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bewältigung reduzie- ren, doch die Vergan - eBook.de

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ooks – das Magazin <strong>de</strong>r Orell Füssli Buchhandlungen – September 2010<br />

« Das Mor<strong>de</strong>n<br />

macht mir<br />

Spass – und es<br />

tut mir leid »<br />

Interview mit Ingrid Noll<br />

Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s<br />

letzten Lichts<br />

Der neue Roman von Rolf Lappert<br />

Der letzte Tabubruch<br />

Interaktive Bücher<br />

Aus <strong>de</strong>m Schatten <strong>de</strong>s<br />

Wahnsinns<br />

Argentinien erzählt<br />

Mit Wettbewerb<br />

Gewinnen Sie Büchergutscheine


SO BEREITET<br />

LESEN<br />

NOCH MEHR<br />

FREUDE<br />

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bei Rösslitor Bücher und auf www.books.ch<br />

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Book<br />

POINTS<br />

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www.books.ch/bookpoints<br />

o<strong>de</strong>r in je<strong>de</strong>r Orell Füssli Buchhandlung


9<br />

Inhalt<br />

Die nächste Ausgabe von books, <strong>de</strong>m Magazin <strong>de</strong>r Orell-<br />

Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 19. November 2010.<br />

Sie erhalten books kostenlos in je<strong>de</strong>r Filiale. Bestellungen nehmen<br />

wir gern entgegen über www.books.ch, or<strong>de</strong>rs@books.ch<br />

und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli<br />

fin<strong>de</strong>n Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur<br />

und Zürich.<br />

© Annette Pohnert/Carl Hanser Verlag<br />

16<br />

29<br />

4 Notizen<br />

9 Gespräch mit Rolf Lappert<br />

12 Schwerpunkt: Der Tod und <strong>die</strong> Frauen<br />

16 Interview mit Ingrid Noll<br />

24 Der letzte Tabubruch: Interaktive Bücher<br />

28 Mein Buch<br />

29 Aus <strong>de</strong>m Schatten <strong>de</strong>s Wahnsinns: Bücher aus Argentinien<br />

32 Interview mit <strong>de</strong>m neuen CEO von Orell Füssli<br />

34 Fantastisch!: Fantasy-Neuerscheinungen<br />

38 Kaffeepause: Die Buchhändlerinnen-Debatte<br />

42 Kochbücher: Den Sommer verlängern<br />

47 «Ein Scheidungsratgeber – sofort!»<br />

48 Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r<br />

49 Kreuzworträtsel<br />

50 Kolumne: So schreibe ich<br />

ImpreSSum<br />

Herausgeber:<br />

Orell Füssli Buchhandlungs AG<br />

Dietzingerstrasse 3<br />

Postfach<br />

8036 Zürich<br />

Gesamtherstellung:<br />

Media Tune AG, Zürich<br />

Redaktion:<br />

Die Blattmacher GmbH, Zürich<br />

Gestaltung:<br />

Strichpunkt GmbH, Winterthur<br />

Foto Cover:<br />

dpa Picture-Alliance GmbH<br />

Alle so gekennzeichneten Bücher sind auch als <strong>eBook</strong> auf www.books.ch erhältlich.<br />

© Heiner H. Schmitt Jr.<br />

Fiktion und<br />

Realität<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

In <strong>die</strong>ser Ausgabe von «books» leisten<br />

wir uns <strong>de</strong>n Luxus, in <strong>die</strong> menschlichen<br />

Abgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Verbrechens ein-<br />

zutauchen. In <strong>de</strong>r Sicherheit unseres<br />

zivilisierten Lebens geniessen wir mit<br />

Krimis grosse Gefühle, Spannung und<br />

Unterhaltung. Daran ist gewiss nichts<br />

falsch, zumal auch Krimis längst<br />

anspruchsvolle Literatur sind – das<br />

belegen Autorinnen wie Ruth Ren<strong>de</strong>ll,<br />

Donna Leon o<strong>de</strong>r Ingrid Noll. Dem<br />

Erfolg <strong>die</strong>ser und weiterer Krimi-<br />

Ladys haben wir gleich zwei Beiträge<br />

gewidmet.<br />

Welche realen Auswirkungen <strong>die</strong><br />

Gewalt auf Menschen und Gesellschaft<br />

hat, lässt sich lesend genauso<br />

eindrücklich erfah<strong>ren</strong>. Heute setzen<br />

sich Schreiben<strong>de</strong> in Argentinien mit<br />

<strong>de</strong>r blutigen Geschichte ihres Lan<strong>de</strong>s<br />

auseinan<strong>de</strong>r. Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Vergan</strong>genheits<strong>bewältigung</strong> sind vielseitig<br />

und berüh<strong>ren</strong>d. Weil Argentinien<br />

in <strong>die</strong>sem Herbst Eh<strong>ren</strong>gast <strong>de</strong>r<br />

Frankfurter Buchmesse ist, sind jetzt<br />

viele grossartige Bücher auch auf<br />

Deutsch erschienen – mehr dazu ab<br />

Seite 29.<br />

Übrigens: «books» liegt jetzt auch am<br />

Flughafen Zürich auf. Nehmen Sie<br />

ein Exemplar mit – und <strong>die</strong> Reisezeit<br />

vergeht wie im Flug!<br />

Ihr András Németh<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung


Notizen<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr erscheint so viel Neues, dass man kaum dazu<br />

kommt, auch <strong>die</strong> guten alten Bücher zu lesen – obwohl für<br />

einen gebil<strong>de</strong>ten Menschen eigentlich kein Weg an <strong>de</strong>n<br />

Klassikern vorbeiführt. Eine unterhaltsame Lösung für<br />

das Zeit-Dilemma bietet das Taschenbuch «Weltliteratur<br />

für eilige». Der Schwe<strong>de</strong> Henrik Lange fasst darin 186<br />

Klassiker zusammen, von «Romeo und Julia» bis «Der<br />

grosse Schlaf». Je<strong>de</strong>s Werk wird in genau drei Bil<strong>de</strong>rn<br />

abgehan<strong>de</strong>lt – kürzer geht es nun wirklich nicht. Dabei<br />

gelingt Lange auch noch das Kunststück, <strong>die</strong> jeweilige<br />

Handlung witzig zu kommentie<strong>ren</strong>. Also: Die Ausre<strong>de</strong>,<br />

man habe keine Zeit gehabt, <strong>die</strong> Klassiker kennenzulernen,<br />

gilt ab sofort nicht mehr.<br />

Notizen<br />

Der Basler Hansjörg Schnei<strong>de</strong>r ist einer<br />

<strong>de</strong>r meistgespielten <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Theaterauto<strong>ren</strong>. Sein grösstes Publikum<br />

fin<strong>de</strong>t er aber mit Krimis um <strong>de</strong>n<br />

Kommissär Peter Hunkeler. Soeben ist<br />

<strong>de</strong>r neueste Band mit <strong>die</strong>ser Hauptfigur<br />

erschienen: «Hunkeler und <strong>die</strong> Augen<br />

<strong>de</strong>s Ödipus». Für einmal verbin<strong>de</strong>t<br />

Schnei<strong>de</strong>r darin sein Theater- mit seinem<br />

Krimischaffen: Der Roman spielt<br />

im Theatermilieu. Der Basler Theaterintendant<br />

Bernhard Vetter wird tot aus<br />

<strong>de</strong>m Rhein gefischt. Ihm wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Au-<br />

gen ausgestochen. Hat <strong>de</strong>r Fall mit<br />

einer umstrittenen Inszenierung <strong>de</strong>s<br />

«Ödipus» zu tun? Der griechische König<br />

sticht sich in Sophokles’ Drama<br />

schliesslich auch <strong>die</strong> Augen aus. Hunkeler<br />

übernimmt <strong>de</strong>n Fall nicht, weil<br />

seine Pensionierung vor <strong>de</strong>r Tür steht<br />

– aber er trägt <strong>de</strong>nnoch zur Aufklärung<br />

bei ...<br />

Wie<strong>de</strong>r legt Hansjörg Schnei<strong>de</strong>r einen<br />

Roman in bester Maigret-Tradition<br />

vor: Sein Kommissär lässt sich treiben,<br />

macht sich vertraut mit <strong>de</strong>m Milieu,<br />

spürt einer Fährte nach, <strong>die</strong> immer<br />

<strong>de</strong>utlicher wird. Nebenbei<br />

erlaubt sich Schnei<strong>de</strong>r<br />

einen sarkastischen Blick<br />

auf das aktuelle Theater-<br />

schaffen, das oft am Pu-<br />

blikum vorbei produziert<br />

und darauf erst<br />

noch stolz ist.<br />

4 – books – September 2010<br />

© Maki Galimberti<br />

Die Thriller von John Grisham kann je<strong>de</strong>r<br />

lesen, <strong>de</strong>nn sie sind zwar raffiniert gebaut,<br />

aber einfach geschrieben. Das hat dazu geführt,<br />

dass <strong>de</strong>r US-Amerikaner bislang sagenhafte<br />

250 Millionen Bücher verkaufte,<br />

<strong>die</strong> Feuilletons aber eher <strong>die</strong> Nase rümpften<br />

über sein Werk: Wer so viel Erfolg beim<br />

Volk hat, <strong>de</strong>n kann man schliesslich nicht<br />

ernst nehmen!<br />

Das neuste Buch von Grisham macht es <strong>de</strong>n<br />

Kritikern jetzt aber schwer, ihn weiterhin<br />

ganz aus <strong>de</strong>r Literatenecke fernzuhalten.<br />

«Das Gesetz» ist <strong>de</strong>r erste Erzählband <strong>de</strong>s<br />

Romanciers. Er enthält sieben Geschichten,<br />

<strong>die</strong> alle in <strong>de</strong>r fiktiven Kleinstadt Ford<br />

County in Mississippi spielen. Sie han<strong>de</strong>ln<br />

vom ganz Grossen wie <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sstrafe und<br />

vom ganz Kleinen wie <strong>de</strong>m Alltag im Sü<strong>de</strong>n.<br />

Die Schnörkellosigkeit <strong>de</strong>r Geschichten<br />

ist gera<strong>de</strong>zu kunstvoll, <strong>die</strong> Sprache entwickelt<br />

eine grosse erzählerische Kraft. In<br />

<strong>de</strong>n USA wa<strong>ren</strong> sich <strong>die</strong> meisten Kritiker<br />

einig: Grisham überrascht. Für Fans ist das<br />

Buch natürlich ein Muss – und für alle an<strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

<strong>die</strong> Gelegenheit, sich einmal an <strong>de</strong>n<br />

Rand <strong>de</strong>s Grisham-Universum zu wagen.<br />

Müsste man ein Beispiel für einen<br />

kreativen Menschen nennen, träfe<br />

man mit <strong>de</strong>m<br />

Namen Franz<br />

Hohler sicher<br />

keine schlechte<br />

Wahl: Aus <strong>de</strong>m<br />

67-jährigen<br />

Zürcher spru-<br />

<strong>de</strong>ln <strong>die</strong> I<strong>de</strong>en schon seit Jahrzehnten<br />

ohne Unterlass. Sie sind so<br />

zahlreich, dass sie noch nie in einer<br />

einzigen Schubla<strong>de</strong> Platz fan<strong>de</strong>n –<br />

Hohler ist Kabarettist, Regisseur,<br />

Lie<strong>de</strong>rmacher, Kin<strong>de</strong>rbuchautor,<br />

Fernsehstar, x-fach preisgekrönter<br />

Schriftsteller, engagierter Zeitge-<br />

nosse und noch vieles mehr. Seine<br />

aktuelle Neuerscheinung heisst<br />

«Das Kurze. Das einfache. Das<br />

Kindliche.» und ist eine Sammlung<br />

ganz verschie<strong>de</strong>ner Hohler-Texte<br />

aus <strong>de</strong>n letzten Jah<strong>ren</strong>: Zeitungsartikel<br />

stehen neben Re<strong>de</strong>n und<br />

Vorlesungen. Ihnen allen ist gemein,<br />

dass sie i<strong>de</strong>al zum Titel passen,<br />

<strong>de</strong>nn sie sind kurz, lesen sich auf<br />

eindrückliche Weise leicht – und sie<br />

belegen, dass sich Franz Hohler eine<br />

gewisse Kindlichkeit erhalten konnte.<br />

Von je<strong>de</strong>r Seite blinzelt einem<br />

ein neugieriger, begeisterungsfähiger<br />

und sehr offener Autor entgegen.<br />

Die eindrücklichsten Texte sind drei<br />

Poetik-Vorlesungen, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Autor<br />

an <strong>de</strong>r Universität Zürich hielt. Er<br />

beschäftigt sich darin auf vergnügliche<br />

und ganz und gar unaka<strong>de</strong>mische<br />

Weise mit <strong>de</strong>m Schreiben,<br />

zitiert seine Lieblingsauto<strong>ren</strong> und<br />

seine eigenen Werke,<br />

erzählt vom Schriftstellerdasein<br />

– und<br />

präsentiert Briefe<br />

und Geschichten,<br />

<strong>die</strong> ihm <strong>die</strong> Leserinnen<br />

und Leser<br />

zugestellt haben.


Der Schweizer Daniel Ammann ist so etwas<br />

wie ein Akrobat unter <strong>de</strong>n Journalisten:<br />

Er vollbringt überraschen<strong>de</strong> Kunststücke.<br />

Als einzigem Autor <strong>de</strong>r Welt gelang es ihm,<br />

<strong>de</strong>n extrem me<strong>die</strong>nscheuen Multimilliardär<br />

Marc Rich zu ausführlichen Interviews zu<br />

bewegen. Rund 30 Stun<strong>de</strong>n lang stand ihm<br />

<strong>de</strong>r berühmt-berüchtigte Rohstoffhändler<br />

Red und Anwort – in seinem Büro in Zug<br />

o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Skipisten in St. Moritz. Das allein<br />

wäre schon eine Sensation, wirklich beeindruckend<br />

aber ist, wie offen Marc Rich<br />

über seinen Aufstieg, seinen jahrzehntelangen<br />

Zoff mit <strong>de</strong>r US-Regierung, sein Privatleben<br />

und seine Geschäftsphilosophie plau<strong>de</strong>rte.<br />

Laut Daniel Ammann verän<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer kein Komma am Manuskript<br />

– <strong>die</strong> Biographie «King<br />

of Oil» wur<strong>de</strong> von Marc<br />

Rich zwar persönlich<br />

auf Herz und Nie<strong>ren</strong> geprüft,<br />

sie ist aber keine<br />

«autorisierte» Schönfärberei,<br />

son<strong>de</strong>rn ein<br />

kritisch-sachlicher<br />

psychologischer<br />

Thriller. Das dicke<br />

Buch ist ein gutes<br />

Beispiel dafür, wie<br />

man heute eine Biographie<br />

schreibt – und erst noch packen<strong>de</strong>s<br />

Anschauungsmaterial für alle, <strong>die</strong> wissen<br />

möchten, wie Hochfinanz und Weltpolitik<br />

funktionie<strong>ren</strong>.<br />

Die riesige Fangemein<strong>de</strong><br />

von Isabel<br />

Allen<strong>de</strong> kann sich<br />

freuen: Der neue<br />

Roman <strong>de</strong>r chilenischenErfolgsautorin<br />

ist ein über<br />

550 Seiten dickes<br />

Epos, in das man tief eintauchen kann. In<br />

«Die Insel unter <strong>de</strong>m meer» erzählt Allen<strong>de</strong><br />

eine hochemotionale Saga um <strong>die</strong> junge<br />

Sklavin Téte, <strong>die</strong> im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt lebt.<br />

Die Geschichte führt von <strong>de</strong>n Zuckerrohrplantagen<br />

auf Saint-Domingue, <strong>de</strong>m heutigen<br />

Haiti, über Kuba ins pulsie<strong>ren</strong><strong>de</strong> New<br />

Orleans <strong>de</strong>s frühen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Der<br />

Entstehungsprozess <strong>de</strong>s Romans sei sehr<br />

hart gewesen, befand Allen<strong>de</strong> in einem Interview.<br />

«Ich bekam eine Ahnung davon, wie<br />

weit <strong>die</strong> Gräueltaten von Menschen gehen<br />

können.» Mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>s Buchs wolle<br />

sie darauf hinweisen, dass <strong>die</strong> Sklaverei auch<br />

heute vielerorts noch ein Problem darstelle,<br />

«wenn auch oft<br />

mit an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Vor-<br />

zeichen als damals».<br />

Als Redaktor eines Büchermagazins fragt man sich immer wie<strong>de</strong>r: Welche Neuerscheinung<br />

könnte <strong>de</strong>r nächste Bestseller wer<strong>de</strong>n? Den möchte man natürlich nicht verpassen,<br />

son<strong>de</strong>rn möglichst vor allen an<strong>de</strong><strong>ren</strong> vorstellen. Also: Ein durchschlagen<strong>de</strong>r Erfolg könnte<br />

in <strong>die</strong>sem Herbst «Die Landkarte <strong>de</strong>r Zeit» wer<strong>de</strong>n. In Spanien hat das dicke Buch <strong>de</strong>s<br />

Werbetexters und Autors Félix J. palma <strong>de</strong>rart eingeschlagen, dass es jetzt in 30 weite<strong>ren</strong><br />

Län<strong>de</strong>rn erscheint. Palma erzählt ein turbulentes Epos, das im London von 1896<br />

beginnt: Andrew will sich das Leben nehmen, weil er über <strong>de</strong>n Verlust seiner Geliebten<br />

nicht hinwegkommt – <strong>die</strong> Prostituierte Marie wur<strong>de</strong> ein Opfer von Jack the Ripper. Doch<br />

dann erfährt Andrew, dass man neuerdings auch Zeitreisen machen kann. Gibt es eine<br />

Möglichkeit, Marie zu retten? Gleichzeitig verliebt sich eine Zeitgenossin von Andrew in<br />

einen Herrn aus <strong>de</strong>r Zukunft. Und Inspektor Garrett wird mit Mor<strong>de</strong>n konfrontiert, bei<br />

<strong>de</strong>nen Waffen im Spiel wa<strong>ren</strong>, <strong>die</strong> es noch gar nicht gibt …<br />

Palma katapultiert seine Leser in immer schnellere Zeitspiralen und -loopings – und bringt<br />

erst noch das Kunststück fertig, <strong>die</strong> atemberauben<strong>de</strong> Geschichte mit ruhigem Schalk zu<br />

erzählen.<br />

DIE NEUE<br />

ANNE TYLER!<br />

Roman, gebun<strong>de</strong>n, 304 Seiten<br />

ISBN 978-3-0369-5571-1<br />

€ 19.90, SFr. 29.90<br />

»Klug und<br />

anrüh<strong>ren</strong>d.«<br />

Cosmopolitan<br />

Ein weiser, humorvoller<br />

und äußerst einfühlsamer<br />

Roman über einen Mann,<br />

<strong>de</strong>r verlo<strong>ren</strong>en Erinnerungen<br />

hinterherjagt und dabei<br />

<strong>die</strong> Liebe fi n<strong>de</strong>t.<br />

»Anne Tyler ist nicht bloß<br />

gut, sie ist teufl isch gut.«<br />

John Updike<br />

books – September 2010 – 5<br />

KEIN & ABER<br />

Foto: Diana Walker


Notizen<br />

«Zettel’s Traum» von Arno Schmidt (1914 – 1979) ist ein in je<strong>de</strong>r<br />

Hinsicht monumentales Werk: Es umfasst über 1300 DIN-A3-Seiten,<br />

<strong>die</strong> mehrspaltig mit Schreibmaschine und von Hand beschrieben<br />

wur<strong>de</strong>n. Das Riesenbuch behan<strong>de</strong>lt einen Tag im Leben<br />

von Daniel Pagenstecher. Der altern<strong>de</strong> Schriftsteller bekommt<br />

Besuch von einem Übersetzerehepaar und <strong>de</strong>ssen<br />

16-jähriger Tochter, <strong>die</strong> unendlich in ihn verliebt<br />

ist. Die vier Leute unterhalten sich einen Tag lang<br />

intensiv über Edgar Allan Poe, über Literatur, über<br />

Ereignisse im nahen Dorf, über Sigmund Freud, über<br />

Gott und <strong>die</strong> Welt. Ausgangsmaterial für das hochkomplexe<br />

Gedankenlabyrinth war Schmidts legendärer<br />

Zettelkasten: Auf 120’000 Kärtchen hatte<br />

<strong>de</strong>r Autor Stichworte und Einfälle gesammelt.<br />

Schmidts Manuskript hatte eine so vertrackte<br />

Struktur, dass es sich nicht mehr setzen liess –<br />

es erschien daher 1970 als Faksimile, mitsamt<br />

2010 ist gleich in doppelter Hinsicht ein Kurt-Tucholsky-Jahr:<br />

Der grösste Satiriker <strong>de</strong>r Weimarer Republik kam vor 120 Jah<strong>ren</strong><br />

zur Welt – und starb vor 75 Jah<strong>ren</strong>. Dazwischen lagen Jahre enormer<br />

Produktivität. Tucholsky schrieb über 3000 Artikel, Gedichte<br />

und Erzählungen. Die meisten seiner Arbeiten erschienen in<br />

<strong>de</strong>r legendä<strong>ren</strong> Zeitschrift «Die Weltbühne», einer<br />

<strong>de</strong>r wichtigsten gesellschaftskritischen Publikationen<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Geschichte.<br />

Eigentlich war Kurt Tucholsky, <strong>de</strong>r aus einer<br />

recht vermögen<strong>de</strong>n jüdischen Familie<br />

stammte, Jurist; das Schreiben und <strong>die</strong><br />

Politik hatten es ihm aber schon früh<br />

angetan, <strong>de</strong>shalb liess er <strong>die</strong> vielversprechen<strong>de</strong><br />

Karriere als Anwalt sausen und<br />

wetzte fortan seine Fe<strong>de</strong>r gegen Militarismus<br />

und Engstirnigkeit. Seine Vielseitigkeit<br />

als Autor war so gross, dass er zu<br />

je<strong>de</strong>r Rubrik <strong>de</strong>r «Weltbühne» etwas beisteuern<br />

konnte. Damit das Heft nicht als reine<br />

Tucholsky-Textsammlung daherkam, legte<br />

sich <strong>de</strong>r Autor eine ganze Reihe von Pseudonymen<br />

zu: Ignaz Wrobel, Theobald Tiger, Peter Panter, Kaspar<br />

Hauser, Paulus Bünzly o<strong>de</strong>r Theobald Körner. Sein vielleicht<br />

schönstes Werk, <strong>die</strong> leichte Sommernovelle «Schloss Gripsholm»,<br />

veröffentlichte Tucholsky aber unter eigenem Namen. Liest man<br />

<strong>die</strong>se Erzählung, staunt man, wie frisch und unbekümmert Tucholskys<br />

Sprache noch immer wirkt. Sie hat <strong>die</strong> Zeit überstan<strong>de</strong>n,<br />

ohne Staub anzusetzen – das ist bei vergnüglichen Texten selten,<br />

Humor und Satire altern in <strong>de</strong>r Regel schlecht.<br />

Tucholskys elegante Vielschreiberei half in<strong>de</strong>ssen wenig, <strong>die</strong> realen<br />

Verhältnisse zu verän<strong>de</strong>rn. Deutschland radikalisierte sich, 1933<br />

kamen <strong>die</strong> Nazis an <strong>die</strong> Macht; sie verboten <strong>die</strong> «Weltbühne»,<br />

verbrannten Tucholskys Bücher und bürgerten <strong>de</strong>n Schriftsteller<br />

6 – books – September 2010<br />

Jubiläen<br />

handschriftlichen Korrektu<strong>ren</strong> und Streichungen. Schmidt selber<br />

vermutete, auf <strong>de</strong>r ganzen Welt wür<strong>de</strong>n nur etwa 400 Menschen<br />

sein Werk verstehen. Doch <strong>die</strong> Begeisterung, <strong>die</strong> «Zettel’s Traum»<br />

in Intellektuellenkreisen auslöste, war so gewaltig, dass<br />

schliesslich sogar günstige Raubdrucke publiziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Zum 40-Jahr-Jubiläum <strong>de</strong>r Erstveröffentlichung erscheint<br />

«Zettel’s Traum» nun endlich gesetzt – als<br />

Abschluss einer Gesamtausgabe <strong>de</strong>r Werke von Arno<br />

Schmidt. Das komplexe Layout wur<strong>de</strong> in jahrelanger<br />

Detailarbeit in einen lesefreundlichen Schriftsatz<br />

überführt, ohne dass <strong>de</strong>r Charakter <strong>de</strong>s Buchs darunter<br />

gelitten hätte. Der sieben Kilogramm schwere Brocken<br />

aus <strong>de</strong>m Hause Suhrkamp kostet zwar ein kleines Vermögen<br />

– nämlich 474 Franken –, aber wahre Literaturfreun<strong>de</strong> leisten<br />

sich natürlich lieber <strong>die</strong>sen Klassiker <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne als zwei Paar<br />

schicke Schuhe!<br />

aus. Der war allerdings schon in <strong>de</strong>n 1920er-Jah<strong>ren</strong> angeekelt nach<br />

Schwe<strong>de</strong>n ausgewan<strong>de</strong>rt. Ob er sich im Exil 1935 das Leben nahm,<br />

wie lange vermutet wur<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r ob er aus Versehen eine Überdosis<br />

Schlafmittel schluckte, wird man wohl nie wissen.<br />

Zahlreiche Neuerscheinungen ermöglichen uns Heutigen,<br />

das grosse Werk <strong>de</strong>s «kleinen dicken Berliners» (Erich<br />

Kästner) noch einmal Revue passie<strong>ren</strong> zu lassen.<br />

«Gute Laune mit Kurt Tucholsky» verbreitet<br />

genau das, was <strong>de</strong>r Titel verspricht. Der<br />

Feuilletonist Fritz J. Raddatz hat <strong>die</strong> neue<br />

Biographie «Tucholsky» verfasst. Und etwas<br />

später im Jahr erscheint dann auch<br />

noch «Weihnachten mit Kurt Tucholsky»,<br />

eine unsentimentale Festtagsbegleitung.<br />

Eine ganz beson<strong>de</strong>re Empfehlung<br />

ist schon etwas älter: Der schöne<br />

Band «Augen in <strong>de</strong>r Grossstadt» <strong>de</strong>r<br />

Edition Büchergil<strong>de</strong> präsentiert <strong>die</strong> besten<br />

Gedichte, Aphorismen und Artikel, alles kongenial<br />

illustriert von<br />

Hans Ticha. Als amuse<br />

bouche ein kleines Müsterchen<br />

vom Meister:<br />

Wenn ich jetzt sterben müsste, wür<strong>de</strong><br />

ich sagen: «Das war alles?» Und: «Ich<br />

habe es nicht so richtig verstan<strong>de</strong>n.»<br />

Und: «Es war ein bisschen laut.»<br />

© MaxEhlert_SV


Oft ist <strong>die</strong> letzte Seite eines Buchs jene, <strong>die</strong><br />

man am wenigsten gern liest – weil man<br />

nicht möchte, dass das Buch schon zu<br />

En<strong>de</strong> ist. Glücklicherweise können einem<br />

Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen<br />

und einem Bücher mit vergleichba<strong>ren</strong><br />

Qualitäten empfehlen. Heute macht das<br />

Susanna Beusch; sie ist seit 33 Jah<strong>ren</strong><br />

Buchhändlerin und arbeitet seit sechs Jah<strong>ren</strong><br />

bei Orell Füssli in Winterthur.<br />

«Wem <strong>de</strong>r Grosserfolg ‚Die eleganz <strong>de</strong>s<br />

Igels’ von muriel Barbery gefiel, wird sicher<br />

auch viel Freu<strong>de</strong> haben an ‚Das Labyrinth<br />

<strong>de</strong>r Wörter’ von marie-Sabine<br />

roger. Bei<strong>de</strong>s sind richtige Herzensbücher.<br />

In ‚Die Eleganz <strong>de</strong>s Igels’ geht es um <strong>die</strong><br />

Begegnung zweier Seelenverwandter: einer<br />

zurückhalten<strong>de</strong>n Concierge mit einem<br />

schwierigen Mädchen aus <strong>de</strong>r Oberschicht.<br />

In ‚Das Labyrinth <strong>de</strong>r Wörter’ trifft nun ein<br />

40-jähriger ungebil<strong>de</strong>ter Son<strong>de</strong>rling auf eine<br />

bezaubern<strong>de</strong> alte Dame, eine Aka<strong>de</strong>mikerin,<br />

<strong>die</strong> ihm <strong>die</strong> Welt <strong>de</strong>r Literatur öffnet. Bei<strong>de</strong><br />

Bücher sind berüh<strong>ren</strong>d, eindrücklich und<br />

tragikomisch.<br />

Fans von Donna Leon fiebern <strong>de</strong>m nächsten<br />

Brunetti-Fall meistens sehnsüchtig entgegen.<br />

Abkürzen können sie <strong>die</strong> Wartezeit<br />

mit <strong>de</strong>n Krimis von martin Walker. Die<br />

Was lesen Sie gera<strong>de</strong> ?<br />

michael von <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>, Sänger, Zürich:<br />

«Im Moment lese ich ‚Juni’. Autor Gerbrand Bakker erzählt<br />

von einem Dorf im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, von<br />

seinen Bewohnern und von <strong>de</strong>r Familie Kaan, <strong>die</strong> auf einem<br />

alten Bauernhof lebt. Alles verläuft ruhig und gemächlich, im Grun<strong>de</strong> geschieht nicht<br />

viel. Doch an einen Sommertag vor 40 Jah<strong>ren</strong> erinnern sich noch alle gut. Damals kam<br />

<strong>die</strong> Königin zu Besuch. Und damals ereignete sich ein schrecklicher Unfall ...<br />

Gerbrand Bakker erzählt in einer unprätentiösen, berüh<strong>ren</strong><strong>de</strong>n Sprache von einem<br />

Dorf und einem Hof. Vor allem aber von einer Familie, <strong>de</strong><strong>ren</strong> Mitglie<strong>de</strong>r alle auf ihre<br />

Weise versuchen, mit Verdrängung, Trauerarbeit und Erinnerung umzugehen. Dieses<br />

elegische und melancholische Buch empfehle ich gern weiter.»<br />

Leute, <strong>die</strong> das mögen, mögen auch...<br />

Orell Füssli setzt auf Ökostrom<br />

Parallelen zwischen Walker und Donna<br />

Leon sind ein<strong>de</strong>utig: Bei<strong>de</strong> Auto<strong>ren</strong> stammen<br />

aus <strong>de</strong>m angelsächsischen Raum und<br />

haben Schauplätze in lateinischen Län<strong>de</strong>rn<br />

gewählt. Was Venedig für Donna Leon ist,<br />

ist das Périgord für Martin Walker. Bei<strong>de</strong><br />

Auto<strong>ren</strong> schreiben auf vergleichbarem Niveau,<br />

lassen etwas Gesellschaftskritik in ihre<br />

Bücher einfliessen und arbeiten mit festem<br />

Personal. Walkers Hauptfigur Bruno Chef<br />

<strong>de</strong> Police wird wohl so viele Fans gewinnen,<br />

wie sie Commissario Brunetti schon hat –<br />

<strong>de</strong>nn ich bin sicher: Wer Donna Leon liebt,<br />

wird auch Martin Walker lieben!»<br />

Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Elektrizitätswerks <strong>de</strong>r Stadt Zürich (EWZ) können etwas für<br />

eine nachhaltige Stromversorgung tun: Sie zahlen einen etwas höhe<strong>ren</strong> Preis für Stromlieferungen<br />

– und das EWZ speist dafür <strong>die</strong> entsprechen<strong>de</strong> Menge ökologisch produzierten<br />

Stroms ins Netz ein. Die Orell Füssli Buchhandlungs AG hat sich entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

gesamten Strombedarf ihrer Standorte in <strong>de</strong>r Stadt Zürich mit Ökostrom zu <strong>de</strong>cken<br />

GROSSE<br />

AUTOREN,<br />

perfekte<br />

STIMMEN<br />

15 CD | 54,00 sFr<br />

Gelesen von Ulrich Matthes<br />

6 CD | 39,90 sFr<br />

Gelesen von Matthias Koeberlin<br />

8 CD | 39,90 sFr<br />

Gelesen von Astrid Meyerfeldt<br />

und Simone Kabst<br />

books – September 2010 – 7


Notizen<br />

re<strong>de</strong>n Sie mit auf<br />

booksblog.ch<br />

www.books.ch ist <strong>de</strong>r Shop von Orell<br />

Füssli – und booksblog.ch <strong>de</strong>r Blog. Vor<br />

wenigen Wochen wur<strong>de</strong> er aufgeschaltet,<br />

und bereits haben sich Hun<strong>de</strong>rte<br />

von Teilnehmen<strong>de</strong>n für <strong>die</strong> Facebook-<br />

Applikation angemel<strong>de</strong>t. booksblog.ch<br />

ist sozusagen das schnelle und von <strong>de</strong>n<br />

Leserinnen und Lesern mitgestaltete<br />

Online-Büchermagazin von Orell Füssli:<br />

Auf <strong>de</strong>r Website fin<strong>de</strong>n Sie aktuelle<br />

Rezensionen, süffige Kommentare und<br />

persönliche Empfehlungen, dazu viele<br />

Vi<strong>de</strong>os rund ums Buch.<br />

Alle Bücherfreundinnen und -freun<strong>de</strong><br />

fin<strong>de</strong>n jetzt auf booksblog.ch eine beson<strong>de</strong>re<br />

