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1. Maligne Tumore als Krankheit - Pflegen-online.de

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Angela Paula Löser: Ambulante Tumorpflege © Schlütersche GmbH & Co. KG<br />

<strong>1.</strong> <strong>Maligne</strong> <strong>Tumore</strong> <strong>als</strong> <strong>Krankheit</strong><br />

In <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sursachenstatistik stehen die Krebserkrankungen knapp hinter <strong>de</strong>n Herz-Kreislauferkrankungen,<br />

an zweiter Stelle. Fast je<strong>de</strong>r vierte Mensch in Deutschland stirbt zur Zeit an einem malignen Tumor.<br />

Die Erkrankung "Krebs" muß <strong>de</strong>nnoch nicht mehr unweigerlich zum To<strong>de</strong> führen. Die Chance, die<br />

Bedrohung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung zu überstehen, ist in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren <strong>de</strong>utlich durch folgen<strong>de</strong><br />

Faktoren gestiegen (Abb. 1):<br />

Prävention<br />

Bessere Diagnostik<br />

Wirksame Therapie<br />

Psychosoziale<br />

Unterstützung<br />

Eigenaktivität <strong>de</strong>s<br />

Patienten<br />

Nachsorge<br />

Rehabilitation<br />

Ursachen verbesserter<br />

Überlebenschancen<br />

bei Krebs heute<br />

Abb. 1: Faktoren, die heute die Überlebenschance bei Krebserkrankungen verbessern


- Verbesserte Möglichkeit <strong>de</strong>r Prävention durch differenzierte Kenntnisse über Entstehungsmechanismen<br />

- frühzeitige Diagnose durch <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rner diagnostischer Maßnahmen<br />

- Erhöhung <strong>de</strong>r Heilungschance, durch verbesserte Therapieverfahren<br />

- verbesserte Möglichkeiten <strong>de</strong>r Nachsorge (festgelegte Untersuchungsprogramme zur Früherkennung von<br />

Rezidiven und Metastasen)<br />

- Früherkennung von krankheits- und therapiebedingten Schä<strong>de</strong>n<br />

- Rehabilitation (= Maßnahmen zur Wie<strong>de</strong>rherstellung eines bestmöglichen Zustan<strong>de</strong>s und Ermöglichen<br />

eines weitgehend normalen Lebens)<br />

- Verbesserung <strong>de</strong>r Prognose bei einigen Tumorarten durch eine intensivere soziale Unterstützung, z. B.<br />

durch Selbsthilfegruppen (z. B. beim Mamma-Karzinom)<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Tumorzellentstehung und -ausbreitung<br />

Nach einem streng geregelten Ablaufschema, in <strong>de</strong>m Zelluntergang und Zellneubildung kontrolliert wer<strong>de</strong>n,<br />

funktioniert die Zellerneuerung. Alle Zellen unterliegen <strong>de</strong>n in ihrem Erbgut vorgegebenen o<strong>de</strong>r durch<br />

bestimmte Faktoren (z. B. Wachstumsfaktoren) geregelten Gesetzmäßigkeiten.<br />

Ähnlich wie bei einem Kopiervorgang wer<strong>de</strong>n die neuen Zellen immer nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Mutterzelle<br />

nachgebil<strong>de</strong>t. Kommt es jedoch zur Störung, kann dieser geregelte Prozeß aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geraten<br />

und es entstehen nachfolgend verän<strong>de</strong>rte Produkte.<br />

Hier unterschei<strong>de</strong>n wir zwei Hauptmechanismen:<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong><strong>1.</strong> Adaptationsvorgänge<br />

Durch Prozeßstörung kann sich ein verän<strong>de</strong>rtes Wachstumsverhalten einstellen. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Adaptation<br />

lassen sich unterschiedliche Formen feststellen (Abb. 2):<br />

Atrophie: Es kommt zur Reduktion von Zellzahl und Zellgröße, meist infolge einer Stoffwechselreduktion.<br />

Bsp. Bei <strong>de</strong>r Osteoporose kommt es bedingt durch Immobilität zu einer Abnahme <strong>de</strong>r Knochenbälkchen mit<br />

verän<strong>de</strong>rter Funktion.<br />

Hypertrophie: Es kommt zur Größenzunahme bereits bestehen<strong>de</strong>r Zellen eines bestimmten Gewebes<br />

infolge gesteigerte Belastung o<strong>de</strong>r eines erhöhten Stoffwechsels. Bsp. Muskelhypertrophie bei Sportlern.<br />

Hyperplasie: Es kommt zur Zunahme <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Zellzahl innerhalb eines Gewebes. Bsp.<br />

Narbenkelloidbildung.<br />

Metaplasie: Es kommt zur Transformation (Umwandlung) einer Zellart in eine an<strong>de</strong>re, innerhalb eines<br />

Gewebes, mit verän<strong>de</strong>rten Eigenschaften. Bsp. Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Lungengewebes in bin<strong>de</strong>gewebige<br />

Strukturen bei Morbus Boeck.<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>2. Wachstumsvorgänge<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Adapatationsvorgängen zeichnet sich hier ein überschüssiges Zellwachstum ab,<br />

welches nicht mehr mit <strong>de</strong>n physiologischen Bedürfnissen <strong>de</strong>s betroffenen Gewebes innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Organismus übereinstimmt. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei nicht mehr um einen Adapatationsvorgang an eine<br />

verän<strong>de</strong>rte Situation im Sinne einer verän<strong>de</strong>rten, aber


Atrophie Hypertrophie<br />

Hyperplasie Metaplasie<br />

Normaler Zustand<br />

Abb. 2: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Adaptationsformen<br />

noch nicht bösartigen Gewebeverän<strong>de</strong>rung, son<strong>de</strong>rn um eine echte Fehlfunktion. Diese Fehlfunktion<br />

be<strong>de</strong>utet nun eine Gewebevermehrung - es entsteht ein Tumor, eine Geschwulst o<strong>de</strong>r ein Neoplasma, je<br />

nach Eigenschaften <strong>de</strong>r Gewebeart.<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3. Teilungsverhalten normaler und krankhafter Zellverbän<strong>de</strong><br />

Ein Tumor entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Vielfach vergehen 5-10 Jahre, ehe aus <strong>de</strong>r ersten<br />

entarteten Zelle eine klinisch nachweisbare Geschwulst entsteht.


Abb. 3: Zellteilung<br />

A) Knäuelstadium (Prophase)<br />

B) Muttersternphase (Metaphase)<br />

C) Trennung <strong>de</strong>r Kernhälften (Anaphase)<br />

D) Tochtersternphase (späte Anaphase)<br />

E) Endphase (Telophase o<strong>de</strong>r<br />

Rekonstruktionsphase)<br />

Mehrere Schritte müssen zunächst ablaufen: Die Zelle, <strong>als</strong> kleinste Einheit unseres Körpers ist Ausgangsort<br />

einer Krebsgeschwulst. In ihrem Zellkern enthält sie alle wichtigen Erbinformationen (= Chromosomen). Sie<br />

verfügt über die Angaben zu Zellteilungsvorgängen, späterem Aussehen und Funktion <strong>de</strong>r Zelle.<br />

Ständig fin<strong>de</strong>n Zellteilungsvorgänge im Körper statt. Es entstehen nach <strong>de</strong>m gleichen Muster immer neue<br />

Zellen, überalterte sterben ab (Abb. 3).


Ablauf <strong>de</strong>s Zellteilungsvorgangs:<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.1 Die molekulare Uhr <strong>de</strong>s Zellzyklus<br />

Nicht allein die aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geratenen Signalübermittlungssysteme, die bei gesun<strong>de</strong>n Zellen<br />

Wachstum und Vermehrung steuern, führen zur ungezügelten Vermehrung von Tumorzellen, auch <strong>de</strong>r <strong>als</strong><br />

Uhr <strong>de</strong>s Zellteilungssystems wirken<strong>de</strong> Mechanismus ist gestört. Im Zellkern fin<strong>de</strong>t sich dieser Mechanismus,<br />

<strong>de</strong>r <strong>als</strong> ein Verbund von miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren<strong>de</strong>n und wechselwirken<strong>de</strong>n Proteinen <strong>de</strong>n zeitlichen<br />

Ablauf <strong>de</strong>s Zellzyklus steuert.<br />

Ein Überwiegen <strong>de</strong>r stimulieren<strong>de</strong>n Proteine führt dann zu einem beschleunigtem Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Zellregeneration.<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.2 Lebensdauer <strong>de</strong>r Zellen<br />

Je nach Zelltyp kann eine Zelle viele Jahre lebensfähig bleiben (z. B. Nervengewebe) o<strong>de</strong>r nach kurzer Zeit<br />

(Darmgewebe) absterben.<br />

Externe Signale geben <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Ruhephase sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zelle entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Reiz zum Wie<strong>de</strong>reintritt<br />

in <strong>de</strong>n Zellzyklus, aktivieren sie damit zur Zellerneuerung o<strong>de</strong>r provozieren <strong>de</strong>n Eintritt in die Apoptose, das<br />

be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>n programmierten Zelltod.<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.3 Phasen <strong>de</strong>r Zellteilung<br />

Wie Abbildungen 4 und 5 zeigen, laufen in je<strong>de</strong>r Zelle unterschiedliche Phasen ab.<br />

G1-Phase (G = englisch growth/Wachstum)<br />

Im Anschluß an die M-Phase (= Mitosephase, <strong>als</strong>o zu Beginn <strong>de</strong>s Zellzyklus nimmt die Zelle an Größe zu<br />

und synthetisiert neue Proteine, Nukleinsäuren und weitere Stoffe. In <strong>de</strong>r G-Phase fin<strong>de</strong>t auch die<br />

Zelldifferenzierung -, d. h. Ausbau und Reifung zu einem bestimmten Zelltyp statt. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r G1-Phase,<br />

am sogenannten Restriktionspunkt entschei<strong>de</strong>t die Zelle, ob sie in <strong>de</strong>n Zyklus zurückkehrt, in Ruhe verharrt,<br />

o<strong>de</strong>r abstirbt. So können z. B. chromosomale DNS-Schä<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r M-Phase aufgetreten sind, <strong>de</strong>n<br />

durch die Zelle selbstgesteuerten Zelltod (Apoptose) induzieren. Hier han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />

körpereigenen Schutzmechanismus.<br />

GO-Phase<br />

Die ausgereifte, funktionsfähige Zelle durchläuft nun einen Ruhezyklus, <strong>de</strong>r auch <strong>als</strong> GO-Phase bezeichnet.<br />

Diese Zellen befin<strong>de</strong>n sich nicht akut in <strong>de</strong>r Teilungssituation, sind aber auch nicht im Absterben begriffen.<br />

Es sind die reifen Zellen, die ihre Funktion wahrnehmen. Metabolische Aktivität kennzeichnet diese Phase.<br />

In <strong>de</strong>r Ruhephase entschei<strong>de</strong>t die Zelle, wann sie durch Wachstumsfaktoren gesteuert, wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Zellteilungszyklus eintritt.<br />

S-Phase (S = Synthese)<br />

Hat sich die Zelle am Restriktionspunkt dazu entschie<strong>de</strong>n, unwi<strong>de</strong>rruflich in <strong>de</strong>n Zellzyklus einzutreten,<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r S-Phase im Zellkern Desoxiribonukleinsäuren (Bausteine <strong>de</strong>r Chromosomen) synthetisiert.<br />

Beim Menschen fin<strong>de</strong>n sich normalerweise 46 Chromosomen, die sich nun teilen. Ziel dieses Vorgangs ist<br />

es, das Erbgut zu verdoppeln. In dieser Phase ist die Zelle beson<strong>de</strong>rs anfällig gegenüber äußeren<br />

Einflüssen (z. B. Kanzerogene o<strong>de</strong>r ionisieren<strong>de</strong> Strahlen).<br />

G2-Phase<br />

Im Anschluß an die S-Phase folgt jetzt die G2-Phase, die auch <strong>als</strong> prämitotische Phase bezeichnet wird. Sie<br />

dauert nur wenige Stun<strong>de</strong>n und beinhaltet <strong>de</strong>n weiteren, wenn auch geringfügigeren, Eiweißaufbau sowie<br />

<strong>de</strong>n Umbau <strong>de</strong>r Zellmembran, schon im Hinblick auf die Zellteilung. In <strong>de</strong>r G-Phase enthält die Zelle schon<br />

das Erbmaterial in doppelter Anlage.


Erkennen von<br />

wesentlichen Zellschä<strong>de</strong>n<br />

durch die Zelle selbst<br />

Einsatz und Aktivierung<br />

von selbstzerstören<strong>de</strong>n<br />

Mechanismen<br />

Selbstgesteuerter<br />

Zelltod =<br />

Apoptose<br />

Abb. 4: Zellzyklus und selbstgesteuerter Zelltod<br />

Zelle im<br />

Ruhezustand<br />

Weitgehend normale<br />

Funktion, regelrechter<br />

Zellaufbau<br />

Erneuerung <strong>de</strong>r Zelle<br />

durch erneute Zellteilung<br />

M-Phase<br />

Hier fin<strong>de</strong>t die eigentliche Zellteilung statt. In einem Teilungsvorgang wer<strong>de</strong>n nun Chromosomen und<br />

Zellteile in zwei i<strong>de</strong>ntische Tochterzellen geteilt. Ein neuer Zellzyklus beginnt.<br />

Der programmierte Zelltod (Apoptose)<br />

Ablauf <strong>de</strong>s programmierten Zellto<strong>de</strong>s<br />

Der programmierte Zelltod wird von <strong>de</strong>r Zelle selbst induziert. Hormone, Wachstumsfaktoren o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

chemische Substanzen, die z. B. bei Chromosomenaberrationen, bei Mutation eines Proto-Onkogens in ein<br />

Onkogen o<strong>de</strong>r bei Verlust von Tumorsuppressorgenen aktiviert wer<strong>de</strong>n, führen zu verän<strong>de</strong>rten Reaktionen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Zelle: <strong>de</strong>r Proteingehalt nimmt ab, die Kalziumkonzentration in <strong>de</strong>r Zelle nimmt zu. Dadurch<br />

kommt es zu einem Wachstumsstopp, zur Auflösung <strong>de</strong>r DNS und letztlich zum Zelltod.<br />

Die Häufigkeit <strong>de</strong>r Zellteilungen hängt davon ab, ob sie sich in einem funktionsfähigen Zustand befin<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r ob sie absterben. Normalerweise bil<strong>de</strong>n sich immer nur soviel neue Zellen, wie vorher zugrun<strong>de</strong><br />

gegangen sind. Bei einem Schnitt in <strong>de</strong>n Finger z. B. wer<strong>de</strong>n nur so lange neue Zellen gebil<strong>de</strong>t, bis <strong>de</strong>r<br />

Defekt vollständig geschlos-


Cylin E und Cylin D<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Proteine<br />

im Zellkern<br />

Abb. 5: Ablauf <strong>de</strong>r Apoptose<br />

Wirkung von<br />

zellzerstören<strong>de</strong>n<br />

Hormonen<br />

Verlust <strong>de</strong>r Tumorsuppressorgene<br />

DNS-Schä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Zelle<br />

Zelltod =<br />

Apoptose<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Zunahme <strong>de</strong>r Calzium-<br />

Konzentration in <strong>de</strong>r Zelle<br />

sen ist. Danach erhalten die Zellen einen Befehl, ihre gesteigerte Neubildung einzustellen.<br />

Wird dieses Naturgesetz nicht mehr eingehalten, kann es zu einem überschießen<strong>de</strong>m Wachstum <strong>als</strong><br />

Zeichen eines krankhaften Prozesses kommen.<br />

Nichtprogrammierter Zelltod<br />

Eher zufällig und im Sinne einer Nekrose auftretend, kann ein nicht programmierter Zelltod ausgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei gehen keinerlei Impulse von <strong>de</strong>r Zelle aus, sie bleibt inaktiv.<br />

Ein solcher Zelluntergang kann z. B. durch Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Durchlässigkeit <strong>de</strong>r Zellmembran ausgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r es zum Druckanstieg innerhalb <strong>de</strong>r Zelle kommt.


Gesun<strong>de</strong> Zelle mit normaler<br />

Zellinformation<br />

Verän<strong>de</strong>rte Zelle mit<br />

pathologischem<br />

Genmaterial<br />

Gesun<strong>de</strong> Zelle mit<br />

normalen Genmaterial<br />

Zelluläre Abwehr<br />

Humorale Abwehr<br />

Phagozytäre<br />

Abwehr<br />

Einwirkung krebserregen<strong>de</strong>r<br />

Einflüsse<br />

DNS-Repair<br />

Entartete Zelle<br />

Vernichtung <strong>de</strong>r<br />

entarteten Zelle<br />

Abb. 6: Reparaturmechanismen <strong>de</strong>s Körpers zur Eliminierung von Krebszellen<br />

Schließlich wird <strong>de</strong>r Druck so massiv, daß die Zelle platzt.<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.4 Wachstumsfaktoren und ihr Einfluß auf die Zellteilung<br />

Sich ständig erneuern<strong>de</strong> Gewebe wie z. B. Blutzellen unterliegen einer Wachstumskontrolle durch<br />

sogenannte Wachstumsfaktoren. Diese greifen regulier end, im Sinne einer Beschleunigung o<strong>de</strong>r<br />

Verlangsamung, je nach Bedarf, in die Zellerneuerungsvorgänge ein.<br />

Für die Blutbildung sind unter an<strong>de</strong>rem folgen<strong>de</strong> Wachstumsfaktoren bekannt:<br />

- Erythropoetin - ein Stoff <strong>de</strong>r die Erythrozytenproduktion anregt (Han<strong>de</strong>lsname: Eprex ® )<br />

- Granulozytenkolonie-stimulieren<strong>de</strong>r Faktor (G-CSF) regt die Produktion von Granulozyten an.<br />

(Han<strong>de</strong>lsnamen: Neupogen ® )


- Granulozyten- und Makrophagenkolonie-stimulieren<strong>de</strong>r Faktor (GM-CSF) regt die Produktion von<br />

Monozyten/Makrophagen und Granulozyten an. (Han<strong>de</strong>lsname: Leukomax ® )<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3.5 Pathologische Zellteilung und <strong>Tumore</strong>ntstehung<br />

Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Chromosomen mit Weitergabe f<strong>als</strong>cher Zellinformationen ist immer Voraussetzung für<br />

die Entstehung von Tumorzellen.<br />

Chromosomenschä<strong>de</strong>n können z. B. unter Einwirkung von Krebsnoxen (sog. Kanzerogene) durch Mutation<br />

entstehen.<br />

Je<strong>de</strong>n Tag wer<strong>de</strong>n mehrere hun<strong>de</strong>rt entartete Zellen im menschlichen Organismus gebil<strong>de</strong>t. Im gesun<strong>de</strong>n<br />

Zustand eliminiert <strong>de</strong>r Organismus diese, so daß die Entwicklung eines komplexen Zellverban<strong>de</strong>s nicht<br />

möglich ist.<br />

<strong>1.</strong>2. Ursachen für Krebs<br />

Bislang konnten eine ganze Anzahl von sicher kanzerogen wirken<strong>de</strong>n Stoffen und krebserregen<strong>de</strong>n<br />

Faktoren und Verhaltensweisen analysiert wer<strong>de</strong>n. Daneben gibt es zahlreiche Faktoren, die mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit, vielfach durch kombiniertes, zeitgleiches Zusammentreffen, an <strong>de</strong>r Entstehung einer<br />

bösartigen <strong>Tumore</strong>rkrankung beteiligt sein können.<br />

Tabelle 1 zeigt krebsverursachen<strong>de</strong> Faktoren.<br />

Weitere wahrscheinliche, untereinan<strong>de</strong>r sich beeinflussen<strong>de</strong> Faktoren<br />

- Sozioökonomische Faktoren: Menschen, die in einer wirtschaftlich und sozial reduzierten Situation<br />

leben, lei<strong>de</strong>n häufiger an Krebs im Mundbo<strong>de</strong>nbereich, an Magen-, Lungen-, Leber-, Speiseröhren- und<br />

Gebärmutterh<strong>als</strong>krebs. Wahrscheinlich hängt dies mit einer schlechteren Ernährung, unzureichen<strong>de</strong>n<br />

hygienischen Verhältnissen (häufigerer und stärkerer Kontakt mit krebsauslösen<strong>de</strong>n Bakterien und Viren)<br />

sowie mit geringeren psychohygienischen Kompensationsmechanismen zusammen.<br />

- Fortpflanzung: Eine frühe Menarche, eine spät einsetzen<strong>de</strong> Menopause und eine in späteren Jahren (ca.<br />

nach <strong>de</strong>m 30. Lebensjahr einsetzen<strong>de</strong> erste Schwangerschaft scheinen ein Risiko für die Entstehung von<br />

Brustkrebs zu sein. Möglicherweise hängt dies mit <strong>de</strong>n körpereigenen Sexualhormonen (hier Östrogene)<br />

zusammen.<br />

- Umweltverschmutzung: Obwohl noch nicht bei allen Faktoren <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utige Zusammenhang mit einer<br />

möglichen Krebserkrankung geklärt ist, scheinen folgen<strong>de</strong> Faktoren eine Rolle zu spielen: organische<br />

Chlorverbindungen, Benzol, hohe Abgaskonzentrationen von Dieselmotoren, pestizidhaltige Luft (z. B. bei<br />

benachbarten Gärtnereien o<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzfläche n), evtl. Nähe zu Son<strong>de</strong>rmüll<strong>de</strong>ponien.<br />

- Krebspersönlichkeit: Eine echte "Krebspersönlichkeit" bei welcher bestimmte Charaktermerkmale die<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Krebskrankheit auslösen können, wird immer noch kontrovers diskutiert. Inzwischen<br />

bewiesen ist, daß Frauen in <strong>de</strong>n ersten 5 Jahren nach <strong>de</strong>m Verlust eines geliebten Menschen ein<br />

signifikant höheres Krebsrisiko, insbeson<strong>de</strong>re hinsichtlich <strong>de</strong>s Mamma-Karzinoms haben. Auch scheint<br />

nach einer Stress-Belastung die Infektionsanfälligkeit allgemein höher zu sein. Der direkte


Tabelle 1: Krebsverursachen<strong>de</strong> Faktoren<br />

Krebsnoxe<br />

Ernährung<br />

- Genuß gesättigter Fettsäuren<br />

(z. B. tierische Fette), dunkles Fleisch<br />

- Mangel an frischem Obst und Gemüse<br />

( Mangel an Antioxidantien)<br />

- Genuß von sehr heißen Getränken<br />

- Genuß von salzhaltigen Speisen<br />

- zu hohe Energiezufuhr (Adipositas)<br />

- Alkoholabusus<br />

- Nikotin<br />

Chemische o<strong>de</strong>r physikalische Agens<br />

- Nitrathaltige Speisen<br />

- Nitrosamine<br />

- Benzpyrene<br />

- Aflatoxin (Stoffwechselprodukt von Pilzen)<br />

- Arsen<br />

- Asbest<br />

- Anilinfarbstoffe<br />

- Benzol<br />

- Dieselabgase<br />

- Mineralöl<br />

- Formal<strong>de</strong>hyd<br />

- arsenfreie Pestizi<strong>de</strong><br />

- Anstreichfarben<br />

- Ruß<br />

- ionisieren<strong>de</strong> Strahlen<br />

- UV-Strahlen<br />

- radioaktive Substanzen<br />

- Elektromagnetische Fel<strong>de</strong>r z.B. in <strong>de</strong>r Nähe von<br />

