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Magazin zur Nachhaltigkeit 2009 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

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<strong>Daimler</strong><br />

<strong>Magazin</strong><br />

DAS E-HEFT<br />

Evolution Engagement Elektrizität<br />

Noch sauberer: Antriebe<br />

der neuen Generation<br />

der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge<br />

Gemeinsam setzen sich<br />

Mitarbeiter bei <strong>Daimler</strong><br />

für soziale Projekte ein<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />

<strong>Daimler</strong> testet schon heute<br />

die Elektrofahrzeuge<br />

der Zukunft – mit Erfolg


<strong>Daimler</strong><br />

<strong>Magazin</strong><br />

DAS E-HEFT<br />

Evolution Engagement Elektrizität<br />

Noch sauberer: Antriebe<br />

der neuen Generation<br />

der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge<br />

Gemeinsam setzen sich<br />

Mitarbeiter bei <strong>Daimler</strong><br />

für soziale Projekte ein<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />

<strong>Daimler</strong> testet schon heute<br />

die Elektrofahrzeuge<br />

der Zukunft – mit Erfolg<br />

<strong>Daimler</strong><br />

Fakten<br />

Management Umweltschutz Mitarbeiter<br />

Einkaufsorganisation veröffentlicht<strong>Nachhaltigkeit</strong>srichtlinien<br />

für Lieferanten<br />

<strong>Daimler</strong> setzt verstärkt<br />

auf effiziente Elektro- und<br />

Hybridantriebe<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2009</strong><br />

„Deutscher Unternehmenspreis<br />

Gesundheit 2008“ an<br />

<strong>Daimler</strong> verliehen<br />

Der ergänzende Bericht „360 GRAD – Fakten <strong>zur</strong><br />

Nach haltigkeit <strong>2009</strong>“ bietet faktenorientierte<br />

Informationen zum Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> und vervollständigt<br />

den vorliegenden Bericht. Er orientiert sich<br />

an den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI)<br />

und erscheint zeitgleich mit dem Bericht „360 GRAD –<br />

<strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong>“.<br />

http://www.daimler.com/nachhaltigkeit


<strong>Daimler</strong><br />

<strong>Magazin</strong>


4 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Die Bilder im Essay dieser Ausgabe<br />

rund um das Thema<br />

Energie entstanden im Atelier<br />

der Berliner Illustratorin Sarah<br />

Illenberger. Siehe Seite [14]<br />

Joachim Löw beschreibt<br />

Fotograf Marvin Zilm vor Spielbeginn<br />

sein neues Fahrgefühl<br />

im Mercedes-Benz S 400<br />

BlueHYBRID. Siehe Seite [42]<br />

Autor Tilman Wörtz und Fotograf<br />

Dawin Meckel mit indischen<br />

Azubis in Pune. Siehe Seite [88]


Orientierung<br />

Orientierung<br />

Energie bewegt das Leben. Deshalb stellt das E-HEFT des <strong>Magazin</strong>s 360 GRAD Bezug<br />

zu Themen her, die ohne Energie nicht existieren würden: Evolution . <strong>Daimler</strong><br />

legt seit jeher großen Wert auf saubere und effiziente Antriebe bei Nutzfahrzeugen,<br />

das war gestern so und bleibt auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung. Eine<br />

Bilanz. Emotion . Gefühle bewegen Menschen. Menschen erzeugen Gefühle. Dass<br />

verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mitmenschen viele positive Emotionen auslösen<br />

kann, erfahren <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter jeden Tag. Effizienz . Der verantwortungsvolle Umgang<br />

mit Energie ist ein zentrales Anliegen von <strong>Daimler</strong>. Auch bei den Pkw bewähren sich die<br />

„neuen“ sauberen Motoren im täglichen Einsatz. Emission . Die kontinuierliche Reduzierung<br />

von Schadstoffemissionen, aber auch Lärmemissionen ist ein erklärtes Ziel des Unternehmens.<br />

Engagement . Soziale Verantwortung im Unternehmen wäre ohne die Energie und den<br />

persönlichen Einsatz der Mitarbeiter nicht denkbar. Eine Übersicht. Elektrizität . „Die Zukunft<br />

des Automobils ist elektrisch.“ Den Beweis dieser Aussage tritt <strong>Daimler</strong> bereits heute schon an.<br />

Ein Zwischenstand.<br />

Auf frischer Tat ertappt. Dass der deutsche Fußballbundestrainer Joachim Löw mit seinem<br />

neuen Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID sehr zufrieden ist, hat Fotograf Marvin Zilm deutlich<br />

erleben dürfen: Löw nahm sich die Zeit auf dem Parkplatz vor dem Stadion zwischen Shooting<br />

und Spielbeginn, um mit dem überraschten Fotografen über die Vorzüge des Hybridantriebs zu<br />

diskutieren, und das, obwohl schon Horden von Fans und Autogrammjägern auf Löw lauerten,<br />

um den Fussballstar hautnah erleben zu können. Siehe Seite [42]<br />

Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft. Indien ist ein bevölkerungsreiches Land mit enormem<br />

Wachstumspotenzial. Bei den Recherchen für den <strong>Daimler</strong>-Wirtschaftsreport über die BRIC-<br />

Staaten und Fokusland Indien im <strong>Magazin</strong> 360 GRAD haben Fotograf Dawin Meckel und Autor<br />

Tilman Wörtz nicht nur die Gastfreundschaft der Inder erleben dürfen. Vor Ort konnten sie Ein -<br />

drücke von der CKD-Fertigung in Pune, dem Forschungs- und Entwicklungsstandort in Bangalore<br />

und der Baustelle des neuen Nutzfahrzeugwerks in Chennai sammeln. Siehe Seite [88]<br />

5


[14]<br />

[46]<br />

[76]<br />

[22]<br />

[56]<br />

[80]<br />

[30]<br />

[68]<br />

[88]


Navigation<br />

DAS E-HEFT<br />

[10]<br />

Position Dieter Zetsche <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

Der <strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit dem 360 GRAD <strong>Magazin</strong>.<br />

[14]<br />

Essay: Energie, die uns antreibt<br />

In einer E-Mail erläutert Autor Michael Gleich, wie sehr unser Leben von Energie durchdrungen ist.<br />

[22]<br />

rEvolution<br />

Für den Antrieb des Automobils wird Elektrizität in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />

[30]<br />

Fortschritt zahlt sich aus<br />

In d er Evolution effizienter Antriebe sind die <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge schon eine Stufe weiter.<br />

[40]<br />

Silentium!<br />

Umweltschutz bedeutet auch Lärmschutz. <strong>Daimler</strong> verringert Geräusch- Emissionen drastisch.<br />

[46]<br />

Auf frischer Tat ertappt<br />

Die „neuen“ Antriebe haben sich bei den Pkw bewährt: Sie glänzen mit Effizienz und Sauberkeit.<br />

[56]<br />

What a Difference a Day Makes …<br />

Beim „Day of Caring“ helfen <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter bei sozialen Projekten und setzen Emotionen frei.<br />

[80]<br />

Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />

Weltweit setzt <strong>Daimler</strong> sein soziales Engagement um. Wir stellen fünf Projekte vor.<br />

[8]<br />

Koordinaten eines Weltbürgers<br />

Weltweite Aktivitäten von <strong>Daimler</strong> im<br />

Rundumblick – 360 GRAD.<br />

[42]<br />

Einblick Wie funktioniert nachhaltiges<br />

Einkaufen?<br />

Heinrich Reidelbach über die neuen<br />

Richtlinien zum nachhaltigen Einkauf.<br />

[44]<br />

Panorama Umwelt<br />

Nachrichten: beispielhafte Innovationen<br />

und Pioniergeist für mehr Umweltschutz.<br />

[66]<br />

Einblick Was hat Compliance mit<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> zu tun?<br />

Gerd T. Becht über die Einhaltung<br />

von Regeln und ethischen Standards<br />

im Unternehmen.<br />

[68]<br />

We Are One!<br />

Beschäftigung und Ausbildung von Behinderten<br />

ist bei <strong>Daimler</strong> selbstverständlich.<br />

[76]<br />

Förderprogramme: Antrieb für<br />

die Zukunft<br />

Der Erfolg des Austauschprogramms<br />

„Arab-European Internship Exchange“.<br />

[86]<br />

Panorama Soziales<br />

Nachrichten: Das <strong>Daimler</strong>-Engagement für<br />

Kunst, Kultur, Sport und Gesellschaft.<br />

[88]<br />

Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />

Der <strong>Daimler</strong> Wirtschaftsreport mit<br />

Fokusland Indien.<br />

[98]<br />

Impressum/Kontakt<br />

Navigation<br />

7


8 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

DETROIT 42°N/83°W ——— Remanufacturing bei<br />

Detroit Diesel. <strong>Daimler</strong> hat mit Bosch in den USA das<br />

Gemein schafts unternehmen „North American Fuel<br />

Systems Re manufacturing“ gegründet. Das Joint Venture<br />

soll ge brauch te Dieselkomponenten aufarbeiten und<br />

an große Be treiber von Nutzfahrzeugflotten vermarkten.<br />

NEW YORK 41°N/74°W ——— smart ist das<br />

sparsamste Auto der USA. Der smart fortwo<br />

ist auch in den USA die Nummer eins bei Umweltfreundlichkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit. Die<br />

amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hat<br />

den Zweisitzer in ihrer aktuellen Liste der sparsamsten<br />

Autos ohne Hybridantrieb auf den<br />

ersten Platz gesetzt.<br />

NEW YORK 41°N/74°W ——— Pangaea-Expedition von<br />

Mike Horn erfolgreich gestartet. Vier Jahre umsegelt der<br />

Abenteurer Mike Horn die Welt und setzt gemeinsam mit<br />

Jugendlichen aus aller Welt ökologische und soziale Projekte<br />

um – vom Nordpol bis zum Südpol. Die Expedition startete<br />

im Oktober 2008 und wird von Mercedes-Benz als exklusivem<br />

Partner und Hauptsponsor unterstützt.<br />

LIMA 12°S/77°W ——— Mikrokreditvergabe-Programm<br />

verabschiedet. <strong>Daimler</strong> Financial Services<br />

(DFS) unterstützt gemeinsam mit „CARE International“<br />

Menschen in Peru, Brasilien, Ecuador, Ruanda, Vietnam<br />

und Mosambik mit der Vergabe von Mikrokredi ten<br />

bei der Existenzgründung.<br />

MOSKAU 56°N/38°E ——— Kamaz-Truck-Beteiligung<br />

Russland. Ende 2008 haben <strong>Daimler</strong>, Kamaz, der führende<br />

russische Hersteller von schweren Lkw, das staatliche<br />

Unternehmen Russian Technologies und Troika Dialog,<br />

die führende Investmentbank in Russland, den Vertrag für<br />

eine exklusive strategische Partnerschaft in Moskau unterschrieben.<br />

AUCKLAND 37°S/175°E ——— Fuso führt neues<br />

Truck-Segment ein. Mitsubishi Fuso Truck & Bus<br />

Corporation (MFTBC) hat in Neuseeland ihre neuen<br />

Medium Duty Trucks vorgestellt.<br />

BUDAPEST 47°N/19°E ——— Standortentscheidung in<br />

Ungarn. <strong>Daimler</strong> und die ungarische Regierung haben<br />

einen Kooperationsvertrag für ein neues Mercedes-Benz<br />

Werk abgeschlossen. Ab 2012 werden dort Nachfolgemodelle<br />

der A- und B-Klasse produziert.<br />

BLANTYRE 16°S/35°E ——— Im vergangenen Jahr haben<br />

die ersten 16 Auszubildenden des „Blantyre Mechatronics<br />

Training Center“ beim Mercedes-Benz Generalvertreter<br />

Stansfield Motors ihr Diplom zum staatlich anerkannten<br />

Kfz-Mechatroniker erhalten. Das Trainingscenter in Blantyre/<br />

Malawi ist das erste Ausbildungszentrum in dieser Region,<br />

das Fachkräfte für die Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen<br />

nach europäischem Vorbild ausbildet.


PEKING 40°N/116°E ——— Mondialogo-Wettbewerb<br />

abgeschlossen. 50 Schulen waren beim Finale<br />

des Mondialogo School Contest in Peking mit ihren<br />

Projektvorstellungen vor Ort. Insgesamt haben<br />

36.000 Schüler aus 144 Nationen am Mondialogo<br />

School Contest 2007/2008 teilgenommen.<br />

Koordinaten eines Weltbürgers<br />

Koordinaten<br />

eines Weltbürgers<br />

Weltweite Aktivitäten im Rundumblick – 360 GRAD: vom Start der Pangaea-Expedition<br />

in New York bis <strong>zur</strong> Eröffnung des Global Hybrid Center in Kawasaki.<br />

KAWASAKI 35°N/140°E ——— Global Hybrid Center<br />

in Japan eröffnet. In Kawasaki wurde ein weltweites<br />

Zentrum für Hybridentwicklungen von <strong>Daimler</strong> Trucks<br />

eröffnet. Damit wurde ein neuer Meilenstein der Initiative<br />

„Shaping Future Transportation“ gelegt.<br />

[Abgebildetes Werk: „Öldorado“ von Vlado Velkov (2005). Neon, 10 x 80 cm.<br />

MDF, Lack, 200 x 200 cm. Aus der <strong>Daimler</strong> Art Collection.]<br />

9


10 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Position Dieter Zetsche<br />

<strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

<strong>2009</strong> ist das Jahr der Herausforderungen, für die Gesellschaft und die Industrie. Wie trotz der getrübten<br />

Wirtschaftsstimmung zukunftsfähige Lösungen für die Automobilbranche geschaffen<br />

werden und warum das Thema „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ weiterhin ganz oben auf der Agenda bleibt, erläutert<br />

<strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche im Gespräch mit dem <strong>Magazin</strong> 360 GRAD.<br />

——— 360 GRAD: Herr Zetsche, Finanzkrise, Absatzeinbrüche,<br />

Kurzarbeit – die Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie<br />

stellen muss, sind gewaltig. Bleibt da noch<br />

Zeit für <strong>Nachhaltigkeit</strong>? Dieter Zetsche: Das klingt fast, als sei<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> ein Thema, das man sich nur leistet, wenn „noch<br />

Zeit bleibt“. Das ist aber nicht unser Verständnis. <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist<br />

das Grundprinzip unseres unternehmerischen Handelns. Es besagt,<br />

dass ökonomische, ökologische und soziale Ziele miteinander im<br />

Einklang stehen müssen - in der Krise genauso wie in guten Zeiten.<br />

——— Aber es gibt doch Zielkonfl ikte zwischen den verschiedenen<br />

Dimensionen von <strong>Nachhaltigkeit</strong>, oder? Kurzfristig mag<br />

das manchmal so wirken. Aber was langfristig droht, wenn man<br />

geschäftliche Ziele ohne Rücksicht auf Risiken und Nebenwirkungen<br />

verfolgt, lässt sich ja an der Finanzkrise und ihren Folgen besichtigen.<br />

Die Praktiken, die zu dieser Weltrezession geführt haben, sind<br />

im negativen Sinn ein Musterbeispiel für unverantwortliches, nicht<br />

nachhaltiges Handeln. Nein, man hat auf Dauer keinen ökonomischen<br />

Erfolg, wenn er zulasten ökologischer oder sozialer Belange


„<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist das Grundprinzip<br />

unseres unternehmerischen Handelns.“<br />

Dieter Zetsche<br />

geht. Und man kann als Unternehmen umgekehrt mehr für die Umwelt<br />

und die Gesellschaft tun, wenn man gute Geschäftsergebnisse<br />

erzielt. Das eine bedingt das andere. Neudeutsch könnte man auch<br />

sagen: „win-win“ oder „lose-lose“.<br />

——— Das hört sich gut an, ist aber leichter gesagt als getan,<br />

oder? Natürlich sind Taten wichtiger als Worte. Aber das gilt nicht<br />

nur beim Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Und wir sind bereit, uns an Taten<br />

messen zu lassen. Deshalb haben wir das Thema bei <strong>Daimler</strong> auch<br />

Position Dieter Zetsche im Gespräch<br />

institutionell auf Vorstandsebene verankert – mit dem Corporate<br />

Sustainability Board, das unsere bestehenden Managementprozesse<br />

zu <strong>Nachhaltigkeit</strong>sfragen bündelt. Und weil <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

zum Kern unserer Unternehmensstrategie zählt, leitet dieses<br />

Gremium unser Strategievorstand Rüdiger Grube. Ich betrachte das<br />

Thema aber ausdrücklich auch als mein eigenes.<br />

——— Was genau ist die Aufgabe dieses Sustainability Board?<br />

Es soll Transparenz schaffen und aus vielen Einzelbeiträgen ein<br />

stimmiges Ganzes machen. Bei <strong>Daimler</strong> gibt es naturgemäß die<br />

unterschiedlichsten lokalen, nationalen oder geschäftsspezifi schen<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>saktivitäten. Das ist gut und wird auch so bleiben.<br />

Aber die dezentrale Umsetzung muss durch ein zentrales „<strong>Nachhaltigkeit</strong>sradar“<br />

ergänzt werden – mit dementsprechend ganzheitlicher<br />

Verantwortung. Genau das ist Sache des Sustainability Board.<br />

——— Gibt es noch weitere Themen, bei denen Sie eher auf<br />

zentrale Lösungen setzen? In ethischen Fragen oder in Sachen<br />

Compliance kann es konzernweit nur einen Standard geben. Auch<br />

für unsere Zulieferer haben wir weltweit verbindliche Einkaufsrichtlinien.<br />

Und selbst die Lieferanten dieser Zulieferer müssen unseren<br />

Standards genügen. Wir wollen keinerlei Hilfestellung zu rechtlich<br />

oder ethisch unverantwortlichen Geschäftspraktiken leisten.<br />

——— Beim Thema Compliance hat <strong>Daimler</strong> in der Vergangenheit<br />

ja nicht immer geglänzt … aber umso klarer daraus gelernt<br />

und entsprechend gehandelt. Wir haben heute eine sehr effektive<br />

Compliance-Organisation. Dabei geht es uns neben der selbstver- ><br />

11


12<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

[Dieter Zetsche: „Man hat auf Dauer keinen ökonomischen Erfolg,<br />

wenn er zu Lasten ökologischer oder sozialer Belange geht.“]<br />

„Lokal emissionsfreies Fahren ist keine<br />

Utopie mehr.“ Dieter Zetsche


ständlichen Beachtung ethischer Normen und gesetzlicher Regeln<br />

auch um die Einhaltung freiwillig eingegangener Verpflichtungen,<br />

zum Beispiel im Rahmen des „Global Compact“ der Vereinten<br />

Nationen. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sys-<br />

tematisch, damit auch wirklich jeder versteht: Compliance ist<br />

nicht optional, sondern ein integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur.<br />

Übrigens zeigt auch dieses Thema, wie eng die<br />

verschiedenen <strong>Nachhaltigkeit</strong>sdimensionen miteinander verknüpft<br />

sind. Denn wer ungesetzlich oder unethisch handelt, schadet allen<br />

Unternehmenszielen: den ökonomischen, weil er das Vertrauen von<br />

Kunden und Investoren verspielt; den ökologischen, weil damit die<br />

Mittel <strong>zur</strong> Entwicklung umweltfreundlicher Technologien fehlen; und<br />

den sozialen, weil die Existenzgrundlage vieler Menschen gefährdet<br />

wird. Kein Geschäft dieser Welt ist das wert.<br />

——— Können Sie trotzdem verstehen, wenn Mitarbeiter auch<br />

mal „genervt“ reagieren und sich fragen: „Was darf man<br />

heutzutage überhaupt noch?“ Sagen wir mal so: Ich akzeptiere<br />

es nicht, wenn das als Vorwand benutzt wird, um gegen gesetzliche<br />

Vorschriften oder interne <strong>Daimler</strong>-Regeln zu verstoßen. Wer das<br />

trotzdem tut, muss mit entsprechenden Disziplinarmaßnahmen<br />

rechnen. Da haben wir ein striktes „Null Toleranz“-Prinzip – das haben<br />

wir in einer Konzernrichtlinie ausdrücklich so festgeschrieben.<br />

Und wer unsicher ist, was geht und was nicht, kann und muss nachfragen:<br />

beim Chef, beim Compliance-Beauftragten vor Ort oder bei<br />

unserem zentralen Compliance Consultation Desk. Da gibt es keine<br />

Ausrede. Jeder Einzelne ist für sein korrektes Verhalten verantwortlich.<br />

Und von Führungskräften erwarte ich, dass sie Vorbilder sind.<br />

——— <strong>Daimler</strong> hat im letzten November einen „Sustainability<br />

Dialogue“ eingeführt, zu dem Sie Vertreterinnen und Vertreter<br />

von politischen Organisationen, von Gewerkschaften und<br />

Arbeitgeberverbänden und von NGOs eingeladen haben. Was<br />

versprechen Sie sich davon? Vor allem konstruktiven Austausch.<br />

Wenn ich in meinen demnächst 56 Lebensjahren etwas gelernt habe,<br />

dann ist es, dass falsche Vorurteile umso hartnäckiger sind, je weniger<br />

sie von praktischen Erfahrungen bei persönlichen Begegnungen<br />

widerlegt werden können. Daraus folgt für mich, dass man Gelegenheiten<br />

für solche Begegnungen schaffen muss. Und genau das tun wir<br />

mit dem neuen Dialogforum, das wir definitiv weiterführen werden.<br />

——— Lassen Sie uns <strong>zur</strong> ökologischen Dimension von <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

kommen: Sie haben kürzlich gesagt, der „Anfang<br />

vom Ende des Ölzeitalters“ sei da. Was genau meinen Sie<br />

damit? Gut ein Jahrhundert lang haben wir Automobile nahezu<br />

ausschließlich auf der Basis von Erdöl betrieben. Dafür gab es viele<br />

gute Gründe: kurze Tankzeiten, hohe Reichweiten, flächendeckende<br />

Infrastruktur, nicht zuletzt auch ein vergleichsweise günstiger Preis.<br />

Aber allmählich zeichnet sich eine technologische Zeitenwende ab.<br />

Deshalb haben wir auch unsere Initiative „Drive for Zero Emissions“<br />

gestartet, unter der wir alle Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität<br />

zusammengefasst haben: Wir machen etwa wichtige Fortschritte<br />

bei der Elektrifizierung des Antriebs. In Kleinserie kommen noch<br />

in diesem Jahr ein Elektro-smart und ein Mercedes-Benz mit Brennstoffzellenantrieb;<br />

etwas später folgt der erste Mercedes-Benz mit<br />

batterieelektrischem Antrieb. In all diesen Fällen setzen wir auf<br />

modernste Lithium-Ionen-Technologie, an deren Entwicklung und<br />

Produktion wir inzwischen direkt beteiligt sind. Lokal emissionsfreies<br />

Fahren ist also keine Science-Fiction mehr.<br />

Position Dieter Zetsche im Gespräch<br />

——— Trotzdem gibt es Stimmen, die vor überzogener Elektro-<br />

Euphorie warnen … und denen schließe ich mich ausdrücklich an!<br />

Es geht schließlich nicht um ein Entweder-oder. Lange Zeit werden<br />

unterschiedliche Antriebstechnologien nebeneinander existieren.<br />

Es wäre ein Fehler, dabei nur noch dem Elektroantrieb ein grünes<br />

Image zu geben. Auch moderne Verbrennungsmotoren können<br />

umweltfreundlich sein. Ich gehe noch weiter und behaupte: Die<br />

Antwort auf die Frage, wie viel CO 2 wir im Straßenverkehr in den<br />

nächsten Jahren tatsächlich einsparen können, hängt vom Anteil der<br />

Autos ab, die mit sauberen Verbrennungsmotoren auf die Straße<br />

kommen. Moderne Benziner oder Diesel sind also alles andere als<br />

Technologie „von gestern“.<br />

——— Können Sie konkrete Beispiele nennen? Jede Menge. Nehmen<br />

Sie unsere neue E-Klasse mit ihrem hocheffizienten 4-Zylinder-<br />

Diesel in drei Leistungsabstufungen. Der verbraucht nur noch 5,3<br />

Liter auf 100 Kilometer – bei CO 2 -Emissionen von 139 Gramm pro<br />

Kilometer. Das sind absolute Spitzenwerte für eine Limousine<br />

mit diesem Sicherheitsstandard und Komfort. In der C-Klasse gibt<br />

es denselben Motor in drei Leistungsvarianten. Und das ist nicht<br />

alles: Zur IAA im Herbst legen wir noch mal nach – mit dem E 350<br />

BlueTEC, der dank neuem De-NO x -Katalysator bereits <strong>2009</strong> die für<br />

2014 geplanten Euro-6-Vorschriften erfüllen wird. Eine Fachzeitschrift<br />

hat das doppeldeutig als „saubere Arbeit!“ bezeichnet.<br />

——— Stichwort IAA: Bleibt es dabei, dass Mercedes-Benz in<br />

Frankfurt auch den ersten deutschen Serienhybrid präsentieren<br />

wird? Definitiv. Wobei der Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />

nicht nur der erste deutsche Serienhybrid, sondern auch der erste<br />

Hybrid weltweit sein wird, der mit innovativer Lithium-Ionen-Technologie<br />

ausgestattet ist. Dadurch wird die Batterie gleichzeitig kleiner<br />

und leistungsfähiger. Hinzu kommt ein moderner V6-Benziner –<br />

zusammen macht das den Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID zum<br />

CO 2 -Champion der Luxusklasse. Übrigens markiert seine Einführung<br />

den Beginn einer breiten Mercedes-Benz Hybridoffensive.<br />

——— Wie sieht es bei den Nutzfahrzeugen aus? Bei umweltfreundlichen<br />

Lkw und Bussen sind wir weltweit die Nummer eins.<br />

Weit über 200.000 Nutzfahrzeuge mit BLUETEC-Dieseltechnologie<br />

sind bereits auf Europas Straßen unterwegs. Sie emittieren im<br />

Vergleich zu Euro 3 rund 60 Prozent weniger Stickoxide und bis zu<br />

80 Prozent weniger Rußpartikel. Und das ist nicht alles, denn wir<br />

werden den saubersten Diesel der Welt auch bei Lkw, Bussen und<br />

Transportern mit Hybridmodulen kombinieren. Shaping Future<br />

Transportation – das ist unser Anspruch und deshalb auch der Name<br />

einer Initiative, mit der wir Kraftstoffverbrauch, CO 2 -Emissionen<br />

und Abgase unserer Nutzfahrzeuge weiter senken werden. Schon<br />

heute haben wir mehr hybridgetriebene Nutzfahrzeuge im Angebot<br />

als jeder andere Hersteller.<br />

——— Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Sicherheit – ein<br />

weiteres, fast schon traditionelles Topthema für <strong>Daimler</strong> … Das<br />

wird auch künftig so bleiben. Wir haben ein klares Leitbild: „die<br />

Vision vom unfallfreien Fahren“. In den letzten Jahren sind wir ihr<br />

schon ein gutes Stück näher gekommen. Moderne Sicherheits-<br />

technologie kann Leben retten. Und <strong>Daimler</strong>-Fahrzeuge gehören<br />

über alle Modelle hinweg zu den sichersten der Welt. Darauf sind<br />

wir stolz. Und natürlich ist es auch ein Riesenansporn für unsere<br />

weitere Arbeit. \<br />

13


14 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Evolution<br />

Sind Sie noch gerne zu Fuß unterwegs?<br />

Obwohl sich der Mensch von seiner körperlichen Verfassung in den letzten 50 Jahren nur<br />

unwesentlich verändert hat, scheint er fußfaul geworden zu sein: Die motorisierte Fortbewegung<br />

nimmt ständig zu, auch der Flugverkehr ist explosionsartig angestiegen. Aber<br />

per pedes kommen wir nicht mal mehr auf einen Kilometer am Tag.<br />

0,7<br />

km/Person/Tag<br />

35<br />

km/Person/Tag<br />

3<br />

km/Person/Tag<br />

0,7<br />

km/Person/Tag<br />

10<br />

km/Person/Tag<br />

62<br />

km/Person/Tag<br />

0,6<br />

km/Person/Tag<br />

0,3<br />

km/Person/Tag<br />

1920 1930 1940 1950<br />

1970 1980 1990 2000<br />

2020


2030 2040 2050<br />

Energie, die uns antreibt<br />

Von: Michael Gleich<br />

An: Leser von 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Gesendet: <strong>2009</strong><br />

Illustration: Sarah Illenberger<br />

Hallo in die Runde,<br />

Sie haben eine E-Mail!<br />

DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />

auch in diesem Jahr wird es wieder heiße Diskussionen geben: Rezession, Klimawandel, Spritpreise.<br />

Wie reagieren die Fahrzeughersteller darauf? Ich habe einige Stichwörter zusammengestellt, die mir<br />

in der Debatte besonders wichtig erscheinen. Zufälligerweise (oder auch nicht …) fangen sie alle mit<br />

„E“ an. Es ist also eine echte E-Mail geworden.<br />

Evolution , dieses unendliche Spiel von Veränderung und Verbesserung, wird gerne nach Rezepten<br />

befragt, die für das menschliche Zusammenleben gelten könnten. Eine Frage drängt sich derzeit auf:<br />

Ist die Natur ein Energiesparer oder ein Energieverschwender? Die Antwort lautet: Je nachdem!<br />

Um zwei Extreme zu nennen: Es gibt die Kolibri-Strategie und das Modell Faultier. Kolibris sind kleine<br />

Schwirrvögel, die in den tropischen Regenwäldern leben. Ihre Flügel schlagen bis zu 50 Mal pro<br />

Sekunde, ihre Herzen 400 Mal pro Minute. Bei ihrem fliegerischen Extremsport heizen sie ihre Körper<br />

auf 42 Grad Celsius auf. Kolibris führen ein Hochenergieleben. Sie verbrennen täglich ein Vielfaches<br />

ihres Körpergewichts an Blütennektar. Ständig müssen sie an die Tankstelle – und gelten dennoch<br />

als Erfolgsmodell der Evolution, das sich in einigen Hundert Varianten bewährt hat. Ganz anders<br />

überleben im gleichen Lebensraum die Faultiere. Sie sind Meister darin, ihren energetischen Aufwand<br />

möglichst niedrig zu halten. Sie bewegen sich wie in Zeitlupe, verschlafen die meisten Stunden des<br />

Tages. Ihren Stoffwechsel können sie so weit runterfahren, dass die Körpertemperatur auf 24 Grad<br />

absinkt. Der Lohn der Langsamkeit besteht in einer hohen Lebenserwartung und einer weiten Verbreitung.<br />

Kolibri-Strategie und Modell Faultier sind unterschiedliche Lösungen des gleichen Problems<br />

von Energiemanagement. Als Daumenregel lässt sich sagen: Sind Ressourcen im Überfluss vorhanden,<br />

prasst die Natur. Ein Baum schickt Milliarden von Blütensamen in den Wind, um einen einzigen<br />

Sprössling zu produzieren; Schildkröten legen Hunderte von Eiern, und nur zwei oder drei wachsen<br />

zu Jungtieren heran. Überfluss übersetzt die Natur mit großen Zahlen, mit Vervielfältigung. Herrscht<br />

jedoch Mangel, dann reagiert sie mit Spezialisierung. In kurzer Zeit entstehen viele neue Tier- und<br />

Pflanzenarten, die jeweils eine kleine ökologische Nische zum Überleben nutzen. Kargheit bewirkt<br />

regelrechte Kreativitätsschübe. Die Erfahrung, dass Not erfinderisch macht, gilt auch in der freien<br />

Wildbahn. Erst recht bestimmt sie das Wirtschaftsleben. Wirkliche Innovationen passieren nicht in -<br />

nerhalb der Komfortzone. Warum auch etwas ändern und umkrempeln, solange der Laden läuft? Die<br />

Bereitschaft zum Wandel hängt oft mit schmerzhaften Erfahrungen zusammen. Wie beim Thema<br />

Energie: Allmählich dämmert es auch dem Letzten, dass wir es hier eher mit Mangel als mit Überfluss<br />

zu tun haben. Also müssen wir unsere knapper werdenden Ressourcen effizienter einsetzen.<br />

Effizienz reagiert auf Volatilität und Verknappung. Mit dem gleichen Quantum Energie weiter zu<br />

kommen, ist ökologisch sinnvoll, finanziell sowieso, und das Klima schützt es auch. Und warum<br />

machen die Entwickler Autos dann nicht deutlich effizienter? Antwort: Sie tun es! Aber sie stecken<br />

in einem Dilemma. Die Kunden freuen sich zwar einerseits über niedrige Tankrechnungen, verlan -<br />

gen aber andererseits immer mehr Komforttechnik. Klimaanlagen, elektrische Fensterheber und<br />

Sitzheizungen machen das Fahrerleben angenehmer, aber auch die Autos schwerer. Die erzielten ><br />

