analyse,<br />
man sollte dabei nicht vergessen<br />
wie sehr die Meinung <strong>der</strong><br />
damaligen etablierten Politik<br />
von <strong>der</strong> Nachkriegsgeschichte<br />
geprägt war. Der „Grün<strong>der</strong>generation“,<br />
die mit dem Aufbau<br />
einer jungen, zerbrechlichen<br />
Bundesrepublik nach einem Weltkrieg beschäftigt war,<br />
erschien <strong>der</strong> Ruf <strong>der</strong> Straße wie Lärm von einigen, wenigen<br />
„Wirrköpfen.“ Zu frisch waren die Erinnerungen an<br />
den Krieg und das persönlich erfahrene Leid, als dass<br />
man auf mahnende Finger achten konnte. „Was wollt ihr<br />
eigentlich…“<br />
Die sechziger Jahre <strong>der</strong> Nachkriegsgeschichte können als<br />
Meilenstein im deutschen Demokratieverständnis aufgefasst<br />
werden, an<strong>der</strong>s als in Weimar wurde diesmal das<br />
aufoktroyierte System nicht nur als Urnengang verstanden.<br />
Beson<strong>der</strong>s die junge Generation, die nicht die Erfah-<br />
3 Gerwien, Tillmann: „Flegeljahre verwöhnter<br />
Wohlstandskin<strong>der</strong>“ – eine Abrechnung (mit <strong>der</strong> 68er<br />
Bewegung) im Stern (5. Dezember 2007)<br />
22<br />
rungen des Krieges teilte, for<strong>der</strong>te eine Demokratisierung<br />
aller Sphären <strong>der</strong> Lebenswelt. Nach einem Jahrzehnt <strong>der</strong><br />
Demonstrationen, Sit-Ins und Straßenkämpfen drang <strong>der</strong><br />
Ruf <strong>der</strong> Straße zum Bundeskanzler vor: „Wir wollen mehr<br />
Demokratie wagen.“ 4<br />
Am Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre wurde die Regierung Adenauer<br />
„Bedingt abwehrbereit“ 5 von den ersten Demonstrationen<br />
in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
überrascht. Conrad Ahlers hatte<br />
durch einen Artikel über das<br />
westdeutsche Verteidigungssystem<br />
im Nachrichtenmagazin<br />
Der Spiegel für Aufsehen<br />
gesorgt, woraufhin er und <strong>der</strong><br />
Spiegel- Herausgeber Rudolph<br />
Augstein mit <strong>der</strong> Anklage des<br />
Landesverrates festgenommen<br />
wurden. Die Festnahme ging<br />
auf das persönliche Bemühen<br />
des Verteidigungs-ministers<br />
Franz-Josef Strauß zurück, <strong>der</strong><br />
sich <strong>der</strong> Zustimmung Adenauers<br />
sicher war. Dieses patriarchalische<br />
Zurechtweisen <strong>der</strong><br />
ungehorsamen Nestbeschmutzer<br />
löste wi<strong>der</strong> Erwarten einen<br />
Aufruhr unter Studenten und<br />
<strong>der</strong> deutschen Intelligenzija<br />
aus, mit einer breiten Öffentlichkeit<br />
lehnten sie sich gegen<br />
die staatliche Zensur auf. Letztlich wurden Augstein und<br />
Ahlers freigelassen und die Ära Adenauer fand ihr Ende.<br />
Diese Zäsur in <strong>der</strong> deutschen Nachkriegsgeschichte verdeutlicht<br />
erstmals den Konflikt zwischen den zwei grundsätzlich<br />
verschiedenen Auffassungen von Demokratie: Für<br />
die Regierung Adenauer stand die Annährung Deutschlands<br />
an den Westen und die politische und wirtschaftliche<br />
Stabilität im Vor<strong>der</strong>grund, es galt die kommunistische Bedrohung<br />
im Osten abzuwehren, die vollständige staatliche<br />
Souveränität von den Siegermächten wie<strong>der</strong> zu erlangen<br />
4 Willy Brandt: Regierungserklärung vom 28. Oktober<br />
1969<br />
5 „Bedingt Abwehrbereit“ von Conrad Ahlers in <strong>der</strong><br />
Spiegel-Ausgabe vom 10.10. 1962
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
und die soziale Marktwirtschaft zu etablieren. Die demokratische<br />
Regierungsform war mehr Mittel als Zweck, und<br />
dieser Logik entstammt die Empörung gegenüber Augsteins<br />
Spiegel und dem „hinter Pressefreiheit getarnten<br />
Landesverrat.“<br />
Dagegen stand die Nachkriegsgeneration, sie hatte die<br />
neuen Maximen verinnerlicht und pochte auf Emanzipation<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse. Demokratie wurde<br />
nicht nur als „Recht auf Akklamationsverweigerung“ verstanden,<br />
son<strong>der</strong>n in allen Lebenssphären eingefor<strong>der</strong>t.<br />
Den alten Kurs beibehaltend wurde die nörgelnde Stimme<br />
<strong>der</strong> „Langhaarigen“ auch von den folgenden Regierungen<br />
ignoriert - bis sie nicht mehr zu überhören war.<br />
Die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen<br />
Probleme standen im Fokus <strong>der</strong> Parteien, als 1966 <strong>der</strong> geohrfeigte<br />
Kiesinger seinen Amtseid auf die Verfassung des<br />
entnazifizierten Deutschland ablegte. Als erster Bundeskanzler<br />
einer Großen Koalition zwischen CDU/CSU und<br />
SPD schaltete Kiesinger faktisch die parlamentarische<br />
Opposition aus. Mit <strong>der</strong> absoluten Mehrheit konnten die<br />
seit langem anstehenden Aufgaben angegangen werden:<br />
innerhalb von drei Jahren wendeten die Großkoalitionäre<br />
die beginnende wirtschaftliche Rezession für ein paar<br />
weitere Wun<strong>der</strong>jahre ab, zudem wurde die zweiprozentige<br />
Arbeitslosigkeit in einer „Konzentrierten Aktion“ nie<strong>der</strong>gekämpft<br />
bis Vollbeschäftigung herrschte. Und endlich<br />
konnten die lange von <strong>der</strong> SPD blockierten Notstandsgesetze<br />
in die Verfassung aufgenommen werden. Als Bedingung<br />
<strong>der</strong> alliierten Siegermächte für die vollständige<br />
staatliche Souveränität stellten die Notstandsgesetze die<br />
rechtliche Grundlage für die Verteidigung <strong>der</strong> „freiheitlichen<br />
Grundordnung“ mit allen „notwendigen“ Mitteln dar.<br />
So war es im Falle einer Krise möglich, das Brief- und<br />
Meldegeheimnis aufzuheben, Bundeswehr und Bundesgrenzschutz<br />
im Inneren einzusetzen und das Parlament in<br />
seiner gewählten Form aufzulösen. Die Notstandsgesetze<br />
sollten ihrer Intention nach die junge Demokratie vor<br />
etwaigen Bedrohungen schützen, doch die Öffentlichkeit<br />
nahm sie als eben diese Bedrohung war: Dass ein „Altnazi“<br />
sich die Möglichkeit vorenthielt, gegebenenfalls die<br />
bürgerlichen Grundrechte mithilfe des deutschen Militärs<br />
abzuschaffen, erinnerte zu sehr an Weimars 48. Artikel.<br />
Böll, Grass, Jaspers und an<strong>der</strong>e wurden aufgeschreckt<br />
und wollten mit Gewerkschaften, Ostermarschinitiativen,<br />
Friedensbewegungen und allen voran mit dem Sozialistischen<br />
Deutschen Studentenbund (SDS) „Bonn den Notstand<br />
austreiben.“ Am 11. Mai 1968 versammelten sich 70<br />
000 Menschen zum „Sternmarsch auf Bonn“. Die bis dahin<br />
größte Kundgebung <strong>der</strong> deutschen Nachkriegsgeschichte<br />
for<strong>der</strong>te mehr Mitbestimmungsrecht und konfrontierte<br />
das politische Establishment mit den eigenen Wi<strong>der</strong>sprüchen.<br />
Die Proteste verliefen friedlich und blieben ungehört<br />
- am 30. Mai wurden die Notstandgesetze noch vor <strong>der</strong><br />
Sommerpause vom deutschen Bundestag verabschiedet,<br />
einzig die FDP-Fraktion stimmte geschlossen gegen den<br />
Beschluss. - 30 Jahre nach <strong>der</strong> Machtergreifung Hitlers<br />
erschien Gelb als das neue Rot.<br />
Die SPD als Regierungsfraktion stand am Ende eines Weges,<br />
<strong>der</strong> bereits Mitte <strong>der</strong> 1950er mit dem Godesberger<br />
Programm begonnen hatte. Nicht die Abschaffung <strong>der</strong> kapitalistischen<br />
Produktionsweise, son<strong>der</strong>n Regierungsbeteiligung<br />
rückten nach Jahren <strong>der</strong> CDU/CSU-Dominanz in<br />
den Vor<strong>der</strong>grund. Im Zuge <strong>der</strong> Kurswende zur Volkspartei<br />
entfernte sich die älteste sozialdemokratische Partei von<br />
<strong>der</strong> marxistischen Ideologie und <strong>der</strong> daran hängenden Ju-<br />
23
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
gendorganisation, dem SDS. Seit 1<strong>94</strong>6 hatte <strong>der</strong> SDS als<br />
Rekrutierungsfeld für Spitzenfunktionäre gedient, Vorsitzende<br />
wie Helmut Schmidt verschafften ihr einen gewissen<br />
Einfluss innerhalb <strong>der</strong> SPD. Nach <strong>der</strong> Trennung von<br />
<strong>der</strong> Mutterpartei im Jahr 1961 verlor <strong>der</strong> Studentenbund<br />
seinen materiellen Rückhalt und die politische Reibefläche;<br />
ein Umstand, <strong>der</strong> nach Neuorientierung verlangte.<br />
We<strong>der</strong> wollten die sozialistischen Studenten <strong>der</strong> Mutterpartei<br />
auf dem Weg in die angepasste Mitte auf Wählerfang<br />
folgen, noch schien die Sowjetunion, die 1956 mit <strong>der</strong><br />
militärischen Nie<strong>der</strong>schlagung des ungarischen Aufstands<br />
ein weiteres Mal ihre Ideale verraten hatte, eine Alternative<br />
zu bieten.<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach einem neuen politischen Standpunkt<br />
griff die bürgerlich-intellektuelle Jugendorganisation<br />
nach den Ideen und Träumen eben jener Denker, die „als<br />
Treibgut <strong>der</strong> Geschichte“<br />
stets<br />
außerhalb <strong>der</strong><br />
gesellschaftspolitischen<br />
Pragmatik<br />
gestanden haben.<br />
In einem „Rausch<br />
<strong>der</strong> Verallgemeinerung“<br />
wurden<br />
marxistische, psycho-analytische,<br />
existenzialistische Denkmodelle wie<strong>der</strong> belebt und fern<br />
ab vom grauen Alltag des Fabrik- und Fließbandarbeiters<br />
entwickelte sich eine Generation, welche mit <strong>der</strong> geballten<br />
Ho Chi Minh-Faust zur linken und dem mahnenden Zeigefinger<br />
zur rechten nach Bürgerrechten schreien konnte.<br />
Doch trotz aller Mängel und Wi<strong>der</strong>sprüche - blicken wir zurück,<br />
so war es diese Generation mit Ihrer rücksichtlosen<br />
Kritik, mit ihren Errungenschaften wie freier Liebe, Umweltschutz<br />
und Frauenemanzipation, welche unser heutiges<br />
Verständnis von Demokratie viel tiefer definiert als <strong>der</strong><br />
Urnengang im Wahljahr . Die „verlängerte Kindheit“ und<br />
<strong>der</strong> „Aufschub an Verantwortlichkeit“ 6 ermöglichte erst die<br />
Frage nach dem „noch nicht“ 7 Doch welche Fragen stellen sich heutzutage?<br />
An<strong>der</strong>e Ängste treiben uns durch den Alltag. Es ist vielmehr<br />
die existenzielle Sinnfrage, als die marxistische Gesellschaftsanalyse,<br />
die das Dogma unserer Generation<br />
darstellt. In den Bücherregalen <strong>der</strong> allerwenigsten findet<br />
man Marx, Adorno, Horkheimer, Marcuse. Es gilt vielmehr<br />
mit Golfgenerationen durch Feuchtgebiete zu rasen und<br />
dabei eine möglichst akzeptable Maske zu finden. Die<br />
Frage nach dem wohin stellt sich nur noch in <strong>der</strong> eigenen<br />
Lebenswelt und den persönlichen Zielen. Die vor uns<br />
gelegten Gleise lassen nur einen Weg zu und die gesamte<br />
Hoffnung einer Generation ermüdet in <strong>der</strong> Wahl eines<br />
amerikanischen Präsidenten. Selbst Polemik schmeckt<br />
nach Wie<strong>der</strong>gekäutem.<br />
Die Geschwindigkeit, in <strong>der</strong> man von einer Prüfung zur<br />
nächsten gepeitscht wird, lässt keinen Raum für das Nachdenken<br />
über die<br />
an<strong>der</strong>en. Und<br />
wenn die Welt<br />
„Mir scheint, die Kin<strong>der</strong> des nächsten<br />
nachts im kalten<br />
Bett stehen zu<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts werden das Jahr 1968 mal so lernen bleiben scheint,<br />
kämpft man ge-<br />
wie wir das Jahr 1848.“<br />
gen die Sinnfra-<br />
Hannah Arendt an Karl und Gertrud Jaspers, 26. Juni 1968<br />
ge, die pochend<br />
immer mehr<br />
Zweifel weckt.<br />
Eben <strong>der</strong> Eindruck, dass alle Kämpfe schon gekämpft<br />
wurden, alle Fragen auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise beantwortet<br />
sind, treibt in den warmen Schoß <strong>der</strong> Eltern<br />
und erstickt jeglichen Begriff von Emanzipation im Keim.<br />
Nicht <strong>der</strong> Protest gegen die Elterngeneration, son<strong>der</strong>n die<br />
Furcht, den Erwartungen nicht zu genügen, stellt unsere<br />
heutige Herausfor<strong>der</strong>ung dar. In einer Welt ohne Notwendigkeiten<br />
und voller Möglichkeiten wirken die alten Ideale<br />
schnell lächerlich, scheint <strong>der</strong> hoffende Blick nach Morgen<br />
stumpf geworden zu sein.<br />
Wir sollten nicht vergessen, dass dieser stumpfe Blick nur<br />
<strong>der</strong> unsrige ist.<br />
und den, von <strong>der</strong> Pragmatik<br />
überdeckten, Idealen.<br />
Belal N.<br />
6 Jean- Paul Satre: Drei Essays<br />
7 Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung<br />
24
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
International Physicians for the Prevention of Nuclear War?<br />
Was genau hat ein Hausarzt aus Hameln mit Hiroshima<br />
1<strong>94</strong>5 zu tun?<br />
Der IPPNW nach ziemlich viel, und ihre Argumentation<br />
scheint lückenlos. Krieg ist eine Bedrohung für Leben und<br />
Gesundheit und um eben diese kümmert sich ein Arzt.<br />
Die „Ärzte in sozialer Verantwortung“ ,<strong>der</strong> IPPNW, haben<br />
ihre Definition des Arztberufes auf politisches und gesellschaftlichesEngagement<br />
ausgeweitet, sie<br />
setzen sich für friedliche<br />
Konfliktbewältigung,<br />
internationale Verträge,<br />
die Abschaffung von<br />
Atomwaffen und Atomenergie<br />
ein.<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> IPPNW beginnt 1980 mit einem Briefwechsel<br />
zwischen dem russischen Kardiologen Evgenij<br />
Chazov und seinem amerikanischen Kollegen Bernard<br />
„Frieden ist die Vorraussetzung<br />
für Gesundheit.“<br />
IPPNW<br />
Lown. Wenige Monate später gründen sie mit vier weiteren<br />
Ärzten aus den USA und <strong>der</strong> Sowjetunion in Genf die<br />
Organisation zur Verhütung eines Atomkrieges in Zeiten<br />
des Kalten Krieges. 1985 erhält die IPPNW den Friedensnobelpreis.<br />
Heute ist sie mit circa 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n die größte berufsbezogene<br />
Friedensorganisation in Deutschland, international<br />
beträgt die Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> fast 150.000 in<br />
über 60 Nationen von Ägypten bis Zimbabwe.<br />
Das Projekt IPPNW<br />
ist ein erfolgreiches<br />
Beispiel für eine Nichtregierungsorganisation,<br />
die sich an Ihren<br />
Idealen orientieren<br />
kann ohne dabei vom<br />
Wahlvieh <strong>der</strong> Parteien abhängig zu sein. Dennoch bleibt<br />
die Kritik systemintern und es findet Austausch mit den<br />
Bundestagsabgeordneten statt. Der spezifische Blickwinkel<br />
<strong>der</strong> Ärzte ist dabei <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit.<br />
25
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Nur was für Ärzte?<br />
Auch nach dem Kalten Krieg sind Herausfor<strong>der</strong>ungen zu meistern<br />
und Konflikte zu lösen die von weltpolitischer Bedeutung<br />
sind. Manchmal scheint <strong>der</strong> Einstieg schwierig und deswegen<br />
können sich auch Studenten bei <strong>der</strong> IPPNW beteiligen.<br />
Dreißig Jahre nach <strong>der</strong> Gründung engagieren sich in <strong>der</strong> Organisation<br />
deutschlandweit über 800 Studenten, die in 30 Studierendengruppen<br />
mit einer globalen Perspektive lokal agieren.<br />
Die Studierendenzeitschrift <strong>der</strong> IPPNW, <strong>der</strong> „Amatom“ erscheint<br />
einmal jährlich mit kritischen Artikeln zur Gesundheitspolitik,<br />
Medizinausbildung und zu Menschenrechtsthemen.<br />
Außerdem finden regelmäßig deutschlandweite Treffen <strong>der</strong> 30<br />
Studierendengruppen statt, die zwei übergeordneten Studentensprecher<br />
nehmen dann auch an den internationalen Konferenzen<br />
teil.<br />
Famulieren und Engagieren<br />
Getreu diesem Konzept können sich deutsche Studenten im<br />
Rahmen des Famulatur-Austauschs <strong>der</strong> IPPNW an Ihren Projekten<br />
beteiligen. In verschiedenen Sozialprojekten in Serbien,<br />
Palästina, Nepal und vielen weiteren Län<strong>der</strong>n kümmern sich<br />
vorort die einzelnen Ärzte um die Famulanten. Dabei stehen<br />
die Auswirkungen politischer, sozialer und ökologischer Bedingungen<br />
auf die Gesundheit von Menschen im Mittelpunkt. Das<br />
Themenspektrum umfasst Frieden, Armut, Menschenrechte,<br />
Trauma und eine Medizin abseits unserer universitären<br />
Strukturen.<br />
Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Famulaturaustausches liegt<br />
damit in <strong>der</strong> direkten Partizipation – an<strong>der</strong>s als z.B.<br />
am deutschen Krankenhaus in Buenos Aires- taucht<br />
man bei einer IPPNW-Famulatur tief in die Strukturen des<br />
jeweiligen Landes ein. Hilfreich könnte auch die finanzielle<br />
Unterstützung <strong>der</strong> IPPNW sein, Mitglie<strong>der</strong>n werden 75% <strong>der</strong><br />
Reisekosten erstattet.<br />
Auch in Deutschland kann man bei 300 IPPNW-Ärzten famulieren.<br />
Für weitere Infos: www.ippnw.de<br />
26<br />
Nesrin (10. Semester <strong>MHH</strong>) in Hiroshima<br />
Die IPPNW-<br />
Studierendengruppe Hannover<br />
Manch ein Student hat die Fair-trade Kaffeaktion in <strong>der</strong> alten<br />
Cafete sicherlich belächelt, nein die Welt wird damit nicht<br />
verän<strong>der</strong>t. Dennoch tut man <strong>der</strong> IPPNW-Gruppe Hannover<br />
unrecht wenn man sie auf diese publikumswirksame Aktion<br />
reduziert.<br />
Denn Plakataktionen vor <strong>der</strong> Bibliothek, Gastvorlesungen über<br />
Entwicklungshilfe, konsumkritische Spaziergänge über die<br />
Ladenstraße haben vor allem eines zum Ziel: Die Aufklärung<br />
und Vernetzung von motivierten Studenten.<br />
Findet man keine Möglichkeit sich zu engagieren, so verfliegt<br />
die eigene Kraft meist schnell und man passt sich den gegeben<br />
Strukturen an. Um fundierte Kritik äußern zu können und<br />
nicht auf <strong>der</strong> Stufe von „Ich bin dagegen“ stehen zu bleiben,<br />
findet alle zwei Wochen am Dienstagabend ein Treffen zur<br />
eigenen Weiterbildung statt. Jedes Semester beschäftigen sich<br />
die Mitglie<strong>der</strong> dabei mit unterschiedlichen Themen wie z.B.<br />
<strong>der</strong> Pharmaindustrie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklungshilfe, es werden<br />
Referate gehalten, bei denen es vor allem darum geht den<br />
eigenen Horizont zu erweitern und die Möglichkeit etwas in<br />
dieser Welt zu verän<strong>der</strong>n zu entmystifizieren. Außerdem wird<br />
das diesjährige deutsche IPPNW-Studierenden treffen von<br />
Hannover und Göttingen im November gemeinsam organisiert.<br />
Wenn ihr mitmachen wollt schreibt ihr einfach eine Email an<br />
sophiaschelcher @gmail.com<br />
Doch alle Theorie bleibt ohne Praxis sinnfrei.<br />
Wie bei <strong>der</strong> Dachorganisation basiert das Konzept <strong>der</strong> IPPNW<br />
Gruppe Hannover neben den zwei Säulen Aufklärungsarbeit<br />
und Weiterbildung auch auf <strong>der</strong> direkten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Lebenswelt:
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Kein Pass keine Rechte?<br />
Zur Arbeit <strong>der</strong> Medizinischen Flüchtlingshilfe Hannover<br />
Schätzungen zu Folge gibt es zurzeit weit mehr als eine Millionen<br />
„illegale“ Menschen in Deutschland. Nüchtern klingt diese<br />
Zahl, fremd und fern. Doch ein Leben in <strong>der</strong> Illegalität macht<br />
krank, arm und rechtslos.<br />
Ausgeschlossen von <strong>der</strong> Medizinischen Versorgung und aus<br />
Angst gemeldet zu werden siechen die Menschen in <strong>der</strong> Illegalität<br />
mit schmerzhaften Krankheiten am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />
unsichtbar für die normalen Bürger, vor sich hin.<br />
„Illegale“ sehen sich auch tätlichen rassistischen Angriffen<br />
beson<strong>der</strong>s schutzlos ausgeliefert, weil sie die TäterInnen nicht<br />
einmal bei <strong>der</strong> Polizei anzeigen können, ohne sich selbst in Gefahr<br />
zu bringen. Selbst wenn „Illegale“ Opfer von Verbrechen<br />
werden, wird kein Abschiebeschutz gewährt. Damit erklärt<br />
<strong>der</strong> Staat „Illegale“ für „vogelfrei“; sie haben „kein Recht auf<br />
Recht.“<br />
Die Probleme sind also unzählbar und vielfältig, doch als Arzt<br />
kommt man mit Ihnen direkt in Kontakt.<br />
Staatliche Krankenhäuser sind gem. § 87 AufenthG verpflichtet,<br />
„illegale“ PatientInnen bei <strong>der</strong> Polizei und den Abschiebebehörden<br />
zu denunzieren.<br />
Der § 92 Absatz 1 Auslän<strong>der</strong>gesetz besagt, dass je<strong>der</strong> mit einer<br />
Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren o<strong>der</strong> einer Geldstrafe<br />
belegt werden kann, <strong>der</strong> Menschen ohne eine Aufenthaltsgestattung,<br />
Aufenthaltsgenehmigung o<strong>der</strong> einer Duldung hilft.<br />
Kommt ein Mör<strong>der</strong> zum Arzt muss dieser Ihn nicht melden,<br />
kommt ein „ Illegaler“ zum Arzt muss jener er um sein Leben<br />
fürchten. Was zunächst absurd und inhuman klingt macht wirtschaftspolitisch<br />
dann aber wie<strong>der</strong> Sinn- denn Ärzte sind heute<br />
Dienstleister, mit Ethik hat dass nicht viel zu tun.<br />
Viele Ärzte melden- aus Angst vor den rechtlichen Konsequenzen,<br />
doch was viele nicht wissen ist, dass es eine „inoffizielle“<br />
Lösung für das Problem <strong>der</strong> „Illegalen“ gibt. Bis zum heutigen<br />
Tage ist noch kein einziger helfen<strong>der</strong> Arzt vor Gericht ge<br />
kommen, jede Klage wurde fallen gelassen. Zudem sind<br />
kirchliche Krankenhäuser von <strong>der</strong> Meldepflicht ausgeschlossen.<br />
Fast überall in Deutschland gibt es stadtinterne<br />
Regelungen mit den Krankenhäusern und Hilfsorganisationen.<br />
Doch inoffizielle Lösungen sind keine echten Lösungen,<br />
sie mil<strong>der</strong>n nur die Symptome eines kranken Systems.<br />
„Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem<br />
Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch<br />
Alter, Krankheit o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung, Konfession, ethnische<br />
Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische<br />
Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung o<strong>der</strong> soziale<br />
Stellung“(Genfer Deklaration)<br />
Kehren wir zurück vor unsere Haustür und zur IPPNW.<br />
Das erwähnte praktische Element <strong>der</strong> Studierendengruppe<br />
Hannover ist die Medizinische Flüchtlingshilfe Hannover<br />
(mfs), die eine Hilfestellung für Illegale in Hannover<br />
bieten möchte. Jeden Montag von 17-19 Uhr findet eine<br />
Sprechstunde für illegale Einwan<strong>der</strong>er statt bei <strong>der</strong> sie,<br />
wenn möglich, ärztlich versorgt und zu helfenden Ärzten<br />
