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Siri Hustvedt Liebe auf dem Prüfstand - boersenblatt.net

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Heft 2 • 2011 ISSN 0178-7241<br />

Schmökerzeit<br />

Die besten<br />

historischen Romane<br />

des Frühjahrs<br />

Vor 30 000 Jahren<br />

Jean M. Auels<br />

Eiszeitsaga<br />

Ab in den Garten<br />

Ratgeber für den<br />

Start in die neue<br />

Pflanzsaison<br />

Glanz und Elend<br />

Das rätselhafte Leben<br />

Ludwigs II.<br />

SchwErpunkt<br />

^ Reise und<br />

Sprachen<br />

Die Journalistin Andrea<br />

Böhm über ihre Reisen<br />

durch den Kongo;<br />

verführerische Länderküchen<br />

und Tipps für<br />

Radtouren-Führer<br />

Gewinnspiel<br />

buchjournal.de<br />

Für Sie von Ihrer Buchhandlung<br />

buch journal<br />

Weil Lesen Spaß macht<br />

t<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong><br />

<strong>Liebe</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prüfstand</strong>


AUSGEZEICHNET MIT<br />

2 GOLDEN GLOBES ®<br />

BESTER FILM & BESTE SCHAUSPIELERIN (Komödie/Musical) – ANNETTE BENING, 2011<br />

„... TOLL GESPIELTER FAMILIENFILM,<br />

DER DIE SEELE WÄRMT!“<br />

(GRAZIA)<br />

JETZT AUF DVD IM BUCHHANDEL<br />

Golden Globe ® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Hollywood Foreign Press Association. Universal Pictures International Entertainment ist unabhängig von der Hollywood Foreign Press Association.<br />

Film © 2010 TKA Alright, LLC. Alle Rechte vorbehalten. Artwork © 2011 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.


© Denis Stanisic<br />

Eckart Baier, Redaktionsleiter<br />

e.baier@buchjournal.de<br />

<strong>Liebe</strong> Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

D ass<br />

Editorial<br />

ein Sieger laut jubelt<br />

oder seine Freude auch mal<br />

herausschreit, hat das Publikum in<br />

Leipzig schon erlebt. Der Oberton gesang<br />

von Clemens J. Setz, <strong>dem</strong> Gewinner<br />

des Belletristikpreises der diesjährigen<br />

Leipziger Buchmesse, gehört aber<br />

zweifellos zu den ungewöhnlichsten Klängen, die man in der riesigen<br />

Glashalle je vernommen hat. Wie es dazu kam, lesen Sie in unserem<br />

Porträt des jungen Mannes, der die Jury mit einem Roman überzeugte,<br />

der lesenswert, aber alles andere als leichte Lesekost ist (Seite 18).<br />

Für den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse, bei <strong>dem</strong> das<br />

Buchjournal Medienpartner ist, war auch Andrea Böhm mit ihrem<br />

Kongo-Band „Gott und die Krokodile“ in der Kategorie Sachbuch nominiert.<br />

Buchjournal-Redakteurin Sabine Schmidt hat mit der mutigen<br />

Reporterin für unseren Schwerpunkt Reise und Sprachen über<br />

ihre gefahrvollen und faszinierenden Reisen ins Herz von Afrika gesprochen<br />

(Seite 74).<br />

New York, eines der beliebtesten Reiseziele für Touristen aus Europa,<br />

ist die Heimat der Schriftstellerin <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong>. Zusammen mit ihrem<br />

Mann, <strong>dem</strong> Schriftsteller Paul Auster, lebt sie in Park Slope, <strong>dem</strong> grünen<br />

Künstlerviertel im Stadtteil Brooklyn. Im Gespräch mit <strong>dem</strong> Buchjournal<br />

berichtet sie über ihr Leben in der Millionenstadt, über ihre Leidenschaft<br />

für die Hirnforschung und über ihren neuen Roman „Der Sommer<br />

ohne Männer“ (Seite 12).<br />

Neue Bücher, spannende Autoren, Gewinnspiele und aktuelle<br />

Nachrichten aus der Literaturszene: Klicken Sie rein in unser frisch<br />

renoviertes Inter<strong>net</strong>angebot unter www.buchjournal.de. Wir sind<br />

gespannt <strong>auf</strong> Ihre Meinung!<br />

buchjournal 2/2011<br />

3<br />

Die wertvollsten<br />

und erhabensten<br />

Geschichten<br />

schreibt das Leben.<br />

Zehn Jahre brauchte der junge<br />

Enaiat, um sich von Quetta in<br />

Pakistan nach Italien durchzuschlagen.<br />

Wer seiner Geschichte lauscht,<br />

bekommt eine Ahnung vom schieren<br />

Glück, am Leben zu sein.<br />

© Gestaltung: bürosüd°, München<br />

Auch als Hörbuch bei<br />

Random House Audio.<br />

Gelesen von Robert Stadlober.<br />

www.knaus-verlag.de<br />

Roman, 192 Seiten, gebunden, h 16,99 [D]


Bücher<br />

für eine bessere Welt<br />

Eine ebenso verblüffende wie auch beeindruckende<br />

Erzählung, die Sie <strong>auf</strong> unerwartete<br />

Weise berühren wird: Sie begegnen<br />

Cora, einer energischen und quicklebendigen<br />

alten Dame, die doch tatsächlich eine<br />

Rebellion im Seniorenheim anzettelt. Und<br />

Sie lernen einen engagierten, jungen Anwalt<br />

kennen, der sich von Coras Charme umgarnen<br />

lässt und durch sie einen völlig neuen<br />

Blickwinkel <strong>auf</strong> unsere älteren Mitmenschen<br />

gewinnt. Nicht nur lesenswert, sondern<br />

unvergesslich!<br />

96 Seiten, kartoniert<br />

ISBN 978-3-922028-16-1 12,50 €/20,- sFr<br />

Mitreißend und faszinierend erzählt der<br />

Autor die ungewöhnliche Geschichte eines<br />

wortkargen und etwas eigenbrötlerischen<br />

Maurers, der allein in einer Hütte am Meer<br />

lebt und abends wundervolle Musik <strong>auf</strong><br />

seinem geliebten, alten Klavier spielt. Tamaratou,<br />

chaotisch, rätselhaft – süchtig und <strong>auf</strong><br />

der Suche –, hört ihm zu und schöpft durch<br />

seine Musik und ihn endlich wieder Hoffnung.<br />

Eine außergewöhnliche Beziehung<br />

beginnt: Ist Zuneigung wirklich stärker als<br />

Sucht?<br />

96 Seiten, kartoniert<br />

ISBN 978-3-922028-27-7 12,50 €/20,- sFr<br />

Postfach 11 06 · 70701 Fellbach<br />

lucy körner verlag<br />

Inhalt<br />

Titel<br />

12 <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> _ Seit 30 Jahren ist sie mit <strong>dem</strong> Schriftsteller Paul Auster<br />

verheiratet – glücklich, wie es heißt. Im neuen Roman der New Yorker Autorin<br />

geht es anders zu: Hier wird die Hauptfigur Mia nach 30 Jahren verlassen.<br />

Literatur / Hörbücher<br />

17 Künstlerszene _ Provozierend und ausgezeich<strong>net</strong>: Michel Houellebecqs neuer Roman<br />

18 Leipziger Buchmesse _ Die Sieger beim Preis der Leipziger Buchmesse 2011<br />

22 Lesestoff Romane _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

24 Historische Romane _ Spannender Schmökerstoff über vergangene Zeiten<br />

26 Steinzeitsaga _ Jean M. Auel beendet ihre Serie über die Cromagnon-Heldin Ayla<br />

28 Interview _ Richard Dübell ist fasziniert vom Mittelalter<br />

30 Lyrik _ Immer wieder totgesagt – und doch ist die Poesie sehr lebendig<br />

32 Fantasy_ Die Romane von Terry Pratchett werden neu übersetzt<br />

34 Buchjournal-Tipp _ „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger<br />

42 Neue Hörbücher _ Eine Auswahl für die Ohren<br />

Krimis und Thriller<br />

35 Lesestoff Krimis _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

37 Dunkelkammer _ Die Krimikolumne von Tobias Gohlis<br />

38 Deutsch-deutsche Geschichte _ Elisabeth Herrmann über Stasi und BND<br />

Sachbücher / Ratgeber<br />

44 Garten _ Gesund und praktisch: Neue Bücher geben Tipps für Obst und Gemüse<br />

48 Deutscher Gartenbuchpreis _ Die schönsten Gartenbücher des Jahres<br />

50 Landlust _ Großstadtjournalisten sehnen sich nach Natur- und Dorfleben<br />

54 Lesestoff Sachbücher _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

56 Erotik _ Bild- und Fotobände mit unverhüllten Schönheiten<br />

58 Biografie _ Erinnerungen an den bayerischen Träumer Ludwig II.<br />

60 Religion _ Plädoyers für Reformen der christlichen Kirchen<br />

66 Buchmarkt _ BücherScheck und neuebuecher.de<br />

Kinder- und Jugendbuch<br />

70 Thriller _ Bestsellerautorin Kathy Reichs schreibt nun auch für Kids<br />

72 Lesestoff _ Neuerscheinungen zum Lesen und Vorlesen<br />

12<br />

4<br />

© Beowulf Sheehan<br />

50<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Igor Plotnikov


© Cordula Giese<br />

© Boris Breuer<br />

Schwerpunkt Reise und Sprachen<br />

74 Andrea Böhm _ Seit 2002 ist die „Zeit“-Redakteurin immer wieder im Kongo<br />

unterwegs. Im Buchjournal-Gespräch erklärt sie, warum sie das durch Diktaturen<br />

und Kriege verwüstete, verstörende Land trotz allem auch faszinierend findet.<br />

78 Nachgefragt _ Welche Erfahrungen macht Manuel Andrack beim Wandern?<br />

80 Kulinarische Reiseführer _ Genussideen aus aller Welt<br />

83 Übersetzungscomputer _ Drei Geräte im Buchjournal-Test<br />

84 Lars und Niels Hoffmann _ Mit <strong>dem</strong> Kanu 2 848 Kilometer über die Donau<br />

86 Fahrradbücher _ Tipps für lange Touren und für Ausflüge in die Nachbarschaft<br />

Service<br />

62 BuchTipps _ Neuerscheinungen im Überblick<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

6 Leselust<br />

10 Schön & Gut<br />

buchjournal 2/2011 5<br />

16 Stratmanns Welt _ Die Komikerin<br />

über ihre Lesereisen<br />

40 Mediathek<br />

68 Wir lesen<br />

69 Leselotse<br />

88 Bücherköpfe<br />

89 Impressum<br />

89 Ganz oder gar nicht _ Dieter Nuhr<br />

90 Ratelust _ Das Buchjournal-Gewinnspiel<br />

74 80<br />

Titelbild: © Ulf Andersen / Getty Images<br />

© Elena Abramova<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Jared Diamond, Pulitzer-Preisträger<br />

und Autor von »Kollaps«<br />

und »Arm und Reich«<br />

www.campus.de<br />

656 Seiten, Gebunden, € 24,90


Leselust_Auf und davon<br />

Magische Orte<br />

Man muss kein Buddhist sein, um beim Anblick der bunten Gebetsfahnen in Lumbini, <strong>dem</strong> Geburtsort<br />

des Buddhas Siddharta in Nepal, ergriffen zu sein. Und die Wanderung hin<strong>auf</strong> zum 2 285 Meter<br />

hohen Berg Sinai, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> einst Moses um göttlichen Rat fl ehte, ist auch für Nichtchristen ein<br />

grandioses Erlebnis. Es gibt Plätze <strong>auf</strong> dieser Erde, die unsere Seele berühren, ganz gleich, ob wir<br />

uns mit der jeweiligen Tradition kulturell und spirituell verbunden fühlen oder nicht. Zu den 400<br />

magischen, inspirierenden Orten, die uns in diesem Band begegnen, gehören der heilige Adam’s<br />

Peak <strong>auf</strong> Sri Lanka ebenso wie die rätselhaften Skulpturen <strong>auf</strong> den Osterinseln, der Aachener Dom<br />

oder das Hindufest Kumbha Mela in Indien, wo sich alle drei Jahre Millionen Menschen treffen. bai<br />

^ „400 inspirierende Reisen, die Sie nie vergessen werden. Von Angkor bis zu den Zedern Gottes“.<br />

National Geographic, 300 S., 39,95 € (D) • 41,20 € (A) • 69,90 sFr.<br />

Faszination Grube Messel<br />

Die Grube Messel bei Darmstadt ist eine der bedeutendsten<br />

Fossilienfundstätten der Erde – die<br />

1990 beinahe zur Mülldeponie wurde. Ein Formfehler<br />

der Planungsbehörde und der Einsatz des<br />

damaligen hessischen Umweltministers Joschka<br />

Fischer verhinderten die Katastrophe. Wer<br />

Deutschland erkundet, darf an Messel nicht vorbeifahren.<br />

Den Besucher erwartet eine faszinierende<br />

Reise in eine Zeit, als hier noch tropischer<br />

Urwald wucherte und Tiere lebten, deren versteinerte<br />

Überreste Zeugnis ablegen von jener<br />

Welt vor 47 Millionen Jahren. Das Begleitbuch zum<br />

neu eröff<strong>net</strong>en Besucherzentrum macht Lust <strong>auf</strong><br />

diese spannende Entdeckungsreise.<br />

bai<br />

^ Gerd Mangel: „Faszination<br />

Welterbe Grube Messel“.<br />

Schweizerbart, 160 S.,<br />

14,80 € (D) • 15,30 € (A) •<br />

24,90 sFr.<br />

© National Geographic<br />

»Das Wesen des<br />

Reisens liegt<br />

nicht darin,<br />

wohin man<br />

reist, sondern in<br />

<strong>dem</strong>, was man<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Weg<br />

dahin sieht«<br />

Lord Byron (1788 – 1824),<br />

englischer Dichter<br />

Der Heilige Garten<br />

in Lumbini,<br />

<strong>dem</strong> Geburtsort<br />

Buddhas<br />

Wildnis in Deutschland<br />

„Emotional die stärkste Unternehmung“ war<br />

für den Dokumentarfi lmer Andreas Kieling<br />

seine 1 400 Kilometer lange Wanderung entlang<br />

der ehemaligen innerdeutschen Grenze.<br />

Für Kieling war die Reise, bei der ihn Hündin<br />

Cleo begleitete, so besonders, weil ihn dabei<br />

die Vergangenheit einholte: Mit 16 fl oh er aus<br />

der DDR in den Westen. Seine Gefühle in der<br />

Kindheit und bei der Flucht holten ihn während<br />

seines Wandersommers ein. Auf ergreifende<br />

Weise schildert Kieling die persönlichen Erlebnisse,<br />

doch zeigt er auch, wie viel man zu Fuß<br />

entdecken kann: Biber, Luchse, Wildpferde, Seeadler<br />

und Orchideen beispielsweise.<br />

Ein Wandertagebuch,<br />

das den Leser<br />

emotional packt – und<br />

Lust macht <strong>auf</strong> die Wildnis<br />

mitten in Deutschland. bök<br />

^ Andreas Kieling: „Ein<br />

deutscher Wandersommer“.<br />

Malik, 404 S., 22,95 € (D) •<br />

23,60 € (A) • 34,90 sFr.<br />

Literarisches Wandern<br />

Auf den Spuren Heinrich Heines wanderten Achill<br />

Moser und sein 18-jähriger Sohn Aaron 1 500 Kilometer<br />

von München über die Alpen nach Florenz.<br />

75 Tage dauerte ihr Fußmarsch, der für sie<br />

eine Spurensuche war: eine literarische zuallererst.<br />

Mit den Aufzeichnungen Heines in der Hand<br />

zogen sie los, entdeckten die Orte der Reisestationen<br />

des Dichters, der vor 200 Jahren die gleiche<br />

Route mit der Postkutsche fuhr. Für beide ist<br />

es ebenso eine Suche nach <strong>dem</strong> Sinn des Lebens<br />

gewesen. Ihre Erlebnisse erzählen sie abwechselnd<br />

und jeder <strong>auf</strong> seine Weise. bök<br />

^ Achill und Aaron Moser: „Über die Alpen nach<br />

Italien. Zu Fuß 1 500 Kilometer <strong>auf</strong> den Spuren<br />

Heinrich Heines “. Hoffmann und Campe, 280 S.,<br />

20,– € (D) • 20,60 € (A) • 32,90 sFr.<br />

6<br />

buchjournal 2/2011


uchjournal 2/2011 7<br />

Auf den Spuren von 1001 Nacht<br />

Gerade in Zeiten des politischen Umbruchs in der arabischen Welt<br />

richtet sich heute unser Blicke <strong>auf</strong> diese Region. Doch der Orient<br />

hat uns Europäer nicht zuletzt durch die Geschichten aus Tausendundeiner<br />

Nacht auch literarisch stets fasziniert. Gern lassen wir<br />

uns also betören von den Eindrücken Pier Paolo Pasolinis, die er<br />

bei der Reise zu seinem Film „Erotische Geschichten aus 1001<br />

Nacht“ gesammelt hat. Seine Texte und Recherchen eröffnen uns<br />

den Blick <strong>auf</strong> außergewöhnlich begeisterungsfähige Menschen,<br />

aber auch <strong>auf</strong> widersprüchliche Kulturen – eingefangen in den<br />

faszinierenden Schwarz-Weiß-Fotos von Roberto Villa. bök<br />

^ Pier Paolo Pasolini: „Reisen in 1001 Nacht“. Groothuis Lohfert,<br />

128 S., 24,90 € (D) • 25,70 € (A) • 37,90 sFr.<br />

Es sind atemberaubende Gipfel, die vor knapp zwei Jahren<br />

zum Weltnaturerbe ausgerufen wurden: die Dolomiten.<br />

„Die schönsten Bauwerke“<br />

Die Dolomiten –<br />

grandioses Bergpanorama<br />

Was haben Wattenmeer und Dolomiten gemeinsam?<br />

Beide sind im September 2009 von<br />

der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt worden. Das<br />

italienische Gebirge mit seinen bizarren, teilweise<br />

über 3 000 Meter hohen Kalksteingipfeln erhielt den<br />

Titel als „eine der schönsten Berglandschaften“ der<br />

Welt. Ihren Namen verdankt die Region übrigens<br />

<strong>dem</strong> französischen Geologen Déodat de Dolomieu<br />

^ Reinhold Messner, Ursula<br />

Demeter, Georg Tappeiner:<br />

„Dolomiten. Weltnaturerbe“.<br />

BLV, 288 S., 49,95 € (D) •<br />

51,30 € (A) • 77,90 sFr.<br />

(1750 – 1801). Dessen „abenteuerlichem Leben“, wie es im sehenswerten, großformatigen<br />

Bildband heißt, ist auch gleich ein ganzes Kapitel gewidmet. Überhaupt ist viel<br />

Information verpackt: über die frühen, mutigen Eroberer der schroffen Felswände,<br />

die erdgeschichtliche Herkunft dieser einzigartigen Berge oder – man höre und staune<br />

– über die Literaten und Künstler in den Dolomiten, die sich, wie etwa Gustav<br />

Mahler, Robert Musil oder Franz Marc, in der großartigen Landschaft Kraft und Inspiration<br />

holten. Doch im Mittelpunkt steht das Gebirge selbst – atemberaubende<br />

Fotos einer Landschaft, über die der Architekt Le Corbusier einst sagte: „Die Dolomiten<br />

sind die schönsten Bauwerke der Welt.“ bai<br />

© H. Eisendle, O. Oelz, G. Tappeiner / BLV<br />

COMICS<br />

bei<br />

BOCOLA<br />

– Hal Foster Gesamtausgabe (18 Bände)<br />

– Foster & Murphy-Jahre (5 Bände)<br />

– Ein Handbuch für Kenner und Liebhaber<br />

– Camelot Edition (im Original-Format)<br />

BOCOLA<br />

Guibert - Sfar<br />

Die Tochter des Professors<br />

Band 14 - ISBN 978-3-939625-15-5<br />

Großformatiger (23,5 x 32 cm) Hardcover-Band<br />

64 Seiten, ISBN 978-3-939625-32-2<br />

14,90 EUR [D] / 15,40 EUR [A] / 24,95 SFr [CH]<br />

Romantische und amüsante Graphic Novel<br />

von Joann SFAR und Emmanuel GUIBERT<br />

www.bocola.com<br />

© 2011 King Features Syndicate, Inc./ Distr. Bulls<br />

© DUPUIS 1997, by Sfar, Guibert


SCHÖNHEIT, STÄRKE,<br />

LEIDENSCHAFT<br />

Mit sensationellen Fotos und Dokumenten<br />

Gebunden mit SU, 336 Seiten,<br />

mit 209 farbigen und 64 sw Abbildungen<br />

€ [D] 39,95 [A]41,10 / sFr 56,90<br />

978-3-86873-277-1<br />

Leben zwischen Tradition und Moderne<br />

Gebunden mit SU, 192 Seiten,<br />

mit 100 farbigen Abbildungen<br />

€ [D] 29,95 [A]30,80 / sFr 43,50<br />

978-3-86873-252-8<br />

Jugendjahre einer großen Künstlerin<br />

Gebunden mit SU, 144 Seiten,<br />

mit 100 sw Abbildungen<br />

€ [D] 24,95 [A]25,70 / sFr 37,90<br />

978-3-86873-333-4<br />

www.knesebeck-verlag.de<br />

LESELUST_MODEWELT<br />

Japanische Designer prägen seit 30 Jahren die internationale Modeszene. Issey Miyake, Yohi Yamamoto<br />

und Rei Kawakubo heißen die ersten bekannten Designer aus Fernost. Sie brachten<br />

Anfang der 1980er Jahre einen neuen Stil in den Westen. „Kleidung fürs Ende der Welt, die so<br />

aussieht, als ob sie von Bomben zerfetzt worden wäre“, kommentierte damals die Zeitung „Le<br />

Figaro“. Die Designer ließen Kleidungsstücke fl attern und hoben Löcher und Schlitze hervor. Heute<br />

lässt sich die junge, einfallsreiche<br />

Generation von Mo<strong>dem</strong>achern von<br />

der Straßenkultur und Manga-Figuren<br />

beeinfl ussen. Insgesamt gilt die japanische<br />

Modeszene als äußerst innovativ.<br />

Die Kreationen der Designer<br />

brillieren mit einem Rausch an Farben<br />

und <strong>dem</strong> ausgefallenen, fl ippigen<br />

Stil modischer Avantgarde. Jedes<br />

Kleidungsstück wird so zu einem<br />

eigenen Kunstwerk, was den Bildband<br />

zu einer Augenweide werden<br />

lässt. Hilfreich sind außer<strong>dem</strong> die Begleittexte,<br />

die viele Informationen<br />

liefern. „Future Beauty. 30 Jahre Mode<br />

aus Japan“ ist der Katalog zur gleichnamigen<br />

Ausstellung, die noch bis<br />

zum 19. Juni im Münchner Haus der<br />

Kunst zu sehen ist. bö<br />

^ Akiko Fukai, Barbara Vinken,<br />

Susannah Frankel, Hirofumi Kurion:<br />

„Future Beauty. 30 Jahre Mode aus Japan“.<br />

Prestel, 256 S., 39,95 € (D) • 41,10 € (A) •<br />

58,90 sFr.<br />

© 2007 Gustavo Germano.Aus: „Verschwunden Kleidung als Kunstwerk<br />

Fashion und Wissen<br />

Wozu Mode? Wer sind die bestgekleideten Frauen<br />

unserer Zeit? Hat der Papst einen eigenen Modedesigner?<br />

Einen umfassenden Fragekatalog beantwortet<br />

Modejournalistin Stefanie Schütte in<br />

„Mode, Fashion, Haute Couture. Die 101 wichtigsten<br />

Fragen“. Leicht und locker verfasst sie ihre<br />

Antworten. Man erfährt, dass Nylonstrümpfe kein<br />

Muss mehr zum kurzen Rock sind, Öko-Kleidung<br />

<strong>auf</strong> jeden Fall auch fashionable sein kann und<br />

Frauen genau fünf Handtaschen benötigen. Das<br />

Taschenbuch ist Stilberater und Informationsheft<br />

rund um die Mode zugleich.<br />

Für einen ersten Einstieg<br />

in die glitzernde Modewelt<br />

ist es besonders<br />

geeig<strong>net</strong>. bö<br />

^ Stefanie Schütte: „Mode,<br />

Fashion, Haute Couture.<br />

Die 101 wichtigsten Fragen“.<br />

C. H. Beck, 151 S., 9,95 € (D) •<br />

10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

Duftig<br />

Der lebende Grenouille,<br />

das ist Frank J. Schnitzler.<br />

Schon seit Kindertagen<br />

liebte der heute 70-Jährige<br />

die duftende Welt,<br />

später wurde er Parfümerist.<br />

Jetzt hat er ein Lexikon<br />

der Parfüme herausgegeben.<br />

Eine wahre<br />

Fundgrube. Denn die Beschreibungen<br />

der nahezu 1 000 Parfüms geben<br />

genaue Auskunft über den Kreationisten, die Duftnote<br />

und die Entstehung. So lernt man beim Blättern,<br />

dass der „pulsierende, sexy Duft“ des Damenparfüms<br />

Christian Dior Addict von Vanille, der Königin<br />

der Nacht und einer seltenen Kakteensorte<br />

stammt. „Das große Buch vom Parfum“ versprüht<br />

selbst einen ausgefallenen Geruch. bö<br />

^ Frank J. Schnitzler: „Das große Buch vom Parfum“.<br />

Collection Rolf Heyne, 399 S., 29,90 €(D) •<br />

30,80 € (A) • 43,50 sFr.<br />

8<br />

buchjournal 2/2011


© picture-alliance / dpa<br />

Schicke<br />

Fransen: eine<br />

Kreation des<br />

deutschen Designers<br />

Bernard Willhelm<br />

Marilyn im Bikini<br />

K leidung<br />

buchjournal 2/2011 9<br />

Lifestyleberaterin Charlotte Seeling blickt<br />

in ihrem Prachtband „Mode“ zurück <strong>auf</strong> die<br />

150 Jahre alte Geschichte der stilvollen Kleidung.<br />

Von wegen Jacke<br />

wie Hose<br />

TEXT: ELISABETH BÖKER<br />

trägt der Mensch zwar schon seit<br />

Jahrtausenden, doch Mode, wie wir sie heute<br />

kennen, kam erst 1860 <strong>auf</strong>: Der in Paris arbeitende<br />

Engländer Charles Frederick Woth hatte die Idee,<br />

in die von ihm kreierten Roben seine Signatur in<br />

einem Schild einzuarbeiten. Fortan wollten die<br />

noblen Damen nur noch Kleidung mit Namen tragen,<br />

alles andere erschien ihnen nicht edel genug.<br />

Die französische Haute Couture war geboren.<br />

50 Jahre später prägte die französische Designerin<br />

Coco Chanel mit <strong>dem</strong> kleinen Schwarzen und<br />

ihrem Chanelkostüm die Szene. Später in den<br />

Swinging Sixties eroberte die Straßenmode die<br />

L<strong>auf</strong>stege. Heute entwerfen Designer ihre Mode<br />

dagegen für den Massenmarkt, die in den Billigketten<br />

an der Stange hängt.<br />

Die Geschichte der Mode zeigt die Lifestyleberaterin<br />

Charlotte Seeling in einem Prachtband anhand<br />

erstklassiger Modebilder. In kurzweiligen<br />

Texten beleuchtet sie die Veränderungen in einem<br />

umfassenden Kontext. Zu<strong>dem</strong> porträtiert sie die<br />

größten Modeschöpfer. <br />

Lesezeichen<br />

Charlotte Seeling: Mode. 150 Jahre<br />

Couturiers, Designer, Marken.<br />

h. f. ullmann, 512 S.,<br />

49,99 € (D / A) • 79,90 sFr.<br />

Audrey Hepburn im kleinen Schwarzen, Coco Chanel im Kostüm, Marilyn<br />

Monroe im Bikini: Diese Fotos sind Klassiker. Die „Fashion:Box“<br />

vereint 400 solcher legendären Mode<strong>auf</strong>nahmen originell gegliedert<br />

nach Kleidungsstücken. So fi ndet in diesem handlichen Buch die Korsage<br />

ebenso einen Platz wie das Abendkleid und die Hotpants. bö<br />

^ Antonio Mancinelli: „Fashion:Box. Modeklassiker und ihre Stars.<br />

Von der Jeans bis zum Kleinen Schwarzen“. DuMont, 480 S.,<br />

29,99 € (D) • 30,90 € (A) • 43,50 sFr.<br />

Entdecken Sie den<br />

Snob in sich.<br />

Le Snob - Whisky<br />

Le Snob - Lingerie<br />

Le Snob - Tailoring<br />

Le Snob - Zigarren<br />

Le Snob – Tradition. Passion. Perfektion.<br />

Die Reihe präsentiert Kunsthandwerk, kulinarische<br />

Expertisen und kreatives Design aus der<br />

ganzen Welt. Makellos schön und wundervoll<br />

schlicht. Le Snob – 4 Handbücher für alle, die sich<br />

gerne den schönen Dingen des Lebens hingeben.<br />

Je 144 Seiten, pro Band für nur 12,90 € überall<br />

im Handel.


Schön&Gut<br />

Gärtnern mit Plan<br />

Wenn sich die ersten grünen Blättchen und<br />

Halme zeigen, juckt es jeden Gärtner in den Fingern:<br />

Spaten und Hacke müssen her und die Samentütchen<br />

werden ausgebreitet. Wie schön,<br />

wenn ein Blick in die Aufzeichnungen vom Vorjahr<br />

dann noch einmal in Erinnerung ruft,<br />

welches Pfl änzchen an welcher Stelle am besten<br />

gedeiht, wie die Schattenstaude heißt und wann<br />

die rosa Hortensie zurückgeschnitten werden<br />

sollte. Das Einschreibbuch für individuelle Gartenideen,<br />

Beobachtungen und Rezepte macht<br />

sich besonders hübsch mit gepressten Blüten<br />

und Blättern, Fotos und eigenen Zeichnungen.<br />

^ Einschreibbuch „Mein Garten ”. Flexobroschur,<br />

liniert, Registerstanzung mit Alphabet, drei Cover-<br />

Etiketten, 9,95 €.<br />

www.hoelker-verlag.de<br />

Kühles Nass an heißen Tagen<br />

Im Liegestuhl relaxen, den Sonnenschein genießen<br />

und ein kühles Getränk in Reichweite – das ist<br />

für viele der perfekte Sommertag. Vogelgezwitscher<br />

rundet das Erlebnis <strong>auf</strong>s Schönste ab, nicht<br />

umsonst sind so viele Entspannungsmelodien mit<br />

ihrem Gesang unterlegt. Aber auch Amsel, Drossel,<br />

Fink und Star müssen hin und wieder ihre<br />

Kehle ölen – ganz besonders in der heißen Jahreszeit.<br />

Eine dekorative, stets mit frischem Wasser<br />

gefüllte Tränke sorgt dafür, dass die Vogelschar in<br />

Sangeslaune bleibt – und sogar hin und wieder<br />

ein sehenswertes Badespektakel bietet.<br />

^ Vogeltränke „Blue Blossom Collection“ aus Steingut<br />

mit Dekovogel, ca. 26 x 26 cm, 19,90 €.<br />

www.secretsdupotager.com<br />

© Esschert Design<br />

Abenteuerraum<br />

Spielen unterm Blätterdach, barfuß l<strong>auf</strong>en im Gras, <strong>auf</strong> Bäume klettern: Der Garten ist ein Paradies<br />

für Kinder. Hier entstehen Fantasiewelten, an die sich auch Erwachsene oft noch gern erinnern.<br />

Der Garten lädt ein zum Toben und Spielen, zum Träumen, Beobachten und Entdecken –<br />

und Jungen und Mädchen lieben es, sich in einem versteckten Winkel ihr eigenes kleines Universum<br />

zu schaffen, wo sie unbeobachtet sind. Eine besonders schöne Höhle bietet ihnen das<br />

„Blüteniglu“, eine zeltartige, robuste Konstruktion, die vor Sonne und Wind schützt und vom<br />

Sommer bis zum Winter zum Einsatz kommt: Das Spielzelt kann im Garten ebenso <strong>auf</strong>gebaut<br />

werden wie im Kinderzimmer und bietet Raum für die besten Abenteuer.<br />

^ Spielzelt „Blüteniglu“ aus Nylon mit Fiberglasgestänge. 155 x 120 x 125 / 250 cm, 120 €.<br />

www.haba.de<br />

Zuschauen, wie es wächst<br />

Im Frühling gibt es für Kinder jede Menge zu entdecken.<br />

Und vom Samenkorn bis zur blühenden<br />

Pfl anze das werdende Grün zu beobachten<br />

macht ihnen großen Spaß. Auch <strong>auf</strong> der Fensterbank<br />

oder <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Balkon können kleine Hobbygärtner<br />

mit einem Mini-Gewächshaus selbst aktiv<br />

werden: Schnell wachsende Bohnenkerne<br />

und Kressesamen werden unter durchsichtigen<br />

Kuppeln zum Keimen gebracht. Das Anleitungsheft<br />

gibt Tipps zur richtigen Aufzucht und regt<br />

junge Forscher zum Experimentieren an.<br />

^ Experimentier-Set „Mein erstes Gewächshaus“,<br />

u. a. mit Samentütchen, Erdsubstrat, Pfl anzentöpfchen,<br />

Thermometer, Pipette, 19,90 €. www.kosmos.de<br />

Ein Haus für kleine Vögel<br />

Mitzuverfolgen, wie Vogeleltern ihre Jungen<br />

<strong>auf</strong>ziehen, ist total spannend. Und wer seinen<br />

gefi ederten Freunden eine geeig<strong>net</strong>e Behausung<br />

zur Verfügung stellt, kann sie mit etwas<br />

Glück bald in der Nachbarschaft begrüßen. Der<br />

Bausatz für einen Nistkasten kann kinderleicht<br />

zusammengesteckt werden – ganz ohne Sägen<br />

und Hämmern. So können sich Spatzen, Meisen<br />

und andere höhlenbrütende<br />

Vögel häuslich einrichten,<br />

und kleine und große<br />

Naturfreunde haben<br />

Spaß daran, ihr eifriges<br />

Tun beim Nestbau<br />

mitzuerleben.<br />

^ Nistkasten-Box<br />

„Vogelkinder in deinem<br />

Garten“. Nistkasten<br />

aus Holz zum Zusammenbauen<br />

mit Buch<br />

(32 S., ab 6 Jahren),<br />

24,95 €.<br />

www.coppenrath.de<br />

10<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Habermaaß GmbH<br />

© Coppenrath


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Titel<br />

Sie schreibt kluge Romane, die sich noch dazu gut verk<strong>auf</strong>en: <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong><br />

wird von ihren Leserinnen geliebt – auch weil sie sich in ihren Geschichten<br />

wiederfinden. Das zeigt auch ihr neues Buch „Der Sommer ohne Männer“.<br />

Intellektuelle<br />

mit Glamourfaktor<br />

TEXT: ECKART BAIER • FOTOS: BEOWULF SHEEHAN<br />

es sind Geschichten wie diese, für die<br />

Leserinnen <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> lieben: 30 Jahre<br />

lang sind die New Yorker Dichterin Mia<br />

und der Neurowissenschaftler Boris glücklich<br />

verheiratet. Und dann, so lesen wir in<br />

<strong>Hustvedt</strong>s neuem Roman „Der Sommer<br />

ohne Männer“, ist plötzlich alles anders: Er<br />

wolle eine „Pause“ von der Ehe einlegen, erklärt<br />

Boris der perplexen Gattin. „Die Pause<br />

war eine Französin mit schlaffem, aber<br />

glänzen<strong>dem</strong> braunen Haar. Sie hatte einen<br />

signifikanten Busen, der echt, nicht künstlich<br />

war, eine schmale Rechteckbrille und<br />

einen exzellenten Verstand. Natürlich war<br />

sie jung, zwanzig Jahre jünger als ich, und<br />

ich vermute, dass Boris schon länger scharf<br />

<strong>auf</strong> seine Kollegin gewesen war, ehe er sich<br />

<strong>auf</strong> ihre signifikanten Bereiche stürzte.“<br />

Dieser Plot hätte ebenso gut Stoff für eine<br />

Schmonzette oder ein Rachestück abgeben<br />

können. <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> macht daraus aber<br />

etwas völlig anderes: ein Buch über die Unterschiede<br />

von Mann und Frau, über weibliche<br />

Selbstfindung und -behauptung, über<br />

Treue und Verlässlichkeit und über die Frage,<br />

warum Menschen, mit denen man sein<br />

Leben teilt, einem plötzlich fremd werden.<br />

Fremd wird sich zuallererst aber die Ich-Erzählerin<br />

Mia selbst: „Nach dreißig Jahren<br />

Ehe reichte ‚Pause‘, um aus mir eine Geisteskranke<br />

zu machen, in deren Hirn die Ge-<br />

danken platzten, wild herumfuhrwerkten<br />

und voneinander abprallten wie Popcorn in<br />

einer Mikrowellentüte“. Mia wird in die Psychiatrie<br />

eingeliefert – ein Seitensprung des<br />

Partners hat ausgereicht, um aus einer<br />

selbstbewussten Frau ein nervliches Wrack<br />

zu machen.<br />

Halbwegs wiederhergestellt, ergreift Mia<br />

die Initiative, reist in das Provinznest im<br />

Mittleren Westen, wo sie <strong>auf</strong>gewachsen ist<br />

und wo ihre Mutter in einem Altenheim<br />

lebt. Sie verbringt dort den Sommer, unterrichtet<br />

sieben pubertierende Mädchen in<br />

Lyrik, besucht ihre Mutter und deren hochbetagte<br />

Freundinnen. Mia hat viel Zeit für<br />

sich und ihre Wut <strong>auf</strong> den untreuen Gatten,<br />

sie schreibt ihre „erotischen Memoiren“,<br />

denkt über ihr Leben nach – und entdeckt<br />

im Zurückgeworfensein <strong>auf</strong> sich<br />

selbst völlig neue Seiten an sich.<br />

„Die Ereignisse in meinem Roman sind<br />

im Grunde banal“, sagt <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> <strong>dem</strong><br />

Buchjournal. Ein Mann geht fremd, seine<br />

Frau dreht durch, doch die neue Beziehung<br />

»Im Leben gibt es<br />

keine absolute<br />

Sicherheit – wie<br />

könnte es auch?«<br />

scheitert und der reuige Ehemann versucht,<br />

seinen Fehler wiedergutzumachen<br />

– doch seine Frau hat in der Zwischenzeit<br />

das Leben für sich neu entdeckt.<br />

„So ist das Leben. Leben ist Bewegung,<br />

wir sind ständig im Fluss“, meint die Autorin.<br />

Selbst eine jahrzehntelange Ehe sei keine<br />

Garantie, dass alles so bleibt, wie es ist.<br />

„Es gibt keine absolute Sicherheit im Leben<br />

– wie könnte es auch?“ Es sei ein Fehler, in<br />

einer Beziehung <strong>auf</strong> Ritualen und Gewohnheiten<br />

zu beharren. „Jeder Mensch entwickelt<br />

sich weiter.“ Man könne sich im Leben<br />

und in der Partnerschaft nicht gegen Veränderungen<br />

wehren. „Für mein Leben und<br />

meine Ehe habe ich herausgefunden, dass<br />

Dialog das Allerwichtigste ist“, sagt <strong>Hustvedt</strong>.<br />

„Dies bedeutet auch zwangsläufig,<br />

Konflikte zu tolerieren, mit Unterschieden<br />

umzugehen, um sich in den anderen hineinversetzen<br />

zu können.“<br />

Im Fall von Mia aus „Der Sommer ohne<br />

Männer“ stellt sich die Frage, „ob zwei<br />

Menschen, die einen solchen Bruch erlitten<br />

haben, sich wiederfinden können – und<br />

wenn ja, ob und wie ihre Beziehung danach<br />

aussieht“. Wie <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> die Gefühlswelt<br />

von Mia beschreibt, ihre Wut und ihr<br />

Aufbegehren, Verzweiflung und Neuorientierung,<br />

ist ebenso berührend und einfühlsam<br />

wie einleuchtend – und erklärt, weshalb<br />

ihre Bücher so erfolgreich sind: Viele<br />

Menschen erkennen sich in ihren Ge- 0<br />

12<br />

buchjournal 2/2011


Heimat New York<br />

Seit Anfang der 90er<br />

Jahre wohnt <strong>Siri</strong><br />

<strong>Hustvedt</strong> mit ihrem<br />

Mann, <strong>dem</strong> Schriftsteller<br />

Paul Auster, in Park<br />

Slope, einem quirligen<br />

Viertel von Brooklyn<br />

buchjournal 2/2011 13


Edition Nautilus<br />

Beweglich im Büchermeer!<br />

Abbas Khider<br />

Die Orangen des<br />

Präsidenten<br />

Zwei Jahre verbringt<br />

der junge Mahdi in<br />

Saddam Husseins<br />

Gefängnis – nur sein<br />

Talent als Geschichtenerzähler<br />

und seine<br />

<strong>Liebe</strong> zur Taubenzucht<br />

lassen ihn diese Hölle<br />

überleben.<br />

»Ein bewegender Text,<br />

ein Augen öffnendes<br />

Buch.« Denis Scheck<br />

Gebunden, € 16,00<br />

A. A. Waberi<br />

Tor der Tränen<br />

Ein dramatischer<br />

Konflikt zwischen zwei<br />

Brüdern in Dschibuti,<br />

am Horn von Afrika,<br />

der tödlich endet.<br />

»Ein Buch von seltener<br />

Kraft, geradezu<br />

fieberhaft, das noch<br />

lange nach der<br />

Lektüre nachklingt.«<br />

Le Figaro Littéraire<br />

Gebunden, € 16,00<br />

In jeder guten Buchhandlung<br />

Mehr Infos: www.edition-nautilus.de<br />

Milena Magnani<br />

Der gerettete Zirkus<br />

»Der Roman gleicht<br />

einem Prosagedicht,<br />

in <strong>dem</strong> Verzauberung<br />

und Alltag zu Freude<br />

undKummerdesLesers<br />

ständig abwechseln.«<br />

La Repubblica<br />

»Wenn die Welt<br />

grausam ist, kann ein<br />

Zirkus die Rettung bringen.«<br />

Erri De Luca<br />

Gebunden, € 18,90<br />

Patrick Pécherot<br />

Belleville–Barcelona<br />

Paris, 1938: In<br />

Spanien tobt der<br />

Bürgerkrieg, und in<br />

Belleville langweilt<br />

sich ein Detektiv.<br />

»Die Atmosphäre!<br />

Sie ist es, die an<br />

Pécherot so begeistert,<br />

diese Fähigkeit,<br />

eine Epoche in ihrer<br />

fühlbaren Realität<br />

<strong>auf</strong>erstehen zu<br />

lassen ...« Le Monde<br />

Broschiert, € 14,90<br />

TITEL<br />

0 schichten wieder. So war es im Bezie- <strong>dem</strong>nächst ihre zweite CD als Sängerin hehungs-<br />

und Künstlerdrama „Was ich raus. Schon beim Debütalbum 2006 der da-<br />

liebte“ – der Roman, der die heute 56-Jähmals 19-Jährigen überschlugen sich die Kririge<br />

2003 berühmt machte –, und so war es tiker angesichts ihrer eigenen Chansons zu<br />

zuletzt in „Die Leiden eines Amerikaners“<br />

(2008), in <strong>dem</strong> sie Briefe ihres 2003 gestor-<br />

Texten französischer Surrealisten.<br />

benen Vaters Lloyd <strong>Hustvedt</strong> verarbeitet Seit Anfang der 90er Jahre leben <strong>Siri</strong><br />

hat und wo sie mehr als in einem anderen Hust vedt und Paul Auster im New Yorker<br />

Roman von ihrer eigenen Familienge- Stadtteil Brooklyn. Ihr Haus im viktoriaschichte<br />

preisgibt.<br />

nischen Stil steht in Park Slope, einem der<br />

<strong>Hustvedt</strong>s Mutter wurde, ebenso wie die<br />

Groß eltern ihres Vaters, in Norwegen<br />

geboren. Erst vorigen<br />

Sommer reiste <strong>Siri</strong> Hust vedt,<br />

die im Städtchen Northfield,<br />

Minnesota, geboren und <strong>auf</strong>gewachsen<br />

ist, wieder einmal ins<br />

südnorwegische Mandal, um in<br />

der Heimatstadt ihrer Mutter<br />

begehrtesten, schönsten und grünsten<br />

an einem Familientreffen teil-<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> ist<br />

zunehmen. „Ich habe viele<br />

Expertin in Sachen<br />

Cousinen in Norwegen und Hirnforschung – nicht<br />

fühle mich <strong>dem</strong> Land sehr ver-<br />

zuletzt durch ihre<br />

bunden.“ Als Kind, erzählt sie,<br />

habe sie dreimal für längere<br />

Zeit in Bergen gelebt – Sprachprobleme<br />

kennt sie also nicht:<br />

„Ich spreche Norwegisch mit<br />

einem Bergen-Akzent.“<br />

eigene Krankheit<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> gilt als die Bestsellerautorin<br />

für Gebildete – und sie ist eine jener Autorinnen,<br />

die niemals ganz hinter ihren Werken<br />

verschwinden. Nicht nur, weil die<br />

hochgewachsene, schlanke Frau mit ihrem<br />

hellen, nordischen Teint und den blonden<br />

Haaren ungewöhnlich gut aussieht, sie elegant<br />

und klug ist. Niemals fehlt in einer<br />

Rezension ihrer Bücher der Hinweis <strong>auf</strong><br />

den Mann an ihrer Seite, den amerikanischen<br />

Kultautor Paul Auster. Längst ist<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> jedoch aus <strong>dem</strong> Schatten<br />

ihres acht Jahre älteren Ehemanns herausgetreten<br />

und wird nicht nur vom Publikum,<br />

sondern auch von Kritikern als eine<br />

der wichtigsten amerikanischen Autorinnen<br />

gefeiert.<br />

Seit 1983 sind die beiden verheiratet und<br />

gelten als das Traumpaar der New Yorker<br />

Intellektuellenszene – für die sich das normale<br />

Publikum freilich nicht besonders interessiert.<br />

„Dichter werden in den USA<br />

längst nicht so hoch geschätzt wie etwa in<br />

Europa“, sagt <strong>Hustvedt</strong>. Und es gibt noch<br />

eine Prominente in der Familie – die es in<br />

Sachen Glamourfaktor locker mit den Eltern<br />

<strong>auf</strong>nimmt: Die 23 Jahre alte Tochter Sophie<br />

ist Schauspielerin, Model und bringt<br />

»Es ist für mich eine<br />

große Ehre, an<br />

Freuds Geburtstag<br />

sprechen zu dürfen«<br />

Viertel der Millionenstadt – nur 20 U-Bahn-<br />

Minuten von Manhattan entfernt. Es locken<br />

gute Restaurants, Bars, Szenekneipen<br />

und Galerien, und gleich nebenan befindet<br />

sich der große Prospect Park, die grüne<br />

Lunge Brooklyns.<br />

In <strong>dem</strong> Viertel, in <strong>dem</strong> einst Gangsterboss<br />

Al Capone lebte, wohnen heute Schauspieler,<br />

Musiker und Künstler, und hier soll<br />

die höchste Schriftsteller-Dichte pro Quadratkilometer<br />

in den USA herrschen. Unter<br />

anderen haben sich hier das Ehepaar Jonathan<br />

Safran Foer und Nicole Krauss, Douglas<br />

Rushkoff und Jonathan Lethem niedergelassen.<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong>s Lieblingsort in New York<br />

sind jedoch nicht die Cafés und Märkte von<br />

Brooklyn, sondern die Frick Collection in<br />

Manhattan. „Die Kunstsammlung ist klein,<br />

aber hervorragend“, sagt sie. Immerhin<br />

14<br />

buchjournal 2/2011


mehr als 1 000 Gemälde beherbergt das Gebäude<br />

am östlichen Rand des Central Parks,<br />

das Stahlmagnat Henry Clay Frick vor<br />

knapp 100 Jahren hat bauen lassen. Zwischen<br />

Werken von Rembrandt und Vermeer,<br />

Goya und Tizian, Watteau, Ingres und Degas<br />

fi ndet die Autorin die Ruhe, die man in der<br />

Zehn-Millionen-Metropole sonst selten fi ndet.<br />

Doch nicht nur die zauberhafte, etwas<br />

plüschige Atmosphäre lockt sie immer wieder<br />

ins Frick – Malerei ist <strong>Hustvedt</strong>s zweite<br />

große Leidenschaft, die sie auch gut zum<br />

Beruf hätte machen können. Wie viel sie von<br />

Kunst versteht – auch ihr Haus hängt voll<br />

mit Bildern – weiß der Leser spätestens seit<br />

der Lektüre ihres Romans „Was ich liebte“,<br />

der in der Künstlerszene spielt und in <strong>dem</strong><br />

Kunst und Kunstbetrachtungen von zentraler<br />

Bedeutung sind.<br />

Diese, nennen wir es: Bildungshaltigkeit<br />

ihrer Bücher ist ein Einwand, der gegen<br />

<strong>Hustvedt</strong>s Werk regelmäßig laut wird: Die<br />

Autorin überfrachte ihre Romane mit Themen,<br />

schweife gern mal ab. Wer von einem<br />

Roman eine geradeaus erzählte Story erwartet,<br />

die ohne Umschweife <strong>auf</strong> das Finale<br />

zusteuert, könnte sich tatsächlich schwertun<br />

mit ihren Büchern.<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong>, die Englische Literatur<br />

studiert hat und schon als junges Mädchen<br />

Schriftstellerin werden wollte, ist extrem<br />

belesen und von einem fast schon manischen<br />

Wissensdurst getrieben. Die Ergebnisse<br />

ihrer Studien fl ießen – <strong>auf</strong> völlig<br />

unaka<strong>dem</strong>ische Art und Weise – in ihre Romane<br />

ein. So erfährt der Leser in „Der Sommer<br />

ohne Männer“ viel über die Geschichte<br />

des Feminismus, über Poetik, Philosophie<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong>: Der Sommer ohne Männer.<br />

Übersetzt von Uli Aumüller. Rowohlt, 304 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong>: Der Sommer ohne Männer.<br />

Gelesen von Eva Mattes. Argon, 24,95 € (D) •<br />

25,20 € (A) • 39,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 15<br />

Zur Person<br />

<strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> wurde 1955 in Northfi eld,<br />

Minnesota, geboren. Sie studierte Englische<br />

Literatur und promovierte mit einer Arbeit über<br />

Charles Dickens. Sie lebt in Brooklyn und ist mit<br />

<strong>dem</strong> Schriftsteller Paul Auster verheiratet, mit<br />

<strong>dem</strong> sie eine Tochter hat. Bekannt wurde sie mit<br />

den Romanen „Die unsichtbare Frau“ (1992),<br />

„Die Verzauberung der Lily Dahl“ (1996) und vor<br />

allem mit den internationalen Bestsellern „Was<br />

ich liebte“ (2003), „Die Leiden eines Amerikaners“<br />

(2008) und „Die zitternde Frau“ (2010).<br />

und natürlich über <strong>Hustvedt</strong>s Steckenpferd:<br />

die Geheimnisse des menschlichen<br />

Gehirns.<br />

Seit Jahren beschäftigt sie sich intensiv<br />

mit Psychoanalyse, Neurologie und Hirnforschung,<br />

sie hat Berge von Literatur verschlungen,<br />

sich in Bibliotheken vergraben,<br />

Kongresse besucht, um den Zusammenhang<br />

zwischen Gehirn, Körper und Geist besser zu<br />

verstehen – und um zu begreifen, wie ein<br />

Mensch zu <strong>dem</strong> wird, der er ist. Ihr Expertenwissen<br />

hat sogar dahin geführt, dass sie<br />

immer wieder zu Vorträgen eingeladen wird.<br />

So hält <strong>Hustvedt</strong> in diesem Jahr die traditionelle<br />

Sigmund Freud Vorlesung am 6. Mai in<br />

Wien. „Es ist für mich eine große Ehre, an<br />

Freuds Geburtstag sprechen zu dürfen.“ Ihr<br />

Thema: „Freuds Spielplatz: Einige Gedanken<br />

über die Kunst und Wissenschaft der Subjektivität<br />

und Intersubjektivität“.<br />

Dass <strong>Siri</strong> <strong>Hustvedt</strong> <strong>auf</strong> diesem Gebiet ihr<br />

eigenes Forschungsobjekt werden sollte,<br />

hätte sie sich allerdings nie träumen lassen:<br />

Als sie 2006, drei Jahre nach <strong>dem</strong> Tod ihres<br />

Vaters, eine Gedenkrede <strong>auf</strong> den Sprach-<br />

und Literaturwissenschaftler halten soll,<br />

wird sie von Krämpfen geschüttelt. Ihre<br />

Stimme bleibt fest, Beine und Arme zucken<br />

aber völlig unkontrolliert. Über dieses Ereignis,<br />

das sich später wiederholen sollte,<br />

hat sie ein Buch geschrieben: „Die zitternde<br />

Frau. Eine Geschichte meiner Nerven“ heißt<br />

das Ergebnis ihrer Selbsterkundung, das<br />

tief einsteigt in die Phänomene menschlicher<br />

Psyche, in Wissenschaft und Medizingeschichte.<br />

„Etwa zehn Prozent handeln<br />

von mir, der Rest ist Auslegung“, sagt <strong>Siri</strong><br />

<strong>Hustvedt</strong>. Um Anfälle zu verhindern,<br />

nehme sie zwar ein Medikament, doch<br />

blieb sie seit Erscheinen des Buchs 2010 von<br />

weiteren Zitter-Attacken verschont. „Das<br />

ist für mich ein Segen.“ <br />

www.klett-cotta.de<br />

»Gewandt, bissig,<br />

ungemein klug – und<br />

spannend wie ein<br />

Thriller« Annabelle<br />

Lauren Grodstein<br />

Die Freundin meines Sohnes<br />

Aus <strong>dem</strong> Amerikanischen von Silvia Morawetz<br />

351 Seiten, € 21,95 (D)<br />

Jeder Vater will für seine<br />

Kinder nur das Beste – auch<br />

Pete Dizinoff. Und so<br />

ver sucht er, einige Ent scheidungen<br />

seines Sohnes zu<br />

korrigieren. Bis plötzlich die<br />

Existenz seiner Familie,<br />

seiner Freunde und nicht<br />

zuletzt seine eigene <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

Spiel stehen.


