Berufsbegleitende Qualifizierung für Menschen mit ... - aktionbildung
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Aktionbildung: Modellprojekte stellen sich vor:<br />
„<strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Qualifizierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
Lernschwierigkeiten, die im Gartenbau beschäftigt sind“<br />
Name des Projektes <strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Qualifizierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
Lernschwierigkeiten, die im Gartenbau beschäftigt sind<br />
Träger intec e. V.<br />
Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />
Laufzeit 01. 08. 2004 - 30. 04. 2007<br />
Thema Entwicklung eines praxisorientierten Curriculums und<br />
geeigneter Unterrichtsmethoden um die Mitarbeiter<br />
der vier Werkstätten <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderung in<br />
Hamburg, die im Gartenbau beschäftigt sind,<br />
berufsbegleitend zu qualifizieren.<br />
Besonderheit/Innovation Kooperation der vier Werkstätten in Hamburg/<br />
Einbeziehung der Fachkräfte <strong>für</strong> Arbeits- und<br />
Berufsförderung in die Projektentwicklung und –<br />
durchführung<br />
Zielgruppe Beschäftigte der betreffenden Produktionsbereiche der<br />
Werkstätten<br />
Zielsetzung Relevantes Fachwissen ver<strong>mit</strong>teln/<br />
Die Fähigkeit der Beschäftigten zu<br />
situationsangemessenem Handeln steigern/<br />
Ein berufliches Selbstverständnis entwickeln/<br />
Das Selbstvertrauen der Beschäftigten stärken<br />
Vorgehen Bildungsbedarfsanalyse, Entwicklung des Curriculums<br />
und der Arbeitsmaterialien, Durchführung des<br />
berufsbegleitenden Unterrichts <strong>für</strong> über 120<br />
Beschäftigte, prozessbegleitende Evaluation,<br />
Herausgabe der Arbeitsergebnisse als CD-Rom<br />
Bisherige Ergebnisse<br />
Verfügbare Materialien CD-Rom: „Es ist auch wichtig, wenn man die Begriffe<br />
kennt.“<br />
Handbuch <strong>für</strong> die berufliche <strong>Qualifizierung</strong> im GaLa-<br />
Bau <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Lernschwierigkeiten<br />
Curriculum, Informations- und Arbeitsblätter und<br />
andere Materialien auf 230 Seiten (Pdf-Datei)<br />
Für einen Kostenbeitrag (incl. Versand) von 10 € bei<br />
intec e. V. zu bestellen<br />
Internetadresse www.intecev.de<br />
Ansprechpartnerin intec e. V.<br />
Alsterdorfer Markt 4<br />
22297 Hamburg
Einige Auszüge aus dem Handbuch:<br />
„Es ist auch wichtig,<br />
wenn man die Begriffe kennt.“<br />
<strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Qualifizierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
Lernschwierigkeiten, die im Gartenbau beschäftigt sind<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung Seite 5<br />
Curriculum<br />
• Frühjahrestrimester<br />
Modul 1: Bodenkunde Seite 11<br />
Modul 2: Grundorgane der Pflanze Seite 18<br />
Modul 3: Heckenschnitt Seite 26<br />
Modul 4: Gestaltung Seite 29<br />
Modul 5: Rasen Seite 36<br />
• Sommertrimester<br />
Modul 6: Lebensformen der Pflanzen Seite 41<br />
Modul 7: Das Blatt Seite 46<br />
Modul 8: Kompostierung Seite 49<br />
• Wintertrimester<br />
Modul 9: Winterdienste Seite 52<br />
Modul 10: Gehölzschnitt Seite 55<br />
Modul 11: Maschinen und Geräte Seite 60
• Trimesterunabhängige Veranstaltungen<br />
12. Ankommen Seite 65<br />
13. Bildhaftes Gestalten Seite 70<br />
14. Übungen zur Pflanzenkunde Seite 72<br />
15. Tagesexkursionen Seite 74<br />
16. Projektwochen Seite 76<br />
17. Arbeitsergonomie und Rückenschule Seite 82<br />
18. Rollenspielsequenz zur Kundenorientierung Seite 84<br />
19. Kursauswertung Seite 88<br />
• Methodenliste Seite 91<br />
Informations- und Arbeitsblätter (IB und AB)<br />
• Inhaltsverzeichnis der IB Seite 96<br />
• Inhaltsverzeichnis der AB Seite 98<br />
• Informationsblätter Seite 99<br />
• Arbeitsblätter Seite 182<br />
Multiple-Choice-Tests zu den Trimester<br />
• Multiple-Choice-Tests zum Frühjahrstrimester Seite 216<br />
• Multiple-Choice-Tests zum Sommertrimester Seite 220<br />
• Multiple-Choice-Tests zum Wintertrimester Seite 226<br />
Lernkompass Seite 233<br />
Anhang<br />
• Quellen Seite 243<br />
• Bildquellen Seite 243
Einleitung<br />
Es soll kurz angerissen werden, wie es zu den Materialien dieser CD-Rom gekommen<br />
ist. Der Leser soll einen Einblick in die Hintergründe des Projektes erhalten, das diese<br />
Materialien entwickelt und genutzt hat.<br />
Im Jahr 2002 fragte ein Abteilungsleiter der Winterhuder Werkstätten beim<br />
Hamburger Bildungsträger zebra e.V. an, ob zebra in der Lage wäre,<br />
Weiterbildungskurse speziell <strong>für</strong> Werkstatt<strong>mit</strong>arbeiter 1 im Gartenbau anzubieten.<br />
Daraufhin wurde ein erstes Gespräch <strong>mit</strong> den Fachkräften zur Arbeits- und<br />
Berufsförderung (FAB) im Gartenbau vereinbart. Dieses Gespräch zum Kennenlernen<br />
und Erkunden, über die möglichen Bildungsinhalte und wie ein Kurs <strong>für</strong> die<br />
Zielgruppe sinnvoll zu gestalten wäre, erbrachte - bei aller anfänglichen Skepsis –<br />
eine Art Aufbruchstimmung. Es war an der Zeit, den Mitarbeitern solche<br />
berufsbildenden Kurse den Werkstatt<strong>mit</strong>arbeitern anzubieten.<br />
Im SGB IX ist der Paradigmenwechsel in der Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
Lernschwierigkeiten erkennbar nachvollzogen worden. Demnach hat jeder Mensch<br />
Anspruch auf berufliche Bildung. Daraus leitet sich eine neue Beschreibung des<br />
Auftrages der Werkstätten <strong>für</strong> Behinderte ab, die nach den individuellen<br />
Entwicklungsmöglichkeiten ein sinnvolles Angebot zur beruflichen Bildung<br />
verwirklichen sollen. Zum Aufgabenbereich der Werkstätten gehört:<br />
- Bereitstellung angemessener Dauerarbeitsplätze<br />
- Ver<strong>mit</strong>tlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
- Persönlichkeitsförderung in Tätigkeit und Arbeit<br />
Zum damaligen Zeitpunkt gab es im Berufsbildungsbereich (BBB) keine<br />
gartenbaufachliche Bildung und in der Produktion nur sporadisch. Denn die FAB sind<br />
<strong>mit</strong> dieser Aufgabe zwar betraut, kamen aber aufgrund der Anforderungen der<br />
täglichen betrieblichen Praxis kaum bis gar nicht dazu.<br />
Gleichwohl ist der Gartenbau ein klassisches Tätigkeitsfeld der Werkstätten und im<br />
Raum Hamburg arbeiten in diesem Bereich bei alsterarbeit, Elbe Werkstätten, den<br />
Winterhuder Werkstätten und der Hamburger Werkstatt zusammen gut 120<br />
Mitarbeiter/innen. Es lag also nahe, die anderen Werkstätten an der Entwicklung der<br />
beabsichtigten <strong>Qualifizierung</strong> zu beteiligen. Die Reaktion der Werkstätten war<br />
prompt. Um <strong>für</strong> alle diese <strong>Menschen</strong> eine angemessene berufliche <strong>Qualifizierung</strong> zu<br />
ermöglichen, schlossen sich die vier Werkstätten zu einer Kooperation zusammen.<br />
