Magazin zur Nachhaltigkeit 2009 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...
Magazin zur Nachhaltigkeit 2009 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...
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<strong>Daimler</strong><br />
<strong>Magazin</strong><br />
DAS E-HEFT<br />
Evolution Engagement Elektrizität<br />
Noch sauberer: Antriebe<br />
der neuen Generation<br />
der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge<br />
Gemeinsam setzen sich<br />
Mitarbeiter bei <strong>Daimler</strong><br />
für soziale Projekte ein<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />
<strong>Daimler</strong> testet schon heute<br />
die Elektrofahrzeuge<br />
der Zukunft – mit Erfolg
<strong>Daimler</strong><br />
<strong>Magazin</strong><br />
DAS E-HEFT<br />
Evolution Engagement Elektrizität<br />
Noch sauberer: Antriebe<br />
der neuen Generation<br />
der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge<br />
Gemeinsam setzen sich<br />
Mitarbeiter bei <strong>Daimler</strong><br />
für soziale Projekte ein<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />
<strong>Daimler</strong> testet schon heute<br />
die Elektrofahrzeuge<br />
der Zukunft – mit Erfolg<br />
<strong>Daimler</strong><br />
Fakten<br />
Management Umweltschutz Mitarbeiter<br />
Einkaufsorganisation veröffentlicht<strong>Nachhaltigkeit</strong>srichtlinien<br />
für Lieferanten<br />
<strong>Daimler</strong> setzt verstärkt<br />
auf effiziente Elektro- und<br />
Hybridantriebe<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />
„Deutscher Unternehmenspreis<br />
Gesundheit 2008“ an<br />
<strong>Daimler</strong> verliehen<br />
Der ergänzende Bericht „360 GRAD – Fakten <strong>zur</strong><br />
Nach haltigkeit <strong>2009</strong>“ bietet faktenorientierte<br />
Informationen zum Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> und vervollständigt<br />
den vorliegenden Bericht. Er orientiert sich<br />
an den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI)<br />
und erscheint zeitgleich mit dem Bericht „360 GRAD –<br />
<strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong>“.<br />
http://www.daimler.com/nachhaltigkeit
<strong>Daimler</strong><br />
<strong>Magazin</strong>
4 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Die Bilder im Essay dieser Ausgabe<br />
rund um das Thema<br />
Energie entstanden im Atelier<br />
der Berliner Illustratorin Sarah<br />
Illenberger. Siehe Seite [14]<br />
Joachim Löw beschreibt<br />
Fotograf Marvin Zilm vor Spielbeginn<br />
sein neues Fahrgefühl<br />
im Mercedes-Benz S 400<br />
BlueHYBRID. Siehe Seite [42]<br />
Autor Tilman Wörtz und Fotograf<br />
Dawin Meckel mit indischen<br />
Azubis in Pune. Siehe Seite [88]
Orientierung<br />
Orientierung<br />
Energie bewegt das Leben. Deshalb stellt das E-HEFT des <strong>Magazin</strong>s 360 GRAD Bezug<br />
zu Themen her, die ohne Energie nicht existieren würden: Evolution . <strong>Daimler</strong><br />
legt seit jeher großen Wert auf saubere und effiziente Antriebe bei Nutzfahrzeugen,<br />
das war gestern so und bleibt auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung. Eine<br />
Bilanz. Emotion . Gefühle bewegen Menschen. Menschen erzeugen Gefühle. Dass<br />
verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mitmenschen viele positive Emotionen auslösen<br />
kann, erfahren <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter jeden Tag. Effizienz . Der verantwortungsvolle Umgang<br />
mit Energie ist ein zentrales Anliegen von <strong>Daimler</strong>. Auch bei den Pkw bewähren sich die<br />
„neuen“ sauberen Motoren im täglichen Einsatz. Emission . Die kontinuierliche Reduzierung<br />
von Schadstoffemissionen, aber auch Lärmemissionen ist ein erklärtes Ziel des Unternehmens.<br />
Engagement . Soziale Verantwortung im Unternehmen wäre ohne die Energie und den<br />
persönlichen Einsatz der Mitarbeiter nicht denkbar. Eine Übersicht. Elektrizität . „Die Zukunft<br />
des Automobils ist elektrisch.“ Den Beweis dieser Aussage tritt <strong>Daimler</strong> bereits heute schon an.<br />
Ein Zwischenstand.<br />
Auf frischer Tat ertappt. Dass der deutsche Fußballbundestrainer Joachim Löw mit seinem<br />
neuen Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID sehr zufrieden ist, hat Fotograf Marvin Zilm deutlich<br />
erleben dürfen: Löw nahm sich die Zeit auf dem Parkplatz vor dem Stadion zwischen Shooting<br />
und Spielbeginn, um mit dem überraschten Fotografen über die Vorzüge des Hybridantriebs zu<br />
diskutieren, und das, obwohl schon Horden von Fans und Autogrammjägern auf Löw lauerten,<br />
um den Fussballstar hautnah erleben zu können. Siehe Seite [42]<br />
Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft. Indien ist ein bevölkerungsreiches Land mit enormem<br />
Wachstumspotenzial. Bei den Recherchen für den <strong>Daimler</strong>-Wirtschaftsreport über die BRIC-<br />
Staaten und Fokusland Indien im <strong>Magazin</strong> 360 GRAD haben Fotograf Dawin Meckel und Autor<br />
Tilman Wörtz nicht nur die Gastfreundschaft der Inder erleben dürfen. Vor Ort konnten sie Ein -<br />
drücke von der CKD-Fertigung in Pune, dem Forschungs- und Entwicklungsstandort in Bangalore<br />
und der Baustelle des neuen Nutzfahrzeugwerks in Chennai sammeln. Siehe Seite [88]<br />
5
[14]<br />
[46]<br />
[76]<br />
[22]<br />
[56]<br />
[80]<br />
[30]<br />
[68]<br />
[88]
Navigation<br />
DAS E-HEFT<br />
[10]<br />
Position Dieter Zetsche <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
Der <strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit dem 360 GRAD <strong>Magazin</strong>.<br />
[14]<br />
Essay: Energie, die uns antreibt<br />
In einer E-Mail erläutert Autor Michael Gleich, wie sehr unser Leben von Energie durchdrungen ist.<br />
[22]<br />
rEvolution<br />
Für den Antrieb des Automobils wird Elektrizität in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />
[30]<br />
Fortschritt zahlt sich aus<br />
In d er Evolution effizienter Antriebe sind die <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge schon eine Stufe weiter.<br />
[40]<br />
Silentium!<br />
Umweltschutz bedeutet auch Lärmschutz. <strong>Daimler</strong> verringert Geräusch- Emissionen drastisch.<br />
[46]<br />
Auf frischer Tat ertappt<br />
Die „neuen“ Antriebe haben sich bei den Pkw bewährt: Sie glänzen mit Effizienz und Sauberkeit.<br />
[56]<br />
What a Difference a Day Makes …<br />
Beim „Day of Caring“ helfen <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter bei sozialen Projekten und setzen Emotionen frei.<br />
[80]<br />
Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />
Weltweit setzt <strong>Daimler</strong> sein soziales Engagement um. Wir stellen fünf Projekte vor.<br />
[8]<br />
Koordinaten eines Weltbürgers<br />
Weltweite Aktivitäten von <strong>Daimler</strong> im<br />
Rundumblick – 360 GRAD.<br />
[42]<br />
Einblick Wie funktioniert nachhaltiges<br />
Einkaufen?<br />
Heinrich Reidelbach über die neuen<br />
Richtlinien zum nachhaltigen Einkauf.<br />
[44]<br />
Panorama Umwelt<br />
Nachrichten: beispielhafte Innovationen<br />
und Pioniergeist für mehr Umweltschutz.<br />
[66]<br />
Einblick Was hat Compliance mit<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> zu tun?<br />
Gerd T. Becht über die Einhaltung<br />
von Regeln und ethischen Standards<br />
im Unternehmen.<br />
[68]<br />
We Are One!<br />
Beschäftigung und Ausbildung von Behinderten<br />
ist bei <strong>Daimler</strong> selbstverständlich.<br />
[76]<br />
Förderprogramme: Antrieb für<br />
die Zukunft<br />
Der Erfolg des Austauschprogramms<br />
„Arab-European Internship Exchange“.<br />
[86]<br />
Panorama Soziales<br />
Nachrichten: Das <strong>Daimler</strong>-Engagement für<br />
Kunst, Kultur, Sport und Gesellschaft.<br />
[88]<br />
Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />
Der <strong>Daimler</strong> Wirtschaftsreport mit<br />
Fokusland Indien.<br />
[98]<br />
Impressum/Kontakt<br />
Navigation<br />
7
8 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
DETROIT 42°N/83°W ——— Remanufacturing bei<br />
Detroit Diesel. <strong>Daimler</strong> hat mit Bosch in den USA das<br />
Gemein schafts unternehmen „North American Fuel<br />
Systems Re manufacturing“ gegründet. Das Joint Venture<br />
soll ge brauch te Dieselkomponenten aufarbeiten und<br />
an große Be treiber von Nutzfahrzeugflotten vermarkten.<br />
NEW YORK 41°N/74°W ——— smart ist das<br />
sparsamste Auto der USA. Der smart fortwo<br />
ist auch in den USA die Nummer eins bei Umweltfreundlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit. Die<br />
amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hat<br />
den Zweisitzer in ihrer aktuellen Liste der sparsamsten<br />
Autos ohne Hybridantrieb auf den<br />
ersten Platz gesetzt.<br />
NEW YORK 41°N/74°W ——— Pangaea-Expedition von<br />
Mike Horn erfolgreich gestartet. Vier Jahre umsegelt der<br />
Abenteurer Mike Horn die Welt und setzt gemeinsam mit<br />
Jugendlichen aus aller Welt ökologische und soziale Projekte<br />
um – vom Nordpol bis zum Südpol. Die Expedition startete<br />
im Oktober 2008 und wird von Mercedes-Benz als exklusivem<br />
Partner und Hauptsponsor unterstützt.<br />
LIMA 12°S/77°W ——— Mikrokreditvergabe-Programm<br />
verabschiedet. <strong>Daimler</strong> Financial Services<br />
(DFS) unterstützt gemeinsam mit „CARE International“<br />
Menschen in Peru, Brasilien, Ecuador, Ruanda, Vietnam<br />
und Mosambik mit der Vergabe von Mikrokredi ten<br />
bei der Existenzgründung.<br />
MOSKAU 56°N/38°E ——— Kamaz-Truck-Beteiligung<br />
Russland. Ende 2008 haben <strong>Daimler</strong>, Kamaz, der führende<br />
russische Hersteller von schweren Lkw, das staatliche<br />
Unternehmen Russian Technologies und Troika Dialog,<br />
die führende Investmentbank in Russland, den Vertrag für<br />
eine exklusive strategische Partnerschaft in Moskau unterschrieben.<br />
AUCKLAND 37°S/175°E ——— Fuso führt neues<br />
Truck-Segment ein. Mitsubishi Fuso Truck & Bus<br />
Corporation (MFTBC) hat in Neuseeland ihre neuen<br />
Medium Duty Trucks vorgestellt.<br />
BUDAPEST 47°N/19°E ——— Standortentscheidung in<br />
Ungarn. <strong>Daimler</strong> und die ungarische Regierung haben<br />
einen Kooperationsvertrag für ein neues Mercedes-Benz<br />
Werk abgeschlossen. Ab 2012 werden dort Nachfolgemodelle<br />
der A- und B-Klasse produziert.<br />
BLANTYRE 16°S/35°E ——— Im vergangenen Jahr haben<br />
die ersten 16 Auszubildenden des „Blantyre Mechatronics<br />
Training Center“ beim Mercedes-Benz Generalvertreter<br />
Stansfield Motors ihr Diplom zum staatlich anerkannten<br />
Kfz-Mechatroniker erhalten. Das Trainingscenter in Blantyre/<br />
Malawi ist das erste Ausbildungszentrum in dieser Region,<br />
das Fachkräfte für die Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen<br />
nach europäischem Vorbild ausbildet.
PEKING 40°N/116°E ——— Mondialogo-Wettbewerb<br />
abgeschlossen. 50 Schulen waren beim Finale<br />
des Mondialogo School Contest in Peking mit ihren<br />
Projektvorstellungen vor Ort. Insgesamt haben<br />
36.000 Schüler aus 144 Nationen am Mondialogo<br />
School Contest 2007/2008 teilgenommen.<br />
Koordinaten eines Weltbürgers<br />
Koordinaten<br />
eines Weltbürgers<br />
Weltweite Aktivitäten im Rundumblick – 360 GRAD: vom Start der Pangaea-Expedition<br />
in New York bis <strong>zur</strong> Eröffnung des Global Hybrid Center in Kawasaki.<br />
KAWASAKI 35°N/140°E ——— Global Hybrid Center<br />
in Japan eröffnet. In Kawasaki wurde ein weltweites<br />
Zentrum für Hybridentwicklungen von <strong>Daimler</strong> Trucks<br />
eröffnet. Damit wurde ein neuer Meilenstein der Initiative<br />
„Shaping Future Transportation“ gelegt.<br />
[Abgebildetes Werk: „Öldorado“ von Vlado Velkov (2005). Neon, 10 x 80 cm.<br />
MDF, Lack, 200 x 200 cm. Aus der <strong>Daimler</strong> Art Collection.]<br />
9
10 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Position Dieter Zetsche<br />
<strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
<strong>2009</strong> ist das Jahr der Herausforderungen, für die Gesellschaft und die Industrie. Wie trotz der getrübten<br />
Wirtschaftsstimmung zukunftsfähige Lösungen für die Automobilbranche geschaffen<br />
werden und warum das Thema „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ weiterhin ganz oben auf der Agenda bleibt, erläutert<br />
<strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche im Gespräch mit dem <strong>Magazin</strong> 360 GRAD.<br />
——— 360 GRAD: Herr Zetsche, Finanzkrise, Absatzeinbrüche,<br />
Kurzarbeit – die Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie<br />
stellen muss, sind gewaltig. Bleibt da noch<br />
Zeit für <strong>Nachhaltigkeit</strong>? Dieter Zetsche: Das klingt fast, als sei<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> ein Thema, das man sich nur leistet, wenn „noch<br />
Zeit bleibt“. Das ist aber nicht unser Verständnis. <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist<br />
das Grundprinzip unseres unternehmerischen Handelns. Es besagt,<br />
dass ökonomische, ökologische und soziale Ziele miteinander im<br />
Einklang stehen müssen - in der Krise genauso wie in guten Zeiten.<br />
——— Aber es gibt doch Zielkonfl ikte zwischen den verschiedenen<br />
Dimensionen von <strong>Nachhaltigkeit</strong>, oder? Kurzfristig mag<br />
das manchmal so wirken. Aber was langfristig droht, wenn man<br />
geschäftliche Ziele ohne Rücksicht auf Risiken und Nebenwirkungen<br />
verfolgt, lässt sich ja an der Finanzkrise und ihren Folgen besichtigen.<br />
Die Praktiken, die zu dieser Weltrezession geführt haben, sind<br />
im negativen Sinn ein Musterbeispiel für unverantwortliches, nicht<br />
nachhaltiges Handeln. Nein, man hat auf Dauer keinen ökonomischen<br />
Erfolg, wenn er zulasten ökologischer oder sozialer Belange
„<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist das Grundprinzip<br />
unseres unternehmerischen Handelns.“<br />
Dieter Zetsche<br />
geht. Und man kann als Unternehmen umgekehrt mehr für die Umwelt<br />
und die Gesellschaft tun, wenn man gute Geschäftsergebnisse<br />
erzielt. Das eine bedingt das andere. Neudeutsch könnte man auch<br />
sagen: „win-win“ oder „lose-lose“.<br />
——— Das hört sich gut an, ist aber leichter gesagt als getan,<br />
oder? Natürlich sind Taten wichtiger als Worte. Aber das gilt nicht<br />
nur beim Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Und wir sind bereit, uns an Taten<br />
messen zu lassen. Deshalb haben wir das Thema bei <strong>Daimler</strong> auch<br />
Position Dieter Zetsche im Gespräch<br />
institutionell auf Vorstandsebene verankert – mit dem Corporate<br />
Sustainability Board, das unsere bestehenden Managementprozesse<br />
zu <strong>Nachhaltigkeit</strong>sfragen bündelt. Und weil <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
zum Kern unserer Unternehmensstrategie zählt, leitet dieses<br />
Gremium unser Strategievorstand Rüdiger Grube. Ich betrachte das<br />
Thema aber ausdrücklich auch als mein eigenes.<br />
——— Was genau ist die Aufgabe dieses Sustainability Board?<br />
Es soll Transparenz schaffen und aus vielen Einzelbeiträgen ein<br />
stimmiges Ganzes machen. Bei <strong>Daimler</strong> gibt es naturgemäß die<br />
unterschiedlichsten lokalen, nationalen oder geschäftsspezifi schen<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>saktivitäten. Das ist gut und wird auch so bleiben.<br />
Aber die dezentrale Umsetzung muss durch ein zentrales „<strong>Nachhaltigkeit</strong>sradar“<br />
ergänzt werden – mit dementsprechend ganzheitlicher<br />
Verantwortung. Genau das ist Sache des Sustainability Board.<br />
——— Gibt es noch weitere Themen, bei denen Sie eher auf<br />
zentrale Lösungen setzen? In ethischen Fragen oder in Sachen<br />
Compliance kann es konzernweit nur einen Standard geben. Auch<br />
für unsere Zulieferer haben wir weltweit verbindliche Einkaufsrichtlinien.<br />
Und selbst die Lieferanten dieser Zulieferer müssen unseren<br />
Standards genügen. Wir wollen keinerlei Hilfestellung zu rechtlich<br />
oder ethisch unverantwortlichen Geschäftspraktiken leisten.<br />
——— Beim Thema Compliance hat <strong>Daimler</strong> in der Vergangenheit<br />
ja nicht immer geglänzt … aber umso klarer daraus gelernt<br />
und entsprechend gehandelt. Wir haben heute eine sehr effektive<br />
Compliance-Organisation. Dabei geht es uns neben der selbstver- ><br />
11
12<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
[Dieter Zetsche: „Man hat auf Dauer keinen ökonomischen Erfolg,<br />
wenn er zu Lasten ökologischer oder sozialer Belange geht.“]<br />
„Lokal emissionsfreies Fahren ist keine<br />
Utopie mehr.“ Dieter Zetsche
ständlichen Beachtung ethischer Normen und gesetzlicher Regeln<br />
auch um die Einhaltung freiwillig eingegangener Verpflichtungen,<br />
zum Beispiel im Rahmen des „Global Compact“ der Vereinten<br />
Nationen. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sys-<br />
tematisch, damit auch wirklich jeder versteht: Compliance ist<br />
nicht optional, sondern ein integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur.<br />
Übrigens zeigt auch dieses Thema, wie eng die<br />
verschiedenen <strong>Nachhaltigkeit</strong>sdimensionen miteinander verknüpft<br />
sind. Denn wer ungesetzlich oder unethisch handelt, schadet allen<br />
Unternehmenszielen: den ökonomischen, weil er das Vertrauen von<br />
Kunden und Investoren verspielt; den ökologischen, weil damit die<br />
Mittel <strong>zur</strong> Entwicklung umweltfreundlicher Technologien fehlen; und<br />
den sozialen, weil die Existenzgrundlage vieler Menschen gefährdet<br />
wird. Kein Geschäft dieser Welt ist das wert.<br />
——— Können Sie trotzdem verstehen, wenn Mitarbeiter auch<br />
mal „genervt“ reagieren und sich fragen: „Was darf man<br />
heutzutage überhaupt noch?“ Sagen wir mal so: Ich akzeptiere<br />
es nicht, wenn das als Vorwand benutzt wird, um gegen gesetzliche<br />
Vorschriften oder interne <strong>Daimler</strong>-Regeln zu verstoßen. Wer das<br />
trotzdem tut, muss mit entsprechenden Disziplinarmaßnahmen<br />
rechnen. Da haben wir ein striktes „Null Toleranz“-Prinzip – das haben<br />
wir in einer Konzernrichtlinie ausdrücklich so festgeschrieben.<br />
Und wer unsicher ist, was geht und was nicht, kann und muss nachfragen:<br />
beim Chef, beim Compliance-Beauftragten vor Ort oder bei<br />
unserem zentralen Compliance Consultation Desk. Da gibt es keine<br />
Ausrede. Jeder Einzelne ist für sein korrektes Verhalten verantwortlich.<br />
Und von Führungskräften erwarte ich, dass sie Vorbilder sind.<br />
——— <strong>Daimler</strong> hat im letzten November einen „Sustainability<br />
Dialogue“ eingeführt, zu dem Sie Vertreterinnen und Vertreter<br />
von politischen Organisationen, von Gewerkschaften und<br />
Arbeitgeberverbänden und von NGOs eingeladen haben. Was<br />
versprechen Sie sich davon? Vor allem konstruktiven Austausch.<br />
Wenn ich in meinen demnächst 56 Lebensjahren etwas gelernt habe,<br />
dann ist es, dass falsche Vorurteile umso hartnäckiger sind, je weniger<br />
sie von praktischen Erfahrungen bei persönlichen Begegnungen<br />
widerlegt werden können. Daraus folgt für mich, dass man Gelegenheiten<br />
für solche Begegnungen schaffen muss. Und genau das tun wir<br />
mit dem neuen Dialogforum, das wir definitiv weiterführen werden.<br />
——— Lassen Sie uns <strong>zur</strong> ökologischen Dimension von <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
kommen: Sie haben kürzlich gesagt, der „Anfang<br />
vom Ende des Ölzeitalters“ sei da. Was genau meinen Sie<br />
damit? Gut ein Jahrhundert lang haben wir Automobile nahezu<br />
ausschließlich auf der Basis von Erdöl betrieben. Dafür gab es viele<br />
gute Gründe: kurze Tankzeiten, hohe Reichweiten, flächendeckende<br />
Infrastruktur, nicht zuletzt auch ein vergleichsweise günstiger Preis.<br />
Aber allmählich zeichnet sich eine technologische Zeitenwende ab.<br />
Deshalb haben wir auch unsere Initiative „Drive for Zero Emissions“<br />
gestartet, unter der wir alle Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität<br />
zusammengefasst haben: Wir machen etwa wichtige Fortschritte<br />
bei der Elektrifizierung des Antriebs. In Kleinserie kommen noch<br />
in diesem Jahr ein Elektro-smart und ein Mercedes-Benz mit Brennstoffzellenantrieb;<br />
etwas später folgt der erste Mercedes-Benz mit<br />
batterieelektrischem Antrieb. In all diesen Fällen setzen wir auf<br />
modernste Lithium-Ionen-Technologie, an deren Entwicklung und<br />
Produktion wir inzwischen direkt beteiligt sind. Lokal emissionsfreies<br />
Fahren ist also keine Science-Fiction mehr.<br />
Position Dieter Zetsche im Gespräch<br />
——— Trotzdem gibt es Stimmen, die vor überzogener Elektro-<br />
Euphorie warnen … und denen schließe ich mich ausdrücklich an!<br />
Es geht schließlich nicht um ein Entweder-oder. Lange Zeit werden<br />
unterschiedliche Antriebstechnologien nebeneinander existieren.<br />
Es wäre ein Fehler, dabei nur noch dem Elektroantrieb ein grünes<br />
Image zu geben. Auch moderne Verbrennungsmotoren können<br />
umweltfreundlich sein. Ich gehe noch weiter und behaupte: Die<br />
Antwort auf die Frage, wie viel CO 2 wir im Straßenverkehr in den<br />
nächsten Jahren tatsächlich einsparen können, hängt vom Anteil der<br />
Autos ab, die mit sauberen Verbrennungsmotoren auf die Straße<br />
kommen. Moderne Benziner oder Diesel sind also alles andere als<br />
Technologie „von gestern“.<br />
——— Können Sie konkrete Beispiele nennen? Jede Menge. Nehmen<br />
Sie unsere neue E-Klasse mit ihrem hocheffizienten 4-Zylinder-<br />
Diesel in drei Leistungsabstufungen. Der verbraucht nur noch 5,3<br />
Liter auf 100 Kilometer – bei CO 2 -Emissionen von 139 Gramm pro<br />
Kilometer. Das sind absolute Spitzenwerte für eine Limousine<br />
mit diesem Sicherheitsstandard und Komfort. In der C-Klasse gibt<br />
es denselben Motor in drei Leistungsvarianten. Und das ist nicht<br />
alles: Zur IAA im Herbst legen wir noch mal nach – mit dem E 350<br />
BlueTEC, der dank neuem De-NO x -Katalysator bereits <strong>2009</strong> die für<br />
2014 geplanten Euro-6-Vorschriften erfüllen wird. Eine Fachzeitschrift<br />
hat das doppeldeutig als „saubere Arbeit!“ bezeichnet.<br />
——— Stichwort IAA: Bleibt es dabei, dass Mercedes-Benz in<br />
Frankfurt auch den ersten deutschen Serienhybrid präsentieren<br />
wird? Definitiv. Wobei der Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />
nicht nur der erste deutsche Serienhybrid, sondern auch der erste<br />
Hybrid weltweit sein wird, der mit innovativer Lithium-Ionen-Technologie<br />
ausgestattet ist. Dadurch wird die Batterie gleichzeitig kleiner<br />
und leistungsfähiger. Hinzu kommt ein moderner V6-Benziner –<br />
zusammen macht das den Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID zum<br />
CO 2 -Champion der Luxusklasse. Übrigens markiert seine Einführung<br />
den Beginn einer breiten Mercedes-Benz Hybridoffensive.<br />
——— Wie sieht es bei den Nutzfahrzeugen aus? Bei umweltfreundlichen<br />
Lkw und Bussen sind wir weltweit die Nummer eins.<br />
Weit über 200.000 Nutzfahrzeuge mit BLUETEC-Dieseltechnologie<br />
sind bereits auf Europas Straßen unterwegs. Sie emittieren im<br />
Vergleich zu Euro 3 rund 60 Prozent weniger Stickoxide und bis zu<br />
80 Prozent weniger Rußpartikel. Und das ist nicht alles, denn wir<br />
werden den saubersten Diesel der Welt auch bei Lkw, Bussen und<br />
Transportern mit Hybridmodulen kombinieren. Shaping Future<br />
Transportation – das ist unser Anspruch und deshalb auch der Name<br />
einer Initiative, mit der wir Kraftstoffverbrauch, CO 2 -Emissionen<br />
und Abgase unserer Nutzfahrzeuge weiter senken werden. Schon<br />
heute haben wir mehr hybridgetriebene Nutzfahrzeuge im Angebot<br />
als jeder andere Hersteller.<br />
——— Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Sicherheit – ein<br />
weiteres, fast schon traditionelles Topthema für <strong>Daimler</strong> … Das<br />
wird auch künftig so bleiben. Wir haben ein klares Leitbild: „die<br />
Vision vom unfallfreien Fahren“. In den letzten Jahren sind wir ihr<br />
schon ein gutes Stück näher gekommen. Moderne Sicherheits-<br />
technologie kann Leben retten. Und <strong>Daimler</strong>-Fahrzeuge gehören<br />
über alle Modelle hinweg zu den sichersten der Welt. Darauf sind<br />
wir stolz. Und natürlich ist es auch ein Riesenansporn für unsere<br />
weitere Arbeit. \<br />
13
14 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Evolution<br />
Sind Sie noch gerne zu Fuß unterwegs?<br />
Obwohl sich der Mensch von seiner körperlichen Verfassung in den letzten 50 Jahren nur<br />
unwesentlich verändert hat, scheint er fußfaul geworden zu sein: Die motorisierte Fortbewegung<br />
nimmt ständig zu, auch der Flugverkehr ist explosionsartig angestiegen. Aber<br />
per pedes kommen wir nicht mal mehr auf einen Kilometer am Tag.<br />
0,7<br />
km/Person/Tag<br />
35<br />
km/Person/Tag<br />
3<br />
km/Person/Tag<br />
0,7<br />
km/Person/Tag<br />
10<br />
km/Person/Tag<br />
62<br />
km/Person/Tag<br />
0,6<br />
km/Person/Tag<br />
0,3<br />
km/Person/Tag<br />
1920 1930 1940 1950<br />
1970 1980 1990 2000<br />
2020
2030 2040 2050<br />
Energie, die uns antreibt<br />
Von: Michael Gleich<br />
An: Leser von 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Gesendet: <strong>2009</strong><br />
Illustration: Sarah Illenberger<br />
Hallo in die Runde,<br />
Sie haben eine E-Mail!<br />
DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />
auch in diesem Jahr wird es wieder heiße Diskussionen geben: Rezession, Klimawandel, Spritpreise.<br />
Wie reagieren die Fahrzeughersteller darauf? Ich habe einige Stichwörter zusammengestellt, die mir<br />
in der Debatte besonders wichtig erscheinen. Zufälligerweise (oder auch nicht …) fangen sie alle mit<br />
„E“ an. Es ist also eine echte E-Mail geworden.<br />
Evolution , dieses unendliche Spiel von Veränderung und Verbesserung, wird gerne nach Rezepten<br />
befragt, die für das menschliche Zusammenleben gelten könnten. Eine Frage drängt sich derzeit auf:<br />
Ist die Natur ein Energiesparer oder ein Energieverschwender? Die Antwort lautet: Je nachdem!<br />
Um zwei Extreme zu nennen: Es gibt die Kolibri-Strategie und das Modell Faultier. Kolibris sind kleine<br />
Schwirrvögel, die in den tropischen Regenwäldern leben. Ihre Flügel schlagen bis zu 50 Mal pro<br />
Sekunde, ihre Herzen 400 Mal pro Minute. Bei ihrem fliegerischen Extremsport heizen sie ihre Körper<br />
auf 42 Grad Celsius auf. Kolibris führen ein Hochenergieleben. Sie verbrennen täglich ein Vielfaches<br />
ihres Körpergewichts an Blütennektar. Ständig müssen sie an die Tankstelle – und gelten dennoch<br />
als Erfolgsmodell der Evolution, das sich in einigen Hundert Varianten bewährt hat. Ganz anders<br />
überleben im gleichen Lebensraum die Faultiere. Sie sind Meister darin, ihren energetischen Aufwand<br />
möglichst niedrig zu halten. Sie bewegen sich wie in Zeitlupe, verschlafen die meisten Stunden des<br />
Tages. Ihren Stoffwechsel können sie so weit runterfahren, dass die Körpertemperatur auf 24 Grad<br />
absinkt. Der Lohn der Langsamkeit besteht in einer hohen Lebenserwartung und einer weiten Verbreitung.<br />
Kolibri-Strategie und Modell Faultier sind unterschiedliche Lösungen des gleichen Problems<br />
von Energiemanagement. Als Daumenregel lässt sich sagen: Sind Ressourcen im Überfluss vorhanden,<br />
prasst die Natur. Ein Baum schickt Milliarden von Blütensamen in den Wind, um einen einzigen<br />
Sprössling zu produzieren; Schildkröten legen Hunderte von Eiern, und nur zwei oder drei wachsen<br />
zu Jungtieren heran. Überfluss übersetzt die Natur mit großen Zahlen, mit Vervielfältigung. Herrscht<br />
jedoch Mangel, dann reagiert sie mit Spezialisierung. In kurzer Zeit entstehen viele neue Tier- und<br />
Pflanzenarten, die jeweils eine kleine ökologische Nische zum Überleben nutzen. Kargheit bewirkt<br />
regelrechte Kreativitätsschübe. Die Erfahrung, dass Not erfinderisch macht, gilt auch in der freien<br />
Wildbahn. Erst recht bestimmt sie das Wirtschaftsleben. Wirkliche Innovationen passieren nicht in -<br />
nerhalb der Komfortzone. Warum auch etwas ändern und umkrempeln, solange der Laden läuft? Die<br />
Bereitschaft zum Wandel hängt oft mit schmerzhaften Erfahrungen zusammen. Wie beim Thema<br />
Energie: Allmählich dämmert es auch dem Letzten, dass wir es hier eher mit Mangel als mit Überfluss<br />
zu tun haben. Also müssen wir unsere knapper werdenden Ressourcen effizienter einsetzen.<br />
Effizienz reagiert auf Volatilität und Verknappung. Mit dem gleichen Quantum Energie weiter zu<br />
kommen, ist ökologisch sinnvoll, finanziell sowieso, und das Klima schützt es auch. Und warum<br />
machen die Entwickler Autos dann nicht deutlich effizienter? Antwort: Sie tun es! Aber sie stecken<br />
in einem Dilemma. Die Kunden freuen sich zwar einerseits über niedrige Tankrechnungen, verlan -<br />
gen aber andererseits immer mehr Komforttechnik. Klimaanlagen, elektrische Fensterheber und<br />
Sitzheizungen machen das Fahrerleben angenehmer, aber auch die Autos schwerer. Die erzielten ><br />
15
16 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Effizienzgewinne werden im Handumdrehen wieder aufgefressen. Wirkliche Quantensprünge sind nur<br />
dann möglich, wenn man akzeptiert, dass Autos nicht mehr alles können müssen. Dann ist der Weg<br />
frei für deutlich leichtere, sparsamere und sauberere Vehikel. Und die könnten zu einem größeren Teil<br />
sogar mit Elektrizität angetrieben werden.<br />
Elektrizität statt Kraftstoff war schon einmal der Renner, in den frühen Tagen des Automobils. „La<br />
Jamais Contente“, die niemals Zufriedene, hieß 1899 das stromlinienförmige, stromgetriebene Ur-Modell.<br />
Damals begeisterte die Ingenieure, dass der Wirkungsgrad von Elektromotoren deutlich besser<br />
ist als der von Verbrennungsmotoren (wo viel Feuer, da viel Wärme und viel Rauch …). Nachteil der<br />
Elektromobile war damals ihre geringe Reichweite. Allzu schnell war der Akku leer. Doch heute machen<br />
E-Autos wieder Boden gut. Neue Speichertechnologien bescheren weitere Radien. Hybride Kombinationen<br />
von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sind insbesondere für den Stadtverkehr attraktiv.<br />
Wie aber, das ist die Kernfrage, kommt der Strom in die Ladestation? Nur wenn er regenerativ<br />
erzeugt wird, etwa aus Sonne, Wind und Wasserkraft, kann er zu einem sauberen Antrieb werden.<br />
Das lenkt den Blick auf die …<br />
Emissionen . Abgase, die von Menschen eingeatmet werden, können zu Gesundheitsschäden führen.<br />
Angereichert in der Atmosphäre, bringen sie das Klima durcheinander und den Planeten zum Schwitzen.<br />
Hier zeigt sich, wie alle E-Wörter zusammenhängen: Effizientere Autos bedeuten evolutionäre Fortschritte,<br />
weil sie weniger Energie brauchen und weniger Emissionen produzieren, und wenn Elektroautos<br />
dann noch mit erneuerbarer Energie angetrieben werden, dann sind das Hinweise darauf, dass<br />
wir auch in Zukunft der menschlichen Kreativität vertrauen dürfen. Das ist ein gutes Gefühl.<br />
Emotionen sind die eigentlichen Beweger, viel stärker, als wir uns eingestehen wollen. Wir sehen uns<br />
gerne als Vernunftwesen, die sachlich und rational urteilen. Doch in Wirklichkeit leiten uns Gefühle wie<br />
Liebe, Angst, Zorn und Freude in jeder Minute. Die überwiegende Zahl von Entscheidungen wird von<br />
Emotionen, von inneren Bewegungen bestimmt. Der lateinische Wortstamm von Emotion, nämlich<br />
„emoveo“, bedeutet „hinausschaffen“. Gleichzeitig filtern Gefühle, wie wir die Welt wahrnehmen. Betrachten<br />
wir die Dinge mit der Perspektive des Pessimisten, für den sowieso alles den Bach runtergeht<br />
und der damit eine wunderbare Entschuldigung hat, weder sich noch überhaupt etwas zu bewegen?<br />
Oder schauen wir mit der Optik des Optimisten, der losläuft und nach Lösungen sucht? Wir können<br />
uns die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, bewusst machen und damit beeinflussen. Dann hat<br />
jeder von uns die Wahl: resignieren oder sich einmischen?<br />
Engagement entsteht aus Gefühlen von Verbundenheit. Aus Verständnis und Mitgefühl entwächst<br />
die Tatkraft, sich für andere einzusetzen, ohne davon einen direkten Nutzen zu haben. Aber dennoch<br />
helfen wir uns gegenseitig in dem Wissen, dass sich dadurch die eigene Situation und die der Mitmenschen<br />
verändert und nachhaltig verbessert. Menschen setzen sich für andere ein, wenn sie sich<br />
von ihrer Umgebung respektiert und gemocht fühlen, wenn sie sich mit dem Platz, an dem sie leben<br />
und arbeiten, identifizieren können, egal ob in der Familie, im Stadtteil oder in der Firma. Hier kommt<br />
ein altmodischer Begriff zu neuen Ehren: Heimat. Befreit von allem Volkstümelnden und Ewiggestrigen,<br />
wird er <strong>zur</strong> Chiffre für das Gefühl, eingebunden zu sein. Doch genau an diesem Punkt liegt das<br />
Problem von Verantwortung in Zeiten rasch zunehmender Mobilität. Wer fühlt sich noch irgendwo<br />
zugehörig, wenn alle unterwegs sind? So lautet die neue Herausforderung an unsere Zivilisation, Verantwortung<br />
weit über die einstigen Grenzen hinweg zu zeigen. Als Jugendliche haben wir von Eltern<br />
und Lehrern oft gehört: „Ihr werdet die Welt nicht verändern.“ Dieser Satz ist falsch – und schädlich.<br />
Denn wenn man jungen Menschen suggeriert, ihr Engagement zähle nicht, dann lähmt man jene<br />
Kraft, die wohl zu den kostbarsten erneuerbaren Ressourcen gehört: die Lebensenergie.<br />
Mit energischen Grüßen in die Runde,<br />
Ihr Michael Gleich<br />
Über den Autor: Michael Gleich (*1960) ist Journalist und Wissenschaftspublizist und lebt in München. Er hat sich<br />
auf die verständliche und überraschende Darstellung komplexer Themen wie Frieden, Mobilität und Umwelt spezialisiert.<br />
Seine Sachbücher sind in mehreren Sprachen erschienen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.<br />
50%<br />
aller Autofahrer wären<br />
bereit, ihre Fahrweise zu<br />
ändern, wenn sie sicher<br />
sein könnten, dass dies gut<br />
für die Umwelt ist.
