Kap 7 Anwendungsbereiche der GBK.pdf - Institut für ...
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Gewässerbetreuung und<br />
Gewässergestaltung<br />
LVA 816.316<br />
DLWT groß<br />
Dienstag, 14:00 – 18:00<br />
Mittwoch, 10:00 – 14:00<br />
Bernhard PELIKAN<br />
Department <strong>für</strong> Wasser – Atmosphäre – Umwelt;<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau – IWHW.<br />
Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien. Muthgasse 18, A-1190 Wien.<br />
Tel: ++43 – 1 – 36006 – 5513 e-mail: bernhard.pelikan@boku.ac.at Web: http://iwhw.boku.ac.at/
Inhalte und Glie<strong>der</strong>ung <strong>Kap</strong>itel 7<br />
<strong>Anwendungsbereiche</strong> <strong>der</strong> <strong>GBK</strong><br />
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.2 Flußaltarme<br />
7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.4 Künstliche Überflutungsräume<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.1. Bestandserhaltung<br />
7.1.1.1 Maßnahmen zur Beweissicherung<br />
Vor Beginn <strong>der</strong> Planungen o<strong>der</strong> Arbeiten an Gewässern sind die<br />
örtlichen Gegebenheiten festzustellen und zu dokumentieren. Diese<br />
Dokumentationen enthalten - angepaßt an die jeweilige Situation und<br />
Fragestellung -<br />
morphologische,<br />
floristische<br />
faunistische Bestandsaufnahmen<br />
sowie auch Aufnahmen von<br />
landschaftlich prägenden Elementen und<br />
Nutzungsformen<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Die Dokumentationen dienen<br />
<strong>der</strong> Beweissicherung,<br />
<strong>der</strong> ökologischen Bewertung<br />
als Grundlage <strong>für</strong> die Erzielung standortgerechter<br />
Biotopverhältnissen.<br />
als Schutz vor unbeabsichtigten negativen Auswirkungen<br />
durch geplante Maßnahmen<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.1.2 Bestandspflege und Bestandsverbesserung<br />
• ökologisch hochwertige Bestände sind einer natürlichen Entwicklung<br />
zu überlassen<br />
• Pflegemaßnahmen sind auf jenes Maß zu beschränken, das <strong>für</strong> die<br />
Erhaltung des gewünschten Bestandes nötig ist.<br />
• Ziel ist ein Gehölzbestandes in unterschiedlichen Altersstufen<br />
• Entfernung alter Bäume im Böschungsbereich nur bei tatsächlicher<br />
Gefährdung<br />
• Bei Erlen und Weiden eventuell "Auf-den-Stock-Setzen" in kleinen<br />
Teilabschnitten nach einem Pflegeplan<br />
• Totholz nicht entfernen da es Nahrung und Lebensraum <strong>für</strong> Insekten<br />
und Vögel bietet. (Ausnahme: gravierenden Auswirkungen auf das<br />
Abflußgeschehen und die Vermehrung von Forstschädlingen)<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Bei Arbeiten im Bestand ist zur größtmöglichen Schonung sorgfältig<br />
auf die Wahl<br />
<strong>der</strong> Methode,<br />
des Zeitpunktes <strong>der</strong> Durchführung sowie<br />
<strong>der</strong> zum Einsatz gelangenden Maschinen und Geräte<br />
zu achten.<br />
Der Zeitpunkt <strong>der</strong> Pflegearbeiten ist auf<br />
die klimatischen Erfor<strong>der</strong>nisse (Vegetationszeit) und<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen des Naturschutzes abzustimmen.<br />
Unrat, unerwünschte Stoffe und standortfremde Pflanzen sind -<br />
abhängig vom erwünschten Bestandstyp- zu entfernen.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
• In Bestandslücken ist <strong>der</strong> Boden <strong>für</strong> eventuelle Nachpflanzungen<br />
vorzubereiten.<br />
• Entstehende Lücken bieten aber auch Möglichkeiten <strong>für</strong><br />
natürliche Sukzessionen. Ohne Notwendigkeit einer sofortigen<br />
Begrünung (Erosionsschutz, Schutz vor Eintrag etc.) sollten<br />
<strong>der</strong>artige Flächen sich selbst überlassen bleiben. Meist genügt<br />
eine Bodenlockerung.<br />
•Inintensiv genutzten Agrargebieten ist darauf zu achten, daß zum<br />
Umland hin zumindest ein ausreichen<strong>der</strong> Strauch- und<br />
Krautsaum bestehen kann.<br />
•Bei Nutzung von Gewässerrandstreifen durch Anrainer sind<br />
Verträge abzuschließen, um sinnvolle Maßnahmen zu for<strong>der</strong>n<br />
und schädliche zu unterbinden (Schutz vor Überalterung, Vermeidung<br />
von Kahlschlägen über längere Strecken usw.). Ziel dieser Verträge<br />
muß sein, die Schutzfunktion <strong>der</strong> gewässerbegleitenden Vegetation<br />
zu erhalten und weiter zu verbessern.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
•In Schilf- und Röhrichtzonen üblicherweise keine Pflegeeingriffe<br />
(Ausnahme: die Erhaltung des Abflußprofils). Der Zeitpunkt ist mit<br />
den Intentionen des Natur- und Artenschutzes abzustimmen.<br />
• Gewässerausbau ist so zu projektieren, daß langfristig<br />
Entkrautungsmaßnahmen nicht erfor<strong>der</strong>lich sind (Beschattung,<br />
Strömungsvielfalt).<br />
• Bei neu gestalteten Gerinnen ist ein Aufwuchs von krautigen<br />
