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Umweltschutz ist Gesundheitsschutz - Stadt Langenhagen

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UmweltschUtz <strong>ist</strong><br />

GesUndheitsschUtz<br />

was wir dafür tun


imPRessUm<br />

Herausgeber: Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin<br />

E-Mail: service@bmu.bund.de<br />

Internet: www.bmu.de<br />

Redaktion: Dr. Birgit Wolz, Jens Küllmer<br />

Gestaltung: design_idee, büro_für_gestaltung, Erfurt<br />

Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn<br />

Abbildungen: Titelseite: vario-images<br />

S. 4: Frank Ossenbrink<br />

S. 6: vario-images<br />

S. 8: m. sandkuehler/jump fotoagentur<br />

S. 10: BMU/Rupert Oberhäuser<br />

S. 13: Ludolf Dahmen/VISUM<br />

S. 18: Blickwinkel/McPHOTO<br />

S. 19: BMU/Brigitte Hiss<br />

S. 18: BMU/Brigitte Hiss<br />

S. 20: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 23: Andreas Müller Pixelio<br />

S. 24: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 26: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 29: DigitalVision<br />

S. 30: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 33: BMU Rupert Oberhäuser<br />

S. 34: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 37: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 38: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 41: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 43: Knut Schulz<br />

S. 46: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 48: peter röhl Pixelio<br />

S. 51: Thomas Stephan/BLE/ökolandbau<br />

S. 53: Thomas Stephan/BLE/ökolandbau<br />

S. 55: Thomas Stephan/BLE/ökolandbau<br />

S. 57: Familie Metzger, Röderhof-Laden<br />

S. 58: Dominic Menzler/BLE/ökolandbau<br />

S. 61: Dominic Menzler/BLE/ökolandbau<br />

S. 62: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 65: bilderbox<br />

Stand: Juli 2008<br />

2. Auflage: 6.000 Exemplare<br />

2<br />

S. 69: David Ausserhofer/JOKER<br />

S. 70: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 76: Jochen Eckel<br />

S. 78: Eike Straube, Umweltbundesamt<br />

S. 79: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 82: BMU/Rupert Oberhäuser<br />

S. 83: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 84: Reinhard Eisele/project photos<br />

S. 86: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 88: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 91: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 93: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 94: Ute Grabowsky/photothek.net<br />

S. 96: imageattack/photoplexus<br />

S. 99: Georg Antony/ALIMDI.net<br />

S. 100: Andreas Buck<br />

S. 102: Stefanie Sudek<br />

S. 104: Heinz-Björn Moriske, Umweltbundesamt<br />

S. 105: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 106: dia/mediacolors<br />

S. 107: Jury Umweltzeichen<br />

S. 108: Scheffbuch/Caro<br />

S. 105: vario images<br />

S. 106: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 116: dpa/Picture-Alliance<br />

S. 119: Birgit Habedank, Umweltbundesamt<br />

S. 121: Matthias Wenk, Landesforstanstalt<br />

Eberswalde<br />

S. 123: Uwe Starfinger, Julius Kühn-Institut<br />

S. 127: BMU/transit/Härtrich


inhAlt<br />

Vorwort 4<br />

1 was unsere Gesundheit beeinflusst 8<br />

1.1 Was <strong>ist</strong> Gesundheit, was <strong>ist</strong> Umwelt? 9<br />

1.2 Umweltgerechtigkeit – eine neue Herausforderung 15<br />

1.3 Wir stehen erst am Anfang 18<br />

2 chemikaliensicherheit 20<br />

2.1 REACH – Chemikaliensicherheit in Europa 21<br />

2.2 Das dreckige Dutzend – <strong>Gesundheitsschutz</strong> weltweit 27<br />

2.3 Umgang mit Altstoffen 28<br />

2.4 Biozide nicht bedenkenlos einsetzen 38<br />

3 Gesunde ernährung <strong>ist</strong> wichtig 46<br />

3.1 Die amtliche Lebensmittelüberwachung bringt es an den Tag 50<br />

3.2 Belastung mit Schwermetallen vorwiegend gering 52<br />

3.3 Rückläufige Entwicklung bei Dioxinen und PCB 55<br />

3.4 Weitere Kontaminanten 60<br />

4 wozu der lärm? 62<br />

4.1 Lärm <strong>ist</strong> schädlich 63<br />

4.2 Kampf dem Lärm 72<br />

5 nun auch noch Feinstaub 76<br />

5.1 Belastung der Luft mit Feinstaub … 80<br />

5.2 … und mit gesundheitsschädlichen Gasen 86<br />

5.3 Luftreinhalte- und Aktionspläne sichern die Einhaltung der Grenzwerte 93<br />

6 „dicke luft“ zu hause? 94<br />

6.1 Es liegt was in der Luft 98<br />

6.2 Staub ohne Ende 101<br />

6.3 Schimmel auf dem Vormarsch 103<br />

6.4 Auf gute Luftqualität kommt es an 105<br />

7 Klimawandel – wir tun was 110<br />

7.1 Globale Erwärmung nimmt zu 113<br />

7.2 Erste Anzeichen für gesundheitsschädliche Wirkungen 117<br />

7.3 Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit 124<br />

Anhang 128<br />

Glossar 128<br />

Wichtige Adressen 134<br />

3


Vorwort<br />

Deutschland hat im umweltbezogenen <strong>Gesundheitsschutz</strong> eine lange Tradition.<br />

Gerade in der Luftreinhaltung, beim Schutz unserer Trinkwasserressourcen<br />

und beim Schutz vor gefährlichen Chemikalien haben wir bereits wesentliche<br />

Verbesserungen erreicht.<br />

Dennoch bleibt für die Umweltpolitik viel zu tun. Diese Broschüre bietet Daten<br />

und Fakten, wo wir Erfolge verbuchen können und wo noch Herausforderungen<br />

zu me<strong>ist</strong>ern sind. Und sie zeigt, wie eng unsere Gesundheit mit<br />

umweltpolitischen Maßnahmen zusammenhängt. Schwerpunktmäßig werden<br />

dabei die Themen Luftreinhaltung im Innen- und Außenbereich, umweltbezogene<br />

Lebensmittelsicherheit, Lärm, Chemikaliensicherheit und die<br />

gesundheitlichen Folgen des Klimawandels erörtert.<br />

Dabei darf nicht vergessen werden, dass Gesundheit komplexe Voraussetzungen<br />

hat. Unsere Ernährungsgewohnheiten, unser Lebensstil, genetische<br />

Faktoren und berufliche Belastungen tragen ganz maßgeblich zu unserer<br />

Gesundheit bei.<br />

4


Auch Bildungsstand, Beruf und Einkommen beeinflussen die Gesundheit: Soziale<br />

Ungleichheit führt zu gesundheitlicher Ungleichheit, weil Umweltbelastungen<br />

in unserer Gesellschaft oftmals ungerecht verteilt sind. Umweltpolitik<br />

heißt deshalb auch, sich für das Recht jedes Menschen auf eine Umwelt einzusetzen,<br />

in der alle gesund leben können.<br />

<strong>Umweltschutz</strong> – der Gesundheit zuliebe!<br />

Ich wünsche Ihnen eine interessante und informative Lektüre.<br />

Sigmar Gabriel<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>er für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

5


wAs UnseRe<br />

GesUndheit beeinFlUsst


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

Täglich neue Schlagzeilen und Medienberichte zu Themen wie „Klimakatastrophe“,<br />

„Feinstaubalarm“ oder „giftige Chemikalien in Kinderspielzeug“<br />

verunsichern nicht nur die Menschen in Deutschland. Tatsache <strong>ist</strong>, dass unsere<br />

Lebens- und Produktionsweise, unsere uneingeschränkte Mobilität und<br />

unser enormer Energiekonsum nicht ohne Wirkung auf die Umwelt und<br />

damit auch auf unsere Gesundheit geblieben sind. Die Folge: Egal ob Luft,<br />

Wasser, Boden oder Lebensmittel – Viele machen sich darüber Sorgen und<br />

nichts scheint mehr so natürlich und ursprünglich zu sein, wie sie sich es<br />

wünschen. Deshalb <strong>ist</strong> nicht verwunderlich, dass Umfrageergebnissen zufolge<br />

etwa ein Viertel der Deutschen für sich selbst immer noch eine starke Gesundheitsbelastung<br />

durch die schlechte Qualität der Umwelt sieht. Die Einschätzung<br />

für künftige Generationen fällt noch ungünstiger aus. Laut einer<br />

im Jahr 2006 vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Umfrage befürchten<br />

drei Viertel aller Deutschen, dass zukünftig die Gesundheit der Kinder<br />

und Enkelkinder durch Umweltfaktoren stark oder sogar sehr stark belastet<br />

werden wird.<br />

8


Gesetzliche Regelungen und freiwillige Vereinbarungen, aber auch technische<br />

Neuentwicklungen haben zu vielfältigen Qualitätsverbesserungen der<br />

Umwelt geführt. Gerade in der Luftreinhaltung haben wir in den letzten<br />

Jahrzehnten maßgebliche Fortschritte erreicht. Diese Entwicklung lässt sich<br />

anschaulich anhand der periodisch vom Umweltbundesamt herausgegebenen<br />

„Daten zur Umwelt – Der Zustand der Umwelt in Deutschland“ verfolgen.<br />

Dennoch gibt es weiterhin zahlreiche Umweltfaktoren, die sich negativ<br />

auf unsere Gesundheit auswirken. Was können wir hier verbessern? Dieser<br />

Frage fühlt sich das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium verpflichtet. Innerhalb der<br />

Bundesregierung <strong>ist</strong> das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium für die gesundheitlichen<br />

Belange der durch Menschen verursachten Umweltprobleme federführend<br />

zuständig.<br />

Wie steht es also um die Umwelt und Gesundheit in Deutschland? Die vorliegende<br />

Veröffentlichung versucht, an ausgewählten Beispielen aufzuzeigen,<br />

was wir über Umwelteinwirkungen auf die Gesundheit der Menschen<br />

in Deutschland wissen und an welchen Problemen weitergearbeitet werden<br />

muss. Es wird erläutert, wie die Umwelt auf uns wirkt, welche Bedeutung<br />

dies für unsere Gesundheit hat und welche Krankheiten durch die Umwelt<br />

verursacht oder beeinflusst werden können.<br />

1.1 was <strong>ist</strong> Gesundheit, was <strong>ist</strong> Umwelt?<br />

Mit dem Begriff Gesundheit verbindet jeder Einzelne eigene Vorstellungen.<br />

Die WHO definiert Gesundheit als einen „Zustand vollständigen körperlichen,<br />

ge<strong>ist</strong>ig-seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit<br />

von Krankheit und Gebrechen“ (aus der Gründungserklärung der<br />

WHO aus dem Jahr 1948).<br />

Der Gesundheitsbegriff der WHO <strong>ist</strong> sehr anspruchsvoll und sehr umfassend.<br />

Er bietet den Vorteil, dass er Lebensverhältnisse, wie Arbeit, Wohnung, Ernährung<br />

und Bildung, mit einbezieht. Er verkörpert ein Ideal, dass es anzustreben<br />

gilt und <strong>ist</strong> daher als Leitbild für die Gesundheitspolitik von großer<br />

Bedeutung. Er geht aber weit über das hinaus, was durch gute Umweltpolitik<br />

beeinflussbar <strong>ist</strong>.<br />

9


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

Umwelt <strong>ist</strong> alles, was uns umgibt. Sie <strong>ist</strong> belebt und unbelebt. Mit ihr befinden<br />

wir uns lebenslang in Wechselbeziehung. Die Umwelt <strong>ist</strong> unsere Lebensgrundlage,<br />

wir nutzen sie, beeinflussen und verändern sie und müssen<br />

uns ständig an sie anpassen. Auch alle anderen Menschen gehören in diesem<br />

Sinne zu unserer Umwelt. Sind die Menschen um uns herum gemeint,<br />

spricht man von sozialer Umwelt. Umwelt im Sinne der Umweltpolitik <strong>ist</strong><br />

aber die „Umwelt ohne den Menschen“ – wenn auch mit den vom Menschen<br />

darin verursachten Veränderungen.<br />

Die Umwelt wirkt unmittelbar auf den menschlichen Organismus ein. Die<br />

Luft, die wir atmen, die Lebensmittel, die wir essen, die Bedarfsgegenstände,<br />

die wir verwenden, der Lärm, dem wir ausgesetzt sind und vieles mehr sind<br />

Umweltfaktoren, die sich positiv oder negativ auf unsere Gesundheit auswirken<br />

können. Sie wirken über die Atemwege, das Verdauungssystem, die Haut<br />

und die Sinnesorgane auf den menschlichen Organismus ein.<br />

Ob die Umwelt förderlich für unsere Gesundheit <strong>ist</strong> oder nicht, <strong>ist</strong> zum Beispiel<br />

davon abhängig, welche Stoffe in welcher Menge auf uns einwirken.<br />

10


Wir sprechen von Schadstoffen, wenn unsere Atemluft mit Dieselrußpartikeln,<br />

Stickstoffoxiden oder Ozon oder unsere Lebensmittel mit Dioxinen belastet<br />

sind. Wir sprechen von Lärm, wenn der Geräuschpegel um uns herum<br />

als zu laut empfunden wird. Das sind nur einige wenige Beispiele, in denen<br />

die Umwelt gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen kann. <strong>Umweltschutz</strong><br />

bedeutet, derartige Belastungsfaktoren zu reduzieren oder ihre Entstehung<br />

nach Möglichkeit zu verhindern. <strong>Umweltschutz</strong> bedeutet aber auch,<br />

Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit so zu untersuchen und<br />

zu beobachten, dass bisher unbekannte Belastungsfaktoren erkannt werden<br />

können. Zu den Beobachtungsprogrammen, mit denen Zusammenhänge<br />

zwischen Umwelt und Gesundheit in Deutschland untersucht werden, gehören<br />

der Umwelt-Survey und die Umweltprobenbank des Bundes.<br />

Was <strong>ist</strong> der Umwelt-Survey und was wird untersucht?<br />

Der Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes erfasst die Belastung der Allgemeinbevölkerung<br />

mit Umweltschadstoffen. Die für Deutschland repräsentativ erhobenen Daten erlauben<br />

eine Beurteilung der Situation der Gesamtbevölkerung.<br />

Alle am Umwelt-Survey beteiligten Personen sind zufällig ausgewählt, sie nehmen zugleich<br />

am Bundes-Gesundheitssurvey des Robert Koch-Institutes teil. Daher wird der<br />

Umwelt-Survey in enger Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut durchgeführt.<br />

bisher durchgeführte erhebungen<br />

˘ 1985/1986 Erwachsene (nur alte Bundesländer)<br />

˘ 1990/1992 Erwachsene, Kinder und Jugendliche<br />

˘ 1998/1999 Erwachsene<br />

˘ 2003/2006 Kinder<br />

design<br />

Mittels Fragebogen werden soziodemografische Angaben, umweltrelevante Verhaltensweisen<br />

und belastungsrelevante Bedingungen in Haushalt und Wohnumfeld erfasst, mittels<br />

Human-Biomonitoring Schadstoffe in Blut und Urin ermittelt sowie Schadstoffe in<br />

der Wohnung durch die Untersuchung von Trinkwasser, Innenraumluft, Hausstaub erfasst.<br />

ziele<br />

Erfassung, Bereitstellung, Aktualisierung und Bewertung repräsentativer Daten für eine<br />

gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung und -berichterstattung auf nationaler Ebene.<br />

11


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

12<br />

Was <strong>ist</strong> die Umweltprobenbank und was wird untersucht?<br />

Die Umweltprobenbank des Bundes (www.umweltprobenbank.de) archiviert tiefgekühlt<br />

Umwelt- und Humanproben, die vor ihrer Einlagerung auf umweltrelevante anorganische<br />

und organische Stoffe analysiert werden.<br />

Für den Humanbereich werden jährlich junge Erwachsene (me<strong>ist</strong> Studenten) der Universitäten<br />

Münster (seit 1984), Halle/Saale (seit 1995), Greifswald (seit 1996) und Ulm (seit<br />

1997) untersucht. Zu den Voraussetzungen für die Teilnahme gehört, dass keine erkennbare<br />

spezifische Schadstoffexposition vorliegt.<br />

design<br />

Mittels Fragebogen werden soziodemografische Angaben, umweltrelevante Verhaltensweisen<br />

und belastungsrelevante Bedingungen erfasst, mittels Human-Biomonitoring<br />

Schadstoffe in Blut, Urin und anderen Körpermedien ermittelt.<br />

ziele<br />

Zum einen werden zeitliche Veränderungen der Schadstoffbelastung erfasst, zum anderen<br />

können in den eingelagerten Proben rückwirkend Stoffe oder deren Folgeprodukte<br />

ermittelt werden, die zum Zeitpunkt ihrer Einwirkung noch nicht bekannt oder analysierbar<br />

waren.<br />

Aus dem breiten Spektrum der Umweltfaktoren, die die Gesundheit belasten,<br />

greift diese Broschüre Themen auf, die für unsere Gesundheit von besonderer<br />

Bedeutung sind. Anhand der Themen Chemikaliensicherheit, Luftreinhaltung,<br />

Lärm, Schutz vor unerwünschten Stoffen in der Nahrungskette<br />

und den gesundheitlichen Aspekten des Klimawandels wird beispielhaft aufgezeigt,<br />

wie sich Maßnahmen zum Schutz der Umwelt als Maßnahmen zum<br />

Schutz der Gesundheit erweisen und wie wichtig der <strong>Umweltschutz</strong> <strong>ist</strong>, um<br />

gesund leben zu können. Es werden aber auch Tipps gegeben, wie man sich<br />

vor bestimmten Belastungen schützen kann.


Dabei wirkt die Umwelt nicht auf jeden Menschen gleichermaßen ein. So <strong>ist</strong><br />

zum Beispiel nur ein gesunder Mensch in der Lage, sich optimal an gegebene<br />

Umweltbedingungen anzupassen. Ist er bereits krank, wird seine Anpassungsfähigkeit<br />

beeinträchtigt und sein Zustand kann sich verschlimmern.<br />

Auf der nächsten Seite sind weitere wichtige Einflussfaktoren zusammengestellt.<br />

13


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

14<br />

Faktoren, die auch die Gesundheit beeinflussen<br />

Alter und Geschlecht<br />

Kinder reagieren nicht wie Erwachsene, ihr Organismus <strong>ist</strong> noch nicht voll entwickelt.<br />

Bei Älteren läuft vieles langsamer ab, ihre Organfunktionen sind eingeschränkt. Frauen<br />

reagieren oft anders als Männer. Dafür sorgen beispielsweise hormonelle Einflüsse. Die<br />

Anfälligkeit für manche Krankheiten <strong>ist</strong> unterschiedlich, die Lebenserwartung <strong>ist</strong> bei<br />

Frauen deutlich höher.<br />

Genetische disposition<br />

Die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen <strong>ist</strong> genetisch bedingt, beispielsweise<br />

Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ I) und Allergien: Sind beide Elternteile Allergiker,<br />

liegt das Risiko des Kindes, an einer Allergie zu erkranken, bei 50 bis 70 Prozent.<br />

bildung, einkommen, lebensstil<br />

Bildung und Einkommen hängen oft eng miteinander zusammen, und der daraus resultierende<br />

sozio-ökonomische Status <strong>ist</strong> ein wichtiger Einflussfaktor für die Gesundheit.<br />

Soziale Ungleichheit kann auch zu gesundheitlicher Ungleichheit führen. Ein bewegungsarmer<br />

Lebensstil trägt zu Übergewicht bei und kann die Entstehung verschiedener<br />

Erkrankungen begünstigen, ebenso wie Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum.<br />

Arbeitsplatz<br />

Schwere und einseitige körperliche Belastungen, psychische Über- oder Unterforderung<br />

sowie das Betriebsklima können die Gesundheit beeinträchtigen. Lärm, Vibrationen,<br />

gesundheitsschädliche Substanzen, ungünstiges Raumklima oder Witterungseinflüsse<br />

kommen hinzu.<br />

stress<br />

Stress <strong>ist</strong> eine von der Evolution vorgegebene Grundreaktion menschlichen Verhaltens.<br />

Übermäßiger Stress kann für eine Reihe von Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauferkrankungen,<br />

mitverantwortlich gemacht werden.


1.2 Umweltgerechtigkeit – eine herausforderung<br />

nicht nur für die Umweltpolitik<br />

Das Thema Umweltgerechtigkeit <strong>ist</strong> in Deutschland ein relativ neues Problemfeld,<br />

das an der Schnittstelle von Umwelt-, Gesundheits- und Sozialpolitik<br />

angesiedelt <strong>ist</strong>. Es befasst sich mit der sozial ungleichen Verteilung von Umweltbelastungen<br />

und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit. Menschen mit<br />

einem niedrigen Sozialstatus sind zum Teil stärkeren Belastungen durch die<br />

Umwelt ausgesetzt als Menschen mit höherem Sozialstatus. Damit verbunden<br />

<strong>ist</strong> vielfach ein erhöhtes Gesundheitsrisiko, da sie häufig auch nicht über<br />

die notwendigen Voraussetzungen wie Einkommen, Vermögen und Bildung<br />

verfügen, um solche Belastungen zu vermeiden. Dennoch gibt es in Deutschland<br />

bisher keine breitere öffentliche Diskussion der Thematik. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium<br />

will Anstöße geben, dass sich dies ändert.<br />

In den USA <strong>ist</strong> diese Thematik bereits seit den 1980er Jahren unter dem Begriff<br />

„environmental justice“ in der Diskussion. In Deutschland steht sie noch<br />

am Anfang. Eine der Ursachen <strong>ist</strong>, dass die soziale Polarisierung in Deutschland<br />

nicht so stark ausgeprägt <strong>ist</strong> wie in den USA, so dass die Betroffenheit<br />

der verschiedenen Gesellschaftsschichten in Deutschland nicht so stark divergiert<br />

wie in den USA. Dennoch hat dieses Thema durchaus auch Relevanz<br />

für Deutschland, weil es nicht gelungen <strong>ist</strong>, alle Bevölkerungsgruppen<br />

in gleichem Maße vor negativen Umwelteinflüssen zu schützen. Verschiedene<br />

Studien der vergangenen Jahre belegen, dass sozial schwächere Bevölkerungsgruppen<br />

von Umweltproblemen oft stärker betroffen sind. Aber es<br />

mangelt an systematischen Untersuchungen zum Einfluss der Umwelt auf<br />

die Lebensqualität verschiedener sozialer Bevölkerungsgruppen.<br />

Um diese Defizite abzubauen, wurde im Kinder-Umwelt-Survey begonnen,<br />

in die Auswertung der Umweltbelastungen nicht nur Alter und Geschlecht,<br />

sondern systematisch auch den Sozialstatus einzubeziehen. Gemessen wurde<br />

der Sozialstatus nach einem vom Robert Koch-Institut speziell für Kinder<br />

entwickelten Index, der Bildung und berufliche Stellung der Eltern sowie das<br />

Haushaltsnettoeinkommen einbezieht. Nach diesem Index wurden die Kinder<br />

in drei Gruppen mit niedrigem, mittlerem und hohem Sozialstatus eingeteilt.<br />

Jeweils ein Viertel der Kinder gehörten zur Gruppe mit niedrigem<br />

und hohem Sozialstatus.<br />

15


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

16<br />

Was <strong>ist</strong> der Kinder-Umwelt-Survey?<br />

Bei dem von 2003 bis 2006 durchgeführten Umwelt-survey (KUS) standen Kinder auf<br />

dem Programm. Untersucht wurden etwa 1.800 Kinder im Alter zwischen 3 und 14 Jahren<br />

aus ganz Deutschland. Sie nahmen auch am zeitgleich stattfindenden Kinder- und<br />

Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert Koch-Instituts teil, in welchem knapp<br />

18.000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahren untersucht wurden (siehe www.kiggs.<br />

de). Daher wurde auch der Kinder-Umwelt-Survey in enger Kooperation mit dem Robert<br />

Koch-Institut durchgeführt.<br />

Damit stehen erstmals repräsentative Ergebnisse zur sozialen Verteilung von<br />

Umweltbelastungen zur Verfügung. Sie zeigen, dass Kinder aus Familien mit<br />

niedrigem sozialen Status häufiger an stark befahrenen Haupt- oder Durch-


gangsstraßen wohnen als Kinder aus Familien mit mittlerem und hohem<br />

sozialen Status. Das bedeutet, dass sozial schwächer gestellte Familien beispielsweise<br />

intensiver Autoabgasen und Verkehrslärm ausgesetzt sein können.<br />

Hinzu kommt, dass das Wohnen an einer stark befahrenen Straße me<strong>ist</strong><br />

mit einer erhöhten Unfallgefahr und fehlenden Grünflächen zur Erholung<br />

und Freizeitgestaltung verbunden <strong>ist</strong>.<br />

Auch bei der inneren Schadstoffbelastung lassen sich soziale Unterschiede<br />

feststellen. Kinder aus sozial schwächeren Familien sind beispielsweise stärker<br />

durch Tabakrauch belastet. Das kann man an der Konzentration von<br />

Cotinin im Urin, einem Stoffwechselprodukt von Nikotin, das mit dem Urin<br />

ausgeschieden wird, feststellen (siehe Kapitel 6 „Dicke Luft“ zu Hause?). Kinder<br />

aus sozial schwächeren Gruppen haben auch höhere Bleigehalte im Blut.<br />

(Abbildung 1-1). Blei kann die Entwicklung des zentralen Nervensystems beeinträchtigen.<br />

17


1 wAs UnseRe GesUndheit beeinFlUsst<br />

Allerdings <strong>ist</strong> es durchaus nicht so, dass immer sozial schlechter gestellte<br />

Kinder eine höhere innere Schadstoffbelastung aufweisen. Bei den chlororganischen<br />

Verbindungen, wie den PCB-Kongeneren 133, 153 und 180, sind<br />

Kinder mit höherem sozialem Status deutlich stärker belastet (Abbildung<br />

1-2). Die PCB (polychlorierte Biphenyle) sind chlororganische Verbindungen,<br />

die wegen ihrer Fettlöslichkeit im tierischen Fettgewebe vorkommen und<br />

sich in der Nahrungskette anreichern (siehe Kapitel 3 Gesunde Ernährung<br />

<strong>ist</strong> wichtig). Hier macht sich möglicherweise der Einfluss des Stillens bemerkbar,<br />

da Mütter mit hohem Sozialstatus ihr Kind tendenziell länger stillen und<br />

deshalb mit der Zeit eine größere Menge von PCB an ihre Säuglinge weitergeben<br />

als andere Mütter.<br />

Studien zu umweltbedingten Erkrankungen deuten ebenfalls auf soziale Unterschiede<br />

hin. Nach den Ergebnissen des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys<br />

des Robert Koch-Institutes sind beispielsweise Mädchen<br />

und Jungen mit hohem Sozialstatus (18,9 Prozent) häufiger von Allergien<br />

betroffen als Kinder mit mittlerem (17,8 Prozent) und niedrigem Sozialstatus<br />

(13,6 Prozent).<br />

18


Weitere Beispiele für die ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen in<br />

unterschiedlichen sozialen Gruppen sind in den Kapiteln 4 Wozu der Lärm<br />

und Kapitel 6 „Dicke Luft“ zu Hause? dargestellt. Es handelt sich hierbei<br />

ebenfalls um Ergebnisse aus dem Kinder-Umwelt-Survey.<br />

1.3 wir stehen erst am Anfang<br />

Auch wenn wir in Deutschland hinsichtlich der ungleichen Verteilung von<br />

Umweltbelastungen in unterschiedlichen sozialen Gruppen erst am Anfang<br />

stehen, verdeutlichen die bereits jetzt vorliegenden Erkenntnisse, dass Umwelteinflüsse<br />

nicht losgelöst von sozialen Fragen beurteilt werden können.<br />

Soziale Gerechtigkeit <strong>ist</strong> auch für die Umweltpolitik Herausforderung und<br />

Verpflichtung. Eine wichtige Aufgabe <strong>ist</strong> dabei die Verbesserung der Datenbasis.<br />

Aussagekräftige Daten sind eine wesentliche Grundlage für umweltpolitische<br />

Maßnahmen. Deshalb initiiert das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium weitergehende<br />

Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Umweltgerechtigkeit und<br />

versucht, diese Thematik durch Veranstaltungen und Publikationen stärker<br />

in das öffentliche Bewusstsein zu bringen und eine breitere öffentliche Diskussion<br />

anzustoßen.<br />

19


chemiKAliensicheRheit<br />

20


2 chemiKAliensicheRheit<br />

Seit jeher sind wir von chemischen Verbindungen umgeben. Sie sind natürliche<br />