1 In diesem Text werden die behinderten Kolleginnen und Kollegen der Werkstätten als Mitarbeiter bezeichnet.
Gemeinsam wurde das Projekt<br />
„<strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Qualifizierung</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Lernschwierigkeiten, die<br />
im Gartenbau beschäftigt sind“<br />
konzipiert und beim Europäischen Sozialfonds (ESF) eine Förderung beantragt.<br />
Im Antrag zum ersten ESF-Projekt ist über die Ziele des Vorhabens zu lesen:<br />
Die Weiterbildung soll<br />
• relevantes fachliches Wissen aus folgenden Bereichen (in Anlehnung an die<br />
Regelung der Berufsbildung zum Werker/ Werkerin im Gartenbau) ver<strong>mit</strong>teln:<br />
- der eigene Betrieb,<br />
- Natur- und Umweltschutz, rationelle Energie- und Materialverwendung,<br />
- Betriebliche Abläufe und wirtschaftliche Zusammenhänge,<br />
- Böden, Erden und Substrate,<br />
- Kultur und Verwendung von Pflanzen,<br />
- Maschinen, Geräte und Betriebseinrichtungen,<br />
- Materialien, Werkstoffe und Hilfs<strong>mit</strong>tel,<br />
- Aufbereitung, Ernte und Vermarktung,<br />
- Wirtschafts- und Sozialkunde,<br />
- Arbeitssicherheit.<br />
• die Fähigkeit der Beschäftigten zum situationsangemessenen Handeln<br />
steigern:<br />
- Arbeitsschritte planen, durchführen und beurteilen können,<br />
- Steigerung des Urteilsvermögens,<br />
- ihre Kompetenz erhöhen, in Situationen handeln zu können,<br />
- lernen, in den entscheidenden Momenten Hilfe zu holen.<br />
• ein berufliches Selbstverständnis entwickeln helfen:<br />
- Warum tue ich das? Beschaffen von Informationen,<br />
- Was muss ein im Gartenbau Beschäftigter alles wissen?
• das Selbstvertrauen der Beschäftigten stärken.<br />
• bestehende Ängste vor (weiteren) möglichen Qualifikations- und<br />
Ausbildungsschritten außerhalb der Werkstätten abbauen helfen/<br />
"Bildungshunger" verbreiten.<br />
• deren soziale Kompetenzen erweitern:<br />
- Arbeiten im Team,<br />
- Absprachen im Team (Kommunikation und Kooperation im Arbeitsprozess),<br />
- Kundenorientierung im Dienstleistungsbereich Gartenbau.<br />
• einem Teil der Beschäftigten den Erwerb von Anleitungskompetenzen<br />
ermöglichen, um diese als Gruppenleitungs – Assistenten einsetzen zu<br />
können.<br />
Und auf diese Weise Perspektiven <strong>für</strong> eine Integration in den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt eröffnen.<br />
Um ein möglichst praxisnahes Curriculum zu entwickeln, wurde zunächst <strong>mit</strong> den<br />
Gartengruppen der Werkstätten eine ausführliche Erhebung ihrer Tätigkeiten<br />
durchgeführt. Zusätzlich wurden die FAB nach dem Lernbedarf <strong>für</strong> ihre Mitarbeiter<br />
gefragt. Die Arbeitsfelder und Lernbedarfe der vier Werkstätten waren im<br />
Wesentlichen deckungsgleich. Aufgrund dieser Praxisdaten wurde das Curriculum<br />
zusammengestellt und so aufgebaut, dass ein (zeit)naher Bezug von Unterricht zu<br />
Praxis möglich wurde.<br />
Durch die ESF-Förderung konnte das Projekt im Juli 2002 an drei Tagen der Woche<br />
<strong>mit</strong> Lerngruppen von je acht Teilnehmern beginnen.<br />
• Der Unterricht sollte in lernfördernder Umgebung und Atmosphäre stattfinden.<br />
(Der Lernort Staudengarten der Stadt Hamburg in Stadtparknähe ist in dieser<br />
Hinsicht fast ideal.)<br />
• Die Inhalte sollten sich an den im Gartenjahr tatsächlich anfallenden Arbeiten<br />
ausrichten.<br />
• Die Inhalte sollten <strong>mit</strong> den Gruppenleitungen erarbeitet und in der Praxis<br />
weitergeführt werden.<br />
• Der un<strong>mit</strong>telbare betriebliche Kontext sollte als Erfahrungsfeld genutzt<br />
werden.<br />
Von Beginn an wurden die Ansichten und Wünsche der Teilnehmer von uns aktiv<br />
erfragt. Die Projektevaluation hat durch Fragebogen, Teilnehmer-Interviews und<br />
durch Gespräche <strong>mit</strong> den Fachkräften zur Arbeits- und Berufsförderung (FAB), Kritik,
Vorschläge und Ideen der Teilnehmer eingeholt, um diese in die<br />
Unterrichtsgestaltung einfließen zu lassen.<br />
(Beachten Sie die grau unterlegten Kästchen! Hier sind Zitate aus diesen Interviews<br />
in den laufenden Text eingestreut.)<br />
So wurde die Projektleitung in die Lage versetzt, neue Lernziele zu erkennen. Die<br />
Teilnehmer wurden durch diese Befragungen angeregt, über ihr Lernen und Arbeiten<br />
nachzusinnen und neue Lernwünsche zu formulieren.<br />
Nach einigen Umzügen fand das ESF-Projekt schließlich einen Unterrichtsraum in der<br />
Staudengärtnerei der Stadt Hamburg statt. Dieser Unterrichtsraum „<strong>mit</strong>ten im<br />
Betriebsleben“ gab uns die Möglichkeit, jederzeit vor der Tür eine kleine<br />
Demonstration machen zu können, uns <strong>mit</strong>ten in einem blühenden Garten zu<br />