Wasserpflanzen nicht zu verhin<strong>der</strong>n. Wichtig ist <strong>der</strong> richtige<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Entkrautung, die Methode und die Arbeitsgeräte.<br />
Die Gewässersohle ist von mechanischen Beeinträchtigungen frei<br />
halten.<br />
• Das Mähgut muß aus dem Gewässer und von <strong>der</strong> Böschung entfernt<br />
werden und zwar so, daß ein Rückwan<strong>der</strong>n von Lebewesen<br />
(Amphibien, Insekten, usw.) ins Gewässer möglich ist. (Mähgut<br />
noch einige Stunden im Uferbereich lagern)<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.1.3 Sichern und Bergen von Beständen<br />
• Flächen mit zu erhalten<strong>der</strong> Vegetation sind auf Baudauer gegen<br />
Auswirkungen durch das Baugeschehen zu schützen .<br />
(Abplankungen o<strong>der</strong> auch Erdwälle)<br />
•Zur Feststellung <strong>der</strong> Reichweite des Wurzelraumes von zu<br />
erhaltenden Gehölzbeständen sind mit Vorsicht Suchschlitze<br />
herzustellen. Ein Abtrennen von Wurzeln ist möglichst zu<br />
vermeiden. Als Faustregel gilt bei Bäumen, daß <strong>der</strong> Abstand zum<br />
Stamm mindestens 3 m sein soll.<br />
• Um das Austrocknen von freiliegenden Wurzeln während <strong>der</strong><br />
Bauarbeiten zu vermeiden, sind diese mit Jutegewebe,<br />
Strohmatten o<strong>der</strong> ähnlichem Material abzudecken, gegebenenfalls<br />
ist zu bewässern. Gröbere Verletzungen an Gehölzen sind zu<br />
behandeln.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
• Ist im Zuge des Baugeschehens das Entfernen von Bewuchs<br />
notwendig, sollten geeignete Teile <strong>der</strong> Bestände möglichst zum<br />
Zweck des späteren Wie<strong>der</strong>einbaues geborgen werden.<br />
(Erhaltung des bestehende Artenspektrum und rasche<br />
Wie<strong>der</strong>besiedlung)<br />
• Ausgewählte Gehölze werden mit Ballen ausgegraben. Die<br />
Ballengröße richtet sich nach <strong>der</strong> jeweiligen Pflanze.<br />
• Bis zur Wie<strong>der</strong>verpflanzung wird die Pflanze an einem bechatteten<br />
Ort eingeschlagen und gepflegt. Besser ist es, sie gleich an<br />
ihren neuen Standort zu pflanzen .<br />
• Obwohl Ausfälle nicht zu vermeiden sind, ist das Verpflanzen<br />
größerer Gehölze zur besseren Strukturierung von<br />
Neubeständen von großer Wichtigkeit.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
•Die Bergung von Röhrichtbeständen erfolgt nach Möglichkeit in<br />
<strong>der</strong> Vegetationsruhe. Die Gewinnung <strong>der</strong> Pflanzen hat so zu<br />
erfolgen, daß die Wurzeln sauber durchtrennt und nicht<br />
gequetscht werden .<br />
• Lagerung auf speziell vorbereiteten Flächen: ca. 20 bis 30 cm tiefe<br />
Mulde mit wurzelbeständiger Folie bzw. Filtermatte. Darüber eine<br />
15 bis 20 cm dicke Schichte aus möglichst dem ursprünglichen<br />
Standort entnommenen Boden aufgebracht und die Pflanzen in<br />
dieser Fläche eingeschlagen.)<br />
• Während <strong>der</strong> Zwischenlagerung ist auf die ausreichende Pflege<br />
zu achten. (richtiger Wasserhaushalt, eventuell Beschattung). Ein<br />
Weiterwachsen während <strong>der</strong> Lagerzeit soll möglich sein.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
•Die Bergung von Rasen erfolgt ähnlich wie bei Röhricht<br />
beschrieben. Er wird auf vorbereiteten Flächen, die keinen<br />
Bewuchs aufweisen dürfen, gelagert. Entsprechend den<br />
Erfor<strong>der</strong>nissen des geborgenen Pflanzenmaterials wird <strong>der</strong> Boden<br />
vorbereitet und eventuell mit Zuschlagstoffen (z. B. Perlit)<br />
angereichert. Zwischenräume sind mit Boden zu verfüllen,<br />
unmittelbar danach wird bewässert, um Bodenschluß zu erzielen.<br />
Die Pflanzen sind bis zum Wie<strong>der</strong>einbau zu pflegen.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.2 Bepflanzungsmaßnahmen mit bewurzeltem<br />
Gehölzmaterial<br />
Der Erfolg von Bepflanzungsmaßnahmen hängt nicht zuletzt von<br />
<strong>der</strong> Qualität und <strong>der</strong> Herkunft des Pflanzenmaterials ab.<br />
Das zur Verwendung kommende Pflanzenmaterial hat nach<br />
Möglichkeit aus jenem Raum zu stammen, in dem es<br />
weiterverarbeitet wird. Diese Anfor<strong>der</strong>ung bezieht sich sowohl auf<br />
die Herkunft von verwendetem Saatgut bzw. von vegetativ vermehrten<br />
Pflanzenteilen als auch auf die Anzuchtflächen.<br />
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Mulchung<br />
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Bei flächigen Bepflanzungen empfiehlt sich die Abdeckung des Bodens mit<br />
einer Mulchschichte. Der Vorteil <strong>der</strong> Mulchung liegt<br />
* in einer Verbesserung des Wasserhaushalts in Pflanze und Boden,<br />
* im vermin<strong>der</strong>ten Aufkommen von Unkräutern.<br />
(Stroh besser bewährt als Grasschnitt). Boden vor <strong>der</strong> Aufbringung des Strohs<br />
ausreichend anfeuchten. Stärke <strong>der</strong> Abdeckung ca. 20-30 cm.<br />