Aktion: Wer<strong>de</strong>n Sie Orell-Füssli-Fan<br />

auf Facebook und sagen Sie uns,<br />

wie Sie zur gentechnischen Verän<strong>de</strong>rung<br />

von Organismen stehen. Die zehn besten<br />

Kommentare wer<strong>de</strong>n mit je einem<br />

Exemplar <strong>de</strong>s Gentech-Thrillers «Die<br />

Saat» verdankt. Mehr zu <strong>die</strong>sem Buch<br />

auf Seite 18.<br />

Seit 2005 publiziert <strong>die</strong> «Schweizer Familie»<br />

<strong>die</strong> Fotoreportagen-Serie «Stille<br />

Orte». In ausdrucksvollen, aber nie pathetischen<br />

Bil<strong>de</strong>rn und gefühlvollen, aber nie<br />

prätentiösen Texten fängt Heinz Storrer<br />

<strong>de</strong>n Zauber von Orten ein, <strong>die</strong> man zwar<br />

kennt, aber noch nie so betrachtet hat.<br />

Die schönsten <strong>de</strong>r umfangreichen Reportagen<br />

kann man<br />

jetzt noch einmal in<br />

Buchform geniessen:<br />

«Stille Orte<br />

<strong>de</strong>r Schweiz» ist<br />

ein Geschenk, das<br />

man sich selber<br />

machen kann.<br />

8 – books – September 2010<br />

Die Leseausrüstung: 3. Folge<br />

Seit <strong>die</strong> Orell-Füssli-Filialen einen frischen Auftritt haben,<br />

erhalten Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n auch neu gestaltete<br />

Plastiksäcke – darin lassen sich Einkäufe stilvoll durch<br />

<strong>die</strong> Stadt und nach Hause tragen. Wer es noch ein wenig<br />

hochwertiger liebt – und erst noch etwas nachhaltiger –,<br />

fin<strong>de</strong>t bei Orell Füssli aber auch Alternativen für <strong>de</strong>n<br />

Büchertransport. Zum Beispiel <strong>de</strong>n modischen und ökologischen<br />

Einkaufsbeutel <strong>de</strong>r australischen Designer von<br />

envirosax. Die t<strong>ren</strong>dige und sehr stabile Tasche lässt sich<br />

auf <strong>die</strong> Grösse eines Sushi-Stücks zusammenfalten und<br />

wiegt nur 40 Gramm. So kann<br />

man sie immer bei sich tragen und<br />

wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>n.<br />

Seit es envirosax gibt, sind schon<br />

Millionen von Einkaufstüten auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Welt eingespart<br />

wor<strong>de</strong>n – das ist Umweltschutz,<br />

<strong>de</strong>r erst noch gut aussieht!<br />

einkaufsbeutel<br />

CHF 13.90<br />

envirosax<br />

Wettbewerbs-<br />

Gewinner<br />

In <strong>de</strong>r letzten Ausgabe von books<br />

verlosten wir Büchergutscheine.<br />

Gewonnen haben:<br />

1. preis: Christine Gerlach, Wetzikon<br />

2. preis: Ines Kühne, Fahrwangen<br />

3. preis: Eva Horvath, Winterthur<br />

Herzliche Gratulation!<br />

Die Gewinnerinnen und Gewinner<br />

<strong>de</strong>r Preise 4 bis 10 wer<strong>de</strong>n schriftlich<br />

benachrichtigt.<br />

Aus <strong>de</strong>m Leben einer Buchhändlerin<br />

Kundin: «Ich suche ein Buch über<br />

Pilze.»<br />

Buchhändlerin: «Das fin<strong>de</strong>n Sie bei uns<br />

im 2. Stock, dort sind alle Pilzführer.»<br />

Kundin: «Was, so etwas gibt es? Und<br />

das heisst auch noch ‚Pilzführer’? Nein,<br />

so etwas!»<br />

Buchhändlerin (verunsichert): «Also...<br />

Sie meinen schon Waldpilze und so?<br />

Steinpilze, Goldröhrlinge...»<br />

Kundin: «Neiiin, <strong>doch</strong> nicht Waldpilze,<br />

ich habe einen Fusspilz!»<br />

(Dialoge in <strong>die</strong>ser Rubrik sind authentisch und<br />

wur<strong>de</strong>n in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)<br />

Alle Notizen von marius Leutenegger


« Entwe<strong>de</strong>r man<br />

mag meinen Sound<br />

o<strong>de</strong>r nicht »<br />

Zwei Geschwister auf <strong>de</strong>r Suche nach einan<strong>de</strong>r und nach sich selbst; eine Insel<br />

irgendwo im Nirgendwo, auf <strong>de</strong>r seltsame Dinge vor sich gehen; ein Affe, <strong>de</strong>r mit<br />

menschen kommunizie<strong>ren</strong> kann; Forscher, <strong>die</strong> nicht sind, was sie scheinen –<br />

rolf Lapperts neuer roman «Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts» ist ein Genuss für<br />

alle, <strong>die</strong> das Aussergewöhnliche mögen.<br />

Schwerpunkt<br />

Text: Erik Brühlmann – Foto: Annette Pohnert /Carl Hanser Verlag<br />

books – September 2010 – 9


Schwerpunkt<br />

© Gerard Clifford<br />

rolf Lappert<br />

Gebo<strong>ren</strong> 1958 in Zürich, absolvierte Rolf Lappert<br />

zunächst eine Lehre als Grafiker. «Schon<br />

zu <strong>die</strong>ser Zeit wusste ich, dass ich Schriftsteller<br />

wer<strong>de</strong>n wollte», verrät er. «Ich hätte <strong>die</strong><br />

Lehre auch beinahe abgebrochen, weil ich es<br />

romantisch fand, einfach abzuhauen, am besten<br />

ins Ausland. Zur Erleichterung meine Eltern<br />

been<strong>de</strong>te ich <strong>die</strong> Lehre dann aber <strong>doch</strong>.»<br />

Schon drei Jahre später erschienen sein Erstlingswerk<br />

«Folgen<strong>de</strong> Tage» und <strong>de</strong>r Gedichtband<br />

«Die Erotik <strong>de</strong>r Hotelzimmer». «Ich wur<strong>de</strong><br />

auch vom Kuratorium <strong>de</strong>s Kantons Aargau<br />

unterstützt – wobei mir da weniger das Geld<br />

wichtig war als <strong>die</strong> Anerkennung, mit meiner<br />

Schriftstellerei wahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n.»<br />

Rolf Lappert war schon immer ein Rastloser<br />

und verbrachte neben <strong>de</strong>m Schreiben viel Zeit<br />

damit, durch <strong>die</strong> Welt zu reisen und Neues<br />

auszuprobie<strong>ren</strong>. So grün<strong>de</strong>te er Anfang <strong>de</strong>r<br />

1990er-Jahre gemeinsam mit einem Freund in<br />

Aarburg einen Jazzklub, fand je<strong>doch</strong> mit <strong>de</strong>n<br />

ersten bei<strong>de</strong>n Teilen seiner Amerika-Trilogie –<br />

«Der Himmel <strong>de</strong>s perfekten Poeten» (1994) und<br />

«Die Gesänge <strong>de</strong>r Verlierer» – wie<strong>de</strong>r kurzzeitig<br />

zur Schriftstellerei zurück. Zwischen 1997 und<br />

2004 arbeitete Lappert als Drehbuchautor fürs<br />

Schweizer Fernsehen und entwickelte unter<br />

an<strong>de</strong>rem <strong>die</strong> Serie «Mannezimmer». Für seinen<br />

nächsten, bisher erfolgreichsten Roman «Nach<br />

Hause schwimmen» erhielt Rolf Lappert 2008<br />

<strong>de</strong>n ersten Schweizer Buchpreis und wur<strong>de</strong> er<br />

für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Buchpreis nominiert.<br />

10 – books – September 2010<br />

Der vorletzte Roman von Rolf Lappert erschien<br />

1995 – <strong>de</strong>r letzte 2008. Der gebürtige<br />

Zürcher ist offenbar einer, <strong>de</strong>r sich Zeit<br />

lässt beim Schreiben. Diesmal allerdings hat<br />

es keine kleine Ewigkeit bis zum nächsten<br />

Buch gedauert: «Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten<br />

Lichts» erscheint bereits zwei Jahre nach<br />

<strong>de</strong>m Erfolgsroman «Nach Hause schwimmen».<br />

Der Grund dafür ist einfach: «Ich<br />

hatte mit <strong>de</strong>m Verlag einen Abgabetermin<br />

ausgehan<strong>de</strong>lt, und <strong>de</strong>n musste ich natürlich<br />

einhalten», erklärt Rolf Lappert. «Deshalb<br />

schrieb ich auch über Monate hinweg je<strong>de</strong>n<br />

Tag an ‚Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts‘.<br />

Das war zwar oft sehr anst<strong>ren</strong>gend und ermü<strong>de</strong>nd,<br />

<strong>doch</strong> es hatte auch etwas Positives:<br />

Ich war immer in <strong>de</strong>r Geschichte drin.»<br />

Aber kann man von einem Schriftsteller er-<br />

warten, je<strong>de</strong>n Tag kreativ zu sein? Was,<br />

wenn ihn <strong>die</strong> Muse einmal partout nicht<br />

küsst? «Das gehört dazu, damit kann ich<br />

umgehen. Früher wäre ich noch spazie<strong>ren</strong><br />

gegangen o<strong>de</strong>r hätte mich sonst irgendwie<br />

abgelenkt; <strong>die</strong>smal blieb ich einfach dran<br />

und wartete, bis <strong>de</strong>r Knoten platzt. Die berühmte<br />

Schreibblocka<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r einem gar<br />

nichts einfällt o<strong>de</strong>r man überhaupt nicht<br />

mehr weiterkommt, kenne ich zum Glück<br />

nicht.»<br />

Beinahe filmisch<br />

Mit 544 Seiten ist «Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s<br />

letzten Lichts» ein umfangreiches Werk gewor<strong>de</strong>n<br />

– «obwohl ich mir nur 400 Seiten<br />

vorgenommen hatte», wie Lappert gesteht.<br />

«Jetzt sind es halt ein paar mehr gewor<strong>de</strong>n.»<br />

Das liegt unter an<strong>de</strong>rem auch daran, dass<br />

<strong>de</strong>r Roman vor atmosphärischen Beschreibungen<br />

nur so strotzt. So ist zum Beispiel<br />

ein Laken nicht einfach schmutzig, son<strong>de</strong>rn<br />

es ist ein Laken, «<strong>de</strong>ssen Farbe vor lauter<br />

Krümeln und Asche, unbenutzten Teebeuteln,<br />

zerknüllten Notizzetteln und Papiertaschentüchern,<br />

Büchern, Bonbons, Keksen,<br />

Streichholzschachteln, Stiften, Spielkarten,<br />

Zeitungsfetzen und zahllosen an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Din-<br />

gen nur schwer als Weiss zu erkennen war».<br />

«Ich höre immer wie<strong>de</strong>r, dass <strong>die</strong> Leser <strong>die</strong><br />

Atmosphäre, das Tempo und das beinahe<br />

Filmische eines solchen Textes schätzen und<br />

sich dafür auch entsprechend Zeit nehmen»,<br />

erzählt <strong>de</strong>r Autor. «Das ist eben mein<br />

‚Sound‘ – entwe<strong>de</strong>r mag man ihn o<strong>de</strong>r<br />

nicht.» Die Literaturkritiker mögen ihn;<br />

einige vergleichen Lappert gar mit John<br />

Irving. Für Lappert selbst ist <strong>die</strong>ser Vergleich<br />

nahe liegend: «Das kommt daher,<br />

dass ich früher alles von Irving verschlang –<br />

jetzt fliessen wohl auch Elemente von ihm<br />

in mein Schreiben ein. Mittlerweile mag ich<br />

Irvings Bücher aber nicht mehr. Sie sind mir<br />

zu langatmig, zu verschroben und sperrig.»<br />

Ein weit grösseres Kompliment sei für ihn,<br />

dass Kritiker seine Bücher in <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

Erzähltradition sähen. «Auch<br />

wenn mir klar ist, dass mich das in <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Literatur zum Exoten<br />

macht.»<br />

«Die berühmte<br />

Schreibblocka<strong>de</strong>, bei<br />

<strong>de</strong>r einem gar nichts<br />

einfällt o<strong>de</strong>r man<br />

überhaupt nicht mehr<br />

weiterkommt, kenne<br />

ich zum Glück nicht.»<br />

einfacher, als es scheint<br />

Bei so viel Detailreichtum, einem Grossaufgebot<br />

an Personal, Haupt- und Nebensträngen<br />

muss das Planen einer Geschichte<br />

ziemlich aufwändig sein, möchte man meinen.<br />

Doch Rolf Lappert verneint: «Ich plane<br />

nicht alles von A bis Z, und ich lege mir<br />

auch keine Sammlung von Notizzetteln an.<br />

Ich weiss in etwa, wo es lang gehen soll,<br />

und dann schreibe ich <strong>die</strong> Geschichte, wie<br />

sie im Buch erscheint.» Das ist insofern erstaunlich,<br />

als dass in <strong>de</strong>n Hauptstrang um<br />

<strong>die</strong> Geschwister Tobey und Megan unzählige<br />

Nebengeschichten verwoben sind: jene<br />

um <strong>de</strong>n undurchsichtigen, aber trotz<strong>de</strong>m<br />

sympathischen Tanvir; jene <strong>de</strong>s Bonobo-<br />

Affen Montgomery; jene um <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n<br />

philippinischen Inseln, auf <strong>die</strong> es Tobey auf<br />

seiner Suche nach Megan verschlägt, und<br />

noch einige mehr. Alles zusammen ergibt<br />

einen Roman, <strong>de</strong>r ... Ja, welchem Genre soll<br />

man ihn eigentlich zuordnen? «Ich habe<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Buch schon<br />

‚Robinsona<strong>de</strong>‘ gehört, aber auch ‚Abenteuerroman‘.<br />

Im Grun<strong>de</strong> ist es gut, wenn<br />

man ihn nicht <strong>de</strong>finitiv einordnen kann»,<br />

sagt Lappert. Für ihn selbst sei «Auf <strong>de</strong>n<br />

Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts» vor allem an<strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

<strong>die</strong> Charakterstu<strong>die</strong> <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hauptfigu<strong>ren</strong><br />

Megan und Tobey. «Ich hätte aber<br />

kein Problem damit, wür<strong>de</strong> das Buch als<br />

Abenteuerroman angepriesen – auch wenn


ich fin<strong>de</strong>, dass dafür zu wenig Action in <strong>de</strong>r<br />

Geschichte steckt.»<br />

«Megan ist eigentlich<br />

<strong>die</strong> erste Figur, <strong>die</strong><br />

mir stark ähnelt. Wie<br />

sie bin auch ich Vegetarier,<br />

weil ich Mitleid<br />

mit <strong>de</strong>n Tie<strong>ren</strong><br />

habe. Wie sie bin ich<br />

nicht irgendwo verwurzelt,<br />

wusste lange<br />

Zeit nicht, wo ich zu<br />

Hause sein will. »<br />

Wo Lappert draufsteht ...<br />

Der Roman lebt von <strong>de</strong>n und durch <strong>die</strong><br />

starken Figu<strong>ren</strong>. Mit Hel<strong>de</strong>n wartet er je<strong>doch</strong><br />

nicht auf. «Die hat man im Leben<br />

schliesslich auch nicht», argumentiert Lappert.<br />

«Deshalb bevorzuge ich Figu<strong>ren</strong> mit<br />

einer gebrochenen Biografie o<strong>de</strong>r zwiespältigem<br />

Charakter.» Das spürt man auch bei<br />

<strong>de</strong>n Hauptfigu<strong>ren</strong> Tobey und Megan. «Ich<br />

wusste von Anfang an sehr genau, wie <strong>die</strong><br />

bei<strong>de</strong>n sein sollen. Dass zum Beispiel Megan<br />

sehr tierlieb ist, aber in ihrer Tierliebe<br />

auch sehr weit geht, sich dadurch aus<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft ausg<strong>ren</strong>zt und einsam ist.<br />

Tobey dagegen ist ein Trotzkopf, eher verschlossen.»<br />

Dass man als Autor seine Figu<strong>ren</strong><br />

irgendwann in- und auswendig kenne,<br />

sei immer das Ziel. Bei Tobey und Megan<br />

sei es ihm gelungen, beson<strong>de</strong>rs schnell mit<br />

ihnen «intim» zu sein – weil in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

vielleicht beson<strong>de</strong>rs viel von ihrem Schöpfer<br />

steckt? Rolf Lappert bejaht: «Megan ist<br />

eigentlich <strong>die</strong> erste Figur, <strong>die</strong> mir stark ähnelt.<br />

Wie sie bin auch ich Vegetarier, mittlerweile<br />

seit etwa zwanzig Jah<strong>ren</strong>, weil ich<br />

Mitleid mit <strong>de</strong>n Tie<strong>ren</strong> habe. Wie sie bin<br />

ich nicht irgendwo verwurzelt, wusste lange<br />

Zeit nicht, wo ich zu Hause sein will.<br />

Und auch ich habe – wie Megan, nur nicht<br />

so ausgeprägt – meine Phasen, in <strong>de</strong>nen ich<br />

melancholisch bin, mich zurückziehe und<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft an<strong>de</strong>rer mei<strong>de</strong>.»<br />

Der Künstler, <strong>de</strong>r egoist<br />

Der Autor gesteht, dass solche Phasen auch<br />

mit Egoismus zu tun hätten. «Ich bin gern<br />

unter Leuten, aber ich möchte selbst bestimmen<br />

können, wann ich sie treffe. An<br />

<strong>de</strong>r Einsamkeit lei<strong>de</strong> ich nicht – ich schreibe<br />

dann einfach. Und das kann ich am besten,<br />

wenn nicht ständig irgendwelche Verpflichtungen<br />

und Erwartungen an mich herangetragen<br />

wer<strong>de</strong>n.» Kunst ohne Egoismus<br />

gebe es nicht, so Lappert, gera<strong>de</strong> im Fall<br />

<strong>de</strong>r Schriftstellerei. «Man entschei<strong>de</strong>t sich,<br />

<strong>die</strong>sen Weg zu gehen, und weiss dabei, dass<br />

man auf einiges verzichtet, was für an<strong>de</strong>re<br />

Menschen selbstverständlich ist: Familie,<br />

Kin<strong>de</strong>r und so weiter.» Man könne <strong>die</strong> Alternativen<br />

aber auch nicht gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

aufwiegen, und er wisse, dass für ihn ein<br />

an<strong>de</strong>rer Weg nicht funktioniert hätte. Seine<br />

Kin<strong>de</strong>r existie<strong>ren</strong> eben in Buchform, und sie<br />

sind <strong>de</strong>r ganze Stolz ihres «Vaters»: «‚Auf<br />

<strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts‘ ist genau jenes<br />

Buch gewor<strong>de</strong>n, das ich schreiben wollte.»<br />

Mehr kann ein Schriftsteller nicht von sich<br />

verlangen.<br />

Auf <strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts<br />

540 Seiten<br />

CHF 35.90<br />

Hanser<br />

Die romane von<br />

rolf Lappert<br />

Schwerpunkt<br />

Nach Hause schwimmen<br />

603 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

dtv<br />

Wilbur hatte keine glückliche Kindheit und<br />

bislang kein glückliches Leben – wenn er<br />

<strong>de</strong>nn überhaupt eines hatte. Doch dann<br />

kommt jemand, <strong>de</strong>r alles än<strong>de</strong>rn möchte.<br />

Ausgezeichnet mit <strong>de</strong>m Schweizer Buchpreis<br />

2008.<br />

Der Himmel <strong>de</strong>r perfekten<br />

poeten<br />

352 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

Vier Schriftsteller versuchen in einem abgelegenen<br />

Motel in Arizona, an ih<strong>ren</strong> Projekten zu<br />

arbeiten. Schon bald liegen sie nicht nur mit<br />

<strong>de</strong>r Hitze im Clinch.<br />

Die Gesänge <strong>de</strong>r Verlierer<br />

410 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

Tyler, <strong>de</strong>r Manager einer Rockband, reist<br />

quer durch <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r USA. Am Anfang<br />

sucht er <strong>de</strong>n verschwun<strong>de</strong>nen Sänger <strong>de</strong>r<br />

Band – <strong>doch</strong> <strong>die</strong> Reise führt ihn viel weiter.<br />

books – September 2010 – 11


Schwerpunkt<br />

Der Tod und<br />

<strong>die</strong> Frauen<br />

Krimiautorinnen haben sich rund um <strong>de</strong>n Globus einen festen platz im Genre<br />

erkämpft. Zunächst schrieben sie klassische rätselkrimis, eine zweite Generation<br />

interessierte sich beson<strong>de</strong>rs für <strong>die</strong> psychologischen Aspekte von Verbrechen.<br />

Heute schreiben Frauen immer häufiger auch Thriller.<br />

Text: Benjamin Gygax<br />

12 – books – September 2010<br />

Die alte Dame auf <strong>de</strong>r vergilbten Fotografie<br />

blickt mit melancholischen Augen auf ein<br />

Buch. Sie hat <strong>die</strong> weissen Haare hochgesteckt<br />

und sieht so aus, wie man sich sein<br />

Grosi wünscht. Doch <strong>die</strong> Frau hat’s in sich<br />

– <strong>de</strong>nn sie ist sozusagen <strong>die</strong> Mutter aller<br />

Mor<strong>de</strong>. Auguste Groner wur<strong>de</strong> 1850 in<br />

Wien gebo<strong>ren</strong>, war mit <strong>de</strong>m Journalisten<br />

Richard Groner verheiratet, arbeitete als<br />

Lehrerin und lebte bis 1929 im Wien <strong>de</strong>r<br />

k.u.k.-Monarchie. Die Österreicherin schuf<br />

mit Joseph Müller <strong>de</strong>n ersten Polizei<strong>de</strong>tektiv<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Literatur. Er<br />

zog seine Leserschaft in einer Serie von 13<br />

kürze<strong>ren</strong> und länge<strong>ren</strong> Geschichten in <strong>de</strong>n<br />

Bann. Diese Geschichten machten Auguste<br />

Groner zur bekannten Krimiautorin; ihre<br />

Geschichten wur<strong>de</strong>n ins Englische übersetzt,<br />

erschienen in Skandinavien und sollen<br />

in <strong>de</strong>n Anfängen von Hollywoods Filmindustrie<br />

sogar verfilmt wor<strong>de</strong>n sein. Heute<br />

ist Auguste Groner wie<strong>de</strong>r weitgehend unbekannt.<br />

Ihr bleibt aber <strong>die</strong> Ehre, als Ahnmutter<br />

aller Krimiautorinnen zu gelten.<br />

Sherlock Holmes’ Kollege<br />

Die Abenteuer <strong>de</strong>s Detektivs Joseph Müller<br />

heissen «Die gol<strong>de</strong>ne Kugel», «Der Brief<br />

aus <strong>de</strong>m Jenseits» o<strong>de</strong>r «Der Mann mit<br />

<strong>de</strong>n vielen Namen». Wer bei <strong>die</strong>sen Titeln<br />

an Arthur Conan Doyle <strong>de</strong>nkt, liegt nicht<br />

falsch. Auguste Groner veröffentlichte ihre<br />

erste Kriminalgeschichte 1889 – noch bevor<br />

Conan Doyles Werke auf Deutsch übersetzt<br />

wa<strong>ren</strong>. Doch sie teilte mit <strong>de</strong>m etwas jünge<strong>ren</strong>,<br />

aber viel bekannte<strong>ren</strong> Doyle das Interesse<br />

für rätselhafte Fälle, in <strong>de</strong>nen zunächst<br />

übersinnliche Kräfte am Werk scheinen,<br />

<strong>die</strong> sich unter <strong>de</strong>n wachen Augen <strong>de</strong>s Detektivs<br />

aber bald rational erklä<strong>ren</strong> lassen.<br />

Sherlock Holmes und Joseph Müller verbin<strong>de</strong>n<br />

das methodische Vorgehen mit <strong>de</strong>m<br />

Scharfsinn. Und bei<strong>de</strong> haben ihr dunkles<br />

Geheimnis: Sherlock Holmes füllt <strong>die</strong> Zeit<br />

zwischen seinen Fällen mit Morphium, Kokain<br />

und Geigenspiel, Müller sass schon<br />

einmal selbst im Gefängnis. Vielleicht ist es<br />

<strong>die</strong>se <strong>Vergan</strong>genheit, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n unauffälligen<br />

Mann empfänglich macht für <strong>die</strong> Schicksale<br />

von Opfern und Tätern. Auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

interessiert sich Müller im Gegensatz zum<br />

intellektuellen Dandy Holmes mehr für <strong>die</strong><br />

Die mutter aller mor<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schriftstellerinnen:<br />

Die Österreicherin Auguste Groner.


sozialen Umstän<strong>de</strong> und vertraut dagegen<br />

seltener auf wissenschaftlich-fo<strong>ren</strong>sische<br />

Technik.<br />

Von <strong>de</strong>r Pionierin <strong>de</strong>r Kriminalliteratur sind<br />

lei<strong>de</strong>r nur noch englischsprachige Übersetzungen<br />

verfügbar. Wer keine Sprachbarrie<strong>ren</strong><br />

scheut, fin<strong>de</strong>t im Buchhan<strong>de</strong>l Neuauflagen<br />

von fünf geheimnisvollen Fällen <strong>de</strong>s<br />

k.u.k.-Polizei<strong>de</strong>tektivs Joseph Müller.<br />

Frauen auf <strong>de</strong>m Vormarsch<br />

Auf Groner folgte eine ganze Reihe von<br />

Krimiautorinnen, <strong>die</strong> ihre Bekanntheit behielten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>die</strong> heute noch sehr erfolgreich<br />

schreiben. Die bekannteste Crime-Lady ist<br />

sicher <strong>die</strong> 1890 gebo<strong>ren</strong>e Agatha Christie<br />

mit ih<strong>ren</strong> rund 70 «Whodunit»- o<strong>de</strong>r Rätselkrimis.<br />

1928 erweiterte sie das Krimi-<br />

Genre mit einer Beson<strong>de</strong>rheit: einer Ermittlerin.<br />

Als Vorbild für <strong>die</strong> schrullige, aber<br />

einfühlsame Privat<strong>de</strong>tektivin Miss Jane<br />

Marple <strong>die</strong>nte Agatha Christie ihre eigene<br />

Grossmutter.<br />

Inzwischen haben sich Frauen ih<strong>ren</strong> festen<br />

Platz in <strong>de</strong>r Kriminalliteratur erarbeitet.<br />

Dabei fällt auf, dass viele <strong>de</strong>r ganz grossen<br />

Namen bis vor wenigen Jah<strong>ren</strong> vorwiegend<br />

aus <strong>de</strong>m englischsprachigen Raum stammten.<br />

patricia Highsmith und Donna Leon<br />

sind Amerikanerinnen, magdalen Nabb<br />

und ruth <strong>ren</strong><strong>de</strong>ll, <strong>die</strong> seit 1984 auch Psychothriller<br />

unter <strong>de</strong>m Pseudonym Barbara<br />

Vine verfasst, stammen wie Christie aus<br />

England. Heute sind Frauen aber auch für<br />

<strong>de</strong>n skandinavischen Krimiboom mitverant-<br />

wortlich, und es gibt erfolgreiche Autorinnen<br />

in allen Sprachen.<br />

Schicksale und Abgrün<strong>de</strong><br />

Alle genannten Autorinnen sind Meisterinnen<br />

darin, in dunkle Ecken <strong>de</strong>r <strong>Vergan</strong>genheit<br />

zu leuchten und das Schicksal ihrer<br />

Figu<strong>ren</strong> plastisch zu beschreiben. So auch<br />

ruth <strong>ren</strong><strong>de</strong>ll in ihrem neuesten Werk<br />

«Die unschuld <strong>de</strong>s Wassers». Ismay verlor<br />

im Alter von 15 Jah<strong>ren</strong> ih<strong>ren</strong> Stiefvater,<br />

mit <strong>de</strong>m sie ein Techtelmechtel hatte.<br />

Er ertrank nach einer schwe<strong>ren</strong> Grippe in<br />

<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>wanne – <strong>die</strong> Mutter glitt vor Trauer<br />

in <strong>de</strong>n Wahnsinn. Ismay ist sich nach<br />

<strong>die</strong>sem schlimmen Ereignis nie sicher, ob<br />

nicht ihre jüngere Schwester Heather nachgeholfen<br />

hatte im Glauben, sie müsse ihre<br />

Schwester vor <strong>de</strong>m Stiefvater beschützen.<br />

Erst als bei<strong>de</strong> Schwestern erwachsen sind<br />

und in Beziehungen leben, bricht das Tabu<br />

– und <strong>die</strong> schreckliche Wahrheit drängt ans<br />

Tageslicht. Auch wenn <strong>die</strong> ganze Anlage<br />

<strong>de</strong>r Geschichte etwas stark vom Reissbrett<br />

stammt, fesselt einen von <strong>de</strong>r ersten bis zur<br />

letzten Seite, wie Ren<strong>de</strong>ll ihre Figu<strong>ren</strong> und<br />

<strong>de</strong><strong>ren</strong> Innenleben beschreibt.<br />

Etwas weniger empathisch schil<strong>de</strong>rt mary<br />

Higgins Clark <strong>die</strong> Gefühle und Gedanken<br />

ihrer Protagonistinnen in «Flieh in <strong>die</strong> dunkle<br />

Nacht». Doch <strong>de</strong>r dicke Wälzer bietet<br />

beste Unterhaltung mit einem Schuss Spannung<br />

und Romantik. Der jungen Kin<strong>de</strong>r-<br />

ärztin Monica Farrell ist nicht bewusst, dass<br />

sie in grosser Gefahr schwebt. Sie ist nämlich<br />

<strong>die</strong> Erbin <strong>de</strong>r steinreichen 82-jährigen<br />

Olivia Morrow. Weil das bisher nur sehr<br />

wenige Menschen wissen, besteht immer<br />

noch <strong>die</strong> Chance, <strong>die</strong> alte Dame und ihre<br />

Enkelin aus <strong>de</strong>m Weg zu räumen und <strong>de</strong>n<br />

letzten Willen <strong>de</strong>r Millionärin zu umgehen.<br />

Noch ist Olivia Morrow auch nicht<br />

sicher, ob sie <strong>de</strong>r jungen Ärztin von ihrer<br />

Erbschaft erzählen soll, <strong>de</strong>nn dazu<br />

müsste sie einen Schwur brechen und<br />

ein Geheimnis enthüllen, das ihre Cousine<br />

vor einigen Jah<strong>ren</strong> mit ins Grab<br />

nahm. Noch bevor Monica Farrell sich<br />

<strong>de</strong>r Gefahr bewusst wird, naht auch schon<br />

Rettung.<br />

Die letzte männerbastion fällt<br />

Lange Zeit wa<strong>ren</strong> Krimiautorinnen vor<br />

allem im Genre <strong>de</strong>r psychologisch anspruchsvollen<br />

Krimis daheim. Blutige o<strong>de</strong>r<br />

actiongela<strong>de</strong>ne Geschichten blieben bis vor<br />

wenigen Jah<strong>ren</strong> Männern wie James Ellroy<br />

o<strong>de</strong>r Jo Nesbø vorbehalten. Dass es auch<br />

Frauen ganz schön knallen lassen können,<br />

zeigen einige jüngere Autorinnen, unter ihnen<br />

Karin Slaughter. Wo Slaughter drauf<br />

steht, da steckt auch Schlächterei drin. Alle<br />

Fans <strong>de</strong>r erfolgreichen Thrillerautorin wissen,<br />

dass es in <strong>de</strong><strong>ren</strong> Büchern ziemlich hart<br />

zur Sache geht – dafür ist auch Hochspannung<br />

garantiert. «Gewalt interessiert <strong>die</strong><br />

Menschen nun mal, beson<strong>de</strong>rs Frauen», ist<br />

<strong>die</strong> Autorin überzeugt. «Als ich aufwuchs,<br />

lasen meine Mutter und meine Grossmutter<br />

ein Magazin namens ‚True Crime’ über<br />

all <strong>die</strong>se schrecklichen Verbrechen.» Karin<br />

Slaughter – <strong>die</strong> Frau heisst übrigens wirklich<br />

so – meint zur Gewalt in ih<strong>ren</strong> Büchern:<br />

«Auf meinen Buchumschlägen sind<br />

keine Kätzchen abgebil<strong>de</strong>t – <strong>die</strong> Leser wissen<br />

schon, was sie erwartet.»<br />

Die Gesamtauflage Slaughters beträgt mittlerweile<br />

über 17 Millionen; damit ist sie<br />

<strong>de</strong>m weltweiten Überraschungserfolg von<br />

Sehr traurig.<br />

Sehr komisch.<br />

Sehr Tropper.<br />

»Ich liebe meine Familie. Je<strong>de</strong>n<br />

einzelnen. Aber ich liebe sie mehr, wenn<br />

sie nicht in meiner Nähe sind.«<br />

Judd Foxman hat es momentan nicht<br />

leicht: Vor kurzem hat er seine Frau<br />

in fl agranti mit seinem Boss erwischt,<br />

nun ist sein Vater gestorben, und <strong>die</strong><br />

Familie soll für ihn <strong>die</strong> traditionelle<br />

jüdische Totenwache halten. Für Judd<br />

be<strong>de</strong>utet das, dass er es sieben Tage<br />

mit all seinen Lieben im selben Raum<br />

aushalten muss ...<br />

Lernen Sie <strong>die</strong> Foxmans kennen auf<br />

www.knaur.<strong>de</strong>/tropper<br />

books – September 2010 – 13<br />

448 Seiten | CHF 28.90 | ISBN 978-3-426-66273-1


Buchtipps<br />

Sommerlügen<br />

Bernhard Schlink<br />

Was wäre das Leben ohne Lebenslügen? Lebensentwürfe, Liebeshoffnungen,<br />

Alterseinsichten – was davon ist real, was nur Illusion? Was<br />

bleibt, wenn eine Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase? Flüchtet man einfach<br />

in <strong>die</strong> nächste Lüge, weil das einfacher ist, als <strong>de</strong>r Wahrheit ins Auge<br />

zu sehen? In sieben bewegen<strong>de</strong>n Geschichten<br />

erzählt Bernhard Schlink, wie<br />

das Leben und <strong>die</strong> Lüge Hand in Hand<br />

gehen – manchmal absichtlich, manchmal<br />

als Selbstbetrug. Wie bei <strong>de</strong>r Frau,<br />

<strong>die</strong> plötzlich merkt, dass ihr Leben auf<br />

ganz falschen Pfeilern beruht. Die Geschichten<br />

verurteilen nicht, sie <strong>de</strong>cken<br />

auf; feinfühlig und verständnisvoll. Denn<br />

wenn wir ehrlich sind, ist niemand frei<br />

von Lügen.<br />

288 Seiten<br />

CHF 32.90<br />

Diogenes<br />

ISBN 978-3-257-06753-8<br />

Purgatorio<br />

Tomás Eloy Martínez<br />

Eine Frau kann nicht glauben, dass eine To<strong>de</strong>sschwadron ih<strong>ren</strong> Mann<br />

umgebracht hat. Sie folgt Spu<strong>ren</strong> und Hinweisen, <strong>die</strong> sie von Buenos<br />

