1. Maligne Tumore als Krankheit - Pflegen-online.de
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Angela Paula Löser: Ambulante Tumorpflege © Schlütersche GmbH & Co. KG<br />
<strong>1.</strong> <strong>Maligne</strong> <strong>Tumore</strong> <strong>als</strong> <strong>Krankheit</strong><br />
In <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sursachenstatistik stehen die Krebserkrankungen knapp hinter <strong>de</strong>n Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
an zweiter Stelle. Fast je<strong>de</strong>r vierte Mensch in Deutschland stirbt zur Zeit an einem malignen Tumor.<br />
Die Erkrankung "Krebs" muß <strong>de</strong>nnoch nicht mehr unweigerlich zum To<strong>de</strong> führen. Die Chance, die<br />
Bedrohung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung zu überstehen, ist in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren <strong>de</strong>utlich durch folgen<strong>de</strong><br />
Faktoren gestiegen (Abb. 1):<br />
Prävention<br />
Bessere Diagnostik<br />
Wirksame Therapie<br />
Psychosoziale<br />
Unterstützung<br />
Eigenaktivität <strong>de</strong>s<br />
Patienten<br />
Nachsorge<br />
Rehabilitation<br />
Ursachen verbesserter<br />
Überlebenschancen<br />
bei Krebs heute<br />
Abb. 1: Faktoren, die heute die Überlebenschance bei Krebserkrankungen verbessern
- Verbesserte Möglichkeit <strong>de</strong>r Prävention durch differenzierte Kenntnisse über Entstehungsmechanismen<br />
- frühzeitige Diagnose durch <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rner diagnostischer Maßnahmen<br />
- Erhöhung <strong>de</strong>r Heilungschance, durch verbesserte Therapieverfahren<br />
- verbesserte Möglichkeiten <strong>de</strong>r Nachsorge (festgelegte Untersuchungsprogramme zur Früherkennung von<br />
Rezidiven und Metastasen)<br />
- Früherkennung von krankheits- und therapiebedingten Schä<strong>de</strong>n<br />
- Rehabilitation (= Maßnahmen zur Wie<strong>de</strong>rherstellung eines bestmöglichen Zustan<strong>de</strong>s und Ermöglichen<br />
eines weitgehend normalen Lebens)<br />
- Verbesserung <strong>de</strong>r Prognose bei einigen Tumorarten durch eine intensivere soziale Unterstützung, z. B.<br />
durch Selbsthilfegruppen (z. B. beim Mamma-Karzinom)<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Tumorzellentstehung und -ausbreitung<br />
Nach einem streng geregelten Ablaufschema, in <strong>de</strong>m Zelluntergang und Zellneubildung kontrolliert wer<strong>de</strong>n,<br />
funktioniert die Zellerneuerung. Alle Zellen unterliegen <strong>de</strong>n in ihrem Erbgut vorgegebenen o<strong>de</strong>r durch<br />
bestimmte Faktoren (z. B. Wachstumsfaktoren) geregelten Gesetzmäßigkeiten.<br />
Ähnlich wie bei einem Kopiervorgang wer<strong>de</strong>n die neuen Zellen immer nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Mutterzelle<br />
nachgebil<strong>de</strong>t. Kommt es jedoch zur Störung, kann dieser geregelte Prozeß aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geraten<br />
und es entstehen nachfolgend verän<strong>de</strong>rte Produkte.<br />
Hier unterschei<strong>de</strong>n wir zwei Hauptmechanismen:<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong><strong>1.</strong> Adaptationsvorgänge<br />
Durch Prozeßstörung kann sich ein verän<strong>de</strong>rtes Wachstumsverhalten einstellen. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Adaptation<br />
lassen sich unterschiedliche Formen feststellen (Abb. 2):<br />
Atrophie: Es kommt zur Reduktion von Zellzahl und Zellgröße, meist infolge einer Stoffwechselreduktion.<br />
Bsp. Bei <strong>de</strong>r Osteoporose kommt es bedingt durch Immobilität zu einer Abnahme <strong>de</strong>r Knochenbälkchen mit<br />
verän<strong>de</strong>rter Funktion.<br />
Hypertrophie: Es kommt zur Größenzunahme bereits bestehen<strong>de</strong>r Zellen eines bestimmten Gewebes<br />
infolge gesteigerte Belastung o<strong>de</strong>r eines erhöhten Stoffwechsels. Bsp. Muskelhypertrophie bei Sportlern.<br />
Hyperplasie: Es kommt zur Zunahme <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Zellzahl innerhalb eines Gewebes. Bsp.<br />
Narbenkelloidbildung.<br />
Metaplasie: Es kommt zur Transformation (Umwandlung) einer Zellart in eine an<strong>de</strong>re, innerhalb eines<br />
Gewebes, mit verän<strong>de</strong>rten Eigenschaften. Bsp. Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Lungengewebes in bin<strong>de</strong>gewebige<br />
Strukturen bei Morbus Boeck.<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>2. Wachstumsvorgänge<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Adapatationsvorgängen zeichnet sich hier ein überschüssiges Zellwachstum ab,<br />
welches nicht mehr mit <strong>de</strong>n physiologischen Bedürfnissen <strong>de</strong>s betroffenen Gewebes innerhalb <strong>de</strong>s<br />
Organismus übereinstimmt. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei nicht mehr um einen Adapatationsvorgang an eine<br />
verän<strong>de</strong>rte Situation im Sinne einer verän<strong>de</strong>rten, aber
Atrophie Hypertrophie<br />
Hyperplasie Metaplasie<br />
Normaler Zustand<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Adaptationsformen<br />
noch nicht bösartigen Gewebeverän<strong>de</strong>rung, son<strong>de</strong>rn um eine echte Fehlfunktion. Diese Fehlfunktion<br />
be<strong>de</strong>utet nun eine Gewebevermehrung - es entsteht ein Tumor, eine Geschwulst o<strong>de</strong>r ein Neoplasma, je<br />
nach Eigenschaften <strong>de</strong>r Gewebeart.<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3. Teilungsverhalten normaler und krankhafter Zellverbän<strong>de</strong><br />
Ein Tumor entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Vielfach vergehen 5-10 Jahre, ehe aus <strong>de</strong>r ersten<br />
entarteten Zelle eine klinisch nachweisbare Geschwulst entsteht.
Abb. 3: Zellteilung<br />
A) Knäuelstadium (Prophase)<br />
B) Muttersternphase (Metaphase)<br />
C) Trennung <strong>de</strong>r Kernhälften (Anaphase)<br />
D) Tochtersternphase (späte Anaphase)<br />
E) Endphase (Telophase o<strong>de</strong>r<br />
Rekonstruktionsphase)<br />
Mehrere Schritte müssen zunächst ablaufen: Die Zelle, <strong>als</strong> kleinste Einheit unseres Körpers ist Ausgangsort<br />
einer Krebsgeschwulst. In ihrem Zellkern enthält sie alle wichtigen Erbinformationen (= Chromosomen). Sie<br />
verfügt über die Angaben zu Zellteilungsvorgängen, späterem Aussehen und Funktion <strong>de</strong>r Zelle.<br />
Ständig fin<strong>de</strong>n Zellteilungsvorgänge im Körper statt. Es entstehen nach <strong>de</strong>m gleichen Muster immer neue<br />
Zellen, überalterte sterben ab (Abb. 3).
Ablauf <strong>de</strong>s Zellteilungsvorgangs:<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.1 Die molekulare Uhr <strong>de</strong>s Zellzyklus<br />
Nicht allein die aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geratenen Signalübermittlungssysteme, die bei gesun<strong>de</strong>n Zellen<br />
Wachstum und Vermehrung steuern, führen zur ungezügelten Vermehrung von Tumorzellen, auch <strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />
Uhr <strong>de</strong>s Zellteilungssystems wirken<strong>de</strong> Mechanismus ist gestört. Im Zellkern fin<strong>de</strong>t sich dieser Mechanismus,<br />
<strong>de</strong>r <strong>als</strong> ein Verbund von miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren<strong>de</strong>n und wechselwirken<strong>de</strong>n Proteinen <strong>de</strong>n zeitlichen<br />
Ablauf <strong>de</strong>s Zellzyklus steuert.<br />
Ein Überwiegen <strong>de</strong>r stimulieren<strong>de</strong>n Proteine führt dann zu einem beschleunigtem Ablauf <strong>de</strong>r<br />
Zellregeneration.<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.2 Lebensdauer <strong>de</strong>r Zellen<br />
Je nach Zelltyp kann eine Zelle viele Jahre lebensfähig bleiben (z. B. Nervengewebe) o<strong>de</strong>r nach kurzer Zeit<br />
(Darmgewebe) absterben.<br />
Externe Signale geben <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Ruhephase sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zelle entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Reiz zum Wie<strong>de</strong>reintritt<br />
in <strong>de</strong>n Zellzyklus, aktivieren sie damit zur Zellerneuerung o<strong>de</strong>r provozieren <strong>de</strong>n Eintritt in die Apoptose, das<br />
be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>n programmierten Zelltod.<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.3 Phasen <strong>de</strong>r Zellteilung<br />
Wie Abbildungen 4 und 5 zeigen, laufen in je<strong>de</strong>r Zelle unterschiedliche Phasen ab.<br />
G1-Phase (G = englisch growth/Wachstum)<br />
Im Anschluß an die M-Phase (= Mitosephase, <strong>als</strong>o zu Beginn <strong>de</strong>s Zellzyklus nimmt die Zelle an Größe zu<br />
und synthetisiert neue Proteine, Nukleinsäuren und weitere Stoffe. In <strong>de</strong>r G-Phase fin<strong>de</strong>t auch die<br />
Zelldifferenzierung -, d. h. Ausbau und Reifung zu einem bestimmten Zelltyp statt. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r G1-Phase,<br />
am sogenannten Restriktionspunkt entschei<strong>de</strong>t die Zelle, ob sie in <strong>de</strong>n Zyklus zurückkehrt, in Ruhe verharrt,<br />
o<strong>de</strong>r abstirbt. So können z. B. chromosomale DNS-Schä<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r M-Phase aufgetreten sind, <strong>de</strong>n<br />
durch die Zelle selbstgesteuerten Zelltod (Apoptose) induzieren. Hier han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />
körpereigenen Schutzmechanismus.<br />
GO-Phase<br />
Die ausgereifte, funktionsfähige Zelle durchläuft nun einen Ruhezyklus, <strong>de</strong>r auch <strong>als</strong> GO-Phase bezeichnet.<br />
Diese Zellen befin<strong>de</strong>n sich nicht akut in <strong>de</strong>r Teilungssituation, sind aber auch nicht im Absterben begriffen.<br />
Es sind die reifen Zellen, die ihre Funktion wahrnehmen. Metabolische Aktivität kennzeichnet diese Phase.<br />
In <strong>de</strong>r Ruhephase entschei<strong>de</strong>t die Zelle, wann sie durch Wachstumsfaktoren gesteuert, wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
Zellteilungszyklus eintritt.<br />
S-Phase (S = Synthese)<br />
Hat sich die Zelle am Restriktionspunkt dazu entschie<strong>de</strong>n, unwi<strong>de</strong>rruflich in <strong>de</strong>n Zellzyklus einzutreten,<br />
wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r S-Phase im Zellkern Desoxiribonukleinsäuren (Bausteine <strong>de</strong>r Chromosomen) synthetisiert.<br />
Beim Menschen fin<strong>de</strong>n sich normalerweise 46 Chromosomen, die sich nun teilen. Ziel dieses Vorgangs ist<br />
es, das Erbgut zu verdoppeln. In dieser Phase ist die Zelle beson<strong>de</strong>rs anfällig gegenüber äußeren<br />
Einflüssen (z. B. Kanzerogene o<strong>de</strong>r ionisieren<strong>de</strong> Strahlen).<br />
G2-Phase<br />
Im Anschluß an die S-Phase folgt jetzt die G2-Phase, die auch <strong>als</strong> prämitotische Phase bezeichnet wird. Sie<br />
dauert nur wenige Stun<strong>de</strong>n und beinhaltet <strong>de</strong>n weiteren, wenn auch geringfügigeren, Eiweißaufbau sowie<br />
<strong>de</strong>n Umbau <strong>de</strong>r Zellmembran, schon im Hinblick auf die Zellteilung. In <strong>de</strong>r G-Phase enthält die Zelle schon<br />
das Erbmaterial in doppelter Anlage.
Erkennen von<br />
wesentlichen Zellschä<strong>de</strong>n<br />
durch die Zelle selbst<br />
Einsatz und Aktivierung<br />
von selbstzerstören<strong>de</strong>n<br />
Mechanismen<br />
Selbstgesteuerter<br />
Zelltod =<br />
Apoptose<br />
Abb. 4: Zellzyklus und selbstgesteuerter Zelltod<br />
Zelle im<br />
Ruhezustand<br />
Weitgehend normale<br />
Funktion, regelrechter<br />
Zellaufbau<br />
Erneuerung <strong>de</strong>r Zelle<br />
durch erneute Zellteilung<br />
M-Phase<br />
Hier fin<strong>de</strong>t die eigentliche Zellteilung statt. In einem Teilungsvorgang wer<strong>de</strong>n nun Chromosomen und<br />
Zellteile in zwei i<strong>de</strong>ntische Tochterzellen geteilt. Ein neuer Zellzyklus beginnt.<br />
Der programmierte Zelltod (Apoptose)<br />
Ablauf <strong>de</strong>s programmierten Zellto<strong>de</strong>s<br />
Der programmierte Zelltod wird von <strong>de</strong>r Zelle selbst induziert. Hormone, Wachstumsfaktoren o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
chemische Substanzen, die z. B. bei Chromosomenaberrationen, bei Mutation eines Proto-Onkogens in ein<br />
Onkogen o<strong>de</strong>r bei Verlust von Tumorsuppressorgenen aktiviert wer<strong>de</strong>n, führen zu verän<strong>de</strong>rten Reaktionen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Zelle: <strong>de</strong>r Proteingehalt nimmt ab, die Kalziumkonzentration in <strong>de</strong>r Zelle nimmt zu. Dadurch<br />
kommt es zu einem Wachstumsstopp, zur Auflösung <strong>de</strong>r DNS und letztlich zum Zelltod.<br />
Die Häufigkeit <strong>de</strong>r Zellteilungen hängt davon ab, ob sie sich in einem funktionsfähigen Zustand befin<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r ob sie absterben. Normalerweise bil<strong>de</strong>n sich immer nur soviel neue Zellen, wie vorher zugrun<strong>de</strong><br />
gegangen sind. Bei einem Schnitt in <strong>de</strong>n Finger z. B. wer<strong>de</strong>n nur so lange neue Zellen gebil<strong>de</strong>t, bis <strong>de</strong>r<br />
Defekt vollständig geschlos-
Cylin E und Cylin D<br />
Abnahme <strong>de</strong>r Proteine<br />
im Zellkern<br />
Abb. 5: Ablauf <strong>de</strong>r Apoptose<br />
Wirkung von<br />
zellzerstören<strong>de</strong>n<br />
Hormonen<br />
Verlust <strong>de</strong>r Tumorsuppressorgene<br />
DNS-Schä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Zelle<br />
Zelltod =<br />
Apoptose<br />
Wachstumsfaktoren<br />
Zunahme <strong>de</strong>r Calzium-<br />
Konzentration in <strong>de</strong>r Zelle<br />
sen ist. Danach erhalten die Zellen einen Befehl, ihre gesteigerte Neubildung einzustellen.<br />
Wird dieses Naturgesetz nicht mehr eingehalten, kann es zu einem überschießen<strong>de</strong>m Wachstum <strong>als</strong><br />
Zeichen eines krankhaften Prozesses kommen.<br />
Nichtprogrammierter Zelltod<br />
Eher zufällig und im Sinne einer Nekrose auftretend, kann ein nicht programmierter Zelltod ausgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei gehen keinerlei Impulse von <strong>de</strong>r Zelle aus, sie bleibt inaktiv.<br />
Ein solcher Zelluntergang kann z. B. durch Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Durchlässigkeit <strong>de</strong>r Zellmembran ausgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r es zum Druckanstieg innerhalb <strong>de</strong>r Zelle kommt.
Gesun<strong>de</strong> Zelle mit normaler<br />
Zellinformation<br />
Verän<strong>de</strong>rte Zelle mit<br />
pathologischem<br />
Genmaterial<br />
Gesun<strong>de</strong> Zelle mit<br />
normalen Genmaterial<br />
Zelluläre Abwehr<br />
Humorale Abwehr<br />
Phagozytäre<br />
Abwehr<br />
Einwirkung krebserregen<strong>de</strong>r<br />
Einflüsse<br />
DNS-Repair<br />
Entartete Zelle<br />
Vernichtung <strong>de</strong>r<br />
entarteten Zelle<br />
Abb. 6: Reparaturmechanismen <strong>de</strong>s Körpers zur Eliminierung von Krebszellen<br />
Schließlich wird <strong>de</strong>r Druck so massiv, daß die Zelle platzt.<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.4 Wachstumsfaktoren und ihr Einfluß auf die Zellteilung<br />
Sich ständig erneuern<strong>de</strong> Gewebe wie z. B. Blutzellen unterliegen einer Wachstumskontrolle durch<br />
sogenannte Wachstumsfaktoren. Diese greifen regulier end, im Sinne einer Beschleunigung o<strong>de</strong>r<br />
Verlangsamung, je nach Bedarf, in die Zellerneuerungsvorgänge ein.<br />
Für die Blutbildung sind unter an<strong>de</strong>rem folgen<strong>de</strong> Wachstumsfaktoren bekannt:<br />
- Erythropoetin - ein Stoff <strong>de</strong>r die Erythrozytenproduktion anregt (Han<strong>de</strong>lsname: Eprex ® )<br />
- Granulozytenkolonie-stimulieren<strong>de</strong>r Faktor (G-CSF) regt die Produktion von Granulozyten an.<br />
(Han<strong>de</strong>lsnamen: Neupogen ® )
- Granulozyten- und Makrophagenkolonie-stimulieren<strong>de</strong>r Faktor (GM-CSF) regt die Produktion von<br />
Monozyten/Makrophagen und Granulozyten an. (Han<strong>de</strong>lsname: Leukomax ® )<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.5 Pathologische Zellteilung und <strong>Tumore</strong>ntstehung<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Chromosomen mit Weitergabe f<strong>als</strong>cher Zellinformationen ist immer Voraussetzung für<br />
die Entstehung von Tumorzellen.<br />
Chromosomenschä<strong>de</strong>n können z. B. unter Einwirkung von Krebsnoxen (sog. Kanzerogene) durch Mutation<br />
entstehen.<br />
Je<strong>de</strong>n Tag wer<strong>de</strong>n mehrere hun<strong>de</strong>rt entartete Zellen im menschlichen Organismus gebil<strong>de</strong>t. Im gesun<strong>de</strong>n<br />
Zustand eliminiert <strong>de</strong>r Organismus diese, so daß die Entwicklung eines komplexen Zellverban<strong>de</strong>s nicht<br />
möglich ist.<br />
<strong>1.</strong>2. Ursachen für Krebs<br />
Bislang konnten eine ganze Anzahl von sicher kanzerogen wirken<strong>de</strong>n Stoffen und krebserregen<strong>de</strong>n<br />
Faktoren und Verhaltensweisen analysiert wer<strong>de</strong>n. Daneben gibt es zahlreiche Faktoren, die mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit, vielfach durch kombiniertes, zeitgleiches Zusammentreffen, an <strong>de</strong>r Entstehung einer<br />
bösartigen <strong>Tumore</strong>rkrankung beteiligt sein können.<br />
Tabelle 1 zeigt krebsverursachen<strong>de</strong> Faktoren.<br />
Weitere wahrscheinliche, untereinan<strong>de</strong>r sich beeinflussen<strong>de</strong> Faktoren<br />
- Sozioökonomische Faktoren: Menschen, die in einer wirtschaftlich und sozial reduzierten Situation<br />
leben, lei<strong>de</strong>n häufiger an Krebs im Mundbo<strong>de</strong>nbereich, an Magen-, Lungen-, Leber-, Speiseröhren- und<br />
Gebärmutterh<strong>als</strong>krebs. Wahrscheinlich hängt dies mit einer schlechteren Ernährung, unzureichen<strong>de</strong>n<br />
hygienischen Verhältnissen (häufigerer und stärkerer Kontakt mit krebsauslösen<strong>de</strong>n Bakterien und Viren)<br />
sowie mit geringeren psychohygienischen Kompensationsmechanismen zusammen.<br />
- Fortpflanzung: Eine frühe Menarche, eine spät einsetzen<strong>de</strong> Menopause und eine in späteren Jahren (ca.<br />
nach <strong>de</strong>m 30. Lebensjahr einsetzen<strong>de</strong> erste Schwangerschaft scheinen ein Risiko für die Entstehung von<br />
Brustkrebs zu sein. Möglicherweise hängt dies mit <strong>de</strong>n körpereigenen Sexualhormonen (hier Östrogene)<br />
zusammen.<br />
- Umweltverschmutzung: Obwohl noch nicht bei allen Faktoren <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utige Zusammenhang mit einer<br />
möglichen Krebserkrankung geklärt ist, scheinen folgen<strong>de</strong> Faktoren eine Rolle zu spielen: organische<br />
Chlorverbindungen, Benzol, hohe Abgaskonzentrationen von Dieselmotoren, pestizidhaltige Luft (z. B. bei<br />
benachbarten Gärtnereien o<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzfläche n), evtl. Nähe zu Son<strong>de</strong>rmüll<strong>de</strong>ponien.<br />
- Krebspersönlichkeit: Eine echte "Krebspersönlichkeit" bei welcher bestimmte Charaktermerkmale die<br />
Entstehung <strong>de</strong>r Krebskrankheit auslösen können, wird immer noch kontrovers diskutiert. Inzwischen<br />
bewiesen ist, daß Frauen in <strong>de</strong>n ersten 5 Jahren nach <strong>de</strong>m Verlust eines geliebten Menschen ein<br />
signifikant höheres Krebsrisiko, insbeson<strong>de</strong>re hinsichtlich <strong>de</strong>s Mamma-Karzinoms haben. Auch scheint<br />
nach einer Stress-Belastung die Infektionsanfälligkeit allgemein höher zu sein. Der direkte
Tabelle 1: Krebsverursachen<strong>de</strong> Faktoren<br />
Krebsnoxe<br />
Ernährung<br />
- Genuß gesättigter Fettsäuren<br />
(z. B. tierische Fette), dunkles Fleisch<br />
- Mangel an frischem Obst und Gemüse<br />
( Mangel an Antioxidantien)<br />
- Genuß von sehr heißen Getränken<br />
- Genuß von salzhaltigen Speisen<br />
- zu hohe Energiezufuhr (Adipositas)<br />
- Alkoholabusus<br />
- Nikotin<br />
Chemische o<strong>de</strong>r physikalische Agens<br />
- Nitrathaltige Speisen<br />
- Nitrosamine<br />
- Benzpyrene<br />
- Aflatoxin (Stoffwechselprodukt von Pilzen)<br />
- Arsen<br />
- Asbest<br />
- Anilinfarbstoffe<br />
- Benzol<br />
- Dieselabgase<br />
- Mineralöl<br />
- Formal<strong>de</strong>hyd<br />
- arsenfreie Pestizi<strong>de</strong><br />
- Anstreichfarben<br />
- Ruß<br />
- ionisieren<strong>de</strong> Strahlen<br />
- UV-Strahlen<br />
- radioaktive Substanzen<br />
- Elektromagnetische Fel<strong>de</strong>r z.B. in <strong>de</strong>r Nähe von<br />
Strommasten<br />
Potentieller Krebs<br />
Dickdarmkarzinom<br />
Prostata-Karzinom<br />
Alle Tumorarten<br />
Speiseröhrenkrebs<br />
Nasopharynxkarzinome<br />
Brustkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs<br />
Krebs <strong>de</strong>r oberen Atemwege, Kehlkopfkarzinom,<br />
Magen-, Dickdarmkarzinom<br />
Bronchialkarzinom, Zungengrundkarzinom,<br />
Kehlkopfkarzinom<br />
Dickdarmkarzinom, Magenkarzinom<br />
Magen-Darm-Karzinome<br />
Magen-Darm-Karzinome<br />
Magen-Darm-Karzinome, Leberkarzinom<br />
Lungenkrebs, Hautkrebs<br />
Mesotheliom, Lungenkarzinom<br />
Blasenkrebs<br />
Myeloische Leukämie<br />
Lungenkrebs<br />
Hautkrebs<br />
Nasopharynxkarzinom<br />
Lungenkrebs<br />
Lungenkrebs<br />
Hautkrebs<br />
Knochenmarkskrebs (Leukämien)<br />
übrige <strong>Tumore</strong>, Melanome<br />
Leukämien, Lymphome, Schilddrüsen-Karzinome<br />
Krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung bislang fraglich
Krebssnoxe<br />
- Mobiltelephone<br />
- Chromosomen<strong>de</strong>fekte,<br />
- Trisomie 21 (Morbus Down)<br />
- Mikrorganismen<br />
- Epstein-Barr-Virus<br />
- HIV-Virus<br />
- Helicobakter pylori<br />
- Papillomavirus<br />
- Schistosomen<br />
- Clamydien<br />
- Hepatitis B und Hepatitis C-Virus<br />
Ernährung<br />
?<br />
