Gîza : Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in ...
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<strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> <strong>in</strong> Wien<br />
Philosophisch-historische Klasse<br />
Denkschriften, 72. Band, 1. Abhandlung<br />
GIZA VI.<br />
<strong>Bericht</strong><br />
<strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> <strong>in</strong> Wien<br />
auf geme<strong>in</strong>same Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus t unternommenen<br />
Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches<br />
bei den Pyramiden <strong>von</strong> Giza<br />
Band VI<br />
Die Mastabas des Nfr (Nefer), Kdfjj (Kedfi), Kihjf (Kahjef)<br />
und <strong>die</strong> westlich anschließenden Grabanlagen<br />
herausgegeben <strong>von</strong><br />
Hermann Junker<br />
Mit 24 Tafeln, 106 Textabbildungen und 1 Plan<br />
Vorgelegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzung am 21. Januar 1942<br />
1943<br />
Hol<strong>der</strong> - Pickler -Tempskv<br />
Wien und Leipzig<br />
Kommissions-Verleger <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> <strong>in</strong> Wi
floe M&<br />
DT<br />
"Bd. fc<br />
Druck <strong>von</strong> Adolf Holzhausens Nachfolger <strong>in</strong> Wien.
VORWORT.<br />
Die Veröffentlichung <strong>der</strong> Grabungen auf dem Westfriedhof ist so weit ge<strong>die</strong>hen,<br />
daß mit e<strong>in</strong>er planmäßigen Aufarbeitung <strong>der</strong> noch nicht behandelten Anlagen begonnen<br />
werden kann. — In Giza VI s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Mastabas e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Friedhofs gele-<br />
genen Abschnittes beschrieben, auf dessen östlicher Grundl<strong>in</strong>ie <strong>die</strong> Gräber des Nfr,<br />
Kdfjj und Kihjf stehen. "Westlich schließt sich an sie das , Mittelfeld' an, das zwischen<br />
dem Süd- und dem Nordfriedhof <strong>der</strong> 4. Dynastie liegt. Von ihm werden <strong>die</strong> Grabanlagen<br />
bis zu <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie veröffentlicht, auf <strong>der</strong> <strong>die</strong> Grabungen <strong>der</strong> Universität Leipzig beg<strong>in</strong>nen.<br />
Daran schließt sich <strong>die</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Zwischenbauten <strong>in</strong> den Straßen des Süd-<br />
friedhofs.<br />
Für <strong>die</strong> folgenden Bände s<strong>in</strong>d damit scharf abgegrenzte Gebiete gegeben: Giza VII<br />
und VIII sollen dem Ostabschnitt gewidmet se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> zwischen dem Friedhof <strong>der</strong> 4. Dy-<br />
nastie und <strong>der</strong> Cheopspyramide liegt. Für den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Feldes verbleibenden<br />
Teil, auf dem 1903—1906 <strong>die</strong> Leipziger Universität und 1926—1927 <strong>die</strong> Wiener Aka-<br />
demie gegraben haben, ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Veröffentlichung <strong>in</strong> zwei weiteren Bänden<br />
vorgesehen.<br />
Das Kernstück des vorliegenden Bandes bilden <strong>die</strong> Mastabas des Nfr, Kdfjj und<br />
Kihjf. Bei Nfr und Kihjf s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Wände <strong>der</strong> Kultkammer ganz mit Reliefs bedeckt;<br />
bei Nfr wurden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr zurückhaltenden klassizistischen Stil ausgeführt, bei<br />
Kihjf kommt dagegen <strong>die</strong> lebendigere Auffassung des späteren Alten Reiches zum Aus-<br />
druck, und <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> beiden Kammern ist für <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Flachbild-<br />
kunst <strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sicht lehrreich. — Jedesmal ist <strong>die</strong> Ostwand mit Darstellungen<br />
aus dem täglichen Leben geschmückt, den Arbeiten auf den Gütern <strong>der</strong> Totenstiftung.<br />
Das Verständnis <strong>der</strong> Szenen wird durch <strong>die</strong>se neuen Belege <strong>in</strong> manchen E<strong>in</strong>zelheiten<br />
vertieft.<br />
Die Mastaba des Kdfjj vertritt e<strong>in</strong>en sehr seltenen baugeschichtlich bedeutsamen<br />
Typ, <strong>der</strong>, wie das Grab <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> XsdrkSj, das Wohnhaus des Alten Reiches als<br />
Vorbild genommen hat.<br />
Die Gräber auf dem ,Mittelfeld' und <strong>in</strong> den Straßen des Südfriedhofs gehören zum<br />
großen Teil dem ganz späten Alten Reich an, an<strong>der</strong>e stammen aus <strong>der</strong> anschließenden<br />
Zwischenperiode. So läßt sich <strong>die</strong> Entwicklung verfolgen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Bau des Grabes und<br />
<strong>die</strong> Anordnung se<strong>in</strong>er Teile <strong>in</strong> jener Zeit genommen haben, und ebenso fanden sich<br />
lehrreiche Belege für <strong>die</strong> allmähliche Entartung <strong>der</strong> Flach- und Rundbildkunst. Ge-<br />
schichtliches Interesse beanspruchen <strong>die</strong> Zustände, <strong>die</strong> damals auf <strong>die</strong>sen Abschnitten<br />
des Friedhofs herrschten. In zahlreichen Fällen waren Raubbestattungen <strong>in</strong> den Kult-
I<br />
V<br />
Vorwort.<br />
räumen auch ganz später Gräber angelegt, und häufiger noch s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Beispiele <strong>der</strong><br />
Zerstörung früher Anlagen, <strong>der</strong>en Bauste<strong>in</strong>e man für das eigene Grab benutzte.<br />
Die Inhaber <strong>der</strong> besseren Gräber gehörten, soweit e<strong>in</strong> Nachweis möglich war. e<strong>in</strong>er<br />
Mittelschicht an und waren nieist als Priester o<strong>der</strong> Beamte bei <strong>der</strong> Ckeopspyramide<br />
angestellt. Das legte den Versuch nahe, den Toten<strong>die</strong>nst an den Gräbern <strong>der</strong> Könige<br />
des Alten Reiches <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zusammenfassenden Kapitel darzustellen. Da <strong>die</strong> gleichen<br />
Leute sich häufig als .Königsabkömml<strong>in</strong>ge' bezeichnen, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anschließenden<br />
Abschnitt <strong>die</strong> Bedeutung des Adels <strong>in</strong> jener Zeit behandelt.<br />
Die <strong>in</strong> Giza VI veröffentlichten Grabanlagen wurden zum größten Teil <strong>in</strong> den<br />
Jahren 1912 — 1914 freigelegt, ergänzende Grabungen <strong>in</strong> den Straßen des Südfriedhofs<br />
fanden 1926 statt. In den Vorberichten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> dem Anzeiger <strong>der</strong> phil.-hist. Klasse <strong>der</strong><br />
Wiener <strong>Akademie</strong> erschienen s<strong>in</strong>d (1912 Nr. XVIII, 1913 Nr. XIV, 1914 Nr. XIV, 1926<br />
Nr. XII), ist <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kampagnen geschil<strong>der</strong>t und <strong>die</strong> jeweilige Zu-<br />
sammensetzung des Stabes <strong>der</strong> Mitarbeiter angegeben.<br />
Die Architekturaufnahmen wurden 1913/14 <strong>von</strong> Herrn Dr. Otto Daum, 1925/26<br />
<strong>von</strong> Herrn Professor Uvo Hölscher und Herrn Hofrat Karl Holey durchgeführt,<br />
farbige Kopien und Farbenskizzen <strong>von</strong> Frl. Paula Czermak (Baron<strong>in</strong> Larisch), Frl.<br />
Ada Czermak (Frau Daum) und Frau E. Pross<strong>in</strong>agg angefertigt. Die Lichtbildauf-<br />
nahmen im Felde waren zunächst dem e<strong>in</strong>geborenen Photographen Bisäri <strong>über</strong>tragen,<br />
später <strong>über</strong>nahm sie Herr Oberkonservator Friedrich Koch <strong>von</strong> dem Museum <strong>der</strong> Uni-<br />
versität Leipzig. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Kampagne freigelegten (Trabschächte wurden <strong>von</strong><br />
me<strong>in</strong>er Schwester Maria Junker beschrieben.<br />
Vnn den Vorlagen für <strong>die</strong> Abbildungen des vorliegenden Bandes hat Herr Daum<br />
<strong>die</strong> Pläne und alle Grundrisse und Schnitte gezeichnet, ebenso den größeren Teil <strong>der</strong><br />
Reliefs und Inschriften; <strong>die</strong> übrigen Zeichnungen stammen <strong>von</strong> Frau Baron<strong>in</strong> Larisch<br />
und Herrn Alfred Bollacher, <strong>der</strong> auch alle Vorlagen für <strong>die</strong> Farbtafeln hergestellt hat.<br />
Handkopien e<strong>in</strong>zelner Inschriften werden Herrn Professor W. Czermak und Herrn<br />
Direktor G. Roe<strong>der</strong> verdankt.<br />
Die Herren Direktor Dr. Hans v. Demel, Direktor G. Roe<strong>der</strong> und Professor<br />
W. Wolf haben <strong>in</strong> dankenswerter Weise Aufnahmen <strong>von</strong> Grabfunden aus Giza, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />
ihren Museen <strong>von</strong> Wien, Hildesheim und Leipzig aufbewahrt werden, für <strong>die</strong> Ver-<br />
öffentlichung <strong>in</strong> Giza VI anfertigen lassen. Frau Anne Mosler hat alle <strong>Bericht</strong>igungs-<br />
abzüge mitgelesen und das Verzeichnis <strong>der</strong> benutzten Werke hergestellt.<br />
Beson<strong>der</strong>er Dank wird Herrn Präsidenten Dr. Mart<strong>in</strong> Schede geschuldet, <strong>der</strong> aus<br />
den Mitteln des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches den größeren Teil<br />
<strong>der</strong> Beträge für <strong>die</strong> Herstellung <strong>der</strong> Zeichnungen und den Druck des Bandes zur<br />
Verfügung gestellt, hat.<br />
H. Junker.
Vorwort<br />
Inhalts<strong>über</strong>sicht<br />
A. Lage und Zeitbestimmung <strong>der</strong> Gräber<br />
Das Mittelfeld<br />
Die Lage ;<br />
Die Bauform<br />
Die Bestattungen<br />
Darstellungen und Inschriften . .<br />
Die Zwischenbauten des Siidfriedhofs<br />
B. Priester und Beamte bei den Pyramiden<br />
I. Die Priester<br />
1. Hm-ntr<br />
a. Die Bedeutung des Amtes<br />
b. Die him-ntr und <strong>die</strong> Namen des Königs<br />
a) Der Befund<br />
ß) Die Erklärung<br />
c. Die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> hm-ntr<br />
2. W Die mit w'b verbundenen Titel<br />
II. Die Beamten und Angestellten<br />
1. Die hntj-ir. !<br />
a. Die Bedeutung <strong>der</strong> Bezeichnung . . . .<br />
b. Lage und Art <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien<br />
c. Die soziale Stellung <strong>der</strong> hntj-S<br />
d. Die hntj-j im Dienst des Hofes<br />
e. Die Glie<strong>der</strong>ung<br />
2. Der Vorsteher <strong>der</strong> Pyramidenstadt<br />
3. IJi-p imj-w s)<br />
4. Der .Vorsteher des Palastes'<br />
5. Der hrj ist!<br />
6. Verschiedenes<br />
III. Die ,Künigsabkiimiiil<strong>in</strong>ge' und <strong>die</strong> Priester und<br />
Beamten <strong>der</strong> Totenstadt<br />
C. Die Mastaba des Nfr<br />
I. Die Zeitbestimmung<br />
IL Der Bau<br />
III. Der Inhaber des Grabes<br />
IV. Die Darstellungen und Inschriften<br />
1. Allgeme<strong>in</strong>es<br />
a. Die Anordnung<br />
b. Die Ausführung<br />
C. Die Farben<br />
d. Der Stil<br />
2. Die E<strong>in</strong>zelbeschreibung<br />
a. Der E<strong>in</strong>gang<br />
b. Die Westwand<br />
a) Die Sehe<strong>in</strong>türen<br />
ß) Der Mittelteil<br />
1. Die Speisetischszene<br />
INHALTSÜBERSICHT.<br />
2. Die Speiseliste uud ihre Vorlage . . 46<br />
y) Das Nordende <strong>der</strong> Westwand .... 48<br />
J) Das Südende <strong>der</strong> Westwand 51<br />
1. Die Schlachtszeneu 51<br />
2. Die Speisedarstellung 52<br />
Die Komposition <strong>der</strong> Speisenbil<strong>der</strong> .<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Speisen 54<br />
Die Entwicklung<br />
55<br />
c. Die Südwand 56<br />
d. Die Ostwand 59<br />
rt) Der Aufbau <strong>der</strong> Darstellung 59<br />
ß) Der Südteil Hl<br />
1. Die Schiffahrt 61<br />
Die Deutung<br />
61<br />
Die Ausführung<br />
61<br />
E<strong>in</strong>zelheiten<br />
62<br />
2. Das Anschauen <strong>der</strong> Opfertiere . . 63<br />
Das Geflügel<br />
Die R<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Das Wild<br />
y) Der Nordteil: Das Leben auf dem Lande 66<br />
1. Allgeme<strong>in</strong>es 66<br />
2. Das Bestellen des Feldes 67<br />
Das Pflügen<br />
67<br />
Das E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Saat ..... 68<br />
3. Die Flachsernte «8<br />
1 Die Getreideernte 69<br />
Das Mähen<br />
69<br />
Das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben ... 70<br />
5. Der Fischfang 71<br />
6. Der Vogelfang 71<br />
V. Die unterirdischen Anlagen
VI<br />
Die Bedachung <strong>der</strong> Mastabj<br />
Die Bearbeitung <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>e<br />
H. Die Rundbil<strong>der</strong><br />
Inhalts<strong>über</strong>sicht.<br />
Seite<br />
SS<br />
[II. Die Zeitbestimmung 92<br />
IV. Die an Kdfjj anschließenden Gräber 93<br />
1. Die e<strong>in</strong>gebauten Gräber 93<br />
2. Die Gräber nördlich Kd/jj 93<br />
!. Die Mastaba des Kthjf 94<br />
I. Lage und Zeit ... 94 .<br />
II. Der Inhaber <strong>der</strong> Mastaba 95<br />
1. Name und Titel des Grabherrn 95<br />
2. Die Frau 97<br />
3. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> 97<br />
4. Die Enkelk<strong>in</strong><strong>der</strong> 98<br />
5. Die Ahnen 98<br />
III. Der Bau 190<br />
IV. Die Darstellungen und Inschriften 102<br />
1. Allgeme<strong>in</strong>es 102<br />
a. Der Plan <strong>der</strong> Ausschmückung 102<br />
b. Die Ausführung <strong>der</strong> Flachbil<strong>der</strong> .... 102<br />
c. Die Wertung 104<br />
2. Die E<strong>in</strong>zelbeschreibung 10.")<br />
a. Der E<strong>in</strong>gang 105<br />
b. Die Westwand 105<br />
«) Die Südsche<strong>in</strong>tür 107<br />
ß) Die Nordsche<strong>in</strong>tür 109<br />
y) Der Mittelteil 111<br />
1. Die Speisung des Grabherrn. . . . 111<br />
2. Die Überreichung des Opferverzeich-<br />
nisses<br />
'.»0<br />
114<br />
3. Die Schlachtszene 121<br />
c. Die Südwand 121<br />
«) Die Beschreibung <strong>der</strong> Darstellung . . 121<br />
ß) Die Bedeutung <strong>der</strong> Szene 124<br />
d. Die Nordwand 126<br />
e. Die Ostwand 130<br />
«) Der Aufbau des Bildes 130<br />
ß) Die E<strong>in</strong>zelbeschreibung 132<br />
1. Das Säen und E<strong>in</strong>arbeiten <strong>der</strong> Saat 132<br />
2. Der Fischfang mit dem Schleppnetz 132<br />
3. Die Flachsernte 134<br />
Der Aufbau 134<br />
Die E<strong>in</strong>zelfiguren 134<br />
Das Bündeln 136<br />
Das Seildrehen 136<br />
4. Das Schneiden <strong>der</strong> Gerste .137<br />
Der Aufbau und <strong>die</strong> Darstellungs-<br />
weise 137<br />
Die E<strong>in</strong>zelfiguren 138<br />
Die Kufe 141<br />
5. Die Ankunft <strong>der</strong> Eselherde .... 142<br />
6. Das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben ... 144<br />
7. Das Aufwerfen <strong>der</strong> Miete 14.i<br />
8. Das Dreschen 146<br />
9. Das Worfeln US<br />
10. Die Kornspeicher 150<br />
V. Die mit Klhjf verbundenen Gräber 153<br />
1. üdnfrt 153<br />
' 2. XjmVtr' 154<br />
P. Das .Mittelfeld'<br />
Seile<br />
155<br />
I. Die erste Gräberreihe <strong>von</strong> Osten 155<br />
1. Mi'tJip I s5<br />
Die e<strong>in</strong>gemauerte Mastaba 158<br />
2. Mastaba S 20, 24 160<br />
3. Grab S 60/103 und S 08/78 161<br />
4. Die Mastaba des Wfrllfj DU<br />
II. Die zweite Keihe <strong>von</strong> Osten 162<br />
1. Grab S 1 162<br />
2. Die Mastaba des Hsjj 164<br />
a. Der Bau 164<br />
b. Die Bestattungen 164<br />
c. Die Sche<strong>in</strong>tür und das Opferbecken . . . 166<br />
d. Der Grab<strong>in</strong>haber 167<br />
3. Mastaba S 18/84 168<br />
i. Mastaba S 72/79 170<br />
5. Mastaba S 53/86 170<br />
6. Mastaba S 57 170<br />
III. Die dritte Reihe <strong>von</strong> Osten 170<br />
1. Mastaba S 67/90 171<br />
2. Mastaba S 8/82 (,Bogenmastaba') 171<br />
3. Die Mastaba des Spij 174<br />
a. Der Bau 174<br />
b. Die <strong>über</strong>wölbte Nische 174<br />
c. Die Bestattungen 174<br />
d. Die Sche<strong>in</strong>türtafel 176<br />
e. Die Beischrifteu 17S<br />
f. Die südlich anschließenden Bestattungen ISO<br />
1. Mastaba S 4/13 180<br />
5. Mastaba S 51/56 181<br />
IV. Die vierte Reihe <strong>von</strong> Osten 181<br />
1. Mastaba S 95/112 181<br />
a. Der Hauptbau 1 s 1<br />
b. Der Vorhof 182<br />
c. Die unterirdischen Anlagen 184<br />
2. Die nördlichen Grabanlagen 184<br />
V. Die fünfte Reihe 186<br />
1. Die Mastaba des Wh- 186<br />
a. Der Bau 186<br />
b. Die Inschriften 1S6<br />
c. Die Statue 188<br />
2. Die Gräber südlich Wir 188<br />
3. Die Mastaba des Hnnuc 100<br />
a. Der Bau 190<br />
b. Der Grabherr und se<strong>in</strong>e Familie .... 190<br />
c. Die Darstellungen und Inschriften . . . 192<br />
VI. Die westlichen Gräber 104<br />
1. Die Mastaba des Wij 194<br />
a. Der Bau 194<br />
b. Der Besitzer des Grabes 195<br />
c. Die Darstellungen und Inschriften . . . 106<br />
2. Die Mastaba des Nfi-n 198<br />
a. Der Bau 198<br />
b. Die Darstellungen und Inschriften . . . 108<br />
c. Der Grab<strong>in</strong>haber und se<strong>in</strong>e Familie . . . 201<br />
d. Die anschließenden Gräber 204<br />
... 204<br />
3. Mastaba S 111/115 (.Gewölbemastaba 1<br />
)<br />
4. Die Blockmastaba 206<br />
5. I > i . - an<br />
Xxjrl.lj angebauten Gräber .... 206<br />
G. Die Gräber <strong>in</strong> den Straßen des Südfriedhofs 208<br />
I. Straße 3 <strong>von</strong> Wesi 208
Seite<br />
1. Grab S 219 208<br />
2. Die Mastaba des 'ImjStklj 208<br />
a. Der Bau 208<br />
b. Der Grab<strong>in</strong>haber 209<br />
c. Die Darstellungen und Inschriften . . . 214<br />
d. Die Statue 216<br />
3. Die Gräber südlich <strong>von</strong> Mrjhtpf 217<br />
a. Grab S 2172 2174 217<br />
b. Das Grab des Mdumfr . . 217<br />
4. Die Gräber östlich <strong>von</strong> Mrjhtpf 220<br />
II. Die Straße 4 <strong>von</strong> West 220<br />
1. Die Mastaba des Klpwplh 220<br />
a. Der Bau '<br />
.<br />
220<br />
b. Die Inschriften 221<br />
c. Die Grabbeigaben 223<br />
d. Die Statue 224<br />
e. Die anschließenden Gräber 226<br />
2. Die Mastaba des Mhj 226<br />
III. Die Straßen 5 und 6 <strong>von</strong> West 228<br />
1. Grab S 2050/2061 228<br />
2. Die Mastaba des 'Itjj 230<br />
INHALTSÜBERSICHT. VII<br />
Die Mastaba des KJfjj vom E<strong>in</strong>gang zu .V/V aus gesehen.<br />
Seite<br />
IV. Die Straßen 7 und 8 <strong>von</strong> West 231<br />
1. gplt 231<br />
2. Die Mastaba des Mlmw 232<br />
a. Der Bau 232<br />
b. Der Grabherr . 232<br />
c. Die Inschriften 234<br />
3. Die Mastaba des Njiw 237<br />
4. Nßnh'ntj 239<br />
5. Die Mastaba des WrkSj 241<br />
6. Die Mastaba des Pth<strong>in</strong>- 242<br />
7. Die Mastaba des Njhokdw 244<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen im Text 249<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Tafeln 252<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Photographien 253<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Personennamen 254<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Titel 256<br />
Ägyptisches Wortverzeichnis 258<br />
Sachverzeichnis 260<br />
Standort <strong>der</strong> <strong>in</strong> Giza VI beschriebenen Fundstücke . . 268<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> benutzten Werke 268<br />
Nachträge und Verbesserungen 271
A. Lage und Zeitbestimmung <strong>der</strong> Gräber.<br />
Der größte Teil <strong>der</strong> zu beschreibenden Mastabas<br />
liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossenen Gebiet, das <strong>von</strong><br />
drei Seiten durch Anlagen aus dem frühen Alten<br />
Reich begrenzt wird: im Osten <strong>von</strong> K<strong>in</strong>jnj&wt l<br />
und Mastaba VII nn, <strong>die</strong> hier <strong>die</strong> Senke zwischen<br />
dem Süd- und Nordfriedhof <strong>der</strong> 4. Dynastie ab-<br />
riegeln, im Süden <strong>von</strong> den Mastabas Vn— VII n,<br />
im Norden <strong>von</strong> Mrjib und G 2120; siehe den Plan<br />
am Schluß des Bandes.<br />
An <strong>der</strong> östlichen Schmalseite <strong>die</strong>ses läng-<br />
lichen Rechteckes stehen <strong>die</strong> Mastabas, <strong>die</strong> den<br />
Kern <strong>der</strong> Veröffentlichung bilden: Nfr, Kdfjj und<br />
Klhjf. Nfr lehnte sich an <strong>die</strong> nördliche Westwand<br />
<strong>der</strong> Masfaba VIII n au, Kdfjj baute se<strong>in</strong> Grab an<br />
<strong>der</strong> südlichen, Kihjf an <strong>der</strong> nördlichen Schmal-<br />
seite <strong>von</strong> Mastaba VII nn.<br />
Auf dem Geländestreifen, <strong>der</strong> sich westlich<br />
<strong>von</strong> VII nn bis zu dem Westende des Grabungs-<br />
feldes zieht, f<strong>in</strong>den sich zunächst nur kle<strong>in</strong>ere<br />
Mastabas, erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe Hmiwnw— Lepsius 23<br />
treten vere<strong>in</strong>zelt größere Anlagen auf. In <strong>der</strong><br />
Planung des Friedhofs <strong>der</strong> 4. Dynastie war <strong>der</strong><br />
ganze Abschnitt <strong>über</strong>haupt unberücksichtigt ge-<br />
blieben, se<strong>in</strong>er ungünstigen Bodenverhältnisse<br />
wegen; denn mit <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie / VIII n endet das<br />
Felsplateau, auf dem <strong>der</strong> Südfriedhof angelegt<br />
wurde, das Gelände senkt sich weiter nördlich<br />
und wird unregelmäßig, und erst auf <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie<br />
Mrjib— G 2120 fand sich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> geeigneter<br />
Baugrund; siehe <strong>die</strong> Höhenkurven auf dem Plan<br />
Gizal, Abb. 1.<br />
Von <strong>die</strong>sem Mittelfeld wird hier nur <strong>der</strong><br />
östliche Teil vorgelegt, bis zur Höhe <strong>von</strong> Mastaba<br />
V n. Denn weiter westlich ist das Feld nicht<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> alle<strong>in</strong> unter-<br />
sucht worden, sie hat 1926 den nördlichen Teil<br />
ausgegraben, <strong>der</strong> südliche war 1903 190G <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Expedition <strong>der</strong> Leipziger Universität freige-<br />
legt wurden. Da <strong>die</strong> Abschnitte zum Teil stark<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen, ersche<strong>in</strong>t es entsprechen<strong>der</strong>,<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Veröffentlichung vorzu-<br />
legen. Das äußerste westliche Ende, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ex-<br />
pedition <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> 1927 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen<br />
Breite freigelegt, wurde <strong>in</strong> Giza V herausgegeben.<br />
—<br />
—<br />
Zu dem geschlossenen Teil im Osten des<br />
Mittelfeldes wurden dann <strong>die</strong> Zwischenbauten <strong>in</strong><br />
den Straßen des Südfriedhofs <strong>der</strong> 4. Dynastie<br />
h<strong>in</strong>zugenommen, soweit sie nicht, wie Kij und<br />
KJjm'nh, schon veröffentlicht s<strong>in</strong>d. Für <strong>die</strong> Aufnahme<br />
<strong>die</strong>ser Anlagen waren praktische Gesichtspunkte<br />
maßgebend: mit Ausnahme des oben erwähnten<br />
Mittelteiles, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit <strong>der</strong><br />
Leipziger Universität veröffentlicht werden soll,<br />
ist damit <strong>der</strong> größere westliche Friedhofsabschnitt<br />
erledigt, und es verbleibt nur noch <strong>der</strong> östliche,<br />
dem Friedhof <strong>der</strong> 4. Dynastie vorgelagerte Streifen,<br />
<strong>der</strong> für <strong>die</strong>folge nden Bände, Giza VII—VIII, be-<br />
stimmt ist.<br />
Da <strong>die</strong> zu beschreibenden Mastabas nicht<br />
e<strong>in</strong>en planmäßig entstandenen Abschnitt <strong>der</strong> Toten-<br />
stadt bilden, fehlt uns für <strong>die</strong> zeitliche E<strong>in</strong>ordnung<br />
e<strong>in</strong> wesentlicher Anhalt, und es ist <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong><br />
mit Gräbern ganz verschiedenen Alters zu rechnen.<br />
Die Untersuchung ergibt, daß sie sich tatsächlich<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> 5. Dynastie bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zeit zwischen dem<br />
Alten und Mittleren Reich erstrecken.<br />
Die genauere zeitliche Bestimmung <strong>der</strong> ge-<br />
son<strong>der</strong>t liegenden drei Hauptanlagen ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbeschreibung<br />
vorbehalten. Sie führt zu dem<br />
Ergebnis, daß Kdfjj dem Ende <strong>der</strong> 5. Dynastie<br />
angehören dürfte, Nfr e<strong>in</strong> wenig später ist und<br />
Kihjf tief <strong>in</strong> <strong>die</strong> 6. Dynastie gesetzt werden muß.<br />
— Zusammenhängend soll im folgenden <strong>die</strong> Frage<br />
<strong>der</strong> Zeitsetzung für das östliche Mittelfeld und<br />
für <strong>die</strong> Zwischenbauten im Südfriedhof behandelt<br />
werden.<br />
Das Mittelfeld.<br />
Die Mastabas machen alle den E<strong>in</strong>druck be-<br />
scheidener späterer Bauten; aber <strong>die</strong>s Aussehen<br />
könnte auch täuschen, denn manchmal erweckt<br />
<strong>die</strong> Anspruchslosigkeit e<strong>in</strong>es Grabes nur den An-<br />
sche<strong>in</strong>, als gehöre es nicht zu den stattlicheren<br />
Anlagen se<strong>in</strong>er Umgebung. Freilich ist zu be-<br />
merken, daß <strong>der</strong> Friedhof <strong>von</strong> Giza <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />
Zeit nur monumentale Bauten aufwies, daß kle<strong>in</strong>ere<br />
Anlagen erst mit <strong>der</strong> 5. Dynastie auftreten und<br />
<strong>die</strong> ganz armen Gräber im allgeme<strong>in</strong>en nur dem
Ende des Alten Reiches angehören. Diese Entwicklung<br />
hängt damit zusammen, daß Giza mit<br />
dem Ende <strong>der</strong> 4. Dynastie aufhörte, Reichsfried-<br />
hof zu se<strong>in</strong>.<br />
Da das Mittelfeld <strong>über</strong>haupt nur aus kle<strong>in</strong>eren<br />
Mastabas besteht und manche ganz unsche<strong>in</strong>bare<br />
Gräber aufweist, ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Zuweisung zum<br />
späteren Alten Reich <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong> gegeben.<br />
Aber <strong>die</strong>se allgeme<strong>in</strong>e Bestimmung genügt nicht,<br />
und es muß versucht werden, e<strong>in</strong>e genauere Zeit-<br />
setzung zu erreichen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Grundlage für <strong>die</strong><br />
archäologischen Untersuchungen bildet. Dabei<br />
werden <strong>die</strong> verschiedenen uns zur Verfügung<br />
stehenden Alterskriterien erneut e<strong>in</strong>e Probe ihrer<br />
Zuverlässigkeit geben müssen.<br />
Die Lage.<br />
Den großen freien Raum zwischen dem Siidund<br />
Nordfriedhof <strong>der</strong> 4. Dynastie möchte man<br />
auf den ersten Blick als beson<strong>der</strong>s geeignet an-<br />
sprechen und vermuten, daß er sehr bald für<br />
Grabanlagen benutzt wurde. Tatsächlich aber war<br />
<strong>der</strong> Platz für e<strong>in</strong>e geordnete Friedhofsanlage ziem-<br />
lich unbrauchbar. Die spätere Verhauung hat <strong>die</strong><br />
Mängel des Geländes zum Teil verdeckt, doch<br />
zeigte <strong>die</strong> Untersuchung neben <strong>der</strong> oben erwähnten<br />
Senkung des Geländes auch Uelsabsätze und bei<br />
Nfrn auch Spalten. Für große Anlagen war ke<strong>in</strong><br />
geeigneter ebener Boden vorhanden, man hätte<br />
für sie den Fels erst abarbeiten müssen. Diese<br />
Beschaffenheit des Geländes war ja <strong>der</strong> Grund,<br />
aus dem <strong>der</strong> ganze Streifen <strong>in</strong> dem Plan des<br />
Friedhofs <strong>der</strong> 4. Dynastie ausschied. Nach dessen<br />
Vollendung ergaben sich für das Mittelfeld er-<br />
höhte Schwierigkeiten. Es sche<strong>in</strong>t für <strong>die</strong> großen<br />
Mastabas <strong>der</strong> anschließenden Straßen als Werkplatz<br />
ge<strong>die</strong>nt zu haben; denn so erklärt sich wohl<br />
am besten, daß viele <strong>der</strong> späteren Anlagen hier<br />
kle<strong>in</strong>ere Bruchste<strong>in</strong>e und Kle<strong>in</strong>schlag als Werkstoff<br />
benutzen. Vielleicht wird auch <strong>der</strong> große<br />
freie Platz am Ausgang <strong>der</strong> Straßen für <strong>die</strong><br />
großen Totenfeiern willkommen gewesen se<strong>in</strong>;<br />
denn zwischen den Mastabareihen ließen <strong>die</strong> Kult-<br />
vorbauten oft nur ger<strong>in</strong>gen Raum. Doch war ge-<br />
wiß e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Grund ausschlaggebend: <strong>der</strong> große<br />
E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> stolzen Gräberzeilen im Süden und<br />
Norden durfte nicht durch Zwischenbauten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mittelsenke gestört werden, <strong>die</strong> freiliegend <strong>die</strong><br />
Wucht <strong>der</strong> angrenzenden Bauwerke noch unter-<br />
strieb. E<strong>in</strong>e wenn auch nur annähernde Vorstel-<br />
lung des ursprünglichen Bildes vermittelt uns<br />
Giza I, Taf. 3 mit den wie<strong>der</strong> <strong>über</strong>deckten Gräbern<br />
<strong>der</strong> südlichen Hälfte des Mittelfeldes; wir müssen<br />
Hermann Junker.<br />
uns dabei den <strong>von</strong> ihnen e<strong>in</strong>genommenen Streifen<br />
e<strong>in</strong>ige Meter tiefer liegend denken. Diese Zusammenhänge<br />
legen nicht erst wir h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: <strong>die</strong> genaue<br />
Befolgung des unter Cheops entworfenen Planes<br />
unter se<strong>in</strong>en ersten Nachfolgern beweist, wie sehr<br />
man sich <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> <strong>in</strong> großen, geraden<br />
Zügen geordneten Mastabas bewußt war. Darum hält<br />
man sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit zunächst an <strong>die</strong> alte<br />
Ordnung; vere<strong>in</strong>zelt treten Bauten nur am äußeren<br />
Rande des Mittelfeldes auf, an den Schmalseiten<br />
<strong>der</strong> Mastabas <strong>der</strong> 4. Dynastie, wie Whmkij neben<br />
Vnn und NSdrkJj neben Mrjib. Wenn nun <strong>der</strong><br />
ganze Raum ohne jede Rücksicht auf <strong>die</strong> alte<br />
Planung regellos mit Gräbern bedeckt wurde und<br />
nur im Süden und Norden schmale, sich w<strong>in</strong>dende<br />
Pfade verblieben, so ist e<strong>in</strong>leuchtend, daß <strong>die</strong>ser<br />
Friedhofsabschnitt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er letzten Gestalt nur<br />
dem ganz späten Alten Reich angehören kann.<br />
Zu erörtern bleibt aber, <strong>in</strong> welcher Ordnung<br />
er entstanden ist. und ob sich nicht auch frühere<br />
Bauten <strong>in</strong> ihm f<strong>in</strong>den. Die zusammenhängenden<br />
Gruppen h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> ersten Reihe westlich <strong>der</strong><br />
Mastaba 17/ nn lassen uns <strong>die</strong> Zeitfolge <strong>der</strong> Gräber<br />
noch erkennen. Die Untersuchung führte zu dem<br />
<strong>über</strong>raschenden Ergebnis, daß zwei ganz unsche<strong>in</strong>-<br />
bare Masfcabas als älteste Bauten am Platze anzu-<br />
sehen s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Warnung, aus <strong>der</strong> Bauform alle<strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> genauere Zeitsetzung vorzunehmen. In <strong>der</strong> süd-<br />
lichen Hälfte ist es Mastaba S 68/90, 1<br />
<strong>die</strong> den<br />
Kern e<strong>in</strong>er Gruppe bildet, e<strong>in</strong>e Anlage aus Bruch-<br />
ste<strong>in</strong>, ohne Kultraum, mit schräger Vor<strong>der</strong>seite.<br />
An sie schließen sich r<strong>in</strong>gsum unter Benutzung<br />
<strong>der</strong> Außenseiten Mastabas an, an <strong>der</strong>en Mauern<br />
sieh wie<strong>der</strong>um noch jüngere Gräber anlehnen, so daß<br />
sich hier meist e<strong>in</strong>e ganz klare Reihenfolge ergibt.<br />
E<strong>in</strong>e ähnliche Rolle sche<strong>in</strong>t im nördlichen Teil<br />
Mastaba S 5/6 zu spielen. Diese frühesten Anlagen<br />
müssen aber schon dem späten Alten Reich an-<br />
gehören, wie Gestalt und Bauweise zeigen; siehe<br />
<strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelbeschreibung.<br />
Die Bauform.<br />
Der Grundriß unserer Gräber zeigt nur <strong>in</strong><br />
Ausnahmefällen das klassische Verhältnis <strong>von</strong><br />
Länge zu Breite; neben schmalen langgestreckten<br />
Bauten stehen fast quadratische, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um<br />
s<strong>in</strong>d tiefer als lang. Abgesehen <strong>von</strong> Son<strong>der</strong>typen,<br />
wie NSdrkij, haben auch <strong>die</strong> räumlichen Verhält-<br />
nisse schon früh gezwungen, <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>über</strong>lieferten<br />
Form abzugehen, wie bei K)j und K<strong>in</strong>jnjswt 111 ;<br />
1 Die Gräber, <strong>der</strong>en Inhaber anbekannt ist, werden mit<br />
S (= Schacht) und <strong>der</strong> niedrigsten und höchsten Nummei ihrer<br />
Schächte, bezeichnet.
Beeicht übeb <strong>die</strong> Grabungen ade dem Friedhof <strong>von</strong> Giza.<br />
doch bleiben das eben Son<strong>der</strong>fälle. Wenn aber<br />
auf dem ganzen Mittelfeld <strong>über</strong>haupt ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung<br />
mehr zu bestehen sche<strong>in</strong>t, so ist das e<strong>in</strong> Zeichen<br />
ganz später Zeit.<br />
Nur ausnahmsweise wird ferner <strong>die</strong> Kultkammer<br />
wie bei den typischen Mastabas <strong>der</strong><br />
5. Dynastie im Innern' des Baues ausgespart. In<br />
den meisten Fällen besteht sie aus e<strong>in</strong>em langen,<br />
schmalen Gang, <strong>der</strong> <strong>der</strong> ganzen Vor<strong>der</strong>seite vor-<br />
gelagert ist. Diese Anordnung hat e<strong>in</strong>en zwei-<br />
fachen Ursprung. E<strong>in</strong>mal ergab sie sich aus Er-<br />
sparungsgründen <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen sich <strong>der</strong><br />
Bau an <strong>die</strong> Rückwand e<strong>in</strong>er älteren Mastaba anlehnte,<br />
wie bei Hnmir auf unserem Mittelfeld und<br />
<strong>in</strong> zahlreichen an<strong>der</strong>en Beispielen. Dann aber war<br />
sie bei den Ziegelgräbern vorgebildet. Dieser Zusammenhang<br />
ist beson<strong>der</strong>s klar <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong><br />
denen wie <strong>in</strong> den Ziegelkammern <strong>die</strong> Rückwand<br />
des Ganges durch Sche<strong>in</strong>türen und Nischen ge-<br />
glie<strong>der</strong>t wird, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ,Gewölbemastaba'<br />
S 100/115 und <strong>in</strong> <strong>der</strong> ,Bogenmastaba' S 9/82. Der<br />
Gang als Kultraum tritt auf unserem Grabungs-<br />
feld erst spät auf, um <strong>die</strong> Wende <strong>von</strong> <strong>der</strong> 5. zur<br />
6. Dynastie; se<strong>in</strong>e mehrfache Verwendung auf<br />
unserem kle<strong>in</strong>en Abschnitt erklärt sich daher am<br />
besten aus dessen später Ansetzung.<br />
Zweimal. Hsj und Mastaba S 26/62, ist da-<br />
bei e<strong>in</strong> Typ vertreten, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um bezeichnend<br />
für das späte Alte Reich ist: <strong>der</strong> eigentliche<br />
Opferraum besteht aus e<strong>in</strong>er tiefen, schmalen Nische.<br />
<strong>der</strong>en "Westwand nur <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür gebildet<br />
wird; aus <strong>der</strong> 6. Dynastie stammt auch das Bei-<br />
spiel des Shtpw auf dem Friedhof südlich <strong>der</strong><br />
Cheopspyramide, Vorbericht 1929, S. 131.<br />
Die Tür zum Kultraum sollte nach altem<br />
Gesetz im Osten liegen; denn <strong>von</strong> Osten her kamen<br />
Angehörige und Totenpriester zum Friedhof, um<br />
dem Verstorbenen Opfer zu br<strong>in</strong>gen, nach Osten<br />
öffnete sich ihm das Tor zu den Lebenden, <strong>die</strong><br />
Sche<strong>in</strong>tür <strong>der</strong> Westwand, Von <strong>die</strong>ser Anordnung<br />
geht man <strong>in</strong> alter Zeit nicht ab, im vorliegenden<br />
Abschnitt aber liegt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hälfte<br />
aller Fälle an e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Sehmalseiten, im Norden<br />
bei UV/. Wir, Hnmir. im Süden bei Spij und<br />
Mastaba S 106,117.<br />
E<strong>in</strong>en weiteren H<strong>in</strong>weis auf das späte Alte<br />
Reich bietet <strong>die</strong> Verwendung <strong>von</strong> Spolien; aus<br />
ihnen ist Masfaba S 57 ganz erbaut, das behelfs-<br />
mäßige Grab S 97 zum Teil; siehe auch S. 6.<br />
Die Bestattungen.<br />
Nach altem Brauch mußte <strong>die</strong> Sargkammer<br />
im Süden des Grabschachtes angelegt werden, ihr<br />
Ausgang also wie bei den Pyramiden im Norden<br />
liegen: denn <strong>die</strong> Seele sollte auf direktem Wege<br />
zu den .unvergänglichen' Sternen gelangen. In<br />
<strong>der</strong> 4. Dynastie wird <strong>die</strong> Sitte unverbrüchlich be-<br />
obachtet, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 5. Dynastie s<strong>in</strong>d zunächst nur<br />
vere<strong>in</strong>zelte Ausnahmen zu belegen, <strong>die</strong> meist auf<br />
beson<strong>der</strong>e Umstände zurückgeführt werden müssen.<br />
Im späten Alten Reich tritt e<strong>in</strong>e grundsätzliche<br />
Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>; man legt den Grabraum im Westen<br />
<strong>der</strong> Schachtsohle an, <strong>der</strong> Tote soll jetzt nach<br />
Osten heraustreten, um <strong>die</strong> aufgehende Sonne und<br />
den Tag zu schauen.<br />
Auf dem vorliegenden Teil des Mittelfeldes<br />
ist <strong>die</strong> ältere Sitte nur noch <strong>in</strong> sechs Beispielen<br />
vertreten, <strong>in</strong> zwanzig Fällen dagegen liegt <strong>der</strong><br />
Grabraum im Westen; daneben aber auch e<strong>in</strong><br />
dutzendmal im Osten, e<strong>in</strong>igemal mit <strong>der</strong> deutlichen<br />
Absicht, <strong>die</strong> Bestattung ganz nahe an <strong>die</strong> Opfer-<br />
stelle, unter <strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>tür. zu br<strong>in</strong>gen. In an<strong>der</strong>en<br />
Fällen schließt sich <strong>der</strong> Raum gar an <strong>die</strong> Schacht-<br />
sohle im Norden an. Die Willkür, <strong>die</strong> sich hier<br />
zeigt, ist nur zu erklären, wenn wir <strong>die</strong> Gräber<br />
an das Ende des Alten Reiches rücken, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Zeit, <strong>die</strong> sich auch <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en D<strong>in</strong>gen <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> Überlieferungen h<strong>in</strong>wegsetzte.<br />
Die Leichen wurden <strong>in</strong> den Mastabas des<br />
Alten Reiches <strong>in</strong> Strecklage beigesetzt, den Kopf<br />
im Norden, das Gesicht nach Osten gewendet.<br />
In den größereu Gräbern liegen sie <strong>in</strong> Särgen<br />
aus Tura-Kalkste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> aus Holz. Aus <strong>der</strong> vor-<br />
geschrittenen 5. Dynastie stammen Fälle, <strong>in</strong> denen<br />
man <strong>über</strong> dem Boden <strong>der</strong> Kammer e<strong>in</strong>en Felsblock<br />
stehen ließ, den man wie e<strong>in</strong>en Sarg aushöhlte;<br />
später noch brachte man im Boden e<strong>in</strong>e sargähnliche<br />
Vertiefung an, immer aber so, daß <strong>die</strong> Leiche<br />
ausgestreckt gebettet werden konnte.<br />
Bei ärmeren Bestattungen, vor allem <strong>in</strong> Neben-<br />
schächten, begnügte man sich mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Nische an <strong>der</strong> Sohle des Schachtes o<strong>der</strong> legte <strong>die</strong><br />
Leiche auf dessen Boden. Hier aber war <strong>die</strong> Streek-<br />
lage des Toten nicht mehr möglich solchen ,Hocker-<br />
;<br />
leichen' begegnen wir auf unserem Felde schon<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> 5. Dynastie, wie bei den Nebenbestattungen<br />
des Kij, Giza III, Abb. 12—13 und S. 130, später<br />
bei den letzten Nachkommen des KSnjnjiwt 1.<br />
ebenda Abb. 23 und S. 162.<br />
Wird aber am Ende des Alten Reiches auch<br />
hei den mittleren Mastabas <strong>die</strong> Hockerbestattung<br />
fast allgeme<strong>in</strong> Sitte, so darf man das nicht nur<br />
auf äußere Gründe zurückführen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf<br />
<strong>die</strong> Armut <strong>der</strong> Anlagen und <strong>die</strong> beschränkten<br />
Maße <strong>der</strong> Grabräume. Es war vielmehr <strong>die</strong> Streck-<br />
lage <strong>der</strong> Leiche im Alten Reich ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e
Sitte des I, mules geworden, sie beschränkte sieh auf<br />
<strong>die</strong> Bestattungen <strong>der</strong> Könige, des Hofes und <strong>der</strong> Vor-<br />
nehmen. Daneben blieb beim Volke <strong>der</strong> Brauch <strong>der</strong><br />
Hockerbestattung bestehen; siebe auch <strong>die</strong> Gräber<br />
des Ostfriedhofs <strong>von</strong>Tura 1 und vergleiche Giza V,<br />
S. 2— 3. Die Fortführung <strong>die</strong>ser Überlieferung wird<br />
beson<strong>der</strong>s da deutlieb, wo <strong>die</strong> Aufwendungen für<br />
den Grabbau so bedeutend waren, daß <strong>die</strong> Her-<br />
richtung e<strong>in</strong>es größeren Totenraumes sie nur ganz<br />
unwesentlich erhöht hätten. Es kommt am Eude<br />
des Alten Reiches eben <strong>der</strong> alte Volksbrauch immer<br />
mehr zur Herrschaft, und.je stärker er sieb durch-<br />
setzt, um so tiefer müssen wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitsetzung<br />
heruntergehen; siehe auch das gleiche Bild bei<br />
den Gräbern <strong>in</strong> Sakkära, Firth-Gunn, Teti Pyr.<br />
Cem. I, S. 37.<br />
Auf unserem Mittelfeld fanden wir zwar <strong>die</strong><br />
Bestattungen durch Plün<strong>der</strong>ungen stark gestört,<br />
aber es ergibt sich meist aus den Maßen <strong>der</strong><br />
Grabkammern o<strong>der</strong> -nischen, daß für <strong>die</strong> Leiche<br />
nur <strong>die</strong> Hockerlage <strong>in</strong> Frage kam, und damit ist<br />
e<strong>in</strong> neuer Anhalt für <strong>die</strong> Ansetzung <strong>in</strong> das ganz<br />
späte Alte Reich gegeben. 3<br />
Darstellungen und Inschriften.<br />
In <strong>die</strong> gleiche Zeit führen uns <strong>die</strong> H<strong>in</strong>weise,<br />
<strong>die</strong> uns <strong>die</strong> Flachbil<strong>der</strong> und <strong>die</strong> Inschriften geben.<br />
Der auffällige Mangel an Darstellungen auch <strong>in</strong><br />
besseren Anlagen isj nicht ganz geklärt, er dürfte<br />
nicht alle<strong>in</strong> mit Fehlen wirklich bedeuten<strong>der</strong> Ma-<br />
stabas zusammenhängen. Da, wo Flachbil<strong>der</strong> auf-<br />
treten, tragen sie deutlich den Stempel <strong>der</strong> Zeit<br />
des Verfalls, wie bei Hnmw; dort s<strong>in</strong>d sie auch<br />
nur <strong>in</strong> Stuck modelliert, e<strong>in</strong>e Technik, <strong>die</strong> für das<br />
ausgebende Alte Reich bezeichnend ist. Auf <strong>der</strong><br />
Tafel des BpSj zeigt <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund verschie-<br />
dene Höhen, und bei ihren Inschriften wechseln<br />
Flach- und Tiefrelief. Ganz barbarisch s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
1 Junker,<br />
Tura, Taf. '29 ff.<br />
- Merkw ürdigerweise macht Meli bei den uraltem <strong>der</strong><br />
Vornehmen gerade auch im ausgehenden Alten Reich e<strong>in</strong>e<br />
{ranz entgegengesetzte Bewegung bemerkbar. War selbst bei<br />
den großen Mastabas <strong>der</strong> 5. Dynastie e<strong>in</strong>e auffällige Vernachlässigung<br />
des Grabraumes festzustellen, so beg<strong>in</strong>nt man<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> 6. beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> unterirdischen Räume reicher zu<br />
gestalten und ihre Wände mit Darstellungen zu schmücken.<br />
Die Särge erhalten bisher unerhörte Maße, siehe Vorbe-<br />
richt 1929, Taf. 8, Teti Pyr. Cem. II, Taf. 2; <strong>in</strong> den In-<br />
schriften bildet sieh e<strong>in</strong>e Formel, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Beamten <strong>der</strong> Totenstadt und <strong>die</strong> ,80 Leute' aufgefor<strong>der</strong>t<br />
werden, den Deckel des Sarges mit Sorgfalt aufzulegen, siehe<br />
Tri;. I, 205. Das alles zu e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sieh auch Dureh-<br />
Bchnittsgräber mit e<strong>in</strong>er ganz bescheidenen Kammer ohne Sari:<br />
begnügen.<br />
Hermann Junker.<br />
E<strong>in</strong>ritzungen auf den Opferste<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Hpml't<br />
und des Nfrihj.<br />
Von den <strong>in</strong> den Inschriften vorkommenden<br />
Eigennamen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige, wie Huj^Jjtj, >'/'4/. llui<strong>in</strong>r,<br />
nur o<strong>der</strong> hauptsächlich aus <strong>der</strong> Zwischenzeit und<br />
dem Mittleren Reich belegt.<br />
Auf welchem Wege man also auch zu e<strong>in</strong>er<br />
Zeithestimmung des Mittelfeldes zu gelangen sucht,<br />
er führt uns immer auf das ganz späte Alte Reich;<br />
und doch s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Anlagen nicht <strong>die</strong> jüngsten Gräber<br />
auf <strong>die</strong>sem Abschnitt. In vielen Fällen wurden <strong>die</strong><br />
Gänge und Kammern <strong>der</strong> Mastabas zu nachträg-<br />
lichen Bestattungen benutzt. Diese Raubgräber,<br />
denen wir auch <strong>in</strong> den Straßen des Südfriedhofs<br />
begegnen werden, gehören aber nicht mehr dem<br />
Alten Reich an; sie stammen aus <strong>der</strong> Zwischenzeit',<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> man meist ke<strong>in</strong>e eigenen Gräber mehr<br />
haute, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Toten e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> älteren An-<br />
lagen beisetzte.<br />
Die Zwischenbauten des Südfriedhofs.<br />
Die Mastabas <strong>in</strong> den alten Gräberstraßen wur-<br />
den nicht <strong>in</strong> bestimmter Ordnung angelegt, hier<br />
haben Zufall und Willkür entschieden. Manche<br />
Abschnitte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte weisen ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges späteres<br />
Grab auf. während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Raum<br />
ganz belegt wurde. Die ersten Straßen östlich<br />
Ilmiiriiir blieben vollkommen frei, wohl weil <strong>die</strong><br />
Zugänge <strong>von</strong> Norden früh verbaut worden waren<br />
(D 110— 114). Aus <strong>der</strong> Lage <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Straßen<br />
läßt sich daher ke<strong>in</strong>e Zeitfolge <strong>der</strong> Gruppen<br />
erschließen. Nur gilt im allgeme<strong>in</strong>en, daß <strong>die</strong><br />
Mastabas aus früherer Zeit noch auf <strong>die</strong> Fried-<br />
hofswege Rücksicht nehmen. Freilich kann es<br />
vorkommen, daß man auch <strong>in</strong> später Zeit <strong>die</strong><br />
Zugänge mit Bedacht frei läßt, etwa da. wo sich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Straße weitere Bauten, etwa <strong>der</strong> Familien-<br />
angehörigen, anschließen sollten.<br />
Daher muß versucht werden, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Gruppen o<strong>der</strong> Gräber geson<strong>der</strong>t zu bestimmen.<br />
Die Untersuchung ergibt, daß <strong>die</strong> Bebauung <strong>der</strong><br />
Straßen schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> 5. Dynastie bezeugt ist, das<br />
älteste Beispiel ist Klj, Giza III, Abb. 12 und<br />
S. 124. Aber erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> späteren . Dynastie<br />
werden hier <strong>die</strong> unsche<strong>in</strong>baren Anlagen häutig.<br />
Zu den späten Bauten s<strong>in</strong>d vor allem auch<br />
jene zu rechnen, für <strong>die</strong> <strong>der</strong> Werkstoff durch<br />
Zerstörung benachbarter älterer Mastabas gewonnen<br />
wurde. Die gelegentliche Verwendung<br />
<strong>von</strong> Spolien geht freilich höber h<strong>in</strong>auf, als man<br />
anzunehmen geneigt ist. Das erste Beispiel auf<br />
unserem Felde liefert das Grab des 'Irjnr' aus
Beim rBEB DU GrEABUNGEN AUF DEM FiMEIHloK<br />
dem Ende <strong>der</strong> 5. Dynastie; liier ist <strong>der</strong> Schacht<br />
2147 mit <strong>der</strong> gestohlenen Sche<strong>in</strong>tür vom Grabe<br />
des Hkmv <strong>über</strong>deckt worden; siehe GizaIII,S. 162.<br />
In dem reichen Grabe des Ssmnfr-Ttj aus <strong>der</strong><br />
ersten Hälfte <strong>der</strong> 6. Dynastie hat man bei <strong>der</strong><br />
Herstellung <strong>der</strong> nach Hun<strong>der</strong>ten zählenden Ala-<br />
bastersche<strong>in</strong>vasen auch alte Werkstücke benutzt,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Falle sicher den Kopf e<strong>in</strong>er Statue, siehe<br />
Vorbericht 1929, S. 139.<br />
Erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte des Alten Reiches<br />
beg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Inschriften <strong>die</strong> Versicherungen,<br />
daß das Grab aus rechtmäßigem Besitz errichtet<br />
worden sei. Man hat mit Recht daraus geschlossen,<br />
daß damals <strong>die</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Gräber gefährdet<br />
war und <strong>die</strong> Benutzung fremden Eigentums ke<strong>in</strong>e<br />
seltene Ausnahme bildete. Aufgabe <strong>der</strong> archäo-<br />
logischen Untersuchungen muß es se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> Ausdehnung<br />
<strong>die</strong>ser Übergriffe nachzuweisen und <strong>in</strong>s-<br />
beson<strong>der</strong>e festzustellen, wie sie sich zeitlich<br />
verteilen. Mag sich auch e<strong>in</strong> klares Bild erst<br />
nach <strong>der</strong> Veröffentlichung aller Grabungen <strong>in</strong> Giza<br />
und Sakkära ergeben, so darf doch schon be-<br />
hauptet werden, daß gerade <strong>der</strong> Ausgang des<br />
Alten Reiches reich an Beispielen ist, ganz den<br />
ungeordneten Verhältnissen entsprechend, <strong>die</strong> da-<br />
mals im Lande herrschtet.<br />
Zu de<strong>in</strong> rechtmäßigen Besitz e<strong>in</strong>es Grabes<br />
wird e<strong>in</strong> Dreifaches gerechnet: daß <strong>der</strong> Baugrund<br />
Eigentum des Grabherrn war, daß er <strong>die</strong> Arbeiter<br />
gerecht entlohnte und daß <strong>der</strong> verwendete Bau-<br />
stoff ehrlich erworben wurde.<br />
1. Htphrihtj versichert Urk. I, 50, daß er se<strong>in</strong><br />
Grab auf <strong>der</strong> Westseite angelegt habe \j\ r ^<br />
rvfl ^37 ,an e<strong>in</strong>em „re<strong>in</strong>en" Platze, an dem sich<br />
ke<strong>in</strong> Grab irgende<strong>in</strong>es Menschen befand'. Die<br />
Grabungen aber liefern zahlreiche Beispiele für <strong>die</strong><br />
Benutzung älterer Anlagen als Baugrund. Manchmal<br />
mag es zweifelhaft se<strong>in</strong>, ob nicht verarmte<br />
Nachkommen sich schlecht und recht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage<br />
des Ahnherrn e<strong>in</strong> Grab e<strong>in</strong>richteten, wie im<br />
Falle des e nhm e r e , Giza V, Abb. 31 und S. 120,<br />
wo man noch Rücksicht auf den Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
alten Mastaba zu erkennen glaubt. In den meisten<br />
Fällen aber kann ke<strong>in</strong> Familienzusammenhang<br />
bestanden haben, das ältere Grab wird schonungs-<br />
los als Baugrund benutzt; zum Beispiel Giza V,<br />
Abb. 50 Grab S4361 und 44G4 <strong>in</strong> das zerstörte Süd-<br />
ende <strong>von</strong> S 4469 gebaut; auf dem Mittelfeld<br />
haben sich <strong>in</strong> den Vorhof <strong>von</strong> S 68/90 gleich<br />
drei Anlagen e<strong>in</strong>genistet, unter Verbauung <strong>der</strong><br />
alten Opferstellen, SpSj, S 80 und S 97, und<br />
weiter nördlich stößt S 91/93 <strong>in</strong> <strong>die</strong> fast abge-<br />
tragene Mastaba S 5 6 h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Ganz allgeme<strong>in</strong><br />
wurde <strong>der</strong> Mißbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit, als<br />
man <strong>die</strong> Bestattungen <strong>über</strong>all <strong>in</strong> den alten Gräbern<br />
anlegte.<br />
2. Merkwürdig früh und zahlreich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Be-<br />
teuerungen, daß <strong>die</strong> Bauarbeiten gegen entspre-<br />
chende Bezahlung durchgeführt wurden, daß <strong>die</strong><br />
Handwerker dem Bauherrn für den reichlichen<br />
Lohn dankbar waren, daß also ke<strong>in</strong> Fall <strong>von</strong><br />
Zwang und Gewalt vorkam; vergleiche unter<br />
an<strong>der</strong>em Urk. I, 50, 70 und Vorbericht 1926,<br />
S. 98 1 . Das geht so weit, daß man gar auf den<br />
Statuen des Grabes vermerkte, wie <strong>der</strong> Bildhauer,<br />
<strong>der</strong> sie verfertigte, mit <strong>der</strong> Bezahlung zufrieden<br />
war; siehe Urk. I. 225. Inwieweit man tatsächlich<br />
<strong>die</strong>ses löbliche Verfahren e<strong>in</strong>gehalten und nicht<br />
Leute schlecht bezahlt o<strong>der</strong> zur Arbeit gezwungen<br />
hat, läßt sich natürlich nicht mehr feststellen.<br />
3. Ausdrücklich wird <strong>in</strong> den Inschriften des<br />
weiteren betont, daß auch <strong>der</strong> verwendete Bau-<br />
stoff Eigentum des Grab<strong>in</strong>habers gewesen sei.<br />
Man begnügt sich meist mit <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Angabe,<br />
daß man für <strong>die</strong> Mastaba nie das Eigentum<br />
an<strong>der</strong>er Leute verwendet habe; vere<strong>in</strong>zelt wird<br />
erwähnt, daß ke<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> aus fremdem Besitz stamme,<br />
S. Hassan, Excav. II, S. 173. Ergänzt wird das<br />
Bild durch <strong>die</strong> Bedrohungen gegen alle, <strong>die</strong> <strong>von</strong><br />
dem eigenen Grabe Ste<strong>in</strong>e wegnehmen sollten:<br />
1 In den beiden Fällen Petrie, Gizeh, Taf. 7 A sche<strong>in</strong>t<br />
<strong>die</strong> Ausführung <strong>der</strong> Gräber e<strong>in</strong>em Mann <strong>in</strong> Kontrakt <strong>über</strong>gehen<br />
worden zu se<strong>in</strong>. Bei Nfrhmpth steht: ^ °(| ^^="
Je<strong>der</strong> , Edele, je<strong>der</strong> Sr und je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong><br />
irgende<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> irgende<strong>in</strong>en Ziegel <strong>von</strong><br />
<strong>die</strong>sem Grabe ausbrechen sollte, mit dem werde<br />
ich <strong>von</strong> dem großen Gott gerichtet werden',<br />
Urk. I, 260, vom Ende <strong>der</strong> 6. Dynastie.<br />
Den Zuständen, <strong>die</strong> sich aus <strong>die</strong>sen Versicherungen<br />
und Warnungen erschließen lassen, entspricht<br />
<strong>der</strong> Befund auf den Friedhöfen gerade am<br />
Ende des Alten Reiches. E<strong>in</strong>ige krasse Fälle konnten<br />
bei den späten Gräbern <strong>von</strong> Giza V nachgewiesen<br />
werden, <strong>von</strong> denen unter an<strong>der</strong>em Mastaba 4509<br />
bis auf den Grund abgetragen, 4472 fast ganz<br />
aus gestohlenen Werkste<strong>in</strong>en- erbaut war (Abb. 51);<br />
<strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>türtafel des S)nhn fanden wir zer-<br />
schlagen und als Bedachung e<strong>in</strong>es Schachtes ver-<br />
wendet; für das Mittelfeld siehe oben S. 3.<br />
Begegnen wir nun auf unserem Abschnitt<br />
wie<strong>der</strong>holt ähnlichen Fällen, so müssen wir <strong>die</strong>se<br />
Gruppen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelgräber ebenfalls <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zeit<br />
des allgeme<strong>in</strong>en Nie<strong>der</strong>gangs setzen, wie Wrkij,<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Grab vollständig aus Spolien erbaute,<br />
<strong>die</strong> <strong>von</strong> verschiedenen Anlagen stammen. Noch<br />
tiefer aber reichen wohl <strong>die</strong> Gräber, <strong>die</strong> erbaul<br />
wurden, als man nicht nur <strong>die</strong> Verkleidsteiue <strong>der</strong><br />
Xachbargräber ausbrach, son<strong>der</strong>n auch <strong>die</strong> Be-<br />
stattungen plün<strong>der</strong>te. Gerade im vorliegenden<br />
Teil fanden wir wie<strong>der</strong>holt Bruchstücke <strong>von</strong> den<br />
fe<strong>in</strong>en Kalkste<strong>in</strong>särgen <strong>der</strong> 4. Dynastie als Bau-<br />
ste<strong>in</strong>e verwendet. Wenn auch <strong>der</strong> Eigentümer des<br />
betreffenden Grabes nicht seihst <strong>die</strong> Plün<strong>der</strong>ung<br />
veranlaßt haben muß, so lebte er doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> solche Grabfrevel an <strong>der</strong> Tagesord-<br />
Seemann Junker.<br />
nung waren, wie sie <strong>die</strong> .Ermahnungen' schil<strong>der</strong>n.<br />
Die allgeme<strong>in</strong>e Verarmung und Rechtlosigkeit<br />
setzte nach <strong>der</strong> 6. Dynastie e<strong>in</strong>. und <strong>die</strong> Folgen<br />
<strong>der</strong> Revolution müssen sich gerade <strong>in</strong> den großen<br />
Pyramidenstädten <strong>von</strong> Aburoäs bis Medüm bemerkbar<br />
gemacht haben; denn <strong>die</strong> zahlreichen<br />
Beamten, Angestellten und Arbeiter wurden ihres<br />
Unterhaltes beraubt, <strong>der</strong> zum großen Teil aus<br />
den Prov<strong>in</strong>zen gekommen war. Hier bildete sich<br />
das Proletariat, dessen Vorgehen <strong>von</strong> 'Ipzmor ge-<br />
schil<strong>der</strong>t wird. — So wird man Mhj, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
vierten Straße <strong>von</strong> Osten bestattet ist. <strong>in</strong> <strong>die</strong>se<br />
Zwischenzeit setzen müssen; se<strong>in</strong> Grab ist ganz<br />
unansehnlich, und unter den verwendeten Bau-<br />
ste<strong>in</strong>en fanden sich Stücke e<strong>in</strong>es Sarges <strong>der</strong><br />
4. Dynastie. Im Gegensatz zur Armut <strong>der</strong> An-<br />
lage stehen <strong>die</strong> hohen Titel, <strong>die</strong> Mhj trägt, wie<br />
.Vorsteher aller Arbeiten des Königs', , wahrer<br />
Graf; aber das paßt ganz zu <strong>der</strong> Ansetzung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> Titel belanglos und wohlfeil<br />
geworden waren.<br />
In <strong>die</strong> gleiche Zeit des Umsturzes gehören<br />
auch <strong>die</strong> auf dem Abschnitt so häufigen Raub-<br />
bestattungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Mastaljas. <strong>die</strong> selbst<br />
am Ende des Alten Reiches erbaut worden waren.<br />
Das Grab des Wrkij, selbst aus geraubtem Gut<br />
errichtet, wurde durch e<strong>in</strong> solches späteres Be-<br />
gräbnis übel zugerichtet, und noch roher verfuhr<br />
man bei 'Imjstfäj, den man schon nicht mehr <strong>der</strong><br />
G. Dynastie zurechnen möchte. Solche Beispiele<br />
sche<strong>in</strong>en darauf h<strong>in</strong>zuweisen, daß <strong>die</strong> rechtlosen<br />
Zustände <strong>von</strong> längerer Dauer waren.<br />
B. Priester und Beamte bei den Pyramiden.<br />
Die Inhaber <strong>der</strong> im vorliegenden Bande ver-<br />
öffentlichten Mnstabas haben, soweit uns ihre<br />
Namen und Titel bekannt s<strong>in</strong>d, fast alle e<strong>in</strong> Amt<br />
bei <strong>der</strong> Nekropole selbst <strong>in</strong>ne, sei es als Priester<br />
am Totentempel des Königs o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung<br />
<strong>der</strong> Pyramidenstadt o<strong>der</strong> im Totenkult<br />
bei den Gräbern. Statt nun <strong>in</strong> jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />
Falle <strong>die</strong> Stellung des Grabherrn zu beschreiben<br />
und zu werten, ersche<strong>in</strong>t es angemessener, e<strong>in</strong>e<br />
zusammenhängende Darstellung <strong>von</strong> dem Dienst<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt des verstorbenen Königs zu geben.<br />
Dadurch werden Wie<strong>der</strong>holungen vermieden und<br />
das Bild wird anschaulicher. Es mag freilich e<strong>in</strong>e<br />
Beschreibung <strong>der</strong> weitverzweigten Organisation<br />
des königlichen Grab<strong>die</strong>nstes verfrüht ersche<strong>in</strong>en.<br />
solange noch so reiches Material <strong>von</strong> den Gra-<br />
bungen <strong>in</strong> Giza und Sakkära unveröffentlicht ist.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich mit <strong>der</strong> 1908 erschienenen Liste <strong>der</strong><br />
Namen und Titel des Alten Reiches 1 zeigt, wie<br />
stark <strong>die</strong> unterdessen bekanntgewordenen In-<br />
schriften das Bild verän<strong>der</strong>t haben, und <strong>die</strong> noch<br />
unveröffentlichten Texte werden zweifellos vieles<br />
Neue gerade auch für den Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nekropole<br />
br<strong>in</strong>gen. Aber es lohnt sich <strong>der</strong> Versuch auch<br />
bei den zur Verfügung stehenden Unterlagen, zu-<br />
mal noch ke<strong>in</strong>e zusammenfassende Schil<strong>der</strong>ung<br />
vorliegt.<br />
1 M.<br />
A. Mi<br />
Old K<strong>in</strong>gdom.