Bestandteile unserer Erde und kommen in Boden, Wasser und Luft sowie<br />

allen Lebewesen – auch im Menschen selbst – vor. Über die Atemluft, die<br />

Nahrung oder die Haut gelangen sie in den menschlichen Körper. Die Menschen<br />

verändern die in der Natur vorkommenden Verbindungen und stellen<br />

neue Stoffe her: Man spricht dann von Chemikalien. Mittlerweile wird die<br />

Zahl der kommerziell eingesetzten Chemikalien auf über 100.000 geschätzt.<br />

Unser tägliches Leben <strong>ist</strong> ohne die Produkte der chemischen Industrie nicht<br />

mehr vorstellbar. Sie sind überall zu finden und haben zweifellos zu einer erheblichen<br />

Steigerung der Lebensqualität beigetragen. In unserem Alltag begegnen<br />

wir ihnen in Form von Wasch- und Reinigungsmitteln, Farben und<br />

Lacken, Kunststoffgegenständen, Bekleidung, Kinderspielzeug, Verpackungen<br />

und in Lebensmitteln. Auch die Medizin kommt ohne chemische Produkte<br />

nicht aus.<br />

Chemikalien begleiten uns ein Leben lang. In Abhängigkeit von ihren Eigenschaften<br />

und der Menge, der wir ausgesetzt sind, können sie auch unerwünschte<br />

Wirkungen haben. So besteht die Vermutung, dass sie zum stetigen<br />

Anstieg bestimmter chronischer Krankheiten, wie Allergien, Demenz<br />

oder Unfruchtbarkeit, beitragen.<br />

Durch die Vielzahl der Chemikalien in Verbindung mit einschlägigen Medienberichten<br />

fühlen sich viele Menschen zunehmend verunsichert und wünschen<br />

sich mehr Aufklärung und Information. Nach der im Jahr 2006 vom<br />

Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Repräsentativumfrage „Umweltbewusstsein<br />

in Deutschland“ macht jeder Fünfte der Befragten Chemikalien in<br />

Alltagsprodukten für gesundheitliche Belastungen verantwortlich.<br />

Die folgende Übersicht beschreibt die Entwicklungen in dem Politikfeld Chemikaliensicherheit.<br />

Sie stellt eine Auswahl des in Europa und Deutschland<br />

geltenden Chemikalienrechts vor und bietet einen Einblick in die internationale<br />

Zusammenarbeit. An den Beispielen Weichmacher, Flammschutzmittel,<br />

perfluorierte Verbindungen und Biozide werden präventive Maßnahmen vorgestellt,<br />

um Umwelt und Gesundheit zu schützen.<br />

22


2.1 ReAch - chemikaliensicherheit in europa<br />

Erst seit 1981 unterliegen die so genannten „Neustoffe“, die in Europa erstmals<br />

auf den Markt gekommen sind, einer Anmeldepflicht und systematischen<br />

Prüfung, etwa zur Giftigkeit und zu allergieauslösenden Eigenschaften.<br />

Das sind etwa 4.000 Stoffe. Für den Rest, die so genannten „Altstoffe“,<br />

deren Zahl nach dem Europäischen Altstoffverzeichnis über 100.000 beträgt,<br />

gab es solche Prüfanforderungen nicht. Viele von ihnen wurden nie auf ihre<br />

Gefährlichkeit untersucht.<br />

Ein verantwortlicher Umgang mit Chemikalien wurde dadurch zwangsläufig<br />

erschwert beziehungsweise unmöglich. Hersteller von Chemikalien mussten<br />

bislang zu wenig Informationen über ihre Stoffe bereithalten und dementsprechend<br />

erhielt die Öffentlichkeit in aller Regel nur unzureichende Informationen<br />

über ihre Eigenschaften und ihre Risiken für Umwelt und Gesundheit.<br />

So waren insbesondere über Langzeitwirkungen wie krebserzeugende<br />

oder erbgutverändernde Eigenschaften der Chemikalien nur unzureichende<br />

Informationen vorhanden. Risiken, die nicht erkannt werden, können aber<br />

auch nicht beherrscht werden.<br />

23


2 chemiKAliensicheRheit<br />

In der Vergangenheit haben wir oft nur durch Chemieunfälle wie die Chemiekatastrophe<br />

von Seveso oder durch Zufall von den Gefahren erfahren.<br />

Welche Stoffe wie in die Umwelt, in die Nahrungskette oder in den menschlichen<br />

Körper gelangen, kommt auch heute noch oft eher zufällig ans Licht.<br />

Das 1993 von der Europäischen Union ins Leben gerufene Altstoffprogramm<br />

brachte nicht den gewünschten Erfolg, so dass eine völlig neue Strategie in<br />

der europäischen Chemikalienpolitik notwendig wurde: Mit dem Ungleichgewicht<br />

zwischen „alten“ und „neuen“ Chemikalien räumt REACH auf.<br />

REACH <strong>ist</strong> eine neue Verordnung ((EG) Nr. 1907/2006) zur Reg<strong>ist</strong>rierung, Bewertung,<br />

Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe, die am 1. Juni 2007<br />

in Kraft getreten <strong>ist</strong>. Der Name REACH steht für die Mittel und Wege zu diesem<br />

Ziel: Reg<strong>ist</strong>rierung (Anmeldung), Evaluation (Bewertung), Autorisierung<br />

(Zulassung) von Chemikalien. REACH vereinfacht und verbessert die vorherige<br />

Chemikaliengesetzgebung in der Europäischen Union.<br />

Die Europäische Chemikalienagentur, die ihren Sitz in Helsinki hat, wird bis<br />

2018 die Reg<strong>ist</strong>rierung von etwa 30.000 Altstoffen vornehmen. Die wichtigen<br />

Informationen werden in einer Internetdatenbank veröffentlicht (siehe auch<br />

ec.europa.eu/echa). Die ersten Reg<strong>ist</strong>rierungen erfolgen seit 1. Juni 2008.<br />

24


Verantwortlicher Umgang mit chemikalien<br />

Im Kern geht es bei REACH darum, die bestehenden Wissenslücken zu<br />

schließen, um einen verantwortlichen Umgang mit Chemikalien zu ermöglichen.<br />

Das neue System basiert auf folgenden Eckpfeilern:<br />

˘ Altstoffe müssen genauso wie Neustoffe auf gefährliche Eigenschaften untersucht<br />

werden.<br />

˘ Reg<strong>ist</strong>rierungspflichtig sind Chemikalien, die ab einer Tonne pro Jahr<br />

durch einen Hersteller produziert oder einen Importeur eingeführt werden.<br />

Das sind etwa 30.000 Stoffe.<br />

˘ Hersteller und Importeure sind für die Sicherheit ihrer Chemikalien entlang<br />

der Lieferkette verantwortlich. Sie müssen die zur Bewertung notwendigen<br />

Daten beschaffen (Beweislastumkehr: Bislang war es vorwiegend<br />

die Aufgabe der Behörden, Probleme zu erkennen und die Industrie<br />

zu deren Beseitigung zu verpflichten).<br />

˘ Neu <strong>ist</strong>: Die Hersteller müssen angeben, wie die Stoffe verwendet werden,<br />

welche Belastung für den Menschen daraus resultiert und mit welchen<br />

Maßnahmen eventuelle Risiken reduziert werden sollten.<br />

Die Anwender sind zur Mitteilung verpflichtet, wenn die Verwendung<br />

der Chemikalie von den Angaben des Herstellers abweicht.<br />

˘ Besonders besorgniserregende Stoffe, die zum Beispiel krebserzeugende<br />

Eigenschaften haben, können einem Zulassungsverfahren unterstellt werden.<br />

Damit kann Chemikalien mit unvertretbaren Risiken der Zugang<br />

zum Markt verwehrt werden.<br />

neue standards im Umwelt- und <strong>Gesundheitsschutz</strong><br />

REACH bringt den Umwelt- und <strong>Gesundheitsschutz</strong> in Europa einen großen<br />

Schritt voran. Das neu gewonnene Wissen über chemische Stoffe, insbesondere<br />

über ihre langfr<strong>ist</strong>igen Wirkungen, wie krebserzeugende oder fortpflanzungsgefährdende<br />

Eigenschaften, und ein darauf aufbauendes Risikomanagement<br />

wird künftig ein höheres Schutzniveau für die Umwelt sowie für<br />

Arbeitnehmer und Verbraucher gewährle<strong>ist</strong>en.<br />

Die verbesserte Informationslage wird sich auch positiv auf viele Bereiche<br />

des Umweltrechts (zum Beispiel Abfall, Bodenschutz, Immissionsschutz) auswirken,<br />

da Regelungen hier oft an das Vorhandensein gefährlicher Stoffe anknüpfen.<br />

Das neu gewonnene Wissen über Stoffeigenschaften wird eine effizientere<br />

Anwendung dieser Vorschriften ermöglichen. Gleiches gilt für das<br />

Verbraucher- und Arbeitsschutzrecht.<br />

25


2 chemiKAliensicheRheit<br />

REACH setzt außerdem Anreize dafür, dass besonders gefährliche Stoffe<br />

durch sicherere Alternativen ersetzt werden. So wird etwa die für jedermann<br />

zugängliche Information über Eigenschaften von Stoffen und deren Verwendung<br />

dazu führen, dass die Nachfrage nach sichereren Produkten zunimmt<br />

und viele der besonders gefährlichen Stoffe vom Markt verschwinden. Auch<br />

innerhalb des REACH-Systems sind weniger gefährliche Stoffe gegenüber gefährlicheren<br />

deutlich privilegiert.<br />

Die in den EU-Mitgliedstaaten unmittelbar geltende REACH-Verordnung<br />

<strong>ist</strong> seit dem 1. Juni 2007 in Kraft und bedarf keiner nationalen Umsetzung.<br />

Kernbereiche der Verordnung (Vorschriften über die Reg<strong>ist</strong>rierung und Bewertung<br />

und das Zulassungsverfahren) sind am 1. Juni 2008 wirksam geworden.<br />

Mit dem ebenfalls am 1. Juni 2008 in Kraft getretenen REACH-Anpassungsgesetz<br />

wurde das bestehende deutsche Chemikalienrecht so an die<br />

REACH-Verordnung angepasst, dass eine effektive Durchführung in Deutschland<br />

gewährle<strong>ist</strong>et werden kann. Mit diesem Gleichlauf des deutschen Chemikalienrechts<br />

mit den europarechtlichen Regelungen sind optimale rechtliche<br />

Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start des REACH-Systems in<br />

Deutschland geschaffen worden.<br />

26


2.2. das dreckige dutzend –<br />

<strong>Gesundheitsschutz</strong> weltweit<br />

Mit dem Stockholmer Übereinkommen, das im Mai 2004 in Kraft getreten <strong>ist</strong><br />

und bisher von 156 Vertragsstaaten unterzeichnet wurde, wird ein Prozess in<br />

Gang gesetzt, der das weltweite Verbot von besonders gefährlichen Chemikalien,<br />

den so genannten POPs (Pers<strong>ist</strong>ent Organic Pollutants; pers<strong>ist</strong>ente organische<br />

Schadstoffe), zum Ziel hat.<br />

Die Konvention startete mit den zwölf gefährlichsten Verbindungen, dem so<br />

genannten „dreckigen Dutzend“ (dirty dozen). Dazu gehören eine Reihe von<br />

Pflanzenschutzmitteln und Industriechemikalien sowie die hochgiftigen Dioxine<br />

und Furane, die als unerwünschte Nebenprodukte in Produktions- und<br />

Verbrennungsprozessen entstehen.<br />

Obwohl es sich um ganz unterschiedliche Schadstoffe handelt, haben sie<br />

doch entscheidende Eigenschaften gemeinsam: Sie zeichnen sich durch<br />

Langlebigkeit, Bioakkumulation (Anreicherung in Lebewesen), Öko- und<br />

Humantoxizität (Giftigkeit für Mensch und Umwelt) sowie das Potenzial zum<br />

Ferntransport in Wasser, Boden und Luft aus.<br />

In den Industrieländern sind Produktion und Gebrauch dieser Chemikalien<br />

bereits verboten oder weitestgehend reguliert. Die Hauptquellen für diese<br />

Chemikalien, wie etwa Müllverbrennungsanlagen bezüglich der Dioxine und<br />

Furane, sind mit scharfen Grenzwertvorschriften belegt, so dass Risiken für<br />

Umwelt und Gesundheit reduziert werden.<br />

Anders <strong>ist</strong> dies hingegen in Entwicklungsländern und in verschiedenen osteuropäischen<br />

Staaten, in denen diese Chemikalien weiterhin als Pestizide<br />

oder in Holzschutzmitteln eingesetzt werden oder wo polychlorierte Biphenyle<br />

(PCB) in Transformatoren weit verbreitet sind. In Osteuropa und auf<br />

dem afrikanischen Kontinent bereiten Alt- und Lagerbestände von Pflanzenschutzmitteln<br />

der ersten Generation (Organochlorpestizide) in Größenordnungen<br />

von mehreren 100.000 Tonnen, die häufig in alten Fässern vor sich<br />

hin rotten, Anlass zu großer Sorge.<br />

Ob und wie die Vereinbarungen in den Entwicklungsländern umgesetzt werden,<br />

<strong>ist</strong> daher maßgeblich für den Erfolg des Übereinkommens und damit<br />

indirekt auch für die Belastung der Menschen in Deutschland mit diesen<br />

27


2 chemiKAliensicheRheit<br />

Chemikalien. POPs haben die als „Grasshoppers Effect“ bezeichnete Eigenschaft,<br />

durch wiederholtes Verdunsten und Kondensieren mit den Luftströmungen<br />

in Richtung der Erdpole zu wandern. POPs sind also ein globales<br />

Problem, dem nur durch ein weltweites Übereinkommen Rechnung getragen<br />

werden kann. Daher setzt sich Deutschland für die Aufnahme weiterer<br />

POPs im Übereinkommen ein.<br />

2.3 Umgang mit „Altstoffen“<br />

Chemikalien, die vor 1981 auf den Markt kamen, galten bisher als Altstoffe.<br />

Sie waren weder anmeldepflichtig noch mussten Hersteller Prüfungen über<br />

gefährliche Eigenschaften nachweisen. Um dem abzuhelfen, verabschiedete<br />

die Europäische Union 1993 das Altstoffprogramm, um systematisch die Risiken<br />

der Altstoffe zu bewerten. Diese Risikobewertungen sind teilweise noch<br />

nicht abgeschlossen und werden unter der neuen Chemikalienverordnung<br />

REACH fortgesetzt.<br />

weichmacher sind in Verruf geraten<br />

Weichmacher werden eingesetzt, um Kunststoffen elastische Eigenschaften<br />

zu verleihen, damit sie einfacher zu bearbeiten sind oder bestimmte Gebrauchseigenschaften<br />

erreichen. Mengenmäßig überwiegen gegenwärtig<br />

noch Phthalate, die für die Herstellung von Weich-PVC verwendet werden.<br />

Produkte aus Weich-PVC finden sich in fast allen Haushalten. Sie bestehen<br />

durchschnittlich zu 30 bis 35 Prozent aus Weichmachern. Phthalate kommen<br />

in vielen verbrauchernahen Produkten vor und machen auch vor Medizinprodukten<br />

und Arzneimitteln nicht Halt. Sie sind beispielsweise in Infusionsschläuchen,<br />

Magensonden, Blut- und Dialysebeuteln und Filmtabletten<br />

enthalten.<br />

Da Phthalate aus dem Material austreten können, sind die Menschen einer<br />

fast ständigen Belastung durch diese Chemikalien ausgesetzt. Sie kommen in<br />

die Luft, können eingeatmet und über die Haut aufgenommen werden und<br />

lagern sich im Hausstaub ab. In die Nahrung gelangen sie während der Verarbeitung,<br />

durch Verpackung und Lagerung. Besonders häufige und gefährliche<br />

Phthalate sind DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat), DBP (Dibutylphthalat)<br />

und BBP (Benzylbutylphthalat).<br />

28


Wo kommen Phthalate vor?<br />

˘ als weich-PVc in Fußbodenbelägen, Kunstleder, Tapeten, Verpackungen, Babyartikeln,<br />

Kinderspielzeug, Schuhen, Sport- und Freizeitartikeln, Kabelummantelungen<br />

˘ als lösemittelersatz in Lacken, Anstrich- und Beschichtungsmitteln, Dichtungsmassen,<br />

Klebstoffen<br />

˘ zur textilveredlung, um die Griffigkeit und Geschmeidigkeit zu verbessern<br />

˘ als duftstoffträger in Kosmetika<br />

Phthalate kamen vor 1981 in Europa in den Verkehr und wurden in der Altstoffverordnung<br />

der Europäischen Union als prioritäre Stoffe erfasst, weil sie<br />

in sehr großen Mengen produziert werden und ein hohes ökotoxikologisches<br />

Potenzial besitzen. Für die fünf wichtigsten Phthalate <strong>ist</strong> die Risikobewertung<br />

abgeschlossen. Nun geht es unter REACH weiter: DBT, DEHP und BBP<br />

gehören zu den ersten 16 Stoffen, die zur Aufnahme in die L<strong>ist</strong>e der zulassungspflichtigen<br />

Stoffe vorgeschlagen sind.<br />

29


2 chemiKAliensicheRheit<br />

DEHP, DBP und BBP haben hormonähnliche Eigenschaften und können<br />

schädliche Wirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit haben. Spielzeug und<br />

Babyartikel, die in den Mund genommen werden, stellen ein Risiko für die<br />

Gesundheit von Kleinkindern dar, wenn sie Phthalate enthalten. Bei Kindern<br />

<strong>ist</strong> zu berücksichtigen, dass sie besonders empfindlich auf fortpflanzungsgefährdende<br />

Chemikalien reagieren, da sich ihr Organismus noch in der Entwicklung<br />

befindet. Zum Schutz der Gesundheit von Kindern hat daher die<br />

Europäische Union ein Anwendungsverbot für sechs Phthalate als Weichmacher<br />

in Babyartikeln und Kinderspielzeug erlassen.<br />

30


DEHP, DBP und BBP dürfen darüber hinaus auch nicht in Produkten für den<br />

privaten Endverbrauch, wie in Lacken und Farben sowie kosmetischen Mitteln,<br />

enthalten sein. Auch die Verwendung dieser Phthalate in Kunststoffen<br />

für Lebensmittelverpackungen wurde EU-weit reguliert; sie dürfen in Verpackungsmaterialen<br />

für fettreiche Lebensmittel nicht mehr verwendet werden.<br />

Weitere Risikominderungsstrategien für DEHP sind vor allem in Produkten<br />

der Medizintechnik in der Diskussion.<br />

Die chemische Industrie reduziert seit einigen Jahren den Einsatz von<br />

DEHP, BBP und DBP und weicht auf die beiden langkettigen Phthalate DINP<br />

und DIDP aus, weil sie gegenwärtig hinsichtlich ihrer Wirkungen auf die<br />

menschliche Gesundheit günstiger beurteilt werden. Sie stehen aber unter<br />

Verdacht, sich in hohem Maße in Organismen anzureichern sowie in Boden<br />

und Sedimenten langlebig zu sein. Sie gehören daher nicht in die Umwelt.<br />

bromierte Flammschutzmittel im Visier<br />

Flammschutzmittel dienen dazu, die Entzündung brennbarer Materialien,<br />

wie Kunststoffe, Textilien oder Holz, hinauszuzögern und die Flammenausbreitung<br />

zu verlangsamen. Dadurch lassen sich Brände entweder ganz verhindern<br />

oder die Zeit zur Flucht verlängert sich. Sie befinden sich daher in<br />

einer Reihe verbrauchernaher Produkte.<br />

Wo kommen Flammschutzmittel vor?<br />

˘ Kunststoffe: Gehäuse von Elektro- und Elektronikgeräten (Fernseher, Computer),<br />

Kabelummantelung<br />

˘ spielzeug<br />

˘ textilien: Polstermöbel, Teppiche, Matratzen, Wohnraumtextilien<br />

˘ bauprodukte: Dämm- und Montageschäume<br />

˘ Automobilindustrie: Kunststoffbestandteile und Polsterüberzüge<br />

31


2 chemiKAliensicheRheit<br />

Als Flammschutzmittel kommen viele unterschiedliche chemische Verbindungen<br />

zum Einsatz. Problematisch sind unter anderem die bromierten<br />

Flammschutzmittel, da einige von ihnen im Brandfall und bei unkontrollierter<br />

Entsorgung hochgiftige bromierte Dioxine und Furane bilden können.<br />

Bromierte Flammschutzmittel sind in der Umwelt weit verbreitet und sogar<br />

in der Polarregion nachweisbar. Sie kommen in Sedimenten und Stäuben sowie<br />

in zahlreichen Tierarten vor. Bis heute <strong>ist</strong> nicht geklärt, auf welchen Pfaden<br />

sie in die Umwelt gelangen. In der Umwelt können sie schwer abbaubar<br />

sein und sich wegen ihrer lipophilen (fettlöslichen) Eigenschaften in Lebewesen<br />

anreichern. Ihre Wirkungen sind unterschiedlich. Für einige sind ökotoxische<br />

Eigenschaften nachgewiesen, für andere auch gesundheitliche Risiken<br />

am Arbeitsplatz als Folge des Einatmens.<br />

Einige kommen auch in den menschlichen Organismus, hauptsächlich über<br />

die Nahrung, und lassen sich in geringen Konzentrationen in Muttermilch<br />

und im Blut des Menschen nachweisen. Bei diesen Konzentrationen bestehen<br />

nach den Risikobewertungen der Europäischen Union keine gesundheitlichen<br />

Risiken. Aus Vorsorgegründen sollte Muttermilch diese Stoffe jedoch<br />

nicht enthalten.<br />

Am Beispiel der polybromierten Diphenylether (PBDE) wird veranschaulicht,<br />

wie die noch im Rahmen des Altstoffprogramms begonnene Risikobewertung<br />

in einem teilweisen Verbot resultierte. PBDE werden seit den 1970er<br />

Jahren in Kunststoffen für den Elektronikbereich oder in synthetischen Textilien<br />

eingesetzt. PBDE, die mehr als 200 Einzelverbindungen (Kongenere)<br />

umfassen, kommen in drei Gemischtypen (Penta-, Octa- und DecaBDE) zur<br />

Anwendung. Sie besitzen toxische Eigenschaften und sind möglicherweise<br />

krebserzeugend und hormonähnlich wirksam.<br />

In das Kreuzfeuer der Kritik sind die PBDE geraten, als sie in Muttermilchproben<br />

aus Schweden, die von 1972 bis 1997 gesammelt wurden, nachgewiesen<br />

werden konnten. Die Befunde in der Muttermilch gaben Anlass zur<br />

Besorgnis. Die Risikobewertung führte dazu, dass für Penta- und OctaBDE<br />

wegen der Gefährdung der Umwelt und zum vorbeugenden Schutz gestillter<br />

Säuglinge ein Verbot ausgesprochen wurde (Richtlinie 2003/11/EG).<br />

32


Die bisherige Risikobewertung für DecaBDE ergab keine Einstufung als Gefahrstoff,<br />

ließ aber einige Unsicherheiten offen: Der Stoff steht in Verdacht,<br />

langfr<strong>ist</strong>ig das Nervensystem schädigende Wirkungen zu haben und sich<br />

langsam zu niedriger bromierten, stärker toxischen Verbindungen abzubauen.<br />

Die Europäische Kommission verpflichtete die Industrie, bis 2014 durch<br />

weitere Untersuchungen zu einer Klärung beizutragen.<br />

Die Anwendung von DecaBDE wurde eingeschränkt. DecaBDE darf ab<br />

Juli 2008 nicht mehr in neu in Verkehr gebrachten Elektro- und Elektronikgeräten<br />

enthalten sein.<br />

Die Entscheidungen über die Zulassung von DecaBDE und HBCD, einem weiteren<br />

bromierten Flammschutzmittel unter REACH, werden ab 2009 getroffen.<br />

Aus Vorsorgegründen sollten jegliche Einträge bromierter Flammschutzmittel<br />

in die Umwelt minimiert werden. Priorität hat der vollständige Ersatz, da<br />

nur dieser eine deutliche Verringerung des Umwelteintrags sicherstellt.<br />

33


2 chemiKAliensicheRheit<br />

Perfluorierte chemikalien – keine entwarnung<br />

Perfluorierte Chemikalien gehören größtenteils zu den Altstoffen, machen<br />

aber erst seit kurzem von sich reden. Die am besten untersuchten Verbindungen<br />

sind Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure<br />

(PFOS), die weltweit in Meeren sowie in im Wasser lebenden Tieren und<br />

auch im Menschen nachgewiesen wurden. PFOA und PFOS sind wasserlösliche,<br />

in der Umwelt schwer abbaubare und bioakkumulierende Stoffe, die gesundheitsschädliche<br />

Eigenschaften besitzen. Außerdem werden sie über weite<br />

D<strong>ist</strong>anzen bis in die Arktis und Antarktis transportiert. Aus Tierversuchen<br />

sind krebserzeugende und auch sonstige toxische Eigenschaften (wie reproduktionstoxische)<br />

bekannt.<br />

PFOA und PFOS sind oberflächenaktiv und werden deshalb als perfluorierte<br />

Tenside (PFT) bezeichnet. Sie sind auch Ausgangs- oder Hilfsstoffe zur Herstellung<br />

von Imprägnierungsmitteln und Polymeren, die uns im Alltag auf<br />

vielfältige Weise nicht nur in Regenjacken, auch in Backpapier, begegnen.<br />

In Verbindung mit diesen perfluorierten Verbindungen <strong>ist</strong> wegen des möglichen<br />

Restgehaltes an PFOS und PFOA auch die Herstellung von Fluorpolymeren<br />

in die Kritik geraten. Diese Kunststoffe sind sehr stabil gegenüber Hitze<br />

und Chemikalien sowie Wasser und Schmutz abweisend. Am bekanntesten<br />

<strong>ist</strong> Polytetrafluorethylen, das unter den Handelsnamen Teflon und Gore Tex<br />

verkauft wird. Fluorpolymere sind wegen ihrer Eigenschaften vielseitig einsetzbar<br />

und seit mehr als 50 Jahren auf dem Markt.<br />

34


Wo werden Fluorpolymere angewendet?<br />

˘ Pfannen und Töpfe: Antihaftbeschichtung<br />

˘ Textilien: Wetterfeste Bekleidung zum Schutz vor Nässe und Schmutz<br />

˘ Oberflächenveredelung: Teppichböden, Möbel<br />

˘ Technik: Dichtungen und Lager (wegen guter Gleitfähigkeit), Kabelummantelung<br />

˘ Medizin- und Labortechnik: Implantate, Beschichtung von Laborgeräten<br />

˘ Optik: Linsen<br />

˘ Luftfahrt und Militärtechnik<br />

Die wasserlöslichen perfluorierten Verbindungen, wie PFOS und PFOA, werden<br />

hauptsächlich auf dem Wasserweg weiträumig verbreitet. Sie kommen<br />

nicht nur im Grundwasser – und damit auch im Trinkwasser – vor, auch in<br />

der Tiefsee, in der Arktis und sogar in den dort lebenden Tieren sind sie bereits<br />

angekommen. Als Hauptbelastungsquellen gelten Abwässer aus Industrie<br />

und Haushalten.<br />

Im Trinkwasser in Deutschland wurden perfluorierte Verbindungen nachgewiesen.<br />

Diese regional begrenzten Befunde standen allerdings im Zusammenhang<br />

mit der Aufbringung von Dünger auf landwirtschaftliche Nutzflächen,<br />

dem illegalerweise „Chemieabfall“ beigemischt worden war.<br />

PFOS und PFOA werden überwiegend in Körperflüssigkeiten, weniger im<br />

Fettgewebe, nachgewiesen, wobei in Lebewesen die PFOS-Konzentrationen<br />

höher als die von PFOA sind. Sie lassen sich auch im menschlichen Blut und<br />

in Muttermilch finden. Die Konzentrationen im menschlichen Körper und<br />

in der Umwelt sind allerdings sehr niedrig, so dass bisher keine schädlichen<br />

Wirkungen beobachtet wurden.<br />

35


2 chemiKAliensicheRheit<br />

Die in Deutschland im Blut nachgewiesenen PFT-Konzentrationen sind vergleichbar<br />

mit denen aus anderen europäischen Ländern, wie Belgien, Schweden<br />

oder Polen. Abbildung 2-1 stellt die Ergebnisse der Untersuchung von<br />

Blutproben der Umweltprobenbank des Bundes (siehe Kapitel 1 Was unsere<br />

Gesundheit beeinflusst) aus dem Zeitraum 1985 bis 2005 vor. In allen Proben<br />

wurden PFOS und PFOA deutlich oberhalb der Bestimmungsgrenze gefunden.<br />

Die PFOS-Gehalte sind seit 2001 rückläufig. Möglicherweise wirken sich<br />

die von einigen europäischen Unternehmen eingeführten Maßnahmen zur<br />

Verminderung der Einträge in die Umwelt und zur Reduzierung der Rückstände<br />

in Produkten bereits aus.<br />

Für das Inverkehrbringen und Anwenden von PFOS hat die Europäische Union<br />

seit Juni 2008 ein Verbot ausgesprochen (Richtlinie 2006/122/EG). Einige<br />

Anwendungen sind davon ausgenommen wie in der Halbleiterindustrie, für<br />

die es derzeit noch keine geeigneten Ersatzstoffe gibt. Hinsichtlich PFOA hat<br />

