14.07.2013 Aufrufe

Curare 94 Probe.indb - Curare - AStA der MHH

Curare 94 Probe.indb - Curare - AStA der MHH

Curare 94 Probe.indb - Curare - AStA der MHH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Doktorarbeiten von klassisch über Strucmed bis BMEP<br />

Werdegänge Interview mit Dr. Forstmeyer ...<br />

Erfahrung Famulaturbericht aus Thailand<br />

Ausgabe <strong>94</strong> Mai 2009<br />

Zeitschrift des <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Macht Politik!<br />

Erreiche etwas für bessere Studienbedingungen! Möglichkeiten an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> .


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, Redaktion <strong>Curare</strong><br />

- OE 9542 -<br />

Carl-Neuberg-Straße 1<br />

30623 Hannover<br />

Die <strong>Curare</strong> erscheint regulär drei- bis viermal jährlich. Die Ausgabe erfolgt<br />

kostenlos.<br />

Aufl age: 1700 Stück<br />

Druck: Gedruckt wird auf Umweltschutzpapier, mit Ausnahme des Um-<br />

schlags und eventueller Son<strong>der</strong>publikationen, mit umweltverträglichen<br />

Lösungsmitteln.<br />

Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Sie werden nur auf ihre verfassungsrecht-<br />

liche Unbedenklichkeit unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> §§ 129-132<br />

StGB hin kontrolliert, nicht aber auf ihre politische Erwünschtheit. Die Re-<br />

daktion behält sich vor, Artikel zu kürzen.<br />

Nachdruck: In selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Zeitschriften ge-<br />

gen Belegexemplar frei und erwünscht. An<strong>der</strong>nfalls zur Vermeidung von<br />

Rechtsnachteilen Rücksprache erfor<strong>der</strong>lich. Bitte beachten Sie Copyright-<br />

Angaben!<br />

Beiträge und Artikel von Studierenden, Lehrenden, Beschäftigten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>,<br />

PatientInnen, LeserInnen je<strong>der</strong>zeit erwünscht. Artikel bitte in den Briefkas-<br />

ten vor dem <strong>AStA</strong> einwerfen o<strong>der</strong> zu den Sprechzeiten abgeben. Alle Bei-<br />

träge können auch unter folgen<strong>der</strong> Adresse per E-Mail eingereicht werden:<br />

presse@mhh-asta.de<br />

Die Entscheidung über den Abdruck nicht namentlich gekennzeichneter<br />

Beiträgeliegt bei <strong>der</strong> Redaktion.<br />

Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2008. Modalitäten bitte zu<br />

den Sprechzeiten erfragen.<br />

<strong>Curare</strong>-Sprechstunden:<br />

Jeden Mittwoch von 12.15-13.45 Uhr im <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Tel.: 0511/532-5409 o<strong>der</strong> -5414<br />

Fax: 0511/532-8414<br />

eMail: presse@mhh-asta.de<br />

Internet: www.curare.mhh-asta.de<br />

V. i. S. d. P.<br />

Alexandra Kleimann<br />

Franziska Baier<br />

Layout: Ingo Volkmann, Yuliya Osipova, Franziska Baier<br />

2


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Editorial<br />

Hallo allerseits,<br />

nach langem Warten ist es endlich soweit und<br />

wir sind wie<strong>der</strong> da!<br />

Der Monat Mai beginnt mit einem politischen<br />

Datum und so beginnen auch wir das neue Semester<br />

mit dem Motto: Macht Politik!<br />

Wir berichten euch von den Möglichkeiten<br />

euch zu engagieren und <strong>der</strong> Bemerkung unseres<br />

Präsidiums in einer <strong>MHH</strong>-Info des letzten<br />

Jahres, es sei ihm <strong>der</strong> „anhaltende Wi<strong>der</strong>stand<br />

einer kleinen Zahl von Studierenden in offiziellen<br />

Positionen, die in destruktiver Kritik verharren,<br />

statt konstruktiv vorhandene Schwachstellen<br />

zu beseitigen“ unverständlich, entgegen<br />

zutreten. Wir sind nicht destruktiv wir sind<br />

engagiert. Nicht wenige, son<strong>der</strong>n ALLE Studenten<br />

sollen durch unser Interesse vertreten<br />

werden!<br />

Außerdem haben wir in dieser Ausgabe ein<br />

weiteres Special, diesmal zum Thema Doktorarbeit.<br />

Viele Infos warten darauf von euch gelesen<br />

zu werden.<br />

Doch das ist noch lange nicht alles: Für vom<br />

Fernweh Geplagte gibt es Famulaturberichte,<br />

für den Sommer einen Festivalüberblick und<br />

nicht zu vergessen: Zwei neue Serien, einerseits<br />

zum Thema Ärzte auf Abwegen und an<strong>der</strong>erseits<br />

eine Interviewreihe mit <strong>MHH</strong>-Ärzten.<br />

Wir hoffen euch gefällt das neue, noch leserfreundlichere<br />

Layout und wünschen euch im<br />

Namen <strong>der</strong> ganzen Redaktion:<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Eure Pressereferentinnen<br />

Alexandra Kleimann und Franziska Baier<br />

3


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Macht Politik! Doktorarbeit Werdegänge Hochschule<br />

Titelthema 7 Special 30 Serie 44 <strong>MHH</strong><br />

<strong>AStA</strong>-Vorstellung<br />

Unipolitik<br />

Obama<br />

Prinzip Hoffnung<br />

IPPNW<br />

Banksy<br />

4<br />

8<br />

16<br />

19<br />

21<br />

25<br />

28<br />

Klassische<br />

Promotion<br />

StrucMed<br />

BMEP<br />

Rezension<br />

Interview<br />

Auslandbericht<br />

S.7 Macht Politik<br />

32<br />

34<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

Interview mit<br />

Dr. Forstmeyer<br />

Ärzte auf Abwegen<br />

46<br />

50<br />

Dr. med.<br />

Studiengebühren<br />

Zahnmobil<br />

Gegendarstellung<br />

E-Bücher<br />

Wunschzettelauswertung<br />

S.31 Special Doktorarbeiten<br />

54<br />

54<br />

55<br />

57<br />

58<br />

60


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Humor<br />

Wusstet ihr schon? 61<br />

Hannover hautnah 62<br />

Belletristik 65<br />

Emperium 68<br />

Lehrbücher<br />

Frag die Raap!<br />

HPV<br />

70<br />

72<br />

74<br />

S.54 Hochschule<br />

Auslandsfamulatur<br />

77 Festivals 82<br />

Bil<strong>der</strong>rätsel 84<br />

Kochen 85<br />

Stardust 86<br />

Modemensch 88<br />

Leo Hoftempel 90<br />

S.62 Kreuzkirche<br />

5


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Rückblick :<br />

Was ist passiert seit <strong>der</strong><br />

letzten <strong>Curare</strong>?<br />

Das wir mehr sind als eine „Studenten-superillu“<br />

haben die Ereignisse<br />

nach dem Erscheinen unserer letzten<br />

Ausgabe gezeigt. Hier die wichtigsten<br />

Punkte :<br />

• Durch den Druck auf das „Cafe<br />

Kanne“ ist <strong>der</strong> Studentenkaffee seit<br />

einigen Monaten günstiger geworden<br />

und wir haben das Versprechen<br />

für gesün<strong>der</strong>es Essen bekommen.<br />

• In dieser Ausgabe gibt es eine Gegendarstellung<br />

zu dem Artikel über<br />

die Gleichstellungsbeauftragte Frau<br />

Miemitz von Herrn Bitter-Suermann<br />

persönlich.<br />

• Herr Prof. Günther ist nach seinem<br />

offenen Brief, in welchem er die<br />

Lehre <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> kritisiert, nun nicht<br />

mehr offiziell für die Lehre verantwortlich.<br />

Dies tut uns aufrichtig<br />

leid.<br />

• Auch die Hannoversche Allgemeine<br />

Zeitung hat in Ihrer Ausgabe vom<br />

17.12.2008 über unsere Kritik und<br />

die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> berichtet.<br />

Wir sind neben <strong>der</strong> Distel das einzig<br />

öffentlich-kritische Organ <strong>der</strong> Hochschule<br />

und hoffen auch weiterhin<br />

etwas bewegen zu können.<br />

Also helft mit!<br />

6


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Macht Politik!<br />

Es liegt in deiner Hand.<br />

!<br />

Du denkst, du kannst nichts erreichen?<br />

Es wird sich sowieso nichts än<strong>der</strong>n?<br />

- Nichts da!<br />

Wenn wir genau hinsehen, gibt es nämlich viele Mög-<br />

lichkeiten unsere Studienbedingungen zu verbessern<br />

o<strong>der</strong> sich für an<strong>der</strong>e stark zu machen.<br />

Gut, dass es die <strong>Curare</strong> gibt:<br />

Für Euch haben wir einige Wege, darunter Ämter und<br />

Organisationen, herausgesucht, die nur auf Euer Engagement<br />

und Eure Ideen warten. Dabei schauten wir in<br />

Sachen Politik auch über den Tellerrand nach Amerika.<br />

Zudem findet ihr in diesem Teil alle aktuellen Infos von<br />

<strong>AStA</strong>, StuPa, Senat und <strong>der</strong> Studienkommision.<br />

7


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Der <strong>AStA</strong> stellt sich vor...<br />

Von manchen Studenten hört man immer wie<strong>der</strong>: „Der <strong>AStA</strong> <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> sei so komisch und naja und was genau die da<br />

machen, wisse man auch nicht.“ Doch wir sind euer <strong>AStA</strong> und unsere Arbeit für jeden von euch wichtig, deswegen:<br />

Lesen und mitmachen!<br />

vorsitz@mhh-asta.de<br />

Mein Name ist Tobias<br />

Laue, zur Zeit bin ich im<br />

4. Semester Humanmedizin<br />

und führe seit Februar 2009 den Vorsitz im <strong>AStA</strong>. Wer mich<br />

nicht über den <strong>AStA</strong> kennt, hat mich vielleicht schonmal beim<br />

StuPa, <strong>der</strong> GEA o<strong>der</strong> dem Teddybärkrankenhaus gesehen. In<br />

meinem Semester bin ich außerdem Semestersprecher. Im letzten<br />

Jahr war ich im <strong>AStA</strong> Referent für Erstsemester und habe die<br />

Auswahlgespräche <strong>der</strong> zukünftigen Erstsemester mit betreut.<br />

Zu meinen Aufgaben gehört die Koordination <strong>der</strong> einzelnen<br />

Referate. Darüber hinaus stehe ich euch gemeinsam mit den<br />

hochschulpolitischen Referenten mit Rat und Tat bei Problemen<br />

im Studienalltag zur Seite. Zusammen mit Michael Grimme<br />

gehöre ich dem Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> als studentischer Vertreter an<br />

und bin Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission. In meiner Freizeit kann man mich beim Laufen in <strong>der</strong> Eilenriede<br />

antreffen o<strong>der</strong> bei Unternehmungen mit meinen Freunden. Falls Fragen vorhanden sind, kommt in<br />

meine Sprechstunde, sprecht mich in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> direkt an o<strong>der</strong> schreibt einfach eine Mail an mich.<br />

Tobias Laue<br />

8<br />

Ich studiere seit dem Win-<br />

tersemester 2006/2007 Hu-<br />

hopo@mhh-asta.de<br />

Martin Mueller<br />

manmedizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und wurde in <strong>der</strong> neuen Legislatur 2009/2010<br />

vom Studierendenparlament als <strong>AStA</strong>-Referent für Hochschulolitik II im<br />

Amt bestätigt. Auch in den letzten Legislaturen war ich bereits im <strong>AStA</strong><br />

tätig (2007/2008 als Erstsemester-Referent und 2008/2009 als Referent<br />

für Hochschulpolitik II). Ferner bin sich seit 2007 Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission<br />

Humanmedizin und seit 2008 studentischer Vertreter<br />

im Prüfungsausschuss. Mein Aufgabengebiet ist vor allem die Betreuung<br />

und Beratung <strong>der</strong> Studierenden in hochschulpolitischen Belangen.<br />

Sei es bei Prüfungsunstimmigkeiten, <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Gleitklausel<br />

o<strong>der</strong> Problemen mit dem Studiendekanat o<strong>der</strong> Studentensekretariat. Aktuelle Informationen - insbeson<strong>der</strong>e<br />

juristischer Natur - habe ich den Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> bislang im Info-Fyler „HoPo aktuell“ mitgeteilt und<br />

beabsichtige dieses Informationsmedium auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen <strong>der</strong> Studierendenschaft<br />

zukommen zu lassen.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Mein Name ist Micha-<br />

hopo@mhh-asta.de<br />

Michael Grimme<br />

el Grimme und ich<br />

studiere seit 2005 an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> Humanmedizin. Über das Amt<br />

des Semestersprechers und an<strong>der</strong>e Engagements kam ich relativ<br />

bald mit dem <strong>AStA</strong> in Kontakt. Vom StuPa wurde ich 2006<br />

zunächst zum Referenten für Erstsemester gewählt. Danach<br />

besetzte ich das 2. hochschulpolitische Referat, gefolgt vom 1.<br />

HoPo-Referat, womit man gleichzeitig Stellvertreter des <strong>AStA</strong>-<br />

Vorsitzenden ist. Außerdem bin ich Mitglied <strong>der</strong> Studienkommission<br />

Humanmedizin sowie <strong>der</strong> Sektionen I und IV. Zusammen<br />

mit Tobias Laue wurde ich Anfang 2009 für eine erneute<br />

Amtszeit von zwei Jahren in den Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> gewählt. Als Hochschulpolitiker versuchen wir, die<br />

Studienbedingungen an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu verbessern und Missstände zu beseitigen. Das ist, gerade weil<br />

es an unserer Hochschule so einiges zu verbessern gibt, keine sehr dankbare Aufgabe. Etwas „off<br />

topic“ für meinen eigentlichen Zuständigkeitsbereich ist die Kooperation mit Hannover 96. Hier laufen<br />

gerade die Vorbereitungen für die Dauerkarten-Aktion <strong>der</strong> Saison 09/10. Für die kommenden Monate<br />

haben wir uns vorgenommen, die „Nicht-Humanmediziner“ verstärkt in die studentische Vertretung zu<br />

integrieren. Außerdem stehen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Studien-und Prüfungsordnung an und wir wollen<br />

uns intensiv mit den Curricula <strong>der</strong> einzelnen Fächer beschäftigen, bevor wir diesen für das Studienjahr<br />

09/10 zustimmen.<br />

zahnmedizin@mhh-asta.de<br />

Nauka Goener<br />

So, also ein kurze Vorstellung:<br />

Ich bin Nauka, bin<br />

noch 22 Jahre jung und<br />

studiere noch im 4. Fachsemester Zahnmedizin. Hauptsächlich studiere<br />

ich natürlich, aber als Ausgleich zum Studium beschäftige ich mich sonst<br />

noch mit Theatergruppen, sozialkritischer Literatur/ Biographien und ich<br />

bin gerne n bisschen kreativ…Ich bin jetzt zum zweiten Mal ins StuPa<br />

gewählt und das erste Mal offiziell Referentin des Referat Zahnmedizin.<br />

Wenn also irgendwelche Probleme mit dem Studium <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

bestehen, zahnmedizinische Projekte entwickelt werden o<strong>der</strong> sonst<br />

irgendwas, was mit Zahnmedizin zu tun hat, wendet Euch an mich. Ich<br />

arbeite mit <strong>der</strong> Fachschaft Zahnmedizin, und auch mit dem Referat HoPo III eng zusammen!Außerdem<br />

beschäftige ich mich gerade mit einem Projekt zur kostenlosen zahnmedizinischen Grundversorgung von<br />

Obdachlosen/ Nicht-Krankenversicherten. Hmm, jetzt ist gut, das wars, noch Fragen? Wenn ja, einfach<br />

mal bei mir in <strong>der</strong> Sprechstunde (Montags 12.15 Uhr- 13.15 Uhr) vorbei kommen, mir schreiben o<strong>der</strong> mich<br />

anquatschen! In dem Sinne, bunten Gruß!<br />

9


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

hopo@mhh-asta.de<br />

Yasin Rezay Moosavi<br />

Hallo. Ich bin Jana.<br />

Ich studiere im 6. Semester<br />

Humanmedizin und bin seit Februar 2008 für das Referat<br />

Soziales, Frauen und Auslän<strong>der</strong> im <strong>AStA</strong> zuständig. Ich bin daher<br />

gerne für euch da, wenn ihr irgendwelche Probleme habt und<br />

jemanden braucht, mit dem ihr reden könnt. Einmal in <strong>der</strong> Woche<br />

könnt ihr zur Sozialsprechstunde vorbeikommen. Dort ist auch<br />

Frau Tschepke vom Studentenwerk anzutreffen und gemeinsam<br />

können wir über das Studieren mit Kind, finanzielle o<strong>der</strong> organisatorische<br />

Fragen zum Studium und sonstige Probleme aller<br />

Art sprechen und versuchen eure Probleme zu lösen. Ihr könnt<br />

mir natürlich auch je<strong>der</strong> Zeit eine E-Mail schreiben. Ich kümmere mich außerdem um die Vergabe <strong>der</strong><br />

Freitische des Studentenwerks. Einen Freitisch zu besitzen bedeutet, dass man Geld vom Studentenwerk<br />

zur Verfügung gestellt bekommt, um in <strong>der</strong> Mensa essen zu können. Wenn ihr also wenig Geld zur<br />

Verfügung habt und euch um einen Freitisch bewerben wollt, schreibt mir gerne eine Mail. Wir haben im<br />

letzten Jahr gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Gutenbrunner ein Projekt zur För<strong>der</strong>ung des medizinischen<br />

Sprachverständnisses ausländischer Studierenden ins Leben gerufen. Das möchten wir in diesem Jahr<br />

gerne noch weiter ausbauen. Wenn jemand Lust hat sich in diesem Bereich einzubringen und vielleicht<br />

einen Tutorjob übernehmen, nette Menschen kennen lernen und seinen Horizont erweitern möchte<br />

und somit ausländischen Kommilitonen den Einstieg ins Studium erleichtern will, würde ich mich sehr<br />

freuen. Meldet euch einfach bei mir.<br />

Wenn ihr sonst noch irgendwelche Fragen habt o<strong>der</strong> Anregungen o<strong>der</strong> sonst irgendwas, das ihr gern<br />

loswerden wollt, ich freu mich über nette Mails an: soziales@mhh-asta.de<br />

10<br />

Hi,<br />

ich bin Yasin Rezay Moosavi und studiere im 4.<br />

Semester Zahnmedizin. Ich bin 26 Jahre alt und komme<br />

aus Hannover und fühle mich hier und in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

sehr wohl.<br />

Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zum<br />

Zahntechniker gemacht und im Anschluss begonnen,<br />

zu studieren. Ich erhoffe mir mit meiner Wahl in das<br />

StuPa, die Zusammenarbeit und Kommunikation <strong>der</strong><br />

Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu verbessern. Zusätzlich engagiere<br />

ich mich im <strong>AStA</strong> als Hochschulpolitik-Referent<br />

und versuche meinen Kommilitonen mit Rat und Tat zur<br />

Seite zustehen.<br />

In meiner Freizeit bin ich viel und gern in Gesellschaft<br />

von meinen Freunden und schau gern Filme und bin,<br />

wenn denn Zeit dafür ist, auch gern feiern.<br />

soziales@mhh-asta.de<br />

Jana Kaszian


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

ausland@mhh-asta.de<br />

Sinje Hage<br />

Hallo,<br />

Ich bin Sinje und studiere<br />

im 6. Semester Humanmedizin<br />

in <strong>der</strong> Tertialabfolge CAB. Dies ist mein zweites Jahr im<br />

<strong>AStA</strong> als Auslandsreferentin. Wenn ihr Fragen zu Famulaturen o<strong>der</strong><br />

PJ im Ausland habt, könnt ihr mir gerne eine e-Mail schreiben o<strong>der</strong><br />

donnerstags in meine Sprechstunde kommen. Auch bei Fragen zu<br />

ERASMUS kann ich euch weiterhelfen. Auβer im <strong>AStA</strong> engagiere<br />

ich mich noch im StuPa und in <strong>der</strong> Studienkommission Humanmedizin.<br />

Und zur Zeit bin ich zusammen mit Bernhard Schierbaum<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> GEA (Gruppe Erstsemesterarbeit). In meiner<br />

Freizeit mache ich gerne Sport und ihr werdet mich im Sommer bestimmt auf unseren hauseigenen Beachvolleyballfel<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> im Annabad finden. Im Winter geh ich Snowboarden, wenn Geld und Zeit nicht<br />

ausreichen auch mal für nur einen Tag im Harz. Auβerdem reise ich sehr gerne und war auch schon für<br />

längere Zeit im Ausland. Im April habe ich gerade eine Famulatur in Cusco, Peru gemacht. (Den Bericht<br />

könnt ihr in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe <strong>der</strong> <strong>Curare</strong> lesen.) Für das Jahr 2009 ist wie<strong>der</strong> ein Tropenseminar geplant,<br />

voraussichtlich am 5. und 6. Juni. Dies werde ich zusammen mit <strong>der</strong> IPPNW-Gruppe organisieren.<br />

Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch gerne an <strong>der</strong> Planung beteiligen. O<strong>der</strong> ihr kennt jemanden, <strong>der</strong><br />

einen Vortrag halten könnte? Auch Erfahrungsberichte von Studenten sind gerne gesehen. Das Thema<br />

des diesjährigen Tropenseminars wird Afrika und Lateinamerika sein. Auβerdem soll es auch an unserer<br />

Uni endlich einen Medical English Kurs geben. Allerdings fehlt dafür noch <strong>der</strong>/die Dozent/in. Ideal wäre<br />

jemand aus Hannover o<strong>der</strong> <strong>der</strong> näheren Umgebung, dessen Muttersprache englisch ist und <strong>der</strong> in einem<br />

medizinischen Beruf arbeitet o<strong>der</strong> gearbeitet hat. Wenn ihr jemanden kennt, auf den diese Beschreibung<br />

in etwa zutrifft, dann meldet euch bitte bei mir.<br />

Einen Spanisch-Anfängerkurs wird es im Herbsttertial wie<strong>der</strong> geben. Im Sommertertial werden erstmal<br />

die Fortgeschrittenenkurse zuende geführt, damit die ERASMUS-Teilnehmer best möglich auf ihren Auslandsaufenthalt<br />

vorbereitet sind. In diesem Sinne hoffe ich auf ein erfolgreiches Jahr 2009.<br />

internet@mhh-asta.de<br />

Felix Martens<br />

Vor 2 Jahren habe ich cheefy.de als Online-<br />

portal für <strong>MHH</strong>- Studenten gegründet, jetzt<br />

trete ich das schwere Erbe von Sascha an und<br />

übernehme das Referat Internet/EDV. Zuständig bin ich für<br />

alle Themen von WLAN,Studmail,VPN über die EDV im <strong>AStA</strong><br />

bis hin zu kleinen alltäglichen Problemchen. Im nächsten Jahr<br />

möchte ich unbedingt möglichst viele <strong>der</strong> offiziellen und inoffiziellen<br />

Internetangebote <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> unter einem Dach vereinen,<br />

seien es Studmail, cheefy, ILIAS. AUsserdem möchte ich<br />

die WLAN-Abdeckung weiter ausbauen und erneuern.<br />

In meiner Sprechstunde und per Mail kümmere ich mich<br />

immer gerne um die großen und kleinen Wi<strong>der</strong>spenstigkeiten<br />

eurer Rechner, Mailaccounts und was sonst noch so an<br />

Fragen zu Computern anfällt.<br />

11


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

12<br />

Mein Name ist Hen-<br />

drik Rott und ich bin inzwischen in meiner 2. Amtszeit als<br />

Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Ich studiere im 8. Semester<br />

Humanmedizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Ich bin vor allem mit den<br />

täglichen Emails an den <strong>AStA</strong> beschäftigt und versuche<br />

jedem so gut wie möglich weiterzuhelfen. Wenn Ihr eine<br />

Frage habt, dann schreibt doch einfach an info@mhhasta.de.<br />

Weiterhin kümmere ich mich um die schwarzen<br />

Bretter in <strong>der</strong> Vorklinik und vor <strong>der</strong> Kanne, wenn Ihr etwas<br />

aushängen wollt, dann seit Ihr bei in meiner Sprechstunde<br />

Mittwochs von 12:15-13:45Uhr an <strong>der</strong> richtigen Adresse. Zudem unterhalte ich Kontakte zu<br />

Firmen wie <strong>der</strong> Deutschen Ärztefinanz o<strong>der</strong> MLP, hier versuche ich in Zusammenarbeit mit den<br />

Firmen viele studentische Aktivitäten wie zum Beispiel die Fahrt zu den Medimeisterschaften im<br />

Sommer zu ermöglichen und zu unterstützen. In meiner Freizeit bin ich großer Fussballfan und<br />

häufig in <strong>der</strong> AWD Arena anzutreffen. Bei irgendwelchen Anliegen schreibt mir doch einfach ne ´ne<br />

Mail o<strong>der</strong> kommt in <strong>der</strong> Sprechstunde vorbei.<br />

Viel Erfolg im neuen Semester, Hendrik!<br />

sport@mhh-asta.de<br />

Cornelius Krusche<br />

Hallo Sportbe-<br />

geisterte!<br />

info@mhh-asta.de<br />

Hendrik Rott<br />

Mein Name ist Cornelius Krusche, ich bin nun das 2.<br />

Jahr <strong>der</strong> Sportreferent <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und werde euch gerne<br />

weiterhelfen euren Uni-Alltag und Freizeit in Hannover<br />

sportlich zu gestalten. Ich studiere im 3. Jahr an <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong>, wirke in <strong>der</strong> GEA mit und bin sonst meist sportlich<br />

aktiv (Laufen, Schwimmen, Volleyball) o<strong>der</strong> mache Musik<br />

und Fotos.<br />

Als Sportreferent des <strong>AStA</strong> bin ich zuständig für die Beratung<br />

in Fragen zu Sportangebot und -arten, die Zusammenarbeit<br />

mit dem Zentrum für Hochschulsport Hannover und an<strong>der</strong>en Hochschulen. Auch<br />

dieses Jahr werden wir wie<strong>der</strong> in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> TiHo ein Sportfest mit Fußball- und<br />

Volleyball-Turnier veranstalten und trotz <strong>der</strong> Baumaßnahmen versuchen, das Sportangebot an<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> attraktiv zu halten und auszubauen.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

presse@mhh-asta.de<br />

Alexandra Kleimann<br />

Hallo,<br />

ich bin Alex , seit 10 Semestern hier an <strong>der</strong> Uni und<br />

inzwischen endlich scheinfrei. Außerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

interessiere ich mich sehr für Geisteswissenschaften und<br />

Literatur . Als Pressereferentin bin ich seit November<br />

2008 zusammen mit Franziska für das, was ihr grade in<br />

den Händen hält verantwortlich. Wenn euch also ein spezielles<br />

Thema unter den Fingern brennt, o<strong>der</strong> ihr einfach<br />

Spaß am Schreiben o<strong>der</strong> Layouten habt, wendet euch<br />

an uns! Unsere Pläne für das nächste Jahr bestehen vor<br />

allem darin eine Redaktion aufzubauen und auch für die Erstsemester eine <strong>Curare</strong>-Tutorgruppe<br />

einzurichten.<br />

presse@mhh-asta.de<br />

Franziska Baier<br />

Mein Name ist Franziska<br />

Baier und ich bin mittlerweile im 6.Semester.<br />

Der Schwerpunkt meiner Arbeit für die <strong>Curare</strong> liegt beim Layout.<br />

Allerdings dreht sich bei uns auch viel um die Organistation<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift. So müssen Alex und ich Anzeigenpartner<br />

gewinnen Artikel ein-/auftreiben und die Rezensionsbücher<br />

anfor<strong>der</strong>n und verwalten.<br />

Eine große Leidenschaft von mir ist die Fotografie. Ich würde<br />

mich freuen, wenn in den zukünftigen Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Curare</strong><br />

zu den aktuellen Artikeln auch eigene Fotos von euch eingebracht werden könnten, damit<br />

die <strong>Curare</strong> noch persönlicher und auf unsere Uni zugeschnitten ist.<br />

Also, wenn ihr Lust auf Fotografieren, Zeichnen, Schreiben o<strong>der</strong> Layouten habt, bloß keine<br />

Scheu. Je<strong>der</strong> Ist in <strong>der</strong> <strong>Curare</strong>redaktion willkommen!<br />

13


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

kultur@mhh-asta.de<br />

Felix Struebing<br />

Mein Name ist Felix Strübing (23), ich studiere im 8.<br />

Semester Humanmedizin und arbeite seit Anfang<br />

2008 im <strong>AStA</strong> als Kulturreferent. Zu meinem Aufgabenbereich<br />

gehört neben <strong>der</strong> umfangreichen Organisation<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Parties alles, was mit Kultur am Campus zu<br />

tun hat - so koordinierte ich als Vorstand des <strong>MHH</strong><br />

Campus Life e.V. unter an<strong>der</strong>em die After-Hörsaal-Party<br />

und die EM-Ausstrahlungen in <strong>der</strong> Cafete.<br />

In meiner Freizeit beschäftige ich mich sehr gerne mit<br />

Musik, schreibe Songs und bastele am Computer an<br />

Remixes herum. Wenn dann <strong>der</strong> kleine Hunger kommt,<br />

greife ich, wann immer es geht, zum Kochlöffel und<br />

verköstige damit auch öfters mal gute Freunde.<br />

Beson<strong>der</strong>s freut es mich, wenn sich engagierte Studenten<br />

bei mir melden, die Lust haben, auf <strong>MHH</strong>-Parties zu arbeiten. Wenn ihr dann noch mit<br />

beim Abbau helft, ist mein Tag perfekt.<br />

Über Veranstaltungswünsche und -anfragen, Vorschläge und Kritik, die das kulturelle Campusleben<br />

betreffen, freue ich mich je<strong>der</strong>zeit - zögert nicht und kontaktiert mich. Das geht am<br />

Besten über eMail o<strong>der</strong> über den “kurzen Dienstweg”, wenn ihr mich auf dem Campus seht.<br />

14<br />

finanzen@mhh-asta.de<br />

Soeren Koenneker<br />

Seit 2005 bin<br />

ich jetzt schon<br />

Finanzreferent im <strong>AStA</strong>. Als 10.Semester kann ich mein Amt aber<br />

lei<strong>der</strong> nur noch bis August bekleiden, da ich ins PJ gehen werde.<br />

Deshalb ist dringend Nachwuchs für ein interessantes, lehrreiches<br />

und verantwortungsreiches Referat gesucht. Wer also Lust<br />

hat, sich auf dem Gebiet zu engagieren, soll sich bitte melden!<br />

Das Finanzreferat beinhaltet die Aufgabengebiete Finanzhaushalt<br />

inklusive Semesterbeitrag, das Semesterticket, Buchhaltung und<br />

alles was noch irgendwie mit Geld zu tun hat. Die Aufgaben können<br />

manchmal lästig sein. Auch deshalb sollte bei meinem Nachfolger/in die Ordnung einen persönlich<br />

möglichst hohen Stellenwert genießen.<br />

Für meine letzte Amtszeit habe ich mir neben dem „Tagesgeschäft“ vorgenommen, die Arbeit in meinem<br />

Referat zu optimieren, zu vereinfachen und entbürokratisieren.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

ersti@mhh-asta.de<br />

Marten Rase<br />

Mein Name ist Marten Rase und studiere im 4.<br />

Semester Humanmedizin. Ich bekleide das Referat<br />

für Erstsemester und kümmere mich hier um alle<br />

Belange unserer „Neulinge“, sowie Anfragen von<br />

zukünftigen Studenten. Weiterhin organisiere ich die<br />

Auswahlgespräche im August und bin verantwortlich<br />

für die Erstsemester-Zeitung.<br />

Solltet ihr Fragen o<strong>der</strong> Probleme haben, besucht<br />

mich in meiner Sprechstunde am Montag, sprecht<br />

mich in <strong>der</strong> Uni an o<strong>der</strong> schickt mir eine mail an<br />

ersti@mhh-asta.de.<br />

15


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Nelson Mandelas Mutter ..<br />

Die Leere <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>…<br />

Auch unser Präsidium wünscht sich ein solches Engagement<br />

von Seiten <strong>der</strong> Studierenden, wir sollen uns mit <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> identifizieren, stolz sein hier zu studieren und nach<br />

unserem Studium etwas von dem Erhaltenen zurückgeben.<br />

Es bleibt dabei aber fraglich, ob eine schöne Tasche zum<br />

Studienanfang zur Identifikation reicht. Und Identifikation<br />

und aktive Teilnahmemöglichkeit sind Grundbedingung<br />

für jede Art von Engagement, ein geringes Maß an<br />

Eigenbestimmung führt zu Depressionen.<br />

Wir hoffen auf mehr Hilfe von Seite <strong>der</strong> Lehrenden aus.<br />

Denn, dass wir auch eine Stimme haben, geht im<br />

Unialltag oft unter. Dabei sind die Möglichkeiten vielfältig:<br />

Unipolitik ist nicht sinnlos und unsere Macht größer als<br />

wir glauben.<br />

Also lest weiter und informiert Euch!<br />

16<br />

Unipolitik?<br />

hat ihn nicht lieb genug gehabt. Das muss so sein, denn ein <strong>der</strong>art überschießendes, altmodisch formuliert,<br />

selbstloses Interesse am Wohlbefinden wildfrem<strong>der</strong> Menschen ist an sich pathologisch.<br />

Ein Helferkomplex, eine Kompensation, ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.<br />

So jedenfalls ist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Erklärungsansatz für ein Engagement, dass nicht direkt einen lebenslaufbezogenen<br />

Vorteil hat.<br />

Man mag die Motivation <strong>der</strong> einzelnen Helden <strong>der</strong> Geschichte gerne in Frage stellen, um den selbstbeweihräuchernden<br />

Gestank zu vertreiben. Aber eines bleibt: Für jede glückliche und erfolgreiche Lebenswelt braucht es<br />

Engagement. Und Engagement zwischen Menschen kann nie unpolitisch sein.<br />

Das Studierendenparlament<br />

Das Studierendenparlament ist das höchste Organ <strong>der</strong><br />

Studierendenschaft und wird jedes Jahr von den Studierenden<br />

neu gewählt. Es hat 21 Sitze. Es führt die Aufsicht<br />

über den <strong>AStA</strong>, beschließt Satzungen und Ordnungen<br />

<strong>der</strong> Studierendenschaft, es überwacht den Haushalt und<br />

nimmt zu allen hochschulpolitischen Themen Stellung.<br />

Alle Gruppen freuen sich je<strong>der</strong>zeit über neue Mitstreiter<br />

aus allen Semestern. Niemand ist zu neu o<strong>der</strong> zu alt,<br />

um etwas bewirken zu können o<strong>der</strong> um einzusteigen.<br />

Beson<strong>der</strong>s die Studierenden des ersten Semesters sind<br />

ganz herzlich willkommen, sich für ihre neue Universität<br />

zu engagieren. Von uns erhalten sie selbstverständlich<br />

die notwendige Unterstützung.<br />

Alle Sitzungen des Studierendenparlaments sind hochschulöffentlich.<br />

Alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochschule sind zu<br />

den Sitzungen herzlich eingeladen. Dies gilt ausdrücklich<br />

nicht nur für Studierende!


