Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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Rauchen gehört wahrscheinlich zu den Verhaltensweisen von Erwachsenen – neben<br />
Alkoholkonsum und/oder Sexualität -, die aus Sicht von Jugendlichen am rätselhaftesten und<br />
geheimnisvollsten erscheinen, da sie aus ihrer Kindheit über keine vergleichbaren<br />
Erfahrungen verfügen. Es ist daher durchaus verständlich, dass Jugendliche sich da<strong>für</strong><br />
interessieren, was denn hinter der Zigarette steckt. Auf diese Weise entsteht durch<br />
Neugierde ein Motiv.<br />
„M2: Man will einfach wissen, wie es schmeckt und warum wollen das alle<br />
Erwachsenen, und dann probiert man es halt aus.“ (Simon W 1117/1120)<br />
Bei den Erwachsenen im Allgemeinen, welche Raucher/innen beobachten Jugendliche denn<br />
im Speziellen? Die ersten RaucherInnen denen die Jugendlichen begegnen, sind die<br />
eigenen Familienmitglieder, häufig sogar die Eltern. Gerade in der Familie scheint die<br />
Zigarette mit vielen positiven sozialen Situationen in Verbindung zu stehen, wenn sie zum<br />
Alltag des Familienlebens gehört.<br />
„I: Rauchen Deine Eltern auch?<br />
M1: Ja. Deswegen habe ich eigentlich auch begonnen zu rauchen. Meine ganze<br />
Familie raucht.“ (Wienerberg W 148/151)<br />
„B1: Mein Vater hat geraucht und mein Opa hat geraucht und ich war eigentlich viel<br />
in der Familienseite bei meinem Vater. Da haben alle geraucht, mein Onkel,<br />
mein Vater, mein Opa und wir waren alle immer ziemlich stark beisammen.“<br />
(Simon M 43/48)<br />
Besonderes Vorbild <strong>für</strong> junge Männer sind natürlich die Männer, <strong>für</strong> die Mädchen die Frauen<br />
in der eigenen Familie. Das Rauchen bekommt <strong>für</strong> sie einen Sinn, wenn sie Tag <strong>für</strong> Tag den<br />
Raucher/innen in der eigenen Familie gegenüberstehen. Ganz klar und eindeutig wird hier<br />
von einem Unterschicht-Mädchen formuliert, dass sie zu Rauchen begonnen hat, da<br />
eigentlich die ganze Familie raucht.<br />
Neben der Familie gibt es auch noch andere Erwachsene, die von den jungen Erwachsenen<br />
in dieser Hinsicht wahrgenommen werden.<br />
“M3: Kennst Du Sex in the City, schon oder?<br />
I: Die Serie?<br />
M3: Die rauchen sich alle 5 Minuten eine an.“ (Trummelhof 761/804)<br />
In Fernsehen kommt dem Rauchen ein zentraler Stellenwert zu. Den jungen Frauen und<br />
Männern fällt sehr wohl auf, dass, in welchen Situationen und mit welchen Wirkungen im<br />
Fernsehen geraucht wird. Sogar die Zigarettenmarken sind bekannt. Es ist bekannt, dass die<br />
Zigarettenindustrie die Werbeverbote, die mittlerweile in allen hochentwickelten Ländern<br />
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