36


das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium, in Zusammenarbeit mit Behörden und Industrie,<br />

ein Pilotvorhaben gestartet, um die von PFOA ausgehenden Risiken<br />

zu bewerten. Außerdem setzt sich Deutschland dafür ein, das PFOS in das<br />

POPs-Übereinkommen aufgenommen wird. Damit wäre ein weltweites Verbot<br />

verbunden.<br />

Wie PFT in den Körper gelangen, <strong>ist</strong> nicht bekannt. Hier <strong>ist</strong> noch Aufklärungsarbeit<br />

notwendig, um wirksame Maßnahmen zum Schutz von Gesundheit<br />

und Umwelt ableiten zu können. Zur Ermittlung der entscheidenden<br />

Aufnahmewege und zur Beurteilung des gesundheitlichen Risikos sind Rückstände<br />

in verschiedenen Produkten und das Ausmaß der Kontamination des<br />

Trinkwassers und der Lebensmittel zu bestimmen.<br />

Gegenwärtig lässt das Umweltbundesamt Messungen in Innenräumen und<br />

an verbrauchernahen Produkten durchführen. Vom Bundesamt für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit wurde mit der Untersuchung bestimmter<br />

Lebensmittel begonnen (siehe auch Kapitel 3 Gesunde Ernährung<br />

<strong>ist</strong> wichtig). Um zu überprüfen, ob freiwillige Maßnahmen wirksam sind und<br />

ausreichen, untersucht das Umweltbundesamt Blutproben aus der Umweltprobenbank.<br />

Die Ergebnisse werden das weitere Vorgehen zum Schutz der<br />

Gesundheit und der Umwelt bestimmen.<br />

37


2 chemiKAliensicheRheit<br />

2.4 biozide nicht bedenkenlos einsetzen<br />

Bioziden sind Verbraucherinnen und Verbraucher im Haushalt in relativ hohem<br />

Maße sowohl freiwillig als auch unfreiwillig ausgesetzt.<br />

Biozide dienen dazu, Schadorganismen zu bekämpfen. Sie sollen je nach Produktart<br />

Schädigungen von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Baumaterialien<br />

(Holz) und anderen Produkten verhindern sowie Menschen und Haustiere<br />

vor Schädlingsbefall schützen.<br />

38<br />

Wie wirken Biozide?<br />

biozidhaltige Produkte sind dazu bestimmt, auf chemischem oder biologischem Wege<br />

Schadorganismen zu zerstören, abzuschrecken, unschädlich zu machen, Schädigungen<br />

durch sie zu verhindern oder sie in anderer Weise zu bekämpfen (Definition nach Chemikaliengesetz).<br />

wirkstoffe, die in Biozidprodukten eingesetzt werden, können auch in Pflanzenschutzmitteln<br />

enthalten sein. Ob ein bestimmtes Produkt/Mittel dem Pflanzenschutzgesetz<br />

oder dem Biozidrecht unterfällt, richtet sich nach dem vorgesehenen Anwendungsbereich<br />

bzw. dem Einsatzzweck.<br />

Ein Mittel gegen Mücken im Wohnbereich <strong>ist</strong> z.B. ein Biozidprodukt, ein Mittel gegen<br />

Blattläuse an Zimmerpflanzen dagegen ein Pflanzenschutzmittel. Für den privaten Endverbraucher<br />

ergibt sich durch diese unterschiedliche Einordnung jedoch kein Unterschied:<br />

Beide Rechtsbereiche sichern aufgrund eines strengen Zulassungsverfahrens<br />

den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher auf hohem Niveau.<br />

Die Eigenschaften von Bioziden, lebende Organismen zu bekämpfen, bergen<br />

jedoch auch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen für Mensch und<br />

Umwelt. Daher wurde durch die europäische Biozid-Richtlinie (98/8/EG) vorgeschrieben,<br />

dass Biozidprodukte erst dann gehandelt und verwendet werden<br />

dürfen, wenn sie zugelassen worden sind. Dies gilt seit dem Jahr 2002.<br />

Für bereits auf dem Markt befindliche „alte“ Produkte gelten Übergangs-


fr<strong>ist</strong>en. Sie dürfen vorläufig auf dem Markt bleiben – längstens bis 2010; bis<br />

dahin werden sie einer Prüfung unterzogen: Wenn diese Prüfung ein unannehmbares<br />

Risiko für Gesundheit und Umwelt zeigt, müssen diese Wirkstoffe<br />

und Produkte vom Markt genommen werden.<br />

Das europäische Biozidrecht wurde in das deutsche Chemikaliengesetz übernommen.<br />

Erste geprüfte und zugelassene Produkte werden etwa 2010 auf<br />

den Markt kommen. Bis dahin gelten die Übergangsvorschriften. Aber auch<br />

jetzt müssen Biozidprodukte schon richtig gekennzeichnet und auch gegebenenfalls<br />

mit Warnhinweisen versehen werden. Die vom Hersteller angegebenen<br />

Anwendungsvorschriften sind auf jeden Fall zu beachten, um Risiken für<br />

die eigene Gesundheit, von unbeteiligten Dritten und für die Umwelt zu vermeiden.<br />

39


2 chemiKAliensicheRheit<br />

40<br />

Was schreibt das Biozidrecht unter anderem vor?<br />

Das in das Chemikaliengesetz integrierte Biozidrecht schreibt vor, dass Biozide erst<br />

dann gehandelt und verwendet werden dürfen, wenn sie von der dafür zuständigen Behörde<br />

zugelassen worden sind.<br />

Ein Biozidprodukt darf nur dann eine Zulassung erhalten, wenn es nachweislich keine<br />

unannehmbaren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. Außerdem sollte es hinreichend<br />

wirksam sein. Es darf, wenn es gegen Tiere, wie Ratten und Mäuse, eingesetzt<br />

werden soll, deren Tod nicht quälerisch herbeiführen. Und es sollte nicht dazu führen,<br />

dass sich unempfindliche Schädlinge entwickeln.<br />

Biozidprodukte, die besonders bedenkliche Eigenschaften haben, sind per se für den<br />

privaten Endverbrauch verboten: Dazu zählen hohe Giftigkeit und insbesondere die Eigenschaft,<br />

Krebs zu erzeugen, das Erbgut zu verändern oder den Kinderwunsch zu beeinträchtigen.<br />

In Deutschland wurde die zulassungsstelle bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin eingerichtet. Die Zulassungsstelle <strong>ist</strong> auch der allgemeine Ansprechpartner<br />

für alle Fragen zu Bioziden und zum Biozidrecht.<br />

Biozide spielen eine nicht unerhebliche Rolle bei Vergiftungen. Seit 1990<br />

müssen Ärzte und Ärztinnen auf der Grundlage des Chemikaliengesetzes<br />

Gesundheitsstörungen, Vergiftungen und Verdachtsfälle auf Vergiftungen<br />

in Verbindung mit Chemikalien bei Kindern und Erwachsenen im privaten<br />

Bereich an das Bundesinstitut für Risikobewertung melden. Bis Ende 2007<br />

wurden dort rund 8.300 ärztliche Mitteilungen reg<strong>ist</strong>riert und ausgewertet.<br />

Etwa 13 Prozent der Meldungen standen im Zusammenhang mit Bioziden<br />

und Pflanzenschutzmitteln.<br />

biozide früher und heute<br />

In der Vergangenheit war hauptsächlich die Verwendung von Bioziden zur<br />

Schädlingsbekämpfung, als Schutzmittel für Holz, Schiffsrümpfe oder Mauerwerk<br />

sowie zu Desinfektionszwecken bekannt. Seit einiger Zeit setzt die Industrie<br />

Biozide vermehrt in Produkten des täglichen Bedarfs ein und stellt<br />

diesen Einsatz in der Produktwerbung ausdrücklich im Sinne einer Verkaufsförderung<br />

heraus. Dadurch hat in den vergangenen Jahren die Vermarktung<br />

biozidhaltiger Produkte für den häuslichen Gebrauch stark zugenommen.


Biozidhaltige Produkte, die im Haushalt verwendet werden, sind zum Beispiel<br />

Insektensprays und Mottenkugeln, aber auch Schimmelpilzwachstum<br />

verhindernde Wandfarben für Bad oder Küche, antibakterielle Haushaltsreiniger<br />

und die nicht direkt als solche erkennbaren Konservierungsmittel<br />

in Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika, Bauprodukten und Spielzeug<br />

(Knetgummi und Fingerfarben). Außerdem sind viele Gegenstände im Wohnbereich<br />

mit Bioziden versetzt, was an der Bezeichnung „ausgerüstet“ oder<br />

„sanitized“ zu erkennen <strong>ist</strong>. Dazu gehören vor allem Teppiche, die gegen<br />

Motten- und Käferbefall ausgerüstet sind, aber neuerdings auch „sanitized“<br />

Badegarnituren und ähnliches. Auch Strümpfe, Funktionsunterwäsche und<br />

Sport-Shirts sind heute oft „sanitized“ und werden damit beworben.<br />

Eine Marktrecherche, die im Rahmen einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

2004/2005 durchgeführt wurde, ergab Informationen zu biozidhaltigen<br />

Produkten des täglichen Bedarfs und den darin enthaltenen bioziden<br />

Wirkstoffen. 20 Wirkstoffe wurden für eine eingehende Betrachtung<br />

ausgewählt: 15 Wirkstoffe wurden als Desinfektionsmittel angewendet und<br />

fünf als Insektizide und Repellentien (Mittel zur Abschreckung von Insekten).<br />

Die Hälfte der Stoffe kann zu Reizwirkungen auf Haut und Schleimhäuten sowie<br />

zur Sensibilisierung führen. Dazu gehören beispielsweise Formaldehyd,<br />

Isothiazolinone, Glutaraldehyd und Triclosan.<br />

41


2 chemiKAliensicheRheit<br />

desinfektion – wozu?<br />

Der Einsatz von desinfizierenden Stoffen im Privatbereich, wie Triclosan, <strong>ist</strong><br />

als besonders bedenklich anzusehen. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium sieht<br />

zum einen einen solchen Einsatz im Normalfall als überflüssig an. Zum anderen<br />

kann ein solcher überflüssiger Einsatz auch noch dazu führen, dass<br />

eine an anderer Stelle wichtige Waffe stumpf wird: Triclosan wird nämlich<br />

auch im ärztlichen Bereich eingesetzt und dort wirklich benötigt. Dennoch<br />

findet es beliebigen Einsatz in Haushaltsreinigern, Textilien und anderen Gegenständen<br />

des täglichen Bedarfs, außerdem in Seifen und Kosmetika, die<br />

aber nicht dem Chemikaliengesetz unterliegen. Diese breite Verwendung<br />

könnte die Res<strong>ist</strong>enzbildung von Bakterien fördern. Dann werden Desinfektionsmittel<br />

in Krankenhäusern und Arztpraxen sowie Behandlungstherapien<br />

für Mensch und Tier wirkungslos. Das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />

empfiehlt, aus Vorsorgegründen den Einsatz von Triclosan auf das unbedingt<br />

notwendige Maß im ärztlichen Bereich zu beschränken.<br />

42<br />

Wodurch wird die Res<strong>ist</strong>enzentwicklung bei Bakterien<br />

begünstigt?<br />

Biozide wirken in Abhängigkeit von ihrer Konzentration, weshalb die richtige Dosierung<br />

und sachgerechte Anwendung entscheidend <strong>ist</strong>.<br />

Triclosan wird zur Desinfektion im ärztlichen Bereich so dosiert, dass es Bakterien abtötet.<br />

Dagegen kann es speziell in den sachfremden Bereichen nur in niedriger Konzentration<br />

zum Einsatz kommen. Diese niedrige Dosierung tötet die Erreger nicht ab, kann<br />

aber zur Res<strong>ist</strong>enzbildung führen. Ob diese Res<strong>ist</strong>enzentwicklung auch mit einer Antibiotikares<strong>ist</strong>enzentwicklung<br />

einhergeht, <strong>ist</strong> noch nicht abschließend geklärt.<br />

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher, Triclosan auf das unbedingt<br />

notwendige Maß im ärztlichen Bereich zu beschränken.<br />

Quelle: Stellungnahme Nr. 030/2006 des Bundesinstituts für Risikobewertung<br />

vom 8. Mai 2007: Triclosan nur im ärztlichen Bereich anwenden, um<br />

Res<strong>ist</strong>enzbildung vorzubeugen


iozide in Reinigungsmitteln ….<br />

Wenn Biozide in Flüssigkeiten wie Haushaltsreinigern eingesetzt werden, <strong>ist</strong><br />

ein Kontakt mit der Haut nicht auszuschließen. Außerdem können Dämpfe<br />

entstehen, die eingeatmet werden. Besonders gesundheitsgefährdend <strong>ist</strong><br />

auch das Versprühen von Biozidprodukten, vor allem von Insektiziden und<br />

Desinfektionsmitteln, da hier das Einatmen vorprogrammiert <strong>ist</strong>. Beim Versprühen<br />

kann zudem ein Aerosol entstehen, das noch längere Zeit in der<br />

Raumluft schwebt und nicht nur eingeatmet, sondern auch über die Haut<br />

aufgenommen werden kann. Mit der Zeit lagern sich die Aerosoltröpfchen<br />

an Oberflächen von Einrichtungsgegenständen und im Staub an. Auch aus<br />

während der Herstellung behandelten Materialien können Biozide über sehr<br />

lange Zeit ausgasen, wenn auch in geringen Konzentrationen und in Abhängigkeit<br />

von der Raumtemperatur. Sie lagern sich ebenfalls im Hausstaub ab.<br />

Ob und welche Biozide in der Wohnung angewendet oder über das Mobiliar<br />

eingebracht wurden, kann zum Beispiel durch die Untersuchung von Hausstaub<br />

festgestellt werden (siehe Kapitel 6 „Dicke Luft“ zu Hause?).<br />

43


2 chemiKAliensicheRheit<br />

... und nun auch in textilien<br />

Zunehmend werden auch körpernah getragene Textilien, wie Sport- und<br />

Freizeitkleidung, antibakteriell ausgerüstet. Damit wird der Zweck verfolgt,<br />

die Zersetzung von Schweiß durch Bakterien zu verhindern und der Geruchsbildung<br />

entgegenzuwirken. Zur Anwendung kommen beispielsweise Silberionen,<br />

Isothiazoline und Triclosan. Das größte Problem bei antibakteriell<br />

ausgerüsteten Textilien stellt neben möglichen allergischen Reaktionen eine<br />

mögliche Beeinträchtigung der hauteigenen, für die Hautgesundheit wichtigen<br />

Bakterienflora und die Umweltbelastung durch den Waschvorgang insbesondere<br />

die Res<strong>ist</strong>enzbildung dar. Hier müssen die Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher selbst hinterfragen, ob ein derart ausgerüstetes Produkt überhaupt<br />

sinnvoll <strong>ist</strong>: Denn schließlich gibt es bei regelmäßiger Textilpflege<br />

durch Waschen keinen Bakterienbefall, der bekämpft werden müsste.<br />

biozide in haushalten mit Kindern<br />

Da Biozidprodukte teilweise biologisch sehr wirksame Stoffe enthalten, kann<br />

der unsachgemäße oder nicht bestimmungsgemäße Umgang mit ihnen die<br />

menschliche Gesundheit – besonders die der Kinder – gefährden. Dies gilt<br />

im Übrigen auch dann, wenn ein Biozidprodukt von der Zulassungsstelle<br />

zugelassen worden <strong>ist</strong>. Auch dann bleibt ein Biozidprodukt, wenn es gegen<br />

Schadorganismen wirksam sein soll, potenziell gefährlich. Wie groß diese<br />

Gefährdung <strong>ist</strong>, hängt ab von Art und Konzentration der Biozide in den<br />

Produkten und von der Dauer und der Art der Exposition – wie Haut- und<br />

Schleimhautkontakt.<br />

Doch auch in Haushalten mit Kindern werden verschiedene Mittel zur<br />

Schädlingsbekämpfung verwendet. Einen Überblick verschafft Tabelle 2-1.<br />

Sie <strong>ist</strong> das Ergebnis der Elternbefragung, die im Rahmen des Kinder-Umwelt-Surveys<br />

(siehe Kapitel 1 Was unsere Gesundheit beeinflusst) zur Erfassung<br />

belastungsrelevanter Verhaltensweisen durchgeführt wurde. In 35 Prozent<br />

wurde eins der aufgeführten Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet,<br />

in weiteren 29 Prozent zwei und mehrere dieser Produkte und nur in 36<br />

Prozent keines. Kinder sollten sich auf keinen Fall in Räumen während und<br />

auch nach dem Versprühen oder Verdampfen von biozidhaltigen Produkten<br />

aufhalten. Erst nach ausgiebigem Lüften kann dies wieder geschehen.<br />

44


Da Kinder gerne mit Haustieren kuscheln, stellt eine Parasitenbekämpfung<br />

ein besonderes gesundheitliches Risiko dar, wenn Eltern oder andere Betreuungspersonen<br />

nicht die vom Hersteller angegebenen Karenzzeiten beachten.<br />

Diesem Risiko könnten möglicherweise knapp 20 Prozent der Kinder ausgesetzt<br />

gewesen sein. Es gilt die Regel, dass jeglicher Kontakt mit den vierbeinigen<br />

oder gefiederten Freunden, wenn sie mit Mitteln gegen Flöhe, Milben<br />

oder andere Schadorganismen behandelt worden sind, zu vermeiden <strong>ist</strong>. Entsprechende<br />

Angaben des Herstellers sind zu beachten.<br />

Tabelle 2-1<br />

Anwendung von Bioziden in Haushalten mit Kindern 2003<br />

bis 2006<br />

Antwort auf die Frage: Werden in dieser Wohnung/diesem Haus folgende chemische<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet?<br />

Interviewfragen Zahl der<br />

Haushalte %<br />

Zum Vorratsschutz<br />

Ja Nein<br />

Zahl der<br />

Haushalte %<br />

(z.B. vor Ameisen, Schaben) 285 15,9 1.504 84,1<br />

Zur Insektenvernichtung<br />

(z.B. Elektroverdampfer, Insektenspray) 273 15,2 1.516 84,8<br />

Gegen Schimmelbefall 265 14,8 1.523 85,2<br />

Zum Textilschutz (z.B. Mottenkugeln) 256 14,3 1.532 85,7<br />

Zum Vorratsschutz vor Ratten, Mäuse 33 1,8 1.757 98,2<br />

Zum Körperschutz (z.B. gegen Kopfläuse) 266 14,8 1.524 85,2<br />

Zur Tierpflege ( z.B. gegen Flöhe, Zecken) 333 18,6 1.456 81,4<br />

Zum Pflanzenschutz (z.B. gegen Blattläuse) 184 10,3 1.606 89,7<br />

Die im Interview erfragten Mittel fallen nicht alle unter die Regelungen<br />

für Biozide. Die Mittel gegen Parasiten beim Menschen sind Arzneimittel,<br />

die bei Tieren Tierarzneimittel und die zum Pflanzenschutz Pflanzenschutzmittel.<br />

45


GesUnde eRnähRUnG<br />

<strong>ist</strong> wichtiG<br />

46


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

Viele Menschen fühlen sich durch die Medienberichterstattung über Pestizide<br />

in Obst und Gemüse, Dioxine in Eiern, Gammelfleischskandale und ähnliches<br />

verunsichert. Umfrageergebnissen zufolge sieht ein Fünftel der Deutschen<br />

für sich selber eine starke Gesundheitsbelastung durch Schadstoffe in<br />

Lebensmitteln. Gegenüber 2004 haben die Bedenken sogar zugenommen.<br />

Das geht aus der vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Repräsentativumfrage<br />

2006 „Umweltbewusstsein in Deutschland“ hervor.<br />

Die folgenden Kapitel veranschaulichen die Situation in Deutschland. Sicher<br />

<strong>ist</strong>: Falsches Essverhalten „zu viel, zu fett, zu süß“ stellt nach wie vor<br />

das größte nahrungsbedingte Risiko dar, gefolgt von Infektionen und Vergiftungen<br />

durch mangelnde Hygiene beim Umgang mit Lebensmitteln beziehungsweise<br />

durch natürliche Giftstoffe wie Schimmelpilze in Lebensmitteln.<br />

Gesundheitsschäden durch Umwelteinflüsse auf Lebensmittel (nachfolgend<br />

als Umweltkontaminanten bezeichnet), sind in Deutschland eher die Ausnahme.<br />

48


Kontaminanten in Lebensmitteln<br />

Umweltkontaminanten sind ungewollte Verunreinigungen, die aus dem Boden, dem Wasser<br />

oder der Luft stammen. Sie können geogenen (natürlich in der Umwelt vorkommend)<br />

oder anthropogenen (durch den Menschen in die Umwelt eingebracht) Ursprungs sein.<br />

Me<strong>ist</strong> handelt es sich um Schwermetalle und „langlebige“ (pers<strong>ist</strong>ente) chlororganische<br />

Verbindungen, wie z.B. Dioxine, die durch industrielle Prozesse in die Umwelt und damit<br />

in die Lebensmittel gelangen.<br />

Als industriekontaminanten bezeichnet man Verunreinigungen, die im Zuge der verschiedenen<br />

Verarbeitungsstufen von Lebensmitteln entstehen (z.B. Acrylamid in Pommes<br />

Frites) oder aus der Verpackung in Lebensmittel übertreten (z.B. Zinn bei Lebensmitteln<br />

in Dosen) können.<br />

Bei Rückständen handelt es sich um Reste von Stoffen, die im Zusammenhang mit der<br />

Produktion, Verarbeitung und Lagerung pflanzlicher oder tierischer Lebensmittel absichtlich<br />

wegen einer erwünschten Wirkung eingesetzt werden, wie Dünge-, Pflanzenschutzund<br />

Tierarzneimittel. Werden diese Stoffe oder deren Umwandlungsprodukte bis zum<br />

Verzehr der Pflanzen oder Tiere als Lebensmittel nicht vollständig abgebaut oder ausgeschieden,<br />

werden sie als Rückstände vom menschlichen Organismus aufgenommen.<br />

Neben dem Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

kümmert sich auch das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium um die<br />

Sicherheit von Lebensmitteln. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium <strong>ist</strong> dafür<br />

verantwortlich, dass von Umweltkontaminanten in Lebensmitteln keine gesundheitlichen<br />

Risiken ausgehen. Handelt es sich dagegen um Industriekontaminanten<br />

oder Rückstände (siehe Kasten 3-1), die ebenfalls gesundheitsschädlich<br />

sein können, <strong>ist</strong> das Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefordert.<br />

Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium trägt darüber hinaus mit Sorge dafür, dass<br />

unser Tisch vielseitig gedeckt bleibt. Durch den Schutz der biologischen Vielfalt<br />

(Biodiversität) bleiben genetische Ressourcen erhalten, die erforderlich<br />

sind, um ein vielseitiges Nahrungsangebot langfr<strong>ist</strong>ig zu sichern.<br />

49


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

Auch der Klimaschutz, für den das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium federführend<br />

<strong>ist</strong>, steht im Zusammenhang mit der Sicherung gesunder Lebensmittel. Maßnahmen,<br />

die eine weitere Klimaerwärmung verlangsamen, dienen dem Erhalt<br />

von klimatischen Bedingungen, die eine ertragreiche und nachhaltige<br />

Pflanzen- und Tierproduktion sichern (siehe auch Kapitel 7 Klimawandel –<br />

wir tun was).<br />

3.1 die amtliche lebensmittelüberwachung<br />

bringt es an den tag<br />

<strong>Umweltschutz</strong> <strong>ist</strong> ein wichtiges Standbein der Lebensmittelsicherheit. Umweltrecht<br />

und Umwelttechnik tragen dazu bei, in Produktionsprozessen, bei<br />

der Energieerzeugung und bei der Entsorgung von Abfällen Verunreinigungen<br />

der Umwelt zu vermeiden beziehungsweise auf das unumgängliche Maß<br />

zu reduzieren. Umweltpolitik schafft damit wichtige Voraussetzungen für<br />

die Produktion gesunder, weitestgehend unbelasteter Lebensmittel. Was dennoch<br />

an Umweltkontaminanten in Lebensmitteln zu finden <strong>ist</strong>, wird von der<br />

amtlichen Lebensmittelüberwachung überprüft.<br />

Lebensmittel werden in Deutschland schon seit 130 Jahren überwacht. Heutzutage<br />

gilt das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch<br />

(LFBG). Danach <strong>ist</strong> es verboten, Lebensmittel für andere derart herzustellen<br />

oder zu behandeln, dass ihr Verzehr gesundheitsschädlich <strong>ist</strong>. Das<br />

LFBG sieht zudem Vorschriften vor, auf deren Grundlage die Lebensmittel<br />

amtlich untersucht werden. Die amtliche Lebensmittelüberwachung der Länder<br />

prüft risikoorientiert und anhand von Stichproben, ob die lebensmittelrechtlichen<br />

Anforderungen eingehalten werden. Die Prüfergebnisse werden<br />

im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gesammelt<br />

und ausgewertet (mehr dazu unter www.bvl.bund.de/lebensmittelmonitoring).<br />

Die Ergebnisse des Lebensmittel-Monitorings aus dem Zeitraum 1995 bis<br />

2007 zeigen, dass die Verunreinigung der weit überwiegenden Mehrzahl<br />

von Lebensmitteln mit Umweltkontaminanten insgesamt gering <strong>ist</strong>. Die<br />

rechtsverbindlichen Höchstgehalte zur Begrenzung des Schadstoffgehalts<br />

werden bis auf wenige Ausnahmen nicht überschritten.<br />

50


Als Höchstgehalte oder Höchstmengen werden im Lebensmittelrecht üblicherweise<br />

die Grenzwerte bezeichnet, die im nationalen oder im EU-Recht<br />

für Kontaminanten verbindlich festgelegt wurden. So enthält zum Beispiel<br />

die EG-Kontaminantenverordnung ((EG) Nr. 1881/2006) EU-weit einheitliche<br />

Höchstgehalte für Blei, Cadmium, Quecksilber, Dioxine und dioxinähnliche<br />

PCB. Höchstgehalte vermeiden „Belastungsspitzen“ und tragen zur<br />

Verminderung der lebensmittelbedingten Aufnahme von schädlichen Kontaminanten<br />

bei. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium hat im Internet die geltenden<br />

europäischen und nationalen Rechtsvorschriften veröffentlicht (www.bmu.<br />

de/gesundheit_und_umwelt/lebensmittelsicherheit/gesetzgebung/doc/2431.php).<br />

51


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

3.2 belastung mit schwermetallen<br />

vorwiegend gering<br />

Die Schwermetalle Blei, Cadmium und Quecksilber gehören zu den Kontaminanten<br />

in Lebensmitteln, von denen je nach Gehalt gesundheitliche Gefahren<br />

für die Verbraucherinnen und Verbraucher ausgehen können. Blei kann<br />

beispielsweise die Intelligenzentwicklung bei Kindern beeinträchtigen, wenn<br />

sie dem Blei im Mutterleib über den Blutkreislauf der Mutter ausgesetzt waren.<br />

Cadmium und Quecksilber können unter anderem die Nieren schädigen.<br />

Schwermetalle kommen natürlicherweise in der Umwelt vor. Ihr Vorkommen<br />

rührt aber auch aus Eingriffen des Menschen in die Umwelt, <strong>ist</strong> also<br />

auch „hausgemacht“, Fachleute bezeichnen dies als anthropogen bedingt.<br />

Schwermetalle werden in nahezu allen Industriebereichen in vielfältiger<br />

Weise technisch genutzt.<br />

52<br />

Wo kommen die „hausgemachten“ Schwermetalle her?<br />

˘ Schwermetalle gelangen als Produktionsabfälle beim Erzbergbau, bei der Verhüttung,<br />

durch die metallverarbeitende Industrie sowie bei der Nutzung fossiler Brennstoffe in<br />

die Umwelt.<br />

Besondere Quellen für Umweltbelastungen:<br />

˘ blei: Glas- und Zementproduktion, Rostschutzmittel, Abrieb von Reifen, Bremsen und<br />

Straßenbelägen<br />

˘ cadmium: Metallgewinnung und -verarbeitung, mineralische Düngemittel, Klärschlamm,<br />

