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Was Kindern nach der Trennung bleibt, sind Vater und Mutter als ...

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Petri meint: »Auch wenn <strong>der</strong> Verlust des <strong>Vater</strong>s nicht ersetzt<br />

werden kann, so ist er doch insoweit kompensierbar, <strong>als</strong> po-<br />

sitive Bindungen an an<strong>der</strong>e Menschen gröbere Fehlentwicklungen<br />

verhin<strong>der</strong>n können. Dieser für die <strong>Mutter</strong>entbehrung<br />

gesicherte Erkenntnisstand [ … ] gilt ebenso für die <strong>Vater</strong>entbehrung«<br />

114 . Bei aller berechtigter Kritik an Eltern <strong>und</strong> Politik<br />

darf man nicht verkennen, dass wir uns noch nie so intensiv<br />

mit dem Wohl unserer Kin<strong>der</strong> beschäftigen konnten wie in unserer<br />

heutigen Gesellschaft. Die außerfamiliäre Umwelt bietet<br />

unseren <strong>Kin<strong>der</strong>n</strong> viele neue Erfahrungsräume, in denen es zu<br />

reichen Begegnungen mit Gleichaltrigen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Erwachsenen<br />

kommt. Beson<strong>der</strong>s für traumatisierte Kin<strong>der</strong> <strong>sind</strong> das<br />

so gewonnene Gefühl <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>und</strong> diese Bindungen<br />

elementar, weil sie die soziale <strong>und</strong> emotionale Isolation überwinden<br />

helfen. Lei<strong>der</strong> arbeiten in diesen Institutionen überwiegend<br />

Frauen, was männliche Vorbil<strong>der</strong> vermissen lässt. 115<br />

Der Appell von Soziologen gilt vor allem natürlich allen Eltern,<br />

ob getrennt lebend o<strong>der</strong> nicht, aber auch Arbeitgebern, Unternehmern<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften, familienorientierte Mitarbeiterprogramme<br />

einzurichten, damit es erwerbstätigen Eltern in<br />

Vollzeit o<strong>der</strong> Teilzeit möglich ist, ihre Arbeitszeiten unabhängig<br />

von Kin<strong>der</strong>gartenplätzen <strong>und</strong> Schulzeiten einzuteilen. So<br />

könnten ein Ausbau von Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, noch<br />

flexibleren Arbeitszeiten, die Möglichkeit, sich zu zweit einen<br />

Arbeitsplatz zu teilen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Beteiligung von<br />

Vätern an <strong>der</strong> Erziehungsarbeit eine neue Form von Familie<br />

begründen. Damit könnten tatsächlich alte Rollenmuster<br />

durchbrochen werden <strong>und</strong> somit langfristig eine gleichbe-<br />

rechtigte Beteiligung <strong>der</strong> Frauen am Erwerbsleben garantiert<br />

werden. Auch Männer <strong>sind</strong> hier strukturellen Be<strong>nach</strong>teiligungen<br />

ausgesetzt, da die patriarchalisch organisierte Arbeitswelt<br />

wenig Raum für die Neuordnung <strong>der</strong> Aufgaben innerhalb <strong>der</strong><br />

Familie lässt. Bei staatlich finanzierten Maßnahmen zur Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung<br />

in den Beruf werden Männer <strong>als</strong> Zielgruppe<br />

nicht berücksichtigt. Die Solidarität <strong>der</strong> momentanen Politik<br />

orientiert sich am Geschlecht <strong>und</strong> nicht am Problem. Wenn<br />

aber Politik <strong>und</strong> Wirtschaft Männern die Möglichkeit geben<br />

würden, einen Teil ihrer Macht über das Geld an Frauen abzugeben,<br />

<strong>sind</strong> Frauen wahrscheinlich viel eher bereit, ihre Macht<br />

über die Kin<strong>der</strong> mit den Männern zu teilen. Deshalb sollten die<br />

Männer genauso wie Frauen daran interessiert sein, dass beide<br />

für ihr berufliches Engagement gleich entlohnt werden. Wenn<br />

Frauen ihr Recht einfor<strong>der</strong>n, in die ›Männerdomäne‹ Arbeit<br />

einzudringen, sollten sie den Männern in gleichem Maß <strong>der</strong>en<br />

Recht zugestehen, am Leben ihrer Kin<strong>der</strong> genauso aktiv teilzunehmen<br />

wie sie selbst. Wenn wirkliche Gleichberechtigung<br />

entstehen soll, dann müssen beide Geschlechter die Spielregeln<br />

<strong>der</strong> öffentlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong> privaten Welt beherrschen <strong>und</strong><br />

auch einsetzen. 116<br />

Eine angenehme Gesellschaft kann erst entstehen, wenn je<strong>der</strong><br />

Bürger lernt, den Wandel in den Geschlechterrollen <strong>und</strong> den<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Lebensrealitäten zuzulassen.<br />

Die meisten Frauen wollen nicht mehr an den Herd<br />

zurückkehren, <strong>und</strong> davon abgesehen können sie es auch nicht<br />

mehr, denn immer seltener reicht ein Gehalt in Deutschland<br />

aus, um die gesamte Familie zu ernähren. Aufgr<strong>und</strong> dessen<br />

können Väter auch nicht mehr die alleinige finanzielle Last<br />

für die ganze Familie tragen. Außerdem wollen sie mehr Zeit<br />

mit ihren <strong>Kin<strong>der</strong>n</strong> verbringen. Sie for<strong>der</strong>n dieses Recht nicht<br />

aufgr<strong>und</strong> des alten Dominanzanspruchs gegenüber Frauen,<br />

son<strong>der</strong>n wegen ihres neuen Verständnisses von Männlichkeit<br />

<strong>und</strong> Väterlichkeit, was doch von den meisten Frauen heute<br />

gewünscht, wenn nicht sogar erwartet wird.

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