Aires nach Rio <strong>de</strong> Janeiro und von Nicaragua bis nach Mexiko füh<strong>ren</strong>.<br />

Erst in New Jersey fin<strong>de</strong>t sie <strong>de</strong>n verschollenen Gatten endlich wie<strong>de</strong>r.<br />

Ist es Zufall, Spürsinn – o<strong>de</strong>r hat sie ihn<br />

einfach herbeigeliebt?<br />

Der Roman erzählt sinnlich und abgründig<br />

von einer Liebe zwischen Terror<br />

und Exil. Der mittlerweile verstorbene<br />

argentinische Schriftsteller Tomás Eloy<br />

Martínez lebte selbst zwanzig Jahre<br />

lang im Exil, nach<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>r Heimat<br />

mit <strong>de</strong>m Tod bedroht wor<strong>de</strong>n war. Ganz<br />

Südamerika war und ist begeistert von<br />

seinen Werken.<br />

304 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

S. Fischer<br />

ISBN 978-3-10-048925-8<br />

14 – books – September 2010<br />

Thesen über <strong>die</strong> Existenz<br />

<strong>de</strong>r Liebe Torben Guldberg<br />

Die Liebe ist <strong>die</strong> grösste Kraft – <strong>doch</strong> was genau ist sie? Die Suche nach<br />

<strong>de</strong>r Antwort aller Antworten treibt <strong>de</strong>n Erzähler durch fünf Jahrhun<strong>de</strong>rte,<br />

rund um <strong>die</strong> Welt. Er sammelt in Amsterdam, Berlin und New York Liebesgeschichten:<br />

lei<strong>de</strong>nschaftliche, zärtliche, zerstörerische, rebellische.<br />

Er versucht sogar, <strong>die</strong> Liebe mit einem<br />

gigantischen Fernrohr zu bün<strong>de</strong>ln – und<br />

macht mit seinem wahnwitzigen Experiment<br />

eine ganze Stadt <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n<br />

gleich. Die Liebe ist eben nicht fassbar,<br />

nicht ergründbar, nicht kontrollierbar. Sie<br />

ist ein allumfassen<strong>de</strong>s Gefühl, wie eine<br />

Vibration im Weltall – und ein Gefühl,<br />

von <strong>de</strong>m wir nie aufhö<strong>ren</strong> wer<strong>de</strong>n zu<br />

erzählen.<br />

464 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

S. Fischer<br />

ISBN 978-3-10-027038-2<br />

Unsichtbar<br />

Paul Auster<br />

New York, 1967: Der hochsensible Adam Walker will Dichter wer<strong>de</strong>n.<br />

Eines Abends bietet ihm auf einer Party ein reicher Franzose namens<br />

Rudolf Born Geld zur Gründung einer Literaturzeitschrift an. Walker hält<br />

das zunächst für eine Schnapsi<strong>de</strong>e, <strong>doch</strong> als Born ihm einige Tage später<br />

bei einem Essen <strong>de</strong>n Scheck überreicht,<br />

verflüchtigen sich <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>nken. Allerdings<br />

ist Born nicht einfach ein grossherziger<br />

Gutmensch, <strong>de</strong>nn er will Walker<br />

zum Eingeständnis nötigen, er begehre<br />

Borns Freundin Margot – was auch <strong>de</strong>r<br />

Wahrheit entspricht. Als Born verreist,<br />

beginnt zwischen Margot und Walker<br />

tatsächlich eine amour fou. Doch Born<br />

ist einer, <strong>de</strong>r über Leichen geht.<br />

320 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

rowohlt<br />

ISBN 978-3-498-00081-3


Stieg Larsson eng auf <strong>de</strong>n Fersen. Jetzt<br />

kommt ihr neues Werk «entsetzen» in<br />

<strong>die</strong> Buchhandlungen. Abigail sitzt in ihrem<br />

gol<strong>de</strong>nen Käfig, ha<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>r Untreue<br />

ihres Mannes und hat das Gefühl, es könne<br />

nicht mehr schlimmer kommen. Doch<br />

dann überrascht sie im eigenen Haus einen<br />

Einbrecher, <strong>de</strong>r vermeintlich ihre fast<br />

erwachsene Tochter erstochen hat. In Notwehr<br />

erwürgt sie <strong>de</strong>n Mör<strong>de</strong>r ihres Kin<strong>de</strong>s,<br />

und damit scheint <strong>de</strong>r Alptraum perfekt ...<br />

Doch es stellt sich heraus, dass <strong>die</strong> tote junge<br />

Frau nicht ihre Tochter, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

Freundin ist. Die Tochter dagegen wur<strong>de</strong><br />

entführt. Special Agent Will T<strong>ren</strong>t und seine<br />

neue Partnerin Faith Mitchell stehen unter<br />

Zeitdruck, wollen sie <strong>de</strong>m sadistischen<br />

Täter <strong>doch</strong> noch das Handwerk legen.<br />

Die schwangere ermittlerin<br />

So direkt wie Slaughter geht auch Tania<br />

Carver zur Sache. Die sü<strong>de</strong>nglische Autorin<br />

hat mit «entrissen» ih<strong>ren</strong> ersten<br />

Krimi veröffentlicht. Obwohl es sich um<br />

einen Erstling han<strong>de</strong>lt, führt <strong>die</strong> Autorin<br />

routiniert und zielsicher durch <strong>die</strong> spannen<strong>de</strong><br />

Handlung. Detective Inspector Phil<br />

B<strong>ren</strong>nan ist im beschaulichen Essex mit<br />

einer Serie beson<strong>de</strong>rs scheusslicher Mor<strong>de</strong><br />

konfrontiert. Jemand bringt schwangere<br />

Frauen um, von <strong>de</strong><strong>ren</strong> Kin<strong>de</strong>rn fehlt je<strong>de</strong><br />

Spur. Die Psychologin und Profilerin Marina<br />

Esposito soll <strong>die</strong> Polizei unterstützen.<br />

Ihr Täterprofil ergibt, dass eine Frau mit<br />

verzweifeltem Kin<strong>de</strong>rwunsch hinter <strong>de</strong>n<br />

Taten stehen könnte. Noch ahnt sie nicht,<br />

dass auch sie selbst ein Ziel abgeben könnte<br />

– <strong>de</strong>nn auch sie ist schwanger …<br />

The Case of the Gol<strong>de</strong>n Bullet<br />

Auguste Groner<br />

68 Seiten<br />

CHF 21.90<br />

Europäischer Hochschulverlag<br />

mord im pfarrhaus<br />

Agatha Christie<br />

389 Seiten<br />

CHF 15.90<br />

Fischer<br />

Die unschuld <strong>de</strong>s Wassers<br />

Ruth Ren<strong>de</strong>ll<br />

380 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

S. Fischer<br />

Flieh in <strong>die</strong> dunkle Nacht<br />

Mary Higgins Clark<br />

432 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

Heyne<br />

entsetzen<br />

Karin Slaughter<br />

512 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

Blanvalet<br />

entrissen<br />

Tania Carver<br />

489 Seiten<br />

CHF 26.90<br />

List<br />

Anz Oksanen, Orell Füssli:Anz Bronsky 17.08.2010 14:30 Uhr Seite 1<br />

© Toni Härkönen<br />

Das international<br />

gefeierte Meisterwerk<br />

über Liebe, Verrat<br />

und Unterdrückung<br />

Frauen mor<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rs<br />

bgy. Frauen haben sich einen festen Platz als<br />

Krimiautorinnen erworben und mor<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>m Papier min<strong>de</strong>stens so erfolgreich wie ihre<br />

Kollegen. Im Leben sind Mör<strong>de</strong>rinnen immer<br />

noch eine Seltenheit. Schweizer Kriminologen<br />

haben erhoben, dass <strong>de</strong>r Anteil vorsätzlicher<br />

Tötungen, <strong>die</strong> von Frauen begangen wer<strong>de</strong>n,<br />

ziemlich konstant bei 10 Prozent liegt. Begeht<br />

aber eine Frau einen Mord, wird sie schnell<br />

zur Berühmtheit und trifft sie <strong>die</strong> volle Wucht<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Verachtung. Zu<strong>de</strong>m mor<strong>de</strong>n<br />

Frauen an<strong>de</strong>rs als Männer: Sie han<strong>de</strong>ln seltener<br />

aus materiellen Motiven o<strong>de</strong>r im akuten<br />

Streit. Häufiger sind dagegen Verzweiflungstaten<br />

und Beziehungs<strong>de</strong>likte.<br />

Der Kriminalhauptkommissar <strong>de</strong>r Düsseldorfer<br />

Polizei Stephan Harbort geht in seinem<br />

eben erschienenen Buch «Wenn Frauen<br />

mor<strong>de</strong>n» einigen spektakulä<strong>ren</strong> Fällen nach,<br />

<strong>die</strong> sich in Deutschland seit Mitte <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts ereignet haben. Er schil<strong>de</strong>rt<br />

sachlich, aber einfühlsam, wie eine Frau drei<br />

Ehemänner mit Pflanzengift ermor<strong>de</strong>t, wie<br />

eine Mutter neun Babys zur Welt bringt und<br />

sterben lässt, o<strong>de</strong>r wie eine Pflegerin reihenweise<br />

Patienten umbringt. Die geschil<strong>de</strong>rten<br />

Fälle zeichnen ein plastisches Bild <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

Milieus und schälen <strong>die</strong> typischen<br />

Merkmale weiblicher Tötungs<strong>de</strong>likte <strong>de</strong>utlich<br />

heraus. Dem Autor, <strong>de</strong>r auch als Berater für<br />

Film- und Fernsehproduzenten tätig ist, gelingt<br />

es ausgezeichnet, <strong>die</strong> wichtigsten Aspekte<br />

<strong>de</strong>s Themas leicht lesbar zu beleuchten.<br />

Deutsch von Angela Plöger<br />

Gebun<strong>de</strong>n. 400 Seiten. sFr 31,90<br />

Wenn Frauen mor<strong>de</strong>n<br />

Stephan Harbort<br />

207 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

Piper<br />

Schwerpunkt<br />

books – September 2010 – 15<br />

www.kiwi-verlag.<strong>de</strong>


Interview<br />

Text: Marius Leutenegger Fotos: Heiner H. Schmitt Jr.<br />

16 – books – September 2010<br />

«Das Mor<strong>de</strong>n<br />

macht mir<br />

Spass – und es<br />

tut mir leid»


Es gibt viele Grün<strong>de</strong>, Ingrid Noll<br />

zu interviewen: Eben ist ihr neuester<br />

Roman erschienen, in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr feiert <strong>die</strong> erfolgreichste<br />

<strong>de</strong>utschsprachige Krimiautorin<br />

ih<strong>ren</strong> 75. Geburtstag, ausser<strong>de</strong>m<br />

jährt sich <strong>die</strong> Publikation ihres<br />

legendä<strong>ren</strong> Erstlings «Der Hahn<br />

ist tot» bald zum 20. Mal. Der<br />

beste Grund für ein Interview ist<br />

aber Ingrid Noll selbst: Es macht<br />

viel Spass, mir ihr zu sprechen.<br />

books: Frau Noll, welche Frage wird Ihnen<br />

am häufigsten gestellt?<br />

Ingrid Noll: Weshalb ich in Shanghai zur<br />

Welt kam.<br />

Und warum kamen Sie in Shanghai zur<br />

Welt?<br />

Mein Vater absolvierte seine Facharzt-Ausbildung<br />

in Genf. Dort lernte er einen Chinesen<br />

kennen, <strong>de</strong>r ihm riet, nach China zu<br />

gehen, wo man Ärzte brauche. Meine Mutter<br />

fand <strong>die</strong> I<strong>de</strong>e toll und sagte: Lass uns gehen,<br />

wir ver<strong>die</strong>nen dort einen Haufen Geld<br />

und keh<strong>ren</strong> dann wie<strong>de</strong>r nach Deutschland<br />

zurück. Lei<strong>de</strong>r kam alles ein wenig an<strong>de</strong>rs.<br />

Geld ver<strong>die</strong>nen war in China auch nicht<br />

immer einfach, und nach Deutschland<br />

wollten sie unter <strong>de</strong>n gegebenen Umstän<strong>de</strong>n<br />

nicht mehr zurück – das war damals ja<br />

eine finstere Zeit.<br />

Ich hatte <strong>de</strong>n Eindruck, <strong>die</strong> häufigste Frage,<br />

<strong>die</strong> man Ihnen stelle, laute: Wie kommt<br />

eine so freundliche Dame dazu, so böse<br />

Geschichten zu schreiben?<br />

Ja, das wer<strong>de</strong> ich tatsächlich oft gefragt. Ich<br />

selber bin ja ein betont friedlicher Mensch,<br />

das fällt schon auf. An<strong>de</strong>rerseits habe ich<br />

festgestellt, dass <strong>die</strong> Krimiwelt meistens<br />

aus friedlichen, sozialen Menschen besteht<br />

– das gilt für meine Kolleginnen und Kollegen,<br />

<strong>die</strong> Krimis schreiben, ebenso wie für<br />

unsere Leserinnen und Leser.<br />

Wie erklä<strong>ren</strong> Sie sich das?<br />

Vielleicht keh<strong>ren</strong> wir Konflikte im Alltag<br />

eher unter <strong>de</strong>n Teppich und sind dann froh,<br />

wenn wir in einem Buch einmal or<strong>de</strong>ntlich<br />

draufhauen dürfen.<br />

Das heisst: Sie haben in Ih<strong>ren</strong> Büchern<br />

auch schon einmal einen Feind aus <strong>de</strong>m<br />

richtigen Leben um <strong>die</strong> Ecke gebracht?<br />

Ich habe gar keine Fein<strong>de</strong> – o<strong>de</strong>r besser<br />

gesagt: Mir ist nicht bewusst, dass ich Fein<strong>de</strong><br />

hätte. Und es ist ja auch nicht so, dass<br />

ich <strong>die</strong> Personen in meinen Büchern gern<br />

um <strong>die</strong> Ecke bringe. Ich versuche immer,<br />

mich in je<strong>de</strong> Figur hineinzufühlen und sie<br />

zu verstehen. Empathie ist ganz wichtig,<br />

wenn man <strong>die</strong> Charaktere glaubwürdig gestalten<br />

möchte.<br />

Aber wenn Sie mit Ih<strong>ren</strong> Figu<strong>ren</strong> <strong>de</strong>rart<br />

mitfühlen – wie können Sie sie dann sterben<br />

lassen?<br />

Ich fin<strong>de</strong> es tatsächlich schlimm, wenn sie<br />

sterben müssen. Meistens tut mir das wahn-<br />

sinnig leid, ich bin dann ganz nie<strong>de</strong>rgeschlagen.<br />

Aber es muss lei<strong>de</strong>r sein.<br />

Warum?<br />

Aus dramaturgischen Grün<strong>de</strong>n! Der Mord<br />

ist in meinen Büchern zwar nicht das Wichtigste,<br />

mich interessiert hauptsächlich <strong>die</strong><br />

Entwicklung einer Person, ihre Verhaltensweise.<br />

Ich möchte ein Psychogramm erstellen.<br />

Aber <strong>de</strong>r Mord ist das Sahnehäubchen<br />

obendrauf.<br />

Sie lächeln – so schlimm ist es also <strong>doch</strong><br />

nicht, eine Figur umzubringen.<br />

Es macht mir Spass. Und es tut mir leid.<br />

In Ih<strong>ren</strong> letzten bei<strong>de</strong>n Büchern gibt es auch<br />

gar keine richtigen Mor<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn eher<br />

Unfälle o<strong>de</strong>r Missgeschicke mit tödlichen<br />

Folgen. Trotz<strong>de</strong>m gelten Sie weiterhin als<br />

Krimiautorin. In welche Schubla<strong>de</strong> gehö<strong>ren</strong><br />

Sie tatsächlich?<br />

Ich habe nichts dagegen, als Krimiautorin<br />

zu gelten, <strong>de</strong>nn es ist mir eigentlich egal,<br />

wo man mich hinsteckt. Ich sehe mich<br />

nicht in einer Schubla<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn bin wohl<br />

eine ganze Kommo<strong>de</strong>.<br />

Aber warum schreiben Sie nicht einfach<br />

einmal einen schönen Liebesroman, bei<br />

<strong>de</strong>m niemand stirbt?<br />

Die Liebe kommt in meinen Romanen ja<br />

immer vor, sie ist eine sehr starke Emotion<br />

und liefert gute Motive. Aber einen reinen<br />

Liebesroman? Ich bin nun einmal nicht <strong>die</strong><br />

Pilcher, ich kann nur so schreiben, wie ich<br />

es kann.<br />

Interview<br />

Als Leserin und Leser ten<strong>die</strong>rt man dazu,<br />

Werke autobiografisch zu lesen. Ihr neuester<br />

Roman «Eh<strong>ren</strong>wort» han<strong>de</strong>lt vom<br />

Greis Willy Knobel, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Familie<br />

seines Sohnes aufgenommen wird, damit er<br />

<strong>die</strong> letzten Lebenstage nicht im Heim verbringen<br />

muss. Sie selber haben Ihre Mutter<br />

ebenfalls bei sich aufgenommen und bis<br />

zu ihrem Tod gepflegt – sie starb mit 106<br />

Jah<strong>ren</strong>. Wie viel von Ihrer Mutter steckt in<br />

Willy Knobel?<br />

Natürlich verwen<strong>de</strong> ich eigene Erfahrungen,<br />

das machen alle Schriftsteller. Zu viele Parallelen<br />

sollte man <strong>de</strong>nnoch nicht in meine<br />

Bücher hineinlesen. Meine Mutter war sehr<br />

zurückhaltend, was man von Willy Knobel<br />

nun wirklich nicht behaupten kann. Aber<br />

selbstverständlich kenne ich <strong>die</strong> ambivalenten<br />

Gefühle, <strong>die</strong> man hat, wenn man einen<br />

Elternteil pflegt. Ich habe meine Mutter sehr<br />

geliebt, aber manchmal hatte ich auch genug<br />

von <strong>de</strong>r Situation – so, wie eine Mutter<br />

auch einmal genug hat von ihrem Kind.<br />

Als Sie Ihre Mutter pflegten, dachten Sie<br />

da schon: Das könnte einmal ein Stoff für<br />

einen Roman wer<strong>de</strong>n?<br />

Nein, nie. Es vergingen ja auch zwei Jahre<br />

nach <strong>de</strong>m Tod meiner Mutter, ehe ich<br />

<strong>die</strong> Arbeit an «Eh<strong>ren</strong>wort» aufnahm. Ich<br />

brauchte <strong>die</strong>se Zeit.<br />

Wie fin<strong>de</strong>n Sie Ihre Stoffe? Wie gehen Sie<br />

vor, wenn Sie ein neues Buch beginnen?<br />

Alles beginnt mit einer wochenlangen<br />

Schwangerschaft, in <strong>de</strong>r ich mich frage:<br />

Über wen will ich schreiben? In <strong>die</strong>ser frühen<br />

Phase geht es nicht um eine Handlung,<br />

son<strong>de</strong>rn nur um <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> mich<br />

interessie<strong>ren</strong>. Bei meinem letzten Buch<br />

«Kuckuckskind» interessierte mich zum<br />

Beispiel eine Frau mit Depressionen und<br />

einem unerfüllten Kin<strong>de</strong>rwunsch. Dann<br />

kommen nach und nach weitere Personen<br />

hinzu – etwa eine Kollegin, <strong>die</strong> gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Konkur<strong>ren</strong>tin <strong>de</strong>r Hauptfigur ist. Ich<br />

versuche dann, wie eine Schauspielerin in<br />

<strong>die</strong>se Rolle hineinzuschlüpfen und sie nachzuempfin<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt machen Sie sich noch<br />

keine Gedanken über <strong>die</strong> Handlung?<br />

Nein. Aber wenn ich <strong>die</strong> Personen im Griff<br />

habe, hetze ich sie aufeinan<strong>de</strong>r – und gucke<br />

mal, was dabei herauskommt. Dass es<br />

zwischen <strong>die</strong>sen Leuten nicht gut ausgehen<br />

kann, ist ja klar. (Fortsetzung Seite 20)<br />

books – September 2010 – 17


Paris. In einem Labor wird ein<br />

Wissenschaftler grausam hingerichtet.<br />

Uganda. In einem Krankenhaus<br />

sterben Menschen an einer rätselhaften<br />

Gehirnkrankheit.<br />

Rouen. Im Gefängnis sagt eine<br />

Umweltaktivistin eine schreckliche<br />

Katastrophe voraus.<br />

All <strong>die</strong>s ist erst <strong>de</strong>r Anfang eines<br />

Geschehens, das das Leben auf <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong> für immer verän<strong>de</strong>rn soll ...<br />

ISBN 978-3-404-16411-0 | sFr. 15,90


ACHTUNG!<br />

www.luebbe.<strong>de</strong>


Interview<br />

Ingrid Noll<br />

Ingrid Noll kam am 29. September 1935 in<br />

Shanghai zur Welt; ihr Vater arbeitete in China<br />

als Arzt. 1949 musste <strong>die</strong> Familie das Reich<br />

<strong>de</strong>r Mitte verlassen und kehrte nach Deutschland<br />

zurück. Ingrid Noll besuchte eine katholische<br />

Mädchenschule in Bad Go<strong>de</strong>sberg und<br />

machte 1954 das Abitur. Anschliessend stu<strong>die</strong>rte<br />

sie Germanistik und Kunstgeschichte.<br />

Sie brach <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>n aber ab, um mit <strong>de</strong>m<br />

Arzt Peter Gullatz eine Familie zu grün<strong>de</strong>n.<br />

Das Paar, das seit 1959 verheiratet ist und in<br />

Weinheim bei Hei<strong>de</strong>lberg lebt, hat drei Kin<strong>de</strong>r<br />

und vier Enkelkin<strong>de</strong>r.<br />

20 – books – September 2010<br />

© Heiner H. Schmitt Jr.<br />

Jahrzehntelang kümmerte sich Ingrid Noll um<br />

<strong>de</strong>n Haushalt und half in <strong>de</strong>r Praxis ihres Mannes<br />

mit – «ich tippte Rechnungen, Arztberichte<br />

und Gutachten». Als <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r das Haus verlassen<br />

hatten, schrieb Ingrid Noll ih<strong>ren</strong> Roman-<br />

Erstling «Der Hahn ist tot»; da war sie bereits<br />

54 Jahre alt. Das Buch wur<strong>de</strong> ein riesiger Überraschungserfolg.<br />

Heute gilt Ingrid Noll als erfolgreichste<br />

<strong>de</strong>utsche Krimi-Autorin.<br />

Die Handlung ergibt sich einfach von<br />

selbst?<br />

Manchmal stockt <strong>de</strong>r Fluss natürlich, dann<br />

hole ich Dinge nach, <strong>die</strong> ich schon längst<br />

hätte tun sollen – <strong>die</strong> Gardinen waschen<br />

o<strong>de</strong>r so. Ich habe glücklicherweise keinen<br />

Druck. Mein Vorteil besteht darin, dass ich<br />

<strong>die</strong> I<strong>de</strong>e im Unterbewusstsein weiterarbeiten<br />

lassen kann. Irgendwann entsteht ein<br />

roter Fa<strong>de</strong>n. Wenn ich ihn habe, beginne<br />

ich mit <strong>de</strong>m Schreiben; <strong>die</strong> einzelnen Szenen<br />

entwickle ich dann am Computer.<br />

«Ich kriege keinen<br />

Nobelpreis und<br />

schwebe nicht in <strong>de</strong>n<br />

höchsten Sphä<strong>ren</strong>.<br />

Was ich produziere,<br />

ist Unterhaltung,<br />

und damit bin ich<br />

sehr zufrie<strong>de</strong>n.»<br />

Ih<strong>ren</strong> ersten Roman, «Der Hahn ist tot»,<br />

schrieben Sie ursprünglich in <strong>die</strong> ungenutzten<br />

Schulhefte Ihrer Kin<strong>de</strong>r. Hat <strong>de</strong>r<br />

Computer Ihr Schreiben verän<strong>de</strong>rt?<br />

Ja, er hat vieles vereinfacht. Ich habe zum<br />

Beispiel oft Probleme mit <strong>de</strong>n Namen. Einmal<br />

merkte ich etwas spät, dass ich einer<br />

Frau <strong>de</strong>n Namen meiner Cousine gegeben<br />

hatte. Die wäre tödlich beleidigt gewesen –<br />

am Computer konnte ich <strong>de</strong>n Namen mit <strong>de</strong>r<br />

Suchfunktion ganz einfach ersetzen. Dank<br />

<strong>de</strong>s Computers kann ich alles herumschieben,<br />

und ein Rechtschreibeprogramm ist<br />

natürlich etwas Wun<strong>de</strong>rbares. Ausser<strong>de</strong>m<br />

bin ich froh, dass ich im Internet recherchie<strong>ren</strong><br />

kann. In «Ladylike» beschrieb ich, wie<br />

Lore und Anneliese von einer Hei<strong>de</strong>lberger<br />

Brücke ins Wasser springen. Früher hätte<br />

ich nach Hei<strong>de</strong>lberg fah<strong>ren</strong> müssen, um<br />

nachzuschauen, ob das überhaupt geht –<br />

jetzt kann ich das auf einen Klick nachprüfen.<br />

Solche Sachen müssen stimmen,<br />

sonst kriegt man sofort Leserbriefe.<br />

Wie intensiv schreiben Sie, wenn Sie an<br />

einem Roman arbeiten?<br />

Vormittags etwa zwei Stun<strong>de</strong>n, manchmal<br />

auch noch am Nachmittag. Länger hat keinen<br />

Zweck bei mir, ich muss viel nach<strong>de</strong>n-<br />

ken über alles. Und wie gesagt, ich bin ja<br />

nie unter Druck. Ich muss nicht schreiben.<br />

Wie zufrie<strong>de</strong>n sind Sie mit Ih<strong>ren</strong> Werken?<br />

Ach, ich kenne meine G<strong>ren</strong>zen. Ich kriege<br />

keinen Nobelpreis und schwebe nicht in<br />

<strong>de</strong>n höchsten Sphä<strong>ren</strong>. Was ich produziere,<br />

ist Unterhaltung, und damit bin ich sehr<br />

zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Gibt es kein Bedauern über <strong>die</strong>se G<strong>ren</strong>zen?<br />

Ich bin alt genug, um zu wissen: Es hilft<br />

nichts, wenn man lamentiert. Ich kann nun<br />

einmal nur so schreiben, wie ich bin.<br />

Gibt es ein Buch, auf das Sie beson<strong>de</strong>rs<br />

stolz sind – Ihr Lieblingswerk?<br />

Mein erstes Buch war für mich ein Meilenstein.<br />

Bei vielen Auto<strong>ren</strong> ist <strong>de</strong>r Erstling<br />

ja beson<strong>de</strong>rs geglückt, <strong>de</strong>nn da kann man<br />

ganz viel rauslassen, was einen schon lange<br />

beschäftigt hat.<br />

Ist für Sie das Schreiben seither schwieriger<br />

o<strong>de</strong>r einfacher gewor<strong>de</strong>n?<br />

Einfacher, weil ich mehr Lebenserfahrung<br />

habe – und schwieriger, weil ich lahmer gewor<strong>de</strong>n<br />

bin. Vieles, was mich früher überhaupt<br />

nicht anst<strong>ren</strong>gte, macht mich heute<br />

richtig fertig. Aber alles in allem ist Schreiben<br />

für mich noch immer ein Luxus.<br />

Sie haben einmal gesagt, Sie schrieben nicht<br />

mit Herzblut, son<strong>de</strong>rn mit lei<strong>de</strong>nschaftlichem<br />

Vergnügen. Wo liegt <strong>de</strong>r Unterschied?<br />

Es wäre lächerlich, wenn ich sagen wür<strong>de</strong>:<br />

Das habe ich mit Herzblut geschrieben,<br />

hier steckt mein Innerstes drin. Mein Herzblut<br />

fliesst nicht wie Tinte. Ich habe beim<br />

Schreiben vor allem viel Spass – ausser vielleicht,<br />

wenn ich einen Menschen beseitigen<br />

muss. Ich glaube, <strong>die</strong>ser Spass dringt auch<br />

durch, <strong>de</strong>nn bei vielen Lesungen lacht das<br />

Publikum.<br />

Wer ist eigentlich Ihr Publikum?<br />

Das sind sehr unterschiedliche Leute – vom<br />

16-jährigen Mädchen bis zur älte<strong>ren</strong> Dame,<br />

auch beruflich sind sie über das ganze Spektrum<br />

verteilt. Allerdings sind <strong>die</strong> Frauen bei<br />

meinen Lesungen <strong>de</strong>utlich in <strong>de</strong>r Überzahl;<br />

<strong>die</strong> Belletristik ist ja fest in Frauenhand.<br />

Meistens sind auch Ihre Hauptfigu<strong>ren</strong> weib-<br />

lich.<br />

Schreibe ich in <strong>de</strong>r Ich-Form, fällt es mir<br />

leichter, in eine weibliche Seele hineinzu-


schlüpfen. Die Männer sind dann oft das<br />

Opfer, das sterben muss. Das hat mir auch<br />

schon <strong>de</strong>n Vorwurf eingebracht, ich sei eine<br />

Männerhasserin, was natürlich Quatsch ist.<br />

Ich bin sogar schon gefragt wor<strong>de</strong>n, ob mein<br />

Mann vor mir zittere.<br />

Und?<br />

Zittern nicht alle Männer vor ih<strong>ren</strong> Frauen?<br />

Wir liegen da sicher in <strong>de</strong>r Norm.<br />

«Zuerst hatte ich mir<br />

ein richtiges Pseudonym<br />

überlegt: Charlotte<br />

Katzenmeier.<br />

Aber mein Verleger<br />

meinte, ich wolle als<br />

Autorin <strong>doch</strong> ernst<br />

genommen wer<strong>de</strong>n,<br />

und mit einem solchen<br />

Namen sei das<br />

unmöglich.»<br />

In einem Interview haben Sie einmal gesagt,<br />

Ihr Mann sei Ihr erster Leser. Wie<br />

wür<strong>de</strong> er sich verhalten, wenn ihm ein Text<br />

überhaupt nicht gefiele?<br />

Er ist vorsichtig mit Kritik, aber ich glaube<br />

nicht, dass er einen Text von mir überhaupt<br />

nicht mag. Wir sind schon so lange<br />

ein Team, da ist man nicht mehr so konträr.<br />

Ich bin je<strong>de</strong>nfalls dankbar, wenn er mich<br />

auf Dinge hinweist, <strong>die</strong> verbesserungswürdig<br />

sind. Vor allem mit <strong>de</strong>r Technik habe<br />

ich es nicht so.<br />

Sie sind seit 50 Jah<strong>ren</strong> mit Ihrem Mann<br />

verheiratet. Darin unterschei<strong>de</strong>n Sie sich<br />

von <strong>de</strong>n Frauen in Ih<strong>ren</strong> Büchern – <strong>die</strong> haben<br />

in <strong>de</strong>r Regel keine glückliche Hand bei<br />

<strong>de</strong>r Wahl ihrer Männer. Warum?<br />

Weil sie schwierige Menschen sind – und<br />

schwierige Menschen geraten eher an an<strong>de</strong>re<br />

Problemfälle.<br />

Wie kamen Sie eigentlich zum Schreiben?<br />

Schreiben und Lesen wa<strong>ren</strong> von Anfang an<br />

meine Freun<strong>de</strong> – und Mathe war mein<br />

Feind. Wie viele an<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>r schrieb<br />

auch ich als kleines Mädchen Geschichten.<br />

Als ich selber Kin<strong>de</strong>r hatte, schrieb ich vor<br />

allem Briefe. Dann zogen <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r aus<br />

und ich dachte: Jetzt probier ich mal aus,<br />

ob ich einen fiktiven Text schreiben kann.<br />

Zuerst verfasste ich Kin<strong>de</strong>rgeschichten,<br />

<strong>die</strong> teilweise veröffentlicht wur<strong>de</strong>n. «Der<br />

Hahn ist tot» war dann das erste richtige<br />

Buch, das ich schrieb.<br />

Darin geht es um <strong>die</strong> alleinstehen<strong>de</strong> Rosemarie<br />

Hirte. Sie verliebt sich – und räumt<br />

alle Hin<strong>de</strong>rnisse beiseite, <strong>die</strong> ihr Glück gefähr<strong>de</strong>n<br />

könnten. Woher nahmen Sie <strong>die</strong><br />

I<strong>de</strong>e zu <strong>die</strong>sem Buch?<br />

Bei einem Treffen meiner Schulklasse fiel<br />

mir auf, dass es zwei Gruppen gab: <strong>die</strong> kin<strong>de</strong>rlosen<br />

erfolgreichen Karrierefrauen und<br />

<strong>die</strong> Mütter. Bei<strong>de</strong> wa<strong>ren</strong> neidisch aufeinan<strong>de</strong>r.<br />