Abfälle<br />

˘ Quecksilber: Verhüttung, Zement- und Kunststoffproduktion, elektrische Apparate<br />

und Geräte, Klärschlamm, Abfälle


Die Gehalte an Blei und Cadmium in Lebensmitteln sind infolge einer ganzen<br />

Reihe umweltgesetzlicher Regelungen, wie zum Beispiel dem Verbot von<br />

verbleitem Kraftstoff und strengen Grenzwerten für den Ausstoß von Blei<br />

und Cadmium aus industriellen Anlagen, in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen.<br />

Deutlich <strong>ist</strong> der Rückgang bei Fleisch und Weizen zu erkennen.<br />

Im Weizen halbierte sich der mittlere Bleigehalt im Zeitraum von 1997<br />

bis 2006 auf etwa 0,02 Milligramm Blei pro Kilogramm Weizen.<br />

Fisch darf auf keinem teller fehlen<br />

Fisch enthält wichtige Nährstoffe und sollte deshalb ein fester Bestandteil<br />

unserer Ernährung sein. Je nach Verunreinigung des Gewässers, dem Alter<br />

und der Art der Fische können diese mehr oder weniger mit Quecksilber belastet<br />

sein. Im Regelfall geht vom Quecksilbergehalt in Fischen kein gesundheitliches<br />

Risiko für den Menschen aus.<br />

53


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

Das gilt jedoch nicht für besonders exponierte, langsam wachsende, am<br />

Ende der Nahrungskette stehende und ein hohes Lebensalter erreichende<br />

Fischarten. Insbesondere Raubfische sind allgemein höher mit Quecksilber<br />

belastet als Friedfische. Durch rechtliche Regelungen sind EU-weit Höchstgehalte<br />

für Quecksilber in Fischen und Fischereierzeugnissen festgelegt. Bei<br />

Einhaltung dieser Höchstgehalte, die durch die Lebensmittelüberwachung<br />

kontrolliert wird, <strong>ist</strong> eine gesundheitliche Gefährdung der Allgemeinbevölkerung<br />

bei den in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten nicht zu erwarten.<br />

Allerdings gelten Schwangere und Stillende beziehungsweise deren<br />

Föten und Neugeborene als besondere Risikogruppe, wenn regelmäßig bestimmte<br />

Fische oder größere Mengen bestimmter Fische von den Müttern<br />

verzehrt werden.<br />

54<br />

Auf den Verzehr dieser Fischarten sollten Schwangere und<br />

Stillende verzichten<br />

Schwangere und Stillende sollten auf den Verzehr von Haifisch (als „Schillerlocken“ im<br />

Handel), Buttermakrele, Aal, Steinbeißer, Schwertfisch, Heilbutt, Hecht und Seeteufel sowie<br />

Thunfisch verzichten, da diese Raubfische und Erzeugnisse daraus potenziell höher<br />

mit Quecksilber belastet sein können.<br />

In Deutschland wurde der Eintrag von Quecksilber in die Umwelt bereits<br />

frühzeitig stark vermindert. Durch die Einführung quecksilberfreier Produktionsverfahren<br />

und spezieller Abgasreinigungstechniken wurde in<br />

Deutschland zwischen 1985 (154 Tonnen) und 1995 (31 Tonnen) eine Verringerung<br />

der Emissionen um 80 Prozent erreicht.<br />

Auf europäischer Ebene wurde 2005 die EU-Quecksilberstrategie geschaffen,<br />

mit der eine globale Verringerung der Quecksilberbelastung erreicht<br />

werden soll. In diesem Rahmen wurde 2007 die Richtlinie 2007/51/EG zur<br />

Beschränkung des Inverkehrbringens bestimmter quecksilberhaltiger Messinstrumente<br />

(wie Thermometer, Batterien) verabschiedet. Sie schränkt die Vermarktung<br />

dieser Produkte in der EU ein. Ergänzend dazu hat die EU im Mai<br />

2008 ein Exportverbot für Quecksilber aus der EU beschlossen, das ab 2011<br />

gelten wird. Außerdem sollen die Sicherheit der Lagerung von Produktionsüberschüssen<br />

verbessert und die nach dem Stand der Technik anerkannten<br />

Beseitigungsoptionen festgelegt werden. Darüber hinaus setzt sich Deutsch-


land beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) für ein weltweites<br />

Quecksilberverbot ein.<br />

3.3 Rückläufige entwicklung bei dioxinen und Pcb<br />

Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) haben gemeinsam, dass sie in<br />

der Umwelt schwer abbaubar (pers<strong>ist</strong>ent) sind. Die Kontamination von Pflanzen<br />

findet vorwiegend über anhaftende Bodenreste statt. Über Futtermittel<br />

gelangen diese Stoffe in den tierischen Organismus. Da diese Chemikalien<br />

fettlöslich sind, reichern sie sich im Fettgewebe von Tier und Mensch an.<br />

Während der Stillperiode gehen sie in die Muttermilch über. Wegen dieser<br />

Eigenschaften und ihrer Giftigkeit gehören Dioxine und PCB zu dem „dreckigen<br />

Dutzend“, den pers<strong>ist</strong>enten organischen Schadstoffen, die als „POPs“,<br />

weltweit geächtet sind (siehe Kapitel 2 Chemikaliensicherheit).<br />

Die Auswertung der Messwerte für Dioxine und PCB in den Umweltmedien<br />

Luft, Wasser und Boden zeigt, dass die auf den Weg gebrachten <strong>Umweltschutz</strong>maßnahmen<br />

erfolgreich sind. Die allgemeine Belastung der Umwelt<br />

mit diesen Stoffen, die so genannte Hintergrundbelastung, <strong>ist</strong> seit Jahren abnehmend<br />

und inzwischen sehr gering.<br />

55


3 gesunde ernährung <strong>ist</strong> wichtig<br />

Entsprechend gering <strong>ist</strong> deshalb auch das Belastungsniveau in den me<strong>ist</strong>en<br />

Lebensmitteln. Die Hintergrundbelastung der Umwelt führt heutzutage in aller<br />

Regel nicht zu Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte für Dioxine<br />

und PCB in Lebensmitteln wie Milch, Fleisch oder Eiern sowie Obst, Gemüse<br />

und Getreide einschließlich Fertigmenüs für Säuglinge und Kleinkinder.<br />

Milch gehört zu den am umfangreichsten untersuchten Lebensmitteln. Untersuchungen<br />

belegen, dass die Dioxinbelastung zwischen 1987 und 2006<br />

um rund 80 Prozent von etwa 2,3 auf rund 0,4 Pikogramm Dioxinäquivalente<br />

je Gramm Milchfett zurückgegangen <strong>ist</strong> (Abbildung 3-1).<br />

56


Auch in Eiern werden in aller Regel keine nennenswerten Dioxingehalte festgestellt.<br />

Dabei kommt es nicht darauf an, aus welchen Haltungsformen die<br />

Eier stammen.<br />

In den Jahren 2004 bis 2006 wurden von den Ländern im Handel Eierproben<br />

von Hühnern aus den Haltungsformen „Freiland“, „Bodenhaltung“ und „Käfighaltung“<br />

entnommen. Die Proben wurden nicht repräsentativ erhoben,<br />

die Untersuchungen haben deshalb nur orientierenden Charakter. Die untersuchten<br />

Eier aus der Boden- oder Freilandhaltung enthielten durchschnittlich<br />

zwar geringfügig höhere Dioxingehalte als die Eier aus der Käfig- und<br />

Bodenhaltung, dennoch lagen die Gehalte in Eiern von Hühnern aus Freilandhaltung<br />

im Mittel deutlich unter dem EU-weit geltenden Höchstgehalt<br />

von 3 Pikogramm Dioxinäquivalenten pro Gramm Eifett. In allen Haltungsformen<br />

wurde der rechtsverbindliche Höchstgehalt nur gelegentlich geringfügig<br />

überschritten (siehe Tabelle 3-1).<br />

57


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

58


Tabelle 3-1<br />

Mittlere Dioxingehalte in Eiern von Hühnern in unterschiedlichen<br />

Haltungsformen für die Jahre 2004 bis 2006<br />

Jahr Anzahl Konzentration<br />

[pg/g]<br />

Käfighaltung Bodenhaltung Freiland<br />

Anzahl Konzentration<br />

[pg/g]<br />

Anzahl Konzentration<br />

[pg/g]<br />

2004 36 0,28 19 0,45 53 0,63<br />

2005 35 0,61 41 0,32 99 1,02<br />

2006 27 0,22 25 0,62 32 0,82<br />

Angegeben sind die Mittelwerte in pg WHO-PCDD/F-TEQ pro Gramm Eifett<br />

pg = Pikogramm, 1 billionstel Gramm<br />

Immer, wenn Meldungen über mit Dioxin oder PCB belastete Lebensmittel<br />

in Europa die Runde machten, waren dafür punktuelle Verunreinigungen<br />

in der Produktionskette verantwortlich. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium hat<br />

deshalb einen Leitfaden für Nutztierhalter<br />

veröffentlicht, mit dem sich die<br />

Quellen solcher Belastungen bei der Lebensmittelproduktion<br />

aufspüren lassen.<br />

Der Leitfaden gibt Hühner-, Rinder- und<br />

Schweinehaltern Hinweise, wie sie Dioxin-<br />

und PCB-Einträge bei der Produktion<br />

von Milch, Fleisch und Eiern erfolgreich<br />

verhindern können. Er enthält<br />

Fragebögen zur Betriebsanalyse, die als<br />

Grundlage für die möglichst vollständige<br />

und systematische Erfassung solcher<br />

Kontaminationsquellen (Schrottplätze,<br />

Abfallverbrennung, Einsatz von Reinigungs-<br />

und Desinfektionsmitteln) dienen<br />

sollen.<br />

59


3 GesUnde eRnähRUnG <strong>ist</strong> wichtiG<br />

Vorsicht bei „dorschleber in Öl“<br />

Seit Anfang Juli 2008 gilt EU-weit ein Höchstgehalt (Grenzwert) in Höhe von<br />

25 Pikogramm je Gramm Frischgewicht für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen<br />

PCB in Fischleber und ihren Verarbeitungserzeugnissen. In<br />

Deutschland wird Fischleber üblicherweise als „Dorschleber in Öl“ verzehrt,<br />

die in Konserven auf den Markt gebracht wird. Nach Auffassung des Bundesumweltmin<strong>ist</strong>eriums<br />

<strong>ist</strong> der Schutz der Gesundheit der Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher bei regelmäßigem Konsum von Dorschleber in Öl nicht gewährle<strong>ist</strong>et,<br />

auch wenn dieses Produkt den oben genannten Grenzwert einhält.<br />

Überschreitungen der maximal tolerablen Aufnahmemenge für Dioxine<br />

und dioxinähnliche PCB können dann nicht ausgeschlossen werden. Aus<br />

Gründen des vorbeugenden <strong>Gesundheitsschutz</strong>es wird deshalb empfohlen,<br />

Dorschleber in Öl in der üblichen Portionsgröße von 150 Gramm höchstens<br />

alle 2 Monate zu verzehren.<br />

3.4 weitere Kontaminanten<br />

Unbearbeitete Lebensmittel enthalten mit wenigen Ausnahmen keine oder<br />

nur geringe Mengen an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />

(PAK). PAK – einige von ihnen wie Benzo(a)pyren sind krebserzeugend – entstehen<br />

in der Regel erst bei der Zubereitung, zum Beispiel durch das Grillen,<br />

Rösten, Braten und Backen, aber auch bei der Herstellung und Verarbeitung<br />

durch Darren beziehungsweise Trocknen im direkten Kontakt mit<br />

offener Flamme oder Rauchgasen. Die Ablagerung von PAK auf Pflanzen aus<br />

der Luft durch die Abgase von Kraftfahrzeugen, Einzelfeuerungsanlagen und<br />

Heizungen <strong>ist</strong> im Hinblick auf einen Beitrag zur Kontamination von Lebensmitteln<br />

in ihrer Menge relativ unbedeutend. Die festgestellten PAK-Gehalte<br />

in Lebensmitteln hängen vielmehr entscheidend von der Weiterverarbeitung<br />

der Lebensmittel ab, vor allem von der Art der Konservierung sowie der Zubereitung.<br />

Bei den PAK handelt es sich also nicht in erster Linie um Umweltkontaminanten.<br />

Auf PAK wird daher nicht weiter eingegangen.<br />

60


PFt–neu im Programm<br />

Perfluorierte Tenside (PFT) machen erst seit einigen Jahren verstärkt auf<br />

sich aufmerksam. Zu dieser Gruppe gehören viele Verbindungen. Am besten<br />

untersucht sind Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure<br />

(PFOA). Sie sind in der Umwelt schwer abbaubare und bioakkumulierende<br />

Stoffe und stehen im Verdacht, gesundheitsschädliche Eigenschaften zu<br />

besitzen. In der Umwelt weit verbreitet, wurden sie inzwischen auch im<br />

menschlichen Blut nachgewiesen. Wie sie in die Umwelt und in den menschlichen<br />

Körper gelangen, <strong>ist</strong> weitestgehend noch unklar. Hierzu laufen derzeit<br />

verschiedene Untersuchungen. Tatsache <strong>ist</strong>, dass sie in vielen verbrauchernahen<br />

Produkten vorkommen (siehe Kapitel 2 Chemikaliensicherheit).<br />

In dem vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />

koordinierten und 2007 begonnenen Programm PFT in bestimmten<br />

Lebensmitteln wird geprüft, in welchen Lebensmitteln die Chemikalien<br />

vorkommen. Untersucht wurden zunächst Wildschweinleber, Fische und<br />

Fischzuschnitte sowie Wurzelgemüse. Das weitere Vorgehen hängt von<br />

den Ergebnissen ab.<br />

61


wozU deR läRm?<br />

62


4 wozU deR läRm?<br />

Lärm <strong>ist</strong> jedes unerwünschte oder gesundheitsschädliche Geräusch. Das Ohr<br />

nimmt die Geräusche bewusst oder unbewusst auf – auch im Schlaf – und<br />

verarbeitet die darin enthaltenen Informationen.<br />

Geräusche entstehen durch Schwingungen und breiten sich in der Luft<br />

als Schallwellen aus. Die Stärke des Schalls, also die Lautstärke, kann man<br />

messen. Die Messgröße heißt Schalldruck, der angezeigte Messwert <strong>ist</strong> der<br />

Schalldruckpegel und wird in Dezibel angegeben. Das Lautstärkeempfinden<br />

eines Schallereignisses wird dabei grundsätzlich durch diesen Schalldruck<br />

und durch die Frequenz bestimmt. Die Frequenz bedingt die Tonhöhe. Je<br />

höher die Frequenz, desto höher wird der Ton (oder das Geräusch) wahrgenommen.<br />

64<br />

Frequenz und Schalldruckpegel<br />

Die Frequenz (Anzahl der Schwingungen pro Sekunde), gemessen in Hertz (Hz) bestimmt<br />

die Tonhöhe. Das menschliche Ohr vermag Töne zwischen 16 und 20.000 Hz zu<br />

reg<strong>ist</strong>rieren. Die beste Aufnahmefähigkeit liegt im Bereich zwischen 1.000 und 4.000 Hz.<br />

Die Intensität des Schalls wird durch den schalldruckpegel definiert – gemessen in<br />

Dezibel [dB(A)]. Der Zusatz „A“ zeigt an, dass eine Bewertung entsprechend der<br />

unterschiedlichen Gehörempfindlichkeit bei verschiedenen Frequenzen vorgenommen<br />

wurde.<br />

Zur Beurteilung der Geräuschbelastung werden nicht Einzelgeräusche, sondern<br />

mittelungspegel, die sich aus Einzelgeräuschen über einen bestimmten Zeitraum<br />

zusammensetzen, herangezogen.<br />

0 dB entspricht der normalen hörschwelle bei 2.000 Hz


Lärm beeinträchtigt nicht nur das menschliche Wohlbefinden, starke Lärmeinwirkungen<br />

oder dauerhafter Lärm können die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit negativ<br />

beeinflussen oder sogar krank machen.<br />

Die Bekämpfung von Lärm <strong>ist</strong> daher ein Schwerpunktthema des <strong>Umweltschutz</strong>es.<br />

Auf der politischen Agenda steht vor allem der Verkehrslärm, dem<br />

Menschen in ihrem Wohnumfeld ausgesetzt sind.<br />

Die Broschüre gibt die Lärmbelastung der Bevölkerung in Deutschland an<br />

und stellt dar, welche gesundheitlichen Risiken beobachtet werden und wie<br />

dem Lärm begegnet wird.<br />

4.1 lärm <strong>ist</strong> schädlich<br />

Je stärker ein Geräusch <strong>ist</strong>, desto mehr Menschen empfinden es als unangenehm.<br />

Sie fühlen sich belästigt oder gestört, wenn Lärm das Befinden beeinträchtigt.<br />

Nicht unerheblich <strong>ist</strong> dabei die Einstellung zur Geräuschquelle und<br />

zum Verursacher. Geräusche, die man beispielsweise selbst durch die Benutzung<br />

von Geräten verursacht, werden me<strong>ist</strong>ens nicht als störend empfunden.<br />

65


4 wozU deR läRm?<br />

Tabelle 4-1 stellt einige Lärmwirkungen zusammen, die in Abhängigkeit von<br />

der Höhe des Schalldruckpegels auftreten können.<br />

Tabelle 4-1<br />

Lärmwirkungen, die bei verschiedenen Schalldruckpegeln<br />

auftreten können<br />

schalldruckpegel<br />

lärmwirkungen<br />

[db(A)<br />

0 Hörschwelle<br />

Ab 25 Konzentrations- und Schlafstörungen<br />

Ab 35 Bei Kindern: Behinderung der Sprachverständlichkeit und<br />

des Sprechenlernens<br />

Ab 55 Belästigung: Störung der sprachlichen Kommunikation,<br />

Behinderung von Entspannung, Einschlafen und Durchschlafen<br />

Ab 65 Gesundheitsrisiken bei Dauerbelastung am Tage:<br />

Schlafstörungen und Stresshormone führen langfr<strong>ist</strong>ig zu<br />

Bluthochdruck und Herzinfarkt<br />

Ab 85 Gehörschädigung (Hören lauter Musik, Maschinenlärm):<br />

Kurze Einwirkung: zeitweilige Hörverschiebung<br />

Lang dauernde Einwirkung: Schwerhörigkeit<br />

Über 120 Hörverlust schon bei kurzer Einwirkung<br />

120 - 130 Schmerzgrenze<br />

135 Gehörschäden schon bei einzelnen kurzen Schallspitzen<br />

(Impulslärm)<br />

Im Allgemeinen sind in der Wohnung gute Kommunikation und ungestörter<br />

Schlaf möglich, wenn die Geräuschpegel (Mittelungspegel) tagsüber außerhalb<br />

der Wohnung unter 50 dB(A) und nachts unter 40 dB(A) liegen.<br />

Der nachfolgende Kasten gibt eine Orientierung über die Intensität von Einzelgeräuschen,<br />

die im Alltag auftreten.<br />

66


Was <strong>ist</strong> wie laut?<br />

Blätter bei leichtem Wind 10 dB(A)<br />

Ticken einer Armbanduhr 20 dB(A)<br />

Flüstern 30 dB(A)<br />

Normales Gespräch 55 dB(A)<br />

Pkw-Vorbeifahrt im <strong>Stadt</strong>verkehr 75 dB(A)<br />

Lkw-Vorbeifahrt im <strong>Stadt</strong>verkehr 85 dB(A)<br />

lärm stört oder belästigt<br />

Unter den Umwelteinflüssen, durch die sich Menschen in ihrem Wohnumfeld<br />

gestört fühlen, steht der Verkehrslärm seit Jahren an der Spitze. Das <strong>ist</strong><br />

das Ergebnis der Repräsentativumfragen Umweltbewusstsein in Deutschland,<br />

die bei Erwachsenen im Auftrag des Umweltbundesamtes seit 1992<br />

durchgeführt werden (siehe Tabelle 4-2).<br />

Tabelle 4-2 Quelle: Umweltbundesamt, 2008<br />

Belästigung im Wohnumfeld 2000 bis 2006<br />

lärmquelle Jahr der erhebung<br />

2000 2002 2004 2006<br />

Straßenverkehr 37 37 32 34<br />

Nachbarn 17 18 19 20<br />

Flugverkehr 15 16 13 16<br />

Schienenverkehr 12 12 9 10<br />

Industrie und Gewerbe 12 12 8 11<br />

Anteil der Befragten in %, der sich durch die jeweilige Lärmquelle „gestört<br />

und belästigt“ fühlt (angegeben <strong>ist</strong> die Summe aus „äußerst“, „stark“ und<br />

„mittelmäßig“). Die Differenz zu 100 % fühlt sich „etwas“ oder „gar nicht“ gestört<br />

und belästigt.<br />

67


4 wozU deR läRm?<br />

Wie stark die Belästigung durch die jeweilige Lärmquelle werden kann,<br />

hängt von der Wohngegend ab. Während Anwohner viel befahrener<br />

Durchgangsstraßen erheblich unter Lärm zu leiden haben, sind die Anwohner<br />

ruhiger Wohnstraßen oder grüner <strong>Stadt</strong>randflächen kaum oder gar<br />

nicht von Lärm betroffen. Zum Vergleich: Bei der Erhebung 2004 wohnten<br />

nach Einschätzung der Interviewer acht Prozent der Befragten an einer stark<br />

befahrenen Hauptstraße und 48 Prozent in einer ruhigen Wohnstraße.<br />

Auch Kinder fühlen sich durch Lärm belästigt und können nachts schlecht<br />

schlafen. Das ergab die im Kinder-Umwelt-Survey (siehe Kapitel 1 Was unsere<br />

Gesundheit beeinflusst) erstmalig zu dieser Thematik im Zeitraum 2003<br />

bis 2006 durchgeführte repräsentative Befragung von 8- bis 14-Jährigen. Im<br />

Gegensatz zu der oben geschilderten Befragung der Erwachsenen war der<br />

Anteil der Kinder, der an stark befahrenen Haupt- oder Durchgangsstraßen<br />

wohnte, mit knapp 17 Prozent größer, aber nur rund die Hälfte von ihnen<br />

hatten ihr Kinderzimmer auch zu der Straße ausgerichtet. Anders als bei Erwachsenen<br />

störten sie am me<strong>ist</strong>en die von Familienmitgliedern und Nachbarn<br />

verursachten Geräusche. Verkehrslärm spielte nach eigener Einschätzung<br />

eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Auffällig war aber, dass bei<br />

wachsendem Verkehrsaufkommen der Anteil von Kindern deutlich anstieg,<br />

der auch im Sommer mit geschlossenem Fenster schlief. Kinder, die ganzjährig<br />

bei geschlossenem Fenster schliefen, berichteten signifikant häufiger<br />

über Durchschlafschwierigkeiten. Beide Aspekte, ein Mangel an frischer<br />

Luft und ein trotz geschlossener Fenster unzureichender Schallschutz, könnten<br />

dabei eine Rolle spielen.<br />

lärm macht krank<br />

Es gilt als sicher, dass Lärm über die Aktivierung unseres Nervensystems und<br />

die Ausschüttung von Stresshormonen Kreislauf- und Stoffwechselvorgänge<br />

ungünstig beeinflusst. Dies kann langfr<strong>ist</strong>ig zu gesundheitlichen Schäden<br />

führen. Körperliche Reaktionen treten unbewusst auch im Schlaf und<br />

bei Personen auf, die meinen, sich an Lärm gewöhnt zu haben. Schon Dauerschallbelastungen<br />

außerhalb der Wohnungen von 65 dB(A) können bei<br />

Bewohnern von Gebieten mit hoher Umweltlärmbelastung zu hohem Blutdruck<br />

und Herzinfarkt führen.<br />

68


Modellberechnungen für die alten Länder ergaben, dass die von Straßen-<br />

und Schienenverkehr verursachte Geräuschbelastung vielerorts zu hoch<br />

<strong>ist</strong>. Hierbei geht es um messbare Lärmpegel, während es sich bei der Belästigung<br />

um eine subjektive Einschätzung handelt. Tagsüber sind etwa 16 Prozent<br />

der Bevölkerung mehr als 65 dB (A) und knapp die Hälfte mehr als<br />

55 dB(A) ausgesetzt. Nachts <strong>ist</strong> es kaum besser. Denn rund 17 Prozent der Bevölkerung<br />

sind von Pegeln mit über 55 dB(A) betroffen.<br />

Die stärksten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Umweltlärm und<br />

erhöhten Herz-Kreislauferkrankungen zeigten sich nach einer Studie des Umweltbundesamtes<br />

für Straßenverkehrslärm und Herzinfarkt. Ausgewertet<br />

wurden in einer Meta-Analyse 61 internationale epidemiologische Studien.<br />

Danach steigt das Herzinfarkt-Risiko oberhalb von Tages-Immissionspegeln<br />

von 60 dB(A) an. Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes könnte der<br />

Herzinfarkt jährlich bei etwa 4.000 Patienten auf den Straßenverkehrslärm<br />

zurückzuführen sein.<br />

69


4 wozU deR läRm?<br />

In einer weiteren Studie des Umweltbundesamtes wurde im Umfeld eines<br />

deutschen Flughafens der Einfluss des nächtlichen Fluglärms auf die Gesundheit<br />

untersucht. Als Indikator wurde im Zeitraum 2002 bis 2005 die<br />

Arzneimittelverordnung durch niedergelassene Ärzte für mehr als 800.000<br />

Krankenversicherte (40 Prozent der Gesamtbevölkerung der betroffenen Region)<br />

herangezogen. Nächtlicher Fluglärm führte dazu, dass die Betroffenen<br />

häufiger den Arzt aufsuchten und die Ärzte mehr Herz-Kreislauf-Medikamente<br />

sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieben. Die Ergebnisse stützen<br />

andere Untersuchungen, die ebenfalls darauf hinweisen, dass Fluglärm<br />

das Risiko für Bluthochdruck und Herz- und Kreislauferkrankungen erhöhen<br />

kann.<br />

lärm macht taub<br />

Auch das Gehör kann durch zu viel Schall Schädigungen davontragen.<br />

Bei Dauerschallpegeln von über 85 dB(A) kann nach wenigen Stunden eine<br />

Hörschwellenverschiebung auftreten, die Schmerzgrenze liegt bei 120 bis<br />

130 dB(A).<br />

70


Doch nicht nur Dauerlärm, auch einmalige Ereignisse mit hoher Schallintensität,<br />

beispielsweise Knalle und Explosionen durch Spielzeugp<strong>ist</strong>olen<br />

oder Feuerwerk, können unmittelbar zu dauerhaften Hörstörungen führen.<br />

Das reicht von Hörverlust bis hin zur Schwerhörigkeit. Zeitlich begrenzte<br />

oder dauerhafte Ohrgeräusche (Tinnitus) können ebenso die Folge zu hoher<br />

Schallbelastung sein. Ursache hierfür <strong>ist</strong>, dass die Haarzellen, die sich im Innenohr<br />

befinden und für die Schallwahrnehmung da sind, zerstört werden<br />

und nicht mehr nachwachsen.<br />

Hohe Schallpegel treten nicht nur im Arbeitsleben auf, sondern auch in der<br />

Freizeit, zum Beispiel durch laute Musik. Das Hören lauter Musik <strong>ist</strong> besonders<br />

bei Jugendlichen sehr beliebt. Nicht nur in Diskotheken und bei Musikveranstaltungen<br />

<strong>ist</strong> es häufig viel zu laut. Auch beim Hören von Musik per<br />

Kopfhörer werden immer wieder Lautstärken gewählt, die gesundheitlich<br />

bedenklich sind. Messungen in Diskotheken und unter Kopfhörern haben<br />

mittlere Schallpegel zwischen 90 und 110 dB(A) ergeben. Bei diesen Lautstärken<br />

sind Gehörschädigungen nicht auszuschließen. Die Techniker Krankenkasse<br />

in Baden-Württemberg geht davon aus, dass durch solche Musikhörgewohnheiten<br />

seit 1990 jährlich allein in Baden-Württemberg rund 10.000 bis<br />

15.000 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren einen irreversiblen Hörschaden<br />

davongetragen haben.<br />

Bei der im Kinder-Umwelt-Survey untersuchten Altersgruppe standen Besuche<br />

von Diskotheken oder anderen Musikveranstaltungen nicht so sehr im<br />

Vordergrund, wohl aber das Musikhören über tragbare Audiogeräte. Knapp<br />

die Hälfte der 8- bis 10-Jährigen und etwa drei Viertel der 11- bis 14-Jährigen<br />

benutzten solche Geräte. Die tägliche Nutzungsdauer und die eingestellte<br />

Lautstärke ließen einen Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status<br />

der Familie erkennen. Auffällig war, dass mit abnehmendem sozioökonomischem<br />

