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125 Jahre Gemeinde Ruhpolding - 8 - Juli 2007 Die Landgemeinde Zell In einer Schenkungsurkun - de, die zwischen 1151 und 1167 ausgestellt wurde, wird „Otto de Celle“ als Zeuge aufgeführt. Er war der Namensgeber für die spätere Landgemeinde Zell. Das Gemeindegebiet erstreckte sich von Vorder- St. Valentin mit dem „Predigtstuhl“ Der Zellerbauer Joseph Pointner mit seiner Familie Der Bäck in Zell mit der alten Mühle miesenbach bis zum Taubensee und von der Traun bis zum Ramsler in Frosch see. Die ersten urkundlichenAufzeichnungen, hier insbesondere im herzoglichem Urbarium (Güterbeschreibung) von 1308 bis 1313, geben Aufschluss über die damalige Besiedelung. Hier ist auffallend, dass fast alle Höfe im gesamten Froschseer- Gebiet als auch in Vordermiesenbach bereits bestanden und nur wenige weitere entstanden sind. Beim Güterverzeichnis von 1435 kommen dann einige Anwesen dazu. Eine genaue Auskunft über die Besitzverhältnisse gibt uns ein Verzeichnis von 1553, das anlässlich der Aufteilung des „Amtes Miesen-
125 Jahre Gemeinde Ruhpolding - 9 - Juli 2007 bach“ in 8 Haupt mann - schaften angelegt wurde. Die 4 Hauptmannschaften im heutigen Gemeinde - gebiet waren: Waasen, Zell boden, Froschsee und Ruepling. 1803 wurde das Amt Miesenbach aufgelöst und in das Landgericht Traunstein übernommen. Dabei wurden die drei Gemeinden Zell, Vachenau und Ruhpolding gebildet und die Flüsse als natür - licher Grenzverlauf bestimmt. Rechts der Traun befand sich die Landgemeinde Zell, zwischen Traun und Urschlauer Ache die Landgemeinde Vachenau und westlich der beiden Flüsse die Landgemeinde Ruhpolding. 1820 ist uns Georg Kendler (Brandler) als Gemeindevorsteher von Zell überliefert. Letzter Bürgermeister war von 1876 bis 1881 der Zellerbauer Joseph Pointner. Ab 1. Januar 1882 wurde die Landgemeinde Zell ein Teil der Gemeinde Ruhpolding. Von Generation zu Generation war das Denken und Streben der Bauern auf den Erhalt des Hofes ausgerichtet. Die Landwirtschaft diente vor allem der Selbstversorgung des Haustandes. Dieser hatte einen großen Umfang, denn die meisten Familien waren kinderreich. Bei den Zählungen z.B. von 1821 wurden pro Hofstelle zwischen 12 und 18 Inwohner registriert. Hierzu zählten die Familie mit zum Teil drei Generationen sowie die Mägde und Knechte. Meist waren auf jedem Hof unverheiratete Geschwister der Bauersleute, da eine Heirat nur einem Besitzenden erlaubt war. Wenn auch das Leben auf den Höfen von der Geburt bis zum Tod von harter Arbeit geprägt war, so war es doch über lange Zeit von kirchlichen Anlässen und Festen bestimmt. Ein besonderes Kleinod hatten und haben die Zellerer mit ihrer Kirche „St. Valentin“. Bereits 1450 wurde der „Voita“ erwähnt und blieb über die Jahrhunderte der religiöse Mittelpunkt. Für den geselligen Teil sorgte das „Gasthaus Zell“ – als Gasthaus Zell mit Schießstand Taverne schon 1529 nachgewiesen. Hier trafen sich die Zellerer, die Froschseer und Vordermiesenbacher. Aber auch Hochzeiten, Kirchweihtanz und sonstige Veranstaltungen wurden gefeiert. Hier hatten die Schützen des Miesenbacher Tales ihre uralte Schießstätte. 1757, also vor 250 Jahren wurde das stattliche Gebäude (Haus der Stadt Nürnberg) vom damaligen Wirt und Schützenmeister Phi lipp Schwaiger errichtet. Dieser hatte sich im Erbfolgekrieg mit seinen Schützen erfolgreich bewährt und wurde deshalb eigenhändig vom Kurfürsten ausgezeichnet und belohnt. Vom Baustil ähnlich dem Bauwerk des „Zeller- wirt“ ist das Anwesen des „Bäck“ in Zell. Bis zum Jahre 1932 war hier die Mühle in Betrieb, bei der die Bauern ihr Getreide für die Selbstversorgung mahlen ließen. Die „Zellerbodener“ (diese Bezeichnung stammt noch von der Hauptmannschaft Zell boden) hatten viele Eigenständigkeiten: eine eigene Kirche, Wirtshaus mit Schießstand, Mühle, Feuerwehr und eine Schule am Froschsee. Der Trachtenverein „Dʼ Rauschberger Zell“ trägt nicht nur den ehrwürdigen Namen sondern auch die Tradition der alten Landgemeinde Zell fort. Helmut Müller Tal von Ruhpolding
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