Bei Gefahr von Win<strong>der</strong>osion empfiehlt sich die Verwendung eines<br />
Klebemittels zur Fixierung ( Umweltverträglichkeit sicherstellen, Prüfzeugnis<br />
des verwendeten Materials einfor<strong>der</strong>n).<br />
Auch die Verwendung von Rindenmulch ist möglich. Dabei ist aber unbedingt<br />
darauf zu achten, daß keine Rinde von Nadelhölzern verwendet wird und<br />
kein Befall mit Schädlingen o<strong>der</strong> Krankheiten vorliegt. Das Material muß<br />
abgelagert sein.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.3 Ansaat von Gehölzen<br />
• Diese Methode ist beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> unwegsames o<strong>der</strong> steinig-felsiges<br />
Gelände geeignet.<br />
• Einige Gehölze entwickeln sich beson<strong>der</strong>s gut, wenn sie über Saat<br />
ausgebracht werden (Eiche).<br />
• Die Ansaat kann händisch o<strong>der</strong> als Hydrosaat erfolgen.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.4 Bepflanzungsmaßnahmen mit Röhrichten<br />
Voraussetzung: geringe Fließgeschwindigkeit<br />
Ufersicherung kann teilweise mit Röhrichten vorgenommen werden.<br />
(Größere Arten- und Lebensraumvielfalt)<br />
Falls im Oberlauf des Gewässers Röhrichtvorkommen vorhanden sind,<br />
keine künstliche Ansiedlung (rasche Einwan<strong>der</strong>ung ,natürliche<br />
Besiedelung), Bodenvorbereitung am Ufer ist ausreichend<br />
An<strong>der</strong>enfalls muß Pflanzenmaterial eingebracht werden in Form von<br />
Initialpflanzung o<strong>der</strong> Ansaat. (Verbreitung erfolgt sehr rasch). Das<br />
Vermehrungsgut ist aus dem Einzugsgebiet zu gewinnen<br />
(Florenverfälschung verhin<strong>der</strong>n).<br />
Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Sumpfschwertlilie (Iris<br />
pseudacorus), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Schmalblättrigem<br />
Rohrkolben (Typha angustifolia), Breitblättrigem Rohrkolben (Typha<br />
latifolia), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) etc.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.5 Anlage von Wiesen<br />
Wiesen stellen ein wichtiges Element in <strong>der</strong> Landschaft dar, die<br />
Wurzeln ihrer Gräser und Kräuter bieten zudem einen wirksamen<br />
Schutz gegen Erosion.<br />
Bei Neuanlagen ist das Hauptproblem das Saatgut. Es sollten keine<br />
Arten verwendet werden, die die Entwicklung standorttypischer Wiesen<br />
bzw. den erwünschtem Wildaufwuchs erschweren.<br />
Das Einwan<strong>der</strong>n von in <strong>der</strong> Umgebung vorhandenen Pflanzen kann<br />
auf verschiedene Weise geför<strong>der</strong>t werden<br />
• Offenhalten von Sukzessionsflächen,<br />
• geringe Ansaatdichte,<br />
• unterschiedliche Rasenmischungen.<br />
Vor einer Ansaat ist <strong>der</strong> Boden vorzubereiten. (am Standort<br />
vorhandenes Material). Der Boden wird gelockert und auf +/- 5 cm<br />
planiert.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Eine gute Methode <strong>für</strong> die Primärsicherung ist die Ansaat von<br />
Getreide. Das Auflaufen <strong>der</strong> Saat erfolgt sehr rasch, ebenso die<br />
Bodendurchwurzelung. Diese Methode kann in Kombination mit an<strong>der</strong>en<br />
Maßnahmen (Heublumensaat, Beigabe von Standardsaatgut) angewandt<br />
werden.<br />
In trockenen Lagen braucht das Getreide nicht gemäht zu werden; in<br />
feuchteren, sobald es in den Halm schießt. Je nach Standort können<br />
Gerste (Frühjahr), Hafer (Frühjahr, Sommer) o<strong>der</strong> Wintergerste und<br />
Weizen (Herbst) verwendet werden.<br />
Das Saatgut wird händisch o<strong>der</strong> maschinell auf den vorbereiteten Boden<br />
gesät, händisch o<strong>der</strong> mit einer Egge eingearbeitet und mit einer Walze<br />
o.ä. angedrückt.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Für exponierte Bereiche eignet sich die Hydrosaat. Dabei wird in<br />
einem Tank ein Gemisch aus Saatgut, Wasser, Dünger, Zuschlagstoffen<br />
und einem Klebemittel hergestellt und mit einer Spritzdüse aufgebracht.<br />
Bei <strong>der</strong> Mulchsaat wird vor Aussaat eine Mulchschichte aus Stroh o. ä.<br />
aufgebracht und darauf eine Naß- o<strong>der</strong> Trockensaat vorgenommen.<br />
Bei <strong>der</strong> "Methode Schiechtl" wird die Mulchung aus Langstroh erstellt,<br />
darauf Saatgut und Dünger ausgebracht und mit einem Klebemittel<br />
fixiert. Im Bereich <strong>der</strong> häufigsten Wasserspiegellage ist diese Methode<br />
wegen <strong>der</strong> Abschwemmungsgefahr nicht zweckmäßig.<br />
Die Verwendung von Rasensoden bietet die Möglichkeit, autochthones<br />
Pflanzenmaterial zu erhalten. Sie ist auch als gute Initialmaßnahme<br />
anzusehen.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Fertigrasen wird als Rollrasen o<strong>der</strong> Rasenziegel von eigens da<strong>für</strong><br />
ausgerüsteten Betrieben vorgefertigt. Die relativ hohen Kosten und die<br />