befinden, die freundliche Aufnahme durch die Mitarbeiter der Gärtnerei. Kurz: Das<br />
ganze Ambiente hat sich deutlich günstig auf die Lernatmosphäre ausgewirkt.<br />
„Nein, nicht so. Tasten und Fühlen ist <strong>für</strong> mich ein noch besseres Lernen. Ich fand<br />
das, wenn ich ganz ehrlich bin und das sagen darf: Es war echt schwer <strong>für</strong> mich. Das<br />
ist was anderes als wenn ich eine Harke nehme und Laub fege.“<br />
Es war eine grundsätzliche Entscheidung, die <strong>Qualifizierung</strong> weitgehend<br />
handlungsorientiert auszurichten, u. a. durch die möglichst enge Verzahnung von<br />
„theoretischen“ Inhalten und den „praktischen“ Arbeiten in den Betrieben. Dem kam<br />
natürlich entgegen, dass durch den Verlauf des Gartenjahres die Themen und<br />
Aufgaben ohnehin in einer schönen zeitlichen Ordnung verlaufen. Darüber hinaus<br />
versuchten wir in den regelmäßigen Konferenzen von Evaluation, Lehrenden und FAB<br />
(sog. Anleitungssitzung) Unterrichtsinhalte und praktische Tätigkeit möglichst direkt<br />
zu verbinden.<br />
Die Anleitungssitzungen hatten in erster Linie die Aufgabe, innerhalb der Kooperation<br />
der vier Werkstätten die operative Koordination zu leisten und den Informationsfluss<br />
sicher zu stellen. Sie bot den FAB auch eine Struktur zu beruflichem Austausch und<br />
Reflektion, zu Auffrischung ihrer Methodenkompetenz und half, ihren Auftrag,<br />
Rehabilitation durch Arbeit, wahrzunehmen.
Ein weiteres Ergebnis war beispielsweise,<br />
• dass eine Sortierung der Lerngruppen nach Niveaus effektiver ist, als andere<br />
Modelle.<br />
• dass dies der geeignete Rahmen <strong>für</strong> einen gezielten Austausch über die<br />
Entwicklung einzelner Teilnehmer in Unterricht und Praxis ist.<br />
• dass gemeinsam einige Seminartage zu Methoden in der Arbeitspädagogik<br />
organisiert wurden.<br />
2004 übernahm intec e.V. die Projektträgerschaft von zebra e. V..<br />
Wir lernten, dass wir uns neben den fachlichen Inhalten eingehender <strong>mit</strong> der Frage<br />
beschäftigen müssen, welche Methoden <strong>für</strong> die Zielgruppe angemessen sind. So trat<br />
in der zweiten Hälfte des Projektes die Bedeutung der fachlichen Inhalte etwas<br />
zurück vor der Frage: „Wie lernen <strong>Menschen</strong>?“.<br />
Es wurde erörtert und durch die Evaluation erhoben: Welche Lerntypen,<br />
Lernbiographien haben wir? Mit welchen Methoden können wir den Lernerfolg<br />
verbessern? Viele methodische Ansätze wurden von uns neu entwickelt und<br />
ausprobiert und dazu der „Lernkompass“ entwickelt und eingesetzt.<br />
Die Teilnehmer sind Erwachsene <strong>mit</strong> vielfältigen Erfahrungen, Kenntnissen und<br />
Fähigkeiten. Sie besitzen einen Fundus informellen Wissens, der zunächst<br />
ungeordnet und teilweise verborgen vorliegt. Der Unterricht soll so gestaltet werden,<br />
dass in der Lerngruppe dieses Wissen der Teilnehmer aktiviert und <strong>für</strong> den<br />
Lernprozess aller nutzbar gemacht wird. Die Tür zur unstrukturierten Erfahrung wird<br />
bewusst geöffnet und die Teilnehmer werden ermutigt assoziativ Beiträge zu<br />
bringen.<br />
„Und mir wurde auch zu schnell gesprochen... Da fragt man sich dann, worum es<br />
geht, aber das haben wir ihm dann auch gesagt, dass er langsamer sprechen soll;<br />
dann verstehen wir ihn besser...“<br />
Weiterhin bleibt der Unterricht nicht eng am berufsfachlichen Kern der Lerninhalte,<br />
sondern macht ausdrücklich Exkurse zum Thema. Zum Beispiel in die<br />
Sozialgeschichte, wenn es um Arbeitssicherheit geht, in Rechtsfragen der<br />
Verkehrssicherungspflicht bei den Winterdiensten oder in die Lyrik beim Thema<br />
Lebensformen der Pflanze. Dies geschah, um das „trockene“ Thema aus<br />
verschiedenen lebenspraktischen Blickrichtungen anzusehen.<br />
Diese Ausflüge in die Erwachsenenbildung und die breit gefächerte Methodenpalette<br />
haben, nach unserer Auffassung, nicht nur unzählige spannende Stunden erbracht,<br />
sondern auch immer wieder anderen Teilnehmern eine aktive Beteiligung ermöglicht.<br />
Wir beobachteten, dass viele Teilnehmer Schwierigkeiten <strong>mit</strong> einer gezielten<br />
Wahrnehmung haben. Dies behindert sie, zum Objekt vorzustoßen. Wir richteten
unser Augenmerk darauf, dass die Teilnehmer üben, ein Objekt gezielt anzuschauen<br />
und es in Ruhe zu beobachten. Wir versuchten dies durch Wahrnehmungsübungen<br />
und Zeichnen und Malen zu fördern.<br />
Für die meisten Teilnehmer war es unerwartet, im Unterricht Bewegungsübungen<br />
machen zu sollen. Auch solche Leibesübungen haben wir an einigen Punkten als<br />
Methode in den Unterricht eingeführt und versucht, <strong>mit</strong> Hilfe von Bewegungsspielen<br />