Strommasten<br />

Potentieller Krebs<br />

Dickdarmkarzinom<br />

Prostata-Karzinom<br />

Alle Tumorarten<br />

Speiseröhrenkrebs<br />

Nasopharynxkarzinome<br />

Brustkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs<br />

Krebs <strong>de</strong>r oberen Atemwege, Kehlkopfkarzinom,<br />

Magen-, Dickdarmkarzinom<br />

Bronchialkarzinom, Zungengrundkarzinom,<br />

Kehlkopfkarzinom<br />

Dickdarmkarzinom, Magenkarzinom<br />

Magen-Darm-Karzinome<br />

Magen-Darm-Karzinome<br />

Magen-Darm-Karzinome, Leberkarzinom<br />

Lungenkrebs, Hautkrebs<br />

Mesotheliom, Lungenkarzinom<br />

Blasenkrebs<br />

Myeloische Leukämie<br />

Lungenkrebs<br />

Hautkrebs<br />

Nasopharynxkarzinom<br />

Lungenkrebs<br />

Lungenkrebs<br />

Hautkrebs<br />

Knochenmarkskrebs (Leukämien)<br />

übrige <strong>Tumore</strong>, Melanome<br />

Leukämien, Lymphome, Schilddrüsen-Karzinome<br />

Krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung bislang fraglich


Krebssnoxe<br />

- Mobiltelephone<br />

- Chromosomen<strong>de</strong>fekte,<br />

- Trisomie 21 (Morbus Down)<br />

- Mikrorganismen<br />

- Epstein-Barr-Virus<br />

- HIV-Virus<br />

- Helicobakter pylori<br />

- Papillomavirus<br />

- Schistosomen<br />

- Clamydien<br />

- Hepatitis B und Hepatitis C-Virus<br />

Ernährung<br />

?<br />

Ursachen<br />

für Krebs-<br />

Erkrankungen<br />

Psyche<br />

?<br />

Abb. 7: Ursachen für Krebs<br />

Chemische<br />

Noxen<br />

? ?<br />

Strahlen<br />

Potentieller Krebs<br />

Krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung fraglich<br />

Leukämien<br />

Naso-Pharynxkarzinome<br />

Hodgkin-Lymphome<br />

Non-Hodgkin-Lymphome<br />

Karposi-Sarkom<br />

evtl. Magenkarzinom<br />

Krebserkrankungen <strong>de</strong>r Genitalien<br />

Leberkarzinom<br />

Blasenkarzinom<br />

Zervixkarzinom<br />

Leberkarzinom<br />

Gene<br />

Erbfaktoren<br />

Umwelt-<br />

Faktoren<br />

Soziale<br />

Faktoren<br />

Viren


Tabelle 2: Merkmale gutartiger und bösartiger <strong>Tumore</strong><br />

gutartige/benigne Zellen Bösartige/maligne Zellen<br />

geregeltes Wachstum, Wachstums- und<br />

Vermehrungsgrenzen wer<strong>de</strong>n durch die Zelle<br />

geregelt<br />

Unkontrolliertes Wachstum, Grenzen wer<strong>de</strong>n nicht<br />

eingehalten<br />

kein zerstören<strong>de</strong>s Wachstum <strong>de</strong>struktives Wachstum<br />

keine Absiedlung von Tochtergeschwülsten<br />

(Metastasen)<br />

Neigung zur Bildung von Tochtergeschwülsten<br />

Keine Rezidivneigung Neigung zum Wie<strong>de</strong>rauftreten (= Rezidivneigung)<br />

Entstehung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong> aus reifen Zellen Tumorbildung aus unreifen, undifferenzierten Zellen<br />

Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Krebsentstehung und speziellen Charaktermerkmalen konnte jedoch nicht<br />

hinreichend bewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

- Erbfaktoren: Erbliche Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gene (Mutation ) o<strong>de</strong>r das erblich weitergegeben<strong>de</strong> Fehlen von<br />

steuern<strong>de</strong>n, krebszellzerstörend en Mechanismen, be<strong>de</strong>utet ein echtes Krebsrisiko. Inzwischen lassen<br />

sich für einige vererbbare <strong>Tumore</strong> die entsprechen<strong>de</strong>n Gene isolieren. Hieraus resultiert die Möglichkeit,<br />

für entsprechen<strong>de</strong> Menschen eine gewisse Krebserkrankungswahrscheinlichkeit vorauszusagen und<br />

damit die Entfernung <strong>de</strong>s gefähr<strong>de</strong>ten Organs im jeweiligen Erkrankungsalter zu postulieren. Bsp.<br />

Kolonkarzarzinom bei FAP (familiäre a<strong>de</strong>nomatöse Polyposis). Hier wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Betroffenen angeraten,<br />

bei entsprechen<strong>de</strong>r erblicher Disposition, <strong>de</strong>n gefähr<strong>de</strong>ten Kolonteil operativ, vor <strong>de</strong>m Auftreten <strong>de</strong>r<br />

Krebserkrankung zu entfernen.<br />

<strong>1.</strong>3. Merkmale gutartiger und bösartiger <strong>Tumore</strong><br />

Benigne und maligne Gewebe zeichnen sich durch unterschiedliche Charaktereigenschaften aus.<br />

Erläuterung zu Tabelle 2.<br />

<strong>1.</strong>3.<strong>1.</strong> Wachstums- und Vermehrungsgrenzen<br />

Gutartige <strong>Tumore</strong> wachsen normalerweise nur innerhalb ihrer eigenen Gewebe. Sie sind bevorzugt von<br />

einer Bin<strong>de</strong>gewebskapsel umgeben und lassen sich daher häufig schon rein makroskopisch von <strong>de</strong>n<br />

unebenen, höckrig aussehen<strong>de</strong>n, in an<strong>de</strong>re Gewebe hineinwachsen<strong>de</strong>n bösartigen <strong>Tumore</strong>n unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Die normalen Gesetzmäßigkeiten im Prozeß <strong>de</strong>r Zellerneuerung sind bei Malignomen außer Kontrolle<br />

geraten. Es kommt zu Störungen im Gleichgewicht zwischen Zellverlust/Zelluntergang und Zellerneuerung.<br />

Diese unkontrol-


Zelluntergang<br />

Zellneubildung<br />

Es besteht ein Gleichgewicht zwischen<br />

Zellverlust und Neubildung.<br />

Die Zellen entsprechen in Anzahl,<br />

Funktionen und Form <strong>de</strong>r Ursprungszelle,<br />

Wachstumsgrenzen wer<strong>de</strong>n eingehalten<br />

Abb. 8: Gleichgewicht zwischen Zelltod und Zellneubildung<br />

lierte Vermehrung <strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen Krebszellen führt zur Tumorbildung.<br />

<strong>1.</strong>3.2. Wachstums- und Vermehrungsform<br />

Zelluntergang<br />

Zellneubildung<br />

Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen<br />

Zellverlust und Neubildung.<br />

Die Zellen entsprechen nicht mehr<br />

hinsichtlich Anzahl, Funktion und Form <strong>de</strong>r<br />

Ursprungszelle, Wachstumsgrenzen wer<strong>de</strong>n<br />

nicht mehr eingehalten.<br />

Gutartige <strong>Tumore</strong> zerstören nicht die umgeben<strong>de</strong>n Strukturen, son<strong>de</strong>rn verdrängen sie eher. <strong>Maligne</strong><br />

Gewebe hingegen vernichten die Nachbarstrukturen . Sie nehmen Platz und Funktion <strong>de</strong>r sonst<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Gewebe ein. Bsp.: Bei Leukämien wer<strong>de</strong>n die gesun<strong>de</strong>n Blutkörperchen, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

weißen Blutkörperchen verdrängt und die Bildungsstellen im Knochenmark im Sinne <strong>de</strong>r Neubildung von<br />

malignen Leukozyten verän<strong>de</strong>rt.<br />

<strong>1.</strong>3.3. Bildung von Tochterzellen (Metastasen)<br />

Während gesun<strong>de</strong> Gewebe niem<strong>als</strong> zur Absiedlung von Tochterzellen neigen, sind maligne <strong>Tumore</strong><br />

beson<strong>de</strong>rs durch diese Eigenschaft charakterisiert.<br />

Malignomzellen vermögen über verschie<strong>de</strong>ne Wege <strong>de</strong>n ursprünglichen Geschwulstort zu verlassen, um<br />

sich an an<strong>de</strong>rer Stelle wie<strong>de</strong>r anzusie<strong>de</strong>ln.<br />

<strong>1.</strong>3.4. Rezidivneigung<br />

Gutartige <strong>Tumore</strong> treten nach vollständiger Entfernung nicht wie<strong>de</strong>r an gleicher Lokalisation auf. Bösartige<br />

<strong>Tumore</strong> hingegen neigen zum Wie<strong>de</strong>rauftreten.


Differenzierte<br />

Zelle<br />

Merkmale einer differenzierten Zelle<br />

Vorhan<strong>de</strong>ne Ähnlichkeit mit<br />

einer normalen Zelle<br />

Abb. 9: Differenzierung bei malignen und benignen Zellen<br />

<strong>1.</strong>3.5. Reifungsgrad <strong>de</strong>r Zellen/Zelldifferenzierung<br />

Fehlen von Merkmalen gesun<strong>de</strong>r<br />

Zellen, Verlust <strong>de</strong>r Ähnlichkeit mit<br />

einer normalen Zelle<br />

Undifferenzierte<br />

Tumorzelle<br />

Im Gegensatz zu gutartigen <strong>Tumore</strong>n, die immer aus reifen Zellen gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, lassen sich bei malignen<br />

<strong>Tumore</strong>n meistens unterschiedliche Reifegrad e nachweisen. Da erst die reifen Zellen die eigentlichen<br />

Charaktermerkmale dieser Gewebeart ausmachen, wer<strong>de</strong>n die unreifen Zellen <strong>als</strong> undifferenziert<br />

bezeichnet.<br />

Tumorzellen haben vielfach die Eigenschaften, sich zu einer reifen Stufe zu differenzieren, verloren (daher<br />

<strong>de</strong>r Versuch, durch unterschiedliche Stoffe, wie z. B. Retinolsäuren die Reifung <strong>de</strong>r unreifen Zellstufen zu<br />

provozieren und damit die Eigenschaften reifer = benigner Zellen zu erzielen).<br />

Je undifferenzierter eine Tumorzelle ist, <strong>de</strong>sto bösartiger und aggressiv er ist sie in ihrem Verhalten. Mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Indifferenz steigt bedingt durch die stark erhöhte Zellteilung die Ansprechrate auf eine<br />

Chemotherapie, aber auch die Rezidivgefahr.<br />

<strong>1.</strong>4. <strong>Tumore</strong>/Geschwülste<br />

Alle Verän<strong>de</strong>rungen, die mit einer Gewebevermehrung einhergehen, wer<strong>de</strong>n <strong>als</strong> <strong>Tumore</strong> bezeichnet. Je<br />

nach Zellart, <strong>Krankheit</strong>sverlauf, Behandlungsbedürftigkeit und Prognose, wird eine weitere Differenzierung<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Malignität vorgenommen.<br />

Tabelle 3 ver<strong>de</strong>utlicht dies.<br />

<strong>1.</strong>4.<strong>1.</strong> Wachstumseigenschaften maligner <strong>Tumore</strong><br />

Genau wie normale Zellen unterliegen Tumorzellen <strong>de</strong>m Zellteilungszyklus, wobei sie ungewöhnlich kurz in<br />

<strong>de</strong>r G1-Phase verbleiben. Tu-


Tabelle 3: Übersicht über <strong>Tumore</strong> unterschiedlichen Malignitätsgra<strong>de</strong>s<br />

Gutartige = benigne <strong>Tumore</strong> Semimaligne <strong>Tumore</strong>/<br />

Präcanzerosen<br />

Lipome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />

- Colitis ulcerosa<br />

Fettgewebes)<br />

Kolonkarzinom<br />

Fibrome (Bin<strong>de</strong>gewebs-<strong>Tumore</strong>) - familiäre Poliposis coli<br />

Kolonkarzinom<br />

Myome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>r Muskulatur) Blasenpapillomatose<br />

Blasenkarzinom<br />

A<strong>de</strong>nome (<strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />

Ostitis <strong>de</strong>formans Paget<br />

Drüsengewebes)<br />

Knochensarkom<br />

Bösartige = maligne <strong>Tumore</strong><br />

- Karzinome (maligne <strong>Tumore</strong><br />

epithelialer Herkunft)<br />

- Sarkome (maligne <strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>s<br />

Bin<strong>de</strong>- und Stützgewebes)<br />

- Lymphome (maligne <strong>Tumore</strong><br />

<strong>de</strong>s Lymphatischen Gewebes)<br />

- Leukosen (maligne <strong>Tumore</strong> <strong>de</strong>r<br />

blutbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Organe)<br />

- Liposarkome<br />

(Fettgewebstumore)<br />

- Myosarkome<br />

(Muskelzellsarkome)<br />

- Angiosarkome (Malignome <strong>de</strong>r<br />

Blutgefäße)<br />

morzellen weisen damit eine schnelleren Reduplikation auf und können sich nicht entsprechend<br />

ausdifferenzieren. Auch be<strong>de</strong>utet die fehlerhafte Verweildauer in <strong>de</strong>r G1-Phase oft Fehlen o<strong>de</strong>r Verzögerung<br />

<strong>de</strong>s vorprogrammierte n Zellto<strong>de</strong>s (Apoptose).<br />

Der Organismus verliert hier die Fähigkeit, selbst die "Mangelprodukte" zu erkennen und zu eliminieren.<br />

Trotz <strong>de</strong>r fehlerhaften Ausdifferenzierung zeigt auch Tumorgewebe jeweils eine Population ruhen<strong>de</strong>r, sich<br />

teilen<strong>de</strong>r und inaktiver Zellen, wenn auch die Aufteilung <strong>de</strong>r einzelnen Populationen durch die fehlen<strong>de</strong><br />

Regulation von Wachstumsfaktoren unkoordiniert ist.<br />

Im Prozeß <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>ntstehung vergehen von <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r ersten entarteten Zellen bis zum klinisch<br />

nachweisbaren Tumor, d. h. bis zum Ausbruch <strong>de</strong>r <strong>Krankheit</strong> häufig viele Jahre. Innerhalb dieses Prozessen<br />

laufen mehrere Phasen nacheinan<strong>de</strong>r ab.<br />

<strong>1.</strong> Phase - Induktionsphase = Zellentartungsphase<br />

Durch verschie<strong>de</strong>ne Karzinogene wird die Chromosomenstruktur innerhalb einer Zelle verän<strong>de</strong>rt.<br />

Normalerweise wird diese nun durch die körpereigenen Reparaturmechanismen (Reparaturgene, die die<br />

Induktion <strong>de</strong>r Apoptose einleiten o<strong>de</strong>r durch körpereigene Abwehrzellen) eliminiert.<br />

Bei Aussetzen dieser Mechanismen kann sich nach einem langen Zeitraum hier eine Tumorzelle entwickeln,<br />

die dann nicht mehr <strong>de</strong>n normalen Kontrollmechanismen im Prozeß <strong>de</strong>s Zellzyklus unterliegt.<br />

Merke<br />

Induktionsphase = Entartung einer gesun<strong>de</strong>n Zelle zur Krebszelle durch Mutation.<br />

2. Phase - In-situ-Phase<br />

Es haben sich bereits mehrere Krebszellen zu einer kleinen Kolonie, meist nur wenige Millimeter groß,<br />

ausgebil<strong>de</strong>t. Die entarteten Zellen zeigen noch ausschließlich flache Ausbreitung, haben kein eigenes<br />

Blutversorgungssystem (darum können sie sich nur sehr langsam vermehren) und sind ausschließlich auf<br />

langsam ablaufen <strong>de</strong> Diffusionsvorgänge im Rahmen <strong>de</strong>s Nährstofftransportes angewiesen.<br />

Diese Phase kann über viele Jahre andauern und wird vielfach <strong>als</strong> Präkanzerose bezeichnet.<br />

Die Chance in dieser Phase liegt in <strong>de</strong>r Entfernung solcher In-situ-Her<strong>de</strong> und damit in <strong>de</strong>r Prävention einer<br />

echten Tumorkrankheit.<br />

Merke<br />

In-Situ-Phase = Entstehung erster Krebszellkolonien. Keine eigene Versorgung vorhan<strong>de</strong>n, langsames<br />

Wachstum.


3. Phase - Invasionsphase<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Vergrößerung beginnt <strong>de</strong>r Tumor, durch <strong>de</strong>n selbst gebil<strong>de</strong>ten TAF =<br />

Tumorangiogenesefaktor nahegelegene Blutgefäße zur Aussprießung feiner Kapillaren anzuregen. Diese<br />

Kapillare versorgen bald <strong>de</strong>n noch kleinen Tumor direkt mit Blut. Nährstofftransport und Abtransport von<br />

Schlackenstoffen garantieren nun einen <strong>de</strong>utlich besseren Stoffwechsel im Tumorbereich, wodurch<br />

schnelleres Wachstum möglich wird.<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Größe wird durch die Tumorverdopplungszeit das Wachstum schneller.<br />

Bei <strong>de</strong>n einzelnen <strong>Tumore</strong>n ist die Tumorverdopplungszeit sehr unterschiedlich. Sie hängt u. a. von <strong>de</strong>r<br />

Stärke <strong>de</strong>r Wachstumsfraktion (= Anzahl <strong>de</strong>r sich teilen<strong>de</strong>n Zellen) ab.<br />

Schon kurz nach <strong>de</strong>r Vaskularisierung (Versorgung <strong>de</strong>s Tumors mit Blutgefäßen), beginnt <strong>de</strong>r Tumor sein<br />

invasives Wachstum. Es kommt zum Durchtritt durch die Basalmembran und schließlich zum Eindringen in<br />

Blutgefäße, an<strong>de</strong>re Gewebe o<strong>de</strong>r Lymphbahnen. Neben <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Wachstumsfraktion ist damit die<br />

Blutversorgung <strong>de</strong>r wichtigste beeinflussen<strong>de</strong> Faktor im Prozeß <strong>de</strong>r Tumorausbreitung.<br />

Auch beeinflussen jetzt bei einigen <strong>Tumore</strong>n bestimmte Hormone die Wachstumsfraktion in<strong>de</strong>m sie die<br />

malignen Zellen zur schnelleren Teilung anregen. Diese Tumorzellen besitzen spezielle Hormonrezeptoren<br />

(z. B. beim Mammakarzinom). Diese Kenntnis macht sich die antihormonelle Therapie später zunutze).<br />

Merke<br />

Invasionsphase = Phase <strong>de</strong>r Vaskularisierung, schnelleres Wachstum, invasives Wachstum, Einleitung <strong>de</strong>r<br />

Metastasierung.<br />

4. Phase - Metastasierungsphase<br />

Nach<strong>de</strong>m die ersten Zellen <strong>de</strong>n Durchtritt durch die Basalmembran und damit <strong>de</strong>n Eintritt in Blut- o<strong>de</strong>r<br />

Lymphgefäße erreicht haben, steht <strong>de</strong>r weiteren Ausbreitung nichts mehr im Wege. Das<br />

Metastasierungsverhalten <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen <strong>Tumore</strong> ist unterschiedlich. Das kleinzellige Bronchialkarzinom<br />

o<strong>de</strong>r das Mamma-Karzinom metastasieren bereits sehr früh, während das Cervixkarzinom erst spät<br />

Tochtergeschwülste aussetzt.<br />

Da sich jedoch Schätzungen zur Folge, bei etwa 50 % aller onkologischer Patienten bereits bei<br />

Diagnosestellung Mikrometastasen gebil<strong>de</strong>t haben, wird nach heutigen Gesichtspunkten häufig eine<br />

adjuvante Therapie nach operativer Entfernung <strong>de</strong>r Primärgeschwulst angestrebt, d. h. eine sich <strong>de</strong>r OP<br />

anschließen<strong>de</strong> Chemo- o<strong>de</strong>r Radiotherapie. Ziel dieser Kombination ist es, nicht erkennbare<br />

Mikrometastasen zu zerstören. Die Gefahr von Lokalrezidiven o<strong>de</strong>r Metastasen kann hierdurch reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n.


<strong>1.</strong> Phase<br />

2. Phase<br />

3. Phase<br />

4. Phase<br />

Abb. 10: Tumorwachstumsphasen<br />

Induktionsphase:<br />

In-situ-Phase:<br />

Invasionsphase:<br />

Entartung einer gesun<strong>de</strong>n<br />

Zelle durch Mutation<br />

Entstehung erster<br />

Krebszellkolonien<br />

Phase <strong>de</strong>r Gefäßversorgung<br />

Schnelles Wachstum<br />

Metastasierungsphase: Tumorvermehrung<br />

Merke<br />

Metastasen wer<strong>de</strong>n nach Einbruch in Lymph- o<strong>de</strong>r Blutgefäßbahnen o<strong>de</strong>r entlang seröser Häute abgesetzt.<br />

Das Metastasierungsverhalten <strong>de</strong>r einzelnen <strong>Tumore</strong> ist unterschiedlich.<br />

<strong>1.</strong>4.2. Metastasierungsmuster<br />

Je<strong>de</strong>r Tumor zeigt ein charakteristisches Metastasierungsmuster. Die Verbindung zu Blutgefäßen,<br />

Lymphbahnen o<strong>de</strong>r Kontakt zu serösen Häuten spielt dabei eine große Be<strong>de</strong>utung.<br />

<strong>1.</strong>4.2.1 Phasen <strong>de</strong>r Metastasierung<br />

<strong>1.</strong> Phase - Einbruch <strong>de</strong>s Tumors in Blutgefäße, Lymphbahnen o<strong>de</strong>r Körperhöhlen. Ehe ein Tumor<br />

Tochtergeschwülste absie<strong>de</strong>ln kann, muß er an einen Transportweg angeschlossen sein. Solange <strong>de</strong>r<br />

Tumor sich ohne Gefäßanschluß innerhalb einer Gewebeschicht befin<strong>de</strong>t, kann er sich hier nur lokal<br />

aus<strong>de</strong>hnen.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Tumorzelle die ersten Hür<strong>de</strong>n zur Metastasierung, d. h. <strong>de</strong>n Durchtritt durch Basalmembran<br />

und Endothelmembran <strong>de</strong>r Gefäßwand überstand en hat, sind noch weitere "Belastungsproben" zu<br />

überstehen, ehe sie sich ansie<strong>de</strong>ln kann.<br />

2. Phase - Ablösung einzelner Tumorzellen aus <strong>de</strong>m Gesamtverband, Weitertransport mit Blut, Lymphe<br />

o<strong>de</strong>r entlang einer serösen Haut o<strong>de</strong>r fortgeleitetes Wachstum.<br />

3. Phase - Bei Verschleppung <strong>de</strong>r Tumorzellen über Blutgefäße besteht die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Anheftung<br />

am Endothel einer Gefäßwand. Am häufigsten verfangen sich die abgesie-


<strong>de</strong>lten Krebszellen im nächsten Kapillarnetz (bei <strong>de</strong>n meisten Organen ist dies die Lunge, bei Organen <strong>de</strong>s<br />

Magen-Darm-Traktes ist es die Leber) und lösen daher dort am häufigsten Metastasen aus. Durch ihre<br />

Größe und die häufig bestehen<strong>de</strong> Verbindung mit Thrombozyten (damit sie sich nun besser an die<br />

Gefäßwand anlegen können und die von Thrombozyten gebil<strong>de</strong>ten Wachstumsfaktoren zum eigenen<br />

Überleben nutzen), verfangen sie sich im Kapillarnetz wie in einem Fischernetz.<br />

Doch nicht je<strong>de</strong>r Krebszelle gelingt es überhaupt weiterzuleben. Nur etwa je<strong>de</strong> 10 000ste Krebszelle vermag<br />

sich wegen fehlen<strong>de</strong>r Anhaftung an Rezeptoren an einer Gefäßwand anzulagern. Die übrigen sterben meist<br />

unter <strong>de</strong>n hohen Anfor<strong>de</strong>rungen im sich bewegen<strong>de</strong>n Blutstrom, durch Vernichtung durch Blutabwehrzellen<br />

o<strong>de</strong>r durch Nährstoffmangel ab.<br />

4. Phase - Sie beinhaltet, Manipulation <strong>de</strong>r Anhaftstelle und Mißbrauch <strong>de</strong>r dortigen Zellfunktion mit<br />

eigenem Nutzen. Nach<strong>de</strong>m sich die Tumorzelle angeheftet hat, muß es ihr nun gelingen, die dortigen Zellen<br />

zu manipulieren, ihren eigenen Zellauftrag auf diese zu übertragen und dort nach ureigenem<br />

Tumorzellmuster neue Zellen zu bil<strong>de</strong>n.<br />

<strong>1.</strong>4.2.2 Metastasierungswege<br />

Je nach Lokalisation <strong>de</strong>s Primärtumors und abhängig von <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Zellart, können Malignome<br />

auf unterschiedlichen Wegen Tochtergeschwülste absetzen.<br />

- Hämatogene Metastasierung (Absiedlung durch Gefäßanschluß)<br />

Schon kurze Zeit nach <strong>de</strong>r Vaskularisierung steht <strong>de</strong>n Tumorzellen dieser Weg offen. Auf hämatogenen<br />

Wegen können die abgesetzten malignen Zellen nahezu je<strong>de</strong> Lokalisation erreichen, wobei sie vielfach<br />

entwe<strong>de</strong>r im Kapillarstromgebiet <strong>de</strong>r näheren Umgebung abgefangen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r z. B. nach Einstrom in<br />

die Leber zu einer massiven Verteilung im gesamten Organismus führen.<br />

- Lymphogene Metastasierung (Absiedlung durch Anschluß an Lymphbahnen)<br />

Nach Infiltration in nahegelegene Lymphbahnen wer<strong>de</strong>n die eingeschleusten Tumorzellen weitertransportiert<br />

und unterliegen vielfach in <strong>de</strong>r nächsten Lymphknotenstation <strong>de</strong>m Abwehrsystem. Mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Tumorzellzahl erschöpfen sich dann die Abwehraktivitäten <strong>de</strong>r Lymphknoten, wodurch sich jetzt entartete<br />

Zellen ansie<strong>de</strong>ln und zu regelrechten Lymphknotenmetastasen führen können. Es folgt dann die<br />

Metastasierung über <strong>de</strong>n Lymphweg zur nächsten Lymphknotenstation o<strong>de</strong>r über Einschleusung per Duktus<br />

thoracikus in das hämatogene System in an<strong>de</strong>re Organe.<br />

- Metastasierung durch Implantation (in Körperhöhlen)<br />

Innerhalb von Körperhöhlen können sich an <strong>de</strong>r Gewebeoberfläche befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tumorzellen allein durch die<br />

Schwerkraft absetzen und an an<strong>de</strong>rer Stelle wie<strong>de</strong>r ansie<strong>de</strong>ln. So kann es innerhalb kurzer Zeit z. B. in <strong>de</strong>r<br />

Peritonelhöhle, im Pleuraspalt o<strong>de</strong>r im Spinalkanal zu einer massiven Metastasierung mit multiplen<br />

Metastasen kommen. - Bei Operationen z. B. können durch das Skalpell o<strong>de</strong>r durch die Handschuhe <strong>de</strong>s<br />

Chirurgen einzelne Tumorzellverbän<strong>de</strong> losgelöst und verschleppt wer<strong>de</strong>n.<br />

Metastasierungsmuster verschie<strong>de</strong>ner <strong>Tumore</strong><br />

Je<strong>de</strong>r Tumor hat seine ureigenen Metastasierungsmuster.