15


16 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Effizienzgewinne werden im Handumdrehen wieder aufgefressen. Wirkliche Quantensprünge sind nur<br />

dann möglich, wenn man akzeptiert, dass Autos nicht mehr alles können müssen. Dann ist der Weg<br />

frei für deutlich leichtere, sparsamere und sauberere Vehikel. Und die könnten zu einem größeren Teil<br />

sogar mit Elektrizität angetrieben werden.<br />

Elektrizität statt Kraftstoff war schon einmal der Renner, in den frühen Tagen des Automobils. „La<br />

Jamais Contente“, die niemals Zufriedene, hieß 1899 das stromlinienförmige, stromgetriebene Ur-Modell.<br />

Damals begeisterte die Ingenieure, dass der Wirkungsgrad von Elektromotoren deutlich besser<br />

ist als der von Verbrennungsmotoren (wo viel Feuer, da viel Wärme und viel Rauch …). Nachteil der<br />

Elektromobile war damals ihre geringe Reichweite. Allzu schnell war der Akku leer. Doch heute machen<br />

E-Autos wieder Boden gut. Neue Speichertechnologien bescheren weitere Radien. Hybride Kombinationen<br />

von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sind insbesondere für den Stadtverkehr attraktiv.<br />

Wie aber, das ist die Kernfrage, kommt der Strom in die Ladestation? Nur wenn er regenerativ<br />

erzeugt wird, etwa aus Sonne, Wind und Wasserkraft, kann er zu einem sauberen Antrieb werden.<br />

Das lenkt den Blick auf die …<br />

Emissionen . Abgase, die von Menschen eingeatmet werden, können zu Gesundheitsschäden führen.<br />

Angereichert in der Atmosphäre, bringen sie das Klima durcheinander und den Planeten zum Schwitzen.<br />

Hier zeigt sich, wie alle E-Wörter zusammenhängen: Effizientere Autos bedeuten evolutionäre Fortschritte,<br />

weil sie weniger Energie brauchen und weniger Emissionen produzieren, und wenn Elektroautos<br />

dann noch mit erneuerbarer Energie angetrieben werden, dann sind das Hinweise darauf, dass<br />

wir auch in Zukunft der menschlichen Kreativität vertrauen dürfen. Das ist ein gutes Gefühl.<br />

Emotionen sind die eigentlichen Beweger, viel stärker, als wir uns eingestehen wollen. Wir sehen uns<br />

gerne als Vernunftwesen, die sachlich und rational urteilen. Doch in Wirklichkeit leiten uns Gefühle wie<br />

Liebe, Angst, Zorn und Freude in jeder Minute. Die überwiegende Zahl von Entscheidungen wird von<br />

Emotionen, von inneren Bewegungen bestimmt. Der lateinische Wortstamm von Emotion, nämlich<br />

„emoveo“, bedeutet „hinausschaffen“. Gleichzeitig filtern Gefühle, wie wir die Welt wahrnehmen. Betrachten<br />

wir die Dinge mit der Perspektive des Pessimisten, für den sowieso alles den Bach runtergeht<br />

und der damit eine wunderbare Entschuldigung hat, weder sich noch überhaupt etwas zu bewegen?<br />

Oder schauen wir mit der Optik des Optimisten, der losläuft und nach Lösungen sucht? Wir können<br />

uns die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, bewusst machen und damit beeinflussen. Dann hat<br />

jeder von uns die Wahl: resignieren oder sich einmischen?<br />

Engagement entsteht aus Gefühlen von Verbundenheit. Aus Verständnis und Mitgefühl entwächst<br />

die Tatkraft, sich für andere einzusetzen, ohne davon einen direkten Nutzen zu haben. Aber dennoch<br />

helfen wir uns gegenseitig in dem Wissen, dass sich dadurch die eigene Situation und die der Mitmenschen<br />

verändert und nachhaltig verbessert. Menschen setzen sich für andere ein, wenn sie sich<br />

von ihrer Umgebung respektiert und gemocht fühlen, wenn sie sich mit dem Platz, an dem sie leben<br />

und arbeiten, identifizieren können, egal ob in der Familie, im Stadtteil oder in der Firma. Hier kommt<br />

ein altmodischer Begriff zu neuen Ehren: Heimat. Befreit von allem Volkstümelnden und Ewiggestrigen,<br />

wird er <strong>zur</strong> Chiffre für das Gefühl, eingebunden zu sein. Doch genau an diesem Punkt liegt das<br />

Problem von Verantwortung in Zeiten rasch zunehmender Mobilität. Wer fühlt sich noch irgendwo<br />

zugehörig, wenn alle unterwegs sind? So lautet die neue Herausforderung an unsere Zivilisation, Verantwortung<br />

weit über die einstigen Grenzen hinweg zu zeigen. Als Jugendliche haben wir von Eltern<br />

und Lehrern oft gehört: „Ihr werdet die Welt nicht verändern.“ Dieser Satz ist falsch – und schädlich.<br />

Denn wenn man jungen Menschen suggeriert, ihr Engagement zähle nicht, dann lähmt man jene<br />

Kraft, die wohl zu den kostbarsten erneuerbaren Ressourcen gehört: die Lebensenergie.<br />

Mit energischen Grüßen in die Runde,<br />

Ihr Michael Gleich<br />

Über den Autor: Michael Gleich (*1960) ist Journalist und Wissenschaftspublizist und lebt in München. Er hat sich<br />

auf die verständliche und überraschende Darstellung komplexer Themen wie Frieden, Mobilität und Umwelt spezialisiert.<br />

Seine Sachbücher sind in mehreren Sprachen erschienen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.<br />

50%<br />

aller Autofahrer wären<br />

bereit, ihre Fahrweise zu<br />

ändern, wenn sie sicher<br />

sein könnten, dass dies gut<br />

für die Umwelt ist.


Effizienz<br />

Wie sparsam gehen Sie mit Kraftstoff um?<br />

Der Mensch ist von Natur aus ein eher bequemes Wesen. Doch ab welchem Wissensstand sind wir<br />

bereit unser Verhalten der Umwelt zuliebe zu ändern? Bei einer Befragung von Autofahrern durch die<br />

Firma Shell kam heraus, dass ein Umdenken bereits stattfindet.<br />

68 %<br />

der Autofahrer nutzen<br />

ihr Auto hauptsächlich<br />

zum Einkaufen.<br />

67%<br />

aller Fahrer würden nur dann<br />

aktiv werden, wenn sie wüssten,<br />

dass sie Geld sparen könnten.<br />

DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />

70%<br />

denken über den Kraftstoffverbrauch<br />

nach, bevor sie sich<br />

ein neues Auto kaufen.<br />

17<br />

40 %<br />

versuchen ihr Verbrauchsverhalten<br />

zu verbessern.


18 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Elektrizität<br />

Wie viel Strom verbrauchen Ihre Elektrogeräte<br />

– wenn sie ausgeschaltet sind?<br />

Obwohl die meisten elektrischen Geräte in unserem Haushalt ausgeschaltet sind, fließt trotzdem<br />

Strom – und gar nicht wenig. Es wird geschätzt, dass alle elektrischen Stand-by-Geräte<br />

weltweit für etwa 1 Prozent der globalen CO 2 -Produktion verantwortlich sind. Im Vergleich<br />

dazu: Der weltweite Flugverkehr macht etwa 3 Prozent aus.<br />

3,08 Watt<br />

Mikrowelle<br />

5,04 Watt<br />

CD-Player<br />

0,98 Watt<br />

schnurloses Telefon<br />

4,2 Watt<br />

Zentralheizung<br />

8,9 Watt<br />

Laptop


Emission<br />

Wie hoch ist Ihr CO 2 -Ausstoß?<br />

Die großen Industrienationen produzieren den höchsten CO 2 -Ausstoß. Wenn man<br />

die jährlichen Ausstoßmengen allerdings auf die einzelnen Einwohner eines Landes<br />

umrechnet, erhält man überraschende Werte. Was ist da bloß in Australien los?<br />

Indien<br />

1,1t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

Frankreich<br />

9,4 t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

USA<br />

23,6 t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

Deutschland<br />

12,3 t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />

China<br />

3,1t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

Australien<br />

26,9t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

Brasilien<br />

3,8 t<br />

pro Einwohner/Jahr<br />

19


20 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Emotion<br />

Wie viel Energie steckt in Ihren Gefühlen?<br />

In unseren Gefühlen steckt ganz schön viel Power. Das merkt man nicht nur daran, dass<br />

wir uns je nach Stimmungslage schwach oder „zum Bäumeausreißen“ fühlen, sondern weil<br />

wir auch in jedem Gefühlszustand Energie (gemessen in Kalorien pro Minute) verbrennen.<br />

5kcal/min<br />

Freude<br />

20kcal/min<br />

Wut<br />

4,3kcal/min<br />

Liebe<br />

1,5 kcal/min<br />

Neugier<br />

1,33 kcal/min<br />

Langeweile<br />

5kcal/min<br />

Trauer


Engagement<br />

Für welche gute Sache setzen Sie sich ein?<br />

Was tun in der freien Zeit? Man könnte angeln gehen, Freunde treffen oder mal wieder Sport<br />

treiben – oder sich für eine gute Sache einsetzen. Jeder fünfte Deutsche nutzt seine Freizeit, um<br />

sich im sozialen Bereich zu engagieren, für den Umweltschutz nicht mal jeder zehnte.<br />

20,7%<br />

Kirche und Religion<br />

22,4 %<br />

Kinder und Jugend<br />

7,5 %<br />

Umweltschutz und<br />

Tierschutz<br />

7,6 %<br />

Politik und Interessenvertretung<br />

DAS E-HEFT – Energie, die uns antreibt<br />

19,2%<br />

21<br />

35,2%<br />

Sport, Freizeit und<br />

Geselligkeit<br />

sozialer Bereich,<br />

Gesundheit und Pflege


22 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Text Dirk Maxeiner Fotografi e Joel Micah Miller<br />

vol r„Die Zukunft des Automobils ist elektrisch.“ Viele Entwickler und Hersteller beanspruchen den<br />

Beweis dieser Aussage bereits schon heute für sich. Wer aber in Zukunft Elektrizität als<br />

Energiequelle im Auto nutzen möchte, muss eine wirtschaftliche Lösung anbieten können, was<br />

<strong>Daimler</strong> im Rahmen seiner Initiative „Driving for Zero Emissions“ unter Beweis stellt.


ution<br />

23


24 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong>


in New Yorker Polizist macht in der Science-<br />

Fiction-Komödie „Men in Black“ bei einer Verfolgungsjagd<br />

eine interessante Entdeckung: Der<br />

Dieb, den er gerade verfolgte, ist kein Mensch,<br />

sondern ein Außerirdischer. Die vom anderen<br />

Stern haben sich heimlich, still und leise über<br />

den Planeten verteilt und keiner hat es gemerkt.<br />

Etwas Ähnliches passiert derzeit in London. Hinter<br />

dem freundlichen Gesicht des smart verbreitet sich still und leise<br />

der Elektroantrieb im Automobil. Die Zukunft ist da und keiner hat es<br />

gemerkt. Wie denn auch: Der „smart fortwo electric drive“ sieht aus<br />

wie jeder andere smart fortwo und fl ießt munter mit im Stadtverkehr.<br />

Das geschieht mit einer „Normalität“, so schreibt ein Journalist der<br />

Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nach einer Testfahrt, „die<br />

fast schon enttäuschend ist“.<br />

Die Einweisung in das kleine Auto dauert gerade mal dreißig Sekunden.<br />

Oben auf dem Instrumentenbrett zeigt eine runde Ladeanzeige,<br />

über wie viel Kapazität die Batterie verfügt. Ansonsten gilt noch die<br />

Anweisung: Einschalten mit dem „Zündschlüssel“ ist nur möglich,<br />

wenn der Fuß sicherheitshalber auf der Bremse steht. Und danach<br />

gibt der Fahrer einfach „Gas“, respektive Kilowatt. Gangwechsel<br />

gibt’s nicht mehr. In sechs Sekunden beschleunigt das Wägelchen<br />

auf 60 km/h. Beim Einbiegen auf die Stadtautobahn surrt es ruckzuck<br />

mit 100 km/h dahin. Der elektrische smart fährt sich so kinderleicht<br />

wie ein Autoscooter, auf dem die meisten von uns im zarten<br />

Kindesalter ihre ersten Fahrstunden genommen haben. Dieses Stück<br />

Alltags-Übersichtlichkeit erfüllt mit tiefer Dankbarkeit, besonders in<br />

einer Zeit, in der jeder bessere Toaster ein ausführliches Studium der<br />

Gebrauchsanleitung verlangt.<br />

Pilotprojekte für eine saubere Zukunft. Einhundert solche Elektro-smarts<br />

fahren schon seit 2007 in einem Pilotversuch in Londons<br />

City und kommen bei Behörden, Firmen und Privatleuten zum Einsatz.<br />

Statt der üblicherweise fälligen acht britischen Pfund Citymaut<br />

(Congestion charge) pro Tag saust der abgasfreie smart völlig gebührenfrei<br />

durch London. Über Berlins Straßen soll bald eine Flotte<br />

von mehr als 100 Elektrofahrzeugen der Marken Mercedes-Benz und<br />

smart rollen. In einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Stromanbieter<br />

RWE werden die Fahrzeuge künftig über ein Netz aus insgesamt<br />

500 Stromtankstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet mit Energie<br />

versorgt. Die Ladestationen werden bei den Versuchsteilnehmern<br />

„zu Hause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Parkraum installiert“,<br />

erklärte RWE-Chef Jürgen Großmann. Während <strong>Daimler</strong> für den<br />

Großversuch die Autos <strong>zur</strong> Verfügung stellt und für den Service der<br />

Fahrzeuge sorgt, betreibt und entwickelt RWE das Netz aus Stromtankstellen.<br />

Und davon werden in Zukunft viele gebraucht. Die populäre Vision<br />

vom Elektroauto, das jedermann ganz einfach in seiner Garage<br />

aufl aden kann, ist ja schon auf den ersten Blick etwas blauäugig:<br />

Nur fünf Prozent der Autobesitzer haben überhaupt eine Garage.<br />

Es muss deshalb erst einmal eine praktikable Infrastruktur für<br />

Elektrofahrzeuge geschaffen werden, die ein zügiges und sicheres<br />

„Betanken“ ermöglicht. Außerdem soll ein Abrechnungssystem geschaffen<br />

werden, dass gestaffelte Tarife bietet. Je niedriger die allgemeine<br />

Stromnachfrage im Tagesverlauf, desto günstiger wäre dann<br />

der Nachladetarif. Wer nachts Strom tankt, fährt billiger. Ähnliche<br />

Projekte werden zusammen mit Italiens größtem Energieversorger ><br />

DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution 25<br />

CHECKPOINT<br />

Strategische Allianz<br />

Die Evonik Industries AG, Essen, und die<br />

<strong>Daimler</strong> AG entwickeln den Energiespeicher<br />

der Zukunft. Auf Basis der Lithium-<br />

Ionen-Technologie von Evonik und mit<br />

dem Know-how von <strong>Daimler</strong> werden beide<br />

Groß kon zer ne die Forschung, Entwicklung<br />

und Pro duk tion von Batteriezellen<br />

und Batteriesystemen am Standort<br />

Deutschland vorantreiben. Li-Tec-Zellen<br />

werden kurzfristig in Elektrofahrzeugen<br />

von Mercedes-Benz Cars eingesetzt. Da -<br />

mit wird ein wichtiger Meilenstein für die<br />

Serienfertigung von Elektrofahrzeugen<br />

erreicht.<br />

Projekthaus e-drive<br />

<strong>Daimler</strong> und das Karlsruher Institut für<br />

Technologie (KIT) haben 2008 mit der Gründung<br />

des „Projekthaus e-drive“ am KIT<br />

eine Forschungskooperation auf dem<br />

Gebiet der Elektroantriebe gestartet. Mit<br />

der erstmaligen Bündelung der Bereiche<br />

Leistungselektronik, Steuerungs- und Re -<br />

gelungstechnik sowie elektrische Energiespeicher<br />

und Elektromaschinen unter<br />

einem Dach im „Projekthaus e-drive“ werden<br />

wertvolle Synergien generiert, um<br />

die Forschungsaktivitäten <strong>zur</strong> nachhaltigen<br />

Mobilität effi zient voranzutreiben. Durch<br />

das bislang einzigartige Kompetenzbündnis<br />

aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />

soll die Marktreife von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />

deutlich beschleunigt werden.<br />

Das strategisch langfristig angelegte<br />

„Projekthaus e-drive“ ist auch an einer<br />

Einbindung weiterer wissenschaftlicher<br />

Einrichtungen bzw. Kooperationspartner<br />

zum Ausbau des Forschungsverbundes<br />

interessiert.


26 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Enel in Rom, Mailand und Pisa anlaufen. Beim Startschuss für den<br />

Berliner Großversuch, dem weltweit größten Gemeinschaftsprojekt<br />

dieser Art, bemerkte Bundeskanzlerin Angela Merkel, es werde jetzt<br />

„sichtbar, wie etwas, von dem wir als Innovation hören, konkret Gestalt<br />

annehmen kann“.<br />

Ausgeklügelte Batterietechnologie. Arnold Lamm, der mit seinem<br />

Team die Batterieentwicklung vorantreibt, hat eine Nachbildung<br />

des ersten <strong>Daimler</strong>-Akku-Meisterstücks auf einem Regal im Büro<br />

stehen: die erste Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie, die serienmäßig<br />

im Automobil zum Einsatz kommt. Lamm wiegt das Modell für den<br />

Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID, das in seinen Abmessungen einer<br />

herkömmlichen Batterie entspricht, in den Händen. „Wir mussten<br />

im Gehäuse nicht nur die Zellen, sondern auch das elektronische<br />

Batteriemanagementsystem und ein Kühlmodul unterbringen“. Aus<br />

Platz- und Sicherheitsgründen ist das Bauteil fest verkapselt und<br />

kann nicht geöffnet werden. Seine Nutzungszeit ist auf zehn Jahre<br />

ausgelegt. „Die Konkurrenz wird das Teil wohl erst mal in einem Kernspintomografen<br />

durchleuchten müssen“, lächelt Lamm, „die wollen<br />

natürlich möglichst schnell wissen, wie wir das geschafft haben“. Zum<br />

raschen Erfolg der neuen Batterietechnologie wird künftig auch die<br />

Zusammenarbeit mit der Evonik Industries AG aus Essen beitragen.<br />

Auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie von Evonik und dem Knowhow<br />

von <strong>Daimler</strong> wird gemeinsam der Energiespeicher der Zukunft<br />

für Pkw und Nutzfahrzeuge entwickelt (siehe Checkpoint Seite 25).<br />

Während im Hybrid eher kurzzeitige und sehr hohe Leistungsabgaben<br />

gefordert werden, sollte eine Batterie in einem reinen Elektrofahrzeug<br />

die Leistung und Energie über einen längeren Zeitraum<br />

gleichmäßiger abgeben. Es kommen daher je nach Einsatzbereich<br />

verschiedene Zellen <strong>zur</strong> Anwendung. Jetzt müsse man das System<br />

„modularisieren“, sodass dennoch möglichst viele Gleichteile verwendet<br />

werden können. Für die absehbare Zukunft erwartet er keine<br />

revolutionären Neuerungen, sondern evolutionäre Schritte: „Wir<br />

werden den Batterieaufbau weiter vereinfachen und zusätzlich durch<br />

größere Stückzahlen auch in den Kosten weiter herunterkommen.“<br />

Lamm ist sich sicher, dass sich das Prinzip Lithium-Ionen im Markt<br />

durchsetzen wird. Dennoch dürfe man von der Batterietechnologie<br />

keine Wunder erwarten: „Das Urproblem der relativ beschränkten<br />

Reichweite wird uns beim reinen Elektroauto vorerst erhalten bleiben.“<br />

Es stelle sich allerdings auch die Frage, warum man bei einer<br />

durchschnittlichen täglichen Fahrleistung von 30 bis 50 Kilometer<br />

im Stadteinsatz überhaupt zusätzliche schwere Batterien mit sich<br />

rumschleppen solle. Zusätzliche Reichweite könnte womöglich<br />

preiswerter und effi zienter durch einen kleinen zusätzlichen Verbrennungsmotor<br />

sichergestellt werden, der die Batterie nachlade<br />

(„Range Extender“). Die Entwicklung laufe je nach Einsatzzweck auf<br />

einen Baukasten mit unterschiedlichen Lösungsmodulen hinaus.<br />

Energie aus Brennstoffzellen. Ein wichtiges Modul ist für <strong>Daimler</strong><br />

die Brennstoffzelle. „Das Brennstoffzellenfahrzeug ist ebenfalls ein<br />

reines Elektrofahrzeug“, erklärt Jürgen Friedrich, Projektleiter elektrische<br />

Antriebssysteme, „in der Öffentlichkeit herrscht da oft ein<br />

Missverständnis“. Die Antriebskomponenten seien beim Brennstoffzellenfahrzeug<br />

weitgehend die gleichen, statt aus einer großen<br />

Batterie komme die Energie aber aus einer Brennstoffzelle. Die<br />

wird sozusagen mit Wasserstoff nachgeladen, aus dem sie dann<br />

Strom produziert. Mit umgerüsteten herkömmlichen Verbrennungsmotoren,<br />

die dann direkt Wasserstoff verbrennen, hat das absolut<br />

nichts zu tun. Jürgen Friedrich: „Der Wirkungsgrad der Brennstoff-<br />

zelle ist viel höher als der des Verbrennungsmotors. Das heißt, sie<br />

gewinnt mehr als doppelt so viel elektrische Energie aus dem gespeicherten<br />

Energieträger Wasserstoff.“ Während der Wirkungsgrad<br />

eines guten Verbrennungsmotors im Bereich von 20 Prozent liegt,<br />

bringt es die neue <strong>Daimler</strong>-Brennstoffzellengeneration auf deutlich<br />

über 50 Prozent. Umgerechnet auf das Energieäquivalent von Dieselkraftstoff<br />

verbraucht die Mercedes-Benz B-Klasse ausgerüstet mit<br />

der nächsten F-CELL-Generation etwa drei Liter Sprit pro 100 Kilometer<br />

(F-Cell steht für „Fuel Cell“, „Brennstoffzelle“). Das Fahrzeug<br />

kann dabei bis zu 136 PS mobilisieren und kommt mit einer Wasserstofffüllung<br />

deutlich mehr als 400 Kilometer weit.<br />

Bernd Löper und sein Team stecken mitten in den Vorbereitungen für<br />

den Start der Kleinserienproduktion der B-Klasse F-CELL mit Brennstoffzelle.<br />

Diese beginnt bereits Ende <strong>2009</strong>.<br />

„Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle<br />

ist viel höher als der des Verbrennungsmotors.<br />

Das heißt, sie gewinnt mehr<br />

als doppelt so viel elektrische Energie<br />

aus dem gespeicherten Energieträger<br />

Wasserstoff.“<br />

Jürgen Friedrich, Projektleiter elektrische Antriebssysteme<br />

Aktuell hat <strong>Daimler</strong> eine Testfl otte von über 100 Brennstoffzellenfahrzeugen<br />

im Einsatz, um die Grundelemente einer Wasserstoffi nfrastruktur<br />

zu erproben, Crash-Tests und Härtetests zu bestehen.<br />

Die Brennstoffzellenautos genießen keinen Welpenschutz, sondern<br />

müssen den gleichen Testkriterien gerecht werden wie konventionelle<br />

Fahrzeuge. Sie reichen von der Hitze im Death Valley bis zum<br />

arktischen Winter in Lappland. Dort konnte beispielsweise unter Beweis<br />

gestellt werden, dass das Problem des Kaltstarts im Rahmen<br />

der Weiter-/Neuentwicklung gelöst worden war. Bei der Umwandlung<br />

des Wasserstoffs in Strom entsteht Sauerstoff und Wasser.<br />

Doch Wasser gefriert bei Minusgraden, weshalb es bei abgeschalteter<br />

Zelle jetzt komplett entfernt wird. „Die Mannschaft ist bei solchen<br />

Testfahrten hoch konzentriert, als ob sie gemeinsam in einem<br />

Kloster wären“, berichtet er, „da wird auf dem kleinen Dienstweg<br />

sehr effi zient optimiert und weiterentwickelt.“ Die Niederungen des<br />

Alltagsbetriebs sind voller Tücken und können nur Schritt für Schritt<br />

in mühevoller Kleinarbeit bewältig werden.<br />

Am Forschungs- und Entwicklungsstandort Nabern, in einer Halle mit<br />

verschiedenen Prototypen, wird Besuchern die Dynamik der Entwicklung<br />

klar: Füllte die Brennstoffzelle beim ersten Versuchsfahrzeug<br />

1994 noch einen ganzen Transporter, so verschwindet sie in<br />

der B-Klasse jetzt unsichtbar unter dem Fahrzeugboden und im<br />

Motorraum. Eine Einschränkung der räumlichen Nutzbarkeit gibt es<br />

nicht – und in der Fahrdynamik auch nicht, eher im Gegenteil: Testfahrer<br />

sind beeindruckt vom geradezu sportwagenmäßigen Antritt<br />

der Fahrzeuge. Die Entwickler spüren großen Rückenwind, aber auch<br />

eine enorme Erwartungshaltung. Bernd Löper bringt das auf die<br />

schöne Formel: „Wir müssen jetzt nicht nur gackern, sondern auch<br />

Eier legen.“ \


[360 GRAD ONLINE]<br />

„Die Zukunft des Automobils ist elektrisch.“ Mit welchen<br />

Ideen <strong>Daimler</strong> den Herausforderungen bei der Gestaltung von<br />

„E-Mobility“ begegnet, lesen Sie in Interviews und Reportagen<br />

unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />

[1] Vom Außenseiter zum Öko-Star: die Erfolgsstory<br />

des smart ed.<br />

[2] Wie geht das eigentlich? Ein Bericht zum<br />

elektrischen Tanken.<br />

[3] Wasserstoff, Brennstoffzelle, B-Klasse F-CELL:<br />

häufi ge Fragen und Antworten.<br />

[4] Die exklusive Bildstrecke von der Fahrerprobung<br />

der neuen B-Klasse F-CELL.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution<br />

ZOOM<br />

Lithium-Ionen-Batterie<br />

Als erstem Hersteller ist es <strong>Daimler</strong> ge -<br />

lun gen, die bislang überwiegend in der<br />

Un terhaltungselektronik eingesetzte Lithium-Ionen-Batterietechnologie<br />

auf die<br />

an spruchs vollen Anforderungen im Automobil<br />

ein satz abzustimmen und erstmals<br />

in einem Großserien-Pkw zu integrieren.<br />

Die in <strong>Daimler</strong>-Fahrzeugen verwendete<br />

120-Volt-Lithium-Ionen-Batterie speichert<br />

die vom Elektromotor und rekuperativem<br />

Bremssystem generierte Energie und stellt<br />

sie bei Bedarf wieder <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Brennstoffzelle<br />

Eine Brennstoffzelle kann chemisch gebun -<br />

dene Energie mit einem Wirkungsgrad von<br />

38 bis 65 Prozent direkt in elektrische<br />

Energie umwandeln. Der so gewonnene<br />

Strom wird in Elektromotoren in Bewe gungsener<br />

gie um gewandelt. Damit sind derzeit<br />

in den Fahrzeugen Höchstgeschwin digkeiten<br />

von bis zu 145 km/h und Reichweiten<br />

mit einer Tankfüllung von mehr als<br />

400 Kilome ter möglich. Die verwendeten<br />

Brennstoffzellen ar beiten mit einem Betriebsdruck<br />

zwischen 0,3 und 2,0 bar.<br />

Mercedes-Benz Concept BlueZERO<br />

Der seriennahe Concept BlueZERO zeigt<br />

den Weg in die umweltverträgliche Elektromobilität.<br />

Das intelligente, modulare<br />

Konzept ermöglicht auf Basis einer Fahr -<br />

zeugarchitektur drei Modelle mit unterschiedlichen<br />

Antriebskonfi guratio nen –<br />

BlueZERO E-CELL mit batterieelektrischem<br />

Antrieb, einer elektrischen Reichweite von<br />

bis zu 200 Kilometer, – BlueZERO F-CELL<br />

mit Brennstoffzellenantrieb, einer elektrischen<br />

Reichweite deutlich über 400 Kilometer<br />

– BlueZERO E-CELL PLUS mit<br />

Elek tro antrieb und zusätzlichem Verbrennungsmotor<br />

als Stromgenerator („Range<br />

Extender“). Eine Gesamtreichweite von<br />

bis zu 600 Kilometer, rein elektrisch bis zu<br />

100 Kilometer, sind möglich.<br />

27


28<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

[Herbert Kohler, Leiter der Direktion E-Drive & Future Mobility in der Konzernforschung<br />

und Vorentwicklung sowie <strong>Daimler</strong>-Umweltbevollmächtigter.]