Effizienz<br />
Wie sparsam gehen Sie mit Kraftstoff um?<br />
Der Mensch ist von Natur aus ein eher bequemes Wesen. Doch ab welchem Wissensstand sind wir<br />
bereit unser Verhalten der Umwelt zuliebe zu ändern? Bei einer Befragung von Autofahrern durch die<br />
Firma Shell kam heraus, dass ein Umdenken bereits stattfindet.<br />
68 %<br />
der Autofahrer nutzen<br />
ihr Auto hauptsächlich<br />
zum Einkaufen.<br />
67%<br />
aller Fahrer würden nur dann<br />
aktiv werden, wenn sie wüssten,<br />
dass sie Geld sparen könnten.<br />
DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />
70%<br />
denken über den Kraftstoffverbrauch<br />
nach, bevor sie sich<br />
ein neues Auto kaufen.<br />
17<br />
40 %<br />
versuchen ihr Verbrauchsverhalten<br />
zu verbessern.
18 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Elektrizität<br />
Wie viel Strom verbrauchen Ihre Elektrogeräte<br />
– wenn sie ausgeschaltet sind?<br />
Obwohl die meisten elektrischen Geräte in unserem Haushalt ausgeschaltet sind, fließt trotzdem<br />
Strom – und gar nicht wenig. Es wird geschätzt, dass alle elektrischen Stand-by-Geräte<br />
weltweit für etwa 1 Prozent der globalen CO 2 -Produktion verantwortlich sind. Im Vergleich<br />
dazu: Der weltweite Flugverkehr macht etwa 3 Prozent aus.<br />
3,08 Watt<br />
Mikrowelle<br />
5,04 Watt<br />
CD-Player<br />
0,98 Watt<br />
schnurloses Telefon<br />
4,2 Watt<br />
Zentralheizung<br />
8,9 Watt<br />
Laptop
Emission<br />
Wie hoch ist Ihr CO 2 -Ausstoß?<br />
Die großen Industrienationen produzieren den höchsten CO 2 -Ausstoß. Wenn man<br />
die jährlichen Ausstoßmengen allerdings auf die einzelnen Einwohner eines Landes<br />
umrechnet, erhält man überraschende Werte. Was ist da bloß in Australien los?<br />
Indien<br />
1,1t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
Frankreich<br />
9,4 t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
USA<br />
23,6 t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
Deutschland<br />
12,3 t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />
China<br />
3,1t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
Australien<br />
26,9t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
Brasilien<br />
3,8 t<br />
pro Einwohner/Jahr<br />
19
20 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Emotion<br />
Wie viel Energie steckt in Ihren Gefühlen?<br />
In unseren Gefühlen steckt ganz schön viel Power. Das merkt man nicht nur daran, dass<br />
wir uns je nach Stimmungslage schwach oder „zum Bäumeausreißen“ fühlen, sondern weil<br />
wir auch in jedem Gefühlszustand Energie (gemessen in Kalorien pro Minute) verbrennen.<br />
5kcal/min<br />
Freude<br />
20kcal/min<br />
Wut<br />
4,3kcal/min<br />
Liebe<br />
1,5 kcal/min<br />
Neugier<br />
1,33 kcal/min<br />
Langeweile<br />
5kcal/min<br />
Trauer
Engagement<br />
Für welche gute Sache setzen Sie sich ein?<br />
Was tun in der freien Zeit? Man könnte angeln gehen, Freunde treffen oder mal wieder Sport<br />
treiben – oder sich für eine gute Sache einsetzen. Jeder fünfte Deutsche nutzt seine Freizeit, um<br />
sich im sozialen Bereich zu engagieren, für den Umweltschutz nicht mal jeder zehnte.<br />
20,7%<br />
Kirche und Religion<br />
22,4 %<br />
Kinder und Jugend<br />
7,5 %<br />
Umweltschutz und<br />
Tierschutz<br />
7,6 %<br />
Politik und Interessenvertretung<br />
DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />
19,2%<br />
21<br />
35,2%<br />
Sport, Freizeit und<br />
Geselligkeit<br />
sozialer Bereich,<br />
Gesundheit und Pflege
22 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Text Dirk Maxeiner Fotografi e Joel Micah Miller<br />
vol r„Die Zukunft des Automobils ist elektrisch.“ Viele Entwickler und Hersteller beanspruchen den<br />
Beweis dieser Aussage bereits schon heute für sich. Wer aber in Zukunft Elektrizität als<br />
Energiequelle im Auto nutzen möchte, muss eine wirtschaftliche Lösung anbieten können, was<br />
<strong>Daimler</strong> im Rahmen seiner Initiative „Driving for Zero Emissions“ unter Beweis stellt.
ution<br />
23
24 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong>
in New Yorker Polizist macht in der Science-<br />
Fiction-Komödie „Men in Black“ bei einer Verfolgungsjagd<br />
eine interessante Entdeckung: Der<br />
Dieb, den er gerade verfolgte, ist kein Mensch,<br />
sondern ein Außerirdischer. Die vom anderen<br />
Stern haben sich heimlich, still und leise über<br />
den Planeten verteilt und keiner hat es gemerkt.<br />
Etwas Ähnliches passiert derzeit in London. Hinter<br />
dem freundlichen Gesicht des smart verbreitet sich still und leise<br />
der Elektroantrieb im Automobil. Die Zukunft ist da und keiner hat es<br />
gemerkt. Wie denn auch: Der „smart fortwo electric drive“ sieht aus<br />
wie jeder andere smart fortwo und fl ießt munter mit im Stadtverkehr.<br />
Das geschieht mit einer „Normalität“, so schreibt ein Journalist der<br />
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nach einer Testfahrt, „die<br />
fast schon enttäuschend ist“.<br />
Die Einweisung in das kleine Auto dauert gerade mal dreißig Sekunden.<br />
Oben auf dem Instrumentenbrett zeigt eine runde Ladeanzeige,<br />
über wie viel Kapazität die Batterie verfügt. Ansonsten gilt noch die<br />
Anweisung: Einschalten mit dem „Zündschlüssel“ ist nur möglich,<br />
wenn der Fuß sicherheitshalber auf der Bremse steht. Und danach<br />
gibt der Fahrer einfach „Gas“, respektive Kilowatt. Gangwechsel<br />
gibt’s nicht mehr. In sechs Sekunden beschleunigt das Wägelchen<br />
auf 60 km/h. Beim Einbiegen auf die Stadtautobahn surrt es ruckzuck<br />
mit 100 km/h dahin. Der elektrische smart fährt sich so kinderleicht<br />
wie ein Autoscooter, auf dem die meisten von uns im zarten<br />
Kindesalter ihre ersten Fahrstunden genommen haben. Dieses Stück<br />
Alltags-Übersichtlichkeit erfüllt mit tiefer Dankbarkeit, besonders in<br />
einer Zeit, in der jeder bessere Toaster ein ausführliches Studium der<br />
Gebrauchsanleitung verlangt.<br />
Pilotprojekte für eine saubere Zukunft. Einhundert solche Elektro-smarts<br />
fahren schon seit 2007 in einem Pilotversuch in Londons<br />
City und kommen bei Behörden, Firmen und Privatleuten zum Einsatz.<br />
Statt der üblicherweise fälligen acht britischen Pfund Citymaut<br />
(Congestion charge) pro Tag saust der abgasfreie smart völlig gebührenfrei<br />
durch London. Über Berlins Straßen soll bald eine Flotte<br />
von mehr als 100 Elektrofahrzeugen der Marken Mercedes-Benz und<br />
smart rollen. In einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Stromanbieter<br />
RWE werden die Fahrzeuge künftig über ein Netz aus insgesamt<br />
500 Stromtankstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet mit Energie<br />
versorgt. Die Ladestationen werden bei den Versuchsteilnehmern<br />
„zu Hause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Parkraum installiert“,<br />
erklärte RWE-Chef Jürgen Großmann. Während <strong>Daimler</strong> für den<br />
Großversuch die Autos <strong>zur</strong> Verfügung stellt und für den Service der<br />
Fahrzeuge sorgt, betreibt und entwickelt RWE das Netz aus Stromtankstellen.<br />
Und davon werden in Zukunft viele gebraucht. Die populäre Vision<br />
vom Elektroauto, das jedermann ganz einfach in seiner Garage<br />
aufl aden kann, ist ja schon auf den ersten Blick etwas blauäugig:<br />
Nur fünf Prozent der Autobesitzer haben überhaupt eine Garage.<br />
Es muss deshalb erst einmal eine praktikable Infrastruktur für<br />
Elektrofahrzeuge geschaffen werden, die ein zügiges und sicheres<br />
„Betanken“ ermöglicht. Außerdem soll ein Abrechnungssystem geschaffen<br />
werden, dass gestaffelte Tarife bietet. Je niedriger die allgemeine<br />
Stromnachfrage im Tagesverlauf, desto günstiger wäre dann<br />
der Nachladetarif. Wer nachts Strom tankt, fährt billiger. Ähnliche<br />
Projekte werden zusammen mit Italiens größtem Energieversorger ><br />
DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution 25<br />
CHECKPOINT<br />
Strategische Allianz<br />
Die Evonik Industries AG, Essen, und die<br />
<strong>Daimler</strong> AG entwickeln den Energiespeicher<br />
der Zukunft. Auf Basis der Lithium-<br />
Ionen-Technologie von Evonik und mit<br />
dem Know-how von <strong>Daimler</strong> werden beide<br />
Groß kon zer ne die Forschung, Entwicklung<br />
und Pro duk tion von Batteriezellen<br />
und Batteriesystemen am Standort<br />
Deutschland vorantreiben. Li-Tec-Zellen<br />
werden kurzfristig in Elektrofahrzeugen<br />
von Mercedes-Benz Cars eingesetzt. Da -<br />
mit wird ein wichtiger Meilenstein für die<br />
Serienfertigung von Elektrofahrzeugen<br />
erreicht.<br />
Projekthaus e-drive<br />
<strong>Daimler</strong> und das Karlsruher Institut für<br />
Technologie (KIT) haben 2008 mit der Gründung<br />
des „Projekthaus e-drive“ am KIT<br />
eine Forschungskooperation auf dem<br />
Gebiet der Elektroantriebe gestartet. Mit<br />
der erstmaligen Bündelung der Bereiche<br />
Leistungselektronik, Steuerungs- und Re -<br />
gelungstechnik sowie elektrische Energiespeicher<br />
und Elektromaschinen unter<br />
einem Dach im „Projekthaus e-drive“ werden<br />
wertvolle Synergien generiert, um<br />
die Forschungsaktivitäten <strong>zur</strong> nachhaltigen<br />
Mobilität effi zient voranzutreiben. Durch<br />
das bislang einzigartige Kompetenzbündnis<br />
aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />
soll die Marktreife von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />
deutlich beschleunigt werden.<br />
Das strategisch langfristig angelegte<br />
„Projekthaus e-drive“ ist auch an einer<br />
Einbindung weiterer wissenschaftlicher<br />
Einrichtungen bzw. Kooperationspartner<br />
zum Ausbau des Forschungsverbundes<br />
interessiert.
26 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Enel in Rom, Mailand und Pisa anlaufen. Beim Startschuss für den<br />
Berliner Großversuch, dem weltweit größten Gemeinschaftsprojekt<br />
dieser Art, bemerkte Bundeskanzlerin Angela Merkel, es werde jetzt<br />
„sichtbar, wie etwas, von dem wir als Innovation hören, konkret Gestalt<br />
annehmen kann“.<br />
Ausgeklügelte Batterietechnologie. Arnold Lamm, der mit seinem<br />
Team die Batterieentwicklung vorantreibt, hat eine Nachbildung<br />
des ersten <strong>Daimler</strong>-Akku-Meisterstücks auf einem Regal im Büro<br />
stehen: die erste Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie, die serienmäßig<br />
im Automobil zum Einsatz kommt. Lamm wiegt das Modell für den<br />
Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID, das in seinen Abmessungen einer<br />
herkömmlichen Batterie entspricht, in den Händen. „Wir mussten<br />
im Gehäuse nicht nur die Zellen, sondern auch das elektronische<br />
Batteriemanagementsystem und ein Kühlmodul unterbringen“. Aus<br />
Platz- und Sicherheitsgründen ist das Bauteil fest verkapselt und<br />
kann nicht geöffnet werden. Seine Nutzungszeit ist auf zehn Jahre<br />
ausgelegt. „Die Konkurrenz wird das Teil wohl erst mal in einem Kernspintomografen<br />
durchleuchten müssen“, lächelt Lamm, „die wollen<br />
natürlich möglichst schnell wissen, wie wir das geschafft haben“. Zum<br />
raschen Erfolg der neuen Batterietechnologie wird künftig auch die<br />
Zusammenarbeit mit der Evonik Industries AG aus Essen beitragen.<br />
Auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie von Evonik und dem Knowhow<br />
von <strong>Daimler</strong> wird gemeinsam der Energiespeicher der Zukunft<br />
für Pkw und Nutzfahrzeuge entwickelt (siehe Checkpoint Seite 25).<br />
Während im Hybrid eher kurzzeitige und sehr hohe Leistungsabgaben<br />
gefordert werden, sollte eine Batterie in einem reinen Elektrofahrzeug<br />
die Leistung und Energie über einen längeren Zeitraum<br />
gleichmäßiger abgeben. Es kommen daher je nach Einsatzbereich<br />
verschiedene Zellen <strong>zur</strong> Anwendung. Jetzt müsse man das System<br />
„modularisieren“, sodass dennoch möglichst viele Gleichteile verwendet<br />
werden können. Für die absehbare Zukunft erwartet er keine<br />
revolutionären Neuerungen, sondern evolutionäre Schritte: „Wir<br />
werden den Batterieaufbau weiter vereinfachen und zusätzlich durch<br />
größere Stückzahlen auch in den Kosten weiter herunterkommen.“<br />
Lamm ist sich sicher, dass sich das Prinzip Lithium-Ionen im Markt<br />
durchsetzen wird. Dennoch dürfe man von der Batterietechnologie<br />
keine Wunder erwarten: „Das Urproblem der relativ beschränkten<br />
Reichweite wird uns beim reinen Elektroauto vorerst erhalten bleiben.“<br />
Es stelle sich allerdings auch die Frage, warum man bei einer<br />
durchschnittlichen täglichen Fahrleistung von 30 bis 50 Kilometer<br />
im Stadteinsatz überhaupt zusätzliche schwere Batterien mit sich<br />
rumschleppen solle. Zusätzliche Reichweite könnte womöglich<br />
preiswerter und effi zienter durch einen kleinen zusätzlichen Verbrennungsmotor<br />
sichergestellt werden, der die Batterie nachlade<br />
(„Range Extender“). Die Entwicklung laufe je nach Einsatzzweck auf<br />
einen Baukasten mit unterschiedlichen Lösungsmodulen hinaus.<br />
Energie aus Brennstoffzellen. Ein wichtiges Modul ist für <strong>Daimler</strong><br />
die Brennstoffzelle. „Das Brennstoffzellenfahrzeug ist ebenfalls ein<br />
reines Elektrofahrzeug“, erklärt Jürgen Friedrich, Projektleiter elektrische<br />
Antriebssysteme, „in der Öffentlichkeit herrscht da oft ein<br />
Missverständnis“. Die Antriebskomponenten seien beim Brennstoffzellenfahrzeug<br />
weitgehend die gleichen, statt aus einer großen<br />
Batterie komme die Energie aber aus einer Brennstoffzelle. Die<br />
wird sozusagen mit Wasserstoff nachgeladen, aus dem sie dann<br />
Strom produziert. Mit umgerüsteten herkömmlichen Verbrennungsmotoren,<br />
die dann direkt Wasserstoff verbrennen, hat das absolut<br />
nichts zu tun. Jürgen Friedrich: „Der Wirkungsgrad der Brennstoff-<br />
zelle ist viel höher als der des Verbrennungsmotors. Das heißt, sie<br />
gewinnt mehr als doppelt so viel elektrische Energie aus dem gespeicherten<br />
Energieträger Wasserstoff.“ Während der Wirkungsgrad<br />
eines guten Verbrennungsmotors im Bereich von 20 Prozent liegt,<br />
bringt es die neue <strong>Daimler</strong>-Brennstoffzellengeneration auf deutlich<br />
über 50 Prozent. Umgerechnet auf das Energieäquivalent von Dieselkraftstoff<br />
verbraucht die Mercedes-Benz B-Klasse ausgerüstet mit<br />
der nächsten F-CELL-Generation etwa drei Liter Sprit pro 100 Kilometer<br />
(F-Cell steht für „Fuel Cell“, „Brennstoffzelle“). Das Fahrzeug<br />
kann dabei bis zu 136 PS mobilisieren und kommt mit einer Wasserstofffüllung<br />
deutlich mehr als 400 Kilometer weit.<br />
Bernd Löper und sein Team stecken mitten in den Vorbereitungen für<br />
den Start der Kleinserienproduktion der B-Klasse F-CELL mit Brennstoffzelle.<br />
Diese beginnt bereits Ende <strong>2009</strong>.<br />
„Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle<br />
ist viel höher als der des Verbrennungsmotors.<br />
Das heißt, sie gewinnt mehr<br />
als doppelt so viel elektrische Energie<br />
aus dem gespeicherten Energieträger<br />
Wasserstoff.“<br />
Jürgen Friedrich, Projektleiter elektrische Antriebssysteme<br />
Aktuell hat <strong>Daimler</strong> eine Testfl otte von über 100 Brennstoffzellenfahrzeugen<br />
im Einsatz, um die Grundelemente einer Wasserstoffi nfrastruktur<br />
zu erproben, Crash-Tests und Härtetests zu bestehen.<br />
Die Brennstoffzellenautos genießen keinen Welpenschutz, sondern<br />
müssen den gleichen Testkriterien gerecht werden wie konventionelle<br />
Fahrzeuge. Sie reichen von der Hitze im Death Valley bis zum<br />
arktischen Winter in Lappland. Dort konnte beispielsweise unter Beweis<br />
gestellt werden, dass das Problem des Kaltstarts im Rahmen<br />
der Weiter-/Neuentwicklung gelöst worden war. Bei der Umwandlung<br />
des Wasserstoffs in Strom entsteht Sauerstoff und Wasser.<br />
Doch Wasser gefriert bei Minusgraden, weshalb es bei abgeschalteter<br />
Zelle jetzt komplett entfernt wird. „Die Mannschaft ist bei solchen<br />
Testfahrten hoch konzentriert, als ob sie gemeinsam in einem<br />
Kloster wären“, berichtet er, „da wird auf dem kleinen Dienstweg<br />
sehr effi zient optimiert und weiterentwickelt.“ Die Niederungen des<br />
Alltagsbetriebs sind voller Tücken und können nur Schritt für Schritt<br />
in mühevoller Kleinarbeit bewältig werden.<br />
Am Forschungs- und Entwicklungsstandort Nabern, in einer Halle mit<br />
verschiedenen Prototypen, wird Besuchern die Dynamik der Entwicklung<br />
klar: Füllte die Brennstoffzelle beim ersten Versuchsfahrzeug<br />
1994 noch einen ganzen Transporter, so verschwindet sie in<br />
der B-Klasse jetzt unsichtbar unter dem Fahrzeugboden und im<br />
Motorraum. Eine Einschränkung der räumlichen Nutzbarkeit gibt es<br />
nicht – und in der Fahrdynamik auch nicht, eher im Gegenteil: Testfahrer<br />
sind beeindruckt vom geradezu sportwagenmäßigen Antritt<br />
der Fahrzeuge. Die Entwickler spüren großen Rückenwind, aber auch<br />
eine enorme Erwartungshaltung. Bernd Löper bringt das auf die<br />
schöne Formel: „Wir müssen jetzt nicht nur gackern, sondern auch<br />
Eier legen.“ \
[360 GRAD ONLINE]<br />
„Die Zukunft des Automobils ist elektrisch.“ Mit welchen<br />
Ideen <strong>Daimler</strong> den Herausforderungen bei der Gestaltung von<br />
„E-Mobility“ begegnet, lesen Sie in Interviews und Reportagen<br />
unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />
[1] Vom Außenseiter zum Öko-Star: die Erfolgsstory<br />
des smart ed.<br />
[2] Wie geht das eigentlich? Ein Bericht zum<br />
elektrischen Tanken.<br />
[3] Wasserstoff, Brennstoffzelle, B-Klasse F-CELL:<br />
häufi ge Fragen und Antworten.<br />
[4] Die exklusive Bildstrecke von der Fahrerprobung<br />
der neuen B-Klasse F-CELL.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />
DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution<br />
ZOOM<br />
Lithium-Ionen-Batterie<br />
Als erstem Hersteller ist es <strong>Daimler</strong> ge -<br />
lun gen, die bislang überwiegend in der<br />
Un terhaltungselektronik eingesetzte Lithium-Ionen-Batterietechnologie<br />
auf die<br />
an spruchs vollen Anforderungen im Automobil<br />
ein satz abzustimmen und erstmals<br />
in einem Großserien-Pkw zu integrieren.<br />
Die in <strong>Daimler</strong>-Fahrzeugen verwendete<br />
120-Volt-Lithium-Ionen-Batterie speichert<br />
die vom Elektromotor und rekuperativem<br />
Bremssystem generierte Energie und stellt<br />
sie bei Bedarf wieder <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Brennstoffzelle<br />
Eine Brennstoffzelle kann chemisch gebun -<br />
dene Energie mit einem Wirkungsgrad von<br />
38 bis 65 Prozent direkt in elektrische<br />
Energie umwandeln. Der so gewonnene<br />
Strom wird in Elektromotoren in Bewe gungsener<br />
gie um gewandelt. Damit sind derzeit<br />
in den Fahrzeugen Höchstgeschwin digkeiten<br />
von bis zu 145 km/h und Reichweiten<br />
mit einer Tankfüllung von mehr als<br />
400 Kilome ter möglich. Die verwendeten<br />
Brennstoffzellen ar beiten mit einem Betriebsdruck<br />
zwischen 0,3 und 2,0 bar.<br />
Mercedes-Benz Concept BlueZERO<br />
Der seriennahe Concept BlueZERO zeigt<br />
den Weg in die umweltverträgliche Elektromobilität.<br />
Das intelligente, modulare<br />
Konzept ermöglicht auf Basis einer Fahr -<br />
zeugarchitektur drei Modelle mit unterschiedlichen<br />
Antriebskonfi guratio nen –<br />
BlueZERO E-CELL mit batterieelektrischem<br />
Antrieb, einer elektrischen Reichweite von<br />
bis zu 200 Kilometer, – BlueZERO F-CELL<br />
mit Brennstoffzellenantrieb, einer elektrischen<br />
Reichweite deutlich über 400 Kilometer<br />
– BlueZERO E-CELL PLUS mit<br />
Elek tro antrieb und zusätzlichem Verbrennungsmotor<br />
als Stromgenerator („Range<br />
Extender“). Eine Gesamtreichweite von<br />
bis zu 600 Kilometer, rein elektrisch bis zu<br />
100 Kilometer, sind möglich.<br />
27
28<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
[Herbert Kohler, Leiter der Direktion E-Drive & Future Mobility in der Konzernforschung<br />
und Vorentwicklung sowie <strong>Daimler</strong>-Umweltbevollmächtigter.]