ein Thema aufzuschließen. Wann immer es geraten schien, wurden „Energizer“ in<br />
Form kleiner Bewegungsspiele in den Unterricht eingestreut.<br />
Das vorgelegte Material ist „auf dem Weg“ entstanden, es ist kein abgeschlossenes<br />
Curriculum. Die Entwicklung der <strong>Qualifizierung</strong> lebte davon, dass die Beteiligten<br />
daran <strong>mit</strong>gearbeitet haben, ihr Können, ihre Wünsche und Ideen einfließen lassen<br />
konnten. Wir stellen es dem Leser in der Hoffnung zur Verfügung, er möge<br />
Anregung <strong>für</strong> die eigene Praxis finden.<br />
„Am Anfang sind wir ja viel über das Gelände gegangen, haben uns die Pflanzen<br />
angeschaut und mussten sagen wie sie heißen. Das war gut. Nur sitzen wäre blöde<br />
<strong>für</strong> mich.“
Modul 2: Grundorgane der Pflanze<br />
2.1 Einführende Übung zum Modul Grundorgane der Pflanze<br />
(Bewegungsspiel unter Lehreranleitung <strong>mit</strong> Musikbegleitung vom CD-Player)<br />
Alle Tische an den Rand stellen. Die Teilnehmer gehen im Raum umher, verteilen<br />
sich, „Findet euren Ort und bleibt stehen.“, wenn möglich schließen alle die Augen<br />
und werden nun angeregt entsprechende freie Pantomimen zu machen.<br />
1. Bild: Winterruhe eines Sonnenblumenkerns<br />
(Musik z.B. Arvo Pärt: Symphonie Nr. 1)<br />
Lehrer beschreibt Szene:<br />
Du bist ein Samenkorn im Boden. Es ist dunkel.<br />
Kälte, … Dunkelheit, … Feuchte, … Warten, … Schützen...“<br />
2. Bild: Keimung<br />
(Musik z.B. Joaquin Rodrigo: Konzert von Aranjuez)<br />
Lehrer beschreibt die Szene:<br />
Der Same „erwacht“, er quillt, wird dicker, versucht seine Hülle zu<br />
durchbrechen, ... Feuchte, oben die Sonne, Wärme, Sehnsucht nach dem Licht<br />
und den Farben und Klängen der Welt oben, Keimwurzel drückt sich ins<br />
Erdreich, der Keim schiebt sich hoch, ...<br />
3. Bild: Vegetative Phase, Wachstum<br />
(Musik z.B. Claude Debussy: Nach<strong>mit</strong>tag eines Fauns)<br />
Lehrer beschreibt:<br />
Spross <strong>mit</strong> den Keimblättern heben sich aus der Erde empor, Keimblätter<br />
breiten sich in der Luft aus,...Pflanze im Sonnenlicht, Lufthauch, ausbreiten,<br />
wachsen, hin und her bewegen,...
4. Bild: Generative Phase, Blüte<br />
(Musik z.B. Johann S. Bach: Violinenkonzert Nr.2)<br />
Lehrer beschreibt:<br />
Die grüne vegetative Fülle ist erreicht. Die Blüte bildet sich und bricht hervor.<br />
Sie entfaltet Kelch-, Blüten-, Staub-, und Fruchtblätter.<br />
Insekten besuchen die Blüte. Bestäubung und Befruchtung...<br />
Farbe und Duft, Summen der Insekten...<br />
5. Bild: Aussaat<br />
(Musik z.B. Max Bruch: Vorspiel, Konzert Nr.1)<br />
Lehrer beschreibt:<br />
Der Same entsteht und reift in der Frucht heran. Same wird verbreitet und<br />
fällt in die Erde. Der Herbst kommt, es wird kühler, die Blätter welken, die<br />
Samen bekommen ordentlich Wegzehrung <strong>mit</strong>, verabschieden sich und wagen<br />
den Sprung hinaus. Er landet auf dem Boden, Laub deckt ihn zu.<br />
Teilnehmer beschreiben Erlebtes und werden angeleitet dazu Gedanken vorzutragen.<br />
Im Anschluss geht’s hinaus zum Kompost:<br />
Jede Gruppe setzt auf einem Stückchen Komposthaufen 3-4 Saatkörner vom<br />
Kürbis. Über das ganze Jahr hindurch kann diese Pflanzung immer wieder<br />
mal besucht werden, um Wachstum, Blüte, Frucht und Ernte zu sehen.<br />
Die Gruppen treten untereinander in einen Wettbewerb: Zur Ernte werden die<br />
Kürbisse gewogen, es gilt die Gruppe <strong>mit</strong> dem schwersten Kürbis zu er<strong>mit</strong>teln.<br />
Etwa zur selben Zeit werden Samen von der Feuerbohne in einen Topf gesät<br />
und auf die Fensterbank im Klassenraum gestellt. Auch hier lässt sich das<br />
Wachstum schön beobachten.<br />
„Ich lerne gut, wenn ich mir Dinge anschaue und ich selber etwas einpflanzen,<br />
anpflanzen und umtopfen kann. Das ist eine schöne Sache. Das machen wir in der<br />
Werkstatt nicht.“
Übersicht über die drei Grundorgane der Pflanze (IB 2.1)<br />
Es wird von J. W. von Goethe als dem Dichter aber auch dem Naturforscher erzählt -<br />
von seinem besonderen Interesse an Pflanzen.<br />
Wie er <strong>mit</strong> C. von Linnés Buch ausgestattet, in einer Kutsche durch die Landschaft<br />
um den Kurort Marienbad Ausfahrten unternimmt. In der Kutsche hat er gute<br />
Gesellschaft und neben der Kutsche lässt er einen Jungen her laufen, der ihm die<br />
Pflanzen heran bringt, die er dann studiert, bestimmt und sammelt. Wie sehr ihm<br />
dabei die neue Linnesche Systematik hilft.<br />
Geschildert wird, wie Goethe auf einer seiner italienischen Reisen bis nach Sizilien<br />
kommt und dort im Botanischen Garten viel Zeit verbringt, um die Pflanzen zu<br />
