Adventskranz

transparentem Buntpapier, das wunderschön aufleuchtete, wenn
die Nachmittagssonne hindurchschien.
»Und die guten alten Strohsterne?«, fragte Männi.
Die passten natürlich nicht dazu, das musste er einsehen. Er
gab überraschend schnell klein bei. Das kam mir gleich verdächtig
vor, doch wer hätte ahnen können, dass er kurz darauf
in meiner ureigenen Domäne zurückschlagen würde? Schließlich
backe ich, und nicht er. Ohne den geringsten Argwohn tat
ich kund, dass ich statt der ewigen Nussmakronen und Spitzbuben
heuer mal ein paar neue Rezepte für Weihnachtsplätzchen
ausprobieren wolle. Selbstgemachte kleine Lebkuchen seien
doch auch etwas Leckeres.
»Mit Zitronat?«, fragte Männi entsetzt.
»Und Orangeat. Ein wenig davon gehört unbedingt in den
Teig. Das wirst du schon überleben.«
»Weihnachten ohne Nussmakronen ist kein Weihnachten«,
schnaubte er.
»Du wirst sehen, dass dir die Lebkuchen viel besser schmecken.«
Männi zog murrend ab, kam jedoch bereits zehn Minuten später
breit grinsend zurück. »Else backt mir Nussmakronen. Für
mich mache sie das gern, hat sie gesagt. Wir können ihr dafür ja
ein paar von deinen Lebkuchen abgeben.«
Zweifelsohne hätte ein Lebkuchenhaus gut zu der alten Hexe
von nebenan gepasst, doch dafür würde ich mich gewiss nicht
stundenlang in die Gemeinschaftsküche stellen. Und überhaupt!
Was hatte sich die Röberling in unsere Ehe einzumischen? Es war
mir nicht entgangen, dass sie meinen Männi bei jeder sich bietenden
Gelegenheit mit Schlafzimmerblicken bedachte, als sei sie
Greta Garbo höchstpersönlich. Und Männi ist ja so naiv. Wenn ich
ihn nicht immer vor sich selbst beschützt hätte, wäre er schon
längst verloren. Aber das sieht er natürlich nicht ein.
Adventskranz 9