Ursachen<br />
für Krebs-<br />
Erkrankungen<br />
Psyche<br />
?<br />
Abb. 7: Ursachen für Krebs<br />
Chemische<br />
Noxen<br />
? ?<br />
Strahlen<br />
Potentieller Krebs<br />
Krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung fraglich<br />
Leukämien<br />
Naso-Pharynxkarzinome<br />
Hodgkin-Lymphome<br />
Non-Hodgkin-Lymphome<br />
Karposi-Sarkom<br />
evtl. Magenkarzinom<br />
Krebserkrankungen <strong>de</strong>r Genitalien<br />
Leberkarzinom<br />
Blasenkarzinom<br />
Zervixkarzinom<br />
Leberkarzinom<br />
Gene<br />
Erbfaktoren<br />
Umwelt-<br />
Faktoren<br />
Soziale<br />
Faktoren<br />
Viren
Tabelle 2: Merkmale gutartiger und bösartiger <strong>Tumore</strong><br />
gutartige/benigne Zellen Bösartige/maligne Zellen<br />
geregeltes Wachstum, Wachstums- und<br />
Vermehrungsgrenzen wer<strong>de</strong>n durch die Zelle<br />
geregelt<br />
Unkontrolliertes Wachstum, Grenzen wer<strong>de</strong>n nicht<br />
eingehalten<br />
kein zerstören<strong>de</strong>s Wachstum <strong>de</strong>struktives Wachstum<br />
keine Absiedlung von Tochtergeschwülsten<br />
(Metastasen)<br />
Neigung zur Bildung von Tochtergeschwülsten<br />
Keine Rezidivneigung Neigung zum Wie<strong>de</strong>rauftreten (= Rezidivneigung)<br />
Entstehung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong> aus reifen Zellen Tumorbildung aus unreifen, undifferenzierten Zellen<br />
Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Krebsentstehung und speziellen Charaktermerkmalen konnte jedoch nicht<br />
hinreichend bewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
- Erbfaktoren: Erbliche Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gene (Mutation ) o<strong>de</strong>r das erblich weitergegeben<strong>de</strong> Fehlen von<br />
steuern<strong>de</strong>n, krebszellzerstörend en Mechanismen, be<strong>de</strong>utet ein echtes Krebsrisiko. Inzwischen lassen<br />
sich für einige vererbbare <strong>Tumore</strong> die entsprechen<strong>de</strong>n Gene isolieren. Hieraus resultiert die Möglichkeit,<br />
für entsprechen<strong>de</strong> Menschen eine gewisse Krebserkrankungswahrscheinlichkeit vorauszusagen und<br />
damit die Entfernung <strong>de</strong>s gefähr<strong>de</strong>ten Organs im jeweiligen Erkrankungsalter zu postulieren. Bsp.<br />
Kolonkarzarzinom bei FAP (familiäre a<strong>de</strong>nomatöse Polyposis). Hier wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Betroffenen angeraten,<br />
bei entsprechen<strong>de</strong>r erblicher Disposition, <strong>de</strong>n gefähr<strong>de</strong>ten Kolonteil operativ, vor <strong>de</strong>m Auftreten <strong>de</strong>r<br />
Krebserkrankung zu entfernen.<br />
<strong>1.</strong>3. Merkmale gutartiger und bösartiger <strong>Tumore</strong><br />
Benigne und maligne Gewebe zeichnen sich durch unterschiedliche Charaktereigenschaften aus.<br />
Erläuterung zu Tabelle 2.<br />
<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Wachstums- und Vermehrungsgrenzen<br />
Gutartige <strong>Tumore</strong> wachsen normalerweise nur innerhalb ihrer eigenen Gewebe. Sie sind bevorzugt von<br />
einer Bin<strong>de</strong>gewebskapsel umgeben und lassen sich daher häufig schon rein makroskopisch von <strong>de</strong>n<br />
unebenen, höckrig aussehen<strong>de</strong>n, in an<strong>de</strong>re Gewebe hineinwachsen<strong>de</strong>n bösartigen <strong>Tumore</strong>n unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Die normalen Gesetzmäßigkeiten im Prozeß <strong>de</strong>r Zellerneuerung sind bei Malignomen außer Kontrolle<br />
geraten. Es kommt zu Störungen im Gleichgewicht zwischen Zellverlust/Zelluntergang und Zellerneuerung.<br />
Diese unkontrol-
Zelluntergang<br />
Zellneubildung<br />
Es besteht ein Gleichgewicht zwischen<br />
Zellverlust und Neubildung.<br />
Die Zellen entsprechen in Anzahl,<br />
Funktionen und Form <strong>de</strong>r Ursprungszelle,<br />
Wachstumsgrenzen wer<strong>de</strong>n eingehalten<br />
Abb. 8: Gleichgewicht zwischen Zelltod und Zellneubildung<br />
lierte Vermehrung <strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen Krebszellen führt zur Tumorbildung.<br />
<strong>1.</strong>3.2. Wachstums- und Vermehrungsform<br />
Zelluntergang<br />
Zellneubildung<br />
Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen<br />
Zellverlust und Neubildung.<br />
Die Zellen entsprechen nicht mehr<br />
hinsichtlich Anzahl, Funktion und Form <strong>de</strong>r<br />
Ursprungszelle, Wachstumsgrenzen wer<strong>de</strong>n<br />
nicht mehr eingehalten.<br />
Gutartige <strong>Tumore</strong> zerstören nicht die umgeben<strong>de</strong>n Strukturen, son<strong>de</strong>rn verdrängen sie eher. <strong>Maligne</strong><br />
Gewebe hingegen vernichten die Nachbarstrukturen . Sie nehmen Platz und Funktion <strong>de</strong>r sonst<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Gewebe ein. Bsp.: Bei Leukämien wer<strong>de</strong>n die gesun<strong>de</strong>n Blutkörperchen, insbeson<strong>de</strong>re die<br />
weißen Blutkörperchen verdrängt und die Bildungsstellen im Knochenmark im Sinne <strong>de</strong>r Neubildung von<br />
malignen Leukozyten verän<strong>de</strong>rt.<br />
<strong>1.</strong>3.3. Bildung von Tochterzellen (Metastasen)<br />
Während gesun<strong>de</strong> Gewebe niem<strong>als</strong> zur Absiedlung von Tochterzellen neigen, sind maligne <strong>Tumore</strong><br />
beson<strong>de</strong>rs durch diese Eigenschaft charakterisiert.<br />
Malignomzellen vermögen über verschie<strong>de</strong>ne Wege <strong>de</strong>n ursprünglichen Geschwulstort zu verlassen, um<br />
sich an an<strong>de</strong>rer Stelle wie<strong>de</strong>r anzusie<strong>de</strong>ln.<br />
<strong>1.</strong>3.4. Rezidivneigung<br />
Gutartige <strong>Tumore</strong> treten nach vollständiger Entfernung nicht wie<strong>de</strong>r an gleicher Lokalisation auf. Bösartige<br />
<strong>Tumore</strong> hingegen neigen zum Wie<strong>de</strong>rauftreten.
Differenzierte<br />
Zelle<br />
Merkmale einer differenzierten Zelle<br />
Vorhan<strong>de</strong>ne Ähnlichkeit mit<br />
einer normalen Zelle<br />
Abb. 9: Differenzierung bei malignen und benignen Zellen<br />
<strong>1.</strong>3.5. Reifungsgrad <strong>de</strong>r Zellen/Zelldifferenzierung<br />
Fehlen von Merkmalen gesun<strong>de</strong>r<br />
Zellen, Verlust <strong>de</strong>r Ähnlichkeit mit<br />
einer normalen Zelle<br />
Undifferenzierte<br />
Tumorzelle<br />
Im Gegensatz zu gutartigen <strong>Tumore</strong>n, die immer aus reifen Zellen gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, lassen sich bei malignen<br />
<strong>Tumore</strong>n meistens unterschiedliche Reifegrad e nachweisen. Da erst die reifen Zellen die eigentlichen<br />
Charaktermerkmale dieser Gewebeart ausmachen, wer<strong>de</strong>n die unreifen Zellen <strong>als</strong> undifferenziert<br />
bezeichnet.<br />
Tumorzellen haben vielfach die Eigenschaften, sich zu einer reifen Stufe zu differenzieren, verloren (daher<br />
<strong>de</strong>r Versuch, durch unterschiedliche Stoffe, wie z. B. Retinolsäuren die Reifung <strong>de</strong>r unreifen Zellstufen zu<br />
provozieren und damit die Eigenschaften reifer = benigner Zellen zu erzielen).<br />
Je undifferenzierter eine Tumorzelle ist, <strong>de</strong>sto bösartiger und aggressiv er ist sie in ihrem Verhalten. Mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Indifferenz steigt bedingt durch die stark erhöhte Zellteilung die Ansprechrate auf eine<br />
Chemotherapie, aber auch die Rezidivgefahr.<br />
<strong>1.</strong>4. <strong>Tumore</strong>/Geschwülste<br />
Alle Verän<strong>de</strong>rungen, die mit einer Gewebevermehrung einhergehen, wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> <strong>Tumore</strong> bezeichnet. Je<br />
nach Zellart, <strong>Krankheit</strong>sverlauf, Behandlungsbedürftigkeit und Prognose, wird eine weitere Differenzierung<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Malignität vorgenommen.<br />
Tabelle 3 ver<strong>de</strong>utlicht dies.<br />
<strong>1.</strong>4.<strong>1.</strong> Wachstumseigenschaften maligner <strong>Tumore</strong><br />
Genau wie normale Zellen unterliegen Tumorzellen <strong>de</strong>m Zellteilungszyklus, wobei sie ungewöhnlich kurz in<br />
<strong>de</strong>r G1-Phase verbleiben. Tu-
Tabelle 3: Übersicht über <strong>Tumore</strong> unterschiedlichen Malignitätsgra<strong>de</strong>s<br />
Gutartige = benigne <strong>Tumore</strong> Semimaligne <strong>Tumore</strong>/<br />
Präcanzerosen<br />
Lipome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />
- Colitis ulcerosa<br />
Fettgewebes)<br />
Kolonkarzinom<br />
Fibrome (Bin<strong>de</strong>gewebs-<strong>Tumore</strong>) - familiäre Poliposis coli<br />
Kolonkarzinom<br />
Myome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>r Muskulatur) Blasenpapillomatose<br />
Blasenkarzinom<br />
A<strong>de</strong>nome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />
Ostitis <strong>de</strong>formans Paget<br />
Drüsengewebes)<br />
Knochensarkom<br />
Bösartige = maligne <strong>Tumore</strong><br />
- Karzinome (maligne <strong>Tumore</strong><br />
epithelialer Herkunft)<br />
- Sarkome (maligne <strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />
Bin<strong>de</strong>- und Stützgewebes)<br />
- Lymphome (maligne <strong>Tumore</strong><br />
<strong>de</strong>s Lymphatischen Gewebes)<br />
- Leukosen (maligne <strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>r<br />
blutbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Organe)<br />
- Liposarkome<br />
(Fettgewebstumore)<br />
- Myosarkome<br />
(Muskelzellsarkome)<br />
- Angiosarkome (Malignome <strong>de</strong>r<br />
Blutgefäße)<br />
morzellen weisen damit eine schnelleren Reduplikation auf und können sich nicht entsprechend<br />
ausdifferenzieren. Auch be<strong>de</strong>utet die fehlerhafte Verweildauer in <strong>de</strong>r G1-Phase oft Fehlen o<strong>de</strong>r Verzögerung<br />
<strong>de</strong>s vorprogrammierte n Zellto<strong>de</strong>s (Apoptose).<br />
Der Organismus verliert hier die Fähigkeit, selbst die "Mangelprodukte" zu erkennen und zu eliminieren.<br />
Trotz <strong>de</strong>r fehlerhaften Ausdifferenzierung zeigt auch Tumorgewebe jeweils eine Population ruhen<strong>de</strong>r, sich<br />
teilen<strong>de</strong>r und inaktiver Zellen, wenn auch die Aufteilung <strong>de</strong>r einzelnen Populationen durch die fehlen<strong>de</strong><br />
Regulation von Wachstumsfaktoren unkoordiniert ist.<br />
Im Prozeß <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>ntstehung vergehen von <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r ersten entarteten Zellen bis zum klinisch<br />
nachweisbaren Tumor, d. h. bis zum Ausbruch <strong>de</strong>r <strong>Krankheit</strong> häufig viele Jahre. Innerhalb dieses Prozessen<br />
laufen mehrere Phasen nacheinan<strong>de</strong>r ab.<br />
<strong>1.</strong> Phase - Induktionsphase = Zellentartungsphase<br />
Durch verschie<strong>de</strong>ne Karzinogene wird die Chromosomenstruktur innerhalb einer Zelle verän<strong>de</strong>rt.<br />
Normalerweise wird diese nun durch die körpereigenen Reparaturmechanismen (Reparaturgene, die die<br />
Induktion <strong>de</strong>r Apoptose einleiten o<strong>de</strong>r durch körpereigene Abwehrzellen) eliminiert.<br />
Bei Aussetzen dieser Mechanismen kann sich nach einem langen Zeitraum hier eine Tumorzelle entwickeln,<br />
die dann nicht mehr <strong>de</strong>n normalen Kontrollmechanismen im Prozeß <strong>de</strong>s Zellzyklus unterliegt.<br />
Merke<br />
Induktionsphase = Entartung einer gesun<strong>de</strong>n Zelle zur Krebszelle durch Mutation.<br />
2. Phase - In-situ-Phase<br />
Es haben sich bereits mehrere Krebszellen zu einer kleinen Kolonie, meist nur wenige Millimeter groß,<br />
ausgebil<strong>de</strong>t. Die entarteten Zellen zeigen noch ausschließlich flache Ausbreitung, haben kein eigenes<br />
Blutversorgungssystem (darum können sie sich nur sehr langsam vermehren) und sind ausschließlich auf<br />
langsam ablaufen <strong>de</strong> Diffusionsvorgänge im Rahmen <strong>de</strong>s Nährstofftransportes angewiesen.<br />
Diese Phase kann über viele Jahre andauern und wird vielfach <strong>als</strong> Präkanzerose bezeichnet.<br />
Die Chance in dieser Phase liegt in <strong>de</strong>r Entfernung solcher In-situ-Her<strong>de</strong> und damit in <strong>de</strong>r Prävention einer<br />
echten Tumorkrankheit.<br />
Merke<br />
In-Situ-Phase = Entstehung erster Krebszellkolonien. Keine eigene Versorgung vorhan<strong>de</strong>n, langsames<br />
Wachstum.
3. Phase - Invasionsphase<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Vergrößerung beginnt <strong>de</strong>r Tumor, durch <strong>de</strong>n selbst gebil<strong>de</strong>ten TAF =<br />
Tumorangiogenesefaktor nahegelegene Blutgefäße zur Aussprießung feiner Kapillaren anzuregen. Diese<br />
Kapillare versorgen bald <strong>de</strong>n noch kleinen Tumor direkt mit Blut. Nährstofftransport und Abtransport von<br />
Schlackenstoffen garantieren nun einen <strong>de</strong>utlich besseren Stoffwechsel im Tumorbereich, wodurch<br />
schnelleres Wachstum möglich wird.<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Größe wird durch die Tumorverdopplungszeit das Wachstum schneller.<br />
Bei <strong>de</strong>n einzelnen <strong>Tumore</strong>n ist die Tumorverdopplungszeit sehr unterschiedlich. Sie hängt u. a. von <strong>de</strong>r<br />
Stärke <strong>de</strong>r Wachstumsfraktion (= Anzahl <strong>de</strong>r sich teilen<strong>de</strong>n Zellen) ab.<br />
Schon kurz nach <strong>de</strong>r Vaskularisierung (Versorgung <strong>de</strong>s Tumors mit Blutgefäßen), beginnt <strong>de</strong>r Tumor sein<br />
invasives Wachstum. Es kommt zum Durchtritt durch die Basalmembran und schließlich zum Eindringen in<br />
Blutgefäße, an<strong>de</strong>re Gewebe o<strong>de</strong>r Lymphbahnen. Neben <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Wachstumsfraktion ist damit die<br />
Blutversorgung <strong>de</strong>r wichtigste beeinflussen<strong>de</strong> Faktor im Prozeß <strong>de</strong>r Tumorausbreitung.<br />
Auch beeinflussen jetzt bei einigen <strong>Tumore</strong>n bestimmte Hormone die Wachstumsfraktion in<strong>de</strong>m sie die<br />
malignen Zellen zur schnelleren Teilung anregen. Diese Tumorzellen besitzen spezielle Hormonrezeptoren<br />
(z. B. beim Mammakarzinom). Diese Kenntnis macht sich die antihormonelle Therapie später zunutze).<br />
Merke<br />
Invasionsphase = Phase <strong>de</strong>r Vaskularisierung, schnelleres Wachstum, invasives Wachstum, Einleitung <strong>de</strong>r<br />
Metastasierung.<br />
4. Phase - Metastasierungsphase<br />
Nach<strong>de</strong>m die ersten Zellen <strong>de</strong>n Durchtritt durch die Basalmembran und damit <strong>de</strong>n Eintritt in Blut- o<strong>de</strong>r<br />
Lymphgefäße erreicht haben, steht <strong>de</strong>r weiteren Ausbreitung nichts mehr im Wege. Das<br />
Metastasierungsverhalten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen <strong>Tumore</strong> ist unterschiedlich. Das kleinzellige Bronchialkarzinom<br />
o<strong>de</strong>r das Mamma-Karzinom metastasieren bereits sehr früh, während das Cervixkarzinom erst spät<br />
Tochtergeschwülste aussetzt.<br />
Da sich jedoch Schätzungen zur Folge, bei etwa 50 % aller onkologischer Patienten bereits bei<br />
Diagnosestellung Mikrometastasen gebil<strong>de</strong>t haben, wird nach heutigen Gesichtspunkten häufig eine<br />
adjuvante Therapie nach operativer Entfernung <strong>de</strong>r Primärgeschwulst angestrebt, d. h. eine sich <strong>de</strong>r OP<br />
anschließen<strong>de</strong> Chemo- o<strong>de</strong>r Radiotherapie. Ziel dieser Kombination ist es, nicht erkennbare<br />
Mikrometastasen zu zerstören. Die Gefahr von Lokalrezidiven o<strong>de</strong>r Metastasen kann hierdurch reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n.
<strong>1.</strong> Phase<br />
2. Phase<br />
3. Phase<br />
4. Phase<br />
Abb. 10: Tumorwachstumsphasen<br />
Induktionsphase:<br />
In-situ-Phase:<br />
Invasionsphase:<br />
Entartung einer gesun<strong>de</strong>n<br />
Zelle durch Mutation<br />
Entstehung erster<br />
Krebszellkolonien<br />
Phase <strong>de</strong>r Gefäßversorgung<br />
Schnelles Wachstum<br />
Metastasierungsphase: Tumorvermehrung<br />
Merke<br />
Metastasen wer<strong>de</strong>n nach Einbruch in Lymph- o<strong>de</strong>r Blutgefäßbahnen o<strong>de</strong>r entlang seröser Häute abgesetzt.<br />
Das Metastasierungsverhalten <strong>de</strong>r einzelnen <strong>Tumore</strong> ist unterschiedlich.<br />
<strong>1.</strong>4.2. Metastasierungsmuster<br />
Je<strong>de</strong>r Tumor zeigt ein charakteristisches Metastasierungsmuster. Die Verbindung zu Blutgefäßen,<br />
Lymphbahnen o<strong>de</strong>r Kontakt zu serösen Häuten spielt dabei eine große Be<strong>de</strong>utung.<br />
<strong>1.</strong>4.2.1 Phasen <strong>de</strong>r Metastasierung<br />
<strong>1.</strong> Phase - Einbruch <strong>de</strong>s Tumors in Blutgefäße, Lymphbahnen o<strong>de</strong>r Körperhöhlen. Ehe ein Tumor<br />
Tochtergeschwülste absie<strong>de</strong>ln kann, muß er an einen Transportweg angeschlossen sein. Solange <strong>de</strong>r<br />
Tumor sich ohne Gefäßanschluß innerhalb einer Gewebeschicht befin<strong>de</strong>t, kann er sich hier nur lokal<br />
aus<strong>de</strong>hnen.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Tumorzelle die ersten Hür<strong>de</strong>n zur Metastasierung, d. h. <strong>de</strong>n Durchtritt durch Basalmembran<br />
und Endothelmembran <strong>de</strong>r Gefäßwand überstand en hat, sind noch weitere "Belastungsproben" zu<br />
überstehen, ehe sie sich ansie<strong>de</strong>ln kann.<br />
2. Phase - Ablösung einzelner Tumorzellen aus <strong>de</strong>m Gesamtverband, Weitertransport mit Blut, Lymphe<br />
o<strong>de</strong>r entlang einer serösen Haut o<strong>de</strong>r fortgeleitetes Wachstum.<br />
3. Phase - Bei Verschleppung <strong>de</strong>r Tumorzellen über Blutgefäße besteht die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Anheftung<br />
am Endothel einer Gefäßwand. Am häufigsten verfangen sich die abgesie-
<strong>de</strong>lten Krebszellen im nächsten Kapillarnetz (bei <strong>de</strong>n meisten Organen ist dies die Lunge, bei Organen <strong>de</strong>s<br />
Magen-Darm-Traktes ist es die Leber) und lösen daher dort am häufigsten Metastasen aus. Durch ihre<br />
Größe und die häufig bestehen<strong>de</strong> Verbindung mit Thrombozyten (damit sie sich nun besser an die<br />
Gefäßwand anlegen können und die von Thrombozyten gebil<strong>de</strong>ten Wachstumsfaktoren zum eigenen<br />
Überleben nutzen), verfangen sie sich im Kapillarnetz wie in einem Fischernetz.<br />
Doch nicht je<strong>de</strong>r Krebszelle gelingt es überhaupt weiterzuleben. Nur etwa je<strong>de</strong> 10 000ste Krebszelle vermag<br />
sich wegen fehlen<strong>de</strong>r Anhaftung an Rezeptoren an einer Gefäßwand anzulagern. Die übrigen sterben meist<br />
unter <strong>de</strong>n hohen Anfor<strong>de</strong>rungen im sich bewegen<strong>de</strong>n Blutstrom, durch Vernichtung durch Blutabwehrzellen<br />
o<strong>de</strong>r durch Nährstoffmangel ab.<br />
4. Phase - Sie beinhaltet, Manipulation <strong>de</strong>r Anhaftstelle und Mißbrauch <strong>de</strong>r dortigen Zellfunktion mit<br />
eigenem Nutzen. Nach<strong>de</strong>m sich die Tumorzelle angeheftet hat, muß es ihr nun gelingen, die dortigen Zellen<br />
zu manipulieren, ihren eigenen Zellauftrag auf diese zu übertragen und dort nach ureigenem<br />
Tumorzellmuster neue Zellen zu bil<strong>de</strong>n.<br />
<strong>1.</strong>4.2.2 Metastasierungswege<br />
Je nach Lokalisation <strong>de</strong>s Primärtumors und abhängig von <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Zellart, können Malignome<br />
auf unterschiedlichen Wegen Tochtergeschwülste absetzen.<br />
- Hämatogene Metastasierung (Absiedlung durch Gefäßanschluß)<br />
Schon kurze Zeit nach <strong>de</strong>r Vaskularisierung steht <strong>de</strong>n Tumorzellen dieser Weg offen. Auf hämatogenen<br />
Wegen können die abgesetzten malignen Zellen nahezu je<strong>de</strong> Lokalisation erreichen, wobei sie vielfach<br />
entwe<strong>de</strong>r im Kapillarstromgebiet <strong>de</strong>r näheren Umgebung abgefangen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r z. B. nach Einstrom in<br />
die Leber zu einer massiven Verteilung im gesamten Organismus führen.<br />
- Lymphogene Metastasierung (Absiedlung durch Anschluß an Lymphbahnen)<br />
Nach Infiltration in nahegelegene Lymphbahnen wer<strong>de</strong>n die eingeschleusten Tumorzellen weitertransportiert<br />
und unterliegen vielfach in <strong>de</strong>r nächsten Lymphknotenstation <strong>de</strong>m Abwehrsystem. Mit steigen<strong>de</strong>r<br />
Tumorzellzahl erschöpfen sich dann die Abwehraktivitäten <strong>de</strong>r Lymphknoten, wodurch sich jetzt entartete<br />
Zellen ansie<strong>de</strong>ln und zu regelrechten Lymphknotenmetastasen führen können. Es folgt dann die<br />
Metastasierung über <strong>de</strong>n Lymphweg zur nächsten Lymphknotenstation o<strong>de</strong>r über Einschleusung per Duktus<br />
thoracikus in das hämatogene System in an<strong>de</strong>re Organe.<br />
- Metastasierung durch Implantation (in Körperhöhlen)<br />
Innerhalb von Körperhöhlen können sich an <strong>de</strong>r Gewebeoberfläche befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tumorzellen allein durch die<br />
Schwerkraft absetzen und an an<strong>de</strong>rer Stelle wie<strong>de</strong>r ansie<strong>de</strong>ln. So kann es innerhalb kurzer Zeit z. B. in <strong>de</strong>r<br />
Peritonelhöhle, im Pleuraspalt o<strong>de</strong>r im Spinalkanal zu einer massiven Metastasierung mit multiplen<br />
Metastasen kommen. - Bei Operationen z. B. können durch das Skalpell o<strong>de</strong>r durch die Handschuhe <strong>de</strong>s<br />
Chirurgen einzelne Tumorzellverbän<strong>de</strong> losgelöst und verschleppt wer<strong>de</strong>n.<br />
Metastasierungsmuster verschie<strong>de</strong>ner <strong>Tumore</strong><br />
Je<strong>de</strong>r Tumor hat seine ureigenen Metastasierungsmuster.