beobachten und über sie nach zu sinnen. Wie ihm die Idee zur „Urpflanze“ kommt.<br />
Vorgelesen und besprochen wird sein Gedicht<br />
„Die Metamorphose der Pflanzen“.<br />
Danach wird eine Skizze von Goethes „Urpflanze“ an die Tafel gezeichnet und<br />
daran die Begriffe der Grundorgane Wurzel, Spross und Blatt erläutert.<br />
„Die Fichte, die kann man <strong>mit</strong> der Tanne verwechseln: Der Fichtenstamm ist rau, der<br />
Tannenstamm glatt! Die Fichte piekst, die Tanne nicht.“<br />
2.2 Die Wurzel (IB 2.1)<br />
Aufgaben der Wurzel<br />
Die Funktion Standfestigkeit der Wurzel verdeutlichen:<br />
Ein Teilnehmer steht <strong>mit</strong> geschlossenen Beinen, danach breitbeinig und ein<br />
anderer versucht ihn umzukippen.<br />
Die Funktion Wasseraufnahme an der Wurzelspitze, durch die Wurzelhaarzone<br />
wird anhand einer Tafelzeichnung erläutert und durch folgende Geschichte<br />
problematisiert:<br />
Links an der Tafel ist dargestellt ein Wurzelsystem im Boden, rechts<br />
daneben dargestellt ein „Cola“ -Trinkbecher <strong>mit</strong> Strohhalm. Vergleicht die<br />
Vorgänge! Saugen — Sog durch Verdunstung, geschlossener Strohhalm —<br />
Leitbündel, Öffnung des Strohhalms am unteren Ende — Wurzel ist nur(!) an<br />
den Wurzelspitzen wasserdurchlässig.<br />
…
Das Wintertrimester<br />
Modul 9: Winterdienste<br />
9.1 Rechtliche Grundlagen (IB 9)<br />
Erfahrungsaustausch der Teilnehmer über Winterdienst<br />
Gespräch: „Ist das Gefälligkeit oder gesetzliche Pflicht?“<br />
Lehrer berichtet:<br />
Wie das Rechtsinstitut Verkehrssicherungspflicht in das Bürgerliche<br />
Gesetzbuch gekommen ist.<br />
Was Haftung und Schadensersatz bedeuten.<br />
„Aus der Praxis eines Richters“<br />
Ein allgemeiner Fall wird dargestellt und durchgearbeitet:<br />
In der Gemüseabteilung eines Supermarktes rutscht eine Kundin auf Tomaten,<br />
die auf dem Boden liegen, aus und verletzt sich.<br />
Welche Verkehrssicherungspflicht trifft den Supermarktinhaber? Wo sind die<br />
Grenzen?<br />
Für welche Schäden haftet er in diesem Fall?<br />
Spezielle Fälle werden dargestellt und besprochen.<br />
Lehrer malt ein Haus und Grundstück <strong>mit</strong> entsprechender Zuwegung und der<br />
Straße davor an die Tafel. Das Haus seine Bewohner und seine Umstände<br />
werden ein wenig humorvoll geschildert.<br />
Anhand dieses Hauses werden verschieden Fallkonstruktionen durchgespielt.<br />
• Ein Hauseigentümer: Postbote rutscht auf dem Weg aus (einfache<br />
Verkehrssicherungspflicht).<br />
• Ein Hauseigentümer: Postbote rutscht auf dem Gehweg (der Gemeinde xy/<br />
Übertragung auf die Anlieger durch Gemeindesatzungen) aus.<br />
• Mietshaus <strong>mit</strong> mehreren Parteien (keine Übertragung der VSPfl): s. o.<br />
• Mietshaus <strong>mit</strong> mehreren Parteien (Übertragung der VSPfl. auf Mieter): s.<br />
o./ Mieter befindet sich im Winterurlaub
• Mietshaus <strong>mit</strong> mehreren Parteien (Übertragung der VSPfl. auf einen<br />
Hausmeister oder eine Fremdfirma z.B. auf ein WfMmB): s. o.<br />
Am folgendem Unterrichtstag:<br />
Die Gerichtsverhandlung als Rollenspiel wird vorbereitet.<br />
Während des Rollenspiels muss an einigen schwierigen Punkten Hilfestellung<br />
gegeben werden.<br />
Rollenspiel „Im Gerichtssaal“<br />
Zu besetzen sind folgende Rollen:<br />
Richter, Kläger und dessen Rechtsanwalt, Beklagter und RA, Gerichtsreporter<br />
Der Fall:<br />
Ein selbständiger Handelsvertreter (Kläger) ist im Winter, werktags gegen 10 Uhr auf<br />
Glatteis vor einer Autowaschanlage einer Tankstelle ausgerutscht. Dabei hat er sich<br />
einen Kreuzbandriss und eine Meniskusschädigung im rechten Bein zugezogen. Er<br />
muss ins Krankenhaus und anschließend <strong>für</strong> Wochen in eine<br />
Rehabilitationsmaßnahme, so dass er über drei Monate seinen Beruf nicht ausüben<br />
kann. Er klagt auf Schadensersatz und Schmerzensgeld.<br />
Der Tankstellenpächter (Beklagte) hat einen Vertrag über Gartenarbeiten und<br />
Winterdienste <strong>mit</strong> einer Werkstatt. Aufgrund interner Probleme kamen die<br />
Werkstatt<strong>mit</strong>arbeiter an besagtem Tag erst nach 10 Uhr zum Räumdienst.<br />
Der Richter fordert den Kläger auf den Fall aus seiner Sicht zu schildern. Es gibt<br />
Nachfragen. Der Tankstellenpächter wird um die Schilderung des Sachverhaltes aus<br />
seiner Sicht gebeten. Die Rechtsanwälte geben ihre Stellungnahmen und<br />
Forderungen ab. Es kommt zu Auseinandersetzungen.<br />
Der Richter verkündet Urteil und Begründung.<br />
Der Gerichtsreporter gibt seinen Kommentar ab.<br />
Nach Abschluss des Spiels wird gemeinsam ausgewertet und dann die Entscheidung<br />
eines Gerichts in einem wirklichen Fall dieser Art vorgelesen.<br />
…
Labyrinthe<br />
