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Behandlung bipolarer Erkrankungen

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Die Pharmakotherapie muss schnell wirken,<br />

gleichzeitig depressive und manische<br />

Symptome bessern, antipsychotisch<br />

wirksam sein, Angst und Unruhe, Stimmungsinstabilität<br />

und erhöhte Suizidalität<br />

erfolgreich bekämpfen. Die aktuelle<br />

Datenlage zeigt, dass Olanzapin als Mittel<br />

der ersten Wahl eingesetzt werden kann.<br />

Ebenso ist die Valproinsäure als ein add<br />

on mit Olanzapin zu empfehlen. Häufig<br />

ist auch der Einsatz von Benzodiazepinen<br />

teilweise in hohen Dosierungen notwendig.<br />

Sollten die depressiven Anteile<br />

nicht ausreichend gut behandelt werden,<br />

mit einer Kombination zum Beispiel aus<br />

Valproinsäure mit Olanzapin kann auch<br />

die Verordnung eines Serotonin-Wiederaufnahmehemmers<br />

oder von Lamotrigen<br />

sinnvoll sein<br />

Psychotische Manie<br />

Die Forschungslage für die <strong>Behandlung</strong><br />

der psychotischen ist dürftig. Für die Wirksamkeit<br />

von Risperidon und Olanzapin<br />

gibt es Belege. Valproinsäure ist für diese<br />

Indikation ebenfalls zu empfehlen.<br />

behandlung hochakuter Manien –<br />

notfallsituationen<br />

Hier zeigt sich, dass die Neuroleptika<br />

Risperidon, Olanzapin und Quetiapin, bei<br />

Verweigerung der oralen Einnahme auch<br />

intramuskulär und/oder in Kombination<br />

mit Benzodiazepinen, letztere aber nicht<br />

als Monotherapie, erfolgreich angewendet<br />

werden können<br />

Schwangerschaft<br />

In der Regel sollte eine phasenprophylaktische<br />

Medikation im ersten Trimenon<br />

vorsichtig reduziert bzw. abgesetzt werden.<br />

Neuere Studienergebnisse zeigen,<br />

dass das Wiederansetzen von Lithium im<br />

zweiten Trimenon kein erhöhtes teratogenes<br />

Risiko für die Ebstein-Anomalie<br />

beinhaltet. Das gilt nicht für Carbamazepin<br />

oder Valproinsäure, die ein erheblich<br />

höheres teratogenes Risiko haben.<br />

Die Postpartum-Phase stellt ein erheblich<br />

erhöhtes Risiko für ein Rezidiv dar.<br />

Ist eine Patientin auf Lithium eingestellt,<br />

muß die Embryotoxizität von Lithium<br />

beachtet werden. Das Absetzen von Lithium<br />

erhöht erheblich das Risiko für<br />

eine manische Phase, so dass eine Weiterführung<br />

mit sehr niedrigem Lithiumspiegel<br />

(0,3 mmol/L) überlegt werden kann,<br />

weil dann die embryotoxische Wirkung<br />

zu vernachlässigen ist. Das teratogene Risiko<br />

für typische, atypische Neuroleptika<br />

SSRI und andere Antidepressiva ist gering.Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-An-<br />