Metastasierung durch<br />
Implantation<br />
Abb. 11: Metastasierungswege<br />
Hämatogene Metastasierung<br />
Metastasierungswege<br />
Metastasierung entlang seröser Häute<br />
Tabelle 4 zeigt typische Tochtergeschwulstlokalisationen auf.<br />
Tabelle 4: Metastasierungsmuster unterschiedlicher <strong>Tumore</strong><br />
Lymphogene<br />
Metastasierung<br />
Primärtumor Häufige Metastasierungslokalisation<br />
Mamma-Karzinom - Knochen<br />
- Lunge<br />
- Gehirn<br />
- Niere<br />
- Leber<br />
Prostata-Karzinom - Knochen<br />
kleinzelliges Bronchial-Karzinom - Gehirn<br />
- Knochenmark<br />
- Leber<br />
- Nebenniere
follikuläres Schilddrüsen-Karzinom - Knochen<br />
- Lunge<br />
Morbus Hodgkin - Knochen<br />
- Pleura<br />
- Nieren<br />
- Magen<br />
- Darm<br />
- Haut<br />
- Lymphknoten<br />
<strong>Maligne</strong>s Melanom - Leber<br />
- Gehirn<br />
- Darm<br />
Magen-Karzinom - Leber<br />
- Lunge<br />
- Knochen<br />
- Gehirn<br />
Kolon-Karzinom - Leber<br />
- Lunge<br />
Ho<strong>de</strong>n-Karzinom - retroperitoneale Metastasen<br />
- Lunge<br />
- Leber<br />
- Lymphknoten<br />
<strong>1.</strong>5. <strong>Krankheit</strong>sstadien und Klassifikation<br />
Vor Beginn <strong>de</strong>r Behandlung, müssen Gewebeart und <strong>Krankheit</strong>sstadium festgelegt wer<strong>de</strong>n. Nicht immer<br />
gehören ausschließlich die direkten Tumorauswirkungen zur Festlegung <strong>de</strong>s <strong>Krankheit</strong>sstadiums. Beim<br />
Morbus Hodgkin z. B. wer<strong>de</strong>n indirekte Zeichen <strong>de</strong>r Erkrankung wie nächtliches Schwitzen,<br />
Gewichtsabnahme und Fieber <strong>als</strong> sogenannte B-Symptomatik zur Stadieneinteilung hinzugenommen. Dies<br />
ist von Be<strong>de</strong>utung, da die Prognose bei bestehen<strong>de</strong>r B-Symptomatik fast immer schlechter ist.<br />
Nach medizinischen Kriterien gibt es verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten zur Stadienteinteilung.<br />
Stadieneinteilung nach <strong>de</strong>m Allgemeinzustand<br />
Hierbei wird <strong>de</strong>r Allgemeinzustand bewertet und eine Eingruppierung vorgenommen:<br />
0 = keine Beschwer<strong>de</strong>n<br />
1 = ambulante ärztliche Betreuung notwendig, leichte Beschwer <strong>de</strong>n<br />
2 = mittelstarke Beschwer<strong>de</strong>n, Patient ist zeitweise bettlägerig<br />
3 = vollständige Bettlägerigkeit, starke Schmerzen<br />
4 = terminaler Zustand, sehr starke Beschwer<strong>de</strong>n
Diese Einteilung gibt keine genauen Auskünfte über das vorliegen<strong>de</strong> <strong>Krankheit</strong>sstadium. Hinzu kommt, daß<br />
die subjektive Bewertung <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Patienten keine objektive Stadieneinteilung zuläßt.<br />
Stadieneinteilung in drei Stufen<br />
In <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r Onkologie wur<strong>de</strong>n die meisten <strong>Tumore</strong> in folgen<strong>de</strong> Stadien eingeteilt:<br />
Stadium Definition<br />
Stadium 0 Carcinoma in Situ (Präinvasives Karzinom)<br />
Stadium I Frühe lokale Invasion, keine Metastasierung<br />
nachweisbar<br />
Stadium II Begrenzte lokale Tumorausbreitung mit<br />
geringfügigem regionalen Lymphknotenbefall<br />
Stadium III Ausge<strong>de</strong>hnter lokaler Tumorbefall mit stärkerem<br />
regionalen Lymphknotenbefall<br />
Stadium IV Stark ausge<strong>de</strong>hnter Tumorbefall (meist inoperabel)<br />
mit starkem Befall <strong>de</strong>r Lymphknoten o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s<br />
Tumorstadium mit Nachweis von Fernmetastasen<br />
Die Einteilungen für die jeweilige Tumorart wer<strong>de</strong>n durch die UICC (Union Internationale Contrele Cancer)<br />
immer wie<strong>de</strong>r in Zusammenarbeit mit Facharztvereinigungen überprüft und modifiziert.<br />
Im Bereich <strong>de</strong>r Gynäkologie, wird die Stadieneinteilung für das Korpuskarzinom z. B. nach <strong>de</strong>n FIGO-<br />
Richtlinien vorgenommen, die sich an die eben gezeigte Stadieneinteilung anlehnt.<br />
FIGO-Stadieneinteilung für das Korpuskarzinom<br />
Stadium Definition<br />
Stadium 0 Präinvasives Karzinom<br />
Stadium I Karzinom auf das Corpus uteri beschränkt<br />
Stadium Ia Uteruskavum < 8 cm o<strong>de</strong>r weniger in <strong>de</strong>r Länge<br />
Stadium Ib Uteruskavum > 8 cm in <strong>de</strong>r Länge<br />
Stadium II Karzinom befällt Gebärmutterh<strong>als</strong>, breitet sich aber<br />
nicht über <strong>de</strong>n Uterus aus<br />
Stadium III Karzinom breitet sich außerhalb <strong>de</strong>s Uterus aus,<br />
befällt Vagina, bleibt aber auf die eigentlichen<br />
Genitalorgane begrenzt<br />
Stadium IV Karzinom befällt die Schleimhaut <strong>de</strong>r Harnblase o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Rektums<br />
Stadium IVa und/o<strong>de</strong>r breitet sich über das kleine Becken hinaus<br />
aus<br />
Stadium IVb Fernmetastasen<br />
Stadieneinteilung nach <strong>de</strong>r TNM-Klassifikation<br />
Um noch genauere Aussagen über Tumorausbreitung, Lymphknoten- und Metastasenstatus geben zu<br />
können, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangen Jahren für viele Tumorarten die sogenannte TNM-Klassifikation erarbeitet.<br />
Die TNM-Klassifikation war auch die Bedingung für <strong>de</strong>n internationalen Vergleich z. B. <strong>de</strong>r Tumorinzi<strong>de</strong>nz<br />
o<strong>de</strong>r auch von Behandlungserfolgen bei unterschiedlich en Therapiestrategien.<br />
Die TNM-Einteilung basiert auf drei Hauptsäulen und benennt Ausbreitung von Tumormassen im<br />
Primärtumor, in Lymphknoten und weiteren Metastasenlokalisationen.
TNM-Stadieneinteilungen<br />
- T = Primärtumor. Hochgestellte Zahlen T 1 , T 2 , T 3 geben Größe und Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Tumors an<br />
- N = Noduli/Lymphknoten. Lokalisation befallener Lymphknoten<br />
- M = Metastasen. Feststellung über Lokalisation von Tochtergeschwulstabsiedlungen<br />
TNM-Einteilung am Beispiel <strong>de</strong>s Mamma-Karzinoms<br />
Stadium<br />
T = Primärtumor<br />
Definition<br />
T is Präinvasives Karzinom<br />
T 0<br />
Kein klinisch nachweisbarer Tumor in <strong>de</strong>r Brust<br />
T 1<br />
Tumor 0,2 cm o<strong>de</strong>r weniger in <strong>de</strong>r größten Aus<strong>de</strong>hnung<br />
1 a<br />
T 0,5 cm o<strong>de</strong>r weniger in größter Aus<strong>de</strong>hnung<br />
1 b<br />
T<br />
1 c<br />
T<br />
mehr <strong>als</strong> 0,5 cm, nicht mehr <strong>als</strong> 1 cm<br />
mehr <strong>als</strong> 1 cm, nicht mehr <strong>als</strong> 2 cm<br />
T 2<br />
Tumor, <strong>de</strong>ssen Durchmesser mehr <strong>als</strong> 2 cm, aber weniger <strong>als</strong> 5 cm beträgt<br />
T 3<br />
T<br />
Tumor, <strong>de</strong>ssen Durchmesser mehr <strong>als</strong> 5 cm beträgt<br />
4<br />
Tumor je<strong>de</strong>r Größe mit direkter Ausbreitung auf die Thoraxwand o<strong>de</strong>r die Haut<br />
4 a<br />
T mit Aus<strong>de</strong>hnung in die Brustwand<br />
4 b<br />
T mit Ö<strong>de</strong>men, Ulzerationen <strong>de</strong>r Haut o<strong>de</strong>r Satellitenmetastasen/Kriterien 4a und 4b<br />
4 c<br />
T<br />
N = regionäre<br />
Lymphknoten<br />
N 0<br />
N 1<br />
N 2<br />
N 3<br />
M = Fernmetastasen<br />
M 0<br />
M 1<br />
gemeinsam<br />
entzündliches Karzinom<br />
Keine regionären Lymphknotenmetastasen vorhan<strong>de</strong>n<br />
Tastbare, bewegliche Lymphknotenmetastasen in <strong>de</strong>r gleichseitigen Achselhöhle<br />
Wie N 1 , aber an an<strong>de</strong>re Strukturen o<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r fixiert<br />
Gleichseitige Lymphknotenmetastasen entlang <strong>de</strong>r Arteria mammaria interna<br />
Keine Fernmetastasen<br />
Fernmetastasen vorhan<strong>de</strong>n<br />
Diese Einteilung hat sich bis heute bewährt. Bedingt durch eine international gültige Stadieneinteilung<br />
können auch standardisierte Therapieschemata erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Studien zur Erfolgskontrolle und zum<br />
Vergleich sind dadurch möglich. Die TNM-Klassfikation ist auf Lymphome und Leukämien nicht anwendbar,<br />
da sich hierbei nicht zwischen Primärtumorbefall und Metastasen unterschei<strong>de</strong>n läßt. Zur Einstufung <strong>de</strong>r<br />
Lymphome wird die Ann-Arber-Klassifikation bevorzugt, die die anatomische Ausbreitung <strong>de</strong>s Tumors mit<br />
Zahlen von I-IV bewertet und Fehlen o<strong>de</strong>r Auftreten bestimmt er Symptome wie Nachschweiß, Fieber o<strong>de</strong>r<br />
Gewichtsverlust mit <strong>de</strong>r Zusatzangabe A o<strong>de</strong>r B vervollständigt. Eine auftreten<strong>de</strong> B-Symptomatik<br />
verschlechtert die Prognose vielfach.
Ann-Arber-Stadieneinteilung bei Morbus Hodgkin<br />
Stadium Definition<br />
Stadium I Befall einer einzelnen Lymphknotenregion (I) o<strong>de</strong>r eines einzelnen<br />
extralymphatischen Organs<br />
Stadium II Befall von 2 o<strong>de</strong>r mehreren Lymphknotenregionen auf <strong>de</strong>r gleichen Seite <strong>de</strong>s<br />
Zwerchfells (II) o<strong>de</strong>r lokalisierter Befall eines extralymphatischen Organs sowie<br />
einer o<strong>de</strong>r mehrerer Lymphknotenregionen auf <strong>de</strong>r gleichen Seite <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />
(IIE) Befall einer Lymphknotenregion auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />
Stadium III (III) o<strong>de</strong>r von einem lokaliserten Befall eines extralymphatischen Organs<br />
(IIIE) o<strong>de</strong>r vom Befall <strong>de</strong>r Milz (III S) o<strong>de</strong>r vom Befall <strong>de</strong>r Milz und<br />
extralymphatischer Organe (III SE) begleitet<br />
Stadium IV Diffuser o<strong>de</strong>r disseminierter Befall eines o<strong>de</strong>r mehrerer extralymphatischer Organe<br />
mit o<strong>de</strong>r ohne Lymphknotenbefall<br />
A-Symptomatik Ohne Begleitsymptomatik<br />
B-Symptomatk Mit Begleitsymptomen: Fieber, Schwitzen, Gewichtsverlust > 10 % <strong>de</strong>s<br />
Körpergewichtes in 6 Monaten<br />
Einteilung nach Gewebetyp<br />
Hier wird <strong>de</strong>r Gewebetyp nach histologischen Gesichtspunkten differenziert, um die Ansprechbarkeit auf<br />
bestimmte Behandlungsmetho<strong>de</strong>n, typische Metastasierungsmuster und Verhaltensweisen <strong>de</strong>s Tumors<br />
feststellen zu können<br />
Einteilung nach <strong>de</strong>m Malignitätsgrad (Grading)<br />
Um Therapieplanung und Prognose festlegen zu können, wird vielfach auch die Einteilung nach <strong>de</strong>m<br />
Malignitätsgrad festgestellt. Neben <strong>de</strong>m Differenzierungsgrad gibt die dreiteilige Skala auch<br />
Wachstumsgeschwindigkeit (Anzahl <strong>de</strong>r Mitosen) sowie Aussehen von Zellkernen und Gesamtzelle an.<br />
Gra<strong>de</strong>inteilung Differenzierung<br />
Grad I: gut differenziert<br />
Grad II: mäßig gut differenziert<br />
Grad III: schlecht differenziert<br />
Um ein möglichst genaues Bild zum bestehen<strong>de</strong>n <strong>Krankheit</strong>sstadium, zur Planung <strong>de</strong>r<br />
Behandlungsmetho<strong>de</strong> und Prognose darstellen zu können, wer<strong>de</strong>n vielfach verschie<strong>de</strong>ne<br />
Einteilungssysteme kombiniert.<br />
<strong>1.</strong>6. Spezifische und unspezifische Symptome einer <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />
Symptome, die im Rahmen einer malignen Erkrankung auftreten, sind niem<strong>als</strong> Früh-, son<strong>de</strong>rn immer<br />
Spätsymptome, d. h. <strong>de</strong>r Tumor hat bereits ein bestimmtes Ausmaß erreicht und <strong>de</strong>r Körper reagiert.
Abb. 12: Warnsignale einer <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />
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Warnsignale bei Krebs<br />
Unklare Gewichtsabnahme<br />
Blutbeimengungen in Urin, Stuhl, Sputum,<br />
Vagin<strong>als</strong>ekret ( außerhalb <strong>de</strong>r Menstruation )<br />
Unregelmäßige Blutungen, blutiger, fleischfarbener<br />
Ausfluß<br />
Durchfall, Verstopfung, kleine Blutbeimengungen<br />
im Stuhl<br />
Blutiger Urin, sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>r, langandauern<strong>de</strong>r<br />
Blasenkatarrh, häufiger Harndrang<br />
Blutiger Schleim, häufiger Stuhldrang<br />
Länger <strong>als</strong> 4 Wochen andauern<strong>de</strong>r Husten o<strong>de</strong>r bei<br />
Rauchern, Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Hustenverhaltens<br />
Heiserkeit, Schluckbeschwer<strong>de</strong>n, Fremdkörpergefühl<br />
Tastbare Knoten im Bereich von Ho<strong>de</strong>n, Brust o<strong>de</strong>r<br />
Lymphknoten<br />
Sich plötzlich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Muttermale o<strong>de</strong>r Warzen<br />
Auftreten<strong>de</strong> Abneigung gegen bestimmte Speisen<br />
Leistungsknick, Müdigkeit<br />
Weißliche Verfärbung und Verdickung <strong>de</strong>r Schleimhaut<br />
Ausfluß aus <strong>de</strong>r Brustwarze<br />
Abhängig von Lokalisation, Größe und Art <strong>de</strong>s Tumors können folgen<strong>de</strong> Erscheinungen auftreten:<br />
- Dauerhusten o<strong>de</strong>r -heiserkeit, länger <strong>als</strong> 4 Wochen auftretend<br />
- Blutbeimengungen in Sputum, Urin, Stuhl<br />
- unregelmäßige Menstruationsblutungen, fleischfarbener Ausfluß,<br />
- Blutungen nach <strong>de</strong>m Geschlechtsverkehr, Blutungen nach <strong>de</strong>n Wechseljahren<br />
- Schmerzen beim Wasserlassen, nicht <strong>de</strong>utbare Kreuzschmerzen über einen längeren Zeitraum<br />
- länger anhalten<strong>de</strong> Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n, Schluckbeschwer<strong>de</strong>n,<br />
- blutiges Erbrechen, anhalten<strong>de</strong> Übelkeit<br />
- nicht o<strong>de</strong>r schlecht heilen<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong>n<br />
- Muttermale, Warzen o<strong>de</strong>r sonstige Hautverän<strong>de</strong>rungen, die plötzlich nässen, jucken, bluten, sich<br />
vergrößern o<strong>de</strong>r sich sonstwie verän<strong>de</strong>rn<br />
- Stuhlunregelmäßigkeiten wie z. B. paradoxe Diarrhoe<br />
Als mögliches Zeichen einer bösartigen Erkrankung kann es zu folgen<strong>de</strong>n eher indirekten Verän<strong>de</strong>rungen<br />
kommen:<br />
- unklare Gewichtsabnahme von mehreren Kg Körpergewicht, ohne Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Eßverhaltens in 3<br />
Monaten<br />
- Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Wi<strong>de</strong>rwillen gegen bestimmte Speisen (insbeson<strong>de</strong>re gegen Fleisch und<br />
Wurstwaren)<br />
- Allgemeine Leistungsmin<strong>de</strong>rung, Schwächegefühl<br />
- Temperaturerhöhung (subfebrile Temperaturen)<br />
- Schwitzen, insbeson<strong>de</strong>re nachts<br />
- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Haut und Schleimhaut; bedingt durch eine Knochenmarks<strong>de</strong>pression kann es zu<br />
Blutungen, Entzündungen o<strong>de</strong>r Zeichen einer Anämie kommen
- Schmerzen durch Nervenkompression o<strong>de</strong>r durch Infiltration (Einwachsen) in an<strong>de</strong>re Gewebe und durch<br />
Druck auf diese<br />
Spezielle Tumorauswirkungen fin<strong>de</strong>n sich auch im Rahmen <strong>de</strong>r Paraneoplasien (durch direkte o<strong>de</strong>r indirekte<br />
Tumorauswirkung entstehen<strong>de</strong> Erscheinungen fern vom Tumor).<br />
Alle genannten Zeichen können aber auch Hinweise auf an<strong>de</strong>re Erkrankungen geben, so daß in je<strong>de</strong>m Fall<br />
eine genaue Diagnostik zur Klärung erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Krankenbeobachtung solche Symptome festgestellt, sollte <strong>de</strong>r Kranke nicht durch<br />
überflüssige Vermutungen verunsichert, son<strong>de</strong>rn sachlich zur Arztkonsultation bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei alten Menschen können <strong>de</strong>rartige Anzeichen auch durch <strong>de</strong>generative Verän<strong>de</strong>rungen auftreten, doch<br />
auch hier ist eine differenzierte Abklärung notwendig.<br />
Ebenso können im Alter o<strong>de</strong>r bei Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) Symptome verfälscht o<strong>de</strong>r<br />
verschleiert sein.<br />
<strong>1.</strong>7. Präkanzerosen<br />
Unter Präkanzerosen versteht man Zustän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen, die gehäuft zu malignen <strong>Tumore</strong>n<br />
prädisponieren. Häufig tritt <strong>de</strong>r Tumor dabei erst Jahre o<strong>de</strong>r Jahrzehnte nach Auftreten <strong>de</strong>r<br />
präkanzerotischen Verän<strong>de</strong>rungen auf.<br />
Als Präkanzerosen gelten:<br />
- Chronische Reizzustän<strong>de</strong>, Entzündungen, Narben<br />
- Benigne tumoröse Erkrankungen <strong>als</strong> Vorstufe zu Malignomen<br />
Tabelle 5 zeigt Präkanzerosen mit <strong>de</strong>n jeweiligen Malignomtypen.<br />
In <strong>de</strong>r heutigen Zeit be<strong>de</strong>utet das Wissen um Präkanzerosen die Chance, einerseits durch frühzeitige und<br />
engmaschige Kontrollen einen malignen Befund möglichst frühzeitig zu erkennen, an<strong>de</strong>rseits durch<br />
Beseitigung <strong>de</strong>s präkanzerotischen Zustan<strong>de</strong>s die Entartung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
<strong>1.</strong>8. Häufige <strong>Tumore</strong>rkrankungen<br />
In <strong>de</strong>n unterschiedlichen Län<strong>de</strong>rn lassen sich verschie<strong>de</strong>ne Häufungen von <strong>Tumore</strong>rkrankungen erkennen.<br />
Dies hängt mit <strong>de</strong>m Vorhan<strong>de</strong>nsein spezifischer Risikofaktoren (z. B. Ernährung, Umwelt, Lebensweise,<br />
hygienische Standards) sowie mit <strong>de</strong>r erblichen Disposition in <strong>de</strong>r jeweiligen Region zusammen.<br />
Nachfolgend sollen nur kurz die in Westeuropa am häufigsten vorkommen<strong>de</strong>n <strong>Tumore</strong>rkrankungen<br />
aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.
