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Das richtige Licht - Unterwasser

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<strong>Das</strong><br />

<strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

c Sie wollen mehr über<br />

Blitz- und <strong>Licht</strong>einsatz unter<br />

Wasser erfahren? Wir<br />

bieten Ihnen das Kapitel<br />

„<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong>“ aus<br />

dem Buch „Digitale <strong>Unterwasser</strong>-Fotografie“<br />

von<br />

Reimund Hübner zum<br />

Download an. Die „Pflichtlektüre“<br />

für alle <strong>Unterwasser</strong>-Fotografen<br />

erscheint<br />

im Müller-Rüschlikon-Verlag<br />

unter der ISBN: 3-275-<br />

01531-1(26 Euro).<br />

Anemone


Kapitel 6<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

Unter Wasser spielt das Blitzlicht eine sehr<br />

bedeutende Rolle. Kommt der »normale«<br />

Fotograf in vielen Fällen ohne den Blitz aus,<br />

setzt der <strong>Unterwasser</strong>fotograf in über 90%<br />

seiner Aufnahmen das Kunstlicht ein. Es<br />

dient nicht nur zum Aufhellen der dunkleren<br />

Umgebung, sondern vor allem dazu, die Farbfilterwirkung<br />

des Wassers auszugleichen. Da<br />

ab einer Wassertiefe von fünf Metern kaum<br />

noch rote Farbanteile im Umgebungslicht<br />

sind, hilft das Kunstlicht, die natürlichen Farben<br />

wieder sichtbar zu machen.<br />

Bild 65:<br />

Die selektive Absorption von Farben im Wasser erfordert<br />

den Einsatz von Kunstlicht.<br />

3<br />

Ohne Blitzlicht wären alle <strong>Unterwasser</strong>bilder<br />

in einer einheitlichen grünen oder blauen<br />

Farbe. Sie würden wirken wie blau oder<br />

grün kolorierte Schwarzweißbilder. So wichtig<br />

der Blitz im <strong>Unterwasser</strong>einsatz auch ist,<br />

so schwierig ist sein gezielter und richtig<br />

dosierter Einsatz. Bei Kompaktkameras im<br />

unteren Preissektor hat der Fotograf meist<br />

keinen Einfluss auf den internen Blitz. Die<br />

Kamera entscheidet, bei welchen <strong>Licht</strong>verhältnissen<br />

der Blitz auslöst. Da die kleine<br />

Blitzröhre viel zu nahe an der Linse ist, verursacht<br />

das helle Kunstlicht unschönes Streulicht<br />

an Schwebestoffen. Die Bilder wirken<br />

milchig und kontrastlos. Zusätzlich kommt<br />

es oft zu überbelichteten Stellen an hellen<br />

oder stark reflektierenden Flächen<br />

– insbesondere im Vordergrund.<br />

Um diese negativen Effekte zu<br />

vermeiden, sollte sich der Blitz<br />

abschalten lassen. Die Bilder sind<br />

dann meist kontrastreicher – leider<br />

aber farblos. Nur kurz unter der<br />

Wasseroberfläche erscheinen auch<br />

Fische, Schwämme und Korallen<br />

ohne Kunstlicht in ihrem natürlichen<br />

Farbkleid. Da alle eingebauten<br />

Blitze ihr <strong>Licht</strong> nur nach vorne<br />

abstrahlen, wirken die meisten<br />

Aufnahmen relativ flach und kontrastlos.<br />

Da das Blitzlicht mit dem<br />

Quadrat zur Entfernung schwächer<br />

wird, ist der Vordergrund<br />

meist zu hell und der Hintergrund<br />

ist unterbelichtet. Der eingebaute<br />

Blitz reicht kaum für eine <strong>richtige</strong><br />

Ausleuchtung im <strong>Unterwasser</strong>einsatz.<br />

Er ist viel zu schwach. Schnell merkt<br />

der Fotograf, dass die Bilder, die er mit seiner<br />

Kompaktkamera über Wasser schießt,<br />

von weitaus besserer Qualität sind, als seine<br />

<strong>Unterwasser</strong>aufnahmen. Nicht selten verliert<br />

der Anfänger schnell die Lust, da sich der<br />

Erfolg einfach nicht einstellen will. In mittleren<br />

und oberen Preisklassen verfügen die<br />

Kompaktkameras bereits über zusätzliche<br />

Blitzanschlüsse und bieten die Möglichkeit,<br />

stärkere externe Blitzgeräte anzuschließen.<br />

Ist dies der Fall, muss auch das <strong>Unterwasser</strong>gehäuse<br />

über einen Blitzanschluss verfügen.<br />

Lässt sich der interne Blitz noch abschalten,<br />

ergeben sich zusätzliche Vorteile. Unter Umständen<br />

führt die Kombination des internen<br />

und externen Blitzes zu interessanten Ergebnissen.<br />

Meist liefert der externe Blitz die besseren<br />

Bilder. Die häufig propagierte Möglichkeit,<br />

den externen Blitz in der Sklavenfunktion<br />

mithilfe des internen Blitzes auszulösen,<br />

sollte daher wohl überlegt sein. Sicher erübrigt<br />

sich durch diese einfache Lösung der Kabelanschluss<br />

am Gehäuse, der Nachteil von<br />

Streulichtern durch den internen Blitz bleibt<br />

mit dieser Lösung weiter bestehen und führt<br />

zu erheblichen Nachteilen in trüben Gewässern.<br />

Leider ist bei einigen Kameramodellen<br />

die Sklavenfunktion die einzig realisierbare<br />

Möglichkeit, da meist in den unteren Preisklassen<br />

der zusätzliche Blitzanschluss am<br />

Gehäuse fehlt. Bei einem einfachen Sklavenblitz,<br />

der über eine Fotozelle ausgelöst wird,<br />

ist der Fotograf gefordert, denn eines weiß<br />

der Blitz nicht: Wie viel <strong>Licht</strong> benötigt der<br />

Sensor für die exakte Belichtung? Der Fotograf<br />

muss sich ernsthaft mit Blende, Entfernung,<br />

Brennweiteneinstellung und Leitzahl<br />

beschäftigen und muss rechnen. Er muss den<br />

externen Blitz manuell auf die jeweilige Aufnahmesituation<br />

einstellen. Die Grundlagen<br />

hierfür werden weiter unten noch ausführlich<br />

erklärt. Wer Geld sparen möchte und gerne<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