Stratmanns Welt<br />

Heute erzähle ich Ihnen mal die Wahrheit über Lesereisen,<br />

die die Verfasser von gedruckten Werken nach deren<br />

Erscheinen ja zu absolvieren haben.<br />

Bühne frei!<br />

TEXT: CORDULA STRATMANN<br />

D em<br />

ein oder anderen von Ihnen werden manchmal so Gedanken<br />

rausrutschen wie: Ach, was für ein schönes, <strong>auf</strong>regendes<br />

Leben! So <strong>auf</strong> Reisen sein! Jeder Tag ist anders! Immer neue Leute!<br />

Raus aus der Routine!<br />

Und hier, liebe Leser und -innen, grätsche ich nun in Ihre Fantasien<br />

und verderbe Ihnen den Spaß mit schonungsloser Aufklärung:<br />

<strong>auf</strong> Reisen sein heißt <strong>auf</strong> den Zug warten, im Zug sitzen, aus<br />

<strong>dem</strong> Zug aussteigen; wahlweise <strong>auf</strong> das Flugzeug warten, im Flugzeug<br />

sitzen, aus <strong>dem</strong> Flugzeug aussteigen – im Flugzeug ist es im<br />

Unterschied zum Zug auch noch übel laut und eng. Außer<strong>dem</strong> hat<br />

man, wenn man sich sehr beeilen musste, immer noch nicht den<br />

Gürtel wieder in der Hose nach <strong>dem</strong> enervierenden Sicherheitscheck<br />

am Flughafen. Unerwähnt bleiben hier Komplikationen wie<br />

gestrichene oder überbuchte Flüge oder Laub <strong>auf</strong> den Schienen.<br />

Ist man am Zielort angekommen, geht’s mit Sack und Pack und<br />

einem an diesem Tag übellaunigen Taxifahrer erst mal ins Hotel,<br />

wo man AUSNAHMSLOS ÜBERALL mit der Frage begrüßt wird,<br />

ob man eine gute Anreise hatte. Ich werde davon stets im selben<br />

Moment bleiern müde und möchte augenblicklich vor <strong>dem</strong> Frager<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Empfangstresen mit <strong>dem</strong> Kopf <strong>auf</strong>schlagen.<br />

Dann geht’s weiter zum Veranstaltungsort. Soundcheck wird der<br />

nun folgende Tagesordnungspunkt genannt, damit der Autor<br />

ernsthaft glaubt, das sei alles irgendwie Rock ’n’ Roll. Wie Sie sich<br />

unschwer vorstellen können, dauert so ein Mikrofon-Ausprobieren<br />

für die Abteilung Technik rund zehn Minuten, wenn es nicht<br />

ganz glattläuft, sonst vier Minuten, danach verschwindet der Vorleser<br />

in der Garderobe, nicht selten ein improvisiertes Stück<br />

„Raum“, gern ohne Tageslicht.<br />

Wer das Glück eines zur Lesereisezeit intakten Familienlebens<br />

genießt, pfl egt natürlich regelmäßigen Kontakt mit daheim, was<br />

den Autor gefährlich der Zerrüttung nahe bringt, wenn er, in der<br />

Ferne weilend, Fotomaterial erhält von lustigen Runden im heimischen<br />

Garten mit Eis schleckenden Kindern und Eiskaffee<br />

schlürfenden befreundeten Eltern anderer Eis schleckender Kinder.<br />

Und jetzt verrate ich Ihnen, was den Autor beinahe täglich dann<br />

wieder entschädigt für dieses vollkommen unromantische, triste<br />

in einem zutiefst tiefen Sinne langweilige Kofferschleppen von A<br />

nach B: Das sind Sie, liebe Leser, die pünktlich und erwartungsvoll<br />

den Gastgeber <strong>auf</strong> der Bühne empfangen und ihm Ihre Aufmerksamkeit<br />

schenken.<br />

»Auf Reisen sein heißt<br />

<strong>auf</strong> den Zug warten«<br />

Und das sind zum anderen einzelne Veranstalter, die liebevoll in die<br />

Garderobe alles anschleppen, wovon sie sich vorstellen, dass es des<br />

Autors Wohlbefi nden steigert. Obacht! Diese unterscheiden sich vom<br />

anderen Veranstaltertypus, der eher Unwohlbefi nden bedient.<br />

Herausgehoben sei hier ein Vertreter dieser Gattung, der mich<br />

zur Begrüßung mit einer Devotheit anstrengte, die man sonst nur<br />

für Diktatoren an den Tag legt, von denen man denkt, sie würfen<br />

einen in den Kerker, wenn man sie nicht günstig stimmt. Dieser<br />

Herr wollte mich günstig stimmen mit lang anhaltenden überbordenden<br />

Komplimenten, was ich wiederum ungünstig fand.<br />

Noch ungünstiger dann die Diskrepanz zwischen <strong>dem</strong> Nichtvorhandensein<br />

einer vereinbarten Mahlzeit und <strong>dem</strong> Fortsetzen<br />

überbordender Komplimente.<br />

Am ungünstigsten erwies sich nach der Veranstaltung seine Abwesenheit,<br />

als ich langsam gewahr wurde, dass ich nun selbst für<br />

mein Fortkommen und Türeschließen sorgen muss. Aber er hatte<br />

mir ja vorher schon ausreichend gesagt, wie toll er mich fi ndet.<br />

Dass ich den Abend dennoch in guter Erinnerung habe, verdanke<br />

ich wiederum Ihnen, die sich im Zuschauerraum alle tipptopp<br />

benommen haben!<br />

Und falls Sie mal ein Buch schreiben und damit <strong>auf</strong> Reisen gehen:<br />

Freuen Sie sich schon mal <strong>auf</strong> Kiel und das Metro-Kino. So<br />

wie von Andre sind Sie noch von nieman<strong>dem</strong> versorgt worden! <br />

^ Cordula Stratmann, geboren 1963, zählt zu den<br />

erfolgreichsten deutschen Komikerinnen. Sie ist<br />

vielfach preis gekrönt: vom Deutschen Comedypreis<br />

über die Goldene Kamera bis zum Bayrischen Fernsehpreis.<br />

„Sie da oben, er da unten“ ist ihr erster Roman.<br />

http://cordula-stratmann.de<br />

Cordula Stratmann: Sie da oben, er da unten.<br />

Kiepenheuer & Witsch, 256 S.,<br />

13,95 € (D) • 14,40 € (A) • 21,90 sFr.<br />

16<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Boris Breuer


© Philippe Matsas / Opale<br />

Sein neuer Roman „Karte und Gebiet“ kommt weniger zynisch daher,<br />

doch Michel Houellebecq hält der Gesellschaft erneut den Spiegel vor.<br />

Mitten ins Herz<br />

unserer Zeit<br />

TEXT: CHRISTOPH SCHRÖDER<br />

Liebt die Provokation: Michel Houellebecq<br />

M an<br />

hat sich wirklich Mühe gegeben,<br />

einen Skandal zu konstruieren, aber<br />

vergeblich: „Karte und Gebiet“, der neue<br />

Roman von Michel Houellebecq, strotzt<br />

selbstverständlich nur so von kleinen und<br />

großen Provokationen. Er setzt Spitzen,<br />

teilt Seitenhiebe aus. Aber ein Skandal?<br />

Nein, der lässt sich beim besten Willen darin<br />

nicht erkennen. Endlich, endlich hat<br />

Houellebecq für seinen fünften Roman<br />

nun auch erstmals den begehrten Prix Goncourt<br />

erhalten.<br />

Böse Zungen behaupten, nur dar<strong>auf</strong> sei<br />

„Karte und Gebiet“ in seiner vermeintlichen<br />

Domestizierung hingeschrieben. Aber da<br />

kennt man Houellebecq schlecht. Denn dieser<br />

Mann, dieser traurige, dauerrauchende,<br />

autistische, unverschämte und möglicherweise<br />

geniale Mann, der den Islam beschimpft<br />

hat und der frauenfeindliches Vokabular<br />

so auswendig kennt wie kein anderer,<br />

kommt einfach nicht aus sich selbst<br />

heraus, weder als Person noch als Romanautor.<br />

Und so ist „Karte und Gebiet“ nur <strong>auf</strong><br />

den ersten Blick ein sanfteres Buch als „Ausweitung<br />

der Kampfzone“, „Elementarteilchen“<br />

oder auch „Plattform“; Bücher, die<br />

den Menschen als waidwundes, vom rasenden<br />

Kapitalismus angeschossenes Tier<br />

zeigen, der seine Einsamkeit in tristen Einzimmerwohnungen<br />

der Banlieues hinter<br />

Fast-Food-Müllbergen oder hinter Sex-<br />

buchjournal 2/2011 17<br />

ROMANE_KÜNSTLERSZENE<br />

orgien in Urlaubsparadiesen nur unzulänglich<br />

verbergen kann. Der neue Roman, den<br />

viele als seinen besten bezeichnen, ist ein<br />

Künstlerroman und eine Parodie <strong>auf</strong> den<br />

Künstlerroman zugleich. Eine Attacke gegen<br />

die französische Fernseh- und Medienwelt,<br />

deren Protagonisten ebenso unter ihren<br />

realen Namen Auftritte haben wie der<br />

Autor Houellebecq selbst.<br />

Die Hauptfi gur von „Karte und Gebiet“ ist<br />

Jed Martin, ein Künstler, der, so erklärt sich<br />

auch der Titel, aus Landkarten Kunstwerke<br />

anfertigt, zu echtem Ruhm allerdings erst<br />

durch die Porträts gelangt, die er von berühmten<br />

Wirtschaftsbossen malt. Der berühmte<br />

Autor Houellebecq soll für einen<br />

Ausstellungskatalog einen Text schreiben;<br />

als die beiden sich begegnen, öff<strong>net</strong> Houellebecq<br />

die Tür in Cordhosen und ausgelatschten<br />

Pantoffeln – ein Bildnis des Künstlers<br />

als kauziger Mann mit Bauchansatz.<br />

Es muss Michel Houellebecq großen Spaß<br />

gemacht haben, dieses Buch zu schreiben,<br />

das in seiner satirischen Bösartigkeit das Geplauder<br />

einer Möchtegern-Boheme aus- und<br />

bloßstellt, eben darin eine ästhetische Theorie<br />

mitliefert und ganz nebenbei wieder einmal<br />

mitten ins Herz unserer Zeit trifft. Für<br />

sich selbst hat der Autor im Übrigen ein besonders<br />

makabres Ende in einer nicht allzu<br />

fernen Zukunft ersonnen. Aber das wird hier<br />

selbstverständlich nicht verraten. <br />

^ Michel Houellebecq wurde 1958 <strong>auf</strong> La Réunion geboren.<br />

Bereits mit seinem ersten Roman „Ausweitung<br />

der Kampfzone“ (1994) gelang<br />

ihm der Durchbruch.<br />

Houellebecq lebt heute in der<br />

irischen Grafschaft Cork.<br />

Michel Houellebecq: Karte und<br />

Gebiet. Übersetzt von Uli Wittmann.<br />

DuMont, 416 S., 22,99 €<br />

(D) • 23,70 € (A) • 34,90 sFr.<br />

PIPER. BÜCHER, ÜBER DIE MAN SPRICHT.<br />

Psst – schon<br />

gehört?<br />

Der will nur<br />

spielen<br />

Wer will schon einen<br />

impotenten Mann fürs Leben?<br />

Carmen jedenfalls nicht.<br />

Und lässt sich spontan <strong>auf</strong> ein<br />

Abenteuer ein ...<br />

Piper Taschenbuch, 320 Seiten<br />

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www.piper.de<br />

Jetzt überall im Buchhandel!


„Literatur ist<br />

eine Sache der<br />

Ehrlichkeit“<br />

TEXT: ULRICH RÜDENAUER<br />

O bertonsänger<br />

LEIPZIGER BUCHMESSE<br />

Überraschend hat der<br />

28-jährige Clemens J. Setz<br />

den Preis der Leipziger<br />

Buchmesse in der Kategorie<br />

Belletristik erhalten – für die<br />

Kühnheit seiner sprachlichen<br />

Konstruktionen.<br />

stimmen zunächst einen<br />

weichen Grundton an. Darüber<br />

leiten sie durch eine filigrane Zungentechnik<br />

und in einem bestimmten Abstand zu<br />

diesem Grundton eigenständige Töne ab.<br />

Das erzeugt den Eindruck von Mehrstimmigkeit,<br />

anfangs bei Avantgardisten wie<br />

Karlheinz Stockhausen eingesetzt, später<br />

in den artifiziellen New-Age-Strömungen<br />

vor allem der New Yorker Szene. Mehrstimmigkeit,<br />

Artifizialität und Avantgarde sind<br />

gute Stichwörter, wenn man von Autor<br />

und Obertonsänger Clemens J. Setz spricht.<br />

Er stammt aus Graz, lebt in Graz, und<br />

wer sich in der jüngeren Literaturgeschichte<br />

ein wenig auskennt, ahnt, dass dort die<br />

Grazer Schule um Alfred Kolleritsch und<br />

Peter Handke bis heute nachwirkt, gleichsam<br />

in der Luft liegt. Auch Clemens J. Setz<br />

muss davon einiges inhaliert haben. Tatsächlich<br />

kommt einem der frühe, stilistisch<br />

und ästhetisch Grenzen auslotende<br />

Handke in den Sinn, wenn man an die Zielstrebigkeit<br />

und Radikalität des 28-jährigen<br />

Autors denkt.<br />

Setz hat mit „Die <strong>Liebe</strong> zur Zeit des<br />

Mahlstädter Kindes“ (siehe Seite 20) gerade<br />

sein drittes Buch veröffentlicht und wurde<br />

dafür mit <strong>dem</strong> Preis der Leipziger Buch-<br />

messe in der Kategorie Belletristik ausgezeich<strong>net</strong>.<br />

Eine souveräne Entscheidung der<br />

Jury, die damit wenig Rücksicht <strong>auf</strong> die sogenannte<br />

Marktgängigkeit des Titels genommen<br />

hat. Die „Kühnheit der Konstruktion“<br />

und „die Eigenwilligkeit der Sprache“<br />

wurden in der Begründung der Jury ebenso<br />

hervorgehoben wie die „Konsequenz des<br />

Konzepts, das zu originellen wie unheimlichen<br />

Geschichten führte“.<br />

Das Auftreten des Preisträgers bei der<br />

Buchmesse scheint <strong>auf</strong> den ersten Blick im<br />

Widerspruch zu dieser schillernden Laudatio-Lyrik<br />

zu stehen: Eher unprätentiös,<br />

sympathisch zurückhaltend wirkt er, sogar<br />

ein bisschen wie ein Fremdkörper in diesem<br />

von Eitelkeiten nicht unbedingt freien<br />

Literaturbetrieb. Er ist leger gekleidet,<br />

schlaksig, vielleicht sogar eigen genug, um<br />

sich nicht um Äußerlichkeiten zu scheren.<br />

Sein Lebensl<strong>auf</strong> weist auch nicht gerade<br />

die üblichen Stationen <strong>auf</strong>, er hat nicht in<br />

Rom und auch nicht in New York gelebt, war<br />

kein Teller- oder Leichenwäscher und nicht<br />

einmal Student an einem der üblichen Literaturinstitute.<br />

„Mein Mathematikstudium<br />

ist noch das einzig Nicht-Langweilige an<br />

mir, zumindest aus Sicht des Literaturbe-<br />

© Tobias Bohm<br />

18<br />

© Tobias Bohm<br />

© Peter Peitsch<br />

Clemens J. Setz:<br />

Seine Romane<br />

polarisieren – und<br />

überzeugten die<br />

Jury in Leipzig<br />

triebs“, sagt er, und darin klingt Selbstironie<br />

wie auch Stolz und Koketterie mit.<br />

Er hat früh begonnen mit <strong>dem</strong> Lesen und<br />

früh mit <strong>dem</strong> Schreiben. Sein erstes Buch<br />

„Söhne und Pla<strong>net</strong>en“ erschien 2007. Und<br />

schon mit <strong>dem</strong> voluminösen Roman „Die<br />

Frequenzen“ war er 2009 in aller Munde,<br />

sogar für den Deutschen Buchpreis nominiert.<br />

Damals handelte man den hochreflektierten<br />

Autor als Wunderkind, als genialisches<br />

Schreibtalent aus <strong>dem</strong> Geiste der<br />

österreichischen Avantgarde-Literatur.<br />

Auch wenn er solche Begriffe nicht ausstehen<br />

kann, sie als intellektuell völlig unzureichend<br />

und zur Beschreibung seiner<br />

Schreibarbeit als unzulässig empfindet, erfüllt<br />

er doch die damit verbundenen, hochgesteckten<br />

Erwartungen.<br />

Setz’ Literatur polarisiert. Gewaltfantasien,<br />

moralische Abgründe, verwirrend ab-<br />

buchjournal 2/2011


seitige Sexualität – all das scheint auch<br />

heute noch Schockmomente auslösen zu<br />

können. Mit den Möglichkeiten der Literatur<br />

wird bei Clemens Setz Ernst gemacht.<br />

Er fällt damit aus <strong>dem</strong> eher brav-realistischen<br />

Erzählgestus seiner Alters- und<br />

Zeitgenossen heraus; Setz treibt die Moderne<br />

noch einmal da hin, wo ihr Doppelcharakter<br />

kenntlich wird: Der <strong>auf</strong>klärerische<br />

Grundimpuls vermag jederzeit ins<br />

Gegenteil zu kippen.<br />

Auf den Podien der Leipziger Buchmesse,<br />

wo Setz schon vor seinem Triumph begehrt<br />

war, hört man ihn eindrücklich und souverän<br />

über die Grundlagen seines Schreibens<br />

sprechen: ein belesener, sich seiner Mittel<br />

äußerst bewusster Autor. Aber man sieht<br />

eben auch jenen jungen Nerd, <strong>dem</strong> der Literaturbetrieb<br />

<strong>auf</strong>grund seiner eigenen Ernsthaftigkeit<br />

ein wenig fremd und albern vorkommen<br />

muss. Die feine Mischung bringt<br />

immer wieder großartige Gedanken und<br />

Aperçus hervor. Als Setz von den Wunderlichkeiten<br />

erzählt, die ihm als Mathematikstudent<br />

in den Formeln begeg<strong>net</strong> sind, gelangt<br />

man zum Urkern seines Schreibens:<br />

„Menschen sind schon aus geringeren<br />

Gründen religiös geworden“, sagt Setz<br />

durchaus ironisch und lacht. Als Mathematiker<br />

und Schriftsteller ist er nah an der<br />

Theologie, „so nah es eben geht“.<br />

Die Ideen für seine Geschichten kommen<br />

„vom wahren Leben, von meinen Ängsten,<br />

grausamen Fantasien und Begierden“. In<br />

der Literatur werden sie transzendiert.<br />

„Die fantastischen, übersinnlichen Sachen<br />

entstehen, weil ich das Gefühl habe, Literatur<br />

sei eine Sache der Ehrlichkeit – es ist<br />

<strong>auf</strong>richtiger, wenn man in eine surreale,<br />

groteske Welt überwechselt.“ Die Frage sei<br />

immer, was einer Figur und einem Vorgang<br />

entspreche. Dafür müssten Form und<br />

Zur Person<br />

Clemens Johann Setz, geboren am 15. November<br />

1982 in Graz, begann 2001 Mathematik und<br />

Germanistik im Lehramt zu studieren. Sein Debütroman<br />

„Söhne und Pla<strong>net</strong>en“ kam 2007 <strong>auf</strong><br />

die Shortlist des „Aspekte“-Literaturpreises,<br />

2008 wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Preis<br />

eingeladen. 2009 wurde sein zweiter Roman<br />

„Die Frequenzen“ für die Shortlist des Deutschen<br />

Buchpreises nominiert. Setz arbeitet auch als<br />

Übersetzer und lebt in Graz.<br />

buchjournal 2/2011 19<br />

»Clemens J. Setz<br />

macht mit den<br />

Möglichkeiten der<br />

Literatur ernst«<br />

Sprache gefunden werden. „Literatur ist<br />

Energieübertragung“, lautet einer dieser<br />

Sätze, die Setz mit Understatement am<br />

Fließband produziert und die doch stets<br />

Ergebnis eines langen Denkprozesses sind.<br />

Setz wirkt <strong>auf</strong> den Beobachter dieser Leipziger<br />

Tage wie jemand, der einen weiteren<br />

folgerichtigen Schritt gegangen ist. Der<br />

Preis irritiert ihn nicht sonderlich; für diesen<br />

jungen Autor ist er vielleicht sogar etwas<br />

wie eine selbstverständliche Konsequenz<br />

seines Tuns.<br />

Auch für seine Arbeit dürften die Messe,<br />

der Preis und die Folgen durchaus erkenntnisreich<br />

sein. Was Setz nämlich am meisten<br />

zu interessieren scheint, ist die „Komödie<br />

der Interaktion“ und wie diese Kom munikation<br />

scheitert, wie zwischenmenschliche<br />

Beziehungen umschlagen können in<br />

Aggression, in die verschiedensten, subtilsten<br />

bis brutalsten Formen der Gewalt. So<br />

ein Interview sei ja bereits eine merkwürdige<br />

Veranstaltung, sagt er. Die Wahrscheinlichkeit<br />

sei zwar groß, dass man <strong>auf</strong><br />

einem Podium nicht übereinander herfalle.<br />

Aber ganz sicher könne man eben doch<br />

nicht sein.<br />

Dass Setz auch humorvoll ist, darf hier<br />

nicht unterschlagen werden. Auf <strong>dem</strong> Blauen<br />

Sofa erwähnt Moderator Wolfgang Herles<br />

zu Beginn des Gesprächs, dass ihm ein anderer<br />

Clemens – Clemens Meyer – vor ein paar<br />

Jahren alkoholbeseelt Prügel angedroht<br />

habe. Diesmal kommt es nicht so weit; die<br />

Unterhaltung verläuft ohne Zwischenfälle.<br />

Am Ende wünscht sich der Moderator von<br />

Clemens J. Setz eine Kostprobe seines Obertongesangs.<br />

„Sehen Sie“, sagt dar<strong>auf</strong>hin<br />

Setz, „Clemens Meyer droht Ihnen Schläge<br />

an, ich singe für Sie. Nun sollten Sie mit Clemens<br />

wieder versöhnt sein.“<br />

Der Gesang stößt übrigens beim Publikum<br />

<strong>auf</strong> große Begeisterung. Die wünschte<br />

man sich auch für seine Bücher. Denn mit<br />

Clemens J. Setz ist eine neue, polyphone<br />

Stimme in der zeitgenössischen Literatur<br />

zu vernehmen. <br />

www.<strong>auf</strong>bau-verlag.de<br />

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und mit<br />

großem<br />

Herzen«<br />

literarische welt<br />

Roman. 254 Seiten<br />

Geb. ISBN 978-3-351-03312-5. u [D] 16,95<br />

»Was Lebensweisheit angeht,<br />

zieht der zehnjährige<br />

Charly mit <strong>dem</strong> ›Kleinen<br />

Prinzen‹ zumindest gleich.«<br />

kulturspiegel<br />

bewegt


© Leipziger Messe GmbH / Norman Rembarz<br />

Clemens J. Setz<br />

Belletristik<br />

LEIPZIGER BUCHMESSE<br />

Fast 500 Titel mussten die sieben Juroren lesen und prüfen, dann standen<br />

die drei Sieger des Preises der Leipziger Buchmesse 2011 fest.<br />

Nach Ingo Schulzes Buch „Handy. Dreizehn Geschichten<br />

in alter Manier“ (2007) hat die Buchpreis-Jury<br />

mit „Die <strong>Liebe</strong> zur Zeit des Mahlstädter<br />

Kindes“ erneut einen Band mit Erzählungen <strong>auf</strong><br />

den Schild gehoben. Eine mutige Entscheidung,<br />

denn das Buch des 28-jährigen Österreichers provoziert<br />

stellenweise mit sexuellen Exzessen und<br />

kindlichen Gewaltfantasien. Er möge Bücher, die<br />

<strong>dem</strong> Leser Arbeit abverlangen, sagte Clemens J.<br />

Setz in einem Interview. Mit seinem neuen Buch<br />

hat er seinen Lesern einen ordentlichen Brocken<br />

vorgesetzt. „Täuschende Nachbarn, Prügelorgien<br />

der Kunst, verrückende Maschinen – diese Erzählungen<br />

locken den Leser in ein Labyrinth aus Zärtlichkeit,<br />

Gewalt, <strong>Liebe</strong> und Gemeinheit“, so lobte<br />

die Jury in ihrer Begründung Setz’ Buch.<br />

Die Preisträger 2011 (von links): Clemens J. Setz, Barbara Conrad, Henning Ritter<br />

^ Clemens J. Setz:<br />

„Die <strong>Liebe</strong> zur Zeit des<br />

Mahlstädter Kindes“.<br />

Erzählungen. Suhrkamp,<br />

350 S., 19,90 € (D) •<br />

20,50 € (A) • 32,90 sFr.<br />

Barbara Conrad<br />

Übersetzung<br />

Dreieinhalb Jahre hat Barbara Conrad an der Übersetzung<br />

der mehr als 2 200 Seiten von „Krieg und<br />

Frieden“ gearbeitet. Detailreich, wild wuchernd<br />

und melodisch kommt ihre Übertragung von Tolstois<br />

Riesenwerk im Vergleich zu früheren Übersetzungen<br />

daher. Barbara Conrad habe „Tolstois<br />

eigenwilligen erzählerischen Duktus herausgearbeitet<br />

und in lebendige deutsche Prosa übertragen“,<br />

meinte die Jury. Experten haben ihre Version<br />

als maßstabsetzend und kaum zu übertreffend<br />

gepriesen. Was die Geehrte nach der Preisverleihung<br />

so nicht stehen lassen wollte: „Jede Zeit verdient<br />

ihre Übersetzung. Mein Buch soll niemanden<br />

daran hindern, es später auch einmal zu probieren“,<br />

gab die 73-jährige Übersetzerin und Slawistin<br />

mit einem Augenzwinkern zu Protokoll.<br />

^ Aus <strong>dem</strong> Russischen<br />

von Barbara Conrad:<br />

Lew Tolstoi: „Krieg und<br />

Frieden“. Hanser,<br />

2 288 S., 58,– € (D) •<br />

59,70 € (A) • 81,90 sFr.<br />

20<br />

Info<br />

Seit <strong>dem</strong> Jahr 2005 wird der Preis der<br />

Leipziger Buchmesse verliehen. Die<br />

Auszeichnung ist mit insgesamt<br />

45 000 Euro dotiert und wird von einer<br />

siebenköpfi gen Jury in den Kategorien<br />

Belletristik, Sachbuch und Essayistik<br />

sowie Übersetzung vergeben. Das<br />

Buchjournal ist Medienpartner der<br />

Preises. Die kompletten Jury-Begründungen<br />

zu den ausgezeich<strong>net</strong>en Büchern<br />

können Sie unter buchjournal.<br />

de/leipzigerbuchmesse nachlesen.<br />

Henning Ritter<br />

Sachbuch<br />

Dass sein Buch ausgezeich<strong>net</strong> würde, damit hatte<br />

der Autor selbst wohl am wenigsten gerech<strong>net</strong>,<br />

denn seine „Notizhefte“ waren zunächst nur für<br />

den privaten Gebrauch gedacht. Die Jury sprach<br />

<strong>dem</strong> originellen Buch von Henning Ritter den<br />

Preis zu, „nicht nur weil es Gelehrsamkeit <strong>auf</strong> eine<br />

leichte Art präsentiert, anmutig, freundlich, nie<br />

grimmig, sondern in der Form des Aphorismus,<br />

der Refl exion, des Kurzessays, der kritischen Bemerkung“.<br />

Ritters Buch sei ein intellektuelles Vergnügen<br />

und führe die Leser „<strong>auf</strong> ideengeschichtliche<br />

Trampelpfade“. Der Autor – viele Jahre als<br />

Feuilleton-Redakteur bei der „FAZ“ tätig – führt mit<br />

leichter Hand Zwiegespräche mit Nietzsche und<br />

Montesquieu, Darwin und Kleist, Benn und Blumenberg<br />

– ein Abenteuer des Geistes.<br />

^ Henning Ritter:<br />

„Notizhefte“.<br />

Bloomsbury, 400 S.,<br />

32,– € (D) • 32,90 € (A) •<br />

44,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011


Es gibt Geschenke, über die man sich immer wieder freut. Zum<br />

Beispiel über den BücherScheck, der nun schon seit 30 Jahren für<br />

glückliche Gesichter sorgt. Kein Wunder, denn mit <strong>dem</strong> Bücher-<br />

Scheck verschenken Sie die freie Auswahl in fast 2.500 Buchhandlungen<br />

in ganz Deutschland. Nach <strong>dem</strong> Motto: In Frankfurt gek<strong>auf</strong>t,<br />

nach Hamburg verschenkt und in Berlin eingelöst! Eine gute Idee!


DaMaLS,<br />

aLs wiR<br />

HeLdeN<br />

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Buch ISBN 978-3-7857-6049-9 | € 14,99 [D]<br />

Hörbuch ISBN 978-3-7857-4455-0 | € 16,99 [D] (UVP)<br />

. gnadenlos schräg<br />

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. eine Reise<br />

in die Jugend<br />

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© Jeffrey Coolidge / Corbis<br />

Lesestoff Romane<br />

NOVELLE<br />

Arno Schmidt, hautnah<br />

Zwei Männer treffen sich<br />

nach 40 Jahren mehr oder<br />

weniger zufällig wieder:<br />

Der eine, Ich-Erzähler der<br />

Novelle, ist pensionierter<br />

Lehrer im vorpommerschen<br />

Anklam und betreibt dort<br />

ein Antiquariat, der andere<br />

reist als Unternehmer aus<br />

<strong>dem</strong> Westen durchs Land,<br />

um eine geeig<strong>net</strong>e Stelle für eine Mülldeponie zu<br />

suchen. Für Jahrzehnte hatten sie sich aus den<br />

Augen verloren, doch nun sitzen sie zusammen<br />

in einem Anklamer Café, feiern ihr Wiedersehen<br />

und lassen die Studentenzeiten lebendig werden.<br />

Damals in München speisten sie gemeinsam am<br />

Freitisch, einem kostenlosen Mittagstisch einer<br />

Versicherung für mittellose Studenten, und redeten<br />

sich über Arno Schmidt die Köpfe heiß. Vor<br />

allem der heutige Industrielle war ein glühender<br />

Verehrer des Schriftstellers, der seinem Idol<br />

gleich zweimal <strong>auf</strong> die Pelle rückte. Die erste<br />

Fahrt im VW Käfer zum misanthropen Dichter endete<br />

kläglich am Gartenzaun, die zweite hatte –<br />

mithilfe einer Finte – dann doch noch Erfolg. Ein<br />

heiteres, köstliches kleines Buch. bai<br />

^ Uwe Timm: „Freitisch“. Kiepenheuer & Witsch,<br />

160 S., 16,95 € (D) • 17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

22<br />

Weißt du<br />

noch?<br />

TIEFE GEFÜHLE<br />

<strong>Liebe</strong> im Krieg<br />

Der Schweizer Schriftsteller Alex Capus gilt<br />

als ein Meister der dokumentarischen Fiktion.<br />

In seinen Romanen verwebt er reale<br />

Ereignisse und Erfundenes so geschickt,<br />

dass beides nicht mehr trennbar erscheint.<br />

In den Archiven fi ndet er seine Stoffe; angestaubt<br />

sind seine Bücher nie. Sei es die Geschichte<br />

dreier Werftarbeiter, die im deutschen<br />

Kaiserreich ein Dampfschiff nach<br />

Afrika transportieren („Eine Frage der Zeit“)<br />

oder die literarische Spekulation um die<br />

Schatzinsel Robert Louis Stevensons („Reisen<br />

im Licht der Sterne“) – Capus erzählt<br />

stets unterhaltsam und mitreißend zugleich.<br />

Sein neuer Roman „Léon und Louise“<br />

ist eine <strong>Liebe</strong>sgeschichte: Zwei junge Menschen<br />

verlieben sich während des Ersten<br />

Weltkriegs an der französischen Atlantikküste<br />

ineinander und werden in den Kriegswirren<br />

getrennt. Mehr als zehn Jahre später<br />

begegnen die beiden sich in der Pariser<br />

Métro wieder. Der Roman beginnt mit einer<br />

Beerdigung im Jahr 1986. Was in der Zwischenzeit<br />

geschah, erzählt<br />

Capus in allen<br />

schicksalhaften Wendungen<br />

einfühlsam<br />

und ohne Kitsch. cs<br />

^ Alex Capus: „Léon<br />

und Louise“. Hanser,<br />

320 S., 19,90 € (D) •<br />

20,50 € (A) •<br />

29,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011


LEINWAND-ZAUBER<br />

<strong>Liebe</strong>serklärung ans Kino<br />

„Warum sollte man Glühwürmchen<br />

sein, wenn man<br />

Stern sein kann?“, hatte sich<br />

Marías Mutter gefragt. Warum<br />

sollte sie als Frau eines<br />

invaliden Minenarbeiters<br />

mit fünf Kindern in der chilenischen<br />

Salpeterwüste leben?<br />

So hatte sie ihre Familie<br />

verlassen, und Marías<br />

Vater war nur seine Leidenschaft für Rotwein und<br />

Kino geblieben. Eintrittskarten sind teuer, aber<br />

seine Tochter hat das Talent, ganze Filme nachzuerzählen.<br />

Bald drängen sich auch die Nachbarn in<br />

der armseligen Hütte, wo María mal Marilyn Monroe<br />

mal John Wayne oder den Gestalten eines<br />

mexikanischen Melodramas Gestalt und Stimme<br />

verleiht. Autor Hernán Rivera Letelier beschwört<br />

den Zauber der Leinwandträume, doch er kennt<br />

Chiles Wüste aus seiner Kindheit und zeigt, dass<br />

man deren Grausamkeit nicht so einfach entkommt.<br />

ub<br />

^ Hernán Rivera Letelier: „Die Filmerzählerin“.<br />

Übersetzt von Svenja Becker. Insel Verlag, 104 S.,<br />

14,90 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

ZWISCHEN FANTASIE UND ÜBERLIEFERUNG<br />

Lebensbild eines Genies<br />

Leonardo da Vinci war ein<br />

Universalgelehrter, fasziniert<br />

von Technik, Anatomie,<br />

Philosophie, und ein<br />

herausragender Maler. Und<br />

er war ein uneheliches<br />

Kind, ein Freigeist und<br />

wahrscheinlich homosexuell.<br />

John Vermeulen nimmt<br />

gleichsam die „sfumato“-<br />

Technik seines Protagonisten als Vorbild, das<br />

Weichzeichnen der Übergänge: Er reichert Fakten<br />

mit Gefühlen und Gesprächen an, verwischt Fantasie<br />

und Überlieferung zu einem lebendigen<br />

Bild. Mit viel Farbe schildert er das begabte Kind,<br />

das vis-à-vis einem Milan <strong>dem</strong> Wunsch vom Fliegen<br />

anheimfällt, den <strong>auf</strong>müpfi gen, schönen jungen<br />

Mann, der Religion und Kirche infrage stellt,<br />

und den alten Maler, der mit seiner eigenen Attraktivität<br />

hadert. Eine spannend erzählte Lebensgeschichte<br />

voller Visionen und Träume im Zentrum<br />

einer bewegten Epoche. dan<br />

^ John Vermeulen: „Der Maler des Verborgenen.<br />

Roman über Leonardo da Vinci“. Diogenes, 592 S.,<br />

24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 42,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 23<br />

PACKENDES DEBÜT<br />

Showdown in den Bergen<br />

Will Sheppard ist dreizehn, als er nach Colorado<br />

geschickt wird. Zusammen mit anderen Jungen<br />

soll er <strong>auf</strong> einer einsamen Ranch in den Bergen<br />

wilde Pferde zähmen. Doch was nach Erfüllung<br />

eines Jungentraums klingt, ist in Wirklichkeit eine<br />

Strafmaßnahme. In Chicago hat Will seinen gewalttätigen<br />

Vater niedergestochen und soll nun<br />

durch harte Arbeit erzogen werden. Doch auch in<br />

den Bergen regiert die nackte Gewalt. Zwar fi ndet<br />

Will hier bald treue Freunde, doch die „Könige von<br />

Colorado“ müssen sich nicht nur gegen skrupellose<br />

und perverse Aufseher, sondern auch gegen den<br />

psychopathischen Sadisten Silas behaupten. Bei<br />

der Jagd nach ausgebrochenen Mustangs kommt<br />

es zum tödlichen Showdown. Der 1974 geborene<br />

David E. Hilton lässt den Helden seines packenden<br />

Debütromans als gealterten Mann <strong>auf</strong> seine zugleich<br />

schönste und schrecklichste Zeit zurückblicken<br />

– und <strong>auf</strong> zwei unvergessliche<br />

Freunde, in denen<br />

die Träume seiner Kindheit<br />

fortleben, weil sie nie erwachsen<br />

wurden. ub<br />

^ David E.Hilton: „Wir sind<br />

die Könige von Colorado“. Übersetzt<br />

von Bettina Abarbanell.<br />

Arche, 400 S., 19,90 € (D) •<br />

20,50 € (A) • 30,50 sFr.<br />

UNABHÄNGIGKEITSKAMPF<br />

Zwischen allen Fronten<br />

Zypern 1955: Die Tage als Kronkolonie Großbritanniens<br />

scheinen gezählt. Griechische Zyprioten<br />

fordern die britische Regierung <strong>auf</strong>, das Land abzutreten.<br />

Unter ihnen ist der 15-jährige Loukis,<br />

der sich der Untergrundorganisation EOKA anschließt,<br />

um den Tod seines Bruders zu rächen.<br />

Doch die Unabhängigkeitsbewegung wird im<br />

Keim erstickt: Als Royal-Air-Force-Stützpunkt hat<br />

Zypern für die britischen Besatzer große Bedeutung,<br />

London unterstützt folglich die türkischzypriotische<br />

Gegenorganisation. Die britische<br />

Journalistin Andrea Busfi eld erzählt <strong>auf</strong> der politischen<br />

Folie der Zypernkriege<br />

authentisch und ergreifend<br />

von einer Familie<br />

zwischen allen Fronten. aw<br />

^ Andrea Busfi eld: „Schattenträumer“.<br />

Übersetzt von Carina<br />

Tessari und Yasemin Dinçer.<br />

Rütten & Loening, 432 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

Die große<br />

literarische<br />

Entdeckung<br />

Roman, gebunden, 512 Seiten<br />

ISBN 978-3-0369-5514-8, 22.90, SFr. 32.90<br />

»Karen Russells Werk<br />

zieht einem den Boden<br />

unter den Füßen<br />

weg. Ein souveränes,<br />

vielversprechendes<br />

Debüt.« Gary Shteyngart<br />

KEIN & ABER


© Mike Kiev Starke<br />

HISTORISCHE ROMANE_FRAUENSCHICKSALE<br />

Mit fesselnden Themen und beeindruckenden Persönlichkeiten lassen auch in diesem<br />

Bücherfrühling Autoren die Vergangenheit lebendig werden: mit Geschichten über<br />

die wahre Geschichte – und über das, was hätte sein können.<br />

Weiber, mächtige Männer<br />

TEXT: ALICE WERNER<br />

S ie<br />

selbst nannte sich „kleine Pflanze des<br />

heiligen Franziskus“: Klara von Assisi –<br />

als eine der wichtigsten Frauengestalten<br />

ihres Zeitalters ist sie in die Geschichte der<br />

Kirche eingegangen. Wer aber war die Frau<br />

hinter der Legende? Die Historikerin und<br />

Romanautorin Brigitte Riebe hat sich <strong>auf</strong><br />

Spurensuche vor Ort begeben. In Umbrien<br />

hoffte sie den Mythos um Franz und Klara<br />

von Assisi zu lüften. Auf historische Belege<br />

für eine <strong>Liebe</strong>sverbindung zwischen <strong>dem</strong><br />

Heiligen und seiner Schülerin stieß sie allerdings<br />

nicht: „Glauben Sie, das hätte die Kirche<br />

zugelassen? Wie alle Heiligenviten wurden<br />

auch ihre Lebensläufe nachträglich frisiert.<br />

Aber jetzt gibt es ja meinen Roman …“<br />

Darin nimmt sich Riebe die Freiheit, von<br />

der Historie abzuweichen: In „Die Braut von<br />

Assisi“ erschüttern unerklärliche Todesfälle<br />

das Nonnenkloster San Damiano, <strong>dem</strong> Klara<br />

als Äbtissin vorsteht. Für Aufklärung soll<br />

Bruder Leo sorgen – ein skeptischer Kopf,<br />

der Mord und Verschwörung wittert. Als<br />

Gerüchte laut werden, Franziskus und Klara<br />

verbinde mehr als die <strong>Liebe</strong> zu Gott, sieht<br />

sich der Mönch in eine ketzerische Affäre<br />

verstrickt. Brigitte Riebe würzt die überlieferte<br />

Heiligenhistorie mit einer guten Prise<br />

Spannung – authentisch und glaubwürdig<br />

bleibt ihre Geschichte trotz<strong>dem</strong>.<br />

Hinter Klostermauern siedelt auch Katie<br />

Hickman ihren historischen Roman an.<br />

„Das Mädchen von San Marco“ erzählt vom<br />

Schicksal der jungen An<strong>net</strong>ta, der die Flucht<br />

aus den Fängen von Sklavenhändlern gelingt.<br />

In einem vornehmen Frauenkonvent<br />

in Venedig gewährt man ihr Unterschlupf.<br />

Das Los der besten Freundin dagegen bleibt<br />

24<br />

<strong>Liebe</strong>, Intrigen, Abenteuer –<br />

historische Romane<br />

erzählen spannend von<br />

anderen Zeiten<br />

ungewiss – An<strong>net</strong>ta betet, dass auch sie <strong>dem</strong><br />

Zugriff ihrer Peiniger entkommen konnte.<br />

Aufklärung verspricht der attraktive K<strong>auf</strong>mann<br />

John, der in den Gassen der Lagunenstadt<br />

nach <strong>dem</strong> verschwundenen Mädchen<br />

fahndet.<br />

Das Venedig des 17. Jahrhunderts – hier<br />

die prächtigen Paläste der Nobili, dort die<br />

Stadt der Tagelöhner, Seeleute und Bettler<br />

– entfaltet sich bei Hickman wie ein 3-D-<br />

Bilderbogen. Ein buntes Gewirr von Völkern<br />

und Sprachen beherrscht die Plätze;<br />

Händler und Reisende aus aller Welt betreten<br />

hier erstmals europäischen Boden. Vor<br />

dieser faszinierenden Kulisse spinnt die<br />

Autorin eine herzerwärmende <strong>Liebe</strong>sgeschichte<br />

über Kulturen und religiöse Gelübde<br />

hinweg.<br />

buchjournal 2/2011


»Brigitte Riebe will<br />

den Mythos um<br />

Franz und Klara<br />

von Assisi lüften«<br />

Aus <strong>dem</strong> vertrauten Blickwinkel der Heimat<br />

beleuchtet Helga Glaesener das 17. Jahrhundert:<br />

Braunschweig ist damals eine <strong>auf</strong>blühende<br />

Handelsstadt und bekannt für die<br />

hervorragenden Werke ihrer Goldschmie<strong>dem</strong>eister.<br />

Das schöne Handwerk ist fest in<br />

Männerhand, Gold und Silber kann man<br />

Frauen nicht anvertrauen, so die Begründung<br />

der Zunft. Elisabeth, handwerklich<br />

begabt und fi nanziell <strong>auf</strong> sich allein gestellt,<br />

geht ein großes Wagnis ein, als sie sich als<br />

Vergolderin selbstständig macht. Spiegel,<br />

Rahmen, Bronzebecher – unter ihren Fingern<br />

verwandeln sich selbst Alltagsgegenstände<br />

in kleine Kunsthandwerke. Die junge<br />

Frau arbeitet im Verborgenen und nur <strong>auf</strong><br />

Empfehlung, doch die Gilde ist ihr hartnäckig<br />

<strong>auf</strong> der Spur. „Die Vergolderin“ zeich<strong>net</strong><br />

sich aus durch historiografi sche Genauigkeit,<br />

eine spannende Dramaturgie und<br />

nicht zuletzt durch die überzeugende Charakterisierung<br />

der ebenso lebensnahen wie<br />

energischen Heldin.<br />

Couragiert zeigt sich auch eine andere Romanheldin:<br />

Adelia, die als Totenleserin arbeitet,<br />

obwohl Frauen im England des<br />

12. Jahrhunderts die Ausübung medizi-<br />

Lesezeichen<br />

buchjournal 2/2011 25<br />

nischer Berufe untersagt ist. Die Gerüchte<br />

um ihre Begabung dringen bis zu Heinrich<br />

II., König von England. Er be<strong>auf</strong>tragt Adelia,<br />

zwei Skelette zu identifi zieren, bei denen es<br />

sich um die Gebeine der walisischen Nationalhelden<br />

König Artus und seiner Frau Guinevere<br />

handeln soll. „Der König und die Totenleserin“<br />

ist eine sattelfeste Mischung aus<br />

Historiendrama und Kriminalfall, facettenreich<br />

und mit viel psychologischem Geschick<br />

von Ariana Franklin erzählt.<br />

Auf eine mörderische Spur stößt auch<br />

Adia, die mysteriöse Heilkundlerin aus<br />

Arabien, um die sich Alfredo Colittos historischer<br />

Kriminalroman „Das Geheimnis<br />

der Alchimistin“ dreht. Handlungsort ist<br />

Bologna im 14. Jahrhundert: Zusammen<br />

mit <strong>dem</strong> Universitätsarzt und Anatomen<br />

Mondino versucht Adia das Rätsel eines<br />

grausam entstellten Männertorsos zu lösen.<br />

Ein gefährliches Unterfangen, denn<br />

der Tote entpuppt sich als ein von der Inquisition<br />

verfolgter Tempelritter.<br />

Colitto ist der Faszination dieses mächtigsten<br />

Ordens des Mittelalters, um den<br />

sich zahlreiche Legenden über Geheimgesellschaften,<br />

Verschwörungen und verborgene<br />

Schätze ranken, spürbar erlegen. Und<br />

doch gelingt es ihm, aller Fabulierfreude<br />

zum Trotz, Geschichte und Fantasie zu<br />

trennen. Das Ergebnis: eine plausible Geschichte,<br />

die einen eigenen, <strong>auf</strong> Stimmigkeit<br />

und Authentizität gründenden Sog<br />

entwickelt. Das italienische Original wurde<br />

2009 mit <strong>dem</strong> Literaturpreis Premio Salgari<br />

ausgezeich<strong>net</strong>. <br />

1. Brigitte Riebe: Die Braut von Assisi. Diana, 496 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,90 sFr.<br />

2. Katie Hickman: Das Mädchen von San Marco. Übersetzt von Maja Ueberle-Pfaff. Marion von Schröder, 384 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

3. Helga Glaesener: Die Vergolderin. List, 448 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

4. Alfredo Colitto: Das Geheimnis der Alchimistin. Historischer Kriminalroman. Übersetzt von Katharina Schmidt<br />

und Barbara Neeb. Page & Turner, 448 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,90 sFr.<br />

5. Ariana Franklin: Der König und die Totenleserin. Historischer Kriminalroman. Übersetzt von Klaus Timmermann<br />

und Ulrike Wasel. Droemer Knaur, 432 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Purer Lesegenuss<br />