Interview Dirk Maxeiner Fotografi e Barbara von Woellwarth<br />
Interview mit Herbert Kohler …<br />
Leiter der Direktion E-Drive & Future Mobility<br />
in der Konzernforschung und Vorentwicklung<br />
sowie <strong>Daimler</strong>-Umweltbevollmächtigter.<br />
——— Herr Kohler, in den Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilungen von<br />
<strong>Daimler</strong> spürt man trotz ökonomisch<br />
schwieriger Zeiten Aufbruchstimmung<br />
… Wer sollte optimistisch in die Zukunft<br />
blicken, wenn nicht wir? Wir arbeiten an<br />
allen Themen, die prägend für die Zukunft<br />
des Automobils sind. Stichwort Verbrauch,<br />
Emissionen, Nach haltigkeit. Die Mitarbeiter<br />
sehen ein fach, dass sie damit am Pulsschlag<br />
der Zeit sind, und entsprechend motiviert<br />
suchen sie nach Lösungen. Es ist schön zu<br />
sehen, wie beispielsweise ältere Kollegen,<br />
die mit der Batterieforschung groß geworden<br />
sind, plötz lich ihren dritten Frühling erleben<br />
und im Rampenlicht stehen und wir auf ihre<br />
teilweise bis zu 25-jährige Erfahrung bauen.<br />
——— So ähnlich ist es ja wohl auch mit<br />
dem smart. Es gab ja in der Vergangenheit<br />
durchaus Bestrebungen, dieses<br />
Auto früh zu verrenten … Wenn wir den<br />
smart nicht hätten, dann müssten wir ihn<br />
neu erfi nden. Ich erinnere mich gut daran,<br />
wie das Fahrzeug am Anfang seiner Karriere<br />
in der Kritik stand – auch im eigenen<br />
Unternehmen. Wir mussten uns ständig<br />
rechtfer tigen, warum wir den angeblichen<br />
Laden hüter im Programm behielten. So<br />
ändern sich die Zeiten. Heute ist das Auto<br />
so aktuell wie nie.<br />
——— Insbesondere mit einem Elektroantrieb?<br />
Sein Konzept ist besonders geeignet,<br />
um innovative Antriebe zu integrieren,<br />
ge nau wie die A- und B-Klasse auch. Der<br />
smart wurde ja – vielleicht etwas zu früh vor<br />
zehn Jahren – genau für solche Antriebe<br />
konzipiert. Während andere Unternehmen<br />
überhaupt erst anfangen entsprechende<br />
Designs zu entwerfen, sind wir damit längst<br />
am Markt. Davon profi tieren wir im Moment.<br />
Wir können mit der Sandwichbauweise im<br />
smart, aber auch in der A-Klasse und B-Klasse<br />
Elektrofahrzeuge realisieren, ganz gleich<br />
ob mit Batterie oder Brennstoffzelle, ohne<br />
irgendwelche Einschränkungen im Innenraum.<br />
Und die Evolution des elektrischen<br />
smart geht weiter.<br />
——— Wie sind die Erfahrungen in London<br />
beim Großversuch mit dem smart elec tric<br />
drive? Überraschend positiv. Ob wohl wir<br />
den smart fortwo electric drive (smart ed) der<br />
ersten Generation einsetzen, also mit etwa<br />
100 Kilometer Reichweite, gibt es in der<br />
Praxis so gut wie keine „Versagens angst“,<br />
also Bedenken, irgendwo mit lee rer Batterie<br />
liegen zu bleiben. Ganz im Ge gen teil: Es überwiegt<br />
der Spaß, mit diesem laut losen und<br />
auch fl otten Auto sehr munter im Verkehr<br />
mitzuschwimmen. Das hat uns motiviert,<br />
in Berlin und anderen Städten die nächsten<br />
Schritte zu gehen.<br />
——— Werden die Grenzen eigentlich<br />
derzeit mehr von der Fahrzeugtechnik<br />
gesetzt oder von der Infrastruktur?<br />
Einerseits gibt es natürlich eine technische<br />
Beschränkung, von der Ladekapazität der<br />
Batterien her. Andererseits bestimmt den<br />
Erfolg eines solchen Projektes natürlich<br />
das Vorhandensein einer Infrastruktur. Das<br />
darf nicht zu einem Henne-Ei-Problem werden,<br />
indem der eine immer auf den anderen<br />
wartet. Die Fahrzeugkonzepte sind so erwachsen<br />
geworden, dass die Infrastruktur<br />
jetzt nachziehen muss. Die Stromversorger<br />
machen für Batteriefahrzeuge bereits erste<br />
Versuche. Wir sehen jetzt gespannt den angekündigten<br />
Schritten der Mineralölkonzerne<br />
entgegen, für die Brennstoffzellenfahrzeuge<br />
eine Wasserstoffi nfrastruktur anzubieten.<br />
——— Wie soll denn so eine Elektroinfrastruktur<br />
aussehen? Ich denke es ist un -<br />
realistisch, dass jedermann sein Auto einfach<br />
an der heimischen Steckdose aufl ädt.<br />
Oder wollen wir aus der Hochhauswohnung<br />
DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution<br />
„Die Evolution geht weiter.“<br />
eine Kabeltrommel herunterlassen? So geht<br />
das nicht. Eine Infrastruktur muss fl ächendeckend<br />
sein, sie muss im Sinne einer kürzeren<br />
Ladezeit über die normale 220-Volt-Steckdose<br />
hinausgehen. Das ganze muss außerdem<br />
sicher zu handhaben, gegen Vandalismus<br />
und Stromdiebstahl geschützt sein. Auch<br />
muss ein intelligentes Abrechnungssystem<br />
integriert werden, das verschiedene Tarife<br />
berücksichtigt.<br />
——— Und beim Wasserstoff? Im Ruhrgebiet<br />
werden schon Millionen von Kubikmetern<br />
Wasserstoff über ein Pipelinesystem<br />
an industrielle Kunden verteilt. Das funktioniert<br />
ja heute schon. 95 Prozent des Wasserstoffs,<br />
der heute industriell angeboten<br />
wird, wird aus Erdgas hergestellt. Wenn wir<br />
auf Basis dieses Verfahrens eine Energiegesamtbilanz<br />
von der Quelle zum Rad am<br />
Fahrzeug machen, dann liegen wir mit der<br />
Brennstoffzelle bereits um 20 Prozent besser<br />
als der Verbrennungsmotor. Das ist<br />
also schon ein erheblicher Fortschritt zum<br />
heutigen konventionellen Fahrzeug. Würde<br />
der Wasserstoff mithilfe regenerativer Energie<br />
hergestellt, wäre diese Bilanz noch viel<br />
besser. Es ist aber mit Sicherheit ein völlig<br />
falscher Weg, den Wasserstoff im konventionellen<br />
Verbrennungsmotor zu verbrennen.<br />
Denn im Fahrzeug kommen wir mit einem<br />
Verbrennungsmotor auf einen Wirkungsgrad<br />
von höchstens 25 Prozent. Der Wasserstoff<br />
ist hier ja „nur“ ein Speichermedium, aber<br />
seine Herstellung ist sehr viel energieinten si -<br />
ver als die von Benzin oder Diesel. Die Brenn -<br />
stoffzelle mit ihrem hohen Wirkungsgrad von<br />
über 50 Prozent kann die Verluste bei der<br />
Wasserstoffherstellung jedoch überkompensieren.<br />
Wasserstoff im Verbrennungsmotor<br />
macht deshalb umweltpolitisch keinen Sinn<br />
und ist nicht nachhaltig, weil die Energiebilanz<br />
schlechter ausfällt als bei heutigen<br />
Benzin- oder Dieselfahrzeugen. \<br />
29
30 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Fortschritt<br />
zahlt sich aus<br />
In einer globalisierten Welt spielt die Transportbranche eine herausragende Rolle. Um die Umwelt<br />
nicht stärker zu belasten, müssen die Emissionen weiter reduziert und die Nutzfahrzeuge noch<br />
effizienter werden. Es wird nötig, dass die Lkw-Hersteller ihre Innovationspotenziale ausschöpfen<br />
und in der Evolution der Antriebsmöglichkeiten die nächste Stufe nehmen. Die Nutzfahrzeuge<br />
von <strong>Daimler</strong> zeigen heute schon, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sein müssen.<br />
Wichtigster Trend: die Hybridisierung der Fahrzeuge.<br />
Text Asmus Hess Fotografie Dieter Rebmann
DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 31<br />
[Georg Weiberg, Leiter Produktentwicklung Lkw, präsentierte auf<br />
der IAA in Hannover neue umweltfreundliche Transportideen.]
32 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
HANNOVER 52°N/10°E ——— Der <strong>Daimler</strong>-Manager<br />
Georg Weiberg, verantwortlich für den Bereich „Produktentwicklung<br />
Lkw“, schwelgt ungern in nebligen Zukunftsvisionen.<br />
Er hat es lieber, wenn etwas heute schon<br />
funktioniert. Sein Motto: Die Sache muss sich rech nen.<br />
Weiberg steht auf der Internationalen Auto mobil aus stellung<br />
für Nutzfahrzeuge (IAA) in Hannover, hinter ihm<br />
spiegelt sich das helle Scheinwerferlicht in den Zugmaschinen.<br />
Mercedes-Benz, Mitsubishi Fuso, Freightliner:<br />
Es sind „seine“ Lkw, und sie haben so viel zukunftsorientierte<br />
und umweltfreundliche Technik unter der Haube<br />
wie nie zuvor, zum Bei spiel Hybridantriebe, bei denen ein<br />
zusätzlicher Elek tromotor das Dieselaggregat ergänzt<br />
und hilft, jede Menge Kraftstoff zu sparen: Technik, auf<br />
die Weiberg stolz ist.<br />
Weltrekord im Diesel-Sparen. Weiberg schlendert in<br />
Ruhe von Fahrzeug zu Fahrzeug, lässt seine Hand hier<br />
auf einem der großen Reifen ruhen, streicht dort über<br />
den Lack, schwingt sich dann in eine Fahrerkabine –<br />
und erläutert nebenbei hochkomplexe Technik, die vor<br />
allem ein Ziel hat: noch weniger Verbrauch, noch weniger<br />
Emissionen. Die <strong>Daimler</strong>-Strategie im Nutzfahrzeugbereich<br />
ist so einfach wie konsequent: „In unse -<br />
ren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen wird über<br />
die gesamte Modellpalette hinweg an jeder nur denkbaren<br />
Stellschraube gedreht, um Wirtschaftlichkeit und<br />
Umweltfreundlichkeit der Motoren und Fahrzeuge zu<br />
erhöhen“, sagt Weiberg.<br />
„ Ökologie und Ökonomie zu<br />
vereinen ist DIE Aufgabe für<br />
die Zukunft.“<br />
Georg Weiberg, Nutzfahrzeug-Entwicklung bei <strong>Daimler</strong><br />
Was beiden Aspekten genügt, gelangt im Konzern<br />
schnell <strong>zur</strong> Serienreife. So hat Mercedes-Benz mittlerweile<br />
weit über 200.000 BLUETEC-Trucks verkauft,<br />
bei denen der Dieselkraftstoff optimiert verbrannt<br />
und die Abgase durch das Einspritzen eines Zusatzstoffs<br />
in den Abgas strang auf spezielle Weise nachbehandelt<br />
wer den. Mit dem Verfahren wird vor allem<br />
der Ausstoß von schädlichen Stickoxiden drastisch<br />
reduziert, zudem sind Ein sparungen beim Kraftstoff<br />
von bis zu fünf Prozent mög lich. Ein Mercedes-Benz<br />
Actros BlueTec brauchte im Mai 2008 auf einer italienischen<br />
Teststrecke trotz 25 Tonnen Nutzlast<br />
genau 19,44 Liter Diesel auf hundert Kilo meter. Das<br />
ist Welt rekord.<br />
Die Hybridflotte wächst. Die unter Weiberg arbeiten -<br />
den Entwicklungsingenieure widmen sich mit Akribie<br />
jeder Möglichkeit, den Verbrauch zu senken: von einer<br />
besseren Aerodynamik über die optimierte Abstimmung<br />
der Gänge bis hin zu elektronischen Fahrer- ><br />
Jährliche Zunahme des<br />
Transports auf der Straße bis<br />
2030, von Experten geschätzt,<br />
in Prozent:<br />
2,5 %<br />
ZEITPUNKTE<br />
Der für 2020 von der Politik<br />
geplante Anteil von Erdgas an<br />
der gesamten europäischen Kraftstoffmenge<br />
in Prozent:<br />
1969<br />
10 %<br />
<strong>Daimler</strong> zeigt auf der IAA in Frankfurt das<br />
weltweit erste Nutzfahrzeug mit Hybridantrieb,<br />
den Mercedes-Benz Omnibus OE 302.
1971<br />
Mercedes-Benz stellt den ersten erdgasbetriebenen<br />
Omnibus vom Typ OG 305<br />
vor. Die vier Isoliertanks (286 Liter Erdgas)<br />
reichen 400 Kilometer weit.<br />
[Der Freightliner M2 Hybrid demonstriert weitere Möglichkeiten<br />
eines Hybridantriebs: Es können auch Anbauaggregate<br />
elektrisch betrieben werden.]<br />
1975<br />
Auf der IAA präsentiert <strong>Daimler</strong>-Benz den<br />
weltweit ersten wasserstoffgetriebenen<br />
Kleinbus vom Typ L 306.<br />
DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus<br />
1994<br />
Die ersten Busse des Typs 0 405 (GNG, NG<br />
und NÜG) mit Erdgasantrieb gehen in Serie.<br />
Das „New Electric Car“ (NECAR 1) auf Basis<br />
des Transporters MB 100 beweist, dass die<br />
Brennstoffzelle Zukunft hat.<br />
33
34 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Assistenz-Systemen, die den Truck-Lenker beim kraftstoffsparenden<br />
Fahren unterstützen. Der größte und<br />
wichtigste Trend aber ist die Hybridisierung der Lkw,<br />
denn auf diese Art und Weise lässt sich der Verbrauch am<br />
deutlichsten reduzieren. <strong>Daimler</strong> Trucks hat in zwi schen<br />
eine ganze Reihe von „Hybriden“ vorgestellt: so beispielsweise<br />
das seriennahe, kommunale Entsorgungs fahrzeug<br />
Econic BlueTec Hybrid und die Kon zeptstu die Econic<br />
NGT Hybrid, die mit einer Kombination von Erdgas-<br />
und Elektromotor aufwartet. Beide waren erstmals auf<br />
der IAA in Hannover zu sehen, genauso wie der Axor<br />
BlueTec Hybrid. Der Mercedes-Benz Atego BlueTec<br />
Hybrid wird hingegen bereits von der Deutschen Post<br />
erprobt. Kurz- bis mittelfristig wird ihn Mercedes-Benz<br />
als Kleinserie auflegen. In den USA baut Freightliner<br />
den M2 Hybrid. Auch den Mitsubishi Fuso Canter Eco<br />
Hybrid, einen 7,5-Tonner, gibt es schon als Serienfahrzeug.<br />
Er stellt seine Vorzüge seit 2006 im japanischen<br />
Verkehr unter Beweis und könnte auch bald auf europäischen<br />
Straßen fahren: Ein groß angelegter Flottenversuch<br />
in London liefert <strong>zur</strong>zeit ermutigende Ergebnisse.<br />
„ Die Hybridisierung wird sich im<br />
Fernverkehr durchsetzen.“<br />
Georg Weiberg, Nutzfahrzeug-Entwicklung bei <strong>Daimler</strong><br />
Wirtschaftlichkeit steht an erster Stelle. Die Hybridtechnik<br />
ist schon länger bekannt: <strong>Daimler</strong> zeigte das<br />
weltweit erste Nutzfahrzeug mit Hybridantrieb – einen<br />
Omnibus – 1969 auf der Frankfurter IAA. Seitdem hat<br />
diese Technik einen evolutionären Sprung nach vorn gemacht,<br />
doch einem wesentlichen Problem sieht sich<br />
Weiberg immer noch gegenüber: den Kosten. Die sind<br />
derzeit für einen Lkw mit Hybridantrieb um rund ein<br />
Drittel höher als für ein herkömmliches Fahrzeug. Grund<br />
dafür sei unter anderem, dass es noch zu wenig Wettbewerb<br />
unter den Herstellern der Batterien gebe, sagt<br />
Weiberg. Er weiß: „Wer als Transportunternehmer so<br />
einen Lkw kaufen will, muss genau rechnen.“ Doch angesichts<br />
steigender Kraftstoff-Preise und einem Sparpotenzial<br />
bei im Stadtverkehr eingesetzten, kleineren Lkw von<br />
derzeit rund 30 Prozent wird der Hybrid-Antrieb auch<br />
wirtschaftlich interessant. Auf längeren Strecken liegt die<br />
Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs momentan bei<br />
vier bis zehn Prozent und ist damit prozentual deutlich geringer<br />
als im Stop-and-go-Verkehr. Wegen der vielen gefahrenen<br />
Kilometer kann die eingesparte Kraftstoff menge<br />
allerdings viel höher ausfallen als in der Stadt: „Ich glaube,<br />
dass sich die Hybridisierung deswegen auch im Fernverkehr<br />
durchsetzen wird“, sagt Weiberg.<br />
Hybridforschung in Japan. <strong>Daimler</strong> hat seine Forschung<br />
im Hybridbereich gerade im „Global Hybrid Center“ im<br />
japanischen Kawasaki gebündelt. Das Hybridkonzept ist<br />
zukunftsfest, denn es erschöpft sich nicht in der Kombination<br />
von Verbrennungs- und Elektromotor. Wie der >><br />
Kilometer, die der erdgasbetriebene<br />
Mercedes-Benz<br />
Sprinter mit einer Tankfüllung<br />
schafft:<br />
Dieselkraftstoff, den ein<br />
Mercedes-Benz Actros BlueTec<br />
bei einer Testfahrt benötigte, um<br />
eine Tonne Nutzlast hundert Kilometer<br />
weit zu bewegen, in Liter:<br />
450 km 0,8 l<br />
1996<br />
Die Brennstoffzellentechnik passt bereits<br />
unter die Hecksitzbank. Reichweite der<br />
V-Klasse „NECAR 2“: 250 Kilometer.
Bisher verkaufte<br />
Mercedes-Benz Trucks mit um weltschonender<br />
BLUETEC-Technologie:<br />
Anzahl der Kilometer, welche<br />
die in amerikanischen und kana<br />
dischen Städten eingesetzten<br />
Hybridbusse von Orion jährlich<br />
fahren:<br />
200.000 Stk. 50 Mio. km<br />
1997<br />
<strong>Daimler</strong> stellt den „New Electric Bus“<br />
(NEBUS) vor. Darin enthalten: sichere<br />
Druckspeicher für den Wasserstoff.<br />
2001<br />
Ein Sprinter mit Brennstoffzellenantrieb<br />
wird unter Realbedingungen erprobt:<br />
150 km Reichweite mit 120 km/h Spitzengeschwindigkeit.<br />
DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus<br />
[ Der Sprinter Plug-In Hybrid bewegt sich in umweltsensiblen<br />
Bereichen wie Innenstädten oder Fußgängerzonen<br />
emissions- und annähernd geräuschfrei.]<br />
2003<br />
36 Brennstoffzellenbusse werden drei Jahre<br />
lang in zehn europäischen Städten und ab<br />
2005 auch in Australien und China erprobt.<br />
35
36 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Anzahl an Jahren, seit alle<br />
Mercedes-Benz Lkw eine Freigabe<br />
für Biodiesel besitzen:<br />
Durch die BLUETEC-Technologie<br />
eingesparte CO 2 -Emissionen<br />
in Tonnen:<br />
Einsparungen beim Kraftstoff,<br />
die sich derzeit über die Hybridisierung<br />
eines kleineren Lkw für<br />
den Stadtverkehr erzielen lassen,<br />
in Prozent:<br />
Anzahl der Nutzfahrzeuge<br />
von <strong>Daimler</strong> mit alternativen<br />
Antrieben, die bereits im täglichen<br />
Einsatz sind:<br />
21 Jahre 2 Mio. t 7.000 Stk.<br />
Durchschnittlicher Rückgang<br />
von Stickoxiden und Feinstaubpartikeln<br />
bei Lkw-Dieselmotoren<br />
seit 1990 in Prozent:<br />
28 % 90 %<br />
2005<br />
Die Dieseltechnologie „BLUETEC“ wird am<br />
Markt eingeführt. Sie verringert vor allem<br />
den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden.
[10 Mitsubishi Fuso Canter Eco Hybrid fahren seit 2008 in<br />
London, um die hohe Effizienz der Kombination von Dieselund<br />
Elektromotor zu beweisen.]<br />
2006<br />
Mitsubishi Fuso stellt den ersten Serien-<br />
Lastkraftwagen mit Hybridantrieb her. Das<br />
Fahrzeug wurde bis heute über 520 Mal<br />
verkauft.<br />
2007<br />
<strong>Daimler</strong> bündelt seine Aktivitäten im Nutzfahrzeugbereich<br />
in der Initiative „Shaping<br />
Future Transportation“.<br />
DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 37<br />
RUNDHERAUS<br />
Vier Fragen an …<br />
Fumio Akikawa, Leiter des Global Hybric Center<br />
in Kawasaki, Japan<br />
——— Herr Akikawa, was für Vorteile hat die Bündlung<br />
der Hybridforschung bei <strong>Daimler</strong> Trucks? Es<br />
ist nicht sinnvoll, dass jede Lkw-Marke unter dem Dach<br />
der <strong>Daimler</strong> AG ihren eigenen Hybridantrieb entwickelt.<br />
Im neuen Hybrid Center bündeln wir jetzt das gesamte<br />
Wissen unserer Ingenieure. Der Trend geht ohnehin<br />
zu mehr Zusammenarbeit. Wenn wir zum Beispiel einen<br />
Motor in die Lkw mehrerer Marken einsetzen wollen,<br />
brauchen wir auch ein gemeinsames Hybridkonzept.<br />
Dabei nutzen wir unsere langjährigen Erfahrungen beim<br />
7,5-Tonner Canter Eco Hybrid, der bereits seit 2006 in<br />
Serie produziert wird.<br />
——— Wie sind die Reaktionen auf den Canter Eco<br />
Hybrid? Die sind sehr positiv. Besonders zufrieden sind<br />
unsere Kunden mit dem geringen Verbrauch. Der Hybridantrieb<br />
spart immerhin 25 bis 28 Prozent Kraftstoff<br />
– das ist eine ganze Menge.<br />
——— Ist es technisch möglich, den Verbrauch noch<br />
weiter zu reduzieren? Ja, und das müssen wir auch.<br />
Denn Elektromotoren und Batterien sind sehr teuer,<br />
und das schlägt auf die Preise für Nutzfahrzeuge mit<br />
Hybridantrieb durch. Die Kunden kaufen diese Lkw<br />
nicht einfach so. Die Mehrkosten müssen sich kompensieren<br />
lassen – beispelsweise durch die Einsparungen<br />
beim Kraftstoffverbrauch. Außerdem arbeiten wir mit<br />
Hoch druck daran, die Kosten für die Hybridisierung zu<br />
senken. Das muss wohl ausbalanciert sein. Schlussendlich<br />
soll die Hybridtechnologie unseren Kunden helfen,<br />
Kosten zu sparen.<br />
——— Herkömmliche Motoren sind in den letzten zwei<br />
Jahrzehnten zu technologischen Spitzenprodukten<br />
geworden. Wird die Hybrid-Technik eine ähnlich<br />
rasante Evolution durchmachen? Ja, aber wir stehen<br />
noch ganz am Anfang. Heute kann man die Hersteller<br />
von Elektromotoren und Batterien an einer Hand abzählen.<br />
Wenn es mehr werden, wird es auch mehr Wettbewerb<br />
geben. In der Entwicklung dieser Komponenten<br />
liegt noch jede Menge Potenzial. Sie werden besser<br />
und auch billiger werden. Momentan kaufen wir Elektromotoren<br />
und Batterien noch in sehr kleinen Stückzahlen,<br />
hier mal zehn, dort mal hundert. Bei einer Massenproduktion<br />
werden auch die Preise schnell sinken.<br />
2008<br />
Weltrekord: Der Mercedes-Benz Actros BlueTec<br />
verbraucht voll beladen mit 25 Tonnen Nutzlast<br />
auf einer Teststrecke genau 19,44 Liter Diesel auf<br />
100 km.
38 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Econic NGT Hybrid zeigt, lässt sich auch ein Erdgas- mit<br />
einem Elektromotor verbinden. Und ein Hybrid-Lkw mit<br />
Brennstoffzellenantrieb als Basis ist technisch ebenfalls<br />
denkbar. Doch für einen Serieneinsatz in Nutzfahrzeugen<br />
muss die Lebensdauer der Brennstoffzelle noch deutlich<br />
verbessert, die Kosten müssen drastisch verringert<br />
werden. Zudem, berichtet Weiberg, gebe es gerade bei<br />
Lkw noch einige zusätzliche Hindernisse – zum Beispiel<br />
die Frage, wo die Wasserstofftanks überhaupt untergebracht<br />
werden sollen. „Bei einem Bus kann man die<br />
Tanks einfach im Dach einbauen, beim Lkw geht das<br />
nicht. Das kostet viel zu viel Stauraum“, erläutert der<br />
<strong>Daimler</strong>-Manager.<br />
Dennoch: Irgendwann wird es auch hier Lösungen geben.<br />
Die Technik entwickelt sich rasant, und das ist<br />
auch notwendig, denn die Anforderungen an Nutzfahrzeuge<br />
steigen stetig: Nach oben kletternde Kraftstoffpreise,<br />
Mautgebühren und schärfere Umweltgesetze<br />
stecken den schwierigen wirtschaftlichen Rahmen für<br />
eine Branche ab, der zugleich ein echter Boom vorhergesagt<br />
wird. Weltweit sollen sich die Transporte auf<br />
der Straße bis 2030 im Vergleich mit dem Jahr 2000 verdoppeln,<br />
prognostizieren Experten. Angesichts des Klimawandels<br />
und beschränkter Erdölvorräte geht das nur,<br />
wenn die Lkw-Hersteller evolutionär denken, ihre Innovationspotenziale<br />
voll ausschöpfen. Weiberg lässt keinen<br />
Zweifel daran, dass er den Auftrag annimmt: „Ökologie<br />
und Ökonomie zu versöhnen ist DIE Aufgabe für die Zu -<br />
kunft.“ \<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
Die neuen Antriebe der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge sind auf dem<br />
Weg zum emissionsfreien Fahren schon weit gekommen:<br />
[1] Georg Weiberg, Leiter Produktentwicklung Lkw, über<br />
Ziele und Aufgaben bei der Evolution der Nutzfahrzeuge.<br />
[2] Im Gespräch mit Fumio Akikawa, Leiter des Global Hybrid<br />
Center in Japan, über Erfolge und Herausforderungen der<br />
Hybridentwicklung.<br />
[3] Errungenschaften bei der Entwicklung innovativer<br />
Antriebe im Nutzfahrzeugbereich von 1969 bis heute.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />
Portland, Oregon [USA]<br />
• 60 Freightliner „Business Class<br />
M2eHybrid“ bewähren sich bereits<br />
in Kundenhand – in den nächsten<br />
drei Jahren erfolgt die Serienfertigung<br />
von 1.500 Fahrzeugen.<br />
• Seit 2004 wurden bereits über<br />
160 Hybridfahrzeuge in Betrieb<br />
genommen. Hinzu kommen mehr<br />
als 1.000 Erdgasfahrzeuge, die<br />
seit dem Jahr 2000 ausgeliefert<br />
wurden.<br />
• 200 Hybrid- und 300 Erdgasfahrzeuge<br />
werden auf der Basis von<br />
FCCC MT45 Walk-in-Lieferfahrzeugen<br />
und MT55-Fahrwerken ab<br />
<strong>2009</strong> an UPS ausgeliefert.<br />
• Auslieferung von 230 erdgasbetriebenen<br />
Trucks (Typ Sterling Set-<br />
Back 113) im Rahmen des „Clean<br />
Truck Program“ an das Transportunternehmen<br />
California Cartage<br />
für die Häfen in Long Beach und<br />
Los Angeles.<br />
UMKREIS<br />
Shaping Future Transportation<br />
New York, San Francisco [USA] und Toronto [Kanada]<br />
• 1.700 Orion-VII-Hybridbusse.<br />
• Weitere 1.100 Bestellungen liegen vor.<br />
High Point, North Carolina [USA] [HQ]<br />
• Hybridschulbus „Saf-T-Liner C2-H“ im Testbetrieb.<br />
• Zukünftig: serielle Hybridausführungen.
Reykjavik [IS]<br />
Porto [P]<br />
London [GB]<br />
London [Großbritannien]<br />
• Fuso „Canter Eco Hybrid“<br />
im Alltagstest.<br />
Luxemburg [L]<br />
Madrid [E]<br />
Europa<br />
• Flottentest Brennstoffzellenbusse: Über<br />
30 Mercedes-Benz Stadtbusse „Citaro“<br />
mit Brennstoff zellenantrieb sind weltweit<br />
im Einsatz. Bis heute wurden über zwei<br />
Millionen Kilometer mit den emissionsfreien<br />
Stadtbussen <strong>zur</strong>ückgelegt.<br />
Stockholm [S]<br />
Hamburg [D]<br />
Amsterdam [NL]<br />
Barcelona [E]<br />
Stuttgart [D]<br />
Stuttgart [Deutschland]<br />
• In Europa 200.000 Mercedes-Benz Lkw<br />
(Actros, Axor, Atego) mit der innovativen<br />
BLUETEC-Technologie, die bereits heute<br />
die Euro-IV- bzw. Euro-V-Abgasnorm erfüllt.<br />
• Testfahrzeug Mercedes-Benz „Atego BlueTec<br />
Hybrid“ in der Kundenerprobung mit dem<br />
Logistikunternehmen DHL.<br />
• Über 1.100 erdgasbetriebene Mercedes-Benz<br />
Stadtbusse „Citaro CNG“ sind im täglichen<br />
Einsatz in Europa.<br />
• Mercedes-Benz „Citaro G BlueTec Hybrid“ in<br />
Kundenerprobung (Start: 2008).<br />
• 800 Mercedes-Benz-Lkw „Econic NGT“ in<br />
Kundenhand in Europa.<br />
• Seit Herbst 2006 sind alle Mercedes-Benzund<br />
Setra-Busse serienmäßig mit der innovativen<br />
BLUETEC-Technologie ausgestattet.<br />
DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 39<br />
Singapur [Republik Singapur]<br />
• BLUETEC in Asien: Als erstes Unternehmen<br />
in Südostasien setzt Singapore<br />
Mass Rapid Transit (SMRT)<br />
Mercedes-Benz-Stadtbusse mit<br />
BLUETEC 5 im öffentlichen Personennahverkehr<br />
ein. Es liegen bereits<br />
66 weitere Bestellungen für diese<br />
umweltfreundlichen Stadtbusse vor.<br />
Sydney [Australien]<br />
Tokio [ Japan]<br />
• Fuso „Canter Eco Hybrid“:<br />
Seit 2006 wurden bereits<br />
525 Fahrzeuge verkauft.<br />
• Fuso „Aero Star Eco<br />
Hybrid“: Der erste in Serie<br />
gefertigte Hybridbus in<br />
Asien ist in Tokio im Einsatz.<br />
• Flottentest Brennstoffzellenbusse:<br />
Drei Mercedes-Benz Stadtbusse<br />
„Citaro“ mit Brennstoffzellenantrieb<br />
sind in Australien im Einsatz.
40 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Silentium!<br />
SINDELFINGEN 49°N/9°E ——— „In den letzten Jahren haben wir<br />
keine Lärmbeschwerden erhalten“, berichtet Martin Schäckeler,<br />
der im <strong>Daimler</strong>-Werk Sindelfi ngen für den Schallschutz verantwortlich<br />
ist. „Mit unseren Schallschutzaktivitäten wollen wir dazu beitragen,<br />
dass das auch so bleibt.“ Durch eine Dauerüberwachung<br />
des Geräuschpegels hat Schäckeler in Zusammenarbeit mit Volker<br />
Strese, dem Umweltschutzbeauftragten des Werks, schon vor Jahren<br />
eine neuartige Maßnahme in die Tat umgesetzt: Auf den Dächern<br />
ausgewählter Gebäude wurden sieben wetterfeste Mikrofone<br />
postiert, die die Schallpegel messen. Alle fünf Minuten werden<br />
die Daten zusammen mit den aktuellen Wetterdaten automatisch<br />
in einem Zentralrechner ausgewertet. Dadurch wird die Gesamt-<br />
Beispiel einer Lärmausbreitungsberechnung<br />
für den Tagbetrieb am Standort Gaggenau<br />
< 45<br />
[Isophonflächen bei Tag]<br />
> 50,0 dB(A)<br />
> 52,5 dB(A)<br />
> 55,0 dB(A)<br />
> 57,5 dB(A)<br />
> 60,0 dB(A)<br />
Wo gearbeitet wird, entsteht auch Lärm. Damit die Anwohner der <strong>Daimler</strong>-Standorte<br />
in Deutschland nicht durch Lärm gestört werden, hat <strong>Daimler</strong> innovative Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Reduzierung der Geräusch- Emissionen getroffen. Dank baulicher Eingriffe und<br />
akustischer Überwachung blickt <strong>Daimler</strong> auf ein ruhiges Jahr <strong>zur</strong>ück.<br />
Text Rainer Brenner<br />
schallleistung des Werks errechnet und konstant überwacht. Bei<br />
Veränderungen dieses Wertes kann die störende Geräuschquelle<br />
problemlos ausfi ndig gemacht werden. Die Überwachung der Geräuschemissionen<br />
(Geräusche an der Klangquelle) mit modernen<br />
Messgeräten erzielt übrigens auch einen interessanten Nebeneffekt<br />
für die Wartung der Anlagen am Standort Sindelfi ngen: Anhand von<br />
akustischen Abweichungen können defekte oder abgenutzte Geräteteile<br />
frühzeitig ausfi ndig gemacht und repariert werden. Das vermindert<br />
nicht nur Ausfallrisiken, sondern senkt auch Wartungs- und<br />
Instandhaltungskosten. Ergänzt wird die Dauerüberwachung durch<br />
die regelmäßige Überprüfung der rund 1.850 Einzelschallquellen,<br />
deren Daten in einem Schallquellenkataster dokumentiert sind.
