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DING UND EVIDENZ: DER VERSTANDESBEGRIFF UND DIE ...

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— 292 —<br />

Das »ich denke« drückt allgemein das synthetische Hinzukommen der<br />

Vorstellung von Einheit zur Vorstellung der Mannigfaltigkeit aus. 45 Der<br />

zentrale Satz der rationalen Psychologie vermag mit dieser Interpretation<br />

in der Tat beides auszudrücken: die erste Reflexion auf das Faktum des<br />

Bewußtseins einer jeden Erscheinung, die im Fluß der empirischen<br />

Apperzeption (innerer Sinn) anhebt und vergeht, als auch die Reflexion<br />

auf die durchgängige Identität der Apperzeption im Sinne eines expliziten<br />

Nachweises der numerischen Einheit des Bewußtseins. 46 Davon zu<br />

unterscheiden wird intellektuell die Identität der Handlung in der<br />

Reproduktion schon abstrakt mittels der Regel der Reproduktion<br />

festgestellt, die nunmehr im Zusammennehmen der Vorstellungen eine<br />

allgemeinste Definition in der Rekognition (als Urbild der Regel) erhalten<br />

hat. Wenn Kant in der zweiten Fassung ab § 18 das Objekt der Vorstellung<br />

als den Gegenstand objektiver Realität auffaßt, hat der Verstand jedoch<br />

schon das Privileg des ontologischen Gottesbeweises geerbt. Dazwischen<br />

versucht Kant der Regel in der Reproduktion über die bloße<br />

Rekognoszierbarkeit derselben trotz der Distanzierung des Gegenstandes<br />

in B gegenüber A hinaus ein Kriterium zu finden. Wie nun später noch im<br />

Einzelnen zu zeigen sein wird, übertrifft aber die Notwendigkeit, die im<br />

ontologischen Gottesbeweis beansprucht werden kann, nicht die<br />

Notwendigkeit der Einheit der Handlung.<br />

§ 4 Zur Vieldeutigkeit des Begriffes vom Gegenstand<br />

Einer ersten näheren Untersuchung des Verhältnisses von Vorstellung,<br />

Anschauung und Erscheinung zum Begriff vom Gegenstand kann anhand<br />

des Abschnittes »Von der Synthesis der Rekognition im Begriffe« in der<br />

ersten Fassung der Deduktion der geeignete Rahmen gegeben werden.<br />

Dort wird der Vorstellung zunächst abstrakt qua Vorstellbarkeit ihre<br />

Gegenständlichkeit gegeben 47 :<br />

45 K.r.V., § 15, »Aber der Begriff der Verbindung führt außer dem Begriffe des<br />

Mannigfaltigen, und der Synthesis desselben, noch den der Einheit desselben bei<br />

sich. Verbindung ist Vorstellung der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen. Die<br />

Vorstellung dieser Einheit kann also nicht aus der Verbindung entstehen, sie macht<br />

vielmehr dadurch, daß sie zur Vorstellung des Mannigfaltigen hinzukommt, den<br />

Begriff der Verbindung allererst möglich.« (B 131)<br />

46 B 133<br />

47 Vgl. dazu Bernard BOLZANO, Wissenschaftslehre. Versuch einer ausführlichen und<br />

größtenteils neuen Darstellung der Logik mit steter Rücksicht auf deren bisherige

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