Die Roman-Highlights 2011<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

GMEINER Original<br />

LESEN IST wunderbar weiblich<br />

KERSTIN HOHLFELD<br />

Glückskeks-<br />

sommer<br />

BETTINA BRÖMME<br />

Weißwurst<br />

Roman<br />

für Elfen<br />

REBECCA ABE<br />

Im Labyrinth<br />

der Fugger<br />

Historischer Roman<br />

AXEL GORA<br />

Roman<br />

LESEN IST historisch gut<br />

Das Duell<br />

der Astronomen<br />

Historischer Roman<br />

DAGMAR FOHL<br />

Der Duft<br />

von Bittermandel<br />

Historischer Roman<br />

Kerstin Hohlfeld<br />

Glückskekssommer<br />

..............................................<br />

420 S. · 978-3-8392-1147-2 · € 11,90<br />

MACHT DES SCHICKSALS<br />

Eigentlich glaubt die angehende<br />

Schneiderin Rosa Redlich aus<br />

Berlin kein bisschen an das Schicksal<br />

und schon gar nicht an die<br />

Prophezeiungen aus Discounter-<br />

Glückskeksen. Aber diesmal ist<br />

alles anders!<br />

Bettina Brömme<br />

Weißwurst für Elfen<br />

..............................................<br />

326 S. · 978-3-8392-1151-9 · € 11,90<br />

VOM BLITZ GETROFFEN<br />

Natascha, Ende 20 und ziemlich<br />

dick, fristet ihr Dasein in einer<br />

schicken Eventagentur. Doch dann<br />

erfüllt sich für die Münchnerin ein<br />

Traum: Ein Blitzschlag verhilft ihr<br />

zu einem neuen Körper …<br />

Rebecca Abe<br />

Im Labyrinth der Fugger<br />

..............................................<br />

466 S. · 978-3-8392-1144-1 · € 12,90<br />

IM SPIEGEL DES TEUFELS<br />

Augsburg, Ende des 16. Jahrhunderts.<br />

Nach <strong>dem</strong> Tod des mächtigen<br />

Anton Fugger entbrennt ein mörderischer<br />

Kampf um dessen Millionenvermögen.<br />

Beste Unterhaltung!<br />

Axel Gora<br />

Das Duell der Astronomen<br />

..............................................<br />

321 S. · 978-3-8392-1138-0 · € 12,90<br />

WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT<br />

1618 bewirbt sich Darius Degenhardt<br />

als Hofastronom beim Kurfürst<br />

von Brandenburg. Im Schloss<br />

zu Cölln-Berlin trifft Darius <strong>auf</strong><br />

einen gefährlichen Konkurrenten …<br />

Dagmar Fohl<br />

Der Duft von Bittermandel<br />

..............................................<br />

375 S. · 978-3-8392-1140-3 · € 12,90<br />

DER KOCH DES KÖNIGS<br />

Frankreich im 16. Jahrhundert.<br />

Oberküchenmeister Bertrand de<br />

Baladoux legt sein Geständnis ab.<br />

Er hat Kanzler Duprat und König<br />

Franz den Ersten vergiftet. Aber<br />

warum?<br />

Wir machen’s spannend


HISTORISCHE ROMANE_STEINZEITSAGA<br />

Sie ist fasziniert von der Welt vor<br />

30 000 Jahren und schrieb über die<br />

Urgeschichte eine Romanserie. Den<br />

sechsten und letzten Band hat Jean<br />

M. Auel jetzt an einem passenden<br />

Ort vorgestellt: im Natural History<br />

Museum in London.<br />

„Sie waren<br />

uns sehr<br />

ähnlich“<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

Wie hat sich die Erde entwickelt und<br />

wie der Mensch? Wer Fragen dieser<br />

Art stellt, findet im Natural History Museum,<br />

<strong>dem</strong> naturkundlichen Museum Londons,<br />

viele Antworten – anschaulich präsentiert.<br />

Die vielen Kinder, die hier sind,<br />

die meisten im Vor- und Grundschulalter,<br />

sind hörbar begeistert, vor allem von den<br />

Dinosauriern, die vor Millionen von Jahren<br />

lebten. Ganz besonders von <strong>dem</strong> animierten,<br />

im Schummerlicht bedrohlich<br />

fauchenden T-rex.<br />

Wenn man aber in die Bibliothek des Museums<br />

kommt, ist es schlagartig still. Jean<br />

M. Auel stellt hier europäischen Journalisten<br />

ihr neues Buch vor: „Ayla und das<br />

Lied der Höhlen“. Sie sieht<br />

deutlich jünger aus als 75,<br />

„aber heute fühle ich mein<br />

Alter“, sagt die US-Amerikanerin.<br />

Doch auch Jüngere<br />

würden sich wohl müde fühlen<br />

bei ihrem Programm: Sie<br />

spricht nicht nur seit Stunden<br />

über ihr Buch, für das<br />

BBC-Fernsehen musste sie<br />

auch eine gute Performance<br />

abgeben. Aber<br />

kaum kommt die<br />

Sprache <strong>auf</strong><br />

© Denis Stanisic<br />

Jean M. Auel in der Lascaux-Höhle mit den berühmten Malereien aus frühgeschichtlicher Zeit<br />

die Bibliothek und das Museum, das sie<br />

liebt – die mehrfache Groß- und Urgroßmutter<br />

ist auch begeistert von den Kindern,<br />

die da draußen herumtoben und<br />

staunen über Dinosaurier und Mammuts –,<br />

blüht sie sichtlich <strong>auf</strong>. Und sobald sie über<br />

„ihr“ Thema, die Welt vor 30 000 Jahren,<br />

redet, scheint ihre Müdigkeit wie weggeblasen.<br />

Dass sie sich erstmals für diese Zeit interessierte,<br />

liegt schon über 30 Jahre zurück.<br />

Es war 1977, sie hatte gerade ihren Job gekündigt,<br />

viel Zeit und die Idee zu einer Geschichte.<br />

„Ich wollte über eine junge Frau<br />

schreiben, die mit anderen zusammenlebt,<br />

die nicht einfach nur oberflächlich anders<br />

sind als sie, sondern tief greifend anders.“<br />

Es war gegen elf Uhr abends, und sie fing<br />

an, sich Notizen zu machen, so, wie sie<br />

auch später immer nachts schreiben sollte.<br />

„Ich hatte irgendwie im Kopf, dass vor langer<br />

Zeit einmal Cromagnons und Neandertaler<br />

gleichzeitig lebten, schlug in Lexika<br />

nach, die wir zu Hause hatten, und so<br />

zeich<strong>net</strong>e sich schließlich Aylas Geschichte<br />

ab. In sieben Monaten obsessiven Schreibens<br />

arbeitete ich dann die Buchidee aus,<br />

Zur Person<br />

Jean M. Auel, geboren 1936 in Chicago, hat 1954<br />

geheiratet und hatte im Alter von 25 schon fünf<br />

Kinder. Sie war berufstätig, studierte gleichzeitig<br />

und schloss ihr Studium 1976 mit einem MBA ab.<br />

1977 kündigte sie ihren Job und begann an ihrem<br />

ersten Eiszeitroman „Ayla und der Clan der Bären“<br />

zu arbeiten. Jean M. Auel lebt mit ihrem<br />

Mann in Oregon.<br />

was viele ganz merkwürdig fanden, eben<br />

weil ich mich in dieser Zeit um nichts und<br />

niemanden gekümmert habe.“<br />

Es wurde die Geschichte des Cromagnon-Mädchens<br />

Ayla, das mit fünf Jahren<br />

seine Familie bei einem Erdbeben verliert,<br />

schließlich, fast verhungert, von Neandertalern<br />

<strong>auf</strong>genommen wird, halb Euro pa<br />

durchquert, und nun, im sechsten und<br />

letzten Band, erwachsen geworden ist und<br />

im Gebiet des heutigen Südfrankreichs bei<br />

Cromagnons lebt, mit ihrem Gefährten<br />

und ihrer kleinen Tochter. Dass Auel ein<br />

bisschen verrückt ist mit ihren Geschichten<br />

und ihrem zum Teil obsessiven Schreiben,<br />

sagt ihr längst niemand mehr – nach welt-<br />

26<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Stéphane Compoint


© Denis Stanisic<br />

weit bisher 45 Millionen verk<strong>auf</strong>ten Exemplaren.<br />

In den sechs Bänden, die <strong>auf</strong>einander<br />

<strong>auf</strong>bauen, aber unabhängig voneinander<br />

gelesen werden können, schildert sie detailreich<br />

das Leben der Steinzeitmenschen,<br />

wie sie es, davon ist die Autorin überzeugt,<br />

tatsächlich geführt haben: wie sie jagten<br />

und was sie aßen; welchen Tee sie tranken<br />

und wie sie ihn zubereiteten; wie sie ihre<br />

Kinder erzogen und Krankheiten behandelten;<br />

wie sie fühlten und miteinander<br />

sprachen.<br />

Jean M. Auel hat sich akribisch in ihre<br />

Thematik eingelesen. Sie weiß genau, welche<br />

Funde es aus dieser frühen Zeit gibt<br />

buchjournal 2/2011 27<br />

und welche Schlüsse Forscher aus ihnen<br />

ziehen. Zu vielen steht sie in engem Kontakt,<br />

und sie bekommt Anerkennung aus<br />

diesen Kreisen. „Viele Wissenschaftler sind<br />

wie ich davon überzeugt, dass die Menschen<br />

damals ganz ähnlich waren wie wir.“<br />

Und genau das ist es, was sie in ihren Romanen<br />

vermitteln will.<br />

Woran macht sie ihre Überzeugung fest?<br />

„Zum Beispiel am Skelett eines alten<br />

Mannes, dessen einer Arm früh amputiert<br />

wurde. Dieser Mann hat überlebt, und das<br />

doch wohl nur, weil andere für ihn sorgten.<br />

Weil sie ihn liebten. Oder, natürlich, die<br />

Lesezeichen<br />

Jean M. Auel: Ayla und das Lied<br />

der Höhlen. Übersetzt von<br />

Susanne Aeckerle, Marion<br />

Balkenhol und Ursula Wulfekamp.<br />

Heyne, 1120 S., 27,99 €<br />

(D) • 28,80 € (A) • 41,50 sFr.<br />

<br />

<br />

<br />

Höhlenmalereien: Diese fantastischen<br />

Zeichnungen sprechen ganz deutlich von<br />

einer Intelligenz, die unserer sehr ähnlich<br />

ist. Wir können vieles schließen aus <strong>dem</strong>,<br />

was wir wissen – und der Rest ist Fiktion. Ich<br />

schreibe ja Romane und keine Sachbücher.“<br />

So hat sie wieder voller Enthusiasmus<br />

mehr als 1 000 Seiten über eine weit zurückliegende,<br />

fremde Welt geschrieben, die aber<br />

in mancher Hinsicht vielleicht gar nicht so<br />

anders war als unsere. Acht Jahre hat sie an<br />

diesem Buch gearbeitet. „Das Leben braucht<br />

eben auch seine Zeit“, nicht zuletzt, wenn es<br />

in diesem Leben einen Mann, fünf Kinder,<br />

15 Enkel und acht Urenkel gibt.<br />

Jetzt ist sie fertig mit ihrem Stoff und<br />

überzeugt, dass sie mit <strong>dem</strong> sechsten Band<br />

ihr reichhaltiges Material zu einem guten<br />

Ende geführt hat. Und was kommt nach<br />

Ayla? „Ich werde sicherlich schreiben, solange<br />

ich das noch kann. Aber ich habe bisher<br />

keine konkreten Ideen für ein neues<br />

Buch.“ Wenn man ihr zuhört, ist es allerdings<br />

kaum vorstellbar, dass sie das Thema<br />

wechselt: zu begeistert ist Jean M. Auel von<br />

unseren Vorfahren und davon, sich mit ihnen<br />

und ihrer Welt zu befassen.


HISTORISCHE ROMANE_INTERVIEW<br />

Ken Follett und Ildefonso Falcones standen bei<br />

seinem Roman „Die Pforten der Ewigkeit“ Pate.<br />

Richard Dübell über seinen Autorenberuf, über<br />

Recherche vor Ort und sein Faible für Geschichte.<br />

„Die Leser wollen<br />

Mittelalterromane“<br />

INTERVIEW: ECKART BAIER<br />

„Die Pforten der Ewigkeit“ ist Ihr vierzehnter<br />

historischer Roman. Am Mittelalter verlieren<br />

Sie offenbar nie das Interesse?<br />

Richard Dübell: Nein, die Beschäftigung<br />

mit dieser Epoche macht mir immer wieder<br />

großen Spaß. Mich interessiert und fasziniert<br />

einfach, wie die Leute damals gelebt<br />

und wie sie sich unter schwierigsten Umständen<br />

durchgeschlagen haben. Dabei fi nde<br />

ich es immer wieder erstaunlich, wie nahe<br />

uns die Menschen des Mittelalters mit ihren<br />

Träumen und Wünschen doch sind.<br />

Sind Sie denn von Haus aus Historiker?<br />

Nein, ich komme ursprünglich aus <strong>dem</strong><br />

k<strong>auf</strong>männischen Bereich und habe zuletzt<br />

bei der Firma HochTief als Eink<strong>auf</strong>sleiter<br />

gearbeitet. Inzwischen ist aber das Schreiben<br />

mein Hauptberuf.<br />

Wie fi nden Sie Ihre Stoffe?<br />

Das kann ganz zufällig passieren, etwa<br />

wenn ich bei der Recherche für ein Buch<br />

<strong>auf</strong> interessante Details stoße, die mich zu<br />

einem neuen Roman inspirieren. Es gibt<br />

aber auch die gezielte Suche wie etwa jetzt<br />

bei den „Pforten der Ewigkeit“. Das Buch<br />

ist letztlich aus der Frage entstanden, wieso<br />

es von einem deutschen Autor keinen<br />

großen historischen Roman über die Kirchenbauten<br />

des Mittelalters gibt.<br />

Nach den Vorbildern der großen Romane von<br />

Ken Follett und Ildefonso Falcones?<br />

Genau. Ich habe gezielt recherchiert, in<br />

welcher Epoche mein Buch spielen könnte<br />

und in welche historische Rahmenhandlung<br />

ich eine Geschichte hineinweben<br />

könnte. Mir war dann schnell klar, dass die<br />

Periode des Interregnums nach <strong>dem</strong> Tod des<br />

St<strong>auf</strong>erkaisers Friedrich II. dafür ideal ist.<br />

Damals haben die meisten Klöster und Orden<br />

ihre Bautätigkeit weitgehend eingestellt<br />

– mit Ausnahme der Zisterzienser. Warum<br />

das so war, ist eine spannende Frage.<br />

Recherchieren Sie denn auch vor Ort und lassen<br />

sich von der Atmosphäre in Klöstern, Kirchen<br />

und Burgen inspirieren?<br />

Das ist für mich ganz wichtig und ich investiere<br />

viel Zeit und Geld, um die Orte der<br />

Handlung zu besuchen. Ein Großteil<br />

meines neuen Romans spielt in Bamberg<br />

und im Steigerwald, es gibt aber auch eine<br />

wichtige, nicht allzu lange Szene, die in<br />

Bruck in der Schweiz spielt, eine weitere in<br />

Mailand. Da bin ich überall gewesen.<br />

Wie lange haben Sie an <strong>dem</strong> Buch gearbeitet?<br />

Etwa ein halbes Jahr. Zwei Monate habe<br />

ich für die Recherche und das Exposé gebraucht,<br />

vier Monate fürs Schreiben.<br />

Lassen Sie die Fakten Ihrer Bücher von Fachleuten<br />

überprüfen?<br />

Während des Schreibens befrage ich<br />

Lesezeichen<br />

Richard Dübell: Die Pforten der<br />

Ewigkeit. Lübbe, 864 S., 19,99 €<br />

(D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

Vom K<strong>auf</strong>mann zum Schriftsteller: Richard Dübell<br />

Zur Person<br />

Richard Dübell (49) lebt mit seiner Frau und zwei<br />

Söhnen bei Landshut. Nach seinen ersten Romanen,<br />

den Historienkrimis „Der Tuchhändler“ (1999) und<br />

„Der Jahrtausendkaiser“ (2000), gelang ihm mit<br />

„Eine Messe für die Medici“ (2002) zum ersten<br />

Mal der Sprung <strong>auf</strong> die Bestsellerliste. Den<br />

größten Erfolg feierte Richard Dübell bislang mit<br />

seiner „Teufelsbibel“-Trilogie, die weltweit in<br />

14 Sprachen übersetzt wurde.<br />

schon immer wieder Archivare und Historiker.<br />

Das fertige Manuskript bekommen<br />

aber dann nur meine Probeleser zu sehen,<br />

bevor es dann an den Verlag geht.<br />

Und warum immer Mittelalter? Interessiert<br />

Sie das 18. oder 19. Jahrhundert denn nicht?<br />

Wenn ich eine tolle Geschichte fände, die<br />

1830 spielt, könnte ich auch darüber schreiben.<br />

Aus Marktbeobachtungen weiß man<br />

aber, dass Geschichten aus späteren Epochen<br />

<strong>auf</strong> geringes Interesse stoßen.<br />

Das Mittelalter ist für Sie also auch unter Verk<strong>auf</strong>saspekten<br />

günstig?<br />

Warum sollte ich meine Leser mit Geschichten<br />

langweilen, die ihnen nichts bedeuten?<br />

Aber die Verkäufl ichkeit ist nicht die<br />

wichtigste Motivation, sondern die Story.<br />

Wenn es mir nur ums Geldverdienen gehen<br />

würde, schriebe ich x-beliebige Romane, die<br />

nur deshalb im Mittelalter spielen, weil es gerade<br />

in ist. Da hätte ich das Gefühl, ich würde<br />

meine Leser nicht ernst nehmen. Meine Bücher<br />

sind komplexer und anspruchsvoller. <br />

28<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Olivier Favre


© FinePic®, München<br />

AUFGEWÜHLT.<br />

<strong>Liebe</strong>, Leid und Leidenschaft.<br />

Sabine Eberts mitreißender<br />

Bestseller um die Nach-<br />

fahrin der Hebamme<br />

Marthe.<br />

752 Seiten / € (D) 9,99<br />

Die Totenleserin Adelia<br />

gerät zu Zeiten Heinrichs II.<br />

in tödliche Gefahr.<br />

432 Seiten / € (D) 19,99<br />

Troubadoure, Ritter und<br />

eine dramatische Intrige<br />

im mittelalterlichen<br />

Südfrankreich.<br />

560 Seiten / € (D) 19,99<br />

Auf Hiddensee wird für<br />

die junge Künstlerin Ida<br />

ein Traum wahr.<br />

576 Seiten / € (D) 9,99


Der Titel besagt es schon; dieses Buch ist<br />

nichts für Bürger, die obrigkeitshörig und der<br />

Lethargie verfallen sind und das<br />

kritische Denken scheuen.<br />

Die einzelnen Themen wurden in den letzten<br />

Jahren bearbeitet, meistens <strong>auf</strong>grund<br />

eines aktuellen Anlasses.<br />

Es galt aber auch, <strong>auf</strong> unsere Geschichte<br />

hinzuweisen und das Bewußtsein dafür<br />

wachzurufen, daß die Freiheit wieder<br />

verlorengehen kann, wenn sich nicht<br />

Persönlichkeiten entwickeln, die wachsam<br />

sind und für die Freiheit einstehen.<br />

Wenn sich ein Anlaß ergab, wurden die<br />

Themen sogleich in den Lyrikband<br />

<strong>auf</strong>genommen, der gerade im Entstehen war.<br />

Insofern schien die Zusammenfassung<br />

einiger Themen sinnvoll zu sein, um <strong>auf</strong> diese<br />

Weise ein bestimmtes Zeitgeschehen<br />

in einem Buch vermitteln zu können.<br />

Hubertus Scheurer<br />

Der Gedichtband ist in jeder<br />

Buchhandlung<br />

erhältlich.<br />

ISBN 978-3-8423-0466-6<br />

Preis: € 12,-<br />

www.hubertus-scheurer.de<br />

LYRIK<br />

Deutschland – das Land der Dichter und Denker? Das ist wohl<br />

eher Vergangenheit. Dennoch: Das Jahr 2011 hat gut für die<br />

Poesie und mit ihr begonnen.<br />

Dichter sehen anders<br />

TEXT: NILS KAHLEFENDT<br />

O h<br />

je. Eigentlich wollte der Dichter<br />

Thomas Kunst keine So<strong>net</strong>te mehr<br />

schreiben. Doch als Instrument der „Ermüdung,<br />

Polemik und Ernüchterung“ konnte<br />

er nicht von ihnen lassen. Zum Glück für<br />

uns Leser, sein neuer Band „Legende vom<br />

Abholen“ (Edition Rugerup) besitzt Suchtpotenzial.<br />

„Diskurse nur von denen, die<br />

sehr schwache / Gedichte schreiben, ohne<br />

sich zu schonen, / Ich würde gerne gute<br />

Texte lesen.“<br />

Offenbar wurde Kunst erhört, das Lyrikjahr<br />

2011 begann hoffnungsvoll. Im Januar<br />

schaffte es der Band „Ein weltgewandtes<br />

Land“ von John Ashbery (Luxbooks) <strong>auf</strong><br />

Platz 1 der renommierten SWR-Bestenliste;<br />

auch Jan Wagners „Australien“ (Berlin Verlag)<br />

und die von Michael Braun und Hans<br />

Thill herausgegebene Anthologie „Lied aus<br />

reinem Nichts. Deutschsprachige Lyrik des<br />

21. Jahrhunderts“ (Das Wunderhorn) kamen<br />

<strong>auf</strong>s Treppchen. Ein kleines Wunder<br />

in unseren romanfixierten Breiten.<br />

Im März konnte man an prominenter<br />

Stelle im schwer seriösen Politikteil der<br />

„Zeit“ plötzlich diese Verse von Monika<br />

Rinck lesen: „Selig sind die Lyrikerinnen,<br />

denn sie werden die Streitkräfte übernehmen.<br />

/ Sie werden die Befehle verklausulieren,<br />

bis sie einschlagen wie Bomben. / Sie<br />

werden in Frankreich einmarschieren.“<br />

Hallo? War <strong>dem</strong> Land der Dichter und Denker<br />

kollektiv eine geheimnisvolle Droge<br />

eingeflößt worden, <strong>auf</strong> dass nicht mehr<br />

Xetra-Dax, RTL II und Baron zu Guttenberg<br />

die Deutschen umtreibe, sondern Hölderlin,<br />

Rilke und Durs Grünbein? Die Ham-<br />

30<br />

Wortkunst wird nicht großgeschrieben – und<br />

doch gibt es Beeindruckendes zu entdecken<br />

© Yvonne Kuschel<br />

buchjournal 2/2011


urger Wochenzeitung hat elf Autoren<br />

eingeladen, der politischen Lyrik ein Jahr<br />

lang neues Leben einzuhauchen, sich quasi<br />

einen Reim <strong>auf</strong> Merkel & Co. zu machen.<br />

Sehen Dichter mehr als Journalisten? Für<br />

die „Zeit“, der zu diesem mutigen Experiment<br />

nur zu gratulieren ist, liegt der Fall<br />

klar: „Sie sehen anderes. Und anders.“<br />

Und noch eine gute Nachricht für die<br />

Gattung, der in schöner Regelmäßigkeit<br />

das Totenglöckchen geläutet wird: Das<br />

„Jahrbuch der Lyrik“, das seit 1979 von<br />

Christoph Buchwald mit wechselnden Koherausgebern<br />

betreut wird und dessen<br />

Ende 2009 besiegelt schien, wird weitergeführt!<br />

Mit <strong>dem</strong> zur Leipziger Buchmesse<br />

erschienenen Band 28 hat C. H. Beck den<br />

Staffelstab übernommen. Eine eminent<br />

wichtige Rettungstat, sind es doch gerade<br />

Lyrikanthologien, denen es in schöner Regelmäßigkeit<br />

gelingt, Leserinteresse über<br />

die einschlägigen Kreise des Literaturbetriebs<br />

hinaus zu mobilisieren.<br />

Für ihre Übersicht haben sich Buchwald<br />

und seine Mitherausgeberin Kathrin<br />

Schmidt mächtig ins Zeug gelegt; die Umstellung<br />

der Gedichteinsendung ausschließlich<br />

per E-Mail führte zu deutlich<br />

mehr Post. Am Ende wurden aus fast 1 000<br />

Einreichungen 140 Autoren ausgewählt,<br />

bekannte Namen wie Marcel Beyer, Ulla<br />

Hahn oder Friederike Mayröcker, aber<br />

auch neu zu entdeckende Stimmen. Der<br />

von sechs poetologischen „Anmerkungen<br />

Lesezeichen<br />

1. Michael Braun, Hans Thill: Lied aus reinem Nichts.<br />

Deutschsprachige Lyrik des 21. Jahrhunderts. Das<br />

Wunderhorn, 250 S., 26,– € (D) • 26,30 € (A) •<br />

41,90 sFr.<br />

2. Kurt Drawert: Idylle, rückwärts. Gedichte aus drei<br />

Jahrzehnten. C. H. Beck, 272 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

3. Daniela Seel: ich kann diese stelle nicht<br />

wiederfi nden. Gedichte. Kookbooks, 64 S.,<br />

17,90 € (D) • 18,40 € (A) • 27,50 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 31<br />

zum Gedicht“ komplettierte Band bietet so<br />

einen idealen Einstieg ins lyrische Schaffen<br />

der Gegenwart.<br />

Die Zahl derer, die im „Jahrbuch“ erste<br />

Proben ihres Könnens abgeliefert und sich<br />

später einen Namen gemacht haben, ist Legion.<br />

Auch Daniela Seel gehört dazu. Seel,<br />

die ihren 2003 gegründeten Verlag Kookbooks<br />

binnen weniger Jahre zur ersten<br />

Adresse für junge deutschsprachige Lyrik<br />

gemacht hat, ist nun endlich auch selbst<br />

als Dichterin zu entdecken: Ihre fi ligranen,<br />

sich kühn an die Grenzen des Sagbaren vorantastenden<br />

Sprachgebilde konstruieren<br />

Wirklichkeit mit der Präzision mikrochirurgischer<br />

Apparaturen; das Gedicht ist<br />

„nur bewegung / im körper des autors / welcher<br />

der leser ist“. Daniela Seels Texte, vom<br />

Grafi ker Andreas Töpfer berückend schön<br />

zwischen Buchdeckel gebracht, sind die<br />

Lyrik-Entdeckung der Saison – und weisen<br />

doch weit über den Tag hinaus.<br />

Steht Seel erst am Anfang ihres Wegs, hat<br />

es die 1946 in Waynestville / Missouri geborene,<br />

mit Preisen überhäufte Mary Jo Bang<br />

bereits in den Dichter-Olymp geschafft. Der<br />

zweisprachige, vom US-Comic-Künstler<br />

Matt Kindt illustrierte Auswahlband „Eskapaden“<br />

(Luxbooks), der Gedichte aus allen<br />

sechs bisher veröffentlichten Werken Bangs<br />

vereint, lässt ahnen, was die Kritiker von<br />

„New York Times“ bis zur „American Book<br />

Review“ aus <strong>dem</strong> Häuschen bringt: Für Bang<br />

wird das Gedicht zur Bühne. Schreiben als<br />

Kopftheater, in <strong>dem</strong> die Autorin alle Rollen<br />

gleich selbst spielt: Mickey Mouse, Dr.<br />

Freud, Cher. Ein einziges Wunderland:<br />

„Alice kann nicht in einem Gedicht vorkommen,<br />

sagt sie, weil / Sie nur eine Metapher<br />

für Kindheit ist / Und ein Gedicht ist bereits<br />

eine Metapher“.<br />

Genug Eskapismus? Zeit für ein lyrisches<br />

Katerfrühstück: Weltverlorenheit<br />

und Sprachverlust sind die großen Themen<br />

des skeptischen Melancholikers Kurt<br />

Drawert. Wer ihn, was ein Fehler wäre,<br />

bislang übersehen hat, bekommt jetzt mit<br />

„Idylle, rückwärts“ (C. H. Beck) die Essenz<br />

seines lyrischen Werks aus drei Jahrzehnten.<br />

Auch wenn da einer gelegentlich<br />

vom „Ende der Poesie“ schreibt – <strong>dem</strong> vernunftlosen<br />

Träumen verweigert er sich<br />

nicht: „Es gibt viele schöne Dinge / für ein<br />

Gedicht, die ein Gedicht / nicht mehr<br />

brauchen, / weil sie schon schön sind. ...<br />

Aber immer, zwischen den Zeilen, / bleibt<br />

etwas übrig.“ <br />

Du lebst in mir<br />

Die Trauer eines vereinsamten Menschen<br />

Lyrik<br />

Hubertus Scheurer<br />

Ein Lyrik-Band mit<br />

150 <strong>Liebe</strong>sgedichten,<br />

von denen einige für<br />

Traueranzeigen<br />

verwendet werden können.<br />

Mein letzter Traum<br />

Den neuen Tag erträum ich mir<br />

Als schönsten Traum vor meinem Ende;<br />

Geh eng umschlungen fort mit Dir,<br />

Ganz sanft berührn Dich meine Hände,<br />

In eine Welt des wahren Seins,<br />

Wo wir nicht Leid und Falschheit kennen,<br />

In unsrer tiefen <strong>Liebe</strong> eins,<br />

Dort kann uns keine Macht mehr trennen.<br />

Der Gedichtband ist in jeder Buchhandlung<br />

erhältlich.<br />

ISBN - Nr. 978-3-8391- 9300-6<br />

Preis: € 12,-<br />

www.hubertus-scheurer.de


ROMANE_FANTASY<br />

Er ist skurril und erfolgreich, geadelt ist er auch – und jetzt werden alle Scheibenwelt-Romane<br />

von Terry Pratchett neu übersetzt. Der Aufwand lohnt sich unbedingt, meint Margarete von<br />

Schwarzkopf – und würdigt Sir Terrys eigenwilliges Werk.<br />

Die Welt<br />

als Scheibe<br />

A ls<br />

am 31. Dezember 2009 bekannt wurde,<br />

dass Terry Pratchett von der britischen<br />

Königin Elizabeth II. den Ritterschlag<br />

erhalten würde und sich fortan „Sir“<br />

Terry Pratchett nennen dürfe, da war das für<br />

die Millionen von Pratchett-Fans rund um<br />

den Globus wahrscheinlich die längst überfällige<br />

Verbeugung von Pratchetts oberster<br />

„Chefin“ vor einem Schriftsteller, der seit<br />

mehr als 30 Jahren weltweit Millionen von<br />

Fans hat. Dazu, dass sie sich mit Haut und<br />

Haaren mit seinen Werken identifizieren,<br />

bemerkte Terry Pratchett einmal: „Meine<br />

Leser kennen inzwischen meine Scheibenwelt<br />

besser als ich selbst.“ Auch das nimmt<br />

der große Satiriker mit Humor und typisch<br />

englischer Selbstironie. Seine Devise lautet:<br />

„Wir sollten immer daran denken, dass ‚I‘<br />

wie ,Ich‘ der schmalste Buchstabe des Alphabets<br />

ist.“ Der Ruhm ist ihm nie zu Kopf<br />

gestiegen – er hat ihn lieber für gute Zwecke<br />

genutzt.<br />

Seit den 70er Jahren hat der am 28. April<br />

1948 geborene Autor Bücher veröffentlicht.<br />

Doch der ganz große Erfolg begann 1983, als<br />

der erste seiner bisher insgesamt 38 Romane<br />

erschien, in deren Mittelpunkt eine seltsame<br />

Welt steht, die <strong>auf</strong> vier Elefanten ruht.<br />

Benilia, Tubul, Groß-T’Phon und Jerakeen<br />

heißen diese Wesen, die ihrerseits <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

Rücken einer riesigen Schildkröte namens<br />

Groß-A’Tuin durch das Weltall schwimmen.<br />

Beeinflusst ist dieses Bild einer Ur-Schildkröte<br />

von der indischen Mythologie – so,<br />

wie eigentlich alles im Werk Pratchetts Bezug<br />

nimmt <strong>auf</strong> Märchen, Mythen, Legenden,<br />

Sagen, aber auch durchaus <strong>auf</strong> in der<br />

Realität wurzelnde Ereignisse, die er an die<br />

Bedingungen seiner 48 000 Kilometer großen<br />

„Discworld“ anpasst.<br />

Angefangen hat alles mit <strong>dem</strong> Debüt „Die<br />

Farben der Magie“, <strong>dem</strong> dann zügig die anderen<br />

Romane folgten. Keinen seiner Leser<br />

erstaunt es, dass in ihnen Orang-Utans als<br />

Bibliothekare <strong>auf</strong>treten (Pratchett unterstützt<br />

übrigens die Orang Utan Foundation<br />

in Großbritannien) oder dass der Gevatter<br />

Tod, der immer wieder in den Romanen eine<br />

Rolle spielt, <strong>auf</strong> einem weißen Ross namens<br />

Blinky daherreitet – eine ironische Anspielung<br />

<strong>auf</strong> den apokalyptischen Reiter <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> bleichen Pferd (im Englischen: pale<br />

horse). Für den Autor ist es wichtig, dass<br />

der Humor nicht zu kurz kommt, selbst bei<br />

den ernsten Themen, die oft die Basis seiner<br />

Bücher bilden – Tod, Krieg, Rassismus, die<br />

Musikindustrie, diplomatische Intrigen<br />

und vieles mehr.<br />

Er hat seine Scheibenwelt als Parodie <strong>auf</strong><br />

Science-Fiction und die gängige Fantasyliteratur<br />

konzipiert. In dieser Welt rauchender<br />

Zauberer, aktiver Zahnfeen,<br />

chauvinistischer Zwerge, die jede Existenz<br />

weiblicher Zwerge leugnen, dieser<br />

Welt voller Götter, Hexen, Kobolde, Elfen,<br />

Golems, Feen und arbeitsloser Vampire ist<br />

alles möglich, findet sich alles wieder, was<br />

je von Autoren wie Lovecraft, Tolkien<br />

oder anderen Urvätern des Genres erdacht<br />

wurde. Aber auch Shakespeare und die<br />

griechische Mythologie haben hier Spuren<br />

hinterlassen, Weltgeschichte, Philosophie<br />

und Polizeiromane. Pratchett schafft<br />

aus all diesen vielen Einflüssen und Vorbildern<br />

ein eigenständiges Genre, ein eigenwilliges<br />

Universum, in <strong>dem</strong> alles nach<br />

32<br />

Info<br />

Terry Pratchett: Der Brite gehört<br />

mit 65 Millionen verk<strong>auf</strong>ten<br />

Büchern weltweit zu den<br />

erfolgreichsten (Fantasy-) Autoren<br />

Sein deutscher Verlag Manhattan gibt Terry<br />

Pratchetts Geschichten ein frisches sprachliches<br />

Gewand: Alle seine bereits bei Goldmann<br />

erschienenen Scheibenwelt-Romane<br />

werden nach und nach neu von Gerald<br />

Jung und Regina Rawlinson übersetzt,<br />

außer<strong>dem</strong> übertragen die beiden die Neuerscheinungen<br />

ins Deutsche. Gerald Jung<br />

hat sich schon bei „Der Club der unsichtbaren<br />

Gelehrten“ ans Werk gemacht. Der<br />

erste ältere von ihm jetzt neu übersetzte<br />

Titel ist „Voll im Bilde“. Die nächste von Regina<br />

Rawlinson übertragene Neuerscheinung<br />

ist „Das Mitternachtskleid“.<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Robin Matthews


izarren und dennoch <strong>auf</strong> skurrile Weise<br />

logischen Gesetzen abläuft.<br />

Sein Motto: „Es ist eine echt komische<br />

Welt. Das steht fest. Aber warum auch<br />

nicht? Das Lachen gehört zum Leben,<br />

oder?“ Diesen Satz kann man auch als eine<br />

Kampfansage Pratchetts interpretieren,<br />

sein eigenes Schicksal in den Griff zu bekommen<br />

und sich nicht unterkriegen zu<br />

lassen. Denn 2007 wurde bei ihm eine seltene<br />

schleichende Form von Früh-Alzheimer<br />

diagnostiziert. Was das für Pratchett<br />

bedeutet, kann man nur mutmaßen, konfrontiert<br />

es ihn doch mit Fakten, die er<br />

nicht beherrschen kann wie die Schicksalsströme<br />

in seiner Scheibenwelt.<br />

Er war in seiner Branche immer einer der<br />

Ersten, der jede neue Technik mit Begeisterung<br />

begrüßte, der sofort einen Computer<br />

benutzte, kaum dass es die ersten im Handel<br />

gab, der sich für alle technischen Neuerungen<br />

brennend interessierte. Auch die<br />

Errungenschaften <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gebiet der Medizin<br />

haben ihn immer fasziniert. Und so<br />

unterstützt er, der nun selbst an Alzheimer<br />

erkrankt ist, mit großzügigen Spenden die<br />

Forschungsarbeiten <strong>auf</strong> diesem Gebiet und<br />

buchjournal 2/2011 33<br />

hat den früheren britischen Premierminister<br />

Gordon Brown in einem von der Presse<br />

viel beachteten Treffen dringend dazu <strong>auf</strong>-<br />

Lesezeichen<br />

1. Terry Pratchett: Der Club der unsichtbaren<br />

Gelehrten. Ein Scheibenwelt-Roman. Übersetzt von<br />

Gerald Jung. Manhattan, 512 S., 17,99 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 27,90 sFr.<br />

2. Terry Pratchett: Das Mitternachtskleid. Ein Märchen<br />

von der Scheibenwelt. Übersetzt von Regina<br />

Rawlinson. Manhattan, 416 S., 17,99 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 27,90 sFr. Erscheint am 16. Mai<br />

3. Terry Pratchett: Voll im Bilde. Ein Scheibenwelt-<br />

Roman. Übersetzt von Gerald Jung. Manhattan, 384 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 24,90 sFr. Erscheint am 16. Mai<br />

gefordert, dafür zu sorgen, dass von staatlicher<br />

Seite bei der Alzheimerforschung<br />

mehr getan wird. 2009 äußerte sich Pratchett<br />

in einem Interview zum Thema Sterbehilfe<br />

und erklärte, dass er für sie als einen<br />

Ausdruck von Humanität und Achtung<br />

der Menschenwürde plädiere und<br />

selbst diesen Weg wählen würde, wenn er<br />

vor diesem „kritischen Wendepunkt“ seines<br />

Lebens stehe.<br />

Nicht nur die Leser seiner Scheibenweltromane<br />

und all seiner anderen Veröffentlichungen,<br />

darunter Science-Fiction- und<br />

Kinderbücher und die zwei Romane, die<br />

Pratchett zusammen mit seinem Kollegen<br />

Neil Gaiman geschrieben hat, hoffen natürlich,<br />

dass es dazu nie kommen wird.<br />

Dass er vielmehr weiterhin die Kraft, den<br />

Humor, die Ausdauer und die Kreativität<br />

besitzen möge, seinen Lesern noch lange<br />

<strong>auf</strong>s Schönste mit seinen abenteuerlichen<br />

Erzählungen aus <strong>dem</strong> Reich der Fantasie<br />

die Zeit zu vertreiben. Das Phänomen Zeit<br />

war im Übrigen auch immer eines seiner<br />

großen Themen. Pratchetts trockener<br />

Kommentar dazu: „Die Zeit nimmt nur<br />

ihre Pfl icht wahr und verstreicht.“


Leslie Parrish<br />

Black CATS<br />

Was kostet der Tod?<br />

€ 9,99 [D] · € 10,30* [A] · sFr* 15,90<br />

ISBN: 978-3-8025-8375-9<br />

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Atemlose<br />

Thriller-<br />

Spannung!<br />

* unverbindliche Preisempfehlung<br />

ROMANE<br />

Arno Geiger hat seinen an<br />

Alzheimer erkrankten Vater<br />

über Jahre begleitet und ihm<br />

ein Porträt gewidmet. „Der<br />

alte König in seinem Exil“ ist<br />

ein großartiges, warmherziges<br />

Buch, meint Buchjournal-<br />

Redakteur Eckart Baier.<br />

Langsames Verlöschen<br />

^ Darum geht’s: um das Leben des heute 84-jährigen August<br />

Geiger. Als 17-Jähriger musste er in den Krieg, kam halb<br />

verhungert aus russischer Gefangenschaft zurück in sein Dorf<br />

in Vorarlberg, das er seither nicht mehr verlassen hat. Vier Kinder<br />

haben er und seine Frau großgezogen, eins davon ist<br />

Arno Geiger, der Autor dieses Buchs. August Geiger lebt<br />

heute im Altersheim, singt gern und sagt weise Sätze.<br />

Aber er kennt seinen Sohn nicht mehr und weiß nicht,<br />

für was eine Untertasse nütze ist. August Geiger hat Alzheimer.<br />

Sein Sohn hat ihn beim langsamen Verlöschen<br />

seines Geistes begleitet und über ihn und sein Leben<br />

dieses warmherzige, nie rührselige Buch geschrieben.<br />

^ Das bekommen Sie: ein wunderbares Porträt, mehr<br />

noch: eine <strong>Liebe</strong>serklärung an den Vater, <strong>dem</strong> der Autor erst im<br />

L<strong>auf</strong>e der Krankheit wirklich nahegekommen ist.<br />

^ Das bekommen Sie nicht: einen Roman – auch wenn es<br />

ganz oben <strong>auf</strong> der Seite steht. Das ist aber ganz egal. Was uns<br />

Geiger hier erzählt, hat alles, was große Literatur braucht:<br />

Glück und Verlust, tiefe Gefühle, Leben und Tod. Und eine<br />

sympathische Hauptperson, die den Leser berührt.<br />

^ Wer ist der Autor? 1997 debütierte Geiger mit <strong>dem</strong> Roman<br />

„Kleine Schule des Karussellfahrens“. Acht Jahre später gewann<br />

der heute 42-jährige Österreicher mit „Es geht uns gut“<br />

den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschien 2010 sein Roman<br />

„Alles über Sally“. „Der alte König in seinem Exil“ war in diesem<br />

Jahr für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. <br />

j<br />

34<br />

^ Arno Geiger: „Der alte<br />

König in seinem Exil“. Hanser,<br />

192 S., 17,90 € (D) •<br />

18,40 € (A) • 26,90 sFr.<br />

Arno Geiger: „Der alte König in<br />

seinem Exil“. Gelesen von<br />

Matthias Brandt. Hörbuch<br />

Hamburg, 19,95 € (D / A) •<br />

34,90 sFr.<br />

Eckart Baier<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Denis Stanisic


ISLAND-KRIMIS<br />

Tödliche Flammen<br />

Ausgerech<strong>net</strong> ein verurteilter<br />

Sexualstraftäter engagiert<br />

die Reykjavíker<br />

Anwältin Dóra Gudmundsdóttir,<br />

einen alten<br />

Fall wieder <strong>auf</strong>zunehmen:<br />

Jakob, ein junger Mann<br />

mit Downsyndrom, soll<br />

ein tödliches Feuer in seinem<br />

Behindertenheim<br />

gelegt haben. Fünf Menschen sind dabei ums<br />

Leben gekommen – Jakob hat als Einziger überlebt.<br />

Aber ist er vielleicht unschuldig verurteilt<br />

worden? Im vierten Fall ihrer Romanheldin Dóra<br />

führt uns Yrsa Sigurdardottir mitten hinein in die<br />

Reykjavíker Gesellschaft – und deren Geheimnisse.<br />

Angehörige der Opfer haben etwas zu verbergen,<br />

ein Radiomoderator wird bedroht und<br />

im Haus einer Kleinfamilie scheint es zu spuken.<br />

AUF DER RENNBAHN<br />

Dunkle Geschäfte<br />

Ein hartes Pfl aster: Auf den<br />

Pferderennbahnen wird gewettet,<br />

betrogen, gefälscht<br />

und gezockt, was das Zeug<br />

hält. Der Buchmacher Ned<br />

Talbot begeg<strong>net</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

königlichen Rennen in Ascot<br />

einem Mann, der behauptet,<br />

sein Vater zu sein.<br />

Doch dann wird dieser vor<br />

seinen Augen erstochen – Versicherungsbetrug<br />

und Fälschung von Pferdeidentitäten scheinen dabei<br />

eine Rolle gespielt zu haben. Dick Francis<br />

durchleuchtet das männlich geprägte Milieu des<br />

Galopprennsports, der Leser wird in die komplizierte<br />

Berechnung von Quoten bei Pferdewetten<br />

eingeführt und lernt das Leben eines „Bookie“<br />

kennen. Der postum veröffentlichte Roman beschließt<br />

noch nicht ganz das Werk dieses Meisters<br />

der knackigen Krimis, die humorvoll, rasant und<br />

trotz<strong>dem</strong> gefühlvoll bis zur Rührung sind: Das<br />

Buch entstand in Koautorschaft mit Dicks Sohn<br />

Felix und dieser wird auch noch den letzten Roman<br />

seines Vaters, an <strong>dem</strong> er bis zu seinem Tod<br />

2010 arbeitete, vollenden. dan<br />

^ Dick Francis, Felix Francis: „Verwettet“.<br />

Übersetzt von Malte Krutzsch. Diogenes, 432 S.,<br />

22,90 € (D) • 23,60 € (A) • 38,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 35<br />

Lesestoff Krimis<br />

Dóras Recherchen nach <strong>dem</strong> wahren Täter bescheren<br />

<strong>dem</strong> Leser durchgehend die gewünschte<br />

Spannung, ohne dabei blutrünstig zu sein.<br />

Nach und nach werden die verschiedenen Erzählstränge<br />

zusammengeführt, ohne zu verwirren,<br />

im Gegenteil: Zum Schluss ergibt sich eine<br />

saubere Aufl ösung des Falls. hs<br />

^ Yrsa Sigurdardottir: „Feuernacht“. Übersetzt von<br />

Tina Flecken. Fischer Taschenbuch, 432 S.,<br />

8,95 € (D) • 9,20 € (A) • 14,50 sFr.<br />

In der Falle: Fünf Menschen sterben bei<br />

einem Brand in einem Behindertenheim<br />

RACHEFELDZUG<br />

Unter Strom<br />

Für den gelähmten Forensiker Lincoln Rhyme<br />

und seine Assistentin Amelia Sachs gibt es Anlass<br />

zur Hoffnung. Langsam gewinnt Rhyme die<br />

Kontrolle über einige seiner Finger wieder, und in<br />

Mexiko steht die Polizei unmittelbar vor der Festnahme<br />

des „Uhrmachers“, jenes Killers, der den<br />

beiden zuvor entkommen war. Aber dann speit<br />

an einer New Yorker Bushaltestelle ein Kabel<br />

Flammen, und ein Passant wird von einer Garbe<br />

fl üssigen Metalls durchbohrt. Das ist der Auftakt<br />

für heimtückische Attentate, mit denen ein an<br />

Krebs erkrankter Arbeiter eines Stromkonzerns<br />

seinen persönlichen Rachefeldzug beginnt. Seine<br />

Waffe ist so tödlich wie allgegenwärtig. Man<br />

sieht sie nicht und spürt sie erst, wenn es zu spät<br />

ist, denn je nach Spannung kann elektrischer<br />

Strom Menschen in Flammen <strong>auf</strong>gehen oder ihren<br />

Herzschlag stoppen lassen. Besonders, wenn<br />

das potenzielle Opfer wie<br />

Rhyme im Rollstuhl sitzt<br />

und wenn es sich von der<br />

Tarnung des Täters täuschen<br />

lässt. ub<br />

^ Jeffery Deaver: „Opferlämmer“.<br />

Übersetzt von<br />

Thomas H<strong>auf</strong>schild.<br />

Blanvalet, 576 S., 19,99 €<br />

(D) • 20,60 € (A) • 30,90 sFr.<br />

© tzam / istockphoto<br />

PIPER. BÜCHER, ÜBER DIE MAN SPRICHT.<br />

Ein neuer<br />

Fall für<br />

Mamma<br />

Carlotta<br />

Eine Telenovela, die <strong>auf</strong> Sylt gedreht wird?<br />

Da ist Mamma Carlotta als Komparsin<br />

natürlich mit von der Partie. Allerdings<br />

rutscht sie dabei in eine sehr unangenehme<br />

Sache: in einen Mordfall am Set! Und<br />

auch ihr Schwiegersohn, Hauptkommissar<br />

Erik Wolf, ist mit Ermittlungen beschäftigt,<br />

die in die Filmbranche führen …<br />

Piper Taschenbuch, 368 Seiten<br />

€ 9.95 (D) / € 10.30 (A) /sFr 15.90*<br />

* unverb. Preisempf.<br />

www.piper.de<br />

Jetzt überall im Buchhandel!