experimentiert, kann unter Umständen auch<br />

eine gute Taucherlampe zum Ausleuchten<br />

seiner Motive verwenden. Da die CCD-Sensoren<br />

der Kompaktklasse zum großen Teil<br />

aus der Videotechnik stammen, zeigen sie<br />

das gleiche Verhalten für Kunstlicht. Der<br />

interne Weißabgleich der Kamera gleicht<br />

Farbverschiebungen durch die Beleuchtung<br />

mit der Lampe aus. Speziell im Nahbereich<br />

reicht diese einfache Lösung oft für vergleichsweise<br />

gute Ergebnisse. Überbelichtungen<br />

und Streulichter durch den eingebauten<br />

Blitz sind vermeidbar, wenn der interne<br />

Blitz abgeschaltet ist. Beim Experimentieren<br />

bietet die digitale Fototechnik große Vorteile.<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis ist nach der Aufnahme sofort<br />

sichtbar und mit entsprechenden Veränderungen<br />

gleich korrigierbar. Erfolge stellen<br />

sich schnell ein. Fehlschüsse kosten kein<br />

Filmmaterial und werden einfach gelöscht.<br />

Empfehlenswert ist eine Schreibtafel, auf der<br />

man sich Notizen bei optimaler Einstellung<br />

macht. Dies gilt auch bei manueller Blitzeinstellung<br />

eines Sklavenblitzes. Beim nächsten<br />

Tauchgang oder im nächsten Urlaub erspart<br />

man sich ein erneutes Experimentieren. Die<br />

Problematik mit dem Kunstlicht hat Matthias<br />

Heinrichs erkannt und einen professionellen<br />

Adapter auf den Markt gebracht, der weitgehend<br />

die Wünsche der Digital-<strong>Unterwasser</strong>fotogemeinde<br />

erfüllt. Auch für den professionellen<br />

Einsatz produziert Heinrichs die<br />

passende Elektronik, die nach dem Einbau in<br />

Amphibienblitze, diese digitalfähig machen.<br />

Wie funktioniert nun der Heinrichsadapter<br />

und welche Vorteile hat er?<br />

Der Digitaladapter von Matthias Heinrichs<br />

nutzt die gesamte kameraeigene und vollautomatische<br />

Blitzmessung und steuert das<br />

<strong>Licht</strong> genauso exakt wie der kamerainterne<br />

4


Kapitel 6<br />

Bild 66:<br />

<strong>Das</strong> Bild zeigt links den kleinen Adapter. Er wird mit dem Anschlusskabel für den Blitz verbunden<br />

(rechte Darstellung). Am Kameragehäuse muss der Adapter so platziert werden, dass er das <strong>Licht</strong>signal<br />

des internen Blitzes empfangen kann (Quelle: Matthias Heinrichs).<br />

Blitz. Der Adapter ist so konstruiert, dass er<br />

genau registriert, wann und wie lange der kamerainterne<br />

Blitz zündet und steuert auf diese<br />

Weise 1:1 den externen Amphibienblitz.<br />

Der Adapter registriert den <strong>Licht</strong>impuls des<br />

internen Blitzes und zündet gleichzeitig den<br />

Amphibienblitz. Hat der Sensor genügend<br />

<strong>Licht</strong>, schaltet der interne Blitz ab. Auch dies<br />

registriert die Elektronik im Adapter und<br />

schaltet synchron zum internen auch den externen<br />

Blitz ab. Auf diese Weise steuert die<br />

Kameraelektronik durch ihre TTL-Messung<br />

den externen Amphibienblitz. Dieser blitzt<br />

mit einem Vielfachen der Leistung des internen<br />

Blitzes und gibt wie der interne Blitz<br />

einen Vor- und Hauptblitz ab. <strong>Das</strong> kameraeigene<br />

Messsystem bleibt mit dieser genialen<br />

5<br />

Lösung voll erhalten, denn Vor- und Hauptblitz<br />

werden gleichermaßen, nur stärker, vom<br />

externen Blitz abgegeben. Ist der Adapter<br />

korrekt installiert und eingestellt, muss der<br />

Fotograf nicht mehr über Leitzahl, Blendenwert<br />

und Blitzeinstellung nachdenken, da die<br />

volle TTL-Funktion erhalten bleibt und die<br />

Kamerasoftware das Rechnen übernimmt.<br />

Der Fotograf kann sich nach dem Erscheinen<br />

des Bildes auf dem Display um Feinkorrekturen<br />

bemühen. Der kleine Digitaladapter<br />

steuert durch seine Blitzbuchse grundsätzlich<br />

sämtliche Nikon-Kabel-TTL-gesteuerten<br />

Amphibienblitze. Und das sind fast alle.<br />

Allerdings gibt es Einschränkungen bei alten<br />

Blitzgeräten, die aus Filmzeiten nicht in der<br />

Lage sind, Vor- und Hauptblitz in so kurzer<br />

Zeit abzugeben, da bei der konventionellen<br />

Fotografie kein Vorblitz nötig war. Diese<br />

»alten« Modelle schaffen die schnelle Folge<br />

von Vor- und Hauptblitz nicht. Darunter fällt<br />

z. B. der Nikonos SB-105. Bei den anderen<br />

Modellen kann man sich entweder beim Hersteller<br />

des Blitzes schlau machen oder findet<br />

die entsprechende Antwort auf der Webseite<br />

von Heinrichs.<br />

Speziell für die Kompaktklasse von Olympus<br />

hat Matthias Heinrichs eine weitere interessante<br />

Lösung entwickelt. Diese Variante<br />

bietet eine vollautomatische, kameraeigene<br />

Blitzsteuerung, setzt aber einen Blitzanschluss<br />

für einen externen Blitz am Gehäuse<br />

voraus.<br />

Der Adapter bekommt bei dieser Lösung das<br />

elektrische TTL-Steuerungssignal, das direkt<br />

am Kamerablitzschuh anliegt und von der<br />

Kamera (Olympus C5060) gesendet wird.<br />

Dieses komplexe Steuersignal konvertiert die<br />

Elektronik in das verbreitete Nikon-TTL-Signal,<br />

so dass sich auch mit diesem Konverter<br />

nahezu alle Nikon-Kabel-TTL-gesteuerten<br />

Amphibienblitze verwenden lassen. Der interne<br />

Blitz der Kamera ist bei dieser Version<br />

nicht mehr notwendig 1 . Ein Abschalten des<br />

internen Blitzes verbessert meist das Bildergebnis<br />

und ist bei Verwendung des Weitwinkelkonverters<br />

sogar notwendig, da sonst<br />

Reflexe in der Frontscheibe das Bildergebnis<br />

empfindlich stören können. Mit dieser Lösung<br />

ist es möglich, die Kamera in ein Metallgehäuse<br />

zu stecken, da der interne Blitz<br />

nicht mehr nötig ist. In naher Zukunft wird<br />

uns Matthias Heinrichs sicher noch mit weiteren<br />

neuen Ideen überraschen. Durch seine<br />

Adapter kann ein einmal erworbener Amphibienblitz,<br />

vorausgesetzt er unterstützt die<br />

schnelle Blitzfolge von Vor- und Hauptblitz,<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