sind in allen Zeiten, in vielen Kulturen, über die ganze Welt zu finden. Ein Labyrinth<br />
hat einen Eingang und man beschreitet einen verschlungenen Weg, der durch den<br />
Innenraum zum Zentrum führt. Es ist also kein Irrgarten, in dem es Kreuzungen und<br />
Irrwege gibt. Der Name stammt aus dem Klassischen Altertum, wie in der Sage vom<br />
Minotaurus. Im Labyrinth, von Daedalos auf Kreta erbaut, hauste das schreckliche<br />
Ungeheuer Minotaurus, bis es der Held Theseus endlich erschlug und da<strong>für</strong> die schöne<br />
Ariadne heimführen konnte. Auch unser Labyrinth ist eines vom „kretischen Typ“.<br />
Es gab Labyrinthe in Ägypten, römische Mosaik-Labyrinthe, englische Rasenlabyrinthe,<br />
indische, hinterindische und die indianischen Labyrinthe Amerikas. Im christlichen<br />
Mittelalter waren sie in und an Kirchen verbreitet - so z. B. in der Kathedrale von<br />
Chartres zu besichtigen. Erst 1977 wurde eines im Kölner Dom fertig gestellt. Garten-<br />
labyrinthe und -Irrgärten waren hohe Mode in der barocken Baukunst, wie im Garten<br />
von Herrenhausen bei Hannover zu sehen. Die Geschichte reicht bis zur heutigen<br />
land-art des Künstlers Richard Long und den vielen Maisfeld-Labyrinthen auf nord-<br />
deutschen Äckern.<br />
Für den, der sich auf ein Labyrinth einlassen kann, ist es ein Ort der Ruhe und<br />
Besinnung. Er geht auf verschlungenen Wegen und ist eingeladen, über seinen<br />
Lebensweg nachzusinnen. Frei nach Karl Valentin: „Verzeihung, können Sie mir bitte<br />
sagen, wo ich hin will?“
Das Labyrinth in der Baustelle der Sinne<br />
wird auf einem 5.000 m²-Gelände im Stadtpark durch eine Kooperation<br />
zwischen der Gartenbauabteilung Bezirksamt Hamburg-Nord, dem Stadtpark-<br />
verein, Leben <strong>mit</strong> Behinderung Hamburg und den Winterhuder Werkstätten<br />
gestaltet. Schritt <strong>für</strong> Schritt entstehen hier Objekte, die zu einer bewussten<br />
und un<strong>mit</strong>telbaren Wahrnehmung der Welt durch die Sinne anregen sollen.<br />
Für diesen Garten haben die Teilnehmer des ESF-Projekts das Labyrinth gebaut.<br />
Die Projektwochen<br />
sind ein Teil der gartenbaulichen <strong>Qualifizierung</strong>. Die Kursteilnehmer erstellen unter<br />
Anleitung ein Bauwerk wie das Labyrinth und lernen den Umgang <strong>mit</strong> Material und<br />
Werkzeug. Sie erfahren Grundsätzliches zum Aufbau von Wegen und Plätzen und<br />
können in individuellen Lernschritten neue Fertigkeiten erwerben. Besonders schön<br />
<strong>für</strong> die Kursteilnehmer ist, dass ihr Bauwerk, das Labyrinth, der „Baustelle der Sinne“<br />
gestiftet werden kann. Das förderte Motivation und Verantwortung und die Übergabe<br />
an den Stadtpark erfolgt heute <strong>mit</strong> Stolz.<br />
Das Material <strong>für</strong> das Labyrinth wurde zum großen Teil gestiftet.<br />
Wir bedanken uns herzlich!<br />
Dieses Projekt wird gefördert vom Europäischen Sozialfonds<br />
und der Behörde <strong>für</strong> Wirtschaft und Arbeit, Hamburg<br />
alster-intec e. V.
18. Rollenspielsequenz zur Kundenorientierung<br />
Lernziele<br />
Angemessenes Verhalten dem Kunden gegenüber in Standard-, Stress- und<br />
Konfliktsituationen erlebnisorientiert erschließen. Sich in eine Situation und Rolle<br />
einfühlen können; sich <strong>mit</strong>teilen können; bisher nicht geübte Verhaltensweisen<br />
entdecken und „ausspielen“.<br />
Hinweis<br />
Das Rollenspiel ist eine Methode, die <strong>für</strong> einige Teilnehmer eine zu hohe Anforderung<br />
an ihre Intelligenz und Anpassungsfähigkeit darstellt. Sie können die „Rolle“ nicht als<br />
solche erkennen, sie nicht ausfüllen oder die Ergebnisse des Geschehens übertragen.<br />
Darauf sollte man vorbereitet sein und angemessen reagieren.<br />
Einige Teilnehmer sind beim Spielgeschehen so stark innerlich beteiligt, dass<br />
Fehlreaktionen ausgelöst werden könnten. Die Gefahr ist nicht auszuschließen, dass<br />
bei vorbelasteten Teilnehmern negative Verhaltenstendenzen verstärkt oder<br />
Destabilisierungen ausgelöst werden könnten. Auf diese Möglichkeit sollte die Leitung<br />
vorbereitet sein, um entsprechend reagieren zu können.<br />
1. Kurstag: Einführung in das Thema und Hinführung zur Methode<br />
Rollenspiel<br />
Einführung<br />
Geleitetes Gespräch, Visualisierung am Flipchart, folgende Leitfragen:<br />
• In welchen Situationen sind sie Kunde?/ Was ist ein Kunde?<br />
• Mit welchen Anbietern haben sie es zu tun?/ Was machen Anbieter?<br />
• Welche Beziehung haben Kunden und Anbieter?<br />
• Sind Anbieter Wettbewerber?/ Wie erhalten Anbieter Kunden und gewinnen<br />
neue Kunden?<br />
• Welche Rolle spielt Kundenorientierung im Wettbewerb?<br />
• Sind die Werkstätten Anbieter und brauchen sie Kundenorientierung?
