Jahresbericht 1990 - Eawag-Empa Library
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4-26<br />
Mitarbeiter von insgesamt 5 Instituten unterschiedlicher Fachrichtungen (EAWAG, GeologisChes Insitut<br />
ETH-Zürich, Institut für Mittelenergiphysik ETH-Zürich, Syst.-Geobotanisches Insitut Universität Bern<br />
und Limnologisches Ins titut Universität Konstanz) führen zur Zeit innerhalb der "Arbeitsgruppe Soppensee"<br />
mehrjährige Untersuchungen an diesen einmaligen Sedimentarchiven durCh.<br />
Die Resultate der bisherigen Untersuchungen zeigen, dass die Sedimentationsprozesse im See während der<br />
letzten 15'000 Jahren nicht durCh grossräumige Rutschungen, Erosion oder durch Zuflüsse gestört wurde und<br />
dass die Ablagerungen im gesamten Seebecken anhand ihrer Lithologie und durch die Messung der magnetisChen<br />
Suszeptibilität in den Sedimenten korreliert werden können. Eine wichtige Korrelationshilfe<br />
stellt der Laachersee-Tuff (LST) dar; eine Aschenlage, welche vor 11'000 Jahren über weite Teile Europas<br />
abgelagert wurde, und in den Sedimentkernen des Soppensees ebenfalls nachgewiesen werden kann. Die<br />
bisher durChgeführten detaillierten pollenanalytisChen Untersuchungen haben auch gezeigt, dass das Einsetzen<br />
der Pflanzensukzessionen nach dem Rückzug der Würm-Vergletscherung rasCh erfolgte, dass es anschliessend<br />
zu einer kurzfristigen Klimaverschlechterung während der Jüngeren Dryas (11'000 Jahre vor<br />
heute) kam, nach welCher erst die vollständige Vegetationsabfolge bis heute einsetzen konnte. Die in den<br />
Soppensee-Sedimenten auftretenden Jahreslagen (Varven) erlauben es, die Dauer dieser mit grosser Dynamik<br />
ablaufenden Klimaänderungen (Erwärmung — kurzfristige Abkühlung — erneute Erwärmung) zu bestimmen.<br />
Die Kombination dieser Auszählung der Varven-Schichtung mit den zahlreichen zur Zeit an Makroresten<br />
von Landpflanzen aus den Soppensee-Sedimenten durChgeführten 14C AMS-Datierungen erlaubt es,<br />
die heute nur bis Ca. 9'800 Jahre zurückreiChende 14C-Kalibration bis etwa 12'500 Jahre auszudehnen.<br />
Die Verteilung des organischen bzw. des inorganischen Kohlenstoffs in den Sedimenten des Soppensees<br />
(Abb. 4.23) wiederspiegelt die beobaChteten, rasch änderenden Klimabedingungen; sie zeigt aber auch die<br />
durch anthropogene Einflüsse verursachten Änderungen im Einzugsgebiet des Soppensees auf. So lassen<br />
sich im Sediment-Profil insgesamt 6 Bereiche mit unterschiedlich hohen Einträgen an Corg nachweisen:<br />
NaCh dem glazial bedingten Minimum in den ältesten Sedimenten (A) nimmt der Eintrag an C org kurzfristig<br />
um mehr als das 5-fache auf >25 gcm- 2 zu (B), um während der Abkühlungsphase der Jüngeren Dryas<br />
wieder auf ca. die Hälfte dieses Wertes zurückzugehen (C). Die einsetzende Erwärmung führt wieder zu<br />
hohen Corg-Einträgen, welche bis zur intensiveren anthropogenen Besiedlung im frühen Mittelalter erhalten<br />
bleiben (D). Anschliessend, bis in das 18. Jahrhundert, wird die Zufuhr mineralischer Partikel (C inorg)<br />
um das 20-fache erhöht, während gleichzeitig der Corg-Eintrag wieder auf Ca. 15 gcm- 2 zurückgeht (E). In<br />
den letzten 200 Jahren bis heute erreiCht der C org-Eintrag ein neues Minimum von nur 10 gCm- 2 (F).<br />
(M. Sturm, C. Stengel, A. Zwyssig)<br />
(Mitglieder der Arbeitsgruppe Soppensee: B. Ammann, J. Beer, F. Giovanoli, I. Hajdas, A. Lotter,<br />
J. McKenzie, F. Niessen, M. Sturm, B. Wölfli)