Interview Dirk Maxeiner Fotografi e Barbara von Woellwarth<br />

Interview mit Herbert Kohler …<br />

Leiter der Direktion E-Drive & Future Mobility<br />

in der Konzernforschung und Vorentwicklung<br />

sowie <strong>Daimler</strong>-Umweltbevollmächtigter.<br />

——— Herr Kohler, in den Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen von<br />

<strong>Daimler</strong> spürt man trotz ökonomisch<br />

schwieriger Zeiten Aufbruchstimmung<br />

… Wer sollte optimistisch in die Zukunft<br />

blicken, wenn nicht wir? Wir arbeiten an<br />

allen Themen, die prägend für die Zukunft<br />

des Automobils sind. Stichwort Verbrauch,<br />

Emissionen, Nach haltigkeit. Die Mitarbeiter<br />

sehen ein fach, dass sie damit am Pulsschlag<br />

der Zeit sind, und entsprechend motiviert<br />

suchen sie nach Lösungen. Es ist schön zu<br />

sehen, wie beispielsweise ältere Kollegen,<br />

die mit der Batterieforschung groß geworden<br />

sind, plötz lich ihren dritten Frühling erleben<br />

und im Rampenlicht stehen und wir auf ihre<br />

teilweise bis zu 25-jährige Erfahrung bauen.<br />

——— So ähnlich ist es ja wohl auch mit<br />

dem smart. Es gab ja in der Vergangenheit<br />

durchaus Bestrebungen, dieses<br />

Auto früh zu verrenten … Wenn wir den<br />

smart nicht hätten, dann müssten wir ihn<br />

neu erfi nden. Ich erinnere mich gut daran,<br />

wie das Fahrzeug am Anfang seiner Karriere<br />

in der Kritik stand – auch im eigenen<br />

Unternehmen. Wir mussten uns ständig<br />

rechtfer tigen, warum wir den angeblichen<br />

Laden hüter im Programm behielten. So<br />

ändern sich die Zeiten. Heute ist das Auto<br />

so aktuell wie nie.<br />

——— Insbesondere mit einem Elektroantrieb?<br />

Sein Konzept ist besonders geeignet,<br />

um innovative Antriebe zu integrieren,<br />

ge nau wie die A- und B-Klasse auch. Der<br />

smart wurde ja – vielleicht etwas zu früh vor<br />

zehn Jahren – genau für solche Antriebe<br />

konzipiert. Während andere Unternehmen<br />

überhaupt erst anfangen entsprechende<br />

Designs zu entwerfen, sind wir damit längst<br />

am Markt. Davon profi tieren wir im Moment.<br />

Wir können mit der Sandwichbauweise im<br />

smart, aber auch in der A-Klasse und B-Klasse<br />

Elektrofahrzeuge realisieren, ganz gleich<br />

ob mit Batterie oder Brennstoffzelle, ohne<br />

irgendwelche Einschränkungen im Innenraum.<br />

Und die Evolution des elektrischen<br />

smart geht weiter.<br />

——— Wie sind die Erfahrungen in London<br />

beim Großversuch mit dem smart elec tric<br />

drive? Überraschend positiv. Ob wohl wir<br />

den smart fortwo electric drive (smart ed) der<br />

ersten Generation einsetzen, also mit etwa<br />

100 Kilometer Reichweite, gibt es in der<br />

Praxis so gut wie keine „Versagens angst“,<br />

also Bedenken, irgendwo mit lee rer Batterie<br />

liegen zu bleiben. Ganz im Ge gen teil: Es überwiegt<br />

der Spaß, mit diesem laut losen und<br />

auch fl otten Auto sehr munter im Verkehr<br />

mitzuschwimmen. Das hat uns motiviert,<br />

in Berlin und anderen Städten die nächsten<br />

Schritte zu gehen.<br />

——— Werden die Grenzen eigentlich<br />

derzeit mehr von der Fahrzeugtechnik<br />

gesetzt oder von der Infrastruktur?<br />

Einerseits gibt es natürlich eine technische<br />

Beschränkung, von der Ladekapazität der<br />

Batterien her. Andererseits bestimmt den<br />

Erfolg eines solchen Projektes natürlich<br />

das Vorhandensein einer Infrastruktur. Das<br />

darf nicht zu einem Henne-Ei-Problem werden,<br />

indem der eine immer auf den anderen<br />

wartet. Die Fahrzeugkonzepte sind so erwachsen<br />

geworden, dass die Infrastruktur<br />

jetzt nachziehen muss. Die Stromversorger<br />

machen für Batteriefahrzeuge bereits erste<br />

Versuche. Wir sehen jetzt gespannt den angekündigten<br />

Schritten der Mineralölkonzerne<br />

entgegen, für die Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

eine Wasserstoffi nfrastruktur anzubieten.<br />

——— Wie soll denn so eine Elektroinfrastruktur<br />

aussehen? Ich denke es ist un -<br />

realistisch, dass jedermann sein Auto einfach<br />

an der heimischen Steckdose aufl ädt.<br />

Oder wollen wir aus der Hochhauswohnung<br />

DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution<br />

„Die Evolution geht weiter.“<br />

eine Kabeltrommel herunterlassen? So geht<br />

das nicht. Eine Infrastruktur muss fl ächendeckend<br />

sein, sie muss im Sinne einer kürzeren<br />

Ladezeit über die normale 220-Volt-Steckdose<br />

hinausgehen. Das ganze muss außerdem<br />

sicher zu handhaben, gegen Vandalismus<br />

und Stromdiebstahl geschützt sein. Auch<br />

muss ein intelligentes Abrechnungssystem<br />

integriert werden, das verschiedene Tarife<br />

berücksichtigt.<br />

——— Und beim Wasserstoff? Im Ruhrgebiet<br />

werden schon Millionen von Kubikmetern<br />

Wasserstoff über ein Pipelinesystem<br />

an industrielle Kunden verteilt. Das funktioniert<br />

ja heute schon. 95 Prozent des Wasserstoffs,<br />

der heute industriell angeboten<br />

wird, wird aus Erdgas hergestellt. Wenn wir<br />

auf Basis dieses Verfahrens eine Energiegesamtbilanz<br />

von der Quelle zum Rad am<br />

Fahrzeug machen, dann liegen wir mit der<br />

Brennstoffzelle bereits um 20 Prozent besser<br />

als der Verbrennungsmotor. Das ist<br />

also schon ein erheblicher Fortschritt zum<br />

heutigen konventionellen Fahrzeug. Würde<br />

der Wasserstoff mithilfe regenerativer Energie<br />

hergestellt, wäre diese Bilanz noch viel<br />

besser. Es ist aber mit Sicherheit ein völlig<br />

falscher Weg, den Wasserstoff im konventionellen<br />

Verbrennungsmotor zu verbrennen.<br />

Denn im Fahrzeug kommen wir mit einem<br />

Verbrennungsmotor auf einen Wirkungsgrad<br />

von höchstens 25 Prozent. Der Wasserstoff<br />

ist hier ja „nur“ ein Speichermedium, aber<br />

seine Herstellung ist sehr viel energieinten si -<br />

ver als die von Benzin oder Diesel. Die Brenn -<br />

stoffzelle mit ihrem hohen Wirkungsgrad von<br />

über 50 Prozent kann die Verluste bei der<br />

Wasserstoffherstellung jedoch überkompensieren.<br />

Wasserstoff im Verbrennungsmotor<br />

macht deshalb umweltpolitisch keinen Sinn<br />

und ist nicht nachhaltig, weil die Energiebilanz<br />

schlechter ausfällt als bei heutigen<br />

Benzin- oder Dieselfahrzeugen. \<br />

29


30 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Fortschritt<br />

zahlt sich aus<br />

In einer globalisierten Welt spielt die Transportbranche eine herausragende Rolle. Um die Umwelt<br />

nicht stärker zu belasten, müssen die Emissionen weiter reduziert und die Nutzfahrzeuge noch<br />

effizienter werden. Es wird nötig, dass die Lkw-Hersteller ihre Innovationspotenziale ausschöpfen<br />

und in der Evolution der Antriebsmöglichkeiten die nächste Stufe nehmen. Die Nutzfahrzeuge<br />

von <strong>Daimler</strong> zeigen heute schon, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sein müssen.<br />

Wichtigster Trend: die Hybridisierung der Fahrzeuge.<br />

Text Asmus Hess Fotografie Dieter Rebmann


DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 31<br />

[Georg Weiberg, Leiter Produktentwicklung Lkw, präsentierte auf<br />

der IAA in Hannover neue umweltfreundliche Transportideen.]


32 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

HANNOVER 52°N/10°E ——— Der <strong>Daimler</strong>-Manager<br />

Georg Weiberg, verantwortlich für den Bereich „Produktentwicklung<br />

Lkw“, schwelgt ungern in nebligen Zukunftsvisionen.<br />

Er hat es lieber, wenn etwas heute schon<br />

funktioniert. Sein Motto: Die Sache muss sich rech nen.<br />

Weiberg steht auf der Internationalen Auto mobil aus stellung<br />

für Nutzfahrzeuge (IAA) in Hannover, hinter ihm<br />

spiegelt sich das helle Scheinwerferlicht in den Zugmaschinen.<br />

Mercedes-Benz, Mitsubishi Fuso, Freightliner:<br />

Es sind „seine“ Lkw, und sie haben so viel zukunftsorientierte<br />

und umweltfreundliche Technik unter der Haube<br />

wie nie zuvor, zum Bei spiel Hybridantriebe, bei denen ein<br />

zusätzlicher Elek tromotor das Dieselaggregat ergänzt<br />

und hilft, jede Menge Kraftstoff zu sparen: Technik, auf<br />

die Weiberg stolz ist.<br />

Weltrekord im Diesel-Sparen. Weiberg schlendert in<br />

Ruhe von Fahrzeug zu Fahrzeug, lässt seine Hand hier<br />

auf einem der großen Reifen ruhen, streicht dort über<br />

den Lack, schwingt sich dann in eine Fahrerkabine –<br />

und erläutert nebenbei hochkomplexe Technik, die vor<br />

allem ein Ziel hat: noch weniger Verbrauch, noch weniger<br />

Emissionen. Die <strong>Daimler</strong>-Strategie im Nutzfahrzeugbereich<br />

ist so einfach wie konsequent: „In unse -<br />

ren Forschungs- und Entwicklungsabteilungen wird über<br />

die gesamte Modellpalette hinweg an jeder nur denkbaren<br />

Stellschraube gedreht, um Wirtschaftlichkeit und<br />

Umweltfreundlichkeit der Motoren und Fahrzeuge zu<br />

erhöhen“, sagt Weiberg.<br />

„ Ökologie und Ökonomie zu<br />

vereinen ist DIE Aufgabe für<br />

die Zukunft.“<br />

Georg Weiberg, Nutzfahrzeug-Entwicklung bei <strong>Daimler</strong><br />

Was beiden Aspekten genügt, gelangt im Konzern<br />

schnell <strong>zur</strong> Serienreife. So hat Mercedes-Benz mittlerweile<br />

weit über 200.000 BLUETEC-Trucks verkauft,<br />

bei denen der Dieselkraftstoff optimiert verbrannt<br />

und die Abgase durch das Einspritzen eines Zusatzstoffs<br />

in den Abgas strang auf spezielle Weise nachbehandelt<br />

wer den. Mit dem Verfahren wird vor allem<br />

der Ausstoß von schädlichen Stickoxiden drastisch<br />

reduziert, zudem sind Ein sparungen beim Kraftstoff<br />

von bis zu fünf Prozent mög lich. Ein Mercedes-Benz<br />

Actros BlueTec brauchte im Mai 2008 auf einer italienischen<br />

Teststrecke trotz 25 Tonnen Nutzlast<br />

genau 19,44 Liter Diesel auf hundert Kilo meter. Das<br />

ist Welt rekord.<br />

Die Hybridflotte wächst. Die unter Weiberg arbeiten -<br />

den Entwicklungsingenieure widmen sich mit Akribie<br />

jeder Möglichkeit, den Verbrauch zu senken: von einer<br />

besseren Aerodynamik über die optimierte Abstimmung<br />

der Gänge bis hin zu elektronischen Fahrer- ><br />

Jährliche Zunahme des<br />

Transports auf der Straße bis<br />

2030, von Experten geschätzt,<br />

in Prozent:<br />

2,5 %<br />

ZEITPUNKTE<br />

Der für 2020 von der Politik<br />

geplante Anteil von Erdgas an<br />

der gesamten europäischen Kraftstoffmenge<br />

in Prozent:<br />

1969<br />

10 %<br />

<strong>Daimler</strong> zeigt auf der IAA in Frankfurt das<br />

weltweit erste Nutzfahrzeug mit Hybridantrieb,<br />

den Mercedes-Benz Omnibus OE 302.


1971<br />

Mercedes-Benz stellt den ersten erdgasbetriebenen<br />

Omnibus vom Typ OG 305<br />

vor. Die vier Isoliertanks (286 Liter Erdgas)<br />

reichen 400 Kilometer weit.<br />

[Der Freightliner M2 Hybrid demonstriert weitere Möglichkeiten<br />

eines Hybridantriebs: Es können auch Anbauaggregate<br />

elektrisch betrieben werden.]<br />

1975<br />

Auf der IAA präsentiert <strong>Daimler</strong>-Benz den<br />

weltweit ersten wasserstoffgetriebenen<br />

Kleinbus vom Typ L 306.<br />

DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus<br />

1994<br />

Die ersten Busse des Typs 0 405 (GNG, NG<br />

und NÜG) mit Erdgasantrieb gehen in Serie.<br />

Das „New Electric Car“ (NECAR 1) auf Basis<br />

des Transporters MB 100 beweist, dass die<br />

Brennstoffzelle Zukunft hat.<br />

33


34 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Assistenz-Systemen, die den Truck-Lenker beim kraftstoffsparenden<br />

Fahren unterstützen. Der größte und<br />

wichtigste Trend aber ist die Hybridisierung der Lkw,<br />

denn auf diese Art und Weise lässt sich der Verbrauch am<br />

deutlichsten reduzieren. <strong>Daimler</strong> Trucks hat in zwi schen<br />

eine ganze Reihe von „Hybriden“ vorgestellt: so beispielsweise<br />

das seriennahe, kommunale Entsorgungs fahrzeug<br />

Econic BlueTec Hybrid und die Kon zeptstu die Econic<br />

NGT Hybrid, die mit einer Kombination von Erdgas-<br />

und Elektromotor aufwartet. Beide waren erstmals auf<br />

der IAA in Hannover zu sehen, genauso wie der Axor<br />

BlueTec Hybrid. Der Mercedes-Benz Atego BlueTec<br />

Hybrid wird hingegen bereits von der Deutschen Post<br />

erprobt. Kurz- bis mittelfristig wird ihn Mercedes-Benz<br />

als Kleinserie auflegen. In den USA baut Freightliner<br />

den M2 Hybrid. Auch den Mitsubishi Fuso Canter Eco<br />

Hybrid, einen 7,5-Tonner, gibt es schon als Serienfahrzeug.<br />

Er stellt seine Vorzüge seit 2006 im japanischen<br />

Verkehr unter Beweis und könnte auch bald auf europäischen<br />

Straßen fahren: Ein groß angelegter Flottenversuch<br />

in London liefert <strong>zur</strong>zeit ermutigende Ergebnisse.<br />

„ Die Hybridisierung wird sich im<br />

Fernverkehr durchsetzen.“<br />

Georg Weiberg, Nutzfahrzeug-Entwicklung bei <strong>Daimler</strong><br />

Wirtschaftlichkeit steht an erster Stelle. Die Hybridtechnik<br />

ist schon länger bekannt: <strong>Daimler</strong> zeigte das<br />

weltweit erste Nutzfahrzeug mit Hybridantrieb – einen<br />

Omnibus – 1969 auf der Frankfurter IAA. Seitdem hat<br />

diese Technik einen evolutionären Sprung nach vorn gemacht,<br />

doch einem wesentlichen Problem sieht sich<br />

Weiberg immer noch gegenüber: den Kosten. Die sind<br />

derzeit für einen Lkw mit Hybridantrieb um rund ein<br />

Drittel höher als für ein herkömmliches Fahrzeug. Grund<br />

dafür sei unter anderem, dass es noch zu wenig Wettbewerb<br />

unter den Herstellern der Batterien gebe, sagt<br />

Weiberg. Er weiß: „Wer als Transportunternehmer so<br />

einen Lkw kaufen will, muss genau rechnen.“ Doch angesichts<br />

steigender Kraftstoff-Preise und einem Sparpotenzial<br />

bei im Stadtverkehr eingesetzten, kleineren Lkw von<br />

derzeit rund 30 Prozent wird der Hybrid-Antrieb auch<br />

wirtschaftlich interessant. Auf längeren Strecken liegt die<br />

Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs momentan bei<br />

vier bis zehn Prozent und ist damit prozentual deutlich geringer<br />

als im Stop-and-go-Verkehr. Wegen der vielen gefahrenen<br />

Kilometer kann die eingesparte Kraftstoff menge<br />

allerdings viel höher ausfallen als in der Stadt: „Ich glaube,<br />

dass sich die Hybridisierung deswegen auch im Fernverkehr<br />

durchsetzen wird“, sagt Weiberg.<br />

Hybridforschung in Japan. <strong>Daimler</strong> hat seine Forschung<br />

im Hybridbereich gerade im „Global Hybrid Center“ im<br />

japanischen Kawasaki gebündelt. Das Hybridkonzept ist<br />

zukunftsfest, denn es erschöpft sich nicht in der Kombination<br />

von Verbrennungs- und Elektromotor. Wie der >><br />

Kilometer, die der erdgasbetriebene<br />

Mercedes-Benz<br />

Sprinter mit einer Tankfüllung<br />

schafft:<br />

Dieselkraftstoff, den ein<br />

Mercedes-Benz Actros BlueTec<br />

bei einer Testfahrt benötigte, um<br />

eine Tonne Nutzlast hundert Kilometer<br />

weit zu bewegen, in Liter:<br />

450 km 0,8 l<br />

1996<br />

Die Brennstoffzellentechnik passt bereits<br />

unter die Hecksitzbank. Reichweite der<br />

V-Klasse „NECAR 2“: 250 Kilometer.


Bisher verkaufte<br />

Mercedes-Benz Trucks mit um weltschonender<br />

BLUETEC-Technologie:<br />

Anzahl der Kilometer, welche<br />

die in amerikanischen und kana<br />

dischen Städten eingesetzten<br />

Hybridbusse von Orion jährlich<br />

fahren:<br />

200.000 Stk. 50 Mio. km<br />

1997<br />

<strong>Daimler</strong> stellt den „New Electric Bus“<br />

(NEBUS) vor. Darin enthalten: sichere<br />

Druckspeicher für den Wasserstoff.<br />

2001<br />

Ein Sprinter mit Brennstoffzellenantrieb<br />

wird unter Realbedingungen erprobt:<br />

150 km Reichweite mit 120 km/h Spitzengeschwindigkeit.<br />

DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus<br />

[ Der Sprinter Plug-In Hybrid bewegt sich in umweltsensiblen<br />

Bereichen wie Innenstädten oder Fußgängerzonen<br />

emissions- und annähernd geräuschfrei.]<br />

2003<br />

36 Brennstoffzellenbusse werden drei Jahre<br />

lang in zehn europäischen Städten und ab<br />

2005 auch in Australien und China erprobt.<br />

35


36 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Anzahl an Jahren, seit alle<br />

Mercedes-Benz Lkw eine Freigabe<br />

für Biodiesel besitzen:<br />

Durch die BLUETEC-Technologie<br />

eingesparte CO 2 -Emissionen<br />

in Tonnen:<br />

Einsparungen beim Kraftstoff,<br />

die sich derzeit über die Hybridisierung<br />

eines kleineren Lkw für<br />

den Stadtverkehr erzielen lassen,<br />

in Prozent:<br />

Anzahl der Nutzfahrzeuge<br />

von <strong>Daimler</strong> mit alternativen<br />

Antrieben, die bereits im täglichen<br />

Einsatz sind:<br />

21 Jahre 2 Mio. t 7.000 Stk.<br />

Durchschnittlicher Rückgang<br />

von Stickoxiden und Feinstaubpartikeln<br />

bei Lkw-Dieselmotoren<br />

seit 1990 in Prozent:<br />

28 % 90 %<br />

2005<br />

Die Dieseltechnologie „BLUETEC“ wird am<br />

Markt eingeführt. Sie verringert vor allem<br />

den Ausstoß von schädlichen Stickoxiden.


[10 Mitsubishi Fuso Canter Eco Hybrid fahren seit 2008 in<br />

London, um die hohe Effizienz der Kombination von Dieselund<br />

Elektromotor zu beweisen.]<br />

2006<br />

Mitsubishi Fuso stellt den ersten Serien-<br />

Lastkraftwagen mit Hybridantrieb her. Das<br />

Fahrzeug wurde bis heute über 520 Mal<br />

verkauft.<br />

2007<br />

<strong>Daimler</strong> bündelt seine Aktivitäten im Nutzfahrzeugbereich<br />

in der Initiative „Shaping<br />

Future Transportation“.<br />

DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 37<br />

RUNDHERAUS<br />

Vier Fragen an …<br />

Fumio Akikawa, Leiter des Global Hybric Center<br />

in Kawasaki, Japan<br />

——— Herr Akikawa, was für Vorteile hat die Bündlung<br />

der Hybridforschung bei <strong>Daimler</strong> Trucks? Es<br />

ist nicht sinnvoll, dass jede Lkw-Marke unter dem Dach<br />

der <strong>Daimler</strong> AG ihren eigenen Hybridantrieb entwickelt.<br />

Im neuen Hybrid Center bündeln wir jetzt das gesamte<br />

Wissen unserer Ingenieure. Der Trend geht ohnehin<br />

zu mehr Zusammenarbeit. Wenn wir zum Beispiel einen<br />

Motor in die Lkw mehrerer Marken einsetzen wollen,<br />

brauchen wir auch ein gemeinsames Hybridkonzept.<br />

Dabei nutzen wir unsere langjährigen Erfahrungen beim<br />

7,5-Tonner Canter Eco Hybrid, der bereits seit 2006 in<br />

Serie produziert wird.<br />

——— Wie sind die Reaktionen auf den Canter Eco<br />

Hybrid? Die sind sehr positiv. Besonders zufrieden sind<br />

unsere Kunden mit dem geringen Verbrauch. Der Hybridantrieb<br />

spart immerhin 25 bis 28 Prozent Kraftstoff<br />

– das ist eine ganze Menge.<br />

——— Ist es technisch möglich, den Verbrauch noch<br />

weiter zu reduzieren? Ja, und das müssen wir auch.<br />

Denn Elektromotoren und Batterien sind sehr teuer,<br />

und das schlägt auf die Preise für Nutzfahrzeuge mit<br />

Hybridantrieb durch. Die Kunden kaufen diese Lkw<br />

nicht einfach so. Die Mehrkosten müssen sich kompensieren<br />

lassen – beispelsweise durch die Einsparungen<br />

beim Kraftstoffverbrauch. Außerdem arbeiten wir mit<br />

Hoch druck daran, die Kosten für die Hybridisierung zu<br />

senken. Das muss wohl ausbalanciert sein. Schlussendlich<br />

soll die Hybridtechnologie unseren Kunden helfen,<br />

Kosten zu sparen.<br />

——— Herkömmliche Motoren sind in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten zu technologischen Spitzenprodukten<br />

geworden. Wird die Hybrid-Technik eine ähnlich<br />

rasante Evolution durchmachen? Ja, aber wir stehen<br />

noch ganz am Anfang. Heute kann man die Hersteller<br />

von Elektromotoren und Batterien an einer Hand abzählen.<br />

Wenn es mehr werden, wird es auch mehr Wettbewerb<br />

geben. In der Entwicklung dieser Komponenten<br />

liegt noch jede Menge Potenzial. Sie werden besser<br />

und auch billiger werden. Momentan kaufen wir Elektromotoren<br />

und Batterien noch in sehr kleinen Stückzahlen,<br />

hier mal zehn, dort mal hundert. Bei einer Massenproduktion<br />

werden auch die Preise schnell sinken.<br />

2008<br />

Weltrekord: Der Mercedes-Benz Actros BlueTec<br />

verbraucht voll beladen mit 25 Tonnen Nutzlast<br />

auf einer Teststrecke genau 19,44 Liter Diesel auf<br />

100 km.


38 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Econic NGT Hybrid zeigt, lässt sich auch ein Erdgas- mit<br />

einem Elektromotor verbinden. Und ein Hybrid-Lkw mit<br />

Brennstoffzellenantrieb als Basis ist technisch ebenfalls<br />

denkbar. Doch für einen Serieneinsatz in Nutzfahrzeugen<br />

muss die Lebensdauer der Brennstoffzelle noch deutlich<br />

verbessert, die Kosten müssen drastisch verringert<br />

werden. Zudem, berichtet Weiberg, gebe es gerade bei<br />

Lkw noch einige zusätzliche Hindernisse – zum Beispiel<br />

die Frage, wo die Wasserstofftanks überhaupt untergebracht<br />

werden sollen. „Bei einem Bus kann man die<br />

Tanks einfach im Dach einbauen, beim Lkw geht das<br />

nicht. Das kostet viel zu viel Stauraum“, erläutert der<br />

<strong>Daimler</strong>-Manager.<br />

Dennoch: Irgendwann wird es auch hier Lösungen geben.<br />

Die Technik entwickelt sich rasant, und das ist<br />

auch notwendig, denn die Anforderungen an Nutzfahrzeuge<br />

steigen stetig: Nach oben kletternde Kraftstoffpreise,<br />

Mautgebühren und schärfere Umweltgesetze<br />

stecken den schwierigen wirtschaftlichen Rahmen für<br />

eine Branche ab, der zugleich ein echter Boom vorhergesagt<br />

wird. Weltweit sollen sich die Transporte auf<br />

der Straße bis 2030 im Vergleich mit dem Jahr 2000 verdoppeln,<br />

prognostizieren Experten. Angesichts des Klimawandels<br />

und beschränkter Erdölvorräte geht das nur,<br />

wenn die Lkw-Hersteller evolutionär denken, ihre Innovationspotenziale<br />

voll ausschöpfen. Weiberg lässt keinen<br />

Zweifel daran, dass er den Auftrag annimmt: „Ökologie<br />

und Ökonomie zu versöhnen ist DIE Aufgabe für die Zu -<br />

kunft.“ \<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Die neuen Antriebe der <strong>Daimler</strong>-Nutzfahrzeuge sind auf dem<br />

Weg zum emissionsfreien Fahren schon weit gekommen:<br />

[1] Georg Weiberg, Leiter Produktentwicklung Lkw, über<br />

Ziele und Aufgaben bei der Evolution der Nutzfahrzeuge.<br />

[2] Im Gespräch mit Fumio Akikawa, Leiter des Global Hybrid<br />

Center in Japan, über Erfolge und Herausforderungen der<br />

Hybridentwicklung.<br />

[3] Errungenschaften bei der Entwicklung innovativer<br />

Antriebe im Nutzfahrzeugbereich von 1969 bis heute.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

Portland, Oregon [USA]<br />

• 60 Freightliner „Business Class<br />

M2eHybrid“ bewähren sich bereits<br />

in Kundenhand – in den nächsten<br />

drei Jahren erfolgt die Serienfertigung<br />

von 1.500 Fahrzeugen.<br />

• Seit 2004 wurden bereits über<br />

160 Hybridfahrzeuge in Betrieb<br />

genommen. Hinzu kommen mehr<br />

als 1.000 Erdgasfahrzeuge, die<br />

seit dem Jahr 2000 ausgeliefert<br />

wurden.<br />

• 200 Hybrid- und 300 Erdgasfahrzeuge<br />

werden auf der Basis von<br />

FCCC MT45 Walk-in-Lieferfahrzeugen<br />

und MT55-Fahrwerken ab<br />

<strong>2009</strong> an UPS ausgeliefert.<br />

• Auslieferung von 230 erdgasbetriebenen<br />

Trucks (Typ Sterling Set-<br />

Back 113) im Rahmen des „Clean<br />

Truck Program“ an das Transportunternehmen<br />

California Cartage<br />

für die Häfen in Long Beach und<br />

Los Angeles.<br />

UMKREIS<br />

Shaping Future Transportation<br />

New York, San Francisco [USA] und Toronto [Kanada]<br />

• 1.700 Orion-VII-Hybridbusse.<br />

• Weitere 1.100 Bestellungen liegen vor.<br />

High Point, North Carolina [USA] [HQ]<br />

• Hybridschulbus „Saf-T-Liner C2-H“ im Testbetrieb.<br />

• Zukünftig: serielle Hybridausführungen.


Reykjavik [IS]<br />

Porto [P]<br />

London [GB]<br />

London [Großbritannien]<br />

• Fuso „Canter Eco Hybrid“<br />

im Alltagstest.<br />

Luxemburg [L]<br />

Madrid [E]<br />

Europa<br />

• Flottentest Brennstoffzellenbusse: Über<br />

30 Mercedes-Benz Stadtbusse „Citaro“<br />

mit Brennstoff zellenantrieb sind weltweit<br />

im Einsatz. Bis heute wurden über zwei<br />

Millionen Kilometer mit den emissionsfreien<br />

Stadtbussen <strong>zur</strong>ückgelegt.<br />

Stockholm [S]<br />

Hamburg [D]<br />

Amsterdam [NL]<br />

Barcelona [E]<br />

Stuttgart [D]<br />

Stuttgart [Deutschland]<br />

• In Europa 200.000 Mercedes-Benz Lkw<br />

(Actros, Axor, Atego) mit der innovativen<br />

BLUETEC-Technologie, die bereits heute<br />

die Euro-IV- bzw. Euro-V-Abgasnorm erfüllt.<br />

• Testfahrzeug Mercedes-Benz „Atego BlueTec<br />

Hybrid“ in der Kundenerprobung mit dem<br />

Logistikunternehmen DHL.<br />

• Über 1.100 erdgasbetriebene Mercedes-Benz<br />

Stadtbusse „Citaro CNG“ sind im täglichen<br />

Einsatz in Europa.<br />

• Mercedes-Benz „Citaro G BlueTec Hybrid“ in<br />

Kundenerprobung (Start: 2008).<br />

• 800 Mercedes-Benz-Lkw „Econic NGT“ in<br />

Kundenhand in Europa.<br />

• Seit Herbst 2006 sind alle Mercedes-Benzund<br />

Setra-Busse serienmäßig mit der innovativen<br />

BLUETEC-Technologie ausgestattet.<br />

DAS E-HEFT Evolution – Fortschritt zahlt sich aus 39<br />

Singapur [Republik Singapur]<br />

• BLUETEC in Asien: Als erstes Unternehmen<br />

in Südostasien setzt Singapore<br />

Mass Rapid Transit (SMRT)<br />

Mercedes-Benz-Stadtbusse mit<br />

BLUETEC 5 im öffentlichen Personennahverkehr<br />

ein. Es liegen bereits<br />

66 weitere Bestellungen für diese<br />

umweltfreundlichen Stadtbusse vor.<br />

Sydney [Australien]<br />

Tokio [ Japan]<br />

• Fuso „Canter Eco Hybrid“:<br />

Seit 2006 wurden bereits<br />

525 Fahrzeuge verkauft.<br />

• Fuso „Aero Star Eco<br />

Hybrid“: Der erste in Serie<br />

gefertigte Hybridbus in<br />

Asien ist in Tokio im Einsatz.<br />

• Flottentest Brennstoffzellenbusse:<br />

Drei Mercedes-Benz Stadtbusse<br />

„Citaro“ mit Brennstoffzellenantrieb<br />

sind in Australien im Einsatz.


40 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Silentium!<br />

SINDELFINGEN 49°N/9°E ——— „In den letzten Jahren haben wir<br />

keine Lärmbeschwerden erhalten“, berichtet Martin Schäckeler,<br />

der im <strong>Daimler</strong>-Werk Sindelfi ngen für den Schallschutz verantwortlich<br />

ist. „Mit unseren Schallschutzaktivitäten wollen wir dazu beitragen,<br />

dass das auch so bleibt.“ Durch eine Dauerüberwachung<br />

des Geräuschpegels hat Schäckeler in Zusammenarbeit mit Volker<br />

Strese, dem Umweltschutzbeauftragten des Werks, schon vor Jahren<br />

eine neuartige Maßnahme in die Tat umgesetzt: Auf den Dächern<br />

ausgewählter Gebäude wurden sieben wetterfeste Mikrofone<br />

postiert, die die Schallpegel messen. Alle fünf Minuten werden<br />

die Daten zusammen mit den aktuellen Wetterdaten automatisch<br />

in einem Zentralrechner ausgewertet. Dadurch wird die Gesamt-<br />

Beispiel einer Lärmausbreitungsberechnung<br />

für den Tagbetrieb am Standort Gaggenau<br />

< 45<br />

[Isophonflächen bei Tag]<br />

> 50,0 dB(A)<br />

> 52,5 dB(A)<br />

> 55,0 dB(A)<br />

> 57,5 dB(A)<br />

> 60,0 dB(A)<br />

Wo gearbeitet wird, entsteht auch Lärm. Damit die Anwohner der <strong>Daimler</strong>-Standorte<br />

in Deutschland nicht durch Lärm gestört werden, hat <strong>Daimler</strong> innovative Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Reduzierung der Geräusch- Emissionen getroffen. Dank baulicher Eingriffe und<br />

akustischer Überwachung blickt <strong>Daimler</strong> auf ein ruhiges Jahr <strong>zur</strong>ück.<br />

Text Rainer Brenner<br />

schallleistung des Werks errechnet und konstant überwacht. Bei<br />

Veränderungen dieses Wertes kann die störende Geräuschquelle<br />

problemlos ausfi ndig gemacht werden. Die Überwachung der Geräuschemissionen<br />

(Geräusche an der Klangquelle) mit modernen<br />

Messgeräten erzielt übrigens auch einen interessanten Nebeneffekt<br />

für die Wartung der Anlagen am Standort Sindelfi ngen: Anhand von<br />

akustischen Abweichungen können defekte oder abgenutzte Geräteteile<br />

frühzeitig ausfi ndig gemacht und repariert werden. Das vermindert<br />

nicht nur Ausfallrisiken, sondern senkt auch Wartungs- und<br />

Instandhaltungskosten. Ergänzt wird die Dauerüberwachung durch<br />

die regelmäßige Überprüfung der rund 1.850 Einzelschallquellen,<br />

deren Daten in einem Schallquellenkataster dokumentiert sind.