60 dB(A) Tag<br />
dB(A) < 45 dB(A) Nacht<br />
Doch wie laut ist Lärm? Und wie viel ist zu viel? Ein gesundes<br />
menschliches Ohr nimmt Geräusche ab 0 dB(A) wahr, bei 120 dB(A)<br />
liegt bei den meisten von uns die Schmerzgrenze. In Deutschland<br />
darf die gesetzlich erlaubte Schallimmission (Geräusche am Messpunkt)<br />
jenseits der Betriebsgrenzen in Mischgebieten tagsüber<br />
einen Wert von 60 dB(A) nicht übersteigen. Dies entspricht ungefähr<br />
dem Geräuschpegel eines Fernsehers in Zimmerlautstärke oder<br />
eines normalen Gesprächs. Der nächtliche Immissionsrichtwert liegt<br />
bei 45 dB(A). Die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte wird in<br />
allen <strong>Daimler</strong>-Werken regelmäßig von einem Gutachter kontrolliert.<br />
Dieser macht auf den Dächern der Gebäude stichprobenartige<br />
Messungen an den einzelnen Schallquellen. Daneben wird auch in<br />
den angrenzenden Wohngebieten die Schallimmission gemessen.<br />
Da viele deutsche <strong>Daimler</strong>-Werke nicht in reinen Industriegebieten<br />
liegen, ist Lärmschutz an den meisten Standorten ein wichtiges<br />
Thema – neben der systematischen Produktionsüberwachung wird<br />
jede neue Anlage vor der Inbetriebnahme auf ihre Schallemission<br />
hin überprüft.<br />
Es wird leise in Deutschland. Auch in anderen <strong>Daimler</strong>-Produktionsstätten<br />
wird der Lärmverminderung große Beachtung geschenkt.<br />
Im Werk Gaggenau zum Beispiel werden vor jedem neuen<br />
Bauvorhaben und bei der Einführung neuer Anlagen diese erst<br />
auf ihren Lärmpegel hin überprüft. Laute Arbeiten, wie beispielsweise<br />
der Abwurf von Metallabfällen in Container, werden in<br />
Gaggenau in schallisolierten Hallen verrichtet. Zahlreiche Einzelmaßnahmen<br />
führen in der Summe zu einer Entlastung der Nachbarschaft.<br />
So wurde durch den Austausch eines Kühlturms im<br />
Werk Gaggenau 2008 die Geräuschemissionen an dieser Stelle um<br />
28 dB(A) reduziert. Im Düsseldorfer Werk wurde <strong>zur</strong> Senkung der<br />
Lärmemission eigens ein 350 Meter langer Schutzwall errichtet, mit<br />
dessen Hilfe die Lautstärke jenseits der Mauer von 47 dB(A) auf<br />
45 dB(A) gesenkt wurde. Der Einbau neuer Schalldämpferelemente<br />
in den Abluftquellen der Lackiererei reduzierte die Lärmemission<br />
um 30 dB(A). Durch den günstigeren Luftströmungsfl uss konnte<br />
zudem wertvolle Energie eingespart werden.<br />
Am <strong>Daimler</strong>-Standort in Bremen sah man sich ebenfalls mit<br />
akustischen Problemen konfrontiert: Zur Schonung der Umwelt<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
DAS E-HEFT Emission – Silentium!<br />
hatte man die Auslieferungen zunehmend auf den Bahnverkehr<br />
verlagert, doch das Beladen und Quietschen der Bahnzüge führte<br />
zu vermehrter Geräuschimmission in der benachbarten Wohngegend.<br />
Wie in Düsseldorf half auch hier eine neue Lärmschutzwand.<br />
Das störende Quietschen des Bahnverkehrs in der engen Kurve<br />
wurde durch eine spezielle Oberfl ächenbehandlung der Schienen<br />
vermindert. Die größte Herausforderung stellt allerdings an den<br />
meisten Standorten der Anlieferungs- und Werksverkehr dar: „Die<br />
Zufahrtsstrecken wurden optimiert und die Lastwagen sind in den<br />
letzten Jahren einfach leiser geworden – so konnte eine Verringerung<br />
des Verkehrslärms erreicht werden“, berichtet Klaus Heldt,<br />
Mitarbeiter im Konzernumweltschutz bei <strong>Daimler</strong>. „Trotzdem ist die<br />
Geräusch emission durch Zulieferverkehr, vor allem früh morgens,<br />
noch immer ein Problem, ebenso das Verladen der Fracht, das<br />
immer mit Lärm verbunden ist“.<br />
Produktionsbezogener Lärm wird sicherlich auch in den nächsten<br />
Jahren ein ernst zu nehmendes, aber nicht unlösbares Problem darstellen.<br />
Denn dank vorsorgender Maßnahmen und einiger krea tiver<br />
Ideen werden die Anwohner der deutschen <strong>Daimler</strong>-Werke auch<br />
in Zukunft nicht um ihre wohlverdiente Ruhe gebracht. \<br />
Lärm wird auf Dauer für jeden Menschen <strong>zur</strong> Belastung. Lesen Sie, warum<br />
dieses Thema bei <strong>Daimler</strong> ernst genommen und was konkret <strong>zur</strong> Reduzierung<br />
von Geräuschemissionen getan wird:<br />
[1] Lärmschutzmaßnahmen bei <strong>Daimler</strong> Trucks North America.<br />
[2] Übersicht über Maßnahmen <strong>zur</strong> Reduzierung von Geräuschemissionen<br />
an deutschen <strong>Daimler</strong>-Standorten.<br />
[3] Interview mit Martin Schäckeler, Umweltschutz/Umwelttechnik<br />
Werk Sindelfingen zu Lärmschutz-Maßnahmen.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />
41
42 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Einblick „Wie funktioniert<br />
nachhaltiges Einkaufen,<br />
Herr Reidelbach?“<br />
Heinrich Reidelbach, verantwortlich für den weltweiten Einkauf bei <strong>Daimler</strong>, im Gespräch über die<br />
Umsetzung nachhaltigen Handelns im Einkauf und die neue <strong>Daimler</strong>-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
für Lieferanten.<br />
Fotografie Barbara von Woellwarth
——— 360 GRAD: Herr Reidelbach, was bedeutet <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
für Sie im Einkauf? Heinrich Reidelbach: Für den Einkauf gilt das -<br />
selbe wie für alle anderen Unternehmensbereiche: Basis für unser<br />
Handeln sind die konzernweiten Grundsätze und Standards für <strong>Nachhaltigkeit</strong>.<br />
Diese beruhen auf unseren Unternehmenswerten Begeisterung,<br />
Wertschätzung, Integrität und Disziplin. Die große Herausforderung<br />
für uns im Einkauf besteht darin, sicherzustellen, dass diese<br />
Grundsätze und Standards auch entlang der Zulieferkette gelebt<br />
werden. Wir haben es uns deshalb <strong>zur</strong> Aufgabe gemacht, gemeinsam<br />
mit unseren Lieferanten diese Herausforderung anzunehmen.<br />
——— Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus? Es ist eine<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit, denn rund 50 Prozent der Wertschöpfung<br />
liegen bei unseren Lieferanten. Nur, wenn wir gemeinsam<br />
an einem Strang ziehen, kann unser nachhaltiges Wirtschaften zum<br />
Erfolg führen. Aus diesem Grund haben wir eine Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />
für unsere Lieferanten entwickelt. Sie formuliert Standards<br />
nachhaltigen Wirtschaftens. Abgeleitet haben wir die Richtlinie aus<br />
unseren eigenen internen Grundsätzen, die für alle Mitarbeiter gelten,<br />
sowie aus international anerkannten Prinzipien und Konventionen<br />
wie den International Labour Standards (ILO) und dem United<br />
Nations Global Compact.<br />
——— Was sind die wichtigsten Inhalte dieser Richtlinie und was<br />
möchten Sie damit erreichen? Wir wollen unseren Lieferanten<br />
klarmachen, was wir in Sachen nachhaltiges Handeln von ihnen erwarten.<br />
Dabei geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen, den<br />
Umweltschutz und die Geschäftsethik. Mit unserer Richtlinie möchten<br />
wir Aufmerksamkeit für die Thematik erzeugen, Bewusstsein<br />
schaffen und den Dialog anregen. Um deutlich zu machen, wie wichtig<br />
dieses Thema für uns im Einkauf ist, habe ich die Richtlinie im<br />
Juli 2008 gemeinsam mit meinen Kollegen aus dem Einkauf Nutzfahrzeuge,<br />
Stefan E. Buchner, sowie dem Einkauf Mercedes-Benz Cars<br />
und Vans, Frank Deiß, an alle unsere Lieferanten verschickt.<br />
——— Was erwarten Sie jetzt von Ihren Lieferanten? Wir erwarten,<br />
dass sie sich an die dort beschriebenen Standards halten. Wir<br />
sind davon überzeugt, dass diese Grundsätze bereits heute Basis<br />
des täglichen Geschäfts bei vielen unserer Geschäftspartner sind.<br />
Besonders wichtig ist uns die Unterstützung unserer Lieferanten<br />
bei der Kommunikation und Umsetzung der Grundsätze in der gesam -<br />
ten Lieferkette. Deshalb fordern wir unsere direkten Lieferanten ausdrücklich<br />
auf, die Richtlinie nicht nur innerhalb des eigenen Unter-<br />
„ Die große Herausforderung besteht darin,<br />
sicherzustellen, dass die Grundsätze und<br />
Standards nachhaltigen Handelns auch entlang<br />
der Zulieferkette gelebt werden.“<br />
Heinrich Reidelbach<br />
Einblick Heinrich Reidelbach<br />
nehmens, sondern auch an ihre Geschäftspartner in der Lieferkette<br />
zu kommunizieren und dort ein entsprechendes Verhalten einzufordern.<br />
Auch hier unterstützen wir unsere Lieferanten, indem wir beispielsweise<br />
den Text der Richtlinie in mittlerweile zehn Sprachen im<br />
<strong>Daimler</strong> Lieferanten Portal <strong>zur</strong> Verfügung stellen.<br />
——— Wie kommt die Richtlinie bei den Lieferanten an? Wir haben<br />
viele positive Rückmeldungen bekommen – das freut mich natürlich.<br />
Viele unserer Geschäftspartner unterstützen unsere Initiative explizit<br />
und informieren uns detailliert über ihre eigenen Aktivitäten in<br />
Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Einige fragen nach weiteren Exemplaren unserer<br />
Richtlinie, um sie ihren Lieferanten <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen,<br />
andere fragen nach einem Informationsaustausch und bitten um den<br />
Abgleich von <strong>Nachhaltigkeit</strong>sstrategien. Dazu sind wir sehr gerne<br />
bereit. Wichtig ist uns, dass wir gemeinsam die Einhaltung der Stan -<br />
dards sicherstellen und deren Umsetzung unterstützen. Unsere<br />
Aufgabe ist es, die Einhaltung angemessener Standards und Verhaltensweisen<br />
in der Lieferkette anzustoßen und immer wieder<br />
einzufordern – wir können und wollen aber nicht die gesamte Lieferkette<br />
kontrollieren. Hier brauchen wir die Unterstützung unserer<br />
direkten Geschäftspartner, die wiederum ihre direkten Lieferanten in<br />
die Pflicht nehmen müssen.<br />
——— Gibt es bereits Beispiele für Projekte mit <strong>Nachhaltigkeit</strong>scharakter?<br />
Ja, einige. Die Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist zwar neu,<br />
aber gesellschaftliche Verantwortung hat eine lange Tradition bei uns<br />
– auch und vor allem in der Kooperation mit unseren Lieferanten. In<br />
Deutschland beauftragen wir gezielt Behindertenwerkstätten oder wir<br />
entwickeln gemeinsam mit unseren Lieferanten neue Anlagetechniken<br />
und Werkstoffe <strong>zur</strong> Emissionsreduktion in der Fahrzeugproduktion.<br />
Ein internationales Beispiel ist die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
von brasilianischen Lieferanten mit unserem Werk in São Bernardo<br />
do Campo. Im Rahmen eines gemeinsamen Umweltschutzprogramms<br />
werden dort Paletten wiederverwertet und Öl aufbereitet. Ein kleines,<br />
aber sehr effektives Projekt haben wir gemeinsam mit der Deutschen<br />
Gesell schaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der<br />
Global Reporting Initiative (GRI) durchgeführt: Hier ging es um die<br />
Entwicklung eines <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichts für zwei Zulieferunternehmen<br />
in Indien. Die Lieferanten, die von unabhängigen Beratern<br />
betreut wurden, haben so eine detaillierte Analyse der Prozesse und<br />
Daten ihres Unternehmens bekommen und sehen die Ergebnisse<br />
als gute Basis für ihre zukünftige Entwicklung. \<br />
43
44 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Pan rama Umwelt<br />
Fotovoltaikanlagen<br />
auf Werksdächern<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Fotovoltaikanlagen<br />
auf den Dächern von <strong>Daimler</strong>-<br />
Werken sind ein Bestandteil des Energiekonzeptes,<br />
das für die sinnvolle Nutzung<br />
vorhandener Energieressourcen entwickelt<br />
wurde. „Wir haben sämtliche Gebäude in<br />
den Werken daraufhin untersucht, ob sie<br />
für die Gewinnung von Solarstrom geeignet<br />
sind“, sagt Dieter Nau, Leiter der Gebäude-<br />
und Energietechnik am Standort Untertürkheim.<br />
Neben den Werksteilen des Untertürkheimer<br />
Standorts wurden auch bereits<br />
an den Produktionsstandorten Neu-Ulm,<br />
Sindelfingen, Gaggenau Solarkraftwerke auf<br />
den Dächern installiert. Die erzeugte Energie<br />
wird direkt in das öffentliche Netz eingespeist.<br />
Damit wird nicht nur ein Beitrag zum<br />
Klimaschutz geleistet, sondern es werden<br />
auch Impulse für die Weiterentwicklung der<br />
damit verbundenen Technik gegeben. „Weitere<br />
Anlagen sind geplant. Wo die Chance<br />
besteht, werden wir Fotovoltaikanlagen aufstellen“,<br />
sagt Nau. \<br />
Truck-Produktion ohne Deponieabfälle<br />
GAFFNEY 35°N/82°W ——— <strong>Daimler</strong> Trucks North America (DTNA) initiierte im Zuge der<br />
aktuellen <strong>Nachhaltigkeit</strong>smaßnahmen das sogenannte „Zero Waste to Landfill“ Projekt<br />
bei der Freightliner-Chassisfertigung (FCCC) in Gaffney, South Carolina. Seit Herbst<br />
2007 läuft das Pilotprojekt. Ziel: eine Produktion ohne Abfall, der auf Deponien beseitigt<br />
werden muss. Derzeit liegt das Deponievolumen bereits bei nur etwa 10 Prozent der<br />
gesamten Abfallmenge, bis 2010 soll es auf null <strong>zur</strong>ückgehen. Um zu dieser Mülleinsparung<br />
zu kommen, wurde Anfang 2008 ein „FCCC Green Team“ gegründet, das sich um das<br />
Abfallmanagement des Werkes kümmert. Bei monatlichen Treffen des Teams werden<br />
verschiedene Maßnahmen <strong>zur</strong> Abfallreduzierung diskutiert. Dazu gehört unter anderem<br />
weitreichendes Recycling von Papier, Plastik, Aluminium, Metallen, Holz und Polyamid.<br />
„Unser Ziel ist es, eines Tages alle <strong>Daimler</strong>-Trucks-Werke in Nordamerika deponieabfallfrei<br />
zu betreiben,“ sagt Sandra Carter, Leiterin der Umweltschutzabteilung bei DTNA. \<br />
ÖkoGlobe-Award<br />
KÖLN 51°N/7°E ——— Am 9. September<br />
2008 wurde in Köln zum zweiten Mal der<br />
ÖkoGlobe verliehen, der erste internationale<br />
Umweltpreis für die Automobilindustrie<br />
und ihre Zulieferer, der die Themen Verkehr<br />
und Ökologie zusammenführt. Besonders<br />
die deutschen Autohersteller und Zulieferer<br />
machten von sich reden: Von acht möglichen<br />
ÖkoGlobes gewannen die deutschen<br />
Autobauer sechs. In der Kategorie Hybridantrieb/Elektroantrieb<br />
gewann <strong>Daimler</strong> mit<br />
dem smart fortwo electric drive, der mit<br />
einem 41 PS starken Permanentmagnet-<br />
Elektromotor arbeitet. Den Strom liefert eine<br />
leistungsstarke Hochtemperaturbatterie auf<br />
Natrium-Nickelchlorid-Basis. Sie fi ndet im<br />
Unterboden Platz, sodass der Innenraum<br />
vollständig erhalten bleibt. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
liegt bei 112 km/h. Mit einem<br />
Verbrauch von nur 12 kWh/100 km ist dieses<br />
Auto die klimafreundlichste Alternative<br />
im Stadtverkehr. Einmal aufgeladen, fährt der<br />
Zweitürer rund 115 Kilometer weit. Die Batterie<br />
kann an jeder 230-Volt-Steckdose wieder<br />
aufgeladen werden. \
230 neue Erdgas-Lkw in Kalifornien<br />
PORTLAND 46°N/123°W ——— Am Hafen von Long Beach übergab <strong>Daimler</strong> Trucks<br />
North America (DTNA) 132 Fahrzeuge an das Transportunternehmen California Cartage.<br />
Weitere 100 Zugmaschinen werden in den Häfen von Los Angeles und Long Beach<br />
eingesetzt. Damit kommt eine der ersten und größten Lkw-Flotten mit Erdgasantrieb in<br />
den USA von <strong>Daimler</strong> Trucks North America. Die Häfen von Los Angeles und Long Beach in<br />
Südkalifornien sind ein wichtiger wirtschaftlicher Wachstumsmotor für eine ganze Region mit<br />
fast einer Million Arbeitsplätzen. Die kalifornische Regierung hat deshalb ein wegweisendes<br />
Programm verabschiedet: das „Port of Los Angeles Clean Truck Program“. Durch den<br />
konsequenten Austausch alter Fahrzeuge durch modernere und sparsamere Lkw sollen<br />
die Schadstoffemissionen in der Region in den nächsten fünf Jahren verringert werden.<br />
Exklusiver Finanzierungspartner ist <strong>Daimler</strong> Truck Financial (DTF). Kleinunternehmer und<br />
unabhängige Speditionen können ihre Lkw bei entsprechender Kre ditwürdigkeit und Erfüllung<br />
der Hafenvorgaben über DTF finanzieren oder leasen. \<br />
car2go: neues Mobilitätskonzept<br />
STUTTGART/ULM 49°N/9°E ——— Mit car2go startete <strong>Daimler</strong> ein neues Mobilitätskonzept<br />
und gibt damit eine weitere Antwort auf das steigende Verkehrsaufkommen in Ballungsgebieten,<br />
wie beim Pilotprojekt in Ulm. Dort werden flächendeckend smart fortwo<br />
Fahrzeuge bereitgestellt, die rund um die Uhr vorerst noch von <strong>Daimler</strong>-Mitarbeitern gemietet<br />
werden können. In einer späteren Phase wird das Projekt auch auf Ulmer Bewohner<br />
und Besucher ausgeweitet. Nach einmaliger Registrierung haben die Kunden dann die<br />
Möglichkeit, spontan oder mit Vorbuchung auf die Fahrzeuge zuzugreifen und beliebig<br />
lange zu nutzen. Der Kunde steigt ein, kann sofort losfahren und stellt den gemieteten<br />
smart nach Fahrtende einfach auf einen Stellplatz innerhalb des Stadtgebiets <strong>zur</strong>ück. Die<br />
Abrechnung funktioniert genauso einfach und flexibel wie die gesamte Bedienung des<br />
car2go: minu tengenau für nur 19 Cent pro Minute. \<br />
Panorama Umwelt<br />
Saubere Strände<br />
45<br />
PORTLAND 46°N/123°W ——— Im Rahmen<br />
des vierten jährlich stattfindenden „Beach<br />
Cleanup“ <strong>zur</strong> Säuberung der Willamette-<br />
River-Strände in Portland, Oregon, haben<br />
sich im vergangenen Jahr Mitarbeiter von<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks North America und ihre Familienmitglieder<br />
zusammengefunden. Innerhalb<br />
von drei Stunden sammelten rund<br />
40 Per sonen Abfall an dem etwa 2 Kilometer<br />
langen Strandstreifen, der vor dem Bürogebäude<br />
von <strong>Daimler</strong> Trucks beginnt. Alle<br />
Freiwilligen wurden mit Mülltüten, Greifzangen<br />
und Handschuhen ausgestattet, um<br />
den Unrat fachgerecht aufnehmen und entsorgen<br />
zu können. „Es ist toll bei einem solchen<br />
gemeinschaftlichen Event teilnehmen<br />
zu können und mit den Kollegen zusammen<br />
unseren Fluss-Strand vom Abfall zu befreien,“<br />
findet Melissa Maxwell, Analystin<br />
bei <strong>Daimler</strong> Trucks und Organisatorin der<br />
Veranstaltung. „Ohne die zahlreichen Freiwilligen<br />
aus den verschiedenen Abteilungen<br />
wäre es nicht möglich, die Strandreinigung<br />
jedes Jahr so umfassend durchzuführen.“ \
Auf frischer<br />
FAHRZEUG Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID FAHRER Joachim Löw<br />
ORT Mercedes-Benz Arena Stuttgart
Wer sich mit Ingenieuren und Technikern im Hause <strong>Daimler</strong> unterhält, hört immer wieder einen<br />
bestimmten Satz: „Das sind spannende Zeiten“. Er wird mit einem gewissen Leuchten in den<br />
Augen ausgesprochen, obwohl die Zeiten für die Automobilindustrie ja nicht nur spannend, sondern<br />
auch ökonomisch schwierig sind. Von Sparkursen und dringender Steigerung der Kraftstoff-<br />
Effizienz ist die Rede. Doch in jeder Krise liegt auch eine Chance.<br />
Text Dirk Maxeiner Fotografie Marvin Zilm<br />
Tat ertappt
48 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Die Erfinder des Automobils sind entschlossen,<br />
das Auto ein zweites Mal zu erfinden. Neue Ideen bewegen<br />
sich in einem Tempo in Richtung Serie, das weit jenseits der bisherigen<br />
Richtgeschwindigkeit liegt. „Wir haben in der Vergangenheit<br />
schon oft Meilensteine für die gesamte Automobilbranche gesetzt.<br />
Und selbstverständlich werden wir mit unseren technologischen In -<br />
novationen auch die automobile Zukunft maßgeblich gestalten“, sagt<br />
Thomas Weber, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand für Konzernforschung und die<br />
Entwicklung der Mercedes-Benz Cars verantwortlich. Zu diesem Zweck<br />
habe man für die einzelnen Entwicklungsschwerpunkte fachübergreifende<br />
Kompetenzzentren eingerichtet. Und in diesen „Thinktanks“<br />
herrscht vor allem eines: Aufbruchstimmung.<br />
Eines dieser Teams widmet sich der Hybridtechnologie. „Es ist<br />
schön etwas zu machen, für das es kein Vorgängerprojekt gibt“, erzählt<br />
Oliver Vollrath, unter dessen Regie der neue Mercedes-Benz<br />
S 400 BlueHYBRID auf die Straße fährt. Und er fügt hinzu, dass eine<br />
Redewendung im Repertoire seines Projektes wegfalle: „Das haben<br />
wir schon immer so gemacht.“ Die Kombination aus dem weiterentwickelten<br />
V6-Benzinmotor mit dem kompakten Hybridmodul macht<br />
den S 400 BlueHYBRID zum weltweiten CO 2 -Champion der Luxusklasse.<br />
Der Benzinverbrauch beträgt 7,9 Liter pro 100 Kilometer<br />
(NEFZ-Zyklus, kombiniert). Abstriche in Sachen Leistungsfähigkeit<br />
muss der Fahrer dafür nicht machen: Der 3,5-Liter-Benzinmotor entwickelt<br />
205 Kilowatt (279 PS), der Elektromotor 15 Kilowatt (20 PS).<br />
„ Wir werden mit unseren technologischen<br />
Innovationen auch die automobile<br />
Zukunft maßgeblich gestalten.“<br />
Thomas Weber, Vorstandsmitglied der <strong>Daimler</strong> AG, verantwortlich<br />
für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung<br />
Lithium-Ionen im Auto. Besonders stolz sind die Väter des<br />
Mercedes-Benz Serienhybrids auf die erste speziell für den Einsatz<br />
im Pkw entwickelte, hochleistungsfähige Lithium-Ionen-Batterie.<br />
„Im Consumer-Bereich gibt es die Lithium-Ionen-Batterie ja<br />
schon seit einiger Zeit“, erzählt Vollrath, „die große Herausforderung<br />
bestand jedoch darin, diese Technologie in die Serientauglichkeit<br />
für Automobile zu bekommen.“ Denn die Anforderungen<br />
an Lebensdauer, Leistungsfähigkeit und Sicherheit seien nicht mit<br />
den bisherigen Einsatzgebieten zu vergleichen. Die Anstrengungen<br />
haben sich gelohnt: Im S 400 BlueHYBRID bringt Mercedes-Benz<br />
als weltweit erster Hersteller die Lithium-Ionen-Batterie in einem<br />
Serienfahrzeug auf den Markt.<br />
Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />
Verbrennungsmotor Ottomotor<br />
Nennleistung<br />
max. Drehmoment<br />
Hybridmodul Elektromotor<br />
Nennleistung<br />
max. Drehmoment<br />
Gesamtantrieb kombinierte Leistung<br />
kombiniertes Drehmoment<br />
Gesamtverbrauch NEFZ-Verbrauch<br />
CO2-Emissionen Die neue Batterie ist so kompakt, dass sie ganz normal im Motorraum<br />
installiert werden kann. Beim Anfahren spendet sie den Saft<br />
für einen zusätzlichen „Boost-Effekt“ des Elektromotors: Beim<br />
Verzögern wird der Elektromotor zum Generator und speist die<br />
Bremsenergie wieder ein. An der Ampel schaltet sich der Verbrennungsmotor<br />
heimlich, still und leise ab, um beim Tritt auf das Gas -<br />
pedal ebenso unauffällig wieder anzuspringen. In der Zwischenzeit<br />
arbeiten Klimaanlage und alle Funktionen ganz normal weiter – dank<br />
der bärenstarken Batterie. Das klingt theoretisch ganz einfach,<br />
ist praktisch aber eine höchst komplexe Angelegenheit. „Motor,<br />
Elektromotor, Bremse, Getriebe, Batterie, alles beeinflusst sich<br />
gegenseitig – und zwar sehr viel stärker als bisher“, erklärt Oliver<br />
Vollrath.<br />
V6<br />
205 kW/279 PS<br />
350 Nm<br />
scheibenförmig<br />
15 kW als Motor<br />
20 kW als Generator<br />
160 Nm<br />
220 kW<br />
375 Nm<br />
7,9 l/100 km<br />
Lithium-Ionen-Batterie<br />
Die 120-Volt-Lithium-Ionen-Batterie.<br />
Diese kompakte und leistungsfähige Batterie<br />
speichert die vom Elektromotor generierte<br />
Energie und stellt sie bei Bedarf wieder <strong>zur</strong><br />
Verfügung.<br />
Die Leistungselektronik. Sie steuert den<br />
Elektromotor und koordiniert mit dem Motorsteuergerät<br />
die optimale Verknüpfung von<br />
Benzin- und Elektromotor. Das garantiert hohe<br />
Effi zienz auf der einen und unbeschwerten<br />
Fahrgenuss auf der anderen Seite.<br />
CHECKPOINT<br />
Der Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />
Der 6-Zylinder-Benzinmotor. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Elektroaggregat ergibt er den CO -ärmsten<br />
2<br />
Antrieb der Luxusklasse – der nicht nur durch Wirt -<br />
schaftlichkeit und Leistungswerte beeindruckt,<br />
sondern zudem extrem kultiviert ist. Die ECO Start-<br />
Stopp-Funktion schaltet den Verbrennungsmotor<br />
der S-Klasse – z. B. an einer Ampel – ab. Mit der<br />
gespeicherten Elektroenergie startet sie schließ lich<br />
wieder wie gewohnt.<br />
Das rekuperative Bremssystem. Es hilft<br />
bei Druck auf das Bremspedal, die frei werdende<br />
Energie über das Hybridmodul in<br />
die Batterie einzuspeisen.<br />
Das Hybridmodul. Das besonders kompakte und<br />
leichte Elektroaggregat arbeitet sehr effi zient<br />
und unterstützt den Benzinmotor durch ein zusätzliches<br />
maximales Drehmoment von 160 Nm.<br />
DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />
Die Leichtlaufreifen. Durch den speziellen<br />
Rollwiderstand helfen sie, den Spritverbrauch des<br />
S 400 BlueHYBRID zusätzlich zu reduzieren.<br />
Die Hybridanzeige. Sie zeigt anschaulich<br />
in der Instrumententafel,<br />
wie der Energiefl uss von Elektrooder<br />
Verbrennungsmotor jeweils<br />
gerade verläuft.<br />
Das Automatikgetriebe. Es ist speziell an<br />
den Hybridbetrieb angepasst. Die Übergänge<br />
von Verbrennungs- zu Elektromotor<br />
sowie Gangwechsel erfolgen für Fahrer und<br />
Fahrzeuginsassen nicht wahrnehmbar.<br />
Automatikgetriebe<br />
49
FAHRZEUG Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICIENCY<br />
FAHRER Edmund Hess und Ursula Ploeger ORT Fähranleger Harlesiel
CHECKPOINT<br />
Der OM 651 markiert den Beginn einer<br />
neuen Diesel-Motorengeneration und setzt<br />
in seinem Segment Maßstäbe in puncto<br />
Leistung, Drehmoment, Abgasverhalten und<br />
Sparsamkeit. In seiner stärksten Variante<br />
schöpft er aus 2.143 Kubikzentimeter Hubraum<br />
150 Kilowatt (204 PS) bei einem<br />
aufrechterhalten, wenn der Verbrennungsmotor abgeschaltet ist?<br />
Und wie reagieren darauf die vielen Steuergeräte, die bislang bei<br />
einer Drehzahl von null davon ausgehen, das Auto sei abgewürgt?<br />
„Ständig kam irgendeiner ums Eck“, erzählt Vollrath, und sagte:<br />
„hoppla, hier haben wir etwas, an das kein Mensch gedacht hat.“<br />
Neue Zulieferer mussten von den <strong>Daimler</strong>-Ingenieuren oft erst auf<br />
die hohen Anforderungen des Großserien-Automobilbaus getrimmt<br />
werden. „Bei einem elektrischen Industriemotor kommen schon mal<br />
Leistungsstreuungen von bis zu 30 Prozent vor, im Auto ist so etwas<br />
natürlich ganz und gar unakzeptabel“, erinnert sich Vollrath. Auch<br />
habe auf dem Elektromotor nie der Entwicklungsdruck gelastet wie<br />
auf dem Verbrennungsmotor. „Kleiner, leichter, leistungsfähiger,<br />
kompakter“ seien etwa für stationär verwendete Motoren keine so<br />
entscheidenden Kategorien gewesen. Jetzt werde von den Herstellern<br />
mit jeder Entwicklungsstufe „eine deutliche Verbesserung<br />
erwartet.“<br />
Für die Erfolge der Hybridentwickler stellt sich allmählich auch Anerkennung<br />
ein. Für zusätzliche Emotionsschübe sorgte der Formel-1-<br />
Pilot Lewis Hamilton, der sich den nagelneuen Mercedes-Benz<br />
S 400 BlueHYBRID aussuchte, um damit bei seiner Stuttgarter<br />
Weltmeisterschafts party vor über 70.000 Zuschauern eine Runde im<br />
Untertürkheimer Stammwerk zu drehen. Die Liste prominenter Hybridfahrer<br />
wächst, der deut sche Verkehrsminister wird inzwischen<br />
ebenso damit chauffiert wie der Umweltminister. Oliver Vollrath ist<br />
Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICIENCY<br />
Verbrennungsmotor Dieselmotor<br />
R4<br />
Nennleistung<br />
150/204 kW/PS<br />
max. Drehmoment 500 Nm<br />
Verdichtung<br />
16,2:1<br />
Beschleunigung 0–100 km/h<br />
7,0 s<br />
Höchstgeschw.<br />
250 km/h<br />
Tankinhalt<br />
66 l<br />
Gesamtverbrauch NEFZ-Verbrauch 5,2 l/100 km<br />
Drehmoment von 500 Newtonmeter. Trotz<br />
gesteigerter Leistung hat der OM 651 je nach<br />
Variante bis zu 13 Prozent geringere CO 2 -<br />
Emissionen und erfüllt die Abgasnorm Euro 5.<br />
Ein Fahrzeug der Mittelklasse verbraucht<br />
mit dem 150-kW-Triebwerk lediglich 5,2 Liter<br />
Diesel pro 100 km (NEFZ).<br />
DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />
OM 651<br />
begeisterter Fußballfan, weshalb Fußballnationaltrainer Jogi Löw<br />
ihm besonders ans Herz gewachsen ist. Er wies Löw höchstpersönlich<br />
in dessen Hybrid-Mercedes ein: „Wir haben darüber geredet,<br />
wie alles funktioniert, was er beachten muss und wie es um die<br />
Nationalmannschaft steht.“<br />
Ölmotor mit fünf Sternen. Sportliches Lob erhält Mercedes-Benz<br />
auch für eine andere Entwicklung, die sich unter dem schlichten<br />
Kürzel „OM 651“ versteckt. „OM“ steht nach der Tradition des Hauses<br />
für „Ölmotor“, hat sich aber vom guten alten Diesel in seiner<br />
Entwicklung um Lichtjahre entfernt. „Beim Verbrennungsmotor ist<br />
noch Musik drin“, heißt es bei den Motorenentwicklern und wie<br />
zum Beweis wird das neue Triebwerk von der Fachwelt beinahe entgeistert<br />
aufgenommen. „V8 mit vier Töpfen“ textete das Nachrichtenmagazin<br />
„Focus“ über den nur 2,2 Liter großen Vierzylinder mit<br />
150 Kilowatt (204 PS). Die „Auto Zeitung“ schrieb nach Erprobung<br />
des Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICENCY nicht weniger ver -<br />
wundert: „Wer konsequent die Schaltanzeige im Cockpit beachtet<br />
und auf Volllastfahrten verzichtet, bleibt nahe dem Normverbrauch<br />
von 5,2 Liter Diesel pro 100 km.“ Die Tester von „auto motor und<br />
sport“ kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Der OM 651 erinnerte die<br />
Zeitschrift „an den Bullencharakter historischer Mega-Achtzylinder“,<br />