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Der Senat<br />

Der Senat ist das höchste Gremium <strong>der</strong> Selbstverwaltung<br />

<strong>der</strong> Hochschule. Er berät über alle die Hochschule<br />

betreffenden Angelegenheiten, die von grundsätzlicher<br />

Bedeutung sind. Er beschließt die Ordnungen und Satzungen<br />

<strong>der</strong> Hochschule, er schlägt den Präsidenten <strong>der</strong><br />

Hochschule und die Vizepräsidenten vor. Das Präsidium<br />

<strong>der</strong> Hochschule ist gegenüber dem Senat zur Rechenschaft<br />

verpflichtet.<br />

Da die <strong>MHH</strong> nicht in Fakultäten geglie<strong>der</strong>t ist, nimmt <strong>der</strong><br />

Senat zugleich die Aufgaben des Fakultätsrates wahr. Er<br />

entscheidet daher in allen Angelegenheiten von Forschung<br />

und Lehre. In seiner Funktion als Dekanat ist ihm<br />

das Präsidium <strong>der</strong> Hochschule verantwortlich und sorgt<br />

für die Umsetzung seiner Beschlüsse.<br />

Der Senat hat 13 Mitglie<strong>der</strong> und ist nach Gruppen zusammengesetzt.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> Professoren stellt 7 Mitglie<strong>der</strong>,<br />

die Gruppen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Mitarbeiter,<br />

<strong>der</strong> Studierenden und <strong>der</strong> Mitarbeiter im Technischen-<br />

und Verwaltungsdienst jeweils 2. Alle Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Senats haben dasselbe Rede-, Antrags- und Stimmrecht.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> des Senats werden in direkter Wahl gewählt.<br />

Die Amtszeit <strong>der</strong> studentischen Senatsmitglie<strong>der</strong><br />

beträgt 2 Jahr, die übrigen Mitglie<strong>der</strong> des Senats sind<br />

ebenfalls für 2 Jahre gewählt.<br />

Semesterbeitrag SS 2009<br />

Das Amt des studentischen Senators ist in <strong>der</strong> Hochschule<br />

vielleicht das wichtigste, das den Studierenden<br />

offen steht. Die studentischen Senatsvertreter sind<br />

niemandem zur Rechenschaft verpflichtet und in ihren<br />

Entscheidungen frei. Trotzdem bemühen sie sich normalerweise<br />

um eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>AStA</strong> und dem Studierendenparlament.<br />

Die studentischen Senatoren haben in <strong>der</strong> Regel den<br />

“kürzesten Draht” zu den Entscheidungsträgern <strong>der</strong><br />

Hochschule.<br />

Sprecht sie bei Problemen einfach direkt an.<br />

Studienkommision<br />

Aufgabe einer Studienkommission ist es, für eine bestimmte<br />

Studienrichtung an einer Hochschule o<strong>der</strong><br />

Universität die Studienpläne zu erstellen und laufend<br />

dem Stand <strong>der</strong> Wissenschaften anzupassen. Dabei soll<br />

auch Augenmerk auf den wirtschaftlichen Bedarf gerichtet<br />

werden.<br />

Und was genau heißt dass an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>? Unsere Studienkommission<br />

trägt dafür Sorge, dass die Prüfungen<br />

angemessen sind, die Lehre gut organisiert ist und entscheidet<br />

mit über Neueinstellungen etc.<br />

Neben 500,00 € Studienbeitrag, 75,00 € Verwaltungskostenbeitrag des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen und 36,00 € Studentenwerksbeitrag<br />

setzt sich des Semesterbeitrag an die Studierendenschaft im aktuellen SS 2009 wie folgt zusammen<br />

(Än<strong>der</strong>ung zum letzten Wintersemester in Klammern):<br />

Aussicht<br />

Im kommenden Wintersemester 09/10 wird das Semesterticket um 8,26 € teurer (GVH+5,40 / DB+2,36/ WFB+0,50),<br />

wobei die Westfalenbahn neu hinzukommt. Die Westfalenbahn können wir dann ab dem WS 09/10 auf <strong>der</strong> Strecke<br />

RB61 (Wiehengebirgsbahn) nutzen. Diese fährt auf <strong>der</strong> Strecke von Bielefeld über Herford, Osnabrück und Rheine<br />

nach Bad Bentheim.<br />

Sören Könneker<br />

17


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

News<br />

Infos aus den Gremien<br />

Studienkommision<br />

Zulassungsbeschränkung 4. Jahr<br />

Die momentane Fassung <strong>der</strong> Studienordnung setzt für<br />

die Zulassung zum 4. Jahr die erfolgreiche Teilnahme<br />

am Modul „Propädeutikum II“, also Diagnostische Methoden<br />

II voraus. Dies kann zu erheblichen Verzögerungen<br />

führen. Beson<strong>der</strong>s „übel“ trifft es die Studenten mit <strong>der</strong><br />

Tertialabfolge ABC. Hier ergibt sich nicht mal eine einzige<br />

reguläre Wie<strong>der</strong>holungsmöglichkeit vor Beginn des 4.<br />

Jahres.<br />

Also kurzfristige Lösung wird es eine zusätzliche Wie<strong>der</strong>holungsklausur<br />

im Juli geben.<br />

Zusätzlich bereiten wir eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Studienordnung<br />

vor.<br />

Fragentyp MC-Klausuren<br />

Nach einigen Irritationen haben die Juristen im Prüfungsausschuss<br />

bestätigt, dass „Antwortkombinationsfragen“ (<br />

a: 1 und 2 sind richtig, b: nur 2 ist richtig etc.) nach unserer<br />

aktuellen Prüfungsordnung NICHT ZULÄSSIG sind!<br />

Diese for<strong>der</strong>t nämlich, dass MC-Fragen an den IMPP-<br />

Standard angeglichen werden müssen, welcher diesen<br />

Fragentyp momentan nicht beinhaltet. Wer Fragen hierzu<br />

hat, wende sich bitte schnellstmöglich an die entsprechenden<br />

Referenten:<br />

hopo@mhh-asta.de<br />

Än<strong>der</strong>ung Prüfungsordnung<br />

Der stellvertretende Studiendekan Herr Just hat in <strong>der</strong><br />

Studienkommissioin einen Entwurf für eine neue Prüfungsordnung<br />

vorgelegt. Strittige Punkte sind unter an<strong>der</strong>em<br />

die zugelassenen Fragentypen bei MC-Klausuren<br />

(s.o.) und die vorgesehene aktive Anmeldung zu Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen.<br />

Wir erarbeiten momentan eine erste<br />

Stellungnahme zu diesem Entwurf und werden alles tun,<br />

damit es nicht zu weiteren Verschärfungen für Studenten<br />

kommt.<br />

18<br />

SkillsLab<br />

Von unseren Studiengebühren wurden bisher diverse<br />

„Übungseinrichtungen“ angeschafft, zum Beispiel Megacode-Puppen<br />

für den Notfallmedizin-Kurs. Diese und an<strong>der</strong>e<br />

Simulatoren sollen in einem so genannten SkillsLab<br />

gebündelt werden. Hier soll dann das praxisnahe Erlernen<br />

klinischer Fertigkeiten ermöglicht werden, ohne<br />

gleich einen Patienten auf dem Gewissen zu haben. =)<br />

In einem bereits geplanten Gebäude auf dem Campus<br />

hat das Präsidium ausreichende Räumlichkeiten hierfür<br />

vorgesehen. In <strong>der</strong> Zwischenzeit wird es voraussichtlich<br />

eine temporäre Lösung in I2 geben.<br />

Evaluation Biochemie<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> Biochemie sind da<br />

und im ILIAS einzusehen. Vor allem aus den Freitexten<br />

ergibt sich ein gewisser Handlungsbedarf. Dieses Thema<br />

haben wir bereits auf <strong>der</strong> vergangenen Studienkommissionssitzung<br />

angesprochen. Zunächst soll die Abteilung<br />

Gelegenheit haben eine Stellungnahme zu formulieren<br />

und eigene Lösungsvorschläge unterbreiten.<br />

StuPa<br />

Das Referat Presse II wurde gewählt.<br />

Das Semesterticket soll um eine Teilstrecke<br />

<strong>der</strong> Westfalenbahn (Rb 61 von Bad<br />

Bentheim nach Bielefeld) erweitert werden.<br />

Die Kosten hierfür betragen 50 Cent<br />

pro Studierendem. Das StuPa beschließt<br />

die Erweiterung einstimmig zum Wintersemester<br />

2009/2010.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

I<br />

n jenen Tagen, Anfang November, in welchen selbst<br />

Privatsen<strong>der</strong> nur noch Son<strong>der</strong>sendungen zu als his-<br />

torisch versprochenen US-Wahlen brachten, konnte wohl ein<br />

je<strong>der</strong> die im Fünfminutentakt gesendeten letzten Sätze Ba-<br />

rack Obamas Wahlkampfrede im Schlaf.<br />

„…we will not just win (hier bitte jeweiligen Staat einsetzen),<br />

we will win this general election and you and I together we`re<br />

gonna change this country and change the world!”<br />

Sprach´s und löste ein ums an<strong>der</strong>e mal frenetischen Jubel<br />

durchsetzt von ohrenbetäubenden „Yes we can“-Chorälen<br />

aus. Dann folgte ein Ka-<br />

meraschwenk über das<br />

springende, kreischende<br />

Publikum. Als würde die-<br />

se popkonzertreife Massenbegeisterung ob einer gerade<br />

gehörten gut 40-minütigen politischen Rede, den Steinmeier<br />

gewöhnten Durchschnittsdeutschen nicht schon genug ver-<br />

wun<strong>der</strong>n, fällt noch etwas auf, betrachtet man die Gesichter<br />

hinter den „Change we need“-Plakaten einmal genauer. Ju-<br />

gend. Auffallend viele junge Leute stehen in <strong>der</strong> feiernden, ja<br />

ausgeflippten Menge um den mittlerweile amtierenden US-<br />

Präsidenten.<br />

Das mutet schon etwas komisch an, hat man die Worte Ju-<br />

gend, Politik und Begeisterung in Deutschland in den letzten<br />

>>It´s like cool to vote now.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

chen Begeisterung für Obama. Doch sind es wirklich nur die<br />

Inhalte? Ist es möglich, dass sich ein Großteil <strong>der</strong> amerikani-<br />

sche Jugend auf einmal in beson<strong>der</strong>em Maße für Wirtschaft<br />

und Außenpolitik interessiert, wie Levine<br />

es formuliert. Es klingt fast zu schön, um<br />

wahr zu sein.<br />

Sicherlich erreicht Obama als Demo-<br />

krat die von Natur aus meist eher linke<br />

Jugend auch mit seinen Zielen und Vor-<br />

stellungen eines besseren Amerikas. Als<br />

beson<strong>der</strong>s links o<strong>der</strong> revolutionär sind<br />

seine Inhalte im Vergleich mit früheren<br />

demokratischen Kandidaten jedoch nicht<br />

aufgefallen. Dafür erwischt er den richti-<br />

gen Zeitpunkt. Denn diese Wahl verdankt<br />

einen Teil des entstandenen Engagements und <strong>der</strong> Euphorie<br />

dem allgegenwärtigen Kontrast zur katastrophalen Bush-Pe-<br />

riode, mit <strong>der</strong> vor allem <strong>der</strong> sinnlose Irak-Krieg und die deso-<br />

late Wirtschaftslage assoziiert werden.<br />

Obama hingegen, jung, gebildet,<br />

gutaussehend, redegewandt,<br />

charismatisch, humorvoll, in<br />

vielen Eigenschaften also das Gegenteil seines Vorgängers,<br />

spricht die Themen <strong>der</strong> Jugend an, wichtiger noch, erreicht<br />

die Jugend, kommt an und gibt Hoffnung, die glaubwürdig<br />

ist. Seine mitreißenden Reden begeistern und bauen eine<br />

Verbindung zum Publikum auf, wie man sie in <strong>der</strong> Politik seit<br />

Jahren (schwer) vermisst.<br />

So schafft es <strong>der</strong> Ausnahmepolitiker Obama in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> mehr als heiklen innen- sowie außenpolitischen Lage<br />

<strong>der</strong> USA, für die George Bush allein verantwortlich gemacht<br />

wird, zu polarisieren und zu mobilisieren, und das vor allem<br />

die Jugend. Daraus ist eine Stimmung entstanden, die das<br />

Gefühl gibt, mit diesem Gang zur Wahlurne wirklich etwas zu<br />

än<strong>der</strong>n, vielleicht sogar die Welt zu verbessern, auf jeden Fall<br />

Teil <strong>der</strong> Bewegung zu sein. Und sind das nicht sozusagen die<br />

20<br />

Urwünsche <strong>der</strong> Jugend, die Welt zu verbessern und Teil von<br />

etwas zu sein?<br />

„If you don´t vote, you´re lame.”<br />

Eine Studentin, zitiert auf „Dr Tom´s<br />

Hip Happy Times“- Blog, bringt dieses<br />

Obama-Gefühl auf den Punkt: “It´s like<br />

cool to vote now. It´s a fashion state-<br />

ment. If you don´t vote, you´re lame.”<br />

Doch nicht bloß eine Stimmung hat Ob-<br />

ama die vielen Stimmen <strong>der</strong> Jugendli-<br />

chen gebracht, es war harte Arbeit und<br />

die richtige Strategie. Beschäftigt man<br />

sich mit Obamas Wahlkampf, stößt<br />

man immer wie<strong>der</strong> auf das Stichwort<br />

Internet. Wie keiner vor ihm nutzte er<br />

die Macht <strong>der</strong> Vernetzung über das<br />

World Wide Web. So brachte ihm nicht nur die simple Art auf<br />

barackobama.com zu spenden eine Menge an Gel<strong>der</strong>n und<br />

Adressen ein, son<strong>der</strong>n Accounts auf Seiten, wie facebook<br />

und myspace Bekanntheit, Beliebtheit und Unterstützung un-<br />

ter den jungen Usern. Jemand<br />

<strong>der</strong> gut eine Millionen Freunde<br />

auf myspace und über drei Milli-<br />

onen Kontakte auf facebook hat, erreicht mit einem Klick sehr<br />

viele <strong>der</strong> potentiellen jugendlichen Wähler. Ein unermess-<br />

licher Schatz für einen Politiker, den Obama nur zu nutzen<br />

brauchte und dies auch erfolgreich tat.<br />

Was auch immer in den USA im letzten Jahr passiert ist, mag<br />

man es Stimmung, Bewegung o<strong>der</strong> gar Jugendbewegung<br />

nennen, sei es <strong>der</strong> günstige Zeitpunkt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> clevere Wahl-<br />

kampf, fest steht, dass Barack Obama es geschafft hat, be-<br />

son<strong>der</strong>s unter den Jugendlichen, eine Begeisterung für Politik<br />

zu schaffen, wie man sie vielleicht sogar seit den 68ern nicht<br />

erlebt hat. Fest steht auch, dass in Deutschland in diesem<br />

Jahr wie<strong>der</strong> Bundestagswahlen anstehen. Bleibt zu hoffen,<br />

dass die Amerikanisierung schnell genug ist.<br />

Johanna Schauerte


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Das Prinzip<br />

Im Sommer 1967 besuchte <strong>der</strong> Shah von Persien, Mohammed<br />

Reza Pahlavi, die Bundesrepublik Deutschland.<br />

Mit militärischen Ehren wurde er vom Bundeskanzler und<br />

dem Außenminister am Flughafen Köln- Bonn empfangen<br />

und über abgesperrte Autobahnen durch Deutschland geführt.<br />

Der kaiserliche Staatsbesuch wurde von <strong>der</strong> breiten<br />

Öffentlichkeit verfolgt, ein Großereignis für alle Schichten:<br />

die Soraya- Presse stillte die Neugier <strong>der</strong> einfachen Leute<br />

mit Berichten über die neue Shahbanu auf dem Pfauenthron,<br />

während geladene Gäste sich in Gegenwart Ihrer<br />

Majestät in <strong>der</strong> Villa Hammerschmidt sonnten. Das diplomatische<br />

Protokoll sah Fachwerkhäuser in Rothenburg<br />

ob <strong>der</strong> Tauber, Stahlwerke in München und als Höhepunkt<br />

„Die Zauberflöte“ in <strong>der</strong> geteilten Stadt Berlin vor.<br />

Während <strong>der</strong> Shah und die Regierungsvertreter den<br />

Abenteuern von Prinz Tameno applaudieren, dringen die<br />

„Shah- Shah- Scharlatan“- Rufe nicht zu ihnen hindurch.<br />

Vor <strong>der</strong> Staatsoper haben sich einige hun<strong>der</strong>t Studenten<br />

unter <strong>der</strong> Leitung des SDS versammelt, um gegen das<br />

Shah- Regime im Iran zu demonstrieren1 . Schlachtrufe<br />

1 Am 1. Juni 1967 hielt <strong>der</strong> Exiliraner Bahman<br />

Nirumand einen Vortrag über das autoritäre Marionetten-<br />

Regime des Shahs und die Konsequenzen<br />

für die iranische Bevölkerung<br />

(Bergmann, Dutschke, Lefèvre, Rabehl: „Rebellion<br />

<strong>der</strong> Studenten o<strong>der</strong> Die neue Opposition“ Hamburg,<br />

1968)<br />

Hoffnung<br />

zerreißen die Luft, vom SVAK bestellte „Jubelperser“<br />

schlagen mit Schlagstöckern auf die Demonstranten ein,<br />

die Polizei zweigt den Studenten den Weg ab und geht<br />

„mit aller Härte“ gegen sie vor. Die Situation eskaliert und<br />

im Gemenge hört man plötzlich ein Schuss. In einer Blutlache<br />

liegt <strong>der</strong> Student Benno Ohnesorg, das erste Opfer<br />

<strong>der</strong> deutschen Studentenbewegung.<br />

Der Tod von Benno Ohnesorg kann als die Wende <strong>der</strong><br />

68er Bewegung angesehen werden. Innerhalb eines Jahrzehnts<br />

brachte dieses Ereignis die „Bewegung 2.Juni“,<br />

„RAF“ und den „Deutschen Herbst 77“ hervor. Die Radikalisierung<br />

<strong>der</strong> Studentenschaft for<strong>der</strong>te noch viele Opfer<br />

bis sie letztlich an den eigenen Wi<strong>der</strong>sprüchen erstickte.<br />

Zuletzt blieben von den ursprünglichen Idealen und For<strong>der</strong>ungen<br />

nach Emanzipation nur noch die Phrasen eines<br />

verstaubten Gedichtes: „Die Revolution sagt: ich war, ich<br />

bin, ich werde sein.“ 2<br />

Zu gern wird auf die medienträchtigen Ereignisse nach<br />

dem 2.Juni verwiesen, wenn von <strong>der</strong> Studentenbewegung<br />

gesprochen wird. Altbundeskanzler Helmut Schmidt verkündet<br />

noch heute in diversen Talkshows, halb verdeckt<br />

von seinem verrauchten Nimbus, sein Unverständnis gegenüber<br />

den damaligen „Wirrköpfen.“ Ihm zustimmend ni-<br />

2 Auflösungserklärung <strong>der</strong> RAF in <strong>der</strong> TAZ<br />

( 22.04.1998)<br />

21


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

ckend, vergessen wir, dass Selbstverständlichkeiten unseres<br />

heutigen Denkens in den Sechzigern erkämpft wurden.<br />

Manch eine Kommilitonin zeigt mit einem Unverständnis,<br />

das an kokettierte Empörung grenzt, auf Ungerechtigkeiten<br />

in Gesellschaften, die mit weniger Verständnis auf<br />

„die Flegeljahre (ihrer) Wohlstandskin<strong>der</strong>3 reagierten.<br />

Die eigenen Privilegien werden als gottgegebene Apriori<br />

angesehen und urteilend auf<br />

an<strong>der</strong>e Verhältnisse projiziert<br />

- nicht selten ist <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />

fragwürdigen Ressentiments<br />

überschritten. So bietet die Ignoranz<br />

gegenüber <strong>der</strong> historischen<br />

Genese <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Verhältnisse den Raum<br />

für mancherlei hitzig geführte<br />

Debatte über Studiengebühren,<br />

die sich in <strong>der</strong> Zitierung wie<strong>der</strong>gekäuter,<br />

unverdauter Schlagzeilen<br />

erschöpft.<br />

Um die damaligen Geschehnisse<br />

wirklich zu verstehen, bedarf<br />

es einer genaueren Analyse,<br />

man sollte dabei nicht vergessen<br />

wie sehr die Meinung <strong>der</strong><br />

damaligen etablierten Politik<br />

von <strong>der</strong> Nachkriegsgeschichte<br />

geprägt war. Der „Grün<strong>der</strong>generation“,<br />

die mit dem Aufbau<br />

einer jungen, zerbrechlichen<br />

Bundesrepublik nach einem Weltkrieg beschäftigt war,<br />

erschien <strong>der</strong> Ruf <strong>der</strong> Straße wie Lärm von einigen, wenigen<br />

„Wirrköpfen.“ Zu frisch waren die Erinnerungen an<br />

den Krieg und das persönlich erfahrene Leid, als dass<br />

man auf mahnende Finger achten konnte. „Was wollt ihr<br />

eigentlich…“<br />

Die sechziger Jahre <strong>der</strong> Nachkriegsgeschichte können als<br />

Meilenstein im deutschen Demokratieverständnis aufgefasst<br />

werden, an<strong>der</strong>s als in Weimar wurde diesmal das<br />

aufoktroyierte System nicht nur als Urnengang verstanden.<br />

Beson<strong>der</strong>s die junge Generation, die nicht die Erfah-<br />

3 Gerwien, Tillmann: „Flegeljahre verwöhnter<br />

Wohlstandskin<strong>der</strong>“ – eine Abrechnung (mit <strong>der</strong> 68er<br />

Bewegung) im Stern (5. Dezember 2007)<br />

22<br />

rungen des Krieges teilte, for<strong>der</strong>te eine Demokratisierung<br />

aller Sphären <strong>der</strong> Lebenswelt. Nach einem Jahrzehnt <strong>der</strong><br />

Demonstrationen, Sit-Ins und Straßenkämpfen drang <strong>der</strong><br />

Ruf <strong>der</strong> Straße zum Bundeskanzler vor: „Wir wollen mehr<br />

Demokratie wagen.“ 4<br />

Am Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre wurde die Regierung Adenauer<br />

„Bedingt abwehrbereit“ 5 von den ersten Demonstrationen<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

überrascht. Conrad Ahlers hatte<br />

durch einen Artikel über das<br />

westdeutsche Verteidigungssystem<br />

im Nachrichtenmagazin<br />

Der Spiegel für Aufsehen<br />

gesorgt, woraufhin er und <strong>der</strong><br />

Spiegel- Herausgeber Rudolph<br />

Augstein mit <strong>der</strong> Anklage des<br />

Landesverrates festgenommen<br />

wurden. Die Festnahme ging<br />

auf das persönliche Bemühen<br />

des Verteidigungs-ministers<br />

Franz-Josef Strauß zurück, <strong>der</strong><br />

sich <strong>der</strong> Zustimmung Adenauers<br />

sicher war. Dieses patriarchalische<br />

Zurechtweisen <strong>der</strong><br />

ungehorsamen Nestbeschmutzer<br />

löste wi<strong>der</strong> Erwarten einen<br />

Aufruhr unter Studenten und<br />

<strong>der</strong> deutschen Intelligenzija<br />

aus, mit einer breiten Öffentlichkeit<br />

lehnten sie sich gegen<br />

die staatliche Zensur auf. Letztlich wurden Augstein und<br />

Ahlers freigelassen und die Ära Adenauer fand ihr Ende.<br />

Diese Zäsur in <strong>der</strong> deutschen Nachkriegsgeschichte verdeutlicht<br />

erstmals den Konflikt zwischen den zwei grundsätzlich<br />

verschiedenen Auffassungen von Demokratie: Für<br />

die Regierung Adenauer stand die Annährung Deutschlands<br />

an den Westen und die politische und wirtschaftliche<br />

Stabilität im Vor<strong>der</strong>grund, es galt die kommunistische Bedrohung<br />

im Osten abzuwehren, die vollständige staatliche<br />

Souveränität von den Siegermächten wie<strong>der</strong> zu erlangen<br />

4 Willy Brandt: Regierungserklärung vom 28. Oktober<br />

1969<br />

5 „Bedingt Abwehrbereit“ von Conrad Ahlers in <strong>der</strong><br />

Spiegel-Ausgabe vom 10.10. 1962


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

und die soziale Marktwirtschaft zu etablieren. Die demokratische<br />

Regierungsform war mehr Mittel als Zweck, und<br />

dieser Logik entstammt die Empörung gegenüber Augsteins<br />

Spiegel und dem „hinter Pressefreiheit getarnten<br />

Landesverrat.“<br />

Dagegen stand die Nachkriegsgeneration, sie hatte die<br />

neuen Maximen verinnerlicht und pochte auf Emanzipation<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse. Demokratie wurde<br />

nicht nur als „Recht auf Akklamationsverweigerung“ verstanden,<br />

son<strong>der</strong>n in allen Lebenssphären eingefor<strong>der</strong>t.<br />

Den alten Kurs beibehaltend wurde die nörgelnde Stimme<br />

<strong>der</strong> „Langhaarigen“ auch von den folgenden Regierungen<br />

ignoriert - bis sie nicht mehr zu überhören war.<br />

Die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen<br />

Probleme standen im Fokus <strong>der</strong> Parteien, als 1966 <strong>der</strong> geohrfeigte<br />

Kiesinger seinen Amtseid auf die Verfassung des<br />

entnazifizierten Deutschland ablegte. Als erster Bundeskanzler<br />

einer Großen Koalition zwischen CDU/CSU und<br />

SPD schaltete Kiesinger faktisch die parlamentarische<br />

Opposition aus. Mit <strong>der</strong> absoluten Mehrheit konnten die<br />

seit langem anstehenden Aufgaben angegangen werden:<br />

innerhalb von drei Jahren wendeten die Großkoalitionäre<br />

die beginnende wirtschaftliche Rezession für ein paar<br />

weitere Wun<strong>der</strong>jahre ab, zudem wurde die zweiprozentige<br />

Arbeitslosigkeit in einer „Konzentrierten Aktion“ nie<strong>der</strong>gekämpft<br />

bis Vollbeschäftigung herrschte. Und endlich<br />

konnten die lange von <strong>der</strong> SPD blockierten Notstandsgesetze<br />

in die Verfassung aufgenommen werden. Als Bedingung<br />

<strong>der</strong> alliierten Siegermächte für die vollständige<br />

staatliche Souveränität stellten die Notstandsgesetze die<br />

rechtliche Grundlage für die Verteidigung <strong>der</strong> „freiheitlichen<br />

Grundordnung“ mit allen „notwendigen“ Mitteln dar.<br />

So war es im Falle einer Krise möglich, das Brief- und<br />

Meldegeheimnis aufzuheben, Bundeswehr und Bundesgrenzschutz<br />

im Inneren einzusetzen und das Parlament in<br />

seiner gewählten Form aufzulösen. Die Notstandsgesetze<br />

sollten ihrer Intention nach die junge Demokratie vor<br />

etwaigen Bedrohungen schützen, doch die Öffentlichkeit<br />

nahm sie als eben diese Bedrohung war: Dass ein „Altnazi“<br />

sich die Möglichkeit vorenthielt, gegebenenfalls die<br />

bürgerlichen Grundrechte mithilfe des deutschen Militärs<br />

abzuschaffen, erinnerte zu sehr an Weimars 48. Artikel.<br />

Böll, Grass, Jaspers und an<strong>der</strong>e wurden aufgeschreckt<br />

und wollten mit Gewerkschaften, Ostermarschinitiativen,<br />

Friedensbewegungen und allen voran mit dem Sozialistischen<br />

Deutschen Studentenbund (SDS) „Bonn den Notstand<br />

austreiben.“ Am 11. Mai 1968 versammelten sich 70<br />

000 Menschen zum „Sternmarsch auf Bonn“. Die bis dahin<br />

größte Kundgebung <strong>der</strong> deutschen Nachkriegsgeschichte<br />

for<strong>der</strong>te mehr Mitbestimmungsrecht und konfrontierte<br />

das politische Establishment mit den eigenen Wi<strong>der</strong>sprüchen.<br />

Die Proteste verliefen friedlich und blieben ungehört<br />

- am 30. Mai wurden die Notstandgesetze noch vor <strong>der</strong><br />

Sommerpause vom deutschen Bundestag verabschiedet,<br />

einzig die FDP-Fraktion stimmte geschlossen gegen den<br />

Beschluss. - 30 Jahre nach <strong>der</strong> Machtergreifung Hitlers<br />

erschien Gelb als das neue Rot.<br />

Die SPD als Regierungsfraktion stand am Ende eines Weges,<br />

<strong>der</strong> bereits Mitte <strong>der</strong> 1950er mit dem Godesberger<br />

Programm begonnen hatte. Nicht die Abschaffung <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Produktionsweise, son<strong>der</strong>n Regierungsbeteiligung<br />

rückten nach Jahren <strong>der</strong> CDU/CSU-Dominanz in<br />

den Vor<strong>der</strong>grund. Im Zuge <strong>der</strong> Kurswende zur Volkspartei<br />

entfernte sich die älteste sozialdemokratische Partei von<br />

<strong>der</strong> marxistischen Ideologie und <strong>der</strong> daran hängenden Ju-<br />

23


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

gendorganisation, dem SDS. Seit 1<strong>94</strong>6 hatte <strong>der</strong> SDS als<br />

Rekrutierungsfeld für Spitzenfunktionäre gedient, Vorsitzende<br />

wie Helmut Schmidt verschafften ihr einen gewissen<br />

Einfluss innerhalb <strong>der</strong> SPD. Nach <strong>der</strong> Trennung von<br />

<strong>der</strong> Mutterpartei im Jahr 1961 verlor <strong>der</strong> Studentenbund<br />

seinen materiellen Rückhalt und die politische Reibefläche;<br />

ein Umstand, <strong>der</strong> nach Neuorientierung verlangte.<br />

We<strong>der</strong> wollten die sozialistischen Studenten <strong>der</strong> Mutterpartei<br />

auf dem Weg in die angepasste Mitte auf Wählerfang<br />

folgen, noch schien die Sowjetunion, die 1956 mit <strong>der</strong><br />

militärischen Nie<strong>der</strong>schlagung des ungarischen Aufstands<br />

ein weiteres Mal ihre Ideale verraten hatte, eine Alternative<br />

zu bieten.<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach einem neuen politischen Standpunkt<br />

griff die bürgerlich-intellektuelle Jugendorganisation<br />

nach den Ideen und Träumen eben jener Denker, die „als<br />

Treibgut <strong>der</strong> Geschichte“<br />

stets<br />

außerhalb <strong>der</strong><br />

gesellschaftspolitischen<br />

Pragmatik<br />

gestanden haben.<br />

In einem „Rausch<br />

<strong>der</strong> Verallgemeinerung“<br />

wurden<br />

marxistische, psycho-analytische,<br />

existenzialistische Denkmodelle wie<strong>der</strong> belebt und fern<br />

ab vom grauen Alltag des Fabrik- und Fließbandarbeiters<br />

entwickelte sich eine Generation, welche mit <strong>der</strong> geballten<br />

Ho Chi Minh-Faust zur linken und dem mahnenden Zeigefinger<br />

zur rechten nach Bürgerrechten schreien konnte.<br />

Doch trotz aller Mängel und Wi<strong>der</strong>sprüche - blicken wir zurück,<br />

so war es diese Generation mit Ihrer rücksichtlosen<br />

Kritik, mit ihren Errungenschaften wie freier Liebe, Umweltschutz<br />

und Frauenemanzipation, welche unser heutiges<br />

Verständnis von Demokratie viel tiefer definiert als <strong>der</strong><br />

Urnengang im Wahljahr . Die „verlängerte Kindheit“ und<br />

<strong>der</strong> „Aufschub an Verantwortlichkeit“ 6 ermöglichte erst die<br />