60 dB(A) Tag<br />

dB(A) < 45 dB(A) Nacht<br />

Doch wie laut ist Lärm? Und wie viel ist zu viel? Ein gesundes<br />

menschliches Ohr nimmt Geräusche ab 0 dB(A) wahr, bei 120 dB(A)<br />

liegt bei den meisten von uns die Schmerzgrenze. In Deutschland<br />

darf die gesetzlich erlaubte Schallimmission (Geräusche am Messpunkt)<br />

jenseits der Betriebsgrenzen in Mischgebieten tagsüber<br />

einen Wert von 60 dB(A) nicht übersteigen. Dies entspricht ungefähr<br />

dem Geräuschpegel eines Fernsehers in Zimmerlautstärke oder<br />

eines normalen Gesprächs. Der nächtliche Immissionsrichtwert liegt<br />

bei 45 dB(A). Die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte wird in<br />

allen <strong>Daimler</strong>-Werken regelmäßig von einem Gutachter kontrolliert.<br />

Dieser macht auf den Dächern der Gebäude stichprobenartige<br />

Messungen an den einzelnen Schallquellen. Daneben wird auch in<br />

den angrenzenden Wohngebieten die Schallimmission gemessen.<br />

Da viele deutsche <strong>Daimler</strong>-Werke nicht in reinen Industriegebieten<br />

liegen, ist Lärmschutz an den meisten Standorten ein wichtiges<br />

Thema – neben der systematischen Produktionsüberwachung wird<br />

jede neue Anlage vor der Inbetriebnahme auf ihre Schallemission<br />

hin überprüft.<br />

Es wird leise in Deutschland. Auch in anderen <strong>Daimler</strong>-Produktionsstätten<br />

wird der Lärmverminderung große Beachtung geschenkt.<br />

Im Werk Gaggenau zum Beispiel werden vor jedem neuen<br />

Bauvorhaben und bei der Einführung neuer Anlagen diese erst<br />

auf ihren Lärmpegel hin überprüft. Laute Arbeiten, wie beispielsweise<br />

der Abwurf von Metallabfällen in Container, werden in<br />

Gaggenau in schallisolierten Hallen verrichtet. Zahlreiche Einzelmaßnahmen<br />

führen in der Summe zu einer Entlastung der Nachbarschaft.<br />

So wurde durch den Austausch eines Kühlturms im<br />

Werk Gaggenau 2008 die Geräuschemissionen an dieser Stelle um<br />

28 dB(A) reduziert. Im Düsseldorfer Werk wurde <strong>zur</strong> Senkung der<br />

Lärmemission eigens ein 350 Meter langer Schutzwall errichtet, mit<br />

dessen Hilfe die Lautstärke jenseits der Mauer von 47 dB(A) auf<br />

45 dB(A) gesenkt wurde. Der Einbau neuer Schalldämpferelemente<br />

in den Abluftquellen der Lackiererei reduzierte die Lärmemission<br />

um 30 dB(A). Durch den günstigeren Luftströmungsfl uss konnte<br />

zudem wertvolle Energie eingespart werden.<br />

Am <strong>Daimler</strong>-Standort in Bremen sah man sich ebenfalls mit<br />

akustischen Problemen konfrontiert: Zur Schonung der Umwelt<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

DAS E-HEFT Emission – Silentium!<br />

hatte man die Auslieferungen zunehmend auf den Bahnverkehr<br />

verlagert, doch das Beladen und Quietschen der Bahnzüge führte<br />

zu vermehrter Geräuschimmission in der benachbarten Wohngegend.<br />

Wie in Düsseldorf half auch hier eine neue Lärmschutzwand.<br />

Das störende Quietschen des Bahnverkehrs in der engen Kurve<br />

wurde durch eine spezielle Oberfl ächenbehandlung der Schienen<br />

vermindert. Die größte Herausforderung stellt allerdings an den<br />

meisten Standorten der Anlieferungs- und Werksverkehr dar: „Die<br />

Zufahrtsstrecken wurden optimiert und die Lastwagen sind in den<br />

letzten Jahren einfach leiser geworden – so konnte eine Verringerung<br />

des Verkehrslärms erreicht werden“, berichtet Klaus Heldt,<br />

Mitarbeiter im Konzernumweltschutz bei <strong>Daimler</strong>. „Trotzdem ist die<br />

Geräusch emission durch Zulieferverkehr, vor allem früh morgens,<br />

noch immer ein Problem, ebenso das Verladen der Fracht, das<br />

immer mit Lärm verbunden ist“.<br />

Produktionsbezogener Lärm wird sicherlich auch in den nächsten<br />

Jahren ein ernst zu nehmendes, aber nicht unlösbares Problem darstellen.<br />

Denn dank vorsorgender Maßnahmen und einiger krea tiver<br />

Ideen werden die Anwohner der deutschen <strong>Daimler</strong>-Werke auch<br />

in Zukunft nicht um ihre wohlverdiente Ruhe gebracht. \<br />

Lärm wird auf Dauer für jeden Menschen <strong>zur</strong> Belastung. Lesen Sie, warum<br />

dieses Thema bei <strong>Daimler</strong> ernst genommen und was konkret <strong>zur</strong> Reduzierung<br />

von Geräuschemissionen getan wird:<br />

[1] Lärmschutzmaßnahmen bei <strong>Daimler</strong> Trucks North America.<br />

[2] Übersicht über Maßnahmen <strong>zur</strong> Reduzierung von Geräuschemissionen<br />

an deutschen <strong>Daimler</strong>-Standorten.<br />

[3] Interview mit Martin Schäckeler, Umweltschutz/Umwelttechnik<br />

Werk Sindelfingen zu Lärmschutz-Maßnahmen.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

41


42 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Einblick „Wie funktioniert<br />

nachhaltiges Einkaufen,<br />

Herr Reidelbach?“<br />

Heinrich Reidelbach, verantwortlich für den weltweiten Einkauf bei <strong>Daimler</strong>, im Gespräch über die<br />

Umsetzung nachhaltigen Handelns im Einkauf und die neue <strong>Daimler</strong>-Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

für Lieferanten.<br />

Fotografie Barbara von Woellwarth


——— 360 GRAD: Herr Reidelbach, was bedeutet <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

für Sie im Einkauf? Heinrich Reidelbach: Für den Einkauf gilt das -<br />

selbe wie für alle anderen Unternehmensbereiche: Basis für unser<br />

Handeln sind die konzernweiten Grundsätze und Standards für <strong>Nachhaltigkeit</strong>.<br />

Diese beruhen auf unseren Unternehmenswerten Begeisterung,<br />

Wertschätzung, Integrität und Disziplin. Die große Herausforderung<br />

für uns im Einkauf besteht darin, sicherzustellen, dass diese<br />

Grundsätze und Standards auch entlang der Zulieferkette gelebt<br />

werden. Wir haben es uns deshalb <strong>zur</strong> Aufgabe gemacht, gemeinsam<br />

mit unseren Lieferanten diese Herausforderung anzunehmen.<br />

——— Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus? Es ist eine<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit, denn rund 50 Prozent der Wertschöpfung<br />

liegen bei unseren Lieferanten. Nur, wenn wir gemeinsam<br />

an einem Strang ziehen, kann unser nachhaltiges Wirtschaften zum<br />

Erfolg führen. Aus diesem Grund haben wir eine Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

für unsere Lieferanten entwickelt. Sie formuliert Standards<br />

nachhaltigen Wirtschaftens. Abgeleitet haben wir die Richtlinie aus<br />

unseren eigenen internen Grundsätzen, die für alle Mitarbeiter gelten,<br />

sowie aus international anerkannten Prinzipien und Konventionen<br />

wie den International Labour Standards (ILO) und dem United<br />

Nations Global Compact.<br />

——— Was sind die wichtigsten Inhalte dieser Richtlinie und was<br />

möchten Sie damit erreichen? Wir wollen unseren Lieferanten<br />

klarmachen, was wir in Sachen nachhaltiges Handeln von ihnen erwarten.<br />

Dabei geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen, den<br />

Umweltschutz und die Geschäftsethik. Mit unserer Richtlinie möchten<br />

wir Aufmerksamkeit für die Thematik erzeugen, Bewusstsein<br />

schaffen und den Dialog anregen. Um deutlich zu machen, wie wichtig<br />

dieses Thema für uns im Einkauf ist, habe ich die Richtlinie im<br />

Juli 2008 gemeinsam mit meinen Kollegen aus dem Einkauf Nutzfahrzeuge,<br />

Stefan E. Buchner, sowie dem Einkauf Mercedes-Benz Cars<br />

und Vans, Frank Deiß, an alle unsere Lieferanten verschickt.<br />

——— Was erwarten Sie jetzt von Ihren Lieferanten? Wir erwarten,<br />

dass sie sich an die dort beschriebenen Standards halten. Wir<br />

sind davon überzeugt, dass diese Grundsätze bereits heute Basis<br />

des täglichen Geschäfts bei vielen unserer Geschäftspartner sind.<br />

Besonders wichtig ist uns die Unterstützung unserer Lieferanten<br />

bei der Kommunikation und Umsetzung der Grundsätze in der gesam -<br />

ten Lieferkette. Deshalb fordern wir unsere direkten Lieferanten ausdrücklich<br />

auf, die Richtlinie nicht nur innerhalb des eigenen Unter-<br />

„ Die große Herausforderung besteht darin,<br />

sicherzustellen, dass die Grundsätze und<br />

Standards nachhaltigen Handelns auch entlang<br />

der Zulieferkette gelebt werden.“<br />

Heinrich Reidelbach<br />

Einblick Heinrich Reidelbach<br />

nehmens, sondern auch an ihre Geschäftspartner in der Lieferkette<br />

zu kommunizieren und dort ein entsprechendes Verhalten einzufordern.<br />

Auch hier unterstützen wir unsere Lieferanten, indem wir beispielsweise<br />

den Text der Richtlinie in mittlerweile zehn Sprachen im<br />

<strong>Daimler</strong> Lieferanten Portal <strong>zur</strong> Verfügung stellen.<br />

——— Wie kommt die Richtlinie bei den Lieferanten an? Wir haben<br />

viele positive Rückmeldungen bekommen – das freut mich natürlich.<br />

Viele unserer Geschäftspartner unterstützen unsere Initiative explizit<br />

und informieren uns detailliert über ihre eigenen Aktivitäten in<br />

Sachen <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Einige fragen nach weiteren Exemplaren unserer<br />

Richtlinie, um sie ihren Lieferanten <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen,<br />

andere fragen nach einem Informationsaustausch und bitten um den<br />

Abgleich von <strong>Nachhaltigkeit</strong>sstrategien. Dazu sind wir sehr gerne<br />

bereit. Wichtig ist uns, dass wir gemeinsam die Einhaltung der Stan -<br />

dards sicherstellen und deren Umsetzung unterstützen. Unsere<br />

Aufgabe ist es, die Einhaltung angemessener Standards und Verhaltensweisen<br />

in der Lieferkette anzustoßen und immer wieder<br />

einzufordern – wir können und wollen aber nicht die gesamte Lieferkette<br />

kontrollieren. Hier brauchen wir die Unterstützung unserer<br />

direkten Geschäftspartner, die wiederum ihre direkten Lieferanten in<br />

die Pflicht nehmen müssen.<br />

——— Gibt es bereits Beispiele für Projekte mit <strong>Nachhaltigkeit</strong>scharakter?<br />

Ja, einige. Die Richtlinie <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist zwar neu,<br />

aber gesellschaftliche Verantwortung hat eine lange Tradition bei uns<br />

– auch und vor allem in der Kooperation mit unseren Lieferanten. In<br />

Deutschland beauftragen wir gezielt Behindertenwerkstätten oder wir<br />

entwickeln gemeinsam mit unseren Lieferanten neue Anlagetechniken<br />

und Werkstoffe <strong>zur</strong> Emissionsreduktion in der Fahrzeugproduktion.<br />

Ein internationales Beispiel ist die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

von brasilianischen Lieferanten mit unserem Werk in São Bernardo<br />

do Campo. Im Rahmen eines gemeinsamen Umweltschutzprogramms<br />

werden dort Paletten wiederverwertet und Öl aufbereitet. Ein kleines,<br />

aber sehr effektives Projekt haben wir gemeinsam mit der Deutschen<br />

Gesell schaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der<br />

Global Reporting Initiative (GRI) durchgeführt: Hier ging es um die<br />

Entwicklung eines <strong>Nachhaltigkeit</strong>sberichts für zwei Zulieferunternehmen<br />

in Indien. Die Lieferanten, die von unabhängigen Beratern<br />

betreut wurden, haben so eine detaillierte Analyse der Prozesse und<br />

Daten ihres Unternehmens bekommen und sehen die Ergebnisse<br />

als gute Basis für ihre zukünftige Entwicklung. \<br />

43


44 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Pan rama Umwelt<br />

Fotovoltaikanlagen<br />

auf Werksdächern<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Fotovoltaikanlagen<br />

auf den Dächern von <strong>Daimler</strong>-<br />

Werken sind ein Bestandteil des Energiekonzeptes,<br />

das für die sinnvolle Nutzung<br />

vorhandener Energieressourcen entwickelt<br />

wurde. „Wir haben sämtliche Gebäude in<br />

den Werken daraufhin untersucht, ob sie<br />

für die Gewinnung von Solarstrom geeignet<br />

sind“, sagt Dieter Nau, Leiter der Gebäude-<br />

und Energietechnik am Standort Untertürkheim.<br />

Neben den Werksteilen des Untertürkheimer<br />

Standorts wurden auch bereits<br />

an den Produktionsstandorten Neu-Ulm,<br />

Sindelfingen, Gaggenau Solarkraftwerke auf<br />

den Dächern installiert. Die erzeugte Energie<br />

wird direkt in das öffentliche Netz eingespeist.<br />

Damit wird nicht nur ein Beitrag zum<br />

Klimaschutz geleistet, sondern es werden<br />

auch Impulse für die Weiterentwicklung der<br />

damit verbundenen Technik gegeben. „Weitere<br />

Anlagen sind geplant. Wo die Chance<br />

besteht, werden wir Fotovoltaikanlagen aufstellen“,<br />

sagt Nau. \<br />

Truck-Produktion ohne Deponieabfälle<br />

GAFFNEY 35°N/82°W ——— <strong>Daimler</strong> Trucks North America (DTNA) initiierte im Zuge der<br />

aktuellen <strong>Nachhaltigkeit</strong>smaßnahmen das sogenannte „Zero Waste to Landfill“ Projekt<br />

bei der Freightliner-Chassisfertigung (FCCC) in Gaffney, South Carolina. Seit Herbst<br />

2007 läuft das Pilotprojekt. Ziel: eine Produktion ohne Abfall, der auf Deponien beseitigt<br />

werden muss. Derzeit liegt das Deponievolumen bereits bei nur etwa 10 Prozent der<br />

gesamten Abfallmenge, bis 2010 soll es auf null <strong>zur</strong>ückgehen. Um zu dieser Mülleinsparung<br />

zu kommen, wurde Anfang 2008 ein „FCCC Green Team“ gegründet, das sich um das<br />

Abfallmanagement des Werkes kümmert. Bei monatlichen Treffen des Teams werden<br />

verschiedene Maßnahmen <strong>zur</strong> Abfallreduzierung diskutiert. Dazu gehört unter anderem<br />

weitreichendes Recycling von Papier, Plastik, Aluminium, Metallen, Holz und Polyamid.<br />

„Unser Ziel ist es, eines Tages alle <strong>Daimler</strong>-Trucks-Werke in Nordamerika deponieabfallfrei<br />

zu betreiben,“ sagt Sandra Carter, Leiterin der Umweltschutzabteilung bei DTNA. \<br />

ÖkoGlobe-Award<br />

KÖLN 51°N/7°E ——— Am 9. September<br />

2008 wurde in Köln zum zweiten Mal der<br />

ÖkoGlobe verliehen, der erste internationale<br />

Umweltpreis für die Automobilindustrie<br />

und ihre Zulieferer, der die Themen Verkehr<br />

und Ökologie zusammenführt. Besonders<br />

die deutschen Autohersteller und Zulieferer<br />

machten von sich reden: Von acht möglichen<br />

ÖkoGlobes gewannen die deutschen<br />

Autobauer sechs. In der Kategorie Hybridantrieb/Elektroantrieb<br />

gewann <strong>Daimler</strong> mit<br />

dem smart fortwo electric drive, der mit<br />

einem 41 PS starken Permanentmagnet-<br />

Elektromotor arbeitet. Den Strom liefert eine<br />

leistungsstarke Hochtemperaturbatterie auf<br />

Natrium-Nickelchlorid-Basis. Sie fi ndet im<br />

Unterboden Platz, sodass der Innenraum<br />

vollständig erhalten bleibt. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

liegt bei 112 km/h. Mit einem<br />

Verbrauch von nur 12 kWh/100 km ist dieses<br />

Auto die klimafreundlichste Alternative<br />

im Stadtverkehr. Einmal aufgeladen, fährt der<br />

Zweitürer rund 115 Kilometer weit. Die Batterie<br />

kann an jeder 230-Volt-Steckdose wieder<br />

aufgeladen werden. \


230 neue Erdgas-Lkw in Kalifornien<br />

PORTLAND 46°N/123°W ——— Am Hafen von Long Beach übergab <strong>Daimler</strong> Trucks<br />

North America (DTNA) 132 Fahrzeuge an das Transportunternehmen California Cartage.<br />

Weitere 100 Zugmaschinen werden in den Häfen von Los Angeles und Long Beach<br />

eingesetzt. Damit kommt eine der ersten und größten Lkw-Flotten mit Erdgasantrieb in<br />

den USA von <strong>Daimler</strong> Trucks North America. Die Häfen von Los Angeles und Long Beach in<br />

Südkalifornien sind ein wichtiger wirtschaftlicher Wachstumsmotor für eine ganze Region mit<br />

fast einer Million Arbeitsplätzen. Die kalifornische Regierung hat deshalb ein wegweisendes<br />

Programm verabschiedet: das „Port of Los Angeles Clean Truck Program“. Durch den<br />

konsequenten Austausch alter Fahrzeuge durch modernere und sparsamere Lkw sollen<br />

die Schadstoffemissionen in der Region in den nächsten fünf Jahren verringert werden.<br />

Exklusiver Finanzierungspartner ist <strong>Daimler</strong> Truck Financial (DTF). Kleinunternehmer und<br />

unabhängige Speditionen können ihre Lkw bei entsprechender Kre ditwürdigkeit und Erfüllung<br />

der Hafenvorgaben über DTF finanzieren oder leasen. \<br />

car2go: neues Mobilitätskonzept<br />

STUTTGART/ULM 49°N/9°E ——— Mit car2go startete <strong>Daimler</strong> ein neues Mobilitätskonzept<br />

und gibt damit eine weitere Antwort auf das steigende Verkehrsaufkommen in Ballungsgebieten,<br />

wie beim Pilotprojekt in Ulm. Dort werden flächendeckend smart fortwo<br />

Fahrzeuge bereitgestellt, die rund um die Uhr vorerst noch von <strong>Daimler</strong>-Mitarbeitern gemietet<br />

werden können. In einer späteren Phase wird das Projekt auch auf Ulmer Bewohner<br />

und Besucher ausgeweitet. Nach einmaliger Registrierung haben die Kunden dann die<br />

Möglichkeit, spontan oder mit Vorbuchung auf die Fahrzeuge zuzugreifen und beliebig<br />

lange zu nutzen. Der Kunde steigt ein, kann sofort losfahren und stellt den gemieteten<br />

smart nach Fahrtende einfach auf einen Stellplatz innerhalb des Stadtgebiets <strong>zur</strong>ück. Die<br />

Abrechnung funktioniert genauso einfach und flexibel wie die gesamte Bedienung des<br />

car2go: minu tengenau für nur 19 Cent pro Minute. \<br />

Panorama Umwelt<br />

Saubere Strände<br />

45<br />

PORTLAND 46°N/123°W ——— Im Rahmen<br />

des vierten jährlich stattfindenden „Beach<br />

Cleanup“ <strong>zur</strong> Säuberung der Willamette-<br />

River-Strände in Portland, Oregon, haben<br />

sich im vergangenen Jahr Mitarbeiter von<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks North America und ihre Familienmitglieder<br />

zusammengefunden. Innerhalb<br />

von drei Stunden sammelten rund<br />

40 Per sonen Abfall an dem etwa 2 Kilometer<br />

langen Strandstreifen, der vor dem Bürogebäude<br />

von <strong>Daimler</strong> Trucks beginnt. Alle<br />

Freiwilligen wurden mit Mülltüten, Greifzangen<br />

und Handschuhen ausgestattet, um<br />

den Unrat fachgerecht aufnehmen und entsorgen<br />

zu können. „Es ist toll bei einem solchen<br />

gemeinschaftlichen Event teilnehmen<br />

zu können und mit den Kollegen zusammen<br />

unseren Fluss-Strand vom Abfall zu befreien,“<br />

findet Melissa Maxwell, Analystin<br />

bei <strong>Daimler</strong> Trucks und Organisatorin der<br />

Veranstaltung. „Ohne die zahlreichen Freiwilligen<br />

aus den verschiedenen Abteilungen<br />

wäre es nicht möglich, die Strandreinigung<br />

jedes Jahr so umfassend durchzuführen.“ \


Auf frischer<br />

FAHRZEUG Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID FAHRER Joachim Löw<br />

ORT Mercedes-Benz Arena Stuttgart


Wer sich mit Ingenieuren und Technikern im Hause <strong>Daimler</strong> unterhält, hört immer wieder einen<br />

bestimmten Satz: „Das sind spannende Zeiten“. Er wird mit einem gewissen Leuchten in den<br />

Augen ausgesprochen, obwohl die Zeiten für die Automobilindustrie ja nicht nur spannend, sondern<br />

auch ökonomisch schwierig sind. Von Sparkursen und dringender Steigerung der Kraftstoff-<br />

Effizienz ist die Rede. Doch in jeder Krise liegt auch eine Chance.<br />

Text Dirk Maxeiner Fotografie Marvin Zilm<br />

Tat ertappt


48 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Die Erfinder des Automobils sind entschlossen,<br />

das Auto ein zweites Mal zu erfinden. Neue Ideen bewegen<br />

sich in einem Tempo in Richtung Serie, das weit jenseits der bisherigen<br />

Richtgeschwindigkeit liegt. „Wir haben in der Vergangenheit<br />

schon oft Meilensteine für die gesamte Automobilbranche gesetzt.<br />

Und selbstverständlich werden wir mit unseren technologischen In -<br />

novationen auch die automobile Zukunft maßgeblich gestalten“, sagt<br />

Thomas Weber, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand für Konzernforschung und die<br />

Entwicklung der Mercedes-Benz Cars verantwortlich. Zu diesem Zweck<br />

habe man für die einzelnen Entwicklungsschwerpunkte fachübergreifende<br />

Kompetenzzentren eingerichtet. Und in diesen „Thinktanks“<br />

herrscht vor allem eines: Aufbruchstimmung.<br />

Eines dieser Teams widmet sich der Hybridtechnologie. „Es ist<br />

schön etwas zu machen, für das es kein Vorgängerprojekt gibt“, erzählt<br />

Oliver Vollrath, unter dessen Regie der neue Mercedes-Benz<br />

S 400 BlueHYBRID auf die Straße fährt. Und er fügt hinzu, dass eine<br />

Redewendung im Repertoire seines Projektes wegfalle: „Das haben<br />

wir schon immer so gemacht.“ Die Kombination aus dem weiterentwickelten<br />

V6-Benzinmotor mit dem kompakten Hybridmodul macht<br />

den S 400 BlueHYBRID zum weltweiten CO 2 -Champion der Luxusklasse.<br />

Der Benzinverbrauch beträgt 7,9 Liter pro 100 Kilometer<br />

(NEFZ-Zyklus, kombiniert). Abstriche in Sachen Leistungsfähigkeit<br />

muss der Fahrer dafür nicht machen: Der 3,5-Liter-Benzinmotor entwickelt<br />

205 Kilowatt (279 PS), der Elektromotor 15 Kilowatt (20 PS).<br />

„ Wir werden mit unseren technologischen<br />

Innovationen auch die automobile<br />

Zukunft maßgeblich gestalten.“<br />

Thomas Weber, Vorstandsmitglied der <strong>Daimler</strong> AG, verantwortlich<br />

für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung<br />

Lithium-Ionen im Auto. Besonders stolz sind die Väter des<br />

Mercedes-Benz Serienhybrids auf die erste speziell für den Einsatz<br />

im Pkw entwickelte, hochleistungsfähige Lithium-Ionen-Batterie.<br />

„Im Consumer-Bereich gibt es die Lithium-Ionen-Batterie ja<br />

schon seit einiger Zeit“, erzählt Vollrath, „die große Herausforderung<br />

bestand jedoch darin, diese Technologie in die Serientauglichkeit<br />

für Automobile zu bekommen.“ Denn die Anforderungen<br />

an Lebensdauer, Leistungsfähigkeit und Sicherheit seien nicht mit<br />

den bisherigen Einsatzgebieten zu vergleichen. Die Anstrengungen<br />

haben sich gelohnt: Im S 400 BlueHYBRID bringt Mercedes-Benz<br />

als weltweit erster Hersteller die Lithium-Ionen-Batterie in einem<br />

Serienfahrzeug auf den Markt.<br />

Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />

Verbrennungsmotor Ottomotor<br />

Nennleistung<br />

max. Drehmoment<br />

Hybridmodul Elektromotor<br />

Nennleistung<br />

max. Drehmoment<br />

Gesamtantrieb kombinierte Leistung<br />

kombiniertes Drehmoment<br />

Gesamtverbrauch NEFZ-Verbrauch<br />

CO2-Emissionen Die neue Batterie ist so kompakt, dass sie ganz normal im Motorraum<br />

installiert werden kann. Beim Anfahren spendet sie den Saft<br />

für einen zusätzlichen „Boost-Effekt“ des Elektromotors: Beim<br />

Verzögern wird der Elektromotor zum Generator und speist die<br />

Bremsenergie wieder ein. An der Ampel schaltet sich der Verbrennungsmotor<br />

heimlich, still und leise ab, um beim Tritt auf das Gas -<br />

pedal ebenso unauffällig wieder anzuspringen. In der Zwischenzeit<br />

arbeiten Klimaanlage und alle Funktionen ganz normal weiter – dank<br />

der bärenstarken Batterie. Das klingt theoretisch ganz einfach,<br />

ist praktisch aber eine höchst komplexe Angelegenheit. „Motor,<br />

Elektromotor, Bremse, Getriebe, Batterie, alles beeinflusst sich<br />

gegenseitig – und zwar sehr viel stärker als bisher“, erklärt Oliver<br />

Vollrath.<br />

V6<br />

205 kW/279 PS<br />

350 Nm<br />

scheibenförmig<br />

15 kW als Motor<br />

20 kW als Generator<br />

160 Nm<br />

220 kW<br />

375 Nm<br />

7,9 l/100 km<br />


Lithium-Ionen-Batterie<br />

Die 120-Volt-Lithium-Ionen-Batterie.<br />

Diese kompakte und leistungsfähige Batterie<br />

speichert die vom Elektromotor generierte<br />

Energie und stellt sie bei Bedarf wieder <strong>zur</strong><br />

Verfügung.<br />

Die Leistungselektronik. Sie steuert den<br />

Elektromotor und koordiniert mit dem Motorsteuergerät<br />

die optimale Verknüpfung von<br />

Benzin- und Elektromotor. Das garantiert hohe<br />

Effi zienz auf der einen und unbeschwerten<br />

Fahrgenuss auf der anderen Seite.<br />

CHECKPOINT<br />

Der Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID<br />

Der 6-Zylinder-Benzinmotor. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Elektroaggregat ergibt er den CO -ärmsten<br />

2<br />

Antrieb der Luxusklasse – der nicht nur durch Wirt -<br />

schaftlichkeit und Leistungswerte beeindruckt,<br />

sondern zudem extrem kultiviert ist. Die ECO Start-<br />

Stopp-Funktion schaltet den Verbrennungsmotor<br />

der S-Klasse – z. B. an einer Ampel – ab. Mit der<br />

gespeicherten Elektroenergie startet sie schließ lich<br />

wieder wie gewohnt.<br />

Das rekuperative Bremssystem. Es hilft<br />

bei Druck auf das Bremspedal, die frei werdende<br />

Energie über das Hybridmodul in<br />

die Batterie einzuspeisen.<br />

Das Hybridmodul. Das besonders kompakte und<br />

leichte Elektroaggregat arbeitet sehr effi zient<br />

und unterstützt den Benzinmotor durch ein zusätzliches<br />

maximales Drehmoment von 160 Nm.<br />

DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />

Die Leichtlaufreifen. Durch den speziellen<br />

Rollwiderstand helfen sie, den Spritverbrauch des<br />

S 400 BlueHYBRID zusätzlich zu reduzieren.<br />

Die Hybridanzeige. Sie zeigt anschaulich<br />

in der Instrumententafel,<br />

wie der Energiefl uss von Elektrooder<br />

Verbrennungsmotor jeweils<br />

gerade verläuft.<br />

Das Automatikgetriebe. Es ist speziell an<br />

den Hybridbetrieb angepasst. Die Übergänge<br />

von Verbrennungs- zu Elektromotor<br />

sowie Gangwechsel erfolgen für Fahrer und<br />

Fahrzeuginsassen nicht wahrnehmbar.<br />

Automatikgetriebe<br />

49


FAHRZEUG Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICIENCY<br />

FAHRER Edmund Hess und Ursula Ploeger ORT Fähranleger Harlesiel


CHECKPOINT<br />

Der OM 651 markiert den Beginn einer<br />

neuen Diesel-Motorengeneration und setzt<br />

in seinem Segment Maßstäbe in puncto<br />

Leistung, Drehmoment, Abgasverhalten und<br />

Sparsamkeit. In seiner stärksten Variante<br />

schöpft er aus 2.143 Kubikzentimeter Hubraum<br />

150 Kilowatt (204 PS) bei einem<br />

aufrechterhalten, wenn der Verbrennungsmotor abgeschaltet ist?<br />

Und wie reagieren darauf die vielen Steuergeräte, die bislang bei<br />

einer Drehzahl von null davon ausgehen, das Auto sei abgewürgt?<br />

„Ständig kam irgendeiner ums Eck“, erzählt Vollrath, und sagte:<br />

„hoppla, hier haben wir etwas, an das kein Mensch gedacht hat.“<br />

Neue Zulieferer mussten von den <strong>Daimler</strong>-Ingenieuren oft erst auf<br />

die hohen Anforderungen des Großserien-Automobilbaus getrimmt<br />

werden. „Bei einem elektrischen Industriemotor kommen schon mal<br />

Leistungsstreuungen von bis zu 30 Prozent vor, im Auto ist so etwas<br />

natürlich ganz und gar unakzeptabel“, erinnert sich Vollrath. Auch<br />

habe auf dem Elektromotor nie der Entwicklungsdruck gelastet wie<br />

auf dem Verbrennungsmotor. „Kleiner, leichter, leistungsfähiger,<br />

kompakter“ seien etwa für stationär verwendete Motoren keine so<br />

entscheidenden Kategorien gewesen. Jetzt werde von den Herstellern<br />

mit jeder Entwicklungsstufe „eine deutliche Verbesserung<br />

erwartet.“<br />

Für die Erfolge der Hybridentwickler stellt sich allmählich auch Anerkennung<br />

ein. Für zusätzliche Emotionsschübe sorgte der Formel-1-<br />

Pilot Lewis Hamilton, der sich den nagelneuen Mercedes-Benz<br />

S 400 BlueHYBRID aussuchte, um damit bei seiner Stuttgarter<br />

Weltmeisterschafts party vor über 70.000 Zuschauern eine Runde im<br />

Untertürkheimer Stammwerk zu drehen. Die Liste prominenter Hybridfahrer<br />

wächst, der deut sche Verkehrsminister wird inzwischen<br />

ebenso damit chauffiert wie der Umweltminister. Oliver Vollrath ist<br />

Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICIENCY<br />

Verbrennungsmotor Dieselmotor<br />

R4<br />

Nennleistung<br />

150/204 kW/PS<br />

max. Drehmoment 500 Nm<br />

Verdichtung<br />

16,2:1<br />

Beschleunigung 0–100 km/h<br />

7,0 s<br />

Höchstgeschw.<br />

250 km/h<br />

Tankinhalt<br />

66 l<br />

Gesamtverbrauch NEFZ-Verbrauch 5,2 l/100 km<br />

Drehmoment von 500 Newtonmeter. Trotz<br />

gesteigerter Leistung hat der OM 651 je nach<br />

Variante bis zu 13 Prozent geringere CO 2 -<br />

Emissionen und erfüllt die Abgasnorm Euro 5.<br />

Ein Fahrzeug der Mittelklasse verbraucht<br />

mit dem 150-kW-Triebwerk lediglich 5,2 Liter<br />

Diesel pro 100 km (NEFZ).<br />

DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />

OM 651<br />

begeisterter Fußballfan, weshalb Fußballnationaltrainer Jogi Löw<br />

ihm besonders ans Herz gewachsen ist. Er wies Löw höchstpersönlich<br />

in dessen Hybrid-Mercedes ein: „Wir haben darüber geredet,<br />

wie alles funktioniert, was er beachten muss und wie es um die<br />

Nationalmannschaft steht.“<br />

Ölmotor mit fünf Sternen. Sportliches Lob erhält Mercedes-Benz<br />

auch für eine andere Entwicklung, die sich unter dem schlichten<br />

Kürzel „OM 651“ versteckt. „OM“ steht nach der Tradition des Hauses<br />

für „Ölmotor“, hat sich aber vom guten alten Diesel in seiner<br />

Entwicklung um Lichtjahre entfernt. „Beim Verbrennungsmotor ist<br />

noch Musik drin“, heißt es bei den Motorenentwicklern und wie<br />

zum Beweis wird das neue Triebwerk von der Fachwelt beinahe entgeistert<br />

aufgenommen. „V8 mit vier Töpfen“ textete das Nachrichtenmagazin<br />

„Focus“ über den nur 2,2 Liter großen Vierzylinder mit<br />

150 Kilowatt (204 PS). Die „Auto Zeitung“ schrieb nach Erprobung<br />

des Mercedes-Benz C 250 CDI BlueEFFICENCY nicht weniger ver -<br />

wundert: „Wer konsequent die Schaltanzeige im Cockpit beachtet<br />

und auf Volllastfahrten verzichtet, bleibt nahe dem Normverbrauch<br />

von 5,2 Liter Diesel pro 100 km.“ Die Tester von „auto motor und<br />

sport“ kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Der OM 651 erinnerte die<br />

Zeitschrift „an den Bullencharakter historischer Mega-Achtzylinder“,<br />

man müsse kaum schalten: „Es reicht in jeder Lebenslage.“ Auch die<br />

Abgasnorm Euro 5 wird ohne zusätzliche Maßnahmen in jeder Lebenslage<br />

erfüllt. Motorenentwickler Johannes Leweux interpretiert<br />

die eher zufällige Entwicklungsnummer „651“ augenzwinkernd so:<br />

„Die 6 steht dafür, dass dieser Vierzylinder es mit jedem Sechszylinder<br />

aufnehmen kann. Die 5 steht für das gewaltige Drehmoment<br />

von 500 Newtonmeter. Die 1 steht für den besten Vierzylinder der<br />

Welt.“<br />

Der Motor ist nach Ansicht der Fachwelt ein herausragendes Bei -<br />

spiel für „intelligentes Downsizing“. Der Fernsehsender n-tv beschreibt<br />

das so: „Mit weniger Hubraum und weniger Zylindern die Leistung<br />

steigern, den Verbrauch senken – das ist die Formel, die neuerdings<br />

in aller Welt Motorentwickler umtreibt.“ Eine zweistufige Turboaufladung,<br />

ein ausgeklügeltes Common-Rail-Einspritzsystem mit feinst<br />

dosierbaren Piezo-Injektoren sowie viele Maßnahmen <strong>zur</strong> Ver- ><br />