Metastasierung durch<br />

Implantation<br />

Abb. 11: Metastasierungswege<br />

Hämatogene Metastasierung<br />

Metastasierungswege<br />

Metastasierung entlang seröser Häute<br />

Tabelle 4 zeigt typische Tochtergeschwulstlokalisationen auf.<br />

Tabelle 4: Metastasierungsmuster unterschiedlicher <strong>Tumore</strong><br />

Lymphogene<br />

Metastasierung<br />

Primärtumor Häufige Metastasierungslokalisation<br />

Mamma-Karzinom - Knochen<br />

- Lunge<br />

- Gehirn<br />

- Niere<br />

- Leber<br />

Prostata-Karzinom - Knochen<br />

kleinzelliges Bronchial-Karzinom - Gehirn<br />

- Knochenmark<br />

- Leber<br />

- Nebenniere


follikuläres Schilddrüsen-Karzinom - Knochen<br />

- Lunge<br />

Morbus Hodgkin - Knochen<br />

- Pleura<br />

- Nieren<br />

- Magen<br />

- Darm<br />

- Haut<br />

- Lymphknoten<br />

<strong>Maligne</strong>s Melanom - Leber<br />

- Gehirn<br />

- Darm<br />

Magen-Karzinom - Leber<br />

- Lunge<br />

- Knochen<br />

- Gehirn<br />

Kolon-Karzinom - Leber<br />

- Lunge<br />

Ho<strong>de</strong>n-Karzinom - retroperitoneale Metastasen<br />

- Lunge<br />

- Leber<br />

- Lymphknoten<br />

<strong>1.</strong>5. <strong>Krankheit</strong>sstadien und Klassifikation<br />

Vor Beginn <strong>de</strong>r Behandlung, müssen Gewebeart und <strong>Krankheit</strong>sstadium festgelegt wer<strong>de</strong>n. Nicht immer<br />

gehören ausschließlich die direkten Tumorauswirkungen zur Festlegung <strong>de</strong>s <strong>Krankheit</strong>sstadiums. Beim<br />

Morbus Hodgkin z. B. wer<strong>de</strong>n indirekte Zeichen <strong>de</strong>r Erkrankung wie nächtliches Schwitzen,<br />

Gewichtsabnahme und Fieber <strong>als</strong> sogenannte B-Symptomatik zur Stadieneinteilung hinzugenommen. Dies<br />

ist von Be<strong>de</strong>utung, da die Prognose bei bestehen<strong>de</strong>r B-Symptomatik fast immer schlechter ist.<br />

Nach medizinischen Kriterien gibt es verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten zur Stadienteinteilung.<br />

Stadieneinteilung nach <strong>de</strong>m Allgemeinzustand<br />

Hierbei wird <strong>de</strong>r Allgemeinzustand bewertet und eine Eingruppierung vorgenommen:<br />

0 = keine Beschwer<strong>de</strong>n<br />

1 = ambulante ärztliche Betreuung notwendig, leichte Beschwer <strong>de</strong>n<br />

2 = mittelstarke Beschwer<strong>de</strong>n, Patient ist zeitweise bettlägerig<br />

3 = vollständige Bettlägerigkeit, starke Schmerzen<br />

4 = terminaler Zustand, sehr starke Beschwer<strong>de</strong>n


Diese Einteilung gibt keine genauen Auskünfte über das vorliegen<strong>de</strong> <strong>Krankheit</strong>sstadium. Hinzu kommt, daß<br />

die subjektive Bewertung <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Patienten keine objektive Stadieneinteilung zuläßt.<br />

Stadieneinteilung in drei Stufen<br />

In <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r Onkologie wur<strong>de</strong>n die meisten <strong>Tumore</strong> in folgen<strong>de</strong> Stadien eingeteilt:<br />

Stadium Definition<br />

Stadium 0 Carcinoma in Situ (Präinvasives Karzinom)<br />

Stadium I Frühe lokale Invasion, keine Metastasierung<br />

nachweisbar<br />

Stadium II Begrenzte lokale Tumorausbreitung mit<br />

geringfügigem regionalen Lymphknotenbefall<br />

Stadium III Ausge<strong>de</strong>hnter lokaler Tumorbefall mit stärkerem<br />

regionalen Lymphknotenbefall<br />

Stadium IV Stark ausge<strong>de</strong>hnter Tumorbefall (meist inoperabel)<br />

mit starkem Befall <strong>de</strong>r Lymphknoten o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s<br />

Tumorstadium mit Nachweis von Fernmetastasen<br />

Die Einteilungen für die jeweilige Tumorart wer<strong>de</strong>n durch die UICC (Union Internationale Contrele Cancer)<br />

immer wie<strong>de</strong>r in Zusammenarbeit mit Facharztvereinigungen überprüft und modifiziert.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Gynäkologie, wird die Stadieneinteilung für das Korpuskarzinom z. B. nach <strong>de</strong>n FIGO-<br />

Richtlinien vorgenommen, die sich an die eben gezeigte Stadieneinteilung anlehnt.<br />

FIGO-Stadieneinteilung für das Korpuskarzinom<br />

Stadium Definition<br />

Stadium 0 Präinvasives Karzinom<br />

Stadium I Karzinom auf das Corpus uteri beschränkt<br />

Stadium Ia Uteruskavum < 8 cm o<strong>de</strong>r weniger in <strong>de</strong>r Länge<br />

Stadium Ib Uteruskavum > 8 cm in <strong>de</strong>r Länge<br />

Stadium II Karzinom befällt Gebärmutterh<strong>als</strong>, breitet sich aber<br />

nicht über <strong>de</strong>n Uterus aus<br />

Stadium III Karzinom breitet sich außerhalb <strong>de</strong>s Uterus aus,<br />

befällt Vagina, bleibt aber auf die eigentlichen<br />

Genitalorgane begrenzt<br />

Stadium IV Karzinom befällt die Schleimhaut <strong>de</strong>r Harnblase o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Rektums<br />

Stadium IVa und/o<strong>de</strong>r breitet sich über das kleine Becken hinaus<br />

aus<br />

Stadium IVb Fernmetastasen<br />

Stadieneinteilung nach <strong>de</strong>r TNM-Klassifikation<br />

Um noch genauere Aussagen über Tumorausbreitung, Lymphknoten- und Metastasenstatus geben zu<br />

können, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangen Jahren für viele Tumorarten die sogenannte TNM-Klassifikation erarbeitet.<br />

Die TNM-Klassifikation war auch die Bedingung für <strong>de</strong>n internationalen Vergleich z. B. <strong>de</strong>r Tumorinzi<strong>de</strong>nz<br />

o<strong>de</strong>r auch von Behandlungserfolgen bei unterschiedlich en Therapiestrategien.<br />

Die TNM-Einteilung basiert auf drei Hauptsäulen und benennt Ausbreitung von Tumormassen im<br />

Primärtumor, in Lymphknoten und weiteren Metastasenlokalisationen.


TNM-Stadieneinteilungen<br />

- T = Primärtumor. Hochgestellte Zahlen T 1 , T 2 , T 3 geben Größe und Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Tumors an<br />

- N = Noduli/Lymphknoten. Lokalisation befallener Lymphknoten<br />

- M = Metastasen. Feststellung über Lokalisation von Tochtergeschwulstabsiedlungen<br />

TNM-Einteilung am Beispiel <strong>de</strong>s Mamma-Karzinoms<br />

Stadium<br />

T = Primärtumor<br />

Definition<br />

T is Präinvasives Karzinom<br />

T 0<br />

Kein klinisch nachweisbarer Tumor in <strong>de</strong>r Brust<br />

T 1<br />

Tumor 0,2 cm o<strong>de</strong>r weniger in <strong>de</strong>r größten Aus<strong>de</strong>hnung<br />

1 a<br />

T 0,5 cm o<strong>de</strong>r weniger in größter Aus<strong>de</strong>hnung<br />

1 b<br />

T<br />

1 c<br />

T<br />

mehr <strong>als</strong> 0,5 cm, nicht mehr <strong>als</strong> 1 cm<br />

mehr <strong>als</strong> 1 cm, nicht mehr <strong>als</strong> 2 cm<br />

T 2<br />

Tumor, <strong>de</strong>ssen Durchmesser mehr <strong>als</strong> 2 cm, aber weniger <strong>als</strong> 5 cm beträgt<br />

T 3<br />

T<br />

Tumor, <strong>de</strong>ssen Durchmesser mehr <strong>als</strong> 5 cm beträgt<br />

4<br />

Tumor je<strong>de</strong>r Größe mit direkter Ausbreitung auf die Thoraxwand o<strong>de</strong>r die Haut<br />

4 a<br />

T mit Aus<strong>de</strong>hnung in die Brustwand<br />

4 b<br />

T mit Ö<strong>de</strong>men, Ulzerationen <strong>de</strong>r Haut o<strong>de</strong>r Satellitenmetastasen/Kriterien 4a und 4b<br />

4 c<br />

T<br />

N = regionäre<br />

Lymphknoten<br />

N 0<br />

N 1<br />

N 2<br />

N 3<br />

M = Fernmetastasen<br />

M 0<br />

M 1<br />

gemeinsam<br />

entzündliches Karzinom<br />

Keine regionären Lymphknotenmetastasen vorhan<strong>de</strong>n<br />

Tastbare, bewegliche Lymphknotenmetastasen in <strong>de</strong>r gleichseitigen Achselhöhle<br />

Wie N 1 , aber an an<strong>de</strong>re Strukturen o<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r fixiert<br />

Gleichseitige Lymphknotenmetastasen entlang <strong>de</strong>r Arteria mammaria interna<br />

Keine Fernmetastasen<br />

Fernmetastasen vorhan<strong>de</strong>n<br />

Diese Einteilung hat sich bis heute bewährt. Bedingt durch eine international gültige Stadieneinteilung<br />

können auch standardisierte Therapieschemata erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Studien zur Erfolgskontrolle und zum<br />

Vergleich sind dadurch möglich. Die TNM-Klassfikation ist auf Lymphome und Leukämien nicht anwendbar,<br />

da sich hierbei nicht zwischen Primärtumorbefall und Metastasen unterschei<strong>de</strong>n läßt. Zur Einstufung <strong>de</strong>r<br />

Lymphome wird die Ann-Arber-Klassifikation bevorzugt, die die anatomische Ausbreitung <strong>de</strong>s Tumors mit<br />

Zahlen von I-IV bewertet und Fehlen o<strong>de</strong>r Auftreten bestimmt er Symptome wie Nachschweiß, Fieber o<strong>de</strong>r<br />

Gewichtsverlust mit <strong>de</strong>r Zusatzangabe A o<strong>de</strong>r B vervollständigt. Eine auftreten<strong>de</strong> B-Symptomatik<br />

verschlechtert die Prognose vielfach.


Ann-Arber-Stadieneinteilung bei Morbus Hodgkin<br />

Stadium Definition<br />

Stadium I Befall einer einzelnen Lymphknotenregion (I) o<strong>de</strong>r eines einzelnen<br />

extralymphatischen Organs<br />

Stadium II Befall von 2 o<strong>de</strong>r mehreren Lymphknotenregionen auf <strong>de</strong>r gleichen Seite <strong>de</strong>s<br />

Zwerchfells (II) o<strong>de</strong>r lokalisierter Befall eines extralymphatischen Organs sowie<br />

einer o<strong>de</strong>r mehrerer Lymphknotenregionen auf <strong>de</strong>r gleichen Seite <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

(IIE) Befall einer Lymphknotenregion auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

Stadium III (III) o<strong>de</strong>r von einem lokaliserten Befall eines extralymphatischen Organs<br />

(IIIE) o<strong>de</strong>r vom Befall <strong>de</strong>r Milz (III S) o<strong>de</strong>r vom Befall <strong>de</strong>r Milz und<br />

extralymphatischer Organe (III SE) begleitet<br />

Stadium IV Diffuser o<strong>de</strong>r disseminierter Befall eines o<strong>de</strong>r mehrerer extralymphatischer Organe<br />

mit o<strong>de</strong>r ohne Lymphknotenbefall<br />

A-Symptomatik Ohne Begleitsymptomatik<br />

B-Symptomatk Mit Begleitsymptomen: Fieber, Schwitzen, Gewichtsverlust > 10 % <strong>de</strong>s<br />

Körpergewichtes in 6 Monaten<br />

Einteilung nach Gewebetyp<br />

Hier wird <strong>de</strong>r Gewebetyp nach histologischen Gesichtspunkten differenziert, um die Ansprechbarkeit auf<br />

bestimmte Behandlungsmetho<strong>de</strong>n, typische Metastasierungsmuster und Verhaltensweisen <strong>de</strong>s Tumors<br />

feststellen zu können<br />

Einteilung nach <strong>de</strong>m Malignitätsgrad (Grading)<br />

Um Therapieplanung und Prognose festlegen zu können, wird vielfach auch die Einteilung nach <strong>de</strong>m<br />

Malignitätsgrad festgestellt. Neben <strong>de</strong>m Differenzierungsgrad gibt die dreiteilige Skala auch<br />

Wachstumsgeschwindigkeit (Anzahl <strong>de</strong>r Mitosen) sowie Aussehen von Zellkernen und Gesamtzelle an.<br />

Gra<strong>de</strong>inteilung Differenzierung<br />

Grad I: gut differenziert<br />

Grad II: mäßig gut differenziert<br />

Grad III: schlecht differenziert<br />

Um ein möglichst genaues Bild zum bestehen<strong>de</strong>n <strong>Krankheit</strong>sstadium, zur Planung <strong>de</strong>r<br />

Behandlungsmetho<strong>de</strong> und Prognose darstellen zu können, wer<strong>de</strong>n vielfach verschie<strong>de</strong>ne<br />

Einteilungssysteme kombiniert.<br />

<strong>1.</strong>6. Spezifische und unspezifische Symptome einer <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />

Symptome, die im Rahmen einer malignen Erkrankung auftreten, sind niem<strong>als</strong> Früh-, son<strong>de</strong>rn immer<br />

Spätsymptome, d. h. <strong>de</strong>r Tumor hat bereits ein bestimmtes Ausmaß erreicht und <strong>de</strong>r Körper reagiert.


Abb. 12: Warnsignale einer <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />

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Warnsignale bei Krebs<br />

Unklare Gewichtsabnahme<br />

Blutbeimengungen in Urin, Stuhl, Sputum,<br />

Vagin<strong>als</strong>ekret ( außerhalb <strong>de</strong>r Menstruation )<br />

Unregelmäßige Blutungen, blutiger, fleischfarbener<br />

Ausfluß<br />

Durchfall, Verstopfung, kleine Blutbeimengungen<br />

im Stuhl<br />

Blutiger Urin, sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>r, langandauern<strong>de</strong>r<br />

Blasenkatarrh, häufiger Harndrang<br />

Blutiger Schleim, häufiger Stuhldrang<br />

Länger <strong>als</strong> 4 Wochen andauern<strong>de</strong>r Husten o<strong>de</strong>r bei<br />

Rauchern, Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Hustenverhaltens<br />

Heiserkeit, Schluckbeschwer<strong>de</strong>n, Fremdkörpergefühl<br />

Tastbare Knoten im Bereich von Ho<strong>de</strong>n, Brust o<strong>de</strong>r<br />

Lymphknoten<br />

Sich plötzlich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Muttermale o<strong>de</strong>r Warzen<br />

Auftreten<strong>de</strong> Abneigung gegen bestimmte Speisen<br />

Leistungsknick, Müdigkeit<br />

Weißliche Verfärbung und Verdickung <strong>de</strong>r Schleimhaut<br />

Ausfluß aus <strong>de</strong>r Brustwarze<br />

Abhängig von Lokalisation, Größe und Art <strong>de</strong>s Tumors können folgen<strong>de</strong> Erscheinungen auftreten:<br />

- Dauerhusten o<strong>de</strong>r -heiserkeit, länger <strong>als</strong> 4 Wochen auftretend<br />

- Blutbeimengungen in Sputum, Urin, Stuhl<br />

- unregelmäßige Menstruationsblutungen, fleischfarbener Ausfluß,<br />

- Blutungen nach <strong>de</strong>m Geschlechtsverkehr, Blutungen nach <strong>de</strong>n Wechseljahren<br />

- Schmerzen beim Wasserlassen, nicht <strong>de</strong>utbare Kreuzschmerzen über einen längeren Zeitraum<br />

- länger anhalten<strong>de</strong> Magen-Darm-Beschwer<strong>de</strong>n, Schluckbeschwer<strong>de</strong>n,<br />

- blutiges Erbrechen, anhalten<strong>de</strong> Übelkeit<br />

- nicht o<strong>de</strong>r schlecht heilen<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong>n<br />

- Muttermale, Warzen o<strong>de</strong>r sonstige Hautverän<strong>de</strong>rungen, die plötzlich nässen, jucken, bluten, sich<br />

vergrößern o<strong>de</strong>r sich sonstwie verän<strong>de</strong>rn<br />

- Stuhlunregelmäßigkeiten wie z. B. paradoxe Diarrhoe<br />

Als mögliches Zeichen einer bösartigen Erkrankung kann es zu folgen<strong>de</strong>n eher indirekten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

kommen:<br />

- unklare Gewichtsabnahme von mehreren Kg Körpergewicht, ohne Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Eßverhaltens in 3<br />

Monaten<br />

- Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Wi<strong>de</strong>rwillen gegen bestimmte Speisen (insbeson<strong>de</strong>re gegen Fleisch und<br />

Wurstwaren)<br />

- Allgemeine Leistungsmin<strong>de</strong>rung, Schwächegefühl<br />

- Temperaturerhöhung (subfebrile Temperaturen)<br />

- Schwitzen, insbeson<strong>de</strong>re nachts<br />

- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Haut und Schleimhaut; bedingt durch eine Knochenmarks<strong>de</strong>pression kann es zu<br />

Blutungen, Entzündungen o<strong>de</strong>r Zeichen einer Anämie kommen


- Schmerzen durch Nervenkompression o<strong>de</strong>r durch Infiltration (Einwachsen) in an<strong>de</strong>re Gewebe und durch<br />

Druck auf diese<br />

Spezielle Tumorauswirkungen fin<strong>de</strong>n sich auch im Rahmen <strong>de</strong>r Paraneoplasien (durch direkte o<strong>de</strong>r indirekte<br />

Tumorauswirkung entstehen<strong>de</strong> Erscheinungen fern vom Tumor).<br />

Alle genannten Zeichen können aber auch Hinweise auf an<strong>de</strong>re Erkrankungen geben, so daß in je<strong>de</strong>m Fall<br />

eine genaue Diagnostik zur Klärung erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Krankenbeobachtung solche Symptome festgestellt, sollte <strong>de</strong>r Kranke nicht durch<br />

überflüssige Vermutungen verunsichert, son<strong>de</strong>rn sachlich zur Arztkonsultation bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei alten Menschen können <strong>de</strong>rartige Anzeichen auch durch <strong>de</strong>generative Verän<strong>de</strong>rungen auftreten, doch<br />

auch hier ist eine differenzierte Abklärung notwendig.<br />

Ebenso können im Alter o<strong>de</strong>r bei Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) Symptome verfälscht o<strong>de</strong>r<br />

verschleiert sein.<br />

<strong>1.</strong>7. Präkanzerosen<br />

Unter Präkanzerosen versteht man Zustän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen, die gehäuft zu malignen <strong>Tumore</strong>n<br />

prädisponieren. Häufig tritt <strong>de</strong>r Tumor dabei erst Jahre o<strong>de</strong>r Jahrzehnte nach Auftreten <strong>de</strong>r<br />

präkanzerotischen Verän<strong>de</strong>rungen auf.<br />

Als Präkanzerosen gelten:<br />

- Chronische Reizzustän<strong>de</strong>, Entzündungen, Narben<br />

- Benigne tumoröse Erkrankungen <strong>als</strong> Vorstufe zu Malignomen<br />

Tabelle 5 zeigt Präkanzerosen mit <strong>de</strong>n jeweiligen Malignomtypen.<br />

In <strong>de</strong>r heutigen Zeit be<strong>de</strong>utet das Wissen um Präkanzerosen die Chance, einerseits durch frühzeitige und<br />

engmaschige Kontrollen einen malignen Befund möglichst frühzeitig zu erkennen, an<strong>de</strong>rseits durch<br />

Beseitigung <strong>de</strong>s präkanzerotischen Zustan<strong>de</strong>s die Entartung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

<strong>1.</strong>8. Häufige <strong>Tumore</strong>rkrankungen<br />

In <strong>de</strong>n unterschiedlichen Län<strong>de</strong>rn lassen sich verschie<strong>de</strong>ne Häufungen von <strong>Tumore</strong>rkrankungen erkennen.<br />

Dies hängt mit <strong>de</strong>m Vorhan<strong>de</strong>nsein spezifischer Risikofaktoren (z. B. Ernährung, Umwelt, Lebensweise,<br />

hygienische Standards) sowie mit <strong>de</strong>r erblichen Disposition in <strong>de</strong>r jeweiligen Region zusammen.<br />

Nachfolgend sollen nur kurz die in Westeuropa am häufigsten vorkommen<strong>de</strong>n <strong>Tumore</strong>rkrankungen<br />

aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.


