21.07.2013 Aufrufe

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 290 —<br />

Das bloße empirische Bewußtsein einer inneren oder äußeren<br />

Wahrnehmung aber, welche weder Bewußtsein vom Bewußten, noch<br />

Vorstellung vom Vorgestellten unterscheiden kann, kann mit der ersten<br />

Forderung Kants in § 16, daß alle Vorstellungen als meine Vorstellungen<br />

gedacht werden können müssen, nicht gemeint sein, wenngleich hier das<br />

Bewußtsein die Zustände des inneren Sinnes unbedingt begleiten muß,<br />

aber eben nicht als Denken im präzisen Sinne von bewußt urteilen. Die<br />

bloße Begleitung der Erscheinungen selbst mit Bewußtsein (was analytisch<br />

im Begriff »Erscheinung« ebenso enthalten ist wie im Begriff<br />

»Vorstellung«) wird vom »ich denke« also nicht ausgedrückt, sondern, daß<br />

diese Begleitung ein spontaner und absichtlicher Akt des Denkens und<br />

derart nicht das empirische Faktum des Bewußtseins selbst ist, vielmehr<br />

den Akt der Zuschreibung in der Reflexion darauf bereits analytisch<br />

enthält. Beide Forderungen, die erste aus der numerischen Einheit, daß das<br />

»ich denke« alle meine Vorstellungen begleiten können muß (wenn nicht,<br />

dann handelt es sich eben um die empirische Apperzeption; oder<br />

Perzeption), wie die zweite, daß zur bewußten Einheit des Bewußtseins die<br />

Vorstellungen untereinander verbunden (hinzugesetzt) werden müssen,<br />

sind also gemeinsam zu bedenken. Der Satz »Ich denke« drückt in der<br />

engen Bedeutung also mehr aus als die bloße Vorstellung, daß alle<br />

Vorstellungen die meinen sind, denn erst nach der zweiten Forderung des<br />

Hinzusetzens einer Vorstellung zu einer anderen wird auch die<br />

Vorstellung, daß alle Vorstellungen im selben Subjekt stattfinden, also die<br />

meinigen sind, zum Verstandesurteil, weil erst dann die Einheit, als bloße<br />

Vorstellung, daß alle Vorstellungen meine Vorstellungen sind, zur<br />

Mannigfaltigkeit der gegebenen Vorstellungen selbst mit Gewißheit<br />

(Wahrheit) hinzugesetzt werden kann wie es das zweite Kriterium des<br />

Hinzusetzens im § 16 auch gemäß der Vereinigung von Mannigfaltigkeit<br />

und Einheit in § 15 verlangt. 42<br />

Der Geltungsumfang der Kategorien bleibt aber hinter dem des Prinzips<br />

der Einheit der Handlung, in der zweiten Fassung im Hinzusetzen einer<br />

Vorstellung zu einer anderen als bewußte Synthesis ausgedrückt, zunächst<br />

an Allgemeinheit zurück. Der berühmte Satz aus dem § 16 bleibt also<br />

mehrdeutig:<br />

»Das: Ich denke, muß alle meine Vorstellungen begleiten können; denn<br />

sonst würde etwas in mir vorgestellt werden, was gar nicht gedacht<br />

42 Vgl. den Anfang von § 21 in der ersten Kritik

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!