19.07.2013 Aufrufe

Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4.5 Stufe fünf: Genussrauchen und Rauchen als Lebensstil<br />

Die Jugendlichen lernen, die Wirkungen der Zigarette auch ohne psychische<br />

Belastungen zu empfinden. Sie rauchen nun auch ohne Probleme zu haben und<br />

verbinden das Rauchen mit einem bestimmten Lebensgefühl.<br />

In dieser Phase lernen die Jugendlichen allmählich, die Wirkung der Zigarette auch dann zu<br />

empfinden, wenn sie gerade keine negative Stimmung haben und nicht erschöpft, gestresst<br />

oder niedergeschlagen sind. Das ist der entscheidende Schritt vom „Problemraucher“ zum<br />

„Genussraucher“, von der „Problemraucherin“ zur „Genussraucherin“.<br />

Mit anderen Worten: sie lernen die Zigarette als Stimulans zu benutzen, das unter beliebigen<br />

äußeren Bedingungen eine gewisse angenehme Gefühlslage hervorrufen kann. Die<br />

Zigarette wird so zum Kristallisationspunkt eines bestimmten Lebensstils, mehr noch: einer<br />

bestimmten Lebensauffassung und Welthaltung, in der „coole“ Gelassenheit im Umgang mit<br />

allen erdenklichen Herausforderungen des Lebens, ja mit dem Leben überhaupt einen hohen<br />

Wert darstellt.<br />

Dieser Wert ist sicherlich nicht jugendspezifisch. Er entstammt nicht einer jugendlichen<br />

Gegenwelt, in der eine Umwertung aller Werte der Erwachsenen stattgefunden hätte. Er<br />

entstammt vielmehr der Erwachsenenwelt selbst und ist tief verwurzelt in den<br />

Lebensbedingungen der modernen, bürgerlichen, auf Individualität setzenden Gesellschaft.<br />

Insofern hängt das Rauchen der Jugendlichen tatsächlich mit der Entwicklung einer<br />

Erwachsenen-Identität zusammen.<br />

Im nachfolgenden Zitat stellt ein Mädchen diese Beziehung zwischen angenehmen, ruhigen<br />

Gemütslagen, der Zigarette und dem Gefühl, nun schon ein wenig älter zu sein, expressis<br />

verbis her.<br />

„M2: Ja, ich hab mir schon, das war meistens mit einer anderen, sehr guten<br />

Freundin von mir. Und das war immer wenn wir, wir waren recht oft bei ihr<br />

zuhause und ihre Mutter war nicht da, - und - dann haben wir uns also einfach<br />

schon so aus Gewohnheit haben wir uns halt dann einfach eine Packung<br />

gekauft, uns ans Fenster gesetzt und angefangen zu reden und das war <strong>für</strong><br />

mich dann immer, es war immer irrsinnig toll, also, es war nicht unbedingt die<br />

Zigarette, die so toll geschmeckt hat oder so, - also es hat mir schon<br />

geschmeckt, aber einfach dieses Gefühl, vielleicht doch ein bisschen älter zu<br />

sein und dann am Fenster zu sitzen und einfach über alles zu reden. Das war<br />

so, wie wenn man halt, keine Ahnung, halt daneben was ißt, irgendwie so<br />

etwas wie ein Kaffeekranzerl oder so etwas, wir hatten es halt mit Zigaretten.“<br />

(Simon W 104/129)<br />

Was ist die Wirkung der Zigarette in solchen Situationen? Sie schafft eine angenehme,<br />

vielleicht gemütliche Stimmung, in der man gerne über verschiedene Dinge redet oder auch<br />

60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!