Mo.-Fr. 7.30 – 12.00 Uhr und Mo., Di., Do. 15.00 - Wilhelmshavener ...
Mo.-Fr. 7.30 – 12.00 Uhr und Mo., Di., Do. 15.00 - Wilhelmshavener ...
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Gester n<br />
Heute<br />
<strong>und</strong><br />
Historischer Streifzug in Bildern mit der<br />
präsentiert vom:<br />
Wilhelmshaven in alten<br />
<strong>und</strong> neuen Bildern<br />
Folge 5 im Juni 2012
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
GeschichtenausWilhelmshaven<br />
Karstadt: Von der Burg zum Konsumpalast Seite 4<br />
Gewinnspiel mit der WZ Seite 5<br />
„Gestern <strong>und</strong> Heute“ wartet auf Ihre Zuschrift Seite 5<br />
<strong>Fr</strong>emdenverkehr: <strong>Di</strong>e neue „Wilhelmshaven“ Seite 6<br />
Welt des Kinos im „Metropol“ Seite 9<br />
Abfallentsorgung: Jedem Häuschen seine Tonne Seite 10<br />
Sport: Stadion für die Werftarbeiter Seite 12<br />
Südstadt: In den Zirkus auf dem Manteuffelplatz Seite 14<br />
Bant: Schauturnen im Schützenhof Seite 14<br />
Heppens: Der Anker <strong>und</strong> die Tafel Seite 14<br />
Siebethsburg: Arbeiter sollten gut wohnen Seite 15<br />
Jugenderinnerung: <strong>Di</strong>e Lausbuben von Bant Seite 18<br />
Schwimmkran: Langer Heinrich hebt Tourismus Seite 19<br />
Kepa-Kaufhaus: Premiere für die Selbstbedienung Seite 22<br />
Synagoge: Jüdisches Gemeindeleben Seite 24<br />
Als die Schule von der Bombe getroffen wurde Seite 26<br />
Heimweh nach Wilhelmshaven Seite 26<br />
Firma Kuhlmann: <strong>Di</strong>e Lehre schweißte zusammen Seite 27<br />
An der Bismarckstraße: Opa hätte das Auto bar bezahlt Seite 28<br />
Oled Dörp Inhusersiel Seite 29<br />
Alinenhof: <strong>Di</strong>e Kuh Gesche <strong>und</strong> der Prinz Seite 30<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 3<br />
<strong>Di</strong>e „Stadt Rüstringen“war<br />
einbeliebterAusflugsdampferimHelgolandverkehr.Sie<br />
schippertevon1927bis<br />
1938fürdieJadeSeebäderdienstAG<strong>und</strong>gingspäterin<br />
denBesitzderMarineüber.<br />
MehrüberdieGeschichte<br />
desHelgolandVerkehrsvon<br />
<strong>und</strong>nachWilhelmshavenlesenSieaufSeite6.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
„Gestern <strong>und</strong> Heute <strong>–</strong> Wilhelmshaven<br />
in alten <strong>und</strong> neuen Bildern <strong>–</strong> Folge<br />
5“Sonderbeilage der „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Zeitung“. Redaktion: Hartmut<br />
Siefken. Anzeigen: Thomas<br />
Schipper. Verlag <strong>und</strong> Druck: Brune-<br />
Mettcker-Druck- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />
mbH, Parkstraße 8, 26382<br />
Wilhelmshaven, Postfach 1265,<br />
26352 Wilhelmshaven.<br />
<strong>Di</strong>e Zeitung ist in all ihren Teilen urheberrechtlich<br />
geschützt. Ohne vorherige<br />
Genehmigung durch den Verlag<br />
dürfen diese Zeitung oder alle in ihr<br />
enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />
weder vervielfältigt noch verbreitet<br />
werden. <strong>Di</strong>es gilt ebenso für die<br />
Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme<br />
<strong>und</strong> die Vervielfältigung<br />
auf CD-Rom.<br />
Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax allgemein<br />
(0 44 21) 488 259, Telefax<br />
Redaktion (0 44 21) 488 430, Telefax<br />
Anzeigen (0 44 21) 488 258.<br />
E-Mail: redaktion@WZonline.de<br />
anzeigen@WZonline.de<br />
Internet: www.WZonline.de
Seite 4 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Vonder BurgzumKonsumpalast<br />
Eines der prägenden<br />
Gebäude in der Innenstadt<br />
ist das des heutigen<br />
Media-Marktes.<br />
Vor 100 Jahren stand<br />
hier das größte Hotel<br />
am Platze.<br />
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> Gelegentlich<br />
heißt es noch heute, das vormalige<br />
Warenhaus Karstadt habe<br />
in dem ehemaligen Hotel<br />
„Burg Hohenzollern“ seinen<br />
Platz gef<strong>und</strong>en. Das ist so nicht<br />
richtig, vielmehr wurde die<br />
„Burg“ 1921 abgebrochen, um<br />
einem Neubau Platz zu machen.<br />
Sie selbst war 1891 auf den<br />
Gr<strong>und</strong>festen des „Hotel Kaper“<br />
errichtet worden, ein dreigeschossiger<br />
Bau mit ausgebautem<br />
Dachgeschoss. Im Inneren<br />
befanden sich neben dem Hotelbetrieb<br />
ein großer Saal mit<br />
800 Plätzen, Gesellschaftsräume<br />
sowie ein Wein- <strong>und</strong> Speise-<br />
Restaurant. <strong>Di</strong>e Eigenwerbung<br />
pries 1893 die besondere verkehrstechnische<br />
Anbindung,<br />
1899 hatte das größte „Etablissement<br />
am Platze“ bereits<br />
„electrische Beleuchtung“ vorzuweisen.<br />
Zwar beherbergte die „Burg“<br />
ab 1911 ein großes Kino, zeigte<br />
ab 1914 Varieté- oder Theatervorstellungen,<br />
konnte aber damit<br />
den Niedergang nicht abwenden.<br />
1920 erwarb die Rudolf<br />
Karstadt AG Gr<strong>und</strong>stück<br />
<strong>und</strong> Haus mit der Absicht, ein<br />
Kaufhaus zu errichten. Dafür<br />
mussten Rammpfähle in den<br />
schwankenden Untergr<strong>und</strong> eingebracht<br />
werden, die dem neuen<br />
Gebäude mehr Standfestigkeit<br />
verleihen sollten.<br />
Das im Mai 1924 eröffnete<br />
Warenhaus wurde zeitgenössisch<br />
als städtebauliche Bereicherung<br />
bezeichnet, im Gegensatz<br />
zu „dem entsetzlichen<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
Dem ehemaligen Hotel „Burg Hohenzollern“ war nur eine Lebensdauer von 30 Jahren beschieden<br />
<strong>–</strong> von 1891 bis 1921. Dann wurde es abgebrochen, um Karstadt Platz zu machen.<br />
Baustil der Jahrh<strong>und</strong>ertwende“.<br />
Es entwickelte sich schnell zu<br />
einem Mekka des Einkaufs, zumal<br />
sich die Marktstraße zunehmend<br />
zum geschäftlichen<br />
Anziehungspunkt wandelte.<br />
Nach einer erheblichen<br />
Kriegszerstörung am 3. November<br />
1943 ging der Verkauf in der<br />
Turnhalle der Admiral-Scheer-<br />
Schule am Rathausplatz(heute<br />
steht dort<br />
die Hauptpost)<br />
weiter. Erst<br />
fünf Jahre später<br />
konnte der<br />
Betrieb wieder<br />
aufgenommen<br />
werden, der<br />
Verkauf erfolg-<br />
präsentiert vom<br />
te nach der Währungsreform an<br />
„brechend vollen Tischen“ im<br />
Erdgeschoss. Wenig später<br />
folgte die Nutzung der oberen<br />
Geschosse <strong>und</strong> danach war<br />
Karstadt stets an der Spitze der<br />
Neuerungen zu finden.<br />
<strong>Di</strong>e erste Rolltreppe in Wilhelmshaven<br />
fand im Juni 1955<br />
ihren Platz im Gebäude, bei der<br />
dafür notwendigen Schachtung<br />
stieß man auf alte F<strong>und</strong>amente<br />
der oben erwähnten „Burg Hohenzollern“.<br />
Ab <strong>Fr</strong>ühjahr 1962<br />
zeigte Karstadt an der Ecke Kieler-/Börsenstraße<br />
auf einer<br />
„Camping-Schau“ die allerneuesten<br />
Artikel r<strong>und</strong> um „Camping<br />
in Italien, in Österreich, in<br />
Schweden oder am Geniusstrand“.<br />
Das Karstadtgebäude Ende der 20er-Jahre. 1943 ausgebombt,<br />
wurde es wieder aufgebaut.Heute ist ein Elektronikmarkt<br />
Mieter. WZ-FOTO: KNOTHE/FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
30. Juni 2012<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Mit <strong>Mo</strong>denschauen präsentierte<br />
das Haus Karstadt die aktuellen<br />
<strong>Mo</strong>detrends, prominente<br />
Künstler oder Sportler gaben<br />
bei Karstadt Autogrammst<strong>und</strong>en.<br />
In thematischen Ausstellungen<br />
konnten die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Seltenes, Skurriles oder<br />
Spannendes kennen lernen;<br />
häufig waren die Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />
zu Gast, natürlich jeweils<br />
mit den Neuigkeiten aus<br />
dem entsprechenden Spielwarenangebot.<br />
Ab Januar 1988 bot die Gastronomie<br />
im Haus einem Trend<br />
folgend Vollwertkost an, frühzeitig<br />
ging Karstadt im Juli 2000<br />
öffentlich „online“. Allerdings<br />
tauchten 1983 erste Gerüchte<br />
über die Karstadt-Schließung<br />
auf, doch in den Folgejahren<br />
wurde mit Millionen-Beträgen<br />
den aktuellen Erfordernissen<br />
Rechnung getragen. Nach der<br />
Jahrtausendwende erfolgte die<br />
weitere Sanierung des Konzerns,<br />
dem man veraltete Strukturen<br />
<strong>und</strong> Warenangebot nachsagte.<br />
Mit Karstadt kompakt folgte<br />
ein Rettungsversuch, ehe daraus<br />
„Hertie“ wurde. Im Sommer<br />
2009 endete dieser Versuch,<br />
das Gebäude stand leer.<br />
Ab Juli 2011 verdichtete sich<br />
das Gerücht zur Gewissheit:<br />
Noch vor Weihnachten übernahm<br />
Media-Markt das ehemalige<br />
Karstadt/Hertie Gebäude.<br />
Quellen: Heimatlex. I,S.146,<br />
3960, 6851, AB
30. Juni 2012<br />
Blickin Vergangenheit<br />
Zusammen mit dem<br />
Bauverein Rüstringen<br />
präsentiert die „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Zeitung“<br />
die Beilage „Gestern<br />
<strong>und</strong> Heute“.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> Wilhelmshaven<br />
ist eine junge Stadt, kaum<br />
160 Jahre reicht die Spanne an<br />
Jahren von den Planungen<br />
des Marine-Etablissements<br />
bis heute. Und<br />
obwohl so relativ jung an<br />
Jahren, blickt Wilhelmshaven<br />
doch auf eine<br />
spannende Geschichte<br />
zurück.<br />
Der Kampf mit dem<br />
Meer, die Anstrengungen<br />
des Hafenbaus, die Mühsal<br />
der Werftarbeiter, das<br />
An- <strong>und</strong> Abschwellen des<br />
Schmelztiegels Marine,<br />
der Verwaltungs-Dualismus<br />
des durch eine Landesgrenze<br />
geteilten Siedlungsraumes,<br />
die Zerstörungen<br />
des Krieges <strong>und</strong><br />
der Wiederaufbau, Landgewinnung<br />
<strong>und</strong> Industrieansiedlungen,Stagnation<br />
<strong>und</strong> die Gewinnung<br />
neuer Hafen- <strong>und</strong> Industrieflächen<br />
<strong>–</strong> kaum eine<br />
Stadt machte so viele<br />
Wechselfälle durch wie<br />
Wilhelmshaven.<br />
Vieles Vergangene ist im Sinne<br />
des Wortes verschüttet <strong>und</strong><br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
Gestern&Heute“wartet<br />
aufIhre Zuschrift<br />
Ihre Post an die Redaktion von „Gestern <strong>und</strong> Heute“ senden Sie<br />
bitte an die<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gestern <strong>und</strong> Heute<br />
Parkstraße 8<br />
26382 Wilhelmshaven.<br />
Sie können sie auch persönlich hier abgeben. Zusendungen<br />
per E-Mail bitte an:<br />
sonderthemen@WZonline.de<br />
präsentiert vom<br />
lebt nur noch in der Erinnerung.<br />
<strong>Di</strong>ese aber ist wach. Es lässt<br />
sich viel erzählen. Als die „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Zeitung“ im vergangenen<br />
Spätsommer <strong>und</strong><br />
Herbst drei Beilagen „Gestern<br />
<strong>und</strong> Heute <strong>–</strong> Wilhelmshaven in<br />
alten <strong>und</strong> neuen Bildern“ herausbrachte“,<br />
war das Leser-<br />
Echo überwältigend. Nicht nur<br />
Hiesige, auch viele Buten-<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
nahmen die historischen<br />
Beilagen mit großem<br />
Wohlgefallen zur Kenntnis. Für<br />
so viel Lob revanchiert sich die<br />
„<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung“ mit<br />
drei weiteren Folgen von „Ges-<br />
Bitte in die Betreffzeile „Gestern <strong>und</strong> Heute“ schreiben <strong>und</strong><br />
im Anschreiben Ihre Telefonnummer nicht vergessen.<br />
Anrufe werden unter Telefon 0 44 21 / 488 441 entgegengenommen.<br />
tern <strong>und</strong> Heute. Folge 4 erschien<br />
am 9. Juni, nach der<br />
heutigen Folge 5 erscheint am<br />
21. Juli die vorerst letzte Folge<br />
über Wilhelmshavens Geschichte.<br />
Ab Herbst blicken wir<br />
in die Historie des Jeverlandes.<br />
Auch dieses Mal, liebe Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser, sind Sie herzlich<br />
dazu aufgefordert, in ihren<br />
eigenen Erinnerungen zu kramen<br />
<strong>und</strong> uns aus diesem<br />
Schatz etwas zur Veröffentlichung<br />
zur Verfügung zu stellen <strong>–</strong><br />
per Post, per E-Mail, per<br />
Telefon. Bitte versehen<br />
Sie das von Ihnen eingesandte<br />
Material unbedingt<br />
vollständig mit<br />
ihrem Namen.<br />
Wir wollen es in der<br />
nächsten folge von<br />
„Gestern <strong>und</strong> Heute“<br />
oder aber auf seiner<br />
Internet-Seite veröffentlichen.<br />
Schauen sie auf<br />
www.WZonline.de<br />
<strong>und</strong> klicken sie auf der<br />
Menü-Leiste oben auf<br />
WZ-Thema. Der genaue<br />
Pfad lautet:<br />
http://www.wzonline.de/nachrichten/wzthema/gestern-<strong>und</strong>heute.html<br />
Hier können Sie die<br />
vergangenen Folgen<br />
auch in einem Pdf-<strong>Do</strong>kument<br />
nachlesen.<br />
Während die erste<br />
Folge vergriffen ist, können<br />
Sie die übrigen noch im herkömmlichen<br />
Papier-„Format“<br />
nachkaufen.<br />
www.juwelier-stettin.de<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 5<br />
Gewinnspiel<br />
mitder WZ<br />
Als Leser der „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Zeitung“ können Sie an<br />
einem Gewinnspiel teilnehmen.<br />
Am kommenden <strong>Di</strong>enstag,<br />
3. Juli, wird in der WZ ein<br />
Gewinncoupon für die Spielr<strong>und</strong>e<br />
mit zehn leeren Kästchen<br />
veröffentlicht. <strong>Di</strong>e Such-<br />
Bilder aus der vorliegenden<br />
Beilage „Gestern <strong>und</strong> Heute“<br />
werden vom 3. bis 13. Juli in<br />
der „<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung“<br />
zu finden sein. <strong>Di</strong>ese<br />
gilt es auszuschneiden <strong>und</strong><br />
an die richtige Stelle auf dem<br />
Coupon zu kleben. Aus den<br />
eingesandten, mit den Bildern<br />
beklebten Coupons lost<br />
die WZ (unter Ausschluss des<br />
Rechtsweges) folgende Gewinne<br />
aus:<br />
1. Preis 500 Euro<br />
2. Preis 250 Euro<br />
3. Preis 100 Euro<br />
sowie 7 mal 50 Euro.<br />
Einsendeschluss für die<br />
diese Spielr<strong>und</strong>e ist der 17.<br />
Juli 2012. In gleicher Weise<br />
wird eine letzte Spielr<strong>und</strong>e<br />
mit Bildern aus der Folge 6<br />
der Beilage veranstaltet, für<br />
die die gleichen Gewinne wie<br />
in den bisherigen R<strong>und</strong>en winken.<br />
Bitte senden Sie Ihren<br />
ausgefüllten Coupon an die<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Parkstraße 8<br />
26382 Wilhelmshaven<br />
oder geben Sie ihn direkt<br />
in der Schalterhalle oder in<br />
der Geschäftsstelle in Schortens,<br />
Oldenburger Straße 9,<br />
ab.<br />
Rendezvous für Ihre Ohren
Seite 6 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
Anfang des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts ließ die Stadt Wilhelmshaven den Bäderdampfer „Dr. Ziegner-Gnüchtel“ bauen, benannt<br />
nachihremehemaligenBürgermeisterDr.HansZiegnerGnüchtel(18961906) FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
<strong>Di</strong>eneue „Wilhelmshaven“<br />
Kaum gab es in Wilhelmshaven<br />
einen gebrauchsfähigen<br />
Kai,<br />
legten auch schon Bäderdampfer<br />
ab. <strong>Di</strong>e Jadestädte<br />
bauten Vergnügungsdampfer.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> Vor 50 Jahren,<br />
im März 1962, fällte der<br />
Aufsichtsrat der Schifffahrtsgesellschaft<br />
„Jade“ den Beschluss,<br />
als Ersatz für die nach<br />
Amerika verkaufte „Rüstringen“<br />
ein neues Seebäderschiff bauen<br />
zu lassen. Nachdem auch<br />
der Rat der Stadt zugestimmt<br />
hatte, wurde die „Wilhelmshaven“<br />