Vertiefung<br />
Geleitetes Gespräch, Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Grundhaltungen 2 :<br />
• Ein Kunde ist die wichtigste Person in unserem Unternehmen.<br />
• Ein Kunde hängt nicht von uns ab, sondern wir von ihm.<br />
• Ein Kunde ist keine Unterbrechung unserer Arbeit, sondern ihr Sinn und Zweck<br />
• Wir tun ihm keinen Gefallen, indem wir ihn bedienen, sondern er tut uns einen<br />
Gefallen, wenn er uns Gelegenheit gibt, es zu tun.<br />
• Ein Kunde ist kein Außenstehender, sondern lebendiger Teil unseres<br />
Geschäfts.<br />
• Ein Kunde ist nicht jemand, <strong>mit</strong> dem man ein Streitgespräch führt.<br />
• Es gibt niemanden, der je einen Streit <strong>mit</strong> einem Kunden gewonnen hätte.<br />
• Ein Kunde ist einer, der uns seine Wünsche bringt.<br />
• Unsere Aufgabe ist es, diese Wünsche gewinnbringend <strong>für</strong> ihn und <strong>für</strong> uns zu<br />
erfüllen.<br />
Durchführung<br />
Zwei Kursleiter, Rollenspiele sind offen, Teilnehmer- Rollen sind definiert,<br />
Kundenverhalten vorher nicht bekannt, übrige Teilnehmer als Beobachter<br />
Requisiten: Jacken, Mützen, Werkzeug, Arbeitshandschuhe, usw.<br />
Erster Kurstag: Einführung<br />
Titel<br />
Impulsrollenspiel der<br />
Kursleiter<br />
Anschl. Auswertung<br />
Einweisung in das Rollenspiel<br />
Teilnehmerrollenspiel zu<br />
einem vorgegebenem Thema<br />
(Eine Halbgruppe spielt, die<br />
anderen sind Beobachter/<br />
danach Wechsel)<br />
Auswertung<br />
Lernziele<br />
Interesse an der Methode gewinnen<br />
Teilnehmer lernen die Methode kennen<br />
Teilnehmer können umgehen <strong>mit</strong> den Etappen:<br />
Vorbereitung, Aktion, Auswertung, gehen um <strong>mit</strong><br />
Rollenverteilung, Bühne, Kostüme, Anfang und<br />
Ende, In die Rolle gehen und wieder heraus<br />
kommen<br />
Zum Ende des ersten Kurstages wird sich zeigen, welche Gruppe <strong>mit</strong> der Methode<br />
…<br />
2 Nach Dr. J. Walter: Kundenorientierung operativ. Vortrag auf der BAG - Tagung am 27.08.2005 in Hamburg
IB 2.3 Knospe, Auge, Spross<br />
Wir kennen das Wort „sprießen“. Wenn aus dem Samen<br />
etwas hervorwächst, sagen wir: es sprießt. Die<br />
oberirdischen Teile eines Gehölzes nennen wir den<br />
Spross.<br />
Der Spross verzweigt sich bis in die dicken Äste und die<br />
feinen Zweige hinein. An den Zweigen können wir deutlich<br />
die Knoten und die dazwischen liegenden Sprossglieder<br />
unterscheiden.<br />
Jeweils an den Knoten setzen die Blätter und die Knospen<br />
an.<br />
Die Knospen sind im Grunde Überwinterungsorgane der<br />
Gehölze.<br />
Die Knospen werden schon im Sommer gebildet.<br />
Eingehüllt von den Knospenschuppen liegt im Innern ein<br />
zwar winziger, aber schon ganz und gar vorgebildeter<br />
neuer Spross. So geschützt kann er den Winter<br />
überstehen.<br />
Im Frühjahr bricht dann die Knospe auf und der frische,<br />
noch weiche Trieb schiebt sich hervor und entfaltet sich.<br />
Aber nicht nur aus den regelrechten Knospen kann ein<br />
Gehölz austreiben. Es gibt an Gehölzen auch so kleine<br />
Knospen, dass man sie als solche kaum erkennen kann.<br />
Doch sichtbar sind sie schon, sie ähneln ein wenig den<br />
Augen und darum heißen sie auch so.<br />
Sehr gut kann man die Augen an den Zweigen von Rosen<br />
sehen.<br />
Es geht aber noch kleiner und versteckter: „Das schlafende Auge“. Das sind<br />
sozusagen Reserveknospen, die extrem klein und von außen überhaupt nicht sichtbar<br />
unter der Rinde angelegt sind.<br />
Wird ein Baum radikal zurückgeschnitten - auch Blitzschlag, Schädlingsbefall oder<br />
Sturmschäden können die Auslöser sein – aktiviert er seine schlafenden Augen und<br />
treibt aus. Wir kennen das von Linden als Straßenbäume.
IB 3.1 Heckenaufgaben<br />
Was macht die Garde?<br />
Sie bewacht und beschützt etwas, da<strong>mit</strong> darinnen<br />
Frieden ist.<br />
Daher stammt auch das Wort „Garten“. Ein Garten<br />
hat etwas drum herum, ein Zaun, eine Mauer oder<br />
eine Hecke, da<strong>mit</strong> der Raum innen abgesondert von<br />
der Außenwelt ist. In alten Zeiten war der Garten<br />
sozusagen von der Wildnis abgegrenzt. Heute geht<br />
es um die Form und das Bewahren des privaten<br />
Raumes.<br />
Hecken erfüllen diese Aufgabe der<br />
Abgrenzung besonders schön.<br />
• Sie brechen den Wind,<br />
• bieten Sichtschutz,<br />
• bilden eine klare Grenze und lassen<br />
so leicht niemanden hindurch.<br />
• Sie filtern Staub und Lärm,<br />
• liefern Sauerstoff und<br />
Luftfeuchtigkeit<br />
• und bieten vielen Tieren ein<br />
Zuhause. Wie viele das sind, zeigt<br />
das Informationschild rechts.<br />
Also bitte! Und hübsch sehen sie<br />
obendrein noch aus.<br />
Genau besehen, gibt es verschiedene Arten von<br />
Hecken:<br />
• sehr niedrige Einfassungshecken,<br />
• breite freiwachsende Hecken<br />
• und Formhecken.<br />
Diese Formhecken sind es, die wir meist meinen.<br />
Die normale Hecke des Hausgartens eben. In der<br />
Regel ist sie so 30 bis 80 cm breit und ein bis zwei<br />
Meter hoch.<br />
Einfassungshecken aus Buchsbaum
Gartenhecken lassen sich nur durch regelmäßigen<br />
Schnitt erreichen. Das gilt natürlich auch <strong>für</strong> große<br />
Heckenanlagen in Parks (siehe rechts: Hecken in<br />
der Eifel als Schutz vor Wind).<br />
Die jungen Triebe müssen regelmäßig eingekürzt<br />
werden, um sie zu zwingen sich reich zu<br />
verzweigen. Nur so bleibt die Hecke kompakt und<br />
undurchsichtig. Unterlässt man das Schneiden mal,<br />
wachsen die Pflanzen bald völlig aus der Form.<br />
Wie häufig und wann soll man schneiden?<br />
Johannes in der Landschaft,<br />
Gemälde von Dietrich Bouts<br />
Der Tag des Heiligen Johannes<br />
Früher verabredeten die <strong>Menschen</strong> sich nicht zum 15.<br />
Oktober. Sondern sie verabredeten sich nach den Tagen<br />
des Kirchenkalenders, also zu St. Martin, St. Valentin, St.<br />
Barbara. Diese Art ist bei Gärtnern und Bauern noch<br />
teilweise überliefert. Darum sprechen sie noch immer von<br />
Johanni, wenn sie den 24. Juni meinen.<br />
Der Johannistag ist nicht nur der längste Tag im Jahr, nicht<br />
nur das Geburtsfest Johannes des Täufers, sondern er<br />
bezeichnet eine Eigenart der Natur. Die Pflanzen legen um<br />
diese Zeit eine Art Ruhepause ein und nach Johanni treiben<br />
sie dann noch mal frisch aus. Dieser Trieb wird als<br />
Johannistrieb bezeichnet.<br />
Für gewöhnliche Ansprüche reicht es, die Hecke einmal im Jahr<br />
zu schneiden. Dann ist der richtige Schnittzeitpunkt die Zeit vor<br />
Johanni. Warum wohl?<br />
Es spricht einiges da<strong>für</strong>, Hecken zweimal im Jahr zu schneiden.<br />
• Die Form der Hecke wird noch exakter.<br />
• Die Verzweigung und Dichtheit ist noch besser ausgeprägt.<br />
• Es lässt sich etwas leichter arbeiten, denn die Zweige sind nicht<br />
so verholzt.<br />
• Zudem hat man jeweils weniger Schnittgut<br />
• und dies lässt sich besser kompostieren.<br />
Um die nistenden Singvögel nicht zu stören, wartet man <strong>mit</strong> dem<br />
Schnitt bis Mitte August und schneidet noch einmal im März<br />
oder April.