darin enthaltenen Standardgräser schränken seine Verwendung auf<br />
wenige Bereiche ein (sofortige Erosionssicherung).<br />
Eine Alternativmaßnahme ist die Entnahme von Soden aus<br />
gewässernahen Streifen. Die Matten werden auf den gelockerten<br />
Boden aufgebracht. In steilem Gelände sollen sie dachziegelartig<br />
überlappen und mit Holznägeln fixiert werden. Auch eine Kombination<br />
mit Jute o.ä. erscheint sinnvoll.<br />
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7.1 Vegetation am Gewässer<br />
7.1.6 Fertigstellungspflege<br />
Die Pflanzungen sind so lange in ihrem Aufkommen zu unterstützen, bis<br />
ihr weiterer Bestand gesichert ist. (notwendige Ausmaß , keine intensive<br />
Pflege. Jedenfalls ist ein Pflegeplan vorteilhaft.<br />
Um gegenüber <strong>der</strong> ausführende Firma die Gewährleistung <strong>für</strong> ihre<br />
Arbeiten über die dem Leistungsverzeichnis gerechte Herstellung hinaus<br />
zu erreichen, ist es It. ÖNORM B 2241 notwendig, <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong><br />
Gewährleistung einen Pflegevertrag abschließen. Ein Zeitraum von drei<br />
bis fünf Jahren ist sinnvoll. Danach sollten die Pflanzungen einen<br />
soweit stabilen Zustand erreicht haben, daß nur noch korrigierende<br />
Eingriffe nötig sind und die Gesamtanlage nicht mehr gefährdet ist.<br />
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Bewässerung<br />
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Bei Bedarf ist zu bewässern. Es ist aber darauf zu achten, daß keine<br />
Überversorgung mit Wasser auftritt, um die Pflanzen z. B. in trockenen<br />
Klimagebieten nicht zu verwöhnen. Flächenberegnungen sollen<br />
möglichst unterbleiben; wenige, gezielte Wassergaben sind<br />
vorzuziehen.<br />
Bekämpfung von unerwünschtem Aufwuchs<br />
Das Freihalten <strong>der</strong> Pflanzflächen von krautigem Aufwuchs muß in jenem<br />
Ausmaß geschehen, daß ein artentypischer Aufwuchs <strong>der</strong> Gehölze<br />
möglich ist. Der Einsatz von chemischen Hilfsmitteln muß<br />
unterbleiben. Es empfiehlt sich das Aufbringen einer Mulchschichte,<br />
um einen Kräuteraufwuchs hintanzuhalten.<br />
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Mähen<br />
7.1 Vegetation am Gewässer<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Mahden ist möglichst gering zu halten und dem Zweck<br />
entsprechend mit dem Auftraggeber abzustimmen, ebenso <strong>der</strong><br />
Zeitpunkt, <strong>der</strong> speziell an Gewässern auf Erfor<strong>der</strong>nisse des<br />
Natur- und Artenschutzes Rücksicht nehmen muß (Brutzeit von<br />
Bodenbrütern, Samenreife etc.).<br />
Ein auf den Landschaftsraum und die örtlichen Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
abgestimmter Mähplan ist auszuarbeiten.<br />
Das Mähgut ist, sofern es nicht zu Mulchzwecken verwendet werden<br />
kann, zu entfernen.<br />
Das Abbrennen von Flächen ist strikt abzulehnen.<br />
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7.2.1 Allgemeines<br />
7.2 Flußaltarme<br />
Flußaltarme sind ökologisch bedeutsame Strukturelemente <strong>der</strong><br />
Auen, <strong>der</strong>en Erhalt einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung <strong>der</strong><br />
tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt darstellen.<br />
Altarme entstehen<br />
durch natürliche Gerinneumlagerungen o<strong>der</strong><br />
durch Regulierungsmaßnahmen.<br />
Solche Altarme können Stillwasser (Augewässer) sein, zeitweise von<br />
Fließwasser durchströmt werden o<strong>der</strong> gänzlich austrocknen.<br />
Aus ökologischer Sicht sind Flußaltarme vergängliche, <strong>der</strong> natürlichen<br />
Sukzession unterliegende Teile des Ausystems.<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.2 Flußaltarme<br />
•In naturbelassenen Fließgewässerabschnitten (Mittel- und<br />
Unterläufen) separieren sich ständig neue Flußaltarme. In <strong>der</strong><br />
Urlandschaft waren sie dort (mosaikartig verteilt) in allen<br />
Alterungsstadien nebeneinan<strong>der</strong> präsent. Langfristig verlanden sie<br />
und werden von Auwald bestockt.<br />
•Durch Regulierungsmaßnahmen während <strong>der</strong> vergangenen hun<strong>der</strong>t<br />
Jahre wurden künstliche, pro Bauabschnitt annähernd gleichaltrige<br />
Altarme serienweise separiert. In den vergangenen Jahrzehnten<br />
wurde die Mehrzahl davon zugunsten landwirtschaftlicher Nutzung<br />
eingeebnet.<br />
• Uferbefestigungen und Sanierungsmaßnahmen nach Hochwässern<br />
verhin<strong>der</strong>n weitgehend ihre natürliche Neuentstehung. Daraus<br />
resultiert ein komplexer Eliminierungsprozeß, dessen negative<br />
ökologische Folgewirkungen auf das regionale Umfeld den lokalen<br />
Landgewinn nicht rechtfertigen.<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
7.2.2 Klassifizierung <strong>der</strong> Altarme<br />
