Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
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Gotteshaus auf der Frankenstraße besuchte, tat es ihm nicht nach. Bew<strong>und</strong>ern konnte er in dieser<br />
romanischen Kirche zwar noch nicht die Fresken, wohl aber das Matroneum, eine Frauen<br />
vorbehaltene eigene Galerie im Obergeschoß. Deshalb sieht man am Portal der Kirche einen Balkon.<br />
Montefiascone hat noch mehr zu bieten, <strong>zum</strong> Beispiel den Rocca dei<br />
Papi, einen Rückzugsort der Päpste, wenn es in Rom im doppelten<br />
Wortsinn zu heiß wurde. An diesem sehr geschützten Ort wurden auch<br />
päpstliche Gäste bewirtet, also wahrscheinlich auch der künftige Kaiser.<br />
Von den Terrassen hat man das, was wir gestern in San Lorenzo Nuova<br />
vermißten - einen gigantischen Blick auf den See <strong>und</strong> eine traumhafte<br />
Landschaft. Die hat auch Pasolini <strong>und</strong> Fellini, die beiden großen<br />
italienischen Filmregisseure inspiriert hier zu drehen: "Il Vangelo<br />
secondo Matteo" <strong>und</strong> "La Strada" entstanden in dieser Gegend. Nach<br />
Don Camillo <strong>und</strong> Pepone, die uns zwischen Mantua <strong>und</strong> Parma anlächelten, ist dies die zweite<br />
Begegnung mit dem italienischen Kino.<br />
In unserer nächsten Station, Viterbo, nur 15 Kilometer südlich, hielt sich Otto von Braunschweig länger<br />
auf, denn hier traf er am 15.September 1209 Papst Innozenz III. <strong>zum</strong> ersten Mal, um die<br />
Krönungsmodalitäten zu verhandeln. "Innozenz III. hat ihn freudig empfangen <strong>und</strong> geküsst", berichtet<br />
Hucker. "Einen Tag lang sind der Papst <strong>und</strong> der zukünftige Kaiser hier einträchtig (!) zusammen<br />
gewesen." Nach dennoch schwierigen Unterhandlungen musste Innozenz auf seine Forderung<br />
verzichten, dass sich Otto noch vor der Kaiserkrönung bereits hier eidlich verpflichtete, der Kirche<br />
alles zu erstatten, was vor 1197 zwischen ihr <strong>und</strong> dem Reich streitig gewesen war.<br />
Zwei Wochen ließ sich das Heer noch Zeit für die Weiterreise nach Rom,<br />
für die wir nur einen Nachmittag benötigen. Die ganz in der Nähe von<br />
Viterbo gelegenen Thermalquellen, die teilweise nicht nur für Pilger frei<br />
zugänglich, aber besonders für diese eine Wohltat sind, besichtigen wir<br />
zwar, wir benutzen sie aber nicht. Stattdessen geben wir uns im<br />
Traditionsristorante Tre Re (Drei Könige) den von Eleonora servierten<br />
Ravioli alla crema di tartufo nero hin. Schwarz sind in Viterbo auch die<br />
meisten Häuser. Das kommt vom Peperino, dem Trachitis, einem<br />
Tuffstein ähnlichen Baumaterial, das in Verbindung mit Luft hart wird.<br />
Aus diesem dunkelgrauen Vulkangestein ist auch das Geburtshaus von Galiana gebaut, an dem wir<br />
den für diese Gegend besonders typischen Treppenaufgang besichtigen, Profferlo genannt. Er<br />
schmiegt sich jeweils rechts an die Hauswand <strong>und</strong> hat nach links kein Geländer, so dass - wer in<br />
unfriedlicher Absicht kam <strong>und</strong> sein Schwert ziehen wollte - runtergeschupst werden konnte. Galiana,<br />
sagt man, war das schönste Mädchen der Gegend, <strong>und</strong> ihr erging es ähnlich wie Christina, nur mit<br />
anderen Vorzeichen: Sie wollte den jungen Römer, der sie minnte, eben nicht heiraten - <strong>und</strong> überlebt<br />
hat sie es auch nicht.<br />
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