LESESTOFF KRIMIS<br />

MUSIK-KRIMI<br />

Verschollene Bach-Werke<br />

Lesern mit gutem Langzeitgedächtnis<br />

dürfte der<br />

Name Sebastian Knauer in<br />

Erinnerung sein: Er war jener<br />

Journalist, der 1987<br />

Uwe Barschels Leiche in<br />

der Badewanne eines Genfer<br />

Hotels fand. Nach einigen<br />

Sachbüchern debütiert<br />

Knauer nun als Krimiautor<br />

und wir stellen fest: Der Mann beherrscht auch<br />

dieses Metier. „Tödliche Kantate“ spielt in der Welt<br />

der klassischen oder besser: der Barockmusik. Ein<br />

skrupelloser Amerikaner, der sich verschollen geglaubte<br />

Werke von Johann Sebastian Bach unter<br />

den Nagel reißt und dafür über Leichen geht, eine<br />

deutsche Bratschistin und ein Hamburger Privatdetektiv<br />

sind die Protagonisten in diesem Musikkrimi,<br />

der beweist, dass kriminelle Energie auch in<br />

der Kunstszene anzutreffen ist – was <strong>dem</strong> Leser einen<br />

spannenden, turbulenten Krimi beschert. bai<br />

^ Sebastian Knauer: „Tödliche Kantaten“. Ellert &<br />

Richter, 192 S., 8,95 € (D) • 9,20 € (A) • 14,50 sFr.<br />

ENDZEITSPIEL<br />

Im Fegefeuer<br />

Ausgerech<strong>net</strong> in eine Phase<br />

verheerender Waldbrände<br />

in Australien fällt die<br />

deutsche Ausgabe des neuen<br />

Thrillers von Peter Temple,<br />

<strong>dem</strong> derzeit Down Under<br />

heiß gehandelten Krimiautors.<br />

„Wahrheit“, ein<br />

Fanal in Prosa, wird rhythmisiert<br />

von einer apokalyptischen<br />

Feuerwalze, die Melbourne bedroht. Unter<br />

glühen<strong>dem</strong> Himmel kochen Negativattribute der<br />

Bewohner hoch: Als in einem Neubau eine Frauenleiche<br />

gefunden wird, scheint es, als würde die<br />

Hitze des nahenden Feuers die Grenze zwischen<br />

Zivilisation und Wildnis zerstören. Auch deshalb,<br />

weil Stephen Villani, der mit der Aufklärung des<br />

Falles betraut ist, von Politikern behindert wird.<br />

Dass ihn die Situation an ein Fegefeuer gemahnt,<br />

liegt auch daran, dass das Opfer seiner verschwundenen<br />

Tochter ähnelt. Mit viel Gespür für<br />

Verderbtheit und Dramaturgie macht der Erzähler<br />

aus dieser Konstellation ein so packendes wie böses<br />

Endzeitspiel. hw<br />

^ Peter Temple: „Wahrheit“. Übersetzt von Hans M.<br />

Herzog, C. Bertelsmann, 480 S., 21,99 € (D) • 22,70 €<br />

(A) • 34,50 sFr.<br />

© Michael Cavén<br />

Intrigen und<br />

Gewalt<br />

RAUBÜBERFALL<br />

Parkers perfekter Plan<br />

Er ist so cool wie Bruce Willis<br />

und schweigsam wie Lucky<br />

Luke: Parker heißt der<br />

Held aus rund 25 Krimis des<br />

US-Autors Richard Stark alias<br />

Donald E. Westlake – und<br />

eigentlich ist unsere Sympathie<br />

mit <strong>dem</strong> Mann ohne<br />

Vornamen politisch ziemlich<br />

unkorrekt. Denn Parker ist<br />

ein Verbrecher, ein hartgesottener Krimineller,<br />

<strong>dem</strong> es vor allem ums Geld geht – und dass er bei<br />

seinen Raubzügen nicht geschnappt wird. In „Sein<br />

letzter Trumpf“ hat Parker ein Casinoschiff im Visier,<br />

das den Hudson r<strong>auf</strong>- und runterschippert<br />

und <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> die Gäste pro Fahrt 400 000 Dollar<br />

verspielen. Doch wie lässt sich ein schwer bewachtes<br />

Schiff ausrauben? Und wie kann man<br />

anschließend möglichst un<strong>auf</strong>fällig verschwinden?<br />

Parker kennt keine Probleme, nur Herausforderungen.<br />

Wohl oder übel braucht er Helfer, obwohl<br />

er eigentlich nur einem traut: sich selbst. So<br />

ist Parkers perfekter Plan für manchen Helfer eine<br />

Einladung, eigene Pläne zu verfolgen. Spannend,<br />

lakonisch und geradlinig erzählt: Der neue Parker<br />

ist wie immer tolle Unterhaltung in bester Noir-<br />

Krimi-Tradition. bai<br />

^ Richard Stark: „Sein letzter Trumpf “. Übersetzt<br />

von Rudolf Hermstein. Zsolnay, 288 S., 17,90 € (D) •<br />

18,40 € (A) • 26,90 sFr.<br />

36<br />

POLITTHRILLER<br />

Roter Glamour<br />

„Letzte Schicht“ heißt der literarische Vorgänger<br />

von „Roter Glamour“, Dominique<br />

Manottis neuem Roman. Hatte die Französin<br />

sich beim vorigen Buch, das <strong>auf</strong> der<br />

KrimiZeit-Bestenliste der zehn besten Krimis<br />

2010 <strong>auf</strong> Platz drei landete, couragiert<br />

an den verderbten Sitten der Wirtschaftskriminellen<br />

abgearbeitet, richtet sie ihr Augenmerk<br />

nunmehr <strong>auf</strong> die verlotterten moralischen<br />

Maßstäbe der Politik. Ihre Hauptfi<br />

gur, die junge Polizistin Noria Ghozali,<br />

kämpft gegen rassistische Anwürfe – und<br />

einen vermeintlich übermächtigen Gegner<br />

namens François Bornand. Der macht als<br />

Berater seines präsidialen Vornamensvetters<br />

Mitterand mehr Gebrauch von seinem<br />

Einfl uss, als es die Polizei erlauben sollte.<br />

Manotti schildert den historisch unterfütterten<br />

Fall über Intrigen und Geheimdienste,<br />

Amtsanmaßung und Gewalt mit<br />

einem unterkühlten stilistischen Aplomb,<br />

der an die Hoch-Zeit der hardboiled novel<br />

erinnert. In Noria Ghozali hat der Höchstspannungsroman<br />

eine denkwürdige Protagonistin,<br />

die in ihrem beharrlichen Kampf<br />

gegen das real existierende<br />

Böse an ihre Erfi<br />

nderin gemahnt. hw<br />

^ Dominique Manotti:<br />

„Roter Glamour“.<br />

Übersetzt von Andrea<br />

Stephani. Ariadne,<br />

256 S., 12,90 € (D) •<br />

13,30 € (A) •<br />

22,50 sFr.<br />

buchjournal 2/2011


Raffi nierter<br />

Krimihund<br />

TEXT: TOBIAS GOHLIS<br />

Was kann der Kriminalroman? In einer<br />

Diskussion über die Frage<br />

kommt man an <strong>dem</strong> schwedischen Autor<br />

Arne Dahl nicht vorbei. Das zeigt sich an<br />

seinem neuen Roman „Opferzahl“. Am<br />

5. August 2005, knapp einen Monat nach<br />

den Bombenanschlägen in London, wird<br />

am frühen Morgen in Stockholm der letzte<br />

Zug der grünen U-Bahn-Linie in die Luft<br />

gesprengt. Neun Personen sind sofort tot,<br />

ein zehnter Passagier erliegt etwas später<br />

seinen Verletzungen.<br />

Eine der beliebtesten Floskeln, mit denen<br />

Krimiautoren eine gewisse Willkür ihrer<br />

Plots verteidigen, ist die Behauptung,<br />

dass alles mit allem zusammenhängt. Arne<br />

Dahl gibt dieser Phrase in seinem neuen<br />

Roman, <strong>dem</strong> neunten und vorletzten in der<br />

Reihe um das A-Team, einen neuen Dreh:<br />

Alles, was mit diesem Bombenanschlag zusammenhängt,<br />

wird in alle Winde zerstreut.<br />

Wenn alles mit allem zusammenhängt,<br />

fl iegt alles in die Luft, wenn auch<br />

nur ein Teilchen explodiert. Ein Wirbel<br />

entsteht, der alles mit sich reißt.<br />

Reaktionen. Eine feministische Journalistin<br />

feiert den Befreiungsschlag: „Die altersgeile<br />

abendländische Gesellschaft verdient<br />

es, in die Luft gesprengt zu werden.“<br />

Die Polizisten, die den Tatort im U-Bahn-<br />

Wagen Carl Jonas besichtigen, erblicken<br />

„abstrakte Kunst. Dieses unvergleichliche<br />

Spiel von Form und Farbe, ungefähr wie<br />

Action-Painting.“<br />

Manch sensiblem Gemüt mag dies zu<br />

wenig empfi ndsam sein, es sind kalkuliert<br />

kalte Bildbeschreibungen der Reaktionsmuster,<br />

mit denen wir <strong>auf</strong> Katastrophenbilder<br />

reagieren. Dahls Polizisten sind Polizisten<br />

im Kriminalroman, nicht in einer<br />

Realität, sie sind Agenten im Auftrag des<br />

Autors in einer Welt der Bilder, Ideen, Strömungen.<br />

Der lässt sie zu Beginn <strong>auf</strong>treten,<br />

wie man sich Polizisten wünscht am Ort<br />

buchjournal 2/2011 37<br />

DUNKELKAMMER_DIE KRIMIKOLUMNE<br />

100 Seiten zum Warml<strong>auf</strong>en – aber dann geht der<br />

Plot richtig ab. Arne Dahl zeigt sich in seinem<br />

neunten Fall um das A-Team wieder einmal als<br />

einer der ganz großen Spannungsautoren.<br />

Tobias Gohlis<br />

eines Blutbads. Distanziert, hellwach und<br />

sensibel lesen sie Spuren, analysieren das,<br />

was sie noch nie gesehen und analysiert haben.<br />

Die ersten 80 bis 100 Seiten des Romans<br />

sind Exposition. Ich dachte, das ist der<br />

langweiligste Dahl, den ich gelesen habe.<br />

Aber dann ging es los. Wie ein Sieb, das<br />

eine Zeit lang am Boden eines Tümpels gelegen<br />

hat, erhebt sich das A-Team aus <strong>dem</strong><br />

Grundschlamm der Fakten und Vorurteile:<br />

Ermittlungslinien, schlüpfrig wie Lianen,<br />

sind die erste Ausbeute. Da bilden ominöse<br />

Heilige Reiter von Siffi n einen islamistischen<br />

Strang. Da scheint es, als hätten die<br />

Toten doch nicht ganz zufällig in der<br />

U-Bahn gesessen. Da hat ein Polizist anscheinend<br />

vorausgeahnt, was geschehen<br />

wird. Die Ermittlungen weiten sich aus,<br />

tanzen herum wie eine umgekehrte Windhose,<br />

richten sich plötzlich nach innen. Ein<br />

Polizist wird erpresst, die Sicherheitspolizei<br />

verschweigt etwas.<br />

Arne Dahl spielt mit Krimi-Mustern die<br />

Welt durch. „Opferzahl“ ist sein Polizeiroman:<br />

Das Team ist nicht zu schlagen.<br />

Dahl wäre nicht der raffi nierte Hund, der<br />

er ist, fände er nicht zum Schluss noch einen<br />

verblüffend einfachen Dreh. Wenn der<br />

Tornado abgeklungen ist, fällt alles in alles<br />

zusammen. Bis es zum zehnten Mal losgeht.<br />

Ich bin gespannt. <br />

^ Tobias Gohlis ist Sprecher der<br />

KrimiZeit-Bestenliste.<br />

www.arte.tv/krimiwelt<br />

Arne Dahl: Opferzahl. Übersetzt<br />

von Wolfgang Butt. Piper, 448 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

© Marco Grundt<br />

»Martin Walker hat eine der<br />

schönsten Regionen Frankreichs,<br />

das Périgord, zum Krimiland<br />

erhoben und damit erst für die<br />

Literatur erschlossen.«<br />

Die Welt, Berlin<br />

352 Seiten, Leinen<br />

€ (D) 22.90 / sFr 38.90* / € (A) 23.60<br />

ISBN 978-3-257-06782-8<br />

Auch als Diogenes Hörbuch<br />

Erscheint am 19. April 2011<br />

Foto: Bastian Schweitzer / Diogenes Verlag<br />

* unverbindliche Preisempfehlung<br />

Was haben Trüffeln mit Frankreichs<br />

Kolonialkrieg in Vietnam und mit chinesischen<br />

Triaden zu tun? Die Lösung<br />

von Bruno Courrèges’ drittem Fall ist<br />

so tief vergraben wie die legendären<br />

schwarzen Diamanten unter den uralten<br />

Eichen im Périgord – und genauso<br />

schwer zu finden.<br />

Webmagazin und Termine der Lese- und Pressereise<br />

unter www.diogenes.ch


KRIMI_DEUTSCH-DEUTSCHE GESCHICHTE<br />

Ungerechtigkeit bringt Elisabeth<br />

Herrmann in Rage – und lässt sie<br />

spannende Bücher schreiben. Ihr neuer<br />

Fall erinnert an die Unmenschlichkeit<br />

des DDR-Regimes.<br />

Leicht zu<br />

entfl ammen<br />

TEXT: BRIGITTE PREISSLER<br />

E ine<br />

solche Romanfi gur dürfte auch<br />

notorischen „Tatort“-Guckern noch<br />

nicht untergekommen sein: Judith Kepler,<br />

die Heldin aus Elisabeth Herrmanns<br />

jüngstem Krimi „Die Zeugin der Toten“, ist<br />

Tatortreinigerin. Wenn die Kommissare,<br />

die Spurensicherung und die Gerichtsmediziner<br />

gegangen sind, beseitigt sie die<br />

Überreste von Raubüberfällen, Morden<br />

oder auch Selbstmorden. Also das Blut, die<br />

Knochenstücke, das Gewebe, vielleicht<br />

Rußspuren – all die grässlichen Hinterlassenschaften<br />

schwerer Verbrechen, denen<br />

kein Hausmeister mehr beikommt und<br />

kein Essigreiniger.<br />

„Dafür gibt es spezielle Ausbildungen,<br />

in denen hohe Anforderungen gestellt werden“,<br />

erklärt die Autorin. Wir treffen sie in<br />

ihrem eleganten Wohnzimmer in Berlin-<br />

Schmargendorf, in <strong>dem</strong> es frühlingshaft<br />

nach frischen Hyazinthen duftet. „Diese<br />

Leute müssen sich zum Beispiel mit <strong>dem</strong><br />

Bundesseuchengesetz vertraut machen. Sie<br />

haben Umgang mit schlimmsten Giften,<br />

bis hin zu Zyklon B, um eine Wohnung zu<br />

entwesen. Das kann nicht jeder.“<br />

Die Journalistin weiß genau, wie man so<br />

etwas recherchiert. Seit 1996 arbeitet sie<br />

für den rbb (der damals noch SFB hieß); zuvor<br />

war sie, nach einem Volontariat beim<br />

Radio, zehn Jahre lang für den Berliner Radiosender<br />

100,6 unterwegs. Lokale Berichterstattung<br />

ist ihr täglich Brot, ihre Themen<br />

sind vielfältig: Aus <strong>dem</strong> Bundeskanzleramt<br />

berichtet sie ebenso wie aus <strong>dem</strong> Kaninchenzüchterverein.<br />

Auch wie ein Tatort<br />

© Cordula Giese<br />

Sie hat es geschafft: Die Journalistin Elisabeth Herrmann kann von ihren Krimis leben<br />

aussieht, wenn die Polizei ihn freigibt,<br />

weiß sie aus eigener Anschauung – und darüber<br />

hat sie nun einen fesselnden Roman<br />

geschrieben. Er handelt von der 33-jährigen,<br />

ziemlich schweigsamen Tatortreinigerin<br />

Judith, die in einer Plattenbausiedlung<br />

in Berlin-Marzahn lebt.<br />

„Zeugin der Toten“ ist zum einen die einfühlsam<br />

erzählte Geschichte des ehemaligen<br />

DDR-Heimkinds Judith, das im Alter<br />

von fünf Jahren unter zunächst ungeklärten<br />

Umständen von seinen Eltern getrennt<br />

wurde. Zum anderen ist es ein Agenten-<br />

und Spionagekrimi um die deutsch-deutsche<br />

Geschichte der 80er Jahre, in der es<br />

nicht zuletzt um das innerste Machtgefüge<br />

der DDR geht.<br />

Was aber bringt eine Hessin, die heute<br />

im tiefsten Westen Berlins zu Hause ist,<br />

dazu, einen Krimi über die Geschichte der<br />

DDR zu verfassen? Elisabeth Herrmann<br />

holt einmal sehr tief Luft, bevor sie antwortet.<br />

Und mit einer Entschlossenheit, als<br />

müsse sie jetzt, in diesem Augenblick, die<br />

ultimative Erklärung für ihr ganzes Leben<br />

und Arbeiten abgeben, erwidert sie dann:<br />

„Ich kam 1984 nach Berlin. Vorher wusste<br />

ich über die DDR überhaupt nichts. Aber<br />

beim Rundfunk habe ich natürlich mitbekommen,<br />

was da drüben passierte. Wir haben<br />

bei 100,6 intensiv über die DDR berich-<br />

Lesezeichen<br />

Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten. List, 427 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 33,90 sFr.<br />

Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten. Gelesen von<br />

Nina Petri. HörbucHHamburg, 6 CDs, 22,95 € (D / A) •<br />

41,50 sFr.<br />

38<br />

j<br />

buchjournal 2/2011


Zur Person<br />

Elisabeth Herrmann, 1959 in Marburg geboren,<br />

arbeitet seit den 80er Jahren als Radiojournalistin.<br />

Ihr Debütroman „Das Kindermädchen“ wurde<br />

von der Jury der KrimiWelt-Bestenliste als bester<br />

deutschsprachiger Krimi des Jahres 2005 ausgezeich<strong>net</strong><br />

und war 2006 für den Glauser-Preis nominiert.<br />

Elisabeth Herrmann lebt mit ihrer Tochter<br />

in Berlin.<br />

tet. Als ich nach der Wende meine Stasi -<br />

akte sah, habe ich festgestellt, wer in dieser<br />

Zeit alles so um einen rum war. Mir ist<br />

nichts passiert, Gott sei Dank. Aber durch<br />

solche Erfahrungen habe ich mir eben nach<br />

und nach eine Meinung gebildet. Ich fing<br />

an, mich dafür zu interessieren, mich auch<br />

zu empören. Ich bin ein sehr leicht entflammbarer<br />

Mensch. Vor allem, wenn es<br />

um Gerechtigkeit und Freiheit geht. Deshalb<br />

suche ich mir eben auch gern solche<br />

Geschichten aus.“ Und vielleicht sind Elisabeth<br />

Herrmanns Romane deshalb so erfolgreich:<br />

weil sich das politische Brennen<br />

der Autorin beim Lesen überträgt. Und<br />

weil der Job ihr brisante Stoffe liefert, aus<br />

denen ihre Krimis gestrickt sind.<br />

Auch ihr erster Roman, „Das Kindermädchen“,<br />

hatte einen politischen Hintergrund:<br />

Es geht um Zwangsarbeiterinnen aus Polen,<br />

der Ukraine oder Weißrussland, die während<br />

des Nationalsozialismus für deutsche<br />

Familien schufteten. Herrmann recherchierte<br />

<strong>auf</strong> eigene Faust, arbeitete fünf Jahre<br />

an <strong>dem</strong> Buch, ohne Bezahlung, in zermürbender<br />

Nachtarbeit. Für die alleinerziehende<br />

Mutter einer Tochter war das eine harte<br />

Zeit, zumal sie von Verlagen über 50 Absagen<br />

bekam. Schließlich aber fand sie einen<br />

Verlag – und 2006 wurde das Buch für den<br />

Glauser nominiert, den wichtigsten deutschen<br />

Krimipreis. Das ZDF verfilmte es<br />

jetzt mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle,<br />

Herrmann selbst schrieb 2010 das Drehbuch.<br />

Sie hat viel von ihrem Beruf profitiert,<br />

kann sich nun aber ein wenig aus <strong>dem</strong><br />

journalistischen Tagesgeschäft zurückziehen.<br />

Sich verstärkt der „Hege und Aufzucht<br />

von einer 13-jährigen Pubertistin<br />

und zwei Wellensittichen“ widmen. Sie<br />

hat geschafft, wovon viele träumen: Seit<br />

diesem Jahr lebt sie hauptberuflich vom<br />

Schreiben. <br />

buchjournal 2/2011 39<br />

Herzschmerz.<br />

Spaß.<br />

Nervenkitzel.<br />

€ 8,99 (D)<br />

€ 8,99 (D)<br />

€ 8,99 (D)<br />

Lisa und Erik kehren verspätet aus<br />

ihren Flitterwochen zurück. Das<br />

Flugzeug, in <strong>dem</strong> sie eigentlich sitzen<br />

sollten, ist abgestürzt. Danach<br />

ist nichts mehr, wie es war. Ihre<br />

<strong>Liebe</strong> droht zu zerbrechen. Sofi e<br />

Cramers bewegender Roman über<br />

ein Paar, <strong>dem</strong> das Schicksal eine<br />

zweite Chance gibt.<br />

Helden des Alltags, Zumutungen<br />

des Lebens: Niemand schreibt so<br />

beschwingt über die kleinen und<br />

großen Widrigkeiten des familiären<br />

Miteinanders wie Jan Weiler.<br />

Schräg, turbulent, zum Schreien<br />

komisch!<br />

Der Polizistin Karin war es zu<br />

verdanken, dass der «Domino-<br />

Killer» gefasst wurde. Jahre später<br />

gelingt ihm die Flucht. Er kennt<br />

nur noch ein Ziel: Karins Leben zu<br />

zerstören. Kate Peppers Thriller<br />

zehrt an den Nerven.


Mediathek<br />

CD-TIPPS<br />

TENOR<br />

Unvergessener<br />

Wunderlich<br />

Heute wäre Fritz<br />

Wunderlich 80 Jahre<br />

alt. Er starb mit 35.<br />

Sein Gesang war<br />

höchste Kunst, die<br />

auch heute das Hören<br />

lohnt, wie diese<br />

Box zeigt. (Deutsche<br />

Grammophon)<br />

VIOLINE<br />

Seilers Bach<br />

Die deutsch-japanischeBarockgeigerin<br />

Midori Seiler<br />

entlockt den altehrwürdigen<br />

Partitaten<br />

neue Töne und<br />

bringt Johann<br />

Sebas tian Bach zum<br />

Tanzen. (Edel)<br />

BAROCK<br />

Annas Ausfl ug<br />

Anna Netrebko <strong>auf</strong><br />

neuem Terrain: Die<br />

Operndiva singt<br />

Pergolesis „Stabat<br />

Mater“ – ein toller<br />

Ausfl ug ins ungewohnte<br />

Barockfach.<br />

(Deutsche Grammophon)<br />

KINO UND BUCH: „GELIEBTES LEBEN“<br />

Afrikanische Tragödie<br />

Als der Film „Geliebtes Leben“ 2010 bei den Festspielen in<br />

Cannes außerhalb des offi ziellen Programms lief, wurde er<br />

vom Publikum stürmisch gefeiert. Nach der Vorlage von Allan<br />

Strattons Roman „Chanda’s Secrets“ (deutscher Titel:<br />

„Worüber keiner spricht“) erzählt der Film die Geschichte<br />

des südafrikanischen Mädchens Chanda, das zur Aidswaisen<br />

wird. Die Zwölfjährige wächst in einfachen, aber<br />

glücklichen Verhältnissen im Township Elandsdoorn in der<br />

südafrikanischen Provinz <strong>auf</strong>. Als ihre einjährige Schwester<br />

Sara plötzlich stirbt und kurz dar<strong>auf</strong> Stiefvater Jonah verschwindet,<br />

ändert sich ihr Leben schlagartig. Die geliebte<br />

Mutter Lilian kann den Schicksalsschlag nicht verkraften,<br />

wird schwer krank – Chanda muss die Verantwortung für<br />

ihre zwei jüngeren Geschwister übernehmen. Das Sprechen<br />

DVD-TIPPS<br />

Mahlers Ehekrise<br />

Der Komponist und Wiener Hofoperndirektor<br />

Gustav Mahler leidet unter<br />

den Seitensprüngen seiner attraktiven,<br />

lebenslustigen Gattin Alma. Ihre<br />

Affäre mit <strong>dem</strong> späteren Bauhaus-<br />

Gründer Walter Gropius setzt Mahler<br />

derart zu, dass er 1910 psychologischen<br />

Rat bei Sigmund Freud sucht.<br />

Dieses historisch verbürgte Treffen im<br />

holländischen Leiden ist Mittelpunkt<br />

von „Mahler <strong>auf</strong> der Couch“. Der<br />

berühmte Seelendoktor unterzieht<br />

den Musiker einer<br />

sehr schmerzhaften<br />

Analyse – ein vor<br />

geistreichen Dialogen<br />

sprühender, sehenswerter<br />

Film.<br />

(Arthaus)<br />

Schicksalsschlag: Chanda in den Armen ihrer kranken Mutter<br />

Ein Killer und die <strong>Liebe</strong><br />

Der stilvolle, aber<br />

auch leicht neurotische<br />

Profi killer<br />

Maynard (Bill Nighy)<br />

wird <strong>auf</strong> die<br />

gewitzte Trickbetrügerin<br />

Rose (Emily<br />

Blunt) angesetzt und erliegt schnell<br />

<strong>dem</strong> Charme der lebenslustigen jungen<br />

Frau. Als dann auch noch ein talentierter,<br />

aber tollpatschiger Azubi<br />

(Rupert Grint) in seine Dienste tritt, ist<br />

es endgültig vorbei mit Maynards ruhigem,<br />

geord<strong>net</strong>em Leben und schon<br />

bald wird der Jäger zum Gejagten.<br />

Die se Komödie „Wild Target“ des Regisseurs<br />

Jonathan Lynn bietet typisch<br />

britischen, schwarzen Humor vom<br />

Feinsten. (Kinowelt)<br />

über die tödliche Krankheit ist im Dorf tabu, Gerüchte und<br />

Lügen machen die Runde. Chanda, gespielt von der 12-jährigen<br />

Khomotso Manyaka, setzt aber alles daran, gegen das<br />

Stigma anzukämpfen und ihre Ehre und das Ansehen der<br />

Mutter zu retten. Dass aus <strong>dem</strong> Thema kein Rührstück wurde,<br />

ist <strong>dem</strong> deutschstämmigen Regisseur Oliver Schmitz zu<br />

verdanken. Er drehte vor Ort in Elandsdoorn, rekrutierte dort<br />

seine Darsteller und formte aus den Laien echte Schauspieler.<br />

Herausgekommen ist ein großartiger, glaubhafter Film<br />

über die Menschen, die unter der Aids tragödie am meisten<br />

leiden: die afrikanischen Kinder. bai<br />

^ „Geliebtes Leben“. Filmstart: 5. Mai<br />

Allan Stratton: „Worüber keiner spricht“. Übersetzt von<br />

Heike Brandt. dtv, 272 S., 7,95 € (D) • 8,2o € (A) • 12,90 sFr.<br />

40<br />

„Krabat“ im Trickfi lm<br />

© Senator Filmverleih<br />

Otfried Preußlers berühmter, fantastischer<br />

Jugendroman des elternlosen<br />

Jungen Krabat, der durch das vom Dreißigjährigen<br />

Krieg verwüstete Deutschland<br />

streift, war als Kinofi lm mit den<br />

Schauspielern David Kross und Daniel<br />

Brühl ein Riesenerfolg. Nun ist seit<br />

Kurzem auch die „Krabat“-Zeichentrickadaption<br />

von 1977 <strong>auf</strong> DVD zu<br />

haben. Dem tschechischen Animationsmeister<br />

Karel Zeman ist es gelungen,<br />

die bedrohliche Atmosphäre<br />

der Gruselgeschichte<br />

in einer ganz eigenen,<br />

am Holzschnitt<br />

orientierten<br />

Technik <strong>auf</strong> den Zuschauer<br />

zu übertragen.<br />

(Euro Video)<br />

buchjournal 2/2011


CD-TIPPS DVD-TIPPS<br />

VOLKSLIEDER<br />

Mitsingen<br />

und genießen<br />

Großartige Sänger<br />

wie Olaf Bär, Juliane<br />

Banse oder Christoph<br />

Prégardien<br />

machen bekannte<br />

Volkslieder zur<br />

großen Kunst –<br />

zum Mitsummen,<br />

Mitsingen und Genießen.<br />

(Carus)<br />

NIGEL KENNEDY<br />

Für feine Ohren<br />

„Shhh!“ heißt das<br />

neue Album des<br />

Stargeigers Nigel<br />

Kennedy. Tatsächlich<br />

hat die ruhige<br />

Jazzscheibe des<br />

Cross- over-Spezialisten<br />

jede Aufmerksamkeit<br />

verdient.<br />

(EMI Classics)<br />

CHARLIE HADEN<br />

Jazz-Ladys<br />

Sechs Sängerinnen<br />

<strong>auf</strong> einer Platte versammelt:<br />

Begleitet<br />

vom Charlie Haden<br />

Quartet machen sogar<br />

Norah Jones und<br />

Sopranistin Renée<br />

Fleming <strong>dem</strong> Jazz<br />

Ehre. (Universal)<br />

© Ci<strong>net</strong>ext Bildarchiv<br />

buchjournal 2/2011 41<br />

Legende der Filmgeschichte<br />

Sein Name ist Legende, Filme wie „La Strada“, „La Dolce Vita“ oder „Ginger<br />

und Fred“ haben Filmgeschichte geschrieben: Federico Fellini gilt als<br />

einer der bedeutendsten – und produktivsten – Regisseure<br />

aller Zeiten. Für Cineasten ist die Anschaffung<br />

dieser zehn DVDs umfassenden „Federico Fellini<br />

Collection“ daher ein Muss. Das Paket bietet einen<br />

Querschnitt seines Schaffens von den frühen Filmen<br />

„Der weiße Scheich“ (1952) und „Die Müßiggänger“<br />

(1953) bis hin zum späten „Ginger und Fred“. (Arthaus)<br />

Schwarze Thriller<br />

„Serie in Schwarz“ – der Titel dieser DVD-Box ist eine deutliche Hommage<br />

an den „Film noir“ der 40er und 50er Jahre. Thriller-Fans können<br />

sich <strong>auf</strong> Hochspannung gefasst machen, allerdings<br />

nicht im familientauglichen Sinn: Das blaue FSK-Label<br />

empfi ehlt die Filme ab 16 Jahren. Die acht französischen<br />

Produktionen von acht Regisseuren haben<br />

jedenfalls Kinoqualität und werfen mit zwielichtigen<br />

Figuren und düsteren Motiven einen scharfen Blick<br />

<strong>auf</strong> die heutige Gesellschaft. (Edel)<br />

Zu Gast in Deutschland<br />

Ein Jahr Deutschland kann ein ziemliches Abenteuer sein – zum Beispiel<br />

für den 16-jährigen Eduardo aus Venezuela, der als Austauschschüler in<br />

deutschen Familien zu Gast ist. Die Dokumentarfi lmerin<br />

Eva Wolf hat ihn und drei weitere Gastschüler für<br />

ihren Dokumentarfi lm „12 Monate Deutschland“ mit<br />

der Kamera begleitet – und liefert das Bild eines wenig<br />

weltoffenen Landes, in <strong>dem</strong> vier Teenager mit Sprachproblemen,<br />

überforderten Gastgebern und fehlender<br />

Toleranz zu kämpfen haben. (Neue Visionen)<br />

Unvergessene Kästner-Filme<br />

An diesen Kinderfi lmen haben auch Oma und Opa ihren Spaß: Verfi lmungen<br />

von Erich-Kästner-Klassikern aus den Frühzeiten der Bundesrepublik.<br />

„Das doppelte Lottchen“ (1951), „Pünktchen und Anton“ (1953)<br />

oder „Das fl iegende Klassenzimmer“ (1954) mit Paul Dahlke, Rudolf<br />

Vogel und Peter Kraus. Die unvergessene „Klassenzimmer“-Version mit<br />

„Blacky“ Fuchsberger von 1973 ist in dieser Kästner-Edition aber ebenso<br />

dabei wie „Emil und die Detektive“ aus <strong>dem</strong> Jahr 1931. (MFA Film)<br />

Pauker mit Herz: Joachim Fuchsberger in der Rolle<br />

des Justus in „Das fl iegende Klassenzimmer“


A N N A<br />

NETREBKO<br />

www.<strong>net</strong>rebko-anna.de<br />

CD 028 947 795 933 UVP 19,95 €*<br />

CD+DVD 028 947 795 919<br />

*Unverbindliche Preisempfehlung<br />

UVP 24,95 €*<br />

singt STABAT<br />

M A T E R<br />

Das neue Album<br />

Neue Hörbücher<br />

Niemand<br />

hilft …<br />

KAMPUSCH-ENTFÜHRUNG<br />

Schockierende Kleinigkeiten<br />

Der Filmproduzent<br />

Bernd Eichinger<br />

wollte in diesem<br />

Jahr mit den Dreharbeiten<br />

beginnen.<br />

Jetzt, nach seinem<br />

Tod, ist es fraglich,<br />

ob es so bald einen<br />

Kinofi lm über die spektakuläre Entführung und<br />

die lange Gefangenschaft der Natascha Kampusch<br />

geben wird. Wie gut, dass man über den<br />

Fall nicht nur lesen, sondern jetzt auch hören<br />

kann: Die Schauspielerin Elisabeth Schwarz, zuletzt<br />

zu sehen in <strong>dem</strong> Film „Der Baader Meinhof<br />

Komplex“, liest Kampuschs Erinnerungen, und in<br />

ihrer Stimme schwingt all das Leid mit, das das<br />

Kind in seiner acht Jahre dauernden Gefangenschaft<br />

ertragen musste. Es sind vor allem die Kleinigkeiten,<br />

die an der Gefangenschaftsgeschichte<br />

der Natascha Kampusch schockieren. Etwa das<br />

Befremden, das sie überfi el, als sie sich nach einigen<br />

Jahren endlich einmal wieder im Spiegel sehen<br />

durfte. Oder ihre Bitte an den Entführer, mit<br />

ihr Halma zu spielen – Zeit, die der Vater nie für<br />

Natascha hatte. rma<br />

^ Natascha Kampusch: „3096 Tage“. Gelesen<br />

von Elisabeth Schwarz. Hörbuch Hamburg,<br />

19,95 € (D / A) • 34,90 sFr.<br />

42<br />

THRILLER<br />

Brutale<br />

Nah<strong>auf</strong>nahme<br />

Am frühen Morgen des 13. März 1964 wurde<br />

eine junge Frau vor der Tür eines Wohnkomplexes<br />

in New York vergewaltigt und<br />

erstochen. Viele Menschen haben ihre<br />

Schreie gehört, niemand hat ihr geholfen.<br />

Dieser Fall, der Mord an der 28-jährigen Kitty<br />

Genovese, der Generationen von Soziologen<br />

zu Forschungen über den „Zuschauereffekt“<br />

angeregt hat, ist Ausgangspunkt<br />

von Ryan David Jahns Roman „Ein Akt der<br />

Gewalt“. Um den Mordfall herum ord<strong>net</strong> er<br />

weitere Geschichten, in denen Gewalt<br />

ebenfalls eine große Rolle spielt: Ein Krankenwagenfahrer<br />

versucht einen pädophilen<br />

Lehrer zu töten, ein Polizist will einen<br />

Mord vertuschen, ein Junge hilft seiner<br />

kranken Mutter zu sterben. Es ist eine kalte<br />

Welt, die Jahn in brutalen Nah<strong>auf</strong>nahmen<br />

schildert. David Nathan, der deutsche Synchronsprecher<br />

von Johnny Depp, liest das<br />

mit kühler Distanz und einer Spur Ekel in<br />

der Stimme. Sehr fesselnd. Aber man muss<br />

schon einiges aushalten können, um die<br />

vier CDs durchzustehen. Der Titel passt: Es<br />

ist tatsächlich „Ein Akt der Gewalt“. rma<br />

^ Ryan David Jahn:<br />

„Ein Akt der Gewalt“.<br />

Gelesen von David<br />

Nathan. Random<br />

House Audio, 4 CDs,<br />

19,99 € (D / A) •<br />

32,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Warren Goldswain


ZWISCHEN BALKAN UND SCHWEIZ<br />

Stimmungszauber<br />

Eine sehr poetische<br />

Autorenlesung bietet<br />

Melinda Nadj<br />

Abonji. Ihr mit <strong>dem</strong><br />

Deutschen Buchpreis<br />

2010 ausgezeich<strong>net</strong>er<br />

Roman<br />

„Tauben fl iegen <strong>auf</strong>“ ist zwischen der beschaulichen<br />

Schweiz und <strong>dem</strong> friedlosen Balkan unterwegs,<br />

zwischen <strong>dem</strong> Stimmungszauber der<br />

jugoslawischen Kindheitswelt und der Cafeteria<br />

am Zürichsee: eine sehr persönliche und zugleich,<br />

vor <strong>dem</strong> Hintergrund der Migrationsdebatte,<br />

doch auch repräsentative Geschichte, die<br />

von der 42-jährigen Schriftstellerin in einem<br />

schmeichelnden, weichen, die Stöße und Prellungen<br />

der Zwei-Welten-Konfrontation gleichsam<br />

abpolsternden Ton vorgetragen wird. Kein<br />

väterlicher Fluch lässt die Stimme der Vorleserin<br />

laut werden. wos<br />

^ Melinda Nadj Abonji: „Tauben fl iegen <strong>auf</strong> “.<br />

Gelesen von der Autorin. Random House Audio,<br />

6 CDs, 24,99 € (D / A) • 40,90 sFr.<br />

GESAMMELTE GLOSSEN<br />

Paelladosen zum Werfen<br />

Deutschland kann<br />

man – wegen seiner<br />

vielen Nachbarn –<br />

auch das Hessen Europas<br />

nennen. Beethoven<br />

würde vor<br />

Freude weinen,<br />

wenn er, ausgestattet mit einem modernen Hörgerät,<br />

heute seine eigene Musik hören könnte<br />

(wohl auch weil die Musiker jetzt viel besser<br />

spielen als zu seiner Zeit). Und Paelladosen<br />

sollte man ungeöff<strong>net</strong> als Wurfgeschosse verwenden.<br />

Die Einsichten des Kolumnisten Jan<br />

Weiler („Mein Leben als Mensch“, „Maria, ihm<br />

schmeckt’s nicht“) sind immer sehr bedenkenswert.<br />

Einige seiner Glossen, Kurzhörspiele und<br />

Weltbetrachtungen aus 17 Jahren hat er jetzt zum<br />

„Hörbuch der 19 Kostbarkeiten“ zusammengestellt.<br />

Die meisten Texte liest er selber mit der<br />

ihm eigenen Zurückhaltung und Bedächtigkeit,<br />

anderes wird von Matthias Haase mit angenehmer<br />

Souveränität vorgetragen. Die Textsorten<br />

wechseln ständig, aber weniger komisch<br />

wird die Sache dadurch nicht. rma<br />

^ Jan Weiler: „Das Hörbuch der 19 Kostbarkeiten“.<br />

Gelesen von Matthias Haase und Jan Weiler.<br />

Der Hörverlag, 4 CDs, 19,95 € (D / A) • 31,90 sFr.<br />

© Ci<strong>net</strong>ext Bildarchiv<br />

buchjournal 2/2011 43<br />

MAX FRISCH<br />

Die Worte des Dichters<br />

Zu den Dichtern, die auch jenseits ihrer fi ktionalen<br />

Texte etwas zu sagen haben, gehört ohne Zweifel<br />

Max Frisch. Zu seinem 75. Geburtstag vor 25 Jahren<br />

hat der Schweizer Schriftsteller ein mehrstündiges<br />

Radiointerview gegeben. Befragt vom Journalisten<br />

Hans Ulrich Probst, spricht er über das<br />

Altern und das Schreiben, über Geld und <strong>Liebe</strong>,<br />

über die Schweiz und den grassierenden Infantilismus<br />

sowie über unerfüllte Hoffnungen und seinen<br />

Roman „Homo faber“. Erstaunlich ist nicht nur,<br />

wie gut er aus <strong>dem</strong> Stegreif formuliert, sondern<br />

auch, wie gültig seine Ansichten auch heute noch<br />

sind. Im zweiten Teil gibt es Auszüge aus wichtigen<br />

Vorträgen Frischs, darunter auch den Schluss<br />

seiner Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen<br />

Buchhandels im Jahr 1976. Darin geht es um<br />

die friedensfähige Gesellschaft<br />

– und um<br />

das Überleben der<br />

Menschheit. Und das<br />

hat nichts an Relevanz<br />

verloren. rma<br />

^ „Max Frisch spricht“.<br />

Christoph Merian,<br />

16,– € (D / A) • 26,– sFr.<br />

KRIMIKOMÖDIE<br />

Mord <strong>auf</strong> der Klippe<br />

Hohe Klippen und rutschiger Boden – das sind<br />

gute Bedingungen für einen Mord. Allerdings<br />

sollte man sicher sein, dass man auch den richtigen<br />

hinunterschubst. Bei Al Greenwood, <strong>dem</strong><br />

südenglischen Taxifahrer, gab’s da Unklarheiten.<br />

Hat er nun seine Frau hinuntergestürzt,<br />

seine Tochter oder eine andere Person, die<br />

auch einen dieser landestypischen gelben Regenmäntel<br />

trug? Seine Frau war’s nicht, die<br />

nutzte die Gelegenheit, ihn ins Gefängnis zu<br />

bringen. Vier Jahre später holt sie ihn dort wieder<br />

raus. Und damit beginnt diese verrückte<br />

Krimigeschichte, in der ein entführter Koi-Karpfen,<br />

Tobleroneschokolade und ein Scrabblespiel<br />

wichtige Rollen spielen. Freund und Feind<br />

tauschen in dieser Fortsetzung von Tim Bindings<br />

„Cliffhanger“ munter die Rollen, kaum<br />

etwas bleibt, was es<br />

scheint. rma<br />

^ Tim Binding:<br />

„Fischnapping“.<br />

Gelesen von Bernd<br />

Stephan. Jumbo,<br />

5 CDs, 22,99 € (D ) •<br />

23,20 € (A) • 34,90 sFr.


GARTEN<br />

Die Pflanzsaison hat begonnen. Voll im Trend sind<br />

weniger blühende Rabatten als der Nutzgarten:<br />

Wie Radieschen, Gurken und Tomaten gut und<br />

schädlingsfrei gedeihen, zeigen aktuelle Ratgeber.<br />

Reiche<br />

Ernte<br />

mit System<br />

TEXT: REGINE MEYER-ARLT<br />

D ioxin<br />

im Ei und pestizidverseuchte<br />

Johannisbeeren – immer mehr Menschen<br />

haben genug von der industriellen<br />

Lebensmittelproduktion und ihren Skandalen.<br />

Das verändert auch die Gartenkultur:<br />

Lagen vor ein paar Jahren noch grüne<br />

Entspannungsparadiese mit möglichst geringem<br />

Pflege<strong>auf</strong>wand im Trend, so wird<br />

jetzt Obst- und Gemüseanbau <strong>auf</strong> der eigenen<br />

Scholle beliebter – selbst Michelle<br />

Obama pflanzt inzwischen hinterm Weißen<br />

Haus Gemüse.<br />

Doch auch der Nutzgarten ist im Wandel:<br />

Während in den 50er Jahren noch die kostengünstige<br />

Ernährung der Familie im Vordergrund<br />

stand, geht es nun vor allem darum,<br />

sich ein Stück weit unabhängiger<br />

vom Supermarkt zu machen. Und ein wenig<br />

um die Verwirklichung romantischer<br />

Träume von einem ländlichen Leben. Auf<br />

jeden Fall geht es um den Spaß am Selbermachen.<br />

Den haben Anneliese und Heinz Ahlers<br />

seit mehr als 50 Jahren. So lange bauen sie<br />

Obst und Gemüse im eigenen Garten an –<br />

mit einer sympathischen Vorliebe für<br />

Grünkohl – und erzählen mit Gleichgesinnten<br />

in <strong>dem</strong> Grundlagenbuch „Der<br />

Selbstversorger-Garten“ von ihren Erfahrungen,<br />

leckere Rezepte inklusive. Beruhigend<br />

zu lesen, dass auch Profis nicht immer<br />

alles gelingt. Den Erfahrungsvor-<br />

© Liza McCorkle<br />

sprung der Generation Silber nutzt auch<br />

„Omas kleines Gartenbuch“: Gerlinde Herz<br />

gibt darin kuriose Tricks ihrer Großmutter<br />

preis. Die grub ein Stück Schmalz unter die<br />

Rosenwurzeln und goss ihr Gemüse gelegentlich<br />

mit Bier, was die Pflanzen mit<br />

prächtigem Gedeihen dankten.<br />

Vom Setzen der Pflanze über die richtige<br />

Bewässerung bis zu Veredelungstechniken<br />

erweisen sich die Tipps in „Die große Sel-<br />

bermacher Gartenbibel“ als wahre Fundgrube,<br />

nicht nur für Einsteiger. Was aber<br />

wäre das schönste Gemüse ohne Gewürze?<br />

Frische mediterrane Kräuter sehen schön<br />

aus, duften und schmecken gut. Man kann<br />

Blüteneiswürfel für Sommerdrinks herstellen<br />

und Hildegard von Bingens Kräuterwein<br />

zubereiten. Wie sich die Kräuter<br />

44<br />

Glücksbringer: Mit <strong>dem</strong> ein oder anderen<br />

Gartenzwerg gedeiht alles noch mal so gut<br />

buchjournal 2/2011


im deutschen Garten<br />

wohlfühlen und was<br />

man alles mit ihnen<br />

machen kann, steht<br />

in „Mediterrane Kräuter“.<br />

Eigene Früchte sind<br />

lecker und sehen zu<strong>dem</strong><br />

noch hübsch aus,<br />

wie die vielen appetitanregenden<br />

Fotos im<br />

Ratgeber „Obst für jeden<br />

Garten“ (Dorling<br />

Kindersley) zeigen.<br />

Das umfangreiche<br />

Buch behandelt sogar<br />

den Anbau exotischer<br />

Früchte wie Avocados<br />

und Bananen, gibt<br />

ausführlich Ratschläge<br />

bei Krankheiten<br />

und Schädlingen, hält sich jedoch in Sachen<br />

biologisches Gärtnern zurück. Dafür<br />

plädiert BBC-Gartenexperte Monty Don in<br />

„Genial gärtnern“ vehement für Nachhaltigkeit<br />

in Gemüse- und Blumenbeeten. Das<br />

fängt beim K<strong>auf</strong> gesunder Pfl anzen und bei<br />

der Auswahl von Gartenzubehör aus unbelasteten<br />

Materialien an.<br />

Auf Blumen möchten Gartenbesitzer und<br />

Schrebergärtner selten verzichten. Die Parzellen<br />

im Verein liegen wieder stark im<br />

Trend, besonders bei jungen Familien. Wie<br />

vielfältig man das meist 250 bis 400 Quadratmeter<br />

große Rechteck als Nutz-, Öko- oder<br />

Kreativzone nutzen kann, zeigt „Das Schrebergarten-Buch“<br />

(BLV). Es schlägt den Bogen<br />

von Gestaltungsideen bis zu nützlichen<br />

Lesezeichen<br />

1. Elke von Radziewsky: Der Selbstversorger-Garten. BLV, 240 S., 29,95 € (D) • 30,90 € (A) • 47,90 sFr.<br />

2. Gerlinde Herz: Omas kleines Gartenbuch. Ars Vivendi, 96 S., 9,90 € (D) • 10,20 € (A) • 16,90 sFr.<br />

3. Klaus Ruhnau: Die große Selbermacher Gartenbibel. Brandstätter, 300 S., 19,95 € (D / A) • 30,50 sFr.<br />

4. Heide Bergmann: Mediterrane Kräuter. Genuss und Flair des Südens. Gräfe und Unzer, 144 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 34,50 sFr.<br />

5. Monty Don: Genial gärtnern. Biologisch und naturnah. Dorling Kindersley, 440 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 34,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 45<br />

© ALIMDI.NET / Gary K Smith / FLPA<br />

Gesunde Selbstversorgung:<br />

Oft<br />

reichen schon wenige<br />

Quadratmeter Garten<br />

Tipps etwa zur Wasserspeicherung<br />

und zu<br />

den regelmäßigen Gartenarbeiten.<br />

Die meisten Gartenbücher<br />

rund ums<br />

Landleben gehen auch<br />

<strong>auf</strong> städtische Bedingungen<br />

ein, doch nun<br />

erscheinen neue Titel<br />

speziell für Stadtbewohner.<br />

So erzählt die<br />

Londoner Kochbuchautorin Celia Brooks<br />

Brown in „Die neue Stadt-Garten-Lust“ begeistert<br />

von der Anmietung eines 150-Quadratmeter-Kleingartens:<br />

Endlich kann sie<br />

ihre Kochzutaten selber anbauen! Ihr nach<br />

den Gartenarbeiten im Jahresverl<strong>auf</strong> gegliederter<br />

Ratgeber richtet sich nicht nur<br />

an Gartenanfänger, sondern auch an Hobbyköche<br />

und enthält viele interessante vegetarische<br />

Rezepte wie Blumenkohlsuppe<br />

mit Kokosmilch oder Artischocken-Carpaccio.<br />

Möglichst viel Ertrag <strong>auf</strong> kleinstem<br />

Raum erwirtschaften: Wie das geht, kann<br />

man in „Gärtnern im Quadrat“ erfahren.<br />

Das Buch stellt ein faszinierendes Modulsystem<br />

quadratischer Kleinstfl ächen vor,<br />

die als Hochbeete oder ebenerdig an- 0<br />

Verleihung durch<br />

Deutscher<br />

Gartenbuch-<br />

Preis<br />

Schloss Dennenlohe – gesponsert von STIHL<br />

www.blv.de<br />

®<br />

1. Platz 2011<br />

Kategorie Bildband<br />

240 Seiten, 22,6 x 26,9 cm,<br />

Hardcover<br />

E 29,95 E 30,90 [A]<br />

ISBN 978-3-8354-0749-7<br />

2. Platz 2011<br />

Kategorie Ratgeber<br />

128 Seiten, 29,3 x 21,4 cm,<br />

Hardcover mit Schutzumschlag<br />

E 29,95 E 30,90 [A]<br />

ISBN 978-3-8354-0748-0


GARTEN<br />

»Mehr denn je wird<br />

der Garten zum<br />

sozialen Ort«<br />

0<br />

gelegt werden können. Das Prinzip ermöglicht<br />

bereits bei einer Grundfl äche von<br />

1,20 mal 1,20 Metern den Anbau von neun<br />

bis 16 verschiedenen Gemüsesorten. Auch<br />

<strong>auf</strong> Balkon und Terrasse lässt sich manches<br />

kultivieren. Die experimentierfreudige<br />

BBC-Gartenfachfrau Alys Fowler schlägt<br />

dazu in „Alys’ Küchengarten“ überraschende<br />

Kombinationen vor: Grünkohl mit<br />

Stiefmütterchen oder Studentenblumen<br />

mit Zwergtomaten. Wer Angst hat, dass<br />

das Gärtnern zu arbeitsintensiv wird, <strong>dem</strong><br />

vermittelt „Pfl egeleichte Gärten gestalten“<br />

die nötige Gelassenheit sowie Anregungen,<br />

Arbeitstechniken und Pfl anzpläne.<br />

Der Trend zur Selbstversorgung und die<br />

neue Lust <strong>auf</strong> Schrebergärten sind Ausdruck<br />

eines Wandels der Lebensstile: Statt<br />

sich in den eigenen, blickgeschützten Garten<br />

zurückzuziehen, schätzen viele wieder<br />

den Austausch mit Nachbarn und die Gemeinschaft<br />

mit Gleichgesinnten <strong>auf</strong> frem<strong>dem</strong><br />

Boden. Nirgends wird das deutlicher<br />

als beim Urban Gardening: In dieser Bewegung<br />

erobern sich Menschen in Metropolen<br />

neue Räume zum Gärtnern. Sie kultivieren<br />

Brachfl ächen, Dächer, Gemeinschaftsgärten<br />

zwischen Wohnhäusern und sogar<br />

Wände, wie „Urban Gardening“ zeigt. So<br />

Lesezeichen<br />

hat in Berlin-Kreuzberg ein gemeinnütziges<br />

Unternehmen eine Brachfl äche von<br />

6 000 Quadratmetern mit vielen Helfern in<br />

ein Anbaugebiet für biologische Lebensmittel<br />

verwandelt. Ihr Ziel: nicht nur gesunde<br />

Lebensmittel zu produzieren, sondern<br />

auch Nachbarschaft zu stärken und<br />

Lebensqualität zu verbessern. Mehr denn je<br />

wird der Garten zum sozialen Ort. <br />

1. Celia Brooks Brown: Die neue Stadt-Garten-Lust. DVA, 192 S., 24,99 € (D) • 25,70 € (A) • 38,90 sFr.<br />

2. Anne-Marie Nageleisen: Gärtnern im Quadrat. Reiche Ernte <strong>auf</strong> kleinstem Raum. Ulmer, 168 S., 24,90 € (D) •<br />

25,60 € (A) • 37,90 sFr.<br />

3. Pfl egeleichte Gärten gestalten. Ideen, Tipps und Pfl anzpläne. Christian, 192 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 29,90 sFr.<br />

4. Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. Oekom Verlag, 320 S., 19,95 € (D) • 20,55 € (A) •<br />

29,95 sFr.<br />

5. Alys Fowler: Alys’ Küchengarten. Aus <strong>dem</strong> Garten <strong>auf</strong> den Tisch! Kosmos, 224 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 32,90 sFr.<br />

46<br />

© URBA IMAGES<br />

Lust an der Natur:<br />

Immer mehr Städtern<br />

dient der eigene<br />

Schreber garten als<br />

Erholung vom Alltag<br />

buchjournal 2/2011


Gönnen Sie sich<br />

poetische<br />

Atempausen<br />

Wenn Hektik und Stress Sie zu verschlingen n<br />

drohen, ist es höchste Zeit, ein paar Momente te innezuhalten<br />

– mit Texten von Phil Bosmans, Anselm selm<br />

Grün, Christa Spilling-Nöker und Pierre Stutz. utz.<br />

ISBN 978-3-451-30349-4 ISBN 978-3-451-30446-0<br />

Jeder Band kostet<br />

€ 7,95 / SFr 12.90 / € [A] 8,20<br />

64 Seiten | Gebunden<br />

ISBN 978-3-451-30447-7 ISBN 978-3-451-30448-4<br />

www.herder.de


Wie Sie Ihren Garten umweltschonend<br />

gesund halten, zeigt<br />

dieses praxisnahe Buch.<br />

<br />

192 Seiten | gebunden<br />

Erscheint am 24.05.2011<br />

ISBN 978-3-86851-019-5<br />

19,90 €<br />

»Unser Nutzgarten« vermittelt<br />

das komplette Wissen, das Sie<br />

als Hobbygärtner brauchen.<br />

Unser Nutzgarten<br />

288 Seiten | gebunden<br />

Bereits erschienen<br />

ISBN 978-3-86851-020-1<br />

19,90 €<br />

Im Buchhandel erhältlich.<br />

Besuchen Sie uns<br />

im Inter<strong>net</strong> :<br />

www.test.de / buecher<br />

Stiftung Warentest<br />

Lützowplatz 11 – 13<br />

10785 Berlin<br />

DEUTSCHER GARTENBUCHPREIS<br />

Zum fünften Mal wurden <strong>auf</strong><br />

Schloss Dennenlohe die<br />

schönsten Gartenbücher<br />

des Jahres ausgezeich<strong>net</strong>.<br />

Das Buchjournal als Medienpartner<br />

war in diesem Jahr ebenfalls in<br />

der Jury dabei.<br />

Blühende<br />

Sieger 2 11<br />

Info<br />

Der Deutsche Gartenbuchpreis wird seit 2007 vergeben.<br />

Initiator ist Schloss Dennenlohe, gesponsert wird<br />

der Preis von der Firma Stihl, das Buchjournal ist Medienpartner.<br />

Die kompletten Jury-Begründungen für die<br />

Siegertitel in den einzelnen Kategorien können Sie <strong>auf</strong><br />

buchjournal.de/gartenbuchpreis nachlesen.<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Bestes Gartenporträt“<br />