I<br />
I. Die Priestor.<br />
1. Hm-ntr.<br />
a. Die Bedeutung des Amtes.<br />
bedeutet Diener des Gottes'. In den<br />
,<br />
Titeln ersche<strong>in</strong>t hm-ntr nur ganz selten ohne nähere<br />
Angabe; 1 es muß sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen wohl um<br />
e<strong>in</strong>fache Priester handeln, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tempel<br />
angestellt waren. Sonst fügt man den Namen <strong>der</strong><br />
Gottheit h<strong>in</strong>zu, und <strong>der</strong> Inhaber des Titels ist<br />
nicht bloß berufsmäßiger Priester an <strong>der</strong>en Heilig-<br />
tum, son<strong>der</strong>n trägt <strong>die</strong> Bezeichnung immer neben<br />
an<strong>der</strong>en, oft gewiß nur als Ehrentitel. Das liegt<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Fällen nahe, <strong>in</strong> denen er sich<br />
Priester des Gottes nennt, unter dessen Schutz<br />
se<strong>in</strong> Beruf steht, wie <strong>die</strong> Richter den Titel hm-nt_r<br />
<strong>der</strong> MH erhalten; auch liegt e<strong>in</strong>e losere Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit dem Kult wohl meist da vor, wo dem<br />
Namen <strong>der</strong> Gottheit h<strong>in</strong>zugefügt wird ,an allen<br />
Orten 1<br />
, wie Frauen oft Priester<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hathor an<br />
,<br />
allen ihren Orten' genannt werden. Die Verleihung<br />
des Titels berechtigte den Inhaber zum Dienst<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Festen des Gottes und ver-<br />
pflichtete ihn dazu, wenn mit <strong>der</strong> Ernennung <strong>die</strong><br />
Übertragung e<strong>in</strong>er Stiftung verbunden war.<br />
Da <strong>der</strong> Konig als Verkörperung des höchsten<br />
Gottes angesehen wurde, gebührte auch ihm <strong>der</strong><br />
Dienst <strong>der</strong> , Gottes<strong>die</strong>ner', aber er erhielt ihn be-<br />
zeichnen<strong>der</strong>weise erst nach se<strong>in</strong>em Tode. Bei aller<br />
Betonung <strong>der</strong> Lehre vom .göttlichen Königtum'<br />
<strong>der</strong> Ägypter darf nicht vergessen werden, daß<br />
<strong>der</strong> Herrscher zu Lebzeiten nicht wirklich als<br />
Gott verehrt wurde und darum auch ke<strong>in</strong>en Kult<br />
im eigenen S<strong>in</strong>n besaß. Dar<strong>über</strong> dürfen uns alle<br />
se<strong>in</strong>e Titel und alle Phrasen <strong>der</strong> Höfl<strong>in</strong>ge nicht<br />
täuschen. Bei dem Hofzeremoniell s<strong>in</strong>d es Beamte<br />
und nicht Priester, <strong>die</strong> se<strong>in</strong> Gefolge bilden, 2<br />
Priester <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung <strong>die</strong>nen se<strong>in</strong>en Schutzgött<strong>in</strong>nen,<br />
wie noch <strong>in</strong> spätester Zeit bei dem<br />
feierlichen Auszug aus dem Palast <strong>der</strong> 'Iwnwmwtf<br />
<strong>der</strong> göttlichen Stirnschlange des Königs räuchert,<br />
nicht <strong>die</strong>sem selbst.<br />
E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wand könnte aus dem Auftreten <strong>der</strong><br />
hui-iitr bei <strong>der</strong> ^- — <strong>der</strong> Könige erhoben<br />
werden. Es sche<strong>in</strong>t, daß je<strong>der</strong> Herrscher e<strong>in</strong>e<br />
solche mr-t errichtete; bis jetzt s<strong>in</strong>d neun solcher<br />
Bauten belegt, <strong>von</strong> Snfrw bis Ttj reichend. Die<br />
Bedeutung des Heiligtums bleibt vollkommen un-<br />
1 Die meisten Belege stammen aus L. D. II,<br />
2 H. Kees, Kulturgeschichte des Orient- I, 1<br />
BEE DIE GbABUNGEK ATI-' DEM FRIEDHOF VOM GlZA.<br />
sicher. 1 Sndmib — 'Intj berichtete 2 dem König<br />
Asosis <strong>von</strong> se<strong>in</strong>en Arbeiten an <strong>der</strong> ( (] fl 1 V^<br />
- "I<br />
§> ^^ L -> ,Mr-t des Asosis, <strong>die</strong><br />
hr S des Hofes ist'. Das sieht aus. als sei <strong>der</strong> Bau<br />
für den König bestimmt und bei <strong>der</strong> Residenz<br />
gelegen, aber das s mag e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
haben. Deutlich dagegen ist <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
<strong>der</strong> mr-t mit dem Kult <strong>der</strong> Hathor; den Beleg-<br />
stellen des Wh. S. 157 3 entspricht auch <strong>die</strong> An-<br />
gabe auf dem Palermoste<strong>in</strong> aus <strong>der</strong> Zeit des<br />
X/ri'rkir, nach <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Statue des 'Ihj aus Elek-<br />
tron zur Hathor <strong>der</strong> Sykomore <strong>in</strong> <strong>der</strong> mr-t des<br />
Snfrw geleitet wurde. 4 — Die Vermutung läge nahe,<br />
das Heiligtum bei <strong>der</strong> Pyramidenstadt zu suchen,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> auch Hathor e<strong>in</strong>en Kult erhielt, aber <strong>die</strong><br />
Titel des Hnmwhtp MM. D 4'.» sche<strong>in</strong>en dagegen<br />
zu sprechen: er ist V ( ^ 1 P ü. 1 | und<br />
an <strong>der</strong> mr-t des Wirkt/- und ,<br />
lüpfäiJJA Priester<br />
Priester <strong>der</strong> Hathor,<br />
<strong>die</strong> an <strong>der</strong> Spitze <strong>von</strong> W'b-s-wt — Wsrkif ist';<br />
man erwartete bei <strong>der</strong> Gleichheit <strong>der</strong> Kultstätte<br />
Hthr mr-t Wsr-Kif ufb f. rot, wie<br />
[g] (k =<br />
\<br />
u u^| CZ\<br />
. MM. Elö. Die mr-t sche<strong>in</strong>t nach<br />
deu Belegen dem Kult <strong>der</strong> Hathor und dem<br />
Andenken des Stifters geweiht zu se<strong>in</strong>, aber wenn<br />
sie auch den Namen des Königs trug, so ergibt<br />
sich doch ke<strong>in</strong> Anhalt dafür, daß <strong>der</strong> Erbauer<br />
schon zu Lebzeiten dort e<strong>in</strong>en Kult besaß.<br />
Erst wenn <strong>der</strong> Herrscher gestorben ist und<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Pyramide ruht, gilt er als wirklicher<br />
Gott, erhält e<strong>in</strong>en Kult wie <strong>die</strong> übrigen Götter<br />
und wird wie sie <strong>von</strong> den |<br />
be<strong>die</strong>nt. Wir kennen<br />
ke<strong>in</strong>en *him-ntr-njswt, <strong>der</strong>, wie etwa ufb-njsict, dem<br />
König schon auf Erden zugeteilt war. Diese Unter-<br />
schiede s<strong>in</strong>d wohl zu beachten, um so mehr, als<br />
selbst bei <strong>die</strong>ser beim Tode e<strong>in</strong>tretenden Vergött-<br />
lichung erst e<strong>in</strong>e allmähliche Entwicklung vor-<br />
zuliegen sche<strong>in</strong>t. 5 Im Alten Reich wird scharf<br />
1 Wh. -2, los mr-t ,<strong>in</strong> den Bezeichungen gewisser, nach<br />
Königen des A.E. benannter Tempel, gern <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Hathor'.<br />
2 •<br />
Sethe. I i k. I, 61.<br />
3 MM. E 15 und D 10 = Sethe, Urk. I. 1.90.<br />
i Scthe, Urk. I, 247 und II. Schäfer, E<strong>in</strong> Bruch-<br />
stück altägyptischer Annale», S. 39 10.<br />
5 Wird auch <strong>der</strong> König im Anfang des Alten Reiches<br />
gelegentlich j | genannt, so erhält er doch nie zu Lebzeiten<br />
Titel, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> 6.Dynastie Pjsjl. nach se<strong>in</strong>em Todi G
zwischen den Toten<strong>die</strong>nern des Königs und denen<br />
.se<strong>in</strong>er Familie geschieden) erstere heißen |<br />
Diener des Gottes', letztere , (0) = Diener des Ka'.<br />
,<br />
Hermann Junker.<br />
=<br />
Nun s<strong>in</strong>d aber bei Königen dir 2. Dynastie auch<br />
lim-io-k) nachgewiesen. Ssj ist MM.B3 (T^fl fl ?<br />
— .Aufseher <strong>der</strong> Ka-Diener des Snd'<br />
QU!'<br />
***-* ©£0111*1*stelier<br />
<strong>der</strong> Ka-Diener des Snd <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nekropole', 8<br />
daneben freilich auch f "^j<br />
fl. Das sieht doch<br />
f J<br />
so aus, als sei <strong>in</strong> den frühesten Zeiten <strong>der</strong> Toten-<br />
<strong>die</strong>nsl auch des Königs <strong>von</strong> den hm-k) vollzogen<br />
worden; <strong>die</strong> .( Juttes<strong>die</strong>uer" hätten dann allmählich<br />
ihre Stelle e<strong>in</strong>geni neu; später trifft man nie<br />
wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> (j) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Namen<br />
e<strong>in</strong>es verstorbenen Herrschers o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>es Tuten-<br />
tempels.<br />
Die Scheidung hm-ntr und hm-ki wird im<br />
Alten Reich zunächst ganz scharf durchgeführt,<br />
auch 1km den Gräbern <strong>der</strong> König<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Mutter<br />
des Königs s<strong>in</strong>d nur Ka-Diener angestellt. Nach<br />
Sethe, Urk. I. 157 <strong>über</strong>reicht Hmtnw <strong>der</strong> König<strong>in</strong><br />
Mrjäfnh II! <strong>die</strong> Liste ihrer, Totenpriester' als <strong>der</strong>en<br />
Vorsteher; L. D. Text 1. S. 89 wird 'Ittj 1 -- T ,<br />
J^, (jj) , Vorsteher <strong>der</strong> Ka-Diener <strong>der</strong> Mutter des<br />
Königs' genannt, wie Ihtjhtp, S. Hassan, Excav. I,<br />
73 ^^ C " 1\ fy. Wenn daher Hntkiwi nach<br />
Angabe <strong>von</strong> S. Hassan e<strong>in</strong>en |<br />
<strong>in</strong> ihrem Toten-<br />
<strong>die</strong>nst hatte. 3 so ist das e<strong>in</strong> weiterer Beweis, daß<br />
sie zeitweise regierende König<strong>in</strong> war.<br />
Gott, Herr dos Horizonts und Herr des Himmels'; siehe Gizall,<br />
S. 54f. — E<strong>in</strong>e Vergöttlichung nach dem Tode sche<strong>in</strong>t bei dem<br />
Apis vorzuliegen; zunächst nur <strong>der</strong> heilige Stier, <strong>der</strong> hei den<br />
Fruchtbarkeitsriten <strong>über</strong> das Feld getrieben wurde, hat man<br />
ihn nach Manetho <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2. Dynastie zum Gott erklärt; aber<br />
noch im Alten Reich hat. er ebensowenig wie <strong>der</strong> , weiße<br />
Stier' e<strong>in</strong>en hm-nh; son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en mdw und <strong>die</strong>ses | steht<br />
vor /o> und l:l'nl. In <strong>der</strong> Spätzeit wird se<strong>in</strong> Begräbnis <strong>die</strong><br />
.Apotheosis' genannt, und das dürfte wohl ke<strong>in</strong>e bloße Um-<br />
schreibung se<strong>in</strong>.<br />
1 Die Schreibung spricht für <strong>die</strong> übliche Übersetzung<br />
hui-/.! und gegen e<strong>in</strong> xhn-hm.<br />
J<br />
2 n Vergleiche se<strong>in</strong>e beiden an<strong>der</strong>en'Tite] f ft — [1<br />
Mrf ff ^1 * (ED MMldS-<br />
kann sich also nicht etwa um <strong>die</strong> Innir-!,', <strong>der</strong> Mastabas auf<br />
dem Friedhof des Königs handeln.<br />
3 Mitteil. Kairo :!. L35.<br />
Am Ende des Alten Reiches aber läßt PhiopsTI.<br />
se<strong>in</strong>en Gemahl<strong>in</strong>nen königliche Ehren für das<br />
Jenseits zuteil werden. In <strong>der</strong> Widmungs<strong>in</strong>schrift<br />
im Grabmal <strong>der</strong> Wdbtn, Sethe, Urk. I, 272,<br />
wird ihr Totentempel als n .—. .Gotteshaus,<br />
bezeichnet, und <strong>die</strong> für ihren Tuten<strong>die</strong>nst Ange-<br />
stellten nennen sich ebenda S. 273 ihre<br />
,Gottes<strong>die</strong>ner'. — In dem Schutzdekret e<strong>in</strong>es<br />
Nachfolgers für den Totenkult <strong>der</strong> Königsmutter<br />
Xeitb und r nhiis<strong>in</strong>ijr' heißt ihr Totentempel wie<strong>der</strong><br />
werden |<br />
, und<br />
<strong>die</strong> an ihm angestellten Priester<br />
und<br />
w genannt = Sethe, Urk. I,<br />
307. — In dem Erlaß des Königs Phiops II. <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> Opfer, <strong>die</strong> se<strong>in</strong>er Statue und den Statuen<br />
se<strong>in</strong>er Angehörigen im Osiristempel <strong>von</strong> Abydos<br />
dargebracht werden sollen, ersche<strong>in</strong>en als Beauf-<br />
tragte neben den |<br />
<strong>die</strong><br />
\|) wühl hauptsächlich<br />
deshalb, weil e<strong>in</strong> Opferanteil auch für <strong>die</strong> Statue<br />
des Veziers TVio bestimmt war. 1<br />
1). Die hm-ntr und <strong>die</strong> Namen des Königs.<br />
a) Der Befund.<br />
Der Titel 'hm-ntr wird bei den verstorbenen<br />
Königen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit <strong>der</strong>en Geburtsnamen<br />
verbunden. Unter den sehr zahlreichen Belegen<br />
<strong>in</strong> Murray, Names and Titles 29, f<strong>in</strong>den sich<br />
nur zwei mit dem Horusnamen zusammengesetzt:<br />
VN ^37 ,r£,<br />
j<br />
, Priester des „Horus, des Herrn<br />
<strong>der</strong> Gerechtigkeit"' = Klnfr Brit. Mus. 1324 und<br />
\N |<br />
ö> ^S fl ,Priester des „Ilorus stark an<br />
]<br />
Glanz" '=Dw)hp MM. 1 > ."»9.<br />
Nun kamen auf unserem Grabungsfeld mehrere<br />
Beispiele zu Tage, <strong>in</strong> denen hm-ntr zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />
vier Namen des Cheops gesetzt wird; <strong>die</strong> meisten<br />
Belege stammen aus den <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Bande vor-<br />
gelegten Mastabas.<br />
1. Nfr nennt sich auf dem Fries <strong>der</strong> West-<br />
*="-jj><br />
J |<br />
.<br />
Die Bezeichnungen hm-ntr mddw<br />
llr und hm-ntr mdd r i/Iilj kehren auf dem Gewände<br />
des E<strong>in</strong>gangs wie<strong>der</strong>.<br />
2. Kihjf. In <strong>der</strong> stark zerstörten Inschrift \\^r<br />
Nordwand erkennt man noch deutlich <strong>in</strong> Zeile :i<br />
1 Siehe auch <strong>die</strong> hum-/,-! für den Dienst<br />
Tempel <strong>von</strong> KoptoS, Sethe. l'rk. I, 302.<br />
>Sw\j im<br />
|
10 Hermann Jdni<br />
Stele zwischen <strong>der</strong> Tempelmauer und <strong>der</strong> Pyramide<br />
durchaus nicht gesichert. Jedenfalls aber<br />
bildete <strong>der</strong> Kult vor den Statuen den Hauptteil<br />
des Toten<strong>die</strong>nstes; denn ihre Kapellen nehmen im<br />
Tempel den größten Raum e<strong>in</strong> und liegen an <strong>der</strong><br />
wichtigsten Stelle. Kölscher beschreibt ihre Lage<br />
S. 28: ,Die Breitseite des Hofes ist <strong>in</strong> fünf Achsen<br />
geteilt. Jede <strong>der</strong>selben führt, den Umgang kreuzend,<br />
direkt auf e<strong>in</strong>e große Kammer zu. In <strong>die</strong>sen fünf<br />
Räumen, <strong>von</strong> denen <strong>der</strong> mittlere <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en an<br />
Breite <strong>über</strong>trifft, haben vermutlich <strong>die</strong> fünf eigent-<br />
^m 3<br />
c<br />
Tempel des Alten Reiches mit mehreren Räumen<br />
für Götterbil<strong>der</strong> erhalten, das Heiligtum <strong>von</strong> Kasr<br />
fl Sagha: siehe Mitteil. Kairo 5, S. 5: darnach<br />
unsere Abb. 2. Die Übere<strong>in</strong>stimmung spr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Augen; hier s<strong>in</strong>d zwar sieben Kammern statt<br />
<strong>der</strong> fünf, aber wie<strong>der</strong>um ist <strong>die</strong> mittlere geräu-<br />
miger als <strong>die</strong> übrigen; <strong>in</strong> ihr stand wohl das Kultbild<br />
des Hauptgottes, während sich rechts und<br />
l<strong>in</strong>ks <strong>die</strong> Nebengottheiten anreihten.<br />
D . D<br />
Die Statuen standen im Totenkulf<strong>der</strong> Könige<br />
<strong>über</strong>haupt ganz im Vor<strong>der</strong>grund; Doser mit den<br />
Der Totentempel des Chephren, a. l'feilerhof, b. Statuenkammern, c. Magaz<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Statuenkami<br />
liehen Kultstatuen gestanden. In den Totentempeln<br />
<strong>der</strong> 5. Dynastie wurden regelmäßig fünf entspre-<br />
chende Statuenkammern o<strong>der</strong> -nischen nachge-<br />
wiesen.' 1 H<strong>in</strong>ter je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kammern liegt e<strong>in</strong> ent-<br />
sprechen<strong>der</strong> schmalerer Raum, <strong>der</strong> als ihr Magaz<strong>in</strong><br />
gelten kann.<br />
Diese Anordnung aber entspricht ganz <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> den Heiligtümern <strong>der</strong> Götter, wird<br />
doch auch <strong>der</strong> Totentempel M .—.<br />
d. Gang mit Rücksprung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte.<br />
des verstor-<br />
benen Königs genannt. Die fünf Kammern ent-<br />
sprechen <strong>der</strong> Cella mit dem Kultbild, dem ,Aller-<br />
heiligsten'. E<strong>in</strong> glücklicher Zufall hat uns e<strong>in</strong>en<br />
1 Nur <strong>in</strong> dem hastig fertiggestellten Myker<strong>in</strong>ostempel<br />
f<strong>in</strong>de sieh e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Kammer, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> fünf verschie-<br />
denen Statuen bestimmt war.<br />
großen Anlagen vor se<strong>in</strong>em Serdäb ist <strong>der</strong> beste Beweis<br />
dafür. Neben dem Toten<strong>die</strong>nstbei <strong>der</strong> Pyramide<br />
war auch <strong>in</strong> den Tempeln des Landes e<strong>in</strong> Kult<br />
für <strong>die</strong> verstorbenen Könige e<strong>in</strong>gerichtet, und auch<br />
hier steht <strong>die</strong> Statue wie<strong>der</strong> an erster Stelle, 1 ganz<br />
entsprechend dem Götterkult.<br />
' Die Sitte, n den Heiligtümern e<strong>in</strong>en Totenkult für<br />
<strong>die</strong> Könige<br />
rhteii. geht weit zurück. Sij nennt sich<br />
MM.B3Q h. > %sJ\M«H^ Vorsteher ''"»' '>•' l<br />
des kml an all <strong>die</strong>sen Orten'; unter litr-t haben wir dabei e<strong>in</strong>e<br />
Kultstelle zu verstehen, wie Silva ebenda E 1— -1 .?=* ^> [j<br />
^ÜJÜT» und .sv; führt äen entsprechenden Titel ,Vorsteher<br />
<strong>der</strong> io f J-Priester des Snd <strong>in</strong> dem hwt an all se<strong>in</strong>en<br />
Orten'. Dem hw-t entspricht sachlich das spätere hw-l-kl, wie<br />
Vorsteher tler Priester des hir-t-k! des<br />
' OuW^Pni
J^ |<br />
Beeicht <strong>über</strong> <strong>die</strong> Geabungen auf dem Fbiedhof <strong>von</strong> Giba. 11<br />
/)'/' ith, Urk. 1, 222, beschreibt se<strong>in</strong>en Dienst als<br />
so, daß er vor Hathor, <strong>die</strong> Herr<strong>in</strong> <strong>von</strong><br />
1<br />
Kusae, h<strong>in</strong>trat (%^ "v ), sie sah und ihr mit se<strong>in</strong>en<br />
Händen opferte. In ähnlicher Weise vollzogen auch<br />
<strong>die</strong> | des Königs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Totentempel den<br />
Kult: sie öffneten unter Hersagen bestimmter<br />
Sprüche <strong>die</strong> Tür <strong>der</strong> Statuenkammer, traten vor<br />
das Bild h<strong>in</strong> und legten vor ihm <strong>die</strong> Opfer nie<strong>der</strong>.<br />
Dem Beispiel des königlichen Toten<strong>die</strong>nstes<br />
folgend, nimmt auch <strong>in</strong> den Mastabas das Opfer<br />
vor den Statuen allmählich nun größeren Umfang<br />
an, wenn auch nicht gleichmäßig, und auch hier<br />
begegnen wir dem gleichen Ausdruck ,vor <strong>die</strong><br />
Statuen h<strong>in</strong>treten' ( c k hr twt), siehe Urk. I, 49.<br />
Wenn nun im Totentempel des Chephren fünf<br />
Kapellen vorhanden waren, so müssen ihnen wohl<br />
fünf verschiedene Kultbil<strong>der</strong> entsprochen haben,<br />
und es liegt nahe, daß sie sich eben nach den<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsformen des Königs unterschieden.<br />
Bor char dt vermutete schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift für<br />
<strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Architektur III, 71, daß <strong>in</strong><br />
je<strong>der</strong> Kammer <strong>der</strong> König unter e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er fünf<br />
großen Namen verehrt wurde. Jetzt, nach dem<br />
Nachweis <strong>der</strong> verschiedenen Priestertümer bei<br />
Cheops, wird <strong>die</strong>se Vermutung fast zur Gewißheit.<br />
Freilich läßt sich nicht mehr feststellen, wie sich bei<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Kapellen <strong>die</strong> Verschiedenheit außer<br />
dem Wechsel <strong>der</strong> Namen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />
PjpjS L.D. II, 110; siehe weiter (las iwt-fnb-t bei ^j J , wi<br />
CiSElll^JJJw^<br />
au all se<strong>in</strong>en Orte<br />
e<strong>in</strong> Totenkult für i<br />
Tracht <strong>der</strong> Statuen äußerte. Nur e<strong>in</strong>en festen Anhalt<br />
besitzen wir: Nj&wtnfr nennt unter den Ämtern,<br />
<strong>die</strong> er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pyramidenstadt des Chephren aus-<br />
übt. 1 am Schluße, Q> ^j ^ ^j J ^ J ,Priester<br />
des Chephren und Priester <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> ober-<br />
ägyptischen Krone geschmückten Statue des<br />
Chephren'.- Damit hat e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Kapellen ihr<br />
Bild erhalten. In <strong>der</strong> größeren mittleren möchte<br />
man Chephren als njsict-bit unterbr<strong>in</strong>gen, viel-<br />
leicht unter <strong>der</strong> Bezeichnung njswt-bit -f- Geburts-<br />
name.<br />
Die Anordnung im Chephrentempel gibt uns<br />
nun e<strong>in</strong>en festen Anhalt für den Dienst, <strong>der</strong> mit<br />
den verschiedenen Priestertü<strong>in</strong>ern des Cheops verbunden<br />
war.<br />
U U LI U U U<br />
Abb. 2. Tempel <strong>von</strong> Kasr el Sagha.<br />
Herdes 6»~<br />
das heißt an allen Stellen,<br />
e<strong>in</strong>gerichtet ist.<br />
n<br />
Auch hier muß sich <strong>der</strong> Kult vor den Statue<br />
des Königs abgespielt haben, wenn sich auch <strong>der</strong><br />
Nachweisnichtmehrerbr<strong>in</strong>gen läßt, daß <strong>die</strong> Kapellen<br />
<strong>in</strong> gleicher Weise angeordnet waren.<br />
E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wand sei hier nicht verschwiegen.<br />
Wir besitzen <strong>von</strong> Cheops ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Statue,<br />
nicht e<strong>in</strong>mal das Bruchstück e<strong>in</strong>er solchen. Es<br />
hält sich zwar hartnäckig e<strong>in</strong>e Überlieferung, nacli<br />
<strong>der</strong> im Taltempel unter dem Schutt Alabasterstatuen<br />
des Königs zu f<strong>in</strong>den seien. Aber im Totentempel<br />
ist, soviel ich <strong>in</strong> Erfahrung br<strong>in</strong>gen konnte, nie<br />
auch nur e<strong>in</strong> Bruchstück zu Tage gekommen, auch<br />
Giza III, ALI.. 30.<br />
Man beachte, daß hm-ntr getrennt //'/(•< und dem<br />
Bild <strong>der</strong> Statue gesetzt ist; M M. B i (^©^*=-3r0l 2$ 1 \<br />
Statue des Che<br />
wohl auch <strong>über</strong>setzen ,Priester <strong>der</strong> njiirl-<br />
zeichen gefaßt werden<br />
il.er liier Könnte das Bild aucli als Deute-
12 Heemann Junkee.<br />
nicht bei <strong>der</strong> letzten gründlichen Durchsuchung bei<br />
<strong>der</strong> Grabung <strong>der</strong> Universität Kairo. Das ist um so be-<br />
fremdlicher, als im Totentempel des Chephren e<strong>in</strong>e<br />
unglaublich große Zahl <strong>von</strong> Statuenbruchstücken ge-<br />
funden wurde. 1 Der Befund hei Cheops erlaubt aber<br />
höchstens den Schluß, daß <strong>in</strong> den übrigen Räumen<br />
des Tempels ke<strong>in</strong>e Bil<strong>der</strong> aufgestellt waren, aber<br />
gegen <strong>die</strong> Statuen <strong>in</strong> den Kapellen spricht er nicht;<br />
denn gerade <strong>die</strong> Kultbil<strong>der</strong> wurden wie <strong>in</strong> den Götter-<br />
tempeln nicht iu Ste<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n aus kostbarem<br />
Metall gebildet, und solche wertvolle Gegenstände<br />
s<strong>in</strong>d natürlich spurlos verschwunden. Königsstatuen<br />
AesSnfrw aus Erz und Gold werden <strong>in</strong> den Annalen<br />
des Alten Reiches wie<strong>der</strong>holt erwähnt, vergleiche<br />
Sethe, Urk. I, 237. Ebenda 23S ist <strong>von</strong> Statuen des<br />
Cheops <strong>die</strong> Rede, <strong>die</strong> ihn mit <strong>der</strong> unterägyptischen<br />
Krone darstellen, doch ist <strong>die</strong> Angabe des Werk-<br />
stoffes nicht mehr erhalten.<br />
Die E<strong>in</strong>richtung beson<strong>der</strong>er Priestertümer für<br />
<strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Ersche<strong>in</strong>ungsformen des Königs kommt<br />
nur bei Cheops vollkommen ausgebildet vor. Abge-<br />
sehen <strong>von</strong> den beiden oben genannten Belegen mit<br />
dem Horusnamen des Snfmo und W&rh'io [Nfrirkh*)<br />
und dem Titel des Xjivfiifr s<strong>in</strong>d bis jetzt ke<strong>in</strong>e<br />
weiteren Belege veröffentlicht, alle an<strong>der</strong>en Bei-<br />
spiele verb<strong>in</strong>den | mit dem Geburtsnamen. 2<br />
Das besagt nun durchaus nicht, daß <strong>der</strong> ge-<br />
son<strong>der</strong>te Kult nur bei Cheops bestand; <strong>die</strong>ser<br />
hatte nur getrennte Stiftungen für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Statuen errichtet und damit <strong>die</strong> Trennung im Kult<br />
stärker betont. Bei an<strong>der</strong>en Königen konnte sehr<br />
1 Zu den bei <strong>der</strong> Siegl<strong>in</strong>-Expedition 11109/10 und auf<br />
unserem Grabungsfeld im Westen und Süden gesichteten<br />
Stücken treten noch viel zahlreichere h<strong>in</strong>zu, <strong>die</strong> bei <strong>der</strong><br />
Abräumuno- des Schuttfeldes um den Tempel <strong>von</strong> S. Hassan<br />
gesammelt wurden. Man ist <strong>in</strong> Verlegenheit, alle <strong>die</strong>se Bil<strong>der</strong><br />
im Tempel unterzubr<strong>in</strong>gen. Vielleicht stand im ,<br />
Statuenhof'<br />
e<strong>in</strong>e Statue vor jedem Pfeiler. Hülse li er hat hier bei <strong>der</strong> Re-<br />
konstruktion Usirispfeiler angenommen, da sich an <strong>die</strong> Pfeiler-<br />
gruben nach außen e<strong>in</strong>e rechteckige Vertiefung anschließt,<br />
<strong>über</strong> <strong>der</strong> also <strong>die</strong> Füße des Osiris standen. Doch erheben sieh<br />
gegen <strong>die</strong>se Annahme e<strong>in</strong>ige Bedenken; auch bei <strong>der</strong> letzten<br />
gründlichen Säuberung hat sich auch nicht e<strong>in</strong> Bruchstück<br />
e<strong>in</strong>er Osirisfigur gefunden, und es ist schwerlich anzunehmen,<br />
daß alle Pfeiler unversehrt verschleppt wurden. Dann sche<strong>in</strong>t<br />
<strong>die</strong> i »siris-König-Figur für den Anfang <strong>der</strong> i. Dynastie doch e<strong>in</strong><br />
wenig verfrüht. Am schwersten aber wiegt, daß <strong>die</strong>se Pfeiler-<br />
art <strong>in</strong> <strong>die</strong> Architektur des Chephrentempels nicht passen will.<br />
Vielleicht lagen <strong>in</strong> den Vertiefungen vor den Pfeilern <strong>die</strong><br />
Untersatzblöcke, auf denen <strong>die</strong> Sitzbil<strong>der</strong> des Königs aufge-<br />
stellt wurden.<br />
2<br />
S. Hassan, Excav. II, lliO ist Rmmrklj, Priester des<br />
Myker<strong>in</strong>os, auch 1 — I Sp = , was ich nicht zu deuten<br />
weiß, hm-nlr ist übrigens vielleicht zu nb-t 'Iwn-t zu ziehen.<br />
S. 175.<br />
wohl e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Stiftung mit <strong>der</strong> Auflage<br />
bestehen, das Opfer <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kapellen<br />
aufrechtzuerhalten. Weniger wahrsche<strong>in</strong>lich ist<br />
<strong>die</strong> Annahme, daß <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>em Son<strong>der</strong>kult<br />
beauftragten Priester ihr Amt allgeme<strong>in</strong> nach dem<br />
Geburtsnamen des Herrschers bezeichneten.<br />
c. Die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> hm-ntr.<br />
Zunächst muß auf e<strong>in</strong>en Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Bezeichnung des Priestertunis aufmerksam gemacht<br />
werden. In <strong>der</strong> 4. Dynastie und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ersten Zeit <strong>der</strong> 5. wird |<br />
nur mit dem Namen<br />
des Königs verbunden, 1 unter Nfrirl;h r tritt zum<br />
erstenmal statt dessen <strong>der</strong><br />
auf: m)VA'<br />
Name <strong>der</strong> Pyramide<br />
Murray, Names and<br />
Titles 30; nach Njwsrr* sche<strong>in</strong>t <strong>über</strong>haupt nur<br />
me<strong>in</strong>- <strong>die</strong>se Art <strong>der</strong> Bezeichnung verwendet zu<br />
weiden. Da beide Titel nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übergangszeit<br />
NfrirkJr 1 — Njwsrr* nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vorkommen, so<br />
läßt sich <strong>der</strong> Unterschied nicht so erklären, daß<br />
<strong>der</strong> hm-ntr + Königsname als Priester des ver-<br />
storbenen Herrschers <strong>über</strong>haupt galt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
aber se<strong>in</strong>en Dienst auf den Totentempel be-<br />
schränkte. Der Befund deutet vielmehr darauf<br />
h<strong>in</strong>, daß <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>die</strong>ses Priestertums e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>schneidenden Wandel erfahren hat; siehe auch<br />
unten S. 25. Über dem e<strong>in</strong>fachen hm-ntr staud <strong>der</strong><br />
,Unteraufseher <strong>der</strong> Priester', wie M<strong>in</strong>fr L. D. II, 65<br />
i^DJATIk<br />
.Unteraufseher <strong>der</strong><br />
Priester an <strong>der</strong> Pyramide des Asosis'. Dann folgt<br />
als höherer Rang <strong>der</strong> ihd = Aufseher, wie<br />
G^DUAlIPt Davies<br />
'<br />
ptähiietep n - (i -<br />
Dem ,<br />
Aufseher' sehe<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Abteilung <strong>der</strong> Prie-<br />
sterschaft, e<strong>in</strong>e Phyle unterstellt worden zu se<strong>in</strong>,<br />
wenn wir aus <strong>der</strong> entsprechenden Ordnung hei<br />
den hm-kJ e<strong>in</strong>en Schluß ziehen dürfen; denn hier<br />
begegnet uns mehrfach e<strong>in</strong> fl ? W -f- Wh o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
£ , MM. D 47; weitere Beispiele M u r ray,<br />
ebenda 42; siehe aber auch den hrp imj-w s)<br />
unten S. 20.<br />
Die höchste Stufe, <strong>die</strong> uns hei den Tempel-<br />
priestern geläufig ist, J^ |<br />
.Vorsteher <strong>der</strong> Prie-<br />
ster', ist bis jetzt <strong>in</strong> den Totentempeln <strong>über</strong>haupt<br />
1 Die e<strong>in</strong>zige Ausnahme sehe<strong>in</strong>t <strong>der</strong> oben genannte<br />
BmnwJcJj zu bilden, <strong>der</strong> sieb im späteren Alten Reich .Priester<br />
des Myker<strong>in</strong>os' und .Aufseher <strong>der</strong> Priester <strong>der</strong> Pyramide des<br />
Myker<strong>in</strong>os' nennt.
<strong>Bericht</strong> übeb <strong>die</strong> Grabungen auf dem Feiedhof <strong>von</strong> Giza. 13<br />
nicht belegt; K<strong>in</strong>fr nennt sich j ^ (7|-=>^1<br />
, Leiter <strong>der</strong> Priester des Snfnc', De Morgan,<br />
Dahchour 1903, S. 22; vergleiche Brit. Mus. 1345.<br />
Die Bezeichnung hrp hm-w ntr ohne weiteren Zu-<br />
satz ist noch zweimal belegt, bei Prjsn, L. D. II, 83<br />
und t nhm r r e , Miss. arch, franc. I, 190. E<strong>in</strong>er glei-<br />
chen Bevorzugung des hrp vor imj-rl begegnen<br />
wir auch bei an<strong>der</strong>en Priesterklassen <strong>der</strong> Toten-<br />
tempel. Entwe<strong>der</strong> ist hrp <strong>der</strong> ältere Titel o<strong>der</strong><br />
es liegt mehr als e<strong>in</strong>e äußerliche Verschiedenheit<br />
vor. In den Gottestempeln hatte <strong>der</strong> imj-ri hm-ir-<br />
ntr nicht nur für den Opfer<strong>die</strong>nst, son<strong>der</strong>n auch<br />
für <strong>die</strong> Instandhaltung aller Tempelgebäude zu<br />
sorgen; siehe zum Beispiel das Dekret des Nfrirkh*<br />
für den Tempel <strong>von</strong> Abydos, Sethe, Urk. I, 170 f.<br />
Bei dem Grabdenkmal <strong>der</strong> Könige unterstand da-<br />
gegen <strong>die</strong> äußere Verwaltung an<strong>der</strong>en Beamten.<br />
2. w c b.<br />
Im Gegensatz zum hm-ntr ist das Amt des<br />
/wj nicht auf den Kult <strong>der</strong> Götter beschränkt.<br />
Nach Wh. I, 282 f. steht <strong>der</strong> vfb-njitot im Dienste<br />
sowohl des lebenden wie auch des verstorbenen<br />
Königs, alt tritt <strong>der</strong> vfb auch im Toten<strong>die</strong>nst<br />
<strong>der</strong> Mastabas bei <strong>der</strong> Begutachtung des Opfer-<br />
-fleisches auf; <strong>der</strong> vfb-njiwt ist alt unter an<strong>der</strong>em<br />
auch e<strong>in</strong> Beamter, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Körperpflege des<br />
Herrschers zu tun hat, Ba<strong>der</strong> und Arzt' des<br />
,<br />
Königs; <strong>der</strong> (rä i'st aucü a' s ^ rzt tätig. —<br />
/r'// wird als , Re<strong>in</strong>er' <strong>über</strong>setzt, se<strong>in</strong>e Tätigkeit<br />
aber läßt ihn eher als , Re<strong>in</strong>iger' ersche<strong>in</strong>en.<br />
Sucht man im Tempel<strong>die</strong>nst den Amtsbereich<br />
<strong>der</strong> vfb gegen den <strong>der</strong> hm-ntr abzugrenzen, so<br />
wird man ersteren zunächst alles zuweisen, was<br />
für <strong>die</strong> Beobachtung <strong>der</strong> kultischen Re<strong>in</strong>heit <strong>der</strong><br />
Opfer erfor<strong>der</strong>lich war, hauptsächlich aber <strong>die</strong><br />
Ausübung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungszeremonien, <strong>die</strong> im Ritual<br />
e<strong>in</strong>en so großen Raum e<strong>in</strong>nehmen. 1 E<strong>in</strong>en Begriff<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Ausdehnung <strong>die</strong>ser Kulthandlungen geben<br />
uns <strong>die</strong> Pvramidentexte, unter an<strong>der</strong>em <strong>die</strong> Sprüche,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Opferliste (§§12— 113) begleiten, und zahl-<br />
reiche an<strong>der</strong>e Stellen, <strong>in</strong> denen entwe<strong>der</strong> wie dort<br />
<strong>die</strong> ,Re<strong>in</strong>igung' <strong>der</strong> Mahlzeit vorausgeht, o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
denen <strong>der</strong> verstorbene König durch <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung<br />
<strong>die</strong> Weihe für das jenseitige Leben erhält. 2<br />
1 Für den privaten Toten<strong>die</strong>nst, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Mastabas<br />
häufig dargestellt wird, siehe Giza III, S. 103 f.; hier sche<strong>in</strong>en<br />
<strong>die</strong> hm-ir kl <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung: zu vollziehen, denn w'h<br />
werden nie genannt.<br />
2 Die Bedeutung <strong>die</strong>ser Zeremonien behandelt Hans<br />
Bonnet, ,Die Symbolik <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungen im ägyptischen<br />
Kult', AITEAOZ I, S. 103 ff.<br />
Wie freilich <strong>die</strong> Verteilung <strong>der</strong> Aufgaben im<br />
e<strong>in</strong>zelnen war, entzieht sich unserer Kenntnis.<br />
Auffällig stark treten <strong>in</strong> den Titeln <strong>die</strong> vfb gegen-<br />
<strong>über</strong> den hm-ntr zurück, sowohl bei den Göttern<br />
wie bei den verstorbenen Königen. Noch auffäl-<br />
liger ist, daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen aus dem Alten Reiche<br />
stammenden Tempeldekreten <strong>die</strong> vfb <strong>über</strong>haupt<br />
nicht erwähnt werden, wie <strong>in</strong> dem Erlaß Phiops' II<br />
<strong>über</strong> das Opfer vor se<strong>in</strong>en Statuen im Tempel<br />
<strong>von</strong> Abydos, Sethe, Urk. I, 278 f., und bei <strong>der</strong><br />
xVufzählung des Tempelpersonals im Schutzdekret<br />
desselben Königs für das Heiligtum des M<strong>in</strong> <strong>von</strong><br />
Koptos, ebenda S. 280 f., 1 ebenso <strong>in</strong> dem Dekret I,<br />
284 IT. Vielleicht, daß hier <strong>der</strong> Gesamt<strong>die</strong>nst, <strong>die</strong><br />
Re<strong>in</strong>igungszeremonien e<strong>in</strong>geschlossen, <strong>von</strong> den<br />
an<strong>der</strong>en Priestern, vor allem den hm-ntr, <strong>über</strong>nommen<br />
wurde.<br />
E<strong>in</strong>e Stütze könnte <strong>die</strong>se Auffassung durch<br />
e<strong>in</strong>en seltsamen Gebrauch des Verbums afb er-<br />
halten. In den Inschriften des -V- <strong>von</strong> Tehne,<br />
Sethe, Urk. I. 24 ff. wird, berichtet: j\ ^<br />
^-<br />
(1<br />
D <br />
^| J^ J<br />
.Von <strong>der</strong> Majestät des<br />
Königs Myker<strong>in</strong>os wurden zwei Aruren Ackerland<br />
gestiftet für <strong>die</strong>se hm-ntr, damit sie da<strong>von</strong> ufb<br />
machten', ebenda S. 26: \<br />
J (j^ 1 P .iQi<br />
k\fä ^pS^^^-^DieMaje-<br />
stät des Königs WsrJcif befahl, daß ich ufb mache<br />
für <strong>die</strong> Hathor, <strong>die</strong> Herr<strong>in</strong> <strong>der</strong> „Talmündüng" '.<br />
Sethe fügt bei w e b auf S. 26 c h<strong>in</strong>zu: .Verbum:<br />
..Priester se<strong>in</strong>"'; das müßte folgerichtig bedeuten,<br />
daß <strong>die</strong> genannten Personen, auch <strong>die</strong> hm-ntr, als<br />
w^-Priester im Heiligtum <strong>der</strong> Hathor <strong>die</strong>nen. Doch<br />
läßt sich nachweisen, daß e<strong>in</strong> aktives Verbum vor-<br />
liegt, das <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong>ere Bedeutung ,das Opfer<br />
darbr<strong>in</strong>gen' bat. Die Frage ist für <strong>die</strong> Auffassung<br />
des w^-Priestertums und für den Kult im Heiligtum<br />
so wichtig, daß e<strong>in</strong>e ausführlichere Begründung<br />
notwendig ersche<strong>in</strong>t.<br />
Urk. 1, 171 ist <strong>in</strong> dem Schutzbrief des<br />
Nfrirkh* für <strong>die</strong> Priester des Tempels <strong>von</strong> Aby-<br />
dos <strong>von</strong> dem Acker des Gottes <strong>die</strong> Rede, raj<br />
^ ^ fl<br />
A 10^"$^^ ,wegen dessen<br />
(= für Erträgnisse) <strong>von</strong> allen Priestern<br />
1<br />
In dem Dekret des Wirk!/ für den Dienst im Totentempel<br />
des Myker<strong>in</strong>os s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Zeile <strong>die</strong> ^ ^<br />
$$, wie es sche<strong>in</strong>t, alle<strong>in</strong> erwähnt, Urk. 1. 160.