Damals fragte ich mich: Was wäre aus<br />

mir gewor<strong>de</strong>n, wenn ich seinerzeit nicht geheiratet<br />

hätte? Wäre ich dann zufrie<strong>de</strong>ner?<br />

O<strong>de</strong>r hätte ich auch eine solche Torschlusspanik<br />

wie Rosemarie? Diese Überlegungen<br />

stan<strong>de</strong>n am Anfang von «Der Hahn ist<br />

tot».<br />

Schon Ih<strong>ren</strong> Erstling veröffentlichten Sie<br />

unter Ihrem Mädchennamen. Warum haben<br />

Sie nicht Ih<strong>ren</strong> offiziellen Nachnamen<br />

Gullatz verwen<strong>de</strong>t?<br />

Der ist ein bisschen komplizierter, und ich<br />

wollte meine Familie aus allem heraushalten.<br />

Zuerst hatte ich mir übrigens ein richtiges<br />

Pseudonym überlegt: Charlotte Katzenmeier.<br />

Den Vornamen wählte ich, weil<br />

er leicht literarisch klingt, <strong>de</strong>n Nachnamen<br />

ent<strong>de</strong>ckte ich in einer To<strong>de</strong>sanzeige. Ich<br />

fand ihn richtig bo<strong>de</strong>nständig, und <strong>die</strong>se<br />

Kombination gefiel mir. Aber mein Verleger<br />

meinte, ich wolle als Autorin <strong>doch</strong> ernst<br />

genommen wer<strong>de</strong>n, und mit einem solchen<br />

Namen sei das unmöglich.<br />

Dieser Verleger war Daniel Keel vom Diogenes-Verlag<br />

in Zürich. Wie kam es dazu,<br />

dass er bis heute Ihre Bücher veröffentlicht?<br />

Ich sandte das Manuskript von «Der Hahn<br />

ist tot» an einen einzigen Verlag – meinen<br />

Lieblingsverlag Diogenes. Ich war zu faul<br />

und wohl auch zu geizig, um viele Kopien<br />

herumzuschicken. Eine Lektorin las das<br />

Manuskript, rief mich an und fragte mich,<br />

was ich bisher veröffentlicht hätte. Ich sagte,<br />

<strong>die</strong>s hier sei mein erster Roman. Sie war<br />

erstaunt und fand, <strong>de</strong>r Text sei absolut professionell<br />

geschrieben, sie wer<strong>de</strong> ihn <strong>de</strong>m<br />

Interview<br />

Praktische Führer<br />

66 smarte Geheimtipps<br />

NEU<br />

Claus Schweitzer<br />

Smart Basics Engadin<br />

einfach clever reisen<br />

essen · trinken · erleben ·erholen<br />

ISBN 978-3-85932-650-7<br />

CHF 25.90<br />

Natur und Entspannung pur<br />

NEU<br />

Jochen Ihle<br />

Wan<strong>de</strong>rwege<br />

zu Ba<strong>de</strong>welten<br />

Erlebnis, Entspannung und<br />

Erholung auf 22 Pfa<strong>de</strong>n zum Ba<strong>de</strong>n<br />

ISBN 978-3-85932-648-4<br />

CHF 33.90<br />

Ent<strong>de</strong>cken, erleben, geniessen<br />

NEU<br />

Luc Hagmann<br />

Wan<strong>de</strong>rungen im<br />

Weinland Schweiz<br />

Auf 25 Routen durch reizvolle<br />

Reblandschaften<br />

ISBN 978-3-85932-649-1<br />

CHF 33.90<br />

books – September 2010 – 21<br />

www.werdverlag.ch


Verleger weitergeben. Zehn Tage später<br />

rief mich Daniel Keel an und wollte alles<br />

von mir wissen. Seither ist er mein Verleger.<br />

Das heisst: Sie mussten nie <strong>die</strong> Ochsentour<br />

machen, <strong>die</strong> am Anfang <strong>de</strong>r meisten<br />

Schriftsteller-Karrie<strong>ren</strong> steht?<br />

Ich hatte riesiges Glück!<br />

Seither haben Sie acht weitere Romane und<br />

viele Erzählungen veröffentlicht. Auffallend<br />

ist, dass <strong>die</strong> Täterinnen in <strong>de</strong>n meisten<br />

Geschichten unent<strong>de</strong>ckt bleiben und für<br />

ihre Mor<strong>de</strong> nicht zur Rechenschaft gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Interessiert Sie Gerechtigkeit nicht?<br />

Mich interessiert <strong>die</strong> Strafe nicht beson<strong>de</strong>rs,<br />

<strong>die</strong> Strafverfolgung ist ja auch nie das<br />

Thema meiner Bücher. Die Zukunft <strong>de</strong>r Täterinnen<br />

kann sich je<strong>de</strong>r selber ausmalen.<br />

Ausser<strong>de</strong>m bestrafen sich <strong>die</strong> Täterinnen<br />

oft selbst durch ihr rabiates Vorgehen – wie<br />

Rosemarie Hirte, <strong>de</strong><strong>ren</strong> Liebster am En<strong>de</strong><br />

im Rollstuhl sitzt.<br />

Der Tod kommt bei Ihnen manchmal eher<br />

als Ulk <strong>de</strong>nn als dunkle Bedrohung daher.<br />

Küchenpsychologisch könnte man das so<br />

interpretie<strong>ren</strong>: Sie geben <strong>de</strong>m Tod ein leichtes<br />

Gepräge, weil Sie ihn in Wirklichkeit<br />

fürchten.<br />

Vor <strong>de</strong>m Tod habe ich keine Angst, aber ich<br />

fürchte mich vor Schmerzen und vor langer<br />

Lei<strong>de</strong>nszeit. Nun gut, ein bisschen leben will<br />

ich natürlich schon noch.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n am 29. September 75 Jahre alt.<br />

Wie stark beschäftigt Sie das Älterwer<strong>de</strong>n?<br />

Ich fin<strong>de</strong> es erstaunlich, dass das Leben<br />

immer schneller verläuft. Erst geht es sehr<br />

langsam <strong>de</strong>n Berg hinauf, dann beginnt das<br />

Rad zu rollen und gewinnt immer mehr an<br />

Fahrt. Ich spüre auch, dass <strong>die</strong> Sinnesorgane<br />

nachlassen. Das halte ich aber für normal<br />

– vielen geht es viel schlechter als mir.<br />

Wenn man mit Ihnen spricht, gewinnt man<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, Sie hätten ein sehr sonniges<br />

Gemüt ...<br />

Ich bin nicht immer zufrie<strong>de</strong>n mit allem,<br />

aber ich habe wohl schon ein wohltemperiertes<br />

Temperament. Ich gräme mich nicht<br />

jahrelang über Dinge, <strong>die</strong> ich nicht än<strong>de</strong>rn<br />

kann. Und Fragen wie «Was wäre, wenn<br />

Sie bereits früher geschrieben hätten» mag<br />

ich überhaupt nicht. Man kann das Rad<br />

nicht zurückdrehen und soll nicht ha<strong>de</strong>rn<br />

mit <strong>de</strong>m, was vorbei ist!<br />

22 – books – September 2010<br />

Wir sitzen in Ihrem schönen Garten in<br />

einem Einfamilienhaus-Quartier. Wissen<br />

Ihre Nachbarn eigentlich, wer Sie sind?<br />

Die meisten schon, aber es kümmert sie<br />

nicht beson<strong>de</strong>rs. Man darf nie vergessen,<br />

dass es viele Leute gibt, <strong>die</strong> sich überhaupt<br />

nicht für Bücher interessie<strong>ren</strong>. Wenn ich<br />

mit <strong>de</strong>n Enkelkin<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>n Spielplatz<br />

gehe, wer<strong>de</strong> ich je<strong>de</strong>nfalls nie um Autogramme<br />

angegangen.<br />

«Ich habe ein wohltemperiertesTemperament.<br />

Ich gräme<br />

mich nicht jahrelang<br />

über Dinge, <strong>die</strong> ich<br />

nicht än<strong>de</strong>rn kann.»<br />

Eh<strong>ren</strong>wort<br />

336 Seiten<br />

CHF 39.90<br />

Diogenes<br />

Die Romane von Ingrid Noll<br />

Der Hahn ist tot (1991)<br />

265 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Die Häupter meiner Lieben<br />

(1993)<br />

279 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Die Apothekerin (1994)<br />

248 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Kalt ist <strong>de</strong>r Abendhauch<br />

(1996)<br />

245 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Röslein rot (1998)<br />

272 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Selige Witwen (2001)<br />

269 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Rabenbrü<strong>de</strong>r (2003)<br />

288 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Ladylike (2006)<br />

336 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Kuckuckskind (2008)<br />

352 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes


Endlich!<br />

Ildikó von Kürthy<br />

40 und zufrie<strong>de</strong>n sein – das ist für eine Frau zu viel verlangt. Ich habe<br />

versehentlich <strong>die</strong> Wahrheit über meine Ehe herausgefun<strong>de</strong>n: Ich wer<strong>de</strong><br />

betrogen! Ich brauche ein neues Ego. Ich beschatte meinen Mann, schlafe<br />

mit einem frem<strong>de</strong>n Mann, besuche das Seminar «Nackt besser aussehen».<br />

Ich lege mir sogar einen Personal<br />

Trainer zu, <strong>de</strong>nn ich will eine Frau wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>die</strong> man nicht betrügt. Ich will meinen<br />

Mann und mein Leben zurück! Aber<br />

mein Personal Trainer meint: «Wahrheit<br />

o<strong>de</strong>r Glück, du kriegst niemals bei<strong>de</strong>s.»<br />

Und was bekomme ich zum Schluss?<br />

Genau das, was ich mir schon immer<br />

hätte wünschen sollen. Endlich!<br />

Ein schlauer Frauenroman <strong>de</strong>r Bestsellerautorin<br />

Ildikó von Kürthy.<br />

320 Seiten<br />

CHF 28.90<br />

Wun<strong>de</strong>rlich<br />

ISBN 978-3-8052-0898-7<br />

Zehn<br />

Franka Potente<br />

Was wird, wenn <strong>die</strong> schwangere Ikuko <strong>die</strong> Einzige in ihrer Familie ist, <strong>die</strong><br />

sich eine Tochter wünscht? Wo en<strong>de</strong>t es, wenn sich Miyu, <strong>die</strong> heimlich in<br />

einem Nachtclub tanzt, in einen schüchternen Polizisten verliebt? Was ist<br />

mit <strong>de</strong>m Stolz einer Zeichnerin o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m peinlichen Missgeschick eines<br />

jungen Ehepaars?<br />

Die bekannte <strong>de</strong>utsche Schauspielerin<br />

Franka Potente gibt in ih<strong>ren</strong> Kurzgeschichten<br />

einen erstaunlichen Einblick<br />

in <strong>die</strong> japanische Kultur und eröffnet einen<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>nen<br />

sie im Land <strong>de</strong>s Lächelns begegnet ist.<br />

Und sie lässt <strong>de</strong>n Leser auf bestechen<strong>de</strong><br />

Weise an <strong>de</strong>n Empfindungen und Gedanken<br />

ihrer unverwechselba<strong>ren</strong> Figu<strong>ren</strong><br />

teilhaben.<br />

168 Seiten<br />

CHF 26.90<br />

Piper<br />

ISBN 978-3-492-05423-2<br />

Buchtipps<br />

Der Pilot: Die Weisheit<br />

wartet über <strong>de</strong>n Wolken<br />

Richard Bach<br />

Jamie Forbes ist begeisterter Flieger und Fluglehrer. Doch ihn erwartet<br />

auf einem Überführungsflug eine Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>die</strong> für ihn nur schwer<br />

zu meistern ist. Per Funk kommt er in Kontakt mit Maria, <strong>de</strong><strong>ren</strong> Mann<br />

soeben einen Herzinfarkt erlitten hat –<br />

über <strong>de</strong>n Wolken! Maria kann selbst nicht<br />

fliegen, und so muss Jamie sie per Funk<br />

anleiten, damit sie das Flugzeug sicher<br />

zu Bo<strong>de</strong>n bringt. Der Zwischenfall ist<br />

gleichzeitig auch ein Wen<strong>de</strong>punkt in Jamies<br />

Leben, <strong>de</strong>nn von nun an beginnt für<br />

<strong>de</strong>n Piloten eine poetische Flugreise zu<br />

einem höhe<strong>ren</strong> Selbst.<br />

Der neue spirituelle Roman <strong>de</strong>s Autors<br />

von «Die Möwe Jonathan».<br />

192 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Allegria<br />

ISBN 978-3-7934-2195-5<br />

Shake Your Life<br />

Ralph Goldschmidt<br />

Work-Life-Balance ist das Zauberwort <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Gesellschaft. Aber<br />

<strong>die</strong> For<strong>de</strong>rung nach Ausgeglichenheit kann auch viel Stress mit sich bringen<br />

– schliesslich will man in allen Bereichen top sein, ob im Sport, im<br />

Beruf, im Bett o<strong>de</strong>r als Eltern. Es muss <strong>doch</strong> möglich sein, trotz allem <strong>die</strong><br />

Leichtigkeit <strong>de</strong>s Seins zu bewah<strong>ren</strong>! Das<br />

ist das Thema in <strong>de</strong>r Jangada Bar, wo<br />

Barmixer Hans seinen Gästen in sieben<br />

frechen Geschichten sieben Prinzipien<br />

für mehr Leistungskraft und Lebensglück<br />

vermittelt. Mit <strong>de</strong>n sieben hochprozentigen<br />

und süffigen Cocktails erfährt <strong>de</strong>r<br />

Leser auch, wie er seinen individuellen<br />

Lebensstil fin<strong>de</strong>n und dabei scheinbare<br />

Gegensätze integrie<strong>ren</strong> kann.<br />

224 Seiten<br />

CHF 44.90<br />

GABAL<br />

ISBN 978-3-86936-107-9<br />

books – September 2010 – 23


Interaktive Bücher<br />

Der letzte<br />

Tabubruch<br />

Sie lei<strong>de</strong>n, wenn ein Buch zu Bo<strong>de</strong>n<br />

fällt und sich dabei sichtbar verletzt?<br />

O<strong>de</strong>r wenn jemand eine Notiz in Ihr<br />

Buch gekritzelt hat? Höchste Zeit,<br />

dass Sie sich abhärten. Die richtige<br />

Medizin ist in <strong>die</strong>sem Fall eine Reihe<br />

von neuen Büchern, <strong>die</strong> Ihre Aktivität<br />

for<strong>de</strong>rn – und zuweilen auch Ihre Brutalität.<br />

Text: Marius Leutenegger<br />

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir:<br />

Wäh<strong>ren</strong>d ich überhaupt keine Hemmungen<br />

habe, je<strong>de</strong> Woche einen dicken Haufen Magazine<br />

und Zeitungen zu verschnü<strong>ren</strong> und<br />

ins Altpapier zu schmeissen, bringe ich es<br />

nicht fertig, Bücher als Abfall zu betrachten.<br />

Eine Zeitschrift und ein Buch bestehen<br />

zwar bei<strong>de</strong> aus Papier, <strong>doch</strong> wäh<strong>ren</strong>d<br />

erstere das Zerfallsdatum quasi schon im<br />

Namen trägt, hat sich letzteres <strong>de</strong>n Nimbus<br />

<strong>de</strong>s Beständigen und Hochwertigen<br />

erhalten. Dabei wird es <strong>die</strong>sem Nimbus<br />

oft genug nicht gerecht. Vermutlich gibt<br />

es sogar wesentlich mehr schlechte Bücher<br />

als schlechte Zeitschriften – bei jährlich<br />

100‘000 <strong>de</strong>utschsprachigen Novitäten auf<br />

<strong>de</strong>m Buchmarkt ist das keine mutige Behauptung.<br />

Und trotz<strong>de</strong>m: Auch <strong>de</strong>n grössten<br />

Mist trage ich lieber ins Brockenhaus<br />

als auf <strong>de</strong>n Müll, wenn er zwischen zwei<br />

Mach <strong>die</strong>ses Buch fertig<br />

Keri Smith<br />

192 Seiten<br />

CHF 17.90<br />

Kunstmann<br />

24 – books – September 2010<br />

KeinBuch<br />

Keri Smith<br />

176 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

mixtvision<br />

Buch<strong>de</strong>ckeln vor sich hindampft.<br />

Diese Beisshemmung erkläre ich mir küchenpsychologisch<br />

mit <strong>de</strong>r kulturellen Be<strong>de</strong>utung<br />

von Büchern: Diese wa<strong>ren</strong> einst<br />

nicht nur extrem teuer, son<strong>de</strong>rn auch <strong>die</strong><br />

exklusiven Träger <strong>de</strong>s Wissens <strong>die</strong>ser Welt.<br />

Am Anfang war das Wort, und wäh<strong>ren</strong>d<br />

langer Zeit gab es keinen an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Worttresor<br />

als das Buch. Ihm musste man daher<br />

grösste Sorge tragen, sollte es mit <strong>de</strong>r Welt<br />

irgendwie vorwärts gehen.<br />

Offenbar hat sich das alles auf meine Gene<br />

ausgewirkt, <strong>de</strong>nn schon als Kind vermied<br />

ich es tunlichst, einem Buch ein Eselsohr zu<br />

verpassen. Ich weiss zwar bis heute nicht,<br />

was ein Falz mit <strong>de</strong>n Oh<strong>ren</strong> eines Esels zu<br />

tun hat, aber ich fand <strong>de</strong>n Namen schon<br />

passend: Wer ein Buch schän<strong>de</strong>t, ist ein<br />

Esel, <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Oh<strong>ren</strong> langgezogen gehö<strong>ren</strong>!<br />

Walls<br />

Sherwood Forlee<br />

160 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Hoffmann und Campe<br />

«Vergiss alles, was du über <strong>de</strong>n Umgang<br />

mit Büchern gelernt hast»<br />

Doch dann kam ES. Dieses schwarze<br />

Büchlein, das aussieht wie ein Moleskine<br />

vom Wa<strong>ren</strong>posten. «Mach <strong>die</strong>ses Buch<br />

fertig», rief es mir vom Büchertisch im<br />

Kramhof entgegen. Untertitel: «Erschaffen<br />

ist Zerstö<strong>ren</strong>.» Ich wandte mich selbstverständlich<br />

angewi<strong>de</strong>rt von <strong>die</strong>sem «Werk»<br />

<strong>de</strong>r US-amerikanischen Grafikerin Keri<br />

Smith ab. Wäh<strong>ren</strong>d eines Aufenthalts in<br />

New York begegnete ich <strong>de</strong>m sinist<strong>ren</strong><br />

Buch allerdings wie<strong>de</strong>r: «Wreck this journal»,<br />

schrie es da. Ich fragte <strong>die</strong> Buchhändlerin,<br />

ob sich etwas <strong>de</strong>rart Unanständiges<br />

in <strong>de</strong>n stets korrekten USA überhaupt<br />

verkaufen liesse. Sie lächelte mich so charmant<br />

an, wie das Buchhändlerinnen in <strong>die</strong>sem<br />

Land zu tun pflegen: «Ja, grossartig!»<br />

Zurück in <strong>de</strong>r Schweiz konnte ich mich<br />

Das Telefon-Kritzel-Buch<br />

Andrew Pin<strong>de</strong>r<br />

168 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Knesebeck<br />

Kritzelblock für Pendler<br />

80 Seiten<br />

CHF 9.90<br />

Carlsen


dann nicht mehr zurückhalten: Ich erstand<br />

mir <strong>die</strong> sündige Publikation. Sie empfing<br />

mich auf Seite 4 mit einer Warnung: «Bei<br />

<strong>de</strong>r Arbeit an <strong>die</strong>sem Buch machst du dich<br />

möglicherweise schmutzig.» Iiiek! Schnell<br />

umblättern – und lesen: «Vergiss alles, was<br />

du über <strong>de</strong>n Umgang mit Büchern gelernt<br />

hast.» Man solle das Buch einfach irgendwo<br />

aufschlagen und <strong>die</strong> Anleitung befolgen,<br />

wur<strong>de</strong> einem da geraten.<br />

Viva la Revolución!<br />

Nun, ich gebe es zu: Ich tat fortan alles,<br />

was <strong>die</strong>ses Buch von mir verlangte. Wirklich<br />

alles. Es begann mit «Bohre mit einem<br />

Bleistift Löcher in <strong>die</strong>se Seite» – das verlangte<br />

zwar viel Überwindung, <strong>doch</strong> das<br />

Gefühl, wenn <strong>de</strong>r Stift durch das weiche<br />

Papier drang, erwies sich als erstaunlich<br />

angenehm. «Schütte, kleckere, tropfe, spucke,<br />

schmiere <strong>de</strong>inen Kaffee genau hier<br />

hin», hiess es an<strong>de</strong>rnorts. Wozu sollte ich<br />

so etwas tun? Ich tat’s, heimlich und etwas<br />

verschämt. Dann kamen <strong>die</strong> ganz harten<br />

Sachen. «Breche <strong>de</strong>n Buchrücken», «Setze<br />

<strong>die</strong>se Seite in Brand», «Reisse <strong>die</strong>se Seite<br />

raus, stecke sie in <strong>de</strong>ine Hosentasche, wasche<br />

sie mit, klebe sie wie<strong>de</strong>r hier ein». Ich<br />

tat’s, ich tat’s, ich wer<strong>de</strong> es tun. Denn nach<br />

<strong>de</strong>r ersten Überwindung machte das alles<br />

plötzlich viel Spass. Auch das lässt sich laienpsychologisch<br />

<strong>de</strong>uten: Ein Blatt Papier<br />

verb<strong>ren</strong>nen ist nicht lustig o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs<br />

spannend – aber eine Seite eines Buchs anzün<strong>de</strong>n,<br />

das ist eine echte Revolution, ein<br />

Tabubruch, ein Befreiungsschlag! Ich fühlte<br />

mich wie Daniel Cohn-Bendit im Sommer<br />

68. Was sonst gibt einem heute noch ein<br />

solches Gefühl, jetzt, wo je<strong>de</strong>r Banker ein<br />

Fussball-Fan und selbst manche Bun<strong>de</strong>srats-Gattin<br />

tätowiert ist?<br />

Wie je<strong>de</strong> Revolution hat sich übrigens auch<br />

jene von «Mach <strong>die</strong>ses Buch fertig» als Gesellschaftsereignis<br />

erwiesen. Das Internet<br />

ist voll von Blogs und Websites, auf <strong>de</strong>nen<br />

meine Mitrevolutionäre ihre manchmal<br />

überraschend schön gestalteten, oft aber<br />

ganz einfach übel zugerichteten Bücher<br />

präsentie<strong>ren</strong> (siehe zum Beispiel www.freeblog.in/WtJBlog/).<br />

Man ist wahrlich nicht<br />

allein, wenn man einem Buch Ungutes tut.<br />

Das Malbuch für Paare<br />

Claire Faÿ<br />

64 Seiten<br />

CHF 15.90<br />

Blanvalet<br />

Mein Buch für das Leben<br />

Yvonne Niewerth<br />

240 Seiten<br />

CHF 26.90<br />

Sanssouci<br />

Zumal es, wie immer bei Bestsellern, mittlerweile<br />

eine ganze Reihe ähnlicher Werke<br />

gibt. Sehr «schön» ist zum Beispiel auch<br />

«KeinBuch» von Sebastian Zembol, <strong>de</strong>m<br />

nach <strong>de</strong>m grossen Durchbruch – sprich <strong>de</strong>r<br />

grossen Zerstörung – «KeinBuch2» folgte.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong> schreien ebenfalls nach<br />

möglichst mieser Behandlung und eignen<br />

sich offenbar sogar für Golfspiele mit überreifen<br />

Tomaten (siehe www.keinewebsite.<br />

<strong>de</strong>).<br />

«Ein Blatt Papier verb<strong>ren</strong>nen ist nicht<br />

lustig o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs spannend – aber<br />

eine Seite eines Buchs anzün<strong>de</strong>n, das<br />

ist eine echte Revolution, ein<br />

Tabubruch, ein Befreiungsschlag!»<br />

Su<strong>de</strong>ln ist nicht schön, aber irgendwie<br />

schon<br />

Seit ich «Mach <strong>die</strong>ses Buch fertig» regelmässig<br />

fertig mache, habe ich zwar noch<br />

immer nicht aufgehört, Bücher zu lieben<br />

und sie meistens so sorgfältig wie Wertpapiere<br />

zu behan<strong>de</strong>ln – aber ich habe ent<strong>de</strong>ckt,<br />

dass man mit ihnen noch ganz viel<br />

an<strong>de</strong>res tun kann, als zu ihnen lieb zu sein.<br />

Man kann sie zum Beispiel vollsu<strong>de</strong>ln mit<br />

Notizen. «Walls» von Sherwood Forlee<br />

ist ein hübsches Fotobuch, das nichts als<br />

Mauern aus <strong>de</strong>r ganzen Welt zeigt – und<br />

<strong>die</strong>se Mauern darf man jetzt vollkritzeln,<br />

als wäre man ein Graffiti-Strolch. Man<br />

kann zwar meistens nicht genau lesen, was<br />

man auf <strong>die</strong> bunten Seiten hingeschmiert<br />

hat, aber was ist schon eine saubere Notiz<br />

gegen das Gefühl, so richtig über <strong>die</strong> Stränge<br />

zu schlagen und ein wil<strong>de</strong>r Kerl zu sein!<br />

Noch einfacher ist das Su<strong>de</strong>ln beim «Telefon-Kritzel-Buch»<br />

von Andrew Pin<strong>de</strong>r.<br />

Vielleicht gehö<strong>ren</strong> Sie auch zu jener Sorte<br />

Mensch, <strong>die</strong> beim Telefonie<strong>ren</strong> ständig<br />

Kunst produzie<strong>ren</strong> muss; Konrad Lo<strong>ren</strong>z<br />

hätte das wohl als Übersprungshandlung<br />

bezeichnet. Weil <strong>de</strong>r ehemalige Archäologe<br />

Pin<strong>de</strong>r offenbar viel Verständnis für <strong>die</strong>ses<br />

Fragebuch<br />

Mikael Krogerus und<br />

Roman Tschäppeler,<br />

175 Seiten<br />

CHF 28.90<br />

Kein & Aber<br />

Bücher über Männer<br />

obskure Verhalten hat, bietet er das i<strong>de</strong>ale<br />

Umfeld für Telefonkritzeleien: rund 200<br />

halbfertige Vorlagen, <strong>die</strong> Lust machen, sie<br />

so schnell wie möglich zu ergänzen o<strong>de</strong>r zu<br />

versauen. Der Kreativität wer<strong>de</strong>n hier nicht<br />

nur keine G<strong>ren</strong>zen gesetzt – ihr wer<strong>de</strong>n<br />

vielmehr ganze Stadtteile geöffnet. Gleiches<br />

gilt auch für <strong>die</strong> Serie <strong>de</strong>r «Kritzelblöcke»<br />

(fürs Studium, fürs Büro, fürs <strong>de</strong>n Ruhestand,<br />

für <strong>die</strong> Reise, für Pendler und so weiter)<br />

aus <strong>de</strong>m Carlsen-Verlag. Diese Bücher<br />

zerstört man zwar nicht, sie verlangen<br />

von Ihnen aber, dass Sie sich als Co-Autor<br />

schuldig machen: Verbin<strong>de</strong>n Sie Punkte,<br />

malen Sie aus, was Ihnen passt, fassen Sie<br />

Ihre Wut über Kollegen, Chef und Chefin<br />

in <strong>de</strong>rbste Zeichnungen!<br />

Stilles Lesen war einmal – jetzt wird<br />

mitgearbeitet<br />

«Interaktivität» – sie ist im Internet-Zeitalter<br />

das Mass aller Dinge. Da kann es nicht<br />

erstaunen, dass sie jetzt auch allmählich <strong>de</strong>n<br />

Buchmarkt erobert und wir in immer mehr<br />

Büchern aktiv mitarbeiten dürfen. In ihrem<br />

jüngsten Roman «Möchtegern» hat <strong>die</strong><br />

Autorin Milena Moser einige Seiten weiss<br />

gelassen, damit <strong>die</strong> Lesen<strong>de</strong>n ihre eigenen<br />

Reime auf <strong>die</strong> Geschichte nie<strong>de</strong>rschreiben<br />

können. Das ist zwar sehr nett von Frau<br />

Moser, überfor<strong>de</strong>rt aber vermutlich einige<br />

<strong>de</strong>r heutigen Interaktiven – <strong>die</strong> sind es<br />

sich schliesslich vor allem gewohnt, einen<br />

Link o<strong>de</strong>r ein paar Kästchen anzuklicken.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Verhalten passen <strong>die</strong> Bücher<br />

<strong>de</strong>r französischen Nachwuchs-Grafikerin<br />

Claire Faÿ hervorragend. Da wird man<br />

je<strong>de</strong>rzeit angeleitet, was zu tun ist. «Das<br />

Malbuch für Paare» bietet einem <strong>die</strong> richtige<br />

Plattform, seinen Gefühlen mal richtig<br />

Luft zu machen: Die I<strong>de</strong>en zum Ausmalen,<br />

Zeichnen, Ausschnei<strong>de</strong>n, Zerknüllen und<br />

Zerreissen <strong>die</strong>nen <strong>de</strong>m Frustabbau o<strong>de</strong>r<br />

können <strong>die</strong> Vermittlung von Liebesgefühlen<br />

erleichtern. Claire Faÿ bietet übrigens Hilfe<br />

zur Selbsthilfe in je<strong>de</strong>r Lebenslage: Von ihr<br />

stammen auch «Das Malbuch für alle, <strong>de</strong>nen<br />

zum Aussteigen das Geld fehlt» (also<br />

für praktisch alle) und «Das Malbuch für<br />

alle, <strong>die</strong> sich im Büro langweilen» (dito).<br />

Es ist klar, dass sich <strong>die</strong>se Bän<strong>de</strong> – wie alle<br />

Tagebuch (rot):<br />

Wie war <strong>de</strong>in Tag?<br />

Doro Ottermann<br />

208 Seiten<br />

CHF 17.90<br />

Droemer Knaur<br />

books – September 2010 – 25


Interaktive Bücher<br />

hier vorgestellten – auch hervorragend als<br />

Geschenk eignen.<br />

«Die Fragen, <strong>die</strong> man beantworten<br />

darf/kann/soll, animie<strong>ren</strong> zu <strong>de</strong>rart<br />

persönlichen Stellungnahmen, dass man<br />

<strong>die</strong>sem Buch eigentlich ein dickes Vorhängeschloss<br />

wünschte.»<br />

Tagebuch für Schreibfaule<br />

«Mach <strong>die</strong>ses Buch fertig» o<strong>de</strong>r «Das Malbuch<br />

für Paare» wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n individuellen<br />

Gebrauch erst richtig flott. Ähnliche<br />

Bücher erhalten durch <strong>die</strong> persönliche<br />

Nutzung sogar <strong>de</strong>n Charakter regelrechter<br />

Visitenkarten. Das gilt zum Beispiel für<br />

«Mein Buch für das Leben» von Yvonne<br />

Niewerth. Laut Werbung han<strong>de</strong>lt es sich<br />

hier um ein «Eintragebuch» – was es <strong>doch</strong><br />

nicht alles gibt! Leserin und Leser wer<strong>de</strong>n<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt, ihre Wünsche, Absichten<br />

und Meinungen festzuhalten. Die Fragen,<br />

<strong>die</strong> man beantworten darf/kann/soll, animie<strong>ren</strong><br />

zu <strong>de</strong>rart persönlichen Stellungnahmen,<br />

dass man <strong>die</strong>sem Buch eigentlich<br />

ein dickes Vorhängeschloss wünschte. Das<br />

gilt auch für das schön gemachte «Fragebuch»<br />

von Mikael Krogerus und Roman<br />

Tschäppeler, das im Stile <strong>de</strong>s legendä<strong>ren</strong><br />

Fragebogens von Max Frisch <strong>die</strong> Lesen<strong>de</strong>n<br />

zum Kern ihrer Gedanken führt.<br />

Doch was ist, wenn man gar nicht so viel<br />

nach<strong>de</strong>nken und arbeiten mag, aber <strong>de</strong>n-<br />

Parks_books:Layout 1 03.08.2010 17:09 Uhr Seite 1<br />

26 – books – September 2010<br />

368 Seiten, gebun<strong>de</strong>n mit Schutz umschlag<br />

CHF 38,90; ISBN 978-3-88897-680-3<br />

noch ein ganz persönliches Buch haben<br />

will? Dann gibt es zum Glück noch immer<br />

das «Tagebuch: Wie war <strong>de</strong>in Tag?» – eine<br />

Chronik für ganz Schnelle und Schreibfaule.<br />

Die Autorin Doro Ottermann hat ein<br />

Multiple-Choice-Verfah<strong>ren</strong> entwickelt, mit<br />

<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Alltag in Sekun<strong>de</strong>nschnelle<br />

erfassen kann. Aufklappen, ankreuzen, zuklappen,<br />

fertig. So schreibt man heute Tagebuch.<br />

Und wenn <strong>die</strong> Kreuzchen-Analyse<br />

Ihres Tags ergibt, dass es Ihnen eigentlich<br />

ganz dreckig geht, dann ist es vielleicht<br />

höchste Zeit für ein entspannen<strong>de</strong>s kleines<br />

Buch-Massaker – und damit beginnt unsere<br />

Geschichte wie<strong>de</strong>r von vorn.<br />

»In unserer von billigen<br />

Selbstenthüllungen und<br />

Quacksalber-Ratgebern<br />

dominierten Welt ist<br />

<strong>die</strong>ses Buch das einzig<br />

Wahre!«<br />

will self, the times<br />

Tim Parks’ persönlichstes Buch:<br />

eine Krankheitsgeschichte mit<br />

»happy end«, klug und unglaublich<br />

unterhaltsam. Die meisten von uns<br />

wer<strong>de</strong>n irgendwann krank; aber nur<br />

wenige können darüber mit solch<br />

einer brillanten Intelligenz erzählen<br />

wie Tim Parks.<br />

Mehr unter: www.tim-parks.com<br />

Ein Klassiker und sein Nachfolger<br />

für Kin<strong>de</strong>r<br />

ml. Mitmachbücher treten heute in auffallend<br />

grosser Zahl auf – <strong>doch</strong> es gibt sie<br />

schon länger. Einer <strong>de</strong>r Ahnher<strong>ren</strong> <strong>de</strong>s Genres<br />

dürfte <strong>de</strong>r 1972 erschienene Band «Die<br />

Kronenklauer» <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Satiriker Friedrich<br />

Karl Waechter und Bernd Eilert sein. Die berühmten<br />

Vertreter <strong>de</strong>r so genannten «Neuen<br />

Frankfurter Schule» la<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r mit ihrem<br />

übermütigen Buch in eine fröhlich-verkehrte<br />

Welt ein – und for<strong>de</strong>rn <strong>die</strong> kleinen Lesen<strong>de</strong>n<br />

zum Falzen, Raten, Reimen, Puzzlen,<br />

Malen o<strong>de</strong>r Singen auf. Zu<strong>de</strong>m dürfen <strong>die</strong><br />

Buben und Mädchen «Die Kronenklauer»<br />

mit <strong>de</strong>r Schere traktie<strong>ren</strong>. In <strong>de</strong>r Nachfolge<br />

zu <strong>die</strong>sem Klassiker steht das soeben erschienene<br />

«Kin<strong>de</strong>r Künstler Mitmach Buch».<br />

Es ähnelt in <strong>de</strong>r Machart sehr «Mach <strong>die</strong>ses<br />