Tabelle 5: Präkanzerosendisponieren<strong>de</strong> <strong>Tumore</strong>n<br />
Präkanzerose<br />
<strong>1.</strong> Chronische Reizzustän<strong>de</strong><br />
Malignom<br />
- Colitits ulzerosa, Morbus Crohn A<strong>de</strong>nokarzinom <strong>de</strong>s Darms<br />
- Cholelithiasis Gallenblasenkarzinom<br />
- Zustand nach Tuberkulose Bronchialkarzinom<br />
- Hauttuberkulose (Lupus vulgaris) Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Haut<br />
- Magenresektion nach Billroth-II-OP Magenkarzinom<br />
- atrophische Gastritis, gekoppelt mit perniziöser<br />
Anämie<br />
Magenkarzinom<br />
- Bilharziose (Pärchenegelbefall <strong>de</strong>r Blase) Blasenkarzinom<br />
- Chronische Osteomyelitis mit Fistelbildungen Fistelkarzinom Plattenepithelkarzinom<br />
- Xero<strong>de</strong>rma pigmentosum (genetisch bedingte<br />
Störung im Reparationsmechanismus <strong>de</strong>s Erbguts<br />
<strong>de</strong>r Hautzellen)<br />
Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Haut<br />
2. benigne tumoröse Erkrankungen Malignom<br />
- Dickdarmpolypen (insbeson<strong>de</strong>re, wenn die Polypen<br />
2 cm Durchmesser überschreiten und rezidivierend<br />
auftreten)<br />
A<strong>de</strong>nokarzinom <strong>de</strong>s Kolons<br />
- Polyposis coli (vererbbare Dickdarmerkrankung mit<br />
Ausbildung hun<strong>de</strong>rter Polypen im gesamten Kolon)<br />
Kolonkarzinom<br />
- Ostitis <strong>de</strong>formans Paget Knochensarkom<br />
- Kryptochismus Ho<strong>de</strong>nkarzinom<br />
- proliferieren<strong>de</strong> Mastopathie Mammakarzinom<br />
- Blasenpapillomatose Blasenkarzinom<br />
- adulte Kehlkopfpapillomatose Kehlkopfkarzinom<br />
- Dermatomyositis Hautkarzinom<br />
- Neurofibromatose Neurofibrosarkom
<strong>1.</strong>8.<strong>1.</strong> Kolorektale Karzinome<br />
Tumorgruppe Tumorart / Kolorektale<br />
Karzinome<br />
Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
nach Brustkrebs bei Frauen und Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität / - Resektion <strong>de</strong>s betroffenen<br />
Lungenkrebs bei Männern, Staging<br />
Darmabschnittes mit Lymphdrüsen<br />
häufigste To<strong>de</strong>sursache Inzi<strong>de</strong>nz<br />
unter kurativer Absicht- wenn<br />
zunehmend<br />
möglich<br />
- Palliativ zur Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
<strong>de</strong>r Darmpassage<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Alter über 45 fast immer A<strong>de</strong>nokarzinome Wegen <strong>de</strong>r geringen<br />
- chronische Darmentzündungen<br />
Strahlensensibilität und <strong>de</strong>n<br />
wie Colitis ulzerose, Morbus<br />
umgeben<strong>de</strong>n, empfindlichen<br />
Crohn,<br />
Organen <strong>de</strong>s kleinen Beckens,<br />
- Polyposis Coli<br />
kommt eine Strahlentherapie eher<br />
- faserarme, fettreiche Kost<br />
- Übergewicht<br />
- erbliche Disposition<br />
selten in Frage.<br />
Symptome Tumorklassifikation/Stadieneint<br />
eilung<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stuhlsäule Stadiengruppierung zeigt eher geringe Wirksamkeit.<br />
- paradoxe Diarrhoe<br />
- Blut im Stuhl<br />
- Anämie<br />
- Tumorwarnsignale<br />
Stadieneinteilung nach Dukes<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
rectale Palpation/Rektoskopie<br />
bei distalen Rektumkarzinomen<br />
Koloskopie mit Biopsie<br />
wird unter palliativer Absicht evtl.<br />
eine kryochirurgische Therapie<br />
durchgeführt<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
entzündliche Darmerkrankungen - Verengung <strong>de</strong>r Darmpassage bis Heilungschance 20-90 %,<br />
zum Ileus<br />
abhängig von Ausbreitung,<br />
- Blutung<br />
Differenzierungsgrad <strong>de</strong>r Zellen<br />
- Verjauchung durch Tumorzerfall und Fähigkeit <strong>de</strong>s Operateurs
<strong>1.</strong> 8.2. Magenkarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Magenkarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Männer doppelt so häufig betroffen Diagnosesicherung<br />
- Totale Gastrektomie mit<br />
wie Frauen Erkrankungsinzi<strong>de</strong>nz Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität Entfernung <strong>de</strong>r lokalen<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren abnehmend, Ausschluß von Fernmetastasen Lymphknoten und großem Netz<br />
wahrscheinlich aufgrund<br />
- Kurative OP meist nicht möglich<br />
verbesserter<br />
- Palliative Operation zur Stillung<br />
Ernährungsgewohnheiten<br />
von Blutungen o<strong>de</strong>r zur Einlage<br />
einer stenoseüberbrücken<strong>de</strong>n<br />
Endoprothese<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Ernährungsverhalten (reichlich 95 % A<strong>de</strong>nokarzinome eher <strong>als</strong> Palliativmaßnahme bei<br />
gepökelte, gesalzene, geräucherte<br />
Fernmetastasen möglich, da <strong>de</strong>r<br />
Nahrung)<br />
Primärtumor nur sehr gering<br />
strahlensensibel ist<br />
- Nitratreiche Nahrung<br />
- Rauchen - chronische Gastritis<br />
- Infektionen mir Helikobacter<br />
pylori<br />
- erbliche Faktoren<br />
- Blutgruppe A<br />
5 % Sarkome o<strong>de</strong>r maligne Non-<br />
Hodgkin-Lymphome<br />
Symptome Tumorklassifikation/<br />
Stadieneinteilung / TNM-<br />
Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- Gewichtsabnahme<br />
- Appetitlosigkeit<br />
- Völlegefühl<br />
- Druckschmerz im Oberbauch<br />
Remissionsraten von 20-40 %, bei<br />
Vorliegen von<br />
Lymphknotenmetastasen bei ca.<br />
20 %.<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Gastroskopie mit Biopsie frühzeitiger Lymphknotenbefall<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Ulkus ventrikuli Magenblutungen<br />
Passagebehin<strong>de</strong>rung im Magen,<br />
dadurch Unfähigkeit zu essen<br />
Prognose<br />
Bei Radikaloperation - ohne<br />
Lymphknotenmetastasen ca. 50 %<br />
- mit Lymphknotenmetastasen -<br />
ca. 20 % Heilung
<strong>1.</strong>8.3. Mammakarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Mammakarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
häufigste Krebserkrankung <strong>de</strong>r Ausschluß gutartiger Mamma- Chirurgische Maßnahmen<br />
Frau ab <strong>de</strong>m 65. Lebensjahr Verän<strong>de</strong>rungen<br />
Operative Entfernung <strong>de</strong>s<br />
ansteigen<strong>de</strong> Inzi<strong>de</strong>nz<br />
Primärtumors mit<br />
Sicherheitsabstand und<br />
Entfernung positiver axillärer<br />
Lymphknoten<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Alter,<br />
Nichtinvasive Karzinome (ca. 10 mit kurativer Zielsetzung nach<br />
- Erbliche Disposition<br />
%) z.B. intraduktales o<strong>de</strong>r Mastektomie, zur Behandlung von<br />
- evtl. Hormone,<br />
lobuläres Karzinom<br />
Skelettmetastasen o<strong>de</strong>r zur<br />
- Ernährung<br />
Invasive Karzinome (ca. 50 %) Behandlung von Hirnmetastasen,<br />
- Kin<strong>de</strong>rlosigkeit, hohes Alter bei Invasives duktales Karzinom nach brusterhalten<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r ersten Geburt,<br />
chirurgischer Therapie im Bereich<br />
- Adipositas,<br />
- Alkohol<br />
- Menopause ab <strong>de</strong>m 52. L.J.<br />
<strong>de</strong>s Lymphabflusses<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- knotige Verän<strong>de</strong>rung<br />
eine adjuvante Chemotherapie<br />
- Größenverän<strong>de</strong>rung<br />
o<strong>de</strong>r Hormonbehandlung vermag<br />
- Flüssigkeitsabson<strong>de</strong>rung aus nur<br />
einer Brust<br />
- Einziehungen<br />
- Seitendifferenzen<br />
die rezidivfreie Zeit zu verlängern<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
- Selbstuntersuchung <strong>de</strong>r Frau<br />
Hormonbehandlung bei<br />
- Tastuntersuchung durch <strong>de</strong>n Arzt<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein von<br />
- Mammografie<br />
- Punktionszytologie<br />
- Ultraschall<br />
- Thorax-Röntgen,<br />
Skelettszintigrafie, Oberbauch-<br />
Sonografie<br />
Hormonrezeptoren<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
Mastitis Knochenmetastasen treten 10-Jahres-Überlebensrate: ohne<br />
frühzeitig auf.<br />
Lymphknotenbefall 75 % bei<br />
Befall von 1-3 Lymphknoten: 25-65<br />
% bei Befall von mehr <strong>als</strong> 3<br />
Lymphknoten: 15-30 %
<strong>1.</strong>8.4. Zervixkarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Zervixkarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
häufigstes Genitalkarzinom bei <strong>de</strong>r Ausschluß an<strong>de</strong>rer Ursachen Bis Stadium IIb Radikaloperation<br />
Frau Altersgipfel für invasive<br />
Karzinome zwischen <strong>de</strong>m 40. und<br />
60. Lebensjahr<br />
nach Wertheim-Meighs<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Anzahl <strong>de</strong>r Sexualpartner 90-95 % Plattenepithelkarzinome bei primärer Inoperabilität und<br />
- früher Geschlechtsverkehr in <strong>de</strong>r unterschiedlicher Differenzierung Lokalrezidiv, Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Jugend<br />
5-10 % A<strong>de</strong>nokarzinome<br />
Erfolge durch Kombination von<br />
- Papillomaviren<br />
- Rauchen<br />
Chemo- und Strahlentherapie<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- keine Frühsysmptome vorhan<strong>de</strong>n präoperativ zur<br />
Tumorverkleinerung<br />
- blutiger vaginaler Ausfluß Adjuvant zur Senkung <strong>de</strong>s<br />
Rezidivrisikos<br />
- fleischfarbener Ausfluß nach <strong>de</strong>r<br />
Menopause<br />
- postkoitale Blutungen<br />
- atypische Genitalblutungen<br />
Palliativ bei Fernmetastasen<br />
Diagnostik<br />
Gynäkologische Untersuchung mit<br />
Inspektion <strong>de</strong>r Portio und<br />
zytologischem Abstrich<br />
Hinweise Weitere Verfahren<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
entzündliche Ursachen Miktions- und<br />
nach kompletter Entfernung <strong>de</strong>r<br />
Defäkationsbeschwer<strong>de</strong>n in Tumormassen 60-100 %<br />
fortgeschritteneren Stadien Heilungschance
<strong>1.</strong>8.5. Korpuskarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Korpuskarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Inzi<strong>de</strong>nz steigt im höheren Alter an Beurteilung von Tumorausbreitung mit kurativer Absicht Operation<br />
Der Erkrankungsgipfel liegt und Operabilität Ausschluß bzw. und Strahlentherapie bei<br />
jenseits <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres 80 Sicherung von Fernmetastasen vorliegen<strong>de</strong>n Fernmetastasen<br />
% aller Erkrankungen treten nach<br />
(Stadium IV b) zusätzlich zur<br />
<strong>de</strong>r Menopause auf<br />
Strahlentherapie Hormongabe<br />
o<strong>de</strong>r Chemotherapie (dann mit<br />
palliativem Ziel)<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Alter über 60 Jahre<br />
70 % A<strong>de</strong>nokarzinome mit eine alleinige Radiatio zeigt nicht<br />
- frühe erste Perio<strong>de</strong><br />
unterschiedlicher Differenzierung die Erfolge <strong>de</strong>r Operation<br />
- späte Menopause<br />
- Adipositas, häufig kombiniert mit<br />
Diabetes und Hypertonie<br />
- Familiär, erbliche Disposition<br />
- Kin<strong>de</strong>rlosigkeit<br />
(G 1-G 3)<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation und FIGO-<br />
Richtlinien<br />
Chemotherapie<br />
- postmenopausale Blutungen<br />
- in Spätstadien:<br />
Unterbauchschmerzen, eitriger,<br />
riechen<strong>de</strong>r Ausfluß<br />
- palpierbarer Tumor<br />
- Blutungen aus Rektum o<strong>de</strong>r<br />
Blase durch Fistelbildung<br />
Insbeson<strong>de</strong>re bei Fernmetastasen<br />
wird eine Chemotherapie<br />
durchgeführt<br />
Diagnostik<br />
Fraktionierte Abrasio<br />
Hysteroskopie (endoskopische<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r Gebärmutter)<br />
Hinweise Weitere Verfahren<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
Gesamte 5-Jahres-"berlebenszeit -<br />
65%<br />
Stadium I - 70-90%<br />
Stadium II - 50%<br />
Stadium III - 30%<br />
Stadium IV - 10%
<strong>1.</strong>8.6. Ovarialkarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Ovarialkarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Steigen<strong>de</strong> Inzi<strong>de</strong>nz ab <strong>de</strong>m 40. Ausschluß nichtgynäkologischer Entfernung möglichst <strong>de</strong>r<br />
Lebensjahr<br />
Erkrankungen<br />
gesamten Tumormasse<br />
Feststellung <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s (Debulking) durch Entfernung<br />
Tumorbefalls<br />
bei<strong>de</strong>r Eierstöcke, <strong>de</strong>r<br />
Gebärmutter, <strong>de</strong>s großen Netzes<br />
und ggf. <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n<br />
Lymphknoten<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- familiäre Disposition Karzinome (Überwiegen<strong>de</strong>r Teil) <strong>als</strong> perkutane Radiotherapie o<strong>de</strong>r<br />
maligne Keimzelltumoren<br />
<strong>als</strong> Applikation von Radionukli<strong>de</strong>n<br />
muzinöse <strong>Tumore</strong><br />
in <strong>de</strong>n Bauchraum möglich<br />
- keine o<strong>de</strong>r nur wenige<br />
undifferenzierte Malignome<br />
Schwangerschaften<br />
- Adipositas mit hohem Fettverzehr<br />
- Brustkrebs o<strong>de</strong>r<br />
Gebärmutterkrebs in <strong>de</strong>r<br />
Anamnese<br />
Sarkome (sehr selten)<br />
Metastasen an<strong>de</strong>rer Primärtumore<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- keine Frühsymptome vorhan<strong>de</strong>n<br />
- Spätsymptome: Zunahme <strong>de</strong>s<br />
Leibesumfangs bei stagnieren<strong>de</strong>m<br />
o<strong>de</strong>r sinken<strong>de</strong>m Körpergewicht<br />
Chemotherapeutika zeigen gute<br />
Wirksamkeit<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Gynäkologische Palpation<br />
Sonografie intravaginal, Abdomen<br />
und Beckenorgane<br />
Da in 6-10 % <strong>de</strong>r Fälle <strong>de</strong>r maligne<br />
Ovarialbefund Metastasengewebe<br />
an<strong>de</strong>rer Primärtumore darstellt,<br />
bedarf es <strong>de</strong>r gezielten Diagnostik<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Ovarialmetastasen an<strong>de</strong>re<br />
<strong>Tumore</strong><br />
Prognose<br />
5-Jahres-Überlebensrate:<br />
Stadium I - 70-80 %<br />
Stadium II - 25-45 %<br />
Stadium III - 5-20 %
<strong>1.</strong>8 .7. Prostatakarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Prostatakarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
zweithäufigste<br />
Ausschluß einer Prostatitis, Zystitis mit kurativem Ziel - Entfernung <strong>de</strong>r<br />
Karzinomerkrankung beim Mann,<br />
Prostata, samt Kapsel, <strong>de</strong>r<br />
typischer "Alterskrebs<br />
Samenblasen<br />
mit palliativem Ziel - transurethrale<br />
Prostataresektion<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Alter über 60 A<strong>de</strong>nokarzinome (in 90 % <strong>de</strong>r<br />
Fälle)<br />
G1 - gut differenzierte, leichte<br />
Aplasie<br />
G2 - mäßig differenziert, mäßige<br />
Aplasie<br />
G3 - schlecht differenziert,<br />
ausgeprägte Anaplasie<br />
G4 - undifferenziertes Gewebe<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
- in frühen Stadien zeigen sich<br />
keine Symptome<br />
TNM-Klassifikation<br />
bevorzugt palliativ zur Blutstillung<br />
bei bluten<strong>de</strong>n Prostatakarzinomen<br />
mit Zeichen <strong>de</strong>r Makrohämaturie<br />
o<strong>de</strong>r bei Knochenschmerzen<br />
verursachen<strong>de</strong>n Metastasen<br />
Chemotherapie<br />
wirksame<br />
Chemotherapiestrategien sind zur<br />
Zeit nicht bekannt<br />
- In Spätstadien: Harnverhalt,<br />
Mikro- o<strong>de</strong>r Makrohämaturie, bei<br />
Metastasen: Kreuzschmerzen,<br />
Ischiasbeschwer<strong>de</strong>n,<br />
rheumaähnliche Schmerzen<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Rektale Palpation <strong>de</strong>r Prostata Testosteronentzug durch<br />
Hemmung, Ho<strong>de</strong>nentfernung<br />
Prostataspezifisches Antigen<br />
(PSA)<br />
Probebiopsie<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Metastasierung: frühzeitig in die<br />
Knochen<br />
Prognose<br />
nach kurativer Zielsetzung<br />
- 5-Jahres-Überlebensrate<br />
- über 80 %<br />
bei palliativer Behandlung<br />
- wenige Wochen bis Jahre
<strong>1.</strong>8.8. Harnblasenkarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Harnblasenkarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Männer 3 x so häufig betroffen wie Festlegung <strong>de</strong>s Tumorstadiums Transurethrale Elektroresektion<br />
Frauen Altersgipfel zwischen <strong>de</strong>m Festlegung <strong>de</strong>r Operabilität <strong>de</strong>r Blase (TUR-B) <strong>als</strong><br />
50. und 75. Lebensjahr<br />
oberflächliche Maßnahme,<br />
Teilentfernung <strong>de</strong>r Blase<br />
Totalentfernung bei ausge<strong>de</strong>hnten<br />
Befun<strong>de</strong>n,<br />
Anlage einer Harnableitung<br />
Die OP ist die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Medikamentenmißbrauch Übergangsepithel - 95 % Palliativ wird eine Radiatio bei<br />
- (phenacetinhaltige<br />
nicht operablen <strong>Tumore</strong>n<br />
Substanzen, Rauchen,<br />
chronische Entzündungen)<br />
eingesetzt<br />
- Exposition mit<br />
Anillinfarbstoffen<br />
- Rauchen<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- Makrohämaturie ohne<br />
Als Indukationsbehandlung kann<br />
Schmerzen<br />
eine Chemotherapie durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n bei metastasieren<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
lokal nicht operablen <strong>Tumore</strong>n.<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Zystoskopie (Blasenspiegelung)<br />
In begrenzten, oberflächlichen<br />
Zytologische Urinuntersuchung<br />
Frühstadien wird die Blase<br />
Ultraschall <strong>de</strong>r Blase i.V.<br />
zytostatisch lokal durch Spülungen<br />
Urogramm Becken-CT<br />
behan<strong>de</strong>lt<br />
BCG-Instillation<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
Die allgemeine 5-Jahres-<br />
Überlebenszeit liegt zwischen 20-<br />
90 %, je nach Aus<strong>de</strong>hnung
<strong>1.</strong>8.9. Ho<strong>de</strong>ntumore<br />
Tumorgruppe Tumorart / Ho<strong>de</strong>ntumore Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
zwischen 25 und 30 Jahren 10-15 Feststellung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung Operative Entfernung<br />
% aller Krebsto<strong>de</strong>sfälle<br />
(Semikastration) plus<br />
Leistenho<strong>de</strong>n/Bauchho<strong>de</strong>n<br />
Lymphknotenentfernung<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Lage <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns außerhalb <strong>de</strong>s Keimzelltumore - 90 %, davon Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r Seminome<br />
Skrotums<br />
Seminome Chorionkarzinome hohe Strahlenresistenz <strong>de</strong>r<br />
Chorionkarzinome<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
TNM-Klassifikation<br />
Chemotherapie<br />
- Schmerzlose Vergrößerung<br />
Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r Seminome<br />
<strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />
Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r<br />
- tastbarer Knoten<br />
Chorionkarzinome Chemotherapie<br />
meist nach OP<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Palpation <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />
Tumormarker β-HCG und AFP<br />
Ultraschall <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />
praetherapeutisch Samenspen<strong>de</strong><br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
Metastasierung: frühzeitig 5-Jahres-Überlebensrate:<br />
retroperitoneal und in die Knochen Stadium I - ca. 100 %<br />
Stadium II - über 90 %<br />
Stadium III - ca. 60 %
<strong>1.</strong> 8.10. AML (Akute myeloische Leukämie)<br />
Tumorgruppe Tumorart / AML (Akute<br />
myeloische Leukämie)<br />
Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Abklärung benigner<br />
entfallen wegen <strong>de</strong>r systemischen<br />
Knochenmarkerkrankungen Betroffenheit<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- alkylieren<strong>de</strong> Zytostatika die Histologie ergibt sich aus <strong>de</strong>m entfällt<br />
- Ionisieren<strong>de</strong> Strahlen<br />
Reifegrad <strong>de</strong>r entarteten Zellen<br />
- Rauchen (doppelt hohes<br />
Risiko)<br />
- Genetische Faktoren (Trisomie<br />
21 - 20fach höheres Risiko)<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung /<br />
FAB-Klassifikation <strong>de</strong>r AML<br />
Chemotherapie<br />
- Granulozytopenie mit allen<br />
Allein die invasive Chemotherapie<br />
Zeichen <strong>de</strong>r Infektanfälligkeit<br />
ist in <strong>de</strong>r Lage, durch Zerstörung<br />
- Thrombozytopenie mit<br />
aller Leukämiezellen eine<br />
Blutungsneigung<br />
Remission zu erreichen<br />
- Anämie (Blässe,<br />
Leistungsschwäche)<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Blutbildausstrich und<br />
Ohne Behandlung führen akute Retinoi<strong>de</strong> (Abkömmlinge <strong>de</strong>s<br />
Differentialblutbild<br />
Leukosen innerhalb 14 Tage bis Vitamin A) können bei <strong>de</strong>r akuten<br />
Knochenmarkpunktion<br />
wenige Wochen zum Tod durch promyelozytären Leukämie (FAB<br />
bedrohliche Infekte o<strong>de</strong>r Blutungen M) Remissionen erzielen.<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
Mittlere Überlebenszeit ohne<br />
Behandlung 2 Monate nach<br />
Diagnosestellung<br />
nach Chemotherapie 20 %<br />
Langzeitüberleben<strong>de</strong><br />
nach Chemotherapie und<br />
Knochenmarktransplantation über<br />
50 % Langzeitüberleben<strong>de</strong><br />
<strong>1.</strong>8.1<strong>1.</strong> CML (Chronisch myeloische Leukämie)<br />
Tumorgruppe Tumorart / CML (Chronisch<br />
myeloische Leukämie)<br />
Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Häufigkeitsgipfel zwischen <strong>de</strong>m Nachweis <strong>de</strong>r Erkrankung entfällt wegen <strong>de</strong>r systemischen<br />
30. und 50. Lebensjahr<br />