Tabelle 5: Präkanzerosendisponieren<strong>de</strong> <strong>Tumore</strong>n<br />

Präkanzerose<br />

<strong>1.</strong> Chronische Reizzustän<strong>de</strong><br />

Malignom<br />

- Colitits ulzerosa, Morbus Crohn A<strong>de</strong>nokarzinom <strong>de</strong>s Darms<br />

- Cholelithiasis Gallenblasenkarzinom<br />

- Zustand nach Tuberkulose Bronchialkarzinom<br />

- Hauttuberkulose (Lupus vulgaris) Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Haut<br />

- Magenresektion nach Billroth-II-OP Magenkarzinom<br />

- atrophische Gastritis, gekoppelt mit perniziöser<br />

Anämie<br />

Magenkarzinom<br />

- Bilharziose (Pärchenegelbefall <strong>de</strong>r Blase) Blasenkarzinom<br />

- Chronische Osteomyelitis mit Fistelbildungen Fistelkarzinom Plattenepithelkarzinom<br />

- Xero<strong>de</strong>rma pigmentosum (genetisch bedingte<br />

Störung im Reparationsmechanismus <strong>de</strong>s Erbguts<br />

<strong>de</strong>r Hautzellen)<br />

Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Haut<br />

2. benigne tumoröse Erkrankungen Malignom<br />

- Dickdarmpolypen (insbeson<strong>de</strong>re, wenn die Polypen<br />

2 cm Durchmesser überschreiten und rezidivierend<br />

auftreten)<br />

A<strong>de</strong>nokarzinom <strong>de</strong>s Kolons<br />

- Polyposis coli (vererbbare Dickdarmerkrankung mit<br />

Ausbildung hun<strong>de</strong>rter Polypen im gesamten Kolon)<br />

Kolonkarzinom<br />

- Ostitis <strong>de</strong>formans Paget Knochensarkom<br />

- Kryptochismus Ho<strong>de</strong>nkarzinom<br />

- proliferieren<strong>de</strong> Mastopathie Mammakarzinom<br />

- Blasenpapillomatose Blasenkarzinom<br />

- adulte Kehlkopfpapillomatose Kehlkopfkarzinom<br />

- Dermatomyositis Hautkarzinom<br />

- Neurofibromatose Neurofibrosarkom


<strong>1.</strong>8.<strong>1.</strong> Kolorektale Karzinome<br />

Tumorgruppe Tumorart / Kolorektale<br />

Karzinome<br />

Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

nach Brustkrebs bei Frauen und Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität / - Resektion <strong>de</strong>s betroffenen<br />

Lungenkrebs bei Männern, Staging<br />

Darmabschnittes mit Lymphdrüsen<br />

häufigste To<strong>de</strong>sursache Inzi<strong>de</strong>nz<br />

unter kurativer Absicht- wenn<br />

zunehmend<br />

möglich<br />

- Palliativ zur Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />

<strong>de</strong>r Darmpassage<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Alter über 45 fast immer A<strong>de</strong>nokarzinome Wegen <strong>de</strong>r geringen<br />

- chronische Darmentzündungen<br />

Strahlensensibilität und <strong>de</strong>n<br />

wie Colitis ulzerose, Morbus<br />

umgeben<strong>de</strong>n, empfindlichen<br />

Crohn,<br />

Organen <strong>de</strong>s kleinen Beckens,<br />

- Polyposis Coli<br />

kommt eine Strahlentherapie eher<br />

- faserarme, fettreiche Kost<br />

- Übergewicht<br />

- erbliche Disposition<br />

selten in Frage.<br />

Symptome Tumorklassifikation/Stadieneint<br />

eilung<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stuhlsäule Stadiengruppierung zeigt eher geringe Wirksamkeit.<br />

- paradoxe Diarrhoe<br />

- Blut im Stuhl<br />

- Anämie<br />

- Tumorwarnsignale<br />

Stadieneinteilung nach Dukes<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

rectale Palpation/Rektoskopie<br />

bei distalen Rektumkarzinomen<br />

Koloskopie mit Biopsie<br />

wird unter palliativer Absicht evtl.<br />

eine kryochirurgische Therapie<br />

durchgeführt<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

entzündliche Darmerkrankungen - Verengung <strong>de</strong>r Darmpassage bis Heilungschance 20-90 %,<br />

zum Ileus<br />

abhängig von Ausbreitung,<br />

- Blutung<br />

Differenzierungsgrad <strong>de</strong>r Zellen<br />

- Verjauchung durch Tumorzerfall und Fähigkeit <strong>de</strong>s Operateurs


<strong>1.</strong> 8.2. Magenkarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Magenkarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Männer doppelt so häufig betroffen Diagnosesicherung<br />

- Totale Gastrektomie mit<br />

wie Frauen Erkrankungsinzi<strong>de</strong>nz Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität Entfernung <strong>de</strong>r lokalen<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren abnehmend, Ausschluß von Fernmetastasen Lymphknoten und großem Netz<br />

wahrscheinlich aufgrund<br />

- Kurative OP meist nicht möglich<br />

verbesserter<br />

- Palliative Operation zur Stillung<br />

Ernährungsgewohnheiten<br />

von Blutungen o<strong>de</strong>r zur Einlage<br />

einer stenoseüberbrücken<strong>de</strong>n<br />

Endoprothese<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Ernährungsverhalten (reichlich 95 % A<strong>de</strong>nokarzinome eher <strong>als</strong> Palliativmaßnahme bei<br />

gepökelte, gesalzene, geräucherte<br />

Fernmetastasen möglich, da <strong>de</strong>r<br />

Nahrung)<br />

Primärtumor nur sehr gering<br />

strahlensensibel ist<br />

- Nitratreiche Nahrung<br />

- Rauchen - chronische Gastritis<br />

- Infektionen mir Helikobacter<br />

pylori<br />

- erbliche Faktoren<br />

- Blutgruppe A<br />

5 % Sarkome o<strong>de</strong>r maligne Non-<br />

Hodgkin-Lymphome<br />

Symptome Tumorklassifikation/<br />

Stadieneinteilung / TNM-<br />

Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- Gewichtsabnahme<br />

- Appetitlosigkeit<br />

- Völlegefühl<br />

- Druckschmerz im Oberbauch<br />

Remissionsraten von 20-40 %, bei<br />

Vorliegen von<br />

Lymphknotenmetastasen bei ca.<br />

20 %.<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Gastroskopie mit Biopsie frühzeitiger Lymphknotenbefall<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Ulkus ventrikuli Magenblutungen<br />

Passagebehin<strong>de</strong>rung im Magen,<br />

dadurch Unfähigkeit zu essen<br />

Prognose<br />

Bei Radikaloperation - ohne<br />

Lymphknotenmetastasen ca. 50 %<br />

- mit Lymphknotenmetastasen -<br />

ca. 20 % Heilung


<strong>1.</strong>8.3. Mammakarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Mammakarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

häufigste Krebserkrankung <strong>de</strong>r Ausschluß gutartiger Mamma- Chirurgische Maßnahmen<br />

Frau ab <strong>de</strong>m 65. Lebensjahr Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Operative Entfernung <strong>de</strong>s<br />

ansteigen<strong>de</strong> Inzi<strong>de</strong>nz<br />

Primärtumors mit<br />

Sicherheitsabstand und<br />

Entfernung positiver axillärer<br />

Lymphknoten<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Alter,<br />

Nichtinvasive Karzinome (ca. 10 mit kurativer Zielsetzung nach<br />

- Erbliche Disposition<br />

%) z.B. intraduktales o<strong>de</strong>r Mastektomie, zur Behandlung von<br />

- evtl. Hormone,<br />

lobuläres Karzinom<br />

Skelettmetastasen o<strong>de</strong>r zur<br />

- Ernährung<br />

Invasive Karzinome (ca. 50 %) Behandlung von Hirnmetastasen,<br />

- Kin<strong>de</strong>rlosigkeit, hohes Alter bei Invasives duktales Karzinom nach brusterhalten<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r ersten Geburt,<br />

chirurgischer Therapie im Bereich<br />

- Adipositas,<br />

- Alkohol<br />

- Menopause ab <strong>de</strong>m 52. L.J.<br />

<strong>de</strong>s Lymphabflusses<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- knotige Verän<strong>de</strong>rung<br />

eine adjuvante Chemotherapie<br />

- Größenverän<strong>de</strong>rung<br />

o<strong>de</strong>r Hormonbehandlung vermag<br />

- Flüssigkeitsabson<strong>de</strong>rung aus nur<br />

einer Brust<br />

- Einziehungen<br />

- Seitendifferenzen<br />

die rezidivfreie Zeit zu verlängern<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

- Selbstuntersuchung <strong>de</strong>r Frau<br />

Hormonbehandlung bei<br />

- Tastuntersuchung durch <strong>de</strong>n Arzt<br />

Vorhan<strong>de</strong>nsein von<br />

- Mammografie<br />

- Punktionszytologie<br />

- Ultraschall<br />

- Thorax-Röntgen,<br />

Skelettszintigrafie, Oberbauch-<br />

Sonografie<br />

Hormonrezeptoren<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

Mastitis Knochenmetastasen treten 10-Jahres-Überlebensrate: ohne<br />

frühzeitig auf.<br />

Lymphknotenbefall 75 % bei<br />

Befall von 1-3 Lymphknoten: 25-65<br />

% bei Befall von mehr <strong>als</strong> 3<br />

Lymphknoten: 15-30 %


<strong>1.</strong>8.4. Zervixkarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Zervixkarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

häufigstes Genitalkarzinom bei <strong>de</strong>r Ausschluß an<strong>de</strong>rer Ursachen Bis Stadium IIb Radikaloperation<br />

Frau Altersgipfel für invasive<br />

Karzinome zwischen <strong>de</strong>m 40. und<br />

60. Lebensjahr<br />

nach Wertheim-Meighs<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Anzahl <strong>de</strong>r Sexualpartner 90-95 % Plattenepithelkarzinome bei primärer Inoperabilität und<br />

- früher Geschlechtsverkehr in <strong>de</strong>r unterschiedlicher Differenzierung Lokalrezidiv, Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Jugend<br />

5-10 % A<strong>de</strong>nokarzinome<br />

Erfolge durch Kombination von<br />

- Papillomaviren<br />

- Rauchen<br />

Chemo- und Strahlentherapie<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- keine Frühsysmptome vorhan<strong>de</strong>n präoperativ zur<br />

Tumorverkleinerung<br />

- blutiger vaginaler Ausfluß Adjuvant zur Senkung <strong>de</strong>s<br />

Rezidivrisikos<br />

- fleischfarbener Ausfluß nach <strong>de</strong>r<br />

Menopause<br />

- postkoitale Blutungen<br />

- atypische Genitalblutungen<br />

Palliativ bei Fernmetastasen<br />

Diagnostik<br />

Gynäkologische Untersuchung mit<br />

Inspektion <strong>de</strong>r Portio und<br />

zytologischem Abstrich<br />

Hinweise Weitere Verfahren<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

entzündliche Ursachen Miktions- und<br />

nach kompletter Entfernung <strong>de</strong>r<br />

Defäkationsbeschwer<strong>de</strong>n in Tumormassen 60-100 %<br />

fortgeschritteneren Stadien Heilungschance


<strong>1.</strong>8.5. Korpuskarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Korpuskarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Inzi<strong>de</strong>nz steigt im höheren Alter an Beurteilung von Tumorausbreitung mit kurativer Absicht Operation<br />

Der Erkrankungsgipfel liegt und Operabilität Ausschluß bzw. und Strahlentherapie bei<br />

jenseits <strong>de</strong>s 60. Lebensjahres 80 Sicherung von Fernmetastasen vorliegen<strong>de</strong>n Fernmetastasen<br />

% aller Erkrankungen treten nach<br />

(Stadium IV b) zusätzlich zur<br />

<strong>de</strong>r Menopause auf<br />

Strahlentherapie Hormongabe<br />

o<strong>de</strong>r Chemotherapie (dann mit<br />

palliativem Ziel)<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Alter über 60 Jahre<br />

70 % A<strong>de</strong>nokarzinome mit eine alleinige Radiatio zeigt nicht<br />

- frühe erste Perio<strong>de</strong><br />

unterschiedlicher Differenzierung die Erfolge <strong>de</strong>r Operation<br />

- späte Menopause<br />

- Adipositas, häufig kombiniert mit<br />

Diabetes und Hypertonie<br />

- Familiär, erbliche Disposition<br />

- Kin<strong>de</strong>rlosigkeit<br />

(G 1-G 3)<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation und FIGO-<br />

Richtlinien<br />

Chemotherapie<br />

- postmenopausale Blutungen<br />

- in Spätstadien:<br />

Unterbauchschmerzen, eitriger,<br />

riechen<strong>de</strong>r Ausfluß<br />

- palpierbarer Tumor<br />

- Blutungen aus Rektum o<strong>de</strong>r<br />

Blase durch Fistelbildung<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei Fernmetastasen<br />

wird eine Chemotherapie<br />

durchgeführt<br />

Diagnostik<br />

Fraktionierte Abrasio<br />

Hysteroskopie (endoskopische<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Gebärmutter)<br />

Hinweise Weitere Verfahren<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

Gesamte 5-Jahres-"berlebenszeit -<br />

65%<br />

Stadium I - 70-90%<br />

Stadium II - 50%<br />

Stadium III - 30%<br />

Stadium IV - 10%


<strong>1.</strong>8.6. Ovarialkarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Ovarialkarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Steigen<strong>de</strong> Inzi<strong>de</strong>nz ab <strong>de</strong>m 40. Ausschluß nichtgynäkologischer Entfernung möglichst <strong>de</strong>r<br />

Lebensjahr<br />

Erkrankungen<br />

gesamten Tumormasse<br />

Feststellung <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s (Debulking) durch Entfernung<br />

Tumorbefalls<br />

bei<strong>de</strong>r Eierstöcke, <strong>de</strong>r<br />

Gebärmutter, <strong>de</strong>s großen Netzes<br />

und ggf. <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n<br />

Lymphknoten<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- familiäre Disposition Karzinome (Überwiegen<strong>de</strong>r Teil) <strong>als</strong> perkutane Radiotherapie o<strong>de</strong>r<br />

maligne Keimzelltumoren<br />

<strong>als</strong> Applikation von Radionukli<strong>de</strong>n<br />

muzinöse <strong>Tumore</strong><br />

in <strong>de</strong>n Bauchraum möglich<br />

- keine o<strong>de</strong>r nur wenige<br />

undifferenzierte Malignome<br />

Schwangerschaften<br />

- Adipositas mit hohem Fettverzehr<br />

- Brustkrebs o<strong>de</strong>r<br />

Gebärmutterkrebs in <strong>de</strong>r<br />

Anamnese<br />

Sarkome (sehr selten)<br />

Metastasen an<strong>de</strong>rer Primärtumore<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- keine Frühsymptome vorhan<strong>de</strong>n<br />

- Spätsymptome: Zunahme <strong>de</strong>s<br />

Leibesumfangs bei stagnieren<strong>de</strong>m<br />

o<strong>de</strong>r sinken<strong>de</strong>m Körpergewicht<br />

Chemotherapeutika zeigen gute<br />

Wirksamkeit<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Gynäkologische Palpation<br />

Sonografie intravaginal, Abdomen<br />

und Beckenorgane<br />

Da in 6-10 % <strong>de</strong>r Fälle <strong>de</strong>r maligne<br />

Ovarialbefund Metastasengewebe<br />

an<strong>de</strong>rer Primärtumore darstellt,<br />

bedarf es <strong>de</strong>r gezielten Diagnostik<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Ovarialmetastasen an<strong>de</strong>re<br />

<strong>Tumore</strong><br />

Prognose<br />

5-Jahres-Überlebensrate:<br />

Stadium I - 70-80 %<br />

Stadium II - 25-45 %<br />

Stadium III - 5-20 %


<strong>1.</strong>8 .7. Prostatakarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Prostatakarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

zweithäufigste<br />

Ausschluß einer Prostatitis, Zystitis mit kurativem Ziel - Entfernung <strong>de</strong>r<br />

Karzinomerkrankung beim Mann,<br />

Prostata, samt Kapsel, <strong>de</strong>r<br />

typischer "Alterskrebs<br />

Samenblasen<br />

mit palliativem Ziel - transurethrale<br />

Prostataresektion<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Alter über 60 A<strong>de</strong>nokarzinome (in 90 % <strong>de</strong>r<br />

Fälle)<br />

G1 - gut differenzierte, leichte<br />

Aplasie<br />

G2 - mäßig differenziert, mäßige<br />

Aplasie<br />

G3 - schlecht differenziert,<br />

ausgeprägte Anaplasie<br />

G4 - undifferenziertes Gewebe<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

- in frühen Stadien zeigen sich<br />

keine Symptome<br />

TNM-Klassifikation<br />

bevorzugt palliativ zur Blutstillung<br />

bei bluten<strong>de</strong>n Prostatakarzinomen<br />

mit Zeichen <strong>de</strong>r Makrohämaturie<br />

o<strong>de</strong>r bei Knochenschmerzen<br />

verursachen<strong>de</strong>n Metastasen<br />

Chemotherapie<br />

wirksame<br />

Chemotherapiestrategien sind zur<br />

Zeit nicht bekannt<br />

- In Spätstadien: Harnverhalt,<br />

Mikro- o<strong>de</strong>r Makrohämaturie, bei<br />

Metastasen: Kreuzschmerzen,<br />

Ischiasbeschwer<strong>de</strong>n,<br />

rheumaähnliche Schmerzen<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Rektale Palpation <strong>de</strong>r Prostata Testosteronentzug durch<br />

Hemmung, Ho<strong>de</strong>nentfernung<br />

Prostataspezifisches Antigen<br />

(PSA)<br />

Probebiopsie<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Metastasierung: frühzeitig in die<br />

Knochen<br />

Prognose<br />

nach kurativer Zielsetzung<br />

- 5-Jahres-Überlebensrate<br />

- über 80 %<br />

bei palliativer Behandlung<br />

- wenige Wochen bis Jahre


<strong>1.</strong>8.8. Harnblasenkarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Harnblasenkarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Männer 3 x so häufig betroffen wie Festlegung <strong>de</strong>s Tumorstadiums Transurethrale Elektroresektion<br />

Frauen Altersgipfel zwischen <strong>de</strong>m Festlegung <strong>de</strong>r Operabilität <strong>de</strong>r Blase (TUR-B) <strong>als</strong><br />

50. und 75. Lebensjahr<br />

oberflächliche Maßnahme,<br />

Teilentfernung <strong>de</strong>r Blase<br />

Totalentfernung bei ausge<strong>de</strong>hnten<br />

Befun<strong>de</strong>n,<br />

Anlage einer Harnableitung<br />

Die OP ist die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Medikamentenmißbrauch Übergangsepithel - 95 % Palliativ wird eine Radiatio bei<br />

- (phenacetinhaltige<br />

nicht operablen <strong>Tumore</strong>n<br />

Substanzen, Rauchen,<br />

chronische Entzündungen)<br />

eingesetzt<br />

- Exposition mit<br />

Anillinfarbstoffen<br />

- Rauchen<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- Makrohämaturie ohne<br />

Als Indukationsbehandlung kann<br />

Schmerzen<br />

eine Chemotherapie durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n bei metastasieren<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

lokal nicht operablen <strong>Tumore</strong>n.<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Zystoskopie (Blasenspiegelung)<br />

In begrenzten, oberflächlichen<br />

Zytologische Urinuntersuchung<br />

Frühstadien wird die Blase<br />

Ultraschall <strong>de</strong>r Blase i.V.<br />

zytostatisch lokal durch Spülungen<br />

Urogramm Becken-CT<br />

behan<strong>de</strong>lt<br />

BCG-Instillation<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

Die allgemeine 5-Jahres-<br />

Überlebenszeit liegt zwischen 20-<br />

90 %, je nach Aus<strong>de</strong>hnung


<strong>1.</strong>8.9. Ho<strong>de</strong>ntumore<br />

Tumorgruppe Tumorart / Ho<strong>de</strong>ntumore Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

zwischen 25 und 30 Jahren 10-15 Feststellung <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung Operative Entfernung<br />

% aller Krebsto<strong>de</strong>sfälle<br />

(Semikastration) plus<br />

Leistenho<strong>de</strong>n/Bauchho<strong>de</strong>n<br />

Lymphknotenentfernung<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Lage <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns außerhalb <strong>de</strong>s Keimzelltumore - 90 %, davon Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r Seminome<br />

Skrotums<br />

Seminome Chorionkarzinome hohe Strahlenresistenz <strong>de</strong>r<br />

Chorionkarzinome<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

TNM-Klassifikation<br />

Chemotherapie<br />

- Schmerzlose Vergrößerung<br />

Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r Seminome<br />

<strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />

Gutes Ansprechen <strong>de</strong>r<br />

- tastbarer Knoten<br />

Chorionkarzinome Chemotherapie<br />

meist nach OP<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Palpation <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />

Tumormarker β-HCG und AFP<br />

Ultraschall <strong>de</strong>s Ho<strong>de</strong>ns<br />

praetherapeutisch Samenspen<strong>de</strong><br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

Metastasierung: frühzeitig 5-Jahres-Überlebensrate:<br />

retroperitoneal und in die Knochen Stadium I - ca. 100 %<br />

Stadium II - über 90 %<br />

Stadium III - ca. 60 %


<strong>1.</strong> 8.10. AML (Akute myeloische Leukämie)<br />

Tumorgruppe Tumorart / AML (Akute<br />

myeloische Leukämie)<br />

Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Abklärung benigner<br />

entfallen wegen <strong>de</strong>r systemischen<br />

Knochenmarkerkrankungen Betroffenheit<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- alkylieren<strong>de</strong> Zytostatika die Histologie ergibt sich aus <strong>de</strong>m entfällt<br />

- Ionisieren<strong>de</strong> Strahlen<br />

Reifegrad <strong>de</strong>r entarteten Zellen<br />

- Rauchen (doppelt hohes<br />

Risiko)<br />

- Genetische Faktoren (Trisomie<br />

21 - 20fach höheres Risiko)<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung /<br />

FAB-Klassifikation <strong>de</strong>r AML<br />

Chemotherapie<br />

- Granulozytopenie mit allen<br />

Allein die invasive Chemotherapie<br />

Zeichen <strong>de</strong>r Infektanfälligkeit<br />

ist in <strong>de</strong>r Lage, durch Zerstörung<br />

- Thrombozytopenie mit<br />

aller Leukämiezellen eine<br />

Blutungsneigung<br />

Remission zu erreichen<br />

- Anämie (Blässe,<br />

Leistungsschwäche)<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Blutbildausstrich und<br />

Ohne Behandlung führen akute Retinoi<strong>de</strong> (Abkömmlinge <strong>de</strong>s<br />

Differentialblutbild<br />

Leukosen innerhalb 14 Tage bis Vitamin A) können bei <strong>de</strong>r akuten<br />

Knochenmarkpunktion<br />

wenige Wochen zum Tod durch promyelozytären Leukämie (FAB<br />

bedrohliche Infekte o<strong>de</strong>r Blutungen M) Remissionen erzielen.<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

Mittlere Überlebenszeit ohne<br />

Behandlung 2 Monate nach<br />

Diagnosestellung<br />

nach Chemotherapie 20 %<br />

Langzeitüberleben<strong>de</strong><br />

nach Chemotherapie und<br />

Knochenmarktransplantation über<br />

50 % Langzeitüberleben<strong>de</strong><br />

<strong>1.</strong>8.1<strong>1.</strong> CML (Chronisch myeloische Leukämie)<br />

Tumorgruppe Tumorart / CML (Chronisch<br />

myeloische Leukämie)<br />

Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Häufigkeitsgipfel zwischen <strong>de</strong>m Nachweis <strong>de</strong>r Erkrankung entfällt wegen <strong>de</strong>r systemischen<br />

30. und 50. Lebensjahr<br />

Sicherung <strong>de</strong>s Stadiums<br />

Erkrankung<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- Gehäuftes Auftreten nach wie bei <strong>de</strong>r akuten Leukämie ggf. Milzbestrahlung gegen<br />

Strahlenexposition<br />

Schmerzen ggf.<br />

Ganzkörperbestrahlung vor <strong>de</strong>r<br />

KMT<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung<br />

Chemotherapie<br />

- in <strong>de</strong>r chronischen Phase:<br />

n <strong>de</strong>r akuten Phase <strong>als</strong><br />

Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />

Induktionstherapie<br />

Milzvergrößerung, evtl.<br />

in <strong>de</strong>r chronischen Phase <strong>als</strong><br />

Thrombosen, Blutungen,<br />

perorale Monotherapie zur<br />

Gichtanfälle<br />

Konsolidierung <strong>als</strong><br />

- in <strong>de</strong>r akzelerieren<strong>de</strong>n Phase:<br />

Hochdosischemotherapie vor <strong>de</strong>r


vermehrte<br />

Allgemeinsymptome wie z. B.<br />

Fieber<br />

- in <strong>de</strong>r akuten Phase: wie in <strong>de</strong>r<br />

chronischen Phase, zusätzlich<br />

Panzytopenie, Infekte,<br />

Blutungen<br />

KMT<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Blutbild Knochenmarksausstrich Eine Heilung ist nur bei jungen<br />

Patienten nach<br />

Knochenmarktransplantation<br />

möglich (liegt jedoch auch unter 20<br />

%)<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Bei Wechsel von <strong>de</strong>r chronischen<br />

in die akute "Schubphase" kann<br />

<strong>de</strong>r Patient wie bei <strong>de</strong>r AMl rasch<br />

an einem Infekt o<strong>de</strong>r an einer<br />

Blutung versterben.<br />

Alpha-Interferon - wirksam in <strong>de</strong>r<br />

chronischen Phase<br />

Leukozytenapherese -<br />

Auswaschen von Leukozyten aus<br />

<strong>de</strong>m peripheren Blut<br />

Prognose<br />

langer <strong>Krankheit</strong>sverlauf 5-10<br />

Jahre


<strong>1.</strong>8.12. CLL (Chronisch lymphatische Leukämie)<br />

Tumorgruppe Tumorart / CLL (Chronisch<br />

lymphatische Leukämie)<br />

Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Auftreten häufiger bei Männern <strong>als</strong> Sicherung <strong>de</strong>r Diagnose<br />