ein Jahr später auf der Roland-Werft<br />
in Bremen vom Stapel<br />
gelassen.<br />
Der Zeitungs-Berichterstatter<br />
war begeistert von den Plänen<br />
des Kopenhagener Konstruktionsbüros<br />
Knud E. Hansen.<br />
Das Schiff sollte nicht nur geeignet<br />
sein, Passagiere zwischen<br />
Helgoland hin <strong>und</strong> her zu<br />
schippern, es sollte vielmehr<br />
auch im Kriegsfall als Sanitätsschiff<br />
gebraucht werden können.<br />
Neben der „Jade“ <strong>und</strong> der<br />
Stadt sprach deshalb auch die<br />
Marine bei der Konstruktionsplanung<br />
ein Wörtchen mit. Und<br />
so gab es auf dem Schiff auch<br />
eine ABC-Schleuse für den Fall,<br />
dass die Reise durch radioaktiv,<br />
chemisch oder biologisch verseuchtes<br />
Gebiet gehen sollte,<br />
auch an eine Minenabwehranlage<br />
war gedacht. Gott sei Dank<br />
blieben diese Nutzanwendungen<br />
ohne echten Belang <strong>und</strong> die<br />
„Wilhelmshaven“ in den friedlichen<br />
Gewässern zwischen südlicher<br />
Nordseeküste <strong>und</strong> dem<br />
roten Eiland..<br />
HelgolandaufeinerPostkartevon1890.<br />
3000 Pferdestärken verhalfen<br />
dem Bäderschiff zu 18 Knoten<br />
Geschwindigkeit. <strong>Di</strong>e „Wilhelmshaven“<br />
war deutlich größer<br />
<strong>und</strong> leistungsfähiger als die<br />
vormalige „Rüstringen“. Sie<br />
durfte 1000 Passagiere befördern.<br />
Besonders verzückte den<br />
damaligen Berichterstatter die<br />
„Himmels-Bar“ im Schein-<br />
Schornstein, aus deren Höhe<br />
heraus man einen prächtigen<br />
R<strong>und</strong>blick genoss. Im Jahr<br />
2004 stellte die Reederei die<br />
„Wilhelmshaven“ außer <strong>Di</strong>enst<br />
<strong>und</strong> verkaufte sie. Schiff <strong>und</strong><br />
Helgoland waren irgendwie veraltet,<br />
hohen Erhaltungs- <strong>und</strong> Betriebskosten<br />
standen sinkende<br />
Passagierzahlen gegenüber.<br />
Das Vorgängerschiff, die<br />
„Rüstringen“, war noch gar<br />
nicht alt gewesen. 1953 auf<br />
Kiel gelegt, fuhr es seit 1954 im<br />
Helgoland-Verkehr. <strong>Di</strong>e „Rüstringen“<br />
bot auf dieser Strecke<br />
600 Passagieren Platz, nach<br />
Wangerooge durfte sie 800 Passagiere<br />
übersetzen. Zwei 500-<br />
PS-<strong>Mo</strong>toren schoben die „Rüstringen“<br />
mit 14 Knoten voran.<br />
Nach ihrem Verkauf hat sie als<br />
schwimmende „Spielhölle“<br />
„Calypso Liner“ Fahrt zwischen<br />
Miami <strong>und</strong> den Bahamas aufgenommen,<br />
bevor sie wiederum<br />
weiterveräußert wurde.<br />
<strong>Do</strong>ch viel früher schon konnte<br />
man von Wilhelmshaven per<br />
Schiff aus zu den Inseln reisen.<br />
Bereits 1870 steuerte die BremerDampfschifffahrtsgesellschaft<br />
„Hansa“ von Wilhelmshaven<br />
aus Helgoland <strong>und</strong> damit<br />
britische Hoheitsgewässer an.<br />
Denn Helgoland gehörte zu jenem<br />
Zeitpunkt noch zum Commonwealth<br />
<strong>und</strong> wurde erst<br />
1890 im Vertrag zwischen<br />
Deutschland <strong>und</strong> England über<br />
die Kolonien <strong>und</strong> Helgoland<br />
Fortsetzung auf Seite 7
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
Mitdem „Ziegenknüppel“aufSee<br />
Fortsetzung von Seite 6<br />
gegen britische Gebietsansprüche<br />
in Afrika, insbesondere<br />
Sansibar, eingetauscht.<br />
Deutschland war sehr daran gelegen,<br />
den britischen Vorposten<br />
vor seinen Flussmündungen<br />
loszuwerden.<br />
Später, 1892, schipperte die<br />
Bugsiergesellschaft Union für<br />
ein Jahr die Jade hinunter. Dann<br />
dauerte es bis 1901, bis wieder<br />
regelmäßig Seebäderschiffe<br />
des Norddeutschen Lloyd von<br />
Wilhelmshaven ablegten, <strong>und</strong><br />
zwar zur Fahrt nach Wangerooge<br />
mit gelegentlichen Weiterfahrten<br />
nach Helgoland. <strong>Di</strong>es Angebot<br />
bestand bis 1914.<br />
Zwischenzeitlich hatte die<br />
Stadt Wilhelmshaven für<br />
119 000 Mark den Bäderdampfer<br />
„Dr. Ziegner-Gnüchtel“ bauen<br />
lassen. Der Dampfer war<br />
nach dem beliebten ehemaligen<br />
Bürgermeister Dr. Hans<br />
Ziegner-Gnüchtel, der der Stadtverwaltung<br />
von 1886 bis 1906<br />
vorgestanden hatte <strong>und</strong> dann<br />
als Bürgermeister ins sächsische<br />
Tharandt gewechselt war,<br />
benannt. Der „Ziegenknüppel“,<br />
wie der Volksm<strong>und</strong> spottete,<br />
sollte im Bäderdienst nach Butjadingen<br />
eingesetzt werden,<br />
unternahm aber auch immer<br />
wieder Sonderfahrten nach Helgoland.<br />
<strong>Di</strong>es bewog dann allerdings<br />
den Lloyd schließlich, seine<br />
Linie einzustellen.<br />
Zumal sich auch der Kaufmann<br />
Karl Welge ab 1924 bemüßigt<br />
gefühlt hatte, mit den<br />
von der Marinewerft gecharterten<br />
Schiffen „Hunte“ <strong>und</strong><br />
„Geeste“ Richtung Helgoland<br />
zu dampfen. Er erwarb schließlich<br />
mit finanzieller Unterstützung<br />
der Stadt Rüstringen von<br />
der Reederei Norden-<strong>Fr</strong>isia den<br />
Bäderdampfer „<strong>Fr</strong>isia IV“.<br />
Zusammen mit <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Geschäftsleuten gründete<br />
er die Jade-Seebäderdienst<br />
AG, deren Geschäftsführung er<br />
sich mit dem Kapitän Heinz von<br />
Fortsetzung auf Seite 8<br />
Alten- <strong>und</strong> Pflegezentrum<br />
Sillenstede GmbH<br />
Lang- <strong>und</strong> Kurzzeitpflege<br />
Ambulante Alten<strong>und</strong><br />
Krankenpflege<br />
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<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 7<br />
vor 50 Jahren beschloss der Rat der Stadt Wilhelmshaven, ein neues Seebäderschiff für den<br />
Helgolandverkehrbauenzulassen.2004wurdedie„Wilhelmshaven“wiederaußer<strong>Di</strong>enstgestellt.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE<br />
<strong>Mo</strong>ntessori Projekt<br />
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Seite 8 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
DerSalondesBäderschiffe<br />
„Stadt Rüstringen“,dieder<br />
JadeSeebäderdienst1927<br />
inBetriebgenommenhat.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
„Stadt Rüstringen“liefaufeineMine<br />
Fortsetzung von Seite 7<br />
<strong>Fr</strong>eeden teilte, <strong>und</strong> ließ den<br />
Raddampfer auf der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Schiffswerft <strong>und</strong> Maschinenbauanstalt<br />
überholen<br />
<strong>und</strong> in „Jade“ umtaufen.<br />
Das „<strong>Wilhelmshavener</strong> Heimatlexikon“<br />
berichtet, dass die<br />
Jade-Seebäderdienst-AG<br />
1927 ihren Neubau „Stadt Rüstringen“<br />
(nicht zu verwechseln<br />
mit dem Nachkriegsbau) in<br />
<strong>Di</strong>enst gestellt habe. Damit<br />
wurde die Reederei allerdings<br />
nicht glücklich, hohe Reparaturkosten<br />
trieben das Unternehmen<br />
in die Insolvenz. Eine neue<br />
Gesellschaft mit Beteiligung<br />
der Stadt unter dem Namen<br />
Seebäderdienst AG kam nicht<br />
mehr zum Zuge. <strong>Di</strong>e Gesellschaft<br />
löste sich 1938 auf, die<br />
„Rüstringen“ wurde von der Marine<br />
übernommen. Sie lief, wie<br />
der Leipziger Horst Lüddicke<br />
(http://www.infla-berlin.de/Berichte/A4/239/Dampfer.pdf)<br />
berichtet, im Juni 1940 vor<br />
Wangerooge auf eine Mine, wobei<br />
sechs Besatzungsmitglieder<br />
ums Leben kamen. Der<br />
Dampfer wurde demnach noch<br />
einmal gehoben, doch 1944<br />
endgültig versenkt.<br />
Der Wikipedia-Autor stellt die<br />
Geschichte des Helgoland-Verkehrs<br />
anders dar: Während die<br />
„Jade“ zwischen Wilhelmshaven<br />
<strong>und</strong> Wangerooge verkehrte<br />
<strong>und</strong> auch nach Butjadingen <strong>und</strong><br />
Dangast übersetzte, habe Welge<br />
für den Helgoland-Seebäderdienst<br />
von der Firma „Barmat<br />
<strong>und</strong> Kutisker“ aus Hamburg den<br />
<strong>Do</strong>ppelschrauben-Salondampfer<br />
„Helgoland“ gechartert.<br />
„Das Schiff konnte fast 1000<br />
Personen befördern. Welge<br />
gründete demnach hierfür zusammen<br />
mit dem Lichtspielhausbesitzer<br />
Hellwig die „Helgoland<br />
GmbH“. Sie bestand<br />
aber nur ein Jahr. Ab 1927 erklärte<br />
sich der Norddeutsche<br />
Lloyd wieder bereit, Fahrten<br />
nach Helgoland durchzuführen.<br />
Der Beginn des Zweiten<br />
Weltkriegs bedeutete das vorläufige<br />
Ende des Seebäderdienstes<br />
nach Helgoland, das<br />
den Ausbau zum militärischen<br />
Bollwerk teuer bezahlen musste.<br />
Und heute? <strong>–</strong> Seit 2004 wird<br />
die „Wilhelmshaven Helgoland<br />
Linie“ in Kooperation der AG<br />
Reederei Norden-<strong>Fr</strong>isia mit der<br />
„AG EMS“ bedient. <strong>Di</strong>e eigentlich<br />
als Autofähre gebaute „Hel-<br />
Helgoland in den 20er-Jahren<br />
<strong>–</strong> Blick vom Oberland.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
goland“ steuert vom 15. Juni<br />
bis 15. September die Hochseeinsel<br />
an. Abfahrt ist um 9<br />
<strong>Uhr</strong> am Helgoland-Kai. Das<br />
Schiff verfügt über fünf Salons<br />
unter Deck. Das Sonnendeck<br />
<strong>und</strong> die beiden Promenadendecks<br />
haben über 550 Sitzplätze.<br />
Das zwischenzeitliche Angebot,<br />
von Hooksiel aus mit<br />
einem Katamaran nach Helgoland<br />
überzusetzen, wurde bald<br />
schon wieder aufgegeben.<br />
<strong>Di</strong>e „Wilhelmshaven“ kommt von Helgoland zurück. <strong>Di</strong>e Passagiere verlassen das schmucke<br />
Seebäderschiff<strong>–</strong>einFotoausden70erJahren FOTO: WZ-BILDDIENST
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 9<br />
WeltdesKinosim „Metropol“<br />
1946 wurde das „Metropol“-Theater<br />
an der<br />
Posener Straße eröffnet.<br />
15 Jahre später<br />
musste es auch schon<br />
wieder schließen.<br />
VON ULRICH-RÄCKER-WELLNITZ<br />
FEDDERWARDERGRODEN <strong>–</strong> Es war<br />
ein durchaus nachvollziehbarer<br />
Wunsch der Bewohner in den<br />
nördlichen Stadtteilen <strong>und</strong><br />
Randgebieten der Stadt, ein<br />
eigenes Kino zu erhalten. Insbesondere<br />
diejenigen, die nach<br />
dem Krieg als Ausgebombte,<br />
Obdachlose, Vertriebene oder<br />
Flüchtlinge in alten Barackenlagern<br />
Unterkunft gef<strong>und</strong>en hatten,<br />
suchten nach Zerstreuung<br />
<strong>und</strong> Ablenkung vom tristen Alltag.<br />
Möglicherweise hatten sie<br />
schon während des Krieges im<br />
Lager Fedderwardergroden leben<br />
müssen <strong>und</strong> dort Kinovorstellungen<br />
erleben können.<br />
Jedenfalls wurde im Juni<br />
1946 ein Lichtspielhaus als<br />
„Metropol-Theater“ in der vormaligen<br />
Kantine III des ehemaligen<br />
Arbeiterlagers Fedderwardergroden<br />
an der Posener Straße<br />
eröffnet. In zeitgemäßer<br />
Form fanden in dem geschmackvoll<br />
ausgestatteten<br />
Raum 500 Personen Sitzplätze.<br />
Auf dem Spielplan standen u. a.<br />
„Meine Tante. Deine Tante“<br />
(nicht jugendfrei) <strong>und</strong> „<strong>Di</strong>e große<br />
<strong>Fr</strong>eiheit Nr. 7“.<br />
Zum Jahreswechsel<br />
1946/47 wurde damit geworben,<br />
dass das Theater geheizt<br />
war <strong>–</strong> damals eben keine<br />
Selbstverständlichkeit. Es dauerte<br />
nicht lange, das Baracken-<br />
Kino durch einen Neubau zu ersetzen.<br />
Der Betreiber, <strong>Fr</strong>itz Siegmann,<br />
hatte die Pläne des<br />
Architekten Josef Vesser für<br />
eine Bebauung gegenüber dem<br />
Gewerbetrakt in der Posener<br />
Straße schon ab Herbst 1950<br />
umsetzen wollen, doch das<br />
schlechte Wetter unterbrach<br />
die Ausschachtungsarbeiten.<br />
Mit Volldampf ging die Erstellung<br />
dann ab Februar 1951 voran,<br />
im September war Richtfest<br />
<strong>und</strong> am 12. Oktober konnten<br />
die Filmfans erstmals das<br />
neue Kino auch von innen begutachten.<br />
Endlich hatte Fedderwardergroden<br />
sein „richtiges Kino“,<br />
„in Bezug auf Behaglichkeit <strong>und</strong><br />
auch technisch ein kleines Juwel“,<br />
wie die Tagespresse festhielt.<br />
<strong>Di</strong>e moderne Philips-Apparatur<br />
funktionierte einwandfrei,<br />
die Akustik war gut <strong>und</strong> über<br />
mangelnde Wärme <strong>und</strong> Lüftung<br />
konnte sich niemand beklagen.<br />
Zur Eröffnung wurde der bezaubernde<br />
Musik-Farbfilm „<strong>Di</strong>e Fledermaus“<br />
gezeigt, die Jugendvorstellung<br />
am Sonntag stand<br />
„Im Zeichen des Zorro“. Lobend<br />
erwähnt wurde auch die geheizte,<br />
helle Eingangshalle.<br />
Nur acht Jahre später, zwischenzeitlich<br />
hatte der Kaufmann<br />
Wilhelm Tammen das<br />
„Metropol“ übernommen, standen<br />
Umbauarbeiten an. Das Gebäude<br />
wurde aufgestockt, damit<br />
sollte über dem alten ein<br />
weiteres Kino mit dem Namen<br />
„City-Theater“ Platz finden.<br />
Nach der Fertigstellung wurde<br />
der Umbau der Fassade als<br />
Blickpunkt an der nördlichen<br />
Hauptgeschäftsstraße bezeichnet,<br />
denn im Erdgeschoss befanden<br />
sich nicht nur der neue<br />
Kinoeingang, sondern auch ein<br />
moderner Gaststättenbetrieb<br />
<strong>und</strong> zwei neuzeitliche Läden<br />
(ein Kaffee-Filialgeschäft sowie<br />
ein Reinigungsbetrieb).<br />
Im Obergeschoss wurde der<br />
Kinoraum durch Isolierglas zur<br />
Straße hin abgeschlossen <strong>und</strong><br />
die gesamte Straßenfront mit<br />
bunten Keramikplatten verkleidet.<br />
Der obere Saal war zwar<br />
technisch noch nicht für den Kinobetrieb<br />
hergerichtet, konnte<br />
aber schon als Raum für Versammlungen,<br />
Tagungen <strong>und</strong><br />
Veranstaltungen genutzt werden.<br />
Für den Stadtteil Fedderwardergroden<br />
brachte dies auf<br />
jeden Fall einen Gewinn, fehlte<br />
eine solche Möglichkeit doch<br />
bislang.<br />
1964 hat sich ein erneuter<br />
Eigentümerwechsel vollzogen,<br />
Rolf <strong>Fr</strong>anzen übernahm die Geschäfte.<br />
Auch räumliche Verän-<br />
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DasMetropolin FedderwardergrodenbotauchfürVeranstaltungenPlatz.DasFoto<br />
entstandwohlAnfangder<br />
50erJahre.VielleichterinnernsichnochLeser,beiwelcherGelegenheit.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
derungen standen an, im Dezember<br />
des Jahres erfuhr das<br />
Publikum von den Umzugsplänen.<br />
Danach zog das große<br />
„Metropol“ von unten nach<br />
oben in den kleinen Saal, was<br />
eine Verringerung der Zuschauerzahl<br />
auf r<strong>und</strong> 190 bedeutete.<br />
Wenige <strong>Mo</strong>nate später schloss<br />
das Kino im Norden seine Türen<br />
<strong>–</strong> ersatzlos. Das Publikum<br />
machte es sich fortan lieber im<br />
„Puschen-Kino“ bequem.<br />
Quellen: Heimatlex II, S.<br />
170, 6080 7a, 3220 <strong>Di</strong>pl.<br />
*<br />
Der Autor ist Leiter des Stadtarchivs<br />
Wilhelmshaven
Seite 10 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
JedemHäuschenseine Tonne<br />
Zu den großen Errungenschaften<br />
der Zivilisation<br />
gehört die Abwasserentsorgung.<br />
Vor 89 Jahren ging die<br />
erste Kläranlage Wilhelmshavens<br />
in Betrieb.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> Der hohe<br />
Standard der Abwasserentsorgung,<br />
der heute selbstverständlich<br />
ist, bedurfte gewaltiger Anstrengungen<br />
des städtischen<br />
Gemeinwesens <strong>–</strong> <strong>und</strong> Wilhelmshaven<br />
ist mit dieser Aufgabe immer<br />
noch nicht fertig. Einen großen<br />
Sprung nach vorn machte<br />
die Jadestadt, als sie vor 40<br />
Jahren mit dem Bau der Zentralkläranlage<br />
