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Jannis Androutsopoulos Ethnolekte in der Mediengesellschaft

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114<br />

<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

pic-related differences across these data, media representations of ethnolectal<br />

German share a common language-ideological core, which is summarized as<br />

‘non-standardness’, ‘foreigness’, and ‘negativity’. Irv<strong>in</strong>e and Gal's processes<br />

of language ideology all contribute to the articulation of these three values.<br />

Media reports on ethnolects typically conta<strong>in</strong> a few well-documented key<br />

l<strong>in</strong>guistic features, but may also <strong>in</strong>clude features that are not accurate from a<br />

research po<strong>in</strong>t of view. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of this study demonstrate the usefulness<br />

of the language ideologies approach as a complement of other sociol<strong>in</strong>guistic<br />

approaches to new varieties of German, and support the assumption that metal<strong>in</strong>guistic<br />

discourse is a key component of sociol<strong>in</strong>guistic developments <strong>in</strong><br />

contemporary western societies.<br />

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In e<strong>in</strong>em Beitrag über Mehrsprachigkeit <strong>in</strong> Japan umreißen Coulmas/Watanabe<br />

(2002, S. 249) die soziol<strong>in</strong>guistische Situation Japans als „the transformation<br />

of a society operat<strong>in</strong>g largely un<strong>der</strong> monol<strong>in</strong>gual assumptions <strong>in</strong>to<br />

one which has come to terms with greater l<strong>in</strong>guistic plurality“. Mir sche<strong>in</strong>t,<br />

dass diese Beobachtung gegenwärtig auch auf Deutschland übertragen werden<br />

kann. Unter Bed<strong>in</strong>gungen von Mobilität, Migration, Mediatisierung und<br />

Globalisierung verän<strong>der</strong>t sich das offiziell e<strong>in</strong>sprachige, faktisch aber immer<br />

schon mehrsprachige Deutschland (H<strong>in</strong>nenkamp 1998) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gesellschaft<br />

größerer sprachlicher Diversität. Vere<strong>in</strong>facht gesagt umfasst diese Transformation<br />

drei Entwicklungstendenzen, die sich unter makro- wie mikrosoziol<strong>in</strong>guistischen<br />

Gesichtspunkten verfolgen lassen: (a) Die Entwicklung h<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er englisch/nationalsprachlichen Zweisprachigkeit, bei <strong>der</strong> die globale<br />

l<strong>in</strong>gua franca Englisch auch im Inneren des Nationalstaates kommunikative<br />

Funktionen <strong>in</strong> bestimmten Domänen (z.B. Unternehmenskommunikation,<br />

Werbung, Forschung) übernimmt; (b) die zunehmende Sichtbarkeit migrationsbed<strong>in</strong>gter<br />

Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit, die durch den Erhalt verschiedener<br />

Herkunftssprachen e<strong>in</strong>erseits, die Herausbildung bil<strong>in</strong>gualer<br />

Sprechstile bzw. Mischcodes an<strong>der</strong>erseits gekennzeichnet ist; und (c) die<br />

migrationsbed<strong>in</strong>gte Herausbildung neuer Varietäten des Deutschen, die von<br />

Lernervarietäten ausländischer Gastarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachkriegszeit („Gastarbeiterdeutsch“)<br />

bis zu den <strong>in</strong> den letzten Jahren aufkommenden, gegenwärtig<br />

<strong>in</strong> das öffentliche Bewusstse<strong>in</strong> rückenden <strong>Ethnolekte</strong>n migrantenstämmiger<br />

Jugendlicher reichen. 1<br />

1 Vgl. u.a. Hoberg (Hg.) (2002), Dirim/Auer (2004), Kap. 1 und Literatur <strong>in</strong> Kap. 2 dieses<br />

Beitrags.