Die chirurgische Therapie ist<br />

bei Frauen, gehäuftes Auftreten ab Klärung <strong>de</strong>s Stadiums<br />

wegen <strong>de</strong>r systemisch<br />

<strong>de</strong>m 50. Lebensjahr<br />

auftreten<strong>de</strong>n Erkrankung sinnlos.<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- keine bekannt Evtl. Strahlentherapie bei großen<br />

Lymphomen o<strong>de</strong>r stark<br />

vergrößerter Milz<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung<br />

Chemotherapie<br />

- Lymphknotenschwellungen Stadieneinteilung nach Binet o<strong>de</strong>r Eine kurative Chemotherapie ist<br />

- Anämie, Thrombozytopenie Stadieneinteilung nach Rai nicht möglich. Mit palliativer<br />

- Leukozytopenie<br />

Zielsetzung zeigen<br />

- oft keine körperlichen<br />

Chemotherapeutika gute<br />

Symptome vorhan<strong>de</strong>n<br />

Wirksamkeit<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Blutbildausstrich<br />

Infekte sind die häufigste<br />

ggf. Kortisonbehandlung<br />

Knochenmarkausstrich evtl. To<strong>de</strong>sursache bei <strong>de</strong>r CLL es ist<br />

immunologische Untersuchung bislang keine <strong>de</strong>finitive Heilung<br />

möglich<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

an<strong>de</strong>re Lymphome Kompression wesentlicher Nach Binet-Einteilung ist die<br />

Strukturen<br />

mittlere Überlebenszeit relativ gut:<br />

Binet-Stadium A - über 10 Jahre<br />

Binet-Stadium B - ca. 5 Jahre<br />

Binet-Stadium C - ca. 2 Jahre


<strong>1.</strong>8.13. Hodgkin-Lymphome<br />

Tumorgruppe Tumorart / Hodgkin-Lymphome Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Männer sind häufiger betroffen <strong>als</strong> Festlegung <strong>de</strong>s<br />

<strong>als</strong> Biopsie zur Diagnosesicherung<br />

Frauen (Verhältnis 10 : 6) Der <strong>Krankheit</strong>sstadiums<br />

Altersgipfel liegt zwischen <strong>de</strong>m 15.<br />

und 30. Lebensjahr und jenseits<br />

<strong>de</strong>s 50. Lebensjahres, Hodgkin-<br />

Lymphome machen 25 % aller<br />

malignen Lymphome aus<br />

Planung <strong>de</strong>r Therapie<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- familiäre Disposition<br />

Typisches Erkennungszeichen Bestrahlung <strong>de</strong>r befallenen<br />

- Epstein-Barr-Virus-Exposition sind die Sternbergschen<br />

Lymphknoten bis hin zur Mantel-<br />

- Umweltgifte<br />

Riesenzellen Unterscheidung und y-Feld-Bestrahlung In<br />

nach 4 Subtypen:<br />

Stadium IA und IIA alleinige<br />

lymphozytenreicher Typ<br />

Strahlentherapie Kombination mit<br />

lymphozytenarmer Typ<br />

Chemotherapie bei ungünstigem<br />

nodulär-sklerosieren<strong>de</strong>r Typ<br />

Mischtyp<br />

Befall<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung<br />

Chemotherapie<br />

- zunächst schmerzfreie Ann-Arber-Klassifikation Alleinige Chemotherapie in<br />

Lymphknotenschwellungen<br />

Stadium IIIB und IV Kombinierte<br />

- Allgemeinsymptome:<br />

Chemo-Strahlentherapie bei<br />

Müdigkeit,<br />

Leistungsschwäche, Fieber,<br />

Nachtschweiß, seltener<br />

Alkoholschmerz in <strong>de</strong>n<br />

befallenen Organen,<br />

uncharakteristischer Juckreiz<br />

ungünstigem Befall<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Lymphknotenextirpation zwecks B-Symptomatik verschlechtert Bei Rezidiv o<strong>de</strong>r ungenügen<strong>de</strong>m<br />

histologischer Untersuchung, meist die Prognose: ungeklärter Ansprechen auf eine<br />

ansonsten weitere<br />

Gewichtsverlust von über 10 % in Chemotherapie wird eine<br />

Untersuchungen zur<br />

6 Monaten, längeranhalten<strong>de</strong>s, Hochdosistherapie mit<br />

Stadieneinteilung<br />

ungeklärtes Fieber über 38 ³C, anschließen<strong>de</strong>r KMT o<strong>de</strong>r<br />

Nachtschweiß<br />

Stammzelltransplantation<br />

empfohlen<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

in lokalisierten Stadien:<br />

10 Jahresüberlebensrate: 85-95<br />

%,<br />

in fortgeschrittenen Stadien:40-60<br />

%


1 .8.14. Non-Hodgkin-Lymphome<br />

Tumorgruppe Tumorart / Non-Hodgkin-<br />

Lymphome<br />

Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Männer häufiger betroffen <strong>als</strong><br />

Frauen, Altersgipfel im 7.<br />

Lebensjahrzehnt<br />

Staging<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- evtl. virale Genese (Burkitt- Hodgkinzellen/Sternberg Reed- In lokalisierten Frühstadien<br />

Lymphom nach Epstein-Barr- Zellen Kieler-Klassifikation Strahlentherapie mit potentiell<br />

Infektion)<br />

International-Working Formulation kurativem Ziel<br />

- Störungen im Immunsystem,<br />

ionisieren<strong>de</strong> Strahlen,<br />

Zytostatikaexposition<br />

(IWF)<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung<br />

Chemotherapie<br />

- Ähnlich wie Morbus Hodgkin: Stadieneinteilung nach Ann-Arber: In fortgeschrittenen Stadien -<br />

- häufiger Beschwer<strong>de</strong>n im I Maximal eine LK-Station o<strong>de</strong>r Chemotherapie mit palliativem Ziel<br />

Mund- und Rachenbereich eine extralymphatische Region<br />

o<strong>de</strong>r im Magen-Darm -Bereich, befallen,<br />

häufig schmerzlose<br />

II Befall mehrere LK-Regionen<br />

Lymphknotenschwellungen. o<strong>de</strong>r Befall eines<br />

evtl. primärer Hautbefall extralymphatischen Gewebes auf<br />

einer Seite <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

III Befall von LK-Regionen<br />

beidseits <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

einschließlich lokalisierter Befall<br />

von Milz o<strong>de</strong>r eines an<strong>de</strong>ren<br />

extralymphatischen Gewebes<br />

IV disseminierter Befall von LK<br />

und extralymphatischen Geweben<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Lymphknotenextirpation evtl. Interferon alpha <strong>als</strong><br />

Bei Rezidiven - erneute<br />

Erhaltungstherapie<br />

Chemotherapie o<strong>de</strong>r palliative<br />

Strahlentherapie<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

abhängig von Malignitätsgrad,<br />

Ausbreitung


1 .8.15. Plasmozytom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Plasmozytom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

Männer häufiger betroffen <strong>als</strong> Ausschluß an<strong>de</strong>rer<br />

Stabilisierung von Frakturen<br />

Frauen, Altersgipfel im 7. und 8.<br />

Lebensjahrzehnt<br />

Knochenerkrankungen<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- erbliche Disposition<br />

histologisch entsteht das<br />

Eine kurative Strahlentherapie ist<br />

- Strahlenexposition (10-30 Plasmozytom aus pathologisch nur bei solitärem Auftreten<br />

Jahre vor Erkrankung) verän<strong>de</strong>rten Plasmazellen möglich. Die palliative<br />

Strahlentherapie wird bei<br />

schmerzhaften o<strong>de</strong>r<br />

frakturgefähr<strong>de</strong>ten<br />

Skelettbereichen durchgeführt.<br />

Symptome Tumorklassifikation /<br />

Stadieneinteilung<br />

Chemotherapie<br />

- rheumaähnliche Beschwer<strong>de</strong>n, Einteilung nach Durie und Salmon Palliative Chemotherapie bei<br />

Knochenschmerzen,<br />

multiplen Plasmozytomher<strong>de</strong>n zur<br />

- Spontanfrakturen durch<br />

Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Osteolysen,<br />

Gesamtmyelomzellen<br />

- Blutungsneigung, Anämie,<br />

- Infektneigung, Proteinurie,<br />

- Leukopenie, Thrombopenie,<br />

evtl. Niereninsuffizienz<br />

Diagnostik Hinweise Weitere Verfahren<br />

Knochenmarkzytologie und Thromboseneigung durch<br />

Histologie per<br />

Beckenkammbiopsie, Blutbild,<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Nierenfunktion,<br />

Röntgen: Schä<strong>de</strong>l, Wirbelsäule,<br />

Becken, Thorax, Extremitäten, Ephorese<br />

Viscositätserhöhung<br />

Differentialdiagnose Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Prognose<br />

<strong>Tumore</strong>n mit<br />

Pathologische Frakturen<br />

Abhängig vom<br />

Knochenmetastasierung<br />

Nierenversagen<br />

Erkrankungsstadium:<br />

Mittlere 5-Jahres-Überlebensrate -<br />

25-30 %<br />

IA - 5 Jahre<br />

IB, IIA und B - 4,5 Jahre<br />

IIIA - 2,5 Jahre<br />

IIIB - 14 Monate


<strong>1.</strong>8.16. Bronchialkarzinom<br />

Tumorgruppe Tumorart / Bronchialkarzinom Therapie<br />

Allgemeines/Epi<strong>de</strong>miologie Ziel <strong>de</strong>r Diagnostik Chirurgische Maßnahmen<br />

- häufigste Neuerkrankung beim - Feststellung <strong>de</strong>r Aus<strong>de</strong>hnung - bei Kleinzellern nur, wenn <strong>de</strong>r<br />

Mann<br />

<strong>de</strong>r <strong>Krankheit</strong><br />

Tumor in seiner Aus<strong>de</strong>hnung<br />

- bei Frauen Zunahme <strong>de</strong>r - Sicherung <strong>de</strong>r Histologie<br />

begrenzt ist<br />

Inzi<strong>de</strong>nz<br />

- Beurteilung <strong>de</strong>r Operabilität - bei Nichtkleinzellern mit<br />

- Altersgipfel zwischen 45 und - Beurteilung <strong>de</strong>r richtigen<br />

kurativer Zielsetzung<br />

85 Jahre<br />

Therapieform<br />

Risikofaktoren Histologie Strahlentherapie<br />

- inhalatives Rauchen,<br />

- kleinzelliges<br />

- Kurative Zielsetzung, bei<br />

- ionisieren<strong>de</strong> Strahlen,<br />

Bronchialkarzinom<br />

"limited disease", nach<br />

- Z. n. TBC<br />

- Nichtkleinzelliges<br />

kompletter Tumorrückbildung<br />

Bronchialkarzinom:<br />

infolge <strong>de</strong>r abgeschlossenen<br />

Plattenepithelkarzinom<br />

Chemotherapie (weniger<br />

A<strong>de</strong>nokarzinom<br />

Lokalrezidive)<br />

- großzelliges Karzinom - zur Erreichung einer<br />

a<strong>de</strong>nosquamatöses Karzinom kompletten Tumorrückbildung<br />

nach inkompletter Rückbildung<br />

infolge Chemotherapie<br />

- zur Erreichung einer<br />

Komplettremission nach<br />

unzureichen<strong>de</strong>r Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Chemotherapie bei begrenzter<br />

Tumorausbreitung<br />

- Adjuvant, <strong>als</strong><br />

Schä<strong>de</strong>lbestrahlung zur<br />

Metastasenprophylaxe<br />

- Palliativ, zur Lin<strong>de</strong>rung TUbedingter<br />

Symptome<br />

Symptome Stadieneinteilung Chemotherapie<br />

- Husten, <strong>de</strong>r länger <strong>als</strong> 4 bei nichtkleinzelligen BC<br />

-<br />

Wochen besteht<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Hustenverhaltens<br />

-<br />

-<br />

Stadium 0 Tis No Mo<br />

Stadium I T<br />

- Blutbeimengungen beim<br />

Sputum<br />

- Schmerzen<br />

- Atemnot<br />

- Heiserkeit<br />

1-2 -<br />

No Mo<br />

Stadium II T 1-2 N 1 Mo<br />

- Stadium IIIA T 1-2 N 2 Mo<br />

- T 3 No -2 Mo<br />

- Stadium IIIB je<strong>de</strong>s<br />

- T N 3 - Kurativ - bei "limited disease"<br />

- Palliativ - bei schlechter<br />

Prognose (z. B. Rezidiv nach<br />

Chemotherapie, rasche<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />

Allgemeinzustan<strong>de</strong>s)<br />

Mo<br />

- T4 je<strong>de</strong>s Mo<br />

- N<br />

- Stadium 4 je<strong>de</strong>s je<strong>de</strong>s M1<br />

- T N


<strong>1.</strong>8.16. Bronchialkarzinom - Fortsetzung<br />

Diagnostik<br />

- Thoraxröntgen<br />

- Zytologie/Sputum und<br />

Bronchi<strong>als</strong>ekret<br />

- Bronchoskopie mit Biopsie<br />

- evtl. Mediastinoskopie<br />

- CT/MNR (Brust, Bauch,<br />

Schä<strong>de</strong>l)<br />

Differentialdiagnose / weitere<br />

Verfahren<br />

Skelettszintigrafie<br />

Oberbauchsonografie<br />

Knochenbiopsien EKG,<br />

Lungenfunktion und<br />

Blutgasanalyse<br />

<strong>1.</strong>9. Notfallsituationen<br />

- bei kleinzelligen BC<br />

- "Limited disease"= Tumor ist<br />

auf eine Thoraxseite begrenzt<br />

- "Exten<strong>de</strong>d disease"=<br />

Tumoraus<strong>de</strong>hnung über<br />

"limited disease" hinaus<br />

Beson<strong>de</strong>re Gefahren<br />

/Komplikationen<br />

Übersicht über Verfahren<br />

- In Frühstadien (selten) kann<br />

eine Operation vor o<strong>de</strong>r nach<br />

einer Chemotherapie sowie im<br />

Anschluß eine Radiatio<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

kleinzelligen BC ist die<br />

Therapieform <strong>de</strong>r Wahl die<br />

Chemotherapie.<br />

- Häufig erfolgt nach<br />

Beendigung <strong>de</strong>r Zytostase<br />

eine ergänzen<strong>de</strong> Radiatio im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Tumorregion<br />

Prognose<br />

- Im Stadium "limited disease"<br />

Remissionsraten von über 80<br />

%, jedoch meist von kurzer<br />

Dauer<br />

- (6-8 Monate) Die mittlere<br />

Überlebenszeit liegt bei einem<br />

Jahr.<br />

- Bei "exten<strong>de</strong>d disease" liegen<br />

die Remissionsraten bei 60 %,<br />

die mittlere Überlebensdauer<br />

bei unter 6 Monaten.<br />

Notfallsituationen verursachen für <strong>de</strong>n Betroffenen durch eine meist unerwartete Reaktion eine akute<br />

Lebensbedrohung.<br />

Auftreten<strong>de</strong> Notfallsituationen erfor<strong>de</strong>rn umgehen<strong>de</strong>s, zielgerichtetes und fachlich kompetentes Agieren <strong>de</strong>r<br />

<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n.<br />

Im ambulanten Pflegebereich zeichnet sich hier die Notwendigkeit ab, onkologische Patienten nur von<br />

qualifizierten Krankenschwestern und Krankenpflegern betreuen zu lassen. Sowohl die Beobachtung von<br />

Verän<strong>de</strong>rungen, die auf einen kommen<strong>de</strong>n Notfall hinweisen, wie auch das Erkennen <strong>de</strong>r aufgetretene n<br />

Notfallsituation sowie <strong>de</strong>r Effektivität eingeleiteter Notfallmaßnahme n stehen in dichter Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r Qualität und Erfahrung <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n.<br />

Somit hängt das weitere Schicksal <strong>de</strong>s Betroffenen von <strong>de</strong>r fachlichen Kompetenz <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

ambulanten Pflege ab.


Tabelle 6: Strategisches Vorgehen im Notfall bei onkologischen Patienten<br />

- Anpassung an <strong>de</strong>n neuen Informationsstand,<br />

durch ständige Fort- und Weiterbildung<br />

- Analyse potentieller Notfallreaktionen (ggf.<br />

zusammen mit <strong>de</strong>m Arzt), bei Übernahme eines<br />

Patienten mit <strong>Tumore</strong>rkrankung<br />

- Planung von Beobachtungskriterien in die<br />

Pflegeplanung (z. B. Bewußtseinslage und<br />

Pulsbeobachtung bei drohen<strong>de</strong>m Hirndruck)<br />

- Planung von präventiv-wirksamen Maßnahmen<br />

(z. B. Obstipationsprophylaxe bei Gefahr <strong>de</strong>s<br />

Ileus)<br />

- Entwicklung von Standards<br />

- Dokumentation von Beobachtungen und<br />

Maßnahmen<br />

- Einbezug <strong>de</strong>s Patienten in die Pflege<br />

- Pflegevisiten zur Qualitätssicherung<br />

- Fallbesprechung im Team<br />

Einteilung <strong>de</strong>r Notfallsituationen<br />

Qualifikation durch Information<br />

Interaktion mit <strong>de</strong>m Arzt<br />

Pflegeplanung und Dokumentation<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Eigenaktivität <strong>de</strong>s Patienten<br />

Qualitätssicherung durch Interaktion mit<br />

Kollegen<br />

Onkologische Notfallsituationen lassen sich unterteilen in verschie<strong>de</strong>ne Gruppen.<br />

Tabelle 7: Einteilung <strong>de</strong>r onkologischen Notfallsituationen<br />

Notfälle durch direkte Tumorwirkung<br />

- Ileus<br />

- Hirndruck durch intracranielle Drucksteigerung<br />

- Arteria Carotis-Ruptur<br />

- Rückenmarkskompression und<br />

Querschnittslähmung<br />

- Obere Einflußstauung<br />

Notfälle durch Störung <strong>de</strong>r Blutgerinnung und<br />

Viskosität<br />

- Hämorrhagische Diathese<br />

- Thrombosen<br />

- Disseminierte intravasale Gerinnung<br />

Notfälle durch Elektrolyt- und<br />

Stoffwechselentgleisung<br />

- Tumorlysesyndrom<br />

- Hyperkalzämische Krise<br />

Notfälle verschie<strong>de</strong>ner Ursache<br />

- Respiratorische Insuffizienz/Lungenblutung<br />

- Zytostatikainduzierte Alveolitis<br />

- Akut auftreten<strong>de</strong> Sepsis<br />

- Hirnblutung


Zusammenarbeit zwischen <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n und Ärzten<br />

An<strong>de</strong>rs <strong>als</strong> im stationären Bereich, sind ambulant <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> häufig in <strong>de</strong>r ersten Phase <strong>de</strong>r Notfallsituation<br />

auf sich allein gestellt. Die ersten Schritte wer<strong>de</strong>n durch sie eingeleitet und häufig bleibt dann die<br />

Hilflosigkeit <strong>de</strong>s passiven Begleitens, d. h. mit <strong>de</strong>m Patienten gemeinsam auf <strong>de</strong>n Notarzt o<strong>de</strong>r Hausarzt zu<br />

warten.<br />

Die Betreuung von onkologischen Patienten im ambulanten Bereich kann ohne Qualitätsverluste gegenüber<br />

einer stationären Versorgung nur dann funktionieren, wenn hier die ärztliche Notfallversorgung gewährleistet<br />

ist.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Tabellen zeigen schematisch die wichtigsten Informationen zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Notfällen.<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong> Notfälle durch direkte Tumorwirkung<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>1 Ileus/intestinale Obstruktion<br />

Als Ileus bezeichnet man einen durch ein mechanisches Hin<strong>de</strong>rnis ausgelösten Darmverschluß o<strong>de</strong>r durch<br />

Darmlähmung (Paralyse) bedingte Transportstörung . In bei<strong>de</strong>n Fällen kommt es zur kompletten o<strong>de</strong>r<br />

inkompletten Passageunterbrechung. Durch direktes Tumorwachstum kommt es bevorzugt zum<br />

mechanischen Ileus.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Zustand nach Bauch-OP<br />

- Zustand nach Bestrahlung im abdominellen Bereich<br />

- Kolonkarzinom<br />

- Ovarialkarzinom<br />

- <strong>Maligne</strong>m Melanom<br />

- Blasenkarzinom<br />

- Zervixkarzinom<br />

Symptome<br />

- krampfartige Leibschmerzen<br />

- aufgetriebener Leib<br />

- evtl. Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stuhlsäule bei langsam zunehmen<strong>de</strong>m Verschluß<br />

- evtl. Diarrhoe<br />

- evtl. Erbrechen<br />

Prognose<br />

Die häufig bei malignen Lymphomen, Zervixkarzinomen und Blasentumoren durchgeführten Bestrahlungen<br />

führen schnell zu einer Narbenbildung im abdominellen Bereich. Nach operativer Beseitigung <strong>de</strong>s<br />

mechanischen Ileus ist hier die Prognose gut.<br />

Im Gegensatz hierzu ist <strong>de</strong>r Ileus bei <strong>de</strong>n übrigen <strong>Tumore</strong>n eher durch lumeneinenengen<strong>de</strong>s<br />

Tumorwachstum <strong>als</strong> durch Strangbildung bedingt. Hier wird eher palliativ ein Stoma o<strong>de</strong>r eine<br />

Kurzschlußverbindung angelegt, um Nahrungspassage und Lebensqualität zu erhalten.<br />

Therapie<br />

Die operative Ausschaltung <strong>de</strong>s mechanischen Hin<strong>de</strong>rnisses ist die einzige befriedigen<strong>de</strong> Lösung. Es wird<br />

hierzu ein Anus praeter = Stoma o<strong>de</strong>r eine Umgehungsanastomose angelegt.<br />

Pflege<br />

Pflegerische Interventionen sind zielgerichtet auf:<br />

- Vermeidung lebensbedrohlicher Komplikationen<br />

- Reduktion von Schmerzen<br />

- Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

evtl. Kenntnisse über spezielle Bauchmassagen


Pflegeplanung bei Ileusgefahr<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr <strong>de</strong>s Darmverschlusses - geeignete Maßnahmen zur<br />

regelmäßigen Stuhlpassage<br />

planen<br />

Erhalt <strong>de</strong>r normalen Darmpassage<br />

- Flüssigkeitszufuhr erhöhen<br />

- Buttermilch, Pflaumensaft o<strong>de</strong>r<br />

abführen<strong>de</strong> Tees einsetzen<br />

- keine stark quellen<strong>de</strong>n<br />

Speisen in größerer Menge<br />

geben (z. B. Apfelsinen,<br />

Spargel)<br />

Häufig jedoch setzt <strong>de</strong>r Ileus spontan und notfallartig ein. <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> im ambulanten Bereich informieren bei<br />

Erkennen spezifischer Symptome umgehend <strong>de</strong>n Arzt, damit gemeinsam das weitere Vorgehen geplant und<br />

eine Krankenhauseinweisung zur Operation in die Wege geleitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r intestinaler Obstruktion<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Aufstoßen, Erbrechen durch<br />

Passagehin<strong>de</strong>rnis<br />

- Patienten beruhigen<br />

- Arzt informieren<br />

- evtl. Magenson<strong>de</strong> legen<br />

- ggf. Antiemetika nach<br />

Arztanordnung verabreichen<br />

- Urinausfuhr beobachten und<br />

messen<br />

Meteorismus - feuchte Wärme<br />

- Kümmel-Fenchel-Anis-Tee<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Kachexie wenn <strong>de</strong>r<br />

Patient aufgrund zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Obstruktionszeichen nur noch<br />

breiige und flüssige Nahrung zu<br />

sich nimmt<br />

- sanfte Bauchmassage<br />

- Errechnen <strong>de</strong>s Energiebedarfs<br />

- Zusammenstellen einer<br />

individuell angemessenen<br />

Ernährung (bei Malignom 40<br />

% Fett, 30 % KH, 30 %<br />

Eiweiß)<br />

- Kalorienreiche<br />

Zwischenmahlzeiten anbieten<br />

- Vermeidung von<br />

Stuhlerbrechen<br />

- Verbesserung /<br />

Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r<br />

Lebensqualität<br />

- Einleitung weitere<br />

Maßnahmen<br />

- Windabgang ermöglichen<br />

- Erhalt/ Wie<strong>de</strong>raufbau eines<br />

angemessenen<br />

Ernährungszustan<strong>de</strong>s


Bei bestehen<strong>de</strong>m Verdacht auf eine intestinale Obstruktion ist es ratsam, nicht sinnlose Zeit zu vergeu<strong>de</strong>n.<br />