Frage nach dem „noch nicht“ 7 Doch welche Fragen stellen sich heutzutage?<br />

An<strong>der</strong>e Ängste treiben uns durch den Alltag. Es ist vielmehr<br />

die existenzielle Sinnfrage, als die marxistische Gesellschaftsanalyse,<br />

die das Dogma unserer Generation<br />

darstellt. In den Bücherregalen <strong>der</strong> allerwenigsten findet<br />

man Marx, Adorno, Horkheimer, Marcuse. Es gilt vielmehr<br />

mit Golfgenerationen durch Feuchtgebiete zu rasen und<br />

dabei eine möglichst akzeptable Maske zu finden. Die<br />

Frage nach dem wohin stellt sich nur noch in <strong>der</strong> eigenen<br />

Lebenswelt und den persönlichen Zielen. Die vor uns<br />

gelegten Gleise lassen nur einen Weg zu und die gesamte<br />

Hoffnung einer Generation ermüdet in <strong>der</strong> Wahl eines<br />

amerikanischen Präsidenten. Selbst Polemik schmeckt<br />

nach Wie<strong>der</strong>gekäutem.<br />

Die Geschwindigkeit, in <strong>der</strong> man von einer Prüfung zur<br />

nächsten gepeitscht wird, lässt keinen Raum für das Nachdenken<br />

über die<br />

an<strong>der</strong>en. Und<br />

wenn die Welt<br />

„Mir scheint, die Kin<strong>der</strong> des nächsten<br />

nachts im kalten<br />

Bett stehen zu<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts werden das Jahr 1968 mal so lernen bleiben scheint,<br />

kämpft man ge-<br />

wie wir das Jahr 1848.“<br />

gen die Sinnfra-<br />

Hannah Arendt an Karl und Gertrud Jaspers, 26. Juni 1968<br />

ge, die pochend<br />

immer mehr<br />

Zweifel weckt.<br />

Eben <strong>der</strong> Eindruck, dass alle Kämpfe schon gekämpft<br />

wurden, alle Fragen auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Weise beantwortet<br />

sind, treibt in den warmen Schoß <strong>der</strong> Eltern<br />

und erstickt jeglichen Begriff von Emanzipation im Keim.<br />

Nicht <strong>der</strong> Protest gegen die Elterngeneration, son<strong>der</strong>n die<br />

Furcht, den Erwartungen nicht zu genügen, stellt unsere<br />

heutige Herausfor<strong>der</strong>ung dar. In einer Welt ohne Notwendigkeiten<br />

und voller Möglichkeiten wirken die alten Ideale<br />

schnell lächerlich, scheint <strong>der</strong> hoffende Blick nach Morgen<br />

stumpf geworden zu sein.<br />

Wir sollten nicht vergessen, dass dieser stumpfe Blick nur<br />

<strong>der</strong> unsrige ist.<br />

und den, von <strong>der</strong> Pragmatik<br />

überdeckten, Idealen.<br />

Belal N.<br />

6 Jean- Paul Satre: Drei Essays<br />

7 Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung<br />

24


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

International Physicians for the Prevention of Nuclear War?<br />

Was genau hat ein Hausarzt aus Hameln mit Hiroshima<br />

1<strong>94</strong>5 zu tun?<br />

Der IPPNW nach ziemlich viel, und ihre Argumentation<br />

scheint lückenlos. Krieg ist eine Bedrohung für Leben und<br />

Gesundheit und um eben diese kümmert sich ein Arzt.<br />

Die „Ärzte in sozialer Verantwortung“ ,<strong>der</strong> IPPNW, haben<br />

ihre Definition des Arztberufes auf politisches und gesellschaftlichesEngagement<br />

ausgeweitet, sie<br />

setzen sich für friedliche<br />

Konfliktbewältigung,<br />

internationale Verträge,<br />

die Abschaffung von<br />

Atomwaffen und Atomenergie<br />

ein.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> IPPNW beginnt 1980 mit einem Briefwechsel<br />

zwischen dem russischen Kardiologen Evgenij<br />

Chazov und seinem amerikanischen Kollegen Bernard<br />

„Frieden ist die Vorraussetzung<br />

für Gesundheit.“<br />

IPPNW<br />

Lown. Wenige Monate später gründen sie mit vier weiteren<br />

Ärzten aus den USA und <strong>der</strong> Sowjetunion in Genf die<br />

Organisation zur Verhütung eines Atomkrieges in Zeiten<br />

des Kalten Krieges. 1985 erhält die IPPNW den Friedensnobelpreis.<br />

Heute ist sie mit circa 8.000 Mitglie<strong>der</strong>n die größte berufsbezogene<br />

Friedensorganisation in Deutschland, international<br />

beträgt die Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> fast 150.000 in<br />

über 60 Nationen von Ägypten bis Zimbabwe.<br />

Das Projekt IPPNW<br />

ist ein erfolgreiches<br />

Beispiel für eine Nichtregierungsorganisation,<br />

die sich an Ihren<br />

Idealen orientieren<br />

kann ohne dabei vom<br />

Wahlvieh <strong>der</strong> Parteien abhängig zu sein. Dennoch bleibt<br />

die Kritik systemintern und es findet Austausch mit den<br />

Bundestagsabgeordneten statt. Der spezifische Blickwinkel<br />

<strong>der</strong> Ärzte ist dabei <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit.<br />

25


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Nur was für Ärzte?<br />

Auch nach dem Kalten Krieg sind Herausfor<strong>der</strong>ungen zu meistern<br />

und Konflikte zu lösen die von weltpolitischer Bedeutung<br />

sind. Manchmal scheint <strong>der</strong> Einstieg schwierig und deswegen<br />

können sich auch Studenten bei <strong>der</strong> IPPNW beteiligen.<br />

Dreißig Jahre nach <strong>der</strong> Gründung engagieren sich in <strong>der</strong> Organisation<br />

deutschlandweit über 800 Studenten, die in 30 Studierendengruppen<br />

mit einer globalen Perspektive lokal agieren.<br />

Die Studierendenzeitschrift <strong>der</strong> IPPNW, <strong>der</strong> „Amatom“ erscheint<br />

einmal jährlich mit kritischen Artikeln zur Gesundheitspolitik,<br />

Medizinausbildung und zu Menschenrechtsthemen.<br />

Außerdem finden regelmäßig deutschlandweite Treffen <strong>der</strong> 30<br />

Studierendengruppen statt, die zwei übergeordneten Studentensprecher<br />

nehmen dann auch an den internationalen Konferenzen<br />

teil.<br />

Famulieren und Engagieren<br />

Getreu diesem Konzept können sich deutsche Studenten im<br />

Rahmen des Famulatur-Austauschs <strong>der</strong> IPPNW an Ihren Projekten<br />

beteiligen. In verschiedenen Sozialprojekten in Serbien,<br />

Palästina, Nepal und vielen weiteren Län<strong>der</strong>n kümmern sich<br />

vorort die einzelnen Ärzte um die Famulanten. Dabei stehen<br />

die Auswirkungen politischer, sozialer und ökologischer Bedingungen<br />

auf die Gesundheit von Menschen im Mittelpunkt. Das<br />

Themenspektrum umfasst Frieden, Armut, Menschenrechte,<br />

Trauma und eine Medizin abseits unserer universitären<br />

Strukturen.<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Famulaturaustausches liegt<br />

damit in <strong>der</strong> direkten Partizipation – an<strong>der</strong>s als z.B.<br />

am deutschen Krankenhaus in Buenos Aires- taucht<br />

man bei einer IPPNW-Famulatur tief in die Strukturen des<br />

jeweiligen Landes ein. Hilfreich könnte auch die finanzielle<br />

Unterstützung <strong>der</strong> IPPNW sein, Mitglie<strong>der</strong>n werden 75% <strong>der</strong><br />

Reisekosten erstattet.<br />

Auch in Deutschland kann man bei 300 IPPNW-Ärzten famulieren.<br />

Für weitere Infos: www.ippnw.de<br />

26<br />

Nesrin (10. Semester <strong>MHH</strong>) in Hiroshima<br />

Die IPPNW-<br />

Studierendengruppe Hannover<br />

Manch ein Student hat die Fair-trade Kaffeaktion in <strong>der</strong> alten<br />

Cafete sicherlich belächelt, nein die Welt wird damit nicht<br />

verän<strong>der</strong>t. Dennoch tut man <strong>der</strong> IPPNW-Gruppe Hannover<br />

unrecht wenn man sie auf diese publikumswirksame Aktion<br />

reduziert.<br />

Denn Plakataktionen vor <strong>der</strong> Bibliothek, Gastvorlesungen über<br />

Entwicklungshilfe, konsumkritische Spaziergänge über die<br />

Ladenstraße haben vor allem eines zum Ziel: Die Aufklärung<br />

und Vernetzung von motivierten Studenten.<br />

Findet man keine Möglichkeit sich zu engagieren, so verfliegt<br />

die eigene Kraft meist schnell und man passt sich den gegeben<br />

Strukturen an. Um fundierte Kritik äußern zu können und<br />

nicht auf <strong>der</strong> Stufe von „Ich bin dagegen“ stehen zu bleiben,<br />

findet alle zwei Wochen am Dienstagabend ein Treffen zur<br />

eigenen Weiterbildung statt. Jedes Semester beschäftigen sich<br />

die Mitglie<strong>der</strong> dabei mit unterschiedlichen Themen wie z.B.<br />

<strong>der</strong> Pharmaindustrie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Entwicklungshilfe, es werden<br />

Referate gehalten, bei denen es vor allem darum geht den<br />

eigenen Horizont zu erweitern und die Möglichkeit etwas in<br />

dieser Welt zu verän<strong>der</strong>n zu entmystifizieren. Außerdem wird<br />

das diesjährige deutsche IPPNW-Studierenden treffen von<br />

Hannover und Göttingen im November gemeinsam organisiert.<br />

Wenn ihr mitmachen wollt schreibt ihr einfach eine Email an<br />

sophiaschelcher @gmail.com<br />

Doch alle Theorie bleibt ohne Praxis sinnfrei.<br />

Wie bei <strong>der</strong> Dachorganisation basiert das Konzept <strong>der</strong> IPPNW<br />

Gruppe Hannover neben den zwei Säulen Aufklärungsarbeit<br />

und Weiterbildung auch auf <strong>der</strong> direkten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Lebenswelt:


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Kein Pass keine Rechte?<br />

Zur Arbeit <strong>der</strong> Medizinischen Flüchtlingshilfe Hannover<br />

Schätzungen zu Folge gibt es zurzeit weit mehr als eine Millionen<br />

„illegale“ Menschen in Deutschland. Nüchtern klingt diese<br />

Zahl, fremd und fern. Doch ein Leben in <strong>der</strong> Illegalität macht<br />

krank, arm und rechtslos.<br />

Ausgeschlossen von <strong>der</strong> Medizinischen Versorgung und aus<br />

Angst gemeldet zu werden siechen die Menschen in <strong>der</strong> Illegalität<br />

mit schmerzhaften Krankheiten am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

unsichtbar für die normalen Bürger, vor sich hin.<br />

„Illegale“ sehen sich auch tätlichen rassistischen Angriffen<br />

beson<strong>der</strong>s schutzlos ausgeliefert, weil sie die TäterInnen nicht<br />

einmal bei <strong>der</strong> Polizei anzeigen können, ohne sich selbst in Gefahr<br />

zu bringen. Selbst wenn „Illegale“ Opfer von Verbrechen<br />

werden, wird kein Abschiebeschutz gewährt. Damit erklärt<br />

<strong>der</strong> Staat „Illegale“ für „vogelfrei“; sie haben „kein Recht auf<br />

Recht.“<br />

Die Probleme sind also unzählbar und vielfältig, doch als Arzt<br />

kommt man mit Ihnen direkt in Kontakt.<br />

Staatliche Krankenhäuser sind gem. § 87 AufenthG verpflichtet,<br />

„illegale“ PatientInnen bei <strong>der</strong> Polizei und den Abschiebebehörden<br />

zu denunzieren.<br />

Der § 92 Absatz 1 Auslän<strong>der</strong>gesetz besagt, dass je<strong>der</strong> mit einer<br />

Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren o<strong>der</strong> einer Geldstrafe<br />

belegt werden kann, <strong>der</strong> Menschen ohne eine Aufenthaltsgestattung,<br />

Aufenthaltsgenehmigung o<strong>der</strong> einer Duldung hilft.<br />

Kommt ein Mör<strong>der</strong> zum Arzt muss dieser Ihn nicht melden,<br />

kommt ein „ Illegaler“ zum Arzt muss jener er um sein Leben<br />

fürchten. Was zunächst absurd und inhuman klingt macht wirtschaftspolitisch<br />

dann aber wie<strong>der</strong> Sinn- denn Ärzte sind heute<br />

Dienstleister, mit Ethik hat dass nicht viel zu tun.<br />

Viele Ärzte melden- aus Angst vor den rechtlichen Konsequenzen,<br />

doch was viele nicht wissen ist, dass es eine „inoffizielle“<br />

Lösung für das Problem <strong>der</strong> „Illegalen“ gibt. Bis zum heutigen<br />

Tage ist noch kein einziger helfen<strong>der</strong> Arzt vor Gericht ge<br />

kommen, jede Klage wurde fallen gelassen. Zudem sind<br />

kirchliche Krankenhäuser von <strong>der</strong> Meldepflicht ausgeschlossen.<br />

Fast überall in Deutschland gibt es stadtinterne<br />

Regelungen mit den Krankenhäusern und Hilfsorganisationen.<br />

Doch inoffizielle Lösungen sind keine echten Lösungen,<br />

sie mil<strong>der</strong>n nur die Symptome eines kranken Systems.<br />

„Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem<br />

Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch<br />

Alter, Krankheit o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung, Konfession, ethnische<br />

Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische<br />

Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung o<strong>der</strong> soziale<br />

Stellung“(Genfer Deklaration)<br />

Kehren wir zurück vor unsere Haustür und zur IPPNW.<br />

Das erwähnte praktische Element <strong>der</strong> Studierendengruppe<br />

Hannover ist die Medizinische Flüchtlingshilfe Hannover<br />

(mfs), die eine Hilfestellung für Illegale in Hannover<br />

bieten möchte. Jeden Montag von 17-19 Uhr findet eine<br />

Sprechstunde für illegale Einwan<strong>der</strong>er statt bei <strong>der</strong> sie,<br />

wenn möglich, ärztlich versorgt und zu helfenden Ärzten<br />

weitervermittelt werden.<br />

Im Gegensatz zu kirchlichen Hilfsgruppen wie den Maltesern,<br />

hat die mfs jedoch vor allem eines zum Ziel: sich<br />

selbst überflüssig zu machen.<br />

Die Kombination aus politischen Engagement und<br />

direkter Hilfe ist vielleicht die einzig mögliche Form des<br />

„echten“ Helfens. Zu wissen, dass es kein richtiges Leben<br />

im Falschen gibt und trotzdem nicht in Passivität zu versinken<br />

ist dabei eine bewun<strong>der</strong>nswerte Leistung.<br />

Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!<br />

mfs_hannover@yahoo.de<br />

Alexandra Kleimann<br />

27


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

KUNSTGUERILLA<br />

Man stelle sich vor:<br />

Auf dem obligatorischen Bethlehembesuch <strong>der</strong> Israelpauschalreise<br />

fährt man am Grenzstreifen zu Palästina entlang<br />

und betrachtet kopfschüttelnd „diese Mauer“. Man regt sich<br />

auf über die schlechte Welt und ist ein wenig verzweifelt, beschämt<br />

über den eigenen Elendstourismus. Aber was kann<br />

man da schon machen, als einfacher Mensch, <strong>der</strong> man ist.<br />

Und dann ist da auf einmal dieses Bild.<br />

Zwei spielende Kin<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Mauer und über ihnen<br />

<strong>der</strong> Blick ins vermeintliche Paradies. Ein zutiefst politisches<br />

Bild, welches die pseudopolitischen Gedanken im<br />

eigenen Kopf verstummen lässt und mit dem Finger<br />

kompromisslos direkt in die Wunde zeigt. Man kann<br />

sich <strong>der</strong> Perspektive nicht entziehen, das Bild ist da<br />

und man sieht es - ganz egal ob man will o<strong>der</strong> nicht.<br />

28<br />

Westbankträume-Grenzstreifen<br />

Verantwortlich für diese Form von Streetart ist ein<br />

anonymer Künstler mit dem Pseudonym Banksy.<br />

Mehr, als dass er wahrscheinlich 35 Jahre alt ist und<br />

in Bristol geboren wurde, weiß man über ihn allerdings<br />

nicht. Das Graffiti am Grenzstreifen ist nur eines <strong>der</strong><br />

provokativen Werke des inzwischen berühmt gewordenen<br />

Straßenkünstlers. Auch im Londoner Zoo rufen die<br />

Pinguine vorwurfsvoll durch ihn „ We are bored of eating<br />

fish“, in Disneyland fand sich eine Guantanamohäftlingsattrappe<br />

zwischen den Achterbahnen.<br />

Banksy hängt seine Bil<strong>der</strong> heimlich in die Tategalerie und<br />

hackt Paris Hiltons CD´s, er nimmt mit seiner Kunst Politik<br />

und die Medien- und Konsumgesellschaft aufs Korn. Er<br />

richtet sich gegen Kapitalismus, gegen Krieg, gegen den<br />

Überwachungsstaat.<br />

Dass er mit seiner Arbeit viele Fans gewonnen hat, seine<br />

Bil<strong>der</strong> bei Angelina Jolie und Brad Pitt im Wohnzimmer<br />

hängen und bei Sothebys für mehrere Hun<strong>der</strong>ttausend<br />

versteigert werden, bleibt dabei trotzdem nebensächlich.<br />

Denn worum es eigentlich geht, ist das Erschaffen eines neuen<br />

Raumes für Kunst, Kommunikation fernab <strong>der</strong> Gesetze<br />

des Marktes. Wer heute noch sagt, in diesem System habe<br />

er keine Möglichkeit des Engagements, muss sich mit einem<br />

dieser Lebensweg konfrontieren, <strong>der</strong> das Gegenteil beweist.<br />

Alexandra Kleimann


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Vietnam goes Hollywood<br />

„Ein paar hun<strong>der</strong>t Leute entscheiden über die Kunst. Wenn du in ein Museum gehst bist du nichts<br />

an<strong>der</strong>es als ein Tourist, <strong>der</strong> die Trophäen einiger Millionäre anstaunt.“<br />

Banksy<br />

Unter den Teppich kehren-London<br />

29


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Special<br />

30<br />

Dokto<br />

Dr. med.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

rarbeit<br />

Die Statistik behauptet, dass immer<br />

weniger Medizinstudenten sich dazu<br />

entschließen, einen Doktortitel zu<br />

erwerben. Doch an welchem Punkt<br />

kommt es zu dieser Entscheidung?<br />

Wenn man sich durch die Reihen <strong>der</strong><br />

eigenen Kommilitonen denkt, dann<br />

hat wahrscheinlich je<strong>der</strong> nur ein Ge-<br />

fühl: Alle haben schon eine Doktorar-<br />

beit und ich krieg es einfach nicht hin!<br />

O<strong>der</strong> wenn man schon ein Thema hat,<br />

dann klappt es zumindest bei allen<br />

an<strong>der</strong>en natürlich viel besser und sie<br />

müssen z.B. „nur noch schreiben“.<br />

Sicher, man steht vor einer schwie-<br />

rigen Entscheidung, wenn man<br />

überlegt, eine Promotion in Angriff zu<br />

nehmen, nicht zuletzt, weil mit ihr viel<br />

Zeitaufwand und Arbeit verbunden<br />

ist. Da ist es wichtig, sich eine Portion<br />

Ruhe und gute Überlegung zu gön-<br />

nen, um nicht auf dem Holzpfad zu<br />

landen und eventuell schlussendlich<br />

zur Schar <strong>der</strong> Abbrecher zu gehö-<br />

ren. In unserem Special zum Thema<br />

Doktorarbeit möchten wir Euch die<br />

verschiedenen Wege zum Dr.med.<br />

aufzeigen, einzelne Möglichkeiten be-<br />

leuchten und Euch einige Tipps zum<br />

Thema liefern.<br />

Seit mittlerweile dreineinhalb Jahren<br />

gibt es das StrucMed-Programm<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Sicherlich hat je<strong>der</strong><br />

von Euch schon davon gehört. Wir<br />

beleuchten das Programm für Euch<br />

noch einmal genauer und möchten<br />

Euch die Vor- und Nachteile aufzei-<br />

gen. Zwei ehemalige StrucMed-Teil-<br />

nehmer stehen uns dazu Rede und<br />

Antwort.<br />

Der klassische Weg zur Promotion<br />

ist nach wie vor <strong>der</strong> populärste unter<br />

den Studenten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. In diesem<br />

Zusammenhang haben wir einige<br />

Tipps von Prof.Pabst aufgegriffen, die<br />

er schon in verschiedenen Vorträgen<br />

gegeben hat.<br />

Außerdem möchten wir Euch nicht<br />

die Möglichkeit vorenthalten, über<br />

das Biomedical Exchange Program<br />

im Ausland eine Dissertation anzu-<br />

fertigen. Erster Ansprechpartner für<br />

dieses Thema ist Prof. Hilmar Stolte.<br />

Zu guter Letzt haben wir uns das<br />

Buch Promotion aus dem Thieme-<br />

Verlag für Euch vorgenommen. Die<br />

Rezension findet ihr auf Seite 40.<br />

31


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Die klassische Promotion<br />

Die meisten Studenten an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> promovieren nach wie vor auf klassische Art und Weise, sprich nicht im Rahmen des Struc-<br />

Med-Programms o<strong>der</strong> über das BMEP. Erster Ansprechpartner zu diesem Thema wäre Prof. Pabst, <strong>der</strong> sich schon seit vielen<br />

Jahren mit dem Thema beschäftigt. Lei<strong>der</strong> war er in letzter Zeit so sehr eingespannt, dass er keine Zeit für ein Interview hatte,<br />

trotzdem möchten wir Euch einige Tipps nicht vorenthalten!<br />

Unsere Tipps<br />

1<br />

Keine vorschnellen Entscheidun-<br />

gen! Fangt am besten im 1.klinischen<br />

Jahr an, Euch umzuschauen, wenn das<br />

Physikum hinter Euch liegt. Sprecht mit<br />

Dozenten, die Euch sympathisch sind<br />

o<strong>der</strong> die in Gebieten arbeiten, die Euch<br />

interessieren. Es ist nicht unbedingt<br />

ratsam, den nächstbesten Aushang zu<br />

verfolgen. Lasst Euch also Zeit mit <strong>der</strong><br />

Entscheidung und gebt nicht zu viel auf<br />

„Panikmache“ durch die Leute um Euch<br />

her.<br />

2<br />

In <strong>der</strong> Bibliothek sind die For-<br />

schungsberichte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Abteilungen<br />

einsehbar. Darin könnt ihr auch nach-<br />

lesen, wie viele Promotionen in <strong>der</strong> Ab-<br />

teilung, die Euch interessiert, bereits<br />

abgelegt wurden und welche Dozenten<br />

diesbezüglich die meiste Erfahrung ha-<br />

ben. Ein kurzer Blick kann nicht scha-<br />

den!<br />

32<br />

3<br />

Seid Euch darüber im Klaren,<br />

welche Art von Doktorarbeit ihr in Angriff<br />

nehmen wollt! Wenn es Euch „nur“ um<br />

den Titel geht, könnte eine statistische<br />

Arbeit o<strong>der</strong> eine klinisch-retrospektive<br />

Arbeit sinnvoll sein. Wollt ihr später<br />

eventuell selbst einmal an <strong>der</strong> Unikli-<br />

nik forschen, machen sich klinisch-<br />

experimentelle und rein experimentelle<br />

Arbeiten immer beson<strong>der</strong>s gut. Doch<br />

bedenkt: Auch eine statistische Arbeit<br />

kann sich im schlechtesten Fall sehr in<br />

die Länge ziehen!<br />

4 Darum klärt mit Eurer Betreue-<br />

rin o<strong>der</strong> Eurem Betreuer vorher alle<br />

Fragen und zögert nicht, diese zu stel-<br />

len! Es ist wichtig, dass ihr ein gutes<br />

Verhältnis zu Euren Betreuern habt. Be-<br />

son<strong>der</strong>s bei anspruchsvollen Arbeiten<br />

ist eine gute Erreichbarkeit <strong>der</strong> Betreuer<br />

von großem Vorteil!<br />

5 Ihr solltet auch detailliert darü-<br />

ber sprechen, in welchem Zeitraum ihr<br />

die Arbeit fertigstellen wollt. Klärt dazu<br />

ab, ob das erfor<strong>der</strong>liche Equipment für<br />

Experimente o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen vorhan-<br />

den ist.<br />

6<br />

Falls ihr tierexperimentell ar-<br />

beiten müsstet, seid Euch darüber im<br />

Klaren, dass ihr dafür mindestens die<br />

Vorlesungsreihe „Einführung in die Ver-<br />

suchstierkunde“ des Zentralen Tierlabors<br />

besucht haben müsst. Ihr erhaltet damit<br />

ein Zertifikat, mit dem ihr beim zuständi-<br />

gen Landesamt eine Ausnahmegeneh-<br />

migung beantragen könnt, die Euch be-<br />

rechtigt, als Hilfsperson unter ständiger<br />

Aufsicht im Tierlabor zu arbeiten. Die ei-<br />

genständige Arbeit an Tierexperimenten<br />

ist nur Personen mit abgeschlossenem<br />

Medizinstudium o<strong>der</strong> langer Erfahrung<br />

inkl. eines sog. FELASA-B-Kurses vor-<br />

behalten.<br />

7<br />

Ein leidiges Thema ist die Statis-<br />

tik. Trotzdem ist sie sehr wichtig für Eure<br />

Ergebnisse. Gut zu wissen ist dabei,


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

dass die <strong>MHH</strong>-Biometrie Euch eine<br />

Beratung anbietet. Also: Augen zu und<br />

durch!<br />

8<br />

Klärt mit Eurer Betreuerin o<strong>der</strong><br />

Eurem Betreuer in welcher Form ihr<br />

die Arbeit einreichen möchtet, da gibt<br />

es an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zwei Möglichkeiten.<br />

Entwe<strong>der</strong> schreibt ihr eine klassische<br />

Dissertation, die meistens einen Um-<br />

fang von 70-100 Seiten umfasst und<br />

wahlweise auf Deutsch o<strong>der</strong> Englisch<br />

eingereicht werden kann. O<strong>der</strong> ihr<br />

reicht ein Paper ein, auf welchem ihr<br />

als Erstautor steht und das in einer na-<br />

turwissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />

veröffentlicht wurde. Zu dem Paper<br />

müssen dann noch eine Einleitung<br />

und ein Fazit geschrieben werden.<br />

9 Eine weitgehende Fertigstellung<br />

vor dem PJ ist unbedingt zu emp-<br />

fehlen. Danach wird es zunehmend<br />

Bevor es mit <strong>der</strong> Doktorarbeit<br />

losgeht, alle wichtigen<br />

Punkte genauestens mit<br />

dem Doktotvater klären.<br />

schwer, sich mit <strong>der</strong> Doktorarbeit zu<br />

beschäftigen.<br />

10 Zum Schluss möchten wir<br />

Euch empfehlen, vor Beginn Eurer Ar-<br />

beit die Promotionsordnung <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

gründlich durchzulesen. Dort findet ihr<br />

auch die notwendigen formellen Schrit-<br />

te für die Phase des sog. Promotions-<br />

verfahrens. Zu finden ist die Promoti-<br />

onsordnung auf den Seiten des<br />

<strong>MHH</strong>-Promotionsbüros unter http://<br />

www.mh-hannover.de/129.html.<br />

Es gibt außerdem zwei Artikel, die wir<br />

Euch empfehlen wollen:<br />

Weihrauch M, Strate, J, Pabst R. Die<br />

medizinische Dissertation – kein Aus-<br />

laufmodell. Ergebnisse einer Befra-<br />

gung von Promovierenden stehen im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu oft geäußerten Mei-<br />

nungen. Deutsche Medizinische Wo-<br />

chenschrift 2003; 128:2583-7.<br />

Weihrauch M, Weber A, Weltle D,<br />

Pabst R, Lehnert G. Der Weg zum<br />

„Dr.med.“. Wie beurteilen Dokto-<br />

randen ihre Dissertation? Deutsche<br />

Medizinische Wochenschrift 1998;<br />

123:375-80.<br />

Ihr findet diese Artikel im Bestand <strong>der</strong><br />

Bibliothek.<br />

Wir hoffen, dass wir Euch mit die-<br />

sen Tipps einen wenig weiterhelfen<br />

konnten. Übrigens: Je<strong>der</strong> Doktorand<br />

kommt im Laufe seiner Arbeit zu dem<br />

Punkt, an dem gar nichts mehr funk-<br />

tioniert! Das Unwort <strong>der</strong> Promotion<br />

könnte Frustrationstoleranz lauten,<br />

aber nach Regen kommt bekanntlich<br />

Sonne und es ist ja noch kein Meister<br />

vom … ach, ihr wisst schon!<br />

33<br />

Hendrik Veldink


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Strucmed<br />

Bericht zweier Insi<strong>der</strong> über das StrucMed-Programm<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Für 400 Euro monatlich eine „sichere“ experimentelle Doktorarbeit<br />

im Labor anfertigen, anschließend fertig schreiben<br />

und dabei nur ein Semester länger studieren? So wird<br />

StrucMed alias Strukturierte Doktorandenausbildung propagiert.<br />

Potentielle Doktoranden auf <strong>der</strong> Suche nach einer<br />

„sicheren“ Doktorarbeit, die auch noch finanziell vergütet<br />

wird, müssen bei dieser Mundpropaganda hellhörig werden.<br />

Ob StrucMed hält, was versprochen wird, soll dieser<br />

Artikel erörtern.<br />

Was ist StrucMed?<br />

StrucMed ist eine Einrichtung <strong>der</strong> Hannover Biomedical Research<br />

School (HBRS) . 50 Studierende sollen im Rahmen<br />

des StrucMed-Programms einen etwa neunmonatigen Laboraufenthalt<br />

absolvieren, dessen experimentelle Ergebnisse<br />

am Ende in Form einer Publikation o<strong>der</strong> einer klassischen<br />

Dissertation zum Doktortitel führen sollen. Während<br />

dieser Zeit wird das Studium für zwei Tertiale ausgesetzt.<br />

Das Programm soll Lehrveranstaltungen zu Themen wie<br />

wissenschaftlichem Schreiben o<strong>der</strong> Präsentationstechniken<br />

anbieten und den Teilnehmern den Erwerb des „Tierscheins“<br />

durch den Besuch des PhD-Crashkurses ermöglichen<br />

. Die Doktoranden sollen durch einen Betreuer und<br />

einen Co-Betreuer aus einer an<strong>der</strong>en Abteilung begleitet<br />

werden. Ferner soll für die Zeit <strong>der</strong> praktischen Arbeit eine<br />

Bezahlung als wissenschaftliche Hilfskraft bzw. als Stipendium<br />

erfolgen. Den Doktoranden wird zugesichert, dass<br />

sie ihr Praktisches Jahr nach fünfeinhalb Jahren beginnen<br />

können. So wird StrucMed im Internetauftritt <strong>der</strong> Hochschule<br />

beworben .<br />

Für wen ist StrucMed?<br />

Der bezahlten experimentellen Doktorarbeit, die sicherer<br />

zum Ziel führen soll, als Arbeiten außerhalb des Struc-<br />

34<br />

Med-Programms, stehen <strong>der</strong> hohe tägliche Zeitaufwand<br />

für die Laborarbeit und <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong> Arbeiten von<br />

neun Monaten gegenüber. Wissenschaftliches Arbeiten im<br />

Allgemeinen und experimentelles im Speziellen kann sehr<br />

frustrierend sein. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> experimentell arbeitet, muss<br />

früher o<strong>der</strong> später Rückschläge - wissenschaftlicher und<br />

organisatorischer Natur - hinnehmen und gegebenenfalls<br />

noch einmal von vorne anfangen können und wollen.<br />

Je nach Projekt ist ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit<br />

notwendig. In vielen Projekten sind Tierversuche von den<br />

Doktoranden durchzuführen.<br />

StrucMed richtet sich also - kurz gesagt - an diejenigen,<br />

die gerne eine experimentelle Arbeit vor Beginn des PJ<br />

abschließen wollen und bereit sind, neun Monate ganztags<br />

(mitunter auch nachts und am Wochenende) im Labor<br />

zu verbringen, viel Freizeit für die Wissenschaft zu investieren<br />

und die darüber hinaus über ausreichend Frustrationstoleranz<br />

verfügen, um die Zeit durchzuhalten.<br />

Wie ist StrucMed?<br />

Im Jahrgang 2008 sah <strong>der</strong> organisatorische Ablauf folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aus: Im Februar 2008 gab es eine Informationsveranstaltung<br />

für Interessierte Studierende. Bis Mitte April<br />

2008 konnten Bewerbungen abgegeben werden. Den


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

erfolgreichen Bewerbern wurde eine Liste verfügbarer<br />

Projekte zur Verfügung gestellt und es fand ein Matching<br />

zwischen zukünftigem Betreuer und Doktoranden statt. Es<br />

ist jedoch auch möglich, sich als Bewerber schon im Vorfeld<br />

um eine experimentelle Doktorarbeit zu kümmern, die<br />

als Projektvorstellung bei <strong>der</strong> Bewerbung mit eingereicht<br />

wird.<br />

Im Sommer 2008 wurden alle Doktoranden und Betreuer<br />

noch einmal auf spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an sie im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Doktorarbeit hingewiesen und eingehend instruiert.<br />