Sicherung <strong>de</strong>s Stadiums<br />
Erkrankung<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- Gehäuftes Auftreten nach wie bei <strong>de</strong>r akuten Leukämie ggf. Milzbestrahlung gegen<br />
Strahlenexposition<br />
Schmerzen ggf.<br />
Ganzkörperbestrahlung vor <strong>de</strong>r<br />
KMT<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung<br />
Chemotherapie<br />
- in <strong>de</strong>r chronischen Phase:<br />
n <strong>de</strong>r akuten Phase <strong>als</strong><br />
Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />
Induktionstherapie<br />
Milzvergrößerung, evtl.<br />
in <strong>de</strong>r chronischen Phase <strong>als</strong><br />
Thrombosen, Blutungen,<br />
perorale Monotherapie zur<br />
Gichtanfälle<br />
Konsolidierung <strong>als</strong><br />
- in <strong>de</strong>r akzelerieren<strong>de</strong>n Phase:<br />
Hochdosischemotherapie vor <strong>de</strong>r
vermehrte<br />
Allgemeinsymptome wie z. B.<br />
Fieber<br />
- in <strong>de</strong>r akuten Phase: wie in <strong>de</strong>r<br />
chronischen Phase, zusätzlich<br />
Panzytopenie, Infekte,<br />
Blutungen<br />
KMT<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Blutbild Knochenmarksausstrich Eine Heilung ist nur bei jungen<br />
Patienten nach<br />
Knochenmarktransplantation<br />
möglich (liegt jedoch auch unter 20<br />
%)<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Bei Wechsel von <strong>de</strong>r chronischen<br />
in die akute "Schubphase" kann<br />
<strong>de</strong>r Patient wie bei <strong>de</strong>r AMl rasch<br />
an einem Infekt o<strong>de</strong>r an einer<br />
Blutung versterben.<br />
Alpha-Interferon - wirksam in <strong>de</strong>r<br />
chronischen Phase<br />
Leukozytenapherese -<br />
Auswaschen von Leukozyten aus<br />
<strong>de</strong>m peripheren Blut<br />
Prognose<br />
langer <strong>Krankheit</strong>sverlauf 5-10<br />
Jahre
<strong>1.</strong>8.12. CLL (Chronisch lymphatische Leukämie)<br />
Tumorgruppe Tumorart / CLL (Chronisch<br />
lymphatische Leukämie)<br />
Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Auftreten häufiger bei Männern <strong>als</strong> Sicherung <strong>de</strong>r Diagnose<br />
Die chirurgische Therapie ist<br />
bei Frauen, gehäuftes Auftreten ab Klärung <strong>de</strong>s Stadiums<br />
wegen <strong>de</strong>r systemisch<br />
<strong>de</strong>m 50. Lebensjahr<br />
auftreten<strong>de</strong>n Erkrankung sinnlos.<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- keine bekannt Evtl. Strahlentherapie bei großen<br />
Lymphomen o<strong>de</strong>r stark<br />
vergrößerter Milz<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung<br />
Chemotherapie<br />
- Lymphknotenschwellungen Stadieneinteilung nach Binet o<strong>de</strong>r Eine kurative Chemotherapie ist<br />
- Anämie, Thrombozytopenie Stadieneinteilung nach Rai nicht möglich. Mit palliativer<br />
- Leukozytopenie<br />
Zielsetzung zeigen<br />
- oft keine körperlichen<br />
Chemotherapeutika gute<br />
Symptome vorhan<strong>de</strong>n<br />
Wirksamkeit<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Blutbildausstrich<br />
Infekte sind die häufigste<br />
ggf. Kortisonbehandlung<br />
Knochenmarkausstrich evtl. To<strong>de</strong>sursache bei <strong>de</strong>r CLL es ist<br />
immunologische Untersuchung bislang keine <strong>de</strong>finitive Heilung<br />
möglich<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
an<strong>de</strong>re Lymphome Kompression wesentlicher Nach Binet-Einteilung ist die<br />
Strukturen<br />
mittlere Überlebenszeit relativ gut:<br />
Binet-Stadium A - über 10 Jahre<br />
Binet-Stadium B - ca. 5 Jahre<br />
Binet-Stadium C - ca. 2 Jahre
<strong>1.</strong>8.13. Hodgkin-Lymphome<br />
Tumorgruppe Tumorart / Hodgkin-Lymphome Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Männer sind häufiger betroffen <strong>als</strong> Festlegung <strong>de</strong>s<br />
<strong>als</strong> Biopsie zur Diagnosesicherung<br />
Frauen (Verhältnis 10 : 6) Der <strong>Krankheit</strong>sstadiums<br />
Altersgipfel liegt zwischen <strong>de</strong>m 15.<br />
und 30. Lebensjahr und jenseits<br />
<strong>de</strong>s 50. Lebensjahres, Hodgkin-<br />
Lymphome machen 25 % aller<br />
malignen Lymphome aus<br />
Planung <strong>de</strong>r Therapie<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- familiäre Disposition<br />
Typisches Erkennungszeichen Bestrahlung <strong>de</strong>r befallenen<br />
- Epstein-Barr-Virus-Exposition sind die Sternbergschen<br />
Lymphknoten bis hin zur Mantel-<br />
- Umweltgifte<br />
Riesenzellen Unterscheidung und y-Feld-Bestrahlung In<br />
nach 4 Subtypen:<br />
Stadium IA und IIA alleinige<br />
lymphozytenreicher Typ<br />
Strahlentherapie Kombination mit<br />
lymphozytenarmer Typ<br />
Chemotherapie bei ungünstigem<br />
nodulär-sklerosieren<strong>de</strong>r Typ<br />
Mischtyp<br />
Befall<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung<br />
Chemotherapie<br />
- zunächst schmerzfreie Ann-Arber-Klassifikation Alleinige Chemotherapie in<br />
Lymphknotenschwellungen<br />
Stadium IIIB und IV Kombinierte<br />
- Allgemeinsymptome:<br />
Chemo-Strahlentherapie bei<br />
Müdigkeit,<br />
Leistungsschwäche, Fieber,<br />
Nachtschweiß, seltener<br />
Alkoholschmerz in <strong>de</strong>n<br />
befallenen Organen,<br />
uncharakteristischer Juckreiz<br />
ungünstigem Befall<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Lymphknotenextirpation zwecks B-Symptomatik verschlechtert Bei Rezidiv o<strong>de</strong>r ungenügen<strong>de</strong>m<br />
histologischer Untersuchung, meist die Prognose: ungeklärter Ansprechen auf eine<br />
ansonsten weitere<br />
Gewichtsverlust von über 10 % in Chemotherapie wird eine<br />
Untersuchungen zur<br />
6 Monaten, längeranhalten<strong>de</strong>s, Hochdosistherapie mit<br />
Stadieneinteilung<br />
ungeklärtes Fieber über 38 ³C, anschließen<strong>de</strong>r KMT o<strong>de</strong>r<br />
Nachtschweiß<br />
Stammzelltransplantation<br />
empfohlen<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
in lokalisierten Stadien:<br />
10 Jahresüberlebensrate: 85-95<br />
%,<br />
in fortgeschrittenen Stadien:40-60<br />
%
1 .8.14. Non-Hodgkin-Lymphome<br />
Tumorgruppe Tumorart / Non-Hodgkin-<br />
Lymphome<br />
Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Männer häufiger betroffen <strong>als</strong><br />
Frauen, Altersgipfel im 7.<br />
Lebensjahrzehnt<br />
Staging<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- evtl. virale Genese (Burkitt- Hodgkinzellen/Sternberg Reed- In lokalisierten Frühstadien<br />
Lymphom nach Epstein-Barr- Zellen Kieler-Klassifikation Strahlentherapie mit potentiell<br />
Infektion)<br />
International-Working Formulation kurativem Ziel<br />
- Störungen im Immunsystem,<br />
ionisieren<strong>de</strong> Strahlen,<br />
Zytostatikaexposition<br />
(IWF)<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung<br />
Chemotherapie<br />
- Ähnlich wie Morbus Hodgkin: Stadieneinteilung nach Ann-Arber: In fortgeschrittenen Stadien -<br />
- häufiger Beschwer<strong>de</strong>n im I Maximal eine LK-Station o<strong>de</strong>r Chemotherapie mit palliativem Ziel<br />
Mund- und Rachenbereich eine extralymphatische Region<br />
o<strong>de</strong>r im Magen-Darm -Bereich, befallen,<br />
häufig schmerzlose<br />
II Befall mehrere LK-Regionen<br />
Lymphknotenschwellungen. o<strong>de</strong>r Befall eines<br />
evtl. primärer Hautbefall extralymphatischen Gewebes auf<br />
einer Seite <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />
III Befall von LK-Regionen<br />
beidseits <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />
einschließlich lokalisierter Befall<br />
von Milz o<strong>de</strong>r eines an<strong>de</strong>ren<br />
extralymphatischen Gewebes<br />
IV disseminierter Befall von LK<br />
und extralymphatischen Geweben<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Lymphknotenextirpation evtl. Interferon alpha <strong>als</strong><br />
Bei Rezidiven - erneute<br />
Erhaltungstherapie<br />
Chemotherapie o<strong>de</strong>r palliative<br />
Strahlentherapie<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
abhängig von Malignitätsgrad,<br />
Ausbreitung
1 .8.15. Plasmozytom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Plasmozytom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
Männer häufiger betroffen <strong>als</strong> Ausschluß an<strong>de</strong>rer<br />
Stabilisierung von Frakturen<br />
Frauen, Altersgipfel im 7. und 8.<br />
Lebensjahrzehnt<br />
Knochenerkrankungen<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- erbliche Disposition<br />
histologisch entsteht das<br />
Eine kurative Strahlentherapie ist<br />
- Strahlenexposition (10-30 Plasmozytom aus pathologisch nur bei solitärem Auftreten<br />
Jahre vor Erkrankung) verän<strong>de</strong>rten Plasmazellen möglich. Die palliative<br />
Strahlentherapie wird bei<br />
schmerzhaften o<strong>de</strong>r<br />
frakturgefähr<strong>de</strong>ten<br />
Skelettbereichen durchgeführt.<br />
Symptome Tumorklassifikation /<br />
Stadieneinteilung<br />
Chemotherapie<br />
- rheumaähnliche Beschwer<strong>de</strong>n, Einteilung nach Durie und Salmon Palliative Chemotherapie bei<br />
Knochenschmerzen,<br />
multiplen Plasmozytomher<strong>de</strong>n zur<br />
- Spontanfrakturen durch<br />
Reduktion <strong>de</strong>r<br />
Osteolysen,<br />
Gesamtmyelomzellen<br />
- Blutungsneigung, Anämie,<br />
- Infektneigung, Proteinurie,<br />
- Leukopenie, Thrombopenie,<br />
evtl. Niereninsuffizienz<br />
Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />
Knochenmarkzytologie und Thromboseneigung durch<br />
Histologie per<br />
Beckenkammbiopsie, Blutbild,<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r Nierenfunktion,<br />
Röntgen: Schä<strong>de</strong>l, Wirbelsäule,<br />
Becken, Thorax, Extremitäten, Ephorese<br />
Viscositätserhöhung<br />
Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Prognose<br />
<strong>Tumore</strong>n mit<br />
Pathologische Frakturen<br />
Abhängig vom<br />
Knochenmetastasierung<br />
Nierenversagen<br />
Erkrankungsstadium:<br />
Mittlere 5-Jahres-Überlebensrate -<br />
25-30 %<br />
IA - 5 Jahre<br />
IB, IIA und B - 4,5 Jahre<br />
IIIA - 2,5 Jahre<br />
IIIB - 14 Monate
<strong>1.</strong>8.16. Bronchialkarzinom<br />
Tumorgruppe Tumorart / Bronchialkarzinom Therapie<br />
Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />
- häufigste Neuerkrankung beim - Feststellung <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung - bei Kleinzellern nur, wenn <strong>de</strong>r<br />
Mann<br />
<strong>de</strong>r <strong>Krankheit</strong><br />
Tumor in seiner Aus<strong>de</strong>hnung<br />
- bei Frauen Zunahme <strong>de</strong>r - Sicherung <strong>de</strong>r Histologie<br />
begrenzt ist<br />
Inzi<strong>de</strong>nz<br />
- Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität - bei Nichtkleinzellern mit<br />
- Altersgipfel zwischen 45 und - Beurteilung <strong>de</strong>r richtigen<br />
kurativer Zielsetzung<br />
85 Jahre<br />
Therapieform<br />
Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />
- inhalatives Rauchen,<br />
- kleinzelliges<br />
- Kurative Zielsetzung, bei<br />
- ionisieren<strong>de</strong> Strahlen,<br />
Bronchialkarzinom<br />
"limited disease", nach<br />
- Z. n. TBC<br />
- Nichtkleinzelliges<br />
kompletter Tumorrückbildung<br />
Bronchialkarzinom:<br />
infolge <strong>de</strong>r abgeschlossenen<br />
Plattenepithelkarzinom<br />
Chemotherapie (weniger<br />
A<strong>de</strong>nokarzinom<br />
Lokalrezidive)<br />
- großzelliges Karzinom - zur Erreichung einer<br />
a<strong>de</strong>nosquamatöses Karzinom kompletten Tumorrückbildung<br />
nach inkompletter Rückbildung<br />
infolge Chemotherapie<br />
- zur Erreichung einer<br />
Komplettremission nach<br />
unzureichen<strong>de</strong>r Wirkung <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie bei begrenzter<br />
Tumorausbreitung<br />
- Adjuvant, <strong>als</strong><br />
Schä<strong>de</strong>lbestrahlung zur<br />
Metastasenprophylaxe<br />
- Palliativ, zur Lin<strong>de</strong>rung TUbedingter<br />
Symptome<br />
Symptome Stadieneinteilung Chemotherapie<br />
- Husten, <strong>de</strong>r länger <strong>als</strong> 4 bei nichtkleinzelligen BC<br />
-<br />
Wochen besteht<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Hustenverhaltens<br />
-<br />
-<br />
Stadium 0 Tis No Mo<br />
Stadium I T<br />
- Blutbeimengungen beim<br />
Sputum<br />
- Schmerzen<br />
- Atemnot<br />
- Heiserkeit<br />
1-2 -<br />
No Mo<br />
Stadium II T 1-2 N 1 Mo<br />
- Stadium IIIA T 1-2 N 2 Mo<br />
- T 3 No -2 Mo<br />
- Stadium IIIB je<strong>de</strong>s<br />
- T N 3 - Kurativ - bei "limited disease"<br />
- Palliativ - bei schlechter<br />
Prognose (z. B. Rezidiv nach<br />
Chemotherapie, rasche<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />
Allgemeinzustan<strong>de</strong>s)<br />
Mo<br />
- T4 je<strong>de</strong>s Mo<br />
- N<br />
- Stadium 4 je<strong>de</strong>s je<strong>de</strong>s M1<br />
- T N
<strong>1.</strong>8.16. Bronchialkarzinom - Fortsetzung<br />
Diagnostik<br />
- Thoraxröntgen<br />
- Zytologie/Sputum und<br />
Bronchi<strong>als</strong>ekret<br />
- Bronchoskopie mit Biopsie<br />
- evtl. Mediastinoskopie<br />
- CT/MNR (Brust, Bauch,<br />
Schä<strong>de</strong>l)<br />
Differentialdiagnose / weitere<br />
Verfahren<br />
Skelettszintigrafie<br />
Oberbauchsonografie<br />
Knochenbiopsien EKG,<br />
Lungenfunktion und<br />
Blutgasanalyse<br />
<strong>1.</strong>9. Notfallsituationen<br />
- bei kleinzelligen BC<br />
- "Limited disease"= Tumor ist<br />
auf eine Thoraxseite begrenzt<br />
- "Exten<strong>de</strong>d disease"=<br />
Tumoraus<strong>de</strong>hnung über<br />
"limited disease" hinaus<br />
Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />
/Komplikationen<br />
Übersicht über Verfahren<br />
- In Frühstadien (selten) kann<br />
eine Operation vor o<strong>de</strong>r nach<br />
einer Chemotherapie sowie im<br />
Anschluß eine Radiatio<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />
kleinzelligen BC ist die<br />
Therapieform <strong>de</strong>r Wahl die<br />
Chemotherapie.<br />
- Häufig erfolgt nach<br />
Beendigung <strong>de</strong>r Zytostase<br />
eine ergänzen<strong>de</strong> Radiatio im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Tumorregion<br />
Prognose<br />
- Im Stadium "limited disease"<br />
Remissionsraten von über 80<br />
%, jedoch meist von kurzer<br />
Dauer<br />
- (6-8 Monate) Die mittlere<br />
Überlebenszeit liegt bei einem<br />
Jahr.<br />
- Bei "exten<strong>de</strong>d disease" liegen<br />
die Remissionsraten bei 60 %,<br />
die mittlere Überlebensdauer<br />
bei unter 6 Monaten.<br />
Notfallsituationen verursachen für <strong>de</strong>n Betroffenen durch eine meist unerwartete Reaktion eine akute<br />
Lebensbedrohung.<br />
Auftreten<strong>de</strong> Notfallsituationen erfor<strong>de</strong>rn umgehen<strong>de</strong>s, zielgerichtetes und fachlich kompetentes Agieren <strong>de</strong>r<br />
<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n.<br />
Im ambulanten Pflegebereich zeichnet sich hier die Notwendigkeit ab, onkologische Patienten nur von<br />
qualifizierten Krankenschwestern und Krankenpflegern betreuen zu lassen. Sowohl die Beobachtung von<br />
Verän<strong>de</strong>rungen, die auf einen kommen<strong>de</strong>n Notfall hinweisen, wie auch das Erkennen <strong>de</strong>r aufgetretene n<br />
Notfallsituation sowie <strong>de</strong>r Effektivität eingeleiteter Notfallmaßnahme n stehen in dichter Abhängigkeit von<br />
<strong>de</strong>r Qualität und Erfahrung <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n.<br />
Somit hängt das weitere Schicksal <strong>de</strong>s Betroffenen von <strong>de</strong>r fachlichen Kompetenz <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
ambulanten Pflege ab.
Tabelle 6: Strategisches Vorgehen im Notfall bei onkologischen Patienten<br />
- Anpassung an <strong>de</strong>n neuen Informationsstand,<br />
durch ständige Fort- und Weiterbildung<br />
- Analyse potentieller Notfallreaktionen (ggf.<br />
zusammen mit <strong>de</strong>m Arzt), bei Übernahme eines<br />
Patienten mit <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />
- Planung von Beobachtungskriterien in die<br />
Pflegeplanung (z. B. Bewußtseinslage und<br />
Pulsbeobachtung bei drohen<strong>de</strong>m Hirndruck)<br />
- Planung von präventiv-wirksamen Maßnahmen<br />
(z. B. Obstipationsprophylaxe bei Gefahr <strong>de</strong>s<br />
Ileus)<br />
- Entwicklung von Standards<br />
- Dokumentation von Beobachtungen und<br />
Maßnahmen<br />
- Einbezug <strong>de</strong>s Patienten in die Pflege<br />
- Pflegevisiten zur Qualitätssicherung<br />
- Fallbesprechung im Team<br />
Einteilung <strong>de</strong>r Notfallsituationen<br />
Qualifikation durch Information<br />
Interaktion mit <strong>de</strong>m Arzt<br />
Pflegeplanung und Dokumentation<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Eigenaktivität <strong>de</strong>s Patienten<br />
Qualitätssicherung durch Interaktion mit<br />
Kollegen<br />
Onkologische Notfallsituationen lassen sich unterteilen in verschie<strong>de</strong>ne Gruppen.<br />
Tabelle 7: Einteilung <strong>de</strong>r onkologischen Notfallsituationen<br />
Notfälle durch direkte Tumorwirkung<br />
- Ileus<br />
- Hirndruck durch intracranielle Drucksteigerung<br />
- Arteria Carotis-Ruptur<br />
- Rückenmarkskompression und<br />
Querschnittslähmung<br />
- Obere Einflußstauung<br />
Notfälle durch Störung <strong>de</strong>r Blutgerinnung und<br />
Viskosität<br />
- Hämorrhagische Diathese<br />
- Thrombosen<br />
- Disseminierte intravasale Gerinnung<br />
Notfälle durch Elektrolyt- und<br />
Stoffwechselentgleisung<br />
- Tumorlysesyndrom<br />
- Hyperkalzämische Krise<br />
Notfälle verschie<strong>de</strong>ner Ursache<br />
- Respiratorische Insuffizienz/Lungenblutung<br />
- Zytostatikainduzierte Alveolitis<br />
- Akut auftreten<strong>de</strong> Sepsis<br />
- Hirnblutung
Zusammenarbeit zwischen <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n und Ärzten<br />
An<strong>de</strong>rs <strong>als</strong> im stationären Bereich, sind ambulant <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> häufig in <strong>de</strong>r ersten Phase <strong>de</strong>r Notfallsituation<br />
auf sich allein gestellt. Die ersten Schritte wer<strong>de</strong>n durch sie eingeleitet und häufig bleibt dann die<br />
Hilflosigkeit <strong>de</strong>s passiven Begleitens, d. h. mit <strong>de</strong>m Patienten gemeinsam auf <strong>de</strong>n Notarzt o<strong>de</strong>r Hausarzt zu<br />
warten.<br />
Die Betreuung von onkologischen Patienten im ambulanten Bereich kann ohne Qualitätsverluste gegenüber<br />
einer stationären Versorgung nur dann funktionieren, wenn hier die ärztliche Notfallversorgung gewährleistet<br />
ist.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Tabellen zeigen schematisch die wichtigsten Informationen zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Notfällen.<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong> Notfälle durch direkte Tumorwirkung<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>1 Ileus/intestinale Obstruktion<br />
Als Ileus bezeichnet man einen durch ein mechanisches Hin<strong>de</strong>rnis ausgelösten Darmverschluß o<strong>de</strong>r durch<br />
Darmlähmung (Paralyse) bedingte Transportstörung . In bei<strong>de</strong>n Fällen kommt es zur kompletten o<strong>de</strong>r<br />
inkompletten Passageunterbrechung. Durch direktes Tumorwachstum kommt es bevorzugt zum<br />
mechanischen Ileus.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Zustand nach Bauch-OP<br />
- Zustand nach Bestrahlung im abdominellen Bereich<br />
- Kolonkarzinom<br />
- Ovarialkarzinom<br />
- <strong>Maligne</strong>m Melanom<br />
- Blasenkarzinom<br />
- Zervixkarzinom<br />
Symptome<br />
- krampfartige Leibschmerzen<br />
- aufgetriebener Leib<br />
- evtl. Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stuhlsäule bei langsam zunehmen<strong>de</strong>m Verschluß<br />
- evtl. Diarrhoe<br />
- evtl. Erbrechen<br />
Prognose<br />
Die häufig bei malignen Lymphomen, Zervixkarzinomen und Blasentumoren durchgeführten Bestrahlungen<br />
führen schnell zu einer Narbenbildung im abdominellen Bereich. Nach operativer Beseitigung <strong>de</strong>s<br />
mechanischen Ileus ist hier die Prognose gut.<br />
Im Gegensatz hierzu ist <strong>de</strong>r Ileus bei <strong>de</strong>n übrigen <strong>Tumore</strong>n eher durch lumeneinenengen<strong>de</strong>s<br />
Tumorwachstum <strong>als</strong> durch Strangbildung bedingt. Hier wird eher palliativ ein Stoma o<strong>de</strong>r eine<br />
Kurzschlußverbindung angelegt, um Nahrungspassage und Lebensqualität zu erhalten.<br />
Therapie<br />
Die operative Ausschaltung <strong>de</strong>s mechanischen Hin<strong>de</strong>rnisses ist die einzige befriedigen<strong>de</strong> Lösung. Es wird<br />
hierzu ein Anus praeter = Stoma o<strong>de</strong>r eine Umgehungsanastomose angelegt.<br />
Pflege<br />
Pflegerische Interventionen sind zielgerichtet auf:<br />
- Vermeidung lebensbedrohlicher Komplikationen<br />
- Reduktion von Schmerzen<br />
- Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
evtl. Kenntnisse über spezielle Bauchmassagen
Pflegeplanung bei Ileusgefahr<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr <strong>de</strong>s Darmverschlusses - geeignete Maßnahmen zur<br />
regelmäßigen Stuhlpassage<br />
planen<br />
Erhalt <strong>de</strong>r normalen Darmpassage<br />
- Flüssigkeitszufuhr erhöhen<br />
- Buttermilch, Pflaumensaft o<strong>de</strong>r<br />
abführen<strong>de</strong> Tees einsetzen<br />
- keine stark quellen<strong>de</strong>n<br />
Speisen in größerer Menge<br />
geben (z. B. Apfelsinen,<br />
Spargel)<br />
Häufig jedoch setzt <strong>de</strong>r Ileus spontan und notfallartig ein. <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> im ambulanten Bereich informieren bei<br />
Erkennen spezifischer Symptome umgehend <strong>de</strong>n Arzt, damit gemeinsam das weitere Vorgehen geplant und<br />