weitervermittelt werden.<br />
Im Gegensatz zu kirchlichen Hilfsgruppen wie den Maltesern,<br />
hat die mfs jedoch vor allem eines zum Ziel: sich<br />
selbst überflüssig zu machen.<br />
Die Kombination aus politischen Engagement und<br />
direkter Hilfe ist vielleicht die einzig mögliche Form des<br />
„echten“ Helfens. Zu wissen, dass es kein richtiges Leben<br />
im Falschen gibt und trotzdem nicht in Passivität zu versinken<br />
ist dabei eine bewun<strong>der</strong>nswerte Leistung.<br />
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!<br />
mfs_hannover@yahoo.de<br />
Alexandra Kleimann<br />
27
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
KUNSTGUERILLA<br />
Man stelle sich vor:<br />
Auf dem obligatorischen Bethlehembesuch <strong>der</strong> Israelpauschalreise<br />
fährt man am Grenzstreifen zu Palästina entlang<br />
und betrachtet kopfschüttelnd „diese Mauer“. Man regt sich<br />
auf über die schlechte Welt und ist ein wenig verzweifelt, beschämt<br />
über den eigenen Elendstourismus. Aber was kann<br />
man da schon machen, als einfacher Mensch, <strong>der</strong> man ist.<br />
Und dann ist da auf einmal dieses Bild.<br />
Zwei spielende Kin<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Mauer und über ihnen<br />
<strong>der</strong> Blick ins vermeintliche Paradies. Ein zutiefst politisches<br />
Bild, welches die pseudopolitischen Gedanken im<br />
eigenen Kopf verstummen lässt und mit dem Finger<br />
kompromisslos direkt in die Wunde zeigt. Man kann<br />
sich <strong>der</strong> Perspektive nicht entziehen, das Bild ist da<br />
und man sieht es - ganz egal ob man will o<strong>der</strong> nicht.<br />
28<br />
Westbankträume-Grenzstreifen<br />
Verantwortlich für diese Form von Streetart ist ein<br />
anonymer Künstler mit dem Pseudonym Banksy.<br />
Mehr, als dass er wahrscheinlich 35 Jahre alt ist und<br />
in Bristol geboren wurde, weiß man über ihn allerdings<br />
nicht. Das Graffiti am Grenzstreifen ist nur eines <strong>der</strong><br />
provokativen Werke des inzwischen berühmt gewordenen<br />
Straßenkünstlers. Auch im Londoner Zoo rufen die<br />
Pinguine vorwurfsvoll durch ihn „ We are bored of eating<br />
fish“, in Disneyland fand sich eine Guantanamohäftlingsattrappe<br />
zwischen den Achterbahnen.<br />
Banksy hängt seine Bil<strong>der</strong> heimlich in die Tategalerie und<br />
hackt Paris Hiltons CD´s, er nimmt mit seiner Kunst Politik<br />
und die Medien- und Konsumgesellschaft aufs Korn. Er<br />
richtet sich gegen Kapitalismus, gegen Krieg, gegen den<br />
Überwachungsstaat.<br />
Dass er mit seiner Arbeit viele Fans gewonnen hat, seine<br />
Bil<strong>der</strong> bei Angelina Jolie und Brad Pitt im Wohnzimmer<br />
hängen und bei Sothebys für mehrere Hun<strong>der</strong>ttausend<br />
versteigert werden, bleibt dabei trotzdem nebensächlich.<br />
Denn worum es eigentlich geht, ist das Erschaffen eines neuen<br />
Raumes für Kunst, Kommunikation fernab <strong>der</strong> Gesetze<br />
des Marktes. Wer heute noch sagt, in diesem System habe<br />
er keine Möglichkeit des Engagements, muss sich mit einem<br />
dieser Lebensweg konfrontieren, <strong>der</strong> das Gegenteil beweist.<br />
Alexandra Kleimann
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Vietnam goes Hollywood<br />
„Ein paar hun<strong>der</strong>t Leute entscheiden über die Kunst. Wenn du in ein Museum gehst bist du nichts<br />
an<strong>der</strong>es als ein Tourist, <strong>der</strong> die Trophäen einiger Millionäre anstaunt.“<br />
Banksy<br />
Unter den Teppich kehren-London<br />
29
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Special<br />
30<br />
Dokto<br />
Dr. med.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
rarbeit<br />
Die Statistik behauptet, dass immer<br />
weniger Medizinstudenten sich dazu<br />
entschließen, einen Doktortitel zu<br />
erwerben. Doch an welchem Punkt<br />
kommt es zu dieser Entscheidung?<br />
Wenn man sich durch die Reihen <strong>der</strong><br />
eigenen Kommilitonen denkt, dann<br />
hat wahrscheinlich je<strong>der</strong> nur ein Ge-<br />
fühl: Alle haben schon eine Doktorar-<br />
beit und ich krieg es einfach nicht hin!<br />
O<strong>der</strong> wenn man schon ein Thema hat,<br />
dann klappt es zumindest bei allen<br />
an<strong>der</strong>en natürlich viel besser und sie<br />
müssen z.B. „nur noch schreiben“.<br />
Sicher, man steht vor einer schwie-<br />
rigen Entscheidung, wenn man<br />
überlegt, eine Promotion in Angriff zu<br />
nehmen, nicht zuletzt, weil mit ihr viel<br />
Zeitaufwand und Arbeit verbunden<br />
ist. Da ist es wichtig, sich eine Portion<br />
Ruhe und gute Überlegung zu gön-<br />
nen, um nicht auf dem Holzpfad zu<br />
landen und eventuell schlussendlich<br />
zur Schar <strong>der</strong> Abbrecher zu gehö-<br />
ren. In unserem Special zum Thema<br />
Doktorarbeit möchten wir Euch die<br />
verschiedenen Wege zum Dr.med.<br />
aufzeigen, einzelne Möglichkeiten be-<br />
leuchten und Euch einige Tipps zum<br />
Thema liefern.<br />
Seit mittlerweile dreineinhalb Jahren<br />
gibt es das StrucMed-Programm<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Sicherlich hat je<strong>der</strong><br />
von Euch schon davon gehört. Wir<br />
beleuchten das Programm für Euch<br />
noch einmal genauer und möchten<br />
Euch die Vor- und Nachteile aufzei-<br />
gen. Zwei ehemalige StrucMed-Teil-<br />
nehmer stehen uns dazu Rede und<br />
Antwort.<br />
Der klassische Weg zur Promotion<br />
ist nach wie vor <strong>der</strong> populärste unter<br />
den Studenten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. In diesem<br />
Zusammenhang haben wir einige<br />
Tipps von Prof.Pabst aufgegriffen, die<br />
er schon in verschiedenen Vorträgen<br />
gegeben hat.<br />
Außerdem möchten wir Euch nicht<br />
die Möglichkeit vorenthalten, über<br />
das Biomedical Exchange Program<br />
im Ausland eine Dissertation anzu-<br />
fertigen. Erster Ansprechpartner für<br />
dieses Thema ist Prof. Hilmar Stolte.<br />
Zu guter Letzt haben wir uns das<br />
Buch Promotion aus dem Thieme-<br />
Verlag für Euch vorgenommen. Die<br />
Rezension findet ihr auf Seite 40.<br />
31
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Die klassische Promotion<br />
Die meisten Studenten an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> promovieren nach wie vor auf klassische Art und Weise, sprich nicht im Rahmen des Struc-<br />
Med-Programms o<strong>der</strong> über das BMEP. Erster Ansprechpartner zu diesem Thema wäre Prof. Pabst, <strong>der</strong> sich schon seit vielen<br />
Jahren mit dem Thema beschäftigt. Lei<strong>der</strong> war er in letzter Zeit so sehr eingespannt, dass er keine Zeit für ein Interview hatte,<br />
trotzdem möchten wir Euch einige Tipps nicht vorenthalten!<br />
Unsere Tipps<br />
1<br />
Keine vorschnellen Entscheidun-<br />
gen! Fangt am besten im 1.klinischen<br />
Jahr an, Euch umzuschauen, wenn das<br />
Physikum hinter Euch liegt. Sprecht mit<br />
Dozenten, die Euch sympathisch sind<br />
o<strong>der</strong> die in Gebieten arbeiten, die Euch<br />
interessieren. Es ist nicht unbedingt<br />
ratsam, den nächstbesten Aushang zu<br />
verfolgen. Lasst Euch also Zeit mit <strong>der</strong><br />
Entscheidung und gebt nicht zu viel auf<br />
„Panikmache“ durch die Leute um Euch<br />
her.<br />
2<br />
In <strong>der</strong> Bibliothek sind die For-<br />
schungsberichte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Abteilungen<br />
einsehbar. Darin könnt ihr auch nach-<br />
lesen, wie viele Promotionen in <strong>der</strong> Ab-<br />
teilung, die Euch interessiert, bereits<br />
abgelegt wurden und welche Dozenten<br />
diesbezüglich die meiste Erfahrung ha-<br />
ben. Ein kurzer Blick kann nicht scha-<br />
den!<br />
32<br />
3<br />
Seid Euch darüber im Klaren,<br />
welche Art von Doktorarbeit ihr in Angriff<br />
nehmen wollt! Wenn es Euch „nur“ um<br />
den Titel geht, könnte eine statistische<br />
Arbeit o<strong>der</strong> eine klinisch-retrospektive<br />
Arbeit sinnvoll sein. Wollt ihr später<br />
eventuell selbst einmal an <strong>der</strong> Unikli-<br />
nik forschen, machen sich klinisch-<br />
experimentelle und rein experimentelle<br />
Arbeiten immer beson<strong>der</strong>s gut. Doch<br />
bedenkt: Auch eine statistische Arbeit<br />
kann sich im schlechtesten Fall sehr in<br />
die Länge ziehen!<br />
4 Darum klärt mit Eurer Betreue-<br />
rin o<strong>der</strong> Eurem Betreuer vorher alle<br />
Fragen und zögert nicht, diese zu stel-<br />
len! Es ist wichtig, dass ihr ein gutes<br />
Verhältnis zu Euren Betreuern habt. Be-<br />
son<strong>der</strong>s bei anspruchsvollen Arbeiten<br />
ist eine gute Erreichbarkeit <strong>der</strong> Betreuer<br />
von großem Vorteil!<br />
5 Ihr solltet auch detailliert darü-<br />
ber sprechen, in welchem Zeitraum ihr<br />
die Arbeit fertigstellen wollt. Klärt dazu<br />
ab, ob das erfor<strong>der</strong>liche Equipment für<br />
Experimente o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen vorhan-<br />
den ist.<br />
6<br />
Falls ihr tierexperimentell ar-<br />
beiten müsstet, seid Euch darüber im<br />
Klaren, dass ihr dafür mindestens die<br />
Vorlesungsreihe „Einführung in die Ver-<br />
suchstierkunde“ des Zentralen Tierlabors<br />
besucht haben müsst. Ihr erhaltet damit<br />
ein Zertifikat, mit dem ihr beim zuständi-<br />
gen Landesamt eine Ausnahmegeneh-<br />
migung beantragen könnt, die Euch be-<br />
rechtigt, als Hilfsperson unter ständiger<br />
Aufsicht im Tierlabor zu arbeiten. Die ei-<br />
genständige Arbeit an Tierexperimenten<br />
ist nur Personen mit abgeschlossenem<br />
Medizinstudium o<strong>der</strong> langer Erfahrung<br />
inkl. eines sog. FELASA-B-Kurses vor-<br />
behalten.<br />
7<br />
Ein leidiges Thema ist die Statis-<br />
tik. Trotzdem ist sie sehr wichtig für Eure<br />
Ergebnisse. Gut zu wissen ist dabei,
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
dass die <strong>MHH</strong>-Biometrie Euch eine<br />
Beratung anbietet. Also: Augen zu und<br />
durch!<br />
8<br />
Klärt mit Eurer Betreuerin o<strong>der</strong><br />
Eurem Betreuer in welcher Form ihr<br />
die Arbeit einreichen möchtet, da gibt<br />
es an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zwei Möglichkeiten.<br />
Entwe<strong>der</strong> schreibt ihr eine klassische<br />
Dissertation, die meistens einen Um-<br />
fang von 70-100 Seiten umfasst und<br />
wahlweise auf Deutsch o<strong>der</strong> Englisch<br />
eingereicht werden kann. O<strong>der</strong> ihr<br />
reicht ein Paper ein, auf welchem ihr<br />
als Erstautor steht und das in einer na-<br />
turwissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
veröffentlicht wurde. Zu dem Paper<br />
müssen dann noch eine Einleitung<br />
und ein Fazit geschrieben werden.<br />
9 Eine weitgehende Fertigstellung<br />
vor dem PJ ist unbedingt zu emp-<br />
fehlen. Danach wird es zunehmend<br />
Bevor es mit <strong>der</strong> Doktorarbeit<br />
losgeht, alle wichtigen<br />
Punkte genauestens mit<br />
dem Doktotvater klären.<br />
schwer, sich mit <strong>der</strong> Doktorarbeit zu<br />
beschäftigen.<br />
10 Zum Schluss möchten wir<br />
Euch empfehlen, vor Beginn Eurer Ar-<br />
beit die Promotionsordnung <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
gründlich durchzulesen. Dort findet ihr<br />
auch die notwendigen formellen Schrit-<br />
te für die Phase des sog. Promotions-<br />
verfahrens. Zu finden ist die Promoti-<br />
onsordnung auf den Seiten des<br />
<strong>MHH</strong>-Promotionsbüros unter http://<br />
www.mh-hannover.de/129.html.<br />
Es gibt außerdem zwei Artikel, die wir<br />
Euch empfehlen wollen:<br />
Weihrauch M, Strate, J, Pabst R. Die<br />
medizinische Dissertation – kein Aus-<br />
laufmodell. Ergebnisse einer Befra-<br />
gung von Promovierenden stehen im<br />
Wi<strong>der</strong>spruch zu oft geäußerten Mei-<br />
nungen. Deutsche Medizinische Wo-<br />
chenschrift 2003; 128:2583-7.<br />
Weihrauch M, Weber A, Weltle D,<br />
Pabst R, Lehnert G. Der Weg zum<br />
„Dr.med.“. Wie beurteilen Dokto-<br />
randen ihre Dissertation? Deutsche<br />
Medizinische Wochenschrift 1998;<br />
123:375-80.<br />
Ihr findet diese Artikel im Bestand <strong>der</strong><br />
Bibliothek.<br />
Wir hoffen, dass wir Euch mit die-<br />
sen Tipps einen wenig weiterhelfen<br />
konnten. Übrigens: Je<strong>der</strong> Doktorand<br />
kommt im Laufe seiner Arbeit zu dem<br />
Punkt, an dem gar nichts mehr funk-<br />
tioniert! Das Unwort <strong>der</strong> Promotion<br />
könnte Frustrationstoleranz lauten,<br />
aber nach Regen kommt bekanntlich<br />
Sonne und es ist ja noch kein Meister<br />
vom … ach, ihr wisst schon!<br />
33<br />
Hendrik Veldink
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Strucmed<br />
Bericht zweier Insi<strong>der</strong> über das StrucMed-Programm<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Für 400 Euro monatlich eine „sichere“ experimentelle Doktorarbeit<br />
im Labor anfertigen, anschließend fertig schreiben<br />
und dabei nur ein Semester länger studieren? So wird<br />
StrucMed alias Strukturierte Doktorandenausbildung propagiert.<br />
Potentielle Doktoranden auf <strong>der</strong> Suche nach einer<br />
„sicheren“ Doktorarbeit, die auch noch finanziell vergütet<br />
wird, müssen bei dieser Mundpropaganda hellhörig werden.<br />
Ob StrucMed hält, was versprochen wird, soll dieser<br />
Artikel erörtern.<br />
Was ist StrucMed?<br />
StrucMed ist eine Einrichtung <strong>der</strong> Hannover Biomedical Research<br />
School (HBRS) . 50 Studierende sollen im Rahmen<br />
des StrucMed-Programms einen etwa neunmonatigen Laboraufenthalt<br />
absolvieren, dessen experimentelle Ergebnisse<br />
am Ende in Form einer Publikation o<strong>der</strong> einer klassischen<br />
Dissertation zum Doktortitel führen sollen. Während<br />
dieser Zeit wird das Studium für zwei Tertiale ausgesetzt.<br />
Das Programm soll Lehrveranstaltungen zu Themen wie<br />
wissenschaftlichem Schreiben o<strong>der</strong> Präsentationstechniken<br />
anbieten und den Teilnehmern den Erwerb des „Tierscheins“<br />
durch den Besuch des PhD-Crashkurses ermöglichen<br />
. Die Doktoranden sollen durch einen Betreuer und<br />
einen Co-Betreuer aus einer an<strong>der</strong>en Abteilung begleitet<br />
werden. Ferner soll für die Zeit <strong>der</strong> praktischen Arbeit eine<br />
Bezahlung als wissenschaftliche Hilfskraft bzw. als Stipendium<br />
erfolgen. Den Doktoranden wird zugesichert, dass<br />
sie ihr Praktisches Jahr nach fünfeinhalb Jahren beginnen<br />
können. So wird StrucMed im Internetauftritt <strong>der</strong> Hochschule<br />
beworben .<br />
Für wen ist StrucMed?<br />
Der bezahlten experimentellen Doktorarbeit, die sicherer<br />
zum Ziel führen soll, als Arbeiten außerhalb des Struc-<br />
34<br />
Med-Programms, stehen <strong>der</strong> hohe tägliche Zeitaufwand<br />
für die Laborarbeit und <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong> Arbeiten von<br />
neun Monaten gegenüber. Wissenschaftliches Arbeiten im<br />
Allgemeinen und experimentelles im Speziellen kann sehr<br />
frustrierend sein. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> experimentell arbeitet, muss<br />
früher o<strong>der</strong> später Rückschläge - wissenschaftlicher und<br />
organisatorischer Natur - hinnehmen und gegebenenfalls<br />
noch einmal von vorne anfangen können und wollen.<br />
Je nach Projekt ist ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit<br />
notwendig. In vielen Projekten sind Tierversuche von den<br />
Doktoranden durchzuführen.<br />
StrucMed richtet sich also - kurz gesagt - an diejenigen,<br />
die gerne eine experimentelle Arbeit vor Beginn des PJ<br />
abschließen wollen und bereit sind, neun Monate ganztags<br />
(mitunter auch nachts und am Wochenende) im Labor<br />
zu verbringen, viel Freizeit für die Wissenschaft zu investieren<br />
und die darüber hinaus über ausreichend Frustrationstoleranz<br />
verfügen, um die Zeit durchzuhalten.<br />
Wie ist StrucMed?<br />
Im Jahrgang 2008 sah <strong>der</strong> organisatorische Ablauf folgen<strong>der</strong>maßen<br />
aus: Im Februar 2008 gab es eine Informationsveranstaltung<br />
für Interessierte Studierende. Bis Mitte April<br />
2008 konnten Bewerbungen abgegeben werden. Den
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
erfolgreichen Bewerbern wurde eine Liste verfügbarer<br />
Projekte zur Verfügung gestellt und es fand ein Matching<br />
zwischen zukünftigem Betreuer und Doktoranden statt. Es<br />
ist jedoch auch möglich, sich als Bewerber schon im Vorfeld<br />
um eine experimentelle Doktorarbeit zu kümmern, die<br />
als Projektvorstellung bei <strong>der</strong> Bewerbung mit eingereicht<br />
wird.<br />
Im Sommer 2008 wurden alle Doktoranden und Betreuer<br />
noch einmal auf spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an sie im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Doktorarbeit hingewiesen und eingehend instruiert.<br />
Von Anfang August 2008 bis Ende April 2009 arbeiten<br />
die Doktoranden im Labor und besuchen programmbezogene<br />
Lehrveranstaltungen. Zu Beginn, zur Halbzeit und<br />
gegen Ende dieser Zeit sollte ein Treffen mit dem Co- Betreuer<br />
erfolgen. Im Anschluss daran und in einigen Fällen<br />
schon während <strong>der</strong> Laborarbeit begann das „Schreiben“<br />
<strong>der</strong> Arbeiten.<br />
Diskussion<br />
StrucMed soll den stetigen Rückgang experimenteller medizinischer<br />
Doktorarbeiten aufhalten. Die gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den Medizinstudenten erschweren die Anfertigung<br />
experimenteller Doktorarbeiten. Ein zusätzliches<br />
Freitertial und das Vorziehen des Freitertials 5C sollen hier<br />
Raum für Experimente schaffen und junge Mediziner für<br />
die Wissenschaft begeistern.<br />
Betreuung<br />
Wie bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Doktorarbeit auch, steht und fällt<br />
alles mit dem Betreuer (!). Man sollte sich also frühzeitig<br />
mit dem potentiellen Betreuer treffen und sich die Zeit neh-<br />
400 Euro monta-<br />
lich werden bei<br />
bei StrucMed an<br />
die Doktoranden<br />
gezahlt.<br />
men, mit ihm über die Arbeit zu sprechen. Nach aktiven<br />
Nachfragen und Ausräumen aller Unklarheiten sollte man<br />
sich dann in Ruhe überlegen, ob man sich vorstellen kann<br />
mit diesem Betreuer die nächsten Jahre (!) zusammenzuarbeiten.<br />
Ein Blick auf das Arbeitsumfeld und eine kleine<br />
Führung durch das Labor, während <strong>der</strong> man auch die an<strong>der</strong>en<br />
Arbeitsgruppenmitglie<strong>der</strong> kennen lernen kann, sind<br />
dabei sehr hilfreich. Noch wichtiger ist allerdings, dass<br />
man sich mit aktuellen und ehemaligen Doktoranden eines<br />
Betreuers trifft.<br />
Der Internetauftritt des StrucMed-Programms enthält übrigens<br />
eine Liste mit Namen <strong>der</strong> Doktoranden und ihrer<br />
Betreuer .<br />
Vermittlung/Projektauswahl<br />
Wichtig bei <strong>der</strong> Auswahl des Projektes ist auch die Frage,<br />
ob es sich um ein komplett neues Projekt handelt, bei<br />
dem beispielsweise eine neue Methode etabliert werden<br />
soll bzw. eins, an dem bisher noch kein Arbeitsgruppenmitglied<br />
zuvor gearbeitet hat, o<strong>der</strong> um Arbeiten an einem<br />
bereits laufenden Projekt. Letzteres steigert die Chancen,<br />
dass die dafür benötigen Methoden in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
schon bekannt sind und vor allem häufig eingesetzt werden.<br />
Das erspart dem Doktoranden kostbare Zeit durch<br />
ergebnislose Vorarbeiten.<br />
Eine klare Vereinbarung darüber, was man erreichen will<br />
und zu welchen Zeitpunkten man es erreicht haben will,<br />
minimiert nachträgliche Laborzeiten und erspart schlecht<br />
geplante Versuche, die keine Ergebnisse produzieren.<br />
Man sollte schon vor Aufnahme <strong>der</strong> praktischen Tätigkeit<br />
klären, dass man an einem Projekt arbeiten will, welches<br />
35
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
in neun Monaten sicher abgeschlossen werden kann.<br />
Wissenschaftlich tätige Hochschulmitarbeiter wechseln<br />
häufig ihren Arbeitsplatz. Darauf sollte man sich einstellen<br />
und sich vor <strong>der</strong> Festlegung auf ein Projekt vergewissern,<br />
dass das Betreuungsverhältnis nicht während <strong>der</strong> Doktorarbeit<br />
durch schon absehbare berufliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
gefährdet wird.<br />
Werbung: Bezahlung, Begutachtung<br />
Die Vergütung <strong>der</strong> Zeit im Labor, die gute Betreuung und<br />
die geringe Abbruchquote sind wohl für die meisten Bewerber<br />
ausreichende Gründe, sich für StrucMed zu entscheiden.<br />
Die anfänglichen Probleme bei <strong>der</strong> Vergütung wurden mittlerweile<br />
durch die Finanzierung <strong>der</strong> Studierenden aus den<br />
Töpfen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>forschungsbereiche beseitigt.<br />
Ob eine „externe Begutachtung“ aller Projekte, die dazu<br />
dienen sollte, die Projekte auf ihre Eignung für das Struc-<br />
Med-Programm hin zu überprüfen und die Durchführbarkeit<br />
des Projektes in neun Monaten abzuschätzen, wirklich<br />
stattgefunden hat, darf unserer Meinung nach bezweifelt<br />
werden. Die Beschreibungen einiger Projekte waren so<br />
unklar definiert, dass die Frage aufkommt, wie das Projekt<br />
mit ihrer Hilfe begutachtet werden konnte. Bei an<strong>der</strong>en<br />
Projekten schien die erste Begutachtung erst durch den<br />
Doktoranden zu erfolgen, was mitunter dazu führte, dass<br />
im Laufe <strong>der</strong> Laborarbeit in Folge schlecht vorbereiteter<br />
Experimente, Fehlinterpretation von Vorarbeiten o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
schlichten Einsatzunfähigkeit technischer Geräte und Materialien<br />
die ursprüngliche Fragestellung verlassen und ein<br />
vollkommen neues Thema definiert werden musste.<br />
StrucMed kann aus unterschiedlichsten Gründen trotz <strong>der</strong><br />
nachweislichen Bemühungen seitens <strong>der</strong> Verantwortlichen<br />
nicht sicherstellen, dass nur „gute“ Projekten vertreten<br />
sind. Es entbindet den Doktoranden daher nicht davon,<br />
in seinem eigenen Interesse sicherzustellen, dass alles<br />
Mögliche getan wird, um „gute“ Betreuer und Projekte zu<br />
identifizieren.<br />
Co-Betreuer/-treffen<br />
Im StrucMed-Programm sollen jedem Teilnehmer ein Betreuer<br />
und ein Co-Betreuer zur Seite stehen. Mit seiner<br />
36<br />
Hilfe sollen technische und wissenschaftliche Fragestellungen<br />
erörtert werden können. Die For<strong>der</strong>ung, dass <strong>der</strong><br />
Co-Betreuer möglichst aus einer an<strong>der</strong>en Abteilung als<br />