<strong>Ethnolekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediengesellschaft</strong> 115<br />

Obwohl nur <strong>der</strong> letzte Bereich den eigentlichen Gegenstand dieses Beitrags<br />

bildet, teilen alle drei genannten Tendenzen zwei Eigenschaften: Erstens<br />

stellt sich bei ihnen nicht e<strong>in</strong>fach die Frage nach dem systemischen Wandel<br />

des Deutschen bzw. <strong>der</strong> deutschen Standardsprache, son<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

sprachlicher Repertoires <strong>in</strong> Deutschland. Zweitens haben wir es<br />

mit e<strong>in</strong>em Wechselspiel zwischen sprachlichen Entwicklungen und ihrer<br />

Thematisierung im öffentlichen Diskurs zu tun. Dies gilt für die Anglizismendiskussion<br />

(vgl. Hoberg (Hg.) 2002, Spitzmüller 2005) genauso wie für<br />

die im Anschluss an die PISA-Studie aufgekommenen Debatten über Zweisprachigkeit<br />

und Integration und nicht zuletzt für die Thematisierung von<br />

<strong>Ethnolekte</strong>n, die im Folgenden näher untersucht werden soll. Mediale Diskurse<br />

über Sprachgebrauch und Sprachkompetenz, Sprachvariation und<br />

Sprachvarietäten – Metasprachdiskurse (Spitzmüller 2005) – s<strong>in</strong>d ständige<br />

Begleiter soziol<strong>in</strong>guistischer Entwicklungen.<br />

Nun gehören Metasprache und Metasprachdiskurse nicht zum kanonischen<br />

Gegenstandsbereich <strong>der</strong> L<strong>in</strong>guistik (Spitzmüller 2005, S. 10ff.), auch nicht<br />

<strong>der</strong> Soziol<strong>in</strong>guistik, die sich traditionell auf die quantitative und/o<strong>der</strong> qualitative<br />

Untersuchung sprachlicher Variation konzentriert und alltägliche Ansichten<br />

über Sprachvariation allenfalls anekdotisch beachtet hat. In den letzten<br />

Jahren s<strong>in</strong>d jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Soziol<strong>in</strong>guistik, <strong>der</strong> Kritischen Diskursanalyse<br />

und <strong>der</strong> Sprachideologieforschung Ansätze entstanden, welche die Position<br />

<strong>der</strong> Sprachwissenschaft im H<strong>in</strong>blick auf Metasprache neu zu bestimmen<br />

suchen (vgl. Coupland/Jaworski 2004). Diesen Ansätzen geme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d die<br />

Zurückweisung e<strong>in</strong>er deskriptivistischen Haltung, die Sprachstruktur und<br />

Metasprache strikt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> trennt, und das Interesse an Metasprache als<br />

Zugang zum „sozialen Leben <strong>der</strong> Sprache“ (Cameron 2004). Sie betrachten<br />

Metasprache und Metasprachdiskurse als <strong>in</strong>tegrale Gegenstände e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Soziol<strong>in</strong>guistik, welche die Interdependenz von Metasprache, Sprachnormen<br />

und Sprachwandel zu verstehen sucht und „Ansichten über Sprache“<br />

(von Polenz 2000, S. 3) e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

Sprachkultur zuschreibt (vgl. Cameron 1990, 2004; Coupland/Jaworski<br />

2004; Kroskrity 2004).<br />

Dass öffentliche Diskurse über Sprache auf die sprachlichen Phänomene, die<br />

sie kommentieren, zurückwirken und ihren Werdegang bee<strong>in</strong>flussen können,<br />

erkennt man mustergültig an den Auswirkungen <strong>der</strong> fem<strong>in</strong>istischen Sprachkritik<br />

(vgl. Cameron 1990) und gegenwärtig wohl am besten am Fall<br />

„Denglisch“ (vgl. Spitzmüller 2005): Die medienwirksame Prägung des


I<br />

<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

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werden. Letzterer, <strong>der</strong> sich beispielsweise auf flüchtige Stilisierungen beschränkt,<br />

lässt sich besser mit e<strong>in</strong>em „language cross<strong>in</strong>g“-Ansatz (Rampton<br />