Je nach Entstehung, Morphologie o<strong>der</strong> Sukzessionsstadium gibt es eine<br />
Reihe unterschiedlicher Klassifizierungsmöglichkeiten und<br />
Bezeichnungen <strong>für</strong> Flußaltarme und <strong>der</strong>en Wasserkörper; regional<br />
werden sie im Alltagsgebrauch unterschiedlich interpretiert (vgl. GEPP et<br />
al. 1985).<br />
Definition:<br />
Altarme im weitesten Sinne sind aus Haupt- o<strong>der</strong> Nebengerinnen<br />
hervorgegangene Vertiefungen <strong>der</strong> Bach-, Fluß- und Stromlandschaft,<br />
die durch die Dynamik des Fließgewässers o<strong>der</strong> durch<br />
Regulierungen abgetrennt wurden. Altarme sind zumindest zeitweise<br />
mit Wasser gefüllt und unterliegen mit ihren Uferbereichen<br />
Verlandungs- und Sukzessionsprozessen.<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.2 Flußaltarme<br />
7.2.3 Ökologisches Funktionsspektrum von Flußaltarmen<br />
Bei Berücksichtigung aller Altarmtypen können unter Einbeziehung des<br />
weiteren Umfeldes folgende Aspekte als Schutzargumente <strong>für</strong><br />
Flußaltarme aufgezählt werden:<br />
* Artenschutz:<br />
Rückzugsgebiete und Artenreservoire; Laichplätze <strong>für</strong> Fische,<br />
Amphibien und Wasserinsekten; Rast-, Schlaf- und<br />
Nahrungsplätze vor allem <strong>für</strong> Wasservögel.<br />
* Wissenschaftliche Argumente:<br />
Studienobjekte und Anschauungsbeispiele<br />
* Nutzbarkeit <strong>der</strong> Artenbestände:<br />
Fischerei, Jagd (Wasservogel), Imkerei (Bienenweide),<br />
Wildwachsende Heilkräuter<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
* Wirkungen auf das Umfeld:<br />
Ausgangsorte <strong>für</strong> die Besiedlungen umliegen<strong>der</strong>, intensiv<br />
genutzter Flächen, kleinklimatische Mil<strong>der</strong>ung von<br />
Extremsituationen (Feuchtigkeitsanreicherung, Dämpfung <strong>der</strong><br />
Temperaturspitzen)<br />
* Wasserwirtschaftliche Argumente:<br />
Vorfluter <strong>der</strong> Umgebung, Anreicherung des Grundwassers mit<br />
natürlicher Filterwirkung Hochwasserretention, Beteiligung an <strong>der</strong><br />
Selbstreinigung <strong>der</strong> Fließgewässer<br />
* Landschaftliche Aspekte:<br />
Strukturbelebende Landschaftselemente, Erlebnis- und<br />
Erholungsräume<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
7.2.4 Reaktivierung und Revitalisierung isolierter Altarme<br />
Maßnahmen zur Sanierung anthropogen beeinträchtigter Altarme :<br />
* Beseitigung von Müll- und Schuttablagerungen<br />
* Min<strong>der</strong>ung von Schadstoffeinträgen (Düngemittel, Pestizide)<br />
* Räumung verlandeter Totarme (ev. partiell)<br />
* Neuanlage von Wasserflächen durch Anschluß an das<br />
Fließgewässer, (bzw. Ermöglichung zeitweiser Flutung) o<strong>der</strong><br />
Eintiefung bis unter den Grundwasserhorizont<br />
* Vergrößerung <strong>der</strong> Strukturvielfalt<br />
* För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen Pflanzengesellschaften<br />
(u. U. Beseitigung standortfrem<strong>der</strong> Arten)<br />
* Maßnahmen im Rahmen von Artenschutzprogrammen<br />
(För<strong>der</strong>ung von Horstgelegenheiten, Anpflanzung von<br />
Biberbäumen, etc.)<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
Kurzfristige Wirkung: eine beachtliche Restrukturierung<br />
Mittelfristig soll ein weiterführendes Pflegeprogramm folgen<br />
Langfristig kann damit eine "Revitalisierung" erwirkt werden, die die<br />
Fortsetzung des durch Nutzungseingriffe im Wirkungsgefüge gestörten<br />
Sukzessionsprozesses ermöglicht.<br />
Renaturierung dient <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Pflanzengesellschaften,<br />
Tiergruppen o<strong>der</strong> einzelnen gefährdeten Arten.<br />
Die Realisierung wird mit technischen Mitteln eingeleitet (z. B.<br />
Erhöhung des Wasserstandes, Sohleintiefung o<strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong><br />
Wasserflächen). Damit werden die abiotischen Voraussetzungen zur<br />
Erreichung des ökologischen Planungszieles erfüllt.<br />
Ein ökologisch orientiertes Management (Schutz-, Pflege- und<br />
Entwicklungskonzept) führt die Feinjustierung durch.<br />
Reaktivierungsversuche bedürfen einer interdisziplinären<br />
Zielsetzung, Projektierung, überwachten Ausführung und<br />
langfristigen Betreuung.<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.2 Flußaltarme<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung naturgemäßer Bedingungen<br />
könnten beispielsweise <strong>für</strong> isolierte, großflächige Tiefland-Totarme<br />
folgende Ziele gelten:<br />
* Ermöglichung zumindest sporadischer Fließgewässerkontakte<br />
* Erhaltung einzelner Altwasserzonen durch:<br />
Anhebung des Wasserspiegels<br />
wasservertiefende Baggerungen o<strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Feststoffausschwemmung.<br />
* Vermin<strong>der</strong>ung des Schwebstoff- und Geschiebeeintrages<br />
* Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> anthropogen verursachten Eutrophierung<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
7.2.5 Biotoppflege <strong>für</strong> denaturierte Altarme<br />
In natürlichen Auen sind Pflegemaßnahmen aus naturschutzorientierten<br />
Erwägungen nicht erfor<strong>der</strong>lich und möglichst zu<br />
vermeiden.<br />
In denaturierten Auresten hingegen läuft die Gewässerentwicklung<br />
meist irreversibel bis zur vollständigen Verlandung aller Altwässer ab.<br />
Dort kann Biotoppflege als Kompromiß im Dienste lokaler Vielfalt<br />
gesehen werden. Im Sinne eines ökologischen Managements gilt es, <strong>für</strong><br />
jedes denaturierte Augewässer individuell zu entscheiden, ob<br />
* eine sukzessive Verlandungsentwicklung mit absehbarem<br />
Endstadium (meist Auwald),<br />
* ein bestimmtes Sukzessionsstadium,<br />
* o<strong>der</strong> ein individuell zu betreuen<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>standort anzustreben ist.<br />
Bernhard PELIKAN LVA 816.316 Gewässerbetreuung und Gewässergestaltung SS 2008
7.2 Flußaltarme<br />
Als Biotoppflege zur Erhaltung und För<strong>der</strong>ung lokaler Augewässer<br />
wurden bisher folgende Maßnahmen praktiziert:<br />
* Zyklische Entschlammung o<strong>der</strong> Spülung<br />
* Schaffung von Pionierzuständen durch Baggerungen<br />
* Ermöglichung <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung durch Auflichtung <strong>der</strong><br />
Ufersäume<br />
* Künstliche Dotierung über Einleitungen (Gießgänge) und<br />
Pumpwerke.<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
7.2.6 Natürliche und gesteuerte Neuentstehung<br />
Den dynamischen Kräften <strong>der</strong> Fließgewässer soll wie<strong>der</strong> breiter<br />
Spielraum gewährt werden, was keineswegs nur durch<br />
Artenschutzargumente begründet ist, son<strong>der</strong>n auch auf sonstigen<br />
angewandten Überlegungen beruht wie:<br />
* Vermeidung finanzieller Dauerbelastungen durch wie<strong>der</strong>kehrende<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
* Rückführung von regulierten Flußläufen in naturgemäße Bahnen<br />
* Vergrößerung <strong>der</strong> Kontaktzonen zu Grundwässern<br />
* Vergrößerung <strong>der</strong> Retentionswirkung<br />
* Lokale Freiräume <strong>für</strong> Geschiebeablagerungen<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
Hochwasserschutz durch Aufschüttung weit versetzter Dammufer<br />
bietet einer Neuentstehung und Umlagerung von Augewässern<br />
beachtliche Chancen.<br />
Ähnliches gilt <strong>für</strong> "lebende Retention": Der Flußlauf wird an <strong>der</strong> Grenze<br />
des Mäan<strong>der</strong>bandes durch mehrreihige Gehölzpflanzungen und lokalpräventive<br />
Sicherungsmaßnahmen am Überschreiten dieser Grenzen<br />
behin<strong>der</strong>t, bleibt jedoch innerhalb seines "Mäan<strong>der</strong>-Spielraumes"<br />
umlagerungsfähig.<br />
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7.2 Flußaltarme<br />
Der mitteleuropäische Bestand an Flußaltarmen bedarf eines<br />
übergeordneten Schutz- und Pflegekonzeptes. Eine Umorientierung<br />
des konservierenden Naturschutzes auf pflegliche Maßnahmen ist<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Folgende Ziele sind vordringlich zu diskutieren und parallel<br />
anzustreben:<br />
* Stärkung <strong>der</strong> naturschutzbezogenen Rechtsgrundlagen.<br />
* Erhalt <strong>der</strong> sich noch dynamisch regenerierenden Augewässervielfalt<br />
in ihren (nur noch regional intakten) natürlichen Ausystemen.<br />
* Sanierung und Reaktivierung isolierter Altarme<br />
* naturschutzorientierte Pflege äquivalenter Biotope als Teile eines<br />
Augewässernetzes.<br />
* För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Neuentstehung von Augewässern auch an regulierten<br />
Flußsystemen und ihre ökologische Einbindung sollte<br />
ermöglicht und geför<strong>der</strong>t werden.<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.3.1 Allgemeines<br />
Die nachstehenden Überlegungen beziehen sich auf die in mehr o<strong>der</strong><br />
weniger häufig überfluteten Talabschnitten gegebene bzw. vertretbare<br />
land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Siedlungsgebiete sind<br />
ausgeschlossen.<br />
Die Betreuung solcher Flächen hat auf<br />
* wirtschaftliche,<br />
* ökologische bzw.<br />
* Iandschaftsästhetische Gesichtspunkte<br />
Bedacht zu nehmen .<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
Die <strong>für</strong> Flußlandschaften typischen, in einer Kulturlandschaft aber<br />
räumlich stark eingeengten Biotope sollten aber gezielt geför<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Unter den Möglichkeiten einer ökologisch orientierten Betreuung mit<br />
limitierten Eingriffen muß auch eine finanzielle Nutzungsablöse in<br />
Betracht gezogen werden.<br />