Viktoria von <strong>dem</strong><br />

Bussche: „Wir müssen noch Unkraut<br />

pfl anzen. Schloss Ippenburg –<br />

Geschichte einer Leidenschaft“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Dem Buch über die Gärten von Schloss Ippenburg<br />

gelingt die Darstellung eines Gartens in Geschichte<br />

und Gegenwart <strong>auf</strong> exemplarische Weise.<br />

Die Autorin spannt den Bogen von der Genese<br />

und Entwicklung des Gartens bis hin zum heute<br />

vorhandenen ... Buch und Garten verschmelzen<br />

zu einem Stück gelebter Gartenkultur.“<br />

^ Viktoria von <strong>dem</strong> Bussche: „Wir müssen noch Unkraut<br />

pfl anzen. Schloss Ippenburg – Geschichte<br />

einer Leidenschaft“.<br />

Landwirtschaftsverlag<br />

Münster, 128 S., 17,95 €<br />

(D) • 18,50 € (A) •<br />

31,50 sFr.<br />

48<br />

© Jo Ann Snover<br />

Verleihung durch<br />

Deutscher<br />

Gartenbuch-<br />

Preis<br />

®<br />

Schloss Dennenlohe – gesponsert von STIHL<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Bester Bildband“<br />

Anja Maubach: „Garten<br />

ist Leidenschaft!“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Das Buch soll die Lust am Gärtnern vermitteln<br />

– das gelingt ihm mit Bravour. Die sehr individuellen<br />

Texte von Anja<br />

Maubach transportieren<br />

Stimmungen und Tipps,<br />

wobei deutlich wird,<br />

dass die Autorin ... aus<br />

jahrzehntelanger Erfahrung<br />

spricht. Dabei sind<br />

die anspruchsvollen Fotos<br />

von Ferdinand Graf von Luckner quasi der<br />

leitende Stimmungsträger des Buchs. Sie illustrieren<br />

... die praktische Seite des Gärtnerns <strong>auf</strong><br />

sehr anschauliche Weise.“<br />

^ Anja Maubach: „Garten ist Leidenschaft!“<br />

BLV, 240 S., 29,95 € (D) • 30,90 € (A) • 47,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011


Sieger in der Kategorie<br />

„Bestes Buch über<br />

Gartengeschichte“<br />

Björn Wissenbach: „Mauern zu<br />

Gärten. 200 Jahre Frankfurter<br />

Wallanlagen“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Das Büchlein thematisiert die Entstehung des<br />

ersten Frankfurter Grüngürtels im Zusammenhang<br />

mit der Schleifung der Wallanlagen. Dieses<br />

Ereignis, das vor rund 200<br />

Jahren vor sich ging, schuf<br />

nicht nur den bis heute bestehenden<br />

Grünzug, sondern<br />

eröff<strong>net</strong>e den Frankfurtern<br />

damals auch einen freien<br />

Blick in die Landschaft. Dem<br />

Band gelingt es, Allgemeinverständlichkeit<br />

mit wissenschaftlichem Anspruch<br />

zu verbinden. Der Verfasser, ein profunder<br />

Kenner der Frankfurter Stadtgeschichte,<br />

rundete das Werk zu<strong>dem</strong> mit einer bebilderten<br />

Kurzdarstellung der in <strong>dem</strong> Gartenkomplex befi<br />

ndlichen Denkmäler, Brunnen und Kunstwerke<br />

ab, sodass der handliche Band gleichzeitig als<br />

Führer Verwendung fi nden kann.“<br />

^ Björn Wissenbach: „Mauern zu Gärten.<br />

200 Jahre Frankfurter Wallanlagen“. Frankfurter<br />

Societäts-Verlag, 143 S., 14,80 € (D) • 15,30 € (A) •<br />

26,– sFr.<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Bester Gartenratgeber“<br />

Bernd Hertle: „Kiesgärten“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Kiesgärten sind im Trend. Ein Grund hierfür ist,<br />

dass diese, wenn sie richtig angelegt und etwas<br />

eingewachsen sind, nur recht wenig Pfl ege<br />

bedürfen. Wenngleich das Thema nicht ganz<br />

neu ist, hat ein für den deutschsprachigen Raum<br />

und das mitteleuropäische Klima zugeschnittenes<br />

fundiertes Praxisbuch dazu bislang gefehlt.<br />

Dem Staudenexperten Prof. Bernd Hertle gelingt<br />

es, dieses nun vorzulegen. Dabei beleuchtet er<br />

Anlage, Pfl ege und Pfl anzenauswahl für Kiesgärten<br />

sowie insbesondere auch Pfl anzkombina<br />

tionen anhand von Musterpfl anzplänen <strong>auf</strong><br />

allgemein verständliche<br />

und sehr anschauliche<br />

Weise.“<br />

^ Bernd Hertle: „Kiesgärten.<br />

Blütenpracht ohne<br />

Gießen“. Gräfe und Unzer,<br />

144 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 34,50 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 49<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Bester Gartenreiseführer“<br />

„Der Garten-Verführer<br />

Mittelfranken“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Dieser Gartenführer hat sich zum Ziel gemacht,<br />

genauer hinzublicken: Über 70 Gärten in Mittelfranken<br />

werden ausführlich geschildert. Enthalten<br />

sind sowohl bekannte öffentliche als auch zahlreiche<br />

private Gärten. Gerade die privaten Gärten<br />

werden dabei besonders gewürdigt. Zu etwa der<br />

Hälfte der Gärten wurden eigens handgezeich<strong>net</strong>e<br />

Gartenpläne angefertigt. So bietet das handliche<br />

Buch <strong>dem</strong> Leser das gelungene Porträt der Gärten<br />

und Parks einer Region und lädt zum Selbstentdecken<br />

ein. Dies ist insofern bemerkenswert, da er<br />

dabei für Mittelfranken Neuland betritt und viele<br />

der Gärten erst einmal gefunden werden mussten.<br />

Gleichzeitig schafft es<br />

der Führer, Gartengeschichte<br />

fundiert und publikumswirksam<br />

zu vermitteln.“<br />

^ „Der Garten-Verführer Mittelfranken.<br />

Spaziergänge in öffentliche<br />

und private Gärten und<br />

Parks“. Ars Vivendi, 192 S., 15,90<br />

€ (D) • 16,40 € (A) • 26,90 sFr.<br />

Deutscher Gartenbuchpreis –<br />

Sonderpreis<br />

Jonas Reif, Wolfgang Härtel:<br />

„Foerster-Stauden Kompendium“<br />

Begründung der Jury (Auszug):<br />

„Auf den ersten Blick mag man das Buch mit<br />

einem Verk<strong>auf</strong>skatalog verwechseln. Beim genaueren<br />

Hinsehen beginnt man jedoch erst den<br />

wahren Wert dieses<br />

Bands zu erahnen. Das<br />

aus Anlass des 100-jährigen<br />

Jubiläums der Staudengärtnerei<br />

von Karl<br />

Foerster erschienene<br />

Werk enthält sämtliche<br />

vom berühmtesten deutschen<br />

Staudenzüchter jemals gezüchteten und<br />

eingeführten Arten und Sorten sowie darüber<br />

hinaus ein sehr großes aktuelles Staudensortiment.<br />

Zu allen Sorten werden neben den üblichen<br />

Angaben die Lebensräume, die Sichtungsbewertung<br />

und zu<strong>dem</strong> der Züchter und –<br />

soweit bekannt – auch das Einführungsjahr<br />

genannt.“<br />

^ Jonas Reif, Wolfgang Härtel: „Foerster-Stauden<br />

Kompendium“. Foerster Stauden GmbH,<br />

800 S., 25,90 €<br />

„ Dieses einzig artige<br />

Zeugnis der<br />

Menschheits geschichte<br />

gilt es weltweit bekannt<br />

zu machen.“<br />

(Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär<br />

der deutschen UNESCO-Kommission)<br />

Gerd Mangel<br />

Faszination Welterbe Grube Messel<br />

Zu Besuch in einer Welt vor 47 Millionen Jahren<br />

Schweizerbart<br />

Kleine Senckenberg-Reihe 52<br />

Gerd Mangel<br />

Kleine Senckenberg-Reihe<br />

Faszination Welterbe Grube Messel<br />

Zu Besuch in einer Welt vor 47 Millionen Jahren<br />

160 Seiten, 141 farbige Abbildungen, 23 x 22,5 cm,<br />

broschiert, 14,80 € (D), ISBN 978-3-510-61398-4<br />

Erkunden, entdecken<br />

und erleben Sie das<br />

faszinierende Welterbe<br />

Grube Messel.<br />

Schweizerbart<br />

www.schweizerbart.de<br />

Telefon: 0711 351456-0, Fax: 0711 351456-99


SACHBUCH_LANDLUST<br />

R etour<br />

Vier Großstädter erzählen vom Vergnügen, <strong>auf</strong>s Land zu ziehen.<br />

Wir haben deren Sehnsucht nach Natur, Garten, Stall und Feld<br />

einem Stichwort-Check unterzogen.<br />

Diagnose:<br />

Stadtflucht-Virus<br />

TEXT: ALEXANDER KLUY<br />

zur Natur?! Aller Anfang ist<br />

schwer. „Die Menschen würden schon<br />

gern zurück zur Natur – wenn sie nur nicht<br />

so eine Höllenangst vor ihr hätten“ (Martin<br />

Reichert). „Am häufigsten fiel das Stichwort<br />

Mut.“ (Hilal Sezgin) „Irgendwer ist immer<br />

schuld daran, wenn im Leben plötzlich Dinge<br />

passieren, für die es keine rationale Erklärung<br />

gibt.“ (Irmgard Hochreither) Mit diesen<br />

Sätzen beginnen drei neue Bücher, die<br />

eines gemeinsam haben: Sie stammen aus<br />

den Federn von Großstadtjournalisten, die<br />

es allesamt <strong>auf</strong>s Land verschlagen hat.<br />

Hilal Sezgin zog von Frankfurt am Main<br />

an den Rand eines 500-Seelen-Dorfs in der<br />

Lüneburger Heide, die Paris-Liebhaberin<br />

Irmgard Hochreither, durch ihren Mann<br />

zum „Landei“ geworden, sehnt jedes Wochenende<br />

herbei, um von Hamburg rasch<br />

zu ihrem Haus in einem Rundlingsdorf im<br />

Wendland zu kommen. Und der „taz“-Journalist<br />

Martin Reichert pendelt zwischen<br />

Berlin und der Mark Brandenburg. Manny<br />

Howard, der Vierte im Bunde, wurde in<br />

Brooklyn, New York, zum Bauern. Der US-<br />

Reporter holte sich die Natur in seinen<br />

Stadtgarten, den er eigenhändig zur Farm<br />

inklusive Ställen und Gemüsebeeten umgestaltete.<br />

Wir haben die vier Selbstversuche<br />

einem Stichwort-Check unterzogen.<br />

© Igor Plotnikov<br />

Romantik oder harte Arbeit? Wer sich fürs Land<br />

entscheidet, muss auch anpacken können<br />

Authentisch sein<br />

Das Landleben hat häufig so wenig mit<br />

Idylle zu tun wie die Beschreibungen <strong>auf</strong><br />

Manufactum-Sämereitüten mit <strong>dem</strong>, was<br />

später aus <strong>dem</strong> Boden kriecht. „Wer wirklich<br />

zurück zur Natur möchte“, empfiehlt<br />

der Ironiker Martin Reichert, „muss zu<br />

Obi.“<br />

Dach überm Kopf<br />

Roter Backstein, weißes Fachwerk: ein<br />

Traum für Hilal Sezgin. Doch die Immobiliensuche<br />

löst schwierige Fragen aus: selber<br />

renovieren oder nicht? Das pittoreske Häuschen<br />

mieten oder doch eher jenes für Schafhaltung<br />

geeig<strong>net</strong>e, das aber so abgelegen<br />

ist, dass nicht einmal mehr Fuchs und Hase<br />

die Schafe besuchen kommen?<br />

Illusionen<br />

Selbstversorger – sich und seine Familie gesund,<br />

ausgewogen und gut zu ernähren,<br />

mit eigenen Kartoffeln und <strong>dem</strong> eigenen<br />

Gemüse, das war eine der vielen Illusionen<br />

Manny Howards, der seit Jahren für Restaurant-<br />

und Gourmet-Magazine arbeitet. Vor<br />

<strong>dem</strong> Genuss standen jedoch abenteuerliche<br />

Herausforderungen: Ausflüge in die Welt<br />

der Baumärkte, der K<strong>auf</strong> von 300 Metern<br />

PVC-Rohren, mehreren Hundert Pfund<br />

Kies, Unkrautmatten, Vollspektrumlampen,<br />

Filtertorfbehältern, 14 Zaunpfosten<br />

und viereinhalb Tonnen Schwarzerde. Das<br />

Anlegen von Gräben, das Ziehen von<br />

Drainagekanälen, herablassende Kommentare<br />

von Gartenmarktverkäufern, muskuläre<br />

Ausfallerscheinungen, unverständliche<br />

Vor lesungen über Hydrokultur und<br />

skurrile Einführungen in den Kosmos der<br />

Kaninchenzucht.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Hilal Sezgin, die <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Land zur Veganerin<br />

wurde: „Ein Leben mit weitem Blick aus<br />

allen Fenstern, ein Leben mit den Jahreszeiten,<br />

ein Leben mit Tieren, ein Leben mit<br />

Schnee im Winter, Kuckucksrufen im<br />

Frühjahr, Faulenzen im eigenen Garten im<br />

Sommer und Pilzsammel- und Einkochorgien<br />

im Herbst.“<br />

Romantik<br />

Stadt, ganz fern: Dort, schreibt Irmgard<br />

Hochreither, „sehen die meisten Mietverträge<br />

aus wie die Schlussakte von Helsinki.<br />

Jede Winzigkeit, bis hin zur Grundsatzerklärung<br />

über die Terrarien-Haltung von<br />

Stabheuschrecken, wird vertraglich gere-<br />

50<br />

buchjournal 2/2011


gelt. Auf <strong>dem</strong> Land genügen ein Blatt Papier<br />

und das Versprechen, sich um Kaminholz-Nachschub<br />

zu kümmern.“<br />

Tiere<br />

Hilal Sezgins Katzen reagierten unterschiedlich<br />

<strong>auf</strong> den Umzug ins Dorf. Die älteste<br />

unternahm eine überlegte Inspektion,<br />

die jüngere erkundete zwei Zimmer,<br />

bevor ihr der Platz unter der Bettdecke am<br />

sichersten erschien, und der in der Stadt<br />

noch mutige Kater verkroch sich drei Tage<br />

lang im Küchenschrank.<br />

Wellness<br />

Entspannung, Ruhe, Müßiggang in einem<br />

Meer von Stille? Davon kann Reichert ein<br />

Lied singen, eines, das von „Mähen, Häckseln<br />

und Dröhnen wagnerianischer Größe“<br />

handelt. Gartenarbeit bedeutet: ratternde<br />

Rasenmäher, die nacheinander angeworfen<br />

werden, am Grundstück vorbeifahrende<br />

Quads, über die Dorfdächer hinwegknatternde<br />

Paraglider, volltönende Unterhaltungen,<br />

die der Wind herüberweht. Und<br />

ein Neo-Agrarier wie Reichert kann schon<br />

einmal die Nerven verlieren und seinen<br />

Partner anherrschen, endlich den Anruf<br />

buchjournal 2/2011 51<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Handy anzunehmen. Dabei war<br />

das schier kein Ende nehmen wollende<br />

zwitschernde Klingeln – der Balzgesang einer<br />

Meise.<br />

In ihren Erfahrungen und Einsichten<br />

treffen sich die Neuen Landmenschen und<br />

Stadtfarmer. „Ich kann“, resümiert Irm-<br />

Lesezeichen<br />

gard Hochreither, „mit bloßer Hand Zecken<br />

aus <strong>dem</strong> Hund drehen, ohne dass der<br />

Kopf stecken bleibt. Ich schaffe es, ruhig zu<br />

bleiben, wenn sich beim Duschen über mir<br />

eine Spinne abseilt.“ Das Wichtigste aber,<br />

so Hochreither, ist: „Ich habe das Gefühl,<br />

nach einer langen Reise zu Hause angekommen<br />

zu sein.“ <br />

1. Irmgard Hochreither: Schöner Mist. Mein Leben als Landei. Ullstein Taschenbuch, 240 S., 8,95 € (D) • 9,20 € (A) •<br />

14,90 sFr.<br />

2. Manny Howard: Großstadtgemüse. Als Bauer in Brooklyn. List, 352 S., 14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 25,50 sFr.<br />

3. Martin Reichert: Landlust. Ein Selbstversuch in der deutschen Provinz. Fischer Taschenbuch, 224 S., 8,95 € (D) •<br />

9,20 € (A) • 14,50 sFr.<br />

4. Hilal Sezgin: Landleben. Von einer, die raus zog. DuMont, 272 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

So weit ist Wolfgang Büscher noch nie gegangen<br />

Zu Fuß durch Amerika: «Hartland», das neue Reiseabenteuer<br />

www.rowohlt-berlin.de<br />

304 Seiten. Gebunden<br />

€ 19,95 (D) / € 20,60 (A) / sFr. 30,50 (UVP)<br />

Auch als E-Book erhältlich<br />

© Frank Zauritz


Bücher für Entdecker<br />

Zeitlos<br />

F.W. Hölzel: Insel ohne Zeit<br />

ISBN 978-3-8391-7773-0, PB, 240 Seiten, € 19,90<br />

Eine skurrile Mischung aus spannender<br />

und abenteuerlicher Odyssee vom<br />

Mittelmeer durch den Pazifi k zu der<br />

Insel, <strong>auf</strong> der Gestrandete über 200<br />

Jahre alt werden. Inklusive tragisch<br />

endender <strong>Liebe</strong>sgeschichte, mit<br />

komischen Momenten, Seemansgarn<br />

und den Refl exionen über das Altern<br />

und Sterben.<br />

Flucht und Neuanfang<br />

Simon Zawalinski: Der Ostpark-Blues<br />

ISBN 978-3-8391-9526-0, HC, 196 Seiten, € 22,90<br />

Die außergewöhnliche Geschichte einer<br />

jüdischen Familie, die in den 60er<br />

Jahren ihre Heimat Polen <strong>auf</strong>grund<br />

antijüdischer Exzesse verließ und in<br />

Israel einen Neuanfang machte. Eine<br />

offene Rechnung aus der Vergangenheit<br />

führt sie nach Frankfurt. Der Leser<br />

erlebt hautnah, was es heißt, fremd<br />

zu sein.<br />

Biographien<br />

Herbert Cordes: Berühmte Menschen<br />

ISBN 978-3-8311-4982-7, PB, 184 Seiten, € 15,90<br />

Sie weilen nicht mehr unter uns, sind<br />

aber alle <strong>auf</strong> die eine oder andere<br />

Weise interessant, bedeutsam oder<br />

bemerkenswert. Kurzbiographien von<br />

Alzheimer bis Zappa, von Brummel bis<br />

Palme und von Diderot und Lady Diana<br />

bis Orwell. Eine Fundgrube wissenswerter<br />

Einzelheiten.<br />

www.ClemensTerrell.de<br />

Ende gut, nicht alles gut<br />

Werner Elß: Wo die Elde in die Elbe mündet<br />

ISBN 978-3-8391-5562-2, PB, 156 Seiten, € 25,80<br />

Erlebnisse und Impressionen eines<br />

Streifzuges durch die herrliche Wald-,<br />

Wiesen und Wasserlandschaft der Region.<br />

Der Autor beschreibt eindrucksvoll<br />

die Besonderheiten des Landwegs<br />

rechts und links der Elde, führt uns an<br />

idyllisch gelegenen Orten entlang und<br />

zeigt uns so manche Perle der Natur.<br />

Im Reich der Mitte<br />

Haylo Karres:<br />

Den Himmel täuschen um übers Meer zu gehen<br />

ISBN 978-3-8391-6005-3, PB, 220 Seiten, € 12,00<br />

Polizisten aus China lernen in Frankfurt<br />

deutsche Polizeiarbeit kennen,<br />

als ein Verbrechen in einem chinesischen<br />

Lokal geschieht. Nun sind die<br />

Chinesen ihren deutschen Kollegen<br />

behilfl ich – in Bezug <strong>auf</strong> die Besonderheiten<br />

chinesischer Kultur. Wird es<br />

ihnen gemeinsam gelingen, die<br />

Mörder zu fi nden?<br />

„Mein Freund Bruno“<br />

Karin Sarnes: Mein Freund Bruno<br />

ISBN 978-3-8423-2996-6, PB, 104 Seiten, € 8,95<br />

Die achtjährige Luisa blüht <strong>auf</strong>, als sie<br />

sich mit <strong>dem</strong> tollpatschigen Welpen<br />

Bruno anfreundet. Genauso gut tut ihr<br />

die umsichtige Fürsorge ihrer Tante,<br />

die sich gelassen, ruhig und liebevoll<br />

um Kind und Hund kümmert. Eine<br />

spannende Geschichte mit hübschen<br />

Zeichnungen, die auch Erwachsene<br />

erfreut.<br />

Alles, was uns bewegt<br />

Richard Deiss: Silberling und Bügeleisen<br />

ISBN 978-3-8391-6269-9, PB, 148 Seiten, € 9,80<br />

Warum kann man einen DB-Keks nicht<br />

essen? In welchen Silberling konnte<br />

man einsteigen? Wo befördert man<br />

Touristen in einem Bügeleisen und<br />

wo gar in einem Brieftaschenfresser?<br />

In diesem Taschenbuch erfahren sie<br />

alles über die Spitznamen zahlreicher<br />

Verkehrmittel zu Wasser, zu Lande und<br />

in der Luft.<br />

Angstfrei schlemmen!<br />

Anton Bulfon: Den Hunger lieben lernen<br />

ISBN 978-3-8391-7523-1, HC, 104 Seiten, € 20,90<br />

Ein Mediziner rüttelt an den Dogmen<br />

der Ernährungswissenschaft – ohne<br />

den Boden des Rationalen zu verlassen.<br />

Nach 30 Seiten ist man plötzlich<br />

stolz <strong>auf</strong> seinen Bauch. 20 Seiten später<br />

öff<strong>net</strong> sich ein solider Weg, der die<br />

Gewichtskurve nach unten führt.


Bücher für Entdecker<br />

Geist überlebt Materie<br />

Walter van Laack: Wer stirbt, ist nicht tot<br />

ISBN 978-3-9366-2400-7, PB, 312 Seiten, € 24,80<br />

ISBN 978-3-9366-2406-9, HC, 312 Seiten, € 35,00<br />

Der Autor, Facharzt und Hochschulprofessor,<br />

wagt eine wohlbegründete,<br />

alternative Sichtweise <strong>auf</strong> die Welt.<br />

Dabei verknüpft er wissenschaftliche<br />

Ergebnisse mit religiösen Anschauungen<br />

und kommt zu einem erstaunlichen<br />

Schluss: Jeder Einzelne stirbt nur<br />

körperlich. Unser Ich lebt unverändert<br />

weiter.<br />

Wie ist die Welt?<br />

Heinz Altmann: Inmitten unendlich vieler Welten<br />

ISBN 978-3-8391-7513-2, PB, 120 Seiten, € 9,80<br />

Nicht nur die Naturwissenschaft gibt<br />

Anlass, vom gewohnten Weltbild Abschied<br />

zu nehmen. Auch zunehmende<br />

Probleme fordern eine andere, realistischere<br />

Sicht <strong>auf</strong> die Welt. Spannend,<br />

<strong>auf</strong> hohem Niveau und allgemein<br />

verständlich eröff<strong>net</strong> der Autor <strong>dem</strong><br />

Leser ermutigende Perspektiven.<br />

Aufstand der Gläubigen<br />

Viktoria Freyer:<br />

Der Untergang der evangelischen Kirche<br />

ISBN 978-3-8423-1898-4, PB, 124 Seiten, € 12,95<br />

Evangelische Kirche am Abgrund,<br />

Krise der Predigt, manche ungläubige<br />

Pastoren fordern Christen zum Handeln<br />

nach Martin Luther <strong>auf</strong>. Viele Menschen<br />

fühlen sich in der Kirche nicht mehr<br />

angenommen und verstanden, somit<br />

werden Intoleranz und Aggressivität Tür<br />

und Tor geöff<strong>net</strong>. Eine radikale Analyse<br />

der Autorin!<br />

Krankheit muss nicht sein.<br />

Fritz Werner: Diagnose: Sauerstoffmangel<br />

ISBN 978-3-8370-3951-1, PB, 108 Seiten, € 15,95<br />

Fritz Werner ist 67 Jahre alt und war<br />

nie krank. Weil das niemand glauben<br />

wollte, hat ihm seine Krankenversicherung<br />

<strong>auf</strong> Wunsch schriftlich bestätigt,<br />

dass er nie Leistungen in Anspruch<br />

nahm. Damit hat er bewiesen, Vorbeugen<br />

ist tatsächlich besser, vor allem<br />

aber leichter als Heilen. Es geht doch.<br />

Die Welt aus einem Guss<br />

Walter van Laack: Mit Logik die Welt begreifen<br />

ISBN 978-3-9366-2404-5, PB, 380 Seiten, € 29,80<br />

ISBN 987-3-9366-2407-6, HC, 380 Seiten, € 39,80<br />

Hier geht es um die großen Fragen:<br />

Gibt es Gott oder sind Leben<br />

und Geist nur Zufallsprodukte von<br />

Materie? Der Autor führt Naturwissenschaften<br />

und Religionen nahtlos<br />

zusammen und blickt über die verschiedensten<br />

fachlichen Tellerränder.<br />

Ein faszinierendes Buch, das zum<br />

Verstehen dieser Welt beiträgt.<br />

Skepsis angebracht<br />

Hanns Heinrich: Unmögliche Weltbilder<br />

ISBN 978-3-8423-2753-5, PB, 392 Seiten, € 26,80<br />

Warum akzeptieren so viele Menschen<br />

übernatürliche Vorstellungen? Die<br />

Verknüpfung von Ansätzen aus verschiedensten<br />

Wissenschaftsgebieten<br />

eröff<strong>net</strong> verblüffende Perspektiven<br />

<strong>auf</strong> die menschliche Irrationalität.<br />

Nach der spannenden Lektüre wird<br />

sich das eigene Weltbild unweigerlich<br />

verändert haben.<br />

Das neue Bild des Islam<br />

Norbert G. Pressburg: Good Bye Mohammed<br />

ISBN 978-3-8391-9601-4, PB, 244 Seiten, € 19,80<br />

Dass Koran und Lebensgeschichte des<br />

Propheten Mohammed unverfälscht<br />

überliefert sind, ist ein islamisches<br />

Dogma und Basis der Religion. Die<br />

moderne Islam-Forschung zeich<strong>net</strong><br />

nun ein ganz anderes Bild. Dieses<br />

Buch zeigt den neuesten Stand der<br />

Forschung und entlarvt traditionelle<br />

Dogmen als pure Legenden.<br />

Aufmerksamkeitstrieb<br />

Stephanie Wie<strong>dem</strong>ann: Aufmerksamkeitstrieb<br />

ISBN 978-3-8423-3832-6, PB, 132 Seiten, € 10,99<br />

Möchte man den Menschen und seine<br />

Psyche verstehen, muss man sich mit<br />

<strong>dem</strong> ,,Aufmerksamkeitstrieb“ beschäftigen.<br />

Denn er lenkt uns mehr als das<br />

Bedürfnis nach Zärtlichkeit, Macht<br />

oder Sex. Was es konkret damit <strong>auf</strong><br />

sich hat, wird zum ersten Mal in einem<br />

populären Sachbuch beschrieben.


© archives / istockphoto<br />

Lesestoff Sachbücher<br />

Kochen ist Kunst<br />

ZEHN JAHRE DANACH<br />

Terror und seine Folgen<br />

Der 11. September 2001, die<br />

Bilder der einstürzenden<br />

Wolkenkratzer, sie werden<br />

im Gedächtnis der Menschheit<br />

haften bleiben. Nach<br />

zehn Jahren ist es Zeit, aus<br />

den Attentaten und seinen<br />

Folgen ein Fazit zu ziehen.<br />

Bernd Greiner, Historiker<br />

am Hamburger Institut für<br />

Sozialforschung, tut dies in „9 / 11“ mit kühlem<br />

Blick und einer beeindruckenden Faktenfülle. Er<br />

zeich<strong>net</strong> den Tag minutiös nach – Vizepräsident<br />

Cheney begeht mit <strong>dem</strong> eigenmächtigen Befehl<br />

zum Abschuss der Flugzeuge einen klaren Rechtsbruch<br />

–, er zeigt Hintergründe und internationale<br />

Zusammenhänge <strong>auf</strong>. Und er korrigiert Stereotype.<br />

Etwa dass die Attentäter vor allem von religiösem<br />

Fanatismus getrieben waren. Säkulare<br />

Motive wie der Hass <strong>auf</strong> Amerika und Israel<br />

spielten eine mindestens ebenso große Rolle, so<br />

Greiner. Ausführlich widmet er sich der Herkunft<br />

des Terrors, <strong>dem</strong> Werdegang Osama Bin Ladens,<br />

seinen Motiven und der Organisation des Terror<strong>net</strong>zwerks<br />

al-Qaida, das sich Ende der 1980er Jahre<br />

gebildet hatte. Die Folgen des 11. Septembers<br />

sind, so Greiners Fazit, noch aus einem anderen<br />

Grund bitter: Der von den USA ausgerufene „Krieg<br />

gegen den Terror“ habe den Rechtsstaat beschädigt<br />

und „die Wahrscheinlichkeit künftiger Anschläge<br />

nicht reduziert, sondern erhöht“. bai<br />

^ Bernd Greiner: „9 / 11. Der Tag, die Angst, die<br />

Folgen“. C. H. Beck, 280 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

STERNEKOCH RAUE<br />

Wundersamer<br />

Aufstieg<br />

Gazpacho mit Passionsfrucht-Granité, Ostseewildlachs<br />

mit Lauch-Ingwer-Püree und<br />

Wassermelonensalat, Grüner-Tee-Meringue<br />

mit Rosen-Litschi-Creme. Mit solchen Gerichten<br />

wurde Tim Raue weit über Berlin hinaus<br />

bekannt und 2007 zu Deutschlands „Koch<br />

des Jahres“ gekürt. Heute führt er sein eigenes<br />

Restaurant in Berlin-Kreuzberg. Dort<br />

wuchs er im Wrangelkiez als Scheidungskind<br />

in zerrütteten Verhältnissen <strong>auf</strong> und mischte<br />

als Jugendlicher bei Hooligans und einer<br />

Straßengang mit. In rasantem Tempo erzählt<br />

Raue plastisch und unverstellt authentisch<br />

von sich und seinem kulinarischen Werdegang:<br />

vom ersten Feldsalat mit eigener Vinaigrette,<br />

die er als Lehrling kreierte, über<br />

diabolische Hotelküchen bis zum Status des<br />

ambitionierten, von Mitarbeitern alles abfordernden<br />

Sternekochs. Dass Kochen <strong>auf</strong> hohem<br />

Niveau Krieg ist, Starköche Autisten<br />

oder Choleriker oder beides sind, wird hier<br />

eindrücklich bestätigt. Aber auch von Niederlagen<br />

berichtet Raue einnehmend sympathisch,<br />

witzig und unterhaltsam. Ein modernes<br />

Aufstiegsmärchen vom unbedingten<br />

Willen zum Durchboxen. ky<br />

^ Tim Raue: „Ich weiß, was Hunger ist.<br />

Von der Straßengang in die Sterneküche“. Piper,<br />

288 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

TRUCKERLEBEN<br />

Mythos Fernfahrer<br />

Man sieht sie jeden Tag <strong>auf</strong><br />

Europas Autobahnen und<br />

Raststätten, die großen<br />

Lkws. Jochen Dieckmann,<br />

seit <strong>dem</strong> 18. Lebensjahr<br />

Trucker, später Hörfunkjournalist<br />

und, nach<strong>dem</strong> er<br />

arbeitslos geworden war,<br />

dann wieder als Fernfahrer<br />

unterwegs, schildert aus<br />

der Sicht der Transporterkabine eine Parallelwelt,<br />

in der kaum etwas ansatzweise romantisch<br />

ist. Der 51-Jährige erzählt von einem Jahr on the<br />

road, in <strong>dem</strong> er in 24 Ländern war, fast jeden Tag<br />

woanders, Altpapier von Hamburg nach Bordeaux<br />

transportierte und Schnittblumen von Holland<br />

nach Spanien. Korruption, Schikane, Überwachung,<br />

Ausbeutung, Zeitdruck, Betrug,<br />

Lohndumping, Arbeitszeiten fast bis zum Umfallen:<br />

Am Ende dieses augenöffnenden Berichts ist<br />

tatsächlich jedes Klischee über die „Könige der<br />

Landstraße“ zerstoben. ky<br />

^ Jochen Dieckmann: „Geschlafen wird am<br />

Monatsende“. Westend Verlag, 268 S., 16,95 € (D) •<br />

17,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

LAKRITZ<br />

Schwarze Leidenschaft<br />

Zwar teilt sich die Welt in<br />

jene, die es lieben, und die<br />

anderen, die es verabscheuen,<br />

aber dass Lakritz<br />

mehr ist als ein Weltentzweier,<br />

bezeugt dieses<br />

kleine Geschenkbuch. Sein<br />

Autor, der Kulturwissenschaftler<br />

Klaus-D. Kreische,<br />

ist erst der vierte Deutschsprachige<br />

im L<strong>auf</strong>e von 300 Jahren, der <strong>dem</strong> Lakritz<br />

ein eigenes Buch widmet – doch der erste,<br />

bei <strong>dem</strong> es keine Doktorarbeit ist. So liest sich<br />

höchst vergnüglich in kleinen Geschichten, wie<br />

es zum Süßholzraspler kam, wonach Napoleon<br />

griff, wenn er mit seiner Hand in die Westentasche<br />

fuhr – nach der Schildpattdose mit Lakritzen<br />

nämlich –, weshalb es die „DDR-Lakritzstange“<br />

nicht mehr gibt, warum sich die so gesunde<br />

Grundsubstanz allen Lakritzes, das Süßholz, auch<br />

in Shampoos befi ndet und was Süßholz damit zu<br />

tun hat, dass Bamberg zum Weltkulturerbe <strong>auf</strong>steigen<br />

darf. eg<br />

^ „Lakritz. Die schwarze Leidenschaft“. Thorbecke,<br />

64 S., 8,90 € (D) • 9,20 € (A) • 15,90 sFr.<br />

54<br />

buchjournal 2/2011


EIN POLIZEISPITZEL ERINNERT SICH<br />

Ein Leben voller Gewalt<br />

Seine Gefühle zu verbergen lernte der Frankokanadier<br />

Alex Caine schon früh. Bereits als Junge<br />

habe er Körpersprache imitiert, schreibt er, sodass<br />

er in dieser Sprache lügen konnte. Eine Fähigkeit,<br />

aus der Not geboren, denn seine Kindheit war kalt<br />

und unbarmherzig. Mit 20 ging er freiwillig nach<br />

Vietnam und verhörte und tötete als Mitglied der<br />

Special Forces Verdächtige. Nach seiner Entlassung<br />

brachte ihn ein halbes Kilo Marihuana ins Bundesgefängnis.<br />

Was soll ein Mensch mit einer solchen<br />

Karriere mit seinem Leben anfangen? Den Wunsch,<br />

rechtschaffen zu leben, hatte er, doch das Verbrechen<br />

ließ ihn nicht los: Ein Heroindealer der chinesischen<br />

Triaden versuchte ihn vehement als Partner<br />

anzuwerben. Er ging<br />

zur Polizei – und wurde<br />

als Spitzel gedungen.<br />

Fortan infi ltrierte er kriminelle<br />

Organisationen,<br />

wechselte 25 Jahre lang<br />

immer wieder seine<br />

Identität. Caine, und dies<br />

ist nicht sein richtiger<br />

Name, beschreibt ein Le-<br />

© Alain Roberge<br />

Sein echter Name bleibt sein Geheimnis: 25 Jahre<br />

lang hat Alex Caine seine Identität gewechselt<br />

ben voller Gewalt und Kriminalität. Der nüchterne<br />

Ton, die unterschwellige Glorifi zierung einer lebensnotwendigen<br />

Unbeugsamkeit und Härte und<br />

zahlreiche Details wie Namen und Zahlen geben<br />

diesem Memoir eine schockierende Note: Dies ist<br />

eine Schattenwelt, der man oft hilfl os gegenübersteht.<br />

Lesenswert für alle, die durch den Spion in<br />

die fi nstersten Ecken der menschlichen Existenz<br />

blicken wollen. dan<br />

^ Alex Caine: „Mister Undercover. Wie ich die<br />

Hells Angels, Bandidos, ein Heroinkartell und den<br />

Ku-Klux-Klan unterwanderte“. Riva, 350 S.,<br />

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ERINNERUNGEN<br />

Von der DDR nach Westen<br />

„Amerika war der Beginn meines dritten Lebens.“<br />

Susanne Schädlich war, als sie im Jahr 1987 nach<br />

Los Angeles <strong>auf</strong>brach, gerade 32 Jahre alt. Zwölf<br />

Jahre DDR und zehn Jahre West-Berlin lagen hinter<br />

der Tochter des Schriftstellers Hans-Joachim<br />

Schädlich. Doch sie wollte nur eines: „weg, bloß<br />

weg, nach Westen, so weit es geht, bevor es wieder<br />

Osten wird“. Fast zwölf Jahre blieb Susanne<br />

Schädlich in Kalifornien. Erst zehn Jahre später<br />

fl og sie wieder dorthin. Um multiplizierte Fremde,<br />

Ferne und Emigration, auch die literarische<br />

Emigration nach 1940 kreist ihre exzellent geschriebene<br />

„Landsuche“ – eine eindringliche<br />

Selbstlebenserforschung inklusive vieler Begegnungen<br />

und sensibler Porträts.<br />

Eine kluge Annäherung<br />

an das, was Heimat<br />

heißt. ky<br />

^ Susanne Schädlich:<br />

„Westwärts, so weit es nur<br />

geht. Eine Landsuche“.<br />

Droemer Knaur, 208 S.,<br />

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Sie setzt Körper – zumeist<br />

weibliche – raffi niert in Szene,<br />

weckt Fantasien und gelegentlich<br />

Begehren: Aktfotografi e ist<br />

hohe Kunst – wir haben in<br />

einigen Bildbänden für Sie<br />

geblättert.<br />

Leidenschaft<br />

für schöne<br />

Körper<br />

DDR-FOTOKUNST<br />

Souveräne Nacktheit<br />

Eine junge Frau steht selbstvergessen <strong>auf</strong> der Wiese.<br />

Sie hat die Augen geschlossen, spürt den Wind<br />

im Gesicht. Dass sie nackt ist, scheint ohne Bedeutung.<br />

Ungezwungen, selbstbewusst, voller Sinnlichkeit<br />

steht sie da. Faszinierend bei sich. „Bei der<br />

Aktfotografi e geht es nicht ums Nacktsein, sondern<br />

um die persönliche Ausstrahlung, das Ja zum<br />

eigenen Körper, ohne Scham und Unsicherheit“,<br />

sagt der Ostberliner Fotograf Gerhard Weber. Sein<br />

Bild ist eine von 170 Aufnahmen, die die künstlerische<br />

Vielfalt der Aktfotografi e in der DDR dokumentieren.<br />

In „Schöne Akte“ geht es denn auch<br />

weder um Pornografi e noch um silikongestützte<br />

Idealmaße. 24 namhafte Fotografen zeigen Porträts,<br />

Emotion, Fantasie<br />

und Schönheit, für die es<br />

keine Norm gibt. ana<br />

^ Hans-Jürgen Horn<br />

(Hrsg.): „Schöne Akte.<br />

Fotografi en aus der DDR“.<br />

Das Neue Berlin, 192 S.,<br />

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HELMUT NEWTON<br />

Inszenierter Augenblick<br />

Der „Stern“ war in den<br />

1970er und ’80er Jahren<br />

das einzige deutsche<br />

Magazin, das es wagte,<br />

Fotos von Helmut Newton<br />

zu drucken. Die<br />

Wucht seiner Bilder, die<br />

Provokation, die seine<br />

Aktfotos starker Frauen<br />

auslösten, sind auch heute noch spürbar. Der<br />

„Stern“ bezog regelmäßig Prügel für den Abdruck,<br />

und auch innerhalb der Redaktion, so lesen wir im<br />

Begleittext des Buchs, war seine Kunst nicht unumstritten,<br />

wurde als sexistisch oder frauenfeindlich<br />

kritisiert. Großartig ist jedoch auch heute<br />

noch Newtons Gespür für den inszenierten Moment:<br />

der laszive Blick, die scheinbar zufällige<br />

Pose, ein verrutschtes Kleidungsstück oder ungewöhnliche<br />

Requisiten, mit denen er seine Modelle<br />

<strong>auf</strong> ausgefallene Weise ins Licht rückte. bai<br />

^ Helmut Newton: „Stern Spezial Fotografi e“.<br />

Gruner + Jahr, 96 S., 18,– € (D) • 18,50 € (A) •<br />

29,90 sFr.<br />

56<br />

© Julia Savchenko<br />

buchjournal 2/2011


MONICA BELLUCCI<br />

Sinnlichkeit pur<br />

Sie hatte nie einen Modelkörper, sagt die italienische Schauspielerin Monica<br />

Bellucci über sich. Mit 1,70 Metern nicht ideal groß, rundlich. Und doch gilt die<br />

Bellucci allen als vollkommen. Weltberühmte Fotografen von Richard Averton<br />

übe Helmut Newton bis Bruce Weber haben die Bellucci über 20 Jahre<br />

ihrer Karriere hinweg inszeniert. Lolitahaft im Babydoll, als zerzaustes Mädchen,<br />

rauchender Vamp, erotische Verführerin, lasziv schlafend nach durchzechter<br />

Nacht, kühle Extravaganz. Doch egal, was die sinnliche Italienerin vor der Kamera zu spielen hat,<br />

sie ist doch immer sie selbst. Eine starke Persönlichkeit und genau deshalb: Erotik pur. ana<br />

^ „Monica Bellucci“. Mit einem Vorwort von Giuseppe Tornatore und einem Text von Monica Bellucci.<br />

Schirmer Mosel, 254 S., 58,– € (D) • 59,70 € (A) • 84,90 sFr.<br />

RICHARD KERN<br />

Unverhüllte Blicke<br />

ANDREAS BITESNICH<br />

Vererbte Leidenschaft<br />

Aktfotografi e kann hohe Kunst sein, das beweist der Band „Erotic“ des Österreichers<br />

Andreas Bitesnich. Dem preisgekrönten Fotografen gelingt es, weibliche<br />

Formen im Spiel von Licht und Schatten in Kunstwerke zu verwandeln.<br />

Das Buch sei in wenigen Wochen kreativer Arbeit entstanden, lesen wir im<br />

Klappentext – und offenbar hat ihn nicht nur sein asiatisches Model animiert:<br />

Im Nachlass seines Großvaters, eines Hobbyfotografen, der im Hauptberuf<br />

Ingenieur war, fanden sich alte erotische Aufnahmen, von denen Bitesnich bisher nichts gewusst hatte<br />

und die er am Ende seines neuen Bands zeigt. „Seine Leidenschaft für Fotografi e lebt durch mich weiter“,<br />

schreibt er in seinem Buch. Freunde großer Fotokunst können sich darüber nur freuen. eb<br />

^ Andreas H. Bitesnich: „Erotic“. teNeues, 96 S., 49,90 € (D / A) • 74,90 sFr.<br />

Wo hört Erotik <strong>auf</strong> und wo fängt Pornografi e an? Die Grenzen zwischen fantasievoller<br />

sexueller Anregung und offensichtlicher visueller Lustbefriedigung<br />

sind fl ießend. Und so trifft beim Fotoband des früheren amerikanischen<br />

Underground-Regisseurs Richard Kern der Kommentar eines Journalisten der<br />

„New York Times“ ins Schwarze: „Dem einen werden seine Fotografi en sexistisch,<br />

<strong>dem</strong> anderen sexy vorkommen.“ Dass eine Vielzahl der in „Action“ gezeigten<br />

Fotos eindeutig pornografi sch sind, werden allerdings selbst die libertärsten Kritiker zugestehen.<br />

Bisweilen <strong>auf</strong> Kosten der Ästhetik seiner Bildsprache präsentiert Kern <strong>dem</strong> Betrachter nicht<br />

selten unverhüllt voyeuristische Blicke <strong>auf</strong> das weibliche Geschlecht. eb<br />

^ Dian Hanson: „Richard Kern. Action“. Special Edition mit DVD. Taschen, 240 S., 12,99 € (D / A) • 21,50 sFr.<br />

MEL RAMOS<br />

Pop-Art-Schönheiten<br />

Seine Motive: Frauen, immer nur Frauen. Sein Motto: „Sex sells“ – <strong>auf</strong> diese<br />

Idee kann man jedenfalls kommen, wenn man seine meist nackt posierenden<br />

Pin-up-Girls und Beautyqueens sieht, die Schokoriegel, Zigarettenpackungen<br />

oder Getränkefl aschen umschlingen. Wieder einmal sind es also<br />

Frauen, und in diesem Fall die schönen, makellosen, die einem Mann zu der<br />

Kennzeichnung „groß“ verhelfen: Mel Ramos gilt als einer der großen Künstler<br />

der Pop-Art. Zu Recht, und das auch aus Frauensicht: Denn wenn man genauer hinschaut, ist die<br />

Ironie zu erkennen, mit der der Künstler aus Kalifornien Oberfl ächlichkeit und Vordergründigkeit von<br />

Werbung, Konsum und Hollywood in Szene setzt. sc<br />

^ Otto Letze (Hrsg.): „Mel Ramos. 50 Jahre Pop-Art“. Hatje Cantz, 280 S., 19,80 € (D) • 20,40 € (A) • 29,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 57<br />

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SACHBUCH_BIOGRAFIE<br />

Am 13. Juni 1886 starb König Ludwig II. im Starnberger See.<br />

Zum 125. Todestag gibt es eine Ausstellung in Herrenchiemsee –<br />

und neue Bücher über den Träumer <strong>auf</strong> Bayerns Thron.<br />

Neuschwanstein: König Ludwigs Märchenschloss bei Füssen<br />

Der Mythos lebt<br />

TEXT: STEFAN HAUCK<br />

N euschwanstein,<br />

Linderhof, Herrenchiemsee<br />

– die Schlösser Ludwigs II.<br />

beeindrucken die Menschen bis heute. Seine<br />

Stein gewordenen Visionen faszinieren<br />

umso stärker, als sie untrennbar mit <strong>dem</strong><br />

Mythos um den sonderlichen König verbunden<br />

sind, der so gänzlich anders war als<br />

die Regenten seiner Zeit. Das Drama um<br />

ihn inszeniert nun das Haus der Bayerischen<br />

Geschichte nach <strong>dem</strong> Muster der<br />

klassischen Tragödie: Vom 14. Mai bis zum<br />

16. Oktober wird seinem Leben und seiner<br />

Nachwirkung im Schloss Herrenchiemsee<br />

in einer Ausstellung nachgespürt; erstmals<br />

werden die unvollendeten Zimmerfluchten<br />

für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Einen<br />

Vorgeschmack bekommt man jetzt<br />

schon unter www.hdbg.de/ludwig.<br />

Ein voluminöser Begleitband erhellt in<br />

33 Aufsätzen, wie Ludwig II. mit den Herausforderungen<br />

seiner Zeit und seines<br />

Amts zurande kam: In kurzen Kapiteln beleuchten<br />

Experten in „Götterdämmerung“<br />

zahlreiche Aspekte seines Lebens, von den<br />

Mechanismen königlicher Macht über seine<br />

Bemühungen hinsichtlich der sozialen<br />

Frage oder <strong>dem</strong> Stand der Psychiatrie bis<br />

zu den kulturellen Leistungen. So setzt<br />

sich aus einzelnen Facetten ein Bild Ludwigs<br />

zusammen, das – je nach Interpretation<br />

der Autoren – vielgestaltig und<br />

manchmal auch widersprüchlich ist. Letzte<br />

Gewissheiten wird es bei diesem Mann<br />

nicht geben.<br />

Die Gerüchteküche brodelte bereits zu<br />

Lebzeiten. Die Mär, dass Ludwig geisteskrank<br />

gewesen sei, widerlegt Heinz Häfner<br />

<strong>auf</strong>s Detaillierteste in „Ein König wird beseitigt“.<br />

Anhand unzähliger Dokumente<br />

und Augenzeugenberichte weist der Professor<br />

für Psychiatrie nach, dass der König<br />

zwar über außergewöhnliche Fantasie und<br />

ein narzisstisch übersteigertes Selbstbewusstsein<br />

verfügte, sicher auch exzentrisch<br />

war, seinen Amtsgeschäften jedoch<br />

58<br />

buchjournal 2/2011<br />

© picture-alliance / Bildagentur Huber


is zum letzten Tag nachkam. Beeinträchtigt<br />

wurde Ludwigs Gesundheit durch lebenslange<br />

Kopfschmerzen infolge einer<br />

Hirnhautentzündung als Baby, Schlafstörungen<br />

– und den Verlust der Vorderzähne.<br />

Da er sich deshalb zuletzt schwer verständlich<br />

machen konnte, mied er Menschen;<br />

starke Schmerzmittel bewirkten in<br />

den letzten Jahren Veränderungen der Persönlichkeit.<br />

Als Sonderling galt er, weil er sich bereits<br />

früh aus seiner Residenzstadt München zurückzog<br />

und lieber abgeschieden im Allgäu<br />

herumgeisterte. Je weniger<br />

ihn die Leute zu Ge-<br />

sicht bekamen, umso mehr<br />

wurde geredet über den<br />

König, dessen Fotos – als<br />

gut aussehender jugendlicher<br />

Held (er bestieg mit<br />

18 Jahren den Thron) – <strong>auf</strong><br />

Postkarten kursierten.<br />

Man erzählte sich von<br />

den nächtlichen Kutschfahrten, immer<br />

kühneren Burgbauten und der homoerotischen<br />

Leidenschaft für junge Reitknechte.<br />

Die Fluktuation unter <strong>dem</strong> Personal<br />

sei zunehmend groß geworden, „der<br />

wenig zimperliche Umgang mit seinen<br />

Dienern berüchtigt. Dennoch zeigte sich<br />

Ludwig ihnen gegenüber auch generös<br />

und liebevoll – schwärmerische Zuneigung<br />

und Gewalt wechselten sich ab“, schreibt<br />

der Kunsthistoriker Marcus Spangenberg<br />

in seiner Biografi e „Ludwig II.“. Präzise<br />

fasst er den aktuellen Forschungsstand zusammen<br />

und beschreibt den Gegensatz<br />

zwischen <strong>dem</strong> Anspruch als König von<br />

Gottes Gnaden und der politischen Realität<br />

Lesezeichen<br />

»Zu Ludwigs<br />

Entmachtung<br />

führte seine<br />

Bauwut«<br />

buchjournal 2/2011 59<br />

einer parlamentarischen Monarchie. Ähnlich<br />

kompakt gibt auch Hermann Rumschöttel,<br />

bis 2008 Generaldirektor der<br />

Staatlichen Archive Bayerns, einen Überblick<br />

über Politik und Persönlichkeit „Ludwigs<br />

II. von Bayern“ – eine fl üssig erzählte<br />

Biografi e.<br />

Fernab der Welt seiner Untertanen schuf<br />

sich Ludwig eine Idealwelt, die stark von<br />

Richard Wagners Operndramen inspiriert<br />

war. Er förderte die Künste, begeisterte sich<br />

in hohem Maße für Technik, wie das Hörbuch<br />

„König Ludwig II.“<br />

zeigt – unterlegt mit Wag-<br />

ner-Musik.<br />

Zu Ludwigs Entmachtung<br />

führte seine manische<br />

Bauwut. Für die<br />

Schlösser, heute Bayerns<br />

Top-Touristenziele, gab er<br />

mehr aus, als sein privater<br />

Etat hergab.<br />

Dabei waren die Staatsfi nanzen wohlgeord<strong>net</strong>.<br />

Letztlich bewirkte die Angst seiner<br />

möglichen Nachfolger Luitpold und dessen<br />

Sohn Ludwig, die für die Bankkredite<br />

der königlichen Familienkasse mithaften<br />

mussten, dass die Regierung ihn in einem<br />

Staatsstreich entmündigen ließ: Ohne den<br />

König je gesehen zu haben, bescheinigte<br />

Psychiater Bernhard von Gudden, Ludwig<br />

II. sei verrückt und regierungsunfähig.<br />

Ein Fehlurteil, das zum tragischen Tod<br />

des Monarchen im Starnberger See am<br />

13. Juni 1886 führte. Ob er sich selbst umbrachte<br />

oder ermordet wurde, darum ranken<br />

sich bis heute Gerüchte – der Mythos<br />

lebt. <br />

1. Heinz Häfner: Ein König wird beseitigt. C. H. Beck, 544 S., 24,95 € (D) • 25,70 € (A) • 37,90 sFr.<br />

2. Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.): Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit. Primus,<br />

