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THEMA<br />
Franchiseketten haben es auf dem<br />
deutschen <strong>Anwalt</strong>smarkt schwer<br />
Rechtsrat zwischen Unterwäsche und Deoroller – in Deutschland<br />
ist das längst bittere Realität. „Resch und Gut“ heißt zum Beispiel<br />
eine neue Kanzleikette, die in Kaufhäusern billigen Rechtsrat von<br />
der Stange für 10 Euro erteilt. Darin sehen die einen den Untergang<br />
der <strong>Anwalt</strong>skultur, während andere das als Zeichen des Marktaufbruchs<br />
werten. Doch außer Schlagzeilen in der Tagespresse<br />
haben die „jungen Wilden“ im <strong>Anwalt</strong>smarkt derzeit nur wenig zu<br />
bieten: Die Franchise-Anbieter Janolaw und Legitas etwa laufen<br />
derzeit ihren eigenen Geschäftsprognosen weit hinterher. Wohl<br />
deshalb hüllt sich die neue überörtliche Sozietät JuraXX, die sich<br />
als Verbraucherkanzlei im Bundesgebiet einen Namen machen will,<br />
in Sachen Umsatzprognosen lieber gleich in Schweigen.<br />
„Null Chance“, so lautet das vernichtende<br />
Urteil einer aktuellen Befragung<br />
des Handelsblatt unter den Top-50-<br />
<strong>Anwalt</strong>skanzleien zu den Marktchancen<br />
von Franchising-Konzepten auf<br />
dem deutschen Beratungsmarkt. Dahin<br />
deuten auch die bisherigen Ergebnisse<br />
sowohl der Sulzbacher Janolaw<br />
AG wie auch der Legitas GmbH aus<br />
Hamburg: Janolaw wollte bis Ende<br />
2003 insgesamt 13 Franchisekanzleien<br />
eröffnen und Legitas deren 20. Janolaw<br />
ist aber bislang erst an einem<br />
Standort vertreten, Legitas hat laut<br />
Mitbegründer Fabian Georg Heintze<br />
bis Anfang 2004 immerhin 10 Kanzleien<br />
aufgebaut (Siehe auch „Nachgefragt“,<br />
Seite 9). Woran liegt das? „Weil<br />
6 anwaltsreport 3 / 2004<br />
wir uns zeitlich verschätzt haben“, gibt<br />
Janolaw-Gründer Michael Zahrt zu.<br />
„Wir haben einsehen müssen, dass<br />
man so eine Grundidee eben nicht<br />
einfach aus dem Nichts stampft. Da<br />
sind wir jetzt auch entsprechend demütig.“<br />
Doch das Selbstbewusstsein<br />
ist bei Zahrt nach wie vor ungebrochen:<br />
„Janolaw wird die Latte legen,<br />
über die die anderen springen müssen.<br />
Das gilt für Qualität, Service, Ausstattung<br />
und Servicetiefe.“ Und so hält<br />
das Unternehmen an der Zielvorgabe<br />
für Ende 2007 fest: Dann sollen bundesweit<br />
zwischen 300 und 350 Kanzleien<br />
das Janolaw-Label tragen. Immerhin:<br />
Im Internet macht der Portalanbieter<br />
mit dem Online-Rechtsrat<br />
gute Geschäfte. Die Janolaw AG hat<br />
2003 rund 1,3 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet<br />
und dabei erstmals –<br />
wenn auch bescheidenen Gewinn erzielt.<br />
Die angeschlossene <strong>Anwalt</strong>skanzlei<br />
erwirtschaftet nach Unternehmensangaben<br />
nochmals rund 1,7 Mio.<br />
Euro dazu. Mit 14 Mitarbeitern kommt<br />
Janolaw damit auf einen Gesamtumsatz<br />
von 3 Mio. Euro. „Wir haben<br />
also durchaus die Kraft, in gewissen<br />
Grenzen selbst zu wachsen“, gibt sich<br />
Zahrt weiter optimistisch.<br />
Billig-Image problematisch<br />
Diese Kraft scheint der neuen Kanzleikette<br />
„Resch und Gut“ der Anwältin<br />
Müller-Dieckert zu fehlen. So mutmaßten<br />
die „Wirtschaftswoche“ und<br />
„Der Spiegel“ in entsprechenden Artikeln<br />
bereits darüber, dass den Kaufhaus-Anwälten<br />
selbst der finanzielle<br />
Schlussverkauf drohe, lange bevor die<br />
Party richtig losgeht. Für pauschal 10<br />
Euro bieten sie Kaufhauskunden in<br />
Berlin, Magdeburg, Chemnitz und<br />
Nienburg Rechtsrat an. „Das Angebot<br />
ist so billig, dass Müller-Dieckert ihre<br />
Anwälte seit mehr als einem Monat<br />
nicht mehr bezahlen kann“, meldete<br />
die „Wirtschaftswoche“. Und das<br />
Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ verkündete<br />
unlängst, dass gegen die<br />
Müller-Dieckert-Kette ein Insolvenzantrag<br />
gestellt worden sei.