1995, <strong>Androutsopoulos</strong> 2003) als mit dem Varietätenkonzept erfassen.<br />

3. Sprachideologie und Mediendiskurs<br />

Das hier gewählte Konzept <strong>der</strong> Sprachideologie (."#/+"/0&$(0*.*/$0%) ist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> US-amerikanischen L<strong>in</strong>guistischen Anthropologie entwickelt worden<br />

und hat <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> die (englischsprachige) Soziol<strong>in</strong>guistik<br />

E<strong>in</strong>gang gefunden. 4 Der im Folgenden relevante Ideologie-Begriff ist we<strong>der</strong><br />

„pejorativ zu verstehen“ noch „auf politische Wertesysteme beschränkt“<br />

(Spitzmüller 2006a, S. 254), son<strong>der</strong>n fasst sprachliche Ideologien als gesellschaftlich<br />

geteilte metasprachliche Aussagen auf (vgl. Kroskrity 2004,<br />

Woolard 1998). In se<strong>in</strong>er richtungsweisenden Arbeit zum Verhältnis von<br />

Sprachstruktur und Sprachideologie def<strong>in</strong>iert Silverste<strong>in</strong> (1979) ."#/+"/0&<br />

$(0*.*/$0% als „sets of beliefs about language articulated by the users as a<br />

rationalization or justification of perceived language structure and use“<br />

(ebd., S. 193). Sprachideologien werden also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als diskursive<br />

Prozesse aufgefasst. Sie können 01-.$2$, <strong>in</strong> metasprachlichen Äußerungen<br />

formuliert und reproduziert, aber auch $3-.$2$, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Praxis, etwa <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> künstlerischen Performance (vgl. Kapitel 5), vergegenwärtigt werden.<br />

Die Sprachideologieforschung untersucht, wie sprachliche Variabilität gedeutet<br />

und mit sozialer Bedeutung versehen, <strong>in</strong>dem sie mit Menschen, sozialen<br />

Gruppen o<strong>der</strong> Aktivitäten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wird. Irv<strong>in</strong>e/Gal<br />

(2000, S. 25) def<strong>in</strong>ieren ihren Gegenstand als „the ideals with which participants<br />

and observers frame their un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of l<strong>in</strong>guistic varieties and map<br />

those un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>gs onto people, events, and activities that are significant<br />

to them“, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>facher als „the way people conceive of l<strong>in</strong>ks between l<strong>in</strong>guistic<br />

forms and social phenomena“ (ebd.). Als Träger sprachlicher Ideologien<br />

(„participants and observers“) gelten dabei nicht nur Laien bzw. „normale<br />

Sprecher“, son<strong>der</strong>n auch Experten, und e<strong>in</strong> wichtiger Teil dieser<br />

Literatur war von Anfang an darauf ausgerichtet, die ideologische Neutralität<br />

<strong>der</strong> L<strong>in</strong>guistik zu entmythisieren (vgl. Beiträge <strong>in</strong> Joseph/Taylor (Hg.) 1990<br />

sowie Spitzmüller 2006a). Im Gegensatz zur quantitativ-experimentellen<br />

4 Vgl. im Folgenden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Gal (1998), Irv<strong>in</strong>e/Gal (2000), Gal/Woolard (2001),<br />

Kroskrity (2004), Milroy (2004), Woolard (1998) und Beiträge <strong>in</strong> Schieffel<strong>in</strong> et al. (Hg.)<br />

1998).


