Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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hilft, Peinlichkeiten und Kommunikationslöcher zu überbrücken und die Unsicherheiten in<br />
Bezug auf den eigenen Körper zu überspielen.<br />
Wenn man beim Tanzen, zum Beispiel, so herumsteht und ein unangenehmes Gefühl hat,<br />
weil man ganz sicher von den anderen beobachtet wird und nicht weiß, was man mit den<br />
Händen tun soll, ist die Zigarette wirklich etwas zum Anhalten. Hat man erst eine in der<br />
Hand, ist die Unsicherheit verflogen, denn sie ermöglicht Körperhaltungen und Konzentration<br />
auf sich selber.<br />
„M1: Man macht so eine Bewegung, man hat ein Packerl, das kann man rausholen<br />
aus der Tasche, man kann es wieder reingeben....“ (Lido 777/779)<br />
Beim Anbandeln mit dem anderen Geschlecht stellt die Zigarette sowohl bei Burschen als<br />
auch bei Mädchen ein wichtiges Hilfsmittel dar. Von beiden Geschlechtern wird die Zigarette<br />
als sehr nützlich empfunden, weil man um Zigaretten oder Feuer bitten kann als Vorwand,<br />
jemanden vom anderen Geschlecht anzusprechen. Es gilt als eine anerkannte und durchaus<br />
akzeptierte Methode des In-Kontakt-Tretens, vor allem bei den Unterschicht-Mädchen. Die<br />
Mädchen der Oberschicht stehen dieser Taktik des Anbandelns etwas kritischer gegenüber:<br />
<strong>für</strong> sie ist das Schnorren einer Zigarette nicht wirklich ein guter Beginn um das andere<br />
Geschlecht anzusprechen.<br />
„I: Ist das auch so eine Methode, was weiß ich, Jungs anzureden oder so.<br />
M4: Nein.<br />
M2: Nein, überhaupt nicht, nein.<br />
M1: Das ist nicht so nett, irgendwie.<br />
M2: Ich finde, das ist nicht wirklich ein sehr guter erster Satz.<br />
I: Hast Du eine Zigarette <strong>für</strong> mich?<br />
M2: Ja, ist nicht so.“ (Simon W (867/878)<br />
Schulprobleme<br />
Neben dem Stress mit dem anderen Geschlecht ist unserem Eindruck nach <strong>für</strong> die jungen<br />
Mädchen und Burschen der wahrscheinlich noch bedeutendere Stressgenerator sicher die<br />
Schule. Sie bildet <strong>für</strong> viele eine Problemkulisse, in der sie sich täglich <strong>für</strong> mehrere Stunden<br />
aufhalten müssen und in der Frustrationen leicht, Erfolgserlebnisse im Regelfall jedoch<br />
schwer zu erringen sind.<br />
Leistungsdruck, Versagensängste, ohnehin pubertätsbedingte Konzentrationsstörungen,<br />
Probleme mit Lehrern oder Lehrerinnen und Schwierigkeiten mit Mitschülern erzeugen ein<br />
Bedürfnis nach Unterstützung, die sie häufig nicht ausreichend erhalten, Entspannung,<br />
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