man müsse kaum schalten: „Es reicht in jeder Lebenslage.“ Auch die<br />
Abgasnorm Euro 5 wird ohne zusätzliche Maßnahmen in jeder Lebenslage<br />
erfüllt. Motorenentwickler Johannes Leweux interpretiert<br />
die eher zufällige Entwicklungsnummer „651“ augenzwinkernd so:<br />
„Die 6 steht dafür, dass dieser Vierzylinder es mit jedem Sechszylinder<br />
aufnehmen kann. Die 5 steht für das gewaltige Drehmoment<br />
von 500 Newtonmeter. Die 1 steht für den besten Vierzylinder der<br />
Welt.“<br />
Der Motor ist nach Ansicht der Fachwelt ein herausragendes Bei -<br />
spiel für „intelligentes Downsizing“. Der Fernsehsender n-tv beschreibt<br />
das so: „Mit weniger Hubraum und weniger Zylindern die Leistung<br />
steigern, den Verbrauch senken – das ist die Formel, die neuerdings<br />
in aller Welt Motorentwickler umtreibt.“ Eine zweistufige Turboaufladung,<br />
ein ausgeklügeltes Common-Rail-Einspritzsystem mit feinst<br />
dosierbaren Piezo-Injektoren sowie viele Maßnahmen <strong>zur</strong> Ver- ><br />
51
52 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
minderung der Reibungsverluste versetzen den relativ kleinen OM<br />
651 in die Lage, solch große Leistungen zu vollbringen. Und das<br />
wird er in ganz verschiedenen Fahrzeugen tun: Er kann je nach<br />
Fahrzeugkonzept längs oder quer eingebaut, mit Allradantrieb oder<br />
Hybrid kombiniert werden – und all das wird Zug um Zug auch geschehen.<br />
Durch seine flexiblen Einbaumöglichkeiten ersetzt der OM 651 eine<br />
Handvoll verschiedener Motoren – und stellt damit eine ökonomisch<br />
erfreuliche Bilanz in Aussicht. Johannes Leweux freut sich jedenfalls,<br />
ökologische, ökonomische und fahrdynamische Anforderungen so gut<br />
unter einer Motorhaube versammelt zu haben. „Die verschiede nen<br />
Wünsche und Anforderungen streben ja vielfach auseinander“, erkärt<br />
er, man müsse sich das wie ein Spinnennetz vorstellen: „Wenn man<br />
es an der einen Seite dehnt, dann wird es auf der anderen Seite nachgeben“.<br />
Es gehe also darum sich zu zentrieren und einen möglichst<br />
optimalen Kompromiss zu finden. Die Operation OM 651 scheint ge -<br />
glückt. „auto motor und sport“ griff jedenfalls zum Äußersten und<br />
verlieh „fünf Sterne“.<br />
In den USA gibt es indes für die Liebhaber der (wegen ihres hohen<br />
Kraftstoffverbrauches viel kritisierten) Geländewagen und SUV<br />
(Sports Utility Vehicle) gute Nachrichten. Mit den Modellen R, ML<br />
und GL 320 BlueTEC bietet Mercedes-Benz die weltweit ersten Die -<br />
sel-SUV an, die die besonders anspruchsvolle amerikanische<br />
Bin-5-Abgasnorm erfüllen. Der Mercedes-Benz 320 ML BlueTEC<br />
konsumiert dabei im Schnitt nur noch 9,0 Liter auf 100 Kilometer<br />
(26 mpg) Dieselkraftstoff. Bei den US-amerikanischen Verkehrsverhältnissen<br />
mit gleichmäßigen Geschwindigkeiten auf den Highways<br />
und großen Entfernungen über Land kann der Dieselmotor seine<br />
Verbrauchsvorteile besonders gut ausspielen.<br />
CHECKPOINT<br />
Der Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />
nutzt das hocheffiziente AdBlue-Abgasreinigungsverfahren,<br />
das seine beispielhafte<br />
Partikelfilter<br />
Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit bereits<br />
seit einigen Jahren in Lkw und Bussen von<br />
Mercedes-Benz beweist.<br />
Partikelfilter (vergrößert)<br />
Effizienzwunder mit Abschaltautomatik. Traditionell galt bislang<br />
bei Mercedes-Benz Fahrzeugen die Regel, dass Innovationen „topdown“<br />
also von den teureren Modellen oben im Programm langsam<br />
zu den preiswerteren Fahrzeugen nach unten weitergegeben<br />
wer den. Doch auch diese Verfahrensweise ist kein ehernes Gesetz<br />
mehr. Hinter dem internen Kürzel „RSG“ verbirgt sich eine Neuentwicklung<br />
mit dem Namen „riemengetriebener Startgenerator“,<br />
wie er im sparsamen Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY zum<br />
Einsatz kommt. Bringt der Fahrer das Schaltgetriebe bei niedriger<br />
Geschwindigkeit in Leerlaufposition und betätigt gleichzeitig das<br />
Bremspedal, schaltet der Motor automatisch ab. Soll es weitergehen,<br />
wirft das System den Motor wieder an – schneller und sanfter<br />
als mit einem herkömmlichen Anlasser. Und da dieses Verfahren im<br />
Stadtverkehr naturgemäß eine erheblich größere Ersparnis bringt<br />
als auf ausgedehnten Langstreckenfahrten, kommt der kleine ><br />
AdBlue-Dosierventil<br />
Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />
Verbrennungsmotor Dieselmotor<br />
Hubraum<br />
Ventile pro Zylinder<br />
Bohrung x Hub<br />
Verdichtung<br />
Beschleunigung 0–60 mph<br />
Verbrauch (Fuel Economy Label)<br />
Stadt<br />
Highway<br />
Tankinhalt<br />
AdBlue-Tankinhalt<br />
BLUETEC<br />
SCR-Katalysator<br />
V6<br />
2.987 cm3 4<br />
83 x 92 mm<br />
16,5:1<br />
8,5 s<br />
18 mpg<br />
24 mpg<br />
25,1 gal<br />
7 gal
FAHRZEUG Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />
FAHRER Elvis und Jasmina Tabakovic ORT Staten Island
FAHRZEUG Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY<br />
FAHRER Dimitrij Walter ORT Filderstadt
CHECKPOINT<br />
Mercedes-Benz zuerst in den Genuss der neuen Technik. „Die<br />
Nachfrage ist sehr groß“, berichtet der Projektleiter Heiko Knoth,<br />
„insbesondere die westeuropäischen Märkte wollen solche Fahrzeuge“.<br />
Der problemlose Umgang mit diesem Mercedes-Benz beseitige eine<br />
psychologische Schwelle. „Das Verfahren funktioniert so schnell und<br />
unauffällig, dass niemand mehr Angst hat, er könne an der Ampel<br />
ohne Motor stehen bleiben.“ Auf Dauer stelle sich sogar ein umgekehrter<br />
Effekt ein. Viele Kollegen, die eines der Fahrzeuge eine Weile<br />
ausprobiert hätten und dann wieder in ihr normales Auto umgestiegen<br />
seien, hätten sich gewundert: „Ich stehe doch, warum läuft<br />
der Motor noch?“ Auch das sogenannte „Segeln“, das Ausrollen vor<br />
einem Stopp mit herausgenommenem Gang und abgeschaltetem<br />
Motor, komme dem Fahrer schnell selbstverständlich vor. Nach Über-<br />
Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY<br />
Verbrennungsmotor Ottomotor<br />
R4<br />
Nennleistung<br />
70 kW/95 PS<br />
max. Drehmoment 140 Nm<br />
Verdichtung<br />
11,0:1<br />
Beschleunigung 0–100 km/h<br />
Höchstgeschw.<br />
Tankinhalt<br />
Emissionsklasse<br />
c w-Wert<br />
Die ECO Start-Stopp-Funktion, die den<br />
Benzinverbrauch im Stadtverkehr um bis zu<br />
neun Prozent verringern kann, ist in den<br />
folgenden Mercedes-Benz Modellen lieferbar:<br />
A 150 BlueEFFICIENCY, A 170 BlueEFFICIENCY,<br />
B 150 BlueEFFICIENCY, B 170 BlueEFFICIENCY.<br />
Sie schaltet den Motor automatisch ab, wenn<br />
der Fahrer das Schaltgetriebe bei niedriger<br />
Geschwindigkeit in Leerlaufposition bringt<br />
und gleichzeitig das Bremspedal betätigt.<br />
Sind die Voraussetzungen für den Motorstopp<br />
erfüllt, wird der Fahrer durch eine<br />
spezielle Anzeige im Kombiinstrument informiert.<br />
Im Bruchteil einer Sekunde und<br />
fast geräuschlos springt der Motor wieder<br />
an, sobald die Kupplung getreten oder die<br />
Bremse gelöst wird. Dieser ebenso schnelle<br />
wie komfortable Motorstart ist ein wesentlicher<br />
Vorteil der ECO Start-Stopp-Funktion<br />
gegenüber anderen Systemen dieser Art.<br />
Mercedes-Benz setzt dafür einen Starter-Generator<br />
ein, der durch den Riementrieb mit<br />
der Kurbelwelle verbunden ist.<br />
Gesamtverbrauch<br />
12,6 s<br />
175 km/h<br />
6,2 l/100 km<br />
54 l<br />
Euro 4<br />
0,31<br />
ECO Start-Stopp-Funktion<br />
zeugung von Knoth vermittle das Ganze auch einen „gefühlt guten<br />
Beitrag zum Umweltschutz“, so ähnlich wie beim Lichtausmachen,<br />
wenn man einen Raum verlasse. Die Technik wird deshalb nach und<br />
nach auch in die anderen Mercedes-Benz Baureihen einfließen. Viele<br />
Fahrer werden das Start-Stopp-Verfahren aber womöglich gar nicht<br />
bewusst wahrnehmen. „Meine Frau hat bei einer Ausfahrt mit dem<br />
Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY überhaupt keinen Unterschied<br />
bemerkt“, erzählt Knoth. \<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />
Von außen ist den neuen effi zienten und emissionsarmen Autos von <strong>Daimler</strong><br />
nichts anzusehen. Im Inneren verbirgt sich aber hochkomplexe Technologie:<br />
[1] Die Lithium-Ionen-Batterie: wie sie funktioniert und warum sie so<br />
sicher ist.<br />
[2] Wie BlueEFFICIENCY-Fahrzeuge Kraftstoff sparen.<br />
[3] Mit der BLUETEC-Technik für sauberere Antriebe.<br />
[4] Wie die ECO Start-Stopp-Automatik funktioniert.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />
Wasserpumpe<br />
Kurbelwelle<br />
Starter-Generator<br />
hydraulischer<br />
Riemenspanner<br />
Klimakompressor<br />
55
56 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
What a Difference<br />
a Day Makes …
Soziale Verantwortung bedeutet mehr, als nur Geld zu spenden. Der sogenannte „Day of Caring“<br />
gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen bei <strong>Daimler</strong><br />
die Möglichkeit, für einen Tag von ihrer Arbeit freigestellt zu werden, um sich für ihre Mitmenschen<br />
engagieren zu können. Wo Hilfsbereitschaft auf Tatkraft trifft, werden Emotionen frei und Berge<br />
versetzt.<br />
Text Kai-Holger Eisele Fotografie Dawin Meckel<br />
[Vorbereitungen für den ehrenamtlichen Einsatz: <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />
versammeln sich auf dem Hof der José-Urquiza-Schule in Mexiko-Stadt.]<br />
57
58<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
MEXIKO-STADT 19°N/99°W ——— Die Teams, die am frühen Morgen<br />
Richtung Neza, einem ärmlichen Vorort von Mexiko-Stadt aufbrechen,<br />
führen nur Gutes im Schilde. Noch in der Dunkelheit sind<br />
rund 250 <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter in Kleinbussen gestartet. Sie wollen<br />
im Rahmen des „Day of Caring 2008“ freiwillige Hilfe leisten, und<br />
zwar dort, wo sie dringend benötigt wird. Auf dem Weg zum Randbezirk<br />
der mexikanischen Megacity passieren die Helfer verlassene,<br />
halb zerfallene Gebäude, abgemagerte Hunde kläffen den Wagen<br />
hinterher, auf den Straßen liegt Unrat und Schutt. Hier ist das Ziel<br />
der Reise: die José-Urquiza-Schule mit ihren rund 600 Schülerinnen<br />
und Schülern, im Stadtteil Nezahualcoyotl City.<br />
Die Helfer versammeln sich nach der Ankunft auf dem Innenhof<br />
des riesigen Geländes und können sich direkt einen ersten Eindruck<br />
von ihrem Einsatzort verschaffen. Mehrere ein- und zweistöckige<br />
Gebäude, die überwiegend Klassenzimmer beherbergen, sind in<br />
einem beklagenswerten Zustand. Kaputte Stühle liegen auf dem<br />
Boden, der Putz blättert von der Decke, manche Fenster sind mit<br />
Holz vernagelt. Es ist eine große Aufgabe, die man sich hier zum<br />
Ziel gesetzt hat. Die Lernumgebung der Schüler soll an nur einem<br />
Tag langfristig verbessert werden. Aber der frische Elan der Freiwilligen<br />
an diesem noch kühlen Morgen zeigt, dass ihnen bewusst ist:<br />
Hier können und wollen sie Positives bewirken.<br />
„Vámonos“ – „Los geht’s“, klingt es nach einer kurzen Einweisung<br />
aus der Menge der Helfer, und sofort machen sie sich in kleinen<br />
Gruppen eifrig ans Werk. Auch Eltern und Kinder, die ihre Schule<br />
selbst am besten kennen, haben sich unter die <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />
gemischt und zeigen, welche Arbeit am nötigsten getan werden<br />
[Logistischer Aufwand: Über 1.000 Liter Farbe, 100 Farbroller<br />
und 350 Pinsel müssen genau bemessen und verteilt werden.]<br />
muss. Die Stimmung ist gut: Kinder verteilen noch Farbe und Pin -<br />
sel, es gibt Kaffee und Kekse. Alle Helfer streichen, pinseln und<br />
walzen, was das Zeug hält – ob auf der Leiter stehend oder nur mit<br />
einem Stuhl unter den Füßen. Jeder Quadratzentimeter Wand bekommt<br />
einen neuen Farbauftrag. Insgesamt arbeiten mehr als dreihundert<br />
Menschen Hand in Hand an dem gemeinsamen Vorhaben.<br />
„ Jeder Mitarbeiter hat im Rahmen des<br />
‚Day of Caring‘ einen Tag im Jahr<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, an dem er an sozialen<br />
Aktivitäten teilnehmen kann.“<br />
Gustavo Ganges, Projektleiter des „Day of Caring“ in Mexiko-Stadt<br />
Teambuilding beim gemeinsamen Helfen. Zu den Eifrigsten gehört<br />
Patricia Osorio, die in der Zollabteilung bei Commercial Vehicles<br />
tätig ist und gerade einen Zaun vor einem der Klassenräume mit<br />
frischer roter Farbe anstreicht. Als sie vom Angebot ihres Arbeitgebers,<br />
an der heutigen Aktion teilzunehmen, erfuhr, hatte sie<br />
sich sofort gemeldet. „Auch meine Eltern waren sehr überrascht,<br />
dass es Unternehmen gibt, die sich so stark engagieren. Sie fi nden<br />
das Projekt ebenso gut wie ich selbst. Sehr viele Menschen in Mexiko<br />
sind hilfsbedürftig, besonders Kinder. Deshalb bin ich froh, aktiv<br />
etwas tun zu können.“ Trotz der ernsten Aufgabe kommen Teambuilding,<br />
Spaß und soziale Kontakte nicht zu kurz. Mitarbeiter ><br />
250 Mitarbeiter<br />
250 Mitarbeiter von <strong>Daimler</strong> haben am<br />
„Day of Caring 2008“ in Mexiko-Stadt<br />
teilgenommen.<br />
[Zusammen für die Zukunft: Kinder, Eltern<br />
und <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter packen die Aufgabe<br />
gemeinsam an.]
[Die Renovierung war dringend erforderlich: Die Gebäude der<br />
José-Urquiza-Schule sehen nun besseren Tagen entgegen.]<br />
DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes … 59<br />
1.000 Liter<br />
Mehr als 1.000 Liter Farbe wurden bei<br />
der Renovierung der José-Urquiza-Schule<br />
in Mexiko-Stadt verbraucht.
60 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
2.500 Stunden<br />
Rund 2.500 Arbeitsstunden haben <strong>Daimler</strong>-<br />
Mitarbeiter in Mexiko im Jahr 2008 freiwillig<br />
für Social-Responsibility-Projekte aufgewendet.<br />
[Erholung unterm Sonnensegel: <strong>Daimler</strong>-Helfer<br />
im Gespräch während der Mittagspause.]
[Die Instandsetzung der Außenmauer<br />
ist nur in der Gruppe zu bewältigen.]<br />
aller Geschäftsbereiche, wie Commercial Vehicles, Financial Services,<br />
Holding Company oder Mercedes-Benz arbeiten absichtlich<br />
bunt gemischt in kleinen Teams. „Gerade habe ich eine nette Frau<br />
von Financial Services kennengelernt, die denselben Klassenraum<br />
renoviert wie ich“, sagt Patricia Osorio.<br />
So sieht das auch Jürgen Rochert, Geschäftsführer von <strong>Daimler</strong><br />
Financial Services (DFS) Mexiko: „Wir führen hier seit rund vier<br />
Jahren Social-Responsibility-Projekte durch, aber so viele Teilnehmer<br />
hatten wir noch nie in einer Gruppe. Neu ist diesmal, dass<br />
auch die Holding Company, Mercedes-Benz und Commercial Vehicles<br />
ihre Hilfe bei dem Projekt angeboten haben.“<br />
„ Wir freuen uns, dass nicht nur <strong>Daimler</strong><br />
Financial Services, sondern auch die<br />
Holding Company, Mercedes-Benz und<br />
Commercial Vehicles mitgeholfen haben.“<br />
Jürgen Rochert, Geschäftsführer <strong>Daimler</strong> Financial Services<br />
Dieser Einsatz zum Abbau sozialer Missstände ist allein durch<br />
mensch liche Arbeitskraft nicht zu leisten. Schon für die Renovierung<br />
der José-Urquiza-Schule werden heute mehr als elfhundert<br />
Liter Farbe, rund hundert Farbroller und dreihundertfünfzig<br />
Pinsel benötigt. Mit einem enormen fi nanziellen Aufwand ist<br />
der „Day of Caring“ der mit Abstand größte gesellschaftliche Ein -<br />
satz des Jahres für die Unternehmenstochter in Mexiko, von den<br />
über 2.500 Arbeitsstunden, in denen heute von den <strong>Daimler</strong>-Helfern<br />
gestrichen, getragen, geschliffen und gegärtnert wird, ganz<br />
zu schweigen.<br />
DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes …<br />
[Die Schulkinder freuen sich auf ihre „neue“ Schule.]<br />
Engagement global. Es ist nicht das erste Mal, dass sich <strong>Daimler</strong><br />
in Mexiko sozial engagiert. Projekte in der Vergangenheit umfassten<br />
Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe in der Region Tabasco und<br />
die Instandsetzung eines Heimes für mexikanische Kinder, die Opfer<br />
von familiärer Gewalt geworden sind. Bedarf an Verbesserungen<br />
besteht weltweit, und dementsprechend vielfältig sind die globalen<br />
Aktivitäten des <strong>Daimler</strong>-Konzerns und seiner Tochtergesellschaften<br />
im CSR-Bereich. Der „Day of Caring“ stellt dabei nur eines der<br />
Instrumente dar, die <strong>Daimler</strong> zum Schutz und <strong>zur</strong> Pfl ege dieser<br />
Werte <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />
Die Geschichte des „Day of Caring“ begann 1992 im US-Bundesstaat<br />
New Hampshire. Die Idee wurde von der Wohltätigkeitsorganisation<br />
„United Ways“ entwickelt, die erstmals lokale Stakeholder<br />
mit dem Ziel zusammenbrachte, mit vereinten Kräften eine große<br />
gemeinnützige Aktion für die Gemeinde zu stemmen: alles im Geiste<br />
des Teambuildings und der gesteigerten Sensibilität für die Belange<br />
und Probleme der Gemeinschaft. Für viele, große wie kleine<br />
US-Fir men ist der „Day of Caring“ seither zu einer Tradition geworden,<br />
die untrennbar mit der Identität der Unternehmen verknüpft<br />
ist. Zunehmend verbreitet sich das Konzept auch in Europa und anderen<br />
Teilen der Welt. Im Mai 2008 fand in Deutschland schon der<br />
dritte, von <strong>Daimler</strong> Financial Services organisierte „Day of Caring“<br />
statt. Über 200 Mitarbeiter waren in Berlin-Kreuzberg zusammengekommen,<br />
um das Jugend- und Kulturzentrum Naunyn Ritze zu renovieren.<br />
Die Zusammenarbeit mit Non-Profi t-Organisationen hilft<br />
bei der Auswahl und professionellen Leitung der Projekte. ><br />
61
62 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
[Mit dem Streichen der Decke wird die Renovierung<br />
der José-Urquiza-Schule abgeschlossen.]<br />
Die José-Urquiza-Schule wurde vom DFS Community Relations<br />
Offi ce aus diversen Vorschlägen der lokalen Hilfsorganisation PVO<br />
México ausgewählt. Die Vorbereitung und der logistische Aufwand<br />
einer solchen Aktion richten sich nach der Größe des Vorhabens.<br />
Freiwillige müssen gefunden und für den betreffenden Tag freigestellt<br />
werden. Die einzelnen Aufgaben müssen festgelegt, Arbeitsgruppen<br />
eingeteilt, das Material beschafft, die Helfer transportiert<br />
und verpfl egt werden.<br />
Inzwischen ist es in Mexiko-Stadt Mittag geworden, die Sonne<br />
brennt erbarmungslos auf die vielen Helfer nieder. Viele haben Farb -<br />
spritzer im Gesicht und nahezu alle tragen das offi zielle T-Shirt des<br />
„Day of Caring“ als Arbeitskleidung. „Ich stehe ein für meine Gemeinde<br />
und die Werte meiner Firma“, steht auf Spanisch auf dem Rücken.<br />
Schuldirektor Gerardo Urquiza ist überwältigt vom Trubel und gleichzeitig<br />
ergriffen von den fortschreitenden Arbeiten und der Hilfsbereitschaft,<br />
die seine Schule heute erfasst haben. Sein Vater hat sie<br />
im Armenviertel vor fast sechzig Jahren gegründet, und deshalb läge<br />
ihm ihre Erhaltung und Renovierung besonders am Herzen, sagt er.<br />
Den Kindern werde damit gezeigt, dass Bildung ein Wert ist, den man<br />
auch in schweren Zeiten nicht vernachlässigen darf.<br />
Seite an Seite: Schüler, Eltern, <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter. Selbst die<br />
ört liche Polizei packt mit an: Als einige Polizisten während der Streife<br />
das bunte Treiben bemerken, greifen sie spontan zu Pinsel und Farbe.<br />
Mit den Arbeiten an der Fassade ist neben vielen anderen auch<br />
Janine Diaz beschäftigt. Sonst arbeitet sie für Mercedes-Benz Cars<br />
in Mexiko, heute streicht sie Seite an Seite mit der zehnjährigen Ste -<br />
fanie Garcia. „Ich habe auch eine kleine Tochter“, berichtet Janine<br />
Diaz. „Als ich ihr erzählt habe, was ich heute vorhabe, wollte sie am<br />
liebsten gleich mitkommen. Aber das geht nicht, sie muss ja auch<br />
in die Schule.“ Im düsteren Inneren des Gebäudes werkelt Oswaldo<br />
Heredia aus der Steuerabteilung der <strong>Daimler</strong> Holding. Das Unternehmen<br />
engagiert sich sehr für Mexiko, meint er. „Was wir hier machen,<br />
ist gut für die Firma und auch gut für mich.“<br />
Es ist Zeit zum gemeinsamen Mittagessen. Wurden im Morgengrauen<br />
schon Kaffee und Kekse <strong>zur</strong> Stärkung angeboten, kann<br />
sich nun jeder Arbeiter richtig satt essen. Ein Sonnensegel ist<br />
über den Schulhof gespannt worden, um den Helfern während der<br />
Mittagspau se Schutz vor der Sonne bieten zu können. Nicht alle<br />
gönnen sich jedoch eine richtige Pause, sondern greifen sich lieber<br />
nur schnell etwas zu essen und arbeiten unbeirrt weiter.<br />
„ Heute bin ich ganz besonders<br />
stolz darauf, <strong>Daimler</strong> hier in Mexiko<br />
als Händler zu vertreten.“<br />
Fernando Zapata, Präsident von Commercial Vehicles in Mexiko<br />
Stolz als größter Motivationsfaktor. Die Kinder der Schule freuen<br />
sich offenbar besonders auf den neuen Basketballplatz, der an der<br />
Außenmauer des Geländes betoniert wird. Unentwegt beobachten<br />
sie die Drehungen des Betonmischfahrzeugs von den Balkonen im<br />
ersten Stock aus. „Die überschwängliche Dankbarkeit der Kinder“,<br />
sagt Geschäftsführer Rochert, „tut mir schon auch selbst gut.“ Spontan<br />
zum Streichen erschienen ist deshalb auch Fernando Zapata,<br />
Präsident von Commercial Vehicles in Mexiko: „Ich habe über Herrn<br />
Rochert von dem Projekt gehört und muss sagen, dass mich diese<br />
Idee begeistert. Heute bin ich ganz besonders stolz darauf, <strong>Daimler</strong><br />
hier in Mexiko als Händler zu vertreten.“ Der Stolz auf den eigenen<br />
Einsatz trägt <strong>zur</strong> Motivation Entscheidendes bei. Das ist in allen Gesprächen<br />
mit den Helfern zu spüren.<br />
Die Veränderungen an der Urquiza-Schule sind mittlerweile nicht<br />
mehr zu übersehen. Ehemals schmutzige Wände erstrahlen in freund -<br />
lichem Weiß, der neue Basketballplatz trocknet in der Hitze. Patricia<br />
Osorio befreit den Boden in „ihrem“ Klassenraum von Farbresten.<br />
„Ich wünschte, wir hätten noch mehr geschafft“, meint sie, „aber<br />
im Grunde bin ich mit unserer Arbeit ganz zufrieden.“<br />
Langfristiges Engagement für die José-Urquiza-Schule. Alles<br />
getan ist hier noch nicht, die Toiletten für die Schüler bedürfen in<br />
naher Zukunft noch einer Generalüberholung. Aber das Engagement<br />
von <strong>Daimler</strong> in dieser Schule für unterprivilegierte Kinder ist langfristig<br />
angelegt: „Schon bald wird es ein Treffen mit dem Schuldirektor<br />
geben, bei dem wir weitere Baumaßnahmen besprechen“,<br />
sagt Gustavo Ganges, Projektleiter in der Abteilung Community<br />
Relations. Manchen fällt der bevorstehende Abschied voneinander<br />
jetzt schwer. „Bleib doch noch hier!“ bitten zwei Mädchen im<br />
Grundschulalter Lora Vinande, die sie offenbar innerhalb nur eines<br />
Tages in ihr Herz geschlossen haben. Die Helfer besteigen schon die<br />
Sprinter, die sie <strong>zur</strong>ück ins moderne Businessviertel Bosques de<br />
las Lomas kutschieren werden. Und an der José-Urquiza-Schule und<br />
ihren hell erstrahlten Klassenräumen wird morgen der Unterricht<br />
wieder beginnen. \
1 Tag<br />
63<br />
Manchmal genügt für die Mitarbeiter bei<br />
<strong>Daimler</strong> schon ein Tag im Jahr, um für ihre<br />
Mitmenschen viel bewegen zu können.<br />
[Herzensangelegenheit: Schuldirektor Gerardo Urquiza dankt den Helfern<br />
für ihren unermüdlichen Einsatz im Armenviertel von Neza.]<br />
[Gemeinsam viel erreicht: <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />
beim Resümee des Tages.]
64 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
CHECKPOINT RUNDHERAUS<br />
Day of Caring<br />
Im Rahmen der sogenannten „Corporate<br />
Volunteering“-Idee (freiwilliges Engagement<br />
von Firmenangehörigen in sozialen oder ökologischen<br />
Projekten) stellen Unternehmen<br />
ihre Mitarbeiter für jeweils einen Tag im Jahr<br />
frei, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, an<br />
gemeinnützigen Aktionen teilzunehmen. Die<br />
aus den USA stammende Idee <strong>zur</strong> praktischen<br />
Umsetzung unternehmerischer sozialer<br />
Verantwortung hat sich inzwischen über<br />
den gesamten Globus verbreitet.<br />
[Jürgen Rochert, Präsident und Managing<br />
Director von DFS, Mexiko.]<br />
Fünf Fragen an …<br />
Jürgen Rochert, Präsident und Managing<br />
Director von <strong>Daimler</strong> Financial Services in<br />
Mexiko-Stadt:<br />
——— Gibt es denn viele Mitarbeiter, die<br />
sich für Social-Responsibility-Projekte<br />
begeistern und freiwillig melden? Ja, und<br />
das ist eine schöne Herausforderung. Denn<br />
die Schwierigkeit ist es nicht Freiwillige zu<br />
fi nden, sondern vielmehr sicherzustellen,<br />
dass alle kundenkorientierten Abteilungen,<br />
wie zum Beispiel das Callcenter, an diesem<br />
Tag weiterhin besetzt bleiben. Allein bei DFS<br />
haben sich für den „Day of Caring 2008“ etwa<br />
siebzig Prozent der Mitarbeiter gemeldet. Das<br />
ist ein hervorragendes Ergebnis. Über das<br />
Jahr und andere kleinere Aktionen verteilt<br />
hatten wir erstmals eine Teilnahme von annähernd<br />
einhundert Prozent – obwohl solche<br />
Aktionen in Mexiko weniger üblich sind als<br />
beispielsweise in den USA, woher das Konzept<br />
des „Day of Caring“ stammt.<br />
——— Warum werden aus Ihrer Sicht so ziale<br />
und ökologische Verantwortung für<br />
die Unternehmenskultur immer wichti ger?<br />
Dienen diese Maßnahmen nur <strong>zur</strong> Eigenwerbung?<br />
Mit Werbung hat das nichts zu<br />
tun, es geht vielmehr um die tatsächlich ausgedrückte<br />
Verantwortung für die Gemeinden,<br />
in denen wir leben, darum, etwas <strong>zur</strong>ückzugeben<br />
und ganz konkret die Lebensumstände<br />
der Menschen zu verbessern. Zudem, so glaube<br />
ich, gibt es Multiplikatoreneffekte, sowohl<br />
bei den Mitarbeitern, die in ihrem eigenen<br />
Umfeld darüber reden und vielleicht andere<br />
dazu bringen, Ähnliches zu tun, als auch in<br />
den Gemeinden selbst.<br />
——— Inwieweit werten solche Projekte<br />
das Unternehmen selbst auf? Auch im<br />
Hinblick auf die Attraktivität als Arbeitgeber?<br />
Welche Reaktionen beobachten<br />
Sie bei den Mitarbeitern? Es ist ein sehr<br />
individuelles Thema. Nachdem die Mitarbeiter<br />
ein- oder zweimal dabei waren, spüren<br />
sie den Stolz, der ihnen selbst, dem Unternehmen<br />
und ihrem Team gilt. Es entsteht<br />
ein anderes Gefühl der Zusammenarbeit am<br />
Arbeitsplatz, wenn man am Tag zuvor hier<br />
gemeinsam gestrichen und renoviert hat. Ich<br />
denke, die Mitarbeiter schätzen es, dass die<br />
Firma sich trotz aller Herausforderungen im<br />
Geschäft Zeit dafür nimmt. Unser „Great<br />
Place to Work Survey“ hat gezeigt, dass das<br />
auch für die Wahl des Arbeitsplatzes relevant<br />
ist. Das drückt sich langfristig in Produktivität,<br />
Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität<br />
gegenüber dem Arbeitgeber aus. So kann<br />
man qualifi zierte Mitarbeiter länger halten.<br />
——— Wie ist Ihre persönliche Wahrnehmung<br />
an einem „Day of Caring“ wie heute?<br />
Ich habe diese Aktion mehr als zehn Mal in<br />
verschiedenen Ländern erlebt. Es ist immer<br />
ein Erlebnis und öffnet mir auch stets erneut<br />
die Augen. Ich stelle dann fest, wie gut es uns<br />
doch eigentlich geht. In den Pro blemen des<br />
Alltagsgeschäfts, ob privat oder berufl ich,<br />
gibt es immer etwas, das gerade nicht so gut<br />
läuft. Aber wenn man sieht, welche Un terschie<br />
de man mit ein paar Litern Farbe und<br />
250 Leuten an einem Tag bewirken kann, ist<br />
der Effekt schon beeindruckend. Das macht<br />
einfach Spaß, auch mit den Kollegen. Hierarchien<br />
sind hier völlig egal. In unserer Gruppe<br />
hat ein relativ junger Mitarbeiter, der über eine<br />
gewisse Erfahrung im Streichen verfügt, die<br />
Führung übernommen.<br />
——— Wie reagieren die Menschen, denen<br />
Sie helfen, auf das soziale Engagement<br />
von <strong>Daimler</strong>? Bei der Renovierung eines<br />
Mäd chenheimes in diesem Jahr haben die<br />
Mäd chen zum Beispiel danach für uns ge -<br />
sun gen. Nachdem wir das Heim gestrichen<br />
und die Bäder gerichtet hatten, haben wir<br />
zum Ab schied neue Schließfächer an die Mädchen<br />
verschenkt, die sie wie Weihnachtsgeschenke<br />
ausgepackt haben. Ihre Augen funkelten<br />
geradezu vor Freude. Wenn ich im<br />
Vergleich dazu daran denke, was meine Tochter<br />
zu Weihnach ten bekommt … Das ist eine<br />
Erfahrung, die muss man persönlich machen.<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
Der „Day of Caring“ gibt Mitarbeitern Raum für persönliches<br />
Engage ment in sozialen Projekten. Warum sich der freiwillige Ein-<br />
satz immer lohnt, erfahren Sie unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />
[1] Zahlen und Fakten zum „Day of Caring“ in Mexiko-Stadt.<br />
[2] „Making of …“ zum Artikel mit exklusiver Bildergalerie.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]
[Bildung als Chance auf ein besseres Leben: Schulkinder<br />
vor einem der renovierten Klassenräume.]<br />
DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes …<br />
30 Standorte<br />
65<br />
Rund 30 Standorte der <strong>Daimler</strong> AG und<br />
ihrer Tochtergesellschaften haben im Jahr<br />
2008 soziale Projekte durchgeführt – viele<br />
davon mehrfach.