11 lli.iai '<br />
<strong>der</strong> Opfer<strong>die</strong>nst geleistet wird'; könnte man hier<br />
mich zur Not itfb-tw als Passiv" e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>transitiven<br />
Verbums ansehen, so ist <strong>die</strong>s <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Dekret<br />
e<strong>in</strong>es Nachfolgers Pliiops' II ganz ausgeschlossen:<br />
e b und das Sdj-t ibd alle<strong>in</strong>,<br />
das irj-t litp-ntr kommt ja hier nicht <strong>in</strong> Frage,<br />
Sethe, Urk. I, 302: Me<strong>in</strong>e Majestät hat befohlen,<br />
,<br />
daß dir zwölf Unteraufseher <strong>der</strong> Totenpriester bestellt<br />
werden...«^ |f~«>ü^^l;<br />
hier muß u r b <strong>die</strong> Darbr<strong>in</strong>gung aller Opfer, außer<br />
den an den Monatsfesten vorgesehenen, bezeichnen.<br />
Auch <strong>in</strong> den oben erwähnten Texten aus Tehne,<br />
Urk. I, 24 f., ist unter itfb <strong>der</strong> Gesamt<strong>die</strong>nst <strong>der</strong><br />
hm-ntr zu verstehen. Des weiteren wurde <strong>von</strong> iifb<br />
e<strong>in</strong> Substantiv ufb-t für .Opfer', ,Opferspeise'<br />
gebildet, wie Urk. I, 305: .alle Leute, <strong>die</strong> etwas<br />
stören o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
kz^ . . . ^n^ s genannten Beispielen siehe auch ( «—."Cp — J<br />
-|$ MM.B.3, A*~.<br />
Nur selten s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Fälle, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
des itfb-njswt mit dem Totenkult ausdrücklich<br />
bezeugt ist, wie ^ ß| (©^"—^<br />
^^A L " °" It- -!4 b Und bei Sl' l,h '"'J-<br />
vielen an<strong>der</strong>en Beispielen gibt uns <strong>die</strong> Stellung<br />
des Titels e<strong>in</strong>en festen Anhalt. Wird er mitten<br />
1 Daneben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> '!,,< und
Beb» Gbabi ngen .ui- dem Friedhof<br />
unter an<strong>der</strong>en Amtern aufgeführt, <strong>die</strong> den Dienst<br />
bei e<strong>in</strong>em verstorbenen Herrscher betreffen, so<br />
dürfen wir sicher se<strong>in</strong>, daß auch ufb-nßwt zu<br />
ihnen gehört. E<strong>in</strong>wandfreie Fälle f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />
den Mastabas des vorliegenden Bandes bei -V/V,<br />
M<strong>in</strong>ie, Xjswkdw; weitere Beispiele siehe unter<br />
an<strong>der</strong>em S. Hassan. Excav. II. 15, 33, 46, 150,<br />
211. Für den hrp ufb-w njSwt siehe weiter unten.<br />
Dieser seltene und unerklärte Titel ist eben-<br />
falls für Priester sowohl des Hofes wie des Pyramidentempels<br />
belegt. Murray, Names 18 werden<br />
/^ % alle<strong>in</strong>stehend und e<strong>in</strong> ^ M | angeführt.<br />
Dränd nennt sich Jequier, To<strong>in</strong>b. part, S. 110<br />
C^l f^AfiJ' und bei Pt¥,rfnj '<br />
Giza, Phot. 2278, ist <strong>der</strong> Titel vielleicht wie das<br />
vor ihm stehende hntj-s mit <strong>der</strong> Pyramide Phiops'I<br />
zu verb<strong>in</strong>den.<br />
3. Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ic'b.<br />
Sie ist ähnlich wie <strong>die</strong> <strong>der</strong> hm-ntr. Der imj-ht<br />
i
Hi Hermann Junker.<br />
läge, bestimmte Erträgnisse abzuführen. Im eisten<br />
Falle kam <strong>der</strong> ganze Ertrag dem Hof zugute, ab-<br />
züglich des Lohnes <strong>der</strong> Arbeiter und Beamten, <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptsache aus <strong>der</strong> Ernte selbst gezahlt<br />
wurde. Im zweiten Falle ergab sieh für den Fiskus<br />
jährlieh e<strong>in</strong>e gleichbleibende 1 E<strong>in</strong>nahme, und dem<br />
.Pächter' war es <strong>über</strong>lassen, für sichausden Ackern<br />
dar<strong>über</strong> h<strong>in</strong>aus so viel herauszu wirtschaften, als<br />
möglich war. Der Verzicht auf <strong>die</strong> Selbstbewirtschaftung<br />
<strong>die</strong>ser Län<strong>der</strong>eien konnte dem Wunsche<br />
entsprungen se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> staatliche Verwaltung zu<br />
entlasten. Aber es waren ohne Zweifel auch an<strong>der</strong>e<br />
Gesichtspunkte maßgebend; so sollten <strong>die</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Stiftung (lodkf) zugeteilten hntj-w s zur unmittel-<br />
baren Kontrolle dem Nutznießer <strong>der</strong> Stiftung selbst<br />
unterstehen; dann alier stellte <strong>die</strong> Übergabe <strong>der</strong> Bebauung<br />
an Private für <strong>die</strong>se e<strong>in</strong>e Versorgung dar.<br />
Der hntj-S ist also ke<strong>in</strong> Fachtet- <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne,<br />
daß er etwa e<strong>in</strong>en vom Staat zur Pacht ausge-<br />
schriebenen Acker <strong>über</strong>nahm, <strong>die</strong> Bewirtschaftung<br />
wurde ihm vielmehr <strong>über</strong>tragen, und <strong>die</strong>s galt als<br />
Beweis königlicher Huld. Da mit <strong>der</strong> Übertragung<br />
e<strong>in</strong>e Leistung verbunden war. war sie zugleich<br />
e<strong>in</strong>e Art Anstellung, daher <strong>der</strong> halbamtliche<br />
Charakter <strong>der</strong> hntj-w s.<br />
Nach den bisher veröffentlichten Titeln zu<br />
urteilen, führten <strong>die</strong> hntj-w & ihre Lieferungen nur<br />
an den König ab, den lebenden o<strong>der</strong> verstor-<br />
benen, das heißt an den Hof o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Pyramiden-<br />
stadt, dagegen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Zeit <strong>die</strong> E<strong>in</strong>-<br />
richtung we<strong>der</strong> bei den Tempeln noch im privaten<br />
Toten<strong>die</strong>nst nachgewiesen; hier werden zwar auch<br />
Län<strong>der</strong>eien für den Unterhalt vergeben, aber <strong>die</strong><br />
Nutznießer <strong>der</strong> Stiftung haben dafür Tempel<strong>die</strong>nste<br />
zu leisten o<strong>der</strong> als Ka-Diener <strong>die</strong> Biten am Grabe<br />
zu vollziehen, während <strong>die</strong> hntj-io s nur bestimmte<br />
Erträgnisse <strong>der</strong> Acker abliefern müssen und zu<br />
ke<strong>in</strong>en weiteren Diensten verpflichtet s<strong>in</strong>d.<br />
Für <strong>die</strong> Bestimmung <strong>der</strong> hntj w s <strong>in</strong> den Toten-<br />
tempeln <strong>der</strong> Könige ist das Dekret Phiops' I für<br />
<strong>die</strong> beiden Pyramiden des Snfrw grundlegend;<br />
es stellt, im wesentlichen e<strong>in</strong>en Schutz für <strong>die</strong><br />
hntj-w s dar. um ihre Lieferungen für <strong>die</strong> Opfer<br />
sicherzustellen; siehe Sethe, Urk. I, 209 ff. In IV<br />
werden sie <strong>von</strong> den Botensendungen befreit, nach<br />
V und VI darf ke<strong>in</strong> Acker d^v beiden Pyramiden-<br />
städte bebaut werden <strong>von</strong> Leuten e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>zen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>es &mr o<strong>der</strong><br />
Sr o<strong>der</strong> gar <strong>von</strong> nubisehen Polizisten, .son<strong>der</strong>n nur<br />
<strong>von</strong> den hntj-wl <strong>die</strong>ser beiden Pyramidenstädte';<br />
auch sollen <strong>von</strong> den Län<strong>der</strong>eien nicht Kanäle,<br />
1 O<strong>der</strong> nach <strong>der</strong>Nilhülie vcrhältnisiiiiiCig- gleichbleibende.<br />
Teiche. Brunnen, hnw-t und Bäume für <strong>die</strong> Steuer<br />
gezählt werden (XI); <strong>die</strong> hntj-w s sollen vollzählig<br />
erhalten werden (XV). Das alles aber wurde<br />
verordnet ««- \- ^ ß| - ^\ ^ -<br />
gespendet, <strong>die</strong> Monatsopfer gefeiert, <strong>die</strong> Gottes-<br />
opfer dargebracht werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen beiden<br />
Pyramidenstädten (für den König änfrw) 1<br />
.<br />
Als Zweck <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> hntj w i> wird<br />
also liier deutlich <strong>die</strong> Versorgung dos verstorbenen<br />
Königs mit Speisen angegeben. In <strong>der</strong> gleichen<br />
Bolle treten sie auch Sethe, Pyr. 1347 auf: Hier<br />
würd <strong>der</strong> verklärte Herrscher <strong>von</strong> allen Göttern<br />
betreut, R e nimmt ihn bei <strong>der</strong> Hand, Isis und<br />
Nephthys fassen <strong>die</strong> Taue se<strong>in</strong>es Bootes,<br />
\>£?\\\[\ p<br />
Vw<br />
4>V"J!<br />
,Die khhr-t setzt ihn auf ihren<br />
Scheitel,' und sie tut ihn unter <strong>die</strong> hntj-io x. <strong>die</strong><br />
(= se<strong>in</strong>e) Kälberhirten'. Nun ist <strong>die</strong> lybliir-t <strong>die</strong><br />
Gött<strong>in</strong>, <strong>die</strong> den Verstorbenen re<strong>in</strong>igt und tränkt.<br />
Pyr. 1180 ff. kommt sie mit den vier Krügen, sie<br />
erfreut das Herz des Königs und re<strong>in</strong>igt ihn mit<br />
Wasser und Weihrauch; dann nimmt er Platz<br />
und beg<strong>in</strong>nt das Mahl, das aus <strong>der</strong> Scheune des<br />
großen Gottes geliefert wird. Ganz entsprechend<br />
ist 1347 f. aufzufassen: I:bhw-t re<strong>in</strong>igt den König<br />
und <strong>über</strong>gibt ihn dann den hntj-w s, <strong>die</strong> ihn mit<br />
Nahrung versorgen, wie <strong>die</strong> Hirten ihre Kälber.<br />
b. Lage und Art <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien.<br />
Ganz zu Beg<strong>in</strong>n wird man <strong>die</strong> Län<strong>der</strong>eien,<br />
<strong>die</strong> für den Unterhalt des verstorbenen Königs<br />
bestimmt waren, wohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe se<strong>in</strong>es Grabes zu<br />
suchen haben; denn so war es für den Opfer<strong>die</strong>nst<br />
am vorteilhaftesten. Bei reicherer Ausgestaltung<br />
des Totenkults aber, und da, wo <strong>die</strong> Pyramiden-<br />
städte sich auf e<strong>in</strong>er verhältnismäßig kurzen<br />
Strecke häuften, wie <strong>in</strong> Giza, Abustr und Sakkära,<br />
griff man auch auf fernliegende Län<strong>der</strong>eien zurück.<br />
E<strong>in</strong>e aufschlußreiche Angabe dar<strong>über</strong> f<strong>in</strong>det<br />
sich am Schluß des <strong>Bericht</strong>es des Sibnj, Selbe.<br />
1 o<strong>der</strong> .ihr zur Seite'? wie Speleers, Textes des Py-<br />
ramides, S. KU.<br />
^4*<br />
|VV),<br />
u
BeEICHT ÜBEE DIE GeABUNGEM All' DEM FeIEDHOF VON GlZi<br />
.Es wurden mir x + 24 Aruren Ackerland <strong>in</strong><br />
Unter- und Oberägypten verliehen, als hntj-s <strong>der</strong><br />
Pyramide Nfrkir'-mn-'nh, sofort, um den Diener<br />
da (= mich) zu belohnen'. Daraus ergibt sich,<br />
daß <strong>die</strong> Län<strong>der</strong>eien, <strong>die</strong> den hntj-w s für <strong>die</strong> Lie-<br />
ferungen an <strong>die</strong> Pyramide Phiops' II <strong>über</strong>geben<br />
waren, sich auf das ganze Land verteilten.<br />
Die Ansicht, daß es sich hei den Äckern <strong>der</strong><br />
hntj-w $ immer nur um Scharakiland gehandelt<br />
habe, begegnet großen Schwierigkeiten. Mögen<br />
auch anfänglich <strong>die</strong> am Rande <strong>der</strong> Wüste, den<br />
Grabmälern nahe gelegenen Acker beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />
Präge kommen, so bildeten sie doch gewiß nicht<br />
ausschließlich das Stiftungsgut. Der Herrscher, <strong>der</strong><br />
schon zu Lebzeiten für se<strong>in</strong>en Toten<strong>die</strong>nst sorgte,<br />
hat für se<strong>in</strong>en Unterhalt im Jenseits ke<strong>in</strong>eswegs<br />
nur <strong>die</strong>ses weniger ertragreiche Land bestimmt.<br />
Auch geht aus dem Schutzdekret Urk. 1, 209 ff.<br />
mit Sicherheit hervor, daß <strong>die</strong> Acker, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
hntj-w & für <strong>die</strong> Pyramiden des Snfrw bewirt-<br />
schafteten, nicht bloß aus Gartenland bestanden; es<br />
werden zwar Kanäle, Teiche und Bäume aufge-<br />
führt, aber <strong>die</strong> Hauptsache war doch das Bestellen<br />
des Ackers mit Getreide [sie)).<br />
Die genaue Scheidung zwischen Hoch- und<br />
Tiefland, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Steuererhebung durchgeführt<br />
wurde, 1 besagt nichts für <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Besitze; <strong>die</strong> großen Güter werden<br />
meist beide Landarten vere<strong>in</strong>igt haben, und wenn<br />
wir bei <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Pyramidenstädte außer<br />
den Län<strong>der</strong>eien <strong>der</strong> hntj-w s auch an<strong>der</strong>en be-<br />
gegnen, <strong>die</strong> amtlich bewirtschaftet wurden (siehe<br />
unten), so dürfen wir nicht etwa sehließen, daß<br />
jene das Scharakiland, <strong>die</strong> hki-whwt das bessere.<br />
Tiefland verwalteten.<br />
Auch läßt sich aus <strong>der</strong> Schreibung nHfj ^<br />
ke<strong>in</strong> Schluß auf <strong>die</strong> Art <strong>der</strong> Äcker ziehen; das<br />
Deutezeichen lx/vl könnte zwar auf <strong>die</strong> Lage am<br />
Wüstenrande h<strong>in</strong>weisen; Seen und Teiche kommen<br />
außer <strong>in</strong> verschiedenen Bezirken des nördlichen<br />
Deltas meist nur am Saum des Fruchtlandes vor.<br />
Das könnte aber nur auf <strong>die</strong> Lage <strong>der</strong> Stiftungs-<br />
län<strong>der</strong>eien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühzeit «eisen und ist für <strong>die</strong><br />
spätere Bedeutung <strong>der</strong> hntj-s nicht maßgebend,<br />
zumal sich bei 5 und hntj-s, hnti im Laufe <strong>der</strong><br />
Zeit verschiedene Bedeutungen entwickelt haben,<br />
^ wie i als Garten, Wb. 4, 397 f.,
18 Hermann Junker.<br />
gleich audi J^ f\ .mit<br />
[jjj ^^ dem Zusatz prj-'J<br />
,des Hofes'; se<strong>in</strong> Nachfolger 'Idw verwaltete das<br />
gleiche Amt e<strong>in</strong>es hki-kw-t an den Pyramiden des<br />
Mrjr und Nfrklr*, vergleiche Murray, ebenda<br />
33. Es bestanden also neben den Stiftungen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> hntj-%0 s <strong>in</strong>nehatten, auch solche, <strong>die</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Pyramidenstadt o<strong>der</strong> vom Staate selbst be-<br />
wirtschaftet, wurden. Wir können ja auch ohneh<strong>in</strong><br />
annehmen, daß <strong>die</strong> , Pächter' nicht für den ganzen<br />
Bedarf des Kultes aufkamen; viele D<strong>in</strong>ge mußten<br />
<strong>von</strong> den verschiedenen , Häusern' <strong>der</strong> Staatsverwaltung<br />
geliefert werden; so stellen <strong>die</strong> Län-<br />
<strong>der</strong>eien, <strong>die</strong> unter <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> ,Gutshofmeister'<br />
standen, e<strong>in</strong>e Ergänzung zu den Ackern<br />
<strong>der</strong> hntj-io S dar.<br />
c. Die soziale Stellang <strong>der</strong> hntj-s.<br />
Aus. dem Erlaß <strong>über</strong> den Kult an den Pyramidendes<br />
Snfnr, Set he, Urk. 1,209 ff., gew<strong>in</strong>nt man<br />
den E<strong>in</strong>druck, daß <strong>die</strong> hntj-w ä, auch fflOyj<br />
MJa rJl geschrieben, höchstens <strong>der</strong> mittleren l!e-<br />
völkerungsklasse angehörten. Tatsächlich mag an-<br />
fänglich das Stiftungsland an kle<strong>in</strong>ere Leute ver-<br />
geben worden se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> nur <strong>von</strong> dem Ertrag <strong>der</strong><br />
Äcker lebten, <strong>der</strong> ihnen nach <strong>der</strong> Abgabe <strong>der</strong><br />
festgesetzten Lieferung übrig blieb. Das hat sich<br />
aber im Lauf <strong>der</strong> Zeit sehr geän<strong>der</strong>t, im späteren<br />
Alten Reich f<strong>in</strong>den wir unter den Vertretern neben<br />
Leuten mittleren Standes auch ganz hohe Herren.<br />
Letzteren bedeutete <strong>die</strong> Verleihung des Stiftungslandes<br />
nur e<strong>in</strong>e Vermehrung ihres E<strong>in</strong>kommens,<br />
<strong>die</strong> Bewirtschaftung werden sie ihren Angestellten<br />
<strong>über</strong>lassen haben. Sibnj wurde schon oben S. 16<br />
erwähnt, außer ihm s<strong>in</strong>d Mrrwk), Mrjttj und I/ir<br />
(Davies, Deir el Gebräwi II, 6) zu nennen; ver-<br />
gleiche auch den imr trftj, Jequier, Tomb. part.<br />
Abb. 97.<br />
Dabei sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s glückliche Verb<strong>in</strong>dung<br />
möglich gewesen zu se<strong>in</strong>, daß nämlich<br />
<strong>der</strong> hntj-S zugleich auch Priester an dem Tempel<br />
<strong>der</strong> gleichen Pyramidenstadt war. Hatte er als<br />
.Pächter' Lieferungen an <strong>die</strong> Verwaltung des Toten-<br />
tempels abzuführen, so erhielt er als Priester e<strong>in</strong>en<br />
Teil <strong>der</strong>selben <strong>von</strong> <strong>der</strong> gleichen Verwaltung zu-<br />
rück. Beispielsweise ist Ssmnfrptl],, Pik. 1. 200,<br />
JlJJAPfU^G<br />
|W| und<br />
r^<br />
Mrrwki, Murray, Names öl und Ssj MM.<br />
E' 16. 1<br />
d. Die hntj-s im Dienst des Hofes.<br />
Die E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Ackerverleihung gegen<br />
Ablieferung bestimmter Erträgnisse war nicht auf<br />
den Toten<strong>die</strong>nst <strong>der</strong> Könige beschränkt, häufiger<br />
noch begegnen uns <strong>die</strong> Titel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
n n?<br />
p'j- 'S: wir ernen e<strong>in</strong>en<br />
kennen, e<strong>in</strong>en<br />
.<br />
Wir müssen<br />
annehmen, daß <strong>die</strong>se Titel sich auf <strong>die</strong> Stiftungen<br />
beziehen, <strong>der</strong>en Abgalten an den Hof geliefert<br />
wurden. 2 So wie etwa bei den ic f 6-Priestern <strong>der</strong><br />
Zusatz prj-'J sie <strong>von</strong> den Priestern am Toten-<br />
tempel scheidet, 3 so müssen auch <strong>die</strong>se Aufseher<br />
und Vorsteher <strong>die</strong> hntj-w S leiten, <strong>die</strong> im Dienst<br />
des lebenden Königs stehen. — Bei <strong>die</strong>sen Titeln<br />
könnte man noch e<strong>in</strong>en Ausweg l<strong>in</strong>den und annehmen,<br />
daß das prj-'J sich auf den Rang und<br />
nicht auf <strong>die</strong> Pächter beziehe, daß also vom Staat<br />
bestellte Aufseher <strong>die</strong> Überwachung <strong>der</strong> hntj-w s<br />
<strong>über</strong>nommen hätten, <strong>die</strong> bei den Pyramidenstädten<br />
angestellt waren. Die Frage aber wird durch das<br />
Vorkommen e<strong>in</strong>facher hntj-s bei Hof und bei<br />
<strong>der</strong> Totenstiftung entschieden. Die Beispiele für<br />
den '<br />
:<br />
f '*'! werden durch mehrere Belege<br />
aus dem vorliegenden Friedhofsabschnitt vermehrt;<br />
so nennt sich Ddnfrt, <strong>der</strong> älteste Sohn<br />
des Klhjf, wie<strong>der</strong>holt hntj-S prj-'i, ebenso Mrjhwfw,<br />
<strong>der</strong> Sohn des Xjsirkdic, und M<strong>in</strong>ie. Es stehen also<br />
so gegen<strong>über</strong>, daß erstere dem verstorbenen,<br />
letztere dem lebenden Herrscher ihre Abgaben<br />
liefern. Damit aber ist für den Staatshaushalt<br />
das gleiche System erwiesen, wie es <strong>die</strong> Verwal-<br />
tung <strong>der</strong> Pyramidenstädte zeigt: e<strong>in</strong> Teil des<br />
E<strong>in</strong>kommens stammt aus selbstbewirtschafteten<br />
Ackern, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aus den Lieferungen <strong>von</strong><br />
Län<strong>der</strong>eien, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Pacht gegeben waren. In beiden<br />
Fällen bedeutete <strong>die</strong> Verpachtung e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
Ppjnht heißt Urk. I, 132 J QU} ^ £ ffil ^<br />
0*1 4» 2 Über <strong>die</strong> Lesung hn/j-ir-.; <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Titeln siehe oben<br />
S. 17.<br />
3 Vergleiche beispielsweise den ^ (Ü. f und ,lie<br />
gleiche Priesterart an den Totentempeln, oben S. 15.
Ill i;h mi i'iii i: i >i i : (Ji;Ai!rX(;i-:N An' mm Kki EDHOtf VOX (ii/,\. 19<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmen, sie beschaffte aber dem Pächter<br />
e<strong>in</strong>e Pfründe.<br />
Noch besteht ke<strong>in</strong>e Möglichkeit festzustellen,<br />
<strong>in</strong> welchem Verhältnis das vergebene Land zu<br />
dem selbstbewirtschafteten stand, auch nicht,<br />
welche Bedeutung <strong>die</strong> Lieferungen <strong>der</strong> Pächter<br />
<strong>über</strong>haupt im Staatshanshalt hatten; denn mit<br />
je<strong>der</strong> Veröffentlichung s<strong>in</strong>d neue Belege zu er-<br />
warten. Doch sieht man schon, daß <strong>die</strong> Titel aus<br />
<strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Pachtgüter um so häufiger<br />
werden, je tiefer wir <strong>in</strong> das Alte Reich h<strong>in</strong>ab-<br />
gehen. Das paßt ganz zu dem Bilde jener Zeit:<br />
wie <strong>die</strong> Schenkungen, so verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten auch <strong>die</strong><br />
Pachtverleihungen <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahmen des Staates allmählich<br />
so stark, daß zum Schluß e<strong>in</strong>e Verarmung<br />
des Hofes und e<strong>in</strong>e wesentliche Schmälerung <strong>der</strong><br />
königlichen Macht e<strong>in</strong>trat.<br />
e. Die Glie<strong>der</strong>ung.<br />
Die Stufenfolge hntj-s — imj-ht hntj-iv i,<br />
Shd hntj-w s, imj-ri hntj-w s muß an<strong>der</strong>s bewertet<br />
werden als <strong>in</strong> den übrigen Titeln; denn <strong>der</strong> hntj-s<br />
ist ke<strong>in</strong> Beamter im eigentlichen S<strong>in</strong>ne des Wortes.<br />
Er kann auch <strong>in</strong> Rang und Besitz viel höher<br />
stehen als <strong>die</strong> Aufseher und Vorsteher <strong>der</strong> Pächter.<br />
Vor allem, wenn ihm große Län<strong>der</strong>eien <strong>über</strong>tragen<br />
werden, wie dem Sibnj; auch kann es aus den<br />
angeführten Gründen vorkommen, daß beispiels-<br />
weise <strong>der</strong> hohe Herr sich nur hntj-s <strong>der</strong> Pyra-<br />
midenstadt nennt, während sich unter se<strong>in</strong>en<br />
Leuten , Aufseher <strong>der</strong> Pächter des Hofes' f<strong>in</strong>den,<br />
wie bei Mrrwki.<br />
Die aufgeführten Beamten waren bestellt, <strong>die</strong><br />
E<strong>in</strong>gänge aus den <strong>in</strong> Pacht verliehenen Län<strong>der</strong>eien<br />
zu kontrollieren und ihre Abführung an <strong>die</strong> vor-<br />
geschriebenen Stellen zu <strong>über</strong>wachen. Sie s<strong>in</strong>d<br />
also als re<strong>in</strong>e Verwaltungsbeamte zu betrachten.<br />
Nach <strong>der</strong> Häufigkeit ihrer Titel im späteren Alten<br />
Reich zu schließen, sorgten <strong>die</strong> hntj-w s damals<br />
<strong>in</strong> größerem Umfang für den Unterhalt des Hofes;<br />
das Amt e<strong>in</strong>es Vorstehers , <strong>der</strong> „Pächter" des<br />
Hofes' hatte daher ke<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bedeutung. Wnj<br />
wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en jungen Jahren Vorsteher des<br />
Vorratshauses icZ\ ; ^J zum ^ [1 ^ j fj||j<br />
f^M "Ä beför<strong>der</strong>t, blieb er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ver-<br />
wandten Abteilung. Später rückte er zum<br />
Jk 1^4 fffffl ^ vor, unu <strong>die</strong>se Stellung<br />
betrachtete er als se<strong>in</strong> eigentliches Amt, bis er<br />
zum .Grafen und Vorsteher <strong>von</strong> Oberägypten' ernannt<br />
wurde. Urk. I, 253 ff. sche<strong>in</strong>t Kir gleich<br />
imj-ri <strong>der</strong> hntj-w s des Pharao geworden zu se<strong>in</strong>:<br />
er wird dann als Gauvorsteher nach Edfu ge-<br />
schickt und rückt wie Wnj zum Grafen und Vor-<br />
steher <strong>von</strong> Oberägypten auf. Daneben aber treffen<br />
wir e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong> J^ (ffijwj fv/v l , <strong>der</strong>en<br />
an<strong>der</strong>e Titel auf mittlere Beamte weisen.<br />
Neben dem imj-ri <strong>der</strong> Pächter treffen wir<br />
auch e<strong>in</strong>en<br />
L J J^ j ^ fJow| |W) ,<br />
Vor-<br />
steher des Sitzes <strong>der</strong> Pächter des Hofes'; S-t hat ähn-<br />
lich wie prj und hwt <strong>die</strong> Bedeutung , Verwaltungssitz',<br />
.Verwaltungsbüro' vergleiche Wh. 4, 2. Wie<br />
sich imjri hntjw-s und ImjriSt hntjw-s unterscheiden,<br />
ist nicht —<br />
ersichtlich. iSsmnfr ist<br />
^[W] und ^ [1<br />
^<br />
? (ff)<br />
und ,<br />
auch alle<br />
se<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Titel betreffen <strong>die</strong> Verproviautie-<br />
rung des Hofes, er ist , Vorsteher des „Früh-<br />
stücks" des Königs an all dessen Orten, Herr all<br />
dessen, was <strong>der</strong> Himmel gibt und <strong>die</strong> Erde hervor-<br />
br<strong>in</strong>gt, Leiter <strong>der</strong> Speisehalle des Königs'. 1 Die<br />
Belege für den Titel haben sich seit Murray, Names<br />
and Titles, 20 sehr vermehrt, für <strong>die</strong> Lesung<br />
siehe S. Hassan, Excav. I, 91 n f\<br />
j<br />
Alle <strong>die</strong> genannten Titel, vom e<strong>in</strong>fachen hntj-s<br />
bis zudem imj-ri und imj-ri s-t, ersche<strong>in</strong>en auch<br />
ohne jeden Zusatz. Man kann daher nicht fest-<br />
stellen, ob <strong>die</strong> betreffenden Beamten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Py-<br />
ramidenstadt o<strong>der</strong> beim Hof angestellt waren.<br />
Nur selten läßt <strong>die</strong> Titelfolge e<strong>in</strong>en Schluß zu;<br />
so wird man bei Kihjf annehmen müssen, daß er<br />
Aufseher <strong>der</strong> Pächter bei <strong>der</strong> Pyramide des Cheops<br />
war, da er sich w c b njswt §hd hntj-w s hm-ntr<br />
Hwfwj nennt.<br />
2. Der Vorsteher <strong>der</strong> Pyramidenstadt.<br />
Der Friedhof des Königs gilt als se<strong>in</strong>e Stadt;<br />
im engereu S<strong>in</strong>ne wird <strong>die</strong> Pyramide mit den<br />
umliegenden Mastabas so bezeichnet, siehe oben<br />
S. 9; im weiteren S<strong>in</strong>ne gehören dazu auch alle<br />
<strong>die</strong> Anlagen, <strong>die</strong> im Tal vor den Pyramiden<br />
liegen, <strong>die</strong> Vorratshäuser, Werkstätten und <strong>die</strong><br />
Wohnungen <strong>der</strong> zahlreichen Beamten, Priester,<br />
Künstler und Arbeiter. Diese große Stadt hatte<br />
ihre eigene Verwaltung, <strong>die</strong> <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em .Vorsteher'<br />
geleitet wurde. Der älteste Nachweis stammt<br />
aus dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 4. Dynastie; K<strong>in</strong>fr, Brit.
20 Hermann ,Ii \ki-:i:.<br />
Zeit keimen wir e<strong>in</strong>en f©%*=-%] 'IL^ ^ A<br />
© J^, L. D. II. 17 d, ebenso ännwlcij, Boston;<br />
Ttj ist J^ (©*— J^ A Mur ray, ebenda 22,"<br />
ihtjhtj) ist Vorstelier <strong>der</strong> Pyramidenstädte des<br />
Xjirsrr, Mhkiwltr und Ddkii-*, Da vies. Ptabbetep<br />
II. 6.<br />
In Giza ergaben sieb beson<strong>der</strong>e Verhältnisse,<br />
da liier dicht nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>die</strong> Gräber <strong>von</strong> drei<br />
Königen liegen. Wenn sich auch bei Cbepliren<br />
und Myker<strong>in</strong>os an <strong>die</strong> Pyramiden e<strong>in</strong>zelne Gräber<br />
anschließen, <strong>der</strong>en Besitzer <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s nahem<br />
Verhältnis zu <strong>die</strong>sen Herrschern standen, so ergab<br />
sieb schon aus <strong>der</strong> Beschaffenheit des Ge-<br />
ländes und aus alten Familienverb<strong>in</strong>dungen, daß<br />
<strong>der</strong> Friedhof des Cheops weiterbenutzt und aus-<br />
gebaut wurde. Man kann also nicht <strong>von</strong> drei ab-<br />
gegrenzten Friedhöfen sprechen; aber das bereitete<br />
<strong>der</strong> Durchführung des Toten<strong>die</strong>nstes ke<strong>in</strong>e Schwie-<br />
rigkeiten. An<strong>der</strong>s aber gestalteten sich <strong>die</strong> Ver-<br />
hältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstadt; für <strong>die</strong> Vorratshäuser,<br />
<strong>die</strong> Amter <strong>der</strong> Verwaltung und <strong>die</strong> Wohnungen<br />
<strong>der</strong> Angestellten empfahl sich e<strong>in</strong>e örtliche Trennung<br />
nach den e<strong>in</strong>zelnen Pyramiden. Wie sie<br />
durchgeführt wurde, läßt sich noch nicht er-<br />
kennen. Die Stadt am Fuße des Berges hatte<br />
e<strong>in</strong>e gewaltige Ausdehnung; für den südlichen<br />
Teil liegen e<strong>in</strong>ige Anhalte vor. Die Versuchs-<br />
grabungen <strong>der</strong> Universität Kairo haben gezeigt,<br />
daß sich dort <strong>die</strong> Gebäude <strong>in</strong> breiter L<strong>in</strong>ie weit<br />
nach Osten zogen, weit <strong>über</strong> das Ostende <strong>der</strong><br />
großen Ste<strong>in</strong>mauer h<strong>in</strong>aus, <strong>die</strong> südöstlich des<br />
arabischen Friedhofs <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ebene stößt.<br />
E<strong>in</strong> Titel des Njkotnfr, Glza III, 175, zeigt<br />
nun, daß <strong>die</strong> große Anlage im Tnl <strong>in</strong> Bezirke<br />
geteilt war: er nennt sich _ "* =l -r^ © JL , Ver-<br />
walter des südlichen Grenzbezirks' [tu). Da <strong>der</strong><br />
Titel bei den Ämtern steht, <strong>die</strong> er an <strong>der</strong> Chephren-<br />
pyramide verwaltete, muß <strong>der</strong> genannte Bezirk zu<br />
<strong>der</strong> Pyramide <strong>die</strong>ses Königs gehören. Entsprechend<br />
müßten wir für <strong>die</strong> Talstadt des Cheops e<strong>in</strong>en<br />
nördlichen Bezirk annehmen, vielleicht lag sie<br />
bei dem heutigen Kafr el haram.<br />
Den Titel .Lezirksverwalter' trägt auch e<strong>in</strong><br />
Sohn des Njiwtnfi-; auch Hnnj <strong>von</strong> dem Friedhof<br />
südlich <strong>der</strong> Cheopspyramide nennt sich J\*\ ,<br />
Vorberichl 1929, S. 134.<br />
In späterer Zeit ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>es<br />
.Vorstehers <strong>der</strong> Pyramidenstadt' auch ohne nähere<br />
1<br />
Njkiwlyr ist Vorsteher <strong>der</strong> Pyramidenstadt das Sp.iihu;<br />
Fakhry, Sept tombeaux, S. 6.<br />
Bezeichnung durch den Namen des Königs, e<strong>in</strong>fach<br />
_^ A j<br />
Beispiele siehe Murray, ebenda 22.<br />
In Memphis, das so lange Residenzstadt war, mag<br />
<strong>der</strong> Amtsbereich des Vorstehers sich geän<strong>der</strong>t<br />
haben; vielleicht war er mehr Gouverneur <strong>der</strong><br />
Residenz als Verwalter <strong>der</strong> königlichen Grabanlage.<br />
Zu erwägen bleibt, ob nicht auch <strong>der</strong> Titel<br />
_©<br />
sich auf den autonomen Bezirk <strong>der</strong><br />
Pyramidenstadt bezieht. Bei Njswtnfr ist das<br />
vielleicht ebenso naheliegend als <strong>die</strong> Bezeichnung<br />
<strong>von</strong> se<strong>in</strong>en verschiedenen A<strong>in</strong>tern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Gauen abzuleiten. Snnw führt ürk.I, 230 den Titel<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fo -
Bebic: Grabungen am- dem Friedhof <strong>von</strong> Giza 21<br />
Die Priesterschaft ist im Alten Reich <strong>in</strong> vier<br />
Phylen e<strong>in</strong>geteilt, <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Namen tragen :<br />
+ JT- I" ^' +^-<br />
E<strong>in</strong>richtung und<br />
E<strong>in</strong>teilung s<strong>in</strong>d aber auch damals nicht auf <strong>die</strong><br />
Priester beschränkt, wie <strong>die</strong> Titel [1 ? ^ <br />
P ? ^ «WHfih<br />
^j Murray, ebenda 42 zeigen; sie<br />
beziehen sich auf Phylen im Dienst des Bofes.<br />
Auch wird sich <strong>die</strong> alte Bezeichnung imj-ri si-w<br />
Sm'w .Vorsteher <strong>der</strong> Phylen <strong>von</strong> Oberägypten' nicht<br />
auf <strong>die</strong> Priesterabteilungen beschränken, vielleicht<br />
sie <strong>über</strong>haupt nicht betreffen. In <strong>der</strong> 4. Dynastie<br />
heißt <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z 'Iwnw \ =» =» N<br />
,<br />
«=<br />
I ames 22, 1.<br />
Vielleicht wird man unter si nicht nur <strong>die</strong><br />
zeitweise Dienst tuenden Priester zu verstehen<br />
haben, es durften auch alle Personen dazuge-<br />
hören, <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sem Dienst mittelbar verbunden<br />
Heu Titel ti äffen Vater und S..1:<br />
waren, wie <strong>die</strong> Schreiber, Schlächter. Magaz<strong>in</strong>-<br />
vorsteher, Diener. Der hrp hatte dann <strong>die</strong> Leitung<br />
e<strong>in</strong>er Phyle <strong>in</strong> weiterem S<strong>in</strong>ne, er war sowohl für<br />
<strong>die</strong> Ordnung des Te<strong>in</strong>pel<strong>die</strong>nstes wie für <strong>die</strong> Be-<br />
reitstellung <strong>der</strong> Opfer verantwortlich, für alles,<br />
was <strong>die</strong> Durchführung des Ritus erfor<strong>der</strong>te.<br />
Ob <strong>der</strong> , Leiter' allen vier Abteilungen vor-<br />
stand o<strong>der</strong> ob jede Phyle e<strong>in</strong>en eigenen Leiter<br />
hatte, bleibe dah<strong>in</strong>gestellt. Die Schreibung HJü&Jh<br />
müßte nicht gegen <strong>die</strong> Lesung si-w sprechen, da<br />
<strong>in</strong> den Titeln <strong>der</strong> Plural sehr häufig nicht aus-<br />
gedrückt wird, wie eben auch bei m für imj-w <strong>in</strong><br />
•<br />
[,, 'Wfe Bei<br />
imj-ri si-io Sm'w wird freilich das<br />
Zeichen immer dreimal gesetzt, an<strong>der</strong>erseits fehlt<br />
bei hrp imj-w si jede Bezeichnung <strong>der</strong> Phyle, wie<br />
sie bei shd mehrfach belegt ist, \\ ? (j) 1 4W> und<br />
ähnlich, Murray, ebenda 42; auch vermißt man<br />
e<strong>in</strong>e Oberleitung des wechselnden Tempel<strong>die</strong>nstes.<br />
Dagegen bezieht sich <strong>der</strong> Titel mtj si o<strong>der</strong><br />
vitj n si immer nur auf e<strong>in</strong>e Phyle, wie auch <strong>die</strong><br />
Schreibungen zeigen; 'Itj, Urk. 1, 197, ist o HffiHK<br />
Nhlw wurde zum Aufseher und Vorsteher <strong>der</strong><br />
Bauleute und zugleich zum °^p «w,<br />
ernannt,<br />
Urk. I, 216; Pjpjnht nennt sich (l^ffl<br />
^_«-; Jeqn Tomb. priv. S. 86 ist<br />
<strong>der</strong> Grabherr mtj n si bei <strong>der</strong> Pyramide Phiops' I. —<br />
Nach Zeugnissen aus dem Mittleren Reich <strong>über</strong>nimmt<br />
<strong>der</strong> mtj n si beim Dienstantritt se<strong>in</strong>er Abteilung<br />
das Inventar des Tempels; siehe Kees,<br />
Kulturgeschichte, S. 246. Der Titel ist bis jetzt<br />
nur aus dem späteren Alten Reich bekannt, doch<br />
hat <strong>der</strong> mtj si wohl nicht den hrp imj-w si abge-<br />
löst, denn letzterer ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> 6. Dynastie<br />
mehrfach belegt.<br />
Dagegenkönnte mtj n «dem Shdsi entsprechen,<br />
<strong>der</strong> auch immer nur e<strong>in</strong>e Abteilung beaufsichtigt;<br />
Belege siehe Murray, ebenda S. 42. Nfrirtnf ist<br />
**** (®d¥^i \t ^ p n<br />
'Aufseher <strong>der</strong><br />
i<br />
Phyle wr? <strong>der</strong> Priester <strong>von</strong> <strong>der</strong> mr-t des Sihwi-";<br />
MM.D 55. Unter dem Shd steht noch <strong>der</strong> J\<br />
^T" HS$£, wie Urk. I, 158. Jede Phyle hatte auch<br />
ihren eigenen Schreiber, den sS n si o<strong>der</strong> ss si,<br />
wie Urk. 1,274 ^ **, Urk. 1,131 |j^ ~ Wk<br />
bei Hkiib, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Pyramide Phiops' 1 Vor-<br />
steher <strong>der</strong> Stadt, bei <strong>der</strong> des Mrjnr' mtj n si, bei<br />
<strong>der</strong> Phiops' II hntj-S anä.sSnsi war. Der Titel
22 Hermann Junker.<br />
mit Angabe des Namens dor Phyle f<strong>in</strong>det sicli<br />
Da vi es, Ptahhetep II, 5.<br />
4. Der ,Vorsteher des Palastes'.<br />
Dieser merkwürdige Titel wurde Giza III.<br />
S. 175 f. besprochen; er stellt unter' den Ämtern,<br />
<strong>die</strong> Njswtnfr an <strong>der</strong> Pyramidenstadt des Chepliren<br />
<strong>in</strong>nehatte, _g^ m und an an<strong>der</strong>er Stelle Js^<br />
| ( © ö *=— J<br />
, Vorsteher des Palastes des Che-<br />
pliren'. Der .Palast des Myker<strong>in</strong>os' sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> dem<br />
Titel des ß) ^.-?- MM. D 11 genannt zu werden:<br />
r®a u u u Die Titel lassen sich<br />
• ]. 1 J | "H n<br />
am e<strong>in</strong>fachsten aus <strong>der</strong> Vorstellung erklären, daß<br />
<strong>der</strong>' König <strong>in</strong> <strong>der</strong> Totenstadt wie zu se<strong>in</strong>en Lebzeiten<br />
Hof hält: er thront <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pyramide umgeben<br />
<strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Familie und se<strong>in</strong>en Freunden,<br />
<strong>der</strong> Friedhof ist se<strong>in</strong>e Residenzstadt. Dabei wäre<br />
, Palast' nur bildlich zu verstehen; möglicherweise<br />
aber entsprach dem Titel noch e<strong>in</strong>e Wirklichkeit.<br />
Der König hatte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe se<strong>in</strong>er Pyramide<br />
auch e<strong>in</strong> Schloß, wie uns Abusir zeigt, wenn es<br />
auch nicht als ständige Residenz betrachtet werden<br />
muß. Vielleicht ließ man es für ihn weiterbestehen.<br />
Giza III, 175 steht<br />
5. Der hrj ssts.<br />
bei <strong>der</strong><br />
>ß<br />
Aufzählung <strong>der</strong> Ämter, <strong>die</strong> Nßictnfr bei <strong>der</strong> Pyra-<br />
midenstadt des Chepliren verwaltete. Der hrj .sit!<br />
begegnet uns auch sonst im königlichen Toten-<br />
<strong>die</strong>nst. K<strong>in</strong>fr ist <strong>der</strong> , Leiter <strong>der</strong> Priester des Snfrw,<br />
P 3<br />
3k ^ ^ =<br />
9<br />
und Geheimrat des<br />
Ilorus, des Herrn <strong>der</strong> Gerechtigkeit'. Ttj, <strong>der</strong> <strong>die</strong><br />
höchsten Ämter Lei <strong>der</strong> Chephrenpyramide ver-<br />
waltete, ist auch ^ p m^j r© a *Oj ^ A<br />
Auch <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Fällen, <strong>in</strong> denen dem Titel<br />
ke<strong>in</strong> Königsname und ke<strong>in</strong>e Angabe <strong>der</strong> Pyra-<br />
midenstadt folgt, läßt sich aus <strong>der</strong> Titelreihe er-<br />
schließen, daß es sich um e<strong>in</strong> Amt im Toten<strong>die</strong>nst<br />
des Königs handelt. Hnmwhtp nennt sich , Leiter<br />
<strong>der</strong> urt-Priester des Königs. Priester des Cheops,<br />
C=<br />
<br />
Geheimrat und Mitglied e<strong>in</strong>er<br />
P<br />
Q Jr^^<br />
Phyle', Vorbericht 1927, S. 144: vergleiche auch<br />
Njäwä'nh, Vorbericht 1928, S. 187, und ürk. 1. 22<br />
zu Jequier, Tomb, part., Abb. 97.<br />
Bei K<strong>in</strong>fr ist <strong>der</strong> Titel <strong>in</strong> unmittelbare Be-<br />
ziehung zu <strong>der</strong> Person des Königs gesetzt, wie<br />
das hrj SSti nßwt o<strong>der</strong> hrj SSß it-f bei Nbjmihtj.<br />
In den Beispielen dagegen, <strong>die</strong> den Titel mit dem<br />
Grabmal verb<strong>in</strong>den, ist <strong>der</strong> , Geheimrat' <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Totenstadt angestellt, wie entsprechend etwa <strong>der</strong><br />
hrj §st) des Königshauses, des Hofes, des ,Morgen-<br />
hauses'.<br />
6. Verschiedenes.<br />
Da sich bei den Pyramiden <strong>der</strong> Toten<strong>die</strong>nst<br />
am Gral) des Königs und <strong>die</strong> Verwaltung <strong>der</strong><br />
Stadt vere<strong>in</strong>igten, müssen wir hier allen Ämtern<br />
begegnen, <strong>die</strong> auch sonst mit dem Tempelknlt<br />
und mit <strong>der</strong> Verwaltung e<strong>in</strong>es Bezirkes verbunden<br />
waren. Manche <strong>der</strong> höheren Stellen s<strong>in</strong>d im vor-<br />
hergehenden aufgezählt worden, aber zu ihnen<br />
gesellen sich gewiß noch an<strong>der</strong>e und viele nie<strong>der</strong>e<br />
Posten, <strong>die</strong> zum Teil darum nicht sicher nach-<br />
gewiesen s<strong>in</strong>d, weil <strong>in</strong> den Bezeichnungen ihre<br />
Beziehung zur Pyramidenstadt nicht ausgedrückt<br />
wird.<br />
Nach Sethe, Urk. I, 280 werden bei dem<br />
Personal des M<strong>in</strong>-Tempels außer den verschie-<br />
denen Priesterarten auch <strong>die</strong><br />
^~- ^ ^A v<br />
,<strong>die</strong> Hörigen' aufgeführt, sowie <strong>die</strong> m ^^ ßfi
Beeicht übeb <strong>die</strong> Gbabungen auf dem Fbiedh GS 23<br />
kle<strong>in</strong>eren Mastabas e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>blick, freilich ist<br />
es sehr oft nicht sicher, ob sie ihr Amt o<strong>der</strong> ihr<br />
Handwerk bei <strong>der</strong> Pyramidenstadt ausübten; auch<br />
haben verhältnismäßig' wenige sich e<strong>in</strong> Grab mit<br />
Inschriften leisten können. Aufschluß geben uns<br />
aber auch <strong>die</strong> Listen <strong>der</strong> Zeugen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Gegenwart<br />
Urkunden aufgestellt wurden, <strong>die</strong> den<br />
Friedhof o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Stadt betrafen.<br />
Im Grabe des Wpmnfrt, S. Hassan, Excav. II,<br />
191, treffen wir bei <strong>die</strong>sen Zeugen den J JE<br />
^<br />
, Maurer', , Baumeister', de ,Malei-.<br />
.Bildhauer', ~T = ?,<br />
^ .Handwerker',<br />
<br />
(yk .Nekropolenmann', Ste<strong>in</strong>metz', , , y|<br />
Leiter <strong>der</strong><br />
Truppe', cX\3isi .Balsamieret'', (|) .Totenpriester'<br />
und ^\) ,Siegelbewabrer'. Setbe, Urk. I, 150, s<strong>in</strong>d<br />
bei den Zeugen vertreten <strong>der</strong> ^\ _ =($$£<br />
,Uuteraufseher e<strong>in</strong>er Pbyle', J J E .Maurer' o<strong>der</strong><br />
, Baumeister', ""^g .Schlächter', ~1 .Nekropolen-<br />
arbeiter' und drei w ,Totenpriester'.<br />
III. Die .TCönigsabkömmliJige' und <strong>die</strong><br />
Priester und Beamten <strong>der</strong> Totenstadt.<br />
Für <strong>die</strong> Kulturgeschichte Ägyptens wäre es<br />
<strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er Bedeutung festzustellen, aus welchen<br />
Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung sich <strong>die</strong> Priester und<br />
Beamten an den Grabmälern <strong>der</strong> Könige zu-<br />
sammensetzten. Ersche<strong>in</strong>t auch e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Darstellung <strong>der</strong> Verhältnisse noch verfrüht, so<br />
gestatten doch <strong>die</strong> bereits veröffentlichten In-<br />
schriften, wenigstens e<strong>in</strong>e bestimmte Seite <strong>der</strong><br />
Frage zu behandeln, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vertretung <strong>der</strong> Nachkommen<br />
<strong>der</strong> Könige <strong>in</strong> den genannten Ämtern<br />
betrifft. Kees hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kulturgeschichte,<br />
S. 185, entgegen <strong>der</strong> üblichen Ansicht mit Kecht<br />
betont, daß wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> ältesten Zeit Ägyptens mit<br />
e<strong>in</strong>em stark verwandtschaftlichen Aufbau <strong>der</strong><br />
Beamtenschaft des Königs rechnen müssen; im<br />
Verlauf des Alten Reiches wird er zwar immer<br />
ger<strong>in</strong>ger, geht jedoch nicht ganz verloren.<br />
Nach alter Auffassung war es <strong>die</strong> Fflieht<br />
des Sohnes, für das Grab und den Toten<strong>die</strong>ust<br />
des verstorbenen Vaters zu sorgen, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Familie des Königs, wie <strong>der</strong> Mythos <strong>von</strong> Osiris<br />
und Horus zeigt. Bei e<strong>in</strong>facheren Verhältnissen<br />
bot es ke<strong>in</strong>e Schwierigkeit, <strong>die</strong>ses Gebot zu er-<br />
füllen. An<strong>der</strong>s aber, wenn es sich beim Tode des<br />
Herrschers um <strong>die</strong> Errichtung gewaltiger Denk-<br />
mäler und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>es ausgedehnten<br />
Toten<strong>die</strong>nstes handelte. Die Wichtigkeit, <strong>die</strong> man<br />
dem Grab mit den Opfern für das jenseitige<br />
Leben beimaß, veranlaßte daher <strong>die</strong> Könige schon<br />
früh, den Bau bei Lebzeiten zu vollenden und <strong>die</strong><br />
Stiftungen aus dem Krongut selbst festzusetzen.<br />
Auch mögen böse Erfahrungen <strong>von</strong> E<strong>in</strong>fluß gewesen<br />
se<strong>in</strong>; das Beispiel des Myker<strong>in</strong>os ist dabei<br />
sehr aufschlußreich. Die Anlage war bei se<strong>in</strong>em<br />
Tode noch nicht vollendet; se<strong>in</strong> Sohn und Nachfolger<br />
beendete den Bau, aber <strong>in</strong> unvollkommener<br />
Weise. Der Taltempel wurde <strong>in</strong> Ziegelmauerwerk<br />
aufgeführt. Auch waren hier <strong>die</strong> Totenstiftungen<br />
vielleicht nicht so festgelegt wie bei den früheren<br />
Königen denn so erklären sich wohl <strong>die</strong> wie<strong>der</strong>-<br />
;<br />
holten Schutzdekrete für den Tempel<strong>die</strong>nst, <strong>von</strong><br />
SpiMf, Urk. I, 160; Mrjnr I, 274; Nfrkh* I, 277.<br />
Auch für <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er Familie und<br />
manchen se<strong>in</strong>er Großen ließ <strong>der</strong> König zu se<strong>in</strong>en<br />
Lebzeiten Grabmäler erbauen und Stiftungen e<strong>in</strong>-<br />
richten. Wer aber an <strong>die</strong>ser Gunst nicht teil-<br />
hatte, errichtete sich se<strong>in</strong>e Mastaba selbst und<br />
bestimmte <strong>die</strong> Län<strong>der</strong>eien für den Toten<strong>die</strong>nst.<br />
Das kann zwar als <strong>die</strong> Regel gelten, aber <strong>in</strong><br />
manchen Fällen ist es noch <strong>der</strong> Sohn, meist <strong>der</strong><br />
Erstgeborene, <strong>der</strong> nach altem Gesetz für den ver-<br />
storbenen Vater sorgt, <strong>in</strong>dem er ihm entwe<strong>der</strong> das<br />
unvollendete Grab fertigstellt o<strong>der</strong> es ganz er-<br />
baute o<strong>der</strong> ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen Mastaba im<br />
Bilde verewigt und an den eigenen Totenopfern<br />
teilnehmen läßt.<br />
Ebenso häufig sehen wir den Sohn als Toten-<br />
priester am Grabe se<strong>in</strong>es Vaters. Dabei liegt aber<br />
umgekehrt auch e<strong>in</strong>e Fürsorge des Verstorbenen<br />
für se<strong>in</strong>e Familie vor; denn durch <strong>die</strong> Übertragung<br />
des Kultes ließ er se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>die</strong> Er-<br />
trägnisse aus den Totenstiftungen zukommen. Frei-<br />
lich sprach dabei gewiß auch <strong>die</strong> alte Auffassung<br />
mit, daß <strong>der</strong> Sohn <strong>der</strong> gegebene Ka-Diener sei,<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Amt nicht nur als Angestellter des<br />
prj-d-t ausübte. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> königlichen Familie<br />
läßt sich <strong>die</strong>se Überlieferung nachweisen; wir<br />
können freilich hier e<strong>in</strong>en ganz auffallenden Wan-<br />
del beobachten. Bei Snfrw s<strong>in</strong>d es noch <strong>die</strong> Söhne,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Priesterämter und <strong>der</strong> Toten-<br />
stadt des verstorbenen Vaters <strong>über</strong>nehmen. K<strong>in</strong>fr<br />
ist .leiblicher Sohn des Königs, hltj-' se<strong>in</strong>es Vaters'<br />
öA,- Brit. Mos. 1324; vor-
gleiche Do Morgan, Dahchour II. 1903, S. 23<br />
ebenda<br />
(ÜEEI-U<br />
Hermann Junkek.<br />
><br />
^ Ulkl; <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>z Kd *P si ist<br />
In Aburoas heißt später "^ f<br />
U e<strong>in</strong> Sohn des Z>
i',i RH hi i<br />
Das Hervortreten <strong>der</strong> großen Familie des<br />
Königs ist so stark, daß man <strong>die</strong> Frage aufge-<br />
worfen hat, ob außer ihr <strong>über</strong>haupt <strong>in</strong> älterer Zeit<br />
e<strong>in</strong>e höhere Gesellschaftsschicht im Lande vorhanden<br />
war. 1 Aber nichts berechtigt, e<strong>in</strong>e Aus-<br />
schließlichkeit anzunehmen; denn schon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
4. Dynastie begegnen wir vere<strong>in</strong>zelt Nichtadeligen,<br />
siehe weiter unten, aber erst später werden sie<br />
zahlreicher, und zum Schluß herrschen sie <strong>in</strong> den<br />
Staatsämtern vollkommen vor. Als Gegensatz zu<br />
dem frühen Giza sei <strong>von</strong> dem Friedhof bei <strong>der</strong><br />
Pyramide Phiops' II erwähnt, daß sich unter den<br />
Grab<strong>in</strong>habern, den smr uftj, Sd3wtj bjtj und Beamten<br />
an Pyramidenstädten, nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Adeliger<br />
f<strong>in</strong>det, nur e<strong>in</strong>e Dame, <strong>die</strong> 1 a<br />
b] i; im: Grabtjxgek auf dem Friedhof vox Gizj<br />
d_ Neith nennt<br />
Die Gründe <strong>die</strong>ses Wandels liegen deutlich<br />
zutage, <strong>die</strong> alten patriarchalischen Verhältnisse<br />
wurden willentlich <strong>in</strong> steigendem Maße aufgegeben.<br />
Bei den Priesterämtern an den Pyramidentempeln<br />
wird das personliche Verhältnis zwischen dem<br />
König und se<strong>in</strong>en Totenpriestern allmählich ge-<br />
löst; <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zeit nach Xjicirr wird |<br />
nicht<br />
mehr mit dem Namen <strong>der</strong> neuen Herrscher ver-<br />
bunden, son<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> Bezeichnung se<strong>in</strong>es Grabmales;<br />
<strong>die</strong>se hrnw-ntr s<strong>in</strong>d also e<strong>in</strong>fache Beamte<br />
wie <strong>die</strong> Priester <strong>in</strong> den Göttertempeln, und e<strong>in</strong>e<br />
Familienverb<strong>in</strong>dung <strong>die</strong>ser neuen Priester mit dem<br />
regierenden Herrschergeschlechte ist im Gegensatz<br />
zu früheren Zeiten nur vere<strong>in</strong>zelt nachzuweisen.<br />
In <strong>der</strong> Staatsverwaltung nimmt man auf den<br />
Geburtsadel allmählich <strong>über</strong>haupt ke<strong>in</strong>e Rücksicht<br />
mehr, selbst <strong>in</strong> den höchsten Ämtern treffen wir zum<br />
Schluß fast nur Bürgerliche. Man darf freilich <strong>die</strong>sen<br />
Wandel nicht so darstellen, als babe man etwa<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> 4. Dynastie <strong>die</strong> Pr<strong>in</strong>zen und Königs-<br />
abkömml<strong>in</strong>ge ohne Rücksicht auf ihre Fähigkeiten<br />
und nur-um ihrer Abstammung willen im Staats-<br />
<strong>die</strong>nst angestellt, während man später dem Tüch-<br />
tigen freie Bahn gab. In früherer Zeit stellten eben<br />
<strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Adels e<strong>in</strong>e weit größere Zahl<br />
zu <strong>der</strong> gehobenen Schicht <strong>der</strong> Bevölkerung. Wie<br />
auch <strong>der</strong> Bürgerliche zu höchsten Ehren gelangen<br />
1 Über <strong>die</strong> Frage nach e<strong>in</strong>em älteren Adel siehe <strong>die</strong><br />
nhtigen Bemerkungen <strong>in</strong> Kees, Kulturgeschichte, S. 186.<br />
konnte, zeigt das Beispiel des 'Ijmlitp, des großen<br />
Baumeisters unter <strong>der</strong> Regierung des Doser.<br />
An<strong>der</strong>erseits erhielten <strong>die</strong> rh-njstct ihre hohen<br />
Ämter nicht geschenkt: wie sie sieh <strong>von</strong> unten<br />
allmählich emporarbeiten mußten, zeigt <strong>die</strong> Lauf-<br />
bahn des Mtn und I'hrnfr.<br />
Das Hervortreten <strong>der</strong> Bürgerlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
höheren Beamtenschicht hängt nicht zuletzt mit<br />
dem Aufkommen <strong>der</strong> Feudalherren <strong>in</strong> den Prov<strong>in</strong>-<br />
zen zusammen und ebenso mit <strong>der</strong> Erblichkeit<br />
<strong>der</strong> Ämter; auch werden <strong>die</strong> neuen Herrscher-<br />
geschlechter zum Teil mit Absicht den <strong>von</strong> den<br />
früheren Königen stammenden Adel <strong>von</strong> e<strong>in</strong>fluß-<br />
reichen Stellen ferngehalten haben.<br />
Freilich hatte <strong>der</strong> Adel nicht jede Bedeutung<br />
verloren; das zeigt sich schon dar<strong>in</strong>, daß so manche<br />
Bürgerliche, zu höheren Amtern gelangt, e<strong>in</strong>e<br />
rh-t njswt heirateten. 1 Auch sei vermerkt, daß<br />
<strong>der</strong> Hof gewisse Rücksichten nahm und gerade<br />
den Königsabkömml<strong>in</strong>gen sehr häufig unter an<strong>der</strong>em<br />
das Amt e<strong>in</strong>es Aufsehers o<strong>der</strong> Vorstehers<br />
<strong>der</strong> hntj-iv & verlieh.'-' auch noch <strong>in</strong> später Zeit.<br />
Auf e<strong>in</strong> Vorrecht weisen auch <strong>die</strong> Dekrete, wie<br />
Urk. 1. 285, wo <strong>die</strong> -L === ctA h<strong>in</strong>ter den .Vor-<br />
stehern <strong>der</strong> Botschaften' stehen. 3<br />
All das h<strong>in</strong><strong>der</strong>te aber nicht, daß <strong>der</strong> Stand<br />
allmählich verarmte, <strong>die</strong> Gräber <strong>in</strong> Giza aus dem<br />
späteren Alten Reich geben uns e<strong>in</strong> anschauliches<br />
Bild da<strong>von</strong>. Wir treffen <strong>die</strong> rh-njswt zu Dutzenden<br />
<strong>in</strong> ganz nie<strong>der</strong>en Stellungen, und wir haben gar<br />
ke<strong>in</strong>en Grund, an ihrer Zugehörigkeit zum alten<br />
Adel zu zweifeln; sie fügen im Gegenteil mit<br />
Stolz ihren an<strong>der</strong>en ärmlichen Titeln, wie , Vorsteher<br />
<strong>der</strong> Handwerker <strong>der</strong> Weberei', Le<strong>der</strong>-<br />
arbeiter <strong>der</strong> Pyramidenstadt', .Schreiber', ,Auf-<br />
seher <strong>der</strong> Schreiber', das _L •===• h<strong>in</strong>zu.<br />
1 Nach manchen Beispielen zu schließen, konnte <strong>der</strong><br />
Adel auch verliehen werden; aber e<strong>in</strong>e völlige Sicherheit<br />
bestellt dabei nicht immer, da bei den Eltern <strong>der</strong> Titel vielleicht<br />
zufällig nicht geschrieben wurde; sehr lehrreich ist <strong>der</strong> Fall<br />
des A"-/-, <strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Titelfolgen den Adel nie erwähnt;<br />
nur auf <strong>der</strong> Statue <strong>der</strong> Eltern ersche<strong>in</strong>t er wie <strong>die</strong>se als 1 «=».<br />
Jedenfalls ist <strong>in</strong> den allermeisten Fällen <strong>die</strong> Vererbung, wenn<br />
auch nur durch e<strong>in</strong>en Elternteil, nachgewiesen.<br />
2 Außerdem beließ man sie auch <strong>in</strong> dem Dienst an dem<br />
Grabmal des Königs; siehe oben S 24.<br />
:><br />
Siehe unten bei K';>
1. Die Zeitbestimmung.<br />
I ur <strong>die</strong> zeitliche Ansetzung dos Grabes fehlt<br />
je<strong>der</strong> <strong>in</strong>schriftliche Anhalt. Das wie<strong>der</strong>holte Vorkommen<br />
<strong>der</strong> Namen des Cheops <strong>in</strong> den Priester-<br />
liti'ln ist für sie nicht zu verwerten, da Priester<br />
und Beamte an dem Grabmal des Königs his zum<br />
Ende des Alten Reiches nachgewiesen s<strong>in</strong>d.<br />
1. Aus <strong>der</strong> Lage und Gestalt <strong>der</strong> Mastaba<br />
können wir erschließen, daß sie nicht <strong>der</strong> 4. und<br />
nicht dem Anfang <strong>der</strong> 5. Dynastie angehören kann.<br />
Nfr leimte se<strong>in</strong>en Bau an <strong>die</strong> Mastaba VII 1 n an<br />
und versperrte damit e<strong>in</strong>e Nord-Süd-Straße des<br />
Friedhofs <strong>der</strong> 4. Dynastie his auf e<strong>in</strong>en schmalen<br />
Durchgang. Ähnlichen Störungen des alten Planes<br />
begegnen wir ganz ausnahmsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorge-<br />
schrittenen 5. Dynastie; damit ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e obere<br />
Grenze gegeben. Der Bau seihst aber legt nahe,<br />
e<strong>in</strong>e wesentlich spätere Zeit anzunehmen. Se<strong>in</strong>e<br />
Kultkammer ist e<strong>in</strong> schmaler, <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite des<br />
Grabblocks entlang laufen<strong>der</strong> Gang. Beispiele sol-<br />
cher Kulträume begegnen uns freilich gerade zu<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 4. Dynastie; es sei nur an lim<strong>in</strong>air und<br />
<strong>die</strong> Mastabas <strong>von</strong> Dahsür er<strong>in</strong>nert. Sie schließen<br />
sich an das Vorbild <strong>der</strong> älteren Ziegelgräber mit<br />
geglie<strong>der</strong>ter Vor<strong>der</strong>seite und vorgelegter Mauer<br />
an. Im Ziegelbau hat sich <strong>die</strong>se Grabform auf<br />
dem Friedhof <strong>von</strong> Giza bis an das Ende des Alten<br />
Reiches fortgesetzt und ganz spät nochmals <strong>die</strong><br />
Ste<strong>in</strong>mastabas bee<strong>in</strong>flußt, siehe Giza V, Plan.<br />
Mit <strong>die</strong>sen ganz jungen Beispielen ist Nfr aber<br />
nicht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu setzen.<br />
Wohl unabhängig <strong>von</strong> <strong>die</strong>ser Entwicklung hat<br />
sich nämlich <strong>der</strong> Typ mit vorgelagertem Kultraum<br />
da entwickelt, wo, wie <strong>in</strong> unserem Falle, e<strong>in</strong>e Mastaba<br />
sich an <strong>die</strong> Rückwand e<strong>in</strong>es älteren Baues<br />
anlehnt. Man erhielt dabei e<strong>in</strong>e Kammer, <strong>in</strong> Gestalt<br />
e<strong>in</strong>es Ganges auf e<strong>in</strong>fache Weise, wenn man zwi-<br />
schen beiden Anlagen e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Abstand ließ,<br />
den Raum an e<strong>in</strong>em Schmalende schiel] und ganz<br />
