Die Bedeutung der aktuellen Gentechnik-Gesetzesdebatte in der ...
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Es besteht ke<strong>in</strong> Zweifel: Der E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>der</strong> Gentechnologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Land<br />
wirtschaft und <strong>der</strong> Lebensmittelverarbeitung<br />
1 bef<strong>in</strong>det sich auf dem Vormarsch.<br />
Nachdem 1996 <strong>in</strong> den USA <strong>der</strong><br />
erste Hektar gentechnisch verän<strong>der</strong>ter<br />
Pflanzen für den kommerziellen Gebrauch<br />
angebaut wurde, s<strong>in</strong>d es im Jahr 2003<br />
weltweit bereits über 60 Millionen Hektar<br />
2 . Und auch <strong>in</strong> Europa wird mit dem<br />
Fall des Anbau- und Vermarktungs-<br />
Moratoriums <strong>der</strong> Anbau kommerziell genutzter<br />
GVO beg<strong>in</strong>nen, auch wenn das<br />
Ausmaß <strong>der</strong>zeit nicht abzuschätzen ist.<br />
Letzteres hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von den<br />
Vermarktungsmöglichkeiten ab. Das bedeutet,<br />
bei e<strong>in</strong>em Verbraucherboykott<br />
und bei fehlenden Exportchancen würden<br />
die europäischen Landwirte ke<strong>in</strong>e GVO<br />
anbauen, an<strong>der</strong>sherum drohen uns <strong>in</strong><br />
Europa „amerikanische Verhältnisse“.<br />
Bei <strong>der</strong> Akzeptanzbeschaffung bedienten<br />
sich die <strong>Gentechnik</strong>befürworter <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Vergangenheit verschiedener Versprechungen.<br />
<strong>Die</strong> Strategien unterschieden<br />
sich – je nach Wi<strong>der</strong>stand – zum Teil erheblich<br />
zwischen den Kont<strong>in</strong>enten und<br />
auch zwischen e<strong>in</strong>zelnen Staaten. Da zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> Europa die für die politischen<br />
Entscheidungen so wichtigen Verbraucher<strong>in</strong>nen<br />
und Verbraucher wenig Begeisterung<br />
für die <strong>in</strong> Aussicht gestellten agrotechnischen<br />
Vorteile des <strong>Gentechnik</strong>-E<strong>in</strong>satzes<br />
zeigten, mussten „zugkräftigere“<br />
Argumente her. Weil Europa gesättigte<br />
Märkte und Verbraucher hat, ist die Notwendigkeit<br />
für die <strong>Gentechnik</strong> nicht e<strong>in</strong>sichtig.<br />
Aber <strong>der</strong> Hunger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt und<br />
se<strong>in</strong>e Bekämpfung mittels e<strong>in</strong>er neuen<br />
Agrar- und Lebensmitteltechnologie ist<br />
die willkommene humanitäre Begründung,<br />
<strong>der</strong>er sich die Befürworter <strong>der</strong> Gen-<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
technik gerne und verstärkt bedienten. So<br />
brachte Peter Harry Carstensen, CDU-<br />
Abgeordneter des Deutschen Bundestages<br />
und langjähriger Ausschussvorsitzen<strong>der</strong><br />
des Agrarausschusses, das<br />
Argument bei <strong>der</strong> Bundestagsaussprache<br />
im Oktober 2003 zu dem Thema auf den<br />
Punkt. Er vertrat die Ansicht, dass die<br />
Gentechnologie e<strong>in</strong> sehr wirksamer Ansatzpunkt<br />
sei, um den gordischen Knoten<br />
des Hungers zu zerschlagen. Er warf <strong>der</strong><br />
Bundesregierung vor, sie werde ihrer <strong>in</strong>ternationalen<br />
Verantwortung nicht gerecht<br />
und verhalte sich global betrachtet verantwortungslos,<br />
weil sie die „Grüne“ <strong>Gentechnik</strong><br />
nicht genügend för<strong>der</strong>e.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Polarisierung <strong>der</strong> Debatte<br />
um den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Gentechnik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft, vor allem zwischen den<br />
Hauptanbaulän<strong>der</strong>n USA, Kanada, Argent<strong>in</strong>ien<br />
und Ch<strong>in</strong>a auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite, spielen die <strong>Gentechnik</strong>-Gesetze und<br />
damit im Zusammenhang stehende Anbau-<br />
und Vermarktungs-Moratorien e<strong>in</strong>e<br />
1 In <strong>der</strong> gentechnikkritischen Szene wächst <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen den Begriff „Grüne <strong>Gentechnik</strong>“<br />
(semantischer Betrug?), da „Grün“ im<br />
allgeme<strong>in</strong>en als Synonym für Naturverträglichkeit,<br />
Zukunftsfähigkeit,... steht. Als Alternative<br />
wird im Schrifttum des öfteren die Bezeichnung<br />
„Agrargentechnologie“ genutzt.<br />
2 GVO-Anbau-Flächen 2003:<br />
USA 42,8 Mio ha, Argent<strong>in</strong>ien 13,9 Mio ha,<br />
Kananda 4,4 Mio ha, Brasilien 3,0 Mio ha,<br />
Ch<strong>in</strong>a 2,8 Mio ha, Südafrika 0,4 Mio ha, zwölf<br />
weitere Län<strong>der</strong> bauen GVO an<br />
Wichtigste GVO-Pflanzen 2003: Soja 61%,<br />
Mais 23%, Baumwolle 11%, Raps 5%<br />
(Quelle: ISAAA-Bericht, www.transgen.de/pdf/<br />
dokumente/ISAAA2003.pdf)<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
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