2008/2009 - Mecke Druck und Verlag
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Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 409<br />
Der Deutschordensritter Johann Christoph von Hanstein<br />
(1648-1698)<br />
von Paul Lauerwald<br />
Das Geschlecht von Hanstein hat einen<br />
einzigen Ritter des Deutschen Ritterordens<br />
hervorgebracht. Jedenfalls weist die von Carl<br />
Philipp Emil von Hanstein zusammengestellte<br />
<strong>und</strong> publizierte „Urk<strong>und</strong>liche Geschichte<br />
des Geschlechts der von Hanstein“ nur Johann<br />
Christoph von Hanstein als Mitglied<br />
dieses Ritterordens aus. Im zweiten Band der<br />
„Urk<strong>und</strong>lichen Geschichte …“ heißt es: „Joh.<br />
Christoph, teutscher Herr. Der zweite Sohn<br />
Ernst Friedrichs, Joh. Christoph geb. 1648<br />
war Ritter des teutschen Ordens <strong>und</strong> Commenthur<br />
zu Weddingen im Hochstift Hildesheim,<br />
Balley Sachsen, jetzt im K. Wantzleben,<br />
Reg.- Bez. Magdeburg.“ 1<br />
Mehr ist zu seinem Wirken als Ritter des<br />
Deutschen Ritterordens dort nicht zu erfahren.<br />
Der zweite von fünf Söhnen des kaiserlichen<br />
Oberstleutnants Johann Friedrich<br />
von Hanstein († 1670) <strong>und</strong> dessen Ehefrau<br />
Agnes geborene von der Asseburg († 1702)<br />
hat als Angehöriger des Deutschen Ritterordens<br />
außerhalb des Eichsfeldes gewirkt,<br />
hat also hier wenig Spuren hinterlassen. Bei<br />
einer Exkursion des Nordhäuser Geschichts-<br />
<strong>und</strong> Altertumsvereins zu historischen Stätten<br />
am Elm lernte der Autor einen Sachzeugen<br />
kennen, der weitere Hinweise zu der Zugehörigkeit<br />
Johann Christophs zum Deutschen<br />
Ritterorden gibt. Dieser soll hier vorgestellt<br />
werden.<br />
In Lucklum, Gemeinde Erkerode bei Braunschweig<br />
am Elm, befindet sich die ehemalige<br />
Landkommende des Deutschen Ritterordens,<br />
die heute als landwirtschaftliches Gut<br />
genutzt wird. Die Gebäude einschließlich der<br />
Kirche befinden sich in einem gepflegten Zustand<br />
<strong>und</strong> dokumentieren gut den Zustand<br />
der Kommende, wie sie nach den Zerstörungen<br />
im Dreißigjährigen Krieg durch den<br />
Landkomtur Jan Daniel von Priort, Landkomtur<br />
von 1648 bis 1683, wieder aufgebaut wurde.<br />
Der Deutsche Ritterorden ließ sich um<br />
1260 in Lucklum nieder <strong>und</strong> richtete dort eine<br />
Kommende ein. Diese Kommende wurde<br />
etwa zeitgleich zu einer Ballei erhoben. Eine<br />
Ballei ist der Sitz einer Ordensprovinz, hier<br />
der Ordensprovinz Sachsen, zu der mehrere<br />
Kommenden zusammengefasst wurden. Ein<br />
Landkomtur verwaltete die Ordenprovinz. Die<br />
Ballei Lucklum war eine der zwölf Provinzen<br />
des Deutschen Ritterordens. Zu ihr gehörten<br />
die Ordensbesitzungen von Ober- <strong>und</strong> Niedersachsen,<br />
damals das Gebiet zwischen<br />
Oder <strong>und</strong> Weser. Sie bestand von 1287 bis<br />
zur Auflösung des Ordens durch Napoleon<br />
im Jahre 1809, der ihn in diesem Jahr in allen<br />
Rheinb<strong>und</strong>staaten verbot.<br />
Abb. 1: Das Standbild des Landkomturs Jan<br />
Daniel von Priort in der Deutschordenskapelle<br />
Lucklum <strong>und</strong> links <strong>und</strong> rechts davon die Aufschwörtafeln.<br />
Foto: Jörg-Michael Junker.