256 S., 39,90 € (D) • 41,10 € (A) • 69,90 sFr.<br />

3. Hermann Rumschöttel: Ludwig II. von Bayern. C. H. Beck, 128 S., 8,95 € (D) • 9,20 € (A) • 14,50 sFr.<br />

4. Jean Louis Schlim: König Ludwig II. Ein königlicher Träumer. Langen Müller, 1 CD, 12,95 € (D / A) • 21,50 sFr.<br />

5. Marcus Spangenberg: Ludwig II. Der andere König. Pustet, 144 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

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Wirklichkeit?<br />

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erstmals den phantastischen, fi ktiven<br />

und manchmal ideologischen Charakter<br />

des mittelalterlichen Rittertums<br />

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SACHBUCH_RELIGION<br />

Kirche in der<br />

Vertrauenskrise<br />

TEXT: SEBASTIAN TONNER<br />

D ie<br />

Rücktritte und Austritte nach den Missbrauchsfällen:<br />

2010 verschärfte sich die Kirchenkrise. Der Unmut der<br />

Basis zwingt Reformen herbei – das spiegelt sich auch<br />

in den Buchneuerscheinungen wider.<br />

katholische Kirche braucht tief greifende<br />

Reformen: Das haben im Februar<br />

144 Theologen in einem Memorandum gefordert.<br />

Der Missbrauch an Jugendlichen<br />

habe die Kirche „in eine beispiellose Krise<br />

gestürzt“, die, so befürchten die Unterzeichner,<br />

erneut kleingeredet oder ausgesessen<br />

werden solle. Hinter <strong>dem</strong> Skandal liegen<br />

Sys tem-, Struktur- und Wahrnehmungsprobleme,<br />

die nicht erst seit 2010 virulent sind,<br />

aber nun auch in den Programmen der Verlage<br />

geballt zur Sprache kommen.<br />

Allen voran widmet sich das Buch „Hände<br />

weg!“ den Faktoren, die diesen Skandal<br />

erst möglich gemacht haben. Herausgeber<br />

Michael Albus nennt den Missbrauch eine<br />

„Kirchenkatastrophe“ und beschreibt die<br />

Konsequenzen. „Jeder, der vor noch nicht<br />

allzu langer Zeit öffentlich Kritik an der Institution<br />

‚katholische Kirche‘ übte, wurde<br />

als Nestbeschmutzer bezeich<strong>net</strong>“, so Albus,<br />

der subtile wie brutale Sanktionen am eigenen<br />

Leib erfahren hat. Dennoch wagt er es,<br />

ein Geheimdokument des Vatikans von 1962<br />

60<br />

Quo vadis, Kirche?<br />

Immer mehr Christen<br />

fordern Reformen<br />

der Kirche ein<br />

© Chris Schmidt<br />

buchjournal 2/2011


erstmals in Auszügen in deutscher Sprache<br />

zu veröffentlichen, um <strong>auf</strong>zuzeigen, wie verschleiert<br />

und vertuscht wird. Eine Umkehr<br />

der Verantwortlichen täte not und käme<br />

einem Systemwechsel gleich: Aus der herrschenden<br />

Kirche müsste wieder eine Kirche<br />

werden, die Gott und den Menschen diene.<br />

Psychotherapeut Ludwig Brüggemann rundet<br />

das empfehlenswerte Buch ab mit einem<br />

Beitrag aus seiner Praxis: Er zeigt, wie das geschundene<br />

Selbstbild der Opfer wiederhergestellt<br />

werden kann.<br />

Missbrauch ist auch das Thema von „Aus<br />

<strong>dem</strong> Dunkel ans Licht“. Das Buch möchte<br />

diejenigen sensibilisieren, die mit Kindern<br />

arbeiten: Erzieher, Seelsorger, Gemeindereferenten<br />

und Gruppenleiter. Zu Wort<br />

kommen Experten aus Opferverbänden,<br />

Therapeuten, Juristen, Theologen und Betroffene.<br />

Auch hier geht es darum, Lösungsansätze<br />

für ein Umdenken zu vermitteln.<br />

Ein umfassend und differenziert angelegter<br />

Band, der das Thema kompetent<br />

ausleuchtet.<br />

Wollen die Kirchen überleben, müssen<br />

sie sich wandeln. Der Religionssoziologe<br />

Paul M. Zulehner versucht sich in „‚Seht<br />

her, nun mache ich etwas Neues‘“ der Reform<br />

durch zentrale Fragen zu nähern: In<br />

welcher Gestalt können die Kirchen ihren<br />

Dienst am besten erfüllen? Welche Visionen<br />

tragen sie? Rasche Antworten wird es<br />

kaum geben. Vatikan-Korrespondent John<br />

L. Allen weitet den Horizont <strong>auf</strong> eine internationale,<br />

weltweite Dimension und arbeitet<br />

in „Das neue Gesicht der Kirche“ (Gü-<br />

Lesezeichen<br />

1. Michael Albus, Ludwig Brüggemann (Hrsg.): Hände weg! Sexuelle Gewalt in der Kirche. Butzon & Bercker, 256 S.,<br />

18,90 € (D) • 19,40 € (A) • 28,90 sFr.<br />

2. Wunibald Müller, Myriam Wijlens: Aus <strong>dem</strong> Dunkel ans Licht. Vier Türme, 190 S., 18,90 € (D) • 19,50 € (A) • 28,90 sFr.<br />

3. Paul M. Zulehner: „Seht her, nun mache ich etwas Neues“. Schwabenverlag, 144 S., 13,90 € (D) • 14,30 € (A) •<br />

21,90 sFr.<br />

4. Franz-Xaver K<strong>auf</strong>mann: Kirchenkrise. Herder, 200 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

5. Alan Posener: Der gefährliche Papst. Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI. Ullstein, 272 S., 8,95 € (D) •<br />

9,20 € (A) • 14,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 61<br />

tersloher Verlagshaus) zehn Hauptströmungen<br />

heraus, die die katholische Kirche<br />

verändern werden. Dazu gehört für ihn die<br />

Weltkirche, eine neue Demografi e und Rolle<br />

der Laien, die biotechnische Revolution,<br />

aber auch die Pfi ngstbewegung.<br />

Ein Perspektivwechsel gelingt Franz-Xaver<br />

K<strong>auf</strong>mann, in<strong>dem</strong> er das Thema aus soziologischer<br />

Sicht betrachtet. In „Kirchenkrise“<br />

diagnostiziert er einen engen Zusammenhang<br />

zwischen der „Rigidität der<br />

Strukturen“ und der „Verengung der Weltwahrnehmung<br />

in der katholischen Kirche“,<br />

was den zunehmenden Verlust an Glaubwürdigkeit<br />

und Gläubigen fördere. Allein<br />

in der Botschaft Jesu sieht er eine mögliche<br />

Regeneration. Das Buch ist die Neu<strong>auf</strong>l age<br />

eines älteren Titels – ein untrügliches Zeichen<br />

dafür, dass die tiefer liegenden Strukturprobleme<br />

keineswegs neu sind.<br />

Fast alle Autoren verorten die Ursachen<br />

im Zentralismus der Kirche, <strong>auf</strong> den sich<br />

„Welt“-Korrespondent Alan Posener konzentriert:<br />

Er warnt vor „Dem gefährlichen<br />

Papst“ und kritisiert ihn als unerbittlichen<br />

Kämpfer gegen <strong>dem</strong>okratische Errungenschaften,<br />

der die Moderne ungeschehen<br />

und Europa neu missionieren will.<br />

Ob die Chance zur Reform genutzt wird?<br />

Günstiger war die Gelegenheit selten: Die<br />

Öffentlichkeit macht Druck, Christen zeigen<br />

Mut und fordern beharrlich Veränderungen<br />

ein. Oder wie das Memorandum es<br />

formuliert: „mit Mut in die Zukunft blicken<br />

und – <strong>auf</strong> Jesu Wort hin wie Petrus – übers<br />

Wasser gehen“. Dann könnte „Mutchristen“<br />

zum Wort des Jahres 2011 werden. <br />

81 Tage <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

Jakobsweg<br />

Ein ungewöhnlich reichhaltiges<br />

Buch. Es führt auch<br />

zu den wenig bekannten<br />

vorchristliche Wurzeln des<br />

Pilgerweges.<br />

Ein kulturhistorischer Bericht<br />

und spiritueller Wegbegleiter<br />

Ein Buch das packt.<br />

Kurt Felix; Fernsehmoderator<br />

Es schien mir mitgewandert zu sein<br />

und die aussergewöhnlichen Begegnungen<br />

und erlebnisreichen Eindrücke und<br />

Strapazen miterlebt zu haben.<br />

Ruth Zell<br />

Ich habe zum Jakobsweg schon so viel<br />

Literatur gelesen, aber noch keine<br />

Schrift war so treffend, spannend<br />

und ehrlich wie Ihr Werk. Schlichtweg<br />

wunderbar.<br />

Walter Leuthold-Heuberger<br />

Einem Jakobspilger würde ich für den<br />

Pilgerweg aus den vielen Büchern diese<br />

«81 Tage <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Jakobsweg» am<br />

meisten empfehlen, weil es das detaillierteste,<br />

nützlichste und mit 440<br />

Farbbildern schönste Pilgerbuch ist.<br />

Beat Schmutz<br />

Das am grosszügigsten illustrierte<br />

Pilgerbuch, durchgehend vierfarbig<br />

mit 440 Fotos. 280 Seiten, gebunden,<br />

Hardcover, laminiert.<br />

Stimmen zum Buch und Leseproben<br />

unter www.prosana.eu<br />

ISBN: 978-3-9523684-0-4<br />

Preis: (D) € 26.40 (A) € 27.25 (CH) Fr. 34.50<br />

Pro sana Ltd., Hauptstr. 175 A, 79576 Weil<br />

am Rhein, Tel. Nr. 07621 163 11 50<br />

info@prosana.eu


BuchTipps<br />

Lust <strong>auf</strong> Landleben<br />

Der Wunsch, ländlich<br />

zu leben, ist bei<br />

vielen Menschen tief<br />

verwurzelt. Auf <strong>dem</strong><br />

Land atmen wir den<br />

Duft von Rosen und<br />

Kräutern ein, verarbeiten<br />

selbst geerntetes<br />

Obst und Gemüse<br />

und erleben das fröhliche Stimmengewirr<br />

von Schafen, Hühnern und Ziegen. Dieses<br />

Buch liefert Inspirationen und Informationen,<br />

um ein Stück ländliche Idylle in<br />

jedes Zuhause zu holen.<br />

Zahlreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen<br />

zeigen neben alten Techniken wie Joghurt<br />

selber machen oder Bierbrauen auch den<br />

Bau eines eigenen Brotbackofens. Natürlich<br />

kommt auch das Gärtnerische nicht zu kurz<br />

mit nützlichen Tipps für einen Bauerngarten.<br />

<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Katharina Bodenstein u. a.: Landleben zwischen<br />

Schafen und Bauerngärten. Jan Thorbecke Verlag,<br />

160 S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 37,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-7995-3569-4<br />

Vor die Haustür, fertig – los!<br />

Die pmv-Freizeitführer<br />

„… mit Kindern“<br />

bieten tolle<br />

Tipps und Touren<br />

für Kids von 3 bis 13<br />

Jahren. Ob Baden,<br />

Radeln, Tierestreicheln<br />

oder Schlossgespenstersuche<br />

–<br />

Langeweile ist passé!<br />

Die ortskundigen<br />

Autoren sind mit ihren Kindern viel herumgekommen.<br />

Per Rad, zu Fuß oder mit Bahn<br />

und Bus haben sie die schönsten Freizeittipps<br />

für Familien getestet und bewertet:<br />

Je 400 preiswerte, überwiegend naturnahe<br />

Aktivitäten, Ausfl üge und Ferienadressen!<br />

Immer unter <strong>dem</strong> Aspekt „kinderfreundlich“<br />

und „umweltbewusst“. Für Spaß,<br />

Lernen und Bewegen bei je<strong>dem</strong> Wetter daheim<br />

und im Urlaub <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Land. Jeweils<br />

mit lustigen Tier-Cartoons, zahlreichen<br />

Farbfotos, Kartenatlas und Daumenkino.<br />

<br />

Odenwald mit Kindern. Über 500 spannende<br />

Ausfl üge und Aktivitäten rund ums Jahr. pmv<br />

Peter Meyer Verlag, 6. Aufl ., 320 S., 14,95 € (D) •<br />

15,37 € (A) • 23,50 sFr., ISBN 978-3-89859-416-5<br />

Das Familien-Fahrrad-Buch<br />

Ob Kinderanhänger,<br />

Kombirad, L<strong>auf</strong>rad<br />

oder erstes Jugendfahrrad:<br />

Es gibt heute<br />

fast unüberschaubar<br />

viele Familienfahrräder<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Markt.<br />

Fachkundige K<strong>auf</strong>beratung<br />

ist unerlässlich.<br />

Der Experte Gunnar<br />

Fehlau informiert<br />

über alle Aspekte, <strong>auf</strong> die es beim Fahrradk<strong>auf</strong><br />

ankommt. Sein Buch ist Marktübersicht,<br />

Produktberater und Tippgeber in einem:<br />

ein echter Familien-Fahrrad-Ratgeber! Parkplatzsorgen,<br />

Spritpreise, Lifestyle, Bewegungsbedürfnis,<br />

Umweltaspekte – diese und<br />

andere Faktoren sorgen dafür, dass sich junge<br />

Familien intensiv mit <strong>dem</strong> Fahrrad auseinandersetzen<br />

müssen. Dieser Ratgeber hilft,<br />

die richtigen Entscheidungen zu treffen.<br />

<br />

Gunnar Fehlau: Das Familien-Fahrrad-Buch.<br />

Vom Kinderanhänger bis zum Jugendrad. Delius<br />

Klasing, 128 S., 150 Farbfotos, 14,90 € (D) •<br />

15,40 € (A) • 23,90 sFr., ISBN 978-3-7688-5318-7<br />

Stätten der Besinnung<br />

Urlaub im Kloster?<br />

Wer denkt, dort herrsche<br />

nur einsame<br />

Stille, liegt falsch.<br />

Längst bieten deutsche<br />

Klöster immer<br />

mehr interessante<br />

Freizeitaktivitäten an.<br />

Führungen, Konzerte,<br />

Lesungen und eigene<br />

Museen sind dabei nur<br />

ein kleiner Teil des vielfältigen Angebots.<br />

Dieser Klosterführer bietet einen Überblick<br />

für all diejenigen, die nach Individualität,<br />

Ruhe und spiritueller Neuorientierung im<br />

Urlaub suchen. Dabei werden die wichtigsten<br />

Fragen beantwortet: Welche Klöster<br />

gibt es wo, was bieten sie, wie kann ich<br />

Kontakt <strong>auf</strong>nehmen und wie bekomme<br />

ich mehr Infos?<br />

<br />

Armin Strohmeyr: Urlaub im Kloster – Deutschland.<br />

Patmos Verlag, 376 S., mehr als 100 Abbildungen,<br />

19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 30,50 sFr.,<br />

ISBN 978-3-8436-0019-4<br />

Traumziele in Italien!<br />

<br />

<br />

62<br />

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Dieser außergewöhnliche<br />

Bildband stellt<br />

über 130 Traumziele<br />

in Italien vor. Von<br />

bekannten Reisezielen<br />

wie Rom oder<br />

Venedig bis zu unbekannten<br />

Highlights<br />

im Hinterland entführt<br />

dieses großformatige<br />

Reisebuch zu den beeindruckendsten<br />

und <strong>auf</strong>regendsten Orten Italiens! Dank der<br />

übersichtlichen Einteilung in Monate lässt<br />

sich <strong>auf</strong> Anhieb erkennen, welches Traumziel<br />

sich am besten für die gewünschte<br />

Reisezeit eig<strong>net</strong>. Von Aktiv- und Familienurlaub<br />

über Wunder der Natur bis zu<br />

romantischen Reisen – dank der praktischen<br />

Einteilung in sechs Rubriken fi ndet sich für<br />

jeden Geschmack die passende Destination.<br />

Traumziele für das ganze Jahr – Italien. Dorling<br />

Kindersley, 336 S., über 1.250 Farbfotografi en,<br />

29,95 € (D) • 30,80 € (A) • 48,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-8310-1800-0<br />

Das schönste Buch vom Jakobsweg<br />

mit 440 Fotos<br />

Nach einem ersten,<br />

unter seltsamen Umständen<br />

missglückten<br />

Versuch startet der<br />

Autor ein Jahr später,<br />

einem inneren Antrieb<br />

folgend, erneut um<br />

nach Santiago de<br />

Compostela zu wandern.<br />

Mit fühlbarer<br />

Intensität berichtet der Autor von Strapazen,<br />

von Hunger, Durst und von schmerzenden<br />

Füssen, was dennoch die Freude unterwegs<br />

zu sein, nicht schmälert. Ein Buch, das man<br />

mit steigender Spannung liest und einen<br />

immer mehr zum „Mitwanderer“ werden<br />

lässt. Umso ergreifender ist die Schilderung<br />

jenes Seelenzustandes, in <strong>dem</strong> der Pilger<br />

in einem tiefen Gefühl des Urvertrauens<br />

<strong>dem</strong> Ziel entgegengeht.<br />

Arthur W. Müller: 81 Tage <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Jakobsweg.<br />

pro sana GmbH, 280 S., geb., laminiert, durchgehend<br />

vierfarbig, über 440 Fotos, 26,40 € (D)<br />

• 27,25 € (A) • 34,50 sFr.<br />

buchjournal 2/2011


BuchTipps<br />

Stell <strong>auf</strong> den Tisch<br />

die letzten Rosen<br />

Brüssel zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts:<br />

Zwei Schwestern aus<br />

gut-bürgerlichen Verhältnissen,<br />

Erna und<br />

Lilli, blicken einer<br />

glücklichen und sorglosen<br />

Zukunft entgegen.<br />

Doch dann<br />

bricht der Erste Weltkrieg<br />

aus. Die Familie<br />

muss Belgien verlassen<br />

– enteig<strong>net</strong> und verarmt. Der Beginn<br />

eines Lebens voller Schicksalsschläge.<br />

Die Geschichte zweier Kämpferinnen, die<br />

sich in den Wirrnissen des 20. Jahrhunderts<br />

nicht unterkriegen lassen.<br />

<br />

<br />

Ursula Kosser / Heiko Martens: Stell <strong>auf</strong> den<br />

Tisch die letzten Rosen. Artemis & Winkler,<br />

256 S., geb., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 32,50 sFr.,<br />

ISBN 978-3-538-07320-3<br />

50. Todestag C.G. Jungs am 6. Juni<br />

Die Tiefenschichten<br />

der Psyche bestimmen<br />

unser Denken, Fühlen<br />

und Handeln – gerade<br />

in unserer technisierten<br />

Welt wird ein ganzheitlichesMenschenbild<br />

immer wichtiger.<br />

Die renommierten<br />

Jungianerinnen Verena<br />

Kast und Ingrid Riedel<br />

versammeln in diesem Band die wichtigsten<br />

Texte des bedeutenden Tiefenpsychologen.<br />

Ihre Auswahl zeigt: C. G. Jungs Psychologie<br />

hat über die Zeit nichts von ihrer Aktualität<br />

eingebüßt.<br />

Verena Kast / Ingrid Riedel (Hrsg.): C. G. Jung.<br />

Ausgewählte Schriften. Patmos Verlag, 316 S.,<br />

24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 37,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-8436-0029-3<br />

buchjournal 2/2011<br />

63<br />

Zum ersten Mal in deutscher<br />

Übersetzung<br />

Als wichtigster Agent<br />

des polnischen Widerstands<br />

wurde Jan<br />

Karski Zeuge des<br />

Wütens der Deutschen<br />

im besetzten Polen<br />

und der Judenvernichtung,<br />

über die er die<br />

Alliierten bereits 1942<br />

informierte.<br />

Sein „Bericht an die<br />

Welt“ ist ein bewegendes<br />

Dokument persönlichen Mutes und<br />

politischer Verantwortung, ein historisches<br />

Zeugnis allerersten Ranges – Zeitgeschichte,<br />

die sich liest wie ein Kriminalroman.<br />

<br />

<br />

Anzeige<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Jan Karski: Mein Bericht an die Welt. Geschichte<br />

eines Staates im Untergrund. Verlag Antje Kunstmann,<br />

528 S., mit Bildteil, geb., 28,00 € (D) •<br />

28,60 € (A) • 41,90 sFr., ISBN 978-3-88897-705-3<br />

Modernes spirituelles Abenteuer<br />

Paulo will sein Leben<br />

verändern. Sein Traum:<br />

in die Mojavewüste gehen,<br />

um seinen eigenen<br />

Schutzengel zu suchen<br />

und sich und seine Umwelt<br />

richtig kennenzulernen.<br />

Er weiß, dass die<br />

Wüste nicht so trocken<br />

und leer ist, wie sie<br />

scheint. Sie birgt für ihn<br />

die Chance für neue,<br />

außergewöhnliche Begegnungen, wie ihm sein<br />

Meister J. vorausgesagt hat. Weitab vom Chaos<br />

der Welt leben hier ein Meister der „Tradition“<br />

und eine Gruppe junger Frauen, die Walküren,<br />

die <strong>auf</strong> Pferden die Wüste durchqueren. Chris,<br />

seine Gefährtin, begleitet Paulo <strong>auf</strong> dieser<br />

Reise, die ihm den Weg zur wahren <strong>Liebe</strong> und<br />

Selbsterkenntnis weisen wird. – Ein früher<br />

Roman Coelhos.<br />

Paulo Coelho: Schutzengel. Diogenes, 208 S.,<br />

19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 33,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-257-06767-5<br />

Rudolf Steiner<br />

Zwischen<br />

Ost und West<br />

Zwei Bände<br />

ISBN 978-3-86772-031-1<br />

€ 12<br />

Die<br />

Zwänge<br />

der Macht<br />

und<br />

der Geist<br />

der<br />

Wahrheit<br />

9 Vorträge<br />

1916/1917<br />

480 S.<br />

gebunden<br />

Ursachen<br />

des<br />

neuzeitlichenWeltgeschehens<br />

7 Vorträge<br />

1916/1921<br />

431 S.<br />

gebunden<br />

Ein anderes Verständnis<br />

des Jahrhunderts<br />

Band 2<br />

«Rudolf Steiner spricht<br />

Wahrheiten aus,<br />

die viele Menschen Mitteleuropas<br />

aus der Sorge vor Instrumentalisierung<br />

durch nationalistische Interessen<br />

verdrängen.»<br />

Dr. Horst G. Appelhagen<br />

im Vorwort zu Band 2<br />

www.archiati-verlag.de<br />

Band 1<br />

ISBN 978-3-86772-039-7<br />

€ 12


BuchTipps<br />

Der Kochbuchklassiker<br />

„Ein Muss in je<strong>dem</strong><br />

guten Haushalt“, „das<br />

beste Standardwerk<br />

der deutschen Küche“,<br />

„das einzige Kochbuch,<br />

das man wirklich<br />

braucht“ – dies<br />

sind die Stimmen<br />

von denen, die täglich<br />

in der Küche stehen,<br />

für die das „Bayerische Kochbuch“ unverzichtbar<br />

geworden ist. Kochanfänger, aber<br />

auch Könner fi nden darin einfache Gerichte<br />

genauso wie ausgefallene Menüfolgen,<br />

Rezepte, die man in anderen Kochbüchern<br />

vergeblich sucht. Dabei ist es weit mehr als<br />

ein Kochbuch. Tipps zur Warenkunde, über<br />

die Diätküche bis hin zur Mikrowellenkunde<br />

und der Kunst des Würzens machen es zu<br />

einem Lehrbuch des Küchenmanagements.<br />

Ein Buch, das Generationen begleitet!<br />

So muss ein Kochbuch sein!<br />

<br />

<br />

Maria Hofmann / Helmut Lydtin:<br />

Bayerisches Kochbuch. Birkenverlag, 943 S.,<br />

25,00 € (D) • 25,70 € (A) • 45,50 sFr.<br />

Bernard Cornwell: Sharpes<br />

Trafalgar<br />

Die Hörbuchreihe<br />

„Richard Sharpe“<br />

von Bernard Cornwell<br />

spielt im Zeitalter<br />

der napoleonischen<br />

Kriege.<br />

Richard steigt vom<br />

Gemeinen zum<br />

Offi zier in der bri-<br />

j<br />

tischen Armee <strong>auf</strong>.<br />

Oft sind die eigenen<br />

Offi ziere für ihn gefährlicher als der Feind.<br />

Die Handlung dieser Episode ist in sich abgeschlossen:<br />

Sharpe ist <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Heimweg<br />

von Indien nach England und gerät in<br />

die Seeschlacht von Trafalgar. Eine Frau<br />

ist mit an Bord und weckt in Sharpe neue<br />

Leidenschaften und bringt ihm neue Probleme.<br />

Historisch korrekter Hintergrund,<br />

packende Handlung, politisch und moralisch<br />

ziemlich unkorrekt.<br />

Bernard Cornwell: Sharpes Trafalgar. Hörbuch.<br />

Gelesen von Torsten Michaelis. Kuebler Hoerbuch,<br />

UVP: 24,80 € (D/A) • 29,90 sFr.,<br />

mp3-Ausgabe UVP: 19,80 € (D/A) • 22,95 sFr.<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Deutsches Universalwörterbuch<br />

Die Nr. 1 der Bedeutungswörterbücher<br />

der deutschen Gegenwartssprache<br />

umfasst<br />

jetzt mehr als 500.000<br />

Stichwörter, Bedeutungsangaben<br />

und<br />

Anwendungsbeispiele.<br />

Rund 250.000 zusätzliche<br />

Angaben zu<br />

Rechtschreibung, Aussprache,<br />

Herkunft, Grammatik und Stil vervollständigen<br />

das Werk. Ein Griffregister und<br />

ein zweifarbiges Layout führen den Benutzer<br />

schnell zum gesuchten Begriff. Die ausführliche<br />

Berücksichtigung von Fach- und Sondersprachen,<br />

Mundarten und Stilebenen<br />

komplettiert den Inhalt, und eine tabellarische<br />

Kurzgrammatik rundet das Buch ab.<br />

Auch als Software für Windows, Mac OS X<br />

und Linux erhältlich. Oder als Kombiprodukt<br />

Buch plus CD-ROM mit 35 % Preisvorteil.<br />

<br />

<br />

Duden: Deutsches Universalwörterbuch.<br />

Bibliographisches Institut GmbH,<br />

2112 S., geb., 39,95 € (D) • 41,10 € (A) • 60,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-411-05507-4<br />

Flashman in Afghanistan<br />

Flashman gelingt es<br />

im Viktorianischen<br />

Empire trotz geringen<br />

Mutes und zweifelhafter<br />

Moral Ruhm<br />

und Ehre zu erlangen<br />

und mit je<strong>dem</strong> „halbwegs<br />

willigen Weibsstück“<br />

ein Techtelmechtel<br />

zu beginnen.<br />

Während einer militärischen<br />

Niederlage im 1. Afghanistan-<br />

Krieg macht er sich aus <strong>dem</strong> Staub, was in<br />

höchsten Auszeichnungen als „Held von<br />

Dschalalabad“ endet und ihm die Achtung<br />

der Afghanen als „Bloody Lance“ bringt.<br />

Selten sind die großen Akteure eines Zeitalters<br />

derart spannend, zynisch und humorvoll<br />

<strong>dem</strong>oliert worden. „Ein sagenhafter<br />

Augenzeuge, ein phantastischer Chronist“<br />

(Der Spiegel).<br />

George MacDonald Fraser: Flashman<br />

in Afghanistan. Kuebler Verlag, 384 S.,<br />

9,95 € (D/A) • 10,95 sFr.<br />

Kinder begegnen <strong>dem</strong> Tod<br />

<br />

<br />

64<br />

Anzeige<br />

Ob nun der Hamster,<br />

die Oma oder der Torwart<br />

von Hannover 96<br />

stirbt: Für Kinder ist<br />

der erste Schmerz über<br />

den Verlust derselbe.<br />

Wenn Kinder damit<br />

konfrontiert werden,<br />

stellen sie Fragen:<br />

„Wo ist Oma jetzt?“ –<br />

„Warum ist Gott lieb,<br />

wenn er so etwas zulässt?“<br />

Dieses Buch hilft Eltern, sich <strong>auf</strong><br />

solche Situationen vorzubereiten – und<br />

durch sie auch die Kinder. Es unterstützt sie,<br />

gemeinsam zu trauern und einen Weg zu<br />

fi nden, mit <strong>dem</strong> Verlust (neu) zu leben.<br />

Martina Steinkühler: Wenn wir uns zu trauern<br />

trauen. Kinder stärken bei Tod und Verlust.<br />

Schwabenverlag, 95 S.,9,90 € (D) • 10,20 € (A)<br />

• 15,90 sFr., ISBN 978-3-7966-1537-5<br />

Die kleine Seenadel – Auf zur<br />

Steilküste<br />

Eine kleine Seenadel<br />

aus der Nord- und<br />

Ostsee ist die beliebte<br />

Heldin aus<br />

der erfolgreichen<br />

Kinderbuchreihe,<br />

bereits in 5. Aufl age!<br />

Mit 3 wunderschön<br />

illustrierten Bilder-<br />

und Vorlesebüchern, einer CD mit 7 Gute-<br />

Nachtgeschichten und 14 Lieblingsliedern<br />

der kleinen Seenadel, sowie einer eigenen<br />

Kinder Radio Serie, hat die kleine Seenadel<br />

im Sturm die Herzen der kleinen und<br />

großen Meer-Entdecker erobert. In dieser<br />

Geschichte wird es wieder richtig spannend,<br />

denn die Qualle Olga droht an den Strand<br />

gespült zu werden. Doch die kleine Seenadel<br />

hat einen tierischen Rettungsplan.<br />

Von Pädagogen mehrfach empfohlen.<br />

Ab 5 Jahre.<br />

Nicole Bernard / Nane Friedel (Illustrationen):<br />

Die kleine Seenadel. „Auf zur Steilküste“. fi schlandverlag,<br />

24 S., 24 farb. Illustrationen, 9,90 € (D),<br />

www.die-kleine-seenadel.de<br />

buchjournal 2/2011


BuchTipps<br />

buchjournal 2/2011<br />

65<br />

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Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Für die schönste Zeit des Jahres!<br />

<br />

<br />

Der „Englisch ganz leicht<br />

Urlaubskurs“ vermittelt<br />

unterhaltsam die grundlegenden<br />

Sprachstrukturen,<br />

einen Grundwortschatz und<br />

Wissenswertes zu Land und<br />

Leuten – lebendiges Lernvergnügen<br />

für Sprachenlerner<br />

ohne Vorkenntnisse.<br />

Englisch ganz leicht Urlaubskurs. Hueber,<br />

Buch (176 S.), 2 Audio-CDs (142 Min.),<br />

7,95 € (D) • 8,20 € (A) • 12,90 sFr.<br />

1.200 km zu Fuß durch Deutschland<br />

<br />

Sechs Wochen lang wanderte<br />

Wolfgang Lührs<br />

durch Deutschland: von<br />

Lüneburg durch Harz<br />

und Fränkische Schweiz bis<br />

ins Allgäu. Seine Erlebnisse<br />

und Eindrücke schildert<br />

er in diesem höchst lesenswerten<br />

Buch.<br />

Dieses Buch ist die ultimative<br />

Herausforderung für<br />

alle, die kritisch denken.<br />

Und ein einzigartiger<br />

Nervenkitzel obendrein.<br />

Weitere Informationen und<br />

Leseprobe:<br />

www.der-seelentunnel.com<br />

Rolf Pfi ster: Der Seelentunnel. Band 1:<br />

Im Zeichen des Zirkel. Principal, 640 S.,<br />

24,80 € (D) • 25,50 € (A) • 39,00 sFr.<br />

Begeben Sie sich <strong>auf</strong> eine<br />

Reise in das mittelalterliche<br />

Dresden. In der Reihe „Stadtsagen“<br />

greift der Verlag die<br />

alte Tradition des Geschichtenerzählens<br />

<strong>auf</strong> und verbindet<br />

sie mit <strong>dem</strong> Medium<br />

Hörbuch. Motto: Sagen<br />

müssen erzählt werden!<br />

<br />

<br />

Das völkerkundliche Meisterwerk<br />

über Geschichte und Kultur<br />

des ältesten Nomadenvolkes<br />

Asiens, von den Skythen über<br />

die Hunnen, Kirgisen, Mongolen<br />

und Chinesen bis zur Russischen<br />

Föderation. Die DVD:<br />

Dokumentarfi lm, Fotos, Musiken.<br />

– www.alouette-verlag.de<br />

Sewjan Weinshtein: Geheimnisvolles Tuwa.<br />

Alouette Verlag, Buch geb., 264 S., mit DVD-Video,<br />

39,90 € (D) • 41,10 € (A) • 62,50 sFr.<br />

Der Sprachführer „Mit Spanisch<br />

unterwegs“ behandelt<br />

die wichtigsten Sprechsituationen,<br />

enthält ein Urlaubswörterbuch<br />

zum Nachschlagen,<br />

Bildtafeln zum Zeigen<br />

vor Ort und eine integrierte<br />

Kurzgrammatik – der Begleiter<br />

für den perfekten Urlaub!<br />

Über Grenzen gehen! Zwei Brüder, ein Kanu und die Donau<br />

Dresdner Stadtsagen jetzt als Hörbuch!<br />

j<br />

<br />

Wolfgang Lührs: Vom Wispern der Wälder und<br />

vom Wesen des Wanderns. Verlag Die Werkstatt,<br />

336 S., Hardcover, 19,90 € (D) • 20,50 € (A)<br />

Kristina Hammann: Dresdner Sagen und Legenden.<br />

Sprecher: Uve Teschner. Verlag Michael John,<br />

60:43 Min., UVP: 14,90 € (D) • 15,10 € (A)<br />

Tuwa: Expeditionen in das Herz Asiens<br />

Praktischer Sprachführer für jede Reise!<br />

<br />

D<br />

Mit Spanisch unterwegs. Hueber, Sprachführer<br />

mit 260 S. + MP3-Download (über 2 Stunden Abspielzeit),<br />

9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

Eine abenteuerliche Tour<br />

durch acht Länder mit un-<br />

gewissem Ausgang. Was die<br />

beiden Brüder <strong>auf</strong> ihrer Reise<br />

<strong>auf</strong> einem sich stetig wandelnden<br />

Fluss erlebten, zeigt<br />

diese ungewöhnliche DVD.<br />

Lutz Neumann: Die Donauten. 3sat Edition.<br />

Arthaus Musik, 180 Min., FSK: 0, unverbindl. Preisempf.<br />

19,90 € (D), ISBN 978-3-86923-041-2<br />

Lachen, bis der Ball platzt<br />

<br />

Die lustigsten Witze und<br />

Anekdoten rund um den<br />

Fußball. Ob berühmte Stars<br />

oder anonyme Kicker, namhafte<br />

Trainer oder x-beliebige<br />

Schiedsrichter, keiner<br />

bleibt verschont – schon gar<br />

nicht die Lachmuskeln!<br />

Peter Köhler (Hrsg.): Zwei Pferde üben Elfmeterschießen.<br />

Fußballwitze. Verlag Die Werkstatt, 96 S.,<br />

5,95 € (D) • 6,20 € (A)<br />

<br />

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<br />

Ehrliche Lautsprecher


BUCHMARKT<br />

Seit mittlerweile 30 Jahren ist der BücherScheck das ideale<br />

Geschenk – einlösbar deutschlandweit in fast 2500 Buchhandlungen.<br />

Freude machen ohne Risiko<br />

TEXT: ECKART BAIER<br />

Wie wäre es mit <strong>dem</strong> neuesten Historienschmöker,<br />

Tommy Jauds Spaßbüchern,<br />

einem Reiseführer zum Toskana-<br />

Urlaub oder mit <strong>dem</strong> letzten Band der<br />

„Panem“-Trilogie? Wenn Sie einem guten<br />

Freund, der Arbeitskollegin oder Ihrem Patenkind<br />

eine Freude machen wollen, liegen<br />

Sie mit Büchern eigentlich fast immer<br />

richtig – im Prinzip. Denn so ganz genau<br />

weiß man ja nie, ob der Beschenkte den<br />

neuen Follett nicht schon längst gelesen<br />

hat oder sich die Asiatisch-Kochen-Bücher<br />

bei ihm im Schrank schon stapeln.<br />

Wenn Bücher noch keine Macken haben,<br />

ist der Umtausch zwar meistens problemlos<br />

machbar. Doch warum nicht gleich <strong>auf</strong><br />

Nummer sicher gehen? Seit mittlerweile<br />

30 Jahren gibt es mit <strong>dem</strong> BücherScheck<br />

die ideale, unkomplizierte Geschenk-Al-<br />

Adresse im Netz für Bücherfans<br />

TEXT: SANDRA SCHÜSSEL<br />

Vielleser kennen das Problem:<br />

Man möchte in seinem Lieblingsgenre<br />

keine interessante Neuerscheinung<br />

verpassen. Aber die Zahl<br />

der Titel ist einfach zu groß, um den<br />

Überblick zu behalten. Da kommt die<br />

Website neuebuecher.de wie gerufen: Hier<br />

können Literatur- und Bücherfans ein Profi<br />

l mit ihren favorisierten Genres, Autoren<br />

oder Stichwörtern wie zum Beispiel Garten,<br />

Krimi, Wirtschaft oder Reise anlegen und<br />

sich Neuerscheinungen dazu bequem per<br />

Newsletter oder RSS zustellen lassen.<br />

Durchsucht werden alle lieferbaren Bücher,<br />

die in den vergangenen drei Monaten<br />

erschienen sind oder in den nächsten drei<br />

Monaten <strong>auf</strong> den Markt kommen. Dazu gehören<br />

Krimis, Romane und Ratgeber ge-<br />

© MVB<br />

ternative. Damit hat jeder Beschenkte die<br />

Möglichkeit, sich seinen ganz persönlichen<br />

Bücherwunsch zu erfüllen – die Höhe<br />

des Betrags wird vom Käufer ganz individuell<br />

festgelegt. Und vielleicht hat der<br />

Buchhändler, bei <strong>dem</strong> der BücherScheck<br />

gek<strong>auf</strong>t wird, auch eine Auswahl der zahl-<br />

Das ideale Geschenk für Leser: der BücherScheck<br />

Jedes Jahr kommen mehr als 90 000 deutschsprachige Neuerscheinungen <strong>auf</strong> den<br />

Markt. Die Website neuebuecher.de sorgt für Orientierung beim Leser.<br />

nauso wie Fach- und Sachbücher. Auch<br />

CDs, DVDs, Hörbücher und E-Books lassen<br />

sich über den Dienst fi nden.<br />

Auf der Site selbst können Leser anhand<br />

der prominenten Suchfunktion in allen<br />

Neuerscheinungen stöbern. Sobald man<br />

sich ein Profi l erstellt hat, werden <strong>auf</strong> der<br />

Startseite maßgeschneidert Bücher aus den<br />

gewünschten Kategorien angezeigt: Wer<br />

sich für Kinderbücher interessiert, erhält<br />

schnell und direkt eine Übersicht der neuesten<br />

Titel. Ein Kochbuchfan hat alle aktuellen<br />

Kulinarik-Wälzer im Blick. Und wer<br />

reichen Einsteckhüllen vorrätig, mit <strong>dem</strong><br />

passenden Motiv zum jeweiligen Anlass.<br />

Auch der Versand per Post ist kein Problem:<br />

Der BücherScheck kann in ganz Deutschland<br />

in fast 2 500 Buchhandlungen in 1 200<br />

Städten eingelöst werden – ganz egal, in<br />

welchem Laden der Gutschein gek<strong>auf</strong>t<br />

wurde. Ein BücherScheck kann also beispielsweise<br />

in Magdeburg erworben und in<br />

Kempten eingelöst werden. Eine Liste der<br />

beteiligten Buchhandlungen fi nden Sie im<br />

Inter<strong>net</strong> unter buchschenkservice.de.<br />

Ein weiterer Pluspunkt: Die Gutscheine<br />

sind, beginnend mit <strong>dem</strong> Ende des Ausstellungsjahres,<br />

drei Jahre gültig. Falls Sie<br />

also noch einen BücherScheck aus <strong>dem</strong><br />

Jahr 2009 in der Schublade haben, ist dieser<br />

noch bis einschließlich 31. Dezember<br />

2012 gültig. <br />

66<br />

sich schon ein Ziel für seinen Sommerurlaub<br />

ausgesucht hat, hält sich<br />

über die neuesten Reiseführer zum<br />

Land <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> L<strong>auf</strong>enden.<br />

Mit einer „Reinlesen“-Funktion<br />

können Unentschlossene oder Neugierige<br />

in viele neue Titel vorab hineinschauen.<br />

Zu<strong>dem</strong> besteht die Möglichkeit, Buchtitel<br />

zu kommentieren oder in sozialen Netzwerken<br />

wie Facebook oder Twitter weiterzuempfehlen.<br />

Wer interessante Titel gefunden hat,<br />

kann sich diese in eine Merkliste speichern.<br />

Sobald ein Buch aus der Liste im Handel erschienen<br />

ist, erhält der Nutzer <strong>auf</strong> Wunsch<br />

eine automatische Benachrichtigung. Und<br />

das Beste zum Schluss: Alle Services <strong>auf</strong><br />

neuebuecher.de sind kostenlos. <br />

buchjournal 2/2011


Die Klassik Radio Lesezeit.<br />

Sonntags von 14 bis 15 Uhr.<br />

Präsentiert von Clemens Benke.<br />

www.klassikradio.de<br />

fi nd us on


© Sabine Schwietert<br />

Wir lesen<br />

Erkenntnisse<br />

Was haben Menschen früher gefühlt,<br />

gedacht, erlebt? Zeitreisen geben Auskunft:<br />

Die Vergangenheit ist diesmal Thema<br />

der Bücher, die junge Kritiker empfehlen.<br />

COMIC-BIOGRAFIE<br />

Julian van Endert<br />

(14) fi ndet, dass<br />

Zeichnungen mehr<br />

als Worte sagen<br />

Anne Frank in Bildern<br />

Das Buch erzählt die Geschichte des jüdischen<br />

Mädchens Anne Frank und ihrer Familie in Bildern.<br />

Die Zeichner Sid Jacobson und Ernie Colón<br />

tun dies unterhaltsam, authentisch und faktenreich<br />

zugleich. Anne Franks Leben wird in Alltagsszenen<br />

und Dialogen geschildert, Sonderelemente<br />

vermitteln Hintergrundwissen zu<br />

politischen und militärischen Ereignissen und zur<br />

Entwicklung der Judenverfolgung im Dritten<br />

Reich. Ob man zu einem so ernsten Thema wie<br />

<strong>dem</strong> Holocaust eine Graphic Novel lesen möchte,<br />

muss jeder für sich selbst entscheiden.<br />

Ich fi nde, die Zeichnungen<br />

sagen mehr, als 1 000<br />

Worte es könnten, von der Möblierung<br />

des Hinterhauses, in<br />

<strong>dem</strong> sich die Franks versteckt<br />

hielten, bis zu den Szenen im<br />

Konzentrationslager Bergen-Belsen.<br />

Ich empfehle das Buch allen ab 13 Jahren, die an<br />

Geschichte interessiert sind – auch denen, die<br />

Anne Franks Tagebuch schon gelesen haben.<br />

^ Ernie Colón, Sid Jacobson: „Anne Frank.<br />

Die Comic-Biografi e“. Carlsen, 160 S., 16,90 € (D) •<br />

17,40 € (A) • 26,90 sFr.<br />

© Stefan Hauck<br />

LEBEN IM VERSTECK<br />

Erinnerungen sind wichtig: Ohne die Vergangenheit ist auch keine Zukunft denkbar<br />

Lektion in Sachen Menschlichkeit<br />

Ein Mädchen möchte sich von einem Kirchturm stürzen – und stört<br />

dabei den Türmer in seiner selbst gewählten Isolation. Ist ein Leben<br />

wirklich so wenig wert? Nach und nach öff<strong>net</strong> sich der Türmer <strong>dem</strong><br />

Mädchen und erzählt die Geschichte seiner Kindheit, in der er als<br />

Jude verfolgt wurde und sich verstecken konnte – in diesem Kirchen-<br />

Annika Oeters (14)<br />

dach. Die Perspektive wechselt nach je<strong>dem</strong> Kapitel: in die Zeit, als empfi ehlt zwei<br />

der Türmer der kleine Junge war, und in die heutige Geschichten in einer<br />

Zeit. In der Geschichte erfährt der Leser viel über die<br />

Judenverfolgung, die Verzweifl ung und das Leben im Versteck. Man kann sich die<br />

ständige Angst des Jungen gut vorstellen, inmitten des Krieges, wo er jeden Tag<br />

neue Meldungen über Hunderte von Toten hört. Eine nachdenkliche Geschichte<br />

darüber, wie wertvoll Leben ist.<br />

^ Irma Krauß: „Das Wolkenzimmer“. cbt, 320 S., 7,95 € (D) • 8,20 € (A) • 13,90 sFr.<br />

SCHICKSALE NACH DEM IRAKKRIEG<br />

Dem Tod ins Auge schauen<br />

Sophie Thoma<br />

(16) rät, über<br />

Erfahrungen aus<br />

der Vergangenheit<br />

zu lesen<br />

Viele Geschichten werden in diesem fl üssig geschriebenen<br />

Roman verwoben: die eines Schriftstellers in<br />

Madrid, <strong>dem</strong> ein alter Mann das Manuskript über sein<br />

Leben anbietet – ein Zeitzeugenbericht über den Spanischen Bürgerkrieg.<br />

Die eines Buchhändlers aus Bagdad, der im Chaos nach <strong>dem</strong> Irakkrieg<br />

versucht, mit seiner verstummten Tochter Zara zu seinem Bruder nach<br />

Madrid zu fl iehen – vor einem skrupellosen Killer, der ihm und Zara <strong>auf</strong><br />

den Fersen ist. Wie in einem Puzzle fügen sich die einzelnen Lebensgeschichten<br />

zu einem Ganzen zusammen, verschachtelt. Mit jeder Seite<br />

wird es temporeicher, spannender, bis es zum Showdown kommt.<br />

^ Fernando Marías: „Zara und der Buchhändler von Bagdad“. Baumhaus,<br />

224 S., 14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 23,50 sFr.<br />

68<br />

buchjournal 2/2011<br />

© Panthermedia / Helga Walter<br />

© privat


© Anke Kuhl<br />

buchjournal 2/2011 69<br />

LeseLotse<br />

Bestes aus <strong>dem</strong> Büchermeer für Kids Die LeseLotse-Jury empfi ehlt neue Bücher<br />

BILDERBUCH<br />

KINDERBUCH<br />

JUGENDBUCH<br />

FÄLLT AUS DEM RAHMEN<br />

SACHBUCH<br />

Prallvoll<br />

Was in einem Kinderkopf doch alles stecken<br />

kann! Die Tochter erklärt es ihrem Papa<br />

ganz genau und wir erfahren, wie wild,<br />

überbordend, voll Poesie, Zärtlichkeit und<br />

Kunst die kindliche Fantasie sein kann.<br />

^ Antje Damm: „Kindskopf “. Gerstenberg,<br />

26 S., 7,95 € (D) • 8,20 € (A) • 12,90 sFr., ab 3<br />

Der Babybruder als Held<br />

Erst fi ndet Etna ihr Brüderchen furchtbar,<br />

doch als sie entdeckt, dass er mag<strong>net</strong>isch<br />

ist, ändert das die Lage gewaltig. Denn jetzt<br />

wird jeder Ausgang mit ihm zur richtigen<br />

Schatzsuche – unschlagbar lustig.<br />

^ Franziska Biermann: „Der mag<strong>net</strong>ische Bob“.<br />

Residenz, 64 S., 16,90 € (D / A) • 25,90 sFr., ab 6<br />

Reinigendes Gewitter<br />

Oliver ist 17 und ein Eisklotz. Es braucht einen<br />

ganzen Sommer, bis die Sonne in seine<br />

Seele vordringen kann – und Jana. Kreslehner<br />

schafft sprachgewaltige Bilder.<br />

^ Gabi Kreslehner: „Und der Himmel rot“.<br />

Beltz & Gelberg, 144 S., 12,95 € (D) •<br />

13,40 € (A) • 19,90 sFr., ab 15<br />

Ein Reh mit Ohrenweh<br />

Jedes Gedicht fängt mit „Es war einmal“ an,<br />

Blitze haben ihren Auftritt, ein See und immer<br />

wieder Tiere. Franz Hohlers Verse sind schräg und herrlich<br />

absurd. Kürzer und origineller kann man Geschichten wohl<br />

kaum erzählen, denen Kathrin Schärer mit ausdrucksstarken<br />

Illustrationen zu einer weiteren Dimension verholfen hat.<br />

^ Franz Hohler, Kathrin Schärer: „Es war einmal ein Igel“.<br />

Hanser, 64 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A) • 19,90 sFr., ab 5<br />

Zeitenwende<br />

Atomkraft? Nein danke. Sonnenenergie?<br />

Vermutlich. Denkende Fenster? Sicher.<br />

Spannende Darstellung dessen, was der Zukunftsforschung<br />

zufolge passieren wird.<br />

^ Ulrich Eberl: „Zukunft 2050. Wie wir schon<br />

heute die Zukunft erfi nden“. Beltz & Gelberg,<br />

240 S., 17,95 € (D) • 18,50 € (A) • 27,90 sFr., ab 14<br />

Wo ist Kuscheltiger?!<br />

Drei Kurzkrimis im Comicstil zum Vorlesen<br />

und Selberlesen mit Meisterdetektiv Rattiko<br />

– da können Kinder Kombinieren üben.<br />

^ Fanny Joly, Philipp Waechter: „Die kniffligsten<br />

Fälle von Meisterdetektiv Rattiko“.<br />

Beltz & Gelberg, 32 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) •<br />