Ein Schockzustand o<strong>de</strong>r die Notwendigkeit zur Durchführung einer Notoperation im Nachtdienst <strong>de</strong>s<br />

operieren<strong>de</strong>n Arztes reduziert die Chancen <strong>de</strong>s Betroffenen, diese Komplikation zu überleben.<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>2 Hirndruck/intrakranielle Drucksteigerung<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Hirnmetastasen<br />

- epithelialen <strong>Tumore</strong>n (insbeson<strong>de</strong>re Mamma-, Bronchial-Karzinom)<br />

- primären Hirntumoren<br />

- Bluthochdruck<br />

- Koagulopathien<br />

Symptome<br />

- Kopfschmerzen<br />

- Übelkeit/Erbrechen<br />

später<br />

- Bewußtseinsverän<strong>de</strong>rungen<br />

- Nackensteifigkeit<br />

- Sehstörungen<br />

- Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schmerzempfindung<br />

- Pupillenverengung<br />

- evtl. Krämpfe (ähnlich epileptischen Krämpfen)<br />

bei weiterem Fortschreiten:<br />

- Bewußtlosigkeit<br />

- Pupillenerweiterung<br />

- durch Zusammenbruch <strong>de</strong>r Atem- und Kreislauffunktion Tod<br />

Prognose<br />

Die Prognose ist fast bei allein Hirndruckursachen im onkologischen Bereich schlecht. Lediglich die kurative<br />

Entfernung eines Hirntumors o<strong>de</strong>r einer Solitärmetastase stellt eine Ausnahme dar.<br />

Therapie<br />

Durch Kortikosteroi<strong>de</strong> lassen sich Hirndruckzeichen meist schnell lin<strong>de</strong>rn. Zur Ursachenausschaltung eignen<br />

sich OP, Chemo- o<strong>de</strong>r Strahlentherapie, je nach Lokalisation und Ansprechbarkeit.<br />

Kopfhochlagerung<br />

Pflege<br />

Pflegerische Maßnahmen wer<strong>de</strong>n vorrangig mit folgen<strong>de</strong>r Zielsetzung durchgeführt:<br />

- frühzeitiges Erkennen von hirndruckbedingten Symptomen<br />

- Mitentscheidung im therapeutischen Team durch Einbringen beobachteter Informationen (z. B.<br />

Bewußtseinslage)<br />

- Lin<strong>de</strong>rung von Beschwer<strong>de</strong>n und Erhalt o<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r größtmöglichen Lebensqualität<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

- Neurologische Grundkenntnisse (z. B. zu Reaktionen <strong>de</strong>s Gehirns auf intrakranielle Drucksteigerung)<br />

- Kenntnisse zur Krankenbeobachtung<br />

- Bestehen<strong>de</strong>s Vertrauensverhältnis zum Patienten<br />

Vorhan<strong>de</strong>ner Austausch mit Arzt und Kollegen ist möglich


Pflegeplanung bei Hirndruck<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Übelkeit und Erbrechen - Patient erhält Wunschkost - Lebensqualität wird erhalten<br />

- ständig kaltes Wasser<br />

bereitstellen<br />

- Kopf hochlagern<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter<br />

- Schmerzanalyse durchführen - Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schmerzen<br />

Kopfschmerzen, fühlt sich dadurch - evtl. tagesabhängiges - För<strong>de</strong>rung/Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />

beeinträchtigt<br />

Auftreten analysieren<br />

<strong>de</strong>r Lebensqualität<br />

- Lärmbelästigung ausschalten<br />

z. B. kein lautes Radio<br />

- Patient soll Kopf nicht bücken<br />

- Hustenattacken vermei<strong>de</strong>n<br />

(Laven<strong>de</strong>löl)<br />

- Opstipationsprophylaxe<br />

- evtl. Oberkörperhochlagerung<br />

- evtl. Kühlkissen für <strong>de</strong>n Kopf<br />

Patient reagiert <strong>de</strong>sorientiert, ist - beim Patienten verweilen - Patient erfährt Gefühl <strong>de</strong>r<br />

nicht klar bei Bewußtsein, zeigt - evtl. um Hilfe (Angehörige z. Sicherheit und Geborgenheit<br />

Symptome <strong>de</strong>r Angst<br />

B.) bitten, falls dies <strong>de</strong>r Patient - Patient fühlt sich nicht allein<br />

wünscht<br />

gelassen<br />

- Hilfen zur Orientierung geben - Einbezug von<br />

(Zeit, Ort, Raum und Person Patienteninformationen in<br />

benennen)<br />

Krankenbeobachtung und<br />

- Basale Stimulation einsetzen Pflegeplanung möglich<br />

- Ruhig auf <strong>de</strong>n Patienten<br />

einwirken<br />

- Patienten auffor<strong>de</strong>rn, seine<br />

Gefühle und Empfindungen,<br />

Ängste und Gedanken<br />

auszusprechen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Herz-Kreislauf - regelmäßige Pulskontrolle - Erkennen bradykar<strong>de</strong>r<br />

- und Atemfunktionen z. B. - regelmäßige<br />

Verän<strong>de</strong>rungen, Einleitung<br />

Bradykardie <strong>als</strong> Hirndruckzeichen Blutdruckkontrolle<br />

weiterer Therapieverfahren<br />

- regelmäßige<br />

- Erkennen einer<br />

Hypertonie<br />

Blutdruckkontrolle<br />

hirndruckbedingten<br />

Blutdruckverän<strong>de</strong>rung<br />

Hypotonie<br />

- Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

- Abfangen <strong>de</strong>r hypotonen<br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

Blutdruckkrise<br />

Temperaturanstieg bei Druck auf<br />

das Zwischenhirn<br />

- Temperaturkontrolle, meist<br />

zentrale fiebersenken<strong>de</strong><br />

Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

Verabreichung nach<br />

Arztanordnung<br />

- Erkennen hirndruckbedingter<br />

Temperaturverän<strong>de</strong>rungen


Pflegeplanung bei Hirndruck - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Tachypnoe bei Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>s Stammhirns<br />

Krampfneigung/Potentielle Gefahr<br />

von Krampfanfällen<br />

Abnorme Hunger- und Lustgefühle<br />

<strong>1.</strong> verstärkter Salzhunger<br />

2. Hunger auf Süßigkeiten<br />

Einschränkungen <strong>de</strong>r Mobilität<br />

durch zunehmen<strong>de</strong>n Hirndruck<br />

- Beobachtung <strong>de</strong>r Atmung<br />

- sofortige Arztinformation bei<br />

Verän<strong>de</strong>rungen<br />

- Überprüfen, ob <strong>de</strong>r Patient<br />

über diese Möglichkeit<br />

informiert wur<strong>de</strong>, sonst<br />

Arztgespräch einleiten<br />

- Pat. über Notfallvorgehen<br />

informieren<br />

- Gummikeil bereitlegen<br />

- evtl. Betten<strong>de</strong>n mit Decke<br />

abpolstern<br />

- mit <strong>de</strong>m Arzt über Reserve-<br />

/Notfallmedikation sprechen<br />

Bei 1<br />

- Salzhaltige Speisen und<br />

Getränke (z. B. Brühe)<br />

anbieten<br />

- Ein- und Ausfuhrbilanz<br />

- Absprache mit <strong>de</strong>m Arzt<br />

Bei 2<br />

- Auf Wünsche <strong>de</strong>s Patienten<br />

eingehen<br />

- engmaschige BZ-Kontrollen<br />

- viel trinken lassen<br />

- in früheren Stadien<br />

Oberkörperhochlagerung<br />

- Durchführung <strong>de</strong>r Dekubitus-,<br />

Kontraktur, Pneumonie- und<br />

Thromboseprophylaxe-<br />

- Erkennen von<br />

Atemverän<strong>de</strong>rungen<br />

- Patient kann Vertrauen<br />

aufbauen, durch Erhalt von<br />

Informationen<br />

- Patient kann Angst abbauen<br />

- Patient erkennt die<br />

Sicherheitsmaßnahmen und<br />

fühlt sich sicher<br />

- schnelles Eingreifen im Notfall<br />

ist möglich<br />

- Vermeidung von Verletzungen<br />

- Patient fühlt sich in seinen<br />

Wünschen angemessen<br />

behan<strong>de</strong>lt<br />

- Erhalt <strong>de</strong>r Lebensqualität<br />

- Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

hirnvenösen Blutabflusses<br />

- Vermeidung<br />

immobilisationsbedingter<br />

Schä<strong>de</strong>n<br />

Im Rahmen hirndruckbedingter Verän<strong>de</strong>rungen von Herz-Kreislauffunktionen und Atemsituation bleibt in <strong>de</strong>r<br />

Pflege vorrangig die Krankenbeobachtung mit <strong>de</strong>m Ziel, Störungen möglichst frühzeitig erkennen zu<br />

können. Geeignete, symptomorientierte Maßnahmen greifen wegen <strong>de</strong>r meist zentralen Beeinträchtigung<br />

nicht.<br />

Angeordnete Kortikosteroi<strong>de</strong> senken hierbei <strong>de</strong>n Hirndruck und reduzieren damit die Problematik. Im<br />

Endstadium <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Hirndruck reicht diese Wirkung jedoch häufig nicht mehr aus. Wirksame<br />

Strategien fehlen hier.<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>3 Ruptur <strong>de</strong>r Arteria Carotis<br />

Risikopatienten:<br />

- Patienten mit H<strong>als</strong>-Kopf-<strong>Tumore</strong>n<br />

- Zustand nach therapiebedingter Gefäßschädigung (z. B. OP plus Radiatio)<br />

- Infiltration <strong>de</strong>r Arteria Carotis durch Tumorgewebe im Termin<strong>als</strong>tadium


- Pat. mit zusätzlicher Thrombopenie nach Zytostase<br />

Symptome<br />

- Bei Arrosion <strong>de</strong>r Arteria Carotis und Infiltration: häufig vorangehen<strong>de</strong> kleinere Blutung, Schmerzen,<br />

Nervenfunktionsstörungen <strong>als</strong> Vorzeichen<br />

Prognose<br />

Der meist vorangehen<strong>de</strong>n kleinen Blutung folgt bei <strong>de</strong>r Arrosion nahezu immer eine stärkere, die schließlich<br />

zum Tod <strong>de</strong>s Patienten führt. Bei <strong>de</strong>r postoperativen Blutung ist die Prognose günstiger, wobei sich<br />

Diagnostik und Therapie insgesamt an <strong>de</strong>r allgemeinen Prognose orientiere n sollten.<br />

Therapie<br />

Bei Gefahr einer Arteria Carotis-Ruptur sollte ein erfahrener Gefäßchirurg hinzugezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r über<br />

das weitere Proce<strong>de</strong>re im entsprechen<strong>de</strong>n Fall befin<strong>de</strong>t.<br />

Bei ausge<strong>de</strong>hnter Arrosion durch Tumorinfiltration stehen ohnehin meist keine therapeutischen<br />

Möglichkeiten mehr zur Verfügung, da es sich vielfach um "austherapierte" Patienten han<strong>de</strong>lt.<br />

Pflege<br />

Pflegerische Maßnahmen wer<strong>de</strong>n durchgeführt unter <strong>de</strong>r Zielsetzung:<br />

- Vermeidung einer postoperativen Carotis-Ruptur<br />

- Unterstützung und Begleitung <strong>de</strong>s Patienten im Bewußtsein dieser Gefahr<br />

- Hilfe bei <strong>de</strong>r Entscheidung für o<strong>de</strong>r gegen eine Therapie<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

- Kenntnisse über Notfallsituation sind vorhan<strong>de</strong>n<br />

- Vertrauensverhältnis zum Patienten besteht<br />

- <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>r ist in <strong>de</strong>r Sterbebegleitung erfahren<br />

- Regeln zur patientenzentrierten Gesprächsführung sind bekannt<br />

- <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>/r erhält Unterstützung vom Team<br />

Pflegeplanung bei potentieller Rupturgefahr<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Ruptur durch<br />

a) postop. Wundinfektion<br />

b) Husten/Reizhusten<br />

c) Nausea/Emesis z. B.<br />

nach Chemotherapie<br />

- steriler Verbandswechsel 1-2<br />

täglich<br />

- Wundbeobachtung<br />

- Vorbeugung einer Infektion<br />

durch allg. Infektprophylaxe<br />

- Pat. auffor<strong>de</strong>rn, nicht zu<br />

rauchen<br />

- ggf. Laven<strong>de</strong>l-Brust-<br />

Kompresse<br />

- Laven<strong>de</strong>löl in Duftlampe<br />

- evtl. Zitronenöl in Duftlampe<br />

- Patienten beruhigen<br />

- Sorge für regelmäßige<br />

Einnahme verordneter<br />

Antiemetika<br />

- Kühle Getränke anbieten<br />

- komplikationslose<br />

Wundheilung<br />

- komplikationslose Atmung<br />

- För<strong>de</strong>rung von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

- Vermeidung von<br />

Nausea/Emesis


Pflegeplanung bei potentieller Rupturgefahr - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

d) Pressen bei Obstipation - Pat. auffor<strong>de</strong>rn morgens auf<br />

nüchternen Magen ein Glase<br />

lauwarmes Wasser zu trinken<br />

- Kolonstimulieren<strong>de</strong> Einreibung<br />

- ggf. Fenchel-,<br />

Kümmelölmassage <strong>de</strong>r<br />

Bauchregion<br />

- ballaststoffreiche Nahrung (mit<br />

ausreichend Flüssigkeit)<br />

- mil<strong>de</strong>r abführen<strong>de</strong>r Tee<br />

- nach Arztanordnung Laxantien<br />

2) Stress mit entstehen<strong>de</strong>r Hektik,<br />

Bewegungsdrang und Angst durch<br />

Sehen, Fühlen o<strong>de</strong>r Spüren <strong>de</strong>s<br />

Tumors<br />

- evtl. Umstellung <strong>de</strong>r Opioi<strong>de</strong><br />

- mit <strong>de</strong>m Patienten über seine<br />

Angst sprechen<br />

- Verständnis für seine Angst<br />

zeigen<br />

- ihn motivieren, seine Angst<br />

nie<strong>de</strong>rzuschreiben, anstelle zu<br />

schreien<br />

- eigene Hilflosigkeit zugeben<br />

- weiterreichen<strong>de</strong><br />

Gesprächsangebote z. B. mit<br />

<strong>de</strong>m Arzt anbieten<br />

- evtl. bei<br />

Patienteneinverständnis<br />

Sedierung erwirken<br />

Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r Arteria Carotis-Blutung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

<strong>1.</strong> Bestehen<strong>de</strong>, kleine<br />

postoperative Blutung<br />

- Patienten beruhigen<br />

- Arzt informieren<br />

- Wun<strong>de</strong> beobachten<br />

- engmaschige<br />

Vitalzeichenkontrolle<br />

2. stärkere arterielle Blutung - Ertasten <strong>de</strong>r Arteria Carotis<br />

- manuelle Kompression <strong>de</strong>r<br />

Arteria Carotis bis zum<br />

Eintreffen <strong>de</strong>s Notarztes<br />

- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Darmmotorik<br />

- Erleichterung <strong>de</strong>s Stuhlgangs<br />

- För<strong>de</strong>rung von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

- Patient kann seine Ängste<br />

an<strong>de</strong>rs ausdrücken<br />

- Patient wird ruhig<br />

- Patient akzeptiert sich und<br />

seine Angst<br />

- stressbedingter Druckanstieg<br />

wird vermie<strong>de</strong>n<br />

- Patient erkennt klar, aber nicht<br />

überängstlich seine Situation<br />

- einsetzen<strong>de</strong> stärkere Blutung<br />

wird erkannt<br />

- Herz-Kreislaufkomplikationen<br />

wer<strong>de</strong>n frühzeitig erkannt<br />

- Minimierung <strong>de</strong>s Blutverlustes<br />

bis zur Operation<br />

(Operationsindikation fraglich)


Pflegeplanung bei bestehen<strong>de</strong>r Arteria Carotis-Blutung - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

3. bestehen<strong>de</strong> Blutung bei<br />

tumorbedingter Ruptur<br />

- beim Patienten bleiben<br />

- Situation wach aber nicht<br />

hektisch erkennen<br />

- Patienten beruhigen<br />

- Patient soll sich in Seitenlage<br />

legen<br />

- durch Absaugen Aspiration<br />

und Herunterschlucken von<br />

Blut vermei<strong>de</strong>n<br />

- Patient über alle Schritte<br />

informieren<br />

- evtl. Angehörige bei Wunsch<br />

<strong>de</strong>s Patienten informieren<br />

- nach Wünschen fragen<br />

- Patient und evtl. Angehörige<br />

sind in <strong>de</strong>r Lage, die Situation<br />

ohne Panik zu erleben<br />

- Patient spürt Verständnis und<br />

kann ggf. Wünsche äußern<br />

Gera<strong>de</strong> am Beispiel <strong>de</strong>r Arteria-Carotis-Ruptur läßt sich das Problem einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Patientenaufklärung ver<strong>de</strong>utlichen.<br />

Wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Kranken im Frühstadium einer absehbaren Arteria Carotis-Ruptur über das potenzielle<br />

lebensbedrohliche Problem gesprochen und hatte dieser die Möglichkeit, das nahen<strong>de</strong> En<strong>de</strong> seines Lebens<br />

zu akzeptieren, so wird er in <strong>de</strong>r gegebenen Notfallsituation ruhiger und gelassener damit umgehen können.<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>4 Rückenmarkskompression und Querschnittssymtomatik<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Skelettmetastasen, die vom Wirbelkörper ausgehend, in <strong>de</strong>n Wirbelkanal einwachsen<br />

- Metastasen <strong>de</strong>r Meningen (= Rückenmarkshäute)<br />

Gehäuft kommt es zur Rückenmarkkompression beim:<br />

- Bronchialkarzinom<br />

- Plasmozytom<br />

- Prostatakarzinom<br />

- Mammakarzinom<br />

- Non-Hodgkin-Lymphom<br />

- Primärtumor im Spinalkanal<br />

Symptome<br />

- Sowohl seitenbetonte Symptome <strong>als</strong> auch beidseitig auftreten<strong>de</strong> Symptome sind möglich<br />

- Schmerzen kommen in fast 90 % aller Fälle vor und gehen <strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n meist längerfristig voraus<br />

- Parästhesien (Kribbeln, Taubheit, Brennen)<br />

- Störungen beim Wasserlassen o<strong>de</strong>r Stuhlgang<br />

- bei zunehmen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - evtl. Querschnittsymptomatik<br />

Prognose<br />

Eine echte Querschnittslähmung kommt bei skelettmetastasenbedingten Wirbelkörperfrakturen nur in<br />

Ausnahmefällen vor, da die Wirbelkörper bevorzugt im vor<strong>de</strong>ren Bereich zusammensinken und die<br />

Nervenaustrittstellen meistens relativ unbeschädigt bleiben. Bei bestehen<strong>de</strong>r Querschnittssymptomatik liegt<br />

vielfach auch eine Rückenmarkskompression durch Tumorwachstum vor.<br />

Therapie<br />

Chirurgie<br />

- Laminektomie (Entfernung eines o<strong>de</strong>r mehrerer Wirbelbögen) und/o<strong>de</strong>r<br />

- Stabilisierungsoperationen (z. B. mit Fixateur intern) o<strong>de</strong>r Eingabe von Knochenzement.<br />

- ggf. Reduktion <strong>de</strong>r Tumormasse<br />

Radiatio


- Als Kombinationsbehandlung Operation/Radiatio, falls <strong>de</strong>r lokale Tumor nur unzureichend entfernt<br />

wer<strong>de</strong>n konnte<br />

- Als Primärbehandlung bei Inoperabilität<br />

Chemotherapie<br />

- nur bei hoher Sensibilität für Medikamente nur in Ausnahmesituationen, z. B. bei Lymphomen,<br />

Kortikoidgaben<br />

Pflege<br />

- Intensive Krankenbeobachtung im Bereich <strong>de</strong>r aufgetretenen o<strong>de</strong>r potentiellen Probleme<br />

- intensive psychische und pflegerische Betreuung<br />

- Unterstützung bei allen Aktivitäten, die <strong>de</strong>r Patient nicht selbständig durchführen kann<br />

Prognose<br />

Bei zunehmen<strong>de</strong>m Tumorwachstum nimmt die Gefahr <strong>de</strong>r Querschnittsymptomatik zu.<br />

Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient hat Angst, daß sich eine<br />

Rückenmarkkompression<br />

entwickelt o<strong>de</strong>r eine bestehen<strong>de</strong><br />

Symptomatik zunimmt<br />

Patient klagt über Parästhesien,<br />

sensorische o<strong>de</strong>r motorische<br />

Ausfälle<br />

- im Bereich <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong><br />

- im Bereich <strong>de</strong>r Beine<br />

- Verständnis für die Situation<br />

<strong>de</strong>s Patienten zeigen<br />

- Akzeptanz für seine Ängste<br />

aufbringen<br />

- Gespräche anbieten<br />

- ggf. für ein Gespräch mit <strong>de</strong>m<br />

Arzt sorgen<br />

- aufzeigen, daß alle möglichen<br />

Maßnahmen zur Vorbeugung<br />

sowie zur Vermeidung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

- Dokumentation <strong>de</strong>r<br />

geäußerten Beschwer<strong>de</strong>n im<br />

Pflegebericht<br />

- Information <strong>de</strong>s Arztes<br />

- ggf. Einsatz von Hilfsmitteln im<br />

Bereich <strong>de</strong>r selbständigen<br />

Ernährung (Tasse mit<br />

Doppelgriffen, Besteck mit<br />

dicken Griffen, Deckelöffner)<br />

und Kleidung<br />

(Knopfschließhilfen)<br />

- evtl. Gehhilfe vermitteln<br />

- Patient kann sich in seiner<br />

Angst angenommen fühlen<br />

- Patient kann realistisches Bild<br />

<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Situation<br />

annehmen<br />

- Patient kann sich mit seiner<br />

Situation in angemessener<br />

Weise auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

- Symptome wer<strong>de</strong>n<br />

entsprechend ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />

bewertet<br />

- Patient kann entstan<strong>de</strong>ne<br />

Defizite ausgleichen und erhält<br />

seine Selbständigkeit


Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter Schmerzen in<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Bereichen<br />

Patient schil<strong>de</strong>rt Miktionsstörungen<br />

Kann Harn nicht mehr willentlich<br />

halten, es kommt zur Inkontinenz<br />

Patient spürt keinen Harndrang<br />

mehr<br />

Zeitweise kommt es zum<br />

Harnverhalt<br />

- auf Heizkissen, Wärmflaschen<br />

und an<strong>de</strong>re Wärmespen<strong>de</strong>r,<br />

sowie auf Eispackungen<br />

verzichten<br />

- Dokumentation <strong>de</strong>r<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

- Verabreichung von<br />

Schmerzmitteln<br />

- Toilettentraining,<br />

- ggf. aufsaugen<strong>de</strong> Materialien -<br />

Blasenklopftraining<br />

- ggf. Fußzonenreflexmassage<br />

- nach strenger<br />

Indikationsstellung<br />

Dauerkatheter<br />

- bei Harnverhalt<br />

- Eukalyptuskompressen auf die<br />

Blasengegend<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter Obstipation - Krankenbeobachtung<br />