an verschiedene und auch an neue Kameramodelle<br />

angepasst werden. Ein Blitzwechsel<br />

bei Kamerawechsel ist nicht mehr zwingend.<br />

Für gehobene Preisklassen der Kompaktkameras<br />

bieten die Kamerahersteller TTL-Systemblitzgeräte<br />

an, die für viele Aufnahmesituationen<br />

eine optimale Abstimmung zwischen<br />

Blitz und Kamera gewährleisten. Diese<br />

sind meist teuer und bieten eine zusätzliche<br />

Fülle von Blitzprogrammen, die so manchen<br />

Amateurfotografen überfordern, vor allem<br />

dann, wenn die Kamera nur in den Urlaubstagen<br />

zum Einsatz kommt. Bei intensiver<br />

Beschäftigung mit diesen Blitzprogrammen<br />

kristallisieren sich sehr schnell interessante<br />

Möglichkeiten für den <strong>Unterwasser</strong>einsatz<br />

heraus. Vorausgesetzt, es gibt für diesen Systemblitz<br />

ein <strong>Unterwasser</strong>gehäuse.<br />

So bietet Olympus nicht nur für seine neue<br />

und für den <strong>Unterwasser</strong>einsatz sehr interessante<br />

Kompaktkamera C-7070 ein Unterwas-<br />

Bild 67:<br />

Auch für den TTL-Blitz FL20 bietet Olympus das passende<br />

Kunststoffgehäuse an.<br />

6


Kapitel 6<br />

sergehäuse an, sondern auch für den kleinen<br />

handlichen Systemblitz FL 20. Es ist ein gut<br />

abgestimmtes Gesamtsystem für den Amateurfotografen<br />

und nützlich im semiprofessionellen<br />

Einsatz. Während beim normalen<br />

Blitz der Verschluss nur kurz geöffnet ist – es<br />

sind meist Zeiten zwischen 1/125 und 1/250<br />

Sekunde –, wird der Kamerasensor bei der<br />

Einstellung »Slow« länger belichtet. Je nach<br />

gewählter Einstellung kommt dann der Blitz<br />

entweder am Anfang der Belichtung oder am<br />

Ende. Für den <strong>Unterwasser</strong>einsatz ist der anfängliche<br />

Blitz vielfach sinnvoller, vor allem<br />

dann, wenn es sich bei dem Hauptmotiv um<br />

ein bewegtes handelt. Die Kamera hat zum<br />

Beispiel auf einen Fisch fokussiert. Im Moment<br />

des Auslösens löst auch der Blitz aus<br />

und belichtet den fokussierten Fisch. Nach<br />

dem kurzen Blitz bleibt der Kameraverschluss<br />

weiter geöffnet und auf den Sensor<br />

fällt immer noch das Umgebungslicht. Auf<br />

diese Weise entstehen sehr schöne Mischlichtaufnahmen.<br />

In Bild 68 wurde diese<br />

Möglichkeit genutzt. Damit noch Umgebungslicht<br />

auf den Sensor fällt, wurde der<br />

Blitz so gesteuert, dass er beim Öffnen des<br />

Verschlusses auslöst. Da der Engelsfisch aufgrund<br />

der langen Öffnungszeit (1/30s) weiterschwimmt,<br />

entsteht der schwarze Saum<br />

am Kopf. Der Engelsfisch hat sich in dieser<br />

Zeit weiterbewegt und den Hintergrund abgedeckt.<br />

Nicht nur bewegte Motive lassen<br />

sich so in ihrer natürlichen Umgebung effektvoll<br />

in Szene setzen. Auch <strong>Unterwasser</strong>landschaftsaufnahmen<br />

entstehen auf diese Weise,<br />

ohne dass der Blitz augenscheinlich wird.<br />

Die besten Bilder sind meist die, bei denen<br />

zwar das Kunstlicht zum Einsatz kommt, dieses<br />

aber nicht erkennbar ist (siehe Bild 68,<br />

selektive Absorption). So erhellt der Blitz<br />

7<br />

den Vordergrund und bringt dabei die natürlichen<br />

Farben zur Geltung. <strong>Das</strong> schwache Umgebungslicht<br />

fällt nach dem Blitz weiter auf<br />

den Sensor, so dass es mit gleicher Intensität<br />

auf dem Bild erscheint. Mischlicht zählt zur<br />

hohen Schule der <strong>Unterwasser</strong>fotografie und<br />

erfordert viel Übung.<br />

Bild 68:<br />

Damit noch Umgebungslicht auf den Sensor fällt,<br />

wurde bei dieser Aufnahme der Blitz so gesteuert,<br />

dass er beim Öffnen des Verschlusses auslöst. Da der<br />

Engelsfisch aufgrund der langen Öffnungszeit (1/30s)<br />

weiterschwimmt, entsteht der schwarze Saum am<br />

Kopf.<br />

Die ausgeklügelte Technik der Blitzprogramme<br />

in Verbindung mit der TTL-Blitztechnik<br />

erleichtert das Fotografieren erheblich und<br />

liefert sehr gute Ergebnisse. Eine optimale<br />

Nutzung der vielseitigen Möglichkeiten, die<br />

uns die Elektronik bietet, ist nur mit regelmäßiger<br />

Übung möglich. Dabei sind gute<br />

und überdurchschnittliche Bilder nur dann<br />

möglich, wenn der Fotograf die einzelnen<br />

Programme versteht und sie gezielt für seine<br />

Zwecke nutzt. Physikalisches Verständnis<br />

ist in der Blitzlichtfotografie von großem<br />

Vorteil. Die Fülle an Möglichkeiten sollte<br />

man über Wasser mithilfe des Handbuches<br />

durchspielen und intensiv testen, um sie dann<br />

im <strong>Unterwasser</strong>einsatz zu vervollkommnen.<br />

Meist liegt dem Blitz und der Kamera eine<br />

kurze Beschreibung und Gebrauchsanleitung<br />

bei, die nur dazu dienen soll, die wichtigsten<br />

Handgriffe zu erklären, um für die ersten<br />

Bilder gerüstet zu sein. Über Wasser reicht<br />

die kurze Einweisung aus, um zu knipsen<br />

und seine Erinnerungen fotografisch im Bild<br />

festzuhalten. Wer sich ernsthaft mit seiner<br />

Kamera beschäftigt, muss ein ausführliches<br />

Handbuch studieren und die einzelnen Funktionen<br />

austesten. Zu diesem Zweck liegt dem<br />

Lieferumfang meist eine CD bei, auf der<br />

neben einem ausführlichen Handbuch meist<br />

noch eine nützliche Archivierungssoftware<br />

enthalten ist.<br />

Die Vielseitigkeit der Systemblitze ist durch<br />

die Amphibienblitze kaum erreichbar. Diese<br />

bieten dafür einige Vorteile gegenüber den<br />

Systemblitzen, unterstützen aber nicht alle<br />

möglichen Blitzfunktionen. Hier sollte man<br />

sich vor einer Kaufentscheidung richtig sachkundig<br />

machen und vergleichen.<br />

Die Erfahrungen mit der konventionellen Fotografie<br />

haben gezeigt, dass es Jahre dauern<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