<strong>der</strong> Betreuer stammen soll, gewährleiste eine unabhängige<br />
und unvoreingenommene Überprüfung des Vorhabens<br />
und ermögliche die Beurteilung des Fortschritts gewissermaßen<br />
von „außen“. Da nicht einmal die Forschungskommission<br />
die Institution des Co-Betreuers aus verschiedenen<br />
Gründen einheitlich befürwortet o<strong>der</strong> ablehnt, ist es<br />
umso verständlicher, dass sie unter den Doktoranden umstritten<br />
ist. Fragt man nach, reicht das Spektrum <strong>der</strong> Antworten<br />
von „Ohne meinen Co-Betreuer hätten wir gewisse<br />
Überlegungen gar nicht angestellt.“ bis „Ich habe meinen<br />
Co-Betreuer nie gesehen.“ Selbstverständlich gibt es gute<br />
Doktorarbeiten ohne Co-Betreuer. Es zeigt sich aber auch,<br />
dass ein guter Co-Betreuer und eine gute Zusammenarbeit<br />
von Betreuer, Co-Betreuer und Doktorand eine echte<br />
Bereicherung für die Doktorarbeit sein können. Treffen mit<br />
dem Co-Betreuer können systematischen Fehlern vorbeugen<br />
und dadurch viel Unheil verhin<strong>der</strong>n.<br />
„Schreiben“<br />
Egal was <strong>der</strong> Betreuer o<strong>der</strong> die Arbeitsgruppe erzählen<br />
mag: Die Promotion durch „normales Schreiben“ - also<br />
nicht durch eine Publikation - ist kein Stückchen schlechter<br />
und verhin<strong>der</strong>t eventuell monatelange zusätzliche Arbeit<br />
mit ungewissem Ausgang.<br />
Offiziell soll die Dissertation bis Jahresende fertig gestellt<br />
werden. Vor allem zusätzliche Experimente nach Ablauf<br />
<strong>der</strong> neun Monate aber auch an<strong>der</strong>e wissenschaftliche und<br />
nicht-wissenschaftliche Gründe verzögern die fristgerechte<br />
Abgabe, abgesehen von Famulaturen und dem immer<br />
näher rückenden PJ, welches zu gegebener Zeit volle<br />
Konzentration erfor<strong>der</strong>t.<br />
Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />
Im ersten Jahrgang waren Studierende aus allen klinischen<br />
Jahren in StrucMed aufgenommen worden. In unserem<br />
Jahrgang kamen die meisten Teilnehmer aus dem<br />
ersten klinischen Jahr, was bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />
nachvollziehbare Kapazitätsprobleme mit sich brachte.<br />
Die vorher vermittelte Vorstellung von einer Einglie<strong>der</strong>ung<br />
in ein Wunschtertial mussten viele Kommilitonen (die Au-
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Pro Contra<br />
- monatliche Bezahlung<br />
von knapp 400 € über<br />
11 Monate<br />
- 9 Monate Zeit ohne<br />
an<strong>der</strong>e Verpflichtungen<br />
- Chance, experimentelle<br />
Arbeit kennen zu lernen<br />
- Möglichkeit zur<br />
Teilnahme an<br />
Kongressen<br />
toren eingeschlossen) verlassen, weil es einfach schon<br />
überfüllt war. In Gesprächen mit unserem Studiendekan<br />
und dem Leiter des Referats Studium und Lehre konnte<br />
aber eine für die meisten Studierenden akzeptable Lösung<br />
gefunden werden, die den Eintritt ins PJ - wie versprochen<br />
– nach nur einem zusätzlichen Semester gewährleistet.<br />
Dabei wurde dem Wunsch Rechnung getragen, die Rückkehrer<br />
in selbstgewählte „Springergruppen“ einzuteilen.<br />
Zusammenfassung<br />
Nach dieser mit Sicherheit nicht vollständigen Beschreibung<br />
des StrucMed-Programms gibt es zahlreiche Punkte,<br />
die für o<strong>der</strong> aber auch gegen eine Teilnahme an StrucMed<br />
sprechen.<br />
Die StrucMed-Verantwortlichen machen sich Gedanken<br />
über mögliche Verbesserungen am Programm und haben<br />
ein offenes Ohr für studentische Kritik. So wurde beispielsweise<br />
auf dem letzten Symposium darum gebeten, eine<br />
vormals anonym erhobene Evaluation möglichst noch einmal<br />
namentlich einzureichen, um „schwarze Schafe“ unter<br />
den Betreuern auszumachen. So soll durch Ausschluss<br />
schlechter Betreuung eine bessere Qualität <strong>der</strong>selben erreicht<br />
werden. Auch wurde und wird stets darauf hinge-<br />
- Zeitinvestition: PJ nach<br />
5 ½ Jahren<br />
- StrucMed bedeutet nicht<br />
automatisch Struktur<br />
- Ihr müsst Euch um<br />
vieles immer noch selbst<br />
kümmern<br />
wiesen, man möge Kritik je<strong>der</strong>zeit äußern. Nur so könne<br />
StrucMed noch besser auf studentische Bedürfnisse angepasst<br />
und dadurch schließlich selbst verbessert werden.<br />
StrucMed verän<strong>der</strong>t und verbessert die wissenschaftliche<br />
Landschaft <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule nicht zuletzt<br />
durch seine Vorbildfunktion für an<strong>der</strong>e Projekte und die<br />
direkten und indirekten Auswirkungen auf klassische Doktorarbeiten<br />
außerhalb des Programms nachhaltig. Beson<strong>der</strong>s<br />
die Bezahlung <strong>der</strong> immerhin neunmonatigen Arbeit<br />
im Labor und die geringe Quote an Abbrüchen wollen wir<br />
positiv hervorheben.<br />
Christoph Höner zu Sie<strong>der</strong>dissen<br />
Johannes Willenborg<br />
Die verwendete maskuline bzw. feminine Sprachform dient <strong>der</strong><br />
leichteren Lesbarkeit und meint immer auch das jeweils an<strong>der</strong>e<br />
Geschlecht.<br />
Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Anregungen und Kritik o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Meinungen zum Strukturierten Doktorandenprogramm könnt Ihr<br />
gerne an presse@mhh-asta.de senden.<br />
37
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
38
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Für diejenigen von Euch, die sich gut vorstellen kön-<br />
nen eine experimentelle Doktorarbeit zu machen, gibt<br />
es neben dem StrucMed-Programm und <strong>der</strong> „klassi-<br />
schen“ Promotion an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> noch die Möglichkeit,<br />
sich für ein Programm zu bewerben, das den Titel<br />
B.M.E.P trägt.<br />
B.M.E.P. steht für Biomedical Sciences Exchanges<br />
Program und ist vor allem für diejenigen unter Euch<br />
interessant, die gern im Ausland wissenschaftlich ar-<br />
beiten wollen. Ins Leben gerufen wurde dieses Pro-<br />
gramm unter an<strong>der</strong>en durch Prof. Hilmar Stolte, eme-<br />
ritierter Professor <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Nephrologie und besteht<br />
nun seit bereits 20 Jahren! Seitdem sind unzählige<br />
Studenten im Rahmen dieses Austauschprogramms<br />
in die Vereinigten Staaten gegangen, um dort an an-<br />
gesehenen Universitäten unter Betreuung durch ei-<br />
nen Mentor zu forschen.<br />
Um in das Programm aufgenommen zu werden, ist<br />
eine aussagekräftige Bewerbung mit Lebenslauf not-<br />
wendig. Wie man sich sicherlich denken kann, solltet<br />
ihr darin vor allem Eurer Motivation Ausdruck verlei-<br />
hen, warum gerade ihr genau die Richtigen für dieses<br />
Programm seid. Ein Expertengremium verschiedener<br />
europäischer Wissenschaftler begutachtet die einge-<br />
gangenen Bewerbungen und lädt Euch ggf. zu einem<br />
Vorstellungsgespräch, in dem Eure Fähigkeiten (auch<br />
sprachlich) und Vorstellungen weiter erörtert werden<br />
sollen.<br />
Die vollständige Fertigstellung einer Doktorarbeit wird<br />
in den vorgesehenen Zeiträumen nicht unbedingt er-<br />
reicht. Es ist also wichtig, solche Fragen im Vorfeld<br />
zu klären.<br />
Allerdings bietet das B.M.E.P. auch die Möglichkeit,<br />
praktische Erfahrungen im Rahmen einer Famulatur<br />
o<strong>der</strong> des PJ zu sammeln. Ausführliche Informationen<br />
dazu findet ihr auf:<br />
www.lifesciences.net<br />
B.M.E.P.<br />
Doktorarbeit, die dritte...<br />
39<br />
Hendrik Veldink
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
A<br />
uf den ersten Blick kann das hier vorgestellte Buch<br />
eventuell etwas abschrecken, weil es nichts an<strong>der</strong>es<br />
beinhaltet als Textzeile für Textzeile und dies bei einer<br />
sehr kleinen Schriftgröße. Nichtsdestotrotz ist es doch eine<br />
Überlegung wert, sich vor dem Beginn einer Doktorarbeit<br />
mit den Inhalten dieses Buches auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />
Weiß und Bauer haben ihr Buch über die medizinische<br />
Doktorarbeit sehr gut strukturiert. So wird <strong>der</strong> Leser chronologisch<br />
von <strong>der</strong> Themensuche bis zum Promotionsverfahren<br />
an das Thema herangeführt. Abgerundet wird dies<br />
durch verschiedene Beispiele von Doktorarbeiten.<br />
Dabei gehen die Autoren nicht nur auf formell wichtige<br />
Dinge ein, son<strong>der</strong>n führen beispielsweise schon im ersten<br />
Kapitel ausführlich aus, welche Gedanken man sich<br />
vor Beginn einer Dissertation machen sollte, welche Vorstellungen<br />
man damit verknüpft und welche Wertigkeit <strong>der</strong><br />
Titel auch heutzutage noch haben kann. Außerdem setzen<br />
sich Weiß und Bauer sich auch intensiv mit den möglichen<br />
Arten einer Doktorarbeit auseinan<strong>der</strong> (experimentell, klinisch,<br />
statistisch).<br />
Desweiteren wird ein großer Schwerpunkt auf Grundlagen<br />
wissenschaftlichen Arbeitens gelegt, bei dem auch die<br />
möglichen Tücken und Gefahren nicht unerwähnt bleiben.<br />
40<br />
Rezension<br />
Christel Weiß, Axel Bauer; Promotion. Die medizini-<br />
sche Doktorarbeit – von <strong>der</strong> Themensuche bis zur<br />
Dissertation; Thieme Stuttgart, 3.Auflage, 2008.<br />
Wichtige Schlagworte sind farblich beson<strong>der</strong>s vorgehoben.<br />
Dabei verstehen die Autoren es gut, das Lesen durch<br />
einen flüssigen Schreibstil zu erleichtern.<br />
Das Kapitel über Statistik bleibt lei<strong>der</strong> etwas dürftig, allerdings<br />
lässt sich leicht nachvollziehen, dass dieses Thema<br />
eigene Bücher erfor<strong>der</strong>t. So beschränkt sich das Thema in<br />
diesem Buch nur auf Mut machende Worte, die den Studenten<br />
die Wichtigkeit von Statistik verdeutlichen sollen.<br />
Positiv hervorzuheben sind die Kapitel über das effiziente<br />
Literaturstudium und das Schreiben <strong>der</strong> Arbeit. Die gute<br />
Struktur des Buches ermöglicht dabei auch ein gezieltes<br />
Heraussuchen spezifischer Themen, mit denen man sich<br />
beschäftigen möchte.<br />
Zusammenfassend sei das Buch Promotion von Christel<br />
Weiß und Axel Bauer durchaus für die Vorbereitung auf<br />
die Promotion zu empfehlen. Allerdings ist <strong>der</strong> Preis mit<br />
22,95 € ziemlich hoch bemessen. Eine gründliche Vorbereitung<br />
VOR Beginn einer Doktorarbeit möchten wir Euch<br />
angesichts vieler möglicher Stolpersteine dennoch ans<br />
Herz legen, auf welche Weise auch immer.<br />
Hendrik Veldink
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Interview<br />
mit Daniel Grützner, 10. Semester<br />
Wie bist Du an Dein Dissertationsthema gekommen?<br />
Ich habe mir im Voraus überlegt wen ich gerne als Doktorvater<br />
hätte. Das Thema war eher nebensächlich. Bei<br />
Andreas Schmiedl hatte ich Anatomie und ich kam gut mit<br />
ihm im Kurs zurecht. Kurz bevor man sich für StrucMed<br />
bewerben konnte, hatte ich mit Andreas gesprochen und<br />
er sagte mir, dass er zwei Themen zur Verfügung stellt.<br />
Eines habe ich mir dann ausgesucht.<br />
Hast Du schon vor Beginn Deiner Arbeit einschätzen können,<br />
wie Deine Betreuung aussehen könnte?<br />
Nein, aber ich wusste, dass Andreas den ganzen Tag Zeit<br />
für seine Doktoranden hat. Das ist das Gute an vorklinischer<br />
Forschung.<br />
Gab es Probleme bei <strong>der</strong> monatlichen Vergütung? Nein.<br />
Wie wurdest Du während Deiner Arbeit im Labor von Deinen<br />
neuen Kollegen betreut und unterstützt?<br />
Ich hatte eine wirklich sehr nette Biologiedoktorandin an<br />
meiner Seite, die mir die wichtigsten Techniken näher gebracht<br />
hat. Ansonsten muss ich lei<strong>der</strong> sagen, dass ich mit<br />
vielen MTAs nicht gut ausgekommen bin. Da gab es über<br />
den ganzen Zeitraum einige Reibereien, weil sie tlw. <strong>der</strong><br />
Meinung waren, dass die Doktoranden ihre Arbeit erledigen<br />
sollten (mit Ausnahmen). Außerdem gab es immer<br />
wie<strong>der</strong> Stress wegen Kleinigkeiten, z.B. weil irgendjemand<br />
etwas rumliegen lassen hat.<br />
Gab es Rückschläge, mit denen Du fertig werden musstest<br />
o<strong>der</strong> konntest Du Deine Ziele alle erreichen?<br />
Wirkliche Rückschläge gab es nicht. Meine Ziele konnte ich<br />
eigentlich alle erreichen, allerdings muss man sagen, dass<br />
man sich natürlich schon manchmal schönere Ergebnisse<br />
wünscht. Es kam auch vor, dass die Arbeit von mehreren<br />
Wochen nichts Brauchbares zeigte. Ich musste aber nie<br />
über einen Abbruch nachdenken, weil nichts klappte.<br />
Hast Du Dir jemals während des Programms gewünscht,<br />
wie<strong>der</strong> ins „normale“ Studentenleben zurückzukehren?<br />
Ja. Ab <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Zeit wuchs <strong>der</strong> Wunsch ;-)<br />
Was ist das Gute an StrucMed?<br />
Gut war die Betreuung von Andreas Schmiedl. Die Bezahlung<br />
und dass man ein Einblick die Forschung bekam.<br />
Würdest es generell jedem Studenten empfehlen?<br />
Nicht jedem Studenten!! Wenn man weiß, dass man später<br />
auf keinen Fall forschen möchte o<strong>der</strong> an eine Universitätsklinik<br />
möchte, dann sollte man davon die Finger lassen.<br />
Dann wäre es nämlich Zeitverschwendung. Ansonsten<br />
kann ich es weiterempfehlen, da ich Studenten gesehen<br />
habe, die versucht haben nebenbei die Doktorarbeit zu<br />
machen und die sind fast alle gescheitert. Wichtig ist aber<br />
immer die Wahl des Instituts und des Doktorvaters!<br />
41
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Doktorarbeit im Ausland<br />
42<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
aus Südostafrika<br />
E<br />
ine Doktorarbeit in einem Entwicklungsland<br />
auf die Beine zu<br />
stellen gehört nicht zu den leichtesten<br />
Aufgaben. Für mich persönlich war sie<br />
mit bedeutend mehr Arbeit als erwar-<br />
tet verbunden und doch hat sich im<br />
Nachhinein die ganze Mühe gelohnt!<br />
Den ersten Schritt in die richtige Rich-<br />
tung machte ich mit einem Besuch<br />
einer Veranstaltung des Komitees<br />
zur Verhütung von Blindheit, wo sich<br />
Augenärzte aus Deutschland zusam-<br />
menfinden um Entwicklungshilfe zu<br />
för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> selbst dazu beizutragen.<br />
Dort traf ich auf jemanden <strong>der</strong> selbst<br />
schon ein paar Mal in Blantyre (Mala-<br />
wi) war und dort an einer Augenklinik<br />
gearbeitet und gelehrt hat. Keine 5<br />
Minuten später hatte ich einen ersten<br />
Vorschlag vor <strong>der</strong> Nase. Ein hervorra-<br />
gendes Gefühl!<br />
Es dauerte allerdings noch ganze<br />
16 Monate bis meine Reise endlich<br />
losgehen konnte, denn eine Doktor-<br />
arbeit in einem Entwicklungsland zu<br />
machen bedeutet eben, dass vorher<br />
ALLES vorbereitet sein muss. Und<br />
das Bedarf Zeit. Ich habe insgesamt 8<br />
Wochen in <strong>der</strong> Augenheilkunde famu-
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
liert und zumindest ein kleines Lehr-<br />
buch gelesen bevor ich mich auf den<br />
Weg gemacht habe.<br />
Zur Betreuung meiner Arbeit hat sich<br />
die Augenheilkunde des Universität-<br />
krankenhauses Tübingen bereiterklärt,<br />
da von dort eine direkte Verbindung<br />
mit dem Krankenhaus in Blantyre be-<br />
steht. Das stellt jedoch eigentlich kein<br />
Problem dar – abgesehen von einer<br />
reinen Email-Kommunikation, die be-<br />
züglich des schriftlichen Teils manch-<br />
mal etwas mühsam ist.<br />
Meine Arbeit bestand aus einer klini-<br />
schen Studie in <strong>der</strong> zwei Geräte zur<br />
Messung des Augeninnendrucks ver-<br />
glichen wurden, die bis dahin zwar in<br />
Europa, nicht aber in einem Entwick-<br />
lungsland getestet wurden. Gleich-<br />
zeitig konnte ich mit dieser Aufgaben-<br />
stellung epidemiologische Daten zum<br />
Glaukom erheben. Dafür habe ich 150<br />
Patienten untersucht wobei die Kom-<br />
munikation eindeutig die größte Hürde<br />
darstellte: Etwa 40 Patienten konnten<br />
we<strong>der</strong> lesen noch schreiben, so dass<br />
sie mit ihrem Fingerabdruck die Ein-<br />
willigung „unterschreiben“ mussten.<br />
Auch eine Visusbestimmung bei Men-<br />
schen durzuführen die einfach nicht<br />
verstehen können warum sie dem<br />
Mzungu (einheimischer Ausdruck für<br />
“Weißer“) eigentlich erzählen sollen<br />
ob sie eine Banane, ein Haus o<strong>der</strong><br />
ein Fahrrad auf <strong>der</strong> Tafel sehen, ist<br />
nicht die leichteste Übung und treibt<br />
einen manchmal an den Rand seiner<br />
Geduld. Zum Glück hatte ich fast im-<br />
mer die hilfreiche Unterstützung von<br />
den dort arbeitenden Assistenzärz-<br />
ten, die mir gerade bezüglich dieser<br />
Problematik unter die Arme gegriffen<br />
haben.<br />
Insgesamt war ich nur 5 Wochen in<br />
Blantyre. In dieser Zeit habe ich in ei-<br />
nem Hostel, das 10 Minuten Fußweg<br />
vom Krankenhaus entfernt lag, ge-<br />
wohnt und abgesehen vom ziemlich<br />
miserablen Essen (Reis mit Matsche-<br />
pampe mittags und abends und frit-<br />
tierte Eier mit Toast zum Frühstück)<br />
ließ es sich dort ganz gut leben. Man<br />
konnte herrliche Wochenendausflüge<br />
machen, <strong>der</strong> Markt und die Stadt wa-<br />
ren zu Fuß o<strong>der</strong> mit dem Minibus gut<br />
zu erreichen, und obwohl man mit-<br />
ten im schwarzen Kontinent steckte<br />
konnte man sich – wenn man davon<br />
mal die Nase voll hatte – in ein eu-<br />
ropäisches Kaffee fliehen o<strong>der</strong><br />
im Food park ein Eis essen.<br />
Man muss sich darüber im Klaren<br />
sein, dass eine Arbeit auf einem an-<br />
<strong>der</strong>en Kontinent immer ein Risiko dar-<br />
stellt, denn wenn irgendetwas nicht<br />
stimmt, kann man nicht „mal eben<br />
ins Labor gehen“. Der praktische Teil<br />
muss in einer vorgeben Zeit fertig ge-<br />
stellt werden, denn Malawi liegt nun<br />
mal nicht um die Ecke. Dies kann al-<br />
lerdings auch einen Vorteil darstellen:<br />
Wie oft hört man von Kommilitonen<br />
nach sechsmonatiger Laborarbeit,<br />
dass sie noch neben dem Studium<br />
immer wie<strong>der</strong> arbeiten müssen. Das<br />
kann mir nicht passieren.<br />
Insgesamt kann ich jedem, <strong>der</strong> ein<br />
wenig das Abenteuer sucht und nicht<br />
das Ziel hat, mit seiner Arbeit den Ein-<br />
stieg in eine Karriere zu schaffen, so<br />
einen Auslandsaufenthalt nur emp-<br />
fehlen. So sehr mich manchmal die<br />
Vorbereitungen auch in den Wahn-<br />
sinn getrieben haben, so weiß ich<br />
rückblickend, dass ich es nicht besser<br />
hätte treffen können.<br />
43<br />
Johanna Homann
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Werdegänge Folge 1<br />
44
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
When i was just a little girl...<br />
So beginnt ein berühmtes Lied, gesungen<br />
von Doris Day 1956 in „Der Mann, <strong>der</strong> zuviel<br />
wusste“. Ein kleines Mädchen fragt seine Mut-<br />
ter nach <strong>der</strong> Zukunft, nach einem Ausblick auf<br />
kommende Erfahrungen. Auch heutzutage ist<br />
<strong>der</strong> Blick in die Zukunft noch nicht möglich,<br />
sodass immer noch gilt „drum prüfe wer sich<br />
ewig bindet, ob er nicht noch was besseres<br />
findet“. Denn erst ‚hinterher ist man immer<br />
schlauer’. Doch genug <strong>der</strong> Sprichwörter, denn<br />
die Entscheidung fürs Medizinstudium muss<br />
nicht zwangsläufig „ewig“ sein. An<strong>der</strong>s sieht es<br />
vielleicht aus, wenn es nach abgeschlossenen<br />
Studium um die Entscheidung zur Facharztaus-<br />
bildung geht. Schließlich geht es hier um eine<br />
Lebensspanne von ca. 30 Jahren, die auf die<br />
neuen Fachärzte wartet. Eine kleine Ewigkeit.<br />
Die Vielzahl <strong>der</strong> Möglichkeiten beschert ei-<br />
nem dann die bekannte Qual <strong>der</strong> Wahl, wel-<br />
che Fachrichtung ist die Richtige für mich?<br />
Welche ist so interessant, dass „ewig“ nicht<br />
zu unabsehbar, unendlich wird? Und wie ver-<br />
dammt noch mal soll man das entscheiden?<br />
Doris Day würde jetzt antworten: „Que sera,<br />
sera.“. Was sein wird, wird sein. Doch wem<br />
das nicht reicht, <strong>der</strong> kann auf den folgenden<br />
Seiten und auch in <strong>der</strong> nächsten <strong>Curare</strong> Inter-<br />
views mit allerlei Medizinern lesen, die stell-<br />
vertretend für ihre Fachrichtung ein bisschen<br />
aus ihrem Berufsalltag erzählen. Vielleicht<br />
findet <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hier eine kleine<br />
Entscheidungshilfe, und wenn es nur aus-<br />
reicht, um eine Fachrichtung auszuschließen.<br />
Anna Heiden<br />
45
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Der Mensch wird<br />
auf einmal viel wichtiger<br />
Ein Interview mit Dr. med. Forstmeyer über seinen Weg zum Facharzt für Hämatologie/ Onkologie<br />
und die neue Palliativstation <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Wollten Sie schon immer Medizin studieren?<br />
Ich wollte primär nichts mit Medizin zu tun<br />
haben. Eigentlich wollte ich Physik studieren<br />
und in <strong>der</strong> Medizintechnik arbeiten.<br />
Ich habe dann meinen Zivildienst gemacht<br />
und mir gedacht: ‚Medizintechnik, warum<br />
mache ich nicht gleich Arzt?`. So bin ich da<br />
irgendwie reingerutscht, aber dass ich Hämatologe/Onkologe<br />
werden wollte, wusste<br />
ich schon seit dem Beginn meines Medizinstudiums.<br />
Und jetzt arbeiten Sie auf <strong>der</strong> neuen<br />
Palliativstation…<br />
Ich bin sozusagen die internistische<br />
Seite, Frau Wernstedt ist<br />
Schmerztherapeutin und Palliativmedizinerin.<br />
In <strong>der</strong> Hämatologie/Onkologie kommt man<br />
unweigerlich mit dem Sterben in Berührung<br />
und irgendwann merkt man, dass<br />
man bei einem Patienten an einen Punkt<br />
kommt, an dem man seine medizinischen<br />
Waffen strecken muss: Ich kann jetzt nicht<br />
46<br />
mehr hochtherapeutisch etwas für den<br />
Patienten tun, aber ich möchte ihn trotzdem<br />
nicht alleine lassen. Ich möchte die<br />
Fähigkeit besitzen ihm seine Symptome,<br />
sofern er welche hat zu nehmen, damit<br />
es ihm subjektiv möglichst gut geht, aber<br />
ohne etwas an dem Verlauf <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung<br />
än<strong>der</strong>n zu wollen.<br />
Wie lange dauert die Ausbildung zum<br />
Facharzt Hämatologie/Onkologie?<br />
„...ich wollte eigentlich<br />
Physik studieren und<br />
Medizintechnik machen“<br />
Die Internistenausbildung dauert sechs<br />
Jahre und danach kann man sich zusätzlich<br />
noch zwei weitere Jahre spezialisieren.<br />
Am Ende ist man Facharzt für Hämatolgie<br />