auf dem Heppenser<br />
Groden begann. Am 7.<br />
Juni 1972 war offizieller Baubeginn.<br />
Zwei Jahre hatte die Planung<br />
zuvor benötigt, r<strong>und</strong> 25 Millionen<br />
Mark Baukosten waren veranschlagt<br />
<strong>–</strong> die zweitgrößte Investition,<br />
die die Stadt bis dahin<br />
jemals schulterte, wie Oberstadtdirektor<br />
Dr. Gerhard Eickmeier<br />
auf der Baustelle erklärte.<br />
Größter Brocken<br />
kommunaler Daseinsfürsorge<br />
war zuvor der Bau des Reinhard-<br />
Nieter-Krankenhauses.<br />
Mit dem Bau eines Entwässerungssystems<br />
begann man<br />
bereits kurz nach Gründung der<br />
Stadt. Schmutz- <strong>und</strong> Regenwasser,<br />
allerdings keine Fäkalien,<br />
wurden in Leitungen gesammelt<br />
<strong>und</strong> durch zwei Auslässe in<br />
die Jade geleitet, <strong>und</strong> zwar beim<br />
Dauensfelder Siel in Höhe des<br />
späteren Polizeibades, das sich<br />
bis Ende der 1970er-Jahre an<br />
der Westseite des Nordhafens<br />
befand, <strong>und</strong> beim Stadtsiel in<br />
Höhe der südlichen Verlängerung<br />
der heutigen Ahrstraße.<br />
Bei Ebbe floss die Brühe ab <strong>–</strong><br />
wenngleich langsam. Manch-<br />
mal staute sie sich auch recht<br />
lang in den Leitungen <strong>und</strong> begann<br />
tüchtig zu stinken. So entschloss<br />
man sich, für das Dauensfelder<br />
Siel ein Pumpwerk zu<br />
bauen <strong>–</strong> das erste Pumpwerk<br />
der Stadt.<br />
<strong>Di</strong>e Fäkalien aber plumpsten<br />
in die Gruben. Ab 1879 bestimmte<br />
eine Polizeiverordnung,<br />
dass für die menschlichen<br />
Ausscheidungen eine gemauerte<br />
Grube vorzuhalten sei.<br />
„Herzhausen“ hatte damals<br />
noch keine Wasserspülung. Ir-<br />
30. Juni 2012<br />
Das Pumpwerk Nord in Neuengroden entstand um 1910 <strong>und</strong> beförderte die Abwasser zunächstungeklärtindieJade.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
gendwann war die Grube voll,<br />
<strong>und</strong> der Inhalt musste heraus<strong>und</strong><br />
irgendwohin gebracht werden.<br />
Er gelangte zumeist auf die<br />
Äcker am Hause <strong>und</strong> in der Umgebung.<br />
1886 wurde der Gebrauch<br />
von Abfuhr-Tonnen eingeführt.<br />
Jeder Haushalt musste sich<br />
eine solche kaufen. <strong>Di</strong>e Tonne<br />
war mit Name <strong>und</strong> Anschrift des<br />
Eigentümers versehen. Der Abfuhrunternehmer<br />
brachte die<br />
übel riechenden Behältnisse<br />
zum Sammelplatz an der früheren<br />
Nordstraße (heute Ebertstraße)<br />
zwischen Kreuz-, Annen<strong>und</strong><br />
Adolfstraße. <strong>Do</strong>rt stapelte<br />
er sie; der despektierliche<br />
Volksm<strong>und</strong> nannte den Stapelplatz<br />
Goldberg.<br />
Schließlich wurden die Tonnen<br />
auf einen Eisenbahnwaggon<br />
verladen.<br />
Fortsetzung auf Seite 11<br />
Für334 000EinwohnerbemessenistdieZentralkläranlageaufdemHeppenser<br />
Groden,derenBauvor40<br />
Jahrenbegann.Siewurde<br />
wegenderIndustrieansiedlungen„aufZuwachs“gebaut<strong>und</strong>klärtseit1996<br />
auchdieAbwässerderStadt<br />
Schortens.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/GABRIEL-JÜRGENS
30. Juni 2012<br />
<strong>Di</strong>eKläranlage Coldewei<br />
wurde1941gebaut<strong>und</strong>war<br />
biszumBauderZentralkläranlageaufdemHeppenserGrodenimJahr1972inBetrieb.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 11<br />
Blick ins Pumpwerk Süd in den 30erJahren. Ein großer Deutz<strong>Mo</strong>tor trieb die Pumpen an.<br />
HeuteistdasGebäudeeinHausderKultur. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Wasserspülungrauschtseit104Jahren<br />
Fortsetzung von Seite 10<br />
Der Banter Schiet ging nach<br />
Heidmühle, wo man die sandigen<br />
Böden mit ihrem Inhalt<br />
fruchtbarer machte, die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
luden in Mariensiel<br />
<strong>und</strong> Löhne ab. Den Haushalten<br />
stellte der Unternehmer<br />
gereinigte Tonnen wieder vor<br />
die Tür. Über die unangenehmen<br />
Ausdünstungen dieses Abfuhrsystems<br />
wurde nicht selten<br />
Klage geführt.<br />
Im ländlichen Neuende blieb<br />
die Fäkalienentsorgung noch<br />
lange Privatsache. Man vergrub<br />
sie noch lange auf dem eigenen<br />
Gr<strong>und</strong>stück.<br />
<strong>Di</strong>e St<strong>und</strong>e des Wasserklosetts<br />
schlug in Wilhelmshaven<br />
im Jahre 1908 <strong>–</strong> allerdings noch<br />
nicht in den oldenburgischen<br />
Gemeinden. Wilhelmshavens<br />
Stadtmeister Wolf <strong>und</strong> Magistratsbaurat<br />
Lehn stellten einen<br />
Nummer<br />
sicher!<br />
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Entwässerungsplan auf. Alle<br />
Häuser erhielten einen Kanalanschluss.<br />
<strong>Di</strong>e Tonnen hatten<br />
ausgedient.<br />
Den verflüssigten Schiet<br />
schickte man nun per Rohrleitung<br />
ungeklärt in die Jade. Dafür<br />
baute man drei Pumpstationen:<br />
Das Südwerk, also das<br />
heutige Kulturzentrum „Pumpwerk“,<br />
das Nordwerk <strong>und</strong> das<br />
Hafenwerk.<br />
1923 wurde die erste Kläranlage<br />
errichtet, <strong>und</strong> zwar auf<br />
der Schleuseninsel. 1936 entstand<br />
eine zweite an der Liebigstraße<br />
<strong>und</strong> 1941, vier Jahre<br />
nach der Vereinigung Wilhelmshavens<br />
<strong>und</strong> Rüstringens, die<br />
dritte in Coldewei.<br />
Seit der Inbetriebnahme der<br />
Zentralkläranlage auf dem Heppenser<br />
Groden, die wegen der<br />
Industrieansiedlungen in den<br />
1970er-Jahren für 334 000 Ein-<br />
•Schimmelpilzsanierung<br />
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worden ist, werden sämtliche<br />
Abwässer dorthin geführt.<br />
Seit 1996 fließen auch die<br />
Abwässer aus der Gemeinde<br />
Schortens per Druckrohrleitung<br />
in den Heppenser Groden.<br />
Das gereinigte Wasser wird<br />
in die Jade geleitet, der in einer<br />
Zentrifuge getrocknete Klärschlamm<br />
im benachbarten<br />
Kraftwerk verbrannt.<br />
Während nördlich der Bismarckstraße<br />
schon ab 1936<br />
das Trennsystem eingeführt<br />
wurde, blieb es im alten Stadtgebiet<br />
südlich davon bei den<br />
Mischwasserkanälen, die sowohl<br />
Regen- als auch Schmutzwasser<br />
zur Kläranlage leiten.<br />
Bei starkem Regen reicht die<br />
Kapazität des veralteten Mischwasserkanalsystems<br />
nicht aus,<br />
weswegen dann auch heute<br />
noch Abwasser durch einen<br />
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Auslass am Fliegerdeich abgeschlagen<br />
wird. Der Ebbstrom<br />
treibt es am Südstrand entlang<br />
zur Jade.<br />
Seit Jahren wird dies von<br />
einer Bürgerinitiative, den<br />
„Kaiserlichen Kanalarbeiter/innen“<br />
beklagt, <strong>und</strong> die Stadt geriet<br />
b<strong>und</strong>esweit negativ in die<br />
Schlagzeilen.<br />
Entlastung, aber noch keine<br />
vollständige Lösung des Problems<br />
schafften die Regenrückhaltebecken,<br />
die im vergangenen<br />
Jahrzehnt in den Untergr<strong>und</strong><br />
des Brommygrüns <strong>und</strong><br />
des Kurparks gebuddelt worden<br />
sind.<br />
Eine h<strong>und</strong>ertprozentige Abwasserreinigung<br />
würde Kommune<br />
<strong>und</strong> Privatleute nach Berechnungen<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Entsorgungsbetriebe zig Millionen<br />
Euro kosten <strong>–</strong> nach Lage<br />
der <strong>Di</strong>nge unfinanzierbar.
Seite 12 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
StadionfürdieWerftarbeiter<br />
<strong>Di</strong>e Kriegsmarinewerft<br />
ließ in den 40er-Jahren<br />
das Werftstadion an<br />
der <strong>Fr</strong>iedenstraße. Hier<br />
feierte später der TSR<br />
seine Erfolge.<br />
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ<br />
PÄDAGOGENVIERTEL <strong>–</strong> Ausführlich<br />
befasste sich die Werkzeitung<br />
der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven<br />
„Der Hammer“ im<br />
Oktober 1940 mit<br />
einem Sportplatz<br />
ausschließlich für<br />
die Mitarbeiter der<br />
Werft <strong>–</strong> einem Werftstadion.<br />
Es war der<br />
neuen Zeit nach<br />
1933 eigen, im Planen<br />
großzügig zu<br />
sein, deshalb sollte<br />
es neben der Marinesportanlage<br />
an<br />
der <strong>Fr</strong>eiligrathstraße<br />
für die schwimmenden <strong>und</strong><br />
Landverbände der Marine auch<br />
eine Anlage für die auf der Werft<br />
Beschäftigten geben. Und diese<br />
sollte wegen „des kurzen Feierabends<br />
keine zu weiten Anmarschwege“<br />
nötig machen.<br />
Deshalb fiel die Wahl auf das<br />
freie Gelände zwischen Göker-,<br />
<strong>Fr</strong>ieden- <strong>und</strong> <strong>Fr</strong>eiligrathstraße,<br />
im Norden begrenzt vom Karl-<br />
Hinrichs-Stift. In mehrmonatiger<br />
Arbeit entstand ein von<br />
einer 400-Meter-Laufbahn umgebenes<br />
Rasen-Oval sowie eine<br />
fünfstufige Stehtribüne, die<br />
mehr als 10 000 Zuschauern<br />
gute Sicht bot.<br />
Auf der Westseite, zur Gökerstraße<br />
hin, war ein weitläufiges<br />
Übungsfeld im Ausmaß<br />
eines großen Fuß- <strong>und</strong> Handballplatzes<br />
angelegt worden.<br />
Mit dem Bau des Umkleide- <strong>und</strong><br />
Badehauses war gerade begonnen<br />
worden, mancher Nutzer<br />
wird sich an dessen Schlichtheit<br />
erinnern.<br />
Als von der Werft genutzte<br />
Liegenschaft wurde auch diese<br />
Sportanlage 1945 von der englischen<br />
Besatzungsmacht beschlagnahmt<br />
<strong>und</strong> nur zögernd<br />
für deutsche Sportnutzung frei-<br />
Tammen <strong>und</strong> Tietken<br />
gegeben. Dabei entsprach sie<br />
in ihren Maßen für Ballspiele<br />
<strong>und</strong> Leichtathletik den Erfordernissen<br />
der Meisterschaftswettbewerbe.<br />
Immerhin übergaben<br />
die Briten die Anlage im Herbst<br />
1954 dem B<strong>und</strong>esvermögensamt,<br />
das sie an die Stadt weiterverpachtete.<br />
Kurze Zeit später entstand<br />
die B<strong>und</strong>eswehr, die ebenfalls<br />
Sportplätze nutzen wollte. Deshalb<br />
kam es 1955/56 zu einem<br />
Tausch von Sportplätzen zwischen<br />
der Stadt <strong>und</strong> dem Vertei-<br />
digungsministerium. <strong>Di</strong>e b<strong>und</strong>eseigene<br />
Anlage an der <strong>Fr</strong>iedenstraße<br />
(vormals Werftstadion)<br />
ging auf die Stadt über,<br />
die im Gegenzug den nun städtischen<br />
Platz an der Ebkeriege <strong>–</strong><br />
am Rand der dortigenKasernenanlage<br />
<strong>–</strong> dem<br />
B<strong>und</strong> übergab. Allerdings<br />
sollte die<br />
Stadt den „Sportplatz<strong>Fr</strong>iedenstraße<br />
für militärische<br />
Zwecke zur Mitbe-<br />
30. Juni 2012<br />
Fußball auf dem Sportplatz <strong>Fr</strong>iedenstraße. Der TSR Olympia, die<br />
Spvg. 05 <strong>und</strong> der TSV Germania empfingen hier ihre Gegner. Im<br />
Hintergr<strong>und</strong> die Häuser an der Gökerstraße. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Der Blick in etwa heute. Das leere Gr<strong>und</strong>stück wartet auf<br />
eine Bebauung. <strong>–</strong> Kleines Foto: Johann-Janßen-Ring.<br />
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nutzung zur Verfügung stellen,<br />
solange das ehemalige Marinestadion<br />
… noch beschlagnahmt<br />
ist“.<br />
So konnte sich die Anlage an<br />
der <strong>Fr</strong>iedenstraße unter städtischer<br />
Regie allmählich<br />
zum „Stadion <strong>Fr</strong>iedenstraße“entwickeln.<br />
Natürlich war es<br />
ein Wechselspiel zwischen<br />
sportlichen Erfolgen<br />
<strong>und</strong> baulichen<br />
Verbesserungen.<br />
Als der TSR Olympia<br />
im Sommer 1969 in<br />
die Regionalliga Nord<br />
aufstieg, beschloss<br />
die Politik umgehend<br />
einen Ausbau des Stadions<br />
<strong>und</strong> zusätzliche<br />
Parkplätze. Unter anderem<br />
wurde die Westtribüne<br />
überdacht <strong>und</strong> erhielt Sitzplätze,<br />
die Osttribüne wurde um<br />
zwei Stufen erhöht. Im Sommer<br />
1974 erreichte die Zuschauerkapazität<br />
15 000 Plätze, der Innenraum<br />
wurde eingezäunt <strong>und</strong><br />
ein Übergang zwischen Kabinen<br />
<strong>und</strong> Spielfeld geschaffen. Damit<br />
war das Stadion sogar tauglich<br />
für die 2. B<strong>und</strong>esliga.<br />
Fortsetzung auf Seite 13<br />
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30. Juni 2012<br />
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altemStadion<br />
Fortsetzung von Seite 12<br />
<strong>Do</strong>ch der alltägliche Betrieb<br />
sah eher die Nutzung durch<br />
Schulen <strong>und</strong> Vereine für Wettkämpfe<br />
<strong>und</strong> Meisterschaften<br />
mit dem Schwerpunkt auf leichtathletischen<br />
<strong>Di</strong>sziplinen.<br />
Dem Aufstieg glich der Abstieg,<br />
sportlich wie baulich. Vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> rückläufiger<br />
Zuschauerzahlen bei den Fußball-Partien<br />
überlegte die kommunale<br />
Politik, die städtische<br />
Sportanlage aufzugeben. Etwa<br />
ab Januar 1992 wurde der Verkauf<br />
debattiert, ebenso die anderweitige<br />
Unterbringung der<br />
bisherigen sportlichen Nutzer.<br />
Dafür standen das Marinestadion<br />
an der <strong>Fr</strong>eiligrathstraße<br />
<strong>und</strong> das Sportforum in Rede.<br />
<strong>Do</strong>rthin gingen dann im Sommer<br />
1998 die alten Tribünensteine,<br />
um dem neuen „Jadestadion“,<br />
einem Fußball-Stadion,<br />
die Tribünenstruktur zu<br />
verpassen. Damit ist ein wenig<br />
von der Tradition des „Werftstadions“<br />
erhalten. Auf dessen alter<br />
Fläche stehen mittlerweile<br />
Einfamilienhäuser.<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
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<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 13<br />
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noch zu sehen<br />
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Wer erinnert sich noch, was<br />
es mit dieser Likörfabrik auf<br />
sich hatte, wer kennt noch den<br />
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QuerSumme eK·<strong>Di</strong>pl.-Kffr. (FH) Christiane Stückemann<br />
Zertifizierte Fördermittelberaterin <strong>und</strong> -managerin<br />
Jade InnovationsZentrum ·Emsstraße 20 ·26382 Wilhelmshaven ·04421-778 55 70 ·www.quersumme.net
Seite 14 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Di</strong>eehemalige<br />
Jachmannbrücke<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
30. Juni 2012<br />
IndenZirkusaufdem Manteuffelplatz<br />
WILHELMSHAVEN/SI <strong>–</strong> Immer wieder<br />
berichten ältere <strong>Wilhelmshavener</strong>,<br />
wie schön sie ihre<br />
Kindheit in Wilhelmshaven in Erinnerung<br />
haben. Auch Hans-Jürgen<br />
Lingmann aus dem Mühlenweg<br />
denkt gern an damals zurück:<br />
„Meine Eltern sind zusammen<br />
mit meiner Schwester <strong>und</strong><br />
mir 1967 von Mariensiel in die<br />
Rheinstraße 5 gezogen. Wir Kinder<br />
waren begeistert von dem,<br />
was dort damals los war. Wir<br />
hatten einen kurzen Schulweg<br />
zur Allerstraße. Zuvor hatten<br />
wir mit dem Fahrrad zur Hafenschule<br />
fahren müssen. An der<br />
Rheinstraße gab es viele Geschäfte,<br />
so Kioske, Lebensmittelgeschäfte,<br />
ein Bettengeschäft,<br />
ein Pelzgeschäft, Fleischer,<br />
<strong>Fr</strong>iseur, ein Ofengeschäft,<br />
Kneipen <strong>und</strong> Restaurants.<br />
Wir Kinder fanden schnell<br />
