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Freihandelsabkommen EU-Korea öffnet neue Türen - AHK Korea

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Asien Kurier<br />

<strong>Korea</strong><br />

<strong>Freihandelsabkommen</strong><br />

<strong>EU</strong>-<strong>Korea</strong> <strong>öffnet</strong> <strong>neue</strong> <strong>Türen</strong><br />

Von Carsten Lienemann, Stv. Geschäftsführer <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong> in Seoul<br />

Am 1. Juli 2011 trat das erste<br />

<strong>Freihandelsabkommen</strong> (FHA)<br />

zwischen der <strong>EU</strong> und einem asiatischen<br />

Partner, der Republik<br />

<strong>Korea</strong>, in Kraft, ein historischer<br />

und wirtschaftlicher Meilenstein.<br />

Dies wird die ohnehin<br />

schon exzellenten Handelsbeziehungen<br />

zwischen Deutschland<br />

und <strong>Korea</strong> weiter fördern.<br />

Starke bilaterale<br />

Handelsbeziehungen<br />

Deutschland und <strong>Korea</strong> blicken<br />

auf über 125 Jahre diplomatische<br />

und wirtschaftliche Beziehungen<br />

zurück. Das Handelsvolumen zwi-<br />

BASF Werk im südkoreanischen Ulsan<br />

schen den beiden Ländern stieg<br />

seit 1961 stetig an und erreichte<br />

2010 rund 25 Milliarden US$. Da<br />

der bilaterale Handel in der ersten<br />

Jahreshälfte 2011 mit 13,4 Milliarden<br />

US$ bereits deutlich über dem<br />

Vorjahresstand liegt, steuern wir<br />

auf ein <strong>neue</strong>s Rekordjahr zu. In<br />

der zweiten Jahreshälfte dürfte es<br />

auch zu einem deutlich spürbaren<br />

Effekt durch das <strong>Freihandelsabkommen</strong><br />

(FHA) kommen, das seit<br />

1. Juli 2011 in Kraft ist.<br />

Eine Studie schätzt, dass sich<br />

der bilaterale Handel zwischen<br />

der <strong>EU</strong> und <strong>Korea</strong> in den nächsten<br />

20 Jahren durch das FHA,<br />

verglichen zu dem Fall ohne Abkommen,<br />

mehr als verdoppeln<br />

wird. Davon wird Deutschland,<br />

als wichtigster Handelspartner<br />

der <strong>EU</strong> Staaten, überproportional<br />

profitieren. Schon jetzt ist<br />

Deutschland aus koreanischer<br />

Perspektive der sechstwichtigste<br />

Handelspartner weltweit. Rund<br />

40 Prozent aller Lieferungen aus<br />

dem Euroraum nach <strong>Korea</strong> stammen<br />

aus Deutschland. Der deutsche<br />

Handelsbilanzüberschuss<br />

mit <strong>Korea</strong> in Höhe von 3,1 Milliarden<br />

US$ (1. Halbjahr<br />

2011) dürfte sich tendenziell<br />

weiter vergrößern<br />

(Angaben laut koreanischer<br />

Zollstatistik; gemäß Statistischem<br />

Bundesamt hat<br />

Deutschland ein leichtes<br />

Handelsbilanzdefizit mit<br />

<strong>Korea</strong>).<br />

<strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong><br />

Donnerstag, 1. September 2011<br />

BASF-Mitarbeiter in Ulsan<br />

Aus deutscher Sicht ist <strong>Korea</strong> der<br />

drittwichtigste Markt in Asien. Mit<br />

einem Pro-Kopf-Einkommen von<br />

mehr als 20.000 US$, 48,6 Millionen<br />

Einwohnern und einem Außenhandelsvolumen<br />

von rund 892 Milliarden<br />

US$ (2010) zählt das Hochtechnologieland<br />

zur Spitzengruppe<br />

der Region. Der Abstand zum Pro-<br />

<strong>Freihandelsabkommen</strong><br />

seit 1. Juli 2011 in Kraft<br />

Kopf Einkommen in Deutschland<br />

(rund 40.000 US$) wird sich ten-<br />

Die <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong> ist mit über 525 Mitgliedern die zweitgrößte<br />

nationale Außenhandelskammer in <strong>Korea</strong>. Seit 30<br />

Jahren bringt sie Menschen und Unternehmen zusammen,<br />

hilft beim Marktzugang, steht bei Problemen im Alltag zur<br />

Seite und ist professioneller Dienstleister, der sich größtenteils<br />

selbst finanziert. 25 Mitarbeiter, darunter durchgängig<br />

deutschsprachige koreanische Mitarbeiter, helfen<br />

deutschen Unternehmen bei allen Fragen zum koreanischen<br />

Markt.<br />

<strong>Korea</strong>n-German Chamber of Commerce and Industry<br />

- KGCCI<br />

Hannam Plaza, 28-2 Hannam-dong, Yongsan-gu<br />

Seoul 140-884, <strong>Korea</strong><br />

Tel.: +82-2-37804-600<br />

Fax: +82-2-37804-637<br />

Email: info@kgcci.com<br />

Web: http://korea.ahk.de<br />

29<br />

BASF SE (2)