kann, bis die Wünsche der <strong>Unterwasser</strong>fotografen<br />

von Herstellern für <strong>Unterwasser</strong>blitzgeräte<br />

umgesetzt wurden und für die<br />

gängigen Spiegelreflexkameras und Amphibienkameras<br />

geeignete Blitzgeräte auf<br />

dem Markt waren. Durch den raschen Modellwechsel<br />

und die ständigen Änderungen<br />

in der komplexen Elektronik der digitalen<br />

Kameras, wagen sich im Moment nur wenige<br />

Hersteller an das heikle Thema. Es ist<br />

leichter einen Systemblitz in ein wasserdichtes<br />

Gehäuse zu verpacken, als einen Blitz zu<br />

konstruieren, der vielleicht ein Jahr später<br />

nur noch Erinnerungswert hat. Verschwindet<br />

aufgrund eines Nachfolgemodells eine Kamera<br />

vom Markt, ist bei einem Schaden nicht<br />

nur eine neue Kamera fällig, auch der Blitz<br />

ist an die neue Elektronik anzupassen oder<br />

er muss durch einen geeigneten ersetzt werden.<br />

Bei der digitalen Blitztechnik spielt die<br />

Elektronik die wichtigste Rolle. Damit die<br />

Kameraelektronik die <strong>Licht</strong>stärke und Farbtemperatur<br />

des Blitzlichtes auswerten und<br />

die <strong>richtige</strong> Dosierung vornehmen kann, sind<br />

Vorblitze nötig. In dieser Vorblitzphase liest<br />

die Kamerasoftware die Daten aus den Messsensoren<br />

aus, bestimmt Farbtemperatur des<br />

<strong>Licht</strong>es, realisiert den Weißabgleich, ermittelt<br />

Blende, Belichtungszeit und Stärke des<br />

Hauptblitzes. Es erfolgt ein reger Datenaustausch<br />

zwischen Kamera und Blitz, bis dieser<br />

auslöst und das <strong>Licht</strong> exakt dosiert. Nur<br />

wenn Blitz und Kameraelektronik die gleiche<br />

Sprache sprechen, können sie sich verstehen.<br />

Ob sie dann auch optimal harmonieren, ist<br />

eine andere Frage, die das Bildergebnis beantwortet.<br />

Da es für diesen Datenaustausch<br />

keinen einheitlichen Standard gibt und jede<br />

Firma ihre eigene Übertragungssprache hat,<br />

ist es für Hersteller von Amphibienblitzge-<br />

8


Kapitel 6<br />

räten sehr schwierig, für alle Systeme die<br />

elektronischen Signale zu entschlüsseln, um<br />

mit den unterschiedlichen Kamerafabrikaten<br />

und Modellen zu kommunizieren. Bei allen<br />

Modellen erfolgt die Messung und Auswertung<br />

des <strong>Licht</strong>es direkt durch die Kameralinse.<br />

Aus diesem Grund wird diese Art der<br />

Blitzsteuerung TTL-Blitzbelichtung genannt.<br />

TTL steht für »Through the Lens«. Es ist die<br />

beste und exakteste Methode, das Blitzlicht<br />

genau der jeweiligen Aufnahmesituation anzupassen.<br />

Dennoch funktioniert diese Art der<br />

Blitzsteuerung nicht immer, so dass Fehlbelichtungen<br />

möglich sind. Für heikle Belichtungssituationen<br />

helfen meist nur Rechnen,<br />

eine Tabelle und die manuelle Einstellung.<br />

Gute <strong>Unterwasser</strong>blitzgeräte verfügen über<br />

diese manuelle Einstellmöglichkeit. So verfügt<br />

der »mini« von Subtronic (Bild 69) über<br />

vier manuelle Einstellstufen als Hauptblitz<br />

und drei Stufen als Sklavenblitz. In dieser-<br />

Einstellung erfolgt, mithilfe einer Fotodiode, die<br />

Auslösung über einen anderen Blitz. Zusätzlich<br />

hat der kleine Blitz noch zwei weitere<br />

Extras zu bieten. Sie haben sich bei seinem<br />

großen Bruder, dem »Gamma« sehr bewährt.<br />

<strong>Das</strong> erste Extra ist das eingebaute Pilotlicht.<br />

Speziell für die Digitaltechnik, bei der die<br />

Entfernungseinstellung hauptsächlich über<br />

die Autofokusfunktion erfolgt, ist es eine notwendige<br />

Hilfe, vor allem bei Nachttauchgängen<br />

und schlechten <strong>Licht</strong>verhältnissen. <strong>Das</strong><br />

LED-<strong>Licht</strong> mit einer Leistung von 3 W reicht<br />

sogar als Lampe für einen Nachttauchgang.<br />

Bei allen Blitzen von Subtronic gibt es noch<br />

eine zweite Besonderheit. Die Schalterstellung<br />

SOS kann unter Umständen lebensrettend<br />

sein. In dieser Einstellung gibt der Blitz<br />

bei einem Viertel seiner Leistung etwa 12<br />

Blitze in der Minute ab.<br />

9<br />

Bild 69:<br />

Der »mini digital« von Subtronic<br />

Speziell bei Nachttauchgängen kann diese<br />

Einstellung das Schlimmste verhindern.<br />

Gerät der Taucher nachts in eine Strömung<br />

und wird vom Boot weggetrieben, oder er<br />

hat unter Wasser die Orientierung verloren<br />

und findet das rettende Schiff nicht, kann er<br />

Helfer auf sich aufmerksam machen. Selbst<br />

bei Verlust des Partners unter Wasser, nachts<br />

oder bei schlechter Sicht, ist die SOS-Funktion<br />

hilfreich. Sie erleichtert erheblich die<br />

Partnersuche. Ein Abbruch des Tauchgangs<br />

ist dann nicht mehr notwendig. Diese nützliche<br />

Funktion ist für eine Dauer von etwa<br />

vier Stunden ausgelegt, wobei der Ladezustand<br />

des Akkus eine erhebliche Rolle spielt.<br />

Der Subtronicblitz ist mit Planglas erhältlich<br />

und hat dabei einen Ausleuchtwinkel von<br />

100 ° . Optional bekommt man den Blitz mit<br />

Domscheibe. Der Ausleuchtwinkel vergrößert<br />

sich dann auf 116 ° . Durch den größeren<br />