Von Anfang August 2008 bis Ende April 2009 arbeiten<br />

die Doktoranden im Labor und besuchen programmbezogene<br />

Lehrveranstaltungen. Zu Beginn, zur Halbzeit und<br />

gegen Ende dieser Zeit sollte ein Treffen mit dem Co- Betreuer<br />

erfolgen. Im Anschluss daran und in einigen Fällen<br />

schon während <strong>der</strong> Laborarbeit begann das „Schreiben“<br />

<strong>der</strong> Arbeiten.<br />

Diskussion<br />

StrucMed soll den stetigen Rückgang experimenteller medizinischer<br />

Doktorarbeiten aufhalten. Die gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Medizinstudenten erschweren die Anfertigung<br />

experimenteller Doktorarbeiten. Ein zusätzliches<br />

Freitertial und das Vorziehen des Freitertials 5C sollen hier<br />

Raum für Experimente schaffen und junge Mediziner für<br />

die Wissenschaft begeistern.<br />

Betreuung<br />

Wie bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Doktorarbeit auch, steht und fällt<br />

alles mit dem Betreuer (!). Man sollte sich also frühzeitig<br />

mit dem potentiellen Betreuer treffen und sich die Zeit neh-<br />

400 Euro monta-<br />

lich werden bei<br />

bei StrucMed an<br />

die Doktoranden<br />

gezahlt.<br />

men, mit ihm über die Arbeit zu sprechen. Nach aktiven<br />

Nachfragen und Ausräumen aller Unklarheiten sollte man<br />

sich dann in Ruhe überlegen, ob man sich vorstellen kann<br />

mit diesem Betreuer die nächsten Jahre (!) zusammenzuarbeiten.<br />

Ein Blick auf das Arbeitsumfeld und eine kleine<br />

Führung durch das Labor, während <strong>der</strong> man auch die an<strong>der</strong>en<br />

Arbeitsgruppenmitglie<strong>der</strong> kennen lernen kann, sind<br />

dabei sehr hilfreich. Noch wichtiger ist allerdings, dass<br />

man sich mit aktuellen und ehemaligen Doktoranden eines<br />

Betreuers trifft.<br />

Der Internetauftritt des StrucMed-Programms enthält übrigens<br />

eine Liste mit Namen <strong>der</strong> Doktoranden und ihrer<br />

Betreuer .<br />

Vermittlung/Projektauswahl<br />

Wichtig bei <strong>der</strong> Auswahl des Projektes ist auch die Frage,<br />

ob es sich um ein komplett neues Projekt handelt, bei<br />

dem beispielsweise eine neue Methode etabliert werden<br />

soll bzw. eins, an dem bisher noch kein Arbeitsgruppenmitglied<br />

zuvor gearbeitet hat, o<strong>der</strong> um Arbeiten an einem<br />

bereits laufenden Projekt. Letzteres steigert die Chancen,<br />

dass die dafür benötigen Methoden in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

schon bekannt sind und vor allem häufig eingesetzt werden.<br />

Das erspart dem Doktoranden kostbare Zeit durch<br />

ergebnislose Vorarbeiten.<br />

Eine klare Vereinbarung darüber, was man erreichen will<br />

und zu welchen Zeitpunkten man es erreicht haben will,<br />

minimiert nachträgliche Laborzeiten und erspart schlecht<br />

geplante Versuche, die keine Ergebnisse produzieren.<br />

Man sollte schon vor Aufnahme <strong>der</strong> praktischen Tätigkeit<br />

klären, dass man an einem Projekt arbeiten will, welches<br />

35


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

in neun Monaten sicher abgeschlossen werden kann.<br />

Wissenschaftlich tätige Hochschulmitarbeiter wechseln<br />

häufig ihren Arbeitsplatz. Darauf sollte man sich einstellen<br />

und sich vor <strong>der</strong> Festlegung auf ein Projekt vergewissern,<br />

dass das Betreuungsverhältnis nicht während <strong>der</strong> Doktorarbeit<br />

durch schon absehbare berufliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gefährdet wird.<br />

Werbung: Bezahlung, Begutachtung<br />

Die Vergütung <strong>der</strong> Zeit im Labor, die gute Betreuung und<br />

die geringe Abbruchquote sind wohl für die meisten Bewerber<br />

ausreichende Gründe, sich für StrucMed zu entscheiden.<br />

Die anfänglichen Probleme bei <strong>der</strong> Vergütung wurden mittlerweile<br />

durch die Finanzierung <strong>der</strong> Studierenden aus den<br />

Töpfen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>forschungsbereiche beseitigt.<br />

Ob eine „externe Begutachtung“ aller Projekte, die dazu<br />

dienen sollte, die Projekte auf ihre Eignung für das Struc-<br />

Med-Programm hin zu überprüfen und die Durchführbarkeit<br />

des Projektes in neun Monaten abzuschätzen, wirklich<br />

stattgefunden hat, darf unserer Meinung nach bezweifelt<br />

werden. Die Beschreibungen einiger Projekte waren so<br />

unklar definiert, dass die Frage aufkommt, wie das Projekt<br />

mit ihrer Hilfe begutachtet werden konnte. Bei an<strong>der</strong>en<br />

Projekten schien die erste Begutachtung erst durch den<br />

Doktoranden zu erfolgen, was mitunter dazu führte, dass<br />

im Laufe <strong>der</strong> Laborarbeit in Folge schlecht vorbereiteter<br />

Experimente, Fehlinterpretation von Vorarbeiten o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

schlichten Einsatzunfähigkeit technischer Geräte und Materialien<br />

die ursprüngliche Fragestellung verlassen und ein<br />

vollkommen neues Thema definiert werden musste.<br />

StrucMed kann aus unterschiedlichsten Gründen trotz <strong>der</strong><br />

nachweislichen Bemühungen seitens <strong>der</strong> Verantwortlichen<br />

nicht sicherstellen, dass nur „gute“ Projekten vertreten<br />

sind. Es entbindet den Doktoranden daher nicht davon,<br />

in seinem eigenen Interesse sicherzustellen, dass alles<br />

Mögliche getan wird, um „gute“ Betreuer und Projekte zu<br />

identifizieren.<br />

Co-Betreuer/-treffen<br />

Im StrucMed-Programm sollen jedem Teilnehmer ein Betreuer<br />

und ein Co-Betreuer zur Seite stehen. Mit seiner<br />

36<br />

Hilfe sollen technische und wissenschaftliche Fragestellungen<br />

erörtert werden können. Die For<strong>der</strong>ung, dass <strong>der</strong><br />

Co-Betreuer möglichst aus einer an<strong>der</strong>en Abteilung als<br />

<strong>der</strong> Betreuer stammen soll, gewährleiste eine unabhängige<br />

und unvoreingenommene Überprüfung des Vorhabens<br />

und ermögliche die Beurteilung des Fortschritts gewissermaßen<br />

von „außen“. Da nicht einmal die Forschungskommission<br />

die Institution des Co-Betreuers aus verschiedenen<br />

Gründen einheitlich befürwortet o<strong>der</strong> ablehnt, ist es<br />

umso verständlicher, dass sie unter den Doktoranden umstritten<br />

ist. Fragt man nach, reicht das Spektrum <strong>der</strong> Antworten<br />

von „Ohne meinen Co-Betreuer hätten wir gewisse<br />

Überlegungen gar nicht angestellt.“ bis „Ich habe meinen<br />

Co-Betreuer nie gesehen.“ Selbstverständlich gibt es gute<br />

Doktorarbeiten ohne Co-Betreuer. Es zeigt sich aber auch,<br />

dass ein guter Co-Betreuer und eine gute Zusammenarbeit<br />

von Betreuer, Co-Betreuer und Doktorand eine echte<br />

Bereicherung für die Doktorarbeit sein können. Treffen mit<br />

dem Co-Betreuer können systematischen Fehlern vorbeugen<br />

und dadurch viel Unheil verhin<strong>der</strong>n.<br />

„Schreiben“<br />

Egal was <strong>der</strong> Betreuer o<strong>der</strong> die Arbeitsgruppe erzählen<br />

mag: Die Promotion durch „normales Schreiben“ - also<br />

nicht durch eine Publikation - ist kein Stückchen schlechter<br />

und verhin<strong>der</strong>t eventuell monatelange zusätzliche Arbeit<br />

mit ungewissem Ausgang.<br />

Offiziell soll die Dissertation bis Jahresende fertig gestellt<br />

werden. Vor allem zusätzliche Experimente nach Ablauf<br />

<strong>der</strong> neun Monate aber auch an<strong>der</strong>e wissenschaftliche und<br />

nicht-wissenschaftliche Gründe verzögern die fristgerechte<br />

Abgabe, abgesehen von Famulaturen und dem immer<br />

näher rückenden PJ, welches zu gegebener Zeit volle<br />

Konzentration erfor<strong>der</strong>t.<br />

Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />

Im ersten Jahrgang waren Studierende aus allen klinischen<br />

Jahren in StrucMed aufgenommen worden. In unserem<br />

Jahrgang kamen die meisten Teilnehmer aus dem<br />

ersten klinischen Jahr, was bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />

nachvollziehbare Kapazitätsprobleme mit sich brachte.<br />

Die vorher vermittelte Vorstellung von einer Einglie<strong>der</strong>ung<br />

in ein Wunschtertial mussten viele Kommilitonen (die Au-


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Pro Contra<br />

- monatliche Bezahlung<br />

von knapp 400 € über<br />

11 Monate<br />

- 9 Monate Zeit ohne<br />

an<strong>der</strong>e Verpflichtungen<br />

- Chance, experimentelle<br />

Arbeit kennen zu lernen<br />

- Möglichkeit zur<br />

Teilnahme an<br />

Kongressen<br />

toren eingeschlossen) verlassen, weil es einfach schon<br />

überfüllt war. In Gesprächen mit unserem Studiendekan<br />

und dem Leiter des Referats Studium und Lehre konnte<br />

aber eine für die meisten Studierenden akzeptable Lösung<br />

gefunden werden, die den Eintritt ins PJ - wie versprochen<br />

– nach nur einem zusätzlichen Semester gewährleistet.<br />

Dabei wurde dem Wunsch Rechnung getragen, die Rückkehrer<br />

in selbstgewählte „Springergruppen“ einzuteilen.<br />

Zusammenfassung<br />

Nach dieser mit Sicherheit nicht vollständigen Beschreibung<br />

des StrucMed-Programms gibt es zahlreiche Punkte,<br />

die für o<strong>der</strong> aber auch gegen eine Teilnahme an StrucMed<br />

sprechen.<br />

Die StrucMed-Verantwortlichen machen sich Gedanken<br />

über mögliche Verbesserungen am Programm und haben<br />

ein offenes Ohr für studentische Kritik. So wurde beispielsweise<br />

auf dem letzten Symposium darum gebeten, eine<br />

vormals anonym erhobene Evaluation möglichst noch einmal<br />

namentlich einzureichen, um „schwarze Schafe“ unter<br />

den Betreuern auszumachen. So soll durch Ausschluss<br />

schlechter Betreuung eine bessere Qualität <strong>der</strong>selben erreicht<br />

werden. Auch wurde und wird stets darauf hinge-<br />

- Zeitinvestition: PJ nach<br />

5 ½ Jahren<br />

- StrucMed bedeutet nicht<br />

automatisch Struktur<br />

- Ihr müsst Euch um<br />

vieles immer noch selbst<br />

kümmern<br />

wiesen, man möge Kritik je<strong>der</strong>zeit äußern. Nur so könne<br />

StrucMed noch besser auf studentische Bedürfnisse angepasst<br />

und dadurch schließlich selbst verbessert werden.<br />

StrucMed verän<strong>der</strong>t und verbessert die wissenschaftliche<br />

Landschaft <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule nicht zuletzt<br />

durch seine Vorbildfunktion für an<strong>der</strong>e Projekte und die<br />

direkten und indirekten Auswirkungen auf klassische Doktorarbeiten<br />

außerhalb des Programms nachhaltig. Beson<strong>der</strong>s<br />

die Bezahlung <strong>der</strong> immerhin neunmonatigen Arbeit<br />

im Labor und die geringe Quote an Abbrüchen wollen wir<br />

positiv hervorheben.<br />

Christoph Höner zu Sie<strong>der</strong>dissen<br />

Johannes Willenborg<br />

Die verwendete maskuline bzw. feminine Sprachform dient <strong>der</strong><br />

leichteren Lesbarkeit und meint immer auch das jeweils an<strong>der</strong>e<br />

Geschlecht.<br />

Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Anregungen und Kritik o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Meinungen zum Strukturierten Doktorandenprogramm könnt Ihr<br />

gerne an presse@mhh-asta.de senden.<br />

37


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

38


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Für diejenigen von Euch, die sich gut vorstellen kön-<br />

nen eine experimentelle Doktorarbeit zu machen, gibt<br />

es neben dem StrucMed-Programm und <strong>der</strong> „klassi-<br />

schen“ Promotion an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> noch die Möglichkeit,<br />

sich für ein Programm zu bewerben, das den Titel<br />

B.M.E.P trägt.<br />

B.M.E.P. steht für Biomedical Sciences Exchanges<br />

Program und ist vor allem für diejenigen unter Euch<br />

interessant, die gern im Ausland wissenschaftlich ar-<br />

beiten wollen. Ins Leben gerufen wurde dieses Pro-<br />

gramm unter an<strong>der</strong>en durch Prof. Hilmar Stolte, eme-<br />

ritierter Professor <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Nephrologie und besteht<br />

nun seit bereits 20 Jahren! Seitdem sind unzählige<br />

Studenten im Rahmen dieses Austauschprogramms<br />

in die Vereinigten Staaten gegangen, um dort an an-<br />

gesehenen Universitäten unter Betreuung durch ei-<br />

nen Mentor zu forschen.<br />

Um in das Programm aufgenommen zu werden, ist<br />

eine aussagekräftige Bewerbung mit Lebenslauf not-<br />

wendig. Wie man sich sicherlich denken kann, solltet<br />

ihr darin vor allem Eurer Motivation Ausdruck verlei-<br />

hen, warum gerade ihr genau die Richtigen für dieses<br />

Programm seid. Ein Expertengremium verschiedener<br />

europäischer Wissenschaftler begutachtet die einge-<br />

gangenen Bewerbungen und lädt Euch ggf. zu einem<br />

Vorstellungsgespräch, in dem Eure Fähigkeiten (auch<br />

sprachlich) und Vorstellungen weiter erörtert werden<br />

sollen.<br />

Die vollständige Fertigstellung einer Doktorarbeit wird<br />

in den vorgesehenen Zeiträumen nicht unbedingt er-<br />

reicht. Es ist also wichtig, solche Fragen im Vorfeld<br />

zu klären.<br />

Allerdings bietet das B.M.E.P. auch die Möglichkeit,<br />

praktische Erfahrungen im Rahmen einer Famulatur<br />

o<strong>der</strong> des PJ zu sammeln. Ausführliche Informationen<br />

dazu findet ihr auf:<br />

www.lifesciences.net<br />

B.M.E.P.<br />

Doktorarbeit, die dritte...<br />

39<br />

Hendrik Veldink


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

A<br />

uf den ersten Blick kann das hier vorgestellte Buch<br />

eventuell etwas abschrecken, weil es nichts an<strong>der</strong>es<br />

beinhaltet als Textzeile für Textzeile und dies bei einer<br />

sehr kleinen Schriftgröße. Nichtsdestotrotz ist es doch eine<br />

Überlegung wert, sich vor dem Beginn einer Doktorarbeit<br />

mit den Inhalten dieses Buches auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Weiß und Bauer haben ihr Buch über die medizinische<br />

Doktorarbeit sehr gut strukturiert. So wird <strong>der</strong> Leser chronologisch<br />

von <strong>der</strong> Themensuche bis zum Promotionsverfahren<br />

an das Thema herangeführt. Abgerundet wird dies<br />

durch verschiedene Beispiele von Doktorarbeiten.<br />

Dabei gehen die Autoren nicht nur auf formell wichtige<br />

Dinge ein, son<strong>der</strong>n führen beispielsweise schon im ersten<br />

Kapitel ausführlich aus, welche Gedanken man sich<br />

vor Beginn einer Dissertation machen sollte, welche Vorstellungen<br />

man damit verknüpft und welche Wertigkeit <strong>der</strong><br />

Titel auch heutzutage noch haben kann. Außerdem setzen<br />

sich Weiß und Bauer sich auch intensiv mit den möglichen<br />

Arten einer Doktorarbeit auseinan<strong>der</strong> (experimentell, klinisch,<br />

statistisch).<br />

Desweiteren wird ein großer Schwerpunkt auf Grundlagen<br />

wissenschaftlichen Arbeitens gelegt, bei dem auch die<br />

möglichen Tücken und Gefahren nicht unerwähnt bleiben.<br />

40<br />

Rezension<br />

Christel Weiß, Axel Bauer; Promotion. Die medizini-<br />

sche Doktorarbeit – von <strong>der</strong> Themensuche bis zur<br />

Dissertation; Thieme Stuttgart, 3.Auflage, 2008.<br />

Wichtige Schlagworte sind farblich beson<strong>der</strong>s vorgehoben.<br />

Dabei verstehen die Autoren es gut, das Lesen durch<br />

einen flüssigen Schreibstil zu erleichtern.<br />

Das Kapitel über Statistik bleibt lei<strong>der</strong> etwas dürftig, allerdings<br />

lässt sich leicht nachvollziehen, dass dieses Thema<br />

eigene Bücher erfor<strong>der</strong>t. So beschränkt sich das Thema in<br />

diesem Buch nur auf Mut machende Worte, die den Studenten<br />

die Wichtigkeit von Statistik verdeutlichen sollen.<br />

Positiv hervorzuheben sind die Kapitel über das effiziente<br />

Literaturstudium und das Schreiben <strong>der</strong> Arbeit. Die gute<br />

Struktur des Buches ermöglicht dabei auch ein gezieltes<br />

Heraussuchen spezifischer Themen, mit denen man sich<br />

beschäftigen möchte.<br />

Zusammenfassend sei das Buch Promotion von Christel<br />

Weiß und Axel Bauer durchaus für die Vorbereitung auf<br />

die Promotion zu empfehlen. Allerdings ist <strong>der</strong> Preis mit<br />

22,95 € ziemlich hoch bemessen. Eine gründliche Vorbereitung<br />

VOR Beginn einer Doktorarbeit möchten wir Euch<br />

angesichts vieler möglicher Stolpersteine dennoch ans<br />

Herz legen, auf welche Weise auch immer.<br />

Hendrik Veldink


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Interview<br />

mit Daniel Grützner, 10. Semester<br />

Wie bist Du an Dein Dissertationsthema gekommen?<br />

Ich habe mir im Voraus überlegt wen ich gerne als Doktorvater<br />

hätte. Das Thema war eher nebensächlich. Bei<br />

Andreas Schmiedl hatte ich Anatomie und ich kam gut mit<br />

ihm im Kurs zurecht. Kurz bevor man sich für StrucMed<br />

bewerben konnte, hatte ich mit Andreas gesprochen und<br />

er sagte mir, dass er zwei Themen zur Verfügung stellt.<br />

Eines habe ich mir dann ausgesucht.<br />

Hast Du schon vor Beginn Deiner Arbeit einschätzen können,<br />

wie Deine Betreuung aussehen könnte?<br />

Nein, aber ich wusste, dass Andreas den ganzen Tag Zeit<br />

für seine Doktoranden hat. Das ist das Gute an vorklinischer<br />

Forschung.<br />

Gab es Probleme bei <strong>der</strong> monatlichen Vergütung? Nein.<br />

Wie wurdest Du während Deiner Arbeit im Labor von Deinen<br />

neuen Kollegen betreut und unterstützt?<br />

Ich hatte eine wirklich sehr nette Biologiedoktorandin an<br />

meiner Seite, die mir die wichtigsten Techniken näher gebracht<br />

hat. Ansonsten muss ich lei<strong>der</strong> sagen, dass ich mit<br />

vielen MTAs nicht gut ausgekommen bin. Da gab es über<br />

den ganzen Zeitraum einige Reibereien, weil sie tlw. <strong>der</strong><br />

Meinung waren, dass die Doktoranden ihre Arbeit erledigen<br />

sollten (mit Ausnahmen). Außerdem gab es immer<br />

wie<strong>der</strong> Stress wegen Kleinigkeiten, z.B. weil irgendjemand<br />

etwas rumliegen lassen hat.<br />

Gab es Rückschläge, mit denen Du fertig werden musstest<br />

o<strong>der</strong> konntest Du Deine Ziele alle erreichen?<br />

Wirkliche Rückschläge gab es nicht. Meine Ziele konnte ich<br />

eigentlich alle erreichen, allerdings muss man sagen, dass<br />

man sich natürlich schon manchmal schönere Ergebnisse<br />

wünscht. Es kam auch vor, dass die Arbeit von mehreren<br />

Wochen nichts Brauchbares zeigte. Ich musste aber nie<br />

über einen Abbruch nachdenken, weil nichts klappte.<br />

Hast Du Dir jemals während des Programms gewünscht,<br />

wie<strong>der</strong> ins „normale“ Studentenleben zurückzukehren?<br />

Ja. Ab <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Zeit wuchs <strong>der</strong> Wunsch ;-)<br />

Was ist das Gute an StrucMed?<br />

Gut war die Betreuung von Andreas Schmiedl. Die Bezahlung<br />

und dass man ein Einblick die Forschung bekam.<br />

Würdest es generell jedem Studenten empfehlen?<br />

Nicht jedem Studenten!! Wenn man weiß, dass man später<br />

auf keinen Fall forschen möchte o<strong>der</strong> an eine Universitätsklinik<br />

möchte, dann sollte man davon die Finger lassen.<br />

Dann wäre es nämlich Zeitverschwendung. Ansonsten<br />

kann ich es weiterempfehlen, da ich Studenten gesehen<br />

habe, die versucht haben nebenbei die Doktorarbeit zu<br />

machen und die sind fast alle gescheitert. Wichtig ist aber<br />

immer die Wahl des Instituts und des Doktorvaters!<br />

41


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Doktorarbeit im Ausland<br />

42<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

aus Südostafrika<br />

E<br />

ine Doktorarbeit in einem Entwicklungsland<br />

auf die Beine zu<br />

stellen gehört nicht zu den leichtesten<br />

Aufgaben. Für mich persönlich war sie<br />

mit bedeutend mehr Arbeit als erwar-<br />

tet verbunden und doch hat sich im<br />

Nachhinein die ganze Mühe gelohnt!<br />

Den ersten Schritt in die richtige Rich-<br />

tung machte ich mit einem Besuch<br />

einer Veranstaltung des Komitees<br />

zur Verhütung von Blindheit, wo sich<br />

Augenärzte aus Deutschland zusam-<br />

menfinden um Entwicklungshilfe zu<br />

för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> selbst dazu beizutragen.<br />

Dort traf ich auf jemanden <strong>der</strong> selbst<br />

schon ein paar Mal in Blantyre (Mala-<br />

wi) war und dort an einer Augenklinik<br />

gearbeitet und gelehrt hat. Keine 5<br />

Minuten später hatte ich einen ersten<br />

Vorschlag vor <strong>der</strong> Nase. Ein hervorra-<br />

gendes Gefühl!<br />

Es dauerte allerdings noch ganze<br />

16 Monate bis meine Reise endlich<br />

losgehen konnte, denn eine Doktor-<br />

arbeit in einem Entwicklungsland zu<br />

machen bedeutet eben, dass vorher<br />

ALLES vorbereitet sein muss. Und<br />

das Bedarf Zeit. Ich habe insgesamt 8<br />

Wochen in <strong>der</strong> Augenheilkunde famu-


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

liert und zumindest ein kleines Lehr-<br />

buch gelesen bevor ich mich auf den<br />

Weg gemacht habe.<br />

Zur Betreuung meiner Arbeit hat sich<br />

die Augenheilkunde des Universität-<br />

krankenhauses Tübingen bereiterklärt,<br />

da von dort eine direkte Verbindung<br />

mit dem Krankenhaus in Blantyre be-<br />

steht. Das stellt jedoch eigentlich kein<br />

Problem dar – abgesehen von einer<br />

reinen Email-Kommunikation, die be-<br />

züglich des schriftlichen Teils manch-<br />

mal etwas mühsam ist.<br />

Meine Arbeit bestand aus einer klini-<br />

schen Studie in <strong>der</strong> zwei Geräte zur<br />

Messung des Augeninnendrucks ver-<br />

glichen wurden, die bis dahin zwar in<br />

Europa, nicht aber in einem Entwick-<br />

lungsland getestet wurden. Gleich-<br />

zeitig konnte ich mit dieser Aufgaben-<br />

stellung epidemiologische Daten zum<br />

Glaukom erheben. Dafür habe ich 150<br />

Patienten untersucht wobei die Kom-<br />

munikation eindeutig die größte Hürde<br />

darstellte: Etwa 40 Patienten konnten<br />

we<strong>der</strong> lesen noch schreiben, so dass<br />

sie mit ihrem Fingerabdruck die Ein-<br />

willigung „unterschreiben“ mussten.<br />

Auch eine Visusbestimmung bei Men-<br />

schen durzuführen die einfach nicht<br />

verstehen können warum sie dem<br />

Mzungu (einheimischer Ausdruck für<br />

“Weißer“) eigentlich erzählen sollen<br />

ob sie eine Banane, ein Haus o<strong>der</strong><br />

ein Fahrrad auf <strong>der</strong> Tafel sehen, ist<br />

nicht die leichteste Übung und treibt<br />

einen manchmal an den Rand seiner<br />

Geduld. Zum Glück hatte ich fast im-<br />

mer die hilfreiche Unterstützung von<br />

den dort arbeitenden Assistenzärz-<br />

ten, die mir gerade bezüglich dieser<br />

Problematik unter die Arme gegriffen<br />

haben.<br />

Insgesamt war ich nur 5 Wochen in<br />

Blantyre. In dieser Zeit habe ich in ei-<br />

nem Hostel, das 10 Minuten Fußweg<br />

vom Krankenhaus entfernt lag, ge-<br />

wohnt und abgesehen vom ziemlich<br />

miserablen Essen (Reis mit Matsche-<br />

pampe mittags und abends und frit-<br />

tierte Eier mit Toast zum Frühstück)<br />

ließ es sich dort ganz gut leben. Man<br />

konnte herrliche Wochenendausflüge<br />

machen, <strong>der</strong> Markt und die Stadt wa-<br />

ren zu Fuß o<strong>der</strong> mit dem Minibus gut<br />

zu erreichen, und obwohl man mit-<br />

ten im schwarzen Kontinent steckte<br />

konnte man sich – wenn man davon<br />

mal die Nase voll hatte – in ein eu-<br />

ropäisches Kaffee fliehen o<strong>der</strong><br />

im Food park ein Eis essen.<br />

Man muss sich darüber im Klaren<br />

sein, dass eine Arbeit auf einem an-<br />

<strong>der</strong>en Kontinent immer ein Risiko dar-<br />

stellt, denn wenn irgendetwas nicht<br />

stimmt, kann man nicht „mal eben<br />

ins Labor gehen“. Der praktische Teil<br />

muss in einer vorgeben Zeit fertig ge-<br />

stellt werden, denn Malawi liegt nun<br />

mal nicht um die Ecke. Dies kann al-<br />

lerdings auch einen Vorteil darstellen:<br />

Wie oft hört man von Kommilitonen<br />

nach sechsmonatiger Laborarbeit,<br />

dass sie noch neben dem Studium<br />

immer wie<strong>der</strong> arbeiten müssen. Das<br />

kann mir nicht passieren.<br />

Insgesamt kann ich jedem, <strong>der</strong> ein<br />

wenig das Abenteuer sucht und nicht<br />

das Ziel hat, mit seiner Arbeit den Ein-<br />

stieg in eine Karriere zu schaffen, so<br />

einen Auslandsaufenthalt nur emp-<br />

fehlen. So sehr mich manchmal die<br />

Vorbereitungen auch in den Wahn-<br />

sinn getrieben haben, so weiß ich<br />

rückblickend, dass ich es nicht besser<br />

hätte treffen können.<br />

43<br />

Johanna Homann


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Werdegänge Folge 1<br />

44


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

When i was just a little girl...<br />

So beginnt ein berühmtes Lied, gesungen<br />

von Doris Day 1956 in „Der Mann, <strong>der</strong> zuviel<br />

wusste“. Ein kleines Mädchen fragt seine Mut-<br />

ter nach <strong>der</strong> Zukunft, nach einem Ausblick auf<br />

kommende Erfahrungen. Auch heutzutage ist<br />

<strong>der</strong> Blick in die Zukunft noch nicht möglich,<br />

sodass immer noch gilt „drum prüfe wer sich<br />

ewig bindet, ob er nicht noch was besseres<br />

findet“. Denn erst ‚hinterher ist man immer<br />

schlauer’. Doch genug <strong>der</strong> Sprichwörter, denn<br />

die Entscheidung fürs Medizinstudium muss<br />

nicht zwangsläufig „ewig“ sein. An<strong>der</strong>s sieht es<br />

vielleicht aus, wenn es nach abgeschlossenen<br />

Studium um die Entscheidung zur Facharztaus-<br />

bildung geht. Schließlich geht es hier um eine<br />

Lebensspanne von ca. 30 Jahren, die auf die<br />

neuen Fachärzte wartet. Eine kleine Ewigkeit.<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> Möglichkeiten beschert ei-<br />

nem dann die bekannte Qual <strong>der</strong> Wahl, wel-<br />

che Fachrichtung ist die Richtige für mich?<br />

Welche ist so interessant, dass „ewig“ nicht<br />

zu unabsehbar, unendlich wird? Und wie ver-<br />

dammt noch mal soll man das entscheiden?<br />

Doris Day würde jetzt antworten: „Que sera,<br />

sera.“. Was sein wird, wird sein. Doch wem<br />

das nicht reicht, <strong>der</strong> kann auf den folgenden<br />

Seiten und auch in <strong>der</strong> nächsten <strong>Curare</strong> Inter-<br />

views mit allerlei Medizinern lesen, die stell-<br />

vertretend für ihre Fachrichtung ein bisschen<br />

aus ihrem Berufsalltag erzählen. Vielleicht<br />

findet <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hier eine kleine<br />

Entscheidungshilfe, und wenn es nur aus-<br />

reicht, um eine Fachrichtung auszuschließen.<br />

Anna Heiden<br />

45


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Der Mensch wird<br />

auf einmal viel wichtiger<br />

Ein Interview mit Dr. med. Forstmeyer über seinen Weg zum Facharzt für Hämatologie/ Onkologie<br />

und die neue Palliativstation <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Wollten Sie schon immer Medizin studieren?<br />

Ich wollte primär nichts mit Medizin zu tun<br />

haben. Eigentlich wollte ich Physik studieren<br />

und in <strong>der</strong> Medizintechnik arbeiten.<br />

Ich habe dann meinen Zivildienst gemacht<br />

und mir gedacht: ‚Medizintechnik, warum<br />

mache ich nicht gleich Arzt?`. So bin ich da<br />

irgendwie reingerutscht, aber dass ich Hämatologe/Onkologe<br />

werden wollte, wusste<br />

ich schon seit dem Beginn meines Medizinstudiums.<br />

Und jetzt arbeiten Sie auf <strong>der</strong> neuen<br />

Palliativstation…<br />

Ich bin sozusagen die internistische<br />

Seite, Frau Wernstedt ist<br />

Schmerztherapeutin und Palliativmedizinerin.<br />

In <strong>der</strong> Hämatologie/Onkologie kommt man<br />

unweigerlich mit dem Sterben in Berührung<br />

und irgendwann merkt man, dass<br />

man bei einem Patienten an einen Punkt<br />

kommt, an dem man seine medizinischen<br />

Waffen strecken muss: Ich kann jetzt nicht<br />

46<br />

mehr hochtherapeutisch etwas für den<br />

Patienten tun, aber ich möchte ihn trotzdem<br />

nicht alleine lassen. Ich möchte die<br />

Fähigkeit besitzen ihm seine Symptome,<br />

sofern er welche hat zu nehmen, damit<br />

es ihm subjektiv möglichst gut geht, aber<br />

ohne etwas an dem Verlauf <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung<br />

än<strong>der</strong>n zu wollen.<br />

Wie lange dauert die Ausbildung zum<br />

Facharzt Hämatologie/Onkologie?<br />

„...ich wollte eigentlich<br />

Physik studieren und<br />

Medizintechnik machen“<br />

Die Internistenausbildung dauert sechs<br />

Jahre und danach kann man sich zusätzlich<br />

noch zwei weitere Jahre spezialisieren.<br />

Am Ende ist man Facharzt für Hämatolgie<br />

und Onkologie. Das ist die alte<br />

Version. Ich glaube, das wird zur Zeit ge-<br />

Dr. Forstmeyer<br />

Hämatologie/Onkologie<br />

rade verän<strong>der</strong>t, sodass man bereits nach<br />

6 Jahren seinen Hämatologen/Onkologen<br />

hat, sozusagen die verkürzte Version.<br />

Gibt es eine Zusatzqualifikation für Palli-<br />

ativmedizin?<br />

Wenn man Internist ist, kann man die<br />

Zusatzqualifikation Palliativmedizin erwerben,<br />

indem man entwe<strong>der</strong> 1 Jahr auf<br />

einer Palliativstation arbeitet o<strong>der</strong> 120 h<br />

spezielle Kurse nachweist.<br />

Wieviele Betten hat die Palliativstation<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>?<br />