51


52 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

minderung der Reibungsverluste versetzen den relativ kleinen OM<br />

651 in die Lage, solch große Leistungen zu vollbringen. Und das<br />

wird er in ganz verschiedenen Fahrzeugen tun: Er kann je nach<br />

Fahrzeugkonzept längs oder quer eingebaut, mit Allradantrieb oder<br />

Hybrid kombiniert werden – und all das wird Zug um Zug auch geschehen.<br />

Durch seine flexiblen Einbaumöglichkeiten ersetzt der OM 651 eine<br />

Handvoll verschiedener Motoren – und stellt damit eine ökonomisch<br />

erfreuliche Bilanz in Aussicht. Johannes Leweux freut sich jedenfalls,<br />

ökologische, ökonomische und fahrdynamische Anforderungen so gut<br />

unter einer Motorhaube versammelt zu haben. „Die verschiede nen<br />

Wünsche und Anforderungen streben ja vielfach auseinander“, erkärt<br />

er, man müsse sich das wie ein Spinnennetz vorstellen: „Wenn man<br />

es an der einen Seite dehnt, dann wird es auf der anderen Seite nachgeben“.<br />

Es gehe also darum sich zu zentrieren und einen möglichst<br />

optimalen Kompromiss zu finden. Die Operation OM 651 scheint ge -<br />

glückt. „auto motor und sport“ griff jedenfalls zum Äußersten und<br />

verlieh „fünf Sterne“.<br />

In den USA gibt es indes für die Liebhaber der (wegen ihres hohen<br />

Kraftstoffverbrauches viel kritisierten) Geländewagen und SUV<br />

(Sports Utility Vehicle) gute Nachrichten. Mit den Modellen R, ML<br />

und GL 320 BlueTEC bietet Mercedes-Benz die weltweit ersten Die -<br />

sel-SUV an, die die besonders anspruchsvolle amerikanische<br />

Bin-5-Abgasnorm erfüllen. Der Mercedes-Benz 320 ML BlueTEC<br />

konsumiert dabei im Schnitt nur noch 9,0 Liter auf 100 Kilometer<br />

(26 mpg) Dieselkraftstoff. Bei den US-amerikanischen Verkehrsverhältnissen<br />

mit gleichmäßigen Geschwindigkeiten auf den Highways<br />

und großen Entfernungen über Land kann der Dieselmotor seine<br />

Verbrauchsvorteile besonders gut ausspielen.<br />

CHECKPOINT<br />

Der Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />

nutzt das hocheffiziente AdBlue-Abgasreinigungsverfahren,<br />

das seine beispielhafte<br />

Partikelfilter<br />

Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit bereits<br />

seit einigen Jahren in Lkw und Bussen von<br />

Mercedes-Benz beweist.<br />

Partikelfilter (vergrößert)<br />

Effizienzwunder mit Abschaltautomatik. Traditionell galt bislang<br />

bei Mercedes-Benz Fahrzeugen die Regel, dass Innovationen „topdown“<br />

also von den teureren Modellen oben im Programm langsam<br />

zu den preiswerteren Fahrzeugen nach unten weitergegeben<br />

wer den. Doch auch diese Verfahrensweise ist kein ehernes Gesetz<br />

mehr. Hinter dem internen Kürzel „RSG“ verbirgt sich eine Neuentwicklung<br />

mit dem Namen „riemengetriebener Startgenerator“,<br />

wie er im sparsamen Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY zum<br />

Einsatz kommt. Bringt der Fahrer das Schaltgetriebe bei niedriger<br />

Geschwindigkeit in Leerlaufposition und betätigt gleichzeitig das<br />

Bremspedal, schaltet der Motor automatisch ab. Soll es weitergehen,<br />

wirft das System den Motor wieder an – schneller und sanfter<br />

als mit einem herkömmlichen Anlasser. Und da dieses Verfahren im<br />

Stadtverkehr naturgemäß eine erheblich größere Ersparnis bringt<br />

als auf ausgedehnten Langstreckenfahrten, kommt der kleine ><br />

AdBlue-Dosierventil<br />

Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />

Verbrennungsmotor Dieselmotor<br />

Hubraum<br />

Ventile pro Zylinder<br />

Bohrung x Hub<br />

Verdichtung<br />

Beschleunigung 0–60 mph<br />

Verbrauch (Fuel Economy Label)<br />

Stadt<br />

Highway<br />

Tankinhalt<br />

AdBlue-Tankinhalt<br />

BLUETEC<br />

SCR-Katalysator<br />

V6<br />

2.987 cm3 4<br />

83 x 92 mm<br />

16,5:1<br />

8,5 s<br />

18 mpg<br />

24 mpg<br />

25,1 gal<br />

7 gal


FAHRZEUG Mercedes-Benz ML 320 BlueTEC<br />

FAHRER Elvis und Jasmina Tabakovic ORT Staten Island


FAHRZEUG Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY<br />

FAHRER Dimitrij Walter ORT Filderstadt


CHECKPOINT<br />

Mercedes-Benz zuerst in den Genuss der neuen Technik. „Die<br />

Nachfrage ist sehr groß“, berichtet der Projektleiter Heiko Knoth,<br />

„insbesondere die westeuropäischen Märkte wollen solche Fahrzeuge“.<br />

Der problemlose Umgang mit diesem Mercedes-Benz beseitige eine<br />

psychologische Schwelle. „Das Verfahren funktioniert so schnell und<br />

unauffällig, dass niemand mehr Angst hat, er könne an der Ampel<br />

ohne Motor stehen bleiben.“ Auf Dauer stelle sich sogar ein umgekehrter<br />

Effekt ein. Viele Kollegen, die eines der Fahrzeuge eine Weile<br />

ausprobiert hätten und dann wieder in ihr normales Auto umgestiegen<br />

seien, hätten sich gewundert: „Ich stehe doch, warum läuft<br />

der Motor noch?“ Auch das sogenannte „Segeln“, das Ausrollen vor<br />

einem Stopp mit herausgenommenem Gang und abgeschaltetem<br />

Motor, komme dem Fahrer schnell selbstverständlich vor. Nach Über-<br />

Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY<br />

Verbrennungsmotor Ottomotor<br />

R4<br />

Nennleistung<br />

70 kW/95 PS<br />

max. Drehmoment 140 Nm<br />

Verdichtung<br />

11,0:1<br />

Beschleunigung 0–100 km/h<br />

Höchstgeschw.<br />

Tankinhalt<br />

Emissionsklasse<br />

c w-Wert<br />

Die ECO Start-Stopp-Funktion, die den<br />

Benzinverbrauch im Stadtverkehr um bis zu<br />

neun Prozent verringern kann, ist in den<br />

folgenden Mercedes-Benz Modellen lieferbar:<br />

A 150 BlueEFFICIENCY, A 170 BlueEFFICIENCY,<br />

B 150 BlueEFFICIENCY, B 170 BlueEFFICIENCY.<br />

Sie schaltet den Motor automatisch ab, wenn<br />

der Fahrer das Schaltgetriebe bei niedriger<br />

Geschwindigkeit in Leerlaufposition bringt<br />

und gleichzeitig das Bremspedal betätigt.<br />

Sind die Voraussetzungen für den Motorstopp<br />

erfüllt, wird der Fahrer durch eine<br />

spezielle Anzeige im Kombiinstrument informiert.<br />

Im Bruchteil einer Sekunde und<br />

fast geräuschlos springt der Motor wieder<br />

an, sobald die Kupplung getreten oder die<br />

Bremse gelöst wird. Dieser ebenso schnelle<br />

wie komfortable Motorstart ist ein wesentlicher<br />

Vorteil der ECO Start-Stopp-Funktion<br />

gegenüber anderen Systemen dieser Art.<br />

Mercedes-Benz setzt dafür einen Starter-Generator<br />

ein, der durch den Riementrieb mit<br />

der Kurbelwelle verbunden ist.<br />

Gesamtverbrauch<br />

12,6 s<br />

175 km/h<br />

6,2 l/100 km<br />

54 l<br />

Euro 4<br />

0,31<br />

ECO Start-Stopp-Funktion<br />

zeugung von Knoth vermittle das Ganze auch einen „gefühlt guten<br />

Beitrag zum Umweltschutz“, so ähnlich wie beim Lichtausmachen,<br />

wenn man einen Raum verlasse. Die Technik wird deshalb nach und<br />

nach auch in die anderen Mercedes-Benz Baureihen einfließen. Viele<br />

Fahrer werden das Start-Stopp-Verfahren aber womöglich gar nicht<br />

bewusst wahrnehmen. „Meine Frau hat bei einer Ausfahrt mit dem<br />

Mercedes-Benz A 150 BlueEFFICIENCY überhaupt keinen Unterschied<br />

bemerkt“, erzählt Knoth. \<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

DAS E-HEFT Effizienz – Auf frischer Tat ertappt<br />

Von außen ist den neuen effi zienten und emissionsarmen Autos von <strong>Daimler</strong><br />

nichts anzusehen. Im Inneren verbirgt sich aber hochkomplexe Technologie:<br />

[1] Die Lithium-Ionen-Batterie: wie sie funktioniert und warum sie so<br />

sicher ist.<br />

[2] Wie BlueEFFICIENCY-Fahrzeuge Kraftstoff sparen.<br />

[3] Mit der BLUETEC-Technik für sauberere Antriebe.<br />

[4] Wie die ECO Start-Stopp-Automatik funktioniert.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

Wasserpumpe<br />

Kurbelwelle<br />

Starter-Generator<br />

hydraulischer<br />

Riemenspanner<br />

Klimakompressor<br />

55


56 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

What a Difference<br />

a Day Makes …


Soziale Verantwortung bedeutet mehr, als nur Geld zu spenden. Der sogenannte „Day of Caring“<br />

gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen bei <strong>Daimler</strong><br />

die Möglichkeit, für einen Tag von ihrer Arbeit freigestellt zu werden, um sich für ihre Mitmenschen<br />

engagieren zu können. Wo Hilfsbereitschaft auf Tatkraft trifft, werden Emotionen frei und Berge<br />

versetzt.<br />

Text Kai-Holger Eisele Fotografie Dawin Meckel<br />

[Vorbereitungen für den ehrenamtlichen Einsatz: <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />

versammeln sich auf dem Hof der José-Urquiza-Schule in Mexiko-Stadt.]<br />

57


58<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

MEXIKO-STADT 19°N/99°W ——— Die Teams, die am frühen Morgen<br />

Richtung Neza, einem ärmlichen Vorort von Mexiko-Stadt aufbrechen,<br />

führen nur Gutes im Schilde. Noch in der Dunkelheit sind<br />

rund 250 <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter in Kleinbussen gestartet. Sie wollen<br />

im Rahmen des „Day of Caring 2008“ freiwillige Hilfe leisten, und<br />

zwar dort, wo sie dringend benötigt wird. Auf dem Weg zum Randbezirk<br />

der mexikanischen Megacity passieren die Helfer verlassene,<br />

halb zerfallene Gebäude, abgemagerte Hunde kläffen den Wagen<br />

hinterher, auf den Straßen liegt Unrat und Schutt. Hier ist das Ziel<br />

der Reise: die José-Urquiza-Schule mit ihren rund 600 Schülerinnen<br />

und Schülern, im Stadtteil Nezahualcoyotl City.<br />

Die Helfer versammeln sich nach der Ankunft auf dem Innenhof<br />

des riesigen Geländes und können sich direkt einen ersten Eindruck<br />

von ihrem Einsatzort verschaffen. Mehrere ein- und zweistöckige<br />

Gebäude, die überwiegend Klassenzimmer beherbergen, sind in<br />

einem beklagenswerten Zustand. Kaputte Stühle liegen auf dem<br />

Boden, der Putz blättert von der Decke, manche Fenster sind mit<br />

Holz vernagelt. Es ist eine große Aufgabe, die man sich hier zum<br />

Ziel gesetzt hat. Die Lernumgebung der Schüler soll an nur einem<br />

Tag langfristig verbessert werden. Aber der frische Elan der Freiwilligen<br />

an diesem noch kühlen Morgen zeigt, dass ihnen bewusst ist:<br />

Hier können und wollen sie Positives bewirken.<br />

„Vámonos“ – „Los geht’s“, klingt es nach einer kurzen Einweisung<br />

aus der Menge der Helfer, und sofort machen sie sich in kleinen<br />

Gruppen eifrig ans Werk. Auch Eltern und Kinder, die ihre Schule<br />

selbst am besten kennen, haben sich unter die <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />

gemischt und zeigen, welche Arbeit am nötigsten getan werden<br />

[Logistischer Aufwand: Über 1.000 Liter Farbe, 100 Farbroller<br />

und 350 Pinsel müssen genau bemessen und verteilt werden.]<br />

muss. Die Stimmung ist gut: Kinder verteilen noch Farbe und Pin -<br />

sel, es gibt Kaffee und Kekse. Alle Helfer streichen, pinseln und<br />

walzen, was das Zeug hält – ob auf der Leiter stehend oder nur mit<br />

einem Stuhl unter den Füßen. Jeder Quadratzentimeter Wand bekommt<br />

einen neuen Farbauftrag. Insgesamt arbeiten mehr als dreihundert<br />

Menschen Hand in Hand an dem gemeinsamen Vorhaben.<br />

„ Jeder Mitarbeiter hat im Rahmen des<br />

‚Day of Caring‘ einen Tag im Jahr<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, an dem er an sozialen<br />

Aktivitäten teilnehmen kann.“<br />

Gustavo Ganges, Projektleiter des „Day of Caring“ in Mexiko-Stadt<br />

Teambuilding beim gemeinsamen Helfen. Zu den Eifrigsten gehört<br />

Patricia Osorio, die in der Zollabteilung bei Commercial Vehicles<br />

tätig ist und gerade einen Zaun vor einem der Klassenräume mit<br />

frischer roter Farbe anstreicht. Als sie vom Angebot ihres Arbeitgebers,<br />

an der heutigen Aktion teilzunehmen, erfuhr, hatte sie<br />

sich sofort gemeldet. „Auch meine Eltern waren sehr überrascht,<br />

dass es Unternehmen gibt, die sich so stark engagieren. Sie fi nden<br />

das Projekt ebenso gut wie ich selbst. Sehr viele Menschen in Mexiko<br />

sind hilfsbedürftig, besonders Kinder. Deshalb bin ich froh, aktiv<br />

etwas tun zu können.“ Trotz der ernsten Aufgabe kommen Teambuilding,<br />

Spaß und soziale Kontakte nicht zu kurz. Mitarbeiter ><br />

250 Mitarbeiter<br />

250 Mitarbeiter von <strong>Daimler</strong> haben am<br />

„Day of Caring 2008“ in Mexiko-Stadt<br />

teilgenommen.<br />

[Zusammen für die Zukunft: Kinder, Eltern<br />

und <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter packen die Aufgabe<br />

gemeinsam an.]


[Die Renovierung war dringend erforderlich: Die Gebäude der<br />

José-Urquiza-Schule sehen nun besseren Tagen entgegen.]<br />

DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes … 59<br />

1.000 Liter<br />

Mehr als 1.000 Liter Farbe wurden bei<br />

der Renovierung der José-Urquiza-Schule<br />

in Mexiko-Stadt verbraucht.


60 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

2.500 Stunden<br />

Rund 2.500 Arbeitsstunden haben <strong>Daimler</strong>-<br />

Mitarbeiter in Mexiko im Jahr 2008 freiwillig<br />

für Social-Responsibility-Projekte aufgewendet.<br />

[Erholung unterm Sonnensegel: <strong>Daimler</strong>-Helfer<br />

im Gespräch während der Mittagspause.]


[Die Instandsetzung der Außenmauer<br />

ist nur in der Gruppe zu bewältigen.]<br />

aller Geschäftsbereiche, wie Commercial Vehicles, Financial Services,<br />

Holding Company oder Mercedes-Benz arbeiten absichtlich<br />

bunt gemischt in kleinen Teams. „Gerade habe ich eine nette Frau<br />

von Financial Services kennengelernt, die denselben Klassenraum<br />

renoviert wie ich“, sagt Patricia Osorio.<br />

So sieht das auch Jürgen Rochert, Geschäftsführer von <strong>Daimler</strong><br />

Financial Services (DFS) Mexiko: „Wir führen hier seit rund vier<br />

Jahren Social-Responsibility-Projekte durch, aber so viele Teilnehmer<br />

hatten wir noch nie in einer Gruppe. Neu ist diesmal, dass<br />

auch die Holding Company, Mercedes-Benz und Commercial Vehicles<br />

ihre Hilfe bei dem Projekt angeboten haben.“<br />

„ Wir freuen uns, dass nicht nur <strong>Daimler</strong><br />

Financial Services, sondern auch die<br />

Holding Company, Mercedes-Benz und<br />

Commercial Vehicles mitgeholfen haben.“<br />

Jürgen Rochert, Geschäftsführer <strong>Daimler</strong> Financial Services<br />

Dieser Einsatz zum Abbau sozialer Missstände ist allein durch<br />

mensch liche Arbeitskraft nicht zu leisten. Schon für die Renovierung<br />

der José-Urquiza-Schule werden heute mehr als elfhundert<br />

Liter Farbe, rund hundert Farbroller und dreihundertfünfzig<br />

Pinsel benötigt. Mit einem enormen fi nanziellen Aufwand ist<br />

der „Day of Caring“ der mit Abstand größte gesellschaftliche Ein -<br />

satz des Jahres für die Unternehmenstochter in Mexiko, von den<br />

über 2.500 Arbeitsstunden, in denen heute von den <strong>Daimler</strong>-Helfern<br />

gestrichen, getragen, geschliffen und gegärtnert wird, ganz<br />

zu schweigen.<br />

DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes …<br />

[Die Schulkinder freuen sich auf ihre „neue“ Schule.]<br />

Engagement global. Es ist nicht das erste Mal, dass sich <strong>Daimler</strong><br />

in Mexiko sozial engagiert. Projekte in der Vergangenheit umfassten<br />

Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe in der Region Tabasco und<br />

die Instandsetzung eines Heimes für mexikanische Kinder, die Opfer<br />

von familiärer Gewalt geworden sind. Bedarf an Verbesserungen<br />

besteht weltweit, und dementsprechend vielfältig sind die globalen<br />

Aktivitäten des <strong>Daimler</strong>-Konzerns und seiner Tochtergesellschaften<br />

im CSR-Bereich. Der „Day of Caring“ stellt dabei nur eines der<br />

Instrumente dar, die <strong>Daimler</strong> zum Schutz und <strong>zur</strong> Pfl ege dieser<br />

Werte <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Die Geschichte des „Day of Caring“ begann 1992 im US-Bundesstaat<br />

New Hampshire. Die Idee wurde von der Wohltätigkeitsorganisation<br />

„United Ways“ entwickelt, die erstmals lokale Stakeholder<br />

mit dem Ziel zusammenbrachte, mit vereinten Kräften eine große<br />

gemeinnützige Aktion für die Gemeinde zu stemmen: alles im Geiste<br />

des Teambuildings und der gesteigerten Sensibilität für die Belange<br />

und Probleme der Gemeinschaft. Für viele, große wie kleine<br />

US-Fir men ist der „Day of Caring“ seither zu einer Tradition geworden,<br />

die untrennbar mit der Identität der Unternehmen verknüpft<br />

ist. Zunehmend verbreitet sich das Konzept auch in Europa und anderen<br />

Teilen der Welt. Im Mai 2008 fand in Deutschland schon der<br />

dritte, von <strong>Daimler</strong> Financial Services organisierte „Day of Caring“<br />

statt. Über 200 Mitarbeiter waren in Berlin-Kreuzberg zusammengekommen,<br />

um das Jugend- und Kulturzentrum Naunyn Ritze zu renovieren.<br />

Die Zusammenarbeit mit Non-Profi t-Organisationen hilft<br />

bei der Auswahl und professionellen Leitung der Projekte. ><br />

61


62 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

[Mit dem Streichen der Decke wird die Renovierung<br />

der José-Urquiza-Schule abgeschlossen.]<br />

Die José-Urquiza-Schule wurde vom DFS Community Relations<br />

Offi ce aus diversen Vorschlägen der lokalen Hilfsorganisation PVO<br />

México ausgewählt. Die Vorbereitung und der logistische Aufwand<br />

einer solchen Aktion richten sich nach der Größe des Vorhabens.<br />

Freiwillige müssen gefunden und für den betreffenden Tag freigestellt<br />

werden. Die einzelnen Aufgaben müssen festgelegt, Arbeitsgruppen<br />

eingeteilt, das Material beschafft, die Helfer transportiert<br />

und verpfl egt werden.<br />

Inzwischen ist es in Mexiko-Stadt Mittag geworden, die Sonne<br />

brennt erbarmungslos auf die vielen Helfer nieder. Viele haben Farb -<br />

spritzer im Gesicht und nahezu alle tragen das offi zielle T-Shirt des<br />

„Day of Caring“ als Arbeitskleidung. „Ich stehe ein für meine Gemeinde<br />

und die Werte meiner Firma“, steht auf Spanisch auf dem Rücken.<br />

Schuldirektor Gerardo Urquiza ist überwältigt vom Trubel und gleichzeitig<br />

ergriffen von den fortschreitenden Arbeiten und der Hilfsbereitschaft,<br />

die seine Schule heute erfasst haben. Sein Vater hat sie<br />

im Armenviertel vor fast sechzig Jahren gegründet, und deshalb läge<br />

ihm ihre Erhaltung und Renovierung besonders am Herzen, sagt er.<br />

Den Kindern werde damit gezeigt, dass Bildung ein Wert ist, den man<br />

auch in schweren Zeiten nicht vernachlässigen darf.<br />

Seite an Seite: Schüler, Eltern, <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter. Selbst die<br />

ört liche Polizei packt mit an: Als einige Polizisten während der Streife<br />

das bunte Treiben bemerken, greifen sie spontan zu Pinsel und Farbe.<br />

Mit den Arbeiten an der Fassade ist neben vielen anderen auch<br />

Janine Diaz beschäftigt. Sonst arbeitet sie für Mercedes-Benz Cars<br />

in Mexiko, heute streicht sie Seite an Seite mit der zehnjährigen Ste -<br />

fanie Garcia. „Ich habe auch eine kleine Tochter“, berichtet Janine<br />

Diaz. „Als ich ihr erzählt habe, was ich heute vorhabe, wollte sie am<br />

liebsten gleich mitkommen. Aber das geht nicht, sie muss ja auch<br />

in die Schule.“ Im düsteren Inneren des Gebäudes werkelt Oswaldo<br />

Heredia aus der Steuerabteilung der <strong>Daimler</strong> Holding. Das Unternehmen<br />

engagiert sich sehr für Mexiko, meint er. „Was wir hier machen,<br />

ist gut für die Firma und auch gut für mich.“<br />

Es ist Zeit zum gemeinsamen Mittagessen. Wurden im Morgengrauen<br />

schon Kaffee und Kekse <strong>zur</strong> Stärkung angeboten, kann<br />

sich nun jeder Arbeiter richtig satt essen. Ein Sonnensegel ist<br />

über den Schulhof gespannt worden, um den Helfern während der<br />

Mittagspau se Schutz vor der Sonne bieten zu können. Nicht alle<br />

gönnen sich jedoch eine richtige Pause, sondern greifen sich lieber<br />

nur schnell etwas zu essen und arbeiten unbeirrt weiter.<br />

„ Heute bin ich ganz besonders<br />

stolz darauf, <strong>Daimler</strong> hier in Mexiko<br />

als Händler zu vertreten.“<br />

Fernando Zapata, Präsident von Commercial Vehicles in Mexiko<br />

Stolz als größter Motivationsfaktor. Die Kinder der Schule freuen<br />

sich offenbar besonders auf den neuen Basketballplatz, der an der<br />

Außenmauer des Geländes betoniert wird. Unentwegt beobachten<br />

sie die Drehungen des Betonmischfahrzeugs von den Balkonen im<br />

ersten Stock aus. „Die überschwängliche Dankbarkeit der Kinder“,<br />

sagt Geschäftsführer Rochert, „tut mir schon auch selbst gut.“ Spontan<br />

zum Streichen erschienen ist deshalb auch Fernando Zapata,<br />

Präsident von Commercial Vehicles in Mexiko: „Ich habe über Herrn<br />

Rochert von dem Projekt gehört und muss sagen, dass mich diese<br />

Idee begeistert. Heute bin ich ganz besonders stolz darauf, <strong>Daimler</strong><br />

hier in Mexiko als Händler zu vertreten.“ Der Stolz auf den eigenen<br />

Einsatz trägt <strong>zur</strong> Motivation Entscheidendes bei. Das ist in allen Gesprächen<br />

mit den Helfern zu spüren.<br />

Die Veränderungen an der Urquiza-Schule sind mittlerweile nicht<br />

mehr zu übersehen. Ehemals schmutzige Wände erstrahlen in freund -<br />

lichem Weiß, der neue Basketballplatz trocknet in der Hitze. Patricia<br />

Osorio befreit den Boden in „ihrem“ Klassenraum von Farbresten.<br />

„Ich wünschte, wir hätten noch mehr geschafft“, meint sie, „aber<br />

im Grunde bin ich mit unserer Arbeit ganz zufrieden.“<br />

Langfristiges Engagement für die José-Urquiza-Schule. Alles<br />

getan ist hier noch nicht, die Toiletten für die Schüler bedürfen in<br />

naher Zukunft noch einer Generalüberholung. Aber das Engagement<br />

von <strong>Daimler</strong> in dieser Schule für unterprivilegierte Kinder ist langfristig<br />

angelegt: „Schon bald wird es ein Treffen mit dem Schuldirektor<br />

geben, bei dem wir weitere Baumaßnahmen besprechen“,<br />

sagt Gustavo Ganges, Projektleiter in der Abteilung Community<br />

Relations. Manchen fällt der bevorstehende Abschied voneinander<br />

jetzt schwer. „Bleib doch noch hier!“ bitten zwei Mädchen im<br />

Grundschulalter Lora Vinande, die sie offenbar innerhalb nur eines<br />

Tages in ihr Herz geschlossen haben. Die Helfer besteigen schon die<br />

Sprinter, die sie <strong>zur</strong>ück ins moderne Businessviertel Bosques de<br />

las Lomas kutschieren werden. Und an der José-Urquiza-Schule und<br />

ihren hell erstrahlten Klassenräumen wird morgen der Unterricht<br />

wieder beginnen. \


1 Tag<br />

63<br />

Manchmal genügt für die Mitarbeiter bei<br />

<strong>Daimler</strong> schon ein Tag im Jahr, um für ihre<br />

Mitmenschen viel bewegen zu können.<br />

[Herzensangelegenheit: Schuldirektor Gerardo Urquiza dankt den Helfern<br />

für ihren unermüdlichen Einsatz im Armenviertel von Neza.]<br />

[Gemeinsam viel erreicht: <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter<br />

beim Resümee des Tages.]


64 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

CHECKPOINT RUNDHERAUS<br />

Day of Caring<br />

Im Rahmen der sogenannten „Corporate<br />

Volunteering“-Idee (freiwilliges Engagement<br />

von Firmenangehörigen in sozialen oder ökologischen<br />

Projekten) stellen Unternehmen<br />

ihre Mitarbeiter für jeweils einen Tag im Jahr<br />

frei, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, an<br />

gemeinnützigen Aktionen teilzunehmen. Die<br />

aus den USA stammende Idee <strong>zur</strong> praktischen<br />

Umsetzung unternehmerischer sozialer<br />

Verantwortung hat sich inzwischen über<br />

den gesamten Globus verbreitet.<br />

[Jürgen Rochert, Präsident und Managing<br />

Director von DFS, Mexiko.]<br />

Fünf Fragen an …<br />

Jürgen Rochert, Präsident und Managing<br />

Director von <strong>Daimler</strong> Financial Services in<br />

Mexiko-Stadt:<br />

——— Gibt es denn viele Mitarbeiter, die<br />

sich für Social-Responsibility-Projekte<br />

begeistern und freiwillig melden? Ja, und<br />

das ist eine schöne Herausforderung. Denn<br />

die Schwierigkeit ist es nicht Freiwillige zu<br />

fi nden, sondern vielmehr sicherzustellen,<br />

dass alle kundenkorientierten Abteilungen,<br />

wie zum Beispiel das Callcenter, an diesem<br />

Tag weiterhin besetzt bleiben. Allein bei DFS<br />

haben sich für den „Day of Caring 2008“ etwa<br />

siebzig Prozent der Mitarbeiter gemeldet. Das<br />

ist ein hervorragendes Ergebnis. Über das<br />

Jahr und andere kleinere Aktionen verteilt<br />

hatten wir erstmals eine Teilnahme von annähernd<br />

einhundert Prozent – obwohl solche<br />

Aktionen in Mexiko weniger üblich sind als<br />

beispielsweise in den USA, woher das Konzept<br />

des „Day of Caring“ stammt.<br />

——— Warum werden aus Ihrer Sicht so ziale<br />

und ökologische Verantwortung für<br />

die Unternehmenskultur immer wichti ger?<br />

Dienen diese Maßnahmen nur <strong>zur</strong> Eigenwerbung?<br />

Mit Werbung hat das nichts zu<br />

tun, es geht vielmehr um die tatsächlich ausgedrückte<br />

Verantwortung für die Gemeinden,<br />

in denen wir leben, darum, etwas <strong>zur</strong>ückzugeben<br />

und ganz konkret die Lebensumstände<br />

der Menschen zu verbessern. Zudem, so glaube<br />

ich, gibt es Multiplikatoreneffekte, sowohl<br />

bei den Mitarbeitern, die in ihrem eigenen<br />

Umfeld darüber reden und vielleicht andere<br />

dazu bringen, Ähnliches zu tun, als auch in<br />

den Gemeinden selbst.<br />

——— Inwieweit werten solche Projekte<br />

das Unternehmen selbst auf? Auch im<br />

Hinblick auf die Attraktivität als Arbeitgeber?<br />

Welche Reaktionen beobachten<br />

Sie bei den Mitarbeitern? Es ist ein sehr<br />

individuelles Thema. Nachdem die Mitarbeiter<br />

ein- oder zweimal dabei waren, spüren<br />

sie den Stolz, der ihnen selbst, dem Unternehmen<br />

und ihrem Team gilt. Es entsteht<br />

ein anderes Gefühl der Zusammenarbeit am<br />

Arbeitsplatz, wenn man am Tag zuvor hier<br />

gemeinsam gestrichen und renoviert hat. Ich<br />

denke, die Mitarbeiter schätzen es, dass die<br />

Firma sich trotz aller Herausforderungen im<br />

Geschäft Zeit dafür nimmt. Unser „Great<br />

Place to Work Survey“ hat gezeigt, dass das<br />

auch für die Wahl des Arbeitsplatzes relevant<br />

ist. Das drückt sich langfristig in Produktivität,<br />

Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität<br />

gegenüber dem Arbeitgeber aus. So kann<br />

man qualifi zierte Mitarbeiter länger halten.<br />

——— Wie ist Ihre persönliche Wahrnehmung<br />

an einem „Day of Caring“ wie heute?<br />

Ich habe diese Aktion mehr als zehn Mal in<br />

verschiedenen Ländern erlebt. Es ist immer<br />

ein Erlebnis und öffnet mir auch stets erneut<br />

die Augen. Ich stelle dann fest, wie gut es uns<br />

doch eigentlich geht. In den Pro blemen des<br />

Alltagsgeschäfts, ob privat oder berufl ich,<br />

gibt es immer etwas, das gerade nicht so gut<br />

läuft. Aber wenn man sieht, welche Un terschie<br />

de man mit ein paar Litern Farbe und<br />

250 Leuten an einem Tag bewirken kann, ist<br />

der Effekt schon beeindruckend. Das macht<br />

einfach Spaß, auch mit den Kollegen. Hierarchien<br />

sind hier völlig egal. In unserer Gruppe<br />

hat ein relativ junger Mitarbeiter, der über eine<br />

gewisse Erfahrung im Streichen verfügt, die<br />

Führung übernommen.<br />

——— Wie reagieren die Menschen, denen<br />

Sie helfen, auf das soziale Engagement<br />

von <strong>Daimler</strong>? Bei der Renovierung eines<br />

Mäd chenheimes in diesem Jahr haben die<br />

Mäd chen zum Beispiel danach für uns ge -<br />

sun gen. Nachdem wir das Heim gestrichen<br />

und die Bäder gerichtet hatten, haben wir<br />

zum Ab schied neue Schließfächer an die Mädchen<br />

verschenkt, die sie wie Weihnachtsgeschenke<br />

ausgepackt haben. Ihre Augen funkelten<br />

geradezu vor Freude. Wenn ich im<br />

Vergleich dazu daran denke, was meine Tochter<br />

zu Weihnach ten bekommt … Das ist eine<br />

Erfahrung, die muss man persönlich machen.<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Der „Day of Caring“ gibt Mitarbeitern Raum für persönliches<br />

Engage ment in sozialen Projekten. Warum sich der freiwillige Ein-<br />

satz immer lohnt, erfahren Sie unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />

[1] Zahlen und Fakten zum „Day of Caring“ in Mexiko-Stadt.<br />

[2] „Making of …“ zum Artikel mit exklusiver Bildergalerie.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]


[Bildung als Chance auf ein besseres Leben: Schulkinder<br />

vor einem der renovierten Klassenräume.]<br />

DAS E-HEFT Emotion – What a Difference a Day Makes …<br />

30 Standorte<br />

65<br />

Rund 30 Standorte der <strong>Daimler</strong> AG und<br />

ihrer Tochtergesellschaften haben im Jahr<br />

2008 soziale Projekte durchgeführt – viele<br />

davon mehrfach.