Abstrahlwinkel büßt der Blitz etwas von seiner<br />

Leitzahl ein. Sie reduziert sich von 11 bei<br />

Planglas auf 10 mit Domglas. Diese Angabe<br />

bezieht sich auf die <strong>Unterwasser</strong>leitzahl. Sie<br />

ist nicht vergleichbar mit der Angabe der<br />

Leitzahl auf Systemblitzgeräten. Wie wir se-<br />

hen werden, ist die <strong>Unterwasser</strong>leitzahl eines<br />

Systemblitzes immer kleiner als seine angegebene<br />

Leitzahl. Diese gilt nur bei Einsatz im<br />

Element Luft. <strong>Das</strong> Wissen über die Leitzahl<br />

spielt vor allem dann eine Rolle, wenn der<br />

Blitz mit seinen manuellen Leistungsstufen<br />

entweder bei extremen <strong>Licht</strong>verhältnissen<br />

oder als Sklavenblitz zum Einsatz kommt.<br />

Aus diesem Grund stehen die wichtigen<br />

Grundlagen der Blitzlichtfotografie im Mittelpunkt<br />

der folgenden Betrachtungen.<br />

Die Leitzahl<br />

– gibt die Leistung von Blitzgeräten<br />

an;<br />

– sie entspricht dem Blendenwert<br />

für 100 ASA bei einer<br />

Gegenstandsweite von einem<br />

Meter.<br />

Bild 70<br />

Die <strong>Licht</strong>stärke des Blitzes nimmt mit dem<br />

Quadrat der Entfernung ab (Bild 70).<br />

Dies hat entscheidende Konsequenzen. So<br />

ergibt sich bei einer Verdoppelung der Entfernung<br />

vom Motiv zum Blitz eine Verringe-<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

rung der Helligkeit um den Faktor ¼. Damit<br />

bei gleicher Zeiteinstellung dieselbe Belichtung<br />

erfolgt, muss die Blende bei doppelter<br />

Entfernung um zwei Werte weiter geöffnet<br />

werden. Zwischen Leitzahl, Blende und Entfernung<br />

besteht demnach ein Zusammenhang.<br />

Elektronenblitzgeräte strahlen je nach<br />

Konstruktion, Blitzreflektor und Blitzröhre<br />

eine spezifische <strong>Licht</strong>leistung ab. Dabei ist<br />

das Produkt aus Entfernung und Blende konstant.<br />

Diese Konstante ist die Leitzahl.<br />

n = Blendenwert<br />

s = Entfernung vom Blitz zum Motiv<br />

Dieser Zusammenhang gilt nur im Medium<br />

Luft. Unter Wasser ist die Leitzahl zusätzlich<br />

abhängig von der Wasserqualität. Es ist<br />

entscheidend, ob das Wasser klar oder trüb<br />

ist. Die Leitzahl ist demnach nicht mehr konstant,<br />

sondern hängt von verschiedenen Bedingungen<br />

ab. Vereinfacht gilt, dass die <strong>Unterwasser</strong>leitzahl<br />

etwa einem Drittel bis zur<br />

Hälfte der Überwasserleitzahl eines Blitzes<br />

entspricht. Bei klarem Gewässer liegt man<br />

mit einem Drittel ganz gut.<br />

Damit ein Vergleich von Blitzen möglich ist,<br />

beziehen die Hersteller die Leitzahl stets auf<br />

eine Empfindlichkeit von 100 ASA bei einem<br />

Aufnahmeabstand von einem Meter. Für jede<br />

Entfernung ergibt sich dann der Blendenwert<br />

aus:<br />

Beispiel: Der »mini digital« von Subtronic<br />

hat mit 100 ASA eine <strong>Unterwasser</strong>leitzahl<br />

von 11. <strong>Das</strong> bedeutet, dass bei einer Aufnahmedistanz<br />

von einem Meter die Blende 11 die<br />

passende <strong>Licht</strong>menge für den Sensor liefert.<br />

10


Kapitel 6<br />

Bei doppelter Aufnahmedistanz von 2 m errechnet<br />

sich demnach ein Blendenwert von<br />

Eine um zwei Werte weiter geöffnete Blende<br />

(5,6) ergibt für den doppelten Aufnahmeabstand<br />

die <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong>menge.<br />

Es ergibt sich folgende Blendentabelle:<br />

ASA 100<br />

Entfernung 0,3 0,5 0,8 1 1,5 2 2,5<br />

Blende 37 22 13,8 11 7,3 5,5 4,4<br />

Da die <strong>Licht</strong>menge des Blitzes stets gleich<br />

ist, ergeben sich unterschiedliche Leitzahlen<br />

bei Veränderung der Empfindlichkeit. Mit<br />

ASA 200 hat sich die Empfindlichkeit verdoppelt.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Blende<br />

bei gleicher <strong>Licht</strong>intensität um einen Wert zu<br />

schließen ist. Die Leitzahl des gleichen Blitzes<br />

beträgt bei dieser Empfindlichkeit 16 und<br />

ergibt folgende Tabelle:<br />

ASA 200<br />

Entfernung 0,3 0,5 0,8 1 1,5 2 2,5<br />

Blende 32 20 16 11 8 6,4<br />

Unter Wasser sind leider die Verhältnisse<br />

nicht ganz so einfach, da die Bedingungen<br />

von Gewässer zu Gewässer variieren und<br />

natürlich auch der <strong>Licht</strong>weg eine erhebliche<br />

Rolle spielt. Beim <strong>Licht</strong>weg leidet vor allem<br />

die Farbe Rot. So entspricht die Abnahme<br />

der Leitzahl eines <strong>Unterwasser</strong>blitzes in guter<br />

Näherung und bis zu einer Entfernung<br />

11<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

von drei Metern der Absorptionskurve der<br />

roten Farbe2 einer Tonwertkorrektur noch beachtliche Rotronic. Der kleine handliche Blitz hat in der<br />

. Dieses überraschende Resultat<br />

tanteile. Hier unterscheidet sich die digitale manuellen Einstellung vier Leistungsstufen.<br />

ergab sich vor einigen Jahren, als ich mich an<br />

Fotografie erheblich von der ursprünglichen Es sind dies im Einzelnen Volllast (1), Halb-<br />

die Auswertung der Messdaten machte, die<br />

Filmtechnik und offenbart ihre Vorteile. Allast (1/2), Viertellast (1/4) und noch Achtel-<br />