<strong>über</strong>deckte. Beispiele so entstandener Kulträume<br />
s<strong>in</strong>d auf unserem Abschnitt zahlreich und r<strong>in</strong>den<br />
sich mehrfach auch auf dem Friedhof östlich <strong>der</strong><br />
Chephrenpyramide; siehe S. Hassan. Excav. II.<br />
Plan.<br />
Gräber <strong>die</strong>ser Art waren nur zu e<strong>in</strong>er Zeit<br />
möglich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man auf <strong>die</strong> Planung <strong>der</strong> alten<br />
Friedhofsanlage nicht mehr achtete. Sie f<strong>in</strong>den<br />
Hl.KMAXX JüSKEE.<br />
C. Die Mastaba des Nfr.<br />
(Abb. 3.)<br />
sich häufig da. wo Nachkommen. Beamte "<strong>der</strong><br />
Totenpriester e<strong>in</strong>es Vornehmen ihre Gräber an<br />
dessen Anlage anschlössen. — Die Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit dem davorliegenden älteren Grab brachte es<br />
mit sich, daß <strong>der</strong> Zugang zur Kammer im Norden<br />
o<strong>der</strong> Süden lag. Das bedeutete aber den Bruch<br />
mit e<strong>in</strong>er Überlieferung; mochte man auch sonst<br />
gelegentlich <strong>die</strong> Grabanlage <strong>von</strong> an<strong>der</strong>er Seite her<br />
betreten, so mußte doch <strong>die</strong> Tür zum Kultraum<br />
im Osten liegen; siehe oben S. 3. Daß man <strong>die</strong><br />
Abweichung mit <strong>in</strong> Kauf nahm, spricht wohl für<br />
e<strong>in</strong>e jüngere Zeit. Für e<strong>in</strong>e ähnliche Anlage be-<br />
sitzen wir e<strong>in</strong>en festeren zeitlichen Anhalt; <strong>die</strong><br />
Mastaba des Snfrvmfr = Vorbericht 1913, S. 35,<br />
mit Kammere<strong>in</strong>gang im Norden, verhaut wie Nfr<br />
Grab<strong>in</strong>-<br />
e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> großen Süd-Nordstraßen : <strong>der</strong><br />
baber, wohl verwandt mit dem onfrwnfr Urk. I.<br />
58, dem Vorsteher <strong>der</strong> Sänger unter König Asosis;<br />
se<strong>in</strong> Grab gehört also <strong>der</strong> Wende <strong>der</strong> 5. zur<br />
*'>.<br />
1 »ynastie an.<br />
'2. Weitere Anhalte lassen sich aus <strong>der</strong> Ausschmückung<br />
<strong>der</strong> Kammer gew<strong>in</strong>nen. Zunächst<br />
ist <strong>die</strong> Auswahl <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> zu beachten; unter<br />
ihnen f<strong>in</strong>den sich auch Wie<strong>der</strong>gaben des Lebens<br />
auf den Stiftungsgütern. In Giza lassen sich <strong>die</strong>se<br />
Szenen freilich schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen 5. Dynastie<br />
nachweisen, aber sie treten <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Zeit nur <strong>in</strong><br />
den geräumigen Felsgräbern auf, wie bei Mijspth,<br />
Nbjm)htj, Dbhnj und an<strong>der</strong>en. In den frei stehenden<br />
Gräbern mit verhältnismäßig kle<strong>in</strong>er Kultkammer<br />
beschränkte man sich noch lange auf <strong>die</strong> für den<br />
Toten<strong>die</strong>nst bedeutsameren Darstellungen, <strong>die</strong> das<br />
Opfer und se<strong>in</strong>e nähere Zurüstung betrafen; siehe<br />
Giza 111. S. ßl ff. In <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> Ssmnfi<br />
/,"»t hat erst 11' nr 11 aus dem Ende <strong>der</strong> 5. Dy-<br />
nastie auf zwei Bildstreifen Ernteszenen darstellen<br />
lassen. Bei Nfr bedecken <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>die</strong> ganze<br />
nördliche Hälfte <strong>der</strong> Ost wand, außer Pflügen und<br />
E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Saal durch Schafe sehen wir <strong>die</strong><br />
Flachs- und Kornernte, dasWegführen <strong>der</strong> Garben,<br />
das Aufhäufen <strong>der</strong> Miete, den Fisch- undVogelfang.<br />
Diese Ausdehnung <strong>der</strong> Darstellungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
mittleren Grabe weist entschieden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorge-<br />
schrittene Zeit; zu ihr aber sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Stil <strong>der</strong><br />
Ausschmückung nicht zu passen. Er zeigt e<strong>in</strong>e<br />
Schlichtheit und Sachlichkeit, <strong>die</strong> an Werke <strong>der</strong><br />
frühen ö. Dynastie gemahnen, auch bei den Bil<strong>der</strong>n<br />
aus dem Leben auf den Fel<strong>der</strong>n. Wenn wir hier
28 Hl RS] \.\.V JUXKER.<br />
<strong>von</strong> den Szenen absehen, <strong>die</strong> stärkere Bewegung<br />
wie<strong>der</strong>geben müssen, wie <strong>der</strong> Vogelfang' und das<br />
Antreiben <strong>der</strong> Schafe, geht alles ruhig und gemessen<br />
vor sich. Die klare, e<strong>in</strong>fache Wie<strong>der</strong>gabe<br />
ist <strong>über</strong>all zu gewahren, angefangen <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>über</strong>-<br />
sichtlichen Anordnung dor (iahen hei den Speise-<br />
tischszenen und dorn Prunkmahl bis zu dem re<strong>in</strong><br />
sachlichen Bilde des Fischfangs.<br />
Nun ist zwar <strong>die</strong> lebensvollere Darstellung<br />
mit stärkerem Ausdruck und bewegterer Hand-<br />
lung für das spätere Alte Reich bezeichnend, aber<br />
nicht <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, daß <strong>die</strong> neue Richtung jetzt<br />
ausschließlich herrsche und e<strong>in</strong>e schlichtere Wie-<br />
<strong>der</strong>gabe unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Merkmal früherer Zeit sei.<br />
Gerade e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Landwirtschaftsszenen<br />
beweist, daß <strong>der</strong> lebendigere Stil sich durchaus<br />
nicht gleichmäßig <strong>in</strong> allen Gräbern <strong>der</strong> gleichen<br />
Zeit durchsetzte. Die Auffassung des Künstlers<br />
und <strong>der</strong> Geschmack des Grabherrn waren immer<br />
noch <strong>von</strong> entscheidendem E<strong>in</strong>fluß auf <strong>die</strong> Gestal-<br />
tung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>. — Iu unserem Falle s<strong>in</strong>d nun<br />
gerade bei <strong>der</strong> Ausschmückung <strong>der</strong> Wände un-<br />
trügliche Anzeichen dafür vorhanden, daß <strong>die</strong><br />
Mastaba frühestens an das Ende <strong>der</strong> 5. Dynastie<br />
gehurt, mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit aber <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> erste Hälfte <strong>der</strong> 6. zu setzen ist.<br />
Wie Giza V, S. 137 gezeigt wurde, blieb <strong>die</strong><br />
Platte <strong>über</strong> <strong>der</strong> Sehe<strong>in</strong>tür bis <strong>in</strong> das spätere Alte<br />
Reich dem am Speisetisch sitzenden Grabherrn<br />
alle<strong>in</strong> vorbehalten. Die Priester, <strong>die</strong> ihn heim<br />
Mahle be<strong>die</strong>nten, <strong>die</strong> Diener, <strong>die</strong> ihm Speisen<br />
brachten, wurden auf den Pfosten <strong>der</strong> Tür o<strong>der</strong><br />
anschließend auf <strong>der</strong> Westwand dargestellt. Nach<br />
den bisherigen Belegen wurden erst ganz spät<br />
auch an<strong>der</strong>e Personen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Darstellung auf <strong>der</strong><br />
Tafel aufgenommen. Priester, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Ange-<br />
hörige. Dem am Speisetisch sitzenden Nfr aber<br />
steht, auf <strong>der</strong> Süd- und Nordsche<strong>in</strong>tür. jedesmal<br />
e<strong>in</strong> Räuchern<strong>der</strong> gegen<strong>über</strong>. Mag auch <strong>die</strong> Ma-<br />
staba damit nicht <strong>der</strong> spätesten Zeit zuzuweisen<br />
se<strong>in</strong>, aus <strong>der</strong> <strong>die</strong> his jetzt bekannten Beispiele<br />
stammen, so darf man <strong>die</strong> Zeitspanne, <strong>die</strong> sie<br />
trennt, doch wohl nicht allzu groß annehmen und<br />
Nfr noch <strong>der</strong> 5. Dynastie zuweisen.<br />
Auf dem Mittelteil <strong>der</strong> Westwand ist Nfr<br />
abermals beim Totenmahl dargestellt; e<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>er<br />
run<strong>der</strong> Tisch mit den Brothälften ist hier auf<br />
e<strong>in</strong>en rechteckigen Untersatz gestellt, unter den<br />
man e<strong>in</strong>e zweite Platte mit verschiedenen Broten<br />
geschoben bat. Bei Nebendarstellungen s<strong>in</strong>d auch<br />
aus früherer Zeit Abweichungen <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>über</strong>kommenen<br />
Anordnung belegt, wie bei Kij, Giza III,<br />
Abb. 16, aber bei <strong>der</strong> Haupt-Speisetiscbszene er-<br />
klären sich solche Än<strong>der</strong>ungen nur aus e<strong>in</strong>er Zeit.<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> man sich an <strong>die</strong> alten Vorbil<strong>der</strong> nicht mehr<br />
gebunden fühlte.<br />
Mit dem früheren herben Stil ist meist auch<br />
e<strong>in</strong>e strenge Ordnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />
und Inschriften verbunden; hei Nfr dagegen bemerken<br />
wir mehrfach Anzeichen <strong>der</strong> Willkür. Auf<br />
<strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Gestalt <strong>der</strong> Kammer mag es zurück-<br />
zuführen se<strong>in</strong>, daß <strong>die</strong> Speisen, <strong>die</strong> zum feierlichen<br />
Mahl gehören, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Südwand auf <strong>die</strong> Westwand<br />
<strong>über</strong>greifen und hier mit den Gaben zu-<br />
sammentreffen, <strong>die</strong> zur Speisetischszene gehören;<br />
o<strong>der</strong> daß am Nordende <strong>der</strong> Westwand das Bild<br />
<strong>der</strong> R<strong>in</strong><strong>der</strong> beziehungslos bleibt. Ahnliche, wenn<br />
auch nicht so störende Verteilungen kommen gelegentlich<br />
auch früher vor. Aber auf <strong>der</strong> Ostwand<br />
ist <strong>die</strong> Anordnung bedenklicher. Hier steht Nfr<br />
am Südende und soll nach <strong>der</strong> Beischrift <strong>die</strong> Ernte-<br />
arbeiten auf dem Gut <strong>der</strong> Totenstiftung betrachten.<br />
Statt dessen werden ihm Opfertiere vorgeführt,<br />
und im obersten Streifen segeln <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Toten-<br />
fahrt bestimmten Boote. Erst auf <strong>der</strong> nördlichen.<br />
dem Grabherrn entfernteren Hälfte <strong>der</strong> Wand s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> Feldarbeiten wie<strong>der</strong>gegeben. Diese Darstel-<br />
lungen selbst zeigen wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e auffällige Ver-<br />
teilung. E<strong>in</strong>e gewisse Freiheit war hier <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Szenenfolge gegeben, aber es g<strong>in</strong>g doch nicht an,<br />
zusammengehörige Teile ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zureißen und<br />
durch Bildstreifen an<strong>der</strong>en Inhalts zu trennen, wie<br />
es unser Zeichner getan hat. Das E<strong>in</strong>pflügen <strong>der</strong><br />
Saat stellt er <strong>in</strong> <strong>der</strong> obersten Reihe dar. das E<strong>in</strong>treten<br />
durch <strong>die</strong> Schafe aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten, und<br />
zwischen <strong>die</strong> Schnitter und das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong><br />
Garben schiebt er den Vogelfang e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e solche<br />
Nachlässigkeit wäre <strong>in</strong> <strong>der</strong> guten Zeit des Alten<br />
Reiches wohl nicht möglich gewesen.<br />
Ganz unentschuldbar bleibt es auch, wenn er<br />
auf <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür, Abb. 7, e<strong>in</strong> Schrifthand <strong>von</strong><br />
Pfosten zu Pfosten <strong>über</strong> <strong>die</strong> Türrolle führt, ob-<br />
wohl das Gesetz verlangt, daß <strong>die</strong> Glie<strong>der</strong>ung<br />
e<strong>in</strong>es Bauteils durch <strong>die</strong> Beschriftung nicht ver-<br />
wischt werden darf, son<strong>der</strong>n eher hervorgehoben<br />
werden soll; dabei geht <strong>in</strong> unserem Falle <strong>die</strong><br />
Schrift <strong>von</strong> den weißen Pfostenfläcben <strong>über</strong> den<br />
granitfarbeiten Rundbalken.<br />
3. E<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise für <strong>die</strong> spätere Zeitsetzung<br />
geben uns auch <strong>die</strong> Mastabas, <strong>die</strong> mit <strong>der</strong> des Nfr<br />
<strong>in</strong> bestimmter Verb<strong>in</strong>dung stehen. In <strong>der</strong> Dar-<br />
stellung auf dem Türgewände tritt <strong>der</strong> .Richter<br />
und Schreiber 'Ihl' auf, <strong>der</strong> wohl e<strong>in</strong> Sohn des<br />
Grabherrn ist. Auf se<strong>in</strong>er Sche<strong>in</strong>tür wird er , Ge-<br />
ehrt <strong>von</strong> Osiris, dem Herrn <strong>von</strong> Busiris', genannt.<br />
E<strong>in</strong>e solche Erwähnung des Osiris aber ist nach
Beeicht übeb <strong>die</strong> Gbabdngen auf dem Friedhof vox Giz.<br />
den bisherigen Belegen erst um <strong>die</strong> Wende <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> 5. zur 6. Dynastie zu erwarten.<br />
titjklj, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Sohn des Nfr, ist wohl<br />
mit dem Inhaber <strong>der</strong> Vorberieht 1914. S. 11 und<br />
21 genannten Mastaba identisch, <strong>die</strong> nach ihrem<br />
Aufbau und <strong>der</strong> Art ihrer Ausschmückung <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
6. Dynastie gehört.<br />
Die Speiseliste auf <strong>der</strong> West wand des Nfr<br />
erweist sich als Abschrift des Verzeichnisses, das<br />
im Grab des K<strong>in</strong>jnjswt II an <strong>der</strong> gleichen Stelle v<br />
angebracht ist; vergleiche Abb. 10 mit Giza III,<br />
Abb. '22. K<strong>in</strong>jnjswt II aber gehört <strong>in</strong> <strong>die</strong> vorge-<br />
schrittene 5. Dynastie.<br />
Faßt man <strong>die</strong> unter 1 .— 3. genannten Anzeichen<br />
zusammen, so wird man <strong>die</strong> Mastaba des Nfr mit<br />
mehr Recht <strong>in</strong> <strong>die</strong> erste Hälfte <strong>der</strong> 6. als an das<br />
Ende <strong>der</strong> 5. Dynastie setzen.<br />
II. Der Bau.<br />
(Abb. 3, Taf. 1 a. I<br />
Die Gestalt des Grabes war bei Nfr zum<br />
Teil durch <strong>die</strong> Wahl des Baugrundes bestimmt.<br />
Er liegt am Nordende <strong>der</strong> östlichsten Nord-Süd-<br />
Straße des Friedhofs <strong>der</strong> 4. Dynastie. Der Baum<br />
hätte gestattet, hier e<strong>in</strong>en frei stehenden Bau zu<br />
errichten und ihm <strong>die</strong> klassische Form <strong>der</strong> Mastaba<br />
zu geben, wie das Beispiel des Klpiepth zeigt<br />
siehe unter G. Aber Nfr zog es vor, se<strong>in</strong> Grab an<br />
<strong>die</strong> Rückwand <strong>von</strong> VIII n anzulehnen, und damit<br />
verblieb als e<strong>in</strong>fachste Lösung, den Kultraum im<br />
Osten zwischen <strong>der</strong> älteren Anlage und dem<br />
eigenen Grabblock anzubr<strong>in</strong>gen. Dieser Anordnung<br />
begegnen wir bei gleicher Verumständung<br />
sehr häufig, wie bei Hnmw. <strong>der</strong> sich an Wir an-<br />
lehnt, siehe den Plan, bei NjmFtr 1 h<strong>in</strong>ter Kilijf=<br />
Abb. 27, Njswfcdw II h<strong>in</strong>ter Hwfwsnb und mehr-<br />
fach im Westabschnitt, siehe den Plan des Vor-<br />
berichtes 1927.<br />
Ob <strong>die</strong> Mitbenutzung <strong>der</strong> Rückwand <strong>von</strong><br />
VIII » bloß auf Ersparungsgründe zurückzuführen<br />
ist, bleibt ungewiß. Wenn Nfr <strong>die</strong> Mauer ohne<br />
wesentliche Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Anlage mite<strong>in</strong>-<br />
bezogen hätte, wäre <strong>die</strong> Frage wohl zu bejahen,<br />
aber er füllte <strong>die</strong> Böschung aus, verkleidete <strong>die</strong><br />
Wand mit Werkste<strong>in</strong>en und führte sie um <strong>die</strong><br />
Nordwestecke <strong>der</strong> älteren Mastaba herum. Außerdem<br />
mußte er wegen <strong>der</strong> Anlehnung se<strong>in</strong>er Kultkammer<br />
e<strong>in</strong>e ungewöhnliche Gestalt geben und<br />
ihren E<strong>in</strong>gang gegen den Brauch nach Norden<br />
legen. Angesichts <strong>die</strong>ser Umstände will <strong>die</strong> Er-<br />
sparung <strong>von</strong> Werkstoff und Arbeit wohl nicht alle<strong>in</strong><br />
ausschlaggebend ersche<strong>in</strong>en. Ebensowohl darf man<br />
nach beson<strong>der</strong>en persönlichen Gründen für e<strong>in</strong>e<br />
engere Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Mastaba VIII » fragen.<br />
Vielleicht war Nfr e<strong>in</strong> entfernter Nachkomme<br />
des Schreibers , des Gottesbuches und Vorlesepriesters<br />
. . . NN'; siehe Giza I, S. 244 ff . Sehen<br />
wir doch auf unserem Friedhof allenthalben, wie<br />
sich Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Familie durch viele Ge-<br />
schlechter <strong>in</strong> Gräbergruppen nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> be-<br />
statten lassen, wie <strong>die</strong> K<strong>in</strong>jnjswt, <strong>die</strong> Ssmnfr,<br />
Sndmib. Für e<strong>in</strong>e Familienverb<strong>in</strong>dung könnte <strong>in</strong><br />
unserem Falle <strong>der</strong> Umstand angeführt werden.<br />
daß <strong>die</strong> Sargkammer des Hauptbegräbnisses unter<br />
dir Mastaba VIII n liegt, ganz gegen <strong>die</strong> Regel<br />
im Osten ihres Schachtes; denn <strong>die</strong> Anbr<strong>in</strong>gung<br />
des Begräbnisses im Grabboden e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />
Mastaba ist vornehmlich bei Familienmitglie<strong>der</strong>n<br />
nachgewiesen, wie Nsdrkij-Mrjib, K<strong>in</strong>jnj.net. 11— /.<br />
///— 7. — Freilich fehlt bei Nfr e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
durch <strong>die</strong> dazwischenliegenden Geschlechter, vom<br />
Ende <strong>der</strong> 4. bis zum Anfang <strong>der</strong> 6. Dynastie. Doch<br />
bildet <strong>die</strong>ser zeitliche Abstand nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis, das Gefühl für <strong>die</strong> Zusammengehörig-<br />
keit <strong>der</strong> Sippe war damals stark ausgebildet. Kilyf<br />
läßt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grabe <strong>die</strong> Ahnen bis <strong>in</strong>s vierte Geschlecht<br />
darstellen. So mag auch Nfr gewünscht<br />
haben, ganz nahe se<strong>in</strong>em großen Ahnherrn be-<br />
stattet zu werden.<br />
Vielleicht lag noch e<strong>in</strong>e weitere B<strong>in</strong>dung vor.<br />
Nfr ist , Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester', und da <strong>der</strong><br />
Dienst am Grabe häufig <strong>von</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Familie ausgeübt wurde, siehe oben S. 23, wäre<br />
es möglich, daß er e<strong>in</strong>e Stiftung se<strong>in</strong>es Ahnherrn<br />
<strong>in</strong>nehatte und den Dienst an dessen Mastaba <strong>über</strong>-<br />
wachte. Die beste Entsprechung bietet <strong>der</strong> Fall<br />
des Kij, <strong>der</strong> imj-ri Lni-ie ki bei dem Grabe <strong>der</strong><br />
'Ubtjt war, Giza I, S. -'20 ff., und sich se<strong>in</strong>e Mastaba<br />
an dessen Nordwaud anbaute; dem üblichen Ver-<br />
lauf <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge nach hatte er das Amt wohl er-<br />
halten, weil er zu <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> Grab<strong>in</strong>haber<strong>in</strong><br />
gehörte. Auch hier s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Mastabas durch e<strong>in</strong>en<br />
längeren Zeitraum getrennt, und doch hat Kij <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kammer <strong>der</strong> längstverstorbenen Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
auf se<strong>in</strong>e Kosten Darstellungen und Inschriften<br />
anbr<strong>in</strong>gen lassen.<br />
Ebensowenig wie <strong>die</strong> Mitbenutzung <strong>der</strong> Ma-<br />
staba VIII n dürfte auf Ersparungsgründe zurück-<br />
zuführen se<strong>in</strong>, daß <strong>der</strong> Bau nicht <strong>die</strong> ganze Straßen<br />
breite e<strong>in</strong>nimmt, liier wäre es im Gegenteil, wie<br />
im Falle <strong>von</strong> Kijm'nh, Giza IV. S. 9. wesentlich<br />
vorteilhafter gewesen, den Baum zwischen VIII »<br />
und VII» durch zwei Ost-West-Verb<strong>in</strong>dungsmauern<br />
zu schließen. Wenn daher im Westen e<strong>in</strong> Durchgang<br />
gelassen wurde, so geschah das wohl mit
30 Hermann Junker.<br />
Rücksicht auf den Toten<strong>die</strong>nst bei <strong>der</strong> Mastaba<br />
VII n. Vielleicht käme auch e<strong>in</strong>e Rücksichtnahme<br />
auf später südlich anschließende Gräber <strong>der</strong> eigenen<br />
Familie <strong>in</strong> Frage, siehe oben S. 4.<br />
Die Breite des Grabes war somit gegeben.<br />
Für <strong>die</strong> Länge stand beliebiger Raum zur Verfü-<br />
gung; daß sie im Verhältnis ger<strong>in</strong>g ist und <strong>der</strong><br />
Grundriß fast e<strong>in</strong> Quadrat darstellt, erklärt sich<br />
vielleicht am besten aus <strong>der</strong> Rücksicht auf <strong>die</strong><br />
Gestalt des Kultraumes, <strong>der</strong> bei größerer süd-<br />
licher Ausdehnung noch länger geworden wäre.<br />
Das Gelände, auf dem <strong>die</strong> Mastaba stellt,<br />
steigt nicht unerheblich nach Westen an; es<br />
wurde aber nicht e<strong>in</strong>geebnet, <strong>der</strong> Bau folgl dem<br />
Boden. An <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite beträgt <strong>der</strong> Unter-<br />
schied vom Ost- bis zum "Westende zwei Ste<strong>in</strong>-<br />
lagen, das ist rund 1 m. In dem hier entlang<br />
laufenden Pfad waren im Fels Stufen ausgehauen;<br />
siebe Abb. 3. Als Werkstoff wurden für den<br />
Kern Bruchste<strong>in</strong>e verwendet, <strong>die</strong> Umkleidung er-<br />
folgte mit Nummulitblöcken, <strong>der</strong>en Lagen nicht<br />
abgetreppt s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e steile Böschung bil-<br />
den. Die e<strong>in</strong>zelnen Qua<strong>der</strong>n wurden nur an den<br />
Fugen gut behauen, im übrigen blieben auf <strong>der</strong><br />
ganzen Außenseite <strong>die</strong> Bossen steben.<br />
Zu bemerken ist. daß <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>lagen an <strong>der</strong><br />
Vor<strong>der</strong>seite nicht ganz durchlaufen; <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gang<br />
und <strong>die</strong> Nordostecke haben <strong>in</strong> dem oberen Teil<br />
e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Schichtung, s<strong>in</strong>d also getrennt ge-<br />
baut worden. Die ursprüngliche Höhe <strong>der</strong> Mastaba<br />
ist an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite nicht mehr erhalten; ihre<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung wird durch den Befund auf <strong>der</strong><br />
Rückseite ermöglicht. Hier liegen als Abschluß-<br />
schicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> siebenten Reibe Blöcke <strong>von</strong> größeren<br />
Maßen, länger und hoher als <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den<br />
unteren Lagen. 1 Setzen wir <strong>die</strong> gleiche Schicht<br />
auf <strong>die</strong> noch erhaltene sechste Reihe westlich an<br />
<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite, so <strong>über</strong>ragt <strong>die</strong>se den E<strong>in</strong>gang<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er jetzigen Gestalt, wenn auch nicht um<br />
<strong>die</strong> ganze Schichthöhe; wir müssen also hier e<strong>in</strong>e<br />
schwächere Lage annehmen, vielleicht mit vor-<br />
kragendem, abgeschrägtem Sims; man vergleiche<br />
dazu <strong>die</strong> Anordnung bei Kijm'nh, Giza IV, Abb.<br />
•2— 3. wo freilich noch e<strong>in</strong>e Bekrönung durch den<br />
Inschriftfries vorliegt.<br />
An <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite ist nur <strong>die</strong> Fläche des<br />
Tür-Rücksprungs- glatt gemeißelt, wählend sonst<br />
<strong>über</strong>all <strong>die</strong> Bossen stehen blieben. E<strong>in</strong>er entspre-<br />
chenden Behandlung <strong>der</strong> Außenwände begegnen<br />
wir bei mehreren Anlagen unseres Friedhofs; <strong>von</strong><br />
1 Siehe Tat'. .". !..<br />
2 Und das anschließende Ostende.<br />
ihnen zeigen e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>wandfrei, daß <strong>der</strong> Gegen :<br />
satz zwischen <strong>der</strong> Rustika des Blockes und <strong>der</strong><br />
fe<strong>in</strong>en Glättung des Mittelstückes <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite<br />
beabsichtigt war; das lehrreichste Beispiel ist <strong>die</strong><br />
Mastaba <strong>der</strong> Nsdrkij, Gtza II, S. 108 f.<br />
Der E<strong>in</strong>gang zeigt e<strong>in</strong>en Rücksprung <strong>von</strong><br />
0.30 m auf e<strong>in</strong>e Breite <strong>von</strong> 2,80 m; er liegt aber<br />
nicht ganz auf <strong>der</strong> eigentlichen Xordwand, son-<br />
<strong>der</strong>n teilweise auf <strong>der</strong> Mauer, <strong>die</strong> um <strong>die</strong> Nord-<br />
westecke <strong>von</strong> Mastaba VIII n greift und gegen-<br />
<strong>über</strong> dem Rest <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite e<strong>in</strong> wenig vor-<br />
spr<strong>in</strong>gt.<br />
Die Tür wird oben <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em mächtigen<br />
Architrav abgeschlossen, unter dem <strong>der</strong> aus dem<br />
gleichen Block gearbeitete Rundbalken 0.75 m<br />
zurücktritt. Über dem E<strong>in</strong>gang ist e<strong>in</strong> Fenster<br />
angebracht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Türöffnung; es wird<br />
<strong>von</strong> dem Architrav und e<strong>in</strong>em dar<strong>über</strong>gesetzten<br />
abgearbeiteten Block gebildet. Der Schlitz verengt<br />
sich nach <strong>in</strong>nen zu und senkt sich dann bis zur<br />
Decke <strong>der</strong> Kammer. Der E<strong>in</strong>gang wurde durch<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>flügelige Tür geschlossen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong><br />
Pfanne und Zapfenloch am Ende des östlichen<br />
Gewändes drehte; <strong>der</strong> anschließende untere Teil<br />
<strong>der</strong> Ostwand blieb daher ohne Flachbil<strong>der</strong>.<br />
Die Wände des Kultraumes werden <strong>von</strong><br />
Nummulitblöcken gebildet; <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d aber<br />
nicht alle <strong>von</strong> gleicher Beschaffenheit. Wenn auch<br />
<strong>die</strong> verschiedene Art <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Ober-<br />
fläche und <strong>die</strong> ungleiche Verwitterung <strong>in</strong> Berechnung<br />
gezogen werden müssen, so zeigen doch <strong>von</strong><br />
Fugen deutlich umgrenzte Stellen, daß gelegent-<br />
lich auch e<strong>in</strong> weicherer Kalkste<strong>in</strong> mit Muschel-<br />
e<strong>in</strong>schlüssen verwendet wurde. 1 An<strong>der</strong>erseits wählte<br />
man für <strong>die</strong> Schemtüren e<strong>in</strong>en besseren Werkstoff<br />
aus den Brüchen <strong>von</strong> Tura. Sie besteben aber<br />
nicht aus e<strong>in</strong>em Block, wie das als erstrebenswert<br />
galt : vere<strong>in</strong>zelte<br />
Blöcke des gleichen Kalkste<strong>in</strong>s<br />
l<strong>in</strong>den sich auch an e<strong>in</strong>igen an<strong>der</strong>en Stellen.<br />
III. Der Inhaber des Grabes.<br />
1. Nfr. Der Grabherr führt den häufigen<br />
Namen Nfr, <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> 1. Dynastie bis <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Spätzeit belegt ist; sielte Ranke, XV- 11*4. 1: auf<br />
unserem Abschnitt alle<strong>in</strong> ist er dreimal vertreten. Als<br />
J_
Bi Grabi im m Friedhof vom Giz<br />
<strong>von</strong> se<strong>in</strong>en Eltern, <strong>die</strong> beide ebenfalls als Königsabkömml<strong>in</strong>ge<br />
bezeichnet werden, auch se<strong>in</strong>e Ge-<br />
mahl<strong>in</strong> ist rh-t njäwt. Die Bedeutung, <strong>die</strong> er se<strong>in</strong>em<br />
Stande beimißt, geht aus <strong>der</strong> Stellung hervor, <strong>die</strong><br />
rh nj&wt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Titelreihen e<strong>in</strong>nimmt; es steht<br />
oft an ihrer Spitze o<strong>der</strong> auch unmittelbar vor<br />
dem Namen.<br />
1<br />
Nfr verwaltete folgende Amter:<br />
1 ^ 0\<br />
,w f 6-Priester des Königs', acht-<br />
T 111 m al belegt.<br />
ff.<br />
[ff-<br />
cj i<br />
Nach 1.<br />
am Grabmal<br />
Bezeichnung<br />
, Priester des mddic-Hr', west-<br />
liches Türgewände und F.ries<br />
<strong>der</strong> Westwand.<br />
Priester des mdd-r-nbtj' Be-<br />
,<br />
!,<br />
lege wie bei 2.<br />
, Priester des Cheops', Belege<br />
wie 2.<br />
.Haus Vorsteher'. Westwand,<br />
Fries, Süd- und Nordsche<strong>in</strong>-<br />
tür, Ostwand.<br />
,Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester'.<br />
Westwand, Fries. Nord-<br />
sche<strong>in</strong>tür, Ostwand.<br />
-4. Latte Nfr fast alle Priestertümer<br />
des Cheops <strong>in</strong>ne, es fehlt nur <strong>die</strong><br />
(W|<br />
<strong>über</strong> <strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong><br />
Titel siehe oben S. 9. Als .Vorsteher <strong>der</strong> Toten-<br />
priester' <strong>über</strong>wachte er vielleicht den Toten<strong>die</strong>nst<br />
an <strong>der</strong> Mastaba, an <strong>die</strong> sich se<strong>in</strong> eigenes Grab<br />
anlehnt.<br />
Wo Nfr se<strong>in</strong>es Amtes als .Hausvorsteher'<br />
waltete, muß unbestimmt bleiben; aber es sei doch<br />
auf <strong>die</strong> häufige Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> beiden Titel<br />
imj-ri prj — irnj-r! hm-w ki aufmerksam gemacht.<br />
Wir f<strong>in</strong>den sie hei Kij, Giza III, S. 141. hei<br />
'Inpwwsr ebenda S. 208. bei Hnnurhtp. Vorbe-<br />
richt 1927, S. 144, bei Wsr, S. Hassan, Excav. I,<br />
96. > Nun wissen wir. daß im Toten<strong>die</strong>nst e<strong>in</strong><br />
J^ (TT! I<br />
bei<br />
<strong>der</strong> Verwaltung des Stiftungsgutes<br />
<strong>die</strong> Aufsicht führt, er ist <strong>die</strong> wichtigste Persön-<br />
lichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> didi-t nj-t prj-dt, siehe Giza III,<br />
S. 92 und vergleiche <strong>die</strong> Darstellung bei Säm'nhptJi,<br />
Schäfer, Atlas III, 51. Wenn e<strong>in</strong> solcher imj-ri<br />
prj dann noch das Amt e<strong>in</strong>es imj-ri lim-w ki be-<br />
kleidete, so lag <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hand <strong>die</strong> Oberaufsicht<br />
<strong>über</strong> den ganzen Dienst am Grabe des Stifters.<br />
Doch muß bei <strong>der</strong> Titelfolge <strong>die</strong>se <strong>in</strong>nere Ver-<br />
1<br />
Weitere Beispiele siehe 'b-jm<br />
Vorbericht 1914, S. -23; J{/,j, Vorberic!<br />
b<strong>in</strong>dung nicht immer bestehen, denn Kij, <strong>der</strong> Vor-<br />
steher <strong>der</strong> Totenpriester an <strong>der</strong> Mastaba <strong>der</strong> 'Iibtjt,<br />
sche<strong>in</strong>t Hausvorsteher hei Nßwtnfr gewesen zu<br />
se<strong>in</strong>, Giza III, S. 141 f.<br />
2. Die Gemahl<strong>in</strong>. Von <strong>der</strong> zerstörten Dar-<br />
stellung auf dem Architrav <strong>der</strong> nördlichen Sche<strong>in</strong>-<br />
tür s<strong>in</strong>d noch <strong>die</strong> Köpfe des Ehepaares teilweise<br />
iahen; dem <strong>der</strong> Frau steht<br />
bei dem Prunkmahl auf <strong>der</strong> Südwand<br />
sitzt liehen dem Grabherrn <strong>die</strong> X" 5^* r-,-=^7 T © £i U i 1 £i<br />
Für den Namen Htp-mPt .Die Gött<strong>in</strong> M1H sei (ist)<br />
gnädig', siehe Ranke, NV 258, 9; <strong>die</strong> dort an-<br />
geführten beiden Belege stammen aus dem Mitt-<br />
leren Reich, aber da <strong>die</strong> Bildungen fytp + Göttername<br />
im Alten Reich häufig s<strong>in</strong>d, wird sich, ke<strong>in</strong><br />
Schluß auf e<strong>in</strong> verhältnismäßig spätes Auftreten<br />
unseres Namens ziehen lassen.<br />
3. Die Eltern. Am Nordende <strong>der</strong> Westwand<br />
ist e<strong>in</strong> Ehepaar am Speisetisch dargestellt, Abb. 11<br />
<strong>der</strong> J- ===• ' :~3^ fOTyl .<strong>der</strong> Königsenkel Kijhntj'<br />
und <strong>die</strong> X: === ^^ s= (1 ^ | .Königsenkel<strong>in</strong>,<br />
se<strong>in</strong>e Gemahl<strong>in</strong> Ttj-f. Das Verhältnis <strong>der</strong> beiden<br />
Personen zum Grab<strong>in</strong>haber ist nicht angegeben,<br />
aber wir müssen annehmen, daß se<strong>in</strong>e Eltern<br />
dargestellt s<strong>in</strong>d; denn nur bei <strong>die</strong>sen konnte,<br />
wie bei den Söhnen, <strong>die</strong> Verwandtschaftsbezeichnung<br />
<strong>in</strong> Wegfall kommen. 1 Der Name Kijhntj ist<br />
sehr alt, ihn trägt e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Söhne des NfrmiH,<br />
Petrie, Medum Taf. 18. 24. Ranke. NV. 340, 19<br />
<strong>über</strong>setzt ihn fragend .Me<strong>in</strong> Ka ist vor mir", man<br />
könnte ihn aber auch als .Me<strong>in</strong> Ka ist an <strong>der</strong><br />
Spitze' fassen. Der Name <strong>der</strong> Frau ist sonst nicht<br />
belegt, vergleiche aber Ttj, Giza V, S. 106. 132.<br />
4. Die Söhne.<br />
a) Stjkij; er wird zwar nicht ausdrücklich<br />
als Sohn des Nfr bezeichnet, aber <strong>die</strong> Darstellung<br />
auf <strong>der</strong> Ostwand läßt ke<strong>in</strong>en Zweifel dar<strong>über</strong>.<br />
Hier betrachtet Nfr <strong>die</strong> Opfertiere und <strong>die</strong> Ar-<br />
beiten auf dem Felde; vor ihm steht, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem<br />
Maßstabe wie<strong>der</strong>gegeben, <strong>der</strong> \jk I<br />
[ r|iH j h^*> ,<br />
.Richter und Aufseher <strong>der</strong> Schreiber Stjkij'. Er<br />
ist als Erwachsener dargestellt, faßt aber mit <strong>der</strong><br />
rechten Hand den großen Stab des Nfr; <strong>die</strong>se<br />
Haltung ist sonst nur bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n des Grabherrn,<br />
und hier <strong>in</strong> zahlreichen Fällen, belegt. Für<br />
irgende<strong>in</strong>en Beamten o<strong>der</strong> Angestellten wliw <strong>die</strong><br />
i I). II, neben di<br />
IV. Taf. 1<br />
Sohne am Speist tisch sii<br />
;
32 TIkkmaxx JrxKii;.<br />
Geste unmöglich, und bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Mitglied<br />
<strong>der</strong> Familie müßte das Verwandtschaftsverhältnis<br />
notwendig zum Ausdruck kommen. l>ei dem Sohne<br />
dagegen war es ohne weiteres im Bilde erkennbar.<br />
Stjkij begegnet uns nochmals auf dem westlichen<br />
Gewände des E<strong>in</strong>gangs; er <strong>über</strong>reicht hier Nfr<br />
e<strong>in</strong>e Liste, <strong>die</strong> <strong>die</strong> E<strong>in</strong>künfte aus <strong>der</strong> Tütenstiftung'<br />
enthalten soll: ^ gf j^U- ~ Dei' Name ><br />
p f<br />
Ranke, NV. 298, 23 unerklärt gelassen, ist als<br />
.Stellvertreter me<strong>in</strong>es Ka' zu deuten; zu stj ver-<br />
gleiche Wb. 4. 8 ,Thronfolger, Nachfolger, auch<br />
.<br />
Stellvertreter. Immer mit Genetiv o<strong>der</strong> Suffix des<br />
Vorgängers'. Zu dem Namen vergleiche auch<br />
'Jmj-st-kij .Der an <strong>der</strong> Stelle me<strong>in</strong>es Ka ist',<br />
unten unter ( i., und als S<strong>in</strong>nentsprechung <strong>die</strong> Namen<br />
Whmjcij .Me<strong>in</strong> Ka wie<strong>der</strong>holt sich' o<strong>der</strong> ,hat sich<br />
wie<strong>der</strong>holt', vergleiche Kijmwhm.<br />
b) *Ihi. Auf <strong>der</strong> genannten Darstellung des<br />
E<strong>in</strong>gangs steht unter Stjkij. ebenfalls e<strong>in</strong>e Liste<br />
<strong>über</strong>reichend, <strong>der</strong> "\fs. [W (j f ]Ä<br />
.Richter und<br />
Schreiber 'Ihi'. Nun fanden wir <strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>tür<br />
<strong>die</strong>ses 'lhi im Kultraum des Nfr liegen, <strong>in</strong> viele<br />
Stücke zerschlagen. Wie weiter unten dargelegt<br />
wird, ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, daß sie ursprünglich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kammer selbst aufgestellt war; e<strong>in</strong>e solche<br />
Vergünstigung konnte aber nur e<strong>in</strong>em Sohne des<br />
Grabherrn zuteil werden.<br />
c) Wrj. Man wird sich nun fragen müssen,<br />
ob nicht auch <strong>die</strong> beiden Männer auf dem gegen-<br />
<strong>über</strong>liegenden Gewände <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangstür (Abb. 5)<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> des Nfr s<strong>in</strong>d. Bei dem oberen fehlt <strong>die</strong><br />
Beischrift o<strong>der</strong> sie ist verwittert; bei dem zweiten<br />
steht 1jbJI$25^ 'Der Ricbter umi Auf -<br />
seher <strong>der</strong> Totenpriester Wrj'. Das Grab e<strong>in</strong>es Wrj<br />
liegt westlich <strong>von</strong> Nfr am Ende des vorliegenden<br />
Abschnittes; se<strong>in</strong>e Titel weisen darauf h<strong>in</strong>, daß<br />
es <strong>der</strong> gleiche Wrj aus dem Grabe des Nfr ist, er<br />
nennt sich J, ==> |<br />
] (0/ ,Königsabkömml<strong>in</strong>g und<br />
Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester' und yffk hm ,Richter<br />
und Schreiber'. Da im Grabe des Nfr <strong>die</strong> Ver-<br />
wandtschaftsbezeichnungen mit Ausnahme des<br />
lim-t-f <strong>über</strong>haupt fehlen, wird man Wrj vielleicht<br />
als Sohn des Grabherrn ansehen dürfen, und nicht<br />
als e<strong>in</strong>fachen Beamten <strong>in</strong> dessen Toten<strong>die</strong>nst;<br />
darauf könnten auch <strong>die</strong> Maße des Grabes h<strong>in</strong>-<br />
weisen, <strong>die</strong> eher für e<strong>in</strong>en Nachkommen des be-<br />
güterten Nfr passen.<br />
i (|)<br />
d) Die gleiche Frage wie<strong>der</strong>holt sich bei dem<br />
^r*> ö .Aufseher <strong>der</strong> Totenpriester<br />
Kij'pr'. Er räuchert auf <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür vor<br />
Nfr; er konnte auch mit dem Mann identisch<br />
se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> auf dem östlichen Gewände <strong>die</strong> Liste<br />
<strong>über</strong>reicht. Für <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Toten<strong>die</strong>nst des<br />
Vaters stehen zahlreiche Belege zur Verfügung;<br />
sie werden gerne <strong>in</strong> den Speisetischszenen <strong>die</strong>sem<br />
opfernd dargestellt. Aber da bei Kij'pr weitere<br />
Anhalte fehlen, kann <strong>die</strong> Familienzugehörigkeit<br />
nur als Möglichkeit angegeben werden. Sicherheit<br />
liegt nur hei Stjkij vor; ist <strong>die</strong>ser, wie wir an-<br />
nehmen, mit dem Stjkij Vorbericht 1914. S. 11<br />
identisch, so s<strong>in</strong>d uns vier Geschlechter <strong>der</strong> Familie<br />
<strong>über</strong>liefert :<br />
Kijhntj + Ttj-t<br />
I<br />
Xfr + HtpmV t<br />
Stjkij<br />
I<br />
Pthhtp<br />
IV. Die Darstellungen iiiid Inschriften.<br />
1. Allgeme<strong>in</strong>es.<br />
a. Die Anordnung.<br />
Alle Wände des Kultraumes s<strong>in</strong>d mit Bil<strong>der</strong>n<br />
und Inschriften bedeckt, nur am Nordende <strong>der</strong><br />
Ostwand wurde <strong>der</strong> Teil frei gelassen, gegen den<br />
<strong>die</strong> ETolztür anschlug. Das Gewände des E<strong>in</strong>gangs<br />
zeigt zu beiden Seiten den Grabherrn, <strong>der</strong> sitzend<br />
das Verzeichnis <strong>der</strong> Opfergaben entgegennimmt.<br />
Die Anordnung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> im Innern ist zum<br />
Teil durch <strong>die</strong> Gestalt des Raumes bee<strong>in</strong>flußt,<br />
e<strong>in</strong>es langen schmalen Ganges. Da <strong>die</strong> Tür <strong>die</strong><br />
ganze Nordwand e<strong>in</strong>nimmt, mußten <strong>die</strong> an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle gewöhnlich angebrachten Darstellungen auf<br />
den übrigen Wänden untergebracht werden. Die<br />
Südwand war wie<strong>der</strong>um so sehmal, daß sich das<br />
Bild auf ihr nicht ganz entfalten konnte.<br />
Die Darstellungen <strong>der</strong> Westwand werden<br />
oben durch e<strong>in</strong>en breiten Inschriftfries verbunden.<br />
Der Bestimmung des Ortes gemäß betreffen <strong>die</strong><br />
Bil<strong>der</strong> nur das Totenopfer. Südlich und nördlich<br />
ist je e<strong>in</strong>e Sche<strong>in</strong>tür e<strong>in</strong>gesetzt: auf <strong>der</strong> Tafel<br />
wurde <strong>die</strong> <strong>über</strong>lieferte Speisetischszene durch <strong>die</strong><br />
Figur des Räuchernden erweitert: auf den Pfosten<br />
br<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> Totenpriester ihre Gaben.<br />
Der Raum zwischen den beiden Sche<strong>in</strong>türen<br />
wird ganz durch <strong>die</strong> große Szene <strong>der</strong> Toten-<br />
speisung ausgefüllt: Nfr vor dem Tisch mit den<br />
Brothälften und anschließend <strong>die</strong> Opfergaben, <strong>in</strong>
Beeicht im k du Gl .EX \VV J)i: M FKEEDHOF <strong>von</strong> GlZA. 33<br />
Reihen geordnet. Dar<strong>über</strong> ist <strong>die</strong> große Speiseliste<br />
aufgezeichnet.<br />
Rechts <strong>von</strong> <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür sitzen im oberen<br />
Teil <strong>der</strong> Wand <strong>die</strong> Eltern des Grabherrn bei<br />
e<strong>in</strong>em reichen Totenmahl; darunter werden zwei<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>von</strong> ihren Hirten herbeigeführt.<br />
L<strong>in</strong>ks <strong>von</strong> <strong>der</strong> Südsche<strong>in</strong>tür stehen im untersten<br />
Bildstreifen zwei Schlacbtszenen. Dar<strong>über</strong> ist das<br />
Feld mit Darstellungen <strong>der</strong> Opfergaben ausgefüllt.<br />
Diese gehören aber nicht alle zu demselben Bilde;<br />
nur <strong>der</strong> Teil, <strong>der</strong> unter dem Architrav <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>-<br />
tür liegt, ist zu <strong>der</strong> Westwand zu rechnen, e<strong>in</strong>e<br />
senkrechte Leiste deutet <strong>die</strong> Trennung an.<br />
Die Südwand zeigt Nfr und se<strong>in</strong>e Gemahl<strong>in</strong><br />
beim feierlichen Mahle; Harfen- und Flötenspieler<br />
machen dabei Musik, und Tänzer<strong>in</strong>nen führen<br />
e<strong>in</strong>en Reigen auf. Vor dem Grabherrn s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Speisen dargestellt; da aber <strong>der</strong> Raum auf <strong>der</strong><br />
schmalen Wand nicht ausreichte, um <strong>die</strong> Fülle<br />
<strong>der</strong> Gerichte wie<strong>der</strong>zugeben, setzen sich <strong>die</strong> Reihen<br />
auf <strong>der</strong> anschließenden Westwand fort.<br />
Am Südende <strong>der</strong> Ostwand steht Nfr lebensgroß<br />
und betrachtet <strong>die</strong> vor ihm dargestellten<br />
Szenen. Diese s<strong>in</strong>d auch äußerlich, durch e<strong>in</strong>e<br />
verschiedene E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Bildstreifen, <strong>in</strong> zwei<br />
Gruppen getrennt. In <strong>der</strong> südlichen Hälfte werden<br />
<strong>die</strong> Opfertiere vorgeführt, Wild, R<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
Geflügel; dar<strong>über</strong> fahren <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Reise des<br />
Verstorbenen bestimmten Schiffe. Die nördliche<br />
Hälfte br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> sechs Reihen Bil<strong>der</strong> aus dem<br />
Leben auf dem Gute <strong>der</strong> Stiftung, <strong>von</strong> oben<br />
beg<strong>in</strong>nend: das E<strong>in</strong>pflügen <strong>der</strong> Saat und den Fisch-<br />
fang, <strong>die</strong> Flachsernte, <strong>die</strong> Kornernte, den Vogel-<br />
fang, das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben und das Auf-<br />
häufen <strong>der</strong> Miete, das E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Saat durch <strong>die</strong><br />
Schafherde.<br />
b. Die Ausführung.<br />
Die Bil<strong>der</strong> sche<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>e ganz unausge-<br />
glichene Arbeit h<strong>in</strong>zuweisen; neben gut ausgeführten<br />
Teilen begegnet man mittelmäßiger und<br />
oberflächlicher Behandlung. Freilich ist <strong>der</strong><br />
heutige Zustand nicht immer maßgehend für den<br />
ursprünglichen Befund; Feuchtigkeit und Luft<br />
haben Verän<strong>der</strong>ungen hervorgerufen und e<strong>in</strong>ige<br />
Stücke ganz verdorben. An<strong>der</strong>erseits aber gestatten<br />
gerade manche Verän<strong>der</strong>ungen, das Arbeitsver-<br />
fahren näher zu verfolgen.<br />
Nachdem <strong>die</strong> Flachbil<strong>der</strong> im Ste<strong>in</strong> fertigge-<br />
stellt waren, erhielten sie e<strong>in</strong>en Überzug <strong>von</strong> weißer<br />
Kalk färbe, auf den <strong>die</strong> Bemalung au iget ragen wurde.<br />
In ältester Zeit ist es nicht viel mehr als e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>er<br />
Anstrich, <strong>der</strong> <strong>die</strong> L<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> [übler und ihre Innen-<br />
zeichnung nicht verhüllte. Allmählich wird <strong>die</strong><br />
Schicht mächtiger und läßt <strong>die</strong> Fe<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>metzarbeit<br />
liicht<strong>in</strong>ehrgenügend erkennen; damit war<br />
<strong>die</strong> Gefahr ihrer Vernachlässigung gegeben, denn<br />
<strong>der</strong> endgültige Ausdruck des Bildes lag nunmehr<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand des Malers. Am Ende stehen <strong>die</strong><br />
Fälle, <strong>in</strong> denen man sich mit e<strong>in</strong>er umrißartigen<br />
Ausmeißelung <strong>der</strong> Figuren begnügte, <strong>die</strong> Schicht<br />
dick auftrug und <strong>in</strong> ihr <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> modellierte;<br />
o<strong>der</strong> man verzichtete <strong>über</strong>haupt auf jede Arbeit des<br />
Ste<strong>in</strong>metzen, legte auf den rauhen Ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starke<br />
Putzschicht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man <strong>die</strong> Figuren ausarbeitete,<br />
<strong>die</strong> dann mit Kalkfarbe <strong>über</strong>zogen und bemalt<br />
wurden.<br />
Unsere Kammer zeigt fast alle <strong>die</strong>se Ver-<br />
fahren nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, nur das älteste, allerfe<strong>in</strong>ste<br />
fehlt. Im allgeme<strong>in</strong>en wird freilich e<strong>in</strong>e gute Mitte<br />
e<strong>in</strong>gehalten, wie das <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Westwand<br />
zeigen; <strong>die</strong> Engobe ist nicht zu mächtig, aber<br />
immerh<strong>in</strong> an vielen Stellen stark genug, um bei<br />
<strong>der</strong> Ablösung größere, feste Stücke zu bilden. Am<br />
fe<strong>in</strong>sten ist <strong>der</strong> Kalkanstrich bei dem guten Ste<strong>in</strong><br />
aus Tura; siehe unter an<strong>der</strong>em Phot. 333, 374<br />
und vergleiche Phut. 385, 304, 176. Auf e<strong>in</strong>igen<br />
Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ostwand erkennt man auf den Xum-<br />
mulitblöcken deutlich e<strong>in</strong>e mächtigere Putzschicht,<br />
wie Phot. 395, 404, 445. Der Architrav <strong>über</strong> <strong>der</strong><br />
nördlichen Sche<strong>in</strong>tür wurde nur ganz oberflächlich<br />
geglättet und dann mit e<strong>in</strong>er dicken Stuckschicht<br />
<strong>über</strong>zogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man <strong>die</strong> Hieroglyphen des<br />
Totengebetes und <strong>die</strong> Gestalten des Nfr und <strong>der</strong><br />
HtpmFt modellierte; siehe Phot. 469 und 495.<br />
Unter dem größtenteils abgefallenen Putz waren<br />
auch nicht <strong>die</strong> ger<strong>in</strong>gsten Spuren e<strong>in</strong>er Ste<strong>in</strong>metz-<br />
arbeit zu entdecken; vergleiche für solche Stück-<br />
arbeit auch <strong>die</strong> Bemerkungen zu Klhjf, unten<br />
unter E.<br />
Da <strong>der</strong> Verputz heute größtenteils abgefallen<br />
ist. liegt <strong>die</strong> Arbeit des Bildhauers zutage; sie<br />
zeigt e<strong>in</strong>e ganz auf fäll ige Verschiedenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ausführung. Doch erkennt man bei e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />
Untersuchung, daß das jetzige Bild nicht maßgebend<br />
se<strong>in</strong> darf, da <strong>die</strong> Verwitterung des Ste<strong>in</strong>es<br />
an manchen Stellen den ursprünglichen Befund<br />
nicht mehr erkennen läßt. So ist bei <strong>der</strong> Südwand<br />
e<strong>in</strong> abschließendes Urteil nicht mehr möglich,<br />
und wenn auf großen Teilen <strong>der</strong> Ostwand <strong>die</strong> Figuren<br />
rauh und pockennarbig ersche<strong>in</strong>en, muß das nicht<br />
immer e<strong>in</strong> Zeichen se<strong>in</strong>, daß sie <strong>die</strong> letzte Glättung<br />
nicht erhalten haben; <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>igen wi<strong>der</strong>-<br />
standsfähigeren Ste<strong>in</strong>en <strong>der</strong>selben Wand bewei en<br />
das Gegenteil.
;;i II I RMANN JlJNKEK.<br />
Und doch lassen sich Bildhauerarbeiten ganz<br />
verschiedenen Wertes feststellen. Die besten s<strong>in</strong>d<br />
uns auf <strong>der</strong> Westwand erhalten, <strong>die</strong> für den Kult<br />
<strong>die</strong> größere Bedeutung hatte und zum Teil aus<br />
fe<strong>in</strong>stem Ste<strong>in</strong> gemauert war. An<strong>der</strong>erseits zeigt<br />
<strong>die</strong> Ostwand zahlreiche Fälle nachlässiger Arbeit.<br />
Die E<strong>in</strong>zelbeschreibung beweist, wie bei <strong>der</strong> Darstellung<br />
<strong>der</strong> Boote mehrfach notwendige Figuren<br />
ausgelassen wurden, <strong>die</strong> später <strong>in</strong> Farbe e<strong>in</strong>ge-<br />
tragen werden mußten. Noch auffälliger ist das<br />
Bild, das uns <strong>der</strong> nördliche Teil <strong>der</strong> Wand bietet,<br />
auf dem <strong>die</strong> Arbeiten auf dem Feld und <strong>in</strong> dem<br />
Sumpf dargestellt s<strong>in</strong>d. Wir sehen hier, daß <strong>die</strong><br />
Verschiedenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung nicht nur auf<br />
das Können <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bildhauer zurückzu-<br />
führen ist. Die Bil<strong>der</strong> zeigen e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Stufe<br />
<strong>der</strong> Vollendung; durch sie erhalten wir e<strong>in</strong>en<br />
willkommenen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Werkverfahren.<br />
In den unteren beiden Streifen erkennt man sofort,<br />
daß <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>metzarbeit noch nicht beendet war;<br />
siehe Phot. 375. 414, 179, 181 und Taf. 4. Die<br />
Flachbil<strong>der</strong> heben sich deutlich <strong>von</strong> den an-<br />
schließenden Darstellungen <strong>der</strong> südlichen Hälfte<br />
ab; siehe Phot. 150.<br />
Die Gestalten <strong>der</strong> Männer und Tiere waren<br />
nach <strong>der</strong> Glättung des Ste<strong>in</strong>es im ersten Ver-<br />
fahren ausgehauen: <strong>der</strong> zwischen den Figuren<br />
verbliebene Kaum war weggemeißelt bis auf e<strong>in</strong>e<br />
Unebenheit <strong>über</strong> dem letzten Schaf <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten<br />
Reihe. Aber <strong>die</strong> Fläche blieb rauh und wartete<br />
auf e<strong>in</strong>e zweite Bearbeitung. Die Bil<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d noch<br />
flach und glatt, meist ohne jegliche Durchbildung<br />
des Körpers, ohne Andeutung <strong>der</strong> Gesichtsteile,<br />
<strong>der</strong> Augen, des Mundes, <strong>der</strong> Ohren, ohne Abgrenzung<br />
<strong>der</strong> Haare; es s<strong>in</strong>d Umrißfiguren, <strong>die</strong> mit<br />
scharfen Kanten wie auf den H<strong>in</strong>tergrund gesetzt<br />
ersche<strong>in</strong>en. Auf <strong>der</strong> Darstellung des Transports<br />
<strong>der</strong> Garben wurde bei dem ersten Esel <strong>die</strong> ganze<br />
Gestalt des danebenschreitenden Mannes ausge-<br />
hauen, hei den beiden folgenden Gruppen s<strong>in</strong>d<br />
nur <strong>die</strong> Be<strong>in</strong>e bis zum Bauch des Tieres fertig-<br />
gestellt.<br />
E<strong>in</strong> wenig weiter waren <strong>die</strong> Arbeiten <strong>in</strong> den<br />
dar<strong>über</strong>liegenden Reihen ge<strong>die</strong>hen; <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund<br />
ist geglättet (Phot. 445), <strong>die</strong> Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Figuren s<strong>in</strong>d gerundet, aber noch haben viele<br />
Köpfe ke<strong>in</strong>e Innenzeichnung und s<strong>in</strong>d flach wie<br />
Platten.<br />
Wir dürfen uns <strong>die</strong>ses Bild so erklären, daß<br />
<strong>die</strong> Ausschmückung des Grabes hastig beendet<br />
werden mußte, vielleicht weil <strong>der</strong> Grabherr gestorben<br />
war. Die Maler zogen nun <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kammer<br />
e<strong>in</strong>, ehe <strong>die</strong> Bildhauer mit ihrer Arbeit fertig<br />
waren. Die unvollendeten Darstellungen wurden<br />
mit e<strong>in</strong>er dickeren Stuckschicht <strong>über</strong>zogen und<br />
auf ihr alle E<strong>in</strong>zelheiten nachgetragen; so hat man<br />
jedenfalls bei den oberen Darstellungen verfahren,<br />
und es ist nicht anzunehmen, daß man <strong>die</strong> unteren<br />
Reihen, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e Spuren des Verputzes mehr<br />
zeigen, ohne <strong>die</strong>se behelfsmäßige Fertigstellung<br />
ließ.<br />
c. Die Farben.<br />
(Taf. 2.)<br />
Beim Auff<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Mastaba fanden wir <strong>die</strong><br />
Bemalung an manchen Stellen noch auf größeren<br />
Flächen erhalten, beson<strong>der</strong>s auf <strong>der</strong> Westwand<br />
und <strong>in</strong> den unteren Reihen <strong>der</strong> südlichen Ostwand ;<br />
kle<strong>in</strong>ere Farbenreste zeigten sich dazu allenthal-<br />
ben, so daß sich <strong>die</strong> bunten Bil<strong>der</strong> zum großen<br />
Teil wie<strong>der</strong>herstellen ließen. Von den meisten<br />
Stücken wurden 1913— 1914 Farbskizzen angefertigt,<br />
auf dünne photographische Abzüge <strong>von</strong><br />
beson<strong>der</strong>s hergestelltem Papier aufgetragen.<br />
Bei den Sche<strong>in</strong>türen aus fe<strong>in</strong>em weißem Kalkste<strong>in</strong><br />
sollte <strong>die</strong> Farbe e<strong>in</strong> noch kostbareres Material<br />
vortäuschen, den Granit. Die Behandlung<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teile entspricht dabei ganz <strong>der</strong><br />
Giza II, S. 100 bei NsdrTdj geschil<strong>der</strong>ten. Den<br />
Granitanstrich, hellrot mit dunkelroten unregelmäßigen<br />
Tupfen besät, erhielten das Gewände <strong>der</strong><br />
Mauervertiefung, <strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>türnische mit dem<br />
Rundbalken sowie <strong>die</strong> seitlichen Vertiefungen<br />
neben <strong>der</strong> Tafel. Die Platte selbst sowie <strong>die</strong> übrigen<br />
mit Darstellungen und Inschriften versehenen Teile<br />
erhielten e<strong>in</strong>en weißlichen Anstrich und wurden<br />
mit e<strong>in</strong>er Leiste <strong>in</strong> Granitfarbe umrahmt. — Auf<br />
beiden Sche<strong>in</strong>türtafelu sche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Farbe <strong>der</strong> Brot-<br />
hälften regelmäßig zu wechseln, gelblich und braun-<br />
rot; es soll wohl <strong>von</strong> den ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>geschnittenen<br />
Laiben das e<strong>in</strong>e Mal <strong>die</strong> Innenfläche, das an<strong>der</strong>e<br />
Mal <strong>die</strong> Außenseite mit <strong>der</strong> dunklen Kruste dar-<br />
gestellt werden. Die Räuchergefäße auf den Ta-<br />
feln und dem Pfosten s<strong>in</strong>d rot, also aus Ton hergestellt;<br />
ebenso <strong>der</strong> Napf mit Ausguß auf dem<br />
rechten Pfosten <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür.<br />
Bei dem Prunkmahl auf <strong>der</strong> Südwand saß<br />
das Ehepaar vor e<strong>in</strong>em großen Mattenbehang, 1<br />
dessen Flechtwerk, im unteren Teile noch gut<br />
erhalten, abwechselnd grün und gelb getönt war,<br />
wie bei Klhjf, siehe Tal'. I».<br />
Bei den Hieroglyphen zeigt <strong>die</strong> Bemalung<br />
nicht viel Bemerkenswertes; nur sche<strong>in</strong>t bei ^ <strong>die</strong><br />
1 Der Lotos, <strong>der</strong> Nfi- gereicht wird, hat<br />
Stiel, grüne Blätter and e<strong>in</strong>e blaue Blüte.
