S3_LL Bipolar Hauptartikel_2012
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Leitthema<br />
Projektgruppe<br />
Steuergruppe<br />
Konsensuskonferenz<br />
Erweiterte Reviewgruppe inklusive Expertenpanel<br />
Abb. 1 8 Leitliniengruppen<br />
Diagnostik8. Screeninginstrumente allein<br />
eigenen sich nicht zur Diagnosestellung.<br />
Bei positivem Screening sollte zur<br />
Diagnosesicherung ein Facharzt für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie/für Nervenheilkunde<br />
hinzugezogen werden (KKP).<br />
Die bipolare Erkrankung ist eine komplexe<br />
psychische Störung. Differenzialdiagnostische<br />
Probleme können sich aus der<br />
psychopathologischen Vielgestaltigkeit<br />
der bipolaren Erkrankung im Rahmen<br />
akuter Querschnittssituationen, während<br />
des Verlaufes bipolarer Episoden, im<br />
Intervall zwischen akuten Episoden sowie<br />
im Langzeitverlauf über die Lebensspanne<br />
ergeben.<br />
Diagnostik9. Bei jungen Erwachsenen<br />
mit Störungen der Emotionsregulation<br />
(z. B. bei Aufmerksamkeitsdefizit<br />
Hyperaktivitätsstörung, emotionalinstabiler<br />
Persönlichkeitsstörung, komplexen<br />
Impulskontrollstörungen, und Substanzmissbrauch<br />
oder abhängigkeit) wird<br />
eine sorgfältige Differenzialdiagnostik in<br />
Richtung einer bipolaren Störung empfohlen<br />
(0). <br />
<strong>Bipolar</strong>I und <strong>Bipolar</strong>IIStörungen<br />
eint das häufige Vorkommen initialer depressiver<br />
Episoden, welche zunächst auf<br />
einen unipolar depressiven Krankheitsverlauf<br />
hindeuten.<br />
Diagnostik10. Folgende Risikofaktoren<br />
bzw. Prädiktoren für die Entwicklung<br />
einer Hypomanie oder Manie sind publiziert<br />
worden:<br />
572 | Der Nervenarzt 5 · <strong>2012</strong><br />
AG Trialog, Wissensvermittlung und<br />
Selbsthilfe<br />
AG Diagnostik<br />
AG Pharmakologische Therapie<br />
AG Nicht-medikamentöse somatische<br />
Behandlungsmethoden<br />
AG Psychotherapie<br />
AG Versorgungssystem<br />
F positive Familienanamnese für<br />
bipolare Störungen,<br />
F schwere, melancholische oder psychotische<br />
Depression im Kindes<br />
oder Jugendalter,<br />
F schneller Beginn und/oder rasche<br />
Rückbildung der Depression,<br />
F Vorliegen saisonaler oder atypischer<br />
Krankheitsmerkmale,<br />
F subsyndromale hypomanische<br />
Symptome im Rahmen depressiver<br />
Episoden und<br />
F hypomanische oder manische Symptomentwicklung<br />
im zeitlichen Zusammenhang<br />
mit einer Therapie mit<br />
Antidepressiva oder bei Exposition<br />
gegenüber Psychostimulanzien.<br />
(Statement)<br />
Diagnostik11. Beim Auftreten eines<br />
oder mehrerer der oben genannten Risikofaktoren<br />
bzw. Prädiktoren ist besonders<br />
sorgfältig zu prüfen, ob die Depression<br />
im Rahmen einer bipolaren Störung<br />
auftritt (0).<br />
Darüber hinaus wurden Empfehlungen<br />
zur Differenzialdiagnostik zur Zyklothymia,<br />
Schizophrenie, zur schizoaffektiven<br />
Störung (letztere Diagnose sollte<br />
nur als Ausschlussdiagnose nach längerer<br />
Verlaufsbeobachtung gestellt werden)<br />
und zum Missbrauch und Abhängigkeit<br />
von Substanzen formuliert. Hirnorganische<br />
Erkrankungen (wie Epilepsien, Enzephalitiden<br />
und Demyelinisierungen mit<br />
Läsionen der weißen Hirnsubstanz) sind<br />
ebenso differenzialdiagnostisch zu beachten<br />
wie Folgen zerebrovaskulärer Erkrankungen<br />
und beginnende frontotemporale<br />
Demenzen. An die Differenzialdiagnostik<br />
organischer Hirnerkrankungen<br />
ist insbesondere bei Jugendlichen mit atypischer<br />
bipolarer Symptomatik, aber auch<br />
bei Menschen mit Spätmanifestation manischer<br />
Episoden zu denken. Schilddrüsen<br />
und Nebennierenrindenerkrankungen<br />
sowie Hypophysentumoren können<br />
hypomanische oder manische Symptomatik<br />
imitieren. Iatrogen verursachte<br />
Hypomanien oder Manien können infolge<br />
einer Behandlung mit Glukokortikoiden,<br />
Schilddrüsen oder Sexualhormonen<br />
auftreten, aber auch durch eine Behandlung<br />
mit LDopa und Stimulanzien. Unter<br />
der Therapie mit Antidepressiva kann es<br />
bei manchen Patienten zu einem Switch<br />
in die Hypomanie oder Manie kommen,<br />
auch bei Patienten mit einer bipolaren<br />
Prädisposition.<br />
Bei bipolaren Störungen besteht eine<br />
besonders ausgeprägte Komorbidität mit<br />
unterschiedlichen anderen psychischen <br />
Störungen, die für den Verlauf und die<br />
Prognose und damit für die Therapieplanung<br />
der Primärstörung von entscheidender<br />
Bedeutung sein können.<br />
Diagnostik20. Bei bipolaren Störungen<br />
kommen eine oder mehrere psychische<br />
Störungen häufig komorbid vor. Die epidemiologisch<br />
häufigsten Störungen sind:<br />
F Angst und Zwangsstörungen,<br />
F Substanzmissbrauch und abhängigkeit,<br />
F Impulskontrollstörungen und Essstörungen<br />
sowie Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung<br />
(ADHD),<br />
F Persönlichkeitsstörungen.<br />
(Statement)<br />
Diagnostik21. Komorbide psychische<br />
Störungen sollten bei bipolaren Störungen<br />
zu Beginn und im Verlauf der Erkrankung<br />
bei bipolaren Störungen sorgfältig<br />
diagnostiziert und in Therapie und<br />
Verlaufsbeobachtung berücksichtigt werden<br />
(B).<br />
Patienten mit schweren psychischen<br />
Störungen und somit auch Patienten mit<br />
bipolaren Störungen weisen eine erhöh