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Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)

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Kreuzzug endete mit einer Niederlage.<br />

Für die Kirchengeschichte war Friedrich von Wangen ein bedeutender Bischof, der das Bistum nach<br />

der Besteigung des bischöflichen Stuhl 1207 religiös <strong>und</strong> administrativ neu organisierte <strong>und</strong> zu wahrer<br />

Blüte brachte. Auf ihn geht die Weiterführung des Dombaus zu Trient zurück <strong>und</strong> auch der berühmte<br />

'Codex Wangianus' erinnert an ihn. Dieser Codex verzeichnet in 150 Urk<strong>und</strong>en den Besitz der Kirche<br />

von Trient <strong>und</strong> stellt damit "eine der wichtigste Quellen der Geschichte des Bistums" dar.<br />

Nur 15 Kilometer südlich liegt Besenello mit seinem Riesen-Castel, in<br />

das Friedrich von Wangen Otto von Braunschweig <strong>und</strong> sein Heer einlud.<br />

Besenos strategische Lage über der Etsch sowie seine enorme<br />

Ausdehnung mit mehreren Vorhöfen <strong>und</strong> einer Länge von 250 Metern<br />

bot genügend Sicherheit <strong>und</strong> ausreichend Platz für das Gefolge des<br />

künftigen Kaisers, das bis hierher bereits zehntausend Mann zählte.<br />

Beseno ist heute in Teilen rekonstruiert, hat einen sehr guten<br />

Erhaltungszustand <strong>und</strong> wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Auch<br />

wenn es den gesamten Hügel einnimmt <strong>und</strong> mächtig über dem Eingang<br />

ins Valle del Rio Cavallo thront, ist es für Besucher doch barrierefrei erreichbar. Die Besichtigung lohnt<br />

ganz unbedingt.<br />

Otto konnte sich der Zustimmung Trients sicher sein. Der Bischof von Trient schloss sich dem<br />

Romzug mit seinem enormen Gefolge an. Zwischen Brenner <strong>und</strong> Verona war also die Achse<br />

gewonnen. Von den Langobarden in der Po-Ebene erwartete er größere Schwierigkeiten. Nehmt dies,<br />

liebe Braunschweiger, mit einem Augenzwinkern: Otto IV war ein großzügiger Herrscher. Zum ewigen<br />

Dank hinterließ der künftige Kaiser aus Braunschweig ein Andenken der besonderen Art: Noch heute<br />

lautet die Postleitzahl von Trento 38100.<br />

Von Rovereto aus lohnt selbstverständlich ein Abstecher nach Riva del<br />

Garda. Dort wo sich Franz Kafka in eine schöne Unbekannte verliebte.<br />

Oder man fährt ein wenig am Ostufer des Gardasees nach Süden über<br />

Torbole nach Malcesine. Unsere Empfehlung hier lautet: Rauf mit der<br />

Seilbahn auf den Monte Baldo. Die Gondel ist voll, ein sportlich mehr als<br />

durchtrainiertes Paar um die 30 hat Riesenrucksäcke dabei, so groß<br />

habe ich noch keine gesehen. An der Bergstation wirken sie mit dem<br />

geschulterten Gepäck wie Scherpas im Himalaya. Wir gehen einige<br />

Schritte bergauf, packen unsere Brotzeit aus <strong>und</strong> bereiten das Picknick<br />

vor. Auch die beiden Sportler breiten jetzt ihre Mitbringsel aus <strong>und</strong> lüften im wahrsten Wortsinn ihr<br />

Geheimnis: Gleitschirme. Mit einem kleinen Anlauf stürzen sie sich dem 1700 Meter tiefer gelegenen<br />

See entgegen, der smaragdgrün die auf einer kleinen Halbinsel gelegene Burg von Malcesine<br />

umrahmt. Ein beeindruckendes Panorama. Als wir nach einer kurzen zweistündigen Wanderung über<br />

den Grat des Monte Baldo, der über eine europaweit einmalige Fauna <strong>und</strong> Flora verfügt, zur<br />

Steilbahnstation zurückkehren, steigen die beiden Schirme durch die Thermik an dieser Stelle immer<br />

noch in großen Kreisen auf. Sensationell.<br />

Goethe merkt sehr richtig an, dass durch Rovereto eine Sprachgrenze verläuft: "Den 11. September,<br />

abends. Hier bin ich nun in Roveredo, wo die Sprache sich abschneidet; oben herein schwankt es<br />

noch immer vom Deutschen <strong>zum</strong> <strong>Italien</strong>ischen. Nun hatte ich <strong>zum</strong> erstenmal einen stockwelschen<br />

Postillon; der Wirt spricht kein Deutsch, <strong>und</strong> ich muss nun meine Sprachkünste versuchen. Wie froh<br />

bin ich, dass nunmehr die geliebte Sprache lebendig, die Sprache des Gebrauchs wird!"<br />

Wenn nichts dazwischen kommt, melde ich mich also auf <strong>Italien</strong>isch aus Verona wieder.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Dr. phil. Lutz Tantow<br />

5. Reisebericht: Im Etschtal bis Verona - Die Schlacht an der Klause<br />

Buongiorno. Von Rovereto nach Verona sind es nur <strong>90</strong> Kilometer.<br />

Denkbar, dass Otto noch einmal in Avio ein festes Quartier bezogen hat.<br />

Denn die Burg bietet sich dazu förmlich an: Castello di Sabbionara d'Avio<br />

ist eines der bekanntesten <strong>und</strong> ältesten Festungsbauwerke des Trentino.<br />

Es steht hoch oben auf einer Kalkerhebung <strong>und</strong> wacht vom gewaltigen<br />

Hauptturm aus über das Val Lagarina, eine der wichtigsten<br />

Verbindungswege zwischen dem Mittelmeer <strong>und</strong> Nordeuropa, an der<br />

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