66<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Einblick „Was hat Compliance<br />

mit <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu tun,<br />

Herr Becht?“<br />

Compliance – die Einhaltung von Gesetzen, Regelungen und freiwilligen Selbstverpflichtungen:<br />

Gerd T. Becht, Leiter der Rechtsabteilung und Chief Compliance Officer, über Compliance bei<br />

<strong>Daimler</strong>.<br />

Fotografie Barbara von Woellwarth


——— 360 GRAD: Herr Becht, in Verbindung mit Korruption,<br />

Untreue oder Betrug wird häufi g von „Compliance-Verstößen“<br />

gesprochen. Was genau bedeutet „Compliance“? Gerd T. Becht:<br />

Der Begriff „Compliance“ kommt aus dem Engli schen und kann<br />

mit „Einhaltung“, „Übereinstimmung“ oder auch „Befolgung“ übersetzt<br />

werden. Ursprünglich bezeichnet Compliance die Einhaltung<br />

von ärztlichen Anweisungen: Nur wenn ich mich „compliant“ verhalte,<br />

also den Rat der Ärzte befolge, kann ich mich wirkungsvoll<br />

vor Erkrankungen schützen oder auf eine schnelle Genesung<br />

hoffen. Ähnliches gilt für ein Unternehmen. Unser Verhalten muss<br />

allen einschlägigen Gesetzen, Regelungen und freiwilligen Verpfl ichtungen<br />

entsprechen, denn nur so bleiben wir erfolgreich – und<br />

gesund.<br />

——— Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen „Compliance“<br />

und „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“? Nur dann, wenn wir nachhaltig wirtschaften<br />

– also verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Ressourcen umgehen<br />

und unserer ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen<br />

Verantwortung nachkommen – werden wir langfristig erfolgreich<br />

sein. Aus Compliance-Sicht heißt dies, dass wir uns an alles<br />

halten, wozu wir verpfl ichtet sind oder uns freiwillig verpfl ichtet haben,<br />

und alles unterlassen, was nicht rechtens ist oder gegen unsere<br />

Wertvorstellungen verstößt. Diese Gedanken im gesamten Unternehmen<br />

dauerhaft zu verankern, ist das Ziel „nachhaltiger Compliance“.<br />

——— Wie stellen Sie sicher, dass sich jeder Mitarbeiter an<br />

Recht, Gesetz und interne Vorschriften hält? Zunächst einmal<br />

liegt die Verantwortung für das richtige Verhalten bei jedem Einzelnen<br />

unserer mehr als 270.000 Mitarbeiter. Führungskräfte haben<br />

zusätzlich eine besondere Vorbildfunktion im Hinblick auf integres<br />

Verhalten. Unser Unternehmen formuliert hierzu regelmäßig Erwartungen<br />

an die Mitarbeiter. Es lässt sie im Geschäftsalltag aber nicht<br />

bei der Umsetzung allein, sondern leistet intensive Unterstützung<br />

und bietet umfassende Dienstleistungen an, um offene Fragen zu<br />

klären.<br />

——— Wie genau sieht diese Unterstützung aus? Anfang 2006<br />

haben wir mit dem Aufbau einer zentralen Compliance-Organisation<br />

begonnen, die ein einheitliches Regelwerk erarbeitet hat,<br />

an dem sich die Mitarbeiter orientieren können. Das gesamte Regelwerk<br />

fi nden die Mitarbeiter zukünftig im sogenannten <strong>Daimler</strong>-<br />

„House of Policies“. Durch Trainings- und Kommunikationsmaßnahmen<br />

fördern wir, dass diese Regeln auch wirklich verstanden und<br />

gelebt werden. Falls dennoch Unsicherheit bei einer Entscheidung<br />

besteht, können sich Mitarbeiter an ihre Vorgesetzten, lokale<br />

Com pliance-Beauftragte oder an den Compliance Consultation Desk<br />

wenden. Auch für Hinweise auf Fehlverhalten haben wir eine zentrale<br />

Anlaufstelle geschaffen, das Business Practices Offi ce (BPO).<br />

Hier können sich sowohl <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter als auch externe<br />

Personen auf vertraulicher Basis und auf Wunsch auch anonym<br />

melden.<br />

——— Jegliche Form von Fehlverhalten? Geht es bei Compliance<br />

nicht vor allem um das Thema Korruptionsbekämpfung? Wie<br />

schon gesagt, bedeutet Compliance die Einhaltung aller Gesetze<br />

und Regelungen. Das Verständnis von Compliance bei <strong>Daimler</strong> und<br />

die Arbeit von Corporate Compliance beschränken sich deshalb<br />

keinesfalls nur auf Korruption. Das BPO nimmt Hinweise zu jeder<br />

Art von Fehlverhalten entgegen, leitet diese an interne Ermittlungs-<br />

Einblick Gerd T. Becht<br />

teams weiter und stellt sicher, dass notwendige Maßnahmen ergriffen<br />

werden. Anfangs haben wir uns zwar auf den Kampf gegen<br />

Korruption konzentriert, aber inzwischen dehnen wir das Spektrum<br />

und die Reichweite unserer Compliance-Aktivitäten auf alle<br />

Gebiete aus.<br />

——— Welche Themen kommen denn hinzu? Beispielsweise die<br />

Vermeidung von Vermögens- und Imageschäden durch Betrug,<br />

Untreue und Unterschlagung, die Einhaltung von Regeln des Wettbewerbsrechts,<br />

der Kapitalmarktgesetze, des Umweltschutzes<br />

und der Arbeits- sowie Produktsicherheit. Eine endgültige Themenliste<br />

gibt es aber nicht – und wird es auch nicht geben. Das recht -<br />

liche Regelwerk variiert von Kulturkreis zu Kulturkreis und verändert<br />

sich darüber hinaus kontinuierlich – und somit auch die Anforderungen,<br />

denen wir weltweit unterliegen. Wir müssen wachsam und<br />

fl exibel sein, uns auf neue Rahmenbedingungen einstellen und auf<br />

neue Themen und veränderte Risiken adäquat reagieren.<br />

——— Wie können Sie kontrollieren, dass all diese Regeln eingehalten<br />

werden? Kontrolle ist gut, solides Vertrauen ist besser –<br />

das ist die Philosophie von <strong>Daimler</strong>. Wir haben selbstverständlich<br />

umfangreiche und systematische Kontrollen. Aber ein Unternehmen<br />

kann nur dann optimal funktionieren, wenn Mitarbeiter, Lieferanten,<br />

Kunden und alle anderen am Unternehmensgeschehen<br />

Beteiligten sich gegenseitig vertrauen können. Basis hierfür ist eine<br />

Unternehmenskultur des vertrauensvollen und verantwortungsbewussten<br />

Miteinanders. Deshalb setzen wir uns vehement dafür<br />

ein, dass unsere Unternehmenswerte Integrität, Disziplin, Wertschätzung<br />

und Begeisterung auch wirklich gelebt werden. Diese Werte<br />

sind Basis für gelebte und nachhaltige Compliance.<br />

„ Unser Verhalten muss allen einschlägigen<br />

Gesetzen, Regelungen<br />

und freiwilligen Verpflichtungen<br />

entsprechen, denn nur so bleiben<br />

wir erfolgreich – und gesund.“<br />

Gerd T. Becht<br />

——— Beim Dow Jones Sustainability Index hat <strong>Daimler</strong> im Bereich<br />

Compliance sehr gute Werte erreicht und ist führend in<br />

der Industrie. Sind Sie damit schon am Ziel oder gibt es noch<br />

Herausforderungen? Wir sind auf unserem Weg zu nachhaltiger<br />

Compliance sehr gut vorangekommen. Globalisierung, Wettbewerbsdruck,<br />

ein von Land zu Land variierendes Rechtsverständnis<br />

sowie enorme Unsicherheiten durch Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen<br />

in den Weltmärkten erlauben aber kein selbstzufriedenes<br />

Zurücklehnen. Entsprechend verbessern wir laufend die<br />

Effektivität unserer Compliance-Maßnahmen. Seien Sie also versichert:<br />

Wir können und werden auf unserem Weg zu nachhaltiger<br />

Compliance nicht nachlassen. \<br />

67


we<br />

are<br />

one!<br />

Text Stefan Scheytt Fotografie Theodor Barth<br />

68<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Die Integration von Menschen mit Behinderung ist bei <strong>Daimler</strong> selbstverständlich: In der Betriebskinderkrippe<br />

spielen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam, in den Werken und<br />

in der Verwaltung arbeiten Auszubildende und Mitarbeiter mit und ohne Behinderung solidarisch<br />

zusammen, und zahlreiche Behindertenwerkstätten bewähren sich seit Jahren als zuverlässige<br />

Lieferanten.


we are one!<br />

[Auf dem Schoß ihres Betreuers Ulrich Stähle und im Kreis der anderen Kinder in der<br />

Sindelfinger „sternchen“-Kinderkrippe schaut Lily Zobel (Bildmitte) ein Bilderbuch an.]<br />

69


70 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

SINDELFINGEN 49°N/9°E ——— Ein paar Tage schon ist Lily nicht<br />

in ihrer Kinderkrippe gewesen. Als sie wiederkommt, passiert etwas,<br />

das Lilys Mutter, Elina Zobel, noch heute zu Tränen rührt: „Als<br />

ich mit Lily im Arm in den Raum trat, kamen die anderen Kinder<br />

zu uns und nahmen Lily an der Hand. Sie strahlten und Lily strahlte<br />

auch. Ich spürte, dass sie Lily vermisst hatten, dass Lily dazugehört.<br />

Da wurde mir bewusst, wie sehr sie hier zu Hause ist.“<br />

Lily ist anders als die anderen Kinder in der Sindelfi nger „sternchen“-Krippe<br />

bei <strong>Daimler</strong>. Was in ihren ersten Lebensmonaten<br />

noch vage als „Entwicklungsverzögerung“ gedeutet wurde, stellte<br />

sich später als eine Entwicklungsstörung bestimmter Bereiche in<br />

der Gehirnrinde heraus – Lilys Muskeln werden vom Gehirn nicht<br />

ausreichend mit Bewegungsimpulsen versorgt. Deshalb kann die<br />

fast Dreijährige nicht laufen und selten ohne Hilfe sitzen. Sie kann<br />

kaum krabbeln oder sich an einem Stühlchen hochziehen und sie<br />

spricht nur einige Laute, die manchmal wie „Mama“ oder „Papa“,<br />

„Ja“ oder „Nein“ klingen.<br />

„Trotzdem macht sie Fortschritte, lernt jede Woche dazu. Wir unterhalten<br />

uns sogar ein bisschen miteinander, und gestern ist sie<br />

zum ersten Mal ein Stück durch den Spieltunnel gerobbt“, berichtet<br />

Lilys Betreuer Ulrich Stähle. Stähle ist immer an Lilys Seite und<br />

unterstützt sie, wo es nötig ist: beim Sitzen, beim Greifen, er trägt<br />

und füttert sie, wenn sie in ihrem Spezialstühlchen beim Mittagessen<br />

sitzt. Für Lilys Eltern – Elina Zobel arbeitet in der <strong>Daimler</strong>-Personalabteilung,<br />

Micha Zobel ist Versuchsingenieur – ist es wichtig,<br />

dass ihre Tochter in der Krippe viele nichtbehinderte Vorbilder<br />

um sich hat. „Lily bekommt hier ein Fülle von Anregungen und<br />

will den anderen nacheifern“, erzählt Michael Zobel, „die Tapsbewegungen<br />

ihrer Füße sind schon da, Lily erlebt bei den älteren<br />

Kindern ihrer Gruppe, wie das Laufen funktioniert.“ Die Krippe,<br />

bilanziert der Vater, sei ein unschätzbarer Baustein in Lilys Entwicklung.<br />

Verständlich, dass Elina Zobel heute noch froh ist, dass sie damals<br />

so mutig war, Lily beim „sternchen“ anzumelden, und sich nicht<br />

von der langen Warteliste abschrecken ließ. „Abgesehen davon,<br />

dass Lily ein Sonnenschein ist und bei allen Kindern sehr beliebt,<br />

haben behinderte Kinder bei uns Vorrang, denn wir müssen ihnen<br />

die Teilhabe am Alltag der Nichtbehinderten so weit es geht ermöglichen“,<br />

erklärt „sternchen“-Leiterin Angela Rentschler. „Und<br />

für die anderen Krippenkinder“, fügt sie hinzu, „ist es ohnehin<br />

selbstverständlich, dass Lily dazugehört.“<br />

Quote seit Jahren mehr als erfüllt. Selbstverständlichkeit –<br />

das ist vielleicht der Begriff, der das Verhältnis von behinderten<br />

Menschen und <strong>Daimler</strong> am besten beschreibt. Rund 8.000 Men-<br />

schen mit schwerer Zuckerkrankheit und schweren Nierenleiden,<br />

Arm- und Beinamputierte, Gehörlose, Blinde, Krebsleidende und<br />

Contergan-Geschädigte arbeiten in den Werken und Büros, ohne<br />

dass das Unternehmen davon großes Aufheben machen würde,<br />

auch nicht davon, dass die gesetzlich vorgeschriebene Quote<br />

für schwerbehinderte Beschäftigte in Höhe von fünf Prozent seit<br />

Jahren übererfüllt wird – in manchen Werken ist sie sogar fast<br />

doppelt so hoch. „<strong>Daimler</strong> steht mit diesen Zahlen sehr gut da,<br />

aber wir wollen uns deshalb nicht auf die Schulter klopfen – für<br />

uns hat dieses Thema schlicht mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />

zu tun“, sagt Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts<br />

und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen.<br />

Wie fest der Verantwortungsgedanke im Selbstverständnis des<br />

Unternehmens verankert ist, zeigt das Beispiel Auszubildende:<br />

Kein Gesetz schreibt vor, dass Unternehmen schwerbehinderte<br />

Lehrlinge einstellen müssen; dennoch hat <strong>Daimler</strong> ein besonderes<br />

Verfahren bei der Auswahl von Bewerbern installiert, das Schwerbehinderten<br />

eine noch höhere Chance gibt. 2008 erhielten dann<br />

auch bundesweit 30 schwerbehinderte Jugendliche einen Ausbildungsvertrag<br />

– so viele wie nie zuvor.<br />

Einer von ihnen ist Patrik Lutz, der im Herbst 2008 im Werk Gaggenau<br />

eine Lehre als Zerspanungsmechaniker begonnen hat. Als<br />

kleiner Junge fi el der heute 20-Jährige vom Baum und zog sich<br />

einen so komplizierten Bruch zu, dass er seinen rechten Arm bis<br />

heute nicht mehr vollständig beugen und strecken kann. Patrik<br />

Lutz ist zu 40 Prozent behindert, was seinen weiteren Berufsweg<br />

bei <strong>Daimler</strong> aber nicht im Geringsten beeinträchtigt. „Ich bin erst<br />

im ersten Lehrjahr, aber bislang läuft alles sehr gut“, sagt Lutz. Sein<br />

Ausbildungsmeister, Heribert Zimmer, bestätigt: „Patrik stellt sich<br />

sehr geschickt an. Er kann einige wenige Bewegungen nicht ausführen,<br />

die später im Beruf manchmal nötig sein könnten – zum<br />

Beispiel schwere Teile tragen oder in die Maschine einlegen. Dann<br />

müssen wir eben schauen, wie wir es für ihn einrichten können.<br />

Außerdem gibt es auch Arbeitsplätze, an denen diese Handgriffe<br />

gar nicht notwendig sind.“<br />

Damit liegt Zimmer ganz auf der Linie von Ulrich Leitner. „In der<br />

Regel fi nden sich relativ einfache Lösungen“, sagt Leitner, „und<br />

dabei ist der Aufwand in den Köpfen manchmal größer als der Aufwand<br />

an Geld.“ Leitner berichtet von einem Ausbildungsmeister,<br />

der seine Aufgabe so ernst nahm, dass er innerhalb kürzester Zeit die<br />

Gehörlosensprache erlernte. „Und es zeigte sich, dass wir problemlos<br />

auch Gehörlosen eine sehr gute Ausbildung geben können.“ Dass<br />

sich im vergangenen Jahr 30 Personalleiter und Ausbildungsmeister<br />

solchen Aufgaben stellten, zeige, „dass sich <strong>Daimler</strong> bei diesem<br />

Thema im Laufe der Jahre eine hohe Sensibilität erarbeitet hat“. >


„ Jeder Mitarbeiter soll den Arbeitsplatz<br />

haben, an dem er seine persönlichen<br />

100 Prozent Leistungsfähigkeit einbringen<br />

kann – egal ob er leicht, schwer oder<br />

gar nicht behindert ist.“<br />

Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen<br />

we are one!<br />

[Auf der Betriebsversammlung am Standort Wörth übersetzen<br />

Dolmetscher für Gehörlose in Gebärdensprache.]<br />

71


72<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

„ Die Arbeit hier bedeutet mir viel, und ich<br />

stelle an mich auf jeden Fall den Anspruch,<br />

dass ich wie jeder andere mitarbeite.“<br />

[Beate Freys Arbeitsplatz sieht aus wie in den<br />

meisten Büros: Bildschirm, Tastatur, Telefon.]<br />

Beate Frey, Sachbearbeiterin mit Behinderung im Werk Gaggenau


Im Übrigen, fi ndet der Jurist, müsse sich jedes Unternehmen auch<br />

aus pragmatischen Überlegungen mit der Frage beschäftigen,<br />

wie es in einer Gesellschaft mit einer immer älter werdenden Belegschaft<br />

umgehe. „Tatsache ist doch“, sagt Leitner, „dass sich die<br />

Leistung der meisten Menschen im Laufe ihres Berufslebens ver -<br />

ändert. Und dabei ist es relativ unbedeutend, ob jemand zwanzig<br />

Jahre in der Gießerei gearbeitet hat, sich als Führungskraft über die<br />

Jahre aufreibt, beim Sport einen Knochenbruch erleidet, der ihn<br />

für den Rest seines Lebens handicapt, oder mit einer Behinderung<br />

geboren wurde. Nachhaltige Unternehmensführung zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass jeder Mitarbeiter den Arbeitsplatz hat, an dem er<br />

seine persönlichen 100 Prozent Leistungsfähigkeit einbringen kann<br />

– egal ob er leicht, schwer oder im Sinne des Gesetzes gar nicht behindert<br />

ist.“<br />

Mitarbeiten – wie jeder andere. Beate Frey kann man unterstellen,<br />

dass sie in den vergangenen 25 Jahren bei <strong>Daimler</strong> immer „ihre“<br />

volle Leistung gebracht hat – auch wenn in ihrem Schwerbehindertenausweis<br />

steht, dass sie zu 100 Prozent behindert ist. Beate Frey<br />

ist Contergan-Geschädigte. Die gelernte Bürokauffrau arbeitet als<br />

Sachbearbeiterin im Betriebsmittelbau im Werk Gaggenau und sagt<br />

glasklar: „Die Arbeit hier bedeutet mir viel, und ich stelle an mich<br />

auf jeden Fall den Anspruch, dass ich wie jeder andere mitarbeite.“<br />

Abgesehen von ein paar Hilfsmitteln und einer gewissen Rücksichtnahme<br />

wegen ihrer eingeschränkten Beweglichkeit gebe es bei der<br />

Verteilung der Arbeit im Team keine Unterschiede, versichert sie.<br />

Beate Freys sechsköpfi ges Team steuert im Jahr etwa 2.000 Aufträge<br />

für den Bau von Bearbeitungs- und Messvorrichtungen, Werk -<br />

zeuge und Sondermaschinen für zahlreiche Kunden an den Standorten<br />

Gaggenau und Rastatt. Die meiste Zeit arbeitet Beate am<br />

Bildschirm und am Telefon oder sie fährt mit ihrem Elektrowägelchen,<br />

„Büro-Butler“ genannt, zu den Konstrukteuren ein paar Türen<br />

weiter, um die Dinge mündlich zu klären. „Ich komme viel rum und<br />

bin ganz gut bekannt hier“, sagt sie, während ihr Teamleiter, Markus<br />

Gauglitz, zustimmend nickt: „Es geht hier sehr selbstverständlich<br />

zwischen Behinderten und Nichtbehinderten zu, Frau Frey ist bestens<br />

verwoben im Netzwerk des Betriebs.“<br />

Dazu trägt sicher auch bei, dass das Gaggenauer Werk etwa<br />

380 Schwerbehinderte beschäftigt, das sind 50 mehr als gesetzlich<br />

vorgeschrieben – damit wird eine Quote von 6,7 Prozent<br />

erreicht. Vor wenigen Jahren wurde der Standort, an dem auch<br />

behinderte Jugendliche ausgebildet werden, als „beispielhaft behindertenfreundlicher<br />

Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Außerdem<br />

wird hier seit über zwanzig Jahren eine regionale Behindertenwerkstatt<br />

mit kleinen Fertigungsaufträgen und der Pfl ege der<br />

Grünanlagen beauftragt.<br />

Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen bei <strong>Daimler</strong><br />

2008<br />

5,34 %<br />

2007<br />

5,22 %<br />

2006<br />

5,35 %<br />

2005<br />

5,29 %<br />

we are one!<br />

2004<br />

5,66 %<br />

[Azubi Patrik Lutz (rechts) ist einer von bundesweit 30 behinderten<br />

Lehrlingen bei <strong>Daimler</strong>, die 2008 einen Ausbildungsplatz erhielten.]<br />

Gute Erfahrungen mit Behindertenwerkstätten. Derlei Aufträge<br />

vergibt <strong>Daimler</strong> bundesweit an fast fünfzig Einrichtungen, die<br />

größte unter ihnen ist die Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten<br />

GmbH (GWW) in Sindelfi ngen in Sichtweite des <strong>Daimler</strong>-<br />

Werks. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die Einrichtung mit heute<br />

1.200 behin derten Menschen, von denen 950 in verschiedenen<br />

Werkstätten arbeiten, ein verlässlicher Zulieferer des Autobauers.<br />

„Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und inzwischen sogar<br />

Direktlieferant für <strong>Daimler</strong>“, bemerkt Herbert Beilschmidt von<br />

der GWW. „Einer unserer Vorteile ist sicher die Nähe zum Werk<br />

Sindelfi ngen und die daraus resultierenden niedrigen Logistikkosten“,<br />

sagt Beil schmidt. Ein viel wichtigerer Garant der Beziehungen<br />

sei die Qualität der gelieferten Ware. „Abstriche würde und könnte<br />

<strong>Daimler</strong> verständlicherweise nicht akzeptieren“, sagt Beilschmidt.<br />

Die behinderten Menschen der GWW, die für <strong>Daimler</strong> arbeiten, haben<br />

schon für fast alle Mercedes-Benz Baureihen Teile montiert:<br />

Fuß feststellbremsen und Türmittelfelder, Heckkabelaufroller und<br />

Batterietrennschalter, dazu viele Arten von Scheiben – von Seitenscheiben<br />

und Dreieckscheiben bis zu Heckscheiben und Trapezfenstern;<br />

sie nageln Paletten für <strong>Daimler</strong> zusammen, bestücken<br />

die Werkzeugtaschen des Maybach und stellen Tarnverkleidungen<br />

für „Erlkönige“ her. Gut 40 Millionen Euro Umsatz, das entspricht<br />

40 Prozent der Nettoerlöse, macht die GWW mit <strong>Daimler</strong>, dem<br />

größten Kunden der Behindertenwerkstatt. ><br />

73<br />

2003<br />

5,53 %


[Robin Müllner bei der Montage von<br />

Fußfeststellbremsen bei der GWW.]<br />

[Uwe Wissmann (rechts) genießt mit Kollegen die Pause in<br />

der Sindelfinger Behindertenwerkstatt der GWW.]<br />

„Seinen“ Beitrag zum Millionen-Umsatz leistet Uwe Wissmann<br />

schon seit 15 Jahren. Wissmann steht an seinem Arbeitsplatz in<br />

der Werkstatt, durchs Fenster sieht man den Kamin des <strong>Daimler</strong>-<br />

Werks. Um seinen Hals hängt der Haustürschlüssel seiner Wohngruppe.<br />

Mit weißen Handschuhen greift Wissmann Dreieckscheiben<br />

für die C-Klasse aus einem Transportwagen, dann legt er sie<br />

fl ach auf kleine Teller, die die Scheiben festsaugen. Jetzt kann sein<br />

Kollege die Scheiben primern, das heißt, er zieht eine dunkle Flüssigkeit<br />

über die Scheibenränder, die dadurch chemisch aufgeraut<br />

werden für das spätere Verkleben des Rahmens. „Ich hab mir diese<br />

Stelle hier selbst ausgesucht“, erklärt Wissmann, während er<br />

die Scheiben wieder von den Saugtellern nimmt und in den Trägerwagen<br />

<strong>zur</strong>ückstellt; die Arbeit sei überhaupt nicht anstrengend<br />

oder stressig, versichert er. Der schlimmste Fehler? „Dass mir eine<br />

Scheibe runterfällt, aber das passiert mir praktisch nie“, sagt Wissmann.<br />

Plötzlich zupft er sich die Handschuhe von den Fingern: „Wir<br />

haben nämlich drei Pausen am Tag, das ist sehr gut, und eben ist<br />

auch eine. Ich gehe jetzt.“<br />

Etwa <strong>zur</strong> gleichen Zeit sitzt Lily Zobel in ihrem Spezialstühlchen<br />

mit sieben anderen Kindern beim Mittagessen, das die Hauswirtschafterin<br />

der Sindelfi nger „sternchen“-Krippe gerade frisch zubereitet<br />

hat. Ihr ständiger Begleiter, Ulrich Stähle, füttert sie geduldig.<br />

„Integration fängt leider oft erst im Kindergarten an, also<br />

mit drei Jahren. Dass Lily schon so früh von Integration profi tieren<br />

kann, ist sehr wichtig für sie und ein seltenes Beispiel, das Schule<br />

machen sollte“, wünscht sich Stähle.<br />

Die Chancen dazu haben sich verbessert. Im September 2008 eröffnete<br />

<strong>Daimler</strong> in Berlin-Marienfelde seine fünfte „sternchen“-<br />

Kinderkrippe, weitere neun sind an allen großen deutschen Stand -<br />

orten in Planung. Und das „sternchen“ in Sindelfi ngen hat <strong>2009</strong><br />

seine Kapazität von 16 auf 96 Plätze erweitert. Die Betreuer freuen<br />

sich auf zahlreiche neue Anmeldungen – ob mit oder ohne Behinderung.<br />

\


„ <strong>Daimler</strong> steht mit diesen Zahlen sehr gut da,<br />

aber wir wollen uns deshalb nicht auf die<br />

Schulter klopfen – für uns hat dieses Thema<br />

schlicht mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />

zu tun.“ Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts und Arbeitgeberbeauftragter für schwerbehinderte Menschen<br />

ZOOM<br />

Kurzporträt GWW Sindelfi ngen<br />

Die Gemeinnützige Werkstätten und Wohn -<br />

stätten GmbH (GWW) in Sindelfi ngen gehört<br />

zu den großen Behinderteneinrichtungen<br />

in Deutschland und wird von 17 Gesellschaftern<br />

getragen – den Landkreisen, gro -<br />

ßen Kreisstädten und Vereinen der Be hindertenhilfe.<br />

An fast 40 GWW-Stand orten<br />

wohnen und arbeiten rund 1.200 Menschen<br />

mit Behinderungen, die von rund 700 Mitarbeitern<br />

unterstützt und begleitet werden.<br />

950 behinderte Menschen arbeiten in verschiedenen<br />

Werkstätten für namhafte Kunden<br />

von Hewlett-Packard bis Bosch. Der mit<br />

Abstand größte Auftraggeber ist <strong>Daimler</strong><br />

mit einem Jahresvolumen von rund 40 Millionen<br />

Euro. www.gww-netz.de<br />

RUNDHERAUS<br />

Drei Fragen an …<br />

Ulrich Leitner, Leiter des Arbeits- und Sozialrechts<br />

bei <strong>Daimler</strong> und Arbeitgeberbeauftragter<br />

für schwerbehinderte Menschen<br />

——— Herr Leitner, was würden sie einem<br />

Aktionär entgegnen, der behauptet, die<br />

Beschäftigung von Schwerbehinderten<br />

koste Geld, das sich <strong>Daimler</strong> sparen könne?<br />

Dem würde ich dreierlei entgegnen: Erstens<br />

gibt es <strong>zur</strong> Beschäftigung von Schwerbehinderten<br />

eine gesetzliche Verpfl ichtung,<br />

die wir selbstverständlich erfüllen – wer dies<br />

nicht tut, zahlt eine Strafe. Ich würde den<br />

Aktionär zweitens darauf hinweisen, dass<br />

wir dadurch unsere gesellschaftliche Verantwortung<br />

wahrnehmen; würden wir uns<br />

dem entziehen, wäre dies sicher nicht gut<br />

fürs Image des Konzerns. Und drittens ist<br />

jedes Unternehmen heute gut beraten, sich<br />

mit dem Thema einer alternden Belegschaft<br />

auseinanderzusetzen.<br />

——— Was hat die alternde Belegschaft<br />

mit Schwerbehinderten zu tun? Tatsa che<br />

ist doch, dass sich die Leistung der meisten<br />

Menschen im Laufe ihres Berufslebens verändert.<br />

Und es ist dabei relativ unbedeutend,<br />

ob das nach zwanzig Jahren in der Gießerei<br />

so ist oder ob sich einer als Führungskraft<br />

über die Jahre aufreibt, ob einer beim Sport<br />

einen Knochenbruch erleidet, der ihn für<br />

den Rest seines Lebens handicapt, oder ob<br />

einer mit einer Behinderung geboren wurde.<br />

Es geht also darum, dass jeder Mitarbeiter<br />

den Arbeitsplatz hat, an dem er seine<br />

persönlichen 100 Prozent Leistungsfähig-<br />

we are one!<br />

keit einbringen kann – egal ob er im Sinne<br />

des Gesetzes schwer, leicht oder gar nicht<br />

behindert ist.<br />

——— Was tut <strong>Daimler</strong> für Schwerbehinderte<br />

über das gesetzlich Geforderte<br />

oder das Übliche hinaus? Wir wollen uns<br />

nicht selbst auf die Schulter klopfen, aber<br />

wir übererfüllen die vorgeschriebene Quote<br />

von fünf Prozent Schwerbehinderten an der<br />

Gesamtbelegschaft seit vielen Jahren. Für<br />

schwerbehinderte jugendliche Bewerber ha -<br />

ben wir außerdem besondere Prozesse eta -<br />

bliert, die ihre Chancen im Auswahlver fahren<br />

weiter verbessern. So haben wir es 2008 geschafft,<br />

30 schwerbehinderten Jugendlichen<br />

einen Ausbildungsplatz anzubieten. Das hat<br />

mich sehr gefreut und es zeigt, dass wir uns<br />

bei diesem Thema im Laufe der Jahre eine<br />

hohe Kompetenz erarbeitet haben.<br />

75


76 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

ZEITPUNKTE<br />

Geschichte der Kooperation zwischen <strong>Daimler</strong><br />

und Young Arab Leaders<br />

2004 Gründung der Organisation Young Arab Leaders<br />

(YAL). 2005 Start der Kooperation von<br />

<strong>Daimler</strong> und Young Arab Leaders mit dem „YAL Global<br />

Action Forum: Arab European Dialogue“ in Stuttgart<br />

unter der Teilnahme von 40 Führungskräften aus dem<br />

arabischen Raum sowie Topmanagern und Politikern<br />

aus Europa. 2006 Das T echno logie-<br />

und Innovationsforum von<br />

<strong>Daimler</strong> und YAL tagt in Hamburg.<br />

2007 In Stuttgart und Dubai findet<br />

das „Top Talent Camp“ mit 25 jungen<br />

Führungskräften aus dem arabischen<br />

und europäischen<br />

Raum statt. 2007 Teilnahme<br />

von 10 arabischen<br />

Studenten<br />

im Rahmen des<br />

„Arab-European<br />

Internship Exchange<br />

Program“<br />

in Stuttgart.<br />

2007 Deutsche<br />

und arabische<br />

Vertreter aus<br />

Wirtschaft und<br />

Politik treffen sich<br />

zum „YAL Global<br />

Action Forum: Arab<br />

European Dialogue“<br />

in Berlin. 2008<br />

27 Führungskräfte<br />

aus dem arabischen<br />

und europäischen<br />

Raum nehmen am<br />

„Top Talent Camp“ in<br />

Stutt gart und Dubai<br />

teil. 2008 24 arabische<br />

Studenten<br />

nehmen am Programm„Arab-European<br />

Internship<br />

Exchange“ in Stuttgart<br />

und Berlin teil.<br />

2008 Young Arab<br />

Leaders v er fügt<br />

bereits über<br />

500 Mitglieder.


Förderprogramme: Antrieb für die Zukunft<br />

Förderprogramme:<br />

Antrieb für die Zukunft<br />

Seit Jahren unterhält <strong>Daimler</strong> einen intensiven Dialog mit Ländern aus dem arabischen<br />