und Onkologie. Das ist die alte<br />
Version. Ich glaube, das wird zur Zeit ge-<br />
Dr. Forstmeyer<br />
Hämatologie/Onkologie<br />
rade verän<strong>der</strong>t, sodass man bereits nach<br />
6 Jahren seinen Hämatologen/Onkologen<br />
hat, sozusagen die verkürzte Version.<br />
Gibt es eine Zusatzqualifikation für Palli-<br />
ativmedizin?<br />
Wenn man Internist ist, kann man die<br />
Zusatzqualifikation Palliativmedizin erwerben,<br />
indem man entwe<strong>der</strong> 1 Jahr auf<br />
einer Palliativstation arbeitet o<strong>der</strong> 120 h<br />
spezielle Kurse nachweist.<br />
Wieviele Betten hat die Palliativstation<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>?<br />
Es ist eine relativ große Station<br />
mit 7 Palliativbetten.<br />
Reicht das denn aus?<br />
Ja, viele haben weniger Betten,<br />
und es scheint von unserer Erfahrung <strong>der</strong><br />
letzten vier Monate für die <strong>MHH</strong> auszureichen.<br />
Es ist sogar so, dass wir Patienten<br />
von draußen aufnehmen können. Das hat<br />
aber vielleicht auch ein bisschen damit zu<br />
tun, dass sich die Palliativstation offen-
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
sichtlich erst noch etablieren muss, damit<br />
die Leute dafür ein Gespür kriegen, wann<br />
kann ich sinnvoll mit <strong>der</strong> Station zusammenarbeiten,<br />
wie und wann wir wirklich<br />
gute Ansprechpartner sind und wann wir<br />
keine guten Ansprechpartner sind. Vielleicht<br />
kommen wir dann mal in eine Betten-Not-Situation.<br />
Wie wird entschieden, welche<br />
Patienten aufgenommen werden?<br />
Die Patienten müssen eine<br />
schwere Grun<strong>der</strong>krankung haben,<br />
sodass das Ende sozusagen<br />
absehbar ist o<strong>der</strong> zumindest<br />
überschaubar und keine<br />
therapeutischen Optionen mehr möglich<br />
o<strong>der</strong> gewünscht sind. Die meisten Patienten<br />
haben eine maligne Erkrankung, aber<br />
das ist nicht Grundvoraussetzung. Das ist<br />
<strong>der</strong> Hauptaspekt <strong>der</strong> Patienten, die wir haben.<br />
Sie bekommen dann durch uns eine<br />
Kontrolle ihrer Symptome (Schmerzen,<br />
Übelkeit, Erbrechen), um dann möglichst<br />
in einem guten Zustand nach Hause zu<br />
gehen.<br />
Der an<strong>der</strong>e Aspekt <strong>der</strong> Station ist, dass<br />
wir eine „Kriseninterventionssation“ sind:<br />
Ein Patient hat eine Erkrankung, bekommt<br />
eine Chemo, hat aber vielleicht auch eine<br />
akute Schmerzkrise, die zu Hause nicht zu<br />
bewältigen ist, dann kommt er zu uns, um<br />
den Schmerz einzustellen.<br />
Und wie läuft das genau ab?<br />
Wenn aus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> eine Verlegung gewünscht<br />
wird, schauen wir uns die Patienten<br />
vorher genau an, um mit dem Patienten<br />
und den Angehörigen zu besprechen,<br />
inwiefern eine Verlegung auf die Pallia-<br />
„Die meisten Patienten haben eine<br />
maligne Erkrankung,<br />
aber das ist nicht<br />
Grundvoraussetzung.“<br />
tivstation gewünscht und sinnvoll ist. Es<br />
ist sicher nicht sinnvoll und menschlich<br />
Patienten zu verlegen, die unmittelbar im<br />
Sterben liegen.<br />
Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte können uns natürlich<br />
auch ansprechen. Zur Zeit sprechen<br />
uns aber hauptsächlich die ambulanten<br />
Pflegedienste an. Dann nehme ich meistens<br />
Kontakt mit dem Hausarzt auf und<br />
kläre den medizinischen Hintergrund.<br />
Was macht den Beruf täglich interessant?<br />
Wenn man hier anfängt zu arbeiten, muss<br />
man erstmal seinen typischen medizinischen<br />
Reflex, den man an <strong>der</strong> Hochschu-<br />
le erworben hat, hintenan stellen. Man<br />
versucht immer für seine Patienten die<br />
bestmögliche und optimale Therapie gegen<br />
die Grun<strong>der</strong>krankung zu finden. Hier<br />
auf dieser Station muss man dieses Denken<br />
ein bisschen hintenan stellen und<br />
sich fragen, welches ist jetzt für den Patienten<br />
die bestmögliche Therapie um sein<br />
Symptom zu kontrollieren und nicht um<br />
das Grundproblem besser<br />
zu machen. Manchmal hängt<br />
das natürlich zusammen.<br />
Die Patienten hier kriegen alles,<br />
was sie woan<strong>der</strong>s auch<br />
bekommen würden, wenn wir<br />
es für sinnvoll erachten, um<br />
die Symptomkontrolle zu erreichen.<br />
Unter diesem Aspekt machen wir<br />
hier genauso Medizin, wie alle an<strong>der</strong>en<br />
auch, man muss nur lernen umzudenken,<br />
was sicherlich nicht einfach ist.<br />
Dafür lernt man und das ist das, was Spaß<br />
macht, dass die Grun<strong>der</strong>krankung hier in<br />
den Hintergrund tritt und <strong>der</strong> Mensch sehr<br />
viel wichtiger wird. Man muss viel mit den<br />
Angehörigen und den Patienten reden,<br />
um zu sehen, was er denn wirklich will.<br />
Will er vielleicht noch jegliche Therapie<br />
haben, also ist er kein Kandidat für die<br />
Palliativmedizin, o<strong>der</strong> sagt er sich, es ist<br />
gut den Druck loszuwerden? Das führt<br />
manchmal auch zu einer Entspannung<br />
Palliativstationen sollten<br />
nicht wie an<strong>der</strong>e Stationen<br />
trist und kalt wirken,<br />
deshalb findet man auf<br />
<strong>der</strong> Palliativstation <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> einen farbenfreundlichen<br />
Flur mit einem<br />
Streifendiagramm des<br />
hannoverschen Malers<br />
Rüdiger Stanko<br />
47
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
des Patienten, dem es dabei vielleicht<br />
besser geht als unter dem Druck unbedingt<br />
gegen die Krankheit kämpfen zu<br />
müssen.<br />
Das Zwischenmenschliche ist hier viel<br />
vor<strong>der</strong>gründiger als das Medizinische.<br />
Was ist auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite schwierig?<br />
Vor allem bei den Jüngeren fällt es einem<br />
manchmal schwer, einfach nur daneben<br />
zu stehen. Dann fragt man sich: Wieso<br />
kann ich ihm jetzt eigentlich nicht grundlegend<br />
helfen, warum kann ich ihn nicht<br />
einfach gesund machen? Der ein o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e wächst einem richtig ans Herz<br />
und wenn er dann auf unserer Station<br />
verstirbt o<strong>der</strong> wir mitbekommen, dass<br />
er zu Hause verstorben ist, macht einen<br />
das sicher traurig. 50% <strong>der</strong> Patienten<br />
versterben hier und 50% werden nach<br />
Hause o<strong>der</strong> in ein Hospiz entlassen.<br />
Das alles macht es auf <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />
Ebene aber etwas näher,<br />
man kommt dem Patienten sicherlich<br />
näher als woan<strong>der</strong>s, wo sozusagen <strong>der</strong><br />
Routinebetrieb läuft. Das ganz kurzfristige<br />
<strong>der</strong> Patienten wie zum Beispiel in <strong>der</strong><br />
Chirurgie: ‚Rein, operieren, wie<strong>der</strong> raus’<br />
hat mich nie gereizt. Über längere<br />
Zeit mit jemanden durch „dick<br />
und dünn“ zu gehen, macht es<br />
dann natürlich aber auch trauriger,<br />
wenn er einmal geht.<br />
Ist die emotionale Komponente nicht von<br />
vornherein schwieriger in <strong>der</strong> Onkologie?<br />
Das ist eine Frage, die einem als Hämatologe/Onkologe<br />
häufiger gestellt wird.<br />
Natürlich ist eine Tumorerkrankung immer<br />
eine Erkrankung an <strong>der</strong> man auch<br />
versterben kann und an <strong>der</strong> viele auch<br />
versterben. Aber Patienten mit einer<br />
schweren Herzinsuffizienz z.B. versterben<br />
genau so häufig. Ca. 50% dieser<br />
48<br />
Patienten versterben innerhalb von 5 Jahren,<br />
ebenso wie das Leukämiepatienten<br />
tun. Es ist nur nicht dieses Dogma, dieses<br />
hochgefährliche, das akut bedrohlich ist.<br />
Aber das, was die Hämatologie/Onkologie<br />
für mich so spannend macht, ist, dass man<br />
für lange Zeit eine Anbindung hat und den<br />
Werdegang vom Patienten ein bisschen<br />
mitbekommt. Der Patientenneuling <strong>der</strong> auf<br />
‚Rein, operieren, wie<strong>der</strong> raus’<br />
hat mich nie gereizt.<br />
Station kommt, dem erstmal die Panik ins<br />
Gesicht geschrieben steht, <strong>der</strong> aber nach<br />
und nach, von Kurs zu Kurs zum Patientenprofi<br />
wird.<br />
Der dann irgendwann nicht mehr Blutplättchen<br />
sagt, son<strong>der</strong>n Thrombos und mehr<br />
und mehr in dieses Umfeld reinwächst.<br />
Dann ist das Medizinische nicht mehr so<br />
wichtig, son<strong>der</strong>n dass er sich gut fühlt, das<br />
ist die Herausfor<strong>der</strong>ung bei den Hämatologen/Onkologen.<br />
Der Weg innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu Palliativstation<br />
führt zickzack<br />
über Balkone<br />
und Treppenhäuser,<br />
sodass selbst <strong>der</strong><br />
Pförtner überhaupt<br />
keine Ahnung hat<br />
wo sie sich genau<br />
befindet.<br />
Was können Sie den Studenten mit auf<br />
den Weg geben?<br />
Immer schön in den Hannibal-Kurs gehen…<br />
(lacht)<br />
Das einzige was ich mitgeben kann ist:<br />
Alles was man tut, sollte man richtig tun.<br />
Man sollte nichts Halbes tun. Wenn man<br />
sich eine Disziplin rauspickt, sollte man<br />
sich diejenige raussuchen, bei <strong>der</strong> ein<br />
bisschen Herz und Seele drinsteckt.<br />
An<strong>der</strong>falls macht es irgendwann keinen<br />
Spaß mehr. Dafür ist <strong>der</strong> Job<br />
auch zu zeitaufwendig, kostest viel<br />
<strong>der</strong> Freizeit, die an<strong>der</strong>e schön zu<br />
Hause verbringen, Samstage, Sonntage,<br />
Nächte, alles nach 17 Uhr. Wenn<br />
das keinen Spaß macht, hält man das<br />
nicht durch, man wird dann unzufrieden.<br />
Also: Alles, was man macht, sollte man<br />
mit Spaß machen und wenn nicht, dann<br />
sollte man sich sofort etwas an<strong>der</strong>es suchen.<br />
Vielen Dank für das Interview.<br />
Anna Heiden
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
49
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Ärzte auf Abwegen<br />
„Ein Arzt, <strong>der</strong> kein Künstler ist, ist auch kein Arzt:“ (Curt Goetz)<br />
Wie viel können wir Medizinstudenten mit solch einem<br />
Aphorismus in unserem heutigen funktionalisierten und<br />
dienstleistungsorientierten Gesundheitssystem noch anfangen?<br />
Wie Karl Jaspers zu meinen, ein Arzt, <strong>der</strong> auch Philosoph<br />
sei käme einem Gotte gleich, scheint anmaßend und einem<br />
idealisierten Rollenbild entsprechend, in welches wir<br />
uns nicht mehr einfügen können o<strong>der</strong> wollen. We<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Wunsch, Menschen zu helfen, noch die Faszination für<br />
den menschlichen Körper ist für diese Berufswahl ausschlaggebend.<br />
Man studiert Medizin als Sohn o<strong>der</strong> Tochter,<br />
um einen abgesicherten prestigereichen Job in unserem<br />
System zu finden.<br />
Doch obgleich diese nüchterne Betrachtungsweise zu<br />
weiten Teilen zutreffend sein mag, ist es auffällig wie viele<br />
Mit freundlicher Genehmigung von Tobias Falberg<br />
50<br />
Mediziner sich grade den Schranken ihres Berufes entgegenwarfen,<br />
um daraus - so pathetisch es auch klingt<br />
- ihre Berufung zu machen. Bertolt Brecht, Alfred Döblin,<br />
Ernesto Che Guevara, wenn man mag auch Ursula von<br />
<strong>der</strong> Leyen, sind nur wenige Beispiele.<br />
In unserer neuen Artikelserie wollen wir euch somit einige<br />
Ärzte vorstellen, die mit ihrem Beruf immer das verknüpften,<br />
was eigentlich unabän<strong>der</strong>lich mit Ihm zusammenhängt:<br />
Durch das Erfahren des Leides, die intensive Beschäftigung<br />
mit dem einzelnen Menschen, durch Reflektion des<br />
Gesundheitssystems, die Kritik an <strong>der</strong> dazugehörigen Gesellschaft,<br />
durch die Konfrontation mit <strong>der</strong> Vergänglichkeit<br />
die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den bewegenden Fragen des<br />
Seins.<br />
„Ich brülle Geist enthülle dich!<br />
Das Hirn verwest genauso wie <strong>der</strong><br />
Arsch.“<br />
Dezember 1916 im Hurenspital St. Gilles des besetzten<br />
Belgiens :<br />
Während draußen im Schnee <strong>der</strong> erste Weltkrieg tobt, die<br />
Mittelmächte Rumänien zur Kapitulation zwingen und an<br />
<strong>der</strong> Westfront die Truppen gen Frankreich marschieren,<br />
beugt sich ein massiger Mann schwerfällig zwischen die<br />
syphiliszerfressenen Knie einer Brüsseler Hure. Der leere<br />
Blick <strong>der</strong> Patientin schweift durch den Raum, an den Eiterbeulen<br />
vorbei, hin zu den faulfleischschwangeren Brüsten.<br />
Es schreit ein Geschwulst, schon längst <strong>der</strong> Gestalt eines<br />
Menschen entfremdet, in ermüdeter Qual vor sich hin.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Der Gestank von süßlich-morbidem Verfall hängt wie ein<br />
schmieriger Schleier schwer in <strong>der</strong> Luft, die Resignation<br />
schleicht um die Betten. Der Arzt Gottfried Benn hebt seinen<br />
Kopf aus den Schenkeln <strong>der</strong> Prostituierten hervor,<br />
verabreicht die arsenhaltige Spritze und versinkt in seinen<br />
akribischen Aufzeichnungen.<br />
Der Barbar, wie ihn Else Lasker-Schüler einst nannte, sollte<br />
sich im Laufe seines Lebens zu einem <strong>der</strong> größten deutschen<br />
Dichter des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickeln. Sein<br />
Werk, ausgezeichnet mit dem Büchnerpreis, revolutionierte<br />
die deutsche Lyrik in einer Art, die bis heute einzigartig<br />
geblieben ist.<br />
Seine Biographie, von außen betrachtet, ist typisch für<br />
den Lebensweg eines Intellektuellen zur Zeit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende.<br />
1886 als zweites von acht Kin<strong>der</strong>n eines<br />
Pastors in Westprignitz geboren, verbringt Gottfried Benn<br />
seine Kindheit und<br />
Jugend zunächst in<br />
einem Dorf <strong>der</strong> Neumark.<br />
Nach <strong>der</strong> Schulzeit<br />
beginnt er das,<br />
vom Vater gewünschte,<br />
Studium <strong>der</strong> Philologie und Theologie, bricht dann jedoch<br />
ab, um sein Wunschstudium Medizin in Berlin anzutreten.<br />
Er promoviert 1912 mit seiner Dissertation über<br />
„ Die Häufigkeit des Diabetes Mellitus im Heer“ und wird<br />
Assistenzarzt in <strong>der</strong> Pathologie des Krankenhaus Charlottenburg-<br />
Westend. Abgesehen von seinen Einsätzen als<br />
Militärarzt im Ersten und Zweiten Weltkrieg wird Benn sein<br />
ganzes restliches Leben als Dermatologe und Praxisarzt<br />
für Geschlechtskrankheiten in Berlin zubringen. Er heiratet<br />
dreimal , seine erste Frau , die Schauspielerin Edith Brosin<br />
verstirbt im Jahre 1922, ihre gemeinsame Tochter Nele<br />
wächst daraufhin bei <strong>der</strong> dänischen Opernsängerin Ellen<br />
Overgaard auf. Seine zweite Frau Herta von Wedemeyer<br />
nimmt sich 1<strong>94</strong>5 das Leben. Am 7. Juli 1956, im Alter von<br />
siebzig Jahren verstirbt er selbst in den Armen seiner letzten<br />
Frau, <strong>der</strong> Zahnärztin Ilse Kaul.<br />
Mit den Eckdaten seiner offiziellen Biographie lässt sich<br />
nicht rekonstruieren, warum <strong>der</strong> Arzt Gottfried Benn 1932<br />
in die Akademie <strong>der</strong> preußischen Künste gewählt wurde<br />
und warum sein Name bis heute so bekannt geblieben ist.<br />
„Leben ist Brücken schlagen über<br />
Ströme die vergehen.“<br />
Gottfried Benn<br />
Um den Kern seines Schaffens wirklich zu erfassen, muss<br />
man sich <strong>der</strong> Entwicklung seiner künstlerischen Tätigkeit<br />
widmen.<br />
Dabei ist sein Werk grob in drei Phasen einzuteilen, die ich<br />
im Weiteren etwas näher betrachten möchte.<br />
1.Die Zertrümmerung <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />
Bereits im Jahre 1916, aus welchem die obere Passage<br />
gut stammen könnte, war Benn kein einsamer Schreiber<br />
mehr, mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Morgue-Gedichte 1912<br />
wurde er schlagartig bekannt. Zerstörte er doch mit diesem<br />
Zyklus systematisch allen Halt, den sich ein Bürger<br />
zur Zeit <strong>der</strong> „Fin de siecle“ noch bewahren konnte. Die<br />
kühle und desillusionierte Art, mit <strong>der</strong> Benn die Grausamkeiten<br />
seines Berufalltages beschrieb, war skandalös und<br />
glich einem Kahlschlag. Seit Kant vollzog sich eine Entwicklung<br />
im alten Europa, die bei Nietzsche schließlich<br />
Ihren Höhepunkt fand:<br />
mit dem „Tod Gottes“<br />
blieb dem mo<strong>der</strong>nen<br />
Menschen in einer<br />
absurd gewordenen<br />
Welt schließlich keinerlei<br />
Sicherheit und Idealismus mehr.<br />
Wie kaum ein an<strong>der</strong>er Künstler verstand es Benn, seiner<br />
Generation die nackte, schwitzende Existenz des Menschen<br />
ins Gesicht zu spucken. Jenseits von Gut und Böse,<br />
jenseits aller Restromantik suchte er in den fleischigen<br />
Wunden seiner Patienten nach Wahrhaftigkeit.<br />
2. Vom Weg nach Innen zum Ich-Zerfall<br />
Nach dieser Tabula Rasa konnte Benn nun den Weg nach<br />
Innen antreten. Als großer Expressionist (neben Trakl und<br />
Heym) vertiefte er sich in die entgrenzten Träume des<br />
Ichs. Wie dieser „Rückzug“ zu interpretieren ist, bleibt ein<br />
schwieriges Thema.<br />
Er selbst verstand ihn nicht als Flucht vor <strong>der</strong> erstickenden<br />
Realität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n als Kampf für das Individuum,<br />
gegen politischer Normenverhärtung, Wissenschaftspositivismus<br />
und Nützlichkeitswahn.<br />
Doch für den fanatisch Suchenden blieb auch diese Festung<br />
keine rettende Insel.<br />
51
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Mit den Erzählungen des Dr. Werf Rönne (1916) beginnt<br />
die Thematik des Ich-Zerfalls bei Benn. Mit <strong>der</strong> Figur Rönne<br />
verzweifelt er am Versuch <strong>der</strong> Ich- Bestimmung und<br />
verliert somit die Grundlage des Expressionismus. Die<br />
toten Gehirne in seiner Hand entrücken dem Pathologen<br />
alle Selbstverständlichkeiten und er begreift den fragilen<br />
und paradoxen Zustand seines eigenen Bewusstseins.<br />
Nach dem Selbstmord seiner Freundin, <strong>der</strong> Schauspielerin<br />
Lili Breda und dem Tode seines engsten Freundes<br />
Klabund zieht sich Benn immer mehr zurück und versinkt<br />
in Einsamkeit.<br />
1933 trifft er dann, schon fast ironischer Weise, eine gravierende<br />
politische Fehleinschätzung: inspiriert von dem<br />
futuristischen Manifests Marinettis in Italien, erhofft er eine<br />
Symbiose von mo<strong>der</strong>ner Kunst und faschistischer Staatsform<br />
und schließt sich dem Nationalsozialismus an.<br />
Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Heinrich und Thomas Mann<br />
verlassen die Akademie und for<strong>der</strong>n auch Benn dazu<br />
auf , doch <strong>der</strong> sonst so kritische Denker versucht zum<br />
ersten Mal in seinem Leben sich in einer Bewegung zu<br />
engagieren und setzt sich öffentlich für „ den Staat und<br />
seine neuen Intellektuellen“ (Rundfunkrede 1933) ein. Das<br />
Streben Benns zum Geiste, zum „Höheren“ hin macht, ihn<br />
erst zum Anhänger und dann bereits wenige Monate später<br />
zum erbitterten Feind des Regimes. Er schreibt bald<br />
über die Nazis als dem „bürgerlichen Schleim, <strong>der</strong> das eigentliche<br />
Gift im Rachen <strong>der</strong> Menschheit“ sei. Ihm wird<br />
das Veröffentlichen untersagt und die Attestausstellungsberechtigung<br />
entzogen, er vegetiert bis Kriegsende in po-<br />
52<br />
litischer und sozialer Isolation.<br />
3.Die Statik<br />
Die lange Reise von <strong>der</strong> Zerstörung hin zum Ich-Zerfall<br />
geht schließlich mit den statischen Gedichten in den Gesängen<br />
über die heiligen Sphären des Geistes auf.<br />
Den Glauben, welchen er in den Satz Nietzsches legt<br />
nach dem „Kunst die letzte metaphysische Tätigkeit in einer<br />
gottlosen Welt“ sei, macht in zu einem fast mystischen<br />
Nihilisten.<br />
Er beschwört die letzten Klagerufe zu jenem transzendentalen<br />
Gefühl <strong>der</strong> Hoffnung des Menschens, eins mit<br />
<strong>der</strong> Natur und dem Geist zu sein, herauf. In seinem Leid<br />
spiegelt sich die postmo<strong>der</strong>ne Melancholie eines ganzen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts um die verlorene Gewissheit wie<strong>der</strong>.<br />
In seiner späten Phase, nach Jahren <strong>der</strong> Isolation und<br />
Depressionen, bleibt für Gottfried Benn also nur noch die<br />
„Leere und das gezeichnete Ich.“<br />
Sein Gesamtwerk steht bis heute einsam und rufend da.<br />
Die Suche eines bürgerhassenden Bürgers nach Wahrhaftigkeit<br />
ist bei kaum einem Schriftsteller so kompromisslos<br />
wie bei Benn. So war und ist er nicht nur in seiner Sprache<br />
ein kompromissloser Denker und Arzt.<br />
Alexandra Kleimann<br />
Nicht nur die „Kleinen gelben<br />
Pferde“ von Franz Marc<br />
mussten vor <strong>der</strong> Kultursäuberung<br />
<strong>der</strong> Nazis zittern, viele<br />
von Benns Freunden waren<br />
von <strong>der</strong> Verfolgung betroffen.<br />
Ihre Kunst, wie auch Benns<br />
entsprach dem Herrenmenschen<br />
nicht.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Mann und Frau gehn<br />
durch die Krebsbaracke<br />
Der Mann:<br />
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße<br />
und diese Reihe ist zerfallene Brust.<br />
Bett stinkt bei Bett.<br />
Die Schwestern wechseln stündlich.<br />
Komm, hebe ruhig diese Decke auf.<br />
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,<br />
das war einst irgendeinem Mann groß<br />
und hieß auch Rausch und Heimat.<br />
Komm, sieh auf diese Narbe an <strong>der</strong> Brust.<br />
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?<br />
Fühl ruhig hin.<br />
Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.<br />
Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.<br />
Kein Mensch hat soviel Blut.<br />
Hier dieser schnitt man erst noch ein Kind<br />
aus dem verkrebsten Schoß.<br />
Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht.<br />
- Den Neuen sagt man: hier schläft man sich gesund.<br />
- Nur sonntags<br />
für den Besuch läßt man sie etwas wacher.<br />
Nahrung wird wenig noch verzehrt.<br />
Die Rücken sind wund. Du siehst die Fliegen.<br />
Manchmal wäscht sie die Schwester.<br />
Wie man Bänke wäscht.<br />
Hier schwillt <strong>der</strong> Acker schon um jedes Bett.<br />
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort,<br />
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.<br />
Gottfried Benn<br />
53
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Verwendung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
54<br />
Wohin mit unserem Geld?