<strong>Fr</strong>e<strong>und</strong>e. Wir hatten noch viele<br />
Spiel- <strong>und</strong> Sportmöglichkeiten,<br />
die es heute nicht mehr gibt.So<br />
konnten wir auf dem Manteuffelplatz<br />
Fußball spielen, wo<br />
auch die Rummel stattfanden<br />
<strong>und</strong> Zirkusse gastierten. Wir<br />
fuhren oft mit dem Fahrrad über<br />
die alte Jachmannbrücke <strong>und</strong><br />
spielten in den alten Kasernen.<br />
Wo sich jetzt die Kiesberge am<br />
Großen Hafen türmen, haben<br />
wir als Kinder gebadet, Burgen<br />
Schauturnenim Schützenhof<br />
BANT/SI <strong>–</strong> Karin Heyel erinnert<br />
sich gern an den<br />
Schützenhof in Bant zurück.<br />
Sie schrieb an die Redaktion:<br />
„Gestern <strong>und</strong> Heute“ ist<br />
wirklich ein Knaller <strong>–</strong> vor allem<br />
für die älteren <strong>Wilhelmshavener</strong>.<br />
In der Folge 4 habe ich<br />
mit besonderem Interesse<br />
den Bericht über den<br />
„Schützenhof“ gelesen. Da<br />
wurden viele Kindheitserinnerungen<br />
wach.<br />
Besonders gut erinnere<br />
ich mich an das jährliche<br />
Schauturnen des <strong>Wilhelmshavener</strong>Turnerb<strong>und</strong>es<br />
(WTB). Unsere<br />
Kinderturnwartin Martha<br />
Aden hat mit uns mehrere<br />
Wochen in den einzelnen<br />
Abteilungen geprobt, damit<br />
die Vorführungen dann im<br />
Schützenhof auch reibungslos<br />
klappten.<br />
Schließlich waren viele viele Zuschauer<br />
anwesend: Oma, Opa,<br />
Boogie WoogieVorführung im Schützenhof.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Tante, Onkel, Nachbarn usw.<br />
usw..<br />
Im WTB lernte ich später<br />
auch meinen Mann kennen<br />
<strong>und</strong> mit ihm besuchte ich<br />
dann die Stiftungsfeste im<br />
Schützenhof. In meiner Erinnerung<br />
waren das immer<br />
sehr harmonische Bälle bis<br />
in den frühen <strong>Mo</strong>rgen. Vor<br />
allem die Live-Musik war<br />
sehr angenehm <strong>und</strong> nicht<br />
halb so laut wie heute. Bei<br />
einer Tanzpause konnte<br />
man sich auch am Tisch<br />
oder an der Theke noch<br />
w<strong>und</strong>erbar unterhalten . . .<br />
Lang, lang ist`s her <strong>–</strong> mit<br />
meinem Mann bin ich in diesem<br />
Jahr schon 50 Jahre<br />
verheiratet.<br />
Im Schützenhof habe ich<br />
auch einmal das „Medium-<br />
Terzett“ live erlebt. Sie traten<br />
bei einer <strong>Mo</strong>denschau<br />
(der Fa. Leffers?) auf <strong>und</strong><br />
haben mir gut gefallen. <strong>Di</strong>ese<br />
<strong>Mo</strong>denschauen haben<br />
immer einigermaßen tragbare<br />
Garderobe für die kommende<br />
Saison vorgestellt.“<br />
gebaut <strong>und</strong> heimlich geraucht.<br />
Zum Muttertag habe ich dort<br />
schöne Blumen gepflückt. Auch<br />
gab es dort viele schöne Gärten.Auch<br />
zum Südstrand sind<br />
wir gern gegangen, denn dort<br />
gab es das schöne Planschbecken<br />
<strong>und</strong> einen Kiosk. Wir konnten<br />
auch noch bei Ebbe baden,<br />
denn das Becken lief auch bei<br />
Niedrigwasser nicht leer. Bei<br />
Hochwasser durften wir vom<br />
Sprungturm hüpfen.“<br />
Der Anker<strong>und</strong><br />
dieTafel<br />
HEPPENS/SI <strong>–</strong> Karin Heyel aus<br />
Sande schreibt: „Bei meinen<br />
Radtouren zum Ölhafen mache<br />
immer wieder am Anker auf<br />
dem Hügel Rast, <strong>und</strong> jedes Mal<br />
frage ich mich,<br />
wo ist die Tafel<br />
von dem Anker<br />
geblieben, der<br />
in den 50er-<br />
Jahren auf dem<br />
Polder stand<br />
(siehe Bild).<br />
Der Text auf der<br />
Tafel lautete:<br />
„Wie auch<br />
Anker.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
der Menschen Leben treibt, /<br />
der Pflug der beste Anker bleibt.<br />
/ Drum schufen wir mit Hirn <strong>und</strong><br />
Hand / für Kind <strong>und</strong> Enkel dieses<br />
Land.“<br />
Es ist schade, dass die Tafel<br />
nicht mehr da ist, denn sie ist<br />
ein Beweis für den Kampf gegen<br />
den Blanken Hans <strong>und</strong> das neu<br />
gewonnene Land, den Heppenser<br />
Polder. Vielleicht weiß einer<br />
der älteren Leser etwas über<br />
den Verbleib.“
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 15<br />
Arbeitersolltengutwohnen<br />
Vor einem Dreivierteljahrh<strong>und</strong>ert<br />
wurde die<br />
Höger-Siedlung in Siebethsburg<br />
errichtet <strong>–</strong><br />
ein seinerzeit fortschrittlichesWohnbauprojekt.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
SIEBETHSBURG <strong>–</strong> <strong>Di</strong>e genossenschaftliche<br />
Idee ist mittlerweile<br />
160 Jahre alt <strong>und</strong> so aktuell wie<br />
eh <strong>und</strong> je. „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
oder „Gemeinsam ist man<br />
stark“ <strong>–</strong> so lauten ihre gr<strong>und</strong>legenden<br />
Prinzipien, die auch in<br />
Wilhelmshaven große <strong>Fr</strong>üchte<br />
getragen haben, <strong>und</strong> zwar sowohl<br />
im genossenschaftlichen<br />
Bankenwesen, im landwirtschaftlichen<br />
Bereich, im Handel<br />
wie auch im Wohnungswesen.<br />
So prägen die großen Baugenossenschaften<br />
bis heute ganze<br />
Stadtteile von Wilhelmshaven.<br />
Fortsetzung auf Seite 16<br />
<strong>Di</strong>e Höger-Siedlung entstand von 1936 bis 1939. 1555 neue Wohnungen boten Werftarbeitern<strong>und</strong>MarineangehörigeneinmodernesZuhause.<br />
FOTO: BAUVEREIN RÜSTRINGEN<br />
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<strong>Fr</strong>eitagnachmittag geschlossen<br />
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8.00 <strong>–</strong>18.00 <strong>Uhr</strong> erreichbar. � 28181
Seite 16 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
Blickindie Störtebekerstraßeheute<strong>und</strong>inden<br />
40erJahren,alsdieBäume<br />
geradeerstangepflanzt<br />
waren.<br />
WZ-FOTO: KNOTHE<br />
FOTO: BAUVEREIN RÜSTRINGEN<br />
KlinkerExpressionistheuteweltberühmt<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
Der Bauverein Rüstringen<br />
bewirtschaftet genossenschaftliche<br />
Wohnungsbestände in<br />
Siebethsburg, im südlichen Altengroden,<br />
in Teilen des Europaviertels<br />
sowie an der Arngast<strong>und</strong><br />
der Bremer Straße.<br />
Vor 75 Jahren -- zwischen<br />
1936 <strong>und</strong> 1939 -- entstand die<br />
Gartenstadt Siebethsburg nach<br />
den Plänen des „Klinker-Expressionisten“<br />
<strong>Fr</strong>itz Höger. Der berühmte<br />
Baumeister war damals<br />
60 Jahre alt.<br />
Nach den wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten während der<br />
Weimarer Republik setzte mit<br />
der Wiederaufrüstung Deutschlands<br />
unter den Nationalsozialisten<br />
in Wilhelmshaven-Rüstringen<br />
ein kräftiger Aufschwung<br />
ein. <strong>Di</strong>e Marinewerft<br />
schweißte am Aufbau einer großen<br />
Flotte mit, die Vierte Hafeneinfahrt<br />
wurde gebaut, es sollte<br />
die „Stadt der 500 000“ entstehen.<br />
Allein die Zahl der auf<br />
der Marinewerft Beschäftigten<br />
stieg von 5000 im Jahr 1933<br />
auf 11 000 im Jahr 1939. Für<br />
Eine<br />
„kleine“<br />
aber<br />
„feine“<br />
Adresse<br />
WHV,Marktstraße 50<br />
Der Architekt <strong>Fr</strong>itz Höger (rechts) mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />
Harald Marquadsen <strong>und</strong> Kassierer Matthias Ziegler<br />
(vonlinks)1948. FOTO: BAUVEREIN RÜSTRINGEN<br />
das Jahr 1936 schätzte man,<br />
wie Dr. Jens Graul in der Festbroschüre<br />
zum 100-jährigen Bestehen<br />
des Bauvereins 2003<br />
schreibt, einen zusätzlichen Bedarf<br />
von 9000 Wohneinheiten<br />
für die Marinewerftmitarbeiter.<br />
In Wilhelmshaven wie auch<br />
andernorts bedienten sich<br />
Reichs- <strong>und</strong> kommunale Verwaltung<br />
der Fachkompetenz der<br />
schon seit 1933 gleichgeschalteten<br />
Baugenossenschaften.<br />
Sie hatten einen großen An-<br />
PROGAS<br />
teil daran, dem Wohnungsnotstand<br />
Einhalt zu gebieten <strong>und</strong><br />
den Menschen sicheren <strong>und</strong> sozial<br />
verantwortbaren Wohnraum<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Der Bauverein Rüstringen<br />
beauftragte mit der Planung von<br />
Neu-Siebethsburg den Hamburger<br />
Architekten <strong>Fr</strong>itz Höger. <strong>Di</strong>e<br />
Baugenossen waren bereits zuvor<br />
gut mit ihm gefahren: Höger<br />
plante bereits die Häusergruppe<br />
zwischen Störtebekerstraße<br />
<strong>und</strong> Mühlenweg. <strong>Di</strong>e Stadt Rüs-<br />
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Ihr Brennstoff-Lieferant<br />
Karl Unckenbolt<br />
seit 1925 ihr Fachgeschäft in der Südstadt<br />
Am Handelshafen 11 -Tel. 41734<br />
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tringen hatte sich für ihn stark<br />
gemacht, weil nach Högers Plänen<br />
1928/29 bereits das Rathaus<br />
errichtet worden war <strong>und</strong><br />
Höger die beste Gewähr dafür<br />
zu bieten schien, ein städtebaulich<br />
homogenes Ensemble als<br />
Rathaus-Umfeld zu gestalten.<br />
<strong>Di</strong>e Zusammenarbeit des<br />
Bauvereins mit dem renommierten<br />
Baumeister endete<br />
erst mit Högers Tod im Jahr<br />
1949. Zu seinen weltweit bekannt<br />
gewordenen Bauwerken<br />
zählt das Hamburger Chile-<br />
Haus. Das zehnstöckige Bürogebäude<br />
gehört mit seiner<br />
dunklen Klinkerfassade zum<br />
Weltkulturerbe.<br />
<strong>Fr</strong>itz Högers Verhältnis zum<br />
Nationalsozialismus war, wie<br />
Graul schreibt, widersprüchlich.<br />
„Von Gr<strong>und</strong> auf eher nationalkonservativ<br />
eingestellt, erhoffte<br />
er sich vom Machtwechsel<br />
einen <strong>Fr</strong>ühling für das deutsche<br />
Vaterland <strong>und</strong> trat 1933 in die<br />
NSDAP sowie den Kampfb<strong>und</strong><br />
deutscher Architekten <strong>und</strong> Ingenieure<br />
ein.<br />
Fortsetzung auf Seite 17<br />
Wer weckt Sie,<br />
wenn es brennt?<br />
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30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 17<br />
GartenstadtsollteBesitzerstolzwecken<br />
Fortsetzung von Seite 16<br />
Er wurde zugleich Vorsitzender<br />
des Wirtschaftsverbandes<br />
deutscher Architekten <strong>und</strong> Mitglied<br />
im Verwaltungsrat der<br />
Reichskammer der Bildenden<br />
Künste.“<br />
<strong>Do</strong>ch mit der neoklassizistischen<br />
Staatsarchitektur eines<br />
Albert Speer u. a. hatte er<br />
nichts am Hut. Sein Idealbild<br />
war eine „Landhausarchitektur“<br />
mit natürlichen Baumaterialien,<br />
<strong>und</strong> dazu zählte der Klinker.<br />
Der Nazi-Baubürokratie war<br />
er bald suspekt. <strong>Do</strong>ch der Bauverein,<br />
insbesondere dessen<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Paul Marquadsen,<br />
der die Geschäfte<br />
des Bauvereins<br />
von 1934 bis<br />
1956 leitete, hielten<br />
an Höger fest.<br />
Schon 1910 hatte<br />
es Planungen der<br />
Gemeinde Neuende<br />
<strong>und</strong> des Amtsverbandes<br />
Rüstringen<br />
für eine westliche Erweiterung<br />
der jungen<br />
Arbeiterkolonie Siebethsburg<br />
gegeben. <strong>Di</strong>ese war östlich<br />
der alten Siebethsburg nach<br />
Plänen von Paul Hakenholz <strong>und</strong><br />
Paul Brandes ab 1903 zwischen<br />
Störtebeker- <strong>und</strong> Papingastraße<br />
im Landhausstil entstanden.<br />
Der Wohnungsbestand<br />
war zunächst kontinuierlich<br />
auf 842 Einheiten im Jahr<br />
im Jahr 1917 gewachsen, von<br />
1927 bis 1934 erhöhte sich der<br />
Bestand auf 984.<br />
Nach Högers Plänen entstanden<br />
innerhalb von drei Jahren<br />
1555 neue Wohnungen. Im<br />
August 1939 waren alle bezugsfertig.<br />
90 kleinere Handwerksbetriebe<br />
<strong>und</strong> Lieferfirmen waren<br />
beteiligt. Mit dem Bau der Höger-Siedlung<br />
beauftragte der<br />
Bauverein erstmals seit 1913<br />
Heute:<br />
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wieder private Bauunternehmer.<br />
Einige Jahre hatte er wegen<br />
überhöhter Preise in heftigem<br />
Clinch mit den Baufirmen<br />
gelegen <strong>und</strong> deshalb einen<br />
eigenen Regiebetrieb eingerichtet,<br />
der etliche Neubauten errichtete.<br />
<strong>Di</strong>e eigene Handwerkerkolonne<br />
verlegte sich fortan<br />
auf Instandsetzungsarbeiten.<br />
<strong>Di</strong>e Baumaterialien gelangten<br />
im organisierten Transport<br />
über vorbezeichnete Zufahrten<br />
<strong>und</strong> Bohlenwege auf das Baugelände.<br />
<strong>Di</strong>eses wurde mit<br />
200 000 Kubikmeter Boden erhöht.<br />
Zeitweise verarbeiteten<br />
die Maurer bis zu 100 000 Steine<br />
am Tag.<br />
Bis 1941 erhöhte sich der<br />
Bestand des Bauvereins auf<br />
Ihr Tischlermeister für Fenster,<br />
Türen, Innenausbau, Rollläden,<br />
Markisen, Reparaturen u.a.<br />
Jever, Ziegelhofstr.19<br />
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Blickinden Robodesweg.DerSchwenkinderStraßevermeidet<strong>Mo</strong>notonie.<br />
WZ-FOTO: KNOTHE/FOTO: BAUVEREIN RÜSTRINGEN<br />
2726 Wohnungen. Sie waren<br />
bestimmt zum weit überwiegenden<br />
Teil für die Marinewerft, der<br />
Rest für Angehörige anderer<br />
Marinedienststellen.<br />
<strong>Di</strong>e Wohnhäuser entlang der<br />
Bismarckstraße wurden bewusst<br />
auf Lücke gesetzt, damit<br />
sie sich nicht gegenseitig beschatteten.<br />
An den Kreuzungen<br />
der Bismarckstraße mit der Siebethsburger<br />
Straße <strong>und</strong> der<br />
Werftstraße deutete Höger mit<br />
einer dreigeschossigen, aus<br />
der Straßenflucht hervortretenden<br />
Eckbebauung eine Torsituation<br />
an.<br />
<strong>Di</strong>e Gartenstadt Siebethsburg<br />
war darauf angelegt, bei<br />
den Bewohnern Besitzerstolz zu<br />
wecken -- für Höger Ausdruck<br />
eines hohen „ethischen<br />
Werts“ seiner Architektur. <strong>Di</strong>e<br />
Wohnzimmer waren so bemessen,<br />
dass sie auch als Elternschlafzimmer<br />
genutzt werden<br />
konnten. So konnte man die<br />
Raumnutzung der Zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung<br />
der Familie anpassen.<br />
Jede Wohnung erhielt im<br />
Dachgeschoss eine Zugabekammer,<br />
„entweder als Schlafraum<br />
für 1 oder 2 erwachsene<br />
Kinder oder als Altenteilsraum<br />
für eines der Großeltern, als<br />
Gästekammer oder als<br />
Schrankraum“.<br />
Eine Besonderheit stellte die<br />
Wohnküche mit der Trennung<br />
von Wohn- <strong>und</strong> Kochtrakt dar.<br />
<strong>Di</strong>es ermöglichte es, das<br />
eigentliche Wohnzimmer auch<br />
als Schlafzimmer zu nutzen. Zur<br />
Ausstattung gehörten Gas- <strong>und</strong><br />
Kohleherd, Abwaschtisch, Topfschrank,<br />
Kohlenkasten, Besenkammer<br />
<strong>und</strong> Speisekammer.<br />
<strong>Di</strong>e Wohnungen wurden mit<br />
Stadtgas <strong>und</strong> Elektrizität versorgt.<br />
Fortsetzung auf Seite 18
Seite 18 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Di</strong>e LausbubenvonBant<br />
BANT/SI <strong>–</strong> Egon Hanschen,<br />
der als Orthopädieschuhmachermeister<br />
einen gut<br />
gehenden Handwerksbetrieb<br />
geführt hat <strong>und</strong> heute<br />
im Seniorenstift am Rathaus<br />
lebt, verbrachte seine<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendzeit<br />
in Bant. Gern erinnert er<br />
sich an diese Zeit von<br />
1925 bis 1935. <strong>Di</strong>e Genossenschaftsstraße<br />
<strong>und</strong><br />
der Schützenplatz waren<br />
seine Spielplätze. Er<br />
schreibt:<br />