Die Esche<br />
Einer unser größten Laubbäume. Sie wird allerdings „nur“<br />
ca. 200 Jahre alt.<br />
Auffällig ist das Blatt. Es ist aus einer ungeraden Zahl von<br />
Fiederblättchen zusammengesetzt.<br />
Merke: Nicht die einzelnen kleinen Fiederblättchen sind<br />
das Blatt, sondern zusammen <strong>mit</strong> dem Blattstiel stellen sie<br />
e i n Blatt dar!<br />
Die Esche ist schon seit Jahrtausenden in unseren<br />
Wäldern beheimatet. Es heißt, die Germanen hätten<br />
diesen Baum sehr verehrt. In ihren Sagen ist die Rede von<br />
einer „Weltenesche“, die der Ursprung der Welt sein soll.<br />
Eine Geschichte<br />
Einzigartig sind die Knospen der Esche. Sie sind auffallend<br />
schwarz. Dies ist ein sicheres Erkennungsmerkmal der Esche.<br />
Zudem sind die Knospen wie beim Ahorn kreuzgegenständig<br />
angeordnet.<br />
Einst ging der Teufel über die Erde und in seinem Stolz sprach er alle Bäume an:<br />
„Verneige dich vor meiner Majestät!“ Die Trauerweide beugte sich tief hinab und<br />
bleib fortan so stehen. Die Birke und die Buche verneigten sich widerwillig und bis<br />
heute hängen ihre Zweige ein wenig herab. Als der Teufel aber zur Esche kam, da<br />
machte sie sich gerade und sagte: „Nein, vor dir werde ich mich nicht verneigen!“<br />
Darüber wurde der Teufel so zornig, dass er seinen Feueratem auf die Esche spie. Er<br />
konnte ihr aber nichts anhaben; nur ihre Knospen sind bis auf den heutigen Tag<br />
schwarz wie Ruß davon.<br />
Das Holz der Esche ist sehr hart und<br />
elastisch. Es wird <strong>für</strong> Parkettböden und<br />
Möbel verwendet. Aber auch unser<br />
Gärtnerwerkzeug, nämlich Schaufel- und<br />
Spatenstiele, werden aus Eschenholz<br />
hergestellt.
Der Lernkompass<br />
Einleitung<br />
Ein wichtiger Ansatz der <strong>Qualifizierung</strong> bestand darin, die Ebenen der Fortbildung<br />
und der Arbeit in den Werkstätten sowie die daran Beteiligten, also die Teilnehmer<br />
selbst, die FAB und die Unterrichtskräfte strukturiert untereinander zu vernetzen.<br />
Neben dem bereits in der Einleitung beschriebenen Besprechungswesen benötigten<br />
wir hierzu ein schriftliches Medium, das die Bedarfe nach Information (Erhalt,<br />
Weitergabe), Kommunikation, Rückmeldung (Qualitätssicherung) und<br />
Reflexionsprozesse über das Lernen <strong>für</strong> alle zu ermöglichen hatte.<br />
Zudem sollte dieses Instrument die Kriterien der Einfachheit und Handhabbarkeit<br />
erfüllen.<br />
Im Einzelnen berücksichtigt der Lernkompass folgende Aufgaben:<br />
1.) Die einzelnen Unterrichtsinhalte werden den FAB durch die jeweiligen<br />
Fragen und Anmerkungen der Teilnehmer ver<strong>mit</strong>telt und –soweit möglich-<br />
in die praktischen Tätigkeiten an den Arbeitsplätzen integriert.<br />
2.) Einzelne Fortbildungsthemen können im Sinne einer dauerhaften<br />
Fortführung in der Praxis zwischen dem Fortbildungsteilnehmer und FAB<br />
schriftlich vereinbart werden.<br />
3.) Der Teilnehmer informiert die ihn unterrichtenden Personen über seine<br />
Lernressourcen und –schwierigkeiten.<br />
4.) Der Teilnehmer gibt Rückmeldung über die Qualität des Unterrichtes.<br />
5.) Der Teilnehmer verfügt über eine Struktur (Gedächtnisstütze), eigene<br />
Fragen und Anregungen zum Gelernten festzuhalten und in den Unterricht<br />
<strong>mit</strong> einzubringen.<br />
6.) Der Teilnehmer erhält die Möglichkeit, sich <strong>mit</strong> seiner eigenen<br />
Lernbiographie auseinanderzusetzen. In diesem Sinn soll das<br />
Abschlussinterview die Möglichkeit bieten, die unterschiedlichen<br />
Erfahrungen der Fortbildungsteilnahme zu beleuchten.<br />
In Anlehnung an Grampp stellt der Lernkompass neben der Stärkung der<br />
Fachkompetenz die Lern- und die Individualkompetenz in den Mittelpunkt des<br />
Interesses.<br />
Die Suche nach und die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> den Fähigkeiten, Lern- und<br />
Arbeitstechniken zu beherrschen, die der Persönlichkeit und der Situation gerecht<br />
werden sowie konstruktiv <strong>mit</strong> sich umzugehen, die eigene Entwicklung entsprechend<br />
der Anlagen und Erlebnisse sinnvoll zu nutzen und zu gestalten sollen hierdurch<br />
entsprechend gewürdigt werden.