Herbert Frei unter Wasser durchführte. Die<br />

lerdings sollte man berücksichtigen, dass last (1/8) (siehe Bild 69).<br />

grafische Darstellung zeigt den Unterschied<br />

die <strong>Unterwasser</strong>leitzahl sehr stark von der In der oberen Tabelle für ASA 200 zeigt sich,<br />

zwischen den gemessenen und den von mir<br />

Wasserqualität abhängt und die errechneten dass mit diesem Blitz bei einer Aufnahmedis-<br />

errechneten Werten für den Gamma von Sub-<br />

Werte einer Leitzahltabelle im <strong>Unterwasser</strong>tanz von fünfzig Zentimetern die Blende auf<br />

tronic, der eine <strong>Unterwasser</strong>leitzahl von 16<br />

einsatz nicht immer die gewünschten Ergeb- 32 abgeblendet werden müsste. Bei größeren<br />

hat.<br />

nisse liefern. Meist ist Unterbelichtung die Blenden wäre die Aufnahme überbelichtet.<br />

Folge. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich Nun gibt es zwei Möglichkeiten: entwe-<br />

durch Testen eine eigene Tabelle zu erstellen. der die Empfindlichkeit reduzieren oder die<br />

Hieraus ergibt sich eine Korrektur zu weiter Leistungsstufen des Blitzes nutzen und mit<br />

geöffneten Blenden. Der Fotograf liegt rich- Teillast fotografieren. Dabei entspricht eine<br />

tig, wenn er die Blende um einen Wert weiter Halbierung der <strong>Licht</strong>leistung gerade einem<br />

öffnet, als es die Tabelle vorgibt.<br />

Blendenwert. Wenn die Aufnahme die Blende<br />

11 erfordert, liefert die Achtellast genau<br />

Manueller Blitzbetrieb<br />

die <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong>intensität für die gewünschte<br />

Aufnahmedistanz.<br />

Möchte man seinen Blitz bei verschiedenen Zur Übersicht sind in der nächsten Tabelle<br />

Aufnahmesituationen manuell einstellen, die Leistungsstufen und deren Leitzahlen<br />

muss man sich mit Leitzahl, Blende und dargestellt.<br />

Entfernung vertraut machen. Die manuellen Die Werte beziehen sich wieder auf einen<br />

Bild 71:<br />

Darstellung der Leitzahl in Abhängigkeit des <strong>Licht</strong>weges<br />

Einstellstufen helfen bei der Belichtung mit<br />

Sklavenblitz und bei extremen Aufnahme- Last 1 1/2 1/4 1/8<br />

situationen, wo vielfach die TTL-Steuerung Leitzahl 11 8 5,6 4<br />

Die Darstellung 71 macht deutlich, dass für<br />

versagt oder überfordert ist. Bei Verwendung<br />

die Blitzlichtfotografie im <strong>Unterwasser</strong>ein-<br />

des Systemblitzes im Gehäuse ist nicht im- Aufnahmeabstand von einem Meter bei ASA<br />

satz die größte Aufnahmedistanz etwa bei<br />

mer gewährleistet, dass auch die manuellen 100. Möchte man mit anderen Empfindlich-<br />

zwei Metern liegt. Der daraus resultierende<br />

Einstellstufen zugänglich sind. In diesem Fall keiten fotografieren, ist es notwendig, die Ta-<br />

<strong>Licht</strong>weg von vier Metern lässt den Blitz<br />

muss sich der Fotograf auf die TTL-Messung belle jeweils den gewünschten Bedingungen<br />

nahezu wirkungslos im Wasser verpuffen.<br />

verlassen und zum Beispiel bei Gegenlicht rechnerisch anzupassen.<br />

Bis zu einem Motivabstand von 1 bis 1,5<br />

mit der ± -Korrektur arbeiten. Bei Gegenlicht<br />

m sind noch gute und brauchbare Ergebnis-<br />

ergeben sich, je nach Wassertiefe und <strong>Licht</strong>- Bei Gegenlicht ist oft die manuelle Einstelse<br />

zu erwarten, da die Nachbearbeitung der<br />

verhältnisse, bei einer Korrektur von -1,5 bis lung des Blitzes die beste Lösung. Die Belich-<br />

digitalen Bilder immer noch Rotanteile ver-<br />

-2 vielfach gute Ergebnisse. Eine feste Regel tung der Umgebung wird schräg nach oben<br />

stärkt, die bei Verwendung von Filmmaterial<br />

gibt es hierbei nicht. <strong>Das</strong> einzige, was hilft, gemessen (nicht direkt in die Sonne). Dann<br />

einfach nicht mehr vorhanden wären. Selbst<br />

ist Probieren. Anders bei der Fotografie mit wird die Blitzstärke nach Blende und Leitzahl<br />

ein Motivabstand von 2 m und ein daraus re-<br />

Amphibienblitzen. Als praktisches Beispiel für den soeben gemessenen Wert eingestellt.<br />

sultierender <strong>Licht</strong>weg von 4 m ergibt nach<br />

dient uns wieder der »mini digital« von Sub- <strong>Das</strong> Ergebnis kann sich sehen lassen. Die<br />

