PONTISCHE VASEN - L'Erma di Bretschneider
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<strong>di</strong>e Bewegung der Szene verstärkt. Diese schöne Amphora, sicher eines der besten Stücke pontischer Kera-<br />
mik überhaupt, steht im Gegensatz zu der Amphora, <strong>di</strong>e ihr den Preis streitig macht, zu der Parisamphora:<br />
auf <strong>di</strong>eser klingt das Epos saftig-burlesk, dort derb, energisch, im Einklang mit dem Sujet. Das gibt es<br />
außer auf der Brüsseler Amphora auch auf andern Vasen der sechsten Gruppe, auf zwei Amphoren, einer<br />
in der Bibliothèque Nationale (VI, 3), der andern in München (VI, 4) und vier Oinochoen (München: Taf. 22-23<br />
Taf. 24<br />
VI, 5; British Museum: VI, 6; Florenz: VI, 7 u. 8).<br />
Taf. 25, 27 η, 26<br />
Auf der zweiten Amphora in Paris (VI, 3) neben dem Ornament (Efeu, Mäander) und den wilden und Taf. 22-23<br />
Wundertieren (zwei heral<strong>di</strong>schen Sphinxpaaren auf dem Hals) wieder der Mythos. Herakles unbärtig — ein<br />
Jonismus — im Kampf mit einem Kentauren, Pholos oder Nessos ; auf dem Gegenbild läuft eine gewichtige<br />
Kentaurengestalt mit langem im Winde flatternden Haar dem bedrohten Gefährten zu Hilfe. Der Pferde-<br />
leib <strong>di</strong>eses Kentauren entspricht völlig den Rossen des Apollinischen Wagens auf der Tityosamphora,<br />
und dem Tityos selbst gleicht in der übertriebenen Muskelzeichnung <strong>di</strong>e Gestalt des unbärtigen Herakles Taf. 18-20<br />
mit der sonderbar in Scheiben, <strong>di</strong>e gegen den Griff zu an Größe abnehmen, stilisierten Keule 76. Ein<br />
Akzent epischen Kampfes auch auf <strong>di</strong>eser Amphora ; in der schwungvollen Aktion — man sehe den geöff-<br />
neten Mund des Kentauren — ein Triumph der Muskelkraft. Diese in Bewegung gesetzte Wucht, <strong>di</strong>e Asien, be-<br />
sonders assyrische Reliefs ins Gedächtnis ruft, dokumentiert sich auch in den Bestien und Ungeheuern,<br />
in dem wilden Greif mit drohend aufgerissenem Schnabel, in dem starknackigen Löwen und der grausamen<br />
katzenartigen Sphinx.<br />
Der tirynthisclie Held, immer unbärtig, kämpft mit zwei Löwen auf den beiden Zwillingskannen in<br />
Florenz (VI, 7, 8). Hier ist <strong>di</strong>e mythische Figur in eine rein dekorative Komposition eingeführt, in das Taf. 26<br />
Schema des Helden zwischen zwei wilden Tieren, ein Schema altorientalischen Ursprungs 77. Eine andere<br />
Variante begegnet auf einer zweiten Londoner Oinochoe (VI, 6): der unbärtige Held, hier nicht als Herakles Taf. 27 a<br />
charakterisiert, zieht das Schwert gegen den Löwen, der rechts steht, links hingegen ein Panter. Die<br />
kniende Gestalt ist bekleidet mit einem kurzen weißen Chiton ; das ist eine etruskische Tracht 78. Die<br />
ganze Szene erinnert in Form und Schema auch an ein etruskisches Bronzerelief von Castello S. Mariano 7s.<br />
Näher den orientalischen Quellen steht <strong>di</strong>e Darstellung einer dritten Oinochoe in München (VI, 5), <strong>di</strong>e Taf. 25<br />
sich von der gewöhnlichen Dekoration der pontisclien Kannen entfernt; nicht mehr zwei, sondern ein<br />
Figurenstreifen. Hier bereits ein Ausarten der Zeichnung, der Beginn eines verflüchtigten Stils. Kein Heros,<br />
vielmehr ein Dämon, ein männliches Gegenbild der πów ί α kηρώ ν, da er zwei hochsteigende Löwen bezwingt.<br />
Die doppelten Fußflügel des Dämons und der hinzueilenden Frauen sind so übertrieben lang, wie wir es<br />
auf der ersten Tityosamphora sahen. Dies und das im Winde fliegende gewellte Haar — es erinnert an das<br />
des Kentauren auf der Páriser Herakles-Pholosamphora (VI, 3) — unterstreicht den wirren Charakter der Taf. 22-23<br />
aufgeregt bewegten Figuren.<br />
In <strong>di</strong>e sechste Gruppe gehört eine vierte, jetzt in München befindliche Amphora (VI, 4). Die gewohnte Taf. 24<br />
76 Für <strong>di</strong>e merkwür<strong>di</strong>ge Stilisierung der Keule vgl. <strong>di</strong>e Keule der bronzenen Heraklesstatuette in New York. Metr. Mus. Bull.<br />
1928, 26611. Abb. 1-3.<br />
n Vgl. <strong>di</strong>e kyprische Elfenbeinpyxis der Tomba Regolini-Galassi (Ducati 118, Abb. 100). Das Schema des Helden zwischen<br />
zwei aufrechten Líiwen gibt es auf etruskischen Arbeiten seit dem 7. Jh., so auf der goldenen Ríickenplatte Regolini-Galassi<br />
und an den Fíif3cn des Silberkastens der Tomba del Duce in Vetulonia (Ducati 135, 141).<br />
S. z. B. <strong>di</strong>e hemalten Cacretaner Tonplatten Ducali Abb. 231.<br />
n Micali, ‚PS Taf. 28, 3. Vgl. Petersen 316 Nτ. 73; W οltcrs-Furtwängler a. Ο. Nr. 73. Das Schema in älterer Formung im gemalten<br />
Tympanon der Tomba dei Leoni Dipinti in Cervetri (Stud. L• tr. 1, 168 Taf. 49).<br />
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