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
An alle Mitstudenten des Studiengangs Zahnmedizin<br />
und an<strong>der</strong>e Interessierte, wir haben<br />
eine Projektgruppe gegründet, die das Ziel verfolgt<br />
eine Mobile-Zahnarztpraxis zu eröffnen,<br />
die eine zahnmedizinische Grundversorgung für<br />
Obdachlose und sozial benachteiligte Menschen<br />
sichern soll. Wir werden vom Diakonischen Werk<br />
Hannover bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Idee in die Realität<br />
unterstützt, denn Bedarf gäbe es zur genüge.<br />
Außerdem werden wir uns um Unterstützung<br />
durch Zahnärzte bemühen. Aber es mangelt lei-<br />
Projektgruppe Zahnmobil<br />
motivierte Helfer gesucht<br />
<strong>der</strong> noch an studentischen Unterstützern, also<br />
wenn ihr Interesse am Projekt habt, wir freuen<br />
uns über jede Hilfe, schreibt uns doch einfach<br />
mal ne Mail: Zahnmobil@web.de. Falls ihr Interesse<br />
an Projekten mit Obdachlosen habt und<br />
vielleicht eigene Ideen, könnt ihr je<strong>der</strong>zeit auch<br />
einmal im Mecki-Laden am Raschplatz vorbeikommen,<br />
um mit den Menschen direkt in Kontakt<br />
zu treten.<br />
55<br />
Nauka Göner
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
56
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Ein Schlag ins Wasser<br />
Stellungnahme des Senats <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu dem Artikel „Ein Tritt in den Nacken“ in <strong>der</strong><br />
Dezember-Ausgabe <strong>der</strong> ‚<strong>Curare</strong>’<br />
Die letzte Ausgabe <strong>der</strong> ‚<strong>Curare</strong>’ stand unter dem Motto<br />
„Protestausgabe“ und viele Artikel befassten sich mit<br />
Missständen o<strong>der</strong> Verbesserungsmöglichkeiten in <strong>der</strong><br />
Lehre <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Die überwiegende Anzahl <strong>der</strong> angesprochenen<br />
Probleme waren aus Sicht des Senats berechtigt<br />
o<strong>der</strong> bedenkenswert. Unter dem Titel „Ein Tritt in den Nacken“<br />
erschien auf <strong>der</strong> Seite 49 jedoch ein Artikel, <strong>der</strong> von<br />
allen Senatsmitglie<strong>der</strong>n einhellig als sachlich falsch und<br />
im Ton als nicht akzeptabel empfunden wird.<br />
Der Artikel nimmt die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung<br />
zum Vorsatz sich mit <strong>der</strong> Gleichstellungspolitik an <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> zu befassen und die Gleichstellungsbeauftragte,<br />
Frau Dr. Miemietz, persönlich anzugreifen und zu verunglimpfen.<br />
Zuerst einmal zum Sachverhalt ‚Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung’:<br />
In dem von Fritz Nielsen verfassten Artikel<br />
wird <strong>der</strong> Eindruck erweckt, Frau Dr. Miemietz habe dafür<br />
gesorgt, dass in <strong>der</strong> aktuellen Promotionsordnung nur<br />
noch die weibliche Form aller geschlechtsspezifi schen<br />
Beschreibungen genannt wird, anstatt wie in <strong>der</strong> alten<br />
Promotionsordnung, sowohl die männliche als auch die<br />
weibliche Form. So heißt es nun „Die Promovendin …“<br />
o<strong>der</strong> „Die Antragstellerin“ anstatt „Der Promovend/ die<br />
Promvendin“ … o<strong>der</strong> „Der Antragsteller/die Antragstellerin“.<br />
Diese Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung wurde<br />
von einer Mehrheit des Senats beschlossen, weil man<br />
meinte, durch die durchgängige doppelte Benennung <strong>der</strong><br />
geschlechterspezifi schen Beschreibungen würde eine<br />
eh’schon schlecht lesbare Ordnung nur noch länger und<br />
unleserlicher. Natürlich hätte man dann auch durchgän-<br />
Gegendarstellung<br />
gig die männliche Form wählen können, jedoch war die<br />
Mehrheit des Senates <strong>der</strong> Auffassung, dass in <strong>der</strong> überwiegenden<br />
Mehrheit <strong>der</strong> offi ziellen Ordnungen die männliche<br />
Form gewählt worden sei und nun an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> –<br />
wo weitaus mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Studierenden Frauen<br />
sind – auch einmal die weibliche Form genannt werden<br />
könnte. Die Initiative für die Neuerung ging also eindeutig<br />
auf Vorschlag des Präsidenten vom Senat aus. In dem<br />
<strong>Curare</strong>-Artikel wird dies sachlich vollkommen falsch dargestellt<br />
und <strong>der</strong> Senat ist schon <strong>der</strong> Auffassung, dass es<br />
<strong>der</strong> Sorgfaltspfl icht eines Autors unterliegt, sich über die<br />
einem Artikel zugrunde liegenden Fakten kundig zu machen,<br />
sprich: zu recherchieren.<br />
Soweit die Fakten. Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung<br />
war ja für den Verfasser des Artikels nur <strong>der</strong> Anlass, sich<br />
über die Gleichstellungspolitik und insbeson<strong>der</strong>e über<br />
Frau Dr. Miemietz zu mokieren. Dies in einer Wortwahl,<br />
die <strong>der</strong> Senat als unsachgemäß, überzogen und teilweise<br />
diffamierend empfi ndet. So wird die Gleichstellungsbeauftragte<br />
als emanzipatorische Geißel <strong>der</strong> Hochschule<br />
bezeichnet, die von ihr initiierte Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ordnung<br />
als „atemberaubende Hohlköpfi gkeit“ o<strong>der</strong> als „perfi des<br />
Treiben“ charakterisiert.<br />
Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme vom Senat<br />
am 14. Januar 2009 verabschiedet.<br />
57
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
<strong>MHH</strong> kauft E-Books für 28.000 Euro<br />
Das Problem: nur wenige wissen davon<br />
Das Projekt wurde von <strong>der</strong> Studienkommission beschlossen<br />
und läuft nun im ersten Jahr. Es kostet jährlich 28.000<br />
Euro an Studiengebühren. Eine Verlängerung für ein zweites<br />
Jahr ist noch ungewiss. Allerdings hatten von 20 befragten<br />
Studenten nur 2 von diesen E-books überhaupt<br />
gehört. Das muss sich än<strong>der</strong>n, denn sonst ist das Geldverschwendung.<br />
Daher die Idee für diesen Artikel. Wenn das<br />
Angebot für genug Studenten interessant ist und genutzt<br />
wird, wird es hoffentlich verlängert.<br />
Was sind E-Books überhaupt?<br />
Das sind 43 Lehrbücher des Thieme-Verlags und 470 Bücher<br />
des Springer-Verlags. Von letzteren 470 sind allerdings<br />
nur wenige wirklich relevant (siehe Kasten). Die Bücher<br />
sind mit ihrem vollständigen Inhalt online. Man kann<br />
entwe<strong>der</strong> direkt ein Kapitel aufschlagen o<strong>der</strong>, noch praktischer,<br />
die Suchfunktion nutzen. Dabei wird, ähnlich einem<br />
Sachregister, das komplette Buch nach dem eingegebenen<br />
Stichwort durchsucht und die relevantesten Kapitel angezeigt.<br />
Nicht so praktisch ist, dass die Springerseite beson<strong>der</strong>s<br />
Nachmittags sehr langsam ist. Downloaden einzelner<br />
Kapitel im PDF-Format ist möglich, so dass man sie auch<br />
offline zur Verfügung hat. Der Download des kompletten<br />
Buchs ist illegal und auch mit Absicht erschwert, da man<br />
dazu alle Unterkapitel einzeln runterladen müsste.<br />
58<br />
(fast) keiner nutzt sie<br />
Seit einigen Monaten kann je<strong>der</strong> Medizinstudent <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> online auf ca. 50 medizinische Lehrbücher zugreifen, und das auch von<br />
zuhause aus. Darunter sind sowohl Standardwerke wie zum Beispiel die Bücher <strong>der</strong> Dualen Reihe, als auch Schmankerl wie „EKG-<br />
Kurs für Isabel“ o<strong>der</strong> „Fallbuch Innere Medizin“. Die Frage ist nur, wie lange es das Angebot noch gibt, wenn es so wenig genutzt<br />
wird wie bisher.<br />
Die verfügbaren Bände <strong>der</strong> 2 Verlage ergänzen sich gut,<br />
so dass zu fast allen Fächern brauchbare Bücher dabei<br />
sind, teilweise auch Fallbücher. Nur die Fächer Histologie<br />
und Pathologie gehen komplett leer aus, auch einen<br />
Anatomie-Atlas fehlt lei<strong>der</strong>.<br />
Sinn machen E-Books aber nur dann, wenn man sie auch<br />
von außerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> lesen kann. Dazu sind sie auch<br />
angeschafft worden. Lei<strong>der</strong> ist es trotzdem etwas umständlich.<br />
Hier steht wie´s geht:<br />
Zugriff von <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> aus<br />
Er ist möglich über die Rechner <strong>der</strong> Bibliothek. Zugriff erfolgt<br />
über die Homepage <strong>der</strong> Bibliothek, über den Link „e-<br />
Books“, in <strong>der</strong> mittleren Spalte <strong>der</strong> Startseite. O<strong>der</strong> direkt:<br />
mh-hannover.de/e-books.html. Eventuell ist <strong>der</strong> Zugriff<br />
auch über an<strong>der</strong>e Rechner <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> möglich.<br />
Zugriff von zuhause aus<br />
Die Portale von Thieme und Springer prüfen, ob <strong>der</strong> zugreifende<br />
Rechner die IP-Adresse <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> hat. Für Medizinstudenten<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist das auf folgendem Weg von<br />
externen Rechnern möglich. Ich empfehle unbedingt die<br />
detaillierte Anleitung auf <strong>der</strong> Asta-Homepage unter /Studmail<br />
/ WLAN & VPN.<br />
Hier kann ich nur einen groben Überglick geben:<br />
Ich rate dringend davon ab den Internet-Explorer für die
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
E-Books einzurichten, funktionierte bei mir sehr schlecht.<br />
Zwei empfehlenswerte Alternativen sind Firefox mit einem<br />
Proxy-Add-On (z.B. FoxyProxy) o<strong>der</strong> ein eigener Browser<br />
nur für die E-Books (<strong>der</strong> kostenlose Opera funktionierte bei<br />
mir sehr gut). Nun muss eine vpn-Verbindung zur <strong>MHH</strong> erstellt<br />
werden. Wer in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> das W-LAN nutzt hat diese<br />
schon. Schließlich muss im Proxy-Add-On bzw. in Opera<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Proxy und Port 8080 eingestellt werden. Passwort<br />
für die vpn-Verbindung ist, wenn nicht durch euch<br />
geän<strong>der</strong>t, das Geburtsdatum im Format tt.mm.jjjj. Für das<br />
Lesen müsste ihr nun jedesmal die vpn-Verbindung starten<br />
und, wenn ihr mit Firefox-Add-On arbeitet den Proxy<br />
aktivieren. Zugriff auf die books erfolgt dann am besten<br />
über cheefy.de.<br />
Klingt kompliziert, ist es auch ein bisschen, aber selbst ich<br />
als Computermuffel habe es geschafft (wie gesagt, die detaillierte<br />
Anleitung auf <strong>der</strong> Asta-Seite hilft).<br />
Unterstützung auf cheefy.de<br />
Felix Marten hat auf seiner Homepage www.cheefy.de ein<br />
eigenes E-Book-Portal geschaffen. Dort sind einerseits<br />
alle empfohlenen Bücher aufgelistet und die User können<br />
selbst noch E-Book-Links ergänzen. An<strong>der</strong>erseits zeigt<br />
eine farbige Leiste den Status eures Browsers an und gibt,<br />
wenn nötig, Tipps, falls mit vpn o<strong>der</strong> Proxy noch nicht alles<br />
Thieme-Verlag<br />
Hier stehen 43 brauchbare Bücher zur Verfügung.<br />
1. Jahr: Chemie, Anatomie, Embryologie<br />
2. Jahr: Huppelsberg - Kurzlehrbuch Physiologie<br />
Klinke - Lehrbuch Physiologie, Horn - Biochemie des<br />
Menschen, Genetik, Duale Reihe - Anamnese und<br />
Untersuchung, EKG-Kurs für Isabel<br />
3. Jahr: Duale Reihe - Dermatologie, Pharmakologie,<br />
Duale Reihe - Mikrobiologie<br />
4. Jahr: Chirurgie, Notfallmedizin, Anästhesiologie,<br />
Psychiatrie, Thiemes Innere Medizin, Fallbuch Innere<br />
Medizin, Checkliste Gynäkologie,Neurologie<br />
5. Jahr: Allgemeinmedizin, klinische Pharmakologie,<br />
klinisch-pathologische Konferenz, Sonographie<br />
stimmt.<br />
Fazit<br />
In einer Diskussion wurde ziemlich schnell klar: Es geht<br />
nichts über ein echtes Buch aus Papier, am besten das<br />
eigene. Als zusätzliches Angebot finde ich die E-Books<br />
aber eine gute Investition: Jedem Studenten mit Notebook<br />
steht so eine ansehnliche medizinische Bibliothek für die<br />
meisten Fächer zur Verfügung, in einer Stunde installiert,<br />
bezahlt aus den Studiengebühren, immer in aktueller Auflage<br />
und je<strong>der</strong>zeit von überall nutzbar, wo man mit seinem<br />
Rechner Internetzugang hat. Wermutstropfen: Teilweise<br />
laden die Bücher langsam. Um die Bibliothek wirklich vollständig<br />
zu nennen, fehlen noch ein Anatomie-Atlas, ein<br />
Histo- und ein Pathobuch.<br />
Bei technischen Problemen<br />
Bitte fragt zuerst mal den Computerfreak eures Vertrauens,<br />
bevor ihr den EDV-Referenten o<strong>der</strong> mich mit Emails<br />
bombardiert. Viel Spaß mit eurer neuen Bibliothek ;-)<br />
Jonas Pätel<br />
Ganz beson<strong>der</strong>en Dank an Felix Martens für seine Hilfe<br />
und Unterstützung<br />
Springer-Verlag<br />
Von den 470 Büchern sind viele irrelevant. Die<br />
Suchfunktion ist sehr schlecht, daher am besten die<br />
Lesezeichen von cheefy runterladen. Die wahrscheinlich<br />
wichtigsten Bücher sind:<br />
1. Jahr: Schiebler - Anatomie<br />
2. Jahr: Löffler - Biochemie (kleiner und groß)<br />
3. Jahr: Hahn - Mikrobiologie<br />
4. Jahr: Schaps - Innere Medizin (Kurzlehrbuch),<br />
Pädiatrie, Lenarz - HNO, Augenheilkunde<br />
5. Jahr: Gutenbrunner - Rehabilitation, ..., Gesundheitsstörungen<br />
(für DDT und Allgemeinmedizin)<br />
Klinischer Abschnitt: Klinisches Repetitorium in 9<br />
Bänden: „GK2 Das zweite Kompakt“<br />
59
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
60<br />
If i had a wish...<br />
Wunschzettelauswertung vom Winter 2008/2009<br />
1. Platz :<br />
2. Platz: Mensaes-<br />
Übungsgeräte und<br />
sen verbilligen!<br />
Skills Lab Nie<strong>der</strong>sachsen ist das Bundesland<br />
mit den höchsten<br />
Die meisten Studenten haben<br />
Studiengebühren. Dass die<br />
sich mehr Möglichkeiten zum<br />
Mensa nicht subventioniert<br />
trainieren <strong>der</strong> praktischen<br />
wird, ist zwar problematisch<br />
Fähigkeiten gewünscht. Umso<br />
aber für die meisten trotzdem<br />
schöner, dass dieser Wunsch<br />
keine Entschuldigung für ein<br />
auch realisiert wird!<br />
<strong>der</strong>art überteuertes Essen.<br />
Außerdem steigen die Preise<br />
immer mehr!<br />
4. Platz :<br />
Mehr Leben!<br />
Hat man eine Freistunde, geht<br />
man entwe<strong>der</strong> in die Bibliothek<br />
o<strong>der</strong> zu Cafe Kanne.<br />
Wirklich kommunikativ ist das<br />
nicht. An fast allen Universitäten<br />
gibt es Ruheräume, in denen<br />
Campusleben überhaupt<br />
erst stattfinden kann. Dabei<br />
geht es nicht um sinnlose<br />
Freizeitangebote, son<strong>der</strong>n um<br />
die Vernetzung <strong>der</strong> Studenten!<br />
Vorlesungen unangekündigt<br />
ausfallen o<strong>der</strong> Ferien und Prüfungstermine<br />
nicht rechtzeitig<br />
online stehen, vergisst die<br />
<strong>MHH</strong>, dass wir darauf angewiesen<br />
sind an<strong>der</strong>e Dinge<br />
wie Doktorarbeit , Arbeit o<strong>der</strong><br />
Praktika mit unserer Uni abzustimmen.<br />
5. Platz :<br />
Lernmateria-<br />
lien!<br />
Wieso muss man Geld für<br />
Skripte bezahlen, wenn es<br />
die Studiengebühren gibt?<br />
Dieser Kritikpunkt wurde<br />
zwar häufig genannt, hat<br />
allerdings schon Einzug in<br />
viele Abteilungen gefunden.<br />
7-10.Platz<br />
Die letzten drei Plätze unserer<br />
Top-Ten-Liste sind relativ<br />
gleichmäßig verteilt, was<br />
fehlt sind Repetitorien, eine<br />
anständige Dozentenausbildung<br />
und freie KiTa Plätze<br />
für Studenten mit Kin<strong>der</strong>n.<br />
3. Platz: Bibliotheksinventaraufstocken!<br />
Die Bücherzahl <strong>der</strong> Bibliothek<br />
wird zwar schon aufgestockt,<br />
aber nicht immer<br />
mit den Büchern, die wir<br />
wirklich brauchen. Wie wäre<br />
es zum Beispiel mit einer<br />
Umfrage an uns?<br />
6. Platz :<br />
Organisation!<br />
Versucht man sein Leben<br />
zu planen, hat man selbst in<br />
unserem überstrukturierten<br />
Medizinstudium einige Probleme.<br />
Wenn Stundenpläne erst<br />
wenige Tage vor Beginn eines<br />
Kurses online gestellt werden,<br />
Anbei sei bemerkt, dass<br />
auf den meisten Zetteln<br />
folgendes stand:<br />
Studiengebühren<br />
abschaffen!
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Das Sprengelmuseum<br />
gewährt jetzt freitags freien Eintritt. Wer also nach Vorle-<br />
sung o<strong>der</strong> Seminar das Wochenende einmal mit etwas<br />
Kultur einläuten will, dem sei dieser Tipp empfohlen. Aktu-<br />
ell könnt ihr dort u.a. die Ausstellung Marc, Macke, Delau-<br />
nay bewun<strong>der</strong>n, drei bedeutenden Expressionisten.<br />
Sprengel Museum Hannover, Kurt-Schwitters-Platz (ge-<br />
genüber dem Maschsee-Nordufer), erreichbar mit Linie<br />
100/200.<br />
Durst?<br />
Demnächst kannst du nun in <strong>der</strong> Cafete kostenlos deinen<br />
Wasserdurst stillen. Ob kochendheiß, sprudelig o<strong>der</strong> still;<br />
<strong>der</strong> neue Wasserspen<strong>der</strong> erfüllt dir (fast) jeden Wunsch.<br />
Kein Bock auf Sex and the City Teil 7?<br />
Wer auf <strong>der</strong> Suche nach beson<strong>der</strong>en Filmen ist, dem sei<br />
folgen<strong>der</strong> Tipp ans Herz gelegt: Im „Kino am Mittwoch“ des<br />
Elchkellers <strong>der</strong> Hauptuniversität, gibt es jeden Mittwoch<br />
um 21 Uhr ausgewählte Filme zu verschiedenen Überthe-<br />
men zu sehen. Der Eintritt ist frei, das Publikum entspannt<br />
und die Sofas alt. Dieses Semester geht es um „ Filme für<br />
die Revolution - Kino als Ort des politischen Aufbruchs“<br />
Viel Spaß!<br />
www.elchkeller.de/kino.html<br />
Urlaub geplant?<br />
Noch ein paar Buntstifte o<strong>der</strong> ein Kuscheltier übrig? Ab da-<br />
mit in die Reisetasche! Unter www.stuffyourrucksack.com<br />
findest du Einrichtungen wie z.B. Waisenhäuser in deiner<br />
Urlaubsstadt, denen es an vielen Sachen mangelt.<br />
Wusstet ihr schon?<br />
aktuelles aus und um Hannover<br />
61
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
62<br />
Hannover hautnah<br />
Die Kreuzkirche in <strong>der</strong> Altstadt
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Jeden Tag ein neues Geheimnis. Jeden Tag eine neue Geschichte.<br />
Langweilig wird ihnen nie. Aber wie ist es, wenn<br />
man keinem davon erzählen kann?<br />
Die vom Regen und Schmutz schwarz gewordenen Kalksteine<br />
sind stumme Zeitzeugen. Verbaut in den Mauern<br />
<strong>der</strong> Kreuzkirche trotzen sie seit Jahrhun<strong>der</strong>ten Wetter und<br />
Zeit. Sie sehen, was um sie herum passiert. Manche Menschen<br />
begleiten sie sogar von <strong>der</strong> Taufe bis zur Beerdigung.<br />
Wenn Steine erzählen könnten, würden sie so manche<br />
Anekdote zum Besten geben. Doch die Steine bleiben<br />
stumm.<br />
Zum Glück gibt es Menschen, die ihre Geschichte erzählen<br />
können. Einer dieser Menschen ist Astrid Steinhardt.<br />
Die Grundschullehrerin im Ruhestand entlockt seit mittlerweile<br />
acht Jahren den Steinen ihr Geheimnis. Heute führt<br />
sie eine bunte Besuchergruppe durch die Kreuzkirche.<br />
Auf den zweiten Blick<br />
Zwei ältere Damen mit zu dick aufgetragenem Lippenstift,<br />
einige Jugendliche von <strong>der</strong> Schülerzeitung, ein Mittdreißiger<br />
in Le<strong>der</strong>jacke und eine junge Mutter mit Tochter stehen<br />
unschlüssig vor dem Kirchentor. Es ist so kalt, dass<br />
man seinen Atem dampfen sehen kann. Es hat geschneit<br />
in <strong>der</strong> letzten Nacht. Von außen sieht die Kirche unauffällig<br />
aus. Astrid Steinhardt bittet trotzdem zu einem kurzen<br />
Rundgang, „dann gehen wir ins Warme.“ Was vorher nur<br />
eine graue Mauer war, wird plötzlich unter fachkundiger<br />
Anleitung lebendig: „Beachten Sie den Turm: Unten ist er<br />
quadratisch. Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t im gotischen Stil entstanden,<br />
zerstörte ihn im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t ein Sturm. Er wurde<br />
dann im Stile des Barock wie<strong>der</strong>aufgebaut und ist deshalb<br />
oben achteckig.“ Geht man um die Kirche, fällt die wechselnde<br />
Steinfarbe auf. „Die weißen Steine des Nordschiffs<br />
kamen nach dem 2. Weltkrieg hinzu, diejenigen mit den<br />
Steinmetzzeichen und die rußgeschwärzten haben die<br />
Bomben überlebt.“ Versteckt ist ein Vogel in Stein gemeißelt.<br />
„Das ist eine Taube. Die Taube war das Zeichen <strong>der</strong><br />
dort bestatteten Familie Duve, was auf altdeutsch Taube<br />
heißt.“ Manche Steine enthüllen ihr Geheimnis erst auf<br />
den zweiten Blick.<br />
Wie Phönix aus <strong>der</strong> Asche<br />
Die Gruppe verlässt die Kälte und steht nun in einem kleinen<br />
Vorraum. Er ist klein, karg, ein paar Prospekte liegen<br />
aus. Ziemlich unspektakulär. Die Wärme steigt langsam<br />
zum Kopf. Der Blick schweift nach oben und bleibt an<br />
einem runden Stein hängen, auf dem ein Vogel in roten<br />
Flammen verbrennt. Dazu die Jahreszahlen 1333 und<br />
1960. „Der Vogel ist ein Phönix“, erklärt Astrid Steinhardt.<br />
„Der Phönix ist ein Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>auferstehung. 1333<br />
wurde die Kreuzkirche eingeweiht, im 2. Weltkrieg fiel sie<br />
dem Flammenmeer <strong>der</strong> Bombennächte zum Opfer. Doch<br />
wie ein Phönix aus <strong>der</strong> Asche entsteht, so wurde auch die<br />
Kreuzkirche neu errichtet. 1960 wurde sie in einer feierlichen<br />
Zeremonie zum zweiten Mal eingeweiht.“<br />
Auf Stein gebaut<br />
Ebenfalls seit 1960 schmücken Grabplatten die Kirche.<br />
Sie stammen aus den Trümmern des Leineschlosses, wo<br />
sie in <strong>der</strong> Schlosskirche als Wand- bzw. Fußbodenplatten<br />
gedient hatten. Eine <strong>der</strong> Grabplatten auf <strong>der</strong> linken Seite<br />
erweckt die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Besucher. „Willst Du<br />
mal die Hände so überkreuzen, wie die Mädchen auf dem<br />
Stein das machen?“, fragt Astrid Steinhardt, ganz Grundschullehrerin,<br />
das kleine Mädchen. „Die Grabplatte zeigt<br />
das älteste Gruppenbild einer hannoverschen Familie. Jo-<br />
Gemäuer mit Geschichte<br />
Die 1333 fertig gestellte Kreuzkirche ist die älteste<br />
erhaltene Kirche Hannovers. Die Geschichte des in<br />
<strong>der</strong> Altstadt gelegenen Gotteshauses ist von Zerstörung<br />
und Wie<strong>der</strong>aufbau geprägt: Die Turmspitze <strong>der</strong><br />
Kreuzkirche wurde 1630 bei einem Sturm zerstört und<br />
erst 20 Jahre später mit großer finanzieller Unterstützung<br />
von Kaufmann Johann Duve neu errichtet. Im<br />
zweiten Weltkrieg brannte die Kreuzkirche bei einem<br />
Bombenangriff bis auf die Grundmauern nie<strong>der</strong>. 1960<br />
fand nach zweijährigem Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> erste<br />
Gottesdienst am alten Ort statt. Größter Schatz <strong>der</strong><br />
Kirche ist das wertvolle Altargemälde von Lucas<br />
Cranach d.Ä. (vor 1537). Die Kreuzkirche gehört zur<br />
evangelisch-lutherischen Marktkirchengemeinde und<br />
wird zunehmend für Taufen und Trauungen genutzt.<br />
Zudem feiert hier die Evangelische Studentengemeinde<br />
ihre Gottesdienste. Samstags zwischen 14.30-16h<br />
ist die Kirche für Besucher geöffnet, sonntags wird um<br />
11h Gottesdienst gefeiert.<br />
63
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
hann und Hildegardis waren reich, <strong>der</strong> Nachname Stenhus<br />
bedeutet, dass sie sich ein Steinhaus leisten konnten. Die<br />
Kin<strong>der</strong>, die die Hände vor den Bauch verschränkt halten,<br />
sind wahrscheinlich schon als Säuglinge verstorben. Damals<br />
war es üblich die Verstorbenen in ihrem besten Alter<br />
darzustellen, selbst wenn sie es nie erreichten.“<br />
Gebeine unterm Gotteshaus<br />
„Da gehe ich nicht runter“. Drei Platten sind aus dem<br />
Kirchenfußboden gehoben, eine enge Leiter führt in ein<br />
dunkles Loch. Man kann den Boden nicht sehen. „Da gehe<br />
ich nicht runter“, wie<strong>der</strong>holt die resolute Mittsechzigerin<br />
mit den dunkelbraun gefärbten Haaren. Sie bleibt oben im<br />
Kirchenschiff zurück, <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Gruppe verschwindet<br />
im Fußboden. Kaltes Neonlicht erhellt nun die engen Gänge.<br />
Man muss den Kopf einziehen, um ihn nicht an einem<br />
Rohr zu stoßen. „Ruhe, Rauchen verboten, Notabort“ ist<br />
in altdeutscher Schrift an die Wände gemalt. „Die Gruft<br />
wurde im 2. Weltkrieg als Schutzraum genutzt.“ Plötzlich<br />
ein Gitter, dahinter ein Beckenknochen. Die Taschenlampe<br />
erhellt das Dunkel und erlaubt den Blick auf einen großen,<br />
ungeordneten Knochenhaufen. „Im Mittelalter wurden<br />
wohlhabende Menschen und Geistliche in <strong>der</strong> Kirche bestattet.<br />
Als das schließlich zum Himmel stank, wurden im<br />
frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t die Skelette an einen zentralen Ort<br />
unter <strong>der</strong> Kirche umgebettet. Als im zweiten Weltkrieg die<br />
Bomben fielen und über den im Schutzraum Eingeschlossenen<br />
die Kirche brannte, hatten sie so den Tod wahrhaftig<br />
vor Augen.“<br />
Die Jugendlichen von <strong>der</strong> Schülerzeitung werden nachher<br />
über „Knochen in Katakomben“ berichten, die Mittsechzigerin<br />
mit dem zu dick aufgetragenen Lippenstift eine<br />
Rolltreppe für die Gruft for<strong>der</strong>n, in <strong>der</strong> Kirche kehrt wie<strong>der</strong><br />
Ruhe ein. Nur die Steine bleiben.<br />
Die vom Regen und Schmutz schwarz gewordenen Kalksteine<br />
sind stumme Zeitzeugen. Sie haben Kriege und<br />
Unwetter überdauert. Wenn Steine erzählen könnten, würden<br />
sie so manche Anekdote zum Besten geben. Doch die<br />
Steine bleiben stumm. Zum Glück gibt es Menschen, die<br />
ihre Geschichte erzählen können.<br />
Mehr Informationen und Besichtigungstermine unter<br />
www.kreuzkirche-hannover.de<br />
64<br />
Herr Taube war ein Fuchs<br />
Johann Duve war ein erfolgreicher Kaufmann mit<br />
sozialer A<strong>der</strong>. Aber eben auch ein Kaufmann. Im<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>t baute er die ersten Armenhäuser<br />
Hannovers – und ließ die Armen als Gegenleistung<br />
für Kost und Logis für sich arbeiten. 1652 trat er auf<br />
ähnliche Weise als Mäzen in Erscheinung. 100 Taler<br />
spendete er für den Wie<strong>der</strong>aufbau des vom Wind<br />
zerstörten Kirchturms <strong>der</strong> Kreuzkirche – und verdiente<br />
sich als beauftragter Bauunternehmer eine goldene<br />
Nase. Ebenfalls golden war die Taube (auf altdeutsch:<br />
Duve), die er auf die Kirchturmspitze setzen ließ.<br />
„Heute heißt es AWD-Arena, damals machte die Taube<br />
auf dem Kirchturm für Duve Werbung“, erklärt Astrid<br />
Steinhardt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Der Mäzen Herr<br />
Taube war ein Fuchs. Die Duve-Taube ist mittlerweile<br />
entflogen, heute thront ein ordinärer Wetterhahn über<br />
<strong>der</strong> Kreuzkirche.