Buch fertig», ist aber durch und durch Kindgerecht<br />

und beson<strong>de</strong>rs liebevoll. Die schönste<br />

Doppelseite: Links darf man «Kritzel krakeln»,<br />

recht «Kraken kritzeln».<br />

Die Kronenklauer<br />

Friedrich Karl Waechter,<br />

Bernd Eilert<br />

188 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

Diogenes<br />

Kin<strong>de</strong>r Künstler Mitmach<br />

Buch<br />

Labor Ateliergemeinschaft<br />

Ca. 200 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

Beltz & Gelberg<br />

verlag antje<br />

kunstmann<br />

www.kunstmann.<strong>de</strong>


Eh<strong>ren</strong>wort<br />

Ingrid Noll<br />

Drei Generationen unter einem Dach: Da ist Ärger vorprogrammiert. Das<br />

merken auch Harald und Petra, als sie Haralds hochbetagten Vater Willy<br />

zur Pflege bei sich aufnehmen. Es soll ja nicht mehr lange mit ihm gehen,<br />

sagen <strong>die</strong> Ärzte. Doch Stu<strong>de</strong>nt Max schafft es, <strong>de</strong>n Grossvater wie<strong>de</strong>r<br />

aufzupäppeln und gleichzeitig das<br />

Leben <strong>de</strong>r Eltern in <strong>de</strong>n Grundfesten zu<br />

erschüttern. Wäh<strong>ren</strong>d Harald und Petra<br />

überlegen, wie sie <strong>de</strong>n Stö<strong>ren</strong>fried Willy<br />

möglichst elegant wie<strong>de</strong>r loswer<strong>de</strong>n,<br />

ban<strong>de</strong>lt Max mit <strong>de</strong>r Pflegerin Jenny an.<br />

Er weiss je<strong>doch</strong> nicht, dass sie ein dunkles<br />

Geheimnis hat ...<br />

Eine bitterböse Kriminalkomö<strong>die</strong>, in <strong>de</strong>r<br />

Ingrid Noll zeigt, dass es we<strong>de</strong>r heile<br />

noch heilige Familien gibt.<br />

336 Seiten<br />

CHF 39.90<br />

Diogenes<br />

ISBN 978-3-257-06760-6<br />

Die Perspektive <strong>de</strong>s<br />

Gärtners Håkan Nesser<br />

Vor vierzehn Monaten verschwand <strong>die</strong> vierjährige Tochter von Erik und<br />

Winnie Steinbeck spurlos. Es gibt keinen Erpresserbrief, keine Hinweise<br />

auf <strong>de</strong>n Täter. Um Abstand zu gewinnen, beschliessen <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n,<br />

nach New York zu ziehen. Anfangs scheint <strong>die</strong>s <strong>die</strong> retten<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e: Winnie<br />

beginnt wie<strong>de</strong>r zu malen, Erik geht je<strong>de</strong>n<br />

Tag in <strong>die</strong> Bibliothek, um zu schreiben.<br />

Doch dann behauptet Winnie zu wissen,<br />

dass Tochter Sara noch lebt. Sie<br />

malt sogar ein Bild <strong>de</strong>r Entführung –<br />

aber ohne das Gesicht <strong>de</strong>s Entführers.<br />

Als Erik ent<strong>de</strong>ckt, dass Winnie heimlich<br />

aus <strong>de</strong>m Haus geht, wenn er nicht da ist,<br />

wird ihm langsam klar, dass sie ihm nicht<br />

<strong>die</strong> ganze Wahrheit über sich und ihre<br />

<strong>Vergan</strong>genheit erzählt hat.<br />

320 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

btb<br />

ISBN 978-3-442-75173-0<br />

Sechseläuten<br />

Michael Theurillat<br />

Buchtipps<br />

Ein Mord am Zürcher Sechseläuten ruft Kommissar Eschenbach auf <strong>de</strong>n<br />

Plan. Die Spur führt <strong>de</strong>n Ermittler zum Weltfussballverband FIFA, wo <strong>die</strong><br />

Ermor<strong>de</strong>te im Sekretariat gearbeitet hat. Doch dort scheint sich niemand<br />

für <strong>de</strong>n Fall zu interessie<strong>ren</strong>. Lei<strong>de</strong>r schweigt auch <strong>de</strong>r Junge, <strong>de</strong>n man<br />

neben <strong>de</strong>r Leiche fand. Als er endlich<br />

zu re<strong>de</strong>n beginnt, wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Rätsel nur<br />

noch grösser, <strong>de</strong>nn er spricht <strong>die</strong> Sprache<br />

<strong>de</strong>r Jenischen. Eschenbach muss<br />

sich plötzlich mit alten Akten <strong>de</strong>r Pro Juventute<br />

befassen. Bald ent<strong>de</strong>ckt er eine<br />

hoch geheime Liste, auf <strong>de</strong>r Namen von<br />

Kin<strong>de</strong>rn verzeichnet sind – von jenischen<br />

Kin<strong>de</strong>rn, <strong>die</strong> bis 1972 aus ih<strong>ren</strong> Familien<br />

«entfernt» wor<strong>de</strong>n wa<strong>ren</strong> ...<br />

326 Seiten<br />

CHF 17.90<br />

List<br />

ISBN 978-3-548-60944-7<br />

Entsetzen<br />

Karin Slaughter<br />

Als Abigail Campano nach Hause kommt, erwartet sie das nackte Grauen:<br />

Glasscherben auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, ein blutiger Fussabdruck, ein Mann,<br />

<strong>de</strong>r sich über <strong>de</strong>n leblosen Körper ihrer Tochter beugt. Abigail stürzt sich<br />

auf <strong>de</strong>n Unbekannten, ringt ihn nie<strong>de</strong>r und erwürgt ihn in einem erbitterten<br />

Kampf auf Leben und Tod. Erst dann<br />

sieht sie, dass das tote Mädchen nicht<br />

ihre Tochter Emma ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

beste Freundin Kayla. Sie wur<strong>de</strong> brutal<br />

erschlagen, ihr Körper ist mit Prellungen<br />

und Bisswun<strong>de</strong>n übersät. Doch wo ist<br />

Emma? Special Agent Will T<strong>ren</strong>t macht<br />

Abigail wenig Hoffnung, das Mädchen<br />

lebend wie<strong>de</strong>rzufin<strong>de</strong>n.<br />

Der zweite Fall für Will T<strong>ren</strong>t, <strong>die</strong>smal<br />

ermittelt er mit seiner neuen Partnerin<br />

Faith Mitchell.<br />

512 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

Blanvalet<br />

ISBN 978-3-7645-0344-4<br />

books – September 2010 – 27


Mein Buch<br />

«Nicht schöngefärbt»<br />

Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen<br />

und -Kun<strong>de</strong>n wissen: Welches ist<br />

Ihr liebstes Buch? Heute antwortet<br />

Kathi Menziger aus Zürich. Sie ehrt<br />

heimisches Schaffen.<br />

Aufzeichnung: Susanne Loacker<br />

Kathi Menziger ist diplomierte Architektin<br />

ETH und betreibt zusammen mit ihrem<br />

Mann ein eigenes Architekturbüro. Die<br />

46-jährige Mutter zweier Buben wohnt<br />

am Stadtrand von Zürich und<br />

liest fast täglich – am liebsten<br />

am Abend vor <strong>de</strong>m Einschlafen<br />

o<strong>de</strong>r im Sommer<br />

in <strong>de</strong>r Badi. «Lesen ist<br />

für mich entspannend»,<br />

sagt sie, «dabei muss es<br />

nicht immer hochstehen<strong>de</strong><br />

Literatur sein. Es gibt<br />

viele Bücher, <strong>die</strong> ich zur<br />

Unterhaltung lese und dann<br />

bald wie<strong>de</strong>r vergesse – sie sind<br />

sozusagen nicht nachhaltig. Bei <strong>die</strong>sen Büchern<br />

ist mir <strong>die</strong> Geschichte wichtiger als<br />

<strong>die</strong> Sprache.»<br />

Es gibt aber auch viele Bücher, <strong>die</strong> Kathi<br />

Menziger mehrmals liest. «Bei Büchern,<br />

<strong>die</strong> ich mehr als einmal lese o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

gern wie<strong>de</strong>r einmal lesen wür<strong>de</strong>, sind mir<br />

sowohl <strong>die</strong> Sprache als auch <strong>die</strong> Geschich-<br />

te wichtig», sagt sie. Im Moment gehö<strong>ren</strong><br />

Jane Austen, «Jim Knopf» – <strong>de</strong>n sie auch<br />

ih<strong>ren</strong> Buben vorgelesen hat – und «Wassermusik»<br />

von T.C. Boyle zu ih<strong>ren</strong> Lieblingen.<br />

Auf <strong>die</strong> sprichwörtliche einsame Insel<br />

nähme sie aber drei an<strong>de</strong>re Bücher mit:<br />

«Den ‚Brockhaus’, ‚Tristram Shandy‘ von<br />

Lau<strong>ren</strong>ce Stern, weil <strong>die</strong>s <strong>de</strong>r nächste Titel<br />

auf meiner Leseliste ist, und dann ‚Melnitz‘<br />

von Charles Lewinksy.»<br />

Diesen letzten Titel wür<strong>de</strong> <strong>die</strong> Architektin<br />

<strong>de</strong>nn auch als ihr Lieblingsbuch<br />

bezeichnen. In <strong>die</strong>sem<br />

Roman erzählt <strong>de</strong>r Zürcher<br />

Autor Charles Lewinsky<br />

<strong>die</strong> Geschichte <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Familie Meijer vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r geschichtlichen<br />

Ereignisse in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz zwischen 1871<br />

und 1945. «Ich mag Bücher,<br />

<strong>die</strong> mehrere Generationen umspannen»,<br />

erklärt Kathi Menziger.<br />

«Das Buch gefällt mir sprachlich, ausser<strong>de</strong>m<br />

spielt es in einer Gegend, <strong>die</strong> ich kenne:<br />

Als Kind war ich oft im Aargau in <strong>de</strong>n<br />

Ferien.» Auch <strong>die</strong> Personen <strong>de</strong>r Geschichte<br />

machen Kathi Menziger Eindruck, vor<br />

allem <strong>die</strong> Adoptivtocher Chanele Meijer:<br />

«Die Figu<strong>ren</strong> sind spannend, nicht einfach<br />

schöngefärbt.»<br />

Biographien, 28 – books Romane, – September Erzählungen, 2010 Gedichte, Ratgeber, Sachbücher u.a.<br />

Kurze Beiträge passen vielleicht in unsere hochwertigen Anthologien.<br />

Neben «Melnitz» hat Kathi Menziger bisher<br />

keine Bücher von Charles Lewinsky gelesen,<br />

obwohl ihr sein Stil sowohl inhaltlich<br />

als auch sprachlich sehr gefällt.<br />

Bücher kauft Kathi Menziger am liebsten<br />

im Geschäft. «Dort kann ich ein Buch in<br />

<strong>die</strong> Hand nehmen, darin blättern und lesen.<br />

Online bestelle ich auch, dann aber gezielt,<br />

zum Beispiel aufgrund einer Empfehlung<br />

von Freun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Presse. Müsste ich<br />

mich für eine Variante entschie<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong><br />

ich immer das Fachgeschäft bevorzugen.»<br />

Melnitz<br />

Charles Lewinsky<br />

772 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

dtv<br />

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Aus <strong>de</strong>m<br />

Schatten<br />

<strong>de</strong>s Wahnsinns<br />

Argentinien feiert sein zweihun<strong>de</strong>rtjähriges<br />

Jubiläum – und ist <strong>die</strong>sjähriger<br />

Eh<strong>ren</strong>gast an <strong>de</strong>r Frankfurter<br />

Buchmesse. Aus <strong>die</strong>sem Anlass stellt<br />

«books» einige <strong>de</strong>r vielen Neuerscheinungen<br />

aus <strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>r Gauchos<br />

vor.<br />

Text: Benjamin Gygax<br />

Die Frankfurter Buchmesse hat eine Liste mit<br />

über 100 <strong>de</strong>utschsprachigen Neuerscheinungen<br />

aus Argentinien zusammengestellt. Sie<br />

zeugen vom regen literarischen Schaffen im<br />

südamerikanischen Land. Kaum ein Buch ist<br />

<strong>de</strong>r Staatsgründung gewidmet, <strong>die</strong> sich 2010<br />

jährt. Viel öfter beschäftigt <strong>die</strong> Autorinnen<br />

und Auto<strong>ren</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s dagegen <strong>die</strong> bleierne<br />

Zeit <strong>de</strong>r Militärdiktatur. Sie begann 1976, als<br />

<strong>die</strong> Militärs mit einem Putsch <strong>die</strong> Macht im<br />

krisengeschüttelten Land übernahmen. Unter<br />

<strong>de</strong>m euphemistischen Titel «Prozess <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Reorganisation» errichtete <strong>die</strong> Militärjunta<br />

<strong>de</strong>r «Monteneros» eine konservative<br />

Diktatur und tötete in ihrem «schmutzigen<br />

Krieg» gegen oppositionelle Guerilleros etwa<br />

2300 Menschen, bis zu 30’000 weitere verschwan<strong>de</strong>n<br />

für immer. 1983 brach <strong>die</strong> argentinische<br />

Militärdiktatur unter <strong>de</strong>r Last einer<br />

Wirtschaftskrise und <strong>de</strong>s verlo<strong>ren</strong>en Falklandkriegs<br />

zusammen.<br />

«Nationale Reorganisation» als<br />

kollektives Trauma<br />

Das Schicksal <strong>de</strong>r «Desaparecidos», <strong>de</strong>r vielen<br />

Verschwun<strong>de</strong>nen, verfolgt Argentinien<br />

bis heute. Sinnlich und berüh<strong>ren</strong>d umkreist<br />

<strong>de</strong>r kürzlich mit 76 Jah<strong>ren</strong> verstorbene Altmeister<br />

Tomás Eloy Martínez das Thema<br />

in seinem letzten Werk «Purgatorio». Das<br />

Purgatorium o<strong>de</strong>r Fegefeuer ist nach katholischem<br />

Glauben jener Ort, wo <strong>die</strong> Unreinen<br />

bis zur Aufnahme in <strong>de</strong>n Himmel geläutert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Qual <strong>de</strong>r Verstorbenen besteht<br />

darin, dass sie zwar <strong>die</strong> Gegenwart und Liebe<br />

Gottes spü<strong>ren</strong>, sich <strong>die</strong>ser Liebe aber wegen<br />

ihrer Sün<strong>de</strong>n nicht würdig fühlen. Martínez<br />

schil<strong>de</strong>rt eine irdische Form <strong>de</strong>s Fegefeuers:<br />

Emilias Ehemann verschwin<strong>de</strong>t kurz nach<br />

<strong>de</strong>r Hochzeit in einem Polizeigefängnis. Zeugen<br />

berichten später von seinem Tod, <strong>doch</strong><br />

Emilia wird ihr Leben lang auf <strong>de</strong>r Suche<br />

nach ihrem Símon von Ort zu Ort getrieben.<br />

Nach Jahrzehnten glaubt sie, ihm in New<br />

Jersey wie<strong>de</strong>r zu begegnen.<br />

Verschwin<strong>de</strong>n, um aufzufallen?<br />

Der vielschichtige Roman ist eine scharfe politische<br />

Abrechnung mit <strong>de</strong>r argentinischen<br />

Diktatur und zugleich eine herzzerreissen<strong>de</strong><br />

Geschichte über eine Familie, über unerfüllte<br />

Liebe und übers Älterwer<strong>de</strong>n. «Vielen Leuten<br />

ist je<strong>de</strong>s Mittel recht, um aufzufallen,<br />

und sie verschwin<strong>de</strong>n einzig und allein, da-<br />

Saison<br />

mit man sie nicht vergisst», kommentiert <strong>de</strong>r<br />

Aal – gemeint ist Militärdiktator Vi<strong>de</strong>la – Símons<br />

Verschwin<strong>de</strong>n. Damit verdreht er das<br />

Schicksal <strong>de</strong>r Desaparecidos grotesk – und<br />

spricht <strong>doch</strong> etwas Wahres aus. Emilia bleibt<br />

gefangen in <strong>de</strong>r gemeinsamen <strong>Vergan</strong>genheit<br />

mit Símon, weil ihr <strong>die</strong> Wahrheit und ein Abschied<br />

verwehrt bleiben.<br />

Ähnliche Themen berührt auch «Die blin<strong>de</strong><br />

Küste» von Carlos María Domínguez. In<br />

poetischer Sprache beschreibt er das Aufeinan<strong>de</strong>rtreffen<br />

<strong>de</strong>s 50-jährigen Arturo Balz mit<br />

<strong>de</strong>r jungen Tramperin Camboya. Sie tasten<br />

sich im Gespräch an eine <strong>Vergan</strong>genheit heran,<br />

<strong>die</strong> bei<strong>de</strong> verbin<strong>de</strong>t.<br />

Schreiben im Exil und gegen das<br />

Vergessen<br />

Die argentinische Literatur versteht sich<br />

zwar als Teil <strong>de</strong>s gemeinsamen mittel- und<br />

südamerikanischen kulturellen Erbes. Das<br />

Einwan<strong>de</strong>rungsland hat aber traditionell<br />

eine enge Bindung zu Europa – vor allem zu<br />

Frankreich. Weil viele Auto<strong>ren</strong> wäh<strong>ren</strong>d <strong>de</strong>r<br />

Diktatur im französischen Exil lebten, sind<br />

<strong>die</strong> Bezüge noch stärker gewor<strong>de</strong>n. Auch<br />

Laura Alcoba floh mit ihrer Mutter im Al-<br />

books – September 2010 – 29


Saison<br />

ter von zehn Jah<strong>ren</strong> vor <strong>de</strong>r Diktatur nach<br />

Paris. In ihrem kurzen biografischen Roman<br />

«Das Kaninchenhaus» schil<strong>de</strong>rt sie das Leben<br />

im Untergrund aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s<br />

Mädchens. Lange hatte Laura Alcoba <strong>die</strong><br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit ihrer <strong>Vergan</strong>genheit<br />

gescheut und aufs Alter verschoben. Doch<br />

plötzlich hielt sie das Warten nicht mehr<br />

aus. «Ich wer<strong>de</strong> von <strong>die</strong>sem argentinischen<br />

Wahnsinn schreiben und von <strong>de</strong>n Menschen,<br />

<strong>die</strong> durch seine Gewalt zerstört wor<strong>de</strong>n<br />

sind», schreibt Alcoba. Sie schil<strong>de</strong>rt ihre<br />

Erinnerungen so lakonisch wie eindringlich:<br />

<strong>die</strong> Besuche bei ihrem Vater im Gefängnis,<br />

das konspirative Leben im Untergrund, das<br />

Ringen um einen normalen Kin<strong>de</strong>ralltag,<br />

das tragische En<strong>de</strong> ihrer Schicksalsgefährten.<br />

Die Erzählung <strong>de</strong>s kleinen Mädchens zeigt<br />

drastisch, wie schnell Kin<strong>de</strong>r sich an so unmenschliche<br />

Lebensbedingungen anpassen –<br />

und wie sehr sie gleichzeitig damit überfor<strong>de</strong>rt<br />

sind.<br />

Generation ohne Eltern<br />

«76» nennt Félix Bruzzone seine zweite<br />

grössere Publikation nach <strong>de</strong>m viel beachteten<br />

Erstling «Los topos». Der karge Titel be-<br />

zieht sich zugleich auf das Datum <strong>de</strong>r Machtergreifung<br />

und das Geburtsjahr <strong>de</strong>s Autors.<br />

Félix Bruzzone steht für eine Generation von<br />

jungen Argentiniern, <strong>die</strong> ohne Eltern aufgewachsen<br />

sind; auch <strong>die</strong> Eltern <strong>de</strong>s Primarlehrers<br />

und Literaturwissenschaftlers sind «Verschwun<strong>de</strong>ne».<br />

In «76» verbin<strong>de</strong>t Bruzzone<br />

acht Erzählungen. Präzis und eindrücklich,<br />

aber unprätentiös schil<strong>de</strong>rt er Kindheitserinnerungen,<br />

Anekdoten aus <strong>de</strong>r Jugend und<br />

Alltagsszenen. Sie han<strong>de</strong>ln von Kin<strong>de</strong>rn, ih<strong>ren</strong><br />

Grosseltern, von Jugendfreun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

Lastwagenfahrern – und eines verbin<strong>de</strong>t sie<br />

alle: Mütter und Väter fehlen. So spannt<br />

Félix Bruzzone unaufdringlich <strong>die</strong> tragische<br />

<strong>Vergan</strong>genheit als gemeinsamen Hintergrund<br />

für seine Geschichten auf.<br />

Die <strong>Vergan</strong>genheit als Thriller<br />

Zur gleichen jungen Generation wie Alcoba<br />

und Bruzzone gehört auch Marcelo Figueras.<br />

Er nähert sich <strong>de</strong>r <strong>Vergan</strong>genheit je<strong>doch</strong><br />

viel unbeschwerter an. Schon nach wenigen<br />

Seiten wird offensichtlich, dass <strong>de</strong>r Verfasser<br />

von «Der Spion <strong>de</strong>r Zeit» auch als Drehbuchautor<br />

arbeitet. Wenn sich in <strong>de</strong>r fiktiven<br />

ehemaligen Militärdiktatur Trinidad ein<br />

NEU<br />

Weggesperrt —<br />

Warum Tausen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

unschuldig hinter Gittern sassen<br />

144 Seiten, 1. Auflage September 2010<br />

«Argentinische Literatur<br />

lässt sich nicht<br />

auf <strong>Vergan</strong>genheits<strong>bewältigung</strong><strong>reduzie</strong><strong>ren</strong>,<br />

<strong>doch</strong> <strong>die</strong> <strong>Vergan</strong>genheit<br />

durchzieht<br />

<strong>die</strong> meisten Veröffentlichungen.»<br />

Beobachter-Buchverlag, Postfach, 8021, Zürich<br />

www.beobachter.ch/buchshop<br />

30 Auch – books in Ihrer – September Buchhandlung 2010 erhältlich! Wissen, was wichtig ist.<br />

Täter grausam an <strong>de</strong>n fünf Generälen rächt,<br />

klingt <strong>die</strong>se I<strong>de</strong>e ein bisschen nach «Inglorious<br />

Basterds»; und das Vorgehen <strong>de</strong>s Täters<br />

erinnert an <strong>de</strong>n düste<strong>ren</strong> Thriller «Seven».<br />

Kommissar Van Upp, <strong>die</strong> Hauptfigur <strong>de</strong>s<br />

Buchs, verbrachte <strong>die</strong> Zeit <strong>de</strong>r Diktatur in<br />

einer psychiatrischen Klinik. Der scharfsinnige<br />

Shakespeare-Liebhaber wird jetzt zwar<br />

als Son<strong>de</strong>rling argwöhnisch beäugt, dafür<br />

hat ihm <strong>de</strong>r Klinikaufenthalt das gefährliche<br />

Lavie<strong>ren</strong> zwischen <strong>de</strong>n Erwartungen <strong>de</strong>r<br />

Machthaber und seinem Gewissen erspart.<br />

Als Van Upp zum Chefermittler im Mordfall<br />

Soeben erschienen!<br />

Unschuldig hinter Gittern<br />

Wer nicht «recht tat», wur<strong>de</strong> eingesperrt —<br />

ohne Gerichtsurteil. Das neue Beobachter-Werk<br />

folgt <strong>de</strong>n Spu<strong>ren</strong> <strong>de</strong>r administrativ Versorgten.<br />

«Weggesperrt» schil<strong>de</strong>rt eindrücklich, warum<br />

unschuldige junge Menschen in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

wie Straftäter behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Beobachter-<br />

Redaktor Dominique Strebel bringt Licht in ein<br />

dunkles Kapitel Schweizer Geschichte.


zweier Junta-Mitglie<strong>de</strong>r gemacht wird, weiss<br />

niemand so richtig, ob man ihm wegen seiner<br />

siche<strong>ren</strong> Spürnase vertraut o<strong>de</strong>r ob er schon<br />

mal als Sün<strong>de</strong>nbock für erfolglose Ermittlungen<br />

in Position gebracht wird. Figueras<br />

verbin<strong>de</strong>t seinen scharfen Blick auf <strong>die</strong> politische<br />

Geschichte Argentiniens mit packen<strong>de</strong>n<br />

Charakterisierungen und unterhält auf kluge<br />

Weise.<br />

Sich erinnern, um zu vergessen<br />

Argentinische Literatur lässt sich sicher nicht<br />

auf <strong>Vergan</strong>genheits<strong>bewältigung</strong> <strong>reduzie</strong><strong>ren</strong>;<br />

und wer bei argentinischen Autorinnen und<br />

Auto<strong>ren</strong> an<strong>de</strong>re Themen als <strong>die</strong> Militärdiktatur<br />

sucht, wird sie fin<strong>de</strong>n. Doch <strong>die</strong> <strong>Vergan</strong>genheit<br />

durchzieht <strong>die</strong> meisten Veröffentlichungen<br />

<strong>de</strong>r Literaturschaffen<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />

lateinamerikanischen Land. Laura Alcoba<br />

bringt ihr persönliches Motiv dafür in <strong>de</strong>r<br />

Einleitung zum «Kaninchenhaus» auf <strong>de</strong>n<br />

Punkt: «Wenn ich jetzt mein Gedächtnis<br />

anst<strong>ren</strong>ge, um vom Argentinien <strong>de</strong>r Monteneros<br />

zu sprechen, von <strong>de</strong>r Diktatur und<br />

<strong>de</strong>m Terror, und das alles aus <strong>de</strong>r Sicht eines<br />

Kin<strong>de</strong>s, dann geht es mir weniger darum,<br />

mich zu erinnern, als herauszufin<strong>de</strong>n, ob ich<br />

danach anfangen kann zu vergessen.» Damit<br />

dürfte sie auch für viele an<strong>de</strong>re sprechen.<br />

Purgatorio<br />

Tomás Eloy Martínez<br />

297 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

S. Fischer<br />

Die blin<strong>de</strong> Küste<br />

Carlos María Domínguez<br />

137 Seiten<br />

CHF 25.90<br />

Suhrkamp<br />

Das Kaninchenhaus<br />

Laura Alcoba<br />

118 Seiten<br />

CHF 25.90<br />

Insel<br />

76<br />

Felix Bruzzone<br />

160 Seiten<br />

CHF 25.90<br />

Be<strong>ren</strong>berg<br />

Der Spion <strong>de</strong>r Zeit<br />

Marcelo Figueras<br />

281 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Nagel & Kimche<br />

Die Liste <strong>de</strong>r 100 Neuerscheinungen aus Argentinien<br />

kann herunter gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n unter www.buchmesse.<strong>de</strong>/eh<strong>ren</strong>gast.<br />

Facetten von Argentinien<br />

bgy. Wer Argentinien nicht nur aus Büchern erfah<strong>ren</strong><br />

will, son<strong>de</strong>rn eine Reise dorthin plant,<br />

<strong>de</strong>m sei <strong>die</strong> «Gebrauchsanweisung für Argentinien»<br />

von Christian Thiele empfohlen. Wie<br />

alle Bücher aus <strong>die</strong>ser Reihe bietet auch jenes<br />

über Argentinien keine konkreten Reiseinformationen,<br />

son<strong>de</strong>rn vielfältige Eindrücke: aus<br />

<strong>de</strong>r Weite Patagoniens, aus <strong>de</strong>r Pampa o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Metropole Buenos Aires, zum lateinamerikanischen<br />

Temperament und zu europäischen<br />

Einflüssen. Thiele berichtet über Maradona,<br />

über <strong>de</strong>n Grabwächter von Evita Perón, einen<br />

Rin<strong>de</strong>rauktionator und eine jener bekannten<br />

Mütter vom Plaza <strong>de</strong> Mayo, <strong>die</strong> unermüdlich<br />

nach <strong>de</strong>m Verbleib ihrer verschwun<strong>de</strong>nen Söhne<br />

fragen. Die Schil<strong>de</strong>rungen sind so vielseitig<br />

und lebendig, dass sie bestens auf einen Besuch<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s vorbereiten – und auch jene<br />

unterhalten, <strong>die</strong> jetzt nicht nach Argentinien<br />

reisen können.<br />

Gebrauchsanweisung<br />

Argentinien<br />

Christian Thiele<br />

224 Seiten<br />

CHF 24.90<br />

Piper<br />

Saison<br />

books – September 2010 – 31


Orell Füssli<br />

«Wir wollen <strong>die</strong><br />

Kun<strong>de</strong>n gezielter<br />

ansprechen»<br />

Die Orell Füssli Holding hat seit Mai <strong>die</strong>ses Jahres einen neuen CEO: Michel<br />

Kunz. Der 51-Jährige war zuvor Konzernleiter <strong>de</strong>r Post. Im Gespräch mit books<br />

verrät er, was <strong>die</strong> Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Orell-Füssli-Buchhandlungen von<br />

ihm erwarten dürfen.<br />

Interview: Marius Leutenegger und Benjamin Gygax<br />

books: Michel Kunz, in wenigen Wort: Wer<br />

sind Sie?<br />

Michel Kunz: Nun, ich bin ein sehr aktiver<br />

Mensch. Meist habe ich zu wenig Zeit<br />

für meine Interessen und muss <strong>de</strong>shalb Prioritäten<br />

setzen; dann bin ich vor allem in<br />

<strong>de</strong>r Natur, als Ausgleich zu meiner Bürotätigkeit.<br />

Sie wa<strong>ren</strong> Chef <strong>de</strong>r Post, eines Unternehmens<br />

mit 58‘000 Mitarbeiten<strong>de</strong>n. Jetzt<br />

sind Sie Chef <strong>de</strong>r Orell Füssli Holding mit<br />

rund 1100 Mitarbeiten<strong>de</strong>n. Was hat Sie an<br />

<strong>de</strong>r neuen Aufgabe gereizt?<br />

Die Grösse eines Unternehmens ist natürlich<br />

nicht das einzige Kriterium, wie spannend<br />

eine Arbeit ist. Meine unternehmerische<br />

Verantwortung bei Orell Füssli ergibt<br />

einen grösse<strong>ren</strong> Handlungsspielraum, als<br />

<strong>die</strong>s bei <strong>de</strong>r Post <strong>de</strong>r Fall war.<br />

Spielt es für einen Manager überhaupt eine<br />

Rolle, in welcher Branche er tätig ist?<br />

Ich bin überzeugt: Man muss an <strong>de</strong>r Branche,<br />

in <strong>de</strong>r man arbeitet, Freu<strong>de</strong> haben. Es<br />

braucht eine gewisse Affinität. Bei mir ist sie<br />

hinsichtlich Buchhan<strong>de</strong>l auf je<strong>de</strong>n Fall gegeben:<br />

Ich lese viel und gehe gern und oft in<br />

Buchhandlungen, um ein wenig zu stöbern.<br />

Weiss ich hingegen genau, was ich will,<br />

bestelle ich <strong>de</strong>n Titel häufig im Internet.<br />

Was lesen Sie am liebsten?<br />

Bücher müssen mir einen Mehrwert bringen.<br />

Bei Sachbüchern besteht er in Wissen,<br />

bei Romanen in <strong>de</strong>r Unterhaltung. Seit ich<br />

bei Orell Füssli arbeite, lese ich vor allem<br />

Bücher, <strong>die</strong> wir selbst verlegen. Jetzt habe<br />

ich gera<strong>de</strong> mit «Eudora» von Urs Jäggi be-<br />

32 – books – September 2010<br />

gonnen, das mir gut gefällt. Ausser<strong>de</strong>m interessie<strong>ren</strong><br />

mich Sachbücher, im Moment<br />

vor allem solche über <strong>die</strong> Entstehung <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l.<br />

Wer<strong>de</strong>n Sie als CEO auch Einfluss nehmen<br />

auf das Programm <strong>de</strong>s Orell-Füssli-Verlags –<br />

und Bücher zu Ih<strong>ren</strong> Lieblingsthemen vorschlagen?<br />

Ich gehe davon aus, dass mir eine gewisse<br />

Einflussnahme zugestan<strong>de</strong>n wird. Als CEO<br />

erhalte ich ja auch viele Anfragen von Auto<strong>ren</strong>.<br />

Die Titel müssten natürlich ins Programm<br />

passen.<br />

«Bücher wer<strong>de</strong>n auch<br />

künftig primär in<br />

gedruckter Form verlangt<br />

wer<strong>de</strong>n – aber<br />

wir wer<strong>de</strong>n sie in<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Mass<br />

auch digital anbieten.»<br />

Wofür steht Orell Füssli?<br />

Ich habe mich umgehört: Die Marke Orell<br />

Füssli ist sehr positiv besetzt. Es gibt aber<br />

grosse regionale Unterschie<strong>de</strong>. In Bern<br />

wird Orell Füssli vor allem als Druckerei<br />

<strong>de</strong>s Schweizer Gel<strong>de</strong>s wahrgenommen, in<br />

Zürich bringt man das Unternehmen vorwiegend<br />

mit <strong>de</strong>m Buchhan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>m<br />

Verlag in Verbindung. Gewisse Aktivitäten<br />

von uns sind in <strong>de</strong>r Schweiz kaum bekannt<br />

– etwa unsere Division Atlantic Zeiser, <strong>die</strong><br />

weltweit industrielle Anlagen und Technologien<br />

zur digitalen Ko<strong>die</strong>rung und Beschriftung<br />

liefert.<br />

Ist <strong>die</strong> starke Diversifizierung <strong>de</strong>r Orell-<br />

