Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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4.5 Stufe fünf: Genussrauchen und Rauchen als Lebensstil<br />
Die Jugendlichen lernen, die Wirkungen der Zigarette auch ohne psychische<br />
Belastungen zu empfinden. Sie rauchen nun auch ohne Probleme zu haben und<br />
verbinden das Rauchen mit einem bestimmten Lebensgefühl.<br />
In dieser Phase lernen die Jugendlichen allmählich, die Wirkung der Zigarette auch dann zu<br />
empfinden, wenn sie gerade keine negative Stimmung haben und nicht erschöpft, gestresst<br />
oder niedergeschlagen sind. Das ist der entscheidende Schritt vom „Problemraucher“ zum<br />
„Genussraucher“, von der „Problemraucherin“ zur „Genussraucherin“.<br />
Mit anderen Worten: sie lernen die Zigarette als Stimulans zu benutzen, das unter beliebigen<br />
äußeren Bedingungen eine gewisse angenehme Gefühlslage hervorrufen kann. Die<br />
Zigarette wird so zum Kristallisationspunkt eines bestimmten Lebensstils, mehr noch: einer<br />
bestimmten Lebensauffassung und Welthaltung, in der „coole“ Gelassenheit im Umgang mit<br />
allen erdenklichen Herausforderungen des Lebens, ja mit dem Leben überhaupt einen hohen<br />
Wert darstellt.<br />
Dieser Wert ist sicherlich nicht jugendspezifisch. Er entstammt nicht einer jugendlichen<br />
Gegenwelt, in der eine Umwertung aller Werte der Erwachsenen stattgefunden hätte. Er<br />
entstammt vielmehr der Erwachsenenwelt selbst und ist tief verwurzelt in den<br />
Lebensbedingungen der modernen, bürgerlichen, auf Individualität setzenden Gesellschaft.<br />
Insofern hängt das Rauchen der Jugendlichen tatsächlich mit der Entwicklung einer<br />
Erwachsenen-Identität zusammen.<br />
Im nachfolgenden Zitat stellt ein Mädchen diese Beziehung zwischen angenehmen, ruhigen<br />
Gemütslagen, der Zigarette und dem Gefühl, nun schon ein wenig älter zu sein, expressis<br />
verbis her.<br />
„M2: Ja, ich hab mir schon, das war meistens mit einer anderen, sehr guten<br />
Freundin von mir. Und das war immer wenn wir, wir waren recht oft bei ihr<br />
zuhause und ihre Mutter war nicht da, - und - dann haben wir uns also einfach<br />
schon so aus Gewohnheit haben wir uns halt dann einfach eine Packung<br />
gekauft, uns ans Fenster gesetzt und angefangen zu reden und das war <strong>für</strong><br />
mich dann immer, es war immer irrsinnig toll, also, es war nicht unbedingt die<br />
Zigarette, die so toll geschmeckt hat oder so, - also es hat mir schon<br />
geschmeckt, aber einfach dieses Gefühl, vielleicht doch ein bisschen älter zu<br />
sein und dann am Fenster zu sitzen und einfach über alles zu reden. Das war<br />
so, wie wenn man halt, keine Ahnung, halt daneben was ißt, irgendwie so<br />
etwas wie ein Kaffeekranzerl oder so etwas, wir hatten es halt mit Zigaretten.“<br />
(Simon W 104/129)<br />
Was ist die Wirkung der Zigarette in solchen Situationen? Sie schafft eine angenehme,<br />
vielleicht gemütliche Stimmung, in der man gerne über verschiedene Dinge redet oder auch<br />
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