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Nackt - ein Enthüllungsroman<br />
Endlich ist auch<br />
in Deutschland Nackt - Ein Enthüllungsroman<br />
<strong>der</strong> erste Ro- von Diablo Cody<br />
man <strong>der</strong> Juno- kiepenheuer<br />
Drehbuchauto- ISBN-10: 3-378-00690-0<br />
rin erschienen Preis: 16,95€<br />
und genauso<br />
wie jenes Drehbuch, für das sie einen Oscar erhielt, ist<br />
„Nackt“ lebendig und unterhaltsam.<br />
Cody erzählt ihre eigene Geschichte: 24-jährig, College<br />
fertig, normaler Job, normaler Freund, verliebt sie sich<br />
Hals über Kopf in ihre Internetbekanntschaft und zieht zu<br />
ihm nach Minneapolis.<br />
Auch da ist sie die Langeweile ihres Bürojobs bald Leid<br />
und beginnt nachts in Stripclubs zu tanzen.<br />
Belletristik<br />
Ablenkung von den vielen Lehrbüchern<br />
Manchmal eklig, aber immer lustig erzählt die Autorin von<br />
merkwürdigen Typen und schrägen Bekanntschaften- ihren<br />
Erfahrungen als ehemals braves Mädchen an den<br />
Strip-Stangen <strong>der</strong> Stadt.<br />
Das Buch ist unterhaltsam und wird in wenigen Tagen<br />
ausgelesen sein. Es kein großer Denkerroman, hier wird<br />
nicht lange über den Sinn und Unsinn eines wilden Lebens<br />
im Vergleich zum langweiligen, sichereren und in<br />
diesem Fall auch hygienischeren Standard-Lebensentwurf<br />
meditiert, aber es ist ein erfrischen<strong>der</strong> Ausflug in jene<br />
Möglichkeit alles ganz an<strong>der</strong>s zu machen und er macht<br />
Spaß zu lesen zwischen Anatomie lernen, Tertialplanung<br />
und Nebenjob - eben jenen Dingen, denen Diablo Cody<br />
für einige Zeit den Rücken gekehrt hat.<br />
65
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
„Bockmist“ - von Hugh Laurie<br />
Hugh Laurie?<br />
Den Namen kenn‘ Bockmist<br />
ich doch. Richtig von Hugh Laurie<br />
hier schreibt <strong>der</strong> Heyne<br />
englische Dr.- ISBN-10: 3-453-43324-6<br />
House-Darsteller. Preis: 8,95€<br />
Der Roman um<br />
den Spionageagenten Thomas Lang wurde bereits 1997<br />
unter dem Namen „Der Waffenhändler“ veröffentlicht. Jetzt<br />
nutzt Hugh Laurie den Dr.-House-Kult für eine Neuauflage<br />
unter eindrucksvollerem Titel.<br />
Thomas Lang, seines Zeichens Sicherheitsberater, hat<br />
schon so einiges mitgemacht, als er eines guten Tages<br />
vom Verteidigungsministerium beschuldigt wird einen<br />
Auftragsmord angenommen zu haben. Keiner Schuld be-<br />
66<br />
wusst macht sich Lang auf die Suche nach dem Mann den<br />
er umbringen soll. Auf diese Weise lernt er dessen Tochter<br />
Sarah kennen, die schnell in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit<br />
rückt. Mit unendlich trockenem britischen<br />
Humor erzählt Hugh Laurie die Geschichte eines Agenten,<br />
<strong>der</strong> um <strong>der</strong> Liebe willen immer tiefer in eine Waffenhandel/<br />
Drogen-Affäre hineingezogen wird und dabei als Un<strong>der</strong>cover-Agent<br />
den Überblick verliert. Schafft er es am Ende<br />
noch heil aus <strong>der</strong> Sache heraus zu kommen und kann er<br />
seine Angebetete für sich gewinnen?<br />
Der recht eigenwillige Stil des Autor wirkt manchmal ein<br />
wenig abgedreht und ist sicher nichts für je<strong>der</strong>mann, Fans<br />
von „Per Anhalter durch die Galaxis“ o<strong>der</strong> ähnlich schrägen<br />
Parodien kommen aber voll auf ihre Kosten.<br />
Die Gehilfin -<br />
von Martin Kluger<br />
Im Berlin des 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts kommt Die Gehilfin<br />
Henrietta Mahlow als von Martin Kruger<br />
Tochter eines Zim- Diana Verlag<br />
mermanns zur Welt. ISBN-10: 3-453-81122-4<br />
Der Tod ihrer Mutter Preis: 8,95€<br />
bei <strong>der</strong> Geburt, zerstört<br />
den Lebenssinn ihres Vaters. Er beginnt zu trinken<br />
und kann von Glück reden, dass er sich als Faktotum in<br />
<strong>der</strong> Charité über Wasser halten kann.<br />
Die kleine Henrietta taucht ein in die große Welt <strong>der</strong> Medizin.<br />
Sie bewun<strong>der</strong>t die Arbeit des großen Zellularpathologen<br />
Rudolf Virchow, darf ihn Onkel Rudi nennen und durch<br />
sein Mikroskop spähen.<br />
Doch auch Robert Koch entwickelt sich für Henrietta zu<br />
einem großen Vorbild. Er weiß um ihr reges Interesse an<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft und toleriert es stillschweigend. Dass<br />
letztendlich Henrietta zum großen Erfolg bei <strong>der</strong> Entdeckung<br />
des Tuberkulosebazillus geführt hat, wird lei<strong>der</strong> ignoriert.<br />
Schließlich ist sie ein Mädchen.<br />
Für Virchow ist Kochs Postulat dummes Geschwätz, er<br />
sieht seine eigenen Entdeckungen in Gefahr.<br />
Für Henrietta spielt dies keine große Rolle, denn in ihr reift<br />
<strong>der</strong> Traum, irgendwann selbst ihr Können unter Beweis<br />
stellen zu können. Heimlich stibitzt sie Lehrbücher aus <strong>der</strong><br />
Bibliothek <strong>der</strong> Charité mit dem festen Wunsch, Medizin zu<br />
studieren. Doch die Meinungen des wilhelminischen Zeit-
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
alters stellen sich ihr in den Weg. Hat man ihr als kleinem<br />
Mädchen noch vergnügt die verschiedensten Pathologien<br />
erklärt, so bleibt <strong>der</strong> wissensdurstigen Frau nun jegliche<br />
Tür verschlossen.<br />
Martin Kluger beschreibt eindrücklich den unerschütterlichen<br />
Kampfgeist einer phantasievollen Figur, die sich im<br />
oft nass-kalten, dreckigen Berlin <strong>der</strong> Preußenzeit behaupten<br />
muss. Er lässt den Leser in eine faszinierende Welt <strong>der</strong><br />
Vergangenheit eintauchen, in <strong>der</strong> neben großen Namen<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft eindringliche Gefühle regieren und die<br />
Gedanken des Leser antreiben.<br />
Sehr empfehlenswert!<br />
Ein Hauch von Kafka<br />
Daniel Kehlmanns<br />
jüngster Roman – Ruhm<br />
ich<br />
sage Roman; da- von Daniel Kehlmann bei<br />
kommt einem eine Rowohlt<br />
scheinbar zufällig ISBN-10: 3-498-03543-6zu<br />
sammengewürfelte Preis: 18,90€<br />
Reihe von Kurzgeschichten<br />
daher, neun an <strong>der</strong> Zahl. Ein neurotischer<br />
Schriftsteller auf Vortragsreise durch Südamerika, ein seitenspringen<strong>der</strong><br />
Ehemann mit blühen<strong>der</strong> Phantasie, eine<br />
alte Dame auf dem Weg in den „assisted suicide“, ein sozial<br />
beschränkter Blogger – so o<strong>der</strong> so ähnlich sehen die<br />
Protagonisten Kehlmanns aus. Die neun Kurzgeschichten<br />
erzählen in typisch leisem Ton die Schicksale und Erlebnisse<br />
<strong>der</strong> Figuren. Hier zeigt Kehlmann wie<strong>der</strong> einmal, was<br />
er kann: originell, komisch, überraschend, beklemmend,<br />
ängstigend; ein Auf und Ab des Affekts – zu keinem Zeitpunkt<br />
verfehlt <strong>der</strong> Autor seine Wirkung auf den Leser.<br />
Nur was ist mit dem Titel „Ruhm“? Und wie spielen die<br />
Kurzgeschichten zusammen? Immerhin ist das Cover untertitelt<br />
mit „Roman in neun Geschichten“. Nun, tatsächlich<br />
fehlt scheinbar die große Idee, die den ebensogroßen<br />
Rahmen bilden könnte. Doch Kehlmann streut durchaus<br />
gewisse Verwandtschaften ein, auch einige Ursache-Wirkung-Relationen.<br />
So tauchen etwa manche Charaktere<br />
mehrmals auf, unterschiedlich beleuchtet. O<strong>der</strong> die Handlung<br />
einer Geschichte hat Konsequenzen für die einer<br />
an<strong>der</strong>en. Vermisst man also zwar einen stattlichen Handlungsstrang,<br />
so zieht sich wenigstens ein feiner personeller<br />
und konsekutiver Faden durch das Buch.<br />
Aber die hintergründig imponierende Verbindung ist die<br />
(Selbst-)Auflösung <strong>der</strong> Charakter. Hier findet sich eine<br />
Vielzahl an Mechanismen: da ist <strong>der</strong> Handynutzer mit <strong>der</strong><br />
Telefonnummer eines an<strong>der</strong>en, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> fremden Identität<br />
auf- und untergeht. O<strong>der</strong> die Ärztin ohne Grenzen, für die<br />
die Grenzen zwischen hier und jetzt und dort und damals<br />
verschwimmen. Der Internetsüchtige, <strong>der</strong> sich zusehends<br />
von <strong>der</strong> realen Welt dissoziiert und in die anonyme Sicherheit<br />
seines aggressiven Online-Alter Egos flieht. Und <strong>der</strong><br />
Filmstar, <strong>der</strong> sich im Spiegel von Verehrung und Verhöhnung<br />
in die Entindividuation durch einen Doppelgänger<br />
machtlos ergibt – einem Josef K. nicht unähnlich.<br />
Ein weiteres gemeinsames Motiv <strong>der</strong> neun Geschichten ist<br />
die Macht, die vom Erzählen ausgeht – und vielleicht <strong>der</strong><br />
titelgebende Ruhm, o<strong>der</strong> zumindest Außerordentlichkeit ,<br />
für den entsprechenden Erzähler. Wenigstens abstrahiert<br />
findet man diese Bil<strong>der</strong> in je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschichten wie<strong>der</strong>:<br />
die Belohnung des Lügners, die Formbarkeit <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />
durch <strong>der</strong>en Adaption in die Prosa, <strong>der</strong> schmale Grat<br />
zwischen Inspiration und Destruktion, die Kontrolle des<br />
Schreibers über Leben und Tod seiner Figuren.<br />
Daniel Kehlmanns jüngster Roman also ist ein fein verwobenes<br />
Netz von illustren Figuren, <strong>der</strong>en Mit- und Nebeneinan<strong>der</strong><br />
bestimmt wird vom scheinbaren Zufall, vom<br />
wun<strong>der</strong>baren Einfall und vom unvermeidbaren Zerfall.<br />
67
Inhalt Titelthema Hochschule<br />
Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Das Empirium schlägt zurück<br />
Fritz Nielsen beäugt kritisch die Empirie als fact-factory – anhand empirischer Beobachtungen im Studium.<br />
Fakten, Fakten, Fakten. Sie interessieren nicht bloß Leser<br />
des Kleingeist-Magazins ‚Focus‘ und obzwar <strong>der</strong> schwerknochige<br />
Chefredakteur aus <strong>der</strong> Werbung vor allem seine<br />
Stammkunden anspricht, schimmert einem die leise Ahnung,<br />
dass das gehorsame Vertrauen in nachdrücklich autoritär<br />
präsentierte Einzelheiten verbreiteter ist, als man das gerne<br />
hätte. Dieser menschliche Makel fi ndet sich im Großen wie<br />
auch im Kleinen; ob es um eine systematisch verängstigte,<br />
desinformierte ‚westliche‘ Welt geht o<strong>der</strong> die eigenen Erlebnisse<br />
an <strong>der</strong> Hochschule: einig ist, dahingestellte Aussagen<br />
nicht zu hinterfragen, analytischem Kalkül abzuschwören und<br />
so des nachts unbesorgt und ‚sicher‘ schlummern zu können<br />
– zu Unrecht!<br />
Mal von weltpolitischer Paranoia abgesehen, zeigt eine unkritische<br />
Haltung zur ‚empirialen‘ Wahrheit einen eigentümlichen<br />
Umstand auf. Wir Medizinstudenten sollen ja auf eine<br />
wissenschaftliche Karriere vorbereitet werden. Aber man wird<br />
das Gefühl nicht los, dass genau solch wissenschaftliches<br />
Denken gar nie gefor<strong>der</strong>t wird in diesem Studium. So enthält<br />
das Klischee des lexikalischen Auswendiglernens doch<br />
immerhin die schmerzliche Wahrheit, dass uns kaum etwas<br />
an<strong>der</strong>es übrig bleibt: denn wie man Wissenschaft schafft, wissen<br />
wir einfach nicht. Woher auch? Das bisschen Dialektik,<br />
was uns hoffentlich die Schule beigebracht hat, ist in vielen<br />
Fällen schnell verfl ogen, gehört aber gepfl egt und trainiert<br />
und geschärft.<br />
So überraschte ich mich unlängst selbst durch scharfsinnige<br />
68<br />
Schlussfolgerungen. Wie<strong>der</strong> einmal war <strong>der</strong> Abfl uss in meiner<br />
Dusche verstopft. So dümpelte nach <strong>der</strong> morgendlichen<br />
Reinigung also immer noch ein schaumiger, knöcheltiefer<br />
See in <strong>der</strong> Badewannen-Dusch-Kombo. Nach ein paar Wochen<br />
ordentlich umspülter, blitzsauberer Knöchel zwang es<br />
mich schließlich doch zur Drogerie auf <strong>der</strong> Suche nach einem<br />
meiner absoluten Lieblingsprodukte aus <strong>der</strong> chemischen Fertigung:<br />
Rohrfrei. Die Freudentränen, die ich vergieße wann<br />
immer ich den kin<strong>der</strong>sicheren Verschluss einer Flasche Drano<br />
Powergel entkorke und mir <strong>der</strong> reizende Duft die Nase<br />
frei macht, und die ich auch dieses Mal vergoss, trockneten<br />
urplötzlich, als ich mir <strong>der</strong> repetitiven Natur meiner Handlung<br />
gewahr wurde. Ich sah mich im Badezimmerspiegel, die seit<br />
etwa zwei Jahren xte Flasche Abfl ussreiniger in <strong>der</strong> Hand<br />
und hatte einen Geistesblitz. Einen von <strong>der</strong> Sorte, die die Welt<br />
zwar ein wenig entzaubert und trotzdem gut tut. Ich erkannte<br />
schlagartig die Korrelation zwischen meinem erhöhten Drano-Verbrauch<br />
und <strong>der</strong> Höhe meiner Geheimratsecken.<br />
Ergo sorgt man sich um die eigene geistige Gesundheit, wenn<br />
das angesprochene Büffeln schwerer Bücher und <strong>der</strong> mentale<br />
Live-Mitschnitt aus <strong>der</strong> Vorlesung alles ist, was in diesem<br />
Studium in Sachen Menschwerdung geboten wird. Und man<br />
jedwede Behauptung für wahr nimmt, weil man es nicht besser<br />
weiß. Ohrenbetäubend schallen nun die Protestschreie,<br />
und zugegeben: selbstverständlich hält unsere Hochschule<br />
einen hohen Standard und wird sich hüten, unvorsichtig und<br />
vorlaut Halbwissen zu vermitteln. Neueste Forschungsergeb-
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
nisse fl ießen in die Lehrinhalte ein und wenn Vorlesungen<br />
o<strong>der</strong> Seminare stattfi nden, dann wird dort nichts Unwahres<br />
beigebracht.<br />
Trotzdem mutet es merkwürdig an, dass dem hochschulischen<br />
System durch das Fehlen von eigenständiger Arbeit<br />
bzw. Recherche ein eklatanter Mangel an den Essenzen<br />
wissenschaftlichen Arbeitens immanent ist. So ist eine Generation<br />
von Ärzten im Begriff zu entstehen, denen kritisches<br />
Abwägen – so es denn nicht durch Eltern o<strong>der</strong> Schule anerzogen<br />
– so befremdlich ist, wie dem Autor <strong>der</strong> kommerzielle<br />
Erfolg von Mario Barth. Das abwägende Kalkül als wichtiges<br />
Standbein ist also mächtig angesägt, und wer glaubt, dass<br />
die zukünftigen Mediziner auch einbeinig durch die Welt <strong>der</strong><br />
Wissenschaft hüpfen können, <strong>der</strong> vergisst, dass zudem noch<br />
Eigeninitiative, Engagement und Verantwortlichkeit zur erfolgreichen<br />
Forscherkarriere gehören. Und woher sollen wir<br />
das alles nehmen?<br />
Ist die Empirie also zwar zweifellos ein unvermeidliches und<br />
daher bis dato unersetzliches Instrument in <strong>der</strong> Forschung, so<br />
ist Ursprung allen Fortschritts jedoch stets das Infragestellen<br />
des status quo. Um aber nicht in destruktiver Kritik zu verharren,<br />
hier nun also ein Lösungsansatz: Pfl ichtfach Forschung.<br />
In diesem interdisziplinären Fach werden nicht nur die Grundlagen<br />
wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt, son<strong>der</strong>n auch<br />
kleine Forschungsarbeiten vergeben, Referate gehalten und<br />
als Leistungskontrolle: eine Hausarbeit. So ist je<strong>der</strong> Student<br />
genötigt, sich mit den Themen Recherche, Fragestellung und<br />
Ausformulierung zu befassen.<br />
Natürlich muss nicht je<strong>der</strong> Student von heute <strong>der</strong> Forscher<br />
von morgen sein. Es ist sogar sehr verlockend, sich den Kittel<br />
überzuwerfen, dem Heer <strong>der</strong> Weißgekleideten anzuschließen,<br />
das Stethoskop im Anschlag und sich <strong>der</strong> ‚evidencebased<br />
medicine‘ zu überlassen. Doch dann fällt wie<strong>der</strong> auf,<br />
dass die Ähnlichkeit zwischen ‚uniformiert‘ und ‚uninformiert‘<br />
unmöglich zufällig sein kann.<br />
So kommt’s, dass analytischer Scharfsinn und durchdringende<br />
Dialektik Fähigkeiten sind, die jedem Arzt vorbildlich<br />
sein sollten. Immerhin werden nicht wenige <strong>der</strong> künftigen Absolventen<br />
mit Entscheidungen konfrontiert werden, die nicht<br />
leichtsinnig und –fertig gefällt sein wollen, son<strong>der</strong>n ein professionelles<br />
Maß an Kalkül, persönlicher Zurücknahme und<br />
Weitsicht erfor<strong>der</strong>n, das nur durch gute und vielseitige Ausbildung<br />
erlangt werden kann.<br />
SCOPE<br />
Das neue<br />
Scopeprogramm!<br />
20:00 in <strong>der</strong> alten Cafete<br />
18.05. Madagascar 2<br />
25.05. 007 - Ein Quantum Trost<br />
08.06. Der seltsame Fall des<br />
Benjamin Button<br />
15.06. Australia<br />
29.06. Zeiten des Aufruhrs<br />
69
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Rezensionen<br />
Lehrbücher<br />
Die 312 beidseitig bedruckten<br />
farbigen Memocards<br />
sind in einer durchsichtigen Hard- Box untergebracht.<br />
Sie sind in 8 übergeordnete Substanzklassen<br />
unterteilt, wie zum Beispiel „Kohlenhydrate“.<br />
Vorab gibt es eine Übersichtskarte über die Stoffklasse,<br />
dann verschiedene Stoffwechselwege, denen wie<strong>der</strong>um<br />
eine eigene Übersichtskarte voraus geht.<br />
Bei den Detailkarten eines Stoffwechselweges, wie <strong>der</strong><br />
Glycolyse, sind nun auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite die Reaktionszwischenprodukte<br />
mit farblich markierter Beson<strong>der</strong>heit und<br />
angedeutete Fel<strong>der</strong> für das Enzym mit Cofaktor dargestellt.<br />
Auf <strong>der</strong> Rückseite die Lösung für die freien Fel<strong>der</strong><br />
und zusätzlicher Informationen. Zusätzlich finden sich auf<br />
<strong>der</strong> Rückseite auch Verweise zu den entsprechenden Kapiteln<br />
im „Löffler“ (Biochemie Lehrbuch vom selben Verlag).<br />
Die Memocards sind handlich, besitzen eine angemessene<br />
Fülle an Informationen und sind zum einprägen komplexer<br />
Stoffwechselwege lohnenswert.<br />
Wer sich keine eigenen Karten basteln will, o<strong>der</strong> zusätzlich<br />
gut lesbare Karten zum lernen anschaffen will, ist mit den<br />
Biochemie Memocards gut bedient.<br />
Ideal zum Lernen zusammen mit dem (kleinen o<strong>der</strong> großen)<br />
Löffler o<strong>der</strong> für das Lernen zu mehreren.<br />
70<br />
Zimmermann,<br />
Schling<br />
Memocards<br />
Biochemie 2.<br />
Auflage<br />
Springer Verlag<br />
Preis: 9,95 €<br />
ISBN: 978-3-540-<br />
26195-7<br />
Die Duale Reihe Chirurgie<br />
ist ein gelungenes<br />
Werk für den<br />
Chirurgie-Interessierten<br />
Studenten. Sie beinhaltet alle nötigen Fakten für Prüfungen,<br />
Seminare und Praktika und bietet im Lehrbuchteil<br />
noch vertiefende Informationen. Auch wenn ein o<strong>der</strong> zwei<br />
Kapitel vielleicht nicht optimal gestaltet worden sind, stellt<br />
sie im Großen und Ganzen eine hervorragende Kombination<br />
aus Studenten freundlichem und ausführlichem Lehrbuch<br />
dar. Wer die Duale Reihe mag, wird auch von diesem<br />
Buch nicht enttäuscht werden.<br />
Benjamin Maasoumy<br />
Duale Reihe<br />
Chirurgie<br />
Henne-Bruns, Düring,<br />
Kremer<br />
ISBN<br />
9783131181626<br />
Thieme<br />
Preis : 69,95
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Kurzlehrbuch<br />
Neuroanatomie<br />
von Norbert Ulfig<br />
(Thieme)<br />
ISBN-13:<br />
9783131429513<br />
Preis: 24,95<br />
In <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Kurzlehrbücher<br />
von Thieme<br />
gibt es ein neues Exemplar.<br />
Norbert Ulfig<br />
probiert sich darin die<br />
Neuroanatomie auf 286<br />
Seiten näherzubringen. Da ich bereits mit seinem Kurzlehrbuch<br />
Histologie sehr gute Erfahrungen gemacht habe,<br />
hoffte ich auf ähnliche Aha-Erlebnisse. Die Aufmachung ist<br />
altbekannt: Jedes Kapitel beginnt mit einer klinischen Einführung,<br />
es folgt eine kurze Übersicht und dann eine detaillierte<br />
Besprechung aller Inhalte. Abgerundet wird dies<br />
am Ende durch den Check-up, <strong>der</strong> zum Überprüfen <strong>der</strong><br />
Lernleistung auffor<strong>der</strong>t.<br />
Beim ersten Lesen fiel mir deutlich auf, dass weitaus weniger<br />
geschwafelt wird als im Trepel. Gleichzeitig wurde mir<br />
bewusst: Ich kann dem Autor nach wenigen Seiten nicht<br />
mehr folgen. So interessant sich die Neuroanatomie gestalten<br />
mag, es fehlt dem Kurzlehrbuch eine entsprechende<br />
Aufbereitung des Wissens für Anfänger. Nach mehreren<br />
Anläufen griff ich deshalb wie<strong>der</strong> zum Trepel, um mich<br />
auf das Testat vorzubereiten – dies liegt vermutlich auch<br />
an <strong>der</strong> häufigen Erwähnung des Trepels in <strong>der</strong> Vorlesung.<br />
Riskiert man mit zeitlichem Abstand einen zweiten Blick<br />
in das Lehrbuch, werden die Zusammenhänge bewusster.<br />
Die Detailfülle ist dann das schlagende Argument für das<br />
Kurzlehrbuch und man erhält so manches Aha-Erlebnis.<br />
Alle Anhänger von kompakten Fakten finden hier ein ideales<br />
Buch <strong>der</strong> Neuroanatomie. Wer sich mit dem Lernen<br />
etwas schwer tut, sollte sowohl im Trepel als auch im Ulfig<br />
etwas schmökern. Dann sollte die Wahl leicht fallen.<br />
Tobias Laue<br />
Im Kurs mal wie<strong>der</strong><br />
nicht hinterhergekommen<br />
mit dem Zeichnen<br />
<strong>der</strong> Präparate?<br />
Du hast Probleme die<br />
Schilddrüse von <strong>der</strong><br />
Mamma lactans zu unterscheiden? Dann hilft dir dieses<br />
Buch perfekt weiter! Mit seinen 750 histologischen und<br />
elektronenmikroskopischen Abbildungen bietet <strong>der</strong> Taschenatlas<br />
Histologie von Thieme eine zahlreiche Auswahl<br />
aller wichtigen Präparate. Neben den Beschriftungen<br />
einzelner Gewebsbestandteile gibt es darüber hinaus<br />
noch eine ausführliche Beschreibung. Dadurch entfällt <strong>der</strong><br />
sonst oft nötige Blick ins Lehrbuch.<br />
Es handelt sich um eine ideale Ergänzung im Kursus Mikroskopische<br />
Anatomie. Darüber hinaus eignet er sich<br />
wun<strong>der</strong>bar als Vorbereitung für die Abschlussprüfung in<br />
Anatomie. Da bei fast allen Prüfern mündlich eine Präparatdiagnose<br />
gestellt werden muss, kann dies im Lernzirkel<br />
problemfrei geübt werden. Als Lern- und Unterscheidungshilfe<br />
<strong>der</strong> Gewebe gibt es abschließend noch Tabellen mit<br />
zahlreichen Charakteristika. Klinische Aspekte finden allerdings<br />
keinerlei Erwähnung.<br />
Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Taschenatlas Histologie mit 34,95 Euro recht<br />
teuer. Doch gerade für Studenten, die sich mit <strong>der</strong> Präparatsdiagnose<br />