Es ist eine relativ große Station<br />

mit 7 Palliativbetten.<br />

Reicht das denn aus?<br />

Ja, viele haben weniger Betten,<br />

und es scheint von unserer Erfahrung <strong>der</strong><br />

letzten vier Monate für die <strong>MHH</strong> auszureichen.<br />

Es ist sogar so, dass wir Patienten<br />

von draußen aufnehmen können. Das hat<br />

aber vielleicht auch ein bisschen damit zu<br />

tun, dass sich die Palliativstation offen-


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

sichtlich erst noch etablieren muss, damit<br />

die Leute dafür ein Gespür kriegen, wann<br />

kann ich sinnvoll mit <strong>der</strong> Station zusammenarbeiten,<br />

wie und wann wir wirklich<br />

gute Ansprechpartner sind und wann wir<br />

keine guten Ansprechpartner sind. Vielleicht<br />

kommen wir dann mal in eine Betten-Not-Situation.<br />

Wie wird entschieden, welche<br />

Patienten aufgenommen werden?<br />

Die Patienten müssen eine<br />

schwere Grun<strong>der</strong>krankung haben,<br />

sodass das Ende sozusagen<br />

absehbar ist o<strong>der</strong> zumindest<br />

überschaubar und keine<br />

therapeutischen Optionen mehr möglich<br />

o<strong>der</strong> gewünscht sind. Die meisten Patienten<br />

haben eine maligne Erkrankung, aber<br />

das ist nicht Grundvoraussetzung. Das ist<br />

<strong>der</strong> Hauptaspekt <strong>der</strong> Patienten, die wir haben.<br />

Sie bekommen dann durch uns eine<br />

Kontrolle ihrer Symptome (Schmerzen,<br />

Übelkeit, Erbrechen), um dann möglichst<br />

in einem guten Zustand nach Hause zu<br />

gehen.<br />

Der an<strong>der</strong>e Aspekt <strong>der</strong> Station ist, dass<br />

wir eine „Kriseninterventionssation“ sind:<br />

Ein Patient hat eine Erkrankung, bekommt<br />

eine Chemo, hat aber vielleicht auch eine<br />

akute Schmerzkrise, die zu Hause nicht zu<br />

bewältigen ist, dann kommt er zu uns, um<br />

den Schmerz einzustellen.<br />

Und wie läuft das genau ab?<br />

Wenn aus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> eine Verlegung gewünscht<br />

wird, schauen wir uns die Patienten<br />

vorher genau an, um mit dem Patienten<br />

und den Angehörigen zu besprechen,<br />

inwiefern eine Verlegung auf die Pallia-<br />

„Die meisten Patienten haben eine<br />

maligne Erkrankung,<br />

aber das ist nicht<br />

Grundvoraussetzung.“<br />

tivstation gewünscht und sinnvoll ist. Es<br />

ist sicher nicht sinnvoll und menschlich<br />

Patienten zu verlegen, die unmittelbar im<br />

Sterben liegen.<br />

Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte können uns natürlich<br />

auch ansprechen. Zur Zeit sprechen<br />

uns aber hauptsächlich die ambulanten<br />

Pflegedienste an. Dann nehme ich meistens<br />

Kontakt mit dem Hausarzt auf und<br />

kläre den medizinischen Hintergrund.<br />

Was macht den Beruf täglich interessant?<br />

Wenn man hier anfängt zu arbeiten, muss<br />

man erstmal seinen typischen medizinischen<br />

Reflex, den man an <strong>der</strong> Hochschu-<br />

le erworben hat, hintenan stellen. Man<br />

versucht immer für seine Patienten die<br />

bestmögliche und optimale Therapie gegen<br />

die Grun<strong>der</strong>krankung zu finden. Hier<br />

auf dieser Station muss man dieses Denken<br />

ein bisschen hintenan stellen und<br />

sich fragen, welches ist jetzt für den Patienten<br />

die bestmögliche Therapie um sein<br />

Symptom zu kontrollieren und nicht um<br />

das Grundproblem besser<br />

zu machen. Manchmal hängt<br />

das natürlich zusammen.<br />

Die Patienten hier kriegen alles,<br />

was sie woan<strong>der</strong>s auch<br />

bekommen würden, wenn wir<br />

es für sinnvoll erachten, um<br />

die Symptomkontrolle zu erreichen.<br />

Unter diesem Aspekt machen wir<br />

hier genauso Medizin, wie alle an<strong>der</strong>en<br />

auch, man muss nur lernen umzudenken,<br />

was sicherlich nicht einfach ist.<br />

Dafür lernt man und das ist das, was Spaß<br />

macht, dass die Grun<strong>der</strong>krankung hier in<br />

den Hintergrund tritt und <strong>der</strong> Mensch sehr<br />

viel wichtiger wird. Man muss viel mit den<br />

Angehörigen und den Patienten reden,<br />

um zu sehen, was er denn wirklich will.<br />

Will er vielleicht noch jegliche Therapie<br />

haben, also ist er kein Kandidat für die<br />

Palliativmedizin, o<strong>der</strong> sagt er sich, es ist<br />

gut den Druck loszuwerden? Das führt<br />

manchmal auch zu einer Entspannung<br />

Palliativstationen sollten<br />

nicht wie an<strong>der</strong>e Stationen<br />

trist und kalt wirken,<br />

deshalb findet man auf<br />

<strong>der</strong> Palliativstation <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> einen farbenfreundlichen<br />

Flur mit einem<br />

Streifendiagramm des<br />

hannoverschen Malers<br />

Rüdiger Stanko<br />

47


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

des Patienten, dem es dabei vielleicht<br />

besser geht als unter dem Druck unbedingt<br />

gegen die Krankheit kämpfen zu<br />

müssen.<br />

Das Zwischenmenschliche ist hier viel<br />

vor<strong>der</strong>gründiger als das Medizinische.<br />

Was ist auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite schwierig?<br />

Vor allem bei den Jüngeren fällt es einem<br />

manchmal schwer, einfach nur daneben<br />

zu stehen. Dann fragt man sich: Wieso<br />

kann ich ihm jetzt eigentlich nicht grundlegend<br />

helfen, warum kann ich ihn nicht<br />

einfach gesund machen? Der ein o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e wächst einem richtig ans Herz<br />

und wenn er dann auf unserer Station<br />

verstirbt o<strong>der</strong> wir mitbekommen, dass<br />

er zu Hause verstorben ist, macht einen<br />

das sicher traurig. 50% <strong>der</strong> Patienten<br />

versterben hier und 50% werden nach<br />

Hause o<strong>der</strong> in ein Hospiz entlassen.<br />

Das alles macht es auf <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />

Ebene aber etwas näher,<br />

man kommt dem Patienten sicherlich<br />

näher als woan<strong>der</strong>s, wo sozusagen <strong>der</strong><br />

Routinebetrieb läuft. Das ganz kurzfristige<br />

<strong>der</strong> Patienten wie zum Beispiel in <strong>der</strong><br />

Chirurgie: ‚Rein, operieren, wie<strong>der</strong> raus’<br />

hat mich nie gereizt. Über längere<br />

Zeit mit jemanden durch „dick<br />

und dünn“ zu gehen, macht es<br />

dann natürlich aber auch trauriger,<br />

wenn er einmal geht.<br />

Ist die emotionale Komponente nicht von<br />

vornherein schwieriger in <strong>der</strong> Onkologie?<br />

Das ist eine Frage, die einem als Hämatologe/Onkologe<br />

häufiger gestellt wird.<br />

Natürlich ist eine Tumorerkrankung immer<br />

eine Erkrankung an <strong>der</strong> man auch<br />

versterben kann und an <strong>der</strong> viele auch<br />

versterben. Aber Patienten mit einer<br />

schweren Herzinsuffizienz z.B. versterben<br />

genau so häufig. Ca. 50% dieser<br />

48<br />

Patienten versterben innerhalb von 5 Jahren,<br />

ebenso wie das Leukämiepatienten<br />

tun. Es ist nur nicht dieses Dogma, dieses<br />

hochgefährliche, das akut bedrohlich ist.<br />

Aber das, was die Hämatologie/Onkologie<br />

für mich so spannend macht, ist, dass man<br />

für lange Zeit eine Anbindung hat und den<br />

Werdegang vom Patienten ein bisschen<br />

mitbekommt. Der Patientenneuling <strong>der</strong> auf<br />

‚Rein, operieren, wie<strong>der</strong> raus’<br />

hat mich nie gereizt.<br />

Station kommt, dem erstmal die Panik ins<br />

Gesicht geschrieben steht, <strong>der</strong> aber nach<br />

und nach, von Kurs zu Kurs zum Patientenprofi<br />

wird.<br />

Der dann irgendwann nicht mehr Blutplättchen<br />

sagt, son<strong>der</strong>n Thrombos und mehr<br />

und mehr in dieses Umfeld reinwächst.<br />

Dann ist das Medizinische nicht mehr so<br />

wichtig, son<strong>der</strong>n dass er sich gut fühlt, das<br />

ist die Herausfor<strong>der</strong>ung bei den Hämatologen/Onkologen.<br />

Der Weg innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu Palliativstation<br />

führt zickzack<br />

über Balkone<br />

und Treppenhäuser,<br />

sodass selbst <strong>der</strong><br />

Pförtner überhaupt<br />

keine Ahnung hat<br />

wo sie sich genau<br />

befindet.<br />

Was können Sie den Studenten mit auf<br />

den Weg geben?<br />

Immer schön in den Hannibal-Kurs gehen…<br />

(lacht)<br />

Das einzige was ich mitgeben kann ist:<br />

Alles was man tut, sollte man richtig tun.<br />

Man sollte nichts Halbes tun. Wenn man<br />

sich eine Disziplin rauspickt, sollte man<br />

sich diejenige raussuchen, bei <strong>der</strong> ein<br />

bisschen Herz und Seele drinsteckt.<br />

An<strong>der</strong>falls macht es irgendwann keinen<br />

Spaß mehr. Dafür ist <strong>der</strong> Job<br />

auch zu zeitaufwendig, kostest viel<br />

<strong>der</strong> Freizeit, die an<strong>der</strong>e schön zu<br />

Hause verbringen, Samstage, Sonntage,<br />

Nächte, alles nach 17 Uhr. Wenn<br />

das keinen Spaß macht, hält man das<br />

nicht durch, man wird dann unzufrieden.<br />

Also: Alles, was man macht, sollte man<br />

mit Spaß machen und wenn nicht, dann<br />

sollte man sich sofort etwas an<strong>der</strong>es suchen.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

Anna Heiden


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

49


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Ärzte auf Abwegen<br />

„Ein Arzt, <strong>der</strong> kein Künstler ist, ist auch kein Arzt:“ (Curt Goetz)<br />

Wie viel können wir Medizinstudenten mit solch einem<br />

Aphorismus in unserem heutigen funktionalisierten und<br />

dienstleistungsorientierten Gesundheitssystem noch anfangen?<br />

Wie Karl Jaspers zu meinen, ein Arzt, <strong>der</strong> auch Philosoph<br />

sei käme einem Gotte gleich, scheint anmaßend und einem<br />

idealisierten Rollenbild entsprechend, in welches wir<br />

uns nicht mehr einfügen können o<strong>der</strong> wollen. We<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Wunsch, Menschen zu helfen, noch die Faszination für<br />

den menschlichen Körper ist für diese Berufswahl ausschlaggebend.<br />

Man studiert Medizin als Sohn o<strong>der</strong> Tochter,<br />

um einen abgesicherten prestigereichen Job in unserem<br />

System zu finden.<br />

Doch obgleich diese nüchterne Betrachtungsweise zu<br />

weiten Teilen zutreffend sein mag, ist es auffällig wie viele<br />

Mit freundlicher Genehmigung von Tobias Falberg<br />

50<br />

Mediziner sich grade den Schranken ihres Berufes entgegenwarfen,<br />

um daraus - so pathetisch es auch klingt<br />

- ihre Berufung zu machen. Bertolt Brecht, Alfred Döblin,<br />

Ernesto Che Guevara, wenn man mag auch Ursula von<br />

<strong>der</strong> Leyen, sind nur wenige Beispiele.<br />

In unserer neuen Artikelserie wollen wir euch somit einige<br />

Ärzte vorstellen, die mit ihrem Beruf immer das verknüpften,<br />

was eigentlich unabän<strong>der</strong>lich mit Ihm zusammenhängt:<br />

Durch das Erfahren des Leides, die intensive Beschäftigung<br />

mit dem einzelnen Menschen, durch Reflektion des<br />

Gesundheitssystems, die Kritik an <strong>der</strong> dazugehörigen Gesellschaft,<br />

durch die Konfrontation mit <strong>der</strong> Vergänglichkeit<br />

die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den bewegenden Fragen des<br />

Seins.<br />

„Ich brülle Geist enthülle dich!<br />

Das Hirn verwest genauso wie <strong>der</strong><br />

Arsch.“<br />

Dezember 1916 im Hurenspital St. Gilles des besetzten<br />

Belgiens :<br />

Während draußen im Schnee <strong>der</strong> erste Weltkrieg tobt, die<br />

Mittelmächte Rumänien zur Kapitulation zwingen und an<br />

<strong>der</strong> Westfront die Truppen gen Frankreich marschieren,<br />

beugt sich ein massiger Mann schwerfällig zwischen die<br />

syphiliszerfressenen Knie einer Brüsseler Hure. Der leere<br />

Blick <strong>der</strong> Patientin schweift durch den Raum, an den Eiterbeulen<br />

vorbei, hin zu den faulfleischschwangeren Brüsten.<br />

Es schreit ein Geschwulst, schon längst <strong>der</strong> Gestalt eines<br />

Menschen entfremdet, in ermüdeter Qual vor sich hin.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Der Gestank von süßlich-morbidem Verfall hängt wie ein<br />

schmieriger Schleier schwer in <strong>der</strong> Luft, die Resignation<br />

schleicht um die Betten. Der Arzt Gottfried Benn hebt seinen<br />

Kopf aus den Schenkeln <strong>der</strong> Prostituierten hervor,<br />

verabreicht die arsenhaltige Spritze und versinkt in seinen<br />

akribischen Aufzeichnungen.<br />

Der Barbar, wie ihn Else Lasker-Schüler einst nannte, sollte<br />

sich im Laufe seines Lebens zu einem <strong>der</strong> größten deutschen<br />

Dichter des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickeln. Sein<br />

Werk, ausgezeichnet mit dem Büchnerpreis, revolutionierte<br />

die deutsche Lyrik in einer Art, die bis heute einzigartig<br />

geblieben ist.<br />

Seine Biographie, von außen betrachtet, ist typisch für<br />

den Lebensweg eines Intellektuellen zur Zeit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende.<br />

1886 als zweites von acht Kin<strong>der</strong>n eines<br />

Pastors in Westprignitz geboren, verbringt Gottfried Benn<br />

seine Kindheit und<br />

Jugend zunächst in<br />

einem Dorf <strong>der</strong> Neumark.<br />

Nach <strong>der</strong> Schulzeit<br />

beginnt er das,<br />

vom Vater gewünschte,<br />

Studium <strong>der</strong> Philologie und Theologie, bricht dann jedoch<br />

ab, um sein Wunschstudium Medizin in Berlin anzutreten.<br />

Er promoviert 1912 mit seiner Dissertation über<br />

„ Die Häufigkeit des Diabetes Mellitus im Heer“ und wird<br />

Assistenzarzt in <strong>der</strong> Pathologie des Krankenhaus Charlottenburg-<br />

Westend. Abgesehen von seinen Einsätzen als<br />

Militärarzt im Ersten und Zweiten Weltkrieg wird Benn sein<br />

ganzes restliches Leben als Dermatologe und Praxisarzt<br />

für Geschlechtskrankheiten in Berlin zubringen. Er heiratet<br />

dreimal , seine erste Frau , die Schauspielerin Edith Brosin<br />

verstirbt im Jahre 1922, ihre gemeinsame Tochter Nele<br />

wächst daraufhin bei <strong>der</strong> dänischen Opernsängerin Ellen<br />

Overgaard auf. Seine zweite Frau Herta von Wedemeyer<br />

nimmt sich 1<strong>94</strong>5 das Leben. Am 7. Juli 1956, im Alter von<br />

siebzig Jahren verstirbt er selbst in den Armen seiner letzten<br />

Frau, <strong>der</strong> Zahnärztin Ilse Kaul.<br />

Mit den Eckdaten seiner offiziellen Biographie lässt sich<br />

nicht rekonstruieren, warum <strong>der</strong> Arzt Gottfried Benn 1932<br />

in die Akademie <strong>der</strong> preußischen Künste gewählt wurde<br />

und warum sein Name bis heute so bekannt geblieben ist.<br />

„Leben ist Brücken schlagen über<br />

Ströme die vergehen.“<br />

Gottfried Benn<br />

Um den Kern seines Schaffens wirklich zu erfassen, muss<br />

man sich <strong>der</strong> Entwicklung seiner künstlerischen Tätigkeit<br />

widmen.<br />

Dabei ist sein Werk grob in drei Phasen einzuteilen, die ich<br />

im Weiteren etwas näher betrachten möchte.<br />

1.Die Zertrümmerung <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

Bereits im Jahre 1916, aus welchem die obere Passage<br />

gut stammen könnte, war Benn kein einsamer Schreiber<br />

mehr, mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Morgue-Gedichte 1912<br />

wurde er schlagartig bekannt. Zerstörte er doch mit diesem<br />

Zyklus systematisch allen Halt, den sich ein Bürger<br />

zur Zeit <strong>der</strong> „Fin de siecle“ noch bewahren konnte. Die<br />

kühle und desillusionierte Art, mit <strong>der</strong> Benn die Grausamkeiten<br />

seines Berufalltages beschrieb, war skandalös und<br />

glich einem Kahlschlag. Seit Kant vollzog sich eine Entwicklung<br />

im alten Europa, die bei Nietzsche schließlich<br />

Ihren Höhepunkt fand:<br />

mit dem „Tod Gottes“<br />

blieb dem mo<strong>der</strong>nen<br />

Menschen in einer<br />

absurd gewordenen<br />

Welt schließlich keinerlei<br />

Sicherheit und Idealismus mehr.<br />

Wie kaum ein an<strong>der</strong>er Künstler verstand es Benn, seiner<br />

Generation die nackte, schwitzende Existenz des Menschen<br />

ins Gesicht zu spucken. Jenseits von Gut und Böse,<br />

jenseits aller Restromantik suchte er in den fleischigen<br />

Wunden seiner Patienten nach Wahrhaftigkeit.<br />

2. Vom Weg nach Innen zum Ich-Zerfall<br />

Nach dieser Tabula Rasa konnte Benn nun den Weg nach<br />

Innen antreten. Als großer Expressionist (neben Trakl und<br />

Heym) vertiefte er sich in die entgrenzten Träume des<br />

Ichs. Wie dieser „Rückzug“ zu interpretieren ist, bleibt ein<br />

schwieriges Thema.<br />

Er selbst verstand ihn nicht als Flucht vor <strong>der</strong> erstickenden<br />

Realität <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n als Kampf für das Individuum,<br />

gegen politischer Normenverhärtung, Wissenschaftspositivismus<br />

und Nützlichkeitswahn.<br />

Doch für den fanatisch Suchenden blieb auch diese Festung<br />

keine rettende Insel.<br />

51


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Mit den Erzählungen des Dr. Werf Rönne (1916) beginnt<br />

die Thematik des Ich-Zerfalls bei Benn. Mit <strong>der</strong> Figur Rönne<br />

verzweifelt er am Versuch <strong>der</strong> Ich- Bestimmung und<br />

verliert somit die Grundlage des Expressionismus. Die<br />

toten Gehirne in seiner Hand entrücken dem Pathologen<br />

alle Selbstverständlichkeiten und er begreift den fragilen<br />

und paradoxen Zustand seines eigenen Bewusstseins.<br />

Nach dem Selbstmord seiner Freundin, <strong>der</strong> Schauspielerin<br />

Lili Breda und dem Tode seines engsten Freundes<br />

Klabund zieht sich Benn immer mehr zurück und versinkt<br />

in Einsamkeit.<br />

1933 trifft er dann, schon fast ironischer Weise, eine gravierende<br />

politische Fehleinschätzung: inspiriert von dem<br />

futuristischen Manifests Marinettis in Italien, erhofft er eine<br />

Symbiose von mo<strong>der</strong>ner Kunst und faschistischer Staatsform<br />

und schließt sich dem Nationalsozialismus an.<br />

Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Heinrich und Thomas Mann<br />

verlassen die Akademie und for<strong>der</strong>n auch Benn dazu<br />

auf , doch <strong>der</strong> sonst so kritische Denker versucht zum<br />

ersten Mal in seinem Leben sich in einer Bewegung zu<br />

engagieren und setzt sich öffentlich für „ den Staat und<br />

seine neuen Intellektuellen“ (Rundfunkrede 1933) ein. Das<br />

Streben Benns zum Geiste, zum „Höheren“ hin macht, ihn<br />

erst zum Anhänger und dann bereits wenige Monate später<br />

zum erbitterten Feind des Regimes. Er schreibt bald<br />

über die Nazis als dem „bürgerlichen Schleim, <strong>der</strong> das eigentliche<br />

Gift im Rachen <strong>der</strong> Menschheit“ sei. Ihm wird<br />

das Veröffentlichen untersagt und die Attestausstellungsberechtigung<br />

entzogen, er vegetiert bis Kriegsende in po-<br />

52<br />

litischer und sozialer Isolation.<br />

3.Die Statik<br />

Die lange Reise von <strong>der</strong> Zerstörung hin zum Ich-Zerfall<br />

geht schließlich mit den statischen Gedichten in den Gesängen<br />

über die heiligen Sphären des Geistes auf.<br />

Den Glauben, welchen er in den Satz Nietzsches legt<br />

nach dem „Kunst die letzte metaphysische Tätigkeit in einer<br />

gottlosen Welt“ sei, macht in zu einem fast mystischen<br />

Nihilisten.<br />

Er beschwört die letzten Klagerufe zu jenem transzendentalen<br />

Gefühl <strong>der</strong> Hoffnung des Menschens, eins mit<br />

<strong>der</strong> Natur und dem Geist zu sein, herauf. In seinem Leid<br />

spiegelt sich die postmo<strong>der</strong>ne Melancholie eines ganzen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts um die verlorene Gewissheit wie<strong>der</strong>.<br />

In seiner späten Phase, nach Jahren <strong>der</strong> Isolation und<br />

Depressionen, bleibt für Gottfried Benn also nur noch die<br />

„Leere und das gezeichnete Ich.“<br />

Sein Gesamtwerk steht bis heute einsam und rufend da.<br />

Die Suche eines bürgerhassenden Bürgers nach Wahrhaftigkeit<br />

ist bei kaum einem Schriftsteller so kompromisslos<br />

wie bei Benn. So war und ist er nicht nur in seiner Sprache<br />

ein kompromissloser Denker und Arzt.<br />

Alexandra Kleimann<br />

Nicht nur die „Kleinen gelben<br />

Pferde“ von Franz Marc<br />

mussten vor <strong>der</strong> Kultursäuberung<br />

<strong>der</strong> Nazis zittern, viele<br />

von Benns Freunden waren<br />

von <strong>der</strong> Verfolgung betroffen.<br />

Ihre Kunst, wie auch Benns<br />

entsprach dem Herrenmenschen<br />

nicht.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Mann und Frau gehn<br />

durch die Krebsbaracke<br />

Der Mann:<br />

Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße<br />

und diese Reihe ist zerfallene Brust.<br />

Bett stinkt bei Bett.<br />

Die Schwestern wechseln stündlich.<br />

Komm, hebe ruhig diese Decke auf.<br />

Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,<br />

das war einst irgendeinem Mann groß<br />

und hieß auch Rausch und Heimat.<br />

Komm, sieh auf diese Narbe an <strong>der</strong> Brust.<br />

Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?<br />

Fühl ruhig hin.<br />

Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.<br />

Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.<br />

Kein Mensch hat soviel Blut.<br />

Hier dieser schnitt man erst noch ein Kind<br />

aus dem verkrebsten Schoß.<br />

Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht.<br />

- Den Neuen sagt man: hier schläft man sich gesund.<br />

- Nur sonntags<br />

für den Besuch läßt man sie etwas wacher.<br />

Nahrung wird wenig noch verzehrt.<br />

Die Rücken sind wund. Du siehst die Fliegen.<br />

Manchmal wäscht sie die Schwester.<br />

Wie man Bänke wäscht.<br />

Hier schwillt <strong>der</strong> Acker schon um jedes Bett.<br />

Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort,<br />

Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.<br />

Gottfried Benn<br />

53


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Verwendung <strong>der</strong> Studiengebühren<br />

54<br />

Wohin mit unserem Geld?


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

An alle Mitstudenten des Studiengangs Zahnmedizin<br />

und an<strong>der</strong>e Interessierte, wir haben<br />

eine Projektgruppe gegründet, die das Ziel verfolgt<br />

eine Mobile-Zahnarztpraxis zu eröffnen,<br />

die eine zahnmedizinische Grundversorgung für<br />

Obdachlose und sozial benachteiligte Menschen<br />

sichern soll. Wir werden vom Diakonischen Werk<br />

Hannover bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Idee in die Realität<br />

unterstützt, denn Bedarf gäbe es zur genüge.<br />

Außerdem werden wir uns um Unterstützung<br />

durch Zahnärzte bemühen. Aber es mangelt lei-<br />

Projektgruppe Zahnmobil<br />

motivierte Helfer gesucht<br />

<strong>der</strong> noch an studentischen Unterstützern, also<br />

wenn ihr Interesse am Projekt habt, wir freuen<br />

uns über jede Hilfe, schreibt uns doch einfach<br />

mal ne Mail: Zahnmobil@web.de. Falls ihr Interesse<br />

an Projekten mit Obdachlosen habt und<br />

vielleicht eigene Ideen, könnt ihr je<strong>der</strong>zeit auch<br />

einmal im Mecki-Laden am Raschplatz vorbeikommen,<br />

um mit den Menschen direkt in Kontakt<br />

zu treten.<br />

55<br />

Nauka Göner


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

56


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Ein Schlag ins Wasser<br />

Stellungnahme des Senats <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu dem Artikel „Ein Tritt in den Nacken“ in <strong>der</strong><br />

Dezember-Ausgabe <strong>der</strong> ‚<strong>Curare</strong>’<br />

Die letzte Ausgabe <strong>der</strong> ‚<strong>Curare</strong>’ stand unter dem Motto<br />

„Protestausgabe“ und viele Artikel befassten sich mit<br />

Missständen o<strong>der</strong> Verbesserungsmöglichkeiten in <strong>der</strong><br />

Lehre <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Die überwiegende Anzahl <strong>der</strong> angesprochenen<br />

Probleme waren aus Sicht des Senats berechtigt<br />

o<strong>der</strong> bedenkenswert. Unter dem Titel „Ein Tritt in den Nacken“<br />

erschien auf <strong>der</strong> Seite 49 jedoch ein Artikel, <strong>der</strong> von<br />

allen Senatsmitglie<strong>der</strong>n einhellig als sachlich falsch und<br />

im Ton als nicht akzeptabel empfunden wird.<br />

Der Artikel nimmt die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung<br />

zum Vorsatz sich mit <strong>der</strong> Gleichstellungspolitik an <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> zu befassen und die Gleichstellungsbeauftragte,<br />

Frau Dr. Miemietz, persönlich anzugreifen und zu verunglimpfen.<br />

Zuerst einmal zum Sachverhalt ‚Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung’:<br />

In dem von Fritz Nielsen verfassten Artikel<br />

wird <strong>der</strong> Eindruck erweckt, Frau Dr. Miemietz habe dafür<br />

gesorgt, dass in <strong>der</strong> aktuellen Promotionsordnung nur<br />

noch die weibliche Form aller geschlechtsspezifi schen<br />

Beschreibungen genannt wird, anstatt wie in <strong>der</strong> alten<br />

Promotionsordnung, sowohl die männliche als auch die<br />

weibliche Form. So heißt es nun „Die Promovendin …“<br />

o<strong>der</strong> „Die Antragstellerin“ anstatt „Der Promovend/ die<br />

Promvendin“ … o<strong>der</strong> „Der Antragsteller/die Antragstellerin“.<br />

Diese Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung wurde<br />

von einer Mehrheit des Senats beschlossen, weil man<br />

meinte, durch die durchgängige doppelte Benennung <strong>der</strong><br />

geschlechterspezifi schen Beschreibungen würde eine<br />

eh’schon schlecht lesbare Ordnung nur noch länger und<br />

unleserlicher. Natürlich hätte man dann auch durchgän-<br />

Gegendarstellung<br />

gig die männliche Form wählen können, jedoch war die<br />

Mehrheit des Senates <strong>der</strong> Auffassung, dass in <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Mehrheit <strong>der</strong> offi ziellen Ordnungen die männliche<br />

Form gewählt worden sei und nun an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> –<br />

wo weitaus mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Studierenden Frauen<br />

sind – auch einmal die weibliche Form genannt werden<br />

könnte. Die Initiative für die Neuerung ging also eindeutig<br />

auf Vorschlag des Präsidenten vom Senat aus. In dem<br />

<strong>Curare</strong>-Artikel wird dies sachlich vollkommen falsch dargestellt<br />

und <strong>der</strong> Senat ist schon <strong>der</strong> Auffassung, dass es<br />

<strong>der</strong> Sorgfaltspfl icht eines Autors unterliegt, sich über die<br />

einem Artikel zugrunde liegenden Fakten kundig zu machen,<br />

sprich: zu recherchieren.<br />

Soweit die Fakten. Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung<br />

war ja für den Verfasser des Artikels nur <strong>der</strong> Anlass, sich<br />

über die Gleichstellungspolitik und insbeson<strong>der</strong>e über<br />

Frau Dr. Miemietz zu mokieren. Dies in einer Wortwahl,<br />

die <strong>der</strong> Senat als unsachgemäß, überzogen und teilweise<br />

diffamierend empfi ndet. So wird die Gleichstellungsbeauftragte<br />

als emanzipatorische Geißel <strong>der</strong> Hochschule<br />

bezeichnet, die von ihr initiierte Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ordnung<br />

als „atemberaubende Hohlköpfi gkeit“ o<strong>der</strong> als „perfi des<br />

Treiben“ charakterisiert.<br />

Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme vom Senat<br />

am 14. Januar 2009 verabschiedet.<br />

57


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

<strong>MHH</strong> kauft E-Books für 28.000 Euro<br />

Das Problem: nur wenige wissen davon<br />

Das Projekt wurde von <strong>der</strong> Studienkommission beschlossen<br />

und läuft nun im ersten Jahr. Es kostet jährlich 28.000<br />

Euro an Studiengebühren. Eine Verlängerung für ein zweites<br />

Jahr ist noch ungewiss. Allerdings hatten von 20 befragten<br />

Studenten nur 2 von diesen E-books überhaupt<br />

gehört. Das muss sich än<strong>der</strong>n, denn sonst ist das Geldverschwendung.<br />

Daher die Idee für diesen Artikel. Wenn das<br />

Angebot für genug Studenten interessant ist und genutzt<br />

wird, wird es hoffentlich verlängert.<br />

Was sind E-Books überhaupt?<br />

Das sind 43 Lehrbücher des Thieme-Verlags und 470 Bücher<br />

des Springer-Verlags. Von letzteren 470 sind allerdings<br />

nur wenige wirklich relevant (siehe Kasten). Die Bücher<br />

sind mit ihrem vollständigen Inhalt online. Man kann<br />

entwe<strong>der</strong> direkt ein Kapitel aufschlagen o<strong>der</strong>, noch praktischer,<br />

die Suchfunktion nutzen. Dabei wird, ähnlich einem<br />

Sachregister, das komplette Buch nach dem eingegebenen<br />

Stichwort durchsucht und die relevantesten Kapitel angezeigt.<br />

Nicht so praktisch ist, dass die Springerseite beson<strong>der</strong>s<br />

Nachmittags sehr langsam ist. Downloaden einzelner<br />

Kapitel im PDF-Format ist möglich, so dass man sie auch<br />

offline zur Verfügung hat. Der Download des kompletten<br />

Buchs ist illegal und auch mit Absicht erschwert, da man<br />

dazu alle Unterkapitel einzeln runterladen müsste.<br />

58<br />

(fast) keiner nutzt sie<br />

Seit einigen Monaten kann je<strong>der</strong> Medizinstudent <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> online auf ca. 50 medizinische Lehrbücher zugreifen, und das auch von<br />

zuhause aus. Darunter sind sowohl Standardwerke wie zum Beispiel die Bücher <strong>der</strong> Dualen Reihe, als auch Schmankerl wie „EKG-<br />

Kurs für Isabel“ o<strong>der</strong> „Fallbuch Innere Medizin“. Die Frage ist nur, wie lange es das Angebot noch gibt, wenn es so wenig genutzt<br />

wird wie bisher.<br />

Die verfügbaren Bände <strong>der</strong> 2 Verlage ergänzen sich gut,<br />

so dass zu fast allen Fächern brauchbare Bücher dabei<br />

sind, teilweise auch Fallbücher. Nur die Fächer Histologie<br />

und Pathologie gehen komplett leer aus, auch einen<br />

Anatomie-Atlas fehlt lei<strong>der</strong>.<br />

Sinn machen E-Books aber nur dann, wenn man sie auch<br />

von außerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> lesen kann. Dazu sind sie auch<br />

angeschafft worden. Lei<strong>der</strong> ist es trotzdem etwas umständlich.<br />