Asien Kurier<br />

denziell verringern. <strong>Korea</strong> bietet einen<br />

großen Absatzmarkt für deutsche<br />

Produkte. Bereits 2010 betrug<br />

das deutsche Exportvolumen nach<br />

<strong>Korea</strong> 14,3 Milliarden US$. Mit Inkrafttreten<br />

des FHA wird sich der<br />

Absatzmarkt für deutsche Unter-<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

8.3<br />

8.5<br />

Handelsvolumen Deutschland <strong>Korea</strong><br />

[in Mrd. US$]<br />

10.3 9.8 10.1<br />

11.4<br />

11.5<br />

13.5<br />

10.5<br />

14.8<br />

<strong>Korea</strong>nische Importe aus Deutschland<br />

<strong>Korea</strong>nische Exporte nach Deutschland<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong><br />

nehmen weiter beleben. Er dürfte<br />

in circa 2 bis 3 Jahren Japan überholt<br />

haben, welches 2010 deutsche<br />

Waren im Wert von 13,1 Milliarden<br />

Euro – gegenüber 10,2 Milliarden<br />

Euro nach <strong>Korea</strong> – importiert hat<br />

(Statistisches Bundesamt).<br />

Deutsche Firmen zählen mit<br />

akkumulierten Investitionen von<br />

9,4 Milliarden US$ auch zu den<br />

größten Investoren in <strong>Korea</strong>, was<br />

das langfristige Vertrauen in den<br />

Markt unterstreicht. Mit angekündigten<br />

Direktinvestitionen<br />

von 664 Millionen US$ für 2011<br />

ist Deutschland Spitzenreiter aus<br />

der <strong>EU</strong>. Die koreanische Seite sieht<br />

Deutschland als strategischen<br />

Wirtschaftspartner, der langfristig<br />

vor Ort engagiert ist.<br />

Ideale Ergänzung<br />

Die Wirtschaftsstruktur <strong>Korea</strong>s<br />

wird von der Automobil- und<br />

Stahlindustrie, Maschinenbau,<br />

Chemie, Schiffbau und Konsumelektronik<br />

geprägt. Diese Branchen<br />

tragen zudem am stärksten<br />

zum Export bei. Nummer eins ist<br />

<strong>Korea</strong> bei Schiffbau, LCD und bestimmten<br />

Speicherchips. Bei Stahl<br />

und Werkzeugmaschinen ist <strong>Korea</strong><br />

jeweils weltweite Nummer<br />

fünf. Den gleichen Rang hält die<br />

koreanische Automobilindustrie.<br />

Der starke Produktionsstandort<br />

8.8<br />

12.3<br />

10.7<br />

14.3<br />

ist damit attraktiv für deutsche<br />

Zulieferer. Im Automobilbereich<br />

haben bekannte deutsche Firmen,<br />

wie u.a. Behr,<br />

Bosch, Continental,<br />

Hella, Leoni,<br />

Mann+Hummel,<br />

Schaeffler, SB Li-<br />

Motive, Witzenmann<br />

und ZF erfolgreich<br />

eigene<br />

Werke in <strong>Korea</strong><br />

etabliert. Forschung<br />

und Entwicklung<br />

findet<br />

oft vor Ort statt.<br />

Auch in der<br />

Elektroindustrie<br />

bietet <strong>Korea</strong> gute<br />

Marktchancen.<br />

Ein Beispiel ist<br />

die Firma Lapp<br />

Kabel, die ihr<br />

weltweites Kom-<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

0.151<br />

petenzzentrum für PV-Anlagen<br />

Kabel in <strong>Korea</strong> betreibt. Die Firma<br />

Rittal, globaler Marktführer bei<br />

Schaltschränken, hat vor drei Jahren<br />

in <strong>Korea</strong> die Produktion aufgenommen.<br />

-0.530<br />

Donnerstag, 1. September 2011<br />

<strong>Korea</strong> ist ein attraktiver Markt<br />

für deutsche Anbieter von Investitionsgütern.<br />

Deutsche Spezialmaschinen,<br />

Roboter, Produktionsanlagen<br />

usw. genießen einen<br />

hervorragenden Ruf. Bekannte<br />

Anbieter wie Trumpf, Gildemeister,<br />

Mahr, Putzmeister und Wirtgen<br />

sind teilweise seit Jahrzehnten<br />

erfolgreich im koreanischen Markt<br />

engagiert.<br />

Auch deutsche Konsumgüteranbieter<br />