„Es gefiel uns in unserer<br />
Straße recht gut. Alle<br />
Kinder besuchten die<br />
Volksschule in der Peterstraße.<br />
An Kindern fehlte<br />
es in Bant nicht, denn in<br />
unserem kleinen Straßenabschnitt<br />
gab es eine ganze<br />
Reihe von Familien, die<br />
zehn oder mehr Kinder hatten.<br />
Wir Hanschens zählten trotz der<br />
vier Jungen noch nicht als kinderreich.<br />
Besonders in den Ferien traf<br />
man sich gerne auf dem Schützenplatz<br />
zum Fußball- oder Völkerballspielen.<br />
Bei Schmuddelwetter,<br />
wenn es auf dem Schützenplatz<br />
zu schmutzig war, wurde<br />
das Spielen in die Genossenschaftsstraße<br />
verlegt.<br />
Kaum ein Auto fuhr damals, es<br />
gab ja auch nur wenige Autobesitzer.<br />
Schlachtermeister Vötsch<br />
besaß einen Wagen. Auch der<br />
Postwagen, schon damals gelb<br />
gestrichen, kam gelegentlich<br />
vorbei, ebenso der Kohlenhändler<br />
mit seinen Kohlen, Briketts<br />
<strong>und</strong> Torfsäcken <strong>Di</strong>e Pferdewagen<br />
fuhren langsam über das<br />
Kopfsteinpflaster <strong>und</strong> zwangen<br />
uns zu einer kurzen Spielpause.<br />
Der einzige Werftarbeiter,<br />
der damals schon ein tolles Beiwagen-<strong>Mo</strong>torrad<br />
hatte, war<br />
unser Nachbar Arthur Krüger.<br />
Seine 500er-Opel-Maschine,<br />
silber lackiert mit roter Lederabdeckung<br />
auf dem dickbauchigen<br />
Tank, fand unsere volle Bew<strong>und</strong>erung.<br />
Wir Banter Briten übten uns<br />
mit dem Tünnband (das Tünnband<br />
ist ursprünglich das eiserne<br />
Band, das ein Holzfass, eine<br />
Tonne, zusammenhält, die<br />
Red.). Wir trieben einen Reifen,<br />
meistens eine alte Fahrradfelge,<br />
vor uns her. Für einen Groschen<br />
konnte man diese beim<br />
Fahrradhändler Janssen in der<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Straße be-<br />
30. Juni 2012<br />
kommen. Man musste nur<br />
aufpassen, dass die Felge<br />
nicht verbogen war, weil<br />
der Reifen sonst „eierte“.<br />
Wilde Rennen haben wir<br />
uns oft geliefert, machen<br />
Fußgänger in Angst <strong>und</strong><br />
Schrecken gejagt. Aber<br />
unsere „Kurventechnik“<br />
hat Zusammenstöße<br />
meistens verhindern können.<br />
In den Herbstferien<br />
ging es oft mit den Knickerbeuteln<br />
auf die Straße.<br />
<strong>Di</strong>e Jungen spielten<br />
meistens „Pott uff“. Dabei<br />
konnte man mit einem guten<br />
Wurf viele Murmeln gewinnen.<br />
<strong>Di</strong>e Spieler bauten<br />
dabei zunächst eine<br />
Reihe mit mehreren „Pötten“<br />
in einer Reihe auf. Ein<br />
Pott bestand aus drei im<br />
Dreieck liegenden Glas-Murmeln<br />
<strong>und</strong> einer vierten obenauf.<br />
Mit einer etwas größeren Stahloder<br />
Glaskugel wurde von einer<br />
Linie aus auf die Pötte geworfen.<br />
<strong>Di</strong>e getroffenen <strong>und</strong> zusammengestürzten<br />
Pötte durfte der<br />
Werfer als Gewinn „einsacken“.<br />
Stolz <strong>und</strong> fröhlich zog der<br />
Spieler von dannen, dessen<br />
Beutel sich prall gefüllt hatte.<br />
Wer verlor, musste zu Kaufmann<br />
Erdmann gehen <strong>und</strong> für<br />
den nächsten Tag Nachschub<br />
kaufen.<br />
Großer AnbieteraufdemWohnungsmarkt<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
Weiß gefugtes Backstein-<br />
Sichtmauerwerk mit ornamentalen<br />
Schmuckelementen prägt<br />
die Fassaden. <strong>Di</strong>e Kellersockel<br />
erhielten einen dunkleren Vormauerstein.<br />
Sichtbare Holzverbindungen<br />
wurden mit Holzteer<br />
gestrichen. Wuchtige Portale,<br />
von Haus zu Haus unterschiedlich<br />
gestaltet, rahmen die Ein-<br />
<strong>Di</strong>e Banter Butscher aus der Genossenschaftsstraße <strong>–</strong> ein Foto aus dem<br />
Jahr 1936. FOTO: PRIVAT<br />
gangstüren ein, die sich ebenfalls<br />
von Haus zu Haus unterscheiden.<br />
Zu jeder Wohnung gehörte<br />
ein Hausgarten mit einer<br />
Laube.<br />
Im Krieg wurde r<strong>und</strong> ein Drittel<br />
der Häuser des Bauvereins<br />
zerstört. Bei Kriegsende hatten<br />
nur noch 1920 Haushalte ein<br />
Dach über dem Kopf.<br />
Der Bauverein berappelte<br />
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„Wer „Wer gut gut geht, geht, dem dem geht’s geht’s gut!“ gut!“<br />
sich nach dem Kriege schnell<br />
wieder, reparierte, modernisierte<br />
<strong>und</strong> baute neu. „Das starke<br />
Wachstum veränderte weniger<br />
die Sozialstruktur der Mitglieder“,<br />
stellte der Verfasser der<br />
Festschrift Graul fest, „sondern<br />
vor allem ihr Selbstverständnis.<br />
Mit dem Wachstum des Wohnungsbestandes<br />
<strong>und</strong> den vielen<br />
neuen Mitgliedern, die ohne<br />
Wartezeit sofort eine Wohnung<br />
erhielten, ging die gemeinsame<br />
Erfahrung von Wohnungsbau<br />
als Selbsthilfe für immer verloren.<br />
<strong>Di</strong>es sollte sich auch in der<br />
Nachkriegszeit nicht mehr umkehren.“<br />
Heute versteht sich der Bauverein<br />
Rüstringen als k<strong>und</strong>enorientiertesWohnungsunternehmen<br />
mit sozialem Engagement.<br />
Mit ihren 2957 Wohneinheiten<br />
ist die Genossenschaft<br />
einer der großen Anbieter auf<br />
dem Mietwohnungsmarkt in<br />
Wilhelmshaven.<br />
Am 31.Dezember 2011 gehörten<br />
5913 Mitglieder (Vorjahr:<br />
5845) mit 11 514 Anteilen<br />
(Vorjahr: 9580) dem Bauverein<br />
an.<br />
Wohldurchdacht <strong>–</strong> die Kücheneinrichtung.<br />
FOTO: BAUVEREIN
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 19<br />
Langer HeinrichhebtTourismus<br />
Der Schwimmkran Langer<br />
Heinrich war einmal<br />
das Wahrzeichen Wilhelmshavens.<br />
Heute<br />
halten ihn die Genueser<br />
in Ehren.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN/GENUA <strong>–</strong> Sie<br />
werden die neuen Wahrzeichen<br />
Wilhelmshavens -- die 16 neuen<br />
Container-Kräne des JadeWeserPorts.<br />
Acht davon stehen<br />
jetzt an der Kaje, die restlichen<br />
acht sollen bis zur geplanten Eröffnung<br />
Ende September an der<br />
Kaje stehen. 83 Meter hoch recken<br />
sie sich in den Himmel,<br />
mit eingezogenem Ausleger sogar<br />
126 Meter. Hergestellt wurden<br />
sie in China von der Shanghai<br />
Zhenhua Heavy Industries<br />
Company Limited. Mit der<br />
„Zhen Hua 23“, einem zu<br />
einem für den Transport von<br />
Containerbrücken umgebauten<br />
Fortsetzung auf Seite 20<br />
DerLangeHeinrichwurde1913bis1915gebaut<strong>und</strong>wardannbis1944inWilhelmshavenim<br />
<strong>Di</strong>enst.HeutewirderalstechnischesDenkmalin Genuaerhalten. FOTO: WZ-BILDDIENST
Seite 20 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
Noch immer nennen die Italiener den ehemaligen <strong>Wilhelmshavener</strong> Schwimmkran offiziell „Langer Heinrich“. Er reckt sich im<br />
GenueserHafenalstechnisches DenkmalvordieHafensilhouette. FOTO: PRIVAT<br />
SeeleutesahenalsErstesden„Heinrich“<br />
Fortsetzung von Seite 19<br />
ehemaligen Tanker, kamen die<br />
ersten vier Brücken an die Jade.<br />
Schon einmal zählte ein<br />
Kran zu den Wahrzeichen Wilhelmshavens.<br />
1915 bis 1944<br />
reckte sich hier der „Lange<br />
Heinrich“, der damals weltgrößte<br />
Schwimmkran, 83 Meter<br />
hoch in den Himmel an der Jade.<br />
Als technisches Denkmal<br />
steht er heute in Genua, wo er<br />
zwischen 2005 <strong>und</strong> 2008 aufwändig<br />
restauriert <strong>und</strong> heute in<br />
hohen Ehren gehalten wird. Er<br />
ist dort in den vergangenen 20<br />
Jahren zum Wahrzeichen des<br />
Hafens geworden, wird täglich<br />
von etlichen Besuchern der<br />
Stadt besichtigt <strong>und</strong> bietet in<br />
seinem „Ruhestand“ für manche<br />
spektakuläre künstlerische<br />
<strong>und</strong> artistische Vorstellung eine<br />
imposante Kulisse.<br />
Vor dem zweiten Weltkrieg<br />
zählte der Schwimmkran zu den<br />
höchsten Bauwerken der Stadt.<br />
Ihn sahen die Seeleute mit als<br />
Erstes, wenn sie Kurs auf Wilhelmshaven<br />
nahmen.<br />
Der „Lange Heinrich“ tat sei-<br />
nen <strong>Di</strong>enst mit der offiziellen<br />
Bezeichnung „Großer<br />
Schwimmkran I“. Er war der<br />
zweite Schwergewichtsheber im<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Hafen <strong>und</strong><br />
löste den 1886 gebauten Scherenkran<br />
ab, der den gestiegenen<br />
Ansprüchen von Marine<br />
<strong>und</strong> Schiffbau nicht mehr genügt<br />
hatte. Auch diesen ersten<br />
Schwimmkran nannte der<br />
Volksm<strong>und</strong> bereits „Langer<br />
Heinrich“. Übrigens gab es<br />
auch in Rostock einen großen<br />
Schwimmkran, dem man denselben<br />
Spitznamen gegeben<br />
hatte. Auf die <strong>Fr</strong>age, wie es zu<br />
dieser Kran-Bezeichnung gekommen<br />
ist, fand sich bei den<br />
Recherchen zu diesem Artikel<br />
keine Antwort. Vielleicht weiß<br />
ein Leser sie.<br />
Der heutige Genueser „Heinrich“<br />
wurde von der Deutschen<br />
Maschinenfabrik AG (DEMAG)<br />
Duisburg (heute Mannesmann)<br />
1913 bis 1915 gebaut <strong>und</strong> auf<br />
einen von der AG Weser in Bremen<br />
gefertigten Schwimmponton<br />
gestellt. Bis 1935 war er<br />
mit 250 Tonnen Tragkraft der<br />
größte Kran der Welt, dann lie-<br />
fen ihm noch größere DEMAG-<br />
Krane für Brest, Kalifornien <strong>und</strong><br />
den Panama-Kanal mit bis zu<br />
400 Tonnen Hebekraft den<br />
Rang ab.<br />
Der „Heinrich“-Ponton misst<br />
50,4 mal 30,8 mal 3 Meter <strong>und</strong><br />
verdrängt bis zu 4000 Tonnen<br />
Wasser. Ursprünglich wurde er<br />
durch zwei Dampfmaschinen<br />
angetrieben, die später durch<br />
vier Sechszylinder-<strong>Di</strong>eselmotoren<br />
ersetzt wurden. Es gibt fünf<br />
elektrische Hebewerke von 10<br />
t, 20 t, 50 t <strong>und</strong> zwei mal 125 t,<br />
die über eine Traverse zu 250 t<br />
Tragkraft gekoppelt werden können.<br />
Im Gleichgewicht bleibt der<br />
Kran durch regulierbare Gegengewichte<br />
im eigentlichen Kran<br />
<strong>und</strong> flutbare Ballastkammern<br />
im Ponton.<br />
Nach dem verlorenen Ersten<br />
Weltkrieg hätte „Heinrich“<br />
eigentlich gemäß den Bestimmungen<br />
des Versailler Vertrages<br />
an die Siegermächte ausgeliefert<br />
werden sollen. Weil er<br />
als nicht seetauglich eingestuft<br />
wurde, blieb er in Wilhelmshaven.<br />
1938 übernahm Kapitän<br />
Eduard Steinmeyer für die<br />
nächsten 20 Jahre das Kommando<br />
auf dem „Kraftmeier“.<br />
Wenn man John Asmussen<br />
<strong>und</strong> seiner seiner Website<br />
www.bismarck-class.dk Glauben<br />
schenken kann, verabschiedete<br />
sich das Werft-Wahrzeichen<br />
am 10. Mai 1944 endgültig<br />
aus Wilhelmshaven Richtung<br />
Bremerhaven <strong>und</strong> Bremen,<br />
um Schiffswracks zu heben <strong>und</strong><br />
andere kriegsbedingte Aufräumarbeiten<br />
zu erledigen. Bei<br />
Kriegsende stand er in Nordenham,<br />
wo ihn die Amerikaner<br />
konfiszierten.<br />
Acht Jahre später charterte<br />
ihn die B<strong>und</strong>esrepublik für<br />
einen symbolischen <strong>Do</strong>llar. <strong>Di</strong>e<br />
„<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung“ berichtete<br />
am 3. Mai 1958 von<br />
der Übergabe:<br />
„Bis 1939 war der Kran eins<br />
der markantesten Wahrzeichen<br />
Wilhelmshavens. Am 1. Juni<br />
1945 übernahmen die USA den<br />
Giganten in Nordenham als<br />
Beutegut . . . 1950 kam er nach<br />
Bremerhaven, wo er jahrelang<br />
viele h<strong>und</strong>erttausend Tonnen<br />
Fortsetzung auf Seite 21
30. Juni 2012<br />
ImJahr1985<br />
nach Italien<br />
geschleppt<br />
Fortsetzung von Seite 20<br />
für die amerikanischen Wehrmachtsteile,<br />
darunter auch Lokomotiven,<br />
Panzer, Flugzeuge<br />
<strong>und</strong> Seeschiffe, auf seinen Haken<br />
nahm. Bei der gestrigen<br />
Übergabefeierlichkeit sagte Colonel<br />
Irving W. Brooks, der<br />
Schwimmkran werde auf unbestimmte<br />
Zeit der B<strong>und</strong>esregierung<br />
geliehen <strong>und</strong> im Bremerhavener<br />
Raum instand gehalten<br />
<strong>und</strong> betrieben. Sodann übernahm<br />
Regierungsbaudirektor<br />
Fenselau in seiner Eigenschaft<br />
als <strong>Di</strong>rektor des Marinearsenals<br />
Wilhelmshaven den Kran<br />
<strong>und</strong> verband damit den Dank<br />
des B<strong>und</strong>esverteidigungsministers<br />
an die USA.“<br />
Interessant auch die Details,<br />
die die <strong>Mo</strong>torenwerke Bremerhaven<br />
auf ihrer Internetseite zur<br />
Firmenhistorie berichten<br />
(www.http://www.mwb.ag/index.php?id=14):<br />
„Nach dem<br />
Krieg barg der Kran in den Häfen<br />
von Bremen <strong>und</strong> Bremerhaven<br />
Schiffswracks oder lud<br />
Panzer in die US-Transporter.<br />
Und beim Ship Repair Department<br />
ist es unter anderem die<br />
Aufgabe des Krans, die zu reparierenden<br />
Räumboote auf die<br />
ehemalige Zerstörerkaje<br />
zu liften<br />
. . . Als der<br />
„Lange Heinrich“<br />
1958 zum<br />
symbolischen<br />
Preis von einem<br />
US-<strong>Do</strong>llar an die<br />
B<strong>und</strong>esrepublik<br />
zurückgegeben<br />
wird, verbleibt<br />
er beim <strong>Mo</strong>torenwerk.<br />
Zwar hatte<br />
der Technische<br />
Betrieb des<br />
Norddeutschen<br />
Lloyd noch<br />
1956 zur Energieversorgung<br />
vier neue <strong>Di</strong>eselmotoren<br />
anstelle einer Dreifachexpansionsdampfmaschine<br />
eingebaut, aber nach siebzigjähriger<br />
Einsatzzeit schlägt<br />
dem inzwischen hoffnungslos<br />
veralteten Bremerhavener<br />
Aufbau-Symbol der ersten Jahre<br />
die St<strong>und</strong>e. Er wird nach Italien<br />
verkauft, im Juni 1985 auf<br />
einen Ponton der Reederei Fairplay<br />
verladen <strong>und</strong> von dem Hapag-Lloyd-Schlepper<br />
,Expert’<br />
nach Genua gezogen.“<br />
Laut John Asmussen auf<br />
www.bismarck-class.dk wurde<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
der Kran allerdingszunächst<br />
nach<br />
Sant’ Antioco,<br />
einem<br />
kleinen Hafen<br />
an der<br />
Südspitze<br />
Sardiniens<br />
geschleppt. Hier diente er, so<br />
Asmussen, bei der Entladung<br />
von Kohlefrachtern. Zudem habe<br />
er hier seinen neuen Namen<br />
erhalten: „Maestrale“.<br />
Später (das genaue Datum<br />
ist Asmussen nicht bekannt)<br />
wurde er nach Genau verkauft,<br />
wo er weiterhin als Hebewerkzeug<br />
im Hafen funktionierte.<br />
<strong>Di</strong>e Genueser schlossen den<br />
„alten Zossen“ in ihr Herz. Als<br />
er auch hier wirtschaftlich abzuschreiben<br />
war, erhoben sie ihn<br />
zum technischen Denkmal.<br />
In dreijähriger Arbeit wurde<br />
er restauriert. Zwanzig Arbeiter<br />
waren allein ein Jahr lang damit<br />
beschäftigt, die alten Farbschichten<br />
abzuklopfen. Einige<br />
tragende Teile mussten ersetzt<br />
werden. Man bemühte sich,<br />
den Originalzustand weitgehend<br />
zu erhalten oder wieder<br />
herzustellen. Im Jahr 2008 fei-<br />
Hollmann<br />
Meisterbetrieb<br />
Drehen<br />
<strong>Fr</strong>äsen<br />
Bohren<br />
GmbH<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 21<br />
NachdemKrieg<br />
wurdederLange<br />
Heinrichvon<br />
Bremerhavenbis<br />
Bremenfür<br />
Bergungsarbeiten<strong>und</strong><br />
Transporteder<br />
Alliierteneingesetzt.<strong>–</strong>Kleines<br />
Foto:<strong>Di</strong>eneuen<br />
Wahrzeichendes<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafens<strong>–</strong>dieContainerbrückendes<br />
JadeWeserPorts.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