schwer tun, ist er eine perfekte Ergänzung<br />
zum Lehrbuch und erleichtert die Prüfungsvorbereitung<br />
erheblich.<br />
Tobias Laue<br />
Taschenatlas<br />
Histologie<br />
von Wolfgang Kühnel<br />
(Thieme)<br />
ISBN: 3133486128<br />
Preis: 34,95<br />
71
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Frag die Raap!<br />
In <strong>der</strong> CURARE beantwortet Dr. Ulrike Raap, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie an <strong>der</strong> Hautklinik in Hannover-Linden<br />
Fragen, die Redakteur Ole Tempelhof schon immer unter den Nägeln gebrannt haben. Diesmal ein beson<strong>der</strong>s<br />
fieses Thema: Warzen.<br />
Was sind Warzen?<br />
Warzen sind Epithelgeschwülste, die abgesehen von <strong>der</strong><br />
Brustwarze viral bedingt sind. Es gibt verschiedene Formen<br />
von Warzen: Dellwarzen, Dornwarzen und viele mehr.<br />
Warzen können schmerzhaft sein, wie beispielsweise die<br />
Dornwarzen an <strong>der</strong> Fußsohle. Einige Viren, die Warzen induzieren,<br />
haben sogar onkogenes Potiential. Am bekanntesten<br />
sind diesbezüglich die Humanen Papillomaviren<br />
(HPV) 16 und 18.<br />
Im Internet wird von bewährten Hausmitteln gegen Warzen<br />
berichtet (siehe Kasten). Hilft das?<br />
Ob diese so genannten Suggestivtherapien hilfreich sind,<br />
wage ich zu bezweifeln. Kreide in <strong>der</strong> Schule entwenden,<br />
ohne dabei erwischt zu werden und dann die Warzen um<br />
72<br />
Mitternacht damit einschmieren, soll angeblich auch helfen.<br />
Wie werden Warzen stattdessen behandelt?<br />
Das hängt von <strong>der</strong> Lokalisation <strong>der</strong> Warze und <strong>der</strong> Warzenform<br />
ab. In <strong>der</strong> Regel werden Warzen konservativ<br />
behandelt. Juvenile plane Warzen im Gesicht kann man<br />
beispielsweise einfach mittels Curretage entfernen. Eine<br />
filiforme Warze kann man einfach mit <strong>der</strong> elektrischen<br />
Schlinge eliminieren. Bei Dornwarzen an <strong>der</strong> Fußsohle ist<br />
die Prozedur <strong>der</strong> Warzenentfernung etwas aufwendiger,<br />
wenn man die Warze nicht gleich vereisen o<strong>der</strong> lasern will.<br />
Sie werden beispielsweise mit einem salicylsäurehaltigem<br />
Pflaster und Lack behandelt. Die Therapie dauert mehrere<br />
Wochen und erfor<strong>der</strong>t die Mitarbeit des Patienten. Die
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Hornschicht <strong>der</strong> Dornwarze wird für drei Tage mit einem<br />
salicylsäurehaltigem Pflaster aufgeweicht. Nach dem Duschen<br />
soll <strong>der</strong> Patient dann die aufgeweichte Haut abschneiden.<br />
An den restlichen Tagen <strong>der</strong> Woche wird ein<br />
salicylsäurehaltiger Lack morgens und abends auf die<br />
Warzen gepinselt. Warzen können auch mittels Laser o<strong>der</strong><br />
Vereisung entfernt werden. Diese Prozedur kann zur Narbenbildung<br />
führen, die beispielsweise an <strong>der</strong> Fußsohle,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei Sportlern, nicht erwünscht ist.<br />
Wie kommt es, dass die Hausmittel aus dem Internet trotzdem<br />
manchmal funktionieren?<br />
In <strong>der</strong> Regel sind das keine Patienten, die mit einer Aussaat<br />
von Warzen zu kämpfen haben. Eine einzelne Warze<br />
könnte auch von ganz alleine abheilen, ohne irgendeine<br />
Therapie. Aber ich würde das nicht abwarten, denn da die<br />
Erkrankung viral bedingt ist, ist es meist nur eine Frage<br />
<strong>der</strong> Zeit, bis sich die Viruswarzen vermehren.<br />
Gibt es auch wirkungsvolle Hausmittel?<br />
Da ist mir keines bekannt. Wichtig sind allgemeine Prinzipien<br />
wie Rauchverbot (bei Warzen an Händen und Fü-<br />
ßen), Sanierung von Milieufaktoren und das Aussetzen<br />
<strong>der</strong> gemeinsamen Familienbadewanne (z.B. bei Mollusca<br />
contagiosa).<br />
Muss ich mit Warzen zum Arzt o<strong>der</strong> reicht es, zur Apotheke<br />
zu gehen?<br />
Zu allererst muss geklärt werden, um was für eine Warze<br />
es sich handelt und das kann <strong>der</strong> Dermatologe einfach am<br />
Besten. Mittlerweile gibt es zwar die Möglichkeit Warzen<br />
auch mit rezeptfreien Präparaten aus <strong>der</strong> Apotheke zu<br />
Hause zu vereisen. In <strong>der</strong> Regel trauen sich die Patienten<br />
aber doch nicht, so beherzt vorzugehen wie <strong>der</strong> Dermatologe.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei multiplem Befall ist dringend anzuraten,<br />
den Spezialisten aufzusuchen, denn es stellt sich<br />
natürlich die Frage warum <strong>der</strong> Patient so viele Warzen hat.<br />
Oftmals kann bei multiplem Befall auch keine konservative<br />
Therapie angewendet werden und es müssen schärfere<br />
Mittel eingesetzt werden: ein klarer Fall für den Dermatologen.<br />
Die Top 10 Hausmittel gegen Warzen:<br />
1. mit Klebeband o<strong>der</strong> unsichtbarem Nagellack<br />
ersticken<br />
2. Urin o<strong>der</strong> eine Nacktschnecke darüber laufen<br />
lassen<br />
3. die Warze mit Knoblauch abreiben, <strong>der</strong> Geruch<br />
soll die Warze vertreiben<br />
4. Spülmittel wegen <strong>der</strong> „antibiotischen“ Wirkung<br />
(sehr sinnvoll beim Papillomavirus, die<br />
Red.)<br />
5. bei Vollmond Sprüche aufsagen, eine<br />
Schnecke und das Schlachten einer Ziege<br />
verstärkt die Wirkung<br />
6. Bananenschalen, Zitronensaft, reife rote<br />
Ananaserdbeeren (also ruhig mal mit dem<br />
Obstsalat kleckern, die Red.)<br />
7. Tafelkreide, Tipp kam von einem Lehrer<br />
8. Essig, Zwiebel, Salz, Tipp kam vermutlich<br />
von einem Koch<br />
9. Froschschleim und das Weiße <strong>der</strong> Pusteblume<br />
10. wenn alles nichts hilft: Lötkolben<br />
Quelle: diverse Internetforen<br />
73
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
„Als Mutter erlebe ich, wie schnell meine Tochter groß<br />
wird und schon bald ihr eigenes Leben führt.“ Die Kamera<br />
zoomt vom Gesicht <strong>der</strong> Modedesignerin Jette Joop auf<br />
ihre Hände. Vertrauensvoll ruht dort die Kin<strong>der</strong>hand in <strong>der</strong><br />
ihrer Mutter. „Ich will nicht, dass Gebärmutterhalskrebs<br />
dieses Leben in Gefahr bringt.“<br />
Wird er nicht! Denn: „Eine Schutzimpfung gegen Krebs?<br />
Ja, die gibt es wirklich.“ sagt die freche, junge Frauenstimme<br />
aus <strong>der</strong> Knet-Animation <strong>der</strong> Deutschen Krebshilfe, auf<br />
www.mädchen-checken-das.de .<br />
Gute Mütter, wie Frau Joop in dem Spot des Deutschen<br />
Grünen Kreuzes, müssen mit ihren Töchtern also bloß<br />
noch zum Gynäkologen ihres Vertrauens gehen, eine kleiner<br />
Piks, und das war´s. Tut auch gar nicht weh. Zumindest<br />
<strong>der</strong> Gebärmutterhalskrebs wird dem jungen Leben<br />
nun keine Probleme mehr bereiten. O<strong>der</strong>?<br />
Die Rede ist von <strong>der</strong> Impfung gegen die humanen Papillo-<br />
ma Viren 16 und 18, welche in 70% <strong>der</strong> Fälle von Gebärmutterhalskrebs<br />
nachgewiesen wurden. Kurz: die HPV-<br />
Impfung.<br />
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem<br />
Krebsimpfstoff in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Klang ein solch vielversprechen<strong>der</strong><br />
Ansatz gegen Krebs, dem Erzfeind des<br />
mo<strong>der</strong>nen Menschen, nicht jäh noch nach medizinischer<br />
Zukunftsmusik? Und so mischten sich, wie das immer so<br />
74<br />
Humane<br />
Papillomaviren<br />
Streit um die Impfung<br />
ist, wenn etwas toll, neu und erfolgreich ist, unter die Lobpreisungen<br />
und Jubelgesänge nach und nach auch die<br />
Kritiker und Skeptiker.<br />
Berichtet wurde da zum Beispiel über ominöse Todesfäl-<br />
le junger Mädchen im zeitlichen Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Impfstoffgabe. Es kam Kritik am Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
eines flächendeckenden Impfprogramms auf. Und zuletzt<br />
for<strong>der</strong>ten 13 namhafte Wissenschaftler Ende November<br />
2008 sogar eine „Neubewertung <strong>der</strong> HPV-Impfung und ein<br />
Ende <strong>der</strong> irreführenden Informationen“. Jede Menge Stoff<br />
für Verwirrung also.<br />
Was hat es nun auf sich mit <strong>der</strong> Impfung? Was wissen wir<br />
und was wissen wir vielleicht auch nicht? Und vor allem<br />
natürlich hält die Werbung, was sie verspricht?<br />
Zur Zeit gibt es in Deutschland zwei zugelassene Impfstoffe:<br />
Gardasil und Cervarix. Beide enthalten sogenannte<br />
Virus-like Particles (VLP) <strong>der</strong> HPV Typen 16 und 18.<br />
Gardasil schützt zusätzlich vor den Virus Typen 6 und 11,<br />
welche für 90% <strong>der</strong> Genitalwarzen verantwortlich gemacht<br />
werden. Als antigene Bestandteile <strong>der</strong> VLPs dienen Kapsid-Proteine<br />
<strong>der</strong> Viren, welche vom Immunsystem erkannt<br />
werden und die Antikörperproduktion anregen. Wichtig für<br />
den erhofften Schutz vor <strong>der</strong> Krebsentstehung sind nur<br />
die, auch als High Risk Typen bezeichneten, Viren 16 und
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
18. Den Zusammenhang zwischen einer Infektion mit diesen<br />
Viren und <strong>der</strong> Entstehung des Zervix-Karzinoms erforschte<br />
Harald zur Hausen, wofür er 2008 den Nobelpreis<br />
für Physiologie und Medizin erhielt.<br />
Bereits im März 2007, nicht wie zum sonst üblichen Termin<br />
im Juli jeden Jahres, brachte die Ständige Impfkommission<br />
(STIKO) des Robert Koch Instituts (RKI) die Empfehlung<br />
<strong>der</strong> HPV-Impfung für Mädchen im Alter von 12-<br />
17 Jahren heraus. Zu Recht merken die oben genannten<br />
Wissenschaftler kritisch an, dass die Ergebnisse <strong>der</strong> zwei<br />
wichtigsten Studien FUTURE I und FUTURE II zu Gardasil<br />
zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Empfehlungsausschreibung noch gar<br />
nicht vorlagen. Erst zwei Monate später wurden sie im<br />
New England Journal of Medicine publiziert.<br />
Beide Studien sind plazebokontrolliert und randomisiert<br />
und untersuchen die Auswirkung <strong>der</strong> Impfung auf Krebsvorstufen,<br />
die sogenannten cervikalen intraepithelialen<br />
Neoplasien (CIN). Wertet man die Ergebnisse nur nach<br />
Frauen aus, die zum Impfzeitpunkt nicht mit HPV infiziert<br />
waren, sich während <strong>der</strong> Impfperiode auch nicht infizierten<br />
und die drei nötigen Impfungen erhalten haben,<br />
ergibt sich in FUTURE II die beeindruckende Zahl von<br />
98% verhin<strong>der</strong>ter HPV-assoziierter Neoplasien. Da die<br />
idealen Studienbedingungen lei<strong>der</strong> selten mit <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />
übereinstimmen muss vergleichend eine Intention to<br />
treat Analyse, die alle randomisierten Probandinnen und<br />
auch nicht HPV-assoziierte Epithelverän<strong>der</strong>ungen mit<br />
einschliesst, angeschaut werden. Hier war das Auftreten<br />
<strong>der</strong> Neoplasien bei den geimpften Frauen in FUTURE I<br />
nur um 7,8% und in FUTURE II um 17% geringer, als in<br />
<strong>der</strong> nicht geimpften Plazebogruppe. Die große Diskrepanz<br />
zwischen den Werten wird darauf zurückgeführt, dass die<br />
Impfung vor allem bei nicht infizierten Mädchen einen Nutzen<br />
bringt. Denn dies gehörte ja zu den Bedingungen in<br />
<strong>der</strong> ersten Analysegruppe, in welcher die 98%ige Reduktion<br />
von Krebsvorstufen erzielt wurde. Da die humanen Papilloma<br />
Viren sexuell übertragen werden, sollten also nur<br />
Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr Zielgruppe<br />
<strong>der</strong> Impfung sein.<br />
Immer wie<strong>der</strong> tauchen aufgrund dieser Daten Berichte auf,<br />
die HPV-Impfung könne 70% o<strong>der</strong> sogar 98%, <strong>der</strong> Gebärmutterhalskrebsfälle<br />
verhin<strong>der</strong>n. Diese Zahlen sind durch<br />
die Studienergebnisse jedoch lei<strong>der</strong> so nicht belegt. Und<br />
auch wenn die Ergebnisse in Bezug auf die tatsächliche<br />
Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zervix-Karzinom Inzidenz vielversprechend<br />
aussehen, darf man streng genommen nur von einem belegten<br />
Effekt auf die Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorstufen sprechen.<br />
Studien, die wirklich Aussagen über die Verhin<strong>der</strong>ung von<br />
Zervix-Karzinomen machen könnten, also solche mit definiertem<br />
Endpunkt Zervix-Karzinom, wären mit enormem<br />
technischen und zeitlichen Aufwand verbunden. So dauerte<br />
es Jahrzehnte bis Ergebnisse für eine Ausgangsstudienpopulation<br />
von jungen noch nicht infizierten Mädchen<br />
vorliegen könnten. Zusätzlich dürfte neben <strong>der</strong> Finanzierung<br />
bei so einer langen Studie vor allem das Loss to follow-up<br />
ein Problem darstellen.<br />
Weiterhin wichtig zu wissen ist, dass die jährliche Vorsorgeuntersuchung<br />
durch den zytologischen Abstrich, mit <strong>der</strong><br />
Impfung keineswegs entfällt. Kritiker befürchten, dass die<br />
Impfung hier eine falsche Sicherheit schafft und die wichtige<br />
Untersuchung nicht mehr genutzt wird. So sind es nicht<br />
ausschließlich die im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen 16<br />
und 18, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Eine<br />
Tatsache, die eine weitere Vorsorge notwendig macht und<br />
in Presse und Werbung gerne vergessen wird.<br />
Die plötzlichen Todesfälle einer 17-Jährigen Deutschen,<br />
einen Tag nach <strong>der</strong> 2.Impfung und einer 19-Jährigen Österreicherin,<br />
drei Wochen nach <strong>der</strong> 1. Impfung, sorgten für<br />
große Aufregung. Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt dazu<br />
auf seiner Internetseite, dass sich keine „ Anhaltspunkte<br />
für einen ursächlichen Zusammenhang des Todes mit <strong>der</strong><br />
vorausgegangenen Impfung fanden“. Auch nach <strong>der</strong> Obduktion<br />
und zahlreichen weiteren Untersuchungen bleibt<br />
die Todesursache jedoch unklar. „Ein Zusammenhang mit<br />
<strong>der</strong> HPV-Impfung kann also we<strong>der</strong> nachgewiesen noch<br />
ausgeschlossen werden“ folgert das Arznei-Telegramm in<br />
einer Meldung vom 6.2.2008.<br />
Desweiteren berichtet das Deutsche Ärzteblatt im Oktober<br />
2008 über das Auftreten von Armplexusneuritis nach Gabe<br />
von Gardasil. Ein Zusammenhang wird von <strong>der</strong> Arzneimittelkommission<br />
als „möglich“ eingestuft.<br />
Ein an<strong>der</strong>er berechtigter Kritikpunkt ist <strong>der</strong> hohe Preis <strong>der</strong><br />
Impfung. In Deutschland kostet eine, <strong>der</strong> drei notwendigen<br />
Impfdosen knapp 160 Euro. Kein Wun<strong>der</strong>, dass Gardasil<br />
75
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
ein Jahr nach seiner Einführung 2007 das umsatzstärkste<br />
Arzneimittel war. Zusätzlich bildet die STIKO-Empfehlung<br />
geradezu eine Umsatzgarantie.<br />
Eine Kosten-Nutzen-Analysen aus Österreich ergab unter<br />
<strong>der</strong> Annahme: 65% Durchimpfungsrate, eine Auffrischung,<br />
Wirksamkeit <strong>der</strong> Impfung gegenüber persistierenden<br />
Infektionen 90% bei zwölfjährigen Mädchen, bei<br />
beibehaltener Vorsorgeuntersuchung eine Reduktion <strong>der</strong><br />
Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs bis zum Jahr<br />
2060 durchschnittlich um 9%. Diese Daten sind zwar nicht<br />
eins zu eins auf Deutschland zu übertragen, gelten aber<br />
sicherlich in <strong>der</strong> Tendenz. Am Ende sprachen die Autoren<br />
keine generelle Empfehlung aus, da die bisher unbekannte<br />
Schutzdauer <strong>der</strong> Impfung erheblichen Einfluss auf die<br />
Berechnungen hat. Eine Aufnahme <strong>der</strong> HPV-Impfung in<br />
das kostenlose österreichische Impfprogramm blieb, mit<br />
Verweis auf die Analyse, aus.<br />
Die immer wie<strong>der</strong> gestellten Fragen nach <strong>der</strong> Langzeitwir-<br />
kung und auch ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß die<br />
76<br />
Impfung das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs wirklich<br />
verhin<strong>der</strong>n kann, werden wohl noch lange offen bleiben.<br />
Trotzdem scheint das Problem <strong>der</strong> HPV-Impfung weniger<br />
an einer mangelnden Wirkung zu liegen, denn die wurde<br />
zumindest für Nicht-Infizierte in Bezug auf die Verhin<strong>der</strong>ung<br />
von Krebsvorstufen belegt. Vielmehr leidet das<br />
Image <strong>der</strong> Impfung unter unberechtigt optimistischer Berichterstattung<br />
und einer Werbekampagne, die besorgt,<br />
verunsichert und ein schlechtes Gewissen macht. All das<br />
zieht selbstverständlich Kritiker auf den Plan, die berechtigt<br />
for<strong>der</strong>n bei den belegten Tatsachen zu bleiben und die<br />
Studienergebnisse adäquat zu berücksichtigen.<br />
Abschließend stellt sich noch die Frage: Soll ich mich o<strong>der</strong><br />
meine Tochter nun impfen lassen? Die Entscheidung muss<br />
wohl weiterhin je<strong>der</strong> selber treffen.<br />
Aber bitte nur richtig informiert!<br />
Johanna Schauerte
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Erfahrung<br />
Studenten unterwegs<br />
77
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Erfahrungsbericht aus einem thailändischen<br />
Krankenhaus<br />
Wie kommt man auf die Idee, ein Praktikum in<br />
Thailand zu machen?!<br />
Ich wollte eh mit dem Rucksack durch Südostasien reisen.<br />
Daher kam die Idee auf, Land und vor allem Leute mal<br />
nicht nur als Tourist kennenzulernen, son<strong>der</strong>n mit ihnen<br />
zu arbeiten, zu wohnen und zu leben. Auf Grund meiner<br />
vorherigen medizinischen Ausbildung und dem Studium<br />
bat es sich an, ein Praktikum in einem Krankenhaus zu<br />
machen.<br />
Organisatorische Hürden und Kontaktaufnahme<br />
Das größte Problem war einen Praktikumsplatz zu finden.<br />
Denn diesen musste man noch vor <strong>der</strong> Ausreise aus<br />
Deutschland nachweisen, um ein „Work-und Study-Visa“<br />
zu bekommen. Also habe ich ein Bewerbungsschreiben<br />
aufgesetzt und fast alle Krankenhäuser angeschrieben,<br />
die mit einer englischsprachigen Homepage im Internet<br />
vertreten waren. Allerdings waren dass dann auch immer<br />
78<br />
die Kliniken, die viel Geld hatten und es auf Privatpatienten<br />
aus dem Ausland abgesehen hatten. Wie man sich<br />
denken kann hatten diese Kliniken ein verschwindend<br />
geringes Interesse an Studenten. Die Adressen staatlicher<br />
Häuser waren kaum (und wenn nur in thailändischen<br />
Schriftzeichen) zu finden. In letzter Minute konnte ich dann<br />
aber doch noch einen Kontakt herstellen, bekam ein Bestätigungsschreiben<br />
und mit diesem in <strong>der</strong> Hamburger<br />
Botschaft am Tag vor dem Abflug mein lang ersehntes Visum.<br />
Der Alltag im Djungel-Hospital<br />
Da das Praktikum in <strong>der</strong> Mitte meiner Reise lag hatte ich<br />
schon ein paar Wochen asiatische Luft geschnuppert und<br />
war ein wenig mit <strong>der</strong> Kultur und den Sitten in Berührung<br />
gekommen. In den nächsten vier Wochen sollte ich aber<br />
noch mal eine ganz an<strong>der</strong>e Welt kennenlernen.<br />
Mit dem Bus fuhr ich von Bangkok ca. 3 Stunden und noch
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
mal eine weitere Stunde auf dem Rücksitz eines Mopeds,<br />
bis ich eine kleine Stadt inmitten des Djungel erreichte.<br />
Das Krankenhaus war noch mal eine Stadt an sich, denn<br />
die Menschen die hier arbeiteten lebten auch hier. Sowohl<br />
Pflegekräfte als auch Ärzte studieren in Thailand an<br />
staatlichen Universitäten (auch sie zahlen ca. 500 USD<br />
Studiengebühren pro Semester!). Allerdings sind sie nach<br />
ihrer Ausbildung dazu verpflichtet dort zu arbeiten, wo <strong>der</strong><br />
Staat sie benötigt (zwischen 3 und 5 Jahren). In dieser Zeit<br />
leben sie (zum Teil mit ihrer engsten Familie zusammen,<br />
zum Teil tausend Kilometer von ihnen getrennt) in diesem<br />
Krankenhaus. Ihr Jahresurlaub beläuft sich auf 10 Tage!<br />
Ich wurde von dieser Gemeinschaft sehr freundlich empfangen<br />
und aufgenommen und teilte vom ersten Tag an<br />
mit den ca. 100 Angestellten den Tagesablauf. Um 6:30<br />
Uhr stand Frühsport (Aerobic) für die ganze Belegschaft<br />
auf dem Programm. Nach einem kurzen Frühstück begann<br />
um 8 Uhr die Arbeit, die bis 16 Uhr andauerte. Anschließend<br />
spielten wir meist im Gymnastikraum Tischtennis<br />
o<strong>der</strong> gingen auf dem Markt etwas essen. Wenn die<br />
Hitze des Tages abnahm traf man sich noch einmal zum<br />
Boccia-Spielen bei den Gärtnern.<br />
Die einzige Herausfor<strong>der</strong>ung war das Essen. Thailän<strong>der</strong><br />
lieben es scharf! Zum Frühstück gab es in <strong>der</strong> Krankenhauskantine<br />
eine heiße, scharfe Suppe. Mittags aßen wir<br />
in <strong>der</strong> Notaufnahme von den Schwestern selbst bereitete<br />
Kleinigkeiten und Abends konnte man an den Marktständen<br />
in <strong>der</strong> Stadt sämtliche Arten von gegrillten Tieren (von<br />
Huhn bis Heuschrecke) bekommen. Nachdem ich in den<br />
ersten vier Tagen mein Gewicht bereits deutlich reduziert<br />
hatte, bekam ich ab dann so wohl im Krankenhaus als<br />
auch auf dem Markt mit einem Lächeln immer eine extra<br />
Portion ohne Gewürze gereicht.<br />
Gute Medizin auch ohne teure Geräte<br />
Das Einzugsgebiet des Krankenhauses geht etwas über<br />
die Stadtgrenzen von Hannover hinaus, allerdings leben<br />
in diesem Gebiet wesentlich weniger Menschen. Dafür ist<br />
die Klinik aber auch fast für die gesamte medizinische Versorgung<br />
zuständig, denn nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte gibt es in<br />
dieser ländlichen Region so gut wie gar nicht. Wer medizinische<br />
Hilfe benötigt und sich keine Privatkonsultation<br />
leisten kann kommt zu <strong>der</strong> Klinik. Die meisten Menschen<br />
zu Fuß, Hochschwangere auf dem Rücksitz eines Motorrades<br />
und Schwerverletzte auf <strong>der</strong> Ladefläche eines Pickup.<br />
Der Fahrer/Sanitäter einer solchen Pickup-Ambulance<br />
hat übrigens keinerlei medizinische Ausbildung, son<strong>der</strong>n<br />
nur die Qualifikation sämtliche Erkrankten schnell und laut<br />
in die Klinik fahren zu können.<br />
Dementsprechend Abwechslungsreich ist daher aber auch<br />
das Patientenklientel: an erster Stelle stehen chirurgische<br />