eine Krankenhauseinweisung zur Operation in die Wege geleitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r intestinaler Obstruktion<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Aufstoßen, Erbrechen durch<br />
Passagehin<strong>de</strong>rnis<br />
- Patienten beruhigen<br />
- Arzt informieren<br />
- evtl. Magenson<strong>de</strong> legen<br />
- ggf. Antiemetika nach<br />
Arztanordnung verabreichen<br />
- Urinausfuhr beobachten und<br />
messen<br />
Meteorismus - feuchte Wärme<br />
- Kümmel-Fenchel-Anis-Tee<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Kachexie wenn <strong>de</strong>r<br />
Patient aufgrund zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Obstruktionszeichen nur noch<br />
breiige und flüssige Nahrung zu<br />
sich nimmt<br />
- sanfte Bauchmassage<br />
- Errechnen <strong>de</strong>s Energiebedarfs<br />
- Zusammenstellen einer<br />
individuell angemessenen<br />
Ernährung (bei Malignom 40<br />
% Fett, 30 % KH, 30 %<br />
Eiweiß)<br />
- Kalorienreiche<br />
Zwischenmahlzeiten anbieten<br />
- Vermeidung von<br />
Stuhlerbrechen<br />
- Verbesserung /<br />
Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r<br />
Lebensqualität<br />
- Einleitung weitere<br />
Maßnahmen<br />
- Windabgang ermöglichen<br />
- Erhalt/ Wie<strong>de</strong>raufbau eines<br />
angemessenen<br />
Ernährungszustan<strong>de</strong>s
Bei bestehen<strong>de</strong>m Verdacht auf eine intestinale Obstruktion ist es ratsam, nicht sinnlose Zeit zu vergeu<strong>de</strong>n.<br />
Ein Schockzustand o<strong>de</strong>r die Notwendigkeit zur Durchführung einer Notoperation im Nachtdienst <strong>de</strong>s<br />
operieren<strong>de</strong>n Arztes reduziert die Chancen <strong>de</strong>s Betroffenen, diese Komplikation zu überleben.<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>2 Hirndruck/intrakranielle Drucksteigerung<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Hirnmetastasen<br />
- epithelialen <strong>Tumore</strong>n (insbeson<strong>de</strong>re Mamma-, Bronchial-Karzinom)<br />
- primären Hirntumoren<br />
- Bluthochdruck<br />
- Koagulopathien<br />
Symptome<br />
- Kopfschmerzen<br />
- Übelkeit/Erbrechen<br />
später<br />
- Bewußtseinsverän<strong>de</strong>rungen<br />
- Nackensteifigkeit<br />
- Sehstörungen<br />
- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schmerzempfindung<br />
- Pupillenverengung<br />
- evtl. Krämpfe (ähnlich epileptischen Krämpfen)<br />
bei weiterem Fortschreiten:<br />
- Bewußtlosigkeit<br />
- Pupillenerweiterung<br />
- durch Zusammenbruch <strong>de</strong>r Atem- und Kreislauffunktion Tod<br />
Prognose<br />
Die Prognose ist fast bei allein Hirndruckursachen im onkologischen Bereich schlecht. Lediglich die kurative<br />
Entfernung eines Hirntumors o<strong>de</strong>r einer Solitärmetastase stellt eine Ausnahme dar.<br />
Therapie<br />
Durch Kortikosteroi<strong>de</strong> lassen sich Hirndruckzeichen meist schnell lin<strong>de</strong>rn. Zur Ursachenausschaltung eignen<br />
sich OP, Chemo- o<strong>de</strong>r Strahlentherapie, je nach Lokalisation und Ansprechbarkeit.<br />
Kopfhochlagerung<br />
Pflege<br />
Pflegerische Maßnahmen wer<strong>de</strong>n vorrangig mit folgen<strong>de</strong>r Zielsetzung durchgeführt:<br />
- frühzeitiges Erkennen von hirndruckbedingten Symptomen<br />
- Mitentscheidung im therapeutischen Team durch Einbringen beobachteter Informationen (z. B.<br />
Bewußtseinslage)<br />
- Lin<strong>de</strong>rung von Beschwer<strong>de</strong>n und Erhalt o<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r größtmöglichen Lebensqualität<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
- Neurologische Grundkenntnisse (z. B. zu Reaktionen <strong>de</strong>s Gehirns auf intrakranielle Drucksteigerung)<br />
- Kenntnisse zur Krankenbeobachtung<br />
- Bestehen<strong>de</strong>s Vertrauensverhältnis zum Patienten<br />
Vorhan<strong>de</strong>ner Austausch mit Arzt und Kollegen ist möglich
Pflegeplanung bei Hirndruck<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Übelkeit und Erbrechen - Patient erhält Wunschkost - Lebensqualität wird erhalten<br />
- ständig kaltes Wasser<br />
bereitstellen<br />
- Kopf hochlagern<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter<br />
- Schmerzanalyse durchführen - Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schmerzen<br />
Kopfschmerzen, fühlt sich dadurch - evtl. tagesabhängiges - För<strong>de</strong>rung/Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
beeinträchtigt<br />
Auftreten analysieren<br />
<strong>de</strong>r Lebensqualität<br />
- Lärmbelästigung ausschalten<br />
z. B. kein lautes Radio<br />
- Patient soll Kopf nicht bücken<br />
- Hustenattacken vermei<strong>de</strong>n<br />
(Laven<strong>de</strong>löl)<br />
- Opstipationsprophylaxe<br />
- evtl. Oberkörperhochlagerung<br />
- evtl. Kühlkissen für <strong>de</strong>n Kopf<br />
Patient reagiert <strong>de</strong>sorientiert, ist - beim Patienten verweilen - Patient erfährt Gefühl <strong>de</strong>r<br />
nicht klar bei Bewußtsein, zeigt - evtl. um Hilfe (Angehörige z. Sicherheit und Geborgenheit<br />
Symptome <strong>de</strong>r Angst<br />
B.) bitten, falls dies <strong>de</strong>r Patient - Patient fühlt sich nicht allein<br />
wünscht<br />
gelassen<br />
- Hilfen zur Orientierung geben - Einbezug von<br />
(Zeit, Ort, Raum und Person Patienteninformationen in<br />
benennen)<br />
Krankenbeobachtung und<br />
- Basale Stimulation einsetzen Pflegeplanung möglich<br />
- Ruhig auf <strong>de</strong>n Patienten<br />
einwirken<br />
- Patienten auffor<strong>de</strong>rn, seine<br />
Gefühle und Empfindungen,<br />
Ängste und Gedanken<br />
auszusprechen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Herz-Kreislauf - regelmäßige Pulskontrolle - Erkennen bradykar<strong>de</strong>r<br />
- und Atemfunktionen z. B. - regelmäßige<br />
Verän<strong>de</strong>rungen, Einleitung<br />
Bradykardie <strong>als</strong> Hirndruckzeichen Blutdruckkontrolle<br />
weiterer Therapieverfahren<br />
- regelmäßige<br />
- Erkennen einer<br />
Hypertonie<br />
Blutdruckkontrolle<br />
hirndruckbedingten<br />
Blutdruckverän<strong>de</strong>rung<br />
Hypotonie<br />
- Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
- Abfangen <strong>de</strong>r hypotonen<br />
Flüssigkeitszufuhr<br />
Blutdruckkrise<br />
Temperaturanstieg bei Druck auf<br />
das Zwischenhirn<br />
- Temperaturkontrolle, meist<br />
zentrale fiebersenken<strong>de</strong><br />
Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
Verabreichung nach<br />
Arztanordnung<br />
- Erkennen hirndruckbedingter<br />
Temperaturverän<strong>de</strong>rungen
Pflegeplanung bei Hirndruck - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Tachypnoe bei Beeinträchtigung<br />
<strong>de</strong>s Stammhirns<br />
Krampfneigung/Potentielle Gefahr<br />
von Krampfanfällen<br />
Abnorme Hunger- und Lustgefühle<br />
<strong>1.</strong> verstärkter Salzhunger<br />
2. Hunger auf Süßigkeiten<br />
Einschränkungen <strong>de</strong>r Mobilität<br />
durch zunehmen<strong>de</strong>n Hirndruck<br />
- Beobachtung <strong>de</strong>r Atmung<br />
- sofortige Arztinformation bei<br />
Verän<strong>de</strong>rungen<br />
- Überprüfen, ob <strong>de</strong>r Patient<br />
über diese Möglichkeit<br />
informiert wur<strong>de</strong>, sonst<br />
Arztgespräch einleiten<br />
- Pat. über Notfallvorgehen<br />
informieren<br />
- Gummikeil bereitlegen<br />
- evtl. Betten<strong>de</strong>n mit Decke<br />
abpolstern<br />
- mit <strong>de</strong>m Arzt über Reserve-<br />
/Notfallmedikation sprechen<br />
Bei 1<br />
- Salzhaltige Speisen und<br />
Getränke (z. B. Brühe)<br />
anbieten<br />
- Ein- und Ausfuhrbilanz<br />
- Absprache mit <strong>de</strong>m Arzt<br />
Bei 2<br />
- Auf Wünsche <strong>de</strong>s Patienten<br />
eingehen<br />
- engmaschige BZ-Kontrollen<br />
- viel trinken lassen<br />
- in früheren Stadien<br />
Oberkörperhochlagerung<br />
- Durchführung <strong>de</strong>r Dekubitus-,<br />
Kontraktur, Pneumonie- und<br />
Thromboseprophylaxe-<br />
- Erkennen von<br />
Atemverän<strong>de</strong>rungen<br />
- Patient kann Vertrauen<br />
aufbauen, durch Erhalt von<br />
Informationen<br />
- Patient kann Angst abbauen<br />
- Patient erkennt die<br />
Sicherheitsmaßnahmen und<br />
fühlt sich sicher<br />
- schnelles Eingreifen im Notfall<br />
ist möglich<br />
- Vermeidung von Verletzungen<br />
- Patient fühlt sich in seinen<br />
Wünschen angemessen<br />
behan<strong>de</strong>lt<br />
- Erhalt <strong>de</strong>r Lebensqualität<br />
- Verbesserung <strong>de</strong>s<br />
hirnvenösen Blutabflusses<br />
- Vermeidung<br />
immobilisationsbedingter<br />
Schä<strong>de</strong>n<br />
Im Rahmen hirndruckbedingter Verän<strong>de</strong>rungen von Herz-Kreislauffunktionen und Atemsituation bleibt in <strong>de</strong>r<br />
Pflege vorrangig die Krankenbeobachtung mit <strong>de</strong>m Ziel, Störungen möglichst frühzeitig erkennen zu<br />
können. Geeignete, symptomorientierte Maßnahmen greifen wegen <strong>de</strong>r meist zentralen Beeinträchtigung<br />
nicht.<br />
Angeordnete Kortikosteroi<strong>de</strong> senken hierbei <strong>de</strong>n Hirndruck und reduzieren damit die Problematik. Im<br />
Endstadium <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Hirndruck reicht diese Wirkung jedoch häufig nicht mehr aus. Wirksame<br />
Strategien fehlen hier.<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>3 Ruptur <strong>de</strong>r Arteria Carotis<br />
Risikopatienten:<br />
- Patienten mit H<strong>als</strong>-Kopf-<strong>Tumore</strong>n<br />
- Zustand nach therapiebedingter Gefäßschädigung (z. B. OP plus Radiatio)<br />
- Infiltration <strong>de</strong>r Arteria Carotis durch Tumorgewebe im Termin<strong>als</strong>tadium
- Pat. mit zusätzlicher Thrombopenie nach Zytostase<br />
Symptome<br />
- Bei Arrosion <strong>de</strong>r Arteria Carotis und Infiltration: häufig vorangehen<strong>de</strong> kleinere Blutung, Schmerzen,<br />
Nervenfunktionsstörungen <strong>als</strong> Vorzeichen<br />
Prognose<br />
Der meist vorangehen<strong>de</strong>n kleinen Blutung folgt bei <strong>de</strong>r Arrosion nahezu immer eine stärkere, die schließlich<br />
zum Tod <strong>de</strong>s Patienten führt. Bei <strong>de</strong>r postoperativen Blutung ist die Prognose günstiger, wobei sich<br />
Diagnostik und Therapie insgesamt an <strong>de</strong>r allgemeinen Prognose orientiere n sollten.<br />
Therapie<br />
Bei Gefahr einer Arteria Carotis-Ruptur sollte ein erfahrener Gefäßchirurg hinzugezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r über<br />
das weitere Proce<strong>de</strong>re im entsprechen<strong>de</strong>n Fall befin<strong>de</strong>t.<br />
Bei ausge<strong>de</strong>hnter Arrosion durch Tumorinfiltration stehen ohnehin meist keine therapeutischen<br />
Möglichkeiten mehr zur Verfügung, da es sich vielfach um "austherapierte" Patienten han<strong>de</strong>lt.<br />
Pflege<br />
Pflegerische Maßnahmen wer<strong>de</strong>n durchgeführt unter <strong>de</strong>r Zielsetzung:<br />
- Vermeidung einer postoperativen Carotis-Ruptur<br />
- Unterstützung und Begleitung <strong>de</strong>s Patienten im Bewußtsein dieser Gefahr<br />
- Hilfe bei <strong>de</strong>r Entscheidung für o<strong>de</strong>r gegen eine Therapie<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
- Kenntnisse über Notfallsituation sind vorhan<strong>de</strong>n<br />
- Vertrauensverhältnis zum Patienten besteht<br />
- <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>r ist in <strong>de</strong>r Sterbebegleitung erfahren<br />
- Regeln zur patientenzentrierten Gesprächsführung sind bekannt<br />
- <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>/r erhält Unterstützung vom Team<br />
Pflegeplanung bei potentieller Rupturgefahr<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Ruptur durch<br />
a) postop. Wundinfektion<br />
b) Husten/Reizhusten<br />
c) Nausea/Emesis z. B.<br />
nach Chemotherapie<br />
- steriler Verbandswechsel 1-2<br />
täglich<br />
- Wundbeobachtung<br />
- Vorbeugung einer Infektion<br />
durch allg. Infektprophylaxe<br />
- Pat. auffor<strong>de</strong>rn, nicht zu<br />
rauchen<br />
- ggf. Laven<strong>de</strong>l-Brust-<br />
Kompresse<br />
- Laven<strong>de</strong>löl in Duftlampe<br />
- evtl. Zitronenöl in Duftlampe<br />
- Patienten beruhigen<br />
- Sorge für regelmäßige<br />
Einnahme verordneter<br />
Antiemetika<br />
- Kühle Getränke anbieten<br />
- komplikationslose<br />
Wundheilung<br />
- komplikationslose Atmung<br />
- För<strong>de</strong>rung von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
- Vermeidung von<br />
Nausea/Emesis
Pflegeplanung bei potentieller Rupturgefahr - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
d) Pressen bei Obstipation - Pat. auffor<strong>de</strong>rn morgens auf<br />
nüchternen Magen ein Glase<br />
lauwarmes Wasser zu trinken<br />
- Kolonstimulieren<strong>de</strong> Einreibung<br />
- ggf. Fenchel-,<br />
Kümmelölmassage <strong>de</strong>r<br />
Bauchregion<br />
- ballaststoffreiche Nahrung (mit<br />
ausreichend Flüssigkeit)<br />
- mil<strong>de</strong>r abführen<strong>de</strong>r Tee<br />
- nach Arztanordnung Laxantien<br />
2) Stress mit entstehen<strong>de</strong>r Hektik,<br />
Bewegungsdrang und Angst durch<br />
Sehen, Fühlen o<strong>de</strong>r Spüren <strong>de</strong>s<br />
Tumors<br />
- evtl. Umstellung <strong>de</strong>r Opioi<strong>de</strong><br />
- mit <strong>de</strong>m Patienten über seine<br />
Angst sprechen<br />
- Verständnis für seine Angst<br />
zeigen<br />
- ihn motivieren, seine Angst<br />
nie<strong>de</strong>rzuschreiben, anstelle zu<br />
schreien<br />
- eigene Hilflosigkeit zugeben<br />
- weiterreichen<strong>de</strong><br />
Gesprächsangebote z. B. mit<br />
<strong>de</strong>m Arzt anbieten<br />
- evtl. bei<br />
Patienteneinverständnis<br />
Sedierung erwirken<br />
Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r Arteria Carotis-Blutung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
<strong>1.</strong> Bestehen<strong>de</strong>, kleine<br />
postoperative Blutung<br />
- Patienten beruhigen<br />
- Arzt informieren<br />
- Wun<strong>de</strong> beobachten<br />
- engmaschige<br />
Vitalzeichenkontrolle<br />
2. stärkere arterielle Blutung - Ertasten <strong>de</strong>r Arteria Carotis<br />
- manuelle Kompression <strong>de</strong>r<br />
Arteria Carotis bis zum<br />
Eintreffen <strong>de</strong>s Notarztes<br />
- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Darmmotorik<br />
- Erleichterung <strong>de</strong>s Stuhlgangs<br />
- För<strong>de</strong>rung von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
- Patient kann seine Ängste<br />
an<strong>de</strong>rs ausdrücken<br />
- Patient wird ruhig<br />
- Patient akzeptiert sich und<br />
seine Angst<br />
- stressbedingter Druckanstieg<br />
wird vermie<strong>de</strong>n<br />
- Patient erkennt klar, aber nicht<br />
überängstlich seine Situation<br />
- einsetzen<strong>de</strong> stärkere Blutung<br />
wird erkannt<br />
- Herz-Kreislaufkomplikationen<br />
wer<strong>de</strong>n frühzeitig erkannt<br />
- Minimierung <strong>de</strong>s Blutverlustes<br />
bis zur Operation<br />
(Operationsindikation fraglich)
Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r Arteria Carotis-Blutung - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
3. bestehen<strong>de</strong> Blutung bei<br />
tumorbedingter Ruptur<br />
- beim Patienten bleiben<br />
- Situation wach aber nicht<br />
hektisch erkennen<br />
- Patienten beruhigen<br />
- Patient soll sich in Seitenlage<br />
legen<br />
- durch Absaugen Aspiration<br />
und Herunterschlucken von<br />
Blut vermei<strong>de</strong>n<br />
- Patient über alle Schritte<br />
informieren<br />
- evtl. Angehörige bei Wunsch<br />
<strong>de</strong>s Patienten informieren<br />
- nach Wünschen fragen<br />
- Patient und evtl. Angehörige<br />
sind in <strong>de</strong>r Lage, die Situation<br />
ohne Panik zu erleben<br />
- Patient spürt Verständnis und<br />
kann ggf. Wünsche äußern<br />
Gera<strong>de</strong> am Beispiel <strong>de</strong>r Arteria-Carotis-Ruptur läßt sich das Problem einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Patientenaufklärung ver<strong>de</strong>utlichen.<br />
Wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Kranken im Frühstadium einer absehbaren Arteria Carotis-Ruptur über das potenzielle<br />
lebensbedrohliche Problem gesprochen und hatte dieser die Möglichkeit, das nahen<strong>de</strong> En<strong>de</strong> seines Lebens<br />
zu akzeptieren, so wird er in <strong>de</strong>r gegebenen Notfallsituation ruhiger und gelassener damit umgehen können.<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>4 Rückenmarkskompression und Querschnittssymtomatik<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Skelettmetastasen, die vom Wirbelkörper ausgehend, in <strong>de</strong>n Wirbelkanal einwachsen<br />
- Metastasen <strong>de</strong>r Meningen (= Rückenmarkshäute)<br />
Gehäuft kommt es zur Rückenmarkkompression beim:<br />
- Bronchialkarzinom<br />
- Plasmozytom<br />
- Prostatakarzinom<br />
- Mammakarzinom<br />
- Non-Hodgkin-Lymphom<br />
- Primärtumor im Spinalkanal<br />
Symptome<br />
- Sowohl seitenbetonte Symptome <strong>als</strong> auch beidseitig auftreten<strong>de</strong> Symptome sind möglich<br />
- Schmerzen kommen in fast 90 % aller Fälle vor und gehen <strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n meist längerfristig voraus<br />
- Parästhesien (Kribbeln, Taubheit, Brennen)<br />
- Störungen beim Wasserlassen o<strong>de</strong>r Stuhlgang<br />
- bei zunehmen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - evtl. Querschnittsymptomatik<br />
Prognose<br />
Eine echte Querschnittslähmung kommt bei skelettmetastasenbedingten Wirbelkörperfrakturen nur in<br />
Ausnahmefällen vor, da die Wirbelkörper bevorzugt im vor<strong>de</strong>ren Bereich zusammensinken und die<br />
Nervenaustrittstellen meistens relativ unbeschädigt bleiben. Bei bestehen<strong>de</strong>r Querschnittssymptomatik liegt<br />
vielfach auch eine Rückenmarkskompression durch Tumorwachstum vor.<br />
Therapie<br />
Chirurgie<br />
- Laminektomie (Entfernung eines o<strong>de</strong>r mehrerer Wirbelbögen) und/o<strong>de</strong>r<br />
- Stabilisierungsoperationen (z. B. mit Fixateur intern) o<strong>de</strong>r Eingabe von Knochenzement.<br />
- ggf. Reduktion <strong>de</strong>r Tumormasse<br />
Radiatio
- Als Kombinationsbehandlung Operation/Radiatio, falls <strong>de</strong>r lokale Tumor nur unzureichend entfernt<br />
wer<strong>de</strong>n konnte<br />
- Als Primärbehandlung bei Inoperabilität<br />
Chemotherapie<br />
- nur bei hoher Sensibilität für Medikamente nur in Ausnahmesituationen, z. B. bei Lymphomen,<br />
Kortikoidgaben<br />
Pflege<br />
- Intensive Krankenbeobachtung im Bereich <strong>de</strong>r aufgetretenen o<strong>de</strong>r potentiellen Probleme<br />
- intensive psychische und pflegerische Betreuung<br />
- Unterstützung bei allen Aktivitäten, die <strong>de</strong>r Patient nicht selbständig durchführen kann<br />
Prognose<br />
Bei zunehmen<strong>de</strong>m Tumorwachstum nimmt die Gefahr <strong>de</strong>r Querschnittsymptomatik zu.<br />
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient hat Angst, daß sich eine<br />
Rückenmarkkompression<br />
entwickelt o<strong>de</strong>r eine bestehen<strong>de</strong><br />
Symptomatik zunimmt<br />
Patient klagt über Parästhesien,<br />
sensorische o<strong>de</strong>r motorische<br />
Ausfälle<br />
- im Bereich <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong><br />
- im Bereich <strong>de</strong>r Beine<br />
- Verständnis für die Situation<br />
<strong>de</strong>s Patienten zeigen<br />
- Akzeptanz für seine Ängste<br />
aufbringen<br />
- Gespräche anbieten<br />
- ggf. für ein Gespräch mit <strong>de</strong>m<br />
Arzt sorgen<br />
- aufzeigen, daß alle möglichen<br />
Maßnahmen zur Vorbeugung<br />
sowie zur Vermeidung<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
- Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
geäußerten Beschwer<strong>de</strong>n im<br />
Pflegebericht<br />
- Information <strong>de</strong>s Arztes<br />
- ggf. Einsatz von Hilfsmitteln im<br />
Bereich <strong>de</strong>r selbständigen<br />
Ernährung (Tasse mit<br />
Doppelgriffen, Besteck mit<br />
dicken Griffen, Deckelöffner)<br />
und Kleidung<br />
(Knopfschließhilfen)<br />
- evtl. Gehhilfe vermitteln<br />
- Patient kann sich in seiner<br />
Angst angenommen fühlen<br />
- Patient kann realistisches Bild<br />
<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Situation<br />
annehmen<br />
- Patient kann sich mit seiner<br />
Situation in angemessener<br />
Weise auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />
- Symptome wer<strong>de</strong>n<br />
entsprechend ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />
bewertet<br />
- Patient kann entstan<strong>de</strong>ne<br />
Defizite ausgleichen und erhält<br />
seine Selbständigkeit
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter Schmerzen in<br />
<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Bereichen<br />
Patient schil<strong>de</strong>rt Miktionsstörungen<br />
Kann Harn nicht mehr willentlich<br />
halten, es kommt zur Inkontinenz<br />
Patient spürt keinen Harndrang<br />
mehr<br />
Zeitweise kommt es zum<br />
Harnverhalt<br />
- auf Heizkissen, Wärmflaschen<br />
und an<strong>de</strong>re Wärmespen<strong>de</strong>r,<br />
sowie auf Eispackungen<br />
verzichten<br />
- Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
Beschwer<strong>de</strong>n<br />
- Verabreichung von<br />
Schmerzmitteln<br />
- Toilettentraining,<br />
- ggf. aufsaugen<strong>de</strong> Materialien -<br />
Blasenklopftraining<br />
- ggf. Fußzonenreflexmassage<br />
- nach strenger<br />
Indikationsstellung<br />
Dauerkatheter<br />
- bei Harnverhalt<br />
- Eukalyptuskompressen auf die<br />
Blasengegend<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter Obstipation - Krankenbeobachtung<br />