Status länger und auch lauter Musik gehört wurde.<br />

Auch der Hörfähigkeit wurde nachgegangen. Bei rund elf Prozent der Kinder<br />

wurde ein Hörverlust von mehr als 20 Dezibel und bei zwei Prozent um<br />

mehr als 30 Dezibel im für lärmbedingte Hörschäden typischen Tonhöhenbereich<br />

(4.000 bis 6.000 Hertz) festgestellt. Jungen wiesen ein schlechteres<br />

Hörvermögen auf als Mädchen. Ein aggressiverer Umgang mit lauten Schallquellen<br />

könnte dabei eine Rolle spielen. Stat<strong>ist</strong>isch ließ sich ein Zusammenhang<br />

zwischen Hörfähigkeit und den Fragebogenangaben zum Umgang mit<br />

lauten Schallquellen aber nicht nachweisen. Möglicherweise waren die Lebens-Expositionszeiten<br />

noch zu gering.<br />

71


4 wozU deR läRm?<br />

Bisher gibt es keine Therapie zur Heilung einer lärmverursachten Innenohrschwerhörigkeit<br />

mit und ohne Tinnitus. Ein chronischer Hörverlust <strong>ist</strong> irreversibel.<br />

Insbesondere im Kindes- und Jugendalter erworbene Gehörschäden<br />

beeinträchtigen nicht nur die persönliche Entfaltung im Privatleben,<br />

sondern schränken auch die späteren Möglichkeiten der Berufswahl ein. Deshalb<br />

sind verstärkte Aufklärungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Minderung<br />

der Lärmbelastung in der Freizeit so wichtig.<br />

4.2 Kampf dem lärm<br />

Ein allgemeines Gesetz zum Schutz vor Lärm gibt es in Deutschland nicht.<br />

Auf der Grundlage des Gesetzes zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche<br />

Vorgänge (kurz Bundes-Immissionsschutzgesetz, BImschG) und von<br />

europäischen Richtlinien sind zum Schutz vor Umweltlärm mehr als 30 verschiedene<br />

Rechtsvorschriften erlassen worden, die das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium<br />

auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Sie betreffen den Verkehr,<br />

die Benutzung von Geräten und Maschinen sowie die Errichtung und den<br />

Betrieb von Anlagen. Me<strong>ist</strong> sind Verkehrsbehörden sowie Städte und Gemeinden<br />

für Vollzugsmaßnahmen zur Lärmminderung zuständig.<br />

lärmkartierung <strong>ist</strong> Pflicht<br />

Mit der Umsetzung der europäischen Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung<br />

und Bekämpfung von Umgebungslärm in deutsches Recht sind Lärmkarten<br />

von den Städten und Gemeinden zu erstellen und alle fünf Jahre zu<br />

aktualisieren. Über die Lärmkarten <strong>ist</strong> die Öffentlichkeit zu informieren – das<br />

kann auch in elektronischer Form erfolgen.<br />

Für die Lärmkarten wird der Lärm nicht gemessen, sondern berechnet. Die<br />

Berechnungsmethoden sind in der Verordnung über die Lärmkartierung<br />

(34. Bundes-Immissionschutzverordnung) festgelegt. Ermittelt wird der Lärmindex,<br />

der sich auf ein Kalenderjahr bezieht. Es werden zwei Lärmindizes<br />

berechnet: der Tag-Abend-Nacht-Lärmindex und der Nacht-Lärmindex.<br />

Abbildung 4-1 zeigt am Beispiel von Berlin, wie eine Strategische Lärmkarte<br />

für den Straßenverkehr aussieht. Solche Karten werden auch für den Schienenverkehr<br />

und den Luftverkehr sowie für Industrie und Gewerbe erstellt.<br />

72


Abbildung 4-1<br />

Quelle: Berlin, Senatsverwaltung für<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung, 2007 (www.stadtentwicklung.berlin.de)<br />

Strategische Lärmkarte von Berlin für den Straßenverkehr<br />

Links: Tag-Abend-Nacht-Lärmindex<br />

Rechts: Nacht-Lärmindex 22 – 6 Uhr<br />

Ocker: > 50 - 55 dB(A), orange: > 55 – 60 dB(A); rot: > 60 – 65 dB(A); braun:<br />

> 65 – 70 dB(A); violett: > 70 – 75 dB(A); blau: > 75 dB(A)<br />

Die beiden Karten lassen erkennen, dass viele Menschen in Berlin sowohl<br />

ganztägig als auch nachts einem hohen, durch Straßenverkehr verursachten<br />

Lärmpegel ausgesetzt sind. Hauptverkehrsstraßen und <strong>Stadt</strong>autobahn heben<br />

sich deutlich hervor.<br />

Lärmkarten sind die Grundlage für die Ausarbeitung von so genannten<br />

Lärmaktionsplänen, die unter Mitwirkung der Öffentlichkeit aufzustellen<br />

und ebenfalls alle fünf Jahre zu aktualisieren sind. Darin können technische<br />

und planerische Maßnahmen festgelegt werden, um Lärmwirkungen und<br />

Lärmprobleme zu vermindern.<br />

73


4 wozU deR läRm?<br />

Zur Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen sollten bei einem Tag-<br />

Abend-Nacht-Lärmindex ab 65 dB(A) und einem Nacht-Lärmindex ab<br />

55 dB(A) kurzfr<strong>ist</strong>ig Maßnahmen in der Aktionsplanung vorgesehen werden.<br />

Um auch erhebliche Belästigungen zu vermeiden, sollten die Vorsorgewerte<br />

der Weltgesundheitsorganisation, die bei 55 beziehungsweise 45 dB(A) liegen,<br />

angestrebt werden.<br />

was der einzelne tun kann<br />

Zum Lärmschutz kann jeder Einzelne beitragen. Oberstes Gebot <strong>ist</strong> hier gegenseitige<br />

Rücksichtnahme. Dadurch können zahlreiche Probleme vermieden<br />

werden. Im Straßenverkehr bedeutet dies zum Beispiel, unnötiges<br />

Laufenlassen von Motoren oder Hupen zu vermeiden und Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

zum Lärmschutz einzuhalten. Im Wohnumfeld bedeutet dies<br />

zum Beispiel, auf den Einsatz lauter Geräte und Maschinen möglichst zu<br />

verzichten und die Bestimmungen über Ruhezeiten einzuhalten. Diese sind<br />

nicht ganz einheitlich. Aber die Nachtruhe beginnt üblicherweise um 22 Uhr.<br />

Für die Benutzung von Geräten und Maschinen im Freien in Wohn- und Erholungsgebieten<br />

gelten besondere Regeln, die leider nicht immer beachtet<br />

werden.<br />

Einhaltung von Ruhezeiten beim Betreiben von bestimmten,<br />

im Freien betriebenen Geräten<br />

Werktags 20.00 bis 7.00 Uhr<br />

Zusätzlich sind für Freischneider, Graskantenschneider,<br />

Laubbläser und Laubsammler folgende Ruhezeiten einzuhalten 7.00 bis 9.00 Uhr<br />

13.00 bis 15.00 Uhr<br />

17.00 bis 20.00 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage ganztägig<br />

Geräte- und Maschinenschutzverordnung vom 29.8.2002<br />

74


Beim Lärm geht es aber auch darum, sich selbst zu schützen. Hier <strong>ist</strong> jede/r<br />

Einzelne gefordert. Untersuchungen zum Diskothekenbesuch von Jugendlichen<br />

zeigen, dass rund zehn Prozent von ihnen als Risikogruppe für die Entwicklung<br />

eines messbaren Gehörschadens zu betrachten sind. Nimmt man<br />

die Kopfhörerbeschallung hinzu, dürfte der Anteil der gefährdeten Personen<br />

noch höher ausfallen. Aus gesundheitlicher Sicht <strong>ist</strong> deshalb eine Minderung<br />

der Musiklautstärke in Diskotheken, bei Konzertveranstaltungen und anderen<br />

Beschallungssituationen erforderlich. In Deutschland ex<strong>ist</strong>ieren – anders<br />

als in einigen europäischen Ländern – hierzu keine übergeordneten verbindlichen<br />

Regelungen, was unter anderem mit den komplizierten Regelungen<br />

zur Gesetzgebungskompetenz des Bundes beziehungsweise der Länder zusammenhängt.<br />

Für Musikwiedergabegeräte sind in technischen Regelwerken<br />

Höchstwerte formuliert. Diese besitzen in Deutschland jedoch keine verbindliche<br />

Gesetzeskraft.<br />

Normen zur Einhaltung von Schalldruckpegeln<br />

europäische norm en 50332-1 für tragbare musikwiedergabegeräte: Durch die Einhaltung<br />

dieser Norm soll ein Langzeitmittelwert von 90 dB nicht überschritten werden.<br />

din 15905, teil 5 zum schutz des Publikums in theatern und mehrzweckhallen<br />

enthält technische Angaben zur Reduzierung des Schalldruckpegels bei der Lautsprecherwiedergabe.<br />

europäische norm en 71-1 sicherheit von spielzeug: Sie enthält Regelungen zur<br />

Reduzierung des Schallpegels von Kinderspielzeugen.<br />

Um einen verantwortungsbewussten Umgang mit lauten Schallquellen herbeizuführen,<br />

<strong>ist</strong> eine angemessene Aufklärung sowohl für Diskjockeys und<br />

Beschallungstechniker als auch für die „Musikkonsumenten“ notwendig. Dies<br />

kann unter anderem in berufsgruppenspezifischen Fortbildungsveranstaltungen<br />

und in Schulen, beispielsweise im Physik- oder Biologieunterricht, erfolgen.<br />

Geeignete Unterrichtsmaterialien, die sowohl von der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung wie auch vom Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium<br />

(siehe www.bmu.de, Suchbegriff Bildungsservice) erarbeitet wurden, liegen<br />

seit langem vor.<br />

75


nUn AUch noch<br />

FeinstAUb<br />

76


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten schon sehr viel auf dem Gebiet<br />

der Luftreinhaltung erreicht. Der Himmel über Deutschland <strong>ist</strong> auch über<br />

den Ballungszentren wieder blau, die Autos haben ihre stinkenden Abgasfahnen<br />

weitgehend verloren und aus den me<strong>ist</strong>en Industrieschornsteinen<br />

kommen keine grauen Rauchfahnen mehr. Zahlreiche emissionsmindernde<br />

Maßnahmen, die auf der Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

sowie von Richtlinien und Verordnungen der Europäischen Union durchgesetzt<br />

wurden, haben ganz maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere Luft<br />

sauberer geworden <strong>ist</strong>. Das belegen die langjährigen Messungen der Konzentrationen<br />

vor allem von Staub, Schwefeldioxid und Blei, die bundesweit an<br />

rund 400 Messstellen des Bundes und der Länder durchgeführt werden.<br />

78


Ist Luftverschmutzung deshalb kein Thema mehr? Weit gefehlt! Feinstaub,<br />

Stickstoffdioxid und Ozon geben keinen Anlass zur Entwarnung. Ganz im Gegenteil.<br />

Unter den vielfältigen Belastungen aus der Umwelt gilt Feinstaub als<br />

das Gesundheitsrisiko Nr. 1.<br />

Die wichtigste Quelle für Luftschadstoffe im Nahbereich <strong>ist</strong> in Deutschland<br />

der Verkehr. Luftschadstoffe aus Industrieanlagen oder Hausbrand breiten<br />

sich auch über Ländergrenzen hinweg aus. Selbst der Wüstensand aus der<br />

Sahara findet seinen Weg nach Deutschland. Für den Transport und die Verteilung<br />

sind meteorologische Bedingungen verantwortlich. Geringe Windgeschwindigkeiten<br />

und Hochdruckwetterlagen führen zur Anreicherung in<br />

den unteren Luftschichten, Niederschläge haben einen „Auswasch“-Effekt,<br />

das heißt die Luft wird sauberer. Das Umweltbundesamt informiert in Zusammenarbeit<br />

mit den Ländern stundenaktuell und deutschlandweit im Internet<br />

über die Belastung der Luft mit Schadstoffen (www.env-it.de/umweltbundesamt/luftdaten/index.html).<br />

79


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

5.1 belastung der luft mit Feinstaub …<br />

Ein großer Teil der gesundheitsschädlichen Wirkungen der Luftverschmutzung<br />

<strong>ist</strong> der Staubbelastung zuzuschreiben. Die Verbesserungen der Feuerungs-<br />

und Filtertechniken und die Umstellung der Kohlefeuerung in den<br />

Haushalten auf moderne Heiztechnik – besonders in den neuen Ländern –<br />

haben zu einer erheblichen Verminderung der Gesamtstaubbelastung geführt.<br />

Gleichzeitig hat sich aber der Anteil der kleineren Staubteilchen im<br />

Schwebstaub deutlich erhöht. Immer kleinere Staubteilchen werden in immer<br />

größeren Mengen in die Luft geblasen, von wo sie ihren Weg in den<br />

menschlichen Organismus finden. Dazu hat unter anderem der zunehmende<br />

Anteil der Sprit sparenden Dieselfahrzeuge auf deutschen Straßen beigetragen.<br />

Die Ruß-Emissionen aus Diesel-PKW und Diesel-LKW tragen erheblich<br />

zur Feinstaubproblematik bei.<br />

Üblicherweise unterscheidet man zwischen anthropogenen – von Menschen<br />

verursachten – und natürlichen Quellen, aus denen die primären Staubteilchen<br />

freigesetzt werden. Sekundäre Staubteilchen bilden sich in der Atmosphäre<br />

unter anderem aus Gasen. Hier sind insbesondere Stickstoffoxide,<br />

Schwefeloxide und Ammoniak zu erwähnen.<br />

80<br />

Beispiele für anthropogene und natürliche Staubquellen<br />

Anthropogene<br />

herkunft<br />

natürliche<br />

herkunft<br />

Primäre Quellen:<br />

Verbrennungsanlagen zur Energieversorgung und zur Gebäudeheizung,<br />

Industrieprozesse und Schüttgutumschlag.<br />

Straßenverkehr: Diesel-Lkw und Diesel-Pkw, Abrieb von Reifen und<br />

Bremsbelägen, Aufwirbelung von Straßenstaub<br />

sekundäre Quellen:<br />

Stickstoffoxide, Schwefeloxide, Ammoniak, flüchtige Nichtmethankohlenwasserstoffe<br />

Primäre Quellen:<br />

Vulkane, Meere (salzhaltige Luft in Küstenregionen), Bodenerosion<br />

(Mineralstäube), Wald- und Buschbrände, Pollen<br />

sekundäre Quellen:<br />

Methan aus Feuchtgebieten, D<strong>ist</strong>ickstoffoxid aus Böden durch biologische<br />

Aktivität, Gase aus Vulkanen


Als Feinstaub wird die Fraktion des Staubes bezeichnet, dessen Korngröße<br />

kleiner als 10 Mikrometer (das sind 10 millionstel Meter) <strong>ist</strong>. Zum Teil wird<br />

darunter aber auch nur der Staub verstanden, der kleiner als 2,5 Mikrometer<br />

<strong>ist</strong>. Welche gesundheitlichen Wirkungen Feinstaub hat, hängt maßgeblich<br />

von seiner Größe, seiner chemischen Zusammensetzung sowie seiner Oberfläche<br />

und Struktur ab.<br />

Die Teilchengröße bestimmt, wie tief der Staub in die Atemwege und den<br />

Organismus vordringen kann.<br />

Einteilung des Staubes nach der Größe (PM)<br />

Grobstaub > 10 µm: wird weitgehend im Nasenrachenraum<br />

zurückgehalten<br />

< 10 µm (PM10) kann den Kehlkopf passieren und<br />

erreicht die Atemwege im Brustkorb<br />

Feinstaub < 2,5 µm (PM2,5) kann bis in die Lungenbläschen<br />

(Alveolen) vordringen<br />

Ultrafeinstaub < 0,1 µm (PM0,1) gelangt in die Blutbahn, von dort ins<br />

Gewebe und in praktisch alle Organe<br />

µm = Mikrometer, ein tausendstel Millimeter, PM, aus dem Englischen für<br />

particulate matter<br />

Staubteilchen, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, dringen bis in die Lungenbläschen<br />

vor, während Teilchen unter 0,1 Mikrometer (der so genannte<br />

Ultrafeinstaub) sogar in die Blutbahn gelangen und über den gesamten Körper<br />

verteilt werden.<br />

Welche gesundheitlichen Wirkungen Feinstaub und insbesondere der Ultrafeinstaub<br />

hat, <strong>ist</strong> Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten im In- und Ausland.<br />

Es steht zweifelsfrei fest, dass hohe Feinstaub-Konzentrationen krank<br />

machen, im Organismus Entzündungsreaktionen hervorrufen und insgesamt<br />

die Sterblichkeit erhöhen.<br />

81


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

Vor allem im Hinblick auf Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen<br />

stellt Feinstaub ein gesundheitliches Risiko dar. Besonders gefährdet sind<br />

Kleinkinder, Menschen mit geschwächter Immunabwehr, ältere Menschen,<br />

Asthmatiker und Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen und<br />

Herz-Kreislaufproblemen. Dies <strong>ist</strong> durch viele Studien belegt. Außerdem steht<br />

Feinstaub im Verdacht, krebserzeugend zu sein. An die Oberfläche der<br />

Staubteilchen können sich Schadstoffe wie Schwermetalle anlagern. Sie verstärken<br />

die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Staubes. Forschungen legen<br />

darüber hinaus die Vermutung nahe, dass Feinstaubbelastungen die Entstehung<br />

von Mittelohrentzündungen bei Kleinkindern, von Allergien und<br />

von Alzheimer begünstigen.<br />

Die Lebenserwartung aller Deutschen sinkt nach neueren Schätzungen wegen<br />

der Feinstaubbelastung um neun Monate. Ein bis drei Monate dieser verkürzten<br />

Lebenserwartung werden dem Dieselruß zugerechnet.<br />

Der Feinstaub aus Verbrennungsprozessen hat deutlich größere gesundheitliche<br />

Konsequenzen als andere Feinstaubarten. Rußpartikel sind besonders<br />

in den Abgasen von Dieselfahrzeugen enthalten. Im Jahr 2007 waren in<br />

Deutschland rund 53 Millionen Kraftfahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen.<br />

Darunter befanden sich über 11 Millionen Diesel-Pkw. Alle Dieselfahrzeuge<br />

zusammen genommen emittierten schätzungsweise 16.000 Tonnen<br />

Feinstaub.<br />

82


Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge sterben jährlich 10.000 bis 19.000<br />

Menschen vorzeitig durch Rußabgase aus Dieselfahrzeugen – das sind mehr<br />

als doppelt soviel Tote wie durch Unfälle im Straßenverkehr. Deshalb <strong>ist</strong> der<br />

flächendeckende Einsatz von Dieselrußfiltern von ganz erheblicher Bedeutung<br />

für die Gesundheit der Menschen in Deutschland. Ihr nachträglicher<br />

Einbau in Diesel-PKW wird seit 2007 staatlich gefördert.<br />

Kaminöfen und andere Holzfeuerungsanlagen sind eine weitere wichtige<br />

Feinstaubquelle. Mehr als 90 Prozent des Gesamtstaubs aus Kaminen und<br />

Öfen bestehen aus dem gesundheitlich besonders bedenklichen Feinstaub.<br />

In Deutschland gibt es in Haushalten und im Kleingewerbe schätzungsweise<br />

14 Millionen solcher Feuerungsanlagen (Stand Dezember 2007), die mittlerweile<br />

so viel Feinstaub freisetzen wie die Motoren aller in Deutschland zugelassenen<br />

Pkw, Lkw und Motorräder zusammen.<br />

Das Heizen mit Holz dient dem Klimaschutz, da beim Verbrennen nur<br />

so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie vorher beim Pflanzenwachstum<br />

gebunden wurde. Obendrein schont die Holzfeuerung fossile Ressourcen.<br />

Doch der Klimaschutz muss mit dem Schutz der Gesundheit in Einklang gebracht<br />

werden. Deshalb sieht der Entwurf des Bundesumweltmin<strong>ist</strong>eriums<br />

für eine Novelle der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen<br />

(1. BImSchV) eine Verschärfung der Grenzwerte vor.<br />

83


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

Beim Kauf eines neuen Ofens sollte auf die vom Hersteller angegebenen<br />

Werte geachtet werden und die Entscheidung zugunsten eines möglichst<br />

emissionsarmen Modells ausfallen. Besonders emissionsarm sind Pelletöfen<br />

und Pelletheizkessel, die mit dem Blauen Engel (siehe www.blauer-engel.de)<br />

gekennzeichnet sind. Sie verwenden Pellets, also kleine Holzpresslinge. Die<br />

Feinstaubemissionen sind zwar immer noch deutlich höher als bei Gas- oder<br />

Ölheizkesseln, aber geringer als bei anderen Holz- und Kohlefeuerungen.<br />

Messungen von Feinstaub in der Korngröße PM 10 und kleiner in der Außenluft<br />

liegen in Deutschland ab 1999 vor. Seit Januar 2005 gelten EU-weit<br />

Grenzwerte, die auch in der 22. Bundes-Immissionsschutzverordnung festgelegt<br />

sind. So darf der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter<br />

Außenluft nicht überschritten werden. Außerdem darf der PM 10 -Tagesmittelwert<br />

nicht öfter als 35-mal über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen.<br />

84


Abbildung 5-1 veranschaulicht die Entwicklung der PM 10 -Jahresmittelwerte<br />

im ländlichen, städtischen und verkehrsnahen städtischen Bereich seit 2000.<br />

Meteorologische Bedingungen haben im Jahr 2007 maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass die Luftbelastung mit Schwebstaub niedriger ausfiel als in den<br />

Vorjahren: Es fehlten windschwache Hochdrucklagen und es gab überdurchschnittlich<br />

viel Niederschlag.<br />

Lokale Überschreitungen besonders der PM 10 -Tagesmittelwerte treten vor<br />

allem an verkehrsreichen Straßen auf. Hierzu tragen nicht nur die Fahrzeuge<br />

selbst durch den Partikelausstoß aus dem Auspuff oder durch Reifenabrieb<br />

bei, sondern – infolge der Fahrbewegung – auch durch die Aufwirbelung<br />

des Straßenstaubes. Doch diese Staubteilchen sind etwa 1.000-mal größer als<br />

jene aus dem Auspuff.<br />

85


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

5.2 … und mit gesundheitsschädlichen Gasen<br />

Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO 2 ) entstehen bei Verbrennungsprozessen<br />

vor allem im Straßenverkehr, da die Emissionen aus Kraftwerken<br />

durch Änderung der Verbrennungsprozesse und Einführung der<br />

Rauchgasreinigung stark reduziert werden konnten. Die Summe aus NO und<br />

NO 2 wird auch als NO X (Stickstoffoxide) bezeichnet. In der Außenluft sind<br />

Stickstoffoxide an der Bildung von Feinstaub und bodennahem Ozon beteiligt.<br />

Stickstoffdioxid zählt neben Feinstaub und den mit den Kraftstoffen in Verbindungen<br />

stehenden flüchtigen organischen Verbindungen zu den wichtigsten<br />

verkehrsbedingten Schadstoffen. Kraftfahrzeuge mit Dieselmotoren<br />

emittieren im Vergleich zu solchen mit einem Benzinmotor und geregeltem<br />

Katalysator ein Mehrfaches an Stickstoffdioxid.<br />

86


Stickstoffdioxid <strong>ist</strong> in geringen Konzentrationen kaum wahrnehmbar. Es<br />

führt aber zu Reizungen der Atemwege, beeinträchtigt die Lungenfunktion<br />

und erhöht die Infektanfälligkeit. Langandauernde Exposition kann zu chronischer<br />

Bronchitis führen.<br />

Im Vergleich zu Feinstaub zeigen die NO 2 -Jahresmittelwerte im Zeitraum<br />

von 2000 bis 2007 kaum jährliche Schwankungen (siehe Abbildung 5-2). An<br />

verkehrsnahen Standorten liegt der Jahresmittelwert oberhalb von 40 Mikrogramm<br />

pro Kubikmeter Luft. Das <strong>ist</strong> der ab 2010 einzuhaltende Grenzwert.<br />

Teilweise nehmen die NO 2 -Konzentrationen sogar zu.<br />

Überschreitungen gibt es auch bei den NO 2 -Ein-Stunden-Mittelwerten. Der<br />

Verkehr hat einen wichtigen Anteil an dieser Entwicklung. Insbesondere die<br />

Zunahme von modernen Diesel-Pkw, die hohe NO 2 -Emissionen haben, trägt<br />

dazu bei. Ab 2010 darf ein Ein-Stunden-Mittelwert von 200 Mikrogramm pro<br />

Kubikmeter Luft nicht öfter als 18-mal im Jahr überschritten werden. Beide<br />

Grenzwerte wurden schon 1999 als Mindestanforderungen zum Schutz der<br />

menschlichen Gesundheit festgelegt.<br />

87


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

Hier besteht Handlungsbedarf zur weiteren Reduktion der NO x - und NO 2 -<br />

Emissionen, um die Luftqualitätsgrenzwerte 2010 einzuhalten. Möglichst<br />

schnell müssen Fahrzeuge mit den neuesten Umweltstandards (EURO 5 und<br />

EURO 6) auf den Markt kommen.<br />

Ozon spielt in der Erdatmosphäre eine Doppelrolle. In den Luftschichten<br />

oberhalb von zehn Kilometern (Stratosphäre) hat Ozon die lebenswichtige<br />

Funktion eines Filters zum Schutz vor dem schädlichen ultravioletten Anteil<br />

der Sonnenstrahlen. In dieser Luftschicht wird Ozon durch Fluorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW) zerstört. Daher dürfen diese Chemikalien, die umgangssprachlich<br />

auch als Ozonkiller bezeichnet werden, seit Ende 1995 weltweit<br />

nicht mehr hergestellt und verwendet werden.<br />

In Bodennähe kommt Ozon ebenfalls natürlich vor, wird aber zusätzlich aus<br />

Sauerstoff und Luftverunreinigungen gebildet. Bodennahes Ozon wirkt als<br />

starkes Reizgas. Es wird nicht direkt emittiert, sondern bildet sich im Sommer<br />

unter intensiver Sonneneinstrahlung aus Vorläufersubstanzen, zu denen<br />

vor allem Stickstoffoxide und flüchtige organische Kohlenwasserstoffe gehören.<br />

Diese Vorläufersubstanzen stammen in unseren Breiten hauptsächlich<br />

aus vom Menschen verursachten Quellen.<br />

88


Wichtige Quellen für die Vorläufersubstanzen von Ozon<br />

stickstoffoxide<br />

Flüchtige<br />

organische<br />

Verbindungen<br />

Etwa jeweils zur Hälfte aus dem Verkehrsbereich<br />

und aus stationären Feuerungsanlagen<br />

natürliche Quellen: überdüngte Böden<br />

Etwa zur Hälfte bei der Verwendung von lösemittelhaltigen<br />

Produkten, die in Industrie, Gewerbe und Haushalten zum Einsatz<br />

kommen (Farben, Lacke, Klebstoffe, Reinigungsmittel)<br />

Zunehmende Bedeutung von Motorrädern, mobilen Kleingeräten<br />

(Kettensägen, Rasenmäher)<br />

natürliche Quellen: Laub- und Nadelbäume<br />

Ozon <strong>ist</strong> die wichtigste Komponente des so genannten Sommersmogs, da es<br />

der Bestandteil mit der höchsten Konzentration und auch von der Wirkung<br />

her der wichtigste Stoff des Gemischs <strong>ist</strong>. Sommersmog führt zu Augenbrennen<br />

und Reizungen der Atemwege, verursacht Husten, beeinträchtigt die<br />

Lungenfunktion und schränkt die körperliche Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit ein. Hinzu<br />

kommt, dass Ozon infolge seiner starken Reizwirkung bei Anwesenheit von<br />

krebserzeugenden Chemikalien die Krebsentstehung fördern kann. Aus Vorsorgegründen<br />

müssen Säuglinge und Kleinkinder als Risikogruppe eingestuft<br />

werden, da sie, bezogen auf ihre Körpergröße, ein relativ erhöhtes Atemvolumen<br />

haben.<br />

Die Ozonbelastung in Deutschland wird an rund 300 Messstationen des<br />

Bundes und der Länder überprüft. Abbildung 5-3 veranschaulicht die Messergebnisse<br />

für den Zeitraum 1990 bis 2007. Zur Beurteilung wird der bis<br />

2020 zu erreichende Zielwert und die Zahl der Tage, an denen dieser Wert<br />

überschritten wurde, herangezogen. Dieser Zielwert konnte in all den Jahren<br />

nicht flächendeckend eingehalten werden.<br />

89


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurde von der Europäischen Union<br />

mit der Richtlinie 2002/3/EG ein Zielwert für die Ozon-Konzentration<br />

festgelegt, der in der 33. Bundes-Immissionsschutzverordnung in deutsches<br />

Recht umgesetzt worden <strong>ist</strong>. Er liegt bei 120 Mikrogramm pro Kubikmeter<br />