66<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Einblick „Was hat Compliance<br />
mit <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu tun,<br />
Herr Becht?“<br />
Compliance – die Einhaltung von Gesetzen, Regelungen und freiwilligen Selbstverpflichtungen:<br />
Gerd T. Becht, Leiter der Rechtsabteilung und Chief Compliance Officer, über Compliance bei<br />
<strong>Daimler</strong>.<br />
Fotografie Barbara von Woellwarth
——— 360 GRAD: Herr Becht, in Verbindung mit Korruption,<br />
Untreue oder Betrug wird häufi g von „Compliance-Verstößen“<br />
gesprochen. Was genau bedeutet „Compliance“? Gerd T. Becht:<br />
Der Begriff „Compliance“ kommt aus dem Engli schen und kann<br />
mit „Einhaltung“, „Übereinstimmung“ oder auch „Befolgung“ übersetzt<br />
werden. Ursprünglich bezeichnet Compliance die Einhaltung<br />
von ärztlichen Anweisungen: Nur wenn ich mich „compliant“ verhalte,<br />
also den Rat der Ärzte befolge, kann ich mich wirkungsvoll<br />
vor Erkrankungen schützen oder auf eine schnelle Genesung<br />
hoffen. Ähnliches gilt für ein Unternehmen. Unser Verhalten muss<br />
allen einschlägigen Gesetzen, Regelungen und freiwilligen Verpfl ichtungen<br />
entsprechen, denn nur so bleiben wir erfolgreich – und<br />
gesund.<br />
——— Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen „Compliance“<br />
und „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“? Nur dann, wenn wir nachhaltig wirtschaften<br />
– also verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Ressourcen umgehen<br />
und unserer ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen<br />
Verantwortung nachkommen – werden wir langfristig erfolgreich<br />
sein. Aus Compliance-Sicht heißt dies, dass wir uns an alles<br />
halten, wozu wir verpfl ichtet sind oder uns freiwillig verpfl ichtet haben,<br />
und alles unterlassen, was nicht rechtens ist oder gegen unsere<br />
Wertvorstellungen verstößt. Diese Gedanken im gesamten Unternehmen<br />
dauerhaft zu verankern, ist das Ziel „nachhaltiger Compliance“.<br />
——— Wie stellen Sie sicher, dass sich jeder Mitarbeiter an<br />
Recht, Gesetz und interne Vorschriften hält? Zunächst einmal<br />
liegt die Verantwortung für das richtige Verhalten bei jedem Einzelnen<br />
unserer mehr als 270.000 Mitarbeiter. Führungskräfte haben<br />
zusätzlich eine besondere Vorbildfunktion im Hinblick auf integres<br />
Verhalten. Unser Unternehmen formuliert hierzu regelmäßig Erwartungen<br />
an die Mitarbeiter. Es lässt sie im Geschäftsalltag aber nicht<br />
bei der Umsetzung allein, sondern leistet intensive Unterstützung<br />
und bietet umfassende Dienstleistungen an, um offene Fragen zu<br />
klären.<br />
——— Wie genau sieht diese Unterstützung aus? Anfang 2006<br />
haben wir mit dem Aufbau einer zentralen Compliance-Organisation<br />
begonnen, die ein einheitliches Regelwerk erarbeitet hat,<br />
an dem sich die Mitarbeiter orientieren können. Das gesamte Regelwerk<br />
fi nden die Mitarbeiter zukünftig im sogenannten <strong>Daimler</strong>-<br />
„House of Policies“. Durch Trainings- und Kommunikationsmaßnahmen<br />
fördern wir, dass diese Regeln auch wirklich verstanden und<br />
gelebt werden. Falls dennoch Unsicherheit bei einer Entscheidung<br />
besteht, können sich Mitarbeiter an ihre Vorgesetzten, lokale<br />
Com pliance-Beauftragte oder an den Compliance Consultation Desk<br />
wenden. Auch für Hinweise auf Fehlverhalten haben wir eine zentrale<br />
Anlaufstelle geschaffen, das Business Practices Offi ce (BPO).<br />
Hier können sich sowohl <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter als auch externe<br />
Personen auf vertraulicher Basis und auf Wunsch auch anonym<br />
melden.<br />
——— Jegliche Form von Fehlverhalten? Geht es bei Compliance<br />
nicht vor allem um das Thema Korruptionsbekämpfung? Wie<br />
schon gesagt, bedeutet Compliance die Einhaltung aller Gesetze<br />
und Regelungen. Das Verständnis von Compliance bei <strong>Daimler</strong> und<br />
die Arbeit von Corporate Compliance beschränken sich deshalb<br />
keinesfalls nur auf Korruption. Das BPO nimmt Hinweise zu jeder<br />
Art von Fehlverhalten entgegen, leitet diese an interne Ermittlungs-<br />
Einblick Gerd T. Becht<br />
teams weiter und stellt sicher, dass notwendige Maßnahmen ergriffen<br />
werden. Anfangs haben wir uns zwar auf den Kampf gegen<br />
Korruption konzentriert, aber inzwischen dehnen wir das Spektrum<br />
und die Reichweite unserer Compliance-Aktivitäten auf alle<br />
Gebiete aus.<br />
——— Welche Themen kommen denn hinzu? Beispielsweise die<br />
Vermeidung von Vermögens- und Imageschäden durch Betrug,<br />
Untreue und Unterschlagung, die Einhaltung von Regeln des Wettbewerbsrechts,<br />
der Kapitalmarktgesetze, des Umweltschutzes<br />
und der Arbeits- sowie Produktsicherheit. Eine endgültige Themenliste<br />
gibt es aber nicht – und wird es auch nicht geben. Das recht -<br />
liche Regelwerk variiert von Kulturkreis zu Kulturkreis und verändert<br />
sich darüber hinaus kontinuierlich – und somit auch die Anforderungen,<br />
denen wir weltweit unterliegen. Wir müssen wachsam und<br />
fl exibel sein, uns auf neue Rahmenbedingungen einstellen und auf<br />
neue Themen und veränderte Risiken adäquat reagieren.<br />
——— Wie können Sie kontrollieren, dass all diese Regeln eingehalten<br />
werden? Kontrolle ist gut, solides Vertrauen ist besser –<br />
das ist die Philosophie von <strong>Daimler</strong>. Wir haben selbstverständlich<br />
umfangreiche und systematische Kontrollen. Aber ein Unternehmen<br />
kann nur dann optimal funktionieren, wenn Mitarbeiter, Lieferanten,<br />
Kunden und alle anderen am Unternehmensgeschehen<br />
Beteiligten sich gegenseitig vertrauen können. Basis hierfür ist eine<br />
Unternehmenskultur des vertrauensvollen und verantwortungsbewussten<br />
Miteinanders. Deshalb setzen wir uns vehement dafür<br />
ein, dass unsere Unternehmenswerte Integrität, Disziplin, Wertschätzung<br />
und Begeisterung auch wirklich gelebt werden. Diese Werte<br />
sind Basis für gelebte und nachhaltige Compliance.<br />
„ Unser Verhalten muss allen einschlägigen<br />
Gesetzen, Regelungen<br />
und freiwilligen Verpflichtungen<br />
entsprechen, denn nur so bleiben<br />
wir erfolgreich – und gesund.“<br />
Gerd T. Becht<br />
——— Beim Dow Jones Sustainability Index hat <strong>Daimler</strong> im Bereich<br />
Compliance sehr gute Werte erreicht und ist führend in<br />
der Industrie. Sind Sie damit schon am Ziel oder gibt es noch<br />
Herausforderungen? Wir sind auf unserem Weg zu nachhaltiger<br />
Compliance sehr gut vorangekommen. Globalisierung, Wettbewerbsdruck,<br />
ein von Land zu Land variierendes Rechtsverständnis<br />
sowie enorme Unsicherheiten durch Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen<br />
in den Weltmärkten erlauben aber kein selbstzufriedenes<br />
Zurücklehnen. Entsprechend verbessern wir laufend die<br />
Effektivität unserer Compliance-Maßnahmen. Seien Sie also versichert:<br />
Wir können und werden auf unserem Weg zu nachhaltiger<br />
Compliance nicht nachlassen. \<br />
67
we<br />
are<br />
one!<br />
Text Stefan Scheytt Fotografie Theodor Barth<br />
68<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Die Integration von Menschen mit Behinderung ist bei <strong>Daimler</strong> selbstverständlich: In der Betriebskinderkrippe<br />
spielen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam, in den Werken und<br />
in der Verwaltung arbeiten Auszubildende und Mitarbeiter mit und ohne Behinderung solidarisch<br />
zusammen, und zahlreiche Behindertenwerkstätten bewähren sich seit Jahren als zuverlässige<br />
Lieferanten.
we are one!<br />
[Auf dem Schoß ihres Betreuers Ulrich Stähle und im Kreis der anderen Kinder in der<br />
Sindelfinger „sternchen“-Kinderkrippe schaut Lily Zobel (Bildmitte) ein Bilderbuch an.]<br />
69
70 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
SINDELFINGEN 49°N/9°E ——— Ein paar Tage schon ist Lily nicht<br />
in ihrer Kinderkrippe gewesen. Als sie wiederkommt, passiert etwas,<br />
das Lilys Mutter, Elina Zobel, noch heute zu Tränen rührt: „Als<br />
ich mit Lily im Arm in den Raum trat, kamen die anderen Kinder<br />
zu uns und nahmen Lily an der Hand. Sie strahlten und Lily strahlte<br />
auch. Ich spürte, dass sie Lily vermisst hatten, dass Lily dazugehört.<br />
Da wurde mir bewusst, wie sehr sie hier zu Hause ist.“<br />
Lily ist anders als die anderen Kinder in der Sindelfi nger „sternchen“-Krippe<br />
bei <strong>Daimler</strong>. Was in ihren ersten Lebensmonaten<br />
noch vage als „Entwicklungsverzögerung“ gedeutet wurde, stellte<br />
sich später als eine Entwicklungsstörung bestimmter Bereiche in<br />
der Gehirnrinde heraus – Lilys Muskeln werden vom Gehirn nicht<br />
ausreichend mit Bewegungsimpulsen versorgt. Deshalb kann die<br />
fast Dreijährige nicht laufen und selten ohne Hilfe sitzen. Sie kann<br />
kaum krabbeln oder sich an einem Stühlchen hochziehen und sie<br />
spricht nur einige Laute, die manchmal wie „Mama“ oder „Papa“,<br />
„Ja“ oder „Nein“ klingen.<br />
„Trotzdem macht sie Fortschritte, lernt jede Woche dazu. Wir unterhalten<br />
uns sogar ein bisschen miteinander, und gestern ist sie<br />
zum ersten Mal ein Stück durch den Spieltunnel gerobbt“, berichtet<br />
Lilys Betreuer Ulrich Stähle. Stähle ist immer an Lilys Seite und<br />
unterstützt sie, wo es nötig ist: beim Sitzen, beim Greifen, er trägt<br />
und füttert sie, wenn sie in ihrem Spezialstühlchen beim Mittagessen<br />
sitzt. Für Lilys Eltern – Elina Zobel arbeitet in der <strong>Daimler</strong>-Personalabteilung,<br />
Micha Zobel ist Versuchsingenieur – ist es wichtig,<br />
dass ihre Tochter in der Krippe viele nichtbehinderte Vorbilder<br />
um sich hat. „Lily bekommt hier ein Fülle von Anregungen und<br />
will den anderen nacheifern“, erzählt Michael Zobel, „die Tapsbewegungen<br />
ihrer Füße sind schon da, Lily erlebt bei den älteren<br />
Kindern ihrer Gruppe, wie das Laufen funktioniert.“ Die Krippe,<br />
bilanziert der Vater, sei ein unschätzbarer Baustein in Lilys Entwicklung.<br />
Verständlich, dass Elina Zobel heute noch froh ist, dass sie damals<br />
so mutig war, Lily beim „sternchen“ anzumelden, und sich nicht<br />
von der langen Warteliste abschrecken ließ. „Abgesehen davon,<br />
dass Lily ein Sonnenschein ist und bei allen Kindern sehr beliebt,<br />
haben behinderte Kinder bei uns Vorrang, denn wir müssen ihnen<br />
die Teilhabe am Alltag der Nichtbehinderten so weit es geht ermöglichen“,<br />
erklärt „sternchen“-Leiterin Angela Rentschler. „Und<br />
für die anderen Krippenkinder“, fügt sie hinzu, „ist es ohnehin<br />
selbstverständlich, dass Lily dazugehört.“<br />
Quote seit Jahren mehr als erfüllt. Selbstverständlichkeit –<br />
das ist vielleicht der Begriff, der das Verhältnis von behinderten<br />
Menschen und <strong>Daimler</strong> am besten beschreibt. Rund 8.000 Men-<br />
schen mit schwerer Zuckerkrankheit und schweren Nierenleiden,<br />
Arm- und Beinamputierte, Gehörlose, Blinde, Krebsleidende und<br />
Contergan-Geschädigte arbeiten in den Werken und Büros, ohne<br />
dass das Unternehmen davon großes Aufheben machen würde,<br />
auch nicht davon, dass die gesetzlich vorgeschriebene Quote<br />
für schwerbehinderte Beschäftigte in Höhe von fünf Prozent seit<br />
Jahren übererfüllt wird – in manchen Werken ist sie sogar fast<br />
doppelt so hoch. „<strong>Daimler</strong> steht mit diesen Zahlen sehr gut da,<br />
aber wir wollen uns deshalb nicht auf die Schulter klopfen – für<br />
uns hat dieses Thema schlicht mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />
zu tun“, sagt Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts<br />
und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen.<br />
Wie fest der Verantwortungsgedanke im Selbstverständnis des<br />
Unternehmens verankert ist, zeigt das Beispiel Auszubildende:<br />
Kein Gesetz schreibt vor, dass Unternehmen schwerbehinderte<br />
Lehrlinge einstellen müssen; dennoch hat <strong>Daimler</strong> ein besonderes<br />
Verfahren bei der Auswahl von Bewerbern installiert, das Schwerbehinderten<br />
eine noch höhere Chance gibt. 2008 erhielten dann<br />
auch bundesweit 30 schwerbehinderte Jugendliche einen Ausbildungsvertrag<br />
– so viele wie nie zuvor.<br />
Einer von ihnen ist Patrik Lutz, der im Herbst 2008 im Werk Gaggenau<br />
eine Lehre als Zerspanungsmechaniker begonnen hat. Als<br />
kleiner Junge fi el der heute 20-Jährige vom Baum und zog sich<br />
einen so komplizierten Bruch zu, dass er seinen rechten Arm bis<br />
heute nicht mehr vollständig beugen und strecken kann. Patrik<br />
Lutz ist zu 40 Prozent behindert, was seinen weiteren Berufsweg<br />
bei <strong>Daimler</strong> aber nicht im Geringsten beeinträchtigt. „Ich bin erst<br />
im ersten Lehrjahr, aber bislang läuft alles sehr gut“, sagt Lutz. Sein<br />
Ausbildungsmeister, Heribert Zimmer, bestätigt: „Patrik stellt sich<br />
sehr geschickt an. Er kann einige wenige Bewegungen nicht ausführen,<br />
die später im Beruf manchmal nötig sein könnten – zum<br />
Beispiel schwere Teile tragen oder in die Maschine einlegen. Dann<br />
müssen wir eben schauen, wie wir es für ihn einrichten können.<br />
Außerdem gibt es auch Arbeitsplätze, an denen diese Handgriffe<br />
gar nicht notwendig sind.“<br />
Damit liegt Zimmer ganz auf der Linie von Ulrich Leitner. „In der<br />
Regel fi nden sich relativ einfache Lösungen“, sagt Leitner, „und<br />
dabei ist der Aufwand in den Köpfen manchmal größer als der Aufwand<br />
an Geld.“ Leitner berichtet von einem Ausbildungsmeister,<br />
der seine Aufgabe so ernst nahm, dass er innerhalb kürzester Zeit die<br />
Gehörlosensprache erlernte. „Und es zeigte sich, dass wir problemlos<br />
auch Gehörlosen eine sehr gute Ausbildung geben können.“ Dass<br />
sich im vergangenen Jahr 30 Personalleiter und Ausbildungsmeister<br />
solchen Aufgaben stellten, zeige, „dass sich <strong>Daimler</strong> bei diesem<br />
Thema im Laufe der Jahre eine hohe Sensibilität erarbeitet hat“. >
„ Jeder Mitarbeiter soll den Arbeitsplatz<br />
haben, an dem er seine persönlichen<br />
100 Prozent Leistungsfähigkeit einbringen<br />
kann – egal ob er leicht, schwer oder<br />
gar nicht behindert ist.“<br />
Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen<br />
we are one!<br />
[Auf der Betriebsversammlung am Standort Wörth übersetzen<br />
Dolmetscher für Gehörlose in Gebärdensprache.]<br />
71
72<br />
<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
„ Die Arbeit hier bedeutet mir viel, und ich<br />
stelle an mich auf jeden Fall den Anspruch,<br />
dass ich wie jeder andere mitarbeite.“<br />
[Beate Freys Arbeitsplatz sieht aus wie in den<br />
meisten Büros: Bildschirm, Tastatur, Telefon.]<br />
Beate Frey, Sachbearbeiterin mit Behinderung im Werk Gaggenau
Im Übrigen, fi ndet der Jurist, müsse sich jedes Unternehmen auch<br />
aus pragmatischen Überlegungen mit der Frage beschäftigen,<br />
wie es in einer Gesellschaft mit einer immer älter werdenden Belegschaft<br />
umgehe. „Tatsache ist doch“, sagt Leitner, „dass sich die<br />
Leistung der meisten Menschen im Laufe ihres Berufslebens ver -<br />
ändert. Und dabei ist es relativ unbedeutend, ob jemand zwanzig<br />
Jahre in der Gießerei gearbeitet hat, sich als Führungskraft über die<br />
Jahre aufreibt, beim Sport einen Knochenbruch erleidet, der ihn<br />
für den Rest seines Lebens handicapt, oder mit einer Behinderung<br />
geboren wurde. Nachhaltige Unternehmensführung zeichnet sich<br />
dadurch aus, dass jeder Mitarbeiter den Arbeitsplatz hat, an dem er<br />
seine persönlichen 100 Prozent Leistungsfähigkeit einbringen kann<br />
– egal ob er leicht, schwer oder im Sinne des Gesetzes gar nicht behindert<br />
ist.“<br />
Mitarbeiten – wie jeder andere. Beate Frey kann man unterstellen,<br />
dass sie in den vergangenen 25 Jahren bei <strong>Daimler</strong> immer „ihre“<br />
volle Leistung gebracht hat – auch wenn in ihrem Schwerbehindertenausweis<br />
steht, dass sie zu 100 Prozent behindert ist. Beate Frey<br />
ist Contergan-Geschädigte. Die gelernte Bürokauffrau arbeitet als<br />
Sachbearbeiterin im Betriebsmittelbau im Werk Gaggenau und sagt<br />
glasklar: „Die Arbeit hier bedeutet mir viel, und ich stelle an mich<br />
auf jeden Fall den Anspruch, dass ich wie jeder andere mitarbeite.“<br />
Abgesehen von ein paar Hilfsmitteln und einer gewissen Rücksichtnahme<br />
wegen ihrer eingeschränkten Beweglichkeit gebe es bei der<br />
Verteilung der Arbeit im Team keine Unterschiede, versichert sie.<br />
Beate Freys sechsköpfi ges Team steuert im Jahr etwa 2.000 Aufträge<br />
für den Bau von Bearbeitungs- und Messvorrichtungen, Werk -<br />
zeuge und Sondermaschinen für zahlreiche Kunden an den Standorten<br />
Gaggenau und Rastatt. Die meiste Zeit arbeitet Beate am<br />
Bildschirm und am Telefon oder sie fährt mit ihrem Elektrowägelchen,<br />
„Büro-Butler“ genannt, zu den Konstrukteuren ein paar Türen<br />
weiter, um die Dinge mündlich zu klären. „Ich komme viel rum und<br />
bin ganz gut bekannt hier“, sagt sie, während ihr Teamleiter, Markus<br />
Gauglitz, zustimmend nickt: „Es geht hier sehr selbstverständlich<br />
zwischen Behinderten und Nichtbehinderten zu, Frau Frey ist bestens<br />
verwoben im Netzwerk des Betriebs.“<br />
Dazu trägt sicher auch bei, dass das Gaggenauer Werk etwa<br />
380 Schwerbehinderte beschäftigt, das sind 50 mehr als gesetzlich<br />
vorgeschrieben – damit wird eine Quote von 6,7 Prozent<br />
erreicht. Vor wenigen Jahren wurde der Standort, an dem auch<br />
behinderte Jugendliche ausgebildet werden, als „beispielhaft behindertenfreundlicher<br />
Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Außerdem<br />
wird hier seit über zwanzig Jahren eine regionale Behindertenwerkstatt<br />
mit kleinen Fertigungsaufträgen und der Pfl ege der<br />
Grünanlagen beauftragt.<br />
Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen bei <strong>Daimler</strong><br />
2008<br />
5,34 %<br />
2007<br />
5,22 %<br />
2006<br />
5,35 %<br />
2005<br />
5,29 %<br />
we are one!<br />
2004<br />
5,66 %<br />
[Azubi Patrik Lutz (rechts) ist einer von bundesweit 30 behinderten<br />
Lehrlingen bei <strong>Daimler</strong>, die 2008 einen Ausbildungsplatz erhielten.]<br />
Gute Erfahrungen mit Behindertenwerkstätten. Derlei Aufträge<br />
vergibt <strong>Daimler</strong> bundesweit an fast fünfzig Einrichtungen, die<br />
größte unter ihnen ist die Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten<br />
GmbH (GWW) in Sindelfi ngen in Sichtweite des <strong>Daimler</strong>-<br />
Werks. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die Einrichtung mit heute<br />
1.200 behin derten Menschen, von denen 950 in verschiedenen<br />
Werkstätten arbeiten, ein verlässlicher Zulieferer des Autobauers.<br />
„Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und inzwischen sogar<br />
Direktlieferant für <strong>Daimler</strong>“, bemerkt Herbert Beilschmidt von<br />
der GWW. „Einer unserer Vorteile ist sicher die Nähe zum Werk<br />
Sindelfi ngen und die daraus resultierenden niedrigen Logistikkosten“,<br />
sagt Beil schmidt. Ein viel wichtigerer Garant der Beziehungen<br />
sei die Qualität der gelieferten Ware. „Abstriche würde und könnte<br />
<strong>Daimler</strong> verständlicherweise nicht akzeptieren“, sagt Beilschmidt.<br />
Die behinderten Menschen der GWW, die für <strong>Daimler</strong> arbeiten, haben<br />
schon für fast alle Mercedes-Benz Baureihen Teile montiert:<br />
Fuß feststellbremsen und Türmittelfelder, Heckkabelaufroller und<br />
Batterietrennschalter, dazu viele Arten von Scheiben – von Seitenscheiben<br />
und Dreieckscheiben bis zu Heckscheiben und Trapezfenstern;<br />
sie nageln Paletten für <strong>Daimler</strong> zusammen, bestücken<br />
die Werkzeugtaschen des Maybach und stellen Tarnverkleidungen<br />
für „Erlkönige“ her. Gut 40 Millionen Euro Umsatz, das entspricht<br />
40 Prozent der Nettoerlöse, macht die GWW mit <strong>Daimler</strong>, dem<br />
größten Kunden der Behindertenwerkstatt. ><br />
73<br />
2003<br />
5,53 %
[Robin Müllner bei der Montage von<br />
Fußfeststellbremsen bei der GWW.]<br />
[Uwe Wissmann (rechts) genießt mit Kollegen die Pause in<br />
der Sindelfinger Behindertenwerkstatt der GWW.]<br />
„Seinen“ Beitrag zum Millionen-Umsatz leistet Uwe Wissmann<br />
schon seit 15 Jahren. Wissmann steht an seinem Arbeitsplatz in<br />
der Werkstatt, durchs Fenster sieht man den Kamin des <strong>Daimler</strong>-<br />
Werks. Um seinen Hals hängt der Haustürschlüssel seiner Wohngruppe.<br />
Mit weißen Handschuhen greift Wissmann Dreieckscheiben<br />
für die C-Klasse aus einem Transportwagen, dann legt er sie<br />
fl ach auf kleine Teller, die die Scheiben festsaugen. Jetzt kann sein<br />
Kollege die Scheiben primern, das heißt, er zieht eine dunkle Flüssigkeit<br />
über die Scheibenränder, die dadurch chemisch aufgeraut<br />
werden für das spätere Verkleben des Rahmens. „Ich hab mir diese<br />
Stelle hier selbst ausgesucht“, erklärt Wissmann, während er<br />
die Scheiben wieder von den Saugtellern nimmt und in den Trägerwagen<br />
<strong>zur</strong>ückstellt; die Arbeit sei überhaupt nicht anstrengend<br />
oder stressig, versichert er. Der schlimmste Fehler? „Dass mir eine<br />
Scheibe runterfällt, aber das passiert mir praktisch nie“, sagt Wissmann.<br />
Plötzlich zupft er sich die Handschuhe von den Fingern: „Wir<br />
haben nämlich drei Pausen am Tag, das ist sehr gut, und eben ist<br />
auch eine. Ich gehe jetzt.“<br />
Etwa <strong>zur</strong> gleichen Zeit sitzt Lily Zobel in ihrem Spezialstühlchen<br />
mit sieben anderen Kindern beim Mittagessen, das die Hauswirtschafterin<br />
der Sindelfi nger „sternchen“-Krippe gerade frisch zubereitet<br />
hat. Ihr ständiger Begleiter, Ulrich Stähle, füttert sie geduldig.<br />
„Integration fängt leider oft erst im Kindergarten an, also<br />
mit drei Jahren. Dass Lily schon so früh von Integration profi tieren<br />
kann, ist sehr wichtig für sie und ein seltenes Beispiel, das Schule<br />
machen sollte“, wünscht sich Stähle.<br />
Die Chancen dazu haben sich verbessert. Im September 2008 eröffnete<br />
<strong>Daimler</strong> in Berlin-Marienfelde seine fünfte „sternchen“-<br />
Kinderkrippe, weitere neun sind an allen großen deutschen Stand -<br />
orten in Planung. Und das „sternchen“ in Sindelfi ngen hat <strong>2009</strong><br />