19,90 sFr., ab 5<br />

Samson und Mats<br />

Mats’ Hund Samson ist sterbenskrank, aber<br />

der Junge denkt noch lange nicht an Abschied.<br />

Stattdessen begibt er sich mit seinem<br />

Liebling <strong>auf</strong> eine abenteuerliche Reise.<br />

Ein Buch zum Weinen und Glücklichsein.<br />

^ An<strong>net</strong>te Mierswa: „Samsons Reise“. Tulipan,<br />

168 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 20,50 sFr., ab 8<br />

Federvieh<br />

Als Außenseiter Don überraschend einen<br />

Wettbewerb über Hühner gewinnt, ändert<br />

sich alles. Ein Romandebüt wie ein Puzzle –<br />

das Wichtigste steckt zwischen den Zeilen.<br />

^ Jacques Couvillon: „Chicken Dance“.<br />

Bloomsbury, 336 S., 16,90 € (D) • 17,40 € (A) •<br />

27,50 sFr., ab 14<br />

Die Jury<br />

Stefan Hauck Börsenblatt-Redakteur, Mitglied<br />

in verschiedenen Jurys<br />

Verena Hoenig Kulturjournalistin und<br />

Kinderliteratur-Expertin<br />

Katrin Maschke Buchhändlerin in München<br />

Ralf Schweikart Journalist und Literaturkritiker<br />

Von hier nach dort<br />

Wie sind Landkarten entstanden und wie<br />

liest man sie? Das Sachbilderbuch erklärt<br />

geografi sche Räume und zeigt, dass Menschen<br />

seit jeher nach Orientierung suchen.<br />

^ Heekyoung Kim: „Wo geht’s lang? Karten erklären<br />

die Welt“. Gerstenberg, 48 S.,<br />

12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 19,90 sFr., ab 6


Schreiben<br />

Sie?<br />

Wir suchen<br />

neue<br />

Autoren<br />

Romane, Erzählungen,<br />

Biografien, Gedichte, Sach-,<br />

Tier- und Kinderbücher u. a.<br />

Kurze Texte passen vielleicht<br />

in unsere hochwertig<br />

ausgestatteten Anthologien.<br />

Schicken Sie uns Ihr<br />

Manuskript; es kommt<br />

in gute Hände.<br />

Vertrauen Sie<br />

30 Jahren<br />

Verlagserfahrung!<br />

edition fischer<br />

Orber Str. 30 • Fach 49<br />

60386 Frankfurt/Main<br />

Tel. 069/941 942 - 0<br />

Fax 069/941 942 -98 / -99<br />

www.verlage.<strong>net</strong><br />

E-Mail:<br />

lektorat@edition-fischer.com<br />

JUGENDBUCH_THRILLER<br />

Ihre Heldin Temperance Brennan ist längst international erfolgreich.<br />

Jetzt lässt Kathy Reichs auch deren 14-jährige Nichte Tory ermitteln –<br />

und mischt ihren spannenden Thriller mit Fantasy-Elementen <strong>auf</strong>.<br />

mit<br />

wölfischen Kräften<br />

TEXT: NICOLA BARDOLA<br />

© picture-alliance / dpa Teenager<br />

K athy<br />

Reichs – der Name bürgt nicht<br />

nur für Hochspannung, sondern auch<br />

für wissenschaftliche Präzision. Schon<br />

1986 veröffentlichte Kathleen J. Reichs den<br />

Sammelband „Forensic Osteology: Advances<br />

in the Identification of Human Remains“<br />

(„Forensische Knochenlehre: Fortschritte<br />

bei der Identifikation sterblicher<br />

Überreste“). Lange bevor menschliche Skelette<br />

ihren Siegeszug in Kriminalromanen<br />

antraten, hatte sie sich <strong>auf</strong> die Analyse und<br />

Rekonstruktion krimineller Handlungen<br />

anhand von Knochen spezialisiert.<br />

Ihre aka<strong>dem</strong>ische L<strong>auf</strong>bahn bildet die<br />

Grundlage für 13 Weltbestseller mit der<br />

Heldin Temperance Brennan. Und nun<br />

auch für ihren ersten Jugendthriller „Virals“<br />

mit Tempes Großnichte Tory Brennan<br />

als Ich-Erzählerin.<br />

Schon als Kind untersuchte Kathy Reichs<br />

im Keller des Elternhauses tote Mäuse und<br />

experimentierte mit Chemikalien. Mit 19<br />

Jahren heiratete sie den Untersuchungsrichter<br />

Paul Reichs und bekam mit ihm<br />

drei Kinder. Sie studierte Anthropologie<br />

und Soziologie und unterrichtete als Professorin<br />

an der Universität von North Carolina.<br />

Heute ist sie als forensische Anthropologin<br />

für gerichtsmedizinische Institute<br />

in Quebec und North Carolina tätig.<br />

In den USA, wo sie häufig als Expertenzeugin<br />

bei Kriminalfällen <strong>auf</strong>tritt, lehrt sie<br />

beim FBI Spurenerkennung. Sie ist zu<strong>dem</strong><br />

Mitglied in der staatlichen Katastrophen-<br />

Einsatztruppe, in der Anthropologen, Ballistiker,<br />

Geologen, IT-Experten und Pathologen<br />

mit der Kriminalpolizei zusammenarbeiten.<br />

Reichs kam am Ground Zero in New<br />

70<br />

„Ich möchte<br />

mit ‚Virals‘<br />

junge Leser für<br />

wissenschaftliches<br />

Arbeiten<br />

begeistern“,<br />

sagt Kathy<br />

Reichs<br />

buchjournal 2/2011


York ebenso zum Einsatz wie in Ruanda, da<br />

sie auch als Gutachterin für die Vereinten<br />

Nationen an verschiedenen Kriegsschauplätzen<br />

Leichen identifi ziert.<br />

Mitte der 1990er Jahre schrieb sie ihren<br />

<strong>auf</strong> Tatsachen basierenden ersten Roman<br />

„Tote lügen nicht“, worin Kathy Reichs’ Alter<br />

Ego Temperance Brennan <strong>auf</strong>grund<br />

eines Knochenfunds einen Serientäter überführt.<br />

Die Autorin wollte damit ihren abwechslungsreichen,<br />

anspruchsvollen und<br />

belastenden Beruf einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt machen und fand viele begeisterte<br />

Leser.<br />

„Inzwischen habe ich auch viele junge<br />

Fans von Tempe getroffen. Ein Thriller für<br />

Jugendliche war deshalb für mich die nahe<br />

liegende Erweiterung meiner bisherigen<br />

Arbeit. Ich möchte mit ‚Virals‘ junge Leser<br />

nicht nur gut unterhalten, sondern auch<br />

für wissenschaftliches Arbeiten begeistern“,<br />

sagt Kathy Reichs.<br />

Ihren ersten Jugendroman hat sie in den<br />

Südosten der USA <strong>auf</strong> Morris Island vor der<br />

Atlantikküste South Carolinas verlegt. Diese<br />

Insel, die nur über den Wasserweg erreicht<br />

werden kann, gibt es wirklich – hier<br />

hat Kathy Reichs sich vor einigen Jahren ein<br />

Haus gek<strong>auf</strong>t. Tory, die <strong>auf</strong> der Insel bei ihrem<br />

Vater lebt, empfi ndet die fast unbewohnten<br />

dreieinhalb Quadratkilometer als<br />

einen „Ort im Nirgendwo“. Hier fi ndet sie<br />

aber das Skelett eines vor Jahren ermordeten<br />

Mädchens. Und hier rettet sie <strong>dem</strong><br />

Wolfshundbaby Cooper das Leben, das in<br />

einem geheimen Labor für Tierexperimente<br />

missbraucht wird.<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Kathy Reichs: Virals – Tote können nicht mehr reden.<br />

Übersetzt von Knut Krüger. cbj, 480 S., 18,99 € (D) •<br />

19,60 € (A) • 29,90 sFr., ab 13<br />

Kathy Reichs: Virals – Tote können nicht mehr reden.<br />

Gelesen von Anna Thalbach. cbj audio, 6 CDs,<br />

19,99 € (D / A) • 32,90 sFr., ab 13<br />

buchjournal 2/2011 71<br />

Zur Person<br />

Kathy Reichs, geboren 1950 in Chicago, ist Professorin<br />

für Soziologie und Anthropologie und unter<br />

anderem als forensische Anthropologin für gerichtsmedizinische<br />

Institute in Quebec und North<br />

Carolina tätig. Ihre Arbeit fl ießt in ihre international<br />

erfolgreichen Thriller um ihre Heldin Temperance<br />

Brennan ein, und ihre Fälle l<strong>auf</strong>en als Fernsehserie<br />

„Bones – Die Knochenjägerin“. Kathy<br />

Reichs lebt in Charlotte und Montreal.<br />

Zwischen der Mädchenleiche und den illegalen<br />

Experimenten gibt es Zusammenhänge.<br />

Dank neuester Technik – unter anderem<br />

von Großtante Tempe geschenktes<br />

elektrisches Werkzeug und ein gestohlener<br />

Sonicator-Ultraschallreiniger – fi ndet die<br />

Clique um Tory heraus, dass die Tote für<br />

ein ökologisches Projekt gearbeitet hatte,<br />

das bedrohte Vogelarten untersuchte.<br />

Je länger sich Tory mit ihr beschäftigt,<br />

desto stärker identifi ziert sie sich mit der<br />

Umweltschützerin. Torys Wille, das Geheimnis<br />

zu lüften und herauszufi nden,<br />

wer das Mädchen ermordet hat, ist unbezähmbar.<br />

Aber dann wird die Clique<br />

krank: Cooper infi ziert die Jugendlichen<br />

mit <strong>dem</strong> „Parvovirus XPB-19“, einer gefährlichen<br />

Kreuzung, einem Hybriden des<br />

Caninen Parvovirus und des Parvovirus<br />

B19. Niemand kennt die Eigenschaften<br />

dieses Designer-Virus, das nun offenbar<br />

auch für Menschen ansteckend ist und die<br />

DNA verändert. Die Jugendlichen haben<br />

dadurch animalische Wahrnehmungsfähigkeiten<br />

und wölfi sche Kräfte, die sie<br />

auch brauchen, um den Mordfall zu lösen.<br />

Sie sind ab jetzt die „Virals“, schwanken<br />

zwischen Schrecken und Euphorie, ein<br />

Rudel, das Gedanken lesen kann und zu<br />

<strong>dem</strong> sich auch Cooper gesellt.<br />

„Mir war es wichtig, den Roman so realistisch<br />

wie möglich zu schreiben und alle<br />

wissenschaftlichen Einzelheiten korrekt<br />

wiederzugeben. Es war aber auch witzig,<br />

mit Fantasy-Elementen zu arbeiten. Das<br />

habe ich nie zuvor gemacht. Die erzählerischen<br />

Freiheiten, die sich dadurch ergeben,<br />

habe ich sehr genossen“, sagt Reichs.<br />

Ruhelos, erregt und „redbullwach“ wie die<br />

Helden folgen die Leser der Aufklärung<br />

eines 30 Jahre zurückliegenden Mordes.<br />

„Virals“ enthält Wissenschaft als Spannungselement<br />

und lehrt bei der Lektüre,<br />

dass jede Entdeckung neue Fragen <strong>auf</strong>wirft.<br />

<br />

DIE GESCHICHTE<br />

EINER GROSSEN,<br />

ZEITLOSEN LIEBE<br />

Nastasja ist unsterblich. Und doch hat sie das<br />

Gefühl, dass ihr Leben vor 450 Jahren endete –<br />

als ihre Familie ermordet wurde.<br />

Endlich will sie den Neubeginn wagen –<br />

und verliebt sich ausgerech<strong>net</strong> in den Mann,<br />

der ihre Familie <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gewissen hat.<br />

Leseproben-<br />

Wettbewerb<br />

<strong>auf</strong> lizzy<strong>net</strong>.de<br />

Buchtrailer <strong>auf</strong><br />

loewe-verlag.de/<br />

videos.html<br />

Cate Tiernan<br />

Immortal Beloved<br />

Entflammt<br />

Hardcover mit Schutzumschlag,<br />

Leseband, 416 Seiten,<br />

ab 13 Jahren<br />

17,95 (D), 18,50 (A), CHF 27,50<br />

ISBN 978-3-7855-7253-5<br />

www.loewe-verlag.de


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neue Texte!<br />

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Der FRANKFURTER LITERATURVERLAG<br />

nimmt Texte an:<br />

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Lebenserinnerungen, Biographien,<br />

Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke,<br />

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FRANKFURTER LITERATURVERLAG<br />

Lektorat 4.0, Großer Hirschgraben 15<br />

D-60311 Frankfurt/M.<br />

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FRANKFURT/M. MBH<br />

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B) und Die Reise (Klasse C).<br />

Ausgewählte Gedichte erscheinen im Standardwerk<br />

deutschsprachiger Lyrik, der Frankfurter<br />

Bibliothek.<br />

Einsendeschluß: 1. Oktober 2011. Sie können ein<br />

Gedicht über das Inter<strong>net</strong> oder per Post einreichen. Das<br />

eingesandte Gedicht darf 20 Zeilen nicht überschreiten;<br />

es muss maschinenschriftlich und mit Rückporto (3x EUR<br />

0,55) eingereicht werden (<strong>dem</strong> Autor entstehen außer <strong>dem</strong> Porto<br />

keine Kosten). Bitte geben Sie bei Ihrer Einsendung Ihr Geburtsjahr<br />

an. Dieses wird ggf. mitveröffentlicht. Es darf<br />

nur ein einziges Gedicht eingereicht werden.<br />

Redaktion der Frankfurter Bibliothek<br />

Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH<br />

Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069-13377-177, Fax-175, www.brentano-gesellschaft.de<br />

Lesestoff Kinderbuch TEXT: STEFAN HAUCK, VERENA HOENIG<br />

Neue Bücher ohne Ende. Zum Betrachten. Zum Vorlesenlassen.<br />

Zum Selberlesen. Zum Hören. Da müsste für jeden was dabei sein.<br />

© Olga Kadroff<br />

AB 2 FÜR KUSCHELTIERBESITZER<br />

Reden ohne Worte<br />

Trixi geht mit Papa<br />

zum Waschsalon,<br />

ein herrlicher Tag –<br />

bis sie merkt, dass<br />

ihr Kuscheltier verschwunden<br />

ist.<br />

Mit allen ihr zur<br />

Verfügung stehenden Mitteln – vom<br />

Illustrator prägnant in Szene gesetzt – versucht<br />

Trixi den Verlust zu erklären, allein: Sie kann<br />

noch nicht sprechen. Erst der Mama zu Hause<br />

wird klar, wer fehlt. Im Schweinsgalopp geht<br />

es zurück zum Waschsalon, wo sich das Tier wiederfi<br />

ndet und Trixi ihr erstes Wort spricht: „Knuffelhase!“<br />

Ein charmantes Buch, das mit klar<br />

konturierten Figuren <strong>auf</strong> fotografi schem Retrohintergrund<br />

einfühlsam <strong>auf</strong> kindliche Kommunikationsstrukturen<br />

hinweist.<br />

^ Mo Willems: „Knuffelhase“. Gerstenberg, 32 S.,<br />

9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

AB 4 FANTASIEVOLL<br />

Schatten tanzen lassen<br />

Das Bilderbuch im ungewöhnlichen Längsformat<br />

kommt ohne Worte aus: Ein kleines Mädchen<br />

knipst <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Speicher die Lampe an und probiert<br />

alle möglichen Schattenfi guren aus. Auch<br />

Aufgeblättert<br />

Leiter, Besen, Staubsauger und anderes Gerümpel<br />

entwickeln ihre Schattenfi guren, die mehr<br />

und mehr ein Eigenleben führen. Immer fantasievoller<br />

wird die Szenerie, bis das Mädchen die<br />

Lampe ausknipst. Aber damit ist das Buch noch<br />

nicht zu Ende. Und in den Köpfen der Betrachter<br />

erst recht nicht.<br />

^ Suzy Lee:<br />

„Schatten“.<br />

Baumhaus, 32 S.,<br />

12,99 € (D) •<br />

13,40 € (A) •<br />

20,50 sFr.<br />

AB 6 FREUNDSCHAFTSGESCHICHTE<br />

Die Angst überwinden<br />

In knappen Worten und zahlreichen eindrucksvollen<br />

Bildern wird erzählt, wie der aus einem<br />

Kriegsgebiet entfl ohene kleine Nadim Angst hat,<br />

allein zur Schule zu gehen, und sich einschließt.<br />

Sein Onkel rät ihm, sich vorzustellen, seine kleine<br />

Schwester sicher zur Schule zu bringen: als großer<br />

Bruder. Der Trick gelingt – und Nadim schafft es<br />

später, anstelle der imaginären Schwester mit<br />

einem anderen Mädchen zu<br />

gehen und mit ihr Freundschaft<br />

zu schließen.<br />

^ Morten Dürr, Peter Bay<br />

Alexandersen (Ill.): „Lass<br />

Samiras Hand nicht los“. Picus,<br />

52 S., 13,90 € (D / A) • 23,90 sFr.<br />

72<br />

buchjournal 2/2011


j<br />

AB 9 PARABELHAFT<br />

In der Welt der<br />

Knöpfe<br />

Zu Besuch bei ihrer puzzlesüchtigen<br />

Tante und <strong>dem</strong> äußerst<br />

verschrobenen Messi- Onkel<br />

schrumpft Emma in deren „Knopfzimmer“ <strong>auf</strong><br />

Fingerhutgröße und lernt eine merkwürdige<br />

Welt kennen. Unter den sprechenden Knöpfen<br />

und Klettverschlüssen fi ndet sie treue Freunde,<br />

die ihr helfen, Abenteuer zu bestehen und wieder<br />

<strong>auf</strong> Kindergröße anzuwachsen. Eine leicht<br />

verständliche Parabel über Freundschaft und<br />

innere Werte, von Textildesignerin Silke Leffl er<br />

höchst stoffl ich <strong>auf</strong> Papier imaginiert.<br />

^ Ulrike Rylance: „Emma im Knopfl and“. Jacoby &<br />

Stuart, 100 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

AB 9 FÜR KOMBINIERFREUDIGE<br />

Cleverer Detektiv<br />

Weitgehend unbekannt ist, dass<br />

Mark Twain <strong>auf</strong> „Tom Sawyers<br />

Abenteuer“ den ersten Roman<br />

der Literaturgeschichte folgen<br />

ließ, in <strong>dem</strong> zwei Jungs als Detektive<br />

<strong>auf</strong>treten. Dramaturgisch<br />

ausgefeilt arrangiert, lässt Twain<br />

Tom und Huck <strong>auf</strong> einem Mississippidampfer<br />

die Bekanntschaft<br />

eines Diamantenräubers machen, der kurz dar<strong>auf</strong><br />

ermordet wird. Angeklagt wird Toms Onkel<br />

Silas, den Tom vor Gericht durch cleveres Kombinieren<br />

aller Indizien vor <strong>dem</strong> Galgen bewahren<br />

kann. Spannend!<br />

^ Mark Twain: „Tom Sawyer als Detektiv“. Hanser,<br />

128 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A) • 19,90 sFr.<br />

AB 9 DINO-ABENTEUER<br />

Quicklebendige<br />

Urzeittiere<br />

In das trostlose Leben des<br />

zwölfjährigen Waisen Bendix<br />

schneit die seltsame Thekla<br />

Salmonis und nimmt gleich seinen Widersacher<br />

Chris mit. Ein <strong>auf</strong>regendes Abenteuer beginnt für<br />

die Jungs, denn <strong>auf</strong> der Südseeinsel Floribunda ist<br />

die Zeit im Jura stehen geblieben. Dass hier Urzeittiere<br />

leben, soll geheim bleiben ... Jens Wawrczeck<br />

faucht, zirpt, girrt und krächzt, was das Zeug hält.<br />

^ Alice Pantermüller: „Bendix Brodersen. Angsthasen<br />

erleben keine Abenteuer“. Gelesen von Jens<br />

Wawrczeck. Arena Audio, 3 CDs, 14,99 € (D) •<br />

15,20 € (A) • 23,80 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 73<br />

AB 10 SCHMUGGELEI<br />

Gefährliche Bergwanderung<br />

Der 75-jährige Großvater und seine fünf Enkel<br />

starten ihren zweiten Aufstieg zum Dreihöhlenberg,<br />

um nachzuschauen, wie es der Wolfsmutter<br />

und ihrem Jungen ergangen ist. Als sie dabei<br />

Schmugglern in die Quere kommen, wird die Expedition<br />

lebensbedrohlich. Udo Wachtveitl, der<br />

erstaunliche Tiere lebendig werden lässt, gibt einen<br />

schusseligen, mitunter quengeligen<br />

Großvater – und das Wolfskind.<br />

^ Per Olov Enquist: „Großvater<br />

und die Schmuggler“. Gelesen<br />

von Udo Wachtveitl. Aktive<br />

Musik, 4 CDs, 24,95 € (D) •<br />

25,20 € (A) • 37,90 sFr.<br />

j<br />

AB 10 PALÄSTINA-KONFLIKT<br />

Erfahrbare Ohnmacht<br />

Anne Laurel Carter berichtet über die israelische<br />

Siedlungspolitik, in<strong>dem</strong> sie über den Alltag der<br />

jungen palästinensischen Hirtin Amani und ihrer<br />

Familie erzählt. Immer beengter wird deren Lebensraum<br />

durch Zäune, Siedlungen und Straßen,<br />

die den Zugang zu Weideplätzen und Olivenhainen<br />

verwehren; aus Sicherheitsgründen wird das Haus<br />

abgerissen, die Ohnmacht wird immer erfahrbarer.<br />

Als Kontrapart fungiert ein israelischer Junge, der<br />

mit der Landnahme seines Vater<br />

nicht einverstanden ist. Ein Roman,<br />

der betroffen macht.<br />

^ Anne Laurel Carter: „Amani,<br />

das Hirtenmädchen“.<br />

Jungbrunnen, 160 S.,<br />

13,90 € (D / A) • 21,90 sFr.<br />

AB 10 SACHBUCH MIT HÖRBEISPIELEN<br />

Musikalische Expeditionen<br />

Kindern des 21. Jahrhunderts erschließt sich klassische<br />

Musik nicht ohne Weiteres. Die Berliner<br />

Philharmoniker bieten Expeditionen an: Ob Posaune,<br />

Pauke, Oboe, alle Instrumente eines Orchesters<br />

werden kindgerecht erklärt; <strong>auf</strong> drei<br />

DVDs hört und sieht man, in welchen Stücken sie<br />

zum Einsatz kommen. Das illustrierte Sachbuch<br />

wiederum erläutert die Stücke, es gibt Ratefragen<br />

und kleine Geheimnisse – eine gelungene<br />

Einführung in die Welt der<br />

Musik.<br />

^ Margarete Zander, John<br />

Harrison (Ill.): „Wirbelwind und<br />

Saitentanz“. Schott, 48 S., 3 DVDs,<br />

24,95 € (D) • 25,95 € (A) • 39,90 sFr.<br />

»DER BESTE WEG,<br />

DIE ZUKUNFT<br />

VORHERZUSAGEN, IST, SIE<br />

ZU ERFINDEN.«<br />

(ALAN KAY, US-COMPUTER-<br />

WISSENSCHAFTLER)<br />

Diese einzigartige Zusammenschau<br />

ist ein Muss für jeden, der wissen will,<br />

wohin die Reise geht. Wie Innovationen<br />

entstehen, wie die verschiedenen Entwicklungen<br />

sich gegenseitig beeinflussen,<br />

welche Berufe gebraucht werden –<br />

und wie man die Welt von morgen<br />

selbst miterfinden kann.<br />

ISBN 978-3-407-75352-6. a 17,95


Schwerpunkt Reise und Sprachen<br />

Sie war in der Hauptstadt Kinshasa und ist mehrere Male durch den Kongo gereist.<br />

Dem Buchjournal hat Andrea Böhm erklärt, warum sie das von Kriegen und<br />

Diktaturen verwüstete Land nicht nur verstörend, sondern auch faszinierend findet.<br />

„Da musst du eben durch“<br />

INTERVIEW: SABINE SCHMIDT • FOTOS: CORDULA GIESE<br />

es riecht ein bisschen nach Farbe,<br />

und noch ist nicht alles ausgepackt in der<br />

neuen Wohnung in Neukölln. Andrea<br />

Böhm ist gerade von Hamburg nach Berlin<br />

gezogen, zusammen mit ihrem Lebensgefährten,<br />

der die letzten zweieinhalb Jahre<br />

in Sri Lanka tätig war, als Landminenexperte<br />

für UNICEF. Jetzt ist er nach Deutschland<br />

zurückgekehrt, „damit die Fernbeziehung<br />

nicht mehr ganz so fern ist“, sagt die<br />

„Zeit“-Redakteurin. Zumindest dann,<br />

wenn sie nicht in Afrika oder anderswo unterwegs<br />

ist, sondern nur zwischen ihrem<br />

Arbeitsplatz in Hamburg und ihrem neuen<br />

Wohnort Berlin pendelt.<br />

Gerade ist die 49-Jährige aus der Hansestadt<br />

zurückgekommen – und könnte doch<br />

gleich wieder <strong>auf</strong>brechen. Die Kleidung jedenfalls<br />

passt: Kapuzenpulli, Jeans und bequeme<br />

Schuhe. Der Rucksack wäre schnell<br />

gepackt, Firlefanz gibt es nicht bei Andrea<br />

Böhm, nur praktisches Reisegepäck, wenn<br />

es in den Kongo mit seinen fast komplett<br />

zerstörten Infrastrukturen geht – ein an<br />

Rohstoffen und Bodenschätzen reiches,<br />

aber von Diktaturen und Kriegen verwüstetes<br />

und weitgehend verarmtes Land.<br />

Sie war in Kinshasa und hat mehrere Reisen<br />

durch den Kongo unternommen. Sie<br />

war in Bukavu im Osten des Landes am Kivu-See,<br />

wo sie es paradiesisch schön findet.<br />

Sie war aber auch <strong>auf</strong> Diamantenfeldern, wo<br />

von Hand bis zu 30 Meter tiefe Schächte gegraben<br />

werden und wo Kinder schuften,<br />

statt in die Schule zu gehen. Sie hat eine Klinik<br />

besucht, in der vergewaltigte und verstümmelte<br />

Frauen unterkommen. Sie ist<br />

mit Künstlern und Taxifahrern zusammengekommen.<br />

Mit Musikern und Plantagenarbeitern.<br />

Angehörigen der Milizen und ehemaligen<br />

Kindersoldaten. Mit <strong>dem</strong> Buchjournal<br />

sprach sie über ihre Begegnungen – und<br />

über das Buch, das sie über ihre Reisen geschrieben<br />

hat: „Gott und die Krokodile“ .<br />

Wann waren Sie das erste Mal im Kongo?<br />

Andrea Böhm: 2002. Damals war ich in<br />

den USA als freiberufliche Journalistin tätig,<br />

und „Geo“ hat mich in die Hauptstadt<br />

Kinshasa geschickt. Es war das erste<br />

schwarzafrikanische Land, das ich besucht<br />

habe, und es war der viel zitierte Sprung<br />

ins kalte Wasser. Ich bin dorthin gereist,<br />

mit erschreckend wenig Vorwissen, so sehe<br />

ich das jedenfalls heute – das machen Weiße<br />

oft so. Wir fahren da hin mit der Vorstellung,<br />

dass Afrikaner nur das Chaos kennen,<br />

keine richtige Geschichte haben und<br />

Zur Person<br />

Andrea Böhm, geboren 1961, lebte über zehn Jahre<br />

als Korrespondentin und freie Journalistin in den<br />

USA und schrieb unter anderem für die „taz“,<br />

„Die Zeit“ und „Geo“. Seit 2006 ist sie Redakteurin<br />

der „Zeit“ im Ressort Außenpolitik. Ihr Buch<br />

„Gott und die Krokodile“ wurde für den Preis der<br />

Leipziger Buchmesse 2011 nominiert.<br />

der Stoff für uns Reporter einfach so <strong>auf</strong><br />

der Straße liegt, ohne dass man sich vorher<br />

über das Land informieren muss.<br />

Warum sind Sie immer wieder zurückgekehrt?<br />

Kinshasa ist eine faszinierende Stadt, die<br />

meine Vorstellungen von einer Megacity<br />

über den H<strong>auf</strong>en geworfen hat. Ich habe geglaubt,<br />

dass die Slums in dieser Stadt chaotisch<br />

sind. Tatsächlich aber sind sie hochkomplex<br />

und hoch organisiert, paradoxerweise<br />

gerade deshalb, weil alles kaputt ist<br />

und nichts von allein funktioniert.<br />

Können Sie das erklären?<br />

Es gibt nur unregelmäßig Strom und<br />

kein Trinkwasser. Es gibt kaum intakte<br />

Straßen, während der Regenzeit versinkt<br />

man bis zu den Knöcheln im Schlamm. Es<br />

gibt noch Schulen, aber kein Lehrmaterial,<br />

und die Lehrer werden nicht bezahlt. Man<br />

muss nicht nur sein Kind versorgen, sondern<br />

ihm auch Lebensmittel mitgeben, um<br />

den Lehrer zu schmieren, damit er ein<br />

Zeugnis ausstellt. Jede Handlung, die wir<br />

in Deutschland nebenbei erledigen, ohne<br />

viel über sie nachzudenken, ist in Kinshasa<br />

eine Transaktion, die durchdacht und ausgehandelt<br />

werden muss. Die Menschen<br />

kommen nur mit einer unglaublichen<br />

Energie und mit einer unglaublichen Improvisationskunst<br />

über die Runden.<br />

In Ihrem Buch erzählen Sie von vielen Begegnungen<br />

und Erlebnissen in Kinshasa. Was hat<br />

Sie besonders beeindruckt?<br />

0<br />

74<br />

buchjournal 2/2011


uchjournal 2/2011 75<br />

Reisegepäck In den Kongo nimmt<br />

Andrea Böhm nur das Wichtigste mit. Unbedingt<br />

dazu gehören das Aufnahmegerät, ein<br />

kleiner Fetisch, ein Moskito<strong>net</strong>z und ein<br />

Baumwollschlafsack – „den braucht man, weil<br />

die Betten oft sehr schmutzig sind“, sagt sie


Kunstreiseführer,<br />

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Tasche passen!<br />

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Kunst für Individualreisende<br />

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SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

0 Das Sinfonieorchester mit seinen<br />

Laienmusikern. Die Stunden, die ich während<br />

der Proben mit ihnen verbracht habe,<br />

gehören zu meinen wunderbarsten in dieser<br />

Stadt. Das sind Menschen, die jeden Tag um<br />

vier oder fünf Uhr <strong>auf</strong>stehen, um in diesem<br />

alltäglichen Wahnsinn zurechtzukommen.<br />

Sie können nicht einfach in einen Laden gehen<br />

und sich eine Geige k<strong>auf</strong>en oder eine<br />

Klari<strong>net</strong>te. Auch Geigensaiten gibt es nicht.<br />

Ihre Saiteninstrumente bauen sie zum Teil<br />

selbst und spielen mit Leidenschaft Bach,<br />

Händel und Beethoven, proben stundenlang<br />

nach einem erschöpfenden Tag und<br />

geben Konzerte.<br />

Sie erzählen auch von <strong>dem</strong> Boxkampf zwischen<br />

Muhammad Ali und George Foreman 1974 in<br />

Kinshasa und von <strong>dem</strong> längst heruntergekommenen<br />

Stadion, in <strong>dem</strong> Sie ebenfalls trainiert<br />

haben. War das Reporterehrgeiz: Man muss<br />

möglichst viel selbst ausprobieren?<br />

Ich trainiere auch sonst, zu Hause Kickboxen<br />

und Taekwondo. Wann immer möglich,<br />

versuche ich, das auch <strong>auf</strong> Reisen zu<br />

tun, um mich auszutoben. Mir bedeutet<br />

dieser Sport auch viel, ich bin immer wieder<br />

in diesem Stadion und in der Boxschule<br />

dort, in der viele Frauen trainieren, und versuche,<br />

sie zu unterstützen.<br />

Sie waren nicht nur in Kinshasa, sondern sind<br />

auch immer wieder durch den Kongo gereist.<br />

Was fasziniert Sie an <strong>dem</strong> Land?<br />

Das mag seltsam klingen, wenn man über<br />

den Kongo redet, der in vielerlei Hinsicht<br />

verstörend ist – aber es macht auch Spaß,<br />

dieses Land zu erkunden, abseits von <strong>dem</strong><br />

leidigen Klischee „Herz der Finsternis“. Der<br />

Kongo stand und steht immer wieder im<br />

Zentrum der Weltgeschichte, auch wegen<br />

seiner enormen Bodenschätze.<br />

Welche Beispiele können Sie dafür nennen?<br />

Unter <strong>dem</strong> belgischen König Leopold II.<br />

war der Kongo Schauplatz eines gigantischen<br />

Verbrechens: Mehrere Millionen<br />

Menschen starben durch Zwangsarbeit,<br />

Massaker und eingeschleppte Krankheiten.<br />

Aber er war auch Schauplatz einer<br />

der ers ten modernen Menschenrechtskampagnen<br />

– gegen Leopold. Mit Uran aus<br />

<strong>dem</strong> Kongo entwickelten die USA ihre<br />

ers ten Atombomben. Heute holt sich China<br />

dort Rohstoffe wie Kupfer. Oder nehmen<br />

Sie den Boxkampf zwischen Ali und<br />

Foreman im Jahr 1974: Ali bekam sein<br />

sportliches Comeback, Mobutu bekam in-<br />

ternationale Anerkennung. Und das Ganze<br />

wurde als riesige Show der Verbrüderung<br />

zwischen afrikanischen und amerikanischen<br />

Schwarzen inszeniert.<br />

Sie waren meist allein unterwegs im Kongo.<br />

Hatten Sie keine Angst?<br />

Nur die Reporterangst, nicht das zu schaffen,<br />

was ich mir für die nächsten zwei, drei<br />

Wochen vorgenommen habe. Und ich hatte<br />

allerdings Angst, als ich von <strong>dem</strong> Manager<br />

einer Palmölplantage mitgenommen wurde.<br />

Ein unglaublich <strong>net</strong>ter Kerl, der in seinem<br />

Landrover jeden mitfahren ließ, der irgendwie<br />

noch reinpasste. Dann raste er aber<br />

wie der Teufel durch die Dörfer – und ich<br />

dachte: „Das überleben wir nicht.“<br />

Sie sind teilweise zu Fuß unterwegs gewesen<br />

und sogar getrampt, waren mutterseelenallein<br />

und hatten keine Angst?<br />

Nein. Aber ich meide auch Kampfgebiete<br />

und würde längere Touren im Osten des<br />

Landes, wo immer noch gekämpft wird,<br />

nicht allein unternehmen. Als ich in die Provinz<br />

reiste, in der ich nach unzähligen Motorradpannen<br />

auch mal zu Fuß unterwegs<br />

war und trampte, hatte mir ein Priester aus<br />

der Region zwei Telefonnummern mitgegeben,<br />

mit deren Hilfe ich die 1 000 Kilometer<br />

überbrücken konnte. Das funktionierte<br />

dank der Hilfsbereitschaft der Leute erstaunlich<br />

gut. Manchmal fühlte ich mich<br />

wie eine Porzellanpuppe – Achtung, hier<br />

kommt die Weiße, der darf nichts passieren.<br />

Sie haben nicht in Luxushotels übernachtet,<br />

sondern sehr einfach, in Zimmern mit Kakerlaken<br />

und Ameisenstraßen, ohne Strom und<br />

fließendes Wasser. Macht Ihnen das nichts aus?<br />

Nein, man gewöhnt sich sehr schnell daran.<br />

Ich habe zwar auch Selbstgespräche<br />

mit mir geführt und mich für meine<br />

76<br />

buchjournal 2/2011


Sie hat viel zu erzählen: Andrea Böhm war<br />

oft im Kongo unterwegs – und oft allein<br />

Schnapsideen beschimpft, mir dann aber<br />

auch gesagt: Du wolltest das, und jetzt<br />

musst du da eben durch. Und wenn Ungeziefer<br />

rumliegt, muss man es wegräumen.<br />

Gab es auch Erlebnisse, die Sie nicht so gut<br />

wegstecken konnten?<br />

Man kann vieles nicht so einfach wegstecken.<br />

Das ist ein hoch traumatisiertes Land,<br />

immer am Rande der totalen Erschöpfung.<br />

Besonders eingebrannt hat sich ein Erlebnis<br />

in Kinshasa. Dort werden viele Kinder von<br />

ihren Familien verstoßen, sie gelten als verhext<br />

und müssen allein zurechtkommen.<br />

Das ist eine brutale Methode des Überlebens:<br />

So werden die hungrigen Mäuler einer<br />

Familie um eines reduziert. Ich habe damals<br />

in einer katholischen Herberge übernachtet,<br />

und dort wurde eines der Straßenkinder<br />

beim Klauen erwischt. Ein Polizist kam, hat<br />

den Jungen gefesselt, mit einem Bambusstock<br />

windelweich geprügelt und mitgenommen.<br />

Ich habe einen der Patres dar<strong>auf</strong><br />

angesprochen, aber er hat nur mit den<br />

Schultern gezuckt und gesagt: „Der Junge<br />

hat gestohlen.“<br />

Was hat Sie an dieser Situation so getroffen?<br />

Die absolute Mitleidlosigkeit. Und meine<br />

eigene Rolle als Zuschauerin. Was sollen<br />

diese Kinder denn sonst tun, um zu überleben?<br />

Von christlicher Nächstenliebe war<br />

aber nichts zu spüren. Die Straßenkinder<br />

werden eben nicht als Kinder, sondern als<br />

Lesezeichen<br />

Andrea Böhm: Gott und die<br />

Krokodile. Eine Reise durch den<br />

Kongo. Pantheon, 272 S., 14,99 €<br />

(D) • 15,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 77<br />

Bedrohung wahrgenommen. Als Wesen,<br />

die mächtiger sein können als Erwachsene.<br />

Warum haben Sie Ihrem Buch den Titel „Gott<br />

und die Krokodile“ gegeben?<br />

Die Kongolesen sind ein sehr gläubiges<br />

Volk. Kirchen in allen Varianten haben große<br />

Bedeutung, aber auch Geisterglaube und Fetischismus.<br />

Krokodile sind ebenfalls wichtig.<br />

Um sie ranken sich viele Geschichten:<br />

dass Fetischeure sich in Krokodile verwandeln<br />

oder dass Fehden und Racheakte über<br />

sie ausgetragen werden. Ich habe auch einen<br />

verrotteten Wochenendsitz des früheren<br />

Diktators Mobutu besucht. Dort soll er in<br />

einem Swimmingpool Krokodile gehalten<br />

haben und es sollen Oppositionelle verfüttert<br />

worden sein. Was stimmen kann, aber<br />

nicht stimmen muss, bei Mobutu weiß man<br />

das nicht so genau. Das alles – eben Gott und<br />

die Krokodile – ist typisch für den Kongo.<br />

Warum wollten Sie ein Buch über dieses Land<br />

schreiben?<br />

Zum einen wollte ich einfach gute Geschichten<br />

erzählen. Ich schätze politische<br />

Reisereportagen und wollte eine Art Roadmovie<br />

schreiben, durch den der Leser den<br />

Kongo kennenlernen kann. Zu<strong>dem</strong> wollte<br />

ich das Land anhand der Geschichten und<br />

Handlungen seiner Bewohner zeigen. In der<br />

Afrikaberichterstattung sind ja oft nicht<br />

Afrikaner die Hauptpersonen, sondern der<br />

weiße Missionar oder Entwicklungshelfer.<br />

Außer<strong>dem</strong> gibt es viele kongolesische Aktivisten,<br />

die nicht nur Beeindruckendes leisten,<br />

sondern auch uns Journalisten viele<br />

Türen öffnen. Sie verdienen es, vorgestellt<br />

und gewürdigt zu werden. Auch das war ein<br />

Grund, dieses Buch zu schreiben.


© Manuel Andrack<br />

SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

Was begeistert Sie so am Wandern?<br />

dass man dabei das eine oder<br />

andere Gramm Fett verliert<br />

Frische Luft und Natur machen<br />

einfach glücklich, vor allem wenn<br />

man einmal ohne Blasen ans Ziel<br />

kommt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wieso muss eine geführte Gruppen-<br />

Nachtwanderung nicht unbedingt<br />

sein?<br />

weil die unkontrolliert geführten<br />

Nordic-Walking-Stöcke auch die<br />

härteste Kniescheibe zertrümmern<br />

weil die Mitwanderer alle Taschenlampen<br />

dabei haben und den<br />

Wald anstrahlen wie eine Dorfdisco<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Schuhe geschnürt, den<br />

Rucksack <strong>auf</strong>gesetzt – und schon<br />

kann es losgehen mit der<br />

nächsten Tour. Sabine Schmidt hat<br />

Wanderer Manuel Andrack nach<br />

seinen Erfahrungen mit der eher<br />

ruhigen Bewegung gefragt.<br />

Wie und wo geht’s<br />

denn so lang?<br />

Warum müssen Sie Ihre Tour in den<br />

schottischen Highlands nicht unbedingt<br />

wiederholen?<br />

Das ist Wandern ohne Schnickschnack<br />

und selbst für echte Männer<br />

zu hart<br />

Hier gibt es nur wenig Abwechslung,<br />

und selbst die Schafe sind<br />

scheu<br />

<br />

<br />

Was ist besonders schön bei einer<br />

Tour <strong>auf</strong> Mallorca?<br />

Immer kreisen bedeutungsschwer<br />

Geier über <strong>dem</strong> Wanderer<br />

die (kurzen) Strecken, <strong>auf</strong> denen<br />

man keine anderen Touristen trifft<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Lesezeichen<br />

Manuel Andrack: Das neue<br />

Wandern. Unterwegs <strong>auf</strong> der<br />

Suche nach <strong>dem</strong> Glück.<br />

Berliner Taschenbuch Verlag<br />

BVT, 250 S., 9,95 € (D) •<br />

10,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />

78<br />

Was hat Ihnen bei Ihrer Extremtour<br />

im Westerwald – 82 Kilometer am<br />

Stück – am besten gefallen?<br />

es sich selbst und all den Wander-Gurus<br />

gezeigt zu haben, auch<br />

wenn zwischendurch der Regenschirm<br />

<strong>auf</strong>gespannt werden musste<br />

das frische, gut gekühlte Weizenbier<br />

am Morgen nach der durchwanderten<br />

Nacht<br />

<br />

<br />

<br />

^ Manuel Andrack, geboren 1965<br />

in Köln, war von 1995 bis 2008<br />

Redaktionsleiter bei der „Harald<br />

Schmidt Show“. Seit 2004 publiziert<br />

er Bücher zum Thema Wandern,<br />

1. FC Köln, Punkrock und<br />

Ahnenforschung.<br />

buchjournal 2/2011


URLAUBS<br />

BEGLEITER<br />

Ob <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Roten Platz, neben <strong>dem</strong> schiefen Turm von Pisa, unter <strong>dem</strong> Arc<br />

de Triomphe oder <strong>auf</strong> der chinesischen Mauer: Sie werden mitreden und man<br />

wird Sie verstehen.<br />

Der Alleskönner für die Hosentasche mit Farbdisplay, Touchscreen-<br />

Navigation und Bildwörterbuch: der sprechende 14-sprachige weltweite<br />

Übersetzer EST-7014<br />

Er „spricht“ unglaubliche 14 Sprachen (Deu, Engl, Fra, Spa, Ita, Por, Hol, Rus,<br />

Pol, Arab, Jap, Kor, Tur, Chi-Mandarin) mit mehr als 300.000 Stichwörtern und<br />

Wendungen, bietet 450.000 Sprachdateien und 1,4 Mio Beugungsformen.<br />

Der EST-7014 übersetzt außer<strong>dem</strong> 18.000 Begriffe mithilfe von Bildern und<br />

Sprechblasen des großen Bildwörterbuchs in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Spanisch, Italienisch). Zu<strong>dem</strong> zeigt er die Übersetzungen<br />

im lateinischen Alphabet und in arabischen, chinesischen, japanischen, koreanischen<br />

und russischen Schriftzeichen an! Der perfekte Reisebegleiter für Ihr<br />

Handgepäck!<br />

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(75mm Diagonale)<br />

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NEUHEIT<br />

Der EST-7014 mit Hochglanz-<br />

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und Bildwörterbuch<br />

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In jeder Sprache zu Hause


SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

Nicht nur unterwegs gibt es<br />

viel zu entdecken, sondern<br />

auch in schönen Büchern:<br />

Kulinarische Reiseführer<br />

präsentieren interessante und<br />

leckere Gerichte – zum<br />

Staunen und Ausprobieren.<br />

© Robert Churchill<br />

Genussideen<br />

aus aller Welt<br />

TEXT: HOLGER EHLING<br />

L ieben<br />

Sie Cholera? Nein? Nun, das zeigt,<br />

dass Sie wohl recht gut Bescheid wissen<br />

in Sachen Gesundheit, aber bedauerliche<br />

Lücken haben bei der Küche des Wallis.<br />

Denn dort ist Cholera keine Krankheit, sondern<br />

ein deftiger Kartoffel-Apfel-Strudel,<br />

der früher die hart arbeitenden Bauern und<br />

heute die erschöpften Wanderer schnell<br />

wieder zu Kräften kommen lässt. Womit wir<br />

zum Thema kommen: Wenn einer eine Reise<br />

tut, dann kann er was erzählen – neben den<br />

allfälligen Berichten von überstandenen<br />

Fährnissen zwischen Botswana und Ballermann<br />

sind die Mahlzeiten, mit denen man<br />

in fremden Ländern konfrontiert ist, ein<br />

gern genommener Stoff der Unterhaltung.<br />

Dank flächendeckender Versorgung mit<br />

Restaurants, in denen die Küchen aus nah<br />

und fern gepflegt werden, ist allerdings die<br />

Exotik solcher Begegnungen heutzutage<br />

eher beschränkt: Tatsächlich sind wohl im<br />

Alltag Gerichte aus Zentralasien oder<br />

Ostafrika bei uns leichter zu finden als zum<br />

Beispiel unsere eingangs erwähnte Cholera.<br />

Was uns dazu bringt, zu überlegen, ob<br />

nicht eigentlich die traditionellen regionalen<br />

Gerichte für viele von uns heute exotischer<br />

daherkommen als die Spezialitäten<br />

aus anderen Gegenden der Welt. Nehmen<br />

wir das Wallis – sehr weit entfernt von uns<br />

sind Städte wie Martigny oder Zermatt<br />

nicht, aber was man dort isst, das ist uns<br />

80<br />

Fern und exotisch:<br />

Kambodschanerin<br />

mit ihren Waren<br />

Nicht ganz so<br />

fern, aber auch<br />

verlockend: die<br />

Toskana mit<br />

ihrem Wein<br />

buchjournal 2/2011


© Kevin Miller<br />

© Ellen Moran<br />

doch eher unbekannt. Klaus-Werner Peters<br />

und Rémy Steinegger bemühen sich in ihrem<br />

Buch „Eine kulinarische Entdeckungsreise<br />

durch das Wallis“, das als deutschfranzösische<br />

Ausgabe erschienen ist, um<br />

Aufklärung und belegen ihre Behauptung,<br />

wonach die Walliser Küche eine spannende<br />

Kombination von Kreativität und Bodenständigkeit<br />

darstellt, mit überzeugenden<br />

Beispielen.<br />

Das Buch ist eher Eink<strong>auf</strong>sführer als<br />

Kochbuch, aber die Autoren präsentieren<br />

auch etwa 20 Gerichte, wie sie in ausgewählten<br />

Restaurants der Region zubereitet werden.<br />

Nützlich ist das Buch aber vor allem für<br />

Reisende mit großem Kofferraum: Eigentlich<br />

möchte man in allen der vorgestellten<br />

Betriebe, in denen regionale Produkte hergestellt,<br />

verk<strong>auf</strong>t und zubereitet werden, die<br />

Vorräte plündern.<br />

Noch näher an der Heimat gelegen ist der<br />

Gegenstand von „Schwaben. Reisen, Erleben<br />

und Genießen“. Diese Region wird in<br />

den anderen Teilen der Republik gern über<br />

Stichworte wie „Kehrwoche“ und „Spätzle“<br />

beschrieben, hat aber natürlich sehr viel<br />

buchjournal 2/2011 81<br />

Traditioneller Transport: Eine Vietnamesin<br />

trägt frische Früchte zum Markt<br />

mehr zu bieten. Die Autoren legen das Buch<br />

denn auch als kulinarischen Reiseführer an<br />

und erklären vor allem mit Hingabe die Bedingungen,<br />

unter denen heimische Produkte<br />

hergestellt werden. Rezepte für die<br />

wundervoll fotografierten Gerichte fehlen<br />

allerdings – was die Freude an <strong>dem</strong> Buch<br />

nicht schmälert.<br />

Ganz ähnlich kommt auch der Band „Die<br />

Deutsche Weinstraße“ daher, in <strong>dem</strong> in glühenden<br />

Farben die Schönheit der Pfalz geschildert<br />

wird. Tatsächlich kann man den<br />

Autoren nur zustimmen, wenn sie sagen,<br />

dass ein guter Pfälzer Saumagen besser ist<br />

als ein schlechtes Chateaubriand: Das bescheidene<br />

Lokalgericht, das dank Helmut<br />

Kohl die politische Weltbühne erobert hat,<br />

gehört zum Schmackhaftesten, was die<br />

deutsche Küche zu bieten hat. Ausgiebige<br />

Beschreibungen der wichtigsten Lagen der<br />

Region vervollständigen den Band, der vor<br />

allem als Reisebegleiter gedacht ist.<br />

Ebenfalls rezeptfrei landen „400 kulinarische<br />

Reisen, die Sie nie vergessen werden“<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Tisch – der steht allerdings wohl<br />

nicht in der Küche, sondern vor der Couch,<br />

denn das Buch ist ein typisches Beglückungsinstrument<br />

für Kulinariker im heimischen<br />

Wohnzimmer, die dann fröhlich<br />

den Pizzaservice bemühen. Die interes- 0<br />

Was scheren<br />

mich<br />

die Schafe?<br />

ANKE RICHTER<br />

Was scheren<br />

mich die Schafe<br />

Unter Neuseeländern<br />

Eine Verwandlung<br />

Klappenbroschur. 304 Seiten<br />

€ (D) 14,95 / € (A) 15,40 / sFr 23,50<br />

Dieses Buch wird nicht nur<br />

Neu seelandfans und Deutschland -<br />

flüchtlinge begeistern: Anke<br />

Richter erzählt höchst unterhaltsam<br />

von ihrem Leben am Ende<br />

der Welt. Wo all die Dokusoaps<br />

<strong>auf</strong>hören, legt sie erst richtig<br />

los – schamlos wie charmant,<br />

erbarmungslos bissig und zum<br />

Brüllen komisch.<br />

www.kiwi-verlag.de


SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

Gewürze müssen sein –<br />

und Bücher erklären,<br />

wo <strong>auf</strong> der Welt man<br />

was ausprobieren kann<br />

0 santesten Märkte der Welt werden<br />

ebenso vorgestellt wie vorzügliche Weinregionen<br />

oder Eink<strong>auf</strong>sparadiese für Kalorien-<br />

Unbewusste, und auch solch drängende<br />

Fragen wie „Wo gibt es den schärfsten Chili<br />

der Welt?“ werden beantwortet. Dabei kommen<br />

regionale Besonderheiten fast zwangsläufi<br />

g zu kurz – wenn bei der Aufzählung<br />

der „Top Ten“ der Nationalgerichte die USA<br />

<strong>auf</strong> Hamburger reduziert werden oder Korea<br />

<strong>auf</strong> Bulgogi und Frankreich <strong>auf</strong> Pot-<strong>auf</strong>eu,<br />

dann ist das schon etwas gewalttätig.<br />

Dass ein Engländer, wenn er gut essen<br />

möchte, seine Heimat verlassen muss, ist<br />

ein alter Witz, der seinen Wahrheitsgehalt<br />

in den vergangenen Jahren dramatisch eingebüßt<br />

hat. Das ist auch ein Verdienst des<br />

kochenden Tausendsassas Jamie Oliver, der<br />

seinen Landsleuten seit gut 15 Jahren beigebogen<br />

hat, dass Kochen und Essen mehr<br />

sein kann als das freudlose Zusammenrühren<br />

von Lebensmitteln und die schweigsame<br />

Vertilgung der Ergebnisse.<br />

Auch in Deutschland, wie in den meisten<br />

anderen europäischen Ländern, hat Oliver<br />

inzwischen eine eingeschworene Fangemeinde<br />

– selbst die Franzosen liegen<br />

einem Koch aus England zu Füßen. In „Jamie<br />

unterwegs“ begibt er sich nach Spanien,<br />

Italien, Schweden, Marokko, Griechenland<br />

und Frankreich und liefert seinen Lesern<br />

„Geniale Rezepte gegen Fernweh“.<br />

So, wie man es von Jamie Oliver kennt,<br />

schert er sich nicht lang um Konventionen,<br />

wenn es um die Übernahme von Rezepten<br />

geht. Machbarkeit steht im Mittelpunkt –<br />

und schon das erste Gericht, ein (angeblich)<br />

andalusischer Tomatensalat mit Chorizo,<br />

wird in typischer Oliver-Manier präsentiert:<br />

Der Zubereitungsprozess wird<br />

genau beschrieben, und es gibt Tipps für<br />

Varianten und den Eink<strong>auf</strong> der verwendeten<br />

Produkte.<br />

So geht das weiter, wobei er es schafft,<br />

eine gute Mischung der Rezepte zu erzielen,<br />

aus altbekannten Favoriten vom einschlägigen<br />

Spanier oder Italiener um die Ecke<br />

und weniger bekannten Gerichten. Alles<br />

aber gut nachkochbar auch für weniger geübte<br />

Küchenzauberer, denen er die Angst<br />

vor Unbekanntem nimmt, in<strong>dem</strong> er beispielsweise<br />

die Zubereitung von Risotto<br />

oder einer Tajine ruhig und ausführlich beschreibt,<br />

um dann Möglichkeiten <strong>auf</strong>zuzei-<br />

Lesezeichen<br />

gen, wie man auch mit Küchengeräten, die<br />

Profi -Ansprüchen nicht genügen, ansprechende<br />

Ergebnisse erzielen kann.<br />

Zum Schluss sei eine Kochbuchreihe empfohlen,<br />

die seit fast 25 Jahren beharrlich darum<br />

bemüht ist, die Zusammenhänge zwischen<br />

Essen, Geschichte, Politik und sozialen<br />

Verhältnissen deutlich zu machen:<br />

„Gerichte und ihre Geschichte“ heißt diese<br />

Reihe aus <strong>dem</strong> Verlag Die Werkstatt. Von<br />

Afrika über Indien bis Mexiko oder Holland<br />

ist hier eine Art weltumspannendes kulinarisches<br />

Lexikon entstanden, das mit inzwischen<br />

mehr als 30 Bänden <strong>dem</strong> klassischen<br />

Ideal von „prodesse et delectare“ –„nützlich<br />

und ergötzlich“ – mit Sachverstand und<br />

Akribie recht nahekommt. <br />

1. Klaus W. Peters: Eine kulinarische Entdeckungsreise durch das Wallis. Neuer Umschau Buchverlag,<br />

300 S., 34,90 € (D) • 35,90 € (A) • 52,80 sFr.<br />

2. Hans A. Stechl: Schwaben. Reisen, Erleben und Genießen. Stürtz, 128 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 31,90 sFr.<br />