Hier steht wie´s geht:<br />

Zugriff von <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> aus<br />

Er ist möglich über die Rechner <strong>der</strong> Bibliothek. Zugriff erfolgt<br />

über die Homepage <strong>der</strong> Bibliothek, über den Link „e-<br />

Books“, in <strong>der</strong> mittleren Spalte <strong>der</strong> Startseite. O<strong>der</strong> direkt:<br />

mh-hannover.de/e-books.html. Eventuell ist <strong>der</strong> Zugriff<br />

auch über an<strong>der</strong>e Rechner <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> möglich.<br />

Zugriff von zuhause aus<br />

Die Portale von Thieme und Springer prüfen, ob <strong>der</strong> zugreifende<br />

Rechner die IP-Adresse <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> hat. Für Medizinstudenten<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist das auf folgendem Weg von<br />

externen Rechnern möglich. Ich empfehle unbedingt die<br />

detaillierte Anleitung auf <strong>der</strong> Asta-Homepage unter /Studmail<br />

/ WLAN & VPN.<br />

Hier kann ich nur einen groben Überglick geben:<br />

Ich rate dringend davon ab den Internet-Explorer für die


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

E-Books einzurichten, funktionierte bei mir sehr schlecht.<br />

Zwei empfehlenswerte Alternativen sind Firefox mit einem<br />

Proxy-Add-On (z.B. FoxyProxy) o<strong>der</strong> ein eigener Browser<br />

nur für die E-Books (<strong>der</strong> kostenlose Opera funktionierte bei<br />

mir sehr gut). Nun muss eine vpn-Verbindung zur <strong>MHH</strong> erstellt<br />

werden. Wer in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> das W-LAN nutzt hat diese<br />

schon. Schließlich muss im Proxy-Add-On bzw. in Opera<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Proxy und Port 8080 eingestellt werden. Passwort<br />

für die vpn-Verbindung ist, wenn nicht durch euch<br />

geän<strong>der</strong>t, das Geburtsdatum im Format tt.mm.jjjj. Für das<br />

Lesen müsste ihr nun jedesmal die vpn-Verbindung starten<br />

und, wenn ihr mit Firefox-Add-On arbeitet den Proxy<br />

aktivieren. Zugriff auf die books erfolgt dann am besten<br />

über cheefy.de.<br />

Klingt kompliziert, ist es auch ein bisschen, aber selbst ich<br />

als Computermuffel habe es geschafft (wie gesagt, die detaillierte<br />

Anleitung auf <strong>der</strong> Asta-Seite hilft).<br />

Unterstützung auf cheefy.de<br />

Felix Marten hat auf seiner Homepage www.cheefy.de ein<br />

eigenes E-Book-Portal geschaffen. Dort sind einerseits<br />

alle empfohlenen Bücher aufgelistet und die User können<br />

selbst noch E-Book-Links ergänzen. An<strong>der</strong>erseits zeigt<br />

eine farbige Leiste den Status eures Browsers an und gibt,<br />

wenn nötig, Tipps, falls mit vpn o<strong>der</strong> Proxy noch nicht alles<br />

Thieme-Verlag<br />

Hier stehen 43 brauchbare Bücher zur Verfügung.<br />

1. Jahr: Chemie, Anatomie, Embryologie<br />

2. Jahr: Huppelsberg - Kurzlehrbuch Physiologie<br />

Klinke - Lehrbuch Physiologie, Horn - Biochemie des<br />

Menschen, Genetik, Duale Reihe - Anamnese und<br />

Untersuchung, EKG-Kurs für Isabel<br />

3. Jahr: Duale Reihe - Dermatologie, Pharmakologie,<br />

Duale Reihe - Mikrobiologie<br />

4. Jahr: Chirurgie, Notfallmedizin, Anästhesiologie,<br />

Psychiatrie, Thiemes Innere Medizin, Fallbuch Innere<br />

Medizin, Checkliste Gynäkologie,Neurologie<br />

5. Jahr: Allgemeinmedizin, klinische Pharmakologie,<br />

klinisch-pathologische Konferenz, Sonographie<br />

stimmt.<br />

Fazit<br />

In einer Diskussion wurde ziemlich schnell klar: Es geht<br />

nichts über ein echtes Buch aus Papier, am besten das<br />

eigene. Als zusätzliches Angebot finde ich die E-Books<br />

aber eine gute Investition: Jedem Studenten mit Notebook<br />

steht so eine ansehnliche medizinische Bibliothek für die<br />

meisten Fächer zur Verfügung, in einer Stunde installiert,<br />

bezahlt aus den Studiengebühren, immer in aktueller Auflage<br />

und je<strong>der</strong>zeit von überall nutzbar, wo man mit seinem<br />

Rechner Internetzugang hat. Wermutstropfen: Teilweise<br />

laden die Bücher langsam. Um die Bibliothek wirklich vollständig<br />

zu nennen, fehlen noch ein Anatomie-Atlas, ein<br />

Histo- und ein Pathobuch.<br />

Bei technischen Problemen<br />

Bitte fragt zuerst mal den Computerfreak eures Vertrauens,<br />

bevor ihr den EDV-Referenten o<strong>der</strong> mich mit Emails<br />

bombardiert. Viel Spaß mit eurer neuen Bibliothek ;-)<br />

Jonas Pätel<br />

Ganz beson<strong>der</strong>en Dank an Felix Martens für seine Hilfe<br />

und Unterstützung<br />

Springer-Verlag<br />

Von den 470 Büchern sind viele irrelevant. Die<br />

Suchfunktion ist sehr schlecht, daher am besten die<br />

Lesezeichen von cheefy runterladen. Die wahrscheinlich<br />

wichtigsten Bücher sind:<br />

1. Jahr: Schiebler - Anatomie<br />

2. Jahr: Löffler - Biochemie (kleiner und groß)<br />

3. Jahr: Hahn - Mikrobiologie<br />

4. Jahr: Schaps - Innere Medizin (Kurzlehrbuch),<br />

Pädiatrie, Lenarz - HNO, Augenheilkunde<br />

5. Jahr: Gutenbrunner - Rehabilitation, ..., Gesundheitsstörungen<br />

(für DDT und Allgemeinmedizin)<br />

Klinischer Abschnitt: Klinisches Repetitorium in 9<br />

Bänden: „GK2 Das zweite Kompakt“<br />

59


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

60<br />

If i had a wish...<br />

Wunschzettelauswertung vom Winter 2008/2009<br />

1. Platz :<br />

2. Platz: Mensaes-<br />

Übungsgeräte und<br />

sen verbilligen!<br />

Skills Lab Nie<strong>der</strong>sachsen ist das Bundesland<br />

mit den höchsten<br />

Die meisten Studenten haben<br />

Studiengebühren. Dass die<br />

sich mehr Möglichkeiten zum<br />

Mensa nicht subventioniert<br />

trainieren <strong>der</strong> praktischen<br />

wird, ist zwar problematisch<br />

Fähigkeiten gewünscht. Umso<br />

aber für die meisten trotzdem<br />

schöner, dass dieser Wunsch<br />

keine Entschuldigung für ein<br />

auch realisiert wird!<br />

<strong>der</strong>art überteuertes Essen.<br />

Außerdem steigen die Preise<br />

immer mehr!<br />

4. Platz :<br />

Mehr Leben!<br />

Hat man eine Freistunde, geht<br />

man entwe<strong>der</strong> in die Bibliothek<br />

o<strong>der</strong> zu Cafe Kanne.<br />

Wirklich kommunikativ ist das<br />

nicht. An fast allen Universitäten<br />

gibt es Ruheräume, in denen<br />

Campusleben überhaupt<br />

erst stattfinden kann. Dabei<br />

geht es nicht um sinnlose<br />

Freizeitangebote, son<strong>der</strong>n um<br />

die Vernetzung <strong>der</strong> Studenten!<br />

Vorlesungen unangekündigt<br />

ausfallen o<strong>der</strong> Ferien und Prüfungstermine<br />

nicht rechtzeitig<br />

online stehen, vergisst die<br />

<strong>MHH</strong>, dass wir darauf angewiesen<br />

sind an<strong>der</strong>e Dinge<br />

wie Doktorarbeit , Arbeit o<strong>der</strong><br />

Praktika mit unserer Uni abzustimmen.<br />

5. Platz :<br />

Lernmateria-<br />

lien!<br />

Wieso muss man Geld für<br />

Skripte bezahlen, wenn es<br />

die Studiengebühren gibt?<br />

Dieser Kritikpunkt wurde<br />

zwar häufig genannt, hat<br />

allerdings schon Einzug in<br />

viele Abteilungen gefunden.<br />

7-10.Platz<br />

Die letzten drei Plätze unserer<br />

Top-Ten-Liste sind relativ<br />

gleichmäßig verteilt, was<br />

fehlt sind Repetitorien, eine<br />

anständige Dozentenausbildung<br />

und freie KiTa Plätze<br />

für Studenten mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

3. Platz: Bibliotheksinventaraufstocken!<br />

Die Bücherzahl <strong>der</strong> Bibliothek<br />

wird zwar schon aufgestockt,<br />

aber nicht immer<br />

mit den Büchern, die wir<br />

wirklich brauchen. Wie wäre<br />

es zum Beispiel mit einer<br />

Umfrage an uns?<br />

6. Platz :<br />

Organisation!<br />

Versucht man sein Leben<br />

zu planen, hat man selbst in<br />

unserem überstrukturierten<br />

Medizinstudium einige Probleme.<br />

Wenn Stundenpläne erst<br />

wenige Tage vor Beginn eines<br />

Kurses online gestellt werden,<br />

Anbei sei bemerkt, dass<br />

auf den meisten Zetteln<br />

folgendes stand:<br />

Studiengebühren<br />

abschaffen!


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Das Sprengelmuseum<br />

gewährt jetzt freitags freien Eintritt. Wer also nach Vorle-<br />

sung o<strong>der</strong> Seminar das Wochenende einmal mit etwas<br />

Kultur einläuten will, dem sei dieser Tipp empfohlen. Aktu-<br />

ell könnt ihr dort u.a. die Ausstellung Marc, Macke, Delau-<br />

nay bewun<strong>der</strong>n, drei bedeutenden Expressionisten.<br />

Sprengel Museum Hannover, Kurt-Schwitters-Platz (ge-<br />

genüber dem Maschsee-Nordufer), erreichbar mit Linie<br />

100/200.<br />

Durst?<br />

Demnächst kannst du nun in <strong>der</strong> Cafete kostenlos deinen<br />

Wasserdurst stillen. Ob kochendheiß, sprudelig o<strong>der</strong> still;<br />

<strong>der</strong> neue Wasserspen<strong>der</strong> erfüllt dir (fast) jeden Wunsch.<br />

Kein Bock auf Sex and the City Teil 7?<br />

Wer auf <strong>der</strong> Suche nach beson<strong>der</strong>en Filmen ist, dem sei<br />

folgen<strong>der</strong> Tipp ans Herz gelegt: Im „Kino am Mittwoch“ des<br />

Elchkellers <strong>der</strong> Hauptuniversität, gibt es jeden Mittwoch<br />

um 21 Uhr ausgewählte Filme zu verschiedenen Überthe-<br />

men zu sehen. Der Eintritt ist frei, das Publikum entspannt<br />

und die Sofas alt. Dieses Semester geht es um „ Filme für<br />

die Revolution - Kino als Ort des politischen Aufbruchs“<br />

Viel Spaß!<br />

www.elchkeller.de/kino.html<br />

Urlaub geplant?<br />

Noch ein paar Buntstifte o<strong>der</strong> ein Kuscheltier übrig? Ab da-<br />

mit in die Reisetasche! Unter www.stuffyourrucksack.com<br />

findest du Einrichtungen wie z.B. Waisenhäuser in deiner<br />

Urlaubsstadt, denen es an vielen Sachen mangelt.<br />

Wusstet ihr schon?<br />

aktuelles aus und um Hannover<br />

61


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

62<br />

Hannover hautnah<br />

Die Kreuzkirche in <strong>der</strong> Altstadt


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Jeden Tag ein neues Geheimnis. Jeden Tag eine neue Geschichte.<br />

Langweilig wird ihnen nie. Aber wie ist es, wenn<br />

man keinem davon erzählen kann?<br />

Die vom Regen und Schmutz schwarz gewordenen Kalksteine<br />

sind stumme Zeitzeugen. Verbaut in den Mauern<br />

<strong>der</strong> Kreuzkirche trotzen sie seit Jahrhun<strong>der</strong>ten Wetter und<br />

Zeit. Sie sehen, was um sie herum passiert. Manche Menschen<br />

begleiten sie sogar von <strong>der</strong> Taufe bis zur Beerdigung.<br />

Wenn Steine erzählen könnten, würden sie so manche<br />

Anekdote zum Besten geben. Doch die Steine bleiben<br />

stumm.<br />

Zum Glück gibt es Menschen, die ihre Geschichte erzählen<br />

können. Einer dieser Menschen ist Astrid Steinhardt.<br />

Die Grundschullehrerin im Ruhestand entlockt seit mittlerweile<br />

acht Jahren den Steinen ihr Geheimnis. Heute führt<br />

sie eine bunte Besuchergruppe durch die Kreuzkirche.<br />

Auf den zweiten Blick<br />

Zwei ältere Damen mit zu dick aufgetragenem Lippenstift,<br />

einige Jugendliche von <strong>der</strong> Schülerzeitung, ein Mittdreißiger<br />

in Le<strong>der</strong>jacke und eine junge Mutter mit Tochter stehen<br />

unschlüssig vor dem Kirchentor. Es ist so kalt, dass<br />

man seinen Atem dampfen sehen kann. Es hat geschneit<br />

in <strong>der</strong> letzten Nacht. Von außen sieht die Kirche unauffällig<br />

aus. Astrid Steinhardt bittet trotzdem zu einem kurzen<br />

Rundgang, „dann gehen wir ins Warme.“ Was vorher nur<br />

eine graue Mauer war, wird plötzlich unter fachkundiger<br />

Anleitung lebendig: „Beachten Sie den Turm: Unten ist er<br />

quadratisch. Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t im gotischen Stil entstanden,<br />

zerstörte ihn im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t ein Sturm. Er wurde<br />

dann im Stile des Barock wie<strong>der</strong>aufgebaut und ist deshalb<br />

oben achteckig.“ Geht man um die Kirche, fällt die wechselnde<br />

Steinfarbe auf. „Die weißen Steine des Nordschiffs<br />

kamen nach dem 2. Weltkrieg hinzu, diejenigen mit den<br />

Steinmetzzeichen und die rußgeschwärzten haben die<br />

Bomben überlebt.“ Versteckt ist ein Vogel in Stein gemeißelt.<br />

„Das ist eine Taube. Die Taube war das Zeichen <strong>der</strong><br />

dort bestatteten Familie Duve, was auf altdeutsch Taube<br />

heißt.“ Manche Steine enthüllen ihr Geheimnis erst auf<br />

den zweiten Blick.<br />

Wie Phönix aus <strong>der</strong> Asche<br />

Die Gruppe verlässt die Kälte und steht nun in einem kleinen<br />

Vorraum. Er ist klein, karg, ein paar Prospekte liegen<br />

aus. Ziemlich unspektakulär. Die Wärme steigt langsam<br />

zum Kopf. Der Blick schweift nach oben und bleibt an<br />

einem runden Stein hängen, auf dem ein Vogel in roten<br />

Flammen verbrennt. Dazu die Jahreszahlen 1333 und<br />

1960. „Der Vogel ist ein Phönix“, erklärt Astrid Steinhardt.<br />

„Der Phönix ist ein Zeichen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>auferstehung. 1333<br />

wurde die Kreuzkirche eingeweiht, im 2. Weltkrieg fiel sie<br />

dem Flammenmeer <strong>der</strong> Bombennächte zum Opfer. Doch<br />

wie ein Phönix aus <strong>der</strong> Asche entsteht, so wurde auch die<br />

Kreuzkirche neu errichtet. 1960 wurde sie in einer feierlichen<br />

Zeremonie zum zweiten Mal eingeweiht.“<br />

Auf Stein gebaut<br />

Ebenfalls seit 1960 schmücken Grabplatten die Kirche.<br />

Sie stammen aus den Trümmern des Leineschlosses, wo<br />

sie in <strong>der</strong> Schlosskirche als Wand- bzw. Fußbodenplatten<br />

gedient hatten. Eine <strong>der</strong> Grabplatten auf <strong>der</strong> linken Seite<br />

erweckt die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Besucher. „Willst Du<br />

mal die Hände so überkreuzen, wie die Mädchen auf dem<br />

Stein das machen?“, fragt Astrid Steinhardt, ganz Grundschullehrerin,<br />

das kleine Mädchen. „Die Grabplatte zeigt<br />

das älteste Gruppenbild einer hannoverschen Familie. Jo-<br />

Gemäuer mit Geschichte<br />

Die 1333 fertig gestellte Kreuzkirche ist die älteste<br />

erhaltene Kirche Hannovers. Die Geschichte des in<br />

<strong>der</strong> Altstadt gelegenen Gotteshauses ist von Zerstörung<br />

und Wie<strong>der</strong>aufbau geprägt: Die Turmspitze <strong>der</strong><br />

Kreuzkirche wurde 1630 bei einem Sturm zerstört und<br />

erst 20 Jahre später mit großer finanzieller Unterstützung<br />

von Kaufmann Johann Duve neu errichtet. Im<br />

zweiten Weltkrieg brannte die Kreuzkirche bei einem<br />

Bombenangriff bis auf die Grundmauern nie<strong>der</strong>. 1960<br />

fand nach zweijährigem Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> erste<br />

Gottesdienst am alten Ort statt. Größter Schatz <strong>der</strong><br />

Kirche ist das wertvolle Altargemälde von Lucas<br />

Cranach d.Ä. (vor 1537). Die Kreuzkirche gehört zur<br />

evangelisch-lutherischen Marktkirchengemeinde und<br />

wird zunehmend für Taufen und Trauungen genutzt.<br />

Zudem feiert hier die Evangelische Studentengemeinde<br />

ihre Gottesdienste. Samstags zwischen 14.30-16h<br />

ist die Kirche für Besucher geöffnet, sonntags wird um<br />

11h Gottesdienst gefeiert.<br />

63


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

hann und Hildegardis waren reich, <strong>der</strong> Nachname Stenhus<br />

bedeutet, dass sie sich ein Steinhaus leisten konnten. Die<br />

Kin<strong>der</strong>, die die Hände vor den Bauch verschränkt halten,<br />

sind wahrscheinlich schon als Säuglinge verstorben. Damals<br />

war es üblich die Verstorbenen in ihrem besten Alter<br />

darzustellen, selbst wenn sie es nie erreichten.“<br />

Gebeine unterm Gotteshaus<br />

„Da gehe ich nicht runter“. Drei Platten sind aus dem<br />

Kirchenfußboden gehoben, eine enge Leiter führt in ein<br />

dunkles Loch. Man kann den Boden nicht sehen. „Da gehe<br />

ich nicht runter“, wie<strong>der</strong>holt die resolute Mittsechzigerin<br />

mit den dunkelbraun gefärbten Haaren. Sie bleibt oben im<br />

Kirchenschiff zurück, <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Gruppe verschwindet<br />

im Fußboden. Kaltes Neonlicht erhellt nun die engen Gänge.<br />

Man muss den Kopf einziehen, um ihn nicht an einem<br />

Rohr zu stoßen. „Ruhe, Rauchen verboten, Notabort“ ist<br />

in altdeutscher Schrift an die Wände gemalt. „Die Gruft<br />

wurde im 2. Weltkrieg als Schutzraum genutzt.“ Plötzlich<br />

ein Gitter, dahinter ein Beckenknochen. Die Taschenlampe<br />

erhellt das Dunkel und erlaubt den Blick auf einen großen,<br />

ungeordneten Knochenhaufen. „Im Mittelalter wurden<br />

wohlhabende Menschen und Geistliche in <strong>der</strong> Kirche bestattet.<br />

Als das schließlich zum Himmel stank, wurden im<br />

frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t die Skelette an einen zentralen Ort<br />

unter <strong>der</strong> Kirche umgebettet. Als im zweiten Weltkrieg die<br />

Bomben fielen und über den im Schutzraum Eingeschlossenen<br />

die Kirche brannte, hatten sie so den Tod wahrhaftig<br />

vor Augen.“<br />

Die Jugendlichen von <strong>der</strong> Schülerzeitung werden nachher<br />

über „Knochen in Katakomben“ berichten, die Mittsechzigerin<br />

mit dem zu dick aufgetragenen Lippenstift eine<br />

Rolltreppe für die Gruft for<strong>der</strong>n, in <strong>der</strong> Kirche kehrt wie<strong>der</strong><br />

Ruhe ein. Nur die Steine bleiben.<br />

Die vom Regen und Schmutz schwarz gewordenen Kalksteine<br />

sind stumme Zeitzeugen. Sie haben Kriege und<br />

Unwetter überdauert. Wenn Steine erzählen könnten, würden<br />

sie so manche Anekdote zum Besten geben. Doch die<br />

Steine bleiben stumm. Zum Glück gibt es Menschen, die<br />

ihre Geschichte erzählen können.<br />

Mehr Informationen und Besichtigungstermine unter<br />

www.kreuzkirche-hannover.de<br />

64<br />

Herr Taube war ein Fuchs<br />

Johann Duve war ein erfolgreicher Kaufmann mit<br />

sozialer A<strong>der</strong>. Aber eben auch ein Kaufmann. Im<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t baute er die ersten Armenhäuser<br />

Hannovers – und ließ die Armen als Gegenleistung<br />

für Kost und Logis für sich arbeiten. 1652 trat er auf<br />

ähnliche Weise als Mäzen in Erscheinung. 100 Taler<br />

spendete er für den Wie<strong>der</strong>aufbau des vom Wind<br />

zerstörten Kirchturms <strong>der</strong> Kreuzkirche – und verdiente<br />

sich als beauftragter Bauunternehmer eine goldene<br />

Nase. Ebenfalls golden war die Taube (auf altdeutsch:<br />

Duve), die er auf die Kirchturmspitze setzen ließ.<br />

„Heute heißt es AWD-Arena, damals machte die Taube<br />

auf dem Kirchturm für Duve Werbung“, erklärt Astrid<br />

Steinhardt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Der Mäzen Herr<br />

Taube war ein Fuchs. Die Duve-Taube ist mittlerweile<br />

entflogen, heute thront ein ordinärer Wetterhahn über<br />

<strong>der</strong> Kreuzkirche.


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Nackt - ein Enthüllungsroman<br />

Endlich ist auch<br />

in Deutschland Nackt - Ein Enthüllungsroman<br />

<strong>der</strong> erste Ro- von Diablo Cody<br />

man <strong>der</strong> Juno- kiepenheuer<br />

Drehbuchauto- ISBN-10: 3-378-00690-0<br />

rin erschienen Preis: 16,95€<br />

und genauso<br />

wie jenes Drehbuch, für das sie einen Oscar erhielt, ist<br />

„Nackt“ lebendig und unterhaltsam.<br />

Cody erzählt ihre eigene Geschichte: 24-jährig, College<br />

fertig, normaler Job, normaler Freund, verliebt sie sich<br />

Hals über Kopf in ihre Internetbekanntschaft und zieht zu<br />

ihm nach Minneapolis.<br />

Auch da ist sie die Langeweile ihres Bürojobs bald Leid<br />

und beginnt nachts in Stripclubs zu tanzen.<br />

Belletristik<br />

Ablenkung von den vielen Lehrbüchern<br />

Manchmal eklig, aber immer lustig erzählt die Autorin von<br />

merkwürdigen Typen und schrägen Bekanntschaften- ihren<br />

Erfahrungen als ehemals braves Mädchen an den<br />

Strip-Stangen <strong>der</strong> Stadt.<br />

Das Buch ist unterhaltsam und wird in wenigen Tagen<br />

ausgelesen sein. Es kein großer Denkerroman, hier wird<br />

nicht lange über den Sinn und Unsinn eines wilden Lebens<br />

im Vergleich zum langweiligen, sichereren und in<br />

diesem Fall auch hygienischeren Standard-Lebensentwurf<br />

meditiert, aber es ist ein erfrischen<strong>der</strong> Ausflug in jene<br />

Möglichkeit alles ganz an<strong>der</strong>s zu machen und er macht<br />

Spaß zu lesen zwischen Anatomie lernen, Tertialplanung<br />

und Nebenjob - eben jenen Dingen, denen Diablo Cody<br />

für einige Zeit den Rücken gekehrt hat.<br />

65


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

„Bockmist“ - von Hugh Laurie<br />

Hugh Laurie?<br />

Den Namen kenn‘ Bockmist<br />

ich doch. Richtig von Hugh Laurie<br />

hier schreibt <strong>der</strong> Heyne<br />

englische Dr.- ISBN-10: 3-453-43324-6<br />

House-Darsteller. Preis: 8,95€<br />

Der Roman um<br />

den Spionageagenten Thomas Lang wurde bereits 1997<br />

unter dem Namen „Der Waffenhändler“ veröffentlicht. Jetzt<br />

nutzt Hugh Laurie den Dr.-House-Kult für eine Neuauflage<br />

unter eindrucksvollerem Titel.<br />

Thomas Lang, seines Zeichens Sicherheitsberater, hat<br />

schon so einiges mitgemacht, als er eines guten Tages<br />

vom Verteidigungsministerium beschuldigt wird einen<br />

Auftragsmord angenommen zu haben. Keiner Schuld be-<br />

66<br />

wusst macht sich Lang auf die Suche nach dem Mann den<br />

er umbringen soll. Auf diese Weise lernt er dessen Tochter<br />

Sarah kennen, die schnell in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit<br />

rückt. Mit unendlich trockenem britischen<br />

Humor erzählt Hugh Laurie die Geschichte eines Agenten,<br />

<strong>der</strong> um <strong>der</strong> Liebe willen immer tiefer in eine Waffenhandel/<br />

Drogen-Affäre hineingezogen wird und dabei als Un<strong>der</strong>cover-Agent<br />

den Überblick verliert. Schafft er es am Ende<br />

noch heil aus <strong>der</strong> Sache heraus zu kommen und kann er<br />

seine Angebetete für sich gewinnen?<br />

Der recht eigenwillige Stil des Autor wirkt manchmal ein<br />

wenig abgedreht und ist sicher nichts für je<strong>der</strong>mann, Fans<br />

von „Per Anhalter durch die Galaxis“ o<strong>der</strong> ähnlich schrägen<br />

Parodien kommen aber voll auf ihre Kosten.<br />

Die Gehilfin -<br />

von Martin Kluger<br />

Im Berlin des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts kommt Die Gehilfin<br />

Henrietta Mahlow als von Martin Kruger<br />

Tochter eines Zim- Diana Verlag<br />

mermanns zur Welt. ISBN-10: 3-453-81122-4<br />

Der Tod ihrer Mutter Preis: 8,95€<br />

bei <strong>der</strong> Geburt, zerstört<br />

den Lebenssinn ihres Vaters. Er beginnt zu trinken<br />

und kann von Glück reden, dass er sich als Faktotum in<br />

<strong>der</strong> Charité über Wasser halten kann.<br />

Die kleine Henrietta taucht ein in die große Welt <strong>der</strong> Medizin.<br />

Sie bewun<strong>der</strong>t die Arbeit des großen Zellularpathologen<br />

Rudolf Virchow, darf ihn Onkel Rudi nennen und durch<br />

sein Mikroskop spähen.<br />

Doch auch Robert Koch entwickelt sich für Henrietta zu<br />

einem großen Vorbild. Er weiß um ihr reges Interesse an<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft und toleriert es stillschweigend. Dass<br />

letztendlich Henrietta zum großen Erfolg bei <strong>der</strong> Entdeckung<br />

des Tuberkulosebazillus geführt hat, wird lei<strong>der</strong> ignoriert.<br />

Schließlich ist sie ein Mädchen.<br />

Für Virchow ist Kochs Postulat dummes Geschwätz, er<br />

sieht seine eigenen Entdeckungen in Gefahr.<br />

Für Henrietta spielt dies keine große Rolle, denn in ihr reift<br />

<strong>der</strong> Traum, irgendwann selbst ihr Können unter Beweis<br />

stellen zu können. Heimlich stibitzt sie Lehrbücher aus <strong>der</strong><br />

Bibliothek <strong>der</strong> Charité mit dem festen Wunsch, Medizin zu<br />

studieren. Doch die Meinungen des wilhelminischen Zeit-


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

alters stellen sich ihr in den Weg. Hat man ihr als kleinem<br />

Mädchen noch vergnügt die verschiedensten Pathologien<br />

erklärt, so bleibt <strong>der</strong> wissensdurstigen Frau nun jegliche<br />

Tür verschlossen.<br />

Martin Kluger beschreibt eindrücklich den unerschütterlichen<br />

Kampfgeist einer phantasievollen Figur, die sich im<br />

oft nass-kalten, dreckigen Berlin <strong>der</strong> Preußenzeit behaupten<br />

muss. Er lässt den Leser in eine faszinierende Welt <strong>der</strong><br />

Vergangenheit eintauchen, in <strong>der</strong> neben großen Namen<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft eindringliche Gefühle regieren und die<br />

Gedanken des Leser antreiben.<br />

Sehr empfehlenswert!<br />

Ein Hauch von Kafka<br />

Daniel Kehlmanns<br />

jüngster Roman – Ruhm<br />

ich<br />

sage Roman; da- von Daniel Kehlmann bei<br />

kommt einem eine Rowohlt<br />

scheinbar zufällig ISBN-10: 3-498-03543-6zu<br />

sammengewürfelte Preis: 18,90€<br />

Reihe von Kurzgeschichten<br />

daher, neun an <strong>der</strong> Zahl. Ein neurotischer<br />

Schriftsteller auf Vortragsreise durch Südamerika, ein seitenspringen<strong>der</strong><br />

Ehemann mit blühen<strong>der</strong> Phantasie, eine<br />

alte Dame auf dem Weg in den „assisted suicide“, ein sozial<br />

beschränkter Blogger – so o<strong>der</strong> so ähnlich sehen die<br />

Protagonisten Kehlmanns aus. Die neun Kurzgeschichten<br />

erzählen in typisch leisem Ton die Schicksale und Erlebnisse<br />

<strong>der</strong> Figuren. Hier zeigt Kehlmann wie<strong>der</strong> einmal, was<br />

er kann: originell, komisch, überraschend, beklemmend,<br />

ängstigend; ein Auf und Ab des Affekts – zu keinem Zeitpunkt<br />

verfehlt <strong>der</strong> Autor seine Wirkung auf den Leser.<br />

Nur was ist mit dem Titel „Ruhm“? Und wie spielen die<br />

Kurzgeschichten zusammen? Immerhin ist das Cover untertitelt<br />

mit „Roman in neun Geschichten“. Nun, tatsächlich<br />

fehlt scheinbar die große Idee, die den ebensogroßen<br />

Rahmen bilden könnte. Doch Kehlmann streut durchaus<br />

gewisse Verwandtschaften ein, auch einige Ursache-Wirkung-Relationen.<br />

So tauchen etwa manche Charaktere<br />

mehrmals auf, unterschiedlich beleuchtet. O<strong>der</strong> die Handlung<br />

einer Geschichte hat Konsequenzen für die einer<br />

an<strong>der</strong>en. Vermisst man also zwar einen stattlichen Handlungsstrang,<br />

so zieht sich wenigstens ein feiner personeller<br />

und konsekutiver Faden durch das Buch.<br />

Aber die hintergründig imponierende Verbindung ist die<br />

(Selbst-)Auflösung <strong>der</strong> Charakter. Hier findet sich eine<br />

Vielzahl an Mechanismen: da ist <strong>der</strong> Handynutzer mit <strong>der</strong><br />

Telefonnummer eines an<strong>der</strong>en, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> fremden Identität<br />

auf- und untergeht. O<strong>der</strong> die Ärztin ohne Grenzen, für die<br />

die Grenzen zwischen hier und jetzt und dort und damals<br />

verschwimmen. Der Internetsüchtige, <strong>der</strong> sich zusehends<br />

von <strong>der</strong> realen Welt dissoziiert und in die anonyme Sicherheit<br />

seines aggressiven Online-Alter Egos flieht. Und <strong>der</strong><br />

Filmstar, <strong>der</strong> sich im Spiegel von Verehrung und Verhöhnung<br />

in die Entindividuation durch einen Doppelgänger<br />

machtlos ergibt – einem Josef K. nicht unähnlich.<br />

Ein weiteres gemeinsames Motiv <strong>der</strong> neun Geschichten ist<br />

die Macht, die vom Erzählen ausgeht – und vielleicht <strong>der</strong><br />

titelgebende Ruhm, o<strong>der</strong> zumindest Außerordentlichkeit ,<br />

für den entsprechenden Erzähler. Wenigstens abstrahiert<br />

findet man diese Bil<strong>der</strong> in je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschichten wie<strong>der</strong>:<br />

die Belohnung des Lügners, die Formbarkeit <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

durch <strong>der</strong>en Adaption in die Prosa, <strong>der</strong> schmale Grat<br />

zwischen Inspiration und Destruktion, die Kontrolle des<br />

Schreibers über Leben und Tod seiner Figuren.<br />

Daniel Kehlmanns jüngster Roman also ist ein fein verwobenes<br />

Netz von illustren Figuren, <strong>der</strong>en Mit- und Nebeneinan<strong>der</strong><br />

bestimmt wird vom scheinbaren Zufall, vom<br />

wun<strong>der</strong>baren Einfall und vom unvermeidbaren Zerfall.<br />

67


Inhalt Titelthema Hochschule<br />

Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Das Empirium schlägt zurück<br />