Patienten, die bei rasanten Moped-Unfällen verunglückt<br />
79
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
80
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
sind, in Messerstechereien verwickelt waren o<strong>der</strong> wie so<br />
häufig auf Grund mangeln<strong>der</strong> Hygiene einen Abszess entwickelt<br />
haben. Neben den aus deutschen Notaufnahmen<br />
bekannten internistischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n galt es aber<br />
auch Impfungen aufzufrischen, die U-Untersuchungen<br />
bei Kin<strong>der</strong>n abzuwickeln o<strong>der</strong> einen vom Blitz getöteten<br />
Mann zu obduzieren.<br />
Da es im ganzen Krankenhaus nur drei Ärzte gab, wurden<br />
sehr viele Aufgaben von den sehr gut ausgebildeten<br />
Pflegekräften übernommen. Zwei Ärzte hatte immer<br />
Dienst im Outpatient Department, wo am Tag ca. 250 Patienten<br />
gesehen wurden. Nur für sehr invasive Diagnostik,<br />
lebensbedrohlichen Erkrankungen o<strong>der</strong> Operationen<br />
haben sie ihren Arbeitsplatz für wenige Minuten in den<br />
emergency room o<strong>der</strong> den operation room verlegt.<br />
Wie gesagt ist die medizinische Ausbildung (nach dem<br />
amerikanischen System) bei Ärzten und Pflege sehr gut,<br />
allerdings mangelt es oft an Material. So werden z.B. sterile<br />
Handschuhe nach <strong>der</strong> OP gewaschen, neu sterilisiert<br />
und etliche Male wie<strong>der</strong>verwendet. Auch ein Beatmungsgerät<br />
sucht man im ganzen Krankenhaus vergeblich, so<br />
dass bei Intubationsnarkosen die Anästhesieschwester<br />
während <strong>der</strong> OP fleißig den Beatmungsbeutel bedienen<br />
muss.<br />
Meine Tätigkeiten im Krankenhaus<br />
Ich konnte mir meine Arbeit mehr o<strong>der</strong> weniger selbst<br />
aussuchen und habe mir in den vier Wochen alle Bereiche<br />
einmal angeschaut: Im labor room konnte ich z.B. bei<br />
zwei Saugglockengeburten helfen, im OP bei diversen<br />
Operationen assistieren und zum Teil auch kleinere OPs<br />
unter Aufsicht selbst durchführen, Einblicke in die traditionelle<br />
Thai-Medizin gewinnen und auch das Stationsleben<br />
beobachten. Dieses gestaltetes sich jedoch als schwierig,<br />
da ich zu Beginn des Praktikums kein Wort Thai sprechen<br />
konnte. In <strong>der</strong> dritten Woche konnte ich Gesprächen aber<br />
schon halbwegs folgen und das wichtigste auch mitteilen.<br />
Aus diesem Grund war ich aber die meiste Zeit in <strong>der</strong><br />
Notaufnahme, da die dortige Head-Nurse etwas Englisch<br />
sprechen konnte und auch die beiden Englisch sprechenden<br />
Ärzte nicht weit waren. Unter Anleitung <strong>der</strong> Schwestern<br />
habe ich hier viel genäht, Abszesse gespalten (alles<br />
pflegerische Aufgaben in Thailand) und Patienten untersucht.<br />
Einmal in <strong>der</strong> Woche war auch eine Radiologin aus<br />
Bangkok im Haus, die sich immer sehr gefreut hat mal<br />
wie<strong>der</strong> Englisch zu sprechen und mir sehr viel zur Röntgen-<br />
und Ultraschalldiagnostik erklärt hat.<br />
Rettet Bangkok!<br />
Der Krankenhausdirektor stellte für mich einen Kontakt<br />
zum Rettungsdienst in Bangkok her, so dass ich an zwei<br />
Wochenenden die Möglichkeit hatte in <strong>der</strong> 6,5 Millionen<br />
Metropole auf einer Ambulance mitzufahren. Der Rettungsdienst<br />
befindet sich in Thailand gerade noch im<br />
Aufbau. Nach wie vor fahren zu Notfällen immer noch<br />
die Volunteers mit ihren Pickups und Motorrä<strong>der</strong>n. Zu<br />
schlimmeren Fällen wird nun zusätzlich eine Ambulance<br />
hinzugezogen, welche mit Sanitätern und einer Krankenschwester<br />
aus <strong>der</strong> Notaufnahme besetzt ist. Diese EMTS<br />
sind nach einem Deutsch-Amerikanischen System ausgebildet,<br />
welches sich <strong>der</strong> Krankenhausdirektor in New<br />
York und Hamburg abgeschaut hat. Ein Arzt fährt nur<br />
unregelmäßig mit. Ansonsten hat die Schwester aus <strong>der</strong><br />
Notaufnahme die Verantwortung.<br />
Das spannendste an den Einsätzen war die Anfahrt. Auf<br />
den zum Teil achtspurigen Straßen fahren meist 12 Autoreihen<br />
nebeneinan<strong>der</strong>. Wenn sich dann die Kolonne<br />
aus Ambulance, Pickups und Polizei ihren Weg durch<br />
den Gegenverkehr bahnen musste war dieses mit einer<br />
Höchstleistung des Fahrers, viel Sirenengeheul und einer<br />
guten Portion Angstschweiß bei mir verbunden. Auf<br />
diese Weise lernte ich aber auch noch einmal die Stadt,<br />
das Leben und die Armut in ihr von einer ganz an<strong>der</strong>en<br />
Seite kennen!<br />
Resümee<br />
Abschließend kann man sagen dass mir diese vier Wochen<br />
eine Menge neuer Erfahrungen, Eindrücke und<br />
Freunde vermittelt haben. Allerdings war <strong>der</strong> medizinische<br />
Lerneffekt auf Grund <strong>der</strong> Sprachbarriere eher gering<br />
– aber darum sollte es ja vorrangig gar nicht gehen.<br />
Buddy Reichert<br />
81
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Die Sonne knallt aufs Dach, das Bier in <strong>der</strong> rechten Hand<br />
schmeckt: jetzt fehlt nur noch <strong>der</strong> richtige Soundtrack zu<br />
einem gelungenen Sommer im Freien. Und die Songs<br />
dazu findet man vor <strong>der</strong> Haustür: Wer keine Lust o<strong>der</strong><br />
Geld für Rock am Ring (weit weg) o<strong>der</strong> das Hurricane (da<br />
regnet‘s eh jedes Jahr) hat, bekommt auch in Hannover<br />
einige Open-Air-Festival-Perlen geboten. Der kleine, unvollständige<br />
Überblick verrät, wann wer wo in Hannover<br />
spielt und wie man Coldplay live für umsonst hören kann.<br />
6. – 17. Mai, „Masala-Weltbeat-Festival“:<br />
Ob türkische Bellydancing Breakbeats, westafrikanisches<br />
Stegharfenspiel o<strong>der</strong> russischer Jazz, beim Masala-Festival<br />
gibt es wie<strong>der</strong> erstklassige Musik aus aller Welt an<br />
verschiedenen Orten in <strong>der</strong> City. Die genauen Locations<br />
findet ihr unter www.masala-festival.de<br />
21. Mai: „enercity Swinging Hannover“:<br />
An Himmelfahrt o<strong>der</strong> „an Vatertag“, wie dem Alkohol zugeneigte<br />
Jungmänner ohne Kind zu sagen pflegen, gibt<br />
es ab 11h wie<strong>der</strong> erstklassigen Jazz für Junge vor dem<br />
Neuen Rathaus (www.enercity-swinginghannover.de).<br />
Wer Jazz mag, dem seien zudem <strong>der</strong> Auftritt von Julia-<br />
82<br />
no Rossi, Hannovers bester Swingstimme, am 15. Mai im<br />
Enercity Expo Café sowie ein Besuch <strong>der</strong> Hildesheimer<br />
Jazztime an Pfingsten ans Herz gelegt (halbe Stunde von<br />
Hannover entfernt, kommt man mit dem Semesterticket<br />
hin, <strong>der</strong> Eintritt ist frei)<br />
5. – 7. Juni, „NDR Plaza Festival“:<br />
Für 18 Euro plus Gebühren pro Tag gibt es ein buntes Programm<br />
auf <strong>der</strong> Expo Plaza: Freitag spielen Peter Maffay,<br />
Reamonn und Sascha, Samstags stehen Peter Fox, das<br />
Farin Urlaub Racing Team, Thomas D und Stefanie Heinzmann<br />
auf <strong>der</strong> Bühne, Sonntag gibt’s die volle Après Ski-/<br />
Mallorca-Dröhnung mit DJ Ötzi, Michael Wendler, Brunner<br />
& Brunner und weiteren niveaufreien Künstlern. Mehr Infos:<br />
www.ndr2.de<br />
21. Juni, „Fête de la Musique“:<br />
Festivals<br />
Heiße Musik unter freiem Himmel – Der Festival-Sommer in Hannover<br />
Faehrmann<br />
Pünktlich zum Sommerbeginn erfüllen internationale Klänge<br />
von Turkpop bis Boogie Woogie die Innenstadt, Infos<br />
zu den Künstlern, Bühnen und Zeiten findet man unter:<br />
www.fetedelamusique-hannover.de
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
31. Juli – 2. August, „Fährmannsfestival“:<br />
das traditionsreiche, alternative Open-Air-Festival geht<br />
in die 26. Auflage, 266 Bands darunter Schandmaul, Ten<br />
Years After und Boppin‘ B rocken auf beiden Seiten <strong>der</strong><br />
Ihme, Höhe Faustgelände/ Strandleben. Das Wochenendticket<br />
kostet knapp 10 Euro, Infos gibt es unter www.<br />
faehrmannsfest.de<br />
21./22. August, „BootBooHook“:<br />
Nicht in die 26., aber immerhin in die zweite Runde geht<br />
das BootBooHook-Festival auf dem Faustgelände. Diesmal<br />
dabei: Kettcar, Tocotronic, Fehlfarben etc. Wer bis<br />
zum 23. Mai Karten kauft, zahlt nur 20 Euro. Mehr Infos<br />
unter www.faustev.de und im Extra-Text.<br />
Auch immer einen Besuch wert: Das 1. Mai-Festival im<br />
Musiktheater Bad, das Bei-Chez-Heinz-Open-Air (hier lagen<br />
bis zum Redaktionsschluss noch keine Infos vor) und<br />
die vielen Gratis-Live-Konzerte im Rahmen des Maschseefests<br />
(29. Juli – 16. August.) Viel Spaß wünscht<br />
Ole Tempelhof<br />
Geheimtipp 1: Am 25. August spielt Coldplay im Nie<strong>der</strong>sachsenstadion<br />
(in Werbesprech auch AWD-Arena genannt).<br />
Wer Geld hat, kann Karten kaufen. Wer kein Geld<br />
ausgeben, aber trotzdem Coldplay hören will, <strong>der</strong> sollte<br />
sich eine Picknickdecke, ein zwei drei Bier und viele gute<br />
Freunde einpacken und dann nichts wie ab auf die Rasenflächen<br />
hinterm Stadion und die Musik von draußen<br />
genießen.<br />
Geheimtipp 2: Es regnet, aber Du hast trotzdem Lust<br />
auf Live-Musik? Nicht nur bei Regenwetter ist Franz Wittenbrinks<br />
Lieberabend „Und tschüss!“ (noch bis Juni im<br />
Schauspielhaus) immer einen Besuch wert. Einen Besuch<br />
wert ist untertrieben. Die Wittenbrinkschen Lie<strong>der</strong>abende<br />
sind das Beste, was das Hannoversche Schauspiel zu<br />
bieten hat. Zur Story: Ein Flugzeug ist auf einer Südseeinsel<br />
abgestürzt, Crew und Passagiere frönen dem Alkohol<br />
und singen Pophits von Gestern („Monotonie in <strong>der</strong> Südsee“)<br />
bis heute (Jan Delay u.a.). Studentenkarten gibt es<br />
für 7,50 Euro unter 0511-88881111 o<strong>der</strong> www.schauspielhaus-hannover.de<br />
83<br />
Coldplay im Studio<br />
Kettcar
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Bil<strong>der</strong>rätsel<br />
von Franziska Baier und Tina Blei<br />
3<br />
84<br />
6<br />
8<br />
4<br />
5<br />
-<br />
Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Gewinne Zoogutscheine! Diesmal müsst ihr Begriffe aus dem<br />
Themenbereich Medizin erraten. Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 01.07.09, schickt uns einfach das<br />
Lösungswort bis dahin an presse@mhh-asta.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
2<br />
7<br />
1
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Zitronengrassuppe<br />
4 TL getrocknetes Zitronengras<br />
o<strong>der</strong><br />
1 Stängel frisches Zitronengras<br />
400ml Kokosmilch<br />
500ml Wasser<br />
3TL Gemüsebrühe<br />
500g Hähnchenbrustfilet<br />
Ca. 4 Kartoffeln<br />
Ca. 2 Möhren<br />
1 Zwiebel<br />
Chilipaste (Sambal Oelek)<br />
Einige Tropfen Zitronensaft<br />
85<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die Kokosmilch und das Zitronengras in einem Topf<br />
zum Kochen bringen und 5min ziehen lassen. Anschließend<br />
das Zitronengras mithilfe eines Siebes<br />
abfiltern.<br />
Das Wasser und die Gemüsebrühe nun dazuge-<br />
ben. Kartoffeln, Hähnchenbrustfilet, Möhren und<br />
die Zwiebel klein schneiden und zur Suppe geben,<br />
ca. 15-20min bei mäßiger Hitze garen lassen bis<br />
schließlich auch die Kartoffeln durch sind.<br />
Zum Schluss mit Chilipaste, Zitronensaft und Salz<br />
abschmecken.<br />
Franziska Baier
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
So ertappte ich mich kürzlich selbst dabei, hinter einem<br />
Kaffeekränzchen-willigen Grüppchen älterer Damen fest-<br />
steckend, mich einer gewissen Entnervtheit nicht entledi-<br />
gen zu können. Der Laden war wohl eher zweite Wahl des<br />
Damengrüppchens gewesen, das vermutlich im Kaffee-<br />
kränzchen-freundlicherem Lokal gegenüber schlichtweg<br />
keinen Platz mehr hatte ergattern können. Das Konzept<br />
dieses neuartigeren Kaffeehauses zu verstehen, ist nie-<br />
mandem in die Wiege gelegt worden – eine Tatsache, die<br />
<strong>der</strong> Großteil in <strong>der</strong> immer länger werdenden Schlange hin-<br />
ter dem Trüppchen jedoch vergessen zu haben schien.<br />
Darauf jedenfalls ließ das erstarkende Gemurre und Ge-<br />
zeter <strong>der</strong> Koffeinwütigen schließen: „Gehen die da vorn<br />
endlich mal weiter?“<br />
Sie gingen nicht, denn niemand hatte ihnen erklärt, dass<br />
<strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Bestellung identisch mit <strong>der</strong> Zahlungsstelle im<br />
hinteren Teil des Ladens ist. Ihrer Logik nach – die für den<br />
verständnisvolleren Beobachter nicht ganz von <strong>der</strong> Hand<br />
zu weisen ist – war es sinnvoller, sich vorfreudig schwad-<br />
ronierend vor ein hinter einer Glasscheibe präsentiertes<br />
Kuchengedeck zu positionieren und auf den wohl hoffent-<br />
lich bald herbeieilenden Kellnerknaben im Sakko zu war-<br />
ten.<br />
Der Kellnerknabe jedoch tauchte nicht auf, die Länge <strong>der</strong><br />
86<br />
Schlange und das Gemurre vergrößerten sich dafür stetig.<br />
Bald schon wurde mir deutlich, dass mir, als unmittelbar<br />
hinter den Damen Stehende, die Aufgabe oblag, sie über<br />
das Konzept aufzuklären. Also lehnte ich mich zu einer <strong>der</strong><br />
Damen nach vorn und fragte höfl ich nach ihrem weiteren<br />
Vorgehen, da sie – wie ich betonte – sich zunächst den<br />
Kuchen auszusuchen und anschließend die Bestellung<br />
weiter vorne aufzugeben habe. Die Dame schaute mir<br />
entgeistert bis belustigt entgegen und begann anschlie-<br />
ßend mich aufzuklären, dass ich da etwas ganz falsch<br />
verstanden haben müsse, da sie doch den Kuchen noch<br />
nicht einmal bestellt habe! Bevor ich in die Verlegenheit<br />
kam, sie vor dem aufgebrachten Mob hinter mir schützen<br />
zu müssen, eilte endlich ein gestresster Mitarbeiter herbei,<br />
um die Bestellungen entgegen zu nehmen. Das nunmehr<br />
unumgehbare Problem war, wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten,<br />
die Bestellung selbst. Die Damen kramten also eine nach<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, eine umständlicher als die an<strong>der</strong>e, ihre Le-<br />
sebrillen aus ihren Handtaschen, um das Gebäck näher<br />
unter die Lupe zu nehmen.<br />
Der Mitarbeiter hielt geduldig den reichlichen Anfragen<br />
stand.<br />
Stardust<br />
Man muss sich doch immer wie<strong>der</strong> eines gewissen Abstandes und gesun<strong>der</strong> Selbstrefl exion versichern, als<br />
frühzeitig amerikanisierte „ToGo“-Generation mit einem antrainierten Verständnis für die Schnelllebigkeit <strong>der</strong><br />
Businesswelt.<br />
„Was ist denn das da für einer? Der mit <strong>der</strong> Schokolade?“<br />
„Das, “ so erläuterte er, „ist ein Karottenkuchen. Schmeckt
Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
wirklich gut!“<br />
Die Seniorin jedoch konnte diese Bewertung nun ganz und<br />
gar nicht nachvollziehen. „Pfui Deibel, Karottenkuchen?!<br />
Mit Schokolade?“ Angewi<strong>der</strong>t verzog sie ihr Gesicht.<br />
„Und das da?“<br />
„Das da ist, “ er verzog keine Miene, „<strong>der</strong> Chocolate ras-<br />
pberry cream cheesecake.“ In einem einzigen Atemzug<br />
runtergerattert, alle Achtung!<br />
„Der WAS?“<br />
„Also ich, “ unterbrach dankbarerweise eine <strong>der</strong> bisher<br />
schweigsameren Damen, „nehme den mit den Karotten.<br />
Damit hier mal Schluss ist!“ Sie linste verlegen lächelnd in<br />
Richtung <strong>der</strong> Augenrollenden Meute.<br />
„Sehr gern!“ sprach <strong>der</strong> Mitarbeiter und wirkte dabei in sei-<br />
ner stoischen Steifheit doch ein ganz klein wenig wie ein<br />
Sakkotragen<strong>der</strong> Kellnerknabe, „Was darf es denn dazu zu<br />
trinken sein?“<br />
Da brauchte es keiner langen Bedenkzeit, denn in Sachen<br />
Kaffee –so glaubten sie zumindest – kannten sich die Da-<br />
men auch Muttersprachenübergreifend aus.<br />
„Einen Cappuccino nehme ich!“ sprach die Vorreiterin so-<br />
dann im Brustton <strong>der</strong> Überzeugung.<br />
Ich senkte in Erwartung des nun zwangsläufig Folgenden<br />
resigniert mein Haupt. Denn wer kennt sie nicht – die obli-<br />
gatorische ToGo-Frage?<br />
„Tall, Grande o<strong>der</strong> Venti?“<br />
Die tapfere Frau hatte mittlerweile die feindlichen Blicke<br />
ihren betagten Rücken durchbohren gespürt und beugte<br />
sich den fremdartigen Regeln ohne weiteren Wi<strong>der</strong>stand.<br />
„Dann nehme ich, “ so schloss sie die Bestellung, „den<br />
Granti!“<br />
Der stoische Mitarbeiter nickte im stummen Einverneh-<br />
men, lockte die Dame und ihre Freundinnen zur Kasse<br />
und berechnete ihnen jeweils einen „Grande Cappuccino<br />
zum Hiertrinken“, ohne „low-fat“, ohne „decaf“, ohne „lac-<br />
tofree“, ohne Hazlenut-flavour und triple-shot.<br />
Ja, man muss sich regelmäßig <strong>der</strong> demütigen Selbstre-<br />
flexion rückversichern, gerade wenn man fälschlicherwei-<br />
se annimmt, man selbst sei vor ebensolchen Situationen<br />
gefeit… Ob diesen Irrtums wurde ich vor einiger Zeit in<br />
London eines Besseren belehrt, als ich in einer zu <strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> obigen Situation geschil<strong>der</strong>ten äquivalenten Kaffeefili-<br />
ale nichts weiter als einen schlichten „Grande caffé latte“<br />
bestellen wollte.<br />
Ich sprach meine Bestellung - naiv und etwas romanophil<br />
- nach bestem Wissen und Gewissen entsprechend <strong>der</strong><br />
Ausspracheregeln <strong>der</strong> italienischen Sprache aus.<br />
Der nicht sehr stoische und wenig Kellnerknabenhafte An-<br />
gestellte verbesserte mich sogleich mit einem süffisanten<br />
Lächeln: „No no, it’s called: Grandey Caffey Lattey.“ Und<br />
ruhte nicht, ehe ich mich ihm die Silben nachzusprechen<br />
bemühte.<br />
Dann erst lächelte er mich freundlicher an und schloss in<br />
belehrendem Tonfall: „That’s how the French say it, you<br />
know!“<br />
87<br />
Janina Basler
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Brille: Bellini AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
Kittel: Fachschaft AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
Hemd & Krawatte: Peek & Cloppenburg<br />
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
Pullover: H&M<br />
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
Hose: Wangler AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
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Arroganz: geerbt von AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />
Papa<br />
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88<br />
Spießerdoktor<br />
von Till Kaireit und Franziska Baier
Serie<br />
Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
89<br />
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Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />
Hallers Märchenstunde<br />
„Wie wohl ist dem, <strong>der</strong> dann und wann/ sich etwas Schönes dichten kann.“<br />
(Wilhelm Busch)<br />
Ein Kommentar von Leo Hoftempel<br />
Mann kann die Messlatte…<br />
Der passionierte Hobbygärtner und Studiendekan<br />
Hermann Haller ist trotz kleiner Statur ein<br />
großer Redner: „ Die <strong>MHH</strong> ist in <strong>der</strong> Lehre<br />
aufgestiegen. Früher war sie da, wo Hanno-<br />
ver 96 jetzt ist: nämlich im Tabellenkeller. Die<br />
<strong>MHH</strong> hingegen spielt nun im UEFA-Cup <strong>der</strong><br />
Lehre.“ Mit diesen Worten verkündet Haller<br />
kurz vor Weihnachten die frohe Botschaft:<br />
Die <strong>MHH</strong> hat die drittgeringste Durchfall-<br />
quote beim aktuellen Hammerexamen 1 1, die<br />
<strong>MHH</strong> sei folglich auf dem dritten Platz <strong>der</strong><br />
medizinischen Fakultäten Deutschlands.<br />
Rechtzeitig zum Fest <strong>der</strong> Liebe gibt es also<br />
endlich eine frohe Botschaft aus <strong>der</strong> oft (zu<br />
Unrecht) kritisierten Lehre. Und das wird gehörig<br />
gefeiert: Bei <strong>der</strong> Senatssitzung, in <strong>der</strong> Vorlesung<br />
und sogar auf <strong>der</strong> Weihnachtsfeier – überall bejubelt<br />
Haller den Platz im „UEFA-Cup <strong>der</strong> Lehre“. Steigt die<br />
Stimmung, spricht er gar von einem „Champions-<br />
League-Qualifikationsplatz“.<br />
Vom Tabellenkeller plötzlich an die Spitze. Das<br />
macht stutzig: Feiert Haller das Ergebnis zu Recht –<br />
o<strong>der</strong> will er uns Wasser für Wein verkaufen?<br />
…auch so hoch legen, dass man…<br />
Haller mag von einer geringen Durchfallquote auf Ex-<br />
1 Die Ergebnisse des Hammerexamens 2009<br />
lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />
90<br />
zellenz schließen. Aber kann man das überhaupt? Eine<br />
geringe Durchfallquote beweist lediglich, dass die Studen-<br />
ten ein solides Grundwissen haben. Spitzenleistun-<br />
gen hingegen lassen sich damit nicht beweisen.<br />
Der VW Lupo meiner Großmutter wird schließlich<br />
auch nicht zum Sportwagen, nur weil er selten<br />
ausfällt.<br />
Relevanter ist das Gesamtergebnis <strong>der</strong><br />
richtig beantworteten Fragen. Dort<br />
liegt die <strong>MHH</strong> mit im Durchschnitt<br />
73,6% korrekten Antworten im<br />
Mittelfeld. In <strong>der</strong> Tabelle vor uns<br />
stehen: Aachen, Dresden, Erlan-<br />
gen, Greifswald, Heidelberg, Lübeck,<br />
Magdeburg, München LMU, München<br />
TU, Regensburg, Tübingen, Ulm und<br />
Würzburg.<br />
… bequem darunter hinweg<br />
laufen kann!<br />
Fazit: Das zarte Pflänzchen Lehre<br />
hat die Prüfungen mit erfreulich<br />
wenig Durchfallern überstanden. Den<br />
Platz an <strong>der</strong> Sonne freilich – den be-<br />
legen noch an<strong>der</strong>e. Nun ist <strong>der</strong> Gärtner<br />
gefor<strong>der</strong>t, damit auch unser Pflänzchen <strong>der</strong> Sonne entge-<br />
gen wachsen kann.<br />
Einen schönen Sommer wünscht
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Ihr könnt schon schreiben?<br />
Fotografieren, layouten o<strong>der</strong><br />
sogar zeichnen?<br />
Dann zeigt was ihr drauf habt und macht mit!<br />
Egal ob ihr etwas auf dem Herzen habt ,einfach mal was<br />
veröffentlichen wollt o<strong>der</strong> zur Redaktion gehört.<br />
Je<strong>der</strong> ist zu unserem<br />
Redaktionstreffen am 28.5.2009<br />
(ein Donnerstag) um 18h m Asta-Besprechungsraum<br />
eingeladen.<br />
Für alle an<strong>der</strong>en Fragen , Wünsche und Anregungen<br />
sind wir immer Mittwoch von 12:15-13:45 im <strong>AStA</strong>-<br />
Sprechstundenbüro und unter presse@mhh-asta.de zu<br />
erreichen.<br />
91