erte man den Abschluss<br />
der Arbeiten.<br />
Im vergangenen<br />
Jahr besuchten zwei<br />
Mitglieder der <strong>Wilhelmshavener</strong>Interessengemeinschaft<br />
für historische Fahrzeuge<br />
den „Langen<br />
Heinrich“ <strong>und</strong> waren<br />
begeistert von seinem<br />
hervorragenden<br />
Erhaltungszustand.<br />
Und erst Anfang<br />
des vergangenen <strong>Mo</strong>nats<br />
berichtete die<br />
Zeitung La Repubblica<br />
über das eiserne<br />
Erinnerungsstück,<br />
das den Tourismus<br />
hebt: „Langer Heinrich,<br />
il turismo si risolleva<br />
con una gru“.<br />
Und der Autor Guido<br />
Rosato verfasste ein<br />
Buch über den Kran<br />
„von 1915 bis heute“:<br />
„La gru galleggiante<br />
Langer Heinrich<br />
dal 1915 a oggi“, erschienen<br />
2008 bei<br />
Erga Edizione in Genua.<br />
@ Mehr Informationen unter<br />
www.sullacrestadellonda.it/monumenti/gru_maestrale.htm,<br />
www.youtube.com/watch?v=XykK-<br />
XmwYh2s,<br />
www.langerheinrich.it/it/index.php<br />
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Klaus Hollmann<br />
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Seite 22 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
Blick in die Marktstraße Richtung Westen in den 50erJahren.<br />
Der Betrachter steht auf der Kreuzung mit der <strong>Mo</strong>zartstraße.<br />
WoRadioTiemannseinenLadenhat,istheuteeinSelbstbedie<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
nungsterminal eines Kreditinstituts. Das Kepa-Kaufhaus zog<br />
1962 in dem Haus linker Hand ein, von dem man die Fahnen<br />
mitdemSchriftzugKlaukeherunterhängensieht. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Premiere fürdieSelbstbedienung<br />
Das Kepa-Kaufhaus in<br />
der Marktstraße lockte<br />
mit niedrigen Preisen.<br />
Es war das erste in<br />
der Region nach dem<br />
Selbstbedienungsprinzip.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong>Vor 50 Jahren<br />
eröffnete in der Marktstraße 60<br />
das erste Selbstbedienungs-<br />
Kaufhaus Nordwestdeutschlands,<br />
das Kepa-Kaufhaus, seine<br />
Pforten. heute befindet sich<br />
in dem Geschäft in der Mitte der<br />
Fußgängerzone eine Filiale<br />
eines Haushaltswarengeschäftes.<br />
<strong>Di</strong>e Kepa Kaufhaus GmbH<br />
war eine Kette von Warenhäusern<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland <strong>und</strong> wurde 1926<br />
als Epa gegründet. Sie war die<br />
Niedrigpreis-Kette von Karstadt.<br />
<strong>Di</strong>e Gesellschaft existiert<br />
noch heute als Vermieter <strong>und</strong><br />
Verpachter von eigenen oder geleasten<br />
Gr<strong>und</strong>stücken, Gebäuden<br />
<strong>und</strong> Wohnungen <strong>und</strong> hat<br />
ihren Sitz in Essen.<br />
<strong>Di</strong>e <strong>Wilhelmshavener</strong> Kepa-<br />
Filiale war die 47. des Konzerns.<br />
Vielleicht wissen Leser<br />
noch, wie lange sie bestanden<br />
hat. Spätestens in der zweiten<br />
Hälfte der 70er-Jahre dürfte sie<br />
wieder geschlossen worden<br />
sein.<br />
<strong>Di</strong>e Wochenzeitschrift „<strong>Di</strong>e<br />
Zeit“ berichtete damals über<br />
die Gründe für das deutschlandweite<br />
Sterben der Kleinpreis-<br />
Kaufhäuser: „<strong>Di</strong>e „Epa Einheitspreisaktiengesellschaft“,<br />
die spätere Kepa, <strong>und</strong> die „EhapeEinheitspreishandelsgesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung“,<br />
jetzt Kaufhalle, wurden<br />
mitten in den zwanziger Jahren<br />
gegründet — zu einer Zeit, als<br />
die wirtschaftliche Situation der<br />
großen Bevölkerungsschichten<br />
immer schlechter, die Arbeitslosigkeit<br />
immer größer wurde. Mit<br />
r<strong>und</strong> dreitausend Artikeln, die<br />
nicht mehr als 25, 50 <strong>und</strong> 100<br />
Pfennige kosteten, wurden die<br />
Geschäfte eröffnet <strong>und</strong> schnell<br />
zur Massenattraktion.<br />
<strong>Di</strong>e Idee, Waren zum festen,<br />
niedrigen Einheitspreis zu verkaufen,<br />
stammt aus den USA,<br />
wo <strong>Fr</strong>ank Winfield Woolworth<br />
bereits 1879 seinen ersten<br />
„The Great Five Cent Store“ eröffnet<br />
hatte. Heute haben neue<br />
Handelsformen die Lücke am<br />
unteren Ende der Preisskala<br />
entdeckt <strong>und</strong> besetzt: die Verbrauchermärkte<br />
<strong>und</strong> <strong>Di</strong>scounter,<br />
bei denen die Konsumenten<br />
vor allem ihre Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
an Nahrungs-, Wasch- <strong>und</strong><br />
Körperpflegemitteln decken.“<br />
Beim Start des Kaufhauses<br />
blickte man selbstverständlich<br />
noch optimistisch in die Zukunft.<br />
In Rekordzeit war die 600<br />
Quadratmeter große Filiale eingerichtet<br />
worden. Sie verfügte,<br />
wie man den Berichten aus der<br />
Zeit entnimmt, als erstes Geschäft<br />
im weiten Umkreis über<br />
moderne Registrier- <strong>und</strong> Geldrücklaufkassen.<br />
Zur Einweihung<br />
empfingen die Filialleiter<br />
Schwarz <strong>und</strong> Ewold hohen Besuch:<br />
Oberbürgermeister Johann<br />
Janßen, Stadtkämmerer<br />
Dr. Heider, Obermedizinalrat Dr.<br />
Zürcher, zahlreiche offizielle<br />
Vertreter aus Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Handel <strong>und</strong> das Hauptvorstandsmitglied<br />
Weidenbrück<br />
aus Essen.<br />
Letzterer erläuterte die Beweggründe<br />
für die Konzernzentrale,<br />
in Wilhelmshaven zu investieren.<br />
<strong>Di</strong>e Stadt habe nämlich<br />
einen „unbegrenzten Aufbauwillen“<br />
bewiesen <strong>und</strong> „durch <strong>und</strong><br />
durch ges<strong>und</strong>e Aufbaupläne“.<br />
Am prognostizierten Wachstum<br />
der Stadt von damals 103 000<br />
Einwohnern auf bald 130 000<br />
Einwohner jedenfalls wollte<br />
sich Kepa eine Scheibe abschneiden.<br />
Mit der Verkaufsform<br />
der Selbstbedienung erweise<br />
man dem K<strong>und</strong>en seine<br />
Referenz, schwadronierte der<br />
Fortsetzung auf Seite 23
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
Kepa:ErfolgmitEigenmarken<br />
Fortsetzung von Seite 22<br />
Konzern-Vertreter. <strong>Di</strong>e K<strong>und</strong>en<br />
ließen sich am Eröffnungstag<br />
nicht lange bitten. Sie stürmten<br />
das Geschäft in großer Zahl.<br />
<strong>Di</strong>e Geschichte der Einheitspreis-Geschäfte<br />
war ausgesprochen<br />
wechselhaft. Nach<br />
der Gründung 1926 wuchs die<br />
Kette rasant. Bis 1932 entstanden<br />
32 Filialen mit zusammen<br />
5100 Mitarbeitern <strong>und</strong> einem<br />
Jahresumsatz von 111 Millionen<br />
Reichsmark.<br />
Angeboten wurden r<strong>und</strong><br />
3000 verschiedene Artikel. Das<br />
Andrang am Eröffnungstag im <strong>Fr</strong>ühjahr<br />
1962.<br />
Warensortiment wurde, wie auf<br />
Wikipedia <strong>und</strong> der Website der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek<br />
nachzulesen ist, ausschließlich<br />
für die Epa <strong>und</strong> weitgehend von<br />
der Epa oder Karstadt selbst<br />
hergestellt, insbesondere<br />
Wurst- <strong>und</strong> Fleischwaren, Konserven<br />
sowie Schokolade, aber<br />
auch Bekleidung, Gardinen,<br />
Matratzen, Papier- <strong>und</strong> Lederwaren.<br />
In der Weltwirtschaftskrise<br />
geriet das Unternehmen trotz<br />
seiner positiven Geschäftsergebnisse<br />
in Finanzierungsschwierigkeiten,<br />
weswegen seine<br />
Aktien an ein Bankenkonsortium<br />
übergingen.<br />
Indiesem GeschäftshausbefandsichdieKepa<br />
Filiale. WZ-FOTO: KNOTHE<br />
<strong>Di</strong>e Nationalsozialistenverunglimpften<br />
das erfolgreicheEpa-Geschäftsmodell,<br />
spielten sich perfide<br />
als Retter<br />
des Einzelhandels<br />
auf, bezeichnetenWarenhausketten<br />
als „jüdische Erfindung“<br />
<strong>und</strong> riefen zum Boykott<br />
auf. Durch gesetzliche Regelungen<br />
wurde die Errichtung, Erweiterung<br />
<strong>und</strong> Verlegung von Einheitspreisgeschäftenuntersagt.<br />
Nach dem endgültigen<br />
Verbot des Einheitspreissys-<br />
tems benannte sich die Epa in<br />
Kepa um; dies bedeutete<br />
schlicht „Keine Epa“.<br />
Unter diesem Namen baute<br />
das Unternehmen nach dem<br />
Krieg seine Geschäftstätigkeit<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik neu auf.<br />
Seine ostdeutschen Läden wurden<br />
dagegen enteignet.<br />
Zuletzt, im Jahr 1976, betrieb<br />
die Kepa 85 Filialen <strong>und</strong><br />
erzielte einen Umsatz von 1,1<br />
Milliarden Mark. 1977 wurde<br />
die Auflösung beschlossen. Etliche<br />
Filialen wurden zu Fachmärkten<br />
umgewandelt. <strong>Di</strong>e letzten<br />
Standorte wurden 1980 geschlossen.<br />
Zeitungsanzeige zur Eröffnung des KepaKaufhauses 1962<br />
inWilhelmshaven.<br />
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<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 23<br />
Spaziergang<br />
durchdie<br />
Kaiserzeit<br />
WILHELMSHAVEN/SI <strong>–</strong> Wer der<br />
Geschichte Wilhelmshavens<br />
nachspüren möchte, ist zu<br />
Spaziergängen durch die<br />
„Kaiserzeit eingeladen“.<br />
Gästeführer der Wilhelmshaven<br />
Touristik- & <strong>Fr</strong>eizeit<br />
GmbH führen durch das alte<br />
Wilhelmshaven. Der informative<br />
sonntägliche R<strong>und</strong>gang<br />
dauert r<strong>und</strong> eineinhalb St<strong>und</strong>en.<br />
<strong>Di</strong>e nächsten Termine<br />
sind am 8. <strong>und</strong> 22. Juli, 5.<br />
<strong>und</strong> 19. August, 2., 16. <strong>und</strong><br />
30. September sowie ausnahmsweise<br />
zum Schluss<br />
am Mittwoch, 3. Oktober.<br />
Treffpunkt ist um 11 <strong>Uhr</strong> an<br />
der Nordseepassage, Eingang<br />
Busbahnhof. Gruppen<br />
ab sechs Personen werden<br />
gebeten, sich anzumelden.<br />
Es wird eine Teilnahmegebühr<br />
erhoben.<br />
Torpedos<strong>und</strong><br />
Perlonstrümpfe<br />
WILHELMSHAVEN/BR <strong>–</strong> „Torpedos,<br />
Schiffe, Perlons <strong>–</strong> Wie aus<br />
des Kaisers Marinehafen zivile<br />
Industrie wurde“ lautet der Titel<br />
einer Broschüre, die gemeinsam<br />
vom Küstenmuseum Wilhelmshaven<br />
<strong>und</strong> der Wilhelmshaven<br />
Touristik & <strong>Fr</strong>eizeit GmbH<br />
herausgegeben wird. Anhand<br />
von 15 Stationen können Interessierte<br />
mit der Broschüre<br />
den Wandel Wilhelmshavens<br />
von militärischer zu ziviler Industrie<br />
nachvollziehen.Erst<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
etablierte sich eine von der Marinerüstung<br />
unabhängige zivile<br />
Industrie in Wilhelmshaven..<br />
Kreisverband Wilhelmshaven e. V.<br />
1908 <strong>–</strong>2012<br />
Ihr Partner in der Sozialarbeit<br />
•Jugendrotkreuz<br />
•Schulsanitätsdienst<br />
•Mutter-Kind-Kuren<br />
•Suchdienst<br />
•Jugendsozialarbeit<br />
•Integrationsarbeit<br />
•Betreuungsdienst<br />
•Seniorenarbeit<br />
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Wilhelmshaven e. V.<br />
Güterstraße 30 ·26389 Wilhelmshaven<br />
Telefon 0180 365 0180<br />
www.drk-whv.de
Seite 24 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
Jüdisches Gemeindeleben<br />
Vor 97 Jahren wurde<br />
die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Synagoge eingeweiht <strong>–</strong><br />
ein stolzes Zeichen blühenden<br />
jüdischen Gemeindelebens.<br />
Später<br />
kamen die Mörder.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> <strong>Di</strong>e Rückschau<br />
auf das Gestern Wilhelmshavens<br />
wäre nicht vollständig,<br />
wenn nicht auch das<br />
dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte,<br />
die Verfolgung <strong>und</strong> Ermordung<br />
der jüdischen Bürger,<br />
aufgeblättert würde. An das<br />
ehemalige jüdische Gemeindeleben<br />
Wilhelmshavens erinnert<br />
der Synagogenplatz an der<br />
Börsen-/Ecke Parkstraße.<br />
<strong>Di</strong>e repräsentative Synagoge<br />
wurde am 7. September 1915<br />
eingeweiht <strong>und</strong> in der Reichspogromnacht<br />
vom 9 auf den 10.<br />
November 1938 von Mitgliedern<br />
der SA in Brand gesteckt.<br />
Löschversuche unterblieben.<br />
Nach dem Krieg wurde hier ein<br />
Parkplatz angelegt. Erst 1980<br />
erinnerte die Stadt die Opfer<br />
des Terrorregimes, indem sie<br />
den Gedenkplatz anlegen ließ.<br />
Den Gedenkstein hat der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Künstler Hartmut<br />
Wiesner entworfen. Am 70.<br />
Jahrestag der Pogromnacht<br />
wurden die Stelen mit den Namen<br />
der ermordeten <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Juden enthüllt.<br />
Einige Jahre nach Beginn der<br />
Bauarbeiten für das preußische<br />
Marine-Etablissement an der<br />
Jade zogen um 1870 die ersten<br />
jüdischen Personen zu. Ihre<br />
Zahl wuchs langsam aber stetig.<br />
<strong>Di</strong>e ersten zehn Juden<br />
schlossen 1876 als <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Gruppe einen Vertrag<br />
mit der jüdischen Gemeinde<br />
Neustadtgödens, deren Einrichtungen<br />
sie mit benutzen wollten.<br />
Neustadtgödenser <strong>und</strong> <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Juden gehörten<br />
zum Landrabbinatsbezirk Emden.<br />
23 Jahre später war die<br />
Gruppe der in Wilhelmshaven,<br />
Heppens, Bant <strong>und</strong> Neuende lebenden<br />
Juden so groß geworden,<br />
dass sie sich als Israelitische<br />
Vereinigung Wilhelmshaven<br />
1899 von der Neustadtgödenser<br />
Gemeinde trennte<br />
<strong>und</strong> am 1. April 1901 eine<br />
selbstständige „Synagogen<strong>und</strong><br />
Religionsschulgemeinde<br />
mit dem Sitze Wilhelmshaven“<br />
gründete. <strong>Di</strong>eser Gemeinde<br />
standen Louis Leeser bis min-<br />
destens 1904 <strong>und</strong> Jacob Müller<br />
von 1908 bis 1919 vor. <strong>Do</strong>ch ist<br />
alten Zeitungsanzeigen zu entnehmen,<br />
dass auch in Bant<br />
eine eigenständige jüdische Ge-<br />
meinde existierte.<br />
Zunächst verfügte die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Gemeinde nur<br />
über einen Betsaal. Ihre Toten<br />
setzten die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
30. Juni 2012<br />
<strong>Di</strong>e SynagogeanderBörsenstraße,EckeParkstraßewurdeam7.September1915eingeweiht<br />
<strong>und</strong> in der Nacht auf den 10. November 1938 von örtlichen SAMitgliedern in Brand gesteckt<br />
<strong>und</strong>zerstört. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
<strong>und</strong> Rüstringer Juden zunächst<br />
in Jever bei, seit 1908 auf<br />
einem eigenen, heute noch<br />
existierenden <strong>Fr</strong>iedhof an der<br />
Fortsetzung auf Seite 25
30. Juni 2012<br />
DerSynagogenplatzheute.<strong>Di</strong>e<br />
Markierungzeigt<br />
denehemaligen<br />
StandortdesGotteshauses.Stelen<br />
erinnernandie<br />
ermordeten<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Juden.<br />
WZ-FOTO: KNOTHE<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
Glaserei &Tischlerei<br />
Gestern +Heute<br />
Es gibt immer einen Gr<strong>und</strong><br />
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präsentiert vom<br />
(<strong>Mo</strong>dellbeispiel)<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 25<br />
SynagogebezeugteSelbstbewusstsein<br />
Fortsetzung von Seite 24<br />
an der Heidmühler Menkestraße.<br />
<strong>Di</strong>e Gemeinden stellten<br />
einen gemeinsamen Religionslehrer<br />
an, der auch die Funktion<br />
des Vorbeters <strong>und</strong> Schochet (d.<br />
h. des Schächters) ausübte.<br />
