UFO IN HER EYES - FDb.cz

einbezogen. Ein guter Soundtrack ist eine tolle Herausforderung für die meisten Musiker,
wenn die Chemie stimmt.
Die sechswöchigen Dreharbeiten fanden an chinesischen Originalschauplätzen statt.
China ist hierzulande nicht gerade als „medien-freundlich“ bekannt. Ergaben sich
daraus verschärfte Produktionsbedingungen?
Wir hatten zunächst eine deutsch-chinesische Koproduktion geplant. Jeder Film muss in
China zur Zensurbehörde geschickt und dort abgenommen werden. Wir haben Wochen und
Monate auf eine Reaktion gewartet und uns dann letztendlich entschieden, einfach mit dem
Dreh zu beginnen. China ist ein großes Land. Allerdings ist es so keine chinesische
Koproduktion geworden und wird deshalb auch nicht in den chinesischen Kinos laufen
dürfen.
Das klingt ein bisschen nach Nervenkitzel. Wie haben Sie die verschiedenen Drehorte
gefunden?
Anfang 2010 haben wir die ersten Recherche-Reisen durchgeführt. Wir haben nach Orten
gesucht, die dem Drehbuch gemäß die Entwicklung des Dorfes zur Stadt zeigen können,
ohne dass wir viele Setbauten erstellen müssen. Zudem brauchten wir ein heißes,
subtropisches Klima. Im Süden Chinas und in Vietnam gibt es diese spektakuläre Karst-
Landschaft mit ihren kleinen spitzen Bergen, dort haben wir uns auf mehrere kleine Dörfer
konzentriert, die dicht beieinander liegen. Die waren die perfekte Kulisse, um die Illusion zu
erzeugen, die Stadt entstünde genau an der gleichen Stelle, an der das Dorf zuvor
gestanden hat.
Sie haben für UFO IN HER EYES eine interessante Mischung aus Berufs- und
Laienschauspielern gewählt. Wie und warum?
Shi ke (Kwok Yun) war die erste Wahl von Xiaolu und hat glücklicherweise sehr schnell
zugesagt. Beim Casting der anderen Schauspieler in Shanghai und Beijing hat uns eine
ganz tolle Produktionsfirma in China unterstützt. Xiaolu wollte aber von Anfang an auch
Nicht-Schauspieler in den Film einbeziehen, weil die eine ganz eigene Qualität der
Darstellung haben. Dieses Konzept ist auch hervorragend aufgegangen.
Die Rolle des alten Fischers Carp Li zum Beispiel wird von einem echten Fischer gespielt.
Wir hatten ihn bei einer unserer Recherchereisen am Hafen sitzend gesehen und einfach
gefragt, ob er nicht in einem Film mitspielen möchte. Obwohl ihm bis zum Schluss eigentlich
nicht klar war, was das bedeutet und er auch nicht zweimal den gleichen Satz wiederholen
konnte, hat er diese ungeheure Präsenz und Ausstrahlung geliefert, die seiner Figur diese
einprägende Authentizität verleiht. Genauso wie die korpulente Frau des Lehrers sind viele
Darsteller in unserem Film chinesische Dorfbewohner. Die haben wir alle tatsächlich vor Ort
gecastet und so eine ganz tolle Mischung erhalten.
Gab es da keine Probleme mit der chinesischen Bevölkerung vor Ort? Immerhin
gelingt Xiaolu Guo mit UFO IN HER EYES eine scharfsinnige Gesellschaftskritik am
„Fortschritts-Mantra“ des modernen Kapitalismus, der in China ja staatlich verordnet
ist.
Das war auch für mich eine kleine Überraschung. Am Schluss des Films gibt es diesen
Aufstand der Landbevölkerung gegen die Telefongesellschaft, die ihnen ihr Land wegnimmt,
um es zu bebauen. Xiaolu ist damals in ein kleines Dorf gegangen und hat den
Bürgermeister gefragt, ob es dort möglich ist zu drehen und etwa einhundert Komparsen für
genau diese Szene zu bekommen. Dieser Bürgermeister war sofort Feuer und Flamme. Er
hat sofort sein Dorf angeboten und am Ende haben fast alle Dorfbewohner mitgespielt. Die
Dreharbeiten haben nicht nur viel Spaß gemacht, sondern uns „Westlern“ auch gezeigt, wie
wenig wir über die gegenwärtige Lebenskultur in China wissen.
Wie meinen Sie das?
Ich habe selber ganz viel in China gelernt. Viele Geschichten in UFO IN HER EYES sind
wahr und wenn überhaupt, leicht übertrieben dargestellt. Die Geschichte des Millionärs zum
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