Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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und ertragreichen Abschnitt im menschlichen Lebenslauf dar (vgl. Hurrelmann & Rosewitz &<br />
Wolf).<br />
Da die Hauptaufgabe der Pubertät darin liegt, eine Erwachsenenidentität aufzubauen und die<br />
<strong>für</strong> ein Leben als Erwachsener notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben,<br />
kommt Erwachsenen eine wesentliche Vorbildfunktion zu. Gerade diesbezüglich jedoch sind<br />
die Verhältnisse unter postmodernen Bedingungen problematisch geworden. Der<br />
Unterschied liegt in den normativen Vorstellungen vom erwachsenen Staatsbürger und in der<br />
Vielfalt der möglichen Karrieren und Lebensmodelle. Im Gegensatz zu heute wusste die<br />
Gesellschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts noch relativ genau, was ein guter,<br />
angepasster Bürger ist und worauf hin sich Jugendliche infolgedessen zu entwerfen haben.<br />
Ebenso waren die Lebens- und Karrieremöglichkeiten <strong>für</strong> die meisten Menschen sehr viel<br />
enger definiert, so dass die individuellen Entscheidungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Jugendliche sehr<br />
begrenzt waren und ein zwar enger, da<strong>für</strong> aber einfacher und klarer Orientierungsrahmen<br />
gegeben war.<br />
Demgegenüber ist heute eine <strong>für</strong> individuelle Entwicklungsentscheidungen weit geöffnete,<br />
man könnte auch sagen: nahezu anomische Situation entstanden, in der es mehr denn je<br />
vom Selbstbewusstsein und der Kreativität der Jugendlichen selbst abhängt, was sie aus<br />
ihren Möglichkeiten machen. Gleichzeitig sind brauchbare Vorbilder rar geworden bzw. in<br />
ihrer Wirkkraft eingeschränkt, da sie keinen ganzen Lebensentwurf mehr repräsentieren<br />
können. Damit hat sich das Hauptproblem der Pubertät dahingehend verändert, dass die<br />
Jugendlichen heute Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten haben, deren Lösungen noch nicht<br />
feststehen bzw. vorgegeben sind. Für ihr eigenes Erwachsenensein existieren noch keine<br />
fertigen Entwürfe.<br />
Dieser Situation trägt die moderne Sozialisationsforschung im Konzept des Modell-Lernens<br />
von Bandura (1976) Rechnung, das den sozialen Prozess der Sozialisation vor allem als<br />
Vorgang des Lernens aufseiten des Jugendlichen beschreibt. Wesentlich in dieser<br />
Sichtweise ist, dass die Kinder bzw. Jugendliche die Erwachsenen nicht einfach kopieren<br />
oder nachahmen, sondern einem internen kognitiven Verarbeitungsprozess unterziehen, in<br />
dem eine hohe Flexibilität aufgebaut wird. Sie steuern damit in gewisser Weise den Vorgang<br />
der Sozialisation selbst, allerdings innerhalb von sozialen Beziehungen und in<br />
Auseinandersetzung mit diesen.<br />
Diese Problematik wird in dem Kult-Serien-Roman „Harry Potter und ...“ in adäquater Weise<br />
beschrieben und ist wahrscheinlich auch der tiefere Grund <strong>für</strong> dessen Erfolg. Insbesondere<br />
in Band 4 muss Harry Potter im Rahmen des sogenannten trimagischen Turniers drei<br />
Aufgaben lösen, die allesamt <strong>für</strong> ihn auch tödlich enden könnten, wobei die zweite Aufgabe<br />
darin besteht herauszufinden, worin die Aufgabe eigentlich besteht. Eine perfekte Metapher<br />
<strong>für</strong> die Schwierigkeit der Pubertät am Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />
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