Man gründete einen Wohltätigkeitsverein<br />
(1902) <strong>und</strong> einen<br />
<strong>Fr</strong>auenverein (1906), später<br />
einen „Jugendb<strong>und</strong>“ <strong>und</strong> einen<br />
„Literaturverein“.<br />
<strong>Di</strong>e jüdischen Bürger schienen<br />
nach den jahrh<strong>und</strong>ertealten<br />
<strong>Di</strong>skriminierungen im deutschen<br />
Kaiserreich endgültig<br />
emanzipiert <strong>und</strong> akzeptiert zu<br />
sein. Der Bau der Synagoge an<br />
der Börsenstraße demonstrierte<br />
das gewachsene Selbstbewusstsein<br />
der Juden in Wilhelmshaven.<br />
Zur Einweihung erschienen<br />
die Honoratioren der<br />
Stadt.<br />
So berichtete die Allgemeine<br />
Zeitung des Judentums am 22.<br />
September 1915: „<strong>Di</strong>e Einweihung<br />
der neu erbauten Synagoge<br />
fand am 7. dieses <strong>Mo</strong>nats in<br />
Anwesenheit der hohen Militär<strong>und</strong><br />
Zivilbehörden <strong>und</strong> des jüdischen<br />
Landesgemeinderates<br />
des Herzogtums Oldenburg sowie<br />
der Vorstände von Hannover<br />
<strong>und</strong> Emden statt. Auch der Chef<br />
der Marinestation der Nordsee,<br />
Seine Exzellenz Admiral von<br />
Krosigk, der Marineoberpfarrer<br />
Erdmann sowie die Leiter<br />
der höheren Schulen <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Ehrengäste aller Konfessionen<br />
waren erschienen.<br />
Vor dem Portal überreichte<br />
<strong>Fr</strong>äulein Hedwig de Taube durch<br />
einen Prolog den Schlüssel in<br />
Abwesenheit des zur Fahne berufenen<br />
Architekten. Hierauf<br />
sprach Herr Vorsteher Jakob<br />
Müller <strong>und</strong> dann der Magistratssyndikus<br />
Tägert. <strong>Di</strong>e gottesdienstliche<br />
Feier wurde von<br />
dem großherzoglichen Landesrabbiner<br />
Dr. Mannheimer aus<br />
Oldenburg geleitet.“<br />
130.000 Reichsmark wändeten<br />
die Juden an der Jade für ihr<br />
Gotteshaus auf, berichtete die<br />
Allgemeine Zeitung.Das Untergeschoss<br />
war mit Bossenquadern<br />
verkleidet. Der fast quadratische<br />
Bau hatte ein Kuppeldach,<br />
die Fenster waren mit figuralen<br />
Szenen geschmückt.<br />
Mitte der 20er-Jahre zählten<br />
die jüdischen Gemeinden an<br />
der Jade r<strong>und</strong> 200 Personen, je<br />
zur Hälfte in Wilhelmshaven <strong>und</strong><br />
Rüstringen wohnend. Viele jüdische<br />
Familien waren wirtschaftlich<br />
erfolgreich. So gab es Anfang<br />
der 30er-Jahre 70 Kaufleute,<br />
Händler oder im Handel Be-<br />
schäftigte, acht Schlachter,<br />
einen Konditor, einen Apotheker,<br />
einen Soldaten, einen<br />
Theaterdirektor, drei Landwirte,<br />
einen Schneidermeister etc..<br />
<strong>Di</strong>e knapp 50 kleinen <strong>und</strong> großen<br />
Geschäfte der jüdischen<br />
Gewerbetreibenden fanden sich<br />
im Wesentlichen am Bismarckplatz,<br />
an der Gökerstraße <strong>und</strong><br />
Marktstraße bis hinein nach<br />
Bant, wo sie damals noch <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Straße hieß.<br />
Zu diesen Kaufleuten zählte<br />
auch Julius Margoniner, der<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong> jüdischen<br />
Gemeinde von 1919 bis 1925<br />
vorstand, bereits früh die Zeichen<br />
der nationalsozialistischen<br />
Zeit erkannte <strong>und</strong> 1934<br />
nach Rom emigriert. Ihm im Amt<br />
folgte Kaufmann Bein (1925 bis<br />
1931).<br />
Fortsetzung auf Seite 26<br />
Mehr als 50 Jahre Hilfe <strong>und</strong> Achtsamkeit!<br />
ENGEL-APOTHEKE<br />
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Seite 26 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
+ + + Aus den Zuschriften unserer Leser + + +<br />
Alsdie Schule<br />
voneinerBombe<br />
getroffenwurde<br />
Ursula Ahrns-Klöfer ist im Krieg<br />
in die Wasserturmschule eingeschult<br />
worden. Sie erinnert sich<br />
an ihre Kinderzeit:<br />
„Wieder heulten die Dachsirenen<br />
auf. Das bedeutete<br />
Alarm, sich zu zweit aufzustellen<br />
<strong>und</strong> wie so oft schnell<br />
gegenüber in den Bunker zu gehen,<br />
wo jede Familie einen bestimmten<br />
Platz hatte <strong>und</strong> aufgeregt<br />
<strong>und</strong> ängstlich schaute,<br />
wann die Kinder eintrafen.<br />
Nach der Entwarnung durch<br />
einen langen Ton saß der<br />
Schreck aber noch lange tief.<br />
Unsere Wasserturmschule<br />
brannte <strong>und</strong> qualmte. Solch<br />
einen Anblick vergisst man<br />
nicht. Noch heute sind wir Gott<br />
dankbar, dass wir überlebten.<br />
Der Bunker als hässliches<br />
Gerippe existiert noch immer.<br />
<strong>Di</strong>e alten Häuser neben dem<br />
Bunker mussten später den<br />
Neubauten des Bauvereins<br />
Rüstringen weichen.<br />
In den 40er-Jahren, noch<br />
während des Krieges, verteilte<br />
Milchmann <strong>Di</strong>rks in seinem Anbau<br />
die Milch mit einem Litermaß<br />
aus den Milchkannen. Pro<br />
Haushalt gab es einen Achtelliter<br />
-- sehr wenig. Dafür standen<br />
die Menschen in langen Reihen<br />
an.<br />
In einem neueren Anbau zum<br />
Alinenhofer Weg verkauften<br />
später Elsbeth <strong>und</strong> Kurt Folkens<br />
weitere Lebensmittel <strong>und</strong> <strong>Mo</strong>lkereiprodukte.<br />
In der Schaarreihe gab es<br />
die Bäckerei Schwantje. Wenn<br />
sich unsere Eltern früh gegen 4<br />
<strong>Uhr</strong> abwechselnd anstellten,<br />
bekamen sie Maisbrot.<br />
Später wechselte die Bäckerei<br />
in einen Klinkerbau an der<br />
Störtebekerstraße/Ecke Alinenhofer<br />
Weg..<br />
SchaulustigebeimSynagogenBrand<br />
Fortsetzung von Seite 25<br />
<strong>Di</strong>e Rüstringer Gemeinde<br />
wurde von Max Jakobs sowie<br />
Nissenfeld <strong>und</strong> Pfeffer repräsentiert.<br />
Anfang der 30er-Jahre<br />
schlossen sich die Gemeinden<br />
zusammen <strong>und</strong> wählten Jonas<br />
<strong>Fr</strong>änkel, der ein Kaufhaus an<br />
der Marktstraße betrieb, zum<br />
Vorsitzenden.<br />
1933 zählte man noch 191<br />
jüdische Bürger in den Jadestädten,<br />
1938 war es nur noch<br />
die Hälfte. Entrechtung <strong>und</strong><br />
wirtschaftlicher Boykott machten<br />
ihnen das Leben hier unmöglich.<br />
In der zentral organisierten<br />
Reichspogromnacht<br />
machten sich auch <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
schuldig.<br />
Um das jüdische Gotteshaus<br />
in Brand zu stecken, fuhr man<br />
„Stroh herbei, türmt es im Innenraum<br />
auf <strong>und</strong> schleudert<br />
mit Benzin gefüllte Flaschen<br />
hinterher. Das erst gibt dem<br />
Bau den Rest. Viele Schaulustige<br />
sehen zu, wie die Synagoge<br />
in sich zusammenfällt“,<br />
schreibt Martin Wein in seinem<br />
gerade erschienen Buch „Wilhelmshaven<br />
im Spiegel der<br />
Zeit“.<br />
<strong>Di</strong>e verbliebenen <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Geschäfte jüdischer<br />
Kaufleute wurden zerstört, jüdische<br />
Familien aus ihren Wohnungen<br />
geholt <strong>und</strong> teilweise<br />
misshandelt. 32 Männer werden<br />
in einem Spießrutenlauf<br />
durch die Straßen getrieben,<br />
dabei angepöbelt, Steinen be-<br />
30. Juni 2012<br />
BlickaufdienördlicheHäuserzeileamöstlichenEndeder Roonstraße.DerBetrachterhatdie<br />
AuffahrtzurKaiserWilhelm-Brücke im Rücken. Aufnahme Ende der 20er-Jahre.FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
HeimwehnachWilhelmshaven<br />
Liebe WZ,<br />
selten in meinem Leben hatte<br />
ich so sehr das Bedürfnis,<br />
einen Brief zu schreiben wie<br />
heute diesen an Sie:<br />
Zunächst der Gr<strong>und</strong>: Ich bin<br />
eine <strong>Wilhelmshavener</strong> Pflanze -<br />
Jahrgang 1924. Seit 1954 wohne<br />
ich mit meinem Mann in Kassel,<br />
<strong>und</strong> zwar sehr gern. Heute<br />
fand ich in unserem Briefkasten<br />
w<strong>und</strong>erschöne Post, „Gestern<br />
<strong>und</strong> Heute“ geschickt von meiner<br />
Patentochter aus Hooksiel.<br />
Wir waren fast jedes Jahr in<br />
Urlaub in Wilhelmshaven, ich<br />
kannte kein Heimweh. Aber seit<br />
gut drei Jahren kann ich aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gründen diese<br />
Reise nicht mehr machen <strong>und</strong><br />
bin nun vom Heimweh geplagt.<br />
<strong>Di</strong>ese Zeitungsbeilage heute<br />
hat mir erstmal reichlich Tränen<br />
in die Augen gebracht. Ich sage<br />
ganz herzlich DANKE! Meine Jugend<br />
steht wieder auf. Ich<br />
wohnte in der Roonstraße. Ich<br />
lege mal zwei Bilder bei. Auf der<br />
Ansichtskarte bin ich das kleine<br />
Mädchen in dem weißen Kleid.<br />
Ich schätze mal, es ist von<br />
1929. Das kleine Bild zeigt dieselbe<br />
Anlage; Erich-Küster-Platz<br />
hieß sie früher.<br />
Mit allerbesten Grüßen an<br />
mein Schlicktown <strong>und</strong> die Redaktion<br />
der WZ<br />
Ilse Schneider, geb. Rieger<br />
Wilhelmine-Hoffartstraße 9<br />
34121 Kassel<br />
IlseSchneidermitSpielkameraden<br />
FOTO: PRIVAT<br />
worfen, in der „Jahnhalle“ an<br />
der Weserstraße (heute Küstenmuseum)<br />
festgesetzt <strong>und</strong><br />
schließlich für Wochen in das<br />
KZ Sachsenhausen verschleppt.<br />
Der Schrecken dieser Verbrechen<br />
veranlasste weitere 45 jüdische<br />
Einwohner zu emigrieren.<br />
Wer blieb, wurde in den folgenden<br />
Jahren deportiert <strong>und</strong><br />
umgebracht. <strong>Di</strong>e Namen der Opfer<br />
liest man auf den Stelen auf<br />
dem Börsenplatz.
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 27<br />
<strong>Di</strong>e Lehreschweißtezusammen<br />
Kuhlmann war viele<br />
Jahre der industrielle<br />
Vorzeigebetrieb Wilhelmshavens.<br />
Der<br />
kriegswichtige Rüstungsbetrieb<br />
vertrieb<br />
später weltweit seine<br />
Zeichentische.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
WILHELMSHAVEN <strong>–</strong> Mit dem Herzen<br />
ist Otto Wackerfuß (83) aus<br />
der Emil-Buscher-Straße immer<br />
noch auf seiner alten Arbeitsstelle<br />
beim Zeichengerätehersteller<br />
Kuhlmann. „50 Jahre habe<br />
ich dort gearbeitet, <strong>und</strong> es<br />
war stets eine schöne Zeit“,<br />
sagt der ehemalige technische<br />
Angestellte rückblickend.<br />
Besonders gern erinnert er<br />
sich an seine Lehrzeit, die er<br />
zum überwiegenden Teil im niederschlesischenHabelschwerdt<br />
verbracht hat. <strong>Do</strong>rthin<br />
waren Teile der Kuhlmann-<br />
Werkstätten, die kriegswichtiges<br />
Gerät produzierten, 1943<br />
ausgelagert worden.<br />
Mit r<strong>und</strong> 80 anderen Lehrlingen<br />
war Otto Wackerfuß dort als<br />
14-Jähriger in einer großen Ba-<br />
Das KuhlmannGebäude vor dem Krieg, vom Gasometer betrachtet. Neben dem Neubau im<br />
BauhausStildasgründerzeitliche WohnhausderKuhlmanns,heuteeinParkplatz. FOTO: PRIVAT<br />
racke untergebracht. „Ich habe<br />
fürchterlich an Heimweh gelitten,<br />
<strong>und</strong> so manches Mal musste<br />
mich der Meister trösten,<br />
wenn ich wieder weinend an der<br />
Werkbank stand“, erinnert er<br />
sich. Und dennoch <strong>–</strong> in der<br />
Rückschau überwiegt das Posi-<br />
tive dieser Zeit.<br />
Im kommenden Herbst will<br />
Otto Wackerfuß mit den noch lebenden<br />
Kameraden seines<br />
Lehrlingsjahrgangs den 70. Jahrestag<br />
des Beginns ihrer Lehre<br />
bei Kuhlmann feiern. „Vor 19<br />
Jahren, zum 50. Jahrestag, ha-<br />
<strong>Di</strong>e neuen KuhlmannWerkhallen am Banter Weg, in die der Betrieb Anfang der 80erJahre<br />
übersiedelte. Der Betrachter blickt Richtung Westen. Heute hat hier die Gemeinnützige GesellschaftfürParitätischeSozialarbeitihrenSitz(GPS).<br />
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ben wir das Werk im heutigen<br />
Polen besucht. In ihm befand<br />
sich jetzt eine Kartonagefabrik.“<br />
Der wissbegierige Junge<br />
lernte mit Feuereifer <strong>und</strong><br />
schwärmt noch heute von seinen<br />
Lehrmeistern. Sie mussten<br />
damals auch den Berufsschulunterricht<br />
übernehmen, weil es<br />
dort weit <strong>und</strong> breit keine derartige<br />
Lehreinrichtung gab.<br />
<strong>Di</strong>e Meister waren streng,<br />
pingelig genau, wie es sich für<br />
einen Präzisionsbetrieb gehört,<br />
<strong>und</strong> verfügten über ein prof<strong>und</strong>es<br />
Wissen. „Es ist unglaublich,<br />
was wir Feinwerklehrlinge<br />
bei ihnen alles gelernt haben“,<br />
sagt Wackerfuß.<br />
Metallbearbeitung, Zeichnen,Konstruktionsberechnungen,<br />
Materialk<strong>und</strong>e bis hin zu<br />
optischem Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>–</strong><br />
bei Kuhlmann fuhren die Lehrlinge<br />
nicht auf der Schmalspurbahn.<br />
Am Anfang allerdings stand<br />
das „Schrubben“: Mit der Feile<br />
bearbeiteten die Jungen wochenlang<br />
ein rohes Metallstück,<br />
um es vollkommen plan<br />
zu bekommen.<br />
Fortsetzung auf Seite 28<br />
Für alle die vor Schmerzen am liebsten<br />
auf den Händen laufen würden •••<br />
...WIR<br />
bringen Sie wieder<br />
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Seite 28 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
OpahättedasAutobarbezahlt<br />
Hilke Graupner erinnert<br />
sich an ihre schöne<br />
Kinderzeit im Hause<br />
Bismarckstraße 247.<br />
Das Bauernhaus wurde<br />
1970 abgerissen.<br />
VON HARTMUT SIEFKEN<br />
BANT/NEUENDE <strong>–</strong> 1971/72 wurde<br />
die Bismarckstraße vierspurig<br />
ausgebaut. Zuvor rumpelte<br />
der Verkehr über holpriges Kopfsteinpflaster.<br />
Richtung Neuende<br />
hatte die Straße noch weit in<br />
das vorige Jahrh<strong>und</strong>ert hinein<br />
einen Allee-Charakter. Radwege<br />
säumten die Fahrbahn.<br />
Ein beliebtes Ausflugslokal<br />
für viele <strong>Wilhelmshavener</strong> war<br />
das Café Hilmers; es stand an<br />
Stelle des heutigen Europa-<br />
Hochhauses an der Ecke<br />
Schaarreihe.<br />
<strong>Do</strong>ch auch die Kreuzung des<br />
Banter Weges mit der Bismarckstraße<br />
sah vor „Urzeiten“ natürlich<br />
völlig anders aus. Gut erinnert<br />
sich noch Hilke Graupner<br />
aus der Kreuzstraße an den damaligen<br />
Zustand, denn das<br />
Haus ihrer Großeltern, in dem<br />
sie groß geworden ist, stand<br />
ganz nah an dieser Kreuzung -dort,<br />
wo sich heute eine Apotheke<br />
befindet.<br />
<strong>Di</strong>e <strong>Fr</strong>ont des Hauses zeigte<br />
zur Bismarckstraße, in dem großen<br />
Vorgarten standen hohe<br />
Linden. Nach hinten hinaus<br />
schloss sich ein großer Apfelgarten<br />
an. „Im <strong>Fr</strong>ühjahr blühten<br />
im Vorgarten die Tulpen“,<br />
schwärmt Hilke Graupner, <strong>und</strong><br />
übers Jahr versorgten ihre<br />
Großeltern die Neuender Kirche<br />
<strong>und</strong> Pastoren mit frischen Blumen.<br />
In alter Zeit, erinnert sich die<br />
Banterin an alte Erzählungen,<br />
soll in diesem Haus eine Weggeldhebestelle<br />
gewesen sein;<br />
hier musste Wegezoll gezahlt<br />
werden. Hausbesitzer konnten<br />
sich bei der Obrigkeit darum bewerben,<br />
eine solche Stelle zu<br />
betreiben, denn sie verdienten<br />
dann auch selbst daran.<br />
Graupners Großeltern Ricklef<br />
<strong>und</strong> Marie Mehnen kauften<br />
die kleine landwirtschaftliche<br />
Stelle 1896. <strong>Di</strong>e Nachbarn<br />
linker Hand hießen Völtsch <strong>und</strong><br />
betrieben später auf der anderen<br />
Seite der Bismarckstraße,<br />
wo heute das Autohaus steht,<br />
eine Tankstelle. Es war nicht<br />
die einzige Zapfstelle, denn<br />
