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Das dreht einen richtig an …« Über die Figur der Rotation in ... - mbr

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Ökonomie, <strong>die</strong> str<strong>in</strong>gent auf Ziel und Nutzen gerichtet<br />

ist (als <strong>der</strong> Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten –<br />

heute belegt mit dem Zauberwort »Kompetenz«). Diese<br />

Ökonomie bietet sich durchaus e<strong>in</strong>er Steuerung <strong>an</strong>. Hier<br />

helfen Methoden, Strategien und Sett<strong>in</strong>gs, <strong>die</strong> Lernprozesse<br />

systematisieren, formen und optimieren, vielleicht<br />

sogar Rezepte, <strong>die</strong> sich als nützlich erweisen. Und d<strong>an</strong>n gibt<br />

es jene Ökonomie, <strong>die</strong> im Zuge e<strong>in</strong>er solchermaßen fokussierten<br />

Rationalisierung von Lernen und Bildung <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>tertreffen<br />

gerät, weil hier Ziel und Nutzen nicht e<strong>in</strong>deutig<br />

bestimmbar s<strong>in</strong>d und sich <strong>der</strong>en Wirksamkeit nicht ohne<br />

Weiteres messen lässt. An ihr ist e<strong>in</strong>e Kraft beteiligt, <strong>die</strong><br />

im Verdichten und Zuspitzen liegt, <strong>die</strong> den Zufall <strong>an</strong>nimmt<br />

und <strong>in</strong>tensiv ist, weil sie das affektive Moment nutzt. Ihr<br />

liegt <strong>die</strong> Vorstellung von Kunst als e<strong>in</strong>em »Generator für<br />

ästhetische Erfahrung« zugrunde (Welsch 1990, S. 60).<br />

Daher setze ich am sogen<strong>an</strong>nten Eigens<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kunst<br />

<strong>an</strong>, als jenes Entzugsmoment, das ihre <strong>in</strong>kommensurable<br />

Lebendigkeit stiftet. Indem sich Kunst <strong>der</strong> Habhaftwerdung<br />

des S<strong>in</strong>ns verweigert, verweist sie uns auf ihre<br />

grundsätzliche Fragwürdigkeit: Wor<strong>in</strong> besteht (ihr) S<strong>in</strong>n,<br />

wie kommt er zust<strong>an</strong>de, wo kommt er her? Fragen werden<br />

<strong>an</strong>gestachelt, <strong>die</strong> durch ke<strong>in</strong>e letzte Antwort zu<br />

befriedigen s<strong>in</strong>d.<br />

Am Eigens<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kunst lässt sich Wesentliches erfahren,<br />

was zwar kaum <strong>in</strong> Wissenspäckchen abgelegt<br />

werden k<strong>an</strong>n, das aber etwas mit Persönlichkeitsbildung<br />

zu tun hat. Der Eigens<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Kunst provoziert, e<strong>in</strong>e Haltung<br />

zu gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich das Subjekt sich selbst und<br />

e<strong>in</strong>er Welt zuwenden k<strong>an</strong>n, <strong>die</strong> wie es selbst nicht klar und<br />

dist<strong>in</strong>kt ist, son<strong>der</strong>n bestimmt wird von Wi<strong>der</strong>sprüchen,<br />

Ambivalenzen und Paradoxien. Durch <strong>die</strong>se Haltung richtet<br />

es sich nicht nur aus im S<strong>in</strong>ne von Orientierung und<br />

Positionierung. Es wird durch sie unterstützt, sich jenen<br />

Tendenzen zu wi<strong>der</strong>setzen, <strong>die</strong> dazu führen, <strong>an</strong>gesichts<br />

von Zwiespältigkeiten Scheuklappen <strong>an</strong>zulegen o<strong>der</strong> sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zw<strong>an</strong>gsordnung zu fl üchten. Sich drehend und<br />

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