Bei Überflutungen von Talräumen wird Schwemm- und Treibgut<br />
abgelagert, das zur Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewirtschaftung und zur<br />
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führt.<br />
Für das Einsammeln von unverrottbarem Treibgut wie Kunststoffe<br />
(Plastikflaschen, Plastikfolien, Styropor usw.), Aluminiumdosen und<br />
<strong>der</strong>gleichen ist ebenfalls vorzusorgen .<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.3.2 Forstliche Maßnahmen in Auen und Ufergehölzen<br />
Auwäl<strong>der</strong> werden häufig wie Wirtschaftswäl<strong>der</strong> einer forstlichen<br />
Betreuung unterzogen. Diese soll nicht in Form von Kahlschlägen<br />
erfolgen, son<strong>der</strong>n ist als Durchforstung und Gehölzpflege<br />
vorzunehmen. Ziel: die Entnahme von geschädigten (Sturmschaden,<br />
Blitzschlag, Unterspülungen usw.) Bäumen Einzelne Altbäume sollten<br />
aber als Horst- o<strong>der</strong> Samenbäume erhalten bleiben.<br />
Im Ufergehölz ist das "Auf-den-Stock-Setzen" (ausreichende<br />
Schnitthöhe, nicht unter 30 cm) eine geeignete Maßnahnme. Eingriffe<br />
über längere Uferstrecken sind dabei zu vermeiden. Neu- und<br />
Nachpflanzungen sind mit heimischen Gehölzen in standorttypischer<br />
Artenfülle und Bestandsdichte vorzunehmen. Wenn möglich, sollte<br />
Setzmaterial aus <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung o<strong>der</strong> zumindest von<br />
klimatisch ähnlichen Standorten herangezogen werden.<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.3.3 Freihaltung bestehen<strong>der</strong> Abflußrinnen und<br />
Abflußmulden<br />
• In Freilandbereichen tragen bei Überschreitungshochwässern die<br />
Vorlän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel wesentlich zum Abfluß bei.<br />
• Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben dabei allenfalls vorhandene<br />
Abflußrinnen und Abflußmulden, auf <strong>der</strong>en Freihaltung großes<br />
Augenmerk zu legen ist. Eine Unterbrechung (Auffüllung <strong>für</strong><br />
landwirtschaftlichen Nutzung, Wegquerungen (ohne ausreichendes<br />
Flutobjekt) hat unbedingt zu unterbleiben.<br />
• Eine Verbindung nicht zusammenhängen<strong>der</strong> Abflußrinnen und<br />
Abflußmulden ist meist anzustreben. Vorhandene Engstellen und<br />
Anlandungen sind eventuell zu beseitigen, um die Abflußleistung zu<br />
erhöhen.<br />
• Verklausungsursachen sind zu entfernen.<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.3.4 Bewirtschaftung und Nutzungsbeschränkungen<br />
Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Überflutungsräume hat sich sowohl nach den<br />
Hochwasserabflußerfor<strong>der</strong>nissen, als auch nach <strong>der</strong><br />
Überflutungsverträglichkeit <strong>der</strong> Nutzung zu richten.<br />
• Für Talräume mit Hochwasserfreiheit < HQ5 keine Ackernutzung<br />
(Hochwasserrisiko, Erosionsgefahr mit Materialverlagerung)<br />
• In häufiger überfluteten Teilbereichen ist neben dem Auwald allenfalls<br />
noch Grünland angebracht.<br />
• Konkrete Nutzungsbeschränkungen: kein Acker wegen<br />
Erosionsgefahr, keine Hecken quer zum Hochwasserabfluß u.ä.<br />
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7.3 Natürliche Überflutungsräume<br />
7.3.5 Biotoperhaltung und Biotopentwicklung<br />
Mit Zunahme <strong>der</strong> Überflutungshäufigkeit tritt eine Abnahme <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Wertigkeit zugunsten <strong>der</strong> ökologischen ein.<br />
Biotopgestaltende Maßnahmen und angepaßte Nutzungsformen<br />
(z.B. extensive Wiesenbewirtschaftung statt intensiver<br />
Grünlandnutzung) sind sinnvoll.<br />
In speziellen Fällen können auch von jeglicher Nutzung<br />
ausgenommene Auwaldflächen vorgesehen werden, denen als<br />
biogenetischem Reservoir eine wesentliche ökologische Bedeutung<br />
zukommt. (Grundstücke <strong>der</strong> öffentlichen Hand, Möglichkeit einer<br />
Entschädigung)<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.1 Allgemeines<br />
Mit Hochwasserrückhalteanlagen werden durch technische<br />
Maßnahmen Überflutungsräume geschaffen. Die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>für</strong> die<br />
Funktion und die Sicherheit solcher Anlagen in den Bauwerksbereichen<br />
(Grundablaß, Hochwasserentlastung, Wildholzrechen udgl.) sind als<br />
wasserbauliche Grundvoraussetzung zu sehen.<br />
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich daher nur auf<br />
Maßnahmen und Veranlassungen im Stauraum. Da die<br />
Stauraumflächen je nach Einstauhäufigkeit in <strong>der</strong> Regel abgelöst bzw.<br />
entschädigt werden, besteht hier auch die Möglichkeit, Maßnahmen<br />
zur Biotopverbesserung vorzunehmen.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.2 Säuberung<br />
Nach Hochwässern, die einen Aufstau im Becken bewirkten, ist<br />
