Kosten-Nutzen-Bewertung - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/08 – November 2008 – Seite 4<br />
Symposium zur <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<br />
<strong>Bewertung</strong> – Thematische Einführung<br />
Von Axel C. Böhnke<br />
Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-<br />
WSG) ist am 1. April 2007 die <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong><br />
in das Sozialgesetzbuch V (SGB V) aufgenommen<br />
worden und zwar zusätzlich zur <strong>Nutzen</strong>bewertung<br />
von Arzneimitteln. Der Gesetzgeber hat allerdings<br />
lediglich die Aufgabenstellung definiert, über<br />
die anzuwendende Methodik der <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong><br />
gibt es nur Hinweise.<br />
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
(IQWiG) erhielt in diesem Zusammenhang<br />
den Auftrag, künftig neben dem medizinischen<br />
auch den wirtschaftlichen <strong>Nutzen</strong> von Arzneimitteln<br />
zu bewerten. Dazu gibt es bereits einen Entwurf<br />
zur Methodik des IQWiG, der jedoch wichtige<br />
wissenschaftliche Einwände aus der Anhörungsphase<br />
nicht berücksichtigt.<br />
<strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong>en gibt es in ganz unterschiedlichen<br />
Ausprägungen in den Nachbarländern<br />
bereits seit mehreren Jahren. Sie werden dort unter<br />
anderem zur Festsetzung von Preisen herangezogen,<br />
die die jeweiligen nationalen <strong>Kosten</strong>träger für bestimmte<br />
Arzneimittel zahlen.<br />
Zunächst gilt es zu klären, welcher zusätzliche <strong>Nutzen</strong><br />
für den Patienten entsteht. Dabei sind Parameter, wie<br />
„Verbesserung des Gesundheitszustandes, Verkürzung<br />
der Krankheitsdauer, Verlängerung der Lebensdauer,<br />
Verringerung der Nebenwirkungen sowie Verbesserung<br />
der Lebensqualität“ zu berücksichtigen.<br />
Im Unterschied dazu ist bisher die Preisbildung in<br />
Deutschland frei. Dies ist insbesondere zur Schaffung<br />
des Anreizes für Forschung und Innovationen wichtig.<br />
Also vor allem, damit Patienten in Deutschland auch<br />
weiterhin Zugang zu Innovationen und therapeutischem<br />
Fortschritt haben. Nahezu alle Arzneimittel<br />
können nach der Zulassung zu Lasten der gesetzlichen<br />
Krankenkassen verordnet werden. Mit dem<br />
neuen Instrument der <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong> soll<br />
dagegen abgewogen werden, ob eine <strong>Kosten</strong>übernahme<br />
„angemessen und zumutbar“ für die Solidargemeinschaft<br />
ist.<br />
Zudem gehört zu einer wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung,<br />
die <strong>Kosten</strong> der Versorgung einer Erkrankung<br />
nicht nur aus der Perspektive der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung zu sehen. Entscheidend ist zunächst<br />
die Perspektive des Versicherten selbst, denn<br />
die Behandlung einer Krankheit wirkt über den unmit-<br />
telbaren medizinischen Bereich hinaus, positiv wie<br />
negativ.<br />
So kann sie etwa in anderen Sozialversicherungszweigen<br />
sowohl <strong>Kosten</strong> verursachen als auch Einsparungen<br />
erbringen. Eine Erkrankung kann Rehabilitationsmaßnahmen<br />
zu Lasten der Rentenversicherung,<br />
der Krankenversicherung oder Leistungen der Pflegeversicherung<br />
verursachen.<br />
Eine schnellere Genesung oder die deutliche Linderung<br />
von Beschwerden kann insgesamt <strong>Kosten</strong> sparen,<br />
wenn etwa durch die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit<br />
und die Vermeidung einer früheren Verrentung<br />
noch über einen längeren Zeitraum Steuern<br />
und Sozialabgaben gezahlt werden können; ganz zu<br />
schweigen von der wirtschaftlichen Leistungserbringung.<br />
Eine sektorenübergreifende Betrachtung ist<br />
deshalb unerlässlich und die Verbesserung der Lebensqualität<br />
der Betroffenen ein wichtiges Ziel.<br />
<strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong>en sind für international<br />
operierende Arzneimittelhersteller in vielen Ländern<br />
üblich, um die Rahmenbedingungen für den Marktzutritt<br />
festzulegen.<br />
Abbott als forschendes Gesundheitsunternehmen will<br />
sich der <strong>Bewertung</strong> seiner Produkte durchaus stellen.<br />
Entscheidend ist dabei, dass verlässliche Rahmenbedingungen,<br />
Transparenz und Planungssicherheit vorherrschen.<br />
Wichtig ist zudem, nicht durch weitere<br />
„Zulassungshürde(n)” Innovationshemmungen aufzubauen.<br />
Wie weit Hoffnungen und Erwartungen einerseits und<br />
die realen Möglichkeiten wissenschaftlich fundierter<br />
Allokationsentscheidungen andererseits auseinanderliegen,<br />
zeigte eine Diskussion zur <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<br />
<strong>Bewertung</strong> von Arzneimitteln bei einem Symposion,<br />
zu dem das Wissenschaftliche Institut für <strong>Nutzen</strong> und<br />
Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) der Techniker<br />
Krankenkasse (TK) gemeinsam mit Abbott eingeladen<br />
hatten.<br />
Beteiligt an diesem Dialog waren als weitere Partner<br />
außerdem der Berufsverband der Sozialversicherungsärzte<br />
Deutschlands (bsd), in dem insbesondere<br />
die Ärzte des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung<br />
(MDK) organisiert sind, sowie das parteiübergreifende<br />
Diskussionsforum AG Zukunft des<br />
Gesundheitswesens (AGZ).