I'.[ i.'h mi I 1:1 i: nil (li.wia \.,| v \l I In M Ki;n M<strong>in</strong>i \ < >N (ii/.A. 35<br />
Farbe e<strong>in</strong>mal schwarz, das an<strong>der</strong>e Mal blau zu<br />
se<strong>in</strong>; aber bei de<strong>in</strong> heutigen Zustand ist Tief-<br />
dunkelblau <strong>von</strong> Schwarz schwer zu scheiden, sche<strong>in</strong>t<br />
hier doch auch *»~~« e<strong>in</strong>igemal schwarz zu se<strong>in</strong>.<br />
Auffällig ist <strong>die</strong> grüne Farbe des © und des \ ,<br />
für letzteres siehe aber auch Petrie, Medum,<br />
Tat, 13, 14, 28.<br />
Von den farbigen Tierbil<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige auf<br />
Taf. 2 wie<strong>der</strong>gegeben. Auf <strong>der</strong> Wand ist <strong>die</strong> Bemalung<br />
nicht immer gleichmäßig erhalten, und<br />
man konnte schwanken, ob man nur das tatsächlich<br />
Vorhandene wie<strong>der</strong>geben o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ergänzung<br />
vornehmen solle; aber wegen des Bilde<strong>in</strong>drucks<br />
schien es geratener, e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>herstellung zu<br />
geben.<br />
1. E<strong>in</strong>en ungleichen Erhaltungszustand zeigte<br />
<strong>die</strong> Antilope; <strong>die</strong> Schicht, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Farbe trug, blätterte<br />
später ab; vergleiche <strong>die</strong> erste Aufnahme<br />
Phot. 176 mit <strong>der</strong> späteren 368.<br />
2. Taf. 2 zeigt das kle<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>d rechts vom<br />
E<strong>in</strong>gang, das <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Hirten vorwärtsge-<br />
schoben wird; <strong>die</strong> Bemalung war bei <strong>der</strong> Entdeckung<br />
<strong>der</strong> Mastaba bis auf ganz wenige Flecken<br />
vollkommen erhalten, nur das Flechtwerk <strong>der</strong><br />
Decke nicht mehr <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten erkenn-<br />
bar; siehe Phot. 180, 209, 300.<br />
3. Bei <strong>der</strong> Hyäne waren <strong>die</strong> Farben auf dem<br />
ganzen Körper erhalten, nur beim Hals und an<br />
<strong>der</strong> Schnauze abgeblättert, aber am Kopf ver-<br />
blieben Spuren; siehe Phot. 150, 381, 436. 498.<br />
4. Von den Kranichen wurde aus <strong>der</strong> zweiten<br />
Gruppe <strong>der</strong> dl-t gewählt, <strong>der</strong> noch allenthalben<br />
Farbreste trug, <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>s auch <strong>die</strong> fe<strong>in</strong>e<br />
Fie<strong>der</strong>ung an Flügel und Schwanz erkennen<br />
ließen; <strong>der</strong> Hals ist zerstoßen, aber bei <strong>der</strong>selben<br />
Kranichart <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Gruppe vollkommen<br />
<strong>in</strong> Farben erhalten; siehe auch Phot. 385, 489.<br />
382, 394.<br />
5. Die iV-Gans war bis auf das Schwanzende<br />
fast unverletzt, vergleiche Phot. 371, 385, 502.<br />
Von <strong>der</strong> obersten Reihe <strong>der</strong> Speisedarstel-<br />
lungen'vor dem Opfertisch auf dem Mittelteil <strong>der</strong><br />
Ostwand wurde e<strong>in</strong>e farbige Handzeichnung hergestellt;<br />
sie ist auf Taf. 3 a <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachem Druck<br />
wie<strong>der</strong>gegeben, gibt aber auch so e<strong>in</strong>e Vorstellung<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Bemalung; siehe unten S. 45.<br />
d. Der Stil.<br />
Der Zeichner des Nfr hatte e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Art, D<strong>in</strong>ge und Vorgänge wie<strong>der</strong>zugeben ; das<br />
heißt freilich nicht, daß er bei <strong>der</strong> Ausschmückung<br />
<strong>der</strong> Kammer neue Wege g<strong>in</strong>g; auch er fühlte sich<br />
selbstverständlich an <strong>die</strong> <strong>über</strong>lieferten Darstel-<br />
lungen gebunden und ebenso an <strong>der</strong>en wesentliche<br />
Anordnung, wie bei <strong>der</strong> Speisetischszene, dem<br />
Prunkmahl und <strong>der</strong> Vorführung <strong>der</strong> Opfertiere.<br />
Alier <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gesteckten Grenzen war es<br />
durchaus möglich, e<strong>in</strong>e Eigenart zur Geltung zu<br />
br<strong>in</strong>gen. Bei Nfr ist sie gekennzeichnet durch<br />
das Streben nach E<strong>in</strong>fachheit und Sachlichkeit. Der<br />
Künstler liebt es, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen D<strong>in</strong>ge gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
abzugrenzen, meidet Häufungen und Überschneidungen,<br />
zieht eher <strong>die</strong> Gestalten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />
sucht sich <strong>in</strong> den Szenen auf das Wesentliche zu<br />
beschränken.<br />
Die Bebil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür ist ganz schlicht<br />
gehalten. Bei dem Speisetisch fehlen alle Zutaten,<br />
unter se<strong>in</strong>er Platte werden nur <strong>die</strong> notwendigsten<br />
D<strong>in</strong>ge erwähnt; nur zwei Totenpriester, je e<strong>in</strong>er<br />
auf den beiden Pfosten, br<strong>in</strong>gen-ihrem Herrn Opfergaben<br />
(Abb. 7).<br />
Bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Opfergaben wird <strong>die</strong><br />
Fülle durch Ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>reihung <strong>der</strong> Tische, Unter-<br />
sätze, Körbe, Teller. Krüge und Näpfe ausgedrückt,<br />
nicht aber durch e<strong>in</strong>e möglichst starke Anhäufung<br />
<strong>von</strong> Speisen auf e<strong>in</strong>er Platte. Den Gegensatz er-<br />
kennt man sofort bei <strong>der</strong> Gegen<strong>über</strong>stellung <strong>von</strong><br />
Abb. 9 und dem gleichen Bilde aus Kihjf, Abb.<br />
35; hier verwirrt <strong>die</strong> Fülle <strong>der</strong> <strong>über</strong>ladenen, dicht<br />
zusammengerückten Tische, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Bildstreifen<br />
kaum e<strong>in</strong>e freie Stelle lassen, während bei Nfr<br />
alles <strong>über</strong>sichtlich geordnet ist und jedes Stück<br />
zur Geltung kommt.<br />
Mehr noch tritt <strong>die</strong> Eigenart bei den Szenen<br />
hervor, <strong>der</strong>en Inhalt e<strong>in</strong>e bewegtere Darstellung<br />
nahelegte. Selbst <strong>die</strong> Schlachtszenen, <strong>die</strong> <strong>von</strong> alters<br />
her, auch zur Zeit des klassischen Stiles, e<strong>in</strong>e<br />
lebendigere Wie<strong>der</strong>gabe erfuhren, werden am Süd-<br />
ende <strong>der</strong> Westwand so zurückhaltend wie nur<br />
möglich gezeichnet.<br />
Die Darstellung <strong>der</strong> Arbeiten auf dem Feld<br />
und <strong>in</strong> den Sümpfen muß man mit den gleichen<br />
Szenen aus Kihjf vergleichen, um den Stil des<br />
Nfr zu verstehen. S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> hier auch zum<br />
Teil außergewöhnlich lebhaft, so erweisen sich<br />
ihre Gegenstücke aus unserer Mastaba beson<strong>der</strong>s<br />
gemessen. Bei dem Fischfang <strong>in</strong> Kiljjf = Abb. 42<br />
erkennen wir noch, wie <strong>die</strong> ganze Truppe dicht-<br />
gedrängt mit äußerster Kraftanstrengung das Netz<br />
zusammenzieht; bei Nfr = Abb. 17 handhalten<br />
je zwei Männer still ihr kle<strong>in</strong>es Fanggerät. — Die<br />
Schnitter s<strong>in</strong>d bei Kiljjf voll Eifer bei <strong>der</strong> Arbeit<br />
= Abb. 43, sie drängen sich zusammen, und man
3G Hermann Jünkeb.<br />
fürchtet, daß sie sich gegenseitig mit ihren Sicheln<br />
verletzen; bei Nfr dagegen = Abb. 17 stellen sie<br />
weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, und es geht alles vollkommen<br />
geordnet zu. Auch das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben<br />
auf Eseln bot oft Gelegenheit, bewegte Bil<strong>der</strong> zu<br />
schaffen, auf unserem Bilde = Taf. 4 geht <strong>der</strong><br />
Zug gleichmäßig, langsam, schweigend.<br />
Bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbeschreibung wird Gelegenheit<br />
genommen, auch an weiteren Beispielen auf <strong>die</strong><br />
Vorliehe des Zeichners für e<strong>in</strong>e klare, fast pedan-<br />
tische Art <strong>der</strong> Darstellung h<strong>in</strong>zuweisen. Daß sie<br />
nicht e<strong>in</strong> Beweis für e<strong>in</strong>e frühere zeitliche An-<br />
Setzung unseres Grabes ist, wurde oben S. 28 dar-<br />
gelegt. Gerade <strong>der</strong> Umstand ist bedeutsam, daß<br />
wir noch zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong>
38 Hermann Junkee.<br />
Speisetischszene angebracht, bei Hmiwnio, K<strong>in</strong>jnj-<br />
iwt I, ÜiHhtp und an<strong>der</strong>en. In manchen Fällen<br />
vermied man <strong>die</strong>se Wie<strong>der</strong>holung des Totenmahls<br />
und stellte den Grabherrn beim Anschauen <strong>der</strong><br />
Liste <strong>der</strong> Opfer dar, <strong>die</strong> ja durch den E<strong>in</strong>gang<br />
zur Kultstelle gebracht wurden; so bei Mrjib und<br />
H'fhwfw (Ann. Serv. 16, 257 ff.).<br />
Beide Male sitzt Nfr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haustracht auf<br />
e<strong>in</strong>em geschnitzten Sessel, den langen Stab <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hand; vor ihm stehen auf beiden Wänden zwei<br />
Leute <strong>über</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, an ihrem weiteren Schurz als<br />
Beamte erkenntlich. Auf dem westlichen Bilde<br />
reicht oben <strong>der</strong> ,Richter und Aufseher <strong>der</strong> Schrei-<br />
ber Stjkij' e<strong>in</strong>en aufgerollten Papyrus zur E<strong>in</strong>sicht.<br />
Stjk)j ist e<strong>in</strong> Sohn des Nfr, vielleicht <strong>der</strong> älteste,<br />
da er den grüßten Schurz trägt. Unter ihm steht<br />
<strong>in</strong> gleicher Haltung <strong>der</strong> , Richter und Schreiber<br />
'Ilj>-, wohl e<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> des Stjkij. Auf dem gegen-<br />
<strong>über</strong>liegenden Bilde ist <strong>die</strong> Anordnung ganz <strong>die</strong><br />
gleiche, oben als Abschluß <strong>die</strong> beiden Inschrift-<br />
zeilen und darunter zwei Leute vor dem Grabherrn;<br />
<strong>der</strong> obere reicht e<strong>in</strong>e geschlossene Papyrusrolle,<br />
e<strong>in</strong>e Beischrift fehlt; <strong>der</strong> untere sche<strong>in</strong>t nach den<br />
Spuren zu urteilen auf den Armen e<strong>in</strong>e Opfergans<br />
zu trägen; zur Armhaltung vergleiche etwa Giza II,<br />
Abb. 31 und III, Abb. 18. Vor ihm steht: ,Der<br />
Aufseher <strong>der</strong> Totenpriester Wrj'; siehe oben S. 32.<br />
l). Die Westwand.<br />
(Abb. (i— 12.)<br />
Im Kultraum war <strong>die</strong> Westwand <strong>von</strong> jeher<br />
bevorzugt und manches Mal trägt sie alle<strong>in</strong> Dar-<br />
stellungen und Inschriften. Sie stellt eigentlich <strong>die</strong><br />
Vor<strong>der</strong>seite des Grabes dar und zeigt gelegentlich<br />
auch <strong>der</strong>en Böschung. In ihr s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Türen an-<br />
gebracht, durch <strong>die</strong> <strong>der</strong> Verstorbene aus <strong>der</strong> Sargkammer<br />
hervortritt. In unserem Falle ist das<br />
beson<strong>der</strong>s deutlich, da <strong>die</strong> Kammer <strong>die</strong> ganze Länge<br />
<strong>der</strong> Anlage e<strong>in</strong>nimmt, so wie bei den alten Ziegel-<br />
Die Maiätaba des Nfr, Westwand, Übersicht <strong>der</strong> Darstellungen.<br />
BILDGRENZEh<br />
mastabas und den Masjabas <strong>der</strong> 4. Dynastie <strong>von</strong><br />
Dahsür. 1<br />
So verstehen wir auch <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Behandlung,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Wand des Nfr erfahren hat. An<br />
ihrem oberen Ende läuft e<strong>in</strong> breiter Inschriftfries<br />
1 Aus <strong>die</strong>ser ursprünglichen Anordnung erklärt es sieh<br />
auch am besten, daß man später <strong>in</strong> <strong>die</strong> auf das Südende be-<br />
schränkte Kultkammer e<strong>in</strong>e zweite, nördliche Scheiutür aufnahm;<br />
so stellte <strong>die</strong> Westwand des Raumes wie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Vor-<br />
<strong>der</strong>seite des ganzen Grabes dar. Wenn man dabei <strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>tür<br />
im Norden <strong>der</strong> Außenwand beließ, so ist das e<strong>in</strong> Mangel au<br />
Folgerichtigkeit; er ist wohl ilarauf zurückzuführen, daß vor<br />
dem Grabbau an <strong>der</strong> nördlichen Opferstelle bestimmte Kiten<br />
vollzogen wurden, dii> man nicht ohne weiteres <strong>in</strong> das Innere<br />
<strong>der</strong> Kammer verlegen wollte o<strong>der</strong> konnte; siehe zum Beispiel<br />
Giza II, IT.". f.
4(1 Hi. KM A.NX .Ir.NKF.i:.<br />
entlang, vom Nordende bis kurz vor <strong>die</strong> Südwand. 1<br />
Er er<strong>in</strong>nert an <strong>die</strong> Friese, <strong>die</strong> man an den Außen-<br />
seiten <strong>der</strong> Mastabas, beson<strong>der</strong>s an <strong>der</strong> Front, an-<br />
brachte, wie bei Hmtnw, KVjjf, 'Inpwhtp, Kljhrpth.-<br />
Das Inschriftband aus ganz großen Hieroglyphen<br />
wird oben direkt unter <strong>der</strong> Decke <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er brei-<br />
teren Leiste, unten durch <strong>die</strong> vorspr<strong>in</strong>genden Ar-<br />
chitrave <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>türen abgeschlossen. Es enthält<br />
alle Titel und den Namen des Grabherrn, siehe<br />
Aldi. 8, .Priester des mddto-Hr, Priester des<br />
mdd-r-nbtj, (/-'//-Priester des Königs, Priester des<br />
Cheops, Nachkomme des Königs, Hausvorsteher,<br />
Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester, <strong>der</strong> Geehrte bei dem<br />
großen Gott. N/r 1<br />
.<br />
Unter dem Fries wird <strong>die</strong> "Wand durch zwei<br />
Sche<strong>in</strong>tiiren geglie<strong>der</strong>t, aber nicht symmetrisch.<br />
Selbst wenn man den Streifen südlich des Archi-<br />
travs <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Sche<strong>in</strong>tür außer acht läßt, da<br />
<strong>die</strong> Darstellungen liier zur anschließenden Südwand<br />
gehören, verbleibt e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verschiebungj-<br />
auch ist <strong>der</strong> Architrav <strong>der</strong> südlichen Sche<strong>in</strong>tür<br />
länger, aber schmäler als <strong>der</strong> <strong>der</strong> nördlichen. Der<br />
Ägypter liebte <strong>die</strong> vollkommene Gegengleichheit<br />
bei den Bauten und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bebil<strong>der</strong>ung durchaus<br />
nicht, da er den E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tönigkeit fürchtete;<br />
ihm suchte er durch Verschiebungen, Wechsel<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Anordnung o<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Maße ent-<br />
gegenzuwirken. Im vorliegenden Falle unterschie-<br />
den sich <strong>die</strong> Architrave nicht nur <strong>in</strong> Länge und<br />
Breite, auf dem südlichen wird am Ende <strong>der</strong><br />
zweizeiligen Inschrift <strong>der</strong> Grabherr alle<strong>in</strong>, auf<br />
dem nördlichen das Ehepaar dargestellt.<br />
Die Art <strong>der</strong> Bebil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> "Wand ist freilich<br />
<strong>in</strong> unserem Falle nicht e<strong>in</strong>fach aus ästhetischen<br />
Erwägungen zu erklären. Infolge <strong>der</strong> außergewöhn-<br />
lichen Länge des Raumes ergaben sich Bildflächen,<br />
<strong>die</strong> sonst nicht vorgesehen waren; <strong>der</strong> Zeichner<br />
mußte also selbständig vorgehen, und man kann se<strong>in</strong>e<br />
Entscheidung nicht immer glücklich nennen; vor<br />
allem ist <strong>die</strong> Lösung am Südende zu beanstanden.<br />
a) Die Sche<strong>in</strong>türen.<br />
AM,. 7—8 und Tal'. 3b.)<br />
Sie halien noch <strong>die</strong> altertümliche Gestalt, mit <strong>der</strong><br />
tiefen Nische und dem e<strong>in</strong>fachen Pfostenpaar. Die<br />
1 Er endet <strong>über</strong> dem Südende des Architravs <strong>der</strong> Süd-<br />
sche<strong>in</strong>tür; <strong>der</strong> verbleibende Streifen wurde zu den Darstel-<br />
lungen auf <strong>der</strong> .Südwand gezogen.<br />
2 Der Fries sollte vielleicht auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tönigkeit <strong>der</strong><br />
ungewöhnlich laugen, schmalen Kammer entgegenwirken; ver-<br />
gleiche auf <strong>der</strong> Ostwand <strong>die</strong> Zweiteilung und das Band <strong>der</strong><br />
Boute <strong>über</strong> dem Südabschnitt.<br />
Ausschmückung zeigt e<strong>in</strong>e wohltuende Leschränkung;<br />
auf den Pfosten tritt nur je e<strong>in</strong> Diener auf,<br />
während man selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> besten klassischen Zeit<br />
<strong>die</strong> Flächen oft unterteilt und mehrere Gaben-<br />
träger darstellt, wie bei K<strong>in</strong>jnjswt und Nsdrkij.<br />
Aber <strong>die</strong>se betonte E<strong>in</strong>fachheit kann nicht dar<strong>über</strong><br />
täuschen, daß das Grab dem späteren Alten Reich<br />
angehört; das wird schon durch <strong>die</strong> Darstellung<br />
auf den beiden Sche<strong>in</strong>türtafeln bewiesen: s. oben<br />
S. 28. In alter Zeit, <strong>von</strong> den Grabplatten <strong>der</strong> ersten<br />
Dynastien angefangen, 1<br />
ist <strong>die</strong> ganze Fläche für<br />
den Grabherrn alle<strong>in</strong> bestimmt, <strong>der</strong> vor dem Speise-<br />
tisch sitzt und <strong>die</strong> Hand nach den Brothälften<br />
ausstreckt. An <strong>die</strong>ser Anordnung hielt man wäh-<br />
rend <strong>der</strong> 4. und 5. Dynastie unverbrüchlich fest,<br />
und erst am Ende <strong>der</strong> (5. mehren sich <strong>die</strong> Beispiele<br />
für <strong>die</strong> Aufnahme weiterer Personen auf <strong>der</strong> Tafel;<br />
siehe dazu GizaV, S. 17ß f. Bei Nfr steht rechts vom<br />
Opfertisch jedesmal e<strong>in</strong> Priester, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Räuche-<br />
rung vornimmt, und wenn wir <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> auch als<br />
Ausnahmen und Vorläufer <strong>der</strong> später aufkommen-<br />
den Sitte betrachten, so zw<strong>in</strong>gen sie uns doch wohl,<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> IJ. Dynastie h<strong>in</strong>abzugehen. Für <strong>die</strong> Beschränkung<br />
<strong>der</strong> Darstellung auf den Toten am Speise-<br />
tisch waren vor allem künstlerische Gesichtspunkte<br />
maßgebend: man wollte <strong>die</strong> verhältnismäßig kle<strong>in</strong>e<br />
Fläche nicht mit Figuren <strong>über</strong>laden, und dann<br />
kam <strong>die</strong> Feierlichkeit <strong>die</strong>ser wichtigsten Szene am<br />
besten zum Ausdruck, wenn alles Beiwerk fehlte.<br />
Die Räuchernden lieben trotz ihrer L<strong>in</strong>ks-<br />
richtung den Deckel des Gefäßes jedesmal mit<br />
<strong>der</strong> rechten Hand hoch, so daß nur das Ende des<br />
rechten Unterarmes an <strong>der</strong> umgeklappten l<strong>in</strong>ken<br />
Schulter hervorschaut; <strong>über</strong> an<strong>der</strong>e Lösungen bei<br />
<strong>der</strong> L<strong>in</strong>ksrichtung des Räuchernden siehe Giza V,<br />
S. 37 f.; zum Vergleich sei auf <strong>die</strong> gleiche rechts-<br />
gerichtete Figur auf dem l<strong>in</strong>ken Pfosten <strong>der</strong> Süd-<br />
sche<strong>in</strong>tür verwiesen; es liegt also im vorliegenden<br />
Falle nicht das übliche Umklappen <strong>der</strong> Figur mit<br />
Vertauschung- <strong>der</strong> Hände vor.<br />
Auf <strong>der</strong> Tafel <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür und dem<br />
Pfosten <strong>der</strong> Südsche<strong>in</strong>tür faßt <strong>der</strong> Priester das<br />
Becken an e<strong>in</strong>em Stiel, während er auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Tafel e<strong>in</strong>e Räucherschale <strong>in</strong> <strong>der</strong> gebogenen Hand-<br />
fläche' hält; siehe auch Giza V. S. 37.<br />
Der Diener auf dem rechten Ffosten <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken<br />
Sche<strong>in</strong>tür br<strong>in</strong>gt das Waschbecken mit dem<br />
Wasserkrug für <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung des Toten vor dem<br />
Mahle, auf dem l<strong>in</strong>ken Pfosten <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür<br />
1 Auf <strong>der</strong> archaischen Platte des ibjnbj ist <strong>der</strong> Grabherr<br />
am Speisetisch sitzend und dah<strong>in</strong>ter nochmals stellend dargestellt;<br />
Schäfer. Propyl. 235, 1; vergleiche Weill, Lall»<br />
et HI* dyn., S. •.'.>().
iL' Hermans Junkek.<br />
werden ihm zwei Zeugstreifen, <strong>die</strong> wnhw, gereicht,<br />
damit er sich festlich kleide. Ihm gegen<strong>über</strong> hält<br />
<strong>der</strong> Diener <strong>in</strong> <strong>der</strong> erhobenen Hand e<strong>in</strong>en Tonnapf<br />
mit e<strong>in</strong>gezogenem Rand und gekrümmtem Ausguß,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesenkten Rechten e<strong>in</strong>en Krug mit Schnur-<br />
henkel. Man kann im Zweifel se<strong>in</strong>, ob er e<strong>in</strong><br />
Getränk und <strong>die</strong> Tr<strong>in</strong>kschale br<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong>Wasserzur<br />
Re<strong>in</strong>igung. Der Ägypter verwendete heim Tr<strong>in</strong>ken<br />
gewöhnlich e<strong>in</strong>e Schale mit e<strong>in</strong>gezogenem Rand, <strong>der</strong><br />
das Verschütten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te und meist <strong>über</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>-<br />
ziehung den Rand wie<strong>der</strong> vorspr<strong>in</strong>gen ließ = ^35 ;<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Rille paßte sich heim Tr<strong>in</strong>ken <strong>die</strong> Unter-<br />
Lippe e<strong>in</strong>. Darstellungen <strong>von</strong> Tr<strong>in</strong>kenden siehe<br />
unter an<strong>der</strong>em Gunn, TetiPyr. Cem.,S. 10, MrrwkJ,<br />
Taf. 42 — 43, aus e<strong>in</strong>er Schale <strong>der</strong> angegebenen<br />
Form: <strong>der</strong> Schnitter Schäfer. Atlas 111. ö4 tr<strong>in</strong>kt<br />
aus e<strong>in</strong>em ovalen Krug, <strong>der</strong> Hirt Leid. Mus., Taf. 12<br />
aus e<strong>in</strong>er ,Qulle', während man <strong>der</strong> Htpt. <strong>die</strong> dem<br />
Ernten des Flachses zuschaut, e<strong>in</strong>en Tr<strong>in</strong>knapf<br />
reicht. 1 In den Gräbern, auch des späten Alten<br />
Reiches, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> ZZ$ - Schalen sehr häufig unter<br />
den Totenbeigaben zu f<strong>in</strong>den; siehe unter an<strong>der</strong>em<br />
Giza I, S. 115 und Abb. 12, Giza V, Abb. 51.<br />
Der Ausguß an unserem Napf möchte nun<br />
zum Tr<strong>in</strong>ken beson<strong>der</strong>s bequem ersche<strong>in</strong>en, aber<br />
bisher ist nur e<strong>in</strong> Beispiel bekannt, <strong>in</strong> dem Ge-<br />
fäße mit Ausguß dazu benutzt werden; Leid. Mus..<br />
Taf. 21 sche<strong>in</strong>t nur e<strong>in</strong> Schnitter aus e<strong>in</strong>em Napf mit<br />
gera<strong>der</strong> Tülle zu tr<strong>in</strong>ken; man könnte aber auf <strong>die</strong><br />
beiden kle<strong>in</strong>en Gefäße mit seitlicher Ausgußrohre<br />
h<strong>in</strong>weisen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Tura gefunden wurden; sie<br />
stammen aber aus dem Grab e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, das<br />
<strong>die</strong> Tr<strong>in</strong>kschalen <strong>der</strong> Erwachsenen noch nicht<br />
benutzen konnte 2 . An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d Schalen wie<br />
<strong>die</strong> auf unserem Rüde dargestellten sicher auch<br />
zum Ausgießen <strong>von</strong> Flüssigkeiten benutzt weiden,<br />
wie Klebs, Reliefs des A. Et., Abb. 73; siehe auch<br />
Balcz, Gefäßdarstellungen. Mitt. Kairo 4, 31.<br />
Der Krug, den <strong>der</strong> Diener trägt, gemahnt<br />
an e<strong>in</strong> Milchgefäß, wie Giza IV. Taf. 13, aber es<br />
fehlt <strong>der</strong> Verschluß mit dem Graspfropfen; sonst<br />
kommt nur noch e<strong>in</strong> Wasserkrug <strong>in</strong> Frage, <strong>in</strong><br />
ähnlicher Form bei Mtn, Nordwand = L. D. II,<br />
5; denn Bier und Ve<strong>in</strong> werden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>sge-<br />
formten Krügen aufbewahrt, <strong>die</strong> nicht an e<strong>in</strong>er<br />
Schnur getragen werden. Das Wasser ist aber<br />
für den Grabherrn nicht als Trank bestimmt, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Liste wird es nur bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung genannt.<br />
1 Siehe auch <strong>die</strong> tr<strong>in</strong>kende Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> aus dem Mittleren<br />
Keich, Schäfer, Propyl. 296, 2. — Mit dem C5 -Tr<strong>in</strong>knapf<br />
schöpft auch <strong>der</strong> Schiffer, Boreux, Nautique, Taf. 3, <strong>von</strong><br />
Bord aus Wasser.<br />
- Junker, Tura, Abb. 46 und Taf. 7.<br />
Auf dem Architrav <strong>der</strong> Südsche<strong>in</strong>tür schließt<br />
<strong>die</strong> erste Zeile mit | ImJhw) hr ntr '•': <strong>die</strong> untere br<strong>in</strong>gt<br />
den zweiten Teil, mit prj hr hrw beg<strong>in</strong>nend: .1. Der<br />
König sei gnädig und gehe, und Anubis, <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gotteshalle vorsteht, sei gnädig und gebe, daß er<br />
bestattet werde im Westgehirge <strong>in</strong> sehr schönem<br />
Alter, i<br />
geehrt l bei dem großen Gott; 2. und daß<br />
ihm e<strong>in</strong> Totenopfer an Brot, Kuchen und Bier<br />
gespendet werde am Fest <strong>der</strong> Eröffnung des Jahres,<br />
am Thotfest, am ersten Jahrestag, am wig-Fest,<br />
am großen Fest, am „Brand"- Fest, am Fest des<br />
Sid, des Auszugs des M<strong>in</strong> und des Aufsteilens des<br />
Feuerbeckens, an den Monats- und Halbmonats-<br />
festen — dem Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester Nfr.'<br />
Die Kürzungen des Textes s<strong>in</strong>d daraus zu<br />
erklären, daß für <strong>die</strong> großen Hieroglyphen <strong>die</strong><br />
Fläche zu kle<strong>in</strong> war, also Mangel an richtiger<br />
E<strong>in</strong>teilung vorliegt, htp und auch dj werden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>gangsformel gewöhnlich wie<strong>der</strong>holt und meist<br />
nur bei ganz kurzen Architraven weggelassen, ver-<br />
gleiche Giza III, Abb. IG zu 14. Vor hr ntr '3<br />
müßte imihw o<strong>der</strong> nb Imih stehen, vor -X- und --p^<br />
steht oft e<strong>in</strong> © = .an jedem Monats- und Halb-<br />
monatsfest'; <strong>die</strong>ser Angabe folgt gewöhnlieh: .und<br />
an jedem Fest und jedem Tage'.<br />
Der Architrav <strong>über</strong> <strong>der</strong> Nordsche<strong>in</strong>tür war<br />
nicht vollendet, als man <strong>die</strong> Bemalung <strong>der</strong> Kammer<br />
begann: e<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>metzarbeit ist nicht zu gewahren;<br />
siehe Phot. 4US. 469, 495. Die Fläche wurde nur<br />
wenig geglättet und dann mit e<strong>in</strong>er dicken Mörtel-<br />
schicht <strong>über</strong>zogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man <strong>die</strong> Figuren des<br />
Ehepaares und <strong>die</strong> Inschriften modellierte. Von<br />
dem Totengebet s<strong>in</strong>d nur noch e<strong>in</strong>ige Zeichen<br />
erhalten:<br />
Zeile 1<br />
^<br />
zpüp ^ \~r\ q sr *^#1? I<br />
»'<br />
'<br />
e<strong>in</strong> späteres u? könnte auf <strong>die</strong> Formel hpj-f hr<br />
wi-wt nfr-vit h<strong>in</strong>weisen? Am Südende erkennt<br />
man noch den oberen Teil <strong>der</strong> beiden Köpfe, <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Frau e<strong>in</strong> wenig tiefer, h<strong>in</strong>ter ihm <strong>in</strong> senk-<br />
rechter Zeile: £^ RJ -f ^ |f<br />
<strong>die</strong> königliche Verwandte HtpmJH',<br />
ß) Der Mittelteil.<br />
1. Die Speisetischszene.<br />
(Abb. 9, Taf. 1 b und 3 a.)<br />
.Se<strong>in</strong>e Frau,<br />
In dem Raum zwischen den beiden Sche<strong>in</strong>türen<br />
steht <strong>die</strong> rituelle Speisung des Toten und<br />
<strong>über</strong> ihr <strong>die</strong> Opferliste. Die Szene wird an <strong>die</strong>ser
u Hf.ij.maxx Junket;.<br />
Stelle vor allem im vorgerückten Alten Reich an-<br />
gebracht, während man <strong>in</strong> älterer Zeit für sie <strong>die</strong><br />
Südwand bevorzugte: siehe Giza III. S. 56. Da <strong>die</strong><br />
Sche<strong>in</strong>türen so nahe beisammen stehen, daß <strong>die</strong><br />
Architrave sich berühren, ergab sich e<strong>in</strong> auch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hübe sehr beschränktes Feld, vom Fußboden<br />
gemessen nur + 1,75 m; nach Abzug <strong>der</strong> freien<br />
Bodenleiste verblieb e<strong>in</strong>e East quadratische Fläche.<br />
Das wirkte sich für <strong>die</strong> Darstellung sehr nachteilig<br />
aus: denn da das Speiseverzeichnis <strong>die</strong> Hälfte des<br />
Raumes beanspruchte, mußte das Bild des spei-<br />
senden Grabherrn tief gerückt, <strong>die</strong> Leiste auf das<br />
Notwendigste beschränkt werden. Was das für <strong>die</strong><br />
Wirkung bedeutet, zeigt e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Szene an gleicher Stelle <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Gräbern, wie Giza III. Taf. 1. Hier bleibt <strong>der</strong> Kopf<br />
des Grabherrn eben unter <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie des Arcbi-<br />
travs, und <strong>die</strong> Reihen <strong>der</strong> Liste reichen bis zur<br />
Decke; und ähnlich ist <strong>die</strong> Anordnung <strong>in</strong> den<br />
meisten Mastabas guten Stiles, während bei Nfr<br />
das Bild <strong>in</strong> Kniehohe des Beschauers beg<strong>in</strong>nt, <strong>der</strong><br />
auf den speisenden Grabherrn h<strong>in</strong>unterblickt.<br />
Die Szene ist reich ausgestaltet; <strong>der</strong> ganze<br />
Raum <strong>über</strong> dem Speisetisch und rechts <strong>von</strong> ihm<br />
bis zur Nordsche<strong>in</strong>tür wurde mit Darstellungen<br />
<strong>von</strong> Speisen und Getränken aller Art ausgefüllt.<br />
Zwischen dem Bild und dem Opferverzeichnis<br />
zieht sich e<strong>in</strong> Schriftband:<br />
^J^/J\ Jf\^^<br />
w flog<br />
sei srnädij<br />
und gebe, und Anubis, <strong>der</strong> Herr des<br />
heiligen Landes, sei gnädig und gebe, daß ihm e<strong>in</strong><br />
Totenopfer werde an Brot, Kuchen und Bier und 1<br />
an vollständigem Opferbedarf alle Tage'.<br />
Diese Zeile trennt und verb<strong>in</strong>det <strong>die</strong> Opfer-<br />
liste und <strong>die</strong> Speisetischszene. Wir f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en<br />
ähnlichen Opferspruch als E<strong>in</strong>leitung <strong>der</strong> Liste<br />
bei Sslthtp und Njswtnfr = Giza III, Abb. 9 a<br />
und unter ihr als Abschluß bei Ddfhwfw und Kij<br />
= Abb. 17: er soll zusammenfassen, was <strong>in</strong> dem<br />
Verzeichnis e<strong>in</strong>zeln angeführt wird. Bei Nfr aber<br />
läßt er sich ebensowohl auf <strong>die</strong> um den Opfertisch<br />
aufgehäuften Speisen bezieben, <strong>die</strong> alles zum Mahl<br />
1 Man<br />
—<br />
könnte auch <strong>über</strong>setzen: ,daß ihm e<strong>in</strong> Totenopfer<br />
werde, bestehend aus dem vollständigen Opferbedarf'. In <strong>die</strong>sem<br />
Falle wären ü erj 9 und "g> Giza III, Abb. 17 nur als Deute-<br />
zeichen zu fassen; gewöhnlich aber s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Zeichen zu lesen:<br />
m t usw. , siehe Urk. I. 165 und Gard<strong>in</strong>er, E. Grammar, S.172.<br />
Für <strong>die</strong> Auslassung des m auch vor dhh-t siebe S. Hassan,<br />
Excav. I, Abb. 173 und Giza III, Abb. 22. Über <strong>der</strong> Speiseliste<br />
des KljmSnnw, Firth-Gunn, Teti Pyr. Gem. II, Taf. 62 steht:<br />
T E<strong>in</strong>e Gabe, <strong>die</strong> dem K. gegeben wird: <strong>der</strong> vollständige<br />
Opferbedarf, I, 160.<br />
b<br />
Gehörige im Bilde darstellen, wie es <strong>die</strong> Liste <strong>in</strong>*<br />
<strong>der</strong> Schrift verzeichnet; siehe auch <strong>die</strong> Anbr<strong>in</strong>gung<br />
des Gebetes Giza IV. Taf. 16—17. Freilich besteht<br />
ke<strong>in</strong> voller E<strong>in</strong>klang zwischen Darstellung und<br />
Verzeichnis, we<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reihenfolge noch <strong>in</strong><br />
den Gegenständen. Giza IV, S. 92 wurde <strong>der</strong> Versuch<br />
gemacht, auf e<strong>in</strong>em ähnlichen Bilde den Grad<br />
<strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung und <strong>die</strong> Gründe für <strong>die</strong> Abweichungen<br />
aufzuzeigen; auf <strong>die</strong>se Gegen<strong>über</strong>stel-<br />
lung sei hier verwiesen.<br />
Nach <strong>der</strong> kunstgeschichtlichen Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Szene gebort das Bild des Nfr <strong>in</strong> das spätere<br />
Alte Reich. Dabei ist zu beachten, daß das Toten-<br />
mahl auf <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>türtafel e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Geschichte<br />
bat als <strong>die</strong> gleiche Darstellung auf <strong>der</strong> Grabwand.<br />
Aber .las Problem war bei beiden das gleiche:<br />
stellte man den Grabherrn speisend dar ohne alles<br />
Beiwerk, so vermißte man den Ausdruck <strong>der</strong> Fülle<br />
des Opfers, belud man <strong>die</strong> Szene mit allem Reichtum<br />
des Mahles, so verlor <strong>die</strong> Gestalt des Verklärten<br />
ihre beherrschende Stellung im Bilde. Auf<br />
den alten Grabtafeln hatte man neben den Brot-<br />
hälften auch e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Hauptspeisen dargestellt<br />
und e<strong>in</strong> Verzeichnis an<strong>der</strong>er Gaben h<strong>in</strong>zugefügt.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 5. Dynastie schuf man zwei eigene<br />
Szenen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses alte Bild erweitern und fort-<br />
setzen : das Anschauen des Verzeichnisses <strong>der</strong> Opfer-<br />
gaben, später <strong>von</strong> dem .feierlichen Mahl' abgelöst,<br />
und e<strong>in</strong>e Speisetischszene bei <strong>der</strong> großen Opfer-<br />
liste. Bei letzterer verzichtete man zunächst ganz<br />
auf Gabendarstellungen, höchstens bildete man<br />
e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>fache Platten <strong>über</strong> den Brothälften ab.<br />
Diese großen Bil<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d gerade wegen ihrer E<strong>in</strong>-<br />
fachheit <strong>von</strong> starker Wirkung; sie zeigen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>g-<br />
lich den e<strong>in</strong>en Vorgang, um dessentwilleu alles<br />
an<strong>der</strong>e im Kultraum geschieht. Beispiele für <strong>die</strong>se<br />
Auffassung s<strong>in</strong>d Ids zum Ende des Alten Reiches<br />
nachzuweisen.<br />
In <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 5. Dynastie aber<br />
beg<strong>in</strong>nt man, auch bei <strong>die</strong>sem rituellen Totenmahl<br />
<strong>die</strong> Speisen selbst darzustellen, wie das bisher nur<br />
bei dem ,PrunkmakT üblich war. Die Entwicklung<br />
wird auf unserem Abschnitt veranschaulicht durch<br />
Ssnhtp-Njswtnfr (Giza III, Abb. 9a— b), Kij Abi,. 17<br />
ohne alles Beiwerk, K<strong>in</strong>jnj&wt 11 aus <strong>der</strong> vorgeschrittenen<br />
5. Dynastie mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe<br />
<strong>von</strong> Gerichten, Giza III, Abb, 22, äsmnfr ///ähn-<br />
lich, ebenda Taf. 1; <strong>der</strong> spätere 1 Pcai- Z/aber schon<br />
mit e<strong>in</strong>er Fülle <strong>von</strong> Gerichten, ebenda Abb. 46.<br />
E<strong>in</strong>e Entwicklung zeigt sich bei <strong>der</strong> Darstellung<br />
<strong>der</strong> Gerichte auch im Gegenständlichen, wenn<br />
1 Für <strong>die</strong> Zeitbestimmung siehe Giza III, S. 14.
Beeicht dbee <strong>die</strong> Gbabungen auf dem Fbiedhof <strong>von</strong> Giz; 15<br />
'<br />
es auch noch nicht möglich ist, für jeden Fall e<strong>in</strong>e<br />
genauere zeitliche Bestimmung zu geben; e<strong>in</strong> Ver-<br />
gleich mit den älteren Darstellungen, wie Giza II,<br />
Abb. 17, L.D. II, 22, Mrjib, Giza III, Abb. 30.<br />
läßt sofort den Wandel erkennen. Bemerkenswert<br />
ist vor allem das Hervortreten <strong>der</strong> Gemüse und<br />
Früchte: Zwiebeln, Lattich, Gurken, Trauben. Ho-<br />
s<strong>in</strong>en, Feigen; bei den Fleischgerichten taucht <strong>der</strong><br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong>kopf auf, und <strong>die</strong> «'»'-Stücke «erden <strong>in</strong><br />
Kesseln aufgetragen; e<strong>in</strong>zelne Platten werden mit<br />
Blumen verziert, und den Krügen legt man Perlengehänge<br />
um <strong>die</strong> Schultern. Auch <strong>die</strong> Anordnung<br />
tier Speisen auf den Tischen und <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bildstreifen än<strong>der</strong>t sich, s. unten bei Kihjf) Nfr<br />
darf freilich dabei nicht typisch für se<strong>in</strong>e Zeit<br />
gelten, da <strong>der</strong> Stil <strong>der</strong> ganzen Ausschmückung<br />
des Grabes e<strong>in</strong>e betonte Vorliebe für klare und<br />
geordnete Darstellung verrät.<br />
Von E<strong>in</strong>zelheiten unserer Darstellung sei zu-<br />
nächst <strong>die</strong> Aufstellung des Speisetisches erwähnt.<br />
Die runde Platte hat e<strong>in</strong>en niedrigen Fuß und<br />
wurde, um <strong>in</strong> erfor<strong>der</strong>licher Höhe zu stehen, auf<br />
e<strong>in</strong>en Tisch gestellt. Das ersche<strong>in</strong>t sehr praktisch,<br />
entspricht aber durchaus nicht <strong>der</strong> Übung, wie<br />
sie uns <strong>die</strong> Darstellungen zeigen. Der alte Eßtisch<br />
war e<strong>in</strong>e runde Platte, <strong>die</strong> man auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
runden Untersatz stellte, <strong>der</strong> auch als kurzer Fuß<br />
mit ihr verbunden wurde. Man stellte ihn auf den<br />
Boden, und <strong>die</strong> Leute kauerten sich vor ihm, wie<br />
<strong>die</strong> Angehörigen des KUjjf Abb. 38, o<strong>der</strong> Frau<br />
und Tochter des Njwjntr, Vorbericht 1928, Tai.<br />
und L. D. II, 52. Der Grabherr aber mußte se<strong>in</strong>er<br />
Würde entsprechend auf e<strong>in</strong>em Stuhl Platz nehmen,<br />
und man stellte daher den Speisetisch auf e<strong>in</strong><br />
hohes tönernes Gestell. Uns will <strong>die</strong>se Herrichtung<br />
nicht sehr entsprechend ersche<strong>in</strong>en, wegen<br />
<strong>der</strong> Gefahr des Umkippens. Nun waren zum Auf-<br />
setzen <strong>der</strong> Schüssel auch feste Holztische mit vier<br />
Be<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Gebrauch; wir nennen sie .Anrichten';<br />
daß sie aber auch gelegentlich als Speisetische<br />
<strong>die</strong>nten, zeigen uns Kij, Giza III, Abb. 16 oben<br />
rechts und Firth-Gunn, Teti Pyr. Gem., Tat. 62.<br />
Angesichts unseres Bildes und <strong>der</strong> Darstellung<br />
<strong>in</strong> Wrj = Taf. 18 b wird man fragen dürfen, ob<br />
<strong>die</strong> übliche Wie<strong>der</strong>gabe des Mahles nicht bloß<br />
e<strong>in</strong>e Überlieferung war und <strong>der</strong> Grabherr<strong>in</strong> Wirk-<br />
lichkeit zu Hause vor e<strong>in</strong>em festen Tische saß,<br />
auf den man <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Platten nie<strong>der</strong>setzte.<br />
Auf dem schmalen hohen Tonuntersatz konnten<br />
ja auch <strong>die</strong> Tische aus Flechtwerk und <strong>die</strong> bootförmigen<br />
Schüsseln wohl nicht Platz f<strong>in</strong>den. Die<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeit mehr entsprechende Darstellung<br />
bei Nfr ist zugleich e<strong>in</strong> Zeichen späterer Zeit,<br />
wie auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e gegen Ende des Alten<br />
Beiches auftauchende Än<strong>der</strong>ung, bei <strong>der</strong> man statt<br />
<strong>der</strong> <strong>über</strong>lieferten Brothälften verschiedene Rrotarten<br />
auf den Speisetisch legt. 1 — Auf dem Holztisch<br />
stehen auf unserem Bilde noch zwei Wasch-<br />
geräte, und unter ihn hat man e<strong>in</strong>en Opfertisch<br />
mit zwei Broten geschoben.<br />
Von den dargestellten Speisen ist <strong>die</strong> obere<br />
Reihe auf Taf. 3a nach e<strong>in</strong>er farbigen Zeichnung<br />
wie<strong>der</strong>gegeben. Von l<strong>in</strong>ks angefangen steht e<strong>in</strong><br />
Speisetisch aus Ton (rot) mit vier verschiedenen<br />
Brotarten, wie üblich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
iJ^-Form gebackene. rechts das kmhir, dar<strong>über</strong><br />
e<strong>in</strong> Spitzbrot und l<strong>in</strong>ks angelehnt e<strong>in</strong> kuchen-<br />
artiges Gebäck: alle Sorten s<strong>in</strong>d gelb gemalt mit<br />
bräunlicher Oberseite. LTnter dem Tisch e<strong>in</strong> roter<br />
Napf wohl mit Beeren, blau, rechts zwei Spitz-<br />
brote und e<strong>in</strong>e Traube, blau. — Es folgt e<strong>in</strong>e blaue<br />
Schüssel mit e<strong>in</strong>gezogenem Hand und gewölbtem<br />
Deckel mit Handhabe; da <strong>die</strong> wirklichen Größen-<br />
verhältnisse bei <strong>der</strong> Darstellung meist außer acht<br />
gelassen werden, mag es sich um e<strong>in</strong>en großen<br />
Napf o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Schale handeln; dabei<br />
sei auf <strong>die</strong> Darstellung Firth-Gunn. Teti Pyr.<br />
Gem., S. 10 verwiesen, wo e<strong>in</strong> Diener dem alten<br />
Herrn im Boote e<strong>in</strong>e Schale <strong>der</strong> gleichen Art 2<br />
mit <strong>der</strong> rechten Hand au den Mund hält, während er<br />
mit <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken den Deckel emporhebt. — E<strong>in</strong>e flache<br />
Platte mit Feigen ist unter das Gefäß und den folgen-<br />
den, wie<strong>der</strong> mit Broten belegten Tisch geschoben;<br />
rechts e<strong>in</strong>e gerupfte Gans, gelb mit braunroten<br />
Tupfen. Zu <strong>der</strong> folgenden Schüssel mit Wellenrand,<br />
blau, und Geflechtdeckel vergleiche Balcz,<br />
ebenda Mitt. Kairo 3, Abb. 22; neben ihr e<strong>in</strong><br />
Napf mit. roten Früchten. Anschließend stehen drei<br />
verschiedene Krüge, <strong>der</strong> f i5-We<strong>in</strong>krug, e<strong>in</strong> Krug<br />
mit Ausguß, zu dem man Mitt. Kairo 5, Abb. 97<br />
vergleiche, und <strong>der</strong> gewöhnliche Bierkrug. Der<br />
danebenstehende Tisch ist aus Flechtwerk, rot<br />
mit grünen Streifen, darauf e<strong>in</strong> Lattich, grün mit<br />
hellen L<strong>in</strong>ien, e<strong>in</strong>e Traube, blau, und e<strong>in</strong> Spitz-<br />
brot, gelb mit brauner Spitze. Darunter liegen<br />
l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong> Schenkelstück mit heller Zeichnung des<br />
Knochens und auf e<strong>in</strong>er Tonplatte e<strong>in</strong> Brot <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> üblichen Färbung. Den Schluß bildet e<strong>in</strong> ge-<br />
rupfter Kranich, gelb mit rötlichen Tupfen.<br />
1 E<strong>in</strong> frühes Beispiel, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wende <strong>der</strong> 4. zur 5. Dy-<br />
nastie, siehe Fakhri, Sept tombeaux, Taf. 8, zweite Sehe<strong>in</strong>-<br />
tür <strong>von</strong> l<strong>in</strong>ks; hier ist <strong>die</strong> ganze Wand <strong>in</strong> Sche<strong>in</strong>türen ge-<br />
glie<strong>der</strong>t und man wechselte wohl .lie Darstellungen.<br />
- .Man dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g from bowl with typical old K<strong>in</strong>gdom<br />
hi im which tits the lips.'
Von den übrigen Gaben muß e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />
erwähnt werden: dem Opfertisch zunächst liegt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> unteren Reihe e<strong>in</strong>e Gans auf dem Boden,<br />
noch nicht zum Mahle hergerichtet. Sie geliert<br />
auch nicht zu den eigentlichen Speisedarstellungen,<br />
son<strong>der</strong>n stellt das beson<strong>der</strong>e Opfer dar. das meist<br />
<strong>der</strong> Sohn des Verstorbenen am Grabe vollzieht.<br />
<strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>er lebenden Gans den Hals um-<br />
dreht. Die Sitte muß uralt se<strong>in</strong>, sie begegnet uns<br />
schon <strong>in</strong> den frühen bebil<strong>der</strong>ten Kammern <strong>von</strong><br />
Giza, wie Oiza II, Abb. 16 und S. 151 f.; siehe auch<br />
III, Abb. 20. Auch im Mittleren Reich hält das<br />
Totenritual an dem Brauch fest, siehe Klebs,<br />
Reliefs MR., S. 171. Aber zunächst ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong>se<br />
Gans noch nicht bei den Gerichten, <strong>die</strong> vor dem<br />
Grabherrn aufgebaut werden, vor allem nicht bei<br />
den Stilleben. Bei Khijnjsu-t IT, dem ersten Beispiel<br />
auf unserem Abschnitt, ruft <strong>der</strong> Sohn das Opfer<br />
aus. Priester knien vor ihm, und daneben liegen<br />
e<strong>in</strong>ige Gaben, unter an<strong>der</strong>em auch zwei <strong>der</strong> Gänse,<br />
<strong>die</strong> man eben getötet hat, siehe Giza 111. Abb. 22.<br />
Bei RUcv II, ebenda Abb. 46. dreht bei <strong>der</strong> Speise-<br />
tischszene e<strong>in</strong> Priester e<strong>in</strong>er Gans den Hals um.<br />
e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e liegt schon getötet zu se<strong>in</strong>en Füßen.<br />
Je tiefer wir im Alten Reich h<strong>in</strong>abgehen, um so<br />
häufiger werden <strong>die</strong> Darstellungen, und <strong>die</strong> ge-<br />
tötete Gaus ersche<strong>in</strong>t auch jetzt mitten unter den<br />
an<strong>der</strong>en Opfergabeu, ohne daß <strong>die</strong> Zeremonie dargestellt<br />
wird; siehe unter an<strong>der</strong>em aus dem Ende<br />
<strong>der</strong> 6. Dynastie Jequier, Tomb, part., Abb. 47.<br />
115, 116, 122, 124, 140, Taf. 3, 6, 11. 16. Von<br />
dem e<strong>in</strong>fachen Gänsebraten s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Opfergänse<br />
leicht zu scheiden, da sie nicht gerupft und her-<br />
gerichtet, ihre Füße nicht abgeschnitten s<strong>in</strong>d und<br />
sie nicht auf e<strong>in</strong>er Speiseplatte liegen.<br />
Für <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> getöteten, am Boden<br />
o<strong>der</strong> <strong>über</strong> an<strong>der</strong>en Opfergaben liegenden Gans<br />
gab es ke<strong>in</strong> Vorbild aus dem früheren Alten<br />
Reich, wie etwa für das gebraten aufgetragene<br />
Geflügel. 1 Auffallen<strong>der</strong>weise hat sich auch im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit ke<strong>in</strong> Typ herausgebildet, und <strong>die</strong><br />
Zeichner geben meist nach eigenem Gutdünken<br />
vor. Die verschiedenen Wie<strong>der</strong>gaben durch das<br />
Alte und Mittlere Reich zu verfolgen wäre lohnend,<br />
doch können hier nur e<strong>in</strong>ige Bemerkungen Platz<br />
f<strong>in</strong>den. Bei unserem frühesten Beispiel Giza III,<br />
Abb. '22 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gänse fast wie lebend, mit an-<br />
liegenden Flügeln gezeichnet; ähnlich Abb. 46.<br />
Später stellt man sie mehr <strong>der</strong> Wirklichkeit cnt-<br />
1 Auch liier begegnen wir e<strong>in</strong>igen Abwandlungen, aus<br />
uahmsweise auch e<strong>in</strong>er ganz abweichenden Darstellung, wie<br />
bei <strong>der</strong> Ente Giza II, Abb. 17, oben rechts.<br />
Hermann Jtjnkee.<br />
sprechend dar. mit schlaffen, ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegenden<br />
Flügeln, wie Giza IV, Abb. 7. Weniger glücklich<br />
ist <strong>die</strong> Lösung, <strong>die</strong> Flügel wie bei <strong>der</strong> fliegenden<br />
Gaus aufgerichtet zu zeichnen, siehe MrrwkS,<br />
Taf. 58; dabei dachte man sich das Tier seitlich<br />
auf dem Boden liegend. In an<strong>der</strong>en Fällen liegt<br />
dir Gans auf dem Rücken, <strong>die</strong> Flügel herab-<br />
hängend, <strong>die</strong> Füße nach verschiedenen Richtungen<br />
streckend, wie Jequier, Tomb, part,<br />
Abb. 140, Firth-Gunn, Teti Pyr. Cem. 11. Taf. 67,<br />
71. Verschieden eWie<strong>der</strong>gaben <strong>in</strong> '<strong>der</strong>selben Kammer<br />
siehe Mrrvoki, Taf. 58,64. — In unserem Falle ist es<br />
schwer, sich vorzustellen, wie <strong>der</strong> Zeichner sich<br />
<strong>die</strong> Lage des Tieres dachte; wohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildtiefe<br />
schräg auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite liegend, <strong>die</strong> Flügel<br />
nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
2. Die Speiseliste und<br />
(Abb. IO.i<br />
•e Verla;<br />
Das Verzeichnis <strong>der</strong> Opfergaben entspricht<br />
genau <strong>der</strong> amtlichen Speisenfolge, wie sie Giza II,<br />
S. 85 ff. wie<strong>der</strong>gegeben ist. Nur <strong>in</strong> den letzten<br />
zusammenfassenden Angaben nach Nr. 90 ist. wie<br />
oft, ke<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung festzustellen.<br />
Die falsche Richtung e<strong>in</strong>zelner Hieroglyphen<br />
und <strong>die</strong> eigentümliche Zeichenfolge <strong>in</strong> manchen<br />
Wörtern legen es nahe, daß <strong>die</strong> Liste <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Vorlage mit normal rechtsgerichteter Schrift <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> L<strong>in</strong>ksrichtung <strong>über</strong>setzt wurde, und <strong>die</strong> Ver-<br />
schreibungen auf <strong>die</strong> Unachtsamkeit des Zeichners<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Manche <strong>die</strong>ser Fehler er-<br />
<strong>in</strong>nerten an <strong>die</strong> eigentümlichen Zeichensetzungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Liste des K<strong>in</strong>jnjSwt II, Giza III. Abb. 22,<br />
und e<strong>in</strong> genauer Vergleich führte zu dem <strong>über</strong>-<br />
raschenden Ergebnis, daß e<strong>in</strong>e Abschrift vorliegt.<br />
Die Masfaha ist nur wenige Schritte <strong>von</strong> Nfr<br />
entfernt, und es wird <strong>der</strong> Zeichner, statt e<strong>in</strong>e<br />
Vorlage <strong>von</strong> Hause mitzubr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> dem Nachbar-<br />
grabe e<strong>in</strong>e Anleihe gemacht haben, Auch bei<br />
K<strong>in</strong>jnjswt war <strong>die</strong> Speisetischszene auf <strong>der</strong> Westwand<br />
zwischen den beiden Sehe<strong>in</strong>türen ange-<br />
bracht; <strong>die</strong> Liste steht hier zwischen dem Grab-<br />
herrn und den Priestern. Sie- ist wie unsere <strong>in</strong><br />
sechs Reihen e<strong>in</strong>geteilt, und <strong>die</strong> ersten stimmen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>von</strong> Nr. 1-45 vollkommen<br />
<strong>über</strong>e<strong>in</strong>; dann ergibt sich e<strong>in</strong>e Verschiebung um<br />
e<strong>in</strong> Rechteck. Könnte man bei <strong>die</strong>sem Befund<br />
mich an e<strong>in</strong>en Zufall denken, so versagt <strong>die</strong> Er-<br />
klärung bei dem Vergleich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelheiten; so<br />
bei <strong>der</strong> gleichen Anordnung <strong>von</strong> Nr. 10—11 r<br />
rf<br />
w3dw m§dm-t, bei <strong>der</strong> Schreibung <strong>von</strong> nms-t<br />
(22), itt-t (65). Am besten träte dm- Zusammen-
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1?^ MB
48 Hekmann Jünkek.<br />
hang- durch Untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen <strong>der</strong> Listen zutage.<br />
aber es genügt, unsere Abb. 10 neben Giza 111.<br />
Abb. 22 zu halten. Dabei fallen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong><br />
Übere<strong>in</strong>stimmungen bei den Verscbreibungen auf:<br />
bei Nr. 23 wird hl;-t <strong>in</strong> beiden Verzeichnissen<br />
normal geschrieben, bei Xr. GÖ—67 dagegen ZI ^ 8,<br />
jedesmal wird neben Nr. 45 auch <strong>in</strong> Nr.58 irrtüm-<br />
lich <strong>die</strong> sr-Gans genannt, statt <strong>der</strong> ä; beide Texte<br />
schreiben Xr. 02 pti statt des richtigen phi. Nur<br />
<strong>in</strong> ganz- vere<strong>in</strong>zelten Füllen hat <strong>der</strong> Schreiber des<br />
Nfr e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung vorgenommen, wie Nr. 14<br />
£> £> ° ° S' escllrieljei1 - statt<br />
/!?> O O bei<br />
K<strong>in</strong>jnjsiot, wo <strong>der</strong> Kaum <strong>in</strong> den Rechtecken kle<strong>in</strong>er<br />
war: bei 15 begnügt er sich mit e<strong>in</strong>em Brot<br />
auf dem Tisch {hho-t) und schreibt 42 % Q<br />
statt des verkürzten ^ f) . Man erkennt daraus,<br />
daß er sich gelegentlich auch Rechenschaft dar<strong>über</strong><br />
gab, was er nie<strong>der</strong>schrieb, und nicht bl<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Vorlage <strong>über</strong>nahm.<br />
Y) Das Nor-dende <strong>der</strong> Westwand.<br />
(Abb. 11, Taf. 3 c und 5 a.)<br />
Auf <strong>der</strong> Fläche zwischen <strong>der</strong> rechten Sche<strong>in</strong>-<br />
tür und <strong>der</strong> Nordwestecke wird <strong>der</strong> obere Teil<br />
<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er zweiten Speisetischszene e<strong>in</strong>genommen;<br />
dargestellt s<strong>in</strong>d Kijhntj und se<strong>in</strong>e Frau Ttjt, wahr-<br />
sche<strong>in</strong>lich <strong>die</strong> Eltern ^f> Nfr, siehe oben S. 31.<br />
Ihr Bild ist dicht an <strong>die</strong> Sche<strong>in</strong>tür gesetzt, da<br />
bei ihr das Totenopfer auch ihnen gespendet<br />
werden sollte.<br />
Das Ehepaar sitzt auf e<strong>in</strong>em breiten Sessel<br />
nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>; das ist <strong>die</strong> übliche Art <strong>der</strong> "Wie<strong>der</strong>-<br />
gabe auf den Wänden <strong>der</strong> Kammer auch bei <strong>der</strong><br />
rituellen Speisung, während auf den Sche<strong>in</strong>tür-<br />
tafeln bei <strong>der</strong> gleichen Szene Mann und Frau<br />
sich gegen<strong>über</strong>sitzen, <strong>von</strong> Il'ljtp und Nfrt, Medum,<br />
Taf. 15, angefangen. Die verschiedene Anordnung<br />
ist dar<strong>in</strong> begründet, daß auf <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>tür nur<br />
das Speisen wie<strong>der</strong>gegeben wird und das Bild<br />
auf <strong>der</strong> schmalen Fläche geschlossener wirkte.<br />
Bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Speisung auf <strong>der</strong> Grabwand<br />
wurden dagegen oft auch <strong>die</strong> Riten, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Totenpriester vollführten, wie<strong>der</strong>gegeben o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> Opferliste und <strong>die</strong> aufgestellten Gerichte an-<br />
gedeutet: dabei ergab sich <strong>von</strong> selbst, daß das<br />
Ehepaar auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite des Tisches Platz<br />
nahm 1<br />
. Ausnahmen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Regel s<strong>in</strong>d selten: so<br />
sitzen auf <strong>der</strong> späten Sche<strong>in</strong>türplatte des Mrrw,<br />
Siehe dagegen Blackmail, Meir IV, Tat'. 9.<br />
Klebs. Reliefs AR.. Abb. 102. Mann und Frau<br />
nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, eben weil vor ihnen ihr ältester<br />
Sohn räuchert.<br />
Bei dem Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>sitzen ergibt sich, daß<br />
nur <strong>der</strong> Mann nach den Speisen langt; bei <strong>der</strong><br />
entfernter dargestellten krau war e<strong>in</strong> Ausstrecken<br />
<strong>der</strong> dem Beschauer näherliegenden Hand nicht<br />
tunlich, und e<strong>in</strong> dichteres Zusammenrücken im<br />
Bilde verbot sich bei <strong>der</strong> ägyptischen Darstellungs-<br />
weise. So sche<strong>in</strong>t Ttjt nur zuzusehen, wie ihr<br />
Gemahl das Mahl e<strong>in</strong>nimmt, tatsächlich soll aber<br />
auch sie daran teilhaben. Sie legt <strong>die</strong> rechte<br />
Hand ausgestreckt auf ihren Oberschenkel, was<br />
aber nicht als verstecktes Langen nach den Broten<br />
gedeutet werden darf; das gleiche Ruhen <strong>der</strong><br />
Hand siehe auch Klebs. Reliefs AR., Abb. 102.<br />
während Giza III, Taf. 1, Htplirs ihren Gemahl<br />
auch mit <strong>der</strong> Rechten umfaßt.<br />
Von dem Sessel, auf dem das Ehepaar sitzt.<br />
ersche<strong>in</strong>t auf dem Bilde nur e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>terer Stempel:<br />
das Weglassen des vor<strong>der</strong>en, <strong>der</strong> also <strong>von</strong> den<br />
Be<strong>in</strong>en des Sitzenden verdeckt se<strong>in</strong> soll, wurde<br />
früher als Zeichen e<strong>in</strong>es hohen Alters <strong>der</strong> Dar-<br />
stellung angesehen; neuere Funde aber haben ge-<br />
zeigt, daß sich <strong>die</strong>se Art <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe noch<br />
im späten Alten Reich f<strong>in</strong>det; manchmal wechselt<br />
sie mit <strong>der</strong> normalen, wie im Grabe <strong>der</strong> Niijrkij,<br />
Giza II. S. 11U; e<strong>in</strong> spätes Beispiel für das Weg-<br />
lassen des vor<strong>der</strong>en Stempels siehe Vorbericht<br />
1929, S. 131.<br />
Auch den Eltern hat Nfr nicht nur <strong>die</strong> Opfer-<br />
brote vorgesetzt, bis zum Ende <strong>der</strong> Wand ist <strong>der</strong><br />
verbleibende Raum mit Gaben aller Art ausge-<br />
füllt, sie stehen unter, <strong>über</strong> und neben dem Speise-<br />
tisch, sehr geschmackvoll angeordnet. Unten ist<br />
e<strong>in</strong> bootförmiger geflochtener Teller halb unter<br />
<strong>die</strong> Tischplatte geschoben, mit Lattich. Feigen,<br />
Trauben und Brot beladen, dar<strong>über</strong> e<strong>in</strong>e gerupfte<br />
(Jans. Sehr gefällig ist <strong>der</strong> Aufbau auf dem Tisch<br />
aus Flechtwerk l<strong>in</strong>ks <strong>über</strong> den Brothälften; <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Mitte das große kegelförmige Brot, zu se<strong>in</strong>en<br />
beiden Seiten gegengleich angeordnet e<strong>in</strong>e Schale<br />
mit Beeren und dar<strong>über</strong> je e<strong>in</strong>e Gurke. E<strong>in</strong> flacher<br />
Teller mit Feigen stellt rechts <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit e<strong>in</strong>er großen Schüssel dar. <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>em Ge-<br />
flechtdeckel bedeckl ist, e<strong>in</strong>e zweite Schüssel<br />
an<strong>der</strong>er Form steht am Ende <strong>der</strong> Reihe. Oben<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Tisch mit Broten und drei verschlossene<br />
Krüge abgebildet. — Die Farben waren auf dem<br />
Bilde noch zum großen Teil erhalten: <strong>der</strong> Sessel<br />
gelb, ursprünglich «old mit schwarzer Maserung<br />
<strong>die</strong> Brothälften abwechselnd hellgelb und dunkel,<br />
<strong>die</strong> .Suppenschüsseln' blau, <strong>die</strong> Bän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deckel
<strong>Bericht</strong> übeb <strong>die</strong> G-kabungen .m v dem Fbiedhof <strong>von</strong> G\-/j<br />
ARCHITRAV <strong>der</strong> NORD SCHEINTUR<br />
Abb. 11. Die Miistib.-i .l.-s .V/V, Westwand. Nordende.