Fritz Nielsen beäugt kritisch die Empirie als fact-factory – anhand empirischer Beobachtungen im Studium.<br />

Fakten, Fakten, Fakten. Sie interessieren nicht bloß Leser<br />

des Kleingeist-Magazins ‚Focus‘ und obzwar <strong>der</strong> schwerknochige<br />

Chefredakteur aus <strong>der</strong> Werbung vor allem seine<br />

Stammkunden anspricht, schimmert einem die leise Ahnung,<br />

dass das gehorsame Vertrauen in nachdrücklich autoritär<br />

präsentierte Einzelheiten verbreiteter ist, als man das gerne<br />

hätte. Dieser menschliche Makel fi ndet sich im Großen wie<br />

auch im Kleinen; ob es um eine systematisch verängstigte,<br />

desinformierte ‚westliche‘ Welt geht o<strong>der</strong> die eigenen Erlebnisse<br />

an <strong>der</strong> Hochschule: einig ist, dahingestellte Aussagen<br />

nicht zu hinterfragen, analytischem Kalkül abzuschwören und<br />

so des nachts unbesorgt und ‚sicher‘ schlummern zu können<br />

– zu Unrecht!<br />

Mal von weltpolitischer Paranoia abgesehen, zeigt eine unkritische<br />

Haltung zur ‚empirialen‘ Wahrheit einen eigentümlichen<br />

Umstand auf. Wir Medizinstudenten sollen ja auf eine<br />

wissenschaftliche Karriere vorbereitet werden. Aber man wird<br />

das Gefühl nicht los, dass genau solch wissenschaftliches<br />

Denken gar nie gefor<strong>der</strong>t wird in diesem Studium. So enthält<br />

das Klischee des lexikalischen Auswendiglernens doch<br />

immerhin die schmerzliche Wahrheit, dass uns kaum etwas<br />

an<strong>der</strong>es übrig bleibt: denn wie man Wissenschaft schafft, wissen<br />

wir einfach nicht. Woher auch? Das bisschen Dialektik,<br />

was uns hoffentlich die Schule beigebracht hat, ist in vielen<br />

Fällen schnell verfl ogen, gehört aber gepfl egt und trainiert<br />

und geschärft.<br />

So überraschte ich mich unlängst selbst durch scharfsinnige<br />

68<br />

Schlussfolgerungen. Wie<strong>der</strong> einmal war <strong>der</strong> Abfl uss in meiner<br />

Dusche verstopft. So dümpelte nach <strong>der</strong> morgendlichen<br />

Reinigung also immer noch ein schaumiger, knöcheltiefer<br />

See in <strong>der</strong> Badewannen-Dusch-Kombo. Nach ein paar Wochen<br />

ordentlich umspülter, blitzsauberer Knöchel zwang es<br />

mich schließlich doch zur Drogerie auf <strong>der</strong> Suche nach einem<br />

meiner absoluten Lieblingsprodukte aus <strong>der</strong> chemischen Fertigung:<br />

Rohrfrei. Die Freudentränen, die ich vergieße wann<br />

immer ich den kin<strong>der</strong>sicheren Verschluss einer Flasche Drano<br />

Powergel entkorke und mir <strong>der</strong> reizende Duft die Nase<br />

frei macht, und die ich auch dieses Mal vergoss, trockneten<br />

urplötzlich, als ich mir <strong>der</strong> repetitiven Natur meiner Handlung<br />

gewahr wurde. Ich sah mich im Badezimmerspiegel, die seit<br />

etwa zwei Jahren xte Flasche Abfl ussreiniger in <strong>der</strong> Hand<br />

und hatte einen Geistesblitz. Einen von <strong>der</strong> Sorte, die die Welt<br />

zwar ein wenig entzaubert und trotzdem gut tut. Ich erkannte<br />

schlagartig die Korrelation zwischen meinem erhöhten Drano-Verbrauch<br />

und <strong>der</strong> Höhe meiner Geheimratsecken.<br />

Ergo sorgt man sich um die eigene geistige Gesundheit, wenn<br />

das angesprochene Büffeln schwerer Bücher und <strong>der</strong> mentale<br />

Live-Mitschnitt aus <strong>der</strong> Vorlesung alles ist, was in diesem<br />

Studium in Sachen Menschwerdung geboten wird. Und man<br />

jedwede Behauptung für wahr nimmt, weil man es nicht besser<br />

weiß. Ohrenbetäubend schallen nun die Protestschreie,<br />

und zugegeben: selbstverständlich hält unsere Hochschule<br />

einen hohen Standard und wird sich hüten, unvorsichtig und<br />

vorlaut Halbwissen zu vermitteln. Neueste Forschungsergeb-


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

nisse fl ießen in die Lehrinhalte ein und wenn Vorlesungen<br />

o<strong>der</strong> Seminare stattfi nden, dann wird dort nichts Unwahres<br />

beigebracht.<br />

Trotzdem mutet es merkwürdig an, dass dem hochschulischen<br />

System durch das Fehlen von eigenständiger Arbeit<br />

bzw. Recherche ein eklatanter Mangel an den Essenzen<br />

wissenschaftlichen Arbeitens immanent ist. So ist eine Generation<br />

von Ärzten im Begriff zu entstehen, denen kritisches<br />

Abwägen – so es denn nicht durch Eltern o<strong>der</strong> Schule anerzogen<br />

– so befremdlich ist, wie dem Autor <strong>der</strong> kommerzielle<br />

Erfolg von Mario Barth. Das abwägende Kalkül als wichtiges<br />

Standbein ist also mächtig angesägt, und wer glaubt, dass<br />

die zukünftigen Mediziner auch einbeinig durch die Welt <strong>der</strong><br />

Wissenschaft hüpfen können, <strong>der</strong> vergisst, dass zudem noch<br />

Eigeninitiative, Engagement und Verantwortlichkeit zur erfolgreichen<br />

Forscherkarriere gehören. Und woher sollen wir<br />

das alles nehmen?<br />

Ist die Empirie also zwar zweifellos ein unvermeidliches und<br />

daher bis dato unersetzliches Instrument in <strong>der</strong> Forschung, so<br />

ist Ursprung allen Fortschritts jedoch stets das Infragestellen<br />

des status quo. Um aber nicht in destruktiver Kritik zu verharren,<br />

hier nun also ein Lösungsansatz: Pfl ichtfach Forschung.<br />

In diesem interdisziplinären Fach werden nicht nur die Grundlagen<br />

wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt, son<strong>der</strong>n auch<br />

kleine Forschungsarbeiten vergeben, Referate gehalten und<br />

als Leistungskontrolle: eine Hausarbeit. So ist je<strong>der</strong> Student<br />

genötigt, sich mit den Themen Recherche, Fragestellung und<br />

Ausformulierung zu befassen.<br />

Natürlich muss nicht je<strong>der</strong> Student von heute <strong>der</strong> Forscher<br />

von morgen sein. Es ist sogar sehr verlockend, sich den Kittel<br />

überzuwerfen, dem Heer <strong>der</strong> Weißgekleideten anzuschließen,<br />

das Stethoskop im Anschlag und sich <strong>der</strong> ‚evidencebased<br />

medicine‘ zu überlassen. Doch dann fällt wie<strong>der</strong> auf,<br />

dass die Ähnlichkeit zwischen ‚uniformiert‘ und ‚uninformiert‘<br />

unmöglich zufällig sein kann.<br />

So kommt’s, dass analytischer Scharfsinn und durchdringende<br />

Dialektik Fähigkeiten sind, die jedem Arzt vorbildlich<br />

sein sollten. Immerhin werden nicht wenige <strong>der</strong> künftigen Absolventen<br />

mit Entscheidungen konfrontiert werden, die nicht<br />

leichtsinnig und –fertig gefällt sein wollen, son<strong>der</strong>n ein professionelles<br />

Maß an Kalkül, persönlicher Zurücknahme und<br />

Weitsicht erfor<strong>der</strong>n, das nur durch gute und vielseitige Ausbildung<br />

erlangt werden kann.<br />

SCOPE<br />

Das neue<br />

Scopeprogramm!<br />

20:00 in <strong>der</strong> alten Cafete<br />

18.05. Madagascar 2<br />

25.05. 007 - Ein Quantum Trost<br />

08.06. Der seltsame Fall des<br />

Benjamin Button<br />

15.06. Australia<br />

29.06. Zeiten des Aufruhrs<br />

69


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Rezensionen<br />

Lehrbücher<br />

Die 312 beidseitig bedruckten<br />

farbigen Memocards<br />

sind in einer durchsichtigen Hard- Box untergebracht.<br />

Sie sind in 8 übergeordnete Substanzklassen<br />

unterteilt, wie zum Beispiel „Kohlenhydrate“.<br />

Vorab gibt es eine Übersichtskarte über die Stoffklasse,<br />

dann verschiedene Stoffwechselwege, denen wie<strong>der</strong>um<br />

eine eigene Übersichtskarte voraus geht.<br />

Bei den Detailkarten eines Stoffwechselweges, wie <strong>der</strong><br />

Glycolyse, sind nun auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite die Reaktionszwischenprodukte<br />

mit farblich markierter Beson<strong>der</strong>heit und<br />

angedeutete Fel<strong>der</strong> für das Enzym mit Cofaktor dargestellt.<br />

Auf <strong>der</strong> Rückseite die Lösung für die freien Fel<strong>der</strong><br />

und zusätzlicher Informationen. Zusätzlich finden sich auf<br />

<strong>der</strong> Rückseite auch Verweise zu den entsprechenden Kapiteln<br />

im „Löffler“ (Biochemie Lehrbuch vom selben Verlag).<br />

Die Memocards sind handlich, besitzen eine angemessene<br />

Fülle an Informationen und sind zum einprägen komplexer<br />

Stoffwechselwege lohnenswert.<br />

Wer sich keine eigenen Karten basteln will, o<strong>der</strong> zusätzlich<br />

gut lesbare Karten zum lernen anschaffen will, ist mit den<br />

Biochemie Memocards gut bedient.<br />

Ideal zum Lernen zusammen mit dem (kleinen o<strong>der</strong> großen)<br />

Löffler o<strong>der</strong> für das Lernen zu mehreren.<br />

70<br />

Zimmermann,<br />

Schling<br />

Memocards<br />

Biochemie 2.<br />

Auflage<br />

Springer Verlag<br />

Preis: 9,95 €<br />

ISBN: 978-3-540-<br />

26195-7<br />

Die Duale Reihe Chirurgie<br />

ist ein gelungenes<br />

Werk für den<br />

Chirurgie-Interessierten<br />

Studenten. Sie beinhaltet alle nötigen Fakten für Prüfungen,<br />

Seminare und Praktika und bietet im Lehrbuchteil<br />

noch vertiefende Informationen. Auch wenn ein o<strong>der</strong> zwei<br />

Kapitel vielleicht nicht optimal gestaltet worden sind, stellt<br />

sie im Großen und Ganzen eine hervorragende Kombination<br />

aus Studenten freundlichem und ausführlichem Lehrbuch<br />

dar. Wer die Duale Reihe mag, wird auch von diesem<br />

Buch nicht enttäuscht werden.<br />

Benjamin Maasoumy<br />

Duale Reihe<br />

Chirurgie<br />

Henne-Bruns, Düring,<br />

Kremer<br />

ISBN<br />

9783131181626<br />

Thieme<br />

Preis : 69,95


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Kurzlehrbuch<br />

Neuroanatomie<br />

von Norbert Ulfig<br />

(Thieme)<br />

ISBN-13:<br />

9783131429513<br />

Preis: 24,95<br />

In <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Kurzlehrbücher<br />

von Thieme<br />

gibt es ein neues Exemplar.<br />

Norbert Ulfig<br />

probiert sich darin die<br />

Neuroanatomie auf 286<br />

Seiten näherzubringen. Da ich bereits mit seinem Kurzlehrbuch<br />

Histologie sehr gute Erfahrungen gemacht habe,<br />

hoffte ich auf ähnliche Aha-Erlebnisse. Die Aufmachung ist<br />

altbekannt: Jedes Kapitel beginnt mit einer klinischen Einführung,<br />

es folgt eine kurze Übersicht und dann eine detaillierte<br />

Besprechung aller Inhalte. Abgerundet wird dies<br />

am Ende durch den Check-up, <strong>der</strong> zum Überprüfen <strong>der</strong><br />

Lernleistung auffor<strong>der</strong>t.<br />

Beim ersten Lesen fiel mir deutlich auf, dass weitaus weniger<br />

geschwafelt wird als im Trepel. Gleichzeitig wurde mir<br />

bewusst: Ich kann dem Autor nach wenigen Seiten nicht<br />

mehr folgen. So interessant sich die Neuroanatomie gestalten<br />

mag, es fehlt dem Kurzlehrbuch eine entsprechende<br />

Aufbereitung des Wissens für Anfänger. Nach mehreren<br />

Anläufen griff ich deshalb wie<strong>der</strong> zum Trepel, um mich<br />

auf das Testat vorzubereiten – dies liegt vermutlich auch<br />

an <strong>der</strong> häufigen Erwähnung des Trepels in <strong>der</strong> Vorlesung.<br />

Riskiert man mit zeitlichem Abstand einen zweiten Blick<br />

in das Lehrbuch, werden die Zusammenhänge bewusster.<br />

Die Detailfülle ist dann das schlagende Argument für das<br />

Kurzlehrbuch und man erhält so manches Aha-Erlebnis.<br />

Alle Anhänger von kompakten Fakten finden hier ein ideales<br />

Buch <strong>der</strong> Neuroanatomie. Wer sich mit dem Lernen<br />

etwas schwer tut, sollte sowohl im Trepel als auch im Ulfig<br />

etwas schmökern. Dann sollte die Wahl leicht fallen.<br />

Tobias Laue<br />

Im Kurs mal wie<strong>der</strong><br />

nicht hinterhergekommen<br />

mit dem Zeichnen<br />

<strong>der</strong> Präparate?<br />

Du hast Probleme die<br />

Schilddrüse von <strong>der</strong><br />

Mamma lactans zu unterscheiden? Dann hilft dir dieses<br />

Buch perfekt weiter! Mit seinen 750 histologischen und<br />

elektronenmikroskopischen Abbildungen bietet <strong>der</strong> Taschenatlas<br />

Histologie von Thieme eine zahlreiche Auswahl<br />

aller wichtigen Präparate. Neben den Beschriftungen<br />

einzelner Gewebsbestandteile gibt es darüber hinaus<br />

noch eine ausführliche Beschreibung. Dadurch entfällt <strong>der</strong><br />

sonst oft nötige Blick ins Lehrbuch.<br />

Es handelt sich um eine ideale Ergänzung im Kursus Mikroskopische<br />

Anatomie. Darüber hinaus eignet er sich<br />

wun<strong>der</strong>bar als Vorbereitung für die Abschlussprüfung in<br />

Anatomie. Da bei fast allen Prüfern mündlich eine Präparatdiagnose<br />

gestellt werden muss, kann dies im Lernzirkel<br />

problemfrei geübt werden. Als Lern- und Unterscheidungshilfe<br />

<strong>der</strong> Gewebe gibt es abschließend noch Tabellen mit<br />

zahlreichen Charakteristika. Klinische Aspekte finden allerdings<br />

keinerlei Erwähnung.<br />

Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Taschenatlas Histologie mit 34,95 Euro recht<br />

teuer. Doch gerade für Studenten, die sich mit <strong>der</strong> Präparatsdiagnose<br />

schwer tun, ist er eine perfekte Ergänzung<br />

zum Lehrbuch und erleichtert die Prüfungsvorbereitung<br />

erheblich.<br />

Tobias Laue<br />

Taschenatlas<br />

Histologie<br />

von Wolfgang Kühnel<br />

(Thieme)<br />

ISBN: 3133486128<br />

Preis: 34,95<br />

71


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Frag die Raap!<br />

In <strong>der</strong> CURARE beantwortet Dr. Ulrike Raap, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie an <strong>der</strong> Hautklinik in Hannover-Linden<br />

Fragen, die Redakteur Ole Tempelhof schon immer unter den Nägeln gebrannt haben. Diesmal ein beson<strong>der</strong>s<br />

fieses Thema: Warzen.<br />

Was sind Warzen?<br />

Warzen sind Epithelgeschwülste, die abgesehen von <strong>der</strong><br />

Brustwarze viral bedingt sind. Es gibt verschiedene Formen<br />

von Warzen: Dellwarzen, Dornwarzen und viele mehr.<br />

Warzen können schmerzhaft sein, wie beispielsweise die<br />

Dornwarzen an <strong>der</strong> Fußsohle. Einige Viren, die Warzen induzieren,<br />

haben sogar onkogenes Potiential. Am bekanntesten<br />

sind diesbezüglich die Humanen Papillomaviren<br />

(HPV) 16 und 18.<br />

Im Internet wird von bewährten Hausmitteln gegen Warzen<br />

berichtet (siehe Kasten). Hilft das?<br />

Ob diese so genannten Suggestivtherapien hilfreich sind,<br />

wage ich zu bezweifeln. Kreide in <strong>der</strong> Schule entwenden,<br />

ohne dabei erwischt zu werden und dann die Warzen um<br />

72<br />

Mitternacht damit einschmieren, soll angeblich auch helfen.<br />

Wie werden Warzen stattdessen behandelt?<br />

Das hängt von <strong>der</strong> Lokalisation <strong>der</strong> Warze und <strong>der</strong> Warzenform<br />

ab. In <strong>der</strong> Regel werden Warzen konservativ<br />

behandelt. Juvenile plane Warzen im Gesicht kann man<br />

beispielsweise einfach mittels Curretage entfernen. Eine<br />

filiforme Warze kann man einfach mit <strong>der</strong> elektrischen<br />

Schlinge eliminieren. Bei Dornwarzen an <strong>der</strong> Fußsohle ist<br />

die Prozedur <strong>der</strong> Warzenentfernung etwas aufwendiger,<br />

wenn man die Warze nicht gleich vereisen o<strong>der</strong> lasern will.<br />

Sie werden beispielsweise mit einem salicylsäurehaltigem<br />

Pflaster und Lack behandelt. Die Therapie dauert mehrere<br />

Wochen und erfor<strong>der</strong>t die Mitarbeit des Patienten. Die


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Hornschicht <strong>der</strong> Dornwarze wird für drei Tage mit einem<br />

salicylsäurehaltigem Pflaster aufgeweicht. Nach dem Duschen<br />

soll <strong>der</strong> Patient dann die aufgeweichte Haut abschneiden.<br />

An den restlichen Tagen <strong>der</strong> Woche wird ein<br />

salicylsäurehaltiger Lack morgens und abends auf die<br />

Warzen gepinselt. Warzen können auch mittels Laser o<strong>der</strong><br />

Vereisung entfernt werden. Diese Prozedur kann zur Narbenbildung<br />

führen, die beispielsweise an <strong>der</strong> Fußsohle,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Sportlern, nicht erwünscht ist.<br />

Wie kommt es, dass die Hausmittel aus dem Internet trotzdem<br />

manchmal funktionieren?<br />

In <strong>der</strong> Regel sind das keine Patienten, die mit einer Aussaat<br />

von Warzen zu kämpfen haben. Eine einzelne Warze<br />

könnte auch von ganz alleine abheilen, ohne irgendeine<br />

Therapie. Aber ich würde das nicht abwarten, denn da die<br />

Erkrankung viral bedingt ist, ist es meist nur eine Frage<br />

<strong>der</strong> Zeit, bis sich die Viruswarzen vermehren.<br />

Gibt es auch wirkungsvolle Hausmittel?<br />

Da ist mir keines bekannt. Wichtig sind allgemeine Prinzipien<br />

wie Rauchverbot (bei Warzen an Händen und Fü-<br />

ßen), Sanierung von Milieufaktoren und das Aussetzen<br />

<strong>der</strong> gemeinsamen Familienbadewanne (z.B. bei Mollusca<br />

contagiosa).<br />

Muss ich mit Warzen zum Arzt o<strong>der</strong> reicht es, zur Apotheke<br />

zu gehen?<br />

Zu allererst muss geklärt werden, um was für eine Warze<br />

es sich handelt und das kann <strong>der</strong> Dermatologe einfach am<br />

Besten. Mittlerweile gibt es zwar die Möglichkeit Warzen<br />

auch mit rezeptfreien Präparaten aus <strong>der</strong> Apotheke zu<br />

Hause zu vereisen. In <strong>der</strong> Regel trauen sich die Patienten<br />

aber doch nicht, so beherzt vorzugehen wie <strong>der</strong> Dermatologe.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei multiplem Befall ist dringend anzuraten,<br />

den Spezialisten aufzusuchen, denn es stellt sich<br />

natürlich die Frage warum <strong>der</strong> Patient so viele Warzen hat.<br />

Oftmals kann bei multiplem Befall auch keine konservative<br />

Therapie angewendet werden und es müssen schärfere<br />

Mittel eingesetzt werden: ein klarer Fall für den Dermatologen.<br />

Die Top 10 Hausmittel gegen Warzen:<br />

1. mit Klebeband o<strong>der</strong> unsichtbarem Nagellack<br />

ersticken<br />

2. Urin o<strong>der</strong> eine Nacktschnecke darüber laufen<br />

lassen<br />

3. die Warze mit Knoblauch abreiben, <strong>der</strong> Geruch<br />

soll die Warze vertreiben<br />

4. Spülmittel wegen <strong>der</strong> „antibiotischen“ Wirkung<br />

(sehr sinnvoll beim Papillomavirus, die<br />

Red.)<br />

5. bei Vollmond Sprüche aufsagen, eine<br />

Schnecke und das Schlachten einer Ziege<br />

verstärkt die Wirkung<br />

6. Bananenschalen, Zitronensaft, reife rote<br />

Ananaserdbeeren (also ruhig mal mit dem<br />

Obstsalat kleckern, die Red.)<br />

7. Tafelkreide, Tipp kam von einem Lehrer<br />

8. Essig, Zwiebel, Salz, Tipp kam vermutlich<br />

von einem Koch<br />

9. Froschschleim und das Weiße <strong>der</strong> Pusteblume<br />

10. wenn alles nichts hilft: Lötkolben<br />

Quelle: diverse Internetforen<br />

73


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

„Als Mutter erlebe ich, wie schnell meine Tochter groß<br />

wird und schon bald ihr eigenes Leben führt.“ Die Kamera<br />

zoomt vom Gesicht <strong>der</strong> Modedesignerin Jette Joop auf<br />

ihre Hände. Vertrauensvoll ruht dort die Kin<strong>der</strong>hand in <strong>der</strong><br />

ihrer Mutter. „Ich will nicht, dass Gebärmutterhalskrebs<br />

dieses Leben in Gefahr bringt.“<br />

Wird er nicht! Denn: „Eine Schutzimpfung gegen Krebs?<br />

Ja, die gibt es wirklich.“ sagt die freche, junge Frauenstimme<br />

aus <strong>der</strong> Knet-Animation <strong>der</strong> Deutschen Krebshilfe, auf<br />

www.mädchen-checken-das.de .<br />

Gute Mütter, wie Frau Joop in dem Spot des Deutschen<br />

Grünen Kreuzes, müssen mit ihren Töchtern also bloß<br />

noch zum Gynäkologen ihres Vertrauens gehen, eine kleiner<br />

Piks, und das war´s. Tut auch gar nicht weh. Zumindest<br />

<strong>der</strong> Gebärmutterhalskrebs wird dem jungen Leben<br />

nun keine Probleme mehr bereiten. O<strong>der</strong>?<br />

Die Rede ist von <strong>der</strong> Impfung gegen die humanen Papillo-<br />

ma Viren 16 und 18, welche in 70% <strong>der</strong> Fälle von Gebärmutterhalskrebs<br />

nachgewiesen wurden. Kurz: die HPV-<br />

Impfung.<br />

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem<br />

Krebsimpfstoff in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Klang ein solch vielversprechen<strong>der</strong><br />

Ansatz gegen Krebs, dem Erzfeind des<br />

mo<strong>der</strong>nen Menschen, nicht jäh noch nach medizinischer<br />

Zukunftsmusik? Und so mischten sich, wie das immer so<br />

74<br />

Humane<br />

Papillomaviren<br />

Streit um die Impfung<br />

ist, wenn etwas toll, neu und erfolgreich ist, unter die Lobpreisungen<br />

und Jubelgesänge nach und nach auch die<br />

Kritiker und Skeptiker.<br />

Berichtet wurde da zum Beispiel über ominöse Todesfäl-<br />

le junger Mädchen im zeitlichen Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Impfstoffgabe. Es kam Kritik am Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

eines flächendeckenden Impfprogramms auf. Und zuletzt<br />

for<strong>der</strong>ten 13 namhafte Wissenschaftler Ende November<br />

2008 sogar eine „Neubewertung <strong>der</strong> HPV-Impfung und ein<br />

Ende <strong>der</strong> irreführenden Informationen“. Jede Menge Stoff<br />

für Verwirrung also.<br />

Was hat es nun auf sich mit <strong>der</strong> Impfung? Was wissen wir<br />

und was wissen wir vielleicht auch nicht? Und vor allem<br />

natürlich hält die Werbung, was sie verspricht?<br />

Zur Zeit gibt es in Deutschland zwei zugelassene Impfstoffe:<br />

Gardasil und Cervarix. Beide enthalten sogenannte<br />

Virus-like Particles (VLP) <strong>der</strong> HPV Typen 16 und 18.<br />

Gardasil schützt zusätzlich vor den Virus Typen 6 und 11,<br />

welche für 90% <strong>der</strong> Genitalwarzen verantwortlich gemacht<br />

werden. Als antigene Bestandteile <strong>der</strong> VLPs dienen Kapsid-Proteine<br />

<strong>der</strong> Viren, welche vom Immunsystem erkannt<br />

werden und die Antikörperproduktion anregen. Wichtig für<br />

den erhofften Schutz vor <strong>der</strong> Krebsentstehung sind nur<br />

die, auch als High Risk Typen bezeichneten, Viren 16 und


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

18. Den Zusammenhang zwischen einer Infektion mit diesen<br />

Viren und <strong>der</strong> Entstehung des Zervix-Karzinoms erforschte<br />

Harald zur Hausen, wofür er 2008 den Nobelpreis<br />

für Physiologie und Medizin erhielt.<br />

Bereits im März 2007, nicht wie zum sonst üblichen Termin<br />

im Juli jeden Jahres, brachte die Ständige Impfkommission<br />

(STIKO) des Robert Koch Instituts (RKI) die Empfehlung<br />

<strong>der</strong> HPV-Impfung für Mädchen im Alter von 12-<br />

17 Jahren heraus. Zu Recht merken die oben genannten<br />

Wissenschaftler kritisch an, dass die Ergebnisse <strong>der</strong> zwei<br />

wichtigsten Studien FUTURE I und FUTURE II zu Gardasil<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Empfehlungsausschreibung noch gar<br />

nicht vorlagen. Erst zwei Monate später wurden sie im<br />

New England Journal of Medicine publiziert.<br />

Beide Studien sind plazebokontrolliert und randomisiert<br />

und untersuchen die Auswirkung <strong>der</strong> Impfung auf Krebsvorstufen,<br />

die sogenannten cervikalen intraepithelialen<br />

Neoplasien (CIN). Wertet man die Ergebnisse nur nach<br />

Frauen aus, die zum Impfzeitpunkt nicht mit HPV infiziert<br />

waren, sich während <strong>der</strong> Impfperiode auch nicht infizierten<br />

und die drei nötigen Impfungen erhalten haben,<br />

ergibt sich in FUTURE II die beeindruckende Zahl von<br />

98% verhin<strong>der</strong>ter HPV-assoziierter Neoplasien. Da die<br />

idealen Studienbedingungen lei<strong>der</strong> selten mit <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

übereinstimmen muss vergleichend eine Intention to<br />

treat Analyse, die alle randomisierten Probandinnen und<br />

auch nicht HPV-assoziierte Epithelverän<strong>der</strong>ungen mit<br />

einschliesst, angeschaut werden. Hier war das Auftreten<br />

<strong>der</strong> Neoplasien bei den geimpften Frauen in FUTURE I<br />

nur um 7,8% und in FUTURE II um 17% geringer, als in<br />

<strong>der</strong> nicht geimpften Plazebogruppe. Die große Diskrepanz<br />

zwischen den Werten wird darauf zurückgeführt, dass die<br />

Impfung vor allem bei nicht infizierten Mädchen einen Nutzen<br />

bringt. Denn dies gehörte ja zu den Bedingungen in<br />

<strong>der</strong> ersten Analysegruppe, in welcher die 98%ige Reduktion<br />

von Krebsvorstufen erzielt wurde. Da die humanen Papilloma<br />

Viren sexuell übertragen werden, sollten also nur<br />

Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr Zielgruppe<br />

<strong>der</strong> Impfung sein.<br />

Immer wie<strong>der</strong> tauchen aufgrund dieser Daten Berichte auf,<br />

die HPV-Impfung könne 70% o<strong>der</strong> sogar 98%, <strong>der</strong> Gebärmutterhalskrebsfälle<br />

verhin<strong>der</strong>n. Diese Zahlen sind durch<br />

die Studienergebnisse jedoch lei<strong>der</strong> so nicht belegt. Und<br />

auch wenn die Ergebnisse in Bezug auf die tatsächliche<br />

Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zervix-Karzinom Inzidenz vielversprechend<br />

aussehen, darf man streng genommen nur von einem belegten<br />

Effekt auf die Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorstufen sprechen.<br />

Studien, die wirklich Aussagen über die Verhin<strong>der</strong>ung von<br />

Zervix-Karzinomen machen könnten, also solche mit definiertem<br />

Endpunkt Zervix-Karzinom, wären mit enormem<br />

technischen und zeitlichen Aufwand verbunden. So dauerte<br />

es Jahrzehnte bis Ergebnisse für eine Ausgangsstudienpopulation<br />

von jungen noch nicht infizierten Mädchen<br />

vorliegen könnten. Zusätzlich dürfte neben <strong>der</strong> Finanzierung<br />

bei so einer langen Studie vor allem das Loss to follow-up<br />

ein Problem darstellen.<br />

Weiterhin wichtig zu wissen ist, dass die jährliche Vorsorgeuntersuchung<br />

durch den zytologischen Abstrich, mit <strong>der</strong><br />

Impfung keineswegs entfällt. Kritiker befürchten, dass die<br />

Impfung hier eine falsche Sicherheit schafft und die wichtige<br />

Untersuchung nicht mehr genutzt wird. So sind es nicht<br />

ausschließlich die im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen 16<br />

und 18, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Eine<br />

Tatsache, die eine weitere Vorsorge notwendig macht und<br />

in Presse und Werbung gerne vergessen wird.<br />

Die plötzlichen Todesfälle einer 17-Jährigen Deutschen,<br />

einen Tag nach <strong>der</strong> 2.Impfung und einer 19-Jährigen Österreicherin,<br />

drei Wochen nach <strong>der</strong> 1. Impfung, sorgten für<br />

große Aufregung. Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt dazu<br />

auf seiner Internetseite, dass sich keine „ Anhaltspunkte<br />

für einen ursächlichen Zusammenhang des Todes mit <strong>der</strong><br />

vorausgegangenen Impfung fanden“. Auch nach <strong>der</strong> Obduktion<br />

und zahlreichen weiteren Untersuchungen bleibt<br />

die Todesursache jedoch unklar. „Ein Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> HPV-Impfung kann also we<strong>der</strong> nachgewiesen noch<br />

ausgeschlossen werden“ folgert das Arznei-Telegramm in<br />

einer Meldung vom 6.2.2008.<br />

Desweiteren berichtet das Deutsche Ärzteblatt im Oktober<br />

2008 über das Auftreten von Armplexusneuritis nach Gabe<br />

von Gardasil. Ein Zusammenhang wird von <strong>der</strong> Arzneimittelkommission<br />

als „möglich“ eingestuft.<br />

Ein an<strong>der</strong>er berechtigter Kritikpunkt ist <strong>der</strong> hohe Preis <strong>der</strong><br />

Impfung. In Deutschland kostet eine, <strong>der</strong> drei notwendigen<br />

Impfdosen knapp 160 Euro. Kein Wun<strong>der</strong>, dass Gardasil<br />

75


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

ein Jahr nach seiner Einführung 2007 das umsatzstärkste<br />

Arzneimittel war. Zusätzlich bildet die STIKO-Empfehlung<br />

geradezu eine Umsatzgarantie.<br />

Eine Kosten-Nutzen-Analysen aus Österreich ergab unter<br />

<strong>der</strong> Annahme: 65% Durchimpfungsrate, eine Auffrischung,<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Impfung gegenüber persistierenden<br />