12


Kapitel 6<br />

Bild 72: Hornkoralle im Gegenlicht<br />

Überbelichtung der Sonne ist erwünscht und<br />

verstärkt die Tiefenwirkung der Aufnahme<br />

72. Zusätzlich suggeriert die Sonne an der<br />

Wasseroberfläche stets klares Wasser und unterstreicht<br />

eine positive Bildaussage.<br />

Speziell beim manuellen Einsatz der Amphibienblitzgeräte<br />

ist zu beachten, dass möglichst<br />

lange Synchronzeiten von 1/60 oder<br />

1/30s einzustellen sind, um den Leitzahlverlust<br />

möglichst gering zu halten. Bei diesen<br />

Blitzgeräten kommen relativ voluminöse<br />

Blitzröhren zum Einsatz, die auch einige Zeit<br />

benötigen, um ihre volle <strong>Licht</strong>leistung abzu-<br />

13<br />

strahlen. Damit es zu keiner Unterbelichtung<br />

im manuellen Betrieb kommt, sollte die Synchronzeit<br />

nicht kürzer als 1/90s sein 3 .<br />

Die Blitzführung<br />

Wie bereits angedeutet, liefert ein frontaler<br />

Blitz meist flache, kontrastlose und langweilige<br />

Bildergebnisse. Darüber hinaus besteht<br />

die Gefahr, dass Streulichter von Schwebestoffen<br />

das Bild negativ stören. Helle Bildpunkte<br />

und Schleierbildung sind die negativen<br />

Folgen, können aber durch Zufall eine<br />

kreative Bereicherung sein.<br />

In den seltensten Fällen ergeben Streulichter<br />

eine positive Wirkung. Daher führt vor allem<br />

in trüben Gewässern das entfesselte Blitzen<br />

zu den besten Ergebnissen. Beim entfesselten<br />

Blitzen verwendet der Fotograf einen möglichst<br />

langen Blitzarm oder führt den Blitz frei<br />

in der Hand, wobei er bei der freien Blitzführung<br />

noch beweglicher ist und die Aufnah-<br />

Bild 73:<br />

Die Streulichter im Wasser verstärken den Raumcharakter<br />

der Aufnahme, bei der die Qualle, gleich einem UFO, durch<br />

den Raum gleitet.<br />

me schnell und ohne Beschränkung gestalten<br />

kann. In einem möglichst großen Abstand<br />

vom Objektiv wird der Blitz auf das Motiv<br />

gerichtet und ausgelöst. Der wesentliche<br />

Vorteil dieser Blitztechnik ergibt sich durch<br />

den schrägen Einfall des <strong>Licht</strong>es, wobei das<br />

Motiv durch Schattenbildung sehr kontrastreich<br />

erscheint. Die steile <strong>Licht</strong>führung führt<br />

besonders bei Nahaufnahmen zu sehr interessanten<br />

Bildergebnissen, wie es die folgenden<br />

Aufnahmen zeigen. Auf den Bildern 74a und<br />

74b ist deutlich die steile <strong>Licht</strong>führung er-<br />

Bild 74a Bild 74b<br />

Auf beiden Bildern ist deutlich die steile <strong>Licht</strong>führung erkennbar.<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

kennbar. Dies zeigt links die Schattenbildung<br />

in der Anemone. <strong>Das</strong> vorwiegend monochrome<br />

Bild erhält dadurch Spannung und Leben.<br />

Rechts führt die sehr steile <strong>Licht</strong>führung zu<br />

einem starken <strong>Licht</strong>- und Schattenspiel, sowohl<br />

auf dem Anemonenfisch, als auch in der<br />

Anemone selbst. Durch das <strong>Licht</strong> von oben<br />

scheinen die Tentakelspitzen zu leuchten.<br />

Die Skizze (Bild 75) zeigt die <strong>Licht</strong>führung.<br />

Es können kaum Streulichter entstehen.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht in einer Art<br />

<strong>Licht</strong>zange (Bild 76). Hierbei ist ein zwei-<br />

14


Kapitel 6<br />

Bild 75: steile <strong>Licht</strong>führung<br />

ter Blitz erforderlich. Schattenbildung wird<br />

weitgehend verhindert. Aus diesem Grund<br />

ist diese Art der Beleuchtung nicht immer die<br />

beste Lösung, liefert aber für wissenschaftliche<br />

Aufnahmen, wo es um Einzelheiten bei<br />

der Darstellung der Tier- und Pflanzenwelt<br />

geht, die besten Ergebnisse. Wenn es um<br />

exakte Darstellungen geht, können Schatten<br />

stören.<br />

Bild 76: Schattenbildung wird mit zwei Blitzen<br />

weitgehend verhindert. (<strong>Licht</strong>zange)<br />

15<br />

Bei einer künstlerischen Darstellung der <strong>Unterwasser</strong>welt<br />

gehören <strong>Licht</strong> und Schatten<br />

zu den kreativen Gestaltungselementen, die<br />

erheblichen Einfluss auf die Wirkung einer<br />

Aufnahme haben. Als besonderes Zubehör<br />

für eine bewusste Gestaltung, hat Subtronic<br />

farbige Kunststoffscheiben im Lieferprogramm.<br />

Diese lassen sich einfach an den<br />

Blitz anschrauben und können bei Bedarf<br />

in den Strahlengang gedreht werden. Die<br />

kleine »<strong>Licht</strong>orgel« besteht aus drei Kunststoffscheiben<br />

in den Farben Rot, Orange und<br />

Gelb. <strong>Das</strong> Blitzlicht erhält auf diese Weise<br />

Farbe, so dass bei gezieltem Einsatz interessante<br />

Effekte möglich sind. Die folgende<br />

Aufnahme (Bild 77) zeigt den Einsatz im<br />

Süßwasser. Die <strong>Unterwasser</strong>landschaft ist<br />

hier relativ monochrom, beeindruckt aber<br />

durch die interessanten Formen von Baumstämmen<br />

und Algenbewuchs. Durch zusätzliche<br />

Farbakzente können märchenhafte Bilder<br />

entstehen.<br />

Farbtemperatur<br />

Neben der Leitzahl ist die Farbtemperatur<br />

ein wichtiges Kriterium für den Einsatz von<br />

Kunstlicht. Selbst wenn keine Kenntnisse<br />

über unterschiedliche Farbtemperaturen vorliegen<br />

und die physikalischen Gründe unbekannt<br />

sind, empfindet jeder Mensch kalte<br />

und warme Farben. Diese Unterteilung ist<br />

rein gefühlsmäßig. So empfinden wir rötliche<br />

Farbtöne als warm und blaues <strong>Licht</strong> als<br />

eine kalte Farbe. Vielleicht entstand diese<br />

Empfindung aus der Wirkung, die eine bren-<br />

Bild 77:<br />

Farbakzente durch farbiges Blitzlicht<br />

nende Kerze oder ein gemütliches Kaminfeuer<br />

auf uns ausübt. Ein Feuer enthält relativ<br />

viel von diesen roten Farbanteilen. Der Blick<br />

auf einen Gletscher offenbart die kalte blaue<br />

Farbe. Die Kriterien, die hierbei entscheiden,<br />

sind aber rein subjektiv und von unseren<br />

Wahrnehmungen abhängig. Der aufmerksame<br />

Leser fragt sich nun bestimmt: Warum<br />

diese Erklärung? Der Grund liegt darin, dass<br />

sich messtechnisch und physikalisch die uns<br />

scheinbar klaren Verhältnisse umkehren.<br />

Wird ein Körper, zum Beispiel ein Metall,<br />

stark erhitzt, so erstrahlt es bereits bei relativ<br />

niedrigen Temperaturen in rötlichen Farben,<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

dies gilt für das Kerzenlicht und das Kaminfeuer.<br />

Erst bei hohen Temperaturen sind grüne<br />

und blaue Farben im <strong>Licht</strong> eines dann weiß<br />

strahlenden Gegenstandes messbar. Die Farbtemperatur<br />

wird in Kelvin angegeben. Dabei<br />

gilt, dass diese Temperaturskala ihren Nullpunkt<br />

bei etwa -273 ° C hat. Der Gefrierpunkt<br />

von Wasser liegt bei 0 ° C oder 273 K. In den<br />

physikalischen Grundlagen ist der Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Licht</strong>, Farben und auch<br />

