19.07.2013 Aufrufe

Heft 05a/2013 - beim LCH

Heft 05a/2013 - beim LCH

Heft 05a/2013 - beim LCH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Foto: zVg. Gemeindebibliothek Wettingen<br />

BILDUNG SCHWEIZ 5 a I <strong>2013</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Das erste Buch mit neun Monaten<br />

Das Projekt Buchstart will alle in der Schweiz geborenen Kinder ab dem ersten Lebensjahr<br />

in ihrer Sprach entwicklung unterstützen und den Grundstein legen, um ihnen Bücher und Wissen<br />

zugänglich zu machen . Wie Eltern möglichst früh mit ihrem Kleinkind zweckfrei sprechen<br />

können, zeigen Leseanimatorinnen auf .<br />

Dorothea Schneiter taucht mit Eltern und Kleinkindern in die Welt der Verse, reime und Bilder ein .<br />

«Itzebitze Fingerspitze, alli<br />

Häsli tüend jetzt sitze», spricht<br />

Leseanimatorin Dorothea<br />

Schneiter vor und hört dabei<br />

einige Eltern flüstern. Erinnern<br />

sie sich wohl an den Kinderreim<br />

aus der eigenen Kindheit?<br />

«Ah, so geht das ja, meine<br />

Mutter sagte mir Verse auf,<br />

aber ich weiss sie nicht mehr»,<br />

vernimmt Dorothea Schneiter.<br />

Bis zu 15 Kinder, die meisten<br />

von der Mutter, einige vom Vater<br />

oder der Grossmutter begleitet,<br />

sitzen in der Bibliothek<br />

im Kreis. Ein Buchstart­Anlass<br />

für Kinder im Alter von 9 bis 24<br />

Monaten und ihre Begleitpersonen<br />

findet statt.<br />

Marianne Wydler<br />

Was kinderleicht erscheint –<br />

das Vorspielen der Verse –<br />

gleicht einer Choreographie.<br />

Dorothea Schneiter begleitet<br />

die Reime mit dem Cajon, mit<br />

der Gitarre oder mit Handbewegungen.<br />

Erst startet sie mit<br />

einem Vers, zu welchem alle<br />

klatschen und stampfen, anschliessend<br />

führt sie mit dem<br />

Plüschhasen durch die Geschichte<br />

eines Bilderbuchs.<br />

Das Stofftier auf den Knien,<br />

entlockt sie selbst den Schüchterneren<br />

ein Lächeln. Die Rahmengeschichte<br />

lässt sie mit<br />

dazu passenden Reimen und<br />

Versen erleben. Jeden Text, der<br />

neu dazukommt, hängt sie für<br />

die Erwachsenen als Spickzettel<br />

an einer Leine auf.<br />

Die Eltern sollen während der<br />

halben Stunde ihr Repertoire<br />

um einige Kinderverse erweitern<br />

können. Dazu sagt Dorothea<br />

Schneiter die Verse vor<br />

und die Mütter sprechen sie<br />

zweimal nach. Insgesamt wird<br />

derselbe Vers meistens vierbis<br />

fünfmal wiederholt. Somit<br />

besteht die Gelegenheit, an Ort<br />

und Stelle zu üben.<br />

Damit die Eltern zu Hause auf<br />

die Verse zurückgreifen können,<br />

teilt die Leseanimatorin<br />

die erlernten Zeilen auf einem<br />

22<br />

zum <strong>Heft</strong> gefalteten Blatt Papier<br />

aus.<br />

Verse neu geschmiedet<br />

Um das Publikum für die Geschichten<br />

und Verse zu begeistern,<br />

sucht Dorothea Schneiter<br />

spannende Büchlein für die Animationsanlässe<br />

aus. Als Bibliothekarin<br />

und Kindergärtnerin<br />

kann sie gleich aus einem doppelten<br />

Fundus schöpfen. Um<br />

Verse auszuwählen, benötigt<br />

sie jedoch viel Zeit. Manchmal<br />

tauscht sie bei einem bestehenden<br />

Kinderreim ein Tier aus.<br />

Wo nötig, ändert sie die Verse<br />

so lange ab, bis diese sprachlich<br />

und inhaltlich stimmen.<br />

Alte Sprüche sind oft nicht<br />

mehr politisch korrekt, etwa<br />

wenn darin das «Negerli» oder<br />

der «schwarze Mann» vorkommt.<br />

Auf zeitgemässe Verse trifft<br />

Dorothea Schneiter in den Bü­<br />

chern von Silvia Hüsler und<br />

Lorenz Pauli, auch im Internet<br />

wird sie oft fündig. Ihre Verse<br />

vermittelt sie in der Muttersprache.<br />

Gelegentlich flicht sie<br />

Reime in der Standardsprache<br />

ein oder übersetzt Verse aus<br />

einer anderen Sprache. Den<br />

Eltern rät sie jedoch, unbedingt<br />

in der Muttersprache Kinderverse<br />

aufzusagen. Sie selbst<br />

begann vor kurzem, interkultu­<br />

relle Buchstart­Anlässe durch­<br />

zuführen. Die Mütter reagier­<br />

ten spontan darauf und freuten<br />

sich über die fremdsprachigen<br />

Kinderreime.<br />

In den kleinen Textbüchlein<br />

gibt sie den Eltern manchmal<br />

ein Bonmot oder eine kurze<br />

Information mit. Wichtiger als<br />

dies ist ihr jedoch, «vorzuleben,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!