50 Herman<br />
grün und schwärzlich gewürfelt, <strong>der</strong> bootförmige<br />
Teller, unten rechts, mit grünen Querb<strong>in</strong>dungen<br />
<strong>die</strong> Bierkrüge rot, mit schwarzer Kappe.<br />
Unter <strong>der</strong> Speisetischszene ist das Herbei-<br />
br<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> Opfertieren dargestellt. L<strong>in</strong>ks wird e<strong>in</strong><br />
schweres braunes R<strong>in</strong>d am Kieferseil geführt. 1 Se<strong>in</strong><br />
Hirt hat, wie häufig, e<strong>in</strong> vernachlässigtes Äußeres;<br />
er trägt e<strong>in</strong>en ungepflegten Bart, und <strong>die</strong> Ober-<br />
seite se<strong>in</strong>es flachen, e<strong>in</strong> wenig e<strong>in</strong>gedrückten<br />
Schädels hat <strong>die</strong> Haare verloren; als Kleidung<br />
<strong>die</strong>nt ih <strong>in</strong> <strong>der</strong> rauhe Mattenschurz.<br />
Das Tier wird •n-iwS genannt.<br />
Die Bedeutung <strong>von</strong> iwi steht nicht fest. 8 Sicher<br />
bezeichnet es nicht e<strong>in</strong>fach das Geschlecht <strong>der</strong><br />
Tiere, denn neben iwi ist auch e<strong>in</strong> weibliches<br />
iwht belegt. Ebensowenig kann iwi <strong>der</strong> Name<br />
e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en R<strong>in</strong><strong>der</strong>rasse se<strong>in</strong>, denn es steht<br />
bei Tieren verschiedenster Art, langgehörnten und<br />
hornlosen, e<strong>in</strong>farbigen und gescheckten. Am wahr-<br />
sche<strong>in</strong>lichsten ist es <strong>die</strong> Bezeichnung <strong>der</strong> auf Fleisch<br />
gezogenen Tiere, 3 <strong>der</strong> Mastr<strong>in</strong><strong>der</strong>, daher auch <strong>der</strong><br />
häufige Zusatz n md-t o<strong>der</strong> imj md-t = , Masttier<br />
des Stalles'.<br />
Der iwi ist als Ochs und nicht als Stier ge-<br />
zeichnet. Zwar glaubt man, daß <strong>die</strong> alten Ägypter<br />
das Verschneiden <strong>der</strong> Tiere nicht geübt hätten,<br />
aber es ist doch sehr auffallend, daß bei den<br />
Opferr<strong>in</strong><strong>der</strong>n nie <strong>die</strong> Geschlechtsmerkmale ange-<br />
geben werden. E<strong>in</strong>e Ausnahme bildet das /www i r<br />
.Jungtier <strong>der</strong> Weide' Giza III, Abb. IS. Auch<br />
da, wo R<strong>in</strong><strong>der</strong> als Zugtiere verwendet werden,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> männlichen als Ochsen gezeichnet, wie<br />
Giza IV, Taf. 12, im Gegensatz zu dem Stier auf<br />
<strong>der</strong> Weide <strong>in</strong> dem dar<strong>über</strong>liegenden Streifen.<br />
Das häufig vor iwi gesetzte wird mit<br />
, Jungtier' <strong>über</strong>setzt, aber nicht <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne <strong>von</strong><br />
, Junges', denn es steht auch bei vollkommen ausgewachsenen<br />
Tieren, R<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Antilopen, Hyänen;<br />
es soll nur besagen, daß das Tier noch jung ist,<br />
daß ke<strong>in</strong>e alten Tiere mit zähem Fleisch zum<br />
Opfer gebracht werden. Montet, Scenes, S. 113<br />
schlägt mit Loret e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Übersetzung vor:<br />
,Je verrais done plutot dans le un animal<br />
dresse, domestique, habitue ä obeir'; denn er<br />
f<strong>in</strong>det es auffallend, daß rn nie bei den ganz kle<strong>in</strong>en<br />
Tieren steht, wie bei den Kälbern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
1 Tafel 5 a.<br />
1 Wb. 1, 49: ,1 R<strong>in</strong>d, bes. als Opfertier.'<br />
3 Damit erklärt sieh auch <strong>die</strong> Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Iwi mit<br />
•rJ„l, ijhi, niiw, gegen Wb. 1, 49: ,11 K<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Antilope u. ä.'<br />
jungen Tieren, <strong>die</strong> auf den Schultern o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Korben herbeigebracht werden; aber rn bezeichnet<br />
eben nicht das Jungvieh <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ersten Zeit,<br />
dafür bestand bei den R<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e<br />
Name bhs; siehe Montet, ebenda S. 139.<br />
H<strong>in</strong>ter dem iwi wird e<strong>in</strong> hornloses geschecktes 1<br />
R<strong>in</strong>d gebracht, auf dessen Rücken e<strong>in</strong>e Matte aus<br />
grünem Geflecht gelegt ist. Wir müssen versuchen,<br />
<strong>die</strong> Größe und <strong>die</strong> Art des Tieres zu bestimmen.<br />
Zunächst sche<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Maße durch <strong>die</strong> Gestalt<br />
des Hirten gegeben zu se<strong>in</strong>, denn das R<strong>in</strong>d reicht<br />
ihm nicht bis zur Hüfte, und er faßt es beim<br />
Kopf und am H<strong>in</strong>terteil, ohne <strong>die</strong> Arme ganz aus-<br />
zuspannen. Trotzdem gew<strong>in</strong>nen wir daraus für<br />
<strong>die</strong> wirkliche Größe des Tieres ke<strong>in</strong>en ganz sicheren<br />
Anhalt, denn <strong>der</strong> ägyptische Künstler geht nur<br />
zu oft mit den Maßstäben vollkommen frei um.<br />
In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des Alten Reiches<br />
führen <strong>die</strong> Vertreter <strong>der</strong> Dörfer oft R<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
Wild an <strong>der</strong> Hand, wie Zwergtiere gezeichnet, <strong>die</strong><br />
den Bauern nicht e<strong>in</strong>mal bis zu den Knien reichen.<br />
Bei <strong>die</strong>sen Bil<strong>der</strong>n galt es, <strong>die</strong> Verkörperung <strong>der</strong><br />
(I iiter darzustellen, <strong>die</strong> den Grabherrn mit Speisen<br />
versorgen, <strong>die</strong> Tiere s<strong>in</strong>d nur Beiwerk und stellen<br />
mehr s<strong>in</strong>nbildlich e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> vielen Geschenke dar, '<br />
<strong>die</strong> jedes Gut für <strong>die</strong> Totenmablzeit liefert; <strong>der</strong><br />
erste Beleg <strong>die</strong>ser Darstellungsweise f<strong>in</strong>det sich<br />
im Grabmal ies Sil.iwr', siehe Borchardt, SaJhu-Re'<br />
Bd. II, Taf. 28.<br />
Bei <strong>der</strong> Zählung <strong>der</strong> Herden, bei dem Vor-<br />
führen <strong>der</strong> Opfertiere und dem Anschauen <strong>der</strong><br />
Lieferungen war e<strong>in</strong>e gleiche Vernachlässigung<br />
<strong>der</strong> Verhältnisse im allgeme<strong>in</strong>en nicht so leicht<br />
möglich, aber damit ergab sich noch ke<strong>in</strong>e Regel<br />
für <strong>die</strong> Verwendung <strong>der</strong> Maßstäbe und somit<br />
auch ke<strong>in</strong> Anhalt für <strong>die</strong> tatsächliche Größe <strong>der</strong><br />
Tiere. Wir begegnen auch hier ganz verschiedenen<br />
Lösungen, <strong>die</strong> zum Teil auf <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Auffassung<br />
des Zeichners zurückzuführen s<strong>in</strong>d, zum<br />
Teil aber auch durch <strong>die</strong> Raumverhältnisse be-<br />
d<strong>in</strong>gt waren. E<strong>in</strong>e unverhältnismäßige Verkle<strong>in</strong>erung<br />
mußte zum Beispiel da e<strong>in</strong>treten, wo nur<br />
e<strong>in</strong>e schmale Fläche zur Verfügung stand; so auf<br />
dem Türgewände des Ssitfjtp, Giza II, Abb. 27;<br />
hier ist das hornlose R<strong>in</strong>d nicht halb so hoch<br />
wie <strong>die</strong> Treiber, aber es blieb ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wahl:<br />
denn wegen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heitlichkeit <strong>der</strong> Darstellung<br />
mußten <strong>die</strong>se <strong>die</strong> gleiche Größe haben wie <strong>die</strong><br />
Diener <strong>in</strong> den dar<strong>über</strong>liegenden Reihen. Ähnlich<br />
1 Die Grundfarbe ist gelblieh weiß, <strong>die</strong> Flecken s<strong>in</strong>d<br />
dunkelrot; gewöhnlich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se K<strong>in</strong><strong>der</strong> schwarz-weiß ge-<br />
scheckt; siehe aber auch Giza IV, Taf. 14.
<strong>Bericht</strong> übeb hie Gbabungen auf dem Feiedhof <strong>von</strong> Giza.<br />
liegen <strong>die</strong> Verhältnisse Giza I, Abb. 51, wo <strong>der</strong><br />
Hirt das hornlose R<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> unserem Falle mit<br />
beiden Händen vorwärtsschiebt ; Giza III, Abb. 18<br />
reicht das gleiche Tier dem Treiber bis zum Ellen-<br />
bogen, und Giza IV, Taf. G ist es mannshoch. 1<br />
Wir erhalten damit wohl <strong>die</strong> Erklärung unserer<br />
Darstellung: h<strong>in</strong>ter dem großen iwi verblieb nur<br />
e<strong>in</strong> schmaler Raum; um den Maßstab auch f<strong>in</strong>-<br />
den Treiber verkle<strong>in</strong>ern zu können, wurde <strong>die</strong><br />
Standl<strong>in</strong>ie des anschließenden Bildes wesentlich<br />
erhöht, aber immer noch war <strong>der</strong> Raum zu eng,<br />
um das natürliche Größenverhältnis zwischen Hirt<br />
und R<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>geben zu können, und es mußte<br />
e<strong>in</strong> Zwergtier gezeichnet werden, das nun ohne<br />
Rücksicht auf <strong>die</strong> Wirklichkeit auch als solches<br />
vom Hirten behandelt wird, <strong>der</strong> es leicht an beiden<br />
Enden faßt.<br />
Die hornlosen R<strong>in</strong><strong>der</strong> gefielen den Ägyptern<br />
und waren Gegenstand beson<strong>der</strong>er Fürsorge. Man<br />
schützt gerade sie durch Mattendecken, wählt sie<br />
als Masttiere, <strong>die</strong> genudelt werden und umw<strong>in</strong>det<br />
ihr Maul mit Stricken, vielleicht, damit sie nicht<br />
weiden sollen. 2 Dabei werden <strong>die</strong> schwarz-weiß<br />
gefleckten Tiere bevorzugt, siehe so alle hornlosen<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong>, Giza IV, Taf. 6. 3 Die Beischriften zu den<br />
Darstellungen s<strong>in</strong>d ganz verschieden; bei dem<br />
Bilde, das unserem am meisten entspricht, steht<br />
Giza I. Abb. 51 (j -^ Stallr<strong>in</strong>d', Giza III,<br />
, f)-<br />
Abb. 18 (1 -L\ ^ ,Mastkuh', vergleiche ebenda<br />
Abb. 48 und L. D. II. 45, Giza II, Abb. >! ^ fl<br />
ebenso Giza IV, Taf. 12 und<br />
L. D. II, 22a.<br />
lÄ-fl-n*!<br />
hrj db : wird Wb. 3, 136 als Bezeichnung<br />
des hornlosen R<strong>in</strong>des angesehen, worauf das<br />
gelegentliche Deutezeichen £S zu weisen sche<strong>in</strong>t;<br />
Montet, Scenes, S. 139, faßt es als e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />
Bezeichnung <strong>von</strong> bhs ,Kalb' und erklärt als ,«celui<br />
qui est sur le doigt», c'est ä dire, celui qu'on<br />
conduit au doiirt'. Für <strong>die</strong>se Auffassun»- könnte<br />
1<br />
Docli sprechen manche Anzeichen dafür, daß auch<br />
e<strong>in</strong>e Rasse kle<strong>in</strong>wüchsiger hornloser R<strong>in</strong><strong>der</strong> bestand; Ca part,<br />
Rue de tomb., Taf. 106, marschiert e<strong>in</strong>e Herde <strong>die</strong>ser Tiere<br />
mit ihren Kälbern vor den viel größeren langgehörnten R<strong>in</strong>-<br />
<strong>der</strong>n her — o<strong>der</strong> sollte mau sie wegen <strong>der</strong> dar<strong>über</strong>stehenden<br />
'! Darstellung des Schreibers kle<strong>in</strong>er gezeichnet haben S n i n<br />
dorff, Ti, Taf. 129 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> hornlosen R<strong>in</strong><strong>der</strong> am Schluß <strong>in</strong><br />
Unterabteilungen des Bildstreifens gegeben, doch wohl, weil<br />
sie kle<strong>in</strong>er waren; vergleiche Ti, Taf. 112.<br />
2 Klebs, Reliefs AR., S. 64.<br />
3 E<strong>in</strong> braunes und e<strong>in</strong> schwarzes hornloses R<strong>in</strong>d, beide<br />
mit Decken, siehe Giza IV, Taf. 12.<br />
sprechen, daß Petrie, Medu<strong>in</strong>, Taf. 11 das ]<br />
tatsächlich bei e<strong>in</strong>em Kalb steht, wie <strong>die</strong> Kopf-<br />
form des Tieres und <strong>der</strong> kürzere Schwanz zeigen;<br />
ferner daß man gelegentlich auch Kälbchen Decken<br />
auflegt, wie Giza IV, Taf. 4 und T; endlich, daß<br />
<strong>die</strong> l.irj db e öfters kle<strong>in</strong> gezeichnet werden. Um<br />
mit dem letzten Grund zu beg<strong>in</strong>nen, so sahen wir<br />
oben, daß aus <strong>der</strong> Zeichnung für <strong>die</strong> wirkliche<br />
Größe meist <strong>über</strong>haupt ke<strong>in</strong> Anhalt zu gew<strong>in</strong>nen<br />
ist; dann treffen wir nie e<strong>in</strong> hrj db e wie das bhs<br />
neben <strong>der</strong> Mutterkuh, und wenn wir Medum,<br />
Taf. 11 ausnehmen, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> so bezeichneten Tiere<br />
alle als ausgewachsene R<strong>in</strong><strong>der</strong> dargestellt, <strong>die</strong><br />
Hornlosigkeit darf dar<strong>über</strong> nicht täuschen. Die<br />
Kälber s<strong>in</strong>d hochbe<strong>in</strong>ig, schlank, <strong>der</strong> Hals er-<br />
sche<strong>in</strong>t länger und hat vorn e<strong>in</strong>ige Falten, <strong>der</strong><br />
Schwanz ist kürzer, se<strong>in</strong>e Quaste rundlicher; das<br />
hrj db e aber hat ke<strong>in</strong>es <strong>die</strong>ser Merkmale, man<br />
vergleiche etwa auf demselben Bild, Giza IV,<br />
Taf. 12 <strong>die</strong> unteren Tiere mit den oben darge-<br />
stellten Kälbern. Was <strong>die</strong> Worterklärung betrifft,<br />
so dürfte es gerade bei dem Kalb schwer se<strong>in</strong>,<br />
es ,am F<strong>in</strong>ger' zu führen, denn was ihm an Kraft<br />
abgeht, ersetzt es durch se<strong>in</strong> unruhiges, unge-<br />
zügeltes Wesen. Will man hrj db e wörtlich <strong>über</strong>-<br />
setzen, so käme vielleicht eher <strong>in</strong> Frage, daß das<br />
Tier mit den F<strong>in</strong>gern gefüttert, genudelt wird.<br />
Die Bevorzugung des hornlosen B<strong>in</strong>des für<br />
das Totenopfer zeigt sich bei den Speisedar-<br />
stellungen, im späteren Alten Reich liegt unter<br />
den Opfergaben häufig <strong>der</strong> Kopf des Tieres, meist<br />
des gescheckten, <strong>der</strong> wohl zu Unrecht als Kalbs-<br />
kopf bezeichnet wird. An<strong>der</strong>erseits ist es be-<br />
fremdend, daß fast nie <strong>die</strong> Schlachtung e<strong>in</strong>es hornlosen<br />
R<strong>in</strong>des dargestellt wird; e<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
siehe Capai-t, Rue de tomb., Taf. 50; <strong>der</strong> Kopf<br />
ist nicht nach unten gedreht.<br />
S) Das Südende <strong>der</strong> Westwand.<br />
(Abb. 12.)<br />
1. Die Scklachtszensn.<br />
Die Darstellung im unteren Streifen gehört<br />
als Ergänzung zur Speisetischszene auf <strong>der</strong> Wand-<br />
mitte; <strong>der</strong> Raum gestattete nicht, sie unter <strong>die</strong>se<br />
zu setzen, wie das häufig geschieht, zum Beispiel<br />
Giza III, Taf. 1 und Abb. 9a— 9 b. Das Zerlegen<br />
<strong>der</strong> Tiere wird <strong>in</strong> verschiedenen Sta<strong>die</strong>n wie<strong>der</strong>gegeben.<br />
Rechts liegt e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>d mit drei zusammengebundenen<br />
Füßen; <strong>der</strong> frei gelassene l<strong>in</strong>ke Vor<strong>der</strong>schenkel<br />
wird <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Gehilfen vom Rumpfe<br />
we"'o-ezooen, und <strong>der</strong> Schlächter trennt ihn mit
se<strong>in</strong>em Feuerste<strong>in</strong>messer ab. Das ist <strong>die</strong> häufigste<br />
Darstellung; denn sie betrifft e<strong>in</strong> Opfer, das e<strong>in</strong><br />
Kult <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er Bedeutung war: das Losen<br />
des Vor<strong>der</strong>schenkels vom lebenden Tiere; siebe<br />
Giza III. S. 229 ff. Rechts <strong>von</strong> <strong>der</strong> Szene steht<br />
e<strong>in</strong> zweiter Schlächter und schärft se<strong>in</strong> Messer<br />
mit dem Wetzste<strong>in</strong>.<br />
Das anschließende Bild zeigt <strong>die</strong> seltener<br />
dargestellte vollkommene Zerlegung des Tieres.<br />
Nach dem Lostrennen des e<strong>in</strong>en Vor<strong>der</strong>schenkels<br />
und dem Herausnehmen des Herzens werden <strong>die</strong><br />
Stricke, <strong>die</strong> <strong>die</strong> übrigen Fuße zusammenhielten,<br />
gelöst, und man beg<strong>in</strong>nt, <strong>die</strong> für das Opfer wich-<br />
tigsten Teile auszulosen. Auf unserer Darstellung<br />
schneidet e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Schlächter, <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Ge-<br />
hilfen unterstützt, den zweiten Vor<strong>der</strong>schenkel ab,<br />
zwei weitere Leute s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> H<strong>in</strong>ter-<br />
schenkel beschäftigt; <strong>in</strong> verwandten Darstellun-<br />
gen wird das Abschneiden des mn-t <strong>in</strong> den Bei-<br />
schriften beson<strong>der</strong>s erwähnt. — Zu <strong>der</strong> zweiten<br />
Szene gehört auch <strong>der</strong> Diener, <strong>der</strong> zwei Fleisch-<br />
stücke <strong>in</strong> den Händen hält; <strong>die</strong> schlechte Erhal-<br />
tung, vor allem das Fehleu je<strong>der</strong> Innenzeichnung<br />
erschweren <strong>die</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Stücke; bei dem<br />
l<strong>in</strong>ken könnte man allenfalls an den ,Rippenkorh'<br />
denken, <strong>der</strong> bei den Speisedarstellungen ersche<strong>in</strong>t<br />
o<strong>der</strong> <strong>von</strong> den Totenpriestern herbeigebracht wird;<br />
siebe zum Beispiel aus Kihjf Abb. 37 und Giza IV,<br />
Abb. 7. Das an<strong>der</strong>e Stück muß ganz ohne Knochen<br />
se<strong>in</strong>, es ist wohl sicher das (1 „ ^^ _ffi «<br />
<strong>der</strong> Speiseliste, das als e<strong>in</strong> langer Fleischlappen<br />
dargestellt wird. Was aber <strong>die</strong>ses .Fleisch des<br />
Vor<strong>der</strong>teils' bedeutet, bleibt ungewiß. Montet,<br />
Scenes, S. 170, möchte hl-t nicht als , Vor<strong>der</strong>teil'<br />
o<strong>der</strong> , Brust' auffassen, son<strong>der</strong>n als , Bestes' =<br />
.viande de choix'. und denkt bei iwf n hit an<br />
das , Filet', Lendenstück, zumal man vom Bückgrat<br />
des R<strong>in</strong>des ke<strong>in</strong> Stück auslösen könne, das dem<br />
dargestellten entspräche. Aber <strong>die</strong>se Erklärung<br />
läßt sich wohl nicht aufrechterhalten. Zwar kann<br />
an sieb nj mit folgendem Substantiv für e<strong>in</strong>e<br />
nähere, e<strong>in</strong>em Adjektiv entsprechende Bezeichnung<br />
verwendet werden, wie nj-mr-t, nj-mrw-t,<br />
aber hit ist alle<strong>in</strong>stehend nicht als , Bestes' be-<br />
legt; siebe Wb. 3, 19—21, man bildet vielmehr<br />
zum Ausdruck für , Bestes' h)-t wdlyw ,das Beste<br />
vom Opfertisch', h) t md-t ,das beste Vieh des<br />
Stalles'. 1 Dann aber wi<strong>der</strong>sprechen auch <strong>die</strong> Dar-<br />
stellungen entschieden <strong>die</strong>ser Deutung; denn das<br />
1 Entsprechend hltj-t nj t e i, hltj-t nj-t tlynw ,das beste<br />
Ze<strong>der</strong>nöl, das beste libysche Öl', Wb. 3, 28.<br />
Hermann Junker.<br />
iwf nj h
<strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Grabungen auf dkm Friedhof vom Giza. 53<br />
Die Komposition <strong>der</strong> Speisenbil<strong>der</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> Behandlung können zunächst <strong>die</strong> ver-<br />
e<strong>in</strong>zelt stellenden kle<strong>in</strong>eren rechten Fel<strong>der</strong> außer<br />
Betracht bleiben, und zu dem l<strong>in</strong>ken Teil s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> genannten Bildstreifen <strong>der</strong> Südwand h<strong>in</strong>zuzu-<br />
Bildkomposition ähnliche Probleme, wie wir sie<br />
hei <strong>der</strong> Speisetischszene kennenlernten, siehe oben<br />
S. 44. E<strong>in</strong>erseits sollte <strong>die</strong> Gestalt des Grab-<br />
herrn <strong>die</strong> Szene beherrschen, an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong><br />
Reichtum <strong>der</strong> Opfer zum Ausdruck kommen. Bei<br />
«ff wSEi i<br />
ziehen. Diese ganze Speisedarstellung'bildet e<strong>in</strong>en<br />
Teil des Prunkmahls, dessen Verwandtschaft mit<br />
<strong>der</strong> Szene vom .Anschauen des OpferVerzeich-<br />
nisses' Giza III, S. 59 beschrieben wird. In beiden<br />
Fidlen beschränkt man sich nicht auf e<strong>in</strong>e An-<br />
deutung <strong>der</strong> Gerichte, son<strong>der</strong>n stellt sie stets <strong>in</strong><br />
reicher Auswahl dar. Dabei ergaben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Abb. 12. Die Mastaba des Nfr, Westwand, Südende.<br />
<strong>der</strong> rituellen Speisung behielt <strong>die</strong> erste Erwägung<br />
oft auch <strong>in</strong> Gräbern spätester Zeit <strong>die</strong> Oberhand,<br />
wegen <strong>der</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Szene im Toten-<br />
kult hatte. Den an<strong>der</strong>en Szenen fehlte <strong>die</strong>ses Ge-<br />
wicht, und so sehen wir meist den Gerichten<br />
e<strong>in</strong>en so großen Teil <strong>der</strong> Bildfläche e<strong>in</strong>geräumt,<br />
daß <strong>die</strong> Handlung gegen<strong>über</strong> den Gegenständen
4 Hkkmanx Junker.<br />
zurücktritt und <strong>die</strong> Geschlossenheit <strong>der</strong> Darstel-<br />
lung leidet.<br />
Zu Anfang wird freilieh noch öfter weise<br />
Beschränkung geübt, gerade bei <strong>der</strong> Szene des<br />
Anschauens <strong>der</strong> Opferliste, wie bei Mrjib, L. I). IT,<br />
22, SSStMp, Giza II, Abb. 29, und mit sehr ge-<br />
schickter Lösung Njswtnfr, Giza III. Abb. 30,<br />
ähnlich Ssm »fr III heim feierlichen Mahle ebenda<br />
Taf. 2. Dabei soll aber nicht verschwiegen werden,<br />
daß <strong>die</strong> Darstellung <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen auf e<strong>in</strong>er<br />
Schmalwand <strong>der</strong> Kammer angebracht ist, wo sich<br />
e<strong>in</strong>e reichere Entfaltung <strong>von</strong> selbst verbot. Zur<br />
gleichen Zeit begegnen wir <strong>in</strong> den Felsgräbern,<br />
wo größere Flächen zur Verfügung standen, e<strong>in</strong>em<br />
wesentlich stärkeren Hervortreten <strong>der</strong> Speisedar-<br />
stellungen, wie hei I)hh»j, L. D. II. 36, XhmL\tr r<br />
L. D. II, 41. Njklim*, L.D. Erg. 35. Daraus darf<br />
man wohl schließen, daß .man <strong>die</strong> Häufung <strong>der</strong><br />
Gerichte bevorzugte, selbst auf Kosten <strong>der</strong> Bild-<br />
e<strong>in</strong>heit. Man kann dafür zwei Gründe angeben,<br />
<strong>die</strong> außerhalb je<strong>der</strong> künstlerischen Erwägung<br />
stehen: zunächst galt es, dem Verstorbenen e<strong>in</strong>en<br />
möglichst großen Speisevorrat für se<strong>in</strong> ewiges<br />
jenseitiges Leben zu sichern, und dann zeigt <strong>die</strong><br />
reiche Auswahl an Gerichten, daß <strong>der</strong> Ägypter<br />
wohl e<strong>in</strong>e reiche Speisenfolge heim Mahle liebte,<br />
und vielleicht ist es e<strong>in</strong>e uralte Überlieferung,<br />
wenn beute noch im Lande nicht selten zwanzig<br />
Gänge vorgesetzt werden.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Speisen.<br />
Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Speisen fällt uns<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Mangel jeglicher Ordnung auf; e<strong>in</strong><br />
Versuch, aus <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Aufstellung etwa <strong>die</strong><br />
Reihenfolge <strong>der</strong> Gerichte beim Mahle herzustellen,<br />
bleibt hoffnungslos. Das ist um so auffälliger, als<br />
gerade bei den Ägyptern <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n für Übersicht-<br />
lichkeit und regelmäßige E<strong>in</strong>teilung stark aus-<br />
geprägt war. Die an<strong>der</strong>en D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> für den Be-<br />
darf des Grabherrn im Jenseits aufgezeichnet<br />
wurden, s<strong>in</strong>d meist pe<strong>in</strong>lich geordnet, wie .vor<br />
allem <strong>die</strong> Darstellungen <strong>in</strong> den unterirdischen<br />
Krimmern zeigen; <strong>die</strong> Ölgefäße s<strong>in</strong>d auf ihren<br />
Stän<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Reihen aufgestellt, je<strong>der</strong> Krug wird<br />
mit se<strong>in</strong>er Beischrift versehen; geordnet stehen<br />
Wassernäpfe und -krüge, auf Tischen liegen geson<strong>der</strong>t<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Schmucksachen, und<br />
<strong>die</strong> Klei<strong>der</strong>stoffe s<strong>in</strong>d nach ihren Arten getrennt<br />
aufgeschichtet, mit Namen und Zahl bezeichnet.<br />
Dei- gleiche Ordnungss<strong>in</strong>n macht sich auch hei<br />
dem Verzeichnis <strong>der</strong> Speisen bemerkbar; wenn<br />
auch se<strong>in</strong>e letzte Fassung verschiedene ursprüng-<br />
lich selbständige Teile aufgenommen hat, so zeigt<br />
,<br />
doch das Kernstück deutlich <strong>die</strong> E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong><br />
Gebäck, Getränke, Braten, Geflügel und Obst.<br />
Auf den Speisedarstellungen aber steht alles<br />
kunterbunt durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, als e<strong>in</strong>zige Ausnahme<br />
wäre nur das Waschgeschirr zu nennen, das meist<br />
gleich vorn bei dem Grabherrn aufgestellt ist,<br />
damit er sich vor und nach dem Mahle <strong>die</strong> Hände<br />
re<strong>in</strong>ige. Der Künstler hat <strong>die</strong>sen Mangel an Ordnung<br />
zunächst wohl auch empfunden; denn <strong>in</strong><br />
den alten Szenen vom Ansehen <strong>der</strong> Opferliste<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bildstreifen je für beson<strong>der</strong>e<br />
Gerichte bestimmt: oben hängen <strong>die</strong> verschiedenen<br />
FleischstUcke an e<strong>in</strong>er auf zwei Gabeln ruhenden<br />
Stange, darunter stehen Krüge mit Bier und We<strong>in</strong>,<br />
es folgen <strong>in</strong> mehreren Reihen Brote und Kuchen<br />
jeweils <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er Art. und <strong>in</strong> dem untersten<br />
Streifen stehen Tische mit Gemüse und Obst.<br />
Vielleicht hat man <strong>die</strong>se Anordnung dem sS nj phr<br />
zuliebe gewählt, das gewiß <strong>die</strong> Opfer nach ihrer Art<br />
und mit Zahlenangabe aufführte. Doch blieb <strong>die</strong>se<br />
geordnete Darstellung auf ganz wenige Gräber<br />
beschränkt; für das feierliehe Mahl lehnte man<br />
sie ab, und nur <strong>die</strong> an den Deckstangen <strong>der</strong> Speise-<br />
halle aufgehängten Fleischstücke, wie L. D. II,<br />
41, 52, er<strong>in</strong>nern an den Zusammenhang.<br />
Dieses <strong>über</strong>legte Absagen an e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> eigenen<br />
Veranlagung mehr entsprechende Anordnung kann<br />
se<strong>in</strong>en Grund nur an <strong>der</strong> Freude an <strong>der</strong> bunten<br />
Fülle <strong>der</strong> Gerichte haben. Wir wissen nicht, <strong>in</strong>-<br />
wieweit <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit entsprechen<br />
und ob man <strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Speisehalle <strong>die</strong> Tische<br />
wahllos aufhaute, <strong>die</strong> dann <strong>von</strong> den Dienern auf<br />
Befehl des hrp sh den Speisenden e<strong>in</strong>zeln zuge-<br />
tragen «luden, wie etwa L. D. II, 52 und Giza III,<br />
Taf. 2 nahelegen. An<strong>der</strong>erseits sche<strong>in</strong>t man e<strong>in</strong>e<br />
Menge <strong>von</strong> Platten auf e<strong>in</strong>mal vorgesetzt zu haben,<br />
wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> bekannten Szene <strong>der</strong> Morgentoilette<br />
des PthJjtp, wo vor dem essenden ,<br />
Stiftungs-<br />
bru<strong>der</strong>' e<strong>in</strong>e Menge <strong>der</strong> verschiedensten Gerichte<br />
hoch aufgetürmt ist.<br />
Die endlosen Reihen <strong>der</strong> Speisen wirken <strong>in</strong><br />
den meisten Fällen e<strong>in</strong>tönig, es fehlen Zusammen-<br />
halt und Glie<strong>der</strong>ung. Der ägyptische Künstler<br />
hat das wohl auch empfunden, denn gelegentlich<br />
sucht er <strong>die</strong>sem E<strong>in</strong>druck entgegenzuarbeiten.<br />
Auf manchen älteren Darstellungen i-t <strong>die</strong> Szene<br />
<strong>in</strong> das Speisezelt verlegt, dessen Dach <strong>von</strong> Holzsäulen<br />
mit Blütenkapitellen getragen wird. Durch<br />
<strong>die</strong> Säulen Avar e<strong>in</strong>e Unterbrechung <strong>der</strong> langen<br />
Reihen gegeben, und bei 'Ijmrj = L.D. II, 52<br />
macht sich das <strong>der</strong> Zeichner außerdem zunutze,<br />
um <strong>die</strong> E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Streifen zu än<strong>der</strong>n. Im<br />
allgeme<strong>in</strong>en aber sucht man e<strong>in</strong>e Abwechslung
Beeicht dbeb <strong>die</strong> Gbabungejn a.uf dem Feiedhof <strong>von</strong> Giza. 55<br />
nur durch <strong>die</strong> verschiedene Anordnung <strong>der</strong> Ge-<br />
richte zu erreichen und durch <strong>die</strong> mannigfaltigen<br />
Formen <strong>der</strong> Anrichten, Tische, Schüsseln, Näpfe,<br />
Körbe, Krüge und Flaschen. Aber e<strong>in</strong>e befriedigende<br />
Lösung war damit nicht gefunden. Wie<br />
e<strong>in</strong> wirklicher Künstler das Problem hatte meiste<strong>in</strong><br />
können, zeigt uns das Relief Giza III, Abb. 35<br />
<strong>in</strong> dem Grabe des Ssmnfr II aus <strong>der</strong> vorge-<br />
schrittenen 5. Dynastie; es ist e<strong>in</strong> meisterhaftes<br />
Stilleben <strong>in</strong> ägyptischem Stil. In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />
Bildfläche steht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Tisch, neben se<strong>in</strong>en<br />
Fuß s<strong>in</strong>d gegengleich zwei Krüge gestellt, auf<br />
<strong>der</strong> Platte liegen verschiedene Gerichte, ohne<br />
strenge Symmetrie, aber geordnet und ausgewogen,<br />
ihr Umriß bildet e<strong>in</strong>en Bogen; E<strong>in</strong>teilung und<br />
Halt gibt <strong>die</strong>sem Gebilde das konische Brot <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Mitte. Den Opfertisch umstehen je zwei hohe<br />
schlanke Untersätze; ihre e<strong>in</strong>fachen L<strong>in</strong>ien ent-<br />
sprechen <strong>der</strong> strengen Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> anschließen-<br />
den Wände und heben das lebendige Mittelstück<br />
hervor, das sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ovalen Rahmen e<strong>in</strong>-<br />
schließen. Der Gegensatz wurde durch <strong>die</strong> Farben<br />
noch wesentlich unterstrichen: zu beiden Seiten<br />
<strong>die</strong> großen e<strong>in</strong>farbigen Flächen <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>, <strong>in</strong><br />
den gleichen dunkeln Farben <strong>der</strong> Tisch und <strong>die</strong><br />
darunterstehenden Krüge, <strong>über</strong> <strong>der</strong> Platte aber<br />
das Bunt <strong>der</strong> Gerichte, das Gelb und Braun<br />
des Brotes, das Rot <strong>der</strong> Fleischstücke, das Blau<br />
<strong>der</strong> Traube und das Grün des Lattichs. Wenn<br />
es seltsam ersche<strong>in</strong>t, daß solche Kompositionen<br />
vere<strong>in</strong>zelt bleiben, so muß wie<strong>der</strong> darauf h<strong>in</strong>ge-<br />
wiesen werden, wie stark das Bestreben war, <strong>die</strong><br />
Häufung <strong>der</strong> Gerichte, ihren Reichtum und ihre<br />
Mannigfaltigkeit <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund zu stellen.<br />
Die Entwicklung.<br />
Die Geschichte <strong>der</strong> Speisedarstellungen ist<br />
schwer zu schreiben, zumal ihre Anfänge uns nicht<br />
faßbar s<strong>in</strong>d und manches, was wir als Zeichen<br />
e<strong>in</strong>er späteren Stufe ansehen möchten, gelegentlich<br />
schon vorher nachgewiesen ist. Zu Anfang<br />
<strong>der</strong> 5. Dynastie tritt uns das Bild <strong>der</strong> <strong>in</strong> langen<br />
Reihen aufgestellten Gerichte schon fertig ent-<br />
gegen, für <strong>die</strong> frühere Zeit aber fehlen fast alle<br />
Belege. In Medüm begnügt man sich mit e<strong>in</strong>er<br />
geordneten Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Gefäße,<br />
<strong>die</strong> dem Grabherrn mitgegeben werden, Taf. 13,<br />
und Taf. 22 s<strong>in</strong>d wenige Fleischstücke neben den<br />
Schlachtszenen dargestellt; auch <strong>in</strong> Mtn und Phrnfr<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Vorläufer unserer Darstellungen zu<br />
gewahren. In Giza ist aus <strong>der</strong> 4. Dynastie an<br />
Reliefs auf dem Westfriedhof sehr wenig erhalten,<br />
und für unsere Frage kommt nur das Türgewände<br />
des Hmiwnw <strong>in</strong> Betracht; = Giza I, Abb. 23 b; das<br />
Bruchstück läßt erkennen, daß <strong>die</strong> Anordnung<br />
nicht <strong>der</strong> später üblichen entsprach: neben dem<br />
Opfertisch liegen e<strong>in</strong>ige Gerichte, und rechts oben<br />
steht e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong> hohen Untersätzen, <strong>die</strong> Schalen<br />
tragen. Ob sich <strong>in</strong> den neuentdeckten Gräbern<br />
östlich <strong>der</strong> Cheopspyramide <strong>die</strong> gesuchten Zwischen-<br />
glie<strong>der</strong> f<strong>in</strong>den, entzieht sich me<strong>in</strong>er Kenntnis.<br />
Das unvermittelte Auftreten <strong>der</strong> ausgebildeten<br />
Darstellung am Anfang <strong>der</strong> 5. Dynastie ist um so<br />
merkwürdiger, als sie uns gleich <strong>in</strong> zwei Fassungen<br />
begegnet, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> man gerne als <strong>die</strong> ältere<br />
ansehen möchte, mit E<strong>in</strong>teilung nach dem Gegen-<br />
ständlichen, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e mit regelloser Reihung;<br />
zu letzterer ist e<strong>in</strong>e Abart zu rechnen, <strong>die</strong> sich<br />
vere<strong>in</strong>zelt bei K<strong>in</strong>jnjiwt I r<strong>in</strong>det und e<strong>in</strong>ige Be-<br />
son<strong>der</strong>heiten aufweist; sie gehört zu dem /
fit'. Hermann Junkee.<br />
L. D. II. 36, mit denen des Kfyjf, Abb. 35. Oben<br />
S. -iö wurde schon erwähnt, daß <strong>die</strong> Verzierung<br />
<strong>der</strong> Krüge und Flaschen durch Umhänge <strong>von</strong><br />
Mattengeflecht o<strong>der</strong> aus Perlsclmüren erst im<br />
späteren Alten Reich üblich wird: auch werden<br />
jetzt <strong>die</strong> Blumen häufiger, sie f<strong>in</strong>den sich zwar<br />
schon bei Shmlch-', Njkiwr* und Dlljnj, fehlen<br />
aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit auf manchen Darstel-<br />
lungen; Ähnliches gilt <strong>von</strong> den Ochsenköpfen. Erst<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> späten 5. D}-nastie ersche<strong>in</strong>t hei den Gaben<br />
auch <strong>die</strong> Opfergans, <strong>der</strong> man den Hals umgedreht<br />
hat; siehe oben S. 46.<br />
Suchen wir unsere Abb. 12 <strong>in</strong> das Bild <strong>der</strong><br />
Darstellungen e<strong>in</strong>zureihen, so ist sie entschieden<br />
dem klassischen o<strong>der</strong> besser klassizistischen Stil<br />
zuzuweisen. Er wird betont durch <strong>die</strong> Vorliebe<br />
für gegengleiche Anordnung <strong>der</strong> Gerichte auf den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Platten; sie f<strong>in</strong>det sieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />
Reihe <strong>von</strong> unten zweimal, <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Reihe<br />
bei dem Tisch rechts mit dem konischen Brot <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Mitte und den rechts und l<strong>in</strong>ks angelehnten<br />
Kuchen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Reihe wird das kmhio<br />
<strong>von</strong> zwei gleichen Broten e<strong>in</strong>geschlossen, und auf<br />
e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Platte werden zwei Gänse mit ihren<br />
Enden gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gelegt; weitere Beispiele f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> vierten und fünften Reihe, vergleiche<br />
auch den Aufbau bei <strong>der</strong> ersten Platte <strong>über</strong> dem<br />
Speisetisch auf Abb. 11. Diese Vorliebe ver<strong>die</strong>nt<br />
Beachtung, da sonst gerade hei den Speisen <strong>der</strong><br />
symmetrische Aufbau vermieden wird, aber er<br />
paßt zu <strong>der</strong> ganzen Art unseres Zeichners.<br />
Aus dem Bilde alle<strong>in</strong> konnte e<strong>in</strong>e zeitliche<br />
Ansetzung <strong>der</strong> Mastaba nicht leicht gewonnen<br />
werden, höchstens ließe sich darauf h<strong>in</strong>weisen,<br />
daß das Waschgeschirr <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten L<strong>in</strong>ie<br />
rechts mitten unter den Speisen steht, während<br />
es an den Anfang <strong>der</strong> Reihe gehört. Aber <strong>der</strong><br />
Umstand, daß <strong>die</strong> Bildstreifen auf <strong>die</strong> Südwand<br />
<strong>über</strong>greifen und <strong>die</strong> Darstellung des feierlichen<br />
Mahles zerrissen wird, beweist schon alle<strong>in</strong>, dal.!<br />
wir <strong>von</strong> <strong>der</strong> guten Zeit <strong>der</strong> Wandausschmückung<br />
weit entfernt s<strong>in</strong>d.<br />
e. Die Südwand,<br />
(Abb. 13.)<br />
Die Darstellungen <strong>in</strong> den drei durch waage-<br />
rechte Leisten getrennten Streifen gehören zu e<strong>in</strong>er<br />
Szene, <strong>die</strong> Musikanten <strong>in</strong> <strong>der</strong> mittleren und <strong>die</strong><br />
Tänzer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten Reihe s<strong>in</strong>d vor dem<br />
Grabherrn zu denken. Aber da <strong>der</strong> Raum für <strong>die</strong><br />
Entfaltung des Bildes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Streifen nicht ge-<br />
nügte, teilte man <strong>die</strong> Szene und setzte <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Stücke untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Da, wo e<strong>in</strong>e größere Fläche<br />
zur Verfügung stand, f<strong>in</strong>den wir <strong>die</strong> Teile neben-<br />
e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wie auf <strong>der</strong> Südwand des Kihjf das<br />
Konzert gleich vor dem Speisetisch dargestellt<br />
wird. Abb. 38.<br />
Das Ehepaar hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Armsessel mit<br />
hoher Rücklehne Platz genommen: H/pml't legt<br />
e<strong>in</strong>e Hand auf <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke Schulter ihres Gemahls,<br />
<strong>die</strong> an<strong>der</strong>e an se<strong>in</strong>en rechten Oberarm. Das sieht<br />
zunächst ganz natürlich aus. kann aber unmöglich<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeit entsprechen; denn sie soll ja<br />
l<strong>in</strong>ks neben Nfr sitzen, mit ihrer rechten Schulter<br />
an se<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ken. Dabei hängt aber ihr rechter<br />
Arm bequem <strong>über</strong> <strong>der</strong> Lehne des Sessels: noch<br />
kühner ist das Giza IV, Abb. 9 dargestellt. —<br />
Nfr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Haustracht hält <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechten<br />
den Wedel und nimmt mit <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ken <strong>die</strong> Lotosblume<br />
entgegen, <strong>die</strong> ihm e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vor ihm stehen-<br />
den Leute, wohl se<strong>in</strong> Sohn, reicht. Das Bild des<br />
Ehepaares ist gegen e<strong>in</strong>e gemusterte Matte ge-<br />
zeichnet, <strong>die</strong> an den oberen Enden mit kurzen<br />
Schnüren an <strong>der</strong> Wand befestigt war; doch ist<br />
<strong>die</strong>ser Behang h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Gruppe und nicht seitlich<br />
<strong>von</strong> ihr zu denken. Von dem Webemuster waren<br />
unterhalb des Sessels noch Spuren zu sehen, es<br />
sche<strong>in</strong>en Streifen mit welligen L<strong>in</strong>ien mit Rauten-<br />
mustern zu wechseln, so wie bei Kihjf, Taf. 9,<br />
und ähnlich L. D. II, 52, während bei Ssmnfr III<br />
<strong>die</strong> ganze Fläche mit Rauten bedeckt zu se<strong>in</strong><br />
sche<strong>in</strong>t. Über <strong>der</strong> Matte zieht sieh wie e<strong>in</strong>e bunte<br />
Borte <strong>die</strong> Inschriftzeile ^ o ß| J ^ ^ <br />
"<br />
«ös*7 m ^ D = o<br />
.Der Priester des Königs, Nfr, <strong>die</strong><br />
Verwandte des Königs, HtpmFt'.<br />
Die Überreichung des Lotos ist für <strong>die</strong> Dar-<br />
stellung des feierlichen Mahles bezeichnend, das<br />
weniger rituellen Charakter trägt; siehe unter<br />
an<strong>der</strong>em äsmnfr II. Giza 111. S. 33, äsmnfr III,<br />
ebenda Taf. 2. Giza III, Abb. 21 <strong>die</strong>nt sie als<br />
Andeutung des Mahles: 'Ijmrj hat L. I). II. 52<br />
<strong>die</strong> Blume schon <strong>in</strong> Empfang genommen und führt<br />
sie an <strong>die</strong> Nase. Über <strong>die</strong> Größe des Lotes im<br />
Verhältnis zu den <strong>in</strong> verschiedenen Maßstäben<br />
gezeichneten Figuren des Grabherrn und des<br />
Dieners siebe Giza III, S. 154. Die beiden Gänse,<br />
<strong>die</strong> herbeigebracht «erden, s<strong>in</strong>d für das oben be-<br />
schriebene Opfer bestimmt, das freilich mehr zu <strong>der</strong><br />
rituellen Totenspeisung als zu unserer Szene paßt.<br />
Über den beiden Personen werden Speisen<br />
und Getränke <strong>in</strong> Reihen wie<strong>der</strong>gegeben, <strong>die</strong> sich<br />
auf <strong>der</strong> Westwand fortsetzen. Nahe <strong>der</strong> ausgestreckten<br />
Hand des Nfr steht das Waschgerät<br />
zur Re<strong>in</strong>igung vor und nach dem Mahle; Giza III,
Abb. 13. Die Mastaba des Nfr, Südwand.
58<br />
Hebmahb Ju<br />
Taf. 2 zeigt es geson<strong>der</strong>t vor Ssmnfr III, und<br />
dah<strong>in</strong>ter br<strong>in</strong>gen Diener <strong>von</strong> den Vorräten <strong>die</strong><br />
ersten mit Speisen beladenen Tische.<br />
In <strong>der</strong> mittleren Reihe sitzen <strong>die</strong> Musikanten<br />
<strong>in</strong> drei Gruppen, jeweils e<strong>in</strong> Spieler und e<strong>in</strong> Sänger<br />
sieh gegen<strong>über</strong> hockend. Als Instrumente s<strong>in</strong>d<br />
zwei Harfen und e<strong>in</strong>e Flöte <strong>in</strong> Verwendung. Die<br />
Harfe liegt beim Spiele auf <strong>der</strong> Schulter des Musi-<br />
kanten; das wird entwe<strong>der</strong> so dargestellt, daß <strong>der</strong><br />
ganze Bogen sichtbar bleibt und Hals und Kopf<br />
des Spielers zum Teil <strong>über</strong>schneidet, wie Kairo 1534,<br />
o<strong>der</strong> man läßt den Bogenteil zwischen Kopf und<br />
hochgezogener Schulter verschw<strong>in</strong>den, wie bei<br />
dem zweiten Spieler <strong>von</strong> l<strong>in</strong>ks auf unserer Abbildung,<br />
ferner Giza IV, Abb. 9; bei unserem<br />
ersten Harfenisten geht das Holz gar unter <strong>der</strong><br />
Achsel durch, aber das ist e<strong>in</strong>e unmögliche Hal-<br />
tung, denn dem Instrument fehlt jetzt <strong>der</strong> Halt,<br />
und wenn <strong>der</strong> Spieler es'zwisehen Brust und Oberarm<br />
preßte, wäre se<strong>in</strong>e rechte Hand beim Spielen<br />
beb<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Ähnliebe Sorglosigkeiten des Künstlers<br />
lassen sich auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Beispielen feststellen,<br />
wie Giza IV, Taf. 15 bei e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>geworfenen<br />
Malerei.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Schwanken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung<br />
betrifft <strong>die</strong> Stellung <strong>der</strong> Harfe; auf unserem Bilde<br />
liegt sie auf <strong>der</strong> rechten Schulter des Spielers auf,<br />
ebenso <strong>in</strong> beiden Fällen Giza IV, Abb. 9; aber<br />
häufiger s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Beispiele für <strong>die</strong> Anlehnung an<br />
<strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke Schulter, wie Musee Eg. I, Tai'. 26;<br />
Schäfer, Atlas III. 2, ebenda Taf. 30, Mastaba<br />
des Tjj, liegt sie bei den sich gegen<strong>über</strong>sitzenden<br />
Harfenisten beide Male auf <strong>der</strong> dem Beschauer<br />
abgewendeteu Schulter, ebenso Giza IV, Taf. 15.<br />
Man schwankte offenbar, ob man dem Stil entsprechend<br />
<strong>die</strong> Überschneidung des Körpers ver-<br />
meiden o<strong>der</strong> das Instrument besser zur Geltung<br />
br<strong>in</strong>gen sollte; auf <strong>die</strong> wirkliche Stellung wurde<br />
am -wenigsten Bedacht genommen.<br />
Die Harfen s<strong>in</strong>d bei dem Konzert nicht e<strong>in</strong>-<br />
fach <strong>in</strong> doppelter Besetzung verwendet, es werden<br />
zwei verschieden gebaute Instrumente wie<strong>der</strong>ge-<br />
geben, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Klangfarbe haben<br />
mußten. So ist es auf vielen Bil<strong>der</strong>n dargestellt,<br />
wie Giza IV. Abb. 9 und Taf. 15. Die e<strong>in</strong>e Harfe<br />
zeigt am unteren Ende nur e<strong>in</strong>e Verbreiterung, <strong>die</strong><br />
an<strong>der</strong>e hat e<strong>in</strong>en großen Schallkasten, entwe<strong>der</strong><br />
oval wie auf unserem Bilde? "<strong>der</strong> mit angezogenen<br />
Seiten am oberen Ende, wie <strong>in</strong> den erwähnten<br />
Beispielen <strong>von</strong> Giza IV. Bei <strong>der</strong> zweiten Art bemerkt<br />
man öfters e<strong>in</strong>e schmale lange Spitze am<br />
unteren Ende, e<strong>in</strong>en Dorn, <strong>der</strong> vielleicht auch<br />
zum Aufsetzen des Instrumentes <strong>die</strong>nte; <strong>die</strong> Zeich<br />
nungen lassen das freilich nicht klar erkennen;<br />
wenn wie <strong>in</strong> unserem Falle <strong>der</strong> Dorn <strong>die</strong> Erde<br />
eben berührt, so mag das e<strong>in</strong>e Unachtsamkeit des<br />
Zeichners se<strong>in</strong>; siehe aber Giza IV. Taf. 15. Die<br />
erste Art <strong>der</strong> Harfe sitzt dagegen breit auf dem<br />
Boden auf und auch aus <strong>die</strong>ser verschiedenen Behandlung<br />
müßte sich e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Klangfarbe er-<br />
geben. — Der dritte Musikant spielt auf <strong>der</strong> langen<br />
Querflöte; er hält dabei <strong>der</strong>en oberes Ende dicht<br />
an <strong>die</strong> Unterlippe, darnach muß das Instrument<br />
<strong>die</strong> Öffnung oben und nicht seitlich haben. — Der<br />
Sänger, <strong>der</strong> jeweils dem Musikanten gegen<strong>über</strong><br />
sitzt, hält <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke Hand an seiuen Kopf, wie es<br />
<strong>in</strong> Ägypten heute noch bei den Vorsängern üblich<br />
ist; mit <strong>der</strong> rechten Hand gibt er dem Spieler<br />
den Takt au, siehe Giza IV, S. 39. — Die Bei-<br />
schriften lauten bei den ersten Gruppen<br />
für slpr bn-t o<strong>der</strong> .-;/.'/• m bn-t ,<strong>die</strong> Harfe schlagen'<br />
und ^^ statt hsj-t n bn-t o<strong>der</strong> hij-t m bn-t<br />
| P<br />
,zur Harfe s<strong>in</strong>gen'. Über dem Flötenspieler liest<br />
man | =J^ | , Flötenspielen' für das häufigere<br />
Sbl m (n) mi-t, siehe Giza IV, S. 39, und das<br />
| I<br />
Ea:=J <strong>über</strong> se<strong>in</strong>em Partner entspricht dem aus-<br />
führlicheren Iffj-t m |<br />
n) mi-t.<br />
Die untere Reihe zeigt rechts <strong>die</strong> Tänzer<strong>in</strong>nen<br />
bei ihrem fe<strong>der</strong>nden Schritt; <strong>der</strong> vorgestreckte<br />
Fuß ist leicht gehoben und berührt den Boden<br />
nur mit den Zehenspitzen; <strong>die</strong> Arme werden hoch<br />
<strong>über</strong> dem Kopf gehalten, <strong>die</strong> Handflächen nach<br />
oben, <strong>die</strong> F<strong>in</strong>gerspitzen berühren sich. Die Kleidung<br />
<strong>der</strong> Tänzer<strong>in</strong>nen besteht aus e<strong>in</strong>em weißen<br />
Le<strong>in</strong>enschurz, <strong>der</strong> auf dem Rücken zusammengebunden<br />
sche<strong>in</strong>t, Die Zeichnungen lassen bei den<br />
entsprechenden Darstellungen oft nicht erkennen,<br />
ob man <strong>in</strong> Wirklichkeit den Bund des Schurzes<br />
verschoben hat, wie sicher Musee Eg. I, Taf. 2G,<br />
vergleiche Schäfer, Atlas III, Taf. 31 und S. 53.<br />
oiler eli man nur <strong>die</strong> Enden <strong>der</strong> Gürtelschnur<br />
auf dem Rücken e<strong>in</strong>gesteckt hat, wie das <strong>die</strong> ge-<br />
schäftigen Diener Giza IV, Abb. 10 getan haben,<br />
bei denen <strong>die</strong> Knotung des Schurzes vorn ist, <strong>die</strong><br />
Zipfel aber am Rücken herausschauen, sie sollten<br />
bei <strong>der</strong> Bewegung nicht h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>: so auch<br />
bei den Tänzer<strong>in</strong>nen Giza IV. Taf. 15. Dreht man<br />
den ganzen Schurz um, so ist nicht recht e<strong>in</strong>-<br />
zusehen, wie dadurch e<strong>in</strong>e größere Bewegungs-<br />
freiheit erzielt wird,<br />
knapp an.<br />
denn nun liegt er vorn zu<br />
Gegen<strong>über</strong> den Tänzer<strong>in</strong>nen stehen drei<br />
Sänger<strong>in</strong>nen und gehen durch Händeklatschen
BeEIOHT i'liKl; mi: GRABUNGEN AUF DEM Full: -<br />
den Rhythmus des Tanzes an; <strong>über</strong> ihnen steht<br />
Zum Tanze<br />
JtP^-HJööM--^'<br />
s<strong>in</strong>gen seitens <strong>der</strong> Frauen des Hauses'.<br />
(1. Die Ostwaud.<br />
a) Der Aufbau <strong>der</strong> Darstellung.<br />
(Abb. 14— 15.)<br />
Die lange ungeglie<strong>der</strong>te Wand wird <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>zigen Darstellung e<strong>in</strong>genommen. Am Südende<br />
steht <strong>in</strong> Lebensgröße <strong>der</strong> Grabherr <strong>in</strong> weitem<br />
Schurz, mit Strähnenfrisur, <strong>in</strong> <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ken das<br />
Nasentuch, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechten den großen Stab, den<br />
auch se<strong>in</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem Maßstab gezeichneter Sohn<br />
6tjk[j faßt. Über ihm ist <strong>der</strong> scbmale Raum bis<br />
zur Decke mit zwei Inschriftzeilen ausgefüllt: ,Der<br />
Priester des Königs, <strong>der</strong> königliche Verwandte,<br />
Hausvorsteher und Vorsteher <strong>der</strong> Totenpriester,<br />
geehrt bei dem großen Gott, Nfr.'<br />
Die große Gestalt faßt <strong>die</strong> vor ihr <strong>in</strong> mehreren<br />
Reihen geordneten bunten Bil<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit<br />
zusammen. Die Geschlossenheit <strong>der</strong> Darstellung<br />
ist freilich ke<strong>in</strong>e vollkommene. Zunächst hebt sich<br />
deutlich e<strong>in</strong> nördlicher Teil ab, <strong>die</strong> Streifene<strong>in</strong>-<br />
teilung wechselt, statt <strong>der</strong> vier Reihen unmittelbar<br />
vor dem Grabherrn ist <strong>die</strong> Fläche hier <strong>in</strong> sechs<br />
geteilt; das bed<strong>in</strong>gte auch e<strong>in</strong>e Verkle<strong>in</strong>erung <strong>der</strong><br />
Figuren. Die Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung ließe<br />
sich aus dem Bestreben erklären, e<strong>in</strong>tönige lange<br />
Reihen zu vermeiden; <strong>die</strong> Fläche, auf <strong>der</strong> <strong>die</strong><br />
Bil<strong>der</strong> angebracht s<strong>in</strong>d, ist etwa dreimal so lang<br />
als hoch, und für vier durchgehende Streifen hätte<br />
sich e<strong>in</strong> Verhältnis <strong>von</strong> 12:1 ergeben. So wechselte<br />
man <strong>die</strong> E<strong>in</strong>teilung, begann aber zugleich e<strong>in</strong>e<br />
neue Szenenfolge. Daß aber auch <strong>der</strong> neue nörd-<br />
liche Abschnitt ebenso zu <strong>der</strong> Figur des Grab-<br />
herrn am Südende <strong>der</strong> Wand <strong>in</strong> Beziehung zu<br />
setzen ist, ergibt sich schon aus dem Fehlen e<strong>in</strong>er<br />
Trennungsleiste; dann aber werden gerade <strong>die</strong>se<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeile vor Nfr erwähnt.<br />
Damit wäre äußerlich <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Dar-<br />
stellung gewahrt. Bei näherem Zusehen aber er-<br />
kennt man, daß <strong>der</strong> <strong>in</strong>nere Zusammenhang nur<br />
schwer herzustellen ist. Das Bild wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bei-<br />
schritt beschriebe» als .> ^ ^ [1<br />
U\l<br />
\<br />
.Das Ansehen des E<strong>in</strong>pflügens und des Erntens<br />
vim (Irrste und Spelt durch se<strong>in</strong>e Mannschaft des<br />
Stiftungsgutes'. Nun werden <strong>in</strong> solchen Beischriften<br />
oft nur <strong>die</strong> Hauptszenen erwähnt, und es kommen<br />
daneben auch verwandte Szenen zur Darstellung;<br />
M>\ GlZA. 59
60 Hkümaxx Junkeb.<br />
manchmal bezeichnet man <strong>die</strong>se mit zusammenfassenden<br />
Ausdrücken, wie <strong>in</strong> Kihjf: [.Anschauen<br />
des Pflügens und] Erntens und aller schönen Ar-<br />
beiten, <strong>die</strong> auf den Fel<strong>der</strong>n verrichtet werden';<br />
siehe auch Montet, Scenes, S. 181 f. Auf unserer<br />
Ostwand aber stehen alle <strong>die</strong> im Titel angeführten<br />
Szenen im nördlichen Abschnitt, also <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ge-<br />
stalt des Grabherrn entfernter, während <strong>die</strong> vor<br />
Abb. 15. Die Mastaba des Nfr, Ostwand, Südende.<br />
<strong>die</strong>sem angebrachten Darstellungen nicht zu <strong>der</strong><br />
Beischrift passen wollen, wenn man den Begriff<br />
, Feldarbeit' auch noch so dehnt.<br />
In den drei unteren Reihen <strong>die</strong>ses südlichen<br />
Feldes werden Geflügel, R<strong>in</strong><strong>der</strong> und Wild vorge-<br />
führt. Bei <strong>der</strong> Besichtigung des Landgutes spielt<br />
zwar auch <strong>die</strong> Vorführung <strong>der</strong> Herden e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
aber <strong>die</strong> Darstellung ist e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e, siehe<br />
Giza V, S. tQ f. Unser Bild ist zudem <strong>in</strong> älteren<br />
Mastabas ganz selbständig belegt und stellt das<br />
Herbeibr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Opfertiere zum Grabe dar,<br />
während man <strong>die</strong> Zählung des Viehes auf <strong>der</strong><br />
'Ezbe erwartete. Diese Vermischung <strong>der</strong> Szenen<br />
ist wohl nicht bloß auf e<strong>in</strong>en Irrtum zurückzu-<br />
führen. Das Anschauen <strong>der</strong> Opfertiere war so<br />
bedeutsam und gehörte so wesentlich zu dem alten<br />
Bestand <strong>der</strong> alten Grabbil<strong>der</strong>, daß man es nicht<br />
missen wollte; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kammer des Nfr aber fehlte<br />
<strong>die</strong> Nordwand, wo sie oft angebracht wird, wie<br />
bei iSsmnfr II, Kij und Kihjf, und auch auf <strong>der</strong><br />
Westwand fand sieh ke<strong>in</strong> Platz, wie bei Sstthtp<br />
und Njswtnfr, und so blieb nur <strong>die</strong> Ostwand übrig.<br />
Hier hat man das Bild mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong><br />
Feldarbeiten verbunden, statt <strong>die</strong> Fläche zu teilen<br />
und zwei selbständige Darstellungen zu schaffen.<br />
Das wäre e<strong>in</strong>e ausreichende Erklärung, wenn<br />
wir <strong>der</strong> gleichen Zusammenstellung nicht auch<br />
sonst begegneten; nicht nur da, wo ähnlicher<br />
Raummangel angenommen werden kann, wie bei<br />
Riiyr II, Giza III, Abb. 48. In <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
kommt e<strong>in</strong>e neue Vorstellung zum Ausdruck: Die<br />
Beischrift zu dem Ansehen <strong>der</strong> Opfertiere gibt<br />
an, daß <strong>die</strong> Tiere <strong>von</strong> den Stiftungsgütern geliefert<br />
werden, und so schließt man ihre Vorführung<br />
an <strong>die</strong> Darstellung des Lebens auf <strong>die</strong>sen Gütern<br />
au; wenn dabei zwei weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegende Orte<br />
im gleichen Bilde vere<strong>in</strong>t werden, so verschlägt<br />
das nichts, wird doch auch das Mähen des Kornes<br />
neben dem Dreschen und Worfeln dargestellt, obwohl<br />
das e<strong>in</strong>e auf dem Felde, das an<strong>der</strong>e auf dem<br />
Landgut vor sieh geht. Bei MrrwkS, Schäfer,<br />
Atlas III, 14, sehen wir vor dem Grabherrn oben<br />
das Br<strong>in</strong>gen des Wildes, das auf <strong>der</strong> Jagd ge-<br />
fangen wurde, <strong>in</strong> dem zweiten Streifen <strong>die</strong> Vieh-<br />
zucht, im dritten und vierten das Vorführen <strong>der</strong><br />
Opferr<strong>in</strong><strong>der</strong> und unten das Herbeibr<strong>in</strong>gen des Geflügels;<br />
<strong>die</strong> Beischrift nennt nur das , Anschauen<br />
<strong>der</strong> iwi, <strong>die</strong> zum Thotfeste aus den Höfen und<br />
Stiftungsgütern gebracht werden'. Bei R'wv II<br />
f<strong>in</strong>den wir auf <strong>der</strong> Ostwand <strong>in</strong> den oberen Reihen<br />
Szenen <strong>der</strong> Landwirtschaft, darunter werden wie<br />
auf unserem Bilde R<strong>in</strong><strong>der</strong>, Wild und Geflügel zum<br />
Totenopfer gebracht. Mögen auch Anregungen <strong>von</strong><br />
Darstellungen ausgegangen se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denen wie bei<br />
H'fi fe nh neben den Arbeiten auf dem Felde das<br />
Zählen des Viehbestandes steht, so ist das doch<br />
nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Verwechslung, es liegt vielmehr<br />
e<strong>in</strong> neuer Bildgedanke vor: vor dem Grab-<br />
herrn entfaltet sich auf e<strong>in</strong>er Fläche <strong>die</strong> ganze<br />
Vorbereitung für se<strong>in</strong>en Unterhalt im Jenseits,<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Bebauung <strong>der</strong> Äcker bis zur Ablieferung<br />
<strong>der</strong> Schlachttiere. 1<br />
1 Man vergleiche dazu <strong>die</strong> Übertragung e<strong>in</strong>er Szeuen-<br />
folge aus <strong>der</strong> Darstellung des Vogelfangs auf <strong>die</strong> Lieferung<br />
des Geflügels an das Gral. Giza III. S. 234 und Abb. 8a— b.