Füssli-Gruppe – vom Buchverlag über <strong>de</strong>n<br />

Buchhan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>n Sicherheitsdruck bis<br />

zu <strong>de</strong>n Industrietätigkeiten mit Atlantic<br />

Zeiser – eigentlich ein Vor- o<strong>de</strong>r ein Nachteil?<br />

Analysten schätzen <strong>die</strong>ses Mo<strong>de</strong>ll nicht<br />

sehr, weil es <strong>die</strong> Bewertung <strong>de</strong>r Zukunftsaussichten<br />

unseres Unternehmens erschwert.<br />

Ich fin<strong>de</strong> unsere Diversifizierung<br />

aber gut, wir sind damit breit abgestützt<br />

und verteilen <strong>die</strong> Risiken. In <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Wirtschaftsflaute ist es <strong>de</strong>m Buchhan<strong>de</strong>l<br />

zum Beispiel immer noch recht gut gegangen.<br />

Was ist von Ihnen als CEO <strong>de</strong>r Orell Füssli<br />

Holding zu erwarten?<br />

Ich bin wohl Ingenieur, handle aber als<br />

Unternehmer, <strong>de</strong>r alle wesentlichen Geschäftstätigkeiten<br />

weite<strong>ren</strong>twickeln wird.<br />

Der Buchhan<strong>de</strong>l hat für Orell Füssli auch<br />

in Zukunft eine sehr grosse Be<strong>de</strong>utung.<br />

Der Buchhan<strong>de</strong>l steht allerdings vor gewaltigen<br />

Umwälzungen: Die digitale Revolution<br />

verän<strong>de</strong>rt das Verhalten <strong>de</strong>r Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n, es gibt klare Konzentrationsten<strong>de</strong>nzen.<br />

Auf <strong>die</strong> Fragen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Umwälzungen<br />

aufwerfen, müssen wir natürlich passen<strong>de</strong><br />

Antworten fin<strong>de</strong>n. Dank meinen frühe<strong>ren</strong><br />

Tätigkeiten bei <strong>de</strong>r Post habe ich viel Erfahrung<br />

mit <strong>de</strong>r Logistik – mit Einkauf und<br />

Wa<strong>ren</strong>flüssen. Ich <strong>de</strong>nke, in <strong>die</strong>sen Bereichen<br />

gibt es bei uns ein gewisses Optimierungspotenzial,<br />

das uns auch im Preiswettbewerb<br />

nützt. Ein sehr wichtiges Thema ist<br />

<strong>de</strong>r Zugewinn <strong>de</strong>s Internets als Verkaufskanal<br />

auf Kosten <strong>de</strong>s Flächenbuchhan<strong>de</strong>ls;<br />

damit beschäftige ich mich intensiv.<br />

Welche Zukunft erwarten Sie?<br />

Bei <strong>de</strong>r Post hörten wir schon vor zehn<br />

Jah<strong>ren</strong>, <strong>die</strong> Zeit <strong>de</strong>s Briefs sei vorbei, <strong>die</strong><br />

elektronische Post wer<strong>de</strong> unsere Dienstleistungen<br />

obsolet machen. Tatsächlich<br />

hat sich viel verän<strong>de</strong>rt – aber nicht in <strong>de</strong>m<br />

Ausmass, das man erwartete. Auch bei <strong>de</strong>n<br />

Zeitungen spricht man schon lange davon,<br />

sie wür<strong>de</strong>n verschwin<strong>de</strong>n, <strong>doch</strong> sie existie-


en noch immer. Diese bei<strong>de</strong>n Fälle zeigen<br />

mir, dass es kein «Entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r» gibt,<br />

son<strong>de</strong>rn ein «Sowohl-als-auch». Bücher<br />

wer<strong>de</strong>n auch künftig in gedruckter Form<br />

verlangt wer<strong>de</strong>n – aber wir wer<strong>de</strong>n sie in<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Mass auch digital anbieten.<br />

In fünf bis zehn Jah<strong>ren</strong> wer<strong>de</strong>n Autorinnen<br />

und Auto<strong>ren</strong> wohl auch multimediale Bücher<br />

verfassen, Lesetexte zum Beispiel mit<br />

Vi<strong>de</strong>os anreichen und so weiter. Ich <strong>de</strong>nke,<br />

<strong>de</strong>r neue iPad wird <strong>die</strong> Welt <strong>de</strong>r eRea<strong>de</strong>r<br />

nicht nur auf <strong>de</strong>n Kopf stellen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch massgeblich erweitern.<br />

Zu welchen Strategien führt <strong>die</strong>se Entwicklung<br />

bei Orell Füssli?<br />

Wir bauen unser digitales Angebot aus. Gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n grossen Me<strong>die</strong>nhäusern<br />

<strong>de</strong>r Schweiz und mit <strong>de</strong>r Swisscom sind wir<br />

dabei, einen digitalen Kiosk zu entwickeln;<br />

<strong>de</strong>r Internetauftritt <strong>de</strong>r Orell-Füssli-Buchhandlungen<br />

wird stark weite<strong>ren</strong>twickelt,<br />

damit <strong>die</strong> Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n mehr<br />

Nutzen davon haben.<br />

Was be<strong>de</strong>utet <strong>die</strong> Entwicklung fürs Filialnetz?<br />

Die Statistik zeigt: Wer eine Buchhandlung<br />

betritt, gibt im La<strong>de</strong>n etwa gleich viel<br />

Geld aus wie früher. Das Problem ist also<br />

<strong>die</strong> Besucherfrequenz: Wie bringen wir<br />

genügend Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

La<strong>de</strong>n? Rentabel betreiben kann man eine<br />

Buchhandlung eigentlich nur an einer Fre-<br />

quenzlage. Doch gute Lagen wer<strong>de</strong>n immer<br />

teurer, <strong>die</strong> Mieten sind in <strong>de</strong>n letzten Jah<strong>ren</strong><br />

exponentiell gestiegen. Daher sind wir stärker<br />

als früher zu Reaktionen gezwungen,<br />

wenn es irgendwo nicht so gut läuft.<br />

«In Luzern wür<strong>de</strong>n<br />

wir gern einen guten<br />

Standort fin<strong>de</strong>n.»<br />

Gibt es umgekehrt Pläne, das Filialnetz zu<br />

erweitern?<br />

In Luzern wür<strong>de</strong>n wir gern einen guten<br />

Standort fin<strong>de</strong>n. Und selbstverständlich<br />

prüfen wir Möglichkeiten, bestehen<strong>de</strong> Anbieter<br />

an guten Lagen zu übernehmen –<br />

<strong>de</strong>nn mit solchen Übernahmen haben wir<br />

eigentlich nie negative Überraschungen<br />

erlebt.<br />

Wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Orell-Füssli-Filialen überhaupt spü<strong>ren</strong>,<br />

dass <strong>die</strong> Holding einen neuen CEO hat?<br />

Was ich auf je<strong>de</strong>n Fall för<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>, ist <strong>die</strong><br />

individuelle Kun<strong>de</strong>nansprache mit Marketingmassnahmen.<br />

Wir wollen unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

gezielt auf neue Angebote aufmerksam<br />

machen, <strong>die</strong> ih<strong>ren</strong> Interessen entsprechen.<br />

Die Holding, <strong>die</strong> Sie jetzt leiten, geht zurück<br />

auf eine Zürcher Druckerei mit Jahr-<br />

Der neue CEO von<br />

Orell Füssli<br />

Orell Füssli<br />

Michel Kunz stu<strong>die</strong>rte an <strong>de</strong>r ETH Zürich Elektrotechnik<br />

und besitzt <strong>de</strong>n Master in Business<br />

Administration. Er arbeitete bei <strong>de</strong>r damaligen<br />

BBC, bei Schweizer Electronics und bei<br />

Ascom. National bekannt machte ihn seine<br />

Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Post: Er war Leiter Systementwicklung<br />

bei PostFinance, Leiter <strong>de</strong>r Informatik<br />

<strong>de</strong>r Post, Leiter <strong>de</strong>r PaketPost, Leiter<br />

Post Logistics und PostMail. 2009 war er als<br />

Nachfolger von Ulrich Gygi acht Monate lang<br />

Konzernleiter <strong>de</strong>r Post; ein Zerwürfnis mit <strong>de</strong>m<br />

(inzwischen ausgewechselten) VR-Präsi<strong>de</strong>nten<br />

führte zu seiner Absetzung. Michel Kunz lebt in<br />

<strong>de</strong>r Nähe von Bern, ist verheiratet und Vater<br />

zweier erwachsener Töchter. Als seine Hobbys<br />

bezeichnet er Wan<strong>de</strong>rn, Fitness und <strong>die</strong> Natur.<br />

gang 1519. Was be<strong>de</strong>utet es, einem so alten<br />

Unternehmen vorzustehen?<br />

Ein Manager hat immer nur eine Verantwortung<br />

auf Zeit. Es wäre daher völlig<br />

falsch, etwas zu zerschlagen, was seit Jah<strong>ren</strong><br />

aufgebaut wur<strong>de</strong>, nur weil man sich<br />

profilie<strong>ren</strong> will. Ich plane keine Abenteuer,<br />

je<strong>de</strong>r Schritt muss wohlüberlegt erfolgen.<br />

books – September 2010 – 33


Fantastisch!<br />

Ein junge Orell-Füssli-Mitarbeiterin<br />

präsentiert Neuerscheinungen und<br />

Geheimtipps aus <strong>de</strong>m Fantasy-Genre:<br />

Bücher für alle, <strong>die</strong> sich gern in frem<strong>de</strong><br />

Welten entfüh<strong>ren</strong> lassen.<br />

Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />

«Noch ist <strong>die</strong> Vampir-Welle in <strong>de</strong>r Fantasy-<br />

Welt nicht abgeflaut – und bereits kündigt<br />

sich <strong>die</strong> nächste Welle an: Sie beschert uns<br />

Engel als Hauptfigu<strong>ren</strong>. Ein eindrücklicher<br />

Vertreter <strong>de</strong>s neuen T<strong>ren</strong>ds ist ‚Engelsnacht‘<br />

von Lau<strong>ren</strong> Kate. Der Roman han<strong>de</strong>lt von<br />

<strong>de</strong>r 17-jährigen Luce, <strong>die</strong> in eine Erziehungsanstalt<br />

eingewiesen wird. Sie ist eigentlich ein<br />

braves Mädchen, aber sie wur<strong>de</strong> für einen<br />

Brand an ihrer frühe<strong>ren</strong> Schule verantwortlich<br />

gemacht. Als sie in <strong>die</strong> Erziehungsanstalt<br />

kommt, ist Luce sehr verunsichert – kein<br />

Wun<strong>de</strong>r, viele <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Lehrern regelrecht gequält.<br />

Allmählich lernt sie aber neue Freundinnen<br />

kennen. Und schliesslich begegnet sie Daniel,<br />

einem umwerfen<strong>de</strong>n, geheimnisvollen<br />

34 – books – September 2010<br />

Jungen. Er hält sich allerdings auf auffällige<br />

Weise von ihr fern. Im Laufe <strong>de</strong>r Geschichte<br />

gerät Luce immer wie<strong>de</strong>r in gefährliche Situationen,<br />

in <strong>de</strong>nen ihr Daniel aus <strong>de</strong>r Patsche<br />

hilft. Schliesslich beginnt Luce nachzuforschen,<br />

was mit Daniel nicht stimmt; bei <strong>de</strong>r<br />

letzten Rettung hatte sie nämlich das Gefühl,<br />

er flöge mit ihr durch <strong>die</strong> Luft. Schliesslich<br />

kommt es zum grossen, actiongela<strong>de</strong>nen Finale<br />

– und zu einer mehr als überraschen<strong>de</strong>n<br />

Auflösung.<br />

Ich habe in letzter Zeit viele Bücher über<br />

Engel gelesen, <strong>die</strong> meisten davon fand ich<br />

seicht und nichtssagend. ‚Engelsnacht‘ gefiel<br />

mir hingegen sehr: Das Buch ist spannend<br />

geschrieben, man kann <strong>die</strong> Handlung nicht<br />

ständig erahnen, <strong>die</strong> Personenbeschreibungen<br />

fin<strong>de</strong> ich sehr einfühlsam. Die Atmosphäre<br />

ist allerdings recht düster und zuweilen<br />

hoffnungslos, das muss man natürlich<br />

mögen, damit einem das Buch gefällt. Interessant<br />

fin<strong>de</strong> ich, dass Engel in vielen Fantasy-<br />

Büchern ähnlich dargestellt wer<strong>de</strong>n wie Vampire:<br />

als Wesen, <strong>die</strong> eben auch nur Menschen<br />

sind. Wäh<strong>ren</strong>d <strong>die</strong> Vampire aber durch gute<br />

Seiten überraschen, zeigen <strong>die</strong> Engel jetzt<br />

einige schwierige Charakterzüge. Die Fantasy-Engel<br />

sind übrigens gleich wie <strong>die</strong> biblischen<br />

Engel. ‚Engelsnacht’ ist <strong>de</strong>nnoch kein<br />

religiöses Buch, auch wenn sich <strong>die</strong> Autorin<br />

gelegentlich auf biblische Engelsgeschichten<br />

bezieht. Ich bin überzeugt, dass <strong>die</strong>ses Erstlingswerk<br />

<strong>de</strong>r New Yorkerin Lau<strong>ren</strong> Kate ein<br />

grosser Erfolg wird – und dass <strong>die</strong> Fortsetzung<br />

nicht lange auf sich warten lässt.<br />

Keinen zweiten Band wird es vom nächsten<br />

Buch geben, das ich Ihnen ans Herz lege: ‚Urbat<br />

– Die dunkle Gabe’ von Bree Despain<br />

ist eine abgeschlossene Geschichte. Die<br />

16-jährige Grace Divine, Tochter eines Dorfpastors,<br />

führt ein ganz normales Leben in<br />

einer typischen US-amerikanischen Vorstadt.<br />

Eines Tages kommt sie in <strong>die</strong> Schule – und<br />

begegnet Daniel. Ja, <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n männlichen<br />

Hauptfigu<strong>ren</strong> meiner Empfehlungen heissen<br />

genau gleich. Dieser Daniel hier war <strong>die</strong> erste<br />

grosse Liebe von Grace. Rückblen<strong>de</strong>: Man<br />

erfährt, dass Daniel einst <strong>de</strong>r Nachbarsjunge


Katharina Iten<br />

Katharina Iten, 23, arbeitet am Kun<strong>de</strong>n<strong>die</strong>nst<br />

bei Orell Füssli Kramhof an <strong>de</strong>r Zürcher Bahnhofstrasse.<br />

Sie lebt in Dübendorf. Fantasy-<br />

Bücher liebt sie, weil «<strong>die</strong> Geschichten in einer<br />

an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Welt spielen, aber meistens sehr<br />

realistisch klingen – und weil sie fast immer<br />

ein Happyend haben». Darüber hinaus ist sie<br />

süchtig nach Filmen und TV-Serien. «Als ich<br />

<strong>die</strong> letzte Staffel von ‚Veronica Mars’ in <strong>die</strong><br />

Hän<strong>de</strong> bekam, hatte ich nachher viereckige<br />

Augen», erinnert sich <strong>die</strong> ehemalige Eiskunstläuferin.<br />

von Graces Familie war und von seinem Vater<br />

ständig misshan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Er verbrachte<br />

viel Zeit mit Graces Familie und freun<strong>de</strong>te<br />

sich mit ihrem Bru<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong> an. Als Daniel<br />

schliesslich bei Graces Familie einzog, verän<strong>de</strong>rte<br />

sich sein Charakter, er verlor immer<br />

häufiger <strong>die</strong> Kontrolle über sich selbst. Eines<br />

Nachts lag dann Ju<strong>de</strong> blutüberströmt auf <strong>de</strong>r<br />

Veranda – und Daniel war verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Ju<strong>de</strong> erfährt, dass Daniel wie<strong>de</strong>r aufgetaucht<br />

ist. Er nimmt seiner Schwester das Versprechen<br />

ab, dass sie sich nicht mit Daniel trifft.<br />

Sie verspricht es, spürt aber, dass sie noch<br />

immer in Daniel verliebt ist und dass sie ihr<br />

Versprechen nicht wird halten können. Dann<br />

geschehen seltsame Dinge. Eine alte Dame<br />

wird tot auf <strong>de</strong>r Veranda aufgefun<strong>de</strong>n; sie<br />

weist Bissspu<strong>ren</strong> auf, als wäre sie von einem<br />

wil<strong>de</strong>n Tier angeknabbert wor<strong>de</strong>n. Und dann<br />

wird auch noch <strong>de</strong>r kleinere Bru<strong>de</strong>r von Grace<br />

aus seinem Kin<strong>de</strong>rzimmer entführt. Grace<br />

wen<strong>de</strong>t sich an Daniel und geht mit ihm in<br />

<strong>de</strong>n nächtlichen Wald, um <strong>de</strong>n kleinen Bru<strong>de</strong>r<br />

zu suchen. Dort merkt sie, dass Daniel<br />

<strong>die</strong> Witterung <strong>de</strong>s Buben aufnimmt ...<br />

Mehr möchte ich nicht verraten. Nur so viel:<br />

Es geht um eine grosse Liebe, um einen bösen<br />

Fluch, um Erlösung – und, Sie haben es<br />

vielleicht gemerkt, um Werwölfe. Als Leserin<br />

o<strong>de</strong>r Leser erkennt man <strong>de</strong>n Dreh <strong>de</strong>r Geschichte<br />

lange nicht, man wird regelrecht auf<br />

<strong>die</strong> Folter gespannt. Mit hat <strong>de</strong>r Gegensatz<br />

zwischen <strong>de</strong>r unschuldigen und naiven Grace<br />

und <strong>de</strong>m verzweifelten Daniel gut gefallen.<br />

Überhaupt sind <strong>die</strong> Beziehungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Figu<strong>ren</strong> interessant: Da gibt es eine neurotische<br />

Mutter, einen sehr verschlossenen<br />

Bru<strong>de</strong>r und einen immer nur positiven und<br />

sehr religiösen Vater. Die Geschichte wird<br />

flüssig erzählt; viele Fantasy-Romane weisen<br />

ja gewisse Durststrecken auf, bei <strong>de</strong>nen<br />

man etwas durchhalten muss, aber ‚Urbat’<br />

ist von vorn bis hinten spannend. Ich <strong>de</strong>nke<br />

allerdings, dass sich <strong>die</strong>ses Buch eher für ein<br />

weibliches Publikum eignet, <strong>de</strong>nn im Zentrum<br />

steht <strong>die</strong> scheinbar unerreichbare und<br />

auf je<strong>de</strong>n Fall gefährliche Liebe zwischen<br />

Grace und Daniel. Das Buch wird gleichzeitig<br />

in 13 Län<strong>de</strong>rn veröffentlicht und stark<br />

beworben – man kann davon ausgehen, dass<br />

es <strong>de</strong>n Erfolg erzielt, <strong>de</strong>n es auch ver<strong>die</strong>nt.<br />

Kommen wir noch zu zwei nicht ganz neuen<br />

Empfehlungen. ‚Silberlicht’ von Laura<br />

Withcomb lässt sich nicht so leicht zusammenfassen.<br />

Die Hauptfigur Helen ist seit 130<br />

Jah<strong>ren</strong> tot; bei ihrem Tod war sie um <strong>die</strong> 20<br />

Jahre alt. Jetzt schwebt sie als Lichtgestalt<br />

durch <strong>die</strong> Welt und fungiert als Muse; momentan<br />

hat sie sich an einen Lehrer gehängt.<br />

In <strong>de</strong>ssen Schule lernt sie <strong>de</strong>n Schüler James<br />

kennen, <strong>de</strong>r sie zu sehen scheint. Es stellt sich<br />

heraus, dass auch er eine Lichtgestalt ist. Ihm<br />

ist es gelungen, <strong>de</strong>n Körper eines Jungen zu<br />

nutzen, <strong>de</strong>ssen Seele sich verabschie<strong>de</strong>t hat.<br />

Auch Helen fin<strong>de</strong>t einen Körper, in <strong>de</strong>m sie<br />

wie<strong>de</strong>r richtig leben und lieben kann. Doch<br />

dann erkennen <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n Lichtgestalten,<br />

dass sie <strong>die</strong> ursprünglichen Besitzer ihrer<br />

Körper retten müssen. Das alles klingt jetzt<br />

vielleicht alles ein wenig verwir<strong>ren</strong>d, das<br />

Buch ist aber wun<strong>de</strong>rschön geschrieben, fein<br />

und gemächlich wie ein guter Traum. Es gibt<br />

kaum Action, aber sehr viele Stellen, an <strong>de</strong>nen<br />

ich gedacht habe: Ja, genau so ist es, genau<br />

so fühlt es sich an!<br />

Die ‚Biss’-Romane von Stephenie Meyer haben<br />

unzählige Nachahmer gefun<strong>de</strong>n. Wussten<br />

Sie aber, dass <strong>die</strong> Serie auch so etwas wie<br />

einen Vorgänger hat? Laurell K. Hamilton<br />

brachte noch vor ‚Biss’ <strong>die</strong> Anita-Blake-Serie<br />

Fantastisch!<br />

auf <strong>de</strong>n Markt, <strong>die</strong> erste grosse Vampirserie.<br />

Der erste Band heisst ‚Bittersüsse To<strong>de</strong>’.<br />

Erstmals begegnen wir <strong>de</strong>r Hauptfigur Anita<br />

Blake. Die junge, gutaussehen<strong>de</strong> und knallharte<br />

Frau ist eine so genannte Animatorin<br />

– sie erweckt Tote vorübergehend, damit<br />

<strong>die</strong> Verstorbenen zum Beispiel noch einmal<br />

sagen können, wie man ihr Testament interpretie<strong>ren</strong><br />

soll. Im Nebenjob ist Anita Blake<br />

Vampirhenkerin und hilft <strong>de</strong>r Polizei, übernatürliche<br />

Verbrechen aufzu<strong>de</strong>cken. Im ersten<br />

Band wird sie vom Obervampir von St.<br />

Louis engagiert, eine Reihe von mysteriösen<br />

Mordfällen an Vampi<strong>ren</strong> aufzuklä<strong>ren</strong>. Natürlich<br />

löst Anita Blake <strong>de</strong>n Fall – mit spitzer<br />

Zunge und vielen guten Sprüchen. Das Buch<br />

ist sehr rasant und witzig geschrieben. In <strong>de</strong>n<br />

USA hat Laurell K. Hamilton damit einen<br />

riesigen Erfolg erzielt – inzwischen liegen bereits<br />

acht Anita-Blake-Romane vor. Sie alle<br />

bieten beste Unterhaltung!»<br />

Engelsnacht<br />

Lau<strong>ren</strong> Kate<br />

446 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Bertelsmann<br />

Urbat – Die dunkle Gabe<br />

Bree Despain<br />

Bree Despain<br />

431 Seiten<br />

CHF 26.90<br />

Aufbau<br />

Silberlicht<br />

Laura Withcomb<br />

310 Seiten<br />

CHF 24.90<br />

Droemer Knaur<br />

Bittersüsse To<strong>de</strong><br />

Laurell K. Hamilton<br />

397 Seiten<br />

CHF 13.90<br />

Lübbe<br />

books – September 2010 – 35


Fantastisch!<br />

Junge Mitarbeiten<strong>de</strong> von Orell Füssli geben weitere Tipps:<br />

Janine Dübendorfer, 17, arbeitet im ersten<br />

Lehrjahr in <strong>de</strong>r Filiale Zürich-Bellevue. Sie<br />

lebt in Zürich und liest regelmässig Fantasy-<br />

Bücher, weil «mir erfun<strong>de</strong>ne Welten und Geschöpfe<br />

Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr<br />

Tipp: «Gegen das Sommerlicht» von Melissa<br />

Marr. «Seit ihrer Geburt besitzt Ashlyn <strong>die</strong><br />

Gabe, Elfen zu sehen, <strong>die</strong> sich frei unter <strong>de</strong>n<br />

Menschen bewegen. Als sich ein Elf plötzlich<br />

für sie zu interessie<strong>ren</strong> scheint, kriegt sie es<br />

mit <strong>de</strong>r Angst zu tun – zumal es sich bei ihm<br />

erst noch um <strong>de</strong>n Sommerkönig han<strong>de</strong>lt. Er<br />

umwirbt sie mit allen Mitteln und verspricht<br />

ihr ein Leben als Königin. Nur sie allein könne<br />

<strong>die</strong> Welt vor <strong>de</strong>r eisigen Wut <strong>de</strong>r Winterkönigin<br />

retten. Ashlyn spürt <strong>die</strong> drohen<strong>de</strong> Gefahr,<br />

<strong>doch</strong> es ist schon zu spät, um sich noch aus<br />

<strong>de</strong>r Affäre ziehen zu können ... Die Autorin<br />

Melissa Marr versteht es, <strong>die</strong> Realität mit <strong>de</strong>r<br />

Fantasie zu vermischen – am En<strong>de</strong> glaubt<br />

man selbst, von unsichtba<strong>ren</strong> Elfen umgeben<br />

zu sein!»<br />

Gegen das Sommerlicht<br />

Melissa Marr<br />

346 Seiten<br />

CHF 17.90<br />

Carlsen<br />

36 – books – September 2010<br />

Fernando Obieta, 20, hat gera<strong>de</strong> seine Buchhändler-Lehre<br />

abgeschlossen. Als Kind bekam<br />

er von seinem Vater <strong>die</strong> Science-fiction-<br />

Romane von Isaac Asimov vorgesetzt. Er<br />

empfiehlt daher für einmal einen Sciencefiction-Titel:<br />

«Das Orakel vom Berge» von<br />

Philip K. Dick. «Der Autor ist eine sehr interessante<br />

Figur: Er schrieb fast nur für <strong>die</strong><br />

Schubla<strong>de</strong> und wur<strong>de</strong> erst nach seinem Tod<br />

1982 zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten Science-fiction-<br />

Schriftsteller; auf seinen Büchern basie<strong>ren</strong> zum<br />

Beispiel <strong>die</strong> Filme ‚Bla<strong>de</strong> Runner’, ‚Total Recall’<br />

und ‚Minority Report’. ‚Das Orakel vom Berge’<br />

ist ein Was-wäre-wenn-Roman: Die Deutschen<br />

und <strong>die</strong> Japaner haben <strong>de</strong>n Zweiten Weltkrieg<br />

gewonnen und <strong>die</strong> USA unter sich aufgeteilt.<br />

Die vier Hauptfigu<strong>ren</strong> versuchen nun, <strong>de</strong>n Dritten<br />

Weltkrieg zu verhin<strong>de</strong>rn. Das alles ist sehr<br />

düster – und sehr faszinie<strong>ren</strong>d. Die Lesen<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n dazu animiert, über ihre eigenes Verständnis<br />

von richtig o<strong>de</strong>r falsch nachzu<strong>de</strong>nken.»<br />

Das Orakel vom Berge<br />

Philip K. Dick<br />

348 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

Heyne<br />

Amos König, 18, arbeitet im zweiten Lehrjahr in<br />

<strong>de</strong>r Filiale Kramhof Zürich. Er ist ein enthusiastischer<br />

Leser fantastischer Geschichten. Sein<br />

aktueller Tipp: «Der Elbenschlächter» von<br />

Jens Schumacher und Jens Lossau. «Mord<br />

im Fantasyland! Wenn <strong>die</strong> Stadtwache in Nophelet<br />

nicht mehr weiter weiss, dann kommen<br />

<strong>die</strong> Ermittler <strong>de</strong>s IAIT – <strong>de</strong>s Instituts für angewandte<br />

investigative Thaumaturgie. Sie sind<br />

sozusagen <strong>die</strong> CSI <strong>de</strong>r viktorianisch-fantastisch<br />

anmuten<strong>de</strong>n Stadt. Im Fokus <strong>de</strong>s Buchs<br />

steht das Ermittlerduo Hippolit und Jorge. Die<br />

bei<strong>de</strong>n könnten ungleicher nicht sein. Hippolit<br />

ist ein altehrwürdiger Meister <strong>de</strong>r Magie,<br />

<strong>de</strong>r schon arkane Verbrechen löste, als Jorge<br />

noch in <strong>de</strong>n Win<strong>de</strong>ln steckte. Die fehlen<strong>de</strong><br />

Erfahrung in <strong>de</strong>r hohen Kunst <strong>de</strong>r Thaumaturgie<br />

macht Jorge aber durch sein ‚Feingefühl’<br />

vor Ort wett; er ist sozusagen <strong>de</strong>r ‚Hutch’ <strong>de</strong>s<br />

Duos und provoziert aus investigativen Grün<strong>de</strong>n<br />

auch mal eine Kneipenschlägerei. Wer<br />

etwas Neues ausprobie<strong>ren</strong> möchte und sich<br />

von einer fantastischen Multikulti-Metropole<br />

samt Vampyrghettos, Elbenstrichern und sozialen<br />

Unruhen in <strong>de</strong>n Zwergenminen nicht<br />

abschrecken lässt, bekommt mit <strong>de</strong>m ‚Elbenschlächter’<br />

eine erfrischend dreckige, <strong>doch</strong><br />

humorvolle Alternative.»<br />

Der Elbenschlächter<br />

Jens Schumacher, Jens Lossau<br />

315 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

Egmont


Sax<br />

Adolf Muschg<br />

Die drei jungen Rechtsanwälte, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Dachwohnung im Haus «zum<br />

eisernen Zeit» in Münsterburg einziehen, scheinen regelrechte Magneten<br />

für Wie<strong>de</strong>rgänger zu sein. Das beginnt mit <strong>de</strong>m Freiherrn von Sax und<br />

seiner tödlichen Schä<strong>de</strong>lwun<strong>de</strong> und en<strong>de</strong>t mit ... ja, noch nicht einmal<br />

mit <strong>de</strong>m Gespenst <strong>de</strong>s Kommunismus<br />

und <strong>de</strong>n bösen Geistern <strong>de</strong>s 19. und<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Und dann ist da auch<br />

noch <strong>die</strong> berühmteste Minnehandschrift<br />

<strong>de</strong>s Mittelalters, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Freiherr einst<br />

als Kriegsbeute mitgehen liess. Die<br />

Handschrift lebt: Wer sie öffnet, wird mit<br />

Haut und Haar hineingezogen.<br />

Spannend, hoch erotisch und visionär:<br />

das Leseabenteuer einer Geisterbeschwörung<br />

à la Adolf Muschg.<br />

459 Seiten<br />

CHF 35.90<br />

C.H. Beck<br />

ISBN 978-3-406-60517-8<br />

Fillory – Die Zauberer<br />

Lev Grossman<br />

Quentin Coldwater steht kurz vor <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>r Highschool. Er ist<br />

hochintelligent, aber vom Alltag gelangweilt. Deshalb flüchtet er sich am<br />

liebsten in <strong>die</strong> fantastischen Romane rund um das magische Land Fillory.<br />

Und plötzlich fin<strong>de</strong>t er sich in einem geheimen College ausserhalb von<br />

New York wie<strong>de</strong>r; sein Verständnis von<br />

Realität und Fantasie wird auf <strong>de</strong>n Kopf<br />

gestellt. Er beginnt, mo<strong>de</strong>rne Zauberei<br />

zu stu<strong>die</strong><strong>ren</strong>, schliesst Freundschaften<br />

– und fin<strong>de</strong>t heraus, dass es Fillory<br />

tatsächlich gibt. Allerdings ist das magische<br />

Land düsterer, als er es sich vorstellte.<br />

Und <strong>die</strong> Reise dorthin, <strong>die</strong> Quentin<br />

und seine neuen Freun<strong>de</strong> machen,<br />

gerät zu einem gefährlichen Abenteuer.<br />

624 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Fischer FJB<br />

ISBN 978-3-8414-2100-5<br />

Buchtipps<br />

Das Haus zur beson<strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

Verwendung John Boyne<br />

Russland 1915: Der Bauernjunge Georgi verhin<strong>de</strong>rt in einem Dorf ein Attentat<br />

auf ein Mitglied <strong>de</strong>r Za<strong>ren</strong>familie. Als Dank beruft ihn Zar Nikolaus II.<br />

nach Sankt Petersburg und macht ihn zum Leibwächter seines Sohnes.<br />

Schutzperson und Leibwächter wer<strong>de</strong>n schon bald Freun<strong>de</strong>. Die Za<strong>ren</strong>tochter<br />

Anastasia hingegen wird mehr<br />

als nur ein Freund: Georgi verliebt sich<br />

in sie, wohl wissend, dass <strong>die</strong>se Liebe<br />

verboten ist. Doch dann erhebt sich das<br />

Volk, und Russland gerät in <strong>de</strong>n Sog <strong>de</strong>r<br />

Revolution. Anastasia und <strong>die</strong> Za<strong>ren</strong>familie<br />

wer<strong>de</strong>n an einen geheimen Ort<br />

verschleppt – ins «Haus zur beson<strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

Verwendung».<br />

Der Nachfolgeroman zum Bestseller<br />

«Der Junge im gestreiften Pyjama».<br />

560 Seiten<br />

CHF 42.90<br />

Arche Literatur Verlag<br />

ISBN 978-3-7160-2642-7<br />

Schuld<br />

Ferdinand von Schirach<br />

Neue Fälle aus <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Strafverteidigers von Schirach: Ein Mann<br />

bekommt zu Weihnachten neue Zähne statt Gefängnis; ein Junge wird<br />

im Namen <strong>de</strong>r Illuminaten fast zu To<strong>de</strong> gefoltert; <strong>die</strong> neun Bie<strong>de</strong>rmänner<br />

einer Blaskapelle zerstö<strong>ren</strong> das Leben eines Mädchens, und keiner von<br />

ihnen muss dafür büssen. Mit boh<strong>ren</strong><strong>de</strong>r<br />

Intensität und seiner unvergleichlichen<br />

knappen Sprache stellt <strong>de</strong>r Autor<br />

Ferdinand von Schirach <strong>die</strong> ewige Frage<br />

nach Gut und Böse, Schuld und Unschuld.<br />

Niemals aufdringlich, aber sehr<br />

bestimmt beschäftigt sich von Schirach<br />

mit <strong>de</strong>r moralischen Verantwortung von<br />

uns allen.<br />

Das Nachfolgewerk von «Verbrechen»,<br />

gespickt mit schier unglaublichen Geschichten.<br />

208 Seiten<br />

CHF 28.90<br />

Piper<br />

ISBN 978-3-492-05422-5<br />

books – September 2010 – 37


Kaffeepause<br />

2 Frauen<br />

und<br />

3 Bücher<br />

Was machen zwei Buchhändlerinnen<br />

in <strong>de</strong>r Kaffee pause? Sie trinken Kaffee<br />

– und plau<strong>de</strong>rn über Bücher. books hat<br />

sich im «Starbucks» <strong>de</strong>r Filiale Bellevue<br />

zu <strong>de</strong>n Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen<br />