- Einsatz<br />
obstipationsprophylaktischer<br />
Maßnahmen<br />
- Durchführung ärztlich<br />
Pneumoniegefahr durch<br />
Atemfunktionsstörungen<br />
Thrombosegefahr durch<br />
Immobilität<br />
verordneter Maßnahmen<br />
- Pneumoniegefahr<br />
(Totraumvergrößerer,<br />
Atemtherapie, Inhalationen,<br />
atemstimulieren<strong>de</strong><br />
Einreibungen etc.)<br />
- Atembeobachtung<br />
- Ausstreichen<strong>de</strong> Massagen<br />
- aktive/passive<br />
Bewegungsübungen<br />
- Krankengymnastik<br />
- Antithrombosestrümpfe<br />
- ggf. Verabreichung von<br />
Heparin nach Arztanordnung<br />
- Patient kann<br />
Selbständigkeit/Sicherheit<br />
erhalten<br />
- Erhalt einer intakten Haut<br />
- Patient erfährt<br />
Schmerzlin<strong>de</strong>rung<br />
- Reduktion <strong>de</strong>r Inkontinenz<br />
durch regelmäßiges<br />
Urinausschei<strong>de</strong>n<br />
- Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Symptome<br />
- Patient kann Probleme<br />
kompensieren, fühlt sich sicher<br />
- Blase wird innerviert, Patient<br />
kann Harn ablasen<br />
- auftreten<strong>de</strong> Ileusproblematik<br />
kann frühzeitig erkannt wer<strong>de</strong>n<br />
- Stuhlausscheidung erfolgt<br />
regelmäßig und ohne<br />
Beschwer<strong>de</strong>n<br />
- Ein- und Ausatmung wird<br />
verbessert<br />
- möglichst alle<br />
Lungensegmente wer<strong>de</strong>n<br />
belüftet<br />
- Erhalt/Wie<strong>de</strong>rherstellung einer<br />
gesun<strong>de</strong>n Lungenfunktion<br />
- Störungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wer<strong>de</strong>n frühzeitig erkannt<br />
- <strong>de</strong>r venöse Blutfluß wird<br />
geför<strong>de</strong>rt<br />
- Fließeigenschaften <strong>de</strong>s Blutes<br />
wer<strong>de</strong>n verbessert<br />
- "Verdünnung" <strong>de</strong>s Blutes
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Dekubitusgefahr durch ständiges<br />
Liegen<br />
Kontrakturgefahr durch<br />
eingeschränkte Wahrnehmung von<br />
Schmerzen, sowie durch<br />
unzureichen<strong>de</strong> Bewegung<br />
Patient kann sich nicht mehr<br />
selbständig in allen Bereichen <strong>de</strong>s<br />
täglichen Lebens versorgen<br />
<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>5 Obere Einflußstauung<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Bronchialkarzinom<br />
- <strong>Maligne</strong>m Lymphom<br />
- metastasieren<strong>de</strong>m Mammakarzinom<br />
- Thymom<br />
- Umlagern nach Plan<br />
- Superweichlagerung<br />
- Massage <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Areale<br />
- ggf. Clinitron-Bett<br />
- Passive und aktive<br />
Krankengymnastik<br />
Symptome:<br />
- Gefühl <strong>de</strong>s unspezifischen Kopfdruckes<br />
- gestaute H<strong>als</strong>venen<br />
- Schwellung von Gesicht, H<strong>als</strong>- und Armregion<br />
- evtl. blaurote Verfärbung <strong>de</strong>s Gesichts<br />
- Dyspnoe<br />
- Analyse <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Bereiche<br />
- Erstellen eines Pflegeplans<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>m Patienten<br />
- ggf. Unterstützung o<strong>de</strong>r<br />
Übernahme bestimmter<br />
Handlungen<br />
- gefähr<strong>de</strong>te Hautareale wer<br />
<strong>de</strong>n entlastet<br />
- Erhalt einer funktionsfähigen,<br />
intakten Haut<br />
- Erhalt <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Gelenke<br />
- Patient kann sich weitgehend<br />
in <strong>de</strong>n betroffenen Bereichen<br />
versorgen<br />
- Patient fühlt sich sicher<br />
Prognose<br />
Der Zustand <strong>de</strong>s Patienten verschlechtert sich ohne Therapie meist rasch. Bei guter Therapierbarkeit sollte<br />
schnell behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, um die Prognose entsprechend zu verbessern<br />
Therapie<br />
Hochdosierte Kortisontherapie <strong>als</strong> Akutnotfalltherapie<br />
Diuretika<br />
Behandlung <strong>de</strong>r Ursache durch Strahlen- o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />
ggf . Heparinisierung<br />
ggf. Sauerstofftherapie<br />
Pflege<br />
An dringlichster Stelle ist die psychische Betreuung zu sehen. Weiterhin stehen die Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Atemnot<br />
und die Vermeidung von Komplikationen im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Qualifikation<br />
Die Gespräche mit <strong>de</strong>m stark verunsicherten, ängstlichen Patienten wer<strong>de</strong>n von einer qualifizierten<br />
Pflegefachkraft übernommen
Pflegeplanung für Patienten mit bestehen<strong>de</strong>r oberer Einflußstauung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter Atemnot, sitzt<br />
überwiegend nach Luft<br />
schnappend, aufrecht im Bett<br />
Es besteht Soor- und<br />
Parotitisgefahr durch Mundatmung<br />
und Diuretika<br />
Patient hat Angst, ist verunsichert<br />
durch seinen angeschwollenen<br />
H<strong>als</strong> und durch das bläulich<br />
verfärbte Gesicht<br />
Patient hat erhöhte<br />
Thrombosegefahr durch<br />
Immobilisation und<br />
Diuretikaeinnahme<br />
- Überwachung und<br />
Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
Atemfrequenz<br />
- geeignete Lagerung (ggf.<br />
Oberkörperhochlagerung)<br />
- Mobilisation auf das Nötigste<br />
einschränken<br />
- alle erfor<strong>de</strong>rlichen Utensilien in<br />
Griffweite stellen<br />
- ggf. Fenster öffnen<br />
- nach Arztanordnung -<br />
Sauerstoffgabe<br />
- Sorge für ausreichen<strong>de</strong><br />
Befeuchtung <strong>de</strong>r<br />
Mundschleimhaut, Patient soll<br />
in kurzen Abstän<strong>de</strong>n kleine<br />
Schlucke trinken o<strong>de</strong>r Mund<br />
einsprühen (ggf. Salbeitee)<br />
- saure Bonbons lutschen<br />
lassen<br />
- Verständnis zeigen für die<br />
Angst <strong>de</strong>s Patienten<br />
- Aufzeigen, daß die Therapie<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Reduktion<br />
dieser Beschwer<strong>de</strong>n<br />
durchgeführt wird<br />
- ggf. für Arztinformation sorgen<br />
- ggf. Sorge für regelmäßige<br />
Diuretikaeinnahme<br />
- ggf. Gewichtskontrolle<br />
- ggf. Flüssigkeitsbilanz<br />
- Thromboseprophylaxe<br />
durchführen (Patient soll ggf.<br />
Beine im Bett bewegen, Zehen<br />
anziehen und strecken),<br />
- ausstreichen<strong>de</strong> Waschungen<br />
- Antithrombosestrümpfe<br />
- ggf. Heparinisierung nach<br />
Arztanordnung<br />
- Istzustand wird erfaßt<br />
- Atmung wird erleichtert<br />
- Patient kann besser<br />
durchatmen<br />
- Mundschleimhaut wird<br />
angefeuchtet<br />
- Speichelfluß wird angeregt<br />
- Patient fühlt sich in seiner<br />
Angst begleitet<br />
- Patient kann Angst reduzieren<br />
- Blutzirkulation und venöser<br />
Rückfluß wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt
<strong>1.</strong>9.2. Notfälle durch Störungen im Bereich <strong>de</strong>r Blutgerinnung<br />
<strong>1.</strong>9.2.1 Blutungsneigung /hämorrhagische Diathese<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Leukämie<br />
- Chemotherapie<br />
- Bestrahlung <strong>de</strong>s Knochenmarks<br />
- Sepsis<br />
Symptome<br />
Die Symptome sind abhängig von <strong>de</strong>r Lokalisation <strong>de</strong>r Auswirkung:<br />
<strong>1.</strong> Allg. Blutungen: Hämatome, Petechien, Zahnfleischblutungen, Blut im Urin, Blut im Stuhl<br />
2. Herz-Kreislauf-System: Schwäche, Tachykardie, Dyspnoe, Lungenö<strong>de</strong>m, kardiale Dekompensation<br />
3. Gerinnungssystem: Spontanblutungen aus allen Körperöffnungen o<strong>de</strong>r Punktionsstellen<br />
4. Auge - Sehstörungen, Netzhautblutungen, Gefäßschwellungen<br />
5. ZNS - Schwin<strong>de</strong>l, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Orthostase, Benommenheit, Krämpfe, psychische<br />
Verän<strong>de</strong>rungen<br />
Prognose<br />
Die Prognose hängt ein<strong>de</strong>utig vom Ausmaß <strong>de</strong>r Thrombozytopenie, sowie von möglichen Komplikationen<br />
und Folgen ab.<br />
Therapie<br />
Thrombozytensubstitution<br />
Behandlung <strong>de</strong>r Grundkrankheit<br />
Pflege<br />
Die Kontrolle hinsichtlich möglicher Blutungen sowie die Information <strong>de</strong>s Patienten zum geeigneten<br />
Verhalten steht hier ein<strong>de</strong>utig im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Pflege<br />
Qualifikation<br />
Eine gravieren<strong>de</strong> Thrombozytopenie gehört zu <strong>de</strong>n lebensbedrohlichen Verän<strong>de</strong>rungen. Aus diesem<br />
Grun<strong>de</strong> sollte die Pflege und Krankenbeobachtung nur einer qualifizierten Fachkraft übertragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung)<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Blutung Blutungsprophylaxe<br />
Patient soll:<br />
- keine Wärmeanwendungen<br />
- keine heißen Bä<strong>de</strong>r<br />
- keine Massagen<br />
- kein Abklopfen <strong>de</strong>s Thorax<br />
- keine einengen<strong>de</strong> Kleidung<br />
(Gürtel, BH)<br />
- keine Zäpfchen, rektales<br />
Fiebermessen<br />
- kein übermäßiges RR-messen<br />
- keine Nagelpflege durch<br />
Pflegekraft<br />
- kein Umgang mit scharfen<br />
o<strong>de</strong>r spitzen Gegenstän<strong>de</strong>n<br />
Erhalten einer intakten Haut und<br />
Schleimhaut
Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung) - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
- keine verletzungsgefähr<strong>de</strong>ten<br />
Arbeiten<br />
- keine i.m.-Injektionen<br />
- keine Manipulationen in Nase<br />
o<strong>de</strong>r Ohren<br />
- keine grobkörnige Nahrung<br />
erhalten<br />
- sturzprophylaktische<br />
bestehen<strong>de</strong> Nasenblutung<br />
(Epistaxis)<br />
bestehen<strong>de</strong> Blutung im Mund-<br />
Rachenbereich<br />
Maßnahmen durchführen<br />
- Eiskompresse o<strong>de</strong>r kalten<br />
Waschlappen in <strong>de</strong>n Nacken<br />
legen<br />
- Nasenflügel mit zwei Fingern<br />
zusammenpressen<br />
- Schnupfenspray mit<br />
gefäßverengen<strong>de</strong>n<br />
Substanzen (Olynth ® ,<br />
Otriven ® , Nasivin ® ) anwen<strong>de</strong>n<br />
- Kopf hoch lagern<br />
- behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Arzt informieren<br />
- bei starker o<strong>de</strong>r sistieren<strong>de</strong>r<br />
Blutung in die Klinik fahren<br />
(Tampona<strong>de</strong> wird dort gelegt)<br />
- Zahnpflege nur vorsichtig mit<br />
weicher Zahnbürste<br />
durchführen<br />
- mehrm<strong>als</strong> am Tag Mund mit<br />
Munddusche spülen<br />
- kein Müsli o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
grobkörnige Nahrung essen<br />
- keine zu heißen Getränke<br />
trinken<br />
- mehrm<strong>als</strong> täglich mit Kamille-<br />
Salbeitee spülen<br />
Gastrointestinale Blutungen - mehrm<strong>als</strong> täglich kalten<br />
Kamille-Salbeitee trinken<br />
lassen<br />
- Arzt informieren<br />
- Stuhlbeobachtung<br />
(Melaena)/Teerstuhl<br />
- ggf. Gabe von H2-Blockern<br />
- Blutung steht nach kurzer Zeit<br />
- Erhalt einer gesun<strong>de</strong>n,<br />
funktionsfähigen Schleimhaut<br />
- Infektionen heilen ab<br />
- Blutungen stehen nach kurzer<br />
Zeit<br />
- Erhalt einer gesun<strong>de</strong>n,<br />
funktionsfähigen Schleimhaut<br />
- Blutung wird frühzeitig erkannt
Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung) - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Blutung im Bereich von Haut und<br />
Muskulatur<br />
Hämatome<br />
Petechien (kleine punktförmige<br />
Hautblutungen)<br />
Blutungen nach Punktionen<br />
<strong>1.</strong>9.2.2 Thrombosen<br />
- keine i.m.-Injektionen<br />
- keine ausgiebigen RR-<br />
Kontrollen<br />
- Sturzprophylaktische<br />
Maßnahmen<br />
- keine Massagen<br />
- Druckverband anlegen<br />
- ggf. Kühlpackung auflegen<br />
- Erhalt eines gesun<strong>de</strong>n,<br />
funktionsfähigen<br />
Muskelgewebes<br />
- Punktionsstelle wird<br />
komprimiert, Blutung steht<br />
schnell<br />
Patienten mit onkologischen Grun<strong>de</strong>rkrankungen erlei<strong>de</strong>n häufiger eine Thrombose <strong>als</strong> an<strong>de</strong>re Patienten.<br />
Auch die Thrombosekomplikationsrate ist erhöht.<br />
Risikopatienten für Hyperkoagulabilität<br />
Patienten mit:<br />
- Dehydratation<br />
- Hypotension<br />
- Immobilisierung<br />
- Hormontherapie<br />
- Chirurgische Eingriffe<br />
- Chemotherapie<br />
- Tumorbedingte Kompression und/o<strong>de</strong>r Infiltration von Gefäßen<br />
- Tumorbedingte Bildung von gerinnungsaktivieren<strong>de</strong>n Faktoren (Paraneoplasie)<br />
Symptome<br />
Die Symptomatik hängt ab von <strong>de</strong>r betroffenen Gefäßlokalisation:<br />
Hautbetroffenheit:<br />
Ö<strong>de</strong>matöse Schwellung<br />
Extremitätenbetroffenheit:<br />
Entzündungszeichen:<br />
(Rötung, Schwellung, Schmerz und Wärme), harte Gefäßstränge, lokale Druckempfindlichkeit,<br />
Ruheschmerz, herabgesetzte o<strong>de</strong>r nicht palpable Gefäßpulse, evtl. erweiterte Venen<br />
H<strong>als</strong>-Gesichtbetroffenheit: massive Schwellung im H<strong>als</strong>-Gesichtsbereich, gestaute H<strong>als</strong>venen, livi<strong>de</strong><br />
verfärbtes Gesicht<br />
Prognose<br />
Bei Beinvenenthrombosen kann sich die Thrombosierung bis in die Beckenvenen ausweiten. Lösen sich<br />
hier Thromben, kann es zur Lungenembolie kommen.<br />
Bei Thrombusbildung an <strong>de</strong>n Herzklappen, besteht die Gefahr, durch Lösung einen Hirninfarkt auszulösen<br />
Therapie<br />
Prävention steht vor Therapie. Gefähr<strong>de</strong>te Patienten wer<strong>de</strong>n heparinisiert.<br />
Pflege<br />
Alle erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r Thromboseprophylaxe wer<strong>de</strong>n durchgeführt
Pflegeplanung für thrombosegefähr<strong>de</strong>te Patienten<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient ist thrombosegefähr<strong>de</strong>t - Sorge für ausreichend<br />
Flüssigkeit<br />
- Flüssigkeitsbilanz<br />
- Kontrolle von Ö<strong>de</strong>men<br />
- Isometrische Übungen<br />
- Frühzeitige Mobilisation<br />
- Ausstreichen <strong>de</strong>r Beine<br />
(vorher mit Arzt absprechen)<br />
- anregen<strong>de</strong> Waschungen<br />
- Anlegen elastischer Strümpfe<br />
o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m<br />
Aufstehen o<strong>de</strong>r über 24<br />
Stun<strong>de</strong>n<br />
Patient zeigt Thrombosezeichen - Kontrolle und Beobachtung<br />
<strong>de</strong>r Thrombosezeichen<br />
- Information <strong>de</strong>s Arztes<br />
- Hochlagerung <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Körperregion<br />
- Kühlen<strong>de</strong> Wickel<br />
Nach Arztanordnung:<br />
- Verabreichung entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Medikamente<br />
- absolute Bettruhe<br />
- Beobachtung hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Thrombosezeichen/siehe<br />
Symptome<br />
- keine Massage ohne Zusage<br />
<strong>de</strong>s Arztes durchführen<br />
<strong>1.</strong>9.2.3 Disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIG)<br />
- Verdünnung <strong>de</strong>s Blutes -<br />
Anregen <strong>de</strong>s Blutflusses -<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Venenfunktion<br />
(Pumpe) - För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Rückflusses<br />
- Erkennen einer Thrombose<br />
- Einleitung einer wirksamen<br />
Therapie<br />
- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Rückflusses/<br />
Entlastung<br />
- Reduktion von Schmerzen und<br />
Entzündungszeichen<br />
Hierbei kommt es zu einer vermehrten Gerinnung und Bildung von Thromben, insbeson<strong>de</strong>re in kleinen<br />
Gefäßen und Kapillaren. Dadurch bedingt steigt <strong>de</strong>r Verbrauch von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren<br />
(beson<strong>de</strong>rs von Faktor V, VII und Prothrombin) mit nachfolgen<strong>de</strong>r Thrombopenie.<br />
Prothrombinzeit und Plasmathrombinzeit sind verlängert. Als Konsequenz dieser Verän<strong>de</strong>rungen zeigt sich<br />
schließlich eine vermehrte Bildung von Fibrinogenspaltprodukten und Fibrinolyse. Der kombinierte<br />
gesteigerte Verbrauch von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren steigert die Blutungsneigung. Ursache <strong>de</strong>r<br />
DIG bei Tumorpatienten können freigesetzte Gewebsfaktoren sein.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- <strong>Maligne</strong>merkrankungen (Ursachen noch nicht hinlänglich bekannt)<br />
- Patienten mit Sepsis
Symptome<br />
<strong>1.</strong> Blutungen<br />
- Hämorrhagien, vor allem Haut- und Schleimhautblutungen<br />
- Blutungen an Einstichstellen<br />
- Gastrointestinale Blutungen<br />
- Blutungen im Urogenitaltrakt<br />
2. Thrombosen<br />
vor allem in <strong>de</strong>n kleinen Gefäßen <strong>de</strong>r Finger und Zehen<br />
Prognose nur bei aktiver Intensivtherapie gut<br />
Therapie<br />
- Maßnahmen zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Grundkrankheit (d. h. Therapie einer bestehen<strong>de</strong>n Sepsis o<strong>de</strong>r<br />
Tumorkrankheit)<br />
- bei Blutungen - Fresh-frozen-Plasma, Kryopräzipitat<br />
- bei Thrombopenie - Verabreichung von Thrombozytenkonzentraten<br />
- bei Mikrothrombenbildung - intravenöse Heparinisierung<br />
Pflege<br />
Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die intensive Überwachung, sowie eine umfassen<strong>de</strong> pflegerische Betreuung.<br />
Patienten mit DIG können nicht im ambulanten Bereich betreut wer<strong>de</strong>n.<br />
Qualifikation:<br />
Die Überwachung kann hier nur von einer examinierten Pflegefachkraft übernommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Pflegeplanung für Patienten mit DIG<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter allgemeiner<br />
Blutungsneigung<br />
Patient soll:<br />
- Verletzungen vermei<strong>de</strong>n<br />
(keine harten Zahnbürsten,<br />
keine Naßrasur)<br />
- keine Wattestäbchen zur<br />
Nasen- o<strong>de</strong>r Ohrenpflege<br />
benutzen<br />
- Fußpflege nicht selbständig<br />
durchführen(darf hier nur von<br />
einer qualifizierten Pediküre<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n)<br />
- sturzprophylaktische<br />
Maßnahmen durchführen<br />
- keine i.m.-Injektionen erhalten<br />
- keine Suppositorien<br />
bekommen<br />
- keine rektale<br />
Temperaturkontrolle<br />
durchführen<br />
- keine grobkörnigen Speisen<br />
(Müsli) essen<br />
Patient blutet bereits bei Hautblutung Druckverband<br />
anlegen<br />
- Überwachung <strong>de</strong>s Patienten<br />
- Erhalt einer intakten,<br />
funktionsfähigen Haut und<br />
Schleimhaut<br />
- Komplikationen frühzeitig<br />
erkennen<br />
- Blutung zum Stillstand bringen
<strong>1.</strong>9.3 Notfälle durch Elektrolyt- und Stoffwechselentgleisung<br />
<strong>1.</strong>9.3.1 Tumorlysesyndrom<br />
Bedingt durch einen massiven Tumorzerfall, entwe<strong>de</strong>r spontan auftretend o<strong>de</strong>r während Chemotherapie,<br />
kann es zu metabolischen Entgleisungen und Störungen <strong>de</strong>s Elektrolythaushaltes kommen. Das<br />
Tumorlysesyndrom stellt eine lebensbedrohliche Gefahr dar.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- bestimmten Lymphomen<br />
- Leukämien<br />
- kleinzelligem Bronchialkarzinom<br />
Symptome<br />
- Oligo- o<strong>de</strong>r Anurie durch Einschränkung <strong>de</strong>r Nierenfunktion mit folgen<strong>de</strong>r Hyperurikämie<br />
- Hyperkaliämie<br />
- Hyperphosphatämie<br />
- Hypokalzämie<br />
- Herzrhythmusstörungen<br />
- tetanische Muskelkrämpfe<br />
Prognose<br />
Das Tumorlysesyndrom stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar und führt, ohne erfolgreiche<br />
Behandlung, zum Tod.<br />
Therapie<br />
- ausreichen<strong>de</strong> Flüssigkeitszufuhr von 3-4 Litern/24 Std.<br />
- Diuretikaapplikation zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Diurese und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ausscheidung von Kalium (möglichst<br />
Furosemid o<strong>de</strong>r ähnliche Substanz)<br />
- Flüssigkeitsbilanzierung<br />
- Allopurinol (Zyloric ® ) zur Vermeidung einer Hyperurikämie<br />
Pflege<br />
Patienten mit drohen<strong>de</strong>m o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>m Tumorlysesyndrom bedürfen einer Intensivpflege.<br />
- Kontrolle <strong>de</strong>r Vitalzeichen in engen Abstän<strong>de</strong>n<br />
- Flüssigkeitsbilanzierung<br />
- Krankenbeobachtung<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Die Betreuung von Patienten mit Tumorlysesyndrom gehört in die Hän<strong>de</strong> einer onkologisch qualifizierten<br />
Pflegekraft o<strong>de</strong>r sogar in die Intensivpflege<br />
Insbeson<strong>de</strong>re bei bestimmten <strong>Tumore</strong>n kann es aufgrund <strong>de</strong>s raschen Tumorwachstums, bei gleichzeitiger<br />
Entwicklungsverzögerung tumorversorgen<strong>de</strong>r Gefäße zu einem massiven Zerfall von Tumorzellen kommen.<br />
Dies geschieht auch <strong>als</strong> Folge einer Chemotherapie. Das frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kern- und Zytoplasmamaterial führt<br />
zu einer Dekompensation <strong>de</strong>s Purinstoffwechsels und schließlich zur Hyperurikämie.<br />
Häufig kommt es, bedingt durch gleichzeitig ansteigen<strong>de</strong> Harnsäurewerte, auch zum Nierenversagen,<br />
wodurch die Harnsäureausscheidung weiter reduziert wird. Die nun im Serum entstehen<strong>de</strong>n hohen<br />
Harnsäurekonzentrationen schlagen sich auch im Bereich <strong>de</strong>r Nierentubuli nie<strong>de</strong>r und för<strong>de</strong>rn damit das<br />
Nierenversagen.<br />
Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Zellzerfall hohe Mengen Kalium und Phosphat im Blut freigesetzt, wodurch<br />
es zu Reizleitungsstörungen <strong>de</strong>s Herzens, zur generellen Schwäche <strong>de</strong>s Muskelgewebes bis hin zur<br />
Lähmung kommen kann. Außer<strong>de</strong>m können Zelltrümmer Kapillarschä<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Niere<br />
verursachen.