setzen Trends in <strong>Korea</strong>.<br />

Haushaltsmarken, wie Fissler,<br />

Miele, WMF oder Zwilling<br />

sind sehr populär. Bei Luxusapartments<br />

muss die Küche aus<br />

Deutschland stammen. Adidas<br />

und Puma sind selbstverständliche<br />

Accessoires bei Jugendlichen<br />

und Montblanc ist aus der Geschäftswelt<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Auch bei Kosmetika bieten<br />

sich vielfältige Möglichkeiten, da<br />

<strong>Korea</strong> der weltweit zwölftgrößte<br />

Absatzmarkt ist.<br />

Wachstumsmarkt<br />

er<strong>neue</strong>rbare Energien<br />

<strong>Korea</strong> ist rohstoffarm und daher<br />

auf Energieimporte angewiesen,<br />

Deutscher Handelsüberschuss gegen Südkorea<br />

[in Mrd. US$]<br />

1.308<br />

1.992<br />

4.246<br />

3.478<br />

3.603<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong><br />

die über 96 Prozent des Bedarfs decken.<br />

Die Regierung setzt deshalb<br />

auf Rohstoffsicherung im Ausland,<br />

Atomkraft sowie Er<strong>neue</strong>rbare Energien.<br />

Präsident Lee Myung-bak verkündete<br />

2008 einen „Green Grow-<br />

30


Asien Kurier<br />

th“ Plan, der mit hohen öffentlichen<br />

Subventionen verknüpft ist, und<br />

weiter die Politik bestimmt.<br />

Im Bereich Er<strong>neue</strong>rbare Energien<br />

sind deutsche Anbieter vor<br />

allem bei Photovoltaik und Windenergie<br />

engagiert. Bei Solarenergieausrüstungen<br />

sind deutsche<br />

Zulieferer, wie u.a. Roth&Rau,<br />

Jonas&Redmann, centrotherm<br />

und KACO gut im Geschäft.<br />

Windenergie wird von Branchenkennern<br />

als Zukunftsmarkt<br />

gesehen und viele Teile, von Verankerungsschrauben<br />

(August<br />

Friedberg) bis hin zu Generatoren<br />

(Voith und Siemens) stammen aus<br />

deutscher Produktion. Der bisher<br />

noch gültige Einspeisetarif wird<br />

durch ein <strong>neue</strong>s System („Renewable<br />

Portfolio Standard“) ersetzt,<br />

das Energieerzeuger zwingt, einen<br />

bestimmten Anteil ihres Energiemixes<br />

aus er<strong>neue</strong>rbaren Quellen<br />

zu erzeugen.<br />

Auswirkungen des<br />

<strong>Freihandelsabkommen</strong>s<br />

In all diesen Märkten wird die<br />

Zusammenarbeit durch das FHA<br />

entscheidend erleichtert. Mit Inkrafttreten<br />

des Abkommens am 1.<br />

Juli 2011 entfielen bereits 70 Prozent<br />

aller Zölle zwischen beiden<br />

Parteien, wodurch sich schon im<br />

ersten Monat ein positiver Effekt<br />

beim Handel erkennen ließ. In<br />

den kommenden 5 Jahren werden<br />

schrittweise weitere Zölle abgeschafft,<br />

so dass dann rund 99 Prozent<br />

aller Produkte zwischen Ko-<br />

Donnerstag, 1. September 2011<br />

rea und der <strong>EU</strong> zollfrei gehandelt<br />

werden können.<br />

Zudem ist das FHA das erste<br />

europäische Abkommen, welches<br />

auch nichttarifäre Handelshemmnisse<br />

überwindet und dadurch zu<br />

Verbesserungen in handelsrelevanten<br />

Bereichen, wie Schutz des<br />

geistigen Eigentums, Beschaffung<br />

und Wettbewerbspolitik beiträgt.<br />

Vor allem in der Automobil-, Pharma-<br />

und Konsumelektronikindustrie<br />

wird das FHA große Auswirkungen<br />

haben. Zertifikate und<br />

Tests für elektronische Sicherheit<br />

und elektromagnetische Verträglichkeit<br />

werden nun beidseitig akzeptiert,<br />

wodurch Doppel-Zertifizierungen,<br />

Ungewissheiten und<br />

vor allem bürokratische Hindernisse<br />

wegfallen. <br />

31

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