<strong>Ethnolekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediengesellschaft</strong> bEF<br />

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126<br />

Ethnizität:<br />

<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

+ „Sprache“: Kanaksprak / Lan-Sprache / Perkersprog (DK) / Wallah-sprog<br />

(DK)<br />

+ „Nationalsprache“: Türkendeutsch / Kanakendeutsch / Emigrantendeutsch<br />

/ Moroccan Flavoured Dutch / Kebabsvenska / Kebabnorsk<br />

/ Wollah-norsk / Jalla-norsk / Perkerdansk<br />

+ „Nonstandardvarietät“: Türkenslang / Migranten-Slang / Araberslang<br />

(DK)<br />

Lokalität:<br />

+ „Sprache“: Stadtteilsprache / Kiez-Sprache / straattaal (NL)<br />

+ „Nationalsprache“: Ghettodeutsch / R<strong>in</strong>keby Swedish / Grønland-<br />

norsk<br />

Das Grundwort Sprache (sprak, sprog, taal) hebt das Merkmal e<strong>in</strong>er eigenständigen,<br />

durch das Erstglied ethnisch o<strong>der</strong> räumlich spezifizierten Art des<br />

Sprechens hervor. Grundwörter mit dem Merkmal „Nationalsprache“ identifizieren<br />

den Referenten als Teil des Varietätengefüges e<strong>in</strong>er historischen<br />

Gesamtsprache; das Grundwort Slang, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen Metasprache<br />

auch Regionaldialekten gilt, hebt das Merkmal <strong>der</strong> Normferne hervor. Erwähnenswert<br />

ist das literarisch geprägte Grundwort Sprak (Kanaksprak,<br />

Zaimoglu 1995), das durch die formale Verfremdung se<strong>in</strong>er Leitform<br />

sprachliche Differenz ikonisiert. Kanaksprak gehört wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Bezeichnungen, die ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Ethnizität, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en kollektiven<br />

Migrantenstatus markieren (vgl. Migranten-, Emigranten-, dän. Perker-<br />

sowie Ausländisch) o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>en ethnischen Gruppenbund metonymisch<br />

kodieren (vgl. Wallah-, Jalla-, Kebab- im skand<strong>in</strong>avischen Raum). 6 Der<br />

entscheidende Unterschied ist, dass davon nur Kanak e<strong>in</strong>e Umdeutung von<br />

e<strong>in</strong>er abwertenden Fremd- <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e positiv bewertete Selbstbezeichnung erfahren<br />

hat (Erfurt 2003, Pfaff 2005). Die übrigen ethnieübergreifenden Erstglie<strong>der</strong><br />

bleiben <strong>der</strong> Fremdperspektive verhaftet. Die metonymischen unter<br />

ihnen s<strong>in</strong>d offenbar pejorativ, e<strong>in</strong>e umgangssprachliche Tradition fortsetzend<br />

(vgl. z.B. Spaghettifresser ‘Italiener’).<br />

6 Perker: dän. abwertend für ‘Immigranten’, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus Südeuropa, Afrika und dem<br />

mittleren Osten; Wallah: arab. ‘ich schwöre’; Jalla: arab. Interjektion (Pia Quist, pers.<br />

Komm. 19.12.06 und Unn Royneland, pers. Komm. 24.12.2006).


<strong>Ethnolekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediengesellschaft</strong> 127<br />

Nur wenige Bildungen mit dem Merkmal <strong>der</strong> Ethnizität entpuppen sich also<br />

als nur ethnisch deskriptiv. Zu vermuten ist, dass Erstglie<strong>der</strong> mit dem<br />

Merkmal <strong>der</strong> ethnischen Alterität (statt e<strong>in</strong>er spezifischen Ethnizität) <strong>in</strong> die<br />

Richtung e<strong>in</strong>es Multiethnolekts verweisen. Noch deutlicher ist dies bei den<br />

Bildungen <strong>der</strong> zweiten Gruppe, die neue Varietäten durch als prototypisch<br />

wahrgenommene räumliche Geltungsbereiche spezifizieren. <strong>Ethnolekte</strong> werden<br />

hier als Sprache des „Ghettos“, <strong>der</strong> Nachbarschaft (Kiez), <strong>der</strong> „Straße“<br />