3. Thomas Deutschle: Die Deutsche Weinstraße. Reich terra magica, 144 S., 29,95 € (D) • 30,80 € (A) • 49,90 sFr.<br />

4. 400 kulinarische Reisen, die Sie nie vergessen werden. Von der Auvergne bis zum Zuckerhut.<br />

National Geographic Deutschland, 280 S., 39,95 € (D) • 41,20 € (A) • 69,90 sFr.<br />

5. Jamie Oliver: Jamie unterwegs. Dorling Kindersley, 360 S., 24,95 € (D) • 25,70 € (A) • 42,90 sFr.<br />

82<br />

© Elena Abramova<br />

buchjournal 2/2011


In mobilen Übersetzungscomputern stecken mittlerweile so viele Inhalte, dass man damit<br />

ein Regalfach füllen könnte. Wir haben für Sie drei Geräte unter die Lupe genommen.<br />

Mobile Sprachhelfer<br />

TEXT: FRANK MAGDANS<br />

Franklin Explorer<br />

EST-7014<br />

Im Unterschied zu anderen<br />

Geräten richtet sich der<br />

Franklin Explorer explizit an Vielreisende,<br />

der Hersteller preist sein Produkt als<br />

„sprechender 14-sprachiger weltweiter Übersetzer“.<br />

Die Palette reicht von Englisch über Spanisch<br />

und Türkisch bis hin zu Russisch, Arabisch und<br />

Japanisch. Nutzer können sowohl einzelne Wörter<br />

übersetzen als auch Beispielsätze <strong>auf</strong>rufen: Welche<br />

Sehenswürdigkeiten gibt es? Ist hier angeln erlaubt?<br />

Können Sie mir Ihre Visitenkarte geben? Die Auswahl<br />

an Redewendungen ist groß, und alle Sätze spuckt<br />

die Software als Tondatei aus. Obwohl bei der<br />

Sprachausgabe die digitale Herkunft mitschwingt,<br />

gibt es an der Soundqualität wenig zu mäkeln.<br />

Einheimische dürften sofort verstehen, was<br />

man ihnen mitteilen möchte. Darüber hinaus<br />

sind <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gerät auch noch visuelle<br />

Wörterbücher installiert.<br />

Abmessungen: 105 x 77 x 20 mm<br />

Gewicht: 116 g<br />

Preis: 229,90 €<br />

buchjournal 2/2011 83<br />

Quicktionary 2 TS<br />

Prinzipiell ist es<br />

eine gute Idee, Wörter<br />

und Sätze per Lesestift einzuscannen<br />

und zu übersetzen – sofern<br />

man keine Wundermaschine erwartet. Im<br />

Test erkennt der Quicktionary 2TS von Hexaglot<br />

am besten kurze Sätze – doch nur, wenn Nutzer<br />

wie empfohlen den Scankopf gleichmäßig über die<br />

Textpassage oder das einzelne Wort ziehen. Zu<strong>dem</strong><br />

darf das Papier nicht zerknittert sein. Es sind also optimale<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, um gute Ergebnisse<br />

zu erzielen. Deshalb muss man den Scanprozess unter<br />

Umständen auch zwei, drei Mal wiederholen. Wenn das<br />

nicht funktioniere, haben Anwender überdies die Option,<br />

Wörter einzeln mit einem Taststift einzugeben. Der<br />

Quicktionary TS verfügt über vier Sprachen (Deutsch,<br />

Englisch, Französisch, Spanisch), über mehr als<br />

300 000 scannbare Wörter pro Wörterbuch sowie<br />

über 36 000 Redewendungen.<br />

Abmessungen: 173 x 40 x 26 mm<br />

Gewicht: 77 g (ohne Batterie)<br />

Preis: 169,90 €<br />

Casio EX-word<br />

EW-G7000C<br />

Der Casio ist das größte,<br />

schwerste und auch teuerste der<br />

drei hier vorgestellten Geräte. Bildschirm<br />

und Tastatur sind größer und komfortabler –<br />

und der Inhalt konkurrenzlos: Der Nutzer kann<br />

zwischen sage und schreibe 21 Nachschlagewerken<br />

wählen, muss sich allerdings <strong>auf</strong> die Sprachen<br />

Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch beschränken,<br />

und die Reisewörterbücher sind leider<br />

nicht vertont. Wer dar<strong>auf</strong> verzichten kann und sich<br />

<strong>auf</strong> der Reise lieber über kulturelle Eigenheiten informieren<br />

möchte, der profi tiert von <strong>dem</strong> Wissen,<br />

über das dieses Gerät verfügt: Neben Dudens<br />

„Deutschem Universalwörterbuch“ und <strong>dem</strong><br />

„Großen Fremdwörterbuch“ ist „Der große<br />

Brockhaus in einem Band“ an Bord.<br />

Abmessungen: 149 x 107 x 19 mm<br />

Gewicht: 270 g<br />

Preis: 299,90 €


Individuelle Kurztrips in<br />

spannende Metropolen.<br />

Weltweit.<br />

Mit den CityTrips von<br />

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NOW-HOW<br />

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Eine Auswahl<br />

Jeder Titel 144 Seiten<br />

Komplett in Farbe<br />

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Kleine Sprachhilfe<br />

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www.reise-know-how.de<br />

E ine<br />

SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

Die Globetrotter Lars und Niels<br />

Hoffmann paddelten <strong>auf</strong> der<br />

Donau – und berichteten <strong>dem</strong><br />

Buchjournal darüber aus Lappland.<br />

Leider nur am Handy.<br />

Neun Wochen<br />

unterwegs<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

Haupt- und zwei Reservetelefonnummern<br />

hat der Verleger weitergegeben:<br />

Unter ihnen sollen seine beiden Globetrotter<br />

zu erreichen sein. Die Hauptnummer<br />

funktioniert nicht, die erste<br />

Reservenummer dagegen zum Glück<br />

schon. Aber das verabredete Gespräch<br />

kann noch nicht beginnen. „Ich muss erst<br />

meinen Bruder holen“, sagt Lars Hoffmann.<br />

Zehn Minuten später ist dann Niels<br />

am Telefon. Während der ältere Bruder für<br />

die Fotos zuständig ist, ist es der jüngere<br />

für die Worte. Nicht nur für die geschriebenen,<br />

sondern auch für die gesprochenen.<br />

In welchem Teil der Welt sind die beiden<br />

denn gerade unterwegs? „Wir sind in Lappland,<br />

etwas unterhalb des Polarkreises“,<br />

sagt der Herr über die Worte am Handy.<br />

„Lars trainiert mit seinen Hunden für<br />

Schlittenrennen, und ich bin mit Skiern<br />

unterwegs. Zwischendurch machen wir<br />

gemeinsam Skitouren und durchqueren<br />

Gebiete in Nordskandinavien, in Finnland,<br />

Nordschweden und Nordnorwegen.“<br />

Die beiden 37 und 34 Jahre alten Naturburschen<br />

lieben es, draußen zu sein, ganz<br />

besonders im hohen Norden, in Alaska,<br />

Grönland und Skandinavien, weil es hier<br />

noch große, zusammenhängende Wildnisgebiete<br />

gibt. „Man kann hier <strong>auf</strong> Landschaften<br />

treffen, wie sie vor 100, 1 000, vielleicht<br />

sogar vor 10 000 Jahren waren, ohne<br />

dass der Mensch viele Spuren hinterlassen<br />

hat. Es sind sehr intensive Begegnungen<br />

mit der Natur – man kann hier Weite und<br />

Freiheit erleben, wie es an anderen Orten<br />

nicht möglich ist.“<br />

Die einzelnen Touren dauern meist zwischen<br />

zwei und drei Wochen. Dabei sind die<br />

Brüder immer aus eigener Kraft unterwegs,<br />

mit <strong>dem</strong> Kanu, zu Fuß, mit Skiern. Oft bei<br />

eisigen Temperaturen. Jetzt, Ende Februar,<br />

sind es minus 16 Grad. Die Tage vorher war<br />

es noch kälter: bis zu minus 30 Grad.<br />

Im Sommer 2010 aber zog es die beiden<br />

Brüder einmal weiter südlich: Sie paddelten<br />

mit einem Kanu über die Donau. Vom<br />

Schwarzwald zum Schwarzen Meer, 2 848<br />

Kilometer. Aus diesen Erlebnissen ist ein<br />

Buch entstanden: „Gesichter der Donau“.<br />

Es war Zufall, dass es zu der Tour gekommen<br />

ist. Die beiden Sachsen, die in Wesenberg<br />

an der Mecklenburgischen Seenplatte<br />

leben, wenn sie nicht unterwegs sind, kamen<br />

nach einem Tag <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Wasser mit<br />

einem anderen Kanuten, einem Fernsehregisseur,<br />

am Lagerfeuer ins Gespräch. Ein<br />

paar Tage später, als es Ernst wurde und sie<br />

in einem Büro über Abenteuer diskutierten,<br />

die sie gemeinsam unternehmen<br />

könnten, hatten sie die Idee zu der Donaureise.<br />

„Wir haben uns eine Bedenkzeit von<br />

20 Sekunden genommen – und zugesagt.“<br />

84<br />

buchjournal 2/2011


Vom Schwarzwald bis ans Schwarze Meer:<br />

Lars (links) und Niels Hoffmann entdeckten<br />

die Donau gemeinsam mit Hündin Flicka<br />

Zur Person<br />

Lars Hoffmann, geboren 1974, ist Naturfotograf<br />

und Reisender. Er widmet sich außer<strong>dem</strong> intensiv<br />

<strong>dem</strong> Hundeschlittensport und konnte 2006, 2007,<br />

2009 und 2010 erfolgreich mehrere Rennen in<br />

Schweden und Norwegen bestreiten. Sein Bruder<br />

Niels Hoffmann, geboren 1977, ist Diplom-Ingenieur<br />

für Forstwirtschaft und Umweltmanagement<br />

und seit 2009 als freiberufl icher Autor tätig.<br />

Im Mai ging es dann los. Die beiden Brüder<br />

setzten sich zusammen mit Lars Hoffmanns<br />

Hündin Flicka ins Kanu und paddelten<br />

die Donau entlang. Begleitet wurden sie<br />

von einem Kamerateam, das einen Sechsteiler<br />

für das ZDF und für 3sat drehte (gesendet<br />

wurde die Serie Ende 2010, wiederholt wird<br />

sie vom 11. bis 16. Juli 2011 <strong>auf</strong> 3sat, jeweils<br />

um 19.30 Uhr). Drei Wochen waren sie unterwegs,<br />

mit Zelten, Schlafsäcken, Kameraausrüstung<br />

und Proviant, meist zu Wasser,<br />

manchmal aber auch zu Land. Wenn die Donau<br />

nicht zugänglich war für Kanus,<br />

packten die Brüder auch schon mal alles <strong>auf</strong><br />

einen Anhänger und schoben es über Stock<br />

und Stein.<br />

Weil Fernsehen <strong>auf</strong>wendig ist, sie nur<br />

begrenzt Zeit hatten und mit <strong>dem</strong> Kamerateam<br />

nicht die ganze Donau befahren<br />

konnten, brachen sie nach ihrer Rückkehr<br />

gleich noch einmal <strong>auf</strong>. Dieses Mal waren<br />

sie neun Wochen unterwegs, und dieses<br />

Mal paddelten sie die ganze Strecke. Gemeinsam<br />

mit Hündin Flicka, Niels Hoffmanns<br />

Hund Mole und Malin, einer Freundin<br />

der beiden Brüder aus Schweden. Drei<br />

Menschen, zwei Hunde und zwei Kanus.<br />

buchjournal 2/2011 85<br />

© Lars und Niels Hoffmann<br />

Geplant waren Anfang und Ende. Wo<br />

und wann sie anlegten und wie lange sie<br />

blieben, überließen sie dagegen <strong>dem</strong> Zufall,<br />

immer <strong>auf</strong> der Suche nach Begegnungen<br />

mit Landschaften und Menschen<br />

– nach ihren Gesichtern der Donau. Zwischen<br />

20 und 85 Kilometer am Tag waren<br />

sie stromabwärts unterwegs, oder aber sie<br />

blieben auch mal einen Tag an Land.<br />

Lars fotografi erte, Niels schrieb die Geschichten<br />

der Begegnungen <strong>auf</strong>, so, wie sie<br />

das immer bei ihren Touren machen. Für<br />

Vorträge, Bildausstellungen und Reportagen,<br />

mit denen die beiden ihr Leben und<br />

ihre Reisen fi nanzieren. Und eben auch für<br />

den Bildband über die Donaureise, der in<br />

großformatigen Fotos und in Geschichten<br />

von den Begegnungen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Wasserl<strong>auf</strong><br />

und an ihm erzählt. Und von <strong>dem</strong>, was für<br />

die Brüder an ihm so besonders ist.<br />

„Die Donau ist ein spannender Fluss, weil<br />

er sehr viel Unterschiedliches miteinander<br />

verbindet“, sagt Niels Hoffmann. „Man paddelt<br />

los, der Fluss bleibt immer der gleiche,<br />

aber die Landschaften und Leute, die Orte,<br />

die Kulturen und die Infrastrukturen ändern<br />

sich. Es wird immer wilder, immer ruhiger<br />

und immer weiter. Dann kommt man<br />

ans Meer – und das Naturerlebnis ist gerade<br />

am Ende überwältigend.“<br />

Das Buch, in das die zwei Donaureisen der<br />

Hoffmann-Brüder gemündet sind, macht<br />

Lust dar<strong>auf</strong>, in Ruhe unterwegs zu sein und<br />

nicht alles zu planen, sondern offen zu sein<br />

für das, was einem begeg<strong>net</strong>. Oder aber es<br />

sich zu Hause gemütlich zu machen und<br />

lesend mit ihnen loszuziehen. Nach Österreich<br />

und Ungarn, Kroatien und Serbien,<br />

Bulgarien und Rumänien. An Städten vorbei,<br />

die sich mit Mauern gegen das Wasser<br />

ebenso wie gegen Kanuten abschotten. Vor<br />

allem aber vorbei an schönen, einladenden<br />

Landschaften, wo man gastfreundlichen<br />

Menschen begeg<strong>net</strong> – bis die Donau nach<br />

2 848 Kilometern tatsächlich im Meer <strong>auf</strong>geht.<br />

<br />

Lesezeichen<br />

Lars und Niels Hoffmann:<br />

Gesichter der Donau. Ein<br />

Fotograf und ein Autor im<br />

Kanu zum Schwarzen Meer?<br />

Edition Morizaner, 200 S.,<br />

29,90 € (D / A) • 43,50 sFr.<br />

Bücher fürs<br />

Handgepäck<br />

Neu im Frühjahr 2011:<br />

Außer<strong>dem</strong> lieferbar:<br />

Ägypten, Argentinien,<br />

Bali, China, Himalaya,<br />

Hongkong, Indien,<br />

Indo nesien, Island, Japan,<br />

Kanada, Kapverden, Kreta,<br />

Malediven, Marokko, Mexiko,<br />

Myanmar, Norwegen,<br />

Provence, Sahara, Schweiz,<br />

Tessin, Thailand, Toskana<br />

Jeder Band ca. 224 Seiten<br />

Ab 9.90 / sFr. 15.90<br />

Unionsverlag<br />

www.unionsverlag.com


© Gorfer Volle<br />

SCHWERPUNKT REISE UND SPRACHEN<br />

Es kann, muss aber nicht gleich um die ganze Welt gehen: Fahrradbücher sind gute Ratgeber bei richtig<br />

langen Touren ebenso wie bei Ausflügen in die Nachbarschaft. Und sie geben Tipps, wie es leichter geht.<br />

Muskelkraft voraus<br />

TEXT: DAGMAR WOLF<br />

E twa<br />

440 000 Kilometer hat der Rad-<br />

Abenteurer Tilmann Waldthaler in den<br />

vergangenen 32 Jahren zurückgelegt, macht<br />

13 750 Kilometer pro Jahr. Ausschließlich <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Fahrrad! Das ist nur etwas weniger, als<br />

ein Durchschnittsdeutscher in derselben<br />

Zeit mit <strong>dem</strong> Auto fährt. Mit <strong>dem</strong> Fahrrad<br />

kommt Otto Normalverbraucher jährlich allerdings<br />

nur <strong>auf</strong> rund 1 500 Kilometer. Dabei<br />

gibt es in Deutschland fast doppelt so viele<br />

Drahtesel wie Autos und fast so viele Fahrräder<br />

wie Einwohner: 69 Millionen.<br />

Dennoch steht Deutschland in Sachen<br />

Strampellust gar nicht übel da. Auch wenn<br />

es mit Radnationen wie den Niederlanden<br />

nicht mithalten kann. In Amsterdam macht<br />

der Anteil der Fahrräder am Gesamtverkehr<br />

bis zu 50 Prozent aus. Hierzulande ist Freiburg<br />

mit 26 Prozent am Verkehrsanteil<br />

schon spitze; insgesamt<br />

liegt er bei zwölf Prozent.<br />

Ob sportlich<br />

oder gemütlich:<br />

Radfahren macht<br />

Spaß und tut gut<br />

Aber, so haben Umfragen ergeben, immerhin<br />

14 Prozent der Bundesbürger nutzen ihren<br />

Drahtesel fast täglich.<br />

Auch im Urlaub ist das Rad ein beliebtes<br />

Fortbewegungsmittel. 15,6 Millionen Deutsche<br />

haben laut Trendscope-Marktstudie<br />

2010 bereits einen Radurlaub mit mindestens<br />

einer Übernachtung unternommen.<br />

5,6 Millionen Deutsche sind im Urlaub sogar<br />

regelmäßig per pedale unterwegs.<br />

Und wo wird geradelt? „Da, wo es schön<br />

ist“, sagt Uta Voigt. Meist in Deutschland.<br />

Immerhin gibt es hier ein touristisches Radwege<strong>net</strong>z<br />

von rund 75 900 Kilometern. Die<br />

70-jährige Detmolderin unternimmt regelmäßig<br />

Radtouren, ob als Tagestrip von zu<br />

Hause aus oder auch über mehrere<br />

Tage. Im vergangenen Sommer<br />

war sie mit ihrem Mann<br />

knapp zwei Wochen unterwegs,<br />

von Kassel bis Bad Wiessee.<br />

„Weil mir aber 80 bis 100 Kilometer<br />

am Tag zu viel waren und<br />

ich am Berg oft schieben musste,<br />

bin ich morgens mit unserem Bus<br />

vorausgefahren, dann meinem<br />

Mann entgegen und schließlich sind wir zusammen<br />

bis zum Campingplatz geradelt.“<br />

Das wird in diesem Jahr anders sein. Diesmal<br />

nämlich wird Uta Voigt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> E-Bike,<br />

<strong>dem</strong> Elektrorad, unterwegs und entsprechend<br />

mobiler sein – und dann muss ihr<br />

Mann mal morgens erst ans Steuer und seiner<br />

Frau dann entgegenkommen.<br />

E-Bikes machen das Radeln einfacher.<br />

Aber auch Gewichtstuning bringt einiges.<br />

Wo sich überall sparen lässt – angefangen<br />

vom Reifen über Lenker und Sattel bis hin<br />

zu Kleidung und Campingausstattung –<br />

hat Roland Schmellenkamp detailliert in<br />

seinem Ratgeber „Fahrradfahren ultraleicht“<br />

zusammengestellt.<br />

Die meisten „Radwanderer“, also Radtouristen,<br />

die von einem Ort zum nächsten fahren,<br />

brauchen allerdings weder Zelt noch<br />

Schlafsack. Sie bevorzugen Pensionen. „Regio-Radler“<br />

unternehmen von einem festen<br />

Standpunkt aus – meist einer Ferienwoh-<br />

86 buchjournal 2/2011


nung – Tagestouren in die Umgebung. Und<br />

die „Urlaubsradler“, die in den Ferien neben<br />

anderen Freizeitaktivitäten auch mal radeln,<br />

fi ndet man sowohl <strong>auf</strong> Campingplätzen<br />

als auch in Pensionen oder Hotels.<br />

Insgesamt ist der Radtourismus ein bedeutender<br />

Wirtschaftsfaktor in Deutschland.<br />

Davon profi tieren besonders Bayern,<br />

»5,6 Millionen<br />

Deutsche fahren im<br />

Urlaub regelmäßig<br />

mit <strong>dem</strong> Rad«<br />

Franken und Mecklenburg-Vorpommern,<br />

die mit Abstand beliebtesten Radreiseregionen<br />

hierzulande. Die meistbefahrenen<br />

Radfernwege sind der Elbe- und der Mainradweg.<br />

Und der Donauradweg, der von<br />

Passau bis nach Wien führt. Wer dort angekommen<br />

ist, sollte sich ein paar Tage Zeit<br />

nehmen, um Österreichs Hauptstadt zu<br />

ent decken. Anregungen für Entdeckungstouren<br />

per Rad fi nden sich in <strong>dem</strong> Buch<br />

„Ausgenommen Radfahrer. Auf zwei Rädern<br />

durch den Wiener Großstadtdschungel“.<br />

Der „Großstadtdschungel“ wäre sicherlich<br />

etwas für Timo Schneider. Der 42-Jährige,<br />

der in seiner Freizeit Mountainbike<br />

fährt, liebt beim Radeln den Kick: „Ein bisschen<br />

fühle ich mich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Rad wie ein<br />

Lesezeichen<br />

8,90 € (D) • 9,20 € (A) • 13,90 sFr.<br />

Historische Mo-<br />

2. Uwe Mauch: Ausgenommen Radfahrer. Auf zwei Rädern durch den mente Wiener (von Großstadtdschungel. links): Metroverlag,<br />

96 S., 14,90 € (D / A) • 23,50 sFr.<br />

Das Bild der Trüm-<br />

3. Steve Razzetti u. a.: Traumtouren mit <strong>dem</strong> Fahrrad. Die schönsten merfrauen und abenteuerlichsten hat Routen der Welt. Delius<br />

Klasing, 192 S., 29,90 € (D) • 30,80 € (A) • 49,90 sFr.<br />

sich ins Bewusst-<br />

4. Michael Moll: Baltikum per Rad. Litauen – Lettland – Estland. W. Kettler, sein320<br />

S., 14,80 € (D) • 15,30 € (A) •<br />

23,50 sFr.<br />

5. Udo Wallraf: Mit <strong>dem</strong> Fahrrad zu Klöstern, Kirchen und Kapellen. Die 12 schönsten Radtouren im Erzbistum<br />

Köln. J. P. Bachem, 128 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

buchjournal 2/2011 87<br />

Cowboy – den Sattel unterm Hintern, den<br />

Wind um die Nase. Das ist echtes Abenteuer“,<br />

sagt er. Anregungen für seine Touren<br />

könnte er sich beim Blättern durch den<br />

Band „Traumtouren mit <strong>dem</strong> Fahrrad“ holen.<br />

Mehr als tolle Appetitmacher sind diese<br />

Reiseberichte von allen fünf Kontinenten<br />

allerdings nicht – für Ausführlicheres ist<br />

<strong>auf</strong> knapp 200 Seiten kein Platz.<br />

Jede Menge Informationen zu Touren, Sehenswürdigkeiten<br />

und Unterkünften bietet<br />

hingegen das Büchlein „Baltikum per Rad“<br />

aus der Reihe der Cyclos-Fahrrad-Reiseführer.<br />

Dafür ist es sehr nüchtern und nur<br />

schwarz-weiß gestaltet. Wer diese radtouristisch<br />

eher wenig erschlossene Region im<br />

Nordosten Europas erkunden will, wird <strong>auf</strong><br />

den 320 Seiten aber viel Nützliches fi nden.<br />

Gute Karten braucht man natürlich auch.<br />

Der Maßstab 1 : 50 000 wird in der Regel ausreichend<br />

sein. „Außer<strong>dem</strong> würde ich nie<br />

mehr <strong>auf</strong> GPS verzichten wollen“, sagt Timo<br />

Schneider. Mit diesem Navigationssystem<br />

lassen sich Touren detailliert planen und<br />

dann nachfahren. Für etliche Strecken fi nden<br />

sich im Inter<strong>net</strong> fertige GPS-Daten, die<br />

man sich herunterladen kann. Auch der<br />

Bachem Verlag bietet diesen Service an,<br />

etwa begleitend zum neuen Ratgeber „Mit<br />

<strong>dem</strong> Fahrrad zu Klöstern, Kirchen und Kapellen.<br />

Die 12 schönsten Radtouren im Erzbistum<br />

Köln“. Zu entdecken gibt es eben<br />

überall etwas, selbst – oder vor allem – abseits<br />

bekannter Radregionen. <br />

1. Roland Schmellenkamp: Fahrradfahren ultraleicht. Material, Ausrüstung, Ergonomie. Conrad Stein Verlag, 128 S.,<br />

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ISBN 978-3-86690-228-2,<br />

€ 39,95 (D), € 41,20 (A), sFr 69,90<br />

www.nationalgeographic.de<br />

NEU


© David Howells / Corbis<br />

© Gabriella Meros<br />

Bücherköpfe<br />

Monica Seles<br />

Zurück ins Leben gespielt:<br />

Ex-Tennisstar Monica Seles<br />

Kein Name ist so legendär mit lautem Stöhnen<br />

verbunden wie ihrer: Monica Seles. Mit beidhändigem<br />

Powerspiel ächzte sie jeden Ball übers<br />

Netz. Wurde mit 16 jüngste French-Open-Gewinnerin<br />

aller Zeiten, stürzte Steffi Graf als Weltranglistenerste<br />

vom Tennis-Thron. Bis der psychisch<br />

kranke Günter Parche die Serbin beim Tennisturnier<br />

in Hamburg 1993 mit einem Messer verletzte.<br />

So weit ist die Geschichte der Monica Seles bekannt.<br />

Die Depressionen, Ängste, der Krebstod<br />

des Vaters, mit <strong>dem</strong> sie nicht fertigwurde, blieben<br />

indes Andeutung. Zum Erfolg erzogen, kompensierte<br />

die junge Frau seelische Tiefs mit Fressattacken,<br />

die jeden Comeback-Versuch zunichtemachten.<br />

Sie hat ein hartes Match zurück ins Leben<br />

gespielt und alles <strong>auf</strong>geschrieben: „Immer<br />

wieder <strong>auf</strong>stehen“ (Pendo). Satz und Sieg. <br />

Veronika Ferres<br />

TEXT: ANITA STRECKER<br />

Sie ist das Superweib.<br />

Nicht nur weil ihr mit<br />

<strong>dem</strong> gleichnamigen Film<br />

von Sönke Wortmann<br />

Engagiert sich für<br />

1996 der Durchbruch gelang<br />

oder ihr Äußeres<br />

den Titel nahelegt. Der<br />

darf bei Veronika Ferres<br />

Kinder in Not: auch kämpferisch inter-<br />

Veronika Ferres pretiert werden. Der Weg<br />

der Tochter eines Kohlenhändlers<br />

aus Solingen war kein Durchmarsch<br />

nach oben. Aber sie hat es geschafft, auch<br />

wenn sie mit ihrer jüngsten <strong>Liebe</strong>, <strong>dem</strong> Gründer<br />

der umstrittenen AWD-Finanzberatung Carsten<br />

Maschmeyer, Schlagzeilen liefert. Doch Ferres<br />

glaubt an das Gute, engagiert sich für misshandelte<br />

Kinder und schreibt darüber, in ihrem neuen<br />

Buch „Kinder sind unser Leben“ (Droemer<br />

Knaur). <br />

© Carin Verbruggen<br />

Heleen van Royen<br />

Sie nennt sich eine Neofeministin, die zeitgenössische<br />

Version von Anja Meulenbelt, der Alice<br />

Schwarzer der Niederlande. Wenngleich die<br />

Mittel, die Heleen van Royen einsetzt, bisweilen<br />

verwundern. Die 46-Jährige, die mit ihren<br />

Reizen nicht hinterm Berg halten muss, poste<br />

mit ihrem Mann schon für den „Playboy“ und<br />

schreibt einen rotzfrech-provokanten Bestseller<br />

über Sex, Erotik, <strong>Liebe</strong> und Hausfrauendasein<br />

nach <strong>dem</strong> anderen. Ihr Debüt „Die glückliche<br />

Hausfrau“ wurde fürs Kino verfi lmt. Tabus waren<br />

gestern. Die studierte Journalistin und Mutter<br />

zweier Kinder nimmt kein Blatt vor den<br />

Mund, hat es auch als Kolumnistin nie getan<br />

Wolfgang Niedecken<br />

Et Levve ess en Autobahn. Natürlich versteht das<br />

jeder. Dank ihm ist Kölsch nicht mehr Babylon:<br />

Wolfgang Niedecken. Kopf der Kölner Rockband<br />

BAP. 60 ist er gerade geworden, auch wenn das<br />

niemand glauben mag. Andererseits: Das, was<br />

den Sohn eines Kolonialwarenhändlers alles umgetrieben<br />

hat, braucht so viel Zeit. Internatsschule,<br />

„uss dämm Jung muss ens jet Besseres weede“,<br />

Entdeckung des Rock ’n’ Roll, Schulbands,<br />

Kunststudium mit Aufenthalt in New York und die<br />

Suche nach <strong>dem</strong> Weg zwischen bildender Kunst<br />

und Musik. Jraduss ging nichts, aber die Musik hat<br />

gesiegt. Wolfgang Niedecken hat den Rock ’n’ Roll<br />

ins Kölsche übersetzt, hat Höhenfl üge, Rückschläge,<br />

politisches Engagement in Lieder gepackt. Hat<br />

mit BAP als Vorgruppe der Rolling Stones <strong>auf</strong> der<br />

© Tina Niedecken<br />

und brachte mit ihren Enthüllungen<br />

2004 gar den Amsterdamer<br />

Stadtrat Rob Oudkerk<br />

zu Fall, als sie seine Vorliebe<br />

für Pornoseiten im Inter<strong>net</strong> und Besuche <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Straßenstrich lustvoll enthüllte. Der linke<br />

Lokalpolitiker hatte vor der schönen Heleen van<br />

Royen damit geprahlt. Wer fremdgeht, wird bestraft<br />

– darum geht es auch in ihrem jüngsten<br />

Roman „Testkörper“. Natürlich bestsellerverdächtig.<br />

<br />

^ Heleen van Royen: „Testkörper“. Übersetzt von<br />

Kristina Kreuzer. Krüger, 178 S., 14,95 € (D) •<br />

15,40 € (A) • 23,50 sFr.<br />

Bühne gestanden, mit Bruce Springsteen ge -<br />

s pielt, vier Kinder großgezogen, hat Afrika bereist<br />

und sich eingemischt. Er engagiert sich für Kindersoldaten<br />

in Uganda, kämpft gegen Rassismus.<br />

„Für ’ne Moment“ (Hoffmann und Campe). So<br />

heißt seine Autobiografi e. Eine Moment<strong>auf</strong>nahme,<br />

es geht ja weiter. <br />

Jraduss ging bei ihm nichts: Wolfgang Niedecken<br />

88<br />

Frech, freizügig,<br />

bestsellerverdächtig:<br />

Heleen van Royen<br />

buchjournal 2/2011


uchjournal 2/2011 89<br />

11 FRAGEN AN<br />

Dieter Nuhr<br />

Beatles oder Beethoven? Gibt’s auch was für Jungsenioren?<br />

Ich nehme die Beatles …<br />

Obere oder untere Brötchenhälfte? Die, wo was dr<strong>auf</strong> ist.<br />

Brief oder E-Mail? Mail ist erheblich praktischer. Bei der<br />

Kommunikation mit den Stadtwerken verzichte ich gern <strong>auf</strong> Romantik.<br />

Schokolade oder Popcorn? Tagliatelle. Oder<br />

asiatisch. Mit viel Chili.<br />

Rot oder ...? Ich dachte, die Frage hätte sich mit <strong>dem</strong><br />

Mauerfall erledigt.<br />

Italien oder Alaska? Italien!!!! Alaska gern für ein paar Tage,<br />

wenn Frau Palin nicht zu Hause ist.<br />

Tanzen oder Gläserschwenken? Guter Wein schwappt<br />

über beim Tanzen. Nach einer Flasche schwankt aber nicht nur das<br />

Glas. Deshalb bin ich da vorsichtig.<br />

Hund oder Katze? Gern Rind. Medium.<br />

Früh<strong>auf</strong>steher oder Langschläfer? Schlafen<br />

ist eine meiner hervorstechenden Fähigkeiten. Das übe ich<br />

täglich. Ausgiebig. So wird man 120.<br />

Kafka oder Stephen King? Haruki Murakami.<br />

Morgen oder übermorgen? Wie’s grad kommt. Nuhr die Ruhe.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.<br />

Redaktionsleiter<br />

Eckart Baier, e.baier@buchjournal.de ......................................................-373<br />

Redakteurin<br />

Dr. Sabine Schmidt, s.schmidt@buchjournal.de ...................................... -278<br />

Grafi k<br />

Denis Stanisic, d.stanisic@mvb-online.de ...............................................-398<br />

Schlussredakteurin<br />

Dr. Andrea Rinnert, a.rinnert@mvb-online.de<br />

Redaktionsservice<br />

Yvonne Messer, y.messer@mvb-online.de ..............................................-468<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Nicola Bardola, Ulrich Baron (ub), Elisabeth Böker (bök), Christina Busse,<br />

Meike Dannenberg (dan), Holger Ehling, Tobias Gohlis, Elisabeth Grün (eg),<br />

Stefan Hauck, Verena Hoenig, Nils Kahlefendt, Alexander Kluy (ky), Frank<br />

Magdans, Regine Meyer-Arlt, Ronald Meyer-Arlt (rma), Brigitte Preissler,<br />

Ulrich Rüdenauer, Hanna Schindehütte (hs), Wolfgang Schneider (wos),<br />

Christoph Schröder (cs), Margarete von Schwarzkopf, Cordula Stratmann,<br />

Anita Strecker (ana), Sebastian Tonner, Alice Werner (aw), Hendrik Werner<br />

(hw), Dagmar Wolf<br />

Verlag<br />

MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH<br />

Geschäftsführer: Ronald Schild<br />

Verlagsleiter: Dr. Torsten Casimir<br />

Anschrift des Verlags und der Redaktion<br />

Großer Hirschgraben 17 – 21, 60311 Frankfurt am Main<br />

Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 / 1306-0 • Fax: 069 / 1306-424<br />

mail@buchjournal.de, www.buchjournal.de<br />

Anzeigen<br />

Dr. Jörg Gerschlauer (verantwortlich)<br />

Florian Böhler, f.boehler@mvb-online.de ................................................ -219<br />

Stefanie Fries, s.fries@mvb-online.de ..................................................... -213<br />

Daniela Kahl, d.kahl@mvb-online.de ...................................................... -237<br />

Jessica Klein, j.klein@mvb-online.de ....................................................... -218<br />

Marisa Wirth, m.wirth@mvb-online.de ...................................................-612<br />

Fax: 069 / 13 06-209; anzeigen@mvb-online.de<br />

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Es gilt Tarif Nr. 64 vom 1.1.2011<br />

Marketing & Vertrieb<br />

Serviceline, serviceline@mvb-online.de..................................................-550<br />

Fax: 069 / 13 06-255<br />

Litho und Druck<br />

Druckhaus Main-Echo GmbH & Co. KG, Aschaffenburg<br />

Durchwahl<br />

Sie wählen 069 / 1306 und dann die angegebene Durchwahl<br />

GANZ ODER GAR NICHT<br />

^ Dieter Nuhr wurde am 29. Oktober 1960 in Wesel<br />

geboren. Eigentlich ist er Kunst- und Geschichtslehrer.<br />

1992 begann er mit ersten Solo<strong>auf</strong>tritten. 2010 wurde er<br />

zum dritten Mal mit <strong>dem</strong> Deutschen<br />

Comedypreis als bester Komiker<br />

ausgezeich<strong>net</strong>.<br />

Dieter Nuhr: Der ultimative Ratgeber<br />

für alles.<br />

Bastei Lübbe, 304 S., 12,99 € (D) •<br />

13,40 € (A) • 20,50 sFr.<br />

Die Rubrik Buchtipps ist von Verlagen fi nanziert. Eine Verwertung der urheberrechtlich<br />

geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung,<br />

ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig<br />

und strafbar, soweit sich aus <strong>dem</strong> Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.<br />

Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in<br />

elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung<br />

des Verlages unzulässig.<br />

Preisangaben in redaktionellen Beiträgen und im Anzeigenteil erfolgen<br />

ohne Gewähr, die mit € gekennzeich<strong>net</strong>en Preise für Bücher sind die in<br />

Deutschland geltenden gebundenen Ladenpreise. Preisangaben deutscher<br />

Verlage in € (A) sind unverbindliche Preisempfehlungen gemäß österreichischem<br />

Preisbindungsgesetz. Preisangaben in Schweizer Franken sind<br />

unverbindliche Preisempfehlungen.<br />

Abonnement: Inland 30,– €, Ausland 40,50 € pro Jahr inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.<br />

Das Buchjournal erscheint sechsmal im Jahr und ist in etwa 2500<br />

Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich.<br />

Das Buchjournal ist Mitglied der Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW).<br />

© Die Kulturagenten


Ratelust<br />

Ritterrüstung<br />

Gefäß<br />

für<br />

Schnittblumen<br />

bloß<br />

asiatischeRaubkatze<br />

Initialen<br />

von<br />

Goldoni<br />

einst,<br />

vormals<br />

Stadt<br />

an der<br />

Bode<br />

französischer<br />

unbest.<br />

Artikel<br />

schmal<br />

7<br />

8<br />

dt. Schauspielerin(Veronika...)<br />

ökonomischlohnenswert<br />

österreichischer<br />

Autor<br />

(Arno ...)<br />

deutsche<br />

Vorsilbe<br />

Mitlaut<br />

Pädagogin<br />

englischeSchulstadt<br />

dt.<br />

Rockmusiker<br />

Wahlzettelbehälter<br />

US-<br />

Thrillerautorin<br />

(Kathy ...)<br />

it. Autor<br />

Mitlaut<br />

Laute<br />

von<br />

Hunden<br />

offiziellerWiderruf<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

6<br />

5<br />

et<br />

cetera<br />

(Abk.)<br />

Feuersbrunst<br />

englisch:<br />

bei<br />

4<br />

3<br />

ital. Abschiedsgruß<br />

Kinderkrankheit<br />

westbritischeHalbinsel<br />

hin<br />

und ...<br />

Satz<br />

Toilette<br />

(Abk.)<br />

1<br />

norwegischeHauptstadt<br />

US-<br />

Romanautor<br />

dunkles<br />

englisches<br />

Bier<br />

Nachtlager<br />

im<br />

Freien<br />

Brause<br />

starker<br />

Zweig<br />

Symbol<br />

des<br />

Judentums<br />

Obergrenze<br />

Abk.:<br />

Beiname<br />

bestimmter<br />

Artikel<br />

(4. Fall)<br />

90<br />

Mutter<br />

der Nibelungenkönige<br />

2<br />

höchster<br />

Berg im<br />

Kaukasus<br />

Senden Sie Ihre Lösung per Postkarte an: Redaktion Buchjournal, Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt / Main, oder per<br />

E-Mail an raetsel@buchjournal.de. Bitte teilen Sie uns dabei mit, in welcher Buchhandlung Sie das Buchjournal erhalten<br />

haben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss: 1. Juni 2011<br />

1. Preis Gewinnen Sie<br />

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Wie heißt die Autorin?<br />

Sie ist eine der begehrtesten<br />

Komikerinnen, hat 2010 ihren<br />

ersten Roman veröffentlicht –<br />

und schreibt fürs Buchjournal<br />

Sollten Sie mit der Zusendung weiterer Informationen des Buchjournals per E-Mail nicht einverstanden sein, teilen Sie uns dies bitte in Ihrer Einsendung<br />

mit. Der Zusendung des Newsletters können Sie jederzeit unter newsletter@buchjournal.de widersprechen. Die Teilnahme am Gewinnspiel ist<br />

von der Erklärung Ihres Einverständnisses unabhängig. Einsendungen, die unter Zuhilfenahme von automatisierten Systemen erstellt werden, die <strong>dem</strong><br />

massenhaften Ausfüllen und Einsenden von Lösungskarten dienen, werden nicht berücksichtigt.<br />

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2. Preis Ein Exemplar der Jubiläumsedition<br />

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Pressearbeit<br />

(engl.<br />

Abk.)<br />

schweiz.<br />

Autor<br />

(† 1991)<br />

röm.<br />

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fünfzig<br />

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Buchjournal<br />

erscheint am<br />

16. Juni<br />

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Fantasy-<br />

Autor<br />

Aufl ösung aus Heft 1 / 2011<br />

B A A E A J<br />

R A D I K A L Z E I T M E S S E R<br />

G E C K O P A L A N E U T O<br />

T I T E R R A A N S T O S S<br />

N A N D U<br />

T E R I<br />

A N I T<br />

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Z B E<br />

D T E E<br />

P L A T O P G S I R U P<br />

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T L I K O A L A R O B E R<br />

T I N D E M S T R A T M A N N<br />

D O U B E L N<br />

SUEDEN<br />

H O L T B A N G E<br />

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Krimis und Taschenbücher<br />

und wir<br />

eröffnen die Grillsaison.<br />

Außer<strong>dem</strong> widmen<br />

wir uns den Themen<br />

Frauen-Fußball,<br />

Musik und Haustiere.<br />

buchjournal 2/2011


Wir suchen Buchjournal-Leserinnen<br />

und -Leser, die gern schreiben!<br />

Dr. Ingrid Böttcher<br />

Mitglied im Literarischen<br />

Beirat der Schule<br />

des Schreibens<br />

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● werden Sie erfolgreicher im Beruf,<br />

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● bekommen Sie Anerkennung<br />

und Bestätigung,<br />

● verdienen Sie neben- oder<br />

hauptberuflich Geld,<br />

● schaffen Sie sich einen schönen<br />

Ausgleich zum Alltag.<br />

Mit der Schule des Schreibens eignen Sie<br />

sich das „Handwerk“ eines Autors an.<br />

Sie machen mehr aus Ihrer <strong>Liebe</strong> zum Schreiben<br />

und zur Literatur. Mit <strong>dem</strong> richtigen Handwerkszeug<br />

können Sie Ihre Ideen in Worte fassen, die gedruckt<br />

und gelesen, gesendet und gehört werden.<br />

Beginnen Sie deshalb jetzt. Lernen Sie –<br />

zu Hause, in Ihrer Freizeit – die Kunst und<br />

Technik des Schreibens.<br />

Über 40 Jahre in der Vermittlung der kreativen<br />

Techniken des Schreibens per Fernunterricht haben<br />

uns immer wieder bestätigt: Wer den Wunsch hat zu<br />

schreiben, besitzt auch die Fähigkeit, um erfolgreich<br />

zu schreiben. Warten Sie also nicht <strong>auf</strong> die große<br />

Inspiration – fangen Sie einfach an!<br />

Die meisten Autoren werden „gemacht“.<br />

Unser tägliches „Lesefutter“ kommt in der Regel von<br />

guten, aber unbekannten Autoren. Diese Menschen<br />

haben ihren Wunsch vom Schreiben verwirklicht:<br />

Sie haben das Schreiben gründlich und von der Pike<br />

<strong>auf</strong> gelernt. In sorgfältiger Arbeit _ und mit einer<br />

systematischen Ausbildung. Schreiben ist nicht das<br />

Privileg weniger Auserwählter, sondern erlernbares<br />

Handwerk, und das kann Ihnen die Schule des<br />

Schreibens vermitteln.<br />

Lesen Sie diesen Brief<br />

bitte nur, wenn Sie<br />

das Gratis-Angebot<br />

nicht annehmen wollen!<br />

<strong>Liebe</strong> Buchjournal-Leserin,<br />

lieber Buchjournal-Leser,<br />

Corinna Luerweg<br />

Lektorat der Schule des<br />

Schreibens<br />

als Lektorin der Schule des Schreibens bin ich etwas<br />

überrascht.<br />

Für viele Leser dieser Zeitschrift ist das professionelle<br />

Schreiben – die Schriftstellerei – der große Lebenstraum.<br />

Aber nur erstaunlich wenige fordern dann auch<br />

tatsächlich unser Gratis-Angebot an.<br />

Ich frage mich natürlich – warum? Halten Sie sich etwa<br />

für zu wenig begabt? Fehlt Ihnen der Mut, jetzt aktiv zu<br />

werden? Oder befürchten Sie gar, dass das Gratis-Angebot<br />

für Sie doch nicht kostenlos und unverbindlich ist?<br />

Ich möchte Ihnen noch einmal versichern: Sie erhalten<br />

die Einladung zum kostenlosen Lehrgangs-Test, den<br />

wertvollen „Leitfaden für alle, die gern schreiben“, sowie<br />

die Tipps von Bestseller-Autoren vollkommen gratis<br />

und ohne Verpfl ichtung.<br />

Also, tauchen Sie ein in die Welt des Schreibens.<br />

Lesen Sie zu Hause alle Informationen ganz in Ruhe<br />

durch. Sie brauchen uns nichts zurückzuschicken.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Ihre<br />

Corinna Luerweg<br />

PS: Ganz neu ist unsere Roman-Werkstatt! Fordern<br />

Sie jetzt mit Ihren Gutschein mehr Infos an!<br />

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Kinder- und Jugendliteratur<br />

JA,<br />

für 4-teiliges GRATIS-Angebot für Buchjournal-Leser ab 18 Jahren<br />

schicken Sie mir bitte das 4-teilige Gratis-Informationspaket<br />

mit Leitfaden, 15 goldenen Regeln und der Einladung, meinen<br />

Wunschlehrgang kostenlos zu testen.<br />

Ich interessiere mich für<br />

❑ Die Große Schule des Schreibens –<br />

eine umfassende Gesamtausbildung<br />

❑ Belletristik<br />

❑ Roman-Werkstatt<br />

Ich möchte schreiben können (Mehrfachnennung möglich)<br />

❑ als Hobby ❑ für meinen jetzigen Beruf<br />

❑ um mich mündlich und schriftlich besser<br />

ausdrücken zu können<br />

❑ für einen Nebenverdienst ❑ um eventuell<br />

eines Tages hauptberuflich als Autor tätig<br />

zu sein.<br />

Vorname Name<br />

Straße/Hausnummer<br />

Postleitzahl/Wohnort<br />

Erinnerungen<br />

Reiseberichte<br />

Krimis<br />

Sachbücher<br />

Romane<br />

<strong>Liebe</strong>sromane<br />

Kurzgeschichten<br />

Science Fiction<br />

Auf welchem Gebiet<br />

möchten Sie erfolgreich<br />

schreiben lernen?<br />

So bilden wir Sie aus, so fördern wir Sie:<br />

Die Methode Fernstudium hat sich gerade für<br />

kreativ Schaffende bestens bewährt. Sie lernen<br />

zu Hause, in Ihrer Freizeit, wann immer Sie<br />

wollen, völlig unabhängig. Aus Lehrmaterial, das<br />

bekannte, erfolgreiche Schriftsteller, Journalisten,<br />

Redakteure, Lektoren und Pädagogen geschrieben<br />

haben.<br />

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❑ Die Große Schule der Belletristik<br />

❑ Kinder- und Jugendliteratur<br />

❑ Schreiben für Sach-<br />

und Fachmedien<br />

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Ihre Begabung, Ihr Können, Ihre Kreativität!<br />

Die Beschäftigung mit Sprache und Literatur steigert<br />

Ihre Ausdrucksfähigkeit, schärft Ihr Stilgefühl, schult<br />

Ihr Denkvermögen, weitet Ihren Horizont ... Ihre<br />

Arbeiten werden anerkannt und vielleicht sogar bewundert,<br />

beruflich wie privat. Welche vergleichbare<br />

Ausbildung könnte Ihnen alle diese Vorteile bieten?<br />

Wenn Sie sich jemals gefragt haben:<br />

„Wie kann ich meine Neigung zum Schreiben<br />

optimal weiterentwickeln und fördern?“ –<br />

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kostenlos und unverbindlich per Post:<br />

● den wertvollen „Leitfaden für alle, die gern<br />

schreiben“<br />

● Tipps von Bestseller-Autoren: „15 Goldene<br />

Regeln für Ihren Erfolg als Autor“<br />

● die Einladung zu einem GRATIS-Lehrgangs-Test<br />

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Fax: 040 658 09 33<br />

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Niemand schreibt über<br />

die <strong>Liebe</strong> wie<br />

NICHOLAS SPARKS<br />

448 Seiten · Gebunden mit Schutzumschlag · € 19,99 [D] / € 20,60 [A] / CHF 30,90<br />

(empf. Verk<strong>auf</strong>spreis) · ISBN 978-3-453-26683-4<br />

Leseprobe unter www.heyne.de<br />

Auch als e-Book erhältlich<br />

Niemand im Küstenort Southport<br />

weiß, wer die neue Einwohnerin<br />

Katie ist und woher sie kommt. Sie lebt<br />

komplett zurückgezogen und vermeidet<br />

jeden Kontakt mit anderen. Erst <strong>dem</strong> jungen<br />

Witwer Alex, der zwei kleine Kinder<br />

hat, gelingt es langsam und behutsam,<br />

ihr näherzukommen. Doch Katie hütet ein<br />

dunkles Geheimnis. Wird sie für die <strong>Liebe</strong><br />

alles <strong>auf</strong>s Spiel setzen?<br />

Auch als Hörbuch bei Random House Audio.<br />

Gelesen von Alexander Wussow

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