ß) Der Südteil.<br />
(Abb. IG.)<br />
1. Die Schiffahrt.<br />
Die Deutung.<br />
E<strong>in</strong> blaues Band mit senkrecht gerichteten<br />
schwarzen Zickzackl<strong>in</strong>ien trennt statt <strong>der</strong> üblichen<br />
Leisten <strong>die</strong> beiden oberen Bildstreifen. Auf <strong>die</strong>sem<br />
Wasser fahren drei Boote mit vollen Segeln.<br />
Beischriften fehlen; vielleicht s<strong>in</strong>d sie, nur auf-<br />
gemalt, mit dem Stuck<strong>über</strong>zug abgefallen, an <strong>der</strong><br />
Bedeutung <strong>der</strong> Schiffe kann aber ke<strong>in</strong> Zweifel<br />
bestehen. Trotz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>sgearteten Umgebungs<strong>in</strong>d<br />
es <strong>die</strong> Boote, <strong>die</strong> den Verstorbenen zum<br />
Westen, zur Begräbnisstätte br<strong>in</strong>gen sollen. Giza V,<br />
S. 69 f., ist <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gabe solcher Fahrzeuge<br />
<strong>in</strong> den Gräbern des Alten Reiches zusammen-<br />
gestellt, und e<strong>in</strong> Vergleich ergibt, daß es sich<br />
um <strong>die</strong> gleichen Bil<strong>der</strong> handelt. Inson<strong>der</strong>heit sei<br />
auf das mittlere Boot mit e<strong>in</strong>em Igelkopf als<br />
Bugzier h<strong>in</strong>gewiesen, das bei <strong>der</strong> Begräbnisfahrt<br />
nicht fehlen darf. Ferner ist <strong>der</strong> Grabherr auf<br />
jedem Boote dargestellt, entwe<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Kajüte<br />
stehend o<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihr sitzend. Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong><br />
gäbe e<strong>in</strong>er Fahrt zu den Gütern erwartete man<br />
Nfr nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fahrzeug, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en müßten<br />
Begleitschiffe se<strong>in</strong>. An<strong>der</strong>s aber, wenn es sich um<br />
<strong>die</strong> Totenfahrt handelt. Zwar könnte man den E<strong>in</strong>wand<br />
erheben, daß <strong>der</strong> Grabherr dabei nicht als<br />
Leben<strong>der</strong> dargestellt werden dürfe, aber man vermied<br />
aus beson<strong>der</strong>en Gründen <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gabe<br />
<strong>der</strong> Leiche und des Sarges, siehe Giza V, S. 67 f.;<br />
und dann sollte sich <strong>die</strong> Reise zu den Opferstätten,<br />
<strong>die</strong> <strong>der</strong> Begräbniszug berührte, stets wie<strong>der</strong>holen.<br />
Da war es erklärlich, daß man dem Verklärten<br />
möglichst viele Boote zur Verfügung stellte, <strong>die</strong><br />
er nach Belieben benutzen konnte. Das liegt <strong>in</strong><br />
gleicher Richtung mit <strong>der</strong> Aufstellung mehrerer<br />
Statuen im Grabe, mit <strong>der</strong> Anlage mehrerer Ser-<br />
däbs, <strong>der</strong> Anfertigung <strong>von</strong> Statuengruppen, <strong>die</strong><br />
den Verstorbenen mehrere Male darstellen und <strong>der</strong><br />
Anbr<strong>in</strong>gung verschiedener Opfertischszenen. —<br />
Über dem letzten Fahrzeug ist am Ufer e<strong>in</strong> Hirt<br />
mit e<strong>in</strong>em Opfertier dargestellt, ganz wie bei <strong>der</strong><br />
Totenfahrt, etwa Giza IV, Tat", o und 4.<br />
Die Totenschiffe wollen sich freilich auf unserer<br />
Ostwand schwer <strong>in</strong> <strong>die</strong> Darstellung e<strong>in</strong>fügen, man<br />
erwartete nach <strong>der</strong> Beischrift eher Schiffe, auf<br />
denen Nfr zur Besichtigung <strong>der</strong> Güter reiste o<strong>der</strong><br />
<strong>die</strong> als Fracht <strong>die</strong> Ernte <strong>von</strong> den Gütern zu se<strong>in</strong>em<br />
Wohnsitz br<strong>in</strong>gen. Die Begräbnisfahrt wurde ehedem<br />
auf <strong>der</strong> Ostwand <strong>über</strong> <strong>der</strong> Tür angebracht,<br />
o<strong>der</strong> neben ihr, immer als selbständiges Bild. Zu<br />
it ÜBEE <strong>die</strong> Grabungen auf dem Fbiedhof <strong>von</strong> Giza. 61<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe des Lebens auf den Landgütern<br />
und <strong>in</strong> den Marschen gehören <strong>die</strong> Jagd- und Vergnügungsfahrten,<br />
wie etwa <strong>in</strong> Whmkij das Ehe-<br />
paar im Boot neben <strong>der</strong> Zählung <strong>der</strong> Herden ab-<br />
gebildet ist. Man könnte nun vermuten, daß <strong>der</strong><br />
Zeichner des Nfr e<strong>in</strong>e ähnliche Vorlage zur Hand<br />
hatte und an Stelle <strong>der</strong> vorgefundenen Boote <strong>die</strong><br />
Totenschiffe e<strong>in</strong>setzte. Aber so e<strong>in</strong>fach kann <strong>die</strong><br />
Lösung nicht se<strong>in</strong>, denn wir f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e eigen-<br />
tümliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Bil<strong>der</strong>n aus den Fel<strong>der</strong>n<br />
und Sümpfen mit <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Begräbnis-<br />
fahrt auch an<strong>der</strong>wärts, siehe vor allem onb,<br />
Giza V, S. 61 ff. Vielleicht dachte man, daß <strong>der</strong><br />
Verstorbene se<strong>in</strong>e frohen Fahrten zu den Gütern<br />
immer wie<strong>der</strong>hole; im Grunde genommen s<strong>in</strong>d ja<br />
alle Darstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultkammer auf das<br />
Jenseits abgestimmt, und auch <strong>die</strong> Arbeiten auf<br />
dem Felde, <strong>der</strong> Fisch- und Vogelfang <strong>die</strong>nen für<br />
den Unterhalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Welt.<br />
Hier sei auch auf e<strong>in</strong>en weiteren son<strong>der</strong>baren<br />
Befund aufmerksam gemacht: am Ende des Bild-<br />
feldes steht Nfr und betrachtet <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Szenen, sieht also auch zu. wie er selbst auf<br />
mehreren Booten fährt. Das er<strong>in</strong>nert an das Bild<br />
auf <strong>der</strong> Ostwand des Grabes Lepsius 75, wo<br />
H'fr^rih, wie <strong>in</strong> unserem Falle <strong>die</strong> Arbeiten auf<br />
dem Felde besichtigend, sich selbst erblickt, wie<br />
er <strong>der</strong> Kornernte zuschaut, L. D. II, 9.<br />
Die Ausführung.<br />
Der Bildhauer hat gerade den oberen Streifen<br />
merkwürdig unfertig gelassen; das läßt sich trotz<br />
des schlechten Erhaltungszustandes nachweisen.<br />
Manche D<strong>in</strong>ge, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorzeichnung sicher<br />
vorhanden waren, wurden <strong>über</strong>haupt nicht <strong>in</strong> An-<br />
griff genommen. Das mittlere Boot sieht wie e<strong>in</strong><br />
Geisterschiff aus; Nfr steht vor <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e, aber<br />
es fehlt <strong>die</strong> Bemannung, das Schiff fährt ohne<br />
Pilot und Segelrichter; zwei Steuerru<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d am<br />
Heck befestigt, aber ke<strong>in</strong> Steuermann be<strong>die</strong>nt sie.<br />
Diese notwendigen Figuren s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />
Umrissen angedeutet. Auch steht <strong>der</strong> Mast ohne<br />
Haltetaue da, und das Segel hat ke<strong>in</strong>e Lenkseile.<br />
Man wäre versucht, das so zu erklären, daß <strong>der</strong><br />
Bildhauer nach <strong>der</strong> Rotzeichnung zunächst das<br />
Schiff fertigstellte, dann <strong>die</strong> Figur des Grabherrn<br />
<strong>in</strong> Angriff nahm, daß aber vorzeitig <strong>die</strong> Leute<br />
kamen, <strong>die</strong> den Stuck<strong>über</strong>zug auftrugen, ehe er<br />
<strong>die</strong> an<strong>der</strong>en Figuren begonnen hatte. Aber das<br />
ist mit dem üblichen Werkverfahren nicht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>-<br />
klang zu br<strong>in</strong>gen; denn <strong>die</strong> fehlenden D<strong>in</strong>ge<br />
standen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorzeichnung auf <strong>der</strong> höheren<br />
Stehischicht. und nur <strong>der</strong> Baum zwischen ihnen
mußte auf <strong>die</strong> jetzige Wandtiefe abgearbeitet<br />
werden, wie bei den Mannschaften <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en<br />
Booten, <strong>die</strong> aus dem H<strong>in</strong>tergrund ebenso stark<br />
hervortreten wie das Schiff selbst.<br />
So läge <strong>die</strong> Vermutung nahe, daß tatsächlich<br />
e<strong>in</strong> I!i>nt ohne Bemannung dargestellt werden<br />
sollte: gerade <strong>die</strong> Steuerru<strong>der</strong> könnten darauf h<strong>in</strong>-<br />
weisen, da sie <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong> mit den Leuten, <strong>die</strong><br />
sie handhaben, gearbeitet werden mußten, schon<br />
wegen <strong>der</strong> Überschneidungen. Trotzdem sche<strong>in</strong>t<br />
e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs kaum liegreifliche Nachlässigkeit<br />
vorzuliegen. E<strong>in</strong>en festen Anhalt dafür gibt uns<br />
<strong>die</strong> Gestalt des Nfr; auch sie wav zunächst vom<br />
Bildhauer ausgelassen worden; man bat sie dann<br />
nachträglich noch oberflächlich <strong>in</strong> <strong>die</strong> tiefere<br />
Wandfläche mit dem Meißel ausgehauen, freilieh<br />
dabei e<strong>in</strong>en falschen Maßstab genommen und ihr<br />
e<strong>in</strong>e verkehrte Standfläche gegeben. Auch «eisen<br />
e<strong>in</strong>ige Mängel bei den beiden an<strong>der</strong>en Booten<br />
auf beson<strong>der</strong>e Nachlässigkeit; es fehlen <strong>die</strong> Halte-<br />
taue und ihre Befestigung am Schiffsrumpf und<br />
ebenso <strong>die</strong> Lenktaue <strong>der</strong> Segel; wie wenig <strong>die</strong><br />
Verwitterung <strong>der</strong> Wand als Erklärung iu Frage<br />
kommt, zeigt unter an<strong>der</strong>em das vor<strong>der</strong>e, gut er-<br />
haltene Haltetau des ersten Schiffes. So darf also<br />
unser mittleres Boot nicht etwa als Beispiel für<br />
e<strong>in</strong>en neuen Typ <strong>der</strong> Schiffsdarstellung angeführt<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong>zelheiten.<br />
Das erste Boot ist e<strong>in</strong> schweres Fahrzeug,<br />
dessen Heck nicht unbedeutend höher als se<strong>in</strong><br />
Bug gebaut ist; <strong>die</strong>se Bauari ist für das spätere<br />
Alte Reich bezeichnend, man vergleiche dagegen<br />
aus früherer Zeit etwa Njiwtnfr, Oiza 111. Abb.<br />
29. Das Schiff steht mit se<strong>in</strong>en breiten, glatten<br />
Enden dem Giza V, Abb 16 behelfsmäßig als icn-t<br />
bezeichneten Typ nahe, doch fehlt <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
angegebene Trennung <strong>der</strong> Enden vom Rumpf, <strong>die</strong><br />
mit <strong>der</strong> Bauweise des Bootes <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
steht. Die Brustwehr beg<strong>in</strong>nt da. wo <strong>die</strong> Trennung<br />
zu erwarten wäre; ihr Ende ist auf dem Bilde<br />
nicht mehr mit Sicherheit festzustellen, <strong>die</strong> Zeichnung<br />
Abb. lb' läßt sie bis zum Ende durchlaufen,<br />
aber es ist möglich, daß am Schluß e<strong>in</strong>e Stand-<br />
fläche für <strong>die</strong> Steuerleute angebracht war, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Schräge des Decks am Heck ausglich, wie etwa<br />
Giza IV, Taf. 7.<br />
Das vor<strong>der</strong>e Längs-Haltetau des Doppelmastes<br />
ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bügel befestigt. Das danebenstehende<br />
kegelförmige Gebilde ist e<strong>in</strong> Opferbrot, das für<br />
e<strong>in</strong>e glückliche Fahrt hier aufgestellt wurde, siehe<br />
Giza IV. S. 54. Im h<strong>in</strong>teren Teil des Schiffes ist <strong>die</strong><br />
Kab<strong>in</strong>e hergerichtet; E<strong>in</strong>zelheiten ihres Aufbaues<br />
Ill BMANN JüNKEE.<br />
s<strong>in</strong>d nicht mehr zu erkennen. Vor ihr steht Nfr,<br />
auf se<strong>in</strong>en Stab gelehnt, an <strong>der</strong> gewöhnlichen<br />
Stelle und <strong>in</strong> <strong>der</strong> üblichen Haltung des Grabherrn<br />
bei <strong>der</strong> Schiffahrt. Die drei vor ihm hockenden<br />
Leute s<strong>in</strong>d mit dem Richten <strong>der</strong> unteren Rahe<br />
beschäftigt, siehe Giza IV, S. 53 f. Der Pilot hat<br />
sich ganz vorn am Bug aufgestellt, mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Hand faßt er das Haltetau, <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hält<br />
er e<strong>in</strong>" zusammengelegtes Tauende, das Zeichen<br />
<strong>der</strong> Befehlsgewalt. Se<strong>in</strong> vorgestelltes Be<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong><br />
wenig geknickt, da das Deck hier ansteigt. H<strong>in</strong>ter<br />
ihm steht e<strong>in</strong> Schiffsoffizier, als solcher an dem<br />
Tauende erkennbar; <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke Hand legt er auf<br />
se<strong>in</strong>e rechte Schulter, e<strong>in</strong> Zeichen <strong>der</strong> Ehrfurcht<br />
gegen<strong>über</strong> dem Grabherrn, vergleiche Giza II,<br />
Abb. 22.<br />
Am Heck führen drei Steuerleute <strong>die</strong> schweren<br />
Ru<strong>der</strong> mit lanzettförmigem Blatt; h<strong>in</strong>ter ihnen steht<br />
<strong>der</strong> Segelrichter, <strong>die</strong> Füße aufgestemmt, den Körper<br />
e<strong>in</strong> wenig zurückgeworfen. Für das mittlere<br />
Boot vergleiche das oben Gesagte. Die Form des<br />
Rumpfes ist typisch für <strong>die</strong> Schiffe mit Igelkopf<br />
am Bug, ebenso <strong>die</strong> Form des Hecks, dessen<br />
untere L<strong>in</strong>ie sieh am Ende rundet und <strong>in</strong> scharfer<br />
Kante auf das Deck stößt. Die nachträglich e<strong>in</strong>-<br />
gesetzte Figur des Grabherrn sche<strong>in</strong>t außen<br />
zwischen Bordrand und Brustwehr zu stehen,<br />
was natürlich nicht angängig ist. In <strong>der</strong> üblichen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe, wie auf unserem ersten Schiff, sieht<br />
es aus. als liege das Deck, auf dem <strong>der</strong> Verstorbene<br />
steht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe des oberen Randes<br />
<strong>der</strong> Brustwehr; tatsächlich liegt es wesentlich<br />
tiefer, nur wollte <strong>der</strong> Zeichner <strong>die</strong> ganze Gestalt<br />
wie<strong>der</strong>geben und nicht ihren unteren Teil <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Brustwehr <strong>über</strong>schneiden lassen.<br />
Das dritte Boot hat <strong>die</strong> Gestalt des ersten,<br />
ist nur schlanker gebaut. Die Brustwehr endet<br />
rückwärts Lei dem ersten Steuermann, dessen<br />
vorgestelltes Be<strong>in</strong> h<strong>in</strong>ter ihr verschw<strong>in</strong>det. Nfr<br />
hat auf e<strong>in</strong>em geschnitzten Sessel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e<br />
Platz genommen; das vor<strong>der</strong>e Stuhlbe<strong>in</strong> ist wie<br />
oben Abb. 11 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeichnung nicht wie<strong>der</strong>-<br />
gegeben. Ganz am Ende des Hecks steht <strong>der</strong><br />
Segelrichter auf dem abschüssigen Deck, den vor-<br />
gesetzten Fuß fest aufgestemmt, das rückwärtige<br />
Be<strong>in</strong> gebogen. In den ausgestreckten Händen soll<br />
er das Lenktau des Segels halten, aber <strong>der</strong> Bild-<br />
hauer hat auch bei <strong>die</strong>sem Boot ke<strong>in</strong>e Taue an-<br />
gegeben, <strong>die</strong> Ergänzung war dem Maler <strong>über</strong>lassen.<br />
Über dem Schiff ist durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Standl<strong>in</strong>ie das Ufer angegeben; hier eilt e<strong>in</strong> Ma-<br />
trose im Laufschritt, se<strong>in</strong> Ru<strong>der</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Schultern<br />
gelegt. Verwandte Darstellungen zeigen an <strong>die</strong>ser
I'hkm <strong>in</strong> i 1:1 .1; dim (tijAr.rxuKN auk dem Friedhof <strong>von</strong> Giza. 63<br />
Stelle Gruppen <strong>von</strong> Schiffsleuten mit Ru<strong>der</strong>n und<br />
Tauen; sie s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> Bord ans Land geschickt,<br />
wohl um bei dem Festmachen des Bootes behilflich<br />
zu se<strong>in</strong>, siehe auch <strong>die</strong> Beischrift <strong>in</strong> Ssmnfr J,<br />
L. D. II, 28. — H<strong>in</strong>ter dem Matrosen schreitet<br />
e<strong>in</strong> Hirte, als solcher an se<strong>in</strong>em Mattenschurz er-<br />
kenntlich. Er führt e<strong>in</strong> hornloses R<strong>in</strong>d herbei,<br />
das er, den Oberkörper wendend, bei <strong>der</strong> Schnauze<br />
und am Schädel faßt, um es vorwärts zu ziehen.<br />
Ähnlichen Darstellungen begegnen wir auch sonst<br />
beim Landen <strong>der</strong> Boote, <strong>die</strong> Tiere s<strong>in</strong>d alsSchkicht-<br />
opfer bei <strong>der</strong> Ankunft des Leichenzuges gedacht;<br />
siehe zum Beispiel Giza IV, Taf. 7 und S. 56.<br />
2. Das Anschauen <strong>der</strong> Opfertiere.<br />
In den unteren drei Streifen werden dem<br />
Grabherrn R<strong>in</strong><strong>der</strong>, Wild und Geflügel vorgeführt.<br />
Die Art <strong>der</strong> Darstellung beweist, daß <strong>die</strong> Tiere<br />
am Grabe zum Unterhalt des Verstorbenen ab-<br />
geliefert werden; bei ganz entsprechenden Bil<strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Mastabas wird <strong>die</strong>se Bestimmung aus-<br />
drücklich angegeben, wie bei SSmnfr: ,<br />
Ansehen<br />
<strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Geschenke, <strong>die</strong> zum Totenopfer aus<br />
den Dörfern des Stiftungsgutes gebracht werden',<br />
siehe Giza III, Abb. 8 a— b und vergleiche Kihjf<br />
unten Abb. 40.<br />
Wir können verfolgen, wie das Bild allmählich<br />
e<strong>in</strong>e feste Form erhält, Zunächst verband mau<br />
noch das Herbeibr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Schlachttiere mit dem<br />
Zug <strong>der</strong> Dorfvertreter, <strong>die</strong> ihre Abgaben brachten;<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong> und Wild, <strong>die</strong> daneben dargestellt werden,<br />
galten als Geschenke <strong>der</strong> gleichen Stiftungsgüter;<br />
siehe zum Beispiel Giza II, Abb. 20 und 28. Dann<br />
wird e<strong>in</strong>e eigene Szene geschaffen: vor <strong>der</strong> großen<br />
Gestalt des Grabherrn teilt man <strong>die</strong> Fläche <strong>in</strong><br />
Streifen, <strong>von</strong> denen je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Art<br />
<strong>der</strong> Opfertiere vorbehalten ist, während man früher<br />
R<strong>in</strong><strong>der</strong> und Wild auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Reihe darstellte,<br />
wie Giza II, 28, III, 18; bald fügt man<br />
das Geflügel h<strong>in</strong>zu. E<strong>in</strong>e feste Reihenfolge be-<br />
steht für <strong>die</strong> verschiedenen Arten <strong>der</strong> Tiere nicht;<br />
oft folgen sich <strong>von</strong> oben nach unten Wild, R<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Geflügel, wie Giza III, Abb. 8 a— b und<br />
Abb. 48; o<strong>der</strong> man beg<strong>in</strong>nt mit den R<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />
läßt Wild und Geflügel folgen, wie Kihjf, Abb. 40;<br />
<strong>die</strong>se Anordnung sehließt sich an <strong>die</strong> Aufzählung<br />
im Totengebet an. Die Verteilung auf unserem<br />
Bilde mit dem Geflügel <strong>in</strong> <strong>der</strong> obersten Reihe<br />
sieht wohl vere<strong>in</strong>zelt da.<br />
Das Geflügel.<br />
Der Bildstreifen hat <strong>die</strong> gleiche Breite 11 ie<br />
<strong>der</strong> untere, obgleich <strong>die</strong> hier wie<strong>der</strong>gegebenen<br />
Tiere viel kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d, als <strong>die</strong> <strong>in</strong> den unteren<br />
Reihen dargestellten. D;iliei wird auch ke<strong>in</strong> Ver-<br />
such gemacht, <strong>der</strong> Wirklichkeit dadurch näherzukommen,<br />
daß man das GrößenVerhältnis zwischen<br />
Menschen und Tieren richtig wie<strong>der</strong>gab; dem<br />
Hirten reichen <strong>die</strong> Kraniche bis zum Scheitel.<br />
als ob es riesige Tiere wären, so hoch wie <strong>die</strong><br />
schweren R<strong>in</strong><strong>der</strong> im mittleren Streifen. Man hat<br />
eben <strong>die</strong> Fläche <strong>in</strong> ungefähr gleiche Fel<strong>der</strong> ge-<br />
teilt, auch um <strong>die</strong> Gestalten <strong>der</strong> Hirten und Diener<br />
auf dem ganzen Bild gleich groß zu halten; an<strong>der</strong>er-<br />
seits mußten <strong>die</strong> Streifen auch <strong>in</strong> ihrer Breite<br />
tunlichst gleichmäßig gefüllt ersche<strong>in</strong>en, und so<br />
geriet das Geflügel unverhältnismäßig groß. In<br />
an<strong>der</strong>en Mastabas ist es ähnlich, bei If irr 11 =<br />
Giza III, Abb. 48 ist <strong>der</strong> Hirt gar noch kle<strong>in</strong>er<br />
als <strong>die</strong> Kraniche. Aber bessere Künstler nehmen<br />
doch meist etwas mehr Rücksicht auf <strong>die</strong> Wirk-<br />
lichkeit, wie hei Tjj und Pthhtp. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Arten des Geflügels werden ihrer Größe nach<br />
gereiht, <strong>von</strong> den Kranichen bis zu den Tauben.<br />
Um bei den kle<strong>in</strong>en Tieren e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Bildausfüllung zu erreichen, teilte man den Streifen,<br />
wie Giza III, Abb. 48. IV. Taf. 7. — Da, wo<br />
<strong>die</strong> genannten re<strong>in</strong> äußerlichen Gesichtspunkte<br />
fehlen, wird natürlich auf <strong>die</strong> wirklichen Größen-<br />
verhältnisse mehr Rücksicht genommen; man ver-<br />
gleiche zum Beispiel das Vorführen <strong>der</strong> Kraniche<br />
mit dem Nudeln bei Tjj. Tombeau de Ti, Taf. 8.<br />
Der Aufmarsch des Geflügels bei Nfr lehnt<br />
sich deutlich an bestimmte Vorbil<strong>der</strong> an; auch<br />
an<strong>der</strong>wärts beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Zug mit e<strong>in</strong>er Herde <strong>von</strong><br />
Kranichen, <strong>die</strong> durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>laufen. Gleich <strong>die</strong><br />
erste Gruppe unseres Bildes begegnet uns als erste<br />
auch bei Tjj und wie<strong>der</strong>holt sich dort bei <strong>der</strong><br />
dritten: drei Kraniche, <strong>von</strong> denen zwei mit de<strong>in</strong><br />
Hirten schreiten, während <strong>der</strong> dritte sich um-<br />
wendet. 1 Der Zeichner des Nfr hätte se<strong>in</strong>em Stil<br />
nach eigentlich <strong>die</strong> Tiere e<strong>in</strong>zeln wie<strong>der</strong>geben<br />
müssen, wie etwa R'ior II, Giza III. Abb, 48, 2<br />
aber ganz konnte er sich wohl <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Vor-<br />
lage nicht losmachen und begnügte sich damit,<br />
<strong>die</strong> Gruppe durch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Über-<br />
schneidung gelöster zu gehen und zwei e<strong>in</strong>zelne<br />
Tiere folgen zu hissen.<br />
Nur bei <strong>die</strong>sen letzten Kranichen wird e<strong>in</strong>e<br />
Bezeichnung gegeben, hei dem ersten jj ^, bei<br />
dem an<strong>der</strong>en I<br />
. II"
64 He km. .1 INK ei;.<br />
Schopf und an <strong>der</strong> Brust e<strong>in</strong> schwarzes Fe<strong>der</strong>büschel;<br />
siehe Montet, Scenes, S. 142. Auf<br />
unserem Bilde waren bei deD meisten Tieren noch<br />
Farbspuren vorhanden und alle Kraniche schienen<br />
rotes Gefie<strong>der</strong> zu haben, siehe auch Phot. 382<br />
und 394. Zwar war bei unserem wd e und dem<br />
gleichgearteten Tier an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gruppe<br />
<strong>die</strong> Abblätterung beson<strong>der</strong>s stark, aber was noch<br />
an Tönung vorhanden war, schien nur Rot zu<br />
se<strong>in</strong>, und wahrsche<strong>in</strong>licher liegt e<strong>in</strong> Irrtum des<br />
Malers vor, als daß <strong>die</strong> roten Spuren <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Vorzeichnung o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>er Untermalung stammten.<br />
Bei dem di-t ist Rot an den Flügeln und am<br />
Schwänze noch auf größeren Stücken sichtbar,<br />
und bei dem Gegenstück <strong>in</strong> <strong>der</strong> .Mitte <strong>der</strong> Gruppe<br />
s<strong>in</strong>d Hals und Brust vollkommen rot gefärbt.<br />
Nun s<strong>in</strong>d aber <strong>die</strong> Farben bei dorn di-t im Grabe<br />
des Ptl.ispsi ganz an<strong>der</strong>er Art, nach Montet.<br />
Scenes, S. 142 hat <strong>der</strong> ,'j ^ blaues Gefie<strong>der</strong>,<br />
blaue Schenkel und rote Füße, <strong>der</strong> j)^= D p<br />
hellblaues Gefie<strong>der</strong> und dunkelblaue Füße. Da<br />
Blau und Schwarz <strong>in</strong> den Gräbern des Alten<br />
Reiches manchmal wechseln o<strong>der</strong> auch schwer<br />
zu unterscheiden s<strong>in</strong>d, so dürfte <strong>die</strong> gleiche Färbung<br />
auch Petrie, Medum, Taf. 24 geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>,<br />
wo beide Kraniche schwarz gefärbt s<strong>in</strong>d, Rot<br />
f<strong>in</strong>det sieh nur am Schnabelansatz und an den<br />
Schenkeln. Wir hätten also unter di-t nicht nur<br />
den schwarzen, M<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch den roten Kranich<br />
zu verstehen: das will freilich nicht zu den fe<strong>in</strong>en<br />
Unterscheidungen passen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Ägypter bei den<br />
Tierarten macht. Bei di-t 'jw ist '/'"' vielleicht <strong>die</strong><br />
Bezeichnung des Männchens. E<strong>in</strong>e weitere Art<br />
^^; gi muß ganz unbestimmt bleiben, ohne Farben<br />
ist sie schwer <strong>von</strong> di-t zu unterscheiden.<br />
Die Kraniche gehören zu dem ganz alten<br />
Bestand <strong>der</strong> Totenmahlzeit, siehe Wenn, Giza II,<br />
S. So und Nfr, S. 85; sie werden bei Hmiwnw und<br />
auf e<strong>in</strong>igen Grabplatten <strong>der</strong> 4. Dynastie genannt,<br />
haben aber nie E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> <strong>die</strong> offizielle Speise-<br />
liste gefunden, was schwer zu erklären ist; sie<br />
werden noch außerhalb <strong>der</strong>selben <strong>in</strong> dem Ver-<br />
zeichnis <strong>der</strong> Geflügelarten genannt, wie bei Ssiihtp,<br />
Giza II. Abb. o:; und Kij III, Abb. 17. ver-<br />
schw<strong>in</strong>den aber dann Fast vollständig. Die Dar-<br />
stellungen <strong>der</strong> Kraniche im späteren Alten Reich<br />
s<strong>in</strong>d aber nicht etwa nur e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung an alte<br />
Opferbräuche o<strong>der</strong> Fortsetzung früherer Darstel-<br />
lungen, <strong>von</strong> denen dir erste Spur Petrie, Medum<br />
24 ist; denn wir begegnen den Tieren auch<br />
außerhalb <strong>der</strong> Opferszenen, auf den Geflügel<br />
hören, wo sie wie <strong>die</strong> Gänse gemästet werden ;<br />
siehe unter an<strong>der</strong>em Schäfer. Atlas III. 78<br />
(Mrrtvki), 83 A (Tjj), G (M<strong>in</strong>fr), auch Klebs,<br />
Reliefs AR.. Abb. 53.<br />
Bei <strong>der</strong> Vorführung des Geflügels stehen <strong>die</strong><br />
Kraniche an erster Stelle, da man mit den größten<br />
Tieren beg<strong>in</strong>nt; aber wenn sie gerne <strong>in</strong> größerer<br />
Anzahl wie<strong>der</strong>gegeben werden, so spricht doch<br />
wohl auch <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e Freude an ihrer Dar-<br />
stellung mit, <strong>die</strong> wir auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Szenen des<br />
Mästens zu erkennen glauben. Dem Ägypter, <strong>der</strong><br />
fe<strong>in</strong> beobachtete und S<strong>in</strong>n für Humor hatte, ist<br />
das Auffallende <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Kraniche<br />
gewiß nicht entgangen; mit dem langen Hals und<br />
großen Schnabel, dem breiten Schwanzgefie<strong>der</strong>und<br />
den dünnen hohen Be<strong>in</strong>en, und das verbunden<br />
mit e<strong>in</strong>em gemessenen, würdevollen Benehmen,<br />
wirken sie e<strong>in</strong> wenig komisch. So hat es schon<br />
<strong>der</strong> Zeichner <strong>von</strong> Medum begriffen: <strong>der</strong> mutwillige<br />
Affe macht sich <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em Hüter los und zupft<br />
den gravitätisch e<strong>in</strong>herschreitenden Kranich an<br />
den Fe<strong>der</strong>n des wippenden Schwanzes, e<strong>in</strong> ganz<br />
drolliges Bild.<br />
Den Kranichen folgen <strong>die</strong> Gänse und Enten,<br />
e<strong>in</strong> Tier immer e<strong>in</strong> wenig kle<strong>in</strong>er als das vorher-<br />
gehende. Jede Art wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beispiel, groß<br />
und alle<strong>in</strong>stehend, dargestellt; <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fällen<br />
gibt man je e<strong>in</strong> Paar wie<strong>der</strong>, o<strong>der</strong> <strong>von</strong> je<strong>der</strong><br />
Gattung mehrere Tiere, h<strong>in</strong>ter- o<strong>der</strong> nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />
vergleiche zum Beispiel Giza IV. Taf. 7. Ptl}spis,<br />
Montet. Scenes, Taf. 11, Davies, Ptahhetep I,<br />
Taf. 27. Nfr beschränkt sich auf zwei Gänse- und<br />
zwei Entenarteii. da er auf e<strong>in</strong>e Unterteilung des<br />
Streifens verzichtete, wie sie bei <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Darstellung Tjj und Pthhtp vornehmen. —<br />
Es folgen sich §, trp, s-t und ph-t. In <strong>der</strong> Gestalt,<br />
<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Flügel und des Schwanzes<br />
sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Färbung zeigen sr und trp große<br />
Übere<strong>in</strong>stimmungen, kle<strong>in</strong>e Verschiedenheiten bemerkt<br />
man <strong>in</strong> <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Brust und <strong>in</strong> dem<br />
W<strong>in</strong>kel, <strong>der</strong> <strong>von</strong> Hals und Rücken gebildet wird;<br />
Giza IV, Taf. 7 zeigen <strong>die</strong> trp eben am Schnabel-<br />
ansatz e<strong>in</strong>en bellen Fleck. Die s-i-Spießente ist<br />
sofort an ihrem spitz zulaufenden Schwanz er-<br />
kenntlich, <strong>die</strong> j'lif an ihrem gedrungenen Körper<br />
und dem stark zurückgebogenen Hals. Bei den<br />
Innenzeichnungen erlaubt sich <strong>der</strong> Maler e<strong>in</strong>ige<br />
Freiheiten, denn <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gaben stimmen nicht<br />
<strong>über</strong>e<strong>in</strong>; wir haben aus unserer Grabung zum<br />
Beispiel mehrere <strong>in</strong> Farben vorzüglich erhaltene<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> .-V-Gaus. siebe Tat. 2e = Nfr, Taf. 11<br />
= Kihjf, Giza IV, Taf. 7= Kijm'nh; sie geben<br />
das Gefie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flügel jeweils verschieden an.<br />
und Nfr läßt den weißen Streifen unter dem
JeEICHT flil.i; DIE GkABUNGEN AUF DEM FlUKI.IlOF VOH (uZA. 65<br />
Flügel weg. Herkunft und Bestimmung des Geflügels<br />
werden <strong>in</strong> manchen entsprechenden Szenen<br />
du ich e<strong>in</strong>e- heson<strong>der</strong>e Beischrift betont, wie hei<br />
Tj: jHerbeiführen zum Anschauen <strong>der</strong> Geschenke,<br />
<strong>die</strong> aus den Dörfern des Stiftungsgutes gebracht<br />
werden', o<strong>der</strong> bei l'thhtp: .Das Betrachten <strong>der</strong> Geschenke<br />
an Geflügel, <strong>der</strong> Abgabe <strong>der</strong> Höfe und<br />
Grabstiftungen, <strong>von</strong> Unter- und Oberägypten, des<br />
Totengutes.' Aber es entsprechen <strong>die</strong> dargestellten<br />
Tiere auf Abb. 16 und auch sonst oft nicht den<br />
Arten, <strong>die</strong> im Opferverzeichnisse genannt werden:<br />
ir o<strong>der</strong> ri, trp, s-t, s, mnw-t; hier f<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong><br />
gleiche Mangel an Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen <strong>der</strong><br />
<strong>über</strong>lieferten Speiseliste und dem wirklichen Mahl,<br />
wie er auch bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Gerichte<br />
beobachtet wird.<br />
Die R<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Die Mastochsen werden e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> Abständen<br />
wie<strong>der</strong>gegeben, gleichmäßig und ohne jede Über-<br />
schneidung; das ist <strong>die</strong> alte klassische Darstel-<br />
lungsweise, an <strong>die</strong> sich unser Zeichner anlehnt.<br />
Unterdessen hatte sich das Bestreben geltend ge-<br />
macht, <strong>die</strong> Szene e<strong>in</strong> wenig abwechslungsreicher<br />
zu gestalten, sei es durch <strong>die</strong> verschiedene Hal-<br />
tung <strong>der</strong> Tiere o<strong>der</strong> durch ihre Häufung; <strong>die</strong> Hirten<br />
führen mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> am Seil<br />
herbei, <strong>die</strong> Tiere sträuben sich o<strong>der</strong> drängen sich<br />
vor. Wie <strong>in</strong> manchen an<strong>der</strong>en Beispielen ist das<br />
erste R<strong>in</strong>d angepflockt, es ist schon an Ort und<br />
Stelle augekommen, während <strong>die</strong> übrigen Tiere<br />
sich dem Grabe nahen. Man erwartete, daß <strong>der</strong><br />
Unterschied auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haltung zum Ausdruck<br />
komme, aber sie alle sche<strong>in</strong>en gleichmäßig <strong>in</strong> Bewegung<br />
zu se<strong>in</strong>. Das ist durch <strong>die</strong> ägyptische<br />
Zeichenweise bed<strong>in</strong>gt, <strong>die</strong> für Menschen und für<br />
Tiere nur e<strong>in</strong> vorstelliges Bild kennt und es uns<br />
<strong>über</strong>läßt, aus dem Zusammenhang festzustellen,<br />
ob Ruhe o<strong>der</strong> Bewegung geme<strong>in</strong>t ist. Nur wo e<strong>in</strong>e<br />
beson<strong>der</strong>e Haltung o<strong>der</strong> Bewegung wie<strong>der</strong>gegeben<br />
werden soll, wie beim Lauf, bei größerer An-<br />
strengung o<strong>der</strong> bei bestimmter Arbeit werden eigene<br />
Formen gegeben. In unserem Falle haben wir uns<br />
das erste R<strong>in</strong>d stehend zu denken, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Tiere schreitend, entsprechende Bil<strong>der</strong> zeigen, wie<br />
sie noch angetrieben o<strong>der</strong> vorwärtsgezogen werden,<br />
siehe etwa Giza III, Abb. 8 a— b.<br />
Von den vier vorgeführten R<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist das<br />
erste braun, <strong>die</strong> beiden folgenden s<strong>in</strong>d schwarz-<br />
weiß gescheckt; <strong>die</strong> Farbe des vierten ließ sich<br />
nicht mehr feststellen. Se<strong>in</strong>e Hörner s<strong>in</strong>d nach<br />
<strong>in</strong>nen statt nach außen gebogen; ähnliche unregelmäßige<br />
Krümmungen des Gehörns werden bei<br />
<strong>der</strong> vorliegenden Szene wie<strong>der</strong>holt angegeben, auch<br />
bei dem Tiere, das den Schluß bildet. Über allen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n steht gleichmäßig<br />
Mastr<strong>in</strong>d'; siehe oben S. 50.<br />
1f\<br />
Das zweite und dritte Tier werden <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Hirten geführt; <strong>der</strong> erste Hirte legt dahei se<strong>in</strong>e<br />
l<strong>in</strong>ke Hand auf das Rückenende des vor ihm ge-<br />
zeichneten Tieres; das bedeutet auf an<strong>der</strong>en Bil-<br />
<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Antreiben zum Vorwärtsgehen, hat aber<br />
<strong>in</strong> unserem Falle ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, da <strong>der</strong> Ochse an-<br />
gepflockt ist und steht; es liegt also wohl e<strong>in</strong>e<br />
un<strong>über</strong>legte Übertragung vor.<br />
Das Wild.<br />
Im unteren Streifen än<strong>der</strong>t sieh das Bild<br />
vollkommen; gegen<strong>über</strong> dem schleppenden Zug<br />
<strong>der</strong> R<strong>in</strong><strong>der</strong> herrscht bei dem Herbeibr<strong>in</strong>gen des<br />
Wildes starke Bewegung, dort schreiten <strong>die</strong> Hirten<br />
ebenso ruhig wie <strong>die</strong> Tiere, hier aber müssen sich<br />
<strong>die</strong> Treiber mühen, den Marsch <strong>in</strong> Gang zu halten;<br />
denn wenn es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefangenschaft gemästetes<br />
Wild ist, so hat es doch se<strong>in</strong> Temperament<br />
nicht ganz verloren und fügt sich nur un-<br />
willig <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ordnung. Die Szene wird <strong>in</strong> ähn-<br />
licher Weise schon <strong>in</strong> den ältesten Mastabas dar-<br />
gestellt, vie l'etrie, Medum, Taf. 11 beim Herbei-<br />
br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> nwdw- und mJJd-Antilope und des<br />
Ste<strong>in</strong>bocks. Der Zeichner drückt das gewaltsame<br />
Vorwärtszerren und Schiehen meist nur durch<br />
<strong>die</strong> Anstrengungen <strong>der</strong> Treiber aus, während <strong>die</strong><br />
Tiere selbst sich sche<strong>in</strong>bar <strong>in</strong> ruhigem Gang vor-<br />
wärtsbewegen; nur selten ist wie<strong>der</strong>gegeben, wie<br />
sie sich sträuben und entgegenstemmen.<br />
Durch <strong>die</strong>se e<strong>in</strong>seitige Darstellung geht viel<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Naturwahrheit verloren, doch fürchtete<br />
<strong>der</strong> Zeichner wohl mit Recht, daß bei e<strong>in</strong>er vollkommenen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Wirklichkeit <strong>die</strong> Szene<br />
zu unruhig werde, sie mußte auf <strong>die</strong> übrigen<br />
Bil<strong>der</strong> abgestimmt werden, und gerade bei dem<br />
feierlichen Vorgang des Anschauens <strong>der</strong> Geschenke<br />
hei dem Grabe durfte <strong>die</strong> Unruhe nicht zu stark<br />
fühlbar werden; ganz an<strong>der</strong>s stellt er <strong>die</strong> gleichen<br />
Tiere etwa auf den Jagddarstellungen dar.<br />
( iegentiber manchen an<strong>der</strong>en Beispielen «erden<br />
bei Nfr auch <strong>die</strong> Bewegungen <strong>der</strong> Treiber mit<br />
viel Zurückhaltung wie<strong>der</strong>gegeben. Um <strong>die</strong> erste<br />
/«."../-Antilope mühen sieh zwei Leute; <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
faßt sie bei den Hörnern und an <strong>der</strong> Schnauze,<br />
und s.<strong>in</strong> Genosse schiebt sie <strong>von</strong> h<strong>in</strong>ten nach.<br />
Bei dem Vorwärtszerren geht hier und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
folgenden Gruppe <strong>der</strong> Diener <strong>in</strong> <strong>der</strong> Richtung des<br />
Zuges und wendet nur den Oberkörper, während
16 Heemamm .1 1 \KI<br />
er sich bei <strong>der</strong> zweiten Antilope ganz umgedreht<br />
hat. Man könnte <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Wechsel das Bestreben<br />
erblicken, <strong>die</strong> mannigfache Art des Antreibens<br />
wie<strong>der</strong>zugeben o<strong>der</strong> auch Abwechslung <strong>in</strong> das<br />
Bild zu br<strong>in</strong>gen. Tn <strong>der</strong> klassischen Anordnung<br />
hall <strong>der</strong> Künstler streng darauf, daß <strong>der</strong> ganze<br />
Zug sich gleichmäßig fortbewegt und ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />
Leute dem Grabherrn den Rücken zukehre; vielleicht<br />
darf auf unserem Bilde aus ähnlichem Emp-<br />
f<strong>in</strong>den erst <strong>der</strong> entferntere vierte Treiber sich<br />
ganz umwenden.<br />
Bei dem Ste<strong>in</strong>bock hält <strong>der</strong> Treiber <strong>die</strong> Hörner<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beuge se<strong>in</strong>es rechten Armes, um das Tier<br />
mit fortzureißen, und packt zugleich <strong>die</strong> Schnauze<br />
mit <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Hand. 1 Auch hei <strong>der</strong> folgenden<br />
Antilope hat <strong>der</strong> Mann Hörner und Schnauze als<br />
festen und empf<strong>in</strong>dlichen Angriffspunkt gefaßt;<br />
se<strong>in</strong>e Haltung, <strong>die</strong> gehobene Ferse des weit zurück-<br />
gestellten Fußes und Rückwärtsneigung des Ober-<br />
körpers, erklärt sich so. daß er eben zum Vor-<br />
wärtsziehen ansetzt.<br />
Die Hyäne wird <strong>von</strong> rückwärts angeschoben,<br />
es war wohl wenige]- geraten, das hissige Tier<br />
heim Kopf zu nehmen; <strong>der</strong> Treiber faßt mit <strong>der</strong><br />
rechten Hand den Schwanz und legt <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke auf<br />
das Ende ihres Rückens, vergleiche auch L. D. II,<br />
11. Eigentlich entspricht das ruhige Verhalten des<br />
Tieres nicht se<strong>in</strong>em sonstigen Gehaben, heim<br />
Füttern müssen sich <strong>die</strong> Leute abmühen, das Tier<br />
vorn und h<strong>in</strong>ten packen, fesseln und auf den Bücken<br />
werfen, vergleiche Mrricki, Schäfer, Atlas III,<br />
37 und Kigmnj, v. Hiss<strong>in</strong>g I, Tat 11—12. — In<br />
<strong>der</strong> amtlichen Speiseliste ersche<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Hyäne nicht,<br />
<strong>in</strong> Verzeichnissen außerhalb <strong>der</strong>selben nur ge-<br />
legentlich; zum Beispiel Giza II. Abb. 33. 2<br />
y) Der Nordteil: Das Leben auf dem Lande.<br />
1. Allgerae<strong>in</strong>es.<br />
(Abb. 17. Taf. 4.i<br />
1. Nach <strong>der</strong> Beischrift am Ende <strong>der</strong> Ostwand<br />
sollten Pflügen und Ernten Gegenstand aller Dar-<br />
stellungen se<strong>in</strong>: <strong>in</strong> Wirklichkeit aber kann sich<br />
<strong>die</strong>ser Bildtitel nur auf <strong>die</strong> jetzt zu behandelnde<br />
nördliche Hälfte beziehen. An<strong>der</strong>erseits werden<br />
nicht nur Aussaat und Ernte des Getreides dar-<br />
gestellt, <strong>die</strong> Beischrift hebt eben nur <strong>die</strong> wichtigsten<br />
1 In thtjhtp, Louvre, faßt er den Ste<strong>in</strong>bock beim Hut:<br />
Schäfer, Atlas III, 88.<br />
2 An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Darstellungen <strong>der</strong> Hyäne als<br />
Schlachttier bis zum Ende des Alten Reiches nicht selten;<br />
vergleiche Klebs, Reliefs Alt, S. 120, 142 und Vorbericht<br />
1929, s <strong>in</strong> mit Anmerkung 1. — Unsere Hyäne i-t ge-<br />
streift, nicht gefleckt.<br />
Szenen hervor. Wenn an<strong>der</strong>e Texte e<strong>in</strong>ige weitere<br />
Bil<strong>der</strong> namentlich anführen und am Schluß .alle<br />
Arbeiten auf den sh-t' nennen, wie Kiljjf, so geht<br />
das wie<strong>der</strong>um zu weit.<br />
Zur Darstellung kommt nicht allgeme<strong>in</strong> das<br />
Landleben, <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> müssen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
dem Totenkult betrachtet werden, es soll das<br />
Treiben auf dem Stiftungsgut geschil<strong>der</strong>t werden,<br />
das den Verstorbenen mit Nahrung versorgt: <strong>der</strong><br />
Acker wird mit Frucht bestellt für <strong>die</strong> Brote und<br />
Kuchen des Totenmahls, Viehzucht, Vogelfang<br />
und Yogelmast liefern <strong>die</strong> Fleischgerichte, <strong>die</strong><br />
'<br />
Trauben, <strong>die</strong> geerntet und gekeltert werden, das<br />
Getränk. Diese Zweckbestimmung bee<strong>in</strong>flußt <strong>die</strong><br />
Art <strong>der</strong> Darstellung freilich nicht; <strong>der</strong> Künstler<br />
schil<strong>der</strong>t uns das Leben auf dem Feld und <strong>in</strong><br />
den Sümpfen ganz frei, als sei <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gabe<br />
des bunten Treibens Selbstzweck. — Schwerer<br />
ist <strong>die</strong> Auswahl zu erklären, <strong>die</strong> bei den Szenen<br />
getroffen wurde; wir vermissen schmerzlich e<strong>in</strong>e<br />
ganze Anzahl <strong>von</strong> Bil<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> uns <strong>die</strong> gleiche<br />
Berechtigung zu haben sche<strong>in</strong>en; so wird nur <strong>die</strong><br />
Ernte des Flachses dargestellt, se<strong>in</strong>e weitere Ver-<br />
arbeitung und das Sp<strong>in</strong>nen und Weben fehlen,<br />
vernachlässigt werden <strong>der</strong> Anbau verschiedener<br />
Fruchtarten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Listen aufgeführt s<strong>in</strong>d,<br />
und das Pflanzen <strong>der</strong> Gemüse, <strong>die</strong> bei den Gerichten<br />
des Totenmahles ersche<strong>in</strong>en, auch vom<br />
"We<strong>in</strong>bau erfahren wir nur wenig. Die Auswahl<br />
mußte im allgeme<strong>in</strong>en den Zweck <strong>der</strong> Darstel-<br />
lungen berücksichtigen, im e<strong>in</strong>zelnen aber konnten<br />
<strong>von</strong> dem Künstler Szenen bevorzugt werden, <strong>die</strong><br />
ihm für e<strong>in</strong>e lebendige Wie<strong>der</strong>gabe beson<strong>der</strong>s ge-<br />
eignet erschienen. Schon früh bildete sich dabei<br />
e<strong>in</strong> fester Bestand heraus, dem neue Bil<strong>der</strong> nur<br />
selten zugefügt werden; siehe auch Giza III,<br />
S. 61 f. und 66 f. Bei <strong>der</strong> Ausschmückung e<strong>in</strong>es<br />
Grabes nahm man aus <strong>die</strong>sen Vorlagen je nach<br />
dem verfügbaren Baum und dem Geschmack des<br />
Künstlers o<strong>der</strong> des Grabherrn wie<strong>der</strong>um bestimmte<br />
Szenen heraus, e<strong>in</strong>zelne freilich erschienen unbe-<br />
d<strong>in</strong>gt notwendig, wie ilie G ,t n ideernte.<br />
2. Bei <strong>der</strong> Reihung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Wand-<br />
fläche begegnen wir meist deutlich dem Bestreben.<br />
e<strong>in</strong>e Szenenfolge dem wirklichen Ablauf <strong>der</strong> Ar-<br />
beiten entsprechend wie<strong>der</strong>zugeben, wie bei <strong>der</strong><br />
Ernte das Mähen, das Verladen <strong>der</strong> Garben, <strong>der</strong><br />
Abtransport, das Aufhäufen <strong>der</strong> Miete, Dreschen,<br />
Worfeln und Versorgen des Getreides; beim Vogelfang<br />
das Schließen des Netzes, das Herausnehmen<br />
<strong>der</strong> gefangenen Vogel, ihr Unterbr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Käfigen.<br />
das Wegtragen und Auspacken. An<strong>der</strong>s aber wenn<br />
man <strong>die</strong> Verteilung <strong>der</strong> verschiedenen Gruppen
Besicht übeb <strong>die</strong> Grabungen auf dem Friedhof <strong>von</strong> Giza.<br />
auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bildstreifen betrachtet; hier wird<br />
auf das gegenseitige räumliche Verhältnis wenig<br />
Rücksicht genommen. Vor allem darf man aus <strong>der</strong>'<br />
Anordnung <strong>in</strong> den Streifen nicht etwa auf e<strong>in</strong>e<br />
entsprechende verschiedene Bildtiefe schließen,<br />
daß etwa <strong>die</strong> untere Reihe dem Beschauer näher<br />
zu denken sei als <strong>die</strong> obere. "Wenn beispielsweise<br />
oben gepflügt und unten geerntet wird, o<strong>der</strong> umgekehrt,<br />
so ist es doch das gleiche Fehl, auf dem<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Arbeiten verrichtet werden. So<br />
ist es meist müßig, zu untersuchen, wie sieh <strong>die</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Bildgruppen räumlich zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ver-<br />
halten, <strong>der</strong> Zeichner verfügt vollkommen frei <strong>über</strong><br />
<strong>die</strong> E<strong>in</strong>teilung, er setzt selbst <strong>in</strong> geschlossenen Bild-<br />
folgen unbekümmert nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, was tatsächlich<br />
an weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegenden Orten vor sich geht,<br />
wie bei <strong>der</strong> Ernte <strong>der</strong> Körnerfrucht das Mähen<br />
auf dem Felde und das Dreschen auf dem Gutshof.<br />
Trotz <strong>die</strong>ser weitgehenden Freiheit hielt man<br />
doch e<strong>in</strong>e gewisse Ordnung bei, rückte <strong>die</strong> verwandten<br />
Gruppen gerne zusammen und hielt auf<br />
<strong>die</strong> räumliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Szenenfolgen. Darum<br />
ist es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise zu rechtfertigen, daß <strong>der</strong><br />
Zeichner des Nfr <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> bunt durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-<br />
wirft. So gehören das Säen. E<strong>in</strong>pflügen und E<strong>in</strong>-<br />
treten <strong>der</strong> Saat immer zusammen, auf Abb. 17<br />
aber pflügt <strong>der</strong> Bauer ganz oben am Nordende<br />
des obersten Streifens, <strong>die</strong> Schafe laufen dagegen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> untersten Reihe <strong>über</strong> das Saatfeld. Im<br />
zweiten und dritten Streifen folgen sich wie üblich<br />
Flachs- und Kornernte, darunter aber wird <strong>der</strong><br />
Vogelfang dargestellt, und erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> fünften Reihe<br />
das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben, das sich an <strong>die</strong> Ernte<br />
anschließen sollte. Irgende<strong>in</strong> Grund für <strong>die</strong>se unsachgemäße<br />
Anordnung läßt sich nicht ausf<strong>in</strong>dig<br />
machen, es liegt e<strong>in</strong>e unverständliche Nachlässig-<br />
keit vor. Bei <strong>der</strong> Beschreibung müssen <strong>die</strong> zusammengehörenden<br />
Szenen ohne Rücksicht auf <strong>die</strong><br />
falsche räumliche Verteilung besprochen werden:<br />
das Bestellen des Feldes, <strong>die</strong> Flachsernte, <strong>die</strong><br />
Kornernte, <strong>der</strong> Fischfang, <strong>der</strong> Vogelfang.<br />
Da das Landleben im Grabe des Klhjf=<br />
Abb. 42—47 ausführlicher und unter Beifügung<br />
zahlreicher Beischriften wie<strong>der</strong>gegeben wird, kann<br />
<strong>die</strong> Beschreibung bei Nfr auf das Wesentliche be-<br />
schränkt werden; nur <strong>die</strong> Szenen, <strong>die</strong> dort fehlen<br />
o<strong>der</strong> ganz an<strong>der</strong>s geartet s<strong>in</strong>d, «erden ausführ-<br />
liche/ behandelt,<br />
2. Das Bestellen des Feldes.<br />
Das Pflügen.<br />
In <strong>der</strong> ersten Reihe <strong>von</strong> oben ist das Pflügen<br />
mit zwei R<strong>in</strong><strong>der</strong>n wie<strong>der</strong>gegeben : bei <strong>der</strong> starken<br />
Verwitterung des Reliefs kann auf E<strong>in</strong>zelheiten<br />
nicht e<strong>in</strong>gegangen werden. Nur ist im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Szene im untersten Streifen, dem<br />
E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Saat, e<strong>in</strong> Wort <strong>über</strong> <strong>die</strong> Bedeutung<br />
des Pflügens notwendig. Für unsere Ackerwirt-<br />
schaft ist se<strong>in</strong> Zweck e<strong>in</strong>deutig, und ihr zufolge<br />
müßte das Herrichten des Bodens für <strong>die</strong> Aufnahme<br />
<strong>der</strong> neuen Saat wie<strong>der</strong>gegeben se<strong>in</strong>, wobei<br />
<strong>die</strong> Arbeit mit <strong>der</strong> Hacke, <strong>die</strong>, oft daneben dar-<br />
gestellt wird, e<strong>in</strong>e weitere Vorbereitung durch<br />
Zerkle<strong>in</strong>erung <strong>der</strong> Schollen bedeutete. So werden<br />
<strong>die</strong> Vorgänge auch <strong>von</strong> Klebs, Reliefs AK., S. 46,<br />
aufgefaßt. 1 Doch entspricht das nicht ganz we<strong>der</strong><br />
den Darstellungen noch den Beischriften. Zwar<br />
könnte man bei dem Pflügen und Säen beispiels-<br />
weise <strong>die</strong> Fälle, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Sämann vor o<strong>der</strong><br />
neben dem Pflug geht, zur Not so deuten, daß er<br />
das Korn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bereits gepflügte danebenliegende 1<br />
Furche streue und <strong>der</strong> Zeichner zwei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-<br />
folgende Vorgänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Szene dargestellt habe<br />
(Klebs, ebenda S. 47): wenn aber Petrie, Medum,<br />
Taf. 28 <strong>der</strong> vor den R<strong>in</strong><strong>der</strong>n schreitende<br />
Sämann zugleich <strong>die</strong> Peitsche schw<strong>in</strong>gt, so ver-<br />
sagt <strong>die</strong> Erklärung; vergleiche auch den Mann mit<br />
Konisack und Stock vor den R<strong>in</strong><strong>der</strong>n Schäfer,<br />
Atlas III. 64.<br />
Montet hat sich Scenes, S. 184 ff. mit <strong>die</strong>sen<br />
Fragen ausführlich ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt und ist zu<br />
dem Schluß gekommen, daß [<br />
|_j ^^ <strong>über</strong>haupt<br />
nur das Bedecken <strong>der</strong> Saat durch Pflügen be-<br />
deute. Er stützt sich dabei auf <strong>die</strong> Schil<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Ackerbestellung, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Description de<br />
l'Egypte 17. 41) ff. gegeben wird. Darnach brachte<br />
man damals den auf <strong>die</strong> Oberfläche ausgestreuten<br />
Samen auf dreifache Weise tiefer <strong>in</strong> den Boden:<br />
bei den Ackern, <strong>die</strong> nach dem Rückgang <strong>der</strong><br />
Überschwemmung noch e<strong>in</strong>e gewisse Festigkeit<br />
zeigten, pflügte man <strong>die</strong> Saat e<strong>in</strong>; bei schlammigem<br />
Boden walzte man sie mit e<strong>in</strong>em Palmstamm e<strong>in</strong>.<br />
<strong>der</strong> <strong>von</strong> zwei Ochsen gezogen wurde; bei höhergelegenen,<br />
also trockeneren Fel<strong>der</strong>n hackte man<br />
sie unter. Das Verfahren entspräche also vollkommen<br />
dem altägyptischen, nur daß man auf<br />
schlammigem Feld <strong>die</strong> Walze benutzte. st;itt den<br />
Samen durch Schafe o<strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>treten zu<br />
lassen. Doch s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Schlußfolgerungen, <strong>die</strong><br />
Montet für <strong>die</strong> Bedeutung <strong>von</strong> Ski und <strong>die</strong> Verwendung<br />
<strong>von</strong> Pflug und 1 lackt' zieht, wohl zu<br />
weitgehend. Die Description sagt ausdrücklich.<br />
1<br />
, Männer mit e<strong>in</strong>er Hacke <strong>in</strong> den Händen . . . gehen<br />
h<strong>in</strong>ter dem Pfluge her, um <strong>die</strong> Schollen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Pflug auf-<br />
geworfen hat, für den Sämann gleichmäßig zu zerhacken.'
