17.10.2012 Aufrufe

Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller

Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller

Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

66<br />

Boden als Schatz<br />

„Wer denkt beim Verzehr eines Schokoriegels an die<br />

Kette Schokolade - Milch - Kuh - Gras - Boden?“ 1 Wer<br />

Schokoriegel herstellt, dem wird der Zusammenhang<br />

schon eher klar. Doch können vom Wert des Bodens<br />

nur diejenigen wissen, die mit ihm gewirtschaftet haben,<br />

wie der Philosoph Günter Altner meint? 2<br />

Die frühen Menschen haben es noch gewusst: Der<br />

Boden ist der Ursprung und Anfang von allem.<br />

Schöpfungsmythen erzählen davon, wie die Menschen<br />

ihre eigene Existenz im Boden verwurzeln. So<br />

ist der hebräische Name für den ersten Mann, Adam,<br />

von adama abgeleitet, was „Erde, Boden“ bedeutet<br />

und die erste Frau, Eva, weist auf hava, „die Lebendige“.<br />

Auch der lateinische homo geht aus humus<br />

hervor, also aus dem „lebendigen Erdreich“ 3 . Der<br />

Schriftsteller und Ökologe Herbert Girardet bringt es<br />

so auf den Punkt: „Wer kann die Tatsache leugnen,<br />

dass die Menschen letzten Endes Geschöpfe des Erdbodens<br />

sind?“ 4<br />

Boden nährt<br />

Tatsächlich wird es in Zeiten, in denen die chemische<br />

Industrie „Astronautenkost“ aus dem Labor herstellen<br />

kann, manchmal vergessen: Dass wir <strong>Lebensmittel</strong><br />

haben, verdanken wir dem Wachstum der Pflanzen.<br />

Denn alles Leben auf dem Planeten Erde beruht einzig<br />

und allein auf dem Vermögen der Pflanzen, durch<br />

Photosynthese mit Hilfe von Sonnenenergie anorganische<br />

Materie in Kohlenhydrate umzuwandeln.<br />

Pflanzen wiederum gäbe es nicht ohne die Symbiose<br />

mit dem Boden. Dieser bietet den Pflanzen nicht nur<br />

Wurzelraum 5 , sondern liefert auch Wasser, Sauerstoff<br />

und spezifische Nährstoffe. Böden sind die Grundla-<br />

ge für Wachstum und damit für alle nachfolgenden<br />

Pflanzen und Tiere in der Nahrungskette 6 – und letztlich<br />

für uns Menschen: Wir produzieren mehr als 90<br />

Prozent unserer Nahrungsmittel auf Böden 7 . Selbst<br />

die Fischwirtschaft ist auf Böden angewiesen – und<br />

zwar nicht nur auf Meeresböden, wie Andreas Lippmann<br />

von Deutsche See erklärt: „Für das Fischfutter<br />

der Aquakulturen benötigen wir Anbauflächen auf<br />

dem Land.“<br />

Boden verbindet<br />

Die Erde war zu Beginn nur mit heißem, nacktem Gestein<br />

bedeckt. Sonne, Eis und Wasser zerlegten über<br />

460 Millionen Jahre die Gesteine in ihre kleinsten<br />

Bestandteile, die dann wiederum von den Pflanzen<br />

als Nährstoffe genutzt werden konnten 8 . So kam der<br />

Kreislauf in Gang: Bodenlebewesen bauen das abgestorbene<br />

organische Material ab und wandeln es in<br />

neue Nährstoffe für neues Leben um. Dabei helfen<br />

Milliarden an Kleinstlebewesen 9 . Der Boden verbindet<br />

Erdgestein und Pflanzen.<br />

Dabei kommt es zu Wechselwirkungen. „So beeinflussen<br />

Böden die Reflexion der Sonnenstrahlen und<br />

den Austausch von Wärme (…); sie sind ein Puffersystem<br />

im Wasserkreislauf der Erde, indem sie durch<br />

ihre Oberflächenbeschaffenheit den Anteil des Niederschlags<br />

bestimmen, der versickert oder oberflächlich<br />

abfließt. (…) Böden sind Quellen und Senken für<br />

die klimarelevanten Spurengase Kohlendioxid, Methan<br />

und Lachgas.“ 10 Kurz: Der Boden verbindet Erde<br />

mit Sonne, Wasser und Luft.<br />

1 Miehlich, Günter (2002), in: WBB: Ohne Boden – bodenlos, S. 11.<br />

2 Altner, Günter (1991): Naturvergessenheit – Grundlagen einer umfassenden Bioethik. WBG Darmstadt.<br />

3 vgl. Montgomery, David (2010): dreck – Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert, S. 47.<br />

4 zitiert nach Caspari, Thomas (2007): Der Boden – Dreck oder Lebewesen, www.thomas-caspari.de<br />

5 Raspe, Stefan (1997): Natur oder Ersatznatur? Auf dem Weg zum bodenlosen Anbau. In: Politische Ökologie – Bodenlos, S. 70ff.<br />

6 Beese, Friedrich (1997): Multitalent – Die vielfältigen Funktionen des Bodens. In: Politische Ökologie - Bodenlos, S. 17-22.<br />

7 Hurni, Hans (1998): A Multi-Level Stakeholder Approach to Sustainable Land Management. Advances in GeoEcology, 31: 827–836.<br />

8 siehe zur Entstehung und Entwicklung von Böden: Heitkamp, Andreas (2005): Böden – die dünne Haut der Erde,<br />

www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail&f_id=246&rang=1; auch: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (2010): http://www.ufz.de/index.php?de=20834<br />

9 In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde! Siehe dazu: Landesumweltamt NRW (2003): Bodenbiologie – Leben im Dunkeln.<br />

10 Beese, Friedrich (1997): Multitalent – Die vielfältigen Funktionen des Bodens. In: Politische Ökologie - Bodenlos, S. 18.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!