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in Berlin eine leitende Position beim German Marshall Fund.<br />
Nun promoviert sie an der Universität Trier, besucht aber zu-<br />
nächst ein Institut in Oslo, um „von außen“ auf die EU-Sicher-<br />
heitspolitik zu schauen. „Das ist jetzt noch einmal eine ganz<br />
neue Perspektive für mich“, freut sie sich. Der internationale<br />
Lebenslauf und das transnationale Interesse sind typisch für<br />
die Teilnehmer. Nervi ist dabei eine von bislang drei Geförder-<br />
ten, die nicht aus der Wissenschaft, sondern aus dem Beruf,<br />
also aus der Praxis kommen. „Endlich ein Programm für mich“,<br />
sagt die 34-Jährige. Für sie eröffnet es die seltene Chance, aus<br />
dem Job in die Wissenschaft zurückzukehren und eine Dok-<br />
torarbeit zu schreiben.<br />
Nervi, die durch ihre Aufgaben beim German Marshall Fund<br />
Stiftungsarbeit kennt, schätzt das von den drei Partnern ge-<br />
knüpfte Netz über Grenzen hinweg. „Es gibt sehr wenig eu-<br />
ropaweite Stiftungsarbeit“, sagt sie. Dies zu ändern, war ein<br />
Motiv der VolkswagenStiftung, als diese vor zwei Jahren be-<br />
gann, die Initiative zu planen. Bis dahin war Stiftungsarbeit in<br />
etwa so international wie die Außen- und Sicherheitspolitik<br />
der Europäischen Union. Es habe Gespräche zwischen Spit-<br />
zenvertretern gegeben, erläutert Programmkoordinator Dr.<br />
Alfred Schmidt von der VolkswagenStiftung, „aber wir haben<br />
wenig gemeinsam gemacht“. Doch den nationalen Stiftungen<br />
blieben zwei Trends in Brüssel nicht verborgen: Zum einen<br />
strebte die EU danach, neben industrienaher Forschung die<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften mehr zu fördern; zum an-<br />
deren nahm sie das Stiftungsrecht ins Visier. „Da wollten wir<br />
zeigen, welchen Beitrag wir leisten können”, sagt Schmidt.<br />
Das Thema gemeinsamer Außen- und Sicherheitspolitik bot<br />
sich an: In der Theorie gibt es ein im Vergleich zu anderen Poli-<br />
tikfeldern noch eher bescheidenes Angebot; in der Praxis spal-<br />
tete der Irak-Krieg Europa. Es ging das Rumsfeld-Wort vom<br />
neuen und alten Europa durch die Medien. Ein Top-Thema<br />
für die Wissenschaft, von dem EU-Institutionen und Staaten<br />
wegen der politischen Brisanz aber lieber die Finger ließen.<br />
36<br />
Damit öffnete sich die entscheidende Lücke<br />
für die Stiftungen: „Wir wollen Pilotfunktion<br />
übernehmen und auf diesem Gebiet zusam-<br />
menarbeiten”, betont Schmidt. Da traf es sich<br />
gut, dass mit Partnern aus Deutschland, Ita-<br />
lien und Schweden gleich das „alte“, „neue“<br />
und „neutrale“ Europa Interesse zeigte. In der<br />
entscheidenden Phase der Programmplanung<br />
belegten die Terroranschläge von Madrid schließlich die Not-<br />
wendigkeit einer europäischen Perspektive.<br />
Unbestritten sinnvoll, stellte die erste Kooperation dieser Art<br />
Schmidt und seine Kollegen dann vor allem vor praktische<br />
Probleme: Schweden kennt keine Stipendien wie Deutsch-<br />
land, Italien wollte international nicht höhere Beträge ver-<br />
geben als national. Und wird Geld an Empfänger in Belgien<br />
überwiesen, zieht das dortige Finanzamt erst einmal Steuern<br />
ab. „Wie perfekt bekommt man das hin?”, fragten sich Schmidt<br />
und seine Partner. „Das hatte etwas von einem europäischen<br />
Integrationsprozess.“ Ergebnis: Die drei Stiftungen verzichten<br />
auf eine teure Bürokratie, man einigte sich in einem knappen<br />
Papier auf die Grundregeln. Jeder der drei Partner betreut eini-<br />
ge der ausgewählten Teilnehmer. Bei der ersten Runde stand<br />
der Briefkasten für Bewerbungen bei der VolkswagenStiftung<br />
in Hannover, bei Runde zwei steht er in Stockholm.<br />
Auch Alessandra Nervi<br />
hat sich erfolgreich um<br />
eine Förderung ihres<br />
Vorhabens beworben.