Infektionen 90% bei zwölfjährigen Mädchen, bei<br />

beibehaltener Vorsorgeuntersuchung eine Reduktion <strong>der</strong><br />

Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs bis zum Jahr<br />

2060 durchschnittlich um 9%. Diese Daten sind zwar nicht<br />

eins zu eins auf Deutschland zu übertragen, gelten aber<br />

sicherlich in <strong>der</strong> Tendenz. Am Ende sprachen die Autoren<br />

keine generelle Empfehlung aus, da die bisher unbekannte<br />

Schutzdauer <strong>der</strong> Impfung erheblichen Einfluss auf die<br />

Berechnungen hat. Eine Aufnahme <strong>der</strong> HPV-Impfung in<br />

das kostenlose österreichische Impfprogramm blieb, mit<br />

Verweis auf die Analyse, aus.<br />

Die immer wie<strong>der</strong> gestellten Fragen nach <strong>der</strong> Langzeitwir-<br />

kung und auch ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß die<br />

76<br />

Impfung das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs wirklich<br />

verhin<strong>der</strong>n kann, werden wohl noch lange offen bleiben.<br />

Trotzdem scheint das Problem <strong>der</strong> HPV-Impfung weniger<br />

an einer mangelnden Wirkung zu liegen, denn die wurde<br />

zumindest für Nicht-Infizierte in Bezug auf die Verhin<strong>der</strong>ung<br />

von Krebsvorstufen belegt. Vielmehr leidet das<br />

Image <strong>der</strong> Impfung unter unberechtigt optimistischer Berichterstattung<br />

und einer Werbekampagne, die besorgt,<br />

verunsichert und ein schlechtes Gewissen macht. All das<br />

zieht selbstverständlich Kritiker auf den Plan, die berechtigt<br />

for<strong>der</strong>n bei den belegten Tatsachen zu bleiben und die<br />

Studienergebnisse adäquat zu berücksichtigen.<br />

Abschließend stellt sich noch die Frage: Soll ich mich o<strong>der</strong><br />

meine Tochter nun impfen lassen? Die Entscheidung muss<br />

wohl weiterhin je<strong>der</strong> selber treffen.<br />

Aber bitte nur richtig informiert!<br />

Johanna Schauerte


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Erfahrung<br />

Studenten unterwegs<br />

77


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Erfahrungsbericht aus einem thailändischen<br />

Krankenhaus<br />

Wie kommt man auf die Idee, ein Praktikum in<br />

Thailand zu machen?!<br />

Ich wollte eh mit dem Rucksack durch Südostasien reisen.<br />

Daher kam die Idee auf, Land und vor allem Leute mal<br />

nicht nur als Tourist kennenzulernen, son<strong>der</strong>n mit ihnen<br />

zu arbeiten, zu wohnen und zu leben. Auf Grund meiner<br />

vorherigen medizinischen Ausbildung und dem Studium<br />

bat es sich an, ein Praktikum in einem Krankenhaus zu<br />

machen.<br />

Organisatorische Hürden und Kontaktaufnahme<br />

Das größte Problem war einen Praktikumsplatz zu finden.<br />

Denn diesen musste man noch vor <strong>der</strong> Ausreise aus<br />

Deutschland nachweisen, um ein „Work-und Study-Visa“<br />

zu bekommen. Also habe ich ein Bewerbungsschreiben<br />

aufgesetzt und fast alle Krankenhäuser angeschrieben,<br />

die mit einer englischsprachigen Homepage im Internet<br />

vertreten waren. Allerdings waren dass dann auch immer<br />

78<br />

die Kliniken, die viel Geld hatten und es auf Privatpatienten<br />

aus dem Ausland abgesehen hatten. Wie man sich<br />

denken kann hatten diese Kliniken ein verschwindend<br />

geringes Interesse an Studenten. Die Adressen staatlicher<br />

Häuser waren kaum (und wenn nur in thailändischen<br />

Schriftzeichen) zu finden. In letzter Minute konnte ich dann<br />

aber doch noch einen Kontakt herstellen, bekam ein Bestätigungsschreiben<br />

und mit diesem in <strong>der</strong> Hamburger<br />

Botschaft am Tag vor dem Abflug mein lang ersehntes Visum.<br />

Der Alltag im Djungel-Hospital<br />

Da das Praktikum in <strong>der</strong> Mitte meiner Reise lag hatte ich<br />

schon ein paar Wochen asiatische Luft geschnuppert und<br />

war ein wenig mit <strong>der</strong> Kultur und den Sitten in Berührung<br />

gekommen. In den nächsten vier Wochen sollte ich aber<br />

noch mal eine ganz an<strong>der</strong>e Welt kennenlernen.<br />

Mit dem Bus fuhr ich von Bangkok ca. 3 Stunden und noch


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

mal eine weitere Stunde auf dem Rücksitz eines Mopeds,<br />

bis ich eine kleine Stadt inmitten des Djungel erreichte.<br />

Das Krankenhaus war noch mal eine Stadt an sich, denn<br />

die Menschen die hier arbeiteten lebten auch hier. Sowohl<br />

Pflegekräfte als auch Ärzte studieren in Thailand an<br />

staatlichen Universitäten (auch sie zahlen ca. 500 USD<br />

Studiengebühren pro Semester!). Allerdings sind sie nach<br />

ihrer Ausbildung dazu verpflichtet dort zu arbeiten, wo <strong>der</strong><br />

Staat sie benötigt (zwischen 3 und 5 Jahren). In dieser Zeit<br />

leben sie (zum Teil mit ihrer engsten Familie zusammen,<br />

zum Teil tausend Kilometer von ihnen getrennt) in diesem<br />

Krankenhaus. Ihr Jahresurlaub beläuft sich auf 10 Tage!<br />

Ich wurde von dieser Gemeinschaft sehr freundlich empfangen<br />

und aufgenommen und teilte vom ersten Tag an<br />

mit den ca. 100 Angestellten den Tagesablauf. Um 6:30<br />

Uhr stand Frühsport (Aerobic) für die ganze Belegschaft<br />

auf dem Programm. Nach einem kurzen Frühstück begann<br />

um 8 Uhr die Arbeit, die bis 16 Uhr andauerte. Anschließend<br />

spielten wir meist im Gymnastikraum Tischtennis<br />

o<strong>der</strong> gingen auf dem Markt etwas essen. Wenn die<br />

Hitze des Tages abnahm traf man sich noch einmal zum<br />

Boccia-Spielen bei den Gärtnern.<br />

Die einzige Herausfor<strong>der</strong>ung war das Essen. Thailän<strong>der</strong><br />

lieben es scharf! Zum Frühstück gab es in <strong>der</strong> Krankenhauskantine<br />

eine heiße, scharfe Suppe. Mittags aßen wir<br />

in <strong>der</strong> Notaufnahme von den Schwestern selbst bereitete<br />

Kleinigkeiten und Abends konnte man an den Marktständen<br />

in <strong>der</strong> Stadt sämtliche Arten von gegrillten Tieren (von<br />

Huhn bis Heuschrecke) bekommen. Nachdem ich in den<br />

ersten vier Tagen mein Gewicht bereits deutlich reduziert<br />

hatte, bekam ich ab dann so wohl im Krankenhaus als<br />

auch auf dem Markt mit einem Lächeln immer eine extra<br />

Portion ohne Gewürze gereicht.<br />

Gute Medizin auch ohne teure Geräte<br />

Das Einzugsgebiet des Krankenhauses geht etwas über<br />

die Stadtgrenzen von Hannover hinaus, allerdings leben<br />

in diesem Gebiet wesentlich weniger Menschen. Dafür ist<br />

die Klinik aber auch fast für die gesamte medizinische Versorgung<br />

zuständig, denn nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte gibt es in<br />

dieser ländlichen Region so gut wie gar nicht. Wer medizinische<br />

Hilfe benötigt und sich keine Privatkonsultation<br />

leisten kann kommt zu <strong>der</strong> Klinik. Die meisten Menschen<br />

zu Fuß, Hochschwangere auf dem Rücksitz eines Motorrades<br />

und Schwerverletzte auf <strong>der</strong> Ladefläche eines Pickup.<br />

Der Fahrer/Sanitäter einer solchen Pickup-Ambulance<br />

hat übrigens keinerlei medizinische Ausbildung, son<strong>der</strong>n<br />

nur die Qualifikation sämtliche Erkrankten schnell und laut<br />

in die Klinik fahren zu können.<br />

Dementsprechend Abwechslungsreich ist daher aber auch<br />

das Patientenklientel: an erster Stelle stehen chirurgische<br />

Patienten, die bei rasanten Moped-Unfällen verunglückt<br />

79


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

80


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

sind, in Messerstechereien verwickelt waren o<strong>der</strong> wie so<br />

häufig auf Grund mangeln<strong>der</strong> Hygiene einen Abszess entwickelt<br />

haben. Neben den aus deutschen Notaufnahmen<br />

bekannten internistischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n galt es aber<br />

auch Impfungen aufzufrischen, die U-Untersuchungen<br />

bei Kin<strong>der</strong>n abzuwickeln o<strong>der</strong> einen vom Blitz getöteten<br />

Mann zu obduzieren.<br />

Da es im ganzen Krankenhaus nur drei Ärzte gab, wurden<br />

sehr viele Aufgaben von den sehr gut ausgebildeten<br />

Pflegekräften übernommen. Zwei Ärzte hatte immer<br />

Dienst im Outpatient Department, wo am Tag ca. 250 Patienten<br />

gesehen wurden. Nur für sehr invasive Diagnostik,<br />

lebensbedrohlichen Erkrankungen o<strong>der</strong> Operationen<br />

haben sie ihren Arbeitsplatz für wenige Minuten in den<br />

emergency room o<strong>der</strong> den operation room verlegt.<br />

Wie gesagt ist die medizinische Ausbildung (nach dem<br />

amerikanischen System) bei Ärzten und Pflege sehr gut,<br />

allerdings mangelt es oft an Material. So werden z.B. sterile<br />

Handschuhe nach <strong>der</strong> OP gewaschen, neu sterilisiert<br />

und etliche Male wie<strong>der</strong>verwendet. Auch ein Beatmungsgerät<br />

sucht man im ganzen Krankenhaus vergeblich, so<br />

dass bei Intubationsnarkosen die Anästhesieschwester<br />

während <strong>der</strong> OP fleißig den Beatmungsbeutel bedienen<br />

muss.<br />

Meine Tätigkeiten im Krankenhaus<br />

Ich konnte mir meine Arbeit mehr o<strong>der</strong> weniger selbst<br />

aussuchen und habe mir in den vier Wochen alle Bereiche<br />

einmal angeschaut: Im labor room konnte ich z.B. bei<br />

zwei Saugglockengeburten helfen, im OP bei diversen<br />

Operationen assistieren und zum Teil auch kleinere OPs<br />

unter Aufsicht selbst durchführen, Einblicke in die traditionelle<br />

Thai-Medizin gewinnen und auch das Stationsleben<br />

beobachten. Dieses gestaltetes sich jedoch als schwierig,<br />

da ich zu Beginn des Praktikums kein Wort Thai sprechen<br />

konnte. In <strong>der</strong> dritten Woche konnte ich Gesprächen aber<br />

schon halbwegs folgen und das wichtigste auch mitteilen.<br />

Aus diesem Grund war ich aber die meiste Zeit in <strong>der</strong><br />

Notaufnahme, da die dortige Head-Nurse etwas Englisch<br />

sprechen konnte und auch die beiden Englisch sprechenden<br />

Ärzte nicht weit waren. Unter Anleitung <strong>der</strong> Schwestern<br />

habe ich hier viel genäht, Abszesse gespalten (alles<br />

pflegerische Aufgaben in Thailand) und Patienten untersucht.<br />

Einmal in <strong>der</strong> Woche war auch eine Radiologin aus<br />

Bangkok im Haus, die sich immer sehr gefreut hat mal<br />

wie<strong>der</strong> Englisch zu sprechen und mir sehr viel zur Röntgen-<br />

und Ultraschalldiagnostik erklärt hat.<br />

Rettet Bangkok!<br />

Der Krankenhausdirektor stellte für mich einen Kontakt<br />

zum Rettungsdienst in Bangkok her, so dass ich an zwei<br />

Wochenenden die Möglichkeit hatte in <strong>der</strong> 6,5 Millionen<br />

Metropole auf einer Ambulance mitzufahren. Der Rettungsdienst<br />

befindet sich in Thailand gerade noch im<br />

Aufbau. Nach wie vor fahren zu Notfällen immer noch<br />

die Volunteers mit ihren Pickups und Motorrä<strong>der</strong>n. Zu<br />

schlimmeren Fällen wird nun zusätzlich eine Ambulance<br />

hinzugezogen, welche mit Sanitätern und einer Krankenschwester<br />

aus <strong>der</strong> Notaufnahme besetzt ist. Diese EMTS<br />

sind nach einem Deutsch-Amerikanischen System ausgebildet,<br />

welches sich <strong>der</strong> Krankenhausdirektor in New<br />

York und Hamburg abgeschaut hat. Ein Arzt fährt nur<br />

unregelmäßig mit. Ansonsten hat die Schwester aus <strong>der</strong><br />

Notaufnahme die Verantwortung.<br />

Das spannendste an den Einsätzen war die Anfahrt. Auf<br />

den zum Teil achtspurigen Straßen fahren meist 12 Autoreihen<br />

nebeneinan<strong>der</strong>. Wenn sich dann die Kolonne<br />

aus Ambulance, Pickups und Polizei ihren Weg durch<br />

den Gegenverkehr bahnen musste war dieses mit einer<br />

Höchstleistung des Fahrers, viel Sirenengeheul und einer<br />

guten Portion Angstschweiß bei mir verbunden. Auf<br />

diese Weise lernte ich aber auch noch einmal die Stadt,<br />

das Leben und die Armut in ihr von einer ganz an<strong>der</strong>en<br />

Seite kennen!<br />

Resümee<br />

Abschließend kann man sagen dass mir diese vier Wochen<br />

eine Menge neuer Erfahrungen, Eindrücke und<br />

Freunde vermittelt haben. Allerdings war <strong>der</strong> medizinische<br />

Lerneffekt auf Grund <strong>der</strong> Sprachbarriere eher gering<br />

– aber darum sollte es ja vorrangig gar nicht gehen.<br />

Buddy Reichert<br />

81


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Die Sonne knallt aufs Dach, das Bier in <strong>der</strong> rechten Hand<br />

schmeckt: jetzt fehlt nur noch <strong>der</strong> richtige Soundtrack zu<br />

einem gelungenen Sommer im Freien. Und die Songs<br />

dazu findet man vor <strong>der</strong> Haustür: Wer keine Lust o<strong>der</strong><br />

Geld für Rock am Ring (weit weg) o<strong>der</strong> das Hurricane (da<br />

regnet‘s eh jedes Jahr) hat, bekommt auch in Hannover<br />

einige Open-Air-Festival-Perlen geboten. Der kleine, unvollständige<br />

Überblick verrät, wann wer wo in Hannover<br />

spielt und wie man Coldplay live für umsonst hören kann.<br />

6. – 17. Mai, „Masala-Weltbeat-Festival“:<br />

Ob türkische Bellydancing Breakbeats, westafrikanisches<br />

Stegharfenspiel o<strong>der</strong> russischer Jazz, beim Masala-Festival<br />

gibt es wie<strong>der</strong> erstklassige Musik aus aller Welt an<br />

verschiedenen Orten in <strong>der</strong> City. Die genauen Locations<br />

findet ihr unter www.masala-festival.de<br />

21. Mai: „enercity Swinging Hannover“:<br />

An Himmelfahrt o<strong>der</strong> „an Vatertag“, wie dem Alkohol zugeneigte<br />

Jungmänner ohne Kind zu sagen pflegen, gibt<br />

es ab 11h wie<strong>der</strong> erstklassigen Jazz für Junge vor dem<br />

Neuen Rathaus (www.enercity-swinginghannover.de).<br />

Wer Jazz mag, dem seien zudem <strong>der</strong> Auftritt von Julia-<br />

82<br />

no Rossi, Hannovers bester Swingstimme, am 15. Mai im<br />

Enercity Expo Café sowie ein Besuch <strong>der</strong> Hildesheimer<br />

Jazztime an Pfingsten ans Herz gelegt (halbe Stunde von<br />

Hannover entfernt, kommt man mit dem Semesterticket<br />

hin, <strong>der</strong> Eintritt ist frei)<br />

5. – 7. Juni, „NDR Plaza Festival“:<br />

Für 18 Euro plus Gebühren pro Tag gibt es ein buntes Programm<br />

auf <strong>der</strong> Expo Plaza: Freitag spielen Peter Maffay,<br />

Reamonn und Sascha, Samstags stehen Peter Fox, das<br />

Farin Urlaub Racing Team, Thomas D und Stefanie Heinzmann<br />

auf <strong>der</strong> Bühne, Sonntag gibt’s die volle Après Ski-/<br />

Mallorca-Dröhnung mit DJ Ötzi, Michael Wendler, Brunner<br />

& Brunner und weiteren niveaufreien Künstlern. Mehr Infos:<br />

www.ndr2.de<br />

21. Juni, „Fête de la Musique“:<br />

Festivals<br />

Heiße Musik unter freiem Himmel – Der Festival-Sommer in Hannover<br />

Faehrmann<br />

Pünktlich zum Sommerbeginn erfüllen internationale Klänge<br />

von Turkpop bis Boogie Woogie die Innenstadt, Infos<br />

zu den Künstlern, Bühnen und Zeiten findet man unter:<br />

www.fetedelamusique-hannover.de


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

31. Juli – 2. August, „Fährmannsfestival“:<br />

das traditionsreiche, alternative Open-Air-Festival geht<br />

in die 26. Auflage, 266 Bands darunter Schandmaul, Ten<br />

Years After und Boppin‘ B rocken auf beiden Seiten <strong>der</strong><br />

Ihme, Höhe Faustgelände/ Strandleben. Das Wochenendticket<br />

kostet knapp 10 Euro, Infos gibt es unter www.<br />

faehrmannsfest.de<br />

21./22. August, „BootBooHook“:<br />

Nicht in die 26., aber immerhin in die zweite Runde geht<br />

das BootBooHook-Festival auf dem Faustgelände. Diesmal<br />

dabei: Kettcar, Tocotronic, Fehlfarben etc. Wer bis<br />

zum 23. Mai Karten kauft, zahlt nur 20 Euro. Mehr Infos<br />

unter www.faustev.de und im Extra-Text.<br />

Auch immer einen Besuch wert: Das 1. Mai-Festival im<br />

Musiktheater Bad, das Bei-Chez-Heinz-Open-Air (hier lagen<br />

bis zum Redaktionsschluss noch keine Infos vor) und<br />

die vielen Gratis-Live-Konzerte im Rahmen des Maschseefests<br />

(29. Juli – 16. August.) Viel Spaß wünscht<br />

Ole Tempelhof<br />

Geheimtipp 1: Am 25. August spielt Coldplay im Nie<strong>der</strong>sachsenstadion<br />

(in Werbesprech auch AWD-Arena genannt).<br />

Wer Geld hat, kann Karten kaufen. Wer kein Geld<br />

ausgeben, aber trotzdem Coldplay hören will, <strong>der</strong> sollte<br />

sich eine Picknickdecke, ein zwei drei Bier und viele gute<br />

Freunde einpacken und dann nichts wie ab auf die Rasenflächen<br />

hinterm Stadion und die Musik von draußen<br />

genießen.<br />

Geheimtipp 2: Es regnet, aber Du hast trotzdem Lust<br />

auf Live-Musik? Nicht nur bei Regenwetter ist Franz Wittenbrinks<br />

Lieberabend „Und tschüss!“ (noch bis Juni im<br />

Schauspielhaus) immer einen Besuch wert. Einen Besuch<br />

wert ist untertrieben. Die Wittenbrinkschen Lie<strong>der</strong>abende<br />

sind das Beste, was das Hannoversche Schauspiel zu<br />

bieten hat. Zur Story: Ein Flugzeug ist auf einer Südseeinsel<br />

abgestürzt, Crew und Passagiere frönen dem Alkohol<br />

und singen Pophits von Gestern („Monotonie in <strong>der</strong> Südsee“)<br />

bis heute (Jan Delay u.a.). Studentenkarten gibt es<br />

für 7,50 Euro unter 0511-88881111 o<strong>der</strong> www.schauspielhaus-hannover.de<br />

83<br />

Coldplay im Studio<br />

Kettcar


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Bil<strong>der</strong>rätsel<br />

von Franziska Baier und Tina Blei<br />

3<br />

84<br />

6<br />

8<br />

4<br />

5<br />

-<br />

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Gewinne Zoogutscheine! Diesmal müsst ihr Begriffe aus dem<br />

Themenbereich Medizin erraten. Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 01.07.09, schickt uns einfach das<br />

Lösungswort bis dahin an presse@mhh-asta.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

2<br />

7<br />

1


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Zitronengrassuppe<br />

4 TL getrocknetes Zitronengras<br />

o<strong>der</strong><br />

1 Stängel frisches Zitronengras<br />

400ml Kokosmilch<br />

500ml Wasser<br />

3TL Gemüsebrühe<br />

500g Hähnchenbrustfilet<br />

Ca. 4 Kartoffeln<br />

Ca. 2 Möhren<br />

1 Zwiebel<br />

Chilipaste (Sambal Oelek)<br />

Einige Tropfen Zitronensaft<br />

85<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die Kokosmilch und das Zitronengras in einem Topf<br />

zum Kochen bringen und 5min ziehen lassen. Anschließend<br />

das Zitronengras mithilfe eines Siebes<br />

abfiltern.<br />

Das Wasser und die Gemüsebrühe nun dazuge-<br />

ben. Kartoffeln, Hähnchenbrustfilet, Möhren und<br />

die Zwiebel klein schneiden und zur Suppe geben,<br />

ca. 15-20min bei mäßiger Hitze garen lassen bis<br />

schließlich auch die Kartoffeln durch sind.<br />

Zum Schluss mit Chilipaste, Zitronensaft und Salz<br />

abschmecken.<br />

Franziska Baier


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

So ertappte ich mich kürzlich selbst dabei, hinter einem<br />

Kaffeekränzchen-willigen Grüppchen älterer Damen fest-<br />

steckend, mich einer gewissen Entnervtheit nicht entledi-<br />

gen zu können. Der Laden war wohl eher zweite Wahl des<br />

Damengrüppchens gewesen, das vermutlich im Kaffee-<br />

kränzchen-freundlicherem Lokal gegenüber schlichtweg<br />

keinen Platz mehr hatte ergattern können. Das Konzept<br />

dieses neuartigeren Kaffeehauses zu verstehen, ist nie-<br />

mandem in die Wiege gelegt worden – eine Tatsache, die<br />

<strong>der</strong> Großteil in <strong>der</strong> immer länger werdenden Schlange hin-<br />

ter dem Trüppchen jedoch vergessen zu haben schien.<br />

Darauf jedenfalls ließ das erstarkende Gemurre und Ge-<br />

zeter <strong>der</strong> Koffeinwütigen schließen: „Gehen die da vorn<br />

endlich mal weiter?“<br />

Sie gingen nicht, denn niemand hatte ihnen erklärt, dass<br />

<strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Bestellung identisch mit <strong>der</strong> Zahlungsstelle im<br />

hinteren Teil des Ladens ist. Ihrer Logik nach – die für den<br />

verständnisvolleren Beobachter nicht ganz von <strong>der</strong> Hand<br />

zu weisen ist – war es sinnvoller, sich vorfreudig schwad-<br />

ronierend vor ein hinter einer Glasscheibe präsentiertes<br />

Kuchengedeck zu positionieren und auf den wohl hoffent-<br />

lich bald herbeieilenden Kellnerknaben im Sakko zu war-<br />

ten.<br />

Der Kellnerknabe jedoch tauchte nicht auf, die Länge <strong>der</strong><br />

86<br />

Schlange und das Gemurre vergrößerten sich dafür stetig.<br />

Bald schon wurde mir deutlich, dass mir, als unmittelbar<br />

hinter den Damen Stehende, die Aufgabe oblag, sie über<br />

das Konzept aufzuklären. Also lehnte ich mich zu einer <strong>der</strong><br />

Damen nach vorn und fragte höfl ich nach ihrem weiteren<br />

Vorgehen, da sie – wie ich betonte – sich zunächst den<br />

Kuchen auszusuchen und anschließend die Bestellung<br />

weiter vorne aufzugeben habe. Die Dame schaute mir<br />

entgeistert bis belustigt entgegen und begann anschlie-<br />

ßend mich aufzuklären, dass ich da etwas ganz falsch<br />

verstanden haben müsse, da sie doch den Kuchen noch<br />

nicht einmal bestellt habe! Bevor ich in die Verlegenheit<br />

kam, sie vor dem aufgebrachten Mob hinter mir schützen<br />

zu müssen, eilte endlich ein gestresster Mitarbeiter herbei,<br />

um die Bestellungen entgegen zu nehmen. Das nunmehr<br />

unumgehbare Problem war, wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten,<br />

die Bestellung selbst. Die Damen kramten also eine nach<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, eine umständlicher als die an<strong>der</strong>e, ihre Le-<br />

sebrillen aus ihren Handtaschen, um das Gebäck näher<br />

unter die Lupe zu nehmen.<br />

Der Mitarbeiter hielt geduldig den reichlichen Anfragen<br />

stand.<br />

Stardust<br />

Man muss sich doch immer wie<strong>der</strong> eines gewissen Abstandes und gesun<strong>der</strong> Selbstrefl exion versichern, als<br />

frühzeitig amerikanisierte „ToGo“-Generation mit einem antrainierten Verständnis für die Schnelllebigkeit <strong>der</strong><br />

Businesswelt.<br />

„Was ist denn das da für einer? Der mit <strong>der</strong> Schokolade?“<br />

„Das, “ so erläuterte er, „ist ein Karottenkuchen. Schmeckt


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

wirklich gut!“<br />

Die Seniorin jedoch konnte diese Bewertung nun ganz und<br />

gar nicht nachvollziehen. „Pfui Deibel, Karottenkuchen?!<br />

Mit Schokolade?“ Angewi<strong>der</strong>t verzog sie ihr Gesicht.<br />

„Und das da?“<br />

„Das da ist, “ er verzog keine Miene, „<strong>der</strong> Chocolate ras-<br />

pberry cream cheesecake.“ In einem einzigen Atemzug<br />

runtergerattert, alle Achtung!<br />

„Der WAS?“<br />

„Also ich, “ unterbrach dankbarerweise eine <strong>der</strong> bisher<br />

schweigsameren Damen, „nehme den mit den Karotten.<br />

Damit hier mal Schluss ist!“ Sie linste verlegen lächelnd in<br />

Richtung <strong>der</strong> Augenrollenden Meute.<br />

„Sehr gern!“ sprach <strong>der</strong> Mitarbeiter und wirkte dabei in sei-<br />

ner stoischen Steifheit doch ein ganz klein wenig wie ein<br />

Sakkotragen<strong>der</strong> Kellnerknabe, „Was darf es denn dazu zu<br />

trinken sein?“<br />

Da brauchte es keiner langen Bedenkzeit, denn in Sachen<br />

Kaffee –so glaubten sie zumindest – kannten sich die Da-<br />

men auch Muttersprachenübergreifend aus.<br />

„Einen Cappuccino nehme ich!“ sprach die Vorreiterin so-<br />

dann im Brustton <strong>der</strong> Überzeugung.<br />

Ich senkte in Erwartung des nun zwangsläufig Folgenden<br />

resigniert mein Haupt. Denn wer kennt sie nicht – die obli-<br />

gatorische ToGo-Frage?<br />

„Tall, Grande o<strong>der</strong> Venti?“<br />

Die tapfere Frau hatte mittlerweile die feindlichen Blicke<br />

ihren betagten Rücken durchbohren gespürt und beugte<br />

sich den fremdartigen Regeln ohne weiteren Wi<strong>der</strong>stand.<br />

„Dann nehme ich, “ so schloss sie die Bestellung, „den<br />

Granti!“<br />

Der stoische Mitarbeiter nickte im stummen Einverneh-<br />

men, lockte die Dame und ihre Freundinnen zur Kasse<br />

und berechnete ihnen jeweils einen „Grande Cappuccino<br />

zum Hiertrinken“, ohne „low-fat“, ohne „decaf“, ohne „lac-<br />

tofree“, ohne Hazlenut-flavour und triple-shot.<br />

Ja, man muss sich regelmäßig <strong>der</strong> demütigen Selbstre-<br />

flexion rückversichern, gerade wenn man fälschlicherwei-<br />

se annimmt, man selbst sei vor ebensolchen Situationen<br />

gefeit… Ob diesen Irrtums wurde ich vor einiger Zeit in<br />

London eines Besseren belehrt, als ich in einer zu <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> obigen Situation geschil<strong>der</strong>ten äquivalenten Kaffeefili-<br />

ale nichts weiter als einen schlichten „Grande caffé latte“<br />

bestellen wollte.<br />

Ich sprach meine Bestellung - naiv und etwas romanophil<br />

- nach bestem Wissen und Gewissen entsprechend <strong>der</strong><br />

Ausspracheregeln <strong>der</strong> italienischen Sprache aus.<br />

Der nicht sehr stoische und wenig Kellnerknabenhafte An-<br />

gestellte verbesserte mich sogleich mit einem süffisanten<br />

Lächeln: „No no, it’s called: Grandey Caffey Lattey.“ Und<br />

ruhte nicht, ehe ich mich ihm die Silben nachzusprechen<br />

bemühte.<br />

Dann erst lächelte er mich freundlicher an und schloss in<br />

belehrendem Tonfall: „That’s how the French say it, you<br />

know!“<br />

87<br />

Janina Basler


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Brille: Bellini AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Kittel: Fachschaft AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Hemd & Krawatte: Peek & Cloppenburg<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Pullover: H&M<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Hose: Wangler AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Arroganz: geerbt von AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

Papa<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

88<br />

Spießerdoktor<br />

von Till Kaireit und Franziska Baier


Serie<br />

Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

89<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA<br />

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Hallers Märchenstunde<br />

„Wie wohl ist dem, <strong>der</strong> dann und wann/ sich etwas Schönes dichten kann.“<br />

(Wilhelm Busch)<br />

Ein Kommentar von Leo Hoftempel<br />

Mann kann die Messlatte…<br />

Der passionierte Hobbygärtner und Studiendekan<br />

Hermann Haller ist trotz kleiner Statur ein<br />

großer Redner: „ Die <strong>MHH</strong> ist in <strong>der</strong> Lehre<br />

aufgestiegen. Früher war sie da, wo Hanno-<br />

ver 96 jetzt ist: nämlich im Tabellenkeller. Die<br />

<strong>MHH</strong> hingegen spielt nun im UEFA-Cup <strong>der</strong><br />

Lehre.“ Mit diesen Worten verkündet Haller<br />

kurz vor Weihnachten die frohe Botschaft:<br />

Die <strong>MHH</strong> hat die drittgeringste Durchfall-<br />

quote beim aktuellen Hammerexamen 1 1, die<br />

<strong>MHH</strong> sei folglich auf dem dritten Platz <strong>der</strong><br />

medizinischen Fakultäten Deutschlands.<br />

Rechtzeitig zum Fest <strong>der</strong> Liebe gibt es also<br />

endlich eine frohe Botschaft aus <strong>der</strong> oft (zu<br />

Unrecht) kritisierten Lehre. Und das wird gehörig<br />

gefeiert: Bei <strong>der</strong> Senatssitzung, in <strong>der</strong> Vorlesung<br />

und sogar auf <strong>der</strong> Weihnachtsfeier – überall bejubelt<br />

Haller den Platz im „UEFA-Cup <strong>der</strong> Lehre“. Steigt die<br />

Stimmung, spricht er gar von einem „Champions-<br />

League-Qualifikationsplatz“.<br />

Vom Tabellenkeller plötzlich an die Spitze. Das<br />

macht stutzig: Feiert Haller das Ergebnis zu Recht –<br />

o<strong>der</strong> will er uns Wasser für Wein verkaufen?<br />

…auch so hoch legen, dass man…<br />

Haller mag von einer geringen Durchfallquote auf Ex-<br />

1 Die Ergebnisse des Hammerexamens 2009<br />

lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />

90<br />

zellenz schließen. Aber kann man das überhaupt? Eine<br />

geringe Durchfallquote beweist lediglich, dass die Studen-<br />

ten ein solides Grundwissen haben. Spitzenleistun-<br />

gen hingegen lassen sich damit nicht beweisen.<br />

Der VW Lupo meiner Großmutter wird schließlich<br />

auch nicht zum Sportwagen, nur weil er selten<br />

ausfällt.<br />

Relevanter ist das Gesamtergebnis <strong>der</strong><br />

richtig beantworteten Fragen. Dort<br />

liegt die <strong>MHH</strong> mit im Durchschnitt<br />

73,6% korrekten Antworten im<br />

Mittelfeld. In <strong>der</strong> Tabelle vor uns<br />

stehen: Aachen, Dresden, Erlan-<br />

gen, Greifswald, Heidelberg, Lübeck,<br />

Magdeburg, München LMU, München<br />

TU, Regensburg, Tübingen, Ulm und<br />

Würzburg.<br />

… bequem darunter hinweg<br />

laufen kann!<br />

Fazit: Das zarte Pflänzchen Lehre<br />

hat die Prüfungen mit erfreulich<br />

wenig Durchfallern überstanden. Den<br />

Platz an <strong>der</strong> Sonne freilich – den be-<br />

legen noch an<strong>der</strong>e. Nun ist <strong>der</strong> Gärtner<br />

gefor<strong>der</strong>t, damit auch unser Pflänzchen <strong>der</strong> Sonne entge-<br />

gen wachsen kann.<br />

Einen schönen Sommer wünscht


Inhalt Titelthema Hochschule Serie Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Humor<br />

Ihr könnt schon schreiben?<br />

Fotografieren, layouten o<strong>der</strong><br />

sogar zeichnen?<br />

Dann zeigt was ihr drauf habt und macht mit!<br />

Egal ob ihr etwas auf dem Herzen habt ,einfach mal was<br />

veröffentlichen wollt o<strong>der</strong> zur Redaktion gehört.<br />

Je<strong>der</strong> ist zu unserem<br />

Redaktionstreffen am 28.5.2009<br />

(ein Donnerstag) um 18h m Asta-Besprechungsraum<br />

eingeladen.<br />

Für alle an<strong>der</strong>en Fragen , Wünsche und Anregungen<br />

sind wir immer Mittwoch von 12:15-13:45 im <strong>AStA</strong>-<br />

Sprechstundenbüro und unter presse@mhh-asta.de zu<br />

erreichen.<br />

91

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!