Luft (Acht-Stunden-Mittelwert eines Tages) und darf ab 2010 innerhalb eines<br />

Jahres höchstens 25-mal (im Mittel über drei Jahre) überschritten werden.<br />

Infolge der konsequenten Luftreinhaltepolitik gehen seit 1990 die Ozonspitzenwerte<br />

zurück. Überschreitungen treten aber örtlich immer noch auf. Ab<br />

einem Ein-Stunden-Mittelwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter (Informationsschwelle)<br />

<strong>ist</strong> die Unterrichtung der Bevölkerung vorgeschrieben (Radio,<br />

Fernsehen, Tageszeitung). Bei Überschreiten dieses Wertes sind besonders<br />

empfindliche Menschen, ob Jung oder Alt, gefährdet. Ihnen wird von körperlicher<br />

Anstrengung im Freien abgeraten. Bei Überschreiten der Alarmschwelle,<br />

die bei einem Ein-Stunden-Mittelwert von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter<br />

liegt, besteht ein Gesundheitsrisiko für die Gesamtbevölkerung. Die für<br />

diesen Fall vorgehaltenen Aktionspläne sind kurzfr<strong>ist</strong>ig umzusetzen.<br />

90


Wie kann der Einzelne zur Reduktion der Ozonbildung<br />

beitragen?<br />

˘ Öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrrad benutzen<br />

˘ Unnötige Autofahrten vermeiden<br />

˘ Lösemittelfreie oder -arme Farben, Lasuren, Reinigungsmittel, Kleber verwenden<br />

˘ Im Hobby- und Gartenbereich elektrische Geräte benutzen statt Geräte, die mit<br />

einem Benzinmotor betrieben werden. Falls es unumgänglich <strong>ist</strong>, ein Gerät mit Viertaktmotor<br />

wählen.<br />

91


5 nUn AUch noch FeinstAUb<br />

5.3 luftreinhalte- und Aktionspläne<br />

sichern die einhaltung der Grenzwerte<br />

Nach den Vorgaben der Europäischen Union haben die zuständigen Behörden<br />

Luftreinhaltepläne zu erstellen, die Maßnahmen zur Einhaltung von EUweit<br />

geltenden Grenzwerten für die oben genannten Schadstoffe enthalten.<br />

Ist zu befürchten, dass ein bestimmter Schadstoff in einem Gebiet einen bereits<br />

in Kraft getretenen Grenzwert überschreitet, muss die zuständige Behörde<br />

zusätzlich einen Aktionsplan erstellen. Er beinhaltet Maßnahmen zur<br />

Verringerung der Dauer und Höhe der Grenzwertüberschreitung. Der Europäische<br />

Gerichtshof (EuGH) hat im Juli 2008 entschieden, dass die Bürgerinnen<br />

und Bürger die Erstellung eines Aktionsplans auch gerichtlich erzwingen<br />

können.<br />

In Deutschland sind die Länder für Luftreinhalte- und Aktionspläne zuständig.<br />

Eine L<strong>ist</strong>e der Luftreinhalte- und Aktionspläne hat das Umweltbundesamt<br />

unter http://osiris.uba.de/Website/umweltzonen/lrp.php zusammengestellt.<br />

Wenig erfreulich <strong>ist</strong>, dass die für Feinstaub und Stickstoffdioxid gemessenen<br />

Werte besonders in verkehrsreichen Gebieten sehr hoch sind. Ohne eine<br />

Reduktion der Emissionen wird nicht nur Feinstaub, sondern ab 2010 auch<br />

Stickstoffdioxid öfter die Grenzwerte überschreiten. Im Jahr 2008 haben bereits<br />

einige Großstädte begonnen, innerstädtische Umweltzonen einzurichten,<br />

in die nur emissionsarme Fahrzeuge mit Plakette fahren dürfen. Die<br />

Plakette wird auf der Grundlage der Kennzeichnungsverordnung für Kraftfahrzeuge<br />

– kurz Plakettenverordnung – vergeben.<br />

Das allein wird nicht reichen. Das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium setzt sich daher<br />

auch für die Entwicklung verbesserter und alternativer Antriebe und<br />

Kraftstoffe ein und unterstützt eine neue Verkehrspolitik zur Entlastung des<br />

Straßenverkehrs. Ziel <strong>ist</strong> die Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs<br />

auf die Schiene und beim Gütertransport auch auf den Wasserweg.<br />

92


Um den Zielwert für Ozon einzuhalten, sind die Emissionen der Vorläuferschadstoffe<br />

noch weiter zu reduzieren. Da Ozon über weite Strecken transportiert<br />

wird, lässt sich das Ozonproblem mit lokalen und kurzfr<strong>ist</strong>igen Maßnahmen<br />

allein nicht lösen. Die Bundesregierung hat hierzu ihr Nationales<br />

Programm zur Ozonminderung aus dem Jahr 2002 überprüft und 2007 erneut<br />

verkündet. Die Bundesregierung hält ihr erstes Nationales Programm<br />

zur Ozonminderung für aktuell und verlieh ihm noch mehr Nachdruck,<br />

indem weitere mittel- und langfr<strong>ist</strong>ig wirkende Maßnahmen aufgestellt wurden.<br />

Ihr Ziel <strong>ist</strong> die Senkung der Emissionen von Stickstoffoxiden und flüchtigen<br />

organischen Verbindungen aus mobilen und stationären Quellen.<br />

93


„dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

94


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

Für eine gesunde Lebensführung spielt auch die gute Qualität der Innenraumluft,<br />

egal ob zu Hause oder am Arbeitsplatz, eine wichtige Rolle. Denn<br />

immerhin 80 bis 90 Prozent des Tages verbringen die Menschen in Deutschland<br />

in geschlossenen Gebäuden.<br />

Die Luft in Innenräumen kann oftmals stärker mit Verunreinigungen belastet<br />

sein, als die Außenluft. Dort haben die gesetzlichen Regelungen und<br />

Auflagen bei der Genehmigung von Anlagen dazu geführt, dass die Außenluft<br />

heute in Deutschland um ein Vielfaches besser <strong>ist</strong>, als noch vor 20 oder<br />

30 Jahren. In Innenräumen <strong>ist</strong> dies nicht unbedingt so. Die Gründe dafür<br />

sind vielfältig. Die Innenraumluftqualität hängt nicht nur davon ab, wie und<br />

wie oft die Bewohner lüften, was sie in den Räumen tun und welche Haus-<br />

96


haltschemikalien sie anwenden. Auch Ausgasungen aus Einrichtungsgegenständen,<br />

wie Teppiche und Möbel oder die zu den Bauprodukten zählenden<br />

Bodenbeläge und Wandfarben, können die Qualität der Raumluft nachteilig<br />

beeinflussen. Beim Kochen mit Gas oder Heizen mit Kohle (heute wieder im<br />

Kommen angesichts der hohen Energiekosten für Öl und Gas) oder Holz können<br />

Verunreinigungen in die Innenraumluft gelangen.<br />

Die Hauptquelle für Innenraumbelastungen <strong>ist</strong> jedoch der Tabakrauch. Alle<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen greifen wenig,<br />

wenn gleichzeitig darin geraucht wird. Wie bekannt, <strong>ist</strong> dabei nicht<br />

nur das aktive Rauchen schädlich, sondern auch der Passivrauch, also das<br />

Inhalieren der Tabakrauchdämpfe durch alle Anwesenden im Raum. In der<br />

Gastronomie gelten seit kurzem Rauchverbote. Grundlage sind die Nichtraucherschutzgesetze<br />

der Länder, bei denen in diesem Fall die Gesetzgebungskompetenz<br />

liegt.<br />

Innenraumluftverunreinigungen (außer zum Beispiel Tabakrauch) können<br />

manchmal unbemerkt bleiben, aber dennoch schädlich für die Gesundheit<br />

sein. Richtig unbehaglich wird es bei zu hoher Luftfeuchtigkeit und zu viel<br />

Wärme, die obendrein noch das Wachstum von Schimmelpilzen fördern<br />

können. Das kann dann zu Gesundheitsproblemen führen. Einige Probleme,<br />

wie das Schimmelpilzwachstum, sind nicht neu, gewinnen aktuell aber wieder<br />

an Bedeutung.<br />

Während die Qualität der Außenluft Gegenstand einer ganzen Reihe von<br />

gesetzlichen Regelungen <strong>ist</strong> (siehe Kapitel 5 Nun auch noch Feinstaub), ex<strong>ist</strong>iert<br />

ein solches Regelwerk für Wohninnenräume nicht. Die einzige Ausnahme<br />

<strong>ist</strong> der Grenzwert für Tetrachlorethen in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

von chemischen Textilreinigungen, der nicht überschritten werden darf.<br />

Hinzu kommen Regelungen zur Innenraumluftbelastung durch bestimmte<br />

Bauprodukte. Die Erarbeitung weitergehender Regelungen <strong>ist</strong> nicht zuletzt<br />

auch deshalb so schwierig, weil die Privatsphäre betroffen <strong>ist</strong>. Und diese sollte<br />

möglichst vor Eingriffen durch den Staat geschützt sein.<br />

Im Folgenden werden einige problematische Luftverunreinigungen sowie<br />

ihre Belastungsquellen dargestellt. Ferner werden die Gremien genannt, die<br />

sich um eine gute Luftqualität in Gebäuden kümmern. Hierbei geht es auch<br />

um Regelungen und Vorschriften, die das „Übel bei der Wurzel“ packen, damit<br />

im Innenraum erst gar keine oder nur wenige gesundheitsschädliche<br />

Stoffe entstehen.<br />

97


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

6.1 es liegt was in der luft<br />

Flüchtige organische Verbindungen, die als VOC (englisch für Volatile Organic<br />

Compounds) abgekürzt werden, finden sich heutzutage in fast jeder<br />

Wohnung. Besonders nach Renovierungsarbeiten und in den ersten Monaten<br />

in Neubauten können die VOC-Konzentrationen erhöht sein. Es handelt<br />

sich hierbei um eine Vielzahl von synthetischen und natürlichen Verbindungen,<br />

die bereits bei Zimmertemperatur aus verschiedenen Produkten ausgasen.<br />

VOC-Gruppen in der Innenraumluft (Auswahl)<br />

˘ Kettenförmige Kohlenwasserstoffe, wie Alkane oder Alkene, die als Fettlöser eingesetzt<br />

werden und in Haushaltsprodukten enthalten sein können<br />

˘ Aromatische Kohlenwasserstoffe, wie Toluol und Xylole, die in einigen Klebstoffen, Lacken<br />

und frischen Druckerzeugnissen als Lösemittel vorkommen<br />

˘ Terpene aus Holzverkleidungen, aus Bio-Farben oder Wasch- und Reinigungsmitteln<br />

und Kosmetika<br />

Höhere VOC-Konzentrationen führen schon nach kurzer Zeit zu Geruchsempfindungen<br />

oder Reizungen der Augenbindehaut sowie der Schleimhaut<br />

von Nase und Rachen oder auch zu Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und<br />

Müdigkeit. Bei geringen VOC-Konzentrationen <strong>ist</strong> die Einschätzung des gesundheitlichen<br />

Risikos schwierig. Oft <strong>ist</strong> eine Zuordnung von bestimmten Beschwerden<br />

zu bestimmten chemischen Verbindungen nicht möglich.<br />

Für die Beurteilung der Qualität der Innenraumluft gibt es für einzelne<br />

Schadstoffe Richtwerte. Sie werden von einer Arbeitsgruppe festgelegt, die<br />

sich aus Mitgliedern der Innenraumlufthygiene-Kommission und der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden zusammensetzt<br />

(mehr dazu unter www.umweltbundesamt.de, Suchbegriff IRK).<br />

Diese Richtwerte sind rechtlich nicht verbindlich, haben aber in der Praxis<br />

mittlerweile eine große Bedeutung erlangt. Werden sie überschritten, <strong>ist</strong><br />

Handlungsbedarf angezeigt.<br />

98


Zunehmend gelangen auch schwer flüchtige Verbindungen – so genannte<br />

SVOC (englisch für Semi Volatile Organic Compounds) – in die Raumluft. Sie<br />

gasen sehr viel langsamer aus, dafür aber über einen längeren Zeitraum. Zu<br />

den SVOC gehören zum Beispiel Weichmacher, die in Lacken, Dispersionswandfarben,<br />

Vinyltapeten und in PVC-Fußbodenbelägen sowie Fußbodenklebern<br />

enthalten sein können. Nach Renovierungsarbeiten kann manchmal<br />

das Phänomen Schwarze Wohnungen beobachtet werden, das, wie man<br />

heute weiß, ursächlich mit der Emission von SVOC in die Raumluft zusammenhängt.<br />

An Zimmerdecken und -wänden lagern sich schwarze schmierige<br />

Beläge ab. Sie sind ein ästhetisches Problem, eine Gesundheitsgefahr besteht<br />

nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht. Abwaschen oder Überstreichen<br />

hilft nicht, die Ursache muss beseitigt werden.<br />

99


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

Tabakrauch gehört, wie erwähnt, mit zu den gefährlichsten Verunreinigungen<br />

der Innenraumluft und enthält viele krebserzeugende Verbindungen.<br />

Etwa 90 Prozent der Lungenkrebserkrankungen bei Männern und 66 Prozent<br />

bei Frauen sind auf das Rauchen zurückzuführen. Auch das passive Mitrauchen<br />

<strong>ist</strong> krebserzeugend. Besonders Kinder sind durch Passivrauchen gefährdet.<br />

Es erhöht die Infektanfälligkeit, führt zu Bronchitis, verschlimmert<br />

Asthma und kann bei Säuglingen zum plötzlichen Kindstod führen.<br />

Offensichtlich sind sich viele Eltern des Risikos durch Tabakrauch nicht bewusst<br />

oder sie sind nicht gewillt, auf das Rauchen in Anwesenheit ihrer Kinder<br />

zu verzichten. Nach den von 2003 bis 2006 durchgeführten Erhebungen<br />

zum Kinder-Umwelt-Survey (siehe Kapitel 1 Was unsere Gesundheit beeinflusst)<br />

lebt knapp die Hälfte der rund 1.700 untersuchten 3- bis 14-jährigen<br />

Kinder in Raucherhaushalten und hat Tabakrauch eingeatmet. Einige der<br />

Kinder haben auch schon selbst zur Zigarette gegriffen. Wird Tabakrauch<br />

eingeatmet, lässt sich das anhand von Cotinin-Untersuchungen im Urin feststellen.<br />

Cotinin <strong>ist</strong> ein Stoffwechselprodukt von Nikotin. Leider hat sich die<br />

Situation im Vergleich zu 1990/1992 nicht verbessert. Bei diesen früheren Erhebungen<br />

zum Umwelt-Survey wurden 6- bis 14-jährige Kinder untersucht.<br />

Je nach Sozialstatus der Eltern war die Belastung der Kinder unterschiedlich<br />

100


hoch. Lebten Kinder in Familien mit niedrigem Sozialstatus, betrug der Anteil<br />

der belasteten Kinder etwa 75 Prozent. Hier sind mehr Kinder einem gesundheitlichen<br />

Risiko ausgesetzt.<br />

Über die Gefahren des Rauchens und des Passivrauchens wird seit vielen Jahren<br />

informiert. Seit dem Jahr 2000 führen das Deutsche Krebsforschungszentrum<br />

und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung alle zwei Jahre<br />

die bundesweite Nichtraucherkampagnen „Rauchfrei“ durch. Doch viele rauchende<br />

Eltern fühlen sich offenbar nicht angesprochen, da sich der Anteil<br />

der Kinder in Raucherhaushalten nicht verändert hat.<br />

Wer das Rauchen nicht aufgeben kann, sollte zum Rauchen nach draußen<br />

gehen oder in einem Raum rauchen, in dem sich keine Kinder aufhalten.<br />

6.2 staub ohne ende<br />

Ständig setzt sich Staub ab, besonders sichtbar auf glänzenden und dunklen<br />

Oberflächen. Man spricht von Sedimentationsstaub. Es handelt sich dabei<br />

um eine Mischung unterschiedlicher anorganischer und organischer Stoffe.<br />

Sie stammen aus der Wohnung und von den Bewohnern sowie aus der Wohnungsumgebung.<br />

Sie gelangen in die Wohnung durch Lüften. Auch mit den<br />

Schuhen oder durch die Kleidung eingebrachte Staubpartikel gehören dazu.<br />

Die Zusammensetzung des Staubes <strong>ist</strong> vielfältig. Abrieb von natürlichen und<br />

künstlichen Fasern von Kleidung und Wohnraumtextilien, Schuppen und<br />

Haare der Bewohner, gegebenenfalls auch von Haustieren, Verbrennungsrückstände<br />

von Kerzen, Heizung, Kfz und Industrie, Reifenabrieb, Sand, Blütenstaub,<br />

Sporen von Schimmelpilzen, Staubfreisetzungen beim Heimwerken<br />

etc. Lagern sich Fasern und Haare zu größeren Gebilden zusammen, bilden<br />

sich Staubknäuel, die sich me<strong>ist</strong> unter Bettgestellen und Schränken oder in<br />

Zimmerecken ansammeln.<br />

Kleine Staubteilchen (Feinstaub) entstehen bei Verbrennungsprozessen, wie<br />

beim Kochen, Heizen oder Tabakrauchen und bei brennenden Kerzen und<br />

Öllampen. Sie besitzen wenig Masse und setzen sich nicht sogleich auf Flächen<br />

ab. Sie schweben längere Zeit in der Luft – man spricht daher auch von<br />

Schwebstaub. Ist der Feinstaub kleiner als 2,5 Mikrometer, kann dieser bis<br />

in die Lunge eindringen und gesundheitliche Schäden verursachen (siehe<br />

Kapitel 5 Nun auch noch Feinstaub).<br />

101


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

Hausstaub <strong>ist</strong> ein guter Indikator für Chemikalien, die im Innenraum –<br />

auch lange zurückliegend – angewendet wurden. Dies gilt auch dann, wenn<br />

der Staub regelmäßig mit dem Staubsauger entfernt wird. Verbleiben die<br />

behandelten Materialien, wie Teppiche oder Holzpaneele, in der Wohnung,<br />

so gasen ständig geringe Konzentrationen der verwendeten Mittel in die<br />

Raumluft aus und lagern sich am Hausstaub an. Hausstaubuntersuchungen<br />

des Umweltbundesamtes belegen nach wie vor Belastungen mit Chemikalien,<br />

die seit vielen Jahren verboten sind, auch wenn diese Belastungen immer<br />

weiter zurückgehen. Ein Beispiel <strong>ist</strong> der Jahrzehnte lang eingesetzte Holzschutzmittelwirkstoff<br />

Pentachlorphenol (PCP). PCP wurde noch bis Ende der<br />

1970er Jahre in Wohnungen angewendet. Seit 1989 <strong>ist</strong> es in Deutschland wegen<br />

nachteiliger gesundheitlicher Wirkungen verboten. Auch die Gehalte an<br />

Lindan, das ebenfalls seit 1989 verboten <strong>ist</strong>, sind seither deutlich zurückgegangen.<br />

Anders verhält es sich bei den Pyrethroiden. Sie werden heute zur Bekämpfung<br />

von Schädlingen bei Zimmerpflanzen oder zum Schutz vor Mottenfraß<br />

bei Teppichen verwendet. Permethrin, ein Vertreter dieser Stoffgruppe,<br />

kann unverändert im Hausstaub nachgewiesen werden. Da in den letzten<br />

Jahren immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, ob der Abrieb<br />

von Wollteppichen, die mit Permethrin ausgerüstet sind, gesundheitsschädlich<br />

<strong>ist</strong>, ging das Bundesinstitut für Risikobewertung dieser Frage in einem<br />

Verbundforschungsvorhaben nach. Ergebnis <strong>ist</strong>: keine gesundheitlichen Risiken<br />

bei fachgerechter Ausrüstung.<br />

102


6.3 schimmel auf dem Vormarsch<br />

Schimmelpilze kommen überall in der Umwelt vor. Es gibt unzählige Arten,<br />

die hauptsächlich im Boden leben. Sie spielen eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf<br />

und besiedeln und zersetzen totes organisches Material. Sie bilden<br />

mikroskopisch kleine Sporen als Dauerformen, die über die Luft verbreitet<br />

und beim Lüften in die Wohnung geweht werden.<br />

Finden sie günstige Bedingungen wie hohe Feuchtigkeit und Wärme vor –<br />

das Nahrungsangebot <strong>ist</strong> in der Wohnung in Form von Tapeten, Holz, Textilien<br />

oder Lebensmittelresten groß – entwickeln sich aus den kleinen unsichtbaren<br />

Sporen sichtbare Schimmelpilzkolonien, die auf den Materialien als<br />

Verfärbungen auffallen. Auch Biomüll <strong>ist</strong> eine ausgezeichnete Nahrungsquelle<br />

für Schimmelpilze. Er sollte daher nur kurzfr<strong>ist</strong>ig in der Wohnung gesammelt<br />

und möglichst bald in die Biotonne auf dem Hof gebracht werden.<br />

Schimmel benötigt zum Wachsen immer Feuchtigkeit. Diese kann durch die<br />

Bewohner selbst in die Raumluft gelangen (beim Duschen, Kochen, Schwitzen)<br />

oder durch Feuchteschäden im Gebäude. Besonders feuchte Außenwände<br />

sind hier fatal. Kann die vorbe<strong>ist</strong>römende Luft die Wandoberfläche nicht<br />

abtrocknen, wie es hinter Schrankwänden oder Betten, die an die Außenwand<br />

gestellt wurden, vorkommt, verschimmelt die Wand. Schimmelpilze<br />

können auch im Verborgenen wachsen, etwa in Hohlräumen im Fußboden<br />

oder hohlen Wänden. Diesen Befall sieht man nicht. Er macht sich me<strong>ist</strong> erst<br />

durch einen modrigen Geruch bemerkbar.<br />

Hohe Luftfeuchtigkeit kann durch eine massive Durchfeuchtung des Mauerwerkes<br />

hervorgerufen werden. Ursache sind zum einen Havarien wie Rohrbrüche<br />

oder Überschwemmungen, zum anderen Baufehler, wie fehlende<br />

Abdichtungen gegenüber dem Grundwasser oder gegenüber Schlagregen.<br />

Auch die Bildung von Kondens- oder „Schwitzwasser“ an der Innenseite von<br />

Außenwänden durch Wärmebrücken oder unzureichende Wärmedämmung<br />

und nicht zuletzt zu geringes Lüften sowie unzureichendes Heizen der Bewohner<br />

können die Feuchtigkeit begünstigen.<br />

Feuchte Wohnungen sind offenbar gar nicht so selten. Die im Kinder-Umwelt-Survey<br />

erfolgte Befragung der Eltern ergab, dass in etwa 13 Prozent der<br />

Wohnungen feuchte Wände und in 15 Prozent Schimmel vorhanden waren.<br />

Schimmel führt nicht nur zu erheblichen Materialschäden, sondern <strong>ist</strong> auch<br />

gesundheitsschädlich. Es sind vor allem die Sporen, die, selbst wenn sie bereits<br />

abgetötet sind, bei den Bewohnern Haut- und Schleimhautreizungen,<br />

103


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

grippeähnliche Symptome, Allergien und Asthma auslösen können. Gelegentlich<br />

können vermehrungsfähige Sporen zu Pilzerkrankungen der Haut<br />

oder von Fuß- oder Fingernägeln führen. Zum Glück geschieht dies nicht bei<br />

jedem Bewohner gleichermaßen und auch nicht bei nur geringem Befall.<br />

Dennoch gehört Schimmel nicht in Wohnungen und stellt ein hygienisches<br />

Risiko dar. Das Umweltbundesamt fordert in seinen „Schimmelleitfäden“ aus<br />

den Jahren 2002 und 2005 daher auch die rasche Beseitigung des Befalls sowie<br />

die Klärung und Beseitigung der Ursachen.<br />

Im Kinder-Umwelt-Survey konnte in orientierenden Untersuchungen nachgewiesen<br />

werden, dass rund acht Prozent der Kinder gegenüber mindestens<br />

einem innenraumtypischen Schimmelpilz sensibilisiert sind. Die höchste<br />

Sensibilisierungsrate mit fünf Prozent wurde gegenüber einem Pinselschimmel<br />

(Penicillium chrysogenum), der wegen seiner Form so bezeichnet<br />

wird, beobachtet. Zum Vergleich: Die Sensibilisierungsraten gegenüber<br />

Katzen- oder Hundeallergenen lagen mit jeweils etwa sieben Prozent in vergleichbarer<br />

Höhe, während die Sensibilisierungsraten gegenüber den beiden<br />

104


getesteten Milbenallergenen (jeweils etwa 19 Prozent) deutlich höher waren.<br />

Die Sensibilisierung wird durch den Nachweis von IgG-E-Antikörpern gegen<br />

spezifische Allergene im Blut der Kinder festgestellt. Diese Antikörper haben<br />

für sich alleine betrachtet keinen Krankheitswert. Sie geben lediglich darüber<br />

Auskunft, dass sich das Immunsystem mit diesem Allergen auseinandergesetzt<br />

hat. Eine Sensibilisierung <strong>ist</strong> aber die Voraussetzung zur Entwicklung<br />

einer Allergie, die mit Krankheitszeichen wie Schleimhautreizungen und<br />

Asthma einhergehen kann.<br />

6.4 Auf gute luftqualität kommt es an<br />

Einige Probleme in Innenräumen haben sich seit der im Jahr 2002 in Kraft<br />

getretenen Energieeinsparverordnung verbessert, andere leider nicht. Bessere<br />

Wärmedämmung an den Fassaden sowie dicht schließende Fenster und<br />

Türen helfen, Energie einzusparen und „kalte“ Außenwände, an denen Wasserdampf<br />

aus der Luft kondensieren kann, zu vermeiden. Die Luftdichtheit<br />

führt aber auch dazu, dass sich Stoffe, die im Innenraum freigesetzt werden,<br />

in der Raumluft anreichern können. Begegnen kann man diesem Problem<br />

nur dadurch, dass emissionsarme Bauprodukte beim Renovieren oder beim<br />

Neubau eingesetzt werden und dass das Lüftungsverhalten geändert wird.<br />

Auch das richtige Heizen spielt eine wichtige Rolle.<br />

105


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

Wie lüftet und wie heizt man richtig?<br />

˘ Stoßlüftung mindestens zweimal täglich 5 bis 10 Minuten, am besten durch Öffnen<br />

gegenüberliegender Fenster; im Sommer länger lüften als im Winter<br />

˘ Immer lüften, wenn Wasserdampf entsteht (beim Kochen, nach dem Duschen)<br />

˘ Beim Wäschetrocknen lüften<br />

˘ Arbeiten mit geruchsintensiven Stoffen, Lösemitteln usw. nur bei gleichzeitiger<br />

guter Lüftung durchführen<br />

˘ Auf kontinuierlichen Luftaustausch beim Kochen mit Gas oder beim Gebrauch von<br />

Kaminöfen achten<br />

˘ Auch selten benutzte Räume regelmäßig lüften<br />

˘ Alle Räume ausreichend heizen (mindestens 17 oC, Flure 15 oC) ˘ Türen zu weniger beheizten Räumen schließen<br />

˘ Heizkörper bei geöffnetem Fenster abdrehen<br />

˘ Heizung nur nachts drosseln; tagsüber auf konstanter Temperatur belassen<br />

106


Auch der Handel kommt Verbraucherinnen und Verbrauchern entgegen,<br />

wenn es darum geht, neue Möbel anzuschaffen oder Wandfarben und Bodenbeläge<br />

für die Renovierung der Wohnung zu kaufen. Es gibt zahlreiche<br />

emissionsarme Produkte, die mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ gekennzeichnet<br />

und in allen Baumärkten zu finden sind. Einige tragen auch<br />

das Umweltzeichen der Europäischen Union, die „Euro-Margerite“ (mehr<br />

dazu unter ec.europa.eu/environment/ecolabel/index_en.htm).<br />

Der Blaue Engel <strong>ist</strong> das älteste offizielle Umweltzeichen<br />

in Deutschland. Zeicheninhaber <strong>ist</strong><br />

das Bundesumweltmin<strong>ist</strong>erium. Bereits 1978<br />

verabschiedete die aus Vertretern verschiedener<br />

gesellschaftlicher Gruppen zusammengesetzte<br />

Jury Umweltzeichen die ersten sechs<br />

Vergabegrundlagen. Heute tragen rund 10.000<br />

Produkte und Dienstle<strong>ist</strong>ungen in 80 Produktkategorien<br />

den Blauen Engel. Von dem Label<br />

geht ein Anreiz aus, umwelt- und gesundheitsverträglichere<br />

Produkte zu entwickeln.<br />

Einige Anforderungen an emissionsarme Wandfarben, die<br />

das Umweltzeichen RAL-UZ 102 tragen<br />

RAL-UZ 102 kann auf Antrag des Herstellers erteilt werden, wenn folgende Voraussetzungen<br />

erfüllt werden:<br />

˘ besonders arm an Lösemitteln und Formaldehyd<br />

˘ Anteil an Weichmachern unter 1 %<br />

˘ Konservierungsstoffe auf ein Minimum begrenzt<br />

˘ keine krebserzeugenden, erbgutverändernden, fortpflanzungsgefährdenden, sehr<br />

giftigen und giftigen Stoffe zugesetzt<br />

˘ individuelle Beratung für Allergiker wird angeboten<br />

www.blauer-engel.de<br />

107


6 „dicKe lUFt“ zU hAUse?<br />

Die Kriterien werden vom Umweltbundesamt in Kooperation mit Herstellern,<br />

Prüfinstituten, weiteren Fachleuten und Verbrauchervertretern erarbeitet.<br />

Die Jury Umweltzeichen prüft und beschließt die Vergabegrundlagen.<br />

Die Vergabe erfolgt durch RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und<br />