lis Hf.kmaxx Junker.<br />
daß <strong>die</strong> Fel<strong>der</strong>, <strong>die</strong> nicht lange unter <strong>der</strong> Überschwemmung<br />
gelegen hatten, vor dem Säen zunächst<br />
mit dem Pflug aufgerissen wurden: nur<br />
vorherige Bearbeitung des l<strong>in</strong>dens konnte aber<br />
auch im Altertum nur da entbehrt werden, wo<br />
<strong>der</strong> Boden locker und aufgeweicht o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />
genügenden Schlammschicht <strong>der</strong> neuen Überschwemmungbedeckt<br />
war. Auch wird man beispiels-<br />
weise nach <strong>der</strong> Ernte des Getreides <strong>die</strong> Stoppeln<br />
e<strong>in</strong>gepflügt und nach dem Pflügen wird man <strong>die</strong><br />
Arbeit mit <strong>der</strong> Hacke benötigt haben, um <strong>die</strong><br />
Schollen des schweren Bodens zu zerkle<strong>in</strong>ern. Bei<br />
<strong>der</strong> ägyptischen Darstellungsweise aber konnten<br />
sehr wohl Vorgänge nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gegeben<br />
werden, <strong>die</strong> zeitlieh ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lagen. Daraus er-<br />
gibt sich, daß $k) nicht nur .recouvrir la semence'<br />
bedeuten muß: <strong>von</strong> Haus aus wird man es für<br />
jede Arbeit mit dem Pflug verwendet haben, für<br />
<strong>die</strong> Vorbereitung des Hodens wie für das E<strong>in</strong>-<br />
pflügen <strong>der</strong> Saat. In letzterer Bedeutung steht es<br />
sicher hei fl U "^ V ?<br />
.E<strong>in</strong>pflügen <strong>der</strong> (leiste<br />
und des Spelts' und wird dann auch auf das E<strong>in</strong>-<br />
treten <strong>der</strong> Saat durch <strong>die</strong> Schafe o<strong>der</strong> ihr E<strong>in</strong>-<br />
hacken <strong>über</strong>tragen = ,<br />
<strong>in</strong> den Boden e<strong>in</strong>arbeiten'.<br />
Hält man an <strong>die</strong>ser Entwicklung des Wortes fest,<br />
so ersche<strong>in</strong>t es nicht ausgeschlossen, <strong>die</strong> sich oft<br />
wi<strong>der</strong>sprechende Art <strong>der</strong> Darstellung des Pflügens<br />
und Säens so zu erklären, daß jeweils verschie-<br />
dene Vorgänge wie<strong>der</strong>gegeben werden, beispiels-<br />
weise <strong>die</strong> vorbereitende Bearbeitung des Bodens<br />
geme<strong>in</strong>t ist. wenn <strong>der</strong> Sämann h<strong>in</strong>ter dem Pflug<br />
geht; Wi<strong>der</strong>sprüche und Ungenauigkeiten darf<br />
man nur annehmen, wenn keim' an<strong>der</strong>e Möglich-<br />
keit <strong>der</strong> Erklärung vorhanden ist. Unsere Dar-<br />
stellung besagt für <strong>die</strong> Frage <strong>über</strong>haupt nichts.<br />
da <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bil<strong>der</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gerissen s<strong>in</strong>d.<br />
Das E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Saat.<br />
Die Schafe, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Saat e<strong>in</strong>treten, l<strong>in</strong>den wir<br />
erst im untersten Bildstreifen. Hire Darstellung<br />
ist nicht allzu häutig und zeigt <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Gräbern meist wenig Abwechslung; Ausnahmen<br />
siehe L. D. II, 56 und 106. Die Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />
s<strong>in</strong>d so groß, daß e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vorlage angenommen<br />
werden darf; auch E<strong>in</strong>zelheiten, <strong>die</strong><br />
sonst dem Beliehen <strong>über</strong>lassen werden, f<strong>in</strong>den sich<br />
immer wie<strong>der</strong>, so wenn <strong>der</strong> Leithammel den Kopf<br />
senkt 1 o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> zweiter Hammel am Ende <strong>der</strong><br />
Herde schreitet o<strong>der</strong> das eist«/ Schaf mit Futter<br />
seloekt wird. Unterschiede zeigen sich meist nur<br />
1 Davies, SheiUh-Sai'd. Tat', s so dargestellt, daß<br />
e<strong>in</strong>em Grasbüschel knappert.<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Art, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> Schafe wie<strong>der</strong>-<br />
gegeben wird, e<strong>in</strong>mal gedrängter, <strong>der</strong> Wirklich-<br />
keit mehr entsprechend. Davies. Sheikh-Sai'd,<br />
Taf. 8. das an<strong>der</strong>e Mal gleichmäßig ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-<br />
gezogen; man vergleiche unsere Abb. 17 mit Tjj.<br />
Schäfer, Atlas III, Taf: 44; <strong>die</strong> Abwandlung <strong>der</strong><br />
gleichen Vorlage ist hier <strong>in</strong> <strong>die</strong> Augen spr<strong>in</strong>gend.<br />
Dabei werden auch e<strong>in</strong>ige Nachlässigkeiten un-<br />
seres Zeichners offenbar, er gibt nur Schafe<br />
wie<strong>der</strong>, das erste und das letzte Tier sollten<br />
Wid<strong>der</strong> se<strong>in</strong>.<br />
Nie wird wie<strong>der</strong>gegeben, wie <strong>die</strong> Füße <strong>der</strong><br />
Schafe und Arbeiter tief <strong>in</strong> den Schlamm e<strong>in</strong>-<br />
s<strong>in</strong>ken, sie schreiten alle wie auf e<strong>in</strong>er glatten<br />
Fläche h<strong>in</strong>. — Die Treiber, <strong>die</strong> vorn<strong>über</strong>gebeugt<br />
<strong>die</strong> Tiere Vorwärtsdrängen, schw<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> aus<br />
Le<strong>der</strong>riemen geflochtene Peitsche ">= ^, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
L<strong>in</strong>ken Faust halten sie e<strong>in</strong>en kurzen Stock mit<br />
e<strong>in</strong>em B<strong>in</strong>g, an dem e<strong>in</strong> rechteckiger Lappen<br />
befestigt, zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Aber <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>metz<br />
hatte <strong>die</strong> Glie<strong>der</strong>ung <strong>die</strong>ses Stückes noch nicht<br />
durchgeführt; <strong>in</strong> gut erhaltenen Beispielen ist es<br />
e<strong>in</strong> .Strickr<strong>in</strong>g, an dem meist verschieden lange<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte geknickte Zungen<br />
-<br />
hangen .<br />
Schäfer. Atlas III. S. 88 zu Taf. 44 (Tjj);<br />
vergleiche auch III. 53 Davies, (Sheikh-Sai'd,<br />
Taf. 8); III. 51, Sämnfrpth, ist <strong>der</strong> B<strong>in</strong>g statt<br />
dessen dicht mit Maschen besetzt. Die Bedeutung<br />
des B<strong>in</strong>ges mit den Zungen bleibt unklar. 1<br />
Vor den Schafen s<strong>in</strong>d zwei Männer abgebildet;<br />
<strong>der</strong> erste hat aus e<strong>in</strong>em umgehängten Sack e<strong>in</strong>e<br />
Handvoll Korner genommen und reicht sie, sich<br />
umwendend, e<strong>in</strong>em Schaf, um es zum Weitergeben<br />
zu locken; <strong>der</strong> zweite marschiert rückwärts und<br />
streut den Samen aus, er entnimmt ihn dem Sack,<br />
den er <strong>in</strong> gleicher Weise umgehängt hat und mit<br />
<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Hand stützt; auch bei dem E<strong>in</strong>pflügen<br />
<strong>der</strong> Saat schreitet <strong>der</strong> Sämann rückwärts vor dem<br />
Gespann, Schäfer. Atlas III, 54 und Mereruka,<br />
Taf. 169.<br />
3. Die Flachsernte.<br />
(Abb. lT.i<br />
Das Bild zeigt nicht ganz <strong>die</strong> übliche An-<br />
ordnung <strong>der</strong> Szene, auch betont es stärker als<br />
gewöhnlich, daß bei <strong>die</strong>ser Ernte sorgfältige Arbeit<br />
nötig ist. <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e Hast verträgt. Mit dem<br />
Ausraufen <strong>der</strong> Stengel ist <strong>über</strong>haupt nur e<strong>in</strong> Mann<br />
1 Die Vermutung <strong>von</strong> Klebs, Reliefs AR., S. 17, es<br />
handele sich um Dornen (an e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>g?) . .<br />
, ., mit denen sie<br />
<strong>die</strong> Tiere anstacheln', wird schon durch den Wechsel mit<br />
dem maschenbesetzten K<strong>in</strong>g wi<strong>der</strong>legt. E<strong>in</strong>e zufällige äußere<br />
Ähnlichkeit haben Stock und R<strong>in</strong>g Petrie, Medum. Taf. -21;<br />
liier hängen kle<strong>in</strong>e Fische an dem K<strong>in</strong>g.
<strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> Grabungen auf dem Friedhof <strong>von</strong> Giza.<br />
beschäftigt; se<strong>in</strong> Kamerad, <strong>der</strong> ihm gegen<strong>über</strong><br />
steht, hält e<strong>in</strong> Bündel <strong>in</strong> <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Hand und<br />
ordnet es mit <strong>der</strong> rechten. Zwei weitere Leute<br />
hocken auf dem Boden und br<strong>in</strong>gen Flaehsbüschel<br />
<strong>in</strong> gleicher Weise <strong>in</strong> Ordnung; das ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Art sonst nirgends dargestellt. Das Herausnehmen<br />
<strong>von</strong> Unkraut und zu kurzen Stengeln<br />
wird sonst nach dem Ausreißen <strong>der</strong> Büschel <strong>von</strong><br />
den Leuten stehend vorgenommen, und stehend<br />
wird jedes Büschel gebunden. Es konnte also<br />
sche<strong>in</strong>en, daß <strong>die</strong> Arbeiter es sich <strong>in</strong> unserem<br />
Falle beson<strong>der</strong>s bequem gemacht hätten ; aber<br />
<strong>die</strong> Szene ist außerhalb des Feldes zu denken, 1<br />
an dem freien Platz, auf dem <strong>der</strong> Flachs gebündelt<br />
wurde. Die beiden Leute sitzen neben dem<br />
Arbeiter, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Garben schnürt, und untersuchen<br />
<strong>die</strong> herangebrachten Bündel nochmals, ehe sie sie<br />
selbst zusammenb<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> ihrem Kameraden<br />
für <strong>die</strong> folgende Garbe reichen. Bei dem Um-<br />
schnüren sitzt <strong>die</strong>ser auf den Ffachsbündeln, um sie<br />
zusammenzudrucken und enger b<strong>in</strong>den zu können.<br />
Am l<strong>in</strong>ken Ende <strong>der</strong> Reihe wird e<strong>in</strong> Strick ge-<br />
dreht; <strong>der</strong> Seiler hockt auf dem Boden, den e<strong>in</strong>en<br />
Fuß weit vorstreckend. Die Fasern, <strong>die</strong> er benutzt,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>über</strong>haupt nicht angegeben. Der dem<br />
Seiler gegen<strong>über</strong> stehende Junge dreht das Seil<br />
mit se<strong>in</strong>er rechten Hand; das nahe <strong>der</strong> Hand<br />
befestigte Gewicht verleiht dem Drehen Kraft<br />
und Schwung und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t das Zusammenrollen<br />
des Strickes. Der Junge sche<strong>in</strong>t ruhig dazustehen;<br />
<strong>in</strong> Wirklichkeit schreitet er mit dem Längerwerden<br />
des Seiles rückwärts und lehnt sich, um<br />
dessen Spannung zu verstärken, nach h<strong>in</strong>ten, wie<br />
Davies. Ptahhetep I. Taf. 25. — Für alles<br />
Weitere siehe <strong>die</strong> Szene bei Kihjf.<br />
4. Die Getreideernte.<br />
Das Mähen.<br />
In zwei durch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Szene getrennten<br />
Streifen werden das Mähen des Kornes und das<br />
Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben geschil<strong>der</strong>t. Ersteres<br />
wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Reihe <strong>von</strong> oben bezeichnet als<br />
.(erste- und Spelt-Mähen durch se<strong>in</strong>e Mannschaft<br />
des Stiftungsgutes'. Das s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> gleichen Worte,<br />
<strong>die</strong>. wir oben als Beischrift für alle Szenen <strong>der</strong><br />
Ostwand kennenlernten; sagen sie dort zu wenig,<br />
so geben sie auf unserem Bilde zuviel an, denn<br />
1 iifi <strong>der</strong> starken Abreibung <strong>der</strong> Wand ist nicht mehr<br />
mit Sicherheit zu entscheiden, ob das Flachsfeld hier auf-<br />
hörte, wie bei Kihjf und <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en entsprechenden<br />
Fällen.<br />
da beide Getreidearten nicht auf e<strong>in</strong>em Feld<br />
wachsen, wird entwe<strong>der</strong> Gerste o<strong>der</strong> Spelt gemäht;<br />
bei Tjj fanden sich entsprechen<strong>der</strong> zwei Ernte-<br />
darstellungen.<br />
Auch unser Bild <strong>der</strong> Kornernte bat nicht<br />
das übliche Aussehen; abgesehen da<strong>von</strong>, daß <strong>die</strong><br />
Szene zu weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gezogen ist und <strong>die</strong><br />
Arbeit zu steif <strong>von</strong>statten geht, wird ähnlich wie bei<br />
<strong>der</strong> Flachsernte nur e<strong>in</strong> Mann mit <strong>der</strong> typischen<br />
Haltung des Kornmähers wie<strong>der</strong>gegeben, auch s<strong>in</strong>d<br />
alle Personen <strong>in</strong> verschiedener Stellung gezeichnet,<br />
ausgenommen Nr. 2 und 6 <strong>von</strong> rechts. — Die<br />
ersten drei Arbeiter <strong>von</strong> rechts zeigen den Vorgang<br />
beim Mähen <strong>in</strong> drei verschiedenen Augen-<br />
blicken, aber <strong>in</strong> umgekehrter Reihenfolge: Nr. 3<br />
bat das Halmbüschel mit <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Hand ge-<br />
faßt und sägl es mit <strong>der</strong> Sichel ab; das ist das<br />
Zeichen für ish, wie es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beischrift<br />
steht, nur daß bei <strong>der</strong> Hieroglyphe <strong>der</strong> Schnitter<br />
aus Stilgründen aufrecht steht. Nr. 2 bat <strong>die</strong><br />
Ähren eben abgeschnitten; da er beim Absicheln<br />
<strong>die</strong> Halme fest anziehen mußte, löst sich jetzt<br />
<strong>die</strong> Spannung, und mit e<strong>in</strong>em Ruck fährt <strong>der</strong><br />
Arm sich drehend zum Körper, siehe das Nähere<br />
bei Kihjf. Nr. 1 stellt <strong>die</strong> dritte Phase dar, <strong>der</strong><br />
Arm senkt sich, um das Ährenbündel auf <strong>die</strong><br />
Erde fallen zu lassen, zu gleicher Zeit senkt<br />
sich auch <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Hand, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sichel hält;<br />
das ist bei Tjj beson<strong>der</strong>s gut beobachtet. Das<br />
Nie<strong>der</strong>legen des Büschels wird übrigens nur selten<br />
wie<strong>der</strong>gegeben, Tjj und Nfr sche<strong>in</strong>en <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zigen<br />
Belege zu se<strong>in</strong>.<br />
Der vierte Mann hält e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Bündel au<br />
beiden Enden; es kann sich dabei nicht um e<strong>in</strong><br />
Zurechtmachen handeln, denn das war bei <strong>der</strong><br />
Kornernte unnötig, auch liegt <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke Hand,<br />
an<strong>der</strong>s wie bei dem Ordnen <strong>der</strong> Flachsbündel,<br />
oben ganz auf. Ähnliche Bil<strong>der</strong> zeigen, daß <strong>der</strong><br />
Schnitter sich aus den Ähren Körner zum Essen<br />
auspflückt; siehe <strong>die</strong> Typen auf Abb. 44. —<br />
H<strong>in</strong>ter ihm hält e<strong>in</strong> Schnitter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong>ne<br />
und hebt <strong>die</strong> Hand zum Gesicht, was nur als<br />
Rufgebärde gedeutet werden kann; er will offen-<br />
bar se<strong>in</strong>e Kameraden durch e<strong>in</strong>en Zuruf anfeuern.<br />
Da er nicht Reis ist. könnte e<strong>in</strong>e böswillige Deu-<br />
tung unterstellen, daß er <strong>die</strong> Ermahnung zugleich<br />
benutzt, um sich e<strong>in</strong> wenig auszuruhen; e<strong>in</strong>em<br />
Ausgräber begegnen solche Typen nicht selten,<br />
<strong>die</strong> gerne Ermahnungen austeilen und weise<br />
Reden führen statt zu schaffen.<br />
Am Ende <strong>der</strong> Reihe steht <strong>der</strong> Aufseher, bequem<br />
auf se<strong>in</strong>en Stab gestützt; <strong>über</strong> <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke<br />
Schulter hat er e<strong>in</strong>e Schärpe gelegt, <strong>die</strong> unter<br />
69
70 Hermann J i nki b<br />
se<strong>in</strong>er rechten Achsel hervorschaut. Das Tuch<br />
li.it nichts mit dem ähnlichen Streifen zu tun,<br />
den <strong>die</strong> Hirten tragen, wenn sie mit <strong>der</strong> Herde<br />
<strong>die</strong> Furt durchschreiten, liier ist es ihr Schurz,<br />
den sie zusammengerollt und <strong>über</strong> <strong>die</strong> Schulter<br />
geworfen haben; ebensowenig kommt das <strong>über</strong><br />
<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Schulter liegende Tragband <strong>in</strong> Frage,<br />
das Giz.i III, S. 137 zu Abb. 16 beschrieben<br />
wird. Fs handelt sieh vielmehr um e<strong>in</strong> Tuch,<br />
das mitgeführt wird, um es bei Gelegenheit zu<br />
benutzen, sei es. um sieh hei Kälte dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zu-<br />
hüllen, o<strong>der</strong> um sich hei Hitze gegen <strong>die</strong> Sonne<br />
zu schützen. E<strong>in</strong>en solchen Zeugstreifen tragt<br />
auch Mrjib L. D. II 19 am Opfertisch sitzend.<br />
Wir dürfen natürlich nicht erwarten, das<br />
Le<strong>in</strong>enstück nun auch <strong>in</strong> wirklichem Gebrauch<br />
dargestellt zu f<strong>in</strong>den, denn es wi<strong>der</strong>spräche ägyptischem<br />
Stil und Geschmack, den Mann mit<br />
umgeschlagenem Tuch odor vermummtem Kopf<br />
wie<strong>der</strong>zugehen, ebenso f<strong>in</strong>den wir ja auch das<br />
Schweiß- o<strong>der</strong> Schnupftuch immer nur zusammengerollt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Herren. In unserem<br />
Falle benötigte <strong>der</strong> Aufseher das Tuch sehr wohl<br />
hei <strong>der</strong> großen Hitze <strong>der</strong> Erntezeit, damit es<br />
ihm. während er still dastehend zuschaute, nicht<br />
ergehe wie Manasse, dem Mann <strong>der</strong> Judith, den<br />
drr Sonnenstich traf, als er bei <strong>der</strong> Gerstene,rnte<br />
das Garbenb<strong>in</strong>den beaufsichtigte. Kommt <strong>der</strong><br />
Grabherr <strong>in</strong> eigener Person zu den Schnittern,<br />
so halten Diener den Sonnenschirm <strong>über</strong> ihn. 1<br />
Das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Garben.<br />
Der zweitunterste Streifen br<strong>in</strong>gt <strong>die</strong> Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> eben beschriebenen Erntearbeit. Der<br />
Zeichner hat aus dem mannigfaltigen Geschehen,<br />
das <strong>in</strong> breiteren Darstellungen wie<strong>der</strong>gegeben<br />
wird, nur wenige Szenen ausgewählt; ausgelassen<br />
s<strong>in</strong>d das B<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Garben, <strong>die</strong> Ankunft <strong>der</strong><br />
Esel bei dem Garbenhaufen, das Beladen <strong>der</strong><br />
1 Da <strong>die</strong> Leute sich bei <strong>der</strong> Arbeit aller <strong>über</strong>flüssigen<br />
Kleidung entledigen, ist das Tragen des Zeugstreifens gleich-<br />
sam e<strong>in</strong> Abzeichen des Reis geworden, und da <strong>die</strong> Aufseher<br />
oft <strong>in</strong> vorgerückteren Jahren stehen, wie <strong>die</strong> Darstellungen<br />
zeigen, mag es auch Andeutung des Alters se<strong>in</strong>. Der Auf-<br />
seher trägt Schärpe und Sehultersack auch Schäfer, Atlas<br />
III, 51, Text S. 103; entsprechend hat <strong>der</strong> Vorsteher <strong>der</strong><br />
Vogelfänger 111, 74 e<strong>in</strong>e zusammengerollte Matte umgehängt.<br />
Ganz selten trifft man mit dem Schurz bekleidete<br />
Arbeiter, <strong>die</strong> den Zeugstreifen tragen, wie e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Leute<br />
Schäfer, Atlas III, 45 bei <strong>der</strong> Flachsernte, wobei man fra-<br />
gen darf, ob er nicht e<strong>in</strong> Vormann ist, <strong>der</strong> sich an <strong>der</strong> Ar-<br />
beit beteiligt. Gelegentlich trägt den Streifen auch e<strong>in</strong><br />
Treiber, <strong>der</strong> den Esel mit dem Garbensack' zur Tenne führt,<br />
wie ebenda III, 56; hat er nur alle se<strong>in</strong>e Sachen mitgenommen<br />
o<strong>der</strong> soll er als älterer Mann jekemiy.eiel<strong>in</strong>et werden ?<br />
Tiere, das Dreschen und das Worfeln; gezeigt<br />
wird nur das Mähen, das Wegbr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Gar-<br />
bensäcke und das Aufhäufen <strong>der</strong> Miete.<br />
Der Zug <strong>der</strong> beladenen Tiere ist <strong>der</strong> Art<br />
unseres Zeichners entsprechend sehr e<strong>in</strong>fach und<br />
ruhig dargestellt; <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gruppen zeigen<br />
wenig Abwechslung, <strong>die</strong> Treiber halten den Stock<br />
so, daß sie <strong>die</strong> Esel nur leicht vorwärtsdrängen,<br />
schw<strong>in</strong>gen ihn nicht zu festem Schlag, wie bei<br />
Kfyjf Abb. 45. Neben jedem Tier schreitet e<strong>in</strong><br />
junger Bursche o<strong>der</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem Maßstab ge-<br />
zeichneter Mann, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Last oben faßt, um sie<br />
am Abrutschen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. So wie sie dar-<br />
gestellt ist, hätte das Stützen freilich wenig geholfen,<br />
denn <strong>die</strong> Bündel balancieren auf dem<br />
Bückgrat <strong>der</strong> Tiere; <strong>in</strong> Wirklichkeit wurden sie<br />
quer <strong>über</strong> ihren Bücken gelegt und ihre beiden<br />
Enden h<strong>in</strong>gen seitlich herab, wie das bei Tjj<br />
e<strong>in</strong>igermaßen entsprechend wie<strong>der</strong>gegeben wird.<br />
Die Form <strong>der</strong> Säcke ist nicht immer <strong>die</strong> gleiche,<br />
bei Tjj haben sie e<strong>in</strong>en länglich-ovalen Längs-<br />
schnitt, bei KMijf gleichen sie riesigen Körben;<br />
auf unserem Bilde sche<strong>in</strong>en sie walzenartig zu<br />
se<strong>in</strong>, an den beiden Enden mit Stricken um-<br />
schnürt und oben mit e<strong>in</strong>er Verschlußklappe ver-<br />
sehen; da <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>metzarbeit nicht zu Endo ge-<br />
führt wurde und <strong>die</strong> Bemalung verschwunden<br />
ist, läßt sich für E<strong>in</strong>zelheiten ke<strong>in</strong>e Sicherheit<br />
erlangen.<br />
Die Esel schreiten zum Dreschplatz, auf<br />
dem zwei Leute mit dem Aufwerfen <strong>der</strong> Miete<br />
beschäftigt s<strong>in</strong>d; <strong>die</strong> Beischrift nennt <strong>die</strong> Szene<br />
p, J I<br />
mit ,<br />
O<br />
gewöhnlich <strong>über</strong>setzt man das<br />
;<br />
Auf werfen <strong>der</strong> Miete', vielleicht aber heißt<br />
es .Aufhäufen bei <strong>der</strong> Tenne', siehe unten bei<br />
Kihjf. Die Zeichner gehen meist <strong>die</strong> Handlung<br />
und ihr Ergebnis zugleich wie<strong>der</strong>: <strong>die</strong> Leute<br />
werfen <strong>die</strong> Garben hoch, aber <strong>die</strong> Miete steht<br />
dabei schon fertig da. Auf unserem Bilde bückt<br />
sich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Mann und rafft e<strong>in</strong>e Last zusammen,<br />
<strong>die</strong> er auf <strong>die</strong> Miete werfen will; bei Tjj Montet,<br />
Scenes, Taf. 18 wird das bezeichnet als ß<br />
Gerste <strong>in</strong> <strong>die</strong> Arme nehmen, um<br />
, >JP<br />
sie aufzuwerfen': 1 Wh. 5, f>2 wird A als .[Korn]<br />
[J<br />
zur Garbe machen' gefaßt, aber <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> lassen<br />
ke<strong>in</strong>en Zweifel an <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Übersetzung. Unser ^ [\ ist das nach Wb. 5, 50 f.<br />
So schon<br />
a brassee'.<br />
itig Montet, Scenes, 213: .Prendre de
seit de<strong>in</strong> M. R. belegte (10. '<br />
Bebic Gl,' A I IN<br />
uas nach H- aucl1<br />
<strong>von</strong> Sachen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> Anne genommen werden',<br />
gebraucht wird; nach I. A ja ancli<br />
seit de<strong>in</strong> A.R. als Umarmung', Schoß' verwendet;<br />
, ,<br />
das Wort ist, siehe ebenda, e<strong>in</strong> Synonym <strong>von</strong><br />
(J A Wb. 1, 100 , <strong>die</strong> Arme um etwas schl<strong>in</strong>gen'.<br />
5. Der Fischfang.<br />
Die Darstellung steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> obersten Reihe<br />
neben <strong>der</strong> Szene des Pflügens; <strong>die</strong> enge Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen Feldbestellung und dem Fang <strong>der</strong><br />
Fische mit dem Netz f<strong>in</strong>det sich häufig, so auch<br />
bei Kil.ijf, Abb. 42; sie war durch <strong>die</strong> tatsächlichen<br />
Verhältnisse gegeben. 'Während <strong>die</strong> Äcker<br />
aus dem Wasser <strong>der</strong> Überschwemmung hervor-<br />
traten und <strong>die</strong> Saat erwarteten, verblieben da-<br />
neben an den tiefer gelegenen Stellen noch zahl-<br />
reiche Tümpel, <strong>die</strong> allmählich ausgefischt wurden.<br />
Als Fanggerät <strong>die</strong>nte meist e<strong>in</strong> großes Schleppnetz,<br />
unten mit Gewichten, oben mit Schwimmern<br />
versehen. Gewöhnlich wird das Ende des Vor-<br />
ganges dargestellt, <strong>die</strong> Fischer ziehen mit aller<br />
Kraft das mit Beute gefüllte Netz ans Ufer, e<strong>in</strong>e<br />
Szene voll Leben und Bewegung.<br />
Unser Bild zeigt dagegen zwei Gruppen <strong>von</strong><br />
nur je zwei Männern, <strong>die</strong> mit e<strong>in</strong>em ganz kle<strong>in</strong>en<br />
Gerät fischen. Da e<strong>in</strong>e ähnliche Darstellung sonst<br />
nicht zu belegen ist, muß untersucht werden, ob<br />
nicht etwa nur <strong>die</strong> Abwandlung e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>wärts<br />
bekannten Szene vorliegt. Man könnte zunächst<br />
an e<strong>in</strong>e noch stärkere Vere<strong>in</strong>fachung des Fanges<br />
mit dem Schleppnetz denken, als sie <strong>in</strong> Medüm<br />
vorliegt. Dort hat <strong>der</strong> Zeichner auf engem Raum<br />
nur das Wesentliche wie<strong>der</strong>gegeben, aber es ist<br />
deutlich <strong>der</strong>selbe Vorgang wie bei den großen<br />
Szenen, das Gerät ist das gleiche und ebenso<br />
se<strong>in</strong>e Handhabung: <strong>die</strong> Fischer stehen am Ufer<br />
und ziehen das Netz zusammen, hei Nfr da-<br />
gegen waten sie durch das Wasser, wobei je e<strong>in</strong><br />
Mann e<strong>in</strong> Ende des Fanggerätes faßt. An<strong>der</strong>erseits<br />
kann auch nicht <strong>der</strong> Fischfang mit Reusen<br />
dargestellt se<strong>in</strong>, bei dem <strong>die</strong> Leute manchmal<br />
im Wasser stehen, wie Schäfer. Atlas III, 39;<br />
denn wenn auch auf unserem Bilde <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>metz<br />
<strong>die</strong> Innenzeichnung des Gerätes nicht gegeben<br />
hat und <strong>die</strong> Farben verschwunden s<strong>in</strong>d,<br />
so war doch sicher ke<strong>in</strong>e Reuse dargestellt. Die<br />
gebogene untere L<strong>in</strong>ie und <strong>die</strong> Handhaltung <strong>der</strong><br />
Leute lassen sich nur bei e<strong>in</strong>em Zugnetz erklären.<br />
Es wird also e<strong>in</strong>e bisher unbekannt«' Abart<br />
des Fanges gezeigt. Sie war wohl am ehesten<br />
GlZA. 71<br />
an seichten Tümpeln gegeben, <strong>der</strong>en Breite <strong>von</strong><br />
dem Netz und den daneben schreitenden Fischern<br />
fast ausgefüllt wurde. Dar<strong>über</strong> darf <strong>die</strong> Art <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>gabe nicht täuschen, <strong>die</strong> zwei Gruppen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>iger Entfernung' nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> arbeiten läßt.<br />
Am l<strong>in</strong>ken Ende des Streifens schaut <strong>der</strong> Auf-<br />
seher, ebenfalls im Wasser stehend, gemächlich<br />
auf se<strong>in</strong>en Stock gelehnt dem Fang zu. Gegen<strong>über</strong><br />
<strong>der</strong> spannenden Szene des Fanges mit dem<br />
großen Schleppnetz wirkt unser Bild sehr ruhig<br />
und e<strong>in</strong>förmig, ganz dem Geschmack unseres<br />
Zeichners entsprechend.<br />
Bei <strong>der</strong> Gruppe am rechten Ende hat <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Fischer schon e<strong>in</strong>en Teil des Fanges am Ende<br />
des Stockes aufgehängt, den er <strong>über</strong> <strong>die</strong> Schulter<br />
gelegt hat, so wie es <strong>die</strong> Fischer auch sonst<br />
tun, zum Beispiel Kigmnj Schäfer, Atlas III, 98,<br />
Mereruka, Taf. 11 und 13, Fetrie, Den<strong>der</strong>eb,Taf.5.<br />
Dabei kann er das Netz nur mit e<strong>in</strong>er Hand<br />
halten, nicht, eben wahrsche<strong>in</strong>lich, da gerade bei<br />
dem Zusammenziehen große Kraftanstrengung<br />
gefor<strong>der</strong>t wird.<br />
6. Der Vogelfang.<br />
Diese e<strong>in</strong>zige bewegtere Szene ist auf Abb. 17<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> vierten Reihe <strong>von</strong> oben wie<strong>der</strong>gegeben.<br />
L<strong>in</strong>ks sehen wir das geschlossene Netz voll ge-<br />
fangener Vögel, rechts stehen <strong>die</strong> Vogelfänger.<br />
Der Vormann gibt mit e<strong>in</strong>em hochgehaltenen<br />
Tuch das Zeichen zum Anziehen des Strickes.<br />
den se<strong>in</strong>e Leute, nach vorn gebeugt, mit beiden<br />
Händen fassen.<br />
Aus dem Bilde läßt sich nur schwer <strong>der</strong><br />
wirkliche Hergang beim Fange erkennen. So ist<br />
es übrigens auch bei vielen an<strong>der</strong>en Darstellun-<br />
gen <strong>der</strong> gleichen Szene; oft werden <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Teile <strong>der</strong> Handlung durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>geworfen,<br />
und nur wenige sorgfältigere Zeichner haben <strong>die</strong><br />
Vorgänge folgerichtiger geschildet, so vor allem<br />
<strong>der</strong> Künstler des Tjj, Schäfer, Atlas III. 75,<br />
<strong>von</strong> Biss<strong>in</strong>g, Gen<strong>in</strong>ikai I, Taf. 8 f., Oapart, Rue<br />
de tomb. 37 f., 85.<br />
Aber selbst aus <strong>die</strong>sen guten Darstellungen<br />
hat mau lange den Hergang nicht wie<strong>der</strong>herstellen<br />
können, und nur das Fortleben <strong>der</strong> Fangart bis<br />
<strong>in</strong> unsere Zeit hat e<strong>in</strong>e richtige Auslegung <strong>der</strong><br />
Szenen ermöglicht. 1 Für <strong>die</strong> Frage sei vor allem<br />
verwiesen auf Schäfer, Atlas III zu den Ta-<br />
feln 7.'1 IT.. auf S. 15i' IT., mit Rekonstruktion auf<br />
1 Der Zusammenhang istjreitich schon lange erkai<br />
worden <strong>von</strong> Osta/. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Description de l'igypte, Pa<br />
1822, VI, 127, siehe Montet, Scenes, S. 42ff.
72 Hermann Junker.<br />
S. L56; und Montet, Scenes, S. 42ff., Rekonstruktion<br />
Abb. 10—11.<br />
Man wählte als Fangplatz e<strong>in</strong>en Tümpel <strong>in</strong><br />
dem Sumpfgelände aus, 1 den das Netz bedecken<br />
konnte; nach den Bil<strong>der</strong>n hat er <strong>die</strong> Gestalt e<strong>in</strong>es<br />
breiten Ovals. Am Uferrand se<strong>in</strong>er Längsseiten<br />
befestigte mau <strong>die</strong> beiden länglich-rechteckigen<br />
Netzflügel, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Länge und <strong>der</strong> halben Breite<br />
des Tümpels, so daß sie beim Schließen das<br />
Wasser vollkommen bedeckten. Die Schmalenden<br />
<strong>der</strong> Netze waren an Stäben befestigt, <strong>die</strong> am<br />
unteren Ende an je e<strong>in</strong>en am Uferrand e<strong>in</strong>ge-<br />
schlagenen Pflock gebunden wurden, so lose, daß<br />
<strong>die</strong> Flügel sieh leicht nach dem Wasser und dem<br />
Ufer zu bewegen konnten. Dann schlug man an<br />
dem l<strong>in</strong>ken - Schmalende des Tümpels e<strong>in</strong>en starken<br />
Pflock e<strong>in</strong> und band an ihm zwei Stricke fest,<br />
<strong>von</strong> denen e<strong>in</strong>er nach rechts, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e nach<br />
l<strong>in</strong>ks <strong>über</strong> <strong>die</strong> äußeren Längsseiten <strong>der</strong> am Boden<br />
liegenden Netzflügel geführt und mit ihnen ver-<br />
schnürt wurde; <strong>die</strong> beiden längeren Enden <strong>der</strong><br />
Stricke knotete man bei <strong>der</strong> rechten Schmalseite<br />
des Tümpels zusammen und verband sie hier mit<br />
dem Zugstrick.<br />
Bei <strong>der</strong> bereitgestellten Fangvorrichtung haben<br />
wir also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte den freien Tümpel; an se<strong>in</strong>en<br />
Längs eiten liegen, vom Uferrand nach außen,<br />
<strong>die</strong> beiden Netzflügel am Boden. Die beiden außen<br />
herumlaufenden Stricke bilden auf <strong>der</strong> Erde das<br />
Sechseck, das auf unserer Darstellung sichtbar<br />
ist, vom llaltepilipck l<strong>in</strong>ks bis zur Wie<strong>der</strong>ver-<br />
e<strong>in</strong>igung rechts,"' wo das lange Zugseil e<strong>in</strong>ge-<br />
knotet wurde. Zieht man an <strong>die</strong>sem, so richten<br />
sich <strong>die</strong> beiden Netzflügel auf und schlagen, e<strong>in</strong>en<br />
Halbkreis beschreibend, <strong>über</strong> dem Wasser zusammen,<br />
das nun <strong>von</strong> ihren Maschen vollkommen<br />
bedeckt wird.<br />
In e<strong>in</strong>iger Entfernung vom rechten Ende<br />
verbirgt sich <strong>der</strong> Beobachter, e<strong>in</strong> kundiger Vor-<br />
mann, h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Busch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em eigens her-<br />
gestellten Schirm aus Papyrus o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Pflanzen und wartet, bis sich <strong>der</strong> Teich mit<br />
Vögeln gefüllt hat; weiter nach rechts stehen<br />
se<strong>in</strong>e Leute, <strong>die</strong> im gegebenen Augenblick das<br />
Seil anziehen sollen. Aus den Bil<strong>der</strong>n läßt sich<br />
nicht erkennen, wie weit entfernt sie wirklich<br />
standen, denn <strong>der</strong> Baum verbot schon e<strong>in</strong> starkes<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>ziehen <strong>der</strong> Gruppen. Sie durften gc-<br />
1<br />
'-' Im<br />
o<strong>der</strong> richtete ihn her.<br />
S<strong>in</strong>ne unseres Hildes.<br />
3 Ob an den Schmalseiten <strong>der</strong> Netsflügel kle<strong>in</strong>ere Netz-<br />
stiieke angeschlossen w<strong>in</strong>den, nm <strong>die</strong> Schmälenden des ovalen<br />
Teiches vollkommener zu <strong>über</strong>decken, ist nicht ersichtlich.<br />
wiß nicht zu nahe stehen, damit <strong>die</strong> Vögel nicht<br />
argwöhnisch wurden, auch verkehrt <strong>der</strong> Vormann<br />
durch Zeichen mit ihnen; wenn er sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Fällen mit ihnen unterhält, so sche<strong>in</strong>t das e<strong>in</strong><br />
schwer lösbarer Wi<strong>der</strong>spruch zu se<strong>in</strong>.<br />
Während <strong>der</strong> Wartezeit war natürlich vollkommene<br />
Ruhe geboten, bei Kigmnj w<strong>in</strong>kt del-<br />
imiter dem Schirm stehende Beobachter mit <strong>der</strong><br />
Hand: igr-t <strong>in</strong> imj-ri ivlf-w .Stille gebieten durch<br />
den Vorsteher <strong>der</strong> Vogelfänger', bei Capart, Rue<br />
de tomb. Taf. 37 spricht er dabei 1<br />
igrtjionj ,So<br />
schweigt doch!'. Die Leute, <strong>die</strong> zu Beg<strong>in</strong>n wohl<br />
im Gebüsch kauerten, erheben sich allmählich und<br />
stehen nun da, das Seil <strong>in</strong> ihren Händen. Hält<br />
<strong>der</strong> Vormann den richtigen Zeitpunkt für gekommen,<br />
so gibt- er das verabredete Zeichen,<br />
meist mit e<strong>in</strong>em Zeugstreifen, den er hoch zwischen<br />
den ausgebreiteten Armen hält. Jetzt müssen<br />
se<strong>in</strong>e Leute das Seil anziehen, mit e<strong>in</strong>em festen<br />
Kuck, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Netzflügel schnell schließt; und<br />
weiter muß das Seil <strong>in</strong> Spannung gehalten werden,<br />
damit <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schließung nicht locker wird und<br />
<strong>die</strong> Vögel sich nicht herausarbeiten können.<br />
Die Beschreibung des Vorganges ermöglicht<br />
es, nun unsere Darstellung auf Abb. 17 auszulegen;<br />
wir f<strong>in</strong>den dabei, daß sie nicht wenige<br />
Ungenaüigkeiten und Wi<strong>der</strong>sprüche enthält. Das<br />
Netz ist geschlossen zu denken, denn <strong>die</strong> Vögel<br />
s<strong>in</strong>d aufgeschreckt, flattern umher und trachten<br />
vergeblich zu entkommen. E<strong>in</strong>e Gans sucht, den<br />
Bücken nach unten, sich <strong>von</strong> den Maschen zu<br />
befreien, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e steckt den Kopf durch das<br />
Netz. Man vergleiche dazu den Unterschied <strong>in</strong><br />
dem Gehaben <strong>der</strong> Vögel vor und nach dem<br />
Schließen des Netzes bei Tjj, Schäfer, Atlas III,<br />
75 Mitte und unten. Wenn bei Nfr e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />
Vögel sich ganz ruhig verhält, so än<strong>der</strong>t das<br />
nichts an <strong>der</strong> Deutung, auch <strong>in</strong> manchen an<strong>der</strong>en<br />
Beispielen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlossenen Vögel war man<br />
nicht so folgerichtig wie bei Tjj. Gewisse<br />
Stellungen <strong>der</strong> Vögel und <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>gabe e<strong>in</strong>zelner<br />
Gruppen kehren dabei häufig wie<strong>der</strong>, wie <strong>die</strong> drei<br />
zusammenstehenden Enten, <strong>von</strong> denen zwei <strong>die</strong><br />
übliche Haltung haben, <strong>die</strong> dritte aber den Kopf<br />
senkt, um irgend etwas zu erhaschen; so ähnlich<br />
wie auf unserem Bilde schon Petrie, Medum,<br />
Taf. 18.<br />
Bei geschlossenem Netz müßten <strong>die</strong> beiden<br />
Stricke, <strong>die</strong> <strong>von</strong> dem Haltepflock <strong>über</strong> <strong>die</strong> Ober-<br />
1 Das kann er eigentlich<br />
mßte <strong>die</strong> Vögel aufscheuchi<br />
lüßten <strong>die</strong> Leute ganz nahe<br />
flüstern, de
;<br />
:
<strong>Bericht</strong> übeb <strong>die</strong> Grabungen auf dem Friedhof <strong>von</strong> Giza.<br />
seite <strong>der</strong> Netzflügel gehen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des<br />
Teiches nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen, auf unserem Bilde<br />
aber sieht man nur e<strong>in</strong> Sechseck, wie bei dem<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gebreiteten Fanggerät. Man konnte<br />
vermuten, daß <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>metz mit <strong>die</strong>sem Sechs-<br />
eck <strong>die</strong> Wasserfläche bezeichnen wollte und es<br />
dem Maler <strong>über</strong>ließ, <strong>die</strong> Stricke nachzutragen.<br />
Aber gleich fällt e<strong>in</strong> weiterer Fehler auf: <strong>die</strong><br />
beiden <strong>von</strong> den Netzklappen kommenden Stricke<br />
müßten <strong>in</strong> das lange Zugseil e<strong>in</strong>geknotet werden,<br />
bei uns aber sche<strong>in</strong>t sich <strong>die</strong>ses <strong>in</strong> <strong>die</strong> beiden<br />
Stricke zu gabeln, was natürlich nicht möglich<br />
ist. E<strong>in</strong>e Knotung f<strong>in</strong>det sich weiter rechts; sie<br />
begegnet uns an entsprechen<strong>der</strong> Stelle auch<br />
Schäfer, Atlas III, 74 unten; vielleicht wollte<br />
man das dicke Zugseil nicht mit den beiden<br />
Netzstricken verknüpfen und benutzte e<strong>in</strong> dünneres<br />
Zwischenstück.<br />
Des weiteren vermißt man den unbed<strong>in</strong>gt<br />
notwendigen Schirm, h<strong>in</strong>ter dem sieh <strong>der</strong> Beob-<br />
achter vor den Vögeln verbirgt; bei uns steht<br />
<strong>der</strong> Vormann ganz frei da, vielleicht hatte man<br />
den Busch nur aufgemalt. — Die Leute, <strong>die</strong> den<br />
Strick fassen, stehen da, als erwarteten sie das<br />
Signal zum Anziehen, obwohl das Netz schon ge-<br />
schlossen ist. Gewissenhaftere Darstellungen geben<br />
den Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haltung <strong>der</strong> Leute bei<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Vorgängen sehr gut wie<strong>der</strong>. Bei<br />
<strong>der</strong> Wartestellung beugen sie sich wie auf unserem<br />
Bilde e<strong>in</strong> wenig vor und fassen <strong>in</strong> gleicher Weise<br />
das Seil mit e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Griff, <strong>der</strong> beiden<br />
Händen den besten Halt bot; siehe so bei geöffnetem<br />
Netz Schäfer, Atlas III, 74 oben und<br />
75 Mitte. Die Haltung könnte zur Not, auch den<br />
Beg<strong>in</strong>n des Ziehens bezeichnen, aber dann dürfte<br />
das Netz noch nicht vollkommen geschlossen se<strong>in</strong>;<br />
denn jetzt handelte es sich nur mehr darum,<br />
das Seil gespannt zu halten, und das geben <strong>die</strong><br />
Zeichner so wie<strong>der</strong>, daß <strong>die</strong> Leute am Boden<br />
sitzen o<strong>der</strong> auf dem Rücken liegen, wie Schäfer,<br />
Atlas III, 74 und 75.<br />
Das Ende des Zugseiles ist auf unserer Darstellung<br />
nicht mehr sicher zu erkennen, Spuren<br />
sche<strong>in</strong>en darauf h<strong>in</strong>zuweisen, daß es gerollt am<br />
Boden lag, wie bei &$m e nhpify, Atlas III, 51;<br />
Capart, Hue de tomb., Taf. 85 hat es <strong>der</strong> letzte<br />
Mann um den Hals gewickelt. 1 In an<strong>der</strong>en Fällen<br />
aber sehen wir es an e<strong>in</strong>en Pflock gebunden, wie<br />
etwa Schäfer, Atlas III, 74, Text S. 153; <strong>die</strong>ser<br />
Pflock begegnet uns auf den ältesten Darstellungen,<br />
Petrie, Medum, sowohl Taf. 18 wie 22. Se<strong>in</strong><br />
1 Ebenso Blackman, Meir IV, Taf. 8, unteres Bild.<br />
Giza VI.<br />
Zweck läßt sich aus <strong>der</strong> Fange<strong>in</strong>richtung erklären:<br />
nach dem Schließen des Netzes war es <strong>die</strong> Haupt-<br />
sorge, <strong>die</strong> Klappen fest <strong>in</strong> ihrer Lage zu halten:<br />
das Zugseil mußte also gespannt bleiben, und<br />
man band es daher stramm an unseren Pflock.<br />
Das war vor allem da gegeben, wo nur wenige<br />
Leute zur Verfügung standen. Wenn auf dem<br />
Bilde <strong>die</strong> Leute auf <strong>der</strong> Erde liegend das Seil<br />
straff halten und dabei auch <strong>der</strong> Pflock am Ende<br />
ersche<strong>in</strong>t, wie ebenda III, 74, so spricht das<br />
nicht gegen <strong>die</strong> vorgetragene Deutung, denn <strong>die</strong><br />
Vogelfänger brauchten nicht <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Lage zu<br />
bleiben, bis das Netz ganz geleert war, es dürften<br />
vielmehr <strong>die</strong> Zeit <strong>der</strong> ersten Arbeit nach dem Zu-<br />
schlagen wie<strong>der</strong>gegeben se<strong>in</strong>. 1<br />
V. Die unterirdischen Anlagen.<br />
Das Hauptbegräbnis liegt auffallen<strong>der</strong>weise<br />
nicht im Innern des festen Baues, son<strong>der</strong>n am<br />
Südende des vorgelagerten Ganges. Hier ist <strong>in</strong><br />
dessen ganzer Breite e<strong>in</strong> viereckiger Schacht rund<br />
vier Meter tief <strong>in</strong> den Felsen getrieben; an se<strong>in</strong>e<br />
Sohle schließt sich im Osten fast unmittelbar<br />
<strong>die</strong> niedrige Sargkammer an. Sie liegt also unter<br />
<strong>der</strong> Mastaba VIII n, und <strong>die</strong>se räumliche Ver-<br />
b<strong>in</strong>dung erklärt sich sehr wohl, wenn wir annehmen,<br />
daß Nfr Nachkomme und Totenpriester<br />
des Inhabers <strong>der</strong> alten Anlage war. — Der Sarg<br />
aus Tura-Kalkste<strong>in</strong> hat <strong>die</strong> Form, <strong>die</strong> den e<strong>in</strong>-<br />
fachen Kistensarg <strong>der</strong> 4. Dynastie 2 ablöste: e<strong>in</strong><br />
1 Größere Schwierigkeit bietet <strong>die</strong> Erklärung e<strong>in</strong>es<br />
dritten Pflockes, dir nicht selten nahe <strong>der</strong> Stelle angebracht<br />
ist, an <strong>der</strong> <strong>die</strong> beiden <strong>über</strong> <strong>die</strong> Netzflügel laufenden Striche<br />
zusammentreffen. Man könnte ihn sehr e<strong>in</strong>leuchtend dem-<br />
selben Zweck zuweisen, den <strong>der</strong> oben beschriebene Pflock<br />
hat, an ihn das Zugseil festzub<strong>in</strong>den, nachdem das Netz ge-<br />
schlossen war. Das wäre dann sicher, wenn wir e<strong>in</strong>mal den<br />
Pflock hier am Anfang, das an<strong>der</strong>e Mal am Ende des Seiles<br />
anträfen; aber <strong>die</strong> Darstellungen zeigen gelegentlich Pflücke<br />
an beiden Stellen, wie Schäfer, Atlas III, 74. Wenn wir<br />
nicht annehmen wollen, daß e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> 'beiden zu Unrecht<br />
dasteht, wäre vielleicht folgende Erklärung möglich: Wurde<br />
das Seil <strong>von</strong> den stehenden Leuten fest angezogen, so mußte<br />
es schräg vom Teiche bis zu ihren Händen aufsteigen und<br />
das Netz an dem näheren Ende e<strong>in</strong> wenig lieben. Die waag-<br />
rechte Lage wurde erst wie<strong>der</strong>hergestellt, wenn <strong>die</strong> Leute<br />
sich auf den Boden legten. Das zeitweilige Heben des Netz-<br />
endes wurde aber verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, wenn man das Seil um e<strong>in</strong>en<br />
nie<strong>der</strong>en Pflock laufen ließ. Hatte di e<strong>in</strong>e genug« !,de<br />
E<strong>in</strong>kerbung und e<strong>in</strong>en dicken Knauf, wie es Capart, Kue<br />
de tomb., Taf. 38 zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, so wurde e<strong>in</strong> Abgleiten<br />
verb<strong>in</strong><strong>der</strong>t, und e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Umwickeln des Seiles erzeugte<br />
ke<strong>in</strong>e Reibung, <strong>die</strong> das Anziehen zu sehr erschwert hätte;<br />
praktischer erschien es freilich, das Seil durch e<strong>in</strong>e am<br />
Pflock angebrachte SchnurSse laufen zu lassen.<br />
• Giza I, Abb. 5 und Taf. 11.<br />
73
glatter rechteckiger Trog mit leicht gewölbtem<br />
Deckel, <strong>der</strong> an den Schmälenden gerade Leisten<br />
mit je zwei Handhaben zeigt. Wir fanden den<br />
Deekel weggeschoben und das Begräbnis vollkommen<br />
gestört. Von den Beigaben waren ver-<br />
blieben: e<strong>in</strong> Kanopenkrug aus weißem Kalkste<strong>in</strong><br />
und e<strong>in</strong>e Auswahl <strong>der</strong> üblichen Alabaster-Sche<strong>in</strong>-<br />
vasen.<br />
Im Grabblock waren zwei weitere kle<strong>in</strong>ere<br />
Schächte angebracht; sie liegen h<strong>in</strong>ter den Sche<strong>in</strong>-<br />
türen, wenn auch nicht genau <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Achsen.<br />
In 207 1 war <strong>die</strong> Leiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aus dem Fels<br />
gehauenen Sarg beigesetzt, auf dessen Ostseite<br />
<strong>die</strong> sehr vere<strong>in</strong>fachte .Palastfront' <strong>in</strong> Form <strong>von</strong><br />
zwei Sche<strong>in</strong>türen mit roter Farbe aufgemalt war.<br />
Särge <strong>in</strong> Gestalt des uuterägyptischen Königs-<br />
palastes hätten eigentlich dem Herrscher vorbe-<br />
halten bleiben müssen, 1 aber wir begegnen ihnen<br />
schon früh bei Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> königlichen Familie,<br />
wie etwa <strong>in</strong> (iiza bei Mrjsfnh TU 2 und<br />
manchen Königssöhnen, wie Ddfhwfw Vorbericht<br />
1928, Taf. 5a. Sehr bald erhielten auch Königsabkömml<strong>in</strong>ge<br />
3 und selbst Beamte, <strong>die</strong> nicht zur<br />
Herrscherfamilie gehörten, das Vorrecht e<strong>in</strong>es<br />
königlichen Sarges o<strong>der</strong> maßten es sich an. So<br />
ist schon Kijmnfrt, <strong>der</strong> sich we<strong>der</strong> s) njiwt noch<br />
rh iijsirt nennt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em prachtvollen Granitsarko-<br />
phag <strong>der</strong> bezeichneten Art beigesetzt, Vorberieht<br />
1928, S. 161 und Taf. 3a. Im vorliegenden Falle<br />
könnte e<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> Familie des Nfr als<br />
Königsabkömml<strong>in</strong>g <strong>die</strong> Palastverzierung auf dem<br />
e<strong>in</strong>fachen Sarge gewünscht haben. 4<br />
Yl. Die mit Nfr verbundenen Gräber.<br />
1. Ihi.<br />
a. Die Grabstätte des 'Ihi.<br />
Auf dem Gewände des E<strong>in</strong>gangs zur Kultkammer<br />
des Nfr <strong>über</strong>reicht e<strong>in</strong> s)b ss 'Ihi dem<br />
Grabherrn e<strong>in</strong>e Liste <strong>der</strong> Totenopfer. Die Sche<strong>in</strong>-<br />
tür <strong>die</strong>ses 'Ihi fanden wir <strong>in</strong> viele Stücke zer-<br />
schlagen auf dem Boden des Baumes liegend,<br />
1 Das vollendetste Beispiel<br />
2 Boston Bullet<strong>in</strong> 1927, Nr. 151, Abb. 20.<br />
3 Giza II, S. 179 und Taf. 14 b-c.