Wirtschaftsraum. Das Austauschprogramm „Arab-European Internship Exchange“<br />

für junge arabische Studenten wird dabei als transkulturelle Förderung verstanden.<br />

Text Mathias Bartsch Fotografie David Spaeth<br />

77


78 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Name Lina Salka<br />

Alter 20<br />

Herkunft Beirut, Libanon<br />

Studienfach Business Administration<br />

Marketing (American<br />

University of Beirut)<br />

Während meiner Praktikumszeit bei <strong>Daimler</strong> war ich im Bereich „Marketing &<br />

Product Management for Maybach“ eingesetzt. Die Zeit dort war sehr kurzweilig:<br />

das Planen sowie Organisieren diverser Events und mitzuerleben, wie<br />

die Umsetzung funktioniert, hat mir viel Spaß bereitet. Die Menschen, die ich<br />

getroffen habe, waren immer sehr neugierig, mehr über meine Kultur zu erfahren.<br />

Sie wollten, dass ich ihnen von meiner Heimat Libanon erzähle. Dieses<br />

Interesse fand ich schön, denn auch ich war sehr neugierig, Deutschland kennenzulernen.<br />

Das Wichtigste, was ich bei <strong>Daimler</strong> gelernt habe, ist, egal was<br />

man tut, es muss mit Leidenschaft sein. Nach meinem Studium möchte ich<br />

definitiv für <strong>Daimler</strong> arbeiten. In der Zeit von nur drei Monaten habe ich mehr<br />

gelernt, als ich mir zu Beginn hätte vorstellen können – auch über mich selbst.<br />

Ich bin stolz, mich in einer ungewohnten Umgebung so schnell <strong>zur</strong>echtgefunden<br />

zu haben. Hier habe ich gelernt, dass Eigenschaften wie Zielstrebigkeit und<br />

Pünktlichkeit unverzichtbar sind. Neben Kollegen und neuen Freunden werde<br />

ich auch die kleinen Dinge des Alltags vermissen: zum Beispiel Spätzle essen<br />

oder gemeinsam einen Apfelstrudel backen.<br />

Name Kareem Ayoub<br />

Alter 20<br />

Herkunft Kairo, Ägypten<br />

Studienfach Computer &<br />

Information Science<br />

(Ain Shams University)<br />

Bei <strong>Daimler</strong> durfte ich im Bereich „Integration and Testmanagement for New<br />

MB Vehicle Diagnostic System“ mitarbeiten. Einen Platz in diesem Austausch-<br />

programm zu bekommen war schwer, denn es gab sehr viele Bewerber. Als ich<br />

meine Zusage erhielt, war ich überglücklich. Zwar habe ich bereits ein Prakti-<br />

kum in Ägypten absolviert, doch noch nie in einem globalen Unternehmen wie<br />

<strong>Daimler</strong>. Meine Erwartungen waren riesengroß und ich wurde nicht enttäuscht.<br />

Ich habe beispielweise gelernt, wie man groß angelegte Projekte organisiert<br />

und steuert. Für meine berufliche Zukunft stellt dieses Wissen einen unglaublichen<br />

Gewinn dar. Egal, ob ich mich für diese Branche entscheide oder<br />

etwas ganz anderes machen werde: Die Art und Weise, wie man hier Probleme<br />

löst, wird mir überall nützlich sein. Meinem Traum von einem eigenen<br />

Unternehmen fühle ich mich nun ganz nahe. Womit ich während des Programms<br />

nicht gerechnet hatte, war die Sorgfalt, mit der man sich um mich<br />

gekümmert hat. Die Arbeit und meine deutschen Kollegen werde ich sehr vermissen.<br />

Wir werden hoffentlich noch lange in Kontakt bleiben – es sind bestimmt<br />

über 50 E-Mail-Adressen, die ich mit nach Hause nehme.<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Ahmed Zaytoun blickt stolz in die<br />

Runde der Zuhörer. Soeben hat er die Präsentation der Arbeitsergebnisse<br />

seines Studienaufenthalts bei <strong>Daimler</strong> beendet. Der<br />

Rede folgt Applaus und die Anspannung fällt sichtlich von ihm ab.<br />

Nur kurz nimmt er den Beifall wahr, denn seine Gedanken wandern<br />

drei Monate <strong>zur</strong>ück, an den Tag, an dem er in Deutschland<br />

angekommen ist. Knapp 3.000 Flugkilometer lagen da zwischen<br />

seiner Heimat in Palästina und Deutschland. Die gefühlte Entfernung<br />

war allerdings noch viel größer.<br />

Ahmed ist 20 Jahre alt und studiert „Computer Science“ in<br />

Ramallah, einer Stadt, die sich seit Jahrzehnten im Brennpunkt<br />

des schwelenden Nahostkonflikts befindet, in einer Region mit<br />

ungewisser Zukunft und Bewohnern, die ihren Alltag zwischen<br />

Krieg und Normalität meistern müssen. Doch heute, am Abschlusstag<br />

seines Praktikums bei <strong>Daimler</strong> begreift Ahmed, dass die in<br />

Deutschland verbrachte Zeit die damals gefühlte Entfernung verringert<br />

hat. Er hat an aufregenden Projekten mitgewirkt und hilfsbereite<br />

Kollegen kennengelernt, die jetzt seine Freunde sind. Ahmed<br />

hat, wie er mehrmals lächelnd betont, die kürzesten drei Monate<br />

seines Lebens erlebt.<br />

Ahmed ist einer von insgesamt 24 Teilnehmern des Austauschprogramms<br />

„Arab-European Internship Exchange“, einem Gemeinschaftsprojekt<br />

von <strong>Daimler</strong> und der panarabischen Organisation<br />

YAL – Young Arab Leaders. Das Ziel von YAL ist es, ein Umfeld zu<br />

schaffen, das für die Weiterentwicklung zukünftiger Führungspersönlichkeiten<br />

in allen Bereichen der arabischen Welt förderlich ist.<br />

2008 wurden hierfür von <strong>Daimler</strong> an den Standorten Stuttgart<br />

und Berlin dreimonatige Studentenpraktika, zum Beispiel in<br />

den Bereichen Vertrieb, After-Sales, Controlling und in der IT, angeboten.<br />

Die 18- bis 22-jährigen Teilnehmer aus dem gesamten<br />

arabischen Wirtschaftsraum hatten die Möglichkeit, an der Einführung<br />

neuer Software und an Messinstrumenten für das Kundenbeziehungsmanagement<br />

in Stuttgart mitzuarbeiten, Erfahrungen<br />

im Marketing- und Kommunikationsbereich bei Mercedes-AMG<br />

in Affalterbach zu sammeln oder in Berlin an Studien der <strong>Daimler</strong><br />

Financial Services beteiligt zu sein.<br />

Einer der Initiatoren des Austauschprogramms ist Rüdiger<br />

Grube, Vorstandsmitglied bei <strong>Daimler</strong> und verantwortlich für das<br />

Ressort Konzernentwicklung. Das Projekt ist vor allem auch seinem<br />

persönlichen Engagement zu verdanken. Wenn Grube über<br />

die Beweggründe für die Schaffung des Austauschprogramms<br />

erzählt, merkt man sofort, dass er von der Idee des kulturellen<br />

Transfers zwischen westlicher und arabischer Welt zutiefst überzeugt<br />

ist.<br />

[Rüdiger Grube, <strong>Daimler</strong>-Vorstand, legt großen Wert auf<br />

den persönlichen Austausch mit den arabischen Studenten.]


Name Ahmed Zaytoun<br />

Alter 20<br />

Herkunft Ramallah, Palästina<br />

Studienfach Computer Science<br />

(Birzeit University)<br />

Mein Praktikum habe ich im Bereich „IT Management – Product Development<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks“ verbracht. Die größte Motivation für die Teilnahme am<br />

Austauschprogramm lag für mich darin, zu erfahren, wie ein multinationales<br />

Unternehmen arbeitet. Ich wollte herausfinden, warum <strong>Daimler</strong> so erfolgreich<br />

ist. Schnell habe ich gemerkt, dass es vor allem an der Professionalität der<br />

Mitarbeiter liegt. Durch die tägliche Zusammenarbeit mit den Kollegen habe<br />

ich nach kurzer Zeit ihre Leidenschaft an der Arbeit übernommen. Mein zweiter<br />

Beweggrund für das Praktikum war der Wunsch, eine neue Kultur<br />

kennenzulernen und gleichzeitig meine eigene Kultur anderen Menschen<br />

näherzubringen. Die offene Art meiner Kollegen hat mich schnell davon<br />

überzeugt, dass sich durch die Unterstützung des Programms verschiedene<br />

Kulturen annähern können. Ich würde später gerne für <strong>Daimler</strong> arbeiten. In<br />

meiner Heimat stehen wir vor riesigen Problemen, die politische und<br />

wirtschaftliche Lage ist sehr schwierig – ich fühle, dass ich nun eine große Verantwortung<br />

in mir trage. Auch wenn mir der Abschied schwer fällt, so freue<br />

ich mich dennoch auf meine Familie, besonders auf das gemeinsame Essen mit<br />

ihnen, denn ich muss zugeben, unser Essen habe ich schon manchmal vermisst<br />

… dennoch werde ich traurig sein, dass diese spannende Zeit in Deutschland<br />

schon wieder vorüber ist.<br />

„ Das Austauschprogramm ist ein wichtiger<br />

Baustein unserer Kooperation mit ‚Young<br />

Arab Leaders‘, um den Dialog zwischen<br />

arabischen Studenten und erfahrenen<br />

Managern von <strong>Daimler</strong> zu fördern.“<br />

Rüdiger Grube, Vorstandsmitglied bei <strong>Daimler</strong>, verantwortlich für das Ressort<br />

Konzernentwicklung<br />

Das Programm ist aber nur ein Bestandteil in der breit angelegten<br />

Dialogstrategie von <strong>Daimler</strong> mit den arabischen Ländern. So findet<br />

seit 2005 einmal jährlich das „Arab-European Exchange Forum“<br />

statt: eine Konferenz, bei der sich renommierte deutsche und ara -<br />

bische Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gegenseitigen Ge -<br />

dankenaustausch treffen. Ein weiteres Element der Kooperation<br />

ist das Weiterbildungsprogramm „<strong>Daimler</strong>/YAL Top Talent Camp“<br />

für junge Führungskräfte zwischen 23 und 30 Jahren aus dem arabischen<br />

Raum. Dieses ebenfalls jährlich stattfindende Lern- und Erfahrungsprogramm<br />

bringt junge arabische Manager mit Führungskräften<br />

aus dem Konzern zusammen.<br />

Assem O. Kabesh, Geschäftsführer von YAL, freut sich über<br />

die erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem Weltkonzern wie<br />

<strong>Daimler</strong>: „Wir möchten junge Menschen aus dem arabischen Kul-<br />

Förderprogramme: Antrieb für die Zukunft<br />

turkreis für den zukünftigen Wettbewerb in einer globalisierten<br />

Welt bestens vorbereiten. Mit <strong>Daimler</strong> haben wir einen Mitstreiter<br />

gefunden, der unsere Ziele mit der gleichen Leidenschaft verfolgt<br />

wie wir selbst.“ \<br />

Name Maha Kamal Fityani<br />

Alter 20<br />

Herkunft Jordanien<br />

Studienfach Political Science<br />

(University of Jordan)<br />

Mein Praktikum bei <strong>Daimler</strong> absolvierte ich im Bereich „AMG Brand Marketing<br />

and Sales“ in Affalterbach. Für mich war der Start zunächst schwierig. Das<br />

größte Problem war die Sprache, obwohl wir Englisch gesprochen haben. Am<br />

Anfang war ich sehr schüchtern und <strong>zur</strong>ückhaltend. Nach einem konstruktiven<br />

Gespräch mit meinem Abteilungsleiter ist es mir leichter gefallen mich zu<br />

öffnen. Während meines Studiums habe ich immer schon gearbeitet. Hier aber<br />

konnte ich das erste Mal unabhängig arbeiten. Mir wurde nicht vorgegeben, wie<br />

ich die Aufgaben zu erledigen hatte. Es gab natürlich Zielsetzungen, aber der<br />

Weg dorthin war mir oftmals freigestellt – was sich als sehr förderlich auf meine<br />

Kreativität und Denkweise ausgewirkt hat. Am meisten haben mir während<br />

des Austauschprogramms die Momente gefallen, in denen ich als Botschafterin<br />

meines Landes auftrat. Ich hoffe, ich konnte den Menschen ein positives<br />

Bild meiner Heimat vermitteln. Nach drei Monaten in Deutschland freue<br />

ich mich wieder nach Hause zu kommen. Es fällt mir aber auch schwer, mich<br />

von meinen Kollegen zu verabschieden. Es ist schön zu wissen, einen Ort in der<br />

Welt zu haben, an dem man stets willkommen ist. Wenn ich zu Hause gefragt<br />

werde, wie ich die Menschen in Deutschland in drei Wörtern beschreiben würde,<br />

dann antworte ich: professionell, zielstrebig und hilfsbereit.<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Erfahren Sie mehr über die lehrreichen Erlebnisse der jungen arabischen<br />

Studenten bei <strong>Daimler</strong> unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />

[1] Hier finden Sie eine Schilderung vom Abschlusstag des „Arab-<br />

European Internship Exchange“.<br />

[2] In der Fotostrecke können Sie mit den arabischen Studenten einen<br />

Besuch in der <strong>Daimler</strong>-Produktion machen.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

79


80 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia,<br />

Stuttgart, São Paulo und St. Petersburg<br />

– fünf Projektsteckbriefe<br />

Rund um den Globus: <strong>Daimler</strong> sorgt durch nachhaltiges Engagement im sozialen, wissenschaftlichen,<br />

kulturellen und sportlichen Bereich für positive Veränderungen, von denen zahlreiche Menschen profitieren.<br />

Text Rainer Brenner Fotografie Raphael Krötz


„ DAIMLER ENGAGIERT SICH IN<br />

SÜDAFRIKA ERFOLGREICH IM KAMPF<br />

GEGEN HIV/AIDS. DANK DER ERFOLGE<br />

WURDE DIESES PROJEKT NUN<br />

AUCH AUF DIE ANGESTELLTEN DER<br />

ZULIEFERBETRIEBE UND DEREN<br />

FAMILIENANGEHÖRIGE<br />

AUSGEWEITET.“<br />

DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />

[Clifford Panter, Group Health & Safety Advisor, Mercedes-Benz South Africa]<br />

81<br />

trieben und weiteren kleineren und mittelständischen Unternehmen in der Eastern-Cape-<br />

Region zugänglich zu machen. Unter Federführung von Mercedes-Benz Südafrika wurde<br />

in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, nationalen Behörden und internationalen<br />

NGOs das Siyakhana-Projekt aus der Taufe gehoben. Bereits Anfang 2008 wurde das<br />

Siyakhana-Projekt in 17 Betrieben etabliert und erreicht heute ca. 7.000 Arbeitnehmer<br />

und deren Familien. Bis zum Ende des nächsten Jahres soll das Programm in 50 weiteren<br />

Zulieferbetrieben angeboten werden. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

PRETORIA 26°S/28°E ——— Siyakhana-Projekt zeigt Erfolge. Die Immunschwächekrankheit<br />

HIV/AIDS ist in Südafrika noch immer ein großes Problem für die Bevöl ke rung.<br />

2001 legte Mercedes-Benz Südafrika ein umfassendes Arbeitsplatzprogramm auf, das präventive<br />

Maßnahmen und Unterstützung im Krankheitsfall anbietet. Seit dem Start des<br />

Arbeitsplatzprogramms konnte die Prävalenzrate deutlich verringert werden, sie liegt derzeit<br />

bei rund acht Prozent. Aufgrund dieses Erfolgs beschloss <strong>Daimler</strong> Ende 2005 deshalb,<br />

die Erfahrungen aus dem eigenen Arbeitsplatzprogramm zu nutzen und auch Zulieferbe


82 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

„UNSERE WELT IST<br />

MIT GROSSEN<br />

UMWELTPROBLEMEN<br />

KONFRONTIERT. ES IST<br />

ZEIT, ZU REAGIEREN UND<br />

NACHHALTIGE LÖSUNGEN<br />

ZU ENTWICKELN, UM<br />

UNSEREN PLANETEN<br />

FÜR DIE KOMMENDEN<br />

GENERATIONEN ZU<br />

BEWAHREN.“<br />

[Mike Horn, Abenteurer, Welt-Botschafter, Extremsportler und Leiter des Pangaea-Projekts]<br />

Ressourcen um und führen das Gelernte in ihrer Heimat fort. So werden sie zu Botschaf tern<br />

in ihrem persönlichen Umfeld. Als Hauptsponsor und Partner unterstützt Mercedes-Benz<br />

das Pangaea-Projekt mit Fahrzeugen, Know-how und Kontakten vor Ort. Mit diesem<br />

Engagement übernimmt das Unternehmen gesellschaftspolitische Verantwortung und unterstreicht<br />

die ganzheitliche und nachhaltige TrueBlueSolutions-Strategie – auf dem Weg<br />

<strong>zur</strong> emissionsfreien Mobilität. www.mercedes-benz.com/pangaea<br />

USHUAIA 54°N/68°W ——— Wind in den Segeln. Der südafrikanische Forscher, Abenteurer,<br />

Athlet und Visionär Mike Horn startete seine 4-jährige Expedition, um unser aller Bewusstsein<br />

zu schärfen und mehr Respekt, Achtsamkeit und Engagement für unsere Welt zu<br />

fördern. Auf verschiedenen Teilstrecken der Expedition begleiten ihn in unterschiedlichen<br />

Projektteams Jugendliche aus aller Welt im Alter von 13 bis 20 Jahren. Unter dem Motto<br />

„explore, learn, act“ setzen diese Young Explorers Projekte <strong>zur</strong> Bewahrung der natürlichen


„IM ZENTRUM DES<br />

DAIMLER-ENGAGEMENTS<br />

IN DER STIFTUNGSARBEIT<br />

STEHEN DIE BEZIEHUNG<br />

ZWISCHEN MENSCH,<br />

UMWELT UND TECHNIK<br />

UND DIE FÖRDERUNG DES<br />

NACHWUCHSES.“<br />

DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />

[Jörg Klein, Geschäftsführer der Gottlieb <strong>Daimler</strong>- und Karl Benz-Stiftung]<br />

83<br />

Stiftungen gegründet, die sich für Bildung, Kultur oder Gesundheit engagieren: Die <strong>Daimler</strong><br />

Foundation in Japan beispielsweise setzt sich für die Förderung von Kulturprogrammen<br />

und Wohltätigkeitsprojekten ein, die Mercedes-Benz France Foundation engagiert sich<br />

für interkulturelle Verständigung und kommunale Projekte. Seit 2007 verzichtet <strong>Daimler</strong><br />

außerdem auf die Ausgaben für Gastgeschenke bei weltweiten Fahrzeugpräsentationen<br />

und investiert stattdessen in Bildungsprojekte der SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Europa<br />

und den USA. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Stiftungen <strong>zur</strong> Wissenschaftsförderung. Die Wissenschaftsförderung<br />

im Hause <strong>Daimler</strong> hat eine lange Tradition: 1986 wurde mit der „Gottlieb<br />

<strong>Daimler</strong>- und Karl Benz-Stiftung“ ein Forum geschaffen, das sich mit fachübergreifenden<br />

Fragen nach der Wechselwirkung zwischen Mensch, Umwelt und Technik auseinandersetzt.<br />

Seit mehreren Jahren unterhält <strong>Daimler</strong> im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft<br />

einen eigenen Fonds. Dieser hat sich der Förderung des Nachwuchses und dessen<br />

Eingliederung in internationale Projekte verschrieben. Auch in anderen Ländern wurden


84 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

„DURCH BILDUNGSANGEBOTE<br />

UND DIE VERGABE VON<br />

MIKROKREDITEN IN BRASILIEN<br />

KÖNNEN DIE MENSCHEN DEN<br />

SCHRITT IN EINE<br />

SELBSTSTÄNDIGE BERUFLICHE<br />

ZUKUNFT WAGEN.“<br />

[Jürgen Walker, Vorsitzender des Vorstands der <strong>Daimler</strong> Financial Services AG]<br />

die Chance, ihr Unternehmen auszubauen bzw. ein solches zu gründen. Die Kreditnehmer<br />

müssen weder Eigenkapital noch finanzielle Sicherheiten vorweisen – die Kreditvergabe<br />

ist lediglich an den Auf- oder Ausbau eines eigenen Kleinbetriebs gebunden. Die Kriterien<br />

erstellen CARE und <strong>Daimler</strong> Financial Services gemeinsam mit einem lokalen Finanzinstitut,<br />

die Mikrokredite werden in Zusammenarbeit mit einer ansässigen Bank vergeben.<br />

Damit wird, nebst dem Kleinunternehmen selbst, auch die lokale wirtschaftliche Struktur<br />

verbessert. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

SÃO PAULO 23°S/46°W ——— Mikrofinanzierungsprogramm in São Paulo. In Perus,<br />

einem Außenbezirk São Paulos, wohnen nur die Ärmsten: Miserable hygienische Zustände<br />

und Gewalt dominieren den Alltag. Die Besiedlung der Favela wird von Jahr zu Jahr dichter<br />

und die Bewohner leben ohne große Aussicht auf eine berufliche Karriere. In Zusammenarbeit<br />

mit der Organisation CARE engagiert sich <strong>Daimler</strong> für die beruflichen Möglichkeiten<br />

der Menschen in dieser Region. Durch ein betriebs- und praxisorientiertes schulisches Angebot<br />

und die Vergabe von Mikrokrediten bekommen Kleinunternehmer und Neueinsteiger


„DIE LAUREUS-STIFTUNG<br />

IST EINE EINZIGARTIGE<br />

CHARITY-ORGANISATION,<br />

DIE WELTWEIT MIT DER<br />

UNIVERSELLEN SPRACHE DES<br />

SPORTS ÜBER 750.000<br />

KINDER UND JUGENDLICHE<br />

ERREICHT.“<br />

DAS E-HEFT Engagement – Anknüpfungspunkte Pretoria, Ushuaia, …<br />

[Anders Sundt Jensen, Geschäftsführer von Laureus und Vice President<br />

Brand Communications Mercedes-Benz Cars]<br />

85<br />

langfristig eingebunden und motiviert werden. Mit diesem einfachen Erfolgskonzept setzt<br />

die Laureus-Stiftung die Forderung „Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe“ wie keine zweite Organisation<br />

weltweit um – mit besonders ausgewählten, sozialen Sportprojekten, die langfristig angelegt<br />

sind und konkret die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen verbessern.<br />

www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

ST. PETERSBURG 60°N/30°E ——— Helfen will gelernt sein. Aus der Vielzahl der Konzepte<br />

und Programme ragt die Laureus-Initiative heraus. Die Botschaft der Laureus-<br />

Founda tion, die Nelson Mandela geprägt hat, lautet: „Sport hat die Kraft, die Welt zu<br />

verändern.“ Mit den universellen Regeln und Möglichkeiten des Sports können religiöse,<br />

politische und kulturelle Hindernisse überwunden werden und besonders junge Menschen


86 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Erdbebenhilfe in Asien<br />

PEKING 40°N/116°E ——— Mit rund 870.000<br />

Euro hat <strong>Daimler</strong> zusammen mit ihrer Ländergesellschaft<br />

<strong>Daimler</strong> North East Asia (DNEA)<br />

und ihrem Werk in Peking die Erdbebenopfer<br />

in China unterstützt. Das Geld wurde<br />

den vor Ort tätigen Hilfsorganisationen wie<br />

China Charity Foundation und dem Chinesischen<br />

Roten Kreuz <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />

Im Rahmen dieses Engagements kamen<br />

auch 10 Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge zum<br />

Einsatz, die für den Einsatz im Katastrophengebiet<br />

genutzt wurden. <strong>Daimler</strong> arbeitete<br />

vor Ort eng mit den zuständigen Behörden<br />

und Hilfsorganisationen zusammen, um die<br />

Hilfsprojekte so effektiv wie nur möglich zu<br />

gestalten. Dabei stand die Unterstützung der<br />

Such- und Rettungseinsätze, die Betreuung<br />

von obdachlosen Menschen und der langfristige<br />

Wiederaufbau von Schulen und Hospitälern<br />

im Vordergrund. Die Mitarbeiter von<br />

<strong>Daimler</strong> in China hatten bereits im Rahmen<br />

einer Spendenaktion 44.000 Euro gesammelt<br />

und ihre spontane Hilfsbereitschaft<br />

gezeigt. Unterstützung gab es auch für das<br />

Krisengebiet in Myanmar. <strong>Daimler</strong> spendete<br />

nach dem verheerenden Wirbelsturm Nargis<br />

im Mai 200.000 Euro. 100.000 Euro wurden<br />

davon in die Soforthilfe und 100.000 Euro in<br />

die Wiederaufbauhilfe investiert. Das Geld<br />

unterstützt die Arbeit der Hilfsorganisationen<br />

vor Ort. \<br />

Mehr Krippenplätze für Mitarbeiterkinder<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Bis 2012 sollen<br />

die bisher vorgesehenen 350 Betreuungsplätze<br />

in Kinderkrippen bei <strong>Daimler</strong> für<br />

Kinder im Alter von 8 Wochen bis 3 Jahre auf<br />

569 erhöht werden. Neben den Eröffnungen<br />

von Kindertagesstätten in den Werken Untertürkheim,<br />

Bremen und Sindelfi ngen wurden<br />

2008 weitere „sternchen“-Kinderkrippen<br />

an den Standorten Wörth, Berlin-Marienfelde,<br />

Gaggenau und Mannheim eingeweiht. Diese<br />

genügen höchsten Qualitätsstandards frühkindlicher<br />

Bildung, bieten eine zweisprachige<br />

Erziehung sowie sehr fl exible Öffnungs- und<br />

Buchungszeiten. Neben den Angeboten in<br />

den „sternchen“ stehen Belegplätze in Kindergärten,<br />

Unterstützung bei der Notfallbetreuung<br />

und weitere Vermittlungsangebote<br />

bei der Kinderbetreuung <strong>zur</strong> Verfügung. \<br />

Neues Förderprogramm im Kennedy Center<br />

FARMINGTON 42°N/83°W ——— 2008 wurde in Farmington, Michigan in Kooperation mit<br />

<strong>Daimler</strong> Financial Services, LLC, und dem John F. Kennedy Center for the Performing Arts<br />

ein neues freiwilliges Förderprogramm für Schüler jeden Alters mit multimedialen Lehrinhalten<br />

verabschiedet. Anhand von Werkzeugen <strong>zur</strong> Herstellung digitaler Medien sollen die<br />

Grenzen zwischen Lehren und Lernen verwischt werden. Es können Darstellungs- und Ausdrucksformen<br />

wie Computerspiele, Animationen, Videos und Audioproduktionen genutzt<br />

werden, um neue Formen der Kommunikation an<strong>zur</strong>egen. Dadurch wird die Kreativität gefördert<br />

und der spielerische Entdeckungsdrang unterstützt. Die Schüler sollen lernen, sich<br />

im Bereich der Produktion und Dokumentation von medialen Inhalten zu Hause zu fühlen<br />

und dadurch eine selbstbestimmte Form des Lernens anzugewöhnen. Teil des Programms<br />

ist eine Unterrichtseinheit mit dem Namen „Unterwegs: Entdecke deine Heimatstadt.“ Die<br />

Schüler werden dazu motiviert, ihre Umgebung zu filmen und daraus ein webbasiertes<br />

Heimatmuseum im Internet zu erstellen. \


Frauen als Wirtschaftsfaktor<br />

begreifen<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Im November<br />

2008 fand in der Carl Benz Arena in Stuttgart<br />

unter dem Motto „Zukunft & Diversity“ die dritte<br />

Konferenz „Wirtschaftsfaktor Frauen im Unternehmen“<br />

statt. Mit über 250 Führungskräften<br />

zählte die Veranstaltung knapp doppelt so viele<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie im Vorjahr.<br />

Die Konferenz nahm Bezug auf die Erweiterung<br />

der Diversity-Management-Strategie um<br />

die Aspekte „Internationalität“ und „Generationenmanagement“,<br />

mit denen sich <strong>Daimler</strong><br />

neben dem Aspekt „Geschlechtervielfalt“ nun<br />

verstärkt auseinandersetzt. Wichtigstes Ziel der<br />

Konferenz war der Austausch untereinander und<br />

zwischen den teilnehmenden Führungskräften<br />

und dem Global Diversity Office. In seiner Eröffnungsrede<br />

appellierte <strong>Daimler</strong>-Personalvorstand<br />

und Arbeitsdirektor Günter Fleig: „Diversity kann<br />

nicht verordnet und auch nicht durch die besten<br />

Initiativen erzielt werden, sondern erfordert ein<br />

Selbstverständnis im ganzen Unternehmen.“ \<br />

Panorama Soziales<br />

Pan rama Soziales<br />

Stuttgarter Kindertaler<br />

STUTTGART 49°N/9°E ——— Mit einer Spende über 100.000 Euro unterstützt <strong>Daimler</strong> die<br />

Initiative „Stuttgarter Kindertaler“. Die Bürgerstiftung Stuttgart hatte mit dem Förderverein<br />

Kinderfreundliches Stuttgart die Initiative „Stuttgarter Kindertaler“ ins Leben gerufen, um<br />

Projekte zu unterstützen, die den Lebensalltag von Stuttgarter Kindern verbessern helfen<br />

und deren Bildung und somit Chancengleichheit fördern. Dazu zählen Projekte <strong>zur</strong> Sprachförderung<br />

und Verkehrserziehung ebenso wie die Gestaltung von sicheren Spielplätzen oder<br />

Konzepte, die dazu beitragen sollen, dass Kinder sich bewegen und gesund ernähren. Mit<br />

diesen Angeboten sollen vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien erreicht werden.<br />

Die Erträge der Initiative „Kindertaler“ kamen im vergangenen Jahr dem Stuttgarter Vorleseprojekt<br />

„Leseohren“ zugute, das die Lese- und Schreibkompetenz fördert. Dafür lesen<br />

rund 230 ehrenamtliche Lesepaten, wie im Bild der <strong>Daimler</strong>-Vorstandsvorsitzende Dieter<br />

Zetsche, regelmäßig Stuttgarter Kindern vor. \<br />

Malawi-Absolventen feiern ihr Diplom<br />

BLANTYRE 16°S/35°E ——— Nach knapp zweijähriger Ausbildungszeit haben im vergangenen<br />

Jahr 16 junge Afrikaner ihr Diplom zum staatlich anerkannten Kfz-Mechatroniker<br />

erhalten. Die jungen Frauen und Männer waren die ersten Auszubildenden des erst 2007<br />

offiziell eingeweihten „Blantyre Mechatronics Training Center“ beim Mercedes-Benz Generalvertreter<br />

Stansfield Motors. Das Trainingscenter in Blantyre/Malawi ist das erste<br />

Ausbildungszentrum in dieser Region, das Fachkräfte für die Wartung und Instandhaltung<br />

von Fahrzeugen nach europäischem Vorbild ausbildet. Die Lehrwerkstatt verfügt über<br />

moderne Diagnosegeräte, Unterrichtsräume mit Computerarbeitsplätzen sowie einen aktuellen<br />

Mercedes-Benz CL 600 als Trainingsfahrzeug. Die zweijährige Lehre setzt auf einer<br />

bereits absolvierten Grundausbildung auf und orientiert sich stark an den deutschen Ausbildungsinhalten.<br />

\<br />

87


88 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Die BRIC-Staaten:<br />

Märkte der<br />

In den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) fühlt man eine Aufbruchstimmung,<br />

trotz der weltweiten Finanzkrise. In Indien liegen aktuelle und prognostizierte Verkaufszahlen<br />

für Automobile so weit auseinander, wie in keinem anderen Markt der Welt. Das liegt an dem<br />

enormen Wachstumspotenzial der Wirtschaft und dem großen Nachholbedarf des indischen<br />

Marktes. Wie sich <strong>Daimler</strong> am Auf schwung des Landes beteiligt und nachhaltiges Wachstum<br />

sichert zeigt ein Besuch an den Standorten des Konzerns: Pune, Bangalore und Chennai.<br />

Text Tilman Wörtz Fotografie Dawin Meckel


Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />

89<br />

[Neubau von Mercedes-Benz India in Pune.]