seine Kapazität von 16 auf 96 Plätze erweitert. Die Betreuer freuen<br />
sich auf zahlreiche neue Anmeldungen – ob mit oder ohne Behinderung.<br />
\
„ <strong>Daimler</strong> steht mit diesen Zahlen sehr gut da,<br />
aber wir wollen uns deshalb nicht auf die<br />
Schulter klopfen – für uns hat dieses Thema<br />
schlicht mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />
zu tun.“ Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen<br />
ZOOM<br />
Kurzporträt GWW Sindelfi ngen<br />
Die Gemeinnützige Werkstätten und Wohn -<br />
stätten GmbH (GWW) in Sindelfi ngen gehört<br />
zu den großen Behinderteneinrichtungen<br />
in Deutschland und wird von 17 Gesellschaftern<br />
getragen – den Landkreisen, gro -<br />
ßen Kreisstädten und Vereinen der Be hindertenhilfe.<br />
An fast 40 GWW-Stand orten<br />
wohnen und arbeiten rund 1.200 Menschen<br />
mit Behinderungen, die von rund 700 Mitarbeitern<br />
unterstützt und begleitet werden.<br />
950 behinderte Menschen arbeiten in verschiedenen<br />
Werkstätten für namhafte Kunden<br />
von Hewlett-Packard bis Bosch. Der mit<br />
Abstand größte Auftraggeber ist <strong>Daimler</strong><br />
mit einem Jahresvolumen von rund 40 Millionen<br />
Euro. www.gww-netz.de<br />
RUNDHERAUS<br />
Drei Fragen an …<br />
Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts<br />
bei <strong>Daimler</strong> und Arbeitgeberbeauftragter<br />
für schwerbehinderte Menschen<br />
——— Herr Leitner, was würden sie einem<br />
Aktionär entgegnen, der behauptet, die<br />
Beschäftigung von Schwerbehinderten<br />
koste Geld, das sich <strong>Daimler</strong> sparen könne?<br />
Dem würde ich dreierlei entgegnen: Erstens<br />
gibt es <strong>zur</strong> Beschäftigung von Schwerbehinderten<br />
eine gesetzliche Verpfl ichtung,<br />
die wir selbstverständlich erfüllen – wer dies<br />
nicht tut, zahlt eine Strafe. Ich würde den<br />
Aktionär zweitens darauf hinweisen, dass<br />
wir dadurch unsere gesellschaftliche Verantwortung<br />
wahrnehmen; würden wir uns<br />
dem entziehen, wäre dies sicher nicht gut<br />
fürs Image des Konzerns. Und drittens ist<br />
jedes Unternehmen heute gut beraten, sich<br />
mit dem Thema einer alternden Belegschaft<br />
auseinanderzusetzen.<br />
——— Was hat die alternde Belegschaft<br />
mit Schwerbehinderten zu tun? Tatsa che<br />
ist doch, dass sich die Leistung der meisten<br />
Menschen im Laufe ihres Berufslebens verändert.<br />
Und es ist dabei relativ unbedeutend,<br />
ob das nach zwanzig Jahren in der Gießerei<br />
so ist oder ob sich einer als Führungskraft<br />
über die Jahre aufreibt, ob einer beim Sport<br />
einen Knochenbruch erleidet, der ihn für<br />
den Rest seines Lebens handicapt, oder ob<br />
einer mit einer Behinderung geboren wurde.<br />
Es geht also darum, dass jeder Mitarbeiter<br />
den Arbeitsplatz hat, an dem er seine<br />
persönlichen 100 Prozent Leistungsfähig-<br />
we are one!<br />
keit einbringen kann – egal ob er im Sinne<br />
des Gesetzes schwer, leicht oder gar nicht<br />
behindert ist.<br />
——— Was tut <strong>Daimler</strong> für Schwerbehinderte<br />
über das gesetzlich Geforderte<br />
oder das Übliche hinaus? Wir wollen uns<br />
nicht selbst auf die Schulter klopfen, aber<br />
wir übererfüllen die vorgeschriebene Quote<br />
von fünf Prozent Schwerbehinderten an der<br />
Gesamtbelegschaft seit vielen Jahren. Für<br />
schwerbehinderte jugendliche Bewerber ha -<br />
ben wir außerdem besondere Prozesse eta -<br />
bliert, die ihre Chancen im Auswahlver fahren<br />
weiter verbessern. So haben wir es 2008 geschafft,<br />
30 schwerbehinderten Jugendlichen<br />
einen Ausbildungsplatz anzubieten. Das hat<br />
mich sehr gefreut und es zeigt, dass wir uns<br />
bei diesem Thema im Laufe der Jahre eine<br />
hohe Kompetenz erarbeitet haben.<br />
75
76 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
ZEITPUNKTE<br />
Geschichte der Kooperation zwischen <strong>Daimler</strong><br />
und Young Arab Leaders<br />
2004 Gründung der Organisation Young Arab Leaders<br />
(YAL). 2005 Start der Kooperation von<br />
<strong>Daimler</strong> und Young Arab Leaders mit dem „YAL Global<br />
Action Forum: Arab European Dialogue“ in Stuttgart<br />
unter der Teilnahme von 40 Führungskräften aus dem<br />
arabischen Raum sowie Topmanagern und Politikern<br />
aus Europa. 2006 Das T echno logie-<br />
und Innovationsforum von<br />
<strong>Daimler</strong> und YAL tagt in Hamburg.<br />
2007 In Stuttgart und Dubai findet<br />
das „Top Talent Camp“ mit 25 jungen<br />
Führungskräften aus dem arabischen<br />
und europäischen<br />
Raum statt. 2007 Teilnahme<br />
von 10 arabischen<br />
Studenten<br />
im Rahmen des<br />
„Arab-European<br />
Internship Exchange<br />
Program“<br />
in Stuttgart.<br />
2007 Deutsche<br />
und arabische<br />
Vertreter aus<br />
Wirtschaft und<br />
Politik treffen sich<br />
zum „YAL Global<br />
Action Forum: Arab<br />
European Dialogue“<br />
in Berlin. 2008<br />
27 Führungskräfte<br />
aus dem arabischen<br />
und europäischen<br />
Raum nehmen am<br />
„Top Talent Camp“ in<br />
Stutt gart und Dubai<br />
teil. 2008 24 arabische<br />
Studenten<br />
nehmen am Programm„Arab-European<br />
Internship<br />
Exchange“ in Stuttgart<br />
und Berlin teil.<br />
2008 Young Arab<br />
Leaders v er fügt<br />
bereits über<br />
500 Mitglieder.
Förderprogramme: Antrieb für die Zukunft<br />
Förderprogramme:<br />
Antrieb für die Zukunft<br />
Seit Jahren unterhält <strong>Daimler</strong> einen intensiven Dialog mit Ländern aus dem arabischen<br />
Wirtschaftsraum. Das Austauschprogramm „Arab-European Internship Exchange“<br />
für junge arabische Studenten wird dabei als transkulturelle Förderung verstanden.<br />
Text Mathias Bartsch Fotografie David Spaeth<br />
77
78 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Name Lina Salka<br />
Alter 20<br />
Herkunft Beirut, Libanon<br />
Studienfach Business Administration<br />
Marketing (American<br />
University of Beirut)<br />
Während meiner Praktikumszeit bei <strong>Daimler</strong> war ich im Bereich „Marketing &<br />
Product Management for Maybach“ eingesetzt. Die Zeit dort war sehr kurzweilig:<br />
das Planen sowie Organisieren diverser Events und mitzuerleben, wie<br />
die Umsetzung funktioniert, hat mir viel Spaß bereitet. Die Menschen, die ich<br />
getroffen habe, waren immer sehr neugierig, mehr über meine Kultur zu erfahren.<br />
Sie wollten, dass ich ihnen von meiner Heimat Libanon erzähle. Dieses<br />
Interesse fand ich schön, denn auch ich war sehr neugierig, Deutschland kennenzulernen.<br />
Das Wichtigste, was ich bei <strong>Daimler</strong> gelernt habe, ist, egal was<br />
man tut, es muss mit Leidenschaft sein. Nach meinem Studium möchte ich<br />
definitiv für <strong>Daimler</strong> arbeiten. In der Zeit von nur drei Monaten habe ich mehr<br />
gelernt, als ich mir zu Beginn hätte vorstellen können – auch über mich selbst.<br />
Ich bin stolz, mich in einer ungewohnten Umgebung so schnell <strong>zur</strong>echtgefunden<br />
zu haben. Hier habe ich gelernt, dass Eigenschaften wie Zielstrebigkeit und<br />
Pünktlichkeit unverzichtbar sind. Neben Kollegen und neuen Freunden werde<br />
ich auch die kleinen Dinge des Alltags vermissen: zum Beispiel Spätzle essen<br />
oder gemeinsam einen Apfelstrudel backen.<br />
Name Kareem Ayoub<br />
Alter 20<br />
Herkunft Kairo, Ägypten<br />
Studienfach Computer &<br />
Information Science<br />
(Ain Shams University)<br />
Bei <strong>Daimler</strong> durfte ich im Bereich „Integration and Testmanagement for New<br />
MB Vehicle Diagnostic System“ mitarbeiten. Einen Platz in diesem Austausch-<br />
programm zu bekommen war schwer, denn es gab sehr viele Bewerber. Als ich<br />
meine Zusage erhielt, war ich überglücklich. Zwar habe ich bereits ein Prakti-<br />
kum in Ägypten absolviert, doch noch nie in einem globalen Unternehmen wie<br />
<strong>Daimler</strong>. Meine Erwartungen waren riesengroß und ich wurde nicht enttäuscht.<br />
Ich habe beispielweise gelernt, wie man groß angelegte Projekte organisiert<br />
und steuert. Für meine berufliche Zukunft stellt dieses Wissen einen unglaublichen<br />
Gewinn dar. Egal, ob ich mich für diese Branche entscheide oder<br />
etwas ganz anderes machen werde: Die Art und Weise, wie man hier Probleme<br />
löst, wird mir überall nützlich sein. Meinem Traum von einem eigenen<br />
Unternehmen fühle ich mich nun ganz nahe. Womit ich während des Programms<br />
nicht gerechnet hatte, war die Sorgfalt, mit der man sich um mich<br />
gekümmert hat. Die Arbeit und meine deutschen Kollegen werde ich sehr vermissen.<br />
Wir werden hoffentlich noch lange in Kontakt bleiben – es sind bestimmt<br />
über 50 E-Mail-Adressen, die ich mit nach Hause nehme.<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Ahmed Zaytoun blickt stolz in die<br />
Runde der Zuhörer. Soeben hat er die Präsentation der Arbeitsergebnisse<br />
seines Studienaufenthalts bei <strong>Daimler</strong> beendet. Der<br />
Rede folgt Applaus und die Anspannung fällt sichtlich von ihm ab.<br />
Nur kurz nimmt er den Beifall wahr, denn seine Gedanken wandern<br />
drei Monate <strong>zur</strong>ück, an den Tag, an dem er in Deutschland<br />
angekommen ist. Knapp 3.000 Flugkilometer lagen da zwischen<br />
seiner Heimat in Palästina und Deutschland. Die gefühlte Entfernung<br />
war allerdings noch viel größer.<br />
Ahmed ist 20 Jahre alt und studiert „Computer Science“ in<br />
Ramallah, einer Stadt, die sich seit Jahrzehnten im Brennpunkt<br />
des schwelenden Nahostkonflikts befindet, in einer Region mit<br />
ungewisser Zukunft und Bewohnern, die ihren Alltag zwischen<br />
Krieg und Normalität meistern müssen. Doch heute, am Abschlusstag<br />
seines Praktikums bei <strong>Daimler</strong> begreift Ahmed, dass die in<br />
Deutschland verbrachte Zeit die damals gefühlte Entfernung verringert<br />
hat. Er hat an aufregenden Projekten mitgewirkt und hilfsbereite<br />
Kollegen kennengelernt, die jetzt seine Freunde sind. Ahmed<br />
hat, wie er mehrmals lächelnd betont, die kürzesten drei Monate<br />
seines Lebens erlebt.<br />
Ahmed ist einer von insgesamt 24 Teilnehmern des Austauschprogramms<br />
„Arab-European Internship Exchange“, einem Gemeinschaftsprojekt<br />
von <strong>Daimler</strong> und der panarabischen Organisation<br />
YAL – Young Arab Leaders. Das Ziel von YAL ist es, ein Umfeld zu<br />
schaffen, das für die Weiterentwicklung zukünftiger Führungspersönlichkeiten<br />
in allen Bereichen der arabischen Welt förderlich ist.<br />
2008 wurden hierfür von <strong>Daimler</strong> an den Standorten Stuttgart<br />
und Berlin dreimonatige Studentenpraktika, zum Beispiel in<br />
den Bereichen Vertrieb, After-Sales, Controlling und in der IT, angeboten.<br />
Die 18- bis 22-jährigen Teilnehmer aus dem gesamten<br />
arabischen Wirtschaftsraum hatten die Möglichkeit, an der Einführung<br />
neuer Software und an Messinstrumenten für das Kundenbeziehungsmanagement<br />
in Stuttgart mitzuarbeiten, Erfahrungen<br />
im Marketing- und Kommunikationsbereich bei Mercedes-AMG<br />
in Affalterbach zu sammeln oder in Berlin an Studien der <strong>Daimler</strong><br />
Financial Services beteiligt zu sein.<br />
Einer der Initiatoren des Austauschprogramms ist Rüdiger<br />
Grube, Vorstandsmitglied bei <strong>Daimler</strong> und verantwortlich für das<br />
Ressort Konzernentwicklung. Das Projekt ist vor allem auch seinem<br />
persönlichen Engagement zu verdanken. Wenn Grube über<br />
die Beweggründe für die Schaffung des Austauschprogramms<br />
erzählt, merkt man sofort, dass er von der Idee des kulturellen<br />
Transfers zwischen westlicher und arabischer Welt zutiefst überzeugt<br />
ist.<br />
[Rüdiger Grube, <strong>Daimler</strong>-Vorstand, legt großen Wert auf<br />
den persönlichen Austausch mit den arabischen Studenten.]
Name Ahmed Zaytoun<br />
Alter 20<br />
Herkunft Ramallah, Palästina<br />
Studienfach Computer Science<br />
(Birzeit University)<br />
Mein Praktikum habe ich im Bereich „IT Management – Product Development<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks“ verbracht. Die größte Motivation für die Teilnahme am<br />
Austauschprogramm lag für mich darin, zu erfahren, wie ein multinationales<br />
Unternehmen arbeitet. Ich wollte herausfinden, warum <strong>Daimler</strong> so erfolgreich<br />
ist. Schnell habe ich gemerkt, dass es vor allem an der Professionalität der<br />
Mitarbeiter liegt. Durch die tägliche Zusammenarbeit mit den Kollegen habe<br />
ich nach kurzer Zeit ihre Leidenschaft an der Arbeit übernommen. Mein zweiter<br />
Beweggrund für das Praktikum war der Wunsch, eine neue Kultur<br />
kennenzulernen und gleichzeitig meine eigene Kultur anderen Menschen<br />
näherzubringen. Die offene Art meiner Kollegen hat mich schnell davon<br />
überzeugt, dass sich durch die Unterstützung des Programms verschiedene<br />
Kulturen annähern können. Ich würde später gerne für <strong>Daimler</strong> arbeiten. In<br />
meiner Heimat stehen wir vor riesigen Problemen, die politische und<br />
wirtschaftliche Lage ist sehr schwierig – ich fühle, dass ich nun eine große Verantwortung<br />
in mir trage. Auch wenn mir der Abschied schwer fällt, so freue<br />
ich mich dennoch auf meine Familie, besonders auf das gemeinsame Essen mit<br />
ihnen, denn ich muss zugeben, unser Essen habe ich schon manchmal vermisst<br />
… dennoch werde ich traurig sein, dass diese spannende Zeit in Deutschland<br />
schon wieder vorüber ist.<br />
„ Das Austauschprogramm ist ein wichtiger<br />
Baustein unserer Kooperation mit ‚Young<br />
Arab Leaders‘, um den Dialog zwischen<br />
arabischen Studenten und erfahrenen<br />
Managern von <strong>Daimler</strong> zu fördern.“<br />
Rüdiger Grube, Vorstandsmitglied bei <strong>Daimler</strong>, verantwortlich für das Ressort<br />
Konzernentwicklung<br />
Das Programm ist aber nur ein Bestandteil in der breit angelegten<br />
Dialogstrategie von <strong>Daimler</strong> mit den arabischen Ländern. So findet<br />
seit 2005 einmal jährlich das „Arab-European Exchange Forum“<br />
statt: eine Konferenz, bei der sich renommierte deutsche und ara -<br />
bische Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gegenseitigen Ge -<br />
dankenaustausch treffen. Ein weiteres Element der Kooperation<br />
ist das Weiterbildungsprogramm „<strong>Daimler</strong>/YAL Top Talent Camp“<br />
für junge Führungskräfte zwischen 23 und 30 Jahren aus dem arabischen<br />
Raum. Dieses ebenfalls jährlich stattfindende Lern- und Erfahrungsprogramm<br />
bringt junge arabische Manager mit Führungskräften<br />
aus dem Konzern zusammen.<br />
Assem O. Kabesh, Geschäftsführer von YAL, freut sich über<br />
die erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Weltkonzern wie<br />
<strong>Daimler</strong>: „Wir möchten junge Menschen aus dem arabischen Kul-<br />
Förderprogramme: Antrieb für die Zukunft<br />
turkreis für den zukünftigen Wettbewerb in einer globalisierten<br />
Welt bestens vorbereiten. Mit <strong>Daimler</strong> haben wir einen Mitstreiter<br />
gefunden, der unsere Ziele mit der gleichen Leidenschaft verfolgt<br />
wie wir selbst.“ \<br />
Name Maha Kamal Fityani<br />
Alter 20<br />
Herkunft Jordanien<br />
Studienfach Political Science<br />
(University of Jordan)<br />
Mein Praktikum bei <strong>Daimler</strong> absolvierte ich im Bereich „AMG Brand Marketing<br />
and Sales“ in Affalterbach. Für mich war der Start zunächst schwierig. Das<br />
größte Problem war die Sprache, obwohl wir Englisch gesprochen haben. Am<br />
Anfang war ich sehr schüchtern und <strong>zur</strong>ückhaltend. Nach einem konstruktiven<br />
Gespräch mit meinem Abteilungsleiter ist es mir leichter gefallen mich zu<br />
öffnen. Während meines Studiums habe ich immer schon gearbeitet. Hier aber<br />
konnte ich das erste Mal unabhängig arbeiten. Mir wurde nicht vorgegeben, wie<br />
ich die Aufgaben zu erledigen hatte. Es gab natürlich Zielsetzungen, aber der<br />
Weg dorthin war mir oftmals freigestellt – was sich als sehr förderlich auf meine<br />
Kreativität und Denkweise ausgewirkt hat. Am meisten haben mir während<br />
des Austauschprogramms die Momente gefallen, in denen ich als Botschafterin<br />
meines Landes auftrat. Ich hoffe, ich konnte den Menschen ein positives<br />
Bild meiner Heimat vermitteln. Nach drei Monaten in Deutschland freue<br />
ich mich wieder nach Hause zu kommen. Es fällt mir aber auch schwer, mich<br />
von meinen Kollegen zu verabschieden. Es ist schön zu wissen, einen Ort in der<br />
Welt zu haben, an dem man stets willkommen ist. Wenn ich zu Hause gefragt<br />
werde, wie ich die Menschen in Deutschland in drei Wörtern beschreiben würde,<br />
dann antworte ich: professionell, zielstrebig und hilfsbereit.<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
Erfahren Sie mehr über die lehrreichen Erlebnisse der jungen arabischen<br />
Studenten bei <strong>Daimler</strong> unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />
[1] Hier finden Sie eine Schilderung vom Abschlusstag des „Arab-<br />
European Internship Exchange“.<br />
[2] In der Fotostrecke können Sie mit den arabischen Studenten einen<br />
Besuch in der <strong>Daimler</strong>-Produktion machen.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />
79
80 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia,<br />
Stuttgart, São Paulo und St. Petersburg<br />
– fünf Projektsteckbriefe<br />
Rund um den Globus: <strong>Daimler</strong> sorgt durch nachhaltiges Engagement im sozialen, wissenschaftlichen,<br />
kulturellen und sportlichen Bereich für positive Veränderungen, von denen zahlreiche Menschen profitieren.<br />
Text Rainer Brenner Fotografie Raphael Krötz
„ DAIMLER ENGAGIERT SICH IN<br />
SÜDAFRIKA ERFOLGREICH IM KAMPF<br />
GEGEN HIV/AIDS. DANK DER ERFOLGE<br />
WURDE DIESES PROJEKT NUN<br />
AUCH AUF DIE ANGESTELLTEN DER<br />
ZULIEFERBETRIEBE UND DEREN<br />
FAMILIENANGEHÖRIGE<br />
AUSGEWEITET.“<br />
DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />
[Clifford Panter, Group Health & Safety Advisor, Mercedes-Benz South Africa]<br />
81<br />
trieben und weiteren kleineren und mittelständischen Unternehmen in der Eastern-Cape-<br />
Region zugänglich zu machen. Unter Federführung von Mercedes-Benz Südafrika wurde<br />
in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, nationalen Behörden und internationalen<br />
NGOs das Siyakhana-Projekt aus der Taufe gehoben. Bereits Anfang 2008 wurde das<br />
Siyakhana-Projekt in 17 Betrieben etabliert und erreicht heute ca. 7.000 Arbeitnehmer<br />
und deren Familien. Bis zum Ende des nächsten Jahres soll das Programm in 50 weiteren<br />
Zulieferbetrieben angeboten werden. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />
PRETORIA 26°S/28°E ——— Siyakhana-Projekt zeigt Erfolge. Die Immunschwächekrankheit<br />
HIV/AIDS ist in Südafrika noch immer ein großes Problem für die Bevöl ke rung.<br />
2001 legte Mercedes-Benz Südafrika ein umfassendes Arbeitsplatzprogramm auf, das präventive<br />
Maßnahmen und Unterstützung im Krankheitsfall anbietet. Seit dem Start des<br />
Arbeitsplatzprogramms konnte die Prävalenzrate deutlich verringert werden, sie liegt derzeit<br />
bei rund acht Prozent. Aufgrund dieses Erfolgs beschloss <strong>Daimler</strong> Ende 2005 deshalb,<br />
die Erfahrungen aus dem eigenen Arbeitsplatzprogramm zu nutzen und auch Zulieferbe
82 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
„UNSERE WELT IST<br />
MIT GROSSEN<br />
UMWELTPROBLEMEN<br />
KONFRONTIERT. ES IST<br />
ZEIT, ZU REAGIEREN UND<br />
NACHHALTIGE LÖSUNGEN<br />
ZU ENTWICKELN, UM<br />
UNSEREN PLANETEN<br />
FÜR DIE KOMMENDEN<br />
GENERATIONEN ZU<br />
BEWAHREN.“<br />
[Mike Horn, Abenteurer, Welt-Botschafter, Extremsportler und Leiter des Pangaea-Projekts]<br />
Ressourcen um und führen das Gelernte in ihrer Heimat fort. So werden sie zu Botschaf tern<br />
in ihrem persönlichen Umfeld. Als Hauptsponsor und Partner unterstützt Mercedes-Benz<br />
das Pangaea-Projekt mit Fahrzeugen, Know-how und Kontakten vor Ort. Mit diesem<br />
Engagement übernimmt das Unternehmen gesellschaftspolitische Verantwortung und unterstreicht<br />
die ganzheitliche und nachhaltige TrueBlueSolutions-Strategie – auf dem Weg<br />
<strong>zur</strong> emissionsfreien Mobilität. www.mercedes-benz.com/pangaea<br />
USHUAIA 54°N/68°W ——— Wind in den Segeln. Der südafrikanische Forscher, Abenteurer,<br />
Athlet und Visionär Mike Horn startete seine 4-jährige Expedition, um unser aller Bewusstsein<br />
zu schärfen und mehr Respekt, Achtsamkeit und Engagement für unsere Welt zu<br />
fördern. Auf verschiedenen Teilstrecken der Expedition begleiten ihn in unterschiedlichen<br />
Projektteams Jugendliche aus aller Welt im Alter von 13 bis 20 Jahren. Unter dem Motto<br />
„explore, learn, act“ setzen diese Young Explorers Projekte <strong>zur</strong> Bewahrung der natürlichen
„IM ZENTRUM DES<br />
DAIMLER-ENGAGEMENTS<br />
IN DER STIFTUNGSARBEIT<br />
STEHEN DIE BEZIEHUNG<br />
ZWISCHEN MENSCH,<br />
UMWELT UND TECHNIK<br />
UND DIE FÖRDERUNG DES<br />
NACHWUCHSES.“<br />
DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />
[Jörg Klein, Geschäftsführer der Gottlieb <strong>Daimler</strong>- und Karl Benz-Stiftung]<br />
83<br />
Stiftungen gegründet, die sich für Bildung, Kultur oder Gesundheit engagieren: Die <strong>Daimler</strong><br />
Foundation in Japan beispielsweise setzt sich für die Förderung von Kulturprogrammen<br />
und Wohltätigkeitsprojekten ein, die Mercedes-Benz France Foundation engagiert sich<br />
für interkulturelle Verständigung und kommunale Projekte. Seit 2007 verzichtet <strong>Daimler</strong><br />
außerdem auf die Ausgaben für Gastgeschenke bei weltweiten Fahrzeugpräsentationen<br />
und investiert stattdessen in Bildungsprojekte der SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Europa<br />
und den USA. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Stiftungen <strong>zur</strong> Wissenschaftsförderung. Die Wissenschaftsförderung<br />
im Hause <strong>Daimler</strong> hat eine lange Tradition: 1986 wurde mit der „Gottlieb<br />
<strong>Daimler</strong>- und Karl Benz-Stiftung“ ein Forum geschaffen, das sich mit fachübergreifenden<br />
Fragen nach der Wechselwirkung zwischen Mensch, Umwelt und Technik auseinandersetzt.<br />
Seit mehreren Jahren unterhält <strong>Daimler</strong> im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft<br />
einen eigenen Fonds. Dieser hat sich der Förderung des Nachwuchses und dessen<br />
Eingliederung in internationale Projekte verschrieben. Auch in anderen Ländern wurden
84 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
„DURCH BILDUNGSANGEBOTE<br />
UND DIE VERGABE VON<br />
MIKROKREDITEN IN BRASILIEN<br />
KÖNNEN DIE MENSCHEN DEN<br />
SCHRITT IN EINE<br />
SELBSTSTÄNDIGE BERUFLICHE<br />
ZUKUNFT WAGEN.“<br />
[Jürgen Walker, Vorsitzender des Vorstands der <strong>Daimler</strong> Financial Services AG]<br />
die Chance, ihr Unternehmen auszubauen bzw. ein solches zu gründen. Die Kreditnehmer<br />
müssen weder Eigenkapital noch finanzielle Sicherheiten vorweisen – die Kreditvergabe<br />
ist lediglich an den Auf- oder Ausbau eines eigenen Kleinbetriebs gebunden. Die Kriterien<br />
erstellen CARE und <strong>Daimler</strong> Financial Services gemeinsam mit einem lokalen Finanzinstitut,<br />
die Mikrokredite werden in Zusammenarbeit mit einer ansässigen Bank vergeben.<br />
Damit wird, nebst dem Kleinunternehmen selbst, auch die lokale wirtschaftliche Struktur<br />
verbessert. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />
SÃO PAULO 23°S/46°W ——— Mikrofinanzierungsprogramm in São Paulo. In Perus,<br />
einem Außenbezirk São Paulos, wohnen nur die Ärmsten: Miserable hygienische Zustände<br />
und Gewalt dominieren den Alltag. Die Besiedlung der Favela wird von Jahr zu Jahr dichter<br />
und die Bewohner leben ohne große Aussicht auf eine berufliche Karriere. In Zusammenarbeit<br />
mit der Organisation CARE engagiert sich <strong>Daimler</strong> für die beruflichen Möglichkeiten<br />
der Menschen in dieser Region. Durch ein betriebs- und praxisorientiertes schulisches Angebot<br />
und die Vergabe von Mikrokrediten bekommen Kleinunternehmer und Neueinsteiger
„DIE LAUREUS-STIFTUNG<br />
IST EINE EINZIGARTIGE<br />
CHARITY-ORGANISATION,<br />
DIE WELTWEIT MIT DER<br />
UNIVERSELLEN SPRACHE DES<br />
SPORTS ÜBER 750.000<br />
KINDER UND JUGENDLICHE<br />
ERREICHT.“<br />
DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />
[Anders Sundt Jensen, Geschäftsführer von Laureus und Vice President<br />
Brand Communications Mercedes-Benz Cars]<br />
85<br />
langfristig eingebunden und motiviert werden. Mit diesem einfachen Erfolgskonzept setzt<br />
die Laureus-Stiftung die Forderung „Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe“ wie keine zweite Organisation<br />
weltweit um – mit besonders ausgewählten, sozialen Sportprojekten, die langfristig angelegt<br />
sind und konkret die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen verbessern.<br />
www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />
ST. PETERSBURG 60°N/30°E ——— Helfen will gelernt sein. Aus der Vielzahl der Konzepte<br />
und Programme ragt die Laureus-Initiative heraus. Die Botschaft der Laureus-<br />
Founda tion, die Nelson Mandela geprägt hat, lautet: „Sport hat die Kraft, die Welt zu<br />
verändern.“ Mit den universellen Regeln und Möglichkeiten des Sports können religiöse,<br />
politische und kulturelle Hindernisse überwunden werden und besonders junge Menschen
86 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Erdbebenhilfe in Asien<br />
PEKING 40°N/116°E ——— Mit rund 870.000<br />
Euro hat <strong>Daimler</strong> zusammen mit ihrer Ländergesellschaft<br />
<strong>Daimler</strong> North East Asia (DNEA)<br />
und ihrem Werk in Peking die Erdbebenopfer<br />
in China unterstützt. Das Geld wurde<br />
den vor Ort tätigen Hilfsorganisationen wie<br />
China Charity Foundation und dem Chinesischen<br />
Roten Kreuz <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />
Im Rahmen dieses Engagements kamen<br />
auch 10 Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge zum<br />
Einsatz, die für den Einsatz im Katastrophengebiet<br />
genutzt wurden. <strong>Daimler</strong> arbeitete<br />
vor Ort eng mit den zuständigen Behörden<br />
und Hilfsorganisationen zusammen, um die<br />
Hilfsprojekte so effektiv wie nur möglich zu<br />
gestalten. Dabei stand die Unterstützung der<br />
Such- und Rettungseinsätze, die Betreuung<br />
von obdachlosen Menschen und der langfristige<br />
Wiederaufbau von Schulen und Hospitälern<br />
im Vordergrund. Die Mitarbeiter von<br />
<strong>Daimler</strong> in China hatten bereits im Rahmen<br />
einer Spendenaktion 44.000 Euro gesammelt<br />
und ihre spontane Hilfsbereitschaft<br />
gezeigt. Unterstützung gab es auch für das<br />
Krisengebiet in Myanmar. <strong>Daimler</strong> spendete<br />
nach dem verheerenden Wirbelsturm Nargis<br />
im Mai 200.000 Euro. 100.000 Euro wurden<br />
davon in die Soforthilfe und 100.000 Euro in<br />
die Wiederaufbauhilfe investiert. Das Geld<br />
unterstützt die Arbeit der Hilfsorganisationen<br />
vor Ort. \<br />
Mehr Krippenplätze für Mitarbeiterkinder<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Bis 2012 sollen<br />
die bisher vorgesehenen 350 Betreuungsplätze<br />
in Kinderkrippen bei <strong>Daimler</strong> für<br />
Kinder im Alter von 8 Wochen bis 3 Jahre auf<br />
569 erhöht werden. Neben den Eröffnungen<br />
von Kindertagesstätten in den Werken Untertürkheim,<br />
Bremen und Sindelfi ngen wurden<br />
2008 weitere „sternchen“-Kinderkrippen<br />
an den Standorten Wörth, Berlin-Marienfelde,<br />
Gaggenau und Mannheim eingeweiht. Diese<br />
genügen höchsten Qualitätsstandards frühkindlicher<br />
Bildung, bieten eine zweisprachige<br />
Erziehung sowie sehr fl exible Öffnungs- und<br />
Buchungszeiten. Neben den Angeboten in<br />
den „sternchen“ stehen Belegplätze in Kindergärten,<br />
Unterstützung bei der Notfallbetreuung<br />
und weitere Vermittlungsangebote<br />
bei der Kinderbetreuung <strong>zur</strong> Verfügung. \<br />
Neues Förderprogramm im Kennedy Center<br />
FARMINGTON 42°N/83°W ——— 2008 wurde in Farmington, Michigan in Kooperation mit<br />
<strong>Daimler</strong> Financial Services, LLC, und dem John F. Kennedy Center for the Performing Arts<br />
ein neues freiwilliges Förderprogramm für Schüler jeden Alters mit multimedialen Lehrinhalten<br />
verabschiedet. Anhand von Werkzeugen <strong>zur</strong> Herstellung digitaler Medien sollen die<br />
Grenzen zwischen Lehren und Lernen verwischt werden. Es können Darstellungs- und Ausdrucksformen<br />
wie Computerspiele, Animationen, Videos und Audioproduktionen genutzt<br />
werden, um neue Formen der Kommunikation an<strong>zur</strong>egen. Dadurch wird die Kreativität gefördert<br />
und der spielerische Entdeckungsdrang unterstützt. Die Schüler sollen lernen, sich<br />
im Bereich der Produktion und Dokumentation von medialen Inhalten zu Hause zu fühlen<br />
und dadurch eine selbstbestimmte Form des Lernens anzugewöhnen. Teil des Programms<br />
ist eine Unterrichtseinheit mit dem Namen „Unterwegs: Entdecke deine Heimatstadt.“ Die<br />
Schüler werden dazu motiviert, ihre Umgebung zu filmen und daraus ein webbasiertes<br />
Heimatmuseum im Internet zu erstellen. \
Frauen als Wirtschaftsfaktor<br />
begreifen<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Im November<br />
2008 fand in der Carl Benz Arena in Stuttgart<br />
unter dem Motto „Zukunft & Diversity“ die dritte<br />
Konferenz „Wirtschaftsfaktor Frauen im Unternehmen“<br />
statt. Mit über 250 Führungskräften<br />
zählte die Veranstaltung knapp doppelt so viele<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie im Vorjahr.<br />
Die Konferenz nahm Bezug auf die Erweiterung<br />
der Diversity-Management-Strategie um<br />
die Aspekte „Internationalität“ und „Generationenmanagement“,<br />
mit denen sich <strong>Daimler</strong><br />
neben dem Aspekt „Geschlechtervielfalt“ nun<br />
verstärkt auseinandersetzt. Wichtigstes Ziel der<br />
Konferenz war der Austausch untereinander und<br />
zwischen den teilnehmenden Führungskräften<br />
und dem Global Diversity Office. In seiner Eröffnungsrede<br />
appellierte <strong>Daimler</strong>-Personalvorstand<br />
und Arbeitsdirektor Günter Fleig: „Diversity kann<br />
nicht verordnet und auch nicht durch die besten<br />
Initiativen erzielt werden, sondern erfordert ein<br />
Selbstverständnis im ganzen Unternehmen.“ \<br />
Panorama Soziales<br />
Pan rama Soziales<br />
Stuttgarter Kindertaler<br />
STUTTGART 49°N/9°E ——— Mit einer Spende über 100.000 Euro unterstützt <strong>Daimler</strong> die<br />
Initiative „Stuttgarter Kindertaler“. Die Bürgerstiftung Stuttgart hatte mit dem Förderverein<br />
Kinderfreundliches Stuttgart die Initiative „Stuttgarter Kindertaler“ ins Leben gerufen, um<br />
Projekte zu unterstützen, die den Lebensalltag von Stuttgarter Kindern verbessern helfen<br />
und deren Bildung und somit Chancengleichheit fördern. Dazu zählen Projekte <strong>zur</strong> Sprachförderung<br />
und Verkehrserziehung ebenso wie die Gestaltung von sicheren Spielplätzen oder<br />
Konzepte, die dazu beitragen sollen, dass Kinder sich bewegen und gesund ernähren. Mit<br />
diesen Angeboten sollen vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien erreicht werden.<br />
Die Erträge der Initiative „Kindertaler“ kamen im vergangenen Jahr dem Stuttgarter Vorleseprojekt<br />
„Leseohren“ zugute, das die Lese- und Schreibkompetenz fördert. Dafür lesen<br />
rund 230 ehrenamtliche Lesepaten, wie im Bild der <strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzende Dieter<br />
Zetsche, regelmäßig Stuttgarter Kindern vor. \<br />
Malawi-Absolventen feiern ihr Diplom<br />
BLANTYRE 16°S/35°E ——— Nach knapp zweijähriger Ausbildungszeit haben im vergangenen<br />
Jahr 16 junge Afrikaner ihr Diplom zum staatlich anerkannten Kfz-Mechatroniker<br />
erhalten. Die jungen Frauen und Männer waren die ersten Auszubildenden des erst 2007<br />
offiziell eingeweihten „Blantyre Mechatronics Training Center“ beim Mercedes-Benz Generalvertreter<br />
Stansfield Motors. Das Trainingscenter in Blantyre/Malawi ist das erste<br />
Ausbildungszentrum in dieser Region, das Fachkräfte für die Wartung und Instandhaltung<br />
von Fahrzeugen nach europäischem Vorbild ausbildet. Die Lehrwerkstatt verfügt über<br />
moderne Diagnosegeräte, Unterrichtsräume mit Computerarbeitsplätzen sowie einen aktuellen<br />
Mercedes-Benz CL 600 als Trainingsfahrzeug. Die zweijährige Lehre setzt auf einer<br />
bereits absolvierten Grundausbildung auf und orientiert sich stark an den deutschen Ausbildungsinhalten.<br />
\<br />
87
88 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Die BRIC-Staaten:<br />
Märkte der<br />
In den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) fühlt man eine Aufbruchstimmung,<br />
trotz der weltweiten Finanzkrise. In Indien liegen aktuelle und prognostizierte Verkaufszahlen<br />
für Automobile so weit auseinander, wie in keinem anderen Markt der Welt. Das liegt an dem<br />
enormen Wachstumspotenzial der Wirtschaft und dem großen Nachholbedarf des indischen<br />
Marktes. Wie sich <strong>Daimler</strong> am Auf schwung des Landes beteiligt und nachhaltiges Wachstum<br />
sichert zeigt ein Besuch an den Standorten des Konzerns: Pune, Bangalore und Chennai.<br />
Text Tilman Wörtz Fotografie Dawin Meckel
Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />
89<br />
[Neubau von Mercedes-Benz India in Pune.]