verstärkt mit Ablagerungen von Treibgut zu rechnen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
unverrottbare Anteile (Kunststoff in je<strong>der</strong> Form) stören das<br />
Landschaftsbild und sind vom Betreiber <strong>der</strong> Anlage zu entfernen.<br />
Bei Nebennutzungen (Freizeit, Erholung und Fremdenverkehr) stellen<br />
auch Ablagerungen an<strong>der</strong>er Art, wie Feingeschiebe und Schlamm, eine<br />
starke Beeinträchtigung dar. Es ist daher ebenfalls <strong>für</strong> <strong>der</strong>en<br />
Beseitigung vorzusorgen.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.3 Bewirtschaftung<br />
Bei <strong>der</strong> Bewirtschaftung des Stauraumes sind<br />
Einstauhäufigkeit,<br />
Einstaudauer und<br />
Überflutungsverträglichkeit zu berücksichtigen.<br />
Für die verschiedenen Nutzungsarten ist insbeson<strong>der</strong>e folgendes zu<br />
beachten:<br />
Landwirtschaft:<br />
Für eine Ackernutzung scheiden Flächen aus, die bei Ereignissen ab<br />
HQ5 (eventuell schon ab HQ10) eingestaut werden. Hier sind nur<br />
Nutzungen als Grünland vertretbar.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
Forstwirtschaft:<br />
Diese Bewirtschaftungsform ist bezüglich <strong>der</strong> Artenwahl auf die<br />
Überflutungsverträglichkeit bzw. Standorttauglichkeit des Bewuchses<br />
abzustimmen.<br />
Da diese Nebennutzung einen beson<strong>der</strong>en Einfluß auf die Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Anlage darstellt, ist darauf zu achten, daß jede Lagerung von Holz<br />
und Astwerk im Einstaubereich untersagt wird (Schaffung<br />
hochwassersicherer Lagerplätze).<br />
Außerdem sind umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste aus dem<br />
Einstaubereich zu entfernen.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
Freizeit, Erholung und Fremdenverkehr:<br />
Einrichtungen hier<strong>für</strong> sind entwe<strong>der</strong> überflutungsverträglich<br />
herzustellen o<strong>der</strong> außerhalb des Stauraumes anzuordnen.<br />
Die Benutzer sind auf die Gefahren durch die Rückhalteanlage und<br />
<strong>der</strong>en Betrieb hinzuweisen.<br />
Das Benutzen des Stauraumes, beispielsweise als Park- o<strong>der</strong><br />
Campingplatz, ist aus Sicherheitsgründen zu untersagen.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
Energienutzung, Nie<strong>der</strong>wasseraufbesserung, Speicherung von<br />
Trink- und Nutzwasser:<br />
• Der erfor<strong>der</strong>liche Hochwasserrückhalteraum ist auch bei eventueller<br />
Speicherbewirtschaftung stets bereitzuhalten (u. U. durch<br />
Vorabsenkung).<br />
• Ein Schwellbetrieb sollte nur in Verbindung mit einer<br />
Mindestwasserabgabe (Pflichtwasserabgabe) o<strong>der</strong> einem<br />
Ausgleichsspeicher möglich sein.<br />
• Limnologische Gesichtspunkte sind dabei beson<strong>der</strong>s zu beachten und<br />
die Betriebskriterien darauf abzustimmen.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.4 Sicherung und Schaffung von Feuchtgebieten<br />
Die Stauräume von Hochwasserrückhalteanlagen bieten sich <strong>für</strong> die<br />
Schaffung von Feuchtgebieten an, da die land- und<br />
forstwirtschaftliche Nutzung zumeist stark eingeschränkt wird. Sowohl<br />
diese neu geschaffenen als auch vorhandene Feuchtbiotope in<br />
Stauräumen werden durch den Betrieb <strong>der</strong><br />
Hochwasserrückhalteanlagen beeinflußt und bedürfen eines<br />
entsprechenden ökologischen Managements, sofern die an<strong>der</strong>nfalls<br />
einsetzende Biotopumwandlung (Sukzession) vermieden werden soll.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.5 Räumung<br />
Zur Sicherheit und zur Erhaltung <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit von<br />
Hochwasserrückhalteanlagen sind nach Hochwasserereignissen<br />
folgende Maßnahmen notwendig:<br />
• Entfernung von Ablagerungen (beson<strong>der</strong>s Wildholz), die zur<br />
Verklausung des Einlaufrechens beim Grundablaß und eventuell bei<br />
<strong>der</strong> Hochwasserentlastung führen können<br />
• Räumung von Geschiebeanlandungen im Gewässerbett<br />
• Räumung von Geschiebe- und Schlammanlandungen im Stauraum,<br />
wenn eine nicht vertretbare Min<strong>der</strong>ung des Speichervolumens<br />
eintritt.<br />
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7.4 Künstliche Überflutungsräume,<br />
Hochwasserrückhalteanlagen<br />
7.4.6 Instandhaltung von Bauwerken<br />
Die Instandhaltung erstreckt sich auf folgende Bereiche:<br />
• die ständige Betriebsbereitschaft muß gegeben sein<br />
• die Anlage mit ihren Anlageteilen darf keinen Schaden erleiden<br />
Vom Konsensträger ist eine Betriebsordnung aufzulegen, die<br />
• die Pflichten des Rückhaltebeckenverantwortlichen,<br />
• die Pflichten des Rückhaltebeckenwärters sowie<br />
• Anleitungen <strong>für</strong> Betrieb und Instandhaltung<br />
zu enthalten haben.<br />
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