Patrizia Melaugh und Barbara Imbo<strong>de</strong>n<br />

gesetzt.<br />

Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />

books: Barbara, du wolltest heute über<br />

«Ruhestörung» <strong>de</strong>s US-Amerikaners Richard<br />

Yates re<strong>de</strong>n. Worum geht’s?<br />

Barbara Imbo<strong>de</strong>n (B.I.): Das Buch spielt<br />

in <strong>de</strong>n 1960er-Jah<strong>ren</strong> und erzählt vom<br />

erfolgreichen Geschäftsmann John Wil<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r einen Zusammenbruch erlei<strong>de</strong>t:<br />

Er kehrt zurück von einer Geschäftsreise,<br />

ruft aus einer Bar seine Frau an und teilt<br />

ihr mit, er könne nicht nach Hause kommen.<br />

Wil<strong>de</strong>r ist sturzbetrunken und fürchtet,<br />

er wer<strong>de</strong> seine Frau umbringen. Sein<br />

bester Freund spürt ihn auf und bringt ihn<br />

in eine psychiatrische Klinik. Wil<strong>de</strong>r wird<br />

in <strong>die</strong> schlimmste geschlossene Abteilung<br />

gesteckt und kommt erst nach fünf Tagen<br />

wie<strong>de</strong>r raus. Die Ärzte raten ihm, <strong>de</strong>n Alkoholkonsum<br />

zu drosseln, <strong>doch</strong> Wil<strong>de</strong>r<br />

38 – books – September 2010<br />

säuft weiter. Er tut so, als träfe er sich mit<br />

<strong>de</strong>n Anonymen Alkoholikern, statt<strong>de</strong>ssen<br />

geht er in <strong>die</strong> Bar o<strong>de</strong>r zu seiner Geliebten.<br />

Diese Geliebte verfällt dann auf <strong>die</strong> I<strong>de</strong>e,<br />

einen Film über Wil<strong>de</strong>rs Tage in <strong>de</strong>r Psychiatrie<br />

zu drehen. Eine Stu<strong>de</strong>ntengruppe<br />

nimmt sich <strong>die</strong>ses Projekts an, aber <strong>die</strong><br />

Sache kommt nie richtig in <strong>die</strong> Gänge. Am<br />

En<strong>de</strong> zerbricht Wil<strong>de</strong>r am Alkoholkonsum<br />

und wird wie<strong>de</strong>r psychotisch.<br />

Patrizia Melaugh (P.M.): Das ist eine<br />

furchtbare Geschichte! Sie beschreibt <strong>de</strong>n<br />

Abstieg eines Alkoholikers und zeigt auf,<br />

wie er sein Leben zerstört.<br />

B.I.: Das ist typisch Yates.<br />

P.M: Der Autor, <strong>de</strong>r 1982 starb, wird heute<br />

ja richtig hochgejubelt. Seine Bücher erscheinen<br />

nach und nach auch auf Deutsch.<br />

Ich habe noch nichts an<strong>de</strong>res von ihm gelesen,<br />

aber ich hoffe, dass <strong>die</strong> an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Bücher<br />

etwas weniger <strong>de</strong>primie<strong>ren</strong>d sind.<br />

B.I.: Die an<strong>de</strong><strong>ren</strong> Romane sind fast noch<br />

schlimmer. Man hat bei Yates immer das<br />

Gefühl, das Leben <strong>de</strong>r Figu<strong>ren</strong> komme jetzt<br />

wie<strong>de</strong>r ins Gleichgewicht – <strong>doch</strong> dann wird<br />

alles nur noch grässlicher.<br />

P.M: Eines hat mich irritiert: Yates beschreibt<br />

zwar genau, was geschieht, aber<br />

seine Hauptfigur macht sich überhaupt kei-<br />

ne Gedanken zu <strong>de</strong>n Vorgängen. Nie fragt<br />

sich Wil<strong>de</strong>r zum Beispiel, was aus seiner<br />

Frau wird, <strong>die</strong> er verlassen hat.<br />

B.I.: Das interessiert ihn halt nicht. Er hat<br />

zu jung und ohne grosse Gefühle geheiratet<br />

und sich immer mehr genervt über sie.<br />

Mir als Leserin ging sie mit <strong>de</strong>r Zeit mit<br />

ihrem Kontrollbedürfnis auch ziemlich auf<br />

<strong>die</strong> Nerven.<br />

P.M: Aber mich hätte es interessiert, was<br />

aus ihr wird! Ich erfahre nichts über das<br />

Innenleben <strong>de</strong>r Figur, das ganze Buch ist in<br />

einem <strong>de</strong>rart nüchternen Ton geschrieben.<br />

books: Barbara, du hast <strong>die</strong>ses Buch für<br />

das heutige Treffen ausgesucht. Patrizia<br />

scheint davon nicht so angetan. Was hat<br />

dir <strong>de</strong>nn gefallen an «Ruhestörung»?<br />

B.I.: Yates ist mein Lieblingsautor. Sprachlich<br />

gehört er zu <strong>de</strong>n ganz Grossen. Ich<br />

habe <strong>die</strong> Bücher satt, in <strong>de</strong>nen es immer<br />

um das Innenleben <strong>de</strong>r Figu<strong>ren</strong> geht. Yates<br />

kümmert sich nicht darum, er erzählt einfach<br />

eine Geschichte – und seine Stärke ist<br />

eben, dass er nur durch reines Erzählen das<br />

Innenleben übermitteln kann. Das ist genau<br />

das, was mich an ihm fasziniert: Ohne<br />

viele Worte kann er aufzeigen, wie sich <strong>die</strong>se<br />

Menschen fühlen.<br />

P.M: Ich mag es auch, wenn in einem Buch<br />

nicht zu viel gere<strong>de</strong>t wird, wenn man allein<br />

durch <strong>die</strong> Handlung erkennt, was in <strong>de</strong>n<br />

Personen vorgeht. Doch hier habe ich <strong>die</strong><br />

Erzählweise flach gefun<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> Dinge erklä<strong>ren</strong><br />

sich nicht von selbst. Mir hat eine<br />

Ebene gefehlt.<br />

B.I.: Bei Yates steht sehr viel zwischen <strong>de</strong>n<br />

Zeilen. Ich kenne keinen Autor, <strong>de</strong>r das<br />

Abgründige so gut erfasst wie er. Faszinie<strong>ren</strong>d<br />

fin<strong>de</strong> ich, was zurück bleibt, wenn<br />

man Yates gelesen hat: Es beschäftigt einen<br />

wirklich. Und das geht ja nicht nur mir<br />

so. Ich habe <strong>die</strong>ses Buch schon fünf Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n empfohlen, <strong>die</strong> Yates<br />

zuvor nicht kannten – und sie alle wa<strong>ren</strong><br />

begeistert.<br />

books: Warum ist das Buch eigentlich erst<br />

jetzt auf Deutsch erhältlich? Geschrieben<br />

wur<strong>de</strong> es ja bereits 1975 ...<br />

B.I.: Es spielt in <strong>de</strong>n 1960er-Jah<strong>ren</strong>, und<br />

das interessierte <strong>die</strong> Menschen damals<br />

wohl nicht beson<strong>de</strong>rs – daher war das<br />

Buch auch nicht erfolgreich. Spätestens seit<br />

<strong>de</strong>r Verfilmung seines Romans «Zeiten <strong>de</strong>s<br />

Aufruhrs» ist das Interesse an Richard Yates<br />

aber riesig.


Patrizia Melaugh (rechts), 58, lebt in Schaffhausen und arbeitet in <strong>de</strong>r Abteilung Belletristik <strong>de</strong>r Filiale<br />

Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus <strong>de</strong>m englischen Sprachraum. Ihre zwei Kin<strong>de</strong>r sind bereits<br />

erwachsen.<br />

books: Für wen eignet sich «Ruhestörung»?<br />

B.I.: Für alle literarisch Interessierten. Ich<br />

empfehle Yates, wenn jemand ein Buch<br />

mit guter Sprache sucht und auch einen<br />

etwas düstere<strong>ren</strong> Text mag. Bis jetzt habe<br />

ich noch nie eine negative Rückmeldung<br />

erhalten.<br />

P.M.: Wenn <strong>die</strong> Begeisterung so gross ist,<br />

muss mir wohl etwas verborgen geblieben<br />

sein. Dieses Buch hilft mir je<strong>de</strong>nfalls nicht,<br />

<strong>die</strong> Menschheit besser zu verstehen. Ich erfahre<br />

nichts Neues.<br />

B.I.: Aber Yates beschreibt <strong>die</strong> grauenhafte<br />

Situation, in <strong>de</strong>r ein Mensch stecken kann,<br />

<strong>doch</strong> so eindrücklich!<br />

P.M.: Mich hat einfach irritiert, dass sich<br />

<strong>die</strong>se Hauptfigur so wenig Gedanken<br />

macht.<br />

books: Es ist anzunehmen, dass dir «Brooklyn»<br />

<strong>de</strong>s I<strong>ren</strong> Colm Tóibín besser gefallen<br />

hat – du hast <strong>die</strong>ses Buch für unsere Run<strong>de</strong><br />

empfohlen.<br />

P.M.: Tatsächlich: «Brooklyn» fin<strong>de</strong> ich eines<br />

<strong>de</strong>r besten Bücher <strong>de</strong>r letzten Jahre. Es<br />

spielt im Irland <strong>de</strong>r 1950er-Jahre. Die junge<br />

Eilis, <strong>die</strong> mit ihrer Mutter und ihrer älte<strong>ren</strong><br />

Schwester zusammenlebt, fin<strong>de</strong>t daheim<br />

keine Arbeit. Ein Pfarrer, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n USA<br />

tätig ist, kommt auf Besuch und meint, in<br />

Amerika wür<strong>de</strong> Eilis sofort angestellt. Die<br />

Schwester und <strong>de</strong>r Pfarrer leiten darauf<br />

alles in <strong>die</strong> Wege, damit Eilis in <strong>die</strong> USA<br />

gehen kann – ob sie auch gehen will, wird<br />

nicht gefragt. Eilis lan<strong>de</strong>t in Brooklyn und<br />

fin<strong>de</strong>t eine Anstellung in einem Wa<strong>ren</strong>haus,<br />

hat aber starkes Heimweh. Der Pfarrer rät<br />

ihr, einen Abendkurs in Buchhaltung zu<br />

machen, damit sich ihre Berufschancen<br />

verbessern und sie nicht ständig allein daheim<br />

sitzt. Tatsächlich gewöhnt sich Eilis<br />

allmählich ans Leben in New York. Dann<br />

lernt sie einen jungen Mann kennen. Ihrer<br />

Gefühle ihm gegenüber ist sie sich allerdings<br />

nicht so sicher. Liebt sie ihn? Aus<br />

familiä<strong>ren</strong> Grün<strong>de</strong>n muss sie wie<strong>de</strong>r nach<br />

Irland zurückkeh<strong>ren</strong>. Eilis ist eine anständige<br />

junge Frau, <strong>die</strong> alles richtig machen<br />

möchte. Sie hört nicht auf sich selbst und<br />

beugt sich ständig äusserem Druck – das<br />

hat natürlich viel mit <strong>de</strong>r Zeit zu tun, in<br />

<strong>de</strong>r sie lebt.<br />

books: Mehr über <strong>die</strong> Handlung sollten wir<br />

nicht verraten. Wie fan<strong>de</strong>st du <strong>de</strong>nn <strong>die</strong>ses<br />

Buch, Barbara?<br />

B.I.: Mir war es etwas zu absehbar. Man<br />

kann <strong>die</strong>ses Buch sicher vielen empfehlen,<br />

es bietet gute Unterhaltung, man kann es<br />

regelrecht verschlingen – aber mir steckt<br />

am En<strong>de</strong> einfach zu wenig drin. Ich habe<br />

immer auf etwas gewartet, das nie kam.<br />

P.M.: Für mich war es viel mehr als nur Unterhaltung,<br />

es wirft zum Beispiel <strong>die</strong> Frage<br />

auf, wie wichtige Entscheidungen im Leben<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n. Es hat mich überrascht,<br />

dass sich ein männlicher Autor so gut in<br />

eine junge Frau in <strong>de</strong>n 1950er-Jah<strong>ren</strong> ein-<br />

Ruhestörung<br />

Richard Yates<br />

315 Seiten<br />

CHF 34.90<br />

Dva<br />

Brooklyn<br />

Colm Tóibín<br />

304 Seiten<br />

CHF 33.90<br />

Hanser<br />

Sommerlügen<br />

Bernhard Schlink<br />

288 Seiten<br />

CHF 32.90<br />

Diogenes<br />

Kaffeepause<br />

fühlen kann. Alles ist sehr subtil beschrieben:<br />

Wie Eilis nach Brooklyn kommt, sich<br />

fremd fühlt, nicht weiss, zu welcher Gruppe<br />

sie gehört. O<strong>de</strong>r <strong>die</strong> inne<strong>ren</strong> Konflikte,<br />

<strong>die</strong> sie wegen <strong>de</strong>s jungen Mannes durchlebt:<br />

Er ist ihr sympathisch, aber sie weiss<br />

nicht, ob das genug ist für ein gemeinsames<br />

Leben. Mir gefiel natürlich auch das Irische<br />

an <strong>die</strong>sem Roman, weil ich das kenne. Ja,<br />

für mich ist «Brooklyn» eines <strong>die</strong>ser ganz<br />

kostba<strong>ren</strong> Bücher, <strong>die</strong> für immer in meinem<br />

Büchergestell bleiben dürfen.<br />

books: Hat <strong>die</strong>se Begeisterung vielleicht<br />

auch damit zu tun, dass es dir leicht fällt,<br />

dich mit Eilis zu i<strong>de</strong>ntifizie<strong>ren</strong> – leichter als<br />

mit John Wil<strong>de</strong>r?<br />

P.M.: Vielleicht schon, ich kann mir <strong>die</strong>se<br />

Frau sehr gut vorstellen.<br />

B.I.: Das ist mir ähnlich ergangen. Trotz<strong>de</strong>m<br />

war ich nicht so begeistert. Ich bin<br />

aber sicher, dass <strong>die</strong>ses Buch gut ankommen<br />

wird – solche Frauenschicksale interessie<strong>ren</strong><br />

viele Leute.<br />

books: Als drittes Buch für unser heutige<br />

Kaffeepause haben wir «Sommerlügen»<br />

von Bernhard Schlink gewählt – eine<br />

Sammlung von Erzählungen<br />

P.M.: Auch <strong>die</strong>ses Buch hat mir sehr gut gefallen.<br />

Der Band enthält sieben Erzählungen,<br />

in <strong>de</strong>nen es eigentlich immer um zwischenmenschliche<br />

Beziehungen geht: um<br />

<strong>die</strong> Beziehung eines Paars, zwischen Sohn<br />

books – September 2010 – 39


Kaffeepause<br />

Barbara Imbo<strong>de</strong>n, 25,lebt in Luzern und arbeitet in <strong>de</strong>r Abteilung Belletristik <strong>de</strong>r Filiale Bellevue. Sie<br />

liest selber viel Belletristik, Krimis und Bücher über <strong>de</strong>n Zweiten Weltkrieg.<br />

und Vater, zwischen einer Mutter und ih<strong>ren</strong><br />

Kin<strong>de</strong>rn. Alle <strong>die</strong>se Beziehungen kamen<br />

mir vor wie ein Tanz, bei <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Partner<br />

leicht aus <strong>de</strong>m Gleichschritt geraten sind.<br />

Als ich das Buch zu lesen begann, fand ich<br />

sofort: Das ist toll! Erzählungen mag ich<br />

eigentlich sonst nicht so sehr, sie haben<br />

immer etwas Flüchtiges, oft kann ich mich<br />

schon bald nicht mehr an <strong>die</strong> einzelnen Geschichten<br />

erinnern.<br />

B.I.: Die Qualität <strong>de</strong>r Geschichten ist allerdings<br />

recht unterschiedlich. Die ersten<br />

bei<strong>de</strong>n Geschichten fand ich ausgezeichnet,<br />

später musste ich mich auch einmal durchkämpfen.<br />

Ich war schon vom letzten Buch<br />

von Bernhard Schlink, <strong>de</strong>r zuvor mit «Der<br />

40 – books – September 2010<br />

ihnen <strong>de</strong>n<br />

weltbesten<br />

kaffee<br />

zu servie<strong>ren</strong> ist unsere lei<strong>de</strong>nschaft<br />

seit<br />

1971<br />

Eine Empfehlung <strong>de</strong>r Starbucks Coffeehouses in <strong>de</strong>n<br />

Orell Füssli Buchhandlungen im Westsi<strong>de</strong> (Bern),<br />

im Kramhof und am Sta<strong>de</strong>lhofen (Zürich).<br />

Vorleser» einen riesigen Hit gelan<strong>de</strong>t hatte,<br />

etwas enttäuscht – auch das war mir zu<br />

langatmig.<br />

P.M.: Mir gefällt «Sommerlügen», weil ich<br />

Geschichten mag, <strong>die</strong> sich mit <strong>de</strong>r Frage<br />

beschäftigen: Warum han<strong>de</strong>ln Menschen<br />

auf <strong>die</strong>se Weise? Ich will verstehen, warum<br />

Menschen etwas auf eine bestimmte Art<br />

tun. Das, was mir bei «Ruhestörung» gefehlt<br />

hat, bekomme ich hier. Die erste Geschichte<br />

...<br />

B.I.: ... <strong>die</strong> ist wirklich super ...<br />

P.M.: ... han<strong>de</strong>lt von einem Mann, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n Ferien eine Frau kennen lernt. Sofort<br />

entwickelt sich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n eine<br />

nahe Beziehung – so schnell, dass sich <strong>de</strong>r<br />

Mann gar nicht richtig überlegen kann, ob<br />

er sein bisheriges Leben wirklich aufgeben<br />

will. Der innere Zwiespalt ist sehr gut beschrieben.<br />

books: Warum legt Schlink einen Erzählband<br />

vor – und keinen Roman? Fehlt ihm<br />

<strong>die</strong> I<strong>de</strong>e für eine ganz grosse Geschichte?<br />

B.I.: Das müsste man ihn natürlich selber<br />

fragen, aber ich hatte eher <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

dass er zu viele I<strong>de</strong>en hat. Einige Geschichten<br />

hätten sich leicht zu einem Roman ausbauen<br />

lassen. Erzählungen lassen sich zwar<br />

etwas schwerer verkaufen als Romane,<br />

aber eigentlich ist das eine tolle Form: Man<br />

kann das Buch auch einmal weglegen – und<br />

dann wie<strong>de</strong>r hervor nehmen, um <strong>die</strong> nächste<br />

Geschichte zu lesen.<br />

books: Wem wür<strong>de</strong>t ihr <strong>die</strong>ses Buch empfehlen?<br />

B.I.: Man muss es wohl kaum empfehlen –<br />

ein neuer Schlink verkauft sich von allein!<br />

P.M.: Ich wür<strong>de</strong> es jeman<strong>de</strong>m anbieten, <strong>de</strong>r<br />

gute Erzählungen sucht.<br />

B.I.: Auf je<strong>de</strong>n Fall. O<strong>de</strong>r wenn jemand ein<br />

Geschenk braucht. Mit <strong>die</strong>sem Buch kann<br />

man nichts falsch machen!<br />

Caramel<br />

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hausgemacht mit unserem<br />

100% Fairtra<strong>de</strong> zertifizierten<br />

Espresso Roast.<br />

© 2010 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.


Der Sinn <strong>de</strong>s Gebens<br />

Stefan Klein<br />

Den Egoisten gehört <strong>die</strong> Welt? Von wegen! Neueste wissenschaftliche<br />

Befun<strong>de</strong> beweisen das Gegenteil. Bestsellerautor Stefan Klein zieht<br />

einen faszinie<strong>ren</strong><strong>de</strong>n Querschnitt durch <strong>die</strong> aktuellen Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Hirnforschung und <strong>de</strong>r Genetik, <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften und <strong>de</strong>r<br />

Sozialpsychologie. Er stellt dar, warum<br />

menschliches Miteinan<strong>de</strong>r und das<br />

Wohlergehen an<strong>de</strong>rer zu unse<strong>ren</strong> tiefsten<br />

Bedürfnissen gehö<strong>ren</strong>. Und er zeigt<br />

ebenso anschaulich wie fun<strong>die</strong>rt, warum<br />

selbstlose Menschen zufrie<strong>de</strong>ner,<br />

erfolgreicher und gesün<strong>de</strong>r sind - und<br />

sogar länger leben! Ein Buch, das unser<br />

Denken und Han<strong>de</strong>ln grundsätzlich verän<strong>de</strong>rn<br />

wird.<br />

336 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

S. Fischer<br />

ISBN 978-3-10-039614-3<br />

Die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt<br />

Roger Willemsen<br />

Auf fünf Erdteilen war Roger Willemsen unterwegs, um seine ganz persönlichen<br />

En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt zu fin<strong>de</strong>n. Manchmal wa<strong>ren</strong> es <strong>die</strong> großen geographischen:<br />

das Kap von Südafrika, Patagonien, <strong>de</strong>r Himalaja, <strong>die</strong> Südseeinseln<br />

von Tonga, <strong>de</strong>r Nordpol. Manchmal wa<strong>ren</strong> es aber auch ganz<br />

einzigartige, individuelle Endpunkte:<br />

eine Bahnstation in Birma, ein Bett in<br />

Minsk, ein Fresko <strong>de</strong>s Jüngsten Gerichts<br />

in Orvieto, eine Behör<strong>de</strong> im kriegszerrütteten<br />

Kongo. Immer aber geht es in<br />

<strong>die</strong>sen grandiosen literarischen Reisebil<strong>de</strong>rn<br />

auch um ein En<strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>rem<br />

Sinn: um ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Liebe und <strong>de</strong>s<br />

Begeh<strong>ren</strong>s, <strong>de</strong>r Illusionen, <strong>de</strong>r Ordnung<br />

und Verständigung. Um das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Lebens – und um <strong>de</strong>n Neubeginn.<br />

544 Seiten<br />

CHF 35.90<br />

S. Fischer<br />

ISBN 978-3-10-092104-8<br />

Buchtipps<br />

Die einfachen Dinge. Worauf<br />

es im Leben ankommt<br />

Judith Giovannelli-Blocher<br />

Soziale Verantwortung, Rücksicht, Fairness, Mitleid, Solidarität – alle<br />

<strong>die</strong>se grundlegen<strong>de</strong>n Werte scheinen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Gesellschaft mehr<br />

und mehr abhan<strong>de</strong>n zu kommen. Judith Giovannelli-Blocher zeigt, wie<br />

<strong>die</strong> eigene Lebenserfahrung dabei helfen<br />

kann, gegenüber <strong>die</strong>ser sozial erkalten<strong>de</strong>n<br />

Welt Zuversicht und Gelassenheit<br />

zu entwickeln. Trotz aller Zumutungen,<br />

<strong>die</strong> tagtäglich auf einen einprasseln.<br />

In einfachen, verständlichen Geschichten<br />

erzählt sie von Freundschaft<br />

und Familiensinn, von Verantwortung<br />

und <strong>de</strong>r Fähigkeit, das Leben in <strong>die</strong> eigenen<br />

Hän<strong>de</strong> zu nehmen. Aber sie han<strong>de</strong>ln<br />

auch von <strong>de</strong>r Verunsicherung, <strong>die</strong><br />

wir alle bei <strong>de</strong>r Begegnung mit Frem<strong>de</strong>n<br />

verspü<strong>ren</strong>.<br />

Ein Ratgeber, <strong>de</strong>r Mut macht.<br />

176 Seiten<br />

CHF 27.90<br />

Nagel & Kimche Verlag<br />

ISBN 978-3-312-00459-1<br />

Cantinetta Antinori –<br />

Zu Tisch in <strong>de</strong>r Toskana<br />

Allegra Antinori, Herbert Lehmann, Carmen Wieser<br />

Die Toskana ist ein Para<strong>die</strong>s für Feinschmecker. Seit 26 Generationen<br />

bauen <strong>die</strong> Marchesi Antinori hier ihre weltberühmten Weine an. Der<br />

Stammsitz <strong>de</strong>r Familie, ein malerischer Renaissance-Palazzo im Herzen<br />

von Flo<strong>ren</strong>z, beherbergt auch <strong>die</strong><br />

berühmte Cantinetta Antinori. Dort können<br />

Gäste aus aller Welt <strong>die</strong> authentische<br />

Küche <strong>de</strong>r Toskana erleben; sie ist<br />

einfach und unverfälscht, kommt ohne<br />

schwere Saucen o<strong>de</strong>r übertriebene<br />

Gewürze aus und lässt <strong>de</strong>n Eigengeschmack<br />

<strong>de</strong>r Zutaten optimal zur Geltung<br />

kommen. Das vorliegen<strong>de</strong> Buch<br />

verrät <strong>die</strong> besten Rezepte, saisonal<br />

ausgewählt und lustvoll präsentiert. Natürlich<br />

dürfen <strong>die</strong> passen<strong>de</strong>n Weintipps<br />

nicht fehlen. Buon appetito!<br />

208 Seiten<br />

CHF 52.00<br />

Brandstätter<br />

ISBN 978-3-85033-451-8<br />

books – September 2010 – 41


Kochbücher<br />

Den Sommer verlängern<br />

Der Sommer ist vorbei – und damit<br />

auch <strong>die</strong> Ferienzeit. Kulinarisch kann<br />

man sich aber <strong>die</strong> Sommer- und Feriengefühle<br />

erhalten.<br />

Text: Benjamin Gygax<br />

Die Koffer sind wie<strong>de</strong>r im Estrich verstaut,<br />

<strong>die</strong> Pullover liegen im Schrank jetzt etwas<br />

weiter vorn und <strong>die</strong> Sonnenbrille gehört<br />

nicht mehr zur täglichen Ausstattung.<br />

Wer sich <strong>die</strong> unbeschwerte Sommerlaune<br />

und seine Ferienerinnerungen erhalten<br />

will, kann von Zeit zu Zeit Musik aus <strong>de</strong>r<br />

Reise<strong>de</strong>stination auflegen – o<strong>de</strong>r zu einem<br />

Kochbuch mit Rezepten aus fernen Län<strong>de</strong>rn<br />

greifen. Einige Neuerscheinungen sind<br />

ganz beson<strong>de</strong>rs dazu geeignet, Feriengefühle<br />

zu erhalten. Sie füh<strong>ren</strong> kreuz und quer<br />

durch Asien und seine vielseitige Küche<br />

– zum Beispiel «Currys, Currys, Currys»<br />

von Madhur Jaffrey. Die Kochbuchautorin<br />

und Schauspielerin gilt als Gran<strong>de</strong><br />

Dame <strong>de</strong>r indischen Küche. Sie hat 225<br />

gut nachzukochen<strong>de</strong> Rezepte für Currys<br />

zusammengestellt, <strong>die</strong>smal aber nicht ausschliesslich<br />

aus In<strong>die</strong>n, son<strong>de</strong>rn aus In<strong>die</strong>n,<br />

Indonesien, Thailand, Japan, Vietnam,<br />

Pakistan und sogar aus Südafrika, Kenia<br />

und Trinidad. Das Buch zeigt eindrücklich,<br />

wie vielseitig Currys sind – und wie beliebt<br />

rund um <strong>de</strong>n Globus.<br />

Ebenfalls in ganz Asien mag man Nu<strong>de</strong>lgerichte.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n zum Frühstück, zu Mittag<br />

und Abend gegessen o<strong>de</strong>r als kleiner Snack<br />

vor <strong>de</strong>m Schlafengehen. Der Autor von<br />

«Noodles» heisst Vatcharin Bhumichitr,<br />

lebt seit über 30 Jah<strong>ren</strong> in England und<br />

hat sich als Koch und Autor über <strong>die</strong> thailändische<br />

Küche einen klingen<strong>de</strong>n Namen<br />

geschaffen. Bhumichitr präsentiert 100 Rezepte,<br />

<strong>die</strong> ihm beson<strong>de</strong>rs gefallen: Eier- und<br />

Reisnu<strong>de</strong>ln, chinesische Wan Tan, Soba-<br />

und Udon-Nu<strong>de</strong>ln aus Japan, koreanische<br />

Süsskartoffelnu<strong>de</strong>ln und thailändische Vermicelli<br />

aus Reismehl.<br />

42 – books – September 2010<br />

Drei weitere Bücher sind jeweils einen<br />

Land und seiner Küche gewidmet. Der Autor<br />

und Fotograf Thomas Ruhl reiste wäh<strong>ren</strong>d<br />

vieler Jahre durch China. Der Name<br />

seines Buchs «Chinatown» bezeichnet <strong>die</strong><br />

quirligen chinesischen Viertel in allen Städten<br />

<strong>de</strong>r Welt. Sie sind bunt, laut und voller<br />

exotischer Düfte und Genüsse. Das Kochbuch<br />

ist wun<strong>de</strong>rschön produziert, stellt typische<br />

chinesische Produkte vor und geht<br />

<strong>de</strong>r Frage nach, wie sich asiatische und<br />

europäische Küche gegenseitig beeinflussthaben.<br />

Wer immer dachte, chinesisch zu kochen sei<br />

kompliziert, kann sich jetzt vom alltagstauglichen<br />

Kochbuch <strong>de</strong>r Chinesin Ching-<br />

He Huang umstimmen lassen. In «Chinesisch<br />

kochen ganz easy» präsentiert<br />

sie 97 Rezepte, <strong>die</strong> auch Anfängern sicher<br />

gelingen. Ein Einführungskapitel in <strong>die</strong> chinesischen<br />

Kochtechniken und ein ausführliches<br />

Glossar helfen zusätzlich. Huangs<br />

frische, leichte und blitzschnelle chinesische<br />

Alltagsküche reicht von Klassikern<br />

wie Schweinefleisch süss-sauer o<strong>de</strong>r Poulet<br />

mit Cashewnüssen bis hin zu neuen Kreationen<br />

wie scharfes Pfefferhuhn o<strong>de</strong>r Rindfleisch<br />

nach Chongqing-Art. Die Rezepte<br />

wer<strong>de</strong>n mit 165 Fotos illustriert.<br />

«Wer immer dachte,<br />

chinesisch zu kochen<br />

sei kompliziert, kann<br />

sich jetzt umstimmen<br />

lassen.»<br />

Das letzte Buch, das wir Ihnen hier empfehlen,<br />

führt nach Japan. Zwar sind Sushi bei<br />

uns inzwischen sehr beliebt und beinahe an<br />

je<strong>de</strong>m Wurststand zu haben, aber damit ist<br />

<strong>die</strong> japanische Küche längst nicht ausgereizt.<br />

Der Schweizer Fotograf Sylvan Mül-<br />

ler machte sich auf eine Ent<strong>de</strong>ckungsreise<br />

durch <strong>die</strong> Küchen Japans. Seine wichtigsten<br />

Begleiter: kleine Zettelchen mit phonetisch<br />

geschriebenen Fragen. «Was ist es, was ich<br />

da esse?», «Kann ich mit <strong>de</strong>m Koch sprechen?»<br />

o<strong>de</strong>r «Wie wird <strong>die</strong>ses Gericht zubereitet?».<br />

So ausgerüstet trat Müller seine<br />

Odyssee durch <strong>die</strong> japanische Gastronomie<br />

an, ohne Route, Restaurantauswahl o<strong>de</strong>r<br />

Köche vorher festzulegen. In seinem Buch<br />

«Japan – Kochreisefotobuch» erzählt er<br />

mit über 300 wun<strong>de</strong>rschönen Fotografien<br />

und vielen Rezepten von seiner Reise.<br />

Currys, Currys, Currys<br />

Madhur Jaffrey<br />

352 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Christian<br />

Noodles<br />

Vacharin Bhumichitr<br />

176 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Styria<br />

Chinatown<br />

Thomas Ruhl<br />

309 Seiten<br />

CHF 102.–<br />

Fackelträger/Port Culinaire<br />

Chinesisch kochen ganz easy<br />

Ching-He Huang<br />

240 Seiten<br />

CHF 37.90<br />

Dorling Kin<strong>de</strong>rsley<br />

Japan Kochreisefotobuch<br />

Sylvan Müller<br />

240 Seiten<br />

CHF 70.–<br />

AT


yaki<br />

Fleischbällchen vom Huhn<br />

(Rezept aus: «Japan – Kochreisefotobuch» von Sylvan Müller)<br />

Für 8 Stück:<br />

200 g gehacktes Pouletfleisch vom Oberschenkel<br />

½ TL Salz<br />

3 EL Lauch, fein gehackt<br />

2 EL Ingwer, fein gehackt<br />

2 TL Sake<br />

1 kleines Ei<br />

Pfeffer<br />

1 TL helle Sojasauce<br />

1 EL Mais- o<strong>de</strong>r Kartoffelstärke<br />

1 EL Sesamöl<br />

2 EL Sake<br />

2 EL Mirin<br />

3 EL gehackte Minze<br />

grob gemahlener Pfeffer<br />

Vermengen Sie in einer Schüssel das Pouletfleisch<br />

mit <strong>de</strong>m Salz, <strong>de</strong>m Lauch, <strong>de</strong>m Ingwer<br />

und <strong>de</strong>m Sake.<br />

Berrüh<strong>ren</strong> Sie das Ei mit etwas Pfeffer und <strong>de</strong>r<br />

Sojasauce und geben Sie es zur Fleisch mischung.<br />

Mischen Sie <strong>die</strong> Stärke unter und<br />

kneten Sie alles gut durch.<br />

Nun formen Sie <strong>die</strong> Fleischmischung zu acht<br />

Bällchen. Braten Sie <strong>die</strong>se in etwas Sesamöl<br />

von allen Seiten gut an.<br />

In einer zweiten Pfanne erhitzen Sie nun<br />

Sake, Mirin und <strong>die</strong> Sojasauce und begiessen<br />

<strong>die</strong> Fleischbällchen damit. Drehen Sie <strong>die</strong><br />