Kennzeichnung e.V.<br />

Auf der Grundlage der europäischen Bauproduktenrichtlinie (89/106/EWG)<br />

und den Vorschriften des deutschen Bauproduktengesetzes dürfen Bauprodukte,<br />

zu denen beispielsweise Gips-Karton- und Spanplatten, Bodenbeläge,<br />

Wandfarben und vieles mehr gehören, nur dann verwendet werden, wenn<br />

von ihnen keine gesundheitlichen Risiken ausgehen. Der Ausschuss für die<br />

gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat 1997 ein Schema<br />

zur Bewertung der Emissionen flüchtiger und schwer flüchtiger organischer<br />

Verbindungen erarbeitet (mehr dazu unter www.umweltbundesamt.de,<br />

Suchbegriff AgBB). Nur wenn die Anforderungen nach dem AgBB-Schema<br />

erfüllt werden, soll ein neu auf den Markt gelangendes Produkt künftig die<br />

Zulassung erhalten. Für Bodenbeläge wurden die AgBB-Prüfkriterien bereits<br />

eingeführt. Andere Bauprodukte folgen. Die Anforderungen sollen gewährle<strong>ist</strong>en,<br />

dass die neu auf den Markt kommenden Bauprodukte frei von Gesundheitsgefährdungen<br />

für die Bewohner sind.<br />

108


Das AgBB-Schema <strong>ist</strong> Bestandteil der Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung<br />

von Bauprodukten in Innenräumen, die dem Deutschen Institut<br />

für Bautechnik als Beurteilungsgrundlage für die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher<br />

Zulassungen dienen. Zugelassene Produkte tragen das Übereinstimmungszeichen<br />

(Ü-Zeichen). An dem zusätzlichen Hinweis Emissionsgeprüft<br />

nach DIBt-Grundsätzen <strong>ist</strong> zu erkennen, dass eine Untersuchung<br />

nach dem AgBB-Schema erfolgt <strong>ist</strong>.<br />

Ein weiterer rechtlicher Rahmen wird durch das neue europäische Regelwerk<br />

REACH geschaffen (siehe Kapitel 2 Chemikaliensicherheit). Durch<br />

REACH wird der Kenntnisstand über für Gesundheit und Umwelt schädliche<br />

Stoffe verbessert, von denen mehr als eine Tonne pro Jahr von einem Hersteller<br />

produziert und in Verkehr gebracht wird. Das wird sich langfr<strong>ist</strong>ig positiv<br />

auf den Gesundheits- und <strong>Umweltschutz</strong> verbrauchernaher Produkte auswirken.<br />

109


KlimAwAndel —<br />

wiR tUn wAs<br />

110


111


7 KlimAwAndel – wiR tUn wAs<br />

Schmelzende Gletscher, längere Trockenperioden, stärkere Regenfälle und<br />

zerstörerische Stürme sprechen nach Ansicht der me<strong>ist</strong>en Klimaforscher eine<br />

klare Sprache: Das Klima ändert sich weltweit. Auch Deutschland bleibt davon<br />

nicht verschont. Die erwarteten schnellen Veränderungen des Klimas<br />

gefährden die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen<br />

und fordern voraussichtlich die Anpassungsfähigkeit vieler Arten heraus.<br />

112<br />

Was <strong>ist</strong> Klima?<br />

Unter Klima werden für einen Ort oder eine Region die langjährigen Mittelwerte oder<br />

prozentualen Häufigkeiten der reg<strong>ist</strong>rierten Zustände des Wetters, einschließlich der<br />

mittleren Tages-, Monats- und Jahresschwankungen, zusammengefasst, das wetter <strong>ist</strong><br />

also das Einzelereignis.<br />

Durch Medienberichte über die wachsende Zahl von Unwetterkatastrophen<br />

und über schmelzende Gletscher rückt der globale Klimawandel verstärkt in<br />

das öffentliche Bewusstsein, und das Thema <strong>Umweltschutz</strong> wird für die Menschen<br />

wieder wichtiger. Das <strong>ist</strong> das Ergebnis der Repräsentativumfrage „Umweltbewusstsein<br />

in Deutschland“, die im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

seit 1992 durchgeführt wird. Bei der Erhebung 2006 forderten zwei Drittel<br />

der Befragten, dass Deutschland in der internationalen Klimaschutzpolitik<br />

eine Vorreiterrolle übernehmen soll. Allerdings glaubte eine Mehrheit der<br />

Befragten schon nicht mehr, dass die Folgen des Klimawandels noch bewältigt<br />

werden können.<br />

Für die Umweltpolitik <strong>ist</strong> der Klimawandel eine neue Herausforderung und<br />

damit zugleich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb muss alles unternommen<br />

werden, um das Ausmaß des Klimawandels zu begrenzen. Die<br />

vorliegende Broschüre informiert an Beispielen über Klimaänderungen, die<br />

wir schon jetzt beobachten können, über erste Anzeichen gesundheitlicher<br />

Risiken und über Anpassungsmaßnahmen, die in vielen Fällen bereits zur<br />

Verfügung stehen.


7.1 Globale erwärmung steigt<br />

An dem natürlichen Treibhauseffekt sind die Sonneneinstrahlung und so genannte<br />

Klima- oder Treibhausgase beteiligt. Dazu gehören Wasserdampf<br />

und atmosphärische Spurengase wie Kohlendioxid, D<strong>ist</strong>ickstoffoxid (Lachgas),<br />

Methan und Ozon, die den Erdball wie einen Schutzschild umgeben<br />

und verhindern, dass die von der Erde kommende Wärme ins All entweicht.<br />

Dadurch herrscht auf unserem Planeten eine durchschnittliche Temperatur<br />

von 15 Grad Celsius. Sonst wäre es um etwa 33 Grad Celsius kälter und Leben<br />

wäre nicht möglich.<br />

Menschliche Aktivitäten, auch als anthropogen bezeichnet, führen zu zusätzlicher<br />

Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid. Sie verstärken<br />

den natürlichen Treibhauseffekt.<br />

Seit 1861, dem Beginn der systematischen meteorologischen Aufzeichnungen,<br />

wird weltweit eine Erwärmung im globalen Mittel um etwa 0,7 Grad<br />

Celsius beobachtet. Mit der Temperaturerhöhung ging auch eine Änderung<br />

der Niederschlagstätigkeit einher. So erhöhten sich in Nordeuropa die Niederschläge<br />

um 10 bis 40 Prozent, während einige Gebiete Südeuropas um bis<br />

zu 20 Prozent trockener wurden. Weltweit stieg der Meeresspiegel in den<br />

letzten 100 Jahren um 10 bis 20 Zentimeter.<br />

Der Klimawandel veranlasste die Vereinten Nationen 1988, den Klimarat,<br />

kurz IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), einzuberufen. Er<br />

hat unter anderem die Aufgabe, die Auswirkungen des Klimawandels auf<br />

sozioökonomische und ökologische Systeme abzuschätzen und Maßnahmen<br />

zur Eindämmung des Klimawandels vorzuschlagen.<br />

Klimawandel in europa<br />

Auch in Europa sind bereits Folgen des Klimawandels erkennbar. Sie werden<br />

in der 2004 von der Europäischen Umweltagentur unter dem Titel<br />

„Impacts of Europe’s changing climate. An indicator-based assessment“ veröffentlichten<br />

Studie, an der auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

aus Deutschland mitgearbeitet haben, zusammengestellt und analysiert.<br />

Darüber hinaus zeigt die Studie, wie auch der 2007 veröffentlichte Sachstandsbericht<br />

des Weltklimarates (IPCC), mögliche künftige Veränderungen<br />

mit seinen nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft auf.<br />

113


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

114<br />

Einige Beispiele aus der Studie „Impacts of Europe’s<br />

changing climate. An indicator-based assessment“<br />

Klima: Extreme Wetterereignisse, wie Stürme, Hitzewellen und Überschwemmungen,<br />

haben zugenommen, während die Anzahl der Frosttage zurückgegangen <strong>ist</strong>.<br />

menschliche Gesundheit: In den letzten zehn Jahren haben die nachteiligen Wirkungen<br />

von Hitzewellen und Überschwemmungen sowie durch von Zecken übertragene Krankheiten<br />

zugenommen.<br />

Gletscher: Die Alpen verloren ein Drittel der mit Gletschern bedeckten Fläche. Der zur<br />

Gletscherbildung beitragende Schneefall <strong>ist</strong> an Umfang und Dauer zurückgegangen.<br />

terrestrische (auf dem Festland befindliche) systeme und biodiversität: Die Dauer<br />

der Vegetationsperiode hat sich 1962 bis 1995 um zehn Tage verlängert. Verschiedene<br />

Zugvögel überwintern. Durch die Einwanderung von Pflanzen in nördliche Regionen hat<br />

sich die Artenvielfalt in Nordwesteuropa erhöht, während sie in anderen Teilen Europas<br />

zurückging.<br />

marine systeme: Die steigende Wassertemperatur in der Nord- und Ostsee hat in Verbindung<br />

mit einem Nährstoffeintrag über Flüsse und Abwassereinleitungen zu einer erhöhten<br />

Biomasseproduktion von Phytoplankton und zu einer Nordwärtswanderung von Zooplankton<br />

geführt.<br />

Klimawandel in deutschland<br />

In Deutschland sind ebenso deutliche Klimaänderungen sichtbar (mehr<br />

dazu unter www.dwd.de). Seit 1901 sind die Jahresmitteltemperaturen um<br />

0,9 Grad Celsius gestiegen (siehe Abbildung 7-1). Das lag besonders an den<br />

häufig sehr warmen Sommermonaten seit 1990, die ihren bisherigen Spitzenwert<br />

im „Jahrhundertsommer“ 2003 fanden. Aber auch die Winter waren<br />

seit 1990 öfter milde.<br />

Die jährlichen Niederschlagshöhen zeigen seit 1901 ebenfalls einen leichten<br />

Anstieg. Dies <strong>ist</strong> besonders auf eine Zunahme der Winterniederschläge<br />

zurückzuführen.


Erste Wirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt sind zu erkennen. Beispielsweise<br />

blühen Schneeglöckchen und Apfelbäume fast fünf Tage pro<br />

Jahrzehnt früher. Die Aufenthaltsdauer vieler Singvögel liegt fast einen<br />

Monat über der des Jahres 1970.<br />

Inwieweit klimatische Veränderungen auch die Ausbreitung von Tieren, die<br />

Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen können, begünstigt haben,<br />

kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit beantwortet<br />

werden. Aber es gibt erste Hinweise, dass sich beispielsweise Zecken,<br />

Mücken und Mäuse in neue Gebiete ausbreiten (siehe dazu Abschnitt<br />

Erste Anzeichen für gesundheitsschädliche Auswirkungen).<br />

Für Deutschland gehen Risiken vor allem von Hochwasser, Stürmen und extremer<br />

Trockenheit aus. Die Schäden durch extreme Wetterereignisse der<br />

vergangenen zehn Jahre belaufen sich auf 16,5 Milliarden Euro, Tendenz<br />

steigend.<br />

Derzeit besitzen der Südwesten Deutschlands, die zentralen Teile Ostdeutschlands<br />

und die Alpen die höchste Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel.<br />

Gefährdet sind vor allem die menschliche Gesundheit und der regionale<br />

Tourismus, der auf Wintersport setzt.<br />

115


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

Starkniederschläge im Einzugsgebiet großer Flüsse führten in jüngster Vergangenheit<br />

zu Hochwasser mit Überschwemmungen weiter Landstriche.<br />

Tausende Menschen wurden obdachlos. Im Dezember 1993 und Januar 1995<br />

wurden in kurzer Folge zwei Jahrhunderthochwasser des Mittel- und des<br />

Niederrheins beobachtet. Das Oderhochwasser, auch als Oderflut bezeichnet,<br />

trat im Juli und August 1997 auf. Die Elbe überflutete im August 2002<br />

weite Teile in Tschechien und Deutschland. Ein weiteres Mal führte sie im<br />

März und April 2006 Hochwasser. Die Marke der Jahrhundertflut von 2002<br />

wurde an einigen Orten erreicht oder sogar übertroffen.<br />

Bei Hochwasser bergen vor allem Heizöl- und Flüssiggastanks und auch chemische<br />

Anlagen Risiken für die Gesundheit und die Umwelt. Auch mit der<br />

Durchfeuchtung des Mauerwerkes können die Menschen noch lange, nachdem<br />

die Überschwemmung wieder zurückgegangen <strong>ist</strong>, zu tun haben.<br />

Denn die Feuchtigkeit begünstigt das Wachstum von Schimmelpilzen in der<br />

Wohnung. Das schafft zusätzliche Probleme (siehe Kapitel 6 „Dicke Luft“ zu<br />

Hause?).<br />

116


7.2 erste Anzeichen für gesundheitsschädliche<br />

Auswirkungen<br />

Unser gesundheitliches Wohlbefinden <strong>ist</strong> von einer Reihe von Klimafaktoren<br />

abhängig. Nicht nur bei wetterfühligen Menschen kann das Allgemeinbefinden<br />

gestört sein, wenn Wetteränderungen bevorstehen. Vielen sind die<br />

Anpassungsschwierigkeiten bei mit Klimawechsel verbundenen Urlaubsaufenthalten<br />

bekannt, insbesondere dann, wenn sie mit einem schnellen Temperaturwechsel<br />

verbunden sind. Die Umstellung kann beispielsweise mit<br />

Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen verbunden sein.<br />

Auf diese „normalen“ gesundheitlichen Auswirkungen von Wetterumschwung<br />

und Klimawechsel soll hier nicht weiter eingegangen werden. Im<br />

Mittelpunkt stehen solche gesundheitlichen Auswirkungen, für die es Hinweise<br />

gibt, dass sie mit der Klimaerwärmung in Deutschland in Verbindung<br />

stehen.<br />

extremwetterereignisse<br />

Extremwetterereignisse haben direkte Folgen für die menschliche Gesundheit.<br />

Sie können zu Verletzungen und Erkrankungen, unter Umständen mit<br />

Todesfolge führen. Ein anschauliches Beispiel <strong>ist</strong> die Hitzewelle 2003. Hochrechnungen<br />

zufolge kam es in Deutschland zu ca. 7.000 zusätzlichen Todesfällen<br />

durch Herzinfarkt, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der<br />

Nieren und der Atemwege. Dies sind mehr Personen als jährlich durch Verkehrsunfälle<br />

sterben.<br />

Der Oberrheingraben von der schweizerischen Grenze bis nach Frankfurt gehört<br />

in Deutschland zu den wärmsten Regionen. Aber auch andere Gegenden<br />

mit großstädtischen Ballungsräumen – besonders in Kessellagen – sind<br />

gefährdet. Zu den thermischen Effekten kommen hier im Vergleich zu ländlichen<br />

Gebieten auch noch gesundheitsschädliche Luftschadstoffe hinzu. Vor<br />

allem ältere Menschen sind gefährdet, die me<strong>ist</strong> zu wenig trinken, und Menschen<br />

mit Vorerkrankungen, wie Zuckerkrankheit oder Herz-Kreislauferkrankungen.<br />

117


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

Verbreitung von Krankheitserregern und Allergien<br />

Während ein Zusammenhang zwischen Extremwetterereignissen und gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen auch für Laien erkennbar <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> dies bei<br />

den indirekten gesundheitlichen Wirkungen der Klimaerwärmung auch für<br />

Experten schon schwieriger. Dabei geht es um die Verbreitung von Krankheitserregern<br />

und um das vermehrte Auftreten von Pflanzen, die Allergien<br />

auslösen können.<br />

Das Klima <strong>ist</strong> nicht nur für das Überleben und die Verbreitung von Krankheitserregern<br />

mitverantwortlich, sondern auch für die Verbreitung von<br />

bestimmten Wirtstieren, die eine ständige Quelle von Krankheitserregern<br />

darstellen (Erregerreservoir) sowie von Mücken und Zecken, die die Krankheitserreger<br />

von dem infizierten Wirtstier auf den Menschen übertragen. Sie<br />

werden als Überträger oder Vektoren bezeichnet.<br />

Mit dem Klimawandel steigt das Risiko, dass neue und teilweise gefährliche<br />

Krankheiten in Deutschland heimisch werden. Im Freiland lebende Überträger<br />

und Wirtstiere werden über globale Transportwege nach Deutschland<br />

und Europa eingeschleppt. Treffen Mücken oder Zecken am Ankunftsort auf<br />

für sie passende klimatische Bedingungen, Biotope und Wirte, so können sie<br />

sich hier vermehren und verbreiten. Darüber hinaus begünstigen Extremereignisse,<br />

wie Überschwemmungen oder starke Niederschläge, die Ausbreitung<br />

bekannter und neuer Stechmückenarten.<br />

Die Schildzecke, auch gemeiner Holzbock genannt (Ixodes ricinus, siehe<br />

Bild), <strong>ist</strong> Überträger der Lyme-Borreliose und der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis<br />

(FSME). Die Schildzecke nimmt den Krankheitserreger während einer<br />

Blutmahlzeit bei einem infizierten Wirt auf. In Europa sind das me<strong>ist</strong> Nagetiere,<br />

Reh- und Rotwild, bei der FSME auch Vögel.<br />

Zecken lieben es warm und feucht. Typische Lebensräume sind hohes Gras<br />

und lichte Laubwälder mit Büschen, wo sie von ihren Wirten als so genannte<br />

„Wegelagerer“ von Blättern und Zweigen abgestreift werden. Die häufig auftretende<br />

Meinung, dass sich Zecken von Bäumen oder Sträuchern auf Menschen<br />

oder Tiere herabfallen lassen, <strong>ist</strong> dagegen ein Irrglaube. Einmal auf<br />

einem menschlichen Körper angelangt, sucht sich die Zecke me<strong>ist</strong>ens einen<br />

feuchten Ort zum Blutsaugen, wie Achselhöhlen oder Kniekehlen.<br />

118


Die Lyme-Borreliose <strong>ist</strong> eine bakterielle Infektionskrankheit. In den gemäßigten<br />

Klimazonen, zu denen große Teile Europas gehören, <strong>ist</strong> sie die am<br />

häufigsten durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Eine Übertragung<br />

von Mensch zu Mensch erfolgt nicht. Antibiotika helfen in der Frühphase,<br />

eine Impfung gibt es jedoch noch nicht.<br />

Die Bakterien können jedes Organ, das Nervensystem und die Gelenke befallen.<br />

Die Symptome sind daher sehr vielfältig, das macht die Diagnose<br />

so schwierig. Eines der wenigen charakter<strong>ist</strong>ischen Symptome <strong>ist</strong> die Wanderröte<br />

(Erythema migrans), die von Abgeschlagenheit, Fieber- und Kopfschmerzen<br />

begleitet sein kann. Die Hautrötung kann einige Tage bis Wochen<br />

nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle beobachtet werden.<br />

Sie tritt aber nicht bei allen Patienten auf. Im weiteren Verlauf können<br />

Schmerzen, Hirnhautentzündung, Herzbeschwerden und im Spätstadium Gelenkentzündungen<br />

auftreten.<br />

Obwohl das Infektionsschutzgesetz, das seit 2001 in Kraft <strong>ist</strong>, keine Meldepflicht<br />

für die Lyme-Borreliose vorsieht, haben sich die ostdeutschen Bundesländer,<br />

einschließlich Berlin, zu einer Ausweitung der Meldepflicht auf Borreliose<br />

entschlossen.<br />

119


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

Erkrankungsdaten liegen seit 2002 vor. Bis 2007 wurden dem Robert Koch-<br />

Institut, das für die bundesweite Erfassung von meldepflichtigen Erkrankungen<br />

zuständig <strong>ist</strong>, 29.110 Erkrankungsfälle übermittelt.<br />

Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, auch FSME, <strong>ist</strong> eine Viruserkrankung,<br />

die vor allem in Mittel- und Osteuropa, Russland und Asien verbreitet<br />

<strong>ist</strong>. Eine Therapie gibt es nicht, aber es <strong>ist</strong> ein wirksamer Impfstoff verfügbar.<br />

Die FSME tritt, wie es der Name sagt, im Frühjahr und Sommer auf.<br />

Ein Großteil der Infektionen verläuft stumm, das heißt ohne irgendwelche<br />

Krankheitszeichen. Erkrankte Personen sind nicht ansteckend. Bei einem<br />

Drittel der Infizierten treten grippale Symptome auf, die me<strong>ist</strong> wieder abklingen.<br />

In einigen Fällen kann es allerdings zur Beteiligung des zentralen<br />

Nervensystems mit einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung kommen. Je älter<br />

die infizierte Person <strong>ist</strong>, umso schlimmer kann die FSME verlaufen und unter<br />

Umständen auch tödlich enden. Seit 2001 besteht Meldepflicht bei Virusnachweis.<br />

Dadurch stehen bundesweit Erkrankungsdaten zur Verfügung.<br />

Von 2001 bis 2007 wurden dem Robert Koch-Institut 1.479 Erkrankungen gemeldet.<br />

Weitere Viren machen von sich Reden: die Hantaviren. Sie sind weltweit<br />

verbreitet. In Europa verursachen sie leichte bis schwere Nierenerkrankungen.<br />

Die wichtigste Infektionsquelle <strong>ist</strong> in Deutschland die me<strong>ist</strong> im Wald lebende<br />

Rötelmaus. Die Viren, die sie mit Speichel und Exkrementen ausscheidet,<br />

gelangen in den Staub. Wird dieser beim Wandern oder auch durch<br />

Reinigungs- und Aufräumarbeiten in Schuppen oder auf Dachböden, wohin<br />

sich die Mäuse gelegentlich zurückziehen, aufgewirbelt, gelangen die Krankheitserreger<br />

mit dem Staub über die Atemwege in den menschlichen Körper.<br />

Die me<strong>ist</strong>en Infektionen bleiben unbemerkt oder verlaufen als fiebrige Erkrankung<br />

ohne auffällige Symptome – doch die Zahl der bekannt gewordenen<br />

Krankheitsfälle mit Nierensymptomen <strong>ist</strong> in den letzten Jahren deutlich<br />

angestiegen. Eine spezifische Therapie oder Impfung gibt es noch nicht. Der<br />

Erregernachweis <strong>ist</strong> in Deutschland seit 2001 meldepflichtig. Mit 1.687 gemeldeten<br />

Fällen gehörten Hantavirus-Infektionen im Jahr 2007 zu den fünf<br />

häufigsten meldepflichtigen Viruserkrankungen in Deutschland. Besonders<br />

im Süden und Westen Deutschlands traten Krankheitshäufungen auf, während<br />

im Norden die üblichen Einzelfälle gemeldet wurden. Die Ausbrüche<br />

gingen mit einer ausgeprägten Zunahme der Population der Rötelmaus<br />

einher. Der Virusnachweis bei vielen Rötelmäusen bestätigte einen hohen<br />

Durchseuchungsgrad.<br />

120


Weder bei der Lyme-Borreliose noch bei der FSME sind die Gründe für den<br />

beobachteten Anstieg bekannt. Sicherlich sind ein verbessertes Meldeverhalten<br />

der behandelnden Ärzte und gewachsene Aufmerksamkeit betroffener<br />

Personen bedeutsam. Es <strong>ist</strong> aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass<br />

milde Winter die Überlebenschance sowie wärmere Temperaturen und erhöhte<br />

Feuchtigkeit allgemein die Lebensbedingungen für Zecken und Wirtstiere<br />

verbessert haben könnten. So wurde zum Beispiel die Zunahme der<br />

Populationsdichte bei Rötelmäusen durch das gute Nahrungsangebot an<br />

Bucheckern im Herbst 2006 und den milden Winter 2006/2007 begünstigt.<br />

Allergische Erkrankungen nehmen immer mehr zu. Nach dem Gesundheitssurvey,<br />

der 2003/2004 vom Robert Koch-Institut durchgeführt wurde,<br />

leiden 17 Prozent der Ostdeutschen und 22 Prozent der Westdeutschen an<br />

einer Pollenallergie. Die Verlängerung der Vegetationsperiode hat sich<br />

auch auf die Pollensaison ausgewirkt und die Leidensperiode der Betroffenen<br />

ebenso verlängert. Eine Auswertung aller Pollenflugdaten der Jahre<br />

2000 bis 2007 zeigt für Deutschland, dass im Vergleich zu den vergangenen<br />

Jahren der Pollenflug heutzutage nicht nur früher auftritt (zum Beispiel<br />

Baumpollen), sondern auch länger dauert (zum Beispiel Kräuterpollen) (siehe<br />

Abbildung 7-2).<br />

121


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

In den letzten Jahren kam eine neue Pflanze – die beifußblättrige Ambrosia,<br />

auch Traubenkraut genannt – hinzu. Sie blüht im Spätsommer. Ihre Pollen<br />

zählen zu den stärksten Allergie-Auslösern. Sie können zu schweren heuschnupfenartigen<br />

Symptomen oder zu Asthma führen. Bei sensibilisierten<br />

Personen kann durch Berührung der Blätter eine Kontaktallergie entstehen.<br />

Gegenwärtig <strong>ist</strong> in Deutschland noch wenig über das Ausmaß der durch Ambrosia<br />

verursachten Allergien bekannt. Die Pflanze stammt aus Nordamerika<br />

und breitet sich in weiten Teilen Europas und zunehmend auch in Deutschland<br />

rasch aus. Möglicherweise stecken dahinter günstiger gewordene klimatische<br />

Bedingungen. Eingeschleppt wurde die Pflanze vorwiegend in verunreinigtem<br />

importiertem Vogelfutter. Solche eingewanderten Pflanzen<br />

werden auch als Neophyten bezeichnet.<br />

122


Eine vermehrte Belastung von Gewässern durch Blaualgen (Cyanobakterien)<br />

kann sich nachteilig auf die Trinkwassergewinnung und die Aufbereitungskosten<br />

auswirken sowie die Qualität der Badegewässer einschränken. Blaualgen<br />

bilden Toxine und Allergene, daher kann der äußerliche Kontakt mit<br />

verunreinigtem Wasser zu Hautausschlag und Bindehautentzündung führen.<br />

Wird das Wasser getrunken, so können Magen- und Darmstörungen sowie<br />

bei langandauernder Aufnahme eine Leberschädigung die Folge sein. Im<br />

Hitzesommer 2003 wurden an der Ostsee wegen vermehrter Blaualgenblüte<br />

zahlreiche Strände gesperrt.<br />

Einige bakterielle Krankheitserreger, wie zum Beispiel Salmonellen, die auf<br />

ein optimales Wachstum bei 37 Grad Celsius eingestellt sind, finden bei höheren<br />

Außentemperaturen „Brutschrankbedingungen“ vor und vermehren<br />

sich in Lebensmitteln wesentlich besser. Dies erklärt neben anderen Faktoren<br />

den beobachteten Zusammenhang zwischen erhöhter Außentemperatur und<br />

dem Anstieg der Erkrankungszahlen an häufig mit Brechdurchfall einhergehender<br />