(straattaal) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelner migrantisch geprägter Stadtteile (R<strong>in</strong>keby, Grönland)<br />

wahrgenommen, und auch hier beobachten wir die tragende Rolle <strong>der</strong><br />

Metonymie als semantischem Mechanismus <strong>der</strong> Varietätenbezeichnung.<br />

Nun sche<strong>in</strong>t die ideologische Leistung metonymischer Bildungen vom Typ<br />

Kebabsvenska und Wollah-norsk evident: „Labels“, die Sprecher durch billige,<br />

angeblich landestypische Nahrungsmittel o<strong>der</strong> durch Interjektionen ihrer<br />

Herkunftssprache ersetzen, s<strong>in</strong>d mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>ierend. Auch<br />

Bezeichnungen vom Typ Emigrantendeutsch s<strong>in</strong>d nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong> ideologiegeladen,<br />

sofern sie die Relation von Sprache und Alterität vere<strong>in</strong>heitlichen,<br />

also <strong>in</strong>terethnische Variation löschen und damit e<strong>in</strong>e Perspektive repräsentieren,<br />

<strong>der</strong> alles „Fremde“ gleich ist, während Türkendeutsch und ähnliche e<strong>in</strong>zelethnische<br />

Bestimmungen <strong>in</strong>traethnische sprachliche Variation unsichtbar<br />

machen.<br />

Obwohl diese Nom<strong>in</strong>ationen zwischen E<strong>in</strong>zel- und Multiethnolekten unterscheiden,<br />

wird die Unterscheidung <strong>in</strong> Metasprachdiskursen durch ihre austauschbare<br />

Verwendung unsichtbar gemacht (vgl. Kapitel 9). Die Leichtigkeit,<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdiskussion etwa Lan-Sprache und Kanakischdeutsch<br />

als „an<strong>der</strong>e Bezeichnungen“ für ethnolektales Deutsch ausgewiesen werden<br />

(Dürscheid 2003, S. 328; Wiese 2006a), sche<strong>in</strong>t nicht ganz unbedenklich,<br />

<strong>in</strong>sofern sie lexemspezifische konnotative Unterschiede verschleiern und<br />

Bezeichnungen aus <strong>der</strong> Fremdperspektive neutralisieren kann. Zwar werden<br />

Kanaksprak, Türkenslang, Ghettodeutsch usw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschungsliteratur<br />

ausdrücklich als Laienbezeichnungen vermerkt – doch wessen Perspektive<br />

repräsentieren sie genau? Soweit ersichtlich werden sie durch Akteure <strong>der</strong><br />

ethnischen Mehrheit (z.B. Lehrer und Betreuer) geprägt und durch Massenmedien<br />

verbreitet, von den Sprechern selbst nicht unbed<strong>in</strong>gt geteilt. 7 Die<br />

7 Die Bezeichnung Kanaksprak erhebt zwar den Anspruch, aus <strong>der</strong> Migrantenperspektive zu<br />

sprechen, auch sie ist jedoch als literarische Kreation entstanden (vgl. Kap. 6).


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<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

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<strong>Ethnolekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediengesellschaft</strong> 141<br />

Beispiele (Ey, Mann ...) lassen sich ausnahmslos auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> nativen Umgangs-<br />

und Jugendsprache nachweisen. Vor <strong>der</strong> Folie des Forschungsstandes<br />

sche<strong>in</strong>en die „Bewohner dieser Welt“ sich also Anreden und Evaluationen<br />

zu bedienen, die bei allen Jugendlichen gängig s<strong>in</strong>d. Im Spiegel-Bericht wird<br />

ihnen jedoch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte soziale Verteilung zugeschrieben.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> weiteren metasprachlichen Äußerungen s<strong>in</strong>d obszöne Anreden<br />

<strong>der</strong> Lehrkräfte (S. 24, 34), obszöne Begrüßungsformeln bei den Schülern<br />