omalien wurden für Lamotrigen-<strong>Behandlung</strong><br />

im ersten Schwangerschaftstrimenon<br />

beschrieben.<br />

Alle Substanzen gehen in unterschiedlichem<br />

Ausmaß in die Muttermilch über.<br />

Lethargie und Hypotonie beim Neugeborenen<br />

von stillenden Frauen mit einer<br />

Lithiumprophylaxe werden beschrieben.<br />

Vorsichtige Reduktion des Blutspiegels<br />

ist prophylaktisch zu überlegen. Vorsicht<br />

ist beim Einsatz von Lamotrigen und<br />

Carbamezepin angezeigt. Der Anteil<br />

von Valproinsäure in der Muttermilch ist<br />

sehr gering. Das Für-und –Wieder eines<br />

frühzeitigen Abstillens muss individuell<br />

vor dem Hintergrund des Wiedererkrankungsrisikos<br />

zusammen mit der Mutter<br />

bewertet und entschieden werden.<br />

rezidivprophylaxe<br />

Wesentliche Risikofaktoren für ein<br />

Rezidiv sind neben Substanzmissbrauch,<br />

stimmungsinkongruente Wahninhalte<br />

und eine positive Anamnese hinsichtlich<br />

schizoaffektiver Störung mit manischen<br />

Symptomen. Verschiedene andere Untersuchungen<br />

zeigen einen Zusammenhang<br />

zwischen Rezidivhäufigkeit und einer höheren<br />

Anzahl von Episoden in der Vorgeschichte<br />

sowie einer verminderten Ansprechrate<br />

auf die Vorbehandlung bzw.<br />

längerer Klinikaufenthalte hin.<br />

Die kanadischen Leitlinien zur <strong>Behandlung</strong><br />

<strong>bipolarer</strong> Störungen empfehlen<br />

eine frühzeitige Prophylaxe schon nach<br />

der ersten Krankheitsepisode.<br />

Die Compliance ist zentraler Dreh- und<br />

Angelpunkt einer erfolgreichen langfristigen<br />

Prophylaxe und erfordert eine gute<br />

und langfristig ausgelegte Arzt- Patienten<br />

-Beziehung über lange Zeit. In der Regel<br />

müssen auch Angehörige einbezogen<br />

werden. Insbesondere ungünstige Persönlichkeitseigenschaften<br />

wie komorbide<br />

Persönlichkeitsstörungen und Krankheitsuneinsicht<br />

behindern die <strong>Behandlung</strong><br />

Wirksam sind in der Langzeitprophylaxe<br />

Lithium, Carbamazepin, Valproinsäure.<br />

Lamotrigen und Olanzapin. Lithium ist<br />

besonders wirksam bei typischen Bipolar<br />

I Störungen und geringer Komorbidität.<br />

Carbamazepin hat auf Grund seiner Nebenwirkungen<br />

und Interaktion mit anderen<br />

Medikamenten an Bedeutung in der<br />

Prophylaxe verloren.<br />

Den Ergebnissen aktueller Studien<br />

nach stellt Lamotrigen vor allen gegen<br />

den depressive Episoden eine deutliche<br />

wirksame Substanz dar. Valproinsäure<br />

BI p o l a r e er k r a n k u n g e n<br />

ist ebenfalls zur Prophylaxe zugelassen.<br />

Olanzapin ist besonders bei Patientin mit<br />

vorwiegend manischen Episoden besonders<br />

in der Prophylaxe geeignet zu sein.<br />

Auf Grund der Beobachtung, dass Bipolar<br />

II Störungen im Langzeitverlauf<br />

vor allem depressive Episoden zeigen,<br />

liegt die Rezidivprophylaxe auf der Verhinderung<br />

der depressiven Symptomatik,<br />

hier sind es Lithium und Lamitrogen als<br />

Medikamente der ersten Wahl für Langzeittherapie.<br />

Als Strategie der ersten Wahl für die<br />

Langzeittherapie von Rapid cycling empfiehlt<br />

sich Lithium und Valproinsäure, in<br />

zweiter Linie eine Kombination von Lamotrigen<br />

mit einer dieser beiden Substanzen<br />

(Tabelle 1).<br />

Tabelle 1<br />

Medikamentöse Prophylaxe<br />

• Lithium: 0,5 mmol/l antidepressiv; 0,8<br />

mmol/l: antimanisch (Severus et al., 2005)<br />

• Kombinationsbehandlung<br />

häufig notwendig<br />

• Lithium+ Lamotrigen: antidepressiv +<br />

antimanisch (Ghaemi et al., 2006)<br />

• Olanzapin + Lithium bzw. Olanzapin +<br />

Valproinsäure: antimanisch +<br />

antidepressiv (Tohen et al., 2004)<br />

Neben der medikamentösen <strong>Behandlung</strong><br />

hat sich gezeigt, dass Psychoedukation<br />

bei bipolaren Störungen sinnvoll ist.<br />

Die zentralen Ziele sind hierbei die Verbesserung<br />

der Compliance, die Identifikation<br />

von Frühsymptomen eines Rückfalls<br />

sowie die Erarbeitung von Bewältigungsstrategien<br />

bei Restsymptomen und Suizidalität.<br />

resümee<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass die psychopharmakologische<br />

<strong>Behandlung</strong> bei bipolaren Störungen im<br />

Vordergrund steht. Die <strong>Behandlung</strong> mit<br />

Lithium ist nachwievor ein bedeutsamer<br />

<strong>Behandlung</strong>spfeiler. Lamotrigen hat sich<br />

in den letzten Jahren als eine wichtige Substanz<br />

in der Rezidivprophylaxe <strong>bipolarer</strong><br />

Depressionen etabliert. Die Neuroleptika<br />

der zweiten Generation in das Blickfeld<br />

der <strong>Behandlung</strong> vor allem von Manien<br />

gerückt aber auch in der Prophylaxe.<br />

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Stephan Volk<br />

Ärztlicher Direktor der Fachklinik<br />

Hofheim GmbH<br />

Kurhausstr. 33, D-65719 Hofheim<br />

Tel.: +49 6192 291-1400, Fax DW 1402<br />

svolk@kliniken-mtk.de<br />

1/2012<br />

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