Fleischbällchen kurz in <strong>de</strong>r Sauce und lassen<br />

Sie <strong>die</strong>se ein wenig eindicken.<br />

Servie<strong>ren</strong> Sie <strong>die</strong> Fleischbällchen garniert mit<br />

gehackter Minze und grob gemahlenem Pfeffer.<br />

Sachiko garniert <strong>die</strong> Klösschen mit Kinomeblättern.<br />

Das sind <strong>die</strong> hellgrünen Blättchen<br />

einer Rautenart, <strong>de</strong><strong>ren</strong> Früchte man zum Szechuanpfeffer<br />

verarbeitet. Kinomeblätter sind<br />

in Japan sehr beliebt, schmecken pfeffrig und<br />

ein wenig nach Minze sowie Zitrone. Frisch gehackte<br />

Pfefferminze und ein wenig grob gemahlener<br />

schwarzer Pfeffer sind ein guter<br />

Ersatz.<br />

12.7.2010 11:56:49 Uhr<br />

»Unabhängig<br />

von Ort und Zeit –<br />

<strong>die</strong>ser Roman packt<br />

einen einfach überall.<br />

Ein Buch wie Kino,<br />

reingehen, hinsetzen und<br />

mittendrin sein.«<br />

Christine Westermann,<br />

WDR 2<br />

432 Seiten, gebun<strong>de</strong>n<br />

mit Schutzumschlag und Lesebändchen,<br />

CHF 31,90; ISBN 978-3-86648-131-2<br />

www.rubinrotesherz.<strong>de</strong>; www.mare.<strong>de</strong><br />

mare<br />

books – September 2010 – 43


DVD<br />

1<br />

5<br />

44 – books – September Mai 2010<br />

2010<br />

2<br />

6<br />

3<br />

7<br />

4<br />

8


Prince of Persia<br />

Fantasy<br />

Verfilmung <strong>de</strong>s erfolgreichen<br />

Computerspiels: Im Persien <strong>de</strong>s 6.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts erwachen Legen<strong>de</strong>n<br />

zum Leben. Die Vorsehung führt<br />

Prinz Dastan und Prinzessin Tamina<br />

zusammen. Sie kämpfen gemeinsam<br />

gegen das Böse. Ein sagenumwobener<br />

Dolch, <strong>de</strong>r Dastan<br />

in <strong>die</strong> Hän<strong>de</strong> fällt, könnte alle Wünsche<br />

erfüllen – <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Besitzer<br />

<strong>de</strong>r Waffe kann <strong>de</strong>n magischen<br />

Sand <strong>de</strong>r Zeit freisetzen, <strong>die</strong> Zeit<br />

zurückdrehen und <strong>die</strong> Welt beherrschen.<br />

Natürlich wollen auch<br />

dunkle Mächte <strong>die</strong> Waffe haben ...<br />

CHF 33.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 8717418276577<br />

Blu-Ray: 8717418276584<br />

Nine<br />

Drama<br />

Der italienische Filmregisseur Guido<br />

Contini (Daniel Day-Lewis) steckt in<br />

einer Midlife-Krise. Seine Nerven<br />

lei<strong>de</strong>n ebenso wie seine Kreativität,<br />

und das Geflecht aus Affä<strong>ren</strong>,<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft und Streitereien mit<br />

<strong>de</strong>n Frauen seines Leben wird immer<br />

undurchdringlicher. So steht<br />

er bald zwischen seiner Ehefrau,<br />

seiner Geliebten (Penélope Cruz),<br />

einer Mo<strong>de</strong>journalistin, einer Muse<br />

(Nicole Kidman) und seiner toten<br />

Mutter (Sophia Lo<strong>ren</strong>). Musical frei<br />

nach Fellinis «Otto e mezzo».<br />

CHF 31.90<br />

Ab 6 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 7613059303775<br />

Blu-Ray: 7613059305403<br />

Lila, Lila<br />

Komö<strong>die</strong><br />

Der Erfolgsroman «Lila, Lila» von<br />

David Kern stürmt <strong>die</strong> Bestsellerlisten.<br />

Der unscheinbare Kellner<br />

ist aber gar nicht <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>s<br />

Buchs; er hat das Manuskript im<br />

Nachttisch eines Trödlers gefun<strong>de</strong>n.<br />

Da David aber <strong>die</strong> schöne<br />

Marie für sich erobern will, gibt<br />

er <strong>de</strong>n Text kurzerhand als seinen<br />

eigenen aus. Die bei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

tatsächlich ein Paar, <strong>doch</strong> bei einer<br />

Autogrammstun<strong>de</strong> taucht <strong>de</strong>r<br />

wahre Autor <strong>de</strong>s Buchs auf ... Verfilmung<br />

<strong>de</strong>s Bestsellers von Martin<br />

Suter.<br />

CHF 29.90<br />

Ab 6 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 5051890015808<br />

Blu-Ray: 5051890017086<br />

Der letzte<br />

Weynfeldt<br />

CHF 33.90<br />

Keine Altersbeschränkung<br />

EAN 7611719445100<br />

A Serious Man<br />

Komö<strong>die</strong><br />

In meinem<br />

Himmel<br />

CHF 28.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 4047553500720<br />

Blu-Ray: 4047553250083<br />

Zweiohrküken<br />

Komö<strong>die</strong><br />

1 2 3 4<br />

Der<br />

Ghostwriter<br />

Drama<br />

Drama<br />

5 6 7 Musikfilm<br />

8<br />

Adrian Weynfeldt hat mit <strong>de</strong>r Liebe<br />

abgeschlossen. Eines Abends<br />

je<strong>doch</strong> bringt ihn eine junge Frau<br />

dazu, sie mit zu sich nach Hause<br />

zu nehmen. Am nächsten Morgen<br />

fin<strong>de</strong>t Weynfeldt sie an <strong>de</strong>r Balkonbrüstung<br />

– und kann sie gera<strong>de</strong><br />

noch vom Sprung abhalten. Von<br />

nun an macht <strong>die</strong> Frau Adrian für ihr<br />

Leben verantwortlich und nötigt ihn<br />

immer wie<strong>de</strong>r, sie aus Schwierigkeiten<br />

zu befreien. Weynfeldts Leben<br />

gerät langsam aus <strong>de</strong>n Fugen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Buch von Martin Suter.<br />

Eigentlich lebt Larry Gopnik ein beschauliches<br />

Leben in einer kleinen<br />

jüdischen Gemein<strong>de</strong> im Mittle<strong>ren</strong><br />

Westen <strong>de</strong>r USA. Aber plötzlich<br />

fällt seine ganze Existenz aus <strong>de</strong>m<br />

gewohnten Rahmen: Seine Frau<br />

verlangt <strong>die</strong> Scheidung, sein Sohn<br />

schwänzt <strong>die</strong> Schule, seine Tochter<br />

bestiehlt ihn, sein psychisch labiler<br />

Bru<strong>de</strong>r nistet sich bei ihm ein,<br />

und seine Karriere gerät ins Tru<strong>de</strong>ln.<br />

Also beschliesst Larry, Hilfe<br />

bei einem Rabbi zu suchen. Rabenschwarze<br />

Komö<strong>die</strong> <strong>de</strong>r Coen-<br />

Brü<strong>de</strong>r.<br />

CHF 27.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 0886974461593<br />

Blu-Ray: 886976870997<br />

Als Susie Salmon ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>,<br />

hatte sie ihr ganzes Leben noch<br />

vor sich – <strong>de</strong>nn sie war erst 14<br />

Jahre alt. Jetzt existiert sie in einer<br />

seltsamen, wun<strong>de</strong>rvollen Zwischenwelt.<br />

Von dort aus versucht<br />

sie, ihrem Vater bei <strong>de</strong>r Suche<br />

nach ihrem Mör<strong>de</strong>r zu helfen und<br />

ihre Familie zu schützen. Nur dann<br />

kann sie für immer gehen. Ein ergreifen<strong>de</strong>r,<br />

hoffnungsvoller Film<br />

über <strong>die</strong> versöhnen<strong>de</strong> Kraft <strong>de</strong>r<br />

Liebe, von Oscar-Preisträger Peter<br />

Jackson mit viel Fingerspitzengefühl<br />

umgesetzt.<br />

Ludo (Til Schweiger) und Anna<br />

(Nora Tschirner) aus «Keinohrhasen»<br />

sind wie<strong>de</strong>r da! Nach zwei<br />

Liebesjah<strong>ren</strong> ist bei ihnen <strong>de</strong>r<br />

graue Alltag eingekehrt. Dann trifft<br />

Ludo eine alte Flamme wie<strong>de</strong>r.<br />

Das weckt in Anna das Feuer <strong>de</strong>r<br />

Eifersucht – zu Recht. Doch Ludo<br />

wehrt sich dagegen, kontrolliert zu<br />

wer<strong>de</strong>n, und verlangt seinen Freiraum.<br />

Als je<strong>doch</strong> plötzlich Annas<br />

Ex-Freund auftaucht, <strong>de</strong>r Frauenversteher<br />

Ralf, gefällt Ludo <strong>de</strong>r<br />

neu gewonnene Freiraum gar nicht<br />

mehr so gut ...<br />

CHF 27.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 5051890013316<br />

Blu-Ray: 5051890013330<br />

Ein namenloser Ghostwriter (Ewan<br />

McGregor) soll <strong>die</strong> Memoi<strong>ren</strong> <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Premierministers Lang<br />

(Pierce Brosnan) schreiben. Ein<br />

gut bezahlter Job, weshalb sich<br />

<strong>de</strong>r «Ghost» auf <strong>de</strong>n Weg zu <strong>de</strong>r<br />

Insel macht, wo Lang mit Frau<br />

und Beratern lebt. Dort fin<strong>de</strong>t er<br />

das Skript seines Vorgängers, <strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r Insel ums Leben gekommen<br />

ist. Und schon bald schwebt<br />

auch <strong>de</strong>r «Ghost» durch seine Ermittlungen<br />

in Lebensgefahr. Roman<br />

Polanskis spannen<strong>de</strong> Verfilmung<br />

<strong>de</strong>s Robert-Harris-Romans<br />

«Ghost».<br />

CHF 29.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 4006680051116<br />

Blu-Ray: 4006680051123<br />

books – September 2010 – 45


Die Frem<strong>de</strong><br />

Drama<br />

Die 25-jährige Umay ist mit ihrem<br />

Sohn Cem aus einem unglücklichen<br />

Eheleben in Istanbul nach<br />

Berlin zu ihrer Familie entflohen.<br />

Blut ist dicker als alle gesellschaftlichen<br />

Zwänge, hofft sie – und irrt<br />

sich. Schon bald merkt sie, dass<br />

<strong>die</strong> Familie <strong>die</strong> traditionellen Konventionen<br />

nicht einfach über Bord<br />

werfen kann und an <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu zerbrechen droht.<br />

Als <strong>die</strong> Familie schliesslich Cem<br />

zu seinem Vater nach Istanbul<br />

zurückschicken will, flieht Umay<br />

erneut.<br />

CHF 33.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 7611719457103<br />

1<br />

46 – books – September 2010<br />

Ein Prophet<br />

Drama<br />

Der arabischstämmige Malik ist<br />

19 Jahre alt, als er zu sechs Jah<strong>ren</strong><br />

Zuchthaus verurteilt wird. Im<br />

Gefängnis ist er auf sich allein gestellt.<br />

Der Anführer einer Gang <strong>de</strong>r<br />

korsischen Mafia, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Knast<br />

kontrolliert, zwingt ihn, sich im<br />

Drogenhan<strong>de</strong>l zu betätigen und einen<br />

ersten Mord zu begehen. Mit<br />

<strong>de</strong>r Zeit steigt Malik in <strong>de</strong>r Gefängnishierarchie<br />

auf und baut seinen<br />

eigenen Drogenring auf. «Ein Prophet»<br />

war 2010 für <strong>de</strong>n Oscar für<br />

<strong>de</strong>n besten fremdsprachigen Film<br />

nominiert.<br />

CHF 29.90<br />

Ab 16 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 7611372641291<br />

Blu-Ray: 7611372740031<br />

Plastic Planet<br />

Dokumentation<br />

Wir sind Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Plastikzeitalters<br />

– aber wussten Sie auch,<br />

dass Sie Plastik im Blut haben?<br />

Regisseur Werner Boote zeigt,<br />

dass Plastik zu einer globalen Bedrohung<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. Mit seiner<br />

Reise von amerikanischen Implantate-Kliniken<br />

über indische Müll<strong>de</strong>ponien<br />

zu verschmutzten Strän<strong>de</strong>n<br />

in Japan stellt er Fragen, <strong>die</strong> uns<br />

alle angehen: Warum än<strong>de</strong>rn wir<br />

unser Konsumverhalten nicht? Warum<br />

reagiert <strong>die</strong> Industrie nicht auf<br />

<strong>die</strong> Gefah<strong>ren</strong>? Wer ist verantwortlich<br />

für <strong>die</strong> Müllberge?<br />

CHF 33.90<br />

Ab 12 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 7611719444103<br />

The Last Giants<br />

Dokumentation<br />

1 2 3 4<br />

2<br />

3<br />

In <strong>de</strong>r Strasse von Gibraltar leben<br />

mehr verschie<strong>de</strong>ne Walarten als irgendwo<br />

sonst auf <strong>die</strong>sem Planeten.<br />

Doch <strong>die</strong> Strasse von Gibraltar<br />

ist auch <strong>die</strong> am meisten befah<strong>ren</strong>e<br />

Wasserstrasse <strong>de</strong>r Welt – das<br />

gefähr<strong>de</strong>t <strong>die</strong> riesigen Säugetiere<br />

existentiell. Die ehemalige Mo<strong>de</strong>schöpferin<br />

Katharina Heyer veranstaltet<br />

Fahrten zur Beobachtung<br />

<strong>de</strong>r Meeressäuger und sammelt<br />

dadurch Geld für <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r<br />

bedrohten Tiere. Ihr Ziel: ein Walhospital.<br />

Beeindrucken<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r<br />

faszinie<strong>ren</strong><strong>de</strong>r Tiere.<br />

CHF 28.90<br />

Ab 6 Jah<strong>ren</strong><br />

EAN 4260181986135<br />

4


«Ein Scheidungsratgeber<br />

– sofort !»<br />

Egal, welche Filiale von Orell Füssli Sie telefonisch kontaktie<strong>ren</strong> möchten: Ihr<br />

Anruf wird immer vom Kun<strong>de</strong>nservicecenter an <strong>de</strong>r Zürcher Dietzingerstrasse<br />

entgegen genommen. Als einziges Unternehmen im Schweizer Buchhan<strong>de</strong>l betreibt<br />

Orell Füssli ein eigenes Callcenter. Es sichert <strong>die</strong> Erreichbarkeit, verkürzt<br />

Wartezeiten – und garantiert erstklassige Beratung<br />

Text und Bil<strong>de</strong>r: Marius Leutenegger<br />

Zeynep Sayin, Leiterin <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nservicecenters<br />

von Orell Füssli: «Wir beantworten<br />

je<strong>de</strong> Woche rund 2500 Anrufe.»<br />

Einst riefen <strong>die</strong> Kun<strong>de</strong>n mit ih<strong>ren</strong> vielfältigen<br />

Anliegen direkt in <strong>die</strong> Filialen von Orell<br />

Füssli an. Dort nahm eine Mitarbeiterin<br />

o<strong>de</strong>r ein Mitarbeiter <strong>de</strong>n Anruf entgegen;<br />

das ging so lange gut, wie <strong>die</strong> Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Anrufe gering blieb. Doch mit <strong>de</strong>r Zeit klingelten<br />

<strong>die</strong> Telefone in <strong>de</strong>n Filialen <strong>de</strong>rart<br />

häufig, dass <strong>die</strong> Wartezeiten für <strong>die</strong> Anrufen<strong>de</strong>n<br />

immer länger wur<strong>de</strong>n. Als erstes<br />

– und bislang einziges – Unternehmen<br />

seiner Branche entschied sich Orell Füssli<br />

schliesslich, unter <strong>de</strong>r Nummer 0848 849<br />

848 ein Callcenter einzurichten und sämtliche<br />

Anrufe an alle Filialen hierher umzuleiten.<br />

Heute arbeiten im Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />

an <strong>de</strong>r Zürcher Dietzingerstrasse<br />

zwölf Frauen und drei Männer. Geleitet<br />

wird das Center seit Sommer 2009 von<br />

Zeynep Sayin. Die muntere Germanistin<br />

rutschte nach ihrem Studium eher zufällig<br />

in <strong>die</strong> Callcenter-Branche. Im Gegensatz zu<br />

ihr absolvierten <strong>die</strong> meisten ihrer Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

eine Lehre im Buchhan<strong>de</strong>l. «Das ist<br />

auch wichtig», sagt Zeynep Sayin. «Wir<br />

wollen einen hochwertigen Kun<strong>de</strong>nservice<br />

anbieten.» Die Callcenter-Fachfrau staunte<br />

bei ihrem Stellenantritt, wie viel Zeit Orell<br />

Füssli <strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong>n für <strong>die</strong> Beratung<br />

einräumt. «Üblicherweise geht es in einem<br />

Callcenter um möglichst schnelle Abfertigung,<br />

um Quantität – bei uns steht aber <strong>die</strong><br />

Beratungsqualität im Vor<strong>de</strong>rgrund.» Ein<br />

durchschnittliches Telefongespräch dauere<br />

bei ihnen rund dreieinhalb Minuten, «und<br />

das ist für ein Callcenter schon sehr, sehr,<br />

sehr, sehr, SEHR lang!»<br />

Bewährter Service – ohne<br />

Wartezeiten<br />

Die Atmosphäre im Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />

ist <strong>de</strong>nn auch vielmehr von Ruhe geprägt<br />

als von jener Hektik, <strong>die</strong> man in einem<br />

Callcenter eigentlich erwarten wür<strong>de</strong>. Die<br />

Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nservicecenters<br />

nehmen sich für alle Anrufen<strong>de</strong>n Zeit: Für<br />

<strong>die</strong> Kundin, <strong>die</strong> ein seltenes Buch über eine<br />

noch seltenere Hun<strong>de</strong>rasse sucht; für <strong>de</strong>n<br />

älte<strong>ren</strong> Herrn, <strong>de</strong>r gestern seinen Stock in<br />

einer Filiale verlor; und für <strong>die</strong> Dame, <strong>die</strong><br />

einfach nicht klar kommt mit <strong>de</strong>m Bestellformular<br />

auf www.books.ch. Schon seit<br />

einiger Zeit am Draht ist jetzt auch jene<br />

Kundin, <strong>die</strong> für ih<strong>ren</strong> Sohn ein Buch über<br />

Weisskopfadler sucht. Die Mitarbeiterin<br />

<strong>de</strong>s Servicecenters macht ihr ein paar Empfehlungen<br />

– und rät ihr letztlich <strong>doch</strong>, in<br />

eine Filiale zu gehen, um sich <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />

Titel anzusehen. Solche Anrufe seien<br />

eher selten, sagt Zeynep Sayin. «Man ruft<br />

bei uns nicht an, um zu stöbern – <strong>die</strong> meisten<br />

wissen genau, was sie wollen.»<br />

Viele Anrufen<strong>de</strong> stammen aus einer Region,<br />

in <strong>de</strong>r Orell Füssli keine Filiale betreibt<br />

– sie möchten aber <strong>de</strong>nnoch nicht auf <strong>de</strong>n<br />

Service von Orell Füssli verzichten. Ein<br />

an<strong>de</strong>res Segment <strong>de</strong>r Anrufen<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>n<br />

ältere Leute, <strong>die</strong> schlecht zu Fuss sind und<br />

auch nicht per Internet bestellen können.<br />

Und dann gibt es noch jene Kundinnen und<br />

Orell Füssli<br />

Kun<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> sich nur kurz darüber informie<strong>ren</strong><br />

wollen, ob ein gewünschtes Buch<br />

in einer bestimmten Filiale vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Dass sie in ein Callcenter anrufen und nicht<br />

direkt in <strong>die</strong> Filiale, wür<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht merken, sagt Zeynep Sayin. «Es<br />

kann allerdings vorkommen, dass jemand<br />

erzählt: ‚Ich habe gestern bei Ihnen <strong>die</strong>ses<br />

rote Buch gesehen, im Regal gleich neben<br />

<strong>de</strong>m Eingang. Kann man es mir zur Seite<br />

legen?’» Man kann – in solchen Fällen<br />

schliessen sich <strong>die</strong> Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Callcenters<br />

umgehend mit <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Filiale kurz.<br />

Offene Leitung für Son<strong>de</strong>rwünsche<br />

Rund 2500 Anrufe nimmt das Callcenter<br />

je<strong>de</strong> Woche entgegen. Im Gegensatz<br />

zur Situation in <strong>de</strong>n Filialen läuft hier zu<br />

Wochenbeginn am meisten; <strong>die</strong> Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n sind am Wochenen<strong>de</strong> in<br />

einer Zeitung auf ein Buch gestossen, das<br />

sie interessiert, o<strong>de</strong>r sie haben ihre Rechnung<br />

kontrolliert und jetzt eine Frage dazu.<br />

Längst nicht immer geht es in <strong>de</strong>n Anrufen<br />

um Buchbestellungen. «Einmal verlangte<br />

ein Herr, wir sollten ihm ein französisches<br />

Sprichwort auf <strong>de</strong>utsch übersetzen!», erinnert<br />

sich Zeynep Sayin. Solche Aufgaben<br />

fallen allerdings nicht in <strong>de</strong>n Aufgabenbereich<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nservicecenters von Orell<br />

Füssli. Die langjährige Mitarbeiterin Romana<br />

Künzler erinnert sich an einen an<strong>de</strong><strong>ren</strong><br />

Fall von Lebenshilfe: «Im Hintergrund<br />

hörte ich eine Frau schreien. Und ein Mann<br />

brüllte ins Telefon, er brauche jetzt sofort<br />

einen Scheidungsratgeber, SOFORT!, und<br />

zwar per Express.» Dem Anliegen wur<strong>de</strong><br />

umgehend entsprochen.<br />

Die Fachfrauen und -männer <strong>de</strong>s Callcenters<br />

nehmen sich viel Zeit für <strong>die</strong> Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n.<br />

books – September 2010 – 47


Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen von Orell Füssli<br />

Lesung von John Irving: «Letzte<br />

Nacht in Twisted River»<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Schauspielhaus<br />

Zürich<br />

Samstag, 18. September 2010, 20 h<br />

Schauspielhaus Zürich Pfauen,<br />

Rämistrasse 34, 8001 Zürich<br />

Enjoy @ The Bookshop<br />

Taste and buy <strong>de</strong>licious British Cheese<br />

Samstag, 18. September 2010, ab 11 h<br />

Samstag, 16. Oktober 2010, ab 11 h<br />

Samstag, 20. November 2010, ab 11 h<br />

Orell Füssli The Bookshop,<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

Insi<strong>de</strong> Orell Füssli Luzern<br />

Neustadt INSIDE: Die Lä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Luzerner Neustadt<br />

haben bis 20 Uhr geöffnet. Auf geführten<br />

Tou<strong>ren</strong> kann man hinter <strong>die</strong> Kulissen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Lä<strong>de</strong>n schauen.<br />

Samstag, 18. September 2010, 16 bis 20 h<br />

Orell Füssli Luzern,<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

Doppellesung von Beat Sterchi<br />

und Pedro Lenz: «Ging, Gang,<br />

Gäng» und «Der Goalie bin ig»<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Kellerbühne<br />

St. Gallen<br />

Montag, 20. September 2010, 19 h<br />

Kellerbühne,<br />

St.Georgen-Str. 3, 9000 St.Gallen<br />

Lesung von Rolf Lappert: «Auf<br />

<strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s letzten Lichts»<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Kaufleuten<br />

Dienstag, 21. September 2010, 20 h<br />

Kaufleuten,<br />

Pelikanplatz 18, 8001 Zürich<br />

Mehr Veranstaltungen und Informationen fin<strong>de</strong>n Sie auf www.books.ch/veranstaltungen<br />

48 – books – September 2010<br />

books – September 2010 – 48<br />

Zirkusluft mit Animator<br />

Stefan Burri<br />

Jongliere mit Bällen und Keulen, balanciern<br />

auf <strong>de</strong>m Rola-Rola<br />

Nur mit Voranmeldung: 0848 849 848,<br />

or<strong>de</strong>rs@books.ch<br />

Mittwoch, 22. September 2010, 15 und 16 h<br />

Orell Füssli Westsi<strong>de</strong>,<br />

Gilberte-<strong>de</strong>-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern<br />

Buchvernissage mit <strong>de</strong>m<br />

Winterthurer Therapeuten<br />

Hanspeter Ruch: «Burnout –<br />

Aus <strong>de</strong>r Erschöpfung in <strong>die</strong><br />

Kraft»<br />

Mittwoch, 22. September 2010, 19 h<br />

Orell Füssli Winterthur,<br />

Marktgasse 3, 8400 Winterthur<br />

Gespräch mit Barbara Bosshard:<br />

«Den Himmel berüh<strong>ren</strong>»<br />

Mo<strong>de</strong>ration: Röbi Koller<br />

Donnerstag, 23. September 2010, 20.30 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Autumnal stories with<br />

Naomi Steinberg<br />

Donnerstag, 23. September 2010, 19 h<br />

Orell Füssli The Bookshop,<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

Lesung von Ian McEwan:<br />

«Solar»<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Kaufleuten<br />

Dienstag, 12. Oktober 2010, 20 h<br />

Kaufleuten,<br />

Pelikanplatz 18, 8001 Zürich<br />

Hommage an Erika Burkart<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Kellerbühne<br />

St. Gallen: Charles Linsmayer, Hans J. Ammmann<br />

und Ariane Gafron stellen zu Bil<strong>de</strong>rn von<br />

Hansueli Trachsel Erika Burkarts letzten Gedichband<br />

«Das späte Erkennen <strong>de</strong>r Zeichen» vor.<br />

Montag, 18. Oktober 2010, 20 h<br />

Kellerbühne St. Gallen,<br />

St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen<br />

Märlistun<strong>de</strong>n<br />

für Kin<strong>de</strong>r ab 3 Jah<strong>ren</strong><br />

Samstag, 25. September 2010, 11 h<br />

Samstag, 30. Oktober 2010, 11 h<br />

Orell Füssli Luzern,<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

Samstag, 29. September 2010, 14 h<br />

Samstag, 6. November 2010, 14 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Samstag, 25. September 2010, 10.30 h<br />

Samstag, 30. Oktober 10.30 h<br />

Orell Füssli Frauenfeld,<br />

Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />

Join Dave to an hour full of stories,<br />

fun and activities.<br />

Samstag, 2. Oktober 2010, 10 h<br />

Samstag, 6. November 2010, 10 h<br />

Orell Füssli The Bookshop,<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

Lesung von Felicitas Mayall:<br />

«Die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zika<strong>de</strong>n»<br />

Donnerstag, 21. Oktober 2010, 21 h<br />

Orell Füssli am Bellevue,<br />

Theaterstrasse 8, 8001 Zürich<br />

Lesung von Matthias<br />

Binswanger: «Sinnlose<br />

Wettbewerbe»<br />

Mittwoch, 27. Oktober 2010, 20 h<br />

Rösslitor Bücher,<br />

Multergasse 1-3, 9001 St. Gallen<br />

Vernissage mit Leonor Gnos:<br />

«Nelly N.»<br />

Freitag, 5. November 2010, 18.30 h<br />

Orell Füssli Luzern,<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

Literaturcafé: Buchhändlerinnen<br />

vom Rösslitor stellen<br />

Neuerscheinungen vor<br />

Montag, 8. November 2010, 19 h<br />

Rösslitor Bücher,<br />

Multergasse 1-3, 9001 St. Gallen


✁<br />

Das Literatur-Kreuzworträtsel<br />

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Bis am 15. November 2010 in einer <strong>de</strong>r Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern,<br />

Winterthur, Frauenfeld o<strong>de</strong>r bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben o<strong>de</strong>r per E-Mail<br />

an: books@books.ch. Über <strong>de</strong>n Wettbewerb wird keine Korrespon<strong>de</strong>nz geführt.<br />

Vorname / Name<br />

Adresse<br />

PLZ / Ort<br />

E-Mail<br />

Wettbewerb<br />

books – September 2010 – 49


Kolumne<br />

Es ist je<strong>de</strong>s Mal an<strong>de</strong>rs: «Fünfunddreissig»,<br />

meinen Erstling, schrieb ich frisch von <strong>de</strong>r<br />

Leber weg. Ich hatte nicht einmal <strong>die</strong> Vorstellung,<br />

dass das Buch je gedruckt wür<strong>de</strong>.<br />

Beim zweiten Roman schwirrte immerhin<br />

eine vage I<strong>de</strong>e im Kopf herum, wie <strong>die</strong> Geschichte<br />

laufen soll. «Himmelreich», das<br />

dritte Buch, war eine Impulshandlung – und<br />

entstand hauptsächlich im Starbucks in <strong>de</strong>n<br />

USA. «Wer bin ich?», <strong>die</strong> 777 Fragen, formulierte<br />

ich in Paris, schlen<strong>de</strong>rnd, mit <strong>de</strong>m<br />

Diktaphon in <strong>de</strong>r Hand. «Turbulenzen»<br />

entstand im Kloster Einsie<strong>de</strong>ln, in meiner<br />

Zelle, zwischen <strong>de</strong>n Gebetszeiten.<br />

Und bei «Massimo Marini»? Hier wollte<br />

ich eine Figur schaffen, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Leser nie<br />

mehr vergisst. Und ich wollte <strong>die</strong>sen Massimo<br />

von seiner Kindheit bis zum reifen Alter<br />

Schritt um Schritt entwickeln: seine schüch-<br />

ternen Anfänge, seine Höhenflüge, seine<br />

Dummheiten, seine Glanzlichter, <strong>die</strong> grosse<br />

Liebe, an <strong>de</strong>r sein Leben zerbricht. Ausser<strong>de</strong>m<br />

sollte das Buch, das ich im Kopf hatte,<br />

ein Krimi wer<strong>de</strong>n. Als Milieu hatte ich mir<br />

<strong>die</strong> Schweiz vorgenommen, und ins Zentrum<br />

stellte ich, symbolisch für <strong>die</strong> Einwan<strong>de</strong>rer<br />

aus Italien, <strong>de</strong>n Mythos Gotthard.<br />

Technisch und stilistisch sollte <strong>de</strong>r Roman<br />

anspruchsvoll sein – ein Roman, wie ich ihn<br />

eben selbst gern lesen wür<strong>de</strong>.<br />

Der Respekt vor <strong>die</strong>sem Vorhaben war so<br />

gross, dass ich mich eine Weile lang mit<br />

allem Möglichen beschäftigte, um ja nicht<br />

beginnen zu müssen. Mir wur<strong>de</strong> bange,<br />

wenn ich nur schon an <strong>de</strong>n lee<strong>ren</strong> Computerbildschirm<br />

dachte. Schliesslich zwang ich<br />

mich, <strong>de</strong>n Roman anzupacken, in <strong>de</strong>m ich<br />

mir eine Frist setzte.<br />

Also fing ich an. Wie ein Architekt. Ich<br />

bestellte eine riesige Wandtafel, <strong>die</strong> ich in<br />

meinem Schreibzimmer montierte. Dort<br />

zeichnete ich <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen Stränge <strong>de</strong>r<br />

Geschichte mit Filzstift auf. Ich ra<strong>die</strong>rte<br />

aus. Zeichnete von neuem. Löschte wie<strong>de</strong>r.<br />

Wochenlang so. Ich entwickelte <strong>die</strong> Cha-<br />

50 – books – September 2010<br />

raktere, schrieb Biographien, als hätten sich<br />

<strong>die</strong> Figu<strong>ren</strong> bei mir persönlich zu bewerben.<br />

Ich wollte genau wissen, mit wem ich es zu<br />

tun hatte. Zwei Mal fuhr ich an <strong>die</strong> Stollenbrust<br />

<strong>de</strong>s Gotthardbasistunnels, dort,<br />

wo gebohrt wird. Ich interviewte Mineure,<br />

Fremdarbeiter und Bauunternehmer und<br />

sprach mit <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>npolizei<br />

<strong>de</strong>s Kantons Luzern, um <strong>die</strong> 1960er- und<br />

1970er-Jahre, <strong>die</strong> Jugendzeit meines Hel<strong>de</strong>n,<br />

genau einzufangen.<br />

Schliesslich notierte ich alle Szenen stichwortartig<br />

auf Kärtchen und legte <strong>die</strong>se<br />

auf <strong>de</strong>m Fussbo<strong>de</strong>n aus. Ich verän<strong>de</strong>rte<br />

<strong>die</strong> Reihenfolge unendliche Male. So viele<br />

Karteikarten lagen auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, dass<br />

ich es kaum mehr von <strong>de</strong>r Tür zu meinem<br />

Schreibtisch schaffte, ohne auf <strong>die</strong> eine o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re Szene zu trampen. Zwei Monate<br />

Schweizer Autorinnen und Auto<strong>ren</strong> erzählen in<br />

books, wie sie schreiben.<br />

Heute: Rolf Dobelli<br />

wa<strong>ren</strong> vergangen. Ich kam mir wie ein Idiot<br />

vor – zwei Monate, und noch immer keinen<br />

einzigen Satz geschrieben!<br />

Doch dann, eines Tages, stimmte <strong>die</strong> Geschichte,<br />

und ich konnte mit <strong>de</strong>m Schreiben<br />

loslegen. Ich pickte <strong>die</strong> schwierigste Szene<br />

heraus und schrieb sie. Dann <strong>die</strong> zweitschwierigste.<br />

Und so weiter. Bis plötzlich,<br />

magisch, <strong>de</strong>r ganze Roman geschrieben<br />

war.<br />

Und nun ist er da: «Massimo Marini». Erst<br />

jetzt kann ich ihn loslassen, <strong>die</strong>sen Mann,<br />

mit <strong>de</strong>m ich unzählige Stun<strong>de</strong>n gerungen<br />

habe, <strong>die</strong>sen Mann, <strong>de</strong>r mir ans Herz gewachsen<br />

ist.<br />

Rolf Dobelli, 44, lebt in Luzern. Der Mitgrün<strong>de</strong>r<br />

von getAbstract, <strong>de</strong>m weltweit füh<strong>ren</strong><strong>de</strong>n<br />

Anbieter von Buchzusammenfassungen,<br />

begann erst vor neun Jah<strong>ren</strong> mit<br />

<strong>de</strong>m literarischen Schreiben. Sein sechstes<br />

Buch erscheint am 28. September 2010:<br />

Massimo Marini<br />

384 Seiten<br />

CHF 39.90<br />

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