90 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Pune<br />
<strong>Daimler</strong>-Standort: Mercedes-Benz India Private Limited<br />
Eröffnung des Standorts: 1995<br />
Produktion: C-, e-Klasse und S-Klasse, Actros, Bus Chassis<br />
BAnGALoRe<br />
<strong>Daimler</strong>-Standort: Mercedes-Benz Research and Development India Private Limited<br />
Eröffnung des Standorts: 1996<br />
Forschung: Forschung und entwicklung, IT-Programmierung<br />
ChennAI<br />
<strong>Daimler</strong>-Standort: <strong>Daimler</strong> hero Commercial Vehicles Ltd.<br />
Eröffnung des Standorts: voraussichtlich 2010<br />
Produktion: nutzfahrzeuge für den indischen Volumenmarkt<br />
Pune 19°n/74°e ——— Wilfried Aulbur durchquert auf dem Weg <strong>zur</strong> Arbeit mehrere Jahrhunderte.<br />
Sobald er den Stadtkern im südindischen Pune verlässt, säumen ärmliche Holzhütten<br />
den Straßenrand, blockieren Kühe den Verkehr, wandern Pilger ganz in Weiß zum<br />
Krishna-Tempel im nächsten Dorf.<br />
Dreiräder und Laster hupen um die Wette. Dann verbreitert sich die Straße, wird plötzlich<br />
von Laternen und hübsch angelegten Blumenbeeten gesäumt. Eine Fabrikhalle folgt<br />
auf die nächste, mit eleganten Firmenschildern von multinationalen und indischen Automobilkonzernen<br />
vor der Einfahrt.<br />
Eines davon lautet: Mercedes-Benz India. Eine Glasfassade ragt zwanzig Meter in die<br />
Höhe. Dahinter schließen sich zwei Fabrikhallen an, rechts davon eine Teststrecke. Wilfried<br />
Aulbur, Managing Director & CEO Mercedes-Benz India, ist an seinem Arbeitsplatz angekommen,<br />
mitten im 21. Jahrhundert.<br />
Er ist Gegensätze gewöhnt. Sie zu managen ist sein Job. Indien ist für den Konzern<br />
mit 3.800 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2008 ein bisher kleiner Markt. Doch Indien hat<br />
gleichzeitig das größte Potenzial aller Wachstumsmärkte, analysiert die <strong>Daimler</strong> Society<br />
and Technology Research Group, die Zukunftsszenarien als Orientierungshilfe für die Konzernstrategie<br />
entwickelt.<br />
„ Wir sehen uns in Indien als Unternehmen<br />
in der Mitverantwortung für Umwelt und<br />
Gesellschaft.“ Wilfried Aulbur, Managing Director & CEO Mercedes-Benz India<br />
Aufbruchstimmung in den BRIC-Staaten. Die Analysten sehen die Wachstumsmärkte<br />
der Zukunft in den sogenannten BRIC-Staaten: Brasilien, Russland, Indien und China.<br />
Die Wirtschaft in diesen bevölkerungsreichen Staaten wächst zwischen 5 und 8 Prozent im<br />
Jahr und könnte bis ins Jahr 2050 das kombinierte Bruttoinlandsprodukt der G-8-Staaten<br />
übertreffen. Bereits heute gehen mehr deutsche Exporte in die BRIC-Staaten als in die<br />
USA. Der Erfolg des gesamten Konzerns hängt aber auch von den politischen und sozialen<br />
Rahmenbedingungen in diesen Märkten ab.<br />
Indien nimmt für <strong>Daimler</strong> in dieser Vierergruppe eine besondere Stellung ein. Russland<br />
hat sich bereits zu einem wichtigen Absatzmarkt für Mercedes-Benz Pkw entwickelt,<br />
Brasilien zu einem für <strong>Daimler</strong> Trucks und Busse und die Zahlen für China sind in beiden<br />
Bereichen beeindruckend. In Indien dagegen liegen aktuelle Verkaufszahlen und vielversprechende<br />
Prognosen so weit auseinander wie sonst nirgends.<br />
„Das Land hat sich erst ab 1991 dem Weltmarkt geöffnet, zwölf Jahre später als China,<br />
und hat damit noch einiges aufzuholen“, sagt Wilfried Aulbur. Die Demografie Indiens kann<br />
dem Land Vorteile verschaffen: „Während China aufgrund der Ein-Kind-Politik vergreist,<br />
hat Indien noch eine junge Bevölkerung.“ Jeder zweite Inder ist unter 25 Jahren. Das bedeutet<br />
600 Millionen junge Arbeitnehmer und Konsumenten. In absehbarer Zeit wird es<br />
wahrscheinlich sogar mehr Inder als Chinesen geben. >><br />
Wilfried Aulbur
91<br />
[Spiegelmontage: der letzte Schliff in der CKD-Fertigung in Pune.]
92 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
[Seit <strong>2009</strong> wird in Pune/Chakan auf modernstem Niveau produziert.]
UMKREIS<br />
Die BRIC-Staaten:<br />
Wachstumsmärkte der<br />
Automobil- und Lkw-Branche<br />
Brasilien<br />
Einwohner (in Mio.): 189*<br />
Fläche: 8.547.400 km2 BIP: 1.313 bn USD (ca. 960 Mrd. Euro)**<br />
Mercedes-Benz Cars:<br />
Seit Februar 2008 rollt im Werk<br />
Mercedes-Benz do Brazil in Juiz de Fora<br />
(Gründung 1999) das neue CLC Sportcoupé<br />
vom Band. Bereits seit April 2007<br />
fertigte das Werk den Vorgänger des<br />
Mercedes-Benz CLC, das C-Klasse Sportcoupé,<br />
und ist seitdem einziger Produktionsstandort<br />
dieser Klasse innerhalb des<br />
Mercedes-Benz Produktionsnetzwerks. Pri -<br />
märer Zielort des CLC Sportcoupés ist<br />
der europäische Markt. Bis Januar 2007<br />
produzierte das Werk im Bundesstaat<br />
Minas Gerais die C-Klasse für den nordamerikanischen<br />
Markt, zuvor wurde von<br />
1999 bis 2005 die A-Klasse gefertigt.<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks<br />
In Brasilien ist Mercedes-Benz bereits seit<br />
1956 als Lkw-Hersteller tätig und wurde<br />
sehr schnell Marktführer im Segment<br />
schwere Lkw. Das Werk in São Bernardo<br />
do Campo ist das größte außerhalb<br />
Deutschlands. Hier ist das gesamte Lkw-<br />
Programm für den lateinamerikanischen<br />
Markt angesiedelt, vom Accelo über den<br />
Atego bis hin zum Axor. Auch Fahrgestelle<br />
für Busse werden dort gefertigt. <strong>Daimler</strong><br />
wird in den nächsten Jahren in das Werk<br />
weiter investieren, um Produktionskapazitäten<br />
und den Lokalisierungsgrad zu<br />
erhöhen, Produktionsprozesse sowie die<br />
Logistiksysteme zu modernisieren.<br />
Brasilien<br />
Russland<br />
Einwohner (in Mio.): 143*<br />
Fläche: 17.075.400 km2 BIP: 1.288 bn USD (ca. 940 Mrd. Euro)**<br />
Mercedes-Benz Cars:<br />
Im Dezember 1994 hat die damalige<br />
<strong>Daimler</strong>-Benz AG in Moskau eine eigene<br />
Vertriebsgesellschaft gegründet. Diese<br />
war damals die erste Vertriebsgesellschaft<br />
eines westlichen Automobilherstellers in<br />
Russland. Das beliebteste Modell der russischen<br />
Kunden ist die S-Klasse. Auch die<br />
neue C-Klasse kommt hervorragend auf<br />
dem russischen Markt an und verzeichnet<br />
kontinuierlich sehr hohe Steigerungsraten.<br />
Darüber hinaus ist aber auch eine<br />
hohe Nachfrage der russischen Kunden<br />
nach den SUV- und Oberklasse-Modellen<br />
von Mercedes-Benz zu beobachten.<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks<br />
Russland ist Europas größter Markt für<br />
Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht<br />
von über sechs Tonnen. Mit 1.800 verkauften<br />
Lkw im Jahr 2008 fokussierte sich<br />
Mercedes-Benz auf das stark wachsende<br />
Sattelzugmaschinen-Segment. Im Zuge der<br />
Wachstumsstrategie in den BRIC-Märkten<br />
tritt <strong>Daimler</strong> auch in den russischen Volumenmarkt<br />
ein. So hat <strong>Daimler</strong> Trucks<br />
von der russischen Investmentgesellschaft<br />
Troi ka Dialog eine 10-prozentige Beteiligung<br />
an Kamaz übernommen.<br />
Indien<br />
Einwohner (in Mio.): 1.136*<br />
Fläche: 3.287.263 km2 BIP: 1.140 bn USD (ca. 830 Mrd. Euro)**<br />
Mercedes-Benz Cars:<br />
Die CKD-Produktion der Mercedes-Benz<br />
E-Klasse begann 1995 im indischen Pune/<br />
Chikali. Die S-Klasse folgte im Jahr 2000,<br />
ein Jahr später schließlich die CKD-Produktion<br />
der Mercedes-Benz C-Klasse. Im<br />
Mai 2007 fand die Grundsteinlegung für<br />
ein neues Werk in Pune/Chakan statt. Bis<br />
dato erfolgt die Fertigung auf einem angemieteten<br />
Gelände von Tata Motors. Produktionsbeginn<br />
ist in <strong>2009</strong>. Mercedes-Benz<br />
hält seit über 11 Jahren einen überwältigenden<br />
Marktanteil von ca. 80 Prozent<br />
im Luxury-Car-Segment und ist in 30 Städten<br />
mit Showrooms und Service Center<br />
vertreten. Bestverkaufte Modelle: E- und<br />
C-Klasse.<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks<br />
Als wichtiger Bestandteil seiner BRIC-Strategie<br />
hat <strong>Daimler</strong> in 2008 ein Joint Venture<br />
mit der Hero Group gegründet, um seine<br />
Stellung im Volumenmarkt zu stärken. Die<br />
deutsch-indische <strong>Daimler</strong> Hero Commercial<br />
Vehicles (DHCV) errichtet in Chennai<br />
eine neue Fabrik <strong>zur</strong> Herstellung von Lkw.<br />
Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />
Indien<br />
Russland<br />
China<br />
93<br />
China<br />
Einwohner (in Mio.): 1.322*<br />
Fläche: 9.561.000 km2 BIP: 3.382 bn USD (ca. 2.470 Mrd. Euro)**<br />
Mercedes-Benz Cars:<br />
Die E-Klasse wird seit Ende 2006 bei<br />
Beijing Benz-<strong>Daimler</strong>Chrysler Automotive<br />
Ltd. (BBDC) produziert, seit Frühjahr<br />
2008 wird ebenfalls die neueste Generation<br />
der C-Klasse in Peking produziert.<br />
Mercedes-Benz ist in China mit der<br />
S-Klasse Marktführer im Luxussegment.<br />
<strong>Daimler</strong> Trucks<br />
Auf dem chinesischen Markt, dem größten<br />
Nutzfahrzeugmarkt der Welt, ist der An-<br />
teil importierter Lkw aus Europa verhältnismäßig<br />
klein: 2008 wurden 2.200 Lkw<br />
aus Europa eingeführt. Gegenwärtig sind<br />
hauptsächlich Fahrzeuge chinesischer Hersteller<br />
unterwegs. Um in diesem grossen<br />
Markt als Volumenhersteller ebenfalls<br />
Fuß zu fassen, hat <strong>Daimler</strong> und Beiqi<br />
Foton Motor Co., Ltd., am 07. 08. 2008 einen<br />
Letter of Intend unterzeichnet. Geplant<br />
ist die Gründung eines 50:50-Joint-<br />
Ventures für eine gemeinsame Produk tion<br />
von schweren und mittelschweren Nutzfahrzeugen.<br />
* Stand 2007, ** Stand 2007, in 2007 Preis- und Wechselkursangaben
94 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Mercedes-Benz ist mit einem Anteil von nahezu 60 Prozent unbestrittener Marktführer<br />
im Luxussegment. Die Zahl potenzieller Kunden steigt mit dem Wirtschaftsboom. Indien<br />
zählt bereits 120.000 Dollar-Millionäre. Doch wichtiger als die absolute Zahl ist deren Haltung<br />
zu Konsum und Wohlstand. „Die junge Generation versteckt Vermögen nicht länger<br />
wie Ihre Eltern während der sozialistischen Zeit ihres Landes“, sagt Wilfried Aulbur. „Heute<br />
gilt ein Mercedes-Benz als sozial akzeptabel und viele wohlhabende Inder wollen sich den<br />
Luxus leisten.“<br />
Lokale Autoindustrie im Aufbau. Mercedes-Benz India hat bereits rund 350 Arbeiter.<br />
An sieben Fertigungslinien wird der Rohbau von Fahrzeugen der C-, E- und S-Klasse von<br />
Hand mit Sitzen, Motoren und Reifen bestückt. Die Einzelteile und Komponenten schaffen<br />
Gabelstapler aus Frachtkisten heran, die sich im hinteren Teil der Halle türmen, fast alle<br />
aus Deutschland importiert.<br />
Durch die derzeitigen Stückzahlen ist der Aufbau einer eigenen Zuliefererindustrie vor<br />
Ort nicht einfach. Trotzdem konnte bereits eine Zuliefererkette mit den wichtigsten Bauteilen,<br />
wie Motoren, Getrieben, Achsen, Cockpit etc., gebildet werden. Der weitere Import<br />
von zusätzlichen Einzelteilen ermöglicht die Montage von ausreichenden Modellvarianten,<br />
die auch von indischen Kunden erwartet werden.<br />
In einer zweiten Halle werden der Actros und die Fahrgestelle von Bussen der Marke<br />
Mercedes-Benz montiert. Dahinter dehnt sich das Werksgelände noch einmal um die doppelte<br />
Fläche. Pune, nur 160 Kilometer vom indischen Finanz- und Bankenzentrum Mumbai entfernt,<br />
ist für eine weitere Expansion der ideale Standort. Der Hafen in Mumbai erleichtert den<br />
Import von Einzelteilen. Die Provinzregierung hat vor sieben Jahren extra eine Autobahn nach<br />
Pune gebaut, Industrieparks erschlossen und Hersteller mit Steuernachlässen gelockt. In<br />
unmittelbarer Nachbarschaft von Mercedes-Benz produzieren VW, General Motors, Fiat und<br />
der indische Hersteller Tata. Alle gemeinsam haben Pune zu einer der dynamischsten Regio<br />
nen Indiens gemacht.<br />
„ Wir sehen unser Engagement als Beitrag<br />
<strong>zur</strong> langfristigen Entwicklung des indi schen<br />
Automobilmarktes.“ Siegfried Müller, Ausbilder für Mechatroniker an der<br />
staatlichen polytechnischen Schule in Pune<br />
Immer mehr Inder partizipieren am Aufschwung. Sudhir Chavan, 36, Monteur in der dritten<br />
Fertigungslinie bei Mercedes-Benz India, hat einen deutlich höheren Lebensstandard erreicht<br />
als seine Eltern: Der Sohn einer armen Bauernfamilie arbeitet seit Gründung im Jahr<br />
1995 bei Mercedes-Benz India und ist heute Besitzer eines Häuschens. Seine zwei Kinder<br />
sollen einmal an einer der 28 Hochschulen Punes studieren.<br />
„Oxford des Ostens“ wird Pune wegen der vielen Unis von seinen Einwohnern stolz genannt.<br />
Doch die Entwicklung des Automobilmarkts droht speziell von der un<strong>zur</strong>eichenden<br />
Qualifikation von Mechanikern gehemmt zu werden. „Wer in Pune einen Gesellenbrief als<br />
Automechaniker bekommt, musste die Schulbank drücken, aber hat vielleicht noch nie<br />
einen Motor angefasst“, erklärt Siegfried Müller.<br />
Er bildet im Auftrag von <strong>Daimler</strong> bereits den zweiten Jahrgang von Mechatronikern an der<br />
staatlichen polytechnischen Schule aus. Keiner der 40 Studenten ist nach dem Abschluss<br />
<strong>zur</strong> Treue gegenüber <strong>Daimler</strong> verpflichtet. „Wir sehen unser Engagement als Beitrag <strong>zur</strong> langfristigen<br />
Entwicklung des indischen Automobilmarktes“, sagt Siegfried Müller. <strong>Daimler</strong> hat<br />
eine C-Klasse als Studienobjekt gestiftet, Werkzeuge kommen von Mercedes-Benz India.<br />
Ausbildung für Nachwuchsmechatroniker. Das subtropische Klima hat bereits kräftig<br />
am Gebäudeputz der Polytechnischen Schule gefressen. Zwei Räume aber sind frisch<br />
gefließt, Ventilatoren surren und Jugendliche in Blaumännern haben ihre Köpfe über einem<br />
Sechszylindermotor zusammengesteckt. Sie zerlegen den Motor in seine Einzelteile und<br />
bauen ihn dann Stück für Stück wieder zusammen. An einer Wand hängen Scheinwerfer,<br />
Radio, Cockpit und Zigarettenanzünder – ein Auto in seine elektronischen Komponenten<br />
Autoverkäufe: 1<br />
Indien 1,5 Mio.<br />
Deutschland 3,2 Mio.<br />
USA 16,1 Mio.<br />
Anzahl Ingenieure mit Universitätsabschluss<br />
pro Jahr:<br />
Indien 2 360.000<br />
Deutschland 3 35.000<br />
USA 4 75.000<br />
Bevölkerung: 5<br />
1,15 Mrd.<br />
Wirtschaftswachstum in den vergangenen<br />
drei Jahren: 5<br />
Jahresdurchschnitt 8,3 %<br />
Wachstumsrate Pkw-Markt:<br />
Indien 6 14,4 %<br />
Deutschland 7 5,8 %<br />
USA 8 –3 %<br />
Voraussichtl. Wirtschaftswachstum<br />
in den nächsten zehn Jahren: 9<br />
Jahresdurchschnitt 6 bis 7 %<br />
Autodichte in Pkw je 1.000 Einwohner:<br />
10<br />
Indien 8<br />
Deutschland 566<br />
USA (inkl. Light Trucks) 981<br />
Quellen<br />
1 bfai, VDA, 2007 2 „Indien – ein Tiger auf dem<br />
Sprung“, HTR 02/2007 3 Statistisches Bundesamt,<br />
OECD, 2007 4 OECD, 2007 5 CIA Factbook, 2008<br />
6 bfai, 2007 7 VDA, 2007 8 VDA, 2007 9 Goldmann<br />
Sachs, 2008 10 bfai, ACEA – Europäischer<br />
Kraftfahrzeughersteller Verband
zerlegt. Die Schüler müssen sie mit Kabeln so verbinden, wie es die Schaltdiagramme<br />
eines Computerprogramms vorgeben.<br />
Kiran Kumar, 21, hat zwei goldene Ohrringe und einen mit Gel stabilisierten Mittelscheitel.<br />
Er arbeitet für einen Mercedes-Benz Händler in Bangalore, hat aber ein Jahr Zeit für die<br />
Ausbildung bekommen. „In Indien ist der Beruf des Automechanikers nicht sehr angesehen“,<br />
sagt er. „Jeder stellt sich ölverschmierte Hände vor, niemand weiß von der anspruchsvollen<br />
Technologie, die in einem modernen Fahrzeug steckt.“ Vorurteile ändern sich nur<br />
langsam. Mercedes-Benz trägt durch die Ausbildung dazu bei. „Ich wollte schon als Kind<br />
wissen wie Autos funktionieren, und habe mich gegen den Willen meiner Eltern für diesen<br />
Beruf entschieden“, sagt Kiran Kumar.<br />
Seine Eltern haben bei einigen Themen andere Vorstellungen. Konsum zum Beispiel: Kiran<br />
Kumar kauft jedes halbe Jahr ein neues Handy. Umgerechnet zweihundert Euro ist ihm<br />
dieser Luxus wert. Seine Eltern werfen ihm Verschwendungssucht vor: „Wieso gibst du so<br />
viel Geld für unnötige Dinge aus?“ Kiran Kumar sieht das anders: „Alle meine Freunde haben<br />
neue Modelle. Soll ich der Einzige sein, der keine Fotos und Klingeltöne per Bluetooth<br />
übermitteln kann?“<br />
Mit steigendem Lebensstandard steigt das Verkehrsaufkommen und löst nicht nur Probleme,<br />
sondern schafft auch neue. „Wir sehen uns als Unternehmen, das gute Geschäfte in<br />
diesem Land macht, in der Mitverantwortung für Umwelt und Gesellschaft“, sagt Wilfried<br />
Aulbur. Mercedes-Benz India hat deshalb eine Reihe innovativer Projekte aufgelegt.<br />
Der CO 2 -Ausstoß in Indien steigt massiv. Mit Biodiesel aus der Pflanze Jatropha hat<br />
<strong>Daimler</strong> auf einer Testfahrt durch den Subkontinent bewiesen, dass dieser CO 2 -neutrale<br />
Treibstoff die gleiche Leistung bringt wie normaler Diesel. Staatliche Institutionen und<br />
Unternehmen haben die Technologie mittlerweile aufgegriffen. Zweites Beispiel: Rund<br />
75.000 Inder verunglücken im Jahr tödlich im Verkehr. Durch das Projekt „MobileKids“<br />
hat <strong>Daimler</strong> in indischen Großstädten <strong>zur</strong> Verkehrserziehung von Kindern beigetragen.<br />
Außerdem unterstützt <strong>Daimler</strong> die Operation von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten,<br />
spendet an Schulen und vergibt Stipendien an talentierte Kinder der eigenen Mitarbeiter.<br />
„ Mit deutlich günstigeren und marktgerechten<br />
Produkten soll der Zugang zum<br />
indischen Volumensegment erreicht<br />
werden.“ Marc Llistosella, CEO <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd. (DHCV)<br />
Ortswechsel: Chennai. Marc Llistosella, CEO <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd., ist<br />
jemand, der viele Informationen in wenig Zeit verarbeiten muss, denn seine Aufgabe ist<br />
enorm: ein Truck-Werk auf brachliegender Weidefläche errichten. Die Umweltstandards der<br />
neuen Fabrik liegen deutlich über den gesetzlichen Mindeststandards in Indien: Ein eigenes<br />
Klärwerk wird Abwässer zu hundert Prozent aufbereiten und in die Produktion <strong>zur</strong>ückführen.<br />
Roboter werden die Trucks präziser und mit weniger Emissionen und Farbrückständen<br />
lackieren als billigere Handarbeit. Ab Dezember 2010 sollen dort Nutzfahrzeuge im Rahmen<br />
des neu gegründeten Joint Ventures <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd. produziert werden.<br />
Partner ist die indische Hero Group.<br />
Von einem „Dogmenbruch“ spricht Marc Llistosella: „Mit deutlich günstigeren und<br />
marktgerechten Produkten soll der Zugang zum indischen Volumensegment erreicht werden.<br />
Anders können wir hier keine großen Stückzahlen verkaufen. Der durchschnittliche<br />
Inder wiegt 65 Kilo und ist nicht bereit, für Extras auch extra zu bezahlen. Aussehen und<br />
fahren werden die Laster natürlich trotzdem super.“<br />
In Russland und China verfolgt <strong>Daimler</strong> eine andere Strategie: Dort gründet der Konzern<br />
mit lokalen Herstellern Joint Ventures, geht strategische Partnerschaften ein und sichert<br />
sich so den Marktzugang. „Der Grüne-Wiesen-Ansatz in Indien erfordert mehr landesspezifische<br />
Entwicklungen, aber verspricht bei so einem jungen Markt auch mehr Erfolg“, betont<br />
Marc Llistosella. Die Strategie wurde durch die Erfahrungen aus der Einführung des ><br />
Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />
95
96 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
Actros in Indien inspiriert: Dieser konnte sich erfolgreich in Nischenmärkten wie dem Tagebau<br />
für Kohle etablieren, weil indische Eigenmarken den extremen Belastungen in den Minen<br />
nicht standhalten. Doch für den normalen Straßenverkehr setzen sich die Vorteile des<br />
Actros, wie zum Beispiel die höhere Energieeffizienz, nicht in Kostenvorteile um. Erst wenn<br />
ein Truck über 800 Kilometer am Tag <strong>zur</strong>ücklegt, lohnt sich der deutlich höhere Anschaffungspreis.<br />
Diese Distanz ist jedoch bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit auf indischen<br />
Straßen von derzeit nur 25 km/h unmöglich. Die schlechten Straßen des Landes gelten<br />
als ein entscheidendes Entwicklungshemmnis. Die Regierung hat für die nächsten fünf<br />
Jahre ein Investitionsprogramm von 500 Milliarden Dollar aufgelegt. Die wirtschaftlichen<br />
Zentren an der Ost- und Westküste sollen mit einer Art Autobahnring um den Subkontinent<br />
miteinander verbunden werden und den Fernverkehr beschleunigen.<br />
Hightech aus Südindien. In Bangalore ist die Zukunft bereits angekommen. Dort betreibt<br />
<strong>Daimler</strong> den größten Standort für Forschung und Entwicklung (FuE) außerhalb Deutschlands.<br />
Weitere internationale Forschungsstandorte sind im japanischen Yokohama, in<br />
Shanghai, Moskau und im Sillicon Valley in Palo Alto, wo <strong>Daimler</strong> speziell im Bereich Telematik<br />
die Forschung anführt. Jeder Standort trägt durch sein Spezialgebiet zum Erfolg des<br />
Konzerns bei. Bangalore ist auf Engineering, Sicherheit und Komfort, Crash-Simula tionen<br />
und IT-Dienstleistungen spezialisiert.<br />
„ Inder haben eine mathematische<br />
Begabung und sind gründlich bei der<br />
Beschreibung von Prozessen.“ Thomas Pantleon,<br />
Geschäftsführer von Mercedes-Benz Research and Development India<br />
Die Arbeit der 170 Mitarbeiter von Mercedes-Benz Research and Development India<br />
findet ausschließlich am Computer statt. Nach dem internationalen Standard <strong>zur</strong> Qualitätsmessung<br />
von Softwareprozessen CMMI (Capability Maturity Model Integrated) arbeiten<br />
sie auf einem Niveau, das nur ganz wenige FuE-Einrichtungen auf der Welt vorzuweisen<br />
haben. Der CMMI-Standard wurde von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh entwickelt<br />
und stellt den Reifegrad von Softwareentwicklung in fünf aufsteigenden Stufen dar.<br />
Mercedes-Benz Research and Development India in Bangalore erreicht Stufe vier. Der<br />
Geschäftsführer von Mercedes-Benz Research and Development India, Thomas Pantleon,<br />
begründet den Standortvorteil seines Forschungszentrums so: „Inder haben eine außerordentlich<br />
hohe mathematische Begabung. Und sie sind sehr penibel bei der Beschreibung<br />
von Prozessen. Beide Qualitäten sind zentral für unsere Arbeit.“ Selbst der deutsche Bundesaußenminister<br />
Frank-Walter Steinmeier war bei seiner Indienreise im November 2008<br />
dieser gute Ruf einen Abstecher zu Mercedes-Benz Research and Development India wert.<br />
Die Delegation bringt Bewegung in das Großraumbüro, in dem an normalen Arbeitstagen<br />
nur Tastenklappern und Lüftungsgeräusche der Computer zu hören sind.<br />
Bharat Balasubramanian, Leiter der Direktion Produktinnovationen und Prozesstechnologien<br />
in der Konzernforschung und Vorentwicklung bei <strong>Daimler</strong>, ist gerade aus Deutschland<br />
gekommen. „Kompetenz kommt an erster Stelle, dann erst der Kostenaspekt“,<br />
fasst Bharat Balasubramanian die Bedeutung des FuE-Standorts Bangalore zusammen.<br />
Nur wegen der niedrigen Löhne würde Mercedes-Benz nicht in Bangalore forschen.<br />
Dort ist aber Spitzenqualität zu guten Preisen zu haben. Während die Welt durch die Finanzkrise<br />
erschüttert wird, ist die Stimmung in Bangalore aufgeräumt. \<br />
[360 GRAD ONLINE]<br />
Thomas Pantleon<br />
Die Wachstumschancen in den BRIC-Staaten sind enorm. Wie<br />
<strong>Daimler</strong> am Wirtschaftsboom in Indien teilnimmt, erfahren Sie<br />
unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />
[1] BRIC: Was ist das? Eine kurze Erläuterung.<br />
[2] Fünf Fragen an Bharat Balasubramanian, Leiter der<br />
Direktion Produktinnovationen und Prozesstechnologien<br />
in der Konzernforschung und Vorentwicklung<br />
bei <strong>Daimler</strong>, über die Standortvorteile in Indien.<br />
[3] Auf einen Blick: Indien in Zahlen.<br />
[4] <strong>Daimler</strong> engagiert sich in Indien auch in sozialen<br />
Projekten. Ein Überblick.<br />
[5] Besuchen Sie Pune und Bangalore auf den Fotos von<br />
unserem Fotografen Dawin Meckel.<br />
[www.daimler.com/nachhaltigkeit]
[Im IT-Zentrum in Bangalore betreibt <strong>Daimler</strong> den größten<br />
Standort für Forschung und Entwicklung außerhalb Deutschlands.]
98 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />
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<strong>Daimler</strong> AG<br />
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Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />
und mit dem Bild- und Textverweis<br />
„<strong>Daimler</strong> AG“.<br />
Quellen<br />
Seite 14: Jesse H. Ausubel / Cesare Marchetti (Rockefeller University)<br />
Seite 17: Studie „Easy to do, but would you?“ (Shell Publikationen 2007)<br />
Seite 18: Energy Analysis Department (Lawrence Berkeley National Laboratory)<br />
Seite 19: UNFCCC<br />
Seite 20: Artikel „Energie-Check“ (freenet.de)<br />
Seite 21: Prognos AG<br />
© <strong>2009</strong> <strong>Daimler</strong> AG<br />
ISSN 1865-6188
SGS-COC-2779<br />
Die Naturpapiersorten Planoart (Um -<br />
schlag) und Maxioffset (Inhalt) – auf<br />
denen 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> und Fakten<br />
<strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong> ge druckt wurden<br />
– tragen das Siegel der glo balen<br />
Zertifizierungsorganisation Forest Stewardship<br />
Council (FSC). Dieses Gütesiegel<br />
dokumentiert nicht nur die Einhaltung<br />
von strengen Kriterien für eine<br />
verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung<br />
(Vermeidung von unkontrollierter<br />
Ab holzung, keine Verletzung von Menschenrechten,<br />
keine Umweltverschmutzung),<br />
sondern auch die Berücksichtigung<br />
eines Kri terien katalogs bei der<br />
Weiterverarbeitung des Holzes inklusive<br />
eines nachvollziehbaren Produktkettennachweises<br />
(Chain of Custody).<br />
http://www.fsc.org
DAS E-HEFT.<br />
Evolution. Emotion. Effizienz. Emission. Engagement. Elektrizität.<br />
Das Thema „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ ist so vielseitig wie die vorliegende Ausgabe von<br />
360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Die darin enthaltenen Beiträge<br />
zum Schwerpunktthema befassen sich mit einer der bedeutendsten Fragen<br />
des 21. Jahrhunderts: Wie geht der Mensch mit seinen Energieressourcen um?<br />
<strong>Daimler</strong> AG<br />
Stuttgart, Deutschland<br />
www.daimler.com