- Einsatz<br />

obstipationsprophylaktischer<br />

Maßnahmen<br />

- Durchführung ärztlich<br />

Pneumoniegefahr durch<br />

Atemfunktionsstörungen<br />

Thrombosegefahr durch<br />

Immobilität<br />

verordneter Maßnahmen<br />

- Pneumoniegefahr<br />

(Totraumvergrößerer,<br />

Atemtherapie, Inhalationen,<br />

atemstimulieren<strong>de</strong><br />

Einreibungen etc.)<br />

- Atembeobachtung<br />

- Ausstreichen<strong>de</strong> Massagen<br />

- aktive/passive<br />

Bewegungsübungen<br />

- Krankengymnastik<br />

- Antithrombosestrümpfe<br />

- ggf. Verabreichung von<br />

Heparin nach Arztanordnung<br />

- Patient kann<br />

Selbständigkeit/Sicherheit<br />

erhalten<br />

- Erhalt einer intakten Haut<br />

- Patient erfährt<br />

Schmerzlin<strong>de</strong>rung<br />

- Reduktion <strong>de</strong>r Inkontinenz<br />

durch regelmäßiges<br />

Urinausschei<strong>de</strong>n<br />

- Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Symptome<br />

- Patient kann Probleme<br />

kompensieren, fühlt sich sicher<br />

- Blase wird innerviert, Patient<br />

kann Harn ablasen<br />

- auftreten<strong>de</strong> Ileusproblematik<br />

kann frühzeitig erkannt wer<strong>de</strong>n<br />

- Stuhlausscheidung erfolgt<br />

regelmäßig und ohne<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

- Ein- und Ausatmung wird<br />

verbessert<br />

- möglichst alle<br />

Lungensegmente wer<strong>de</strong>n<br />

belüftet<br />

- Erhalt/Wie<strong>de</strong>rherstellung einer<br />

gesun<strong>de</strong>n Lungenfunktion<br />

- Störungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

wer<strong>de</strong>n frühzeitig erkannt<br />

- <strong>de</strong>r venöse Blutfluß wird<br />

geför<strong>de</strong>rt<br />

- Fließeigenschaften <strong>de</strong>s Blutes<br />

wer<strong>de</strong>n verbessert<br />

- "Verdünnung" <strong>de</strong>s Blutes


Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Rückenmarkkompression - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Dekubitusgefahr durch ständiges<br />

Liegen<br />

Kontrakturgefahr durch<br />

eingeschränkte Wahrnehmung von<br />

Schmerzen, sowie durch<br />

unzureichen<strong>de</strong> Bewegung<br />

Patient kann sich nicht mehr<br />

selbständig in allen Bereichen <strong>de</strong>s<br />

täglichen Lebens versorgen<br />

<strong>1.</strong>9.<strong>1.</strong>5 Obere Einflußstauung<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Bronchialkarzinom<br />

- <strong>Maligne</strong>m Lymphom<br />

- metastasieren<strong>de</strong>m Mammakarzinom<br />

- Thymom<br />

- Umlagern nach Plan<br />

- Superweichlagerung<br />

- Massage <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Areale<br />

- ggf. Clinitron-Bett<br />

- Passive und aktive<br />

Krankengymnastik<br />

Symptome:<br />

- Gefühl <strong>de</strong>s unspezifischen Kopfdruckes<br />

- gestaute H<strong>als</strong>venen<br />

- Schwellung von Gesicht, H<strong>als</strong>- und Armregion<br />

- evtl. blaurote Verfärbung <strong>de</strong>s Gesichts<br />

- Dyspnoe<br />

- Analyse <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Bereiche<br />

- Erstellen eines Pflegeplans<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m Patienten<br />

- ggf. Unterstützung o<strong>de</strong>r<br />

Übernahme bestimmter<br />

Handlungen<br />

- gefähr<strong>de</strong>te Hautareale wer<br />

<strong>de</strong>n entlastet<br />

- Erhalt einer funktionsfähigen,<br />

intakten Haut<br />

- Erhalt <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r<br />

betroffenen Gelenke<br />

- Patient kann sich weitgehend<br />

in <strong>de</strong>n betroffenen Bereichen<br />

versorgen<br />

- Patient fühlt sich sicher<br />

Prognose<br />

Der Zustand <strong>de</strong>s Patienten verschlechtert sich ohne Therapie meist rasch. Bei guter Therapierbarkeit sollte<br />

schnell behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, um die Prognose entsprechend zu verbessern<br />

Therapie<br />

Hochdosierte Kortisontherapie <strong>als</strong> Akutnotfalltherapie<br />

Diuretika<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Ursache durch Strahlen- o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />

ggf . Heparinisierung<br />

ggf. Sauerstofftherapie<br />

Pflege<br />

An dringlichster Stelle ist die psychische Betreuung zu sehen. Weiterhin stehen die Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Atemnot<br />

und die Vermeidung von Komplikationen im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

Qualifikation<br />

Die Gespräche mit <strong>de</strong>m stark verunsicherten, ängstlichen Patienten wer<strong>de</strong>n von einer qualifizierten<br />

Pflegefachkraft übernommen


Pflegeplanung für Patienten mit bestehen<strong>de</strong>r oberer Einflußstauung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter Atemnot, sitzt<br />

überwiegend nach Luft<br />

schnappend, aufrecht im Bett<br />

Es besteht Soor- und<br />

Parotitisgefahr durch Mundatmung<br />

und Diuretika<br />

Patient hat Angst, ist verunsichert<br />

durch seinen angeschwollenen<br />

H<strong>als</strong> und durch das bläulich<br />

verfärbte Gesicht<br />

Patient hat erhöhte<br />

Thrombosegefahr durch<br />

Immobilisation und<br />

Diuretikaeinnahme<br />

- Überwachung und<br />

Dokumentation <strong>de</strong>r<br />

Atemfrequenz<br />

- geeignete Lagerung (ggf.<br />

Oberkörperhochlagerung)<br />

- Mobilisation auf das Nötigste<br />

einschränken<br />

- alle erfor<strong>de</strong>rlichen Utensilien in<br />

Griffweite stellen<br />

- ggf. Fenster öffnen<br />

- nach Arztanordnung -<br />

Sauerstoffgabe<br />

- Sorge für ausreichen<strong>de</strong><br />

Befeuchtung <strong>de</strong>r<br />

Mundschleimhaut, Patient soll<br />

in kurzen Abstän<strong>de</strong>n kleine<br />

Schlucke trinken o<strong>de</strong>r Mund<br />

einsprühen (ggf. Salbeitee)<br />

- saure Bonbons lutschen<br />

lassen<br />

- Verständnis zeigen für die<br />

Angst <strong>de</strong>s Patienten<br />

- Aufzeigen, daß die Therapie<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Reduktion<br />

dieser Beschwer<strong>de</strong>n<br />

durchgeführt wird<br />

- ggf. für Arztinformation sorgen<br />

- ggf. Sorge für regelmäßige<br />

Diuretikaeinnahme<br />

- ggf. Gewichtskontrolle<br />

- ggf. Flüssigkeitsbilanz<br />

- Thromboseprophylaxe<br />

durchführen (Patient soll ggf.<br />

Beine im Bett bewegen, Zehen<br />

anziehen und strecken),<br />

- ausstreichen<strong>de</strong> Waschungen<br />

- Antithrombosestrümpfe<br />

- ggf. Heparinisierung nach<br />

Arztanordnung<br />

- Istzustand wird erfaßt<br />

- Atmung wird erleichtert<br />

- Patient kann besser<br />

durchatmen<br />

- Mundschleimhaut wird<br />

angefeuchtet<br />

- Speichelfluß wird angeregt<br />

- Patient fühlt sich in seiner<br />

Angst begleitet<br />

- Patient kann Angst reduzieren<br />

- Blutzirkulation und venöser<br />

Rückfluß wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt


<strong>1.</strong>9.2. Notfälle durch Störungen im Bereich <strong>de</strong>r Blutgerinnung<br />

<strong>1.</strong>9.2.1 Blutungsneigung /hämorrhagische Diathese<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Leukämie<br />

- Chemotherapie<br />

- Bestrahlung <strong>de</strong>s Knochenmarks<br />

- Sepsis<br />

Symptome<br />

Die Symptome sind abhängig von <strong>de</strong>r Lokalisation <strong>de</strong>r Auswirkung:<br />

<strong>1.</strong> Allg. Blutungen: Hämatome, Petechien, Zahnfleischblutungen, Blut im Urin, Blut im Stuhl<br />

2. Herz-Kreislauf-System: Schwäche, Tachykardie, Dyspnoe, Lungenö<strong>de</strong>m, kardiale Dekompensation<br />

3. Gerinnungssystem: Spontanblutungen aus allen Körperöffnungen o<strong>de</strong>r Punktionsstellen<br />

4. Auge - Sehstörungen, Netzhautblutungen, Gefäßschwellungen<br />

5. ZNS - Schwin<strong>de</strong>l, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Orthostase, Benommenheit, Krämpfe, psychische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Prognose<br />

Die Prognose hängt ein<strong>de</strong>utig vom Ausmaß <strong>de</strong>r Thrombozytopenie, sowie von möglichen Komplikationen<br />

und Folgen ab.<br />

Therapie<br />

Thrombozytensubstitution<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Grundkrankheit<br />

Pflege<br />

Die Kontrolle hinsichtlich möglicher Blutungen sowie die Information <strong>de</strong>s Patienten zum geeigneten<br />

Verhalten steht hier ein<strong>de</strong>utig im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Pflege<br />

Qualifikation<br />

Eine gravieren<strong>de</strong> Thrombozytopenie gehört zu <strong>de</strong>n lebensbedrohlichen Verän<strong>de</strong>rungen. Aus diesem<br />

Grun<strong>de</strong> sollte die Pflege und Krankenbeobachtung nur einer qualifizierten Fachkraft übertragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung)<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Blutung Blutungsprophylaxe<br />

Patient soll:<br />

- keine Wärmeanwendungen<br />

- keine heißen Bä<strong>de</strong>r<br />

- keine Massagen<br />

- kein Abklopfen <strong>de</strong>s Thorax<br />

- keine einengen<strong>de</strong> Kleidung<br />

(Gürtel, BH)<br />

- keine Zäpfchen, rektales<br />

Fiebermessen<br />

- kein übermäßiges RR-messen<br />

- keine Nagelpflege durch<br />

Pflegekraft<br />

- kein Umgang mit scharfen<br />

o<strong>de</strong>r spitzen Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

Erhalten einer intakten Haut und<br />

Schleimhaut


Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung) - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

- keine verletzungsgefähr<strong>de</strong>ten<br />

Arbeiten<br />

- keine i.m.-Injektionen<br />

- keine Manipulationen in Nase<br />

o<strong>de</strong>r Ohren<br />

- keine grobkörnige Nahrung<br />

erhalten<br />

- sturzprophylaktische<br />

bestehen<strong>de</strong> Nasenblutung<br />

(Epistaxis)<br />

bestehen<strong>de</strong> Blutung im Mund-<br />

Rachenbereich<br />

Maßnahmen durchführen<br />

- Eiskompresse o<strong>de</strong>r kalten<br />

Waschlappen in <strong>de</strong>n Nacken<br />

legen<br />

- Nasenflügel mit zwei Fingern<br />

zusammenpressen<br />

- Schnupfenspray mit<br />

gefäßverengen<strong>de</strong>n<br />

Substanzen (Olynth ® ,<br />

Otriven ® , Nasivin ® ) anwen<strong>de</strong>n<br />

- Kopf hoch lagern<br />

- behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Arzt informieren<br />

- bei starker o<strong>de</strong>r sistieren<strong>de</strong>r<br />

Blutung in die Klinik fahren<br />

(Tampona<strong>de</strong> wird dort gelegt)<br />

- Zahnpflege nur vorsichtig mit<br />

weicher Zahnbürste<br />

durchführen<br />

- mehrm<strong>als</strong> am Tag Mund mit<br />

Munddusche spülen<br />

- kein Müsli o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

grobkörnige Nahrung essen<br />

- keine zu heißen Getränke<br />

trinken<br />

- mehrm<strong>als</strong> täglich mit Kamille-<br />

Salbeitee spülen<br />

Gastrointestinale Blutungen - mehrm<strong>als</strong> täglich kalten<br />

Kamille-Salbeitee trinken<br />

lassen<br />

- Arzt informieren<br />

- Stuhlbeobachtung<br />

(Melaena)/Teerstuhl<br />

- ggf. Gabe von H2-Blockern<br />

- Blutung steht nach kurzer Zeit<br />

- Erhalt einer gesun<strong>de</strong>n,<br />

funktionsfähigen Schleimhaut<br />

- Infektionen heilen ab<br />

- Blutungen stehen nach kurzer<br />

Zeit<br />

- Erhalt einer gesun<strong>de</strong>n,<br />

funktionsfähigen Schleimhaut<br />

- Blutung wird frühzeitig erkannt


Pflegeplanung bei hämorrhagischer Diathese (allgemeiner Blutungsneigung) - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Blutung im Bereich von Haut und<br />

Muskulatur<br />

Hämatome<br />

Petechien (kleine punktförmige<br />

Hautblutungen)<br />

Blutungen nach Punktionen<br />

<strong>1.</strong>9.2.2 Thrombosen<br />

- keine i.m.-Injektionen<br />

- keine ausgiebigen RR-<br />

Kontrollen<br />

- Sturzprophylaktische<br />

Maßnahmen<br />

- keine Massagen<br />

- Druckverband anlegen<br />

- ggf. Kühlpackung auflegen<br />

- Erhalt eines gesun<strong>de</strong>n,<br />

funktionsfähigen<br />

Muskelgewebes<br />

- Punktionsstelle wird<br />

komprimiert, Blutung steht<br />

schnell<br />

Patienten mit onkologischen Grun<strong>de</strong>rkrankungen erlei<strong>de</strong>n häufiger eine Thrombose <strong>als</strong> an<strong>de</strong>re Patienten.<br />

Auch die Thrombosekomplikationsrate ist erhöht.<br />

Risikopatienten für Hyperkoagulabilität<br />

Patienten mit:<br />

- Dehydratation<br />

- Hypotension<br />

- Immobilisierung<br />

- Hormontherapie<br />

- Chirurgische Eingriffe<br />

- Chemotherapie<br />

- Tumorbedingte Kompression und/o<strong>de</strong>r Infiltration von Gefäßen<br />

- Tumorbedingte Bildung von gerinnungsaktivieren<strong>de</strong>n Faktoren (Paraneoplasie)<br />

Symptome<br />

Die Symptomatik hängt ab von <strong>de</strong>r betroffenen Gefäßlokalisation:<br />

Hautbetroffenheit:<br />

Ö<strong>de</strong>matöse Schwellung<br />

Extremitätenbetroffenheit:<br />

Entzündungszeichen:<br />

(Rötung, Schwellung, Schmerz und Wärme), harte Gefäßstränge, lokale Druckempfindlichkeit,<br />

Ruheschmerz, herabgesetzte o<strong>de</strong>r nicht palpable Gefäßpulse, evtl. erweiterte Venen<br />

H<strong>als</strong>-Gesichtbetroffenheit: massive Schwellung im H<strong>als</strong>-Gesichtsbereich, gestaute H<strong>als</strong>venen, livi<strong>de</strong><br />

verfärbtes Gesicht<br />

Prognose<br />

Bei Beinvenenthrombosen kann sich die Thrombosierung bis in die Beckenvenen ausweiten. Lösen sich<br />

hier Thromben, kann es zur Lungenembolie kommen.<br />

Bei Thrombusbildung an <strong>de</strong>n Herzklappen, besteht die Gefahr, durch Lösung einen Hirninfarkt auszulösen<br />

Therapie<br />

Prävention steht vor Therapie. Gefähr<strong>de</strong>te Patienten wer<strong>de</strong>n heparinisiert.<br />

Pflege<br />

Alle erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r Thromboseprophylaxe wer<strong>de</strong>n durchgeführt


Pflegeplanung für thrombosegefähr<strong>de</strong>te Patienten<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient ist thrombosegefähr<strong>de</strong>t - Sorge für ausreichend<br />

Flüssigkeit<br />

- Flüssigkeitsbilanz<br />

- Kontrolle von Ö<strong>de</strong>men<br />

- Isometrische Übungen<br />

- Frühzeitige Mobilisation<br />

- Ausstreichen <strong>de</strong>r Beine<br />

(vorher mit Arzt absprechen)<br />

- anregen<strong>de</strong> Waschungen<br />

- Anlegen elastischer Strümpfe<br />

o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m<br />

Aufstehen o<strong>de</strong>r über 24<br />

Stun<strong>de</strong>n<br />

Patient zeigt Thrombosezeichen - Kontrolle und Beobachtung<br />

<strong>de</strong>r Thrombosezeichen<br />

- Information <strong>de</strong>s Arztes<br />

- Hochlagerung <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Körperregion<br />

- Kühlen<strong>de</strong> Wickel<br />

Nach Arztanordnung:<br />

- Verabreichung entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Medikamente<br />

- absolute Bettruhe<br />

- Beobachtung hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Thrombosezeichen/siehe<br />

Symptome<br />

- keine Massage ohne Zusage<br />

<strong>de</strong>s Arztes durchführen<br />

<strong>1.</strong>9.2.3 Disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIG)<br />

- Verdünnung <strong>de</strong>s Blutes -<br />

Anregen <strong>de</strong>s Blutflusses -<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Venenfunktion<br />

(Pumpe) - För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Rückflusses<br />

- Erkennen einer Thrombose<br />

- Einleitung einer wirksamen<br />

Therapie<br />

- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Rückflusses/<br />

Entlastung<br />

- Reduktion von Schmerzen und<br />

Entzündungszeichen<br />

Hierbei kommt es zu einer vermehrten Gerinnung und Bildung von Thromben, insbeson<strong>de</strong>re in kleinen<br />

Gefäßen und Kapillaren. Dadurch bedingt steigt <strong>de</strong>r Verbrauch von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren<br />

(beson<strong>de</strong>rs von Faktor V, VII und Prothrombin) mit nachfolgen<strong>de</strong>r Thrombopenie.<br />

Prothrombinzeit und Plasmathrombinzeit sind verlängert. Als Konsequenz dieser Verän<strong>de</strong>rungen zeigt sich<br />

schließlich eine vermehrte Bildung von Fibrinogenspaltprodukten und Fibrinolyse. Der kombinierte<br />

gesteigerte Verbrauch von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren steigert die Blutungsneigung. Ursache <strong>de</strong>r<br />

DIG bei Tumorpatienten können freigesetzte Gewebsfaktoren sein.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- <strong>Maligne</strong>merkrankungen (Ursachen noch nicht hinlänglich bekannt)<br />

- Patienten mit Sepsis


Symptome<br />

<strong>1.</strong> Blutungen<br />

- Hämorrhagien, vor allem Haut- und Schleimhautblutungen<br />

- Blutungen an Einstichstellen<br />

- Gastrointestinale Blutungen<br />

- Blutungen im Urogenitaltrakt<br />

2. Thrombosen<br />

vor allem in <strong>de</strong>n kleinen Gefäßen <strong>de</strong>r Finger und Zehen<br />

Prognose nur bei aktiver Intensivtherapie gut<br />

Therapie<br />

- Maßnahmen zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Grundkrankheit (d. h. Therapie einer bestehen<strong>de</strong>n Sepsis o<strong>de</strong>r<br />

Tumorkrankheit)<br />

- bei Blutungen - Fresh-frozen-Plasma, Kryopräzipitat<br />

- bei Thrombopenie - Verabreichung von Thrombozytenkonzentraten<br />

- bei Mikrothrombenbildung - intravenöse Heparinisierung<br />

Pflege<br />

Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die intensive Überwachung, sowie eine umfassen<strong>de</strong> pflegerische Betreuung.<br />

Patienten mit DIG können nicht im ambulanten Bereich betreut wer<strong>de</strong>n.<br />

Qualifikation:<br />

Die Überwachung kann hier nur von einer examinierten Pflegefachkraft übernommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Pflegeplanung für Patienten mit DIG<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter allgemeiner<br />

Blutungsneigung<br />

Patient soll:<br />

- Verletzungen vermei<strong>de</strong>n<br />

(keine harten Zahnbürsten,<br />

keine Naßrasur)<br />

- keine Wattestäbchen zur<br />

Nasen- o<strong>de</strong>r Ohrenpflege<br />

benutzen<br />

- Fußpflege nicht selbständig<br />

durchführen(darf hier nur von<br />

einer qualifizierten Pediküre<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n)<br />

- sturzprophylaktische<br />

Maßnahmen durchführen<br />

- keine i.m.-Injektionen erhalten<br />

- keine Suppositorien<br />

bekommen<br />

- keine rektale<br />

Temperaturkontrolle<br />

durchführen<br />

- keine grobkörnigen Speisen<br />

(Müsli) essen<br />

Patient blutet bereits bei Hautblutung Druckverband<br />

anlegen<br />

- Überwachung <strong>de</strong>s Patienten<br />

- Erhalt einer intakten,<br />

funktionsfähigen Haut und<br />

Schleimhaut<br />

- Komplikationen frühzeitig<br />

erkennen<br />

- Blutung zum Stillstand bringen


<strong>1.</strong>9.3 Notfälle durch Elektrolyt- und Stoffwechselentgleisung<br />

<strong>1.</strong>9.3.1 Tumorlysesyndrom<br />

Bedingt durch einen massiven Tumorzerfall, entwe<strong>de</strong>r spontan auftretend o<strong>de</strong>r während Chemotherapie,<br />

kann es zu metabolischen Entgleisungen und Störungen <strong>de</strong>s Elektrolythaushaltes kommen. Das<br />

Tumorlysesyndrom stellt eine lebensbedrohliche Gefahr dar.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- bestimmten Lymphomen<br />

- Leukämien<br />

- kleinzelligem Bronchialkarzinom<br />

Symptome<br />

- Oligo- o<strong>de</strong>r Anurie durch Einschränkung <strong>de</strong>r Nierenfunktion mit folgen<strong>de</strong>r Hyperurikämie<br />

- Hyperkaliämie<br />

- Hyperphosphatämie<br />

- Hypokalzämie<br />

- Herzrhythmusstörungen<br />

- tetanische Muskelkrämpfe<br />

Prognose<br />

Das Tumorlysesyndrom stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar und führt, ohne erfolgreiche<br />

Behandlung, zum Tod.<br />

Therapie<br />

- ausreichen<strong>de</strong> Flüssigkeitszufuhr von 3-4 Litern/24 Std.<br />

- Diuretikaapplikation zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Diurese und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ausscheidung von Kalium (möglichst<br />

Furosemid o<strong>de</strong>r ähnliche Substanz)<br />

- Flüssigkeitsbilanzierung<br />

- Allopurinol (Zyloric ® ) zur Vermeidung einer Hyperurikämie<br />

Pflege<br />

Patienten mit drohen<strong>de</strong>m o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>m Tumorlysesyndrom bedürfen einer Intensivpflege.<br />

- Kontrolle <strong>de</strong>r Vitalzeichen in engen Abstän<strong>de</strong>n<br />

- Flüssigkeitsbilanzierung<br />

- Krankenbeobachtung<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Die Betreuung von Patienten mit Tumorlysesyndrom gehört in die Hän<strong>de</strong> einer onkologisch qualifizierten<br />

Pflegekraft o<strong>de</strong>r sogar in die Intensivpflege<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei bestimmten <strong>Tumore</strong>n kann es aufgrund <strong>de</strong>s raschen Tumorwachstums, bei gleichzeitiger<br />

Entwicklungsverzögerung tumorversorgen<strong>de</strong>r Gefäße zu einem massiven Zerfall von Tumorzellen kommen.<br />

Dies geschieht auch <strong>als</strong> Folge einer Chemotherapie. Das frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kern- und Zytoplasmamaterial führt<br />

zu einer Dekompensation <strong>de</strong>s Purinstoffwechsels und schließlich zur Hyperurikämie.<br />

Häufig kommt es, bedingt durch gleichzeitig ansteigen<strong>de</strong> Harnsäurewerte, auch zum Nierenversagen,<br />

wodurch die Harnsäureausscheidung weiter reduziert wird. Die nun im Serum entstehen<strong>de</strong>n hohen<br />

Harnsäurekonzentrationen schlagen sich auch im Bereich <strong>de</strong>r Nierentubuli nie<strong>de</strong>r und för<strong>de</strong>rn damit das<br />

Nierenversagen.<br />

Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Zellzerfall hohe Mengen Kalium und Phosphat im Blut freigesetzt, wodurch<br />

es zu Reizleitungsstörungen <strong>de</strong>s Herzens, zur generellen Schwäche <strong>de</strong>s Muskelgewebes bis hin zur<br />

Lähmung kommen kann. Außer<strong>de</strong>m können Zelltrümmer Kapillarschä<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Niere<br />

verursachen.


Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>m/bestehen<strong>de</strong>m Tumorlysesyndrom<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Einschränkung <strong>de</strong>r<br />

Nierenfunktion bei steigen<strong>de</strong>n<br />

Harnsäurewerten<br />

<strong>1.</strong>9.3.2 Hyperkalzämie<br />

- Sorge für eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Flüssigkeitszufuhr (min<strong>de</strong>stens<br />

3-4 Liter pro Tag)<br />

- Durchführung einer genauen<br />

Flüssigkeitsbilanzierung<br />

- Sorge für Durchführung <strong>de</strong>r<br />

geplanten Diuretikagabe und<br />

Allopurinolverabreichung<br />

- Kontrolle <strong>de</strong>s Urin-PH-Wertes<br />

(sollte um 7 liegen)<br />

- Hautbeobachtung<br />

(Hautausschlag bei<br />

Allopurinolunverträglichkeit)<br />

- Erhalt einer physiologischen<br />

Nierenfunktion<br />

Die Erhöhung <strong>de</strong>r Serumkalziumspiegel über 2,7 mmol/l wird <strong>als</strong> Hyperkalzämie bezeichnet.<br />

Hyperkalzämische Komplikationen treten relativ schnell bei onkologischen Patienten auf, wobei sich eine<br />

Häufung bei bestimmten <strong>Tumore</strong>n abzeichnet. Kalzium spielt eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r<br />

Reizleitungsübermittlung in <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>s Körpers, speziell in Herzmuskelzellen und Nervenfasern.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Plattenepithelkarzinom <strong>de</strong>r Lunge<br />

- Prostatakarzinom<br />

- Mammakarzinom<br />

- Plasmozytom<br />

- maligneres Lymphom<br />

- T-Zell-Leukämie<br />

- Nierenzellkarzinom<br />

Symptome<br />

Die Symptome können sich in unterschiedlichen Organsystemen zeigen:<br />

- Herz: Rhythmusstörungen, Brady- o<strong>de</strong>r Tachoarrhythmie, Vorhofflimmern, AV-Blockierungen<br />

- Niere: Polyurige, Nephrolithiasis, Nierenversagen<br />

- Muskulatur: herabgesetzter Muskeltonus, Schwäche<br />

- Stoffwechsel: Dehydratation (Gewichtsverlust)<br />

- ZNS/Psyche: Verwirrtheit, Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rungen, Somnolez, Koma, Müdigkeit, Depression<br />

Prognose<br />

Unbehan<strong>de</strong>lt können insbeson<strong>de</strong>re die Auswirkungen auf Herz und ZNS zum To<strong>de</strong> führen<br />

Therapie<br />

- För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Diurese zur Verstärkung <strong>de</strong>r Kalziumausscheidung über die Niere<br />

- Ausgleich <strong>de</strong>s Flüssigkeitshaushaltes (ca. 3-4 Liter Flüssigkeit/ Tag) - Reduktion <strong>de</strong>r enteralen<br />

Kalziumresorption<br />

- Reduktion <strong>de</strong>r Kalziummobilisation aus <strong>de</strong>m Knochen (durch Kalzitoningabe und Verabreichung von<br />

Biphosphonaten)<br />

- Cortisongabe<br />

Pflege<br />

Neben <strong>de</strong>n direkt auf die Vermeidung einer hyperkälzämischen Krise ausgerichteten Maßnahmen, obliegt<br />

es <strong>de</strong>n <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n für eine kalziumarme Kost zu sorgen und Patient und Angehörige nach einer<br />

eingehen<strong>de</strong>n Arztinformation vertiefend zu informieren.


Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Auch die hyperkalzämische Krise gehört zu <strong>de</strong>n lebensbedrohlichen Notfallsituationen und ihr Erkennen<br />

bedarf <strong>de</strong>r fachlichen Qualifikation.<br />

Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r hyperkalzämischer Krise<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr <strong>de</strong>r kardialen Probleme<br />

(z. B. kardiale Dekompensation mit<br />

Symptomen wie Hustenreiz,<br />

Ö<strong>de</strong>me, Atemnot o<strong>de</strong>r<br />

Rhythmusstörungen mit Anzeichen<br />

von Pulsverän<strong>de</strong>rungen)<br />

- regelmäßige<br />

Krankenbeobachtung<br />

(Atmung)<br />

- regelmäßige Pulskontrollen<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Dehydratation - auf erhöhte Flüssigkeitszufuhr<br />

achten (min<strong>de</strong>stens 2-3<br />

Liter/Tag)<br />

- Sorge für regelmäßige und<br />

konsequente<br />

Flüssigkeitsbilanzierung (evtl.<br />

Anleitung <strong>de</strong>s Patienten und<br />

seiner Angehörigen)<br />

- Durchführung regelmäßiger<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Entstehung von<br />

Nausea/Emesis<br />

Obstipation<br />

Gefahr <strong>de</strong>r psychoneurologischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen:<br />

- Müdigkeit<br />

- Verwirrtheit<br />

- Somnolenz<br />

- Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rungen<br />

- Koma<br />

Puls- und Blutdruckkontrollen<br />

- Sorge für regelmäßige<br />

Einnahme von Antiemetika<br />

- Information <strong>de</strong>s Patienten über<br />

ursächliche Zusammenhänge<br />

- Durchführung einer effektiven<br />

Obstipationsprophylaxe<br />

- Sorge für eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

- Sorge für eine kalziumarme<br />

Ernährung (keine<br />

Milchprodukte)<br />

- Anzeichen einer kardiale n<br />

Dekompensation wer<strong>de</strong>n<br />

frühzeitig erkannt<br />

- Patient fühlt sich sicher<br />

- Kalziumausscheidung über die<br />

Niere wird geför<strong>de</strong>rt durch<br />

Verstärkung <strong>de</strong>r Diurese<br />

- Patient fühlt sich sicher<br />

- För<strong>de</strong>rung/Erhalt einer<br />

physiologischen Magen-Darm-<br />

Funktion<br />

- Erhalt von Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

- Normalisierung <strong>de</strong>r<br />

psychoneurologischen<br />

Situation<br />

- Patient fühlt sich ausgeglichen<br />

und sicher


Pflegeplanung bei drohen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r hyperkalzämischer Krise - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Gefahr osteolysebedingter,<br />

pathologischer Frakturen bei<br />

Mobilisation <strong>de</strong>s Skelettkalzium<br />

zur Aufrechterhaltung stabiler Blut<br />

kalziumwerte<br />

- Information <strong>de</strong>s Patienten über<br />

frakturvermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Bewegungsmuster (z. B.<br />

Technik zum richtigen<br />

Aufstehen aus <strong>de</strong>m Bett o<strong>de</strong>r<br />

vom Stuhl) Seite 103, 104<br />

- Durchführung<br />

sturzprophylaktischer<br />

Maßnahmen<br />

- Vorsichtiges Mobilisieren<br />

(drehen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong><br />

Bewegungen vermei<strong>de</strong>n),<br />

dabei isometrische Übungen<br />

bevorzugen<br />

- Erhalt eines funktionsfähigen,<br />

unverletzten Knochengerüstes<br />

- Erhalt <strong>de</strong>r normalen<br />

Beweglichkeit<br />

- Erhalt/Wie<strong>de</strong>raufbau von<br />

Knochensubstanz<br />

Patienten, die unter hyperkalzämischen Störungen lei<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n nahezu immer stationär aufgenommen,<br />

um <strong>de</strong>n kardialen Störungen entsprechend schnell entgegenwirken zu können.<br />

<strong>1.</strong>9.4. Notfälle verschie<strong>de</strong>ner Ursache<br />

<strong>1.</strong>9.4.1 Respiratorische Insuffizienz<br />

Symptome, die aus Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Atmung resultieren, sind für <strong>de</strong>n Patienten meist stark<br />

beeinträchtigend, quälend und auch schwierig zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r respiratorischen Insuffizienz wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Begriffe integriert. Während <strong>de</strong>r<br />

Begriff Dyspnoe eher das subjektive Empfin<strong>de</strong> n <strong>de</strong>r erschwerten Atemnot und die Angst vor <strong>de</strong>m<br />

Erstickungstod charakterisier t, zielt die respiratorische Insuffizienz eher auf Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r äußeren<br />

und inneren Atmung ab.<br />

Da Dyspnoe vom Patienten oftm<strong>als</strong> gravieren<strong>de</strong>r wahrgenommen wird, <strong>als</strong> Verschiebungen von Sauerstoff<br />

und Kohlendioxid, soll dieser Terminus hier bevorzugt behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Risikopatienten:<br />

Pulmonale Ursachen:<br />

- bronchiale, tumorbedingte Einengung <strong>de</strong>r Atemwege<br />

- Atelektase<br />

- Pneumonie<br />

- Pneumothorax<br />

- chronisch obstruktive Lungenverän<strong>de</strong>rung<br />

- Pleuraerguß<br />

- Lymphangiosis carcinomatosa<br />

- Lungenembolie<br />

- strahlentherapiebedingte Lungenfibrose<br />

Kardiale Ursachen:<br />

- Linksherzinsuffizienz<br />

- obere Einflußstauung<br />

- tumoröser Perikardbefall<br />

- Perikar<strong>de</strong>rguß<br />

Neuromuskuläre Ursachen:<br />

- Schwäche <strong>de</strong>r Muskulatur bei Kachexie<br />

An<strong>de</strong>re Ursachen:<br />

- Fieber<br />

- Angst<br />

- Anämie<br />

- Ascites<br />

- Hepatomegalie


Symptome:<br />

- Dyspnoe (siehe oben)<br />

- Tachypnoe<br />

- Hyperpnoe<br />

- Hyperventilation<br />

Prognose<br />

Die respiratorische Insuffizienz im Termin<strong>als</strong>tadium einer <strong>Tumore</strong>rkrankung wird durch das Fortschreiten <strong>de</strong>r<br />

Grun<strong>de</strong>rkrankung beeinflußt.<br />

Therapie<br />

- falls möglich, Einsatz einer wirksamen Tumortherapie bei oberer Einflußstauung, bzw. Therapie einer<br />

Herzinsuffizienz<br />

- Kortikosteroi<strong>de</strong> (bronchodilatatorische, anti-entzündliche, antiö<strong>de</strong>matöse Wirkung)<br />

- ggf. Sedative und Anxiolytika<br />

- Bronchodilatatoren zur Erweiterung <strong>de</strong>r Bronchien<br />

- Opiate (reduzieren <strong>de</strong>n Atemantrieb, wirken anxiolytisch und sedierend)<br />

- Antibiotika bei Infektionen<br />

- Sauerstoffgabe<br />

Pflege<br />

Pflegerische Interventionen zielen neben <strong>de</strong>r Sorge für regelmäßige Verabreichung <strong>de</strong>r ärztlich verordneten<br />

Medikation vor allem auf Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Zur Erfüllung entsprechend medikamentöser Maßnahmen, zur Beurteilung <strong>de</strong>r aktuellen Befindlichkeit, zum<br />

Erkennen von zusätzlich auftreten<strong>de</strong>n Störungen, ist eine qualifizierte Pflegekraft erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Pflegeplanung bei Respiratorischer Insuffizienz<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter Husten, Sekret<br />

ist zähflüssig und schwer<br />

abzuhusten<br />

Patient fühlt sich durch nächtliche<br />

Hustenattacken tagsüber<br />

geschwächt und kann nachts nicht<br />

schlafen<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter rasseln<strong>de</strong>n<br />

Atemgeräuschen in <strong>de</strong>r<br />

Terminalphase ("Death rattle"),<br />

Angehörige fühlen sich hilflos<br />

- Sorge für ausreichen<strong>de</strong><br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

- ggf. Hilfe bei Inhalationen<br />

- rhythmische Einreibungen<br />

(ASE)<br />

- ggf. Verabreichung von<br />

Sekretolytika<br />

- 3 \x tägl. 1 Tasse Thymiantee<br />

- TV-Lagerung<br />

- abends Brust-Laven<strong>de</strong>lwickel<br />

- abends 1 Tasse Hustentee mit<br />

Co<strong>de</strong>in (nach Arztanordnung)<br />

- Anfeuchtung <strong>de</strong>r Raumluft im<br />

Schlafzimmer<br />

- Lagerung in halbaufrechter<br />

Position<br />

- Nach Arztanordnung<br />

Verabreichung von<br />

Scopolamin<br />

(Anticholinergikum)<br />

- ggf. naso-pharyngiales<br />

Absaugen<br />

- Patient kann verflüssigtes<br />

Sekret leichter abhusten<br />

- Patient kann nachts schlafen<br />

- Patient kann besser abhusten<br />

- Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Sekretneubildung<br />

- Patient kann nach Entfernen<br />

<strong>de</strong>s Sekretes leichter<br />

durchatmen


<strong>1.</strong>9.4.2 Lungenblutung - Hämoptoe<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Bronchialkarzinom<br />

- HNO-<strong>Tumore</strong>n<br />

- Strahlentherapie im Bereich <strong>de</strong>r Lunge<br />

- Metastasen im Bereich <strong>de</strong>r Lunge<br />

- Thrombopenie mit allgemeiner hämorrhagischer Diathese<br />

- Pneumonie<br />

- Lungenembolie<br />

- Tuberkulose<br />

Symptome<br />

Expektoration (Auswurf) von blutigem Husten bis hin zur massiven Blutung<br />

Prognose<br />

Abhängig vom Ausmaß <strong>de</strong>r Blutung und von <strong>de</strong>r Ursache.<br />

Therapie<br />

- bronchiale Absaugung<br />

- ggf. kausale Therapie z. B. mit Laserbehandlung<br />

- ggf. Radiatio<br />

- ggf. chirurgische Blutstillung<br />

- ggf. angiographische Embolisation<br />

- bei hämorhagischer Diathese, Gabe von Thrombozytenkonzentraten<br />

Bei massiv einsetzen<strong>de</strong>r Blutung in <strong>de</strong>r Terminalphase:<br />

- Information <strong>de</strong>r Angehörigen bei drohen<strong>de</strong>m Notfall<br />

- Vorbereitung auf die Situation<br />

- Sedierung<br />

- Schmerzlin<strong>de</strong>rung<br />

- Absaugung<br />

- Lagerung<br />

Pflege<br />

Pflege zielt hier in erster Linie auf eine angemessene psychosoziale Begleitung <strong>de</strong>s Patienten.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r terminalen Phase gilt es weiterhin, durch zügiges Han<strong>de</strong>ln Lin<strong>de</strong>rung zu verschaffen.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Kenntnisse über richtiges Absaugen und Umgang mit <strong>de</strong>n Ängsten <strong>de</strong>s Patienten sind erfor<strong>de</strong>rlich .<br />

Pflegeplanung bei Patienten mit Lungenblutung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient hat Angst bei einsetzen<strong>de</strong>r<br />

Blutung aus <strong>de</strong>n Atemwegen<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter akuter<br />

massiver Hämoptoe in <strong>de</strong>r<br />

Terminalphase<br />

- Patienten beruhigen, bei ihm<br />

bleiben, Sicherheit ausstrahlen<br />

- Arzt informieren<br />

- Patient in die aufrechte<br />

Körperhaltung bringen<br />

(Oberkörperhochlagerung)<br />

- Bronchialwege absaugen<br />

- Oberkörperhochlagerung<br />

- konstante Begleitung<br />

ermöglichen<br />

- Patient fühlt sich begleitet,<br />

erkennt, daß Maßnahmen<br />

eingeleitet wer<strong>de</strong>n<br />

- Patient kann atmen<br />

- Patient fühlt sich nicht<br />

alleingelassen


Pflegeplanung bei Patienten mit Lungenblutung - Fortsetzung<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Angehörige fühlen sich hilflos, bei<br />

massiv einsetzen<strong>de</strong>r Blutung<br />

<strong>1.</strong>9.4.3 Zytostatikabedingte Alveolitis<br />

- Angehörige aus <strong>de</strong>r<br />

Akutsituation <strong>de</strong>r Hilflosigkeit<br />

bringen (Hektik verschlimmert<br />

die Angst <strong>de</strong>s Patienten)<br />

- Erstversorgung <strong>de</strong>s Patienten<br />

- Betreuung <strong>de</strong>r Angehörigen<br />

(diese dürfen ihre Angst und<br />

Hilflosigkeit aussprechen,<br />

dürfen weinen)<br />

- Angehörige empfin<strong>de</strong>n ihre<br />

Reaktion nicht <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch, fühlen<br />

sich verstan<strong>de</strong>n<br />

Unter Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r pulmonalen Toxizität von Zytostatika, fällt auch die zytostatikainduzierte Alveolitis.<br />

Zu unterschei<strong>de</strong>n sind die akute allergische Alveolitis (Anzeichen sind Dyspnoe, Tachypnoe und<br />

Lungenö<strong>de</strong>m) von <strong>de</strong>r irreversiblen Lungenfibrose.<br />

Risikopatienten für die Entstehung <strong>de</strong>r Lungenfibrose, sind Patienten mit:<br />

- vorangegangener o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r Strahlentherapie<br />

- Vortherapie mit Bleomycin<br />

- parallele Therapie mit Cyclophosphamid<br />

- Narkosen o<strong>de</strong>r Behandlungen mit hoher Sauerstoffkonzentration in <strong>de</strong>n letzten 6 Monaten<br />

- hohes Lebensalter<br />

Symptome<br />

- trockener Husten<br />

- Dyspnoe<br />

- Tachypnoe<br />

- Fieber<br />

- ggf. Rasselgeräusche<br />

Prognose:<br />

Geringfügige Verän<strong>de</strong>rungen sind häufig reversibel. Spätstadien, die charakterisiert sind durch Verdickung<br />

<strong>de</strong>r Aleveolarsepten, Zunahme <strong>de</strong>s fibrotischen Anteils im Lungengerüst, lassen sich nicht mehr wirksam<br />

behan<strong>de</strong>ln und führen zum Tod.<br />

Therapie<br />

Die wirksamste Therapie ist das Absetzen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n zytostatischen Noxe im Frühstadium (z. B.<br />

Bleomycin, Cyclophosphamid, Carmustin (BCNU), Busulfan und Mitomycin C).<br />

Ob Glukokortikoi<strong>de</strong> eine günstige Wirkung haben, ist bislang nicht ausreichend gesichert.<br />

Pflege<br />

Die Krankenbeobachtung (Atmung) bei entsprechend gefähr<strong>de</strong>ten Patienten steht im Mittelpunkt<br />

pflegerischen Han<strong>de</strong>lns.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Entspechen<strong>de</strong> Kenntnisse zur Atembeobachtung sind erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Pflegeplanung bei Patienten mit drohen<strong>de</strong>r/bestehen<strong>de</strong>r Lungenfibrose<br />

Pflegeproblem Pflegemaßnahme Pflegeziel<br />

Patient lei<strong>de</strong>t unter trockenem<br />

Husten<br />

- Durchführung einer<br />

differenzierten<br />

Atembeobachtung<br />

- Arztinformation<br />

- Durchführung von<br />

- lungenfibrotische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />

frühzeitig erkannt.<br />

- Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Therapie<br />

wird erwirkt


<strong>1.</strong>9.4.4 Akut auftreten<strong>de</strong> Sepsis<br />

Maßnahmen zur allg.<br />

Hustenstillung (z. B.<br />

hustenstillen<strong>de</strong> Tees, Co<strong>de</strong>in)<br />

- Patient erfährt Maßnahmen<br />

zur Verbesserung seiner<br />

Situation, fühlt sich nicht<br />

aufgegeben.<br />

Im Gegensatz zu einer lokal auftreten<strong>de</strong>n Infektion, han<strong>de</strong>lt es sich bei Sepsis um eine regelrechte<br />

Überschwemmung <strong>de</strong>s Blutes mit Keimen. Entsprechend schwer ist das <strong>Krankheit</strong>sbild und die Gefahr <strong>de</strong>r<br />

Lebensbedrohung.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- Neutropenie (bei länger <strong>als</strong> 3 Wochen persistieren<strong>de</strong>r Neutropenie erlei<strong>de</strong>n nahezu 10 % <strong>de</strong>r Patienten<br />

eine Sepsis)<br />

- Plamozytom<br />

- Leukämie<br />

- Strahlen- o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />

- zentralvenösen Kathetern<br />

- Infekte <strong>de</strong>s Respirationstraktes<br />

Symptome<br />

- hohes Fieber<br />

- Tachykardie<br />

- Exsikkose<br />

- Störungen <strong>de</strong>s Bewußtseins<br />

- Niereninsuffizienz<br />

- Gerinnungsstörungen (DIG)<br />

- Eine Sepsis kann bei Tumorpatienten o<strong>de</strong>r unter Chemotherapie atypisch verlaufen.<br />

Prognose<br />

Die Prognose hängt vom Allgemeinzustand <strong>de</strong>s Patienten, von <strong>de</strong>r Keimart, <strong>de</strong>r Effizienz einer Behandlung,<br />

Alter und Vorerkrankungen ab.<br />

Therapie<br />

- prophylaktische orale Darm<strong>de</strong>kontamination<br />

- Breitband-Antibiotika<br />

- Antimykotika<br />

- ggf. Leukozytenstimulieren<strong>de</strong> Faktoren<br />

- die weitere Therapie erfolgt je nach Erregerart und Lokalisation eines möglichen Ausgangsher<strong>de</strong>s<br />

Pflege<br />

Pflegerisches Han<strong>de</strong>ln zielt vor allem auf die Prävention einer Infektion. Bei bereits aufgetretenen Infekten<br />

steht vor allem die Aufklärung <strong>de</strong>s Patienten und seiner Angehörigen über geeignetes Verhalten, die<br />

Durchführung entsprechen<strong>de</strong>r hygienischer und medizinisch-pflegerischer Maßnahmen im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>s <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Während vor wenigen Jahren Patienten mit sinken<strong>de</strong>n Granulozytenzahlen stationär aufgenommen wur<strong>de</strong>n,<br />

wird <strong>de</strong>r Patient heute, wegen <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>r Infektion mit opportunistischen und krankenhausstabilen<br />

Keimen, länger im eigenen häuslichen Umfeld belassen.


<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>, die diese Patienten betreuen, müssen ein weitreichen<strong>de</strong>s onkologisches Basiswissen besitzen.<br />

Pflegeplanung bei Infektneigung fin<strong>de</strong>t sich unter allgemeiner Pflege, Seite 146<br />

<strong>1.</strong>9.4.5 Hirnblutung<br />

Prinzipiell kann bei onkologischen Patienten je<strong>de</strong> er<strong>de</strong>nkliche Form einer Blutung im Hirn auftreten. Es<br />

zeigen sich dann die typischen Apoplexiesymtome. Behandlungs- und Pflegeschemata entsprechen dort<br />

<strong>de</strong>m Apoplektischen Insult. An dieser Stelle soll daher nur kurz auf die akute Hirnblutung bei onkologischen<br />

Patienten eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Risikopatienten<br />

Patienten mit:<br />

- <strong>Tumore</strong>n o<strong>de</strong>r Metastasen im Hirnbereich<br />

- allgemeiner hämorrhagischer Diäthese<br />

- Infektionen im Gehirn<br />

- Schä<strong>de</strong>lbestrahlung<br />

- hohem Alter<br />

Symptome<br />

bei onkologischen Patienten meist <strong>als</strong> gravieren<strong>de</strong> Blutung auftretend:<br />

- zunehmen<strong>de</strong> Bewusstseinstrübung<br />

- Kopfschmerzen<br />

- Sehstörungen<br />

- Schwin<strong>de</strong>l<br />

- Koordinationsstörungen<br />

- Sensibilitätsstörungen<br />

- Kau- und Schluckstörungen<br />

- zunehmen<strong>de</strong> Halbseitensymptomatik<br />

- Sprechstörungen<br />

- Psychische Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Prognose<br />

Bei höherem Alter, infamster Prognose <strong>de</strong>r <strong>Tumore</strong>rkrankung o<strong>de</strong>r gravieren<strong>de</strong>n Blutungen, wer<strong>de</strong>n nur<br />

eingeschränkt invasive Maßnahmen durchgeführt.<br />

Therapie<br />

- Neurochirurgische Maßnahmen nur bei guter Prognose<br />

- ansonsten lebensqualitätsverbessern<strong>de</strong> Maßnahmen: Sedation, Schmerzmedikation<br />

- Kortikosteroi<strong>de</strong><br />

Pflege<br />

Pflegerisches Han<strong>de</strong>ln zielt vor allem auf die Vermeidung einer Hirnblutung, d. h. auf die Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Sturzprophylaxe, Blutungsprophylaxe, Hilfe in <strong>de</strong>r Ausführung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s täglichen Lebens.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

Kenntnisse über Ursachen einer Hirnblutung, Anzeichen und Maßnahmen bei aufgetretener Hirnblutung<br />

sollten vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />

Da eine entsprechen<strong>de</strong> Pflegeplanung sich immer an <strong>de</strong>n Symptomen, d. h. am jeweilig betroffenen<br />

Hirnareal orientiert, kann sie an dieser Stelle pauschal nicht aufgenommen wer<strong>de</strong>n.

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