34 junge wirtschaft wien dr. karl J. rosam rosam@calino.<strong>at</strong> über den Autor zur person: er ist inhaber der Steuerber<strong>at</strong>ungskanzlei calino Steuerber<strong>at</strong>ung.
„Was ist eine Stunde meiner Arbeitsleistung wert?“ Sie fragen vielleicht weniger, um den Verkaufspreis der eigenen Leistung zu kalkulieren. Diesen gibt in der Regel der Markt vor. Die Frage wird man sich eher deswegen stellen, um seine eigenen Kosten in den Griff zu bekommen, um bestimmen zu können, welche Aufträge lukr<strong>at</strong>iver sind und welche genau genommen nur Zeit rauben. Wo könnte ich meine Arbeitszeit durch eine anzustellende Aushilfskraft ersetzen? Welche Kostenkomponenten sollten eingespart werden? Zahlt sich das, was ich tue, überhaupt noch aus, oder sollte ich in ein Angestelltenverhältnis wechseln? Wert Um den Wert Deiner Leistung zu beurteilen, musst Du zunächst die Struktur Deiner Kosten ermitteln. Was ist bei Dir der Kostenträger? Ist es ein Projekt, wie etwa die Programmierung einer Homepage, oder ein bestimmter Teilprozess Deiner Tätigkeit, wie zum Beispiel die Zubereitung eines Kaffees in einem Kaffeehaus? Oder ist der Kostenträger im Wesentlichen Deine Arbeitsstunde, an die die einzelnen Kostenbestandteile geknüpft werden. Der Kostenträger „Teilprozess Kaffeezubereitung“ etwa wäre mit Kostenbestandteilen zu belasten, wie acht Gramm Kaffee, 100 ml Wasser, 0,01 kw/h und 1,5 Minuten Arbeitskraft. koSten Die zweite wichtige Frage, die man sich stellen muss, ist die Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten. Fixe Kosten unterliegen, wie der Name schon sagt, keinen Schwankungen bei unterschiedlicher Auftragslage. Gleichgültig ob ich mich vor Aufträgen kaum Was koste ICH? Vor allem Unternehmer aus dem Dienstleistungsbereich werden sich irgendwann die Frage stellen: „was koste ich?“ text: karl rosam noch retten kann oder absolut tote Hose herrscht, meine Büromiete werde ich so oder so bezahlen müssen. Variable Kosten hingegen fallen erst an, wenn t<strong>at</strong>sächlich eine Leistung erbracht wird. Für den Webdesigner stellen einzeln zugekaufte Abbildungen variable Kosten dar, für den Kaffeehausbetreiber eben Kaffee und Wasser. Warum ist es so wichtig, diese Kostenarten zu unterscheiden? Wenn ein neuer Auftrag angenommen wird, sollte er klarerweise prinzipiell neben meinen fixen und variablen Kosten auch einen Gewinn abwerfen. Was ist aber, wenn er keinen Gewinn abwirft sondern nicht mal meine Kosten deckt – muss ich diesen Auftrag dann ablehnen? Nicht unbedingt. Besonders in wirtschaftlich schweren Zeiten, wo ohnehin eine Unterauslastung vorliegt, werde ich den Auftrag bereits dann annehmen, wenn er zumindest mehr Ums<strong>at</strong>z bringt als meine variablen Kosten ausmachen. Denn dann tragen sie zur Reduktion meiner fixen Kosten bei, welche ich ja so oder so trage, egal ob ich den Auftrag annehme oder nicht. Zur Ermittlung der fiktiven Kosten der eigenen Arbeitsstunde ist das Bruttogehalt für eine vergleichbare Tätigkeit im Angestelltenverhältnis heranzuziehen und dieses durch 100 zu dividieren. Bei EUR 3.000 Bruttoentgelt wären das EUR 30 pro Stunde, die bereits die Lohnnebenkosten und Nichtleistungsentgelt wie etwa Urlaub und Krankheit berücksichtigen. Im Gegens<strong>at</strong>z zu den fiktiven muss man sich bei den t<strong>at</strong>sächlichen Kosten fragen, was man aus den lukr<strong>at</strong>ivsten Projekten bzw. in einem Angestelltenverhältnis mit dem der eigenen Qualifik<strong>at</strong>ion entsprechenden Bruttoentgelt verdienen könnte, ginge man eben nicht der zu bewertenden Tätigkeit nach. Liegen die Einnahmen deutlich unter diesen Kosten, die man auch Opportunitätskosten nennt, dann macht es Sinn, für entsprechende Tätigkeiten entweder eine Hilfskraft aufzunehmen, auszulagern, oder sie insgesamt bleiben zu lassen. Dem Kostenträger Arbeitsstunde hinzuzurechnen sind weiters alle Kosten, die durch den Ums<strong>at</strong>z mit abgedeckt werden müssten. Hierzu gehören die oben zitierten variablen Kosten, wie etwa Verbrauchsm<strong>at</strong>erial, und die fixen Kosten. Verwende ich für meine Tätigkeit einen Computer, der EUR 1.000 gekostet h<strong>at</strong>, dann muss ich diese Kosten durch vier für vier Jahre Nutzungsdauer, weiters durch 220 Arbeitstage im Jahr und weiters durch acht Stunden Laufzeit pro Tag dividieren, wodurch wir bei immerhin 15 Cent pro Stunde landen. Bei keiner Vollauslastung, wovon man in Regel ausgehen muss, da jeder einen Haufen nicht verrechenbaren Verwaltungskram erledigen und auch mal zwischendurch einen Kaffeekl<strong>at</strong>sch einlegen wird, steigen die Kosten entsprechend an. Fressen etwa nicht verrechenbare Tätigkeiten 20% meiner Arbeitszeit, dann muss ich diesen Prozents<strong>at</strong>z den Stundenkosten zuschlagen. Bei deutlich höheren nicht verrechenbaren Zeiten sollte man die „unproduktiven“ Tätigkeiten jedenfalls nach auszulagernden Arbeiten durchforsten. Meine Erfahrung besagt: Bleib auf Dein Business fokussiert und lagere aus, was nur irgendwie geht. n junge wirtschaft wien 35