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>m/bestehen<strong>de</strong>m Tumorlysesyndrom<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Einschränkung <strong>de</strong>r<br />
Nierenfunktion bei steigen<strong>de</strong>n<br />
Harnsäurewerten<br />
<strong>1.</strong>9.3.2 Hyperkalzämie<br />
- Sorge für eine ausreichen<strong>de</strong><br />
Flüssigkeitszufuhr (min<strong>de</strong>stens<br />
3-4 Liter pro Tag)<br />
- Durchführung einer genauen<br />
Flüssigkeitsbilanzierung<br />
- Sorge für Durchführung <strong>de</strong>r<br />
geplanten Diuretikagabe und<br />
Allopurinolverabreichung<br />
- Kontrolle <strong>de</strong>s Urin-PH-Wertes<br />
(sollte um 7 liegen)<br />
- Hautbeobachtung<br />
(Hautausschlag bei<br />
Allopurinolunverträglichkeit)<br />
- Erhalt einer physiologischen<br />
Nierenfunktion<br />
Die Erhöhung <strong>de</strong>r Serumkalziumspiegel über 2,7 mmol/l wird <strong>als</strong> Hyperkalzämie bezeichnet.<br />
Hyperkalzämische Komplikationen treten relativ schnell bei onkologischen Patienten auf, wobei sich eine<br />
Häufung bei bestimmten <strong>Tumore</strong>n abzeichnet. Kalzium spielt eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r<br />
Reizleitungsübermittlung in <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>s Körpers, speziell in Herzmuskelzellen und Nervenfasern.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Lunge<br />
- Prostatakarzinom<br />
- Mammakarzinom<br />
- Plasmozytom<br />
- maligneres Lymphom<br />
- T-Zell-Leukämie<br />
- Nierenzellkarzinom<br />
Symptome<br />
Die Symptome können sich in unterschiedlichen Organsystemen zeigen:<br />
- Herz: Rhythmusstörungen, Brady- o<strong>de</strong>r Tachoarrhythmie, Vorhofflimmern, AV-Blockierungen<br />
- Niere: Polyurige, Nephrolithiasis, Nierenversagen<br />
- Muskulatur: herabgesetzter Muskeltonus, Schwäche<br />
- Stoffwechsel: Dehydratation (Gewichtsverlust)<br />
- ZNS/Psyche: Verwirrtheit, Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rungen, Somnolez, Koma, Müdigkeit, Depression<br />
Prognose<br />
Unbehan<strong>de</strong>lt können insbeson<strong>de</strong>re die Auswirkungen auf Herz und ZNS zum To<strong>de</strong> führen<br />
Therapie<br />
- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Diurese zur Verstärkung <strong>de</strong>r Kalziumausscheidung über die Niere<br />
- Ausgleich <strong>de</strong>s Flüssigkeitshaushaltes (ca. 3-4 Liter Flüssigkeit/ Tag) - Reduktion <strong>de</strong>r enteralen<br />
Kalziumresorption<br />
- Reduktion <strong>de</strong>r Kalziummobilisation aus <strong>de</strong>m Knochen (durch Kalzitoningabe und Verabreichung von<br />
Biphosphonaten)<br />
- Cortisongabe<br />
Pflege<br />
Neben <strong>de</strong>n direkt auf die Vermeidung einer hyperkälzämischen Krise ausgerichteten Maßnahmen, obliegt<br />
es <strong>de</strong>n <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n für eine kalziumarme Kost zu sorgen und Patient und Angehörige nach einer<br />
eingehen<strong>de</strong>n Arztinformation vertiefend zu informieren.
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Auch die hyperkalzämische Krise gehört zu <strong>de</strong>n lebensbedrohlichen Notfallsituationen und ihr Erkennen<br />
bedarf <strong>de</strong>r fachlichen Qualifikation.<br />
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r hyperkalzämischer Krise<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr <strong>de</strong>r kardialen Probleme<br />
(z. B. kardiale Dekompensation mit<br />
Symptomen wie Hustenreiz,<br />
Ö<strong>de</strong>me, Atemnot o<strong>de</strong>r<br />
Rhythmusstörungen mit Anzeichen<br />
von Pulsverän<strong>de</strong>rungen)<br />
- regelmäßige<br />
Krankenbeobachtung<br />
(Atmung)<br />
- regelmäßige Pulskontrollen<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Dehydratation - auf erhöhte Flüssigkeitszufuhr<br />
achten (min<strong>de</strong>stens 2-3<br />
Liter/Tag)<br />
- Sorge für regelmäßige und<br />
konsequente<br />
Flüssigkeitsbilanzierung (evtl.<br />
Anleitung <strong>de</strong>s Patienten und<br />
seiner Angehörigen)<br />
- Durchführung regelmäßiger<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Entstehung von<br />
Nausea/Emesis<br />
Obstipation<br />
Gefahr <strong>de</strong>r psychoneurologischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen:<br />
- Müdigkeit<br />
- Verwirrtheit<br />
- Somnolenz<br />
- Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rungen<br />
- Koma<br />
Puls- und Blutdruckkontrollen<br />
- Sorge für regelmäßige<br />
Einnahme von Antiemetika<br />
- Information <strong>de</strong>s Patienten über<br />
ursächliche Zusammenhänge<br />
- Durchführung einer effektiven<br />
Obstipationsprophylaxe<br />
- Sorge für eine ausreichen<strong>de</strong><br />
Flüssigkeitszufuhr<br />
- Sorge für eine kalziumarme<br />
Ernährung (keine<br />
Milchprodukte)<br />
- Anzeichen einer kardiale n<br />
Dekompensation wer<strong>de</strong>n<br />
frühzeitig erkannt<br />
- Patient fühlt sich sicher<br />
- Kalziumausscheidung über die<br />
Niere wird geför<strong>de</strong>rt durch<br />
Verstärkung <strong>de</strong>r Diurese<br />
- Patient fühlt sich sicher<br />
- För<strong>de</strong>rung/Erhalt einer<br />
physiologischen Magen-Darm-<br />
Funktion<br />
- Erhalt von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
- Normalisierung <strong>de</strong>r<br />
psychoneurologischen<br />
Situation<br />
- Patient fühlt sich ausgeglichen<br />
und sicher
Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r hyperkalzämischer Krise - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Gefahr osteolysebedingter,<br />
pathologischer Frakturen bei<br />
Mobilisation <strong>de</strong>s Skelettkalzium<br />
zur Aufrechterhaltung stabiler Blut<br />
kalziumwerte<br />
- Information <strong>de</strong>s Patienten über<br />
frakturvermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Bewegungsmuster (z. B.<br />
Technik zum richtigen<br />
Aufstehen aus <strong>de</strong>m Bett o<strong>de</strong>r<br />
vom Stuhl) Seite 103, 104<br />
- Durchführung<br />
sturzprophylaktischer<br />
Maßnahmen<br />
- Vorsichtiges Mobilisieren<br />
(drehen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong><br />
Bewegungen vermei<strong>de</strong>n),<br />
dabei isometrische Übungen<br />
bevorzugen<br />
- Erhalt eines funktionsfähigen,<br />
unverletzten Knochengerüstes<br />
- Erhalt <strong>de</strong>r normalen<br />
Beweglichkeit<br />
- Erhalt/Wie<strong>de</strong>raufbau von<br />
Knochensubstanz<br />
Patienten, die unter hyperkalzämischen Störungen lei<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n nahezu immer stationär aufgenommen,<br />
um <strong>de</strong>n kardialen Störungen entsprechend schnell entgegenwirken zu können.<br />
<strong>1.</strong>9.4. Notfälle verschie<strong>de</strong>ner Ursache<br />
<strong>1.</strong>9.4.1 Respiratorische Insuffizienz<br />
Symptome, die aus Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Atmung resultieren, sind für <strong>de</strong>n Patienten meist stark<br />
beeinträchtigend, quälend und auch schwierig zu behan<strong>de</strong>ln.<br />
Unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r respiratorischen Insuffizienz wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Begriffe integriert. Während <strong>de</strong>r<br />
Begriff Dyspnoe eher das subjektive Empfin<strong>de</strong> n <strong>de</strong>r erschwerten Atemnot und die Angst vor <strong>de</strong>m<br />
Erstickungstod charakterisier t, zielt die respiratorische Insuffizienz eher auf Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r äußeren<br />
und inneren Atmung ab.<br />
Da Dyspnoe vom Patienten oftm<strong>als</strong> gravieren<strong>de</strong>r wahrgenommen wird, <strong>als</strong> Verschiebungen von Sauerstoff<br />
und Kohlendioxid, soll dieser Terminus hier bevorzugt behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Risikopatienten:<br />
Pulmonale Ursachen:<br />
- bronchiale, tumorbedingte Einengung <strong>de</strong>r Atemwege<br />
- Atelektase<br />
- Pneumonie<br />
- Pneumothorax<br />
- chronisch obstruktive Lungenverän<strong>de</strong>rung<br />
- Pleuraerguß<br />
- Lymphangiosis carcinomatosa<br />
- Lungenembolie<br />
- strahlentherapiebedingte Lungenfibrose<br />
Kardiale Ursachen:<br />
- Linksherzinsuffizienz<br />
- obere Einflußstauung<br />
- tumoröser Perikardbefall<br />
- Perikar<strong>de</strong>rguß<br />
Neuromuskuläre Ursachen:<br />
- Schwäche <strong>de</strong>r Muskulatur bei Kachexie<br />
An<strong>de</strong>re Ursachen:<br />
- Fieber<br />
- Angst<br />
- Anämie<br />
- Ascites<br />
- Hepatomegalie
Symptome:<br />
- Dyspnoe (siehe oben)<br />
- Tachypnoe<br />
- Hyperpnoe<br />
- Hyperventilation<br />
Prognose<br />
Die respiratorische Insuffizienz im Termin<strong>als</strong>tadium einer <strong>Tumore</strong>rkrankung wird durch das Fortschreiten <strong>de</strong>r<br />
Grun<strong>de</strong>rkrankung beeinflußt.<br />
Therapie<br />
- falls möglich, Einsatz einer wirksamen Tumortherapie bei oberer Einflußstauung, bzw. Therapie einer<br />
Herzinsuffizienz<br />
- Kortikosteroi<strong>de</strong> (bronchodilatatorische, anti-entzündliche, antiö<strong>de</strong>matöse Wirkung)<br />
- ggf. Sedative und Anxiolytika<br />
- Bronchodilatatoren zur Erweiterung <strong>de</strong>r Bronchien<br />
- Opiate (reduzieren <strong>de</strong>n Atemantrieb, wirken anxiolytisch und sedierend)<br />
- Antibiotika bei Infektionen<br />
- Sauerstoffgabe<br />
Pflege<br />
Pflegerische Interventionen zielen neben <strong>de</strong>r Sorge für regelmäßige Verabreichung <strong>de</strong>r ärztlich verordneten<br />
Medikation vor allem auf Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Zur Erfüllung entsprechend medikamentöser Maßnahmen, zur Beurteilung <strong>de</strong>r aktuellen Befindlichkeit, zum<br />
Erkennen von zusätzlich auftreten<strong>de</strong>n Störungen, ist eine qualifizierte Pflegekraft erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Pflegeplanung bei Respiratorischer Insuffizienz<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter Husten, Sekret<br />
ist zähflüssig und schwer<br />
abzuhusten<br />
Patient fühlt sich durch nächtliche<br />
Hustenattacken tagsüber<br />
geschwächt und kann nachts nicht<br />
schlafen<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter rasseln<strong>de</strong>n<br />
Atemgeräuschen in <strong>de</strong>r<br />
Terminalphase ("Death rattle"),<br />
Angehörige fühlen sich hilflos<br />
- Sorge für ausreichen<strong>de</strong><br />
Flüssigkeitszufuhr<br />
- ggf. Hilfe bei Inhalationen<br />
- rhythmische Einreibungen<br />
(ASE)<br />
- ggf. Verabreichung von<br />
Sekretolytika<br />
- 3 \x tägl. 1 Tasse Thymiantee<br />
- TV-Lagerung<br />
- abends Brust-Laven<strong>de</strong>lwickel<br />
- abends 1 Tasse Hustentee mit<br />
Co<strong>de</strong>in (nach Arztanordnung)<br />
- Anfeuchtung <strong>de</strong>r Raumluft im<br />
Schlafzimmer<br />
- Lagerung in halbaufrechter<br />
Position<br />
- Nach Arztanordnung<br />
Verabreichung von<br />
Scopolamin<br />
(Anticholinergikum)<br />
- ggf. naso-pharyngiales<br />
Absaugen<br />
- Patient kann verflüssigtes<br />
Sekret leichter abhusten<br />
- Patient kann nachts schlafen<br />
- Patient kann besser abhusten<br />
- Reduktion <strong>de</strong>r<br />
Sekretneubildung<br />
- Patient kann nach Entfernen<br />
<strong>de</strong>s Sekretes leichter<br />
durchatmen
<strong>1.</strong>9.4.2 Lungenblutung - Hämoptoe<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Bronchialkarzinom<br />
- HNO-<strong>Tumore</strong>n<br />
- Strahlentherapie im Bereich <strong>de</strong>r Lunge<br />
- Metastasen im Bereich <strong>de</strong>r Lunge<br />
- Thrombopenie mit allgemeiner hämorrhagischer Diathese<br />
- Pneumonie<br />
- Lungenembolie<br />
- Tuberkulose<br />
Symptome<br />
Expektoration (Auswurf) von blutigem Husten bis hin zur massiven Blutung<br />
Prognose<br />
Abhängig vom Ausmaß <strong>de</strong>r Blutung und von <strong>de</strong>r Ursache.<br />
Therapie<br />
- bronchiale Absaugung<br />
- ggf. kausale Therapie z. B. mit Laserbehandlung<br />
- ggf. Radiatio<br />
- ggf. chirurgische Blutstillung<br />
- ggf. angiographische Embolisation<br />
- bei hämorhagischer Diathese, Gabe von Thrombozytenkonzentraten<br />
Bei massiv einsetzen<strong>de</strong>r Blutung in <strong>de</strong>r Terminalphase:<br />
- Information <strong>de</strong>r Angehörigen bei drohen<strong>de</strong>m Notfall<br />
- Vorbereitung auf die Situation<br />
- Sedierung<br />
- Schmerzlin<strong>de</strong>rung<br />
- Absaugung<br />
- Lagerung<br />
Pflege<br />
Pflege zielt hier in erster Linie auf eine angemessene psychosoziale Begleitung <strong>de</strong>s Patienten.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r terminalen Phase gilt es weiterhin, durch zügiges Han<strong>de</strong>ln Lin<strong>de</strong>rung zu verschaffen.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Kenntnisse über richtiges Absaugen und Umgang mit <strong>de</strong>n Ängsten <strong>de</strong>s Patienten sind erfor<strong>de</strong>rlich .<br />
Pflegeplanung bei Patienten mit Lungenblutung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient hat Angst bei einsetzen<strong>de</strong>r<br />
Blutung aus <strong>de</strong>n Atemwegen<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter akuter<br />
massiver Hämoptoe in <strong>de</strong>r<br />
Terminalphase<br />
- Patienten beruhigen, bei ihm<br />
bleiben, Sicherheit ausstrahlen<br />
- Arzt informieren<br />
- Patient in die aufrechte<br />
Körperhaltung bringen<br />
(Oberkörperhochlagerung)<br />
- Bronchialwege absaugen<br />
- Oberkörperhochlagerung<br />
- konstante Begleitung<br />
ermöglichen<br />
- Patient fühlt sich begleitet,<br />
erkennt, daß Maßnahmen<br />
eingeleitet wer<strong>de</strong>n<br />
- Patient kann atmen<br />
- Patient fühlt sich nicht<br />
alleingelassen
Pflegeplanung bei Patienten mit Lungenblutung - Fortsetzung<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Angehörige fühlen sich hilflos, bei<br />
massiv einsetzen<strong>de</strong>r Blutung<br />
<strong>1.</strong>9.4.3 Zytostatikabedingte Alveolitis<br />
- Angehörige aus <strong>de</strong>r<br />
Akutsituation <strong>de</strong>r Hilflosigkeit<br />
bringen (Hektik verschlimmert<br />
die Angst <strong>de</strong>s Patienten)<br />
- Erstversorgung <strong>de</strong>s Patienten<br />
- Betreuung <strong>de</strong>r Angehörigen<br />
(diese dürfen ihre Angst und<br />
Hilflosigkeit aussprechen,<br />
dürfen weinen)<br />
- Angehörige empfin<strong>de</strong>n ihre<br />
Reaktion nicht <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch, fühlen<br />
sich verstan<strong>de</strong>n<br />
Unter Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r pulmonalen Toxizität von Zytostatika, fällt auch die zytostatikainduzierte Alveolitis.<br />
Zu unterschei<strong>de</strong>n sind die akute allergische Alveolitis (Anzeichen sind Dyspnoe, Tachypnoe und<br />
Lungenö<strong>de</strong>m) von <strong>de</strong>r irreversiblen Lungenfibrose.<br />
Risikopatienten für die Entstehung <strong>de</strong>r Lungenfibrose, sind Patienten mit:<br />
- vorangegangener o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r Strahlentherapie<br />
- Vortherapie mit Bleomycin<br />
- parallele Therapie mit Cyclophosphamid<br />
- Narkosen o<strong>de</strong>r Behandlungen mit hoher Sauerstoffkonzentration in <strong>de</strong>n letzten 6 Monaten<br />
- hohes Lebensalter<br />
Symptome<br />
- trockener Husten<br />
- Dyspnoe<br />
- Tachypnoe<br />
- Fieber<br />
- ggf. Rasselgeräusche<br />
Prognose:<br />
Geringfügige Verän<strong>de</strong>rungen sind häufig reversibel. Spätstadien, die charakterisiert sind durch Verdickung<br />
<strong>de</strong>r Aleveolarsepten, Zunahme <strong>de</strong>s fibrotischen Anteils im Lungengerüst, lassen sich nicht mehr wirksam<br />
behan<strong>de</strong>ln und führen zum Tod.<br />
Therapie<br />
Die wirksamste Therapie ist das Absetzen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n zytostatischen Noxe im Frühstadium (z. B.<br />
Bleomycin, Cyclophosphamid, Carmustin (BCNU), Busulfan und Mitomycin C).<br />
Ob Glukokortikoi<strong>de</strong> eine günstige Wirkung haben, ist bislang nicht ausreichend gesichert.<br />
Pflege<br />
Die Krankenbeobachtung (Atmung) bei entsprechend gefähr<strong>de</strong>ten Patienten steht im Mittelpunkt<br />
pflegerischen Han<strong>de</strong>lns.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Entspechen<strong>de</strong> Kenntnisse zur Atembeobachtung sind erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Pflegeplanung bei Patienten mit drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Lungenfibrose<br />
Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />
Patient lei<strong>de</strong>t unter trockenem<br />
Husten<br />
- Durchführung einer<br />
differenzierten<br />
Atembeobachtung<br />
- Arztinformation<br />
- Durchführung von<br />
- lungenfibrotische<br />
Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />
frühzeitig erkannt.<br />
- Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Therapie<br />
wird erwirkt
<strong>1.</strong>9.4.4 Akut auftreten<strong>de</strong> Sepsis<br />
Maßnahmen zur allg.<br />
Hustenstillung (z. B.<br />
hustenstillen<strong>de</strong> Tees, Co<strong>de</strong>in)<br />
- Patient erfährt Maßnahmen<br />
zur Verbesserung seiner<br />
Situation, fühlt sich nicht<br />
aufgegeben.<br />
Im Gegensatz zu einer lokal auftreten<strong>de</strong>n Infektion, han<strong>de</strong>lt es sich bei Sepsis um eine regelrechte<br />
Überschwemmung <strong>de</strong>s Blutes mit Keimen. Entsprechend schwer ist das <strong>Krankheit</strong>sbild und die Gefahr <strong>de</strong>r<br />
Lebensbedrohung.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- Neutropenie (bei länger <strong>als</strong> 3 Wochen persistieren<strong>de</strong>r Neutropenie erlei<strong>de</strong>n nahezu 10 % <strong>de</strong>r Patienten<br />
eine Sepsis)<br />
- Plamozytom<br />
- Leukämie<br />
- Strahlen- o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />
- zentralvenösen Kathetern<br />
- Infekte <strong>de</strong>s Respirationstraktes<br />
Symptome<br />
- hohes Fieber<br />
- Tachykardie<br />
- Exsikkose<br />
- Störungen <strong>de</strong>s Bewußtseins<br />
- Niereninsuffizienz<br />
- Gerinnungsstörungen (DIG)<br />
- Eine Sepsis kann bei Tumorpatienten o<strong>de</strong>r unter Chemotherapie atypisch verlaufen.<br />
Prognose<br />
Die Prognose hängt vom Allgemeinzustand <strong>de</strong>s Patienten, von <strong>de</strong>r Keimart, <strong>de</strong>r Effizienz einer Behandlung,<br />
Alter und Vorerkrankungen ab.<br />
Therapie<br />
- prophylaktische orale Darm<strong>de</strong>kontamination<br />
- Breitband-Antibiotika<br />
- Antimykotika<br />
- ggf. Leukozytenstimulieren<strong>de</strong> Faktoren<br />
- die weitere Therapie erfolgt je nach Erregerart und Lokalisation eines möglichen Ausgangsher<strong>de</strong>s<br />
Pflege<br />
Pflegerisches Han<strong>de</strong>ln zielt vor allem auf die Prävention einer Infektion. Bei bereits aufgetretenen Infekten<br />
steht vor allem die Aufklärung <strong>de</strong>s Patienten und seiner Angehörigen über geeignetes Verhalten, die<br />
Durchführung entsprechen<strong>de</strong>r hygienischer und medizinisch-pflegerischer Maßnahmen im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Während vor wenigen Jahren Patienten mit sinken<strong>de</strong>n Granulozytenzahlen stationär aufgenommen wur<strong>de</strong>n,<br />
wird <strong>de</strong>r Patient heute, wegen <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>r Infektion mit opportunistischen und krankenhausstabilen<br />
Keimen, länger im eigenen häuslichen Umfeld belassen.
<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>, die diese Patienten betreuen, müssen ein weitreichen<strong>de</strong>s onkologisches Basiswissen besitzen.<br />
Pflegeplanung bei Infektneigung fin<strong>de</strong>t sich unter allgemeiner Pflege, Seite 146<br />
<strong>1.</strong>9.4.5 Hirnblutung<br />
Prinzipiell kann bei onkologischen Patienten je<strong>de</strong> er<strong>de</strong>nkliche Form einer Blutung im Hirn auftreten. Es<br />
zeigen sich dann die typischen Apoplexiesymtome. Behandlungs- und Pflegeschemata entsprechen dort<br />
<strong>de</strong>m Apoplektischen Insult. An dieser Stelle soll daher nur kurz auf die akute Hirnblutung bei onkologischen<br />
Patienten eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Risikopatienten<br />
Patienten mit:<br />
- <strong>Tumore</strong>n o<strong>de</strong>r Metastasen im Hirnbereich<br />
- allgemeiner hämorrhagischer Diäthese<br />
- Infektionen im Gehirn<br />
- Schä<strong>de</strong>lbestrahlung<br />
- hohem Alter<br />
Symptome<br />
bei onkologischen Patienten meist <strong>als</strong> gravieren<strong>de</strong> Blutung auftretend:<br />
- zunehmen<strong>de</strong> Bewusstseinstrübung<br />
- Kopfschmerzen<br />
- Sehstörungen<br />
- Schwin<strong>de</strong>l<br />
- Koordinationsstörungen<br />
- Sensibilitätsstörungen<br />
- Kau- und Schluckstörungen<br />
- zunehmen<strong>de</strong> Halbseitensymptomatik<br />
- Sprechstörungen<br />
- Psychische Verän<strong>de</strong>rungen<br />
Prognose<br />
Bei höherem Alter, infamster Prognose <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung o<strong>de</strong>r gravieren<strong>de</strong>n Blutungen, wer<strong>de</strong>n nur<br />
eingeschränkt invasive Maßnahmen durchgeführt.<br />
Therapie<br />
- Neurochirurgische Maßnahmen nur bei guter Prognose<br />
- ansonsten lebensqualitätsverbessern<strong>de</strong> Maßnahmen: Sedation, Schmerzmedikation<br />
- Kortikosteroi<strong>de</strong><br />
Pflege<br />
Pflegerisches Han<strong>de</strong>ln zielt vor allem auf die Vermeidung einer Hirnblutung, d. h. auf die Durchführung <strong>de</strong>r<br />
Sturzprophylaxe, Blutungsprophylaxe, Hilfe in <strong>de</strong>r Ausführung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s täglichen Lebens.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
Kenntnisse über Ursachen einer Hirnblutung, Anzeichen und Maßnahmen bei aufgetretener Hirnblutung<br />
sollten vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Da eine entsprechen<strong>de</strong> Pflegeplanung sich immer an <strong>de</strong>n Symptomen, d. h. am jeweilig betroffenen<br />
Hirnareal orientiert, kann sie an dieser Stelle pauschal nicht aufgenommen wer<strong>de</strong>n.