(S. 25), die sprachliche Anpassung „deutscher Kids“ (S. 35) und (vermutlich<br />

f<strong>in</strong>gierte) Redeerwähnungen <strong>der</strong> „Ghetto-Kids“ (S. 24, 26). Dass<br />

unhöfliche Anreden <strong>der</strong> Lehrkräfte spezifisch für Migrantenjugendlichen<br />

s<strong>in</strong>d, wie es <strong>der</strong> Kontext nahe legt (vgl. Beispiel 4.1), darf bezweifelt werden.<br />

Die Anmerkungen zur sprachlichen Anpassung (Beispiel 4.2), die ganz<br />

beiläufig auch e<strong>in</strong>e Varietätenbezeichnung liefern, lassen die Komplexität<br />

sprachlicher Akommodations- und Transgressionsprozesse (Rampton 1995,<br />

Dirim/Auer 2004) außer Acht; sprachliche Anpassung wird hier selbstverständlich<br />

als Zeichen von Schwäche und Unterlegenheit behandelt.<br />

(4) Weitere Auszüge aus dem Spiegel-Titelthema<br />

(4.1) Da sitzen alles Mustafas und Alis, und alle sprechen sie [= die Lehrer<strong>in</strong>]<br />

an mit „Ey Alte“ – wenn sie höflich s<strong>in</strong>d. (S. 34)<br />

(4.2) Die deutschen Kids passen sich an – o<strong>der</strong> ziehen sich zurück. Sie<br />

sprechen die gleiche Sprache, Hast du Ball, eh? „Kanakensprache“, so<br />

nennen das die Lehrer. (S. 35)<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich ist im Spiegel-Artikel <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Ikonisierung: Der<br />

kommentierte Sprachgebrauch <strong>der</strong> Migrantenschüler sche<strong>in</strong>t ihre „<strong>in</strong>herent<br />

nature or essence“ (Irv<strong>in</strong>e/Gal 2000) wi<strong>der</strong>zuspiegeln. Ihre Sprache wird<br />

zum Leitmerkmal ihrer gesellschaftlichen und kulturellen An<strong>der</strong>sartigkeit,<br />

die auch propositional hervorgehoben wird, etwa durch den Gegensatz <strong>der</strong><br />

„verlorenen Welt“ zur „ganz normalen deutschen Wirklichkeit“ und – beson<strong>der</strong>s<br />

effektiv – durch die Wortwahl zur Veranschaulichung <strong>der</strong> Koronalisierung<br />

(Drekische Deutsche), die sprachliche Abweichung und soziale Abgrenzung<br />

fest mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> koppelt. Auch Metasprache und Moral werden <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung gebracht: Die Ausführungen zur Anrede <strong>der</strong> Lehrkräfte verb<strong>in</strong>den<br />

„various aspects of l<strong>in</strong>guistic behaviour to a larger moral or<strong>der</strong>“<br />

(Cameron 2004, S. 313), denn e<strong>in</strong> solches Verhalten Autoritätspersonen<br />

gegenüber kann nicht an<strong>der</strong>s denn als moralische Verlotterung gedeutet


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<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

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DI0bJ&& /Unser Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Stunde hier im Deutschlandradio Kultur:<br />

Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch. Immer mehr auch<br />

deutschstämmige Schüler benutzen die Kanaksprak, also e<strong>in</strong> Sprachgemisch<br />

aus deutschen und türkischen o<strong>der</strong> arabischen o<strong>der</strong> russischen<br />

Anteilen. Warum die Jugendlichen <strong>in</strong> diesem Ethnolekt reden,<br />

und was das für den Ma<strong>in</strong>stream <strong>der</strong> deutschen Sprache heißt, das<br />

klären wir nach fünfzehn Uhr0C&<br />

DI0EJ&& /DM1?)5j+#?& (1)& `+:])1)0J& Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch.<br />

Inzwischen reden auch deutschstämmige Jugendliche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kanaksprak.<br />