90 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Pune<br />

<strong>Daimler</strong>-Standort: Mercedes-Benz India Private Limited<br />

Eröffnung des Standorts: 1995<br />

Produktion: C-, e-Klasse und S-Klasse, Actros, Bus Chassis<br />

BAnGALoRe<br />

<strong>Daimler</strong>-Standort: Mercedes-Benz Research and Development India Private Limited<br />

Eröffnung des Standorts: 1996<br />

Forschung: Forschung und entwicklung, IT-Programmierung<br />

ChennAI<br />

<strong>Daimler</strong>-Standort: <strong>Daimler</strong> hero Commercial Vehicles Ltd.<br />

Eröffnung des Standorts: voraussichtlich 2010<br />

Produktion: nutzfahrzeuge für den indischen Volumenmarkt<br />

Pune 19°n/74°e ——— Wilfried Aulbur durchquert auf dem Weg <strong>zur</strong> Arbeit mehrere Jahrhunderte.<br />

Sobald er den Stadtkern im südindischen Pune verlässt, säumen ärmliche Holzhütten<br />

den Straßenrand, blockieren Kühe den Verkehr, wandern Pilger ganz in Weiß zum<br />

Krishna-Tempel im nächsten Dorf.<br />

Dreiräder und Laster hupen um die Wette. Dann verbreitert sich die Straße, wird plötzlich<br />

von Laternen und hübsch angelegten Blumenbeeten gesäumt. Eine Fabrikhalle folgt<br />

auf die nächste, mit eleganten Firmenschildern von multinationalen und indischen Automobilkonzernen<br />

vor der Einfahrt.<br />

Eines davon lautet: Mercedes-Benz India. Eine Glasfassade ragt zwanzig Meter in die<br />

Höhe. Dahinter schließen sich zwei Fabrikhallen an, rechts davon eine Teststrecke. Wilfried<br />

Aulbur, Managing Director & CEO Mercedes-Benz India, ist an seinem Arbeitsplatz angekommen,<br />

mitten im 21. Jahrhundert.<br />

Er ist Gegensätze gewöhnt. Sie zu managen ist sein Job. Indien ist für den Konzern<br />

mit 3.800 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2008 ein bisher kleiner Markt. Doch Indien hat<br />

gleichzeitig das größte Potenzial aller Wachstumsmärkte, analysiert die <strong>Daimler</strong> Society<br />

and Technology Research Group, die Zukunftsszenarien als Orientierungshilfe für die Konzernstrategie<br />

entwickelt.<br />

„ Wir sehen uns in Indien als Unternehmen<br />

in der Mitverantwortung für Umwelt und<br />

Gesellschaft.“ Wilfried Aulbur, Managing Director & CEO Mercedes-Benz India<br />

Aufbruchstimmung in den BRIC-Staaten. Die Analysten sehen die Wachstumsmärkte<br />

der Zukunft in den sogenannten BRIC-Staaten: Brasilien, Russland, Indien und China.<br />

Die Wirtschaft in diesen bevölkerungsreichen Staaten wächst zwischen 5 und 8 Prozent im<br />

Jahr und könnte bis ins Jahr 2050 das kombinierte Bruttoinlandsprodukt der G-8-Staaten<br />

übertreffen. Bereits heute gehen mehr deutsche Exporte in die BRIC-Staaten als in die<br />

USA. Der Erfolg des gesamten Konzerns hängt aber auch von den politischen und sozialen<br />

Rahmenbedingungen in diesen Märkten ab.<br />

Indien nimmt für <strong>Daimler</strong> in dieser Vierergruppe eine besondere Stellung ein. Russland<br />

hat sich bereits zu einem wichtigen Absatzmarkt für Mercedes-Benz Pkw entwickelt,<br />

Brasilien zu einem für <strong>Daimler</strong> Trucks und Busse und die Zahlen für China sind in beiden<br />

Bereichen beeindruckend. In Indien dagegen liegen aktuelle Verkaufszahlen und vielversprechende<br />

Prognosen so weit auseinander wie sonst nirgends.<br />

„Das Land hat sich erst ab 1991 dem Weltmarkt geöffnet, zwölf Jahre später als China,<br />

und hat damit noch einiges aufzuholen“, sagt Wilfried Aulbur. Die Demografie Indiens kann<br />

dem Land Vorteile verschaffen: „Während China aufgrund der Ein-Kind-Politik vergreist,<br />

hat Indien noch eine junge Bevölkerung.“ Jeder zweite Inder ist unter 25 Jahren. Das bedeutet<br />

600 Millionen junge Arbeitnehmer und Konsumenten. In absehbarer Zeit wird es<br />

wahrscheinlich sogar mehr Inder als Chinesen geben. >><br />

Wilfried Aulbur


91<br />

[Spiegelmontage: der letzte Schliff in der CKD-Fertigung in Pune.]


92 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

[Seit <strong>2009</strong> wird in Pune/Chakan auf modernstem Niveau produziert.]


UMKREIS<br />

Die BRIC-Staaten:<br />

Wachstumsmärkte der<br />

Automobil- und Lkw-Branche<br />

Brasilien<br />

Einwohner (in Mio.): 189*<br />

Fläche: 8.547.400 km2 BIP: 1.313 bn USD (ca. 960 Mrd. Euro)**<br />

Mercedes-Benz Cars:<br />

Seit Februar 2008 rollt im Werk<br />

Mercedes-Benz do Brazil in Juiz de Fora<br />

(Gründung 1999) das neue CLC Sportcoupé<br />

vom Band. Bereits seit April 2007<br />

fertigte das Werk den Vorgänger des<br />

Mercedes-Benz CLC, das C-Klasse Sportcoupé,<br />

und ist seitdem einziger Produktionsstandort<br />

dieser Klasse innerhalb des<br />

Mercedes-Benz Produktionsnetzwerks. Pri -<br />

märer Zielort des CLC Sportcoupés ist<br />

der europäische Markt. Bis Januar 2007<br />

produzierte das Werk im Bundesstaat<br />

Minas Gerais die C-Klasse für den nordamerikanischen<br />

Markt, zuvor wurde von<br />

1999 bis 2005 die A-Klasse gefertigt.<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks<br />

In Brasilien ist Mercedes-Benz bereits seit<br />

1956 als Lkw-Hersteller tätig und wurde<br />

sehr schnell Marktführer im Segment<br />

schwere Lkw. Das Werk in São Bernardo<br />

do Campo ist das größte außerhalb<br />

Deutschlands. Hier ist das gesamte Lkw-<br />

Programm für den lateinamerikanischen<br />

Markt angesiedelt, vom Accelo über den<br />

Atego bis hin zum Axor. Auch Fahrgestelle<br />

für Busse werden dort gefertigt. <strong>Daimler</strong><br />

wird in den nächsten Jahren in das Werk<br />

weiter investieren, um Produktionskapazitäten<br />

und den Lokalisierungsgrad zu<br />

erhöhen, Produktionsprozesse sowie die<br />

Logistiksysteme zu modernisieren.<br />

Brasilien<br />

Russland<br />

Einwohner (in Mio.): 143*<br />

Fläche: 17.075.400 km2 BIP: 1.288 bn USD (ca. 940 Mrd. Euro)**<br />

Mercedes-Benz Cars:<br />

Im Dezember 1994 hat die damalige<br />

<strong>Daimler</strong>-Benz AG in Moskau eine eigene<br />

Vertriebsgesellschaft gegründet. Diese<br />

war damals die erste Vertriebsgesellschaft<br />

eines westlichen Automobilherstellers in<br />

Russland. Das beliebteste Modell der russischen<br />

Kunden ist die S-Klasse. Auch die<br />

neue C-Klasse kommt hervorragend auf<br />

dem russischen Markt an und verzeichnet<br />

kontinuierlich sehr hohe Steigerungsraten.<br />

Darüber hinaus ist aber auch eine<br />

hohe Nachfrage der russischen Kunden<br />

nach den SUV- und Oberklasse-Modellen<br />

von Mercedes-Benz zu beobachten.<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks<br />

Russland ist Europas größter Markt für<br />

Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht<br />

von über sechs Tonnen. Mit 1.800 verkauften<br />

Lkw im Jahr 2008 fokussierte sich<br />

Mercedes-Benz auf das stark wachsende<br />

Sattelzugmaschinen-Segment. Im Zuge der<br />

Wachstumsstrategie in den BRIC-Märkten<br />

tritt <strong>Daimler</strong> auch in den russischen Volumenmarkt<br />

ein. So hat <strong>Daimler</strong> Trucks<br />

von der russischen Investmentgesellschaft<br />

Troi ka Dialog eine 10-prozentige Beteiligung<br />

an Kamaz übernommen.<br />

Indien<br />

Einwohner (in Mio.): 1.136*<br />

Fläche: 3.287.263 km2 BIP: 1.140 bn USD (ca. 830 Mrd. Euro)**<br />

Mercedes-Benz Cars:<br />

Die CKD-Produktion der Mercedes-Benz<br />

E-Klasse begann 1995 im indischen Pune/<br />

Chikali. Die S-Klasse folgte im Jahr 2000,<br />

ein Jahr später schließlich die CKD-Produktion<br />

der Mercedes-Benz C-Klasse. Im<br />

Mai 2007 fand die Grundsteinlegung für<br />

ein neues Werk in Pune/Chakan statt. Bis<br />

dato erfolgt die Fertigung auf einem angemieteten<br />

Gelände von Tata Motors. Produktionsbeginn<br />

ist in <strong>2009</strong>. Mercedes-Benz<br />

hält seit über 11 Jahren einen überwältigenden<br />

Marktanteil von ca. 80 Prozent<br />

im Luxury-Car-Segment und ist in 30 Städten<br />

mit Showrooms und Service Center<br />

vertreten. Bestverkaufte Modelle: E- und<br />

C-Klasse.<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks<br />

Als wichtiger Bestandteil seiner BRIC-Strategie<br />

hat <strong>Daimler</strong> in 2008 ein Joint Venture<br />

mit der Hero Group gegründet, um seine<br />

Stellung im Volumenmarkt zu stärken. Die<br />

deutsch-indische <strong>Daimler</strong> Hero Commercial<br />

Vehicles (DHCV) errichtet in Chennai<br />

eine neue Fabrik <strong>zur</strong> Herstellung von Lkw.<br />

Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />

Indien<br />

Russland<br />

China<br />

93<br />

China<br />

Einwohner (in Mio.): 1.322*<br />

Fläche: 9.561.000 km2 BIP: 3.382 bn USD (ca. 2.470 Mrd. Euro)**<br />

Mercedes-Benz Cars:<br />

Die E-Klasse wird seit Ende 2006 bei<br />

Beijing Benz-<strong>Daimler</strong>Chrysler Automotive<br />

Ltd. (BBDC) produziert, seit Frühjahr<br />

2008 wird ebenfalls die neueste Generation<br />

der C-Klasse in Peking produziert.<br />

Mercedes-Benz ist in China mit der<br />

S-Klasse Marktführer im Luxussegment.<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks<br />

Auf dem chinesischen Markt, dem größten<br />

Nutzfahrzeugmarkt der Welt, ist der An-<br />

teil importierter Lkw aus Europa verhältnismäßig<br />

klein: 2008 wurden 2.200 Lkw<br />

aus Europa eingeführt. Gegenwärtig sind<br />

hauptsächlich Fahrzeuge chinesischer Hersteller<br />

unterwegs. Um in diesem grossen<br />

Markt als Volumenhersteller ebenfalls<br />

Fuß zu fassen, hat <strong>Daimler</strong> und Beiqi<br />

Foton Motor Co., Ltd., am 07. 08. 2008 einen<br />

Letter of Intend unterzeichnet. Geplant<br />

ist die Gründung eines 50:50-Joint-<br />

Ventures für eine gemeinsame Produk tion<br />

von schweren und mittelschweren Nutzfahrzeugen.<br />

* Stand 2007, ** Stand 2007, in 2007 Preis- und Wechselkursangaben


94 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Mercedes-Benz ist mit einem Anteil von nahezu 60 Prozent unbestrittener Marktführer<br />

im Luxussegment. Die Zahl potenzieller Kunden steigt mit dem Wirtschaftsboom. Indien<br />

zählt bereits 120.000 Dollar-Millionäre. Doch wichtiger als die absolute Zahl ist deren Haltung<br />

zu Konsum und Wohlstand. „Die junge Generation versteckt Vermögen nicht länger<br />

wie Ihre Eltern während der sozialistischen Zeit ihres Landes“, sagt Wilfried Aulbur. „Heute<br />

gilt ein Mercedes-Benz als sozial akzeptabel und viele wohlhabende Inder wollen sich den<br />

Luxus leisten.“<br />

Lokale Autoindustrie im Aufbau. Mercedes-Benz India hat bereits rund 350 Arbeiter.<br />

An sieben Fertigungslinien wird der Rohbau von Fahrzeugen der C-, E- und S-Klasse von<br />

Hand mit Sitzen, Motoren und Reifen bestückt. Die Einzelteile und Komponenten schaffen<br />

Gabelstapler aus Frachtkisten heran, die sich im hinteren Teil der Halle türmen, fast alle<br />

aus Deutschland importiert.<br />

Durch die derzeitigen Stückzahlen ist der Aufbau einer eigenen Zuliefererindustrie vor<br />

Ort nicht einfach. Trotzdem konnte bereits eine Zuliefererkette mit den wichtigsten Bauteilen,<br />

wie Motoren, Getrieben, Achsen, Cockpit etc., gebildet werden. Der weitere Import<br />

von zusätzlichen Einzelteilen ermöglicht die Montage von ausreichenden Modellvarianten,<br />

die auch von indischen Kunden erwartet werden.<br />

In einer zweiten Halle werden der Actros und die Fahrgestelle von Bussen der Marke<br />

Mercedes-Benz montiert. Dahinter dehnt sich das Werksgelände noch einmal um die doppelte<br />

Fläche. Pune, nur 160 Kilometer vom indischen Finanz- und Bankenzentrum Mumbai entfernt,<br />

ist für eine weitere Expansion der ideale Standort. Der Hafen in Mumbai erleichtert den<br />

Import von Einzelteilen. Die Provinzregierung hat vor sieben Jahren extra eine Autobahn nach<br />

Pune gebaut, Industrieparks erschlossen und Hersteller mit Steuernachlässen gelockt. In<br />

unmittelbarer Nachbarschaft von Mercedes-Benz produzieren VW, General Motors, Fiat und<br />

der indische Hersteller Tata. Alle gemeinsam haben Pune zu einer der dynamischsten Regio<br />

nen Indiens gemacht.<br />

„ Wir sehen unser Engagement als Beitrag<br />

<strong>zur</strong> langfristigen Entwicklung des indi schen<br />

Automobilmarktes.“ Siegfried Müller, Ausbilder für Mechatroniker an der<br />

staatlichen polytechnischen Schule in Pune<br />

Immer mehr Inder partizipieren am Aufschwung. Sudhir Chavan, 36, Monteur in der dritten<br />

Fertigungslinie bei Mercedes-Benz India, hat einen deutlich höheren Lebensstandard erreicht<br />

als seine Eltern: Der Sohn einer armen Bauernfamilie arbeitet seit Gründung im Jahr<br />

1995 bei Mercedes-Benz India und ist heute Besitzer eines Häuschens. Seine zwei Kinder<br />

sollen einmal an einer der 28 Hochschulen Punes studieren.<br />

„Oxford des Ostens“ wird Pune wegen der vielen Unis von seinen Einwohnern stolz genannt.<br />

Doch die Entwicklung des Automobilmarkts droht speziell von der un<strong>zur</strong>eichenden<br />

Qualifikation von Mechanikern gehemmt zu werden. „Wer in Pune einen Gesellenbrief als<br />

Automechaniker bekommt, musste die Schulbank drücken, aber hat vielleicht noch nie<br />

einen Motor angefasst“, erklärt Siegfried Müller.<br />

Er bildet im Auftrag von <strong>Daimler</strong> bereits den zweiten Jahrgang von Mechatronikern an der<br />

staatlichen polytechnischen Schule aus. Keiner der 40 Studenten ist nach dem Abschluss<br />

<strong>zur</strong> Treue gegenüber <strong>Daimler</strong> verpflichtet. „Wir sehen unser Engagement als Beitrag <strong>zur</strong> langfristigen<br />

Entwicklung des indischen Automobilmarktes“, sagt Siegfried Müller. <strong>Daimler</strong> hat<br />

eine C-Klasse als Studienobjekt gestiftet, Werkzeuge kommen von Mercedes-Benz India.<br />

Ausbildung für Nachwuchsmechatroniker. Das subtropische Klima hat bereits kräftig<br />

am Gebäudeputz der Polytechnischen Schule gefressen. Zwei Räume aber sind frisch<br />

gefließt, Ventilatoren surren und Jugendliche in Blaumännern haben ihre Köpfe über einem<br />

Sechszylindermotor zusammengesteckt. Sie zerlegen den Motor in seine Einzelteile und<br />

bauen ihn dann Stück für Stück wieder zusammen. An einer Wand hängen Scheinwerfer,<br />

Radio, Cockpit und Zigarettenanzünder – ein Auto in seine elektronischen Komponenten<br />

Autoverkäufe: 1<br />

Indien 1,5 Mio.<br />

Deutschland 3,2 Mio.<br />

USA 16,1 Mio.<br />

Anzahl Ingenieure mit Universitätsabschluss<br />

pro Jahr:<br />

Indien 2 360.000<br />

Deutschland 3 35.000<br />

USA 4 75.000<br />

Bevölkerung: 5<br />

1,15 Mrd.<br />

Wirtschaftswachstum in den vergangenen<br />

drei Jahren: 5<br />

Jahresdurchschnitt 8,3 %<br />

Wachstumsrate Pkw-Markt:<br />

Indien 6 14,4 %<br />

Deutschland 7 5,8 %<br />

USA 8 –3 %<br />

Voraussichtl. Wirtschaftswachstum<br />

in den nächsten zehn Jahren: 9<br />

Jahresdurchschnitt 6 bis 7 %<br />

Autodichte in Pkw je 1.000 Einwohner:<br />

10<br />

Indien 8<br />

Deutschland 566<br />

USA (inkl. Light Trucks) 981<br />

Quellen<br />

1 bfai, VDA, 2007 2 „Indien – ein Tiger auf dem<br />

Sprung“, HTR 02/2007 3 Statistisches Bundesamt,<br />

OECD, 2007 4 OECD, 2007 5 CIA Factbook, 2008<br />

6 bfai, 2007 7 VDA, 2007 8 VDA, 2007 9 Goldmann<br />

Sachs, 2008 10 bfai, ACEA – Europäischer<br />

Kraftfahrzeughersteller Verband


zerlegt. Die Schüler müssen sie mit Kabeln so verbinden, wie es die Schaltdiagramme<br />

eines Computerprogramms vorgeben.<br />

Kiran Kumar, 21, hat zwei goldene Ohrringe und einen mit Gel stabilisierten Mittelscheitel.<br />

Er arbeitet für einen Mercedes-Benz Händler in Bangalore, hat aber ein Jahr Zeit für die<br />

Ausbildung bekommen. „In Indien ist der Beruf des Automechanikers nicht sehr angesehen“,<br />

sagt er. „Jeder stellt sich ölverschmierte Hände vor, niemand weiß von der anspruchsvollen<br />

Technologie, die in einem modernen Fahrzeug steckt.“ Vorurteile ändern sich nur<br />

langsam. Mercedes-Benz trägt durch die Ausbildung dazu bei. „Ich wollte schon als Kind<br />

wissen wie Autos funktionieren, und habe mich gegen den Willen meiner Eltern für diesen<br />

Beruf entschieden“, sagt Kiran Kumar.<br />

Seine Eltern haben bei einigen Themen andere Vorstellungen. Konsum zum Beispiel: Kiran<br />

Kumar kauft jedes halbe Jahr ein neues Handy. Umgerechnet zweihundert Euro ist ihm<br />

dieser Luxus wert. Seine Eltern werfen ihm Verschwendungssucht vor: „Wieso gibst du so<br />

viel Geld für unnötige Dinge aus?“ Kiran Kumar sieht das anders: „Alle meine Freunde haben<br />

neue Modelle. Soll ich der Einzige sein, der keine Fotos und Klingeltöne per Bluetooth<br />

übermitteln kann?“<br />

Mit steigendem Lebensstandard steigt das Verkehrsaufkommen und löst nicht nur Probleme,<br />

sondern schafft auch neue. „Wir sehen uns als Unternehmen, das gute Geschäfte in<br />

diesem Land macht, in der Mitverantwortung für Umwelt und Gesellschaft“, sagt Wilfried<br />

Aulbur. Mercedes-Benz India hat deshalb eine Reihe innovativer Projekte aufgelegt.<br />

Der CO 2 -Ausstoß in Indien steigt massiv. Mit Biodiesel aus der Pflanze Jatropha hat<br />

<strong>Daimler</strong> auf einer Testfahrt durch den Subkontinent bewiesen, dass dieser CO 2 -neutrale<br />

Treibstoff die gleiche Leistung bringt wie normaler Diesel. Staatliche Institutionen und<br />

Unternehmen haben die Technologie mittlerweile aufgegriffen. Zweites Beispiel: Rund<br />

75.000 Inder verunglücken im Jahr tödlich im Verkehr. Durch das Projekt „MobileKids“<br />

hat <strong>Daimler</strong> in indischen Großstädten <strong>zur</strong> Verkehrserziehung von Kindern beigetragen.<br />

Außerdem unterstützt <strong>Daimler</strong> die Operation von Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten,<br />

spendet an Schulen und vergibt Stipendien an talentierte Kinder der eigenen Mitarbeiter.<br />

„ Mit deutlich günstigeren und marktgerechten<br />

Produkten soll der Zugang zum<br />

indischen Volumensegment erreicht<br />

werden.“ Marc Llistosella, CEO <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd. (DHCV)<br />

Ortswechsel: Chennai. Marc Llistosella, CEO <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd., ist<br />

jemand, der viele Informationen in wenig Zeit verarbeiten muss, denn seine Aufgabe ist<br />

enorm: ein Truck-Werk auf brachliegender Weidefläche errichten. Die Umweltstandards der<br />

neuen Fabrik liegen deutlich über den gesetzlichen Mindeststandards in Indien: Ein eigenes<br />

Klärwerk wird Abwässer zu hundert Prozent aufbereiten und in die Produktion <strong>zur</strong>ückführen.<br />

Roboter werden die Trucks präziser und mit weniger Emissionen und Farbrückständen<br />

lackieren als billigere Handarbeit. Ab Dezember 2010 sollen dort Nutzfahrzeuge im Rahmen<br />

des neu gegründeten Joint Ventures <strong>Daimler</strong> Hero Commercial Vehicles Ltd. produziert werden.<br />

Partner ist die indische Hero Group.<br />

Von einem „Dogmenbruch“ spricht Marc Llistosella: „Mit deutlich günstigeren und<br />

marktgerechten Produkten soll der Zugang zum indischen Volumensegment erreicht werden.<br />

Anders können wir hier keine großen Stückzahlen verkaufen. Der durchschnittliche<br />

Inder wiegt 65 Kilo und ist nicht bereit, für Extras auch extra zu bezahlen. Aussehen und<br />

fahren werden die Laster natürlich trotzdem super.“<br />

In Russland und China verfolgt <strong>Daimler</strong> eine andere Strategie: Dort gründet der Konzern<br />

mit lokalen Herstellern Joint Ventures, geht strategische Partnerschaften ein und sichert<br />

sich so den Marktzugang. „Der Grüne-Wiesen-Ansatz in Indien erfordert mehr landesspezifische<br />

Entwicklungen, aber verspricht bei so einem jungen Markt auch mehr Erfolg“, betont<br />

Marc Llistosella. Die Strategie wurde durch die Erfahrungen aus der Einführung des ><br />

Die BRIC-Staaten: Märkte der Zukunft<br />

95


96 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

Actros in Indien inspiriert: Dieser konnte sich erfolgreich in Nischenmärkten wie dem Tagebau<br />

für Kohle etablieren, weil indische Eigenmarken den extremen Belastungen in den Minen<br />

nicht standhalten. Doch für den normalen Straßenverkehr setzen sich die Vorteile des<br />

Actros, wie zum Beispiel die höhere Energieeffizienz, nicht in Kostenvorteile um. Erst wenn<br />

ein Truck über 800 Kilometer am Tag <strong>zur</strong>ücklegt, lohnt sich der deutlich höhere Anschaffungspreis.<br />

Diese Distanz ist jedoch bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit auf indischen<br />

Straßen von derzeit nur 25 km/h unmöglich. Die schlechten Straßen des Landes gelten<br />

als ein entscheidendes Entwicklungshemmnis. Die Regierung hat für die nächsten fünf<br />

Jahre ein Investitionsprogramm von 500 Milliarden Dollar aufgelegt. Die wirtschaftlichen<br />

Zentren an der Ost- und Westküste sollen mit einer Art Autobahnring um den Subkontinent<br />

miteinander verbunden werden und den Fernverkehr beschleunigen.<br />

Hightech aus Südindien. In Bangalore ist die Zukunft bereits angekommen. Dort betreibt<br />

<strong>Daimler</strong> den größten Standort für Forschung und Entwicklung (FuE) außerhalb Deutschlands.<br />

Weitere internationale Forschungsstandorte sind im japanischen Yokohama, in<br />

Shanghai, Moskau und im Sillicon Valley in Palo Alto, wo <strong>Daimler</strong> speziell im Bereich Telematik<br />

die Forschung anführt. Jeder Standort trägt durch sein Spezialgebiet zum Erfolg des<br />

Konzerns bei. Bangalore ist auf Engineering, Sicherheit und Komfort, Crash-Simula tionen<br />

und IT-Dienstleistungen spezialisiert.<br />

„ Inder haben eine mathematische<br />

Begabung und sind gründlich bei der<br />

Beschreibung von Prozessen.“ Thomas Pantleon,<br />

Geschäftsführer von Mercedes-Benz Research and Development India<br />

Die Arbeit der 170 Mitarbeiter von Mercedes-Benz Research and Development India<br />

findet ausschließlich am Computer statt. Nach dem internationalen Standard <strong>zur</strong> Qualitätsmessung<br />

von Softwareprozessen CMMI (Capability Maturity Model Integrated) arbeiten<br />

sie auf einem Niveau, das nur ganz wenige FuE-Einrichtungen auf der Welt vorzuweisen<br />

haben. Der CMMI-Standard wurde von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh entwickelt<br />

und stellt den Reifegrad von Softwareentwicklung in fünf aufsteigenden Stufen dar.<br />

Mercedes-Benz Research and Development India in Bangalore erreicht Stufe vier. Der<br />

Geschäftsführer von Mercedes-Benz Research and Development India, Thomas Pantleon,<br />

begründet den Standortvorteil seines Forschungszentrums so: „Inder haben eine außerordentlich<br />

hohe mathematische Begabung. Und sie sind sehr penibel bei der Beschreibung<br />

von Prozessen. Beide Qualitäten sind zentral für unsere Arbeit.“ Selbst der deutsche Bundesaußenminister<br />

Frank-Walter Steinmeier war bei seiner Indienreise im November 2008<br />

dieser gute Ruf einen Abstecher zu Mercedes-Benz Research and Development India wert.<br />

Die Delegation bringt Bewegung in das Großraumbüro, in dem an normalen Arbeitstagen<br />

nur Tastenklappern und Lüftungsgeräusche der Computer zu hören sind.<br />

Bharat Balasubramanian, Leiter der Direktion Produktinnovationen und Prozesstechnologien<br />

in der Konzernforschung und Vorentwicklung bei <strong>Daimler</strong>, ist gerade aus Deutschland<br />

gekommen. „Kompetenz kommt an erster Stelle, dann erst der Kostenaspekt“,<br />

fasst Bharat Balasubramanian die Bedeutung des FuE-Standorts Bangalore zusammen.<br />

Nur wegen der niedrigen Löhne würde Mercedes-Benz nicht in Bangalore forschen.<br />

Dort ist aber Spitzenqualität zu guten Preisen zu haben. Während die Welt durch die Finanzkrise<br />

erschüttert wird, ist die Stimmung in Bangalore aufgeräumt. \<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Thomas Pantleon<br />

Die Wachstumschancen in den BRIC-Staaten sind enorm. Wie<br />

<strong>Daimler</strong> am Wirtschaftsboom in Indien teilnimmt, erfahren Sie<br />

unter daimler.com/nachhaltigkeit:<br />

[1] BRIC: Was ist das? Eine kurze Erläuterung.<br />

[2] Fünf Fragen an Bharat Balasubramanian, Leiter der<br />

Direktion Produktinnovationen und Prozesstechnologien<br />

in der Konzernforschung und Vorentwicklung<br />

bei <strong>Daimler</strong>, über die Standortvorteile in Indien.<br />

[3] Auf einen Blick: Indien in Zahlen.<br />

[4] <strong>Daimler</strong> engagiert sich in Indien auch in sozialen<br />

Projekten. Ein Überblick.<br />

[5] Besuchen Sie Pune und Bangalore auf den Fotos von<br />

unserem Fotografen Dawin Meckel.<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]


[Im IT-Zentrum in Bangalore betreibt <strong>Daimler</strong> den größten<br />

Standort für Forschung und Entwicklung außerhalb Deutschlands.]


98 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong><br />

IMPRESSUM/KONTAKT<br />

Herausgeber<br />

<strong>Daimler</strong> AG<br />

70546 Stuttgart, Deutschland<br />

Verantwortlich für den Herausgeber<br />

Mirjam Bendak<br />

<strong>Daimler</strong> AG<br />

70546 Stuttgart, Deutschland<br />

Objektkoordination<br />

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Konzept, Redaktion und Gestaltung<br />

design hoch drei GmbH & Co. KG<br />

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Dr. Cantz’sche Druckerei GmbH & Co. KG<br />

Druck<br />

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Fax +49 (0) 71117 790-59185<br />

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Fax +49 (0) 71117 790-95251<br />

E-Mail: sustainability@daimler.com<br />

Weitere Informationen<br />

www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

und mit dem Bild- und Textverweis<br />

„<strong>Daimler</strong> AG“.<br />

Quellen<br />

Seite 14: Jesse H. Ausubel / Cesare Marchetti (Rockefeller University)<br />

Seite 17: Studie „Easy to do, but would you?“ (Shell Publikationen 2007)<br />

Seite 18: Energy Analysis Department (Lawrence Berkeley National Laboratory)<br />

Seite 19: UNFCCC<br />

Seite 20: Artikel „Energie-Check“ (freenet.de)<br />

Seite 21: Prognos AG<br />

© <strong>2009</strong> <strong>Daimler</strong> AG<br />

ISSN 1865-6188


SGS-COC-2779<br />

Die Naturpapiersorten Planoart (Um -<br />

schlag) und Maxioffset (Inhalt) – auf<br />

denen 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> und Fakten<br />

<strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong> ge druckt wurden<br />

– tragen das Siegel der glo balen<br />

Zertifizierungsorganisation Forest Stewardship<br />

Council (FSC). Dieses Gütesiegel<br />

dokumentiert nicht nur die Einhaltung<br />

von strengen Kriterien für eine<br />

verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung<br />

(Vermeidung von unkontrollierter<br />

Ab holzung, keine Verletzung von Menschenrechten,<br />

keine Umweltverschmutzung),<br />

sondern auch die Berücksichtigung<br />

eines Kri terien katalogs bei der<br />

Weiterverarbeitung des Holzes inklusive<br />

eines nachvollziehbaren Produktkettennachweises<br />

(Chain of Custody).<br />

http://www.fsc.org


DAS E-HEFT.<br />

Evolution. Emotion. Effizienz. Emission. Engagement. Elektrizität.<br />

Das Thema „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ ist so vielseitig wie die vorliegende Ausgabe von<br />

360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Die darin enthaltenen Beiträge<br />

zum Schwerpunktthema befassen sich mit einer der bedeutendsten Fragen<br />

des 21. Jahrhunderts: Wie geht der Mensch mit seinen Energieressourcen um?<br />

<strong>Daimler</strong> AG<br />

Stuttgart, Deutschland<br />

www.daimler.com

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