der Farbtemperatur einer <strong>Licht</strong>quelle genauer<br />

beschrieben. Hier möchte ich nur auf die<br />

Wirkung von <strong>Licht</strong>quellen mit verschiedenen<br />

Farbtemperaturen eingehen und den Bezug<br />

zur Fotografie herstellen. Die interessante<br />

Physik bleibt eher außen vor. Nur so viel zum<br />

Verständnis: Betrachtet man die Sonne, so<br />

erscheint sie uns als eine weiße <strong>Licht</strong>quelle.<br />

Allgemein bekannt ist, dass sich dieses weiße<br />

<strong>Licht</strong> aus allen Farben des sichtbaren <strong>Licht</strong>spektrums<br />

zusammensetzt. Messtechnisch<br />

ergibt sich eine spektrale Verteilung, bei der<br />

das Maximum dieser <strong>Licht</strong>quelle bei einer<br />

Farbtemperatur von etwa 5200 bis 5500 Kelvin<br />

liegt. Aus diesem Wert ist es möglich, die<br />

Wellenlänge des <strong>Licht</strong>s für diese Temperatur<br />

zu bestimmen. <strong>Das</strong> Maximum der Spektralverteilung<br />

einer brennenden Kerze liegt bei<br />

einer wesentlich niedrigeren Temperatur von<br />

2000 Kelvin. Die Wellenlänge des Maximums<br />

liegt bei der Kerze im infraroten, nicht<br />

mehr im sichtbaren Bereich und erklärt die<br />

Tatsache, dass die Kerze hauptsächlich Wärme<br />

abgibt. <strong>Licht</strong> ist nur eine kleine Zugabe.<br />

Die folgende Tabelle zeigt einige ausgewählte<br />

<strong>Licht</strong>quellen mit ihrer Farbtemperatur und<br />

der zugehörigen Wellenlänge.<br />

<strong>Das</strong> sichtbare Spektrum des <strong>Licht</strong>es erstreckt<br />

sich von etwa 400 nm bis 700 nm und zeigt,<br />

dass der blaue Himmel sein Maximum be-<br />

16


Kapitel 6<br />

<strong>Licht</strong>quelle Farbtemp.in<br />

Kelvin<br />

reits im ultravioletten Bereich hat. Der »mini<br />

digital« von Subtronic hat sein Maximum bei<br />

einer Wellenlänge von 644 nm und strahlt<br />

durch seine getönte Blitzröhre ein angenehm<br />

warmes <strong>Licht</strong> ab.<br />

Hauttöne bei Modellaufnahmen wirken natürlich<br />

(Bild 79). Gleiches gilt auch für die<br />

Farbwiedergabe der <strong>Unterwasser</strong>welt, wo<br />

vor allem die warmen Töne den gewünsch-<br />

17<br />

Wellenlänge<br />

in nm<br />

Kerze 2000 1450<br />

Sonnenuntergang 2500 1160<br />

Glühbirne 2800 1004<br />

Halogenlampe 3200 906<br />

Mondlicht 4000 725<br />

Amphibienblitz 4500 644<br />

Sonnenlicht 5200 557<br />

Leuchtstoffröhre 6500 446<br />

Blauer Himmel 18000 161<br />

Bild 78:<br />

Sehr schön ist auf dem Bild die getönte Blitzröhre<br />

des »mini digital« zu erkennen. Sie sorgt für<br />

eine niedrige Farbtemperatur und liefert natürliche,<br />

warme Farben.<br />

ten Kontrast zur kalten Farbe Blau des Wassers<br />

liefern. Interessant ist in diesem Zusammenhang<br />

der Verlauf der Farbtemperatur<br />

eines Amphibienblitzes in Abhängigkeit vom<br />

<strong>Licht</strong>weg. Da Wasser zuerst die warmen Farben<br />

durch Absorption auslöscht, verschiebt<br />

sich die Farbtemperatur bei größerem <strong>Licht</strong>weg<br />

zu höheren Werten in Richtung blaue<br />

Farbe. Dies zeigt in beeindruckender Weise<br />

die folgende grafische Darstellung, die wieder<br />

auf Messversuche von Herbert Frei basiert.<br />

Bild 79:<br />

Farbtemperatur des Subtronic Amphibienblitzes<br />

Deutlich ist an der grafischen Darstellung erkennbar,<br />

dass bis zu einem <strong>Licht</strong>weg von zwei<br />

Metern, dies entspricht einem Aufnahmeabstand<br />

von nur einem Meter, die Farbtemperatur<br />

des Subtronic Amphibienblitzes sich noch<br />

in einem akzeptablen Bereich befindet. Erst<br />

ab einem <strong>Licht</strong>weg von zwei Metern steigt<br />

die Farbtemperatur, selbst bei getönter Blitzröhre,<br />

sehr steil an. Die warmen roten Farbanteile<br />

sind durch das Wasser ausgefiltert.<br />

Dennoch ist an diesem Beispiel erkennbar,<br />

Bild 80:<br />

Durch getönte Blitzröhren wirken Hauttöne bei Modellaufnahmen natürlich<br />

dass im <strong>Unterwasser</strong>einsatz ein Blitz mit größeren<br />

Anteilen »warmer« Farben deutliche<br />

Vorteile bringen kann. Noch eines können<br />

wir aus der grafischen Darstellung ableiten<br />

und für die <strong>Unterwasser</strong>fotografie nutzen. In<br />

der Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten<br />

steht und die Landfotografie ungünstig ist, da<br />

die Farbtemperatur des Umgebungslichtes<br />

zu hoch ist und die Bilder eher blau und kalt<br />

wirken, ist die Zeit der <strong>Unterwasser</strong>fotografie.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Licht</strong> ist unter Wasser optimal, da es<br />

nahezu ungebrochen, senkrecht auf die Oberfläche<br />

trifft. Bis zu einer Wassertiefe von einem<br />

Meter sind jetzt natürlich wirkende Aufnahmen<br />

ohne Blitz möglich. In dieser Zeit<br />

können mit den kompakten Digitalkameras,<br />

<strong>Das</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Licht</strong><br />

selbst im Ewa-Marine-Kunststoffbeutel interessante<br />

Fotos entstehen.<br />

(Fußnoten)<br />

1 www.heinrichsweikamp.net<br />

2 <strong>Unterwasser</strong>fotografie<br />

Herbert Frei, Ecomed, ISBN 3-609-72161-8,<br />

II-15<br />

3 <strong>Unterwasser</strong>fotografie<br />

Herbert Frei, Ecomed, ISBN 3-609-72161-8,<br />

II-15.2<br />

18

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