Salmonellose beim Menschen.<br />

123


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

7.3 maßnahmen zum schutz der Gesundheit<br />

Um die menschliche Gesundheit zu schützen und wirtschaftliche Schäden<br />

gering zu halten, <strong>ist</strong> es dringend erforderlich, sich bereits heute auf Klimaveränderungen<br />

einzustellen. Einige Maßnahmen sind bereits etabliert, andere<br />

sind noch zu entwickeln.<br />

beispiele für bereits eingeleitete maßnahmen<br />

Die Hitzewelle 2003 wurde zum Anlass genommen, ein Hitzewarnsystem<br />

beim Deutschen Wetterdienst einzurichten (www.dwd.de/hitzewarnung). Es<br />

informiert die Bundesländer über bevorstehende Hitzeperioden, damit sich<br />

beispielsweise das Gesundheitswesen rechtzeitig durch verstärkte Bereitschaftsdienste<br />

darauf einstellen kann. Zu den besonders gefährdeten Personen<br />

gehören ältere, pflegebedürftige oder kranke Menschen sowie Säuglinge<br />

und Kleinkinder. Das Augenmerk richtet sich daher auch auf Krankenhäuser,<br />

Senioren- und Pflegeheime sowie auf Schulen und Kindertagesstätten.<br />

Das Umweltbundesamt und verschiedene Bundesländer haben zur Aufklärung<br />

der Bevölkerung Informationsmaterialien veröffentlicht. Das vom<br />

Umweltbundesamt gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst erarbeitete<br />

Hintergrundpapier „Klimawandel und Gesundheit“ beispielsweise gibt Privatpersonen<br />

Tipps und Empfehlungen für Verhaltensweisen bei Hitze oder<br />

Hitzewellen.<br />

124<br />

Was kann der Einzelne bei Hitze tun?<br />

˘ Beschränkung der Aktivität im Freien<br />

˘ Vermeidung körperlicher Anstrengungen (auch Sport)<br />

˘ Aufenthalt im Schatten<br />

˘ Ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

˘ Meiden von Alkohol und sehr kalten Getränken<br />

˘ Aufenthalt in möglichst kühlen Räumen<br />

˘ Nachts und morgens lüften, Räume tagsüber mit Rollläden und Vorhängen abdunkeln


Besonders gefährdet durch die von Zecken übertragenen Infektionskrankheiten<br />

Lyme-Borreliose und FSME sind Forstarbeiter und Personen, die sich<br />

in ihrer Freizeit beim Wandern oder Pilze- und Beerensammeln in Wald-<br />

und Wiesengebieten aufhalten. Anpassungs- und Vorsorgemaßnahmen sind<br />

bisher relativ beschränkt. Tipps zur Vorbeugung gibt zentral das Robert-<br />

Koch-Institut heraus. In Hochrisikogebieten veröffentlichen auch Landes-<br />

oder Kommunalgesundheitsbehörden regelmäßig Warnungen und Verhaltensregeln.<br />

In Gebieten mit hohem FSME-Risiko gehört die Empfehlung einer<br />

Impfung dazu.<br />

Wie kann der Einzelne sich vor Zeckenstichen schützen?<br />

˘ Tragen geschlossener Kleidung<br />

˘ Nach Aufenthalt im Freien (vor allem in Gebieten, wo Zecken vermehrt vorkommen<br />

könnten) den Körper absuchen<br />

˘ Cremes oder Sprays mit Duftstoffen auf Haut und Kleidung zum Abschrecken der<br />

Zecken anwenden<br />

˘ Hinweise beachten, in welchen Gebieten und zu welchen Jahreszeiten Personen besonders<br />

gegenüber infizierten Zecken oder anderen Gliedertieren gefährdet sein<br />

können.<br />

Durch Ambrosia drohen nicht nur Gefahren für die Gesundheit, sondern<br />

auch für die Landwirtschaft (Unkraut mit erheblicher Schadenswirkung) und<br />

für den Naturschutz (Verdrängung heimischer Pflanzen). Die 2007 am Julius-Kühn-Institut<br />

eingerichtete interdisziplinäre Arbeitsgruppe untersucht<br />

die Folgen der Ausbreitung und koordiniert das bundesweite Aktionsprogramm<br />

Ambrosia. Der <strong>Gesundheitsschutz</strong> profitiert unmittelbar davon, da<br />

durch Beobachtungen auch der Pollenflug erfasst wird (mehr dazu unter<br />

www.jki.bund.de/ambrosia).<br />

125


7 KlimAwAndel - wiR tUn wAs<br />

Das Aktionsprogramm Ambrosiabekämpfung in Bayern des Bayerischen<br />

Staatsmin<strong>ist</strong>eriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz sieht unter<br />

anderem vor, dass Pflanzen noch vor der Blüte zu vernichten sind, um<br />

die Pollenemissionen sowie die Ausbreitung der eingewanderten Ambrosia<br />

zu minimieren (http://www.lzg-bayern.de/aktuell_wgt.htm). Eine Maßnahme,<br />

die gegebenenfalls bundesweit Anwendung finden könnte.<br />

Wird Ambrosia im heimischen Garten entdeckt, dürfen die Pflanzen nicht<br />

über die Biotonne entsorgt werden. Um ihre weitere Verbreitung zu verhindern,<br />

sollten sie – vor der Blüte! – dem Restmüll zugeführt werden.<br />

entwicklung einer deutschen Anpassungsstrategie<br />

Die Bundesregierung hat 2005 die Entwicklung eines nationalen Konzeptes<br />

zur Anpassung an den Klimawandel, die Deutsche Anpassungsstrategie, beschlossen.<br />

Diese wird zurzeit von den Bundesmin<strong>ist</strong>erien unter der Federführung<br />

des Bundesumweltmin<strong>ist</strong>eriums und in enger Zusammenarbeit mit den<br />

Ländern erarbeitet. Unterstützung le<strong>ist</strong>et dabei das Kompetenzzentrum Klimafolgen<br />

und Anpassung (KomPass, http://www.anpassung.net).<br />

Dabei geht es unter anderem darum, klimabedingte nationale und regionale<br />

Anfälligkeiten zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zum Schutz<br />

der Menschen und der Umwelt zu erarbeiten. Diese erstrecken sich beispielsweise<br />

auf das Gesundheitswesen, den Hochwasserschutz und die <strong>Stadt</strong>- und<br />

Landschaftsplanung, für die im Folgenden beispielhaft mögliche Anpassungsmaßnahmen<br />

erläutert werden.<br />

Zur Verbesserung des <strong>Gesundheitsschutz</strong>es <strong>ist</strong> neben den bereits eingeleiteten<br />

Maßnahmen auch die Überwachung der klimabedingten Ausbreitung<br />

von Krankheiten auszubauen. Gegenwärtig fehlen Kenntnisse über Art und<br />

Verbreitung der Vektoren und Wirtstiere. Sie sind aber notwendig für Risikoanalysen<br />

und für die Ableitung von geeigneten Gegenmaßnahmen. Ein<br />

wichtiger Beitrag wird daher von einer mit Mitteln des Bundesumweltmin<strong>ist</strong>eriums<br />

durchgeführten Studie erwartet, die die Auswirkungen des Klimas<br />

auf Vorkommen und Verbreitung krankheitsübertragender Schildzecken in<br />

Deutschland untersucht. Die Ergebnisse werden voraussichtlich 2011/2012<br />

vorliegen.<br />

Jüngste Hochwasserereignisse in Deutschland und Europa haben gezeigt,<br />

dass der Hochwasserschutz verbesserungswürdig <strong>ist</strong>. Das betrifft zum Bei-<br />

126


spiel den Erhalt der Deiche oder die Erweiterung der Überschwemmungsflächen,<br />

die den Flüssen in den vergangenen Jahrhunderten durch flussnahe<br />

Eindeichungen abgeschnitten wurden.<br />

Bei der Entwicklung neuer Konzepte der <strong>Stadt</strong>- und Landschaftsplanung<br />

sollten sich Großstädte an bevorstehende Hitzewellen anpassen und für innerstädtische<br />

Frischluftzufuhr Sorge tragen, gegebenenfalls durch Frischluftschneisen<br />

oder durch Vegetationszonen, wie Parks und Grünflächen.<br />

Bei Gebäuden <strong>ist</strong> für ausreichende Isolation zu sorgen, um eine Aufheizung<br />

der Innenräume bei Hitze zu verhindern. Ansonsten könnten vermehrt<br />

Schadstoffe aus Bauprodukten und Inventar in die Raumluft ausgasen. Dem<br />

kommen die von der Energieeinsparverordnung ausgelösten Sanierungen<br />

im Hinblick auf eine verbesserte Wärmedämmung ebenso wie die in diesem<br />

Zusammenhang diskutierten lüftungstechnischen Verbesserungen entgegen<br />

(siehe Kapitel 6 „Dicke Luft“ zu Hause?).<br />

Die vorhergesagten Klimafolgen, wie auch die jüngsten Hochwasserereignisse<br />

in Europa, haben die Notwendigkeit aufgezeigt, den Handlungsschwerpunkt<br />

von der akuten Katastrophenhilfe hin zu einem langfr<strong>ist</strong>igen Risikomanagement<br />

zu verschieben. In der Arbeitsgruppe Klimawandel und<br />

Bevölkerungsschutz arbeiten seit 2007 Umweltbundesamt, Deutscher Wetterdienst,<br />

Technisches Hilfswerk und Bundesamt für Bevölkerungsschutz und<br />

Katastrophenhilfe zusammen, um für bevölkerungs- und katastrophenschutzrelevante<br />

Extremereignisse durch klimatische Veränderungen gerüstet zu sein.<br />

127


AnhAnG<br />

Glossar<br />

AgBB Ausschuss für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten;<br />

1997 von der Länderarbeitsgruppe Umweltbezogener<br />

<strong>Gesundheitsschutz</strong> (LAUG) und der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) gegründet;<br />

Geschäftsstelle beim Y UBA<br />

AgBB-Schema Die ausführliche Bezeichnung lautet: „Vorgehensweise bei<br />

der gesundheitlichen Bewertung von flüchtigen organischen<br />

Verbindungen (VOC) aus Bauprodukten“; die Notifizierung<br />

erfolgte im Jahr 2005; es <strong>ist</strong> Bestandteil der „Grundsätze für<br />

die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen“,<br />

die die Basis für die Zulassung von Bauprodukten<br />

durch das dafür zuständige Deutsche Institut für Bautechnik<br />

sind; zugelassene Produkte erhalten das Übereinstimmungszeichen<br />

(Ü-Zeichen) mit dem zusätzlichen Hinweis „Emissionsgeprüft<br />

nach DIBt-Grundsätzen“<br />

APUG Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit; Geschäftsstelle<br />

im Y UBA; das APUG wurde der Öffentlichkeit 1999 vom<br />

Y BMU und Y BMG vorgestellt; seit 2002 wirkt auch das Y<br />

BMELV mit; die beteiligten Bundesoberbehörden sind das<br />

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das Bundesinstitut für<br />

Risikobewertung (Y BfR), das Robert Koch-Institut (Y RKI)<br />

und das Umweltbundesamt (Y UBA)<br />

BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Behörde<br />

im Geschäftsbereich des Bundesmin<strong>ist</strong>eriums für Arbeit<br />

und Soziales<br />

BfR Bundesinstitut für Risikobewertung; Bundesoberbehörde im<br />

Geschäftsbereich des Y BMELV<br />

Biozide Biozidhaltige Produkte sind gemäß Definition des Biozidgesetzes<br />

dazu bestimmt, auf chemischem oder biologischem<br />

Wege Schadorganismen zu zerstören, abzuschrecken, unschädlich<br />

zu machen, Schädigungen durch sie zu verhindern<br />

oder sie in anderer Weise zu bekämpfen. Biozide sind<br />

auch in Pflanzenschutzmitteln enthalten. Sie fallen dann in<br />

den Geltungsbereich des Pflanzenschutzgesetzes.<br />

BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz, die vollständige Bezeichnung<br />

lautet „Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen<br />

und ähnliche Vorgänge“ (siehe auch Y BImSchV);<br />

128


1974 verabschiedet und seither in zahlreichen Änderungen<br />

den aktuellen Erfordernissen angepasst<br />

BImSchV Bundesimmissionsschutzverordnung; in den zum Y BImSchG<br />

erlassenen Verordnungen sind unter anderem Y Grenzwerte<br />

für Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und<br />

Umwelteinwirkungen festgelegt<br />

BMG Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Gesundheit<br />

BMU Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit<br />

BMELV Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz<br />

BVL Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit;<br />

Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Y BMELV<br />

DDT Dichlordiphenyltrichlorethan, ein Schädlingsbekämpfungsmittel;<br />

als Pflanzenschutzmittel seit 1972 in der Bundesrepublik<br />

verboten; bis 1989 in der DDR mit Anwendungsbeschränkungen<br />

in der Landwirtschaft eingesetzt; DDT <strong>ist</strong> in der Umwelt<br />

schwer abbaubar und reichert sich in der Nahrungskette<br />

an; steht auf der L<strong>ist</strong>e der Y POPs und darf nur noch zur<br />

Malariabekämpfung verwendet werden<br />

Dioxin äquivalente Um die Giftigkeit (Toxizität) der Dioxin-PCB-Gemische einzustufen,<br />

werden den Y Dioxinen und dioxinähnlichen Y PCB<br />

von der Y WHO festgesetzte Toxizitätsäquivalentfaktoren<br />

(TEF) zugeordnet, die diese Verbindungen gemäß ihrer Toxizität<br />

einstufen. Die Toxizität des giftigsten bekannten Dioxins<br />

Y TCDD wird mit 1 bewertet. Die anderen Dioxine sind im<br />

Verhältnis zu TCDD weniger giftig und erhalten deshalb niedrigere<br />

Werte. Die in einer Lebensmittel- oder Umweltprobe<br />

gemessenen Dioxine und dioxinähnlichen PCB werden als<br />

Dioxinäquivalente (WHO-PCDD/F-TEQ und WHO-PCB-TEQ) zu<br />

einem Wert – dem Gesamt-Dioxinäquivalent (WHO-PCDD/F-<br />

PCB-TEQ) – zusammengefasst und mit WHO-TEQ abgekürzt.<br />

Dioxine Kurzbezeichnung für polychlorierte Dibenzodioxine und -furane;<br />

diese toxischen Verbindungen entstehen unbeabsichtigt<br />

beim Herstellungsprozess anderer Substanzen und bei unvollständiger<br />

Verbrennung; sie gelangen mit Abgas oder Abwasser<br />

in die Umwelt, sind schwer abbaubar und reichern sich in<br />

der Nahrungskette an (siehe auch Y TCDD); stehen auf der<br />

L<strong>ist</strong>e der Y POPs; die Giftigkeit wird in Y Dioxinäquivalenten<br />

angegeben<br />

DWD Deutscher Wetterdienst, Anstalt im Geschäftsbereich des Bundesmin<strong>ist</strong>eriums<br />

für Verkehr, Bau und <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Exposition Ausgesetztsein des Organismus gegenüber in Häufigkeit und<br />

Intensität unterschiedlichen krankheitsfördernden Y Noxen<br />

(Schadstoffe, Lärm, Krankheitserreger, Strahlen)<br />

129


GlossAR<br />

EG Europäische Gemeinschaft; hat den Begriff EWG (Europäische<br />

Wirtschaftsgemeinschaft) abgelöst<br />

EU Europäische Union<br />

Europäische<br />

Kommission<br />

130<br />

Im politischen System der Europäischen Union die Exekutive<br />

und als solche für die Umsetzung der Beschlüsse von Min<strong>ist</strong>errat<br />

und Parlament zuständig<br />

Grenzwert Gesetzlich festgelegter Wert, der nicht überschritten werden<br />

darf (im Lebensmittelrecht auch als Höchstmenge oder Y<br />

Höchstgehalt bezeichnet)<br />

Höchstgehalt Gesetzlich festgelegter Wert für Umweltkontaminanten und<br />

andere unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln; der Wert darf<br />

nicht überschritten werden (siehe auch Y Grenzwert)<br />

JKI Julius-Kühn-Institut, zusätzliche Bezeichnung für das Bundesforschungsinstitut<br />

für Kulturpflanzen im Geschäftsbereich<br />

des Y BMELV<br />

Kanzerogenität Krebserzeugende Eigenschaft eines Stoffes; nach der europäischen<br />

Y Richtlinie 67/548/EWG werden drei Kategorien<br />

unterschieden (stark gekürzte Definitionen):<br />

• Stoffe der Kategorie 1 wirken beim Menschen bekanntermaßen<br />

krebserzeugend<br />

• Stoffe der Kategorie 2 sollten für den Menschen als krebserzeugend<br />

angesehen werden, da hinreichende Anhaltspunkte<br />

aus geeigneten Tierversuchen und sonstigen relevanten Informationen<br />

bestehen<br />

• Stoffe der Kategorie 3 geben wegen möglicher krebserzeugender<br />

Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis;<br />

aus geeigneten Tierversuchen liegen einige Anhaltspunkte<br />

vor, die jedoch nicht ausreichen, um den Stoff in Kategorie 2<br />

einzustufen<br />

Kontamination Verunreinigung von Luft, Lebensmitteln oder Trinkwasser,<br />

Boden, Oberflächen- und Grundwasser mit unerwünschten<br />

Stoffen<br />

Mutagenität Erbgutverändernde Eigenschaft eines Stoffes; er kann zu<br />

vererbbaren genetischen Schäden führen; nach der europäischen<br />

Y Richtlinie 67/548/EWG werden drei Kategorien<br />

unterschieden (stark gekürzte Definitionen):<br />

• Stoffe der Kategorie 1 wirken beim Menschen bekanntermaßen<br />

erbgutverändernd<br />

• Stoffe der Kategorie 2 sollten für den Menschen als erbgutverändernd<br />

angesehen werden, da hinreichende Anhaltspunkte<br />

aus geeigneten Tierversuchen und sonstigen relevanten<br />

Informationen bestehen<br />

• Stoffe der Kategorie 3 geben wegen möglicher erbgutverändernder<br />

Wirkungen auf den Menschen Anlass zur Besorg-


nis; aus geeigneten Mutagenitätsversuchen liegen einige<br />

Anhaltspunkte vor, die jedoch nicht ausreichen, um den<br />

Stoff in Kategorie 2 einzustufen<br />

Noxe Krankheits- oder Schädigungsursache, die biologischer/<br />

mikrobiologischer, chemischer oder physikalischer (zum<br />

Beispiel Lärm) Natur sein kann<br />

PCB Polychlorierte Biphenyle, ein technisches Gemisch von<br />

Verbindungen mit unterschiedlichem Chlorierungsgrad<br />

(Kongenere); in der Vergangenheit vielseitig eingesetzter<br />

Werkstoff, der seit 1989 in Deutschland verboten <strong>ist</strong>; PCB<br />

sind in der Umwelt schwer abbaubar und reichern sich in<br />

der Nahrungskette an; stehen auf der L<strong>ist</strong>e der Y POPs;<br />

einige PCB-Kongenere verhalten sich in ihrer Giftigkeit wie<br />

Y Dioxine und werden daher als dioxinähnliche PCB bezeichnet<br />

POPs Pers<strong>ist</strong>ent Organic Pollutants; englische Bezeichnung für<br />

pers<strong>ist</strong>ente organische Schadstoffe; mit dem Stockholmer<br />

Übereinkommen, das im Mai 2004 in Kraft getreten <strong>ist</strong><br />

und von 156 Vertragsstaaten unterzeichnet wurde, werden<br />

weltweit zunächst 12 der besonders gefährlichen POPs verboten;<br />

dazu gehören eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln,<br />

Y PCB und Y Dioxine und Furane<br />

REACH Reg<strong>ist</strong>ration, Evaluation, Authorisation and Restriction of<br />

Chemicals; englische Bezeichnung für die Reg<strong>ist</strong>rierung,<br />

Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien;<br />

es handelt sich um die EU-Chemikalienverordnung (EG) Nr.<br />

1907/2006, die am 1. Juni 2007 in Kraft getreten <strong>ist</strong> und die<br />

vorherige Chemikaliengesetzgebung in der Europäischen<br />

Union vereinfacht und verbessert<br />

Reproduktions-<br />

toxizität<br />

Fortpflanzungsgefährdende Eigenschaft eines Stoffes; nach<br />

der europäischen Richtlinie 67/548/EWG werden drei Kategorien<br />

unterschieden (stark gekürzte Definitionen):<br />

• Stoffe der Kategorie 1 beeinträchtigen beim Menschen<br />

bekanntermaßen die Fortpflanzungsfähigkeit (Fruchtbarkeit)<br />

oder sie wirken beim Menschen bekanntermaßen<br />

fruchtschädigend (entwicklungsschädigend)<br />

• Stoffe der Kategorie 2 sollten als beeinträchtigend für<br />

die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen oder fruchtschädigend<br />

für den Menschen angesehen werden, da hinreichende<br />

Anhaltspunkte aus eindeutigen tierexperimentellen<br />

Nachweisen oder sonstigen relevanten Informationen bestehen<br />

• Stoffe der Kategorie 3 geben wegen möglicher Beeinträchtigung<br />

der Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen<br />

oder wegen möglicher fruchtschädigender Wirkungen beim<br />

Menschen Anlass zu Besorgnis, da jeweils hinreichende<br />

131


GlossAR<br />

Richtlinie<br />

67/548/EWG<br />

132<br />

Anhaltspunkte für den starken Verdacht aus geeigneten Tierversuchen<br />

oder sonstigen relevanten Informationen bestehen; die<br />

Befunde reichen aber nicht für eine Einstufung des Stoffes in Kategorie<br />

2 aus<br />

Europäische Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften<br />

für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung<br />

gefährlicher Stoffe vom 27. Juni 1967; inzwischen<br />

gibt es mehrere Änderungen und Anpassungen; die derzeit<br />

letzte Fortschreibungen von Einstufungen (Stand August 2008)<br />

sind veröffentlicht in der Richtlinie 2004/73/EG der Kommission<br />

vom 29. April 2004 zur neunundzwanzigsten Anpassung der<br />

Richtlinie 67/548/EWG des Rates zur Angleichung der Rechtsund<br />

Verwaltungsvorschriften für die Einstufung, Verpackung<br />

und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe an den technischen<br />

Fortschritt<br />

Richtwerte Haben im Unterschied zu Y Grenzwerten orientierenden Charakter;<br />

die Richtwerte für Schadstoffe in der Innenraumluft sind<br />

im Rahmen von Einzelstoffbetrachtungen toxikologisch begründet<br />

und werden von der Ad-hoc-Arbeitsgruppe aus Mitgliedern<br />

der Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) des Y UBA und<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Gesundheitsbehörden<br />

der Länder (AOLG) erarbeitet:<br />

• Wird der Richtwert II (RW II) erreicht oder überschritten,<br />

besteht unverzüglicher Handlungsbedarf – zum Beispiel im<br />

Hinblick auf Sanierungsentscheidungen zur Verringerung der<br />

Exposition, da diese Konzentration für empfindliche Personen<br />

bei Daueraufenthalt in den Räumen eine gesundheitliche Gefährdung<br />

darstellt<br />

• Der Richtwert I (RW I) gibt die Konzentration eines Stoffes an,<br />

bei der nach gegenwärtigem Kenntnisstand auch bei lebenslanger<br />

Exposition keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu<br />

erwarten <strong>ist</strong>; eine Überschreitung <strong>ist</strong> mit einer über das übliche<br />

Maß hinausgehenden, hygienisch unerwünschten Belastung<br />

verbunden; aus Y Vorsorgegründen besteht auch im Konzentrationsbereich<br />

zwischen RW I und RW II Handlungsbedarf;<br />

der RW I wird vom RW II durch Einführen eines zusätzlichen<br />

Faktors (in der Regel 10) abgeleitet; RW I kann als Sanierungszielwert<br />

dienen, er soll nicht ausgeschöpft, sondern nach Möglichkeit<br />

unterschritten werden


RKI Robert Koch-Institut; Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich<br />

des Y BMG<br />

SVOC Semi-Volatile Organic Compounds, englische Bezeichnung<br />

für schwerflüchtige organische Verbindungen; sie haben<br />

einen höheren Siedebereich als Y VOC; SVOC (Beispiel<br />

Weichmacher) werden bei Zimmertemperatur in geringen<br />

Konzentrationen über einen längeren Zeitraum freigesetzt<br />

als VOC<br />

TCDD Tetrachlordibenzo-p-dioxin; oft auch speziell für 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin<br />

verwendet, Leitsubstanz der Y<br />

Dioxine, die zugleich am giftigsten <strong>ist</strong>; sie wurde bei der Katastrophe<br />

im italienischen Seveso 1976 freigesetzt und wird<br />

seither umgangssprachlich als „Seveso-Dioxin“ bezeichnet<br />

UBA Umweltbundesamt; Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich<br />

des Y BMU<br />

Umwelt-<br />

kontaminanten<br />

Ungewollte Verunreinigungen in Lebensmitteln, die aus<br />

dem Boden, dem Wasser oder der Luft stammen; me<strong>ist</strong> handelt<br />

es sich um Schwermetalle und „langlebige“ (pers<strong>ist</strong>ente)<br />

chlororganische Verbindungen, die zum Beispiel durch industrielle<br />

Prozesse in die Umwelt gelangen<br />

VOC Volatile Organic Compounds, englische Bezeichnung für<br />

organische Verbindungen; bei Zimmertemperatur werden<br />

sie in höheren Konzentrationen als Y SVOC freigesetzt<br />

WHO World Health Organization, englische Bezeichnung für<br />

Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen<br />

133


wichtige Adressen<br />

Weitere Informationen sind von den aufgeführten Bundesmin<strong>ist</strong>erien, Bundeseinrichtungen<br />

und unter den aufgeführten Internetadressen erhältlich.<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

Dienstsitz Bonn: Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn<br />

Telefon: 0228 99 305-0 Telefax: 0228 99 305-3225<br />

Dienstsitz Berlin: Alexanderstraße 3, 10178 Berlin<br />

Telefon: 030 18 305-0 Telefax: 030 18 305-4375<br />

Internet: www.bmu.de E-Mail: service@bmu.bund.de<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Gesundheit (BMG)<br />

Dienstsitz Bonn: Rochusstraße 1, 53123 Bonn<br />

Telefon: 0228 99 441-0 Telefax: 0228 99 305-3225<br />

Dienstsitz Berlin: Friedrichstraße 108, 10117 Berlin<br />

Telefon: 030 18 305-0 Telefax: 030 18 305-4375<br />

Internet: www.bmg.bund.de E-Mail: poststelle@bmg.bund.de<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft<br />

(BMELV)<br />

Dienstsitz Berlin: Mauerstr. 29-32, 10117 Berlin<br />

Dienstsitz Bonn: Rochusstr. 1, 53123 Bonn<br />

Telefon: 030/18529-0<br />

Internet: www.bmelv.de E-Mail: Formular im Internet<br />

Umweltbundesamt (UBA)<br />

Wörlitzer Platz 1<br />

06844 Dessau-Roßlau<br />

Telefon: 0340 2103-0 Telefax: 0340 2103-2285<br />

Internet: www.umweltbundesamt.de<br />

E-Mail: info@umweltbundesamt.de<br />

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)<br />

Thielallee 88–92<br />

14195 Berlin<br />

Telefon: 030 8412-0 Telefax: 030 8412-4741<br />

Internet: www.bfr.bund.de E-Mail: poststelle@bfr.bund.de<br />

134


Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)<br />

Bundesallee 50, Gebäude 247<br />

38116 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 21497-0 Telefax :0531 21497-299<br />

Internet: www.bvl.bund.de E-Mail: poststelle@bvl.bund.de<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)<br />

Friedrich-Henkel-Weg 1-25<br />

44149 Dortmund<br />

Telefon: 0231 9071-0 Telefax: 0231 9071-2454<br />

Internet: www.baua.de E-Mail: poststelle@baua.bund.de<br />

Bundesamt für Naturschutz (BfN)<br />

Konstantinstraße 110<br />

53179 Bonn<br />

Telefon: 0228 8491-0 Telefax: 0228 8491-9999<br />

Internet: www.bfn.de E-Mail: pbox-bfn@bfn.de<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />

Ostmerheimer Str. 220<br />

51109 Köln<br />

Telefon: 0221 8992-0 Telefax: 0221 8992-300<br />

Internet: www.bzga.de E-Mail: poststelle@bzga.de<br />

Deutscher Wetterdienst (DWD)<br />

Frankfurter Straße 135<br />

63067 Offenbach<br />

Telefon: 069 80 62-0 Telefax: 069 80 62-4484<br />

Internet: www.dwd.de E-Mail: info@dwd.de<br />

Robert Koch-Institut (RKI)<br />

Nordufer 20<br />

13353 Berlin<br />

Telefon: 030 18754-0 Telefax: 030 18754-2328<br />

Internet: www.rki.de E-Mail: Formular im Internet<br />

135


„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen<br />

Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen …“<br />

Grundgesetz, Artikel 20 a<br />

BESTELLUNG VON PUBLIKATIONEN:<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

Postfach 30 03 61<br />

53183 Bonn<br />

Tel.: 0228 99 305-33 55<br />

Fax: 0228 99 305-33 56<br />

E-Mail: bmu@broschuerenversand.de<br />

Internet: www.bmu.de<br />

Diese Publikation <strong>ist</strong> Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesmin<strong>ist</strong>eriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und <strong>ist</strong> nicht zum<br />

Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier.

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