In e<strong>in</strong>em Emigrantendeutsch, das aus deutschen und türkischen<br />

o<strong>der</strong> arabischen o<strong>der</strong> russischen Brocken zusammengesetzt ist.<br />

DiA1)& (1#& LS-1),1#0J Auch im Fall <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Rütli-Schule wurde<br />

davon berichtet, dass die wenigen deutschen Muttersprachler dort den<br />

Slang ihrer türkischen o<strong>der</strong> arabischen Mitschüler übernehmen.<br />

DiA1)& ($1& [5,.$7>9:+.10J Wie verän<strong>der</strong>t sich die deutsche Sprache<br />

durch den Migrantenslang? DiA1)&(1#&LS-1),1#3&"#&(1#&G+%$6)1("67<br />

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DI0FJ& /Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch. DiA1)& (1#& LS-1),1#0J Ins<br />

Fernsehen hat es das türkisch-deutsche Sprachgemisch schon lange<br />

geschafft: Hier ist e<strong>in</strong> prom<strong>in</strong>entes Beispiel, von dem Komiker-Duo<br />

Erkan und StefaneC&<br />

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150<br />

<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

über (neue) Varietäten zu ignorieren. Zweitens verdient die Sprachideologieforschung<br />

e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landschaft <strong>der</strong> künftigen Ethnolektforschung.<br />

Dieser Beitrag konnte metasprachliche Wahrnehmungs- und Deutungsmuster<br />

nachweisen, die durch die Reichweite ihrer Träger und die Autorität ihrer<br />

Akteure das Potenzial haben, sich <strong>in</strong> die Sprachgeme<strong>in</strong>schaft zu verbreiten<br />

bzw. verbreitete Sprachideologien zu verfestigen. Dies kann jedoch die Untersuchung<br />

sprachideologischer Prozesse im Alltag und <strong>in</strong> Institutionen (z.B.<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule) we<strong>der</strong> ersetzen noch vorwegnehmen, und gerade die Interaktion<br />

medialer und alltäglicher Sprachideologien über <strong>Ethnolekte</strong> wartet noch<br />

auf ihre Erkundung. Schließlich geben die Ergebnisse auch Anlass, unseren<br />

eigenen fachwissenschaftlichen Beitrag zur Ideologisierung neuer Varietäten<br />

kritisch zu reflektieren. Geme<strong>in</strong>t ist nicht nur, dass die Ethnolektforschung<br />

zwangsläufig e<strong>in</strong>e sprachideologische Dimension aufweist, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />

Umstand, dass es uns Forschenden bisher offensichtlich nicht gelungen ist,<br />

die hier exemplarisch herausgearbeiteten dom<strong>in</strong>anten Sprachideologien zu<br />

relativieren bzw. herauszufor<strong>der</strong>n – und dies, obwohl unsere Stimme aus<br />

medialen Metasprachdiskursen ke<strong>in</strong>esfalls ausgegrenzt wird. Möglicherweise<br />

kann uns die Sprachideologieforschung bessere Voraussetzungen hierfür<br />

bieten, denn sie macht sichtbar, wie selbstverständlich Ikonisierung, Löschung<br />

und Rekursivität im metasprachlichen Diskurs s<strong>in</strong>d, und zu welchen<br />

verzerrten metasprachlichen Vorstellungen sie führen können. 23<br />

11. Literatur<br />

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23 Für Anregungen, H<strong>in</strong>weise und zugesandte Forschungspapiere danke ich Peter Auer (Freiburg),<br />

Christian Fandrych (Leipzig), Giovanni Lopresti (Hannover), Spiros Moschonas<br />

(Athen), Pia Quist (Kopenhagen), Unn Royneland (Oslo), Margret Selt<strong>in</strong>g und Heike<br />

Wiese (beide Potsdam).


<strong>Ethnolekte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediengesellschaft</strong> 151<br />

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