links <strong>und</strong> rechts vom Mehnenschen<br />
Haus betrieben später<br />
zwei weitere Marken ihre Abgabestationen,<br />
eine davon befand<br />
Das NordbrockGebäude<br />
ragte lange in den Banter<br />
Weg hinein <strong>–</strong> ein Verkehrshindernis.<br />
<strong>Di</strong>eses ehemalige Haus Bismarckstraße<br />
247 wurde<br />
1970abgerissen. FOTO: PRIVAT<br />
sich direkt an der Kreuzungsecke.<br />
An dieser Stelle lockte vor<br />
dem Kriege das legendäre „Elysium“,<br />
ein beliebtes Lokal, so<br />
Hilke Graupner.<br />
<strong>Di</strong>e Rentnerin erinnert sich<br />
an eine im Rückblick lustige Begebenheit.<br />
Ihr Opa war ein bescheidener<br />
Mann <strong>und</strong> bestellte<br />
fleißig seinen Garten. Seine<br />
Hände wusch er sich in der Regentonne.<br />
Offensichtlich machte<br />
er auf die Autoverkäufer<br />
gegenüber keinen solventen<br />
Eindruck. Als er sich eines Tages<br />
entschloss, sich einen VW<br />
zu kaufen, traute man ihm nicht<br />
über den Weg, „obwohl er anbot,<br />
bar zu zahlen“, erinnert<br />
sich Graupner. Tage später allerdings<br />
suchte man ihn auf,<br />
um ihm ganz höflich doch ein<br />
Verkaufsangebot zu unterbreiten.<br />
<strong>Do</strong>ch da war es schon zu<br />
spät. Er hatte das Auto bei der<br />
Konkurrenz in Jever bestellt.<br />
Am Banter Weg, gegenüber<br />
dem heutigen Autohaus, ragte<br />
noch bis Anfang der 60-er-Jahre<br />
das Betriebsgebäude der Firma<br />
Nordbrock in die Straße, erinnert<br />
sich Hilke Graupner. 24<br />
Jahre, so liest man im WZ-<br />
Archiv, rang die Stadt mit dem<br />
Unternehmen, um das Verkehrshindernis<br />
aus dem Weg zu<br />
räumen. Nachdem endlich ein<br />
anderes Gr<strong>und</strong>stück am Banter<br />
Weg gef<strong>und</strong>en war, konnte<br />
Nordbrock umziehen. „Gr<strong>und</strong>stücke<br />
sind in Wilhelmshaven<br />
rar, <strong>und</strong> überall hat der B<strong>und</strong><br />
Hausherrenrechte“, las man<br />
damals, 1962, in der Zeitung.<br />
<strong>Do</strong>ch das Drama um Nordbrock<br />
war noch nicht zu Ende.<br />
Kaum waren die ersten F<strong>und</strong>amentierungsarbeitenangelaufen,<br />
da legte die B<strong>und</strong>esbahn<br />
ihr Veto ein. <strong>Do</strong>rt, wo Nordbrock<br />
baute, plante sie zwischenzeitlich<br />
die Errichtung eines Güterbahnhofs.<br />
Neue Verhandlungen<br />
waren notwendig, um der B<strong>und</strong>esbahn<br />
deutlich zu machen,<br />
dass das von der Firma beanspruchte<br />
Baugelände nicht mit<br />
den Güterbahnhofsplänen kollidierte.<br />
Nach der Übersiedlung des<br />
Betriebes wurde der frei werdende<br />
Gebäudeteil an der Kreuzung<br />
abgerissen. <strong>Di</strong>e Stadt<br />
konnte daran gehen, die Straße<br />
auszubauen, den Engpass zu<br />
beseitigen <strong>und</strong> einen Fußweg<br />
anzulegen. Auch musste die<br />
Ampelanlage in der Folge versetzt<br />
werden.<br />
Belegschaftließauf FluchtMaschinenzurück<br />
Fortsetzung von Seite 28<br />
<strong>Di</strong>e jungen Leute mussten<br />
spuren: Aufstehen um halb<br />
fünf, dann <strong>Fr</strong>ühsport. Nachmittags<br />
stand Sport <strong>und</strong> „Wehrertüchtigung“<br />
auf dem Programm.<br />
„Wir wurden vormilitärisch<br />
gedrillt, als 16-Jähriger<br />
wurde ich gemustert <strong>und</strong> für<br />
kampftauglich bef<strong>und</strong>en. Gott<br />
sei Dank bin ich dann nicht<br />
mehr eingezogen worden.“<br />
Stattdessen trat die Kuhlmann-Belegschaft<br />
im Mai 1945<br />
die Flucht an, hing zwei Wochen<br />
in einem Güterzug auf tschechischer<br />
Seite fest, gelangte dann<br />
über Chemnitz nach Nordhausen<br />
<strong>und</strong> per Anhalter auf Lastwagen<br />
<strong>und</strong> Pferdefuhrwerken<br />
weiter bis an die Jade. „Ein San-<br />
der Bauer brachte uns am<br />
Abend des 2. Juli 1945 das letzte<br />
Stück bis nach Wilhelmshaven,<br />
allerdings nur bis zum Café<br />
Hilmer am Stadteingang, weil<br />
dann die Sperrst<strong>und</strong>e begann.<br />
Also nahmen wir die Beine in<br />
die Hand <strong>und</strong> rannten im Dunkeln<br />
die letzten H<strong>und</strong>erte Meter<br />
nach Hause.“<br />
Der Rüstungshersteller Kuhlmann,<br />
der neben Geschossteilen<br />
Präzisionsgeräte für die<br />
Streitkräfte gefertigt hatte,<br />
musste auf Ruinen aufbauen.<br />
Seine besten Maschinen waren<br />
in Habelschwerdt geblieben<br />
<strong>und</strong> den Russen in die Hände<br />
gefallen.<br />
<strong>Di</strong>e Betriebsgebäude an der<br />
Bismarckstraße war stark be-<br />
schädigt oder zerstört. <strong>Di</strong>e<br />
„Kuhlmänner“ durchsuchten<br />
den Schutt nach noch brauchbarem<br />
oder wieder herstellbarem<br />
Gerät.<br />
„In der Einigungsstraße,<br />
wo sich im Krieg die Granaten-<br />
Werkstatt bef<strong>und</strong>en hatte, fingen<br />
wir wieder an. Hier reparierten<br />
wir in großer Enge landwirtschaftliche<br />
Geräte, aber auch<br />
alles mögliche Andere, was uns<br />
gebracht wurde. Wir wurden mit<br />
allem irgendwie fertig.“<br />
<strong>Di</strong>e ersten Serienfertigungen<br />
für den industriellen Gebrauch<br />
waren Gravurmaschinen.<br />
Später entwickelte Kuhlmann<br />
aus der Not heraus die<br />
ersten Zeichenmaschinen,<br />
Fortsetzung auf Seite 29<br />
Otto Wackerfuß denkt gern<br />
an seine Zeit bei Kuhlmann<br />
zurück. FOTO: SIEFKEN
30. Juni 2012<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
DerEhrenbürger<br />
Fortsetzung von Seite 28<br />
mit denen er dann so großen Erfolg<br />
hatte.<br />
<strong>Di</strong>e Parallelogramm-Maschine<br />
stellte sich als das am<br />
besten geeignete Prinzip heraus.<br />
Dabei werden zwei parallele<br />
„Arme“ am<br />
Zeichenbrett<br />
montiert, die ein<br />
Lineal führen. Dadurch<br />
lässt sich<br />
jeder Punkt auf<br />
dem Zeichenbrett<br />
erreichen <strong>und</strong> die<br />
Reißschiene zum<br />
Anlegen von Winkeln<br />
wird in jeder<br />
Position gehalten.<br />
Ein Gegengewicht<br />
sorgt dafür,<br />
dass der Zeichen-<br />
kopf auf dem<br />
Brett stehen<br />
bleibt, auch wenn<br />
das Brett geneigt<br />
wird. <strong>Di</strong>e Zeichenmaschine<br />
hatte eine Standard-Brettgröße<br />
von 100 x 150 cm. Im Laufe der<br />
Zeit entwickelte Kuhlmann auch<br />
kleinere <strong>und</strong> transportable Typen.<br />
Einige <strong>Mo</strong>delle waren so<br />
klein, dass sie Aktentaschenformat<br />
hatten. Das ehemalige<br />
präsentiert vom<br />
Zweigwerk in Bad Lauterberg, in<br />
dem ab 1934 zunächst Tischlereimaschinen<br />
hergestellt worden<br />
sind, existiert noch heute.<br />
Es produziert computergesteuerte<br />
Werkzeugmaschinen.<br />
Der Firmenpatriarch genoss<br />
höchstes Ansehen.<br />
Ihm wurde<br />
das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />
verliehen <strong>und</strong><br />
1957 ernannte<br />
die Stadt<br />
<strong>Fr</strong>anz Kuhlmann<br />
zu ihrem<br />
Ehrenbürger.<br />
Verdienste erwarb<br />
er sich zudem<br />
mit der<br />
Gründung einer<br />
Stiftung zur För-<br />
derung eines<br />
<strong>Fr</strong>anzKuhlmann.<br />
Lehrstuhls für<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST internationales<br />
Privatrecht.<br />
Anfang der 80er-Jahre siedelte<br />
der Betrieb an den Banter<br />
Weg über. <strong>Do</strong>ch alsbald sank<br />
der Kuhlmann-Stern: Der einstige<br />
Weltmarktführer verpasste<br />
den Anschluss an das Computer-Zeitalter<br />
<strong>und</strong> schloss 1995<br />
seine Tore.<br />
Stationsgebäude der Marine um 1900<br />
Geschichten · Erinnerungen·Emotionen<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung · Seite 29<br />
OledDörp<br />
Inhusersiel<br />
Wat wee dat hier een moie Tied<br />
man har de <strong>Do</strong>agen so recht to foaten<br />
wat gung van hier dat Ooch so wiet<br />
ikk kann di ut mien Haart nich loaten<br />
Ikk hör de Handörgel noch schmüstern<br />
wenn schnoabens dat Lucht all sinnich wur<br />
denn seeten wi bit hen in düstern<br />
lusterten Vertelln van mennich Tuur<br />
De Röäk van d’ Törffüür trukk gediegen<br />
över d’ <strong>Di</strong>ek un langs dat Deep<br />
dukelnd Hüüs in lange Riegen<br />
dat wee as wenn dat Dörp all schleep<br />
Ov un to een heesterk galpen<br />
as wenn de Nacht sükk sülvst verfäärt<br />
ludet schakkern <strong>–</strong> saachtet schalpen<br />
Ruh un <strong>Fr</strong>ää de Tied geböört<br />
De Hääven wee as sieden Linnen<br />
de Lücht streek as een zoarten Hand<br />
us wee as kunnen wi blods winnen<br />
in dissed wunnerboare Land<br />
Vöörbi is all dit moie Föölen<br />
du büst nich mehr <strong>–</strong> mien oled Siel<br />
ikk moot nu eers mien Haartblood köölen<br />
anners stoa ikk hier - un blaar un giel<br />
Ewald Eden<br />
Wilhelmshaven<strong>–</strong>gestern<br />
AllenInteressierten steht beim<br />
WZ-Bilddienst einumfangreiches<br />
Fotoarchiv mit folgenden<br />
Schwerpunktenzur Verfügung:<br />
(alle Bilder können bestellt werden)<br />
Schiffsbilder der DeutschenFlottenvon 1848<br />
bis zur heutigenDeutschenMarine<br />
Bilder deutscher Kolonialgeschichte<br />
<strong>Fr</strong>emde Seestreitkräfte aller Nationen<br />
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Wilhelmshavens bis heute<br />
Alle Fotos unserer „WZ“-Fotografen,<br />
die seit 1949 in der „<strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung“<br />
erschienen sind, zzgl. einer großenAuswahl<br />
an weiteren, nicht veröffentlichten Aufnahmen.<br />
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-
Seite 30 · <strong>Wilhelmshavener</strong> Zeitung<br />
Gester n<br />
<strong>und</strong>Heute<br />
präsentiert vom<br />
30. Juni 2012<br />
Der AlinenhofanderKirchreihewarSitzdeswohlhabenden„Goldmüllers“.er<br />
leistetesichdenAbdruckder<br />
jeverschenKassettendecke.<br />
FOTOS: SCHWORM<br />
<strong>Di</strong>e KuhGesche<strong>und</strong>derPrinz<br />
Auf dem Alinenhof an<br />
der Kirchreihe fühlte<br />
sich schon Prinz Adalbert<br />
wohl. Später war<br />
die Villa ein „<strong>Fr</strong>eudenhaus“.<br />
SIEBETHSBURG/BR <strong>–</strong> Ziemlich<br />
versteckt an der Kirchreihe liegt<br />
eine herrschaftlich e Villa, der<br />
so genannte Alinenhof. Der<br />
ehemalige Bauernhof gehörte<br />
um die Mitte des 19.Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
dem Bauern Hinrich Lohe,<br />
1872 wurde der Alinenhof von<br />
Anton Müller erworben <strong>und</strong> ging<br />
dann an seinen Sohn Hinrich<br />
Müller über, der wie schon sein<br />
Vater „Goldmüller“ genannt<br />
wurde.<br />
<strong>Di</strong>eser ließ im Jahr 1905 das<br />
Herrenhaus mit dem heutigen<br />
Wahrzeichen, dem Zwiebelturm,<br />
durch den Architekten<br />
<strong>und</strong> Ziegeleibesitzer Eilers errichten.<br />
Jenes Gebäude also,<br />
das bis zum heutigen Tage alle<br />
Stürme <strong>und</strong> Veränderungen, die<br />
es über sich ergehen lassen<br />
musste (vom respektablen Bau<br />
eines Hofbesitzers bis zum Bordell)<br />
überstanden hat.<br />
Es hat sein Äußerliches dadurch<br />
nicht verändert. Dazu gehören<br />
nicht nicht nur die Jugendstilornamente,<br />
sondern<br />
auch das steinerne Relief der<br />
Stammkuh Gesche aus der Rinderzucht<br />
von Hinrich Müller als<br />
Erinnerung an die goldenen Zeiten<br />
des großen landwirtschaftlichen<br />
Betriebes.<br />
Das ehemalige Esszimmer<br />
der Familie hat eine Zimmerdecke,<br />
die eine Nachbildung der<br />
Audienzsaaldecke des Jeverschen<br />
Schlosses ist.<br />
Als die Schlossdecke in Jever<br />
einmal notgedrungen abgenommen<br />
werden musste, um<br />
sie zu reinigen <strong>und</strong> besser zu<br />
befestigen, erhielt Hinrich Müller<br />
die Sondererlaubnis des<br />
Großherzogs, durch den beauftragten<br />
Hamburger Bildhauer H.<br />
G. Boschen 1912 einen Gipsab-<br />
druck der einzelnen Kassetten<br />
der Decke machen zu lassen.<br />
<strong>Di</strong>e Kassetten brachte der<br />
Künstler anschließend im „Alinenhof“<br />
an der Esszimmerdecke<br />
an. Hier ist sie auch heute<br />
noch nach 100 Jahren zu bew<strong>und</strong>ern.<br />
<strong>Di</strong>e Ausstattung dieses Esszimmers<br />
wie auch die der übrigen<br />
Wohnung erklärt zusammen<br />
mit dem großen Landbesitz<br />
den Begriff des „Goldmüllers“.<br />
Der Hof ist benannt nach der<br />
<strong>Fr</strong>au des Erbauers Aline. Es wird<br />
erzählt, dass die Umgebung<br />
des Alinenhofes so schön angelegt<br />
gewesen sei, dass sogar<br />
Kaiserin Auguste mit Ihren Hofdamen<br />
im Garten spazieren<br />
ging. Auch Prinz Adalbert, der<br />
„Vater“ Wilhelmshavens, sei,<br />
wenn er in Wilhelmshaven zu<br />
Gast war, gerne mit seiner <strong>Fr</strong>au<br />
zum Alinenhof hinausgefahren,<br />
um die Natur zu genießen.<br />
Mitte der 60er-Jahre verlor<br />
der Alinenhof als Bauernsitz im-<br />
AlteAnsichtdesAlinenhofes.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
mer mehr an Bedeutung. Nachdem<br />
der Besitzer immer größere<br />
Landstücke zur Ausbreitung<br />
der Wohnsiedlung abgeben<br />
musste, verließ der letzte Besitzer<br />
Gerd Müller, der Sohn von<br />
Hinrich Müller, das Stadtgebiet.<br />
<strong>Di</strong>e Gebäude der Hofstelle<br />
„Alinenhof“ sollten zur Einrichtung<br />
eines Altenheims verwendet<br />
werden, so vereinbarte es<br />
Gerd Müller mit dem Käufer.<br />
<strong>Do</strong>ch dies kam nie zustande.<br />
Der einst bäuerliche Prunksitz<br />
sank zum Nachtlokal <strong>und</strong> Bordell<br />
herab <strong>und</strong> sollte schließlich<br />
abgerissen werden.<br />
1978 entschied sich der<br />
Bauausschuss der Stadt Wilhelmshaven<br />
nach langem Hin<br />
<strong>und</strong> Her für den Erhalt des Alinenhofes.<br />
Der ehemaligen Eignerfamilie<br />
Drzyzga <strong>und</strong> den heutigen<br />
Eigentümern Daniela<br />
Schworm <strong>und</strong> ihrem Mann Jussi<br />
Wanner ist es zu verdanken,<br />
dass der Alinenhof nach umfangreicher<br />
Instandsetzung vor<br />
dem Verfall gerettet wurde.
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Brillen Babatz feiert<br />
sein Zuhause!<br />
Zur Wiedereröffnung des Hauptgeschäfts<br />
nach Umbau: 1 Brillenglas geschenkt!<br />
Viel Gr<strong>und</strong> zur <strong>Fr</strong>eude haben derzeit<br />
Wiebke <strong>und</strong> Rüdiger Babatz, die<br />
Inhaber von Brillen Babatz. Denn nach<br />
den Neueröffnungen in Leer <strong>und</strong> Varel<br />
hat nun auch das Hauptgeschäft<br />
in Wilhelmshaven einen frischen<br />
Anstrich bekommen.<br />
„Alles lief r<strong>und</strong> ab“, erzählt Wiebke<br />
Babatz. „Während des Umbaus ging<br />
das Geschäft ganz einfach in den Ersatzräumen<br />
gegenüber weiter. Und nun<br />
erstrahlt das Hauptgeschäft ab dem 15.6.<br />
in neuem Glanz.“<br />
Jetzt ein noch schöneres Zuhause:<br />
das Brillen Babatz Hauptgeschäft<br />
<strong>Di</strong>e Wiedereröffnung wird übrigens nicht<br />
nur dort, sondern in allen Brillen Babatz<br />
Geschäften gefeiert <strong>–</strong> mit einem ganz<br />
besonderen Angebot für die K<strong>und</strong>en:<br />
Beim Kauf einer Brille in der Sehstärke<br />
verschenkt Brillen Babatz jetzt ein Brillenglas<br />
bis zu einem Wert von 120 Euro! Ob<br />
Einstärken-, ein Gleitsicht- oder Sonnenglas,<br />
das Angebot gilt für alle Gläser.<br />
Alle Geschäfte feiern mit!<br />
Und wer sich für eine noch höhere Glasqualität<br />
entscheidet, bekommt selbstverständlich<br />
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